Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Sulzbürg (Gemeinde Mühlhausen, Kreis Neumarkt in der Oberpfalz)
Jüdische Geschichte / Synagoge  

Übersicht:  

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
siehe weitere Seite  
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen   
bulletErinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte   
bulletLinks und Literatur  

   
Siehe auch eine weitere Seite mit Texten zur Geschichte der jüdischen Gemeinde in Sulzbürg   
   
   
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)    
   
In Sulzbürg bestand eine jüdische Gemeinde bis 1940.  

Die Entstehung der jüdischen Gemeinde geht möglicherweise in das Mittelalter zurück. Ob es allerdings bereits im 14. Jahrhundert Juden in Sulzbürg gab, ist nicht zu belegen: zur aktuellen Diskussion siehe den Beitrag von Kurt Wappler: Geschichte der Sulzbürger Juden (online zugänglich).   
Nach älteren Darstellungen handelte es sich bei den ersten Juden, die sich in Sulzbürg niederließen, um Überlebende der Massaker bei der "Rintfleisch-Verfolgung" 1298. Hingewiesen wurde auch auf eine Urkunde von 1331, wonach Ludwig der Bayer seinem Landvogt Heinrich von Dürrwangen gestattete, in Sulzbürg oder Dürrwangen zehn Juden anzusiedeln und von ihnen Steuern einzunehmen. Eine Urkunde aus dem Jahr 1371 (wiedergegeben in der 'Historia Genealogica Dominorum et Comitum de Wolfstein. von David Koeler. Frankfurt 1726) wurde gleichfalls auf Juden in Sulzbürg gedeutet, doch ist in ihr nur von Juden aus Neumarkt die Rede.   
  

Erste Quellen, die auf die Anwesenheit von Juden in Sulzbürg schließen lassen, liegen aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts vor (Visitations-Bericht des Kanonikus Johannes Vogt von 1480). Zuwachs erhielten die Sulzbürger Juden nach der Vertreibung der Juden aus Neumarkt 1555. 

Genauere Zahlen über die jüdischen Familien/Einwohner am Ort gibt es seit dem 17. Jahrhundert vor: 1629 waren es acht Familien, nach dem Dreißigjährigen Krieg 1650 nur noch drei Familien, 1687 wieder acht. Im 18. Jahrhundert nahm die Zahl zu von 1705 zwölf Familien auf 30 (1755) und 37 (1799). Seitdem 1740 die Reichsherrschaft der Wolfsteiner an Kurbayern fiel, war Sulzbürg eine der wenigen in Kurbayern bestehenden jüdischen Gemeinden.  
    
Anfang des 19. Jahrhunderts zählte ein Drittel der Ortsbevölkerung zur jüdischen Gemeinde: 1809/10 190 jüdische Gemeindeglieder (32.4 % von insgesamt 587 Personen). Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts begann die Aus- und Abwanderung der jüdischen Familien in die Städte oder nach Übersee: 1867 180 jüdische Einwohner (23,7 % der Gesamtbevölkerung), 1880 171 (22,7 % von 754), 1890 133 (17,9 % von 743), 1900 114 (16,9 % von 673), 1910 76 (12,0 % von 633). 
  
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde insbesondere eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule (in den 1840er-Jahren zunächst noch jüdische Privatschule/Cheder, dann jüdische Elementar- und Religionsschule), ein rituelles Bad (eine ältere Mikwe war im Erdgeschoss des Hauses Hinterer Berg 3; im 19. Jahrhundert war sie auf einem Grundstück gegenüber den Häusern Schwabengasse 8 und 4) und einen Friedhof. Zur Besorgung der religiösen Aufgaben der Gemeinde waren in der Mitte und in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zeitweise bis zu drei Personen angestellt: neben dem Rabbiner (s.u.) ein Lehrer und Vorbeter sowie ein Schochet, der zugleich als Synagogendiener tätig war (siehe Ausschreibungen und einzelne Berichte auf der Seite mit den Texten zur jüdischen Geschichte Sulzbürgs). 
    
Die Gemeinde war bereits seit der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts Sitz einer Rabbinates (seit dem 19. Jahrhundert Distriktrabbinat). 1847 wird als der "alte Rabbiner" ein Rabbiner Weil genannt. Sein Nachfolger war Rabbiner Dr. Mayer Löwenmayer, der 57 Jahre lang in Sulzbürg als Rabbiner wirkte. Er starb im Februar 1895. Unter seinem Nachfolger Rabbiner Dr. Magnus Weinberg wurde der Sitz des Rabbinates Sulzbürg 1911 nach Neumarkt verlegt (weiter unter dem Namen Distriktsrabbinat Sulzbürg) und 1931 mit Regensburg vereinigt (Rabbinatsbezirk Regensburg-Neumarkt). 
       
Die jüdischen Familien lebten überwiegend vom Handel, insbesondere Klein- und Viehhandel, aber auch Getreide- und Immobilienhandel.  
  
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Benno Freising (geb. 21.4.1893 in Freystadt, gest. an den Kriegsfolgen 27.6.1916), Siegfried (Fritz) Freising (geb. 24.11.1891 in Freystadt, gef. 10.10.1914) und Heinrich Wolf (geb. 14.2.1882 in Sulzbürg, gef. 1.10.1915). Ihre Namen stehen auf dem Kriegerdenkmal für die Gefallenen beider Weltkriege aus Sulzbürg auf dem Badberg oberhalb des Dorfes. Außerdem sind gefallen: Simon Beer (geb. 17.10.1897 in Sulzbürg, vor 1914 in Fürth wohnhaft, gef. 31.3.1918). Leopold Landecker (geb. 20.12.1874 in Sulzbürg, vor 1914 in Neumarkt wohnhaft, gef. 11.12.1916).    
  
Um 1925, als noch etwa 50 Personen der jüdischen Gemeinde angehörten (7,1 % von insgesamt etwa 700 Einwohnern), waren die Vorsteher der Gemeinde Leopold Rosenwald, Seligmann Haas, Max Rosenbaum, Emanuel Regensburger, Isak Neustädter und Ascher Neustädter. Als Lehrer, Kantor und Schochet war damals Max Rosenbaum tätig. Er erteilte damals noch drei jüdischen Kindern den Religionsunterricht. An jüdischen Vereinen bestand der Wohltätigkeitsverein Chewra Gemillus Chessed, der Israelitische Frauenverein, ein Jugendverein und für bedürftige Gemeindeglieder der "Holzfond". In Sulzbürg errichtete die "Esragruppe" in den 1920er-Jahren ein Landheim mit 32 Plätzen (Gebäude Vorderer Berg 6, vgl. Texte). 1932 war Gemeindevorsteher Wolf Grünebaum, Schriftführer und Schatzmeister Emanuel Regensburger. Dazu gab es die Gemeinderepräsentanz unter Vorsitz von Wolf Grünebaum. 
  
