Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Friedberg (Wetteraukreis) 
mit Stadtteilen Dorheim und Fauerbach sowie Ober-Rosbach (Rosbach vor der Höhe, Wetterkreis) 
Jüdische Geschichte / Synagoge  
  

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Allgemeine Berichte 
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer, des jüdischen Lehrerseminars und der Schule    
Aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen  
Weitere Dokumente  
Kennkarte aus der NS-Zeit    
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen    
bulletFuturistisches Zukunftsprojekt: eine neue Synagoge in Friedberg  
bulletErinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte  
bulletLinks und Literatur   

     

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)      
    
In Friedberg bestand eine bedeutende jüdische Gemeinde bereits im Mittelalter. Sie erscheint erstmals in einer Reichssteuerliste von 1241/42, nach der die Juden der Stadt zusammen mit denen der ganzen Wetterau den beträchtlichen Betrag von 150 Mark als Reichssteuer zu zahlen hatten. 1275 erhielt der Burggraf von Friedberg auf Anweisung von Rudolf von Habsburg das Recht, Juden in der Stadt aufzunehmen. Die Höhe der Steuer wurde durch den König festgelegt (1279 130 Mark allein für die Friedberger Juden). Die Friedberger Juden lebten insbesondere von der Geldleihe. Sie besaßen mehrere Hauser und Hofstätten; ein Steinhaus gehörte einer Jüdin Reichelin. Die jüdische Gemeinde hatte an Einrichtungen eine Synagoge, ein bis heute erhaltenes Bad (Mikwe) und einen Friedhof. Unter den Gelehrten der Gemeinde ist namentlich Jehuda ben Mose ben Salomon ha-Kohen, ein Verwandter R. Meirs von Rothenburg bekannt. Die schweren Judenverfolgungen 1338 ("Armleder"-Verfolgung) und 1349 (Pestzeit-Verfolgung; in Friedberg nach dem 5. Juni 1349) trafen die jüdische Gemeinde schwer: nach der Verfolgung in der Pestzeit lebten keine Juden mehr in der Stadt. Am 13. September 1350 verkaufte Ulrich von Hanau, Landvogt der Wetterau, den Bürgern und der Stadt die Synagoge, das Bad, die Wohnhäuser und Hofstätten der Juden.      
       
Erst seit 1360 lebten wieder einige Juden in Friedberg. Ihre Häuser konzentrierten sich immer mehr auf die "Judengasse" (zwischen 1488 und 1513 mehrfach genannt), die parallel zur Hauptstraße (heute Kaiserstraße) verlief (beziehungsweise immer noch verläuft).     
     
1566 wurden 34 jüdische Familien gezählt. Um 1600 gab es in Friedberg mit etwa 500 jüdischen Einwohnern eine der damals größten jüdischen Gemeinden in Deutschland. 1603 wurde Friedberg zum Sitz eines der fünf zentralen rabbinischen Appellationsgerichte des Reiches bestimmt. Jeschiwa und Rabbinat in Friedberg hatten dieselbe Bedeutung wie diejenigen in Frankfurt, Worms und Prag. 1625 wurden 89 jüdische Familien in der Stadt gezählt. 
   
Nach dem Dreißigjährigen Krieg gab es vorübergehend mehr Juden in Friedberg als Christen. Zwischen 1670 und 1680 lebten einzelne jüdische Familien außerhalb der Judengasse. 1683 wurden 75 jüdische Familien gezählt. Damals setzte bereits ein gewisser Bedeutungsverlust der Stadt ein.   
    
Friedberg blieb allerdings ein für die ganze Region wichtiger  Rabbinatssitz bis ins 19. Jahrhundert. Unter den Rabbinern werden u.a. genannt: R. Elieser Lipmann, Sohn des Rabbiners Isak (1562 vor der Synagoge durch einen österreichischen Offizier ermordet; der Mörder wurde später hingerichtet); R. Chajim ben Bezalel aus Posen (Bruder des Hohen Rabbi Löw in Prag; Rabbiner in Friedberg von 1569 bis zu seinem Tod 1588); R. Josef Mose ben Abraham (gest. 1601 in Friedberg; Sohn Abraham Naftali war ab 1583 Rabbiner in Frankfurt; Familie nannte sich später Hahn, siehe unten Bericht über Joseph Juspa Nörlinger Hahn); R. Jakob ben Ascher Hakohen (Rabbiner bis 1615 in Friedberg); R. Mose ben Jisai Josef Bürgel (aus Bürgel, gest. 1643); R. Simon ben Meier (gest. 1657); R. Joseph ben Moshe Hacohen (Rabbiner von 1658-1667); R. Benjamin Wolf Epstein (Rabbiner 1669-1681); R. Josef Maier (Rabbiner in Friedberg von 1690 bis 1704); R. Elieser Sohn des R. Jizchak (bis zu seinem Tod 1711), R. Jakob b. Raphael Epstein (gest. 1730); R. Gerson ben Jechiel Landsberg (um 1742), R. Michel Bär Oppenheim (gest. 1750); R. Wolf Kohen Popers (Rabbiner 1750-57); R. Samuel Kohn (Popers; 1758-1779); R. Jekutiel Salomon ben Naftali Herz Posen (Rabbiner von 1780 bis zu seinem Tod 1793); R. Josef Gersfeld (Rabbiner 1799-1802). Letzter Rabbiner in der Stadt war R. Feibesch Frankfurter (nach Frankfurt an der Oder; gest. 1841); mit seinem Tod ist das Rabbinat Friedberg erloschen. Die jüdische Gemeinde wurde 1842 dem Rabbinat Gießen unterstellt.       
  
Im 18. Jahrhundert lebten 1729 72 jüdische Familien in der Stadt; 1788 468 jüdische Personen (17 % von 2747). 
  
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1861 363 jüdische Einwohner (7,7 % von insgesamt 4.691), 1880 438 (9,0 % von 4.869), 1890 469 (8,9 % von 5.276), 1910 491 (5,1 % von 9.518). 
  
Zur Gemeinde in Friedberg gehörten auch die in Ober-Rosbach und Dorheim (1924 11 beziehungsweise 8; 1932 in Ober-Rosbach 11) lebenden jüdischen Einwohner. Dazu kamen auch die in dem seit 1901 zu Friedberg eingemeindeten Fauerbach lebenden jüdischen Familien.   
 
An Einrichtungen bestanden u.a. eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule (Konfessionsschule), ein rituelles Bad und ein Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde waren verschiedene Personen angestellt. Nachdem in der Mitte des 19. Jahrhunderts kein Rabbiner mehr vor Ort war, war jeweils ein Lehrer, Kantor und Schochet in der Gemeinde, zeitweise gab es auch mehrere Personen für diese Aufgaben. So wurde 1884 die Stelle des 1. Kantors und Lehrers ausgeschrieben und mit Heinrich Ehrmann besetzt (er blieb auf dieser Stelle bis 1924 und war über vier Jahrzehnte angesehenes geistiges Oberhaupt der Gemeinde, siehe unten die Berichte zu seinem Tod 1931), sowie 1893 separat davon die Stelle des 2. Kantors und Schochet (1900 bis 1920 hatte Lehrer Neumann diese Stelle inne). An Lehrern werden noch genannt: um 1865 Lehrer Morgenstern.
Die Gemeinde gehörte nach Auflösung des eigenen Rabbinates zum liberalen Provinzialrabbinat Oberhessen mit Sitz in Gießen. 
  
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde: Unteroffizier Ludwig Aaron (geb. 22.10.1883 in Friedberg, gef. 21.4.1915), Berthold Appel (geb. 6.11.1894 in Friedberg, gef. 25.8.1916), Herrmann Appel (geb. 12.6.1890 in Friedberg, gef. 25.9.1915), Unteroffizier Ernst Ascher (geb. 21.8.1895 in Hamburg, gef. 8.6.1917), Nebbo Baer (geb. 21.9.1891 in Seligenstadt, gef. 7.3.1917), Wilhelm Ballin-Oppenheimer (geb. 7.9.1889 in Heldenbergen, gef. 24.4.1918). Sanitäts-Unteroffizier Simon Kassel (geb. 2.10.1886 in Friedberg, 15.7.1918), Unteroffizier Willi Leopold (geb. 22.5.1896 in Gettenau, gef. 16.10.1918), Ludwig Jakob Meyer (geb. 12.1.1894 in Friedberg, gef. 22.3.1918), Max Meyer (geb. 4.4.1889 in Friedberg, gef. 11.11.1916), Paul Seligmann (geb. 23.8.1899 in Friedberg, gef. 29.8.1918), Max Simon (geb. 30.1.1901 in Hamburg, gef. 8.12.1914), Josef Simons (geb. 1.10.1879 in Eltville, gef. 11.8.1918), Robert Steinhardt (geb. 29.7.1887 in Friedberg, gef. 24.6.1916), Leopold Stern (geb. 11.2.1888 in Friedberg, gef. 22.8.1914). Außerdem sind gefallen: Vizefeldwebel Heinrich Fürth (geb. 12.3.1893 in Friedberg, vor 1914 in Leipzig wohnhaft, gef. 2.6.1916), Vizewachtmeister Wilhelm Fürth (geb. 29.7.1889 in Friedberg, vor 1914 in Leipzig wohnhaft, gef. 21.6.1916), Sally Mainz (geb. 27.1.1880 in Friedberg, vor 1914 in Bad Orb wohnhaft, gef. 25.9.1815), Friedrich Schott (geb. 7.11.1888 in Friedberg, vor 1914 in Burggräfenrode wohnhaft, gef. 9.4.1918).         
   
Um 1924, als 380 Personen der jüdischen Gemeinde angehörten (Zahl von 1925; 3,4 % von insgesamt 11.094 Einwohnern), waren die Gemeindevorsteher: Ferdinand Krämer, Julius Kann, Julius Engel, Elias Hofmann, Bernhard Rosenthal, Theodor Seligmann und Isidor Stern. Als Lehrer und Kantor war bis Frühjahr 1924 Heinrich Ehrmann tätig, als neuer Lehrer, Kantor und Schochet begann in diesem Jahr Alfred Seelig; als Rechner wird D. Steinhardt genannt, als Synagogendiener L. Rosenfeld. Die Religionsschule der Gemeinde unter Lehrer Seelig wurde von 30 Kindern besucht. Lehrer Seelig erteilte insgesamt etwa 60 Kindern den Religionsunterricht an den öffentlichen Schulen. An jüdischen Vereinen gab es: Männer Kippe Gemiluth Chesed (gegründet 1680, 1932 unter Leitung von Max Sonn, Zweck und Arbeitsgebiete: Unterstützung, Bestattungswesen), Frauen Kippe Gemiluth Chesed; gegründet 1830, 1932 unter Leitung von Hedwig Seelig; Zweck und Arbeitsgebiete: Unterstützung Hilfsbedürftiger, Bestattungswesen; 1932 18 Mitglieder); Israelitischer Frauenwohltätigkeitsverein e.V. (gegründet 1887; 1924-/32 unter Leitung von Jenny Krämer; Zweck und Arbeitsgebiet: Krankenfürsorge, Wöchnerinnenfürsorge, Brautausstattung; 1932 100 Mitglieder);  Israelitischer Holzverein (gegründet 1775; 1924/32 unter Leitung von Lehrer H. Ehrmann; Zweck und Arbeitsgebiet: Verteilung von Brennmaterial, 1932 46 Mitglieder), Israelitischer Hilfsverein (Zinslose Darlehen; 1924/32 unter Leitung von Julius Kann; Zweck und Arbeitsgebiete: Gewährung zinsloser Darlehen gegen Stellung von Bürgen, 1932 50 Mitglieder), Verein für Wanderarme (1924 unter Leitung von M. Scheuer), Gegenseitigkeitsverein (Chewroh Kadischoh; für Beerdigungszwecke, 1924 unter Leitung von S. Wolf, 1932 unter Siegfried Rothschild; Zweck und Arbeitsgebiete: Übernahme von Beerdigungskosten für die Mitglieder, Gewährung kleinerer Darlehen an Unbemittelte, 1932 110 Mitglieder), Verein Gemilus Chassodim (als Männerverein und als Frauenverein; für Beerdigungszwecke; 1924 unter Leitung von S. Wolf), Kawronimverein (für Beerdigungszwecke), Stundentenunterstützungsverein (gegründet 1920; 1924/32 unter Leitung von Dr. M. Oppenheimer; Zweck und Arbeitsgebiet: Unterstützung hilfsbedürftiger Studenten), Ortsgruppe des Centralvereins (1924 unter Leitung von Dr. S. Rosenthal, 1932 unter Rechtsanwalt Dr. Krämer), Verein Harmonie (Gesangverein; 1924 unter Leitung von Isidor Stahl), Arbeitsgemeinschaft der Vereine (Ausgleichsfonds und Zentrale der israelitischen Vereine; 1924 unter Leitung von Siegfried Rothschild; 1932 als Arbeitsgemeinschaft der jüdischen Wohltätigkeitsvereine bzw. Örtliche Zentrale für jüdische genannt).  1932 waren die Gemeindevorsteher Ferdinand Krämer (1. Vors.), Siegfried Rothschild (2. Vors.), Dr. Oppenheimer (Schriftführer) und zwei weitere Gemeindegliedglieder. Der Gemeindevorstand hatte einen Kultusausschuss (Vorsitzender Dr. S. Rosenthal), einen Bauausschuss (Vorsitzender S. Rothschild) und einen Finanzausschuss (Vorsitzender S. Krämer). Im Schuljahr 1931/32 besuchten 41 Kinder den Religionsunterricht der Gemeinde. Als koschere Speiseeinrichtung in der Stadt gab es in der Kaiserstraße eine "Mensa Akademica Judaica".    
    
1933 lebten 305 jüdische Personen in der Stadt (2,7 % von insgesamt 11.130 Einwohnern). In den folgenden Jahren ist ein Teil der jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Im Anschluss an die Pogromnacht im November 1938 kam es in den Mittagsstunden des 10. November 1938 zu massiven Gewaltakten und Übergriffen auf die jüdischen Bürger der Stadt. Friedberger Bürger - Angehörige der SA, Geschäftsleute, Jugendliche und Kinder aus Hitlerjugend und Jungvolk prügelten Juden durch die Strassen, stürmten und plünderten deren Wohnungen und Läden, verwüsteten die Synagoge und steckten sie in Brand. Große Teile der Bevölkerung und die Polizei schauten diesem Pogrom tatenlos zu. Manche feuerten die Brandstifter auch an. 
Im Mai 1939 wurden noch 114 jüdische Einwohner in der Stadt gezählt. Von ihnen sind 46 Ende 1939/40 verzogen, überwiegend nach Frankfurt; weitere neun konnten noch ins Ausland emigrieren. Die letzten jüdischen Einwohner wurden in "Judenhäusern" (u.a. Judengasse 9) zwangseingewiesen. Am 5. Februar 1942 wurden noch 63 jüdische Einwohner in der Stadt gezählt. Am 16. September 1942 erfolgte die Deportation; Sammelplatz war die Turnhalle der Augustinerschule, in der die über 60 Menschen die Nacht vor der Deportation verbringen mussten.     
                
