In dem bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts zu verschiedenen
Ortsherrschaft (Reichsstadt Bopfingen, Grafen von Oettingen) gehörenden
Oberdorf bestand eine jüdische Gemeinde bis 1939. Ihre Entstehung geht in die
Zeit Anfang des 16. Jahrhunderts zurück (Ausweisung der Juden aus Nördlingen
1507; erste Erwähnungen von Juden im oettingischen Teil von Oberdorf 1510-14).
In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts finden sich zahlreiche
Erwähnungen von Oberdorfer Juden in den Nördlinger Meßgeleitsbüchern (u.a.
Löw, Löslin, Ihele, Ambsel - Anstall, Joseph - Jöslin, Benedict, Salomon,
Mosi, Götz, Abraham, Mändlin, Bel, Rechlin, Lieblin, Händelin, Schönlin -
Schelin, Dina - Denlin - Delin, Wibelin.
1659 wurden die Juden auf Geheiß der Gräfin-Wikwe Isabelle Eleonore von
Oettingen(-Baldern) vorübergehend ausgewiesen. Seit 1673 werden Oberdorf Juden
jedoch wieder in den Nördlinger Meßgeleitsbüchern genannt. 1656 gab es unter
oettingischem Schutz wieder fünf jüdische Familien am Ort, 1688 waren es sechs jüdische
Familien (in vier Häusern).
Im 18. Jahrhundert nahm die Zahl der jüdischen Familien ständig zu. Ein
Teil der aus Essingen bei Aalen vertriebenen jüdischen Familien zog nach
Oberdorf. 1723 wurden in Oberdorf 23 jüdische Familien gezählt, 1735 31, 1752
85, 1798 52 Familien.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl jüdischer Einwohner
wie folgt: 1822 414 jüdische Einwohner, 1826 451, 1829 483, 1833 507, 1838 545,
1841 505, 1844 529, 1846 Höchstzahl mit 548
Personen (40,2 % von insgesamt 1364 Einwohnern), 1858 428, 1864 361, 1867 351,
1871 351, 1875 203, 1880 279 (24,9 % von insgesamt 1121 Einwohnern), 1885 248,
1890 219, 1895 193, 1900 166, 1905 158, 1910 128.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine
jüdische Schule und einen Friedhof. Im Haus Ipfstraße 11 wurde Anfang des 19.
Jahrhunderts ein rituelles Bad eingerichtet. 1832 wurde dieses Gebäude
aufgestockt, um die Räume der jüdischen Schule unterbringen zu können. Das
Gebäude ist als Wohnhaus erhalten. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der
Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet
tätig war.
Oberdorf war bereits im 18. Jahrhunderts zeitweise Sitz eines Rabbiners
(1729 bis 1732 der oettingische Stadt- und Landrabbiner Abraham Mahler),
zeitweise gehörte Oberdorf zum Rabbinat Wallerstein
oder hatte einen Unterrabbiner. Seit 1832 war Oberdorf Sitz
eines württembergischen Bezirksrabbinates, zu dem auch die Gemeinden in Aufhausen, Pflaumloch,
Lauchheim, Ellwangen und später Schwäbisch Gmünd gehörten. Das Rabbinat war
im Haus Kirchweg 1. 1931 wurde das
Rabbinat - nach dem Tod von Rabbiner Dr. Kroner - aufgelöst beziehungsweise
zunächst durch den Ulmer Rabbiner mitversehen, bis es wenig später dem
Rabbinat Schwäbisch Hall zugeteilt wurde. Zu den einzelnen Rabbinern siehe Textseite.
Die jüdischen Familien lebten zunächst vor allem vom
Handel mit Waren aller Art (Vieh, Metall, Federn, Lumpen, Antiquitäten usw.).
Nach dem Schutzbrief von 1736 durften sie "allerlei Hantierungen und
Gewerbschaften" treiben, soweit diese "dem zünftigen Handwerker nicht
nachteilig oder zur Präjudiz gereichten". Seit dem 19. Jahrhundert gab es unter den jüdischen
Ortsbewohnern auch Handwerker, einen Landwirt, Fabrikanten und Inhaber von
Einzelhandelsgeschäften. Die jüdischen Einwohner waren am Ort völlig
integriert. Bis 1933 gehörten jüdische Bürger stets dem Gemeinderat an. Viele
waren engagiert als Mitglieder, Förderer oder auch Vorstande örtlicher
Vereine. Rabbiner Dr. Kroner war bis zu seinem Tod 1930 zweiter Vorsitzender des
Evangelischen Krankenpflegevereins.
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde: Julius Heimann
(geb. 1884 in Oberdorf, gef. 1915), Josef Leiter (geb. 1892 in Aufhausen, vor
1914 in Bopfingen wohnhaft, gef. 1914), Moritz Leiter (gef. 1914), Siegfried
Neumetzger (geb. 1897 in Oberdorf, gef. 1917), Siegfried Sänger (geb. 1896 in
Oberdorf, gef. 1914). Außerdem sind gefallen: Isidor Heß (geb. 1869 in
Oberdorf, vor 1914 in Konstanz wohnhaft, gef. 1918). Eine Gedenktafel für die
jüdischen Gefallenen (ursprünglich aus der Synagoge?) befindet sich im jüdischen
Friedhof. Gleichfalls sind die jüdischen Gefallenen auf dem
Gefallenendenkmal vor der evangelischen Kirche verzeichnet.
Bis nach 1933 bestanden in Oberdorf unter anderem die folgenden jüdischen
Gewerbebetriebe: Textilwarengeschäft H.L. Heimann (Ellwanger Straße
46/48), Viehhandlung Gustav Lamm (Lange Straße 6), Viehhandlung Isaak Lehmann (Lange
Straße 19), Viehhandlung Aron Mayer (Ellwanger Straße 65), Viehhandlung Hermann Meyer
(Altbachweg 1). Metzgerei Nathanael Neumetzger (Altbachweg 4a, jüdisches Schlachthaus), Viehhandlung Siegfried Neumetzger (Ellwanger
Straße 32), Textilwarenhandlung Jakob Sänger (Ellwanger Straße 30), Viehhandlung Jakob Strauß (Ellwanger
Straße 22), Kolonialwarenhandlung Moritz Strauß (Altbachweg 6), Viehhandlung Moritz Thalheimer
(Herrnschmidtweg, abgebrochen), Leim-, Collagen- und Degras-Werke Veit Weil (Lange
Straße 7). Ein jüdisches Gasthaus befand sich Lange Straße 1.
1933 wurden noch 137 jüdische Einwohner in Oberdorf gezählt (4,9 % von
insgesamt 2.756 Einwohnern). In den folgenden Jahren ging ihre Zahl auf Grund
der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Repressalien und der
Entrechtung weiter zurück. Über die Ereignisse beim Novemberpogrom 1938 siehe
unten bei der Synagogengeschichte. 1939 wurden noch 65 jüdische
Einwohner gezählt. Auf Grund der Judenverfolgungen und -ermordungen in der
NS-Zeit kamen von den 1933 in Oberdorf wohnhaften 87 jüdischen Personen
mindestens 36 ums Leben.
In den ersten Kriegsjahren wurden zahlreiche jüdische Personen aus Stuttgart,
Heilbronn und anderen Städten nach Oberdorf eingewiesen. Voran ging Bopfingen,
das im September 1939 seine letzten jüdischen Einwohner mehr oder weniger zwangsweise
nach Oberdorf umsiedelte. 1941 und 1942 traten von Oberdorf aus an die
hundert Menschen den Todesweg in die Deportation an.
Persönlichkeiten:
- Simon Leon Schwabacher (1820 Oberdorf - 1888 Odessa), Rabbiner; zuerst Prediger in Prag, dann Rabbiner in verschiedenen deutschen Gemeinden, wurde 1860 nach Odessa berufen, entfaltete hier als Stadtrabbiner eine große soziale Tätigkeit, zahlr.
Veröffentlichungen. – Literaturhinweis zu Schwabacher: Tobias Grill: Odessa's
German Rabbi, The Paradigmatic Meaning of Simon Leon Schwabacher. In: Jahrbuch
des Simon-Dubnow-Instituts, 2003.
https://www.academia.edu/11286077/Odessa_s_German_Rabbi_The_Paradigmatic_Meaning_of_Simon_Leon_Schwabacher_1861_1888
(als Herkunftsort ist hier allerdings falsch "Oberndorf" angegeben.
- Carl Maison (1840 Oberdorf - 1896 München), Teilh. der Fa. A.
Maison, Posamentenhandel in München; im Vorstand der Oberbayerischen Handels- und Gewerbekammer, Handelsrichter; 1887 bis 1896 Mitglied des Bayerischen Landtags, Konsul von Dänemark, Schweden und Norwegen, 1888 kgl. Kommerzienrat.
Weitere Spuren der jüdischen Geschichte:
Im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg befinden sich aus der jüdischen Gemeinde Oberdorf: ein Gebetsmantel
(Tallit) aus dem 19.Jh., zwei Mesusot aus dem 19.Jh. (Bestand JA 1 und JA 2,4).
