Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Rothenburg ob der Tauber (Landkreis Ansbach) 
Jüdische Geschichte im 19./20. Jahrhundert / Synagoge

      
Übersicht:  

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde im 19. und 20. Jahrhundert    
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen   
Weitere Dokumente zu jüdischen Gewerbebetrieben   
bulletZur Geschichte der Betsäle  
bulletFotos / Darstellungen 
bulletErinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte  
bulletLinks und Literatur   

     

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde im 19./20. Jahrhundert (english version)  
       
Nach der Vertreibung 1519/20 war erst um 1870 die Niederlassung von Juden in Rothenburg wieder möglich. Unter den ersten waren zwei jüdische Familien (Germann und Strauß) aus dem württembergischen Niederstetten. 1875 wurde von acht Familien eine Israelitische Kultusgemeinde gegründet. 
       
Die Zahl der jüdischen Einwohner entwickelte sich wie folgt: 1871 10 jüdische Einwohner (0,2 % von insgesamt 5.382), 1880 86 (1,3 % von 6.504), 1900 115 (1,5 % von 7,923), 1910 100 (1,1 % von 8,612). 
  
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde einen Betsaal (s.u.), ein Raum für die Religionsschule, ein rituelles Bad und einen eigenen Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. 1875 wurde als erster Religionslehrer Moses Hofmann aus Zeckendorf angestellt, der bis 1926 in Rothenburg wirkte (50-jähriges Jubiläum im Oktober 1925 siehe Berichte unten). Sein Nachfolger war für drei Jahre Lehrer Liffgens (der 1932 in Memmingen tätige Emil Liffgens, vgl. Verlobungsanzeige von 1928 unten). Seit 1929 war Siegmund Marx Lehrer der Gemeinde.   
   
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Gefreiter Hans Löwenthal (geb. 16.11.1894 in Rothenburg, gef. 12.3.1915) und Vizefeldwebel Moritz Gottlob (geb. 25.3.1886 in Rothenburg, gef. 19.9.1918). Ihre Namen stehen auf den Tafeln der Gedenkstätte für die Gefallenen der Kriege in der alten Blasiuskapelle im ehemaligen Burgbereich.   
   
Um 1924, als noch 70 jüdische Gemeindeglieder gezählt wurden (7,7 % von insgesamt etwa 9.000), waren die Vorsteher der Gemeinde Karl Wimpfheimer (1. Gemeindevorsteher seit 1906, siehe Bericht unten), Theodor Mann und Sigmund Lißberger. Damals war noch Moses Hofmann als Religionslehrer, Kantor und Schochet tätig. Er unterrichtete an der Religionsschule der Gemeinde vier Kinder. Zusätzlich erhielten von ihm vier Kinder an den höheren Schulen den Religionsunterricht. Die Gemeinde gehörte zum Bezirksrabbinat Ansbach. An jüdischen Vereinen bestanden: eine 1876 gegründete Kasse zur Unterstützung armer durchreisender Juden (Wanderunterstützungsverein, 1924 unter Leitung von Moses Hofmann mit 20 Mitgliedern, 1932 unter Leitung von Lehrer Siegmund Marx), eine 1878 gegründete Heilige Schwesternschaft (Israelitischer Frauenverein, 1924/32 unter Leitung von Helene Löwenthal mit 22/17 Mitgliedern, Zweck und Arbeitsgebiet: Krankenpflege, Unterstützung Hilfsbedürftiger und Bestattung) und eine Arbeitsgemeinschaft für jüdische Geschichte (1932 unter Leitung von Lehrer Siegmund Marx). 1926 lebten in der Stadt 28 jüdische Haushaltsvorstände, von denen 24 Handel trieben (14 waren im Vieh- und Pferdehandel tätig), zwei waren Lehrer, einer Handelsagent, einer Metzger.
  
1932 waren die Vorsteher der jüdischen Gemeinde Theodor Mann (Adam-Huber-Strasse, 1. Vors.), Siegmund Lißberger (Kapellenplatz, 2. Vors.) und Joseph Wimpfheimer (3. Vors., Schriftführer und Schatzmeister, Untere Schmiedgasse). Lehrer Siegmund Marx (Herrngasse 21) erteilte im Schuljahr 1931/32 sieben Kindern den Religionsunterricht. 
  
Bis 1933 war Zahl der jüdischen Gemeindeglieder bereits auf 45 zurückgegangen (0,5 % von insgesamt 9.022). Kurz nach der nationalsozialistischen Machtergreifung kam es zu gewaltsamen Aktionen gegen die jüdischen Einwohner. Im März 1933 wurde von SA-Leuten die Güter- und Viehhandelsfirma von Josef Mann überfallen. Der Besitzer und seine beiden Söhne wurden misshandelt. Auf Grund der immer stärker werdenden Repressalien und der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts verließen zwischen 1933 und 1938 ein Großteil der in Rothenburg wohnhaften Juden die Stadt. Zwei wanderten aus (USA und Holland), 40 verzogen innerhalb von Deutschland (nach München, Fürth, Frankfurt am Main, Demmelsdorf, Nürnberg, Regensburg und Stuttgart), drei verstarben in diesen Jahren in Rothenburg. Die letzten 17 jüdischen Einwohner wurden am 22. Oktober 1938 aus der Stuttgart gewiesen: sie waren durch SA-Leute in ihren Wohnungen festgenommen und in der Synagoge zusammengetrieben worden. Sie wurden aufgefordert, umgehend die Stadt zu verlassen. Nach einer Woche konnten sie kurzzeitig nochmals zurückkommen, um ihre Angelegenheiten abzuwickeln. Im Dezember 1938 war Rothenburg im der Sprache der NS-Zeit "judenfrei". 

Von den in Rothenburg geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"; Anmerkung: auf Grund verschiedener Orte mit Namen Rothenburg bzw. Rotenburg und Rottenburg kommt es immer wieder zu Verwechslungen - die nachfolgende Namenliste kann trotz sorgfältiger Auswahl der Ergebnisse von Yad Vashem und dem Bundesarchiv Fehler enthalten):  Rosa Ansbacher geb. Hofmann (1890), Else Badmann geb. Wimpfheimer (1888), Rosa (Rosalia) Fuld geb. Gottlob (1881), Selma Gerstle geb. Löwenthal (1874), Jonas Gottlob (1853), Siegfried Gottlob (1887), Frieda Hamburger geb. Levi (1882), Rosa Hamburger geb. Wurzinger (1875), Adolf Heumann (1873), Siegfried Heumann (1885), Emma Hofmann (1878), Moritz Lehmann (1879), Sara Lehmann geb. Sonn (1890), Siegfried Lehmann (1920), Frieda Levy geb. Gottlob (1884), Margarete Löser geb. Mannheim (1875), Antonie Löwenthal (1921), Ludwig Löwenthal (1879), Selma Pach geb. Landauer (1882), Mina Steinhäuser geb. Heumann (1871), Clara Stiebel geb. Döllefeld (1893), Rosa Stoppelmann geb. Salomon (1894), Hannelore (Hannele) Wurzinger (1927),Hans Siegfried Wurzinger (1933),  Ida Wurzinger (ca. 1876), Sigmund Wurzinger (1877).    
   
   
   
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde             
    
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Ausschreibung der Stelle des Vorbeters, Schächters und Religionslehrers (1875 / 1925)         

Rothenburg Israelit 03031875.jpg (34356 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. März 1875: "Zum baldigen Eintritt suchen wir einen Vorbeter, Schächter und Religionslehrer und sichern qualifizierten unverheirateten Bewerbern ein annehmbares Einkommen zu. Anmeldungen belieb man an Gebrüder Löwenthal hier zu richten. Rothenburg a.d. Tauber, 18. Februar 1875. Der Israelitenverband".  
 
