Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Jüdische Geschichte / Betsaal/Synagoge
vom Mittelalter bis zum 20. Jahrhundert

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Hinweis: Zur neuen Rottweiler jüdischen Gemeinde (seit 2002): hier anklicken   


Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)     
   
In der bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts freien Reichsstadt Rottweil bestand eine jüdische Gemeinde zunächst im Mittelalter. Erstmals wird 1315 der "Judenort" in der Stadt genannt. Bei der Verfolgung während der Pestzeit 1349 wurde die Gemeinde vernichtet. Seit etwa 1380 waren (bis 1418) wieder einzelne Juden in der Stadt wohnhaft. Um 1500 wurden die Juden ausgewiesen. 
  
Erinnerungen an die mittelalterliche Geschichte: Im Stadtarchiv befindet sich ein umfangreiches Textfragment mit hebräischen Texten aus dem Josua- und dem Richterbuch, das wohl als Bindematerial aus Konstanz nach Rottweil gelangte und als Akteneinband Verwendung fand.
 
Vorübergehend wurden im 17. Jahrhundert einige Juden in der Stadt aufgenommen (1648 zwei Familien). 
  
Danach konnten sich erst seit 1806 wieder Juden in Rottweil niederlassen. Sie gehörten zunächst der Synagogengemeinde und dem Rabbinatsbezirk Mühringen (seit 1914 Rabbinatssitz in Horb) als Filialgemeinde an. Erst 1924 wurde eine selbständige jüdische Gemeinde in Rottweil gegründet. 

Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1806 6 jüdische Einwohner (2 Familien), 1822 30, 1826 34, 1838 36, 1844 42, 1858 85, 1864 105 (2,7 % von insgesamt 3,832 Einwohnern), 1867 96, 1871 122, 1880 134(2,2 % von insgesamt 6.047), 1890 113, 1895 95 (1,4 % von insgesamt 6.953), 1900 97, 1910 91.  
  
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine Schule (Religionsschule), ein rituelles Bad und einen Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. Von 1860 bis 1897 war als Lehrer Salomon Königsbacher tätig, von 1897 bis 1933 Max Straßburger, danach noch die Lehrer Manfred Bernheim (1933 bis 1934) und Moritz Warscher (ab 1934 bis 1938). Die Gemeinde gehörte zum Rabbinatsbezirk Mühringen (seit 1914 Rabbinatssitz in Horb).      
   
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde: Leutnant Siegfried Rothschild (geb. 17.2.1881 in Rottweil gef. 13.7.1917) und Erich Wolf (geb. 29.1895 in Rottweil, gef. 13.3.1916). Auf einer Gefallenengedenktafel im Rathaus findet sich auch der Name von Erich Wolf (siehe Bericht unten); der Name von Siegfried Rothschild wurde nach 1933 getilgt. Außerdem ist aus Rottweil gefallen: Unteroffizier Ludwig Haarburger (geb. 18.10.1879 in Rottweil, vor 1914 in Reutlingen wohnhaft, gef. 8.10.1918).    
 
Die jüdischen Familien leisteten wichtige Beiträge zum wirtschaftlichen Leben der Stadt. An ehemaligen, bis nach 1933 bestehenden Handels- und Gewerbebetrieben in jüdischem Besitz sind bekannt: Vertretung Max Adler (Hochbrücktorstraße 17), Textil- und Modewarengeschäft sowie Webwarengesellschaft und Textilwarengroßhandlung Isidor Augsburger (Hauptstraße 33), Textilwaren Bermann und Wäder (Hochbrücktorstraße 22/22a), Rottweiler Hemdenfabrik A. Degginger & Cie., Inh. Julius und Adolf Röder (Königstraße 2), Manufaktur- und Herrenkleidergeschäft Gabriel Degginger, Inh. Max und Louis Brandenburger (Hochbrücktorstraße 4; seit 1834), Schuhgeschäft Nathan
Fröhlich (Oberndorfer Straße 15), Viehhandlung Josef Landauer (Dammstraße 17), Schneider Nathan Oko (Hauptstraße 64), Schuhgeschäft Selig Oko (Oberamteigasse 1), Buchdruckerei Dr. Moriz Rothschild ("Schwarzwälder Bürgerzeitung"; Friedrichsplatz 16), Textilgeschäft Steinberger & Co., Inh. Max Blochert (Friedrichsplatz 9), Viehhandlung Julius Steinharter (Lindenstraße 18) sowie die Arztpraxen Dr. Reinhard Lewin (Bahnhofstraße 3) und Dr. Siegfried Oettinger (Bahnhofstraße 7), ferner der Rechtsanwalt Berthold Singer, letzter Vorsteher der jüdischen Gemeinde Rottweil (Königstraße 11).
 
Um 1924, als noch etwa 100 jüdische Gemeindeglieder gezählt wurden (0,9 % von insgesamt etwa 11.000 Einwohnern), waren die Vorsteher der Gemeinde Julius Adler, R. Röder, Lehrer Max Straßburger, H. Geißmar und W. Rothschild. Als Religionslehrer war Max Straßburger angestellt (bereits seit 1897; 1932 waren von ihm noch neun Kinder zu unterrichten). Er erteilte auch den Religionsunterricht an den höheren Schulen. An jüdischen Vereinen gab es die Wohltätigkeitsvereine Gemillus chassodim (gegründet etwa 1893, 1924/32 unter Leitung von Julius Adler) und den Dowertow-Verein (gegründet 1876, 1924 unter Leitung von Raphael Röder, 1932 Leitung auch Julius Adler). 1932 war 1. Gemeindevorsteher Rechtsanwalt Berthold Singer. Zur jüdischen Gemeinde gehörten damals auch die in Schwenningen und Schramberg lebenden jüdischen Personen.     
          
1933 lebten noch 84 jüdische Personen in Rottweil. Alsbald setzten auch in Rottweil antijüdische Maßnahmen ein (Boykotthetze, Schaufensterschmiereien, Volksauflauf). Bis 1938 gingen alle jüdischen Gewerbebetriebe in nichtjüdischen Besitz über. Ein großer Teil der jüdischen Einwohner konnte in den folgenden Jahren auswandern (in die USA und nach Palästina/Israel; einzelne Familien nach Südamerika, Südafrika, Portugal und in die Schweiz). Die Verwüstung des Synagogenraums und die Schändung des Heiligtums beim Novemberpogrom 1938 bedeuteten das Ende der Israelitischen Gemeinde Rottweils. Schon einen Monat später - am 13. Dezember - verkaufte Oberregierungsrat Julius Wissmann von der Jüdischen Kultusvereinigung Württemberg e.V. in Stuttgart als Liquidator der Rottweiler Judengemeinde das Haus an der Kameralamtsgasse 6 ("die Synagoge…mit Lehrer-Wohnung") für 8000 Reichsmark an einen Rottweiler Kaufmann.
Mitten im Krieg, im Juni 1943, bot die Stuttgarter Großgemeinde, in der zwangsweise alle noch in Württemberg lebenden Juden zusammengeschlossen waren, das Friedhofsareal an der Hoferstraße der Stadt zum Kauf an; für 85 RM - dem 185O für den Erwerb bezahlten Betrag von 5O Gulden entsprechend - ging der jüdische Friedhof an die Kommune über. Auf einem Teil der freien Fläche wurden drei Einfachhäuser erstellt.
 
Von den in Rottweil geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Hedwig Binder geb. Ullmann (1881), Max Brandenburger (1867), Leonie Braunschweiger geb. Rosenthal (1877), Regina Degginger geb. Dreifuss (1868), Albert Fröhlich (1920), Nathan Fröhlich (1883), Johanna Funke geb. Königsberger (1904), Antonie Hanauer geb. Haarburger (1881), Blanka Hartstein geb. Rosenstiel (1919), Wally (Willy) Jakubowski geb. Wolf (1896), Hedwig Oppenheimer geb. Wälder (1872), Adolph Pressburger (1860), Ella Preuß geb. Königsbacher (1872), Berta Sander geb. Wolf (1876), Siegfried Sander (1878), Martha Stentrup geb. Levinstein (aus Schömberg, Freitod in Rottweil), Hildegard (Hilda) Stern (1905), Heinrich Ullmann (1882), Siegfried Ullmann (1875), [Emilie Wälder geb. Rosinus (1907, siehe Anmerkung), Wilhelm Wälder (1887, siehe Anmerkung)], Lehrer Moritz Warscher (1902), Mathilde Wassermann geb. Ullmann (1879). 
 
Anmerkung: 1. Wilhelm und Emilie Wälder sind nach den Angaben von Yad Vashem umgekommen. Auch bei geni.com finden sich entsprechende Angaben https://www.geni.com/people/Wilhelm-Wälder/6000000031524450831 bzw. https://www.geni.com/people/Emilie-Wälder/6000000035765695376. Nach https://de.wikipedia.org/wiki/Synagoge_(Rottweil)#cite_note-13 gelang Wilhelm und Emilie Wälder allerdings noch im Mai 1941 von Stuttgart aus die Emigration. Im Gedenkbuch des Bundesarchivs stehen die beiden Namen nicht.    
2. Der in einigen Liste als Opfer der NS-Zeit genannte Gustav Brandenburger (geb. 3.Juli 1902 in Rottweil als Sohn von Louis Brandenburger und Sidonie geb. Lobenstein) starb am 2. August 1939 in East London.
   
    
    
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeind
    
Allgemeine Beiträge     
Allgemeiner Beitrag über "Die Juden in Rottweil a.N." (1925)       

Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Februar 1925:          
Rottweil GemZeitung Wue 16021925a.jpg (246991 Byte)   
Rottweil GemZeitung Wue 16021925b.jpg (83281 Byte)   

     
Von Robert Klein (Pseudonym, Anton Kamptisch) erschien eine Publikation zur jüdischen Geschichte Rottweils (1924)        

Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Februar 1925:          

   
   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Zum Tod von Lehrer Salomon Königsbacher (1897)    
Anmerkung: Salomon Königsbacher ist am 19. September 1839 in Talheim geboren. Er studierte von 1858 bis 1860 am Lehrerseminar in Esslingen. Von 1860 bis zu seinem Tod 1897 war er als Lehrer in Rottweil tätig.     