1933 lebten 16 jüdische Personen in Sulzbürg. Wenige von ihnen verzogen in den folgenden Jahren von Sulzbürg, davon fünf nach den Ereignissen in der Pogromnacht 1938. Nach den Deportationen 1942 nach Piaski (bei Lublin/Polen) am 2. April 1942 (7 Personen) und der nach Theresienstadt am 23. September 1942 (drei Personen) gab es keine jüdischen Einwohner mehr in Sulzbürg (vermutlich außer einer in "Mischehe" lebenden jüdischen Person). 
   
Von den in Sulzbürg geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und dem Gedenkbuch des Bundesarchives Berlin): Fanny (Fanni) Aron geb. Regensburger (1899), Emanuel Beer (1898), Sofie Buckmann geb. Neustädter (1887), Emilie (Milly) Dachauer geb. Feuchtwanger (1881, "Stolperstein" in Eichstätt, Luitpoldstraße 14), Henriette Feuchtwanger (1873), Max Bernhard Feuchtwanger (1880), Sigmund (Siegmund) Feuchtwanger (1878), Irma Erna Freising geb. Kaufmann (1887), Karl (Carl) Freising (1886), Thekla Freising (1900; zu Familie Freising vgl. Pressebericht auf Friedhofseite vom Juli 2015), Berta Fröhlich geb. Neuhaus (1873), Martha Grimm geb. Regensburger (1903), Amalie Grünebaum geb. Sahm (1883), Heinrich Grünebaum (1883), Wolf Grünebaum (1877), Albert Haas (1893), Frieda Haas Geb. Steinberger (1893), Semi Haas (1889), Rosalie (Rosel) Holstein geb. Weinberg (1899), Babette S. Kahn geb. Neustädter (1889), Lina Lehmann geb. Feuchtwanger (1876), Anni Leiser geb. Bloch (1905; unklar: wegen Geburtsname Bloch eher geb. in Sulzburg?), Siegfried Löwenstein (1885), Siegfried Metzger (1893), Edith Michel geb. Rosenwald (1910), Gustav (Mordechai) Neustädter (1892), Jakob Neustädter (1883), Josef (Joseph) Neustädter (1885), Josef (Joseph) Neustädter (1896), Julius Neustädter (1879), Martha Neustädter geb. Löwenberger (1888), Siegfried Neustädter (1885), Emanuel Regensburger (1853), Karl Regensburger (1905), Johanna Rosenberg geb. Grünebaum (1878), Adolf Rosenwald (1890), Cäcilie (Cesi) Rosenwald (1911), David Rosenwald (1879), Erich Rosenwald (1883, Name noch unbestätigt, wurde versehentlich Salzburg zugeschrieben), Hanna (Hannchen) Rosenwald geb. Straus (1886), Leopold Rosenwald (1882), Martha Schloss geb. Oppenheimer (1894), Jeanette Schwarzschild geb. Regensburger (1872), Jakob Sondhelm (1898), Sidonie Sondhelm geb. Regensburger (1874), Siegfried Sondhelm (1899), Malchen Tachauer geb. Grünebaum (1887), Rosa Uhlfelder geb. Haas (1891), Julie Wachenheimer geb. Regensburger (1878), Leopold Friedrich Weil (1888), Paula Weil (1873), Rebekka Weil geb. Eismann (1859), Dr. Joseph (Josef) Weinberg (1909), Rabbiner Max Weinberg (1867).   
     
Hinweis: in verschiedenen Datenbanken mit Namen der jüdischen Opfer der NS-Zeit kommt es immer wieder zu Verwechslungen von Sulzbürg mit dem südbadischen Sulzburg oder auch mit dem österreichischen Salzburg. 
Dr. Gert Kerschbaumer (Salzburg) hat Namen von Opfern aus Sulzbürg und Sulzburg zusammengestellt, die in Datenbanken (DÖW = Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes, Yad Vashem u.a.) versehentlich Salzburg zugeordnet wurden: die Zusammenstellung ist eingestellt als pdf-Datei und nennt aus Sulzbürg Emanuel Beer, Rosalie Holstein geb. Weinberg, Dr. Joseph (Josef) Weinberg, vermutlich auch Erich Rosenwald und Ludwig Strauss (evt. auch aus Sulzburg).    
       
       

 
     
Zur Geschichte der Synagoge    
       
Das Vorhandensein einer Synagoge in Sulzbürg bereits im Jahr 1371 hat sich als Lesefehler eines 1726 verfassten Textes von David Koeler (s.o.) herausgestellt.
      
Bis zum 18. Jahrhundert gibt es über Beträume / Synagogen nur wenige Informationen. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts soll jedoch eine Synagoge (oder zumindest ein Betraum) am Ort vorhanden gewesen sein. Nach einer Überlieferung wurde sie 1677 erbaut beziehungsweise. Die Zeichnung des Hochzeitssteines mit dieser Jahreszahl ist noch bekannt. Eine andere Quelle nennt das Jahr 1706 für einen Synagogenbau. Hierbei handelte es sich um einen Anbau an eines der Judenhäuser, das 1942 abgebrochen wurde oder um ein Bethaus auf demselben Grundstück wie die spätere Synagoge von 1799.  

Sulzbuerg Synagoge 006.jpg (29866 Byte) Links: Jüdisches Wohnhaus (1942 abgebrochen) mit rechts angebautem Betsaal (Quelle)

Die Synagoge, deren Gebäude bis zur Gegenwart steht, wurde 1799 gebaut. 1849 wurde sie renoviert. Über besondere Ereignisse in der Synagogengeschichte liegen einzelne Berichte aus jüdischen Periodika vor:       
  
Spende eines Toraschreinvorhanges (Parochet) für die Synagoge (1903)

Sulzbuerg Israelit 26021903s.jpg (43965 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Februar 1903: "Sulzbürg, Oberpfalz. Ein Werk schönster, gemeinnützigster Denkungsart bekundete Herr Isak Burger, Kultusvorstand dahier und dessen Gemahlin, indem dieselben anlässlich der am Schabbat Kodesch Paraschat Schekalim (Heiliger Schabbat mit der Toralesung Schekalim) stattfindenden Bar Mizwa ihres Sohnes für die hiesige Synagoge ein prachtvolles Parochet (Toraschreinvorhang) stifteten, dessen Stickerei als ein Kunstwerk bezeichnet werden muss, und gereicht diese kostbare Spende sowohl den Spendern wie den Empfängern zu großer  Ehre, so dass beide Teile anlässlich der bevorstehenden Feier in den Jubelruf einstimmen können: 'Dies ist der Tag, den der HERR gemacht hat, lasst uns freuen und fröhlich an ihm sein."

