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in Mainz
Mainz (Landeshauptstadt
von Rheinland-Pfalz
)
Texte/Berichte zur jüdischen Geschichte der Stadt im 19./20. Jahrhundert
Hier: Berichte zu einzelnen Personen aus
der jüdischen Gemeinde (bis zur NS-Zeit)
Die nachstehend wiedergegebenen Texte mit
Beiträgen zur jüdischen Geschichte in Mainz wurden in jüdischen Periodika
gefunden.
Bei Gelegenheit werden weitere Texte eingestellt.
Anmerkung: die Texte der Seite wurden dankenswerterweise von Susanne Reber,
Mannheim abgeschrieben.
Hinweis: es erfolgt keine Gliederung zwischen Personen der Israelitischen
Religionsgemeinde und der Israelitischen Religionsgesellschaft.
Übersicht:
Berichte
zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde
Zum Tod des österreichisch-jüdischen Soldaten
Mauerer aus Galizien und seine Beisetzung in Mainz
(1845)
Anmerkung: der Einstiegshinweis auf den "Waffenstillstand" zwischen den
Parteien bezieht sich auf eine Auseinandersetzung über notwenige Reformen in der
Gemeinde, vgl.
Artikel von 1841.
Artikel in der Zeitschrift "Der treue Zionswächter"
vom 9. Dezember 1845: "Mainz. Neues von hier wüsste ich
Ihnen eigentlich für diesmal nicht mitzuteilen, da gleichsam eine Zeit der
Ruhe, des Waffenstillstandes, zwischen den Parteien eingetreten ist. Doch
etwas muss ich berichten, zwar nur vielleicht von sekundärem Interesse,
allein nichts desto weniger ein erfreulicher Beweis, wie Staatsbehörden
religiöse Gesinnung und Gefühl überall schätzen und schützen. Vorige Woche
starb hier ein österreichisch-jüdischer Soldat namens Mauerer aus
Galizien. Es ist dies der erste Vorfall dieser Art, d.h. der erste jüdische
Soldat, der von den Bundestruppen, seitdem selbige hier stehen, ungefähr
seit 1817, in hiesiger Stadt gestorben. Die Vorgesetzten des Regiment,
besonders der Hauptmann, benahmen sich hierbei äußerst human und tolerant.
Derselbe ließ nämlich den jüdischen Gemeindediener, schamasch, rufen
und bat ihn, hier ja alle religiösen Zeremonien und Gebräuche in Anwendung
zu bringen. Als nun der schamasch bemerkte, dass in dem
österreichischen Leichenhause ein großes Kruzifix an der Mauer beheftet sei,
wodurch die jüdischen Gebete bei dem Toten nicht gehalten werden könnten,
ließ der Hauptmann sowohl dieses, als das am Leichenwagen befindliche für
die Zeit der Beerdigung abnehmen; gewiss, ein schönes Zeichen der Pietät
gegen den jüdischen Glauben. Bei der Beerdigung war, wie bei allen
Militärpersonen, Musik und das Offizierskorps des Regiments begleitete die
Leiche auf das Beit Hakewarot (Friedhof)." |
Beerdigungsfeier für Bertha Bondi geb. Scheuer
(1864)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Mai
1864: "Mainz, den 9. Mai. (hebräisch und deutsch:)
'Besser ist es, zu gehen in das Haus der Trauer als in das Haus des
Gastmahls, weil hier das Ende aller Menschen ist und der Lebende es sich zu
Herzen nimmt.'
Wohl ist kein Ort geeigneter, den Menschen zum Nachdenken über sich selbst
und zur Erkenntnis seiner Hinfälligkeit zu führen, als derjenige, wo ihm die
Grabhügel der Dahingeschiedenen mit ihren Denkmälern, die noch stummes
Zeugnis von der einstigen Herrlichkeit der Heimgegangenen geben,
entgegentreten, denn hier wird selbst der Frivole und Ungläubige oft mächtig
ergriffen von dem ernsten und bangen Gedanken an seine herannahende letzte
Stunde. Und wie sehr er sich auch gegen diesen Gedanken sträubt, er erfasst
ihn auch gegen seinen Willen und wie sehr er sich auch bemüht, das Streben
derjenigen als eitle Torarbeit zu bezeichnen, die, beseelt von einem
unerschütterlichen Glauben an ein einstiges höheres Ziel wenden, er muss sie
bewundern und um ihren innigen Glauben, der eine so große innere
Zufriedenheit und für jede Lebenslage, Kraft und Einsicht zur würdevollen
Haltung zu verleihen vermag, beneiden.
Doch noch in sprechender und ergreifender Weise tritt der ernste Gedanke vor
die Seele hin, wenn wir die irdische Hülle eines Frommen und Edlen dem
Schoße der Erde überliefern sehen, aus den sich Erinnerungen knüpfen, die in
unsere eigenen Lebensgeschichte eingreifen, die nicht bloß auf den
gewöhnlichen Wechsel der menschlichen Dinge hindeuten, sondern die uns das
geistige Leben und Streben eines ganzen heimgegangenen Geschlechtes
vorführen in der Fülle seiner religiösen Kraft, in dem Glanze seiner
Tugenden, in der Reinheit und Lauterkeit seiner Gesinnungen.
Und wenn wir erst aus beredten Munde diese Erinnerungen schildern hören;
wenn wir sie aus einem für die Religion der Väter warm fühlenden und tief
begeisterten Herzen vernehmen, dann fühlen wir uns eins mit den
Leidtragenden; ihr Schmerz ist der unsrige geworden – wir weinen und klagen
mit ihnen.
Eine solche Anregung zur Wehmut und zugleich zur geistigen Erhebung bot sich
uns Sonntag, den 8. Mai bei der Beerdigungsfeier der in Gott entschlafenen
Frau Bertha Bondi, Witwe des Herrn Jonas Wolf Bondi – das
Andenken an den Gerechten ist zum Segen – und Tochter des verewigten
Oberrabbiners, Rabbi Herz Scheuer – das Andenken an den Gerechten
ist zum Segen, welche in einem Alter von 93 Jahren am Sabbat Paraschat
Kedoschim und man kann wohl sagen achrei Mot Kedoschim (= nach dem
Tod der Gerechten, gemeint nach dem Tod der beiden genannten Männer) durch
den Tod einging in das Reich der Heiligen.
Ein unabsehbarer Leichenzug, gebildet aus den angesehendsten Mitgliedern der
hiesigen israelitischen Gemeinde, sowie aus vielen christlichen Mitbürgern,
gab Zeugnis von der großen Liebe und Verehrung für die Verstorbene.
Dem Leichenwagen folgten zunächst tief gebeugt die Söhne und Enkel. Nie
sahen wir die kindliche Pietät in rührenderer Weise zu Tage treten. Der
Schmerz der Söhne und Enkel um die dahingeschiedene Mutter und Großmutter
glich dem Schmerz Josephs um seinen hingegangenen Vater. Es war jedoch nicht
der Schmerz, wie er sich auf dem gewöhnlichen Lebenswege ergibt, wo
menschliche Not und Hilfsbedürftigkeit ihn erzeugen, nein, es war der reine
edle Seelenschmerz, der die Frucht der innigsten Gesinnungsverwandtschaft
zwischen Eltern und Kindern, der das Ergebnis einer gleichen religiösen
Bindung und Lebensanschauung ist. Dies alles wusste Herr Rabbiner Dr.
Lehmann, als der Leichenzug auf dem Friedhofe angelangt war, in einer so
zu Herzen gehenden Sprache darzutun, dass die Anwesenden sichtlich von
Mitgefühl dahingerissen wurden.
Nachdem derselbe den Schmerz um die Dahingeschiedene ob der Tugenden, die
sie zierten und die sie zur Zierde und zum Vorbild der Frauen, in der
israelitischen Gemeinde zu Mainz machten, als einen gerechten geschildert,
nachdem er diese Tugenden einzeln gedacht, wies er in einem historischen
Rückblick darauf hin, dass die Verblichene die Tochter eines jener
hochberühmten Rabbinen sei, wie sie die israelitische Gemeinde schon in
uralter Zeit in fortlaufender Reihe besessen. Hier, in dieser Stadt, habe
sich schon vor mehr als einem Jahrtausend eine israelitische Gemeinde
gebildet. Karl der Große (gest. 814) habe derselben auf ihren Wunsch in der
Person des Rabbenau Moscheh Hasaken (aus Lucca), einen gelehrten und frommen
Rabbiner aus Italien, mitgebracht. Unter ihm und seinen berühmten
Nachfolgern Rabbinen, Kalonimos aus Lucca, Rabbenu Meschullam Hagadol,
Rabbenu Gerschom, Meor Hagolah Elieser bar Nathan usw. sei Mainz eine der
wichtigsten und fruchtbarsten Pflanzstätten jüdischen Wissens für
Deutschland und Frankreich geworden, bis die mittelalterlichen Verfolgungen
diesem edlen Streben auf einiger Zeit Einhalt geboten. |
Erst
durch die Berufung von Rabbi David Scheuer – seligen Andenkens
– und durch dessen Sohn Rabbi Herz Scheuer – seligen Andenkens – sei
Mainz, namentlich unter dem letzteren, von Neuem eine blühende Pflanzstätte
der jüdischen Religionswissenschaft und das und des echt religiösen Geistes
geworden. Dieser letztere stehe ja bei der Gemeinde noch in gesegnetem
Andenken. Von ihm sei die Verblichene die einzige*) Tochter gewesen; sie sei
auf seinen Knien erzogen worden.
Von einem solchen Vater erzogen, mit seinem religiösen Geiste getränkt, habe
sie ihre Lebensaufgabe nur darin erkannt, dem Ewigen ihrem Gotte zu dienen,
mit ganzem Herzen und williger Seele und diesem Geist wieder auf ihre Kinder
zu verpflanzen, so dass man von ihr, wie einst von der Mutter des Rabbi
Josua sagen könne (hebräisch und deutsch:) Heil der, die sie erzogen!
Möchten Eltern daraus erkennen, wie sei die Pietät der Kinder zu nähren und
zu pflegen haben, und worin die Wurzeln derselben liegen: (hebräisch und
deutsch:) 'Ein Jeder habe Ehrfurcht vor Mutter und Vater und beachte
meine Ruhetage'. Nur, wo gleichzeitig das religiöse Leben gewissenhaft
gepflegt wird kann auch die echte, wahre Pietät Wurzel fassen.
Moritz Fuld, Oberlehrer.
Anmerkungen: - Rabbi Herz Scheuer:
https://de.wikipedia.org/wiki/Herz_Scheuer
- Paraschat:
https://de.wikipedia.org/wiki/Parascha
- Kedoschim:
https://de.wikipedia.org/wiki/Kedoschim
- Joseph:
https://de.wikipedia.org/wiki/Josef_(Sohn_Jakobs)
- Karl der Große:
https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_der_Große
- Kalonimos:
https://de.wikipedia.org/wiki/Kalonymos_ben_Meschullam
- Rabbenu Meschullam Hagadol:
https://www.jewishencyclopedia.com/articles/9168-kalonymus#anchor9
https://schumstaedte.de/entdecken/memorstein-fuer-gerschom-ben-jehuda/
- Rabbenu Gerschom:
https://de.wikipedia.org/wiki/Gerschom_ben_Jehuda
https://schumstaedte.de/entdecken/memorstein-fuer-gerschom-ben-jehuda/
- Meor Hagolah Elieser bar Nathan:
https://en.wikipedia.org/wiki/Eliezer_ben_Nathan
https://de.wikipedia.org/wiki/Elieser_ben_Nathan_aus_Mainz
- Rabbi Herz Scheuer:
https://de.wikipedia.org/wiki/Herz_Scheuer.
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Zur Beisetzung von Firmeninhaber Hugo Lob
(1869)
(Mitglied der israelitischen Religionsgesellschaft)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
13. Oktober 1869: "Mainz, den 6. Oktober. Wir kommen soeben
von einem traurigen Gange zurück, wir haben die sterblichen Überreste eines
der edelsten Menschen, eines wahrhaften Jehudi, dem Mutterschoße der Erde
übergeben. Herr Hugo Lob von hier, Associé der Firma Bondi & Lob, ist nicht
mehr. Er starb, erst 45 Jahre alt, und um ihn trauern nicht allein seine
Gattin, seine Kinder und seine übrigen Verwandten, sondern Alle, Alle, die
das Glück hatten, diesen seltenen Mann zu kennen.
Wollen wir die zahllosen guten Eigenschaften des edlen Herzens, das jetzt
stille steht, aufzählen, wir würden kein Ende finden. Diese innige
Frömmigkeit und Gottergebenheit, diese Begeisterung für das Judentum und die
heilige Gotteslehre, diese Freudigkeit in der Pflichterfüllung, diese
grenzenlose Wohltätigkeit, die größtenteils im Geheimen geübt, nur dann an
die Öffentlichkeit trat, wenn sie beispielgebend sein wollte, diese
vollständige Selbstlosigkeit, die nie an sich, aber stets an andere dachte,
- die Vereinigung all dieser herrlichen Eigenschaften und noch zahlloser
anderer wird selten mehr auf Erden gefunden. Wir kannten nur einen, der ihm
ähnlich war, das war der Schwager des teuren Dahingeschiedenen, R. Schalom
Hirsch – das Andenken an den Gerechten ist zum Segen – von
Halberstadt, der heute vor zehn
Jahren ihm in die Ewigkeit vorangegangen.
Herr Hugo Lob war zu Bingen geboren.
Väterlicherseits stammte er von dem berühmten Kurkölnischen Landesrabbiner
Rabbi Juda Mehler – das Andenken an den Gerechten ist zum Segen,
mütterlicherseits von dem noch berühmteren Mainzer Oberrabbiner Herz Scheuer
- das Andenken an den Gerechten ist zum Segen. Schon früh verlor er
den Vater und noch als Jüngling auch die Mutter. Der Großvater war’s, der
ihn erzogen! Und wie erzogen! Denn außer der köstlichen Eigenschaft des
Herzens, die wir oben erwähnten, war sein Geist hochgebildet, sowohl in den
talmudischen als auch in den profanen Wissenschaften; zugleich war er ein
tüchtiger, intelligenter Kaufmann.
Unsere Religionsgesellschaft, deren Vorstande der Heimgegangene angehörte,
unsere Unterrichtsanstalt, zu deren Schulrat er gehörte, haben einen
unersetzlichen Verlust erlitten; nicht minder alle Armen, Bedürftigen und
Hilfesuchenden, nicht bloß hier, sondern weit und breit. Seinen Freunden
wird er ewig unvergesslich bleiben."
Anmerkungen: - Jehudi: Hebräisch für 'Jude', gemeint ist ein in
seiner Frömmigkeit vorbildlicher Jude
- Rabbi Juda Mehler:
https://de.wikipedia.org/wiki/Juda_Mehler
- Rabbi Herz Scheuer:
https://de.wikipedia.org/wiki/Herz_Scheuer
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Der Schriftsteller Ludwig Bamberger wurde zum
Abgeordneten im Reichstag ernannt (1871)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8.
März 1871: "Mainz, 5. März. Bei der vorgestern stattgehabten
Wahl zum ersten Reichstag wurde im neunten hessischen Wahlbezirk unser
Glaubensgenosse, der als geistvoller Schriftsteller bekannte Herr Ludwig
Bamberger von hier zum Abgeordneten ernannt; er vereinigte auf sich fast
1.600 Stimmen mehr als der ihm am nächsten kommende Gegenkandidat,
Domkapitular Moufang. Das Ergebnis ist für Herrn Bamberger um so
ehrenvoller, da er unter einer zum größten Teil katholischen Bevölkerung als
Bewerber auftrat, gegenüber einem hochgestellten und als Volksredner
besonders beliebten Würdenträger der Kirche, der von der gekannten
Geistlichkeit empfohlen war. Der Erwählte bekannte sich in seiner
Kandidatenrede öffentlich als Jude, indem er daran die Mahnung schloss, alle
Vorurteile der Konfession gegeneinander schwinden zu lassen. Keine Stelle
des überaus glänzenden Vortrags fand eine günstigere Aufnahme; donnernder
Beifall verkündete die Übereinstimmung der nach Tausenden zählenden
Versammlung mit den Ausführungen des Redners. Welchen Ruhm verdient doch
diese erleuchtete Gesinnung unserer Mitbürger!"
Anmerkungen: - Ludwig Bamberger:
https://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_Bamberger
https://www.regionalgeschichte.net/bibliothek/biographien/bamberger-ludwig.html
https://www.lagis-hessen.de/pnd/118656961
- Domkapitular Christoph Moufang:
https://de.wikipedia.org/wiki/Christoph_Moufang
https://www.deutsche-biographie.de/sfz65847.html |
Hermann Reinach wurde zum 2. Bürgermeisterei-Adjunkten
ernannt (1871)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
12. Juli 1871: "Mainz, 7. Juli. Herr Hermann Reinach von
hier wurde zum 2. Bürgermeisterei-Adjunkten ernannt. Es ist das erste Mal,
dass in hiesiger Stadt ein Glaubensgenosse mit einem städtischen Amte
betraut wurde."
Anmerkungen: - zu Hermann Reinach:
https://www.deutsche-biographie.de/sfz105054.html ? |
Zum Tod von Philipp Nachmann
(1872)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3.
Juli 1872: "Mainz, 26. Juni. Wir kehren soeben von einem sehr
traurigen Gange zurück; wir haben den Bankier Philipp Nachmann jr.
- er ruhe in Frieden -
zur letzten Ruhestätte begleitet. Unsere Stadt hat in demselben einen ihrer
ehrenwertesten Bürger, unsere Gemeinde eines ihrer achtbarsten Glieder und
unsere Religionsgesellschaft einen treuen, eifrigen und opferfreudigen
Anhänger verloren. Bei hervorragender sozialer Stellung fand Herr Bankier
Nachmann - er ruhe in Frieden - höchstes Glück in strenger,
religiöser Pflichterfüllung und namentlich in der alten jüdischen Erbtugend,
in der Wohltätigkeit, die er am liebsten in der Stille übte. In der Art und
Weise, wie er im Vereine mit seiner edlen Gattin seine Kinder zur Tugend und Frömmigkeit erzog,
offenbarte sich am besten seine innige Gottesfurcht, sein ernstes religiöses
Streben. Es ist betrübend, wenn in unserer materiellen Zeit solch edle
Männer so früh – der Heimgegangene erreichte ein Alter von nur 57 Jahren –
dahingerafft werden. Aber das ist in diesem herben Leid ein erhebender
Trost, dass die Söhne und Töchter in den Fußstapfen der frommen Eltern
wandeln werden.
(hebräisch und deutsch): 'der ist nicht gestorben, welcher Kinder
hinterlässt, die ihm gleichen!'
Der Leichenkondukt war ein im höchsten Grade imposanter. Juden und
Nichtjuden – unter ihnen die hervorragendsten Bürger und Beamten unserer
Stadt – folgten in fast unabsehbarer Reihe der Bahre, der beste Beweis von
der allgemeinen Achtung, in welcher der Hingeschiedene gestanden, von der
allgemeinen Teilnahme, die der Tod desselben in den besten Mannesjahren
hervorgerufen. Einige Vermächtnisse, unter anderem 1.800 fl. für die
Unterrichtsanstalt der israelitischen Religionsgesellschaft, werden das
Andenken an den zu früh uns Entrissenen auch in späten Tagen lebendig
erhalten. Zichrono livrachah (hebräisch und deutsch:) 'das Andenken
des Frommen gereicht zum Segen'." |
50 Jahre Konditorei L. Maas sowie Silberne Hochzeit
von L. Maas und Frau (1881)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Juni
1881: "(Eingesandt).
Mainz, 21. Juni. Vergangenen Sonntag hat ein Mitglied unserer
Religionsgesellschaft ein seltenes Fest gefeiert. An diesem Tage waren es 50
Jahre, dass Herr L. Maas in hiesiger Stadt seine jüdische Konditorei,
verbunden mit Café und Restaurant etabliert hat, und 25 Jahre, dass derselbe
mit seiner treuen Gattin verbunden ist. Von Nah und Fern waren die
Verwandten und Freunde des Jubelpaares herbeigeeilt, um mit demselben diesen
schönen Tag in fröhlicher Gemeinschaft zu verbringen und erst spät in der
Nacht trennte man sich mit dem Wunsche, dass das geehrte Jubelpaar sich noch
viele Jahre ungetrübten Glückes erfreuen möge.
L." |
Zum Tod von Kommerzienrat Simon Wolf
(1882)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 2. August
1882: "Mainz, 31. Juli. In voriger Nacht verstarb hier, in
Folge eines Herzschlages, Herr Kommerzienrat Simon Wolf, im Alter von 65
Jahren. Was Fleiß, Redlichkeit und Intelligenz zu leisten vermögen, davon
liefert das Leben des Verstorbenen den sprechendsten Beweis. Derselbe, der
in dem benachbarten Dorfe Bretzenheim
als der Sohn ganz armer Eltern geboren, wurde von diesen zu einem
Schuhmacher in die Lehre getan. Simon Wolf ist sein ganzes Leben hindurch
dem Schuhmacherhandwerke treu geblieben und hat sich nie mit anderen
Geschäften als mit der Erzeugung von Fußbekleidung befasst. Nach vollendeten
Lehr- und Wanderjahren ließ er sich hier in Mainz nieder, ganz ohne Mittel,
nur von der Arbeit seiner Hände lebend. Bald aber erlangte seine Arbeit das
ihr gebührende Renommee und sein Ruf drang weit über die Grenzen der Stadt
Mainz hinaus, bis in die entferntesten Länder. So wurde denn aus dem
Schuhmacher ein Schuhfabrikant, der mehrere hundert Arbeiter beschäftigte
und der den Ruf der Mainzer Schuhindustrie bis nach Amerika, Australien und
Asien trug.
Es konnte nicht fehlen, dass diesem intelligenten Handwerker und späteren
Großindustriellen die allgemeine Anerkennung und Hochachtung zuteil wurde,
und so wurde er auch mit dem Titel eines Kommerzienrates beehrt. Auf
allen Weltausstellungen erlangten die Erzeugnisse der Wolf’schen Schuhfabrik
die höchsten Auszeichnungen. Der Verewigte versäumte auch nicht, alle
Erfindungen und Verbesserungen, welche die Neuzeit fast täglich bringt, in
seinem Geschäfte zu verwenden. Sehr häufig ließ er neue Maschinen und
geschickte Arbeiter aus England kommen. Dabei blieb er der bescheidene,
einfache und anspruchslose Mann, der er von Jugend auf gewesen – Simon Wolf
hat bewiesen, was der Jude auch auf dem Gebiete des Handwerkes zu leisten
vermag. Durch reiche Intelligenz, unablässige Tätigkeit und strenge
Rechtlichkeit hat er sich vom armen Schuhmacher bis zum hochangesehenen
Großindustriellen emporgeschwungen und dadurch nicht allein dem jüdischen
Stamme Ehre gebracht, sondern auch dem deutschen Gewerbefleiße im fernen
Auslande zu hoher Anerkennung verholfen."
