In dem bis zum Anfang des
19. Jahrhunderts reichsritterschaftlichen Dorf Baisingen bestand eine jüdische
Gemeinde bis 1938/42. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 16./17. Jahrhunderts
zurück. Erstmals werden 1596 die Juden Handle, Wolf und David von
Baisingen genannt. Weitere Erwähnungen von Juden am Ort gibt es seit 1640.
1670 (Vertreibung der Wiener Juden unter Kaiser Leopold) oder kurz danach sind
mehrere jüdische Familien aus Wien zugezogen, insbesondere die Familie Kiefe.
Im 18. Jahrhundert stieg die Zahl auf 15 jüdische Familien (1765)
beziehungsweise 21 (1771).
Das jüdische Wohngebiet konzentrierte sich bis zum Anfang des 19.
Jahrhunderts auf vier von der Ortsherrschaft erbaute "Judenhäuser"
(zwei davon sind erhalten: Doppelhaus Kaiserstraße 63/65 und das Haus Ecke
Judengasse / Kaiserstraße 57 ("Gideon'sches Haus") und die Judengasse
("Judengäßle"). Danach entstanden neue Wohnhäuser im ganzen Ort mit
teilweise städtischem Charakter (z.B. Kaiserstraße 55, Bauherr war 1851
Salomon Kiefe). Seite dem Beginn des 19. Jahrhunderts waren vier Häuser im
sogenannten "Judenhöfle" (Kaiserstraße 56, 58, 60, 62) von jüdischen
Familien bewohnt.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner
wie folgt: 1803 24 jüdische Familien, 1807 115 jüdische Einwohner, 1824 180,
1843 Höchstzahl von 235, 1869 199, 1895 181 (21,3 % von insgesamt 848
Einwohnern), 1910 108 (13, 8 % von 784). Die jüdischen Familien lebten
insbesondere vom Viehhandel, seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eröffneten
mehrere von ihnen jüdische Handlungen/Läden sowie kleine Handwerksbetriebe am
Ort.
Im Revolutionsjahr 1848 kam es zu einem schweren Judenpogrom in Baisingen
(siehe ausführlichen Bericht auf der Textseite).
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde insbesondere eine Synagoge
(s.u.), eine Schule, eine rituelles Bad und einen Friedhof.
Bei der jüdischen Schule handelte es sich von 1827 bis zur zwangsweisen Schließung
1933 um eine jüdische Konfessionsschule (Elementarschule), die im Haus
Kaiserstraße 104 ihre Räume hatte (Schulsaal im 2. Stock, Lehrerwohnung im 1.
Stock). Das rituelles Bad befand sich im Erdgeschoss dieses Gebäudes (1877
umfassend renoviert). Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein
Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. Die
Gemeinde gehörte zum Bezirksrabbinat Mühringen
beziehungsweise seit 1914 zum neu gebildeten Bezirksrabbinat in Horb.
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde (von den insgesamt
23 jüdischen Kriegsteilnehmern) Gefreiter Friedrich Kahn (geb. 23.3.1886 in
Baisingen, gef. 21.8.1914), Julius Kahn (geb. 16.8.1894 in Baisingen, gef.
21.10.1918), Max Kahn (geb. 5.12.1877 in Baisingen, gef. 24.2.1918) und Max
Weinberger (geb. 14.12.1879 in Baisingen, gef. 2.11.1915, zu ihm siehe Bericht
auf der Textseite).
Ihre Namen stehen auf dem Kriegerehrenmal vor der katholischen Pfarrkirche St.
Anastasia und auf einer Bildtafel für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges. Außerdem
ist gefallen: Max Wolf (geb. 1891 in Baisingen, vor 1914 in Bamberg wohnhaft,
gef. 3.9.1914).
An ehemaligen, bis nach 1933 bestehenden Handels- und Gewerbebetrieben im
Besitz jüdischer Familien sind bekannt: Zigarren, Zigaretten, Tabake Arthur und
Berta Daube (Kaiserstraße 108), Schuhmacherbedarfsartikel Julius Erlebacher
(Kaiserstraße 62), Hausierhandel in Kurzwaren Sally Erlebacher (Kaiserstraße
81), Viehhandlung und Metzgerei Josef Gideon (Kaiserstraße 57), Kolonialwaren
und Schneiderei Ludwig und Rosa Haarburger (Kaiserstraße 109), Kolonialwaren
Benedikt Hirsch Wwe. (Kaiserstraße 108), Schuhwaren Berta Kahn und Viehhandlung
Hermann Kahn (Weberstraße 6), Kurz- und Textilwaren Hanne Kahn (Kaiserstraße
56), Schuhwaren Julius Kahn und Viehhandlung Friedrich Kahn (Kaiserstraße 61),
Viehhandlung Hermann Kahn (Kaiserstraße 66, später übernommen von Sohn Harry
Kahn, s.u. nach 1945), Kurz- und Textilwaren Berta Kiefe (Kaiserstraße 104),
Viehhandlung Max Lassar (Kaiserstraße 11), Viehhandlung Jakob Marx (Kaiserstraße
58), Viehhandlung Sally Marx (Kaiserstraße 107), Viehhandlung Berthold und
Sally Schweizer (Kaiserstraße 73), Viehhandlung Max Wolf (Kaiserstraße 73),
Viehhandlung Max Wolf (Kaiserstraße 110), Viehhandlung Siegfried Wolf
(Kaiserstraße 60), Viehhandlung Wilhelm Wolf (Mötzinger Straße 14).
Jahrzehntelanger Treffpunkt für das gesellschaftliche Leben der Gemeinde war
das Gasthaus "Rose" (samt Brauhaus) der Familie Kiefe.
Um 1924, als noch 115 Personen zur jüdischen Gemeinde gehörten (1,37 %
von insgesamt 840 Einwohnern), waren die Gemeindevorsteher Louis Max,
Jakob Marx, Hermann Kahn und Sigmund Kahn. Als Lehrer, Kantor, Schochet und
Rechner der Gemeinde war (bereits seit 1891 und noch bis 1926) Oberlehrer Max
Straßburger in der Gemeinde tätig. Er hatte damals in der Israelitischen
Volksschule von 18 Kinder zu unterrichten. An jüdischen Vereinen gab es
insbesondere die Chewra Kadischa e.V. (gegründet 1815; 1924 unter
Leitung von Hermann Kahn; 1932 unter Leitung von Abraham Erlebacher mit etwa 10
Mitgliedern; Zweck und Arbeitsgebiet: Unterstützung Hilfsbedürftiger,
Bestattungswesen) sowie die Stiftung Zedokoh (beziehungsweise Zedokoh-Kasse;
unter Verwaltung des Vorsteheramtes der Gemeinde; Zweck und Arbeitgebiet:
Unterstützung hilfsbedürftiger Ortsansässiger). 1932 war
Gemeindevorsteher Hermann Kahn. Als Lehrer war Helmut Kahn tätig. Er
unterrichtete an der Israelitischen Volksschule noch acht Kinder.
1933 wurden noch 86 jüdische Einwohner gezählt. Auf Grund der seit
zunehmenden Entrechtung, der Repressionen und der Folgen des wirtschaftlichen
Boykotts ist in den folgenden Jahren ein großer Teil von ihnen vom Ort verzogen
beziehungsweise ausgewandert. Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge
demoliert. aus Horb und anderen Orten der Umgebung nach Baisingen gekommenen
SA-Leute überfielen am Abend des 10. November auch zahlreiche jüdische Häuser,
zerstörten die Wohnungseinrichtungen und zerschlugen Türen und Fensterrahmen.
Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges mussten die noch in Baisingen lebenden jüdischen
Personen in einigen Wohnungen zusammenziehen. Nach Baisingen wurden im Frühjahr
1941 aus Stuttgart und anderen Städten eine größere Zahl von jüdischen
Personen zwangseingewiesen. Ende 1941 begannen die Deportationen: insgesamt
wurden mehr als 60 jüdische Personen (darunter etwa 30 Zwangseingewiesene) von
Baisingen aus deportiert.
