Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Maßbach (Markt Maßbach, Landkreis Bad Kissingen)
Jüdische Geschichte / Synagoge 
(neu überarbeitet unter Mitarbeit von
Klaus Bub, Maßbach) 

Übersicht:  

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen  
Weitere Dokumente    
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Pläne / Dokumente 
bulletErinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte   
bulletLinks und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)
(erstellt unter Mitarbeit des im März 2007 verstorbenen Reinhard Klopf, Maßbach; weitere Überarbeitung auf Grund der Recherchen von Klaus Bub)    
    
In Maßbach bestand eine jüdische Gemeinde bis 1942. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 15./16. Jahrhunderts zurück. 1446 gab es einen Streit zwischen den Herren von Maßbach und Wilhelm von Schaumberg, bei dem es u.a. über bestimmte Rechte der Christen und Juden zu Maßbach ging. Auch im 16. Jahrhundert werden Juden am Ort genannt (1556). Damals wurden die unter dem Schutz der Grafen von Henneberg lebenden Juden ausgewiesen, die unter dem Schutz der Herren von Maßbach stehenden Juden konnten offenbar bleiben. 1687 werden in einer Übersicht 29 Maßbacher Juden genannt, die unter dem Schutz der Grafen von Hatzfeldt standen. 1710 waren es 18 jüdische Haushaltungen am Ort mit zusammen 90 Personen. Zwischen 1800 und 1816 werden 27 Häuser genannt, die in jüdischem Besitz waren. 
    
1766 wurde in Maßbach (zur selben Zeit wie in Burgpreppach) eine Talmud-Tora-Schule gegründet. 
  
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1816 wurden 170 jüdische Einwohner gezählt (17,9 von insgesamt 948 Einwohnern). Die höchste Zahl jüdischer Einwohner wurde 1837 mit 180 Personen erreicht (bei einer Gesamteinwohnerzahl von 1.172 Personen). Danach ging die Zahl durch Aus- und Abwanderung zurück: 1848 147 jüdische Einwohner (darunter 61 Kinder bis 15 Jahre), 1867 110 (8,9 % von insgesamt 1.236), 1880 127 (9,7 % von 1.306), 1890 103 (8,1 % von 1.275), 1900 83 (6,7 % von 1.241), 1910 67 (5,2 % von 1.278).           
     
Bei der Erstellung der Matrikellisten 1817 werden in Maßbach auf insgesamt 33 Matrikelstellen die folgenden jüdischen Familienvorstände genannt (mit neuem Familiennamen und Erwerbszweig): Haium Faibel Fränkel (Viehhandel), Joseph Simon Uhlmann (Vorsinger, war schon seit ca. 1789 in Maßbach tätig), Jacob Moses Hofmann (Pferdehandel), David Hirsch Herrmann (Spezerei- und Viehhandel), Lazarus Kusel Frank (Viehhandel und Schlachten), Salomon Hirsch Kraus (Viehhandel), Wolf Lazarus Rosenstein (Vieh- und Spezereihandel), Oscher Maier Baumann (Schmusen), Maier Elias Federlein (Federhandel), Süßmann Isaac Brandes (Viehhandel), Maier Faibel Feibelstein (Viehhandel), Isaac Bonfet Heilmann (Schlachten, Schmusen), Moses Levi Rothenberg (Schlachten), Fradel, Witwe von Samuel Seligmann Schwarzenbach (lebt vom eigenen Vermögen), David Isaac Demar (Schlachten), Sara, Witwe von Seligmann Löw Seligmann (lebt vom eigenen Vermögen), Machul Isaac Katzenberger (Schnür- und Bänderhandel), Maier Levi Pollack (Kleinwarenhandel und Schmusen), Jacob Samuel Haßberger (Krämerei), Samuel Jacob Eberhard (Krämerei und Viehhandel), Lazarus Seligmann Brumsack (Kleiderhandel), Lazarus Moses Simon (Vieh- und Schnitthandel), Isaac Jacob Eißemann (Viehhandel), Feufer (Feifer) Arrie Stoll (Schnitthandel, Schmusen), Marx Moses Frankenbach (Viehhandel), Samuel Moses Rothländer (Kramwarenhandel), Anschel Löw Roßmann (Schmusen), Simon Süßmann (Federhandel), Samuel Süßmann (Kramhandel), Jacob Strub (Schmusen), Samuel Löw Löwenburg (Schmusen), Baruch David Rosenbach (Viehhandel, Schlachten), Feibel Samuel Krempler (Schmushandel), Samuel Löw Isaac Stern (Alteisenhandel), Hanna, Witwe von David Mendel Jahrkauer (lebt vom eigene Vermögen), Aron Frank (Leder- und sonstigen Produktenhandel, seit 1819), Alexander Haim Heim (Wein-, Waren- und Landesproduktenhandel, seit 1820), Feibel Süßmann Strupp (Strub, Kramwarenhandel, seit 1820), Nathan Meyer Pollack (Rauchwarenhandel, seit 1823), Jacob Simon (Metzgerei, seit 1823), Hirsch Simson Levi Simson (Zehngebothandel, seit 1825).     
   
An Einrichtungen der jüdischen Gemeinde gab es eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Elementarschule (bis 1920, danach eine Religionsschule), ein rituelles Bad und seit 1902/03 einen eigenen Friedhof. Zuvor waren die Toten der Gemeinde in Kleinbardorf beigesetzt worden. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war bis 1920 ein jüdischer Elementarlehrer (Volksschullehrer), nach 1920 ein Religionslehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter (Chasan) und Schächter (Schochet) tätig war. Die Stelle wurde bei Neubesetzungen immer wieder ausgeschrieben (siehe unten die Anzeigen aus der Zeitschrift "Der Israelit"). Unter den Lehrern in der Gemeinde waren u.a. Götz Ullmann (1833-1870), Hirsch Goldstein (vermutlich 1873 - 1895), Moses Nußbaum (1895 - 1910), Siegfried Freudenberger (1910 bis nach 1915, vgl. zu ihm bei Thüngen), Gustav Neustädter (1920 - 1924). Letzter jüdischer Lehrer war bis 1935 David Cegla (s.u.).  
      
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Moritz Marx (geb. 5.7.1884 in Maßbach, vor 1914 in Würzburg wohnhaft, gef. 15.5.1915; siehe Bericht zu seinem Tod unten) und Unteroffizier Dr. Max Goldstein (geb. 11.5.1883 in Maßbach, vor 1914 in Ludwigshafen am Rhein wohnhaft, gef. 14.9.1916). Ihre Namen stehen auf dem Kriegerdenkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges in der Neuen Strauße (beim alten Sportplatz bzw. neben einem Autohaus).     
   
Mitte der 1920er-Jahre wurden noch 31 jüdische Gemeindeglieder gezählt (2,3 % von insgesamt 1.350 Einwohnern). Die jüdischen Gemeindevorsteher waren damals Samuel Eberhard, A. Friedmann, F. Heidelberger und A. Frank. Der Religionsunterricht wurde für die noch drei schulpflichtigen jüdischen Kinder von Lehrer Berlinger in Poppenlauer gehalten. Anfang der 1930er-Jahre bildeten den Gemeindevorstand Abraham, Frank und Hermann Heidelberger. Als Lehrer und Kantor war David Cegla tätig (im Schuljahr 1932/33 gab es vier schulpflichtige jüdische Kinder am Ort; Cegla übersiedelte 1935 nach Erez Israel).
 
1933 lebten noch 34 jüdische Personen am Ort. Sie waren in der Folgezeit eine massiven antisemitischen Propaganda und einem heftigen Wirtschaftsboykott ausgesetzt, wodurch die jüdische Gemeinde stark verarmte. Dennoch konnten die jüdischen Viehhändler des Ortes noch in beschränktem Umfang Geschäftsbeziehungen zu Bauern der Umgebung wahrnehmen. Im Oktober 1938 gab es noch zwei jüdische Viehhändler und einen Fellhändler in Maßbach. Den Unterricht der Kinder und die Betreuung der jüdischen Gemeinde in Maßbach wurde seit 1935 von Lehrer Ignatz Popper übernommen (1941 nach Deportation ermordet).  
  
In der Pogromnacht im November 1938 wurde die Synagoge zerstört, jüdische Wohnhäuser wurden verwüstet. Einem Teil der 1933 hier wohnhaften Personen gelang noch die Auswanderung, andere verzogen in andere deutsche Städte. 1942 wurden acht Personen nach Izbica (Lublin) und nach Theresienstadt deportiert. 
   
Von den in Maßbach geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945", ergänzt durch Angaben von Klaus Bub): Irma Adler (1898?), Dorothea (Dora) Eberhardt (1889), Johanna Eberhardt geb. Heumann (1878), Marianne Eberhardt (1881), Bianka Frank geb. Gips (1876), David Frank (1869), Hannchen Frank geb. Haas (1873), Marie Gips geb. Nussbaum (1878), Max Gips (1878), Louis Goldstein (1881), Lina Heidelberger geb. Rossmann (1861), Klara Hirschberg (1892), Betti Kahn geb. Nußbaum (1900), Leo Katzenberger (1873), Max Katzenberger (1878), Rosa Kleemann geb. Simon (1873), Gertrud Ledermann geb. Eberhardt (1913), Rosa Ledermann geb. Katzenberger (1877), Fritz Nussbaum (1902), Otto Nussbaum (1906), Simon Nussbaum (1866), Lehrer Ignatz Popper (1873), Käthe Popper geb. ? (1905), Cilli (Zilli) Rosenberger geb. Eberhardt (1878), Ilse Rosenthal (1910), Rachel (Recha) Rosenthal geb. Katzenberger (1883), Recha Rothschild geb. Nussbaum (1893), Anselm Roßmann (1863), Lina Schäfer geb. Marx (1879), Meta Schwarzenberger geb. Katzenberger (1870), Ida Sonnenberger geb. Katzenberger (1882), Eugen Strauss (1885), Rebekka Strauß geb. Hubert (1862), Moritz Treuhold (1880), Clotilde Weglein geb. Katzenberger (geb. 1869), Sophie Weil geb. Freudenthal (1852), Dina Wolf geb. Strauß (1875). 
 
Anmerkungen: 
- die in der Liste bis November 2012 genannten Jette Frank (1845) und Felix Heidelberger (1866) sind noch in Maßbach gestorben und wurden dort begraben (Hinweis von Klaus Bub). 
- für Lina Schäfer geb. Marx wurde am 23. Mai 2015 in Stuttgart-West ein "Stolperstein" verlegt: Informationen / Verlegungsblatt.   
  
Hinweis: der in der Liste genannte Leo Katzenberger (geb. 1873 in Maßbach) war der langjährige Vorsteher der jüdischen Gemeinde in Nürnberg Lehmann (Leo) Katzenberger, der am 3. Juni 1942 als Opfer der NS-Rassenjustiz nach einem Schauprozess des Sondergerichts Nürnberg schuldlos verurteilt und hingerichtet wurde. Über Leo Katzenberger siehe einen Wikipedia-Artikel zu seiner Biographie sowie Seiten bei der Website "Holocaust-Referenz und das Buch von Christiane Kohl (siehe unten im Literaturverzeichnis).
    
Leo und Claire Film 010.jpg (33634 Byte)Weiterer Hinweis: Über den Film "Leo und Claire" (2001) zur Geschichte von Leo Katzenberger siehe gleichfalls einen Wikipedia-Artikel
    
     
  

   

      
Hinweis auf das DP-Lager im Schloss Maßbach: 1946/47 war im Schloss Maßbach ein Lager für etwa 90 jüdische Überlebende der NS-Zeit eingerichtet ("Displaced Persons"). Es handelte sich um das "Kibbuz Lanegew". Die jüdischen Bewohner des Schlosse Maßbach erhielten landwirtschaftliche Grundkenntnisse im Ackerbau zur Vorbereitung der Auswanderung nach Palästina. 
Weitere Informationen siehe in der Website www.after-the-shoah.org: Seite zu Maßbach
Artikel von Jim G. Tobias: "Als Schloss Maßbach Kibbuz Lanegew hieß" vom 8. Februar 2017: http://www.hagalil.com/2017/02/schloss-massbach/.   
      
