Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Mainz (Landeshauptstadt von Rheinland-Pfalz )
Texte/Berichte zur jüdischen Geschichte der Stadt im 19./20. Jahrhundert 
  
Hier: Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde (bis zur NS-Zeit)  

Die nachstehend wiedergegebenen Texte mit Beiträgen zur jüdischen Geschichte in Mainz wurden in jüdischen Periodika gefunden. 
Bei Gelegenheit werden weitere Texte eingestellt.    
Anmerkung: die Texte der Seite wurden dankenswerterweise von Susanne Reber, Mannheim abgeschrieben.   

Hinweis: es erfolgt keine Gliederung zwischen Personen der Israelitischen Religionsgemeinde und der Israelitischen Religionsgesellschaft.   
    
    
Übersicht:     

bulletBerichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde    
-  Zum Tod des österreichisch-jüdischen Soldaten Mauerer aus Galizien und seine Beisetzung in Mainz (1845)  
-  Beerdigungsfeier für Bertha Bondi geb. Scheuer (1864)  
-  Zur Beisetzung des Firmeninhabers Hugo Lob (1869)  
-  Der Schriftsteller Ludwig Bamberger wurde zum Abgeordneten im Reichstag ernannt (1871)  
-  Hermann Reinach wurde zum 2. Bürgermeisterei-Adjunkten ernannt (1871)  
-  Zum Tod von Philipp Nachmann (1872)  
-  50 Jahre Konditorei L. Maas sowie Silberne Hochzeit von L. Maas und Frau (1881)  
-  Zum Tod von Kommerzienrat Simon Wolf (1882)   
-  Über die Beisetzung von Bankier Moritz Oppenheim (1884)  
-  Diamantene Hochzeit von Leo Reinach und seiner Frau (1885)   
-  Zum Tod von Jonathan Mayer (1887)  
-  Spende für die christlichen Armen von einem jüdischen Gemeindeglied (1888) 
Zum Tod von Weinhändler Michael Kleemann (1888)  
Dr. Sigmund Feist (bisher Lehrer am Mainzer Gymnasium) wurde zum Lehrer in Bingen ernannt (1890)     
-  Zum Tod des Schriftstellers Heinrich Homberger (1890)  
Zum Tod von Karoline Veit geb. Putini, Witwe des Historienmalers Philipp Veit ( 1890)  
-  Zum Tod von Emanuel Gutmann (1891)  
-  Zum Tod von Regina Nachmann (1891)   
-  Zum Tod von Leo Reinach (1891)  
-  Zum Tod von Henriette Simon (1894)  
Bankier Theodor Kantor aus Wien ist erfolgreich beim Mainzer Schützenfest (1894) 
-  Zum Tod von Jonas Bondi (1896)  
-  Kommerzienrat Rudolf Bamberger beendet seine Mitwirkung in der Stadtverordnetenversammlung (1898)  
-  Zum Tod von Salomon Metzler (1900)  
-  Zum Tod von Leo Leser (1900)   
-  Zum Tod von Frau Lob geb. Ettlinger (1901)  
-  Zum Tod von Sophie Lehmann (1901)   
-  Zum Tod von Joseph Wallerstein (1901)  
-  Zum Tod von Kaufmann Leo Schlessinger und zum Tod des Sofer (Toraschreibers) Julius Holzmann (1901)   
-  Die Herren Dr. Frank, Dr. Hirsch, Dr. Oppenheim und Reis wurden in die Stadtverordneten-Versammlung gewählt (1901)  
-  Zum Tod von Ferdinand Stern (1902)   
-  Zum Tod von Ludwig Hermann Lippmann, Vorsteher der Religionsgesellschaft (1902) 
-  70. Geburtstag von Heinrich Herz (1903)   
-  Zum Tod von George Hirsch (geb. in Friedberg, gest. 1903 in Mainz) (1903)   
-  Metzgermeister Simon Morgenthau wird ausgezeichnet (1903)   
-  Zum Tod des Buchhändlers Simon Kapp (1903)  
-  Kommerzienrat Hermann Reinach wird Ehrenbürger von Mainz (1905)  
-  Zum Tod von Karl Heiden-Heimer (1906)  
-  Zum Tod von Bernard Löwenstein (geb. in Mainz, gest. 1906 in New York) (1906)   
-  Zum Tod von Kommerzienrat Hermann Reinach (1906) 
-  Zum Tod von Sarah Wolf-Oppenheimer (1906)  
-  Zum Tod von Justizrat Dr. Ferd. Phil. Mayer (1909)  
Kommerzienrat Mart. Moritz Mayer wurde zum Beigeordneten der Bürgermeisterei gewählt (1911)   
-  Vermächtnisse der Witwe Schreiber-Meyer (1911) 
-  Zum Tod von Justizrat Dr. Max Löb (1911)  
-  Zur Beisetzung von Justizrat Dr. Max Löb (1911)  
Zum Tod von Justizrat Dr. Max Löb (1912)  
Justizrat Dr. Ludwig Oppenheim erhält den Titel Geheimer Justizrat (1912)    
-  Auf Grund mutigen Einsatzes wird Mich. Marx zum Unteroffizier ernannt (1914) 
-  Auszeichnungen für vier jüdische Kriegsteilnehmer (1914)  
-  Zum Soldatentod von Rechtsanwalt Dr. Kahn (1914)  
Zum Tod von Gottschalk Benedikt (1915)   
-  Zum Tod von Arnold Kahn (1916)  
-  Tapferkeitsmedaille für Arthur Ganz (1916)  
-  Auszeichnungen für den Feld- und Bataillonsarzt Dr. Rosenblatt (1917)  
-  Zum Tod von Meta Cahn geb. Altmann durch einen Fliegerangriff (1918)  
-  Zur Beisetzung der Künstlerin Elsa Neugarten (1918)   
-  Zum Tod des Bankiers Josef Fulda (1919)  
-  Zum Tod von Siegmund Vogel (1924)  
-  "Mainzer Redensarten" sowie über einzelne Personen aus der jüdischen Gemeinde (1928)  
-  25-jährige Tätigkeit von A. Zeitin als Toraschreiber (Sofer) und Vorbeter des Krankenpflege-Vereins (1928)  
-  70. Geburtstag von Oskar Lehmann (1928)  
-  60. Geburtstag von Bankier Josef Fulda (1928)   
-  70. Geburtstag von Bina Abraham (1928)  
-  Jahrzeitstag von Julius Cahn, langjähriger Vorsteher der Religionsgesellschaft (1928)  
Anna Seghers ist Kleistpreisträgerin (1929)    
-  Zum Tod von Esther Moritz geb. Birnbaum (1929) 
-  75. Geburtstag von Rechtsanwalt Berthold Mannheimer (1930)  
70. Geburtstag von Amalie Sommer (1930)   
-  80. Geburtstag von Isaac Rosenthal (1933)   
-  98. Geburtstag von Henriette Wimpfheimer geb. Scheuer in New York (1934)  
-  25-jähriges Jubiläum von Dr. Gustav Schlessinger als Vorstand der Religionsgesellschaft (1934)  
-  Zum Tod von Siegfried Fraenkel (1934)   
-  Zum Tod von Martin Moritz (1935)  
-  Todesanzeige für Hedwig Moritz geb. Feuchtwanger (1936) 
100. Geburtstag der aus Mainz stammenden Henrietta Wimpfheimer geb. Scheuer (in New York 1936)    
-  Zum Tod von Leo Moritz (1936)  
Zum Tod von Jakob Tchaniki (1936)   
-  Zum Unfalltod von Dr. Leonhard Fulda und seiner Frau Ruth geb. Löwenthal (1937)  
-  60. Geburtstag von Toraschreiber (Sofer) Afraim Zeitin (1937)  
bulletAnzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen     
-  Anzeige der Konditorei von K. Maas (1868)  
-  Anzeige des Kolonialwaren-Geschäftes von David Reiling (1872)  
-  Anzeige des Spezereiwarengeschäftes usw. von Leo Haas (1884)  
Anzeige von Rechtsanwalt Mannheimer (1886)   
-  Anzeigen zu Publikationen der Joh. Wirth'schen Hofbuchdruckerei (1900)   
-  Simon Morgenthau wirbt für seine streng koschere Knoblauchwurst (1901)   
-  Anzeigen zu Publikationen der Joh. Wirth'schen Hofbuchdruckerei (1903)  
bulletWeitere Dokumente  
Postkarte von Emil Straus aus Michelstadt an die Weinhandlung Leo Bondi in Mainz (1920)    
bulletSonstiges  
Erinnerungen an die Auswanderungen im 19. Jahrhundert: Grabstein / Gedenkstein in New York für Bernhard und Fanny Mayer aus Mainz (1817-1877 bzw. 1825-1880) 
Hinweis auf Dokumente der Familie des Arztes Dr. Julius Picard  

     
     
     
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde        
Zum Tod des österreichisch-jüdischen Soldaten Mauerer aus Galizien und seine Beisetzung in Mainz (1845)    
Anmerkung: der Einstiegshinweis auf den "Waffenstillstand" zwischen den Parteien bezieht sich auf eine Auseinandersetzung über notwenige Reformen in der Gemeinde, vgl. Artikel von 1841.    

Artikel in der Zeitschrift "Der treue Zionswächter" vom 9. Dezember 1845: "Mainz. Neues von hier wüsste ich Ihnen eigentlich für diesmal nicht mitzuteilen, da gleichsam eine Zeit der Ruhe, des Waffenstillstandes, zwischen den Parteien eingetreten ist. Doch etwas muss ich berichten, zwar nur vielleicht von sekundärem Interesse, allein nichts desto weniger ein erfreulicher Beweis, wie Staatsbehörden religiöse Gesinnung und Gefühl überall schätzen und schützen. Vorige Woche starb hier ein österreichisch-jüdischer Soldat namens Mauerer aus Galizien. Es ist dies der erste Vorfall dieser Art, d.h. der erste jüdische Soldat, der von den Bundestruppen, seitdem selbige hier stehen, ungefähr seit 1817, in hiesiger Stadt gestorben. Die Vorgesetzten des Regiment, besonders der Hauptmann, benahmen sich hierbei äußerst human und tolerant. Derselbe ließ nämlich den jüdischen Gemeindediener, schamasch, rufen und bat ihn, hier ja alle religiösen Zeremonien und Gebräuche in Anwendung zu bringen. Als nun der schamasch bemerkte, dass in dem österreichischen Leichenhause ein großes Kruzifix an der Mauer beheftet sei, wodurch die jüdischen Gebete bei dem Toten nicht gehalten werden könnten, ließ der Hauptmann sowohl dieses, als das am Leichenwagen befindliche für die Zeit der Beerdigung abnehmen; gewiss, ein schönes Zeichen der Pietät gegen den jüdischen Glauben. Bei der Beerdigung war, wie bei allen Militärpersonen, Musik und das Offizierskorps des Regiments begleitete die Leiche auf das Beit Hakewarot (Friedhof)."       

   
Beerdigungsfeier für Bertha Bondi geb. Scheuer (1864)     

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Mai 1864: "Mainz, den 9. Mai. (hebräisch und deutsch:) 'Besser ist es, zu gehen in das Haus der Trauer als in das Haus des Gastmahls, weil hier das Ende aller Menschen ist und der Lebende es sich zu Herzen nimmt.'
Wohl ist kein Ort geeigneter, den Menschen zum Nachdenken über sich selbst und zur Erkenntnis seiner Hinfälligkeit zu führen, als derjenige, wo ihm die Grabhügel der Dahingeschiedenen mit ihren Denkmälern, die noch stummes Zeugnis von der einstigen Herrlichkeit der Heimgegangenen geben, entgegentreten, denn hier wird selbst der Frivole und Ungläubige oft mächtig ergriffen von dem ernsten und bangen Gedanken an seine herannahende letzte Stunde. Und wie sehr er sich auch gegen diesen Gedanken sträubt, er erfasst ihn auch gegen seinen Willen und wie sehr er sich auch bemüht, das Streben derjenigen als eitle Torarbeit zu bezeichnen, die, beseelt von einem unerschütterlichen Glauben an ein einstiges höheres Ziel wenden, er muss sie bewundern und um ihren innigen Glauben, der eine so große innere Zufriedenheit und für jede Lebenslage, Kraft und Einsicht zur würdevollen Haltung zu verleihen vermag, beneiden.
Doch noch in sprechender und ergreifender Weise tritt der ernste Gedanke vor die Seele hin, wenn wir die irdische Hülle eines Frommen und Edlen dem Schoße der Erde überliefern sehen, aus den sich Erinnerungen knüpfen, die in unsere eigenen Lebensgeschichte eingreifen, die nicht bloß auf den gewöhnlichen Wechsel der menschlichen Dinge hindeuten, sondern die uns das geistige Leben und Streben eines ganzen heimgegangenen Geschlechtes vorführen in der Fülle seiner religiösen Kraft, in dem Glanze seiner Tugenden, in der Reinheit und Lauterkeit seiner Gesinnungen.
Und wenn wir erst aus beredten Munde diese Erinnerungen schildern hören; wenn wir sie aus einem für die Religion der Väter warm fühlenden und tief begeisterten Herzen vernehmen, dann fühlen wir uns eins mit den Leidtragenden; ihr Schmerz ist der unsrige geworden – wir weinen und klagen mit ihnen.
Eine solche Anregung zur Wehmut und zugleich zur geistigen Erhebung bot sich uns Sonntag, den 8. Mai bei der Beerdigungsfeier der in Gott entschlafenen Frau Bertha Bondi, Witwe des Herrn Jonas Wolf Bondidas Andenken an den Gerechten ist zum Segen – und Tochter des verewigten Oberrabbiners, Rabbi Herz Scheuer das Andenken an den Gerechten ist zum Segen, welche in einem Alter von 93 Jahren am Sabbat Paraschat Kedoschim und man kann wohl sagen achrei Mot Kedoschim (= nach dem Tod der Gerechten, gemeint nach dem Tod der beiden genannten Männer) durch den Tod einging in das Reich der Heiligen.
Ein unabsehbarer Leichenzug, gebildet aus den angesehendsten Mitgliedern der hiesigen israelitischen Gemeinde, sowie aus vielen christlichen Mitbürgern, gab Zeugnis von der großen Liebe und Verehrung für die Verstorbene.
Dem Leichenwagen folgten zunächst tief gebeugt die Söhne und Enkel. Nie sahen wir die kindliche Pietät in rührenderer Weise zu Tage treten. Der Schmerz der Söhne und Enkel um die dahingeschiedene Mutter und Großmutter glich dem Schmerz Josephs um seinen hingegangenen Vater. Es war jedoch nicht der Schmerz, wie er sich auf dem gewöhnlichen Lebenswege ergibt, wo menschliche Not und Hilfsbedürftigkeit ihn erzeugen, nein, es war der reine edle Seelenschmerz, der die Frucht der innigsten Gesinnungsverwandtschaft zwischen Eltern und Kindern, der das Ergebnis einer gleichen religiösen Bindung und Lebensanschauung ist. Dies alles wusste Herr Rabbiner Dr. Lehmann, als der Leichenzug auf dem Friedhofe angelangt war, in einer so zu Herzen gehenden Sprache darzutun, dass die Anwesenden sichtlich von Mitgefühl dahingerissen wurden.
Nachdem derselbe den Schmerz um die Dahingeschiedene ob der Tugenden, die sie zierten und die sie zur Zierde und zum Vorbild der Frauen, in der israelitischen Gemeinde zu Mainz machten, als einen gerechten geschildert, nachdem er diese Tugenden einzeln gedacht, wies er in einem historischen Rückblick darauf hin, dass die Verblichene die Tochter eines jener hochberühmten Rabbinen sei, wie sie die israelitische Gemeinde schon in uralter Zeit in fortlaufender Reihe besessen. Hier, in dieser Stadt, habe sich schon vor mehr als einem Jahrtausend eine israelitische Gemeinde gebildet. Karl der Große (gest. 814) habe derselben auf ihren Wunsch in der Person des Rabbenau Moscheh Hasaken (aus Lucca), einen gelehrten und frommen Rabbiner aus Italien, mitgebracht. Unter ihm und seinen berühmten Nachfolgern Rabbinen, Kalonimos aus Lucca, Rabbenu Meschullam Hagadol, Rabbenu Gerschom, Meor Hagolah Elieser bar Nathan usw. sei Mainz eine der wichtigsten und fruchtbarsten Pflanzstätten jüdischen Wissens für Deutschland und Frankreich geworden, bis die mittelalterlichen Verfolgungen diesem edlen Streben auf einiger Zeit Einhalt geboten.          
Mainz Israelit 18051864b.jpg (86924 Byte)Erst durch die Berufung von Rabbi David Scheuer seligen Andenkens – und durch dessen Sohn Rabbi Herz Scheuer – seligen Andenkens – sei Mainz, namentlich unter dem letzteren, von Neuem eine blühende Pflanzstätte der jüdischen Religionswissenschaft und das und des echt religiösen Geistes geworden. Dieser letztere stehe ja bei der Gemeinde noch in gesegnetem Andenken. Von ihm sei die Verblichene die einzige*) Tochter gewesen; sie sei auf seinen Knien erzogen worden.
Von einem solchen Vater erzogen, mit seinem religiösen Geiste getränkt, habe sie ihre Lebensaufgabe nur darin erkannt, dem Ewigen ihrem Gotte zu dienen, mit ganzem Herzen und williger Seele und diesem Geist wieder auf ihre Kinder zu verpflanzen, so dass man von ihr, wie einst von der Mutter des Rabbi Josua sagen könne (hebräisch und deutsch:) Heil der, die sie erzogen!
Möchten Eltern daraus erkennen, wie sei die Pietät der Kinder zu nähren und zu pflegen haben, und worin die Wurzeln derselben liegen: (hebräisch und deutsch:) 'Ein Jeder habe Ehrfurcht vor Mutter und Vater und beachte meine Ruhetage'. Nur, wo gleichzeitig das religiöse Leben gewissenhaft gepflegt wird kann auch die echte, wahre Pietät Wurzel fassen.   Moritz Fuld, Oberlehrer.
Anmerkungen:  -  Rabbi Herz Scheuer: https://de.wikipedia.org/wiki/Herz_Scheuer
-  Paraschat: https://de.wikipedia.org/wiki/Parascha
-  Kedoschim: https://de.wikipedia.org/wiki/Kedoschim
-  Joseph: https://de.wikipedia.org/wiki/Josef_(Sohn_Jakobs)    
-  Karl der Große: https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_der_Große 
-  Kalonimos: https://de.wikipedia.org/wiki/Kalonymos_ben_Meschullam 
-  Rabbenu Meschullam Hagadol:  https://www.jewishencyclopedia.com/articles/9168-kalonymus#anchor9   https://schumstaedte.de/entdecken/memorstein-fuer-gerschom-ben-jehuda/
-  Rabbenu Gerschom: https://de.wikipedia.org/wiki/Gerschom_ben_Jehuda    https://schumstaedte.de/entdecken/memorstein-fuer-gerschom-ben-jehuda/
-  Meor Hagolah Elieser bar Nathan:  https://en.wikipedia.org/wiki/Eliezer_ben_Nathan     https://de.wikipedia.org/wiki/Elieser_ben_Nathan_aus_Mainz 
-  Rabbi Herz Scheuer: https://de.wikipedia.org/wiki/Herz_Scheuer.     

  
Zur Beisetzung von Firmeninhaber Hugo Lob (1869)    
(Mitglied der israelitischen Religionsgesellschaft)    

Mainz Israelit 13101869.jpg (141285 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Oktober 1869: "Mainz, den 6. Oktober. Wir kommen soeben von einem traurigen Gange zurück, wir haben die sterblichen Überreste eines der edelsten Menschen, eines wahrhaften Jehudi, dem Mutterschoße der Erde übergeben. Herr Hugo Lob von hier, Associé der Firma Bondi & Lob, ist nicht mehr. Er starb, erst 45 Jahre alt, und um ihn trauern nicht allein seine Gattin, seine Kinder und seine übrigen Verwandten, sondern Alle, Alle, die das Glück hatten, diesen seltenen Mann zu kennen.
Wollen wir die zahllosen guten Eigenschaften des edlen Herzens, das jetzt stille steht, aufzählen, wir würden kein Ende finden. Diese innige Frömmigkeit und Gottergebenheit, diese Begeisterung für das Judentum und die heilige Gotteslehre, diese Freudigkeit in der Pflichterfüllung, diese grenzenlose Wohltätigkeit, die größtenteils im Geheimen geübt, nur dann an die Öffentlichkeit trat, wenn sie beispielgebend sein wollte, diese vollständige Selbstlosigkeit, die nie an sich, aber stets an andere dachte, - die Vereinigung all dieser herrlichen Eigenschaften und noch zahlloser anderer wird selten mehr auf Erden gefunden. Wir kannten nur einen, der ihm ähnlich war, das war der Schwager des teuren Dahingeschiedenen, R. Schalom Hirschdas Andenken an den Gerechten ist zum Segen – von Halberstadt, der heute vor zehn Jahren ihm in die Ewigkeit vorangegangen.
Herr Hugo Lob war zu Bingen geboren. Väterlicherseits stammte er von dem berühmten Kurkölnischen Landesrabbiner Rabbi Juda Mehler – das Andenken an den Gerechten ist zum Segen, mütterlicherseits von dem noch berühmteren Mainzer Oberrabbiner Herz Scheuer - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen. Schon früh verlor er den Vater und noch als Jüngling auch die Mutter. Der Großvater war’s, der ihn erzogen! Und wie erzogen! Denn außer der köstlichen Eigenschaft des Herzens, die wir oben erwähnten, war sein Geist hochgebildet, sowohl in den talmudischen als auch in den profanen Wissenschaften; zugleich war er ein tüchtiger, intelligenter Kaufmann.
Unsere Religionsgesellschaft, deren Vorstande der Heimgegangene angehörte, unsere Unterrichtsanstalt, zu deren Schulrat er gehörte, haben einen unersetzlichen Verlust erlitten; nicht minder alle Armen, Bedürftigen und Hilfesuchenden, nicht bloß hier, sondern weit und breit. Seinen Freunden wird er ewig unvergesslich bleiben."
Anmerkungen: - Jehudi: Hebräisch für 'Jude', gemeint ist ein in seiner Frömmigkeit vorbildlicher Jude
- Rabbi Juda Mehler: https://de.wikipedia.org/wiki/Juda_Mehler
- Rabbi Herz Scheuer: https://de.wikipedia.org/wiki/Herz_Scheuer
        

 
Der Schriftsteller Ludwig Bamberger wurde zum Abgeordneten im Reichstag ernannt (1871)     

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. März 1871: "Mainz, 5. März. Bei der vorgestern stattgehabten Wahl zum ersten Reichstag wurde im neunten hessischen Wahlbezirk unser Glaubensgenosse, der als geistvoller Schriftsteller bekannte Herr Ludwig Bamberger von hier zum Abgeordneten ernannt; er vereinigte auf sich fast 1.600 Stimmen mehr als der ihm am nächsten kommende Gegenkandidat, Domkapitular Moufang. Das Ergebnis ist für Herrn Bamberger um so ehrenvoller, da er unter einer zum größten Teil katholischen Bevölkerung als Bewerber auftrat, gegenüber einem hochgestellten und als Volksredner besonders beliebten Würdenträger der Kirche, der von der gekannten Geistlichkeit empfohlen war. Der Erwählte bekannte sich in seiner Kandidatenrede öffentlich als Jude, indem er daran die Mahnung schloss, alle Vorurteile der Konfession gegeneinander schwinden zu lassen. Keine Stelle des überaus glänzenden Vortrags fand eine günstigere Aufnahme; donnernder Beifall verkündete die Übereinstimmung der nach Tausenden zählenden Versammlung mit den Ausführungen des Redners. Welchen Ruhm verdient doch diese erleuchtete Gesinnung unserer Mitbürger!"
Anmerkungen:  - Ludwig Bamberger:  https://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_Bamberger   https://www.regionalgeschichte.net/bibliothek/biographien/bamberger-ludwig.html
https://www.lagis-hessen.de/pnd/118656961      
-  Domkapitular Christoph Moufang: https://de.wikipedia.org/wiki/Christoph_Moufang    https://www.deutsche-biographie.de/sfz65847.html    

  
Hermann Reinach wurde zum 2. Bürgermeisterei-Adjunkten ernannt (1871)      

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Juli 1871: "Mainz, 7. Juli. Herr Hermann Reinach von hier wurde zum 2. Bürgermeisterei-Adjunkten ernannt. Es ist das erste Mal, dass in hiesiger Stadt ein Glaubensgenosse mit einem städtischen Amte betraut wurde."  
Anmerkungen: - zu Hermann Reinach: https://www.deutsche-biographie.de/sfz105054.html ?
        