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 24. September 1897: "In Rottweil starb Lehrer Königsbacher. Derselbe wirkte dort 30 Jahre und war nicht nur bei der israelitischen Gemeinde, sondern in der ganzen Stadt sehr beliebt. Derselbe war Lehrer an der höheren Töchterschule und an der Gewerbeschule, Ausschussmitglied des Männergesangvereins und anderer Vereine."   

        
Max Straßburger ist 30 Jahre Lehrer und Vorsänger in Rottweil (1927)    
Anmerkung: Zur Person siehe Artikel unten von 1933       

Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. September 1927:          

      
 Silberne Hochzeit von Lehrer Max Straßburger und Fanny geb. Vierfelder (1929)      

Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. August 1929:       

       
60. Geburtstag von Religionsoberlehrer Max Straßburger (1932)        

Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Juni 1932:          

      
Ergänzend eingestellt: Karte an Lehrer Max Straßburger in Rottweil von Lehrer Arthur Weil in Randegg (1933) 
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim/Ries)        

  Die Postkarte wurde versandt am 6. Februar 1933 aus Randegg von Lehrer A. Weil an Lehrer Straßburger in Rottweil. Bei A. Weil handelt es sich nach Samuel Moos: "Geschichte der Juden im Hegaudorf Randegg" um Religionslehrer Arthur Weil (geb. 1. Februar 1886 in Frankfurt a. M). Er war verheiratet mit Zentilla geb. Jüdel (geb. 7. Oktober 1888 in Pfungstadt). Beide emigrierten nach England am 26.Oktober 1933.

 
Oberlehrer Max Straßburger wurde in den Ruhestand versetzt (1933)     
Anmerkung: Max Straßburger ist am 26. Mai 1872 in Buchau geboren als Sohn des Lehrers Baruch Straßburger, der in Ernsbach, Olnhausen, Buttenhausen und Buchau als Lehrer tätig war, und seiner Frau Fanny geb. Benedikt. Die Brüder von Max - Jesaja und Ferdinand - wurden später württembergische Rabbiner. Max Straßburger studierte von 1888 bis 1891 im Lehrerseminar Esslingen. Er war nach Abschluss seiner Ausbildung zweiter Lehrer am Israelitischen Waisenhaus "Wilhelmspflege" in Esslingen, danach von 1896 bis 1897 ein Jahr als Stellvertreter seines Vaters in Buchau. Von 1897 bis 1933 war er Lehrer in Rottweil. Er heiratete am 25. Juli 1904 in Buchau Fanny geb. Vierfelder aus Buchau (Kinder: Bella geb. 1905 und Hermann geb. 1910). 1933 trat er in den Ruhestand und zog im Oktober 1934 nach Berlin, wo er am 16. Januar 1938 gestorben ist. Er wurde im Weißensee-Friedhof beigesetzt, Grab Nr. 97509. Seine Frau Fanny starb 1954 in Wilmington/USA.    
vgl. Artikel im "Schwarzwälder Boten" vom 22. Januar 2016: "Rottweil. In Berlin erinnert Grabstelle an jüdischen Oberlehrer..." (Link zum Artikel)        

Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. November 1933:     
 
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. November 1933:      

        
Lehrer Max Straßburger zieht von Rottweil nach Berlin (1934)     

Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. November 1934:            

   
Zu Lehrer Manfred Bernheim 
Anmerkung: Lehrer Manfred Bernheim ist am 13. April 1917 in Bad Buchau geboren als Sohn des Kaufmanns Julius Bernheim (1869-1942 im Ghetto Theresienstadt) und seiner Frau Karolina geb. Weil (1877 in Randegg - ermordet 1942 in Treblinka). Er war 1933 bis 1934 Lehrer in Rottweil, 1938 noch Lehrer an der 1936 gegründeten jüdischen Privatschule in Bad Mergentheim. Er emigrierte 1939 in die USA und ließ sich unter dem Namen Fred H. Bern in New York nieder. Er starb 1991.      
   
Zu Lehrer Moritz Warscher 
Anmerkung: Lehrer Moritz Warscher ist am 22. Dezember 1902 in Krosno geboren als Sohn des Kaufmanns Mendel Warscher und der Scheindel (Salomne) geb. Fussmann; die Familie lebte seit 1910 in Stuttgart, wo Mendel Warscher am 4. März 1917 gestorben ist. Moritz Warscher kam mit seinen Brüdern Milan und Oskar in das Waisenhaus "Wilhelmspflege" in Esslingen.  Er studierte von 1920 bis 1925 am Lehrerseminar in Esslingen. Von 1932 bis 1934 war er als Lehrer in Schwäbisch Gmünd tätig, danach in Buchau und Rottweil. Nach einem KZ-Aufenthalt in Welzheim ist er nach Belgien emigriert, wurde dort Lehrer in einer Flüchtlingssiedlung. 1940 ist er nach Frankreich deportiert, wo er erschossen wurde.     
    
    
Aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben    
Der Gemeinderat Rottweil will das Schächten verbieten (1876)  

Rottweil Israelit 12071876.jpg (126341 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Juli 1876: "Rottweil am Neckar. Der hiesige Gemeinderat hat sich vor Monaten erdreistet, aus eigener Machtvollkommenheit das Schächten zu verbieten, weil diese Funktion eine Tierquälerei zu nennen sei gegenüber der neuerlich erfundenen Bouterole. Das Kirchenvorsteheramt (gemeint: das Vorsteheramt der jüdischen Gemeinde) und Rabbinat brachten die Sache vor das Oberamt und die Kreisregierung in Reutlingen, welche ein Gutachten der israelitischen Oberkirchenbehörde einverlangte. Mittlerweile hatte die Presse der Residenz, insbesondere das 'Neue Tagblatt' in mehreren Artikeln gegen die Schechita heftige Angriffe gemacht, deren angekündigte Fortsetzung jedoch verstummte, als die 'Neue Bürgerzeitung' daselbst, Nr. 40 vom 19. Februar dieses Jahres, einen fulminanten Artikel von L. gegen das 'Neue Tagblatt'  brachte, der die Grundlosigkeit der Anklagen überzeugend nachwies. Vorher schon kam im 'Neuen Tagblatt' selbst eine Verteidigung der Schechita von W. (Man nennt allgemein Lehrer Löwenstein in Heilbronn und Kirchenrat Dr. Wassermann in Stuttgart als die Verfasser jener wirksamen Artikel). Auf das Gutachten der Oberkirchenbehörde, das durch die genannte Nummer der 'Neuen Bürgerzeitung' belegt wurde, hat die Königlich Württembergische Regierung für den Schwarzwaldkreis jenen Beschluss des Gemeinderats aufgehoben. - Herr Dr. Engelbert in St. Gallen möge diesen Fall und die Akten dazu benützen. Überhaupt bewährt sich die Schlachtmaske, wie sie obligatorisch eingeführt ist, fast allerwärts sehr schlecht, und fakultativ verschafft sie sich ohnehin keinen Eingang."
     
Rottweil AZJ 20061876.jpg (33008 Byte)Mitteilung in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 20. Juni 1876: "Die 'Schächtangelegenheit' wurde in letzter Zeit auch in Württemberg verhandelt. In politischen Blättern (Beobachter, Stuttgarter Tageblatt) erhoben sich verschiedene Stimmen pro und contra. Der Magistrat der Stadt Rottweil verbot mit Einführung der Schlachtmaske die jüdisch-rituelle Schlachtmethode. Dieses Verbot wurde aber von der Kreisregierung des Schwarzwaldkreises wieder aufgehoben."  

          
Ergebnis der Wahlen zum Vorsteheramt - die Gemeinde Rottweil wird eine selbständige jüdische Gemeinde (1924)     

Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Juni 1924:      

   
Ein Frauenverein wurde gegründet (1927)      

Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. Juni 1927:          

          
Gründung eines jüdischen Jugendbundes (1927)      

Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Juli 1927:        

    
Vortragsabend des israelitischen Frauenvereins mit Else Bergmann aus Laupheim (1928)          

Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. März 1928:         

          
Vortragsabend des Israelitischen Frauenvereins mit Rechtsanwalt Rudolf Singer aus Stuttgart (1928)         

Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. April 1928:           

     
Einweihung einer (städtischen) Gefallenendenktafel mit jüdischer Beteiligung (1928)  

Artikel in der "CV-Zeitung" (Zeitung des Central-Vereins) vom 24. August 1928: "Bei der Einweihung der Gefallenendenktafel für das Reserve-Infanterieregiment 119 in Rottweil (Württemberg) legte Herr Bankier Adler im Auftrage der israelitischen Gemeinde mit sinnigen Worten einen Kranz an dem Heldendenkmal nieder."   
   