   
Prinzregentenfeier in der Synagoge (1908)    

Suelzburg Israelit 26031908.jpg (39881 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. März 1908: "Sulzbürg, Oberpfalz, 12. März (1908). Die Prinzregentenfeier wurde heute in der hiesigen Synagoge unter Beteiligung des hiesigen Krieger- und Veteranenvereins und eines großen Teiles der christlichen Bevölkerung in wahrhaft erhebender Weise abgehalten. Herr Rabbiner Dr. Weinberg hielt eine schöne, der Weihe des Tages entsprechende Rede und der Chor funktionierte ausgezeichnet. Die ganze patriotische Veranstaltung hinterließ bei allen Teilnehmern den besten Eindruck."     

 
Einführung des Gemeindegesanges beim Gottesdienst (1909)

Sulzbuerg Israelit 05081909s.jpg (45413 Byte) Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. August 1909: "Sulzbürg, 26. Juli (1909). Mit dem verflossenen Pessachfeste haben wir in hiesiger Gemeinde mit der Einführung des Gemeindegesanges beim Gottesdienste unter strengster Wahrung der dem Religionsgesetze und der Überlieferung entsprechenden Form begonnen. Diese Neueinrichtung verdanken wir unserem Kantor, Herrn Harris Cohen, der sich mit unermüdlichem Eifer der Mühe unterzog, die Gesänge mit einigen jungen Leuten einzuüben."

   
1924
konnte das 125jährige Bestehen des Gotteshauses gefeiert werden. 1925/26 wurde die Synagoge erneut unter großem Aufwand renoviert.   
    
Synagogenrenovierung und Wiedereinweihung der Synagoge (1926)  

Sulzbuerg BayrGZ 07101926.jpg (112192 Byte)Artikel in der Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung vom 7. Oktober 1926: "Sulzbürg, der idyllisch gelegene Marktflecken in der Oberpfalz, hatte früher eine ansehnliche jüdische Gemeinde, die aber jetzt auf wenige Mitglieder zurückgegangen ist. Dieselben betrachten es aber als Ehrenpflicht, ihre altehrwürdige Synagoge in gutem Zustand zu erhalten. Vor zwei Jahren konnte die Gemeinde das 125jährige Bestehen des Gotteshauses feiern. Im vergangenen Jahr wurde dasselbe mit elektrischem Licht ausgestattet und jetzt, Dank der Bemühungen des rührigen Vorstandes, Herrn Rosenwald, vollständig renoviert. Die Gemeinde ließ es sich nicht nehmen, den ersten Gottesdienst in den verschönerten Räumen feierlich zu begehen und hierzu auch Gäste aus der Umgegend sowie den Israelitischen Gemeindeverband einzuladen, welcher die Sache finanziell gefördert hat. Herr Distriktsrabbiner Dr. Weinberg übernahm die Festpredigt und würdigte rühmend den echt jüdischen Geist, welcher in dieser kleinen Gemeinde herrsche. Der Verband ließ seine Wünsche durch Herrn Dreichlinger (Neumarkt) überbringen. Für die Gemeinde Sulzbürg war der Tag ein wichtiger Festtag und auch mit Recht. Die altehrwürdige Stätte wurde zu einem wahren Schmuckkästchen ausgestaltet, und besonders wurde darauf gesehen, dass bei der Bemalung und Ausschmückung die ursprüngliche Art wieder beibehalten worden ist. Der Aufenthalt stimmt zur Andacht, aber auch zum Nachdenken. Welch heilige Begeisterung für unser Judentum und welche Opferfreude muss unsere Voreltern beherrscht haben, wenn kleinere Gemeinden solch schöne Gotteshäuser errichten könnten. Möge dies unserer jetzigen Generation und unserem Nachwuchs ein Vorbild sein. 

1928 verfasste Rabbiner Dr. Magnus Weinberg einen Artikel über die wichtigsten Einrichtungen der jüdischen Gemeinde, hieraus der Abschnitt zur Synagoge: 

Sulzbuerg BayrGZ 01041928.jpg (391777 Byte) Sulzbuerg BayrGZ 01041928a.jpg (372020 Byte) Sulzbuerg BayrGZ 01041928 III.jpg (190325 Byte)    
        

