In Neunkirchen bestand eine jüdische Gemeinde bis 1940, deren
Entstehung in das 18. Jahrhundert zurückgeht. Seit 1776 konnten sich die
ersten Juden niederlassen: in diesem Jahr stellte Fürst Ludwig den Juden
Abraham Jacob und Jacob Mendel aus Illingen
einen Schutzbrief aus mit der Erlaubnis, ihren Wohnsitz in Neukirchen zu nehmen.
1777 folgte Aaron Mayer, gleichfalls aus Illingen.
1786 gab es elf jüdische Familien in Neunkirchen: Abraham Jakob, Jumbel
Isaak, Meier Aaron, Jakob Mendel, Alexander Samuel, Meier Elias, Hayum Bernheim,
Meier David, Simon David, Elias David, Meier Hanauer. 1790 wurde die Zahl der erlaubten Familien in der
Stadt für einige Jahre auf zehn begrenzt.
Im benachbarten Wiebelskirchen erhielten
1782/83 zwei jüdische Personen/Familien je einen Schutzbrief.
1808 werden als jüdische Handelstreibende in Neunkirchen und Wellesweiler
genannt: in Neunkirchen August Joseph, August Theobald, August Elias Simon,
Samson Löb, Moises Hans, Liebermann Meyer, Hans Jakob, Bernheim Leonhard, Meyer
Meyer, Samuel Blach, in Wellesweiler August Daniel.
Die Zahl der jüdischen Einwohner entwickelte sich seit dem Anfang des
19. Jahrhunderts wie folgt: 1808 wurden 78 jüdische Einwohner registriert, 1833 97, 1843 101. Die höchste Zahl jüdischer Einwohner wurde um 1925
mit 234 Personen (0,53 % von insgesamt 41.031 Einwohnern) erreicht, danach ging
sie langsam, seit 1935 immer schneller zurück. Zur jüdischen Gemeinde
Neunkirchen gehörten zeitweise auch die in Elversberg,
Wiebelskirchen, Schiffweiler,
Wellesweiler und Spiesen wohnenden jüdischen Personen.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine
jüdische Religionsschule beziehungsweise zeitweise eine Elementar-/Volksschule
(in der Anzeige unten wird ein jüdischer Elementarlehrer gesucht), ein
rituelles Bad sowie seit 1831 einen eigenen Friedhof.
Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Religionslehrer
angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. Bei anstehenden
Neubesetzungen wurde die Stelle immer wieder ausgeschrieben (siehe
Ausschreibungstexte unten).
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde David Herold (geb.
12.6.1878 in Ruchheim, gef. 23.10.1917), Ludwig Herz (geb. 3.11.1882 in Kirn,
gef. 24.10.1918), Arthur Schönfeld (geb. 12.12.1885 in Neunkirchen, gef.
7.1.1917) und Ernst Winter (geb. 10.12.1895 in Neunkirchen, gef. 1.2.1915).
Außerdem ist gefallen: Otto Baumgarten (geb. 27.2.1896 in Neunkirchen, vor 1914
in Trier wohnhaft, gef. 28.9.1918).
Um 1925 bildeten den Gemeindevorstand die Herren Daniel August, Heinrich
Lachmann, Samuel Winter, Eduard August, Max Joseph, J. Seligmann, H. Henoch, L.
Oppenheimer, Wronker, Hanau, Hoffmann und A. Blum (Wellweiler). Als
Religionslehrer und Kantor war Nathan Heinemann angestellt. Er unterrichtete
damals 21 Kinder. An jüdischen Vereinen gab es eine Chewra Kadischa, ein
Frauenverein und einen Jüdischer Jugendbund.
Nach dem Ersten Weltkrieg und noch bis 1935 war Neunkirchen französisches
Staatsgebiet. Dennoch kam es auch in Neunkirchen bereits in der Zeit nach dem
Ersten Weltkrieg zu ersten Anschlägen gegen jüdische Geschäfte und die
Synagoge.
In den Jahren nach 1935 verließen viele jüdische Familien
die Stadt auf Grund des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung
und der Repressalien. Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge
niedergebrannt (s.u.) sowie der jüdische Friedhof verwüstet. Die letzten 12 in
Neunkirchen lebenden jüdischen Personen wurden im Oktober 1940 in das
Konzentrationslager Gurs deportiert.
Von den in Neunkirchen geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Mathilde Dreyer
(1869), Leo Emanuel (1899), Samuel Fischer (1885), Sally Frank (1909), Karl
Friedmann (1878), Anna Fröhlich geb. Oppenheimer (1853), Grete Goldmann (1913),
Heinz Leo Goldmann (1816), Roth Goldmann (1924), Fanny Günzburger geb. Weil
(1863), Johanna Günzburger (1889), Siegfried Günzburger (1896), Lydia Hahn
geb. Cohn (1896), Karl Hayum (1910), Gertrud Henoch (1908), Germaine Herrmann
geb. Bloch (1896), Myrtil (Myrtel) Herrmann (1896), Moritz Herz (1881), Jakob
Herze (1901), Caroline (Lina) Hess geb. Meyer (1885), Rosalie Hirsch geb. Löb (1879),
Hertha Horn geb. Jakob (1899), Edith Ilse Kahn geb. Hertz (1903), Erna Kahn
(1890), Michael Lerner (1835), Jettchen Levi geb. Wallach (1869), Kurt Simon
Lewy (1906), Leopold Maier (1864), Friedel Maurer (1897), Adalbert Mayer (1913),
Eugen Mendel (1898), Herbert Mendel (1905), Kurt Meyer (1922), Elsbeth Nathan
geb. August (1897), Gutella Oppenheimer geb. August (1869), Ida Oppenheimer geb.