Von den in Baisingen geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen
Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): David Bottwin
(1876), Bertha Eisenmann geb. Kiefe (1870), Julius Erlebacher (1881), Sofie
Erlebacher (1885), Viktor Gideon (1911), Ludwig Haarburger (1878), Luise
Haarburger (1922), Rosa Haarburger (1875), Rosalie Haarburger geb. Liebmann
(1876), Emil Hilb (1864), Fanny Igersheimer geb. Singer (1889), Sidmund
Igersheimer (1880), Adolf Kahn (1892), Hirsch Kahn (1884), Irene Kahn geb. Weinberger (1913),
Johanna Kahn geb. Stern (1881), Julius Kahn (1887), Paula Kahn geb. Rosenthal
(1895), Sophie Kahn (1879), Berta Kiefe (1877), Friedrich Kiefe (1878),
Friedrich Kiefe (1879), Julius Kiefe (1871), Viktor Kiefe (1890), Selma Kurz
(1898), Berta Lauchheimer geb. Hilb (1866), Klara Ledermann geb. Kahn (1876),
Emma Lehmann geb. Wolf (1875), Marie Levi geb. Marx (1869), Isidor Levy (1866),
Sophie Liebman (1885), Auguste Marx geb. Weil (1880), Jakob Marx (1875), Louis
Marx (1875), Ludwig Marx (1886), Salomon Marx (1894), Siegfried Marx (1892),
Sofie Marx geb. Sinn (1879), Sofie Marx geb. Marx (1877), Sophie Marx geb. Marx
(1867), Max Mayer (1866), Berta Preßburger geb. Kahn (1876), Ernestine
Reutlinger geb. Marx (1861), Helene Rimpel geb. Schnitzer (1878), Berta Rödelsheimer
geb. Kahn (1876), Max Rödelsheimer (1884), Siegfried Rödelsheimer (1883),
Wilhelm Rödelsheimer (1895), Bella Schloss geb. Straßburger (1894), Berthold
Schweizer (1883), Dora Schweizer geb. Neuburger (1856), Karolina Schweizer geb.
Gumperz (1886), Salomon Schweizer (1881), Karoline Stein geb. Marx (1864), Mina
Straßburger geb. Marx (1868), Leopold Weinberger (1911), Alfred Wolf (1880),
Babette Wolf geb. Thalheimer (1892), Isaak Wolf (1899), Julius Wolf (1872),
Liebmann Wolf (1896), Ludwig Wolf (1878).
Links:
Viehhandlung Harry Kahn, Foto Anfang der 1980er-Jahre.
Der Viehhändler Harry Kahn ist 1911 als Sohn von Friedrich Kahn und der
Clara geb. Lassar in Baisingen geboren. Harry betrieb zusammen mit seinem
Vater und dem Onkel Max Lassar in Baisingen eine Viehhandlung. 1938
heiratete er Irene Weinberger aus Haigerloch. Im Dezember 1941 wurde Harry
Kahn zusammen mit seiner Frau, seiner Mutter und seiner Schwiegermutter
nach Riga deportiert; der Vater war noch im Frühjahr 1940 gestorben. Die
drei Frauen wurden von den Nazis ermordet. Harry Kahn überlebte die Jahre
in mehreren Konzentrationslagern. 1946 heiratete er Jeanette Karschinierow.
Er ließ sich wieder in Baisingen nieder (einzige jüdische Familie nach
1945), wo er bis zu seinem Tod 1978 wieder seine Viehhandlung
betrieb.
Zunächst bestand vermutlich ein Betsaal in einem
der "Judenhäuser". 1782 wurde durch die Ortsherrschaft
(Anton Schenk von Stauffenberg) der Bau einer Synagoge in der
"Judengasse" genehmigt. Sie konnte bei 1784 fertiggestellt und
eingeweiht werden. 1837/38 wurde das Gebäude vergrößert. Bei der Synagoge handelt es sich um eine
charakteristische Dorfsynagoge: ein schlichter, leicht querrechteckiger Bau mit
einem Walmdach über kräftigem Traugesims.
Beim sogenannten "Baisinger Judenkrawall" im April
1848 wurden von 30 bis 40 Personen aus Vollmaringen und Mötzingen vor der
Demolierung der jüdischen Häuser auch die Fenster der Synagoge eingeworfen. 1882
konnte die 100-Jahr-Feier zum Bestehen der Synagoge gefeiert werden:
100-Jahr-Feier (Säkularfeier) der Synagoge
(1882)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. September 1882: "Baisingen
(Württemberg). Die israelitische Gemeinde Baisingen, die durch den
verehrten Herausgeber dieses geschätzte Blattes in seiner rühmlichst
bekannten historischen Erzählung 'Rabbi Joselmann von Rosheim' in sehr
anerkennenden Worten gewürdigt und durch die daselbst referierten
Tatsachen in weiteren Kreisen bekannt geworden ist, beging am 5. August
dieses Jahres - am Schabbat Paraschat Ekew (Schabbat mit der
Toralesung Ekew = 5. Mose 7,12 - 11,25) - die erste Säkularfeier
ihrer im Jahre 5542 (1782) erbauten Synagoge. Herr Rabbiner Dr.
Silberstein aus Mühringen hielt aus
diesem Anlasse eine in Form und Inhalt durchdachte und meisterhaft
gelungene Festrede, die den Herzen aller Zuhörer wohltat. Dieselbe
zeichnete im ersten Teile in großen und scharfen Zügen die Geschichte
der Gemeinde von ihrem Beginn (ungefähr im Jahre 1670) durch Vertriebene
aus Wien, während der zweite Teil die Art besprach, wie die Gemeinde Gott
durch Heilighaltung und Verehrung der Synagoge, durch frommes Verhalten im
Leben und durch die religiöse Erziehung der Jugend für die wunderbare
und gnadenreiche Führung zu danken habe. Hieran reihte sich noch eine
kurze Ansprache des dahier etwa 23 Jahre amtierenden Herrn Lehrer Kahn,
worin derselbe unter dem Ausdrucke innigen Dankes gegen Gott für das
Erleben dieses Tages hervorhob, wie die herzliche Eintracht, welche die
Mitglieder dieser Gemeinde unter sich und mit ihrem Lehrer stets
verbunden, ihr zur Zierde gereiche und fortbestehen möge, auf dass auch
fernerhin der Segen des Herrn über dieser Gemeinde und ihrem Gotteshause
ruhe.
Feierlichkeiten außerhalb der Synagoge fanden nicht
statt."
Noch weitere 66 Jahre war die Synagoge
Zentrum des jüdischen Gemeindelebens in Baisingen.
Am Vormittag der 10. November 1938 drangen vier auswärtige
Parteifunktionäre unter Leitung des Horber Kreisleiters in die Baisinger
Synagoge ein. Sie waren von der Kreisleitung in Horb instruiert worden. Den Schlüssel
hatte ihnen der Bürgermeister gegeben. Der Amtsdiener des Dorfes hatte die Männer
vorher durch Baisingen geführt und ihnen die jüdischen Häuser gezeigt. In der
Synagoge warfen die Männer Bänke und Bücher durcheinander und zerstörten die
Leuchter. Bei dieser ersten Aktion blieb es nicht. Am Abend des 10. November
kamen nochmals 70 bis 80 SA-Leute aus Horb und Umgebung in Omnibussen und
mehreren Autos nach Baisingen gefahren. Am Ortseingang hielt ein SA-Sturmführer
an die in Zivil angetretenen Männer eine kurze Hetzrede, worauf diese in die
Synagoge einbrachen und darin alles kurz und klein schlugen. Torarollen, Gebetbücher
und alles Brennbare wurde vor der Synagoge in Brand gesteckt. Einige nichtjüdische
Baisinger, die in der Nähe der Synagoge wohnten, stellten sich den SA-Leuten
schimpfend in den Weg, weil sie Brandgefahr für die umliegenden Häuser fürchteten.
Seit 1940 war das Gebäude in Privathand und wurde zunächst
als Scheune genutzt. 1947 fand vor der Strafkammer des Landgerichts Rottweil ein
Gerichtsverfahren gegen mehrere SA-Männer und Parteifunktionäre statt, die bei den
Ausschreitungen gegen die Juden im Landkreis Horb beteiligt waren.
