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Scheinfeld (Kreis Neustadt
a.d. Aisch - Bad Windsheim)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Scheinfeld bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938/41. Ihre Entstehung geht in die Zeit des
16. Jahrhunderts zurück und steht möglicherweise im Zusammenhang mit der
Vertreibung der Nürnberger Juden 1498. Erstmals
wird 1525 ein Jude als Hausbesitzer in Scheinfeld genannt. Im 17. Jahrhundert
lebten bereits zahlreiche jüdische Familien in der Stadt unter dem Schutz der
Fürsten von Schwarzenberg (vgl. Bürgerlisten 1629 u.a.m.). 1698 lebten 15
jüdische Familien in der Stadt, einige in Bürerhäusern an den "wohlgelegensten"
Straßen der Stadt, andere in der "Judengasse" (heute Bogenstraße).
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine
jüdische Schule und ein rituelles Bad. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der
Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet
tätig war. Unter den Lehrern sind im 19. Jahrhundert vor allem zu
nennen: um 1816/18 der bekannte Lazarus (Elieser) Ottensoser, der nach
einer weiteren Ausbildungszeit in Fürth 1821 als Rabbiner nach Aub
und 1828 nach Höchberg berufen (1841
Gründer der Israelitischen Präparandenschule in Höchberg) sowie Lehrer
Federlein, der 1904 nach 41-jähriger Tätigkeit in Scheinfeld in den
Ruhestand trat (siehe unten).
Die Zahl der jüdischen Einwohner entwickelte sich im 19.
Jahrhundert wie folgt: 1809/10 81 jüdische Einwohner (8,6 % von 943),
1811/12 96 (10,2 % von 945), 1837 110 (11,7 % von 940), 1871 125 (10,7 % von
1.166), 1900 84 (7,9 % von 1.186), 1910 89 (7,1 % von 1.248). Die jüdischen
Familien lebten vom Vieh- und Getreidehandel, mehrere von ihnen hatten auch
Einzelhandelsgeschäfte in der Stadt, darunter etwa Stoffgeschäfte.
Im Ersten Weltkrieg fiel aus der jüdischen Gemeinde Hermann Gröschel
(geb. 12.12.1884 in Scheinfeld, gef. 25.7.1915).
Sein Name steht auf dem Kriegerdenkmal in der Würzburger Straße, nicht weit
vom Ortsausgang in Richtung Würzburg.
Um 1924, als noch 70 Personen der jüdischen Gemeinde
angehörten (5,38 % der Gesamtbevölkerung), waren die Vorsteher der Gemeinde
die Herren Kaufmann Adler, B. Engelhardt und F. Wahle. Als Religionslehrer, Kantor und
Schochet wird Max Heippert genannt. Er erteilte damals fünf jüdischen Kindern den
Religionsunterricht. An jüdischen Vereinen war vor allem der Frauenverein
aktiv (Zweck und Arbeitsgebiete: Unterstützung, Bestattung; 1924 unter Leitung von Babette Adler 20
Mitglieder; 1932 unter Leitung von Anna Adler, 12 Mitglieder). Seit der
Auflösung der jüdischen Gemeinde Schnodsenbach
1899 gehörten die dort noch lebenden jüdischen Personen auch zur Gemeinde in Scheinfeld
(1924 drei Personen). 1932 waren die Gemeindevorsteher Adolf Schönfärber (1.
Vorsteher) und Kaufmann Adler (2. Vorsteher). Inzwischen war Lehrer der Gemeinde
Adolf Zucker. Die jüdische Gemeinde gehörte zum Distriktsrabbinat in
Fürth.
1933 lebten noch 49 jüdische Personen in Scheinfeld. Auf Grund der
zunehmenden Repressalien und der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts verließen
bis November 1938 31 von ihnen die Stadt. Einigen gelang die Auswanderung (nach
Palästina, USA, Argentinien), andere verzogen in andere Orte in Deutschland.
1935 erhielten noch vier Kinder Religionsunterricht durch den Gemeindelehrer,
der auch die wenigen Kinder der umliegenden Gemeinden Hüttenheim, Neustadt a.d.