      
      
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde     
  

Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Ausschreibungen der Lehrer-, Vorsänger- und Schächterstelle von 1870 und 1920
Die Ausschreibung von 1870 war notwendig nach dem Tod des Lehrers Götz Ullmann, der von 1833 bis 1870 Lehrer in der Gemeinde war. 

Massbach Israelit 20071870.jpg (36853 Byte)Ausschreibung in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Juli 1870: "Offene Religionslehrerstelle. 
Die Religionslehrer-, Vorsänger- und Schächterstelle in Maßbach, Bezirksamt Kissingen, ist erledigt und wird wie folgt ausgeschrieben: 1) der fixe Gehalt beträgt fl. 300. 2) die jährliche Nebeneinkünfte  fl. 50, 3) die Funktion als Schächter  fl. 150. In Summa fl. 500.  nebst freier Wohnung in schönem Wohnhaus mit Nebengebäuden und Garten. Bewerber wollen sich in kürzester Frist an Unterzeichneten wenden.
Der Vorstand. A. L. Freudenthal". 
Die Ausschreibung 1920 erfolgte nach der Aufhebung der jüdischen Elementarschule
Massbach Israelit 15041920.jpg (42510 Byte)Ausschreibung in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. April 1920: "Zufolge Aufhebung unserer Elementarschule bis 1. Mai, wegen zu geringer Kinderzahl, suchen wir einen seminaristisch gebildeten 
Religionslehrer, Schochet und Chasen.
 
Fixum M. 3.000, garantiertes Nebeneinkommen M. 1000. Schönes zweistöckiges Schulhaus (ev. für Pensionäre) mit Gemüsegärtchen. Zeit und Gelegenheit zu Privatunterricht. Gefl. Meldungen an 
Kultusvorstand Samuel Eberhardt. Massbach bei Bad Kissingen."  
Auf die Ausschreibung bewarb sich erfolgreich Gustav Neustädter (siehe unten).

    
Zum Tod des Lehrers Götz Ullmann,  1833 bis 1870 Lehrer in Maßbach  

Massbach Israelit 27071870.jpg (108019 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Juli 1870: "Nekrolog. Maßbach, Bezirksamt Kissingen, 21. Juni 1870. (Aus besonderen Gründen verspätet). Ein unersetzlicher Verlust betraf heute die hiesige israelitische Gemeinde. Unser geliebter Lehrer und More Horaah (= Gesetzeslehrer), Herr Götz Ullmann, welcher 37 Jahre hier fungierte, hat das Zeitliche gesegnet. Seine immensen Kenntnisse, sowohl im Hebräischen, als auch in den profanen Wissenschaften, hätten ihn wohl befähigt, den ersten Rabbinatssitz mit Ehren zu behaupten. Er war jedoch in früheren Jahren durch anhaltende Luftröhrenkrankheiten verhindert, solche Stellen, welche ihm sogar angetragen waren, anzunehmen. Seine großen Kenntnisse erwarb er sich bei Rabbi Wolf Hamburger - seligen Angedenkens - und noch bei verschiedenen Autoritäten damaliger Zeit; seine Universitätsstudien genoss er in Würzburg. Von seinen vielen Zöglingen, welche er auch im Kaufmännischen ausgebildet, sind manche Chefs bedeutender Handlungshäuser. Mit seinem enormen Wissen vereinigte der Selige zugleich strenge Rechtlichkeit, und sein großes Gottvertrauen, seine Ergebenheit in Gottes Willen hielten an bis zum letzten Atemzuge. Von seiner großen Wohltätigkeit, welche im vollen Sinne des Wortes keine Grenzen kannte, zeugte das Wehklagen der christlichen Armen. Die tiefe Trauer derjenigen, welche ihm die letzte Ehre erwiesen - es waren sämtliche Israeliten der Nachbargemeinden, sowie der protestantische Herr Pfarrer mit verschiedenen christlichen Bürgern anwesend - bewies deutlich, dass der Verklärte nicht nur hier, sondern in der ganzen Gegend sehr vermisst wird.
Möge ein würdiger Nachfolger unseren Verlust in Etwas ersetzen. Vollen Ersatz können wir nicht gut bekommen. Ein dankbarer Schüler."

       
Werbung für die jüdische Elementarschule in Maßbach mit einem von Lehrer Nußbaum eingerichteten Pensionat (1905 / 1909)
Die Einrichtung eines solchen Pensionates hatte einen doppelten Zweck. Zum einen konnten im Blick auf die klein gewordene Zahl der Schüler an der jüdischen Elementarschule noch der eine oder andere Schüler von außerhalb gewonnen werden. Zum anderen hatte der Lehrer beziehungsweise die Lehrerfamilie dadurch ein zusätzliches kleines Einkommen.

Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 31. März 1905: "Knabenpensionat Massbach, Unterfranken, gewährt neben tüchtiger Allgemeinbildung gründliche Vorbereitung für den kaufmännischen Beruf. Besondere Unterrichtsfächer: Französische Sprache, kaufmännisches Rechnen, Buchführung, Wechsellehre, Korrespondenz und Stenographie. Eintritt vom 12. Lebensjahre ab. - Beginn des Schuljahres 1. Mai.  Günstige Bedingungen - Beste Referenzen. Lehrer Nussbaum." 
    
Massbach Israelit 11031909.jpg (22494 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. März 1909: "Israelitische Elementarschule mit Pensionat. 
Massbach (Unterfranken). Gründliche Allgemeinbildung, besondere Vorbereitung in allen Handelsfächern. Lehrgang ein- und zweijährige Aufnahme vom 11. Lebensjahre ab. Beste Erfolge. Lehrer Nußbaum."

    
Über Gustav Neustädter (1920-1924 Religionslehrer in Maßbach)
Von 1913 bis 1914 war als Religionslehrer in Cham Gustav Neustädter; zu seiner Biographie https://www.bllv.de/projekte/geschichte-bewahren/erinnerungsarbeit/lehrerbiografien/gustav-neustaedter/ 
Gustav Neustädter ist in Sulzbürg geboren, lernte an der jüdischen Präparandenschule in Höchberg, 1913 Religionslehrerprüfung in Regensburg; 1913-14 Religionslehrer in Cham, 1914 bis 1918 als Soldat im Ersten Weltkrieg, wohnte danach in Adelsdorf; verheiratet seit 1920 mit Paula geb. Bacharach aus Rhina; 1920 bis 1924 Religionslehrer in Maßbach; ab 1924 bis 1938 Religionslehrer, Hilfskantor und Schochet in Bad Kissingen, zuletzt erster Kantor und Lehrer ebd.; 1942 wurden Gustav und Paula Neustädter mit Sohn Ernst nach Izbica deportiert und ermordet
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Zum Tod von Lehrer Moses Nußbaum (1930, Lehrer in Maßbach von 1895 bis 1910)  

Massbach BayrGZ 01101930.jpg (118894 Byte)Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. Oktober 1930: "Moses Nußbaum gestorben. Nach kurzem Krankenlager verstarb vor einigen Wochen unser lieber und treuer Kollege Moses Nußbaum, pensionierter Volksschullehrer, im Alter von 65 Jahren. Er war ein gemütvoller, äußerst strebsamer Kollege, der neun Jahre in Wiesenfeld als Religionslehrer, und fünfzehn Jahre in Maßbach bei Kissingen als Volksschullehrer seine segensreiche Tätigkeit entfaltet hat. Leider haben seine Kräfte den Anforderungen, die er an sich selbst gestellt hat, nicht Stand gehalten, sodass er schon im Jahre 1910 in seinem 45. Lebensjahre in Pension gehen musste. Doch gründete er sich nach überstandener Krankheit in Kissingen mit großer Energie und erstaunlicher Anpassungskraft eine neue Existenz als Kaufmann und verstand es sich neben der Verehrung aller Kreise der Stadt eine dominierende Stellung in seinem Berufe zu erobern. 
An seinem Grabe vereinigte sich eine große Trauergemeinde. Neben den jüdischen Kollegen des Bezirks waren die hiesigen Volksschullehrer sehr zahlreich erschienen, die die Beerdigungsfeier mit einem ergreifenden Grabgesang eröffneten. Nach der tief empfundenen Grabrede des Herrn Rabbiners Dr. S. Bamberger, widmete ihm Ludwig Steinberger warme Abschiedsworte als Freund und Kollege und sprach Dank und Verehrung im Namen des Jüdischen Lehrervereins für Bayern aus. Nach einigen Abschiedsworten des eigenen Bruders, des Herrn Hauptlehrers Nußbaum (Neumarkt), sprach der Vorstand des Bezirkslehrervereins Kissingen im Namen des Bayerischen Lehrervereins herzliche Worte ehrenden Gedenkens. Herr Gustav Neustädter brachte im Namen der Gemeinde Maßbach, die sehr zahlreich am Grabe erschienen war, Verehrung und Dankbarkeit derselben zum Ausdruck. 
Mit Moses Nußbaum ist ein vorbildliches Lehrerleben verhaucht. Sein Andenken wird in unserem Verein hoch in Ehren bleiben."

  
Zum Tod von Adele Nußbaum, Witwe des Lehrers Moses Nußbaum (1937)   

Massbach BayrGZ 15101937.jpg (25934 Byte)Artikel in der Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung vom 15. Oktober 1937: "Persönliches. Am Erew Jaum-Kippur (= 14. September 1937, Vorabend zu Jom Kippur, Versöhnungstag) verschied Frau Adele Nußbaum, die Witwe unseres Vereinsmitgliedes Moses Nußbaum seligen Angedenkens, Lehrers in Maßbach. Auch an dieser Stelle sei den Kindern der verstorbenen geschätzten Frau herzliches Beileid zum Ausdruck gebracht."

  
Lehrer Cegla übersiedelt nach Erez Israel (1935) 

Massbach Israelit 07021935.jpg (61653 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Februar 1935: "Maßbach (Ufr.), 3. Februar (1935). Lehrer David Cegla ist in Erfüllung eines lang gehegten Wunsches Anfang des Monats nach Erze Israel übergesiedelt, wo bereits zwei seiner Söhne wohnen. Cegla war wegen seines freundlichen und zuvorkommenden Wesens sowie durch seine Hilfsbereitschaft allgemein geschätzt. Besondere Hochachtung genoss er wegen seiner Frömmigkeit und seines bedeutenden talmudischen Wissens, weshalb er von dem verstorbenen Kissinger Raw - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen - mit dem Chower-Titel ausgezeichnet wurde. In einer ergreifenden Abschiedsrede verabschiedete er sich von seiner Gemeinde, die ihm Dank für seine segensreiche Tätigkeit aussprach."

  
Lehrer i.R. Ignatz Popper aus Leer übernimmt die Religionslehrerstelle in Maßbach (1935)
    
Anmerkung: Lehrer Ignatz Popper (geb. 25.1.1873 in Ahrensburg) war bis 1935 Lehrer und Kantor an der jüdischen Volksschule und in der Gemeinde in Leer / Ostfriesland (zuvor in Weener); er war verheiratet mit Nanette geb. Marx (geb. 1881 in Oberdorf); nach seiner Zurruhesetzung übernahm Lehrer Popper noch einige Zeit den Unterricht und die Betreuung der Gemeinde in Maßbach; am 22. November 1941 ist das Ehepaar Popper von Frankfurt aus nach Kowno (Kauen) deportiert und dort wenige Tage später ermordet worden. Die beiden Töchter Käthe (geb. 1905 in Lingen) sowie Lea (geb. 1908 in Weener) wurden gleichfalls von Frankfurt aus deportiert. Der einzige Überlebende der Familie, Sohn Alfred (geb. 1911 in Weener) hat 1938 noch in die USA emigrieren können (gest. 1992 in Falmouth, Maine, USA).       

Mitteilungen in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Juni 1935: "Stellenbesetzungen: Der Lehrer Hermann Rosental, bisher in Frankfurt am Main, wurde nach Neumarkt, der Schulamtsbewerber Färber nach Rockenhausen berufen. - Der pensionierte Volksschullehrer Popper in Leer übernahm die Religionslehrerstelle in Maßbach."      