1984 wurde die ehemalige Synagoge unter
Denkmalschutz gestellt, 1990 als Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung
eingetragen (seit 1988 ist die Stadt Rottenburg Eigentümerin des Gebäudes).
Nach einer behutsamen Restaurierung wurde die ehemalige Synagoge 1998 als
Ort der Begegnung mit einer Dauerausstellung auf der Frauenempore der Öffentlichkeit
zugänglich gemacht (Gedenkstätte Synagoge Baisingen). Zahlreiche Erinnerungsstücke
wurden beim Umbau der Synagoge in einer Genisa entdeckt (Schriften
unterschiedlicher Art, kleine Kultgegenstände).
Gottesdienst in der Synagoge in Baisingen,
vermutlich an Sukkot (Laubhüttenfest) 1937
Fotos nach 1945/Gegenwart:
Die Farbfotos von der Führung der
Schülergruppe erhalten durch freundliche Kooperation mit der Redaktion Deutsch des
Landesbildungsservers Baden-Württemberg, URL: http://www.schule-bw.de/unterricht/faecher/deutsch)
Fotos um 1985: die ehemalige Synagoge vor
der Restaurierung: (Fotos: Hahn, teilweise R. Rasemann)
Blick auf die ehemalige Synagoge
von der Judengasse
Ostseite: an Stelle des Toraschreines
ein Scheunentor
Fotos 2002:
Besuch einer Gruppe von
Schülern/innen der haus- und
landwirtschaftlichen Berufs- und
Berufsfachschulen Herrenberg
(Quelle der Fotos: hier
anklicken (Schule)
und hier
anklicken (Landesbildungsserver)
Hinweistafeln zur jüdischen Geschichte
Baisingens am
Eingang zur "Judengasse"
Am Eingang zur
ehemaligen Synagoge
Der Eingang in die ehemalige Synagoge
Erläuterungen während der Führung
Blick zur
Frauenempore
Bei der Besichtigung der Ausstellung
auf der ehemaligen
Frauenempore
In der ehemaligen Synagoge
mit der Frauenempore
Blick zur Ostwand (Stelle des
ehemaligen Toraschreines)
Torawimpel in
der Ausstellung
"Davidstern" in der Mitte des
Sternenhimmels (Decke)
September 2009:
Führung für Jugendliche durch die ehemalige
Synagoge
Artikel von Rainer Sattler in der "Neckar-Chronik"
(Südwestpresse) vom
25. September 2009: "Gebetshaus wurde zur Scheuer.
Die 39 Eutinger Firmaspiranten ließen sich in die Geschichte der Baisinger Juden entführen
Mit der wechselvollen Geschichte des jüdischen Bevölkerungsanteils in der Nachbargemeinde Baisingen konfrontiert wurden die 39
Firmaspiranten der katholischen Kirchengemeinde Eutingen.
Baisingen/Eutingen. Dabei erfuhren die jungen Christen, dass der Holocaust zwar nicht in ihrer Heimatgemeinde, aber doch in unmittelbarer Nachbarschaft seine
hässliche Seite gezeigt hat.
Adolf Hug, bis vor zehn Jahren Ortsvorsteher von Baisingen, hat als Mitglied des Fördervereins
'Synagoge Baisingen' die Erinnerungsarbeit an die ehemaligen Baisinger Juden hautnah miterlebt und -gestaltet. Er stellte sich den Besuchern zur Verfügung, führte und informierte über die Spuren der jüdischen Geschichte des Rottenburger Stadtteils. Erst durch seine Detailhinweise waren die einstigen jüdischen Wohnhäuser als solche zu erkennen. Richtig interessant wurde es beim Gang in das etwas versteckt liegende ehemalige Judengässle, hin zur Synagoge, übrigens das einzige noch erhaltene Objekt dieser Art im Landkreis Tübingen. Hug gab einen Rückblick in die Geschichte der Baisinger Juden, die dort erstmals 1596 in Erscheinung traten. Der höchste Anteil an den Einwohnern erreichte die jüdische Gemeinde im Jahr 1840 mit 235 Juden unter den insgesamt 680 Baisingern, im Jahr 1933 waren es noch 86 jüdische Einwohner. Diese waren dann von der Verfolgung betroffen; Vertreibung, Verhaftung, Deportation und Vernichtung waren ihr Schicksal, in drei Transporten wurden sie in die bekannten Vernichtungslager verbracht. 60 Baisinger Juden kamen ums Leben, nur vier Ehemalige kehrten nach der schlimmen Zeit zurück, darunter der bekannte Harry Kahn, der nach dem Krieg wieder ansässig wurde und seinen Viehhandel wieder betrieb.
Im November 1938, einen Tag nach der Reichspogromnacht rückten auswärtige SA-Leute an, die Synagoge entging der Brandschatzung nur durch ihre unmittelbare Nähe zu anderen Häusern, dafür wurde die Einrichtung samt Thora-Schrein zerstört und verbrannt. Das Gebetshaus selber wurde 1940 an einen Landwirt verkauft. Dieser wandelte es zwar durch die Verwendung als Scheuer in einen profanen Zweck um, so aber blieb das Haus wenigstens erhalten. 1984 unter Denkmalschutz gestellt und 1988 von der Stadt Rottenburg erworben, nahm sich der Förderverein der Synagoge an und hielt mit der Sanierung die Erinnerung an die ehemaligen Mitbürger am Leben.
'Die Geschichte sollte ablesbar sein, wir haben nur das dafür Nötigste getan' erläuterte Adolf Hug die Ziele des Vereins.
Er stellte den jungen Eutingern auch die in der Synagoge aufgestellte Laubhütte vor, die alljährlich am Laubhüttenfest daran erinnert, dass das jüdische Volk nach dem Auszug aus Ägypten 40 Jahre ohne feste Wohnung durch die Wüste geirrt ist. Das Baisinger Exemplar hat die Zeitläufe eher durch Zufall überstanden, diente es doch zeitweise als Bienenhaus und Hühnerstall. Nun legt es nach aufwändiger Renovierung Zeugnis ab vom Leben der jüdischen Glaubensgemeinschaft in
Baisingen. Tief beeindruckt waren anschließend die Eutinger Firmlinge von einer filmischen Dokumentation, in Gruppen arbeiteten sie das Erlebte und Gehörte gemeinsam auf."
September 2010:
Programm zum "Europäischen Tag der
jüdischen Kultur" 2010
Artikel im "Schwarzwälder Boten"
(Lokalausgabe) vom 23. August 2010 (Artikel):
"Rottenburg - Gedenktag an die jüdische Kultur in Europa.
Rottenburg-Baisingen. Der "Europäische Tag der Jüdischen Kultur" wird am Sonntag, 5. September, auch in Baisingen begangen. Revital Herzog spielt Klezmermusik. Auftakt ist ab 10.30 Uhr in der Gedenkstätte Synagoge ein Erzählkonzert mit Revital Herzog. Die Musikerin ist in Israel geboren und aufgewachsen. Sie spielt auf ihrem Akkordeon Klezmer-, Balkan- und Orientmusik und erzählt mit leisem Humor und verstecktem Witz kurze Anekdoten aus Israel und ihrem Leben. Der Eintritt ist frei.
Weiter geht es mit Führungen in der Gedenkstätte, die um 14 und 16 Uhr beginnen, und Führungen auf dem jüdischen Friedhof (15.30 und 17.30 Uhr), die im Rahmen des Gedenktages stattfinden. Dieser wird seit über zehn Jahren in 30 Ländern Europas am ersten Sonntag im Monat September begangen.
Doch damit sind die Aktivitäten des Fördervereins Synagoge noch längst nicht zu Ende, wie Stephan Neher, Oberbürgermeister und neuer Vorsitzender des Vereins, berichtet. Neher hat das Amt vom früheren OB Winfried Löffler übernommen. Mitarbeit im Gedenkstättenverband. Das jüdische Laubhüttenfest wird vom 23. bis 29. September gefeiert. Die "Baisinger Laubhütte", ein bewegliches Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung, wird wieder in der Gedenkstätte aufgestellt. Der genaue Zeitraum wird noch bekannt gegeben.