Neuschüler (1883), Hedwig (Hedi) Ottmann geb. Glaser (1897), Naftalie Piperberg
(1877), Wilhelm Rödelsheimer (1895), Johanna Scheffel geb. Wechsler (1903),
Else Schwarz geb. Mayer (1907), Rosetta Sender geb. Grünewald (1881), Berta
Siegel (1879), Anna Singer geb. Messer (1898), Grete Singer (1921), Lazar Singer
(1882), Mathilde Singer (1925), Moritz (1910), Oskar Sösmann (1888), Günther
Stein (1925), Siegfried Stein (1891), Alfred Vooß (1892), Else Vooß geb.
Hoffmann (1900), Else Weber geb. Weinberg (1839), Ida Weinschenk geb. Bernheim
1882). Hinweis: bei einzelnen Namen könnten fehlerhaften Angaben vorliegen,
falls diese Personen aus einem anderen Neunkirchen stammten; eventuelle Hinweise
bitte an den Webmaster der "Alemannia Judaica"; Adresse siehe Eingangsseite.
Aus Wiebelskirchen sind umgekommen: Fanny Gerold geb. Haas (1879),
Erna Levie geb. Haas (1892), Hugo Meyer (1895).
Aus Wellesweiler ist umgekommen: Eduard August (1880).
Aus Schiffweiler sind umgekommen: Hugo Haas (1881), Auguste Moses geb.
Haas (1886).
Nach 1945 zogen einzelne jüdische Personen wieder in Neunkirchen zu. Eine neue, im
Vergleich zur Vorkriegsgemeinde sehr kleine Gemeinde entstand um 1970.
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. August 1876:
"In der hiesigen Kultusgemeinde ist die Stelle als Kantor, Lehrer und
Schochet bis 1. September diesen Jahres zu besetzen.
Der jährliche Gehalt mit Wohnungsmiete beträgt Reichsmark 1.500.
Verlangt wird streng nach Ritus nebst Chor-Leitung (am liebsten ein
unverheirateter Mann).
Baldigste Anmeldung nebst Zeugnisse und Lebensbeschreibung nimmt der
Unterzeichnete entgegen. Neunkirchen (Regierungsbezirk Trier), 1. August
1876. Der Vorstand Lazarus Rothschild."
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Mai 1877:
"Die israelitische Gemeinde zu Neunkirchen, Regierungsbezirk Trier,
beabsichtigt einen geprüften Lehrer, Vorbeter und Schochet sofort oder
auch später zu engagieren. Gehalt inklusive Schechita 1.500 Mark.
Qualifizierte Bewerber wollen sich binnen 4 Wochen, mit Einlage ihrer
Zeugnisse, melden bei dem Vorstand Lazarus Rothschild."
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Oktober 1885:
"Die in hiesiger Gemeinde vakant gewordene Stelle eines
Elementarlehrers, Kantors und Schächters soll sofort besetzt werden.
Das
Gehalt nebst Nebeneinkünften beträgt circa 1.500 Mark pro Jahr.
Reflektanten wollen gefälligst den Meldungen an uns ihre Zeugnisse in
Abschrift beifügen.
Der Vorstand der israelitischen Kultusgemeinde
Neunkirchen bei Saarbrücken".
Anzeige von Lehrer Nathan Lemmel (1925)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Juli 1925: "Kantor
mit guter Stimme, sucht für hohe Feiertage Stelle als
Hilfsvorbeter,
wenn möglich größere Gemeinde, kann auch Schofar blasen, mit oder ohne
Chor.
Nathan Lemmel, Lehrer, Neunkirchen
(Saar)."
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 13. März 1891: "Die auf den 1. März in Neunkirchen
seitens der Volkspartei einberufene Versammlung, in der Herr Rechtsanwalt
Dr. Kohn aus Dortmund sprechen sollte, wurde polizeilich aufgelöst.
In Dudweiler hatte Herr Kohn unter großem Beifall unbehelligt gesprochen,
während in Neunkirchen eine Anzahl halbwüchsiger Buben durch
fortwährendes 'Hepp-Hepp'-Rufen einen solchen Höllenlärm vollführten,
dass es nicht möglich war, zu einer geordneten Abhaltung der Versammlung
zu gelangen."
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 27. März 1891: Derselbe Bericht wie in der Zeitschrift "Der Israelit" -
siehe unten.
Artikel
aus der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Mai 1891: "Neunkirchen.
Der hiesige Metzgermeister Louis Wenzel hatte vor einiger Zeit an seinem
Laden ein Schild angebracht, mit der Inschrift: 'Hier hat kein Jude
Zutritt!' Einige Tage ließ die Polizei diese Demonstration unbehelligt,
dann wurde das Plakat polizeilich entfernt und beschlagnahmt; gegen Wenzel
soll Anklage wegen groben Unfugs erhoben worden sein. Ein weiterer Erfolg
für ihn ist indes nicht ausgeblieben; die hiesigen Arbeiter haben ihn mit
dem Spitznamen 'Hepp Hepp' ausgezeichnet und wenn sie morgens 1/2 6 Uhr
auf die Schicht gehen, dann klingt dieser Ruf aus Hunderten von Kehlen vor
der Wohnung Wenzel's. Herr Wenzel ist dieselbe Person, die jüngst
bewirkte, dass eine Versammlung des hiesigen Volksvereins, in der Herr
Rechtsanwalt Kohn aus Dortmund sprechen wollte, der Auflösung verfiel. Er
hatte eine Anzahl halbwüchsiger Buben engagiert, die bei der Rede Kohn's
fortwährend 'Hepp Hepp!' schreien mussten; wegen dieses Lärms wurde die
Versammlung aufgelöst und geschlossen."