Anmerkungen: -
https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/T7P7OWHVWE7JUYS3XID32DVMQRKSQCLT
-
https://st.museum-digital.de/index.php?t=objekt&oges=64762&navlang=hu
|
Über die Beisetzung von Bankier Moritz Oppenheim
(1884)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 10. Juni 1884: "Man schreibt uns aus Mainz am 28. Mai: Das
Leichenbegängnis des dahier verstorbenen Bankiers Moritz Oppenheim
gestaltete sich zu einem der imposantesten, das wir in dieser Stadt gesehen.
Am Grabe sprach außer dem Rabbinen Herr Dr. Salfeld, der Oberbürgermeister
Herr Dr. Du Mont namens der Stadt und der Rechtsanwalt Herr Dr. Mayer, im
Namen des Vorstandes der Gemeinde, dessen Präses der Verstorbene war. Herr
Oberbürgermeister hob hervor, wie in den verschiedensten Kommissionen
uneigennützig wirkte und als Mitglied der Waisenkommission manche Träne aus
eigenen Mitteln trocknete. Herr Dr. Mayer betonte, wie der Verblichene es
war, der die Trennung in der Mitte der Gemeinde verhinderte und es in seinem
Einflusse zu verdanken war, dass die Orthodoxen sich von der Muttergemeinde
nicht getrennt haben. Friede seiner Asche!"
Anmerkungen: -
Rabbiner Dr. Salfeld:
https://de.wikipedia.org/wiki/Siegmund_Salfeld
Oberbürgermeister Dr. Du Mont:
https://de.wikipedia.org/wiki/Alexis_Dumont |
Diamantene Hochzeit von Leo Reinach und seiner Frau
(1885)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
8. Januar 1885: "Mainz, 5. Januar. Heute feiern Herr Leo Reinach
und Frau Gemahlin das seltene Fest ihrer sechzigjährigen Vereinigung, die
diamantene Hochzeit. Die Familie Reinach gehört seit Jahrhunderten zu den hervorragendsten
der hiesigen israelitischen Gemeinde, und die Annalen derselben melden, dass
stets Mitglieder dieser Familie nicht allein als Vorsteher fungierten,
sondern sich auch durch große Wohltätigkeit auszeichneten, wovon zahlreiche
Stiftungen und Legate Zeugnis ablegen. Auch Herr Leo Reinach war lange Zeit
Vorstandsmitglied, und in Bezug auf Wohltätigkeit ist das Jubelpaar den
Traditionen der Ahnen nicht untreu geworden. - Von den beiden Söhnen
desselben ist der eine, Hermann Reinach, Mitglied des Stadtmagistrats
(Bürgermeister-Adjunkt, vgl.
Artikel oben),
der andere Herr Dr. Carl Reinach, Rechtsanwalt. - Es ist bei der allgemeinen
Achtung, die sich das Jubelpaar erworben, nicht zu verwundern, dass die
ganze Stadt an diesem frohen Ereignisse den regsten Anteil nimmt, und hat
auch die Stadt Mainz eine geschmackvoll ausgestattete Glückwunschadresse
überreichen lassen. Die Häuser der Straße, in welcher Herr R. wohnt, prangen
im Fahnenschmuck. Das ehrwürdige Jubelpaar erfreut sich der besten
Gesundheit und Rüstigkeit. Möge es ihm vergönnt sein, sich dieselbe noch
eine lange Reihe von Jahren zu erhalten." |
Zum Tod von Jonathan Mayer
(1887)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. März
1887: "Mainz, 20. März. Dienstag, 15. März, starb zu
Frankfurt a. M.
Herr Jonathan Mayer – er ruhe in Frieden. Derselbe
hatte, ein geborener Mainzer, früher in Mainz seinen Wohnsitz und gehörte im
Jahr 1853, als in die neuerbaute Synagoge Orgel und andere sogenannte
Reformen eingeführt wurden, zu den Mitbegründern der orthodoxen
israelitischen Religionsgesellschaft, deren Vorstande er 13 Jahre lang, bis
zu seinem Wegzuge von Mainz, angehörte. Wir brauchen, nach dem Gesagten, die
religiöse Richtung des Verewigten nicht näher zu schildern. Einmal nahm er
sogar Gelegenheit, für öffentlich zu sein. Als die unjüdische Sitte aufkam,
Blumen auf die Gräber zu pflanzen, entfernte er gewaltsam die Blumen von dem
ersten, derart geschmückten Grabe und wurde deshalb vor Gericht gestellt;
dieses aber erkannte seinen religiösen Eifer an und ließ es bei einer
kleinen Ordnungsstrafe bewenden. - Auch in der Ferne bewahrte Herr Mayer –
über ihn der Friede - die größte Anhänglichkeit für seine Vaterstadt und
deren religiöse Institutionen. Als Mitglied der chewra kadischa
beging er noch im hohem Alter alljährlich den Fasttag derselben und kam
stets zur Feier des Stiftungsfestes nach Mainz. Oft sprach er in jüngster
Zeit von dem 200jährigen Bestehen des genannten Vereins, dessen zweite
Säkularfeier, so Gott will, im nächsten Jahre
letztlich begangen werden wird. Er sollte sie nicht erleben. Wiewohl im 75.
Lebensjahr stehend, war er noch kräftig und rührig, als er in Folge eines
Schlaganfalls hinweggenommen wurde. Möge seine Seele eingebunden sein in den
Bund des Lebens. Möge seine unsterbliche Seele der ewigen Seligkeit
teilhaftig werden. -"
Anmerkung: -
Chewra kadischa: https://de.wikipedia.org/wiki/Chewra_Kadischa |
Spende für die christlichen Armen von einem jüdischen
Gemeindeglied (1888)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 29. März 1888: "Spende für die christlichen Armen von einem jüdischen Gemeindemitglied
(1888)
Mainz, 15. März. Die Bürgermeisterei hat unter dem Heutigen von einem
unserer hiesigen israelitischen Mitbürger eine Summe von 300 Mark mit
folgendem Begleitschreiben erhalten: 'Veranlasst durch die kaiserliche
Botschaft an den Reichskanzler bitte ich Sie, einliegende 300 Mark an
notleidende christlicher Konfession zu verteilen. Möge die Botschaft, welche
man getrost das Hohe Lied unbefangener Menschenliebe und staatsmännischer
Weisheit nennen kann, dazu beitragen, den dunklen Geist der Unduldsamkeit
und des gemeinen Hasses wieder zu bannen.'" |
Zum Tod von Weinhändler Michael Kleemann
(1888)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 25. Oktober
1888: "Mainz, 16. Oktober. Vor einigen Tagen verstarb hier der Weinhändler Michael
Kleemann, Israelit. Der Verstorbene hat in einem Testamente ca. eine Million
Mark für wohltätige und gemeinnützige Zwecke für hiesige Vereine und
Korporationen hinterlassen. Das Nähere ist noch nicht bekannt geworden; nur
weiß man bereits, dass er für die Mainzer Stadtarmen 30.000 Mark bestimmt
hat." |
Dr.
Sigmund Feist (bisher Lehrer am Mainzer Gymnasium) wurde zum Reallehrer in
Bingen ernannt (1890)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 27. Juni 1890: "Herr Dr. Sigmund Feist, bisher
am Mainzer Gymnasium tätig, ist vom hessischen Ministerium zum
Reallehrer in Bingen am Rhein ernannt worden. Es ist dies der erste
Fall, dass ein Israelit in Hessen ein Amt an einer höheren Schule erhält
und ein Beweis für die Liberalität und das Entgegenkommen der hessischen
Regierung gegenüber unseren
Glaubensgenossen." |
Zum Tod des Schriftstellers Heinrich Homberger
(1890)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 29. August 1890: "Berlin, 24. August. Aus dem Luftkurort
Airolo kommt die Nachricht vom Tode des begabten deutschen Schriftstellers
Heinrich Homberger. Er war einer der genauesten Kenner von Land und
Leuten Italiens. Er war 1830 zu Mainz geboren, ein intimer Freund von L.
Bamberger und längere Zeit Redakteur der 'Preußischen Jahrbücher'. Seine
1880 in der Besser’schen Buchhandlung zu Berlin erschienenen 'Italienischen
Novellen' machten gerechtes Aufsehen und wurden auch auszugsweise im
Feuilleton unseres Blattes unter dem Titel 'Ein Stück Italien'
wiedergegeben. Er war mit einer Tochter des ehemaligen österreichischen
Konsuls Caro in Berlin vermählt gewesen. So wie er sich im Leben auf der
Grenzscheide von deutschem und italienischem Wesen bewegte, so ist er auch
in Airolo, dem Grenzorte beider Nationalitäten, in den besten Jahren
gestorben."
Anmerkung: - Zu Heinrich Homberger:
https://www.deutsche-biographie.de/sfz39389.html und
https://www.deutsche-biographie.de/pnd116975199.html |
Zum
Tod von Karoline Veit geb. Putini, Witwe des Historienmalers Philipp Veit (1890)
Zum Tod von Emanuel Gutmann
(1891)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
11. Mai 1891: "Mainz, 7. Mai. Unsere Religionsgesellschaft hat
durch den Tod ein ehrwürdiges, durch seine Bescheidenheit und wahrhaft
innige Frömmigkeit in allen Kreisen der hiesigen jüdischen Bevölkerung
allgemein beliebtes Mitglied verloren. Herr Emanuel Gutmann ist
Dienstagnacht plötzlich im Alter von 76 Jahren in ein besseres Jenseits
abberufen worden. Der Verstorbene, in
Jochsberg in Bayern geboren und zu den Segnungen der Tora hin
erzogen, hatte das Studium der Tora während seines langen Lebens zu
seiner Lieblingsbeschäftigung gemacht. Nachdem er in
Neckarbischofsheim und in
Trebur bei Groß-Gerau 24 Jahre zur
vollsten Zufriedenheit seiner Gemeinden, in denen er Tora und
G'ttesfurcht verbreitete, als Lehrer und Vorbeter segensreich gewirkt,
versah er vom Jahre 1859 an bei der hiesigen Religionsgesellschaft eine
Reihe von Jahren in gewissenhafter und pflichtgetreuer Weise das Amt eines
Schochet. 26 Jahre lang fungierte er als Rabbi und Vorbeter bei dem 3.
israelitischen Krankenverein dahier, in welchem seine von Herzen kommende
und zu Herzen dringende Vortragsweise der Gebete die Anwesenden zu Andacht
stimmte.
Auch wir beklagen in dem Dahingeschiedenen einen fleißigen, treuen und
gewissenhaften Mitarbeiter. Seit der Gründung des 'Israelit' war Herr
Gutmann an den vielverzweigten Arbeiten unserer Expedition beschäftigt.
Wir und mit ihm seine zahlreichen Freunde werden dem Verstorbenen stets ein
ehrendes Andenken bewahren. Möge seine Seele eingebunden sein in den Bund
des Lebens."
Anmerkungen: - Schochet: Schächter
- 'Israelit':
https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Israelit |
Zum Tod von Regina Nachmann
(1891)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4.
Juni 1891: "Mainz, 1. Juni. Am 29. Mai starb in
Karlsruhe nach kurzem Krankenlager im
Alter von 75 Jahren Frau Regina Nachmann von hier, Gattin des vor 19
Jahren verstorbenen Herrn Philipp Nachmann. Die Dahingeschiedene,
welche bis vor 3 Jahren in Mainz lebte, war eine streng religiöse und treue
Anhängerin der hiesigen Religionsgesellschaft; sie vereinigte in sich die
Eigenschaften eines echt jüdischen Weibes, insbesondere übte sie gemeinsam
mit ihrem frommen und in allen hiesigen Kreisen hochangesehenen Gatten und
auch nach dessen Ableben die edle Tugend der Wohltätigkeit, die sich auf die
Armen von Nah und Fern und auf alle Konfessionen erstreckte, worin sie von
ihrer Tochter, Frau Fanny Mayer, auf das Wärmste unterstützt wurde.
Die Ortsarmen wurden fortwährend von ihr bedacht und die wohltätigen und
religiösen Institutionen in hervorragender Weise beschenkt; namentlich war
es auch die hiesige Religionsgesellschaft der Herr und Frau Nachmann ihre
besondere Fürsorge zuteil werden ließen. Ihre Seele sei eingebunden sein
in den Bund des Lebens."
Anmerkung: - Philipp Nachmann: vgl.
Bericht von 1872 |
Zum Tod von Leo Reinach (1891)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Juli
1891: "Mainz, 13. Juli. Heute Morgen um 3 Uhr verstarb der älteste
Mainzer und langjährige Vorsitzende der jüdischen Gemeinde, Herr Leo
Reinach, geb. 23. September 1799, im Alter von 92 Jahren. Der
Verstorbene war eine in unserer Stadt bei allen Konfessionen hochgeachtete
Persönlichkeit. Mit ihm ist der letzte Unterzeichner der Dankadresse der
sämtlichen israelitischen Gemeinde Rheinhessens an den unvergesslichen
Obergerichtsrat und Landtagsabgeordneten Glaubrech am 30. Juli 1847
dahingegangen. Glaubrech war es zu verdanken, dass im genannten Jahre das 'sogenannte'
Judenpatent mit seiner drückenden Härte aufgehoben wurde."
Anmerkung: - Obergerichtsrat Glaubrech:
https://de.wikipedia.org/wiki/Joseph_Glaubrech und
https://www.lagis-hessen.de/pnd/11665757X |
Zum Tod von Henriette Simon
(1894)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
12. März 1894: "Mainz, 8. März. Unsere
Religionsgesellschaft hat einen großen Verlust erlitten. Am ersten
Neumondstage wurde Frau Henriette Simon, eine der edelsten und besten
Frauen, eine wackere Frau im wahrsten Sinne des Wortes, diesem Dasein
entrückt. Monatelanges Krankenlager ging ihrem Tode voraus und hatte ihre
Freunde und Bekannten Gelegenheit, die Geduld und wahre Gottergebenheit der
schwer leidenden 76jährigen Greisin zu bewundern, nicht erlosch ihr Licht
in der Nacht, deren Geisteslicht auch in der
Nacht der Leiden nicht getrübt wurde und die aus dem reichen Schatze ihres
Gemüts und Wissens fast bis zum letzten Augenblicke noch gar viele
mitzuteilen wusste. Frau Simon stammte zwar aus einem kleinen Orte, trotzdem
gelang es ihren Eltern, die sie in echter Gottesfurcht erzogen, die
richtigen Lehrer für sie zu finden, um ihr die Früchte moderner Bildung
zukommen zu lassen. Ihr vor acht Jahren verstorbener Gatte, Herr Moses
Simon, einer der Gründer und begeisterter Anhänger unserer
Religionsgesellschaft, war einer solch hervorragenden Gattin würdig.
Diese treffliche Mutter verstand es, ihren Sohn und ihre drei Töchter -
sie wählten den Weg zum Leben - zu wahrhaften Jehudim zu erziehen. Bei dem imposanten
Leichenbegängnis am Freitag (Vorabend zum Heiligen Schabbat) zeigten sich die Liebe und Verehrung, welche
die Dahingeschiedene allenthalben genoss. Des Neumondtages wegen konnten die
Verdienste derselben nicht in einer Trauerrede gepriesen werden, doch wenn
irgendwo Worte der Erinnerung entbehrt werden können, so war es hier der
Fall, der im Herzen all derer, die ihr das Geleite gaben, sowie bei allen,
die sie kannten und zu schätzen wussten, wird das Andenken an sie
beispielgebend fortbestehen. Frau Simon war auch die langjährige,
unermüdliche Vorsteherin des hiesigen Frauenvereins (Heilige
Schwesternschaft der Wohltätigkeit). Möge ihre Seele eingebunden sein in den Bund des Lebens."
Anmerkung: -
Jehudim: Plural für 'Jehudi', hier: fromme Juden. |
Bankier
Theodor Kantor aus Wien ist erfolgreich beim Mainzer Schützenfest (1894)
Anmerkung: Genealogische Informationen zu Theodor Kantor (1844-1904) siehe
https://www.geni.com/people/Theodor-Kantor/6000000007014397571
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 29. Juni 1894: "Vom Mainzer Schützenfest berichtet man:
Unter den Ersten, welche auf der Standscheibe sich Ehrenbecher
herausschossen, befand sich der Bankier Theodor Kantor aus Wien." |
Zum Tod von Jonas Bondi
(1896)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. November 1896: "Mainz, 17. Nov. Unter ungeheurer Beteiligung fand heute das Leichenbegängnis
des Herrn Jonas Bondi seligen Andenkens dahier statt. Schon lange Zeit vor dem anberaumten
Termine füllten sich die Straßen in der Nähe des Sterbehauses mit einer
unabsehbaren Menschenmenge, sowie mit Equipagen aller Art, unter welchen
sich auch diejenigen befanden, die von den Korporations- und
Wohltätigkeitsanstalten, welchen der Verblichene angehörte, abgesandt waren.
In seinem Wohnzimmer, in welchem allsabbatlich seit langen Jahren regelmäßig
dreimal Gottesdienst abgehalten wurde, setzte man die Bahre vor der heiligen
Lade nieder. Hier teilte Herr Rabbiner Dr. Bondi der anwesenden
Trauerversammlung in kurzen Worten den entschieden und wiederholt
ausgesprochenen Willen des Dahingeschiedenen mit, wonach in keiner Weise und
in keiner Form auf derselben eine Trauer- oder Lobrede gehalten werden
dürfe. Aber es bedurfte auch dessen nicht. Der tiefe und aufrichtige
Schmerz, der sich auf den Gesichtszügen der Menge kundgab, sprach wohl
beredter, als alle Worte. Die beiden hiesigen jüdischen Gemeinden waren
durch die große Mehrzahl ihrer Mitglieder vertreten, die Nachbargemeinden
durch ihre Rabbinen, Vorstände und viele Mitglieder.
Unter anderem bemerkten wir die Herren Rabbiner DDr. Breuer –
Frankfurt a. M., Kahn –
Wiesbaden, Marx
- Darmstadt,
Plato – Frankfurt a. M. Da der Verblichene seinen Willen so eingehend
kundgab, dass selbst in das Memorbuch und auf den Leichenstein sogar nicht
einmal die Tatsache vermerkt werden darf, dass er Mohel gewesen, so glauben
wir andere Verehrung dem Verblichenen dadurch am besten zu bezeigen, dass
wir uns, so schwer es uns fällt, auch an dieser Stelle seinem Willen beugen.
Seine Seele sei eingebunden in den Bund des ewigen Leben.
Anmerkungen: -
Rabbiner Dr. Breuer:https://de.wikipedia.org/wiki/Raphael_Breuer
-
Rabbiner Dr. Kahn: vgl.
Artikel von 1920
-
Rabbiner Dr. Marx: vgl.
Artikel von 1871
-
Mohel: https://de.wikipedia.org/wiki/Mohel
|
Kommerzienrat Rudolf Bamberger beendet seine
Mitwirkung in der Stadtverordnetenversammlung
(1898)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 28. Oktober 1898: "Kommerzienrat Rudolf Bamberger in
Mainz, der Bruder Ludwig Bambergers,
erklärte in der Stadtverordnetenversammlung, dass er mit Rücksicht auf sein
hohes Alter kein Mandat mehr annehmen werde. Rudolf Bamberger hat der
Stadtverordnetenversammlung seit 1865 angehört und sich während dieser langen
Zeit um die Stadt hoch verdient gemacht."
Anmerkung: -
Ludwig Bamberger:
siehe Artikel von 1871 |
Zum Tod von Salomon Metzler
(1900)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. April
1900: "Mainz, 18. April. Der älteste Jude von Mainz, Herr Salomon Metzler, ist
dieser Tage im 94. Lebensjahr gestorben. Er war ein sehr frommer Mann und
hat noch vor Pessach seine Tochter gebeten, alle Vorbereitungen zum
Pessachfeste zu treffen.
In seiner Jugend betrieb er eine Metzgerei und zählte mit seinen beiden
Brüdern zu den kräftigsten Leuten der Stadt. Vor einigen Jahren machte er
noch mehrmals Vergnügungsreisen zu seinen in Amerika wohnenden Kindern." |
Zum Tod von Leo Leser (1900)
Anmerkung: zugleich ein Rückblick auf die Gründung und die Geschichte der
israelitischen Religionsgesellschaft in Mainz.
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. September
1900: "Leitender Artikel. Leo Leser - er ruhe in Frieden
Mainz, 23. Elul.
Die Sonne erstrahlt in herrlicher Pracht die weiten Lande noch einmal in
einen bunten Garten verwandelnd. Aber schon hatten die fallenden Blätter und
die kühlen Nächte den herannahenden Herbst und Winter ahnen und Blumen, die
vor kurzem noch in duftiger Blüte das Herz aller entzückten, beginnen zu
welken und schwinden dahin.
Auch dem Garten der großen jüdischen Gemeinde sind in den Tagen des
scheidenden Jahres duftige Blüten entnommen worden. An anderer Stelle
berichten wir über die schmerzlichen Verluste, die die Gemeinden Hamburg und
Preßburg erlitten, in diesen Zeilen wollen wir uns mit dem Manne befassen,
dessen Hinscheiden wir in der jüngsten Nummer kurz meldeten.