Seit einigen Jahren ist der Synagogenverein Mitglied in einer Arbeitsgemeinschaft "Jüdische Gedenkstätten am Oberen Neckar". Durch das Hinzukommen weiterer Gedenkstätten hat sich die Arbeitsgemeinschaft zu einem institutionellen Gedenkstättenverband Gäu-Neckar-Alb fortentwickelt. Dieser richtet nun am Sonntag, 10. Oktober, in Hechingen im Bildungshaus St. Luzen eine Tagung über
'Juden in der Textilindustrie' aus."
September 2010:
Ehrungen für
den früheren Ortsvorsteher Adolf Hug und den früheren Oberbürgermeister
Winfried Löffler
Artikel von Angela Baum im
"Schwarzwälder Boten" (Lokalausgabe) vom 16. September 2010 (Artikel):
"Rottenburg - Große Verdienste um Baisingen gewürdigt
Rottenburg-Baisingen. Adolf Hug staunte nicht schlecht, als ihm OB Stephan Neher die silberne Ehrenmedaille der Stadt überreichte. Neher überreichte auch eine Ehrenurkunde an den ehemaligen Ortsvorsteher von
Baisingen. Winfried Löffler wurde am gleichen Abend zum Ehrenvorsitzenden des Fördervereins Synagoge ernannt. Hug und Löffler hatten sich um die Gedenkstätte Synagoge Baisingen verdient gemacht, führte Neher aus.
Ortsvorsteher Horst Schuh freute sich, dass erstmals ein Baisinger Bürger mit der silbernen Ehrenmedaille der Stadt ausgezeichnet wurde. 150 Gäste feierten gemeinsam mit Hug und Löffler im Schlosssaal.
Schuh sagte, es sei ein besonderer Tag für Baisingen. Die illustre Gästeschar unterstreiche den Festcharakter. Schuh konnte aktuelle und ehemalige Ortschaftsräte begrüßen. An Adolf Hug gewandt sagte er, dieser habe sich die Ehrung verdient, da er viel für das Ansehen und die Attraktivität der Gedenkstätte Synagoge getan habe.
OB Stephan Neher meinte, die Auszeichnung sei schon etwas Besonderes, "wir sind sparsam mit der Verleihung der Medaille". Neher hob die besonderen Verdienste von Hug um die Synagoge hervor. Die Einrichtung der Gedenkstätte sei von Hug unterstützt worden. Von 1978 bis 1999 war Adolf Hug Ortsvorsteher von Baisingen. Hug habe mit seiner Gestaltungskraft und Kreativität sich um den Ort und um die Synagoge verdient gemacht. Neher: "Die Stadt will mit der Medaille ihren Dank zum Ausdruck bringen."
Die jüdische Geschichte gehöre zu Baisingen. 1933 lebten 90 jüdische Einwohner in der Gäugemeinde, es habe damals eine intakte jüdische Gemeinde gegeben, so Neher. Am 9. und 10. November 1938 fiel auch in Baisingen die Synagoge den Verwüstungen der Nazis zum Opfer. 70 bis 80 SA-Leute aus Horb und der Umgebung verwüsteten die Synagoge. 60 Juden wanderten daraufhin aus. 1941 bis 1942 wurden 60 Baisinger Juden in Konzentrationslager deportiert.
Danach diente die Synagoge als Scheune, 1984 wurde sie unter Denkmalschutz gestellt. Daraufhin erwarb die Stadt die Synagoge, der Förderverein füllte sie mit Leben, so Neher. "Wir als Deutsche haben aus der Geschichte heraus eine Verantwortung", betonte Neher. Es sei gut, dass die Synagoge und der jüdische Friedhof vom Förderverein Synagoge erhalten wird. Neher meinte, alle seien aufgerufen, den "kleinen Sarazzins Einhalt zu gebieten". Integration funktioniere aber nur, wenn der Zugang zu Bildung gegeben werde.
Durch Menschen wie Adolf Hug sei es möglich geworden, dass Vertriebene wieder nach Deutschland zurückkommen und ihre alte Heimat besuchen. Seitdem 1998 die Gedenkstätte eingerichtet wurde, seien jährlich 2000 Besucher gekommen, um die Synagoge zu besichtigen.
Hug betonte, er sei von der Nachricht der Medaillenverleihung überrascht worden. Der Synagoge sei er anfangs skeptisch gegenüber gestanden. Doch der Kontakt mit den Überlebenden habe ein Umdenken bewirkt, er habe die Arbeit in der Synagoge als sinnstiftend empfunden. Er arbeite im Förderverein aktiv mit und mache mittlerweile auch Führungen.
Hug dankte seiner Frau Marianne, die immer Kuchen für den Kaffeeklatsch mit den Besuchern backe. Winfried Löffler wurde zum Ehrenvorsitzenden des Fördervereins Synagoge ernannt. Neher meinte, die schwierigsten Phasen habe der Verein unter Löffler gemeistert. Löffler habe es in seiner Arbeit geschafft, dass die Gemeinde heute über die Gedenkstätte verfüge. Neher dankte Löffler für den Begleitprozess der Vereinsgründung, der das Verständnis für Geschichte weckt."
September 2011:
Eine Baisinger Laubhütte ist in der Synagoge zu
sehen
Artikel im "Schwarzwälder Boten"
vom 4. September 2011 (Artikel): "Laubhütte zu sehen
Rottenburg-Baisingen. Gestern Vormittag ist laut einer Pressemitteilung die im Denkmalbuch des Landes eingetragene Baisinger Laubhütte wieder in der Gedenkstätte Synagoge Baisingen aufgestellt worden.
Sie ist damit bereits rechtzeitig zum Montag, 4. September, beim Europäischen Tag der Jüdischen Kultur, zu besichtigen. Sie wird bis Anfang November zu sehen sein.
Die Laubhütte ist eines der wenigen in Deutschland erhaltenen Beispiele, das vor der Zerstörung durch die Nationalsozialisten verschont blieb, weil sie wegen ihren soliden Bauart auch als Hühner- und Entenstall zu gebrachen war. Die Gedenkstätte Synagoge Baisingen ist jeden Sonntag von 14 bis 16 Uhr geöffnet. Besichtigungen für Gruppen sind auf Voranmeldung auch zu anderen Zeiten möglich.
Laubhütten waren provisorische Bauten, welche für die zeitlich begrenzte Aufstellung und Benutzung zur Feier des jüdischen Laubhüttenfestes angefertigt wurden.
Das Laubhüttenfest zählt zu den bekanntesten Feiertagen des Judentums und gilt als Höhepunkt des häuslichen religiösen Lebens.
Die Feiertage fallen in die Zeit der Ernte mit dem Gedenken an die Zeit der Wanderung aus Ägypten. In diesem Jahr dauert das Laubhüttenfest vom 13. bis zum 20. Oktober.
Das Leben in der Hütte sollte das Leben der Vorfahren ins Gedächtnis rufen, die vierzig Jahre durch die Wüste wanderten, bevor sie das gelobte Land erreichten. Insgesamt Sieben Tage lang wohnten und aßen die Menschen in Hütten mit Laubdächern.
In kälteren und regnerischen Länder behalf man sich dabei mit einem Klappdach, das mit wenigen Handgriffen zu öffnen und zu schließen war."
November 2011:
Gedenken an den Novemberpogrom 1938
Artikel von Angela Baum im
"Schwarzwälder Boten" vom 19. November 2011: "Gedenken
an Pogromnacht.
Rottenburg-Baisingen. Am Mittwochabend gedachten Bürger und
Gemeinderäte sowie Oberbürgermeister Stephan Neher als Vorsitzender des
Fördervereins Synagoge Baisingen den schrecklichen Ereignissen der
Reichspogromnacht von 1938. Damals verwüsteten die Nazis bundesweit
jüdische Synagogen und steckten sie in Brand...." Link
zum Artikel - auch eingestellt
als pdf-Datei.