Erste Synagogen wurden 1704 und 1744/45 erbaut. Für
die Benutzung der Synagoge hatte die jüdische Gemeinde an den Landesherrn eine
Steuer (Synagogengeld beziehungsweise Herbstzins genannt) zu entrichten. 1744
und 1806 waren dies fünf Gulden im Jahr.
Die 1744/45 erbaute Synagoge stand bereits auf dem heutigen Grundstück Lange Straße 15. Nachdem diese Synagoge baufällig geworden war, beschloss die Gemeinde, an der Stelle der alten eine neue Synagoge zu erbauten. Am
28. März 1809 konnte vor dem Justizamt Baldern zwischen den beiden jüdischen Gemeindevorsteher Isak Löw und David Abraham und Maurermeister Johann Beck von Oberdorf sowie Zimmermeister Kaspar Hardung von Röttingen ein Vertrag über die durchzuführenden Arbeiten und die Kosten unterzeichnet werden. Nach diesem Vertrag war die alte Synagoge von den beiden Baumeistern abzubrechen und unter ihrer Verantwortung der Neubau möglichst schnell zu erstellen. Ein an die alte Synagoge angebautes Wohnhaus sollte stehen bleiben und renoviert werden. Alle übrigen, als "schadhaft" charakterisierten Mauern mussten abgebrochen werden. Die neue Synagoge sollte fünf bis sechs Schuh höher als die bisherige werden. Von einer Vergrößerung der Fläche des Grundrisses gegenüber der alten Synagoge ist nicht die Rede. Über dem Betsaal sollte eine neue Gipsdecke hergestellt werden, an der die bisherigen Malereien neu aufgetragen werden sollten. Die Synagoge sollte insgesamt 24 Fenster haben (auf jeder Seite der Länge nach drei, auf der Vorderseite zwei sowie zwei Rundfenster; in der "unteren Weiberschule" sechs, in der oberen Weiberschule auf jeder Seite zwei und im Bereich der beiden Aufgänge jeweils zwei). Das bisherige Pflaster des Betsaales sollte während der Bauarbeiten abgedeckt und für den Neubau verwendet werden. Der neue Dachstuhl sollte "von starkem Holz" gemacht werden; das alte Holz nicht wieder verwendet werden. Teile der Treppen und des Bodens der Frauenempore aus der alten Synagoge konnten jedoch wiederverwendet werden. Für die Baumaßnahmen erhielten die Baumeister zusammen 1.614 Gulden, die je nach Baufortschritt auszubezahlen waren. Die Bauarbeiten sind 1809 bis 1812 durchgeführt werden. Ein Einweihungsdatum ist nicht bekannt. Die Jahreszahl
"1812" findet sich jedoch bis heute an der Ostwand des Synagogengebäude.
1847 befand sich die Synagoge nach dem Bericht des Oberamtes an die Israelitische Oberkirchenbehörde in Stuttgart wiederum in "schlechtem Zustand". Außerdem sei das Gebäude für die große Gemeinde zu klein geworden, nur 60 Fuß lang, 40 Fuß breit und 20 bis 24 Fuß hoch. Die jüdische Gemeinde wurde beauftragt, Abhilfe zu schaffen, doch waren die Geldmittel so knapp, dass bis 1857 nichts geschah. Erst nachdem aus dem Reservefond der Staatskasse 200 Gulden bewilligt wurden (1858, siehe Bericht), konnte man an die Erneuerung der Inneneinrichtung der Synagoge gehen. Sie kostete die Gemeinde insgesamt 990 Gulden. Eine Vergrößerung erübrigte sich, da die Zahl der Gemeindeglieder seit der Mitte des 19. Jahrhunderts zurück ging.
Zuschuss des Königs zur Restauration der Synagoge (1858)
Artikel in
der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 15. März 1858: "Der
Gemeinde Oberdorf wurde von Seiner Majestät dem Könige ein ansehnlicher
Beitrag zu den Kosten der Restauration ihrer Synagoge überwiesen."
Ein letztes Mal vor der Demolierung 1938 wurde die Synagoge
im Herbst 1933 renoviert. Die "Gemeindezeitung" berichtete am 8.11.1933:
Feierlicher Gottesdienst in der neu hergerichteten
Synagoge (1933)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 8. November 1933: "Oberdorf-Bopfingen.
In der neu hergerichteten Synagoge fand am ersten Sabbat nach dem Einzuge
ein feierlicher Gottesdienst statt, bei dem Oberlehrer Erlebacher die
Weiherede hielt. Die vorgenommenen Arbeiten fielen zur vollsten
Zufriedenheit aus. Die Synagoge wir auch außer den Gottesdienstzeiten häufig
besichtigt. Nichtjüdische Besucher erhalten über den Gang des Gottesdienstes
gerne Aufklärung, was stets dankbar begrüßt wird."
In der Nacht zum 10. November 1938 blieb es um die Synagoge in Oberdorf ruhig. Die örtliche SA-Führung weigerte sich, die Synagoge zu zerstören. In der folgenden Nacht kamen auswärtige SA-Leute, die die Polsterbänke aufschlitzten und in der Synagoge Brand legten. Ein Teil der Inneneinrichtung wurde dadurch zerstört, doch konnte das Feier gemeinsam von jüdischen und nichtjüdischen Oberdorfer Einwohnern gelöscht werden. Auch die Torarollen wurden gerettet. Nach der Pogromnacht hatten die Juden keinen Zugang mehr zur Synagoge. Das Gebäude wurde 1939 an die politische Gemeinde Oberdorf verkauft, die sie wiederum an den örtlichen Turnverein zur Nutzung als Turnhalle weiterverkaufte. Im weiteren Verlauf des Krieges diente das Gebäude als Unterkunft für Zwangsarbeiter. Nach Kriegsende stand das Gebäude zunächst leer.
1950 richtete in der ehemaligen Synagoge die katholische Gemeinde eine Kirche ein. Beim Umbau zur Kirche wurde ein hölzerner Dachreiter zugefügt. Über die Einweihung als katholische Kirche liegt ein Presseartikel vom 18. Dezember 1950 vor (erhalten von Peter Karl Müller, Kirchheim/Ries):
"Oberdorfer
Synagoge wurde katholische Kirche. Abtpräses Bernhard Durst benedizierte
sie gestern in festlichem Gottesdienst. Es war ein glücklicher
Gedanke, die Synagoge der früheren israelitischen Gemeinde
Oberdorf-Bopfingen für Gottesdienstzwecke aufzukaufen. Nur wenige
Synagogen überlebten die Stürme des Dritten Reiches. Dank der
kameradschaftlichen Haltung eines Oberdorfer Mannes, der in der Religion
eines anders Gesinnten nicht seinen Gegner, sondern den Menschen und
Bruder sah, wurde die Synagoge nicht ein Opfer des 'einstigen Sturmes der
Entrüstung', wie man die Frevel an jüdischen Gotteshäusern
rechtfertigen wollte. Nachdem die israelitische Gemeinde nicht mehr
bestand, diente die Synagoge vorübergehend als Turnraum.
Der Umbau zu einer katholischen Kirche lag in den Händen von Architekt
Lense. Danke des Arbeitseinsatzes der Kolpingsöhne konnten erhebliche
Summen eingespart werden. Eine schlichte Dorfkirche, die den Besucher von
heute anspricht, wurde geschaffen. Die Außenarchitektur wurde durch den
Dachreiter geändert, der die Anbringung einer Glocke ermöglichte. Mit
dem Festgottesdienst am Sonntag wurde die Kirche der katholischen
Kirchengemeinde Oberdorf übergeben. Die Benediction des Gotteshauses
hatte im Auftrag des Bischofs Abtpräses Dr. Durst Neresheim, übernommen.
Schon vor Beginn des Gottesdienstes hatte sich eine zahlreiche Gemeinde
von Oberdorf und Bopfingen versammelt. Die Kirche vermochte die zum Fest
Gekommenen kaum zu fassen. Zu Beginn des Gottesdienstes sang der gemischte
Chor von Oberdorf den Hymnus 'Die Himmel rühmen' unter Leitung von Lehrer
Kurdum. Der Kirchenchor von Bopfingen erhöhte weiter die Feierlichkeit
durch altes und neues kirchliches Liedgut.
In seiner Festpredigt beglückwünschte Abtpräses Dr. Durst die
katholische Kirchengemeinde Oberdorf zu ihrem neuen Gotteshaus. Er
verglich die Weihe des Gotteshauses mit der Weihe des salomonischen
Tempels. Dabei zeige es sich, wie viel glücklicher sich heute die
katholische Kirchengemeinde fühlen darf, da der menschgewordene
Gottessohn in ihrer Kirche immer zugegen sei. Eingroßes Glück sei es,
ein Gotteshaus zu haben, von dem täglich Hilfe und Trost ausgehe. Dieses
Geschenk verdiene Danke und erwarte einen eifrigen Besuch. Im Hochamt fand
der Festgottesdienst einen Höhepunkt... Sein Dank galt allen Mitarbeitern
beim Bau der neuen Kirche: Amtmann Weber, Architekt Lense und den
Kolpingssöhnen.