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. September 1928:      

         
Vortragsabend des Israelitischen Frauenvereins mit Johanna Bach aus Mühringen (1928)        

Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. November 1928:        
    
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. November 1928:      

  
Vortragsabend des Jüdischen Jugendbundes mit Rabbiner Dr. Cohn aus Berlin (1928)      

Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. November 1928:        

    
Vortragsabend des israelitischen Frauenvereins mit Berta Geismar aus Konstanz (1929)          

Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. März 1929:         

         
Vortrag im Jüdischen Jugendbund mit Lehrer Gustav Spier aus Haigerloch (1929)           

Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. Mai 1929:             

      
Vortragsveranstaltung des Israelitischen Frauenvereins zu Simchas Thora mit Else Bergmann aus Laupheim (1929)      

Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Dezember 1929:       

         
Gemeindeabend mit einem Referat von Rechtsanwalt Dr. Gunzenhauser aus Stuttgart (1930)    

Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Februar 1930:     

     
 Vortragsveranstaltung des Israelitischen Frauenvereins mit Frau Bachmann aus Heilbronn (1930)   

Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. März 1930:         

      
Gemeinsamer Ausflug der jüdischen Jugendvereine Haigerloch und Rottweil (1930)        

Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. Juli 1930:               

 
Vortragsveranstaltung des Israelitischen Frauenvereins mit Dr. Hilde Sänger aus Stuttgart (1931)   

Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. März 1931:         

     
Ergebnisse der Neuwahlen zum Israelitischen Kirchenvorsteheramt (1931)    

Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Juli 1931:          

            
Treffen des Israelitischen Frauenvereins (1932)          

Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. Januar 1932:       

       
Vortragsveranstaltung des Israelitischen Frauenvereins mit Hermann Straßburger (1932)               

Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Mai 1932:         

     
Vortragsabend des Israelitischen Frauenvereins mit Referat über die Hauptversammlung des Jüdischen Frauenbundes (1932)     

Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. Juli 1932:       

    
Antijüdische Maßnahmen (1933)  

Artikel in der "Jüdischen Rundschau" vom 8. August 1933: "Polizeiliche Geschäftsschließung. In Rottweil am Neckar wurde das jüdische Schuhgeschäft Oko polizeilich geschlossen und der Inhaber in Schutzhaft genommen, nachdem eine große Menschenmenge vor dem Geschäft wegen des Verkaufs billiger als 'Ramschware' bezeichneter Schule eine Protest-Demonstration veranstaltet hatte." 

          
Gemeinsamer Ausflug der Jüdischen Jugendbünde Pforzheim, Rottweil und Stuttgart (1931)             

Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. Mai 1931: "Stuttgart. Auf Veranlassung des Pforzheimer jüdischen Jugendbundes trafen sich die Jugendbünde Pforzheim, Rottweil und Stuttgart am Sonntag, den 12. April, in Calw, um eine gemeinsame Fahrt nach dem Zavelstein-Teinach und zurück nach Calw und Kloster Hirsau zu machen. Die Beteiligung an dieser Trefffahrt war recht gut. 
Wenn es eine Möglichkeit gibt, dem Geist der Zusammengehörigkeit und nicht zuletzt den Anstrengungen des Alltages gerecht zu werden, so sind es diese Treff- und Wanderfahrten der jüdischen Jugendbünde. 
Abgesehen von der gesunden, herrlichen Wanderungen, wurde der Tag mit Diskussionen über alle leid über allerlei Tagesfragen, mit Fußball- und Handballspielen usw. ausgefüllt. Es wurde auch der Vorschlag gemacht, bei derartigen Trefffahrten jeweils in einer ein- bis anderthalbstündigen Arbeitsgemeinschaft ein vorher bestimmtes Thema zu behandeln, um dann die Meinungen der verschiedenen Teilnehmer in einer Diskussion zu hören. Zusammengefasst kann gesagt werden, dass der Tag ein voller Erfolg war. Allseits wurde der Wunsch geäußert, recht bald wieder so schöne und vergnügte Stunden zusammen zu verbringen. S. W."         

    
Chanukkafeier der Gemeinde (1934)      

Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. Februar 1934:      

      
Generalversammlung der Wohltätigkeits-Vereins "Tover-Tov" und "Gemiluth-Chesed" (1934)         

Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Mai 1934:                    

         
Versammlung des Israelitischen Frauenvereins (1934)      

Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Juni 1934:       

    
Neuhebräischkurs mit Lehrer Warscher - Purimveranstaltung für die Kinder - Gründung eines Kinderchores (1935)             

Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. April 1935:          

      
Chanukkafeier der Gemeinde mit Lehrer Warscher (1936)      

Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Januar 1936:       

   
Vortragsveranstaltung des Israelitischen Frauenvereins mit Lehrer Warscher (1936)   

Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Februar 1936:          

     
     
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde   
Zum Tod von Kaufmann Leopold Wälder (1902)     

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. November 1902: "Stuttgart, 4. November (1902) ... Verflossenen Sabbat starb hier im 62. Lebensjahr in Folge einer Operation im Marienspital Kaufmann Leopold Wälder aus Rottweil und wurde heute in seiner Vaterstadt unter zahlreichem Geleite beerdigt. Derselbe hat durch Reellität im Geschäfte sein Geschäft zu großer Blüte gebracht und allseits große Wohltätigkeit geübt, weshalb er in großer Achtung stand und auch vor einigen Jahren an die Spitze der jüdischen Gemeindeverwaltung berufen wurde."     

  
Zum Tod des im Lazarett gestorbenen Erich Wolf (1916)      

Rottweil AZJ 21041916.jpg (100464 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 21. April 1916: "Rottweil, 14. April (1916). Unter militärischen Ehren wurde vor kurzem ein Sohn unserer Stadt, der seinen im Kampf fürs Vaterland erlittenen schweren Wunden im Lazarett erlegen ist, auf dem Kriegsfriedhof zur letzten Ruhe bestattet: der 21jährige Musketier Erich Wolf vom Infanterieregiment 117, Sohn des Herrn Jos. Em. Wolf, hier. Dem Sarge voraus schritten nach der Stadtkapelle ein Kommando der hiesigen Landsturmkompanie, das am Trauerhaus und am Grabe dem verstorbenen Krieger die militärischen Ehren erwies, und der Militärverein mit umflorter Fahne. Nach dem Leichenwagen, zu dessen Seiten Mitglieder der hiesigen Sanitätskolonne schritten, folgten die Leidtragenden, Offiziere der hiesigen Garnison und Verwundete der hiesigen Lazarette mit reichen Blumenspenden. Nach den ergreifenden Worten des Herrn Lehrer Strausberger gab unter Niederlegung eines Kranzes namens des Militärvereins Herr Prof. Geiger in packender Weise der Anteilnahme und dem Dank desselben für das auf dem Altar des Vaterlandes gebrachte Opfer Ausdruck. Von den Verwundeten wurde das Grab des Kameraden mit zahlreichen Blumenspenden geschmückt. Der unausgesetzt hörbare dumpfe Kanondonner vom Kriegsschauplatz im Westen herüber erhöhte das Ergreifende der Feier am Grabe des jungen Kriegers."  

  
Goldene Hochzeit von Emanuel und Lina Rosenstiel (1922)       

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 30. März 1922: "Rottweil. Emanuel Rosenstiel und seine Gemahlin Lina feierten ihre goldene Hochzeit. Der Jubilar versieht seit 45 Jahren das Amt des Hilfsvorbeters an den hohen Feiertagen und war bis vor wenigen Jahren auch noch Baal tokea".         

      
83. Geburtstag von Babette Königsbacher, Witwe des Lehrers Königsbacher sowie 55. Hochzeitstag des Ehepaares E. Rosenstiel (1927)             

Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. Januar 1927:                      

       
Bankier Julius Adler - stellvertretender Kommandant der Feuerwehr - wird ausgezeichnet (1927)         

Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. Juni 1927:       

      
Zum Tod von Fabrikant Raphael Röder (1929)        

Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. November 1929:         

      
Bankier Julius Adler wird als Gemeindevorsteher wiedergewählt, Kaufmann Wilhelm Wälder wird Mitglied des Vorsteheramts (1930)         

Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Januar 1930:           

         
80. Geburtstag von Jette Wälder (1930)          

Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. März 1930:        

          
Zum Tod von Adolf Frankl, Vorsitzender des Jüdischen Jugendbundes Rottweil (1930)      

Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. November 1930:         

    
80. Geburtstag von Lina Rosenstiel geb. Degginger (1931)    

Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom  16. April 1931:        

       
Diamantene Hochzeit von Kaufmann Emanuel Rosenstiel und Lina geb. Degginger (1932)          

Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. März 1932:          
 
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. April 1932:      

      
Zehnjähriges Bestehen des Textilhauses Bermann & Wälder (1932)    

Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. April 1932:          

      
Josef Landauer und Wilhelm Wälder wurden als Gemeindevorsteher wiedergewählt (1932)          

Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Dezember 1935:          

   
80. Geburtstag von Esther Rothschild, Witwe des Buchdruckereibesitzers und Zeitungsverlegers Moritz Rothschild (1933)         

Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. Juni 1933:            

        
90. Geburtstag von Babette Königsbacher, Witwe von Lehrer Königsbacher (1934)           

Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. April 1934:        

           
Ende der "Schwarzwälder Bürger-Zeitung" nach 80 Jahren Herausgabe durch die Familie Rothschild (1934)   

Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Juni 1934:      

             
Hundertjähriges Bestehen der Firma Gabriel Degginger, Manufakturwaren und Konfektion (1934)         

Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. September 1934: "Rottweil. Mit Befriedigung und Stolz kann die Firma Gabriel Degginger, Manufakturwaren und Konfektion, in diesem Jahre auf ihr hundertjähriges Bestehen zurückblicken. Aus kleinen Anfängen hat sie sich durch Fleiß und streng solide Geschäftsführung ihrer Inhaber zu einem bedeutenden Geschäft in hiesiger Stadt entwickelt. In der Herrenkonfektion nimmt die Firma sogar eine führende Stellung ein. Die Inhaber Max und Louis Brandenburger, sowie des letzteren Sohn Gustav, genießen das volle Vertrauen der Käuferschaft. Sie sind nicht nur in hiesiger Stadt, sondern in weitem Umkreis beliebt und angesehen. Möge die Firma Degginger auch in Zukunft blühen und gedeihen!"        
        
 Dazu eingestellt: Geschäftspostkarte
Gabriel Degginger
(aus der Sammlung
von Peter Karl Müller, Kirchheim/Ries)
     
 Die Geschäftspostkarte von "Gabriel Degginger, Herren- und Damen-Konfektion, Aussteuer- und Manufakturwaren" in Rottweil a.N. wurde am 1. Dezember 1927 von Rottweil nach Spaichingen versandt. Das Geschäft Gabriel Degginger bestand seit 1834 und war in der in der Hochbrücktorstraße 4. Inhaber des Manufaktur- und Herrenkleidergeschäft waren 1934 (siehe oben) Max und Louis Brandenburger.