  
   
  
Über jüdische Talmud-Tora-Schulen im 18. Jahrhundert - in Burgpreppach und Maßbach werden 1766 Schulen gegründet  
Bericht von 1938 (!) von Bezirksrabbiner (in Burgpreppach) Saul Munk    

Burgpreppach Israelit 21071938.jpg (255172 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Juli 1938: "'Talmud-Tauroh limdinas Grabfeld'. Von Bezirksrabbiner Saul Munk in Burgpreppach. 
Am nördlichen Ende Bayerns, südlich der Rhön, streckt sich eine Ebene hin, die den Namen Grabfeld führt. Vor Jahrhunderten schon bestanden dort zahlreiche jüdische Gemeinden. Einen Mittelpunkt unter ihnen bildete schon früh die Gemeinde in Burgpreppach. Schwer ist es, den Entstehungszeitpunkt dieser Gemeinde festzustellen. Er soll in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges, oder auch noch früher, liegen. Einen Anhaltspunkt dafür gibt der traditionelle Fasttag der Gemeinde am Vortrag des Rausch Chaudesch Siwan, von dessen Ursprung nur noch bekannt ist, dass ein Überfall bewaffneter Scharen der Gemeinde drohte, und dass mit Hilfe der Schlossherrschaft diese Gefahr gebannt wurde.    
Die älteste – uns bekannte – Urkunde teilt mit, dass die Schlossherrschaft den Juden Burgpreppachs im Jahre 1681 ein Gebäude als 'Schul' (Synagoge) zur Verfügung stellt, weil 'ihnen die Schul ziemlich eng wurde'. Ein weiteres Datum ergibt sich aus dem Akrostichon an der Ostwand der jetzigen Synagoge, welches das Datum des Jahres 5524 = 1764 ergibt. Eine andere Urkunde gibt bekannt, dass der Friedhof im Jahre 1706 angelegt wurde.     
Die Gemeinden des Grabfeldes zeigen besonders beispielhaft, wie die Pflege des Torastudiums als vornehmste Aufgabe der jüdischen Öffentlichkeit betrachtet wurde. Wir besitzen ein Protokoll, das in Burgpreppach aufgenommen wurde, und dessen Datum die Jahreszahl 5526 = 1766 aufweist. Die Beschlüsse einer Versammlung vom 24. Tammus des genannten Jahres sind da mit folgender Einleitung verzeichnet:    
'An den oben bezeichneten Tage versammelten sich hier in Burgpreppach Angehörige der ganzen Landschaft zur Gründung von Thoraschulen in unserer Gegend. Es wurde ein Verein (Chewroh) gegründet. An die Spitze desselben wurden 18 Männer gestellt; aus diesen wurden wieder drei Oberbeamte gewählt (Obergabboim), und zwar …. (folgen Namen). Aus der Menge der angemeldeten Schüler wurden die würdigsten und fähigsten ausgewählt. Es wurden für diese zwei tüchtige Lehrer bestellt. Nach dem augenblicklichen Bedürfnisse wurden zunächst zwei Tora-Schulen gegründet, die eine am hiesigen Platze, die andere in Maßbach'.     
Das Protokoll enthält weitere Angaben über die Verteilung der Schüler auf die beiden Anstalten, über die Finanzierung des Unternehmens durch Anlage eines Grundfonds, über die Verwaltung der Gelder, über die Verewigung der Namen der Spender usw.  Der Stiftung wird der Name 'Talmud-Thauro limdinas Grabfeld' gegeben.    
Im Laufe der Jahre ist der materielle Bestand dieser Stiftung ziemlich bedeutungslos geworden. Die Zinsen reichten bald nicht mehr zur Erfüllung der Aufgabe aus. Ein kleiner, materiell unbedeutender Rest hat sich aber über Krieg und Inflation hinweg erhalten und besteht heute noch als 'Grabfelder Judenlandschaftsschulstiftung'.   
In Burgpreppach aber ist die Idee, die der Stiftung zugrunde liegt, seit ihrer Begründung hoch gehalten worden. Reichten die Zinsen der Stiftung zur Erhaltung einer Schule nicht mehr aus, so flossen reichlich Spenden, um die Tora-Schule oder eine Lernstätte zu unterhalten. So dürften seit dem Jahre 1766 fast ununterbrochen in Burgpreppach jüdische Kinder und Jünglinge 'Thora' gelernt haben, sei es in zu diesem Zwecke gegründeten Schulen, sei es als Schüler der dort amtierenden Rabbiner.    
Die letzte Schulgründung erfolgt im Jahre 1875 durch den verewigten Distriktsrabbiner Abraham Hirsch seligen Andenkens. Damals wurde zur Erhaltung der Schule ein besonderer Verein gegründet, der heute noch bestehende 'Talmud-Thora-Verein'. Nach den Satzungen des Vereins sollte die Schule 'gründliches, jüdisches Wissen, innige, gediegene Religiosität, in Verbindung mit wahrer edler Bildung' verbreiten.   Die Schule hatte jeweils die Form angenommen, die den Zeitbedürfnissen und Zeitverhältnissen entsprach. Jahrzehntelang war es eine Präparandenschule, durch die viele nachmalige Lehrer in Deutschland gegangen sind. Später wurde eine Bürgerschule angegliedert. Als Bürgerschule hat sich die Anstalt bis zu ihrer Schließung im Frühjahr 1938 erhalten. Mag die Tora-Schule in Burgpreppach nur ein winziges Element in der großen Zahl jüdischer Schulen Deutschlands gewesen sein, so dürfte doch dieses Flämmchen jüdischer Lehre, das dort 172 Jahre lang brannte, es verdienen, durch diese Zeilen ganz der Vergessenheit entrissen zu werden."

  
  
Das "Israelitische Unterrichts-Institut" zum Vorbereitung auf gewerbliche und kaufmännische Berufe (1886)
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es in Maßbach ein solches "Unterrichts-Institut". Die Werbung hierfür in der in ganz Deutschland gelesenen orthodox-jüdischen Zeitschrift "Der Israelit" zeigt eine gewisse überregionale Bedeutung der Einrichtung an. Bereits Lehrer Götz Ullmann (gest. 1870, s.u.) bildete Schüler in Maßbach für kaufmännische Berufe aus. Das Unterrichts-Institut könnte auf ihn zurückgehen. 
Bei dem unterzeichnenden Lehrer H. Goldstein handelt es sich um Hirsch Goldstein (geb. 1854 in Bischwind, gest. 1929 in Würzburg), der von 1895 bis zu seiner Pensionierung 1913 Lehrer in Heidingsfeld war. Er war zeitweise Vorsitzender des Israelitischen Lehrervereins für Bayern. In Maßbach hat er geheiratet (Regina geb. Marx, geb. 1858 Maßbach, gest. 1925 Würzburg), mit der er drei in Maßbach geborene Kinder hatte (Louis (geb. 1881), Alfred (geb. 1882), Max (geb. 1883).  

Massbach Israelit 17031884.jpg (45221 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. März 1884: "Vorbereitung zum Lehr- und Kaufmannsfache, Unterricht in fremden Sprachen, Buchführung, kaufmännische Korrespondenz etc. bei H. Goldstein, Maßbach bei Kissingen. Referenzen erteilen gütigst die Herren Rabbiner zu Kissingen und Würzburg, sowie die Herren Lehrer des israelitischen Seminars zu Würzburg." 
    
Massbach Israelit 08041886.jpg (21291 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. April 1886: "Unterrichts-Institut Maßbach bei Bad Kissingen. Gründliche Vorbereitung zum gewerblichen und kaufmännischen Beruf. Beginn des Semesters 2. Mai. Näheres durch den Vorstand H. Goldstein".  
    
Massbach Israelit 06091886.jpg (29692 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. September 1886: "Israelitisches Unterrichts-Institut Massbach bei Bad Kissingen. Gründliche Vorbereitung zum sofortigen Übertritt in bürgerlichen und kaufmännischen Beruf. Billige und gute Pension. Beginn des Semesters 27. Oktober. Näheres durch H. Goldstein, Vorstand." 

     
     
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
Zum Tod von Louis David Katzenberger (1904)  
Zur Familiengeschichte siehe mehr unten bei Weitere Dokumente.   

Massbach Israelit 24111904.jpg (130502 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. November 1904: "Maßbach, 21. November (1904). Die frühe Morgenstunde des Schabbat wejeze (Schabbat mit der Toralesung 'und es ging hinaus', 19. November 1904) brachte des Erklärers sinniges Wort zum ersten Verse des Wochenabschnittes 'du gingst als Gerechter hinaus von diesem Ort in das Land des Wohlgefallens'  uns in erschütternder Weise zum Bewusstsein. 
Unser Herr Louis David Katzenberger - Herr Jehuda Sohn des David HaKohen, des Gelehrten dieser Gemeinde - ist im 66. Lebensjahre nach einwöchentlichem Krankenlager verschieden und hat dahingenommen der Gattin Krone, der Familie Glanz, unserer Gemeinde Zierde. Allgemein und tief ist die Trauer um den Verstorbenen, der, mit allen Vorzügen des Geistes geschmückt, mit einem Herzen voll reinster Menschenliebe begabt und mit tatkräftigem Willen ausgerüstet, eine gar seltene Blüte am Baume edlen Menschentums gewesen.  
Echte Religiosität und unvergleichliche Wohltätigkeit, die niemals, aber auch niemals des Gebens müde wurde, sonnige Heiterkeit, die Frucht wahrer Bildung und innigen Gottvertrauens, waren seines Wesens uneigne Züge.
Schon seit seinen Jünglingsjahren hatte er an allen die Gemeinde berührenden Angelegenheiten tätigen Anteil genommen und jederzeit stand er in vorderster Reihe, wenn es galt, Gutes und Bleibendes zu schaffen. Jahrzehnte gehörte er der Verwaltung an, 30 Jahre fungierte er als Baal tekoa (Schofarbläser an den Hohen Feiertagen) und wohl 45 Jahre, zuletzt noch am verflossenen Jom Kippur (Versöhnungstag), versah er an den hohen Feiertagen das Vorbeteramt. Welche Weihe umfloss ihn, wenn er als Sch'tz (Vorbeter) dastand oder als  Kohen (aus dem Priestergeschlecht Stammender) in Mitten seiner Söhne an den Festtagen den Priestersegen sprach!
Kein Wunder, dass mit der gebeugten, dem Verstorbenen in allem ebenbürtigen Gattin, mit der Familie die ganze Gemeinde aufs tiefste ergriffen ist! Diesen Gefühlen der Trauer gaben bei der am Sonntag unter großer Beteiligung stattgehabten Beerdigung Herr Distriktsrabbiner Bamberger - Bad Kissingen, Herr Lehrer Nußbaum hier und Herr Lehrer Goldstein - Heidingsfeld, früher hier, beredten Ausdruck. Wir aber schließen mit sinnigen Wunsch: 'Er macht verschwinden den Tod für immer, und es löscht Gott, der Herr die Träne von jeglichem Angesicht' (Jesaja 25,8)". 

  
Zum Tod von Fanny Marx, Ehefrau von M. A. Marx (1915)

Massbach Israelit 11021915.jpg (86911 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Februar 1915: "Maßbach (Unterfranken), 8. Februar (1915). Unter großer Beteiligung von nah und fern wurde hier Frau Fanny Marx zur ewigen Ruhe bestattet. Mit ihr ist eine wackere Frau in des Wortes schönster Bedeutung ins Grab gesunken. Der nun vereinsamte Gatte, Herr M.A. Marx, tief im Sterbezimmer mit tränenerstickter Stimme der so jäh Dahingeschiedenen heiße Worte des Dankes für die ihm in 38jähriger Ehe erwiesene Treue und Liebe nach, mit dem Hinweis, dass der jüngste Sohn in den Schützengräben Nordfrankreichs in dieser Stunde noch keine Ahnung habe von dem schweren Verlust, der die ganze Familie betroffen hat. Unter Anlehnung an den Wochenabschnitt schilderte Herr Hauptlehrer Freudenberger von hier die wahre Frömmigkeit, die Friedensliebe, die Mildtätigkeit, die Bescheidenheit und die häuslichen Tugenden der Verstorbenen. Im Namen der Familie widmete Herr Hauptlehrer Marx aus Gunzenhausen der geliebten Schwägerin einen ehrenden Nachruf. Ihr Andenken bleibt ein gesegnetes. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."   