Stadtpfarrer Hartmann dankte namens der evangelischen Geistlichen für die
Einladung und wünschte dem neuen Geistlichen eine segensreiche und
erfolgreiche Arbeit. Stadtrat Schwarz sprach für die
Albert-Pfister-Oberschule und versprach sich in Pfarrer Burckhardt eine
wertvolle Mitarbeit. Rektor Schmetzer brachte die Glückwünsche der
Lehrerschaft der Volksschule entgegen und begrüßte Pfarrer Burckhardt
als Mitarbeiter in der christlichen Erziehung der Jugend. Bürgermeister
Hirsch, Oberdorf, gab seiner Freude Ausdruck, dass das Werk des
Kirchenumbaues so glücklich vollendet wurde. Im Namen der katholischen
Kirchengemeinde sprach Raab. Er gab der Hoffnung Ausdruck, dass das Band
mit der Kirchengemeinde Bopfingen nach wie vor erhalten bleiben möge.
Amtmann Weber wies auf die sozialen Verhältnisse der neuen kirchlichen
Gemeinde hin, die gern für weitere Scherflein eine offene Hand habe.
Dekan Michel, der den neuen Geistlichen aus seiner Tätigkeit in Nattheim
bereits kannte, wünschte für den neuen Wirkungskreis eine segensreiche
Arbeit.
Pfarrer Burckhardt dankte für die Glückwünsche. Selbst
Heimatvertriebener, habe er das Los des vom Heimatboden entwurzelten
Menschen zutiefst empfunden und daher volles Verständnis für die Nöte
und Sorgen seiner Leidensgenossen. Die Arbeit an der Jugend sei ihm stets
am Herzen gelegen und sein Abschied von seiner letzten Gemeinde sei ihm
gerade der Jugend wegen so schwer gefallen. Mit der evangelischen
Kirchengemeinde wünsche er eine harmonische Zusammenarbeit. Als Sohn
eines Mesners 'hochgeboren' in der Wohnung des Kirchturmes zu Teplitz sei
er in kirchlicher Atmosphäre aufgewachsen. Von seiner Aufgabe erfüllt
wünsche er stets eine offene Kritik, auch wenn sie in rauen Tönen
klingen möge. Chorleiter Kränzle stellte sich als Leiter des neuen
Kirchenchores vor und bat um Mitarbeit. Anschließend spielte die
Kolpingsfamilie das heitere Stück 'Die Kirchensteuer'. Den Abschluss des
Festes bildete ein Abendgottesdienst in der neuen Kirche in Oberdorf unter
Mitwirkung des neugegründeten Kirchenchores."
Nach dem Neubau
einer katholischen Kirche in Oberdorf wurde die ehemalige Synagoge von 1969
bis 1988 das Haus als Lagerraum verwendet.
1989 erwarb ein damals gegründeter "Trägerverein ehemalige
Synagoge Oberdorf e.V." das Gebäude. Nach umfangreichen Baumaßnahmen, bei
denen auch eine Genisa entdeckt wurde, konnte 1993 das Haus als "Gedenk-
und Begegnungsstätte ehemalige Synagoge Bopfingen-Oberdorf" eröffnet
werden. Ausstellungen, Konzerte und Vorträge halten die Erinnerung an das
Judentum wach. Seit 1997 ist hier auch das "Museum zur Geschichte
der Juden im Ostalbkreis" untergebracht. Von den ursprünglich 17
Torarollen der Synagoge kam eine Torarolle als Dauerleihgabe durch den aus
Oberdorf stammenden Karl Heimann zurück nach Oberdorf. Vor der Nische des
ehemaligen Toraschreiner mit der freigelegten Freskenbemalung steht ein Werk des
Künstlers Georg Sternbacher: aus verkohltem Holz erwächst der Menora-Leuchter
als Lebensbaum. Im Juni 2013 konnte das 20-jährige Bestehen der
"Gedenk- und Begegnungsstätte ehemalige Synagoge Bopfingen-Oberdorf"
gefeiert werden (Gedenkveranstaltung am 12. Juni 2013).
Ein "Opferstock" (Zedaka-Büchse) aus der ehemaligen Synagoge wurde
nach 1945 in der evangelischen Kirche als Opferstock aufbewahrt und ist jetzt in
der ehemaligen Synagoge ausgestellt (siehe Foto unten). Er war von Rabbiner Kroner gestiftet worden
und trägt die Inschrift (hebräisch): "Hilfe für Arme").
Fotos
Historische Fotos und Karten: (Quelle für das Foto obere Zeile: Jüdische Gotteshäuser und Friedhöfe in Württemberg.
1932)
Aufnahme von 1932
Außenansicht der ehemaligen
Synagoge mit dem aus dem Vorgängerbau von
1754 stammenden Hochzeitsstein
Historische
Karten von Oberdorf zu Synagogen und jüdischen Gewerbebetrieben (aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim/Ries)
Am linken Bildrand die Synagoge
Kolorierte Ansichtskarte von Oberdorf, Ausschnittsvergrößerung: die
Synagoge
Dieselbe
Karte wie oben - verschickt im August 1898 von Bopfingen nach Heidenheim.
Absender der Karte war Sophie Kahn, Tochter von Wolf Kahn,
Kaufmann von Buttenhausen und Laura geb. Sänger aus Oberdorf (verheiratet
seit 18. August 1868 in Buttenhausen, seit 1879 Familien wohnhaft in
Oberdorf). Kinder: Emma (Ester), geb. 19. August 1869, Nathan geb. 7.
August 1874, gest. 5. Juni 1909; Sophie, geb. 25. Februar 1876 (verh.
am 17.Juli 1899 mit Baruch Reis, Kaufmann aus Heilbronn).
Sophie Reis wurde nach der Deportation 1942 vermutlich in Maly Trostinec
ermordet.
Kolorierte Ansichtskarte
von
Oberdorf mit zwei jüdischen
Geschäften:
Textilwarengeschäft H. L. Heimann
(Ellwanger Str. 46/48)
Handlung von
Amson Lehmann
Bildmitte: die
Synagoge; rechts Ausschnittvergrößerung
Gebäude der jüdischen
Schule
und der Mikwe
Karte mit
Kuriosum: die Synagoge hat nur einen Männereingang;
anstelle des
Fraueneingangs ein Fenster.
Fotos der Synagoge nach 1945/Gegenwart:
Aus den 1950er-Jahren: die
ehemalige
Synagoge (mit Türmchen) ist zur
katholischen Kirche geworden
Vergrößerungen
aus dem oben zitierten Pressebericht
Foto um 1960 (aus der Sammlung von Peter Karl Müller,
Kirchheim / Ries)
Innenaufnahme - die Kirche
ist
mit Tannenbäumen geschmückt
Fotos Ende 1983: (Fotos: Hahn)
Außenansichten
der ehemaligen Synagoge mit dem 1950
erstellten hölzernen Dachreiter
Fenster aus der Zeit
als
katholische Kirche
Säule unter der
ehemaligen
Frauenempore
Blick zum Platz des
ehemaligen
Toraschreines
Fotos um 1985: (Fotos: R. Rasemann)
Die ehemalige Synagoge von
Süden
Die ehemalige Synagoge von
Südosten
Der Eingang in den Betsaal
(Eingang für die Männer)
Der Eingang zur
Frauenempore
Fotos 2003: (Fotos: Hahn,
Aufnahmedatum 5.9.2003)
Der Weg zur ehemaligen
Synagoge
ist im Ort gut ausgeschildert
Westfassade
mit Eingängen
Die Ehemalige Synagoge
von
Nordosten
Die Ostfassade
im Morgenlicht
Schaukasten für
Veranstaltungen
in der ehemaligen Synagoge
Ehemaliger Männereingang
Ehemaliger Fraueneingang
Die ehemalige
Synagoge im Herbst 2007 (Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 30.09.2007)
Blick auf die ehemalige
Synagoge
Ehemaliger Männereingang
Ehemaliger Fraueneingang
Blick zum Bereich des
ehemaligen Toraschreines
Inschriften und Symbole über
dem Platz des Toraschreines
Menora
Kapitell einer Säule
unter
der Empore
Gebrannte Tafeln mit den
Namen
der Deportierten
Blick von der
ehemaligen
Frauenempore
Aufgang zur
Frauenempore
Ausstellungstafeln
auf der
Empore
Vitrine mit Ritualien -
Geschenke der Familie Neumetzger
Funde aus der Genisa
Originale Menora auf Oberdorf
Deckenleuchter aus der
Synagoge Oberdorf
Spendenbüchse, hebräisch:
"Hilfe für Arme"
Torarolle - Dauerleihgabe der
Familie Heimann
Blick von der ehemaligen
Synagoge
(rechts) zum Ipf
September
2008: Ausstellung 'Begegnung mit besonderen
Menschen"
Anlässlich des Tages der Europäischen Jüdischen Kultur im Jahr 2008
zeigte die ehemalige Synagoge im Bopfinger Ortsteil Oberdorf eine Rarität besonderer Art. Die reich bebilderte Ausstellung auf 50 Tafeln mit dem Titel "Begegnung mit bemerkenswerten Menschen"
umfasste eine Fülle interessanter Kurzbiographien jüdischer Persönlichkeiten, die einst ihre familiären Wurzeln im Nördlinger Ries hatten und dann in Stuttgart, München oder gar in Nordamerika eine berufliche Existenz gefunden haben.