           
Die Firma Isidor Augsburger geht in nichtjüdischen Besitz über (1934)      

Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Oktober 1934:       

  
Silberne Hochzeit von Wilhelm Rothschild und Lisbeth geb. Edelstein (1935)               

Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Mai 1935:           

    
Über Ernst Iros (1885-1953)      
    
Ernst Iros (Pseudonym für als Julius Rosenstiel; 1885 Rottweil – 1953), Schriftsteller und Filmpionier (Autor des Buches "Wesen und Dramaturgie des Films"). An seinem Geburtshaus in der Hochbrücktorstr. 12 erinnert eine Gedenktafel.       
    
    
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen  
Anzeigen von Arthur Augsburger (1900 / 1903 / 1904)       

Rottweil Israelit 09081900.jpg (61156 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. August 1900: 
"Für eine Waise, aus guter Familie, die nähen, bügeln und etwas kochen kann, wird Stellung als 
Stütze der Hausfrau 
in besserem Hause gesucht. Familiäre Behandlung wird hohem Lohne vorgezogen. Näheres durch 
Arthur Augsburger, Rottweil a.N."   
 
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. April 1903: "Stutze
Für ein geb. Mädchen, 22 Jahre alt, das schon in ähnlicher Stellung war, suche ich Stelle als Stütze der Hausfrau oder zur selbstständigen Leitung eines kleinen Haushalts. Gefällige Offerten an 
Arthur Augsburger
, Rottweil."     
 
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. April 1904: "Für ein geb. Fräulein, aus guter Familie, 23 Jahre alt, suche ich Stellung als Stütze, Gesellschafterin oder ähnlich. 
Gefällige Offerten an Arthur Augsburger, Rottweil am Neckar."    

      
Anzeige der Herrenkleiderfabrik A. Rosenthal (1903)   

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom  6. Juli 1903: "Ein junger Mann, mit guten Schulkenntnissen, aus guter Familie, kann sofort oder später als 
Lehrling
 
unter günstigen Bedingungen bei mir eintreten. 
A. Rosenthal
, Herrenkleiderfabrik, Rottweil am Neckar."      

      
Anzeigen der Buchdruckerei M. Rothschild (1934 / 1935)       

Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. Oktober 1934:          
 
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Dezember 1935:    

                   
Verlobungsanzeige von Hannele Landauer und Hans Heilbronner (1935)  

Anzeige in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. Oktober 1935: "Wir haben uns verlobt! 
Hannele Landauer - Hans Heilbronner.
September 1935. 
Rottweil/Württemberg - München, Schwanthalerstr. 69 II. Empfang: 5. und 6. Oktober 1935."   
 
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. Oktober 1935:     

    
   
Sonstiges     

      Postkarte des Textilhauses Bermann & Wälder
 in Rottweil an Rubin Schwarz in Horb (1923)
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim/Ries)  
   

Die Postkarte geschäftlicher Art wurde versandt vom Textilhaus Bermann & Wälder, Webwarengroßhandlung, Rottweil a. N. an Rubin Schwarz in Horb a. N. am 25. September1923.
Am 20. März 1932 feierte das Textilhaus Bermann & Wälder sein 10 jähriges Jubiläum - Zehnjähriges Bestehen des Textilhauses Bermann & Wälder (1932).
Leopold Wälder wurde am 22. September 1840 als Sohn von Simon Wälder und Karoline geb. Rosenheimer in Rexingen geboren. Er war verheiratet mit Jette geb. Nathan (geb. 13. Februar 1850 in Laupheim). Das Paar hatte zwei Kinder: Hedwig (verheiratete Oppenheimer, geb. 4. Dezember 1872, umgekommen 11. Oktober 1942 im Ghetto Theresienstadt) und Emma (verheiratete Oppenheimer, geb. 27. September 1878 in Rottweil). Leopold Wälder starb im 62. Lebensjahr an den Folgen einer Operation im Stuttgarter Marienhospital. Einige Jahre vor seinem Ableben wurde er in die Spitze der Gemeindeverwaltung berufen. Jette Wälder feierte 1930 noch ihren Geburtstag in geistiger und körperlicher Frische.
Ferdinand Bermann war verheiratet mit Irma geb. Schwarz (geb. 10. Januar 1900 in Horb als Tochter von Rubin Schwarz und Melanie geb. Kurz von Gailingen). Melanie Schwarz wurde am 22. August 1942 von Stuttgart in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Am 16. Mai 1944 erfolgte der Weitertransport nach Auschwitz. Melanie Schwarz wurde für tot erklärt.
Rubin Schwarz wurde am 2. Mai 1856 in Rexingen geboren und ist am 20. Februar 1943 im Ghetto Theresienstadt umgekommen.
Quellen: vgl. oben: Zum Tod von Kaufmann Leopold Wälder (1902) und Zum 80. Geburtstag von Jette Wälder (1930).
https://www.geni.com/people/Leopold-W%C3%A4lder/6000000015120302067
https://www.geni.com/people/Irma-Kurz-Bermann/6000000019719534909?through=6000000019720588166
https://www.geni.com/people/Rubin-Schwarz/6000000031547348860?through=6000000028520343144
http://www.rottweil.net/frame/Themen/2004/Februar2004/Werbung1928/BermannWaelder/frame.php      

      
      
      
Zur Geschichte der Betsäle / Synagogen     
  
Das mittelalterliche Wohngebiet konzentrierte sich auf den 1315 erstmals genannten "Judenort" (später St.-Lorenz-Ort genannt) bzw. die "Judengasse" (heutige Lorenzgasse). Unklar sind die Standorte der Einrichtungen, vor allem der Synagoge ("Judenschule"), eines rituellen Bades und eines Friedhofes (falls vorhanden). 
  
Die im 19. Jahrhundert entstehende jüdische Gemeinde konnte ihre Gottesdienste zunächst in dem Haus des 1806 nach Rottweil zugezogenen Moses Katz feiern. Dieser hatte im dritten Stock seines Hauses einen beheizten Raum als Synagoge eingerichtet. Zunächst war der Frauenbereich vermutlich im selben Raum untergebracht, jedoch von demjenigen der Männer durch eine Abschirmung getrennt. In den ersten Jahren wurden umherziehende Juden gebeten, über Schabbat in Rottweil zu bleiben, damit man für den Gottesdienst die erforderliche Zahl von zehn Männern hatte. Nach einiger Zeit wollten die in Rottweil zugezogenen Juden ein eigenes Synagogengebäude besitzen und ersuchten den König um die Erlaubnis, die Kirche zu kaufen, die dem Johanniterkloster gehörte. Das Finanzministerium wies diese Bitte ohne Begründung zurück. Er war damals wohl noch nicht vorstellbar, dass eine Kirche zu einer Synagoge umgebaut würde. So blieb der Betsaal im Haus von Moses Katz (Obere Hauptstraße 29). 1815 erwarb Moses Katz auch das Nachbarhaus. Im dritten Stock dieses Gebäudes wurde ein neuer beheizbarer Raum zur "Weiberschul" oder "Frauenschul" neben der bestehenden Synagoge eingerichtet. Moses Katz besaß das Eigentumsrecht auf die Torarollen und alle übrigen Einrichtungsgegenstände. 
  
1823 erwarb Abraham Bernheim aus der Konkursmasse von Mose Katz die Torarolle samt dem Toraschrein mit allen vorhandenen Vorhängen, den Toramänteln, den Vorlesetisch und die Pulte samt den Tisch- und Pultdecken sowie zwei Messingkerzenständer für zusammen 53 Gulden 20 Kreuzer. Er übergab dies der jüdischen Gemeinde, damit sie künftig Eigentümerin all dessen war, was zum Betsaal gehörte. Die Gemeinde verpflichtete sich, den von Bernheim ausgelegten Betrag an ihn zurückzuzahlen. Im März 1822 wurde festgelegt, dass es keine Vorrechte mehr für einzelne Personen geben sollte, auch nicht, wenn diese den Betsaal in ihrem Haus der Gemeinde zur Verfügung stellen würden. 
  
1822 wurde für die Gottesdienste ein Raum in dem Abraham Bernheim gehörenden Gasthaus "Becher" (bzw. "Zum Goldenen Becher"; Hochbrücktorstraße /Ecke Kameralamtsgasse) gemietet. 1849 verlegte man den Betsaal in einen Raum in das Gasthaus "Krone" Hochbrücktorstraße 16), das im Besitz der Familie Degginger war. 
  
Auf Dauer wollte man jedoch nicht in gemieteten Räumen Gottesdienst feiern. 1857 legte Isaak Petersburger zum Andenken an seine Frau Franziska geb. Degginger mit 25 Gulden den Grundstock für eine neue Synagoge in Rottweil. Im folgenden Jahr konnte für 80 Gulden eine neue Torarolle und ein neuer Toraschrein angeschafft werden. 1861 erwarb der Synagogenbauverein in der Cameralamtsgasse 6 ein Grundstück mit einem Gebäude, das noch im selben Jahr für gottesdienstliche Zwecke umgebaut wurde. Im Erdgeschoss dieses Gebäudes richtete man ein Betsaal ein. Der Synagogenbauverein vermietete zunächst auf drei Jahre (1861-64) das Gebäude an die jüdische Gemeinde. Die Plätze in der Synagoge wurden durch das Los verteilt; erst 1865 sind sie als erbliches Eigentum versteigert worden. 1865 übernahm die jüdische Gemeinde das Gebäude für 3.235 Gulden. Damals wollte die Rottweiler Gemeinde zugleich selbständig werden. Doch blieben die Bemühungen erfolglos, aus dem Status einer Filialgemeinde zu Mühringen herauszukommen. Einige Einrichtungsgegenstände wurden durch Stiftungen erneuert. So kam von Familie Leopold Wälder 1879 eine blaue Decke für das Vorlesepult und 1888 eine neue Torarolle, von Familie Bernheim 1879 ein neues "ewiges Licht", von Familie Bikard einige Jahre später ein neuer Vorhang für den Toraschrein Im September 1882 wurde ein Harmonium angeschafft. 1894 wurde das elektrische Licht eingeführt, das einen Aufwand von 208 Mark erforderte. 1903 beschloss die Gemeinde, die Synagogenplätze zu vermieten. 1909 erhielt die Synagoge eine neue Heizung. 
  
