Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde  (english version)    
   
In Niederstetten, das wie Laudenbach von 1641 bis 1794 als würzburgisches Lehen den Grafen, später Fürsten von Hatzfeld gehörte, lebten Juden bereits im Mittelalter. Sie waren von der Judenverfolgung 1298 betroffen. 
  
Die Entstehung der neuzeitlichen Gemeinde geht in die Zeit des 17. Jahrhundert zurück. Erstmals werden 1647 Juden am Ort genannt. 1748 gab es 15 jüdische Haushaltungen mit zusammen 76 Personen am Ort. Bereits damals war die Gemeinde von besonderer Bedeutung und Sitz von Rabbinern, u.a. von Reb Mahram, der als Nachkomme des berühmten Rabbi Meier von Rothenburg galt.  
  
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1807 138 jüdische Einwohner (9,0 % von insgesamt 1.540 Einwohnern), 1824 171 (10,3 % von 1.667), 1843 195 (11,0 % von 1.775), höchste Zahl jüdischer Einwohner um 1844 mit 217 Personen, 1854 215 (12,6 % von 1.701), 1871 185 (10,0 % von 1.857), 1880 196 (9,3 % von 2.111), 1900 163 (8,8 % von 1.859), 1910 116 (7,0 % von 1.669).   
    
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine israelitische Volksschule (Konfessionsschule), ein rituelles Bad und einen Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war (zeitweise war ein zweiter Lehrer angestellt beziehungsweise wurden die Aufgaben des Vorbetens und Schächtens anderen Personen übertragen). Insbesondere die folgenden Lehrer waren in der Gemeinde tätig (vgl. die Artikel zu den einzelnen Lehrern unten): 1839 bis 1841 Abraham Hirsch Gutmann, 1841 bis 1864 Aron Hilberth, 1878 bis 1901 Lazarus Bernheim, 1901 bis 1919 Baruch Adler, 1919 bis 1933 Isak Oberndörfer, 1933 bis 1937 Alexander Roberg und 1937 bis 1939 Justin Schloss.  Die jüdische Gemeinde gehörte seit 1832 zum Rabbinatsbezirk Mergentheim
 
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Manfred Grünfeld (geb. 26.6.1894 in Niederstetten, gef. 11.4.1917) und Martin Laub (geb. 5.9.1892 in Gleicherwiesen, gef. 14.11.1914). Ihre Namen stehen auf dem Gefallenendenkmal am Eingang zum Ortsfriedhof (siehe Fotos unten).   

Die jüdischen Handels- und Gewerbebetriebe waren schon im 19. Jahrhundert von großer wirtschaftlicher Bedeutung für die Stadt. 
 
Um 1924, als zur jüdischen Gemeinde noch etwa 100 Personen gehörten, waren die Vorsteher der Gemeinde Oberlehrer Oberndörfer, David Wolf, Nathan Ney (bis zu seinem Tod 1929), ein weiterer Herr Wolf, ein Herr Braun sowie Max Stern. Neben Lehrer Oberndorfer, der damals noch 7 Kinder an der Israelitischen Konfessionsschule unterrichtete (dazu Religionsunterricht für Schüler höherer Schulen), war als Schochet und Synagogendiener G. Rosenthal tätig. An jüdischen Vereinen bestanden: der Israelitische Männerverein (1924 unter Leitung von David Wolf mit 30 Mitgliedern), der Israelitische Frauenverein (1924 unter Leitung von Lina Braun mit 32 Mitgliedern), der Wohltätigkeitsverein Gemillus chassodim und die Chewra Neorim (1924 unter Leitung von Wolf Neu mit 20 Mitgliedern). An Stiftungen gab es Jahrtagsstiftungen, die Bernheim'sche Stiftung und die Selz'sche Stiftung. Im Schuljahr 1931/32 besuchten die Israelitische Volkschule 10 Schüler.    
   
Bis um 1933 gehörten zahlreiche Betriebe jüdischen Familien, darunter Fellhandlungen, Handelsgeschäfte für Wein und Landesprodukte, Textilgeschäfte, Metzgereien, Viehhandlungen. Auch eine Diamantenschleiferei für Industriediamanten war vorhanden. An ehemaligen, bis nach 1933 bestehenden Handels- und Gewerbebetrieben sind bekannt (Auswahl; Gebäude teilweise kriegszerstört oder abgebrochen): Fellhandlung Hirsch Braun (Zehntscheunegasse 1, zerstört), Fellhandlung Max und Wolf Braun und jüdische Wirtschaft Wolf Braun (Lange Gasse 12, zerstört), Wein- und Landesproduktenhandlung Max Ehrenberg und Max Thalheimer (Lange Gasse 14, zerstört), Textilgeschäft Albert (Aron) Kahn (Bahnhofstraße 11), Metzgerei Max Kahn (Bahnhofstraße 8), Viehhandlung Abraham Kirchheimer (Frickentalstraße 14), Manufakturwaren Max Kirchheimer (Bahnhofstraße 38, zerstört und Hauptstraße 26, zerstört), Viehhandlung Simon Kirchheimer (Frickentalstraße 25), Diamantenschleiferei Michael Levy (Frickentalstr.27), Viehhandlung Jakob Neu (Erbsengasse 11), Fellhandlung Fritz Neuburger (Bahnhofstraße 1), Weinhandlung Hermann Ney (Brunnenstraße 3, zerstört), Manufakturwaren Klara Reichenberger (Bahnhofstraße 16), Weinhandlung Otto Reis (Lange Gasse 17, zerstört), Textilgeschäft Siegfried Schlesinger (Hauptstraße 18), Viehhandlung Julius und Leopold Schloßberger (Vorbachzimmerstraße 13, zerstört), Bankier David Wolf (Lange Gasse 20, zerstört).   
   
1933 wurden noch 81 jüdische Personen am Ort gezählt. Auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Repressalien und der Entrechtung verließen mehrere der jüdischen Einwohner alsbald den Ort. Bereits am 25. März 1933 kam es bei "Waffendurchsuchungen" jüdischer Häuser durch SA-Leute zu schweren Misshandlungen jüdischer Männer (Michael Levi, Fritz Neuburger, Max Stern, Leopold Schlossberger u.a.). Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge nicht zerstört (s.u.). Wenig später mussten die letzten jüdischen Geschäfte schließen. 1941 und 1942 wurden aus Niederstetten 42 jüdische Personen deportiert.    
 
Von den in Niederstetten geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Frieda Adler geb. Selz (1905), Rosa Benjamin geb. Thalheimer (1872), Jette Braun geb. Selling (1874), Julius Braun (1897), Max Braun (1865), Nelly Braun geb. Löwenthal (1883), Samuel Braun (1886), Wolf Braun (1874), Recha Gold geb. Stern (1865), Hanna Goldstein (1872), Rosa Haas geb. Reis (1869), Klara Herrscher geb. Straus (1877), Gella Heß geb. Reis (1866), Betty Hirsch geb. Reis (1864), Max Hänlein (1864), Albert Kahn (1882), Charlotte Kahn geb. Strauss (1887), Johanna Kahn geb. Hänlein (1905), Klara Kahn (1903), Max Kahn (1895), Cilli Kirchheimer geb. Rosenthal (1888), Jenny Kirchheimer geb. Löwenthal (1884), Josef Kirchheimer (1931), Max Kirchheimer (1884), Ruth Kirchheimer (1918), Simon Kirchheimer (1882), Mina Laub geb. Braun (1864), Berta Lazarus geb. Reis (1872), Regina Lemle geb. Ney (1884), Else Levi geb. Seligmann (1881), Michael (Mihai) Levi (1878), Mathilde Luchs geb. Ney (1879), Julius Löwenstein (1891), Mathilde Löwenstein (1893), Sophie Mainzer geb. Kahn (1889), Fanny Mayer geb. Reis (1889), Benno Neu (1899), Jakob Neu (1885), Jenny Oettinger geb. Reis (1892), Emma Ottenheimer geb. Straus (1871), Frieda Ottenheimer geb. Wiesenbacher (1888), Emil Reis (1930), Frieda Reis (1894), Henriette Reis (1900), Julius Reis (1936), Mina Reis geb. Feuchtwanger (1903), Walter Reis (1932), Ida Rosenfeld geb. Ney (1890), Gerson Rosenthal (1879), Jakob Rosenthal (1889), Moses Rosenthal (1878), Rosa Rosenthal geb. Samfeld (1882), Grete Schloss (), Paula Schloss geb. Lilienstrauss (1891), Samuel Schloss (1881), Lina Schlossberger (1892), Rosa Schlossberger (1895), Henriette Schwerin (1909, Selma Schwerin geb. Reichenberger (1879), Nanny Schönwalter geb. Neu (1892), Gitta Selling geb. Braun (1896), Mathilde Stein geb. Löwenstein (1883), David Stern (1869), Albert Strauss (1890), Moses Talheimer (1855), Rosalie Weinberg (1887), Mathilde Wolf (1872), Heinrich Wortsmann (1896).                           
       
       

       
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
 
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und Rabbiner  
Lehrer Aron Hilbert überarbeitet eine Fibel zum Gebrauch in israelitischen Schulen (1855)  
Anmerkung: Lehrer Aron Hilberth ist am 19. Januar 1815 in Neckarsulm als Sohn eines Handelsmannes geboren. Er studierte 1831 bis 1834 am Lehrerseminar in Esslingen. Von 1841 bis zu seiner Tod am 18. April 1864 war er Lehrer in Niederstetten. 1893 verstarb seine Witwe Pesle in Niederstetten (siehe Bericht unten).    

Niederstetten AZJ 25061855.jpg (57089 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 25. Juni 1855: "Herr Hilbert, Lehrer in Niederstetten (in Württemberg), hat durch seine Umarbeitung der für die württembergischen Schulen verfassten Fibel zum Gebrauche in israelitischen Schulen lobende Anerkennung sich erworben. Wenn dieselbe auch nichts Jüdisches erhalten, so enthält sie doch auch nichts Anti-Jüdisches, und das ist sicherlich ein Fortschritt. In Baden wurde schon im Jahre 1842 durch Verfügung Großherzlichen Oberrats von den in den meisten jüdischen Schulen eingeführten Stern'schen Fibeln eine besondere Auflage für dieselben veranlasst. Zu bedauern ist, dass jene Auflage längst vergriffen ist, und die Lesebücher für die höheren Klassen nicht gleichfalls für jüdische Schulen umgearbeitet sind. Wir möchten diese Sache dem Literaturverein empfehlen, der später vielleicht in der Lage ist, die Herausgabe solcher Schulbücher zu bewerkstelligen."  

    
Über den Lehrer und Vorsänger Aaron Hilberth (geb. 1815 in Neckarsulm, Schüler in Kochendorf, später vor allem Lehrer in Niederstetten)
   

