Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Bad Mergentheim (Main-Tauber-Kreis)
Texte/Berichte zur jüdischen Geschichte der Stadt  

  
Die nachstehend wiedergegebenen Texte mit Beiträgen zur jüdischen Geschichte in Bad Mergentheim wurden in jüdischen Periodika gefunden. 
Bei Gelegenheit werden weitere Texte eingestellt. 
  
Mehrere Texte sind noch nicht abgeschrieben; bitte zum Lesen die Textabbildungen anklicken.    
   
Hinweis: seit 1926 trägt die Stadt offiziell die Bezeichnung "Bad", doch wurde diese Bezeichnung teilweise schon in den Jahrzehnten davor verwendet.   
 
  
   
Übersicht:

bulletAllgemeine Beiträge zur jüdischen Geschichte in Bad Mergentheim und zur Bedeutung der Stadt für jüdische Kurgäste   
-  Allgemeiner Beitrag zu Mergentheim (1849)   
-  Zur jüdischen Geschichte in Bad Mergentheim (1909)    
-  Bericht über Bad Mergentheim und seine jüdische Gemeinde (1915)    
-  "Badebrief" über Bad Mergentheim: "Vom deutschen Karlsbad" (Juli 1926)   
-  "Badebrief" über Bad Mergentheim: "Vom deutschen Karlsbad" (August 1926) 
Die weitere Entwicklung Bad Mergentheims als Kurstadt (1929)    
Bad Mergentheim auf einem medizinischen Kongress in Kairo (1929) 
Jüdische Kurgäste können weiterhin zur Kur in die Stadt kommen (1936) 
bulletAus der Geschichte des Rabbinates in Mergentheim  
Zum Tod von Rabbiner Hirsch Kunreuther, Rabbiner in Mergentheim 1813 bis 1818 (1847)   
Rabbiner Salomon Wassermann wird pensioniert - Rabbinatskandidat Max Sänger kommt nach Mergentheim (1855)  
Richtigstellung zu dem (korrekten) Verhalten des Rabbiners anlässlich eines Todesfalles (1866) 
Rabbiner Dr. Max Sänger wird an die königliche Tafel geladen (1867)   
Rabbiner Dr. Max Sänger verabschiedet sich vor seinem Weggang nach Hamburg auch in seiner Heimatgemeinde Laupheim (1867)    
Rabbiner Dr. Max Sänger verlässt Mergentheim und tritt eine neue Stelle in Hamburg an (1867)    
Das Rabbinat Mergentheim ist nach dem Weggang von Rabbiner Dr. Max Sänger neu zu besetzen (1867)  
Zur Ausschreibung des Rabbinates (1867)   
Rabbiner Samson Gunzenhauser kommt von Buttenhausen nach Mergentheim (1867) 
Predigt-Veröffentlichung von Rabbiner Samson Gunzenhauser (1870) 
Richtigstellungen im Blick auf Vorurteile gegenüber den "württembergischen Rabbinen" sowie im Blick auf einen Vorgang in Mergentheim (1881) 
Zum Tod von Rabbi David Sulzbacher (1887)
Der Bezirksrabbiner aus Mergentheim raucht am Schabbat eine Zigarre (1890) 
Rabbiner Samson Gunzenhauser stirbt bei einer christlichen Beerdigung (1893)     
Dr. Hirsch Sänger wird Bezirksrabbiner von Mergentheim (1893)  
Rabbiner Dr. Hirsch Sänger tritt sein Amt an (1894) 
Schreiben von Rabbiner Dr. Hirsch Sänger an das Israelitische Kirchenvorsteheramt Edelfingen (1903)    
Einweihung der "König-Wilhelms-Quelle" durch den König - Rabbiner Dr. Hirsch Sänger ist eingeladen (1907)   
Zum Tod von Rabbiner Dr. Hirsch Sänger (1909)   
Zum Tod von Betty Sänger, Witwe des Rabbiners Dr. Hirsch Sänger (1922) 
Dr. Moritz Moses Kahn wird neuer Rabbiner in Mergentheim (1909)   
Investitur von Dr. Moritz Moses Kahn in Mergentheim (1910)  
Zur Beisetzung von Klara Kahn, Gattin von Rabbiner Dr. Moritz Moses Kahn (1934) 
Hochzeitsanzeige von Rabbiner Dr. Kahn und Lina geb. Oppenheimer (1937)       
Weitere Dokumente zu Rabbiner Dr. Kahn                                           
bulletAus der Geschichte der jüdischen Lehrer und weiterer Kultusbeamten 
-  Ausschreibung der Stelle des Schächters (1871)   
Lehrer Hermann Schlesinger tritt in den Ruhestand (1889)    
-  Zum Tod des Religionslehrers Raphael Fränkel, Schwiegervater von Lehrer Hermann Schlesinger (1890, war Lehrer in Obernbreit)  
Über Lehrer Seligmann Pappenheimer (Lehrer in Bad Mergentheim von 1889 bis 1923)   
70. Geburtstag von Oberlehrer a.D. Seligmann Pappenheimer (1930)     
-  Ausschreibungen der Stelle des Vorsängers und Religionslehrers (1923 / 1924 / 1926 / 1929) 
Geburtsanzeige des Sohnes von Lehrer Adolf Frankfurt und Emmi geb. Wechsler (1931)  
bulletBerichte aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben 
Unterstützung jüdischer Armer in Bad Mergentheim durch christliche Personen 
   und andere Mitteilungen, u.a. der Sohn des Mergentheimer Arztes Dr. Eichberg wird zum Leutnant ernannt (1859)
   
-  Gründung einer Ortsgruppe des Verbandes der Sabbatfreunde (1906)   
-  Beobachtungen anlässlich eines Manövers in Bad Mergentheim (1909)   
-  Ein Eruv wird um den Kurpark gelegt (1922) 
Wahlen zum Vorsteheramt (1924)    
Bezirkstagung der Agudas Jisroel Jugendorganisation des Bezirkes Mergentheim (1925)   
Vorbeterkurse in Bad Mergentheim (1926)  
Vortragsnachmittag des Israelitischen Frauenvereins Heilbronn in Mergentheim (1927)  
Vortragsabend mit Vortragskünstler S. Lywinsky (1928)  
Gründung eines jüdischen Jugendbundes unter Leitung von Moritz Fröhlich (1927)   
Chanukkafeier des Israelitischen Frauenvereins (1928)  
Vortragsabend der Ortsgruppe des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten (1928)  
Vortrag von Kurgast Lehrer Klein über "Das Alte Testament und die Jugendbewegung" (1928)  
75-jähriges Bestehen des Israelitischen Frauenvereins (1928)     
-  25-jähriges Stiftungsfest des Synagogenchores (1929)  
Fortbildungskurs der "Arbeitsgemeinschaft Israelitischer Lehrer" in Bad Mergentheim (1931)  
-  Ausflug des Synagogenchores von Bad Mergentheim nach Bad König (1931)    
-  Chanukka-Feier des Synagogenchores (1931)     
-  Bezirkstagung der "Freien Vereinigung für die Interessen des orthodoxen Judentums" in Bad Mergentheim (1932)  
Vorträge im Israelitischen Frauenverein (1933)   
Purimfeier des Synagogenchorvereins (1933)  
Die jüdischen Turnerinnen schließen sich zu einer Turngruppe zusammen (1933)  
Über die Aktivitäten der "Jüdischen Arbeitsgemeinschaft" (1934)  
Spiele der I. Fußballmannschaft des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten Bad Mergentheim (1935)  
-  Bezirksversammlung der Agudas Jisroel in Bad Mergentheim (1936)  
bulletBerichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
Über den 1807 in Bad Mergentheim geborenen und später in Stuttgart tätigen Lehrer und Kantor Moritz Eichberg   
-  Über Rabbi Baruch und Rabbi Samuel Bonn (Großvater des Dichters Ludwig Börne) sowie Rabbiner Salomon Wassermann, Rabbi Jehuda Iffri und Rabbi Seligmann Fechenbach (Artikel von 1849)    
Brutaler Raubüberfall auf Josef Oppenheimer von Mergentheim zwischen Schweigern und Bobstadt (1873)   
-  Zum 100. Geburtstag von Ludwig Börne (1886)     
-  Über Rabbi Baruch und Rabbi Samuel Bonn (Großvater des Dichters Ludwig Börne; Artikel von 1904) 
    - Wie ein Mergentheimer Arzt dem Papst das Leben rettete
    
Über Ludwig Börnes Vorfahren in Mergentheim (Beitrag von Rabbiner Dr. Aron Tänzer, Göppingen, 1924)  
-  Zum Tod von Moses Ifri (1878) 
-  Zum Tod von Rabbiner Lew Goldstein von Niederstetten (1900)  
-  Diamantene Hochzeit von Isack und Mina Schloss (1906)   
Zum Tod von Isaak Schloss (1907)     
-  Zum Tod von Mina Schloss (1911)  
-  Auszeichnung für Unteroffizier Max Marx (1915)  
Todesanzeige für Lehrer Bernhard Sichel (1915)    
-  Zum Tod von Haimann Marx (1915)   
Über Fliegerleutnant Max Pappenheimer (1918) 
Ein "Misrachi-Bild" von Hermann Fechenbach (1922)  
-     Der neue Misrach von Hermann Fechenbach (1922)  
-     Rabbiner Dr. Ansbacher über das Werk von Hermann Fechenbach (1922)  
-     Ausstellung von Werken Hermann Fechenbachs im Kunstgebäude in Stuttgart (1929)   
-     Über "Neue Werke jüdischer Graphiker", darunter Hermann Fechenbach - Beiträg von Theodor Harburger (1930)   
-     Über die Holzschnitte von Hermann Fechenbach (1932)    
Zum Tod von Abraham Pakelnischki (1922)   
Zum Tod von Karoline Wolf (stammte aus München; 1924)   
Zum Tod von David Fröhlich (1925)  
87. Geburtstag des Kriegsveteranen Siegmund Kahn (1926)  
Durch ein Urteil des Reichsgerichts wird Felix Fechenbach rehabilitiert (1927)  
Aron Adler wurde in den Gemeinderat gewählt (1928)  
Zum Tod von Fanny Emanuel geb. Iggersheimer (geb. in Mergentheim, gest. 1929 in Frankfurt )     
Zum Tod von Helene Sulzbacher geb. Hopfenmeyer (1929)  
60. Geburtstag von M. Max Fechenbach, Vater von Hermann Fechenbach (1930)   
60. Geburtstag von Albert Adler (1930)   
Zum Tod von Abraham Seligmann (1933)    
80. Geburtstag von Clara Ullmann geb. Ifri (1933)  
Zum Tod von Karoline Igersheimer geb. Blumenfeld (1933)    
90. Geburtstag von Joseph Heidelberger (geb. 1844 in Sennfeld, seit 1924 in Mergentheim wohnhaft)   
Hugo Fröhlich wandert aus, die Leitung der Jüdischen Arbeitsgemeinschaft übernimmt Dr. Selig Cohn (1934)  
Zum Tod von Gerson Rothschild (1936)                  
bulletAnzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen      
-  Anzeige der Eisenwarenhandlung Simon Höchheimer (1869)  
Anzeige des Eisen- und Spezereigeschäftes N. Hirsch (1869)   
Anzeigen des Eisengeschäftes der Gebr. Falk (1890 / 1901)   
Anzeige der Witwe H. Schloß (1898)     
Anzeige der Mazzenbäckerei A. Fechenbach (1901)    
-  Anzeige der Lederhandlung L. Oppenheimer (1904)   
-  Lehrlingssuche von Emanuel Igersheimer (1906) 
Anzeige des Gasthofes-Hotels-Restaurants Fechenbach (1911)   
Anzeigen des Hotel-Restaurants Fechenbach (1924 / 25)   
Anzeige des Restaurants "Spiegelsaal" (1925) 
Heiratsanzeige von Max Fröhlich und Käte geb. Schwarzenberger (1927)   
Werbeanzeige für die Kur in Bad Mergentheim (1928)    
Anzeige der Fa. Hermann Adler (1928) 
Verlobungsanzeige von Hedwig Hirsch und Max Katzenstein (1929)  
Werbeanzeige für die Kur in Bad Mergentheim (1930)  
Verlobungsanzeige von Fanny Oppenheimer und Siegfried Fröhlich (1934)      
Anzeige der Pension Gerstner (1934)    
Verlobungsanzeige von Selma Rothschild und Arno Katz (1936)    
Verlobungsanzeige von Sara Kahn und Ludwig Adler (1936)    
Nach der Emigration: Hochzeitsanzeige von Bella Strauss und John H. Lamm (1944)        
bulletWeitere Dokumente zu einzelnen jüdischen Personen / Gewerbebetrieben 
N
otariatsschreiben, die Pflegschaft Rika Igersheimer betreffend (1831) 
Umschlag eines Schreibens an Wolf Hirsch in Mergentheim (1878)  
bulletSonstiges  
Erinnerungen an die Auswanderungen im 19. Jahrhundert: Grabstein in New York für Emanuel Oppenheimer aus Bad Mergentheim (1821-1922)  

     
     
Allgemeine Beiträge zur jüdischen Geschichte in Bad Mergentheim und zur Bedeutung der Stadt für jüdische Kurgäste    
Allgemeiner Beitrag zur Mergentheim (1849)      

Artikel in der Zeitschrift "Der treue Zionswächter" vom 11. Mai 1849: "Mergentheim
Dieses zwar kleine, aber sehr schöne Städtchen an der Tauber, ehemals die Residenz des Deutsch-Meisters, hat eine uralte jüdische Gemeinde, die unter der Regierung der Herren vom deutschen Orden, immer ruhig lebten, und jetzt der Wohltaten der württembergischen Regierung sich erfreuen. - Hier lebt noch im segnenden Andenken ein Brüderpaar, Rabbi Baruch und Rabbi Samuel Bonn. Jener war Hofagent, dieser Leibmedikus des letzten Deutsch-Meisters. - Rabbi Baruch - Großvater Börne's - verewigte sein Andenken durch manchfache wohltätige Stiftungen, indem Rabbi Samuel durch weise Leitung der Gemeinde und durch das Ansehen, in welchem er bei seinem Fürsten stand, allen Juden in den sämtlichen, weit ausgebreiteten Besitzungen des deutschen Ordens sehr nützlich wurde.*)    
*) Von Rabbi Samuel Bonn, hieß bloß Rabbi Samuel Doktor genannt, erzählte man mir folgende Anekdote, die in den Familien-Papieren desselben eingeschrieben sein soll. 
Er begleitete einst den Deutsch-Meister nach Rom. Der Papst, wahrscheinlich Oius VI., litt damals an einer schmerzhaften chronischen Krankheit, die allen Anstrengungen der römischen Ärzte hartnäckigen Widerstand leistete. 
Der Deutsch-Meister wagte es, seinen eigenen Arzt dem Papste zu empfehlen; und da es früher häufig vorkam, dass Päpste jüdischer Ärzte sich bedienen, so fand der Vorschlag von Seiten des hohen Patienten keinen Anstand. Rabbi Samuel wurde ins Consilium zu den Ärzten, die bisher die Behandlung hatten, wo er nur nach vieler Mühe seinen Anordnungen den Sieg verschaffen konnte. - Das Rezept wurde in die Apotheke geschickte. Bald aber eilte der jüdische Arzt, wie von geheimer Macht dazu getrieben, in die Apotheke des Vatikans, um zur Eile zu ermahnen. Er nahm die halbgefüllte Phiole in die Hand, ob zufällig oder absichtlich vom Arzte zerbrochen, wird nicht gesagt - es musste also die Arznei noch einmal gemacht werden, der Arzt blieb zugegen, bis die Ingredienzien aus den verschienenen Flaschen und Boiten zusammengesetzt und die Arznei gefertigt war, die er alsdann mit sich nahm und dem leidenden Kirchenfürst brachte. Aber er nahm auch die zerbrochene Phiole nebst dem Rest der Arznei, welche sich noch darin befand, mit sich, nahm auf seinem Zimmer die Untersuchung vor, und siehe - die Arznei war vergiftet worden. Der fromme Arzt, der seine schnelle Ahnung mit Recht als eine Art von Offenbarung hielt, die sein und vielleicht das Unglück vieler seiner Glaubensgenossen verhinderte, feierte in Folge diesen Tag alljährlich durch Fasten und hielt immer an den darauf folgenden Tag eine Art von Purim durch. 
  
Mergentheim DtrZionswaechter 11051849a.jpg (289890 Byte)Wenden wir uns aber von den frommen Heimgegangenen zu den frommen Lebenden, die der liebe Gott noch recht lange erhalten wolle. Hier zu Mergentheim traf ich den dasigen ehrwürdigen greisen Rabbiner, Herr Salomon Wassermann, ein Mann, der mit gründlichen und ausgebreiteten talmudischen Kenntnissen ausgerüstet, auch in deutschen Arbeiten, und nicht ohne Glücke, sich versuchte. (Wo ich nicht irre, geschieht seine Erwähnung in Zunzen's 'Gottesdienstliche Vorträge'.). - Herr Wassermann, ein ehemaliger Zögling der Hochschule zu Fürth und ein Schüler des vor etwa 10 Jahren zu Ansbach verstorbenen, wegen seinen ungewöhnlichen grammatikalischen und mathematischen Kenntnissen, nicht weniger durch sein talmudisches Wissen berühmten Rabbiner, Moses Höchheimer, besitzt noch jetzt in seinem 70. Lebensjahre den Scharfsinn und die Lebhaftigkeit des Geistes, die die bessere Gelehrten zu Fürth so vorteilhaft auszeichneten. Konversiert man mit ihm über irgend einen in Briefwechseln einschlagenden Gegenstand, so wird er so lebhaft und es folgt Einwurf auf Einwurf und Beweis auf Beweis, dass man glauben sollte, er sei erst gestern von der Jeschiwa gekommen.
Weitere persönliche Merkwürdigkeiten sind der Rentier Rabbi Jehuda Ifri (Jffri), ein Gelehrter wie sie zu allen Zeiten zur größten Seltenheit gehörten, und der ganz dem Studium der heiligen Wissenschaft lebt. Ferner Rabbi Seligmann Fechenbach, ein Metzger von Profession, von welcher Profession er sich auch anständig ernährt. Er ist einer der scharfsinnigsten Köpfe, die mir je vorgekommen; ein Gelehrter ersten Ranges, besitz er auch so viele höhere Handels- und Finanzwissenschaften, die es ihm möglich machten, einen siegreichen Kampf mit dem Ober-Steuerrat von Mohl - gegenwärtig bei der Nationalversammlung in Frankfurt - zu bestehen. 
Der Fall war dieser: Als vor zwei Jahren bei den Landständen über Errichtung einer Bank und über Kreierung von Papiergeld verhandelt wurde, trat Herr Ober-Steuerrat Mohl als Gegner dieses Projektes auf, und ließ im Schwäbischen Merkur sehr lange und wahrscheinlich auch sehr gelehrte Aufsätze deshalb erscheinen. Herr Fechenbach trat ihm aber entgegen und zeigte, dass die Voraussetzungen des Herrn Mohl auf Irrtümer beruhen, und dass dennoch auch seine Folgerungen falsch seien. - Gewiss ein Kampf eigener Art, wenn ein Mann aus dem Schlachthause heraustretet, die Schürze ablegt, an den Schreibtisch sich setzt, und in aller Eile einen Aufsatz für den Merkur schreibt, welcher Aufsatz sogleich der Post übergeben werden muss, damit der Eindruck, den die gelehrten Thesen eines Ober-Steuerrats etwa auf die Mitglieder der Kammer gemacht haben durfte, alsogleich wieder verwischt werde, und dieses Manöver eine Zeitlang fortsetzt, denn der Herr Mohl ließ es an Suppliken nicht fehlen. Ist der Kampf eigener Art, so ist der Sieg, den ein Handwerksmann einem Ober-Steuerrat gegenüber in Finanz-Sachsen erringt, vielleicht ein unerhörter."            
   
Mergentheim DtrZionswaechter 18051849.jpg (373563 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der treue Zionswächter" vom 18. Mai 1849: "Noch verdienen bemerkt zu werden, die Familien Hirsch und Iggersheimer, die aus sehr achtungswürdigen, gebildeten und dem orthodoxen Judentum aufrichtig ergebenen Mitgliedern bestehen. - Der hiesige Talmudverein (?) zählt sehr tüchtige Genossen, und verwendet täglich mehrere Stunden dem Studium des Talmud, was ihr nur darum möglich ist, weil ihre Mitglieder sehr wohlhabend sind.   
Die weiteren Abschnitte dieser Seite beziehen sich nicht auf Mergentheim.     

      
Zur jüdischen Geschichte in Bad Mergentheim (1909)  

Mergentheim Israelit 25051909.jpg (243698 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Mai 1909: "Die Juden in Mergentheim. Zum Gedächtnis der 100-jährigen Vereinigung des Fürstentums Mergentheim mit Württemberg am 29. April 1809 schreibt Herr Gustav Barth im 'Neuen Tageblatt' über Die Juden in Mergentheim folgendes: 'Bekanntlich war es den Juden in den tiefsten Zeiten des Mittelalters nur schwer möglich, eine Heimstätte zu finden. In Mergentheim jedoch verstanden sie es schon im 13. Jahrhundert unter der wohlwollenden Regierung der Deutsch-Ordens-Herren, sich niederzulassen, wurden zwar allerdings im Jahr 1298 verfolgt, sodass der damalige König Adolf (der Nassauer) durch seinen Landfrieden die Verfolgung derselben abzustellen für nötig fand; aber schon 1336 (nicht 1366) wurden die armen Juden in Mergentheim und in der ganzen Gegend nicht bloß verfolgt, sondern von den Bauern ermordet und ausgeplündert. Bald darauf nahm sich König Ludwig 1341 derselben insofern an, als er dem Deutsch-Orden in Mergentheim erlaubte, sich daselbst 6 seßhafte Juden, welche er seine Kammerknechte nannte, zu halten. Die Ruhe für das verfolgte Volk dauerte aber nicht lange. Anno 1349 wurden sie beschuldigt, die damals allgemein grassierende Pest, den sogenannten schwarzen Tod durch die Vergiftung der Brunnen herbeigeführt zu haben, und im ganzen Frankenland zog das Volk in Scharen gegen sie aus, plünderte ihre Häuser und brachte sie um, wo man sie fand. Allein in Rothenburg wurden mehrere hundert erschlagen, nur in Mergentheim ist man wegen des vorhanden kaiserlichen Freibriefes milder mit ihnen verfahren; die Chronik schreibt, dass die eigentliche Ursache gegen sie keine andere gewesen sei, als weil sie wegen ihrer zunehmenden Reichtümer verhasst waren. Bald darauf muss sich die Judenschaft wieder gut erholt haben, denn als 1385 ein Mergentheimer Jude namens Abraham in Rothenburg in Verhaft genommen wurde, nahmen sich die Herren Ulrich und Konrad von Hohenlohe mit drei anderen Rittern, denen Abraham zuvor manche Freundschaft getan hatte, seiner an und verbürgten sich für die von Rothenburg zu seiner Freilassung, verlangte unerhört hohe Summe von 11.000 Gulden, wofür die beiden Herren Hohenlohe noch obendrei ihre Stadt Weikersheim nebst Zubehörden in Pfand gegeben mussten.
Mitte des 16. Jahrhunderts kam von den Deutsch-Ordenschen Untertanen viele Klagen gegen die Juden, worauf sich der damalige Kommentur Walter von Cronberg veranlasst sah, scharfe Mandate zu erlassen, was anfangs des 17. Jahrhunderts wiederholt wurde, doch wurde ihnen bald nach dem Dreißigjährigen Kriege erlaubt, eine Synagoge zu erbauen und einen Rabbiner anzustellen; sie mussten aber für den ihnen von dem Deutschorden gewährten Schutz jährlich 100 Gulden an die Pfarrkirche bezahlen und elf herrschaftliche Jagdhunde sowie die nötigen Postpferde halten. Ein fremder Jude, der nach Mergentheim kam, zahlte 4 Kreuzer, ein reitender acht Kreuzer, für einen toten Juden mussten die Hinterbliebenen dem Orden 1 Gulden bezahlen. Ihre Zahl betrug anfangs des 18. Jahrhunderts zirka 70, 100 Jahre später etwas über 200. Einer der letzten Rabbiner unter deutschordenscher Herrschaft war Simon Baruch, der Großvater Ludwig Börnes, der einen Teil seiner Kindheit im großelterlichen Hause, dem Rabbinat in Mergentheim zubrachte."            

   
Bericht über Bad Mergentheim und seine jüdische Gemeinde (1915) 

Mergentheim AZJ 03091915.jpg (152458 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 3. September 1915: "Bad Mergentheim, im August (1915). Das Oberamtsstädtchen Mergentheim im lieblichen württembergischen Taubertale war das Ziel meiner diesjährigen Erholungsreise. Mergentheim, ein sauberes Städtchen mit zirka 4.500 Einwohnern - hiervon etwa 3.000 Katholiken, 1.200 Protestanten und 300 Juden -, schönen Giebelhäusern, einem hübschen alten Rathause, einem Schloss - früher Residenz des Deutschmeisterordens -, einem schattigen Schlosspark, besitzt eine heilkräftige Quelle, die Karlsquelle, die dem Örtchen den Namen 'das deutsche Karlsbad' eingetragen hat. Aber nicht von den Naturschönheiten Mergentheims, noch von dessen Heilquelle will ich berichten, sondern von der jüdischen Gemeinde des Ortes. Diese blickt, wie aus den Inschriften von Leichensteinen, die gewissermaßen die Archive solcher Gemeinden bilden, hervorgeht, auf ein Alter von 600 Jahren zurück. Die Gemeinde hat sich unter der Herrschaft des Deutschmeisterordens, der ihr wohlgesinnt war, gut entwickelt und dauernd vergrößert. Die hiesige jüdische Gemeinde, welche seit dem Jahre 1806 zu Württemberg gehört, wird von fünf Vorstandsmitgliedern verwaltet; der Rabbiner führt, entsprechend der württembergischen Kirchenverfassung, in diesem Kollegium den Vorsitz. Als Protokollführer amtiert der Vorbeter, der zugleich der Vorsitzende-Stellvertreter ist. Die Gemeinde hat eine schöne Synagoge, die im Jahre 1912 renoviert worden ist. Die Mitglieder der Gemeinde leben, was mir besonders angenehm auffiel, in bestem Einvernehmen miteinander. Hier sind weder Neid noch Missgunst zu finden, was viel sagen will. Die bei weitem größte Anzahl der hiesigen Juden lebt nach alter Tradition gemäß; die Geschäfte der jüdischen Kaufleute sind an den Sabbaten, bis auf geringe Ausnahmen, geschlossen. Was mich aber ganz besonders erfreute, ist der Umstand, dass hier tiefster konfessioneller Friede herrscht. Aber die hiesigen Juden unterscheiden sich auch weder in Sprache noch in sonstigem Gebaren von ihren andersgläubigen Mitbürgern. - Ich bin fest davon überzeugt, dass lediglich hierdurch Frieden und Eintracht gefördert werden. Ich mag meine Mitteilungen nicht ohne den Wunsch schließen, dass solches Verhalten unserer Glaubensgenossen vorbildlich wirken möge, denn dies ist das beste und wirksamste Mittel, um dem Antisemitismus die Wurzeln abzugraben. Nathan Cohn, Berlin."         