   
Zum Soldatentod von Moritz Marx (1915)  

Massbach Israelit 17061915.jpg (168431 Byte) Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Juni 1915: "Maßbach (Unterfranken), 15. Juni (1915). Nunmehr hat auch in der hiesigen jüdischen Gemeinde der schreckliche Krieg ein schweres Opfer gefordert, das umso schmerzlicher berührt, als dadurch einem auch für das Wohl der Gesamtheit vielversprechenden jungen Leben so unerwartet rasch ein Ziel gesteckt wurde. Moritz Marx, Sohn des in weiten Kreisen bekannten Herrn M. A. Marx dahier, rückte am 11. Mai voll Gottvertrauen und Zuversicht nach dem Westen ab und schon am darauf folgenden Heiligen Schabbat wurde er im Schützengraben von einer feindlichen Granate tödlich getroffen. In ein Einzelgrab gebettet wurde er von dem Leutnant Krämer, einem pfälzischen Lehrer, mit einem Grabstein verstehen, doch soll die Überführung, wenn von militärischer Seite kein Hindernis entgegensteht, in die Heimat und in ein jüdisches Grab geschehen. Des Heimgegangenen stetes Streben war, dem mustergültigen Vorbilde im elterlichen Hause gemäß sein Leben zu gestalten und dieses mit den Vorschriften unserer heiligen Tora in Einklang zu bringen. In seiner Militärzeit ertrug er öfters lieber Entbehrungen als etwas Verbotenes zu genießen. Mit guten Stimmmitteln begabt, hat er besonders an den Ehrfurchtgebietenden Tagen verschiedene Gemeinden durch seinen Vortrag erbaut (sc. er übernahm zwischen Neujahr und Jom Kippur im Herbst Vertretungsdienste als ehrenamtlicher Vorbeter). Als charaktervoller junger Mann, voller Herzensgüte und Hilfsbereitschaft gegen jedermann, fand er überall Achtung und Wertschätzung.   
Sein früher Tod hat viele Hoffnungen zerstört, namentlich bei seinem Vater, der in ihm eine zuverlässige Stütze und einen verständnisvollen Mitarbeiter im Berufe, der zur späteren Übernahme des langbestehenden Geschäftes bestimmt war, verloren hat. In Verwandten- und Freundeskreis wird das Andenken unseres Moritz Marx ein dauerndes und gesegnetes sein. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."  

   
Zum Tod von Heinrich Simon (1923) 

Massbach Israelit 08021923.jpg (50425 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Februar 1923: "Moßbach (= Maßbach, 31. Januar (1923). Unter sehr großer Beteiligung der hiesigen Kultusgemeinde und Ortsbevölkerung, sowie einer stattlichen Anzahl auswärtiger Freunde wurde heute unser ältestes Gemeindemitglied Heinrich Simon zu Grabe gebracht. Ein Mann von echt-jüdischer Frömmigkeit, mit einem bescheidenen Sinn und vornehmer Denkungsart ist mit ihm in das Reich der Ewigkeit gegangen. Bei der Beerdigung hob Herr Lehrer Neustädter die Verdienste des Verstorbenen hervor und ermahnte die jüngere Generation, dem frommen Beispiele des 80jährigen zu folgen und ebenso eifrig im Besuche des Gottesdienstes zu sein, wie es der Senior der Gemeinde bis fast zu seinem Ende gewesen. Mit Simon ist einer der letzten alten Schlages einer weit bekannten und echtjüdischen Gemeinde dahingegangen, was einen bemerkbaren Verlust für das gesamte Judentum bedeutet. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens".    

       
Max A. Marx erhält den Chower-Titel (1921)

Massbach Israelit 24031921.jpg (15537 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. März 1921: "Maßbach, 20. März. Herrn Max A. Marx ist in Anbetracht seiner mannigfachen Verdienste vom Rabbinate Kissingen der Chower-Titel erteilt worden."     

   
Zum 70. Geburtstag von Max A. Marx (1922)  

Massbach Israelit 31081922.jpg (60838 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. August 1922: "Maßbach, 27. August (1922). Vorige Woche feierte Herr M. A. Marx in voller Rüstigkeit und Arbeitsfreude seinen 70. Geburtstag. Herr Marx ist dank seiner steten Pflichttreue und seines unbedingten Festhaltens an den Lehrern von unserer heiligen Tora seiner, wenn auch kleinen Gemeinde, ein echt jüdisches Vorbild in althergebrachtem Sinne. Er ist auch darüber hinaus eifriger Förderer edler Bestrebungen und hat es verstanden, durch seine Gewissenhaftigkeit sich großes Ansehen und Verehrung auch bei den nichtjüdischen Mitbürgern zu erwerben. Als Mohel (Beschneider) genießt Herr Marx einen Ruf über sein Bayernland hinaus. Möge es dem Jubilar vergönnt sein, noch recht lange in unserer Gemeinde zu wirken." 
 
Massbach Israelit 28091922.jpg (153135 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. September 1922: "Maßbach (Unterfranken), 17. September (1922). Am Freitag, den 1. September, feierte Herr M. A. Marx dahier, ein in den orthodoxen Kreisen ganz Deutschlands nicht unbekannter Mann, seinen 70. Geburtstag. Herr Marx ist Inhaber einer Metzgerei und eines Wurstwarenversandgeschäftes und überzeugter Jehudi. Das Kissinger Rabbinat würdigte seine Verdienste um die religiösen und profanen Institutionen der Gemeinde, des Distrikts und der gesamten Judenheit durch Verleihung des Chawer-Titels. Herr Marx ist Ausschussmitglied des bayerischen Rates und diverser anderer Vereinigungen zur Förderung und Erhaltung des traditionellen Judentums. Seit jungen Jahren übt er die Funktionen eines Mohels (Beschneiders) unentgeltlich aus. Entbehrungen vieler Art war er dadurch ausgesetzt, aber er scheute Wind und Wetter nicht, Verluste pekuniärer und ideeller Art, um diese Mizwoh (göttliche Weisung) zu erfüllen. Wohl 600 oder noch mehr Knaben wurden von ihm in Abrahams Bund eingeführt. Seit fünf Jahrzehnten versieht er unentgeltlich das Amt eines Chasan (ehrenamtlichen Vorbeters) an den ehrfurchtgebietenden Tagen in prachtvollster Weise, ebenso das Amt eines Bal-Tokeah (Schofarbläsers). Als infolge der geringen Kinderzahl die bayerische Regierung die bestehende Elementarschule aufhob, war er es, der unermüdlich dafür sorgte, dass Maßbach nicht ohne jüdische Lehrer blieb. Die Anlegung eines Friedhofes in Maßbach ist sein Verdienst. Prüfungen mancher Art waren ihm auferlegt. Sein unerschütterliches Gottvertrauen ließ ihn göttliche Fügung hinnehmen und hielt ihn aufrecht. Möge es dem Jubilar vergönnt sein, noch viele Jahre in gleich geistiger und körperlicher Frische wie heute im Kreise seiner Enkel zum Segen seiner Familie, der Interessen der jüdischen Gemeinde Maßbach und des Distrikts und der gesamten Judenheit zu verbringen."

     
Zum Tod von Babette Roßmann (1923)  

Massbach Israelit 14061923.jpg (76472 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Juni 1923: "Maßbach, 8. Juni (1923). Unter zahlreicher Beteiligung wurde am 7. dieses Monats Fräulein Babette Roßmann zu Grabe getragen. Der elterlichen Erziehung und den Grundsätzen der Religion treubleibend hielt sie mit besonderer Gewissenhaftigkeit auf die Ausübung aller Mizwaus (Gebote). Ein reiches jüdisches und profanes Wissen befähigte sie zu guten Ratschlägen und einer angenehmen Gesellschafterin, wodurch sie sich die Hochachtung und Freundschaft eines großen Kreises erwarb. Ihr mustergültiges, friedliches Leben im Hause ihrer hier verheirateten Schwester schilderte Lehrer Neustädter als ganz besonders rühmenswerte Charaktereigenschaften der Verstorbenen. Möge uns ihr Verdienst beistehen. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."

       
Zum Tod von M. A. Marx - langjähriger Gemeindevorsteher, Beschneider u.a.m. (1924)
vgl. unten Anzeige aus seinem Gewerbebetrieb 1893  

Massbach Israelit 13031924.jpg (55438 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. März 1924: "Maßbach, 6. März (1924). Einen  unersetzlichen Verlust erleidet die hiesige Kultusgemeinde durch den Heimatgang ihres langjährigen früheren Vorstandes, Herrn M.A. Marx. Im echt jüdischen Elternhause nach den alten Traditionen erzogen, hielt er mit peinlicher Gewissenhaftigkeit alle Mizwot (Gebote) und war er stets bestrebt, seine Kinder in gleichem Sinne zu erziehen. Seine freie Zeit - nach des Tages schwerer Arbeit - benützte er schon in Jugendjahren zur Vertiefung in die jüdischen und profanen Wissenschaften und so konnte er - ein Fall, der wohl selten dastehen dürfte - als jüdischer Metzger schön im jüdischen Schrifttum lernen. Als Chasan (Vorbeter, oder sollte hier wegen dem Nachfolgenden besser Mohel stehen = Beschneider?) ist Herr Marx in weitesten Kreisen bekannt. 607 Knaben sind von ihm in den Heiligen Bund eingeführt. Sein Sinn für Wohltätigkeit dürfte einzig dastehen. Die hiesige Gemeinde, für deren Erhaltung er bis zu seinem Ende bestrebt war, verdankt seinen Bemühungen ihre sämtlichen, der Neuzeit entsprechenden, gut erhaltenen Institutionen, sodass ihm aus Anerkennung seiner Verdienste vor zwei Jahren der Chawer-Titel zuerkannt wurde."
Massbach Israelit 06031924.jpg (27421 Byte)  
Todesanzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. März 1924: "Nach langem schweren Leiden wurde uns unser innigstgeliebter Vater, Schwiegervater, Großvater, Bruder, Schwager und Onkel Herr M.A. Max heute Nacht durch den Tod entrissen.  Massbach (Unterfranken), 4. März 1924. Die tieftrauernden Hinterbliebenen". 

 
Jubiläum des Fleisch- und Wurstwarengeschäftes von Max A. Marx (1927)  

Massbach Israelit 30061927.jpg (36722 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Juni 1927: "Maßbach (Unterfranken), 14. Juni (1927). Ein seltenes Jubiläum konnte am 11. Juni dieses Jahres das Fleisch- und Wurstwarengeschäft M.A. Marx in Maßbach begehen. Laut vorhandener amtlicher Urkunde vom 11. Juni 1827 erhielt der Großvater des jetzigen Inhabers an diesem Tage die Konzession zur Ausübung des Metzgergewerbes in Maßbach."  

     
Zum Tod von Jeanette Strupp geb. Eisemann (gest. 1928 in Brückenau) 

Bad Brueckenau Israelit 07061928.jpg (73650 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Juni 1928: "Brückenau, 20. Mai (1928). Nach kaum vollendetem fünfundsiebzigsten Lebensjahre verschied hier Frau Jeanette Strupp geb. Eisemann. Von ihrem Geburtsort Maßbach (Ufr.), woselbst die schlichte, anspruchslose, stets pflichttreue Frau ein echt jüdisches Haus gründete, siedelte sie in unsere Gemeinde über, die ihr zur zweiten Heimat wurde. Wechselvoll zwar war ihr Lebensschicksal, doch ihr Gottvertrauen hielt sie stets aufrecht. Nun hat ihr arbeitsreiches Leben, das nicht nur zahlenmäßig, sondern mehr dem Inhalt nach ihm Sinne der 'sieben vollen Wochen' (3. Mose 23,15) bezeichnet werden darf, einen sanften Abschluss gefunden. Nicht nur im Kreise ihrer Familie, auch in unserer Gemeinde wird ihr Andenken ein gesegnetes bleiben. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." 

 
Zum Tod von Felix Heidelberger (1935)  

Massbach Israelit 27061935.jpg (33762 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Juni 1935: "Maßbach (Unterfranken), 13. Juni (1935). Vor kurzem starb hier Felix Heidelberger im 69. Lebensjahre. Mit ihm ist ein frommer, guter Jehudi dahingegangen, der seine Kinder in Gemeinschaft mit seiner gleichgesinnten Gattin zu bewussten Juden erzogen hat. - Am Grabe zeichneten Herr Hauptlehrer Popper, sowie Herr Kantor Neustädter, Bad Kissingen, das Lebensbild des Dahingegangenen. Die große Beteiligung bei der Bestattung zeugte von seinem guten Namen bei all seinen Bekannten. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."   