  
Zum Tod von Philipp Nachmann (1872)     

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Juli 1872: "Mainz, 26. Juni. Wir kehren soeben von einem sehr traurigen Gange zurück; wir haben den Bankier Philipp Nachmann jr. - er ruhe in Frieden - zur letzten Ruhestätte begleitet. Unsere Stadt hat in demselben einen ihrer ehrenwertesten Bürger, unsere Gemeinde eines ihrer achtbarsten Glieder und unsere Religionsgesellschaft einen treuen, eifrigen und opferfreudigen Anhänger verloren. Bei hervorragender sozialer Stellung fand Herr Bankier Nachmann - er ruhe in Frieden - höchstes Glück in strenger, religiöser Pflichterfüllung und namentlich in der alten jüdischen Erbtugend, in der Wohltätigkeit, die er am liebsten in der Stille übte. In der Art und Weise, wie er im Vereine mit seiner edlen Gattin seine Kinder zur Tugend und Frömmigkeit erzog, offenbarte sich am besten seine innige Gottesfurcht, sein ernstes religiöses Streben. Es ist betrübend, wenn in unserer materiellen Zeit solch edle Männer so früh – der Heimgegangene erreichte ein Alter von nur 57 Jahren – dahingerafft werden. Aber das ist in diesem herben Leid ein erhebender Trost, dass die Söhne und Töchter in den Fußstapfen der frommen Eltern wandeln werden.
(hebräisch und deutsch): 'der ist nicht gestorben, welcher Kinder hinterlässt, die ihm gleichen!'
Der Leichenkondukt war ein im höchsten Grade imposanter. Juden und Nichtjuden – unter ihnen die hervorragendsten Bürger und Beamten unserer Stadt – folgten in fast unabsehbarer Reihe der Bahre, der beste Beweis von der allgemeinen Achtung, in welcher der Hingeschiedene gestanden, von der allgemeinen Teilnahme, die der Tod desselben in den besten Mannesjahren hervorgerufen. Einige Vermächtnisse, unter anderem 1.800 fl. für die Unterrichtsanstalt der israelitischen Religionsgesellschaft, werden das Andenken an den zu früh uns Entrissenen auch in späten Tagen lebendig erhalten. Zichrono livrachah (hebräisch und deutsch:) 'das Andenken des Frommen gereicht zum Segen'."       

   
50 Jahre Konditorei L. Maas sowie Silberne Hochzeit von L. Maas und Frau (1881)     

Mainz Israelit 22061881.jpg (65228 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Juni 1881: "(Eingesandt). Mainz, 21. Juni. Vergangenen Sonntag hat ein Mitglied unserer Religionsgesellschaft ein seltenes Fest gefeiert. An diesem Tage waren es 50 Jahre, dass Herr L. Maas in hiesiger Stadt seine jüdische Konditorei, verbunden mit Café und Restaurant etabliert hat, und 25 Jahre, dass derselbe mit seiner treuen Gattin verbunden ist. Von Nah und Fern waren die Verwandten und Freunde des Jubelpaares herbeigeeilt, um mit demselben diesen schönen Tag in fröhlicher Gemeinschaft zu verbringen und erst spät in der Nacht trennte man sich mit dem Wunsche, dass das geehrte Jubelpaar sich noch viele Jahre ungetrübten Glückes erfreuen möge. L."     

  
Zum Tod von Kommerzienrat Simon Wolf (1882)     

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 2. August 1882:  "Mainz, 31. Juli. In voriger Nacht verstarb hier, in Folge eines Herzschlages, Herr Kommerzienrat Simon Wolf, im Alter von 65 Jahren. Was Fleiß, Redlichkeit und Intelligenz zu leisten vermögen, davon liefert das Leben des Verstorbenen den sprechendsten Beweis. Derselbe, der in dem benachbarten Dorfe Bretzenheim als der Sohn ganz armer Eltern geboren, wurde von diesen zu einem Schuhmacher in die Lehre getan. Simon Wolf ist sein ganzes Leben hindurch dem Schuhmacherhandwerke treu geblieben und hat sich nie mit anderen Geschäften als mit der Erzeugung von Fußbekleidung befasst. Nach vollendeten Lehr- und Wanderjahren ließ er sich hier in Mainz nieder, ganz ohne Mittel, nur von der Arbeit seiner Hände lebend. Bald aber erlangte seine Arbeit das ihr gebührende Renommee und sein Ruf drang weit über die Grenzen der Stadt Mainz hinaus, bis in die entferntesten Länder. So wurde denn aus dem Schuhmacher ein Schuhfabrikant, der mehrere hundert Arbeiter beschäftigte und der den Ruf der Mainzer Schuhindustrie bis nach Amerika, Australien und Asien trug.
Es konnte nicht fehlen, dass diesem intelligenten Handwerker und späteren Großindustriellen die allgemeine Anerkennung und Hochachtung zuteil wurde, und so wurde er  auch mit dem Titel eines Kommerzienrates beehrt. Auf allen Weltausstellungen erlangten die Erzeugnisse der Wolf’schen Schuhfabrik die höchsten Auszeichnungen. Der Verewigte versäumte auch nicht, alle Erfindungen und Verbesserungen, welche die Neuzeit fast täglich bringt, in seinem Geschäfte zu verwenden. Sehr häufig ließ er neue Maschinen und geschickte Arbeiter aus England kommen. Dabei blieb er der bescheidene, einfache und anspruchslose Mann, der er von Jugend auf gewesen – Simon Wolf hat bewiesen, was der Jude auch auf dem Gebiete des Handwerkes zu leisten vermag. Durch reiche Intelligenz, unablässige Tätigkeit und strenge Rechtlichkeit hat er sich vom armen Schuhmacher bis zum hochangesehenen Großindustriellen emporgeschwungen und dadurch nicht allein dem jüdischen Stamme Ehre gebracht, sondern auch dem deutschen Gewerbefleiße im fernen Auslande zu hoher Anerkennung verholfen." 
Anmerkungen: - https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/T7P7OWHVWE7JUYS3XID32DVMQRKSQCLT 
https://st.museum-digital.de/index.php?t=objekt&oges=64762&navlang=hu 
       

  
Über die Beisetzung von Bankier Moritz Oppenheim (1884)     

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 10. Juni 1884: "Man schreibt uns aus Mainz am 28. Mai: Das Leichenbegängnis des dahier verstorbenen Bankiers Moritz Oppenheim gestaltete sich zu einem der imposantesten, das wir in dieser Stadt gesehen. Am Grabe sprach außer dem Rabbinen Herr Dr. Salfeld, der Oberbürgermeister Herr Dr. Du Mont namens der Stadt und der Rechtsanwalt Herr Dr. Mayer, im Namen des Vorstandes der Gemeinde, dessen Präses der Verstorbene war. Herr Oberbürgermeister hob hervor, wie in den verschiedensten Kommissionen uneigennützig wirkte und als Mitglied der Waisenkommission manche Träne aus eigenen Mitteln trocknete. Herr Dr. Mayer betonte, wie der Verblichene es war, der die Trennung in der Mitte der Gemeinde verhinderte und es in seinem Einflusse zu verdanken war, dass die Orthodoxen sich von der Muttergemeinde nicht getrennt haben. Friede seiner Asche!"  
Anmerkungen: - Rabbiner Dr. Salfeld: https://de.wikipedia.org/wiki/Siegmund_Salfeld
Oberbürgermeister Dr. Du Mont: https://de.wikipedia.org/wiki/Alexis_Dumont         

  
Diamantene Hochzeit von Leo Reinach und seiner Frau (1885)    

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Januar 1885: "Mainz, 5. Januar. Heute feiern Herr Leo Reinach und Frau Gemahlin das seltene Fest ihrer sechzigjährigen Vereinigung, die diamantene Hochzeit. Die Familie Reinach gehört seit Jahrhunderten zu den hervorragendsten der hiesigen israelitischen Gemeinde, und die Annalen derselben melden, dass stets Mitglieder dieser Familie nicht allein als Vorsteher fungierten, sondern sich auch durch große Wohltätigkeit auszeichneten, wovon zahlreiche Stiftungen und Legate Zeugnis ablegen. Auch Herr Leo Reinach war lange Zeit Vorstandsmitglied, und in Bezug auf Wohltätigkeit ist das Jubelpaar den Traditionen der Ahnen nicht untreu geworden. - Von den beiden Söhnen desselben ist der eine, Hermann Reinach, Mitglied des Stadtmagistrats (Bürgermeister-Adjunkt, vgl. Artikel oben), der andere Herr Dr. Carl Reinach, Rechtsanwalt. - Es ist bei der allgemeinen Achtung, die sich das Jubelpaar erworben, nicht zu verwundern, dass die ganze Stadt an diesem frohen Ereignisse den regsten Anteil nimmt, und hat auch die Stadt Mainz eine geschmackvoll ausgestattete Glückwunschadresse überreichen lassen. Die Häuser der Straße, in welcher Herr R. wohnt, prangen im Fahnenschmuck. Das ehrwürdige Jubelpaar erfreut sich der besten Gesundheit und Rüstigkeit. Möge es ihm vergönnt sein, sich dieselbe noch eine lange Reihe von Jahren zu erhalten."     

  
Zum Tod von Jonathan Mayer (1887)      

Mainz Israelit 21031887.jpg (147442 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. März 1887: "Mainz, 20. März. Dienstag, 15. März, starb zu Frankfurt a. M. Herr Jonathan Mayer er ruhe in Frieden. Derselbe hatte, ein geborener Mainzer, früher in Mainz seinen Wohnsitz und gehörte im Jahr 1853, als in die neuerbaute Synagoge Orgel und andere sogenannte Reformen eingeführt wurden, zu den Mitbegründern der orthodoxen israelitischen Religionsgesellschaft, deren Vorstande er 13 Jahre lang, bis zu seinem Wegzuge von Mainz, angehörte. Wir brauchen, nach dem Gesagten, die religiöse Richtung des Verewigten nicht näher zu schildern. Einmal nahm er sogar Gelegenheit, für öffentlich zu sein. Als die unjüdische Sitte aufkam, Blumen auf die Gräber zu pflanzen, entfernte er gewaltsam die Blumen von dem ersten, derart geschmückten Grabe und wurde deshalb vor Gericht gestellt; dieses aber erkannte seinen religiösen Eifer an und ließ es bei einer kleinen Ordnungsstrafe bewenden. - Auch in der Ferne bewahrte Herr Mayer – über ihn der Friede - die größte Anhänglichkeit für seine Vaterstadt und deren religiöse Institutionen. Als Mitglied der chewra kadischa beging er noch im hohem Alter alljährlich den Fasttag derselben und kam stets zur Feier des Stiftungsfestes nach Mainz. Oft sprach er in jüngster Zeit von dem 200jährigen Bestehen des genannten Vereins, dessen zweite Säkularfeier, so Gott will, im nächsten Jahre  letztlich begangen werden wird. Er sollte sie nicht erleben. Wiewohl im 75. Lebensjahr stehend, war er noch kräftig und rührig, als er in Folge eines Schlaganfalls hinweggenommen wurde. Möge seine Seele eingebunden sein in den Bund des Lebens. Möge seine unsterbliche Seele der ewigen Seligkeit teilhaftig werden. -" 
Anmerkung:  -  Chewra kadischa: https://de.wikipedia.org/wiki/Chewra_Kadischa   
    

  
Spende für die christlichen Armen von einem jüdischen Gemeindeglied (1888)     

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 29. März 1888: "Spende für die christlichen Armen von einem jüdischen Gemeindemitglied (1888)
Mainz, 15. März. Die Bürgermeisterei hat unter dem Heutigen von einem unserer hiesigen israelitischen Mitbürger eine Summe von 300 Mark mit folgendem Begleitschreiben erhalten: 'Veranlasst durch die kaiserliche Botschaft an den Reichskanzler bitte ich Sie, einliegende 300 Mark an notleidende christlicher Konfession zu verteilen. Möge die Botschaft, welche man getrost das Hohe Lied unbefangener Menschenliebe und staatsmännischer Weisheit nennen kann, dazu beitragen, den dunklen Geist der Unduldsamkeit und des gemeinen Hasses wieder zu bannen.'"        

    
Zum Tod von Weinhändler Michael Kleemann (1888)           

Mainz AZJ 25101888.jpg (51817 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 25. Oktober 1888: "Mainz, 16. Oktober. Vor einigen Tagen verstarb hier der Weinhändler Michael Kleemann, Israelit. Der Verstorbene hat in einem Testamente ca. eine Million Mark für wohltätige und gemeinnützige Zwecke für hiesige Vereine und Korporationen hinterlassen. Das Nähere ist noch nicht bekannt geworden; nur weiß man bereits, dass er für die Mainzer Stadtarmen 30.000 Mark bestimmt hat."         

        
Dr. Sigmund Feist (bisher Lehrer am Mainzer Gymnasium) wurde zum Reallehrer in Bingen ernannt (1890)       

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 27. Juni 1890:  "Herr Dr. Sigmund Feist, bisher am Mainzer Gymnasium tätig, ist vom hessischen Ministerium zum Reallehrer in Bingen am Rhein ernannt worden. Es ist dies der erste Fall, dass ein Israelit in Hessen ein Amt an einer höheren Schule erhält und ein Beweis für die Liberalität und das Entgegenkommen der hessischen Regierung gegenüber unseren Glaubensgenossen."         

 
Zum Tod des Schriftstellers Heinrich Homberger (1890)     

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 29. August 1890: "Berlin, 24. August. Aus dem Luftkurort Airolo kommt die Nachricht vom Tode des begabten deutschen Schriftstellers Heinrich Homberger. Er war einer der genauesten Kenner von Land und Leuten Italiens. Er war 1830 zu Mainz geboren, ein intimer Freund von L. Bamberger und längere Zeit Redakteur der 'Preußischen Jahrbücher'. Seine 1880 in der Besser’schen Buchhandlung zu Berlin erschienenen 'Italienischen Novellen' machten gerechtes Aufsehen und wurden auch auszugsweise im Feuilleton unseres Blattes unter dem Titel 'Ein Stück Italien' wiedergegeben. Er war mit einer Tochter des ehemaligen österreichischen Konsuls Caro in Berlin vermählt gewesen. So wie er sich im Leben auf der Grenzscheide von deutschem und italienischem Wesen bewegte, so ist er auch in Airolo, dem Grenzorte beider Nationalitäten, in den besten Jahren gestorben."
Anmerkung: - Zu Heinrich Homberger: https://www.deutsche-biographie.de/sfz39389.html und https://www.deutsche-biographie.de/pnd116975199.html  
      

   
Zum Tod von Karoline Veit geb. Putini, Witwe des Historienmalers Philipp Veit (1890)       

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom  11. Dezember 1890: "Wie aus Mainz geschrieben wird, ist daselbst Karoline Veit, geb. Pulini, die Witwe des Historienmalers Philipp Veit, gestorben. Die Dahingeschiedene erreichte ein Alter von 83 Jahren; sie war die Tochter eines italienischen Malers, die Veit, da er in Rom weilte, kennengelernt hatte." 
Anmerkungen: - Historienmaler Philipp Veit: https://de.wikipedia.org/wiki/Philipp_Veit  und https://www.mendelssohn-gesellschaft.de/mendelssohns/biografien/philipp-veit  und https://de.wikipedia.org/wiki/Germania_(Philipp_Veit)  und https://sammlung.staedelmuseum.de/de/person/veit-philipp 
 
- Genealogische Informationen zu Karoline Veit geb. Pulini: https://www.geni.com/people/Carolina-Veit/6000000002764509823      

   
Zum Tod von Emanuel Gutmann (1891)      

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Mai 1891: "Mainz, 7. Mai. Unsere Religionsgesellschaft hat durch den Tod ein ehrwürdiges, durch seine Bescheidenheit und wahrhaft innige Frömmigkeit in allen Kreisen der hiesigen jüdischen Bevölkerung allgemein beliebtes Mitglied verloren. Herr Emanuel Gutmann ist Dienstagnacht plötzlich im Alter von 76 Jahren in ein besseres Jenseits abberufen worden. Der Verstorbene, in Jochsberg in Bayern geboren und zu den Segnungen der Tora hin erzogen, hatte das Studium der Tora während seines langen Lebens zu seiner Lieblingsbeschäftigung gemacht. Nachdem er in Neckarbischofsheim und in Trebur bei Groß-Gerau 24 Jahre zur vollsten Zufriedenheit seiner Gemeinden, in denen er Tora und G'ttesfurcht verbreitete, als Lehrer und Vorbeter segensreich gewirkt, versah er vom Jahre 1859 an bei der hiesigen Religionsgesellschaft eine Reihe von Jahren in gewissenhafter und pflichtgetreuer Weise das Amt eines Schochet. 26 Jahre lang fungierte er als Rabbi und Vorbeter bei dem 3. israelitischen Krankenverein dahier, in welchem seine von Herzen kommende und zu Herzen dringende Vortragsweise der Gebete die Anwesenden zu Andacht stimmte.
Auch wir beklagen in dem Dahingeschiedenen einen fleißigen, treuen und gewissenhaften Mitarbeiter. Seit der Gründung des 'Israelit' war Herr Gutmann an den vielverzweigten Arbeiten unserer Expedition beschäftigt.
Wir und mit ihm seine zahlreichen Freunde werden dem Verstorbenen stets ein ehrendes Andenken bewahren. Möge seine Seele eingebunden sein in den Bund des Lebens."  
Anmerkungen:  -  Schochet: Schächter
-  'Israelit': https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Israelit 
       

  
Zum Tod von Regina Nachmann (1891)     

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Juni 1891: "Mainz, 1. Juni. Am 29. Mai starb in Karlsruhe nach kurzem Krankenlager im Alter von 75 Jahren Frau Regina Nachmann von hier, Gattin des vor 19 Jahren verstorbenen Herrn Philipp Nachmann. Die Dahingeschiedene, welche bis vor 3 Jahren in Mainz lebte, war eine streng religiöse und treue Anhängerin der hiesigen Religionsgesellschaft; sie vereinigte in sich die Eigenschaften eines echt jüdischen Weibes, insbesondere übte sie gemeinsam mit ihrem frommen und in allen hiesigen Kreisen hochangesehenen Gatten und auch nach dessen Ableben die edle Tugend der Wohltätigkeit, die sich auf die Armen von Nah und Fern und auf alle Konfessionen erstreckte, worin sie von ihrer Tochter, Frau Fanny Mayer, auf das Wärmste unterstützt wurde. Die Ortsarmen wurden fortwährend von ihr bedacht und die wohltätigen und religiösen Institutionen in hervorragender Weise beschenkt; namentlich war es auch die hiesige Religionsgesellschaft der Herr und Frau Nachmann ihre besondere Fürsorge zuteil werden ließen. Ihre Seele sei eingebunden sein in den Bund des Lebens."  
Anmerkung:  - Philipp Nachmann: vgl. Bericht von 1872
          

  
Zum Tod von Leo Reinach (1891)    

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Juli 1891: "Mainz, 13. Juli. Heute Morgen um 3 Uhr verstarb der älteste Mainzer und langjährige Vorsitzende der jüdischen Gemeinde, Herr Leo Reinach, geb. 23. September 1799, im Alter von 92 Jahren. Der Verstorbene war eine in unserer Stadt bei allen Konfessionen hochgeachtete Persönlichkeit. Mit ihm ist der letzte Unterzeichner der Dankadresse der sämtlichen israelitischen Gemeinde Rheinhessens an den unvergesslichen Obergerichtsrat und Landtagsabgeordneten Glaubrech am 30. Juli 1847 dahingegangen. Glaubrech war es zu verdanken, dass im genannten Jahre das 'sogenannte' Judenpatent mit seiner drückenden Härte aufgehoben wurde."    
Anmerkung: - Obergerichtsrat Glaubrech: https://de.wikipedia.org/wiki/Joseph_Glaubrech und https://www.lagis-hessen.de/pnd/11665757X           

   
Zum Tod von Henriette Simon (1894)     

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. März 1894: "Mainz, 8. März. Unsere Religionsgesellschaft hat einen großen Verlust erlitten. Am ersten Neumondstage wurde Frau Henriette Simon, eine der edelsten und besten Frauen, eine wackere Frau im wahrsten Sinne des Wortes, diesem Dasein entrückt. Monatelanges Krankenlager ging ihrem Tode voraus und hatte ihre Freunde und Bekannten Gelegenheit, die Geduld und wahre Gottergebenheit der schwer leidenden 76jährigen Greisin zu bewundern, nicht erlosch ihr Licht in der Nacht, deren Geisteslicht auch in der Nacht der Leiden nicht getrübt wurde und die aus dem reichen Schatze ihres Gemüts und Wissens fast bis zum letzten Augenblicke noch gar viele mitzuteilen wusste. Frau Simon stammte zwar aus einem kleinen Orte, trotzdem gelang es ihren Eltern, die sie in echter Gottesfurcht erzogen, die richtigen Lehrer für sie zu finden, um ihr die Früchte moderner Bildung zukommen zu lassen. Ihr vor acht Jahren verstorbener Gatte, Herr Moses Simon, einer der Gründer und begeisterter Anhänger unserer Religionsgesellschaft, war einer solch hervorragenden Gattin würdig.
Diese treffliche Mutter verstand es, ihren Sohn und ihre drei Töchter - sie wählten den Weg zum Leben - zu wahrhaften Jehudim zu erziehen. Bei dem imposanten Leichenbegängnis am Freitag (Vorabend zum Heiligen Schabbat) zeigten sich die Liebe und Verehrung, welche die Dahingeschiedene allenthalben genoss. Des Neumondtages wegen konnten die Verdienste derselben nicht in einer Trauerrede gepriesen werden, doch wenn irgendwo Worte der Erinnerung entbehrt werden können, so war es hier der Fall, der im Herzen all derer, die ihr das Geleite gaben, sowie bei allen, die sie kannten und zu schätzen wussten, wird das Andenken an sie beispielgebend fortbestehen. Frau Simon war auch die langjährige, unermüdliche Vorsteherin des hiesigen Frauenvereins (Heilige Schwesternschaft der Wohltätigkeit). Möge ihre Seele eingebunden sein in den Bund des Lebens." 
Anmerkung: - Jehudim: Plural für 'Jehudi', hier: fromme Juden. 