Nach dem Ersten Weltkrieg gab es Überlegungen, eine neue Synagoge in Rottweil zu erbauen. Eine Spende von Ehepaar Wolf von 500 Mark im November 1919 sollte als Grundstück zu einem Synagogen-Neubaufond verwendet werden. Louis Reichenbach aus St. Gallen stiftete zum gleichen Fonds 5.000 Mark. Vermutlich sind diese Beträge jedoch durch die Inflation verloren gegangen. Am 12. März 1921 wurden zwei Gedenktafeln mit den Namen der im Ersten Weltkrieg Beteiligten und Gefallenen Männer eingeweiht. Bezirksrabbiner Dr. Abraham Schweizer hielt die Weiherede. 
  
1922 wurde das gesamte Synagogengebäude und im Sommer 1927 der Betsaal gründlich renoviert. Bei der Feier der Wiedereinweihung am 27. August 1927 nahmen zahlreiche Vertreter der weltlichen und kirchlichen Behörden Rottweils teil. Bezirksrabbiner Dr. Schweizer hielt die Predigt. Nach dem Bericht der "Gemeindezeitung" (VI,12 vom 16.9.1927 S. 367) war der Betsaal durch die Renovierung wieder eine "Zierde der Gemeinde" geworden. Am Abend der Einweihung fand im "Gasthaus zum Lamm" eine Zusammenkunft der Gemeindeglieder statt. 
   
Die Synagoge wird nach einer Renovierung wiedereröffnet (1927)        

Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. September 1927:        

    
Schon in den 1920er-Jahren war es nicht immer einfach, die notwendige Zehnzahl der Männer zum Gottesdienst zusammenzubekommen. Schwierig war es vor allem in den Sommermonaten, wenn einige Familien im Urlaub waren. 1932 wurde von Ende Juli bis Anfang September kein Gottesdienst gefeiert, da Oberlehrer Straßburger zur Kur in Bad Orb weilte und die Gemeinde keinen Stellvertreter angefordert hatte. 
  
Beim Novemberpogrom 1938 wurde der Betsaal von SA-Männern aus Rottweil und Schwenningen demoliert. Die Torarollen, der Toraschrein, die Lesepulte, Decken, Vorhänge, Tische und Bänke wurden mit allen anderen beweglichen Gegenständen auf der Straße vor der Synagoge verbrannt. Die Gedenktafeln mit den Namen der im Ersten Weltkrieg gefallenen Rottweiler Juden wird zerstört. Die Rottweiler Feuerwehr war anwesend, achtete jedoch nur darauf, dass die Nachbarhäuser nicht beschädigt wurden. 
  
Nach 1945 diente das Gebäude als Wohn- und Geschäftshaus (zunächst einer Teppichweberei, danach eines Radiogeschäft). Der Betsaal wurde 1982 vom Stadtjugendring restauriert. Er ist bereits zuvor und bis zur Gegenwart als Schulraum einer Fahrschule benutzt worden. Am Gebäude ist seit 1979 eine Hinweistafel vorhanden. 2003 wurden Verhandlungen über den Rückerwerb des Raumes durch die neue jüdische Gemeinde Rottweils aufgenommen, die zunächst kein Ergebnis brachten. Der Betsaal der neuen jüdischen Gemeinde ist in einem anderen Gebäude der Stadt eingerichtet worden.  
   
   
Adresse: Kameramtsgasse 6 
   
   
Fotos 
Historische Fotos: 

Historische Fotos sind nicht bekannt, eventuelle Hinweise bitte an den 
Webmaster von "Alemannia Judaica", Adresse siehe Eingangsseite

   
Fotos der mittelalterlichen Lorenzgasse 
und der Gebäude mit den ersten Betsälen im 19. Jahrhundert
(Quelle der Fotos: nicht mehr bestehende Website "Rottweiler Bilder" von Norbert Luksch; Link führt zum Internetarchiv der waybackmachine)

Die Lorenzgasse, im Mittelalter "Judenort"/ "Judengasse" Rottweil Lorenzgasse 01.jpg (39802 Byte) Rottweil Lorenzgasse 02.jpg (58169 Byte)
  Ansichten der Lorenzgasse
   

Die Gebäude der ersten Betsäle im 19. Jahrhundert:

Rottweil Haus Katz.jpg (53337 Byte) Rottweil Gasthaus Becher.jpg (49235 Byte) Rottweil Hochbruecktorstr 16.jpg (35547 Byte)
Seit 1816 war der Betsaal im 
Haus des Mose Katz, 
(Obere) Hauptstraße 29  
Seit 1822 war der Betsaal im Haus 
der heutigen Gaststätte 
"Goldener Becher" Hochbrücktorstraße 17  
Seit 1849 war der Betsaal im 
ehemaligen Gasthaus "Krone"
 (Hochbrücktorstraße 16)  
     

Fotos vom Herbst 2019
(Fotos: D. Bluthardt, Aufnahmedatum 22.9.2019) 

   
     
Hinweistafel an der Gaststätte "Zum Becher"  Gaststätte "Goldener Becher" - Wirtshausschild

   
   
Fotos des Betsaales in der Kameralamtsgasse nach 1945/Gegenwart:  

Fotos um 1985:
(Quelle: Fotos Hahn, Farbbild vom Stadtjugendring Rottweil)
Rottweil Synagoge 006.jpg (83271 Byte)
    Die 1979 angebrachte Gedenktafel  
     
Rottweil Synagoge 210.jpg (38846 Byte) Rottweil Synagoge 212.jpg (45976 Byte) Rottweil Synagoge 008.jpg (74822 Byte)
Das Gebäude des ehemaligen Betsaales/der Synagoge   Eingang  
   
Rottweil Synagoge 004.jpg (52840 Byte) Rottweil Synagoge 214.jpg (27761 Byte) Rottweil Synagoge 211.jpg (37101 Byte)
Der vom Stadtjugendring nach der
 Restaurierung 1982 (vorübergehend)
 eingerichtete Saal  
Ausmalungen im 
Deckenbereich  
Ausmalungen 
im Innenraum 
        
     
     
Fotos 2003 
(Fotos: oben: A. Winkler, Aufnahmedatum Juli 2003; 
unten: Hahn, Aufnahmedatum 13.10.2003)
  
syn1_ rw .jpg (84045 Byte) syn2_rw.jpg (91541 Byte) Rottweil Synagoge 163.jpg (50136 Byte)
Nordseite des Gebäudes 
mit Eingang rechts  
Ostseite: zwischen den je zwei Fenstern
 im Erdgeschoss war der Toraschrein  
Blick auf die 
Nordostecke 
      
Rottweil Synagoge 162.jpg (50400 Byte) Rottweil Synagoge 160.jpg (61546 Byte) Rottweil Synagoge 161.jpg (76109 Byte)
Ostseite   Der Eingang   Die Hinweistafel  
     
Fotos vom Herbst 2019
(Fotos: D. Bluthardt, Aufnahmedatum 22.9.2019) 
 
     
     
     
     

     
     
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte  

November 2004: Christlich-jüdische Gedenkstunde an den Novemberpogrom 1938 
Rottweil Gedenkfeier Nov2004.jpg (57329 Byte)Bericht und Foto: Moni Marcel: "Zum ersten Mal gedachten Christen und Juden in Rottweil gemeinsam der Pogromnacht, mit der der Holocaust in Deutschland seinen offiziellen Auftakt nahm. Auch in Rottweil brannte damals die Synagoge, und Werner Kessl, heute aktiv in der Arbeitsgemeinschaft ehemalige Synagoge, war damals erst fünf Jahre alt - er schlief während der Ereignisse. Aber seine Eltern bekamen es mit, man wohnte direkt nebenan, im Kameralamt. Und sie reagierten wie die meisten anderen Rottweiler auch - sie sagten nichts. Mit den 100 Konviktsbewohnern, den Gästen im Badhotel, den Anwohnern und Feuerwehrleuten, die sicher zahlreich ausgerückt waren, um einen Großbrand zu verhindern, waren es "sicher 200 Leute", wie Kessl schätzte, die den Brand mitbekommen hatten.    
Ein Attentat, das "letztlich ins Leere lief", denn der einzige Bewohner des Hauses, der verprügelt und dann nach Dachau gebracht wurde, hatte mit der jüdischen Gemeinde Rottweils gar nichts zu tun. Deren Mitglieder waren längst nicht mehr da. Walter Schulig war damals als knapp Elfjähriger Augenzeuge. Er erinnerte sich an ein komplett ausgebranntes Haus, lauter kaputte Scheiben und das Inventar, auf der Straße verbrannt. Auf die Fenster der Hemdenfabrik Degginger habe man "Juden raus" geschmiert. Schulig betonte am Mittwoch, man sei davon ausgegangen, dass an der Rottweiler "Kristallnacht" nur auswärtige SA-Leute beteiligt gewesen seien. Dem widersprach Rolf Hepp, denn nach dem Krieg, 1946, wurden drei Rottweiler der Brandstiftung angeklagt.   
Unter ihnen der damalige Wirt der Wirtschaft zum Pflug in der Unteren Hauptstraße 57, SA-Sturmführer Paul Heussler. Seine Kneipe war der offizielle Treffpunkt der SA. Mit ihm angeklagt waren SA-Adjutant Walter Schmid und SA-Sturmführer Wagner aus Rottweil sowie Christian Ade aus Altoberndorf. Schmid war in Russland gefallen, Wagner vermisst, der Aufenthalt von Heussler unbekannt, das Verfahren wurde daher fallengelassen.   
Hepp erinnerte sich auch an den Grund des Schweigens der Leute: "Machet Tür und Fenster zu, sonst kommt der Vater nach Dachau", hatte es oft geheißen. Am Mittwoch, 10. November machte sich die Gruppe dann von der ehemaligen Synagoge in der Kameralamtsgasse auf den Weg zum jüdischen Friedhof in der Hoferstraße. Unterwegs gedachte man der Ehefrau des Hemdenfabrikanten, Regine Degginger, die 1942 in Theresienstadt ermordet wurde. Auf dem jüdischen Friedhof gestalteten der katholische Diakon Helmut Förster, der evangelische Pfarrer Volker Gerlach und Viktor Malafy von der jüdischen Gemeinde die erste interreligiöse Gedenkfeier. Dabei erinnerten sie in einer gemeinsam vorbereiteten Liturgie an die Gräueltaten im November 1938 und an die daraufhin einsetzende radikale Verfolgung jüdischer Menschen. Mit dieser ersten derartigen Feier soll in Rottweil eine Tradition christlich-jüdischen Dialogs begonnen werden.".   
    