Erarbeitet wurde die Ausstellung von Rolf Hofmann (Stuttgart) - entstanden ist diese Fülle jüdischer Lebensbilder aus der Kooperation mit den Fürstlichen Archiven auf Schloss Harburg bei Nördlingen.
Großformatige Fotos und kurzweilige Texte gewähren Einblick in eine längst vergangene Zeit. Diese in Art und Umfang (20 laufende Meter)
außergewöhnliche Ausstellung wurde bisher noch nirgendwo gezeigt. Eröffnet
wurde diese Präsentation jüdischer Lebensbilder am Sonntag, den 7. September 2008 um 14 Uhr. Weitere Möglichkeiten der Besichtigung
gab es bis zum 1.11.2008 jeweils samstags und sonntags 14-16 Uhr.
Rechts:
Bericht in der Ipf- und
Jagst-Zeitung
vom 9. September 2008
Rechts:
Bericht in der
"Schwäbischen Post"
vom 9. September 2008
Im
Zusammenhang mit der Ausstellung: Artikel über die
fünf Kriegsteilnehmer (im Ersten Weltkrieg) der Familie
Heimann
Foto
links: Die fünf Kriegsteilnehmer der Familie Heimann.
Artikel von Erwin Hafner in der "Schwäbischen Post" vom 25.
Juli 2009 (Artikel):
Bruchlandung auf dem Sandberg
Jüdische Persönlichkeiten: Fünf Heimann-Brüder waren im Ersten Weltkrieg tapfere Frontsoldaten.
In Verbindung mit der von Rolf Hofmann zusammengestellten Ausstellung und dem vom Trägerverein ehemalige Synagoge Oberdorf herausgegebenen Katalog
'Begegnung mit bemerkenswerten Menschen' veröffentlicht die
"Schwäbische Post" in loser Folge Lebensbilder jüdischer Persönlichkeiten aus dem Ries. Heute wird über die fünf Heimann-Brüder und deren Neffen berichtet. Bopfingen-Oberdorf. Mitten im Ersten Weltkrieg landete auf dem Sandberg ein deutscher Schlachtflieger, der unerlaubt, aber wie Flieger halt so sind, bei seinen Eltern in Oberdorf einen Abstecher machen wollte. Dabei wurde der hölzerne Propeller an einem Felsstück zertrümmert, so dass die Maschine nicht wieder starten konnte.
"Später isch der Propeller an der Wand en dr Wohnstub von meine Großeltera g’hanga, weil der Pilot nämlich ihr Sohn Siegfried gwä isch und der übrigens au den Schada aus oigener Tasch hot zahla müaßa".
In breitesten Schwäbisch, gerade so als wenn er erst vor kurzem und nicht tatsächlich vor 70 Jahren in die USA ausgewandert wäre, erzählte dies Udo Günther Heimann bei seinem letzten Besuch im Heimatort seiner jüdischen Familie. Aus New Jersey mitgekommen waren noch seine beiden Söhne und weitere Familienangehörige. Udo ist ein Vetter von Karl Heimann, der als erster aus seiner Sippe den Kontakt zu Oberdorf wieder hergestellt und der ehemaligen Synagoge die dort ausgestellte Thorarolle als Leihgabe überlassen hat.
Seit vielen Monaten ist Karl Heimann, der immer wieder Oberdorf besucht hatte, leider gesundheitlich sehr angeschlagen.
Udo Heimann hatte viele Erinnerungen mit im Gepäck: ein Zeugnis seines Vaters aus dem Jahr 1901, der in Bopfingen die Realschule besucht hatte, alte Dokumente, Familienfotos und ein Buch aus dem Jahr 1924
"Jüdische Flieger im Ersten Weltkrieg". Zu denen zählte auch der besagte Onkel Siegfried, der als tollkühner Pilot mit dem Eisernen Kreuz I. Klasse ausgezeichnet worden war. Später wanderte er nach
Argentinien aus. Mit Siegfried dienten vier weitere Brüder im Ersten Weltkrieg im kaiserlichen Heer. Julius musste an der Front sein Leben lassen, Udos Vater Hermann und dessen Bruder David konnten sich 1939 gerade noch rechtzeitig durch Auswanderung in die USA vor den Nazis retten, während Bruder Max die Hoffnung nicht aufgab und so ein Opfer des Holocaust wurde.
Udo wuchs in Untertürkheim auf, wo die Eltern wohnten, aber in der Königstraße 1 in Stuttgart ein gut gehendes Textilgeschäft führten. Gerne verbrachte er jedoch die Ferien bei den Großeltern in Oberdorf, die hier eine eigene Firma hatten. Als 15-Jähriger floh er mit den Eltern vor dem Nazi-Terror. Zwar konnte die Familie noch ihre Möbel in die USA mitnehmen. Das Geld mit den Einnahmen für das zuvor verkaufte Geschäft aber beschlagnahmten die braunen Machthaber.
Im Zweiten Weltkrieg landete Udo Heimann am D-Day mit den US-Truppen am legendären Strandabschnitt von Omaha Beach in der Normandie und rückte mit der US-Armee bis nach Magdeburg vor. Wenig später brauste Udo als GI mit dem Jeep gen Süden und sorgte in Oberdorf für nicht geringes Aufsehen, als er dort ehemalige Freunde aufsuchte. Nach dem Krieg arbeitete er in New Jersey als Werkzeugmacher. In einem weiteren Buch, das Udo Heimann dabei hatte, sind sämtliche jüdischen Teilnehmer am Ersten Weltkrieg nach Orten aufgelistet, die auf deutscher Seite gekämpft hatten. So dienten in Oberdorf von 184 jüdischen Bürgern 37 in der Armee, fünf von ihnen sind gefallen, 13 wurden verwundet.
Juni 2009:
20 Jahre Trägerverein ehemalige Synagoge
Oberdorf
Artikel
(mit Repro links - afn) von Erwin Hafner in der "Schwäbischen
Post" vom 17. Juni 2009: "Die Erinnerung bewahren
Der Trägerverein ehemalige Synagoge Oberdorf blickt auf sein 20-jähriges Bestehen".
Im Beisein von Regierungspräsident Johannes Schmalzl begeht der Trägerverein ehemalige Synagoge Oberdorf mit einer Feierstunde und einem Stehempfang am Samstag, 20. Juni, um 11 Uhr sein 20-jähriges Bestehen. Grund einen Blick zurückzuwerfen, wie es 1989 zur Gründung des Vereins kam.
Bopfingen-Oberdorf. Der erste Anstoß ging 1983 von der 'Schwäbischen
Post' aus. In Verbindung mit einer Artikelserie regte Erwin Hafner an, wenigstens eine Gedenktafel an der ehemaligen Synagoge anzubringen, die immerhin als eine der wenigen im Lande in der Reichspogromnacht des Jahres 1938 nicht in Flammen aufgegangen war. Doch damit sollte es nach Auffassung des Verlegers der Zeitung, Dr. Konrad
Theiss, nicht getan sein. Mit dieser Überlegung fand Dr. Theiss im damaligen Landrat Dr. Diethelm Winter einen Gesinnungsgenossen. Die Idee von einer Gedenk- und Begegnungsstätte in der ehemaligen Synagoge war geboren und wurde von beiden, unterstützt vom
Rotary-Club, zielgerichtet vorangetrieben.
1989 kam es zur Gründung eines Trägervereins, der sich als erste Aufgabe den Erwerb des bis dahin als Gerätelager genutzten Gebäudes stellte. Mit staatlichen Zuschüssen, des Ostalbkreises, des Landes Baden-Württemberg, der Stadt Bopfingen und vielen Spenden der Mitglieder und Freunde aus nah und fern konnte der Verein der im Jahre 1744 und 1809 von der jüdischen Gemeinde erbauten Synagoge ihre Würde und einiges von ihrer Schönheit zurückgeben.
Herauszuheben sind vor allem die von dem mittlerweile verstorbenen Künstler Georg Sternbacher gestaltete Ostwand mit der an den Holocaust erinnernden
Menora, die von der früher in Oberdorf lebenden Familie Heimann gestiftete Thorarolle, die als einzige der einst 17 Thorarollen der Synagoge erhalten geblieben ist, die von Ute Sternbacher gestalteten Tafeln mit den 87 von den Nazis ermordeten Juden aus Oberdorf, sowie das von der jüdischen Familie Neumetzger gestiftete Ewige Licht.