Von den in Friedberg geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"):  Berta Aaron geb. Cahn (1889), Otto Aaron (1876), Elsa Adler geb. Bär (1888), Emil Adler (1879), Dorothea Arnstein (1882), Clara Bachrach geb. Groedel (1871), Herta Ballin geb. Speyer (1903), Johanna (Hannchen) Ballin geb. Strauss (1866), Liesel P. Ballin (1925), Ernst Simon Ballin-Oppenheimer (1894), Inge Ballin-Oppenheimer (1931), Mathilde Beißinger geb. Meyer (1879), Elisabeth Bernstein geb. Seligmann (1904), Franz Bildstein (1927), Johanna Bing geb. Stern (1881), Mathilde Bloch geb. Grödel (1876), Irma Blumenthal geb. Cahn (1884), Adele Bonné geb. Goldmann (1867), Ida Buxbaum geb. Löwenstein (1898), Albert Cahn (1888), Albert Eckstein (1891), Berta Eckstein geb. Marx (1895), Heinz L. Eckstein (1928), Hermann Eckstein (1881), Jakob Eckstein (1877), Marben Eckstein (1884), Martin Eckstein (1890), Martin Eckstein (1926), Norbert Eckstein (1929), Siegfried Eckstein (1884), Rosa Ehrenfeld geb. Rosenfeld (1903), Julius Ehrlich (1882), Max Ehrlich (1878), Johanette Eisemann geb. Hermann (1867), Sophie Eisemann geb. Löwenstein (1902), Theodore Emanuel (1890), Johanna Gohr geb. Kahn (1888), Helenius Goldmann (1859), Betty Goldschmidt geb. Löwenstein (1903), Ernst Grödel (1863), Laura Großmann geb. Engel (1866), Elise (Else) Grunert geb. Mayer (1891), Rosa (Rosalie) Grünebaum geb. Kassel (1896), Hermann Grünewald (1878), Isidor Grünewald (1876), Klara Flora Grünewald geb. Kassel (1888), Malchen Grünewald geb. Speier (1890), Mathilde Grünewald geb. Köhler (1887), Mathilde Haas geb. Nathan (1884), Sophie Haas geb. Seligmann (1876), Ida Hammel (1875), Flora Heidingsfelder geb. Simon (1883), Rosa Heilbut geb. Hanau (1876), Julius Hessel (1890), Leo Höxter (1880), Jonathan Kahn (1942), Margot Karla Kahn geb. Haas (1918), Paula Kahn geb. Rosenthal (1895), Recha Kahn geb. Löb (1878), Hedwig Kaufmann geb. Emanuel (1893), Hermann Kaufmann (1882), Amalie Klein geb. Schulhoff (1864), Dr. Friedrich Hermann Levi (1888), Paula Levi geb. Löwenstein (1907), Edith Liebmann (1925), Paula Liebmann geb. Cahn (1893), Max Loeb (1879), Clara Löwenstein geb. Arnstein (1875), Siegmund Maas (1869), Ernst Mai (1891), Lotte Mai (1907), Franziska Marx geb. Stahl (1872), Antonie Maurer geb. Neuhof (1895), Ernestine Meier geb. Simon (1878), Isaak Meier (1875), Paula Mendel geb. Sichel (1898), Rosa Metzger geb. Neuhof (1883), Gisela Meyer (1931), Jenny Meyer geb. Steinhardt (1903), Moritz Meyer (1874), Arthur Neuhof (1878), Helene Neuhof geb. Siesel (1860), Jenny Neuhof (1881), Karl Neuhof (1891), Johanna Oestrich geb. Oppenheimer (1878), Hedwig Oppenheimer geb. Stern (1873), Josef Pollach (1900), Meta Pollach geb. Cassel (1905), Jettchen Reichenberg geb. Strauß (1885), Moritz Reichenberg (1878), Sally Reichenberg (1886), Alfred Rosenfeld (1903), Blanka Rosenfeld geb. Strauß (1908), Helene Rosenfeld (1907), Greta Rosenthal geb. Steinhardt (1891), Kurt Rosenthal (1923), Meier Rosenthal (1884), Frieda Rossmann geb. Schaps (1907), Kaufmann Rossmann (1893),  Siegfried Rossmann (1895), Dina Rothschild (1896), Sophie Rothschild (1891), Adele Schaps geb. Adler (1881), Isidor Schaumburger (1891), Gerhard Schlochauer (1924), Adolf Schloss (1860), Hans Schloss (1930), Siegfried Schloss (1868), Emilie Schreiner geb. Simon (1881), Alfred Seewald (1898), Friederike Seewald geb. Lublin (1896), Leo Seewald (1930), Marianne Seewald (1937), Jenny Sichel (1892), Kurt Simon (1931), Max Zhiel Simon (1896), Sally Simon (1889), Walter Simon (1924), Albert Stahl (1875), Berthold Stern (1893), Frieda Stern (1920), Regina (Rosa) Stern geb. Nathan (1892), Sara Stern geb. Sommer (1860), Sigmund Stern (1869), Willy Stern (1870), Thekla Strauss geb. Bentheim (1860), Bettina Weihl geb. Hammel (1899), Johanna Weiler geb. Ballin-Oppenheimer (1910), Antonie Wertheimer geb. Junker (1896), Hannchen Wertheimer geb. Junker (1863), Julius Wertheimer (1885), Alice Wolf geb. Haas (1899), Hedwig Zuntz geb. Hammel (1901).     
    
Nach 1945 lebten für wenige Jahre einige "Displaced Persons" in der Stadt; 1947 unterzeichnete ein Moses Weinstein als Vertreter der "Jüdischen Gemeinde Friedberg". Nach Gründung des Staates Israel haben die meisten der "Displaced Persons" die Stadt verlassen. Eine jüdische Gemeinde entstand nur im benachbarten Bad Nauheim.         

      
     
      
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde           
    
Allgemeine Berichte 
Situation in der Gemeinde Ende des 18. Jahrhunderts 

Friedberg FrfIsrFambl 21111902.jpg (81208 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 21. November 1902: "In Friedberg war gegen Ende des 18. Jahrhunderts die Verarmung unter den Juden eine ganz ungeheuer große; mussten sich doch von den 72 damals hier wohnenden Familien 37 das Mehl zu ihrem Mazzot von der Gemeinde erbitten. Da aber viele dieser armen Leute nicht mehr imstande waren, einen der Wanderbettler zu speisen, wenn er mit einem 'Blett' zu ihnen kam, so wurde in einem solchen Falle die Verpflegung zwar von der Gemeinde besorgt, die Auslagen dafür aber wurden als 'Hypothek' auf das 1/3 Häuschen, das jedes Gemeindemitglied sein eigen nannte, in das Gemeindebuch eingetragen. Nur in einem einzigen Fall wurde die Bezahlung dieser alten Forderungen von den Erben verweigert; es waren eben Ehrenschulden."

  
Reisebericht aus dem 18. Jahrhundert   

Friedberg Israelit 29101885 18Jh.jpg (47902 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. Oktober 1885: "Von Gießen auf Friedberg, eine alte kaiserliche Freistadt. Hier ist zu verwundern, dass diese Stadt gar hoch auf einem Berg liegt und hat einen tiefen Brunnen, wo man das Wasser mit Ketten heraufwindet mit großer Mühe; sind auch gar tiefe Keller und man sagt: kalte Keller, kühler Wein. Ich habe hier die erste Judengasse gesehen; wohnen etwa 120 in dieser Gasse; sie haben eine schöne Schul (Synagoge), welche gar alt ist; sie haben auch einen tiefen Brunnen (sc. das Judenbad) in ihrer Gasse."  

  
Allgemeiner Bericht aus der Gemeinde (1893)  

Friedberg AZJ 31031893.jpg (117106 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 31. März 1893: "Friedberg in Hessen, 26. März (1893). Der Vorstand unserer Gemeinde hat die Einrichtung getroffen, dass allmonatlich an einem Samstagnachmittag vor dem Gottesdienst, in der Synagoge durch Lehrer Ehrmann Schrifterklärung abgehalten wird, welche Einrichtung sich sehr gut bewährt, da um diese Zeit auch die Schuljugend dem Gottesdienste anwohnen kann. So wird jetzt eine Reihe von Vorträgen über den Talmud gehalten. In unserer Religionsschule wurde vorigen Sonntag Prüfung gehalten und fand nachher unter großer Beteiligung der Gemeinde feierlicher Schlussakt in der Synagoge statt, wobei Rede, Gesang und Vortrag der Schüler abwechselten, sodann wurden an fleißige Schüler 25 Prämien, bestehend aus schönen Büchern, verteilt. Unsere Religionsschule wird wohl eine er besten in unserem Lande sein. Überhaupt sind unsere Gemeindeeinrichtungen in steter Besserung begriffen. Der Schulsaal ist groß und geräumig hergestellt, der Friedhof mit guten Wegen angelegt und eine zweckmäßige, würdige Leichenhalle erbaut usw. Auch hat unsere Gemeinde von Frau Konsul Stiebel in Frankfurt das alte Römerbad (sc. das Judenbad), welches vielleicht 800 Jahre Gemeindeeigentum war, wieder zurückgekauft, um dasselbe würdig herzustellen. Dasselbe ist eines der hervorragendsten Altertümer der Stadt. Zum Schlusse kann ich Ihnen noch die angenehme Mitteilung machen, dass die Juden hier in Friedberg, obschon 9 Prozent der Bevölkerung bildend, und wir mitten in der antisemitischen Bewegung leben, mit unseren christlichen Mitbürgern ohne Unterschied des Standes in großem Frieden leben."  

  
Wertvolle Judaica aus Friedberg im Frankfurter "Museum jüdischer Altertümer" (1938)

Friedberg GblIsrGF April 1938 10.jpg (114957 Byte)Artikel im "Gemeindeblatt der Israelitischen Gemeinde Frankfurt" vom April 1938: "Aus dem Museum jüdischer Altertümer. Wegen des großen Interesses, das die im Museum jüdischer Altertümer ausgestellte Sammlung Nauheim bei allen Besuchern findet, hat die Leitung des Museums sich entschlossen, diese wichtigen und schönen Bestände vorläufig nicht, wie ursprünglich beabsichtigt, in die einzelnen Sachabteilungen aufzuteilen, sondern sie als Ganzes stehen zu lassen. …   
Im Folgenden Raum (sc. nach der Abteilung Frankfurt) sind erstmals die wichtigsten Stücke ausgestellt, die durch die Arbeiten der Denkmalschutzstelle des Preußischen Landesverbandes jüdischer Gemeinden in die Sammlung als Überweisungen und Leihgaben aus Gemeinden der Umgebung Frankfurts gelangten. Vor allem sind hier Stücke aus Friedberg und Wetzlar zu nennen, die für unser Museum von besonderem Interesse sind, weil sie zum großen Teil von Frankfurter Meistern gearbeitet wurden. Diese Gegenstände zeichnen sich durch Schönheit der Form und der Arbeit aus, einige sind durch ihre frühe Datierung wertvolle Dokumente der Entwicklung des jüdischen Kultgeräts. Aus Friedberg sind zu nennen: ein Besomimturm, der das Datum 1651 trägt, wahrscheinlich aber schon im 16. Jahrhundert entstanden ist, ein prachtvolles Toraschild und eine reich ornamentierte silberne Torakrone; aus Wetzlar und dem benachbarten Aßlar…".

  
  
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer, des jüdischen Lehrerseminars und der Schule
Ausschreibung der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1884 / 1893   

Friedberg Israelit 23041884.jpg (49186 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. April 1884
"Die Kantor- und Lehrerstelle 
der israelitischen Kultusgemeinde dahier wird bis zum 1. Juli vakant. Mit dieser Stelle ist ein Jahresgehalt von Mark 1.800 nebst freier Wohnung verbunden. 
Seminaristisch geprüfte Lehrer, die zugleich musikalische Bildung besitzen um einen Synagogenchor leiten zu können, einen religiösen Lebenswandel führen, wollen sich unter Beifügung ihrer Zeugnisse längstens bis zum 15. Mai an unterzeichnete Stelle wenden.  
Friedberg (Hessen). Der Vorstand der israelitischen Kultusgemeinde." 
 
Friedberg AZJ 11081893.jpg (67277 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 11. August 1893
"In hiesiger Gemeinde ist vakant und womöglichst bald zu besetzen die Stelle eines 
Schochets und II. Kantors (Bal Kore), welcher auch im Chorgesang bewandert ist. 
Gehalt Mark 600 fix und Einkommen der Schechita Mark 800
Offerten mit Zeugnisabschriften sind an den unterzeichneten Vorstand zu richten. Reisekosten werden nur dem Gewählten erstattet. 
Friedberg, Hessen, im August 1893.
Der Vorstand der israelitischen Gemeinde. E. Loeb."
   
Friedberg Israelit 17081893.jpg (44258 Byte)Dieselbe Ausschreibung erfolgte in der orthodoxen Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. August 1893
Eine zeitgleiche Ausschreibung in der liberal geprägten "Allgemeinen Zeitung des Judentums" und der orthodox-konservativen Zeitschrift "Der Israelit" zeigt den insgesamt liberalen Charakter der damaligen Gemeinde.   

  
Diskussion um das jüdische Lehrerseminar in Friedberg (1880)  

Friedberg AZJ 30111880.jpg (198921 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 30. November  (1880). Darmstadt, im November (1880). Seit mehreren Jahrzehnten hat man unter den Israeliten des Großherzogtums Hessen hie und da das Bedauern ausgesprochen, dass an den beiden Lehrerseminarien des Landes, zu Bensheim und zu Friedberg, kein jüdischer Religionsunterricht erteilt und die Zöglinge jüdischer Konfession keine Gelegenheit fänden, sich die für ihren künftigen Beruf als Religionslehrer nötigen Kenntnisse erwerben zu können. Als nun vor ungefähr 2 Jahren in der 2. Kammer der Stände eine desfallsige Interpellation an die Regierung gerichtet wurde, gab diese die Erklärung ab: an dem neu zu gründenden Seminar zu Alzey werde der dortige Rabbiner behufs Erteilung des Religionsunterrichts angestellt und für dieselbe aus der Staatskasse honoriert werden. Dieses ist denn auch geschehen. Anfangs dieses Monats ist das Seminar feierlichst eingeweiht und eröffnet worden. – Unterdessen hat aber die orthodoxe Partei in Frankfurt am Main die Sache in die Hand genommen. Seit längerer Zeit sendet sie zweimal wöchentlich einen Lehrer aus dem Hirsch'schen Lehrerpersonal nach Friedberg, um die dortigen Seminaristen zu unterrichten. Der Unterricht soll, wie man hört, im Rabbinischen bestehen. Auch sind vor einigen Wochen seitens der Orthodoxen bei der Regierung Schritte getan worden, dieselbe zu veranlassen, den in dem Friedberger Seminar befindlichen Zöglingen den weiteren Aufenthalt daselbst zu gestatten. Denn nach der ursprünglichen Intention sollten sich alle jüdischen Zöglinge dem Alzeyer Seminar zuwenden. Wie man hört, soll die Regierung, weit entfernt, irgendeinen Zwang ausüben zu wollen, dem Gesuche willfahren haben. Ob aber auch neu Hinzutretende in Friedberg Aufnahme finden, ist noch eine offene Frage. Die Orthodoxen sollen ihr Gesuch damit begründet haben, dass die Schulaspiranten sich meistens in Landgemeinden um eine Anstellung bewerben, diese seien durchweg orthodox und würdigen Anstoß nehmen, wenn jene ihren Unterricht von einem der Neologie huldigenden Rabbiner erhalten hätten. – Dem sei nun, wie ihm wollen. So viel steht fest: bei der Krisis, die dem Judentume von außen droht, sind beide Parteien, die orthodoxe und die reformatorische, mehr denn je darauf angewiesen, Frieden unter sich zu erhalten, und wer diesen Frieden stört, ist ein Feind des Judentums".

 
Zum Tod des Kantors (Vorbeters) K. Buchsweiler - 40 Jahre in der Gemeinde tätig (1891)  

Friedberg Israelit 01041891.jpg (54799 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. April 1891: "Gestern, am Purimfeste, wurde der Kantor unserer Gemeinde, Herr Buchsweiler, zu seiner letzten Ruhe gebracht. Der Verstorbene hat in beinahe 40jähriger, treuer Pflichterfüllung sein Amt in hiesiger Gemeinde ausgeübt, und in allen Wohltätigkeitsanstalten eine unermüdliche, hingebende Tätigkeit bewiesen. Unsere Gemeinde wird ihm stets ein ehrendes Andenken bewahren. 
Der Vorstand der israelitischen Gemeinde Friedberg (Hessen)."

 
Zum Tod von Mayer H. Hirsch (1882)  

Friedberg AZJ 05071882.jpg (93379 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 5. Juli 1882: "Friedberg, im Juni (1882). Die hiesige israelitische Gemeinde hat einen großen Verlust erlitten. Herr Mayer J. Hirsch ist von dem Schauplatze seiner irdischen Tätigkeit abberufen worden. Der verewigte, der aus einer angesehenen Rabbinerfamilie im Elsass stammt, hatte sein ganzes Leben den drei Grundpfeilern des Judentums, der Gotteslehre, dem Gottesdienst und der Ausübung von Wohltaten gewidmet. Namentlich hatte er sich stets sehr darum bemüht, dass die jüdischen Zöglinge des hiesigen Lehrerseminars auch in den Dingen Unterricht erhalten, die für ihren künftigen Beruf als jüdische Lehrer notwendig sind. – Die hiesige israelitische Gemeinde ist eine der ältesten in Deutschland. Große Männer haben hier gelehrt und gewirkt, so Rabbi Chajim ben Bezalel, der berühmte Bruder des noch berühmteren, hohen Rabbi Löw von Prag, Rabbi Eliahu Baal-Schem, der Enkel des Rabbi Joselmann von Rosheim, und viele andere. Der alte Glanz ist dahin, und mit Rabbi Mayer J. Hirsch ist der letzte Überrest erloschen. Mögen die jüngeren Kräfte sich bestreben, die große Lücke auszufüllen. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."