Sulzbuerg MWeinberg.jpg (26434 Byte)Betrachtungen von Rabbiner Dr. Magnus Weinberg (1867 - 1943 KZ Theresienstadt, Foto links, Quelle), Neumarkt (Oberpfalz) zu: Synagoge (und Friedhof) der Gemeinde Sulzbürg (Artikel in: "Bayerische Israelitische Gemeindezeitung" von 1. April 1928. S. 86-88): In meiner soeben erschienenen 'Geschichte der Juden in der Oberpfalz', Bd. IV, habe ich versucht, die Geschichte der alten ruhmreichen Gemeinde Sulzbürg zu verfolgen. Dabei war mir leider aus ökonomischen Rücksichten versagt, einen besonderen Wunsch zur Ausführung zu bringen, nämlich den, manche Darstellungen aus der Gemeinde durch Beigabe von Illustrationen anschaulicher zu machen. Einige der vorgesehenen Bilder erscheinen für weitere Kreise so instruktiv, dass ich sie auf diesem Wege veröffentliche. Sie wurden mir durch den Senior der Gemeinde, Herrn Moritz Wertheimer, der dreißig Jahre lang die Stelle des Gemeindedieners versah und mit der Gemeindegeschichte eng verwachsen ist, vermittelt.
Sulzbürg gehört leider zu den dahinschwindenden Gemeinden (wie es deren so viele in Bayern gibt), in denen die Führer und Einzelmitglieder stets eine heilige Aufgabe darin erblickten, die öffentlichen Gemeindeeinrichtungen in einer Vollendung herzustellen, die heute noch für manche Großgemeinde vorbildlich sein könnte. Für unsere alten Glaubensgenossen in den kleinen Städtchen und Dörfern gab es bei all ihrer geistigen Regsamkeit keine andere Möglichkeit, sich öffentlich zu betätigen, als in ihrem engen Gemeindeleben. Im Kommune und Staat waren sie nur passive, geduldete Mitglieder; um so mehr und umfassender kam ihr Tatendrang im Kehilloleben zur Geltung. Man muss heute beim tieferen Eindringen in die alten Gemeindeeinrichtungen und Gemeindebräuche oft staunen über das tief jüdische Verständnis, über den geradezu überraschenden natürlichen Kunstgeschmack, der noch nicht, wie heute oft, zur Schablone geworden und über den praktischen Sinn, der sich da oft offenbart. Und war da alles in den Bereich der öffentlichen Gemeindepflichten einbezogen wurde! In Sulzbürg zum Beispiel stehen zwei Gemeindesessel bereit, die bestimmt sind, bei vorkommenden Beschneidungen in das Haus gebracht zu werden, wo die Beschneidung vollzogen wird, ebenso der Gebärstuhl, der in vorkommenden Fällen in das Haus der Wehmutter überführt wurde und noch bis vor nicht allzu langer Zeit in Gebrauch war, - der silberne Gemeindekamm, mit welchem die Braut von den Frauen gekämmt wurde, bevor sie kurz vor der Hochzeit 'unter die Haube' kam usw., alles Dinge, die heute längst aus dem Aufgabenkreis der Gemeinden geschwunden sind. In alten, jetzt leer stehenden Synagogen einst berühmter Gemeinden finden wir eine bis in das kleinste gehende Durcharbeitung für die religiöse Praxis, die wir in unseren heutigen, vielfach nur für pompösen Eindruck hergerichteten, vergeblich suchen. In diesen Einzelheiten gerade merkt man die Liebe, mit der man an allem hing, was das religiöse Gemeinschaftsleben betraf. Ich möchte hier auch an die leider noch so wenig bekannten, kulturhistorisch so überaus bedeutsamen Memorbüchern erinnern, die als besonders heiliges Besitztum, immer wieder durch neue Einträge bereichert, von einer Generation zur anderen überging und die bedeutenden Persönlichkeiten der Gemeinde in der Erinnerung weiterleben ließ. In dem individuellen Geschmack, mit dem man sie ausstattete, zeigt sich die oft ergreifende Hingabe für höhere, über den Augenblick hinausgehende Interessen und Ideen.
Die Synagoge von Sulzbürg verkörpert diese Schönheit und Zweckmäßigkeit in sich in besonderem Maße, zumal jetzt, wo sie im vorigen Jahre mit tatkräftiger Unterstützung des Gemeindeverbandes renoviert ist und sich in ursprünglicher Schönheit uns präsentiert, wie sie sich im Bild 1 zeigt. Der Bau selbst ist von ganz besonderer Eigenart. Er ist direkt in den Berg hineingetrieben. So ergibt es sich, dass an der oberen und Hauptfront, wo der Eingang in die Frauensynagoge sich zur ebenen Erde befindet, das Dach nur zwei bis drei Meter über den Boden ragt, während der Weg zur Männersynagoge dort auf einer massiven Außentreppe neben dem Haus bergab führt. Die Rückfront, die den Haupteindruck vermittelt, hat dadurch die Höhe von etwa zehn bis zwölf Metern. Wohlausgestattete Räume für die Wohnung des Kultusbeamten, die Schule und Gemeindesitzungen sind eingebaut (Bild 2).
Die Betrachtung zum Friedhof von Sulzbürg siehe bei der Friedhofsseite.

Beim Novemberpogrom 1938 wurden das gesamte Inventar der Synagoge und die Ritualien vernichtet. Etwa 12 Torarollen wurden mit Beilen zerschlagen, das Synagogengebäude wurde beschädigt. Die festgenommenen Männer, nur alte Männe, wurden von der Polizei nach kurzer Zeit wieder nach Hause geschickt. Ein Gemeindemitglied, dem man damit drohte, ihn mit einem Torawimpel um den Hals in der Synagoge aufzuhängen, wurde brutal verprügelt, verhaftet und in das KZ Dachau verschleppt.   
    
    
Adresse/Standort der Synagoge: Engelgasse 14 (Alte Anschrift: Hauptstraße Haus Nr. 63).     
    

    
Fotos 

(Quelle: obere Reihe
Fotos von Theodor Harburger; Quelle: Central Archives for the History of the Jewish People, Jerusalem; veröffentlicht in Th. Harburger: "Die Inventarisation jüdischer Kunst- und Kulturdenkmäler in Bayern. 1998 S. 719-720; Zweite Fotozeile: aus der Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung vom 1. April 1928; Farbfotos: Hahn, Aufnahmedatum 23.6.2006). 

Ritualien (Kultgegenstände)
 aus der Synagoge in Sulzbürg (1929) 
Sulzbuerg Memorbuch 01.jpg (109787 Byte) Sulzbuerg Synagoge 015.jpg (103357 Byte)
    Memorbuch der 
Gemeinde Sulzbürg  
Tora-Schild (Tass) zum 
Schmuck der Torarolle  
        
Die Synagoge 1928   Sulzbuerg BayrGZ 01041928 s1.jpg (30333 Byte) Sulzbuerg BayrGZ 01041928 s2.jpg (36042 Byte)
  Außenaufnahme der Synagoge   Innenaufnahme der Synagoge  
        
  
Die ehemalige Synagoge 2006  
     
Sulzbuerg Synagoge 100.jpg (57836 Byte) Sulzbuerg Synagoge 103.jpg (49302 Byte) Sulzbuerg Synagoge 102.jpg (61532 Byte)
Blick auf die ehemalige Synagoge 
von der Engelgasse  
Blick auf das Gebäude 
von Osten  
Blick auf das Gebäude 
von Westen  
     
  Jüdische Wohnhäuser    
Sulzbuerg Ort 101.jpg (59777 Byte) Sulzbuerg Friedhof 114.jpg (76206 Byte) Sulzbuerg Ort 100.jpg (61120 Byte)
In Sulzbürg - früherer jüdischer Ortsteil: ehemalige jüdische Wohnhäuser  

   
   