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. März 1901: "Neunkirchen,
den 26. Februar (1901). Vorigen Mittwoch starb im Alter von 73 Jahren Herr
Lazarus Rothschild. Der Verstorbene war das älteste Mitglied in
der jüdischen Gemeinde, sehr wohltätig gegen Arme und sehr beliebt bei
Juden und Christen; das bestätigte seine Beerdigung, die unter
außerordentlich großer Beteiligung stattfand."
Erinnerung an Familie Lorig und ihr Kaufhaus in
Wiebelskirchen
Joseph
Alexander Lorig eröffnete im Jahr 1900 in Wiebelskirchen ein
Haushaltswarengeschäft in der Brückenstraße 11. Sein Sohn Salomon
Lorig übernahm das Geschäft seines Vaters und erweiterte es zum
"Kaufhaus Lorig", das er bis in die 1930er-Jahre erfolgreich
führte. Nach der Angliederung des Saarlandes an das Deutsche Reich 1935
beschloss Salomon Lorig, mit seiner Frau und der Tochter auszuwandern.
1936 traf die Familie Lorig in Tel Aviv / Erez Jisrael ein.
Salomon Lorig war in Wiebelskirchen zeitweise Kommandant der örtlichen
Feuerwehr. Weiteres zur Familiengeschichte mit weiteren Fotos (vor
allem aus Wiebelskirchen) siehe Seite
zu Wiebelskirchen
Über Alex Deutsch (1913 Berlin -
Neunkirchen-Wiebelskirchen)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Mai 1891: "Ein Schadchen,
der große Bekanntschaft in allen jüdischen Kreisen besitzt,
vermittelt Partien von der einfachen bis zu der feinsten, gewissenhaft und
diskret. Aufträge richte man vertrauensvoll unter D.D. Nr. 2747
postlagernd Neunkirchen, Regierungsbezirk Trier."
Manufaktur-, Herren- und Damen-Konfektionsgeschäft zu
verkaufen (1893)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. September 1893: "Sichere
Existenz. Ein seit 30 Jahren mit bestem Erfolg betriebenes
Manufaktur-, Herren und Damen-Konfektionsgeschäft mit alter, treuer
Kundschaft, geräumigem Ladenlokal, Wohnhaus mit Garten, vollständiger
Ladeneinrichtung (ohne Warenlager) an der frequentesten Hauptstraße
Neunkirchens
(Regierungsbezirk Trier) ist Verhältnisse halber unter günstigsten
Bedingungen zu verkaufen. Offerten unter Nr. 5983 an die Expedition des
Blattes ergeben."
Anzeige des Manufaktur- und Herren-Konfektions-Geschäfts Jos. Jakob Söhne
(1900)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Dezember 1900:
"Für unser Manufaktur- und Herren-Konfektions-Geschäft suchen wir
zum baldigen Eintritt einen
Lehrling.
Jos. Jakob Söhne, Neunkirchen,
Bezirk Trier."
Anzeige des Manufakturwaren- und Möbelgeschäftes D.
Mendel (1906)
Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 20.
April 1906:
"Suche für mein Manufakturwaren- und Möbelgeschäft
einen
Lehrling aus guter Familie zum sofortigen Eintritt. Station im
Hause. D. Mendel, Neunkirchen, Regierungsbezirk Trier."
Anzeigen von Max Joseph (1902 / 1905)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 13. November 1902: "Lehrling
findet in meinem Leder- und Schuhmacherartikelgeschäft per Januar
oder Ostern Stellung.
Max Joseph, Neunkirchen a. Saar."
Anzeige
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 24. November
1905: "Lehrling gesucht.
Per 1. Januar suche einen Lehrling. Pension im Hause.
Max Joseph, Leder- und Schuhmacherartikel. Neunkirchen
(Saar)."
Anzeige des Konfektionsgeschäftes Heinrich Henoch (1926)
Anzeige
in der Zeitschrift des "Central-Vereins" (CV-Zeitung) vom 5.
März 1926:
"Saargebiet.
Suche per sofort oder später Dame zur selbständigen
Leitung meiner großzügig angelegten Konfektionsabteilung. Dieselbe muss äußerst
gewandt im Verkauf sein und die Fähigkeit besitzen, mit zu disponieren.
Gutbezahlte Dauerstellung zugesichert. Offerten mit Bild und Referenzen an
Heinrich Henoch, Neunkirchen (Saar).
Nach der Auswanderung: Hochzeitsanzeige von Sol. Schwarz
und Hansi Schwarz geb. Lorsch (1942)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Aufbau" vom 16. Januar 1942:
"Statt Karten Sol. Schwarz Hansi Schwarz geb. Lorch.
Vermählte. 10. Januar 1942.
1131 President Str. Brooklyn, N.Y.
(fr. Neunkirchen-Saar) (fr. Dieburg)."