September 2010: Auch in Rottweil wird die Verlegung von  "Stolpersteinen" diskutiert    
Artikel von Peter Arnegger in der "Neuen Rottweiler Zeitung" vom 2. September 2010 (Artikel): 
"Diskussion im Gemeinderatsausschuss übernächste Woche. Grüner Burger beantragt "Stolpersteine" in Rottweils Mitte
ROTTWEIL
, 2. September - Bereits im April wurde der Antrag gestellt, nun soll er übernächste Woche im Gemeinderatsausschuss diskutiert werden: Der Grüne Max Burger will, dass sogenannte "Stolpersteine" ins Pflaster der neuen Rottweiler Stadtmitte eingelassen werden. Mit diesen Steinen soll an Mitbürger erinnert werden, "die durch das Unrechtsregime des Nationalsozialismus gelitten haben", so Burger. 
In anderen Städten gibt es diese "Stolpersteine" bereits. Bewusst sind sie nicht eben zum übrigen Pflaster- oder Teerbelag eingelassen. Sozusagen indem die Fußgänger beim Überqueren ein wenig ins Stolpern geraten, soll an Deutschlands dunkle Vergangenheit erinnert werden. Soll gemahnt werden, dass man soeben ein Haus passiert, in dem ein Opfer des Nationalsozialismus gelebt hat. 
Rottweils Mitte befindet sich derzeit im Umbau, da hält Burger, der für die Grünen im Stadtrat sitzt, es für angebracht, über die "Stolpersteine" nachzudenken. Der Grüne rechnet in der Innenstadt selbst mit drei solchen Standorten für die Steine, in der erweiterten Innenstadtbereich außerhalb der aktuellen Baustelle mit weiteren fünf. 
Unterstützung suchend hat sich Burger an den Künstler Gunter Demnig gewandt, Erfinder und Schöpfer der "Stolpersteine" und offenbar Burgers Bekannter aus gemeinsamen Studentenzeiten in Kassel. 
Burger bittet Demnig in der Mail, die der NRWZ vorliegt, "unseren Oberbürgermeister Ralf Broß anzuschreiben und ihm entsprechende Informationen zukommen zu lassen. In der nächsten Ausschusssitzung am 22. September möchte ich ihn auf die Angelegenheit ansprechen." 
Info: Die Stolpersteine sind kubische Betonsteine mit einer Kantenlänge von zehn Zentimetern, auf deren Oberseite sich eine individuell beschriftete Messingplatte befindet. Sie werden vor den letzten frei gewählten Wohnorten der NS-Opfer niveaugleich in das Pflaster des Gehweges eingelassen. Bis April 2010 hat Gunter Demnig über 22.000 Steine in etwa 530 Städten und Gemeinden in Deutschland, den Niederlanden, Belgien, Italien, Österreich, Polen, Tschechien, der Ukraine und Ungarn gesetzt. " 
 
Juli 2013: Der Arbeitskreis Ehemalige Synagoge Rottweil hat sich als eingetragener Verein neu konstituiert  
Artikel in der NRWZ online vom 8. Juli 2013: "Arbeitskreis Ehemalige Synagoge Rottweil hat sich neu konstituiert
Neuer Rottweiler Verein aus der Taufe gehoben
ROTTWEIL
, 7. Juli (pm) - Der Arbeitskreis Ehemalige Synagoge Rottweil hat sich neu konstituiert: Er ist jetzt ein eingetragener Verein. Durch die Zusammenarbeit mit dem Gedenkstättenverband Oberer Neckar kam der Anstoß für die Vereinsgründung. Mit neuer Kraft und Elan kann die verjüngte Mannschaft nun weiterführen, was Werner Kessl in langjähriger Kleinarbeit aufgebaut hat, nämlich dass in Rottweil das Wissen und das Gedenken an jüdische Bürger unserer Stadt, denen im Dritten Reich Ehre, Menschenwürde und Besitz genommen wurde, nicht erloschen ist. 
Wem in Rottweil ist zum Beispiel bekannt, dass bei der Einweihung einer Gedenktafel für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges 1919 die israelitische Gemeinde einen Kranz niederlegte; …dass Rottweiler jüdische Soldaten 1916 in Begleitung der Stadtkapelle zu Grabe getragen wurden; …dass Ernst Iros, der als Schriftsteller und Filmpionier mit seinem Buch 'Wesen und Dramaturgie des Films' international Aufsehen und Anerkennung erreichte? Die jüdischen Bürger unserer Stadt bauten über Jahrzehnte eine funktionierende Glaubensgemeinde auf, leisteten wichtige Beiträge in Handels- und Gewerbebetrieben und waren landesweit angesehen und geachtet.
Sie wären längst vergessen, wenn nicht der Arbeitskreis jahrelang geforscht, Materialien gesammelt, Gedenkfeiern organisiert und Beiträge veröffentlicht hätte. Auf dieser Forschungsarbeit kann nun der 'Verein Ehemalige Synagoge' aufbauen und mit Unterstützung des Gedenkstättenverbandes das gemeinsame Ziel weiter verfolgen. Der Verein hat als Vorsitzende Gisela Roming gewählt. Stellvertretender ist Werner Kessl. Dem Vorstand gehören Gerhard Boos (Kassier) und Wolfgang Braun (Schriftführer) sowie als Beisitzer Johanna Knaus und Ulrich Ackermann an. Interessierte, die mitarbeiten und dem neuen Verein beitreten wollen, können sich unter folgenden Rottweiler Telefonnummern anmelden: 9429755 oder 14935 oder 33144."   
Link zum Artikel    
 
November 2014: Gedenken an den Novemberpogrom 1938  
Artikel in der "Neuen Rottweiler Zeitung" vom 6. November 2014: "Gedenken an die 'Reichspogromnacht' in Rottweil
ROTTWEIL,
6. November (pm) – Die Stadt Rottweil lädt am Montag, 10. November, zu einer Gedenkfeier an die sogenannte 'Reichspogromnacht' ins Bischöfliche Konvikt in der Johannsergasse ein. Beginn ist um 18 Uhr. In Zusammenarbeit mit den Kirchengemeinden, dem Verein Ehemalige Synagoge und den Rottweiler Schulen soll an die Ereignisse des 'Novemberpogroms' 1938 erinnert werden. Vom 9. auf den 10. November 1938 kam es im ganzen Deutschen Reich zu Ausschreitungen gegen Juden. Die als 'Reichskristallnacht' in die Geschichtsbücher eingegangenen Gewaltaktionen gegen die jüdische Bevölkerung bildeten das Fanal zur systematischen Verfolgung und endgültigen Vernichtung des jüdischen Lebens in Deutschland und in Europa – auch in Rottweil. Die von SA und SS organisierten Gewaltaktionen bestanden in erster Linie in der Schändung und Zerstörung der Synagogen und Gewalttätigkeiten gegen jüdische Geschäfte. 'In Rottweil wurde die Einrichtung der Synagoge der jüdischen Gemeinde in der Kameralamtsgasse verwüstet, das Mobiliar und die Kultgegenstände demoliert, auf die Straße geworfen und angezündet', so Stadtarchivar Gerald Mager. Es gab aber nicht nur Angriffe auf das Hab und Gut, sondern auch gegen Leib und Leben jüdischer Bürger. Es kam zu Verhaftungen und Internierungen. 'Der Rottweiler Kaufmann Wilhelm Wälder wurde im Anschluss an die Ausschreitungen festgesetzt und im KZ Dachau interniert. Und der aus Rottweil stammende Geschäftsmann Nathan Fröhlich wurde in Stuttgart verhaftet und ebenfalls nach Dachau gebracht, wo er umkam', so Mager. An diese schlimmen Ereignisse soll am kommenden Montag erinnert werden. Schüler der Klasse 10b des Leibniz-Gymnasiums gestalten die Feier mit. Thematisiert wird eine Geschichte um einen Rottweiler Gymnasiallehrer, der wegen seines weiterhin normal-menschlichen Umgangs mit den jüdischen Mitbürgern während der NS-Zeit schikaniert und strafversetzt wurde. Den musikalischen Rahmen steuern Schüler der Rottweiler Musikschule bei. Zum Abschluss wird ein Gebet an der ehemaligen Synagoge in unmittelbarer Nachbarschaft des Konvikts gesprochen."
Link zum Artikel 
 
Dezember 2017: An die jüdische Geschichte in Rottweil erinnern Gedenktafeln   
Artikel im "Schwarzwälder Boten" vom 7. Dezember 2017: "Auf den Spuren jüdischen Lebens. 
Ein Rundweg durch die Innenstadt soll an jüdisches Leben in den Häusern Rottweils und an die Opfer des NS-Regimes erinnern. Dazu wurden Gedenktafeln an 16 ehemals jüdischen Häusern angebracht sowie eine Gedenkstätte im Nägelesgraben errichtet.