Oktober 2014:
Tagesexkursion: Jüdische Spuren rund um Horb
Das Evangelische Bildungszentrum Hospitalhof und das Katholische Bildungswerk Stuttgart
führten gemeinsam im Oktober eine Tagesfahrt auf jüdischen Spuren rund um Horb
durch. Die Ausschreibung war wie folgt: Jüdische Spuren rund um Horb am Neckar - Tagesfahrt - Sa 25.10.14, 8:00 - 19:00 Uhr
- Horb am Neckar
49,00 € (Fahrt mit dem Reisebus, Führungen, Reiseleitung)
Das Rabbinat Mühringen/Horb war Anfang des 19. Jahrhunderts das größte Rabbinat in Württemberg. Bedeutende Rabbinerpersönlichkeiten waren für die jüdischen Gemeinden des Rabbinats verantwortlich, jüdische Kaufleute und Viehhändler spielten im wirtschaftlichen Leben eine wichtige Rolle. Für die jüdischen Familien war die Gegend am Oberen Neckar Heimat.
Ihre Geschichte(n) werden wir auf dieser Tagesfahrt an verschiedenen Stationen aufzuspüren versuchen.
In Nordstetten ist 1812 Berthold Auerbach geboren, der im 19. Jahrhundert zu den meistgelesenen Schriftstellern Deutschlands gehörte. Dort besuchen wir das Auerbach-Museum im Schloss und spazieren zu seinem Geburtshaus und Grab. Weitere Stationen sind der kürzlich renovierte jüdische
Betsaal in Horb am Neckar, der heute Gedenkstätte und Museum beherbergt, sowie die
ehemalige Synagoge in Rexingen. Auf der Rückfahrt besichtigen wir die
ehemalige Synagoge in Rottenburg-Baisingen, wo vor allem die Funde der Genisa (Sammlung religiöser Gebrauchsgegenstände) und eine ausführliche Dokumentation der Lebensgeschichten Baisinger Juden bemerkenswert sind.
Kooperation mit: Ev. Bildungszentrum Hospitalhof - Anmeldung und Informationen bei: Katholisches Bildungswerk 0711/7050600 E-Mail: info@kbw-stuttgart.de
Website www.kbw-stuttgart.de
Direktlink zur Veranstaltung: http://www.kbw-stuttgart.de/veranstaltungen/251014-juedische-spuren-rund-um-horb-am-neckar-/
.
November 2014:
25 Jahre Förderverein Synagoge
Baisingen
Artikel in rtf1.de vom 23. November 2014: "Baisingen / Rottenburg am
Neckar: 25 Jahre Förderverein Synagoge Baisingen - Festprogramm rund um die
ehemalige Synagoge Baisingen
Fast 400 Jahre lang lebten Juden in Baisingen bei Rottenburg am Neckar:
Einige jüdische Familien, so die Familien Kahn, Kiefe oder Weil, wohnten
über viele Generationen in dem Gäudorf. In dem kleinen Museum in der
vielbesuchten Gedenkstätte wird an ihre Geschichte erinnert. Die ehemalige
Synagoge in Baisingen ist ein besonderes Kulturdenkmal: 1784 erbaut, 1938
von den NS-Machthabern im Innern zerstört, danach als Scheune genutzt und
1988 von der Stadt erworben. Der Förderverein Synagoge Baisingen begeht
dieses Jahr sein 25-jähriges Jubiläum und hat das am heutigen Sonntag, 23.
November 2014, mit mehreren Programmpunkten gefeiert. In der Gedenkstätte
befindet sich eine Museum: Der Nebenraum im Erdgeschoss und die Frauenempore
dienen als Informationsbereich. Dokumente zur Geschichte der Juden in
Baisingen, zur Synagoge und zum jüdischen Friedhof werden ergänzt durch
Funde aus der Genisa, der Schatzkammer zur Aufbewahrung ausgedienter
hebräischer gottesdienstlicher Schriften in der Synagoge. So sind heute
beispielsweise Thorawimpel oder Taschenkalender vom Beginn des 18.
Jahrhunderts in dem Museum zu sehen. Vor allem aber soll in der Gedenkstätte
die ganze Geschichte des Gebäudes – Synagoge, Schändung 1938, Nutzung als
Scheune – sichtbar bleiben. Vor 25. Jahren, am 27. Januar 1989, gründete
sich der Förderverein Synagoge Baisingen, der die weitere Entwicklung
maßgeblich vorantrieb. Nach längeren Überlegungen und Debatten wurde die
alte Synagoge grundlegend, allerdings behutsam restauriert und im November
1998 als Gedenkstätte eröffnet. Das Konzept der Restaurierung wirkte
aufsehenerregend und brachte viel Anerkennung. Von Anfang an und bis heute
wird die Gedenkstätte vom Förderverein ehrenamtlich betrieben. Der Verein
betreut die sonntäglichen Öffnungszeiten, übernimmt Führungen durch die
Synagoge und den jüdischen Friedhof. Zu den bisherigen Aktivitäten zählen
auch Sonderausstellungen, z.B. 'Deutsche jüdische Soldaten' (2004) oder
'Jüdische Religion' (2008). Die jährlich anlässlich der Progromnacht
stattfindenden Gedenkstunden im November werden von Rottenburger Schulen
gestaltet. Ein besonderer Schatz der Gedenkstätte ist die im Jahr 2000
erworbene Laubhütte (Sukka) aus Baisingen, die kürzlich in den jüdischen
Museen in München und Berlin zu sehen war. Der Rottenburger
Oberbürgermeister Stephan Neher begrüßte die Gäste. zu Beginn der
Veranstaltung . Er ist gleichzeitig Vorsitzender des Fördervereins Synagoge
Baisingen e.V. Anschließend gab es eine Gesprächsrunde zum Thema "Von der
Scheune zur Gedenkstätte - Entstehung, Arbeit und Zukunft des Fördervereins
Synagoge Baisingen". Mit dabei waren Hubert Dettling,Geschäftsführer des
Fördervereins; Adolf Hug, ehemaliger Ortsvorsteher; Dr. Fredy Kahn, Nagold
und Dr. Winfried Löffler, OB a. D. und langjähriger Vereinsvorsitzender. Die
Runde wurde von Willibald Ruscheinski moderiert. Am Nachmittag folgte dann
der Besuch des jüdischen Friedhofs und anschließend eine Führung durch die
Gedenkstätte. "Erinnerungen an das jüdische Leben - Gegenwart und
Perspektiven" - Dieses Thema brachten anschließend Bernhard Purin, Direktor
Jüdisches Museum München und Dr. Benigna Schönhagen, Direktorin Jüdisches
Kulturmuseum Augsburg - Schwaben, den Gästen im Schloßsaal Baisingen nahe.
Moderiert wurde die Tagung von Karlheinz Geppert, Kulturamtsleiter von
Rottenburg am Neckar. Als Gäste waren auch 12 Nachkommen von Baisinger
jüdischen Familien geladen." Link zum Artikel
Dazu Video
https://www.rtf1.de/news.php?id=4014:
Artikel von Angela Baum im "Schwarzwälder
Boten" vom 23. November 2014: "Rottenburg. 30.000 Besucher in der
Gedenkstätte
Rottenburg-Baisingen. 25 Jahre existiert der Förderverein Synagoge
Baisingen, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, die ehemalige Synagoge als
Gedenkstätte erfahrbar zu machen.
Gestern wurde das Jubiläum gefeiert im Beisein von Landesrabbiner Netanel
Wurmser und Nachfahren von Baisinger Juden. Im Mittelpunkt standen
Podiumsgespräche, eine Gedenkstunde auf dem Jüdischen Friedhof sowie der
Besuch der Synagoge. Chancen, Möglichkeiten und Grenzen des Erfahrungsorts
Gedenkstätte Synagoge wurden ausgelotet, zudem wurde die bewegte Geschichte
der ehemaligen Synagoge vor Augen geführt. Am Vormittag begrüßte OB Stephan
Neher in seiner Funktion als Vorsitzender des Fördervereins Synagoge
Baisingen die zahlreichen Gäste, die in den Schlosssaal gekommen waren.