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. April 1925: "Durch Pensionierung unseres seit 50 Jahren hier wirkenden Lehrers suchen wir bis spätestens 15. August einen religiösen, seminaristisch gebildeten 
Religionslehrer, Kantor und Schochet.
 
Besoldung nach den Leitsätzen des Verbandes. Geräumige Wohnung mit Garten vorhanden. Realschule, Progymnasium und Mädchenlyzeum am Platze. Ausführliche Bewerbungen mit Zeugnisabschriften sind zu richten an den Vorstand 
Theodor Mann, Rothenburg a. Tauber.
"    

   
Lehrer Moses Hofmann wirbt für sein "Schülerpensionat" (1900)
  

Rothenburg Israelit 13061900.jpg (39345 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Juni 1900: "Schülerpensionat
Ich nehme noch einige Knaben, welche die Realschule oder das Progymnasium besuchen wollen, bei gewissenhafter Beaufsichtigung und sorgfältiger Pflege in Pension.
Moses Hofmann, Lehrer, Rothenburg o.d. Tauber."   
  
Rothenburg Israelit 16081900.jpg (41057 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. August 1900: "Schülerpensionat
Ich nehme noch einige Knaben, welche die Realschule oder das Progymnasium besuchen wollen, bei gewissenhafter Beaufsichtigung und sorgfältiger Pflege in Pension.
Moses Hofmann, Lehrer, Rothenburg o.d. Tauber."

  
Abschiedsfeier für Lehrer Moses Hofmann und Einführung von Lehrer Emil Liffgens (1926)
  

Artikel in der Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung vom 8. September 1926: "Am Schabbos Ki seze (= 21. August 1926) fand die Abschiedsfeier unseres allseits hoch verehrten Herrn Lehrers Hofmann statt, der fast ein Menschenalter - 51 Jahre - seine Kraft in den Dienst unserer Gemeinde gestellt hat. Wenn schon bei der am 31. Oktober 1925 begangenen 50-jährigen Dienstjubiläumsfeier dem Jubilar hochverdiente Ehrungen zuteil wurden, so gab auch diese Feier wiederum Zeugnis von der Liebe und Anhänglichkeit, die Herrn Hofmann mit seiner Gemeinde und diese wieder mit ihm verbanden. Zugleich fand auch die Einführung des als Nachfolger berufenen Herrn Lehrer Liffgens statt. In der Synagoge sprach Herr Distriktsrabbiner Dr. Munk und wandte die Worte unseres Stammvaters Jakob (hebräisch und deutsch) 'ich entlasse dich nicht, du habest mich denn gesegnet' - auf den Scheidenden an. Unter tiefsinniger Auslegung der Toraworte (hebräisch und deutsch) - 'es bestimme Gott einen Mann über die Gemeinde, der sie aus- und einführen möge' - sprach Herr Dr. Munk zu dem neu ins Amt tretenden Lehrer. Herr Liffgens richtete unter Zugrundelegung des Haphtoroh-Satzes: (hebräisch und deutsch) - 'Berge werden weichen und Hügel wanken, aber meine Gnade von dir wird nicht weichen und der Bund meines Friedens nicht wanken, spricht der Ewige, dein Erbarmer' - herzliche Worte an den scheidenden Kollegen, und legte das Programm seiner künftigen Tätigkeit in der Gemeinde in Anlehnung an das Prophetenwort (hebräisch und deutsch) - 'ich verbinde mich mit dir auf immer; ich verbinde mich mit dir in Recht und Gerechtigkeit, in Liebe und Erbarmen; ich verbinde mich mit dir im Glauben, dass du erkennest den Ewigen' - in zu Herzen gehender Weise dar. Bei der abends im Hotel Eisenhut abgehaltenen Feier richtete der Vorstand der hiesigen Gemeinde Theodor Mann innige Worte der Anerkennung an den Scheidenden und überreichte ihm die Urkunde als Ehrenmitglied der Gemeinde. Als Vorsitzende des Frauenvereins dankte Frau Helene Löwenthal für die dem Verein lange Jahre geleisteten Dienste als Kassier und Schriftführer und überreichte eine Radierung, darstellend das Rathaus von Rothenburg. Mehrere Gemeindemitglieder sprachen herzliche Worte des Abschieds. In rührender Weise dankte Herr Hofmann für die ihm allseits erwiesene Aufmerksamkeit.  
Musikalische Darbietungen und Gedichte in vollendeter Weise, von ehemaligen Schülern und Schülerinnen vorgetragen, verschönten den Abend. Auch hier wieder bewies Herr Josef Wimpfheimer sein dichterisches Können. Erst in später Mitternachtsstunde endete die in allen Teilen wohlgelungene Feier."  

  
Anzeige zur Verlobung von Lehrer Emil Liffens mit Irma Goldstein (1928)  

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Februar 1928: "Gott sei gepriesen
Irma Goldstein - Emil Liffgens
, Lehrer. Verlobte. 
Oberlauringen (Unterfranken) - Rothenburg o. Tauber. Schewat 5688".
Anmerkung: Irma Liffgens wurde 1943 in Auschwitz ermordet.

  
50-jähriges Ortsjubiläum von Lehrer Moses Hofmann (1927)  
Die Feier des 50-jährigen Ortsjubiläums von Lehrer Hofmann war nach obigem Bericht am 31. Oktober 1925 - im nachstehenden Bericht wird daran erinnert. 

Frankenwinheim Bayr GZ 09021927.jpg (77646 Byte)Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 9. Februar 1927: "Moses Hofmann (Rothenburg), J. Kissinger (Frankenwinheim), Abraham Strauß (Uffenheim) haben 7 x 7 Jahre in einer Gemeinde als Lehrer in der Schule, als Vorbeter im Gotteshaus, als Berater in ihren Gemeinden gewirkt. Hofmann und Strauß sind die ersten Lehrer in neu gegründeten Gemeinden gewesen, sie haben die Einrichtungen des Kultus und der Schule erst schaffen müssen. Ihres Wirkens und Schaffens Geschichte ist die Geschichte ihrer Gemeinden. In solchen kleinen Gemeinden 50 Jahre auszuharren, dazu bedarf es einer seltenen Treue, großer Liebe zum Berufe - und einer Resignation, die manchen Undank und manche Verkennung hinnimmt. Unsere drei Jubilare haben als Jünglinge und Männer in einem Berufe gewirkt, der Hungerlohn und Rechtlosigkeit als Entschädigung bot für Pflichttreue - und erst in späteren Jahren sahen sie Ernten reifen, zu denen sie die Saaten hoffend gestreut."

   
Zum Tod des langjährigen Lehrers Moses Hofmann (1929)