       
Bankier Theodor Kantor aus Wien ist erfolgreich beim Mainzer Schützenfest (1894)       
Anmerkung: Genealogische Informationen zu Theodor Kantor (1844-1904) siehe https://www.geni.com/people/Theodor-Kantor/6000000007014397571

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 29. Juni 1894:  "Vom Mainzer Schützenfest berichtet man: Unter den Ersten, welche auf der Standscheibe sich Ehrenbecher herausschossen, befand sich der Bankier Theodor Kantor aus Wien."         


Zum Tod von Jonas Bondi (1896)      

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. November 1896: "Mainz, 17. Nov. Unter ungeheurer Beteiligung fand heute das Leichenbegängnis des Herrn Jonas Bondi seligen Andenkens dahier statt. Schon lange Zeit vor dem anberaumten Termine füllten sich die Straßen in der Nähe des Sterbehauses mit einer unabsehbaren Menschenmenge, sowie mit Equipagen aller Art, unter welchen sich auch diejenigen befanden, die von den Korporations- und Wohltätigkeitsanstalten, welchen der Verblichene angehörte, abgesandt waren. In seinem Wohnzimmer, in welchem allsabbatlich seit langen Jahren regelmäßig dreimal Gottesdienst abgehalten wurde, setzte man die Bahre vor der heiligen Lade nieder. Hier teilte Herr Rabbiner Dr. Bondi der anwesenden Trauerversammlung in kurzen Worten den entschieden und wiederholt ausgesprochenen Willen des Dahingeschiedenen mit, wonach in keiner Weise und in keiner Form auf derselben eine Trauer- oder Lobrede gehalten werden dürfe. Aber es bedurfte auch dessen nicht. Der tiefe und aufrichtige Schmerz, der sich auf den Gesichtszügen der Menge kundgab, sprach wohl beredter, als alle Worte. Die beiden hiesigen jüdischen Gemeinden waren durch die große Mehrzahl ihrer Mitglieder vertreten, die Nachbargemeinden durch ihre Rabbinen, Vorstände und viele Mitglieder.
Unter anderem bemerkten wir die Herren Rabbiner DDr. BreuerFrankfurt a. M., KahnWiesbaden, Marx - Darmstadt, Plato – Frankfurt a. M. Da der Verblichene seinen Willen so eingehend kundgab, dass selbst in das Memorbuch und auf den Leichenstein sogar nicht einmal die Tatsache vermerkt werden darf, dass er Mohel gewesen, so glauben wir andere Verehrung dem Verblichenen dadurch am besten zu bezeigen, dass wir uns, so schwer es uns fällt, auch an dieser Stelle seinem Willen beugen. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des ewigen Leben. 
Anmerkungen: - Rabbiner Dr. Breuer:https://de.wikipedia.org/wiki/Raphael_Breuer
- Rabbiner Dr. Kahn: vgl. Artikel von 1920 
- Rabbiner Dr. Marx: vgl. Artikel von 1871   
- Mohel: https://de.wikipedia.org/wiki/Mohel  
                          

 
Kommerzienrat Rudolf Bamberger beendet seine Mitwirkung in der Stadtverordnetenversammlung (1898)     

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 28. Oktober 1898: "Kommerzienrat Rudolf Bamberger in Mainz, der Bruder Ludwig Bambergers, erklärte in der Stadtverordnetenversammlung, dass er mit Rücksicht auf sein hohes Alter kein Mandat mehr annehmen werde. Rudolf Bamberger hat der Stadtverordnetenversammlung seit 1865 angehört und sich während dieser langen Zeit um die Stadt hoch verdient gemacht.
Anmerkung:  - Ludwig Bamberger: siehe Artikel von 1871        

  
Zum Tod von Salomon Metzler (1900)      

Mainz Israelit 26041900.jpg (53674 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. April 1900: "Mainz, 18. April. Der älteste Jude von Mainz, Herr Salomon Metzler, ist dieser Tage im 94. Lebensjahr gestorben. Er war ein sehr frommer Mann und hat noch vor Pessach seine Tochter gebeten, alle Vorbereitungen zum Pessachfeste zu treffen.
In seiner Jugend betrieb er eine Metzgerei und zählte mit seinen beiden Brüdern zu den kräftigsten Leuten der Stadt. Vor einigen Jahren machte er noch mehrmals Vergnügungsreisen zu seinen in Amerika wohnenden Kindern."      

  
Zum Tod von Leo Leser (1900)    
Anmerkung: zugleich ein Rückblick auf die Gründung und die Geschichte der israelitischen Religionsgesellschaft in Mainz.  

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. September 1900: "Leitender Artikel. Leo Leser - er ruhe in Frieden
Mainz, 23. Elul. Die Sonne erstrahlt in herrlicher Pracht die weiten Lande noch einmal in einen bunten Garten verwandelnd. Aber schon hatten die fallenden Blätter und die kühlen Nächte den herannahenden Herbst und Winter ahnen und Blumen, die vor kurzem noch in duftiger Blüte das Herz aller entzückten, beginnen zu welken und schwinden dahin.
Auch dem Garten der großen jüdischen Gemeinde sind in den Tagen des scheidenden Jahres duftige Blüten entnommen worden. An anderer Stelle berichten wir über die schmerzlichen Verluste, die die Gemeinden Hamburg und Preßburg erlitten, in diesen Zeilen wollen wir uns mit dem Manne befassen, dessen Hinscheiden wir in der jüngsten Nummer kurz meldeten.
Herr Leo Leser wurde in den ersten Februarwochen des Jahres 1818 hier geboren. Es war dies die Zeit, in der die Tora in Mainz noch durch hervorragende Männer vertreten war. Rabbi Herz Scheuer leitete die damals hier blühende Jeschiwah, unter deren bedeutenden Schülern wir nur Rabbi Mendel Karge, Rabbi Mosche Merzig, Rabbi Mosche Reis und Rabbi Samuel Bondi nennen. Als Leo Leser fünf Jahre alt war, starb Rabbi Herz Scheuer, aber seine Jeschiwah blühte noch einige Zeit unter Leitung des hochgelehrten Awrohom Hagen fort, der auch der Lehrer Lesers wurde. Hier zeigte der Heimgegangene bereits welch’ hervorragenden Geist und welche Fähigkeiten er besaß, er gehörte zu den besten Schülern der Jeschiwah. Als er dreizehn Jahre alt war und in ein Geschäft eintreten sollte, herrschte allgemeines Bedauern darüber, dass er sich nicht zum Rabbiner ausbilden wollte, aber die Eltern bestanden darauf, dass er sich dem kaufmännischen Berufe widme. 'Wir wollen dass unser Leo 'ein schöner Lamden', aber kein Raw werde,' und dabei blieb es. Um zu zeigen, wie sehr man sein Lamdonus schätzte, lud ihn die Chewra kadischah zu ihrem Rüsttage zum Rosch Chodesch Schwat alljährlich stattfindenden Festessen, damit er daselbst einen pilpulistischen Vortrag halte. Es war dies eine Ehre, die man nur dem auserlesensten Schülern zuteil werden ließ. Gegen dreißig Jahre betrieb Herr Leo Leser sein Geschäft, aber obgleich er einen Laden führte, in dem seine persönliche Anwesenheit dauernd erforderlich war, ließ er doch keinen Tag verstreichen an dem er nicht einige Stunden lernte. Frühzeitig wurde der Laden geschlossen, dann begab er sich zu seinem Freunde Rabbi Samuel Bondi, um erst spät in der Nacht wieder nach Hause zurückzukehren. Einmal wollten ihn seine Frau und sein Sohn durchaus von seinem regelmäßigen Abendgange zurückhalten, denn die Straßen waren in Folge Glatteises spiegelblank und der Weg zu Rabbi Bondi nicht kurz; er gab aber nicht nach, zog über die Stiefel nochmals Strümpfe und begab sich, so gegen das Eis geschützt, zu seinen Genossen.             
Mainz Israelit 20091900b.jpg (402724 Byte)Als die Kämpfe der fünfziger Jahre begannen, als der Vorstand seines Amtes entsetzt wurde und die 'Reform' auf allen Gebieten das Losungswort war, als in der hiesigen Synagoge die Orgel eingeführt wurde, da schloss sich Leo Leser sofort den Männern an, die, nachdem das eine Lager vernichtet war, das übrig gebliebene wenigstens retten wollten. Rabbi Mosche Reis, Rabbi Jacob Levi, Rabbi Jitzchak Fulda*) und Rabbi Samuel Bondi gründeten die israelitische Religionsgesellschaft, sie bildeten den Vorstand und Leo Leser wurde mit noch einigen Gesinnungsgenossen in den Ausschuss gewählt.
Gar bald erkannte man seine Fähigkeit und seinen Eifer für die heilige Sache und so finden wir ihn bereits Ende der fünfziger Jahre in dem Vorstand unserer Gesellschaft, dem er bis zum Ende seines Lebens angehörte. Hier entfaltete er nunmehr eine Tätigkeit, die mit der Geschichte unserer Religionsgesellschaft stets verknüpft bleiben wird und ihr fortdauernd zugute kommt. Bei seinem Eintritt in den Vorstand war das Synagogengebäude zwar fertig, aber zur Vollendung fehlte das Geld; überhaupt war Geldmangel eines der Übel, an der die junge Gesellschaft teilweise durch äußere Anfeindungen, teils durch wirtschaftliche Schwäche der Mitglieder, in den ersten Jahren ihres Bestehens außerordentlich zu leiden hatte. Da übernahm Herr Leo Leser die finanzielle Gebahrung der Gesellschaft und hauptsächlich seiner weisen Sparsamkeit, seinem Verständnis für das Haushalten und Wirtschaften ist es zu danken, dass unsere Religionsgesellschaft in ihren Kinderjahren über so manche Klippe hinwegkam.
Als er sein Geschäft aufgab, da machte er das Studium des Gotteswortes zu seiner Hauptbeschäftigung. Nun ging er nicht mehr abends, am frühen Vormittag, in den Selichottagen schon des Morgens sechs setzte er sich hin und lernte; er verschmähte es auch nicht, mit jungen Leuten zu lernen, für deren Fortbildung wohl auch nicht, mit jungen Leuten zu lernen, für deren Fortbildung wohl auch ein geringerer, wie Leo Leser genügend gewesen wäre. Seine ganze Luft, seine ganze Freude, war die Gemorah. Als er vor einigen und dreißig Jahren einmal schwer krank darniederlag und ihm das Bedenkliche seines Zustandes voll bewusst war, da bemächtigte sich des kaum Fünfzehnjährigen eine hochgradige Verstimmung. Freunde und Verwandte wollte er nicht sehen, von Geschäften konnte er nicht sprechen hören, das Einzige, was keine trübe Stimmung zu bannen im Stande war, das war das Gemorahlernen. Wenn sein Sohn die Gemorah herbeiholte und ihm vorlernte, da war aller Schmerz und alles Leid vergessen und glänzenden Auges lauschte er den Ausführungen, die ihm vorgetragen wurden.
All den hohen Eigenschaften des teuren Dahingeschiedenen gab Herr Rabbiner Dr. Bondi bei dem am Sonntage stattgefundenen Leichenbegängnisse in meisterhafter Rede Ausdruck. Unter Zugrundelegung des Talmudausspruches 'Gegangen ist der Heilige - gesegnet sei er  - der sich immer mit der Tora beschäftigt usw..' zeigte Redner, wie die sittenverbreitende Tora, das die Sinkenden aufrichtende Wohltun und die Synagoge – nach dem Untergange aller Institutionen, der erste Träger der jüdischen Nationalität – wie diese drei Dinge die Israel in der Verbannung während der Jahrtausende erhalten haben und die allein im Stande gewesen die düsteren Schatten des Goluth zu bannen. Der Dahingeschiedene nun bewährte sich auf all diesen Gebieten auf das Hervorragendste. Ein Mann der Tora, ein Mann des Bet ha-Keneseth und Vorsteher einer Vereinigung, die das Gemilluth chesed schel emeth zu ihren Berufe erwählt, gab er durch sein Leben ein Beispiel, wie man zu handeln habe, wenn man Führer und Leiter einer strenggläubigen Gemeinde, einer Religionsgesellschaft ist. Besonders hob noch Herr Dr. Bondi das vorzügliche Gedächtnis des Entschlafenen hervor, das ihm ermöglichte, als in den letzten Jahren ihn ein Augenleiden heimsuchte, mit seinen Schülern auswendig zu lernen.
Herr Joseph Fulda sandte im Namen des Vorstandes der israelitischen Religionsgesellschaft dem heimgegangenen Kollegen ergreifende Abschiedsworte nach. Er pries seine große Pflichttreue bei der Ausübung seiner Ämter; nicht als Ehrenamt habe er seine Stellung innerhalb unserer Gesellschaft aufgefasst, er habe mit Ernst und Fleiß für dieselbe gearbeitet. Redner schildert noch die Rechtlichkeit und Geradheit in Handel und Wandel, durch die sich der teure Tote auszeichnete, die Pünktlichkeit, mit der er stets der erste und letzte in Gottes Hause gewesen, und nimmt mit tränenerstickter Stimme von seinem Freunde Abschied.
Im Namen der Chevra Kadischa und im Namen der zahlreichen Schüler sagt Herr L. H. Lippmann dem Heimgegangenen Dank für all das Gute, dass er Ihnen erwiesen. 45 Jahre war er Mitglied der genannten Vereinigung, innerhalb dieser Zeit fungierte er 35 Jahre als Gabbai und 20 Jahre als Rabbi, allabendlich lehrreiche Vorträge über Nebiim und Menoras ha-Moor haltend. Redner wandte auf den Dahingeschiedenen die Stelle in Berachot an: (hebräisch und deutsch): 'Heil dem Menschen, der groß in der Lehre, der sich bemüht in der Lehre, der zum Wohlgefallen seines Schöpfers handelt, der groß  
Mainz Israelit 20091900c.jpg (97196 Byte)durch seinen guten Namen und mit seinem guten Namen aus der Welt scheidet'. 'Und nun,' so ruft der Redner aus, 'sollen wir diesen Isch kodausch (= heiligen Mann), diesen Oraun ha-kaudesch (= heiligen Sarg) der Erde zurückgeben! (hebräisch und deutsch:) Wehe der Entschwundenen, für die kein Ersatz zu finden. Müssen wir nicht heute unwillkürlich an Rabbi Schimaun denken, über welchen Rabbi Jischmoel bitter klagend ausrief: 'Wehe der Zunge, die so geläufig lehrte, sie soll jetzt den Staub küssen!' Allein wir wissen, dass der Allheilige seinen Frommen guten Lohn verheißen, deshalb rufe ich dir, geliebter Rabbi, zum Abschied zu: Lech be-schaulom, ziehe ein in Frieden und empfange den Lohn für deine vielen Liebeswerke!'
Die Mitglieder der Chewra ergriffen die Stangen und bald lag, was sterblich war an Leo Leser, gebettet unter einem frischen Hügel. Möge Gott seinen tieftrauernden Hinterbliebenen, seiner ebenbürtigen Gattin, die ihn während seines Leidens mit großer Aufopferung gepflegt hat, Gott vermehre ihre Tage und seinem Sohne lindernden Trost gewähren. Wir aber schauen flehend empor zum Allvater, dass Er dem Todesengel sage, fernerhin seine Hand nicht mehr auszustrecken wider Seine Frommen. (hebräisch und deutsch)...'Auch dann noch hoffen wir zu Dir, Ewiger, wenn Du schon Dein Strafgericht über uns hast ergehen lassen, o Du unseres Herzens Wunsch, Dich suchen wir in der Not.' (aus dem Musafgebet zum 1. Tag von Rosch Haschanah)"
Anmerkungen: - Jeschibah: https://de.wikipedia.org/wiki/Jeschiwa
- Rabbi Mosche Merzig: https://www.merzig.de/tourismus-kultur/erinnerungskultur/reb-mosche-merzig/
- Rabbi Samuel Bondi: vgl. Artikel von 1877 
- Rabbi Herz Scheuer: https://de.wikipedia.org/wiki/Herz_Scheuer
- Raw: Rabbiner  
- Chewra kadischah:https://de.wikipedia.org/wiki/Chewra_Kadischa
- Rosch Chodesch: https://de.wikipedia.org/wiki/Rosch_Chodesch
- Schwat: Schevat https://de.wikipedia.org/wiki/Schevat
- Pilpulistisch: https://de.wikipedia.org/wiki/Pilpul
- Selichottage: https://de.wikipedia.org/wiki/Slichot
- Gemorah: https://de.wikipedia.org/wiki/Gemara 
- Bet ha-Keneseth: (hebr.) 'Haus der Versammlung', also Synagoge
- Gabbai: https://de.wikipedia.org/wiki/Gabbai_(Synagoge)   
- L. H. Lippmann: Ludwig Hermann Lippmann vgl. Artikel von 1902  
       

  
Zum Tod von Frau Lob geb. Ettlinger (1901)      

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Januar 1901: "Mainz, 1. Januar. Nach langem schweren Leiden verschied gestern hier Frau Lob, geb. Ettlinger. Das Hinscheiden dieser edlen, sanften, frommen und überaus wohltätigen Frau rief in unserer Gemeinde allenthalben große Trauer hervor, zumal dasselbe alte Wunden, die man längst vernarbt glaubte, wieder aufriss. Man erinnert sich des Gatten der Dahingeschiedenen, der bereits vor einunddreißig Jahren im besten Mannesalter uns verließ. Hugo Lob war Vorstand der Israelitischen Religionsgesellschaft, Schulrat an deren Unterrichtsanstalt und ein hervorragend frommer und wohltätiger Mann, dessen hingebende Begeisterung für das Judentum keine Grenzen kannte. Das Andenken des edlen Paares wird allezeit zum Segen sein." 
Anmerkung: Hugo Lob vgl. Artikel von 1869          

 
Zum Tod von Sophie Lehmann (1901)   

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Januar 1901: "Mainz, 8. Jan. Eine schwere Trauer ist das (1. Mose 50,11)! Unter dem Eindruck dieser denkwürdigen Worte, die wir am jüngst verflossenen Sabbat verlesen hörten, muss ich den Lesern dieses Blattes die betrübende Kunde bringen von einem traurigen Ereignis, das nicht nur die Nächststehenden, sondern die weitesten Kreise zu schmerzvollem Empfinden stimmt. Frau Sophie Lehmann, die Gattin des Philanthropen Hermann Lehmann - er ruhe in Frieden - in Frankfurt a. M., hat das Zeitliche gesegnet und ist in das bessere Jenseits hinüber geschlummert.
Wer diese edle Frau gekannt hat, weiß, was ihr Gatte, was ihre Kinder, was die Gesellschaft und was die leidende, der Wohltätigkeit harrende und bedürftige Menschheit an ihr verloren, der weiß, dass sie nicht allein eine treue Gattin, eine gute Mutter, eine liebenswürdige Gesellschafterin, eine große Wohltäterin gewesen, sondern, dass all diese Tugenden ihr in einem Maße zu eigen waren, die zur Bewunderung hinreißt. Wenn man vor ihr gestanden, sie beobachtet hat im Kreise ihrer Familie, in ihrer Haushaltung oder bei den zahllosen Mitzwoh-Geschäften, die ihre ganze Tätigkeit ausfüllten, ihre Sorge und ihre Anliegen waren, da hatte man das Ideal einer jüdischen Frau vor sich. Was sie tat und was sie dachte, war eine Mitzwoh-Sache, das war die Quelle ihrer Handlungen und der goldene Faden der dieselben durchzog. Der edle Zweck und das höhere Ziel, das war die Zentrale, worin sich all ihr Tun vereinigte. Sei war eine Mutter der Waisen, eine Pflegerin der Kranken, eine Versorgerin der Armen. Sie war eine Beraterin der Ratlosen und spendete Trost den Trostbedürftigen; sie war alles, was gut und edel heißt und was zu Gutem und Edlem führt! -
Nun ist sie hin, die gute, edle Frau; sie ist hin in das bessere Jenseits zur ewigen Ruhe. Was sie hinterlassen, ist der seltene, gute Ruf, der gute Name, der sie im Leben zierte, das treue Angedenken, das Tausende für sie bewahren, die fromme, jüdische Erziehung, die sie ihren Söhnen und Töchtern angedeihen ließ. Dieses alles wird ein rechter Mittler für sie sein und ihr dort oben einen Ehrenplatz unter den reinen Seelen sichern. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."
Anmerkung: Mitzwoh: https://de.wikipedia.org/wiki/Mitzwa  Hier ist ihr wohltätiges Wirken gemeint, das keinen Unterschied bei der Konfession macht.          

   
Zum Tod von Joseph Wallerstein (1901)      

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. August 1901: "Mainz, 8. Aug. Heute früh 4 Uhr verschied im 85. Lebensjahr das Mitglied des Vorstandes der Israelitischen Religionsgesellschaft dahier, Herr Joseph Wallerstein, ein überaus frommer und gottesfürchtiger Mann. Derselbe gehörte der genannten Körperschaft über 40 Jahre an und hat durch seine Tätigkeit ihr viele schätzenswerte Dienste geleistet.
Herr Wallerstein besaß auch viel jüdisches Wissen, was seine Reden bei festlichen Gelegenheiten besonders bekundeten.
Die Beerdigung findet morgen, Freitag, 11 Uhr, statt. In Vertretung des abwesenden Herr Rabbiner Dr. Bondi, wird Herr Landesrabbiner Dr. Marx - Darmstadt das Leichenbegängnis begleiten. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." 
Anmerkungen: - Rabbiner Dr. Bondi: vgl. Bericht von 1890  
 - Landesrabbiner Dr. Marx: vgl. Bericht von 1871            

    
Zum Tod von Kaufmann Leo Schlessinger und zum Tod des Sofer (Toraschreibers) Julius Holzmann (1901)      

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. November 1901: "Mainz, 20. Nov. Trübe und finster, wie die regnerischen, nebelvollen, immer kürzer werdenden Tage des Kislew, waren auch die Ereignisse dieser Woche für unsere Religionsgesellschaft. Wir haben zwei Mitglieder in diesen Tagen verloren, beide gleich wert und teuer allen, die sie näher kannten. Am Sonntag verschied Herr Kaufmann Leo Schlessinger, seit Jahrzehnten Leiter unseres Synagogenchors und gestern trat unser Sofer, Herr Julius Holzmann, den Weg in ein besseres Jenseits an.
Wegen seines geraden, biederen Wesens, wegen der Lauterkeit seines Charakters, wegen seiner großen Frömmigkeit und seinen liebenswürdigen Umgangsformen war Herr Leo Schlessinger in allen Kreisen und Schichten der hiesigen Bevölkerung eine gern gesehene Persönlichkeit. Die wenige Zeit, die dem fleißigen und unermüdlichen Manne seine geschäftliche Tätigkeit übrig ließ, widmete er der Tonkunst und er leistete auch auf diesem Gebiet Tüchtiges. Die Vokal- und Instrumentalmusik wurden von ihm in gleicher Weise gepflegt und die Melodie, Harmonie und den Rhythmus beherrschte er mit Meisterschaft. Mit einer wundervollen Bassstimme begabt, war es namentlich der mehrstimmige Männergesang, den er im Verein mit Freunden bevorzugte. Seine schöne Gabe stellte er in den Dienst desjenigen, der sie ihm verliehen, und während eines Menschenalters verherrlichte er den Gottesdienst durch seinen wundervollen Gesang. Auch bei Festlichkeiten der Chewra erfreute er die Teilnehmer durch musikalische Vorträge, Konzerte und Kantaten und es wird schwer sein, die Lücke, die er in den Kreisen unserer Gesellschaft hinterlässt, auszufüllen. Möge der Allgütige der trauernden Gattin und deren Kindern Seinen Trost spenden.
Herr Julius Holzmann war geradezu ein idealer Sofer. Alle Eigenschaften, die ein Mann in diesem Amte besitzen muss, besaß dieser in hohem Grade. Mit welcher Peinlichkeit er darauf bedacht war, sich der ihm in Auftrag gegebenen Herstellung der heiligen Schriftwerke zu entledigen, wie er es sich angelegen sein ließ, dass alle Vorschriften genau innegehalten wurden, davon kann man sich nur der einen Begriff machen, der das Glück hatte, seine Dienste zu benutzen. Seine hervorragendste Eigenschaft aber war seine große Gottesfurcht. Als einige Stunden vor seinem Tode seine Gattin ihn klagend frug, was nun aus ihr und den kleinen Kindern werden solle, da machte er ihr in sanfter Weise Vorwürfe über eine derartige Rede. 'Danke Haschem jisborach, dass wir bis jetzt in Glück und Freude zusammen waren,' sagte er zu ihr, 'Er wird Dich auch in Zukunft nicht verlassen.'Herr Holzmann erreichte nur ein Alter von dreiunddreißig Jahren.
Möge der Allgütige unsere Religionsgesellschaft in Zukunft vor solch’ schweren Schlägen bewahren."   
Anmerkungen:  Kislew:https://de.wikipedia.org/wiki/Kislew  
Sofer: https://de.wikipedia.org/wiki/Sofer
Chewra: https://de.wikipedia.org/wiki/Chewra_Kadischa
      

   
Die Herren Dr. Frank, Dr. Hirsch, Dr. Oppenheim und Reise wurden in die Stadtverordneten-Versammlung gewählt (1901)   

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Dezember 1901: "Mainz, 9. Dezember (1901). Bei der heutigen Wahl zur Stadtverordneten-Versammlung wurden vier Glaubensgenossen gewählt und zwar die Herren Dr. Frank, Dr. Hirsch, Dr. Oppenheim und Reis. Im Ganzen sind jetzt sieben Juden im Mainzer Stadtrate."        