   
"Badebrief" über Bad Mergentheim: "Vom deutschen Karlsbad" (Juli 1926)  

Mergentheim Israelit 22071926.jpg (194110 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Juli 1926: "Vom deutschen Karlsbad. (Ein unpolitischer Badebrief.). 
Bad Mehrregenheim
, 4. Juli (1926). Es ist kein Druckfehler. Es schien mir dies der richtige Name für das Bad zu sein, in dem bei meiner Ankunft der liebe Gott alle Schleusen des Himmel geöffnet hatte, sodass die Arche des Kurhauses nicht ausreichte, um die schutzsuchenden Männlein und Weiblein aufzunehmen und der Boden zwischen den Alleen aussah wie eine schlecht abgewaschene 'Fangopackung' - Mergentheimer Kurspezialität -. Kaum hatte ich aber die provozierende Überschrift auf dem Papier, als die Sonne durch all die grauen bleibeschlagenen Wolkenbänke brach, lachend, strahlend, zwickelnd, glitzernd, ja sengend, und alles hob mit ihr den Kopf, lachte und strahlte, vom Herrn Kurdirektor und dem betressten Hotelportier bis zu den roten Rosen in der Schlossgartenallee und den Weißfischen, die im Flachwasser unter der Holzbrücke mit geöffnetem Munde der von den Kurgästen zugeworfenen Brocken harren. Dann tat ich, was alle taten. Legte Feder und Konzept beiseite und ging hinaus, der Sonne nach, den Vögeln nach, die herrlichen Alleen entlang unter dem Baldachin der Akazienblätter, im Dufte der Tannennadeln, längs der im Abendglanze kristallglitzernden Tauber, indes am Hange rechts die Lichter des Waldhäuser 'Ferdinand' und 'Waldeck' wie die Riesenglühwürmer in die Landschaft leuchteten. Manch trübgeregnetes Gemüt, das gestern noch missvergnügt witzelte: 'Mer - gehn - Heim', sagte heute umgestimmt: 'Mer - gehen - net - Heim.'
Man hört des öfteren sagen, Mergentheim sei das deutsche Karlsbad. Karlsbad liegt für mich - und auch für andere - hinter böhmischen Bergen. Aber wer Mergentheim im Sonnenscheine gesehen, wird mit mir versucht sein - falls eine Ähnlichkeit zwischen beiden Bädern konstatierbar - Karlsbad das tschechische Mergentheim zu nennen.
Der Tag beginnt hier, wie auf allen Kurplätzen, mit dem Morgentrank am Brunnen, wo die Kurkapelle auch an den 'neun Tagen' nicht gerade 'Eli Zion' spielt und die Menschen, das Glas in der Rechten, sich einander eine zeitlang in den Weg laufen, bis sie, na, man weiß ja ... Dann läuft alles programmmäßig ab. Man frühstückt, badet, wird 'gepackt', ruht, schwitz und ruht wieder, hat bei Tisch dann Gelegenheit, so zwischen Fleisch und Nachtisch, den Zuckergehalt, die Gallensteineanzahl seiner lieben Tischnachbarn zu erfahren, auch das Soll und Haben. Am Nachmittag ist es entweder so tropisch heiß, dass man sich nicht aus dem Hause wagt, oder es regnet so beharrlich, dass man sich ins Haus flüchtet. Die Abende sind schön, märchenhafter als alle Märchen, die ich kenne. Man verbringt sie entweder im Kurgarten bei Mozart und Beethoven oder in einem der vielen Biergärten, mit Gleich- oder Ungleichgesinnten in mehr oder weniger friedlicher Unterhaltung. So weit alles wie 'in der Welt überall, wohin die Menschen kommen ohne ihre Qual.' Aber es kommt hier noch ein Neues hinzu, das auch für die Hebung des Gesundheitsstatus, dem hier alles lebt, nicht unbeträchtlich in Gewicht fällt: das jüdische Mergentheim.           
Mergentheim Israelit 22071926a.jpg (263108 Byte)Mergentheim, als Stadt mit ihren Türmen, Schlössern, Brunnen und Brücken und allerlei monumentalen Zeugnissen historischen Geschehens, so altfränkischinteressant wie das Bad neuzeitlich ausgebaut und liebevoll gepflegt, beherbergt bei seinen fünf- oder sechstausend Bürgern über siebenzig jüdische Familien, die fast alle noch, wie man hier so sagt, um 'guten alten Geschlechte' zählen. An alten und neuen Pfosten kleiner und großer Außentüren zeigt die Mesusah sichtbar das jüdische Heim und eine scheitelgekrönte Matrone schaut hie und da zum Fenster hinaus auf die sommerlich belebte Kleinstadtstraße. Wem es liegt, kann hier, statt um sieben beim Brunnen, schon um sechs morgens mit dem gemeinsamen Gebete seine Kur beginnen, und wenn abends nach sieben das Konzert im Kurgarten zu Ende ist, kann man, bevor man sich an die Abendtafel setzt, die schmale alte Gasse hinaufwallen und durch den unscheinbaren Scheunenhof in die mehr interessant, denn schön gebaute und bequem eingerichtete Synagoge eintreten, um das Tagesprogramm mit gemeinsamem Abendgebet und sogar einem labenden Trunk, gereicht vom Herrn Rabbiner aus dem Lebenssprudel alter Lernhäuser, abzuschließen. Wie vollgefüllt sind die Reihen, in denen die Pulte zu hoch und die Sitze zu tief sind, am Freitagabend und Sabbat! Nichts von den Kriterien und jüdischen Lebensmöglichkeiten einer echten, rechten, alten Kehilloh fehlte. Ein zuverlässiger Eruw, eine jüdische Konditorei, eine zuverlässige Wurstlerei. Im Hotel Fechenbach, wo jüdische Gastfreundschaft die starre Hotelform sprengt, wird bei peinlichster ritueller Genauigkeit auf bestmögliche Verpflegung in schönster moderner Aufmachung gesehen. Ein jüdischer gesetzeskundiger Arzt von herrlichen menschlichen und jüdischen Qualitäten weiß bei der Kurverordnung auch auf die jüdische und religiöse Einstellung eines heilungs- und erholungssuchenden Kurgastes bestens einzugehen. So arbeiten Hotel und Arzt, Stadt und Bad, Kurverwaltung und Gemeinde zusammen, dem Kurbedürftigen angenehmen und nutzbringenden Aufenthalt zu sichern. Wert Mergentheim einmal entdeckt hat - es ist noch nicht genügend entdeckt - kommt wieder schon aus Dankbarkeit.  Und noch eines. Man sieht hier keinen Aufwand, keine 'Toiletten'. Man sieht sie auch anderswo manchmal nicht... Aber dort liegt das Ärgerliche in dem, was man nicht sieht. Hier ist das Eichfache, das Unauffällige wohltuend. Gutes Bürgertum dominiert, besserer Mittelstand, einige Lehrer von ernstem Streben, ein paar Akademiker ohne Gelehrtendünkel, Kaufleute, die mehr Prozente an Zucker als von ihren Friedenspapieren haben. Und kaum einer dabei, der es nicht nötig hätte.
Alles ist auch hier auf diese Mittellinie der Börse eingestellt. Von der Kurtaxe und den Bäderpreisen, die stets mit irgend einem 'Abzug' berechnet werden, bis zu den ganz unkurgemäß zivilen Preisen in den Hotels und Cafes. Und über allen ruht wie ein weicher Seidenschleier die gutschwäbische Gemütlichkeit. Der Polizeidiener sagt 'Grüß Gott!' Der Herr Notar wünscht: 'Gute Zeit!'. Das Mädchen am Badeschalter lacht und kennt jeden Kurgast beim Namen. Am 'Brückenkopf' (am Kopfende der schmalen Holzbrücke) sitzt die Frau mit dem Strumpf in der Hand vor der großen Waage, davor mit großen Lettern geschrieben steht: 'Hier kenne d'Leit gwoge wärre. 10 Pf.'. Es ist eine gute Frau, die für ein kleines Trinkgeld ab und zu - je nachdem, ob jemand ab- oder zunehmen will - geben kann...   
Nun leuchtet seit acht Tagen herrliche Sonne über die mattblauen Waldhöhen hinunter zur Talmulde, dass sie, vom zackigen 'Waldeck' gesehen, wie ein Kessel voll flüssigen Goldes ausschaut. Die Gewitterwolken, die sich jetzt erfrischend mit Licht und Lärm entladen, als wollten sie polternd den Goldkessel waschen, erhöhen nur die Lust. Sie jagen uns für eine Stunde unter Dach und drücken mit das angefangene Konzept wieder in die Hand.  
Indess, die Überschrift passt nicht; denn schon heitert sich's im Westen auf und durch die reine Luft hallen und locken Töne und Klänge, wie sie zwischen den hohen, grauen Mauern der Großstadtstraßen nie gehört werden. Es ist nun Zeit, dass ich die Feder aus der Hand lege.   
Der nächste Brief beim nächsten Regen. Hoffentlich nicht sobald!..."    
 
Hinweis: der Teil II des "Badebriefes" über Bad Mergentheim ist ein Bericht über die jüdische Leben in Edelfingen.     

  
"Badebrief" über Bad Mergentheim: "Vom deutschen Karlsbad" (August 1926) 

Mergentheim Israelit 19081926.jpg (246354 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. August 1926: "Vom deutschen Karlsbad. III. Jahrhundertfeier. Der eigene Reiz eines kleinen Badeortes liegt in der engen Berührung von Dorf und Stadt, in dem lieblichen Gemisch von ländlicher Geruhsamkeit und mondäner Betriebsamkeit. Mit Holzlatten schadhaft umhegter Kraut- und Gemüsegarten grenzt hart an die herrlich angelegte Akazienallee, Dunggeruch aus dem Bauernhofe reicht bis zum Parfüm im teppichbelegten Vestibül des Grandhotel. Dörfisches Stilleben und Großstadtglanz reichen sich die Hand. 
Wenn ich morgens zum Fenster meiner Wohnung hinausschaue, dann sehe ich auf ein dürftig gepflastertes längliches Dreieck, umsäumt von alten, hübschen Häuschen, auf denen das spitze Dach wie eine Nachthaube mit langer Quaste auf einem müden Kopf bis zu den verschlafenen Augen sitzt. In der Mitte des Platzes ein barocker, monumental ummauerter Brunnen mit Figuren, die Heilige und Ritter darstellen. Das Kopfende des Dreiecke nimmt, als hätte sie den Vorsitz in diesem Bereiche, eine alte einfache schlossartige Kirche ein. Unten am Fußende schließt eine langgebaute Wirtschaft, die sich merkwürdigerweise 'Zur Rose' nennt, die Partie ab. Ein paar Bäckerläden, ein Friseurladen, eine kleine Buchhandlung mit Ansichtskartenauslagen füllen die Fronten hüben und drüben aus. Zwischen Brunnen und Mauer, die zur alten Kirche führt, kauen behaglich zwei Esel, an einen Milchwagen gespannt, ihren Morgenimbiss. Langsam geht die Erkertüre des Friseurladens in die Höhe. Ein dralles Mädchen, einfach und ländlich, kommt mit einer Milchkanne über den Weg. Bauern rollen mit kleinen Wägelchen über den Platz und biegen durch den Torbogen der Kirche zum großen Markte zwischen Rathaus und Kirche ab, wo sie ihr Obst und Gemüse auslegen. Alles hübsch ländlich, dörfisch, unverfälscht die Menschen wie die Dinge.   
Und nur wenige Meter weiter geht man durch den Schlossgarten und über das Brücklein, dem Eisenbahndamm entlang, und ist mitten im wogenden Menschenhaufen um die Karlsquelle und den Wilhelmsbrunnen vor dem stattlichen Kurhauspalast, wo die Kapelle schon morgens um sieben Mozart, Beethoven, Lortzing, Tschaikowski und Johann Strauß spielt, wo mannsgroße Plakate an allen Ecken Reunions, Tanztees, Konzerte und Abendgesellschaft ankündigen. Auf dem Theaterzettel stehen 'Madame Butterfly' und die 'Königin der Nacht'. Es ist Großstadtleben, kleines Weltbad.   Nachmittag: Der Dreieckplatz brütet in praller Sonne. Ein Bauer kommt mit vollbeladenem Heuwagen des Weges gefahren. Hinter ihm bellt ein Hund. Ein Mädchen holt aus dem Bäckerladen drüben ein frisch gebackenes Brot. Barfüßige Bauernjungen tummeln sich um den Brunnen und setzen sich abwechselnd auf die Rücken der steinernen Heiligen und der lebendigen Grautiere, die immer noch ohne sichtlichen Grund dastehen und kauen. Aber ein paar Schritte weiter, am Bahnhof, im Kurgarten, in den Promenaden, in den Häusern an den Hängen singt und spielt und tanzt und tobt die Großstadt.   
Ich wüsste nichts davon zu erzählen, wenn nciht auf diesen kleinen Badeplätzen es einmal so wäre, dass auch 'ein Mann, der nicht tanzen kann', ganz unschuldig in diesen Wirbel hineingezogen wird. Man geht nachmittags ahnungslos in einen Garten, um seinen Tee oder seinen 'Schwarzen' einzunehmen, sitzt still und arglos an seinem Marmortischchen und lobt die Stille und Feierlichkeit der Natur. Da erhebt es sich plötzlich und unerwartet, orkanartig. In irgendeiner bisher unsichtbaren Ecke erschallt Musik. Ein Mann bläst in ein vorsintflutliches Instrument, das aussieht, wie Großvaters lange Pfeife und doch keine ist, ein anderer schlägt wütend in Pauke und Trommel und selbst das friedliche Haustier, das Klavier, macht, unter wuchtigen Schlägen eines handfesten Mannes mit. Aus all dem entsteht Höllenlärm, und schon bewegen sich die Paare und rennen dich mitsamt deinem Tischchen und deinem 'Schwarzen' einfach über den Haufen. Das Ganze wird dann Jazz oder Foxtrott oder Tango genannt oder mit sonst irgendeinem Worte bezeichnet, das in keinem Duden zu finden ist. Für diesen organisierten Wahnsinn hat die deutsche Sprache - zu ihren Ehren sei es gesagt - noch keinen Ausdruck.   
Vormittags 'Fango', nachmittags 'Tango!'. Womit aber nicht gesagt sein soll, dass letzteres wie ersteres eine Mergentheimer Spezialität sei. Man muss zugeben, dass gerade in Mergentheim im Vergleich zu anderen Bädern         
Mergentheim Israelit 19081926a.jpg (327576 Byte) der Tanzkult noch ziemlich mäßig betrieben wird. Und es muss zu Ehren Mergentheims konstatiert werden, dass auch ernste Kunst hier weit heimischer ist als in vielen anderen Bädern des In- und Auslandes. Die Kurkapelle - unter Leitung eines Herrn Kahn - steht auf ansehnlicher Höhe und wagt sich mit bestem Erfolg an die schwierigsten musikalischen Aufgaben heran. )In der großen stallartigen Turnhalle, wo Meister Kühn mit einer Beharrlichkeit, die seinem Namen Ehre macht, unter primitivsten Verhältnissen mit Hilfe einer kleinen Künstlerschar sogar klassische Stücke herausbringt, kommt auch der verwöhnteste Großstädter auf seine Rechnung. Nun hat Mergentheim - fast wie Bayreuth, Heidelberg oder Salzburg - sogar seine Festspiele. Aus Anlass des hundertjährigen Bestehens des Bades.    
Die Gesundheitsquellen von Mergentheim sind vor hundert Jahren von einem Schäfer entdeckt worden, richtiger von seinen Schafen. Es war nämlich so, dass die Schafe, die über die Äcker zur Weide getrieben wurden, an einer Stelle immer stehen blieben und nicht wegzubringen waren. Der gute Schäfer gab als der klügere nach, blieb auch selber stehen und untersuchte den Grund der Verkehrsstockung innerhalb seiner sonst so frommen und willigen Gemeinde. Mit dem Instinkte des erdverbundenen Schäfer fand er bald den Salzgeruch und Salzgeschmack des durch den Sand schmal rieselnden Wässerleins heraus. Dann kamen die Architekten und Ingenieure, weniger findig wie der Schäfer, aber ausgestattet mit ihren Röhren und Pumpmaschinen und holten das Wässerlein aus dem Boden, dass es in lustigem Sprudel aufschieße. Und da es einmal im Leben so ist, dass, wenn eine Sache mit Schafen beginnt, ihr bestes Gedeihen gesichert ist, so haben wir nun hundert Jahre Bad Mergentheim, hundert Jahre der Heilwirkung für die kranke Menschheit, hundert Jahre frommer Wallfahrt gläubiger Menschen, die zu dem Gesundheitsbrunnen von Bad Mergentheim Jahr für Jahr pilgern, um neue Kraft für Nerven und Nieren und vieles andere zu schöpfen. Für alles weitere sorgte die Regierung, der Staat, die Stadt, die Aktiengesellschaft und die Kurverwaltung. Neue herrliche Bauten wuchsen aus der Erde, Promenaden und Anladen wurden aus steinigem Boden gezaubert, Hotels und Villen entstanden. Sogar ein Wald wurde aufgeforstet, in dessen Schatten aber erst unsere Enkel ruhen werden. Und wie alles aufs beste wie aus Gotteshand gestaltet war, kamen die Badeärzte hinterher und entdeckten die universelle Heilkraft der Quellen und Bäder - für Leber, Magen und Darm, für Galle, Zucker und Nerzen, gegen Korpulenz und Magerkeit, gegen Trägheit und Reizbarkeit der Verdauungsorgane, kurzum für und gegen alle Krankheiten, die seit je existierten und eventuell von einer späteren Wissenschaft noch entdeckt werden sollten... 
Für die Jahrhundertfeier hat ein heimischer Dichter, Hans Heinrich Ehrler, ein Festspiel gedichtet, das am Sonntag den 15. August neben vielen anderen Festveranstaltungen auf der Freilichtbühne im Hofe des mittelalterlichen Deutschordensschlosses von Dilettanten und Schauspielern vor großer Zuschauermenge zur Hauptaufführung kam. Damit aber auch die anderen Kurgäste, die mit ihren Beschwerden nicht grade zur Jahrhundertfeier kommen, etwas davon haben, durften wir schon an vorhergehenden Sonntagen das Festspiel auf der Freilichtbühne genießen. Es besteht aus einem Rahmenspiel aus dem Jahre 1219 und schließlich aus einem Nachspiel aus 1826. Das Vorspiel passt zum Binnenspiel, wie die beiden Spiele zum Nachspiel und das Ganze zum Festanlass, wie das Dorf zur Großstadt, der ländliche Heuwagen zum Kurgarten, der Esel am Milchwagen vor dem Brunnen zur Reunion, und dennoch rollt sich ein schönes, buntes Bild ab, das von viel Kunstsinn und Heimatliebe zeugt. Ritter treten in der zweiten Szene auf, direkt aus Jerusalem vom Kreuzzuge kommend, erzählen von ihren Erlebnissen, legen Gelöbnisse ab für Kirche und Heimat. Und das alles so sentimental harmlos, dass der Geschichtskundige und gar der Kenner jüdischer Geschichte, der mit dem Kreuzzug ganz andere Vorstellungen verbindet, wünschte, all die Herren Ordensritter von damals hätten ihr Lebtag nichts anderes getan, als hier von der oberen auf die untere Bühne zu wandeln, Schwüre mit kühn ausgestrecktem Pappdeckeldegen in die Luft zu senden und Artigkeiten den aufgeputzten Damen zu deklamieren. Wie gut das alles gemeint ist, zeigt am besten der Umstand, dass gute jüdische Bürgerstöchter zum Mitspielen herangezogen sind und ganz ausgezeichnet den Ordensrittern bei ihren feierlichen Eiden für Kirche usw. sekundieren. Dann tritt im Nachspiel der Kolumbus Mergentheims auf, der historische Schäfer von 1826, der, im Gegensatze zum richtigen Kolumbus, nicht das Land, sondern das Wasser entdeckt hat, und spricht einen von Hans Heinrich Ehrler verfassten Prolog. Was ist natürlicher, als dass Schäfer im Kreise ihrer weidenden Schäflein Prologe in Reim und Rhythmus und Jamben sprechen! Ein rieselndes Geräusch, die Quelle ist entdeckt, und allerliebste Brunnenmädchen stehen mit Schalen in der Hand, singen und rezitieren. Dann setzt - wenn man dem Programm glauben soll - 'edel pathetische Musik' ein. Keine Kleine, die mit dabei ist, ist vom Schlusse unbefriedigt. Sie fragt andauernd: 'Wo bleiben die Schafe?'   
Es ist eine harmlose unschuldige Sache, die den Leuten, zunächst den Darstellern selbst, ungeheuer viel Vergnügen macht. Und man hat alles in allem einen sehr hübschen Nachmittag verlebt.  Diese Hundertjahrfeier verdient auch in jüdischen  
Mergentheim Israelit 19081926b.jpg (67227 Byte)Zeitungen erwähnt zu werden. Hundert Jahre Heilarbeit, hundert Jahre Kampf gegen die Krankheitskeime in Leber, Galle, Magen. Galle, Zucker - schon an sich eine gut jüdische Sache! Kommt noch hinzu, dass Mergentheim bereits vor hundert Jahren eine blühende jüdische Gemeinde hatte mit allen jüdischen Lebensmöglichkeiten, was selbstverständlich von Anfang an eine besondere Zugkraft auf jüdische Patienten und Erholungsbedürftige ausübte. Stadt und Kurverwaltung wissen dieses Moment zu schätzen. Bei Einweihung eines neuen Brunnens am Festtage sprach neben den beiden Geistlichen der zwei Konfessionen auch der Herr Rabbiner.  
Es würde dieser Anlass sogar zu einem kurzen Rückblick reizen auf die hundertjährige Entwicklung der jüdischen Dinge in Mergentheim und überhaupt in Württemberg, wo die Welle der Reform gleich zu Anfang mit größter Wucht einsetzte und dann im Flachwasser einer Zwangsorganisation in Form einer staatlichen Kirchenbehörde stecken blieb. Das jüdische Element war und ist, wenigstens in den Mittel- und Kleingemeinden, noch von so echtem Holze, dass ihm alle Anstürme im wesentlichen nichts machen konnten. Doch darüber ein anderes Mal."       

    
Die weitere Entwicklung Bad Mergentheims als Kurstadt (1929)     

Mergentheim Israelit 07021929.jpg (77091 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Februar 1929: "Bad Mergentheim. Die von Jahr zu Jahr gewaltig zunehmende Frequenz (mit der Saison 1928 wurde das Dreieinhalbfache der höchsten Vorkriegszahl erreicht!) macht den ständigen Ausbau der Unterbringungsmöglichkeiten nötig. Jedes Jahr entstehen weitere Hotelbauten, Sanatorien und Pensionen. Auch während des diesjährigen Winters ist eine große Anzahl Neu- und Erweiterungsbauten vorgenommen worden, sodass Bad Mergentheim in jeder Beziehung für die Saison 1929 gerüstet ist. Die am 20. Februar öffnende bekannte Kuranstalt Hohenlohe (Direktion W. Maier) hat ebenfalls Verbesserungen vorgenommen und besitzt mehr Raum zur Unterbringung als bisher."      
 
Mergentheim Israelit 07031929.jpg (91967 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. März 1929: "Bad Mergentheim. Die gewaltige Entwicklung dieses Bades macht es notwendig, jedes Jahr einen neuen Prospekt herauszubringen, um auf die mannigfaltigen Neubauten, Veränderungen und Verbesserungen gebührend aufmerksam zu machen. Das für die Saison 1929 gültige Material ist in diesen Tagen erschienen und uns heute zugegangen. Es besteht aus einem sehr geschmackvollen Prospekt, der auf farbigem Umschlag das bekannte Ritterbild Bad Mergentheims zeigt und sehr reichhaltigen und interessanten Bilderschmuck aufweist. Besonders bemerkenswert sind die ausführlich gehaltenen Heilanzeigen, die im vergangenen Jahre durch eine große Anzahl der bekanntesten deutschen und österreichischen Internisten neu aufgestellt worden sind. In einem besonders umfangreichen Heft, das eine Gesamtansicht des Bades zeigt, werden die Unterbringungsmöglichkeiten eingehend geschildert."         
 
Mergentheim Israelit 18041929.jpg (231654 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. April 1929:  "Vor fünf Jahren war es doch noch recht wenig bekannt, das nun so berühmte Bad Mergentheim - und dies ist eigentlich der einfachste und beste Beweis für die unübertreffliche Heilkraft seiner Quellen. Nicht umsonst haben sich im vergangenen Jahre die bedeutendsten Internisten der deutschen und österreichischen Universitäten dort eingefunden, um an Ort und Stelle die Wirkung zu prüfen und für seine Indikationen eine genau wissenschaftliche Formel festzusetzen. Doch lassen wir sie selbst darüber sprechen. In Bad Mergentheim ist in den letzten Jahren eine völlige Neuorganisation aller wesentlichen Einrichtungen durchgeführt worden. Da das Bad in seiner Entwicklung durch keinerlei nichtärztliche Rücksichten festgelegt war, so ergab sich hier die seltene Möglichkeit, großzügige, mustergültige und jedem Anspruch gerecht werdende Neuschöpfungen vollständig einheitlich nach fachärztlichen Ratschlägen ins Leben zu rufen. Es stehen somit neben den in Deutschland einzig dastehenden Quellen Kurhäuser, Sanatorien und Pensionen zur Verfügung, welche in individueller Weise sowohl den gesundheitlichen wie den sozialen Ansprüchen weitester Kreise zu genügen imstande sind.  
Aber nicht die Heilkraft seiner Quellen allein ist es, die Bad Mergentheim zu einem solchen Anziehungspunkte macht: Es ist das Gefühl des behaglichen Geborgenseins, das die gemütliche, ehemalige Deutschordensresidenz und die interessante Umgebung des alten schwäbisch-fränkischen Kulturkreises in jedem Kurgast auslöst. Rothenburg, Dinkelsbühl, Würzburg, Wertheim, Creglingen mit dem besten Werk Riemenschneiders, Weikersheim, die idyllische Hohenloheresidenz, Langenburg, Seelchens Heimat, Amorbach, Miltenberg. Kaum sind die Schönheiten alle aufzuzählen, die sich den Kurgästen Bad Mergentheims darbieten, nciht zu vergessen im Frühling die bezaubernde Fahrt durch das blühende Jagst- und Neckartal nach dem vielbesungenen Heidelberg."       

   
Bad Mergentheim auf einem medizinischen Kongress in Kairo (1929)  

Mergentheim Israelit 21021929b.jpg (52756 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Februar 1929:  "Bad Mergentheim in Kairo. Als einziges deutsches Bad war Bad Mergentheim auf der Ausstellung des großen internationalen medizinischen Kongresses in Kairo vertreten. Der Stand, der berechtigtes Aufsehen erregte, wurde bei der Eröffnung der Ausstellung von König Fuad I. eingehend besichtigt. Als besondere Anerkennung wurde Mergentheim durch den ägyptischen Unterrichtsminister eine Medaille überreicht."      

        
Jüdische Kurgäste können weiterhin zur Kur in die Stadt kommen (1936)   

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Juni 1936: "Bad Mergentheim, 4. Juni (1936). Man schreibt uns: Schon seit Monaten hat hier das Kurleben mächtig eingesetzt und lockt zahlreiche Besucher hierher, welche sich hier wohl fühlen und Linderung und Heilung ihrer Gebrechen finden. Jüdische Kurgäste sind gleichfalls willkommen und können ohne Weiterungen ihre Kur machen. Zahlreiche jüdische Häuser bieten neben der rituellen Pension ihre Fremdenzimmer den Besuchern an."      

     
     
Aus der Geschichte des Rabbinates in Mergentheim    
Rabbiner in Mergentheim waren seit der Mitte des 18. Jahrhunderts:   
1741-1763: Naftali Hirsch Katzenellenbogen (geb. ca. 1715 in Schwabach, gest. 1800 in Mannheim): studierte in Frankfurt; 1741 Rabbiner für den Tauber-Neckar-Kreis des Deutschen Ordens mit Sitz in Mergentheim, 1763 Landesrabbiner der Kurpfalz mit Sitz in Leimen, zugleich 1763-68 Hausrabbiner bei Hoffaktor Aron Elias Seligmann in Leimen; 1768 Amtssitz nach Mannheim verlegt, hier gleichzeitig Oberrabbiner an der Klaus, entfaltete eine reiche Lehr- und Forschungstätigkeit (insbesondere zum Talmud). 
1764-1790: Abraham Broda (geb. in Mergentheim, gest. 1790 ebd.: studierte in Frankfurt, seit September 1764 Nachfolger seines Vaters Salomon Broder als Oberlandrabbiner der Judenschaft im Tauber- und Neckarkreis des Deutschritterordens mit Sitz in Mergentheim.
1794-1799: Jakob-Joseph Gersfeld (geb. in Gersfeld, gest. 1814 in Bamberg): war ca. 1785 Rabbiner in Wüstensachsen als fürststiftlich-würzburgischer Unterrabbiner, 1794 Oberlandesrabbiner des unteren Meistertums des Deutschen Ordens in Mergentheim, 1799 oberhessischer Landesrabbiner in Friedberg, 1802 Landesrabbiner des Fürststifts Bamberg.
1801-1811: Salomon Kohn (geb. als Sohn des Rabbiners Meschullam Kohn von Fürth; gest. 1824 in Biała Prudnicka / Zülz, Oberschlesien): 1793 oberpfälzischer Landesrabbiner mit Sitz in Schnaittach, 1901 Oberlandesrabbiner für den Tauberkreis des Deutschritterordens mit Sitz in Mergentheim, 1811 Rabbiner in Zülz, Oberschlesien. Vater von Rabbiner Dr. Salomon Cohn (1822 in Zülz - 1902 in Breslau)
1813-1818: Hirsch (Naftali-Hirsch) Kunreuther (geb. 1771 in Kunreuth oder Baiersdorf, gest. 1847 in Gelnhausen): studierte in Mainz und Fürth; 1813 Rabbiner in Mergentheim, 1818 Rabbiner in Gelnhausen, wo er eine große Jeschiwa leitete. Vgl. Wikipedia-Artikel zu Hirsch Kunreuther
1834-1835: Dr. Moses von Wassermann (geb. 1811 in Gunzenhausen, gest. 1892 in Stuttgart): studierte in Ansbach, Würzburg und Tübingen; 1834 Rabbinatsverweser in Mergentheim, 1835 Rabbinatsverweser in Mühringen, 1837 Bezirksrabbiner ebd.; 1873 Bezirksrabbiner in Stuttgart.
1835-1854: Salomon Wassermann (geb. 1780 in Oberdorf, gest. 1859 in Laupheim): studierte in Wallerstein und Fürth, später auch in Tübingen; 1825 Rabbiner in Laupheim, 1835 Bezirksrabbiner in Mergentheim, wo er auch eine Talmudschule betrieb, 1854 Ruhestand.   
1855-1867: Dr. Max Sänger (geb. 1821 in Laupheim, gest. 1882 in Hamburg): studierte in Tübingen; 1846-54 Privatlehrer ("Hofmeister") in Wien, 1855 Rabbinatsverweser in Bad Mergentheim, 1857 Bezirksrabbiner ebd., Promotion 1867 in Jena; 1867 Prediger am Hamburger Tempel.   
1867-1893: Samson Gunzenhauser (geb. 1830 in Binswangen, gest. 1893 in Mergentheim): lernte in Aschaffenburg und Würzburg, studierte in Würzburg und München; 1855 Distriktsrabbiner in Reckendorf, 1859 Rabbinatsverweser in Buttenhausen, 1860 Bezirksrabbiner ebd., seit 1867 Bezirksrabbiner in Bad Mergentheim.
1893-1909: Dr. Hirsch Sänger (geb. 1843 in Buttenwiesen, gest. 1909 in Mergentheim): studierte in Mainz, München, Würzburg, Berlin, Gießen; bis 1893 Rabbiner der orthodoxen Gemeinde in Bingen, 1893/94-1909 Bezirksrabbiner in Mergentheim.   
1910-1939: Dr. Moritz Moses Kahn (geb. 1871 in Baisingen, gest. 1946 in Bnei Berak, Israel): studierte in Berlin, Würzburg, Tübingen: 1895-1898/99 Lehrer an der Frankfurter Religionsschule, 1899-1910 Religionslehrer am Seminar in Esslingen, von hier aus auch Rabbinatsverweser in Freudental; 1910-1939 Bezirksrabbiner in Bad Mergentheim; beim Novemberpogrom 1938 schwer misshandelt, 1939 emigriert. 
  