Aisch und Nenzenheim unterrichtete. Nachdem Lehrer Justin Bernheimer im Juli
1936 nach Königshofen im Grabfeld wechselte,
kam als vermutlich letzter Lehrer der Schulamtsbewerber im September 1936 Justin
Heinemann aus Giebelstadt nach
Scheinfeld (siehe Mitteilung unten). Beim Novemberpogrom 1938 drangen
SA-Leute aus Scheinfeld und aus zwei Nachbarorten in kleinen Trupps in die
Häuser der in Scheinfeld noch lebenden 18 jüdischen Einwohnern ein und
brachten sie in das städtische Gefängnis. Es wurden jedoch auf Anweisung des
SA-Führers keine Gewalttätigkeiten gegen die jüdischen Einwohner verübt, der
Besitz nicht angetastet.
Von den in Scheinfeld geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Adolf Adler (1875),
Franziska Adler (1915), Frieda Adler (1902), Frieda Adler (1915), Irma Adler
(1924), Josef Adler (1872), Josef Adler (1875), Kaufmann Adler (1884), Selma
Adler (1905), Benedikt/Berthold Bing (1862), Rosa Blumhof geb. Adler (1878), Salomon Frank (1903), Frieda Lauber
geb. Adler (1892), Bertha Männlein geb. Waldmann (1888), Anna Marx geb.
Federlein (1893 oder 1895), Justin Marx (1893), Therese Oberdorfer geb. Bing
(1858), Rosa(lie) Oppenheim geb. Adler (1885), Mina Pels geb. Fürther (1866), Ernst Sigmund
(1902), Kätchen Sigmund geb. Kaufmann (1905), Netta Sigmund (1870), Jette
Stühler geb. Rosenbusch (1856), Jakob Thormann (1878), Louis
Waldmann mit Frau und zwei Kindern (geb. ?), Else Weinstock geb. Waldmann
(1896), Fränzis (Fany) Wilmersdorfer geb. Bing
(1905), Paula (Pauline) Wolfrom geb. Adler (1881). Bela Zeis geb. Adler (1872).
Hinweis: zahlreiche Details zur jüdischen Geschichte Scheinfelds
enthalten die Protokolle
der Israelitischen Gemeinde Scheinfeld von 1842 bis 1935 (online
zugänglich).
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1904
Zeitschrift "Der
Israelit" vom 18. Januar 1904: "Die Stelle eines
Religionslehrers, Vorbeters und Schochets ist durch rücktritt des
bisherigen Herrn Lehrer erledigt, sie soll möglichst bald, spätestens am
1. April dieses Jahres mit einem ledigen jungen Mann zunächst als
Verweser wieder besetzt werden. Gehalt 800 Mark, freie Wohnung.
Nebenbezüge circa 400 Mark (nicht garantiert). Bewerbungen mit
Zeugnisabschriften an den
Vorstand der israelitischen Kultus-Gemeinde
Scheinfeld: D. Groeschel." |
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Ausschreibung
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 11. März 1904:
"Scheinfeld (Bayern). Religionslehrer, Vorbeter und Schächter per
bald oder 1. April. Gehalt Mark 800 und freie Wohnung; Mark 400
Nebenverdienst." |
Lehrer Federlein beendet seine Arbeit als Lehrer (1904)
Artikel im Frankfurter
Israelitisches Familienblatt vom 13. Mai 1904: "Scheinfeld (Bayern).
Herr Lehrer Federlein hat nach 41jähriger Wirksamkeit die Stelle als
Lehrer und Vorbeter in der israelitischen Kultusgemeinde infolge hohen
Alters niedergelegt". |
Zum Tod von Lehrer Federlein (1904)
Artikel im Frankfurter
Israelitischen Familienblatt vom 28. Oktober 1904: "Scheinfeld
(Bayern), 24. Oktober. Heute wurde hier Herr Lehrer Federlein zur letzten
Ruhe gebracht. Derselbe war 41 Jahre im Dienste der hiesigen
israelitischen Kultusgemeinde. Erst vergangenes Jahr trat er in den
wohlverdienten Ruhestand, den lange zu genießen ihm nicht vergönnt
war". |
Max Heippert wechselt von Scheinfeld nach Kitzingen
(1930)
Anzeige
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15.