Artikel in "Der Israelitische Lehrer" vom 2. März 1865: "Aaron Hilberth, Schullehrer und Vorsänger in Niederstetten, ein Lebens- und Charakterbild, entworfen von Alexander Elsässer.
Bei den Israeliten ist es althergebrachte Sitte, den Grabstein auf die Ruhestätte des Heimgegangenen, Verklärten, erst nach Jahresfrist auf den Grabeshügel zu setzen, denn nach dem Ablauf von zwölf Monden hat sich der Schmerz durch den Glauben geklärt und die Verehrung für den Verblichenen bewährt; das Epitaphium nicht vom ersten, heftigen Schmerz diktiert, wird an Wahrhaftigkeit gewinnen und seine Worte in Stein oder Erz gegraben, werden die beste Folie in dem Zeugnisse der überlebenden Zeitgenossen finden. Darum habe ich auch gezögert, diese Blätter der Erinnerung an einen biederen Freund und würdigen Berufsgenossen hinauszusenden, bis die Violen auf seinem Grabeshügel blühen, die, ein Bild seines stillen, bescheidenen Lebens tausendfältig der Scholle entsprossen, die seinen früh verblichenen Leib deckt.
Aaron Hilberth, wurde geboren am 27. Januar 1815 in Neckarsulm in Württemberg. Seine Eltern waren biedere Israeliten und kein Falsch an ihnen. In ihren bescheidenen Verhältnissen konnte der Erwerb sie nie vom Pfade des Rechts abbringen und der Hausvater befahl auch seinen Kindern, dass sie halten des Herrn Wege und tun, was recht und gut ist. Aaron war ein gutmütiger, bescheidener Knabe und wegen seiner frühen Wissbegierde wurde er schon im fünften Lebensjahre in die öffentliche, christliche Schule des Ortes gebracht, wo er der Liebling seiner Lehrer und Mitschüler wurde. Den hebräischen und Religionsunterricht erhielt er von Privatlehrern und als er seinen Wissensdrang in der Erklärung der heiligen Sprache und der Offenbarungsurkunden in Neckarsulm nicht mehr befriedigen konnte, so wanderte er in seinen freien Stunden nach Kochendorf, einem benachbarten Dorfe, um dort bei tüchtigen Lehrern zu schöpfen aus dem 'Brunnen des Lebendigen'. Nachdem er die Schule seiner Vaterstadt mit dem 14. Lebensjahr verlassen hatte, trat er in die Realschule in Heilbronn ein, verblieb dort zwei Jahre, setzte den Unterricht im Hebräischen bei Schullehrer Stern in Sontheim fort und eignete sich die Vorkenntnisse an, um im Frühjahr 1831 in das königliche Schullehrerseminar zu Esslingen aufgenommen zu werden. Hier ging ihm ein neues Leben auf; der enggezogene Kreis seines Wissens erweiterte sich durch methodischen Unterricht und regen Fleiß rasch; seine gemütreiche Natur schloss sich kameradschaftlich den strebsamen Kommilitonen an und seine Lehrer gewannen ihn lieb. Das Lehren war ihm eine Lieblingsbeschäftigung und darum zog ihn auch die Unterrichtswissenschaft, die Methodik, in Denzels Lehrstunden besonders an und bald übte er sich unter Leitung des trefflichen Liebmann (= Leopold Liebmann, Waisenhausvater in Esslingen) an der israelitischen Waisenhausschule praktisch im Unterrichten. Dieser war es auch, der ihn nach abgelaufener Seminarzeit, nach Schloss Schmiedelfeld, wo Liebmanns Brüder ein Landgut besaßen, als Hauslehrer empfahl, an welcher Stelle er anderthalb Jahre verweilte, bis er von der königlichen Oberschulbehörde nach Bonfeld, Dekanats Heilbronn, als Lehrer- und Vorsänger-Verweser befördert wurde. Diese Gemeinde gehörte zum Rabinatsbezirke Lehrensteinsfeld, wo damals Rabbiner Dr. Frankfurter nunmehriger Prediger am israelitischen Tempel in Hamburg, Bezirksrabbiner war und sein Vorgesetzter wurde. Dessen leutseligem Umgange verdankte er viele geistige Anregungen und Förderung auf dem Gebiet der Wissenschaft und dort fand er auch Gelegenheit, sich in den rabbinischen Schriften umzusehen und an ihrer scharfen Dialektik den Geist zu tummeln. Im Dezember 1838 vertauschte er die Stelle in Bonfeld, mit der in Oedheim, nahe seiner Heimat, wo er nur die Religionsschule zu leiten hatte, wodurch ihm Zeit übrig blieb, sich tüchtig auf das Dienstexamen vorzubereiten, dass ihr auch im Frühjahre 1840 in Stuttgart mit sehr gutem Erfolge erstand. Nach erstandener Dienstprüfung warf er sich mit Eifer auf das Studium alter und neuerer Sprachen und brachte es im Französischen soweit, dass er dasselbe geläufig schreiben und sprechen konnte. Damals war es auch, dass er mit Dr. Jost in Frankfurt am Main und Dr. Philippsohn in Magdeburg in Verkehr trat und ersterer           
besonders bemühte sich, dem strebsamen kenntnissreichen Manne einen größeren und lohnenderen Wirkungskreis außerhalb Württemberg zu verschaffen. Aber es trat nun eine freundliche Wendung in seinem Leben ein.
A.H. Gutmann, israelitischer Lehrer in Niederstetten, er lag im Frühjahre 1841 dem Typhus, im 31. Lebensjahre. Ein Mann, strotzend an körperlicher Kraft, ausgezeichnet wie an Gestalt des Körpers, an Gaben des Geistes; liebenswürdig, war er geliebt und geachtet von allen, die ihn kannten; treu im Berufe, hinterließ er eine musterhafte Schule; betrauert von der Gemeinde, weinte ihm eine junge Gattin mit 'drei' Söhnen nach - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen. Der Nachfolger dieses Mannes wurde Hilberth.
Sein Lebenslauf, den er bei seinem ersten religiösen Vortrage als Vorsänger von der Kanzel herab verlesen, liegt uns vor und wir führen seine eigenen Worte an:
'Nachdem der Unerforschliche meinen seligen und würdigen Amtsvorgänger A.H. Gutmann aus dem Schoße seiner Familie, aus der Mitte seiner Gemeinde, die ihn verehrte und liebte, in die bessere Welt abberufen, bewarb ich mich um die hiesige Stelle. Es war Gottes besonderer Wille, dass ich hierher kommen sollte, denn unter vielen und älteren Bewerbern haben mich die höheren Behörden hierher bestellt. Von dem Tage an, an welchem ich mich für das Lehrfach entschied, war es mein eifrigstes Bestreben: Weisheit zu erlangen, Willensfestigkeit zu erringen und in den Wegen meines himmlischen Vaters zu wandeln. Ich machte mir zur Aufgabe: Einsicht, Kenntnisse und Zucht unter der Jugend zu verbreiten, die Erwachsenen im Sinne echt mosaischer Lehre zu unterrichten, Licht und Recht, Glauben und Treue zu verbreiten; sich der Bedürftigen anzunehmen, allenthalben zu trösten und zu helfen und alle Menschen ohne Unterschiede des Glaubens und des Standes mit gleicher Liebe zu umfassen. Das sei mein Streben, meine Lebensaufgabe, solange der Gott alles Fleisches für gut findet mich auf Erden wirken zu lassen'.
Mit diesen edlen Vorsätzen und unter frommen Gebeten betrat Hilberth sein neues Amt und wandelte in den Fußstapfen seines würdigen Vorgängers. Dessen Witwe und deren drei verwaisten Knaben wurde er ein treuer Berater und nach Abschluss des Trauerjahres vereinigte das Band der Ehe ihn mit der wackern Frau, und wie im Amte, so trat er auch in der Familie gewissenhaft die Erbschaft des frühverblichenen Amtsgenossen an und wurde den drei hoffnungsvollen Knaben desselben ein treuer Vater, Erzieher und Lehrer. Sein eheliches Leben war ein musterhaftes. Bei mäßigem Einkommen und bescheidenen Vermögensverhältnissen brannte bis um die späte Mitternacht auf seinem Tische die Studierlampe; er saß neben dem treuen Weibe, das die Hand nach dem Rocken streckte und dessen Finger die Spindel fassten, und führte die Feder, um durch literarische Tätigkeit der Welt und seinem Hausstande ersprießlich zu werden. Verweilen wir bei seinem Wirken als Schriftsteller. Seine anspruchslose kindliche Natur und sein Wirken als Lehrer und Erzieher in der Schule und im eigenen, großen Kinderkreise führten ihn auf das Gebiet der Kinderschriften und des Jugendschriftstellers. Es erschienen im Mitzke'schen Verlage einige herzige Kinderschriften von ihm, die auf dem Kindertische eine stets willkommene Gabe bilden. Neben der streng-ethischen Richtung und der Ausschließung alles konfessionell Anstößigen zeichnet der echte volkstümliche Ton und der poetische Duft, der über die Erzählungen ausgegossen ist, sie vor vielen ähnlichen aus. Die später erschienenen, geschichtlichen und geographischen Spiele mit Bildern und erläuternden Texte sehen sich leicht an und lassen den Leser nicht die Mühe erkennen, die der Verfasser darauf verwendet hat. Überhaupt war er in allem Schaffen sehr streng gegen sich, manchmal bis zur Pedanterie. Im Jahre 1854 erschien von ihm die Umarbeitung der Schuler'schen Fibel für israelitische Schulen, die ebensowohl pädagogischen Takt, als reiche Erfahrung in der Methodik kund gibt. Diese Arbeit war es, die in ihm den Plan rege machte, das Lesebuch für die evangelischen Schulen Württembergs für Israeliten zu bearbeiten; allein die israelitische Oberkirchenbehörde hat es vorgezogen, ein selbstständiges Lesebuch bearbeiten zu lassen; aber durch ein solches wurden die israelitischen Lehrer von der allgemeinen Volks- und Fortbildung isoliert und man wäre gewiss mit Hilberths Plan den Wünschen der Lehrer näher gekommen. - In pädagogischen und anderen Zeitschriften hat er manche treffliche Arbeit niedergelegt.
Als Lehrer an einer gemischten Schule mit allen Altersklassen war er seiner Aufgabe vollkommen gewachsen; er erhielt die Synodalprämie und bei Gelegenheit der Rabbinatsprüfung durch einen Kommissär der israelitischen Oberkirchenbehörde von derselben einen Preis. Die erste Ausstellung der Arbeiten württembergischer Volksschulen im Jahre 1860 beschickte er und wurde bei der Beurteilung die hervortretende Rücksichtnahme auf das künftige Erwerbsleben der Schüler hervorgehoben und ihm eine Prämie verwilligt. - In den 40er Jahren beteiligte er sich bei der Errichtung einer gewerblichen Fortbildungsschule mit seinen christlichen Kollegen und übernahm einen Teil des Unterrichts an derselben. Privatim erteilte er mit gutem Erfolge Unterricht im Französischen. Dem erziehlichen Momente an der Volksschule wandte er seine besondere Aufmerksamkeit zu, wobei ihm sein sanfter, aber entschiedener Charakter sehr zustatten kam! Das religiöse Element war ihm die Zentralsonne des Unterrichts, von der alle Unterrichtspotenzen erwärmt und beleuchtet wurden. Die Heilige Schrift durchforschte er stets als den Schacht der göttlichen Wahrheit. - Dem speziellen jüdischen Unterricht wendete er freiwillig mehr Zeit zu, als ihm vorgeschrieben war, behandelte ihn aber auch mit rationeller Einsicht; neben der mechanischen Übung galt ihm grammatikalisches, inhaltliches Verständnis der Heiligen Schrift und der hebräischen Gebete als das Ziel seines Unterrichtes, und er hat es erreicht. Als Vorsänger hatte er den Religionsunterricht zu erteilen, den Gottesdienst zu leiten, allsabbatlich religiöse Vorträge zu halten und den Vorsitz beim Vorsteheramt zu führen. Jeder andere wäre bei der scharf ausgeprägten religiösen Parteiung, die in Niederstetten herrscht in Konflikt geraten. Hilberth nicht. Nicht weil er schwach oder indifferent war, sondern weil er entschieden den Pfad des Rechts wandelte und nie von ihm abwich. Er gab nie den Orthodoxen in seinem Wandel ein Ärgernis, Lehre und Leben standen bei ihm in vollem Einklang. Seine Predigten, geschöpft aus der     
Tora und aus den Schriften der altjüdischen Literatur, genügten, ihres ethischen Inhalts wegen, beiden Parteien. Die Vorträge in den Brüderschaften waren lichtvoll, wenn auch aus den Midraschim geschöpft, doch in der Weise vorgetragen, dass das moderne deutsche Gewand dem antiken orientalischen Inhalt nicht widersprach. - Es möge nur ein einziger Fall erzählt werden, der vor den Gerichten sich erledigte, um zu beweisen wie schwierig Hilberth Stellung war, wie aber Wahrheit und Treue ihm stets den rechten Weg zeigten.
Zwei junge Bachurim kamen von der Talmudschule aus Preßburg heim nach Niederstetten. Sie gehörten den Altgläubigsten der Altgläubigen an, waren tief eingeführt in talmudischer Wissenschaft, Sohar und Kabbala waren die poetischen Bücher, die sie begeisterten und ob eines gebrochenen Minhags hätten Sie einen Kampf auf Leben und Tod gewagt. Ihre Aszetik hatte sich nicht wie bei Daniel und seinen Genossen in blühendem Aussehen kund gegeben und diese jungen Greise hätten gerne, wie der Sohn des Simon Jochei, Feuer und Schwert auf die modernen abtrünnigen gespieen. Natürlich wirkte dieser Feuereifer der jungen Preßburger Heimgekehrten auf die Sippe der Altgläubigen in Niederstetten und erzeugte wieder einen Gegendruck von Seiten der Modernen. (Schluss folgt.)"   
Artikel in "Der Israelitische Lehrer" vom 9. März 1865: "(Schluss.) Wegen eines Hahns und eines Hundes ist die zweitgrößte Stadt Judäas untergegangen; wegen einer Haftora ist Niederstetten fast in Trümmer geraten. Die jungen Bachurim trugen mit bedeutendem Pathos die Haftora vor, sie verstanden die geheimen Bedeutungen der Sephiroth, ein nicht gehörig ausgesprochenes Waw konnte einen Matraton oder irgendeinen der großen oder kleinen Geister der transzendentalen Welt beleidigen und darum ließen sie sich Zeit zum Vortrag der Haftora. Was weiß aber die moderne Welt von der Geheimlehre; die Krämer und Bäcker, die Talgsieder und andere profane Menschen, die wissen nicht, dass von dem längeren oder kürzeren Vortrag einer Haftora das Geschick jetziger oder kommender Geschlechter abhängt. Es war an einem Festvorabend, die Mizwot wurden verkauft; nicht nur die Börse hat ihre Sensale; ein Agent wurde beauftragt, die Haftora einen Anhänger der Modernen zu kaufen; allein dieser wurde seinem Mandanten untreu und am Festtage wollte einer der Bachurim sich auf den Almemor begeben um die Haftora zu rezitieren. Was geschah? - Ein Unberufener, ein Moderner, lief ihm den Rang ab und sprach vor der geöffneten Torarolle die Benediktion. Jetzt entstand ein Hader; die Gemeindemitglieder nahmen Partei für und wider, der Gottesdienst wurde gestört, unterbrochen, die Sache vors Gericht gebracht und einige mussten auf der Festung ihren Haftoraraub büßen. Die Sache ist nicht Scherz, sie ist gerichtlich konstatiert. Die Haftora wurde der Zankapfel in der Gemeinde. Und der Pressburger Bachur, um den der Streit entbrannte, ist jetzt ein Spinozist, der nun mit dem gleichen Eifer für die Skeptiker kämpft, wie vormals für den Sohar und den Minhag! Alles hat seine Zeit!
Unter solchen Umständen war es für Hilberth schwer, den Mittelweg zu betreten, aber er fand ihn, und ließ sich nicht in den Parteienkampf reißen, den er nicht hindern konnte. Beide Seiten mussten ihm Achtung zollen, wie er der Wahrheit vor allem die Ehre gab. Die Parteien aber werden erkennen, dass der Hass eine größere Kalamität ist, als ob eine Haftora schnell oder langsam rezitiert wird und mit dieser Ansicht wird selbst der Bar Kochba (= Sohn des Sterns; Stern war der Name eines der Bachurim) einstimmen, um den der Haftora-Krieg entbrannt ist.
Hilberth setzte sich setzte es sich zur Aufgabe, allenthalben Schalom zu verbreiten und Gemiluth Chessed (Wohltätigkeit) zu üben. Ihm verdankt die Gemeinde die Umgebung der Begräbnisstätte mit einer Mauer. Die öffentliche Armenpflege stand unter seiner Obhut und die israelitische Gemeindepflege wurde ihm übertragen, der er im Kleinen, wie im Großen treu war.
Widmete er sich so den Zwecken der rettenden Menschenliebe, so war es auch die unvernünftige, seufzende Kreatur, die seine Tätigkeit in Anspruch nahm. Er war langjähriges Mitglied des königlichen bayerischen Tierschutzvereins und erhielt im Januar 1864 eine Preismedaille mit einem ehrenden Schreiben des königlichen Prinzen Adalbert von Bayern. Auch dem württembergische Tierschutzverein war er beigetreten.
Wenn sein strebsamer Geist, sein für alles Gute empfängliches Gemüt und sein frommer Sinn nie müde wurden ihn weiteren und engeren Kreisen zu wirken und zu schaffen, so war es doch der stille Kreis seiner Familie, in dessen Mitte er sich am glücklichsten fühlte. Gleich bei seiner Verehelichung übernahm er die Vaterpflichten über die 'drei'' Knaben aus der ersten Ehe seiner Gattin. Er erzog sie zu brauchbaren Menschen, die sich auf der westlichen Halbkugel schon eigene Heerde gegründet haben und dem zweiten Vater gleiche Liebe und Dankbarkeit, wie ihrem ersten, den sie so früh verloren, bewahren. Sie haben gleich nach der Trauerkunde des Todes ihres zweiten Vaters die Mittel beigeschafft, um zwei Schwestern zu sich kommen zu lassen, die bei den Brüder nun eine zweite Heimat gefunden haben.        
Da bewahrheitete sich das Wort des Predigers Salomon: 'Sende dein Brot über die fernen Wasser, denn in den späteren Zeiten wirst du es wieder finden'. Seiner glücklichen Ehe sind noch weitere 'sechs' Kinder entsprossen und wenn die gesegnete Kinderschar ihm viele Freuden machte, so waren ihm doch die Sorgen auch nicht vorenthalten; sein Gottvertrauen aber war so unerschütterlich, dass der Stab des Glaubens ihm über alle Mühseligkeiten hinüberhalf.
Seine Gesundheit war nie recht kräftig, doch unter der Pflege seiner sorgsamen Gattin schien sie zu erkräftigen; allein ein organisches Herzleiden war sein Grundübel und dieses trat im Herbst 1863 so stark auf, dass er einen Hilfslehrer sich erbitten musste. Er litt heftige Schmerzen, ertrug sie aber mit frommer Geduld. Getrost sah er sein irdisches Ende nahen und am 18. April 1864 einen Tag vor Erew Pessach, ging er ein von der Knechtschaft der Erde in die Freiheit des ewigen Seins. Er, der selbst wenig hinterließ und dem eine Witwe mit 'sechs' Kindern nachweinte, hatte noch 50 fl. aus einer Lebensversicherungspolice von 500 fl. frommen, mildtätigen Zwecken zugewiesen. Seine letzten Worte, die er niederschrieb, lauten: 'Du Aller-Erbarmer sei Schützer, Versorger und Segen meinen Hinterlassenen! Verzeihe mir die begangenen Sünden und nimm mich auf zu einem besseren Leben! Amen.' Seine Grabinschrift, die er selbst fertigte, lautet:
Aharon Bar Issachar Hilberth er liebte seinen Nächsten wie sich selbst, er har ein Lehrer seiner Kinder...
"   