Rothenburg Bayr GZ 15091929.jpg (214956 Byte)Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. September 1929: "Moses Hofmann
Es herbstlt! Auch in unserem Verein. Beklagten wir schon im vergangenen Berichtsjahre den Tod von acht lieben Kollegen, hatten wir kaum das frische Grab des ehemaligen Vereins- und Ehrenvorsitzenden Goldstein verlassen, da trifft uns wieder ein schwerer Verlust im Heimgang eines unserer Besten, des Lehrerveteranen Moses Hofmann (Rothenburg). Stand er auch bereits im gesegneten Alter von fast 78 Jahren, so schienen körperliche und geistige Frische, Rosenwangen im schneeigen Silberbart noch viele Lebensjahre zu verbürgen. Da überfiel ihn unversehens vor mehreren Wochen ein Leberleiden, das überraschend schnell zum leichten Tode führte.
Hofmanns Wiege stand in Dittlofsroda bei Hammelburg. Zum Lehrerberuf bestimmt, besuchte er die Präparandenschule Höchberg und von 1868-71 das Israelitische Lehrerseminar Würzburg. Die erste Anstellung fand er in Zeckendorf bei Bamberg. 1875 berief ihn die nach 350jähriger Unterbrechung neugegründete Kultusgemeinde Rothenburg o.d.T. zum Religionslehrer. Hier in der Stadt des 'Maharam'* sollte seine Haupt- und Lebensaufgabe in 51-jähriger Amtstätigkeit erfüllen. Er warf nicht nur Lehrer, sondern auch geistiger Führer und Berater, ja sogar finanzieller Sorger seiner Gemeinde, soweit es sich um Kultusangelegenheiten handelte. Er genoss das Vertrauen seiner Gemeinde in seltenem Maße. Nie erfuhr das schöne harmonische Verhältnis zwischen Gemeinde und Beamten eine Störung. Und auch außerhalb seiner Glaubensgemeinde, in allen Schichten der Bevölkerung erfreute er sich großen Ansehens. Anlässlich seines 70. Geburtstages und goldenen Ortsjubiläums wurden ihm außergewöhnliche Ehrungen zuteil. Infolge zunehmenden Alters, nach 55jähriger Lehrertätigkeit, ließ er sich in den Ruhestand versetzen, den er bei seinen Kindern in Würzburg** verbrachte.
Hofmann war Mitbegründer des Israelitischen Lehrervereins für Bayern und 23 Jahre Verwaltungsmitglied. Er förderte ruhig die Interessen unseres Berufes und Standes. In der stürmischen Revisionskampfzeit stellte er mutig seinen Mann, wenn es Not tat, auch gegen oben. Wie denn  überhaupt Charakterstärke und Wahrhaftigkeit Wesenszüge seines Lebens bildeten. 
Freitag, 23. August, bewegte sich ein großer Trauerzug, in dem viele Lehrer, von Würzburg nach der altehrwürdigen Begräbnisstätte Höchberg, wo die sterblichen Reste Hofmanns an der Seite seines Freundes, unseres unvergesslichen Hirsch Goldstein zu letzten Ruhe gebettet wurden. In Respektierung eines Wunsches, dass an seinem Grabe nur wenig gesprochen werden solle, beschränkte sich der stellvertretende Geistliche, Herr Seminarlehrer Gr. Neubauer, darauf, den Lebensgang des Heimgegangenen als Lehrer und Mensch kurz zu würdigen. Herr Theodor Mann, Vorstand der Kultusgemeinde Rothenburg, dankte bewegten Gemüts nochmals für treue, hingebende Pflichterfüllung, während Herr Lehrer Liffgens (Rothenburg) seinem treuen Vorgänger die letzten Abschiedsgrüße unseres Vereins, sowie die des großen bayerischen Bruderbundes und des Bezirkslehrervereins Rothenburg überbrachte. Moses Hofmann hat sich durch seine mustergültige Lebensführung ein ehrendes Andenken gesichert. 
'Sie haben einen braven Mann begraben, mir aber war er mehr'. A. St. in U."

*Anmerkung: Der Maharam, Rabbi Meir ben Baruch (1220-1293), einer der bedeutendsten Talmudisten aller Zeiten, lebte in Rothenburg ob der Tauber zur Zeit Rudolphs von Habsburg. 
**Anmerkung: Moses Hofmann war verheiratet mit Karoline geb. Ansbacher; in Würzburg (Neubaustr. 32) lebte die Tochter Gretchen verh. Ansbacher (geb. 1883 in Rothenburg, gest. 1954 in New York, verh. mit Josef Ansbacher) sowie die Tochter Emma Hofmann (geb. 1878 in Rothenburg, nach der Deportation 1942 in den Raum Lublin in einem Todeslager ermordet). Informationen nach R. Strätz: Biographsiches Handbuch Würzburger Juden Bd. I S. 59-60.271-272). 
 
Grabstein für Moses Hofmann in Höchberg  
(Quelle: Naftali Bar Giora Bamberger: Der jüdische Friedhof in Höchberg. 1991 S. 262) 
Rothenburg Grab h02.jpg (34265 Byte) 
Hebräische Inschrift
Rothenburg Grab h01.jpg (96573 Byte) Grabinschrift für Moses Hofmann: 
"Hier ruht
der fromme Mann, R' R' Mosche Sohn von Joseph,
genannt Hofmann, Lehrer der Kinder
in der Stadt des Mahara"m, Rothenburg,
Rabbinatsrichter, Hirte seiner Herde,
Vorbeter in seiner Gemeinde,
in Redlichkeit führte er die Mitglieder seines Hauses,
abberufen zu dem Sitz in der Höhe
am 15. Menachem 689 nach der kleinen Zählung.
Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens".

      
Festabend zur Begrüßung des neuen Lehrers und Predigers der Gemeinde Siegmund Marx 
und zum 80. Geburtstag des Ehrenvorsitzenden der Gemeinde Carl Wimpfheimer (1929) 

Rothenburg Bayr GZ 01121929.jpg (145750 Byte)Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeit" vom 1. Dezember 1929: "Rothenburg o.d. Tauber. Die Verwaltung der israelitischen Kultusgemeinde Rothenburg o.d. Tauber hatte am Freitag, dem 22. November, die ganze Gemeinde zu einem Festabend geladen, er galt des Begrüßung des am 1. November bestellten neuen Lehrers und Predigers der Kultusgemeinde, Herrn Lehrer Marx und seiner Gattin, sowohl, als auch der Feier des achtzigsten Geburtstages des Ehrenvorsitzenden der Gemeinde, Herrn Carl Wimpfheimer. In schönen Worten begrüßte der erste Vorsteher, Herr Theodor Mann, den neuen Beamten und hieß ihn als Führer der Gemeinde herzlichst willkommen und gratulierte dem im Ehrendienste der Gemeinde ergrauten Herrn Wimpfheimer innigst zu seinem Geburtstage und erwähnte, dass Herr Wimpfheimer vierundzwanzig Jahre Kassier und achtzehn Jahre der erste Vorsteher der Gemeinde gewesen und in jeder Hinsicht allzeit ein leuchtendes Vorbild für alle gewesen sei. Auch der zweite Vorsteher, Herr Lißberger, fand freundliche Worte der Begrüßung für den neuen Beamten und dankte Herrn Wimpfheimer sen. für sein verdienstvolles Wirken und wünschte ihm noch lange Jahre ungetrübter Gesundheit. In launischen Versen, die den Kassier der Gemeinde, Herrn Wimpfheimer jun., zum Verfasser hatten, begrüßte Frl. Oberndörfer das neue Lehrerpaar und brachte die Wünsche und Bitten der Gemeinde vor. Frl. Haumann und Frl. Löwenthal feierten dann in einem Zwiegespräch den Jubilar des Abends, Herrn Wimpfheimer sen. Sichtlich ergriffen von der Fülle der ihm zuteil gewordenen Ehrungen dankte der Jubilar all seinen Gratulanten. Herr Lehrer Marx ging in humorvoller großer Rede auf all die Wünsche ein und versprach allzeit bestrebt zu sein, der Gemeinde seine ganz Kraft zu widmen und schloss mit dem Wunsche, dass die Kultusgemeinde einer Zeit neuer Blüte entgegengehen möge. Nachdem noch in trefflichen Worten die Vorsitzende des Israelitischen Frauenvereins, Frau Helene Löwenthal, namens der Frauen das neue Lehrerpaar begrüßt und dem greisen ´Jubilar die besten Wünsche übermittelt hatte, ward noch manche frohe Ansprache gehalten und gegen Mitternacht trennte man sich in dem Bewusstsein, ein recht schönes Gemeinschaftsfest gefeiert zu haben." 