 
Prüfungen an der Realschule im jüdischen Religionsunterricht (1882)  

Friedberg AZJ 05091882.jpg (154910 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 5. September 1882: "Friedberg, Hessen, 20. August (1882). Im Anschluss an die dieser Tage stattgehabten Realschulprüfungen fand am 12. dieses Monats im Lokale der Augustinerrealschule unter Leitung des Herrn Lehrer Heß und in Gegenwart des Großherzoglichen Realschuldirektors Herrn Dr. Möller, einiger Vertreter der höheren Schulbehörde und Geistlichkeit, sowie mehrer anderer Lehrer und Angehörigen der Schüler eine spezielle Prüfung der israelitischen Realschüler in der Religionslehre von der achten bis zur ersten Klasse statt. Ohne auf die Einzelheiten derselben näher einzugehen, sei uns gestattet zu berichten, dass das Ergebnis im Ganzen ein recht befriedigendes gewesen und von der Vortrefflichkeit der jetzigen Einrichtung und dem vereinten Streben des Lehrers und der Schule Zeugnis ablegte. Sämtliche Examinanden bis auf verschwindend kleine Ausnahme beweisen, durch die schnelle und korrekte Beantwortung der an sie gestellten Fragen ihre gründliche Vorbereitung in den ihrem Alter entsprechenden Religionswissenschaften, als: Glaubens- und Pflichtenlehre, biblische und nachbiblische Geschichte, Literaturgeschichte bis etwa zur Zeit Moses Mendelssohns. Die Prüfung währte nahezu zwei Stunden und folgten die Zuhörer derselben mit sichtlichem Interesse. – Nicht unerwähnt wollen wir lassen, dass auch an der hiesigen Musterschule der fragliche Unterricht in gleicher Weise geordnet ist und wir diese segensreichen Veranstaltungen nicht allein den neuen Schulgesetzen, sondern auch der Initiative des Stadtrats Herrn Eduard Hirsch verdanken, der mit Hilfe der hiesigen Schulbehörde und des genannten Lehrers Herrn Heß System und Plan in diesen Unterrichtszweig bracht. Zu wünschen wäre noch, dass auch den fakultativ hebräischen Fächern eine ebensolche Aufmerksamkeit seitens der Rabbiner und Vorsteher zuteil werden möge."

  
Zurruhesetzung von Lehrer Heinrich Ehrmann (1924)  

Friedberg Israelit 27031924.JPG (217659 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. März 1924: "Friedberg (Hessen), 18. März (1924). Herr Lehrer Heinrich Ehrmann, der in diesem Jahre auf eine vierzigjährige Tätigkeit als Kantor und Religionslehrer in unserer Gemeinde zurückblicken kann, wurde anfangs Februar dieses Jahres auf Grund des Gesetzes über die Altersgrenze in den Ruhestand versetzt. Aus diesem Anlass veranstaltet unsere Gemeinde am Schabbat ki tissa einen besonderen Festgottesdienst, der zu einer spontanen Kundgebung der Verehrung des Jubilars wurde. Als vor 40 Jahren Herr Lehrer Ehrmann sein Amt als Lehrer an der seinerzeit unter der Leitung Rabbiner Hirschs – das Andenken an den Gerechten ist zum Segen – stehenden Präparandenanstalt zu Burgpreppach mit dem eines Religionslehrers in Friedberg vertauschte, da mag ihn die Aufgabe gereizt haben, Torawissen und Toraleben in eine Gemeinde hineinzutragen, die schon jahrzehntelang von der liberalen Gedankenwelt angekränkelt war und eben im Begriffe stand, hie und da in die Liturgie einzugreifen und sie mehr den liberalen Anschauungen anzupassen. Dass dies seinerzeit verhindert wurde und dass noch heute unser Gemeindegottesdienst sich streng an die Gebräuche der orthodoxen Frankfurter Gemeinde anpasst, das ist das unbestreitbare Verdienst unseres Lehrers. Ebenso ist es seiner unzweideutigen, konzessionsfeindlichen Stellungnahme zu danken, dass in unserer Gemeinde sämtliche Institutionen des orthodoxen Gemeinwesens unversehrt erhalten geblieben sind. Und ebenso zielbewusst im Sinne der Orthodoxie war sein Wirken in der Schule. Seine Zöglinge folgten willig seinen Anleitungen, lauschten mit Freude auf die Worte der Tora, die er ihnen vortrug und meisterhaft erläuterte. Wenn es auch nicht gelang, diese jugendlich Begeisterten für immer zu Befolgern des Gottesgesetzes zu machen – wirkte doch das Elternhaus der Erziehung der Religionsschule sehr oft geradezu gewaltsam entgegen – so ist es zweifellos sein Verdienst, das Interesse für jüdisches Leben und jüdisches Wesen in den Herzen seiner Schüler für immer geweckt zu haben. Seinem Lehrsystem und seiner Lehrtätigkeit war aber nur deshalb dieser Erfolg beschieden, weil er seine Schüler die Tora nicht nur lehrte, vielmehr weil er ihnen das Gottesgesetz auch in eigener Person … vorlebte. Sein Wirken auf allen Gebieten des jüdischen Pflichtenlebens ist mustergültig und seine Opferbereitschaft beispiellos. So ergänzt sich in ihm Mensch und Lehrer, und diese Verbindung macht ihn zu jener Persönlichkeit, die hoch geachtet und verehrt wird, nicht nur in seiner Gemeinde, sondern auch in den Reihen seiner nichtjüdischen Berufskollegen. Dass der wohlklingende Name Ehrmanns, den wir mit Stolz 'unseren Lehrer' nennen, aber auch weit hinaus über die Grenzen unseres Städtchens bekannt und hoch geachtet ist, dafür hat seine Tätigkeit genügend gesorgt.
(Wir wünschen dem verdienten Lehrer, in dem die gesetzestreue Lehrerschaft Hessens einen treuen Führer hat und wir einen langjährigen Freund und Mitarbeiter schätzen, noch lange Jahre ungetrübten Glückes im Kreise seiner Familie und reger geistiger Produktion zum Nutzen für Jung und Alt bis hundert Jahre. Redaktion des 'Israelit'.)"

  
Zum 70. Geburtstag von Lehrer Heinrich Ehrmann (1926)  

Friedberg Israelit 04031926.jpg (32643 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. März 1926: "Friedberg (Oberhessen), 2. März (1926). Herr Lehrer Ehrmann begeht dieser Tage seinen siebzigsten Geburtstag. Ehrmann ist weit über seinen engen Wirkungskreis hinaus als Mann von großen Tora- und profanem Wissen bekannt und hat diesen reichen Wissensschatz viele Jahrzehnte in den Dienst der Jugendbildung gestellt. Unzählig dankbare Schüler sind für ihren Lehre im Wunsche vereint: bis hundert Jahre."  

     
Zum Tod des Lehrers Neumann (1920; Lehrer in Friedberg seit 1900)  

Friedberg Israelit 11031920.jpg (111219 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. März 1920: "Friedberg in Hessen, 7. März (1920). Unsere Gemeinde hat einen schweren Verlust erlitten. Am Heiligen Schabbat mit der Toralesung Teruma starb in Frankfurt am Main infolge einer Operation Herr Lehrer Neumann, der mehr als zwanzig Jahre die Funktionen eines Lehrers, Kantors und Schochets hier ausgeübt hat. Schüler der Präparandenanstalt zu Burgpreppach und des Seminars zu Köln war er nacheinander in Lohrhaupten, Herborn, an der Israelitischen Religionsgesellschaft in Gießen, in Reinheim, Groß-Gerau und schließlich dahier tätig. Überall wusste er sich durch große Pflichttreue und Gewissenhaftigkeit die Zufriedenheit der Gemeinden zu erwerben. An seinem Grabe sprachen Herr Rabbiner Dr. Sander, Gießen, der besonders das Lehrgeschick des Verstorbenen hervorhob, Herr Lehrer Ehrmann, dahier, für den 'Unabhängigen Verein israelitischer Lehrer Hessens' und für den 'Bund gesetzestreuer jüdischer Lehrer Deutschlands', denen der Verewigte angehört hatte, Herr Rektor Philipps von der hiesigen Volksschule, das Vorstandsmitglied Herr Ferdinand Krämer für die Gemeinde und Herr Studienassessor Ehrmann, Frankfurt am Main, im Namen der Schüler. Möge sein Andenken ein gesegnetes sein! Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."  

  
Zum 75. Geburtstag von Lehrer Heinrich Ehrmann (1931)  

Friedberg Israelit 12021931.jpg (105209 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Februar 1931: "Ein Fünfundsiebzigjähriger. Friedberg, 10. Februar (1931). Am 28. Schwat vollendet Herr Lehrer i.R. Heinrich Ehrmann in Friedberg in guter Gesundheit und in unermüdlichem Lerneifer das 75. Lebensjahr. Weit über die Grenzen seiner Gemeinde hinaus wird an diesem Tage des Jubilars gedacht werden, als eines Vorbilds echter Jüdischkeit, der 40 Jahre der Führer unserer Gemeinde und der Betreuer ihrer Institutionen war. Die Synthese von tiefem jüdischen und profanen Wissen hat aus diesem Manne eine Lehrerpersönlichkeit von ganz besonderer Prägung geschaffen, dessen Forschen auf allgemeinwissenschaftlichen Gebieten ihm in vielen Fällen neuartige und tiefe Beweise für die Heiligkeit und Unumstößlichkeit der Lehren vom Sinai übermittelte. All die vielen trefflichen Eigenschaften unseres Lehrers werden aber übertroffen von seinem tiefen Sinn für Zedokoh und Gemilus Chesed (Wohltätigkeit). Ein eifriger Verbreiter der Maimonidischen Wohltätigkeits-Stufenlehre hat er sich für die Betätigung der letzten und höchsten Stufe immer wieder mit Eifer eingesetzt und sie selbst - zeitweise bis an die Grenze der Selbstentäußerung - ausgeübt. Mögen dem verdienten Manne an der Seite seiner edlen, gleichgesinnten Gattin, mit der er in einigen Wochen - so Gott will - das Fest der Goldenen Hochzeit begehen kann, noch viele ungetrübte Jahre des Lebens und Forschens beschieden sein. (Alles Gute) bis 100 Jahre."  

      
Zum Tod von Lehrer Heinrich Ehrmann (1931)  

Friedberg Israelit 17091931.jpg (162425 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. September 1931: "Lehrer Heinrich Ehrmann - das Gedenken an den Gerechten ist zum Segen -
Friedberg, 14. September. Kurz vor Eingang des Rosch-haschono-Festes trugen wir unseren Lehrer Heinrich Ehrmann zur letzten Ruhe. Ehrmanns Name ragte weit über Friedberg, Hessen und die Gauen Deutschlands hinaus. Friedberg war es aber gegönnt, ihn 50 Jahre ununterbrochen als Führer zu haben. Er war Lehrer der Kleinen und Großen, geistiger Führer seiner Gemeinde auf Kanzel und Katheder, Helfer und Berater Jedermann in geistigen und materiellen Nöten. Heinrich Ehrmann schöpfte aus zwei Kulturen und in beiden Fällen aus dem Vollen. Ein hervorragender Gelehrter, der bis zuletzt an sich arbeitete und seltener Gottesfürchtiger, verfügte er auch über ein hervorragendes Allgemeinwissen: ob Sprachen, Poesie, pädagogische Literatur, er war überall zu Hause. Mehr als einen Jüngling seiner Gemeinde und aus der großen Zahl seiner Pensionäre leitete er mit Nachhilfen bis zum Abitur und darüber hinaus in die Hallen der Hochschule. So stand er auch in Friedbergs Kulturkreis außerhalb seiner Gemeinde in höchster Achtung, wie er in den Lehrerkreisen Hessens und Deutschlands führend war. Lage Jahre war er auch der verantwortliche Redakteur der 'Pädagogischen Beilage' zum Israelit.   
Bei all seinem Wissen und seinen Eigenschaften war Ehrmann von einer rührenden Bescheidenheit, die ihn stets in den Hintergrund treten ließ, wo es um Ehre und Ämter ging, die ihn aber in die vorderste Reihe drängte, wo es Arbeit und Verantwortung gab für Gemeinde und Gemeinschaft.  
Wegen der Festesnähe musste von großen Feierlichkeiten bei der Bestattung, an der die ganze Gemeinde und die Elite der Stadt teilnahm, abgesehen werden. Herr Lehrer Seelig beschränkte sich darauf, in kurzen Worten den Verlust der Familie und Gemeinde zu schildern. Es wurde bekannt gegeben, dass ihm von Herrn Rabbiner Dr. Hofmann in Frankfurt am Main der Morenu (=Rabbiner)-Titel verliehen wurde. Eine größere Trauerfeier fand Mittwochabend in der Synagoge zu Friedberg statt, über die in Verbindung mit einer näheren Würdigung noch berichtet werden soll. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."  
   
Friedberg Israelit 17091931a.jpg (74203 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. September 1931: "Nachruf
Heute verschied im 76. Jahre, nach kurzem Leiden 
Herr Heinrich Ehrmann -
das Gedenken an den Gerechten ist zum Segen - Lehrer i.R.  
Die Israelitische Religionsgemeinde betrauert aufrichtig den Tod eines Mannes, der etwa 45 Jahre ein treuer, nie ermüdender Seelensorger war, der, ausgestattet mit überragendem Wissen, als Lehrer mehrere Generationen heranbildete, Kranken und Bedürftigen jederzeit opferbereit zu Seite stand und sich bei Jedermann durch seine an Demut grenzende Bescheidenheit und Friedensliebe die höchste Verehrung und Wertschätzung erwarb. Unsere unauslöschliche Dankbarkeit sichert ihm ein treues und ehrenvolles Gedenken. 
Friedberg in Hessen, 10. September 1931 / 28. Elul 5691.  
Israelitische Religionsgemeinde Friedberg für den Gesamtvorstand. Ferdinand Krämer, 1. Vorsteher."   
   