    
       
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Einzelpersonen
  

Der Toraschreiber (Sofer) B. Federlein zieht nach Schweinfurt (1867)  

Massbach Israelit 02011867.jpg (31281 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Januar 1867: "Ich zeige hiermit an, dass ich nicht mehr in Maßbach, sondern in Schweinfurt, Brückengasse Nr. 92, wohne und sind beständig Ritualien aller Art (Tefillot, Machsorim, Chamuschim, Talitim, Tefillin und Messusot) vorrätig bei mir zu haben. B. Federlein, Sofer (Toraschreiber)."  

    
Anzeigen der Metzgerei M. A. Marx (1893 / 1903)  

Massbach Israelit 09031893.jpg (24627 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. März 1893: "Koscher. M. A. Marx, Maßbach, Unterfranken offeriert Koch- und Servelatwurst, Rauch- und Pökelfleisch, ger. Zungen in bekannter Güte zu billigsten Preisen. Versand gegen Nachnahme. Referenz Ihre Erwürden die Herren Rabbiner Bamberger in Bad Kissingen, Buttenwieser in Straßburg im Elsass."  
vgl. unten Nachruf zum Tod von M.A. Marx 1924.  
  
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Juni 1903: "Lehrling
Sohn religiöser Eltern, zum sofortigen Eintritt gesucht. 
M.A. Marx,
Metzgerei und Wurstwaren, Maßbach (Unterfranken)."    

     
Anzeigen der Bäckerei Samuel Eberhardt (1900 / 1901 / 1903 / 1906)  

Massbach Israelit 11061900.jpg (33762 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Juni 1900: "Suche für meine Samstags und Feiertage geschlossene Bäckerei einen Gesellen
Samuel Eberhardt jun., Massbach, Bayern."  
    
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. Mai 1901: Suche für meine an Samstagen und Feiertagen geschlossene Bäckerei für nach Pfingsten einen Gesellen. S. Eberhardt junior, Maßbach (Unterfranken)."  
  
Massbach Israelit 02021903.jpg (31591 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Februar 1903: "Suche zum sofortigen Eintritt, oder für sogleich nach Ostern einen Bäckergesellen. 
S. Eberhardt
, Maßbach, Unterfranken." 
   
Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 23. März 1906: "Suche für gleich nach Ostern einen Gesellen. Samstags geschlossen. Samuel Eberhardt, Bäckerei, Massbach in Unterfranken."    

           
Anzeige der Metzgerei M. A. Marx, Inh. A. Friedmann (1924)

Massbach Israelit 17041924.jpg (38070 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. April 1924: "Kräftiger Lehrling 
von achtbaren Eltern per sofort gesucht. Schabbat und Feiertag streng geschlossen. 
M.A. Marx, Inh. A. Friedmann, Metzgerei und Wurtwaren, Maßbach i.Ufr."

   
Heiratsanzeige für Adolf Schäfer und Lina geb. Marx (1925)  

Massbach Israelit 08041925.jpg (27350 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. April 1925: "Adolf Schäfer und Lina Schäfer geb. Marx. 
Vermählte. 
Stuttgart - Reinsburgstr. 110 III und Massbach - Unterfranken. 7. Mai 1925."  
Weitere Informationen zur Geschichte von Adolf und Lina Schäfer siehe Verlegungsblatt der Stolperstein-Initiative Stuttgart-West.  

      
Geburtsanzeige von Fanny und Marga Friedmann (1925)  

Massbach Israelit 12021925.jpg (40506 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Februar 1925: "Gott sei gepriesen.  Fanny-Marga
Die glückliche Geburt zwei gesunder Mädels zeigen dankerfüllt an 
Adolf Friedmann und Frau Dora geb. Marx
Massbach (Unterfranken), 9. Februar 1925 - 15. Schewat 5685."  

       
      
Weitere Dokumente 
(Postkarte Katzenberger aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim / Ries; Erläuterungen auf Grund der Recherchen von P. K. Müller)  

 Postkarte von 
Louis David Katzenberger (1878) 
 
Massbach Dok1309.jpg (305807 Byte) Massbach Dok1309a.jpg (165956 Byte)
Die (bayerische) Postkarte mit geschäftlichem Inhalt wurde am 10. Januar 1878 versandt von Louis David Katzenberger aus Massbach nach Langensalza an Herrn C. Graeser's Witwe & Sohn (Baumwollweberei - Baumwollprodukte). L. D. Katzenberger fordert eine Preisliste der Fabrikate der Firma an.
 
Zur Familiengeschichte: Louis David Katzenberger (geb. 30. Juni 1838 in Maßbach; gest. 1904, siehe Bericht oben; Grab im jüdischen Friedhof Maßbach), war seit Dezember 1867 verheiratet mit Helene geb. Adelberg (auch: Adelburg; geb. 14. Juni 1846 in Aschbach, gest. 1933 in Schweinfurt; Grab im jüdischen Friedhof in Maßbach. Das Ehepaar hatte 13 Kinder, von denen vier oder fünf bereits im frühen Kindesalter starben: 
? Hulka ? (geb. 19. Oktober 1871, war das dritte Kind und starb bereits 20. März 1872), Hannchen (geb. 18. Januar 1880, war das achte Kind und starb bereits am 24. Juli 1880),  Hugo (geb. am 20. April 1885, war das zwölfte Kind und starb am 17. März 1890), Elsa (geb. am 25. Oktober 1888, war das dreizehnte Kind und starb am 17. März 1890), Samson (geb. 18. Januar 1880, kam zusammen mit Hannchen zur Welt, weitere Informationen fehlen).
Die weiteren acht Kinder erlebten alle noch den Nationalsozialismus, sieben davon wurden Opfer des Holocaust.
Clothilde, die Älteste, geboren am 1. Juli 1869 in Maßbach - Todestag, 17. Mai 1942 in Theresienstadt.
Meta, geboren am 5. Juni 1870 in Maßbach - Todestag, 14. Mai 1943 in Theresienstadt.
Leo (Lehmann), geboren am 25. November 1873 in Maßbach - Todestag, 3. Juni 1942 in München (siehe weitere Informationen oben aus dieser Zeit beziehungsweise direkt http://de.wikipedia.org/wiki/Leo_Katzenberger).
Rosa, geboren am 24. April 1877 in Maßbach - Todesjahr 1942, in Izbica, Durchgangslager bei Lublin.
Max, geboren am 8. Oktober 1878 in Maßbach - Todesjahr 1942, Todeslager Belzec.
Ida, geboren am 10. Januar 1882 -  Todesjahr 1942.
Recha, geboren 25. Juli 1883 in Maßbach - Todesdatum: Mai 1942 in Izbica.
Nur David, geboren am 11. Februar 1875 in Maßbach, deportiert nach Theresienstadt am 10. September 1942 überlebte Theresienstadt und wanderte 1946 nach Palästina aus.
Leo Katzenberger´s Frau Claire wurde zusammen mit ihrem Schwager Max Katzenberger und dessen Frau Claire am 24. März 1942 nach Izbica bei Lublin transportiert.
vgl. Quellenhttp://www.histvereinwor.de/pdf2012/hvw_oase_schweinfurt_rosenthal.pdf 
http://www.geocities.ws/meira_freimann/fam00010.html 
http://de.wikipedia.org/wiki/Leo_Katzenberger    
http://www.ns-archiv.de/system/justiz/katzenberger.php    
 
   
Über den Gründer der Enzianbrennerei "L. Eberhardt" in München  
Massbach Muenchen Enzianbrennerei 010.jpg (103279 Byte) Der Gründer der Enzianbrennerei "L. Eberhardt" ("Blaukranz-Enzian") war der in Maßbach geborene Lazarus Eberhardt. Er ist 1849 in Maßbach als achtes von insgesamt neun Kindern des Handelsmannes Alexander Eberhardt und seiner Frau Marianne geb. Rosenstein geboren. Lazarus Eberhardt war verheiratet mit Cäcilie geb. Klopfer aus Hürben. Die beiden lebten in München, wo Lazarus 1879 die Enzianbrennerei "L. Eberhardt" gründete, die später zur bedeutendsten Enziandestillerie in Deutschland wurde. Nach dem Tod von Lazarus Eberhardt 1902 übernahm sein Sohn Sigmund Eberhardt (verheiratet mit Gretchen geb. Fleischmann aus Marktbreit) das Geschäft. In der NS-Zeit wurde die Firma "arisiert" und weit unter ihrem tatsächlichen Wert im Mai 1938 an Franz Weiss verkauft. Im Zuge des Restitutionsverfahrens nach 1945 war die Firma 1950 bis 1952 nochmals im Besitz von Sigmund Eberhardt (gestorben 1957 in Forest Hills, USA). 
Siehe Beitrag von Joseph Maran in der "Jüdischen Allgemeinen vom 15. Mai 2014:: "'Bayerns berühmte Marke'. Der erfolgreichste Produzent des Enzianschnaps war Juden..." 
Link zum Artikel     
 
 

        
       
       
Zur Geschichte der Synagoge        
    
Eine Synagoge bzw. eine Betstube war spätestens seit der Zeit um 1700 vorhanden. Zunächst war eine solche Betstube in einem Haus eingerichtet, das dem Barthel Hunefeldt gehörte. Dann konnte ein Betsaal in dem kleinen Schloss (Eisenachisches Leben) eingerichtet werden. Kurz vor 1716 wurde eine neue Synagoge erbaut. Aus diesem Jahr ist ein Dokument erhalten, in dem über nähere Umstände zum Bau des Gotteshauses berichtet wird: die Herren von Rosenbach hätten das Bauholz gegeben hatten, das Gebäude selbst wurde jedoch auf fürstlich Sachsen-Eisenachischem Grundstück erbaut. 1747 brannte die Synagoge ab. Trotz des Protestes des evangelischen Pfarrers wurde sie wieder aufgebaut.    
  
Um 1860 ist die Synagoge umfassend renoviert wurden. Dabei wurden offenbar die traditionellen Gitter der Frauenempore entfernt, da 1865 der orthodoxe Rabbiner Bamberger die Gemeinde dazu drängen wollte, die Gitter wieder anzubringen:  
  
Rabbiner Bamberger möchte die Empore der Synagoge wieder traditionell mit Gittern versehen (1865) 
Anmerkung: Abschnitt aus einem kritischen Artikel in der liberal geprägten "Allgemeinen Zeitung des Judentums", der sich gegen orthodox-konservative Bestrebungen richtet, mit denen lierale Reformen rückgängig gemacht werden sollen. 

Massbach AZJ 08081865.jpg (73089 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 8. August 1865: "...Mittlerweile haust Bamberger als Verweser im Rabbinatsbezirke wie ein Pascha. Er stellt eine förmliche Hetzjagd auf alle Synagogen an, die ihren Frauen eine freie Aussicht in die unteren Räume gestatten. Schon musste die Gemeinde Unsleben dem durch gerichtliche Maßregeln unterstützten Ansinnen Bambergers sich fügen und ihre schöne, neue Synagoge durch Vergitterung der Frauengalerie verunstalten. Und wieder sucht man die Gemeinde Maßbach, welche wahrlich nicht zu den sogenannten 'Neuen' gehört, jedoch gesunde und vernünftige Elemente in sich birgt, zu nötigen, ihre kürzlich renovierte Synagoge mit denselben Tugendwächtern zu versehen. Die stets mit der Hierarchie gepaarte Orthodoxie liebt nun einmal das Oktroyieren". 

Eine neue Synagoge wurde 1899 eingeweiht. Bis 1938 wurden in ihr Gottesdienste gefeiert. Im Januar 1938 predigte letztmals Bezirksrabbiner Dr. Menachem Ephraim in der Synagoge.  
  