  
  
Aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben  
Bericht über die ersten Monate der Entstehung der jüdischen Gemeinde in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. April 1876 

Rothenburg Israelit 18041876b1.jpg (160466 Byte)Aus einem Bericht in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. April 1876 über die Entstehung der neuen Gemeinde - nach : "Noch so manches Nennenswerte aus der dunkeln Vergangenheit (sc. des Mittelalters) wäre anzuführen, ich will jedoch heute darüber hinweggehen und etwas von der schöneren Gegenwart berichten. Vor ca. 7 Monaten hat sich dahier wieder eine jüdische Gemeinde gebildet und ist gegründete Aussicht vorhanden, dass sich diese in Bälde vergrößert. Bei der Bildung derselben waren nur 8 Familien beteiligt, und verdient es jedenfalls Anerkennung, wenn sich diese Wenigen zusammenfanden und schon vor den vergangenen 'ernsten Tagen' (Tage zwischen Neujahr und Jom Kippur) für die Besetzung ihrer Religionslehrer-, Vorbeter- und Schächterstelle gesorgt hatten, sodass am Erew Rosch Haschana HaAwur (am vergangenen Neujahrsfest) das neue wohleingerichtete Betlokal bezogen werden konnte. Das in der Ausführung begriffene Mikwe (rituelles Bad) gibt Zeugnis, dass die Gemeinde auf dem Standpunkte des konservativen Judentums steht; denn es bedurfte nur der Anregung und Darlegung der Notwendigkeit dieser Institution und die Verwirklichung dieses Projektes wurde einstimmig beschlossen. Möge die junge Gemeinde stets solche anerkennenswerte Beschlüsse fassen, wenn es gilt, den Anforderungen unserer heiligen Religion zu entsprechen. 
Schließlich soll ein Akt wahrer Humanität nicht unerwähnt bleiben. Als vor einigen Wochen ein Todesfall bei den Israeliten vorkam und die Leiche mehrere Stunden weit zum Friedhof gefahren werden musste, stellte die hiesige Stadt bereitwilligst ihren Leichenwagen zur Verfügung. Diese humane Handlungsweise verdient gewiss in diesen weit verbreiteten Blättern Erwähnung; sie zeigt, dass man hier keinen Unterschied der Konfession kennt. Die jetzige Generation hat sich über die veralteten Vorurteile hinweggesetzt; die Bevölkerung ist von Toleranz beseelt und zeigt sich wohlwollend gegen Andersgläubige. Die hiesige Stadt kann jenen Städten, wo die Toleranz noch nicht ganz zum Durchbruch gekommen, als leuchtendes Vorbild aufgestellt werden."

       
Bericht aus der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 16. Oktober 1891 (letzter Abschnitt einer Berichtes über einen Ausflug nach Rothenburg)

Rothenburg AZJ 16101891c.jpg (109295 Byte)Aus dem Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 16. Oktober 1891: "...Auch im Innern sind noch, wie mir der dortige jüdische Lehrer, Herr Hoffmann, mitteilte, vier Epitaphien aus den Jahren 1275, 1321, 1326 und 1346 sichtbar. Herr Hoffmann ist seit 1875 in Rothenburg; von diesem Jahre datiert sich die Bildung einer neuen Gemeinde, die jetzt ungefähr 18 Familien zählt. Haben sie es auch noch nicht zur Anlage eines eigenen Friedhofes gebracht, sind ihre gemeinschaftlichen Institutionen auch noch in ihren ersten bescheidenen Anfängen, so brauchen sie andererseits doch auch nicht mehr in der 'Gasse' (gemeint die mittelalterliche 'Judengasse' in Rothenburg) zu wohnen, die Sonne der Freiheit strahlt auch ihnen. Und als des Abend die Gäste, Arier und Semiten, in trautem Verein von der gastfreundlichen Bevölkerung mit Musik und Lampions zum Bahnhofe geleitet wurden und das Dampfroß unter dem Hurrahrufen der Menge sich keuchend in Bewegung setzte, da gedachte ich der prophetischen Schlussworte des Klageliedes von Rothenburgs großem Rabbi:  
Im Hochzeitsschmuck trittst du hervor,  Die Trommel schallt, es singt der Chor:
Zu Ende ist die Leidenszeit,   Dem Herrn sei Dank in Ewigkeit."

     
Tagung des Israelitischen Lehrervereins in Bayern in Rothenburg (1908)      

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 10. Juli 1908: "Würzburg. Am Montag, den 20. Juli (1908) tagt der Israelitische Lehrerverein in Bayern in der altertümlichen Stadt Rothenburg. diese Versammlung wird wohl einen Markstein bilden in der Entwicklungsgeschichte des Lehrervereins, ja vielleicht der bayerischen Judenheit. Zum ersten Mal wird auf Grund eines ausführlichen statistischen Materials die soziale Stellung der jüdischen Lehrer in Bayern und die Hebung ihrer Lage beraten. Dieses Material wurde von Lehrer Simon Dingfelder - München mit wahrem Bienenfleiß zusammengetragen und hat schon mehrere Konferenzen des Lehrervereins, der 'Freien bayerischen Rabbinerkonferenz' und dem 'bayerischen Landesverein' vorgelegen. Es ist zusammengestellt in einer 'Denkschrift' über die Hebung der wirtschaftlichen Lage der jüdischen Lehrer Bayerns, insbesondere der Religionslehrer. Unter den mancherlei Ratschlägen befinden sich auch die, Elementarschulen zu gründen und eine 'Zentralkasse' zu schaffen, in der die Großgemeinden die Lasten der kleineren mittragen helfen, wozu sie moralisch verpflichtet sind. Sind doch notorisch die meisten Landbewohner den Städten zugepilgert.   Auch pädagogische Fragen werden erörtert werden; die Fortbildungskonferenz Fürth-Nürnberg hat entsprechende Anträge gestellt. Den Kernpunkt bildet aber das Referat Dingfelders, dem alle mit Freude und Erwartung entgegensehen. Des Dankes aller gerecht denkenden und fühlenden jüdischen Lehrer und Bürger Bayerns darf der Referent schon jetzt versichert sein.  r."         

 
Enthüllung einer Gedenktafel für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges (1922)    

Rothenburg Tauber Israelit 17021922.jpg (32733 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Februar 1922: "Die Israelitische Kultusgemeinde in Rothenburg o.d.T. beging kürzlich die Enthüllung einer Gedenktafel für ihre im Kriege gefallenen Angehörigen. Der städtische Zuschuss für den Lehrergehalt der Israelitischen Kultusgemeinde wurde von 250 Mark auf 1000 Mark erhöht".  

   
Ankündigung der 50-Jahr-Feier der jüdischen Gemeinde (1925)  

Uffenheim Israelit 29101925.jpg (26277 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. Oktober 1925: "Uffenheim, 23. Oktober (1925). Die Kultusgemeinde Rothenburg a.T. begeht am Schabbat Paraschat Lech Lecha Schabbat mit der Toralesung Lech Lecha = 1. Mose 12,1 - 17,27, das ist 31. Oktober 1925) die 50-jährige Wiederkehr ihrer Neugründung im Jahre 1875, verbunden mit dem goldenen Ortsjubiläum ihres Lehrers Moses Hofmann."    