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte    

März 2016: In Sulzbürg sollen "Stolpersteine" verlegt werden    
Artikel von Helmut Sturm in der "Mittelbayerischen" vom 16. März 2016: "Gemeinde entscheidet über Projekt. Die 'Initiative Stolpersteine' will in Sulzbürg Erinnerungsorte schaffen. Der Bürgermeister will im Gemeinderat entscheiden.
Sulzbürg. Sogenannte 'Stolpersteine' sollen an die Nazi-Opfer der Region erinnern. Die Verlegung solcher Gedenksteine an ausgewählten Orten in der Stadt Neumarkt wurde im Stadtrat bereits einstimmig beschlossen. Jetzt ist das Projekt auch in Sulzbürg geplant. Einen Gemeinderatsbeschluss gibt es dort aber noch nicht.
Initiative berichtet von ihrer Arbeit. Mit einem bedrückenden Kurzfilm über die Zeit der Deportation jüdischer Familien eröffneten Klaus Eifler und Klaus Schubert von den kirchlichen Bildungswerken den Informationsabend zur 'Erinnerungskultur Stolpersteine'. Als Kooperationspartner der dreistündigen Abendveranstaltung beschrieb Prof. Dr. Heide Inhetveen von der 'Initiative Stolpersteine' den Sulzbürgern ihre Erfahrungen bei der Recherche und den Verlegungen. Die Stolpersteine, die im Boden vor den Häusern verlegt werden, sollen an die Deportation und die Ermordung von Juden, politisch Verfolgten, Homosexuellen, Zeugen Jehovas oder auch Sinti und Roma erinnern.
Die vom Künstler Gunter Demnig kreierten 'Stolpersteine' lassen die Passanten keinesfalls im Wortsinn stolpern – sie sollen durch die auffällige Gestaltung Aufmerksamkeit erwecken. Wenn man die Texte liest, ergebe sich automatisch eine symbolische Verbeugung vor den Opfern des Holocaust, sagte Inhetveen. Eine Geste der Demut, wie es der Künstler Demnig bezeichnet. 'In Regensburg haben wir mit der Verlegung von Stolpersteinen ausschließlich gute Erfahrungen gemacht', sagte Dieter Weber von der dortigen Initiative. Die Liste der Paten sei lang und die Bereitschaft der Regensburger und auch der Touristen zum Spenden sei hoch.
Den Opfern ein nachhaltiges Gedenken zu schaffen und den Angehörigen einen Ort der Trauer zu geben: Das werde in Neumarkt von der Politik parteiübergreifend unterstützt. Die Initiative von Neumarkts Oberbürgermeister Thomas Thumann zur Aufklärung der Neumarkter NS-Vergangenheit habe sich deutlich bei den Vorbereitungen zu den 850-Jahr-Feier und der Einbindung ganzer Schulklassen zu diesem Thema gezeigt, sagte Dr. Frank Präger in Vertretung von Bürgermeisterin Gertrud Heßlinger. Abschließend entwickelte sich eine lebhafte Diskussion mit den wenigen Sulzbürgern im Landl Museum. Einer Besucherin war es deutlich unangenehm, dass die 'Stolpersteine' im Boden vor den Häusern verlegt werden sollten. Sie hätte die Steine lieber in Wänden gesehen. Auch die Sauberhaltung wäre so besser gewährleistet, meinte sie. Schwierige private Eigentumsverhältnisse sprächen dagegen. Und, dass es sich ja nicht um eine Grabstelle handele. Das genügte der Besucherin als Antwort der Vertreter der 'Initiative Stolpersteine' aber nicht ganz.
Berliner Künstler sei zu anonym. Mühlhausens Bürgermeister Dr. Martin Hundsdorfer fügte noch an, dass auf dem Land das bürgerliche Einvernehmen auch auf öffentlichen Plätzen wichtig sei. Sein Sohn fand die Vergabe des Auftrags an einen Berliner Künstler zu anonym: 'Da zeige sich kein örtliches Engagement'. Hinweise zum Copyright und dem hohen Wiedererkennungswert der 'Stolpersteine' überzeugten ihn nicht vollends.
Die Erstverlegung der Stolpersteine in Neumarkt findet am Freitag, 27. Mai, um 9 Uhr, am Oberen Markt 5, statt. Im Anschluss soll es in Sulzbürg gegen 10 Uhr weitergehen. "
Link zum Artikel      
 
April 2016: Der Gemeinderat stimmt der Verlegung von "Stolpersteinen" zu 
Artikel von Hans Gleisenberg in der "Mittelbayerischen" vom 5. April 2016: "Gemeinderat stimmt Stolpersteinen zu
Auch in Sulzbürg soll künftig der deportierten und ermordeten Juden gedacht werden. Doch die Abstimmung war knapp.

Mühlhausen. ...
Idee von Dr. Heide Inhetveen. Dann beschäftigte die Räte das Thema: Stolpersteine in Sulzbürg. Wie schon in anderen Städten und Gemeinden sollen auch dort zum Gedenken an deportierte und ermordete Juden Steine verlegt werden. Den Anstoß dazu hat Dr. Heide Inhetveen gegeben. Sie sehe Sulzbürg ob seiner besonderen jüdischen Vergangenheit in der Pflicht, tätig zu werden. Die Idee selbst stammt von Künstler Günter Demnig. Er entwirft auch die etwa zehn auf zehn Zentimeter großen Steine, die pro Stück 120 Euro kosten. Bezahlen würde sie die Gemeinde, wenn sich kein anderer Sponsor findet. In Sulzbürg sind vier Standorte an den letzten, frei gewählten Wohnsitzen deportierter, jüdischer Mitbürger vorgesehen, zusätzlich soll noch ein Stein vor der ehemaligen Synagoge angebracht werden. Nach derzeitigem Stand sind insgesamt neun Anwesen in die Aktion einbezogen. Mit 9:7 stimmte das Gremium einer Verlegung zu – doch davor wurde kontrovers diskutiert... "
Link zum Artikel    
 
Mai 2016: Erster "Stolpersteine" wird in Sulzbürg verlegt  
Bericht in der Website der Stadt Neumarkt i.d.Oberpfalz vom 19. Mai 2017: "Einladung zur Verlegung der ersten 'Stolpersteine' in Neumarkt
Erstmals werden in Neumarkt so genannte 'Stolpersteine' verlegt. Der Verwaltungs- und Kultursenat hatte dazu in seiner Sitzung am 18.11.2015 auf Antrag der SPD-Fraktion einstimmig den entsprechenden Beschluss gefasst. Die inhaltliche Vorbereitung war von der Initiative Stolperstein übernommen worden. Am 27.5.2016 um 9 Uhr werden nun fünf Stolpersteine in Neumarkt vor dem Gebäude Oberer Marktstraße 5 verlegt. Sie sollen an das Schicksal von Emanuel Hahn, Julius Hahn, Edith Regina Hahn, Anneliese Hahn und Max Hahn erinnern. Für einen der Stolpersteine hat die Stadt Neumarkt die Patenschaft übernommen. Auch der Künstler Gunter Demnig wird zur Erstverlegung nach Neumarkt kommen. Zu der Verlegung ist die Bevölkerung eingeladen. Nach einem musikalischen Auftakt von Helmut Enzenberger und einigen Schülerinnen und Schülern des Ostendorfer Gymnasiums werden Prof. Dr. Heide Inhetveen und Helmut Enzenberger einleitende Worte sprechen. Es folgen Grußworte von Oberbürgermeister Thomas Thumann und Dekan Monsignore Richard Distler. Den Abschluss bildet ein Bericht über das Leben der Familie Hahn. Gegen 9.30 Uhr soll die Verlegung in Neumarkt abgeschlossen sein. Ein weiterer Stolperstein wird dann im Anschluss in Sulzbürg vor der ehemaligen Synagoge, Vorderer Berg 18 verlegt. Dort beginnt die Verlegung um 10.15 Uhr. Die Patenschaft für diesen Stein hat die Gemeinde Mühlhausen übernommen."  
Link zum Bericht    
 