Anfang des 19. Jahrhunderts kaufte die jüdische Gemeinde ein etwa 2 ar
großes Grundstück, auf dem um 1847 ein jüdisches Gemeindezentrum erbaut wurde
("Judenschule" mit Versammlungs- und Betraum). Wenige Jahre später
bemühte man sich um den Bau einer Synagoge. Diese wurde nach 1860 auf den
Fundamenten eines Renaissance-Schlosses der Fürsten von Nassau-Saarbrücken
erbaut und am 25. November 1865 eingeweiht. Es handelte sich um ein
rechteckiges Gebäude mit Satteldach. Als Synagoge war das Gebäude durch die
beiden Gebotstafeln erkennbar.
Zur Baugeschichte und den
Einweihungsfeierlichkeiten liegen mehrere Berichte
vor. Aus einem Bericht vom Januar 1865 ist zu entnehmen, dass der Bau
bereits weit fortgeschritten war und von der Gemeindeverwaltung der Stadt ein
ansehnlicher Betrag zur Baufinanzierung überwiesen wurde:
Unterstützung durch den Gemeinderat der Stadt Neunkirchen
1864
Kurzer
Bericht in der Zeitschrift "Ben Chananja" vom 11. Januar 1865:
"In Neunkirchen (Kreis Ottweiler) bewilligte ebenfalls der
Gemeinderat 500 Taler zum Baue einer neuen Synagoge, was auch die hiesige
königliche Regierung genehmigt hat. Diese Synagoge ist ein sehr schönes
Gebäude und soll sie noch im Verlaufe des Winters eingeweiht
werden."
Die Einweihung der Synagoge am 1. Dezember 1865
Bericht
in der Zeitschrift "Ben Chananja" vom 20. Dezember 1865: Wenn auch nur aus
weiter Ferne, verdient ein Fest und die Art und Weise, wie es gefeiert wurde,
allenthalben bekannt zu werden. Leider nicht an allen Orten offenbart sich ein
solcher Geist der Liebe, wie er sich in diesem Feste kundtat. Hier wurde am 1.
dieses Monats (1. Dezember 1865) eine Synagoge eingeweiht, die der kleinen jüdischen
Gemeinde Ehre macht. Dieselbe hat keine Opfer gescheut, ihr Gotteshaus so
geschmack- und prachtvoll auszuführen, als nur ihre Mittel reichten. Das ist übrigens
keine seltene Erscheinung in unserem Regierungsbezirk, dem der würdige und tätige
Oberrabbiner Herr Kahn als Geistlicher vorsteht. In den 26 Jahren seiner
Amtsverwaltung ist dies die 28. neue Synagoge, die auf seine Veranlassung in
seinem Sprengel gebaut wurde, was derselbe in seiner Weiherede auch bemerkte und
mitc.ch (unklare Abkürzung oder Begriff)bezeichnete.
Das Fest der Einweihung wurde auf recht sinnige und erhebende Weise begangen. Es
war mehr ein Triumphzug von dem Hause des Herrn Dampfmüllers Pioch bis an die
neue Synagoge, wie ihn der hiesige Ort noch nie gesehen hat. Voran die
Torarollen in ihren prächtigen Umhüllungen, sodann weißgekleidete blumenbekränzte
Mädchen, nach ihnen der Oberrabbiner, umgeben von dem Vorstande, dann die
weltliche Behörde, der Gemeinderat und der Schulinspektor und zuletzt die
hiesige Gemeinde, der größte Teil der hiesigen Einwohner ohne Unterschied der
Konfession und eine unzählbare Menge auswärtiger Glaubensgenossen.
Der ganze Ort war festlich geschmückt. Die Straße, durch welche der Zug
geschah, zeichnete sich dadurch am meisten aus, dass fast Haus an haus mit
Fahnen, Teppichen und Girlanden geschmückt und die Fenster und die Stellen, wo
das Trottoir sein sollte, von teilnehmenden fröhlichen Menschen besetzt waren.
An der Synagoge angelangt, überreichte ein Mädchen dem Herrn Oberrabbiner den
Schlüssel, wobei dasselbe und noch ein zweites Gedichte vortrugen. Die Pforten
öffneten sich und nun begann der Gottesdienst, zu dessen Verschönerung die Gesänge
des Herrn Kantors Schnerb von Merzig mit seinem Chor sowohl, als auch der von
dem hiesigen israelitischen Lehrer Herrn Sänger und dem christlichen Lehrer
Herrn Löwer geleitete Chor vieles beitrugen. Nicht unerwähnt dürfen wir
lassen, wie sehr der hiesige Gesangverein, aus lauter Christen bestehend, die
ganze Versammlung durch seine herrlichen Gesänge erbaute.
Die Krone des Ganzen aber war die Rede des Herrn Oberrabbiners, der er die Worte
des 1. Buches Mose 32,25-31 zu Grunde legte. Israel ist ein Gotteskämpfer und
das ist der göttliche Auftrag an das jüdische Volk, zu kämpfen für die
Weiterverbreitung der Kenntnis des wahren Gottes, des Allgütigen und
Allbarmherzigen, zu kämpfen, nicht mit dem Schwerte in der Hand, sondern mit
den Waffen der Duldsamkeit und Liebe, kraft des Gebotes: (hebräisch zitiert und
übersetzt): Und du sollst lieben deinen Nächsten wie dich selbst ohne
Unterschied der Religion. Das war denn so ein rechtes Feld für diesen Mann der
ungeheucheldsten Liebe und des aufrichtigsten Strebens, auf dem er sich
meisterhaft bewegte, und großen Kiddusch HaSchem (Heiligung des Namens
Gottes) verursachte.