Herr Leo Leser wurde in den ersten Februarwochen des Jahres 1818 hier
geboren. Es war dies die Zeit, in der die Tora in Mainz noch
durch hervorragende Männer vertreten war. Rabbi Herz Scheuer leitete die
damals hier blühende Jeschiwah, unter deren bedeutenden Schülern wir nur
Rabbi Mendel Karge, Rabbi Mosche Merzig, Rabbi Mosche Reis und Rabbi Samuel
Bondi nennen. Als Leo Leser fünf Jahre alt war, starb Rabbi Herz Scheuer,
aber seine Jeschiwah blühte noch einige Zeit unter Leitung des hochgelehrten
Awrohom Hagen fort, der auch der Lehrer Lesers wurde. Hier zeigte der
Heimgegangene bereits welch’ hervorragenden Geist und welche Fähigkeiten er
besaß, er gehörte zu den besten Schülern der Jeschiwah. Als er dreizehn
Jahre alt war und in ein Geschäft eintreten sollte, herrschte allgemeines
Bedauern darüber, dass er sich nicht zum Rabbiner ausbilden wollte, aber die
Eltern bestanden darauf, dass er sich dem kaufmännischen Berufe widme. 'Wir
wollen dass unser Leo 'ein schöner Lamden', aber kein Raw werde,' und dabei
blieb es. Um zu zeigen, wie sehr man sein Lamdonus schätzte, lud ihn die
Chewra kadischah zu ihrem Rüsttage zum Rosch Chodesch Schwat alljährlich
stattfindenden Festessen, damit er daselbst einen pilpulistischen Vortrag
halte. Es war dies eine Ehre, die man nur dem auserlesensten Schülern zuteil
werden ließ. Gegen dreißig Jahre betrieb Herr Leo Leser sein Geschäft, aber
obgleich er einen Laden führte, in dem seine persönliche Anwesenheit dauernd
erforderlich war, ließ er doch keinen Tag verstreichen an dem er nicht
einige Stunden lernte. Frühzeitig wurde der Laden geschlossen, dann begab er
sich zu seinem Freunde Rabbi Samuel Bondi, um erst spät in der Nacht wieder
nach Hause zurückzukehren. Einmal wollten ihn seine Frau und sein Sohn
durchaus von seinem regelmäßigen Abendgange zurückhalten, denn die Straßen
waren in Folge Glatteises spiegelblank und der Weg zu Rabbi Bondi nicht
kurz; er gab aber nicht nach, zog über die Stiefel nochmals Strümpfe und
begab sich, so gegen das Eis geschützt, zu seinen Genossen. |
Als die Kämpfe der fünfziger Jahre begannen, als der Vorstand seines Amtes
entsetzt wurde und die 'Reform' auf allen Gebieten das Losungswort war, als
in der hiesigen Synagoge die Orgel eingeführt wurde, da schloss sich Leo
Leser sofort den Männern an, die, nachdem das eine Lager vernichtet war, das
übrig gebliebene wenigstens retten wollten. Rabbi Mosche Reis, Rabbi Jacob
Levi, Rabbi Jitzchak Fulda*) und Rabbi Samuel Bondi gründeten die
israelitische Religionsgesellschaft, sie bildeten den Vorstand und Leo Leser
wurde mit noch einigen Gesinnungsgenossen in den Ausschuss gewählt.
Gar bald erkannte man seine Fähigkeit und seinen Eifer für die heilige Sache
und so finden wir ihn bereits Ende der fünfziger Jahre in dem Vorstand
unserer Gesellschaft, dem er bis zum Ende seines Lebens angehörte. Hier
entfaltete er nunmehr eine Tätigkeit, die mit der Geschichte unserer
Religionsgesellschaft stets verknüpft bleiben wird und ihr fortdauernd
zugute kommt. Bei seinem Eintritt in den Vorstand war das Synagogengebäude
zwar fertig, aber zur Vollendung fehlte das Geld; überhaupt war Geldmangel
eines der Übel, an der die junge Gesellschaft teilweise durch äußere
Anfeindungen, teils durch wirtschaftliche Schwäche der Mitglieder, in den
ersten Jahren ihres Bestehens außerordentlich zu leiden hatte. Da übernahm
Herr Leo Leser die finanzielle Gebahrung der Gesellschaft und hauptsächlich
seiner weisen Sparsamkeit, seinem Verständnis für das Haushalten und
Wirtschaften ist es zu danken, dass unsere Religionsgesellschaft in ihren
Kinderjahren über so manche Klippe hinwegkam.
Als er sein Geschäft aufgab,
da machte er das Studium des Gotteswortes zu seiner Hauptbeschäftigung. Nun
ging er nicht mehr abends, am frühen Vormittag, in den Selichottagen schon
des Morgens sechs setzte er sich hin und lernte; er verschmähte es auch
nicht, mit jungen Leuten zu lernen, für deren Fortbildung wohl auch nicht,
mit jungen Leuten zu lernen, für deren Fortbildung wohl auch ein geringerer,
wie Leo Leser genügend gewesen wäre. Seine ganze Luft, seine ganze Freude,
war die Gemorah. Als er vor einigen und dreißig Jahren einmal schwer krank
darniederlag und ihm das Bedenkliche seines Zustandes voll bewusst war, da
bemächtigte sich des kaum Fünfzehnjährigen eine hochgradige Verstimmung.
Freunde und Verwandte wollte er nicht sehen, von Geschäften konnte er nicht
sprechen hören, das Einzige, was keine trübe Stimmung zu bannen im Stande
war, das war das Gemorahlernen. Wenn sein Sohn die Gemorah herbeiholte und
ihm vorlernte, da war aller Schmerz und alles Leid vergessen und glänzenden
Auges lauschte er den Ausführungen, die ihm vorgetragen wurden.
All den hohen Eigenschaften des teuren Dahingeschiedenen gab Herr Rabbiner
Dr. Bondi bei dem am Sonntage stattgefundenen Leichenbegängnisse in
meisterhafter Rede Ausdruck. Unter Zugrundelegung des Talmudausspruches 'Gegangen
ist der Heilige - gesegnet sei er - der sich immer mit der Tora
beschäftigt usw..' zeigte Redner, wie die sittenverbreitende Tora, das die
Sinkenden aufrichtende Wohltun und die
Synagoge – nach dem Untergange aller Institutionen, der erste Träger der
jüdischen Nationalität – wie diese drei Dinge die Israel in der Verbannung
während der Jahrtausende erhalten haben und die allein im Stande gewesen die
düsteren Schatten des Goluth zu bannen. Der Dahingeschiedene nun bewährte
sich auf all diesen Gebieten auf das Hervorragendste. Ein Mann der Tora, ein
Mann des Bet ha-Keneseth und Vorsteher einer Vereinigung, die das Gemilluth
chesed schel emeth zu ihren Berufe erwählt, gab er durch sein Leben ein
Beispiel, wie man zu handeln habe, wenn man Führer und Leiter einer
strenggläubigen Gemeinde, einer Religionsgesellschaft ist. Besonders hob
noch Herr Dr. Bondi das vorzügliche Gedächtnis des Entschlafenen hervor, das
ihm ermöglichte, als in den letzten Jahren ihn ein Augenleiden heimsuchte,
mit seinen Schülern auswendig zu lernen.
Herr Joseph Fulda sandte im Namen des Vorstandes der israelitischen
Religionsgesellschaft dem heimgegangenen Kollegen ergreifende Abschiedsworte
nach. Er pries seine große Pflichttreue bei der Ausübung seiner Ämter; nicht
als Ehrenamt habe er seine Stellung innerhalb unserer Gesellschaft
aufgefasst, er habe mit Ernst und Fleiß für dieselbe gearbeitet. Redner
schildert noch die Rechtlichkeit und Geradheit in Handel und Wandel, durch
die sich der teure Tote auszeichnete, die Pünktlichkeit, mit der er stets
der erste und letzte in Gottes Hause gewesen, und nimmt mit tränenerstickter
Stimme von seinem Freunde Abschied.
Im Namen der Chevra Kadischa und im Namen der zahlreichen Schüler sagt Herr
L. H. Lippmann dem Heimgegangenen Dank für all das Gute, dass er
Ihnen erwiesen. 45 Jahre war er Mitglied der genannten Vereinigung,
innerhalb dieser Zeit fungierte er 35 Jahre als Gabbai und 20 Jahre als
Rabbi, allabendlich lehrreiche Vorträge über Nebiim und Menoras ha-Moor
haltend. Redner wandte auf den Dahingeschiedenen die Stelle in Berachot an:
(hebräisch und deutsch): 'Heil dem Menschen, der groß in der Lehre, der
sich bemüht in der Lehre, der zum Wohlgefallen seines Schöpfers handelt, der
groß |
durch
seinen guten Namen und mit seinem guten Namen aus der Welt scheidet'. 'Und
nun,' so ruft der Redner aus, 'sollen wir diesen Isch kodausch (=
heiligen Mann), diesen Oraun ha-kaudesch (= heiligen Sarg) der Erde
zurückgeben! (hebräisch und deutsch:) Wehe der Entschwundenen, für die
kein Ersatz zu finden. Müssen wir nicht heute unwillkürlich an Rabbi
Schimaun denken, über welchen Rabbi Jischmoel bitter klagend ausrief: 'Wehe
der Zunge, die so geläufig lehrte, sie soll jetzt den Staub küssen!' Allein
wir wissen, dass der Allheilige seinen Frommen guten Lohn verheißen, deshalb
rufe ich dir, geliebter Rabbi, zum Abschied zu: Lech be-schaulom,
ziehe ein in Frieden und empfange den Lohn für deine vielen Liebeswerke!'
Die Mitglieder der Chewra ergriffen die Stangen und bald lag, was sterblich
war an Leo Leser, gebettet unter einem frischen Hügel. Möge Gott
seinen tieftrauernden Hinterbliebenen, seiner ebenbürtigen Gattin, die ihn
während seines Leidens mit großer Aufopferung gepflegt hat, Gott vermehre
ihre Tage und seinem Sohne lindernden Trost gewähren. Wir aber schauen
flehend empor zum Allvater, dass Er dem Todesengel sage, fernerhin seine
Hand nicht mehr auszustrecken wider Seine Frommen. (hebräisch und deutsch)...'Auch
dann noch hoffen wir zu Dir, Ewiger, wenn Du schon Dein Strafgericht über
uns hast ergehen lassen, o Du unseres Herzens Wunsch, Dich suchen wir in der
Not.' (aus dem Musafgebet zum 1. Tag von Rosch Haschanah)"
Anmerkungen: -
Jeschibah: https://de.wikipedia.org/wiki/Jeschiwa
-
Rabbi Mosche Merzig:
https://www.merzig.de/tourismus-kultur/erinnerungskultur/reb-mosche-merzig/
-
Rabbi Samuel Bondi: vgl.
Artikel von 1877
-
Rabbi Herz Scheuer: https://de.wikipedia.org/wiki/Herz_Scheuer
-
Raw: Rabbiner
-
Chewra kadischah:https://de.wikipedia.org/wiki/Chewra_Kadischa
-
Rosch Chodesch: https://de.wikipedia.org/wiki/Rosch_Chodesch
-
Schwat: Schevat https://de.wikipedia.org/wiki/Schevat
-
Pilpulistisch: https://de.wikipedia.org/wiki/Pilpul
-
Selichottage: https://de.wikipedia.org/wiki/Slichot
-
Gemorah: https://de.wikipedia.org/wiki/Gemara
-
Bet ha-Keneseth: (hebr.) 'Haus der Versammlung', also Synagoge
-
Gabbai:
https://de.wikipedia.org/wiki/Gabbai_(Synagoge)
-
L. H. Lippmann: Ludwig Hermann Lippmann vgl.
Artikel von 1902 |
Zum Tod von Frau Lob geb. Ettlinger
(1901)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
7. Januar 1901: "Mainz, 1. Januar. Nach langem schweren Leiden verschied gestern hier
Frau Lob,
geb. Ettlinger. Das Hinscheiden dieser edlen, sanften, frommen und überaus
wohltätigen Frau rief in unserer Gemeinde allenthalben große Trauer hervor,
zumal dasselbe alte Wunden, die man längst vernarbt glaubte, wieder aufriss.
Man erinnert sich des Gatten der Dahingeschiedenen, der bereits vor
einunddreißig Jahren im besten Mannesalter uns verließ. Hugo Lob war
Vorstand der Israelitischen Religionsgesellschaft, Schulrat an deren
Unterrichtsanstalt und ein hervorragend frommer und wohltätiger Mann, dessen
hingebende Begeisterung für das Judentum keine Grenzen kannte. Das Andenken
des edlen Paares wird allezeit zum Segen sein."
Anmerkung:
Hugo Lob vgl.
Artikel von 1869 |
Zum Tod von Sophie Lehmann (1901)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
10. Januar 1901: "Mainz, 8. Jan. Eine schwere Trauer
ist das (1. Mose 50,11)! Unter dem Eindruck dieser
denkwürdigen Worte, die wir am jüngst verflossenen Sabbat verlesen hörten,
muss ich den Lesern dieses Blattes die betrübende Kunde bringen von einem
traurigen Ereignis, das nicht nur die Nächststehenden, sondern die weitesten
Kreise zu schmerzvollem Empfinden stimmt. Frau Sophie Lehmann, die Gattin
des Philanthropen Hermann Lehmann - er ruhe in Frieden - in
Frankfurt a. M.,
hat das Zeitliche gesegnet und ist in das bessere Jenseits hinüber
geschlummert.
Wer diese edle Frau gekannt hat, weiß, was ihr Gatte, was ihre Kinder, was
die Gesellschaft und was die leidende, der Wohltätigkeit harrende und
bedürftige Menschheit an ihr verloren, der weiß, dass sie nicht allein eine
treue Gattin, eine gute Mutter, eine liebenswürdige Gesellschafterin, eine
große Wohltäterin gewesen, sondern, dass all diese Tugenden ihr in einem
Maße zu eigen waren, die zur Bewunderung hinreißt. Wenn man vor ihr
gestanden, sie beobachtet hat im Kreise ihrer Familie, in ihrer Haushaltung
oder bei den zahllosen Mitzwoh-Geschäften, die ihre ganze Tätigkeit
ausfüllten, ihre Sorge und ihre Anliegen waren, da hatte man das Ideal einer
jüdischen Frau vor sich. Was sie tat und was sie dachte, war eine
Mitzwoh-Sache, das war die Quelle ihrer Handlungen und der goldene Faden der
dieselben durchzog. Der edle Zweck und das höhere Ziel, das war die
Zentrale, worin sich all ihr Tun vereinigte. Sei war eine Mutter der Waisen,
eine Pflegerin der Kranken, eine Versorgerin der Armen. Sie war eine
Beraterin der Ratlosen und spendete Trost den Trostbedürftigen; sie war
alles, was gut und edel heißt und was zu Gutem und Edlem führt! -
Nun ist sie hin, die gute, edle Frau; sie ist hin in das bessere Jenseits
zur ewigen Ruhe. Was sie hinterlassen, ist der seltene, gute Ruf,
der gute Name, der sie im Leben zierte, das treue Angedenken, das
Tausende für sie bewahren, die fromme, jüdische Erziehung, die sie ihren
Söhnen und Töchtern angedeihen ließ. Dieses alles wird ein rechter
Mittler für sie sein und ihr dort oben einen Ehrenplatz unter den
reinen Seelen sichern. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des
Lebens."
Anmerkung:
Mitzwoh: https://de.wikipedia.org/wiki/Mitzwa Hier ist ihr wohltätiges
Wirken gemeint, das keinen Unterschied bei der Konfession macht. |
Zum Tod von Joseph Wallerstein
(1901)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
8. August 1901: "Mainz, 8. Aug. Heute früh 4 Uhr verschied im 85. Lebensjahr das Mitglied des
Vorstandes der Israelitischen Religionsgesellschaft dahier, Herr Joseph
Wallerstein, ein überaus frommer und gottesfürchtiger Mann. Derselbe gehörte
der genannten Körperschaft über 40 Jahre an und hat durch seine Tätigkeit
ihr viele schätzenswerte Dienste geleistet.
Herr Wallerstein besaß auch viel jüdisches Wissen, was seine Reden bei
festlichen Gelegenheiten besonders bekundeten.
Die Beerdigung findet morgen, Freitag, 11 Uhr, statt. In Vertretung des
abwesenden Herr Rabbiner Dr. Bondi, wird Herr Landesrabbiner Dr. Marx -
Darmstadt das Leichenbegängnis
begleiten. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."
Anmerkungen: -
Rabbiner Dr. Bondi:
vgl. Bericht von 1890
-
Landesrabbiner Dr. Marx: vgl.
Bericht von 1871 |
Zum Tod von Kaufmann Leo Schlessinger und zum Tod des Sofer (Toraschreibers)
Julius Holzmann (1901)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. November
1901: "Mainz, 20. Nov. Trübe und finster, wie die regnerischen, nebelvollen, immer
kürzer werdenden Tage des Kislew, waren auch die Ereignisse dieser Woche für
unsere Religionsgesellschaft. Wir haben zwei Mitglieder in diesen Tagen
verloren, beide gleich wert und teuer allen, die sie näher kannten. Am
Sonntag verschied Herr Kaufmann Leo Schlessinger, seit Jahrzehnten Leiter
unseres Synagogenchors und gestern trat unser Sofer, Herr Julius Holzmann,
den Weg in ein besseres Jenseits an.
Wegen seines geraden, biederen Wesens, wegen der Lauterkeit seines
Charakters, wegen seiner großen Frömmigkeit und seinen liebenswürdigen
Umgangsformen war Herr Leo Schlessinger in allen Kreisen und Schichten der
hiesigen Bevölkerung eine gern gesehene Persönlichkeit. Die wenige Zeit, die
dem fleißigen und unermüdlichen Manne seine geschäftliche Tätigkeit übrig
ließ, widmete er der Tonkunst und er leistete auch auf diesem Gebiet
Tüchtiges. Die Vokal- und Instrumentalmusik wurden von ihm in gleicher Weise
gepflegt und die Melodie, Harmonie und den Rhythmus beherrschte er mit
Meisterschaft. Mit einer wundervollen Bassstimme begabt, war es namentlich
der mehrstimmige Männergesang, den er im Verein mit Freunden bevorzugte.
Seine schöne Gabe stellte er in den Dienst desjenigen, der sie ihm
verliehen, und während eines Menschenalters verherrlichte er den
Gottesdienst durch seinen wundervollen Gesang. Auch bei Festlichkeiten der
Chewra erfreute er die Teilnehmer durch musikalische Vorträge, Konzerte und
Kantaten und es wird schwer sein, die Lücke, die er in den Kreisen unserer
Gesellschaft hinterlässt, auszufüllen. Möge der Allgütige der trauernden
Gattin und deren Kindern Seinen Trost spenden.
Herr Julius Holzmann war geradezu ein idealer Sofer. Alle Eigenschaften, die
ein Mann in diesem Amte besitzen muss, besaß dieser in hohem Grade. Mit
welcher Peinlichkeit er darauf bedacht war, sich der ihm in Auftrag
gegebenen Herstellung der heiligen Schriftwerke zu entledigen, wie er es
sich angelegen sein ließ, dass alle Vorschriften genau innegehalten wurden,
davon kann man sich nur der einen Begriff machen, der das Glück hatte, seine
Dienste zu benutzen. Seine hervorragendste Eigenschaft aber war seine große
Gottesfurcht. Als einige Stunden vor seinem Tode seine Gattin ihn klagend
frug, was nun aus ihr und den kleinen Kindern werden solle, da machte er ihr
in sanfter Weise Vorwürfe über eine derartige Rede. 'Danke Haschem jisborach,
dass wir bis jetzt in Glück und Freude zusammen waren,' sagte er zu ihr, 'Er
wird Dich auch in Zukunft nicht verlassen.'Herr Holzmann erreichte nur ein
Alter von dreiunddreißig Jahren.
Möge der Allgütige unsere Religionsgesellschaft in Zukunft vor solch’
schweren Schlägen bewahren."
Anmerkungen: Kislew:https://de.wikipedia.org/wiki/Kislew
Sofer: https://de.wikipedia.org/wiki/Sofer
Chewra: https://de.wikipedia.org/wiki/Chewra_Kadischa
|
Die Herren Dr. Frank, Dr. Hirsch, Dr. Oppenheim und Reise wurden in die
Stadtverordneten-Versammlung gewählt (1901)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Dezember 1901:
"Mainz, 9. Dezember (1901). Bei der heutigen Wahl zur
Stadtverordneten-Versammlung wurden vier Glaubensgenossen gewählt und
zwar die Herren Dr. Frank, Dr. Hirsch, Dr. Oppenheim und Reis.
Im Ganzen sind jetzt sieben Juden im Mainzer
Stadtrate." |
Zum Tod von Ferdinand Stern
(1902)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Juli
1902: "Mainz, 20. Juli. Am 12. starb kurz nach einer schweren Operation Herr
Ferdinand Stern hier zum größten Schmerze und zur tiefen Trauer seiner Frau,
seiner Kinder, Verwandten und Bekannten in dem noch jungen Alter von 45
Jahren. Der Verstorbene hatte sich durch sein liebenswürdiges und zugleich
bescheidenes Auftreten, sowie strenge Rechtlichkeit im Geschäftsverkehr und
seinen Wohltätigkeitssinn, den er in vielfacher Weise betätigte, allgemeine
Hochachtung erworben, wovon auch das am 13. stattgehabte Leichenbegängnis,
an dem sich nicht bloß zahlreiche Glaubensgenossen, sondern auch viele
Christen beteiligten und beredtes Zeugnis ablegte. Auf dem Friedhofe gab
Herr Rabbiner Dr. Salfeld in beredten Worten den Gefühlen der großen Trauer
um den Verstorbenen Ausdruck. Möge Gott der trauernden Witwe und den Kindern
lindernden Trost spenden und sie in seinen Schutz nehmen.
K."
Anmerkung:
Rabbiner Dr. Salfeld:
https://de.wikipedia.org/wiki/Siegmund_Salfeld und
Artikel von 1913 |
Zum Tod von Ludwig Hermann Lippmann, Vorsteher der
Religionsgesellschaft (1902)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 27. Oktober 1902: "Mainz, 26. Okt. Wer im neuen Jahr leben bleiben, wer abberufen werden soll,
das wurde in den soeben vergangenen furchtbaren Tagen bestimmt. Unserem
Freunde, unserem Genossen war es beschieden, bereits in den ersten Tagen des
neuen Jahres von hinnen gerufen zu werden. Ludwig Hermann Lippmann dahier,
der treue und rastlose Arbeiter im Weinberg des Herrn, der unermüdliche
Parnes unserer Religionsgesellschaft, der umsichtige Vorsitzende unserer
Chevra Kadischa, das überaus tätige Mitglied des Kuratoriums für die
Errichtung eines jüdischen Hospitals am hiesigen Platze, ist am Vorabend des
Beschlussfestes im Alter von nur 61 Jahren vom Schauplatze seine
segensreichen Wirksamkeit geschieden. Der Hintritt dieses edlen Mannes hat
uns auf das Tiefste erschüttert 'Bein von meinem Bein, Fleisch von meinem
Fleisch' (1. Mose 2,23), als wenn
Bein von unserem Bein, Fleisch von unserem Fleische sich getrennt hätte. Da
es uns vergönnt war, alltäglich mit dem Heimgegangenen zu verkehren und so
aus nächster Nähe dessen hervorragende Leistungen zu bewundern, so kann man
sich vorstellen, wie nahe uns dieser Verlust berührt.