     
         
Zum Tod von Rabbiner Hirsch Kunreuther, Rabbiner in Mergentheim 1813 bis 1818 (1847)
    

Artikel in der Zeitschrift "Der treue Zionswächter" vom 16. März 1847 (leicht abgekürzt zitiert): "Nekrolog. Aus Kurhessen. Ein betrübendes Ereignis ist dieser Tage in einer nicht unbedeutenden Gemeinde Kurhessens eingetreten, eine Trauerkunde, die überall die gebührende Teilnahme in Anspruch nehmen wird. So ungern ich auch der Überbringer einer Trauerbotschaft bin, so wenig kann ich es jedoch über mich gewinnen, eine solche Zeitung mit Stillschweigen zu übergehen, sie nicht zur Kunde Aller zu bringen. Am 26. Schewat (12. Februar 1847) starb der allgemein geachtete und gelehrte Kreisrabbiner zu Gelnhausen, Rabbiner Hirsch Kunreuther - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen -, in einem Alter von 75 Jahren. Er war geboren zu Baiersdorf in Oberfranken in Bayern, besuchte in seiner Jugend die Jeschibah zu Mainz, welcher damals der bekannte Rabbiner Herz Scheuer - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen - vorstand. Nachdem er, mehrere Jahre dort verweilend, sich tüchtige Kenntnisse im rabbinisch-talmudischen Fache angeeignet hatte, kehrte er wieder in seine Heimat zurück, wo er als Privatmann lebte. Später erhielt        
Gelnhausen DtrZionsw 16031847a.jpg (228932 Byte)er das Rabbinat zu Mergentheim an der Tauber, welches er längere Zeit verwaltete, und wo er sich die Zufriedenheit, Liebe und Achtung aller Angehörigen seines Sprengels in reichem Maße erworben hatte. Endlich wurde er nach Gelnhausen berufen, an welcher Stelle er über 28 Jahre gewissenhaft und pünktlich alle Funktionen seines seinem Glauben mit ganzem Herzen anhängenden, und mit der Religion es ernst meinenden Rabbinen eifrigst oblag. Er hatte im Anfange seines Amtsantrittes eine Jeschibah in Gelnhausen gegründet, wohin aus verschiedenen Gegenden Jünglinge kamen, die bei ihm im Talmud und rabbinischen Wissenschaften unterrichtet wurden. Er suchte Jeden zum eifrigen Talmud-Studium zu ermuntern und es gelang ihm, eine große Anzahl wissbegieriger Jünglinge um sich zu versammeln, da er eine gediegene Kenntnis aller talmudischen Disziplinen besaß, eine gute Methode im Lehren befolgte, ein tiefes und ausgebreitetes Wissen in allen sonstigen rabbinischen Fächern bekundete, und durch seine scharfsinnigen Disputationen die Aufmerksamkeit seiner Zuhörer fesselte.   
Wer den Dahingeschiedenen kannte, wie ein echter, frommer Sinn ihn beseelte, wie er für den altehrwürdigen Glauben erglühte, der wird den innigen Schmerz und das Gefühl der Trauer mit uns empfinden, welches bei der Nachricht von seinem Hinscheiden in uns erregt worden. Gottesfurcht und Tugend waren die Leitsterne auf seiner Lebensbahn, sein Sanftmut und seine liebevolle Zuvorkommenheit gegen Jedermann, seine gastliche Aufnahme, mit der er jeden beehrte, seine Bereitwilligkeit, mit Rat und Tat zu helfen, verschafften ihm Achtung und Liebe bei allen Gemeinden seines Kreises. Zwar wurden ihm die letzten Jahre seines Lebens, die freundliche Sonne, die ihn in seinen früheren Tagen lieblich und hell umstrahlte, durch drohende düstere Wolken getrübt und verfinstert, was wir jedoch zur Ehre derer, welche diese Leiden ihm verursacht, gerne verschweigen, indem wir hierdurch seine edlen Grundsätze, die er im praktischen Leben so schön bewährte, erfüllen; auch er hatte allen seinen Gegnern ihre Unbilden verziehen, denn, als der streng orthodoxen Richtung angehörend, befolgte er alle Prinzipien des Talmuds... Süß ist der Schlaf des Arbeiters, der seinen Beruf und seines Standes Pflichten treu erfüllt, der redlich stets gewandelt, Tugend und Wohlwollen stets geübt, die ihm ein herrliches Denkmal setzen, dauernder als Erz. Sit illi tara levis (die Erde sei ihm leicht)."     

        
Rabbiner Salomon Wassermann wird pensioniert - Rabbinatskandidat Sänger kommt nach Mergentheim (1855)  

Mergentheim AZJ 19021855.jpg (27434 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 19. Februar 1855: "Der greise Rabbine Salomon Wassermann in Mergentheim wird jetzt pensioniert und das dortige Rabbinat wird durch den Rabbinatskandidaten Sänger, der bis jetzt in Wien als Hofmeister fungierte, verwaltet werden."         

   
Richtigstellung zu dem (korrekten) Verhalten des Rabbiners anlässlich eines Todesfalles (1866)  

Mergentheim AZJ 05091866.jpg (76299 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 5. September 1866: "Mergentheim. Um nicht dem Verdacht ausgesetzt zu sein, als habe auch er seine Schuldigkeit an der Leiche des verstorbenen Soldaten Levi von Laudenbach nicht getan, hat der Rabbiner hier, wo Levi starb, von dem Rechtskonsulenten Ellinger hier im 'Beobachter', worin der Vorfall auch erwähnt worden war, das Zeugnis erhalten, dass er den Toten nicht nur wie jeder Jehudi begleitet, sondern auch am Scheideplatz ein würdiges Gebet gesprochen habe, und der Berichterstatter hat dann in dem politischen Blatte zu allem Überflusse berichtigen lassen, dass sich der Tadel auf den Rabbinen in Weikersheim bezogen habe, wo Levi beerdigt, aber vom Rabbiner nicht begleitet worden ist. Das wäre uns genug!"      

   
Rabbiner Sänger wird an die königliche Tafel geladen (1867)  

Mergentheim AZJ 11061867.jpg (78318 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 11. Juni 1867: "Mergentheim, 26. Mai (1867). Am 24. Mai dieses Jahres besuchten Seine Majestät, unser König die hiesige Stadt und war der Empfang ein sehr festlicher. Bei dieser Gelegenheit hatten mehrere geistliche und weltliche Beamten die Ehre zur königlichen Tafel gezogen zu werden, darunter auch der würdige Herr Rabbiner Sänger von hier, welcher sich gleich den Engeln, die bei unserem Erzvater Abraham jenen Besuch abstatteten, bloß dem Anscheine nach beim Mahle beteiligte. Dieser unser Herr Rabbiner wird leider nicht mehr lange bei uns verweilen, indem derselbe den ehrenvollen Ruf als Prediger der israelitischen Tempelgemeinde zu Hamburg erhielt. Diese darf sich zu dieser Wahl in der Tat gratulieren, da Herr Sänger eine sehr gediegene wissenschaftliche Bildung, einen biederen Charakter besitzt, und für einen vernünftigen Fortschritt im Judentum stets eifrigst bestrebt ist."      

 
Rabbiner Dr. Max Sänger verabschiedet sich vor seinem Weggang nach Hamburg auch in seiner Heimatgemeinde Laupheim (1867)
      
Anmerkung: Rabbiner Dr. Max Sänger ist am 9. Januar 1821 in Laupheim geboren als Sohn des Lehrer der jüdischen Gemeinde Abraham Sänger und der Eva geb. Weil. Er war verheiratet mit Clara geb. Mayer aus Laupheim (1834-1874), daher blieben die engen Kontakte nach Laupheim bestehen. Im nachfolgenden Abschnitt ist von der Dissertation Sängers die Rede, die er jedoch über den Propheten Maleachi und nicht über Micha verfasste mit dem Titel: "Maleachi. Eine exegetische Studie über die Eigenthümlichkeiten seiner Redeweisen", Dissertation Jena 1867. 
Literatur u.a. Rolf Emmerich: Rabbiner Dr. Max Sänger aus Laupheim. In: Maajan. Zeitschrift für jüdische Familienforschung 16. 2002 S. 2012-2016..     

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. August 1867: "Laupheim. Am Sabbat Paraschat Balak (Sabbat mit der Toralesung Balak = 4. Mose 22,2 - 25,9, das war Sabbat, 20. Juli 1867) hielt der hier geborene nach Hamburg berufene Dr. Sänger, zur Zeit Bezirksrabbiner in Mergentheim, auf Ersuchen der Gemeinde eine Abschiedsrede in der Synagoge (sc. also in Laupheim) über Micha 6,8, welche nach Form und Inhalt befriedigte. Während seines Hier seins traf die Nachricht von Jena ein, dass dessen literarische Arbeit über den Propheten Micha an der dortigen Universität mit dem Doktordiplome beehrt worden ist. Es sollen noch einige druckfertige Manuskripte seiner linguistischen Studien bald veröffentlicht werden. Mit Vergnügen hat 'Einsender dieses aus dem Munde dieses Predigers vernommen, dass er in seinem neuen Wirkungskreise in Hamburg auf jüdisch-religiösem Boden wie in der meist orthodoxen Gemeinde zu Mergentheim fortzuarbeiten bemüht sein werde."          

  
Rabbiner Dr. Sänger verlässt Mergentheim und tritt eine neue Stelle in Hamburg an (1867)  
Anmerkung: - Stadtschultheiß Karl Josef Bandel war bis 1870 in diesem Amt in Bad Mergentheim tätig. 
- bei dem genannten Rechtskonsulenten Ellinger (nicht: Ettinger) handelt es sich um Salomon Ellinger (geb. 22. Januar 1813 in Pflaumloch, gest. 9. Mai 1872 in Bad Mergentheim; verheiratet seit 7. Mai 1844 in Mergentheim mit Babette geb. Glaser aus Thüngen). Salomon Ellinger und seine Frau hatten sieben Kinder: Emma (1845, gest. 1865), Rosalie (1846), Emilie (1849), Ludolph (1850, 1870 nach Nordamerika ausgewandert), Maria Anna (1852), Max (1854) und Ina (?, 1857).   

Mergentheim AZJ 15101867.jpg (76820 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 15. Oktober 1867: "Mergentheim (Württemberg), im September (1867). Am 18. September dieses Jahres reiste Herr Rabbiner Dr. Sänger, um seinen neuen Posten am israelitischen Tempel im Hamburg anzutreten, von hier ab. Sein Abschied wurde nicht nur von seinen Glaubensgenossen gefeiert, sondern auch die hiesige Museumsgesellschaft, bei welcher nur wenige Israeliten beteiligt sind, feierte denselben auf eine sehr würdige Weise. Fast sämtliche Honoratioren beteiligten sich hierbei auf eine Weise, dass sich daraus entnehmen ließ, in welcher Achtung derselbe bei uns stehe und wie ungern wir ihn von uns scheiden sehen. Der Vorstand der Gesellschaft (sc. Museumsgesellschaft), Herr Dr. Bucher, Herr Stadtschultheiß Bandel von hier, der Rechtskonsulent Herr Ellinger (nicht: Ettinger) u.a. brachten dem Scheidenden die erhebendsten und feierndsten Festgrüße dar."      

   
Das Rabbinat Mergentheim ist nach dem Weggang von Rabbiner Max Sänger neu zu besetzen (1867)  
Anmerkung: zum Israelitischen Tempel in Hamburg siehe Wikipedia-Artikel "Israelitischer Tempel (Hamburg)"   

Mergentheim Israelit 17041867.jpg (123598 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. April 1867: "Von der Tauber. Das Rabbinat Mergentheim wird erledigt. Rabbiner Max Sänger von Mergentheim ist an des verstorbenen Dr. Frankfurter Stelle als Prediger an den Tempel nach Hamburg berufen und hat den Ruf angenommen. Der Tempel in Hamburg ist in seinen Reformen kaum weiter gegangen, als die württembergischen Reformen im Kultus es getan haben. Es wird die Reform in Hamburg dieselben Tendenzen haben, wie in Süddeutschland. Der Tempel in Hamburg ist die historisch gewordene Reform und schon ist ihm in einer Broschüre der Vorwurf gemacht worden, er sei zu stabil. Wir wollen zuwarten, wie Rabbiner Sänger sich zu seiner neuen Gemeinde stellt; im hiesigen Bezirk wird sein Abhang von allen Seiten bedauert. - Die alte Garde der württembergischen Lehrer tritt mehr und mehr in den Ruhestand und es fehlt an jüdischen Lehrern in Württemberg; aus den Seminarien ist kein Nachwuchs für jetzt zu erwarten und von den jüngeren Lehrern verlassen manche das Amt und treten in andere Berufsarten über. Das israelitische Schulwesen in Württemberg ist im Rückgange begriffen; die Begeisterung für den Lehr- und Lehrerberuf nimmt ab; die Gemeinden werden kleiner und in Städten, wo sie sich vergrößern, sind keine israelitischen Volksschulen."       

  
Zur Ausschreibung des Rabbinates (1867) 

Mergentheim Israelit 11091867.jpg (117254 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. September 1867: "Mergentheim. Die Bewerber um das hiesige Bezirksrabbinat, mit welchem neben freier Wohnung, den Gebühren von Kausalfällen und sonstigen Emolumenten dermalen ein fixer Gehalt von 650 fl. verbunden ist, werden aufgefordert, sich unter Angabe ihrer persönlichen und Familienverhältnisse und ihrer Bildungslaufbahn binnen drei Wochen bei der Königlich-israelitischen Ober-Kirchenbehörde zu melden. Ein Zirkular-Erlass der Ober-Kirchenbehörde hat den Rabbinen die tröstliche Mitteilung gebracht, dass das Königliche Kultusministerium die Aufbesserung der Rabbinatsgehalte im Staatsetat pro 1867/70, der demnächst den Landständen zur Genehmigung wird vorgelegt werden, vorgesehen habe. Eine wesentliche Aufbesserung aber wird nur dann erzielt werden können, wenn, entsprechend den Übersiedlungen vom Lande in die Stadt und den vermehrten Eisenbahnverbindungen, die Zahl der Rabbinatsbezirke vermindert und damit einem längst und oft ausgesprochenen Volkswillen entsprochen werden würde."          

    
Rabbiner Samson Gunzenhauser kommt von Buttenhausen nach Mergentheim (1867)    

Buttenhausen Israelit 10101867.jpg (105789 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Oktober 1867: "In Buttenhausen auf der württembergischen Alb war bisher Herr Gunzenhauser, ein geborener Bayer, Ortsrabbiner gewesen. Vermöge Verfügung des Königlichen Ministeriums des Kirchen- und Schulwesens vom 12. September dieses Jahres ist diesem auch in der hebräischen Literatur schon bekannt gewordenen Geistlichen das erledigte Bezirksrabbinat Mergentheim übertragen worden. Dem Manne ist dieses Avancement zu gönnen. Er kommt aus einer rauen Gegend in das schöne Taubertal, in eine sehr wohlhabende Gemeinde und in einen Bezirk, dessen Gemeinden der orthodoxen Richtung angehören. Die Gemeinde Buttenhausen aber wird diese Vakatur benutzen, um bei dem Ministerium die Aufhebung des kostspieligen Ortsrabbinats und die Einverleibung in den benachbarten Sprengel zu erwirken, dagegen jedoch ihre Schulstelle mit dem Vorsängeramte, das der Ortsrabbiner zu bekleiden hatte, vereinigen, um dem betreffenden Lehrer ein anständiges Auskommen bieten zu können. Dann wird es auch gelingen, eine tüchtige Kraft zu gewinnen." 
 
Mergentheim Israelit 06111867.jpg (71686 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. November 1867: "Buttenhausen (Württemberg), 24. Oktober (1867). Diese Woche verließ uns unser Rabbiner Gunzenhauser, um seine Stelle in Mergentheim anzutreten. Die Liebe und Anhänglichkeit der Gemeinde, die sich derselbe während seiner achtzehnjährigen Wirksamkeit hier erwarb, zeigte sich bei seinem Scheiden. Alles bedauerte den Verlust des Mannes wegen seiner Wissenschaft und seiner trefflichen Eigenschaften. Nachdem er letzten Samstag eine ergreifende Abschiedsrede gehalten, versammelten sich ihm zu Ehren Abends die Gemeindeglieder und nach mehreren Toasten überreichte ihm des Kirchenvorsteheramt als Andenken einen prachtvollen silbernen Pokal. Möge er in seiner neuen Wirksamkeit die Anhänglichkeit finden, die ihm hier geworden und bleiben wird. K."       

  
Predigt-Veröffentlichung von Rabbiner Samson Gunzenhauser (1870) 

Mergentheim Israelit 19101870.jpg (30806 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Oktober 1870: "Gunzenhauser, S., (Rabbiner in Mergentheim) 'Kurz und gut!' Zwanzig Predigten für Feste, Sabbathe und Gelegenheiten. Zum Gebrauch der Prediger, Vorbeter und Lehrer in kleineren Gemeinden. 2. Ausgabe. Breslau 1870. 12 Sgr."     
   
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 18. Oktober 1870: "Gunzenhauser, S., (Rabbiner in Mergentheim) 'Kurz und gut!' Zwanzig Predigten für Feste, Sabbathe und Gelegenheiten. Zum Gebrauch der Prediger, Vorbeter und Lehrer in kleineren Gemeinden. 2. Ausgabe. Breslau 1870. 12 Sgr."     

      
Richtigstellungen im Blick auf Vorurteile gegenüber den "württembergischen Rabbinen" sowie im Blick auf einen Vorgang in Mergentheim (1881)  

Mergentheim Israelit 07091881.jpg (159896 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. September 1881: "Mergentheim, 29. August (1881). Je seltener man im "Israelit" einer Korrespondenz von hier, wo es keine Parteikämpfe und keine Reformbestrebungen gibt, begegnet, desto befremdlicher war die in der letzten Nummer enthaltene und bedarf sie wegen des leichtfertigen Raisonnements einiger Richtigstellung. Wenn der Einsender wirklich ein Geschäftsreisender ist, wäre ihm ... zu empfehlen, dass er in rabbinicis und in seinem Urteile sicherer und vorsichtiger werde. Wäre dies der Fall, hätte er nicht die 'württembergischen Rabbinen' als eine besondere Spezies hingestellt, während unter denselben wie allwärts verschiedene Richtungen vertreten sind und nicht einmal der geographische Begriff sein Urteil deckt, da nur ein Drittel derselben eingeborene Württemberger sind, die übrigen aber aus mehreren Herren Länder stammen und somit ihre spezifischen landsmännischen Eigentümlichkeiten haben. Ebenso oberflächlich knüpft er an einen Vorgang, der er erfahren haben will, ein unpassendes Moralisieren. Denn, dass einem Gefangenen hier sechs Tage lang von der Gemeinde Koscherkost verabreicht wurde, beweist ja, dass man seine Obliegenheit kennt und tut. Wenn aber für die übrige Zeit ein Privatmann eintrat, so muss zur Erklärung schon etwas weiter ausgeholt werden.  
Weil Mergentheim dem Bezirksverein in Heilbronn für durchreisende Armen sich nicht angeschlossen hat, wird es ungemein stark von solchen heimgesucht. Während nun früher auch an Wochentagen Kostbillets verabreicht wurden, sah das Kirchenvorsteheramt sich im vorigen Jahre zu dem Beschlusse veranlasst, dies nur in Ausnahmefällen zu tun, um den enormen Aufwand für jenen Zweck zugunsten der Steuerzahler in etwas zu mäßigen, zumal die Gemeindekasse von der Opferwilligkeit der mit Tora und (Gottes)furcht Geschmückten nichts weiß. Daher konnte der betreffende Kirchen-Vorsteher nur für einige Tage Anweisung zur Kost geben; für länger hätte es einer Sitzung des Kollegiums bedurft und da eine solche gerade untunlich war, so wurde Alarm geschlagen, als ob man den Gefangenen, der übrigens mit Geld versehen war, Unreines essen lassen wollte, und eifrigst erbot sich jemand, der eben Maaßer von der Ver-  
Mergentheim Israelit 07091881a.jpg (109741 Byte)  heiratung seiner Tochter zur Verfügung hatte, zur Bezahlung des weiteren Bedarfs, der übrigens, da der Arrestant bald entlassen wurde, kaum nennenswert war und jedenfalls aus der Gemeindepflege noch bestritten worden wäre. Da hätte es führwahr keines Hinweises auf die gegenseitige Solidarität bedurft und muss diese, wo sie nur für Gesetzesübertreter in Anspruch genommen wird, abgewiesen werden, wie de Gemeinde hier jede Verantwortlichkeit für die eben wieder im Amtsgerichtsgefängnisse sitzenden auswärtigen drei Israeliten, von denen zwei Vater und Sohn, einer schweren Körperverletzung sich schuldig machten, von sich weisen muss.  
Was Religion und Anstand erfordern, weiß man hier ohne die salbungsvolle Belehrung des anonymen Einsenders und seine Wahrnehmung, dass hier am Schlussgebete kaum oder gar kein Minjan mehr sich vorfinde, beruht durchaus auf Unwahrheit. Denn fleißigerer Synagogenbesuch als in Mergentheim findet wohl nirgends statt, was die Badegäste sehr angenehm berührt. Und nicht nur beim Tefilla-Kaddisch, sondern auch bei dem nach Mismor und dem Lernen ist mehr als die erforderliche Zahl noch anwesend. ja sogar meistens noch nach den alltäglich übrigen Rezitionen von fünf Psalmen am Schlusse des Morgengottesdienstes. Man muss also dem müßigen Schreiber auf seiner nächsten Reise in Württemberg bessere Geschäfte wünschen, damit er nicht in Versuchung kommt, sich über das Gebot, die Wahrheit zu sagen, hinwegzusetzen." (hebr. frei wiedergegeben

   
Zum Tod von Rabbi David Sulzbacher (1887)   

Mergentheim Israelit 07071887.JPG (133437 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Juli 1887: "Mergentheim (Württemberg). Am 24. Siwan (= 16. Juni 1887) starb dahier Rabbi David Sulzbacher, welcher als berühmter Gelehrter in hiesiger Gegend wohl bekannt war. Er widmete sich schon frühzeitig dem Torastudium und saß zu den Füßen von Großen Israels, der damaligen hiesigen Rabbinen. Wegen seiner großen Lernbegierde und Aufmerksamkeit wurde er als Knabe von 9 Jahren über die Lösung einer schwierigen Talmudstelle von Herrn Rabbiner Hirsch Kunreuther - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen - öffentlich in der Synagoge bei einer Predigt in Gegenwart der ganzen Gemeinde belobt. Nachdem im Jahre 1828 die Kultusverhältnisse der Israeliten Württembergs umgestaltet wurden, wurde die kleine Jeschiwa, welche hier existierte, durch den Wegzug des damaligen Rabbinen Mosche - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen - nach Trier, aufgehoben. Rabbi David widmete sich nun dem Handelsstande. Sein Streben war, eine bleibende Pflanzstätte der Tora dahier zu erreichen; er hatte es auch im Verein mit dem Rabbiner Dr. M. Sänger - sein Licht leuchte - dahingebracht, eine Unterrichts-Anstalt zu gründen, in welcher nebst Thora auch im profanen Wissen unterrichtet wurde. Die Anstalt erhielt sich aber nur einige Jahre, weil die Mittel nicht zureichen waren. Bis zu seinem Ende war Rabbi David stets einer, der sich mit der Tora befasste. Täglich wurde in seinem Hause ein Schiur Gemara vorgetragen, an welchem sich einige Gemeindemitglieder beteiligten. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."          

 
Der Bezirksrabbiner aus Mergentheim raucht am Schabbat eine Zigarre (1890) 
Anmerkung: Der Bericht ist aus der konservativen, orthodox-jüdischen Zeitschrift "Der Israelit" entnommen. 

Berlichingen Israelit 03071890.jpg (106541 Byte)Aus der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Juli 1890: "Aus Württemberg, im Juni. Unsere Tagespresse beschäftigt sich gegenwärtig in mehrfachen Kundgebungen mit Vorkommnissen in jüdischen Kreisen. Von der Tauber wurde berichtet, der Bezirksrabbiner von Mergentheim habe auf einer amtlichen Turnusreise zur Abhaltung des Sabbatgottesdienstes in Berlichingen sich einer Sabbatentweihung zuschulden kommen lassen; er soll nämlich von zwei dortigen Israeliten am Sabbat betroffen worden sein, wie er eine Zigarre schmauchte. Eine Versammlung von Notabeln aus dem Bezirke Mergentheim beschloss, gegen den Bezirksrabbiner bei der Königlichen israelitischen Oberkirchenbehörde im Beschwerdewege vorzugehen und hat eine Deputation an dieselbe nach Stuttgart entsendet. Die Sache erregt auch in nichtjüdischen Kreisen Aufsehen, und man ist auf das Vorgehen der Zentralbehörde gespannt. 
(Anmerkung der Redaktion. Obschon uns diese Nachricht schon vor Wochen von verschiedenen Seiten zugegangen, unterließen wir in Anbetracht der überaus schweren Anklage eine Veröffentlichung derselben. Da aber nunmehr die Sache durch alle jüdischen und viele nichtjüdische Blätter gegangen, ohne dass von Seiten des Beschuldigten eine Entgegnung bekannt geworden, stehen auch wir nicht mehr an, dieselbe unseren Lesern mit dem Ausdruck unseres tiefsten Bedauerns über diesen großen Chilul Haschem (Gotteslästerung) mitzuteilen".   

   
Rabbiner Samson Gunzenhauser stirbt bei einer christlichen Beerdigung (1893)   

Mergentheim Israelit 23021893.jpg (34760 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Februar 1893: "Mergentheim, 13. Februar (1893). Unser Herr Rabbiner Gunzenhauser, welcher einem christlichen Leichenbegängnisse anwohnte, fiel während der Rede des Stadtpfarrers Stochdorph im Wartesaal vom Schlage gerührt nieder und was nach wenigen Minuten eine Leiche."     
   
Mergentheim AZJ 03031893.jpg (30467 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 3. März 1903: "Rabbiner Gunzenhauser in Mergentheim, welcher am 13. dieses Monats einem Leichenbegängnisse anwohnte, fiel während der Rede des Stadtpfarrers Stockdorph im Wartesaal vom Schlage gerührt nieder und war nach wenigen Minuten eine Leiche."     

    
Dr. Hirsch Sänger wird Bezirksrabbiner von Mergentheim (1893)   

Mergentheim Israelit 30111893.jpg (63413 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. November 1893: "Mainz, 28. November (1893). Unser verehrter Freund und Mitarbeiter Herr Dr. Hirsch Sänger, seither Rabbiner der israelitischen Religionsgesellschaft in Bingen am Rhein, wurde durch Verfügung des königlichen Ministeriums des Kirchen- und Schulwesens in Stuttgart zum Bezirksrabbiner von Mergentheim in Württemberg ernannt. Möge es den Erwählten ... vergönnt sein, in seinem neuen erweiterten Wirkungskreise mit gleichem Feuereifer wie seither und ungeschwächter Tatkraft für unsere heiligsten Interessen einzutreten.   

    
Rabbiner Dr. Hirsch Sänger tritt sein Amt an (1894) 

Mergentheim Israelit 08011894.jpg (65493 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Januar 1894: "Aus Mergentheim wird uns berichtet: Am 28. Dezember traf unser neu ernannter Rabbiner, Herr Dr. Sänger hier ein. 
Derselbe wurde am Bahnhof von der ganzen Gemeinde, dem Königlichen Bezirksamtmann, dem Stadt-Vorstand und der Schuljugend empfangen und durch die reich beflaggte Stadt in die feierlich beleuchtete Synagoge geleitet, wo das Abendgebet stattfand. Am Samstag fand die Antrittsrede in der Synagoge statt, die bei allen Zuhörern den tiefsten Eindruck hervorrief. Am 31. veranstaltete die Gemeinde zu dessen Ehre ein solennes Festessen, bei dem viele schöne Toaste in schwunghafter Weise ausgebracht wurden.   
Möge der neue Rabbiner zum Heile und Wohle seiner Gemeinde wirken; das walte Gott!"     

        
Schreiben von Rabbiner Dr. Hirsch Sänger an das Israelitische Kirchenvorsteheramt Edelfingen (1903)  
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim / Ries)   

Edelfingen Dok 610a.jpg (109853 Byte) Edelfingen Dok 610.jpg (142817 Byte) Edelfingen Dok 610b.jpg (155516 Byte)
Die Postkarte des Rabbinats Mergentheim - unterschrieben von Rabbiner Dr. Hirsch Sänger mit Hinweis auf den Kirchenrat Dr. Kroner - 
wurde am 21. Januar 1903 an das Israelitische Kirchenvorsteheramt in Edelfingen geschickt. Die Ausschnittvergrößerung links zeigt 
den Stempel des Rabbinates Mergentheim. Rabbiner Dr. Sänger erkundigt sich nach den in der Gemeinde bestehenden 
Wohltätigkeitsvereinen und bittet um Zusendung von Statuten und Jahresbericht.     

     
Einweihung der "König-Wilhelms-Quelle" durch den König - Rabbiner Dr. Hirsch Sänger ist eingeladen (1907)  

Mergentheim Israelit 30051907.jpg (83466 Byte) Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Mai 1907: "Mergentheim, 27. Mai (1907). Am Freitag, den 17. Mai, traf der König und die Königin mit Gefolge in Bad Mergentheim ein, um der Einweihung der neu erschlossenen 'König-Wilhelms-Quelle' anzuwohnen. Sowohl an dem Empfang der Majestäten als auch an der Einweihungsstelle nahm unter den anderen offiziellen Persönlichkeiten auch Herr Bezirks-Rabbiner Dr. Sänger teil. Unter den zur Einweihung der neuen Quelle geladenen Gästen im Königszelt befand sich Dr. Sänger ebenfalls. Desgleichen war der Rabbiner zur Königlichen Tafel geladen, die im neuen Saale des Kurhauses stattfand. Während dieses Galadiners wurde Herrn Dr. Sänger die Ehre zuteil, vom König ins Gespräch gezogen zu werden, wobei der Landesvater sich auch nach dem Stand der israelitischen Gemeinde Mergentheim erkundigte."        

 
Zum Tod von Rabbiner Dr. Hirsch Sänger (1909)  

Mergentheim Israelit 10061909.jpg (171814 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Juni 1909: "Rabbiner Dr. Sänger - das Angedenken an den Gerechten ist zum Segen. Mergentheim, 6. Juni (1909). In tiefer Trauer erfüllen wir die Pflicht, der weitesten Judenheit von dem großen Verluste zu berichten, der nicht bloß uns, sondern das ganze Judentum betroffen hat durch den Tod des Bezirksrabbiner Dr. H. Sänger in Mergentheim (Württemberg). War er doch noch einer der Rabbiner der alten Schule, die in der Tora großgezogen worden sind und die daher das Studium derselben, das Leben nach derselben und die Erziehung zu derselben als ihre einzige Lebensaufgabe betrachtet haben. Anspruchslos und fern dem Getriebe einer nimmer rastenden Welt, führte er das Leben eines forschenden Toralehrers, pflichteifrigen Rabbiners, treuen Seelsorgers, liebenden Gatten und Vaters, hilfsbereiten Menschen und echten Juden. - 
Aus hochachtbarer Rabbinerfamilie entstammend, als Schüler Dr. Lehmanns - Mainz und Dr. Hildesheimers - Berlin war er ein treuer Anhänger und Verfechter des überlieferten Judentums, und gerade darum besaß er das feste, uneingeschränkte Zutrauen aller, die ihn kannten und sich oft von weit her Belehrung bei ihm holten. So besaß er Tugenden, die man sonst nur selten in einer Person vereinigt findet, die Tugenden der Bescheidenheit, der Wahrheit und der Friedensliebe, die bei seinem Leichenbegängnis, das eines der würdigsten war, die wir hier je gesehen, von den vielen berufenen Rednern in sinnvoller und ergreifender Weise hervorgehoben wurde. Am Donnerstag, den 8. Juni wurde seine sterbliche Hülle unter zahlreicher Teilnahme aller Schichten und Klassen der hiesigen Bevölkerung auf den uralten (seit 1590 bestehenden) israelitischen Bezirksfriedhof in Unterbalbach überführt, wo er nun, da wo viele andere Größen Israels ihre Ruhestätte gefunden haben, ruht. Dem Leichenbegängnis ging ein ergreifender Trauergottesdienst in der Synagoge voraus. An der Bahre hielt Bezirksrabbiner Dr. Schweitzer - Weikersheim eine tiefdurchdachte, den ganzen Lebenslauf des Verewigten umfassende Predigt; Kirchenrat Dr. Kroner - Stuttgart, der, seinen Kuraufenthalt unterbrechend, herbeigeeilt war, bezeugte dem treuen Beamten die Anerkennung der Königlich Israelitischen Oberkirchenbehörde; Rabbiner Dr. Kahn - Heilbronn sprach im Auftrage des württembergischen Rabbinerverbandes; Dr. Neuwirth, Rabbiner in Bingen, brachte die letzten Grüße der dortigen Religionsgesellschaft, in der der Verstorbene 18 Jahre lang als der erste Rabbiner gewirkt hat; Lehrer Pappenheimer sprach im Namen der hiesigen Gemeinde und Lehrer Kahn - Edelfingen für den Rabbinatsbezirk. Auch der älteste Sohn des Verstorbenen, Herr Jakob Sänger - Berlin, sprach dem Vater und Lehrer in schmerzbewegten, rührenden Worten den Dank aus, und das Gelöbnis, in seinem Geiste zu wirken. Sein Geist, seine Lehre und sein Beispiel werden weiterleben und weiterwirken unter uns. Das Gedenken an den Gerechten ist zum Segen."       