Neher hob die Bedeutung der Synagoge als Gedenkstätte hervor und betonte,
dass es sich lohne, sich im Förderverein zu engagieren. Positiv habe sich
die Tatsache erwiesen, dass der jeweilige Oberbürgermeister auch
Vorsitzender des Fördervereins ist. Neher freute sich, dass er unter den
Gästen auch die neue jüdische Familie begrüßen konnte, die nun in Baisingen
lebt. Man müsse weniger das Trennende zwischen Juden und Christen in den
Vordergrund stellen, sondern müsse das Verbindende sehen. Neher ging auf die
Laubhütte ein, die der Förderverein seit einigen Jahren besitzt und die im
Herbst in der Gedenkstätte gezeigt wird. Gründungsmitgliederwerden geehrt. Er ehrte Gründungsmitglieder des
Fördervereins. Dies waren Adolf Hug, Winfried Löffler, Fredy Kahn sowie
Hubert Dettling, der Geschäftsführer des Fördervereins ist. Am Vormittag
diskutierten Hubert Dettling und Adolf Hug vom Förderverein, der ehemalige
Baisinger Jude Fredy Kahn aus Nagold sowie Winfried Löffler als ehemaliger
Oberbürgermeister über die Entstehung, die Arbeit und die Zukunft des
Fördervereins Synagoge Baisingen. Unter dem Motto 'Von der Scheune zur
Gedenkstätte' ließ die Podiumsrunde mit Moderator Willibald Ruscheinski die
Geschichte des Fördervereins und der Gedenkstätte Revue passieren. Fredy
Kahn berichtete aus seiner Kindheit, wie er etwa in der Nähe der ehemaligen
Synagoge Ball gespielt habe und der Ball durch das offen stehende
Scheunentor in die Synagoge gerollt war. Damals habe er erstmals den blauen
Sternenhimmel gesehen, der an die Kuppel gemalt war. Seinen Vater habe die
Synagoge etwas bedrückt – er lebte und arbeitete unweit der Stätte, die von
den Nazis zerstört worden war und die ihn daran erinnerte, dass auch Freunde
von den Nationalsozialisten ermordet worden waren. Fredy Kahns Vater habe in
kalten Nächten seinen Viehtransporter in der ehemaligen Synagoge, die damals
als Scheune genutzt wurde, unterstellen dürfen. 'Mein Vater hat es
ignoriert, dass die Scheune früher Synagoge war, und so war sie auch für
mich nurmehr ein Gebäude', berichtete Kahn. Es war ein langer Weg von der
Scheune bis zur heutigen Synagoge, viele kleine Schritte und die Zusage an
Zuschüssen aus der Landesdenkmalpflege führten schließlich dazu, dass die
Gedenkstätte so entstehen konnte, wie sie heute ist. Mittlerweile besuchten
über 30.000 Gäste die Gedenkstätte, berichtete Adolf Hug, der lange Jahre
als Ortsvorsteher die Sanierung begleitete. Am Nachmittag gab es eine
weitere Podiumsrunde, die Erinnerungen an das jüdische Leben zum Thema
hatte. Gegenwart und Perspektiven der Gedenkstättenarbeit wurden ausgelotet,
dies mit Bernhard Purin als Direktor des Jüdischen Museums München und
Benigna Schönhagen als der Direktorin des Jüdischen Museums Augsburg.
Gestern waren beim Jubiläum zwölf Nachkommen von Baisinger jüdischen
Familien zu Gast. Sie zeigten sich sehr interessiert an der Gedenkstätte und
der Arbeit des Fördervereins."
Link zum Artikel
Juli 2015:
Jahreshauptversammlung des
Fördervereins Synagoge Baisingen
Artikel von Marly Scharnowsky im
"Schwarzwälder Boten" vom 13. Juli 2015: "Rottenburg Geplante
Gedenkstelle soll auf dem Metzelplatz entstehen
Rottenburg-Baisingen. Der Schloss-Saal in Baisingen war bei der
Jahreshauptversammlung des Fördervereins Synagoge Baisingen gut gefüllt mit
hochkarätigen Mitgliedern aus dem Stadt-, Gemeinde- und Ortschaftsrat.
Oberbürgermeister Stephan Neher eröffnete die Sitzung mit Grußworten, die
Vorstandsmitglieder Herr Zeiss und Herr Fuchs waren ebenfalls anwesend.
Geschäftsführer Hubert Dettling hielt einen Jahresrückblick. Die
25-Jahrfeier war ein großer Erfolg, eben so die durchgeführten, einzelnen
Veranstaltungen, wie Diskussionen, Führungen, Fachvorträge, Schulbesuche und
Konzerte. Neu zu besichtigen ist das Ritualbad in
Mühringen, es wurde revitalisiert und
verfügt über natürlich durchfließendes Wasser, wiederum ein Kleinod, das der
Öffentlichkeit zur Ansicht geboten wird. Die Synagoge stößt weiterhin auf
großes Interesse im In- und Ausland, es gibt auch ehemalig in Baisingen
geboren, jetzt in Amerika lebende Mitglieder des Vereins, die ihm jährlich
eine Spende zukommen lassen. Die Frage, ob man einen markierten Weg durch
Baisingen führen sollte oder könnte, etwa in Form von Stolpersteinen, stieß
auf mäßiges Interesse. Besser sichtbar wären Hinweistafeln. Stadträtin
Ursula Sieber, die fleißig an einer schwarz-gelben Socke strickte, warf ein,
dass die Tonanlage in der Synagoge dringend verjüngt werden müsse. Auf die
Frage der feuchten Wände und wie man das Problem beheben könnte, antwortete
Bürgermeister Weigel, dass es problematisch wird. Legt man die Wände
trocken, wären sie nicht mehr im Originalzustand, der Zustand muss
beobachtet werden und gegebenenfalls zeitnah eingegriffen werden. Laut
Statistik werden die Öffnungszeiten so wie sie sind, gut angenommen, relativ
selten kommen überraschend wirklich interessierte Besucher. Joachim Gölz
legte einen ausgeglichenen Kassenbestand vor mit den Worten: "Wir hatten
viele Veranstaltungen, echte Höhepunkte, Sie sehen, jeder Euro wurde gut
angelegt". Roland Gölz, in Vertretung von Horst Schuh, konnte den gesamten
Vorstand mit vier Enthaltungen entlasten. Eine Änderung der Satzung wurde
vorgestellt, lediglich die Sätze müssen umgestellt werden, haben aber
inhaltlich keinerlei Bedeutung. Die neu geplante Gedenkstelle soll auf dem
Metzelplatz aufgestellt werden; in Form einer Stele und eines Gedenksteines.
Ralf Emann wird die Skulptur erstellen, sie ist schlicht und doch
aussagefähig. Vorgesehen ist die Einweihung für den 6. September, dem
Gedenktag für jüdische Kultur. Allerdings sind noch einige Umbauarbeiten zu
tätigen, daher ist es nicht sicher, ob das Datum eingehalten werden kann. Da
sich einige Bewohner des Metzelplatzes zu dem Plan negativ geäußert hatten,
wurde ein Zusammentreffen auf dem Rathaus vereinbart. Es kamen zwei
Anlieger, die nichts gegen die Veränderung hatten. Das Bächle bleibt
erhalten, eventuell wird die Skulptur mit Wasser umspült. Die nächsten
Höhepunkte sind die Eröffnungsfeier der Gedenkstelle mitten in
Rottenburg und am 9. November
die Gedenkfeier der Synagoge. Zu diesem Termin sind heute schon die Schulen
von Rottenburg eingeladen, um mit ihren Ideen und Interpretationen die Feier
mit zu gestalten."
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Dezember 2015:
Der Baisinger Ortschaftsrat lehnt
die Verlegung von "Stolpersteinen" ab
Artikel von "ing" im "Schwäbischen
Tageblatt" vom 10. Dezember 2015: "Genügend Gedenken. Baisinger
Ortschaftsrat lehnt Stolpersteine ab
Der Baisinger Ortschaftsrat legt die Verlegung von Stolpersteinen für die
von den Nationalsozialisten umgebrachten Juden im Ort ab. Mit der
Gedenkstätte Synagoge und dem jüdischen Friedhof gebe es bereits genügend
andere Formen der Erinnerung an die jüdische Geschichte Baisingens.
Baisingen. Mit dieser einmütigen Meinung schloss sich der Ortschaftsrat
der Haltung des Fördervereins Synagoge Baisingen an. 'Wenn in Baisingen vor
jedem dritten Haus solche Steine verlegt würden, so wären es keine
Stolpersteine mehr', hatte Hubert Dettling, der Geschäftsführer des
Fördervereins in einem Brief an Ortsvorsteher Horst Schuh geschrieben.