Herr L. H. Lippmann war einer von den Wenigen, selbst in unserem
auserlesenen Kreise, die von der Notwendigkeit und der Beachtung der
separierten Gemeinden tiefinnerlich durchdrungen waren und er hat demgemäß
sein ganzes Tun und Lassen eingerichtet. Nachdem ihm in verhältnismäßig
jungen Jahren eine gütige Vorsehung gestattete, sich von den Geschäften
zurückzuziehen, stellte er seine volle Kraft in den Dienst unserer
Religionsgesellschaft und der mit ihr verbundenen Einrichtungen und
Vereinigungen. Schon viele Jahre vor dem Heimgange unseres ersten Vorstehers
Rabbi Leo Leser, als diesen die Schwächen des Alters es nicht mehr
gestatteten, alle Geschäfte der Gesellschaft selbst zu erledigen, wurden sie
zum größten Teil von H. L. Lippmann besorgt, die er nach dem Tode L. Lesers
dann ganz übernahm und bis zu seinem Todestage auf das Musterhafteste
fortführte. Seine ganze Zeit, vom frühen Morgen bis zum späten Abend,
abgesehen von den Stunden, die er für das Lernen bestimmt hatte und die er
in der Synagoge verweilte, war tatsächlich ausgefüllt mit den Besorgungen
für unsere Kehillah und deren Institutionen. Begegnete man ihm auf der
Straße, so kam er sicher von irgend einem Gange, den er im Interesse unserer
Gemeinde unternahm, kam man zu ihm in die Wohnung, um sich für irgend einen
guten Zweck eine Gabe zu erbitten, die nie verweigert wurde, so liegt der
ganze Pult und Tisch seines Privatzimmers voll mit Korrespondenzen und
Papieren, die sich auf die Angelegenheiten unsere Gesellschaft bezogen, ja,
während wir dies niederschreiben, bringt ein Bote ein noch von ihm
ausgestelltes, diesbezügliches Schriftstück. Dass wir einen solchen Mann auf
das Schmerzlichste vermissen, dass uns da der talmudische Ausruf: 'Wehe über
den, der verloren gegangen und nicht wieder gefunden wird,' aus tiefstem
Herzen kommt, das wird wohl jeder gerne glauben.
H.L. Lippmann war wie einer der Männer, die Jithro, der staatsmännisch
gebildete Schwiegervater Moschehs, diesen ausersehen ließ. Er war einer von
den Anschei chajil (wackere Männer), Jirei elohim
(Gottesfürchtigen), Ansche Emes (Männer der Wahrheit), saunei bozah. Ein Mann von
Kraft, energisch, zielbewusst, welche von keinem Menschen und keiner
Regierung zurückschrecken, sobald es gilt, unsere heilige Sache zu
verfechten, er war auch im wahren Sinne des Wortes gottesfürchtig, denn er
trug die Ehrfurcht vor Gott nicht auf den Lippen, sondern im Herzen, mochte
man des Morgens noch so frühe in die Synagoge kommen. L. H. Lippmann war
schon anwesend und hatte bereits die Psalmen des Tages rezitiert, er war
auch meistens der Letzte in der Synagoge, wo er nach Schluss des
Gottesdienstes mit den Kultusbeamten noch Konferenzen hatte und seine
Anordnungen traf. So lange er bei voller Kraft gewesen, versah er auch die
Funktionen eines zweiten Kantors, kurzum, er war ein J’rei schomajim
(Gottesfürchtigen), wie
sie heutzutage unter Tausenden kaum zu finden sind. Er war aber auch ein Isch Emes
(Mann der Wahrheit), er liebte die Wahrheit über alles und hasste die Lüge er konnte
nicht, wie so mancher, der sich fromm dünkt und auch sonst fromm führt, den
Herren von der anderen Richtung schöne Worte ins Gesicht sagen und in ihrer
Gegenwart deren Handlungen beschönigen, nein, er sagte ihnen offen und
nachdrücklich, wie er über sie und ihre Lebensführung dachte und als seinen
höchsten Ruhmestitel kann es vielleicht bezeichnet werden, dass er bei
einzelnen Führern der hiesigen Reformgemeinde sich keiner Beliebtheit
erfreute. L. H. Lippmann war aber auch ein Sone bezah, jedes Mitglied der
Gemeinde war ihm gleich wert, mochte dasselbe nun einen vollgepropften
Geldschrank besitzen, aber in einer kleinen Dachkammer wohnen, ein jeder
fand bei ihm Gehör und Gerechtigkeit.
Alle Mitglieder unserer Gemeinde hatten ein gewisses Gefühl der Sicherheit
in dem Bewusstsein, dass ein so auserlesener Mann an der Spitze unserer
Verwaltung stand und nun ist er von uns genommen, und er ging in den
Garten Eden, nachdem er bis
einige Stunden vor seinem Tode noch für uns gearbeitet und gesorgt hatte.
Es ist deshalb keine der gewöhnlichen Nachrufphrasen, wenn wir von einem
herben, unersetzlichen Verluste reden, wir alle spüren ihn auf das Tiefste
und bei dem am Simchas-Tora-Nachmittag stattgehabten Leichenbegängnis fand
unser Schmerz dadurch beredten Ausdruck, dass wohl kaum ein Mitglied unserer
Ge- |
nossenschaft fehlte. Der Feiertag zwang zum Schweigen, aber in den Mienen
der Geleitenden las man den Ausdruck des Kummers, und es war, wie, wenn der
eben in der Synagoge gehörte Schmerzensruf Moscheh mes, mi lau jomus, noch
nachklingen würde.
Möge die edle Gattin, die, ein Muster von Pflichttreue und religiösem
Lebenswandel, ihm bald vierzig Jahre treu zur Seite gestanden, Trost finden
in dem Worte des Propheten: (hebräisch und deutsch aus Jesaja 56,5) 'Ich werde ihnen in meinem Hause
in meinem Hause und in meinen Mauern ein Denkmal stiften, und einen Namen,
besser denn Söhne und Töchter, einen ewigen Namen stifte ich ihnen, der
unvertilgbar ist.'
Wir aber müssen alle Kräfte zusammennehmen, um die große Bresche, die uns
durch den Hintritt dieses Zadik entstanden, auszufüllen, auf dass das von
allen Seiten belagerte Heiligtum auch in Zukunft unser unbestrittener Besitz
bleibe. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."
Anmerkungen: -
Parnes: Vorsteher einer jüdischen Gemeinde
https://de.wikipedia.org/wiki/Parnas_(Judentum)
-
Chevra Kadischa: https://de.wikipedia.org/wiki/Chewra_Kadischa
-
Rabbi Leo Leser: vgl. Artikel von
1900
-
Kehillah: https://de.wikipedia.org/wiki/Kehillah
-
Simchat Tora: https://de.wikipedia.org/wiki/Simchat_Tora
-
Zadik: https://de.wikipedia.org/wiki/Zaddik
. |
70. Geburtstag von Heinrich Herz (1903)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. April
1903: "Mainz, 15. April. Am zweiten Jomtof-Tage konnten wir eine erhebende Feier
begehen. Herr Heinrich Herz, eines der ältesten Mitglieder der
israelitischen Religionsgesellschaft, der er seit ihrer Gründung angehört,
feierte seinen siebzigsten Geburtstag. Herr Herz kann auf eine segensreiche
Tätigkeit zurückblicken. Als Angehöriger der Chewra-Kadischa war er lange
Jahre eines der eifrigsten Mitglieder derselben. Noch ist es in vieler
Erinnerung lebendig, wie er in den Kriegsjahren 1866 und 1870, der
Ansteckungsgefahr nicht achtend, in die von Epidemien durchseuchten
Lazarette sich begab, um die vom Tode hingerafften jüdischen Soldaten
metaher (vermutlich einer, der die Taharah, Leichenwaschung durchführt) zu sein. Viel Gutes stiftete er auch als Vorstand des III.
Israelitischen Krankenvereins (genannt Bretzenheimer
Kippe), in dem er schon seit mehr als einem Menschenalter seine Wirksamkeit
entfaltet. Alle diese Korporationen ließen es sich nicht nehmen, den
verehrten Jubilar auf verschiedene Weise zu ehren, trotzdem dieser in seiner
Bescheidenheit sich alle Mühe gegeben, sein Jubiläum nicht bekannt werden zu
lassen. Möge der Allgütige in Seiner Gnade zulassen, dass der geistig noch
überaus rege Mann noch lange in unserer Mitte weile und ihm recht viel
vergnügte Jahre im Kreise seiner zahlreichen Familie beschieden sein."
Anmerkungen: -
Jomtof: Bezeichnung für jüdischer Feiertage (wörtlich 'Guter Tag')
-
Chewra-Kadischa: https://de.wikipedia.org/wiki/Chewra_Kadischa
|
Zum Tod von George Hirsch (geb. in Friedberg, gest. 1903 in Mainz)
(1903)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. April 1903:
"Mainz, 30. April (1903). Im Alter von nahezu dreiundsiebzig
Jahren verschied heute im hiesigen Rochushospital in Folge einer
Blinddarmentzündung Kommerzienrat George Hirsch, Inhaber der gleichnamigen
Speditionsfirma dahier. In Friedberg in Oberhessen geboren, wo sein Vater
als frommer und torakundiger Mann lebte, kam Herr Hirsch noch in jungen
Jahren hierher, und brachte es hier durch äußersten Fleiß und strenge
Redlichkeit bald zu Ansehen und Vermögen. In Bezug auf Religiosität
wandelte er aber nicht in den Fußstapfen seines Vaters, schloss sich
vielmehr der neologen Gemeinde an, wo er, in den Vorstand berufen, diesem
bis zu seinem Lebensende angehörte. Staat und Gemeinde ehrten den
hochintelligenten Kaufmann auf mannigfache Weise. Er war Stadtrat,
Handelsrichter, Mitglied der Handelskammer etc. etc. Bei der Redaktion des
'V.G.B.' wirkte Herr Hirsch in hervorragender Weise mit. Für die
jüdischen Wohltätigkeitseinrichtungen in Stadt und Land zeigte er stets
ein hohes Interesse, es war selten eine Sitzung oder Versammlung
derartiger Vereine, in denen er fehlte. Im persönlichen Verkehr liebte es
Herr Hirsch, hebräische Zitate aus Talmud, Midrasch und Bibel zu
gebrauchen, in Erinnerung an seine strengreligiöse Erziehung. Wäre Herr
Hirsch dem Glauben seiner Väter nicht nur in Wort, sondern auch in der
Tat treu geblieben, so wäre ihm am Abend seines Lebens ein großer
Schmerz erspart geblieben." |
Metzgermeister
Simon Morgenthau wird ausgezeichnet (1903)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 29. Juni 1903: "Mainz, 29. Juni. Herrn Metzgermeister
Simon Morgenthau, hier, wurde auf der
'Großen Deutschen Fachausstellung für das Fleischergewerbe' in Potsdam die
silberne Medaille für die von ihm hergestellte Fleisch- und Kraftextrakte
zuerkannt. Es ist dies eine um so größere Ehre, als diese Firma außer
Wettbewerb stand." |
Zum Tod des Buchhändlers Simon Kapp
(1903)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 24. Juli 1903: "Mainz, 20. Juli. Im Alter von 83 Jahren starb gestern Abend der als
Sonderling bekannte Rentner und frühere Buchhändler Simon Kapp. Sein
bedeutendes Vermögen, Mark 700.000, soll er der Stadt und Mark 100.000 für
das zu erbauende israelitische Hospital vermacht haben. Seine Verwandten
gehen leer aus."
Anmerkung: -
Israelitisches Hospital: vgl.
Artikel von 1904 |
Kommerzienrat Hermann Reinach wird Ehrenbürger von Mainz
(1905)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 30. Juni 1905: "Mainz. Herr Geheimer Kommerzienrat Hermann
Reinach ist bei seinem Abgange als Beigeordneter der Stadt Mainz,
welchen Posten er ca. 33 Jahre bekleidete, zum 'Ehrenbürger der Stadt
ernannt worden." |
|
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 7. Juli 1905: "Geheimer Kommerzienrat Hermann Reinach in Mainz
ist bei seinem Abgange als Beigeordneter der Stadt, welchen Posten er ca. 33
Jahre bekleidete, zum Ehrenbürger von Mainz ernannt worden." |
Zum Tod von Karl Heiden-Heimer
(1906)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 29. Juni 1906: "Mainz. Sterbefall. Am 24 des Monats verschied nach schwerem Leiden der
beliebte Chef der Hopfenfirma Heiden-Heimer, Karl Heiden-Heimer.
Heiden-Heimer gehörte dem Vorstande der israelitischen Gemeinde an und
zeichnete sich durch seine freigebige Hand aus." |
Zum Tod von Bernard Löwenstein (geb. in Mainz. gest. 1906 in New York)
(1906)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 7. Dezember
1906: "New York. Im 66. Lebensjahre verschied der angesehene
Kaufmann Bernard Löwenstein, gebürtig aus Mainz in
Deutschland. Löwenstein, der jedes Jahr einen Monat in Schweden
verbrachte, war mit dem König von Schweden befreundet und wurde vor nicht
langer Zeit von diesem zum Ritter des Wasa-Ordens
ernannt." |
Zum Tod von Kommerzienrat Hermann Reinach
(1906)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 14. Dezember
1906: "Mainz, 12. Dezember. Mainz hat einen
schweren Verlust erlitten. Im Alter von 81 Jahren ist sein Ehrenbürger und
langjähriger zweiter Beigeordneter Geheimer Kommerzienrat Hermann Reinach
verschieden. Heute früh wurde er zu Grabe getragen. Sämtliche städtische
Gebäude hatten Halbmast geflaggt. Ein ungewöhnlich großer Zug Leidtragender
folgte der Bahre. Auf dem Friedhofe sprachen Herr Rabbiner Dr.
Saalfeld und Herr Oberbürgermeister Dr. Göttelmann".
Anmerkung: -
Vgl.:
Artikel zu Hermann Reinach von 1871 |
Zum Tod von Sarah Wolf-Oppenheimer
(1906)
Zum Tod von Justizrat Dr. Ferd. Phil. Mayer
(1909)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 10. Dezember 1909: "Mainz. Justizrat Dr. Ferd. Phil. Mayer, einer der gesuchtesten Anwälte der
Stadt, ist - 63 Jahre alt – plötzlich verstorben. Er war jahrelang
Vorsitzender der israelitischen Religionsgemeinde." |
Kommerzienrat
Mart. Moritz Mayer wurde zum Beigeordneten der
Bürgermeisterei gewählt (1911)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 21. Juli
1911: "Kommerzienrat Mart. Moritz Mayer wurde zum Beigeordneten der Bürgermeisterei
gewählt." |
Vermächtnisse der Witwe Schreiber-Meyer
(1911)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 27. Oktober 1911: "Die verstorbene Frau Witwe
Schreiber-Meyer in Mainz, die, wie berichtet, zugunsten der Armen der
Stadt Mainz 50 000 Mark hinterlassen hatte, hat auch der israelitischen
Religionsgemeinde 50 000 Mark als Beitrag zum Bau des israelitischen
Krakenhauses vermacht, außerdem für den Synagogenneubau 45 000 Mark." |
Zum Tod von Justizrat Dr. Max Löb
(1911)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Dezember
1911: "Mainz, 17. Dez. In der Nacht vom Samstag zum Sonntag ist Herr Justizrat
Dr.
Max Löb einem langjährigen schweren Leiden erlegen. Der Heimgegangene
entstammte einer alten Wormser jüdischen Familie, war
hier aber ein Vierteljahrhundert als Rechtsanwalt tätig und erwarb sich
durch seine bedeutenden Kenntnisse, durch seine außerordentliche
Redegewandtheit und durch seine wache Auffassungsgabe, die häufig Kollege
und Richter weit hinter sich ließ, das Vertrauen der besten Kreise der
Mainzer Bürgerschaft, der Ruf seiner Tüchtigkeit drang weit über die Grenzen
seiner Vaterstadt hinaus. Viel zu verdanken hatte er seine Beliebtheit
seinem Bestreben, alle Streitigkeiten möglichst durch Vergleiche zu
erledigen, wobei seine Uneigennützigkeit sich oft im schönsten Lichte
zeigte. Entsprechend dieser Tätigkeit wurde er zu den verschiedensten
Ehrenämtern herangezogen, so gehörte er dem Vorstand der Israelitischen
Gemeinde an, war mehrfach Präsident der Rhenusloge, arbeitete in der
Berliner Großloge und stand an der Spitze der verschiedensten jüdischen
Wohltätigkeitsanstalten. Ein Amt in der Kommunalvertretung wie ein solches
als Reichstags- und Landtagsabgeordneter musste er wegen Arbeitsüberhäufung
ablehnen. Dagegen ließ er es sich nicht nehmen, wenn sich ihm die
Gelegenheit darbot, Angriffe auf die Gleichberechtigung seiner
Glaubensgenossen energisch abzuwehren, sei es in Zeitungen oder auf
Versammlungen und noch ist in aller Erinnerung die geistvolle und scharf
pointierte Rede, die er vor einigen Jahren auf dem Deutschen Judentage in
Frankfurt a. M. gehalten hat.
Obgleich dem gesetzestreuen Judentum fernstehend, verstand er es doch, ihm
ausgezeichnete Dienste zu leisten, zumal als Gefahr drohte, dass die
Gesetzestreuen durch eine hessische Oberkirchenbehörde majorisiert werden
sollten.
Politisch gehörte er der Richtung Naumann bzw. Korell an und Naumanns
Zeitschrift 'Hilfe' verdankt so manchen ausgezeichneten und lichtvollen
Beitrag seiner Feder. Seine letzte literarische Arbeit, eine Art politisches
Testament, legte er in der Logenzeitung der U.O.E.B. nieder, er stellte hier
unter dem Rufe: 'Mehr Steifnackigkeit' Betrachtungen über die Affäre
Wolf-Metternich an. Auch als Mensch und Wohltäter der Armen wird Dr. Löb
nicht vergessen werden. Schon heute sahen wir so manchen Bedürftigen ob des
großen Verlustes bittere Tränen vergießen. Möge der Allgütige die Gattin,
die Töchter und den Schwiegersohn trösten.
Anmerkungen: -
Naumann: https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Naumann
https://www.demokratie-geschichte.de/koepfe/2309
https://www.dhm.de/lemo/biografie/friedrich-naumann
-
Korell: https://de.wikipedia.org/wiki/Adolf_Korell
https://www.lagis-hessen.de/pnd/126513392
https://www.deutsche-biographie.de/sfz44544.html
-
Wolf-Metternich: https://de.wikipedia.org/wiki/Wolff-Metternich
|
Zur Beisetzung von Justizrat Dr. Max Löb
(1911)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 29. Dezember 1911: "Mainz, 22. Dezember. Das am 19. d.(es) M.(onats) stattgehabte
Leichenbegängnis des am Sonntag hier verstorbenen Justizrats Dr. Max Löb
gestaltete sich zu einer überaus imposanten Trauerkundgebung, wie sie auf
dem jüdischen Friedhofe zu Mainz nur selten gesehen ward. Kaum war die große
Leichenhalle imstande, alle die Leidtragende zu fassen. Rabbiner Dr. Salfeld
schilderte den Heimgegangenen als Menschen, als Anwalt des Rechts, als
Gatte, Vater und nicht zuletzt als treuen Bekenner seines Glaubens, der
namentlich bei jeder sich bietenden Gelegenheit energisch Front machte gegen
diejenigen, die um irdischer Güter willen den Glauben der Väter schnöde
verlassen, um ohne innere Notwendigkeit einen fremden Glauben zu beschwören.
Landgerichtspräsident Dr. Hangen lebte im Namen des Landgerichts Rheinhessen
einen Kranz an der Bahre nieder. Der Dahingeschiedene sei stark in der Tat
und mild in der Art gewesen, im Kampfe für das Gute immer siegreich, ein
echter Diener der Wahrheit. - Justizrat Dr. Cause widmete seinen Kranz im
Namen der hessischen Anwaltskammer. Dr. Löb wäre berufen gewesen, in Staat
und Kommune an erster Stelle zu stehen, er aber wollte nicht abhängig sein,
weder nach oben noch nach unten. Justizrat Dr. Soldan sprach im Namen der
Freisinnigen Volkspartei. Der Vorsitzende der Israelitischen Gemeinde Mainz,
Stadtverordneter Kommerzienrat Bernhard Albert Meyer, schildert die
Tüchtigkeit des Verstorbenen auf dem Gebiete der Verwaltung, der besten und
klügsten einer, werde sein Andenken in den Annalen der Mainzer jüdischen
Geschichte stets an hervorragender Stelle verzeichnet bleiben, Dr. Jeselsohn
– Mannheim sprach
im Auftrag der Berliner Großloge. Rechtsanwalt Dr. Mattes dankte im Auftrag
der Rhenus-Loge Mainz dem Scheidenden für seine jahrelange segensreiche
Tätigkeit als Vorsitzender dieser Loge. Tiefgreifend drangen die
Abschiedsworte des Justizrats Dr. Blau –
Frankfurt a. M.
in die Herzen der Trauergemeinde. Löbs höchstes Ideal sei die Durchdringung
von Judentum und Deutschtum gewesen, und unvergessen seien noch seine
dahingehenden Ausführungen auf dem Deutschen Judentage, der vor einigen
Jahren in Frankfurt a. M. stattfand, hier habe Löb gezeigt, wie ein großes
Gut von Intelligenz und Opferfähigkeit das Vaterland brach liegen lasse,
indem es dem Judentum nicht den ihm gebührenden Raum zuweise. In dem
Verbande der deutschen Juden hinterlasse den Entschlafene eine tiefe Lücke.
Zum Schluss sprach Herrn Dr. Felix Kauffmann – Frankfurt a. M. im Auftrage
der süddeutschen Logen Frankfurt, Darmstadt,
Mannheim, Heidelberg usw. Nach einem kurzen Gebet des Rabbiners schied man, als der Hügel sich
wölbte, von dem, was sterblich war an Justizrat Löb. Ehre seinem Andenken!"