    
Zum Tod von Ferdinand Stern (1902)     

Mainz Israelit 21071902.jpg (71637 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Juli 1902:  "Mainz, 20. Juli. Am 12. starb kurz nach einer schweren Operation Herr Ferdinand Stern hier zum größten Schmerze und zur tiefen Trauer seiner Frau, seiner Kinder, Verwandten und Bekannten in dem noch jungen Alter von 45 Jahren. Der Verstorbene hatte sich durch sein liebenswürdiges und zugleich bescheidenes Auftreten, sowie strenge Rechtlichkeit im Geschäftsverkehr und seinen Wohltätigkeitssinn, den er in vielfacher Weise betätigte, allgemeine Hochachtung erworben, wovon auch das am 13. stattgehabte Leichenbegängnis, an dem sich nicht bloß zahlreiche Glaubensgenossen, sondern auch viele Christen beteiligten und beredtes Zeugnis ablegte. Auf dem Friedhofe gab Herr Rabbiner Dr. Salfeld in beredten Worten den Gefühlen der großen Trauer um den Verstorbenen Ausdruck. Möge Gott der trauernden Witwe und den Kindern lindernden Trost spenden und sie in seinen Schutz nehmen. K."
Anmerkung: Rabbiner Dr. Salfeld:  https://de.wikipedia.org/wiki/Siegmund_Salfeld und Artikel von 1913    

   
Zum Tod von Ludwig Hermann Lippmann, Vorsteher der Religionsgesellschaft (1902)        

Mainz Israelit 27101902.jpg (385146 Byte) Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Oktober 1902: "Mainz, 26. Okt. Wer im neuen Jahr leben bleiben, wer abberufen werden soll, das wurde in den soeben vergangenen furchtbaren Tagen bestimmt. Unserem Freunde, unserem Genossen war es beschieden, bereits in den ersten Tagen des neuen Jahres von hinnen gerufen zu werden. Ludwig Hermann Lippmann dahier, der treue und rastlose Arbeiter im Weinberg des Herrn, der unermüdliche Parnes unserer Religionsgesellschaft, der umsichtige Vorsitzende unserer Chevra Kadischa, das überaus tätige Mitglied des Kuratoriums für die Errichtung eines jüdischen Hospitals am hiesigen Platze, ist am Vorabend des Beschlussfestes im Alter von nur 61 Jahren vom Schauplatze seine segensreichen Wirksamkeit geschieden. Der Hintritt dieses edlen Mannes hat uns auf das Tiefste erschüttert 'Bein von meinem Bein, Fleisch von meinem Fleisch' (1. Mose 2,23), als wenn Bein von unserem Bein, Fleisch von unserem Fleische sich getrennt hätte. Da es uns vergönnt war, alltäglich mit dem Heimgegangenen zu verkehren und so aus nächster Nähe dessen hervorragende Leistungen zu bewundern, so kann man sich vorstellen, wie nahe uns dieser Verlust berührt.
Herr L. H. Lippmann war einer von den Wenigen, selbst in unserem auserlesenen Kreise, die von der Notwendigkeit und der Beachtung der separierten Gemeinden tiefinnerlich durchdrungen waren und er hat demgemäß sein ganzes Tun und Lassen eingerichtet. Nachdem ihm in verhältnismäßig jungen Jahren eine gütige Vorsehung gestattete, sich von den Geschäften zurückzuziehen, stellte er seine volle Kraft in den Dienst unserer Religionsgesellschaft und der mit ihr verbundenen Einrichtungen und Vereinigungen. Schon viele Jahre vor dem Heimgange unseres ersten Vorstehers Rabbi Leo Leser, als diesen die Schwächen des Alters es nicht mehr gestatteten, alle Geschäfte der Gesellschaft selbst zu erledigen, wurden sie zum größten Teil von H. L. Lippmann besorgt, die er nach dem Tode L. Lesers dann ganz übernahm und bis zu seinem Todestage auf das Musterhafteste fortführte. Seine ganze Zeit, vom frühen Morgen bis zum späten Abend, abgesehen von den Stunden, die er für das Lernen bestimmt hatte und die er in der Synagoge verweilte, war tatsächlich ausgefüllt mit den Besorgungen für unsere Kehillah und deren Institutionen. Begegnete man ihm auf der Straße, so kam er sicher von irgend einem Gange, den er im Interesse unserer Gemeinde unternahm, kam man zu ihm in die Wohnung, um sich für irgend einen guten Zweck eine Gabe zu erbitten, die nie verweigert wurde, so liegt der ganze Pult und Tisch seines Privatzimmers voll mit Korrespondenzen und Papieren, die sich auf die Angelegenheiten unsere Gesellschaft bezogen, ja, während wir dies niederschreiben, bringt ein Bote ein noch von ihm ausgestelltes, diesbezügliches Schriftstück. Dass wir einen solchen Mann auf das Schmerzlichste vermissen, dass uns da der talmudische Ausruf: 'Wehe über den, der verloren gegangen und nicht wieder gefunden wird,' aus tiefstem Herzen kommt, das wird wohl jeder gerne glauben.
H.L. Lippmann war wie einer der Männer, die Jithro, der staatsmännisch gebildete Schwiegervater Moschehs, diesen ausersehen ließ. Er war einer von den Anschei chajil (wackere Männer), Jirei elohim (Gottesfürchtigen), Ansche Emes (Männer der Wahrheit), saunei bozah. Ein Mann von Kraft, energisch, zielbewusst, welche von keinem Menschen und keiner Regierung zurückschrecken, sobald es gilt, unsere heilige Sache zu verfechten, er war auch im wahren Sinne des Wortes gottesfürchtig, denn er trug die Ehrfurcht vor Gott nicht auf den Lippen, sondern im Herzen, mochte man des Morgens noch so frühe in die Synagoge kommen. L. H. Lippmann war schon anwesend und hatte bereits die Psalmen des Tages rezitiert, er war auch meistens der Letzte in der Synagoge, wo er nach Schluss des Gottesdienstes mit den Kultusbeamten noch Konferenzen hatte und seine Anordnungen traf. So lange er bei voller Kraft gewesen, versah er auch die Funktionen eines zweiten Kantors, kurzum, er war ein J’rei schomajim (Gottesfürchtigen), wie sie heutzutage unter Tausenden kaum zu finden sind. Er war aber auch ein Isch Emes (Mann der Wahrheit), er liebte die Wahrheit über alles und hasste die Lüge er konnte nicht, wie so mancher, der sich fromm dünkt und auch sonst fromm führt, den Herren von der anderen Richtung schöne Worte ins Gesicht sagen und in ihrer Gegenwart deren Handlungen beschönigen, nein, er sagte ihnen offen und nachdrücklich, wie er über sie und ihre Lebensführung dachte und als seinen höchsten Ruhmestitel kann es vielleicht bezeichnet werden, dass er bei einzelnen Führern der hiesigen Reformgemeinde sich keiner Beliebtheit erfreute. L. H. Lippmann war aber auch ein Sone bezah, jedes Mitglied der Gemeinde war ihm gleich wert, mochte dasselbe nun einen vollgepropften Geldschrank besitzen, aber in einer kleinen Dachkammer wohnen, ein jeder fand bei ihm Gehör und Gerechtigkeit.
Alle Mitglieder unserer Gemeinde hatten ein gewisses Gefühl der Sicherheit in dem Bewusstsein, dass ein so auserlesener Mann an der Spitze unserer Verwaltung stand und nun ist er von uns genommen, und er ging in den Garten Eden, nachdem er bis einige Stunden vor seinem Tode noch für uns gearbeitet und gesorgt hatte.
Es ist deshalb keine der gewöhnlichen Nachrufphrasen, wenn wir von einem herben, unersetzlichen Verluste reden, wir alle spüren ihn auf das Tiefste und bei dem am Simchas-Tora-Nachmittag stattgehabten Leichenbegängnis fand unser Schmerz dadurch beredten Ausdruck, dass wohl kaum ein Mitglied unserer Ge-       
Mainz Israelit 27101902a.jpg (66042 Byte)nossenschaft fehlte. Der Feiertag zwang zum Schweigen, aber in den Mienen der Geleitenden las man den Ausdruck des Kummers, und es war, wie, wenn der eben in der Synagoge gehörte Schmerzensruf Moscheh mes, mi lau jomus, noch nachklingen würde.
Möge die edle Gattin, die, ein Muster von Pflichttreue und religiösem Lebenswandel, ihm bald vierzig Jahre treu zur Seite gestanden, Trost finden in dem Worte des Propheten: (hebräisch und deutsch aus Jesaja 56,5) 'Ich werde ihnen in meinem Hause in meinem Hause und in meinen Mauern ein Denkmal stiften, und einen Namen, besser denn Söhne und Töchter, einen ewigen Namen stifte ich ihnen, der unvertilgbar ist.'
Wir aber müssen alle Kräfte zusammennehmen, um die große Bresche, die uns durch den Hintritt dieses Zadik entstanden, auszufüllen, auf dass das von allen Seiten belagerte Heiligtum auch in Zukunft unser unbestrittener Besitz bleibe. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." 
Anmerkungen:  - Parnes: Vorsteher einer jüdischen Gemeinde https://de.wikipedia.org/wiki/Parnas_(Judentum)  
- Chevra Kadischa: https://de.wikipedia.org/wiki/Chewra_Kadischa  
- Rabbi Leo Leser: vgl. Artikel von 1900   
- Kehillah: https://de.wikipedia.org/wiki/Kehillah
- Simchat Tora: https://de.wikipedia.org/wiki/Simchat_Tora
- Zadik: https://de.wikipedia.org/wiki/Zaddik .
    

  
70. Geburtstag von Heinrich Herz (1903)      

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. April 1903:  "Mainz, 15. April. Am zweiten Jomtof-Tage konnten wir eine erhebende Feier begehen. Herr Heinrich Herz, eines der ältesten Mitglieder der israelitischen Religionsgesellschaft, der er seit ihrer Gründung angehört, feierte seinen siebzigsten Geburtstag. Herr Herz kann auf eine segensreiche Tätigkeit zurückblicken. Als Angehöriger der Chewra-Kadischa war er lange Jahre eines der eifrigsten Mitglieder derselben. Noch ist es in vieler Erinnerung lebendig, wie er in den Kriegsjahren 1866 und 1870, der Ansteckungsgefahr nicht achtend, in die von Epidemien durchseuchten Lazarette sich begab, um die vom Tode hingerafften jüdischen Soldaten metaher (vermutlich einer, der die Taharah, Leichenwaschung durchführt) zu sein. Viel Gutes stiftete er auch als Vorstand des III. Israelitischen Krankenvereins (genannt Bretzenheimer Kippe), in dem er schon seit mehr als einem Menschenalter seine Wirksamkeit entfaltet. Alle diese Korporationen ließen es sich nicht nehmen, den verehrten Jubilar auf verschiedene Weise zu ehren, trotzdem dieser in seiner Bescheidenheit sich alle Mühe gegeben, sein Jubiläum nicht bekannt werden zu lassen. Möge der Allgütige in Seiner Gnade zulassen, dass der geistig noch überaus rege Mann noch lange in unserer Mitte weile und ihm recht viel vergnügte Jahre im Kreise seiner zahlreichen Familie beschieden sein." 
Anmerkungen: - Jomtof: Bezeichnung für jüdischer Feiertage (wörtlich 'Guter Tag')
- Chewra-Kadischa: https://de.wikipedia.org/wiki/Chewra_Kadischa    
  

  
Zum Tod von George Hirsch (geb. in Friedberg, gest. 1903 in Mainz)  (1903)   

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. April 1903: "Mainz, 30. April (1903). Im Alter von nahezu dreiundsiebzig Jahren verschied heute im hiesigen Rochushospital in Folge einer Blinddarmentzündung Kommerzienrat George Hirsch, Inhaber der gleichnamigen Speditionsfirma dahier. In Friedberg in Oberhessen geboren, wo sein Vater als frommer und torakundiger Mann lebte, kam Herr Hirsch noch in jungen Jahren hierher, und brachte es hier durch äußersten Fleiß und strenge Redlichkeit bald zu Ansehen und Vermögen. In Bezug auf Religiosität wandelte er aber nicht in den Fußstapfen seines Vaters, schloss sich vielmehr der neologen Gemeinde an, wo er, in den Vorstand berufen, diesem bis zu seinem Lebensende angehörte. Staat und Gemeinde ehrten den hochintelligenten Kaufmann auf mannigfache Weise. Er war Stadtrat, Handelsrichter, Mitglied der Handelskammer etc. etc. Bei der Redaktion des 'V.G.B.' wirkte Herr Hirsch in hervorragender Weise mit. Für die jüdischen Wohltätigkeitseinrichtungen in Stadt und Land zeigte er stets ein hohes Interesse, es war selten eine Sitzung oder Versammlung derartiger Vereine, in denen er fehlte. Im persönlichen Verkehr liebte es Herr Hirsch, hebräische Zitate aus Talmud, Midrasch und Bibel zu gebrauchen, in Erinnerung an seine strengreligiöse Erziehung. Wäre Herr Hirsch dem Glauben seiner Väter nicht nur in Wort, sondern auch in der Tat treu geblieben, so wäre ihm am Abend seines Lebens ein großer Schmerz erspart geblieben."        

    
Metzgermeister Simon Morgenthau wird ausgezeichnet (1903)       

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. Juni 1903: "Mainz, 29. Juni. Herrn Metzgermeister Simon Morgenthau, hier, wurde auf der 'Großen Deutschen Fachausstellung für das Fleischergewerbe' in Potsdam die silberne Medaille für die von ihm hergestellte Fleisch- und Kraftextrakte zuerkannt. Es ist dies eine um so größere Ehre, als diese Firma außer Wettbewerb stand." 

 
Zum Tod des Buchhändlers Simon Kapp (1903)     

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 24. Juli 1903: "Mainz, 20. Juli. Im Alter von 83 Jahren starb gestern Abend der als Sonderling bekannte Rentner und frühere Buchhändler Simon Kapp. Sein bedeutendes Vermögen, Mark 700.000, soll er der Stadt und Mark 100.000 für das zu erbauende israelitische Hospital vermacht haben. Seine Verwandten gehen leer aus."  
Anmerkung: - Israelitisches Hospital: vgl. Artikel von 1904      

   
Kommerzienrat Hermann Reinach wird Ehrenbürger von Mainz (1905)    

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 30. Juni 1905: "Mainz. Herr Geheimer Kommerzienrat Hermann Reinach ist bei seinem Abgange als Beigeordneter der Stadt Mainz, welchen Posten er ca. 33 Jahre bekleidete, zum 'Ehrenbürger der Stadt ernannt worden."       
 
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 7. Juli 1905: "Geheimer Kommerzienrat Hermann Reinach in Mainz ist bei seinem Abgange als Beigeordneter der Stadt, welchen Posten er ca. 33 Jahre bekleidete, zum Ehrenbürger von Mainz ernannt worden."     

    
Zum Tod von Karl Heiden-Heimer (1906)     

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 29. Juni 1906: "Mainz. Sterbefall. Am 24 des Monats verschied nach schwerem Leiden der beliebte Chef der Hopfenfirma Heiden-Heimer, Karl Heiden-Heimer. Heiden-Heimer gehörte dem Vorstande der israelitischen Gemeinde an und zeichnete sich durch seine freigebige Hand aus."       

    
Zum Tod von Bernard Löwenstein (geb. in Mainz. gest. 1906 in New York) (1906)     

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 7. Dezember 1906: "New York. Im 66. Lebensjahre verschied der angesehene Kaufmann Bernard Löwenstein, gebürtig aus Mainz in Deutschland. Löwenstein, der jedes Jahr einen Monat in Schweden verbrachte, war mit dem König von Schweden befreundet und wurde vor nicht langer Zeit von diesem zum Ritter des Wasa-Ordens ernannt."             

     
Zum Tod von Kommerzienrat Hermann Reinach (1906)         

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 14. Dezember 1906:   "Mainz, 12. Dezember. Mainz hat einen schweren Verlust erlitten. Im Alter von 81 Jahren ist sein Ehrenbürger und langjähriger zweiter Beigeordneter Geheimer Kommerzienrat Hermann Reinach verschieden. Heute früh wurde er zu Grabe getragen. Sämtliche städtische Gebäude hatten Halbmast geflaggt. Ein ungewöhnlich großer Zug Leidtragender folgte der Bahre. Auf dem Friedhofe  sprachen Herr Rabbiner Dr. Saalfeld und Herr Oberbürgermeister Dr. Göttelmann".
Anmerkung: - Vgl.: Artikel zu Hermann Reinach von 1871  

  
Zum Tod von Sarah Wolf-Oppenheimer (1906)       

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 21. Dezember 1906: "Mainz. Hier starb Frau Sarah Wolf-Oppenheimer, die 1863-1875 als hervorragende Kraft am Frankfurter Stadttheater wirkte und sich dann mit ihrer Verheiratung von der Bühne zurückzog."  
Anmerkungen: - Sara Oppenheimer  https://de.wikipedia.org/wiki/Sara_Oppenheimer
https://www.ostfriesischelandschaft.de/fileadmin/user_upload/BIBLIOTHEK/BLO/Oppenheimer_Sara.pdf
https://www.mainz.de/verwaltung-und-politik/beiraete-beauftragte/ein-frauenort-fuer-sara-oppenheimer.php 
           

 
Zum Tod von Justizrat Dr. Ferd. Phil. Mayer (1909)     

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 10. Dezember 1909: "Mainz. Justizrat Dr. Ferd. Phil. Mayer, einer der gesuchtesten Anwälte der Stadt, ist - 63 Jahre alt – plötzlich verstorben. Er war jahrelang Vorsitzender der israelitischen Religionsgemeinde."     

   
Kommerzienrat Mart. Moritz Mayer wurde zum Beigeordneten der Bürgermeisterei gewählt (1911)        

Mainz AZJ 21071911.jpg (17666 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 21. Juli 1911: "Kommerzienrat Mart. Moritz Mayer wurde zum Beigeordneten der Bürgermeisterei gewählt." 


Vermächtnisse der Witwe Schreiber-Meyer (1911)      

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 27. Oktober 1911: "Die verstorbene Frau Witwe Schreiber-Meyer in Mainz, die, wie berichtet, zugunsten der Armen der Stadt Mainz 50 000 Mark hinterlassen hatte, hat auch der israelitischen Religionsgemeinde 50 000 Mark als Beitrag zum Bau des israelitischen Krakenhauses vermacht, außerdem für den Synagogenneubau 45 000 Mark."    