   
Jubiläumsfeier zum 50jährigen Bestehen der jüdischen Gemeinde Rothenburg (1925)   

Rothenburg Bayr GZ 06111925.jpg (162482 Byte)Artikel in der Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 6. November 1925: "Jubiläum der Gemeinde Rothenburg. Die Jubiläumsfeier fand unter Teilnahme zahlreicher auswärtiger Gäste, wie vorgesehen, Samstag, den 31. Oktober statt. Entsprechend ihrem religiösen Charakter bildete der Festgottesdienst in der Synagoge, zu dem Herr Distriktsrabbiner Dr. Hanover aus Würzburg erschienen war, den Höhepunkt der festlichen Veranstaltung. In großangelegter Predigt wurde der Geistliche auf historischem Boden des großen historischen Momentes gerecht und verstand es, die Gemeinde in eine ernstfeierliche und weihevolle Stimmung zu versetzen. Der Redner hatte den Text aus Psalm 118, Vers 17-21 gewählt; 
'Ich sterbe nicht, nein ich lebe, und erzähle die Taten Jahs.
Züchtigen mag mich Jah, aber dem Tode gibt er mich nicht hin. 
Öffnet mir die Pforten des Heils, ich will durch sie eintreten, Jah preisen. 
Dies ist die Pforte des Ewigen, Gerechte treten da ein.'
Am Abend des Jubeltages versammelte sich die gesamte Kultusgemeinde Rothenburgs zu einer weltlichen Feier, die einen schönen Verlauf nahm. Der 1. Vorstand der Kultusgemeinde, Herr Theodor Mann, begrüßte die Erschienenen, insbesondere die greise Witwe Heymann, deren seliger Gatte der erste Jude war, der sich im Jahre 1870 wieder in Rothenburg niederließ. Hierauf feierte er in äußerst herzlichen Worten die Verdienste des Herrn Lehrer Hofmann. Als Zeichen der Anerkennung wurde dem Jubilar schon tags zuvor ein wertvolles Ehrengeschenk der Gemeinde, zu dem sich zahlreiche Geschenke materieller und ideeller Art ehemaliger Schüler gesellten, überreicht. Herr Distriktsrabbiner Dr. Hanover gab in Vertretung des erkrankten Delegierten, Ratmitglieds Eduard Sonder aus Kitzingen, den Glückwünschen des Verbands Bayerischer Israelitischer Gemeinden beredten Ausdruck. Im Namen des israelitischen Lehrervereins in Bayern gratulierte Hauptlehrer Strauß aus Uffenheim Gemeinde und Lehrer und überreichte dem Nestor des Brudervereins als äußeres Zeichen des Dankes für geleistete Vereinsdienste einen blumengeschmückten Fruchtkorb. Zum Schluss sprach der Jubilar selbst in längeren Ausführungen, wobei er seines langjährigen Mitarbeiters in der Gemeinde, des Ehrenvorsitzenden Karl Wimpfheimer dankend gedacht. Die Reden waren umrahmt von musikalischen Darbietungen und Jubiläumsgedichten, die in vollendeter Weise von ehemaligen Schülerinnen zum Vortrag gebracht wurden. Bei dieser Gelegenheit erwies sich Herr Josef Wimpfheimer als begabter Lokal- und Festdichter. Erst in später Mitternachtsstunde endete das in allen seinen Teilen wohlgelungene Ehrenfest der Gemeinde Rothenburg und hinterließ bei allen Teilnehmern einen bleibenden und nachhaltigen Eindruck. - Zu ihrem Jubiläum gingen der Gemeinde Rothenburg eine Reihe von Glückwunschschreiben zu, von denen wir die folgenden zu Abdruck bringen:
Rothenburg Bayr GZ 06111925a.jpg (56582 Byte)Katholisches Stadtpfarramt Rothenburg o.T.: 
Das ergebenst unterfertigte katholische Stadtpfarramt Rothenburg o.T. freut sich, der israelitischen Kultusgemeinde Rothenburg o.T. zum Jubeltage ihres halbhundertjährigen Bestehens die besten Glückwünsche aussprechen zu können. Was das Pfarramt besonders freut, ist, dass es am heutigen Tage hinweisen kann auf das schöne Verhältnis, das von jeher in diesen 50 Jahren zwischen der katholischen Gemeinde Rothenburg o.T. und ihren Seelsorgern einerseits und der israelitischen Kultusgemeinde andererseits bestanden hat. Es sei der Hoffnung Ausdruck verliehen, dass niemals eine Zeit kommen wird, wo dieses schöne Einvernehmen getrübt werden wird. Ganz besonders sei auch der israelitischen Kultusgemeinde gratuliert zu dem Umstande, dass sie in der Person des Herrn Hauptlehrers Moses Hofmann einen solchen vorbildlichen Jugenderzieher und Kultusdiener gehabt hat..
In vorzüglicher Hochachtung!  Albert, Stadtpfarrer.
Rothenburg Bayr GZ 06111925b.jpg (144852 Byte)Evangelisch-lutherisches Stadtpfarramt St. Jakob Rothenburg o.T.: 
Die israelitische Kultusgemeinde darf das Fest ihres 50jährigen Bestehens festlich begehen. Unter den Gratulanten dieses Tages soll auch die evangelische Gemeinde nicht fehlen. 
Mit dankbarer Freude denken wir daran, wie Glieder Ihrer Gemeinde immer wieder unsere Liebestätigkeit in unserer Gemeinde in wertvollster Weise unterstützt und gefördert haben. Das soll nie vergessen werden. Möge das gute Verhältnis zwischen den Gemeinden immer erhalten bleiben. 
Unser Glückwunsch gibt auch dem ehrwürdigen Lehrer Ihrer Gemeinde, der nun ein halbes Jahrhundert hindurch mit großer Treue seine wichtige Arbeit in Ihrer Gemeinde getan hat. Wir wünschen ihm von Herzen noch einen recht schönen gesegneten Lebensabend. Möge auch an ihm sich das alte Psalmwort erfüllen: 'Die Lehrer werden viel mit Segen geschmückt.' Mit vorzüglicher Hochachtung! Fabri." 
 
Verband Bayerischer Israelitischer Gemeinden:
Wir danken Ihnen herzlich für die freundliche Einladung, die Sie uns zu der am Samstag, den 31. dieses Monats stattfindenden Feier, anlässlich des 50jährigen Bestehens Ihrer Gemeinde und des Goldenen Amtsjubiläums des Herrn Lehrer Hofmann, haben zugehen lassen. Wir werden der Einladung gerne Folge leisten und zu der Feier einen Vertreter abordnen, dessen Namen wir Ihnen noch bekannt geben werden.
Gleichzeitig gestatten wir uns, Ihnen zu der Doppelfeier unsere herzlichsten Glückwünsche heute schon zu übermitteln und bitten Sie, unsere Wünsche auch Ihrem langjährigen geistigen Führer zur Ausdruck zu bringen. 
Die Geschichte der Juden in Rothenburg ist ein getreues Spiegelbild der Geschichte der Juden in Deutschland überhaupt, und wie in Rothenburg aus Jahrhunderte langer Not wieder ein blühendes, jüdisches Gemeinwesen erstanden ist, das sich durch alle Fährlichkeiten der Zeit zu behaupten wusste, so hat sich auch das deutsche Judentum und insbesondere die Judenheit in Bayern zu neuem Leben zusammengeschlossen. Wir erhoffen aus diesem Zusammenschluss, der besonders wirksam in unserem Verbande zu Ausdruck gekommen ist, die weitere Erstarkung unserer Gemeinschaft und erhoffen für Ihre Gemeinde, die ein eifriges und wertvolles Mitglied unseres Verbandes darstellt, ein immer fortschreitendes Gedeihen zum Segen ihrer Mitglieder und zur Ehre des bayerischen Judentums. 
Mit vorzüglichster Hochachtung und dem Ausdruck wärmster persönlicher Anteilnahme an Ihrem Feste. Dr. Neumeyer." 
Rothenburg Tauber JuedlibZtg 13111925.jpg (47615 Byte)Artikel in der "Jüdischen liberalen Zeitung" vom 13. November 1925: "Rothenburg o.T. (50 Jahre jüdische Kultusgemeinde). Die hiesige israelitische Kultusgemeinde beging die Feier ihres 50jährigen Bestehens und gleichzeitig damit auch das 50jährige Amtsjubiläum des Lehrers Moses Hofmann. Im Jahre 1875 fanden sich 8 Männer zusammen, um die Gemeinde zu gründen und Moses Hofmann zum Vorbeter und Lehrer zu wählen, der heute noch, als der einzige Überlebende der Gründer auf seinem Posten steht."