April 1930: "Kollege Heippert (Scheinfeld) wurde zum Volksschullehrer
in Kitzingen ernannt." |
Justin Bernheimer wird Lehrer in Königshofen (1936)
Mitteilung
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Juli
1936: "Kollege Justin Bernheimer, bisher in Scheinfeld, wurde
als Lehrer nach Königshofen im Grabfeld berufen." |
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Mitteilung
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15.
September 1936: "Schulamtsbewerber und Religionslehrer Justin
Bernheimer in Scheinfeld wurde als Religionslehrer nach Königshofen
im Grabfeld berufen." |
Schulamtsbewerber Justin Heinemann wechselt von Giebelstadt nach Scheinfeld
(1936)
Mitteilung
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15.
September 1936: "Schulamtsbewerber Justin Heinemann in Giebelstadt
wurde nach Scheinfeld berufen." |
Aus dem jüdischen Gemeindeleben
Vom Plan ein "Juden-Städtlein" zu bauen (1642:
Artikel von 1842)
Offenbar
bestand 1682 ein Plan der jüdischen Familien, ein "Juden-Städtlein"
mit 16 Häusern zu bauen. Davon berichtet noch ein Artikel in der
"Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 3. Dezember 1842: "Im Jahre
1682 beabsichtigen die Juden in Scheinfeld ein eigenes Juden-Städtlein daselbst
mit 16 Häuslein zu erbauen, was aber nicht genehmigt wurde. Der Grundriss
dieses Städtleins liegt im Archiv. - Nach damaliger Erzählung waren neun
Familien und acht Haushaltungen vorhanden." |
Ortsbeschreibung von Scheinfeld (1833)
Beschreibung
von Scheinfeld in: Joseph Anton Eisenmann: Geographische Beschreibung
des Erzbistums Bamberg. Bamberg 1833. S. 399: "Scheinfeld
(Stadtscheinfeld, Unterscheinfeld), Städtchen am Flüßchen der Scheine
(Schöne), mit dem (katholischen) Pfarrsitze, der schönen Pfarrkirche, 1
Kapelle, 2 Schulen (1 Knaben- und 1 Mädchen-Schule), 1 Gottesacker außer
dem Markte, 130 Häuser, 888 (katholische) Seelen,... [Die dasigen 5
Protestanten gehören zur Pfarrei Schnodsenbach. Die 109 Juden daselbst
haben ihre eigene Schule und Synagoge.]" |
Berichte zu
einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde
Der Gefreite Michael Wolf aus Prühl bei Scheinfeld ist
in Südwestafrika gefallen (1904)
Anmerkung: es ist unklar, ob es sich bei Michael Wolf um einen jüdischen
Gefallenen handelt.
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 18. April 1904: "München. Der im Kriege gegen die
Herero bei Owikokorero gefallene Reserveleutnant Bendix hatte im
Sommer vorigen Jahres das Examen als Regierungsbaumeister bestanden. Im
September ging er dann nach Swakopmund. Dort wurde er von Mitte Januar ab
mit der Leitung derjenigen ARbeiten betraut, welche erforderlich wurden,
um die durch außerordentlich heftige Regenfälle beschädigte
Regierungsbahn wiederherzustellen. Erst als er sich dieser
verantwortungsvollen und schwierigen Mission schnell und mit Erfolg
entledigt hatte, eilte er zu den Fahnen, um im ersten Gefecht, in welchem
er mitkämpfte, an der Seite so überaus zahlreicher Kameraden den
ehrenvollen Tod fürs Vaterland zu sterben. Bendix ist Israelit. Unter den
bei Owikokorero Gefallenen befindet sich ein weiterer Bayer, der Gefreite
Michael Wolf aus Prühl bei Scheinfeld in Mittelfranken. Dem 'Berliner
Tagblatt' wird darüber noch mitgeteilt: Geboren zu Dülmen (Kreis
Coesfeld) in Westfalen, widmete sich Bendix dem Studium des
Eisenbahnbaufaches. Nachdem er im vorigen Jahre zum Regierungsbaumeister
ernannt worden war, ging er, von seiner vorgesetzten Behörde beurlaubt,
im Dienste der Firma Arthur Koppel, zum Bau der Otavibahn nach
Deutsch-Südwestafrika. Nach dem plötzlichen Ausbruche des
Herero-Aufstandes wurde er zur kaiserlichen Schutztruppe eingezogen. Dank
seiner Tüchtigkeit wurde der Leutnant der Reserve im Königlich
Bayerischen 3. Pionier-Bataillon". |
Zum Tod von Babette Rosenbaum geb. Fechenbach (1915)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Januar 1915:
"Scheinfeld in Bayern, 19. Januar (1915). Am Sonntag, den 10. Januar
wurde hier Frau Babette Rosenbaum Witwe im Alter von 84 Jahren zur letzten
Ruhe bestattet.