   
Zum Tod von Justizrat Dr. Max Löb (1911)   

Mainz Israelit 21121911.jpg (171291 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Dezember 1911: "Mainz, 17. Dez. In der Nacht vom Samstag zum Sonntag ist Herr Justizrat Dr. Max Löb einem langjährigen schweren Leiden erlegen. Der Heimgegangene entstammte einer alten Wormser jüdischen Familie, war hier aber ein Vierteljahrhundert als Rechtsanwalt tätig und erwarb sich durch seine bedeutenden Kenntnisse, durch seine außerordentliche Redegewandtheit und durch seine wache Auffassungsgabe, die häufig Kollege und Richter weit hinter sich ließ, das Vertrauen der besten Kreise der Mainzer Bürgerschaft, der Ruf seiner Tüchtigkeit drang weit über die Grenzen seiner Vaterstadt hinaus. Viel zu verdanken hatte er seine Beliebtheit seinem Bestreben, alle Streitigkeiten möglichst durch Vergleiche zu erledigen, wobei seine Uneigennützigkeit sich oft im schönsten Lichte zeigte. Entsprechend dieser Tätigkeit wurde er zu den verschiedensten Ehrenämtern herangezogen, so gehörte er dem Vorstand der Israelitischen Gemeinde an, war mehrfach Präsident der Rhenusloge, arbeitete in der Berliner Großloge und stand an der Spitze der verschiedensten jüdischen Wohltätigkeitsanstalten. Ein Amt in der Kommunalvertretung wie ein solches als Reichstags- und Landtagsabgeordneter musste er wegen Arbeitsüberhäufung ablehnen. Dagegen ließ er es sich nicht nehmen, wenn sich ihm die Gelegenheit darbot, Angriffe auf die Gleichberechtigung seiner Glaubensgenossen energisch abzuwehren, sei es in Zeitungen oder auf Versammlungen und noch ist in aller Erinnerung die geistvolle und scharf pointierte Rede, die er vor einigen Jahren auf dem Deutschen Judentage in Frankfurt a. M. gehalten hat. Obgleich dem gesetzestreuen Judentum fernstehend, verstand er es doch, ihm ausgezeichnete Dienste zu leisten, zumal als Gefahr drohte, dass die Gesetzestreuen durch eine hessische Oberkirchenbehörde majorisiert werden sollten.
Politisch gehörte er der Richtung Naumann bzw. Korell an und Naumanns Zeitschrift 'Hilfe' verdankt so manchen ausgezeichneten und lichtvollen Beitrag seiner Feder. Seine letzte literarische Arbeit, eine Art politisches Testament, legte er in der Logenzeitung der U.O.E.B. nieder, er stellte hier unter dem Rufe: 'Mehr Steifnackigkeit' Betrachtungen über die Affäre Wolf-Metternich an. Auch als Mensch und Wohltäter der Armen wird Dr. Löb nicht vergessen werden. Schon heute sahen wir so manchen Bedürftigen ob des großen Verlustes bittere Tränen vergießen. Möge der Allgütige die Gattin, die Töchter und den Schwiegersohn trösten.
Anmerkungen: - Naumann: https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Naumann   https://www.demokratie-geschichte.de/koepfe/2309  https://www.dhm.de/lemo/biografie/friedrich-naumann
- Korell: https://de.wikipedia.org/wiki/Adolf_Korell   https://www.lagis-hessen.de/pnd/126513392  https://www.deutsche-biographie.de/sfz44544.html 
- Wolf-Metternich: https://de.wikipedia.org/wiki/Wolff-Metternich 
     

 
Zur Beisetzung von Justizrat Dr. Max Löb (1911)       

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 29. Dezember 1911: "Mainz, 22. Dezember. Das am 19. d.(es) M.(onats) stattgehabte Leichenbegängnis des am Sonntag hier verstorbenen Justizrats Dr. Max Löb gestaltete sich zu einer überaus imposanten Trauerkundgebung, wie sie auf dem jüdischen Friedhofe zu Mainz nur selten gesehen ward. Kaum war die große Leichenhalle imstande, alle die Leidtragende zu fassen. Rabbiner Dr. Salfeld schilderte den Heimgegangenen als Menschen, als Anwalt des Rechts, als Gatte, Vater und nicht zuletzt als treuen Bekenner seines Glaubens, der namentlich bei jeder sich bietenden Gelegenheit energisch Front machte gegen diejenigen, die um irdischer Güter willen den Glauben der Väter schnöde verlassen, um ohne innere Notwendigkeit einen fremden Glauben zu beschwören. Landgerichtspräsident Dr. Hangen lebte im Namen des Landgerichts Rheinhessen einen Kranz an der Bahre nieder. Der Dahingeschiedene sei stark in der Tat und mild in der Art gewesen, im Kampfe für das Gute immer siegreich, ein echter Diener der Wahrheit. - Justizrat Dr. Cause widmete seinen Kranz im Namen der hessischen Anwaltskammer. Dr. Löb wäre berufen gewesen, in Staat und Kommune an erster Stelle zu stehen, er aber wollte nicht abhängig sein, weder nach oben noch nach unten. Justizrat Dr. Soldan sprach im Namen der Freisinnigen Volkspartei. Der Vorsitzende der Israelitischen Gemeinde Mainz, Stadtverordneter Kommerzienrat Bernhard Albert Meyer, schildert die Tüchtigkeit des Verstorbenen auf dem Gebiete der Verwaltung, der besten und klügsten einer, werde sein Andenken in den Annalen der Mainzer jüdischen Geschichte stets an hervorragender Stelle verzeichnet bleiben, Dr. Jeselsohn – Mannheim sprach im Auftrag der Berliner Großloge. Rechtsanwalt Dr. Mattes dankte im Auftrag der Rhenus-Loge Mainz dem Scheidenden für seine jahrelange segensreiche Tätigkeit als Vorsitzender dieser Loge. Tiefgreifend drangen die Abschiedsworte des Justizrats Dr. Blau – Frankfurt a. M. in die Herzen der Trauergemeinde. Löbs höchstes Ideal sei die Durchdringung von Judentum und Deutschtum gewesen, und unvergessen seien noch seine dahingehenden Ausführungen auf dem Deutschen Judentage, der vor einigen Jahren in Frankfurt a. M. stattfand, hier habe Löb gezeigt, wie ein großes Gut von Intelligenz und Opferfähigkeit das Vaterland brach liegen lasse, indem es dem Judentum nicht den ihm gebührenden Raum zuweise. In dem Verbande der deutschen Juden hinterlasse den Entschlafene eine tiefe Lücke. Zum Schluss sprach Herrn Dr. Felix Kauffmann – Frankfurt a. M. im Auftrage der süddeutschen Logen Frankfurt, Darmstadt, Mannheim, Heidelberg usw. Nach einem kurzen Gebet des Rabbiners schied man, als der Hügel sich wölbte, von dem, was sterblich war an Justizrat Löb. Ehre seinem Andenken!" 
Anmerkungen:  - Rabbiner Dr. Salfeld: https://de.wikipedia.org/wiki/Siegmund_Salfeld
- Dr. Jeselsohn: https://de.wikipedia.org/wiki/Max_Jeselsohn
- Justizrat Dr. Blau: https://de.wikipedia.org/wiki/Julius_Blau
- Freisinnige Volkspartei: https://de.wikipedia.org/wiki/Freisinnige_Volkspartei       

  
Zum Tod von Justizrat Dr. Max Löb (1912)       

Mainz AZJ 19011912.jpg (300143 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 19. Januar 1912: "Dr. Max Löb
Am 17. Dezember d.(es) J.(ahres) ist nach langem, schweren Leiden in Mainz Justizrat Dr. Max Löb im 52. Lebensjahre gestorben. Er war in Worms geboren, ließ sich zu Beginn der 80er Jahre in Mainz als Rechtsanwalt nieder und brachte es schnell zu einem gesuchtesten Rechtsbeistande der Stadt, dessen Ruf weit über die Grenzen seines Tätigkeitsbezirks hinauszwang. Er wurde mit Ehrenämtern aller Art überhäuft. So saß er in der Verwaltung der israelitischen Gemeinde, war mehrfach Präsident der Loge II D. B. B., arbeitete in der Berliner Großloge und stand an der Spitze der verschiedensten interkonfessionellen und konfessionellen Wohltätigkeitsanstalten. Ein Stadtverordnetenmandat musste er wegen Geschäftsüberhäufung ablehnen. Bedeutsames hat er auch im Kampf für die Gleichberechtigung der Staatsbürger jüdischen Glaubens geleistet. In ihm ist, wie die 'Mainzer Volkszeitung' schreibt, der glänzendste und meist beschäftigste Anwalt in Mainz dahingeschieden; ein Mann, in dem sich mit hervorragendem juristischem Wissen und rhetorischem Können auch ein warmes Gemüt vereinte – kein öder und vertrockneter Paragraphenmensch, sondern ein Mann, der aus der Tiefe zu schöpfen verstand, literarisch und politisch ein freier Kopf. Seine Plädoyers waren in der Regel Musterleistungen und deshalb besonders wirksam, weil in ihnen ein warmes Empfinden pulsierte. In den letzten Jahren vertrat Dr. Löb auch die 'Mainzer Volkszeitung' und viele Gewerkschaftsorganisationen bei gerichtlichen Auseinandersetzungen. Politisch zählte er sich zur Fortschrittlichen Volkspartei, lehnte aber jede öffentliche Beteiligung ab. In dem Kampfe um die Gleichberechtigung der Juden stand er mitten in den vordersten Reihen und nahm sich mit rührender Selbstlosigkeit besonders auch der armen, von Land zu Land gehetzten russischen Glaubensgenossen an. Diesen Kampf führte er wohl weniger aus religiösen Gründen, als vielmehr aus dem bei ihm so stark ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit. Alle diejenigen, die Gelegenheit hatten, Dr. Löb persönlich kennenzulernen, werden diesem glänzenden Anwalt des Rechts und warmem Menschenfreund ein dauerndes Andenken bewahren.
Wenige Tage nach dem Tode des vortrefflichen Mannes fand in Mainz eine Versammlung der Fortschrittlichen Volkspartei statt, bei der der Vorsitzende, Rechtsanwalt Soldan, dem verstorbenen Ausschussmitgliede Dr. Löb, eine warm empfundene Gedächtnisrede hielt. Die Partei habe mit ihm einen sehr empfindlichen Verlust erlitten. Sein Idealismus, seine Schaffensfreudigkeit und seine schwungvolle Beredsamkeit habe die Partei auf eine glänzende Höhe gebracht. Gegenseitig Hilfsbereitschaft und Freundschaft habe der Dahingegangene mehr gewertet als andere.
Wer wie der Referent Gelegenheit hatte, auf dem Frankfurter Judentag Löbs begeisterte, von echtem Pathos erfüllte, von Humor durchtränkte, mit scharfer Satire gewürzte Rede zu hören und den mächtigen Eindruck zu konstatieren, den diese flammende Ansprache auf alle Anwesenden übte, der muss bekennen, welch eminente Kraft den Juden geraubt worden ist und wird den großen schmerzhaften Verlust, der durch seinen Tod der Gesamtheit zugefügt ist, aus tiefem Herzen bedauern.
L.G.
Anmerkungen:  - Mainzer Volkszeitung: https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/T6DV4NJNIEV76KX5EWLI6SIHSJYGKY5K
- Fortschrittliche Volkspartei: https://de.wikipedia.org/wiki/Fortschrittliche_Volkspartei   https://www.dhm.de/lemo/kapitel/kaiserreich/innenpolitik/fortschrittliche-volkspartei.html

   
Justizrat Dr. Ludwig Oppenheim erhält den Titel Geheimer Justizrat (1912)         

Mainz FrfIsrFambl 06121912.jpg (9674 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 6. Dezember 1912: "Justizrat Dr. Ludwig Oppenheim erhielt den Titel Geheimer Justizrat."        

 
Auf Grund mutigen Einsatzes wird Mich. Marx zum Unteroffizier ernannt (1914)      

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 25. Juli 1914:  "Mainz. Bei einer militärischen Übung hatten Infanterietruppen die Brücke bereits passiert, als eine Abteilung des Feldartillerieregiments Nr. 63 mit den bespannten Geschützen ebenfalls die Brücke passieren sollte. Ein mit sechs Pferden bespanntes Geschütz kam dabei ins Ausgleiten. Die Pferde wurden mit dem Geschütz in den Rhein gerissen, gleichzeitig ein Kanonier, der den Tod in den Wellen fand. Die sechs Pferde wären wohl ebenfalls alle verloren gewesen, wenn nicht der jüdische Einjährige Mich. Marx aus Mainz in voller Rüstung in den Rhein gesprungen wäre, mit einem Messer die Stränge der Bespannungspferde durchschnitt und so vier Pferde ans Ufer bringen konnte.
Marx wurde sofort zum Unteroffizier befördert."      

  
Auszeichnungen für vier jüdische Kriegsteilnehmer (1914)    

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 6. November 1914: "Mainz. Julius Metzger wurde zum Leutnant befördert.
Rechtsanwalt Dreyfus und zwei Brüder Löwenberg erhielten das Eiserne Kreuz."     

  
Zum Soldatentod von Rechtsanwalt Dr. Kahn (1914)    

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 6. November 1914: "Mainz. Mit dem im Felde gefallenen Rechtsanwalt Dr. Kahn verliert die Mainzer Anwaltschaft einen besten Vertreter, die nationalliberale Partei eines ihrer hoffnungsvollsten Mitglieder. Dr. Kahn hat mehrere staatswissenschaftliche Werke verfasst." 
 
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 20. November 1914: "Erst jetzt wird der Heldentod des Mainzer Rechtsanwalts Dr. J. Kahn bekannt. Kahn, der ein viel begehrter Rechtsanwalt und geschätzter Verfasser staatswissenschaftlicher Werke war, war eifriger Anhänger der Nationalliberalen Partei, für deren Ziele er mit seiner ganzen Persönlichkeit in Wort und Schrift beredt eintrat. Im 'Mainzer Tageblatt', dem Hauptorgan der hessischen Nationalliberalen Partei, wird der erfolgreichen Wirksamkeit Kahns mit den wärmsten Worten gedacht und nicht minder seiner heldenmütigen Tapferkeit."    

   
Zum Tod von Gottschalk Benedikt (1915)        

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 19. Februar 1915: "Mainz, 12. Februar. Im hohen Alter von 82 Jahren starb der Herr Gottschalk Benedikt. Der Heimgegangene beteiligte sich in hervorragender Weise an den Kämpfen der Jahre 1866 und 1870/71, wofür ihm eine Reihe von Auszeichnungen verliehen wurde. Er wurde am vergangenen Donnerstag mit militärischen Ehren begraben, voran schritt die Kapelle der 27er Pioniere mit umflorter Fahne, auf einem Kissen wurde das Eiserne Kreuz vorangetragen. Die Trauermärsche der Kapelle geleiteten die Leiche durch die Straßen der Stadt, und am offenen Grabe intonierten die ehemaligen Kameraden ergreifende Choräle. Herr Rabbiner Professor Dr. Salfeld gab der allgemeinen Traue um den Dahingeschiedenen beredten Ausdruck. Ein gnädiges Geschick habe den Verstorbenen im Feuer der Schlachten bewahrt und ihn ein solch hohes Alter erreichen lassen; wenn sein König ihn rief, sei er stets als Deutscher und Jude freudig den Fahnen gefolgt. Herr Benedikt war in seinen Mannesjahren Rechtskonsulent, welchen Beruf er in seiner Heimat Linnich bei Aachen viele Jahre ausübte und allwo er sich großen Ansehens erfreute."
Anmerkung:  Rabbiner Dr. Salfeld: https://de.wikipedia.org/wiki/Siegmund_Salfeld  .             


Zum Tod von Arnold Kahn (1916)     

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 28. April 1916: "Mainz, 21. April. Am vorigen Samstag verschied im 65. Lebensjahre Herr Arnold Kahn, Mitinhaber der Firma Kahn und Haas, hier. Er war Mitglied des Vorstandes der Israelitischen Religionsgesellschaft, Vorsitzender der Israelitischen Jungvereins, Literaturvereins, Begründer und Vorsitzender des Vereins zur Unterstützung ortsangehöriger armer israelitischer Schulkinder, Vorstand des dritten israelitischen Krankenpflegevereins usw., in früheren Jahren lange Zeit Mitglied des Vorstandes des kaufmännischen Vereins. Der Heimgegangene war ein äußerst wohltätiger Mann, der auch seiner Gemeinde und mehreren Vereinen Vermächtnisse hinterließ. Man verdankt gerade in letzter Zeit seiner Anregung, dass aus den Mitteln verschiedener Vereine in weitherziger Weise Beiträge für Kriegsfürsorge zur Verfügung gestellt wurden. Das Leichenbegängnis fand am Sonntagnachmittag unter starker Anteilnahme statt."       

 
Tapferkeitsmedaille für Arthur Ganz (1916)  

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 15. September 1916: "Arthur Ganz, Sohn von Michael Ganz, hat die hessische Tapferkeitsmedaille nebst Diplom erhalten."
Anmerkung: - Hessische Tapferkeitsmedaille: https://de.wikipedia.org/wiki/Allgemeines_Ehrenzeichen_(Hessen)    
      

   
Auszeichnungen für den Feld- und Bataillonsarzt Dr. Rosenblatt (1917)    

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 16. Februar 1917: "Mainz. Dem Feld- und Bataillonsarzt Dr. Rosenblatt, gebürtig aus Frankfurt a. M., wurde für selbstlose Pflichterfüllung und Tapferkeit vor dem Feinde, das Eiserne Kreuz 1. Klasse und zweimaliges Ritterkreuz vom weißen Falken mit Schwertern verliehen."    

 
Zum Tod von Meta Cahn geb. Altmann durch einen Fliegerangriff (1918)   

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 15. März 1918: "Mainz. Dem Fliegerangriff am Samstag fiel auch ein Glied der hiesigen jüdischen Orthodoxie zum Opfer, Frau Meta Cahn, Gattin des Herrn Jacob Cahn, eine geborene Altmann aus Karlsruhe. Rabb. Dr. Bondi – Mainz und Rabb. Dr. Schiffer – Karlsruhe würdigten an der Bahre die Persönlichkeit der so plötzlich Dahingeschiedenen."
Anmerkungen: - Rabbiner Dr. Bondi:http://www.steinheim-institut.de:50580/cgi-bin/bhr?id=2047
- Rabbiner Dr. Schiffer: https://de.wikipedia.org/wiki/Sinai_Schiffer        

 
Zur Beisetzung der Künstlerin Elsa Neugarten (1918)      

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 7. Juni 1918: "Mainz, 31. Mai. Die Beerdigung einer hoffnungsvollen Jüngerin der Kunstgeschichte versammelte auf dem hiesigen israelitischen Friedhofe eine Trauerversammlung in der alle Kreise der Bevölkerung vertreten waren. Fräulein Elsa Neugarten, die zur letzten Ruhe gebettet wurde, war eine junge Studentin der Kunstgeschichte, der allgemein eine große Zukunft prophezeit worden war. Die Verstorbene hatte ein Werk über den Mainzer Maler Kasper Schneider als Doktorarbeit gerade vollendet, als der Tod sie ereilte. Rabbiner Professor Dr. Salfeld leitete die Trauerfeier mit einer Gedächtnisrede ein, in der er die Verblichene in schlichten, zu Herzen gehenden Worten als gottbegnadete Künstlerin und Schriftstellerin feierte. Professor Dr. Kautsch, der Ordinarius der Kunstgeschichte der Universität Frankfurt, widmete seiner Schülerin, die in wenigen Wochen aus seinen Händen den Doktorhut empfangen sollte, Worte des Abschieds. Die Mainzer Studenten ließen einen Kranz mit warmen Worten des Abschieds niederlegen." 
Anmerkungen: - Elsa Neugarten: https://ausstellungen.deutsche-digitale-bibliothek.de/facetten-juedischen-lebens/items/show/39  und
https://ausstellungen.deutsche-digitale-bibliothek.de/facetten-juedischen-lebens/items/show/40
- Kaspar Schneider: https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Kaspar_Schneider  (siehe Literatur)
- Rabbiner Professor Dr. Salfeld: https://de.wikipedia.org/wiki/Siegmund_Salfeld
- Professor Dr. Kautsch: https://de.wikipedia.org/wiki/Rudolf_Kautzsch
        

  
Zum Tod des Bankiers Josef Fulda (1919)      

Mainz Israelit 30121919.jpg (179633 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Dezember 1919: "Josef Fulda - Das Gedenken an den Gerechten ist zum Segen.
Mainz, 15. Dezember. In dem hohen Alter von nahezu 85 Jahren verschied hier Josef Fulda, der Seniorchef der Firma Josef Fulda, Mainz, eines der bedeutendsten Bankhäuser Süddeutschlands. Solidität, Zuverlässigkeit, Tüchtigkeit und besonders eine große Vorsicht, durch die er sein Haus und seine Kundschaft vor Verlusten zu wahren verstand, bildeten die Grundlagen, die seiner Firma den Aufstieg ermöglichten. Die starke geschäftliche Inanspruchnahme gestattete dem vielseitig interessierten Manne trotzdem noch, sich wissenschaftlich zu betätigen und seine mathematischen Kenntnisse waren geradezu sprichwörtlich. So war auch sein Gedächtnis ein außerordentliches. Die Ahnen des Verklärten stammen aus Frankfurt a. M.. Nach dem Brande der Frankfurter Judengasse 1717 sind sie nach Mainz verzogen, vermutlich mit dem Haupte der Familie, des Vorstehers Rabbi Perez Fulda, dessen Nachkommen dauernd Ehrenstellen in der Mainzer Gemeinde einnahmen. - Die am Sonntagnachmittag stattgehabte Beerdigung gestaltete sich zu einer eindrucksvollen Trauerkundgebung. Viele Mitglieder der beiden hiesigen jüdischen Gemeinden ließen es sich nicht nehmen, dem ehrwürdigen Manne die letzte Ehre zu erweisen. Rabbiner Dr. Bondi schilderte die Kämpfe, die der fromme Mann bei Gründung der Israelitischen Religionsgesellschaft zu bestehen hatte. Lange Zeit dauerte es, bis die anderen die Gesetzestreuen als gleichberechtigt anerkennen wollten. Mehr dann 40 Jahre gehörte der Dahingeschiedene dem Vorstand der Israelitischen Religionsgesellschaft an und sein vorbildliches Leben zwang die Reformer nicht zum wenigsten, der neugegründeten Gesellschaft die Achtung nicht zu versagen. Hatte doch die junge Gemeinde sich einen Dr. Lehmann als Führer erkürt, der gleich groß als Schriftsteller und Lehrer der Gemeinde gewesen. Im Namen des Vorstandes widmete Bankier Dr. Gustav Schlesinger dem scheidenden Vorsitzenden Worte des Dankes für dessen unermüdliche Arbeit. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."
Anmerkungen: - Rabbiner Dr. Bondi: http://www.steinheim-institut.de:50580/cgi-bin/bhr?id=2047
- Dr. Lehmann: https://de.wikipedia.org/wiki/Marcus_Lehmann
- Dr. Gustav Schlesinger: vgl. Artikel zum 25-jährigen Jubiläum von Guustav Schlessinger.. (1934)
          

    
Erinnerung an die Auswanderungen im 19. Jahrhundert  - Grab von Salomon Marx aus Mainz in New Orleans (1835-1921)     
Anmerkung: das Foto wurde von Rolf Hofmann (Stuttgart) im April 1994 im 1860 eröffneten Hebrew Rest Cemetery in New Orleans, 2100 Pelopidas at Frenchman Street, near Elysian Fields and Gentilly Blvd., aufgenommen.      

Grabstein im "Hebrew Rest Cemetery" in New Orleans für das Ehepaar Marx: 
"Clara Marx. 
Beloved wife of Salomon Marx. Born in Frankenthal Germany. 
The noblest type of womanhood. October 31,1845 - November 21, 1914.  
Salomon Marx  
Born in Mainz, Germany. 
He loved his fellow men. April 1, 1835 - January 29, 1921".       

   
Zum Tod von Siegmund Vogel (geb. in Nieder-Saulheim, gest. 1924 in Mainz)      
Anmerkung: Siegmund Vogel war Mitglied der Israelitischen Religionsgesellschaft, genoss aber "in beiden Gemeinden" - also sowohl in der liberalen wie in der orthodoxen Gemeinde in Mainz - dasselbe hohe Ansehen, zumal die Chewra Kadischa (Beerdigungsbruderschaft) für beide Gemeinden tätig war.

Artikel in "Der Israelit" vom 20. November 1924: "Mainz, 9. November. In der vergangenen Woche hatte die hiesige israelitische Religionsgesellschaft den Verlust eines Mannes zu beklagen, der es wohl verdient, dass ihm in diesen Blättern einige Erinnerungsworte gewidmet werden. Herr Siegmund Vogel war nicht nur einer unserer ältesten, sondern auch eines unserer gottesfürchtigsten und beliebtesten Mitglieder. Schon in verhältnismäßig jungen Jahren aus seinem Heimatort Nieder-Saulheim bei Mainz hierhergezogen - weil er sich in Bezug auf das jüdische Leben dort selbst nicht beruhigt fühlte - verstand er es hier, ein Haus zu führen, das in jüdischer Beziehung geradezu vorbildlich genannt zu werden verdient. Dass er seine Söhne und Töchter zu strengen Jehudim erzog, kann nach dem Gesagten wohl als selbstverständlich vorausgesetzt werden, ebenso dass er alle Institutionen unserer Kehillah (Gemeinde) stets auf das reichlichste förderte, sowie keinen Schiur (Toralernstunde) unbesucht ließ. Seine hervorragendste Eigenschaft indessen war seine Betätigung in der Chewra kaddischah. Kaum in Mainz ansässig, widmete er - obschon als Chef einem großen Hause vorstehend - einen großen Teil seiner Kräfte diesem wahrhaft edlen Liebeswerke. Er hätte sich wohl rühmen können - wenn das in seiner Art gelegen hätte  - dass in Mainz seit 24 Jahren fast kein Leichenbegängnis stattgefunden hat - hier in Mainz für sieht unsere Chevra den Dienst für beide Gemeinden - an dem er nicht teilgenommen hätte. Als in hohem Alter ein Beinleiden ihn belästigte, fuhr er in seinem Wagen, nur dass ihm diese große Mizwah (religiöses Gebot) nicht entgehe. Und so wie er hier einen staunenswerten Eifer entfaltet, so lag ihm auch die treue Erfüllung der anderen Betätigungen, die das Gemilas chesed schel Emes (Wohltätigkeit) erfordert, am Herzen. Wie manche Nacht opferte er am Lager der Sterbenden, bei der Fertigung der Araunaus (Särge). So konnte denn mit Recht, als wir vor einigen Jahren seinen 80. Geburtstag feierlich begingen, der Festredner das Gleichnis Rabbi Nachmans anwenden, dass dieser Rabbi Jizchak sagte, als sie zusammen gespeist hatten: Baum, Baum, womit soll ich segnen? Mögen alle deine Nachkommen dir gleich werden! Vorbildlich wie sein ganzes Leben ist auch sein Scheiden von dieser Welt gewesen. Rechtzeitig hat er sich die Mitglieder der heiligen Genossenschaft bestellt, jeden einzelnen begrüßte er auf das innigste und dann sprach er die Schemos mit einer Inbrunst und einer Hingebung, die auf die um das Sterbelager Stehenden gerade zu erschütternd wirkte. Vorher hatte er von seinen Kindern, Enkeln, einem Urenkel rührenden Abschied genommen. Dann hauchte er seine reine Seele aus. Dass seine Beerdigung sich zu einer eindrucksvollen Trauerkundgebung gestaltete, bedarf wohl kaum mehr gesagt zu werden. Beide Gemeinden nahmen den regsten Anteil. In einer aus tiefstem Herzen kommenden, glanzvollen Rede feiert Rabbiner Dr. Bondi den Heimgegangenen, den er mit großen Männern unseres Volkes verglich. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."   
 