Poppenlauer Israelit 24091931.jpg (209248 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. September 1931: "Trauerfeier für Lehrer Heinrich Ehrmann - das Gedenken an den Gerechten ist zum Segen. Friedberg, 17. September (1931). Eine Weihestunde mitten in den 'Tagen der Weihe' war Mittwochabend in unserer hell beleuchteten und von einer andächtigen Gemeinde angefüllten Synagoge dem Andenken Lehrer Ehrmanns gewidmet. Auch Vertreter der Stadt, der Geistlichkeit beider Konfessionen, der Lehrerschaft sowie auswärtige Delegationen nahmen an der Feier teil. Nach dem Maariwgebet (Abendgebet) sang Herr Lehrer und Kantor Betmann aus Bad Nauheim das "der Mensch - wie Gras sind seine Tage" (Psalm 103,15), worauf der für Friedberg zuständige Provinzialrabbiner Dr. Sander aus Gießen in einer Gedenkrede ein Bild des Heimgegangenen in seiner Bedeutung als Lehrer, Gelehrter und Mensch entwarf....  
Es folgte eine zweite Gedenkrede des Herrn Lehrer Seelig, Friedberg, der für den heimgegangenen Kollegen und Amtsvorgänger warme Töne der Würdigung fand. Er nannte unter anderem all die Vereine und Wohlfahrtseinrichtungen in Friedberg, die in Ehrmann ihren Freund und Förderer verlieren.   
Herr Ferdinand Krämer als erster Vorsitzender des Kultusvorstandes sprach dem geistigen und unermüdlichen Führer den Dank der Gemeinde aus. In besonders warmen und bewegten Worten brachte Herr Dr. Rosenthal zum Ausdruck, was ihm Ehrmann als Lehrer gewesen ist, wie er es durch seine Persönlichkeit und sein reiches Wissen verstanden hat, ihn und all seine Schüler Glauben und Wissen als eine harmonische Einheit begreifen zu lassen. Danken könne die Gemeinde ihrem Führer nur dadurch, dass sie die Jugend in seinem Sinne an die Quellen der jüdischen Lehre hinführe. Herr Leopold sprach den Dank der Mensa Academica aus, für die sich der Heimgegangene sehr verdient gemacht hat. Herr Lehrer Kaufmann, Schotten, sprach für den Hessischen Lehrerlandesverein und rühmte dabei, was Ehrmann als Erster zur Organisierung der jüdischen Lehrer in Hessen getan hat. Herr Lehrer Hirschberg, Frankfurt am Main überbrachte die letzten Grüße des Bundes gesetzestreuer Lehrer in Deutschland, dessen Vorstand der Heimgegangene angehörte, und schilderte dabei an Hand eines Satzes im Kohelet, wie er dienend das jüdische Erziehungsideal - als Religionslehrer nur - zur Herrschaft brachte. Herr Emil Rosenthal überbrachte die Grüße der Nachbargemeinde Bad Nauheim. Zuletzt sprach Herr Redakteur Schachnowitz, Frankfurt am Main für einen Kreis Frankfurter Freunde und die Redaktion des Israelit, der Ehrmann als langjähriger Schriftleiter der Pädagogischen Beilage sehr nahe stand. Er zeichnet die Persönlichkeit und das Wirken Ehrmanns als Schabbat - im Sinne von Schira (Gesang), Beracha (Segen) und Tefila (Gebet). Mit einem Gesang des Herrn Lehrer Seelig nahm die in ihrer Schlichtheit äußerst wirkungsvolle Feier ihr harmonisches Ende. Die Gemeinde hatte sich noch einmal das Bild des Mannes, der sie durch ein halbes Jahrhundert betreut hat, vor die Seele geführt. Nun gilt es, sein Andenken in Tat    
Poppenlauer Israelit 24091931a.jpg (105889 Byte)und Handlung, in Gemeinde und Haus, in Ehren zu halten.   
Über die Persönlichkeit und den Werdegang Ehrmanns - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen - wird uns zu unserem Nachrufe in jüngster Nummer aus Lehrerkreisen noch folgendes mitgeteilt. 
Herr Heinrich Ehrmann - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen - ist in Poppenlauer (Unterfranken) geboren und von dem seligen Rabbiner Abraham Hirsch - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen - , der ebenfalls von Poppenlauer stammt, veranlasst worden, sich dem Lehrerberufe zu widmen, für den er sich im Seminar zu Würzburg vorbereitete. Nach besonderer Prüfung wollte er eine Stelle in Westhofen übernehmen. Auf Zureden von Rabbiner Hirsch trat er jedoch als erster Lehrer (1874) in die neugegründete Präparandenanstalt 'Talmud Tora' in Burgpreppach ein, der er seine ganze Kraft widmete. Er unterrichtete zunächst 2 Klassen und war täglich von früh 7 Uhr bis abends 10 Uhr für die Anstalt tätig, indem er zu dem Unterricht und der Beaufsichtigung der Schule noch die Stelle eines Sekretärs ausübte. Er kannte schon damals keine Rücksicht auf seine eigene Person und arbeitete sich so herunter, dass der Arzt ihm dringend riet, eine andere Stelle zu suchen. Dabei nahm er noch seine Mutter und eine Schwester zu sich und sorgte für sie bis zu ihrem Ableben in rührendster Weise. Seine würdige Gattin geb. Pfeiffer war eine Tochter des Burgpreppacher Volksschullehrers Pfeiffer. Von Burgpreppach siedelte er später (1885) nach Friedberg über. Er nahm regelmäßig am Gomoro-Schiur des seligen Rabbiners Markus Horowitz teil, lernte aber auch an noch manchen anderen Stellen. Seine Selbstlosigkeit war ohnegleichen. Der edle Mensch opferte Kraft und Geld, wo es galt, jemandem zu helfen. Man könnte unzählige Beispiele erzählen, die zeigen, welch großer Mensch hier betrauert wird. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."  
   
Friedberg Israelit 15101931.jpg (401512 Byte)Artikel in "Erziehung und Lehre - Pädagogische Beilage zum 'Israelit'" - Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Oktober 1931:  "Heinrich Ehrmann - Das Gedenken an den Gerechten ist zum Segen - Friedberg.  
Anmerkung: Heinrich Ehrmann war über viele Jahre verantwortlicher Redakteur dieser Beilage. 
Der Artikel wurde noch nicht ausgeschrieben - bei Interesse anklicken.  
 
rtikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 18. September 1931: "Friedberg in Hessen. Nach kurzem Krankenlager verschied hier Herr Lehrer i.R. Heinrich Ehrmann, ein Mann von tiefer Frömmigkeit und hervorragenden allgemeinen und jüdischen Kenntnissen. Nahezu 45 Jahre hat er bis zu seiner Pensionierung in vorbildlicher Weise hier gewirkt und in zahlreichen Predigten Vorträgen und Abhandlungen Proben seines unermüdlichen Forschergeistes gegeben. Er war Vorstandsmitglied und Mitbegründer des Bundes gesetzestreuer Lehrer. Auch in vielen Vereinen unserer Stadt war er im Vorstand. Bei der Beerdigung am Erev Rausch Haschonoh (= Tag vor dem Neujahrsfest) betonte sein Amtsnachfolger, Lehrer Seelig, den schweren Verlust, von dem Familie und Gemeinde betroffen, und gab bekannt, dass von der Gemeinde in der kommenden Woche eine offizielle Trauerfeier veranstaltet wird."    

  
  
Aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben  

Spannungen zwischen orthodoxen und liberalen Gruppierungen - die Orthodoxen setzen sich durch (1884)  

Friedberg Israelit 28011884.jpg (248050 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Januar 1884: "Friedberg (Hessen). Vielleicht erinnern sich noch die geehrten Leser dieser Blätter des Schicksals des im August 1881 in hiesiger Synagoge aufgestellten und bereits im September desselben Jahres verschwundenen Harmonium-Instruments. Es scheint dies ein Wendepunkt zum Guten für die hiesige Gemeinde geworden zu sein, denn nach und nach wurde der Vorstand, welcher in der Majorität der Reform huldigte, durch Männer ersetzt, welche unsere heiligen Gesetze nicht als veraltet bezeichnen. 
Den ersten wichtigen Beschluss, welchen der jetzige Vorstand ausführte, war die Errichtung einer Mikwah (das frühere sehr verwahrloste kam beim Umbau der Synagoge in Wegfall). Darob großes Geschrei in dem Gott sei Dank kleinen Lager der Herrn Reformer, der Rekurs bei hiesiger Kreisbehörde blieb ohne Erfolg, und nun wurde ein weitgehender Protest an Großherzogliches Ministerium eingereicht, welcher ebenso wenig Erfolg hatte, die diese Behörde erwiderte, dass die Errichtung eines rituellen Frauenbades Pflicht des Vorstandes sei. Auffallend war es uns, dass zu den Kosten dieser Eingabe einige Mitglieder ihren Tribut zollten, die zu den religiösen gezählt wurden und ihr Portion Tehillim täglich nicht versäumen?! – Was nun tun? Die Presse musste jetzt ihre Schuldigkeit tun? Zuerst waren es die Monatsblätter eines Herrn Dr. Brüll, welche in Nr. 9 1. S. in einem Artikel, der an Frivolität und Gehässigkeit nichts zu wünschen übrig ließ, von Gießen aus ihre Wut gegen den Vorstand ausließen. Der Giessener Korrespondent, scheint doch eher hier zu hausen, wir kennen diesen prächtigen Stil aus eigener Erfahrung; einer Aufforderung an Herrn Dr. B., den Namen dieses Ehrenmannes zu nennen, wurde nicht entsprochen, wahrscheinlich scheut dieser saubere Vogel das Sonnenlicht. 
Der Vorstand ließ sich jedoch nicht einschüchtern und beschloss nach hartem Kampfe mit dem Herrn Vorsteher (Reformer), welcher erst mit dem Aufrufen der höchsten Behörde endete, den seither bestehenden gemischten Chor aufzulösen und einen Männerchor zu gründen. 
Dies war doch des Guten zuviel, der I. Herr Vorsteher sah seine Macht gebrochen und demissionierte, die Herren Sänger nebst Anhänger, gaben sich alle erdenklich Mühe, um den gefassten Beschluss zu vereiteln, der Vorstand ließ sich nicht beirren, vermietete schon anderen Tages die innegehabten Sitze der Herren Sänger in der Frauenabteilung als Frauensitze. Und nun gestaltete sich ein Unikum seltenster Art, die Herren Reformer und Sänger, ca. 14 an der Zahl, denen gegenüber eine Gemeinde von 80 Steuerzahlern, drohten mit sofortigem Austritt, richteten unter dem Protektorate eines ehemaligen Vorstehers ein demselben gehöriges Magazin als Betsaal ein in den Glauben, die Verhältnisse dadurch zu ändern. Die Herren werden sich aber irren, denn der Vorstand wird seine Gesinnung nicht ändern. In neuester Zeit versuchen es die Herren nun in politischen Zeitungen, den Vorstand einzuschüchtern, so im Frankfurter Journal am 14. Januar und in den Wetterauer Nachrichten; sie eröffnen den Austritt als beschlossene Tatsache. Möge doch die kleine Schar entweder ruhig ihrem Schicksal sich ergeben oder austreten; ändern können sie doch vorerst Nichts. Dem Vorstande wollen wir jedoch zurufen: Stark und standhaft!"   

  
100-jähriges Bestehen des Israelitischen Krankenvereines (1898)  

Friedberg AZJ 19081898.jpg (165540 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 19. August 1898. "Friedberg, 11. August (1898). In unserer altehrwürdigen Gemeinde feierte der israelitische Krankenverein jüngst das Fest seines 100jährigen Bestehens. Die synagogale Feier trug einen ernsten Charakter, denn es galt vor allem, die Toten zu ehren. Nach einigen einleitenden Gesängen, die abwechselnd von den beiden Kantoren vorgetragen wurden, hielt Herr Lehrer Ehrmann die sehr beifällig aufgenommene Festrede. Er wies nach dass der Verein ursprünglich einen viel umfassenderen Zweck verfolgte als eine gewöhnliche Krankenkasse. Er beleuchtete die materiellen und sozialen Verhältnisse der hiesigen israelitischen Gemeinde zurzeit der Gründung des Vereins und hob besonders die große Opferwilligkeit hervor, dass sie trotz ihrer großen Armut fünf Jahre lang ohne jede Gegenleistung Beiträge gezahlt hatten, welche bei manchen wohl ein Sechstel ihres ganzen Einkommens betrugen. Er wies auf den großen Segen hin, den der Verein besonders in der ersten Zeit seines Bestehens verbreitet hatte, und gedachte in ehrender Weise der verstorbenen Vereinsärzte, der Herren Doktoren Renner, Trapp und Steinhäußer. Am Abend fand in der Restauration Isenburger ein Festessen statt, welches zahlreiche Teilnehmer vereinigte, und das einen sehr angeregten Verlauf nahm. Der Präsident, Herr A. Maaß, brachte einen Trinkspruch auf Herrn Lehrer Ehrmann aus, indem er dessen Verdienste um die würdige Feier betonte. Der Letztere teilte verschiedene interessante Einzelheiten aus der Geschichte des Vereins mit und brachte ein Hoch auf den Vorstand aus, indem er den Wunsch aussprach, es möge demselben gelingen, den Verein zu einer neuen Blüte zu bringen. Herr M. Isenburger toastete auf den Präsidenten, auf dessen Schultern fast die ganze Arbeitslast der Veranstaltung des Festes geruht hatte. Es braucht wohl nicht besonders hervorgehoben zu werden, dass auch der Armen gedacht wurde. Die zahlreich eingelaufenen Glückwunschschreiben zeigten, dass man die Verdienste des Vereins sowohl am hiesigen Platze als auch auswärts zu würdigen versteht. Möge er noch lange seine gedeihliche Wirksamkeit entfalten!"    

    
Gründung einer Ortsgruppe des "Verbandes der Sabbatfreunde" (1908)  

Friedberg FrfIsrFambl 17011908.jpg (15107 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 17. Januar 1908: "Friedberg. Der Verband der Sabbatfreunde gründete hier letzten Sonntag eine Ortsgruppe."  

   
Vortragsabende und Gottesdienst mit Provinzialrabbiner Dr. Sander aus Gießen beziehungsweise mit Rabbiner Dr. Levi aus Mainz (1927)    

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 16. Dezember 1927: "Friedberg in Hessen. Rabbiner als Gastredner. Am Schabbos Nauach (gemeint Schabbat Noach, das war am letzten Samstag im Oktober 1927) weilte hier Provinzialrabbiner Dr. Sander aus Gießen. In einer tief durchdachten Predigt gab der gelehrte Gast am Sabbatmorgen an Hand der Sidrah treffliche Erklärungen. Am Abend sprach Herr Dr. Sander über seinen einstigen Lehrer Heinrich Grätz. Tags darauf fand die Prüfung des unter Leitung des Lehrers Seelig stehenden Religionsunterrichts statt. Am folgenden Sonntag referierte Rabbiner Dr. Levi aus Mainz über das Thema: 'Was eint die Judenheit?'"       

 
Feier der Jugend im Gemeindezimmer (1928)  

Friedberg Israelit 22031928.jpg (63502 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. März 1928: "Friedberg in Hessen, 14. März. Der Chamischa Asar vereinigte am Montag die 'ältere' Schuljugend zu einer recht gemütlichen Feier im Gemeindezimmer. Schüler und Schülerinnen spendeten alle möglichen Obstarten. Dank der Mithilfe von Frau Lehrer Seelig lud bald ein reizend gedeckter Tisch zum Zugreifen ein. Der Abend wurde mit Dankesworten an den Veranstalter von dem Obersekundaner Felix Krämer eröffnet. Alsdann folgte eine Ansprache unseres Lehrers Seelig, die sich über die Bedeutung des Chamischa Asar erstreckte, und der die Jugend ermahnte, im Geiste unserer Tora zu leben und zu wirken. Am folgenden Tage fand auch für 'die Kleinen' eine ähnliche Feier statt."

  
Nationalsozialistische Aktionen gegen ein jüdisches Kaufhaus (Februar 1933) 

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Februar 1933: "Darmstadt. In Friedberg (Oberhessen) sind in der Nacht zum Sonntag zum dritten Male innerhalb einiger Wochen an einem jüdischen Kaufhaus sämtliche Erkerscheiben eingeschlagen worden. Die Täten konnten bis jetzt nicht ermittelt werden."   

   
Die jüdischen Kinder sollen am Sabbat und den jüdischen Feiertagen vom Schulunterricht befreit werden (1934)      

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. März 1934: "Friedberg (Hessen), 20. März (1934). Die Verfügung des Kultusministers, nach welcher die jüdischen Kinder entweder am Sabbat dem Unterricht auf Antrag der Erziehungsberechtigten fernbleiben können oder im Unterrichte vom Schreiben, Zeichnen, Handarbeit usw. nicht befreit werden können, beschäftigte die gestern einberufene Elternversammlung, die von den Eltern sämtlicher Schüler besucht war. Nach einem kurzen, aber eindrucksvollen Referate des Lehrers Seelig, in welchem er ganz besonders auf die hohen erzieherischen und ethischen Werte des Sabbatgedankens aufmerksam machte, wurde der einstimmige Beschluss gefasst, alle jüdischen Kinder Friedbergs, sowohl diejenigen der Volksschulen als auch der höheren Schulen (Oberrealschule, Gymnasium und Lyzeum) am Sabbat und an allen jüdischen Feiertagen befreien zu lassen. Ein diesbezügliches Schreiben, das die Befreiung beantragt, wurde sogleich von allen Anwesenden unterzeichnet. Somit besucht am Sabbat kein jüdisches Kind in Zukunft der Unterricht. Nach einer kurzen Aussprache zollte Lehrer Seelig den Eltern Dank und Anerkennung für die Einmütigkeit, mit der dieser Beschluss gefasst wurde. Er ermahnte die Eltern, nun auch den Kindern im Hause wahre Sabbatstunden zu bieten."          