Nicht minder, wie bei den Feierlichkeiten beteiligten sich auch die hiesigen
christlichen Einwohner an dem auf diese Feierlichkeiten folgenden Festessen und
Bällen. Bei ersterem fehlte es nicht an recht sinnigen und witzigen Toasten,
wozu der Herr Oberrabbiner ebenfalls sein Scherflein beitrug. Nachdem ihm von
dem Rektor der hiesigen höhern Bürgerschule ein solcher ausgebracht wurde, in
welcher er auf seine "humane Rede" anspielte, erwiderte er mit Anführung
der Begebenheit des Heiden mit Hillel. Dies fand solchen Beifall, dass ein
christlicher Gast ein Glas mit Wein nahm und mit demselben auf seinem Fuß zu
dem Herrn Oberrabbiner hüpfte und ihm ein Hoch brachte.
Wir dürfen in unserem Berichte einige Männer nicht unerwähnt lassen, die sich
um den Bau, wie um die schöne Ordnung bei der ganzen Festlichkeit, sehr
verdient machten. Es sind dies der Vorsteher Herr G. Strauß, Herr Dampfmüller
Pioch und Herr Rothschild.
Ich schließe mit den Worten eines hiesigen christlichen Berichterstatters in
der hiesigen Blies-Zeitung: "Wie dasselbe (Fest der Einweihung) möglich
gemacht worden nur durch die seltene Opferwilligkeit, durch das edelmütige
Zusammenstehen der Glieder der Gemeinde, besonders des Baukomitees /der oben
genannten drei Herren), so wurde es als nun endlich der Tag erschien, in einer
Weise ausgeführt, die wir nicht besser zu bezeichnen wissen, als durch en
Wunsch: Möge in der israelitischen, möge in der christlichen Gemeinde beider
Konfessionen, möge in ganz Neunkirchen dieser Geist der Eintracht sich in
Permanenz erklären, dann wird es in jeder Beziehung wohl mit uns stehen!".
"Mögen alle Glieder der jüdischen nicht nur, sondern auch unserer
christlichen Gemeinden beherzigen, was im Vorstehenden gesagt ist, dann wird
unsere Zeit, der man so oft den Vorwurf macht, dass sie im Materialismus
versumpfte, verderbe, den Namen des goldenen Zeitalters weit eher verdienen, als
irgend eine der "guten alten Zeiten".
Ein weiterer Bericht erschien in der Zeitschrift
"Ben Chananja" am 27. Dezember 1865 mit der Anmerkung: Wiewohl wir die
in Rede stehenden Einweihung bereits einen Originalbericht gebracht haben,
glauben wir dennoch, den vorliegenden der "St. Johanner Zeitung"
entnommenen Bericht unsern Lesern mitteilen zu müssen, da derselbe aus der
Feder eines Christen geflossen ist:
"Von
der Blies, 2. Dezember" Gestern Abend fand die Einweihung einer neuen Synagoge
in Neunkirchen statt. Dieses geschmackvolle Gebäude ehrt den frommen Sinn der
kleinen jüdischen Gemeinde und liefert den Beweis, welche großen Opfer ein
ungeheuchelter frommer Sinn zu bringen fähig ist und wie stark die Einigkeit
macht. Es fehlte aber auch nicht an Anerkennung. Alle Einwohner Neunkirchens,
ohne Unterschied der Konfession, gaben ihre aufrichtige Teilnahme an diesem
hohen Feste auf die erfreulichste und humanste Weise zu erkennen. Der ganze Ort
war festlich geschmückt. Alle Häuser waren beflaggt, und an dem Zuge in die
neue Synagoge beteiligten sich Christen wie Juden. Auch der würdige
evangelische Geistliche, Herr Pfarrer und Schulinspektor Zimmermann von
Wiebelskirchen, eilte herbei, um dem großen Jehova, der ja der Gott aller
Menschen ist, die Ehre zu geben. Wir bezeichnen dieses Fest am entsprechendsten,
wenn wir es ein Verbrüderungsfest nennen. Die alle Zuhörer begeisternde, sehr
vortreffliche Predigt des Herrn Oberrabbiners Kahn von Trier auf Grund 1. Buch
Moses 32,25-31 über die Auggabe Israels, beweist klar und deutlich, dass die
Liebe, dieses heiligte Gebot des Gesetzes, keine ausschließende, sondern eine
alle Menschen ohne Unterschied des Glaubens umfassende sei; die Gesänge, die
zum größten Teile von Christen geleitet und ausgeführt wurden, bewiesen, dass
die christlichen Einwohner Neunkirchens dieses Gebot der Liebe nach seiner
wahren Bedeutung aufzufassen und auszuüben verstehen, und wenn alle Geistliche
so lehrten, wenn alle Laien so handelten, es müsste, ja es würde die
Scheidewand, die leider noch immer die Menschen trennt, bald verschwunden sein. "Der Morgen ist angebrochen, die Sonne ist aufgegangen", diese Worte des
Textes, welche der würdige Herr Oberrabbiner so oft mit Nachdruck wiederholte,
wiederholen auch wir. Keine Macht der Erde wird es vermögen, einen solchen
Geist der Liebe, wie er bei diesem Feste in Lehre und Tat sich kundgegeben,
wieder zu bedrängen. Wer lieben kann, liebe, wie der liebe Gott liebt, alle
seine Geschöpfe der ganzen Welt, ohne Unterscheid des Glaubens und Standes, der
freue sich mit uns recht herzlich des miterlebten schönen Festes einer
Synagogen-Einweihung.