 
Beziehungen der Familie des Rabbiners Ellinger zu Sabbataj ben Meir HaKohen (Artikel von 1867)   
Bei dem im Artikel genannten "Schach" bzw. SchaCH handelt es sich um den großen Gelehrten Sabbataj ben Meir HaKohen, geb. 1621 in Wilna, gest. 1662 in Holleschau (Mähren). Von ihm erschien 1647 in Krakau das Werk 'Sifte Kohen', ein bekannter Kommentar zum zweiten Teil des 'Schulchan Aruch'. Bei den Judenverfolgungen unter Chmielnicki floh er aus seiner Heimat und wurde Rabbiner in Dresin und Holleschau, wo er in der Folgezeit zahlreiche halachische Werke schrieb. Bei dem unten genannten Werk Oruch Mischach handelt es sich um das 'Sefer haaruch mi-SchaCH'.

Berlichingen Israelit 18121867.jpg (156046 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Dezember 1867: "Aus Unterfranken. Am Schlusse der in diesen geschätzten Blättern in mehreren Nummern fortgesetzten Erzählung 'des Königs Eidam' sind mehrere Städte in weiter Ferne genannt, in denen sich noch Sprösslinge aus der Familie des Schach befinden. 
Nun wird es gewiss den verehrlichen Lesern dieser Blätter von Interesse sein, zu erfahren, dass auch unsere Nähe noch würdige Abkömmlinge des großen Gesetzeslehrers Schach aufzuweisen hat, und zwar in den Familien der berühmten Gelehrten Rabbi Hirsch Berlinger zu Berlichingen und Rabbi Josef Ahron Ellinger zu Niederstetten, und entnehmen wir den desfallsigen Stammbaum dem Werke Oruch Mischach Teil I. 
Der Schach hatte noch einen Schwiegersohn namens Rabbi Ahron, Rabbiner zu Luntschitz. Dieser hatte einen Sohn namens Rabbi Mosche, welcher der Vater des Rabbi Ahron, des Verfassers der Hagohas Minchas Ahron (Erläuterung zu genanntem Oruch Mischach), und welch' letzerer Rosch beth Din zu Berlin war. Dieser Rabbi Ahron zeugte mehrere berühmte Söhne, von denen der Eine, namens Rabbi Elieser Dajan zu Mainbernheim war. Ein Sohn des Rabbi Elieser war Rabbi Moscheh, Rabbiner zu Trier, dessen Tochter mit Rabbi Hirsch Berlinger verehelicht ist. Die Frau des Rabbi Hirsch und dessen Kinder sind also aus der Familie des Schach. Die Mutter des genannten Rabbi Josef Ahron Ellinger war eine Tochter des erwähnten Rabbi Elieser; sohin gehörte auch dieser ehrwürdige Mann und seine Kinder diesem Stamme an. 
Höchst wichtig wird noch Folgendes zu erfahren sein. Es erschien nämlich von Schach's Werken Oruch Mischach nur der erste Teil im Drucke. Rabbi Hirsch Berlinger besitzt nun noch ein Manuskript genannten Werkes, das zwar nicht auf den ganzen Joreh Deah, doch auf einen größten Teil desselben sich erstreckt. - Vielleicht findet sich ein entsprechender Verleger hiezu, und wird sich Rabbi Hirsch Berlinger vermutlich mit Vergnügen bereit erklären, eine Abschrift dieses Manuskriptes zum Behufe des Druckes desselben abzugeben. A."

     
Zum Tod des aus Niederstetten stammenden Hauptlehrers (an der israelitischen Realschule Fürth) Benzion Ellinger (gest. in Fürth 1938)
   

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. September 1938: "Fürth in Bayern, 5. September (1938). Vor kurzem verschied im Alter von 75 Jahren der Hauptlehrer Benzion Ellinger in Fürth in Bayern. Mit ihm ist eine Gestalt dahingegangen, die eine Epoche der Geschichte verkörperte. Er war der unverfälschte Vertreter des 'alten Aschkenas', Gradlinig in seinem Handeln, eindeutig in seinem Wollen und unbeugsam in der selbstverständlich gewordenen Erfüllung der Mizwaus. Es war ein Leben, das sich ohne äußere Pose dafür mit umso größerer innerer Aktivität auslebte. Benzion Ellinger war der Sohn eines großen Talmud Chacham, Reb Josef Aron Ellinger in Niederstetten (Württemberg), der Spross einer erlauchten bis auf Schach (= Sabbataj ben Meir Hakohen, 1621 - 1662, hervorragender jüdischer Gelehrter des 17. Jahrhunderts, Verfasser zahlreicher  halachischer und anderer Werke) zurückführenden Ahnenreihe, ein würdiges Glied einer lückenlosen Kette von Talmide Chachomim (Toragelehrte) und Jirej Schomajim (Gottesfürchtige).  
Selbst ein Talmid Chacham (Toragelehrter), war ihm die Tora, die er besaß, niemals eine 'Axt des Broterwerbes'. Es hat es geradezu ängstlich vermieden, von den Möglichkeiten, die ihm die Anerkennung seiner Werte bei seiner jüdischen Mitwelt hätte geben können, den geringsten Gebrauch zu irgend einem persönlichen Vorteil zu machen. Nur für Tora und Mizwoth setzte er die Wucht seiner Persönlichkeit ein. In anspruchsloser Still floss sein Leben dahin. 
Mit Sabbatbeginn ging er in seine Welt ein. In aufrichtiger Klage beteuerten es ihm seine näheren und weiteren Freunde und Kollegen, dass mit ihm einer unserer Besten dahingegangen. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."          

     
Zum Tod der Lehrerwitwe Pesle Hilbert (1893)  

Niederstetten Israelit 20071893.jpg (55492 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Juli 1893: "Aus Württemberg. Am 5. Tamus verschied Frau Pesle Hilbert, Lehrerwitwe von Niederstetten. Dieselbe war ein Muster der aufrichtigsten Religiosität, der echten Gottesfurcht, der bereitwilligsten Nächstenliebe. Gewissenhaft in der Ausübung und Erfüllung der religiösen und menschenfreundlichen Pflichten, waren ihre Grundprinzipien Tora, Gottesdienst und Wohltätigkeit. Sie war bestrebt, die Torabeflissenen nach Kräften zu unterstützen, mit Ehrerbietung ihnen entgegenzukommen, und für Witwe und Waisen im heiligen Lande Sorgfalt zu heben. L.W. HaLevi."   

   
Zum Tod von Rabbiner Löb Goldstein (1900) 
Anmerkung: Rabbiner Löw Goldstein ist am 30. Januar 1828 in Niederstetten geboren. Er war seit 16. November 1852 verheiratet mit Lea Barbara/Babette geb. Rosenheimer (geb. 16. April 1832 in Archshofen als Tochter von Moses Rosenheimer und der Therese [Dolz] geb. Klein). Das Paar hatte sieben Kinder: Lämlein Löw (1854-1855), Mina (1856-1895), Samuel (1857-1897), Isak (1860-1906), H. (1868-1900), Dolze (1870-1891), Hanna (1872).   

Niederstetten Israelit 01021900.JPG (123134 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Februar 1900: "Aus Württemberg. Am 3. Dezember starb Rabbiner Lew Goldstein – seligen Andenkens – von Niederstetten. Der Verblichene war ein großer Jehudi, im vollsten Sinne des Wortes. In Mergentheim, seinem Geburtsorte, wo Große aus Israel lebten und wirkten und früher eine Stätte der Tora war, erglühte sein Innerstes für Tora und Gottesfurcht, um sein ganzes Leben damit zu heiligen und zu weihen. Er lernte zuerst bei Raw Josef Schnaittach in Freudental und besuchte die Jeschiwa des Gaon Rabbi Seligmann Bär Bamberger – seligen Andenkens – in Würzburg. Nachdem er wieder ins Privatleben zurückgekehrt, betrieb er ein Ladengeschäfte, widmete aber seine ganze Zeit fast ausschließlich für Tora und Gebet. Mit der peinlichsten Genauigkeit erfüllte er alle gesetzlichen Vorschriften. Wer diesen Frommen persönlich kannte, wer ihn als Beter sah, wurde von frommer Begeisterung ergriffen. Er mühte sich Tag und Nacht mit Tora ab: mit besonderer Vorliebe lernte er die Sifrei Chaije uChochmat Adam (sc. gemeint die beiden halachischen Hauptwerke von Rabbiner Abraham Danzig in Wilna, lebte 1748-1820) und waren diese ihm für das praktische religiöse Leben zur Richtschnur. Noch vor einigen Jahren hegte er immer den Wunsch, ins Heilige Land überzusiedeln, welches zeitlebens sein sehnlichster Wunsch war; dies konnte aber nicht verwirklicht werden, da Familienverhältnisse und eingetretene körperliche Leiden dieses nicht gestatteten. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."  