   
Gottesdienst am Chanukka-Sonntag und weitere Mitteilungen aus dem Gemeindeleben (1934)        

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Dezember 1934: "Friedberg (Hessen), 20. Dezember (1934). Den Höhepunkt unserer Chanukahtage bildete der Gottesdienst am Chanukah-Sonntag Nachmittag, mit der anschließenden Weihestunde. Dazu hatte der Gemeindevorstand auch die Gemeinden der Umgebung eingeladen, sodass die Synagoge bis auf den letzten Platz besetzt war. Im Anschluss an den Gottesdienst begrüßte der erste Vorsitzende, Herr Siegfried Rothschild, Gemeinde und Gäste in herzlichen Worten, zur Einigkeit und zum Zusammenhalt ermahnend. Nun wechselten hebräische Gesänge und Sprechchöre entsprechenden Inhalts mit Einzelvorträgen ab. Das Programm bestritt die Schuljugend. Es folgte nun eine Ansprache des Lehrers Seelig, der von der religiösen Bedeutung der Chanukahtage auf die Pflicht zur Heilighaltung des Schabbos überging. Der Redner ermahnte insbesondere die Gäste aus den Landgemeinden, den Kindern häusliche Sabbatstunden zu bieten, die in vielen Fällen den mangelnden Gottesdienst leider ersetzen müssen. Mit dem gemeinsamen Gesange Moaus-zur endete die erhebende Feier.  
Der neugegründete Kultur- und Bildungsausschuss der Gemeinde bring im Winter viel jüdisches Leben in unsere Reihen Allsabbatlich finden gutbesuchte Schiurim statt. Außerdem finden allwöchentlich Bildungs- und Ausspracheabende statt. Die Vortragsabende wurden vom Frauenverein eröffnet, in welchem die Damen Hedwig Seelig, Gutta Ballin und Frau Meta Ehrmann über die Frauentagung in Bad Nauheim berichteten. Einen eingehenden Vortrag über 'Glaube und Religion' hielt Lehrer Seelig, während in der vergangenen Woche Rabbiner Dr. Neuhaus einen besonders fesselnden Vortrag über 'Wesen und Wert des Talmud' hielt."        

 
250-jähriges Bestehen des Männervereins und 50-jähriges Bestehen des Frauenwohltätigkeitsvereins (1937) 

Friedberg Israelit 11031937.jpg (104536 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. März 1937: "Friedberg (Hessen), 8. März (1937). Die im Besitze der Gemeinde befindliche Gründungsurkunde der Chewra Gemilus Chasodim besgat, dass die Vereinigung im Adar 5447 (1687) gegründet wurde. Sie kann auf eine ununterbrochene Tätigkeit bis auf den heutigen Tag zurückblicken. Aus diesem Anlass fand am Sonntag, den 28. Februar, in der Synagoge ein Festgottesdienst statt, an dem die ganze Gemeinde teilgenommen hat. Im Auftrag der Kippe begrüßte das Mitglied, Herr Adolf Kann, die ganze Gemeinde, während der erste Vorsitzende der Gemeinde, Herr Siegfried Rothschild, die Glückwünsche der Gemeinde überbrachte. Im Mittelpunkt des von Chorgesängen umrahmten feierlichen Gottesdienstes stand die Festpredigt des Lehrers Seelig, der seiner Ansprache die auf der Urkunde enthaltenen Worte: 'Aulom Chesed jiboneh' zu Grunde legte. An diese Feier schloss sich eine einfache Sudoh an, an der die Mitglieder der Vereinigung teilnahmen. Die erhebende Feier wird innerhalb der Gemeinde unvergessen bleiben. 
Anlässlich des 50-jährigen Bestehens des Israelitischen Frauenwohltätigkeitsvereins fand in den Räumen des Gemeindehauses eine gemütliche Zusammenkunft der Mitglieder statt, bei der das Vorstandsmitglied, Frau Meta Ehrmann, in einer Ansprache auf die Geschichte und auf die segenspendende Tätigkeit des Vereins hinwies."   
 
Friedberg Israelit 13051937.jpg (44290 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Mai 1937: "Friedberg (Hessen), 19. April (1937). In der nahezu 700 Jahre alten Gemeinde Friedberg in Hessen beging der jüdische Männerverein das Jubiläum seines 250-jährigen Bestehens. Die noch vorhandene Begründungsurkunde zeigt, dass die 'Männerkippe' im Jahre 5447, d.h. 1687 gegründet worden ist."  

    
    
Berichte zu einzelnen Personen der Gemeinde   
Über den aus aus Friedberg stammenden Rabbiner und Schriftsteller Joseph Juspa Nörlinger Hahn (gest. 1637 in Frankfurt)   

Friedberg GblIsrGF April1937 7.jpg (180629 Byte)Artikel im "Gemeindeblatt der Israelitischen Gemeinde in Frankfurt" vom April 1937 S. 207: "Rabbi Joseph Juspa Hahn zum 300. Todestag  von Professor Dr. Aron Freimann.  Am 3. April 1937 sind 300 Jahre verstrichen, seitdem der hervorragende Rabbiner und Schriftsteller in Frankfurt am Main, Joseph Juspa Nörlinger Hahn, am 9. Nissan des Jahres 5397 gestorben ist. Joseph Hahn entstammte einer in Frankfurt angesehenen Familie, die ihren Namen nach ihrem Stammhause 'Zum roten Hahn' gewählt hatte und deren Nachkommen noch zu den Mitgliedern unserer Gemeinde gehören. Ihm verdanken wir die Kenntnis der Vorgänge in Frankfurt während des Fettmilch'schen Aufstandes und des Dreißigjährigen Krieges. Das zweite Heft der 'Frankfurter Rabbinen' von Rabbiner Dr. Markus  Horovitz seligen Andenkens gibt eine anschauliche Schilderung dieser Vorgänge und insbesondere der Tätigkeit Joseph Hahns. Die Familie Hahn wird wohl aus Friedberg nach Frankfurt eingewandert sein, sie war mit der gleichfalls aus Friedberg stammenden Familie Rothschild verwandt und hat eine Reihe hervorragender Mitglieder aufzuweisen. Joseph Hahn widmete sich besonders dem Studium halachischer Werke. Wir verdanken ihm eine Schrift 'Josif Omez' betitelt, die zuerst von seinem Schwiegersohn in Frankfurt-Main 1723 herausgegeben wurde. Diese Schrift ist besonders für die Geschichte der religiösen Gebräuche in Frankfurt am Main wichtig, sie ist aber auch eine Quelle für den Unterricht und das Erziehungswesen bei den deutschen Juden im 17. Jahrhundert. Über Kinderzucht z.B. äußert sich der Verfasser in folgender Weise:  …"  

  
Zum Tod von Moritz Löb beim Versuch, Menschenleben zu retten (1890)  

Bad Nauheim Israelit 03031890.JPG (106930 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. März 1890: "Bad Nauheim, 24. Februar (1890). Am letzten Samstag Nachmittag ereignete sich dahier ein überaus betrübender Unglücksfall, der 3 blühenden Menschen das Leben kostete. Auf dem Eise unseres Teiches liefen eine junge Dame und ein junger Mann, Kandidat der Theologie, Schlittschuh. Plötzlich brach unter den jungen Leuten das Eis und zu gleicher Zeit verschwanden dieselben im Wasser. Erschütterndes Hilfegeschrei erfolgte und veranlasste zwei andere Kandidaten der Theologie, sowie den am Ufer spazieren gehenden 22 Jahre alten Herrn Moritz Löb, Sohn des Fruchthändlers E. Löb aus Friedberg, den Verunglückten Hilfe zu leisten. Einer der Kandidaten fasste das junge Mädchen, Löb den im Eise eingebrochenen Theologen, jedoch plötzlich brach auch unter Löb das Eis und stürzte der kopfüber in das Wasser und verschwand mit den beiden, die er in seinem Edelmut retten wollte; die beiden anderen Kandidaten wurden durch schnell Hilfeleistung der auch ihnen drohenden Gefahr des Ertrinkens entrissen. Den vom tiefen Schmerz gebeugten Verwandten des edelmütigen Moritz Löb mag es zum Trost gereichen, dass dieser in seiner großen Menschenliebe sein junges Leben opferte."
   
Bad Nauheim Israelit 06031890.jpg (69850 Byte) Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. März 1890: "Friedberg, 25. Februar (1890). Gestern wurden die sterblichen Reste des 22jährigen Moritz Löb, der bei dem Versuche, im Nauheimer Teiche fremde Menschenleben zu retten, das eigene Leben eingebüßt hatte, auf dem jüdischen Friedhofe dahier zur letzten Ruhestätte verbracht. Ein Leichenzug von solcher Länge ist hier noch nicht erlebt worden; die Zivil- und Militärbehörden und die Lehrerkollegien der höheren Unterrichtsanstalten hatten sich fast vollzählig eingefunden, Männer und Frauen, Jünglinge und Jungfrauen gaben das Ehrengeleite; die Blumenspenden füllten einen ganzen Wagen. Lehrer Ehrmann hielt die tief ergreifende Trauerrede. Heute wird Fräulein Minna Deike bestattet. Die Leiche des Kandidaten Hotz ist nach seiner Heimat Laubach verbracht worden."
  
Bad Nauheim AZJ 07031890.jpg (148600 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 7. März 1890: "Friedberg (Oberhessen), 25. Februar. Die traurige Katastrophe auf dem Eise, welche sich am verflossenen Samstag in dem benachbarten Bad Nauheim ereignete, und dem drei Menschenleben zum Opfer fielen, ein Kandidat der Theologie und seine Braut, sowie ein junger jüdischer Kaufmann Moritz Löb von hier, der die Beiden retten wollte, ist Ihnen sicher bekannt. Gestern wurde Löb zu Grabe getragen. Ein Leichenzug, wie einen solchen Friedberg wohl noch nie gesehen hat, bewegte sich nachmittags 4 Uhr durch die Straßen unserer Stadt nach dem jüdischen Friedhofe. Alle Zivil- und Militärbehörden, das Lehrer- und Prediger-Seminar, Männer und Frauen, Jünglinge und Jungfrauen Friedbergs und der ganzen Umgegend gaben dem Verblichenen das letzte Ehrengeleite. Ein Landauer, gefüllt mit prachtvollen Kränzen, Blumen, Palmenzweigen mit Schleifen, alle gewidmet von christlichen Mitbürgern, fuhr im Zuge. Auch eine Schar seiner christlichen Freundinnen, jede mit einem schönen Kranze, hatte sich dem Zuge angeschlossen; das Weinen und Schluchzen war weithin vernehmbar. Wohl kann das Ehrengeleit nach Tausenden gerechnet werden. In kernigen Worten schilderte Lehrer Ehrmann die Handlungsweise des jungen Mannes. Er sagte unter anderem: 'Wenn auch unermesslich herbe der Verlust ist und tief die Wunde, die den Eltern ob dieses jähen Ablebens ihres zu den schönsten Hoffnungen berechtigenden einzigen Sohnes geworden, so ist doch tröstender Balsam der Gedanke, einen so geachteten, geliebten Sohn gehabt zu haben, dem die ganze Stadt und Umgegend das Ehrengeleit gaben, und verstummen und verschämt müssen hier die elenden Verleumder zurückweichen, die sich bemühen, den Samen des Hasses und der Zwietracht auszustreuen zwischen den Bekennern verschiedener Religionen.'"

   
Vermächtnis von Fräulein Grödel für "milde Zwecke" der Gemeinde (1890)  

Friedberg Israelit 17111890.jpg (35901 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. November 1890: "Friedberg (Hessen), 6. November (1890). Die hiesige Israelitische Gemeinde wurde nach einer dem Vorstande zugekommenen Mitteilung des Amtsgerichts von dem jüngst in Nauheim verstorbenen, von Friedberg gebürtigen Fräulein Grödel mit einem Legat von 20.000 Mark, dessen Zinsen für milde Zwecke verwendet werden sollen, bedacht."  
 
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 20. November 1890: 
dieselbe Mitteilung wie im "Israelit" siehe oben.    

   
Zum Tod des Stadtrates und Mitglied des Schulvorstandes Eduard Hirsch (1893)   

Friedberg AZJ 18081893.jpg (137329 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 18. August 1893: "Friedberg (Oberhessen), 13. August. Unsere altehrwürdige Gemeinde hat durch den Tod eines ihrer wackersten und tätigsten Mitglieder, des Herrn Eduard Hirsch, einen schweren Verlust erlitten. Als würdiger Sohn des durch seine talmudische Gelehrsamkeit ausgezeichneten Mayer Hirsch nahm sich der Verstorbene in seiner Eigenschaft als Stadtrat und Mitglied des Schulvorstands des jüdischen Religionsschulwesens, das zu jener Zeit noch sehr im Argen lag, in hervorragender und sachverständiger Weise an. Es gelang ihm nicht nur, den jüdischen Religionsunterricht in jeder Beziehung dem christlichen gleichzustellen, sondern er arbeitete auch einen Lehrplan für denselben aus, der jedem Lehrer zur Ehre gereichen würde. Diese Tätigkeit verdient umso mehr Anerkennung, da sie in einer Zeit erfolgte, wo man in Hessen diesem Gebiete des jüdischen Lebens  leider nur allzu wenig Aufmerksamkeit schenkte. In gleich energischer und selbstloser Weise nahm sich der Verstorbene der Wohltätigkeitsanstalten an. Man konnte sicher sein, dass ein Verein, in dem er als Vorstand tätig war, in mustergültiger Weise geführt wurde. Er besaß auch die seltene Gabe, nicht nur selbst zu allen gemeinnützigen Institutionen reichlich beizusteuern, sondern auch seine zahlreichen Freunde und Bekannten zum geben zu veranlassen. Dies zeigte sich besonders bei seiner letzten Schöpfung. Durch seine Energie und rastlose Tätigkeit brachte er es nämlich dahin, dass eine schöne Leichenhalle erbaut und die alten und verfallenen Grabsteine auf unserem alten Friedhofe wieder aufgerichtet und renoviert wurden. Bei der Beerdigung zeigt sich, wie groß sein Ansehen bei der ganzen Bevölkerung war, denn alle Konfessionen und alle Stände waren zahlreich vertreten. Am Grabe entwarf Herr Rabbiner Dr. Salfeld von Mainz in formvollendeter Rede ein Lebensbild des Verstorbenen und feierte seine segensreiche Wirksamkeit auf allen Gebieten menschlichen Lebens und Strebens."   

 
Zur Goldenen Hochzeit von Moses Simburger und seiner Frau Bettchen geb. Goldberg (1899)  

Friedberg Israelit 30101899.jpg (28956 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Oktober 1899: "Friedberg (Hessen). Moses Simburger und seine Gemahlin Bettchen geb. Goldberg zu Friedberg, begehen am 5. November dieses Jahres das Fest der goldenen Hochzeit. Möge es denselben vergönnt sein, noch lange Jahre in Rüstigkeit und familiären Freuden zu leben. Sagen wir anlässlich dieses Festes unsere herzliche Gratulation."

  
Walter Neumann wird mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet (1915)  

Friedberg Israelit 27051915.jpg (17942 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Mai 1915: "Friedberg, 22. Mai (1915). Walter Neumann, Sohn des Lehrers H. Neumann in Friedberg in Hessen, im Kurhessischen Jäger-Reserve Bataillon No. 11, erhielt das Eiserne Kreuz."   

    
Erster Weltkrieg: von Moses Eckstein sind sieben Söhne sowie ein Schwiegersohn in den Krieg gezogen (1917)  

Friedberg AZJ 16021917.jpg (21562 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 16. Februar 1917: "Der Handelsmann Moses Eckstein in Friedberg hat sieben Söhne sowie einen Schwiegersohn im Felde stehen."