     
Zum Tod von Betty Sänger, Witwe des Rabbiners Dr. Hirsch Sänger (1922)  
Anmerkung: die verstorbene Betty (Babette) geb. Katz ist am 17. Mai 1853 in Hammelburg (Unterfranken) geboren als Tochter von Maier Katz und der Clara geb. Cahn. Aus der Ehe mit Rabbiner Dr. Sänger gingen sieben Kinder hervor: Jacob (1878), Bernhard (Benno) 1879), Jonas und Clara (1880; Jonas ist früh verstorben), Max und Fanny (1883), Isidor (1886).  
Bei dem genannten Sohn - Rabbiner an der Breslauer Synagogengemeinde - handelte es sich um Dr. Jacob Hirsch Sänger (geb. 24. Juni 1878 in Bingen, gest. 25. Juni 1938 in Breslau): studierte am Rabbinerseminar und an der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums in Berlin, war ca. 1908 bis 1918 Rabbiner und Religionslehrer an verschiedenen Stellen in Berlin, von 1915 bis 1918 Feldrabbiner in Rumänien; 1918 bis 1938 Rabbiner in Breslau an der Neuen Synagoge sowie Dozent und Lehrer in Einrichtungen und Vereinen; war verheiratet mit Hilda geb. Heimann; der Sohn Dr. Hermann Max Sänger (geb. 1909 in Berlin, gest. 1980 in Prahran, Melbourne, Australien) wurde gleichfalls Rabbiner.   

Mergentheim Israelit 28121922.jpg (157067 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Dezember 1922: "Mergentheim, 20. Dezember (1922). Die hiesige jüdische Gemeinde steht noch ganz unter dem Eindruck des unerwarteten und furchtbaren Verlustes, den sie durch den Tod der in allen Bevölkerungskreisen verehrten Gattin ihres früheren Rabbiners, der Frau Dr. Betty Sänger erlitten hat. Den Sabbatabend  verbrachte sie noch inmitten der Gemeindemitglieder, unter denen sie so gerne geweilt, anlässlich eines zu Chanukka veranstalteten Vergnügens und alle freuten sich ob ihres heiteren, fast jugendlichen Wesens. Und selbst den ganzen Sonntag ging sie noch ihren menschenfreundlichen Werken nach, die der Zweck ihres Lebens waren, ohne zu ahnen, dass am Abend dieses Tages der Todesengel in nur wenigen Minuten sie aus dieser Welt in jene andere, für die sie sich ihr ganzes Leben hindurch vorbereitet hatte, entführen sollte. Erlitt sie auch so den Tod, für den sie gebetet, so traf ihr jäher Heimgang Familie und Gemeinde umso niederdrückender. Nicht was Kinder und Angehörige verloren, soll hier zum Ausdruck kommen, sondern was dem Judentum genommen und was den Vielen, in deren Mitte sie gelebt, entrissen, soll ausgesprochen sein. Seit dem vor 13 1/2 Jahren erfolgten Tode ihres Gatten, dem sie eine wackere Frau im schönsten Sinne des Wortes gewesen, war ihr ganzes Leben ein einziges großes Liebeswerk. Sie kannte keinen Unterschied zwischen Arm und Reich, zwischen Hoch und Niedrig, für sie war jeder Mensch das Ebenbild Gottes, mit dem sich zu freuen in Stunden des Glückes sie beseligte, mit dem jedes irdische Leid innigst zu teilen, sie befriedigte und ihr Herzensgebot gewesen. Wie ihr ganzes Leben ein Gottesdienst war, so hatte sie ihr Haus zu einem Heiligtum gestaltet, darin Israels Gott verehrt und der Tora Wort strengstens befolgt worden ist. Mit ihr scheidet eine Persönlichkeit aus der Gemeinde, die jeder gekannt und jeder verehrt, die von jedem geschätzt und geliebt worden ist. In der Stunde ihrer Beisetzung zeigte sich trotz des schlechten Wetters, die innige und aufrichtige Teilnahme, die Juden und Christen ohne Unterschied ihr bezeugten. An ihrer Bahre sprach nach dem Ortsrabbiner Dr. Kahn, der ihre Verdienste als Rabbinersgattin und als Vorsitzende des Jüdischen Frauen-Vereins besonders hervorhob, der älteste Sohn, der Rabbiner an der Breslauer Synagogengemeinde, Dr. Sänger. Er dankte in seinem und der Geschwister Namen aus tiefbewegtem Herzen der allverehrten Mutter, die ihnen auf allen ihren Lebenswegen Vorbild und Leitstern gewesen. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."      

  
Dr. Moritz Moses Kahn wird neuer Rabbiner in Mergentheim (1909)  

Mergentheim FrfIsrFambl 31121909.jpg (14259 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 31. Dezember 1909: "Stuttgart. Zum Rabbiner des Bezirks Mergentheim wurde Dr. M. Kahn - Esslingen berufen."      

    
Investitur von Dr. Moritz Moses Kahn in Mergentheim (1910)  

Artikel in der "Tauber-Zeitung" vom Februar 1910 (Ausgabe 26/1910): "Bad Mergentheim, 1. Februar (1910). In der Synagoge der hiesigen israelitischen Gemeinde fand um 2 Uhr mittags die Investitur des Rabbiners Herrn Dr. Kahn statt. Eingeleitet wurde die feierliche Handlung durch den Vortrag verschiedener Psalmstücke durch den Synagogenchor unter Leitung des Herrn Lehrer Pappenheimer. Die festlichen Klänge, gehoben durch den gewaltig ans Herz sprechenden hebräischen Text, ergriffen alle Zuhörer, wie dann auch der Einzelgesang des Herrn Vorsängers. Hierauf betrat Herr Kirchenrat Dr. Kroner aus Stuttgart die Kanzel, und der ehrwürdige Greis im Silberhaar fesselte die Aufmerksamkeit der atemlos lauschenden Menge durch seiner Rede Gewalt. er zeichnete in großen Zügen die Aufgabe der Juden in der Jetztzeit: Die Juden waren früher ein Volk, sie sind es nicht mehr; sie waren eine Nation, sie sind es nicht mehr; einen Tempel hatten sie, er wurde zerstört, ein ärmliches neues, und abermals ein neues herrliches Gotteshaus trat an seine Stelle, um mit der heiligen Stadt in Trümmer gelegt zu werden. Was ist ihnen denn geblieben? Was hält die Zerstreuten innerlich zusammen? Nichts anderes als - um es kurz zu sagen - die Gottesidee, die innige Liebe zu dem Allbarmherzigen, der seine Gesetze und Rechte dort am Sinai offenbarte. Ihm zu dienen in Heiligkeit und Gerechtigkeit, das ist ihr einziger Ruhm, das ist ihre Ehre. So zeichnete der Redner die ideale Gemeinde der echten Israeliten, so stellte er auch dem von der Gemeinde gewählten Rabbiner seine schwere Aufgabe vor Augen. Der rechte Rabbiner kann und darf nicht sein ein Priester, der die Gemüter beherrscht; was ihn allein tüchtig macht, ist die Tiefe der Einsicht und Erkenntnis in göttlichen Dingen, das ist sein nimmermüder Eifer, den Armen und Elenden zu stützen, dem Bedrückten Schirm und Schutz zu sein und in Wort und Wandel immerdar ein Vorbild zu werden den Gemeindegliedern. Diesem Ideal nachzukommen, wird dem in sein Amt eintretenden Rabbiner erleichtert durch die Erziehung in dem Haus seiner frommen Eltern, wie durch sein früher geübtes schweres Amt in Eßlingen, wo er die Aufgabe hatte, Jünglinge heranzubilden zu Vorsängern, und wo man ihn nur ungern scheiden sag. - Dass die israelitische Gemeinde in der Wahl ihres Rabbiners eine glückliche Hand gehabt, das zeigte sich sodann beim Auftreten des Herrn Kahn selbst, der in einer gehaltvollen Rede - die einen Blick tun ließ in die Tiefe seiner Gelehrsamkeit sowohl, wie in den Ernst seines Wollens - seine Stelle zu der Gemeinde kennzeichnete, um deren nachsichtige, helfende und tragende Liebe er in bewegten Worten bat, Treue um Treue bietend. Besiegelt wurden diese Worte durch ein Gebet für Kaiser und Reich, für unser engeres und weiteres Vaterland, dem als opferwillige Bürger und Untertanen mit Einsetzung von Gut und Blut zu dienen die beiden Redner als der Juden gerne geübte, heilige Pflicht zuvor schon bezeichnet hatten. Dass diese Worte einen Widerhall in den Herzen der Gemeinde gefunden, das bewies sodann die Begrüßungsansprache des Herrn Lehrers Pappenheimer. Mit der ganzen Gemeinde ist er von der frohen Hoffnung getragen, dass der Eintritt des Herrn Rabbiners in der Entwicklung aller Gemeindeangelegenheiten eine Bewegung nach oben bedeutet, und dass der Gewählte in seinem großen Wirkungskreis auf freundliches Entgegenkommen und Verständnis allenthalben wird rechnen dürfen. Er hofft, dass die Gemeinde nicht so bald wieder in die Lage komme, einen Rabbiner zu wählen, sondern dass Gottes Segen den Erwählten geleiten möge, ihn und seine Familie; dass ihm beschieden sein möge eine lange Zeit friedlicher und gedeihlicher Wirksamkeit. - Von all diesen zu Herzen gehenden Worten im Innersten bewegt, verließ die Gemeinde ihr Gotteshaus, um dann abends mit ihrem Seelsorger sich zusammenzufinden in schöner Geselligkeit. Über den Verlauf des Bankettes werden wir morgen berichten. "      
 
Artikel in der "Tauber-Zeitung" vom Februar 1910 (Ausgabe 27/1910): "Bad Mergentheim, 1. Februar (1910). Mit der israelitischen Gemeinde versammelten sich zu Ehren des Herrn Rabbiners Dr. Kahn Vertreter aller Konfessionen in der zu diesem Zweck vorzüglich geeigneten Rosenhalle zu einem Bankett. Herrn Lehrer Pappenheimer war der Vorsitz übertragen worden, und er wurde seiner Aufgabe in geradezu vorbildlicher Weise gerecht. Ohne sich selbst in den Vordergrund zu drängen, leitete er mit feinstem Takt und ruhiger Sicherheit die Versammlung, die denn auch durchaus harmonisch verlief, zumal neben dem ethischen Moment das ästhetische zu seinem vollen Rechte kam, da ein reicher Damenflor dem Ganzen Glanz und Schmuck verlieh. Der Vorsitzende begrüßte die Versammlung und dankte vor allem den Vertretern der Kirche und Schule für ihr Erscheinen, wie namentlich dem Herrn Oberamtmann Mögling und Herrn Stadtschultheiß Klotzbücher. Leider war Herr Oberkirchenrat Dr. Kroner durch viele dringende Berufsgeschäfte nach Stuttgart abberufen worden, und so entging der Versammlung der erlesene Genuss, den berühmten Redner seinen Gedankenreichtum auch hier entfalten zu sehen. Trotzdem kamen die Anwesenden auf ihre Rechnung. Hatte Herr Hermann Hirsch in wohlgesetzten Worden der Freude Ausdruck verliehen, dass die so wichtige Frage der Neubesetzung des Rabbinats eine so glückliche Lösung gefunden, so wies Herr Stadtschultheiß Klotzbücher auf die großen Schwierigkeiten hin, welche sich auch für den Rabbiner erheben aus der konfessionellen Zusammensetzung, wie aber alle Richtungen in einem Brennpunkte sich vereinigen müssen, denn auf dem Felde ausgleichender sozialer Sorge für den Nächsten, in der Betätigung uneigennütziger Nächstenliebe gibt es keinen Unterschied und Keine Rangordnung. Da hat jeder mit dem ganzen Gewicht seiner Persönlichkeit einzutreten, und Herr Dr. Kahn wird sein Wort zu lösen wissen, mit Rat und Tat behilflich zu sein, zu arbeiten auf diesem unermesslichen Gebiet, zumal es an Männern gebricht, die ohne Ansehen der Person, ohne Parteilichkeit das Wohl aller Nächsten im Auge haben. Dieser Appell, an das Herz aller Anwesenden gerichtet, verfehlte denn auch seine Wirkung nicht, und die wirklich geistvollen Ausführungen des Redners wurden mit jubelndem Beifall begrüßt. - Ebenso wihltuend berührten die Worte, die Herr Stadtpfarrverweser Nast an die Zuhörer richtete. Bei mancherlei Differenzen, die sich in der Auffassung religiöser Fragen ergeben müssen, ist doch der Grundton in allen wesentlichen ethischen Fragen festzuhalten und gemeinsam, und so kann uns nichts abhalten, einander mit aufrichtiger Achtung und herzlichem Vertrauen zu begegnen. - Denselben Geist atmete die Rede des Herrn Oberamtmann Mögling, der die Gedankenreihen zusammenfassend und ergänzend die Notwendigkeit der Zusammenschlusses aller Kräfte im weitesten Kreise betonte. - Einen mehr internen Charakter hatte die Rede des Herrn Dr. Kallner, die als Vorstand des Synagogenchors den Herrn Rabbiner für diesen wichtigen Zweig des Kultus zu erwärmen wusste. - In vorgerückter Stunde wusste Herr Ferd. Heß noch einmal alle Anwesenden zu fesseln durch die Schilderung der priesterlichen Amtsweihe, wie sie sich in alten Zeiten unter Beobachtung tiefsinniger Symbolik vollzog, wo die Eingangspforte des Geistes, das Ohr, die Hand als Werkzeug unsträflicher Tat, und der rechte Fuß geweiht wurden, zu wandeln auf dem Wege der Tugend. Wie er dann den Übergang fand zu der allverständlichen Sprache der Gegenwart, das war ebenso schwer für ihn auszuführen, wie es ergötzlich war für alle Zuhörer, die ihm gerne folgten in das Eden der allbeglückenden Liebe, - und den Priesterinnen der Liebe, den Frauen galt sein Hoch.    Auf diese fast unübersehbare Reihe der Reden hatte nun der Gefeierte einzugehen, und mit einer erstaunlichen Schlagfertigkeit, einem Reichtum treffenden Witzes, in angenehmstem Wechsel von schwerem Ernst und spielendem Schwer wusste er allen und allen gerecht zu werden, sodass dieser Abend wohl der israelitischen Gemeinde als der Anfang einer Ära äußeren und inneren Wachstums und glücklichen Gedeihens verbürgt sein mag. - Das gehe Gott!"

     
Zur Beisetzung von Klara Cahn, Gattin von Bezirksrabbiner Dr. Moritz Moses Kahn (1934)       

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. November 1934: "Bad Mergentheim, 29. Oktober (1934). Gestern wurde hier Frau Klara Cahn, die Gattin unseres Bezirksrabbiners Dr. M. Kahn, unter großer Beteiligung zur letzten Ruhestätte nach Unterbalbach geleitet. 'Siehe, im Zelt' (1. Mose 18,9) bezeichnet wie das Leben Sarahs so auch das dieser frommen Rabbinersfrau, deren Sinn ganz auf ihre Tätigkeit in ihrem frommen Hause gerichtet war. Sie war eine liebende Gattin und eine treusorgende Mutter ihrem einzigen Sohne. Dann aber war sie Freundin all den vielen, welche als Bekannte kamen oder als Lernende zu jeder Tagesstunde eine freundliche Aufnahme bei ihr fanden, sie war Beraterin all den Vielen, welche ihres Mannes und ihren Rat suchen. In den Werken der menschlichen Liebestätigkeit (25 Jahre lang war sie Vorsteherin des Grauenvereins) reichte aber ihr Wirken weit über die Grenzen ihres Zeltes hinaus. So ist sie, mehr als die meisten ihrer Bekannten wussten, segnende und gesegnete Helferin ihres Mannes geworden. Möge Gott ihren Hinterbliebenen Trost senden. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."   
 
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. November 1934: 
"In der Frühe des gestrigen Sabbats ist unsere innigst geliebte Gattin, Mutter und Großmutter 
Frau Klara Kahn geb. Marx
 
nach langem geduldig ertragenem Leiden von der gütigen Vorsehung in die ewige Ruhe hinübergenommen worden.  
Bad Mergentheim, 28. Oktober 1934. 
Rabbiner Dr. M. Kahn   Erich Kahn und Frau Else geb. Jeselsohn."      
 
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. November 1934:  
Ein ähnlicher Bericht wie im "Israelit" erschien auch in der "Gemeinde-Zeitung"      

      
Hochzeitsanzeige von Rabbiner Dr. Kahn und Lina geb. Oppenheimer (1937)   
Anmerkung: nach dem Tod von Klara Kahn geb. Marx (siehe oben) am 26. Oktober 1934 heiratete Rabbiner Dr. Kahn in zweiter Ehe Lina geb. Oppenheimer, eine am 21. Dezember 1891 in Treuchtlingen geborene Tochter von Max Oppenheimer und Hina geb. Eldod.    

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. Juli 1937: 
"Freunden und Bekannten zeigen wir unsere am Mittwoch, 4. August (27. Av) in Stuttgart, Pension Agulnik, Eberhardstraße 69, stattfindende Trauung an. 
Rabbiner Dr. Kahn, Bad Mergentheim, Lina Kahn geb. Oppenheimer, Treuchtlingen."      

  
Weitere Dokumente zu Rabbiner Dr. Kahn  
(aus der Sammlung von Hartwig Behr, Bad Mergentheim)  

Karte an Rabbiner Dr. Kahn von 
Lehrer Zwick in Odenheim (1919) 
Mergentheim Dok RKahn K001.jpg (163853 Byte) Mergentheim Dok RKahn K001a.jpg (137640 Byte)
  Die Karte wurde mit Poststempel vom 30.4.1919 von Odenheim nach Mergentheim geschickt. 
Übersetzung der Karte von Eggert Hornig / Schimschon Ofer
     
 Karte an Rabbiner 
Dr. Kahn (1907) aus Stuttgart
  
Mergentheim Dok RKahn K002.jpg (131176 Byte) Mergentheim Dok RKahn K002a.jpg (109658 Byte)
  Die Karte wurde an Rabbiner Dr. Kahn in seiner Heimatgemeinde Baisingen (noch vor seiner Zeit in Mergentheim) geschickt. Sie trägt den Ankunftsstempel in Baisingen am 5. September 1907. 
Übersetzung der Karte von Eggert Hornig / Schimschon Ofer.   
     
Karte an Rabbiner Dr. Kahn und Frau 
aus Spandau (1914)  
Mergentheim Dok RKahn K003.jpg (200827 Byte) Mergentheim Dok RKahn K003a.jpg (157917 Byte)
  Die Karte wurde an Herrn und Frau Dr. Kahn am 14. März 1914 aus Spandau verschickt; 
der Absender Dr. Jacob Kallner war (Armen-)Arzt und lebte mit seiner Frau Berta und 
Kindern vor 1914 in Mergentheim. Übersetzung der Karte von Eggert Hornig / Schimschon Ofer
     
 Karte an Rabbiner Dr. Kahn 
aus Ansbach 
(Jahreszahl unklar) 
Mergentheim Dok RKahn K004.jpg (157385 Byte) Mergentheim Dok RKahn K004a.jpg (82514 Byte)
  Auf der Rückseite der Karte findet sich die Anfrage nach einer Beschneidung: "Sonntag abend 1/2 7 Uhr Kind geboren, wann der Briss, Sonntag oder Montag, Stern Niederstetten 14 anrufen". Dr. Kahn wird in Kürze, über das richtige Datum der Beschneidung zu befinden. Max Stern in Niederstetten war (nach Angaben von Bruno Stern: Meine Jugenderinnerungen S. 117) Mohel (Beschneider) und soll die Beschneidung in Ansbach vornehmen.    
     
Dankeskarte an Herrn und 
Frau Rabbiner Dr. Kahn (1918)  
Mergentheim Dok RKahn K005.jpg (167979 Byte) Mergentheim Dok RKahn K005a.jpg (224147 Byte)
  Die Karte wurde am 15. Juni 1918 (Poststempel) von Stuttgart nach Mergentheim geschickt. 
     
Postkarte von Rabbiner Dr. Kahn an die
Buchhandlung A. Rothschild in Frankfurt (1923) 
   
  Die Karte wurde am 16. September 1923 von Bad Mergentheim nach Frankfurt geschickt; das Porto für die Karte betrug durch die Inflationszeit 30.000 Reichsmark.  Bei der Buchhandlung A. Rothschild handelt es sich um die zweitälteste jüdische Buchhandlung in Frankfurt, die 1858 von dem Toraschreiber Anselm Meier Rothschild gegründet wurde. Seit 1920 wurde sie von Jacob Rotschild in der Allerheiligenstraße 72 im ersten Stock des Hauses geführt.  
     

   
   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und weiterer Kultusbeamten 
Ausschreibung der Stelle des Schächters (1871) 

Mergentheim Israelit 26071871.jpg (54512 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Juli 1871: "Die Stelle eines Schächters ist in hiesiger Gemeinde vakant und soll in Bälde wieder besetzt werden. Das Einkommen der Stelle beläuft sich auf circa 350 fl. nebst freier Wohnung und kann sich durch Übernahme einiger Nebenämter durch einen verheirateten Mann auf weitere 200 fl. erhöhen. Bewerber haben sich innerhalb 3 Wochen an den unterzeichneten Vorstand zu wenden, wobei bemerkt wird, dass einem Ben Tora (Toragelehrten) der Vorzug gegeben würde. 
Mergentheim, 10. Juli 1871. 
Das israelitische Kirchenvorsteheramt. Für dasselbe: Rabbiner Gunzenhauser."       

  
Lehrer Hermann Schlesinger tritt in den Ruhestand (1889, war Lehrer in Mergentheim von 1853 bis 1889)  
Anmerkung: Lehrer Hermann Schlesinger (geb. 24. Juni 1817 in Hochberg als Sohn von Louis/Löw Schlesinger und seiner Frau Besle/Lisette Babette geb. Engel) besuchte die Lehrerbildungsanstalt am Königlichen Waisenhaus in Stuttgart. Er war von Dezember 1837 bis März 1838 Schulgehilfe in Hochberg. Danach war er Vorsängeramtsverweser in Unterdeufstetten und ab Ende Januar 1839 in Korb. Im Juli 1841 erhielt er die Vorsänger- und Lehrerstelle in Berlichingen. Am 1. Dezember 1841 heiratete er Chawa geb. Berlinger (eine 1813 geborene Tochter des Benjamin Berlinger und seiner Frau Höfle). Später war er in Mühlen am Neckar tätig und seit 1853 in Mergentheim. Nach dem Tod seiner ersten Frau am 14. Mai 1876 heiratete er in zweiter Ehe am 22. Januar 1877 Karoline geb. Fränkel (geb. am 21. November 1841 in Obernbreit als Sohn des dortigen Lehrer David Fränkel und seiner Frau Emilie). Aus erster Ehe entstammten die Kinder Löb (geb. 1842, wanderte 1862 aus und was später Lehrer in New York), Benjamin (1844), Rösle (1845, heiratete 1869 ins Badische), Tobias (1847, wanderte 1867 nach Amerika aus), Veit (1853). Aus zweiter Ehe entstammte der Sohn und spätere Rabbiner Dr. Abraham Schlesinger: geb. 20. März 1882 in Mergentheim, gest. 1961 in Jerusalem (war 1916-1938 Rabbiner in Bad Buchau). 

Mergentheim Israelit 31011889.jpg (169636 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Januar 1889: "Mergentheim. Nach zurückgelegter 54-jähriger Amtstätigkeit wurde am 1. Oktober vorigen Jahres der hiesige Lehrer und Vorsänger Herr Hermann Schlesinger seinem Ansuchen entsprechend wegen leidender Gesundheit von der israelitischen Oberkirchenbehörde in den Ruhestand versetzt. Herr Schlesinger hat sich während seiner Lehrtätigkeit als eifriger und pflichtgetreuer Beamter die Anerkennung und Zufriedenheit sowohl seiner ihm vorgesetzten Behörde als auch den Gemeinden, welche er als Lehrer vorgestanden, im vollsten Maße erworben. Im strengsten Sinne des Wortes genommen, war derselbe ein treuer Winzer im Weinberge des Herrn - im Weinberge des Herrn Zebaoth. Das Ziel seines Wirkens ging stets dahin, seinen Schülern eine feste religiöse Grundlage zu geben, und eine gute Erziehung zu befördern; dass dieses Prinzip von Herrn Schlesinger hochgehalten wurde, beweist auch der Umstand, dass eine große Anzahl seiner einstigen Schüler in der jetzigen religiösen sturmbewegten Zeit ihre treue Anhänglichkeit für das angestammte heilige Erbgut Israels, nur ihrem musterhaften Lehrer zu verdanken haben, der es verstanden hatte, die jugendlichen Gemüter für das religiöse Leben zu gewinnen und die Wahrheiten der Gotteslehre derselben fest einzuprägen. Seine erste Anstellung als Lehrer erhielt Herr Schlesinger in der Gemeinde Korb, im badischen Bezirksamt Adelsheim; später wirkte derselbe als Lehrer in den württembergischen Gemeinden Deufstetten, Berlichingen und Mühlen am Neckar. Von letztem Orte aus, einem Rufe der hiesigen Gemeinde folgende, wurde ihm, im Jahre 1853 die hiesige Lehrer- und Vorsängerstelle übertragen, welche er volle 36 Jahre innehatte. In dankbarem Andenken an seine hiesige Lehrtätigkeit, wurde kürzlich ein Bankett veranstaltet, wobei die Ehrengaben, von der hiesigen Gemeinde gewidmet, bestehend in einem Pokal, einem Regulateur, sowie einem fein gepolsterten Lehnsessel vom Herrn Rabbiner in Gegenwart der ganzen Gemeinde mit warmen Worten des Dankes und der Anerkennung dem Jubilar überrecht wurden. Möge Herr Schlesinger lange noch im Kreise seiner Familie und Gemeinde ein heiterer und froher Lebensabend mit stetiger Gesundheit und Wohlergehen beschieden sein!"  

   
Zum Tod des Religionslehrers Raphael Fränkel, Schwiegervater von Lehrer Hermann Schlesinger (1890; war 57 Jahre Lehrer in Obernbreit)  
Anmerkung: Raphael Fränkel starb am 6. Januar 1890 in Mergentheim und wurde am 8. Januar 1890 im jüdischen Friedhof in Unterbalbach beigesetzt.   

Mergentheim Israelit 13021890.jpg (186653 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Februar 1890: "Mergentheim im Februar 1890. Im vorigen Monate entschlief hier im Alter von 86 Jahren der von Obernbreit zu seinem Schwiegersohn übersiedelte vormalige Religionslehrer Raphael Fränkel, der es vermöge seines biederen, bescheidenen Charakters, seiner gediegenen religiösen und profanen Kenntnisse verdient, dass ihm in diesen Annalen des Judentums ein Ehrendenkmal gestiftet werde. In Binswangen im bayrischen Schwaben als Sohn des weil. Rabbiners Abraham Fränkel geboren, genoss er dessen Unterricht, wie den seines Schwagers, des nachmaligen Rabbiners Is. Hirsch Gunzenhausen und später den des Rabbiners Aron Gugenheimer in Kriegshaber bei Augsburg, woselbst er unter 27 Lehramts-Kandidaten das beste Examen bestand.  
Als der begabteste unter vielen Geschwistern, musste er zu deren Unterstützung sowie seiner Mutter bald auf den Broterwerb bedacht sein. Er nahm daher eine Privat-Lehrerstelle im Hause des berühmten Rabbi Wolf Hamburger in Fürth an, wobei er sich dessen Hochachtung erwarb und in seinen Talmudstudien sehr befördert wurde, sodass der gefeierte Meister nach einiger Jahren mit Bedauern ihn aus seiner Familie und seinem Kreise zum Antritt der Religionslehrerstelle in Obernbreit scheiden sah.  
Daselbst wirkte der gewissenhafte und pflichtgetreue Pädagoge 57 Jahre, vom Vertrauen seiner Gemeinde, der Dankbarkeit und Verehrung zahlreicher Schüler umgeben, die er nicht nur in die Hallen der Tora, sondern auch in das allgemeine Gebiet des Wissens mit ungemeinem Lehrgeschick einzuführen verstand. Es tat ihm aber wohl, nach Jahren aus der Ferne vielfache Beweise der Anhänglichkeit zu empfangen und von allen Seiten durch zarte Aufmerksamkeit sich geehrt zu sehen. Auch sonst praktisch als Buchführer, Korrespondent und Versicherungsagent tätig, wurde er bei seinem fünfzigjährigen Dienstjubiläum von der Direktion der bayerischen Hypotheken- und Wechselbank durch ein ehrenvolles Diplom und ein ansehnliches Geschenk ausgezeichnet.  
In den letzten zwei Jahren war er körperlich wohl geschwächt, sein Geist aber immer rege, hell und munter, seiner Umgebung, aus dem reichen Schatz seiner Erinnerungen menschenfreundlich mitteilend.  
Seine Würdigkeit und Beliebtheit sprach sich bei seinem großen Leichenbegängnisse aus, bei welchem Rabbiner und Vorsänger seinen Verdiensten die gerechte Würdigung zuteil werden ließen."        

   
Über Lehrer Seligmann Pappenheimer (Lehrer in Bad Mergentheim von 1889 bis 1923)   

Lehrer Seligmann Pappenheimer ist am 26. November 1860 in Oberdorf geboren als Sohn des Handelsmannes Simon Pappenheimer und seiner Frau Sara geb. Hainsfurter. Er studierte 1876 bis 1879 als Lehrerseminar in Esslingen. 1879 wurde er Lehrer in Talheim, später in Lauchheim. Seit dem 1. April 1889 war er Lehrer in Mergentheim. Er ist vermutlich 1923 in den Ruhestand getreten (Neuausschreibung der Stelle siehe unten) und starb am 9. März (Familienregister, nach Fechenbach am 10. März) 1934 in Mergentheim.
Seligmann Pappenheimer war verheiratet mit Regina geb. Wassermann (geb. 20. Februar 1863 in Lauchheim als Tochter von Julius Wassermann und seiner Frau Babette geb. Levi). Sie ist am 4. April 1935 in das Israelitische Altersheim nach Heilbronn-Sontheim verzogen. Sie wurde 1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wo sie am 6. September 1962 umgekommen ist.  
Quellen: Hahn: Jüdisches Leben in Esslingen S. 465; Fechenbach S. 31.185.    
Zum Tod des Sohnes von Lehrer Seligmann Pappenheimer Max Pappenheimer (geb. am 12. Juni 1889 in Bad Mergentheim) als Fliegerleutnant im Ersten Weltkrieg 1918 siehe unten.    