Anmerkungen: -
Rabbiner Dr. Salfeld:
https://de.wikipedia.org/wiki/Siegmund_Salfeld
-
Dr. Jeselsohn: https://de.wikipedia.org/wiki/Max_Jeselsohn
-
Justizrat Dr. Blau: https://de.wikipedia.org/wiki/Julius_Blau
-
Freisinnige Volkspartei:
https://de.wikipedia.org/wiki/Freisinnige_Volkspartei |
Zum Tod von Justizrat Dr. Max Löb
(1912)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 19. Januar
1912: "Dr. Max Löb
Am 17. Dezember d.(es) J.(ahres) ist nach langem, schweren Leiden in Mainz
Justizrat Dr. Max Löb im 52. Lebensjahre gestorben. Er war in
Worms
geboren, ließ sich zu Beginn der 80er Jahre in Mainz als Rechtsanwalt nieder
und brachte es schnell zu einem gesuchtesten Rechtsbeistande der Stadt,
dessen Ruf weit über die Grenzen seines Tätigkeitsbezirks hinauszwang. Er
wurde mit Ehrenämtern aller Art überhäuft. So saß er in der Verwaltung der
israelitischen Gemeinde, war mehrfach Präsident der Loge II D. B. B.,
arbeitete in der Berliner Großloge und stand an der Spitze der
verschiedensten interkonfessionellen und konfessionellen
Wohltätigkeitsanstalten. Ein Stadtverordnetenmandat musste er wegen
Geschäftsüberhäufung ablehnen. Bedeutsames hat er auch im Kampf für die
Gleichberechtigung der Staatsbürger jüdischen Glaubens geleistet. In ihm
ist, wie die 'Mainzer Volkszeitung' schreibt, der glänzendste und meist
beschäftigste Anwalt in Mainz dahingeschieden; ein Mann, in dem sich mit
hervorragendem juristischem Wissen und rhetorischem Können auch ein warmes
Gemüt vereinte – kein öder und vertrockneter Paragraphenmensch, sondern ein
Mann, der aus der Tiefe zu schöpfen verstand, literarisch und politisch ein
freier Kopf. Seine Plädoyers waren in der Regel Musterleistungen und deshalb
besonders wirksam, weil in ihnen ein warmes Empfinden pulsierte. In den
letzten Jahren vertrat Dr. Löb auch die 'Mainzer Volkszeitung' und viele
Gewerkschaftsorganisationen bei gerichtlichen Auseinandersetzungen.
Politisch zählte er sich zur Fortschrittlichen Volkspartei, lehnte aber jede
öffentliche Beteiligung ab. In dem Kampfe um die Gleichberechtigung der
Juden stand er mitten in den vordersten Reihen und nahm sich mit rührender
Selbstlosigkeit besonders auch der armen, von Land zu Land gehetzten
russischen Glaubensgenossen an. Diesen Kampf führte er wohl weniger aus
religiösen Gründen, als vielmehr aus dem bei ihm so stark ausgeprägten Sinn
für Gerechtigkeit. Alle diejenigen, die Gelegenheit hatten, Dr. Löb
persönlich kennenzulernen, werden diesem glänzenden Anwalt des Rechts und
warmem Menschenfreund ein dauerndes Andenken bewahren.
Wenige Tage nach dem Tode des vortrefflichen Mannes fand in Mainz eine
Versammlung der Fortschrittlichen Volkspartei statt, bei der der
Vorsitzende, Rechtsanwalt Soldan, dem verstorbenen Ausschussmitgliede Dr.
Löb, eine warm empfundene Gedächtnisrede hielt. Die Partei habe mit ihm
einen sehr empfindlichen Verlust erlitten. Sein Idealismus, seine
Schaffensfreudigkeit und seine schwungvolle Beredsamkeit habe die Partei auf
eine glänzende Höhe gebracht. Gegenseitig Hilfsbereitschaft und Freundschaft
habe der Dahingegangene mehr gewertet als andere.
Wer wie der Referent Gelegenheit hatte, auf dem Frankfurter Judentag Löbs
begeisterte, von echtem Pathos erfüllte, von Humor durchtränkte, mit
scharfer Satire gewürzte Rede zu hören und den mächtigen Eindruck zu
konstatieren, den diese flammende Ansprache auf alle Anwesenden übte, der
muss bekennen, welch eminente Kraft den Juden geraubt worden ist und wird
den großen schmerzhaften Verlust, der durch seinen Tod der Gesamtheit
zugefügt ist, aus tiefem Herzen bedauern.
L.G.
Anmerkungen: -
Mainzer Volkszeitung:
https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/T6DV4NJNIEV76KX5EWLI6SIHSJYGKY5K
-
Fortschrittliche Volkspartei:
https://de.wikipedia.org/wiki/Fortschrittliche_Volkspartei
https://www.dhm.de/lemo/kapitel/kaiserreich/innenpolitik/fortschrittliche-volkspartei.html
|
Justizrat Dr. Ludwig Oppenheim erhält den Titel Geheimer
Justizrat (1912)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 6. Dezember
1912: "Justizrat Dr. Ludwig Oppenheim erhielt den Titel Geheimer Justizrat." |
Auf Grund mutigen Einsatzes wird Mich. Marx zum Unteroffizier
ernannt (1914)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 25. Juli 1914: "Mainz. Bei einer militärischen Übung hatten Infanterietruppen die Brücke
bereits passiert, als eine Abteilung des Feldartillerieregiments Nr. 63 mit
den bespannten Geschützen ebenfalls die Brücke passieren sollte. Ein mit
sechs Pferden bespanntes Geschütz kam dabei ins Ausgleiten. Die Pferde
wurden mit dem Geschütz in den Rhein gerissen, gleichzeitig ein Kanonier, der
den Tod in den Wellen fand. Die sechs Pferde wären wohl ebenfalls alle
verloren gewesen, wenn nicht der jüdische Einjährige Mich. Marx aus Mainz
in
voller Rüstung in den Rhein gesprungen wäre, mit einem Messer die Stränge
der Bespannungspferde durchschnitt und so vier Pferde ans Ufer bringen
konnte.
Marx wurde sofort zum Unteroffizier befördert." |
Auszeichnungen für vier jüdische Kriegsteilnehmer
(1914)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 6. November 1914: "Mainz. Julius Metzger wurde zum Leutnant befördert.
Rechtsanwalt Dreyfus und zwei Brüder Löwenberg erhielten das
Eiserne Kreuz." |
Zum Soldatentod von Rechtsanwalt Dr. Kahn
(1914)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 6. November 1914: "Mainz.
Mit dem im Felde gefallenen Rechtsanwalt Dr. Kahn verliert die Mainzer
Anwaltschaft einen besten Vertreter, die nationalliberale Partei eines ihrer
hoffnungsvollsten Mitglieder. Dr. Kahn hat mehrere staatswissenschaftliche
Werke verfasst." |
|
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 20. November 1914: "Erst jetzt wird der Heldentod des Mainzer Rechtsanwalts
Dr. J. Kahn bekannt.
Kahn, der ein viel begehrter Rechtsanwalt und geschätzter Verfasser
staatswissenschaftlicher Werke war, war eifriger Anhänger der
Nationalliberalen Partei, für deren Ziele er mit seiner ganzen
Persönlichkeit in Wort und Schrift beredt eintrat. Im 'Mainzer Tageblatt',
dem Hauptorgan der hessischen Nationalliberalen Partei, wird der
erfolgreichen Wirksamkeit Kahns mit den wärmsten Worten gedacht und nicht
minder seiner heldenmütigen Tapferkeit." |
Zum
Tod von Gottschalk Benedikt (1915)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 19. Februar 1915: "Mainz, 12. Februar. Im hohen Alter von 82 Jahren starb der Herr
Gottschalk
Benedikt. Der Heimgegangene beteiligte sich in hervorragender Weise an den
Kämpfen der Jahre 1866 und 1870/71, wofür ihm eine Reihe von Auszeichnungen
verliehen wurde. Er wurde am vergangenen Donnerstag mit militärischen Ehren
begraben, voran schritt die Kapelle der 27er Pioniere mit umflorter Fahne,
auf einem Kissen wurde das Eiserne Kreuz vorangetragen. Die Trauermärsche
der Kapelle geleiteten die Leiche durch die Straßen der Stadt, und am
offenen Grabe intonierten die ehemaligen Kameraden ergreifende Choräle. Herr
Rabbiner Professor Dr. Salfeld gab der allgemeinen Traue um den
Dahingeschiedenen beredten Ausdruck. Ein gnädiges Geschick habe den
Verstorbenen im Feuer der Schlachten bewahrt und ihn ein solch hohes Alter
erreichen lassen; wenn sein König ihn rief, sei er stets als Deutscher und
Jude freudig den Fahnen gefolgt. Herr Benedikt war in seinen Mannesjahren Rechtskonsulent, welchen Beruf er in seiner Heimat Linnich bei Aachen viele
Jahre ausübte und allwo er sich großen Ansehens erfreute."
Anmerkung:
Rabbiner Dr. Salfeld:
https://de.wikipedia.org/wiki/Siegmund_Salfeld
. |
Zum Tod von Arnold Kahn (1916)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 28. April 1916: "Mainz, 21. April. Am vorigen Samstag verschied im 65. Lebensjahre Herr
Arnold Kahn, Mitinhaber der Firma Kahn und Haas, hier. Er war Mitglied des
Vorstandes der Israelitischen Religionsgesellschaft, Vorsitzender der
Israelitischen Jungvereins, Literaturvereins, Begründer und Vorsitzender des
Vereins zur Unterstützung ortsangehöriger armer israelitischer Schulkinder,
Vorstand des dritten israelitischen Krankenpflegevereins usw., in früheren
Jahren lange Zeit Mitglied des Vorstandes des kaufmännischen Vereins. Der
Heimgegangene war ein äußerst wohltätiger Mann, der auch seiner Gemeinde und
mehreren Vereinen Vermächtnisse hinterließ. Man verdankt gerade in letzter
Zeit seiner Anregung, dass aus den Mitteln verschiedener Vereine in
weitherziger Weise Beiträge für Kriegsfürsorge zur Verfügung gestellt
wurden. Das Leichenbegängnis fand am Sonntagnachmittag unter starker
Anteilnahme statt." |
Tapferkeitsmedaille für Arthur Ganz
(1916)
Auszeichnungen für den Feld- und Bataillonsarzt Dr.
Rosenblatt (1917)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 16. Februar 1917: "Mainz. Dem Feld- und Bataillonsarzt
Dr. Rosenblatt, gebürtig aus Frankfurt a. M., wurde für
selbstlose Pflichterfüllung und Tapferkeit vor dem Feinde, das Eiserne Kreuz
1. Klasse und zweimaliges Ritterkreuz vom weißen Falken mit Schwertern
verliehen." |
Zum Tod von Meta Cahn geb. Altmann durch einen
Fliegerangriff (1918)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 15. März 1918: "Mainz. Dem Fliegerangriff am Samstag fiel auch ein Glied der hiesigen
jüdischen Orthodoxie zum Opfer, Frau Meta Cahn, Gattin des Herrn Jacob Cahn,
eine geborene Altmann aus Karlsruhe.
Rabb. Dr. Bondi – Mainz und Rabb. Dr. Schiffer – Karlsruhe würdigten an der
Bahre die Persönlichkeit der so plötzlich Dahingeschiedenen."
Anmerkungen: -
Rabbiner Dr. Bondi:http://www.steinheim-institut.de:50580/cgi-bin/bhr?id=2047
-
Rabbiner Dr. Schiffer:
https://de.wikipedia.org/wiki/Sinai_Schiffer |
Zur Beisetzung der Künstlerin Elsa Neugarten
(1918)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 7. Juni 1918: "Mainz, 31. Mai. Die Beerdigung einer hoffnungsvollen Jüngerin der
Kunstgeschichte versammelte auf dem hiesigen israelitischen Friedhofe eine
Trauerversammlung in der alle Kreise der Bevölkerung vertreten waren.
Fräulein Elsa Neugarten, die zur letzten Ruhe gebettet wurde, war eine junge
Studentin der Kunstgeschichte, der allgemein eine große Zukunft prophezeit
worden war. Die Verstorbene hatte ein Werk über den Mainzer Maler Kasper
Schneider als Doktorarbeit gerade vollendet, als der Tod sie ereilte.
Rabbiner Professor Dr. Salfeld leitete die Trauerfeier mit einer
Gedächtnisrede ein, in der er die Verblichene in schlichten, zu Herzen
gehenden Worten als gottbegnadete Künstlerin und Schriftstellerin feierte.
Professor Dr. Kautsch, der Ordinarius der Kunstgeschichte der Universität
Frankfurt,
widmete seiner Schülerin, die in wenigen Wochen aus seinen Händen den
Doktorhut empfangen sollte, Worte des Abschieds. Die Mainzer Studenten
ließen einen Kranz mit warmen Worten des Abschieds niederlegen."
Anmerkungen: -
Elsa Neugarten:
https://ausstellungen.deutsche-digitale-bibliothek.de/facetten-juedischen-lebens/items/show/39
und
https://ausstellungen.deutsche-digitale-bibliothek.de/facetten-juedischen-lebens/items/show/40
-
Kaspar Schneider:
https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Kaspar_Schneider
(siehe Literatur)
-
Rabbiner Professor Dr. Salfeld:
https://de.wikipedia.org/wiki/Siegmund_Salfeld
-
Professor Dr. Kautsch:
https://de.wikipedia.org/wiki/Rudolf_Kautzsch |
Zum Tod des Bankiers Josef Fulda
(1919)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Dezember
1919: "Josef Fulda - Das Gedenken an den Gerechten ist zum
Segen.
Mainz, 15. Dezember.
In dem hohen Alter von nahezu 85 Jahren verschied hier Josef Fulda, der
Seniorchef der Firma Josef Fulda, Mainz, eines der bedeutendsten Bankhäuser
Süddeutschlands. Solidität, Zuverlässigkeit, Tüchtigkeit und besonders eine
große Vorsicht, durch die er sein Haus und seine Kundschaft vor Verlusten zu
wahren verstand, bildeten die Grundlagen, die seiner Firma den Aufstieg
ermöglichten. Die starke geschäftliche Inanspruchnahme gestattete dem
vielseitig interessierten Manne trotzdem noch, sich wissenschaftlich zu
betätigen und seine mathematischen Kenntnisse waren geradezu sprichwörtlich.
So war auch sein Gedächtnis ein außerordentliches. Die Ahnen des Verklärten
stammen aus Frankfurt a. M..
Nach dem Brande der Frankfurter Judengasse 1717 sind sie nach Mainz
verzogen, vermutlich mit dem Haupte der Familie, des Vorstehers Rabbi Perez
Fulda, dessen Nachkommen dauernd Ehrenstellen in der Mainzer Gemeinde
einnahmen. - Die am Sonntagnachmittag stattgehabte Beerdigung gestaltete
sich zu einer eindrucksvollen Trauerkundgebung. Viele Mitglieder der beiden
hiesigen jüdischen Gemeinden ließen es sich nicht nehmen, dem ehrwürdigen
Manne die letzte Ehre zu erweisen. Rabbiner Dr. Bondi schilderte die Kämpfe,
die der fromme Mann bei Gründung der Israelitischen Religionsgesellschaft zu
bestehen hatte. Lange Zeit dauerte es, bis die anderen die Gesetzestreuen
als gleichberechtigt anerkennen wollten. Mehr dann 40 Jahre gehörte der
Dahingeschiedene dem Vorstand der Israelitischen Religionsgesellschaft an
und sein vorbildliches Leben zwang die Reformer nicht zum wenigsten, der
neugegründeten Gesellschaft die Achtung nicht zu versagen. Hatte doch die
junge Gemeinde sich einen Dr. Lehmann als Führer erkürt, der gleich groß als
Schriftsteller und Lehrer der Gemeinde gewesen. Im Namen des Vorstandes
widmete Bankier Dr. Gustav Schlesinger dem scheidenden Vorsitzenden Worte
des Dankes für dessen unermüdliche Arbeit. Seine Seele sei eingebunden in
den Bund des Lebens."
Anmerkungen: -
Rabbiner Dr. Bondi:
http://www.steinheim-institut.de:50580/cgi-bin/bhr?id=2047
-
Dr. Lehmann: https://de.wikipedia.org/wiki/Marcus_Lehmann
-
Dr. Gustav Schlesinger: vgl.
Artikel zum 25-jährigen Jubiläum von Guustav Schlessinger.. (1934) |
Erinnerung an die Auswanderungen im 19.
Jahrhundert - Grab von Salomon Marx aus Mainz in New Orleans (1835-1921)
Anmerkung: das Foto wurde von Rolf Hofmann (Stuttgart) im April 1994 im 1860
eröffneten Hebrew Rest Cemetery in New Orleans, 2100 Pelopidas at Frenchman
Street, near Elysian Fields and Gentilly Blvd.,
aufgenommen.
Grabstein im "Hebrew Rest Cemetery" in New Orleans
für das Ehepaar Marx:
"Clara Marx.
Beloved wife of Salomon Marx. Born in Frankenthal
Germany.
The noblest type of womanhood. October 31,1845 - November 21,
1914.
Salomon Marx
Born in Mainz, Germany.
He loved his fellow men. April 1, 1835 - January 29, 1921". |
Zum Tod von Siegmund Vogel (geb. in
Nieder-Saulheim, gest. 1924 in Mainz)
Anmerkung: Siegmund Vogel war Mitglied der Israelitischen
Religionsgesellschaft, genoss aber "in beiden Gemeinden" - also sowohl in der
liberalen wie in der orthodoxen Gemeinde in Mainz - dasselbe hohe Ansehen, zumal
die Chewra Kadischa (Beerdigungsbruderschaft) für beide Gemeinden tätig war.
Artikel
in "Der Israelit" vom 20. November 1924: "Mainz, 9. November. In der
vergangenen Woche hatte die hiesige israelitische Religionsgesellschaft den
Verlust eines Mannes zu beklagen, der es wohl verdient, dass ihm in diesen
Blättern einige Erinnerungsworte gewidmet werden. Herr Siegmund Vogel
war nicht nur einer unserer ältesten, sondern auch eines unserer
gottesfürchtigsten und beliebtesten Mitglieder. Schon in verhältnismäßig jungen
Jahren aus seinem Heimatort
Nieder-Saulheim bei Mainz hierhergezogen - weil er sich in Bezug auf
das jüdische Leben dort selbst nicht beruhigt fühlte - verstand er es hier,
ein Haus zu führen, das in jüdischer Beziehung geradezu vorbildlich genannt
zu werden verdient. Dass er seine Söhne und Töchter zu strengen Jehudim
erzog, kann nach dem Gesagten wohl als selbstverständlich vorausgesetzt
werden, ebenso dass er alle Institutionen unserer Kehillah (Gemeinde) stets
auf das reichlichste förderte, sowie keinen Schiur (Toralernstunde)
unbesucht ließ. Seine hervorragendste Eigenschaft indessen war seine
Betätigung in der Chewra kaddischah. Kaum in Mainz ansässig, widmete
er - obschon als Chef einem großen Hause vorstehend - einen großen Teil
seiner Kräfte diesem wahrhaft edlen Liebeswerke. Er hätte sich wohl rühmen
können - wenn das in seiner Art gelegen hätte - dass in Mainz seit 24
Jahren fast kein Leichenbegängnis stattgefunden hat - hier in Mainz für
sieht unsere Chevra den Dienst für beide Gemeinden - an dem er nicht
teilgenommen hätte. Als in hohem Alter ein Beinleiden ihn belästigte, fuhr
er in seinem Wagen, nur dass ihm diese große Mizwah (religiöses Gebot) nicht
entgehe. Und so wie er hier einen staunenswerten Eifer entfaltet, so lag ihm
auch die treue Erfüllung der anderen Betätigungen, die das Gemilas chesed
schel Emes (Wohltätigkeit) erfordert, am Herzen. Wie manche Nacht
opferte er am Lager der Sterbenden, bei der Fertigung der Araunaus
(Särge). So konnte denn mit Recht, als wir vor einigen Jahren seinen 80.
Geburtstag feierlich begingen, der Festredner das Gleichnis Rabbi Nachmans
anwenden, dass dieser Rabbi Jizchak sagte, als sie zusammen gespeist hatten:
Baum, Baum, womit soll ich segnen? Mögen alle deine Nachkommen dir gleich
werden! Vorbildlich wie sein ganzes Leben ist auch sein Scheiden von dieser
Welt gewesen. Rechtzeitig hat er sich die Mitglieder der heiligen
Genossenschaft bestellt, jeden einzelnen begrüßte er auf das innigste und
dann sprach er die Schemos mit einer Inbrunst und einer Hingebung, die auf
die um das Sterbelager Stehenden gerade zu erschütternd wirkte. Vorher hatte
er von seinen Kindern, Enkeln, einem Urenkel rührenden Abschied genommen.
Dann hauchte er seine reine Seele aus. Dass seine Beerdigung sich zu einer
eindrucksvollen Trauerkundgebung gestaltete, bedarf wohl kaum mehr gesagt zu
werden. Beide Gemeinden nahmen den regsten Anteil. In einer aus tiefstem
Herzen kommenden, glanzvollen Rede feiert Rabbiner Dr. Bondi den
Heimgegangenen, den er mit großen Männern unseres Volkes verglich. Seine
Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
|
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. November 1924: "Mainz,
9. November. In der vergangenen Woche hatte die Israelitische
Religionsgesellschaft den Verluste eines Mannes zu beklagen, der es wohl
verdient, dass ihm in diesen Blättern einige Erinnerungsversuche gewidmet
werden. Herr Siegmund Vogel war nicht nur einer unserer ältesten, sondern
auch eines unserer gottesfürchtigsten und beliebtesten Mitglieder. Schon in
verhältnismäßig jungen Jahren aus seinem Heimatorte
Nieder-Saulheim bei Mainz hierher gezogen – weil er sich in Bezug auf das jüdische Leben dortselbst nicht beruhigt fühlte – verstand er es hier, ein Haus zu führen,
das in jüdischer Beziehung geradezu vorbildlich genannt zu werden verdient.
Dass er seine Söhne und Töchter zu strengen Jehudim erzog, kann nach dem
Gesagten wohl als selbstverständlich vorausgesetzt werden, ebenso, dass er
alle Institutionen unserer Kehillah stets auf das reichlichste förderte,
sowie keinen Schiur unbesucht ließ. Seine hervorragendste Eigenschaft
indessen war seine Betätigung in der Chewra kaddischah. Kaum in Mainz
ansässig, widmete er – obwohl als Chef einem großen Hause vorstehend- einen
großen Teil seiner Kräfte diesem wahrhaft edlen Liebeswerke. Er hätte sich
wohl rühmen können – wenn das in seiner Art gelegen hätte – dass in Mainz
seit 24 Jahren fast kein Leichenbegängnis stattgefunden hat – hier in Mainz
versieht unsere Chewra den Dienst für beide Gemeinden – an dem er nicht
teilgenommen hätte. Als in hohem Alter ein Beinleiden ihn belästigte, fuhr
er in einem Wagen, nur, dass ihm diese große Mizwah nicht entgehe."