Die Synagoge in Neunkirchen war über 70 Jahre Zentrum des jüdischen
Gemeindelebens in Neunkirchen. 1921/22 wurde sie nochmals umfassend renoviert
und am 7. Mai 1922 neu eingeweiht. Seitdem befand sich auch eine Tafel für die
fünf im Ersten Weltkrieg aus der Gemeinde Gefallenen in der Synagoge.
Renovierung und Neueinweihung der Synagoge 1921/22
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Mai 1922: "Neunkirchen
(Saar), 9. Mai (1922). Die israelitische Gemeinde Neunkirchen (Saar) hat
unter erheblichen Kosten und nur aus eigenen Mitteln ihr am oberen Markt
gelegenes Gotteshaus vollständig renovieren lassen. Mit ihren in maurischem
Stil gehaltenen Malereien, den neuen Teppichen und der als Himmel mit Wolken
ausgemalten Decke ist die Synagoge ein wahres Schmuckkästchen geworden, das
aber den Beter nur zur Andacht reizt. Durch Vergrößerung der Empore ist auch
für die Damen mehr Raum verfügbar geworden. Das vollendete Werk macht der
Baufirma Emmrich hier alle Ehre. Am Sonntag, den 7. Mai, fand um 10 Uhr
vormittags die feierliche Einweihung statt, bei der das Gotteshaus vollständig
gefüllt war. Der Vorsteher, Herr Daniel August, hielt eine kurze kernige
Ansprache, in der er die erschienenen Ehrengäste begrüßte unter weiter seiner
Freude über das nunmehr vollendete Werk Ausdruck gab. Der neugegründete Chor
sang darauf einen Psalm, worauf Herr Rabbiner Dr. Alexander aus Saarbrücken die
Fest- und Weihepredigt hielt. Nach Gesangsvortrag wurde eine Gedenktafel für
die fünf Angehörigen der Gemeinde enthüllt, die im Weltkriege teils gefallen,
teils an seinen Rückwirkungen gestorben sind. Herr Lehrer Heinemann ehrte die
Entschlafenen in einer tief zu Herzen gehenden Rede. Es folgte dann das
Totengebet für die Krieger und nach dem tadellosen Vortrag zum Psalm fand die
stimmungsvolle Feier ihr Ende. Es sind dies die Herren: Ernst Winter, Arthur
Schönfeld, Adolf Blum, David Herold und Ludwig Herz."
Die Synagoge blieb Mittelpunkt des
jüdischen Gemeindelebens in Neunkirchen bis 1938.
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge durch SA-Trupps und
andereNationalsozialisten aufgebrochen und verwüstet, danach niedergebrannt. Im Januar
1939 wurde die Ruine abgebrochen. 1942 kam das Grundstück an einen
Bierverleger, der ein Kino auf dem Grundstück bauen wollte. Nach 1945 wurde ein
Wohn- und Geschäftshaus auf dem Grundstück erbaut. Am Nachfolgebauwerk
(Gebäude der Deutschen Bank) wurde
am 10. November 1978 eine Gedenktafel angebracht.
Fotos (Historische Aufnahmen: Sammlung Hahn: Foto mit * aus dem
Buch: Synagogen Rheinland-Pfalz, Saar s.Lit.)
Der Obere Markt in Neunkirchen
um 1920
Die Synagoge (Ausschnitt aus
Karte links)
Weitere
historische Karte (verschickt 1926)
Marktbetrieb vor
der Synagoge*
Ausschnitt aus
Karte links*
Karte aus der Zeit um
1920 mit
der Synagoge links
Weitere
historische Karten mit der Synagoge
Obige
Karte zeigt hauptsächlich das Denkmal für "Wilhelm den
Großen" (Karte von 1909). (Gemeint ist Kaiser Wilhelm I., für den zwischen 1967 und 1918 mehr
als
1000 Kaiser-Wilhelm-Denkmäler errichtet wurden)
Die zerstörte
Synagoge (Quelle: Tigmann s. Lit. S. 66)
Juli 2012:Presseartikel über christlich-jüdisches
Zusammenleben in der Stadt
Artikel von Heike Jungmann in der
"Saarbrücker Zeitung" vom 5. Juli 2012: "Juden und Christen lebten unter einem Dach. Neunkirchen. "Es liegt ein Segen auf diesem Haus." Die wunderschöne Aussage über das Haus Nummer 25 in der Hohlstraße stammt von Lotte Kuhn, der Mutter von Ursula Frantz. Es ist ihr Elternhaus beziehungsweise das Haus, das ihre Großeltern Jakob und Lina Kuhn im Jahr 1910 im damals ländlichen Teil von Neunkirchen bauten, über das wir heute berichten..." Link
zum Artikel Anmerkung: Bis zur Emigration nach Amerika 1935 lebte in dem Haus
Hohlstraße 25 neben der Familie von Jakob Kuhn das jüdische Ehepaar
Simon August und seine Frau. Zwischen den Familien bestand eine enge
Freundschaft.