      
70. Geburtstag von Oberlehrer a.D. Pappenheimer (1930)         

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. Dezember 1930: "Mergentheim. Oberlehrer a.D. Pappenheimer, der wegen seines offenen Charakters, seiner großen Gewissenhaftigkeit und äußersten Pünktlichkeit in seinem beruflichen als auch privaten Leben in weiten Kreisen höchste Achtung genießt, durfte am 26. November in bester Gesundheit das 70. Lebensjahr vollenden. Möge dem rüstigen, allezeit arbeitsfreudigen Manne auch weiterhin ein gesegneter Lebensabend beschieden sein!"           
 
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Dezember 1930:  Artikel ist noch auszuschreiben.        

     
Ausschreibungen der Stelle des Vorsängers und Religionslehrers (1923 / 1924 / 1926 / 1929)  

Mergentheim Israelit 02081923.jpg (45695 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. August 1923: "Gesucht wird ein jüngerer, lediger, seminaristisch gebildeter Vorsänger und Religionslehrer, musikalisch geschult mit guter Stimme, befähigt den Synagogenchor (ohne Orgel) zu leiten. Gehaltsklasse 7 der Reichsbesoldungsordnung Nebeneinkommen. Persönliche Vorstellung nur auf Verlangen. Bewerbungen mit Lebenslauf an Israelitisches Kirchenvorsteheramt Bad Mergentheim."      
  
Mergentheim Israelit 31011924.jpg (68758 Byte) Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Januar 1924
"Wir suchen einen seminaristisch gebildeten, womöglich ledigen 
Vorsänger und Religionslehrer
mit guter Stimme und musikalisch geschult. Gehalt der VII. Gruppe der Reichsbesoldungsordnung sowie Nebeneinkommen. Bewerbungen mit ausführlichem Lebenslauf und Zeugnisabschriften an 
Israelitisches Kirchenvorsteheramt Bad Mergentheim
."     
Anmerkung: 1924 wird als Lehrer J. Bayer genannt.   
   
Mergentheim Israelit 17121925.jpg (42605 Byte) Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Dezember 1925: "Wir suchen auf 15. März 1926 einen seminaristisch gebildeten, womöglich ledigen Vorbeter und Religionslehrer mit guter Stimme, musikalisch geschult. Gehalt VII. Gruppe der Reichsbesoldungsordnung, sowie Nebeneinkommen. Bewerbungen mit ausführlichem Lebenslauf und Zeugnisabschriften an Israelitisches Gemeindevorsteheramt Bad Mergentheim."       
   
Bad Mergentheim GemZeitung Wue 01091929.jpg (33471 Byte)Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. September 1929
"Israelitischer Oberrat. Bewerberaufruf. 
Bewerber um die Stelle des israelitischen Religionslehrers in Mergentheim haben sich unter Vorlegung eines Lebenslaufs und ihrer Zeugnisse bis zum 22. September 1929 beim Israelitischen Oberrat in Stuttgart zu melden. 
Stuttgart, 26. August 1929."     
 
Mergentheim Israelit 29081929.jpg (82937 Byte) Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. August 1929: "Die Stelle eines Religionslehrers in Bad Mergentheim soll wieder durch einen lebenslänglich zu ernennenden Beamten besetzt werden. Orthodoxe und musikalische Bewerber, die die deutsche Reichsnagehörigkeit besitzen und beide Volksschullehrerdienstprüfungen erstanden haben, wollen sich bis zum 22. September 1929 bei der unterzeichneten Stelle melden. Die Besoldung richtet sich nach Gruppe 8a der Württembergischen Besoldungsordnung (Reichsbesoldungsordnung 4c) zuzüglich Wohnungsgeld, Ortsklasse B und eventuelle Kinderzuschläge und wird aus der Israelitischen Zentralkasse bezahlt. Die außerhalb Württembergs zugebrachten Dienstjahre werden voll in Anrechnung gebracht. Dienstwohnung ist vorhanden. Umzugs- und Reisekosten werden vergütet. Der Bewerber muss die Befähigung haben, einen Synagogenchor zu leiten. Die Stelle sollte bis zum 1. November 1929 besetzt werden. 
Der Oberrat der israelitischen Religionsgemeinschaft Württembergs, Stuttgart, Reinsburgstraße 19, II. Stock."      
Anmerkung: Auf die Ausschreibung der Stelle bewarb sich erfolgreich Lehrer Adolf Frankfurt.   

     
Geburtsanzeige des Sohnes von Lehrer Adolf Frankfurt und Emmi geb. Wechsler (1931) 
Anmerkung: Es handelt sich um den Sohn Norbert des Lehrers Adolf Frankfurt (geb. 7. September 1906 in Nürnberg als Sohn des dortigen Kultusbeamten Herz Frankfurt und der Toni geb. Heimann) und seiner Frau Emmi geb. Wechsler (geb. 10. Oktober 1906 in Fürth als Tochter des Kaufmann Mendel [?] Wechsler und der Knila [?] geb. Bamberger). Adolf und Toni waren seit 11. Juni 1929 in Frankfurt am Main verheiratet. Norbert ist am 24. Juli 1931 in Bad Mergentheim geboren. Lehrer Adolf Frankfurt ist mit seiner Frau am 12. April 1931 von Frankfurt nach Bad Mergentheim gezogen (Wohnung: Holzapfelgasse 15, sog. "Rabbinerhaus"). Am 21. Mai 1934 verließ die Familie Bad Mergentheim, um nach Palästina auszuwandern. 
(Angaben von Hartwig Behr, Bad Mergentheim)   

Mergentheim Israelit 30071931.jpg (26504 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Juli 1931:  
"Gott sei gepriesen. 
Ein gesunder Junge angekommen. 
Adolf Frankfurt - Emmi Frankfurt-Wechsler.  
Bad Mergentheim. 
10. Aw 5691."   (= 24. Juli 1931)    

    
    
    
Berichte aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben         
Unterstützung jüdischer Armer in Bad Mergentheim durch christliche Personen 
und andere Mitteilungen, u.a. der Sohn des Mergentheimer Arztes Dr. Eichberg wird zum Leutnant ernannt (1859)
      

Mergentheim AZJ 06061859.jpg (343146 Byte) Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 6. Juni 1859: "Aus dem württembergischen Franken, 20. Mai. Der Schwäbische Merkur vom 22. April dieses Jahres enthält Folgendes: 'Mergentheim. Es wurden in der jüngsten Zeit von den hier verstorbenen Oberzoll-Kontrolleur J. F. Weismann'schen Eheleuten und der Witwe Lippert die hiesigen Armen israelitischer Konfession mit Legaten von je 10 Gulden und 25 Gulden bedacht. Für diese Beweise wirktätiger Nächstenliebe und Toleranz bringt hiermit dem Andenken dieser edlen Menschenfreunde die verdiente öffentliche Huldigung dar  der Bezirksrabbiner Sänger.'  
Dieser Annonce unseres würdigen Herrn Rabbinen habe ich noch Nachstehendes beizufügen.  
Derartige tolerante Kundgebungen von Seiten unserer christlichen Mitbürger stehen in Württemberg keineswegs vereinzelt da. So fließen alljährlich schöne Beiträge von christlichen Wohltätern in das israelitische Waisenhaus zu Esslingen, und geht namentlich unser erhabener Monarch wie die ganze königliche Familie in dieser Beziehung mit dem löblichen Beispiel stets voran, indem Höchstdieselben schon reichliche Spenden in jenes Institut von Jahr zu Jahr stifteten. Erst kürzlich schenkte auch Seine königliche Majestät der israelitischen Gemeinde Michelbach für ihre restaurierte Synagoge vier Kronleuchter.  
Was unser genanntes Waisenhaus betrifft, so ist nicht zu verkennen, dass im Allgemeinen die Israeliten Württembergs dasselbe auf eine sehr wohltätige Weise unterstützen. Aber gerade in unserer Gegend geschieht von der Partei der 'Frömmler' bei Weitem nicht so viel Gutes für dasselbe, als es sich sollte erwarten lassen. es wird nämlich vorgeschützt, dass unser Waisenhaus nicht darauf Bedacht nähme, 'gute Jüden' zu erziehen. Allerdings stehen bei jenem keine Männer an der Spitze, wie sie unsere Hyperorthodoxie für wünschenswert erachtet. Allein das Streben jener Vorgesetzten ist entschieden darauf gerichtet, die ihnen anvertrauten Waisen als brave, rechtschaffene Israeliten heranzubilden. Doch alle vernünftigen Vorstellungen sind bei jenen Frömmlern vergebens; es gehört eben zu den Grundsätzen derselben, Alles, was nciht von ihnen oder ihrem Anhange ausgeht, hintenanzusetzen. Während dieselben, wenn es sich um eine Kollekte für eine Faulenzer-Gesellschaft in Jerusalem handelt, in kurzer Zeit bedeutende Summen zusammenschießen, nehmen sie Anstand, für jenes schöne, zweckmäßige Institut irgendetwas beizutragen. 
Dergleichen verkehrte Ansichten und Kundgebungen bestehen jedoch unter den Israeliten Württembergs sehr selten, und wenn in dieser Beziehung gerade eine gewisse Partei der hiesigen Gegend sich auszeichnet und seit neuerer Zeit besonders breit macht, so ist dies hauptsächlich dem Umstande zuzuschreiben, dass die Extravaganzen, welche von obskuren Israeliten des benachbarten Würzburg und seiner Umgegend ausgehen, auch bei uns ihre nachteilige Wirkung nciht verfehlen. 
Wie die Anhänger jener Partei ihre andern Glaubensgenossen, welche sie nicht zu den Glückseligmachern rechnen, unter dem Deckmantel der Frömmelei zu behandeln suchen, darüber will ich mich vorläufig nicht aussprechen, obgleich es an sehr interessanten Beispielen keineswegs fehlt. - Zu den Ernennungen, welche Seine königliche Majestät vermöge höchster Entschließung vom 3. Mai dieses Jahres im königlichen Truppencorps zu verfügen geruhten, gehört auch die, dass der praktische Arzt Herr Dr. Eichberg von Mergentheim zum Oberarzt beim königlichen Militär mit dem Rang als Leutnant ernannt wurde. Auch ein militärpflichtiger Sohn des Herrn Kirchenrat Dr. Mayer aus Stuttgart wurde sogleich als Leutnant aufgenommen. Es sind dies nämlich die ersten Fälle, dass Israeliten Württembergs auch zu Offizierstellen gelangten."        

    
Gründung einer Ortsgruppe des Verbandes der Sabbatfreunde (1906
)   
Anmerkung: Rabbiner Dr. Moses Kahn (ab 1910 Rabbiner in Mergentheim) war ab 1899 als Seminarlehrer in Esslingen (am Lehrerseminar in der Ausbildung der jüdischen Lehramtskandidaten) tätig. Er führte die Berufsbezeichnung "Rabbiner", ohne bei der jüdischen Gemeinde Esslingen als solcher angestellt zu sein. Zeitweise war er von Esslingen aus Rabbinatsverweser in Freudental. Dr. Kahn erteilte auch Religionsunterricht für die jüdischen Schülerinnen und Schüler in Esslingen. Sehr engagiert war er in seiner Vortragstätigkeit in ganz Württemberg. Am 20. Januar 1910 verzog Dr. Kahn mit Frau Klara geb. Marx und dem 1903 in Esslingen geborenen Sohn Erich nach Mergentheim.    

Artikel in der "Frankfurter Israelitischen Familienzeitung" vom 31. August 1906: "Stuttgart. Nach Vortrag des Herrn Rabbiner und Seminarlehrer Dr. Kahn - Esslingen wurden in Niederstetten und in Mergentheim Ortsgruppen des Verbandes der Sabbatfreunde gegründet."    

    
Beobachtungen anlässlich eines Manövers in Bad Mergentheim (1909)   

Mergentheim AZJ 08101909.jpg (89212 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 8. Oktober 1909: "Stuttgart, 26. September (1909). Die 'Neckar-Zeitung' schreibt anlässlich der Manöver in Württemberg: Geradezu rührend herzlich und aufopfernd ist in diesem Krieg in Friedenstagen die Haltung der Bevölkerung gewesen. Das wehrhafte Geschlecht, das im Taubertale, längs dem Kocher und der Jagst und in den Bergen nach dem Odenwald hin sitzt und von Landsknechtzeiten her dem Waffenhandwerk hold war, hat einen gar trefflichen Manöver-Resonanzboden abgegeben. Willig, ja mit einer Begeisterung, die sich in über das vereinbarte Maß weit hinausgehender Verpflegung des einzelnen Mannes ausdrückt, hat das liebenswerte, frohe Völkchen jener Weingegend die Einquartierungslasten getragen. Auch der starke jüdische Bevölkerungseinschuss dort an der badischen und württembergischen Landesgrenze, hat trotz der gerade fallenden hohen Feiertage, in der bereiten Gastfreundlichkeit der Aufnahme mit seinen christlichen Mitbürgern gewetteifert. Zwei niedliche kleine Episoden seien in diesem Zusammenhang hier registriert: In Mergentheim, wo es ein koscheres Hotel gibt, wies die unter den hebräischen Schildzeiten hängende Quartiertafel die Kreideankündigung auf: 'Einquartiert, Vizefeldwebel Christ'. Und wenige Schritt weiter ließ, direkt unter der Firmentafel 'S. Rothschild, Bankgeschäft', der Name 'Militärische Pumpstation' allerhand lustige Deutungen zu."      

  
Ein Eruv wird um den Kurpark gelegt (1922)  

Mergentheim Israelit 29061922.jpg (46797 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. Juni 1922: "Mergentheim, 23. Juni (1922). Dieser Tage hat die Kurverwaltung des hiesigen Karlsbades auf Wunsch des Ortsrabbiners den Kurpark mit einem Eruv versehen und zwar auf ihre eigenen Kosten, sodass es möglich ist, am Sabbat innerhalb des Kurparkes und der Gebäude des Karlsbades zu 'tragen'. Die nicht wenigen orthodoxen Badegäste sind der Kurverwaltung für dieses freundliche Entgegenkommen sehr dankbar.      

      
Wahlen zum Vorsteheramt (1924)       

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 15. Juni 1924: "Mergentheim. Wahlen zum Vorsteheramt. Zu Gemeindevorstehern wurden Max Fechenbach, Dr. Hirnheimer, Hugo Kahn, Lehrer a.D. Pappenheimer gewählt. Zum Vorsitzenden wurde Rabbiner Dr. Kahn, zum stellvertretenden Vorsitzenden Max Fechenbach ernannt. Die Wahlbeteiligung war sehr lebhaft. von 147 Wahlberechtigten traten 122 also 82 % zur Urne".          


Bezirkstagung der Agudas Jisroel Jugendorganisation des Bezirkes Mergentheim (1925)   
Anmerkung: zur Agudas Jisroel siehe Wikipedia-Artikel "Agudat Jisra'el"       

Mergentheim Israelit 29101925.jpg (142768 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. Oktober 1925: "Die Bezirkstagung in Mergentheim.  
Wenn auch in der Regel die Leiter eines wie immer gearteten Unternehmens dessen Bedeutung hervorzuheben bemüht sind, so ist damit nicht erwiesen, dass ihre Sache wirklich groß ist. So geht es auch mit Tagungen. Damit aber sollen diejenigen der A.J.J.O., insbesondere der große Delegiertentag in Würzburg (2-4 August 1925) keineswegs in ihrer Bedeutung herabgesetzt werden. Es steht außer Zweifel, dass solche Tagungen machtvolle Kundgebungen des Lebenswillens der Aguda-Jugend nach außen hin darstellen. Nur ist es mit dem Willen zum Leben allein nicht getan. Das Wichtigste  eines Organisation ist ihre Lebensmöglichkeit; diese ist erst erwiesen, wenn der bekundete Lebenswille sich in der praktischen Gruppenarbeit auswirkt. Nachdem nun bei den großen Delegiertentagungen sinngemäß das Hauptkontingent der Teilnehmer von Seiten der Delegierten der einzelnen Gruppen gestellt wird (die naturgemäß den von ihnen vertretenen Gruppen das denkbar beste Zeugnis ausstellen), der größte Teil der Mitglieder jedoch, der durch seine Anwesenheit Arbeitswillen mit heim brächte, dabei fehlte, lässt eine solche Tagung, so imposant sie sich auch präsentiert, keine Rückschlusse auf den wirklichen Wert der Organisation zu.  
Es blieb den verschiedenen Bezirkstagungen der Agudas Jisroel Jugendorganisation, die seit der Errichtung der Bezirkssekretariate zustande kamen, vorbehalten, die wirklichen Arbeiter innerhalb der Gruppen, das heißt die einzelnen Mitglieder auf den Plan zu rufen. Wenn diese Bezirkstagungen mit ihren 150-200-300 Teilnehmern an äußerer Aufmachung ihren großen Schwestern, den Delegiertentagungen, auch nachstehen mussten, so waren und sind sie mehr geeignet, die Kräfte der Organisation zu enthüllen.  
Neuerdings hat man den Kreis noch enger gezogen, hat man, wie es in Mergentheim am 18. Oktober der Fall war, die Mitglieder eines kleinen Kreises gesammelt und nur annähernd hundert erreicht, und das muss als ein Erfolg gebucht werden. Diese kleineren Zusammenkünfte sind keinesfalls Zeichen rückläufiger Bewegung, etwa dergestalt, dass sich die Organisation keine großen Tagungen mehr leisten könnte, sondern im Gegenteil Zeichen innerer Festigung, indem die einzelnen Mitglieder der Gruppen dadurch dazu gelangen, die auf der großen Tagung ausgegebenen Anregungen in Arbeit umzusetzen.            
Mergentheim Israelit 29101925a.jpg (216743 Byte) Der Bahnhof Mergentheim bot am 18. Oktober ein für diese Saison hier ungewohntes Bild regen Treibens, als die Züge aus allen Richtungen - aus Edelfingen, Creglingen, Archshofen, Niederstetten, Markelsheim, Igersheim, Weikersheim, Künzelsau kamen und die 'Schwarzen' heranführten. Bald hatten diese sich in den gemütlichen, für den Tag besonders geschmackvoll hergerichteten Räumen des Hotels Fechenbach gesammelt. Nachdem das Präsidium, bestehend aus den Herren Rabbiner Dr. Kahn - Mergentheim, Oberlehrer Oberndörfer - Niederstetten, Lehrer Ottensoser - Markelsheim, Michael Levi - Niederstetten, Stern - Niederstetten am Vorstandstisch Platz genommen hatte, eröffnete Herr Markus Posen mit Worten der Begrüßung und des Dankes an alle Erschienenen die Versammlung. Er ging des Längeren auf Sinn und Zweck der Beratungen ein und gab am Schluss der Hoffnung Ausdruck, dass ein harmonischer Verlauf der Tagung die Opfer an Zeit, die die Teilnehmer für die Agudas Jisroel gebracht hatten, wettmachen möge. Während sodann der erste Referent, Herr Rabbiner Dr. Kahn, sein Thema: 'Warum sind wir Agudisten?' den gespannt lauschenden Hörern entwickelte, konnte man an ihren Mienen sehen, dass der Vortrag tiefen Eindruck hervorrief. In der ihm eigenen nüchternen, streng präzisen Form erwies Herr Dr. Kahn die Notwendigkeit der Agudas Jisroel, indem er an Hand von Beispielen zeigte, wie es heute einem Menschen, ob jung oder alt, unmöglich sein dürfte, ohne Agudas Jisroel auf dem gesetzestreuen Standpunkt zu verharren. Nachdem sich der rauschende Beifall gelegt hatte, erhielt der nächste Referent, Herr Oberlehrer Oberndörfer - Niederstetten, zu seinem Referat 'Rabbi Jochanan ben Sakkai' das Wort. Vorher ließ er nach einigen einleitenden Worten mehrere Kinder im Alter von 6-10 Jahren (aus der Jungmannschaftsgruppe Niederstetten) in ganz origineller Weise Aussprüche von Rabbi Jochanan ben Sakkai zum Vortrag bringen. Die Kinder sowie ihr Meister ernteten starken Beifall. Kaum ein Thema wäre geeigneter für einen Aguda-Vortrag. Wollte er auch im großen und ganzen nur ein Lebensbild des großen Lehrers entwerfen, so stellte er doch in den Mittelpunkt seiner Ausführungen den bekannten Wunsch Rabbi Jochanans ben Sakkai an den Römerkaiser auf Erhaltung des Lehrhauses. Die Rückschlüsse für die Agudo-Jugend liegen auf der Hand. Reicher Beifall folgte auch dieser Rede. Herr Oberlehrer Wißmann - Künzelsau, der gleichfalls ein Referat übernommen hatte, hat im letzten Augenblick leider abgesagt, sodass nunmehr die Aussprache aufgenommen wurde. Zweistündige Dauer und rege Beteiligung bewies das Interesse, das den Referaten gezollt wurde. Hervorgehoben seien die Reden der Herren Lehrer Ottensoser - Markelsheim, Michael Levi und Stern - Niederstetten, Heidelberger - Mergentheim. Auch die Referenten griffen in die Diskussion ein.  
In seinem Schlusswort suchte der Vorsitzende einen Ausgleich zwischen verschiedenen vorgebrachten Wünschen. Auch schlug er die Wahl eines Vorstandes der Gruppe Groß - Mergentheim vor, der Vertreter von allen anwesenden Gruppen umfassen sollte. Dieser Vorstand solle für die Belange jeder einzelnen Gruppe des Kreises in umfassender Weise zu sorgen haben. 
Die anwesenden Herren Rabbiner und Lehrer hatten sich in dankenswerter Weise bereit erklärt, je in Zeitabständen an einem dritten Orte für alle Gruppen Lernvorträge zu halten. - Auch bei dem später einsetzenden gemütlichen Beisammensein kamen alle Teilnehmer auf ihre Kosten. - P. -"  

     
Vorbeterkurse in Bad Mergentheim (1926)       

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Oktober 1926:           

 
Vortragsnachmittag des israelitischen Frauenvereins Heilbronn in Mergentheim (1927)          

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Juni 1927:          

      
Vortragsabend mit Vortragskünstler S. Lywinsky (1928)         

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Juli 1928:          

 
Gründung eines jüdischen Jugendbundes unter Leitung von Moritz Fröhlich (1927)           

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. November 1927:          

     
Chanukka-Feier des israelitischen Frauenvereins (1928)           

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. Januar 1928:              

        
Vortragsabend der Ortsgruppe des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten (1928)       

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. April 1928:           

     
Vortrag von Kurgast Lehrer Klein über "Das Alte Testament und die Jugendbewegung" (1928)        

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. August 1928:          

 
75-jähriges Bestehen des Frauenvereins (1928)             

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Dezember 1928:          

 
25-jähriges Stiftungsfest des Synagogenchores (1929) 

Mergentheim Israelit 14111929.jpg (144535 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. November 1929: "Bad Mergentheim, 3. November (1929). Am Sonntag, 20. Oktober, beging der Synagogenchor Bad Mergentheim sein 25-jähriges Stiftungsfest. Schon am 1. Tag Sukkaus (Laubhüttenfest) leitete Herr Bezirksrabbiner Dr. Kahn in der Synagoge die Feier beim Gottesdienst mit einer festlichen Ansprache ein. Am Festesabend selbst war die ganze Gemeinde fast vollzählig im Viktoriasaale erschienen. Nach einigen Musikstücken trug der Chor zur Einleitung 'Boruch-Haboh' unter Leitung des Chormeisters, Herrn Fleckenstein vor. Dann gab Frl. Frieda Adler in einem Prolog in poesievoller Weise einen Rückblick über die Tätigkeit des Vereins. In der Festrede schilderte dann der Vorsitzende, Herr Albert Adler sen. in trefflichen Worten die Tätigkeit des Chores von der Gründung an bis zur Gegenwart. Seine Devise war und blieb: 'Stets zur Verherrlichung des Gottesdienstes zu singen und zur Ehre des Schöpfers zu wirken'. Der Redner gedachte der inzwischen verstorbenen Mitglieder, zu deren Andenken die Anwesenden sich von ihren Sitzen erhoben. Besonders erwähnte er des verstorbenen M. Weil seligen Andenkens, welcher neun Jahre den Vorsitz des Vereins inne hatte und jede freie Minute dem Chor und seiner Tätigkeit gewidmet hatte. Nun wechselten hebräische Gesänge mit deutschen Liedern und Hymnen ab. Musikalische Singspiele, Soloszenen und humoristische Darbietungen bildeten den Schluss des ersten Teiles. 
Zum Schluss ergriff der Vorsitzende, Herr Albert Adler sen., nochmals das Wort, verlas einen Teil der in großer Anzahl eingelaufenen Telegramme und Gratulationen, dankte den Anwesenden wiederholt für das zahlreiche Erscheinen, allen Mitgliedern für ihre Mühewaltung und wünschte allen Teilnehmern des Abends noch recht viel Vergnügen."      
 
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. November 1929:        
Ein ähnlicher, teilweise ausführlicherer Bericht über das Stiftungsfest erschien auch in der "Gemeinde-Zeitung"       

     
Fortbildungskurs der "Arbeitsgemeinschaft israelitischer Lehrer" in Bad Mergentheim (1931)          

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Mai 1931:           

   
Ausflug des Synagogenchores von Bad Mergentheim nach Bad König (1931)  

Koenig iO Israelit 06081931.jpg (126750 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. August 1931: "König im Odenwald, 31. Juli (1931). Der gesamte Synagogenchor von Bad Mergentheim unternahm am vergangenen Sonntag einen Ausflug nach unserem freundlichen Luft- und Stahlbad König. Bei dieser Gelegenheit wurde die altehrwürdige Synagoge besucht, woselbst der Chor einige herrliche Gesänge zum Vortrag brachte, die auf die Mitglieder der hiesigen Religionsgemeinde und auf viele anwesende Kurgäste, die erschienen waren, einen tiefen Eindruck hinterließen. Der zufällig anwesende Herr Isaac Oppenheimer, ein geborener Königer, Mitglied des Oberrats der israelitischen Religionsgemeinden Hessens wurde gebeten, die Begrüßungsansprache zu halten, und wurde von demselben u.a. darauf hingewiesen, dass das Zusammengehörigkeitsgefühl ganz besonders in jetziger Zeit gepflegt werden müsse, im Interesse der israelitischen Gemeinden selbst und im besonderen Interesse der Gesamtjudenheit. Der mit anwesende Rabbiner der Gemeinde von Bad Mergentheim erwiderte in schönen Worten auf die Begrüßungsansprache, gleichzeitig Dank sagend für den schönen Empfang in Bad König, ebenso brachte das Vorstandsmitglied, Herr Adler, ebenso auch der Vorsitzende des Synagogenchores Dankesworte zum Ausdruck. Nach den Gesangsvorträgen wurde das Minchagebet verrichtet. - Gegen 17 Uhr wurde mit Auto die Rückreise durch den schönen Odenwald angetreten."   
 
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. September 1931: 
Ein ähnlicher Bericht wie im "Israelit" erschien in der "Gemeinde-Zeitung"    

      
Chanukka-Feier des Synagogenchores (1931)   
Zu den genannten Personen: zu Max Fröhlich siehe unten bei Hochzeitsanzeige von 1927; zu Lehrer Adolf Fröhlich siehe Geburtsanzeige für seinen Sohn Norbert oben von 1931; zu Rabbiner Dr. Moritz Moses Kahn siehe oben; Chordirigent Adolf Fleckenstein war nicht Mitglied der jüdischen Gemeinde; er war u.a. nach 1934 und wiederum 1953 bis 1956 Leiter der Stadtkapelle Bad Mergentheim. Nichtjüdisch war auch der als Conférencier genannte Karl Heller. Er war ein Sohn des Buchbindemeisters Christian Heller, war selbst von Beruf Buchbinder, und trat um 1930 in Bad Mergentheim bei zahlreichen Bunten Abenden auf (als Conférencier oder auch als Zauberer), die entweder von Vereinen oder der Kurverwaltung veranstaltet wurden (Angaben von Hartwig Behr, Bad Mergentheim).  
Weitere Angaben nach Hermann Fechenbach: Die letzten Mergentheimer Juden: Lydia Kahn (geb. 1913 in Bad Mergentheim) emigrierte Juni 1937 nach New York; Friedl (Frieda) Eckmann (geb. 1917 in Bad Mergentheim) emigrierte November 1937 nach New York; Erna Kahn (verheiratete Sanford Croft) emigrierte 1935 über Frankfurt nach Palästina, lebte später in New York; Liesel Kahn (verheiratete Bermann) emigrierte nach New York; Getta Fröhlich geb. Kellermann (geb. 1915 in Bad Mergentheim) emigrierte 1940 nach Palästina und wohnte später in Kfar Haroe;
Lisbeth Jonas (geb. 1918 in Bad Mergentheim) emigrierte und wohnte später in Melbourne, Australien; ein Herr Jakobs wird bei Fechenbach nicht genannt (möglicherweise aus umliegender Gemeinde; Jakob Strauß (geb. 1916 in Mergentheim) verzog 1933 nach Frankfurt und emigrierte später nach Haifa; Erich Stern und Lothar Brodmann werden bei Fechenbach nicht genannt (möglicherweise aus umliegender Gemeinde); Herbert Kahn (geb. 1917 in Bad Mergentheim) emigrierte im Dezember 1933 nach New York; Justin Schloß wird bei Fechenbach nicht genannt (möglicherweise aus umliegender Gemeinde); bei der Frau von Hugo Kahn (geb. 1884 in Steinbach) handelt es sich um Berta Kahn geb. Jonas (geb. 1886 in Bad Mergentheim), 1941 mit ihrem Mann nach New York emigriert.          