In der Pogromnacht im November 1938 wurde die Inneneinrichtung der Synagoge zerstört. Auf Befehl der SA-Standarte Bad Kissingen versammelten sich am frühen Morgen des 10. November 1938 sämtliche 60 bis 70 Mann der örtlichen SA und wurden in Gruppen aufgeteilt. Eine Gruppe zerstörte in der Synagoge Türen, Fenster und Mobiliar. Torarollen wurden zerrissen und zertrampelt. Eine Anzahl von Ritualien wurde aus der Synagoge geholt und an einen unbekannten Ort gebracht. Die Toraschrein-Vorhänge und die Silbergeräte, die noch aus den Anfängen der Gemeinde stammten, wurden vernichtet. Anschließend zogen die SA-Leute nach Poppenlauer.
   
Nach dem Pogrom ließ der Bürgermeister die jüdischen Einwohner für die Reparatur der Synagogenfenster RM 800 bezahlen. Außerdem bot er ihnen an, die Synagoge für RM 50 zu verkaufen. Sattlermeister Karl Geiling, in dessen Hof die Synagoge stand, bemühte sich, das Gebäude zu erwerben, was sich jedoch sehr schwierig gestaltete. Seitens der nur noch kleinen jüdischen Gemeinde gab es für den Verkauf an ihn im Juli 1942 keine Einwände. Die letzten beiden jüdischen Männer - Sigmund Max Eberhardt und David Frank - "bestätigten" in einem Dokument von 1942 ihre Einwilligung zum Verkauf des Gebäudes an Karl Geiling (siehe unten). 
   
Da der Besitzwechsel an Karl Geiling 1948 noch immer nicht vollzogen war, wurde er von Simon Eberhardt, der mit seiner Familie nach Argentinien geflohen war, durch ein weiteres Schreiben, das den Gebäudeverkauf ermöglichen sollte, unterstützt (siehe unten). 
Zum Verkauf an Karl Geiling ist es letztendlich doch gekommen. Dieser hat am Gebäude bauliche Veränderungen vorgenommen. Äußerlich wurden die Giebelfront und die Fenster verändert, der kleine Vorbau an der Ostwand im Bereich des Toraschreines wurde beseitigt. Im Inneren wurde auf der Höhe der ehemaligen Frauenempore eine Zwischendecke eingezogen. Unterhalb der neuen Decke wurde die Sattlerwerkstatt eingerichtet. Oberhalb blieb das Gebäude fast unverändert, hier wurde es als Lagerraum genutzt. Das Gebäude blieb bis 2012 im Besitz der Familie Geiling; in diesem Jahr erfolgte ein Besitzerwechsel.  
   
In der ehemaligen Synagoge konnte Museumsleiter Klaus Bub eine Ausstellung unter dem Titel "Maßbach unterm Davidstern" einrichten. Die Ausstellung berichtet über das jüdische Leben im Ort. 2009 wurde auf dem Dachboden der Synagoge eine Genisa entdeckt (Aufbewahrungsort für nicht mehr gebrauchte religiöse Schriften und Gegenstände). 2011 wurde die ehemalige Synagoge in das Städtebauliche Entwicklungskonzept des Marktes Maßbach aufgenommen. 
  
Seit 2016 gibt es Pläne, die ehemalige Synagoge für die Zukunft zu erhalten. In einem ersten Schritt soll ein Konzept entwickelt werden, wie die ehemalige Synagoge und das Anwesen genutzt werden können. Die politische Gemeinde möchte das Gebäude übernehmen und mit zu beantragenden staatlichen Fördermitteln umbauen. Ziel ist eine bauliche Rekonstruktion der ehemaligen Synagoge. Zur eventuellen Einrichtung eines Museums sind zahlreiche Dokumente sowie Ritualgegenstände als Leihgabe des Münnerstädter Hennebergmuseums vorhanden. Im Dezember 2016 beantragte die Gemeinde die Aufnahme der Maßnahme "Synagoge" bei der Regierung von Unterfranken ab 2017 in das Förderprogramm "soziale Stadt". Für den Zeitraum 2018 bis 2020 sollen Fördergelder in Höhe von einer halben Million Euro für die ehemalige Synagoge beantragt werden. 
Auch das angrenzende Haus an der Poppenlaurer Straße, das an die Synagoge grenzte beziehungsweise mit diesem zusammengebaut ist, soll erworben werden. Bis 1920 war dieses Gebäude in jüdischem Besitz und wurde dann von Sattlermeister Karl Geiling erworben. Dieser richtete in dem Gebäude seine Werkstatt ein (Schuhhaus Geiling). Er war es, der 1942 dann auch das Synagogengebäude erwarb (siehe oben). 
   
Zu den Plänen der Restaurierung der Synagoge 
vgl. Artikel von Isolde Krapf in der "Main-Post" vom 12. Oktober 2016: "Massbach. Synagoge wieder sichtbar machen". 
(Link zum Artikel, kostenpflichtig)   
vgl. Artikel von Dieter Britz in der "Main-Post" vom 21. Dezember 2016: "Massbach. Hoffnung auf Fördergelder" 
(Link zum Artikel, kostenpflichtig)     

Massbach Bestaetigung 1942.jpg (251262 Byte) "Bestätigung" von 1942 zum Verkauf der Synagoge  
Beim Verkauf des Hauses von Samuel Eberhardt Kultusvorstand der Maßbacher jüdischen Gemeinde wurde Karl Geiling Sattlermeister schon im Jahre 1921 die Zusicherung gegeben, sobald die Synagoge in anderen Besitz übergehe, nur Karl Geiling Sattlermeister von Maßbach in Frage käme. Da Geiling stets der jüdischen Gemeinde in jeder Art u. Weise freundschaftlich entgegen kam u. die Juden von Maßbach teilweise ausgewandert, verstorben u. verzogen sind, dass nur noch 2 Mitglieder von der Kultusgemeinde zugegen sind, nämlich Vertrauensmann David Frank sowie Sigmund Eberhardt befürworten dieselben laut Unterschrift und Gemeindestempel, dass nur dieses Objekt beim Verkauf an Karl Geiling Sattlermeister in Maßbach übergehen soll. Maßbach, den 2. Juli 1942.
Sigmund Max Israel Eberhardt
Maßbach
David Isr Frank Vertrauensmann
Israelitische Kultusgemeinde Maßbach Unterfranken

Dieses Dokument vom 2. Juli 1942 - mit den beiden Unterschriften von Sigmund Max Eberhardt und David Frank - ist das letzte Zeugnis der israelitischen Gemeinde in Maßbach. Schon am 14. Juli 1942 wurden die letzten 6 Maßbacher Bürger jüdischen Glaubens zur "Wohnsitzverlegung" nach Würzburg gebracht und von dort deportiert. Nur Sigmund Max Eberhardt nicht. Er war am 26. Juli 1942 in Würzburg gestorben und wurde auch dort begraben. 
(Dokument erhalten von Klaus Bub)    
  
Massbach Synagoge Dok 1948.jpg (159596 Byte)Aus Argentinien schrieb Sigmund Eberhardt - ehemals wohnhaft in Maßbach Haus Nr. 80 - an die Israelitische Kultusgemeinde in Würzburg im Blick auf den Verkauf des Synagogengebäudes an seinen Freund Karl Geiling am 30. Mai 1948: 
"Chos Malal 30/5.1948
Isr. Kultusgemeinde Unterfranken Würzburg Valentin–Beckerstraße 11
Als ehemaliges Mitglied der Kultusgemeinde Maßbach meines Geburt– u früheren Heimatortes, möchte anbei bestätigen, dass Herr Karl Geiling von dort jederzeit sehr anständig u gut gegen uns Juden gesinnt war u ich möchte darum nur befürworten, dass ihm der Verkauf unserer einstmaligen Synagoge zu gebilligt wird.
Hochachtungsvoll Sigmund Eberhardt.
"   

 
    
Adresse/Standort der SynagogePoppenlauer Str. 4 
        

       

Fotos/Pläne/Dokumente
(Fotos und Dokumente - wenn nicht anders angegeben - erhalten von Klaus Bub, Maßbach) 

 Luftaufnahme von Maßbach mit 
Synagoge und jüdischer Schule (1936)  
 Massbach SynSchule 1933.jpg (283437 Byte) Massbach SynSchule 1933a.jpg (74150 Byte)  
  Auf der Karte links (mit Ausschnittvergrößerung) ist zur Orientierung das Dach der Synagoge
 rot eingefärbt; das Dach des jüdischen Schulhauses, in dem sich die Mikwe befand, ist 
orange markiert. Rechts das Gebäude der jüdischen Schule nach 1945.  
     
 Lageplan und Bauzeichnung 
der Synagoge (1941) 
Massbach Syn Plan 1941.jpg (202238 Byte) Massbach Synagoge Ol1941.jpg (124545 Byte)
  Lageplan der Synagoge (rot markiert) 
zwischen Hauptstraße 
und Wirthsgasse  
"Ansicht Giebel Ost alt" - erkennbar ist 
der kleine Vorbau nach Osten (im Inneren 
hier der Toraschrein)  
     
Foto von 1934 und 
Rekonstruktionszeichnung 
der Synagoge 
Massbach ua Inge Heidelberger.jpg (159913 Byte) Massbach ua Inge Heidelberger a.jpg (57353 Byte) Massbach Synagoge Rek.jpg (159094 Byte)
  Das Foto zeigt die Kindergartenkinder von 
1934; das Mädchen mit dem rot markierten 
Kleid ist Inge Heidelberger (später: Lea
 Neugebauer), das letzte jüdische Mädchen 
in Maßbach
Auf Grund des Fotos links (eingearbeitet in 
die Rekonstruktion oben) konnte von 
Klaus Bub obige Rekonstruktionszeichnung 
der Synagoge (mit dem Vorbau des
 Toraschreines) erstellte werden.  
        
Toraschreinvorgang 
von 1739 
Massbach Synagoge 140.jpg (106066 Byte)  
  Parochet - Vorhang vor dem Toraschrein,
 gestiftet 1739 für die Synagoge in Maßbach 
(Quelle: Pinkas Hakehillot s. Lit. S. 508)   
 
     
Das Synagogengebäude - gegenwärtige Ansichten   
Massbach Synagoge 141.jpg (78391 Byte) Massbach Synagoge 140.jpg (46498 Byte) Massbach Synagoge 2012 010.jpg (330042 Byte) Massbach Synagoge 2012 010a.jpg (263286 Byte)
Foto von Barbara Eberhardt (2003) 
(Quelle: www.synagogen.info)  
 Foto von Jürgen Hanke, 
Kronach 
 Foto mit Ausschnittvergrößerung von Klaus Bub;
 Hinweis: Das Backsteinhaus links wurde von
 Leo Katzenbergers Schwester Metha und deren
 Ehemann Bernhard Schwarzenberger erbaut. 
Über dem Eingang steht noch heute das Bau- 
und Hochzeitsjahr 1896. 
   
   
     
Ausstellung im 
früheren Synagogengebäude 
Massbach Synagoge Ausst 100.jpg (179180 Byte) Massbach Synagoge Ausst 101.jpg (193491 Byte)
  Seit 2009 ist im Synagogengebäude - zumindest vorrübergehend - die jüdische Geschichte des 
Ortes wieder lebendig geworden. In einer Ausstellung "Maßbach unterm Davidstern" wird an 
die jüdische Gemeinde Maßbach erinnert.  
     Das Foto oben in hoher Auflösung    Das Foto oben in hoher Auflösung  

    
    
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte 

Oktober 2012: "Stolpersteine"-Verlegung in Maßbach   
Artikel in der "Main-Post" vom 5. Oktober 2012: "Massbach. Denkmal gegen das Vergessen. 13 Stolpersteine nun auch in Maßbach - Gunther Demnig vor Ort..." 
Link zum Artikel  - auch eingestellt als pdf-Datei    
 
November 2013: Gedenkveranstaltung in der ehemaligen Synagoge in Maßbach    
Beitrag von Hubert Breitenbach und Klaus Hub: "Maßbach - Der Retter aus Stadtlauringen. Gedenkstunde in der ehemaligen Synagoge am 9. Nov. 2013 zum 75. Gedenktag der Pogromnacht - Lag Neugebauer erzählt..."  Bericht als pdf-Datei eingestellt.        
 