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. November 1924: "Mainz, 9. November. In der vergangenen Woche hatte die Israelitische Religionsgesellschaft den Verluste eines Mannes zu beklagen, der es wohl verdient, dass ihm in diesen Blättern einige Erinnerungsversuche gewidmet werden. Herr Siegmund Vogel war nicht nur einer unserer ältesten, sondern auch eines unserer gottesfürchtigsten und beliebtesten Mitglieder. Schon in verhältnismäßig jungen Jahren aus seinem Heimatorte Nieder-Saulheim bei Mainz hierher gezogen – weil er sich in Bezug auf das jüdische Leben dortselbst nicht beruhigt fühlte – verstand er es hier, ein Haus zu führen, das in jüdischer Beziehung geradezu vorbildlich genannt zu werden verdient. Dass er seine Söhne und Töchter zu strengen Jehudim erzog, kann nach dem Gesagten wohl als selbstverständlich vorausgesetzt werden, ebenso, dass er alle Institutionen unserer Kehillah stets auf das reichlichste förderte, sowie keinen Schiur unbesucht ließ. Seine hervorragendste Eigenschaft indessen war seine Betätigung in der Chewra kaddischah. Kaum in Mainz ansässig, widmete er – obwohl als Chef einem großen Hause vorstehend- einen großen Teil seiner Kräfte diesem wahrhaft edlen Liebeswerke. Er hätte sich wohl rühmen können – wenn das in seiner Art gelegen hätte – dass in Mainz seit 24 Jahren fast kein Leichenbegängnis stattgefunden hat – hier in Mainz versieht unsere Chewra den Dienst für beide Gemeinden – an dem er nicht teilgenommen hätte. Als in hohem Alter ein Beinleiden ihn belästigte, fuhr er in einem Wagen, nur, dass ihm diese große Mizwah nicht entgehe."
Anmerkungen: - Jehudim: Plural von Jehudi: Fromme Juden
- Kehillah: https://de.wikipedia.org/wiki/Kehillah
- Schiur: https://de.wikipedia.org/wiki/Schi%27ur
- Chewra kadischah:https://de.wikipedia.org/wiki/Chewra_Kadischa
- Mizwah:https://www.juedische-allgemeine.de/glossar/mizwa/ und  https://de.wikipedia.org/wiki/Mitzwa
      

    
"Mainzer Redensarten" sowie über einzelne Personen aus der jüdischen Gemeinde (1928)    

Mainz Israelit 09021928.jpg (303144 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Februar 1928: "Mainzer Redensarten'.
Ein alter Mainzer pflegte die biblische Warnung 'Hischomer pen…' so anzuwenden, dass er 'pen' als englisches Wort (Feder) gebrauchte und damit zum Ausdruck brachte, dass man sich vor schriftlichen Verpflichtungen hüten soll.
Die Toleranz der letzten Kurfürsten dankbar gedenkend, äußerte ein Mainzer Gemeindemitglied zwischen 1793 und 1797: 'Welau jihje alenu kezef' (Jos. 29), wobei er die hebräischen Buchstaben kuf, zade, pe des Wortes 'kezef' als Anfangsbuchstaben für die Übertragung: Kaiser (von Österreich), zorfas (Frankreich) und Preußen anwendete.
Wenn jemand kurz vor dem Bankrott stand, pflegte man von ihm zu sagen: 'Er hält bei mogen ovaus', (also in der Nähe von wajechullu, wo die Arbeit beendet ist).
Meyer Naß und Jone Gambach waren zwei bekannte Persönlichkeiten in der Judengasse. Meyer Naß war Sachverständiger für Gold, Silber und Juwelen. Eingeweihte behaupten zwar, dass seine Sachkenntnisse gering waren, sein Einfluss aber war sehr groß, so dass er überall bei An- und Verkauf zugezogen wurde. Sein Ja galt als Ja, sein Nein als Nein. So wurde es zum Sprichwort in der Judengasse: 'Wenn Meyer Naß sagt: ‚Es ist falsch, dann ist es falsch‘.' Sein Gegenstück war Jone Gambach. Obwohl völlig mittellos, war er Bürge von Beruf. Bei allen geltlichen Transaktionen zog man ihn mit seiner Namensunterschrift zur Bürgschaft hinzu und heute noch sagen die Alten, wenn sie von einer zweifelhaften Transaktion sprechen wollen: 'Jone Gambach für ein erev' (Bürge).
Karlche Lorch war Krankenpfleger. Eines Tages wurde ein Junggeselle, Mosche Bamberg, schwer krank in die Krankenstube der Judengasse eingeliefert. Der Arzt, der ihn besuchte, meinte, dass das Ende des Patienten gekommen sei und erlaubte Lorch, dem Kranken, zu geben, was er wünschte. Samstagmittag wurde dem Krankenpfleger von seiner Frau die übliche Bohnensuppe gebracht. Bamberg wachte aus seiner Agonie auf, ob durch den Duft der Bohnensuppe oder sonst etwas, ist nicht aufgeklärt; immerhin bat er Lorch, ihm einige Löffel davon zu geben. Der Kranke verzehrte mit großem Behagen die Suppe und schlief ein. Er schlief bis zum nächsten Morgen. Als der Arzt kam, fand er zu seiner Überraschung einen wieder erholten Patienten. Der Doktor sagte: 'Herr Lorch, geben Sie dem Patienten wieder dasselbe wie bisher', worauf Lorch erwiderte: 'Herr Doktor, da muss er bis zum nächsten Schabbes warten.'
Herzche Cahn war der Vater des Geheimen Legationsrates Cahn in Paris, des einzigen Deutschen, der seinerzeit im Jahre 1870 in Paris bleiben konnte und dessen Tagebücher aus jener Zeit Berühmtheit erlangt haben. Cahn ging, wie viele seiner jüdischen Zeitgenossen mit dem Sack auf dem Rücken handeln. Seine Domäne war das der Stadt Mainz gegenüberliegende Kostheim und sein Handelszweig war altes Eisen. An einem schönen Junitage ging er auch wieder nach Kostheim, um altes Eisen einzukaufen. Mit seinem Sack beladen auf der Kostheimer Brücke angelangt, machte er schon im Geist Bilanz über seinen guten Kauf und sagte zu sich selbst: 'Heute hast du gut gehandelt, das Eisen wiegt mindestens einen Zentner.' Als er auf die Mainzer Schiffsbrücke kam, sagte er zu sich selbst: 'Du hast dich geirrt, das Eisen wiegt 1 ½ Zentner.' Am Mainzer Zeughaus angelangt, überlegt und wägt er von neuem: 'Stuß! Zwei Zentner wiegt das Eisen.' Zuhause stellt er seinen Sack auf die Waage und siehe da: Das Eisen wog 80 Pfund. Wenn jemand in der Judengasse von einem Geschäft erzählte, von dem er sich allzu viel Erfolg versprach, sagte man: 'Herzche Cahn sein Eisen.'
Ludwig Bamberger, der bekannte, in Mainz geborene Parlamentarier, war im Jahre 1848 Mittelpunkt der republikanischen Bewegung in Mainz. Nach einem großen, erfolgreichen Tage wurde ihm von den Mainzer Revolutionären ein Fackelzug vor seinem Elternhaus dargeboten. In der damaligen Zeit waren die sozialen Gegensätze noch ausgeprägter als in der heutigen Zeit und im Gegensatz zu seinem Sinn war die alte Frau Bamberger mit der neuen Bewegung noch nicht vertraut. In seiner jugendlichen Begeisterung holte Bamberger seine Mutter ans Fenster, um sie die große Ehre miterleben zu lassen. Die Mutter aber antwortete: 'Betracht dir dein Kahal morgen früh, heute Abend haben sie alle ihre Schabbeskleider an.'"
Anmerkungen: - Schabbes: Sabbat
- Geheimer Legationsrat Cahn: https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Cahn
- Stuss: https://de.wiktionary.org/wiki/Stuss
- Ludwig Bamberger: https://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_Bamberger und https://www.regionalgeschichte.net/bibliothek/biographien/bamberger-ludwig.html und https://www.lagis-hessen.de/pnd/118656961
- Kahal: Jüdische Religionsgemeinde    
     

   
25-jährige Tätigkeit von A. Zeitin als Toraschreiber (Sofer) und Vorbeter des Krankenpflege-Vereins (1928)     

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Mai 1928: "Mainz, 10. Mai. Herr A. Zeitin, Mainz, sieht am Schabbat Parschat BaMidbar eine 25jährige Tätigkeit als Sofer STaM (Torarollenschreiber) in Mainz und Vorbeter des dortigen Krankenpflege-Vereins zurück. Herr Zeitin hat in dieser Mainzer Zeit achtzehn neue Torarollen geschrieben."     
Anmerkung: Sofer / Sofer STaM  https://de.wikipedia.org/wiki/Sofer
  

 
70. Geburtstag von Oskar Lehmann (1928)    

Mainz Israelit 28061928.jpg (85058 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Juni 1928: "Mainz, 18. Juni. Zu seinem 70. Geburtstag wurden Herrn Oskar Lehmann mannigfache Ehrungen zuteil. Unter den Gratulanten befanden sich der Staatspräsident von Hessen, Adelung, der ihm als früherer Mitarbeiter seine Glückwünsche aussprach, die Gutenberg-Gesellschaft und das Gutenbergmuseum durch Herrn Stadtbibliothekar Dr. Ruppel in Anerkennung seiner Verdienste für seine allsabbatlichen Vorträge, in der Hoffnung, dass er bald in der Lage wäre, sie wieder aufzunehmen, der Verlag I. Kauffmann in Frankfurt a. M. dem erfolgreichen Autor u. v. a. m. Besonders erwähnt sei noch, dass Oskar Lehmann es seit 50 Jahren nicht hat nehmen lassen, als Bal kore tätig zu sein und allsabbatlich die Sidrah vorzulesen, zuerst zehn Jahre in der Synagoge der Israelitischen Religionsgesellschaft, dann im Gottesdienst und dass er heute noch die gesamte Tauroh auswendig beherrscht." 
Anmerkungen: - Adelung: https://de.wikipedia.org/wiki/Bernhard_Adelung 
- Gutenberg-Gesellschaft: https://de.wikipedia.org/wiki/Internationale_Gutenberg-Gesellschaft
- Gutenbergmuseum: https://de.wikipedia.org/wiki/Gutenberg-Museum
- I. Kauffmann: https://de.wikipedia.org/wiki/J._Kauffmann_J%C3%BCdischer_Buchverlag_und_Buchvertrieb 
- Bal kore: https://www.juedische-allgemeine.de/glossar/baal-kore/  
- Sidrah: Abschnitt aus der Tora der allsabbatlich gelesen wird
- Tauroh: https://de.wikipedia.org/wiki/Tora        

 
60. Geburtstag von Bankier Josef Fulda (1928)     

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Juli 1928: "Sechzigster Geburtstag
Am 5. Juli feiert Herr Isaak Josef Fulda in Mainz, der Chef eines der ältesten und angesehensten Bankhäuser, seinen 60. Geburtstag. Herr Fulda genießt als Fachmann großes Ansehen und ist einer der ältesten Besucher des Frankfurter Börsenplatzes, wo er sich bei Stadt- und Staatsanleihen hervorragend beteiligte. Als strenggläubiger Jude alten Schlages betätigt er sich seit langen Jahren in der Verwaltung der Israelitischen Religionsgesellschaft in Mainz, deren Vorstand er angehört und verstand es stets, sich in sozialer Beziehung in dezenter Weise der Pflicht eines Mandates der Mainzer Stadtverordnetenversammlung als Mitglied der demokratischen Partei und heute noch ist er Mitglied eine Reihe von städtischen Deputationen. Ebenso bekleidete er viele wichtige Aufsichtsratposten in Verkehrs- und Industriegesellschaften. Das von ihm in der Tradition seiner Ahnen geführte Bankhaus Fulda hat sich seit über 100 Jahren als einziges am Mainzer Platze unter den bedeutenden Banken den Charakter einer Privatbank bewahrt."     

   
70. Geburtstag von Bina Abraham (1928)      

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Juli 1928: "Mainz, 27. Juni. Die Ehefrau des verstorbenen Ludwig Abraham aus Oberolm bei Mainz, Frau Bina Abraham, feiert dieser Tage im Kreise ihrer Kinder und Enkel ihren 70. Geburtstag in voller körperlicher und geistiger Frische."      

  
Jahrzeitstag von Julius Cahn, langjähriger Vorsteher der Religionsgesellschaft (1928)    

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. August 1928: "Zum ersten Jahrzeitstag von Julius Cahn - das Gedenken an den Gerechten ist zum Segen, Mainz 20. Elul
Wenn ein zadik von dieser Welt genommen wird, der seinem Kreise und noch darüber hinaus Mittelpunkt und Vorbild gewesen ist, so fehlt in dem frischen Schmerze um den eingetretenen Verlust oftmals die nötige Sammlung, um die Bedeutung des Heimgegangenen richtig zu würdigen und seinen Verdiensten gerecht zu werden.
Darum gibt die erstmalige Wiederkehr des Tages, an welchem vor Jahresfrist Julius Cahn - das Gedenken an den Gerechten ist zum Segen, der langjährige parnas und Führer der Mainzer Religionsgesellschaft, in die ewige Welt heimgegangen ist, Anlass mit einigen Strichen das Bild dieser ausgeprägten Persönlichkeit zu zeichnen und seinen seltenen Charakter an einigen markanten Zügen zu beleuchten.
Von frühester Jugend an auf sich selbst gestellt, war es ein seltenes ch m i m o/u/v ch, das sich besonders in einer vorbildlichen Selbstverständlichkeit des Gleichranges der heiligen Gebote - ben adam lamakom und ben adam lechawri ausprägte, welches seine gradlinige Persönlichkeit auszeichnete. Seine Jüdischkeit war ihm oberste Richtschnur in allen Lagen und Perioden seines Lebens und Schaffens. Gern erzählte er noch in vorgerücktem Alter, wie er, fast noch als Knabe, in seiner Lehrzeit unerschrocken für die Beobachtung von Dingen eintrat, die andere oft als minder wichtig ansehen, die er aber aus dem Elternhaus als untrennbare Bestandteile jüdischer Lebensführung mitgenommen hatte. Später führte ihn sein Beruf jahrzehntelang auf die Reise und sein Leben draußen war für viele seiner Berufsgenossen beispielgebend, ja oft sprichwörtlich. Was für andere eine Entbehrung bedeutet hätte, er war selbst dafür von Herzen dankbar, und welche Freude bereitete es ihm oft, wenn er auf der Reise nach einem ohne Arbeitsunterbrechung verbrachten Taunis einen Gesinnungsgenossen traf, mit dem er dann gemeinsam an einem Stück Brot und einem Glas Bier anbeißen konnte. - Bedarf es noch der Erwähnung, dass dieser vielbeschäftigte Mann mit Gewissenhaftigkeit ein genauer Beachter der Zeiten der Tora war, aber bemerkenswert ist es, dass er, nachdem er sich die ganze Woche auf der Reise geplagt hatte, Freitag Abend nach beendeter Mahlzeit zu einem Rabbi ging, um später zuhause einen anderen Schiur zu beginnen. Hatten ihn doch schon seine unvergesslichen Eltern - ehrendes Andenkens - in früher Jugend nach Mainz auf die von Rabbiner Dr. Lehmann – das Andenken an den Gerechten ist zum Segen – begründete Schule gebracht und später hatte er nicht nur bei diesem Großen, sondern auch bei R. Samuel Bondi – das Andenken an den Gerechten ist zum Segen - und bei dem nachmaligen Frankfurter Raw, Dr. S. Breuer – das Andenken an den Gerechten ist zum Segen – gelernt. Als besonders kennzeichnend für seine Bescheidenheit und sein Ehren von Vater und Mutter verdient festgehalten zu werden, dass er die von ihm begründete, gefeierte und zu Ansehen gebrachte Firma auf den Namen seines Vaters Herz Cahn nannte.
Die gleiche Arbeitsfreudigkeit, die er in seinem Berufe bewahrte, widmete er auch den an ihn herantretenden Verwaltung er etwas 4 Jahrzehnte tätig war, davon ein Vierteljahrhundert als Vorsteher, und der seine Liebe und sein Interesse in ganz besonderem Maße galt. Wenn er da etwas als richtig und notwendig erkannt hatte, gab es kein langes Zaudern und Bedenken, er, der Mann der Tat, schritt zur Ausführung wie überhaupt sich bei ihm das z r i z o/u/v ch des b/w/v ch n in der besten Bedeutung des Wortes verkörperte, - gleich seinem ihm in inniger Liebe verbundenen älteren Bruder, dem unvergesslichen Fuldaer Raw – das Andenken an den Gerechten ist zum Segen.
Die gleiche Arbeitsfreudigkeit, die er in seinem Berufe bewahrte, widmete er auch den an ihn herantretenden Klallaufgaben (Aufgaben in der jüdischen Gemeinschaft), insbesondere aber seiner Kehilah, in deren Verwaltung er etwa 4 Jahrzehnte tätig war, davon ein Vierteljahrhundert als Vorsteher, und der seine Liebe und sein Interesse in ganz besonderem Maße galt. Wenn er da etwas als richtig und notwendig erkannt hatte, gab es kein langes Zaudern und Bedenken, er, der Mann der Tat, schritt zur Ausführung, wie überhaupt sich bei ihm das z r i z o/u/v ch des b/w/v h n in der besten Bedeutung des Wortes verkörperte, - gleich seinem ihn in inniger Liebe verbundenen älteren Bruder, dem unvergessliche Fuldaer Raw – das Andenken an den Gerechten ist zum Segen.
Wie sein ch m i m o/u/v ch sich in den Jahren materiellen Aufstiegs und heiteren Familienglückes leuchtend bewährte, so zeichnete es ihn auch aus, als in den Kriegsjahren sich die z r o/u/v häuften, er so oft über den Verlust sich die von a m z ?i m b/w/v n i m a m z i m klagen und trauern musste. Da war er m z k b/w/v l ?h was h k b/w/v i i h über ihn und sein Haus verhängt hatte, wie nur ein Mann von seiner Seelengröße es vermochte. Und wer das Glück hatte, ihn bei der Tefilah zu beobachten, mehr noch zuhause als im j b/w/v h i i b/w/v musste tief ergriffen sein. Und nicht vergessen soll werden, wie er in Jahrzehnten nicht allein vielen Angestellten, die Möglichkeit zu sch m i r ch sch b/w/v ch gab, sondern sie auch in ihrer Jüdischkeit anhielt, besonders diejenigen, welche, wie dies früher üblich war, auch in seinem Hause lebten, zu z ?? o/u/v ch r r h führte o/u/v b/w/v i m ch sch l m z k -
Jetzt bei Beginn des Ellulmonats, wenn wir bald wieder die erschütternden Worte sagen a n sch i a m o/u/v n h a b/w/v r o/u/v, fühlen wir aufs Neue den Schmerz um der Verlust dieses Mannes, der wie wenige b/w/v ch/k ch m z ch i n Vorbild und Beispiel war und wir flehen zu ch z b/w/v i i h, dass Er die Kraft gebe, in seinem Sinne n o/u/v r r n r ch zu sein, dann wird (hebräisch und deutsch:) das Andenken dieses Gerechten zum Segen für seinen Wirkungskreis und den klal Jisrael (jüdische Gemeinschaft) sein."
Anmerkungen: - Zadik: https://de.wikipedia.org/wiki/Zaddik
- Parnes: https://de.wikipedia.org/wiki/Parnas
- Schiur: https://de.wikipedia.org/wiki/Schi%27ur
- Rabbiner Dr. Lehmann:https://de.wikipedia.org/wiki/Marcus_Lehmann
- Rabbiner Samuel Bondi: https://www.alemannia-judaica.de/mainz_rabbiner_lehrer.htm#Zum%20Tod%20von%20Rabbi%20Samuel%20Bondi%20(1877)
- Rabbiner Dr. S. Breuer: https://de.wikipedia.org/wiki/Salomon_Breuer
- Kehilah: https://de.wikipedia.org/wiki/Kehillah
- Fuldaer Raw: https://www.alemannia-judaica.de/fulda_rabbinat.htm#Nachfolger%20von%20Dr.%20Enoch%20wird%20Rabbiner%20Dr.%20M.%20Cahn%20(1877)
- Tefilah: Gebet 
- Ellul: https://de.wikipedia.org/wiki/Elul
        

    
Anna Seghers ist Kleistpreisträgerin (1929)   
Anmerkung: Zu Anna Seghers (1900-1983, Ehrenbürgerin der Stadt Mainz) vgl. u.a. die Website www.anna-seghers.de und den Wikipedia-Artikel "Anna Seghers"     

Artikel in der "Jüdisch-liberalen Zeitung" vom 11. Januar 1929: "Mainz. (Jüdische Kleistpreisträgerin). Anna Seghers, die begabte junge Schriftstellerin, die in diesem Jahre mit dem Kleistpreis ausgezeichnet wurde, ist eine Jüdin. Sie ist eine Tochter des Mainzer Kunsthändlers Isidor Reiling".      