Anmerkungen: -
Jehudim: Plural von Jehudi: Fromme Juden
-
Kehillah: https://de.wikipedia.org/wiki/Kehillah
-
Schiur: https://de.wikipedia.org/wiki/Schi%27ur
-
Chewra kadischah:https://de.wikipedia.org/wiki/Chewra_Kadischa
- Mizwah:https://www.juedische-allgemeine.de/glossar/mizwa/
und https://de.wikipedia.org/wiki/Mitzwa |
"Mainzer Redensarten" sowie über einzelne Personen
aus der jüdischen Gemeinde (1928)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Februar 1928: "Mainzer Redensarten'.
Ein alter Mainzer pflegte die biblische Warnung 'Hischomer pen…' so
anzuwenden, dass er 'pen' als englisches Wort (Feder) gebrauchte und damit
zum Ausdruck brachte, dass man sich vor schriftlichen Verpflichtungen hüten
soll.
Die Toleranz der letzten Kurfürsten dankbar gedenkend, äußerte ein Mainzer
Gemeindemitglied zwischen 1793 und 1797: 'Welau jihje alenu kezef' (Jos.
29), wobei er die hebräischen Buchstaben kuf, zade, pe des Wortes 'kezef'
als Anfangsbuchstaben für die Übertragung: Kaiser (von Österreich), zorfas
(Frankreich) und Preußen anwendete.
Wenn jemand kurz vor dem Bankrott stand, pflegte man von ihm zu sagen: 'Er
hält bei mogen ovaus', (also in der Nähe von wajechullu, wo die Arbeit
beendet ist).
Meyer Naß und Jone Gambach waren zwei bekannte Persönlichkeiten in der
Judengasse. Meyer Naß war Sachverständiger für Gold, Silber und Juwelen.
Eingeweihte behaupten zwar, dass seine Sachkenntnisse gering waren, sein
Einfluss aber war sehr groß, so dass er überall bei An- und Verkauf zugezogen
wurde. Sein Ja galt als Ja, sein Nein als Nein. So wurde es zum Sprichwort
in der Judengasse: 'Wenn Meyer Naß sagt: ‚Es ist falsch, dann ist es
falsch‘.' Sein Gegenstück war Jone Gambach. Obwohl völlig mittellos, war er
Bürge von Beruf. Bei allen geltlichen Transaktionen zog man ihn mit seiner
Namensunterschrift zur Bürgschaft hinzu und heute noch sagen die Alten, wenn
sie von einer zweifelhaften Transaktion sprechen wollen: 'Jone Gambach für
ein erev' (Bürge).
Karlche Lorch war Krankenpfleger. Eines Tages wurde ein Junggeselle, Mosche
Bamberg, schwer krank in die Krankenstube der Judengasse eingeliefert. Der
Arzt, der ihn besuchte, meinte, dass das Ende des Patienten gekommen sei und
erlaubte Lorch, dem Kranken, zu geben, was er wünschte. Samstagmittag wurde
dem Krankenpfleger von seiner Frau die übliche Bohnensuppe gebracht. Bamberg
wachte aus seiner Agonie auf, ob durch den Duft der Bohnensuppe oder sonst
etwas, ist nicht aufgeklärt; immerhin bat er Lorch, ihm einige Löffel davon
zu geben. Der Kranke verzehrte mit großem Behagen die Suppe und schlief ein.
Er schlief bis zum nächsten Morgen. Als der Arzt kam, fand er zu seiner
Überraschung einen wieder erholten Patienten. Der Doktor sagte: 'Herr Lorch,
geben Sie dem Patienten wieder dasselbe wie bisher', worauf Lorch erwiderte:
'Herr Doktor, da muss er bis zum nächsten Schabbes warten.'
Herzche Cahn war der Vater des Geheimen Legationsrates Cahn in Paris, des
einzigen Deutschen, der seinerzeit im Jahre 1870 in Paris bleiben konnte und
dessen Tagebücher aus jener Zeit Berühmtheit erlangt haben. Cahn ging, wie
viele seiner jüdischen Zeitgenossen mit dem Sack auf dem Rücken handeln.
Seine Domäne war das der Stadt Mainz gegenüberliegende
Kostheim
und sein Handelszweig war altes Eisen. An einem schönen Junitage ging er
auch wieder nach Kostheim, um altes Eisen einzukaufen. Mit seinem Sack
beladen auf der Kostheimer Brücke angelangt, machte er schon im Geist Bilanz
über seinen guten Kauf und sagte zu sich selbst: 'Heute hast du gut
gehandelt, das Eisen wiegt mindestens einen Zentner.' Als er auf die Mainzer
Schiffsbrücke kam, sagte er zu sich selbst: 'Du hast dich geirrt, das Eisen
wiegt 1 ½ Zentner.' Am Mainzer Zeughaus angelangt, überlegt und wägt er von
neuem: 'Stuß! Zwei Zentner wiegt das Eisen.' Zuhause stellt er seinen Sack
auf die Waage und siehe da: Das Eisen wog 80 Pfund. Wenn jemand in der
Judengasse von einem Geschäft erzählte, von dem er sich allzu viel Erfolg
versprach, sagte man: 'Herzche Cahn sein Eisen.'
Ludwig Bamberger, der bekannte, in Mainz geborene Parlamentarier, war im
Jahre 1848 Mittelpunkt der republikanischen Bewegung in Mainz. Nach einem
großen, erfolgreichen Tage wurde ihm von den Mainzer Revolutionären ein
Fackelzug vor seinem Elternhaus dargeboten. In der damaligen Zeit waren die
sozialen Gegensätze noch ausgeprägter als in der heutigen Zeit und im
Gegensatz zu seinem Sinn war die alte Frau Bamberger mit der neuen Bewegung
noch nicht vertraut. In seiner jugendlichen Begeisterung holte Bamberger
seine Mutter ans Fenster, um sie die große Ehre miterleben zu lassen. Die
Mutter aber antwortete: 'Betracht dir dein Kahal morgen früh, heute Abend
haben sie alle ihre Schabbeskleider an.'"
Anmerkungen: -
Schabbes: Sabbat
-
Geheimer Legationsrat Cahn:
https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Cahn
-
Stuss: https://de.wiktionary.org/wiki/Stuss
-
Ludwig Bamberger: https://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_Bamberger
und
https://www.regionalgeschichte.net/bibliothek/biographien/bamberger-ludwig.html
und https://www.lagis-hessen.de/pnd/118656961
-
Kahal: Jüdische Religionsgemeinde |
25-jährige Tätigkeit von A. Zeitin als Toraschreiber
(Sofer) und Vorbeter des Krankenpflege-Vereins
(1928)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Mai
1928: "Mainz, 10. Mai. Herr A. Zeitin, Mainz, sieht
am Schabbat Parschat BaMidbar eine 25jährige Tätigkeit als Sofer
STaM (Torarollenschreiber) in Mainz und
Vorbeter des dortigen Krankenpflege-Vereins zurück. Herr Zeitin hat in
dieser Mainzer Zeit achtzehn neue Torarollen geschrieben."
Anmerkung: Sofer / Sofer STaM https://de.wikipedia.org/wiki/Sofer |
70. Geburtstag von Oskar Lehmann
(1928)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Juni
1928: "Mainz, 18. Juni. Zu seinem 70. Geburtstag wurden Herrn
Oskar Lehmann
mannigfache Ehrungen zuteil. Unter den Gratulanten befanden sich der
Staatspräsident von Hessen, Adelung, der ihm als früherer Mitarbeiter seine
Glückwünsche aussprach, die Gutenberg-Gesellschaft und das Gutenbergmuseum
durch Herrn Stadtbibliothekar Dr. Ruppel in Anerkennung seiner Verdienste
für seine allsabbatlichen Vorträge, in der Hoffnung, dass er bald in der
Lage wäre, sie wieder aufzunehmen, der Verlag I. Kauffmann in Frankfurt a.
M. dem
erfolgreichen Autor u. v. a. m. Besonders erwähnt sei noch, dass Oskar
Lehmann es seit 50 Jahren nicht hat nehmen lassen, als Bal kore tätig zu
sein und allsabbatlich die Sidrah vorzulesen, zuerst zehn Jahre in der
Synagoge der Israelitischen Religionsgesellschaft, dann im Gottesdienst und
dass er heute noch die gesamte Tauroh auswendig beherrscht."
Anmerkungen: -
Adelung: https://de.wikipedia.org/wiki/Bernhard_Adelung
-
Gutenberg-Gesellschaft:
https://de.wikipedia.org/wiki/Internationale_Gutenberg-Gesellschaft
-
Gutenbergmuseum: https://de.wikipedia.org/wiki/Gutenberg-Museum
-
I. Kauffmann:
https://de.wikipedia.org/wiki/J._Kauffmann_J%C3%BCdischer_Buchverlag_und_Buchvertrieb
-
Bal kore: https://www.juedische-allgemeine.de/glossar/baal-kore/
-
Sidrah: Abschnitt aus der Tora der allsabbatlich gelesen wird
-
Tauroh: https://de.wikipedia.org/wiki/Tora |
60. Geburtstag von Bankier Josef Fulda
(1928)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
5. Juli 1928: "Sechzigster Geburtstag
Am 5. Juli feiert Herr Isaak Josef Fulda in Mainz, der Chef eines der
ältesten und angesehensten Bankhäuser, seinen 60. Geburtstag. Herr Fulda
genießt als Fachmann großes Ansehen und ist einer der ältesten Besucher des
Frankfurter
Börsenplatzes, wo er sich bei Stadt- und Staatsanleihen hervorragend
beteiligte. Als strenggläubiger Jude alten Schlages betätigt er sich seit
langen Jahren in der Verwaltung der Israelitischen Religionsgesellschaft in
Mainz, deren Vorstand er angehört und verstand es stets, sich in sozialer
Beziehung in dezenter Weise der Pflicht eines Mandates der Mainzer
Stadtverordnetenversammlung als Mitglied der demokratischen Partei und heute
noch ist er Mitglied eine Reihe von städtischen Deputationen. Ebenso
bekleidete er viele wichtige Aufsichtsratposten in Verkehrs- und
Industriegesellschaften. Das von ihm in der Tradition seiner Ahnen geführte
Bankhaus Fulda hat sich seit über 100 Jahren als einziges am Mainzer Platze
unter den bedeutenden Banken den Charakter einer Privatbank bewahrt." |
70. Geburtstag von Bina Abraham
(1928)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
5. Juli 1928: "Mainz, 27. Juni. Die Ehefrau des verstorbenen Ludwig Abraham aus
Oberolm bei
Mainz, Frau Bina Abraham, feiert dieser Tage im Kreise ihrer Kinder und
Enkel ihren 70. Geburtstag in voller körperlicher und geistiger Frische." |
Jahrzeitstag von Julius Cahn, langjähriger Vorsteher der
Religionsgesellschaft (1928)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. August 1928: "Zum ersten Jahrzeitstag von Julius Cahn
- das Gedenken an den Gerechten ist zum Segen, Mainz 20. Elul
Wenn ein zadik von dieser Welt genommen wird, der seinem Kreise und noch
darüber hinaus Mittelpunkt und Vorbild gewesen ist, so fehlt in dem frischen
Schmerze um den eingetretenen Verlust oftmals die nötige Sammlung, um die
Bedeutung des Heimgegangenen richtig zu würdigen und seinen Verdiensten
gerecht zu werden.
Darum gibt die erstmalige Wiederkehr des Tages, an welchem vor Jahresfrist
Julius Cahn - das Gedenken an den Gerechten ist zum Segen, der langjährige
parnas und Führer der Mainzer
Religionsgesellschaft, in die ewige Welt heimgegangen ist,
Anlass mit einigen Strichen das Bild dieser ausgeprägten Persönlichkeit zu
zeichnen und seinen seltenen Charakter an einigen markanten Zügen zu
beleuchten.
Von frühester Jugend an auf sich selbst gestellt, war es ein seltenes ch m i
m o/u/v ch, das sich besonders in einer vorbildlichen Selbstverständlichkeit
des Gleichranges der heiligen Gebote - ben adam lamakom und ben
adam lechawri ausprägte, welches seine gradlinige Persönlichkeit
auszeichnete. Seine Jüdischkeit war ihm oberste Richtschnur in allen Lagen
und Perioden seines Lebens und Schaffens. Gern erzählte er noch in
vorgerücktem Alter, wie er, fast noch als Knabe, in seiner Lehrzeit
unerschrocken für die Beobachtung von Dingen eintrat, die andere oft als
minder wichtig ansehen, die er aber aus dem Elternhaus als untrennbare
Bestandteile jüdischer Lebensführung mitgenommen hatte. Später führte ihn
sein Beruf jahrzehntelang auf die Reise und sein Leben draußen war für viele
seiner Berufsgenossen beispielgebend, ja oft sprichwörtlich. Was für andere
eine Entbehrung bedeutet hätte, er war selbst dafür von Herzen dankbar, und
welche Freude bereitete es ihm oft, wenn er auf der Reise nach einem ohne
Arbeitsunterbrechung verbrachten Taunis einen Gesinnungsgenossen traf, mit
dem er dann gemeinsam an einem Stück Brot und einem Glas Bier anbeißen
konnte. - Bedarf es noch der Erwähnung, dass dieser vielbeschäftigte Mann
mit Gewissenhaftigkeit ein genauer Beachter der Zeiten der Tora war, aber
bemerkenswert ist es, dass er, nachdem er sich die ganze Woche auf der Reise
geplagt hatte, Freitag Abend nach beendeter Mahlzeit zu einem Rabbi
ging, um später zuhause einen anderen Schiur zu beginnen. Hatten ihn doch
schon seine unvergesslichen Eltern - ehrendes Andenkens - in früher Jugend nach Mainz auf
die von Rabbiner Dr. Lehmann – das Andenken an den Gerechten ist zum Segen
–
begründete Schule gebracht und später hatte er nicht nur bei diesem Großen,
sondern auch bei R. Samuel Bondi – das Andenken an den Gerechten ist zum
Segen - und bei dem nachmaligen Frankfurter
Raw, Dr. S. Breuer – das Andenken an den Gerechten ist zum Segen – gelernt.
Als besonders kennzeichnend für seine Bescheidenheit und sein Ehren von
Vater und Mutter verdient festgehalten zu werden, dass er die von ihm
begründete, gefeierte und zu Ansehen gebrachte Firma auf den Namen seines
Vaters Herz Cahn nannte.
Die gleiche Arbeitsfreudigkeit, die er in seinem Berufe bewahrte, widmete er
auch den an ihn herantretenden Verwaltung er etwas 4 Jahrzehnte tätig war,
davon ein Vierteljahrhundert als Vorsteher, und der seine Liebe und sein
Interesse in ganz besonderem Maße galt. Wenn er da etwas als richtig und
notwendig erkannt hatte, gab es kein langes Zaudern und Bedenken, er, der
Mann der Tat, schritt zur Ausführung wie überhaupt sich bei ihm das z r i z
o/u/v ch des b/w/v ch n in der besten Bedeutung des Wortes verkörperte, -
gleich seinem ihm in inniger Liebe verbundenen älteren Bruder, dem
unvergesslichen Fuldaer Raw – das Andenken an den Gerechten ist zum Segen.
Die gleiche Arbeitsfreudigkeit, die er in seinem Berufe bewahrte, widmete er
auch den an ihn herantretenden Klallaufgaben (Aufgaben in der jüdischen
Gemeinschaft), insbesondere aber seiner
Kehilah, in deren Verwaltung er etwa 4 Jahrzehnte tätig war, davon ein
Vierteljahrhundert als Vorsteher, und der seine Liebe und sein Interesse in
ganz besonderem Maße galt. Wenn er da etwas als richtig und notwendig
erkannt hatte, gab es kein langes Zaudern und Bedenken, er, der Mann der
Tat, schritt zur Ausführung, wie überhaupt sich bei ihm das z r i z o/u/v ch
des b/w/v h n in der besten Bedeutung des Wortes verkörperte, - gleich
seinem ihn in inniger Liebe verbundenen älteren Bruder, dem unvergessliche
Fuldaer Raw – das Andenken an den Gerechten ist zum Segen.
Wie sein ch m i m o/u/v ch sich in den Jahren materiellen Aufstiegs und
heiteren Familienglückes leuchtend bewährte, so zeichnete es ihn auch aus,
als in den Kriegsjahren sich die z r o/u/v häuften, er so oft über den
Verlust sich die von a m z ?i m b/w/v n i m a m z i m klagen und trauern
musste. Da war er m z k b/w/v l ?h was h k b/w/v i i h über ihn und sein
Haus verhängt hatte, wie nur ein Mann von seiner Seelengröße es vermochte.
Und wer das Glück hatte, ihn bei der Tefilah zu beobachten, mehr noch
zuhause als im j b/w/v h i i b/w/v musste tief ergriffen sein. Und nicht
vergessen soll werden, wie er in Jahrzehnten nicht allein vielen
Angestellten, die Möglichkeit zu sch m i r ch sch b/w/v ch gab, sondern sie
auch in ihrer Jüdischkeit anhielt, besonders diejenigen, welche, wie dies
früher üblich war, auch in seinem Hause lebten, zu z ?? o/u/v ch r r h
führte o/u/v b/w/v i m ch sch l m z k -
Jetzt bei Beginn des Ellulmonats, wenn wir bald wieder die erschütternden
Worte sagen a n sch i a m o/u/v n h a b/w/v r o/u/v, fühlen wir aufs Neue
den Schmerz um der Verlust dieses Mannes, der wie wenige b/w/v ch/k ch m z
ch i n Vorbild und Beispiel war und wir flehen zu ch z b/w/v i i h, dass Er
die Kraft gebe, in seinem Sinne n o/u/v r r n r ch zu sein, dann wird
(hebräisch und deutsch:) das Andenken dieses Gerechten zum Segen für
seinen Wirkungskreis und den klal Jisrael (jüdische Gemeinschaft) sein."
Anmerkungen: -
Zadik: https://de.wikipedia.org/wiki/Zaddik
-
Parnes: https://de.wikipedia.org/wiki/Parnas
-
Schiur: https://de.wikipedia.org/wiki/Schi%27ur
-
Rabbiner Dr. Lehmann:https://de.wikipedia.org/wiki/Marcus_Lehmann
-
Rabbiner Samuel Bondi: https://www.alemannia-judaica.de/mainz_rabbiner_lehrer.htm#Zum%20Tod%20von%20Rabbi%20Samuel%20Bondi%20(1877)
-
Rabbiner Dr. S. Breuer:
https://de.wikipedia.org/wiki/Salomon_Breuer
-
Kehilah: https://de.wikipedia.org/wiki/Kehillah
-
Fuldaer Raw: https://www.alemannia-judaica.de/fulda_rabbinat.htm#Nachfolger%20von%20Dr.%20Enoch%20wird%20Rabbiner%20Dr.%20M.%20Cahn%20(1877)
-
Tefilah: Gebet
-
Ellul: https://de.wikipedia.org/wiki/Elul
|
Anna Seghers ist Kleistpreisträgerin
(1929)
Anmerkung: Zu Anna Seghers (1900-1983, Ehrenbürgerin der Stadt Mainz) vgl. u.a.
die Website www.anna-seghers.de und den
Wikipedia-Artikel "Anna
Seghers"
Artikel in der "Jüdisch-liberalen Zeitung" vom 11. Januar
1929: "Mainz. (Jüdische Kleistpreisträgerin). Anna Seghers,
die begabte junge Schriftstellerin, die in diesem Jahre mit dem
Kleistpreis ausgezeichnet wurde, ist eine Jüdin. Sie ist eine Tochter des
Mainzer Kunsthändlers Isidor Reiling". |
Zum Tod von Esther Moritz geb. Birnbaum
(1929)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Mai
1929: "Mainz, 14. Mai. Am Rüsttage des Schabbat Paraschat
Kedoschim haben wir
eine jener immer seltener werdenden Frauen zu Grabe getragen, deren ganzes
Leben der Erfüllung dieser göttlichen Forderung geweiht war. Frau Esther
Moritz, geb. Birnbaum - sie ruhe in Frieden. Die Heimgegangene entstammte einem Hause, in
welchem Keduschahgeist besonders hochgehalten und gepflegt wurde, die hatte
von ihren hochgesinnten Eltern eine solche von allen jüdischen Idealen
durchglühte Erziehung erfahren, dass es für sie eine Selbstverständlichkeit
war, ihr Haus mit ihrem gleichgesinnten Gatten, Herr Leo Moritz, nach dem
Vorbilde ihrer Eltern aufzubauen. Es wird in unserem Kreise und weit darüber
hinaus unvergessen bleiben, was das Haus der Verblichenen unsere Kehillah
als Mittelpunkt für Jiroh (Gottesfurcht) bedeutete, wie sie es
verstanden hat, schon als junge Frau, trotz vielseitige Inanspruchnahme,
Wohltätigkeit in
vorbildlicher Weise zu pflegen, wie sie Jahre hindurch eine seltene
Gastfreundschaft für Talmudschüler übte, wie sie mütterlich
für alleinstehende Lehrer sorgte und sie in Krankheitsfällen im eigenen
Hause betreute. Als Vorstandsmitglied des Frauenvereins wirkte sie lange
Jahre besonders segensreich und in der chewra kadischa war sie eine der
tätigsten Damen. Es wird dem gebeugten Gatten ein Trost sein, dass die
beiden Söhne ganz im Geiste des Elternhauses leben und sich unter den ... betätigen.
Die Heimgegangene wurde neben dem kewer unseres Raw Dr. Bondi – das Andenken
an den Gerechten ist zum Segen – zur ewigen Ruhe gebettet, ihr
Verdienst stehe den Hinterbliebenen und unserer ganzen Kehilloh bei."