Mergentheim Israelit 07011932.jpg (196430 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Januar 1932:  "Bad Mergentheim, 1. Januar (1932). Am Samstagabend, den 12. Dezember 1931 veranstaltete der Synagogenchor eine Chanukka-Feier im Rahmen der heutigen wirtschaftlichen Verhältnisse im hiesigen Viktoria-Saale. Nach Anzünden der Lichter sang der Chor Moaus zur, worauf ein Gedicht 'Das Chanukka-Licht' wirkungsvoll von einem Schüler vorgetragen wurde. - In seiner Begrüßungsansprache, mit welcher Herr Max Fröhlich als Vorsitzender des Synagogenchors die Damen und Herren der hiesigen Gemeinde als auch viele erschienenen auswärtigen Gäste willkommen hieß, hob er besonders hervor, dass wir gerade jetzt, da wir Juden unter den übrigen Deutschen ganz besonders die Notzeiten noch mehr seelisch als physisch zu spüren haben, angebracht sei, eine Parallele zwischen der Makkabäerzeit und den jetzigen Verhältnissen zu ziehen. Auch damals und noch oft in späteren Jahrhunderten hat sich Juda durch Glaubensmut, Gottvertrauen und die dadurch bedingte Zuversicht aus schweren Zeitläufen emporgerungen und erhalten. - Nach einem passenden Chanukkaprolog begann die Abwicklung des bunten Programms. Herr Lehrer Frankfurt, der in kurzer Zeit alles mit Schülern der Real- und der Lateinschule einstudiert hatte, hatte die Regie. In wechselvoller Folge lösten sich Arie, Chorgesang, Gedichte, humoristische Gesangs-Einakter, eine Radio-Tragödie usw. ab. Der Höhepunkt der Abends war die Arie aus 'Die Jüdin' von Halevy, die Kantor A. Frankfurt mit stimmlicher Technik und seltener Bravour (am Klavier: Chordirigent Fleckenstein) vortrug. Eine Einlage: Rhythmische Tänze. 'Matrosenliebe', welche durch sechs Schülerinnen: Frl. Lydia Kahn, Friedel Eckmann, Erna Kahn, Liesel Kahn, Getta Fröhlich, Lisbeth Jonas dargeboten wurden, musste unter stürmischem Applaus wiederholt werden. - Der Synagogenchor sang vierstimmig Psalm 24 (Lewandowsky) unter Leitung seines Dirigenten Fleckenstein. Von den Mitwirkenden sind hervorzugeben: Herr Jakobs, Jak. Strauß, Erich Stern, Lothar Brodmann, Herbert Kahn, Justin Schloß. Am Klavier: Frau Hugo Kahn. Die Herren: Rabbiner Dr. Kahn, Stadtrat Adler, Hugo Kahn und zuletzt noch der Vorsitzende sprachen Dankesworte allen Mitwirkenden für die große Mühe und den wohlgelungenen Abend aus. Viel Stimmung brachte auch als Conférencier Herr Karl Heller. So verlief der Abend recht harmonisch. Gegen Mitternacht war die Feier zu Ende."         
 
Bad Mergentheim GemZeitung Wue 16011932.jpg (80186 Byte)Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Januar 1932:   
Derselbe Bericht wie in der Zeitschrift "Der Israelit" siehe oben.  

  
Bezirkstagung der "Freien Vereinigung für die Interessen des orthodoxen Judentums" in Bad Mergentheim (1932)   

Mergentheim Israelit 25081932a.jpg (105531 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. August 1932: "Bezirkstagung der Freien Vereinigung für die Interessen des orthodoxen Judentums in Bad Mergentheim.  
Bad Mergentheim,
21. August (1932), Die erste Bezirkstagung auf württembergischem Boden darf wohl als ein unerwartet starker Erfolg gebucht werden. Trotz der fast tropischen Hitze waren gegen dreihundert auswärtige Besucher dem Rufe der Freien Vereinigung gefolgt, aus Württemberg, aus Bayern und Baden, um der Tagung im schönsten Saale des anmutigen Badestädtchens beizuwohnen. Man spürte deutlich, dass schon das bloße Zusammenkommen der Gleichgesinnten aus den kleinen und kleinsten Gemeinden jedem das bedrückende Gefühl der Vereinsamung und Isolierung nahm. Darüber hinaus war der Verlauf der Tagung ein solcher, dass wohl der nachhaltige Eindruck weit über die Zeit der Tagung hinaus bleiben wird.   
Mit einem würdevollen und feierlich vorgetragenen 'Boruch-habo' durch den Synagogenchor der Gemeinde Mergentheim wurde die Tagung eröffnet. Begrüßungsworte des Vorsitzenden der Gemeinde Mergentheim, Herrn Dr. Hirnheimer, ferner des Herrn Moses Herz, Schwäbisch Hall, im Namen des Gesetzestreuen jüdischen Landesverbandes in Württemberg leiteten die Tagung, die von Herrn Dr. Ehrmann im Namen des Vorstandes der Freien Vereinigung eröffnet wurde, ein.  
Das erste Hauptreferat hielt Herr Bezirksrabbiner Dr. Kahn, Bad Mergentheim, über das Thema 'Unsere Aufgabe in der Gegenwart'. Der Redner verstand es, überzeugend nachzuweisen, wie auch in der Gegenwart das ewig geltende Sinaigesetz gegenüber dem Materialismus     
Mergentheim Israelit 25081932b.jpg (211598 Byte) und dem Indifferentismus im einzelnen und in der Gemeinschaft auch im kleinsten Kreise vertreten werden könne. Ausführlich besprach Referent das Beachten des Sabbat, Speisegesetze, die jüdische Ehegesetzgebung, den synagogalen Gottesdienst und anderes mehr.  
Nach einer wirkungsvoll vorgetragenen Rezitation der Psalmes 24 durch den Synagogenchor referierte Herr Rabbinatsassistent Simon Schwab, Darmstadt, über das Thema 'Können wir noch Optimisten sein?' In packender, hinreißender Ausführung gab Redner dem Gedanken Ausdruck, dass es nur auf den Menschen selbst ankomme, ob und wie er die Krise der Gegenwart überdauern könne. Vor allem verstand er es, die Notwendigkeit einer wahrhaften Teschuwo (Umkehr, Buße) in seiner fast einständigen Rede dem sichtlich ergriffenen Auditorium näher zu bringen. Auf vielfachen Wunsch werden die Ausführungen des Redners noch einem größeren Kreis zugänglich gemacht werden.  
Eine stimmungsvolle Überleitung von diesem Referat zu den folgenden gab der Synagogenchor durch die Komposition von Psalm 122.  
Frl. Jetta Rosenheim, Frankfurt am Main, gab aus ihren Eindrücken in Erez Jisroel sodann ein Bild über das jüdische Erziehungswesen im heiligen Lande, nachdem der Versammlungsleiter darauf hingewiesen hatte, dass schon seit Jahrzehnten die Freie Vereinigung durch ihre palästinensische Schulkommission, das erst durch den Krieg unterbrochen, von Herrn Rabbiner Dr. Moses Auerbach, Berlin, geleitete orthodoxe Schulwerk in Jerusalem, Petach Tikwah, Ekron, Sichron Jakob u.a.m. gegründet und bis in den Weltkrieg hin erhalten hatte. Die Fortsetzung dieses Schulwerkes stellt der agudistische Chinnuch in Erez Jisroel dar. Seine Vorzüge und seine Mängel, letztere vor allem bedingt durch die außerordentliche Knappheit an finanziellen Mitteln, wurden in solch eindringlicher Weise von Frl. Rosenheim geschildert, dass spontan aus der Mitte der Versammlung der Wunsch nach Gründung eines Damenkomitees laut wurde, das speziell der Mädchenerziehung in Erez Jisroel gewidmet sein soll. Die Konstituierung dieses Komitees fand noch im Laufe des Tages statt und besteht aus Damen in Bad Mergentheim, Schwäbisch Hall, Edelfingen, Creglingen und Künzelsau.  
Der gut gelungene Vortrag einer poetischen Bearbeitung von Jirmijahu (Jeremia Kap. 31,14/16) 'Trost vom Grabe Rahels' schloss den ersten Teil der Tagung.    
Nach einer Erfrischungspause, welche Gelegenheit zu eingehender Aussprache gab, die zeigte, wie mannigfaltig gerade in Württemberg die Aufgaben der Freien Vereinigung sind, wurde der zweite Teil mit einem poetischen Gruß an die Freie Vereinigung von Herrn Oberlehrer Oberndörfer, Niederstetten, eingeleitet. Herr Dr. Ehrmann, Frankfurt am Main, referierte sodann über die Tätigkeit der Freien Vereinigung und forderte zur Mitarbeit und Mitgliedschaft auf, ein Appell, der starkes Echo fand. darüber hinaus aber gab Herr Rabbiner Dr. Kahn in seinem Schlusswort den Gedanken und Gefühlen der Anwesenden Ausdruck, dass die Gemeinde Mergentheim und der 'Drei-Länder-Kreis' (gemeint: Württemberg, Baden und Bayern), welche an dieser Tagung teilgenommen haben, neue starke Impulse empfangen haben, deren Nachwirkung sicher sich noch als segensreich erweisen werden."  
 
Bad Mergentheim GemZeitung Wue 01091932.jpg (78104 Byte)Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. September 1932: 
Ein etwas kürzerer Bericht als im "Israelit" erschien über die Tagung in der "Gemeinde-Zeitung".        

      
Vorträge im Israelitischen Frauenverein (1933)         

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Februar 1933:         

  
Purimfeier des Synagogenchorvereins (1933)          

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. März 1933:         

    
Die jüdischen Turnerinnen schließen sich zu einer Turngruppe zusammen (1933)         

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. Juni 1933:       

  
Über die Aktivitäten der "Jüdischen Arbeitsgemeinschaft" (1934)         

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Februar 1934:        

  
Spiele der I. Fußballmannschaft des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten Bad Mergentheim (1935)         

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Januar 1935:           

 
Bezirksversammlung der Agudas Jisroel in Bad Mergentheim (1936) 
  
Anmerkung: vgl. zum Beitrag die Wikipedia-Artikel über http://de.wikipedia.org/wiki/Agudat_Israel und  http://de.wikipedia.org/wiki/Agudath_Israel_Weltorganisation. Im letzteren Artikel wird auch beschrieben, dass sich die Delegierten der Landesorganisation alle fünf Jahre zur Kenessio Gedaulo ("Große Versammlung") trafen.     

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Juni 1936: "Bezirksversammlung der Agudas Jisroel in Bad Mergentheim.  
Am Sonntag, den 21. Juni, 16 Uhr findet in Bad Mergentheim eine Bezirksversammlung der Agudas Jisroel statt. Herr Redakteur S. Schachnowitz wird 'Zur Lage in Erez Jisroel' sprechen. 
Als Vertreter der Palästinazentrale der Agudas Jisroel wird Herr David Ullmann über 'Die Tätigkeit des Keren Hajischuw' referieren.  
Herr Fredi Lustig von der Leitung des Noar Agudati wird über 'Die Aufgaben der agudistischen Jugend' sprechen."    
 
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Juni 1936: "Die Bezirkstagung in Mergentheim. 
Mergentheim, 22. Juni (1936). Es war ein Festtag für die Gemeinde Mergentheim, der letzte Sonntag, als trotz der brütenden Hitze aus allen Gemeinden des weiten Rabbinatsbezirkes Männer, Frauen und Kinder nach dem schönen Kurort wallten, um an einer Kundgebung der Agudas Jisroel teilzunehmen. Schon lange vor der festgesetzten Zeit am Nachmittag war der große Saal des Hotels Gerstner so überfüllt, dass man sämtliche Neben- und Vorräume, ja sogar die Korridore für das andrängende Publikum zur Verfügung stellen musste. Herr Bezirksrabbiner Dr. Kahn eröffnete die Versammlung mit einer Begrüßung der Redner und der Gäste und mit einem belehrenden Hinweis auf Wesen und Wirken der Agudas Jisroel und die Bedeutung der Kenessio Gedaulo, wie er sie selbst in Wien erlebt hat. Darauf ergriff der erste Redner, Herr Redakteur Schachnowitz, Frankfurt am Main, das Wort zu seinem Referate über 'Das Gebot der Stunde'.  
Redner sprach in Anknüpfung an einen bekannten Bibelsatz von dem dreifachen Gebot der Stunde: Kraft in uns, als Lebensforderung an jeden Einzelnen, Einfluss auf die nächste Umgebung und Anschluss an die kleine wie große Gemeinschaft. Er sprach von der Wichtigkeit der Kindererziehung zum Torajudentum und schilderte dann Not und Niedergang der Kleingemeinden, die ihre Rettung einzig im Anschluss an die kleine und große Gemeinschaft finden können. Eine Betrachtung über Erez Israel als Mittelpunkt der Agudaarbeit gab Anlass, auch auf die neuesten Ereignisse in Palästina einzugehen. Dem ungemein lebhaften Beifall des Publikums gab der Vorsitzende, Herr Rabbiner Dr. Kahn, noch beredten Ausdruck.  
Es folgte ein Referat des Leiters des Kenessio Gedaulo-Büros, Herrn Gottfried Neuburger, das sich nicht allein auf die Kenessio Gedaulo beschränkte, sondern den ganzen Komplex der brennenden jüdischen Probleme aufrollte und überzeugend die Wege zeigte, wie diese im agudistischen, das heißt im gut- und altjüdischen Sinne, im Sinne von Thora und Mizwoth, restlos gelöst werden können. der warme Appell zur Gründung einer Aguda Jisroel-Ortsgruppe und zur Erwerbung des Kenessio-Sela zeitigten einen guten Erfolg, nachdem sich ein Teil der einheimischen jungen Menschen in den Dienst der Sammelaktion gestellt hatten.  
In einer kurzen Diskussion stellte Herr Lehrer Kissinger einige Fragen und Herr Herz, Schwäbisch Hall, richtete einen kräftigen und warmen Appell an alle, mitzuarbeiten an der Lösung der Agudaprobleme.   
Den Abschluss der Tagung bildete ein Referat des Herrn Fredi Lustig vom Noar Agudati über die Arbeit und Bestrebungen der Noar Agudati-Jugend im großen Rahmen des Aguda-Arbeitsprogrammes.   
Ein ausgezeichneter Chor, gebildet von den anwesenden Lehrern der umliegenden Gemeinden, leitete die Tagung mit einem... ein und schloss sie mit hebräischen Erez Israel-Gesängen.  
Man darf hoffen, dass in Mergentheim und Umgegend sich der anregungsreiche Tag noch weiter segensreich auswirken wird. Die Referenten und Gäste gingen aber mit dem Eindruck von dannen, dass in diesem württembergischen Bezirke noch ein goldener Boden für jüdische Saaten vorhanden ist, der nur ausgiebig bearbeitet werden muss."     

    
    
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde
  
  
Über den 1807 in Bad Mergentheim geborenen und später in Stuttgart tätigen Lehrer und Kantor Moritz Eichberg
"Family Sheet Moritz Eichberg of Bad Mergentheim + Stuttgart" von Rolf Hofmann (eingestellt als pdf-Datei)    
   
  
Über Rabbi Baruch und Rabbi Samuel Bonn sowie Rabbiner Salomon Wassermann, Rabbi Jehuda Iffri und Rabbi Seligmann Fechenbach (Artikel von 1849)  

Mergentheim treueZionsw 11051849a.jpg (127960 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der treue Zionswächter" vom 11. Mai 1849: "Mergentheim
Dieses zwar kleine, aber sehr schöne Städtchen an der Tauber, ehemals die Residenz des Deutsch-Meisters, hat eine uralte jüdische Gemeinde, die unter der Regierung der Herren vom deutschen Orden, immer ruhig lebten, und jetzt der Wohltaten der württembergischen Regierung sich erfreuen. - Hier lebt noch im segnenden Andenken ein Brüderpaar, Rabbi Baruch und Rabbi Samuel Bonn. Jener war Hofagent, dieser Leibmedikus des letzten Deutsch-Meisters. - Rabbi Baruch - Großvater Börne's - verewigte sein Andenken durch mannigfache wohltätige Stiftungen, indem Rabbi Samuel durch weise Leitung der Gemeinde und durch das Ansehen, in welchem er bei seinem Fürsten stand, allen Juden in den sämtlichen, weit ausgebreiteten Besitzungen des deutschen Ordens sehr nützlich wurde.*) 
*) Anmerkung: Von Rabbi Samuel Bonn, hier bloß Rabbi Samuel Doktor genannt, erzählte man mir folgende Anekdote, die in den Familien-Papieren desselben eingeschrieben sein soll. Er begleitete einst den Deutsch-Meister nach Rom. Der Papst, wahrscheinlich Pius VI. litt damals an einer schmerzhaften chronischen Krankheit, die allen Anstrengungen der römischen Ärzte hartnäckigen Widerstand leistete. Der Deutsch-Meister wage es, seinen eigenen Arzt dem Papste zu empfehlen; und da es früher häufig vorkam, dass Päpste jüdische Ärzte sich bedienen, so fand der Vorschlag von Seiten des hohen Patienten keinen Anstand. Rabbi Samuel wurde in Konsilium zu den Ärzten, die bisher die Behandlung hatten, wo er nur nach vieler Mühe seinen Anordnungen den Sieg verschaffen konnte. - Das Rezept wurde in die Apotheke geschickt. Bald aber eilte der jüdische Arzt, wie von geheimer Macht dazu getrieben, in die Apotheke des Vatikans, um zur Eile zu ermahnen. Er nahm die halbgefüllte Phiole in die Hand, ob zufällig oder absichtlich vom Arzte zerbrochen, wird nicht gesagt - es musste also die Arznei noch einmal gemacht werden, der Arzt blieb zugegen, bis die Ingredienzien aus den verschiedenen Flaschen und Boiten zusammengesetzt und die Arznei gefertigt war, die er alsdann mit sich nahm und dem leidenden Kirchenfürst brachte. Aber er nahm auch die zerbrochene Phiole nebst dem Rest der Arznei, welche sich noch darin befand, mit sich, nahm auf seinem Zimmer die Untersuchung vor, und siehe - die Arznei war vergiftet worden.  
Der fromme Arzt, der seine schnelle Ahnung mit Recht als eine Art von Offenbarung hielt, die sein und vielleicht das Unglück vieler seiner Glaubensgenossen verhinderte, feierte in Folge diesen Tag alljährlich durch Fasten und hielt immer an den darauf folgenden Tag eine Art von Purim, in dem er seinen Bekannten köstliche Speisen und den Armen Geldgeschenke sandte."      
Mergentheim treueZionsw 11051849b.jpg (285757 Byte) Wenden wir uns aber von den frommen Heimgegangenen zu den frommen Lebenden, die der liebe Gott noch recht lange erhalten wolle.   
Hier zu Mergentheim traf ich den dasigen ehrwürdigen greisen Rabbiner, Herr Salomon Wassermann, ein Mann, der mit gründlichen und ausgebreiteten talmudischen Kenntnissen ausgerüstet, auch in deutschen Arbeiten, und nicht ohne Glück, sich versuchte. (Wo ich nicht irre, geschieht seine Erwähnung in Zunzens 'Gottesdienstliche Vorträge'.). - Herr Wassermann, ein ehemaliger Zögling der Hochschule zu Fürth und ein Schüler des vor 10 Jahren zu Ansbach verstorbenen, wegen seinen ungewöhnlichen grammatikalischen und mathematischen Kenntnissen, nicht weniger durch sein talmudisches Wissen berühmten Rabbiner, Moses Göchheimer, besitzt noch jetzt in seinem 70. Lebensjahr den Scharfsinn und die Lebhaftigkeit des Geistes, die die besseren Studenten zu Fürth so vorteilhaft auszeichneten. Konversiert man mit ihm über irgend einen in ... einschlagenden Gegenstand, so wird er so lebhaft und es folgt Einwurf auf Einwurf und Beweis auf Beweis, dass man glauben sollte, er seit erst gestern von der Jeschiwa gekommen.  
Weitere persönliche Merkwürdigkeiten hiesiger Gemeinde sind der Rentier Rabbi Jehuda Iffri, ein Gelehrter, wie sie zu allen Zeiten zur größesten Seltenheiten gehörten, und der ganz dem Studium der heiligen Wissenschaften lebt. Ferner Rabbi Seligmann Fechenbach, ein Metzger von Profession, von welcher Profession er sich auch sehr anständig ernährt. Er ist einer der scharfsinnigsten Köpfe, die mir je vorgekommen; ein Gelehrter ersten Ranges, besitzt er auch so viele höhere Handels- und Finanzwissenschaften, die es ihm möglich machten, einen siegreichen Kampf mit dem Ober-Steuerrat von Mohl (gemeint: Robert von Mohl) - gegenwärtig bei der Nationalversammlung in Frankfurt - zu bestehen.   
Der Fall war dieser: Als vor zwei Jahren bei den Landständen über Errichtung einer Bank und über Kreierung von Papiergeld verhandelt wurde, trat Herr Ober-Steuerrat Mohl als Gegner dieses Projektes auf, und ließ im Schwäbischen Merkur sehr lange und wahrscheinlich auch sehr gelehrte Aufsätze deshalb erscheinen. Herr Fechenbach trat ihm aber entgegen und zeigte, dass die Voraussetzungen des Herrn Mohl auf Irrtümer beruhen, und dass dennoch auch seine Folgerungen falsch seien. - Gewiss ein Kampf eigener Art, wenn ein Mann aus dem Schlachthause heraustretet, die Schürze ablegt, an den Schreibtisch sich setzt, und in aller Eile einen Aufsatz für den Merkur schreibt, welcher Aufsatz sogleich der Post übergeben werden muss, damit der Eindruck, den die gelehrten Thesen eines Ober-Steuerrats etwa auf die Mitglieder der Kammer gemacht haben durfte, also gleich wieder verwischt werde, und diese Manöver eine zeitlang fortsetzt, denn der Herr Mohl ließ es an Supliken nicht gehlen. Ist der Kampf eigener Art, so ist der Sieg, den ein Handwerksmann einem Ober-Steuerrat gegenüber in Finanz-Sachen erringt, vielleicht ein unerhörter."       

        
 Brutaler Raubüberfall auf Josef Oppenheimer von Mergentheim zwischen Schweigern und Bobstadt (1873)     

Artikel in "Jüdische Volkszeitung" vom 19. März 1873: "Schweigern in Baden, 27. Februar. Die 'Tauber' schreibt: 'Heute früh zwischen 7 und 8 Uhr wurde der israelitische Handelsmann Josef Oppenheimer von Mergentheim auf der Straße zwischen hier und Bobstadt von einem Individuum überfallen, dessen Gesicht mittels einer Larve (= Maske) bedeckt war. Der Räuber war mit Säbel und Pistole bewaffnet und forderte von Oppenheimer, der ein Geldtäschchen umhängen hatte, Geld. Oppenheim suchte zu entspringen, allein der Bewaffnete verfolgte ihn und hieb ihm mit dem Säbel derart hinter das rechte Ohr, dass die Kopfhaut bis auf den Schädelknochen durchhauen wurde. Oppenheimer fiel zu Boden und jetzt schnitt der Räuber den Tragriemen der Geldtasche durch und lief davon, die Geldtasche, in der über 1000 Gulden Geld waren, als Beutestück mit sich nehmend. Die Entrüstung über die Tat ist eine sehr große, umso mehr, als sie auf der von hier nach Krautheim führenden Poststraße erfolgte'. Wie nachträglich dieses Blatt meldet, gelang es am Donnerstag Nachmittag, den Räuber in Mergentheim zu verhaften. Es ist der 27-jährige Landwirt J. Englert von Bobstadt. Auch das geraubte Geld, mit Ausnahme weniger Gulden, sowie die Pistole und der blutige Säbel wurden im Walde gefunden.
Die 'Tauber' schreibt noch folgendes Nähere: Sobald die Untat in Bobstadt bekannt wurde, umstellten die Bürger den Ort und wurde in jedem Hause nachgesehen, wer fehlt. Vier Mannspersonen waren abwesend, darunter auch Johann Englert, und man vermisste zugleich Pistole und Säbel, welche er sonst in seiner Wohnung aufgehängt hatte. Man streifte dann überall hin, und es gelang gestern schon, das Geld mit Ausnahme von ein paar Gulden noch in dem Gurte im Betrag von 1090 Gulden, sowie die Pistole, den blutigen Säbel und abgelegte Kleidungsstücke des Johann Englert im Wald zu finden. Bei demselben lag ein aus Versehen fallen gelassener alter Brief des Englert, desgleichen die Maske, welche nicht weit vom Orte der Tat lag, von Papier gefertigt, welches Schreibereien enthält, die auf Vermögensverhältnisse der Familie des Johann Englert Bezug haben. Der Raub wurde auf die frechste Weise ausgeführt: bei hellem Tage, auf offener Landstraße, in der Nähe von zwei Mühlen, mitten zwischen Bobstadt und Schweigern. Zwei Kinder, welche von hier in die katholische Schule gingen, sahen den Kampf und sagten den Müllern, dort habe ein Schwarzer und ein Weißer Händel (= Streit) miteinander."      

 
Zum 100. Geburtstag von Ludwig Börne (1886)
      

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 25. Mai 1886: "Stammort und Familie Börne's. Aus Mergentheim wird dem 'Neuen Tageblatt' in Stuttgart geschrieben: Anlässlich des 100-jährigen Geburtstags Ludwig Börne's dürfte für weite Kreise von Interesse sein, zu erfahren, dass die Familie Börne aus Württemberg stammt. In der Mitte des vorigen Jahrhunderts ist Börne's Großvater als Hofagent des Deutschmeisters von Oedheim (Oberamt Neckarsulm) nach Mergentheim übergesiedelt, wo auch sein Enkel, Ludwig Börne, im großelterlichen Hause erzogen wurde, während Börne's Vater und Oheim in Frankfurt am Main und Bonn Wohnsitz nahmen. Die Synagoge, das Rabbinats- und Schulhaus in Mergentheim waren ehedem im Besitze der Familie, die sch damals 'Baruch' nannte. Die Synagoge ist von derselben gestiftet worden, und es soll sich in der Stiftungsurkunde die Klausel befinden, dass die 'Synagogenstühle' niemals Eigentum eines Gemeindemitglieder werden sollen, sondern jeweils auf Lebenszeit des Betreffenden zu mieten seien. In Unterbalbach, wo der israelitische Friedhof für Mergentheim sich befindet, liegen mehrere Mitglieder der Börne'schen Familie begraben."       

    
Über Rabbi Baruch und Rabbi Samuel Bonn (Großvater des Dichters Börne) (Artikel von 1904)
Wie ein Mergentheimer Arzt dem Papst des Leben rettete 
   

Mergentheim FrfIsrFambl 12021904.jpg (224812 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 12. Februar 1904: "Gott lenkt. 
In Mergentheim, einem kleinen, aber reizend gelegenen und schönen Städtchen an der Tauber lebte um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts ein Brüderpaar, Rabbi Baruch und Rabbi Samuel Bonn. Jener, der Großvater des bekannten Dichters Börne, war Hofagent und dieser Leibarzt bei dem letzten Deutsch-Meister, dem Oberhaupt des katholischen, geistlichen Ritterordens der Deutschherren.   
Einst begleitete Rabbi Samuel den Deutsch-Meister nach Rom. Der Papst litt damals an einer sehr schmerzhaften Krankheit, die allen Anstrengungen seiner Ärzte hartnäckigen Widerstand leistete. Der Deutsch-Meister wagte es nun, Rabbi Samuel, zu dessen ärztlicher Geschicklichkeit er sehr großes Vertrauen hegte, dem Papste zu empfehlen; und da sich schön häufig Päpste jüdischer Ärzte bedient hatten, so nahm auch der hohe Patient keinen Anstand, die Hilfe des jüdischen Arztes in Anspruch zu nehmen. 
Als nun am anderen Morgen die Ärzte des Papstes sich zur Beratung versammelten, da hielt Rabbi Samuel eine Ansprache, in der er seine Ansicht über das Wesen des Krankheit und über die Mittel, die zu ihrer Heilung führen können, eingehend erläuterte. Er fand jedoch nicht den Beifall seiner Kollegen, und erst nach vieler Mühe gelang es ihm, seinen Anordnungen Gehör zu verschaffen. 
Kaum hatte aber Samuel den päpstlichen Palast verlassen, da trieb eine geheime Kraft - er wusste nicht warum, aber ein dunkles Gefühl leitete ihn - seine Füße nach der Apotheke, um dort wegen der Ausführung seines Rezeptes zur Eile anzutreiben. Der Apotheker war bereits mit der Einfüllung der Arzneiflasche beschäftigt, als Samuel eintrat. Prüfend nahm der Arzt das Glas in die Hand, doch sieh', es entglitt seinen Händen und lag zerbrochen am Boden.   
Die Arznei musste also noch einmal gemacht werden; - und unter der Aufsicht der scharfen Augen des Arztes, holte nun der Apotheker von neuem die Pulver und Flüssigkeiten aus den verschiedenen Büchsen und Gläsern, um aus ihnen den Trank der Heilung zu mischen.    
Unserem Rabbi Samuel hatte es stets ein besonderes Vergnügen gemacht, die Arzneien auf ihre Zusammensetzung hin zu prüfen. Er kannte die oberflächlichen Kenntnisse der damaligen Apotheker zur Genüge und hielt sich deshalb für verpflichtet, ihm unbekannte Apotheker scharf zu kontrollieren. Deshalb nahm er auch heute die zerbrochene Flasche vom Boden auf, goss den Rest in ein Fläschchen, das er sorgfältig in seiner Tasche verbarg und eilte dann zum Papste, ihm selbst die Arznei zu reichen, die Arznei, die ihm die Rettung brachte.   
Des Abends, in seinem Zimmer, erinnerte er sich des Fläschchens. Seine Apparate und seine Instrumente führte er stets mit sich und so nahm er denn das zur Untersuchung Notwendige aus seiner      
Mergentheim FrfIsrFambl 12021904a.jpg (86986 Byte)Reisekiste. Sorgfältig prüfte er die Flüssigkeit auf ihre einzelnen Bestandteile; plötzlich überlief es ihn eiskalt, ein Schrecken durchrieselte ihn, er hatte ein tödliches Gift in der Arznei entdeckt; die Arznei war vergiftet worden und nur der Unfall der ersten Falsche und seine Aufmerksamkeit hatten dem Papst das Leben gerettet. 
Der fromme Arzt, der seine Ahnung mit recht für eine Art von Offenbarung hielt, die sein und vielleicht auch das Unglück vieler seiner Glaubensgenossen verhindert hatte, gedachte in der Folge dieses Tages alljährlich durch Fasten und feierte immer an dem darauf folgenden Tage eine Art Purim, indem er seinen Bekannten köstliche Speisen und den Armen Geldgeschenke sandte.  
Wir aber wollen uns bei dieser Begebenheit wieder vergegenwärtigen, wie Gottes Hand sichtbar über uns Allen ruht; wir wollen uns vornehmen, nur das zu tun, was vor Gott wohlgefällig ist, damit wir würdig sind, dass er auch in unserem Leben Alles so füge, wie wir es wünschen."    