Dass es Versöhnung ohne Erinnerung nicht geben kann – von diesem Wort des ehemaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker leiten ließ sich dann der Verein auch bei der Erarbeitung und Einrichtung des Museums zur Geschichte der Juden im Ostalbkreis, das im Herbst 1979 eröffnet werden konnte und zu der auch ein Museumskatalog herausgebracht wurde. Der ehemaligen Synagoge als Gedenk- und Begegnungsstätte wird der Verein nicht zuletzt durch sein reichhaltiges Kulturprogramm mit Lesungen, Vorträgen, Konzerten und Ausstellungen gerecht, das längst einen soliden Stamm regelmäßiger Besucher gefunden hat.
Treibende Kraft bei allen zu überwindenden Schwierigkeiten aber war und ist bis heute Dr. Diethelm Winter, der von Anfang an die Geschicke des Trägervereins als Vorsitzender leitet. Ohne seinen Idealismus, seinen unermüdlichen Einsatz und seine große Überzeugungskraft hätte all das nicht erreicht werden können, was in den vergangenen 20 Jahren vom Verein geleistet wurde.
Info: Eine Feierstunde startet am Samstag, 20. Juni, 11 Uhr in der ehemaligen Synagoge. Sprechen werden dabei Dr. Diethelm Winter, Regierungspräsident Johannes
Schmalzl, Landrat Klaus Pavel und Bürgermeister Dr. Gunter Bühler."
Januar
2010:Die Arbeit der Synagoge und des
Trägervereins wird durch Familie Neumetzger / Noymer unterstützt
Foto
links: Sandra, die Frau von Bernhard Noymer, mit ihren Töchtern und Enkeln vor dem Ewigen Licht in der ehemaligen Synagoge. Zweiter von rechts: Kulturamtsleiter Felix
Sutschek. (Repro: -afn-)
Artikel von Erwin Hafner in der "Schwäbischen Post" vom 19.
Januar 2009 (Artikel): "US-Bürger spenden für Synagoge
Jüdische Persönlichkeiten aus dem Ries – Die Neumetzgers aus USA stammen aus Pflaumloch und Oberdorf.
Die in den USA lebenden Nachfahren der Familien Neumetzger haben in außergewöhnlicher Weise ihre Verbindung zur Erinnerungs- und Begegnungsstätte in der ehemaligen Synagoge Oberdorf bekundet und dies mit wiederholten Besuchen
unterstrichen. Bopfingen-Oberdorf. Der Ursprung der Familie Neumetzger findet sich in
Pflaumloch, wo im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts Jakob Neumetzger als Vorsänger in der Synagoge wirkte. Einer seiner Söhne wurde Stammvater der in Oberdorf weit verzweigten Sippe, deren Mitglieder zumeist als Viehhändler und Metzger tätig waren.
Jakobs 1896 geborener Ur-Ur-Enkel Eugen Neumetzger suchte sein Glück als Kaufmann in Karlsruhe und schaffte 1937 mit seiner Frau und den Söhnen Arthur, Bernhard und Fritz noch gerade rechtzeitig vor dem Holocaust die Auswanderung nach Amerika. Er änderte den Familiennamen in
'Noymer' und gründete in Boston die 'Noymer Manufacturing-Company'. Dieses Unternehmen blieb danach über 50 Jahre im Familienbesitz.
Bernhard Noymer war es ein Anliegen, seinen vier Kindern und Schwiegerkindern die Heimat ihrer Neumetzger-Vorfahren zu zeigen. Und so besuchte er mit ihnen 1997 erstmals Oberdorf.
Danach stiftete er für die ehemalige Synagoge verschiedene Kultgeräte, die in jüdischen Familien zur Feier des Sabbat benutzt werden und die seitdem in einer Vitrine neben der von dem gleichfalls aus Oberdorf stammenden Karl Heimann gestifteten Thorarolle einen würdigen Platz gefunden haben.
In Erinnerung an den 2004 verstorbenen Bernhard Noymer stifteten seine beiden Brüder Arthur und Fritz ein
'Ewiges Licht' für die ehemalige Synagoge. Zudem veranlasste Arthur Noymer eine großzügige Stiftung aus dem Nachlass seines 1937 in Amsterdam verstorbenen Vetters Julius Neumetzger, dessen Guthaben bei Schweizer Banken erst vor wenigen Jahren zurückerstattet wurde. Diese Spende bildete den Grundstock für einen Fonds, dem der Trägerverein jährlich eine bestimmte Summe
'für die Erfüllung seiner Mission, die ehemalige Synagoge als Gedächtnisstätte und Museum zu
erhalten', verdankt. Aus dem Familienstammbuch´, Grundlagen für den bis 1682 zurückgehenden Stammbaum der Familie Neumetzger lieferte der letzte Oberdorfer Rabbiner, Dr. Kroner. Nachkomme des erwähnten Jakob war Samuel Neumetzger (1792-1857). Dessen Sohn war Bernhard (1834-1900), der mit Babette, geborene Weil, verheiratet war. Die Familie Weil war später die prominenteste jüdische Familie um Bopfingen. Bernhard hatte fünf Kinder. Drittältester war Leopold Neumetzger (1864-1924). Dessen ältester Sohn Siegfried wurde 1943 mit seiner Frau und vier Kindern in Riga von der SS erschossen. Der jüngste Sohn von Bernhard Neumetzger hieß Sigmund (1868-1932). Er war Viehhändler und wohnte im Haus des heutigen evangelischen Kindergartens. Seine zwei Söhne hießen Eugen (1896-1981) und Siegfried. Letzterer fiel im Ersten Weltkrieg. Im Haus linkerhand der Familie Schwarz wohnte der Viehhändler Adolf Neumetzger (1872-1936), den in Oberdorf alle als
'Onkel Adolf' kannten. Seine Frau wurde in Theresienstadt ermordet."
Mai
2010:Postkarten-Ausstellung in der
ehemaligen Synagoge
Artikel in der
"Augsburger Allgemeinen" vom 8. Mai 2010 (Artikel): "Postkarten machen Brauchtum lebendig Bopfingen-Oberdorf Jüdisches Leben: Eine Postkartenausstellung in der ehemaligen Synagoge in Oberdorf gibt Einblicke in das Brauchtum der Juden. Fast in Vergessenheit geratene religiöse Feste, Riten und Bräuche werden erklärt und den Besuchern anschaulich gemacht.
Jahrhunderte waren sie Teil der Bevölkerung in Oberdorf: Juden, die im friedlichen Miteinander mit der christlichen Bevölkerung im Ort unter dem Ipf lebten. Jahrzehnte nur hat es gedauert, sodass die Sitten und Gebräuche der Juden bei uns allmählich in Vergessenheit geraten sind. Ein besonderes Anliegen. 'Es war mir ein besonderes Anliegen jüdische Bräuche in allen Variationen zusammenzufassen, diese in verständlicher Form zu erläutern und bildlich unterstützt durch Postkarten den interessierten Menschen wieder zugänglich zu
machen', erläutert Felix Sutschek, Kulturbeauftragter und Archivar der Stadt Bopfingen, den Hintergrund dieser Ausstellung. Ein Anliegen, welches der Besitzer und Sammler der ungewöhnlichen Postkarten, Peter K. Müller aus Kirchheim, nur zu gern unterstützt hat. Auch er ist der Meinung, dass die Erinnerung daran aufrechterhalten werden sollte, und stellte seine Sammlung für diese Ausstellung zur Verfügung.
Viele Begriffe sind einem beim Betrachten der Texte und Postkarten doch noch in Erinnerung geblieben oder man glaubt, sie wenigstens schon mal gehört zu haben: den Sabbat, Chanukka, das Lichterfest oder Pessach, das Fest zum Auszug aus Ägypten. Tag des Posaunenschalls. Beim Neujahrsfest, welches auf jüdisch Rosch ha-Schana heißt, hört die Brauchtumskenntnis vermutlich aber schon bei vielen auf. Wörtlich übersetzt bedeutet Rosch ha-Schana
'Haupt des Jahres' und ist der erste Tag des neuen Jahres. In der Tora wird der Feiertag auch als Tag des Posaunenschalls bezeichnet. Das Taschlich
'Hinüberwerfen' wiederum ist eine Art symbolische Reinigung und wurde damals am Nachmittag des ersten Neujahrstages begangen.
Musikalisch umrahmt wurde die Ausstellungseröffnung von dem Künstlerduo Norma und Richard Mayer. Sie, Sopranistin und Er an der Querflöte spielten Musik jüdischer Komponisten, wie George Gershwin, Bernstein, Offenbach oder Kreisler. Die Ausstellung wird noch bis zum 6. Juni zu sehen sein.
(mab)."
September
2010: "Europäischer Tag der
jüdischen Kultur" in der ehemaligen Synagoge
Artikel von Gabriele Neumeyer in der "Schwäbischen Post" vom 5.