    
Über Lehrer Lazarus Bernheim (1878 - 1901 Lehrer in Niederstetten) 

Lazarus Bernheim wurde ist am 22. Januar 1837 in Laupheim als Sohn eines Handelsmannes geboren. Er studierte am Lehrerseminar in Esslingen von 1858 bis 1860. Anschließend war er bis 1863 Lehrer in Aldingen, 1863 bis 1865 in Hohebach, dann Unterdeufstetten, von 1867 bis 1872 in Buchau. Von 1872 bis 1878 unterrichtete er in Nagelsberg, danach von 1878 bis 1901 in Niederstetten. 1914 lebte er in St. Gallen in der Schweiz. Sein Sterbedatum konnte noch nicht in Erfahrung gebracht werden

  
Lehrer Bernheim sucht eine Stelle für seinen Sohn (1890)
  

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Dezember 1890: "Für meinen 17 Jahre alten Sohn, der sich seit 1 1/2 Jahren in einem Damenkonfektionsgeschäft in der Lehre befindet, suche ich wegen gänzlicher Aufgabe des Geschäftes eine Stelle als Volontär. Derselbe hat die Einjährigenprüfung mit 'gutem Erfolge' bestanden und erfreut sich des besten Zeugnisses von Seiten seines Lehrherrn. 
Lehrer Bernheim, Niederstetten, Württemberg."   

   
Zum Tod von Hauptlehrer Baruch Adler (1925; 1901 bis 1919 Lehrer in Niederstetten)  
Baruch Adler ist am 10. Februar 1856 in Braunsbach als Sohn eines Bäckers geboren. Er studierte von 1872 bis 1875 am Lehrerseminar in Esslingen. Danach war er bis 1878 Lehrer in Eschenau, von 1878 bis 1901 in Aufhausen, von 1901 bis 1919 in Niederstetten. 1922 lebte er in Augsburg, wo er 1925 starb. 

Niederstetten Israelit 02041925.jpg (143288 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. April 1925: "Niederstetten, 26. März (1925). Die hiesige Gemeinde wurde durch die dieser Tage eingetroffene Nachricht von dem in Augsburg erfolgten Tode des Hauptlehrers a.D. Baruch Adler in tiefe Trauer versetzt. Obwohl fünf Jahre vergangen sind, seit Herr Lehrer Adler uns verlassen hat, so war seine Tätigkeit in unserer Gemeinde und waren die Vorzüge seiner Person noch in so guter Erinnerung, dass sein Hinscheiden tiefen Eindruck machen musste. Hauptlehrer Adler seligen Andenkens war in Braunsbach in Württemberg geboren. Er hatte nur zwei Stellen inne; Aufhausen, wo er über 25 Jahre lang wirkte und Niederstetten, wo er fast 20 Jahre lang tätig war. Ob er seine Schüler unterrichtete, ob er als Vorbeter am Omed (Vorlesetisch) stand, ob er mit Rat und Tat dem Einzelnen half, oder ob seine Tat der ganzen Gemeinde galt, oder auch wenn er sich im geselligen Kreise bewegte – immer war er von einer tiefen Lauterkeit des Gemütes erfüllt und immer ging ihm das Streben nach Frieden über alles. So hat er sich im Herzen seiner Schüler und aller Mitglieder der Gemeinde ein unvergängliches Denkmal gesetzt und alle, die ihn kannten sind dessen gewiss, dass ihm die Frömmigkeit in dieser Welt den Anteil an jener Welt sichern werde. Bei der in Augsburg stattgehabten Beerdigung war die hiesige Gemeinde durch Herrn Oberlehrer Oberndörfer vertreten, welcher am Grabe den Gefühlen der Gemeinde Ausdruck verlieh."

    
Hauptlehrer Isak Oberndörfer wird zum Oberlehrer ernannt (1922)  

Niederstetten Israelit 09111922v.jpg (34220 Byte)Mitteilung in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. November 1922: "Baisingen, 7. November (1922). Laut Staats-Anzeige für Württemberg wurden durch Entschließung des Herrn Staatspräsidenten die Herren Hauptlehrer: Oberndorfer in Niederstetten, Pressburger in Creglingen, Straßburger in Baisingen, zu Oberlehrern in Gruppe 8 der Besoldungsordnung ernannt."    

      
Oberlehrer Isak Oberndörfer tritt in den Ruhestand (1933, 1919 bis 1933 Lehrer in Niederstetten)  
Isak Oberndörfer ist 1866 in Creglingen geboren und studierte am Israelitischen Lehrerseminar in Würzburg. Seit 1886 war er als Lehrer tätig in Wachbach, Braunsbach, seit 1919 in Niederstetten. Er trat 1933 in den Ruhestand und verzog nach Frankfurt, wo er im Mai 1935 starb. 

Niederstetten Israelit 08061933.jpg (140729 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Juni 1933: "Niederstetten, 27. Mai (1933). Mit dem heutigen Tage trat unser Gemeindeführer, Herr Oberlehrer Isak Oberndörfer in den Ruhestand. Unser Bezirksrabbiner Dr. Kahn aus Mergentheim  war auf Veranlassung des Israelitischen Oberrates gekommen und feierte in seiner Sabbatpredigt den hoch verdienten Mann als einen Charakter, der von tiefer Gottesfurcht erfüllt, all den Anforderungen, die ihm als Lehrer, Vorbeter und Gemeindeführer und nicht zuletzt als Mensch und Jehudi gestellt waren, in vorbildlicher Weise nachgekommen ist und zwar nicht in der Art, wie man den von Menschen gelehrten und geforderten Pflichten sich unterzieht, sondern, wie der Prophet sagt, wie man 'zitternd um das Wort Gottes besorgt ist.' Dem erstmals Dienst tuenden Amtsverweser Alex Robert wurde Herrn Oberndörfer als leuchtendes Vorbild vorgestellt.   
Herr Oberndörfer, 1866 in Creglingen geboren, hat die Israelitische Volksschule seines Geburtsortes besucht und danach die Präparandenschule in Höchberg und das Israelitische Lehrerseminar in Würzburg, stand seit 1886 im Dienste des Württembergischen israelitischen Oberrates als Lehrer und Vorsänger in Wachbach, Braunsbach und seit 1919 in Niederstetten.   
Dem schlichten und durch und durch gediegenen Manne, der ein ansehnlicher Ben thauro (Sohn der Tora, Gelehrter) ist wünschen wir mit seiner Familie Glück und Segen. (Alles Gute) bis 120 Jahre."   
 
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Juni 1933:  
Ähnlicher Artikel wie in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Juni 1933.    
 
Niederstetten Israelit 02111933v.jpg (96086 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. November 1933: "Niederstetten, 29. Oktober 1933. Vor wenigen Tagen hat Herr Oberlehrer Isaak Oberndörfer mit seiner Familie unsere Gemeinde nach 14-jähriger Tätigkeit verlassen, um den wohl verdienten Ruhestand in Frankfurt am Main zu verbringen. Herr Oberndörfer war Elementarlehrer, Vorbeter, Vorsitzender des Vorsteheramtes, Gemeinderechner, Rechner des Frauenvereins und Vortragender in den Schiurim. Er ist zuhause in allen Räumen des herrlichen Gebäudes unserer Tora und er belehrte seine Gemeinde mit Inbrunst und Begeisterung. Mit vorbildlicher Pünktlichkeit und mit unermüdlichem Eifer erfüllte er seine Pflicht als Lehrer und Vorbeter. Mit größter Genauigkeit führte er die Rechnung der Gemeinde. Dabei sind die Wohltätigkeit, welche er im Verein mit seiner Gattin übt und seine Uneigennützigkeit überragende Kennzeichen seines Charakters. Durch sein glänzendes Vorbild eines streng religiösen Lebenswandels hat Herr Oberlehrer Oberndörfer in unserer Gemeinde jüdisches Leben erhalten und gefördert, denn die einzelnen Gemeindemitglieder waren bestrebt, ihm nachzueifern. Jedes einzelne Gemeindemitglied empfindet den Weggang des Herrn Oberlehrer Oberndörfer als schweren Verlust für unsere Gemeinde. Die allerbesten Wünsche seiner ihn verehrenden, dankbaren Gemeinde begleiten Herrn Oberlehrer Isaak Oberndörfer und seine Familie nach dem neuen Wohnort."    
 
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. November 1933:  
Derselbe Artikel wie in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. November 1933.      

    

 Beileidskarte von Lehrer Isak Oberndörfer an die 
Lehrerwitwe Kahn in Wiesbaden (1927)
 
(aus der Sammlung von 
Peter Karl Müller, Kirchheim/Ries)  
 Niederstetten Dok 115.jpg (116756 Byte)  Niederstetten Dok 115a.jpg (82854 Byte)

Die Beileidskarte zum Tod von Hauptlehrer Hirsch Kahn wurde am 28. Juni 1927 von Niederstetten an seine Witwe in Wiesbaden geschickt. Absender war die Lehrerfamilie Oberndörfer aus Niederstetten. Lehrer Isak Oberndörfer schrieb als früherer Kollege von Lehrer Kahn: "Stets wird das Gedenken an den guten Menschen, den lieben Kollegen, den tüchtigen Pädagogen in Ehren gehalten werden". Am Schluss der Karte findet sich der jüdisch-hebräische Beileidswunsch "Hamokam yenachem eschem b'soch sh'ar aveilei Tzion vYrushalayim", d.h. "Möge der Allmächtige Euch trösten unter den anderen Trauernden von Zion und Jerusalem". 
Hirsch Kahn selbst war gebürtig aus Niederstetten. Vgl. Informationen auf der Seite zu Edelfingen.     

  
Zum Tod von Lehrer Isak Oberndörfer (1935)  

Niederstetten Israelit 28031935.jpg (160288 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. März 1935: "Lehrer Isak Oberndörfer das Andenken an den Gerechten ist zum Segen. Einen Mann von besten jüdischen Qualitäten brachten wir heute auf dem Friedhofe der Israelitischen Religionsgesellschaft zur letzten Ruhe. Isak Oberndörfer war eine Lehrerpersönlichkeit alten Schlages. Selbst von reichem jüdischen Wissen und tiefer Gottesfurcht erfüllt, war er stets darauf bedacht, Wissen und Gottesfurcht auf die Schüler und die Gemeinde zu übertragen. Generationen hat dieser jüdische Lehrer für Thora und Emunah (Wahrheit) großgezogen. Zuletzt wirkte er etwa 15 Jahre in Niederstetten in Württemberg, wo es galt, Traditionen großer Meister – die Gemeinde war in früheren Zeiten Sitz großer Rabbiner – hochzuhalten. Wie war er da  treuer Führer und Lehrer der Kleinen und der Großen! Sein Haus war Mittelpunkt der Gemeinde, wo sich jeder Rat und Hilfe suchte. In schwerer Zeit trug er Trost und Kraft in die Herzen und Häuser, und eine Jugend bildete er heran, die die Zukunft der alten Kehilla (Gemeinde) sichert. Seinen Ruhestand wollte er seit wenigen Jahren in Frankfurt, wo seine Kinder echt jüdische Häuser führen, genießen und rasch gewann der fromme bescheidene Mann die Herzen aller, mit denen er zusammentraf. Bei jedem Vortrag, bei jedem Schiur hatte er seinen Platz, und er trat im Mekor Chajim (= Lehrverein der Israelitischen Religionsgesellschaft in Frankfurt) wiederholt beim Morgen-Mischna-Schiur (morgendliche Lern-/Lehrstunde zu Mischna/Talmud) auch lehrend hervor. An der Bahre widmete ihm Herr Gemeinderabbiner Josef Horovitz einen warmen Nachruf und Herr Lehrer Rohberg überbrachte den Danke der Gemeinde Niederstetten, der Württembergischen israelitischen Synagogenbehörde und des Lehrervereins. Wir werden Lehrer Oberndörfer ein getreues Gedenken bewahren. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."

      
Über Lehrer Alexander Roberg (1933 bis 1937 Lehrer in Niederstetten)    

Alex(ander) Roberg ist am 2. April 1914 in Berlichingen als Sohn des Kaufmanns Feodor Roberg und der Ernestine geb. Hanauer geboren. Er lernte 1927 bis 1933 an der Präparandenanstalt in Höchberg, dann an der Israelitischen Lehrerbildungsanstalt in Würzburg. 1933 wurde er Lehrer in Niederstetten, 1937 in Stuttgart. Nach der Emigration war er Leiter der United Hebrew Schools in Detroit, MI / USA. Später Executive Director der Congregation Gemilluth Chassodim Detroit; dazu Vorsitzender der Friends of Shaare Zedek Hospital in Jerusalem. Er veröffentlichte u.a. über die Israelitische Lehrerbildungsanstalt in Würzburg. 1981 lebte er im Ruhestand in Detroit. Er starb am 22. Februar 1998 in Oak Park, Oakland, MI / USA. 

     
Über Lehrer Justin Schloss  (letzter jüdischer Lehrer in Niederstetten von 1937 bis 1939)   

Justin Schloss ist am 10. September 1915 in Berlichingen als Sohn des Religionslehrer Samuel Schloss und der Paula geb. Lilienstrauß geboren. Er studierte 1935 bis 1937 an der Israelitischen Lehrerbildungsanstalt in Würzburg. Danach war er als Lehrer in Niederstetten tätig. Nach der Emigration in die USA Fortbildung an verschiedenen Jeschiwot, später Ausbildung zum Wirtschaftsprüfer an der La Salle University in Chicago. Er starb im Dezember 1980 in New York - Brooklyn. 