    
Antijüdische Tafel am Rödertor wird eingeweiht (1936)  

Rothenburg Israelit 20021936.jpg (37761 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Februar 1936: "Nürnberg. Am Rödertor der Stadt Rothenburg ob der Tauber wurde, wie die 'Fränkische Tageszeitung' berichtet, eine Tafel eingeweiht, die als Inschrift folgendes Wort von Gauleiter Julius Streicher enthält: 'Die Weltgeschichte nennt die Namen der Volker, die am Juden zugrunde gingen. Ihr tragisches Ende ist eine furchtbare Mahnung für die Völker, die noch am Leben sind.'"  
 
Über die Anbringung der Tafel berichtete auch "Der Stürmer": 
Artikel in der NS-Propagandaschrift "Der Stürmer" vom April 1936: "Die Mahntafel von Rothenburg. Der 12. Februar 1936 ist für die alte Stadt Rothenburg o.Tb. ein geschichtlicher Tag. An diesem Tage hielt der Führer am Grabe des ermordeten Landesleiters Gustloff seine große Rede, in welcher er dem Weltjudentum sagte, dass das deutsche Volk entschlossen ist, die Herausforderung zum Kampf anzunehmen. An diesem Tag wurde in Rothenburg o.Tb. am Rödertor eine Mahntafel mit einem Mahnwort von Julius Streicher unter großer Beteiligung der Bevölkerung enthüllt. Auf der Tafel steht geschrieben: 'Die Weltgeschichte nennt die Namen der Völker, die am Juden zugrunde gingen. Ihr tragisches Ende ist eine furchtbare Mahnung für die Völker, die noch am Leben sind. 12. Februar 1936. Julius Streicher."
Über den im Artikel genannten Landesleiter Gustloff siehe Wikipedia-Artikel https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Gustloff  



Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde
    

Julius Rosenthal meldet sich als China-Freiwilliger (1900)  

Rothenburg Israelit 27081900.jpg (62077 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. August 1900: "Berlin. Als jüdische China-Freiwillige werden uns ferner genannt: ... Julius Rosenthal aus Rothenburg o.d. Tauber, meldete sich bei der bayerischen Freiwilligentruppe in Nürnberg, befindet sich auf dem Wege nach Ostasien."   

   
Wechsel im Amt des Gemeindevorstehers von Moses Joseph Mann zu Karl Wimpfheimer (1906)
  

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 16. November 1906: "Rothenburg a. Tauber. Da Herr Moses Joseph Mann, der während 21 Jahre das Amt eines 1. Vorstehers verwaltete, eine Neuwahl ablehnte, so wurde Herr Karl Wimpfheimer an seiner Statt gewählt". 


Zum Tod von Moses Goldberger - "Träger des religiösen Lebens in seiner Gemeinde"  (1922)  

Rothenburg Israelit 06071922.jpg (115248 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. Juli 1922: "Rothenburg o.T., 2. Juli (1922). Am vergangenen Schawuotfeste (Wochenfest) verstarb hier im Alten von 75 Jahren Moses Goldberger, tief betrauert von seiner Familie und von den weiten Kreisen seiner Freunde und Bekannten, die in ihm einen mit herrlichen Vorzügen des Charakters ausgestatteten Menschen liebten und verehrten. Während eines halben Jahrhunderts war der Verstorbene der Träger des religiösen Lebens ins einer Gemeinde. Aufrichtige Frömmigkeit und strenge Gewissenhaftigkeit in der Erfüllung seiner religiösen Pflichten verbanden sich in ihm mit einer seltenen Redlichkeit und Rechtlichkeit im Handel und Wandel und einer edlen, warmherzigen Menschenfreundlichkeit im Verkehr mit allen, die, ob Jude oder Christ, mit ihm in Berührung kamen. War auch sein Schaffen und Wirken nicht immer von äußerem Glück begünstigt, so unterließ er es doch nie, mit unerschütterlichem Vertrauen zu Gott emporschauen und aus diesem Aufblick zu Gott Trost zu gewinnen in den schweren Schicksalsschlägen, die zu wiederholen malen über seine Familie hereinbrachen. An seiner Bahre hielten nachrufe der zuständige Rabbiner, Herr Dr. Brader in Ansbach und im Namen der Familie Herr Rabbiner Dr. Breuer in Aschaffenburg. Das Andenken des Gerechten bleibt gesegnet immerdar. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."  

   
Zum Tod des langjährigen Gemeindevorstehers Karl Wimpfheimer (1931)
  

Artikel im "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. September 1931: "Rothenburg ob der Tauber. Am 11. August (1931) trugen wir den Besten unserer Gemeinde unseren Ehrenvorsitzenden, Herrn Karl Wimpfheimer, unter außerordentlich starker Beteiligung aus allen Kreisen der Stadt und Landbevölkerung, zu Grabe. Vor fast zwei Jahren feierte er in voller Rüstigkeit seinen 80. Geburtstag. Der Lehrer und Prediger unserer Gemeinde, Herr Lehrer Marx, fand am offenen Grabe ergreifende Worte, als er das Leben des vorbildlichen Mannes an Hand des Prophetenwortes Micha 6,8 schilderte. Dem verstorbenen Amtsvorgänger widmete der Kultusvorstand, Herr Theodor Mann, herzliche Worte des Dankes und der Verehrung. Über 50 Jahre war Herr Wimpfheimer Mitglied der Verwaltung der Israelitischen Kultusgemeinde; davon 18 Jahre 1. Vorstand und seit seiner Amtsniederlegung 1924 Ehrenvorsitzender. Von allen Korporationen, denen der Entschlafene angehörte, Handelskammer, Kaufmännischer Verein; Wohlfahrtsamt der Stadt, u.a.m. liefen im Trauerhause herzlichst gehaltene Beileidsschreiben ein. Ein wahrer 'Kiddusch Haschem' (Heiligung des Gottesnamens) ist der Beileidsbrief des katholischen Stadtpfarrers, der unter anderem schrieb, dass er immer Herrn Wimpfheimer als sein Vorbild betrachtet habe und 'dass die ganze katholische Gemeinde, die für ihre Armen dem Entschlafenen vielen Dank schuldet, seiner im Gebet gedenken werde.' Auch der Verband Bayerischer Israelitischer Gemeinden hatte ein herzlichst gehaltenes Beileidschreiben gesandt, dessen Schlusssatz so recht die Stimmung der trauernden Kultusgemeinde wiedergab: 'Möge die Kultusgemeinde vor weiteren Schicksalsschlägen bewahrt bleiben und sich in ihr immer Männer finden, die, wie der Verstorbene, ihre besten Kräfte der Gemeinde widmen.' Schlomo Halevi."  
     
 Ergänzend eingestellt: Postkarte von
Carl Wimpfheimer an die Herren Leiter & Neuburger
 in Augsburg (1885) 

(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim/Ries)
 

Die Postkarte geschäftlicher Art wurde versandt am 2. April 1885 von Carl Wimpfheimer in Rothenburg nach Augsburg an die Herren Leiter & Neuburger.
Carl (Karl) Wimpfheimer betrieb ein Kurz–, Weiß– und Wollwaren-Geschäft in Rothenburg in der Unteren Schmiedgasse 5. 1906 wurde Karl Wimpfheimer zum 1. Vorsitzenden der israelitischen Gemeinde Rothenburg gewählt. Karl Wimpfheimer war über 50 Jahre Mitglied der Verwaltung der israelitischen Kultusgemeinde Rothenburg. 24 Jahre war er als Kassierer der Gemeinde tätig. 18 Jahre davon als 1. Vorstand. Nach seiner Amtsniederlegung 1924 wurde ihm der Titel als Ehrenvorsitzender verliehen. Carl Wimpfheimer gehörte der Handelskammer, dem Kaufmännischen Verein an, war im Wohlfahrtsamt der Stadt und Mitglied im Armenrat.
Karl Wimpfheimer (geb. 19. November 1849, gest. 8. August 1931) war verheiratet mit Johanna Wimpfheimer (geb. 22. Januar 1852, gest. 25. Februar 1926). Das Ehepaar hatte eine Tochter: Elsa Wimpfheimer (geb. 17. Februar 1888), war verheiratet mit Max Badmann (geb. 25. Juli 1881 in Oettingen). Elsa und Max Badmann wurden am 1. April 1942 zusammen mit sechs weiteren jüdischen Mitbürgern von Oettingen in den Zug nach München gebracht. Von Milbertshofen aus ging die Fahrt am 3. April weiter nach Piaski in den Tod.
Quellen: http://www.rothenburg-unterm-hakenkreuz.de/die-juedische-gemeinde-in-rothenburg-seit-1870-toleriert-und-geachtet-aber-auch-starken-antisemitischen-anfeindungen-ausgesetzt/
http://www.heinrich-toppler.de/sekundaeres/juedisches-rothenburg-ob-der-tauber/index.htm
https://www.geni.com/people/Elsa-Badmann/6000000010708266664?through=6000000010708090791
https://www.augsburger-allgemeine.de/noerdlingen/Die-Juden-haben-Fahrkarten-zu-loesen-id19470726.html    