April
2015:
Verlegung von "Stolpersteinen" in
Neunkirchen
Video zur Verlegung
https://youtu.be/ZsjUx_7jmwU.
Am 20. und 21. April 2015 wurden auf Grund der Initiative des Neunkircher
Forums für Freiheit, Demokratie und Antifaschismus Stolpersteine verlegt. Am
20. April verlegte Gunter Demnig die Stolpersteine, am 21. April verlegten
Schüler des Techn.Gewerb. Berufsbildungszentrum die Steine. Es handelt sich
um ein privates Video - Urheber Sören Meng, Foto (Gruppe mit Herrn Demnig,
Willi Hiegel, Facebook, SZ).
November 2019:
Schüler reinigen "Stolpersteine" -
weitere Verlegung von "Stolpersteinen" in Neunkirchen im Frühjahr 2020
Artikel in der "Saarbrücker Zeitung" vom 21.
November 2019: "Wider das Vergessen. 'Stolpersteine gegen das Vergessen'
gereinigt
Schüler reinigen Stolpersteine.
Neunkirchen Drei Klassen des Technisch-gewerblichen Berufsbildungszentrums
in Neunkirchen haben sich an einem Aktionstag mit der NS-Zeit beschäftigt.
Drei Gruppen mit insgesamt 18 Schülerinnen und Schüler haben die 45
'Stolpersteine gegen das Vergessen', die in Wellesweiler, Wiebelskirchen und
im Innenstadtbereich an jüdische Bürgerinnen und Bürger erinnern, wieder zum
Glänzen gebracht.
Dabei nutzten sie die Pflegeanleitung des Künstlers Gunter Demnig, der die
Aktion initiiert hat. Das hat die Schule jetzt mitgeteilt.
Im Frühjahr 2020 sollen weitere Stolpersteine im Kreis Neunkirchen verlegt
werden. Dafür leistete eine weitere Gruppe Vorarbeit. Mit Hilfe von
Stadtarchivar Christian Reuther recherchierten sie im Neunkircher
Stadtarchiv, wo weitere jüdische Bürgerinnen und Bürger gewohnt haben.
Ulrike Heckmann und Rainer Dörrenbächer von der Arbeitsgruppe
'Stolpersteine', die an der Volkshochschule Neunkirchen angesiedelt ist,
betreuten in der Schule eine Recherchegruppe, die das Internet nutzte, um an
HintergrundInformationen zum Leidensweg der Opfer des NS Regimes zu
gelangen.
Die Aktion wurde vom 'Respekt Coach' des Jugendmigrationsdienstes der
Diakonie Saar am Berufsbildungszentrum, Melanie Franz, und der Arbeitsgruppe
'Stolpersteine' organisiert und von den Lehrern und Sozialarbeitern der
Schule tatkräftig unterstützt. 'Die Schülerinnen und Schüler haben an diesem
Tag viele neue Erkenntnisse gewonnen und einen wichtigen Dienst für das
Gemeinwesen erbracht', so lautete schließlich das Fazit."
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Februar / Mai /September 2020:
In Neunkirchen werden weitere
"Stolpersteine" verlegt
Artikel in der "Saarbrücker Zeitung" vom 10.
Februar 2020: " Zum Gedenktag 8. Mai : Elf weitere Stolpersteine für
Neunkirchen
Neunkirchen Auf dem Platz vor dem Kreativzentrum Kutscherhaus findet am
8. Mai ein interaktives Bürgerfest statt. Vorbereitungstreffen am 17.
Februar offen für alle Interessierte.
Am 8. Mai 2020 jährt sich zum 75. Mal der Tag der Befreiung. Ein Gedenktag,
an dem der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht und damit des Endes
des Zweiten Weltkrieges in Europa und der Befreiung vom Nationalsozialismus
gedacht wird. Im Anschluss an die Verlegung von elf weiteren Stolpersteinen
in der Neunkircher Innenstadt durch den Künstler Gunter Demnig findet am
Freitag, 8. Mai, von 13 – 17 Uhr ein interaktives Bürgerfest auf dem Platz
vor Kutscherhaus und Stummscher Reithalle statt. Gemeinsam mit Kunst-, und
Kulturschaffenden, Initiativen der Zivilgesellschaft, Menschen aller
Nationalitäten und Herkunftsländern, Schülerinnen und Schülern, Alt und Jung
veranstaltet die Arbeitsgruppe Stolpersteine unter Mitwirkung der Initiative
'Bunt statt braun' und des Kreativzentrums Kutscherhaus, dem DW und dem
Quartiersmanagement ein 'Fest der Demokratie'. Alle interessierten
Bürgerinnen und Bürger erwartet nach Angaben der Veranstalterin, der
Arbeitsgruppe Stolpersteine gegen das Vergessen Neunkirchen, ein
vielseitiges Angebot aus Informationen, Diskussionen, musikalischen und
kulinarischen Leckerbissen. Vereine und Initiativen, die sich noch aktiv
einbringen möchten, steht die nächste Planungssitzung offen. Zum
Vorbereitungstreffen laden die Veranstalter am Montag, 17. Februar, um 18
Uhr in den Quartierstreff in der Brückenstraße."
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Pressemitteilung der Stadt Neunkirchen - in
sol.de vom 5. September 2020: "Gegen das Vergessen. 11 Stolpersteine in
Erinnerung an NS-Opfer in Neunkirchen verlegt
Im Neunkircher Stadtgebiet wurden bereits zum vierten Mal 'Stolpersteine
gegen das Vergessen' verlegt.