Oktober 2017: Zweite Verlegung von "Stolpersteinen"  
Artikel von Hans Gleisenberg in der "Mittelbayerischen" vom 16. Oktober 2017: "ERINNERUNG, Ein Denkmal für deportierte Familie
In der einst jüdisch geprägten Gemeinde Sulzbürg wurden fünf weitere Stolpersteine gegen das Vergessen verlegt.
 
SULZBÜRG. Die Initiative gegen das Vergessen 'Stolpersteine Neumarkt/Sulzbürg' hat am Montag, verbunden mit einer Feierstunde, fünf neue Stolpersteine in Sulzbürg verlegt. Vor dem historischen 'Weilhaus' wurde die Steine, in Anwesenheit von gut 50 Interessierten, eingebracht, um der einst dort lebenden jüdischen Familie ein kleines, aber feines Denkmal zu setzen: 'Es soll hier niemand straucheln, sondern es soll ein Anstoß zum menschlichen denken und handeln sein, mit der Prämisse, dass so etwas niemals wieder passieren darf. 'Solche Mahnmale sind auch in unserer Zeit ein wichtiger Beitrag', so Dr. Heide Inhetveen zu den Beweggründen der Initiative, die bereits 1995 gegründet und seit 2015 auch in Neumarkt und Sulzbürg tätig ist. Die Steine wurden zum Gedenken an Rebekka Weil, deren drei Kinder Leopold, Lazarus und Cecilie sowie Bertha Weil gesetzt.
Dr. Inhetveen erläuterte dann ausführlich das Leben und Wirken der Weils in Sulzbürg, die dem Leben in dem ehemaligen Marktflecken, deutlich ihren Stempel aufgedrückt hätten. Hier knüpfte auch einer der Paten, Christian Schulz an, der ihr Wirken schilderte.
Heinz Rösch, ebenfalls ein Initiator dieser Aktion, machte deutlich, dass Toleranz und auch eine gewisse Loyalität gegenüber anderen Religionen einen nachhaltigen Beitrag zum friedlichen Zusammenleben geben würden. Während der Ansprachen waren der Bildhauer Gunter Demig sowie Mitarbeiter des Bauhofs damit beschäftigt, die Steine einzulassen: 'Seit 1995 haben wir bundesweit über 63000 solcher Erinnerungsmahnmale gesetzt und so einen Beitrag für die Menschenwürde geleistet', sagte Demig. Die Familie Jutta und Alexander Emmerling, auf deren Initiative die Sanierung und Renovierung des 'Weilhauses' zurückgeht, freute sich ebenfalls über die Würdigung der Familie Weil: 'Wir haben das Haus in den gleichen Zustand versetzt wie vor 300 Jahren, seit ihrer Heirat bewohnen Sohn Bastian mit Ehefrau Maria das Gebäude und sorgen für deren Erhalt.' Emmerling machte deutlich, dass in der Nazizeit zwei der Weils deportiert wurden.
Bürgermeister Dr. Martin Hundsdorfer erinnerte, dass dies nun schon die zweite Verlegung gewesen sei: 'Es ist von großer Wichtigkeit, die Erinnerung aufrecht zu erhalten, denn Sulzbürg hatte zu Beginn des 20. Jahrhundert eine starke jüdische Prägung, deren Geschichte unabdingbar mit dem Ort verbunden ist', so der Rathauschef. Auch Pater OSB Godehard Schuster stellte sich hinter die Aktion und sprach von einer Aktion, die auch in der heutigen Zeit dokumentiere, dass Menschenrechte das Wichtigste sind und es Respekt verdiene, sich dafür stark zu machen. Inhetveen überreichte dem Ehepaar Emmerling eine Tasse, die den Weils gehörte, als Erinnerung. Letztlich sprach Dekanin Christiane Murner den Segen und wünschte allen ein Leben in Frieden und Freundschaft. Die musikalische Umrahmung hatte ein Streicherensemble des Ostendorfer Gymnasium übernommen." 
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Oktober 2017: In Neumarkt und Sulzbürg werden weitere "Stolpersteine" verlegt  
Artikel von Hauke Höpcke in den "Neumarkter Nachrichten" vom 16. Oktober 2017: "Weitere Stolpersteine in Neumarkt und Sulzbürg verlegt. Sie erinnern an 17 jüdische Deutsche, die vertrieben oder ermordet wurden - 
NEUMARKT - In Neumarkt und Sulzbürg erinnern seit gestern 17 weitere 'Stolpersteine' an jüdische Deutsche, die dort gelebt haben und während der Nazizeit aus ihren Häusern vertrieben, deportiert und getötet wurden und an die wenigen denen gerade noch rechtzeitig die Flucht gelang.
Es war ein bewegender Augenblick, es war ein anrührender Moment am Oberen Markt. 'Jahrzehntelang erinnerte sich niemand an diese Familie und dann geschah Wunder über Wunder und heute gibt es in Neumarkt die Stolpersteine', sagte Myrna Haas, die Witwe von Ernst Haas. Er hatte als einziger jüdischer Neumarkter Verschleppung in die Konzentrationslager überlebt und starb im vergangenen Jahr in seiner neuen Heimat in den USA. Vor seinem Elternhaus in der Oberen Marktstraße 39 erinnern nun fünf Stolpersteine an seine Eltern Semi und Frieda Haas, seine Geschwister Ilse und Walter und an ihn selbst. 'Vergessen Sie niemals dieses Familie', sagte Haas. Gemeinsam mit ihren Söhnen sprach sie ein Gebet in englischer und in hebräischer Sprache. Dann entzündete Myrna Haas eine Kerze mit einem blauen Davidstern, dem Symbol des Judentums, und stellte diese vor die eingelassenen Messingtafeln mit den eingravierten Lebensdaten der Familie ihres Mannes. An zwei weiteren Stellen im Stadtgebiet wurden 'Stolpersteine' verlegt: Vor der Bahnhofstraße 13 erinnern sie an Kurt, Helene Henriette und Hermann Baruch. In der Stephanstraße 17 wohnten Seligmann und Albert Haas sowie Leopold und Rosa Löw. In Sulzbürg befinden sich fünf neue Stolpersteine am Schlossberg 2. Sie erinnern an Rebekka, Leopold, Lazarus, Cäcilie und Bertha Weil. Seit zwei Jahren gibt es die Neumarkter 'Initiative Stolpersteine'. Seine Mitglieder erforschen die Lebensgeschichte der jüdischen Mitbürger im Kreis Neumarkt. Neben der Vorsitzenden Heide Inhetveen und der Leiterin des Stadtmuseums Petra Henseler ist hierbei das Ostendorfer Gymnasium besonders engagiert. Zu Ernst Haas bestand seit 2004 ein enger Kontakt. Am OG entstand das Musical 'Der letzte Brief' über das Leben seiner Schwester Ilse Haas. Zwischen 2006 und 2014 besuchte er mehrmals die Schule.
Engagierte Schüler. Ein P-Seminar unter der Leitung von Alexander hatte auch den gestrigen Tag vorbereitet, das Programm gestaltet, die Lebenswege der Familie Haas recherchiert, die Blumen besorgt, die an den Gedenktafeln niedergelegt wurden, und selbst auch die Patenschaft für einen der Stolpersteine übernommen. Denn das Projekt des Künstler Gunter Demnig, der mit inzwischen 61 000 Stolpersteinen in 21 Ländern die größte dezentrale Gedenkstätte geschaffen hat, finanziert sich im Kreis Neumarkt ausschließlich über private Spenden und nicht mit Geld aus der öffentlichen Hand."  