September 2010 (Artikel):
"Gegen die Gleichgültigkeit. Europäischer Tag der jüdischen Kultur in der ehemaligen Synagoge in Bopfingen-Oberdorf..."
September
2010:Zum Tod von Karl
Heimann
Foto
links: Karl Heimann überließ dem Trägerverein die Thorarolle seiner Familie. (Foto:
-afn-).
Artikel von Erwin Hafner in der "Schwäbischen Post" vom 8.
September 2010 (Artikel):
"Thorarolle für die ehemalige Synagoge
Karl Heimann aus Oberdorf tot – Er war Zeitzeuge, Versöhner und einer der stärksten Förderer des Trägervereins
Karl L. Heimann, einer der in Oberdorf geborenen Juden, der von Anfang an eng mit dem Trägerverein ehemalige Synagoge und alten Oberdorfern verbunden war, ist in den USA, wohin er mit seinen Eltern gerade noch rechtzeitig vor dem Holocaust auswandern konnte, nach langer Krankheit im Alter von 86 Jahren gestorben.
Bopfingen-Oberdorf. Karl Heimann besuchte auch 45 Jahre, nachdem er Oberdorf verlassen musste, immer wieder seinen Geburtsort. So auch 1985, als er nach Bopfingen gekommen war, um im Ostalb-Gymnasium einen Vortrag zu halten. Seine Absicht war es unter anderem, vor dem Hintergrund der den Juden auch in Oberdorf angetanen Schmach, den Nachkommen der Nazi-Deutschen die Leviten zu verlesen. Als dann aber die vor ihm sitzenden Jugendlichen tiefe Betroffenheit und Empörung zeigten, über die Behandlung einer deutschen Minderheit, mit der fabrikmäßigen Ausrottung von sechs Millionen Juden, legte er den Rest seines Manuskripts spontan zur Seite.
'Mir war klar geworden', so bekannte er danach, 'diese jungen Menschen gehören einer neuen, vom Nationalsozialismus unberührten Generation an. Einer Generation mit einer völlig anderen Mentalität, voll Sympathie für die Juden, begierig zuzuhören und über die tragische Vergangenheit ihres Landes zu reden. Sie waren alle gut informiert, viele konnten Englisch und waren wiss- und
lernbegierig'.
So wurde Karl Heimann mehr und mehr zum Versöhner, was er auch in zahlreichen Vorträgen in den USA bekundete. Er freute sich über das herzliche Entgegenkommen der Oberdorfer bei seinen Besuchen, vor allem aber über das freiwillige Engagement der Leute um Dr. Diethelm Winter, die mit unermüdlichem Einsatz und Spendenaktionen die ehemalige Synagoge als Erinnerungs- und
Begegnungsstätte neuer Nutzung zuführten. M it ihrem jährlichen Veranstaltungsprogramm zeigten sie Willen, das unerhörte Geschehen der Nazis nicht zu vergessen und daraus Lehren zu ziehen.
Karl Heimann war acht Jahre alt, als Hitler an die Macht kam und fünfzehn, als er mit seinen Eltern in die USA als einem Land auswanderte, das
'gewillt war, verfolgte Juden aufzunehmen'. Während des Holocausts verlor er 22 Familienmitglieder, ermordet, vergast oder erschossen. Im Krieg kämpfte er als Infanterist im Pazifik, erhielt zahlreiche Tapferkeitsorden, wurde mehrmals verwundet, kehrte in die USA zurück, wo er Topmanager eines Kaufhauskonzerns wurde.
'Schweren Herzens' sah Karl Heimann seinem ersten Deutschlandbesuch nach dem Krieg entgegen. Sein Sohn Howard, Arzt in der US-Army, war mit seiner Familie in Augsburg stationiert. Er traf ein völlig verändertes Deutschland mit demokratischen Strukturen vor. Das machte vieles leichter, obwohl die Erinnerung blieb.
Von besonderer Bedeutung für die Oberdorfer Synagoge ist heute die Rückkehr einer Thorarolle, die einst von Hayum Loew im 19. Jahrhundert gestiftet wurde. Von christlichen Nachbarn versteckt, überstand sie den Zweiten Weltkrieg und wurde anschließend von Herbert Eskin, dem Stuttgarter Rabbiner der US-Armee, nach New York verbracht. Karl Heimann (Urenkel von Hayum Loew Heimann) gab diese Thorarolle an den Trägerverein als Dauerleihgabe zurück. Jetzt erinnert sie in Oberdorf an einen der stärksten Förderer des Trägervereins ehemalige Synagoge Oberdorf."
November
2010: Beziehungen zu
jüdisch-amerikanischen Studenten angeregt
Artikel
in der "Schwäbischen Post" vom 12. November 2010 (Artikel):
"Jüdische US-Schüler neue Partner?
Trägerverein ehemalige Synagoge Oberdorf stimmt Vorschlag der Tochter des verstorbenen Karl Heimann zu.
Nach dem Tod von Karl Heimann, dem großen jüdischen Förderer des Trägervereins ehemalige Synagoge Oberdorf, fürchtete der Verein, dass die Kontakte zu den Freunden in den USA abbrechen könnten. Doch jetzt gibt es eine neue, interessante Initiative..."
Mai
2011: Zahlreicher Besuch in der
ehemaligen Synagoge
Artikel
von Erwin Hafner in der "Schwäbischen Post" vom 3. Mai 2011 (Artikel):
"'Es sollten mehr Schüler kommen'.
2000 Besucher in Gedenkstätte. Weit über 2000 Personen besichtigten in den beiden vergangenen Jahren die Gedenk- und Begegnungsstätte in der ehemaligen Synagoge Oberdorf..."
Juni
2011: Überlegungen für eine
Gedenkfeier in 2012 und weitere Mitteilungen
Artikel
von Erwin Hafner in der "Schwäbischen Post" vom 21. Juni 2011 (Artikel):
"Synagoge wird viel besucht
70 Jahre Deportation: Oberdorfer Trägerverein plant eine Gedenkfeier im April 2012
Der Trägerverein ehemalige Synagoge Oberdorf wird sich an der Aktion des Kreisjugendrings am 16. Juli,
'Kicken gegen Rechts', in Oberkochen beteiligen. Außerdem plant der Vorstand eine Gedenkfeier im April 2012.
Bopfingen-Oberdorf. Der Vorsitzende Dr. Diethelm Winter begründete die Teilnahme mit der großen Bedeutung der Aktion.
'Beim 'Kicken gegen Rechts' würden besonders viele Jugendliche erwartet, sagte er. Der Stand des Trägervereins soll mit Plakaten und Bildern versehen werden, besonders mit Ansichten der ehemaligen Synagoge und von Veranstaltungen in der Gedenk- und Begegnungsstätte. Außerdem werden am Stand die vorhandenen Flyer bereitgestellt sowie Formulare zum Beitritt in den Trägerverein..."
September
2011: Pressebericht von Erwin Hafner zum "Europäischen
Tag der jüdischen Kultur" in der "Schwäbischen
Post" am 5. September 2011: Link
zum Artikel; auch als
pdf-Datei eingestellt.
Oktober
2011: Eine Gedenktafel zur Erinnerung
an Karl Heimann wird angebracht
Artikel
in der "Schwäbischen Post" (Lokalausgabe Bopfingen) vom 7.
Oktober 2011: "Gedenktafel für einen Versöhner. Erinnerung
an Karl Heimann. Karl und Susanne Heimann waren bis zu ihrem Tod in den
USA eng mit Oberdorf, der Heimat ihrer Vorfahren verbunden. Ihre
nachhaltige Unterstützung galt der Arbeit des Trägervereins in der
ehemaligen Synagoge. Zum Dank dafür wird am 10. Oktober, um 19 Uhr, eine
Gedenktafel an das Ehepaar enthüllt...". Link zum Artikel -
auch eingestellt
als pdf-Datei.
Artikel
in der "Schwäbischen Post" (Lokalausgabe Bopfingen) vom 11.
Oktober 2011 (sz / mab): "Gedenken: Tafel erinnert an
Heimann.
Bopfingen-Oberdorf: 'Es ist lange her, aber nicht vergessen', sagte
der Vorsitzende des Trägervereins Ehemalige Synagoge Oberdorf, Landrat
a.D. Dr. Diethelm Winter, in seiner Laudatio über Karl Heimann, einem der
engagiertesten Förderer des Trägervereins. Die Enthüllung einer
Gedenktafel für den Oberdorfer war ein lang vorbereiteter Schritt, einen
um Versöhnung zwischen Juden und Deutschen bedachten Menschen zu
ehren..." Link
zum Artikel - auch eingestellt
als pdf-Datei.
Weiterer
Artikel von Erwin Hafner in der "Schwäbischen Post"
(Lokalausgabe Bopfingen) vom 12. Oktober 2011: "Ein großer Mahner
und Versöhner. Gedenktafel für Karl und Susanne Heimann in der
ehemaligen Synagoge in Oberdorf enthüllt. 'Wir sind bereit, das
Vermächtnis meines Vaters fortzusetzen', versprach unter Beifall
Elisabeth Prial nach der Enthüllung einer Gedenktafel für Karl und
Susanne Heimann in der ehemaligen Synagoge Oberdorf. Sie war mit ihrem
Mann und einer Freundin eigens aus den USA angereist..." Link zum Artikel -
auch eingestellt
als pdf-Datei.