Mit ihr ist eine wackere Frau in des Wortes wahrster und edelster
Bedeutung dahingegangen. Aus altehrwürdigem frommem Hause - sie war eine
geborene Fechenbach aus Mergentheim
- stammend, hat sie im Vereine mit ihrem gleichgesinnten Gatten ein echt
jüdischer Haus begründet. Früh verwitwet, hat die Verblichene mit
seltener Hinhabe und Pflichttreue ihre Kinder in echt jüdischem Geiste
erzogen und alle Schicksalsschläge, welche sie durch den Verlust ihres
Mannes sowie herrlicher Kinder und Schwiegersöhne erlitten, in ihrer
unbegrenzten Gottesfurcht mit der größten Geduld und Ergebenheit
ertragen. Ihre bescheidenen Räume waren durchstrahlt vom Glanz
himmlischer Glückseligkeit und boten allen, die sie schutzsuchend
betraten, echtjüdische Gastfreundschaft.
An der Bahre sprach der Lehrer der jüdischen Gemeinde von Herzen kommende
und zu Herzen gehende Abschiedswort. Möge Gott den Hinterbliebenen
Trost spenden in ihrem schweren Leide. Ihre Seele sei eingebunden in
den Bund des Lebens." |
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Lehrlingsgesuch des Mehl- und
Getreidegeschäftes en gros von L. Vogelbaum (1892)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Februar 1892: "Lehrlingsgesuch!
Für mein Mehl- und Getreidegeschäft en gros suche einen Lehrling mit
etwas Vorkenntnissen. Lehrzeit nach Übereinkommen. Eintritt jetzt oder 1.
Mai.
L. Vogelbaum, Scheinfeld (Bayern)." |
Anzeigen des Tuch- und
Modewaren-Geschäfts / Manufakturwarengeschäfts Heinrich Thalheimer (1898 /
1902)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. September 1898: "Suche
für mein Tuch- und Modewaren-Geschäft einen kräftigen
Lehrling, mit guter Schulbildung, sowie einen angehenden Commis,
eventuell Volontär, der seine Lehrzeit in einem Detailgeschäft
bestanden hat. Kost und Logis im Hause. Samstags geschlossen.
Heinrich Thalheimer, Scheinfeld (Bayern)." |
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Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 6. November 1902: !Für mein Manufakturwarengeschäft, samstags
und israelitische Feiertage geschlossen, suche per 1. Januar 1903
einen
Commis,
der bereits in größerem Detailgeschäft tätig war. Kost und Wohnung im
Hause.
Heinrich Thalheimer, Scheinfeld (Bayern)." |
Anzeige der Leder-, Häute- und Schuhhandlung Berthold Bing (1901)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. März 1901: "Ein
kräftiger junger Mann, aus guter Familie, kann bei mir unter günstigen
Bedingungen als Lehrling eintreten. Kost und Logis im Hause. Samstags geschlossen.
Berthold Bing, Leder-, Häute- und Schuhhandlung. Scheinfeld,
Mittelfranken." |
Lehrlingsgesuch des Herrenkleider-Engros-Geschäftes von
L. Schiff (1903)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Dezember 1903: "Lehrling
per sofort für mein Herrenkleider-Engrosgeschäft gesucht; freie Station
ohne Vergütung im Hause.
L. Schiff, Scheinfeld (Bayern)." |
Zur Geschichte der Synagoge
Zunächst war vermutlich ein Betsaal eingerichtet. Eine
Synagoge wurde 1651 in der Judengasse (heute Bogenstraße) erstellt.