Dieser Satz beziehe sich natürlich lediglich auf den alten Ortskern,
konkretisierte Dettling gestern im Gespräch mit dem TAGBLATT. 1596 waren die
ersten Juden als Flüchtlinge aus vorderösterreichischen Gemeinden nach
Baisingen eingewandert. Mitte des 19. Jahrhundert machten jüdische Familien
ein Drittel der Bevölkerung des Dorfs aus. 1933 lebten noch über 80 Juden in
Baisingen, weitere wurden laut Dettling in den folgenden Jahren
zwangseinquartiert, nachdem die Nationalsozialisten andere Gemeinden bereits
'judenfrei' gemacht hatten. Über 60 jüdische Männer, Frauen und Kinder
wurden bis 1942 aus Baisingen in die Vernichtungslager deportiert, nur
blieben am Leben. Weiteren 60 bis 70 Menschen gelang die Flucht. Harry Kahn,
der das KZ überlebte, kam zurück in sein Heimatdorf und stiftete 1948 ein
Mahnmal auf dem jüdischen Friedhof, auf dem die Namen von 53 Baisinger Juden
vermerkt sind, die in den Lagern ermordet wurden. Mit dem jüdischen
Friedhof, dem Mahnmal, der Gedenkstätte Synagoge und der Laubhütte sei die
jüdische Geschichte Baisingens im Ort 'schon gut präsent', sagte
Ortschaftsrätin Ulrike Daub (Freie Liste) in der Sitzung am Dienstag.
Zusätzliche Stolpersteine, wie sie der Künstler Gunter Demnig aus Frechen
vergangenes Jahr in Rottenburg und zuvor in 954 anderen Städten und
Gemeinden Deutschlands verlegte, seien nicht nötig, so Daub. Roland Gölz
(CDU) fügte hinzu, dass Stolpersteine im Pflaster vor den Häusern der von
den Nazis verfolgten und umgebrachten Juden ein Problem für Menschen mit
Rollatoren werden könnten. Dabei übersah er allerdings, dass die zehn mal
zehn Zentimeter großen Messingplatten nicht über das Pflaster hinaus ragen,
sondern eben verlegt werden. Ortsvorsteher Horst Schuh wies darauf hin, dass
Baisingen mit der Gedenkstätte Synagoge 'ein Alleinstellungsmerkmal' im
Kreis Tübingen habe. In Baisingen gebe es regelmäßig Veranstaltungen zur
Reichsprogromnacht und zum europäischen Tag der jüdischen Kultur; auch die
Baisinger Laubhütte werde jedes Jahr im Herbst anlässlich des
Laubhüttenfestes ausgestellt. 'Ich glaube, dass man mit solchen Aktionen
mehr erreicht, als mit Stolpersteinen', sagte Schuh."
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November 2018:
20 Jahre Gedenkstätte ehemalige
Synagoge Baisingen zusammen mit einer Gedenkveranstaltung zum 80. Jahrestag
der Pogromnacht 1938
Artikel von Angela Baum im "Schwarzwälder
Boten" vom 11. November 2018: "Rottenburg Gemeinsam gegen das
Vergessen
Gemeinsam mit Ehrengästen feierte der Förderverein Synagoge Baisingen am
Wochenende das 20-jährige Bestehen der Baisinger Synagoge als Gedenkstätte.
Rottenburg-Baisingen. Schüler des Paul-Klee-Gymnasiums und der
Musikschule Rottenburg gestalteten eine Gedenkstunde zum 80. Jahrestag der
Pogromnacht, in der die Synagoge in Baisingen wie viele andere auch von den
Nazis geschändet wurde. Am Samstagabend gab es einen Festakt mit zahlreichen
Grußworten und Festreden. Oberbürgermeister Stephan Neher begrüßte die rund
100 Gäste im Schlosssaal, die der Einladung des Fördervereins Gedenkstätte
Synagoge Baisingen gefolgt waren. Neher betonte, dass es wichtig sei, an die
Geschehnisse der Pogromnacht von 1938 zu erinnern. Ein schleichender Prozess
von rechtsradikaler Gesinnung könne irgendwann auch einmal in Gewalt münden.
Manch einer sei auch in religiösem Wahn unterwegs, daher sei der Auftrag
ernstzunehmen, Integration zu fordern und sie gelingen zu lassen. Es müsse
einen Zusammenhalt gegen das Vergessen geben. Neher ließ die Geschichte der
Gedenkstätte Synagoge Revue passieren und erinnerte daran, dass in früheren
Jahren auch schon Überlebende des Holocausts eingeladen worden waren. Auch
Nachkommen von Baisinger Juden wurden bereits mehrfach eingeladen. 'Die
Menschen gehen hier auf Ahnenforschung', so Neher. Vor 80 Jahren von den Nazis geschändet und zerstört. Kulturamtsleiter
Karlheinz Geppert betonte, dass der 'Blick zurück weht tut, aber was noch
mehr weh tut, wenn vergessen wird, was hier vor aller Augen passiert ist.'
Geppert zeigte die wechselvolle Geschichte der Baisinger Synagoge auf, die
vor 80 Jahren von den Nazis geschändet und zerstört wurde. Zu Beginn der
1930er-Jahre lebten in der Oberamtsgemeinde Baisingen 90 Juden, damals
gehörte jeder achte Baisinger zur jüdischen Gemeinde. An deren Spitze
standen der Vorsteher Hermann Kahn sowie der Lehrer und Kantor Helmut Kahn.
Die Schikanen der Nazis wurden damals immer drückender und drohender und
mündeten in das Pogrom von 1938. Dies war der Höhepunkt der antisemitischen
Ausschreitungen. Doch die schlichte barocke Baisinger Synagoge entging dem
Feuer. Ihre unmittelbare Nähe zu Nachbarhäusern verhinderte, dass SA-Leute
das Gebäude niederbrannten. Die Spuren jener Schreckensnacht sind auch heute
noch in der Synagoge sichtbar, so Geppert. Das Innere der Synagoge wurde
schwer verwüstet, zudem wurden die Einrichtungsgegenstände verbrannt und
zerstört. Geppert berichtete auch von der Deportation der Baisinger Juden in
die Konzentrationslager Theresienstadt. Nach dem Krieg wurde die Synagoge
als Scheune genutzt. Nach der Gründung des Fördervereins Gedenkstätte
Synagoge wurde die Einrichtung einer Gedenkstätte vorangebracht. Heute ist
die Gedenkstätte gedenk- und Lernort. Staatsministerin Annette Widmann-Mauz
(CDU) referierte in ihrem Festvortrag für den Zusammenhalt und wandte sich
gegen das Vergessen der damaligen Zeit. Die Baisinger Synagoge sei nicht
zuletzt ein wichtiger Leuchtturm gegen das Vergessen in dunkler Zeit. Man
könne die Geschichte der damaligen Zeit visuell erleben. Sie forderte dazu
auf, gemeinsam gegen das Vergessen ein zustehen."
Link zum Artikel
November 2022:
Vortrag über Harry Kahn aus
Baisingen
Vortrag und Zeitzeugengespräch mit Dr.
Fredy Kahn und Dr. Franziska Becker
Dr. Franziska Becker und Dr. Fredy Kahn zeichnen das Schicksal des jüdischen
Viehhändlers Harry Kahn aus Baisingen bei Rottenburg aus zwei Perspektiven
nach: Fredy Kahn aus der Erinnerung an seinen Vater, der mehrere
Konzentrationslager überlebte und 1945 in sein Heimatdorf zurückkehrte, und
Franziska Becker als Ethnologin, die in Baisingen zur NS-Gewalt gegen die
jüdische Dorfbevölkerung geforscht hat. Ein Schwerpunkt liegt auf der
Nachkriegszeit: Am Beispiel Harry Kahns lassen sich die Anstrengungen eines
Überlebenden rekonstruieren, vor Ort wieder "Fuß zu fassen". Dies geschah im
Kontext der sogenannten "Restitutions- und Wiedergutmachungsverfahren", die
von bürokratischen Hürden, antisemitischen Widerständen und juristischen
Widersprüchlichkeiten geprägt waren.