    
Über Ludwig Börnes Vorfahren in Mergentheim (Beitrag von Rabbiner Dr. Aron Tänzer, Göppingen, 1924)        

Bad Mergentheim GemZeitung Wue 15091924.jpg (328700 Byte) Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 15. September 1924:           
Bad Mergentheim GemZeitung Wue 15091924a.jpg (339670 Byte)   


Zum Tod von Moses Ifri (1878)  
Anmerkung: Moses Ifri ist am 10. März 1821 in Mergentheim geboren als Sohn von Manche Moses Löb Ifri (1795-1864) und seiner Frau Edel (Etel) geb. Feuchtwanger aus Fürth (gest. 1856)- Moses Ifri heiratete am 19. September 1851 Hanna geb. Steindecker aus Wertheim (Tochter von David Steindecker und seiner Frau Regina). Das Paar hatte zwei Töchter: Klara (geb. 6. Mai 1853, verheiratet seit 1879 mit Moritz Ullmann in Würzburg, weiteres siehe Strätz Biographisches Handbuch S. 638-639) und Babette (geb. 10. Dezember 1854).    

Mergentheim Israelit 24071878.jpg (152444 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Juli 1878: "Mergentheim. Herr Moses Ifri ist nicht mehr; denn Gott hat ihn zu sich genommen. Am 22. Siwan (= 23. Juni 1878) hauchte er seine edle und reine Seele aus. Wer diesen Edlen in seinem Leben kennen gelernt hatte, kann beurteilen, welchen Verlust wir erlitten. Uneigennützig und rechtlich im Geschäftsleben, sanft und milde in seinem Familienkreise und im Umgang mit seinen Mitmenschen, war er wirklich eine Zierde unserer Gemeinde zu nennen. Nicht nur seine Gemeindegenossen, auch viele seiner Freunde und Bekannten in nahen und fernen Kreisen beweinen in ihm den Verlust einer festen Säule und Stütze seines Volkes. Von seinen Eltern wurde er zum Studium der Tora erzogen und erlangte er schon frühzeitig, durch seine großen Anlagen, den Namen und Ruf eines tüchtigen Gelehrten. Gegenüber seinem reichlichen Wissen auf dem Gebiete der Tora, war er auch in den profanen Wissenschaften nicht unerfahren und galt er bei seinen Mitbürgern als wissenschaftlich gebildeter Mann. Bei seiner großen Bescheidenheit wollte er nie für das gelten, was er in Wirklichkeit war; still und zurückgezogen im Kreise seiner Familie sich mit dem Studium des Gotteswortes beschäftigend, suchte und fand er nur in demselben Trost und Befriedigung und selbst bei seinem siechen Körper, war er bestrebt mit anderen zu lernen. Auch im Bereich der Wohltätigkeit war er nicht minder tätig. Nicht nur war er stets bereit zu geben, auch Andere suchte er zu veranlassen, und in diesem Sinne bei Andern einzuwirken, scheute er keine Mühe. Kam ein Aufruf zur Unterstützung unserer Glaubensbrüder in Erez Jisrael oder anderen Ländern, so unterzog er sich mit freudigem Herzen der Mühe, eine Kollekte zu veranlassen, wie auch vielfach die Spendelisten dieses geschätzten Blattes es aufweisen. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens.  Ein Mann aus dem Hause Levi."     
Link zu Grabinschrift (RSA-Register - Teil-Dokumentation des Friedhofes in Unterbalbach)  

    
Zum Tod von Rabbiner Löw Goldstein von Niederstetten (1900)   
Anmerkung: Rabbiner Löw Goldstein ist am 30. Januar 1828 in Niederstetten geboren. Er war seit 16. November 1852 verheiratet mit Lea Barbara/Babette geb. Rosenheimer (geb. 16. April 1832 in Archshofen als Tochter von Moses Rosenheimer und der Therese [Dolz] geb. Klein). Das Paar hatte sieben Kinder: Lämlein Löw (1854-1855), Mina (1856-1895), Samuel (1857-1897), Isak (1860-1906), H. (1868-1900), Dolze (1870-1891), Hanna (1872).   

Mergentheim Israelit 01021900.JPG (119019 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Februar 1900: "Aus Württemberg. Am 3. Dezember (1899) starb Rabbiner Lew Goldstein - seligen Andenkens - von Niederstetten. Der Verblichene war ein großer Jehudi, im vollsten Sinne des Wortes. In Mergentheim, seinem Geburtsorte, wo Große Israels lebten und wirkten und früher eine Stätte der Tora war, erglühte sein Innerstes für Tora und Gottesfurcht, um sein ganzes Leben damit zu heiligen und zu weihen. Er lernte zuerst bei R. Josef Schnaittach in Freudental und besuchte die Jeschiwa von Rabbiner Seligmann Bär Bamberger - seligen Andenkens - in Würzburg. Nachdem er wieder ins Privatleben zurückgekehrt, betrieb er ein Ladengeschäft, widmete aber seine ganze Zeit fast ausschließlich für Tora und Tefila. Mit der peinlichsten Genauigkeit erfüllte er alle gesetzlichen Vorschriften. Wer diesen Zadik (Gerechten) persönlich kannte, wer ihn sah, Beter zu sein, wurde von frommer Begeisterung ergriffen. Er mühte sich Tag und Nacht mit Tora ab: mit besonderer Vorliebe lernte er die Bücher Chaj uchochmat Adam (sc. gemeint die beiden halachischen Hauptwerke von Rabbiner Abraham Danzig in Wilna, lebte 1748-1820) und waren diese ihm für das praktische religiöse Leben zur Richtschnur. Noch vor einigen Jahren hegte er immer den Wunsch, ins Heilige Land überzusiedeln, welches zeitlebens sein sehnlichster Wunsch war; dies konnte aber nicht verwirklicht werden, da Familienverhältnisse und einige körperliche Leiden dieses nicht gestatteten. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."       

   
Diamantene Hochzeit von Isack (Isaak) und Mina Schloss (1906)  
Anmerkung: Isaak Schloss ist am 16. März 1815 in Edelfingen als Sohn des Metzgers Haium Schloß und seiner Frau Baier (?) geb. Itzig geboren. Isak Schloß war wie sein Vater in Edelfingen als Metzger tätig war. Er heiratete am 4. November 1846 (RSA-Register: 1845) Mina geb. Hausmann. Sie ist am 6. November 1819 in Harburg geboren als Tochter des Lämmle Hausmann und der Rebekka geb. Salomon. Das Paar hatte drei in Edelfingen geborene Kinder: Barbara (1847, verheiratet seit 1872 mit Isak Landauer von Michelbach a.d.L.), Heinrich Hermann (1849, verheiratet mit Mina geb. Marx aus Freudental; er starb am 13. Juni 1898, sie am 9. Januar 1932) und Henriette (1852). Seit November 1868 wohnten Isaak und Mina Schloß in Mergentheim, wo Isaak Schloss am 4. März 1907 gestorben ist (siehe Bericht unten). Seine Frau Mina starb am 2. Dezember 1911 (siehe unten). 
Von den Kindern des Heinrich Schloß und der Mina geb. Marx ist der Sohn Moriz Schloß (geb. 1882) in Ersten Weltkrieg gefallen.     
 

Mergentheim FrfIsrFambl 19101906.jpg (30797 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 19. Oktober 1906: "Mergentheim. Das seltene Fest der diamantenen Hochzeit ist Herr Isack und Frau Mina Schloß in diesen Tagen zu feiern vergönnt. Der Diamantbräutigam steht im 91. Lebensjahre, während seine Gattin eine hohe Achtzigerin ist."      

 
Zum Tod von Isaak Schloss (1907)  
Siehe Anmerkung oben.      

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 15. März 1907: "Mergentheim (Württemberg). Hier verstarb im Alter von 93 Jahren der älteste Einwohner unserer Stadt, Privatier Isaak Schloß. Noch vor einem Vierteljahr war es demselben vergönnt, mit seiner Gattin die diamantene Hochzeit zu feiern, aus welchem Anlass sich das Jubelpaar einer Auszeichnung seitens unseres Königspaares erfreuen durfte."        

 
Zum Tod von Mina Schloss (1911)   
Siehe Anmerkung oben.  

Mergentheim Israelit 21121911.jpg (105817 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Dezember 1911: "Mergentheim, 4. Dezember (1911). Eine wahrhaft fromme Frau haben wir heute im Alter von 92 Jahren zur letzten Ruhe bestattet. Frau Mina Schloss senior hat an der Seite ihres vor 5 Jahren verstorbenen Gatten Herrn Isak Schloss - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen - 61 Jahre lang ein mustergültiges jüdisches Haus geführt. Sie vereinigte alle erhabenen Tugenden in sich, welche eine jüdische Frau auszuzeichnen vermögen. Eine immer sorgende Gattin, Mutter, Großmutter und Urgroßmutter war sie ihrer Familie. In der Gemeinde war sie um ihrer Aufrichtigkeit und steten Hilfsbereitschaft willen hoch angesehen. Ihre müde Hand war jederzeit bereit wohl zu tun, wovon zahlreiche mit ihrem Gatten errichtete Stiftungen Zeugnis ablegen Noch mehr aber werden viele Bedürftige die stille Wohltäterin jetzt vermissen. Alle diese Vorzüge wurden gekrönt von einer rührenden Einfachheit, Bescheidenheit und Friedensliebe. Ein hohes und gesegnetes Alter hat ihr der Allgütige zuteil werden lassen. Denn bis zu ihrem letzten, wenige Tage dauernden Krankenlager war ihr die volle Kraft des Geistes ungeschwächt erhalten geblieben. Ihr letzter Gruß an die Nachwelt, welcher bei ihren Tachrichim (Sterbekleidern) lag, war ein Friedenswunsch. Ein Friedensgruß begleite sie daher auch in die Welt des ewigen Lichte. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."     

  
Auszeichnung für Unteroffizier Max Marx (1915)   

Mergentheim Israelit 11031915.jpg (34272 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. März 1915: "Mergentheim, 28. Februar (1915). Unteroffizier Max Marx bei der Etappen-Hilfsbäckerei-Kolonne im 2. bayrischen Armeekorps erhielt die bayrische Militärverdienstmedaille mit Schwertern und Krone. Derselbe ist der Sohn des Privatiers H. (= Haimann) Marx, der den Feldzug 1870 mitmachte und früher in Edelfingen wohnhaft war."        


Todesanzeige für Lehrer Bernhard Sichel (1915)
  
Anmerkung: Samuel Sichel (geb. 18. November 1858 in Kleinheubach als Sohn von Bär Sichel und Hannchen geb. Stern) heiratete am 27. November 1888 in Bad Mergentheim Therese geb. Igersheimer (geb. 19. April 1861 in Dörzbach als Tochter von Ofer Igersheimer und Jette geb. Bär). Die beiden hatten fünf Kinder: Bernhard (geb. 9. August 1890), Otto (1893), Johanna (1897), Hugo (1898), Don (1900). Samuel Sichel ist am 30. Juli 1920 in Mergentheim gestorben, seine Frau Therese am 10. Mai 1935 ebd.      

Archshofen TA 1915 BSichel.jpg (43611 Byte)Todesanzeige in der Tagespresse Bad Mergentheim: "Todes-Anzeige
Am 12. dieses Monats starb für das Vaterland im Lazarett Landshut infolge Krankheit, die er sich im Feldzuge gegen Russland zugezogen, und nachdem er schon einmal im Kampfe gegen Frankreich verwundert worden war, unser lieber Sohn 
Bernhard Sichel, zuletzt Lehrer in Archshofen.
 
Unteroffizier im Regiment Nr. 122, Inhaber der silbernen Verdienstmedaille 
nach 8-monatlichem Leiden im Alter von 25 Jahren. Mergentheim, den 14. Oktober 1915. 
Der Vater: Samuel Sichel. Beerdigung: Freitag Vormittag 9 Uhr vom hiesigen Bahnhof aus."        

  
Zum Tod von Haimann Marx (1915)  
Anmerkung: Heimann (Hayum) Marx ist am 17. Mai 1848 in Edelfingen geboren als Sohn von Samuel Marx und der Deichele geb. Schneider. Er heiratete am 8. Juli 1873 Sara geb. Bierig, die am 25. Juli 1851 in Edelfingen geboren ist als Tochter von Jakob Bierig und seiner Frau Rösle geb. Schloß. Die beiden hatten 13 in Edelfingen geborene Kinder, von denen vier früh verstorben sind. Im Sommer 1910 verzog die Familie Marx nach Bad Mergentheim. Heimann Marx starb am 27. Oktober 1915 in Mergentheim, seine Frau Sara am 19. Juni 1921 in Uffenheim. Die 1880 geborene Tochter Rosa (verheiratete Dick, wohnte später in Augsburg) wurde 1942 in das Ghetto Piaski deportiert und ist umgekommen.       

Mergentheim Israelit 11111915.jpg (76383 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. November 1915: "Mergentheim, 4. November (1915). Am Freitag, 29. Oktober (1915) bewegte sich ein Trauerzug vor die Stadt, wie selten einer zu sehen war. Galt es doch, die letzte Ehre dem verstorbenen Haimann Max zu erweisen, der vor einigen Jahren hierher gezogen war. Der Verblichene war ein treubesorgter Gatte, liebevoller Vater, ein guter Jehudi. Wie gern weilte er im Gotteshause, wie erfüllte er seine religiösen Pflichten, welch großer Wohltäter war er gegen die Armen sowohl im Lande als in Palästina. In seiner früheren Gemeinde Edelfingen war er längere Zeit Mitglied des Vorsteheramtes. In herrlichen Worten schilderte Herr Bezirksrabbiner Dr. Kahn die edlen Eigenschaften und Verdienste des Verklärten. Da der Verstorbene auch Veteran aus dem Kriege 1870-71 war, so beteiligte sich auch der Militärverein Mergentheim an der Beerdigung. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."        

   
Über Fliegerleutnant Max Pappenheimer (1918)  
Anmerkung: Max Pappenheimer ist am 12. Juni 1889 in Bad Mergentheim als Sohn des Lehrers und Vorsängers Seligmann Pappenheimer und seiner Frau Regina geb. Wassermann geboren. Siehe Angaben zu Lehrer Seligmann Pappenheimer oben.     

Mergentheim FrfIsrFambl 08021918.jpg (182868 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 8. Februar 1918: "Bad Mergentheim. Fliegerleutnant Max Pappenheimer, Sohn des Lehrers der jüdischen Gemeinde, der am 13. vorigen Monats bei einem Beobachtungsflug von der Kugel eines englischen Jagdflugzeuges ins Herz getroffen war, wurde kürzlich bestattet. Dem bescheidenen Sinne ihres Sohnes entsprechend, hatten die Eltern davon abgesehen, die Bahre in die Stadt bringen zu lassen, sie hatten für Musik und Kondukt des Bataillons gedankt (sc. diese abgesagt), und so bewegte sich der lange Trauerzuge vom Bahnhofe Königshofen nach dem Jahrhunderte alten jüdischen Friedhofe in Unterbalbach, woselbst eine militärische Abordnung Aufstellung genommen hatte. Dortselbst angekommen, nahm der Rabbiner das Wort: Auf Wunsch der Eltern müsse er davon absehen, die Verdienste des verblichenen Helden zu feiern; nur ein Gebet zu sprechen sei ihm gestattet.  
Im engen Rahmen eines selbstverfassten Gebets hab nun der Rabbiner an der Hand des Klagelied Davids um Saul und Jonathan eine Schilderung des Wesens des prächtigen Mannes, seiner geraden, aufrechten, gerechtigkeitsliebenden Gesinnung, seiner Anspruchslosigkeit und Herzensgüte, seiner glühenden Vaterlandsliebe, seiner alles durchdringenden Pflichttreue und vor nichts halt machenden Freudigkeit im Dienste, die ihm alles, das Höchste wie das Geringste, mit Feuereifer zu vollbringen antrieben. Darauf teilte der Redner noch mit: dass von zuständiger Seite aus dem Felde gemeldet wurde, dass Pappenheimer einer der eifrigsten und erfolgreichsten Flieger, nicht allein seiner Flugabteilung, sondern der ganzen Westfront gewesen sei. In einem Jahre habe er 228 Flüge vollbracht und mehr als 100 Batterien eingeschossen. Noch von seinem Todesfluge habe er wertvolle Beobachtungen und Fotografien mitgebracht. In seiner Abteilung hätte er eine Sonderstellung eingenommen, denn alle bewunderten ihn ob seiner Leistungen und liebten ihn wegen seiner vornehmen, bescheidenen Gesinnung. Wegen seiner Verdienste sei er zum Ritterkreuze des königlichen Hausordens von Hohenzollern eingegeben gewesen. Pappenheimer besaß bereits das Eiserne Kreuz 2. und 1. Klasse, sowie die Württembergische goldene Tapferkeitsmedaille und Auszeichnung für Flieger."        

  
Ein "Misrachi-Bild" von Hermann Fechenbach (1922)  
Anmerkung: Hermann Fechenbach ist am 11. Januar 1897 in Bad Mergentheim geboren als Sohn von Max Fechenbach (geb. 1870) und seiner Frau Sophie geb. Flegenheimer (geb. 1871). Die Eltern konnten 1940 noch nach Argentinien emigrieren. Sophie Fechenbach starb 1948 in San Miguel, Argentinien, Max Fechenbach ebd. 1963. Hermann Fechenbach hatte im Ersten Weltkrieg auf Grund einer schweren Verwundung ein Bein verloren. Er studierte 1919 bis 1926 an den Kunstakademien in Stuttgart, München, Florenz und Wien. 1939 ist er von Stuttgart-Hohenheim nach England emigriert und lebte seit 1944 in London. Hier ist er 1986 gestorben. 
Vgl. ausführlich die Website www.hermannfechenbach.com.  
 

Mergentheim FrfIsrFambl 24081922.jpg (227081 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 24. August 1922: "Ein neues Misrachi-Bild*) 
Anmerkung: Originalholzschnitt 350 Mark, Büttenpapier 100 Mark, zu beziehen bei Max Fechenbach, Mergentheim.   
'Hapht' Elokim lejeseth wejischon beoholë Schem', dieser noachidische Satz, der nach der talmudischen Deutung, 'die Schönheit Japht's wohne in den Zelten Schem's' von jeher aussprach, dass auch Kunst und Schönheitssinn in den Dienst des jüdischen Lebens gestellt werden sollen, dürfte eine neue Bestätigung finden in den Werken eines jungen, vielversprechenden Künstlers.   
Hermann Fechenbach, zur Zeit in München, Sohn des ehemaligen Hotelbesitzers in Bad Mergentheim, darf es wohl nachgerühmt werden, dass er, wie er selbst durch seinen jüdischen Sinn sowie streng toratreue Lebensführung beweist, auch seine Begabung in den Dienst echt jüdischer Lebensauffassung stellen will. Nachdem er durch kleinere Arbeiten wie 'Jüdische Charakterköpfe', 'das Tallis' und dergleichen, schon sein Verständnis für jüdisches Denken und Fühlen gezeigt, hat er durch ein meisterhaft entworfenes und künstlerisch hervorragend ausgeführtes Misroch wohl sich den berechtigten Anspruch auf den Künstlernamen erworben. 
Originell ist besonders an dem Werke, dass es nicht ausschließlich wie bei den herkömmlichen Misroch-Bildern üblich, den Gedanken und die Sehnsucht nach dem heiligen Lande wecken will, sondern den göttlichen Ursprung der Schöpfung einerseits, die Geschichte unseres Volkes andererseits künstlerisch darzustellen sich bemüht. Meisterhaft sind die 6 Schöpfungstage, selbst das unter den Bäumen Edens sich schüchtern verbergende Menschenpaar fehlt nicht. Darüber sendet die Sabbatlampe ihren weihevollen Glanz aus, umrahmt von den Worten, mit denen wir das erste unserer Sabbat-Gebet einleiten: 'Atho kidaschto es jaum haschewii'. 'Du hast geheiligt den 7. Tag als Endzweck der Schöpfung von Himmel und Erde'. - Darüber prangen die Symbole unserer Feste. Man erkennt aus jedem Strich, dass der Künstler jede Einzelheit der heiligen Überlieferung, die ihm selbst auch heiligt, festzuhalten sich bestrebte.   
Doch auch der Misroch-Gedanke selbst fehlt nicht, ja krönt das Ganze durch zwei markante Gestalten, einen in Tallis und Tefilin betenden Juden zur Rechten, einen Jüngling mit dem Spaten in der markigen Faust zu Linken, um die Sehnsucht nach Zion auszusprechen, die wir erfüllt zu sehen hoffen in unserer redlichen Arbeit, begleitet von frommem Gebet. Und besonders wer Gelegenheit hatte, den jungen Künstler in seinem stets innigen, andächtigen Gebete zu beobachten, der fühlt sich hingerissen, gehoben von den Empfindungen, die das Meisterwerk in uns zu wecken berufen ist. Als sinniger Ausdruck dieses Gedankens prangt der Satz, mit dem wir uns von den Kinauth erhoben: 'Ki nicham Haschem, es Zion'. Getröstet hat der Ewige Zion, getröstet all seine Ruinen, und seine Wüste gemacht zum Eden.   
Möge es auch ein Zeichen erwachenden Morgens sein, wenn auch die edle Kunst das ihrige beitrage, Zions-Sehnsucht zu wecken und in echt jüdischem Sinne erfüllt zu sehen, auf dass wir uns bald für immer von den Kinauth erheben mögen und den tag der Trauer in FEsttag verwandelt sehen.   
Stuttgart   Rabbiner Dr. Ansbacher."     

  
Der neue Misrach von Hermann Fechenbach (1922)  

Mergentheim Israelit 16111922.jpg (130185 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. November 1922: 
"Das neue Misrach (Misrach
unserer Zeit
   
von Kunstmaler Hermann Fechenbach
Symbolische Darstellung der Gebote und Lehren des jüdischen Glaubens. 
Durch jede Kunst- und Buchhandlung zu beziehen, wo nicht zu haben, direkt vom
Kunstverlag C. Heller, Bad Mergentheim (Württemberg)."     
Hinweis zum Kunstverlag Heller: es handelt sich um den Kunstverlag beziehungsweise die Buch- und Kunsthandlung von Christian Heller, Buchbindermeister in der Kirchgasse 11 (nach Einwohnerbuch Mergentheim von 1926). Er hatte zwei Söhne Emil Heller, Kaufmann und Karl Heller, Buchbinder. Die Familie war nichtjüdisch.    

  
Rabbiner Dr. Ansbacher über das Werk von Hermann Fechenbach (1922) 

Mergentheim Israelit 26101922.jpg (144782 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Oktober 1922: "Stuttgart, 28. September (1922). Hermann Fechenbach zur Zeit in München, darf es wohl nachgerühmt werden, dass er 'Neujüdische Kunst' nicht im landläufigen Sinne mit rein nationalem Einschlag auffasst, sondern sie in den Dienst echt jüdischer Lebensauffassung stellen will. Nachdem er durch kleinere Arbeiten, wie 'Jüdische Charakterköpfe', das Tallis und dergleichen, schons ein Verständnis für wahrhaft jüdisches Denken und Fühlen gezeigt, hat er durch ein meisterhaft entworfenes und künstlerisch hervorragend ausgeführte Misroch wohl sich den berechtigen Anspruch auf den Künstlernamen erworben. Meisterhaft sind die 6 Schöpfungstage, gezeichnet, ´vom ersten Lichtstrahl bis zur Tier- und Menschenschöpfung, selbst das unter den Bäumen Edens sich schüchtern verbergende Menschenpaar fehlt nicht. Darüber sendet die Sabbatlampe ihren weihevollen Glanz aus, umrahmt von den Worten: 'Du hast den siebten Tag geheiligt'. Darüber prangen die Symbole unserer Festesreihe, dargestellt mit sinnigen Ornamenten. Doch auch der Misroch-Gedanke selbst fehlt nicht, ja krönt das Ganze durch zwei markante Gestalten, einen im Tallis und Tefillin betenden Juden zur Rechten, einen Jüngling mit dem Spaten in der markigen Faust zur Linken, um die Sehnsucht nach Zion auszusprechen, die wir erfüllt zu sehen hoffen in unserer redlichen Arbeit, begleitet vom frommen Gebet. Als sinniger Ausdruck dieses Gedankens prangt der Satz mit dem wir uns von den Kimauth erheben. 
Das Bild ist in zwei Ausführungen durch Herrn Max Fechenbach, Mergentheim zu beziehen: Originalholzschnitt, wovon nur eine beschränkte Zahl vorhanden, weshalb frühzeitige Bestellung zu empfehlen, Preis Mark 500.--. Zweite Ausführung auf Büttenpapier mit Original-Unterschrift des Künstlers Mark 150.-                   Dr. Ansbacher."   

      
Ausstellung von Werken Hermann Fechenbachs im Kunstgebäude in Stuttgart (1929)        

A Bad Mergentheim GemZeitung Wue 01011929.jpg (14147 Byte)Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. Januar 1929: "Stuttgart. Von den im Kunstgebäude ausgestellten Porträts, Holzschnitten und Ölgemälden des Malers Hermann Fechenbach wurden vier Bilder vom Württembergischen Staat für die Staatliche Bildergalerie erworben."                  


Über "Neue Werke jüdischer Graphiker", darunter Hermann Fechenbach - Beitrag von Theodor Harburger (1930)  
Anmerkung: der genannte Künstler Josef Budko ist 1880 in Plonesk, Polen geboren und 1940 in Israel gestorben. Er hatte in Berlin studiert zusammen mit dem jüdischen Künstler und Graphikdesigner Hermann Struck. 1933 ist Josef Budko zusammen mit Mordechai Ardon und Jacob Steinhardt nach Israel ausgewandert. Zwei Jahre später eröffnete er die "New Bezalel"-Schule in Jerusalem    

Mergentheim BayrGZ 15041930.jpg (242349 Byte)Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. April 1930:   
Vorgestellt wird im Artikel das künstlerische Werk von Josef Budko und Hermann Fechenbach. Nachstehend sind die Einleitung des Beitrages von Theodor Harburger sowie die Ausführungen zu Hermann Fechenbach wiedergegeben: 
Neue Werke jüdischer Graphiker.  
Der Jude als bildender Künstler ist eine Erscheinung, die für uns Heutigen nichts Auffälliges mehr an sich hat. Mit dieser Feststellung wird eine Entwicklung im Judentum gekennzeichnet, die nicht allein eine Bereicherung des Lebensumkreises überhaupt darstellt, nicht allein die Eroberung eines früher nicht in diesem Umfang betretenen Kulturgebietes bedeutet, sondern darüber hinaus die Grundlage für selbständiges Schaffen als Jude bildet. Da jetzt die Juden nicht mehr nur als Vereinzelte das Ihre beitragen zum Aufbau der künstlerischen Welt, ist die Möglichkeit gegeben, dass ihr Wirken als jüdisches Wirken uns und der Umwelt erscheinen kann.   In diesem Sinne darf also von Ansätzen zu einer jüdischen Kunst gesprochen werden da, wo es sich um Leistungen von Juden mit besonderen, auch im Inhaltlichen als jüdisch erkennbaren Gestaltungstendenzen handelt. Dass bei der Betrachtung der künstlerischen Erscheinungen unter diesem Gesichtswinkel Zurückhaltung geübt wird, gebietet Selbstachtung und kritischer Sinn. Umso erfreulicher ist, wenn mit vollster Anerkennung der schöpferischen Leistung und des Gelingens der Intention auf Werke hingewiesen werden kann, die jüdische Eigenart mit beachtenswerter Gestaltung vereinen....  (danach Abschnitt zu Josef Budo)  
In anderer Weise auf das jüdische Gefühl wirkt ein Werk, mit dem Hermann Fechenbach schon seit Jahren in stiller, emsiger         
Mergentheim BayrGZ 15041930a.jpg (52242 Byte)Arbeit beschäftigt ist. In kleinen Holzschnitten unternimmt er es, die Bibel uns noch vertrauter zu machen, indem er in kleinen Bildern ihre Szenen lebendig macht. Die Folge, die bereits in ihren ersten Blättchen bemerkenswertes Talent bewies, ist nun bis über das Buch Bereschith (1. Mose-Buch = Genesis) hinausgelangt. Als ein Versucht jüdischer Illustration zu unseren heiligen Schriften steht das Unternehmen einzig da und verdient volle Beachtung und Unterstützung. Diese ist zudem auch den weitesten Kreisen möglich, weil jedes Blatt um RM 4.- und bei Bezug der ganzen Serie sogar nur um RM 1.50 zu beziehen ist. Die herbe Sachlichkeit der Darstellung vermittelt den Eindruck einer in sich geschlossenen Künstlerpersönlichkeit, der es wirklich um die Dinge geht. Die religiöse Grundstimmung Fechenbachs wirbt ihm sicher viele Freunde und wird dazu beitragen, dass sein Werk weitere Verbreitung und Förderung finden wird.  
München.  Theo Harburger."      

   
Über die Holzsschnitte von Hermann Fechenbach (1932)        

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. Dezember 1932:          

 
Zum Tod von Abraham Pakelnischki (1922) 
Anmerkung: Dokumente zu Abraham Pakelnischki siehe in der Website "NS-Raubgut in der Zentral- und Landesbibliothek Berlin".   

Mergentheim Israelit 27041922.jpg (62881 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. April 1922: "Mergentheim, 20. April (1922). Am 4. März (1922) verstarb hier an einem Herzschlag der besonders in Königsberg und München bekannte Privatgelehrte und -Lehrer Abraham Pakelnischki. Einer Gelehrtenfamilie in Litauen entsprossen, hat er sich von Jugend auf mit der Thauro (Tora) befasst und ein großes, umfassendes und tiefes Wissen in Talmudicis besessen; sich auch eine schöne weltliche Bildung angeeignet. In Königsberg (Preußen) und München war er vielfach als Talmudlehrer tätig und hat sich großer Beliebtheit erfreut. Auch am hiesigen Platze, wo er in den letzten Jahren öfters zur Kur weilte, war er geschätzt und beliebt. Die hiesige Gemeinde veranstaltete ihm eine sehr ehrenvolle Bestattung, der Rabbiner feierte ihn in seinem warmen Hesped als Talmudgelehrten und bravenb gebildeten Menschen. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."      

      
 Zum Tod von Karoline Wolf (stammte aus München; 1924)      

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 15. August 1924:           

 
Zum Tod von David Fröhlich (1925)  
Anmerkung: David Fröhlich (geb. 7. Mai 1865 als Sohn von Maier Fröhlich und seiner Frau Regina) war seit dem 4. Mai 1893  (in Würzburg) verheiratet mit Bertha geb. Neuhaus (geb. 4. März 1873 als Tochter von Jakob Neuhaus und seiner Frau Getta, 1942 ab Nürnberg in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wo sie am 4. Februar 1943 umgekommen ist). Die beiden hatten - wie im Bericht erwähnt - 12 Kinder: Max (1894), Selma (1895, verheiratete Katzauer, Darmstadt), Klara (1897, verheiratet 1920 mit Felix Beifuß), Jacob (1898), Jeanette (1900), Flora (1901, verheiratet mit Dr. Max Weil, Nürnberg, 1942 in das Ghetto Izbica deportiert und umgekommen), Hugo (Elchanan, 1903), Siegfried (Sussmann, 1905), Moritz (Mosche, 1906), Rosa (Rösle, 1908, später wohnhaft in Hamburg, 1941 in das Ghetto Riga deportiert und umgekommen), Ludwig (1911), Getta (1915). 
Der genannte Abraham Fröhlich in Gelsenkirchen war eng verwandt mit David Fröhlich, vermutlich sein Bruder. Er betrieb mit seiner Frau Gutel einen Fleischhandel in Gelsenkirchen in der Florastraße 76 ("A. Fröhlich, Vieh- und Fleisch-Agenturen) hat in Gelsenkirchen um 1910 eine orthodoxe Austrittsgemeinde gegründet. Familie Fröhlich konnte nach Haifa emigrieren. Siehe Beitrag von Chajm Gulski "Geschichte des Judentums in Gelsenkirchen" sowie Wikipedia-Artikel "Judentum in Gelsenkirchen".      