Juni 2016: Über die ehemalige Synagoge in Maßbach 
Artikel von Isolde Krapf in der "Main-Post" vom 5. Juni 2016: "MASSBACH. Gitter für die Frauen-Empore
Die Geschichte der Maßbacher Synagoge ist lang. Spätestens seit der Zeit um 1700 soll ein solcher Betsaal in Maßbach vorhanden gewesen sein, haben die Heimatforscher Reinhard Klopf und Klaus Bub herausgefunden. Zunächst soll es eine solche Betstube im Haus eines gewissen Barthel Hunefeldt gegeben haben. Später richtete man einen Betsaal im 'kleinen Schloss' ein. Kurz vor 1716 wurde dann eine neue Synagoge gebaut. In alten Dokumenten heißt es, dass die Herren von Rosenbach das Bauholz gaben und dass das Gebäude auf fürstlich sachsen-eisenach'schem Grundstück stand. 1747 brannte die Synagoge ab. Trotz des Protestes des evangelischen Pfarrers wurde sie wieder aufgebaut. Um 1860 ist das Gebetshaus dann umfassend renoviert worden. Dabei wurden offenbar die traditionellen Gitter der Frauenempore entfernt, denn es ist verbürgt, dass im Jahr 1865 der orthodoxe Rabbiner Bamberger die Gemeinde dazu drängen wollte, die Gitter wieder anzubringen.
Hierzu fanden die beiden Heimatforscher einen Artikel aus der 'Allgemeinen Zeitung des Judentums', in dem es heißt: 'Mittlerweile haust Bamberger als Verweser im Rabbinatsbezirke wie ein Pascha. Er stellt eine förmliche Hetzjagd auf alle Synagogen an, die ihren Frauen eine freie Aussicht in die unteren Räume gestatten. Schon musste die Gemeinde Unsleben dem durch gerichtliche Maßregeln unterstützten Ansinnen Bambergers sich fügen und ihre schöne, neue Synagoge durch Vergitterung der Frauengalerie verunstalten. Und wieder sucht man die Gemeinde Maßbach, welche wahrlich nicht zu den sogenannten 'Neuen' gehört, jedoch gesunde und vernünftige Elemente in sich birgt, zu nötigen, ihre kürzlich renovierte Synagoge mit denselben Tugendwächtern zu versehen. Die stets mit der Hierarchie gepaarte Orthodoxie liebt nun einmal das Oktroyieren.' Eine neue Synagoge wurde 1899 eingeweiht. Bis 1938 wurden in ihr Gottesdienste gefeiert. Im Januar 1938 predigte letztmals Bezirksrabbiner Dr. Menachem Ephraim in der Synagoge. In der Pogromnacht im November 1938 wurde die Inneneinrichtung der Synagoge von SA-Leuten zerstört. Tora-Rollen wurden zerrissen und zertrampelt. Eine Anzahl von rituellen Gegenständen wurde aus der Synagoge geholt und an einen unbekannten Ort gebracht. Die Toraschrein-Vorhänge und die Silbergeräte, die noch aus den Anfängen der Gemeinde stammten, wurden vernichtet. Anschließend zogen die SA-Leute nach Poppenlauer weiter."  
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Januar 2017: Über die Funde in der ehemaligen Synagoge    
Artikel von Isolde Krapf in der "Main-Post" vom 30. Januar 2017: "MASSBACH. Ritualien überregional bedeutsam
Dass im Ort eine Synagoge stand, wissen viele Maßbacher. Aber dass es das Haus noch gibt, ist nicht jedem bekannt, vermutet Bürgermeister Matthias Klement. Das könnte sich bald ändern, denn das frühere jüdische Gotteshaus rückt immer mehr in den Blick der Öffentlichkeit. Die Kommune möchte das Gebäude sanieren. Doch der Weg dorthin ist weit. Der Besuch zweier Experten vom Landesamt für Denkmalpflege lässt jedoch hoffen. 'Wir sind dabei zu erkunden, was möglich ist', sagt Klement über den einstigen Sakralbau, der heute unscheinbar in zweiter Reihe zur Poppenlaurer Straße steht. Denn der Grundriss des einstigen Massivbaus mit Fachwerkgiebeln ist nur an der Ostseite nachvollziehbar, die übrigen Außenwände sind durch jüngere Anbauten verstellt.
Bausubstanz näher untersuchen. Gebietsreferent Christian Schmidt und Hans-Christof Haas, der Querschnittsreferent für Jüdisches Kulturgut vom Landesamt für Denkmalpflege waren jedenfalls unlängst bei ihrem Besuch in Maßbach begeistert und machten klar, dass man die Bausubstanz näher untersuchen muss, sagt Klement. Denn wer weiß, vielleicht tauchen hinter den modernen Anstrichen der Wände oder unter den Bodenbelägen historische Putze, Gemälde oder Fassungen auf? An der Dachkonstruktion stellten die Fachleute größere Schäden fest. Wichtig sei auch, die Statik des Hauses zu prüfen, sagt der Bürgermeister. 'Wir müssen also zunächst eine Bestandsaufnahme machen und die Ergebnisse ans Landesamt weitergeben. Parallel dazu sollten wir mögliche Fördertöpfe anzapfen.' Die Fachleute des Landesamts hätten eine Art Empfehlung abgegeben und Fördermittel für die Sanierung der Synagoge in Aussicht gestellt, sagt Stadtplanerin Christiane Wichmann (Schweinfurt), die die Kommune generell bei der Altortsanierung begleitet. Allerdings will die Behörde dann auch ein Nutzungskonzept sehen, sagt sie. Doch bevor man solche Pläne weiterverfolgt, müssen Voruntersuchungen getätigt werden, so Wichmann weiter. Erst dann könne man genau planen und Kosten richtig einschätzen. Die Architektin ist gerade dabei, diese Maßnahmen vorzubereiten. Dann gehen die Vorschläge ans Landesamt.
Schließlich muss auch der Gemeinderat sein Plazet zu den Voruntersuchungen geben, sagt Klement. Bis dahin hofft er, auch mit dem Erwerb des Gebäudes schon weiter zu sein, denn die Kommune will das Haus von Privat kaufen. Bei dem Gebäude handelt es sich um eine typische Landsynagoge aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Der Überlieferung nach soll es ein Neubau sein, der damals anstelle des abgebrannten Vorgängerbaus errichtet wurde. In der Bayerischen Denkmalliste ist das Maßbacher Anwesen beschrieben als 'eingeschossiger massiver Halbwalmdachbau, entstanden um 1750, 1865 renoviert, 1938 beschädigt und 1941 umgebaut'.
Das Misrach-Fenster im Osten. Die Referenten Schmidt und Haas stellten bei ihrer Begehung des Gebäudes fest, dass von der ursprünglichen Synagoge noch die Umfassungsmauern, das Dachwerk mit einem Tonnengewölbe und der Treppenaufgang zur Frauenempore erhalten sind. Interessant fanden sie zudem, dass das Misrachfenster aus der Zeit um 1900 am Ostgiebel erhalten ist – allerdings nicht als runde, sondern als hochrechteckige Öffnung. Darunter war wohl in einem Erker, der heute nicht mehr besteht, der Toraschrein untergebracht. Zur Erklärung: An der Ostwand in Richtung Jerusalem (Misrach), in einem speziellen Schrein, wird die Tora-Rolle, ein hebräischer Text der fünf Bücher Mose, aufbewahrt. Als überregional bedeutend bewerteten Schmidt und Haas, dass wichtige Ritualien des jüdischen Glaubens, wie die Torarolle, ein Schofarhorn und die Rimonim (Schmuck an der Torarolle) in Maßbach erhalten geblieben sind. Zudem gibt es eine Geniza, das ist ein Behältnis, in dem nicht mehr lesbare heilige Schriften verschlossen aufbewahrt wurden."
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September 2017: Sonderausstellung in der ehemaligen Synagoge in Maßbach     
Massbach 092017.jpg (70864 Byte) Im Rahmen der "Jüdischen Kulturtage Bad Kissingen 2017" ist die Sonderausstellung "Zeugnisse jüdischen Lebens aus Maßbach und Umgebung" aufgenommen. In dieser Ausstellung sind historische Ritualgegenstände aus Maßbach und Umgebung zu sehen (u.a. Torarolle, Besomimbüchse, Kidduschbecher, Chanukkaleuchter, Etrogdose, Schofarhorn und Sederteller). 
(Abbildung links aus dem Programm der Jüdischen Kulturtage Bad Kissingen 2017) 
 