  
Zum Tod von Esther Moritz geb. Birnbaum (1929)     

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Mai 1929: "Mainz, 14. Mai. Am Rüsttage des Schabbat Paraschat Kedoschim haben wir eine jener immer seltener werdenden Frauen zu Grabe getragen, deren ganzes Leben der Erfüllung dieser göttlichen Forderung geweiht war. Frau Esther Moritz, geb. Birnbaum - sie ruhe in Frieden. Die Heimgegangene entstammte einem Hause, in welchem Keduschahgeist besonders hochgehalten und gepflegt wurde, die hatte von ihren hochgesinnten Eltern eine solche von allen jüdischen Idealen durchglühte Erziehung erfahren, dass es für sie eine Selbstverständlichkeit war, ihr Haus mit ihrem gleichgesinnten Gatten, Herr Leo Moritz, nach dem Vorbilde ihrer Eltern aufzubauen. Es wird in unserem Kreise und weit darüber hinaus unvergessen bleiben, was das Haus der Verblichenen unsere Kehillah als Mittelpunkt für Jiroh (Gottesfurcht) bedeutete, wie sie es verstanden hat, schon als junge Frau, trotz vielseitige Inanspruchnahme, Wohltätigkeit in vorbildlicher Weise zu pflegen, wie sie Jahre hindurch eine seltene Gastfreundschaft für Talmudschüler übte, wie sie mütterlich für alleinstehende Lehrer sorgte und sie in Krankheitsfällen im eigenen Hause betreute. Als Vorstandsmitglied des Frauenvereins wirkte sie lange Jahre besonders segensreich und in der chewra kadischa war sie eine der tätigsten Damen. Es wird dem gebeugten Gatten ein Trost sein, dass die beiden Söhne ganz im Geiste des Elternhauses leben und sich unter den ... betätigen.
Die Heimgegangene wurde neben dem kewer unseres Raw Dr. Bondi – das Andenken an den Gerechten ist zum Segen – zur ewigen Ruhe gebettet, ihr Verdienst stehe den Hinterbliebenen und unserer ganzen Kehilloh bei."
Anmerkungen: Rüsttag: https://de.wikipedia.org/wiki/Rüsttag 
Keduschah: https://de.wikipedia.org/wiki/Keduscha 
Leo Moritz: vgl. Bericht von 1936   
Kehillah: https://de.wikipedia.org/wiki/Kehillah
Chewra Kadischa: https://de.wikipedia.org/wiki/Chewra_Kadischa
Kewer: (Hebr.) Grab           

  
75. Geburtstag von Rechtsanwalt Berthold Mannheimer (1930)     

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. April 1930: "Mainz, 1. April. Der Nestor der Mainzer Rechtsanwälte, Herr Rechtsanwalt Berthold Mannheimer, feierte am 24. März in geistiger und körperlicher Frische seinen 75. Geburtstag. Der Jubilar konnte zugleich auf eine fast 50jährige erfolg- und segensreiche Tätigkeit im Dienste seines Berufes zurückblicken. Von Richtern und Kollegen und aus allen Kreisen der Bevölkerung liefen zahlreich Glückwünsche ein: Der Vorstand der Anwaltskammer sprach schriftlich 'den Dank der Kollegenschaft' aus für die mustergültige Erfüllung der Pflichten des Berufes. Unter den Gratulanten befand sich auch der Herr Staatspräsident, der Herr Oberbürgermeister und die Verwaltung der Stadt Mainz." 
Anmerkungen: - Staatspräsident: https://de.wikipedia.org/wiki/Bernhard_Adelung
Oberbürgermeister: https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Ehrhard vgl. Anzeige von Rechtsanwalt Mannheimer (1886)         

   
70. Geburtstag von Amalie Sommer (1930)       

Mainz Israelit 26061930.jpg (73313 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Juli 1930: "Mainz, 23. Juni. Am 3. Juli vollendet Frl. Amalie Sommer, verehrt von vielen Freunden und Bekannten, ihr 70. Lebensjahr. Seitdem Frl. Sommer vor 42 Jahren ihren Wohnsitz hierher, an die Wirkungsstätte ihres hochverehrten, edlen Bruders Alfred Sommer - das Gedenken an den Gerechten ist zum Segen - verlegte, wurde sie nicht müde, sich auf allen Gebieten des Wohltuns zu bemühen, und sie bewährte sich in hervorragendem Maße als Wohltäterin, die zu jeder Tages- und Nachtzeit zur Verfügung war. - In der Kriegszeit verstand sie es besonders dort zu helfen, wo man sich nicht an die öffentliche Wohltätigkeit wandte. - Der Allgütige erhalte sie noch viele Jahre ihrem großen Kreis dankbarer Freunde und Verehrer."        


80. Geburtstag von Isaac Rosenthal (1933)     

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Januar 1933: "Mainz, 22. Dez. Am Schabbat wajischlach beging in geistiger und körperlicher Frische Herr Isaac Rosenthal seinen 80. Geburtstag. Die Gemeinde der Israelitischen Religionsgesellschaft ließ es sich nicht nehmen, dem Jubilar besonders zu ehren. Nach dem Ausheben der Tora sang der Chor: Baruch Haba. Der Jubilar wurde aufgerufen und wurde derselbe von vielen Gemeindemitgliedern und Freunden besonders geehrt. Herr Rosenthal, als streng orthodoxes Mitglied der Religionsgesellschaft, ist einer der regelmäßigen Besucher des G’ttesdienstes. Der Jubilar wünschte, wegen des vor einem Jahr erfolgten Todes seiner Frau und des jüngsten Trauerfalls in der Familie, von einer Feier abzusehen und er verbrachte den Jubiläumstag im Kreise seiner drei Kinder und zwei Enkelkindern.
Herr Isaak Rosenthal hatte vor einigen Jahren noch die Schioh, die goldene Hochzeit feiern können, damals wurde das Jubelpaar besonders geehrt, indem Herr Reichspräsident von Hindenburg ein Schreiben mit besonderer Widmung und Bild überreichen ließ. (Alles Gute) bis 120 Jahre!" 
Anmerkung:  - Reichspräsident von Hindenburg: https://de.wikipedia.org/wiki/Paul_von_Hindenburg 
       

  
98. Geburtstag von Henriette Wimpfheimer geb. Scheuer in New York (1934)     
Anmerkung: Henrietta Wimpfheimer geb. Scheuer starb am 16. September 1939 in Manhattan: siehe Grab https://de.findagrave.com/memorial/189315055/henrietta-wimpfheimer
 

Mainz Israelit 31051934.jpg (117271 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Mai 1934: "Mainz, 18. Mai. Frau Henriette Wimpfheimer geb. Scheuer in New York, eine Urenkelin des berühmten Mainzer Rabbiners R. Herz Scheuer - das Gedenken an den Gerechten ist zum Segen - geb. 20. Juni 1836 (5. Tammus 5597) wird 98 Jahre alt. Sie ist die einzige noch lebende Tochter von R. Bär Scheuer - das Gedenken an den Gerechten ist zum Segen -, dessen sich die alte Generation noch erinnern dürfte. Die Familie stammt aus Frankfurt a. M. und ihr Stammhaus, 'Zur Scheuer' genannt, war am Ausgang der Judengasse nach dem Fahrtor, auf derselben Stelle, auf der heute das Gemeindehaus (ehemals Rothschilds Geschäftshaus) steht. Rabbi Tewele Scheuer war um die Mitte des 18. Jahrhunderts Dajan in Frankfurt, dann Rabbiner in Bamberg als Nachfolger seines Schwiegervaters R. Nathe Utitz - das Gedenken an den Gerechten ist zum Segen - und zuletzt Rabbiner in Mainz. Sein Sohn R. Herz - das Gedenken an den Gerechten ist zum Segen - war sein Nachfolger im Rabbinat und führte eine große, weltberühmte Jeschiwoh, aus der viele Rabbiner hervorgingen. Es waren zu einer Zeit 36 seiner Schüler gleichzeitig als Rabbiner vornehmlich in Süddeutschland, Elsass und Lothringen tätig. Diese Jeschiwoh wurde nach seinem im Jahre 1822 erfolgten Ableben von seinem Enkel, R. Samuel Bondi - das Gedenken an den Gerechten ist zum Segen -, bis zum Jahre 1840 weitergeführt und erlag dann den Strömungen der Zeit, die auch die Mainzer Gemeinde erfasst hatten.
Die Jubilarin Frau Wimpfheimer, eine Trägerin großer Traditionen, kam in jungen Jahren nach Amerika, woselbst sie heiratete. Sie ist trotz hohen Alters geistig und körperlich noch auf der Höhe und erinnert sich gerne ihrer Vaterstadt, erzählt noch häufig und gerne aus jener Zeit, in der die Mainzer Gemeinde führend für Süd- und Westdeutschland war. Möge G'tt sie weiter gesund halten. (Alles Gute) bis 120 Jahre."   
Anmerkungen: - Rabbiner Herz Scheuer: https://de.wikipedia.org/wiki/Herz_Scheuer
- Tammus: https://de.wikipedia.org/wiki/Tammus
- Judengasse: http://www.judengasse.de/dhtml/T008.htm   https://de.wikipedia.org/wiki/Frankfurter_Judengasse
- Rothschild: https://de.wikipedia.org/wiki/Mayer_Amschel_Rothschild
- Dajan: Richter
- Jeschiwoh: https://de.wikipedia.org/wiki/Jeschiwa
- R. Samuel Bondi:https://www.deutsche-biographie.de/sfz49070.html   https://www.geni.com/people/Rabbi-Samuel-Bondi/6000000003639961105        

 
25-jähriges Jubiläum von Dr. Gustav Schlessinger als Vorstand der Religionsgesellschaft (1934)    

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Juni 1934: "Mainz, 5. Juni. Nur einem kleinen Kreis seiner Freunde und Mitarbeiter ist es bekannt, dass am letzten Schawuot (Wochenfest) 25 Jahre vergangen sind, seit Herr Dr. Gustav Schlessinger dem Vorstande unserer Religionsgesellschaft angehört; seit mehreren Jahren als erster Vorsitzender. In schweren Jahren hat er uns stets zur Seite gestanden. Wir danken ihm an dieser Stelle für seine aufopfernde Tätigkeit und wünschen ihm und seiner kehillah, dass er noch lange Jahre seines Amtes walten möge."
Anmerkung: -  Kehillah: https://de.wikipedia.org/wiki/Kehillah        

  
Zum Tod von Siegfried Fraenkel (1934)      

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. August 1934: "Mainz, 14. August. Im Alter von 84 Jahren trug man am 26. Aw einen Mann zu Grabe, von der Art derer, die leicht ungekannt unter den Menschen einhergehen, weil sie in Demut und Bescheidenheit, in stiller Geborgenheit mit ihrem G’tte durchs Leben wandeln. An eine goldene Kette hoher Ahnen angeschlossen – der Nachkommen von Talmudgelehrten, ein Spross der 1671 aus Wien ausgewiesenen Familie Mirels-Fraenkel, der auch der Korban Ha-Edah entstammt, ein Urenkel des Ansbacher Oberrabbiners Moses Hochheimer – hat sich Siegfried Fraenkel - das Gedenken an den Gerechten ist zum Segen als ein echtes Glied dieser Ahnenreihe bewährt, hat er sich sein Leben lang dieser Tradition würdig gezeigt, allzeit der Pflicht gelebt, so zu sein und so zu wirken wie seine Vorfahren. Früh vom Ernst des Lebens gehärtet, durch eine Schule der Entsagung gegangen, ist er sich in allen Lagen des Lebens gleich geblieben, immer bestrebt, seinen Namen wie einen Ehrenschild zu hüten. Frühzeitig ins elterliche Geschäft eingetreten, ließ er sich vom Werktagtreiben nicht erdrücken, ging als Lernender und Strebender mit aufgeschlossenem Sinn für alles Geistige durch die Welt. Das jüdische Wissen, das er neben seinem Vater, seinem Onkel Rabbi Chaim Fraenkel, verdankte, wahrte er als heiliges Erbgut und verwandte jede freie Minute auf Lernen. So lange die körperlichen Kräfte es erlaubten, besuchte er zu jeder Gebetszeit die Synagoge und war dort ein eifriges Mitglied der Schaß-Chewrah. Er hatte als Lebensgefährtin eine ihm kongeniale Tochter des Colmarer Oberrabbiners Salomon Wolf Klein erkoren, die ihm schon nach kurzer Ehe entrissen worden. Den Segen der kindlichen Dankbarkeit, die er seinen Eltern in unvergleichlicher Weise entgegengebracht, hat er von seinen Söhnen, seiner Schwiegertochter und seinen Enkeln erfahren, an dem altjüdischen Familienleben, wie es sein Haus auszeichnete. Vom Jahre 1887 – 1923 bekleidete er in nicht zu übertreffender Pflichtttreue und Gewissenhaftigkeit die Ämter des Rechners und Sekretärs der Israelitischen Religionsgemeinde Mainz. Ein treuer Sohn seiner Vaterstadt, hervorragend bewandert in der Geschichte der altehrwürdigen jüdischen Gemeinde Mainz war er bis in die letzten Tage hin von bewundernswerter geistiger Regsamkeit. In weiser Voraussicht hatte er vor 50 Jahren die Gründung der Lehrkurse des Kaufmännischen Vereins angeregt und diese in den ersten Jahren als Vorstandsmitglied dieses Vereins geleitet. Diese Lehrkurse, die später an die Handelskammer übergingen, bildeten die Grundlage der heutigen städtischen Handelsschule. An seiner Bahre gab Herr Rabbiner Dr. Bamberger dem Schmerze um den Verlust dieses wahrhaften und gerechten Menschen in warmen Worten Ausdruck, der erste Vorsteher der Gemeinde, Herr Kommerzienrat Bernhard Albert Mayer bekundete seinen und der Gemeinde Dank in rührender Weise. Wahrhaften Segen hat sein Wirken bereitet, sein Andenken wird zum Segen sein. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."
Anmerkungen: - Aw: https://de.wikipedia.org/wiki/Aw_(Monat) 
- Korban Ha-Edah: https://en.wikipedia.org/wiki/David_ben_Naphtali_Fränkel  
- Schaß-Chewrah: Bruderschaft der Gelehrten - Toraverein
- Rabbiner Dr. Bamberger: https://www.biografisches-gedenkbuch-bk.de/385
- Kommerzienrat Bernhard Albert Mayer: https://www.juedische-allgemeine.de/unsere-woche/buecher-fuer-die-gemeinde/59.Datenbank.html?detID=31   
        

 
Zum Tod von Martin Moritz (1935)     

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. April 1935: "Mainz, 1. April. Wenige Wochen nach dem frühen Heimgang seiner ältesten Tochter, Frau Regina Bachrach in Hamburg, ist Martin Moritz am 20. Adar II im Alter von 79 Jahren in die bessere Welt hinübergegangen. Ein eifriger Anhänger unserer Religionsgesellschaft, zu deren ältester Schülergeneration er zählte, ein treuer Freund und inniger Verehrer ihrer Rabbiner, ein tätiges Mitglied des Wohltätigkeitsvereins, versäumte er, solange seine Gesundheit es ihm ermöglichte, keinen G’ttesdienst und keine Schiur, fand er seine höchste Befriedigung in der hingebungsvollen und gewissenhaftesten Erfüllung jeder Mizwa (religiöses Gebot) und keine Wechselfälle des Lebens, die auch ihm und der treu verbundenen Lebensgefährtin nicht erspart bleiben, vermochten sein beispielhaftes Bitochaun (Gottvertrauen) und seine heitere Zuversicht in die Hilfe Gottes zu trüben. In anspruchsloser Bescheidenheit, äußeren Ehrenstellen abhold, jedem Nebenmenschen in Güte und Freundschaft zugewandt, von rührender Liebe und Besorgnis um die Seinen, vor allem um die seit vielen Jahren leidende Gattin erfüllt, so wandelt er, ein Mann, der in Wahrheit und verdienter Weise nur Freunde hatte, unter uns und so wird er in unserem treuen Gedächtnis weiterleben.
Bei der Beerdigung am vergangenen Dienstag zeigte sich die Liebe und Verehrung, die ihm von allen Seiten entgegen getragen wurde, durch die Anwesenheit so vieler Freunde und Verwandte. Er verdiente den warmen, innigen Nachruf, den ihm Rabbiner Dr. Bamberger am Grabe hielt, der mit beredten Worten seine Tugenden und Verdienste schilderte." 
Anmerkungen: - Adar: https://de.wikipedia.org/wiki/Adar_(Monat)   
- Schiur: https://de.wikipedia.org/wiki/Schi%27ur 
- Rabbiner Dr. Bamberger: https://www.biografisches-gedenkbuch-bk.de/385 
      

  
Todesanzeige für Hedwig Moritz geb. Feuchtwanger (1936)     

Mainz Israelit 26031936.jpg (45845 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. März 1936: "Statt Karten
Nach langem, schweren, mit größter Geduld ertragenem Leiden, entschlief am 23. März/1. Nissan unsere innigstgeliebte Mutter, Schwiegermutter, Großmutter, Schwester, Schwägerin und Tante
Frau Hedwig Moritz  geb. Feuchtwanger
Mainz, Hindenburgstraße 24, III
Mosbach/B.,  Hamburg
Im Namen der tieftrauernden Hinterbliebenen
Siegfried Siegel u. Frau, geb. Moritz
Hugo Moritz u. Frau, geb. Mathiason"
Anmerkung: - Nissan: https://de.wikipedia.org/wiki/Nisan_(Monat)
         

  
100. Geburtstag der aus Mainz stammenden Henrietta Wimpfheimer geb. Scheuer (in New York 1936)   
Anmerkung: Henrietta Wimpfheimer geb. Scheuer starb am 16. September 1939 im Alter von 103 Jahren in Manhattan: siehe Grab https://de.findagrave.com/memorial/189315055/henrietta-wimpfheimer
  

Mainz Israelit 09071936.jpg (109887 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Juli 1936: "New York, 1. Juli. Frau Henriette Wimpfheimer in New York feierte am 21. Juni ihren 100. Geburtstag. Die Patriarchin, noch im Besitze ihrer geistigen Fähigkeiten und auch körperlich rüstig, stammt aus Mainz und ist die Tochter des in den 90er Jahren heimgegangenen Rabbi Bär Scheuer - das Gedenken an den Gerechten ist zum Segen, der so manchem der älteren Generation in Erinnerung sein dürfte. Die Familie Scheuer stammt ursprünglich aus Frankfurt a. M., woselbst der Urgroßvater der Jubilarin Rabbi Tebele Scheuer - das Gedenken an den Gerechten ist zum Segen - Rabbinatsassessor war. Von hier wurde er nach Bamberg auf den Rabbinatssitz berufen, den er später mit der Rabbinerstelle in Mainz vertauschte. Er, sowohl wie sein großer Sohn, Rabbi Herz Scheuer - das Gedenken an den Gerechten ist zum Segen, der Großvater der Frau Wimpfheimer, hatten eine stark besuchte Jeschiwah, von deren Schülern zu Lebzeiten von Rabbi Herz einstens 36 gleichzeitig in angesehenen Rabbinatsstellen wirkten. - In New York wurde der Geburtstag dieser Dame, die sich in Wohltätigkeitswerken und Vereinen sehr verdient gemacht hat, entsprechend gefeiert. Sie hatte seinerzeit in Mainz 1854 im Alter von 18 Jahren geheiratet und verlegte ihren Wohnsitz nach Amerika. Möge ihr weiter ein froher Lebensabend beschieden sein." 
Anmerkungen: - Rabbi Herz Scheuer: https://de.wikipedia.org/wiki/Herz_Scheuer 
- Jeschiwah: https://de.wikipedia.org/wiki/Jeschiwa   
     

   
Zum Tod von Jakob Tchaniki (1936)       

Mainz Israelit 27081936.jpg (84741 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. August 1936: "Mainz, 16. Aug. Am Schabbat Rosch Chodesch Tammuz wurde Jakob Tchaniki aus einem arbeitsreichen Leben abberufen. Mit ihm ging ein Mann von großer talmudischer Gelehrsamkeit von hinnen. Fast drei Jahrzehnte wirkte er in hiesiger Gemeinde. Er war ein durch und durch religiöser Mensch. Nicht wie bei vielen anderen bloß in den Augenblicken des Gehobenseins. Er offenbarte sich allzeit und immer als der von Gläubigkeit erfüllte Mensch. Er war für Mainz der Lehrer des Iwrith. Von seiner Beliebtheit gab die Beteiligung bei seiner Beerdigung Zeugnis. Herr Rabbiner Dr. Bamberger schilderte in tiefgehenden Ausführungen die Persönlichkeit des Dahingeschiedenen. Auch Herr Rabbiner Dr. Levy gab der Trauer der Gesamtgemeinde in warmen Worten Ausdruck und ehrte in durch einen in Iwrith gehaltenen Nachruf. Für die Israelitische Religionsgesellschaft dankte deren Vorsitzender, Herr Dr. Gustav Schlessinger, dem Verblichenen für die Dienste, die er in aufopfernder Weise der Gemeinde geleistet hat. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."  
Anmerkungen: - Iwrith: https://de.wikipedia.org/wiki/Ivrit
- Rabbiner Dr. Bamberger: https://www.biografisches-gedenkbuch-bk.de/385
- Rabbiner Dr. Levy: https://de.wikipedia.org/wiki/Sali_Levi   http://steinheim-institut.de:50580/cgi-bin/bhr?id=2350
- Dr. Gustav Schlessinger: vgl. Bericht von 1934           


Zum Tod von Leo Moritz (1936)     

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Dezember 1936: "Mainz, 25. Nov. Wieder ist einer unserer Alten, einer der wahrhaften Männer unserer Kehilloh abberufen worden. Leo Moritz ist im 84. Lebensjahr zur ewigen Ruhe eingegangen. Der Heimgegangene war nicht nur einer der Treuesten der Israelitischen Religionsgesellschaft, er gehörte zu den Tatmenschen, zu denen, deren Initiative und Aktivität, wie unser Raw, Herr Rabbiner Dr. Bamberger, an der Bahre in treffenden und prägnanten Worten ausführte, unser Kreis im Besonderen und die jüdische Allgemeinheit unendlich viel zu verdanken haben. Leo Moritz gehörte viele Jahre dem Vorstand der Religionsgesellschaft an und widmete sich all ihren Anliegen mit hingebungsvoller Tatkraft, er war im Vorstand des Israelitischen Krankenvereins, er war die Seele des von ihm begründeten Vereins für die Gastfreundschaft (hachnasat orchim). Im Verein mit seiner gleichgesinnten Gattin Esther Moritz, geb. Birnbaum - seligen Andenkens -, wusste er sein Haus zu einer Stätte von Tauroh und G’ttesfurcht zu gestalten, in welchem in seltener und beispielgebender Weise Talmudschüler ein Heim fanden. Sein Verdienst möge seinen beiden Söhnen und deren Familien und unserer Kehilloh beistehen. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."
Anmerkungen: - Kehilloh: https://de.wikipedia.org/wiki/Kehillah
- Rabbiner Dr. Bamberger:https://www.biografisches-gedenkbuch-bk.de/385
- hachnasat orchim:  https://www.chabad.org/library/article_cdo/aid/691769/jewish/Hachnasat-Orchim-Hospitality.htm   https://www.juedische-allgemeine.de/glossar/hachnasat-orchim/
- Esther Moritz, geb. Birnbaum: vgl. Artikel von 1929   
- Tauroh: Tora
- Zebaot: https://de.wikipedia.org/wiki/Zebaot        

  
Zum Unfalltod von Dr. Leonhard Fulda und seiner Frau Ruth geb. Löwenthal (1937)      