Mergentheim Israelit 19031925.jpg (170583 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. März 1925: "David Fröhlich - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen.
Bad Mergentheim,
15. März (1925). Am 4. Adar (= 28. Februar 1925) bewegte sich auf der Landstraße von Bad Mergentheim nach dem eine halbe Stunde entfernten 400-jährigen ehrwürdigen Friedhof in Unterbalbach ein langer Trauerzug. Arm und Reich, Juden und Nichtjuden, sie alle ließen es sich trotz des langen Weges, trotz des herrschenden Unwetters nicht nehmen, dem Manne, den sie im Leben kennen und schätzen gelernt hatten, die letzte Ehre zu erweisen. Als der Zug Edelfingen erreichte, da wartete seiner am Eingang des Dorfes die ganze Gemeinde, Männer mit schmerzbewegten Zügen, weinende Frauen, und alle schlossen sich dem Zuge an. David Fröhlich wurde zur letzten Ruhe getragen. 
Wahrlich, ein Frommer ist mit David Fröhlich seligen Andenkens dahingegangen. Dies waren die charakteristischen Merkmale seiner Persönlichkeit Recht halten (Micha 6,8), er war in all seiner Schlichtheit ein weit über den Durchschnitt hinausragende Persönlichkeit, gerecht gegen jedermann, rechtschaffen in seinem Berufe, sein ganzes Leben war ein Leben der eisernen Pflicht im Sinne der Tora. Liebe üben (Micha 6,8) Und er liebte die Liebestätigkeit, ein Strom des Segens ergoss sich aus seinem Hause in ungezählte Hütten und Herzen und er wandelte demütig vor seinem Gott (Micha 6,8) und bei alledem wandelte er in stiller, schlichter Bescheidenheit vor seinem Gotte, für sich selbst die Grenzen des Gesetzes noch emporziehend, ohne dass je ein Außenstehender davon erfuhr.  Und er fand Gunst und Wohlgefallen in den Augen Gottes und der Menschen (Sprüche 3,4). Und wie die Menschen ihn liebten, so liebte ihn der Ewige. Freude auf Freude ließ Er ihn an seinen zwölf Kindern - sie mögen leben - erleben, ganz besonders im letzten Jahre. Drei Töchter sah er kurz nacheinander echt jüdische Häuser gründen. Noch vor einem halben Jahr durfte er die Barmizwo-Feier des Jüngsten erleben, dann erfreuten ihn alle drei Töchter nacheinander durch die Geburt von Enkeln und mitten aus all diesen Freuden heraus entschlief er sanft in ein besseres Jenseits.  
Vor dem Trauerhause brachte Herr Rabbiner Dr. Kahn in warm empfundenen Worten den Schmerz der Gemeinde, die eine ihrer stärksten Stützen verloren hat, zum Ausdruck. Herr Lehrer Ottensoser rief dem Heimgegangenen im Namen seiner Angestellten und im Auftrage vieler Armen herzliche Worte der Dankbarkeit nach und am Grabe nahm Herr Abraham Fröhlich, Gelsenkirchen, in zu Herzen gehender Weise Abschied von dem heimgegangenen Bruder. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."     

   
87. Geburtstag des Kriegsveteranen Siegmund Kahn (1926)           

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. April 1926:           

   
Durch ein Urteil des Reichsgerichts wird Felix Fechenbach rehabilitiert (1927)    
Zu Felix Fechenbach (geb. 1894 in Bad Mergentheim, ermordet von Nationalsozialisten 1933 im Kleinenberger Wald zwischen Detmold und Warburg) siehe Wikipedia-Artikel http://de.wikipedia.org/wiki/Felix_Fechenbach      

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Januar 1927:        

   
Aron Adler wurde in den Gemeinderat gewählt (1928)          

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Dezember 1928:          

 
Zum Tod von Fanny Emanuel geb. Iggersheimer (geb. in Mergentheim, gest. 1929 in Frankfurt) 
Anmerkung: Fanny Emanuel geb. Iggersheimer ist am 26. September 1852 in Mergentheim geboren als Tochter des Kaufmannes Jonas Iggersheimer und seiner Frau Sara geb. Dreifuß. 1876 verzog sie mit ihrem Mann nach Neuss.   

Mergentheim Israelit 21021929.jpg (132430 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Februar 1929: "Frau Fanny Emanuel - sie ruhe in Frieden.  Eine Patriarchin ist im Alter von 76 Jahren mit Frau Fanny Emanuel von uns gegangen, eine der glücklichen ausgeglichenen Naturen, die es verstehen, das Beste aus der folgenden Kindheit und Jugend: die Reinheit und Heiterkeit der Seele, ins spätere Leben und ins Greisenalter mit hinüberzunehmen. Im frommen, vornehmen altjüdischen Hause Iggersheimer zu Mergentheim geboren und erzogen, folgte sie in jungen Jahren ihrem Gatten, Abraham Emanuel - das Gedenken an den Gerechten ist zum Segen - nach Neuß und Köln am Rhein, wo sie, Priesterin ihres Hauses, dem Manne treue, opfervolle Begleiterin bis zu dessen frühem Ende war und dann den Kindern eine doppelt heißliebende Mutter wurde. In den letzten zwei Jahrzehnten wohnte Frau Emanuel in Frankfurt, in der Nähe ihrer Kinder, in der Stadt, da ihre Seele eine Heimat gefunden hatte. Hier genoss sie, schwärmerisch geliebt von den Ihren und geachtet von allen, den ungetrübten Lebensabend, wie sie ihn nach einem Leben der Pflicht und Arbeit verdiente. Es war ihr gegönnt, zu sehen, wie der Sohn und zwei Töchter eigene Häuser gründeten und darin im Kreise ihrer Lieben das Licht der Emunoh (sc. Wahrheit, Religion) im Sinne der Mutter erhielten, wie in Enkeln und Urenkeln die Traditionen der Familie für die Zukunft erblühten. Noch am Tage des Abschiedes saß sie im Kreise ihrer Kinder, in heißer Liebe mit ihnen verbunden. Dann schied sie leicht und sanft, wie ihr ganzes Leben nur Liebe, Ruhe und Frieden bedeutete. 
Eine große Schar von Trauernden umringte am Dienstagmittag auf dem Friedhofe der Israelitischen Religionsgesellschaft neben den Verwandten die Bahre der Heimgegangenen, an der Herr Redakteur Schachnowitz ihr Lebensbild zeichnete. Ihr Andenken wird bei den Ihren fortleben und sich in Taten der Gottesfurcht und Menschenliebe auswirken. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."       

   
Zum Tod von Helene Sulzbacher geb. Hopfenmeyer (1929)  
Anmerkung: Helene (Lena) geb. Hopfenmayer ist 1848 in Kairlindorf geboren als Tochter von Maier Hopfenmayer und seiner Frau Hanna (lebten später in Erlangen). Sie heiratete 1871 in Würzburg Hermann (Hayum) Sulzbacher (geb. 1844 in Mergentheim als Sohn von David Sulzbacher und Fanny geb. Monheimer), der bereits 1888 gestorben ist. Die sechs im Abschnitt genannten Kinder waren Mina (1873), Sabine (1874), Max (1877), Moritz (1878), Klara (1880) und Isac (1884).     

Mergentheim Israelit 05041929.jpg (100725 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. April 1929: "Mergentheim, 21. Mrz (1929). Nach kurzem Krankenlager starb im 81. Lebensjahre Frau Helene Sulzbacher aus Mergentheim. Sie entstammte der echtfrommen Kaufmannsfamilie Hopfenmeyer aus Erlangen. Schon in jungen Jahren war sie Witwe mit 6 unmündigen Kindern. Gestützt auf felsenfestes Gottvertrauen, das einer tiefen, streng gläubigen Religiosität entsprang und auch in Krankheit und Schicksalsschlägen nicht wankte, gelang es der mutigen, gewissenhaften Frau, sich als eine echte wackere Frau zu bewähren. In rühriger Tätigkeit erzog sie ihre Kinder in Ehren als würdige Schwiegertochter des Reb David Sulzbacher. Herr Rabbiner Dr. Kahn schilderte in ehrenden Worten vor dem Hause das Leben und fromme Wirken der Entschlafenen und am Grabe sprach der Schwiegersohn, Herr Lehrer Heinemann aus Neunkirchen (Saar) ergreifende Worte der Liebe, Dankbarkeit und des Abschieds namens ihrer Kinder. Ihr Andenken wird stets ein gesegnetes sein. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."         

    
60. Geburtstag von M. Max Fechenbach, Vater von Hermann Fechenbach (1930)          

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Februar 1930:         


60. Geburtstag von Albert Adler (1930)  
Anmerkung: Albert Adler ist am 19. August 1870 in Attica, USA als Sohn von David Adler und der Hanchen geb. Lehmann geboren. Er war seit dem 10. August 1896 verheiratet mit Bertha Adler, die am 6. Juli 1869 in Edelfingen als Tochter von Julius Adler (Edelfingen) und seiner Frau Babette geboren ist. Die beiden hatten drei Kinder: David (1897), Elsa (1898, verheiratet seit April 1921 mit Arthur Stern in Hagen, Westfalen), Berthold (Baruch) (1899). 
Albert Adler war in Mergentheim Kaufmann und Inhaber einer Handlung für Kunstdünger und Baumaterialien. Er war langjähriger Synagogenvorsteher und Mitglied des Israelitischen Oberrats. Er emigrierte Anfang Dezember 1938 nach Luxemburg und starb 1947 in Mexiko. Seine Frau Berta Adler starb 1940 in Luxemburg. Der Sohn David Adler wurde Kaufmann und emigrierte bereits 1933 nach Luxemburg, später nach Mexiko. Er kam nach 1945 nach Karlsruhe zurück. Die Tochter Elsa verheiratete Stern emigrierte 1940 nach Luxemburg, dann nach London und wanderte später in die USA (New York) aus. Der Sohn Berthold Adler emigrierte in der NS-Zeit nach Frankreich, dann nach Spanien und wanderte später nach Mexiko aus.     

Mergentheim Israelit 14081930.jpg (41160 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. August 1930: "Bad Mergentheim, 1. August (1930). Am 19. August dieses Jahres feiert Herr Albert Adler senior, hier, seinen 60. Geburtstag. Herr Adler, langjähriger Vorstand der Chewro Gemilus Chasodim (= Wohltätigkeitsverein), seit einigen Jahren Mitglied des israelitischen Vorsteheramtes und der israelitischen Landesversammlung in Württemberg, tritt stets für die Belange des gesetzestreuen Judentums ein. Wir wünschen ihm alles Gute. Bis 100 Jahre!       
 
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. August 1930: "Mergentheim. Am 19. August wird Albert Adler sen. den 60. Geburtstag feiern. Der Jubilar hat sich als Vorstand der Bruderschaft Chevras-Gebilus Chasodim um Lebende und Tote hoch verdient gemacht. Er gehört seit einigen Jahren dem Israelitischen Vorsteheramt in Mergentheim und der Israelitischen Landesversammlung als Vertreter für den Bezirk Mergentheim-Hall an. Möge dem verdienten Manne, der durch eigene Krankheit und die Krankheit seiner Frau zurzeit hart geprüft ist, baldige Genesung und alles Gute beschieden sein."        

     
Zum Tod von Abraham Seligmann (1933)          

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. März 1933:         

 
80. Geburtstag von Clara Ullmann geb. Ifri (1933) 
Anmerkung (nach Strätz Biographisches Handbuch Würzburger Juden II, 638-639): Clara Ullmann geb. Ifri war die am 6. Mai 1853 geborene Tochter von Moses Ifri (1821-1878) in Bad Mergentheim und seiner Frau Hannchen geb. Steindecker (gest. 1880). Sie lebte seit ihrer Heirat 1879 in Würzburg mit ihrem Mann Moritz Ullmann (1843 in Schwabach - 1899 in Würzburg). Dieser war Schuhwarenhändler in Würzburg. Die beiden hatten sieben Kinder: Rosa (1872), Hedwig (1880), Ida (1882), Hirsch (1883), Max (1884), Regina (1886), Jenny (1891). Mehr zur Geschichte der Familien der Kinder bei Strätz.  

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. März 1933: Würzburg, 27. März (1933). Frau Clara Ullmann geb. Ifri, in Würzburg, Sofienstraße 14, aus Mergentheim, feierte am Erew Rosch Chodesch Nissan (= 27. März 1933) in körperlicher und geistiger Frische ihren 80. Geburtstag. (Alles Gute) bis 120 Jahre."    

   
Zum Tod von Karoline Igersheimer geb. Blumenfeld (1933)         

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 31. März 1933:          

  
90. Geburtstag von Joseph Heidelberger (geb. 1844 in Sennfeld, seit 1924 in Mergentheim wohnhaft)   
Anmerkung: Joseph Heidelberger ist am 20. Dezember 1934 von Bad Mergentheim in das jüdische Altersheim nach Heilbronn-Sontheim verzogen, wo er am 8. November 1935 verstorben ist. Er wurde an 10. November 1935 "unter überaus großer Beteiligung von nah und fern zur letzten Ruhe bestattet" im jüdischen Friedhof in Sennfeld (RSA-Register).       

Sennfeld Israelit 05071934.jpg (59845 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Juli 1934: "Bad Mergentheim, 2. Juli (1934). Vor kurzem feierte Herr Joseph Heidelberger in körperlicher und geistiger Frische und Rüstigkeit seinen 90. Geburtstag. Herr Heidelberger, in Sennfeld (Baden) geboren und dort bis vor 10 Jahren wohnhaft, ist sowohl bei seinen Geschäftsfreunden infolge seiner Reellität und Hilfsbereitschaft als auch bei seinen Bekannten dort und hier wegen seines freundlichen und liebenswürdigen Wesens allgemein geschätzt und beliebt. Am Sabbat wurde seines Festes in der Synagoge Erwähnung getan und am Sonntag war sein Haus voll von Gratulanten von hier und auswärts. Mögen ihm noch weitere Jahre der Gesundheit und Rüstigkeit beschieden sein!"

  
Hugo Fröhlich wandert aus, die Leitung der Jüdischen Arbeitsgemeinschaft übernimmt Dr. Selig Cohn (1934)       

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Juli 1934:           

 
Zum Tod von Gerson Rothschild (1936)  
Anmerkung: Gerson Rothschild ist am 18. Mai 1853 als Sohn von Feist Rothschild und der Babett geb. Adler in Dertingen geboren. Er wohnte später in Königshofen, von wo er am 9. September 1889 nach Bad Mergentheim übergesiedelt ist. Am 19. August 1879 hat er in Bad Mergentheim Klara Löwenstein geheiratet (geb. 25. Januar 1857 in Laudenbach als Tochter von Simon Löwenstein und der Therese geb. Johlsohn, gest. 18. April 1926 in Mergentheim). Das Ehepaar hatte fünf Kinder: Ferdinand (geb. 1880 in Königshofen), Louis (geb. 1883 in Königshofen), Ma(r)x (geb. 1885 in Königshofen, später wohnhaft in Marktbreit, umgekommen nach Deportation 1942), Sara (geb. 1889 in Mergentheim), Simon (geb./gest. 1891 in Mergentheim).   

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. April 1936: "Bad Mergentheim, 23. April (1936). Hier ist Gerson Rothschild in die künftige Welt eingegangen. Er war ein Mann, welcher in aufrichtiger Frömmigkeit den Geboten der Tora nachstrebte. So gehörte er auch zu den eifrigsten Besuchern unseres Gotteshauses. Als Weinbergbesitzer pflegte er seinen Weinberg selbst und es war Herkommen in unserer Gemeinde, den Koscherwein bei Gerson Rotschild zu holen. Seine Beerdigung versammelte seine zahlreichen hiesigen und auswärtigen Freunde um seine Bahre. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."      

      
    
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
   
Anzeige der Eisenwarenhandlung Simon Höchheimer (1869)
   

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Dezember 1869: "Mergentheim. Lehrling gesucht. 
In meiner am Sabbath und Feiertagen geschlossenen Eisenwarenhandlung ist für einen mit den nötigen Vorkenntnissen versehenen jungen Manne eine Lehrlingsstelle vakant. Kost und Logis im Hause. Simon Höchheimer."     

    
Anzeige des Eisen- und Spezereigeschäftes N. Hirsch (1869) 
 

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Dezember 1869: 
"In meinem Eisen- und Spezereigeschäft ist für einen mit den nötigen Vorkenntnissen versehenen jungen Mann eine Lehrlingsstelle offen. 
N. Hirsch in Mergentheim."      

       
Anzeigen des Eisengeschäftes der Gebr. Falk (1890 / 1901)  

Mergentheim Israelit 13111890.jpg (40682 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. November 1890
"Lehrlings-Gesuch
In unser, Samstags und an Feiertagen geschlossenes Eisengeschäft wird ein Lehrling mit guten Schulkenntnissen unter günstigen Bedingungen zu engagieren gesucht. 
Gebrüder Falk, Mergentheim (Württemberg)."     
  
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Mai 1901
"Lehrlings-Gesuch. 
Für unser an Schabbat und Feiertag geschlossenes Eisengeschäft, suchen wir zum baldigsten Eintritt einen wohlerzogenen jungen Mann unter günstigen Bedingungen zu engagieren. 
Gebrüder Falk
Mergentheim, Württemberg."      
 
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. August 1901
"Lehrlings-Gesuch. 
Für unser an Schabbat und Feiertag geschlossenes Eisengeschäft, suchen wir zum baldigsten Eintritt einen wohlerzogenen jungen Mann unter günstigen Bedingungen zu engagieren. 
Gebrüder Falk
Mergentheim, Württemberg." 

  
Anzeige der Witwe H. Schloß (1898) 
  

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. September 1898:  
"Suche für meinen Sohn, mit guter Schulbildung,
Lehrstelle
in einem Samstags und Feiertage geschlossenen Geschäft. 
H. Schloß Witwe, Mergentheim an der Tauber, Württemberg".  

   
Anzeige der Mazzenbäckerei A. Fechenbach (1901) 

Mergentheim Israelit 18021901.jpg (41638 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Februar 1901: 
"Mazzenpackmaschine 
zum verpacken der Mazzen in Rollen und Stupfeleisen von hartem Gussstahl, versendet gegen Nachnahme 
A. Fechenbach, 
Mazzenbäckerei, Mergentheim, Württemberg."     

   
Anzeige der Lederhandlung L. Oppenheimer (1904)  

Mergentheim Israelit 22021904.jpg (44747 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Februar 1904:"Suche für meine Leder- und Schuhartikelhandlung, welche Samstags und an israelitischen Festtagen streng geschlossen ist, einen Lehrling mit guten Schulkenntnissen oder einen angehenden Commis. Kost und Wohnung im Hause. 
L. Oppenheimer, Lederhandlung, 
Mergentheim (Württemberg)."      

   
Lehrlingssuche von Emanuel Igersheimer (1906)   

Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 2. März 1906: 
"Lehrling 
mit guter Schulbildung für mein Manufakturwaren-Geschäft, Samstag geschlossen, für Ostern oder später gesucht. Kost und Logis im Hause. 
Emanuel Igersheimer, Mergentheim (Württemberg)."        

  
Anzeige des Gasthofes-Hotels-Restaurants Fechenbach (1911)   

Mergentheim Israelit 01061911.jpg (79591 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Juni 1911: 
"Bad Mergentheim. Koscher. Gasthof Fechenbach. 
Hotel-Restaurant. Unterer Marktplatz.
1 Minute vom Hauptbahnhof, 3. Minuten vom Kurgarten. 
Kurgemäße Küche. 
Mitglied des Vereins für rituelle Speisehäuser in Hamburg."      

    
Anzeigen des Hotel-Restaurants Fechenbach (1924/25)   

Mergentheim Israelit 13111924.jpg (61571 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. November 1924: "Bad Mergentheim. Hotel-Restaurant Fechenbach.
Allen meinen ehemaligen lieben Gästen und weiteren Interessenten zur gefälligen Kenntnis, dass ich nunmehr meinen Betrieb wieder dauernd persönlich weiterführe mit dem Bestreben, durch anerkannt gute Küche, aufmerksamster Bedienung, schöner Fremdenzimmer (in und außer dem Haus) meinen Gästen einen gemütlichen Aufenthalt zu bieten.
Hochachtungsvoll Frau J. Mildenberg. Ganzjährig geöffnet  Mäßige Preise. 
Übernahme von Hochzeiten und sonstigen Festlichkeiten."    
 
Mergentheim Israelit 18061925a.jpg (53587 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Juni 1925: "Bad Mergentheim. Hotel-Restaurant Fechenbach.
Besitzerin: Frau J. Mildenberg. 
Einziges und längst bestehendes streng rituelles Hotel am Platze. Referenzen Seiner Ehrwürden Herrn Rabbiner Dr. Kahn. Anerkannt Ia Verpflegung. Schöne Zimmer in und außer dem Hause. Mäßige Preise. Vollständig neu renoviert. Für Kurgäste extra Diätküche unter Aufsicht des Badearztes Dr. med. S. Hirnheimer."     

  
Anzeige des Restaurants "Spiegelsaal" (1925)    

Mergentheim Israelit 18061925.jpg (37211 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Juni 1925: "Streng Koscher Bad Mergentheim Streng Koscher.
Restaurant 'Spiegelsaal'. Erstklassige Verpflegung. Mäßige Preise. 
Referenz: Seiner Ehrwürden Herr Rabbiner Dr. Kahn. Besitzer: Adolf Melamet."       

     
Heiratsanzeige von Max Fröhlich und Käte geb. Schwarzenberger (1927)  
Anmerkung: Max Fröhlich ist am 17. Juni 1894 in Unteraltertheim (Fechenbach: Die letzten Mergentheimer Juden S. 181) als Sohn von David Fröhlich und der Berta geb. Neuhaus geboren. Käte geb. Schwarzenberger ist am 12. November 1899 in Maßbach als Tochter von Bernhard Schwarzenberger und Meta geb. Katzenberger geboren. Die beiden heirateten standesamtlich am 14. Juni 1927 in Schweinfurt beziehungsweise religiös am 19. Juni 1927 in Würzburg. Die beiden hatten drei Kinder: David (geb. 2. Juni 1928 in Würzburg), Lea, Lotte (geb. 26. April 1935 in Bad Mergentheim), Ruth Rahel (geb. 25. August 1937 in Mergentheim). Max Fröhlich war als Kaufmann Inhaber der Vieh- und Pferdehandlung David Fröhlich & Sohn in Bad Mergentheim. Die Familie emigrierte Ende September 1939 über Holland nach St. Louis; USA, wo Max Fröhlich (und Familie?) 27 Jahre lebte, danach wohnhaft in Jerusalem, Israel. Max Fröhlich starb 1995, seine Frau Käthe 1997.  

Mergentheim Israelit 16061927.jpg (35425 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Juni 1927: 
"Gott sei gepriesen. 
Max Fröhlich - Käte Fröhlich geb. Schwarzenberger. Vermählte. 
Bad Mergentheim
Trauung: Würzburg, den 19. Juni 1927 - 19. Siwan 5687  vormittags 12 1/2 Uhr im Hotel Schwan."       

 
Werbeanzeige für die Kur in Bad Mergentheim (1928)   

Mergentheim Israelit 09021928.jpg (49537 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Februar 1928:  
Die Anzeige (zum Lesen bitte Abbildung anklicken) erschien mit Hinweis auf die "Eröffnung der Kuranstalt Hohenlohe nach Erweiterungsbauten am 20. Februar 1928).   

   
Anzeige der Fa. Hermann Adler (1928)  

Mergentheim Israelit 16081928.jpg (38199 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. August 1928: 
"Ia Grünkern  neue Ernte. 
5 kg. Postpack. M. 6,50  franko Nachnahme versendet 
Hermann Adler  Bad Mergentheim. 
Bei größerer Abnahme entsprechend billiger."     

     
Verlobungsanzeige von Hedwig Hirsch und Max Katzenstein (1929)  

Mergentheim Israelit 07031929a.jpg (26003 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. März 1929:   
"Hedwig Hirsch  -  Max Katzenstein  
zeigen ihre Verlobung an   
Bad Mergentheim   München Liebherrstraße 1."     

    
Werbeanzeige für die Kur in Bad Mergentheim (1930)  

Mergentheim Israelit 27031930.jpg (47763 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. März 1930:  "Bad Mergentheim
Galle - Leber - Fettsucht - Zucker - Magen - Darm. 
3 Quellen: Karlsquelle (mittelstark) Albertquelle (stark)  Wilhelmsquelle (mild)."       

      
Verlobungsanzeige von Fanny Oppenheimer und Siegfried Fröhlich (1934)           

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Januar 1934: 
"Gott sei gepriesen    
Fanny Oppenheimer - Siegfried Fröhlich.
V
erlobte. 
Frankfurt am Main  Bärenstraße 12  -  Petach-Tikwah / Bad Mergentheim".      

  
Anzeige der Pension Gerstner (1934)  

Mergentheim Israelit 14061934.jpg (24238 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Juni 1934:   
"Bad Mergentheim. Pension Gerstner. Unter Aufsicht des Vereins ritueller Speisehäuser."     

    
Verlobungsanzeige von Selma Rothschild und Arno Katz (1936)    

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Juni 1936: 
Selma Rothschild   -  Arno Katz.  Verlobte. 
Bad Mergentheim Unterer Graben 19  -  Frankfurt am Main  Sandweg 7. 
Empfang nur Bad Mergentheim 20.6.1936."       

  
Verlobungsanzeige von Sara Kahn und Ludwig Adler (1936)
        

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. September 1936:  
"Gott sei gepriesen.  
Sara Kahn - Ludwig Adler. Verlobte.  
Bad Mergentheim / Baisingen  -  Markelsheim bei Bad Mergentheim".       

       
 Nach der Emigration: Hochzeitsanzeige von Bella Strauss und John H. Lamm (1944)    

Anzeige in der Zeitschrift "Aufbau" vom 10. März 1944: 
"Bella Strauss - John H. Lamm
Engaged. March 11,1944. 
(formerly Bad Mergentheim) - (formerly Pirmasens)  
870 West 180th Str., Apt. 3-B".   

  
  
Weitere Dokumente zu einzelnen jüdischen Personen / Gewerbebetrieben   
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim / Ries)  

Notariatsschreiben, die Pflegschaft 
Rika Igersheimer betreffend (1831)
  
 Mergentheim RIgersheimer 024.jpg (215060 Byte) Mergentheim RIgersheimer 024a.jpg (208191 Byte) 

Text des Dokumentes: "In die Rika Igerheimer'sche Pflegschaft zu Mergentheim, welche Oser Bär in Dörzbach verwaltet, sind nach bemerkte Personen das Beygesetzte schuldig, das löbliche Schultheißenamt wolle solches
von ihnen unterschriftlich anerkennen lassen, sofort gegenwärtiges Anschreiben anvers zurück zu senden.
Mergentheim, den 31. November 1831 - Königliches Gerichtsnotariat - Dieterich. 
Es schuldet Johann Georg Schneider zu Dürrenzimmern
Capit. II Nov.1830 die Richtigkeit dessen
- 350,- Gulden J. Georg Schneider
die Richtigkeit dessen und die Ächtheit der Unterschrift
Schuldner hat das Porto hierüber zu bezahlen Schultheiß Zoller."


Zu den Personen: Rika (Rebecca) geb. Igersheimer (geb. 15. Dezember 1818 in Mergentheim, gest. 5. Juni 1896 in Aschaffenburg) war verheiratet mit Rabbiner Abraham Adler (geb. 11. August 1808 in Kleinsteinach, gest. 22. Februar 1880 in Aschaffenburg), der von 1838 bis 1845 Distriktsrabbiner in Burgpreppach war und von 1845 bis 1880 Rabbiner in Aschaffenburg. Das Ehepaar hatte neun Kinder: Leah verh. Bamberger, Benzion Adler, Natan Adler, Selig Uri Adler, Naphtali Adler, Moses Adler, Kolajah Adler, Julius Adler und Emanuel Raphael Adler. 
Oser Baer (geb. 4. Oktober 1777 in Dörzbach, gest. 6. Oktober 1845) war verheiratet seit dem 2. Mai 1820 mit Regine geb. Igersheimer (geb. 26. Mai 1796 oder 14. Januar 1798 in Mergentheim als Tochter von Hirsch Igersheimer und seiner Frau Edel, gest. 31. Dezember 1851). Das Ehepaar hatte drei Kinder: Jellel Baer (1821), Marx Baer (1825) und Isaak Baer (1828).
Quellen: https://www.geni.com/people/Rika-Adler/6000000036337897928 
https://de.wikipedia.org/wiki/Abraham_Adler_(Rabbiner,_1808
Biographische Datenbank Jüdisches Unterfranken   

   
Umschlag eines Schreibens an 
Wolf Hirsch in Mergentheim (1878)
 
Mergentheim Dok 1102.jpg (70460 Byte) 
   Der Brief an Wolf Hirsch wurde am 25. Juli 1878 von Stuttgart nach Mergentheim verschickt; 
Wolf Hirsch (geb. 1817 in Mergentheim, gest. 1901 ebd.) war Seifensieder in Mergentheim. 
        

     
     
Sonstiges        
Erinnerungen an die Auswanderungen im 19. Jahrhundert: 
Grabstein in New York für Caroline Oppenheimer aus Lohrhaupten (1819?-1915) und Emanuel Oppenheimer aus Bad Mergentheim (1821-1922) 
   
Anmerkung: das Grab befindet sich in einem jüdischen Friedhof in NY-Brooklyn; der Geburtsname von Caroline Oppenheimer wird nicht mitgeteilt.   .      

Mergentheim New York Salem 1673.jpg (184047 Byte)   Mergentheim New York Salem 1673a.jpg (124641 Byte)   Grabstein für 
"Our Beloved Mother 
Caroline Oppenheimer 
Born in Lohrhaupten, Germany, 
December 14, 1819 (?), 
Died August 21, 1915" und 
"Our Beloved Father 
Emanuel Oppenheimer  
Born in Mergentheim, Germany  
April 3, 1821, Died Jan. 7, 1922".  

      

      

      

      

      

       

       

       

       

 

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Stand: 30. Juni 2020