Eine neue Synagoge wurde 1800 erbaut.
1836 wurde eine neue Synagogenordnung verabschiedet. 1842 hatten feste
Stände (Plätze) in der Synagoge: Anschel Goldstern, Bernhard Bing, Hirsch
Rosenblüh, Witwe Steinert, Samuel Lüneburger, Berlein Thormann, Joseph Lieser,
Hirsch Siegmund, Samuel Lüneburger, Hirsch Gemündenstein, Ignatz Bing, Hirsch
Landmann, Salomon Lenkersheimer, Heslein Lieser, Beer Bing, Alexander Bing,
Samuel Löwenberger, Sündel Nürnbergers Nachkommen. 1869
wurde die Vergrößerung der Frauensynagoge beschlossen, wodurch einige weitere
Plätze eingerichtet werden konnten. 1889 wurde eine Renovierung der Synagoge
beschlossen. 1908 wurde Acetylen-Licht in der Synagoge eingerichtet, die
Synagoge außen frisch gestrichen. 1912 wurde das Dach neu gedeckt. Bereits um
1920 wollte man die Synagoge renovieren lassen, doch erst nach einem erneuten
Beschluss vom April 1926 konnten die Arbeiten veranlasst werden. Diese durften auf
Grund der angespannten finanziellen Situation der Gemeinde die Gesamtkosten von 6.000 Mark
nicht übersteigen. Es waren Maurerarbeiten, Tüncherarbeiten,
Zimmermeisterarbeiten und Glaserarbeiten zu vergeben.
Beim Novemberpogrom 1938 wurde das Inventar und die Ritualien durch
SA-Leute aus Scheinfeld und zwei Nachbarorten durch Brandstiftung vernichtet; die Bausubstanz blieb
zunächst erhalten. Später wurde das Gebäude abgebrochen.
1948/49 fand vor dem Landgericht Nürnberg/Fürth ein Prozess gegen 21 der am
Novemberpogrom in Scheinfeld Beteiligten statt. Dreizehn erhielten
Gefängnisstrafen von zwei Monaten bis zu einem Jahr.
Heute ist noch die ehemalige jüdische Schule erhalten, in der sich
früher im Erdgeschoss die Unterrichtsräume, im 1. Stock die Lehrerwohnung
befanden. Das ehemalige jüdische Schulhaus wurde zum Wohnhaus umgebaut. Auch
das Haus der früheren rituellen Bades ist erhalten.
Adresse/Standort der Synagoge: Judengasse, heute
Bogenstraße. Synagoge war auf Grundstück neben heutigem Gebäude Bogenstraße 13.
An diesem Gebäude befindet sich heute eine Hinweistafel. Direkt daneben ist das
Gebäude der Mikwe.
Fotos
Die ehemalige
"Judengasse"
in Scheinfeld |
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Ansichten der
"Judengasse", heute Bogenstraße: Holzschnitte von Elly
Jüngling-Wiesner
(Quelle: www.nicoly.de) |
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Pläne der Synagoge
(Quelle: Stadt Scheinfeld) |
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Pläne für die
Renovierung der Synagoge vom 14. Mai 1926 mit unterschiedlichen Ansichten
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Ehemalige jüdische Schule
und der Synagogenstandort
(Fotos: Jürgen Hanke, März 2022) |
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Links:
Gebäude der ehemaligen jüdischen Schule Bogenstraße 11. Rechts: Haus
Bogenstraße 13 mit Text der
Hinweistafel: "ehemaliger Standort der Synagoge. 1525 wurden erstmals Juden
in Scheinfeld genannt. 1651 Bau der ersten Synagoge. 1828 Gründung einer
Religionsschule. 1938 niedergebrannt in der Reichspogromnacht. Im
Nebengebäude Zugang zur Mikwe (Rituelles Bad)." |
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Gebäude der
ehemaligen Mikwe
(Foto: Jürgen Hanke, März 2022) |
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Gedenktafel am Aufgang zum
Stadtsee
(Foto: Jürgen Hanke) |
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"Sachor.