Anmerkungen:
Rüsttag: https://de.wikipedia.org/wiki/Rüsttag
Keduschah: https://de.wikipedia.org/wiki/Keduscha
Leo Moritz: vgl. Bericht von 1936
Kehillah: https://de.wikipedia.org/wiki/Kehillah
Chewra Kadischa: https://de.wikipedia.org/wiki/Chewra_Kadischa
Kewer: (Hebr.) Grab |
75. Geburtstag von Rechtsanwalt Berthold Mannheimer
(1930)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
10. April 1930: "Mainz, 1. April. Der Nestor der Mainzer Rechtsanwälte, Herr Rechtsanwalt
Berthold Mannheimer, feierte am 24. März in geistiger und körperlicher
Frische seinen 75. Geburtstag. Der Jubilar konnte zugleich auf eine fast
50jährige erfolg- und segensreiche Tätigkeit im Dienste seines Berufes
zurückblicken. Von Richtern und Kollegen und aus allen Kreisen der
Bevölkerung liefen zahlreich Glückwünsche ein: Der Vorstand der
Anwaltskammer sprach schriftlich 'den Dank der Kollegenschaft' aus für die
mustergültige Erfüllung der Pflichten des Berufes. Unter den Gratulanten
befand sich auch der Herr Staatspräsident, der Herr Oberbürgermeister und
die Verwaltung der Stadt Mainz."
Anmerkungen: - Staatspräsident:
https://de.wikipedia.org/wiki/Bernhard_Adelung
Oberbürgermeister: https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Ehrhard
vgl. Anzeige von
Rechtsanwalt Mannheimer (1886) |
70. Geburtstag von Amalie Sommer
(1930)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Juli
1930: "Mainz, 23. Juni. Am 3. Juli vollendet Frl. Amalie
Sommer, verehrt von vielen
Freunden und Bekannten, ihr 70. Lebensjahr. Seitdem Frl. Sommer vor 42
Jahren ihren Wohnsitz hierher, an die Wirkungsstätte ihres hochverehrten,
edlen Bruders Alfred Sommer - das Gedenken an den Gerechten ist zum Segen
- verlegte, wurde sie nicht müde, sich
auf allen Gebieten des Wohltuns zu bemühen, und sie bewährte sich in
hervorragendem Maße als Wohltäterin, die zu jeder Tages- und Nachtzeit
zur Verfügung war. - In der Kriegszeit verstand sie es besonders dort zu
helfen, wo man sich nicht an die öffentliche Wohltätigkeit wandte. - Der Allgütige erhalte sie noch viele Jahre ihrem großen Kreis dankbarer Freunde
und Verehrer." |
80. Geburtstag von Isaac Rosenthal
(1933)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
5. Januar 1933: "Mainz, 22. Dez. Am Schabbat wajischlach beging in geistiger und
körperlicher Frische Herr Isaac Rosenthal seinen 80. Geburtstag. Die
Gemeinde der Israelitischen Religionsgesellschaft ließ es sich nicht nehmen,
dem Jubilar besonders zu ehren. Nach dem Ausheben der Tora sang der Chor:
Baruch Haba. Der Jubilar wurde aufgerufen und wurde derselbe
von vielen Gemeindemitgliedern und Freunden besonders geehrt. Herr
Rosenthal, als streng orthodoxes Mitglied der Religionsgesellschaft, ist
einer der regelmäßigen Besucher des G’ttesdienstes. Der Jubilar wünschte,
wegen des vor einem Jahr erfolgten Todes seiner Frau und des jüngsten
Trauerfalls in der Familie, von einer Feier abzusehen und er verbrachte den
Jubiläumstag im Kreise seiner drei Kinder und zwei Enkelkindern.
Herr Isaak Rosenthal hatte vor einigen Jahren noch die Schioh, die goldene
Hochzeit feiern können, damals wurde das Jubelpaar besonders geehrt, indem
Herr Reichspräsident von Hindenburg ein Schreiben mit besonderer Widmung und
Bild überreichen ließ. (Alles Gute) bis 120 Jahre!"
Anmerkung: -
Reichspräsident von Hindenburg:
https://de.wikipedia.org/wiki/Paul_von_Hindenburg
|
98. Geburtstag von Henriette Wimpfheimer geb. Scheuer
in New York (1934)
Anmerkung: Henrietta Wimpfheimer geb. Scheuer starb am 16. September 1939 in
Manhattan: siehe Grab
https://de.findagrave.com/memorial/189315055/henrietta-wimpfheimer
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Mai
1934: "Mainz, 18. Mai. Frau Henriette Wimpfheimer geb. Scheuer
in New York, eine
Urenkelin des berühmten Mainzer Rabbiners R. Herz Scheuer - das
Gedenken an den Gerechten ist zum Segen -
geb. 20. Juni 1836 (5. Tammus 5597) wird 98 Jahre alt. Sie ist die einzige
noch lebende Tochter von R. Bär Scheuer - das Gedenken an den Gerechten
ist zum Segen -, dessen sich die alte
Generation noch erinnern dürfte. Die Familie stammt aus
Frankfurt a. M. und ihr
Stammhaus, 'Zur Scheuer' genannt, war am Ausgang der Judengasse nach dem
Fahrtor, auf derselben Stelle, auf der heute das Gemeindehaus (ehemals
Rothschilds Geschäftshaus) steht. Rabbi Tewele Scheuer war um die Mitte des
18. Jahrhunderts Dajan in Frankfurt, dann Rabbiner in
Bamberg
als Nachfolger seines Schwiegervaters R. Nathe Utitz - das Gedenken an
den Gerechten ist zum Segen - und zuletzt
Rabbiner in Mainz. Sein Sohn R. Herz - das Gedenken an den Gerechten ist
zum Segen - war sein Nachfolger im
Rabbinat und führte eine große, weltberühmte Jeschiwoh, aus der viele
Rabbiner hervorgingen. Es waren zu einer Zeit 36 seiner Schüler gleichzeitig
als Rabbiner vornehmlich in Süddeutschland, Elsass und Lothringen tätig.
Diese Jeschiwoh wurde nach seinem im Jahre 1822 erfolgten Ableben von seinem
Enkel, R. Samuel Bondi - das Gedenken an den Gerechten ist zum
Segen -, bis zum Jahre 1840 weitergeführt und
erlag dann den Strömungen der Zeit, die auch die Mainzer Gemeinde erfasst
hatten.
Die Jubilarin Frau Wimpfheimer, eine Trägerin großer Traditionen, kam in
jungen Jahren nach Amerika, woselbst sie heiratete. Sie ist trotz hohen
Alters geistig und körperlich noch auf der Höhe und erinnert sich gerne
ihrer Vaterstadt, erzählt noch häufig und gerne aus jener Zeit, in der die
Mainzer Gemeinde führend für Süd- und Westdeutschland war. Möge G'tt
sie weiter gesund halten. (Alles Gute) bis 120 Jahre."
Anmerkungen: -
Rabbiner Herz Scheuer: https://de.wikipedia.org/wiki/Herz_Scheuer
-
Tammus: https://de.wikipedia.org/wiki/Tammus
-
Judengasse: http://www.judengasse.de/dhtml/T008.htm
https://de.wikipedia.org/wiki/Frankfurter_Judengasse
-
Rothschild: https://de.wikipedia.org/wiki/Mayer_Amschel_Rothschild
-
Dajan: Richter
-
Jeschiwoh: https://de.wikipedia.org/wiki/Jeschiwa
-
R. Samuel Bondi:https://www.deutsche-biographie.de/sfz49070.html
https://www.geni.com/people/Rabbi-Samuel-Bondi/6000000003639961105 |
25-jähriges Jubiläum von Dr. Gustav Schlessinger als
Vorstand der Religionsgesellschaft (1934)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
7. Juni 1934: "Mainz, 5. Juni. Nur einem kleinen Kreis
seiner Freunde und Mitarbeiter ist es bekannt, dass am letzten Schawuot
(Wochenfest) 25 Jahre vergangen
sind, seit Herr Dr. Gustav Schlessinger dem Vorstande unserer
Religionsgesellschaft angehört; seit mehreren Jahren als erster
Vorsitzender. In schweren Jahren hat er uns stets zur Seite gestanden. Wir
danken ihm an dieser Stelle für seine aufopfernde Tätigkeit und wünschen ihm
und seiner kehillah, dass er noch lange Jahre seines Amtes walten möge."
Anmerkung: -
Kehillah: https://de.wikipedia.org/wiki/Kehillah |
Zum Tod von Siegfried Fraenkel
(1934)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. August
1934: "Mainz, 14. August. Im Alter von 84 Jahren trug man am 26. Aw einen Mann zu
Grabe, von der Art derer, die leicht ungekannt unter den Menschen
einhergehen, weil sie in Demut und Bescheidenheit, in stiller Geborgenheit
mit ihrem G’tte durchs Leben wandeln. An eine goldene Kette hoher Ahnen
angeschlossen – der Nachkommen von Talmudgelehrten, ein Spross der
1671 aus Wien ausgewiesenen Familie Mirels-Fraenkel, der auch der
Korban Ha-Edah entstammt, ein Urenkel des
Ansbacher Oberrabbiners Moses
Hochheimer – hat sich Siegfried Fraenkel - das Gedenken an den
Gerechten ist zum Segen als ein echtes Glied
dieser Ahnenreihe bewährt, hat er sich sein Leben lang dieser Tradition
würdig gezeigt, allzeit der Pflicht gelebt, so zu sein und so zu wirken wie
seine Vorfahren. Früh vom Ernst des Lebens gehärtet, durch eine Schule der
Entsagung gegangen, ist er sich in allen Lagen des Lebens gleich geblieben,
immer bestrebt, seinen Namen wie einen Ehrenschild zu hüten. Frühzeitig ins
elterliche Geschäft eingetreten, ließ er sich vom Werktagtreiben nicht
erdrücken, ging als Lernender und Strebender mit aufgeschlossenem Sinn für
alles Geistige durch die Welt. Das jüdische Wissen, das er neben seinem
Vater, seinem Onkel Rabbi Chaim Fraenkel, verdankte, wahrte er als heiliges
Erbgut und verwandte jede freie Minute auf Lernen. So lange die körperlichen
Kräfte es erlaubten, besuchte er zu jeder Gebetszeit die Synagoge und war
dort ein eifriges Mitglied der Schaß-Chewrah. Er hatte als Lebensgefährtin
eine ihm kongeniale Tochter des Colmarer
Oberrabbiners Salomon Wolf Klein erkoren, die ihm schon nach kurzer Ehe
entrissen worden. Den Segen der kindlichen Dankbarkeit, die er seinen Eltern
in unvergleichlicher Weise entgegengebracht, hat er von seinen Söhnen,
seiner Schwiegertochter und seinen Enkeln erfahren, an dem altjüdischen
Familienleben, wie es sein Haus auszeichnete. Vom Jahre 1887 – 1923
bekleidete er in nicht zu übertreffender Pflichtttreue und
Gewissenhaftigkeit die Ämter des Rechners und Sekretärs der Israelitischen
Religionsgemeinde Mainz. Ein treuer Sohn seiner Vaterstadt, hervorragend
bewandert in der Geschichte der altehrwürdigen jüdischen Gemeinde Mainz war
er bis in die letzten Tage hin von bewundernswerter geistiger Regsamkeit. In
weiser Voraussicht hatte er vor 50 Jahren die Gründung der Lehrkurse des
Kaufmännischen Vereins angeregt und diese in den ersten Jahren als
Vorstandsmitglied dieses Vereins geleitet. Diese Lehrkurse, die später an
die Handelskammer übergingen, bildeten die Grundlage der heutigen
städtischen Handelsschule. An seiner Bahre gab Herr Rabbiner Dr. Bamberger
dem Schmerze um den Verlust dieses wahrhaften und gerechten Menschen in warmen
Worten Ausdruck, der erste Vorsteher der Gemeinde, Herr Kommerzienrat
Bernhard Albert Mayer bekundete seinen und der Gemeinde Dank in rührender
Weise. Wahrhaften Segen hat sein Wirken bereitet, sein Andenken wird zum
Segen sein. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."
Anmerkungen: -
Aw:
https://de.wikipedia.org/wiki/Aw_(Monat)
- Korban Ha-Edah:
https://en.wikipedia.org/wiki/David_ben_Naphtali_Fränkel
-
Schaß-Chewrah: Bruderschaft der Gelehrten - Toraverein
-
Rabbiner Dr. Bamberger:
https://www.biografisches-gedenkbuch-bk.de/385
-
Kommerzienrat Bernhard Albert Mayer:
https://www.juedische-allgemeine.de/unsere-woche/buecher-fuer-die-gemeinde/59.Datenbank.html?detID=31
|
Zum Tod von Martin Moritz
(1935)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4.
April 1935: "Mainz, 1. April. Wenige Wochen nach dem frühen Heimgang seiner ältesten
Tochter, Frau Regina Bachrach in Hamburg, ist Martin Moritz am 20. Adar II
im Alter von 79 Jahren in die bessere Welt hinübergegangen. Ein eifriger
Anhänger unserer Religionsgesellschaft, zu deren ältester Schülergeneration
er zählte, ein treuer Freund und inniger Verehrer ihrer Rabbiner, ein tätiges
Mitglied des Wohltätigkeitsvereins, versäumte er, solange seine Gesundheit es ihm
ermöglichte, keinen G’ttesdienst und keine Schiur, fand er seine höchste
Befriedigung in der hingebungsvollen und gewissenhaftesten Erfüllung jeder
Mizwa (religiöses Gebot) und keine Wechselfälle des Lebens, die auch
ihm und der treu verbundenen Lebensgefährtin nicht erspart bleiben,
vermochten sein beispielhaftes Bitochaun (Gottvertrauen) und seine heitere
Zuversicht in die Hilfe Gottes zu trüben. In anspruchsloser Bescheidenheit, äußeren
Ehrenstellen abhold, jedem Nebenmenschen in Güte und Freundschaft zugewandt,
von rührender Liebe und Besorgnis um die Seinen, vor allem um die seit
vielen Jahren leidende Gattin erfüllt, so wandelt er, ein Mann, der in
Wahrheit und verdienter Weise nur Freunde hatte, unter uns und so wird er in
unserem treuen Gedächtnis weiterleben.
Bei der Beerdigung am vergangenen Dienstag zeigte sich die Liebe und
Verehrung, die ihm von allen Seiten entgegen getragen wurde, durch die
Anwesenheit so vieler Freunde und Verwandte. Er verdiente den warmen,
innigen Nachruf, den ihm Rabbiner Dr. Bamberger am Grabe hielt, der mit
beredten Worten seine Tugenden und Verdienste schilderte."
Anmerkungen: -
Adar:
https://de.wikipedia.org/wiki/Adar_(Monat)
-
Schiur: https://de.wikipedia.org/wiki/Schi%27ur
-
Rabbiner Dr. Bamberger:
https://www.biografisches-gedenkbuch-bk.de/385
|
Todesanzeige für Hedwig Moritz geb. Feuchtwanger
(1936)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. März
1936: "Statt Karten
Nach langem, schweren, mit größter Geduld ertragenem Leiden, entschlief am
23. März/1. Nissan unsere innigstgeliebte Mutter, Schwiegermutter,
Großmutter, Schwester, Schwägerin und Tante
Frau Hedwig Moritz
geb. Feuchtwanger
Mainz, Hindenburgstraße 24, III
Mosbach/B., Hamburg
Im Namen der tieftrauernden Hinterbliebenen
Siegfried Siegel u. Frau, geb. Moritz
Hugo Moritz u. Frau, geb. Mathiason"
Anmerkung: -
Nissan:
https://de.wikipedia.org/wiki/Nisan_(Monat) |
100. Geburtstag der aus Mainz stammenden Henrietta Wimpfheimer
geb. Scheuer (in New York 1936)
Anmerkung: Henrietta Wimpfheimer geb. Scheuer starb am 16. September 1939 im
Alter von 103 Jahren in Manhattan: siehe Grab
https://de.findagrave.com/memorial/189315055/henrietta-wimpfheimer
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Juli
1936: "New York, 1. Juli. Frau Henriette Wimpfheimer in New York feierte am 21.
Juni ihren 100. Geburtstag. Die Patriarchin, noch im Besitze ihrer geistigen
Fähigkeiten und auch körperlich rüstig, stammt aus Mainz und ist die Tochter
des in den 90er Jahren heimgegangenen Rabbi Bär Scheuer - das Gedenken an
den Gerechten ist zum Segen, der so
manchem der älteren Generation in Erinnerung sein dürfte. Die Familie
Scheuer stammt ursprünglich aus Frankfurt a. M., woselbst der Urgroßvater der Jubilarin Rabbi Tebele
Scheuer - das Gedenken an den Gerechten ist zum Segen - Rabbinatsassessor war. Von hier wurde er nach
Bamberg
auf den Rabbinatssitz berufen, den er später mit der Rabbinerstelle in Mainz
vertauschte. Er, sowohl wie sein großer Sohn, Rabbi Herz Scheuer - das
Gedenken an den Gerechten ist zum Segen, der Großvater der Frau Wimpfheimer, hatten eine stark besuchte Jeschiwah,
von deren Schülern zu Lebzeiten von Rabbi Herz einstens 36 gleichzeitig in
angesehenen Rabbinatsstellen wirkten. - In New York wurde der Geburtstag
dieser Dame, die sich in Wohltätigkeitswerken und Vereinen sehr verdient
gemacht hat, entsprechend gefeiert. Sie hatte seinerzeit in Mainz 1854 im
Alter von 18 Jahren geheiratet und verlegte ihren Wohnsitz nach Amerika.
Möge ihr weiter ein froher Lebensabend beschieden sein."
Anmerkungen: -
Rabbi Herz Scheuer: https://de.wikipedia.org/wiki/Herz_Scheuer
-
Jeschiwah: https://de.wikipedia.org/wiki/Jeschiwa |
Zum Tod von
Jakob Tchaniki (1936)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. August
1936: "Mainz, 16. Aug. Am Schabbat Rosch Chodesch Tammuz wurde Jakob Tchaniki
aus einem arbeitsreichen Leben abberufen. Mit ihm ging ein Mann von großer
talmudischer Gelehrsamkeit von hinnen. Fast drei Jahrzehnte wirkte er in
hiesiger Gemeinde. Er war ein durch und durch religiöser Mensch. Nicht wie
bei vielen anderen bloß in den Augenblicken des Gehobenseins. Er offenbarte
sich allzeit und immer als der von Gläubigkeit erfüllte Mensch. Er war für
Mainz der Lehrer des Iwrith. Von seiner Beliebtheit gab die Beteiligung bei
seiner Beerdigung Zeugnis. Herr Rabbiner Dr. Bamberger schilderte in
tiefgehenden Ausführungen die Persönlichkeit des Dahingeschiedenen. Auch
Herr Rabbiner Dr. Levy gab der Trauer der Gesamtgemeinde in warmen Worten
Ausdruck und ehrte in durch einen in Iwrith gehaltenen Nachruf. Für die
Israelitische Religionsgesellschaft dankte deren Vorsitzender, Herr Dr.
Gustav Schlessinger, dem Verblichenen für die Dienste, die er in
aufopfernder Weise der Gemeinde geleistet hat. Seine Seele sei eingebunden
in den Bund des Lebens."
Anmerkungen: -
Iwrith: https://de.wikipedia.org/wiki/Ivrit
-
Rabbiner Dr. Bamberger:
https://www.biografisches-gedenkbuch-bk.de/385
-
Rabbiner Dr. Levy: https://de.wikipedia.org/wiki/Sali_Levi
http://steinheim-institut.de:50580/cgi-bin/bhr?id=2350
-
Dr. Gustav Schlessinger: vgl.
Bericht von 1934 |
Zum Tod von Leo Moritz (1936)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
3. Dezember 1936: "Mainz, 25. Nov. Wieder ist einer unserer
Alten, einer der wahrhaften Männer unserer Kehilloh abberufen worden. Leo Moritz ist im 84. Lebensjahr zur
ewigen Ruhe eingegangen. Der Heimgegangene war nicht nur einer der Treuesten
der Israelitischen Religionsgesellschaft, er gehörte zu den Tatmenschen, zu
denen, deren Initiative und Aktivität, wie unser Raw, Herr Rabbiner Dr.
Bamberger, an der Bahre in treffenden und prägnanten Worten ausführte, unser
Kreis im Besonderen und die jüdische Allgemeinheit unendlich viel zu
verdanken haben. Leo Moritz gehörte viele Jahre dem Vorstand der
Religionsgesellschaft an und widmete sich all ihren Anliegen mit hingebungsvoller Tatkraft, er war im Vorstand des Israelitischen
Krankenvereins, er war die Seele des von ihm begründeten Vereins für die
Gastfreundschaft (hachnasat orchim). Im Verein mit seiner gleichgesinnten Gattin
Esther
Moritz, geb. Birnbaum - seligen Andenkens -, wusste er sein Haus zu einer Stätte von Tauroh
und G’ttesfurcht zu gestalten, in welchem in seltener und beispielgebender
Weise Talmudschüler ein Heim fanden. Sein Verdienst möge seinen
beiden Söhnen und deren Familien und unserer Kehilloh beistehen. Seine
Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."
Anmerkungen: -
Kehilloh: https://de.wikipedia.org/wiki/Kehillah
-
Rabbiner Dr. Bamberger:https://www.biografisches-gedenkbuch-bk.de/385
- hachnasat orchim:
https://www.chabad.org/library/article_cdo/aid/691769/jewish/Hachnasat-Orchim-Hospitality.htm
https://www.juedische-allgemeine.de/glossar/hachnasat-orchim/
-
Esther Moritz, geb. Birnbaum: vgl.
Artikel von 1929
-
Tauroh: Tora
-
Zebaot: https://de.wikipedia.org/wiki/Zebaot |
Zum Unfalltod von Dr. Leonhard Fulda und seiner Frau
Ruth geb. Löwenthal (1937)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
14. Oktober 1937: "Dr. Leonhard Fulda und Frau Ruth, geb. Löwenthal –
ihr Andenken sei zum
Segen
Mainz, 10. Oktober.
Von unsagbar schwerem Leid ist die Israelitische Religionsgesellschaft in
Mainz betroffen. Herr und Frau Dr. Fulda sind einem Autounglück zum Opfer
gefallen. - Als letzten Montag die Schreckensnachricht sich hier
verbreitete, zeigte sich in der allgemeinen Bestürzung die außergewöhnliche
Wertschätzung, die man von allen Seiten den Betroffenen und den schwer
geprüften Familien entgegenbrachte. Frau Dr. Fulda überlebte den Unfall
leider nur wenige Stunden. Für ihren Gatten stiegen heiße Gebete zum Himmel
hinauf, aber der Herr über alle Seelen hatte bestimmt, dass uns
auch dieser edle, gute Mensch genommen werde. - Am Freitag fand unter
ungeheuerer Beteiligung der ganzen Gemeinde und sehr vieler auswärtiger
Freunde die Bestattung statt, an der auch die Rabbinen der benachbarten
Religionsgesellschaften Wiesbaden
und Darmstadt und der
Rosch-Jeschiwoh und mehrere Vorsteher der
israelitischen Religionsgesellschaft
Frankfurt teilnahmen.