   
Zum Tod von Johanna Hammel (1921)  

Friedberg Israelit 29091921.jpg (68782 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. September 1921: "Friedberg, 27. September (1921). Unsere Gemeinde hat durch den Heimgang der Frau Johanna Hammel einen schweren Verlust erlitten. Eine selten brave Frau, aus frommem und geachtetem Hause stammend, verstand sie es, ihre Kinder zu tüchtigen Menschen heranzubilden. Ihr frommes Gemüt – sie versäumte keine Tefila (Gebet) – offenbarte sich besonders vor ihrem Tode, denn sie berief die Frauen der Chewra Kadischa (Wohltätigkeits- und Bestattungsverein), der sie selbst viele Jahre angehörte, an ihr Sterbelager. An ihrem Grabe widmete ihr Herr Lehrer Ehrmann warme Worte der Anerkennung und wies besonders auf ihr treues Wirken in den verschiedenen jüdischen Vereinen hin. Mögen ihre Kinder in ihre Fußstapfen treten und ihr nachfolgen auf dem Wege der Tugend und Frömmigkeit. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."  

     
Als Vorstandsmitglieder in der jüdischen Gemeinde wurden Siegfried Rothschild, Dr. Siegfried Rosenthal und Siegfried Krämer gewählt (1927)  

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 5. August 1927: "Friedberg in Hessen. Bei der Ersatzwahl zum Vorstand der hiesigen Gemeinde, die dadurch nötig geworden war, dass in letzten Zeit drei verdiente Vorstandsmitglieder gestorben waren, wurden gewählt die Herren Siegfried Rothschild, Dr. Siegfried Rosenthal und Siegfried Krämer."         

      
Zum Tod von Helena Neumann geb. Frank (1929)   

Friedberg Israelit 09071929.jpg (51958 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Juli 1929: "Friedberg, 7. Juli (1929). Im Krankenhause zu Frankfurt am Main verstarb im Alter von nur 57 Jahren die Witwe des ehemaligen Lehrers der Israelitischen Gemeinde, Frau Helena Neumann geb. Frank. Ihr früher Tod bedeutet nicht nur für die Familie einen schmerzlichen Verlust, auch die Jüdische Gemeinde Friedberg und deren Wohlfahrtsinstitutionen beklagen den Heimgang einer unermüdlichen Mitarbeiterin. Bei der Beerdigung, die unter außerordentlicher Anteilnahme aus allen Kreisen der Bevölkerung stattfand, schilderte Lehrer Seelig die Verewigte." 

    
Zum Tod von Regina Ehrmann, Sabine Mayer und Eduard Mayer (1931)  

Friedberg Israelit 01041931.jpg (210587 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. April 1931: "Friedberg (Hessen), 22. März (1931). Am Rosch Chodesch Adar (1. Adar = 27. Februar 1933), genau an dem Tage, an dem sie vor 50 Jahren unter die Chuppa geführt worden (= sich verheiratete), verschied die allverehrte Gattin unseres Lehrers und Führers, Frau Regina Ehrmann. Mit ihr ist uns eine jener frommen Frauen genommen worden, wie sie besonders in den Klein- und Mittelgemeinden immer seltener werden. Tiefe Frömmigkeit, fest gegründet auf Wahrhaftigkeit und Nächstenliebe, zeichnete diese Frau aus, die Bescheidenheit war so sehr hervorstechendes Merkmal ihres Charakters, dass kaum jemand ahnen konnte, wie viele Liebestaten von ihr ausgingen. Ihre Tätigkeit in der Frauenkippe (Frauenverein) war mustergültig. Geradezu beispielgebend aber war ihr Verhalten den Wanderarmen gegenüber, die nicht nur Spende und Speise bei ihr fanden, sondern auch wie Freunde bei ihr aufgenommen wurden, wie sie überhaupt jedem Menschen mit stets gleich bleibender Güte und Freundlichkeit entgegentrat. Die Anordnung unserer Weisen, jeden Menschen zu seinen Gunsten zu beurteilen, befolgte sie in einer Weise, die fast als weltenfern zu bezeichnen ist. In ihren letzten Lebensjahren bezeichnete sie es als ihre größte Freude, dem sabbatlichen Gemoro-Schiur (Talmud-Lehrvortrag) ihres Gatten zuzuhören und manches interessante und kluge Wort, das sie einwarf, ließ erkennen, dass das Leben dieser Frau sowohl im Elternhaus in Burgpreppach, als auch in dem von ihr gegründeten Heim stets von Geiste der Tora umwoben war.
Möge der Allmächtige den greisen Gatten und ihren Kindern Trost spenden. Möge Er Söhne und Töchter die Pfade gehen lassen, die die verklärte Mutter zeitlebens gewandelt. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens.
* * *
Es ist eine merkwürdige Fügung, dass eine greise Frauengestalt, die in Wirken und Wandel der verstorbenen Frau Regina Ehrmann so eng verbunden war – Frau Sabine Mayer – am gleichen Tage vom irdischen Sein abberufen wurde. Auch die war eine Frau, die zeitlebens von tiefer Frömmigkeit beseelt war. Als Gründerin des Frauenvereins war sie jahrzehntelang dessen 1. Vorsitzende und hat in dieser Zeit unendlich viel Gutes an Armen und Kranken gewirkt. Ihr Leben war reich an Freund und Leid, doch war sie in allen Lagen von unerschütterlichem Gottvertrauen beseelt. Der Allgütige hat es aber gefügt, dass sie den Tod ihres ältesten Sohnes Eduard Mayer nicht mehr erleben musste, der zwei Stunden nach ihr seine Seele aushauchte, beweint von Frau und Kindern, für die er zeitlebens in Liebe gesorgt hatte. So wurden in unserer Gemeinde am Rosch Chodesch Nissan* drei wertvolle Mitglieder zur letzten Ruhe gebettet. Wegen des Rosch Chodesch konnte die Trauer nicht zu gebührendem Ausdruck gelangen. Ihre Seelen seien eingebunden in den Bund des Lebens."  
° es muss wie oben Rosch Chodesch Adar heißen, der Rosch Chodesch Nissan war am 28. März 1933.   

  
Zum Tod von Jettchen Krämer (1931) 

Friedberg Israelit 03121931.jpg (55532 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Dezember 1931: "Friedberg in Hessen, 24. November (1931). Am 7. Kislew verschied in unserer Gemeinde eine würdige, wegen ihrer Religiosität und Bescheidenheit ehrfurchtgebietende Greisin, Frau Jettchen Krämer, im 82. Lebensjahre, um nach 31 Jahren ihrem gleich gesinnten Gatten in die Ewigkeit nachzufolgen. Die hoch gebildete Frau hat ihren Kindern eine echt jüdische Erziehung angedeihen lassen und ist ihnen stets ein Vorbild an Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft gewesen. Sanft wurde ihr die reine Seele genommen. Am Grabe schilderte Herr Lehrer Seelig in bewegten Worten die trefflichen Eigenschaften der Entschlafenen vor der fast vollzählig erschienenen Gemeinde und zahlreichen nichtjüdischen Mitbürgern. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."   
 
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom  18. Dezember 1931: 
Derselbe Bericht wie in der Zeitschrift "Der Israelit"       

    
Zum 75. Geburtstag von Julius Kann, langjähriger 2. Gemeindevorsteher (1934)  

Friedberg Israelit 23081934.jpg (50857 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. August 1934: "Friedberg (Hessen), 18. August (1934). Am 25. August begeht Herr Julius Kann, Mitinhaber der Firma Emil Reis Nachfolger, seinen 75. Geburtstag in voller körperlicher und geistiger Frische. Herr Kann hat dem Vorstande der hiesigen Gemeinde als stellvertretender Vorsitzender 29 Jahre lang angehört. Noch heute ist Herr Kann als Vorsitzender der Darlehenskasse in der Wohlfahrtspflege tätig. Wir wünschen dem verdienstvollen und aufrichtigen Menschen einen recht gesegneten Lebensabend."  

      
      
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen      
Lehrlingssuchen des Manufaktur-, Modewaren- usw. Geschäftes Becker & Engel (1869 / 1889 / 1894)    

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. November 1869: "Zwei Lehrlinge gesucht
In unserem Manufakturwarengeschäfte en gros & en detail suchen wir unter günstigen Bedingungen zwei Lehrlinge (Israeliten). Kost und Wohnung sowie strenge Aufsicht im Hause. Samstags und Feiertage geschlossen. 
Becker & Engel in Friedberg i.d. Wetterau."       
    
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Juni 1889
"Für unser Manufaktur- und Konfektionsgeschäft suchen wir ein Lehrmädchen per sofort unter günstigsten Bedingungen. 
Friedberg und Bad Nauheim. Becker und Engel."
   
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Juni 1889
"Per sofort suche ein gesetztes Dienstmädchen für Küche und Haushaltung. 
Friedberg
(Hessen). Becker & Engel".    
    
Friedberg Israelit 15021894.jpg (45885 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Februar 1894
"Lehrlings-Stelle für unser Manufaktur- und Modewaren-, Herren- und Damen-Konfektionsgeschäft Ostern zu besetzen, auf Verlangen auch Kost und Wohnung gegen mäßige Vergütung im Hause. 
Becker & Engel
, Großherzoglicher Hofagent, Friedberg in Hessen."   

            
Anzeige des Kurz-, Woll- und Weißwarengeschäftes Julius Emanuel (1890)  

Friedberg Israelit 23101890.jpg (48428 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Oktober 1890: "Suche für mein Kurz-, Woll- und Weißwarengeschäft per sofort ein ordentliches, religiöses Mädchen, welches sich auch gleichzeitig mit in der Haushaltung beschäftigen kann. Erwünscht wäre, wenn solches auch etwas in Näharbeiten bewandert, jedoch nicht unbedingt erforderlich. 
Offerten an Julius Emanuel. Friedberg (Hessen)."  

 
Lehrlingssuche der Brot- und Feinbäckerei L. Rosenthal (1897)  

Friedberg Israelit 16091897.jpg (21587 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. September 1897: 
"Ein Junge kann die Brot- und Feinbäckerei erlernen bei 
L. Rosenthal,
Friedberg (Hessen)."  

 
Lehrlingssuche der Schlachterei und Wurstfabrik S. Isenburger (1900)  

Friedberg Israelit 13081900.jpg (33552 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. August 1900: "Ein Lehrling wird zum sofortigen Eintritt gesucht. 
S. Isenburger, Schlachterei und Wurstfabrik, Friedberg, Hessen."   

  
Anzeige von Lina Hirsch (1901)
  

Friedberg Israelit 13061901.jpg (37888 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Juni 1901: "Gesucht 
als Stütze im Haushalt ein einfaches jüdisches Mädchen, zwischen 20 und 30 Jahren, das sich allen entsprechenden Arbeiten unterzieht. Offerten mit Gehaltsansprüchen an 
Frau Lina Hirsch, Friedberg in Hessen."   

    
Anzeige der Likörfabrik Emil Reis Nachfolger (1903)  
Mitinhaber war 1934 Julius Kann, siehe Bericht oben.       

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Juni 1903: "Suche per 15. September einen 
Lehrling
 
mit guten Schulkenntnissen. Kost und Logis im Hause, Samstags und Feiertage frei. 
Emil Reis Nachfolger,
 
Likörfabrik, Friedberg (Hessen)."      

 
Anzeige von David Kraemer (1903)      

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. August 1903: "Gesucht 
ein tüchtiges Mädchen für Hausarbeit und bürgerliche Küche. 
David Kraeme
r, Friedberg (Hessen)".     

  
Anzeige von Frau A.
(?) Stern V. (1904) 

Friedberg Israelit 11021904.jpg (28715 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Februar 1904: "Ein in allen häuslichen Arbeiten bewandertes, braves Mädchen zum sofortigen Eintritt gesucht. Frau A. (?) Stern V., Friedberg (Hessen)."  

  
Lehrlingssuche des Manufaktur- und Herrengarderode-Maßgeschäftes N. Simon (1905)  

Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 3. März 1905: "Lehrling für mein Manufaktur- und Herrengarderode-Maßgeschäft gesucht. Samstags geschlossen. 
N. Simon, Friedberg (Hessen)."  

   
N. Gottselig empfiehlt sich als Buchhalter (1919)   

Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 17. Januar 1919: "Buchhalter, 25 Jahre alt, aus dem Heere entlassen, in allen Kontorarbeiten wie: Korrespondenz, Stenographie, einfacher und doppelter Buchführung, sowie im Mahn- und Klagewesen bewandert, sucht passende Stelle zum sofortigen Eintritt. Gefällige Angebote erbeten an 
N. Gottselig, Friedberg in Hessen."    

    
Geburtsanzeige von Alfred Rosenthal (1922)   

Friedberg Israelit 21091922.jpg (33999 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. September 1922: Alfred. Die Geburt eines Knaben zeigen in Freude an Dr. Siegfried Rosenthal und Frau Käthe geb. Nussbaum. Friedberg in Hessen, 11. September 1922."

            
Verlobungsanzeige von Edith Lewy und Jacques Schapiro (1929)  

Friedberg Israelit 28021929.jpg (28227 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Februar 1929: "Edith Lewy - Jacques Schapiro.
Verlobte. 
Friedberg in Hessen, Hanauer Straße 15 - Frankfurt am Main - Rheinstraße 20. Februar 1929."   

      
Hochzeitsanzeige von Dr. Ludwig Krämer und Erna geb. Grünstein (1928)      

Anzeige in der "CV-Zeitung" vom 7. September 1928: "Statt Karten! 
Rechtsanwalt Dr. Ludwig Krämer - Erna Krämer geb. Grünstein
Vermählte. Friedberg (Hessen) - Gladenbach". 

   
Verlobungsanzeige von Renate Weil (Albersweiler) und Berthold Reichenberg (Friedberg, 1934)     

Anzeige in "Israelitisches Familienblatt" vom 20. Dezember 1934:
"Renate Weil   -  Berthold Reichenberg
Verlobte
Albersweiler (Rheinpfalz)   -  Friedberg Hessen."    

   
   
Weitere Dokumente 
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim / Ries)    

 Postkarte der Eisenhandlung
 Ballin-Oppenheimer von Friedberg (1923) 
 Friedberg Dok 201407010.jpg (182496 Byte)  Friedberg Dok 201407010a.jpg (148045 Byte)

Die Geschäfts-Postkarte der Eisenhandlung Ballin-Oppenheimer in Friedberg wurde am 30. Juli 1923 nach Aurorahütte bei Gladbach versandt. Zu der aus Heldenbergen stammenden Familie ist u.a. bekannt (s.o.): im Ersten Weltkrieg ist Wilhelm Ballin-Oppenheimer (geb. 7. September 1889 in Heldenbergen, gedient im 3. Infanterie-Regiment 419) am 24. April 1918 gefallen. In den Listen der in der NS-Zeit Umgekommenen/Ermordeten finden sich die Namen von Ernst Simon Ballin-Oppenheimer (geb. 1894), Inge Ballin-Oppenheimer (geb. 1931), Johanna Weiler geb. Ballin-Oppenheimer (geb. 1910). 
Die Eisenhandlung Ballin Oppenheimer befand sich bis zur erzwungenen Schließung in der NS-Zeit 1935 in der Schnurgasse 4. 

      

Kennkarte aus der NS-Zeit            
               
Am 23. Juli 1938 wurde durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch" galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt. 
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände: Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV: Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm. Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de       
 
 Kennkarten des in Friedberg 
geborenen Hugo Engel
 
 Friedberg KK MZ Engel Hugo.jpg (89851 Byte)  
   Kennkarte (ausgestellt in Bad Nauheim) für Hugo Engel (geb. 5. Oktober 1860 in Friedberg)     

     
    
    
Zur Geschichte der Synagoge         
    
Mittelalter
: Eine Synagoge war spätestens seit Mitte des 13. Jahrhunderts vorhanden. Nach der Judenverfolgung in der Pestzeit wurde sie - wie auch die Wohnhäuser und Hofstätten der Juden - von Ulrich von Hanau, dem Landvogt der Wetterau, an die Bürger beziehungsweise die Stadt verkauft. Die Synagoge befand sich bereits im 13. Jahrhundert am nördlichen Ende der Judengasse. Nach Rückkehr jüdischer Personen und Familien einige Jahre nach der Pestzeitverfolgung (1360) konnte die Synagoge wieder hergerichtet werden. Ursprünglich war die Synagoge ein Rundbau und wurde später nach Süden und Norden zu rechteckiger Grundfläche erweitern. Nach 1730 wurde das Hauses von Jakob ben Raphael Epstein zur Erweiterung der Synagoge hinzugenommen. 
    