Oktober
2011:Unterrichtsmodel über die
Synagoge in Oberdorf am Staatlichen Seminar für Didaktik und
Lehrerbildung
Artikel
in der "Gmünder Tagespost" vom 18. Oktober 2011: "Schüler
Geschichte vor Ort erleben lassen. Neues Handbuch mit Materialien und
Arbeitsblättern für Lehrer soll zum Besuch der Oberdorfer Synagoge
anregen. Am Staatlichen Seminar für Didaktik und Lehrerbildung hat
Altlandrat Dr. Diethelm Winter ein Unterrichtsmodel über die Synagoge in
Oberdorf erhalten. Das Modul soll Lehrer dazu bewegen, bei der Behandlung
des Dritten Reichs im Unterricht eine Exkursion in die Synagoge zu
unternehmen, damit sich die Schüler mit Arbeitsblättern aus dem Modul
direkt vor Ort mit dem Thema auseinandersetzen können..." Link zum Artikel -
auch eingestellt
als pdf-Datei.
Februar
2012: Verabschiedung von Rosemarie
Allgeyer
Artikel
von Erwin Hafner in der "Schwäbischen Post" vom 2. Februar
2012: "Die gute Fee geht. Trägerverein Synagoge würdigt
Rosemarie Allgeyer. 'Ein Glücksfall, dass wir Sie gehabt haben',
jubelte der Vorsitzende des Trägervereins, Dr. Diethelm Winter, bei der
Verabschiedung von Rosemarie Allgeyer. 15 Jahre lang galt sie als 'Herz
und gute Fee' der ehemaligen Synagoge..." Link zum Artikel
April
2012: Ausstellung mit Werken von Georg
Sternbacher in der ehemaligen Synagoge
Artikel
in der "Schwäbischen Post" vom 23. April 2012: "Ein
Mahner wider das Vergessen. 'Spuren - Wege der Verfolgten' zeigt
Werke von Georg Sternbacher in der ehemaligen Synagoge in
Oberdorf..." Link zum Artikel
April
2012:Gedenken an die Deportationen
1942
Artikel
in der "Schwäbischen Zeitung" vom 27. April 2012: "Oberdorf
gedenkt der 109 Deportierten.
Bopfingen-Oberdorf. In der ehemaligen Synagoge gedachte man der dort
1942 verschleppten und ermordeten Juden. Schüler der Haupt- und
Realschule sowie des Gymnasiums wirkten bei der Veranstaltung
mit..." Link
zum Artikel
Artikel
von Erwin Hafner in der "Schwäbischen Post" vom 27. April 2012:
"109 Namen als Mahnung. 70. Jahrestag der Deportation von
Juden aus Ostwürttemberg. Gedenkstunde in der übervollen ehemaligen
Synagoge. Beeindruckend wie nie zuvor, weil Jugendliche mit ihren Lehrern
der Bopfinger weiterführenden Schulen die Feier in berührender Weise
gestalteten und ihr einen würdigen Stil gaben..." Link zum Artikel
Juni 2013:
20 Jahre Gedenk- und Begegnungsstätte in
Oberdorf - Gedenkfeier am 15. Juni
Artikel von Erwin Hafner in der
"Schwäbischen Post" vom 10. Juni 2013 (Link
zum Artikel): "Die Synagoge wurde zum Mahnmal
20 Jahre Gedenk- und Begegnungsstätte in Oberdorf – Gedenkfeier am 15. Juni
Mit einer Gedenkveranstaltung am 12. Juni, um 15 Uhr, feiert der Trägerverein das 20-jährige Bestehen der Gedenk- und Begegnungsstätte in der ehemaligen Synagoge. Die Feierstunde wird mit kurzen Reden, Gedichten, Musik-, und Gesangsbeiträgen sowie szenischen Darstellungen von Bopfinger Schulen gestaltet.
Bopfingen-Oberdorf. Die Einweihung vor 20 Jahren gilt als ein wichtiger Markstein in der Zielsetzung des 1989 ins Leben gerufenen Trägervereins ehemalige Synagoge: Gegen das Vergessen der schmachvollen Verbrechen an den Juden und dem „Nie wieder“. Was schon bis dahin und danach bis heute von dem Verein mit seinem rührigen Vorstand unter der treibenden Kraft seines Vorsitzenden, Dr. Diethelm Winter, ehrenamtlich geleistet wurde, wird in die Geschichte des Ostalbkreises eingehen.
Die ehemalige Synagoge wurde zum Mahnmal und Ort vielfacher Begegnungen. Dem dienen das alljährliche kulturelle Veranstaltungsprogramm mit Vorträgen und Lesungen namhafter, auch jüdischer Autoren und Zeitzeugen, Konzerte, Ausstellungen über das einstige Leben der Juden und Darstellungen zeitgenössischer Künstler, die dem Holocaust Ausdruck verleihen. Zudem gibt es Führungen durch das 1997 gleichfalls neu geschaffene Museum und den nahen jüdischen Friedhof, Tage der offenen Tür an Gedenktagen und am internationalen Museumstag.
Immer wieder gibt es Begegnungen mit ehemaligen jüdischen Mitbürgern aus Oberdorf, die heute in den USA oder Israel leben und bei ihren Besuchen mit Dankbarkeit registrieren, dass es wieder ein anderes Deutschland mit Menschen gibt, die sich bei ihrem Tun mit Trauer und Scham einer unseligen Vergangenheit stellen. Und dass es auch jungen Leuten in Oberdorf bewusst wird, zu was Fremdenfeindlichkeit führen kann und weshalb Wachsamkeit und Zivilcourage in unserer Demokratie gefragt sind.
Am 25. November 1993 wurde die mit einem Kostenaufwand von 200 000 Mark restaurierte Synagoge als Gedenk- und Begegnungsstätte eröffnet. 200 000 Mark Spendengelder und Mitgliedsbeiträge hatten dies ermöglicht. Bei der Eröffnungsfeier warnte der aus Oberdorf stammende und nach der Flucht vor dem NS-Regime in den USA lebende Jude Karl Heimann vor Gleichgültigkeit und Vergessen und löste mit der Schilderung des Schicksals seiner eigenen Familie tiefe Betroffenheit aus. Mit seinem Tod verlor der Trägerverein einen guten Freund und großen Förderer."
Februar 2014:Erster jüdischer Gottesdienst in der Synagoge
seit 75 Jahren
Artikel von Martin Bauch in der
"Schwäbischen Zeitung" (Ipf- und Jagst-Zeitung) vom 16. Februar
2014: "Christen und Juden beten gemeinsam
Oberdorf feiert zum ersten Mal nach 75 Jahren wieder einen jüdischen Gottesdienst Bopfingen-Oberdorf Es ist, als sei das jüdische Gotteshaus in Oberdorf aus einer langjährigen Starre erwacht und beginne wieder zu atmen. 75 Jahre nach der Reichspogromnacht in Deutschland feiern Bopfinger Christen und amerikanische Juden ihren ersten gemeinsamen Gottesdienst in der ehemaligen Synagoge von Oberdorf..." Link
zum Artikel
Artikel in der "Schwäbischen
Post" vom 16. Februar 2012: "Erster Gottesdienst nach 75 Jahren
Trägerverein ehemalige Synagoge Oberdorf und Initiative aus New York feiern jüdischen Gottesdienst
Howard Nacht hebt behutsam die Thora aus ihrem bestickten Mantel. Feierlich rollt der Rabbi das
'Buch der Bücher' auf und beginnt daraus zu lesen. 'Gott segne die Menschen mit
Frieden.' Denkwürdige Szenen spielten sich vergangenen Freitag in der Synagoge in Oberdorf ab. Erstmals seit 75 Jahren wurde dort wieder ein jüdischer Gottesdienst abgehalten..." Link zum Artikel
Artikel von Martin Bauch in der
"Schwäbischen Zeitung" (Ipf- und Jagst-Zeitung) vom 19. Februar
2014: "'Wir konnten es alle nicht richtig fassen“
Bopfingen-Oberdorf. Der erste jüdische Gottesdienst nach 75 Jahren in der ehemaligen Synagoge in Oberdorf hat bei allen Beteiligten bleibenden Eindruck hinterlassen. Unser Mitarbeiter Martin Bauch hat mit dem Geschäftsführer des Trägervereins ehemalige Synagoge Oberdorf, Felix Sutschek, über die Reaktionen der Besucher gesprochen..." Link
zum Artikel
Artikel in der "Schwäbischen
Zeitung" (Ipf- und Jagst-Zeitung" vom 20. Februar 2014: "Freundschaft besteht Herausforderungen
OAG-Schüler erleben interessante und schöne Tage mit jüdischen Jugendlichen aus New York
Bopfingen / ij Partnerschaftliche Verbindungen mit New York hat jetzt das Ostalb-Gymnasium Bopfingen. Am zweiten Februarwochenende besuchte eine US-amerikanische Delegation, bestehend aus Nachfahren der jüdischen Familie Heimann aus Oberdorf, einem Rabbiner und sechs Schülerinnen und Schülern aus New York, die Stadt am Ipf..." Link
zum Artikel
November 2018:
Vor 25 Jahren - am 25. November
1993 - wurde die ehemalige Synagoge in Oberdorf wieder eröffnet als Gedenk-
und Begegungsstätte sowie als Museum zur jüdischen Geschichte der Region
Zum Jubiläum findet ein Konzert am 27.