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Juni/Juli 2018: Weitere "Stolpersteine" werden verlegt 
Anmerkung: weitere neun "Stolpersteine" wurden am 16. Juli 2018 in Neumarkt und Sulzbürg verlegt.
Artikel von Helmut Sturm in der "Mittelbayerischen.de" vom 29. Juni 2018: "Gedenken. Weitere neun Zeichen gegen das Vergessen. Die Verlegung weiterer Stolpersteine ist geplant.
Neumarkt
. Die ersten 'Stolpersteine' im Landkreis Neumarkt wurden im Mai 2016 verlegt. Am Donnerstag Nachmittag kündigten die Sprecherinnen der Initiative Stolpersteine Professorin Heide Inhetveen und Bürgermeisterin Getrud Heßlinger die Verlegung von neun weiteren Gedenksteinen an.
Am 16. Juli werden in der Neumarkter Bahnhofstraße, damals auch 'Judengasse' genannt, sieben und in Sulzbürg zwei Stolpersteine feierlich verlegt. Zum ersten Mal wird ein Gedenkstein für ein Opfer der T4-Aktion, der Vernichtung 'lebensunwerten Lebens', verlegt. 'Die Spuren der Tötung behinderter oder kranker Menschen wurden regelrecht verwischt', schilderte Heinz Rösch die aufwendige Recherche. In einem kurzen Abriss stellte Prof. Inhetveen die Ermittlungen zu den Lebensläufen der Familie Thekla und Simon Freising (Vater und Tochter) in Sulzbürg und der großen Familie Landecker in Neumarkt vor. Die Vorstellung der Landecker-Kinder übernahmen Laura Polster, Nele Richert und Vanessa Stastny, Teilnehmerinnen des P-Seminars Geschichte 'Wider das Vergessen 2.0' am Ostendorfer Gymnasium. Bezugnehmend auf die Ergebnisse der letzten Bundestagswahl und die aktuellen politischen Entwicklungen in Deutschland, Europa und der ganzen Erde stellte Bürgermeisterin Heßlinger das generationsübergreifende Engagement der Ostendorfer Gymnasiasten mit den eindringlichen Worten: 'Wehret den Anfängen!' und: 'Es ist geschehen, folglich kann es wieder geschehen ...', als besonders erfreulich und Hoffnung gebend hervor.
Vor der Verlegung der Gedenksteine, besucht die jüdische Familie Geoff Neuhaus aus Virginia mit ihren Kindern vom 13. bis 15. Juli die Orte ihrer Vorfahren. Die Verlegung der neun Gedenksteine erfolgt am 16. Juli zwischen 14.30 und 16.30 Uhr in Sulzbürg und Neumarkt. Insgesamt liegen dann in Neumarkt 24 und in Sulzbürg acht Stolpersteine. Am Abend des 16. Juli hält der Künstler und Erfinder der 'Stolpersteine. Ein Kunstprojekt für Europa', Gunter Demnig, einen Vortrag mit anschließendem Gespräch im Dietrich Bonhoeffer-Saal des evangelischen Gemeindezentrums. Als weiteren Erfolg des Nicht-Vergessens bezeichneten die Sprecherinnen der Initiative die geplante Widmung des Platzes hinter dem Schreiberhaus in 'Dr. Markus-Weinberg-Platz'."
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November 2019: Weitere Verlegung von "Stolpersteinen" in Sulzbürg 
Artikel von Hauke Höpcke in den "Neumarkter Nachrichten" vom 6. November 2019: "Gelähmte Jüdin wurde in Heilanstalt ermordet.
Fünf neue Stolpersteine werden am heutigen Dienstag in Neumarkt und Sulzbürg verlegt
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NEUMARKT - Sie erinnern an die Familie Neustädter, die in nationalsozialistischen Vernichtungslagern ermordet wurden. Die von der Initiative Stolpersteine organisierten Verlegungen durch den Künstler Gunter Demnig beginnen um 14.30 Uhr in der Bahnhofstraße 9. Jakob Hirsch Neustädter wurde 1883 in Sulzbürg geboren, lebte in Neumarkt als Händler. Bei dem Novemberpogrom 1938 wurde er für mehrere Tage in Regensburg inhaftiert. 1941 wurde Neustädter nach Riga deportiert und ermordet. Seine fünf Jahre jüngere Frau Kathi Neustädter wurde 1938 in Neumarkt inhaftiert. Auch ihre Spur verliert sich nach der Deportation nach Riga im Jahr 1941. Zusätzlich werden zwei Platzhalter verlegt für Kurt und Lotte Neustädter, die Kinder des Paares, die nach Palästina emigrierten. Die Platzhalter sollen in den nächsten Jahren durch Stolpersteine ersetzt werden.
Die zweite Verlegestelle ist die Schützenstraße 15. Dort wohnte Julius Neustädter, Jahrgang 1879. Er musste nach den Novemberpogrom einige Zeit im Konzentrationslager Dachau verbringen. 1942 wurde er nach Piaski in Polen deportiert, wo er ermordet wurde. Zusätzlich werden zwei Platzhalter verlegt für die Ehefrau Minna, geborene Kraus, und die Tochter Nanni Neustädter, verheiratete Grünthal.
Zwei weitere Stolpersteine verlegt Gunter Demnig ab 16 Uhr in Sulzbürg vor dem Anwesen Hinterer Berg 14. Dort befand sich das Stammhaus der Familie Neustädter. Die Stolpersteine erinnern an den 1885 geborenen Siegfried Neustädter, der 1942 nach Izbica verschleppt wurde. Izbica war ein sogenanntes Transitghetto, von dem die Menschen später in die Vernichtungslager Majdanek und Auschwitz-Birkenau gebracht wurden. Seine Ehefrau Martha Neustädter wurde wegen ihrer Behinderung ermordet. Nach dem Ersten Weltkrieg erkrankte sie an der Spanischen Grippe, der über 20 Millionen Menschen zum Opfer fielen. Martha Neustädter überlebte, behielt aber Lähmungen zurück. Seit 1922 lebte sie in verschiedenen Heilanstalten. 1940 wurde sie nach Grafeneck verlegt und dort ermordet. Im Rahmen der "T4"-Aktion töteten deutsche Ärzte und Pflegekräfte mindestens 70 000 kranke und behinderte Menschen. Mindestens 59 von ihnen stammten aus dem heutigen Landkreis Neumarkt..."
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Oktober 2022 bis Januar 2023: Ausstellung über wiederentdeckte Bücher der jüdischen Gemeinde Sulzbürg 
Religiöse Bücher aus der ehemaligen jüdischen Gemeinde Sulzbürg sind nach bzw. bei der Deportation 1942 beschlagnahmt bzw. in "Schutzbesitz" genommen worden und landeten in der Universitätsbibliothek Eichstätt, wo sie vor einiger Zeit entdeckt und restauriert worden sind. Frau Prof. Heide Dr. Heide Inhetveen hat dazueine Ausstellung im "Landl-Museum" in Sulzbürg organisiert. 
Landl-Museum: https://www.muehlhausen-sulz.de/freizeit-tourismus/sehenswertes/landl-museum/ 
Zur Ausstellung siehe: https://www.hagalil.com/2022/12/sulzbuerg/  