Im Stadtgebiet von Neunkirchen sind nun elf weitere 'Stolpersteine gegen das
Vergessen' zu finden. Darüber hat am Freitag (4. September 2020) die
Pressestelle der Kreisstadt informiert.
'Mit dieser Aktion erinnert der Künstler Günter Demnig an die Opfer der
NS-Zeit, indem er vor ihrem letzten selbst gewählten Wohnort Gedenktafeln
aus Messing ins Trottoir einlässt', hieß es in der Mitteilung. Die Verlegung
der Erinnerungssteine sei durch eine Bauklasse des TGBBZ Jägermeisterpfad
erfolgt.
An diesen Stellen befinden sich die Stolpersteine:
- Wiebelskirchen, Wibilo-Platz; Stolperstein für Karl Löb
- Wellesweiler, Fabrikstraße 3; Stolperstein Berta Meyer
- Neunkirchen, Steinwaldstraße 49; Stolperstein Barbara Selzer, geb.
Theobald
- Wellesweilerstraße 24; Stolperstein Jakob Hanuja
- Wellesweilerstraße 46, Stolpersteine Fam. Goldmann;
- Karl-Schneiderstraße/Brückenstraße; Stolperstein Karl Schneider
- Pasteurstraße 20 / Ecke Lutherstraße; Stolperstein Kurt S. Levy
Im Rahmen eines Gedenktreffens unterstrich der Beigeordnete Thomas Hans die
Bedeutung der Aktion: 'Wir erinnern hier an die Opfer, die deportiert
wurden, die ihr Leben lassen mussten und heute wahrscheinlich vergessen
wären. Dabei mahnt deren Schicksal uns nicht zu vergessen und wachsam zu
sein, damit solch schlimme Zustände nie wieder eintreten.'"
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Publikation zur Verlegung der Stolpersteine in Neunkirchen 2020
(Download möglich)
Artikel zum Nachbargebäude "Burgkeller" (mit
Hinweis auf die Nachbarschaft zur ehemaligen Synagoge!): hier
anklicken
Literatur:
Ottmar Paulus: Die Synagogengemeinde Neunkirchen.
Neunkirchen 1978.
Werner Fried: Die Juden in Neunkirchen.
Veröffentlicht vom Historischen Verein der Stadt Neunkirchen. o.J.
Marcus Krämer: Novemberpogrom 1938 -
"Kristallnacht" in Neunkirchen. Neunkirchen
1990.
Eva Tigmann: "Was geschah am 9. November
1938?". Eine Dokumentation über die Verbrechen an der jüdischen
Bevölkerung im Saarland im November 1938. Eine Veröffentlichung des
Adolf-Bender-Zentrums St. Wendel. Saarbücken 1998.
Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 449-450 (mit weiteren Literaturangaben).
Wolfgang Melnyk: Die Juden in Neunkirchen /
Jüdische Bürger in Neunkirchen. In: es Heftche. Das Stadtmagazin für
Neunkirchen und Umgebung. Jahrgang 13 Ausgabe 148 August 2010 (1.
Teil), Jahrgang 13 Ausgabe 150 Oktober 2010 (2.
Teil), Jahrgang 13 Ausgabe 151 November 2010 (3.
Teil), Jahrgang 13 Ausgabe 152 Dezember 2010 (4.
Teil), Jahrgang 13 Ausgabe 153 Januar 2011 (5.
Teil), Jahrgang 13 Ausgabe 154 Februar 2011 (6.
Teil).
Edgar Schwer: Den jüdischen Gefallenen des
Saarlandes 1914-1918 zum Gedenken. In: Saarländische Familienkunde Band
12/4. Jahrgang XLVIII 2015 S. 559-600. Online
zugänglich: eingestellt als pdf-Datei.
Publikationen der Stadt Neunkirchen zur Verlegung von
Stolpersteinen (Download der pdf-Dateien möglich):
2012,
2015,
2018,
2020,
2022.
Neunkirchen Saar. Jews are
first mentioned in 1777. In 1790 their residence was limited to ten families.
Their number grew to 188 in 1843. Among breadwinners, 23 were merchants, peddler,
and shopkeepers, eight artisans, and four butchers. A synagogue was consecrated
in 1865. In the 1870s, after the Jews received equal rights, they played an
active part in local life and fulfilled such obligations as military service.
Among the leading Jewish business enterprises was the local branch of the Levi
chain for industrial supplies, which became a large department store in 1901 and
employed 300 workers in the 1920s. After Worldwar I, Neunkirchen came under
Frech control and developed industrially. In 1927, the Jewish population reached
234 (total 41,031). There were few manifestations of antisemitism until the
region was annexed to the Reich by plebiscite in January 1935. Many Jews
subsequently sold their businesses and left the city. In 1935, 142 Jews remained
in Neunkirchen and its attached communities (Elversberg, Spiesen, Schiffweiler
and Wiebelskirchen). Emiogration intensified still further after the publication
of the Nuremberg laws. The local population and the Church did little to help
the Jews in the face of mounting persecution. On Kristallnacht (9-10
November 1938), the synagogue was burned and Jews were arrested and beaten.
Seven Jews were deported to the Gurs and Drancy concentration camps. Of the vast
majority who fled, 63 reached France, 20 Luxembourg, and 27 Palestine. The 59 who
left for other German cities are presumed to have died in the Holocaust.
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