    
   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen   
Anzeigen des Kurz-, Weiß- und Wollwarengeschäftes Karl Wimpfheimer (1901 / 1903) 
Anmerkung: zu Karl Wimpfheimer siehe weitere Informationen oben.   

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Mai 1901
"Per 1. August suche für mein Geschäft ein Lehrmädchen
aus achtbarer Familie, unter sehr günstigen Bedingungen. Kost und Logis im Hause. Franco-Offerten erbeten an 
Carl Wimpfheimer
, Kurz-, Weiß- und Wollwaren, Rothenburg a.d. Tauber."    
 
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Mai 1903:  
"Per 1. August dieses Jahres suche für mein Geschäft, (Kurz-, Weiß-, Wollwaren- und Damen-Konfektion ein
Lehrmädchen
aus guter Familie, unter günstigen Bedingungen. Franko-Offerten erbeten an 
Carl Wimpfheimer,
Rothenburg an der Tauber."    

    
    
Weitere Dokumente zu jüdischen Gewerbebetrieben  
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim / Ries)  

Geschäftsbrief an die Fa. Strauß, eine der nach 1870 ersten jüdischen Familien in der Stadt 
Rothenburg Dok 190.jpg (98124 Byte) Rothenburg Dok 190a.jpg (88971 Byte) Rothenburg Dok 190b.jpg (125207 Byte)
Der obige Brief der Fa. L. E. Oppenheimer aus Würzburg (Kolonial-Waren en gros und Cigarren-Fabrik) wurde am 29. Dezember 1873 an G. Strauß in Rothenburg geschickt. G. Strauß war - aus Niederstetten stammend- nach Rothenburg gezogen, wohin er auch sein Geschäft verlegte. In der Anrede im Brief stehen noch beide Orte: "Herrn Gg. Strauß (Niederstetten) Rothenburg". 
     

   
    
    
Zur Geschichte der Betsäle      
      
Ein erster Betsaal wurde im Jahr der Entstehung der Gemeinde eingerichtet und am Vorabend zum Neujahrstag (Erew Rosch Haschana) 5636 (= 29.September 1875) eingeweiht. Bereits dieser erste Betsaal war nach obigem Bericht vom April 1876 "wohl eingerichtet". 

1888
erwarb die Israelitische Kultusgemeinde das im 17. Jahrhundert erbaute Haus Herrnmarkt Nr. 40 (heute Herrngasse 21/Ecke Heringsbronnengässchen) und baute es zu einem Gemeindezentrum um: im Erdgeschoss wurde der Betsaal eingerichtet; im ersten Stock befanden sich die Wohnung des Lehrers und ein Schulzimmer für die Erteilung des Religionsunterrichtes. 
   
Stiftung einer neuen Torarolle für die Synagoge 1913   

Rothenburg Frf IsrFambl 12091913.jpg (90122 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 12. September 1913: "Rothenburg a. Tauber. Eine seltene Feier brachte uns der letzte Sabbat. Zum ehrenden Andenken an ihren vor Jahresfrist verstorbenen Vater Moses Josef Mann - früher langjähriger Vorstand dahier - stifteten dessen Kinder für unsere Gemeinde eine Sefer Tora (Torarolle), die in Anwesenheit der Stifter ihrer Bestimmung zugeführt wurde. 
Die erhebende Feier nahm am Freitag Abend in der prachtvoll dekorierten Synagoge mit Rezitation von Psalmen ihren Anfang. Ein freudiges Erwarten ging die die versammelte Gemeinde, als man die vorhandenen Seforim (Torarollen) der neuen Sefer Tora entgegenbracht. Während des Einzuges wurde von der Gemeinde Haudu gefunden. Dann folgten die Umzüge wie am Simchas Tora (Tora-Freudenfest). Den Schluss der Feier bildete die Weiherede unseres Rabbiners Dr. Kohn - Ansbach. 
Am Sabbatmorgen folgte nach einem Seelengebete die eigentliche Festpredigt. Bei gemütlicher Zusammenkunft am Samstag Abend sprach ein Sohn des Verstorbenen namens seiner Geschwister, worauf Vorstand Wimpfheimer den Dank der Gemeinde zum Ausdruck brachte".

Die Geschichte der Synagoge als jüdisches Gotteshaus endete bereits im Oktober 1938: am 22. Oktober 1938 wurden die letzten jüdischen Einwohner vor ihrer Vertreibung aus Rothenburg in der Synagoge zusammengetrieben. Sie wurden aufgefordert, die Stadt umgehend zu verlassen. Das Synagogengebäude wurde von einem Bürger der Stadt gekauft und in ein Privathaus umgebaut. Das Gebäude ist bis heute erhalten. 
   
Im November 2008 wurde eine Hinweistafel angebracht (Text siehe unten).    
  
  
  
Fotos 
(Fotos: Hahn; Aufnahmedatum 16.11.2003)

Rothenburg Synagoge 152.jpg (60937 Byte) Rothenburg Synagoge 151.jpg (64102 Byte) Rothenburg Synagoge 150.jpg (56877 Byte)
Das Gebäude der ehemaligen Synagoge in Rothenburg ob der Tauber am Volkstrauertag 2003 (rechts: Eine Formation der Bundeswehr auf dem Weg zur Gedenkveranstaltung). Das Gebäude wurde im Erdgeschoss, wo sich der Betsaal befand, stark verändert. Der Toraschrein befand sich auf der Ostseite des Gebäudes (auf linkem Foto die linke Seite; das mittlere Foto zeigt die Ostseite) ungefähr zwischen unterhalb der zweiten Lampe von rechts).
   
Rothenburg Synagoge 153.jpg (54486 Byte)
Architektenzeichnung von 1888 (Quelle: O. Gussmann s. Lit. S. 25). Zum Betsaal im Erdgeschoss führten zwei getrennte Eingänge für Frauen und Männer. Im Osten stand der "Bettisch" zum Lesen der Tora, an der Wand der Toraschrein ("Lade").
    
    
Das Gebäude der ehemaligen Synagoge im Sommer 2009 
(Fotos: Jürgen Hanke, Kronach)
Rothenburg Synagoge 036.jpg (65777 Byte) Rothenburg Synagoge 035.jpg (62321 Byte)
 Text der im November 2008 angebrachten Hinweistafel (deutsch und englisch; dazu vergleiche Presseartikel unten): "Ehemaliger jüdischer Betsaal (1888-1938). Im Jahre 1875 gründeten acht Familien eine Israelitische Kultusgemeinde in Rothenburg ob der Tauber. Die jüdische Gemeinde erwarb 1888 dieses Haus und baute es zu einem Betsaal um. Im oberen Stock befanden sich die Schulräume. Die Gemeinde wuchs bis 1910 auf einhundert jüdische Mitglieder an. Von hier aus mussten am 22. Oktober 1938, zwei Wochen vor der 'Kristallnacht' (Novemberpogrom) alle jüdischen Bürger die Stadt verlassen.
The former Jewish prayer hall (1888-1938). In 1875 eight families founded a Jewish religous community in Rothenburg ob der Tauber. The Jewish families bought this house in 1888 and converted it into a preyer hall. The upper floor contained classrooms. By 1910, the number of people in the community had grown to 100. On October 22, 1938, two weeks before the Kristallnacht (the Night of Broken Glass), all Jewish citizens had to leave the town."    
     