Oktober 2018 statt.
September 2019:
Die Bibel einer früheren
Oberdorfer jüdischen Familie kommt in die Synagoge
Artikel in der "Nürtinger Zeitung" vom September 2019: "Auf den
Spuren einer jüdischen Bibel. Frühere Besitzer versteckten das Buch und
wurden getötet.
Bopfingen. Die Jahrzehnte währende Odyssee eines Buches veranschaulicht in
Bopfingen (Ostalbkreis) die Geschichte eines im Holocaust ermordeten
jüdischen Ehepaars. Nach knapp 50 Jahren in einer geheimen Kammer und einer
fast 30-jährigen Reise durch Deutschland ist eine jüdische Bibel dort jetzt
zum Ausstellungsobjekt geworden. Die Darmstädter Künstler Gerhard
Roese hat sie im Internet ersteigert und dem Trägerverein der Gedenkstätte
ehemalige Synagoge Oberdorf geschenkt. Seinen Angaben nach handelt es sich
bei der Prachtausgabe einer Tora von 1880 um eine Rarität. Weil es
umständlich war, den Folianten auf der Flucht mitzunehmen, ließen verfolgte
Juden ihre Exemplare meist zurück. Das jüdische Ehepaar Ernestine und
Eduard Leiter mauerte seine "Heilige Schrift der Israeliten" hinter einer
doppelten Wand auf dem Dachboden ein. Beide waren während des Zweiten
Weltkriegs in das Bopfinger Haus zwangseingewiesen worden..."
Zum weiteren Lesen bitte Textabbildung anklicken
Hinweis: die Geschichte der Bibel hatte eine Fortsetzung: siehe
https://www.ebayinc.com/stories/news/the-kindness-of-strangers-a-jewish-bible-hidden-during-the-holocaust-finds-its-way-home/.
Die Bibel wurde demnach Nachfahren des Besitzerehepaares in den USA
übergeben.
Mai 2023:
Eröffnung einer neuen
Ausstellungseinheit
Nach einem Jahr intensiver Planung und
Arbeit konnte am 8. Mai 2023 der neugestaltete Außenbereich an der
ehemaligen Synagoge eingeweiht werden. Dem Trägerverein ist es gelungen, den
Raum um die Synagoge würdevoll zu gestalten. In diesem Zusammenhang wurde
eine Ausstellungseinheit konzipiert, die es den Besucherinnen und Besuchern
zukünftig auch außerhalb der Öffnungszeiten erlaubt, detaillierte
Informationen zum jüdischen Leben in Oberdorf und der Umgebung abzurufen.
Neben einer klassisch musealen Einheit gibt es nun als besondere Neuheit
einen digitalen 360° Rundgang durch die Synagoge, der über einen QR-Code
abrufbar ist. So können Besucherinnen und Besucher einen Blick ins Innere
des Gebäudes werfen.
Video zur jüdischen Geschichte im
Ostalbkreis (eingestellt 12/2023) Erstellt vom Landratsamt des Ostalbkreises: Pressetext zur
Vorstellung: "Im Frühjahr 2019 wurde auf Initiative des Ostalbkreises in der
ehemaligen Synagoge in Bopfingen-Oberdorf ein Netzwerk aller Archivare und
Bürgermeister der Städte im Ostalbkreis aus der Taufe gehoben, die Spuren
jüdischen Lebens aufweisen. Ziel war es, angesichts spürbar zunehmender
antisemitischer Stimmungen alle Kräfte zu bündeln und jüdisches Leben im Kreis
sichtbar zu machen. Die Kooperation hat drei Kerninhalte, wie Landrat Dr.
Joachim Bläse bei einem der Treffen zusammenfasste: 'Wir wollen schützen,
bewahren, erforschen und voneinander lernen, und wir wollen jüdische Geschichte
im Ostalbkreis vielen Menschen, vor allem unsere Jugendlichen, transparent und
leicht zugänglich machen.'
Dafür wurde vom Netzwerk gemeinsam mit Kollektiv K ein rund 15-minütiger Film
erstellt, der die "Jüdische Geschichte im Ostalbkreis" kompakt und anschaulich
vermittelt: Seit dem Mittelalter ist jüdisches Leben im Ostalbkreis nachweisbar.
In Archiven und Museen sind noch Relikte zu finden, was aber ist heute noch in
den Städten und Gemeinden präsent? Eine Spurensuche nach Menschen, Häusern und
Geschichten".
Übersicht über die in den "Central Archives for the History of
the Jewish People" (CAHJP) in Jerusalem vorhandenen Archivalien der
jüdischen Gemeinde Oberdorf: pdf-Datei
hier anklicken
Im Bestand EL 228 b I Bü. 17 finden sich
zum Friedhof Oberdorf Belegungspläne, Belegungslisten,
Friedhofsgeschichte und eine Dokumentation Grabstein 1 bis 479, 1 bis 250 http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=2-1879597
Paul Sauer: Die jüdischen Gemeinden in Württemberg und
Hohenzollern. 1966. S. 139-143.
Germania Judaica III,2 S. 1044-1045.
Waltraud Kucher: Die Geschichte der Oberdorfer Judengemeinde von
der Gründung bis zur Emanzipation. Zulassungsarbeit PH Schwäbisch Gmünd.
1976.
Felix Sutschek: Die jüdische Landgemeinde Oberdorf am Ipf in der
Zeit des Nationalsozialismus, in: Michael Kißener (Hg.): Widerstand gegen die
Judenverfolgung. 1996. S.127-153.
ders.: Der jüdische Friedhof von Oberdorf, in:
"Ostalb Einhorn" Nr. 85.
ders.: Widerstand gegen die Judenverfolgung in der
Landgemeinde Oberdorf am Ipf, in: "Ostalb Einhorn" Nr. 93.
ders.: Zur Geschichte der Oberdorfer Schutzjuden im 16.,
17. und 18. Jahrhundert, in: Dokumentationsband XII, 1998, Rieser Kulturtage.
Felix Sutschek/Bernhard Hildebrand: Museum zur Geschichte
der Juden im Ostalbkreis in der ehemaligen Synagoge Bopfingen-Oberdorf.
Katalog. Bopfingen 2004. S. 64-65 u.ö.
Bernhard Hildebrand: Von der Synagoge zur
Gedenk- und Begegnungsstätte. Hrsg. vom Landratsamt Ostalbkreis Archiv.
1997. Als pdf-Datei online
zugänglich.
Heidrun Heckmann: Das Museum zur Geschichte der
Juden im Ostalbkreis in der Gedenk- und Begegnungsstätte Ehemalige Synagoge
Oberdorf. Hrsg. vom Landratsamt Ostalbkreis - Archiv. Als pdf-Datei online
zugänglich.
Joachim
Hahn / Jürgen Krüger: "Hier ist nichts anderes als
Gottes Haus...". Synagogen in Baden-Württemberg. Band 1: Geschichte
und Architektur. Band 2: Orte und Einrichtungen. Hg. von Rüdiger Schmidt,
Badische Landesbibliothek, Karlsruhe und Meier Schwarz, Synagogue Memorial,
Jerusalem. Stuttgart 2007.
Oberdorf Wuerttemberg.
Jews first settled in 1510, living under protected status and a heavy tax burden.
Their situation improved after 1810 with the transfer of rule to the
Wuerttemberg principality, the Jewish population reaching a peak of 548 in 1854
(40 % of the total) and Jews sparheading the prosperous economy with two big
glue factories and other commercial activity. At mid-century, Jews also began
settling in the adjacent town of Bopfingen, from where they had been expelled in
the 16th century. In 1932, Oberdorf became the rabbinical seat for a number of
surrounding settlements. The Jewish elementary school founded in the 1820s
continued to operate until 1924. In 1933 there were 137 Jews in Oberdorf (including
50 in Bopfingen). They operated textile and chemical factories, engaged in the
cattle trade, and owned stores. Despite good neighborly relations, Nazi pressure
subsequently succeeded in isolating the Jews socially and economically. About
200 Jews arrived in Oberdorf from other settlements after 1933. Of the total
Jewish population, ten men were sent to the Dachau concentration camp and 230
managed to emigrate. The rest were deported and died in the Holocaust.
vorherige Synagoge zur ersten Synagoge nächste Synagoge