     
     
Aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben  
Ein Talmud-Lernverein hat sich gebildet (1851)   
 

Artikel in der Zeitschrift "Der treue Zionswächter" vom 12. September 1851: "In Niederstetten, einem Städtchen des Jagstkreises, Residenz des Fürsten von Hohenlohe-Haltenburg, wo eine Gemeinde von etwa 40 jüdischen Familien sich befindet, hat sich im vorigen Herbst eine (Name des Vereins nicht lesbar) Talmud-Lernverein gebildet, der bereits 13 junge Männer als Mitglieder zählt; welche sich wöchentlich dreimal, des abends, versammelt und immer drei bis vier Stunden dem Studium des Talmuds widmet."    

  
Streit um die Einführung der gemeinsamen Konfirmation an Stelle der traditionellen Bar Mizwa-Feier (1869)  
Die Artikel wurden noch nicht ausgeschrieben - bei Interesse bitte anklicken.  

Niederstetten Israelit 24021869v.jpg (91922 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Februar 1869:   
Niederstetten Israelit 24021869av.jpg (164472 Byte)   
  
Niederstetten Israelit 10031869v.jpg (205735 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. März 1869:    
Niederstetten Israelit 10031869av.jpg (398822 Byte)   
    
Niederstetten Israelit 14041869v.jpg (189492 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. April 1869:   

     
Gründung eines liberalen Vereins in der jüdischen Gemeinde unter Jakob Stern (1870)  

Niederstetten Hechingen AZJ 08031870.jpg (128922 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 8. März 1870: "Niederstetten, am Taubergrund, im Februar (1870). In unserer Gegend ist die extreme Orthodoxie leider noch stark vertreten und die Gesinnungsgenossen der Würzburger und Mainzer Partei sind stets beschäftigt jede Spanne Fortschritt unmöglich zu machen, jedes Fünkchen Licht von unserem Landvolke abzuhalten. Nichtsdestoweniger beginnt es auch bei uns zu dämmern. So hat sich in jüngster Zeit in hiesigem Orte ein israelitische Verein gebildet, unter dem Namen Schocher Tow, der sich zum Zweck stellt, allgemeine Bildung, besonders aber religiöse Erkenntnis und Aufklärung unter den Mitgliedern zu verbreiten, sowie auch durch Beiträge aus der Vereinskasse bedürftige Personen zu unterstützen und sonstige edle Zwecke zu befördern. Die Mitglieder versammeln sich jeden Sabbat nach dem Frühgottesdienst, in der Behausung eines der Vereinsmitglieder, woselbst laut Statuten 'aus einem geeigneten Werke ein, dem religiösen Bewusstsein des modernen, fortschrittfreundlichen Judentums entsprechender Vortrag, in deutscher Sprache gehalten wird, nach dessen Beendigung einiges aus der 'Allgemeinen Zeitung des Judentums' vorgelesen wird.'  
Ferner schafft der Verein populäre Werke und Zeitschriften an (die Allgemeine Zeitung des Judentums wird in zwei Exemplaren gehalten), von denen die Letzteren zirkulieren, die Ersteren zum Ausleihen bestimmt sind.  
Der Verein trat am Schabbat Paraschat Beschalach ins Leben und ward eröffnet durch eine kurze, aber ausgezeichnete Rede des zurzeit unter uns weilenden Rabbinatskandidaten J. Stern. Das Verdienst desselben ist es auch die Gründung dieses Vereins angeregt und sein schnelles Zustandekommen energisch befördert zu haben, wie sich denn derselbe überhaupt nichts verdrießen lässt, wo es gilt die Bildung und Veredlung besonders der jüngeren Generation anzustreben und der edleren Auffassung des Judentums Bahn zu brechen. Julius Reis, Vorstand des Vereines Schocher Tow."   

    
Chanukka-Fest der Gemeinde (1901)       

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Dezember 1901: "Niederstetten, 9. Dezember (1901). Gestern Abend beging im Löwensaale dahier die israelitische Gemeinde die Feier des Chanukka-Tempelweihefestes', verbunden mit einer Gabenverlosung für die Schuljugend. Den aufopfernden Bemühungen des Herrn Lehrers Adler war es gelungen, den fast vollzählig anwesenden Gemeindemitgliedern einen ebenso weihevollen wie genussreichen Abend darzubieten. Nach dem von der Schuljugend wirkungsvoll vorgetragenen 'Moaus zur Jeschuosi' ergriff Herr Lehrer das Wort zu einer formvollendeten herzlichen Festrede. In schwungvollen Worten schilderte der Redner die innere Bedeutung des Lichtfestes als Friedens-, Freuden- und Kinderfest. An der historischen Grundlage des Festes erläuterte Herr Lehrer Adler die große Macht der Einigkeit. Anschließend daran brachte der Redner einen, von einem Gemeindemitglied verfasste Prolog zum Vortrag. Alle Anwesenden dankten für die großartige rhetorische Leistung des Herr Lehrer Adler mit lang andauerndem Beifall.  
In anmutiger Abwechslung wickelte sich nun das Programm vor den Zuschauern ab. Die schönen Gesangsvorträge und Deklamationen der Schüler und Schülerinnen, welche sich alle der lebhaftesten Anerkennung erfreuten, legten ein beredtes Zeugnis davon ab, wie viel Mühe der Arrangeur der Feier, Herr Lehrer Adler, auf die Vorbereitungen verwandt hatte. Verschiedene erwachsene Gemeindemitglieder trugen durch äußerst beifällig aufgenommene Gesangs-, Klavier und deklamatorische  Vorträge zum Gelingen des Abends bei. Die Gabenverlosung verlief in animiertester Stimmung.  
Frau B. Strauß sprach hierauf in gewählten Worten über die Bedeutung des 'Israelitischen Frauenvereins' in der hiesigen Gemeinde und schloss mit einem Hoch auf denselben. Herr Dr. Luchs dankte in warmer Rede namens der Anwesenden Herrn Lehrer Adler für dessen Mühe und Darbietungen. In das Hoch des Redners auf den Gefeierten stimmte Alles begeistert ein.  
Zum Schlusse sprach noch Herr Max Stern über die auf die Erhaltung der Eintracht in der Gemeinde und die würdige Ausgestaltung des Gottesdienstes hinstrebenden Tätigkeit des Herrn Lehrers Adler und schloss mit einem Hoch auf die israelitische Gemeinde und deren Führer.  
Die Veranstaltung gewann ihren Wert dadurch, dass sie aus der Erkenntnis heraus geschaffen war, auch den Kindern gehören nach sauren Wochen frohe Feste, und aus der gleich richtigen Erkenntnis, dass die Eltern die Freude doppelt genießen, wenn sie ihre Kinder im Lichtglanz der Glückes erblicken!"  

  
Die jüdische Gemeinde sammelt für die Opfer der Brandkatastrophe von Ilsfeld (1904)    
Anmerkung: am 4. August 1904 wurden bei einer Brandkatastrophe in Ilsfeld (Kreis Heilbronn) etwa 200 Gebäude zerstört (Näheres im Wikipedia-Artikel zu Ilsfeld). 

Niederstetten PA Ilsfeld.jpg (85222 Byte)Quittierung von eingegangenen Spenden "Für die Abgebrannten in Ilsfeld" in der "Tauber-Zeitung" vom 16. August 1904: "Sammlung der israelitischen Gemeinde Edelfingen: Lehrer Kahn 1 M., Heimann Marx 2 M., Aron Adler 2 M., Adler und Heß 4 M., Adolf Heß, Metzger, 1 M., Samuel Adler, Kaufmann 1 M., Moses Adler, Viehhändler, 1 M., Witwe Fröhlich 50 Pfg., Moses Frank 1 M., David Frank, senior 50 Pfg., S. Rosenheimer 1 M., Isak Bamberger 50 Pfg., Salomon Frank 1 M., Julius Adler, Metzger, 1 M., David Adler 1 M., F. Wertheimer 1 M., Moses Bierig 1 M., Julius Adler, Kaufmann 1.50 M., Elias Bierig 2 M., Elias Schorsch 1 M., Leopold Frank 1 M., David Frank jr. 50 Pfg., Isak Bierig 1 M., Ricke Bär 50 Pfg., Max Bamberger 1 M., Samuel Adler, Viehhändler 1 M., zusammen 30 M., ab für Porto 20 Pfg., somit M. 29.80."  

        
Mittel der Bernheimstiftung kommen viele Armen zugute (1928)            

Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Januar 1928:         

  
NS-Zeit: Folgen des Schächtverbotes (1934)  

Niederstetten Israelit 28091933v.jpg (42173 Byte)Meldung in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. September 1933: "Stuttgart. Im Städtchen Niederstetten bei Mergentheim wurde, nach Meldung der lokalen Presse, ein Fuhrwerk mit Geflügel beschlagnahmt, das ohne vorhergehende Betäubung geschächtet worden sein soll. Der Fuhrmann und sein Begleiter, sowie der Schächter als Hohenburg (?? = Hohebach??) wurden verhaftet."   

          
Generalversammlung des Jüdischen Frauenvereins (1934)                 

Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. Dezember 1934:        

               
Chanukkafeier der Jüdischen Volksschule Bad Mergentheim-Edelfingen (1936)         

Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Januar 1936:         

     
     
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde         
Über den jungen (späteren Rabbiner / Journalisten usw.) Jakob Stern nach seiner Rückkehr aus Preßburg (1866)  
Anmerkung:  Dr. Jakob Stern ist 1843 in Niederstetten geboren und 1911 in Stuttgart gestorben. Zunächst studierte er in Pressburg, von wo er als Chassid zurückkehrte (siehe Bericht unten). Später veränderte er sich von einem Extrem ins andere, war fortan von höchst liberaler Gesinnung geprägt. Weitere Studien in Tübingen; 1873-1874 Rabbinatsverweser in Mühringen, 1874-1880 Rabbiner in Buttenhausen, vom Amt suspendiert, danach Journalist und freier Schriftsteller in Stuttgart, wurde über lange Jahre zum Wortführer der Sozialdemokraten Württembergs.  

Niederstetten Israelit 18041866.jpg (36265 Byte)Meldung in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. April 1866: "Tübingen. Bei der jüngsten Maturitätsprüfung haben 2 Württemberger Gymnasiasten das Examen der mosaischen Theologie erstanden, Strauß von Berlichingen und Stern von Niederstetten. Letzterer hat sich seine talmudischen Kenntnisse auf der Jeschiwa in Pressburg erworben."
  
Niederstetten Israelit 09051866a.jpg (174356 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Mai 1866: "Vom Taubergrunde. In Nr. 16 dieser geschätzten Blätter hat Ihr verehrter Württemberger Korrespondent in Kürze die bestandene Maturitäts-Prüfung eines Herrn Stern erwähnt, der in Pressburg seine talmudischen Kenntnisse erworben hat. Ihr Herr Korrespondent scheint Wohlgefallen daran zu finden, dass endlich auch für Württemberg, für welches Land 'der Israelit' schon so Vieles und Ersprießliches geleistet hat, sich ein Rabbinats-Kandidat herangebildet, welcher seine talmudischen Kenntnisse in Pressburg erworben hat. Deshalb halte ich es für nötig, diese Persönlichkeit etwas näher zu zeichnen. Genannter Herr Stern aus Niederstetten hat wirklich längere Zeit in Pressburg Talmud studiert; er kam dann mit lang gedrehten Seitenlocken (Peot) nach Hause, hatte sich schon den polnischen Dialekt eigen gemacht, führte sich als Chassid, enthielt sich an den Wochentagen des Fleischgenusses, ließ seine Mutter alle Morgen um 4 Uhr schon zum Bäcker gehen, damit der junge Chassid frisches koscheres Brot erhielt, ließ sich auf Schabbat jedes Mal 12 so genannte Berches backen, ging am Freitagabend aufs freie Feld um wie der heilige … (?, abgekürzter Name für einen chassidischen Rabbiner) dort den Sabbat zu empfangen, kurz er trieb den Chassidismus so ziemlich hoch und laut.    
Dabei studierte er nicht mehr viel Talmud, hierzu war der junge Chassid schon zu gelehrt, beschäftigte sich dafür hauptsächlich mit kabbalistischen Werken und behauptete trotz des Widerspruches von vieler Seite, dass er diese Werke auch ohne Lehrer sehr gut verstehe. Endlich trieb er den Chassidismus so weit, dass er, um die kabbalistischen Werke besser begreifen zu können, (nota bene, wie er behauptete) von Schabbat zu Schabbat fastete. Er lebte so ziemlich zurückgezogen, blickte kaum über seine 'vier Ellen' (der Halacha) hinaus, und schimpfte über die jüdisch irreligiösen Verhältnisse Württembergs sehr laut, besonders heftig eiferte er aber gegen den Kirchenrat Herr Dr. Mayer in Stuttgart und wunderte sich stets, wie man sich nicht einmal zu einem Attentat auf denselben herbeilassen möchte. Die Urteile des Publikums über unseren Chassid waren sehr verschieden. Während manche denselben wegen seines Chassidismus und seiner angeblichen Kabbala-Kenntnis anstaunten, wollten andere von der ganzen Sache gar nichts halten, insbesondere da der junge Mann es mit dem Gebote 'Du sollst Vater und Mutter ehren' nicht eben genau nahm. Ein alter erfahrener Mann jener Gegend ging so weit, zu 
Niederstetten Israelit 09051866b.jpg (124131 Byte)äußern 'Gebt acht, dass auf dem Chassid kein Kofer (Häretiker) werde.' 
Dieses Treiben dauerte eine geraume Zeit und man erzählte sich gar wunderbare Dinge, welche dieser junge Chassid durch Kabbala hervorzubringen  beabsichtigt hatte, die ihm aber alle natürlich missglückt sein sollen. Nun trat eine kritisch Wendung ein. Unser zur Erde schauender Chassid erhob seine Augen zum Baum der Erkenntnis und schaute sich sogar recht sehr um. Er wandte sich mit Vorliebe zur Romanliteratur, und war kühn oder toll genug, auch hierfür mysteriös klingende kabbalistische Gründe anzugeben, bis er endlich die Maske abwarf, Spinozas Werke sich verschaffte, und mit einem Sprunge, war unser von Schabbat zu Schabbat fastender Chassid ein Spinozist von reinstem Wasser geworden, leugnete jede positive Religion, lebte ohne religiöse Beschränkung, wie es ihm passte und seinen Leidenschaften zusagte, und wurde obendrein Hausfreund des ehemals so verhassten Kirchenrates Dr. Mayer von Stuttgart, wo sich Herr Stern mehrere Jahre aufhielt.  
Dieses ist eine kurze Lebensskizze des jungen Kandidaten, Herrn Stern. Wie nun ein so zum Spinozismus sich bekennender, jede positive Religion leugnender Mann, und er hat diese Bekenntnisse sogar in Briefen an ehemalige Freunde schriftlich niedergelegt, der noch sich in den Sinn kommen lassen kann, Rabbiner zu werden, das übersteigt unsere Begriffe. Denkt Herr Stern vielleicht wieder an einen gewaltigen Rücksprung?  Wir fanden es nötig, Ihrem Württemberger Korrespondenten und den anderen Lesern Ihres geschätzten Blattes diese Mitteilung machen zu sollen, damit es bekannt wird, mit einem wie gearteten Jünger der sonst allgemein verehrten Pressburger Jeschiwa man es hier zu tun habe."