1846/47 wurde die Synagoge völlig restauriert und am 18. und 19. Dezember 1847 neu eingeweiht. Dazu liegt der folgende Bericht vor:  
    
Einweihung der restaurierten Synagoge (1847)  

Friedberg AZJ 08021847.JPG (224216 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 8. Februar 1847: "Friedberg (Hessen), im Dezember (1847). Der 18. und 19. dieses Monats waren für die hiesige israelitische Gemeinde zwei bedeutungsvolle Tage, welche in der Erinnerung der ganzen Bürgerschaft unvergesslich bleiben werden. Denn bei der Feier der Einweihung eines völlig neu restaurierten israelitischen Gotteshauses wurde hier der herrliche Gedanke zu Tat, dass Konfessionsunterschied  fortan keine Scheidewand mehr zwischen Menschen bilden werde und Menschenliebe siegreich alle Vorurteile vernichtet, welche früher Brüder von Brüdern grausam trennte. So bezeichnete es die Gesinnung der hiesigen israelitischen Gemeinde, dass dieselbe zur würdigen Vorfeier ihres Festes an sämtliche Stadtarme Lebensmittel austeilen ließ, und wahrhaft erhebend und ergreifend war es, als den 18. des Abends gegen 4 Uhr allgemeines Glockengeläut von der christlichen Stadtkirchen herab den Beginn des jüdischen Festes den Einwohnern verkündete. Unter diesem Geläute setzte sich vom Rathaus aus ein schöner Zug in Bewegung, voran die Schuljugend mit ihren Lehrern, dann die festlich gekleideten Jünglinge und Männer mit ihren Kokarden und Fahnen, Greise, strahlend vor Freude, in der Neige ihrer Tage noch einem so schönen Feste beiwohnen zu können. Sämtliche Geistlichen in ihrer Amtstracht, Kreis- und Stadtbehörden und die Elite der Bürgerschaft schlossen sich bereitwilligst dem Zuge an. An der Synagoge angekommen, überreichten zwei weiß gekleidete Mädchen dem großherzoglich hessischen Herrn Kreisrate die Schlüssel zum Gotteshaus. Hier sprach dieser so sehr verdiente und geachtete Beamte einige wenige, aber inhaltsreiche Worte über die Bestimmung eines solchen Hauses, und in erhöhter feierlicher Stimmung betrat die Versammlung die geweihte Stätte. Schöner Choral und Predigten des Herrn Dr. Levy von Gießen trugen viel dazu bei, hier den Gottesdienst für die beiden Tage zu einem sehr erhebenden und erbauenden zu machen. Der Abend des Ersten Tages wurde noch verherrlicht durch einen solennen Fackelzug mit Musik und Gesang, welcher der rüstige, obschon noch sehr junge israelitische Singverein der obersten Kreis- und Stadtbehörde als Zeichen der Hochachtung und Erkenntlichkeit für deren stets bereitwillige Förderung alles Schönen und Guten brachte. Ehre gebührt aber auch dem israelitischen Vorstande, unter dessen rühmlicher Leitung der Bau des Gotteshauses trotz vieler Hindernisse und Mühen zustande kam und der mit sehr anerkennenswertem Eifer die heutige schöne Feier vorbereitete." 

    
Zu einem weiteren Umbau mit Erweiterung der Synagoge kam es 1880/81:   

Friedberg Synagoge 191.jpg (78314 Byte)Dokument vom Umbau der Synagoge 1880-81 - das Blatt war eingelegt in eine Kapsel, die eingemauert worden war: "Zum Gedächtnis. Hebräisches Zitat von Psalm 127. Dann Übersetzung: Stufenlied von Salomon. Vergeblich ist der Künstler Arbeit, will Gott nicht selbst den Tempel bauen. Vergeblich aller Wächter Fleiß, wenn Gott nicht selbst die Stadt bewacht. Vergeblich wacht ihr früh und sitzet spät und esset Brot mit Sorgen, seinen Freunden gibt es es im Schlaf. 
Friedberg, den 18ten Oktober 1880. Im Jahr der Welt 5640/1880 wurde diese Synagoge zur Ehre Gottes umgebaut und vergrößert und im Jahr 5641/1881 vollendet. Möge der Allgütige dieselbe immerdar schützen, vor allem Unfällen bewahren, und die in derselben zu ihm emporsteigenden Gebete gnädigst erhören. Der Vorstand: S. Hirschhorn, Elias Meyer, Emanuel Loeb, Ludwig Groedel, Mayer Hirsch. 
Die Leitung des Baues erfolgt durch den Großherzoglichen Kreisbaumeister Reuss. Bürgermeister der Stadt Friedberg Herr C. Scriba". 
Quelle: Arnsberg Bilder s.Lit. S. 57.

      
Festgottesdienst in der Synagoge zum 100. Geburtstag von Sir Montefiore (1884) 

Friedberg Israelit 06111884.jpg (26693 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. November 1884: "Friedberg (Hessen), 31. Oktober (1884). Zur Ehren des hundertsten Geburtstages Sir Montefiores wurde auch in hiesiger Synagoge ein Festgottesdienst abgehalten und dem hochverehrten Jubilar eine kunstvoll ausgeführte Glückwunsch-Adresse von hiesigen Gemeinde durch den Vorstand übersandt."

  
Über das "Judenbad" und die Synagoge (1928) 
  
In dem Bericht von 1928 wird der "wundervoll geschnitzte" Toraschrein zur Besichtigung empfohlen, in dem sich eine 900 Jahre alte Torarolle befinden soll.

Friedberg Israelit 26041928.jpg (86012 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. April 1928: "Altjüdisches aus Friedberg (Hessen)
Dass unsere Nachbarstadt Friedberg eine Reihe besonders interessante jüdische Altertümer aufzuweisen hat, ist wenigen bekannt. 
Das ehemalige Ghetto ist größtenteils erhalten. Hier interessiert uns am meisten die bis vor 80 Jahren noch im Gebrauch gewesene alte Mikwe, die von dem Architekten der Friedberger Stadtkirche im Jahre 1260 erbaute wurde. Das Ganze ist aus einem einzigen Felsblock gehauen und weist eine Tiefe von 24 Metern auf. Die 70 Stufen, die zum Grundwasser hinabführen, sind zu beiden Seiten von Säulen und Nischen mit kunstvollen rein gotischen Verzierungen umgeben. Der ganze Raum wird durch ein Oberlicht erhellt. 
Wer diese Stätte verlassen hat, versäume nicht, auch die Synagoge sich anzusehen. In dieser fällt besonders der wundervoll geschnitzte Aron hakodesch (Toraschrein) auf, dessen Inneres eine Torarolle birgt, die, heute noch zur Vorlesung benutzt, in dem ehrwürdigen Alter von 900 Jahren stehen soll. – 
Man versäume nicht, sich dieses ehrwürdige Zeugnis vergangener Generationen anzusehen".  
 

Nochmals umgebaut wurde die Synagoge 1931. Danach hatte sie insgesamt 320 Plätze (176 Männer- und 98 Frauensitze sowie weitere Klappsitze für Männer).  
   
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge niedergebrannt. Das Gebäude wurde 1939 vollständig abgebrochen. 
 
Ende der 1950er-Jahre wurde zur Erinnerung an die Zerstörung der Friedberger Synagoge eine Gedenktafel am "Judenbad" angebracht. Die Inschrift lautete: "Die Synagoge der Friedherger Jüdischen Gemeinde wurde am 9.11.1938 in der Zeit der tiefsten Selbsterniedrigung des deutschen Volkes in unmenschlichem Hass und Verblendung geschändet, angezündet, danach für baufällig erklärt und beseitigt. Diese Tafel gelte als besinnende Erinnerung und Mahnung für zukünftige Geschlechter. Die Liebe besiege den Haß."
 
Im Januar 1994 beschloss das Stadtparlament, den Synagogenplatz nach Plänen von Prof. Peter Schubert zu einer Gedenkstätte umzugestalten. Bereits im September 1992, zum 50. Jahrestag der Deportationen war eine Gedenktafel am Synagogenplatz angebracht wurden "Zum Gedenken an das Leid und Sterben der jüdischen Bürger Friedbergs in den Jahren 1933 bis 1945" mit den Namen von 70 Ermordeten. 
 
Eine Wochentagssynagoge mit etwa 100 Sitzplätzen war im Jüdischen Gemeindehaus in der Kaiserstraße 8 eingerichtet. Vom Gemeindehaus führte ein direkter Zugang zur Synagoge. Das Gemeindehaus wurde nach 1945 wegen Baufälligkeit abgebrochen (s.u. Fotos).
    
    
Adresse/Standort der Synagoge  Synagogengasse 4       
   
   
Fotos        
(Quelle: historische Fotos teilweise aus Arnsberg, Bilder S. 55-60; Fotoabzüge befinden sich im Gedenkraum des "Judenbades" Judengasse 20; neuere Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 19.4.2008)

Die Judengasse in Friedhof 
unweit der Burg Friedberg
Friedberg Judengasse 310.jpg (79638 Byte) Friedberg Judengasse 151.jpg (62442 Byte)
  Blick zur Burg Friedberg; rechts Zugang 
zur "Judengasse" (Straßenschild)
Straßenschild "Judengasse"
     
  Friedberg Judengasse 152.jpg (138284 Byte) Friedberg Judengasse 153.jpg (156667 Byte)
  Die Judengasse im Frühjahr 2008  
     
Die ehemalige Synagoge 
in Friedberg 
Friedberg Judenbad 174.jpg (88678 Byte) Friedberg Judenbad 176.jpg (76798 Byte)
              Gemeindediener ("Schammes") Moritz Mainz 
mit Torarolle im Hof der Synagoge (vor 1914);
 Moritz Mainz starb 1917 in Gießen
     
Jüdische Kunst aus Friedberg
(Abbildungen aus: Rudolf Hallo: Jüdische Kunst
 aus Hessen und Nassau. Berlin 1933)
   
Friedberg RHallo Tafel 6a.jpg (688860 Byte) Friedberg RHallo 18a Nr67.jpg (1289526 Byte) Friedberg RHallo Tafel 11 Nr33.jpg (2003931 Byte)
Torakrone aus der Synagoge in Friedberg 
(um 1720); Dreipassige und dreispangige
 flache offene Krone
Einhenkliger Deckelhumpen aus der Synagoge
 in Friedberg, mit reichem getriebenen
 Barockblumendekor (17. Jahrhundert)
Psalterhandschrift - Pergamentcodex aus der
 Synagoge in Friedberg (um 1740); auf dem
 Medaillonbild des harfespielende König David
Friedberg RHallo Tafel 20a Nr74.jpg (410333 Byte) Friedberg RHallo Tafel 26 Nr97.jpg (1753793 Byte) Friedberg RHallo Tafel 27a Nr97.jpg (719254 Byte)
Besamimtürmchen aus der Synagoge 
in Friedberg (Mitte des 17. Jahrhundert)
Machsorhandschrift, Pergament; aus der Synagoge in Friedberg (16. Jahrhundert); 
Handschrift mit den Gebetstexten für Neujahr und Versöhnungstag
        
Die Zerstörung der Synagoge Friedberg Judenbad 181.jpg (95784 Byte) Friedberg Judenbad 175.jpg (97198 Byte)
   Die brennende Synagoge 
am 10. November 1938
Die Judengasse mit Blick zur Synagoge 1939; 
diese ist zum Abbruch angerüstet
      
Kaiserstraße 8: das ehemalige 
jüdische Gemeindehaus 
(historische Aufnahme von  1946 aus 
Arnsberg Bilder S. 56)
Friedberg Gemeindehaus 100.jpg (82637 Byte) Friedberg Judengasse 312.jpg (83235 Byte)
  Im Gemeindehaus befand sich eine
 Wochentagssynagoge; das Gebäude wurde
 wegen Baufälligkeit abgebrochen 
Das heutige Gebäude 
Kaiserstraße 8 
  
     
Das Synagogengrundstück im Frühjahr 2008 - ein Ort des Gedenkens
Friedberg Synagoge 153.jpg (163744 Byte) Friedberg Synagoge 152.jpg (160995 Byte) Friedberg Synagoge 151.jpg (156120 Byte)
     
Friedberg Synagoge 154.jpg (154827 Byte) Friedberg Synagoge 150.jpg (236440 Byte) Friedberg Synagoge 155.jpg (119378 Byte)
Die erhaltene Westmauer der Synagoge   Die 1992 angebrachte Namenstafel
     
Inschrift auf der Hinweistafel (oben Mitte): "An dieser Stelle stand - vermutlich seit 1241, als erstmals eine jüdische Gemeinde in Friedberg nachweisbar ist - die Synagoge. Judengasse und Judenplacken, die seit Jahrhunderten den früheren Ghettobereich markierten, treffen hier zusammen. Nur die äußere Gestalt der Synagoge ist aus der Zeit vor der Zerstörung 1938/39 bekannt. 
Im Anschluss an die 'Reichspogromnacht' kam es in den Mittagsstunden des 10. November 1938 zu massiven Gewaltakten und Übergriffen auf die jüdischen Bürger der Stadt. Friedberger Bürger - Angehörige der SA, Geschäftsleute, Jugendliche und Kinder aus Hitlerjugend und Jungvolk prügelten Juden durch die Strassen, stürmten und plünderten deren Wohnungen und Läden, verwüsteten die Synagoge und steckten sie in Brand. Große Teile der Bevölkerung und die Polizei schauten diesem Pogrom tatenlos zu. Manche feuerten die Brandstifter auch an. Wegen angeblicher Baufälligkeit wurde die Synagoge 1939 abgebrochen. 
Allein die Westwand der Synagoge blieb erhalten. An ihr erinnert seit 1992 eine Tafel an die mehr als siebzig jüdischen Frauen, Männer und Kinder aus Friedberg und der Wetterau, die am 15. September 1942 und noch kurz vor Kriegsende in die Vernichtungslager deportiert wurden. 
40 Jahre nach der Zerstörung der Synagoge wurde 1979 an dieser Stelle erstmals eine Gedenktafel angebracht. Auch für die heutige Gestaltung dieses Platzes hat Gültigkeit, was auf ihr zu lesen war: "DIESER PLATZ GELTE ALS BESINNENDE ERINNERUNG UND BILDENDE MAHNUNG FÜR ZUKÜNFTIGE GESCHLECHTER". Magistrat und Stadtverordnetenversammlung der Stadt Friedberg. 10. November 1996." 

  
  
Futuristisches Zukunftsprojekt: eine neue Synagoge in Friedberg 

Artikel in der "Giessener Allgemeinen" vom 17. September 2008:  Futuristisches Bauprojekt
Gießen/Friedberg (pm). Die museale Aufbereitung einer zerstörten Gemeindekultur brachte Michael Schubert auf ein Bauprojekt der Zukunft. Für die aktuelle Ausstellung »Fragmente jüdischer Geschichte in Friedberg« erarbeitete der 28-Jährige aus Aßlar die Rekonstruktion der ehemaligen Judengasse per Computer...."   

    
    
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte   

Friedberg Ausstellung 0800.jpg (117851 Byte)2008-2009: Ausstellung in Friedberg: 
Fragmente jüdischer Geschichte in Friedberg
vom 20. August 2008 - 23. August 2009
im Wetterau-Museum in Friedberg Haagstraße 16  76119 Friedberg 

      

Fragmente einer Kultur - Ausstellung im Wetterau-Museum
Bericht von Bruno Rieb (Bericht aus der Frankfurter Rundschau vom 20.8.2008 - www.fr-online.de
Eine filigrane Krone aus Silber dreht sich freischwebend in einem Schaukasten, in einem anderen ein silbernes Thoraschild und im dritten schließlich kreist der Besaminturm. Die drei Schaukästen stehen im Zentrum der Sonderausstellung "Fragmente Jüdischer Geschichte in Friedberg" im Wetterau-Museum. Thorakrone und -schild sowie der Turm waren Ritualgegenstände der jüdischen Gemeinde Friedbergs. Die Gemeinde war laut Bürgermeister Michael Keller (SPD) eine der bedeutendsten in Deutschland...."   