    
     

Links und Literatur   

Links: 

bulletWebsite der Stadt Sulzbürg mit ausführlichen Informationsseiten zur Geschichte der Juden am Ort  
bulletSeite zum jüdischen Friedhof in Sulzbürg (interner Link)      
bullet Seite mit Texten zur Geschichte der jüdischen Gemeinde in Sulzbürg 
bulletSeite innerhalb der Dokumentation der "Stolpersteine" in Frankfurt am Main zum Schicksal der jüdischen Familie Ludwig Weil (aus Sulzbürg)  

Literatur:  

bulletMagnus Weinberg:  Geschichte der Juden in der Oberpfalz. 4. Sulzbürg. 5. Herzogtum Sulzbach [Sulzbach u. Floss]. München 1922.
bulletGermania Judaica II,2 S. 813; III,2 S. 1445.
bulletBaruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979 S. 95-96.
bulletIsrael Schwierz:  Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 286-288.
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany - Bavaria. Hg. von Yad Vashem 1972 (hebräisch) S. 163-166.
bulletKurt Wappler: Geschichte der Sulzbürger Juden. Pdf-Datei.   
bulletSynagogengedenkbuch BY 01.jpg (49758 Byte)"Mehr als Steine...." Synagogen-Gedenkband Bayern. Band I: Oberfranken - Oberpfalz - Niederbayern - Oberbayern - Schwaben. Erarbeitet von Barbara Eberhardt und Angela Hager. Hg. von Wolfgang Kraus, Berndt Hamm und Meier Schwarz. Reihe: Gedenkbuch der Synagogen in Deutschen. Begründet und herausgegeben von Meier Schwarz. Synagogue Memorial Jerusalem. Bd. 3: Bayern. Kunstverlag Josef Fink Lindenberg im Allgäu
ISBN 978-3-98870-411-3.
Abschnitt zu Sulzbürg S. 300-308 (die Forschungsergebnisse konnten auf dieser Seite von "Alemannia Judaica"  noch nicht eingearbeitet werden). 
bulletNeumarkt Lit 030.jpg (87979 Byte)Hans Georg Hirn: Jüdisches Leben in Neumarkt und Sulzbürg. Reihe: Neumarkter Historische Beiträge Bd. 12. 656 S. 2011. Artikel zur Buchvorstellung    
bullet Heide Inhetveen: Der jüdische Lehrer Leopold Weil und seine Ehefrau Bertha, geb. Handburger.  
In: Ekkehard Hübschmann. Jüdische Familien in Hof an der Saale – Schicksale und Verfolgung im Nationalsozialismus. Transit Verlag, Schwarzenbach/Saale und Berlin 2019. S. 235-273.
(Hinweis: das Kapitel beginnt mit: "Die Weils – eine Sulzbürger Rabbiner- und Kaufmannsfamilie" (S. 235-237))
    

    
     


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Sulzbuerg Upper Palatinate. The first settlers were refugees from the Rindfleisch massacres of 1298 (from Neumarkt, Berching and Freystadt). They engaged in moneylending and the cattle trade under the tolerant rule of the ducal house of Wolfstein (until annexation to Bavaria in 1740). The community was virtually destroyed in the Thirty Years War (1618-1648) and numbered 12 families in 1705. In 1756 legal residence was limited to 30 families. In the second half of the 18th century, the Jews suffered from numerous economic restrictions, forcing them to engage mainly in petty trade and the cattle businesses. A new synagogue was dedicated in 1799 and a Jewish public school was opened in 1835. In 1867 the Jewish population was 180 (total 759) and thereafter declined steadily to 16 in 1933. Five emigrated by Kristallnacht (9-10 November 1938), when the synagogue was vandalized. Seven were expelled to Piaski in the Lublin district (Poland) on 2 April 1942 and three to the Theresienstadt ghetto on 23 September 1942.     
      
        

                   
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Stand: 30. Juni 2020