      
Anzeige des Rabbinatskandidaten Jacob Stern in Niederstetten (1869)   

Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 14. September 1869: "Ein Rabbinats-Kandidat, welcher vor einigen Monaten die theologische Staatsprüfung mit guter Befähigung bestanden, dabei den neuen modernen Standpunkt des Judentums gewissenhaft vertritt, sucht eine Stelle als Vikar, oder bei einer gebildeten Familie als Hofmeister engagiert zu werden. Bemerkt wird noch, dass Bewerber echt wissenschaftliche Bildung in der Philosophie und deutschen und jüdischen Literatur nachzuweisen imstande ist. 
Reflektierende wollen ihre diesfallsigen Referenzen an Herrn Jacob Stern in Niederstetten (Württemberg) richten."       

   
Rezension der Publikation "Gottesflamme, II. Band" von Jakob Stern (1873)  

Niederstetten AZJ 11111873.jpg (229428 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 11. November 1873: "Bonn, 20. Oktober (1873), Gottesflamme. II. Band. Religiöse Reden über die Festtags- und Wochenabschnitte. Von J. Stern, Rabbinatskandidat in Niederstetten (Württemberg). Leipzig, Leiner 1873. Wir gestehen, dass das Gedicht 'Eine Vision', welches der Verfasser statt des Vorworts gibt, uns beinahe abgeschreckt hätte, einen weiteren Blick in das Buch zu tun. Nicht als ob die Verse so schlecht wären, - es sind sogar einige gute darunter, wenn sie auch sonst an zu großer Wortfülle und nicht ganz angemessenen Ausdrücken leiden, z.B.: 'Noch eine Gottesflamme willst Du schreiben? – sondern weil im demselben der Verfasser eine Schilderung seiner Glaubensgenossen gibt, die denn doch über alle Wahrheit hinausgeht, und Dies nur darum, weil der erste Band, - doch wir wollen den Vers selbst zitieren. Der Genius des Verfassers spricht:  'Vergebens hast Du Treffliches geschrieben, Nicht Geld, noch Amt hat es Dir eingebracht.  Umsonst bist Du der Wahrheit treu geblieben,  Umsonst hast Du gegrübelt Tag und Nacht.  Die grauen Neben wollten nicht zerstieben,  Nicht hat die Huld des Schicksals Dir gelacht.  Vergebens hast Du Deinem bösen Stamme  Ein Licht gebracht mit Deiner Gottesflamme.'  
Dass das Verdienst nicht immer, oder erst spät gewürdigt wird, ist richtig. Oft haben hieran mehr die Umstände, als die Personen Schuld. Indes ist doch Jeder, der die ersten Schritte auf dem literarischen Felde tut, und nicht gleich eine reiche Ernte einheimst, verpflichtet, anzunehmen, dass Dies auch an ihm selbst und seinem Produkte, an dem Werte und der Art desselben liegt. Wer ein Bändchen durch den Druck veröffentlicht, der darf nicht hoffen, dass ihm alsbald die Welt huldigend zu Füßen liegen werde. Dazu hat unsere Zeit zu wenig Geschmack an gedruckten Predigten, und gibt es deren zu viele selbst der trefflichen. Wegen solches geringen Erfolges alle diejenigen, welche Amt und Besoldung erlangen, für 'Heuchler und Gaukler' erklären, ist kein Zeugnis für die Tugenden, welche das Gedicht dem Verfasser beilegt, 'Ehrlichkeit und Bescheidenheit'. Um sich so misanthropisch über die Menschen äußern zu dürfen, dazu gehört denn doch mehr Verdienst, und ein höheres Alter, als der Verfasser besitzt, und auch dann wird man ihm nur Nachsicht für seine Schwäche gewähren. – Indes ließen wir uns doch nicht abhalten, und fanden in den einundzwanzig, meist kurz gehaltenen Predigten recht viel Gutes, das zwar weder an Inhalt noch Form etwas Außerordentliches ist, doch aber durch Innigkeit des religiösen und sittlichen Gefühls, Lebendigkeit der Gedanken und passenden Ausdruck zu wirken vermag. Im Detail hätten wir freilich manches zu bemerken. Zum Beispiel halten wir es durchaus nicht für angemessen, kritische Bemerkungen und Hypothesen auf die Kanzel zu bringen, wie es im Vortrage über das Purimfest geschieht. Dass dieses Fest seinen bestimmten geschichtlichen Inhalt hat, und sich darum an geschichtliche Tatsachen knüpft, dafür spricht die ganze Natur des Festes, dafür die uralte Tradition, die schon Josephus ebenfalls mitteilt. Dass das Buch Ester die geschichtlichen Fakten in volkstümlicher freier Bearbeitung gibt, kann man leicht zugestehen. Das Buch in einer Predigt immer wiederholt für einen 'Roman' zu erklären, und das Fest als ursprünglich ein Dionysesfest auszugehen, das geht doch wohl über die Grenzen einer Sabbatpredigt hinaus. Dem ungeachtet können wir das Bändchen bestens empfehlen."

 
Über den Mohel (Beschneider) Abraham Selz (Dokument von 1867)   
Anmerkung: Abraham Selz (1819-1906) war nach den Angaben des von ihm erhaltenen Beschneidungsbuches zwischen 1853 und 1881 als Mohel (Beschneider) in Niederstetten und der weiteren Umgebung tätig. In diesem Buch sind über 450 Beschneidungen dokumentiert. Weitere Informationen bei jewishgen.org. Abraham Selz wanderte nach Nordamerika aus (Baltimore, Maryland).       

Niederstetten Israelit 15051867.jpg (85162 Byte)Spendenliste in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Mai 1867 zum "Bau jüdischer Armen- und Pilgerwohnungen in Jerusalem": "Durch A(braham) Selz in Niederstetten: gesammelt bei der Brit Mila (Beschneidung) des Moritz Oberndorfer in Creglingen 5 fl. 30 kr., bei der Brit Mila des Bähr in Wiesenbach 3 fl. 46 kr., bei der Brit Mila des Rieß, Lehrer in Wachbach, 3 fl., bei der Brit Mila des S.A. Hirsch in Mergentheim 7 fl., bei der Brit Mila des Wolf Hirsch daselbst 3 fl. 48 kr., bei der Brit Mila des Marx Grünsfelder in Rettersheim 3 fl. 18 kr., bei der Brit Mila des Mayer Rieß in Michelbach 1 fl. 57 kr., bei der Brit Mila des Jakob Stern in Niederstetten 1 fl. 33 kr., bei der Brit Mila des A. Selz daselbst 2 fl., bei der Brit Mila des D. Rosenthal in Nagelsberg 2 fl., 13 kr., Ellinger das. 4 fl. 21 kr., S. Rosenthal das. 2 fl., 6 kr., Naphtali Strauß das. 2 fl., 27 kr., Cahn Hirsch das. 45 kr., Obermayer das. 14 kr., A. Selz das. 6 fl. 27 kr., Jakob Hirsch Selz das. 12 kr., Benzion Selz das. 12 kr., Moses Selz das. 12 kr., Isaac Selz das. 12 kr., unbenannte Frau nach der Niederkunft 10 fl., zusammen 61 fl. 12 kr. -".   

      
Zur Goldenen Hochzeit von Kaufmann Moses Stern und Frau (1892) 
Anmerkung: Moses Stern ist am 2. Juni 1809 geboren als Sohn des Handelsmannes Levi Jakob Stern und seiner Frau Mindel. Er heiratete am 17. August 1842 Flora geb. Frankfurter, eine am 1. September 1817 geborene Tochter des Kaufmanns Hessel Frankfurter (in Oberdorf) und seiner Frau Jeanette geb. Pappenheimer. Die beiden hatten acht Kinder: Jakob (1843), David (1845), Mayer (1847), Bernhard (1849-1850), Rösle (1851), Jentele (1854-1855), Levi genannt Louis (1856), Uri (1857-1858).     

Niederstetten Israelit 29091892.jpg (47099 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. September 1892: "Niederstetten (Württemberg). Das Fest der goldenen Hochzeit beging hier Herr Kaufmann Moses Stern mit Frau. Auf ausdrücklichen Wunsch des Jubelpaares ward von jeder offiziellen Feier abgesehen. Herr Stern zählt 84 und seine Frau 75 Jahre. Beide erfreuen sich sowohl körperlicher als geistiger Frische. Bei der ungeteilten Ehre, welche dem Jubelpaare von allen Seiten entgegengebracht wird, möge ihnen ein froher Lebensabend beschieden sein." 
   
Ergänzendes Dokument zu Kaufmann Moses Stern  
(aus der Sammlung von 
Peter Karl Müller, Kirchheim/Ries)  
Niederstetten Dok 170.jpg (73778 Byte) Niederstetten Dok 171.jpg (74639 Byte) Niederstetten Dok 172.jpg (90823 Byte)
  Karte, gesandt am 27. Mai 1894 von Niederstetten nach Schweinfurt: Kaufmann Moses Stern bittet bei der Handlung Eisenheimer in Schweinfurt um Preismitteilung für Drahtstifte (Nägel), rechts Absenderstempel von Moses Stern.   

  
Zum Tod von Samuel W. Goodman aus Niederstetten (in Philadelphia, 1906)  
Anmerkung: Samuel Wolf Gutmann ist am 30. Juni 1837 in Niederstetten geboren als Sohn des Vorsängers und Schullehrers Abraham Hirsch Gutmann (aus Aldingen bei Ludwigsburg; verstarb bereits 1841 in Niederstetten) und seiner Frau Beßle geb. Rosenthal. Er verließ Niederstetten am 11. April 1856, um nach Amerika auszuwandern.  

Mitteilung im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 23. November 1906: "Philadelphia. Samuel W. Goodman, geb. 1837 zu Niederstetten (Württemberg) - verschied plötzlich letzten Donnerstag. Der Verstorbene spielte im jüdischen Gemeindeleben Philadelphias eine bedeutende Rolle."   

  
Zum Tod von Isaak Rosenthal (1908)  
Anmerkung: Der Handelsmann Isak Rosenthal ist am 15. Dezember 1848 geboren als Sohn des Handelsmannes Samuel Rosenthal und seiner Frau Henlein geb. Archshöfer. Er heiratete am 22. Oktober 1872 in Mergentheim Jette geb. Rothschild, eine am 2. September 1849 in Dertingen geborene Tochter des Feist Rothschild und seiner Frau Sara geb. Levi. Die beiden hatten sechs Kinder: Samuel (1874-1878), Ferdinand (1875-1880), Moses (1878), Gerson (1879), Leopold (1882), Jakob 1889).     

Niederstetten Israelit 26031908.jpg (47422 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. März 1908: "Niederstetten, 18. März (1908). Am letzten Purim hat unsere Gemeinde einen unersetzlichen Verlust durch den Tod des Herrn Isaak Rosenthal erlitten. Der Verstorbene, der nur ein Alter von 59 Jahren erreicht hat, war eifrig bemüht, bei der Erfüllung der religiösen Pflichten und in Ausübung von Liebeswerken seiner Umgebung mit bestem Beispiel voranzugehen. Seine Liebe zur Tora war vorbildlich. Sein Andenken wird uns unvergesslich bleiben."