Rabbiner Dr. Bamberger widmete den allzu früh dahingeschiedenen Freunden in
tiefster Ergriffenheit Worte der Würdigung und des Schmerzes, verlieh, seine
Erregung kaum noch |
meisternd, Leonhard Fulda den
Chawer-Titel (Ehren-Rabbiner-Titel) und schloss mit einem Aufruf
zur Teschuwoh (Buße) anlässlich dieser schweren Prüfung, die uns alle betroffen
hat.
Mit Dr. Leonhard Fulda ist ein außergewöhnlicher Mensch in der Blüte seiner
Jahre uns entrissen worden. Ein Mann seltener Begabung und klugen, gereiften
Urteil, ein Jehudi
von unbedingter Jiroh (Gottesfurcht) und Überzeugungstreue, ein stets hilfsbereiter Mensch,
der unzählbar Vielen immer wieder mit Rat und Tat treu zur Seite stand, ist
er in jungen Jahren dazu berufen worden, in vielen Organisationen führend zu
wirken, und er hat in seiner einfachen, bescheidenen Art vielfach im
Stillen, - und nur von einigen Freunden im ganzen Umfang zu würdigen, -
Ungeheures geleistet. Er war Vorsitzender des Israelitischen Hilfsvereins, -
dessen stellvertretender Vorsitzender an der Bahre Worte des Dankes sprach -
, Vorstandsmitglied des Krankenpflege- und Waisenpflegevereins, er gehörte
dem Vorstand des Hessischen Landesverbandes gesetzestreuer
Synagogengemeinden an. Sein Zimmer wurde nicht leer von Freunden und
Hilfesuchenden, die seinen Rat und seinen Unterstützung in Anspruch nahmen.
Am innigsten verbunden fühlte er sich aber seiner Kehilloh, unserer
Religionsgesellschaft, zu deren Gründern sein Urgroßvater – das Andenken des
Gerechten ist zum Segen - gehörte, deren Verwaltung sein Großvater – das
Andenken des Gerechten ist zum Segen - leitete und der die unermüdliche
Sorge seines Vaters - (alles Gute bis 100 Jahre) - gilt; ohne offiziell der Verwaltung
anzugehören, hat er Außerordentliches für sie geleistet. Er hat die
Interessen des überlieferten, gesetzestreuen Judentums gegenüber Ansprüchen
der Reform und ihrer Vertreter in unzähligen Beratungen und Besprechungen
meisterhaft vertreten und in vielen Fällen war es ein Wort, das den Gegner –
wenn auch nicht immer zum Freunde machte, so doch seine Gegnerschaft
aufgeben ließ. Er war ein treuer Schüler und Verehrer von Rabb. Dr. Bondi
–
das Andenken an den Gerechten ist zum Segen – und in aufrichtiger
Freundschaft unserem Raw Dr. Bamberger verbunden. Als beispielgebend ist
seine musterhafte Achtung gegenüber Vater und Mutter zu rühmen, diese
Verhältnis von Vater und Sohn suchte in der heutigen Zeit seinesgleichen und
ehrte beide Teile. Bei all seinem Wirken stand ihm seine Gattin, eine Tochter des bekannten
Hirsch-Verehrers, Julius Löwenthal, Eschwege,
treu zur Seite. Auch sie betätigte sich eifrig und aus innerem Bedürfnis in
der jüdischen Sozialarbeit, vor allem aber war sie eine der Initiatorinnen
und mit die Seele der Arbeitsgemeinschaft, welche meist unter ihrer
geschickten Leitung, die Frauen unserer Kehilloh in den Wintermonaten
vereint. Die weltgewandte, hochgebildete Frau setzte ihren Stolz darein, in
erster Linie jüdische Frau und Mutter zu sein.
Möge G"tt - er sei gelobt - den beiderseitigen schwergeprüften Eltern und Geschwistern,
denen ihr echt jüdisches Gottvertrauen Stütze und Stärkung sein wird,
Trost geben,
unsere Kehilloh beschützen und dem so früh verwaisten Kinde Vater sein.
Ihre Seelen seien eingebunden in den Bund des Lebens.".
Anmerkungen: -
Rosch-Jeschiwoh: Direktor einer Talmudhochschule
-
Rabbiner Dr. Bamberger:http://www.steinheim-institut.de:50580/cgi-bin/bhr?id=1985
-
Teschuwoh: https://www.juedische-allgemeine.de/religion/teschuwa/
-
Jehudi: Frommer Jude
-
Jiroh: Gottesfurcht
-
Kehilloh: https://de.wikipedia.org/wiki/Kehillah
-
Rabbiner Dr. Bondi:
http://www.steinheim-institut.de:50580/cgi-bin/bhr?id=2047
-
Hirsch: Rabbiner Samson Raphael Hirsch
https://de.wikipedia.org/wiki/Samson_Raphael_Hirsch
|
60. Geburtstag von Toraschreiber (Sofer) Afraim Zeitin
(1937)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Dezember
1937: "Mainz, 19. Dez. Am 24. Dezember 1937 kann Afraim Zeitin seinen 60.
Geburtstag feiern. Herr Zeitin wurde im Mai 1903, nach dem Ableben des Sofer
Holzmann s. A. nach Mainz
berufen, wo er sich durch seine gründlich jüdischen und einschlägigen
religionsgesetzlichen Kenntnisse, sowie durch die Gewissenhaftigkeit und
Fertigkeit seiner heiligen Arbeit als Sofer volle Würdigkeit und
Hochschätzung erworben hat. In den 35 Jahren seines Mainzer Aufenthaltes hat
er 22 neue Torarollen geschrieben und zahlreiche Torarollen ausgebessert,
aber auch in der Ausfertigung sonstiger hebräischer Ritualstücke
umfangreiche und zuverlässige Arbeit geleistet. Daneben stand er 25 Jahre
als Kantor dem israelitischen Krankenpflegeverein zu Diensten. Durch sein im
Auftrage des ersten Vorstehers der Israelitischen Religionsgemeinde,
Kommerzienrat B. A. Mayer, 1927 gefertigtes Maharil-Sefer hat Herr Zeitin
sich bleibende Dankbarkeit der Gemeinde Mainz gesichert. (Alles Gute) bis
120 Jahre."
Anmerkungen: -
Sofer Holzmann: vgl.
Artikel von 1901
-
Maharil:
https://de.wikipedia.org/wiki/Jakob_ben_Moses_haLevi_Molin
-
Sefer: Torarolle |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Anzeige der Konditorei von L. Maas
(1868)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
11. März 1868: "Konditorei von L. Maas in Mainz.
Hamburger Bolger (Glunscher), Chocolade, Kartoffelmehr, alle Sorten, feinste
Konfekturen
schäl Pessach.
Bestellungen werden billigst und prompt ausgeführt.
Glunscher und Chocolade an Wiederverkäufer mit Preisermäßigung." |
Anzeige des Kolonialwaren-Geschäftes von David
Reiling (1872)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Mai 1872: "Für mein Kolonialwarengeschäft, welches am Sabbat und an Feiertagen
geschlossen, suche ich ein braves, kräftiges Mädchen, welches womöglich
schon in einem ähnlichen Geschäfte tätig war und gute Zeugnisse besitzt zum
sofortigen Eintritt.
David Reiling in Mainz." |
Anzeige des Spezereiwarengeschäftes usw. von Leo Haas
(1884)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. März 1884:
"En gros al pessach ... En détail
Alle Sorten Spezereiwaren, gedörrte Zwetschgen, Äpfel, Birnen, Kirschen,
Konfekt, Essigessenz, Branntwein, Gänsefett, Stangen- und Schmierfette,
Sauerkraut empfiehlt bestens
Leo Haas
Mainz, Betzelsgasse 6
Dass Herrn Leo Haas von hier in Bezug auf die Kaschrut, der von ihm offerierten Waren
volles Vertrauen verdient, bezeugt gern
Dr. Lehmann."
Anmerkung: -
Dr. Lehmann: https://de.wikipedia.org/wiki/Marcus_Lehmann |
Anzeige von Rechtsanwalt Mannheimer
(1886)
Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 18. Mai 1886:
"Rechtsanwalt Mannheimer
in Mainz
wohnt
Grosse Bleiche Nr. 40". |
Anzeigen zu Publikationen der Joh. Wirth'schen
Hofbuchdruckerei (1900)
Anzeigen in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
10. Dezember 1900: "In unserem Verlage erschien:
Innere Ansicht der Synagoge der
Israelitischen Religionsgesellschaft zu Mainz
Postkarte, vielfarbig und künstlerisch
von Professor Conrad Sutter ausgeführt
Preis pro Stück 5 Pfennig.
Joh. Wirth’sche Hofdruckerei A.G. Mainz."
sowie weitere Anzeigen - zum Lesen bitte Anzeigenabbildung anklicken
|
Simon Morgenthau wirbt für seine streng koschere
Knoblauchwurst (1901)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 7. November 1901: "Allgemein beliebt ist meine Spezialität 1a streng koschere
Knoblauchswurst
per Pfund 90 Pfennige.
Simon Morgenthau,
Mittlere Bleiche 33 Mainz Telephon 1301.
Jeder Versuch veranlasst zur Nachbestellung. Die Schechita ist von der
Israelitischen Religionsgesellschaft."
Anmerkung: -
Schechita: Rituelles Schlachten (Schächten). |
Anzeigen zu Publikationen zu Judaica aus der Joh.
Wirth'schen Hofbuchdruckerei (1903)
Anzeigen
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Dezember 1903:
"Das Buch Esther.
Gereimtes und Ungereimtes nebst eine Anleitung zum Stelle von lebenden
Bildern.
von M. Koninski-Weiß.
Preis 20 Pfennig. Joh. Wirth'sche Hofbuchdruckerei A.-G. Mainz.
In unserem Verlage erschienen
Pressburger Ghettobilder
von
Hermann Lowinger, Frankfurt a. M., Musikantenweg 36. Preis broschiert 1 Mk.
Zu beziehen durch die Joh.
Wirth’sche Hofdruckerei A.G. Mainz, wie in allen jüdischen Buchhandlungen
und auch beim Verfasser.
Eine größere Anzahl Exemplare
Aus Vergangenheit und Gegenwart. VI. Teil
zum ermäßigten Preise von 1 Mk. noch zu haben
Joh. Wirth’sche Hofdruckerei A.G.
Mainz
Mahnungen zur Unterlassung von lautem Gespräch in der Synagoge,
die durch den Synagogendiener an den Betreffenden verteilt werden, sind per
100 Stück Mk. 2,- , per Stück 5 Pfennige, exkl. Porto zu beziehen.
Expedition des 'Israelit', Mainz.
In unserem Verlage ist soeben erschienen:
Rabbi Moses ben Maimon
(Maimonides)
von
Dr. I. Münz
II. Teil – Preis broschiert 2.- Mk.
Joh. Wirth’sche Hofdruckerei A.G.
Mainz
In unserem Verlage erschien:
Die Geschichte der Juden in Monheim
von
A. Friedmann in Ingolstadt
Preis 25 Pfennig
Joh. Wirth’sche Hofdruckerei A.G.
Mainz
Soeben erschien in unserem Verlage:
Hammarabigesetz -
Tora und Talmud
Ein Vergleich
von
Dr. Ludwig Rosenthal, Preußisch-Stargard
Preis 60 Pfennige
Zu beziehen durch den Verfasser oder durch die
Joh. Wirth’sche Hofdruckerei A.G. Mainz
In unserem Verlage erschien:
Delitzsch und Harnak
über die
Originalität des Judentums
von
Dr. J. Goldschmidt, Großherzogl. Rabbiner zu
Offenbach am Main
Preis 25 Pfennige. Joh. Wirth’sche Hofdruckerei A.G. Mainz
In unserem Verlage erschien und durch alle Buchhandlungen zu beziehen:
Kol Jaakov - Die Stimme Jakobs
Volkstümliche Aufsätze über Israels Weltanschauung
von Dr. Max Beermann,
Rabbiner der Kreis-Synagogengemeinde Insterburg
3 Bände à 50 Pfennige
Lehmanns jüdische Volksbücherei."
Anzeigen in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. November 1904:
"In unserem Verlage erschien:
Johann Friedrich Schulze
Eine jüdische Erzählung aus der Gegenwart
Preis 20 Pfennige
Joh. Wirth’sche Hofdruckerei A.G. Mainz
In unserem Verlage erschien und ist durch die Buchhandlung zu beziehen:
Hebräische Lese-Fibel
für das zweite Schuljahr, zugleich Vorstufe zum Gebet- und Übersetzungsbuch
von
Leopold Katz
Dirigent des Waisenhauses zu Rybnik
Empfohlen durch Rabbiner Dr. Blumenthal, sowie von Herrn Königl.
Kreisschuldirektor Pelz und von der 'Freien Vereinigung jüdischer Lehrer
Oberschlesiens'. Preis gebunden 70 Pfennige.
Joh. Wirth’sche Hofdruckerei A.G. Mainz
In unserem Verlag erschienen:
Gedenkblätter
an den
Freiherren Wilhelm Carl v. Rothschild
Inhalt: Nachruf im 'Israelit'. Notizen aus politischen Blättern über
einzelne Phasen aus dem Leben des Baron. Bericht über das Leichenbegängnis –
Rede des Rabbiner Dr. Breuer im Hause, Rabbiner Dr. Horowitz in der
Westend-Synagoge, Rabbiner Dr. Sinai Schiffer,
Karlsruhe
– Das Land der Väter und Freiherr Wilhelm Carl von Rothschild von D.
Abrahams, Amsterdam – Auf den Tod des Barons (Gedicht) – Worte der Trauer
und des Trostes. Eine hebräische Dichtung von Chaim M. Horowitz. 25 Berichte
über Trauerfeiern in verschiedenen Gemeinden mit zum Teil wörtlicher
Wiedergabe der gehaltenen Reden.
112 Seiten. Preis 75 Pfennige.
Da nur sehr kleine Auflage von diesem Werke gedruckt wurde, können
Bestellungen nur unter dem Vorbehalte angenommen werden, dass das Werk nicht
vergriffen.
Joh. Wirth’sche Hofdruckerei A.G.
Mainz
In unserem Verlage erschien:
Judas Maccabäus,
ein dramatisches Gedicht von H. Wadsworth Longfellow. Zur Aufführung in
Gesellschaften am Chanukafeste geeignet.
Preis 20 Pfennig.
Joh. Wirth’sche Hofdruckerei A.G.
Mainz.
Verlag: Joh. Wirth’sche Hofdruckerei A.G.
Mainz
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Esterka, Königin von Polen. Preis broschiert Mk. 1,50
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Zur rechten Zeit von Dr. Lehmann Mk. 1,50
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Elvire von Dr. Lehmann Mk. -60
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Die Orgelfrage von Rabb. J. Nobel. Preis Mk. -50
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Dr. M. Lehmann. Gedenkblätter. Preis Mk. 1,-
In unserem Verlage erschien:
Innere Ansicht der Synagoge
der
Israelitischen Religionsgesellschaft zu Mainz
Postkarte, vielfarbig und künstlerisch von Professor Conrad Sutter
ausgeführt
Preis per Stück 5 Pfennig
Joh. Wirth’sche Hofdruckerei A.G.
Mainz
Von
Psalm 150
vierstimmig für gemischten Chor
von Friedrich Lux
sind Einzelstimmen zu 10 Pfg. per Stück zu beziehen in der
Expedition des Israelit.
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In unserem Verlage erschien:
Das Prinzip der Ethik
vom philosophischen und jüdisch-theologischen Standpunkte aus betrachtet
von Dr. M. Steckelmacher
Stadt- und Konferenzrabbiner in Mannheim
Ladenpreis Mark 4,50
Joh. Wirth’sche Hofdruckerei A.G.Mainz
Anmerkungen: -
Conrad Sutter: https://de.wikipedia.org/wiki/Conrad_Sutter
- Israelit:https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Israelit
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Maimonides: https://de.wikipedia.org/wiki/Maimonides
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Die Geschichte der Juden in Monheim (Text):
https://babel.hathitrust.org/cgi/pt?id=hvd.hn55aj&view=1up&seq=1
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Wilhelm Carl von Rothschild:
https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Carl_von_Rothschild
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Rabbiner Dr. Breuer: https://de.wikipedia.org/wiki/Raphael_Breuer
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Rabbiner Dr. Horowitz:https://de.wikipedia.org/wiki/Markus_Horovitz
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Rabbiner Dr. Sinai Schiffer:
https://de.wikipedia.org/wiki/Sinai_Schiffer
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H. Wadsworth Longfellow:
https://de.wikipedia.org/wiki/Henry_Wadsworth_Longfellow
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Chanukafest: https://de.wikipedia.org/wiki/Chanukka
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Dr. Lehmann: https://de.wikipedia.org/wiki/Marcus_Lehmann
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Rabb. J. Nobel: Rabbiner Josef Nobel, 1840 -1917
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Friedrich Lux:
https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Lux_(Komponist)
https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/person/gnd/117331856
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Dr. M. Steckelmacher:
https://www.leo-bw.de/web/guest/detail/-/Detail/details/PERSON/kgl_biographien/101256195X/Steckelmacher+Moritz . |
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Anzeigen
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. November
1904: |
Weitere Dokumente
Postkarte
von Emil Straus aus Michelstadt
an die Weinhandlung Leo Bondi
in Mainz (1920)
(aus der Sammlung von
Peter Karl Müller, Kirchheim /Ries) |
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Die Postkarte aus Michelstadt wurde an die Weinhandlung Leo Bondi in Mainz
versandt am 3. Januar 1920 mit einem Bahnpoststempel "Eberbach - Hanau" - Zug 472 -
3.1.20. Als Absender zeichnet ein Vetter von Leo Bondi: Emil Straus aus
Michelstadt. Dieser war 1932 der 1. Vorsitzende des Gemeindevorstands
der israelitischen Gemeinde von Michelstadt.
Der Name Bondi ist nicht unbekannt in Mainz. Unter anderem
verstarb 1871 Sophie Bondi, die Frau des Rabbiners Samuel Bondi; 1877 starb
Rabbiner Samuel Bondi. 1915 feiert Rabbiner Dr. Jonas Marcus Bondi sein 25-jähriges Ortsjubiläum.
Anhand einer Dublette der 1938 ausgestellten Kennkarte für Leo Bondi ist sein Geburtsdatum
bekannt: Leo Bondi, geboren am 1. September 1862 in Mainz.
Text der Karte: Lieber Leo. Sei so lieb und schicke uns 10 Flaschen Weißwein und 10 Flaschen Rotwein, das Beste was Du besitzt.
Er ist für m. Eltern und darfs nur starker Wein sein. Keiner der sich trübt, wenn die
Flasche nicht auf einmal geleert wird. Also ich wiederhole nur 1a, sonst lieber keinen.
Viele Grüße an l. Frau und Kinder, besonders an d. Braut von deinem Vetter Emil Straus.
Michelstadt - 30.1.20". |
Sonstiges
Erinnerungen an die Auswanderungen im 19. Jahrhundert:
Grabstein / Gedenkstein in New York für Bernhard
und Fanny Mayer aus Mainz (1817-1877 bzw. 1825-1880)
Anmerkung: das Grab befindet sich in einem jüdischen Friedhof in NY-Brooklyn.
Der Geburtsname von Fanny Mayer wird nicht mitgeteilt.
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Grabstein mit Gedenkinschrift für
"Our beloved husband and Father
Bernhard Mayer
Born in Mainz, Germany, October 26,1817.
Died in Bremen, Germany, October 3, 1877"
und "Our beloved Mother
Fanny Mayer
Born in Mainz, Germany. August 12, 1825,
Died in Wiesbaden, Germany, September 8,
1880". |
Hinweis auf Dokumente aus der Familie des Arztes Dr. Julius Picard
Verlobungsanzeige für Kläre Dreyfuss
(zeitweise Ludwigshafen)
und Dr. med. Julius Picard (1926), dazu Karte an Kläre Dreyfuss von 1922 und
Todesanzeigen (1986/1995)
Anmerkung: es handelt sich um Dr. Julius Picard, Sohn von Hermann Picard und
Hedwig geb. Hausmann, geb. 20. Oktober 1893 in
Lauterburg. Er war verheiratet mit
Claire (Kläre) geb. Dreyfuss, eine geb. 16. Juni 1902 in Kaiserslautern
geborene Tochter des Arztes und Obermedizinalrates Dr. Isidor Dreyfuss (geb. 17.
Juli 1869 in Ingenheim) und seiner Frau
Martha Mathilde geb. Cahn (geb. 25. November 1879 in
Hachenburg). Im Juli 1926 gaben Kläre
Dreyfuß und Dr. med. Julius Picard ihre Verlobung bekannt und luden zum Empfang
am 24./25. Juli 1926 in die Jägerstraße 13 in
Ludwigshafen. Am Geburtstag 1926 ihres
Ehemanns heiratete Kläre Dreyfuß ihren Verlobten Dr. Julius Picard.
Dr. Julius Picard war in den folgenden Jahren hoch angesehener Arzt in Mainz.
Im September 1938 emigrierte das Ehepaar mit den beiden Kindern Hans Eli
(geb. 13. Juli 1927 in Mainz) und Ernst Heinrich (geb. 24. Juli 1929 in
Mainz) mit der SS "Laconia" von Liverpool aus nach Boston. Julius Picard
starb am 30. September 1986 in Fall River, Bristol County, MA/USA; seine Frau
starb am
4. Februar 1995 gleichfalls in Fall River, Bristol County, MA/USA.
Weitere genealogische
Informationen über
https://www.geni.com/people/Julius-Picard/6000000022963526530 und
https://www.geni.com/people/Claire-Picard/6000000022963345377.
Julius Picard family collection:
https://archives.cjh.org/repositories/5/resources/14158 mit vielen
Dokumenten u.a. aus der Mainzer Zeit von Dr. Picard.
Anzeige
in "Der Israelit" vom 8. Juli 1926: "Stadt Karten
Kläre Dreyfuss
Dr. med. Julius Picard
Verlobte
Ludwigshafen Jägerstraße 13,2
Lauterburg (Elsass) / Mainz, Parkusstraße 11,1
Empfang am 24. und 25. Juli 1926
Ludwigshafen, Jägerstraße 13." |
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Postkarte an Frl.
Kläre Dreyfuß, Ludwigshafen am Rhein, Jägerstraße 13 -
versandt am 4. September 1922
(Karte aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim am Ries) . |
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Todesanzeigen
in der Zeitschrift "Der Aufbau": Oktober 1986 bzw. Februar 1995 |
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