     
 Das Gefallenendenkmal mit den Namen der jüdischen Gefallenen des Ersten Weltkriegs (Fotos: Jürgen Hanke, Kronach; Aufnahmen vom Juli 2009)    
Rothenburg Blasiuskapelle 010.jpg (75158 Byte) Rothenburg Kriegerdenkmal 010.jpg (62148 Byte) Rothenburg Kriegerdenkmal 012.jpg (98571 Byte) Rothenburg Kriegerdenkmal 011.jpg (91877 Byte)
Die St.-Blasiuskapelle im
 ehemaligen Burgbereich  
Gefallenendenkmal
 in der St.-Blasiuskapelle
Name von 
Moritz Gottlob
Name von 
Hans Löwenthal
     
     
"Stolpersteine" in Rothenburg 
(Foto: Klara Strompf) 
 
 Zu den "Stolpersteinen" in Rothenburg:  https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Rothenburg_ob_der_Tauber
  Die "Stolpersteine" oben liegen für Ida Wurzinger (1872), Samson Wurzinger (1868), Sigmund Lissberger (1875) und Bella Lissberger geb. Gummersheimer (1879). Alle vier wurden 1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert und sind dort umgekommen; Ida Wurzinger wurde im Mai 1944 in Auschwitz ermordet. 

   
   
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte 

Oktober 2008: Rothenburg will sich seiner jüdischen Geschichte stellen  (Artikel erhalten von Jürgen Hanke, Kronach)
Rothenburg PA 20102008.jpg (199974 Byte)Artikel von Stephan Maurer (dpa) in der "Nordbayerischen Zeitung" vom 20. Oktober 2009: "
Verdrängte Vergangenheit. Rothenburg will sich seiner jüdischen Geschichte stellen.
   
Rothenburg, als Inbegriff des deutschen Mittelalters weltweit bekannt, zieht Millionen Touristen jedes Jahr in seiner Stadtmauern. Jetzt will sich die Stadt einem Kapitel ihrer Geschichte widmen, das bislang kaum einer kennt: ihrer jüdischen Vergangenheit. 
Zum weiteren Lesen des Artikels bitte Textabbildung anklicken.  
  
November 2008: Aus Anlass der Anbringung einer Gedenktafel am früheren Betsaal: Charlotte Knobloch zu Gast in Rothenburg 
(Artikel erhalten von Jürgen Hanke, Kronach)  
Rothenburg PA 12112008.jpg (224146 Byte) Artikel in den "Nordbayerischen Nachrichten" vom 12. November 2008: "'Meistertrunk' für die Präsidentin des Zentralrats. Charlotte Knobloch zu Gast in Rothenburg - Tauberstadt erinnert mit einer Gedenktafel an die jüdische Geschichte.  
Rothenburg - Eine Gedenktafel erinnert seit gestern in Rothenburg an die jüdische Geschichte der Stadt. Bei der Enthüllung der Tafel an einem ehemaligen jüdischen Betsaal lobte die Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, das Engagement der Kommune. Sie sei stolz darauf, dass es 70 Jahre nach der Pogromnacht in Deutschland Menschen gebe, die der Jugend zeigten, dass es in Franken einst ein lebendiges jüdisches Leben gegeben habe, sagte Knobloch.   
Zum weiteren Lesen des Artikels bitte Textabbildung anklicken.  

    
    
     

Links und Literatur 

Links:

bulletWebsite der Stadt Rothenburg ob der Tauber 
bulletZur Seite über die jüdischen Friedhöfe in Rothenburg (interner Link) 
bulletvgl. die Links auf der Seite zur mittelalterlichen jüdischen Gemeinde (interner Link)

Literatur:  (ausführliche Literaturliste: hier anklicken) 

bulletHarry Breßlau: Zur Geschichte der Juden in Rothenburg ob der Tauber. Zeitschrift für die Geschichte der Juden in Deutschland Band III (1889) S. 301-336. Band IV (1890) S. 1-17.
bulletBaruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979 S. 220-221.
bulletIsrael Schwierz:  Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany - Bavaria. Hg. von Yad Vashem 1972 (hebräisch) S. 
bulletH. Schmidt: Rothenburg und die Juden. In: Udim 5 (1974/75) S. 155-186.
bulletHorst F. Rupp: Die jüdische Gemeinde in der Reichsstadt Rothenburg ob der Tauber. In: Hartwig Behr / Horst F. Rupp: Vom Leben und Sterben. Juden in Creglingen. Würzburg 1999. 2001² S. 17-25.
bulletRothenburg Buch 06.jpg (22423 Byte)Oliver Gussmann: Jüdisches Rothenburg ob der Tauber. Einladung zu einem Rundgang. Haigerloch 2003. Text auch über die Seiten des Vereines Alt-Rothenburg e.V.  
bulletBayern SynGedenkband II.jpg (63426 Byte)"Mehr als Steine...." Synagogen-Gedenkband Bayern. Band II: Mittelfranken. Erarbeitet von Barbara Eberhardt, Cornelia Berger-Dittscheid, Hans-Christof Haas und Angela Hager, unter Mitarbeit von Frank Purrmann und Axel Töllner. Hg. von Wolfgang Kraus, Berndt Hamm und Meier Schwarz. Reihe: Gedenkbuch der Synagogen in Deutschen. Begründet und herausgegeben von Meier Schwarz. Synagogue Memorial Jerusalem. Bd. 3: Bayern, Teilband 2: Mittelfranken. Lindenberg im Allgäu 2010. 
Kunstverlag Josef Fink Lindenberg im Allgäu

ISBN 978-3-89870-448-9.   Abschnitt zu Rothenburg ob der Tauber S. 542-562.
bulletRothenburg odT Lit 026.jpg (114996 Byte) Geschichte und Kultur der Juden in Rothenburg o.d.'T.  
Hrsg. vom Bezirk Mittelfranken durch Andrea M. Kluxen und Julia Krieger (= Franconia Judaica; Band 7). 
Erschienen im Ergon-Verlag Würzburg 2012. www.ergon-verlag.de  184 S. mit 34 s/w-Abbildungen  18,00 €
ISBN 978-3-89913-927-3   
Flyer mit weiteren Informationen und Bestellformular.  

    
      


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.   

Rothenburg ob der Tauber  Middle Franconia. Jews were present in the early 12th century, occupying a Jewish quarter with a synagogue and cemetery and restricted to the occupation of money-lending. Under R. Meir ben Barukh (the "Maharam"; 1220-1293), the outstanding scholarly authority of the age and head of the local yeshiva, the community became a religious center for Bavarian Jewry and beyond. Persecutions in the 1280s led many Jews in Germany to leave for Eretz Israel with R. Barukh at their head. He was arrested on the way by Emperor Rudolf and imprisoned at Ensisheim in Alsace, where he died, refusing to be ransomed so as not to create a precedent. In the Rindfleisch massacres of 1298 the entire community of over 450 was slaughtered. The renewed community was again wiped out in the Black Death persecutions of 1348-49. A third community was expelled in 1397 on the charge of well poisoning and for the last time in 1519-20 at the instigation of a local cleric.
The modern community was founded in the 1870s and grew to 115 in 1900 (total 7,923). The 45 Jews remaining in 1933 left by 1938, most for other German cities. 
      
        

                   
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Stand: 18. Mai 2020