Rottweil. Der Gedenkpfad wird am Dienstag, 12. Dezember, ab 15 Uhr im Festsaal des Alten Gymnasiums offiziell eingeweiht und vorgestellt, teilt die Stadtverwaltung mit.
Nachdem die erste mittelalterliche Rottweiler Judengemeinde beim Pest-Pogrom 1348/49 vernichtet worden war, siedelten sich erst am Beginn des 19. Jahrhunderts wieder Juden in Rottweil an. Allmählich entwickelte sich eine neue jüdische Gemeinde, die in ihren besten Zeiten über 100 Angehörige zählte. Die jüdischen Handels- und Geschäftsleute waren wichtiger Teil des Rottweiler Wirtschafts- und Gesellschaftslebens geworden. Als Deutsche kämpften und starben sie im Ersten Weltkrieg. Seit 1933 wurden die Juden aber auch in Rottweil von den Nationalsozialisten und teilweise der opportunistischen Konkurrenz aus dem Geschäftsleben und an den Rand der Gesellschaft gedrängt; schließlich vertrieben und vernichtet. Mindestens 23 Juden aus Rottweil haben den Holocaust nicht überlebt. Die ehemalige Synagoge und der Jüdische Friedhof sind als Erinnerungsorte erhalten geblieben.
Daneben gibt es eine ganze Reihe von Bürger- und Geschäftshäusern in der Rottweiler Innenstadt, die sich einst in jüdischem Besitzer befanden und in denen jüdisches Leben stattfand, bis der Nationalsozialismus diesem ein barbarisches Ende setzte. An diese jüdischen Rottweiler erinnern nun Info-Tafeln an den ehemals jüdischen Gebäuden. 16 Häuser konnten mit der Zustimmung der heutigen Besitzer ausgeschildert werden. Ergänzt werden sollen die Info-Tafeln noch durch QR-Codes, durch die man dann auf eine Webseite mit weiteren Informationen und Bildern gelangt (derzeit in Vorbereitung). Zusammen ergeben alle Tafeln einen Stadtrundgang auf den Spuren jüdischen Lebens in Rottweil. Dazu gehört ebenfalls eine Gedenkstätte im Nägelesgraben mit Baumfeld und einer Gedenk-Stele, auf der die Namen der 23 nachweislich ermordeten Rottweiler Juden zu finden sind.
Informations-Flyer sind ab Dienstag, 12. Dezember, in der Tourist-Info erhältlich. An diesem Tag wird dieser Rundweg im Rahmen eines kleinen Festakts im Festsaal des Alten Gymnasiums eingeweiht. Beginn ist um 15 Uhr mit einer Begrüßung durch Oberbürgermeister Ralf Broß. Anschließend wird Stadtarchivar Gerald Mager den Rundweg virtuell vorstellen.
Danach begibt man sich gemeinsam zur neu geschaffenen Gedenkstätte im Nägelesgraben. Dort wird Johanna Knaus, Vorsitzende des Vereins ehemalige Synagoge, die Namen der 23 Opfer auf der Stele verlesen. Anschließend sprechen Pfarrerin Esther Kuhn-Luz und Pfarrvikar Jürgen Rieger gemeinsam christliche Gebete. Zum Abschluss wird Rabbiner Levi Yitzhak Hefer das Kaddisch-Gebet sprechen. " 
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November 2017: Gedenken an den Novemberpogrom 1938 
Artikel in der "Neuen Rottweiler Zeitung" vom 7. November 2017: "ROTTWEIL – Am kommenden Donnerstag, 9. November, 18 Uhr, findet im Festsaal des Bischöflichen Konvikts eine Gedenkfeier zum Jahrestag der sogenannten Reichpogromnacht statt. Die Stadt Rottweil lädt zusammen mit dem Konvikt alle Interessierten zu dieser Feier ein, die die Erinnerung an die ehemalige und in der NS-Zeit ausgelöschte Rottweiler Judengemeinde lebendig halten soll. Den Hauptteil gestalten dabei Schülerinnen und Schüler der Edith-Stein-Schule mit einer Aufführung zum Thema. In der Nacht vom 8. Auf den 9. November 1938 stürmten die Nationalsozialisten die Synagogen im ganzen deutschen Reich. Was als spontaner Ausbruch des 'Volkszorns' erscheinen sollte, war in Wirklichkeit reichsweit koordiniert und von höchster Stelle angeordnet. Auch in Rottweil zerstörten SA und SS in dieser Nacht die Einrichtung der Synagoge, schlugen die Fensterscheiben ein und schändeten Kultgegenstände. Misshandlungen und Verhaftungen folgten. Allerdings hatte die Diskriminierung und Verfolgung der Juden nicht erst mit der Terroraktion im November 1938 begonnen. Denn bald nach der Machtergreifung zu Beginn des Jahres 1933 wurden die jüdischen Geschäftsleute durch Schikanen und Boykottaufrufe nach und nach aus dem Wirtschafts- und Gesellschaftsleben gedrängt. Im März 1933 kam es etwa zur Zwangsschließung des Schuhgeschäfts von Selik Oko in der Oberamteigasse. Eine 'bedrohliche Menschenmenge' hatte diese angeblich gefordert. Nach der Begrüßung durch Oberbürgermeister Ralf Broß thematisieren die Erzieherinnen und Erzieher der praxisorientierten Klasse der Edith-Stein-Schule in Rottweil mit einer Aufführung diese erzwungene Schließung des jüdischen Schuhgeschäfts. Zuvor wird Gisela Roming vom Verein Ehemalige Synagoge in die Thematik einführen. Die musikalische Umrahmung gestaltet, wie schon seit einigen Jahren, die Städtische Musikschule Rottweil."
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Dezember 2017: Aus der Arbeit des "Vereins ehemalige Synagoge Rottweil"  
Artikel im "Schwarzwälder Boten" vom 7. Dezember 2017: "Rottweil. Viele wichtige Impulse gesetzt..."  
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September 2018: Auf den Spuren der Vorfahren  
Artikel von Stefanie Siegmeier im "Schwarzwälder Boten" vom 18. September 2018: "Rottweil Jüdische Familie begibt sich auf Spuren des Vorfahren
Rottweil.
'Es ist ergreifend, wenn man durch die Straßen geht und überlegt, dass sie vermutlich nicht viel anders aussahen damals, als mein Großvater hier lebte', sagt Mark Shapiro sichtlich bewegt. Er ist Jude und lebt mit seiner Familie in Australien. Seine Wurzeln hat er in Rottweil. Sein Großvater Willy Brandenburger ist hier geboren und aufgewachsen. Sie freuen sich in Rottweil sein zu können und plaudern munter drauf los: Asher Shapiro spricht wenige Worte deutsch, sein Sohn Mark und sein Enkel Raphael indes nur englisch. Der Rottweiler Familienzweig war bereits im Jahr 1934 nach Südafrika ausgewandert, der andere Zweig wurde offenbar großteils Opfer des Holocaust. Mark Shapiro habe viel Zeit mit seinem Großvater Willy Brandenburger verbracht, erzählt er. Er kam 1904 in Rottweil zur Welt. Doch über sein Leben in Deutschland habe sein Großvater leider nie gesprochen, bedauert er. 'Das ist ganz normal', erklärt Tatjana Malafy, die Geschäftsführerin der Jüdischen Gemeinde in Rottweil. Aufgrund der Gräueltaten hätten die Exiljuden auch kein Deutsch mehr gesprochen. Jetzt ist die Familie Shapiro erstmals in Deutschland. Auf der Suche nach den jüdischen Wurzeln. Aber nicht nur das. Raphael, der älteste Sohn der Shapiros hat dieser Tage in der Rottweiler Synagoge seine Bar Mizwa gefeiert. In der Heimat seines Urgroßvaters. Die Bar Mizwa gilt als eines der wichtigsten Ereignisse im religiösen Leben eines jüdischen Mannes. Ab dem 13. Geburtstag hat ein Bub alle Rechte und Pflichten eines erwachsenen Gemeindemitglieds. Er darf beispielsweise erstmals aus der Tora lesen. Für Tatjana Malafy war das Ereignis sehr bewegend: 'Es war unsere erste Bar Mizwa hier in der neuen Synagoge. Und dass die Familie Shapiro extra aus Australien nach Rottweil kam, um dieses große Fest hier in der Heimat des Urgroßvaters zu feiern, ist ganz wunderbar', freut sie sich. Viel weiß Mark Shapiro zunächst nicht über Willy Brandenburger. Auf einer alten Postkarte, die offenbar an seinen Urgroßvater adressiert war, den Kaufmann Louis Brandenburger, steht die Adresse Hochbrücktorstraße 4. Mark Shapiro forscht nach und ist erfreut und überrascht, als er eine Gedenktafel an dem Haus entdeckt, in dem seine Familie einst lebte und ein Textilgeschäft betrieb. In den Informationen zu dem Haus erfährt er eine ganze Menge über seine Familie. So starb sein Urgroßvater Louis Brandenburger am 1. Juli 1938 in Stuttgart, wohin er 1936 mit Ehefrau Sidone und Sohn Gustav gezogen war. Sohn Willy war bereits 1934 nach Südafrika ausgewandert. Die Familie Shapiro sei jetzt nach Deutschland gekommen, 'um ein Gefühl für das Land zu bekommen', erklärt Mark Shapiro. 'Es ist ein phantastisches Erlebnis', schwärmt auch der 13-jährige Raphael. 'Hier sein zu dürfen berührt mein Herz', sagt er. Deutschland habe aktiv an einer Versöhnung mit den Juden gearbeitet, sagt Mark Shapiro. 'Deutschland hat sehr gut an seinem schlechten Erbe gearbeitet', betont er. Die Familie sei jetzt hier, um nach den Wurzeln zu suchen und ein wenig über ihre Geschichte zu erfahren. Über das Internet habe Mark Shapiro recherchiert und dann vieles über den Bau der Synagoge in Rottweil gelesen, erzählt er. Irgendwann habe er dann mit Tatjana Malafy Kontakt aufgenommen, die gleich von seiner Idee, nach Rottweil zu kommen, begeistert war. Am Wochenende nun hatte Raphael sein großes Fest, das er mit seiner Familie und der jüdischen Gemeinde zusammen feierte. Auch seine Tanten und Cousins aus London waren zu diesem großen Ereignis angereist. Für Raphael ein bleibendes Erlebnis. Er freut sich bereits auf seinen nächsten Besuch in spätestens vier Jahren, wenn sein kleiner Bruder Gabriel hier seine Bar Mizwa feiern wird."  
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November 2018: Auf den Spuren der Vorfahren  
Artikel im "Schwarzwälder Boten" vom 28. November 2018: "Auf den Spuren ihrer jüdischen Vorfahren
Rottweil.
Die Münchnerin Peggy Schulte-Frohlinde kam über die genealogische Wissensdatenbank 'Jüdische Familien in Baden-Württemberg' bei ihren Familiennachforschungen auf Hinweise, dass sie in Rottweil suchen muss. Mit Hilfe von Bettina Eger vom Kreisarchiv fand sie die Spur von Julius Hess, der ihr Urgroßvater ist und in Rottweil und Umgebung zu Beginn des letzten Jahrhunderts als Arzt gewirkt hat. Nachdem viele Informationen zwischen Rottweil und München ausgetauscht waren, folgte Peggy Schulte-Frohlinde gemeinsam mit ihrem Gatten Ewert Schulte-Frohlinde, der Einladung von Bettina Eger, sich hier vor Ort ein Bild vom Lebensraum ihres Vorfahren zu machen. Dieser Besuch fand nun statt und laut Mitteilung des Vereins der ehemalige Synagoge Rottweil öffneten sich den Gästen viele Türen. Die Räume der ehemaligen Synagoge wurden ihnen exklusiv vom jetzigen Besitzer Benk gezeigt. In einem Stadtspaziergang mit Bettina Eger und Vorstandsmitgliedern des Vereins ehemalige Synagoge Rottweil, dessen Mitglied Peggy Schulte-Frohlinde inzwischen ist, wurden Blicke auf das Alte Rathaus mit dem historischen Ratssaal, die Hofgerichtsstube, das Haus Kaz und das Schwarze Tor geworfen. Auch das Münster sowie die Predigerkirche mit Bockshof und dem Lorenzort, der in früheren Stadtplänen auch als Judenort beschrieben ist, beeindruckten die Gäste. Sie konnten es sich nicht vorstellen, dass dieses Ensemble womöglich bald von Besucherströmen gestört werden soll, heißt es in der Mitteilung. Sie wurden über den jüdischen Friedhof geführt, auf dem der Urgroßvater von Peggy Schulte- Frohlinde seine letzte Ruhestätte hat. Abends wurden die Gäste von Oberbürgermeister Ralf Broß bei der Gedenkfeier zum 80. Jahrestag der Reichspogromnacht im Konvikt begrüßt. Auch Tatjana Malafy von der israelitischen Gemeinde ließ es sich nicht nehmen, das Ehepaar durch die neue Synagoge zu führen. Stadtarchiv, Kreisarchiv und Vermessungsamt ermöglichten der Ahnenforscherin Einblicke in unterschiedliche Schriften zu ihrer Familiengeschichte. Es entwickelten sich rege Gespräche, sodass die beiden Lust auf weitere Reisen in die älteste Stadt Baden-Württembergs bekundeten.
Mit einem Zehner sind Sie dabei! " 
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Video: Der Verein ehemalige Synagoge Rottweil stellt sich vor: https://youtu.be/_KT2aRdIQrA
  