Ewige Erinnerung. Uns Lebenden zur Mahnung. den kommenden Generationen zur
eindringlichen Lehre. Unweit dieser Stelle befand sich bis 1938 die
Synagoge in der ehemaligen Judengasse. Dem ehrenden Andenken ihrer
jüdischen Mitbürger widmet die Stadt Scheinfeld diesen Gedenkstein. Am
7. November 1990: Der Stadtrat der Stadt Scheinfeld. Hebräisch
abgekürzt und deutsch: Eingebunden sei ihre Seele im Bündel des
Lebens". |
Links und Literatur
Links:
Literatur:
 | Baruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die
jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979
S. 222-224. |
 | Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in
Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische
Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 178. |
 | Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany -
Bavaria. Hg. von Yad Vashem 1972 (hebräisch) S. 370-371.
|
 | "Mehr als
Steine...." Synagogen-Gedenkband Bayern. Band II:
Mittelfranken.
Erarbeitet von Barbara Eberhardt, Cornelia Berger-Dittscheid,
Hans-Christof Haas und Angela Hager, unter Mitarbeit von
Frank Purrmann und Axel Töllner. Hg.
von Wolfgang Kraus, Berndt Hamm und Meier Schwarz.
Reihe: Gedenkbuch der Synagogen in Deutschen. Begründet und
herausgegeben von Meier Schwarz. Synagogue Memorial Jerusalem. Bd. 3:
Bayern, Teilband 2: Mittelfranken. Lindenberg im Allgäu 2010.
Kunstverlag Josef Fink Lindenberg im
Allgäu.
ISBN 978-3-89870-448-9. Abschnitt zu Scheinfeld S. 563-574. |
 |
Ilse
Vogel: Emanzipation - und dann? Die Geschichte der jüdischen Familien
Ottenstein und Bing über fünf Generationen. Verlag Ph.C.W. Schmidt 2019.
ISBN 978-3-87707-163-2 Preise 29,00 €. Bestellbar über den Verlag:
www.verlagsdruckerei-schmidt.de E-Mail
verlag@verlagsdruckerei-schmidt.de
Bestellseite
zum Inhalt des Buches: Ottenstein gab es ab 1817 in Pahres, auch
in Diespeck und Neustadt an der Aisch, Bing kamen aus Scheinfeld
und Memmelsdorf in Unterfranken - in Gunzenhausen begegneten sie sich zum
ersten Mal. Bald lebten die Ottenstein in Bamberg, später in Fürth
und Nürnberg, Bing etablierten sich ab 1865 in Nürnberg. Im heutigen
Nürnberg erinnert nichts mehr an die Familien Ottenstein, Nachkommen leben
in Holland, England und Schweden. Der Name Bing dagegen lebt weiter als
Bingstraße in Zabo und als Binghöhle, der viel besuchten Tropfsteinhöhle in
der Fränkischen Schweiz, Nachkommen gibt es unter anderem in USA und in
Israel. Das Buch berichtet von der 200-jährigen deutschen Geschichte der
jüdischen Familien Ottenstein und Bing: Ottenstein in Pahres -
Religionslehrer und Cantor in Bamberg - Ottenstein in Fürth - Hopfenhandlung
in Nürnberg - Gründer der Victoria Werke - Gebr. Bing, Blechspielwaren -
Ignaz Bing als Höhlenforscher - Reise-Erinnerungen - Die Kriegsgeneration -
Die Erbengeneration: Nachkommen - Antisemitismus - Entkommen - Der Kampf um
Erstattung - Die Frauen der Ottenstein - Zerstörte Biographien.
Inhaltsbeschreibung aus dem
Flyer zum
Buch. |

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Scheinfeld Middle Franconia.
The community began with the expulsion of the Jews of Nuremberg in 1499. The
Jews received various privileges, including citizenship in 1629, from the counts
of the House of Schwarzenberg. Jews helped defend the town in the Thirty Years
War (1618-1648) and erected a synagogue in 1651. A Jewish public school was
opened in 1833. In 1871 the Jewish population reached a peak of 125 (total
1.166), dropping to 49 in 1933. Most of the Jews traded in cattle. The majority
left up to November 1938 in the face of persecution and the economic boycott;
the last 18 after Kristallnacht (9-10 November 1938).

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