Mainz Israelit 14101937.jpg (115428 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Oktober 1937: "Dr. Leonhard Fulda und Frau Ruth, geb. Löwenthal – ihr Andenken sei zum Segen
Mainz, 10. Oktober. Von unsagbar schwerem Leid ist die Israelitische Religionsgesellschaft in Mainz betroffen. Herr und Frau Dr. Fulda sind einem Autounglück zum Opfer gefallen. - Als letzten Montag die Schreckensnachricht sich hier verbreitete, zeigte sich in der allgemeinen Bestürzung die außergewöhnliche Wertschätzung, die man von allen Seiten den Betroffenen und den schwer geprüften Familien entgegenbrachte. Frau Dr. Fulda überlebte den Unfall leider nur wenige Stunden. Für ihren Gatten stiegen heiße Gebete zum Himmel hinauf, aber der Herr über alle Seelen hatte bestimmt, dass uns auch dieser edle, gute Mensch genommen werde. - Am Freitag fand unter ungeheuerer Beteiligung der ganzen Gemeinde und sehr vieler auswärtiger Freunde die Bestattung statt, an der auch die Rabbinen der benachbarten Religionsgesellschaften Wiesbaden und Darmstadt und der Rosch-Jeschiwoh und mehrere Vorsteher der israelitischen Religionsgesellschaft Frankfurt teilnahmen.
Rabbiner Dr. Bamberger widmete den allzu früh dahingeschiedenen Freunden in tiefster Ergriffenheit Worte der Würdigung und des Schmerzes, verlieh, seine Erregung kaum noch           
Mainz Israelit 14101937a.jpg (236027 Byte)meisternd, Leonhard Fulda den Chawer-Titel (Ehren-Rabbiner-Titel) und schloss mit einem Aufruf zur Teschuwoh (Buße) anlässlich dieser schweren Prüfung, die uns alle betroffen hat.
Mit Dr. Leonhard Fulda ist ein außergewöhnlicher Mensch in der Blüte seiner Jahre uns entrissen worden. Ein Mann seltener Begabung und klugen, gereiften Urteil, ein Jehudi von unbedingter Jiroh (Gottesfurcht) und Überzeugungstreue, ein stets hilfsbereiter Mensch, der unzählbar Vielen immer wieder mit Rat und Tat treu zur Seite stand, ist er in jungen Jahren dazu berufen worden, in vielen Organisationen führend zu wirken, und er hat in seiner einfachen, bescheidenen Art vielfach im Stillen, - und nur von einigen Freunden im ganzen Umfang zu würdigen, - Ungeheures geleistet. Er war Vorsitzender des Israelitischen Hilfsvereins, - dessen stellvertretender Vorsitzender an der Bahre Worte des Dankes sprach - , Vorstandsmitglied des Krankenpflege- und Waisenpflegevereins, er gehörte dem Vorstand des Hessischen Landesverbandes gesetzestreuer Synagogengemeinden an. Sein Zimmer wurde nicht leer von Freunden und Hilfesuchenden, die seinen Rat und seinen Unterstützung in Anspruch nahmen. Am innigsten verbunden fühlte er sich aber seiner Kehilloh, unserer Religionsgesellschaft, zu deren Gründern sein Urgroßvater – das Andenken des Gerechten ist zum Segen - gehörte, deren Verwaltung sein Großvater – das Andenken des Gerechten ist zum Segen - leitete und der die unermüdliche Sorge seines Vaters - (alles Gute bis 100 Jahre) - gilt; ohne offiziell der Verwaltung anzugehören, hat er Außerordentliches für sie geleistet. Er hat die Interessen des überlieferten, gesetzestreuen Judentums gegenüber Ansprüchen der Reform und ihrer Vertreter in unzähligen Beratungen und Besprechungen meisterhaft vertreten und in vielen Fällen war es ein Wort, das den Gegner – wenn auch nicht immer zum Freunde machte, so doch seine Gegnerschaft aufgeben ließ. Er war ein treuer Schüler und Verehrer von Rabb. Dr. Bondi das Andenken an den Gerechten ist zum Segen – und in aufrichtiger Freundschaft unserem Raw Dr. Bamberger verbunden. Als beispielgebend ist seine musterhafte Achtung gegenüber Vater und Mutter zu rühmen, diese Verhältnis von Vater und Sohn suchte in der heutigen Zeit seinesgleichen und ehrte beide Teile. Bei all seinem Wirken stand ihm seine Gattin, eine Tochter des bekannten Hirsch-Verehrers, Julius Löwenthal, Eschwege, treu zur Seite. Auch sie betätigte sich eifrig und aus innerem Bedürfnis in der jüdischen Sozialarbeit, vor allem aber war sie eine der Initiatorinnen und mit die Seele der Arbeitsgemeinschaft, welche meist unter ihrer geschickten Leitung, die Frauen unserer Kehilloh in den Wintermonaten vereint. Die weltgewandte, hochgebildete Frau setzte ihren Stolz darein, in erster Linie jüdische Frau und Mutter zu sein.
Möge G"tt - er sei gelobt - den beiderseitigen schwergeprüften Eltern und Geschwistern, denen ihr echt jüdisches Gottvertrauen Stütze und Stärkung sein wird, Trost geben, unsere Kehilloh beschützen und dem so früh verwaisten Kinde Vater sein. Ihre Seelen seien eingebunden in den Bund des Lebens.".
Anmerkungen:  - Rosch-Jeschiwoh: Direktor einer Talmudhochschule 
- Rabbiner Dr. Bamberger:http://www.steinheim-institut.de:50580/cgi-bin/bhr?id=1985 
- Teschuwoh: https://www.juedische-allgemeine.de/religion/teschuwa/ 
- Jehudi: Frommer Jude
- Jiroh: Gottesfurcht
- Kehilloh: https://de.wikipedia.org/wiki/Kehillah 
- Rabbiner Dr. Bondi: http://www.steinheim-institut.de:50580/cgi-bin/bhr?id=2047 
- Hirsch: Rabbiner Samson Raphael Hirsch  https://de.wikipedia.org/wiki/Samson_Raphael_Hirsch   
   

 
60. Geburtstag von Toraschreiber (Sofer) Afraim Zeitin (1937)   

Mainz Israelit 23121937.jpg (89548 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Dezember 1937: "Mainz, 19. Dez. Am 24. Dezember 1937 kann Afraim Zeitin seinen 60. Geburtstag feiern. Herr Zeitin wurde im Mai 1903, nach dem Ableben des Sofer Holzmann s. A. nach Mainz berufen, wo er sich durch seine gründlich jüdischen und einschlägigen religionsgesetzlichen Kenntnisse, sowie durch die Gewissenhaftigkeit und Fertigkeit seiner heiligen Arbeit als Sofer volle Würdigkeit und Hochschätzung erworben hat. In den 35 Jahren seines Mainzer Aufenthaltes hat er 22 neue Torarollen geschrieben und zahlreiche Torarollen ausgebessert, aber auch in der Ausfertigung sonstiger hebräischer Ritualstücke umfangreiche und zuverlässige Arbeit geleistet. Daneben stand er 25 Jahre als Kantor dem israelitischen Krankenpflegeverein zu Diensten. Durch sein im Auftrage des ersten Vorstehers der Israelitischen Religionsgemeinde, Kommerzienrat B. A. Mayer, 1927 gefertigtes Maharil-Sefer hat Herr Zeitin sich bleibende Dankbarkeit der Gemeinde Mainz gesichert. (Alles Gute) bis 120 Jahre.
Anmerkungen: - Sofer Holzmann: vgl. Artikel von 1901 
- Maharil: https://de.wikipedia.org/wiki/Jakob_ben_Moses_haLevi_Molin
- Sefer: Torarolle        

  
  
  
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen   
Anzeige der Konditorei von L. Maas (1868)      

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. März 1868: "Konditorei von L. Maas in Mainz.
Hamburger Bolger (Glunscher), Chocolade, Kartoffelmehr, alle Sorten, feinste Konfekturen
schäl Pessach

Bestellungen werden billigst und prompt ausgeführt.
Glunscher und Chocolade an Wiederverkäufer mit Preisermäßigung."       

 
Anzeige des Kolonialwaren-Geschäftes von David Reiling (1872)    

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Mai 1872: "Für mein Kolonialwarengeschäft, welches am Sabbat und an Feiertagen geschlossen, suche ich ein braves, kräftiges Mädchen, welches womöglich schon in einem ähnlichen Geschäfte tätig war und gute Zeugnisse besitzt zum sofortigen Eintritt.
David Reiling in Mainz."        

 
Anzeige des Spezereiwarengeschäftes usw. von Leo Haas (1884)     

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. März 1884: 
"En gros   al pessach ...   En détail
Alle Sorten Spezereiwaren, gedörrte Zwetschgen, Äpfel, Birnen, Kirschen, Konfekt, Essigessenz, Branntwein, Gänsefett, Stangen- und Schmierfette, Sauerkraut empfiehlt bestens
Leo Haas   Mainz, Betzelsgasse 6
Dass Herrn Leo Haas von hier in Bezug auf die Kaschrut, der von ihm offerierten Waren volles Vertrauen verdient, bezeugt gern 
Dr. Lehmann."  
Anmerkung: - Dr. Lehmann: https://de.wikipedia.org/wiki/Marcus_Lehmann   
 

   
Anzeige von Rechtsanwalt Mannheimer (1886)        

Mainz AZJ 18051886.jpg (56763 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 18. Mai 1886:  
"Rechtsanwalt Mannheimer  in Mainz
wohnt Grosse Bleiche Nr. 40".        


Anzeigen zu Publikationen der Joh. Wirth'schen Hofbuchdruckerei (1900)   

Anzeigen in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Dezember 1900: "In unserem Verlage erschien:
Innere Ansicht der Synagoge
der Israelitischen Religionsgesellschaft zu Mainz
Postkarte, vielfarbig und künstlerisch von Professor Conrad Sutter ausgeführt
Preis pro Stück 5 Pfennig.
Joh. Wirth’sche Hofdruckerei A.G. Mainz." 
sowie weitere Anzeigen - zum Lesen bitte Anzeigenabbildung anklicken 
        

   
Simon Morgenthau wirbt für seine streng koschere Knoblauchwurst (1901)      

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. November 1901: "Allgemein beliebt ist meine Spezialität 1a streng koschere Knoblauchswurst per Pfund 90 Pfennige.
Simon Morgenthau,

Mittlere Bleiche 33  Mainz  Telephon 1301. Jeder Versuch veranlasst zur Nachbestellung. Die Schechita ist von der Israelitischen Religionsgesellschaft."
Anmerkung:  - Schechita: Rituelles Schlachten (Schächten).         

 
Anzeigen zu Publikationen zu Judaica aus der Joh. Wirth'schen Hofbuchdruckerei (1903)      

Anzeigen in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Dezember 1903: 
"Das Buch Esther.
Gereimtes und Ungereimtes nebst eine Anleitung zum Stelle von lebenden Bildern.
von M. Koninski-Weiß. 
Preis 20 Pfennig. Joh. Wirth'sche Hofbuchdruckerei A.-G.  Mainz.
  
In unserem Verlage erschienen
Pressburger Ghettobilder
von Hermann Lowinger, Frankfurt a. M., Musikantenweg 36. Preis broschiert 1 Mk.
Zu beziehen durch die Joh. Wirth’sche Hofdruckerei A.G. Mainz, wie in allen jüdischen Buchhandlungen und auch beim Verfasser.
 
Eine größere Anzahl Exemplare
Aus Vergangenheit und Gegenwart.
VI. Teil
zum ermäßigten Preise von 1 Mk. noch zu haben
Joh. Wirth’sche Hofdruckerei A.G.  Mainz 
  
Mahnungen zur Unterlassung von lautem Gespräch in der Synagoge,
die durch den Synagogendiener an den Betreffenden verteilt werden, sind per 100 Stück Mk. 2,- , per Stück 5 Pfennige, exkl. Porto zu beziehen.
Expedition des 'Israelit', Mainz. 
   
In unserem Verlage ist soeben erschienen:
Rabbi Moses ben Maimon (Maimonides)

von Dr. I. Münz
II. Teil – Preis broschiert 2.- Mk.
Joh. Wirth’sche Hofdruckerei A.G.  Mainz
   
In unserem Verlage erschien:
Die Geschichte der Juden in Monheim
von A. Friedmann in Ingolstadt
Preis 25 Pfennig
Joh. Wirth’sche Hofdruckerei A.G.  Mainz 
  
Soeben erschien in unserem Verlage:
Hammarabigesetz - Tora und Talmud
Ein Vergleich
von Dr. Ludwig Rosenthal, Preußisch-Stargard
Preis 60 Pfennige
Zu beziehen durch den Verfasser oder durch die
Joh. Wirth’sche Hofdruckerei A.G. Mainz
  
In unserem Verlage erschien:
Delitzsch und Harnak
über die Originalität des Judentums
von Dr. J. Goldschmidt, Großherzogl. Rabbiner zu Offenbach am Main
Preis 25 Pfennige. Joh. Wirth’sche Hofdruckerei A.G. Mainz 
 
In unserem Verlage erschien und durch alle Buchhandlungen zu beziehen:
Kol Jaakov - Die Stimme Jakobs
Volkstümliche Aufsätze über Israels Weltanschauung
von Dr. Max Beermann, Rabbiner der Kreis-Synagogengemeinde Insterburg
3 Bände à 50 Pfennige
Lehmanns jüdische Volksbücherei."


Anzeigen in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. November 1904:  
"In unserem Verlage erschien:
Johann Friedrich Schulze 
Eine jüdische Erzählung aus der Gegenwart
Preis 20 Pfennige 
Joh. Wirth’sche Hofdruckerei A.G. Mainz
   
In unserem Verlage erschien und ist durch die Buchhandlung zu beziehen:
Hebräische Lese-Fibel
für das zweite Schuljahr, zugleich Vorstufe zum Gebet- und Übersetzungsbuch von
Leopold Katz
Dirigent des Waisenhauses zu Rybnik
Empfohlen durch Rabbiner Dr. Blumenthal, sowie von Herrn Königl. Kreisschuldirektor Pelz und von der 'Freien Vereinigung jüdischer Lehrer Oberschlesiens'. Preis gebunden 70 Pfennige.
Joh. Wirth’sche Hofdruckerei A.G. Mainz
  
In unserem Verlag erschienen:
Gedenkblätter an den Freiherren Wilhelm Carl v. Rothschild

Inhalt: Nachruf im 'Israelit'. Notizen aus politischen Blättern über einzelne Phasen aus dem Leben des Baron. Bericht über das Leichenbegängnis – Rede des Rabbiner Dr. Breuer im Hause, Rabbiner Dr. Horowitz in der Westend-Synagoge, Rabbiner Dr. Sinai Schiffer, Karlsruhe – Das Land der Väter und Freiherr Wilhelm Carl von Rothschild von D. Abrahams, Amsterdam – Auf den Tod des Barons (Gedicht) – Worte der Trauer und des Trostes. Eine hebräische Dichtung von Chaim M. Horowitz. 25 Berichte über Trauerfeiern in verschiedenen Gemeinden mit zum Teil wörtlicher Wiedergabe der gehaltenen Reden.
112 Seiten. Preis 75 Pfennige.

Da nur sehr kleine Auflage von diesem Werke gedruckt wurde, können Bestellungen nur unter dem Vorbehalte angenommen werden, dass das Werk nicht vergriffen.
Joh. Wirth’sche Hofdruckerei A.G. Mainz 

  
In unserem Verlage erschien:
Judas Maccabäus, 

ein dramatisches Gedicht von H. Wadsworth Longfellow. Zur Aufführung in Gesellschaften am Chanukafeste geeignet.
Preis 20 Pfennig.
Joh. Wirth’sche Hofdruckerei A.G.  Mainz.
 
Verlag:  Joh. Wirth’sche Hofdruckerei A.G.  Mainz
- Esterka, Königin von Polen. Preis broschiert Mk. 1,50
- Zur rechten Zeit von Dr. Lehmann  Mk. 1,50
- Elvire von Dr. Lehmann   Mk. -60
- Die Orgelfrage von Rabb. J. Nobel. Preis Mk. -50
- Dr. M. Lehmann. Gedenkblätter. Preis Mk. 1,- 
  
In unserem Verlage erschien:
Innere Ansicht der Synagoge der Israelitischen Religionsgesellschaft zu Mainz
Postkarte, vielfarbig und künstlerisch von Professor Conrad Sutter ausgeführt
Preis per Stück 5 Pfennig
Joh. Wirth’sche Hofdruckerei A.G.  Mainz 
 
Von Psalm 150
vierstimmig für gemischten Chor 
von Friedrich Lux
sind Einzelstimmen zu 10 Pfg. per Stück zu beziehen in der Expedition des Israelit. 
 
- In unserem Verlage erschien: 
Das Prinzip der Ethik 
vom philosophischen und jüdisch-theologischen Standpunkte aus betrachtet 
von Dr. M. Steckelmacher  Stadt- und Konferenzrabbiner in Mannheim
Ladenpreis Mark 4,50
Joh. Wirth’sche Hofdruckerei A.G.Mainz

Anmerkungen:  - Conrad Sutter: https://de.wikipedia.org/wiki/Conrad_Sutter
- Israelit:https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Israelit
- Maimonides: https://de.wikipedia.org/wiki/Maimonides
- Die Geschichte der Juden in Monheim (Text): https://babel.hathitrust.org/cgi/pt?id=hvd.hn55aj&view=1up&seq=1
- Wilhelm Carl von Rothschild: https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Carl_von_Rothschild
- Rabbiner Dr. Breuer: https://de.wikipedia.org/wiki/Raphael_Breuer
- Rabbiner Dr. Horowitz:https://de.wikipedia.org/wiki/Markus_Horovitz
- Rabbiner Dr. Sinai Schiffer: https://de.wikipedia.org/wiki/Sinai_Schiffer
- H. Wadsworth Longfellow:  https://de.wikipedia.org/wiki/Henry_Wadsworth_Longfellow
- Chanukafest: https://de.wikipedia.org/wiki/Chanukka
- Dr. Lehmann: https://de.wikipedia.org/wiki/Marcus_Lehmann
- Rabb. J. Nobel: Rabbiner Josef Nobel, 1840 -1917 
- Friedrich Lux: https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Lux_(Komponist)    https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/person/gnd/117331856
- Dr. M. Steckelmacher: https://www.leo-bw.de/web/guest/detail/-/Detail/details/PERSON/kgl_biographien/101256195X/Steckelmacher+Moritz .      
   
Mainz Israelit 14111904.jpg (304200 Byte)Anzeigen in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. November 1904:    

       
       
Weitere Dokumente   

Postkarte von Emil Straus aus Michelstadt 
an die Weinhandlung Leo Bondi
 in Mainz (1920)
  
(aus der Sammlung von 
Peter Karl Müller, Kirchheim /Ries)   
Mainz Dok 112013.jpg (197544 Byte) Mainz Dok 112013a.jpg (235738 Byte)

Die Postkarte aus Michelstadt wurde an die Weinhandlung Leo Bondi in Mainz versandt am 3. Januar 1920 mit einem Bahnpoststempel "Eberbach - Hanau" - Zug 472 - 3.1.20. Als Absender zeichnet ein Vetter von Leo Bondi: Emil Straus aus Michelstadt. Dieser war 1932 der 1. Vorsitzende des Gemeindevorstands der israelitischen Gemeinde von Michelstadt.
Der Name Bondi ist nicht unbekannt in Mainz. Unter anderem verstarb 1871 Sophie Bondi, die Frau des Rabbiners Samuel Bondi; 1877 starb Rabbiner Samuel Bondi. 1915 feiert Rabbiner Dr. Jonas Marcus Bondi sein 25-jähriges Ortsjubiläum. Anhand einer Dublette der 1938 ausgestellten Kennkarte für Leo Bondi ist sein Geburtsdatum bekannt:  Leo Bondi, geboren am 1. September 1862 in Mainz.
Text der Karte: Lieber Leo. Sei so lieb und schicke uns 10 Flaschen Weißwein und 10 Flaschen Rotwein, das Beste was Du besitzt. Er ist für m. Eltern und darfs nur starker Wein sein. Keiner der sich trübt, wenn die Flasche nicht auf einmal geleert wird. Also ich wiederhole nur 1a, sonst lieber keinen. Viele Grüße an l. Frau und Kinder, besonders an d. Braut von deinem Vetter Emil Straus. Michelstadt - 30.1.20".    

        
        
Sonstiges        
Erinnerungen an die Auswanderungen im 19. Jahrhundert: 
Grabstein / Gedenkstein in New York für 
Bernhard und Fanny Mayer aus Mainz (1817-1877 bzw. 1825-1880)      
Anmerkung: das Grab befindet sich in einem jüdischen Friedhof in NY-Brooklyn. Der Geburtsname von Fanny Mayer wird nicht mitgeteilt.      

Mainz New York Salem 1816.jpg (115242 Byte)   Mainz New York Salem 1816a.jpg (97803 Byte)   Grabstein mit Gedenkinschrift für 
"Our beloved husband and Father 
Bernhard Mayer  
Born in Mainz, Germany, October 26,1817. 
Died in Bremen, Germany, October 3, 1877" 
und "Our beloved Mother 
Fanny Mayer  
Born in Mainz, Germany. August 12, 1825, 
Died in Wiesbaden, Germany, September 8, 1880".    

      
Hinweis auf Dokumente aus der Familie des Arztes Dr. Julius Picard       
Verlobungsanzeige für Kläre Dreyfuss (zeitweise Ludwigshafen) und Dr. med. Julius Picard (1926), dazu Karte an Kläre Dreyfuss von 1922 und Todesanzeigen (1986/1995) 
  
Anmerkung: es handelt sich um Dr. Julius Picard, Sohn von Hermann Picard und Hedwig geb. Hausmann, geb. 20. Oktober 1893 in Lauterburg. Er war verheiratet mit Claire (Kläre) geb. Dreyfuss, eine geb. 16. Juni 1902 in Kaiserslautern geborene Tochter des Arztes und Obermedizinalrates Dr. Isidor Dreyfuss (geb. 17. Juli 1869 in Ingenheim) und seiner Frau Martha Mathilde geb. Cahn (geb. 25. November 1879 in Hachenburg). Im Juli 1926 gaben Kläre Dreyfuß und Dr. med. Julius Picard ihre Verlobung bekannt und luden zum Empfang am 24./25. Juli 1926 in die Jägerstraße 13 in Ludwigshafen. Am Geburtstag 1926 ihres Ehemanns heiratete Kläre Dreyfuß ihren Verlobten Dr. Julius Picard.
Dr. Julius Picard war in den folgenden Jahren hoch angesehener Arzt in Mainz.
Im September 1938 emigrierte das Ehepaar mit den beiden Kindern Hans Eli (geb. 13. Juli 1927 in Mainz) und Ernst Heinrich (geb. 24. Juli 1929 in Mainz) mit der SS "Laconia" von Liverpool aus nach Boston. Julius Picard starb am 30. September 1986 in Fall River, Bristol County, MA/USA; seine Frau starb am 4. Februar 1995 gleichfalls in Fall River, Bristol County, MA/USA.
Weitere genealogische Informationen über  https://www.geni.com/people/Julius-Picard/6000000022963526530 und https://www.geni.com/people/Claire-Picard/6000000022963345377.
Julius Picard family collection:  https://archives.cjh.org/repositories/5/resources/14158 mit vielen Dokumenten u.a. aus der Mainzer Zeit von Dr. Picard.     

Anzeige in "Der Israelit" vom 8. Juli 1926: "Stadt Karten
Kläre Dreyfuss                Dr. med. Julius Picard
Verlobte
Ludwigshafen Jägerstraße 13,2
Lauterburg (Elsass)  /  Mainz, Parkusstraße 11,1
Empfang am 24. und 25. Juli 1926
Ludwigshafen, Jägerstraße 13."    
 
   Postkarte an Frl. Kläre Dreyfuß, Ludwigshafen am Rhein, Jägerstraße 13 -
versandt am 4. September 1922
(Karte aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim am Ries) . 
     
   
   Todesanzeigen in der Zeitschrift "Der Aufbau": Oktober 1986 bzw. Februar 1995 

   
       

       

       

       

 

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Stand: 30. Juni 2020