September 2018: Neue Beschilderung in Massbach auch an Synagogengebäude und jüdischem Friedhof  
Artikel von Isolde Krapf in der "Main-Post" vom September 2018: "MAßBACH. Maßbach zeigt, was es zu bieten hat
„Selbst die Einheimischen bleiben stehen und lesen nach, was da zum Beispiel über den Bahnhof oder das Schlossgut geschrieben steht“, hat Bürgermeister Matthias Klement beobachtet. Denn seit kurzem gibt es in Maßbach nicht nur rote Wegweiser, sondern auch acht große Stelen mit historischen Texten, an denen man kaum vorbeikommt. Der neue Geschichtsweg wurde jetzt beim Marktfest erstmals öffentlich präsentiert. Maßbach wurde 765 nach Christus erstmals urkundlich erwähnt. Es ist ein Ort mit einer langen Geschichte, sagt Klement. Warum also nicht einzelne Gebäude für den Besucher kenntlich machen, indem man dort auf großen Tafeln die Historie gleich mitliefert. Im Zuge des neuen Beschilderungskonzepts, für das der Markt aus dem Städtebauförderungsprogramm Zuschüsse lockermachen konnte, war den Planern diese Idee gekommen, so der Bürgermeister. Die acht Stelen in das Vorhaben zu integrieren, sei kein Problem gewesen.
Interessante Details. Die Infos auf den Schautafeln sind interessant aufgemacht und beinhalten auch Details, die vielleicht nicht mal Maßbacher wissen. ...
Schön findet Klement, dass nun auch der Jüdische Friedhof durch die neuen roten Hinweisschilder im Ort und die große Infotafel direkt am Friedhof besser in den Blickpunkt rückt. Denn schließlich lassen sich über einen Zeitraum von 500 Jahren Juden im Dorf nachweisen. Damals bestatteten die Juden ihre Verstorbenen auf dem Bezirksfriedhof in Kleinbardorf. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde dann der Friedhof in Maßbach angelegt. Damals drang offenbar ein gewisser Metzgermeister Max Abraham, der schon lange Vorsitzender der jüdischen Gemeinde war, bei seinen Vorgesetzten darauf, dass Maßbach einen eigenen Beisetzungsort bekäme. Er insistierte so lange, bis man in den Jahren 1903/04 ein knapp 400 Quadratmeter großes Areal einfriedete.
Auch auf die versteckt liegende frühere Synagoge weist jetzt an der Ortsdurchfahrt eine große Tafel hin. Das erste jüdische Gebetshaus wurde in Maßbach 1716 errichtet. 1747 und 1898 gab es auf die Synagoge Brandanschläge.
Die letzte Predigt. Jedes Mal wurde das Haus wieder aufgebaut, beziehungsweise saniert. Im Januar 1938 hielt der Bezirksrabbiner Menachem Ephraim dort die letzte Predigt. In der Nacht zum 9. November 1938, einen Tag vor der so genannten Kristallnacht, wurden auch in Maßbach die Wohnungen und die Synagoge von den Nationalsozialisten zerstört. Erst 2008 wurde die Synagoge wiederentdeckt. Museumsleiter Klaus Bub sichtete verschiedene Gegenstände, die auf dem Dachboden des einstigen Geiling-Hauses zum Vorschein kamen, und richtete eine Art Museum ein..."  
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Februar 2019: Beteiligung am "Denkort Aumühle"        https://denkort-deportationen.de/       
Artikel von Isolde Krapf in der "Main-Post" von 8. Februar 2019: "Bad Kissingen. Warum die Erinnerung wichtiger denn je ist
Die Würzburger Initiative zum Gedenken an die 2069 deportierten Juden aus Unterfranken hat in den vergangenen Jahren Kreise gezogen. Es fanden vor Ort etliche Gedenkveranstaltungen statt. So machten sich zum Beispiel im Mai 2011 mehr als 3000 Menschen, darunter auch etliche aus dem Landkreis Bad Kissingen, auf den "Weg der Erinnerung": Die Juden mussten nämlich damals, streng bewacht von der Gestapo, von den Sammelplätzen aus- das war meist der Platz'sche Garten am heutigen Friedrich-Ebert-Ring– zum Bahnhof Aumühle laufen. Auch in den Ratsgremien der Kommunen im Landkreis Bad Kissingen stößt der geplante DenkOrt Aumühle inzwischen auf allgemeines Interesse.
In Maßbach ist man dem Thema durch die noch bestehende Synagoge eng verbunden, sagt beispielsweise Bürgermeister Matthias Klement. Im Gemeinderat sei man sich daher "schnell einig" gewesen, bei der Drechslerei Müller in Maßbach vier Holzkoffer in Auftrag zu geben. Gerade in der heutigen Zeit, in der wieder, wie damals, judenfeindliche Äußerungen gemacht werden, sei ein Mahnmal, wie der in Würzburg geplante DenkOrt, wichtig für die Nachkommen... '" 
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Mai 2019: Die ehemalige Synagoge wird von der Gemeinde gekauft  
Artikel von Isolde Krapf in der "Main-Post" vom 31. Mai 2019: "Maßbach. Kauf der Synagoge steht bevor.
Lange Zeit verhandelte die Marktgemeinde in Bezug auf den Erwerb des etwas zurückgesetzten Hauses an der Poppenlaurer Straße hinter den Kulissen. Jetzt scheinen die Pläne, den einstigen jüdischen Sakralbau wieder ins öffentliche Bewusstsein zu rücken, aufzugehen. Die Kommune wird jetzt den gesamten Gebäude-Komplex, in den die Synagoge eingebettet ist, kaufen und dort ein Museum einrichten. 'Wir haben jetzt die einmalige Chance, aus der bestehenden Substanz des Hauses ein Mahnmal für die Nachfahren zu machen', sagt Bürgermeister Matthias Klement im Gespräch mit der Redaktion. Dies werde immer wichtiger in einer Zeit, in der rechtsextreme Parteien wieder versuchten, in der Politik Fuß zu fassen. Was unter dem Banner des Nationalsozialismus mit den Juden geschah, dürfe sich nicht mehr wiederholen, unterstreicht Klement die Bedeutung des Maßbacher Vorhabens.
Jahrzehnte des Schweigens. Dass die Synagoge erst 2009, rund 70 Jahre nach dem Juden-Pogrom, wieder ins öffentliche Bewusstsein rückte, mag auch damit zu tun haben, dass nach Kriegsende, über Generationen hinweg, die Erinnerungen an die Juden und ihre gesellschaftliche Verwurzelung verdrängt worden waren. Denn schließlich hatten sich einst an den Pogromen auch Ortsansässige beteiligt. In Maßbach sollen, nach Quellenangaben, damals 60 SA-Männer aus dem Ort, gemeinsam mit etlichen Ortsbewohnern, die neun jüdischen Wohnungen gestürmt haben. Heute sind viele Zeitzeugen in Maßbach nicht mehr am Leben. Eine andere Generation von Bürgern ist nachgewachsen, darunter etliche, die das Gedenken an die einstigen jüdischen Mitbürger neu beleben möchten. Selbst Bürgermeister Klement rätselte, warum das jüdische Leben im Ort so lange kein Thema war. Dass im Anschlussgebäude des einstigen Schuhhauses Geiling einst Juden ihre Gottesdienste abhielten, mögen viele ältere Maßbacher noch gewusst haben, sagt Bürgermeister Klement, der selbst Geburtsjahrgang 1968 ist. Den Jüngeren sei das Haus aber kein Begriff mehr gewesen. 'Als Kind und Jugendlicher habe ich zum Beispiel davon nichts gewusst.'
Die Geniza auf dem Dachboden. Als Museumsleiter Klaus Bub 2004 auf dem Dachboden der Synagoge eine Geniza (liturgische jüdische Schriften) fand, kam der Stein zur Aufarbeitung eines Teils der Maßbacher Geschichte schließlich ins Rollen, sagt Klement. Denn Bub fielen auch Briefe und Fotos von Maßbacher Juden in die Hände - und er machte sich an die Recherche. Auch vor dieser Zeit hatte man freilich das Gedenken an die einstigen Mitbürger hochgehalten. So hatte zum Beispiel der verstorbene Bürgermeister Erhard Klement am christlichen Friedhof einen Gedenkstein setzen lassen und unter seinem Nachfolger Johannes Wegner wurden die ersten Stolpersteine verlegt. Zu Matthias Klements kommunalem Vermächtnis wird es später zählen, dass unter seiner Ägide die alte Synagoge wieder sichtbar gemacht wurde. 1920 hatte ein gewisser Karl Geiling, von Beruf Sattlermeister, das Haus neben der Synagoge gekauft und sich dort eine Werkstatt eingerichtet. Er, der als Freund der Juden galt, musste im Jahr 1938 die Zerstörung der Synagoge mit ansehen. 1942 gelang es ihm, das Gebetshaus zu erwerben. Sein Sohn Hermann Geiling eröffnete später in dem Laden an der Hauptstraße ein Schuhgeschäft. Bis vor 20 Jahren hatten die verschachtelt angeordneten Gebäudeteile noch Hermann Geilings Tochter Christa Sauer gehört.
Der Interessent aus Passau. Dann wurde es an einen Privatmann im Schweinfurter Raum verkauft, der Anfang 2017 Insolvenz anmelden musste. Als sein Maßbacher Besitz unter den Hammer kommen sollte, beschlossen die Maßbacher, mitzubieten. Doch mit ihrem Gebot von 60 000 Euro kamen sie bei zwei Terminen nicht zum Zug, obwohl es kaum andere Interessenten gab, sagt Klement. Als für die Kommune schon alles aussichtslos erschien, tauchte Mitte 2017 plötzlich ein Interessent aus Passau auf, der den Maßbacher Gebäudekomplex kaufen und wieder herrichten wollte. Das Erfreuliche für die Kommune: Er nahm auch mit der Gemeinde Kontakt auf. Von der Synagoge wusste er schon aus den Versteigerungsunterlagen, sagt Klement. Als er von den Absichten der Maßbacher erfuhr, habe er zugestimmt, zunächst das ganze Ensemble von der Bank des Schuldners zu erwerben und später die Synagoge und den Anbau wieder an die Kommune zu verkaufen, während er das frühere Geschäft mit der Wohnung ursprünglich selbst herrichten wollte, erzählt der Bürgermeister.
Kaufpreis wird gefördert. Dass die Verhandlungen für die Maßbacher so erfolgreich ausgingen, hat, nach Klements Eindruck, sicher auch damit zu tun, dass der Investor selbst Jude ist. 'Er hat einfach den Bezug zu den historischen Fakten und zu den Funden jüdischen Glaubens in Maßbach.' Bis der Interessent das Gebäude erworben hatte, ging ein Jahr ins Land. Im März 2019 sei der Mann dann schließlich mit seinem Sohn nach Maßbach gekommen und habe sich vor Ort alles angeschaut. Als er mehr von den Plänen der Kommune hörte, habe er später schließlich zugestimmt, das gesamte Ensemble an die Gemeinde zu verkaufen. 'Der Verkauf wird nun gerade vorbereitet', sagt Klement. 80 000 Euro muss die Kommune zunächst aufbringen. Zum Vergleich: Das ursprüngliche Gebot der ersten Zwangsversteigerung hatte bei 127 000 Euro gelegen. Weil die Sanierung der denkmalgeschützten Synagoge 2011 ins städtebauliche Entwicklungskonzept der Kommune aufgenommen worden war, können die Maßbacher nun schon beim Kaufpreis für das Ensemble mit 60 bis 80 Prozent Förderung rechnen, hat Klement in Erfahrung gebracht. Das würde bedeuten, dass die Kommune im Optimalfall lediglich 16 000 Euro aus der eigenen Schatulle stemmen müsste."  
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August 2019: Die ehemalige Synagoge wird Museum  
Artikel von Dieter Britz in der "Main-Post" vom 2. August 2019: "Maßbach: Synagoge wird Museum
Die Gemeinde hat den Etat für 2019 verabschiedet. Größter Brocken ist die Hangsicherung in der Parksiedelung. Für den Kauf der Synagoge sind heuer 85.000 Euro eingeplant.
Die Marktgemeinde hat nun einen Haushalt für das Jahr 2019. Der Marktgemeinderat verabschiedete in seiner jüngsten Sitzung das Zahlenwerk, das 9,44 Millionen Euro im Verwaltungshaushalt (Einnahmen und Ausgaben der laufenden Verwaltung) und 4,05 Millionen Euro im Vermögenshaushalt (vor allem Investitionen) umfasst. ...
Die geplante Umgestaltung der Synagoge, in der schon jetzt ein Raum als provisorisches Museum eingerichtet ist, findet man auch im Haushalt: Dieses Jahr sind 85.000 Euro für den Kauf des Gebäudes eingeplant, nächstes und übernächstes Jahr je 125.000 Euro für den Um-, Aus- und Neubau im nächsten Jahr außerdem 30 000 Euro Planungskosten und Kosten für ein Nutzungskonzept..."
Link zum Artikel   

  
    

Links und Literatur

Links:  

bulletInformationen zum jüdischen Friedhof Maßbach  (interner Link) 
bulletWebsite heimat-unterfranken mit Seite über "Jüdische Dokumente aus Maßbach"     
bulletDie Namen der jüdischen Gefallenen auf einer Seite des Hauses der Bayerischen Geschichte zu Maßbach   

Literatur:  

bulletIsrael Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. 1988 S. 88.
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany - Bavaria. Hg. von Yad Vashem 1972 (hebräisch) S. 507-509.
bullet Michael Trüger: Der jüdische Friedhof in Maßbach. In: Der Landesverband der Israelit. Kultusgemeinden in Bayern. 16. Jahrgang Nr. 85 vom April 2001 S. 16.
bulletBaruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979 S. 360-362.   
bulletCornelia Binder und Michael (Mike) Mence: Last Traces / Letzte Spuren von Deutschen jüdischen Glaubens im Landkreis Bad Kissingen. Schweinfurt 1992. 
bulletdieselben: Nachbarn der Vergangenheit / Spuren von Deutschen jüdischen Glaubens im Landkreis Bad Kissingen mit dem Brennpunkt 1800 bis 1945 / Yesteryear's Neighbours. Traces of German Jews in the abministrative district of Bad Kissingen focusing on the period 1800-1945.  Erschienen 2004. ISBN 3-00-014792-6. Zu beziehen bei den Autoren/obtainable from: E-Mail.    Info-Blatt zu dieser Publikation (pdf-Datei).   
bulletDirk Rosenstock: Die unterfränkischen Judenmatrikeln von 1817. Eine namenkundliche und sozialgeschichtliche Quelle. Reihe: Veröffentlichungen des Stadtarchivs Würzburg Band 13. Würzburg 2008. S. 209-210.     
bulletMassbach Lit 702.jpg (116248 Byte)Christiane Kohl: Der Jude und das Mädchen. Eine verbotene Freundschaft in Nazideutschland. Goldmann Verlag 2002. 382 S. 
Zum Inhalt: 'Rassenschande' lautete die Anklage im Schauprozess gegen den Juden Leo Katzenberger und die junge Arierin Irene Scheffler. Christiane Kohl zeigt in ihrer fesselnden Dokumentation, wie eine fatale Mischung aus Kleinbürgermief, Neid und sexuellen Phantasien der Nachbarn zu Denunziation und Justizmord führten. Ein beklemmender Einblick in die Lebens- und Gedankenwelt ganz gewöhnlicher Deutscher im 'Dritten Reich'!  

    
     


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Massbach  Lower Franconia. The community was most likely founded in the early 18th century, reaching a peak population of 180 in 1837 (total 1,172). In 1830-54, 23 young bachelors emigrated overseas. A synagogue was constructed in 1899 and a cemetery consecrated in 1904. In 1933, the Jewish population of 34 suffered from anti-Jewish agitation and the economic boycott, though Jewish cattle traders were still active in 1937. On Kristallnacht (9-10 November 1938), the synagogue and Jewish homes were vandalized. Forteen Jews emigrated in 1933-40; another seven moved to other German cities and eight were deported to Izbica in the Lublin district (Poland) and the Theresienstadt ghetto in 1942.
   
     

                   
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Stand: 30. Juni 2020