Eine Veranstaltung im Rahmen der Themenwochen "Wiedergutmachung
nationalsozialistischen Unrechts" im Staatsarchiv Ludwigsburg
Aufzeichnung vom 9. November 2022.
https://www.youtube.com/watch?v=YSRC65u1VIY
Zur Seite über den jüdischen Friedhof om Baisingen (innerhalb der
Homepage von Alemannia Judaica): hier anklicken
Übersicht über die in den "Central Archives for the History of
the Jewish People" (CAHJP) in Jerusalem vorhandenen Archivalien der
jüdischen Gemeinde Baisingen: pdf-Datei
hier anklicken
Quellen:
Hinweis
auf online einsehbare Familienregister der jüdischen Gemeinde
Baisingen
Paul Sauer: Die jüdischen Gemeinden in Württemberg und Hohenzollern. 1966. S.
46-49.
Hans Peter Müller: Die Juden in der Grafschaft Hohenberg, in: Der Sülchgau 25
(1981) S.36-43.
Nationalsozialismus im Landkreis Tübingen. Eine Heimatkunde (hg. vom
Ludwig-Uhland-Institut Tübingen). 1988 S.311-348.
Franziska Becker: Gewalt und Gedächtnis: Erinnerung an die
nationalsozialistische Verfolgung einer jüdischen Landgemeinde. Göttingen 1994.
Franziska Becker: Die nationalsozialistische Judenverfolgung in Baisingen, in:
Der Sülchgau 32 (1988) S.169-192.
Karlheinz Geppert: Vom Schutzjuden zum Bürger, in: Der Sülchgau 32 (1988)
S.145-168.
Abraham Gilam: Die historische Bedeutung der Megillat Baisingen. In:
Bulletin des Leo Baeck Instituts 15 (1976). Neue Folge, Nr. 52, S.78-87,
Edition S. 88-95.
Hubert Krins: Die Synagoge in Rottenburg-Baisingen, ihre Rettung und
Erhaltung, in: Denkmalpflege in Baden-Württemberg 3/1995, S.91-98.
ders.: Baisingen – Zeugnisse jüdischen Lebens, Der Sülchgau 38 (1994).
Karlheinz Geppert: Jüdisches Baisingen – Einladung zu einem Rundgang, Orte jüdischer
Kultur. Haigerloch 2000.
Joseph Walk (Hrsg.): Württemberg - Hohenzollern -
Baden. Reihe: Pinkas Hakehillot. Encyclopedia of Jewish Communities from
their foundation till after the Holocaust (hebräisch). Yad Vashem Jerusalem
1986. S. 64-66.
Joachim
Hahn / Jürgen Krüger: "Hier ist nichts anderes als
Gottes Haus...". Synagogen in Baden-Württemberg. Band 1: Geschichte
und Architektur. Band 2: Orte und Einrichtungen. Hg. von Rüdiger Schmidt,
Badische Landesbibliothek, Karlsruhe und Meier Schwarz, Synagogue Memorial,
Jerusalem. Stuttgart 2007.
Karlheinz Geppert / Peter Ehrmann (Hrsg.):
750 Jahre Baisingen. Eine Gemeinde im Gäu auf dem Weg in die
Gegenwart. Rottenburg am Neckar 2009.
Hubert Krins: Die ehemalige Dorfsynagoge zu
Rottenburg-Baisingen. Gestalt, Funktion, Bedeutung. In: Sülchgau 38. 2009.
Benigna
Schönhagen (Hrsg.) im Auftrag der Stiftung Jüdisches Kulturmuseum
Augsburg-Schwaben: Wiederhergestellte Synagogen. Raum - Geschichte - Wandel
durch Erinnerung. 136 S. 40 Abb. ISBN: 978-3-95565-141-1. 14,90 €
Verlag Hentrich & Hentrich Verlag Berlin www.hentrichhentrich.de;
Informationen
und Bestellmöglichkeit auf Verlagsseite.
In diesem Sammelband präsentieren erstmals elf Expertinnen und Experten aus dem Bereich der jüdischen Museen und Gedenkstätten Sanierungs- und Nutzungskonzepte, die im deutschsprachigen Raum seit den 1980er Jahren für Synagogengebäude entwickelt wurden, die die Zeit des Nationalsozialismus überdauert haben, aber ihrer Gemeinde beraubt wurden. Die Beispiele zeichnen den Bewusstseinswandel für den Umgang mit dem gebauten jüdischen Erbe in den letzten 30 Jahren nach und geben einen Überblick über die Entwicklung der nationalen Erinnerungs- und Gedenkkultur. Ein besonderes Augenmerk gilt der angemessenen Sicherung von Spuren der Geschichte in den Gebäuden wie den Möglichkeiten und Herausforderungen der musealen Arbeit und historischen Vermittlung an einem authentischen Ort.
Mit Beiträgen von Fritz Backhaus (Jüdisches Museum Frankfurt/Main), Ines Beese (Alte Synagoge Erfurt), Martina Edelmann (Jüdisches Kulturmuseum Veitshöchheim), Daniela Eisenstein (Jüdisches Museum Franken),
Karlheinz Geppert (Gedenkstätte Synagoge Baisingen: S. 32-42: Die
Gedenkstätte Synagoge Baisingen), Felicitas Heimann-Jelinek (xhibit.at, Wien), Martha Keil (Institut für jüdische Geschichte Österreichs, St. Pölten), Hanno Loewy (Jüdisches Museum Hohenems), Hansfried Nickel (Synagoge Memmelsdorf), Benigna Schönhagen und Souzana Hazan (Jüdisches Kulturmuseum Augsburg-Schwaben)
Annie Léon: La famille Kiefe, entre France et
Allemagne. Publié in: Généalo-J. Revue francaise de généalogie juive. Revue
n° 149. Mars 2022. publié in Généalo-J .Revue française de généalogie juive.
https://www.genealoj.org/fr/revue-cercle/revue-149; Links und
Anmerkungen über
https://www.genealoj.org/fr/newsletters/revue/revue-149-article-kiefe-liens-noteshttps://genealoj.org/fr/ressources/revue-cercle/revue-149-famille-kiefe-notes-et-liens-manquants
Der
Beitrag ist mit freundlicher Genehmigung der "Revue" auch
online
eingestellt (pdf-Datei).
Zum Inhalt: "De la famille Kiefe, dont l’auteure fait partie, on savait
seulement qu’elle était originaire de Baisingen dans l’État de Bade-
Wurtemberg ; Annie Léon tente de déterminer ses origines plus lointaines et
de tracer un tableau de ses conditions de vie dans ce village au 19e siècle.
Ont été particulièrement étudiés les descendants de Théophile Gottlieb (Gimple)
Kiefe (1812-1888) et de Jette Schwab (1824-1897). Deux de leurs fils étaient
devenus français à la fin du 19e siècle. Mais existait-il d’autres enfants
restés allemands ? Si oui, quels destins avaient-ils connus à la lueur des
conflits franco-allemands des 19e et 20e siècles ? Si Annie Léon a réussi à
les identifier, l’enquête s’avéra plus difficile au niveau de la
connaissance de leurs parcours de vie. Ceci explique que l’article se soit
concentré sur les deux Kiefe « français » et leur descendance, les alliances
de familles, les drames lors des guerres, l’évolution sociale".
Baisingen Wuerttemberg. The
permanent settlement of Jews in Baisingen dates* from 1640, with Jews
subjected to various restrictions and a heavy tax burden. In the 18th century,
most were peddlers. Their economic situation improved somewhat in the 19th
century, when efforts were made to find them more productive occupations. The
Jewish population reached a peak of 235 in 1843 and declined steadily stereafter.
Another 109 Jews in the neighboring village of Unterschwandorf
were also part of the community but by 1869 only one was left there. In 1848
local gangs attacked Jewish homes, causing much damage. By 1933 the Jewish
population stood at 86, with most engaged in the cattle trade. On Kristallnacht
(9-10 November 1938), SA units vandalized the synagogue, cemetery,
and Jewish homes. Subsequently, in the face of increasing economic and social
isolation, emigration was stepped up and 60 jews managed to leave the country.
All but a few of the others met their end after expulsion to the east in 1942.
The Jewish cemetery was desecrated in 1949
and 1971.
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