    
Zum Tod von Lehrer Hirsch Kahn (1927 in Wiesbaden; geb. 1863 in Niederstetten)       

Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. Juli 1927: "Edelfingen. Am 25. Juni starb in Wiesbaden, wo er im Ruhestand lebte, der um unsere Gemeinde hochverdiente Volksschullehrer Hirsch Kahn. Kahn war am 22. Mai 1863 in Niederstetten geboren. Nach dem Besuch der dortigen Realschule hatte er die Präparandenanstalt und dann das Seminar in Künzelsau besucht. Nachdem er 1881 die erste Volksschullehrer- und Vorsängerprüfung bestanden, kam er zunächst als Amtsverweser nach Archshofen, wo er bis zum August 1886 wirkte. Von da an war er bis zu seiner Zurruhesetzung am 1. Oktober 1923 als Lehrer und Vorsänger in Edelfingen tätig. Nach der Aufhebung der dortigen Stelle verzog er nach Wiesbaden. Ans einem Grabe überbrachte Vorsänger Ottensoser die letzten Grüße der Gemeinde Edelfingen dem Dahingeschiedenen. Das Andenken an den vorzüglichen Lehrer und vorbildlichen Seelsorger der Gemeinde sei gesegnet."       

           
Goldene Hochzeit von Nathan Ney und Flora geb. Gundelfinger (1928)   
Anmerkung: Der Handelsmann Nathan Ney ist am 30. Juli 1853 geboren als Sohn des Handelsmannes Abraham Hirsch Ney und der Michaela geb. Hirsch. Er heiratete am 28. Oktober 1878 in Niederstetten Flora geb. Gundelfinger, eine am 31. Juli 1857 in Michelbach a.d.L. geborene Tochter des Josef Gundelfinger und seiner Frau Mina geb. Grünsfelder. Die beiden hatten zehn Kinder: Mathilda (1879), Thekla (1880), Rosa (1881-1881), Levy (1882-1882), Regine (1884), Joseph (1885-1885(, Abraham (1886-1886), Klotelde (1887-1887), Hermann (1889), Ida (1890).       

Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. November 1928: "Niederstetten. Ihre Goldene Hochzeit feierten hier der Weinhändler Nathan Ney und seine Ehefrau Flora geb, Gundelfinger. Kinder und Enkel, Freunde und Mitbürger haben gewetteifert, dem verehrten Paare ihre Liebe und Wertschätzung zu bezeugen. Auch der Reichspräsident und der Staatspräsident  hatten Glückwünsche übersandt. Der Israelitische Oberrat widmete dem Jubelpaar den Ehrenbecher in Anerkennung seiner Würdigkeit und Frömmigkeit. Nathan Ney ist seit 38 Jahren Mitglied des Vorsteheramtes und erfreut sich allgemeiner Beliebtheit."         

     
Zum Tod von Gemeindevorsteher Nathan Ney - Nachfolger wird sein Sohn Hermann Ney (1929)                           

Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. Juli 1929:         

      
Silberne Hochzeit von Stadtrat und Gemeindevorsteher Max Stern und Rosie geb. Landauer (1931)                  

Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. Juni 1931:          

              
Mahnwort von Max Stern: "Hinein in die Synagoge!" (1933)                      

Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Dezember 1933:          

   
80. Geburtstag von Lina Braun - 70. Geburtstag von Berta Reis (1934)          

Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. März 1934:         

         
25-jähriges Jubiläum von Lehrer und Kantor Max Grünfeld (geb. in Niederstetten, Kantor in Baden-Baden, 1935)       

Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 18. Juni 1935:        

    
Über Auguste Kron geb. Braun (1902 in Niederstetten - 1988; Ärztin in Kassel, dann New York) 
Auguste geb. Braun ist am 28. Oktober 1902 in Niederstetten geboren als Tochter des Landesproduktenhändlers Max Braun (aus Niederstetten, 1865 - Ghetto Theresienstadt 1942) und seine Frau Jette geb. Selling (aus Kolmberg, 1874 - Ghetto Theresienstadt 1942). Sie hatte eine am 9. März 1895 geborene Schwester Klara. Auguste studierte Medizin in Würzburg, wo sie ihren späteren Mann Theodor Kron kennenlernte, der am 28. Juni 1902 in Wolfhagen geboren ist und gleichfalls Medizin studierte. Beide wurden 1927 in Würzburg promoviert. Sie heirateten am 25. Mai 1931 in Niederstetten und hatten später eine Tochter Elga Lieselotte (geb. 27. Dezember 1931; später verh. mit Steve Stulman). Dr. Theodor Kron praktizierte ab 1931 als Facharzt für Hals-, Nasen- und Ohrenleiden in Kassel, wo er später noch Vorsitzender der jüdischen Gemeinde wurde; seine Frau praktizierte als Fachärztin für Haus- und Harnkrankheiten und Kosmetik gleichfalls in Kassel. 1938 emigrierte Dr. Theodor Kron nach New York, seine Frau und Tochter folgten ihm im April 1939. Auch in New York arbeiteten beide als Ärzte. Auguste Kron geb. Braun starb am 23. Dezember 1988 in New York, ihr Ehemann Theodor am 8. Januar 1991. 
Quelle: Hans-Peter Klein: Zur Geschichte der Familie Kron aus Wolfhagen: http://www.gedenkstaette-breitenau.de/rundbrief/RB-31-51.pdf   
     
     
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen   

Anzeigen der Manufakturwaren En Gros- und En Detail-Geschäfts Hermann Selz (1901/02)
  

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. August 1901: "Gesucht
Lehrling für mein Kurz-, Weiß- und Wollwaren-Engros- und Endetail-Geschäft bei günstigen Bedingungen. Kost und Logis im Hause. Samstags und Feiertage streng geschlossen. 
Hermann Selz,
Niederstetten, Württemberg."   
  
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. August 1902: "Für mein Manufakturwaren-Engros- und Detail-Geschäft suche per sofort einen tüchtigen jungen Mann von 18-21 Jahren als Verkäufer und Detailreisender, gegen hohen Gehalt. Solche, die schon gereist haben, erhalten den Vorzug. Samstags und Feiertage ist streng geschlossen. 
Hermann Selz
, Niederstetten (Württemberg)."  

   
Anzeige des Gemischtwaren-, Getreide- und Mehlgeschäftes N. Strauß (1903)  

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. September 1903: "Lehrlings-Gesuch. 
Suchen zum sofortigen Eintritt in unser an Samstag und Feinertagen streng geschlossenes Gemischwaren-, Getreide- und Mehlgeschäft, jungen Mann, mit guter Schulbildung, aus ordentlicher Familie, als Lehrling unter günstigen Bedingungen. 
N. Strauß, Niederstetten in Württemberg."    

   
Verlobungsanzeige von Sophie Kahn und Dr. Moritz Mainzer (1921)     

Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 14. Juli 1921: "Statt Karten.  
Sophie Kahn - Dr. phil. Moritz Mainzer. Verlobte.  
Niederstetten (Württemberg) -  zur Zeit Karlsruhe    -    Frankfurt am Main - Hanauerlandstraße 1    
Empfang Karlsruhe, Akademiestraße 67 den 16. und 17. Juli 1921."   

 
Hochzeitsanzeige für Otto Reis und Mina Reis geb. Feuchtwanger (1929)  

Niederstetten Israelit 14111929.jpg (33778 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. November 1929: "Statt Karten – Gott sei gepriesen. 
Otto Reis – Mina Reis geb. Feuchtwanger. Vermählte. 
Niederstetten (Württemberg) – Schwabach (Nürnberg). 
Trauung in Ansbach, Hotel Zirkel, 1 Uhr am 17. November 1929. 14. Cheschwan 5690".  

      
Hochzeitsanzeige von Hannchen Jonas und Lazarus Oberndörfer (1931)  

Illingen Israelit 30041931.jpg (52980 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. April 1931: "Zu der - so Gott will - Dienstag, den 5. Mai - an Lag BaOmer - in Frankfurt am Main, Liederhalle, Langestraße 26, um 1 1/4 Uhr stattfindenden Trauung ihrer Kinder Hannchen und Lazarus beehrten sich, Bekannte und Freunde einzuladen  
Oberlehrer W. Jonas und Frau, Illingen (Saargebiet) - 
Oberlehrer J. Oberndörfer und Frau, Niederstetten (Württemberg). 
Telegrammadresse: Langestraße 55,I.  Man bittet, die Telegramme zugunsten des Schulwerks der Agudoh abzulösen."  

  
Verlobungsanzeige von Gitta Oberndörfer und Hugo Katz (1933)
  

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. März 1933: 
"Gott sei gepriesen. Gitta Oberndörfer - Hugo Katz. Verlobte. 
Frankfurt am Main, Uhlandstraße 53 - Niederstetten
Adar 5693 - März 1933."  

  
    
Weitere Dokumente zu jüdischen Gewerbebetrieben  
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim / Ries) 

Geschäftsbrief an die Fa. Strauß (bisher Niederstetten, nun Rothenburg ob der Tauber) (1873) 

Rothenburg Dok 190.jpg (98124 Byte) Rothenburg Dok 190a.jpg (88971 Byte) Rothenburg Dok 190b.jpg (125207 Byte)
Der obige Brief der Fa. L. E. Oppenheimer aus Würzburg (Kolonial-Waren en gros und Cigarren-Fabrik) wurde am 29. Dezember 1873 an G. Strauß in Rothenburg geschickt. G. Strauß war kurz zuvor nach Rothenburg gezogen, wohin er auch sein Geschäft verlegte. In der Anrede im Brief stehen noch beide Orte: "Herrn Gg. Strauß (Niederstetten) Rothenburg". 
        
Karte von D. Löwenstein aus 
Niederstetten an die Nägelfabrik
 Eisenheimer in Schweinfurt (1880)  
Niederstetten Dok 175.jpg (78550 Byte) Niederstetten Dok 176.jpg (90196 Byte)
  Die Karte mit einer Einladung zu einer gemeinsamen Reise wurde am 9. Juli 1880 verschickt.
   
Karte aus Niederstetten an die 
Nägelfabrik Eisenheimer 
in Schweinfurt (1881) 
Niederstetten Dok 810.jpg (97517 Byte) Niederstetten Dok 811.jpg (108466 Byte)
   Die Karte (deutsch in hebräischen Buchstaben) wurde verschickt am 10. Juni 1881.
           
Karte der Handlung Forchheimer in Niederstetten 
an die Fa. Eisenheimer
 in Schweinfurt (1882)
Niederstetten Dok 173.jpg (74447 Byte) Niederstetten Dok 174.jpg (100456 Byte)
  Die Karte wurde am 5. September 1882 aus Niederstetten verschickt
     
 Karte von Jesajas Reichenberger 
in Niederstetten an die Fa. Eisenheimer
 in Schweinfurt (1886)
Niederstetten Dok 177.jpg (82825 Byte) Niederstetten Dok 178.jpg (94515 Byte)
Die Karte mit der Bestellung verschiedener Waren wurde am 4. Februar 1886 verschickt.
Karte von Jakob und H. Stern
 in Niederstetten an die Fa. Eisenheimer
in Schweinfurt (1889) 
Niederstetten Dok 179.jpg (93458 Byte) Niederstetten Dok 181.jpg (87465 Byte) Niederstetten Dok 180.jpg (28908 Byte)
  Die Karte mit der Bestellung wurde am 4. Juli 1889 verschickt 
     
 Karte von Max Braun in Niederstetten an
S. Maier in Laudenbach (1902)
(aus dem Fundus von Ulrich Maier-Harth,
Angaben auf Grund der Recherchen von Peter Karl Müller)
 

Die Postkarte von Max Braun aus Niederstetten wurde versandt an Herrn S. Maier in Laudenbach am 15. April 1902. Es handelt sich um eine geschäftliche Karte. Max Braun (Landesproduktenhändler) und Wolf Braun betrieben eine Fellhandlung in Niederstetten. Als Adresse ist die Lange Gasse 12 angegeben. Dort befand sich zudem noch die jüdische Wirtschaft von Wolf Braun. Max Braun und seine Frau Jette geb. Selling wurden nach Theresienstadt deportiert und kamen dort 1942 zu Tode. Auch der Name von Wolf Braun findet sich in der Opferliste des Nationalsozialismus. Eine Tochter von Max und Jette Braun, Auguste Braun, die in Würzburg Medizin studierte und dort ihren späteren Mann Dr. Theodor Kron kennenlernte, heiratete 1931 in Niederstetten. Beide praktizierten danach als Ärzte in Kassel, er als Facharzt für Hals – Nasen – Ohrenleiden und sie als Fachärztin für Haut- und Harnkrankheiten und für Kosmetik. Dem Ehepaar Kron samt Tochter Elga Lieselotte gelang in den Jahren 1938 -1939 noch die Emigration in die USA. Beim Kartenempfänger handelt es sich um die Lederhandlung Sigmund Maier in Laudenbach. Die Familie Sigmund Maier
findet sich im jüdischen Familienregister Laudenbach.
Vgl. http://www.gedenkstaette-breitenau.de/Rundbriefe_PDFe_Internet/Rundbrief_31_2012_Internet.pdf 
– Zur Geschichte der Familie Kron in Wolfhagen - von Hans-Peter Klein vgl. https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/bild_zoom/zoom.php .