  
 
   

Links und Literatur 

Links:  

bulletWebsite der Stadt Rottweil         
bulletZur Seite über den jüdischen Friedhof in Rottweil  (interner Link)   
bulletZur Seite über die neue jüdische Gemeinde in Rottweil (seit 2002)  (interner Link)   
bulletZur Seite über den "Arbeitskreis ehemalige Synagoge Rottweil" (interner Link)    

Quellen:  

Hinweis auf online einsehbare Familienregister der jüdischen Gemeinde Rottweil 
In der Website des Landesarchivs Baden-Württemberg (Hauptstaatsarchiv Stuttgart) sind die Personenstandsregister jüdischer Gemeinden in Württemberg, Baden und Hohenzollern einsehbar: https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/struktur.php?bestand=5632     
Zu Rottweil sind vorhanden:    
J 386 Bü. 500  Rottweil  Sterbefälle 1897 - 1938 http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-446719   
J 386 Bü. 501  Rottweil  Familienbuch 1779 - 1874   http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-446720  
J 386 Bü. 502  Rottweil  Familienbuch 1839 - 1893   http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-446721   
J 386 Bü. 503  Rottweil  Familienbuch  1779 - 1868  http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-446722    
J 386 Bü. 504  Rottweil  Familienbuch  1816 - 1934  http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-446723     
J 386 Bü. 505  Rottweil  Eheschließungen 1877 - 1919  http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-446724   
J 386 Bü. 506  Rottweil  Geburten 1898 - 1935   http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-446725                  
 
Hinweis auf die Dokumentation der jüdischen Grabsteine in Baden-Württemberg des Landesdenkmalamtes Baden-Württemberg   
Im Bestand  https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/struktur.php?bestand=24368  auf der linken Seite bei "Rottweil" über das "+" zu den einzelnen Grabsteinen; es sind 113 Grabsteine dokumentiert (mit Fotos)        
Im Bestand EL 228 b I Bü. 117 finden sich zum Friedhof Rottweil Belegungspläne, Belegungslisten und eine Dokumentation Grabstein 1 bis 113   http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=2-1898181      

Literatur:

bulletH. Robert Klein (i.e. Anton Kamptisch): Beiträge zur Geschichte der Juden in Rottweil. Rottweil 1924. Neudruck Haigerloch 2004. Mit neuem Vor- und Nachwort.
bulletPaul Sauer: Die jüdischen Gemeinden in Württemberg und Hohenzollern. 1966. S. 153-157.
bulletGermania Judaica II,2 S. 720ff; III,2 S. 1278-1279.
bulletWinfried Hecht: Zur Geschichte der Rottweiler Juden im Spätmittelalter, und L. Weisser: Juden im Rottweiler Wirtschaftsleben des 19. Jahrhunderts, in: Rottweiler Heimatblätter 2 (1979).
bulletders.: Reichskristallnacht in Rottweil 1938-1988. Quellen und Materialien. 1988.
bulletders.: Jüdisches Rottweil. Einladung zu einem Rundgang. Haigerloch 1998. Rottweil 2001. (2 €) 
bulletJoachim Hahn: Synagogen in Baden-Württemberg. 1987. S. 85-86.
bulletEmily C. Rose: Als Moises Katz seine Stadt vor Napoleon rettete: meiner jüdischen Geschichte auf der Spur. 1999; english: Portraits of Our Past: Jews of the German Countryside. 2001.
Das Buch ist auch als e-book erhältlich: https://verlag-regionalkultur.de/buecher/juedische-geschichte/1119/als-moises-kaz-seine-stadt-vor-napoleon-rettete    
und  www.amazon.de%2Fdp%2FB07PV3XS53%2Fref%3Dsr_1_fkmr0_2%3Fie%3DUTF8%26qid%3D1553031997%26sr%3D8-2-fkmr0%26keywords%3Dals%2Bmoises%2Bkz%23reader_B07PV3XS53  
bulletDokumentation des jüdischen Friedhofs in Rottweil. Rottweil 1990. CD-Rom, erhältlich beim Stadtarchiv Rottweil (3 €).
bulletJuden am obersten Neckar und Deggingers letztes Hemd. Ausstellungskatalog (zu einer Ausstellung im Dominikanerforum des Dominikanermuseums Rottweil, Heimattage 2003). Erhältlich im Stadtarchiv Rottweil. (3 €)  
bulletJoseph Walk (Hrsg.): Württemberg - Hohenzollern - Baden. Reihe: Pinkas Hakehillot. Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust (hebräisch). Yad Vashem Jerusalem 1986. S. 127-129.  
bulletsynagogenbuch-1.jpg (32869 Byte)Joachim Hahn / Jürgen Krüger: "Hier ist nichts anderes als Gottes Haus...". Synagogen in Baden-Württemberg. Band 1: Geschichte und Architektur. Band 2: Orte und Einrichtungen. Hg. von Rüdiger Schmidt, Badische Landesbibliothek, Karlsruhe und Meier Schwarz, Synagogue Memorial, Jerusalem. Stuttgart 2007. 
bullet

Textilindustrie Lit 030.jpg (133238 Byte)Karl-Hermann Blickle und Heinz Högerle: Juden in der Textilindustrie. Dokumentation der Tagung des Gedenkstättenverbundes Gäu-Neckar-Alb am 10. Oktober 2010 in Hechingen.  Barbara Staudacher Verlag Horb-Rexingen 2013. ISBN 978-3-928213-19-6.
Hierin der Beitrag von Winfried Hecht: Zu den jüdischen Textilbetrieben in Rottweil und ihrer Entwicklung. S. 95-123.     

      
       


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.   
  
Rottweil  Wuerttemberg.  Jews were living in a Jewish quarter in the early 14th century, engaged in moneylending and trade and without civil rights. In the Black Death persecutions of 1348-49, Jews were massacred and all Jewish property was confiscated. Severe restrictions prevailed through the 16th century as the community dwindled. Developments commenced in the 19th century, with the number of Jews growing to 136 in 1880 (total 6,047). A synagogue was built in 1861 and Jews were active in local life. On the eve of the Nazi era, 96 remained, operating six factories and business establishments, mainly in the clothing and shoe trade, a printing press, and a successful daily newspaper. The economic boycott of 1933 was strictly enforced. The newspapers closed down in 1934 and by the end of 1938 all Jewish businesses had been "Aryanized". On Kristallnacht (9-10 November 1938), the synagogue was vandalized. In all, 75 Jews emigrated, mostly to the United States and Palestine; eight perished after expulsion. Another 17 Jews from neighboring Oberndorf (Neckar), Schwenningen and Schramberg also emigrated
   
    

                   
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Stand: 18. Mai 2020