  
Rückblick auf eine im November 2010 durchgeführte Veranstaltung          

Friedberg Symposion 2010.jpg (129370 Byte)'Lebendiges Wasser' – Monumentale Mikwen in Deutschland aus religiöser, kunstgeschichtlicher und denkmalpflegerischer Sicht
Interdisziplinäres Symposium aus Anlass des Jubiläums '750 Jahre Mikwe Friedberg 1260-2010'
4. und 5. November 2010                            Das Programm als Faltblatt (pdf-Datei)  

In dem zweitägigen Symposium wurde die Mikwe als besondere Bauaufgabe in drei Themenschwerpunkten aus verschiedenen Perspektiven betrachtet. Der Blick richtete sich zunächst auf die grundlegende Frage der rituellen Reinheit im Judentum, wobei der Bogen von den jüdischen Schriften über das mittelalterliche Verständnis bis zur heutigen Praxis gespannt wurde.
Im zweiten Themenblock standen die monumentalen mittelalterlichen Mikwen in Speyer, Köln, Worms, Friedberg, Offenburg und Andernach im Mittelpunkt, zu denen die neuesten Forschungen und Untersuchungen vorgestellt werden.
Im dritten Teil wurden am Beispiel der Friedberger und der Kölner Mikwe spezifisch denkmalpflegerische Fragestellungen angesprochen, da mit der Pflege und Erhaltung der Tiefbauwerke besondere Probleme verbunden sind.
Das Symposium richtete sich sowohl an das Fachpublikum der verschiedenen Disziplinen als auch an die interessierte Öffentlichkeit.
  
Programm
Donnerstag, 4. November
10:30 Begrüßung (Ruth Wagner, Staatsministerin a. D. - Michael Keller, Bürgermeister der Stadt Friedberg - Prof. Dr. Günther Grabatin, Präsident der FH Gießen-Friedberg 
I. Rituelle Reinheit. Die Mikwe aus religiöser Sicht
10:45 Prof. Dr. Hanna Liss (Hochschule für Jüdische Studien, Heidelberg): Einführung in den Themenblock I
11:00 Prof. Dr. Andreas Lehnardt (Universität Mainz): Reinheit in der jüdischen Religion
11:45 Prof. Dr. Hanna Liss: Die Intensivierung der rituellen Reinheit bei den jüdischen Mystikern des Rheinlandes im 12. und 13. Jahrhundert
12:30 Mittagspause
13:45 Rabbiner Shaul Friberg (Hochschule für Jüdische Studien, Heidelberg): Die Mikwe im heutigen jüdischen Leben
II. Die Mikwe aus kunstgeschichtlicher Sicht
14:30 Prof. Dr. Matthias Untermann (Universität Heidelberg): Einführung in den Themenblock II
14:45 Michael Lenarz (Jüdisches Museum, Frankfurt am Main): Mikwen im Mittelmeerraum und in Europa von der Antike bis in die Frühe Neuzeit
15:30 Kaffeepause
16:00 Dr. Pia Heberer (Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, Mainz): Mittelalterliche Mikwen in Rheinland-Pfalz
16:45 Stefanie Fuchs M.A. (Heidelberg) Die Friedberger Mikwe im kunsthistorischen Vergleich
17:30 Michael Wiehen M.A. (Archäologische Zone / Jüdisches Museum, Köln): Neue Forschungen zur Kölner Mikwe
 
Freitag, 5. November
III. Die Mikwe aus denkmalpflegerischer Sicht

9:30 Prof. Dr. Gerd Weiß (Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Wiesbaden): Einführung in den Themenblock III
9:45 Katja Augustin M.A. (Bad Nauheim): Vom Ritualbad zum Baudenkmal: Die Restaurierung der Friedberger Mikwe 1902/03 unter Hubert Kratz
10:15 Ernst Götz (München): Beobachtungen bei der Renovierung der Friedberger Mikwe 1957/58
10:45 Dr. Enno Steindlberger (Institut für Steinkonservierung e. V., Mainz): Naturwissenschaftliche Untersuchungen zu Schadensursachen und Erhaltungsmaßnahmen an den Sandsteinen der Mikwe in Friedberg
11:30 Dr. Sven Schütte (Archäologische Zone / Jüdisches Museum, Köln): Forschungen zur Restaurierung und Konservierung an der Kölner Mikwe
12:30 Besichtigung der Friedberger Mikwe
 
Veranstalter:
Magistrat der Stadt Friedberg (Hessen) / Wetterau-Museum in Kooperation mit dem Landesamt für Denkmalpflege Hessen und der Kommission für die Geschichte der Juden in Hessen  
Information beim
Johannes Kögler M.A.    Haagstraße 16   61169 Friedberg   Tel. 06031 88218   wetteraumuseum@friedberg-hessen.de www.friedberg-hessen.de 
Veranstaltungsort:  Fachhochschule Gießen-Friedberg  Campus Friedberg  Gebäude A, Hörsaal A 1  Wilhelm-Leuschner-Straße 13  61169 Friedberg.   
  
  
November 2011: Bericht zum Gedenken an den Novemberpogrom 1938    
Artikel in der "Wetterauer Zeitung" vom 9. November 2011: "Reichspogromnacht: 'Das ist eines Kulturvolkes unwürdig.  
Friedberg
(jw). In den Tagen um den 9. November 1938 begann in Deutschland die systematische Verfolgung der jüdischen Bürger. Der Nazi-Mob wütete. In Friedberg markierte der 10. November den Höhepunkt der Reichspogromnacht, der in der Deportation von 43 Juden in die Konzentrationslager Dachau und Buchenwald mündete..." 
Link zum Artikel        
 
 
September 2019: Auf den Spuren der jüdischen Geschichte in Friedberg mit Hans-Helmut Hoos    
Artikel in der "Wetterauer Zeitung" vom 17. September 2019: "'Die Friedberger schauten tatenlos zu'.
Friedberg
(pm). In Friedberg bestand bereits im Mittelalter eine bedeutende jüdische Gemeinde. Um 1600 umfasste sie 500 Mitglieder und war damit eine der größten jüdischen Gemeinden in Deutschland. Welche Spuren der jüdischen Bevölkerung lassen sich heute noch in Friedberg finden? Um dieser Frage nachzugehen, trafen sich Vertreter aus Vorstand und Fraktion der CDU mit Lokalhistoriker Hans-Helmut Hoos auf dem neuen jüdischen Friedhof auf der Ober-Wöllstädter Höhe.
1933 lebten laut Hoos 305 Juden in der Stadt - 2,7 Prozent von insgesamt 11 130 Einwohnern. Er beschrieb den Unionspolitikern die Vorkommnisse im Anschluss an die Pogromnacht, als es in den Mittagsstunden des 10. November 1938 zu massiven Gewaltakten und Übergriffen auf die jüdischen Bürger der Stadt kam. Friedberger Bürger - Angehörige der SA, Geschäftsleute, Jugendliche und Kinder aus Hitlerjugend und Jungvolk - hätten die Juden durch die Straßen geprügelt, deren Wohnungen und Läden geplündert. Auch wurde die Synagoge verwüstet und in Brand gesteckt. Hoos: 'Große Teile der Bevölkerung und die Polizei schauten diesem Pogrom tatenlos zu.'
Am 5. Februar 1942 wurden noch 63 jüdische Einwohner in der Stadt gezählt. Am 16. September 1942 erfolgte ihre Deportation; Sammelplatz war die Turnhalle der Augustinerschule, in der die Menschen die Nacht vor der Deportation verbringen mussten, wie Hoos berichtete. Von hier aus seien sie in die Vernichtungslager Theresienstadt und Auschwitz verfrachtet worden. 'Damit war das Leben der jüdischen Gemeinde in Friedberg ausgelöscht.'
Auf dem neuen jüdischen Friedhof auf der Ober-Wöllstädter Höhe künden 13 Grabsteine von den letzten jüdischen Bewohnern der Stadt, die nach Auflassung des alten Judenfriedhofs an der Ockstädter Straße im Jahr 1934 dort - weit außerhalb ihrer Heimatstadt - ihre letzte Ruhestätte fanden. Hoos erläuterte den CDU-Vertretern, darunter Stadtverordnetenvorsteher Hendrik Hollender, zunächst die Besonderheit eines jüdischen Friedhofs. Dieser sei für Juden ebenso bedeutsam wie die Synagoge. 'Der Tote soll an diesem Platz in Ewigkeit ruhen dürfen. Den Toten darf der Ruheort nicht genommen werden, da sie auf die Auferweckung ›am Ende der Tage‹ und auf ein ewiges Leben von Leib und Seele warten.' Ein Friedhof sei für gläubige Juden somit unantastbar.
Eine Umbettung oder Neubelegung der Totenstätte, die auf christlichen Friedhöfen häufig erfolgt, sei auf einem jüdischen Friedhof undenkbar. Er spiegele auch das Prinzip der Vergänglichkeit wider, weshalb es keinen Blumenschmuck oder auf Hochglanz polierte Grabsteine gebe. Die Geburts- und Sterbedaten auf den 13 Grabsteinen umfassen einen Zeitraum von über 100 Jahren. 'Diese Zeitspanne von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1939 beinhaltet die hoffnungsvollste und die finsterste Zeit der jüdischen Geschichte in Friedberg', sagte Hoos und schilderte noch die Lebensgeschichte einiger auf dem Friedhof begrabener jüdischer Bürger. Hoos: 'Den hier begrabenen letzten Friedberger Juden ersparte ein gnädiges Schicksal die Deportationen und die Grausamkeiten der Vernichtungslager.'"   
Link zum Artikel   

       

   
   
Links und Literatur

Links:  

bulletWebsite der Stadt Friedberg (Hessen)  
bulletZur Seite über die jüdischen Friedhöfe in Friedberg (interner Link)  
bulletZur Seite über das "Judenbad" in Friedberg (interner Link)  
bullet Projekt der Universität Erfurt (Lehrstuhl für Judaistik) zur Erforschung der jüdischen Geschichte in Friedberg (16.-18. Jahrh.): hier anklicken  
bulletWebportal HS 010.jpg (66495 Byte)Webportal "Vor dem Holocaust" - Fotos zum jüdischen Alltagsleben in Hessen mit Fotos zur jüdischen Geschichte in Friedberg 

Literatur:  (kleine Auswahl)  

bulletGermania Judaica I S. 110-111; II,1 S. 260-263; III,1 S. 407-413. 
bulletPaul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. I S. 195-211. 
bulletders.: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Bilder - Dokumente. S. 55-60.   
bulletThea Altaras: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. S. 149-150. 
bulletHans-Helmut Hoos: Zur Geschichte der Friedberger Juden 1933-1942. In: Von Schwarz-weiß-rot zum Hakenkreuz. Wetterauer Geschichtsblätter. Beiheft 1. Wetterau 1989 S. 37-104.
bulletders.: Die Lebenserinnerungen des Friedberger Juden Heinrich (Henry) Buxbaum (1900-1979). Einführung und Edition (1) in Archiv für Hessische Geschichte und Altertumskunde NF 46 (1988), Einführung und Edition (2) in ebd. NF 47 (1989).
Dieser Beitrag ist auch erschienen unter dem Titel: "Scherben der Erinnerung - Memoiren des Wetterauer Juden Henry Buxbaum". 246 S. Friedberg 1994.
ISBN-10: 3870760788.  
bulletders.: "Dass er nicht nur schutzmäßig sich betragen und leben sollt." Zur Geschichte der Wetterauer Schutzjuden in Fauerbach bei Friedberg. Teil I in: Archiv für Hessische Geschichte und Altertumskunde NF 58 2000. Teil II in ebd. NF 59 2001.  
bulletStudienkreis Deutscher Widerstand (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirk Darmstadt. 1995 S. 320-321. 
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume III: Hesse -  Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992 (hebräisch) S. 283-290.  
bullet Kehilat Friedberg (Hg.: Andreas Gotzmann) In zwei Teilbänden: Bd. 1: Cilli Kasper-Holtkotte: Jüdisches Leben in Friedberg (16.-18. Jahrhundert) Friedberg  2003 (Wetterauer Geschichtsblätter 50); Bd. 2: Stefan Litt: Protokollbuch und Statuten der Jüdischen Gemeinde Friedberg (16.-17. Jahrhundert); Friedberg 2003 (Wetterauer Geschichtsblätter 51).
bulletFriedberg Lit 065.jpg (51386 Byte)Monica Kingreen: Das Judenbad und die Judengasse in Friedberg. Wetterauer Geschichtsblätter. Bd. 56/2007. 208 S. 
bulletFriedberg Lit 180.jpg (38532 Byte)Hans Helmut Hoos: Kehillah Kedoschah - Spurensuche. Geschichte der jüdischen Gemeinde in Friedberg. Auf den Spuren der Friedberger Juden von den Anfängen zur Gegenwart. Peter Lang Verlag Frankfurt/Main usw. 2009². 
bulletMuenzenberg Lit 025.jpg (83491 Byte)Hanno Müller / Helma Kilian / Monica Kingreen: Juden in Münzenberg 1800-1842, Gambach 1750-1942, Fauerbach II 1800-1874. Fernwald 2014. 
Das Buch enthält S. 178-190 Angaben zu den jüdischen Einwohnern in Fauerbach (Stadtteil von Friedberg).
Zu beziehen ist das Buch zum Preis von 10 € (plus Versandkosten) über: 
Buchhandlung Bindernagel, Wetzlarer Straße 25, 35510 Butzbach www.bindernagel.shop-asp.de  
Gemeindeverwaltung Münzenberg, D-35516 Münzenberg  www.muenzenberg.de   
Helma Kilian, Obergasse 3, D-35516 Münzenberg-Gambach
und Hanno Müller, Röntgenstraße 29, D-35463 Fernwald-Steinbach  www.fambu-oberhessen.de/ - E-Mail: hanno.mueller@fambu-oberhessen.de        
bulletFriedberg Lit Fambuch Mueller.jpg (84350 Byte)Neu in 2018: Hanno Müller: Juden in Friedberg. Fernwald 2018. 
Zu beziehen ist das Buch über: 
Hanno Müller, Röntgenstraße 29, D-35463 Fernwald-Steinbach  www.fambu-oberhessen.de  - E-Mail: hanno.mueller@fambu-oberhessen.de  
und über das Stadtarchiv Friedberg, Augustinergasse 8, D-61169 Friedberg (Hessen)    www.bibliothekszentrumklosterbau.de  
Presseinformation zum Buch (pdf-Datei)   

     
      


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Friedberg  Hesse.  Jews were living there in 1241 and an Imperial charter (1275) guaranteed their safety in return for the payment of an annual tax. However, the Jews were often held for ransom and the burggrave's protection did not save them from the Armleder massacres of 1336 or the Black Death persecutions of 1348-49. A new agreement in 1359 restored the community but 200 years later, when Emperor Ferdinand I made Jews subject to the House of Hanau, their tax burden was extortionate. During the 16th century a protective wall was built around the Jewish quarter (Judengasse) and the Jewish population doubled to about 60 families. The community took pride in eminent rabbis such as Hayyim ben Bezalel (1562-75), the Maharal of Prague's brother, and the kabbalist Eliyahu ben Moshe Loanz (1615-22). At the end of the thirty Years War in 1648, when Christian citizens organized a boycott of Jewish traders, Ferdinand III not only exempted the Jews from war levies but also prohibited unautorized measures against them. Thirty of the 75 households were still impoverished in 1722, however, and no economic programm was achieved until the 19th century. By 1880 the community numbered 438 (9 % of the total). After growing to 491 in 1910, the community lost Orthodox members and affiliated itself with the Liberal rabbinate of Giessen. During the Weimer Republic, branches of the Central Union (C.V.) Jewish War Veterans Association, and German Zionist Organization were active. The two largest department stores were Jewish-owned and Sir Ernest Oppenheimer, whose father had manufactures cigarettes in Friedberg, gained international renown as head of the South African diamond industry. From 1 April 1933, the Nazi boycott had a disastrous effect and Jews started to emigrate. The community was mobilized to run welfare schemes and, joining forces, the Zionist organizations in Friedberg and Bad Nauheim arranged film show about Palestine, instruction in Hebrew, and other events. The Jewish population had dwindled to about 150 on Kristallnacht (9-10 November 1938), when Nazis destroyed the two synagogues and staged a pogrom. By 1940, well over 80 Jews had emigrated; more than 60 were eventually deported. After Worldwar II, a memorial was erected by the city council.   
      
        

                   
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Stand: 30. Juni 2020