     

 
Weiteres Dokument: Hinweis auf Max Stern aus Niederstetten als Beschneider 
(aus der Sammlung von Hartwig Behr, Mergentheim)    

 Karte an Rabbiner Dr. Kahn (Bad Mergentheim) aus Ansbach 
(Jahreszahl unklar) 
Mergentheim Dok RKahn K004.jpg (157385 Byte) Mergentheim Dok RKahn K004a.jpg (82514 Byte)
  Auf der Rückseite der Karte findet sich die Anfrage nach einer Beschneidung: "Sonntag abend 1/2 7 Uhr Kind geboren, wann der Briss, Sonntag oder Montag, Stern Niederstetten 14 anrufen". Dr. Kahn wird in Kürze, über das richtige Datum der Beschneidung zu befinden. Max Stern in Niederstetten war (nach Angaben von Bruno Stern: Meine Jugenderinnerungen S. 117) Mohel (Beschneider) und soll die Beschneidung in Ansbach vornehmen.    

      
      
      
Zur Geschichte des Betsaals / der Synagoge         
    
1680 erhielten die bis dahin in Niederstetten aufgenommen Juden einen Generalschutzbrief, der 1714 von Franz Graf von Hatzfeld und Gleichen erneuert wurde, In ihm war für die Juden in den Ämtern Haltenbergstetten (das heißt Niederstetten und Laudenbach) geregelt, "dass diesen gesamten, jetzigen und künftigen Juden, eine Synagog zu halten und einen Rabbiner, Vorsänger und Schulmeister anzunehmen und zu ihren jüdischen Zeremonien zu gebrauchen wie zu Prag, Frankfurt und sonst im Römischen Reich bevorab im Lande Franken üblich und Herkommens ist, gnädig erlaubt...(ist)". Noch im Jahr 1714 richteten die jüdischen Familien Niederstettens einen Betsaal ein, wobei es sich vermutlich um ein Zimmer in einem jüdischen Haus gehandelt hat. Der Standort ist unbekannt.     
    
Nachdem die Zahl der Gemeindeglieder zugenommen hatte, wurde eine erste Synagoge 1741/44 erbaut (Gebäude Mittelgasse 2/1; 1988 abgebrochen; die Mittelgasse hieß bis in die NS-Zeit "Synagogengasse"). Als Lehrer und Rabbiner wird damals Nathan Hirsch genannt. Er war vermutlich um 1720 aus Feuchtwangen zugezogen.   
   
Anfang des 19. Jahrhunderts entsprach die alte Synagoge nicht mehr den Bedürfnissen der im Laufe der Jahre weiter gewachsenen Gemeinde. 1813 wurde daher für 550 Gulden ein Bauplatz zur Errichtung einer neuen Synagoge gekauft. Es dauerte jedoch noch ein paar Jahre, bis man den Plan verwirklichen konnte.1820 fasste der Gemeindevorstand endgültig den Beschluss, eine neue Synagoge mit einem Gemeindehaus zu bauen. Der reiche Lämmlein Löw gab für den Bau 500 Gulden als Stiftung und noch einmal 550 als nicht kündbares Kapital. Nachdem die Pläne für die Synagoge von den Behörden genehmigt worden waren, konnte man mit dem Bau beginnen. Er wurde 1824 fertiggestellt. Durch Umlagen unter den Gemeindegliedern, weitere Stiftungen und durch Aufnahme eines Kredits konnte die Bausumme von über 7.000 Gulden aufgebracht werden. Eine Besonderheit der Niederstettener Synagoge war, dass die Frauen nicht nur auf der Empore, sondern auch unten – wenngleich vollkommen von den Männern getrennt – ihre Stände hatten. Nicht einig waren die Strengeren unter den Gemeindegliedern allerdings damit, dass die Frauen im unteren Bereich denselben Eingang wie die Männer benutzten. Die wertvollste und schönste Dekoration war ein von Lämmle Goldstein gestifteter Goldbrokatvorhang für den Toraschrein, der mit den Nebendecken 1.000 Gulden gekostet haben soll. Dieser Vorhang war bis zum Untergang der Gemeinde vorhanden.   
    
1877 wurden die Synagoge und die Schule gründlich renoviert. Bei dieser Gelegenheit sind die beweglichen Stände abgeschafft und dafür festes unbewegliches Gestühl aufgestellt worden. Die Arbeiten kosteten 4.628 Mark (2.740 Mark für die Synagoge, 1888 für Schule und Lehrerwohnung), wofür ein Beitrag aus staatlichen Mitteln in Höhe von 400 Mark genehmigt wurde.       
    
Im Zusammenhang mit der Pogromnacht 1938 entging die Synagoge in Niederstetten der Zerstörung. Allerdings wurde das Gebäude im Frühjahr 1945 bei einem Fliegerangriff völlig zerstört. Die Kultgegenstände hatte die Fürstin von Hohenlohe-Bartenstein bei sich versteckt gehalten. Sie übergab sie nach Kriegende dem amerikanischen Armeerabbiner D. Kahan. Reste der Umfassungsmauer sind in einem heute hier stehenden Wohn- und Geschäftshaus erhalten (eine Wand unverputzt; Mittelgasse 4). 
   
   
   
Fotos 
Historische Fotos 
(Quellen: Foto des Hochzeitssteines aus dem Buch "Jüdische Gotteshäuser und Friedhöfe in Württemberg" 1932 S. 109; alle anderen historischen Fotos aus dem Buch von Bruno Stern: Meine Jugenderinnerungen... 1968).  

Niederstetten Synagoge a3.jpg (91629 Byte) 

Niederstetten Synagoge300.jpg (77202 Byte) 

Niederstetten Traustein1932.jpg (87325 Byte) 

Das Gebäude der 1741 erbauten 
alten Synagoge 
Die 1824 fertiggestellte Synagoge 
in Niederstetten, 
1945 kriegszerstört 
  
Hochzeitsstein von 1751 in der ehemaligen
 Synagoge Niederstetten, war ursprünglich 
wohl an der alten Synagoge 
vgl. Seite über Hochzeitssteine  
   
     

Niederstetten Synagoge301.jpg (84622 Byte) 

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Niederstetten Synagoge304.jpg (39848 Byte) 

Blick über den Almemor
 zum Toraschrein 
Blick in die Synagoge 
mit Frauenempore 
Goldstein-Vorhang 
in der Synagoge 
     

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Männer vor der Synagoge  Bruno Stern am Vorlesepult  Die ausgebrannte Synagoge 1945 
     


Fotos nach 1945/Gegenwart:  

Fotos um 1985:
(Fotos: Hahn) 

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 Das Gebäude der alten Synagoge 

   

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 Die alte Eingangstüre 
der alten Synagoge  

 Das über den Grundmauern der 1945 
zerstörten Synagoge erbaute Haus  

Erhaltene Umfassungsmauer 
der Synagoge 

     

 Fotos 2003:
(Fotos: Hahn) 

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   Die alte Synagoge links des noch erhaltenen
 und "Judentauch" genannten Hauses ist
 inzwischen abgebrochen worden
Das "Judentauch" genannte Haus 
deutet auf ein ehemaliges 
rituelles Bad hin
     
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Haus über der 1945 
zerstörten Synagoge 
Die Steinmauer der Synagoge 
verbirgt sich hinter Efeu 
Gedenktafel 
   
     
     
Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges 
(Fotos: Christoph Bittel)  
   
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 Das Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges am Eingang zum Ortsfriedhof zeigt einen knienden Soldaten auf einem Podest. Das Denkmal wurde von Bildhauer Heinrich Schumm (Niederstetten) und Kunstbildhauer Karl Eisele ('Stuttgart) im Auftrag der Stadtgemeinde Niederstetten erstellt und am 21. Mai 1922 eingeweiht. Gewidmet ist es "Den tapferen Helden 1914-1918. Die dankbare Gemeinde".  
     
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Martin Laub vermisst  Manfred Grünfeld    

   
   
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte  

Mai 2009: Nachfahren des 1826 in Niederstetten geborenen und zwischen 1840 und 1850 nach Nordamerika ausgewanderten Moises Selz (Morris Selz) besuchen Niederstetten    
Niederstetten PA 2009010.jpg (257346 Byte)Artikel in der "Tauber-Zeitung" (Südwestpresse) vom 31. Mai 2009 (zugesandt von Hartwig Behr, Bad Mergentheim): "Spuren suche in Niederstetten. Amerikanische Familie tief berührt vom Gang zu den Lebensorten ihrer Vorfahren. Auf den Spuren ihrer Vorfahren hat die Familie von Philip D. Block III aus Chicago den jüdischen Friedhof von Niederstetten besucht. Doch auch nach dem Besuch bleiben für die Familie viele Fragen offen..." Zum weiteren Leben Artikel links anklicken
  
  

   
  
Links und Literatur

Links:   

bulletWebsite der Stadt Niederstetten     
bulletSeite zum jüdischen Friedhof Niederstetten (interner Link)  

Quellen:      

Hinweis auf online einsehbare Familienregister der jüdischen Gemeinde Niederstetten 
In der Website des Landesarchivs Baden-Württemberg (Hauptstaatsarchiv Stuttgart) sind die Personenstandsregister jüdischer Gemeinden in Württemberg, Baden und Hohenzollern einsehbar: https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/struktur.php?bestand=5632     
Zu Niederstetten sind vorhanden:    
J 386 Bü. 424 Niederstetten Geburtsregister 1831-1875   http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-446032 
J 386 Bü. 425 Niederstetten Geburtsregister 1891-1933   http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-446033   
J 386 Bü. 426 Niederstetten Trauungsregister 1831-1874   http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-446034        
J 386 Bü, 427 Niederstetten Proklamationsurkunden 1836-1923   http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-446035   
J 386 Bü. 428 Niederstetten Sterberegister 1832-1875  http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-446036   
J 386 Bü. 429 Niederstetten Familienbuch 1843-1926  http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-446037    
J 386 Bü. 430 Niederstetten Familienbuch 1771-1874  http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-446038   
J 386 Bü. 431 Niederstetten Gräberverzeichnis http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-446039     

Literatur:   

bulletPaul Sauer: Die jüdischen Gemeinden in Württemberg und Hohenzollern. 1966. S. 134-136.
bulletGermania Judaica II,1 S. 323.
bulletBruno Stern: Meine Jugenderinnerungen an eine württembergische Kleinstadt und ihre jüdische Gemeinde. 1968.
bulletders.: So war es. Leben und Schicksal eines jüdischen Emigranten.
bulletHartwig Behr: GEDENKET UNSER - Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde von Niederstetten. In: 650 Jahre Stadt Niederstetten (Hg. von der Stadt Niederstetten 1991). S. 317-331.
bulletElfriede Hahn: Jüdischer Alltag in Niederstetten. In: 650 Jahre Niederstetten (Hg. von der Stadt Niederstetten). S. 332-335.
bulletH. Jestrabek (Hg.): Jakob Stern. Vom Rabbiner zum Atheisten. Ausgewählte religionskritische Texte (vgl. http://home.t-online.de/home/Jestrabek/stern.htm)  
bulletJoseph Walk (Hrsg.): Württemberg - Hohenzollern - Baden. Reihe: Pinkas Hakehillot. Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust (hebräisch). Yad Vashem Jerusalem 1986. S. 114-117.  
bulletsynagogenbuch-1.jpg (32869 Byte)Joachim Hahn / Jürgen Krüger: "Hier ist nichts anderes als Gottes Haus...". Synagogen in Baden-Württemberg. Band 1: Geschichte und Architektur. Band 2: Orte und Einrichtungen. Hg. von Rüdiger Schmidt, Badische Landesbibliothek, Karlsruhe und Meier Schwarz, Synagogue Memorial, Jerusalem. Stuttgart 2007.  
bulletHerbert Henck: Else Thalheimer. Ein Lebensweg von Köln nach Tel Aviv. Online zugängliche Publikation.       
Es handelt sich um eine ausführliche Biographie über die promovierte Musikologin Else Thalheimer (geb. 1898 in Köln, gest. 1987 in Tel Aviv). Else Thalheimers Vater war Jacob Thalheimer (geb. 1866 in Niederstetten, gest. 1943 in Raanana, nördlich von Tel Aviv). Jakob Thalheimer war in Köln Reisender, dann Mitbesitzer und schließlich Alleinbesitzer einer Kleiderfabrik geworden (Berufskleiderfabrik).   

    
       


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.     

Niederstetten  Wuerttemberg. The medieval Jewish settlement was destroyed in the Rindfleisch massacres of 1298. In the 17th century, Jews were living in Niederstetten under a letter of protection. Despite various disabilities, they were able to expand their economic activities, primarily in cattle, wool, wine and hides. The Jewish population grew to 215 in 1854 (total 1,701), a subsequent decline being slowed when commerce was boosted by the coming of the railroad in 1869. A synagogue was dedicated in 1824 and a Jewish school founded in 1838. In the second half of the 19th century Jews owned some of the largest business establishments in the town, including a diamond-polishing factory. In the Weimar period Jews were active in public life but a strain of antisemitism also ran through the town. In 1933, 81 Jews remained, mostly leading a religious way of life. Persecution was severe from the outset of Nazi rule in 1933 and the last Jewish stores were closed after November 1938. Most of the yonug left; in all, 37 emigrated, mostly to Palestine and the United States. Of the 42 deportet - to the Riga ghetto on 1 December 1941 and to the Theresienstadt ghetto in September 1942 - three survived.   
   

                   
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Stand: 30. Juni 2020