Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Heidelberg
Jüdische Geschichte / Betsäle/Synagogen bis 1938/40

Übersicht:  

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde (weitere Seiten)    
Berichte aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben sowie zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde 
Berichte zu den Rabbinern, Lehrern, weiteren Kultusbeamten sowie zum jüdischen Schulwesen    
Berichte zu jüdischen Dozenten an der Universität und weitere Berichte aus dem Umfeld der Universität      
bulletZur Geschichte der Synagoge   
Mittelalter  
Neuzeit (17.-20. Jahrhundert)   
Vom privaten Betsaal bis zur Synagoge in der Großen Mantelgasse  
Die Synagoge der orthodoxen Juden     
Die Zerstörung der Synagogen 1938 und die Geschichte der Grundstücke nach 1945    
bulletFotos / Abbildungen / Pläne 
bulletErinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte  
bulletLinks und Literatur  

    
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)     
    
In der bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts kurpfälzischen Residenzstadt Heidelberg bestand eine jüdische Gemeinde im Mittelalter und in der Neuzeit (seit dem 17. Jahrhundert) bis zu den Deportationen der NS-Zeit
  
Vermutlich lebten bereits zu Beginn des 13. Jahrhunderts einzelne Juden in der Stadt, sicher seit der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts (1275 erste Nennung). Beim Pogrom während der Pestzeit 1348/49 wurde die Gemeinde vernichtet. 1350 wurden jüdische Familien aus Worms und Speyer aufgenommen. Diese zweite mittelalterliche Gemeinde bestand bis zur Vertreibung aller Juden aus der Kurpfalz 1390
  
Im Laufe des 16. Jahrhunderts sind einzelne Juden in der Stadt bezeugt.  
        
Erst nach 1648 konnte sich einige Familien wieder in Heidelberg niederlassen. 
   
Anfang des 18. Jahrhunderts waren es elf Familien, deren Zahl im Laufe der folgenden Jahrzehnte auf 18 bis 20 Familien zunahm. 1728 promovierte erstmals ein jüdischer Student an der Universität. 
  
Bei den sog. "Hepp-Hepp"-Unruhen 1819 kam es zu schlimmen Pogromen gegen die jüdischen Familien. Mit Äxten und Brecheisen wurden die jüdischen Häuser und Läden demoliert und geplündert. Weder die Polizei noch die Bürgergarde griffen ein. Erst bewaffnete Studenten der Universität kamen den überfallenen Juden zu Hilfe. 
 
1827 wurde Heidelberg Sitz einer Bezirkssynagoge. Seit 1875 wurden von Heidelberg auch die Rabbinatsbezirke Ladenburg und Sinsheim betreut. 
   
Die höchste Zahl jüdischer Einwohner wurde um 1925 mit 1412 Personen erreicht. 
  
Seit dem 19. Jahrhundert gab es zahlreiche jüdische Handels- und Gewerbebetriebe sowie eine zunehmende Zahl jüdischer Dozenten an der Universität. 
 
 
 
Angaben zur jüdischen Gemeinde Heidelberg in den Handbüchern der jüdischen Gemeindeverwaltung 1924/1932:         

Angaben zu Heidelberg im "Handbuch der Jüdischen Gemeindeverwaltung und Wohlfahrtspflege 1924/25" hrsg. von dem Deutsch-Israelitischen Gemeindebund und von der Zentralwohlfahrtsstelle der deutschen Juden S. 126. Demnach gab es ca. 1400 jüdische Gemeindeglieder in Heidelberg. Den Gemeindevorstand bildeten Max Liebhold (Bluntschlistr. 6), Cäsar Frisch, Isidor Maier, Max Marx, Dr. G. Rotschild, Siegfried Seidemann, Samuel Wolf. Bezirksrabbinat war Dr. H. Pinkuß (Bismarckstraße 19). Erster Kantor und Lehrer war Julius Kraemer, Zweiter Kantor, Lehrer und Schochet war Raphael Jakob (Jacob). Synagogenverwalter war Heinrich Seligmann. An der Orgel der Synagoge spielte ein Herr Henn (nichtjüdisch). Der Religionsunterricht an den Volksschulen erteilten Unterlehrer Durlacher und Kantor Jacob; an den höheren Schulen erteilte Religionsunterricht Dr. Pinkuß sowie die Herren Durlacher und Jacob.
Als besondere soziale Einrichtung der Gemeinde bestand in Heidelberg ein Heim des Vereins für israelitische Krankenschwestern  (Akademiestraße 2), wo zwei Schwestern ihren Dienst taten.
An Vereinen in der Gemeinde gab es die Israelitische Beerdigungsbruderschaft Chewra Kadischa (Vorsitzender Gustav Gutmann), den Wohltätigkeitsverein Gemilus chassodim (Vorsitzender Rabbiner Dr. Pinkuß),  den Krankenbesuchsverein Chewra Bikkur Cholim (Vorsitzender Samuel Wolf), den Wohltätigkeitsverein Zedoko (Vorsitzender Dr. Pinkuß), den Israelitischen Jünglingsverein (Krankenkasse, Vors. M. Eisemann), den Israelitischen Frauenverein (Vors. Olga Pinkuß), den Israelitischen Krankenschwesternverein (Vors. F. Liebhold), die Soziale Kommission der jüdischen Gemeinde (Vors. M. Eisemann), den Synagogen-Chorverein (Vors. L. Rosenbusch), die Friedrich-Loge des Unabhängigen Ordens Benei Berith, den Verein Gesellschaftliche Erholung (Vors. H. Lilienthal), den Israelitischen Studienverein (Vors. Ferd. Liebhold), die Ortsgruppe des Centralvereins (Vors. Dr. S. Weinberger), den Bund jüdischer Frontsoldaten (Vors. Rechtsanwalt S. Zucker), die Ortsgruppe des Bundes israelitischer Wohlfahrtsvereinigungen in Baden (Vors. Dr. Pinkuß), die Jüdische Notgemeinschaft (Vors. Dr. Pinkuß).     
  Angaben zu Heidelberg im "Führer durch die Jüdische Gemeindeverwaltung und Wohlfahrtspflege in Deutschland 1932-33" hrsg. von der Zentralwohlfahrtsstelle der deutschen Juden S. 357-358. Demnach gab es 1354 jüdische Gemeindeglieder in Heidelberg. Den Gemeindevorstand bildeten Rechtsanwalt Dr. Theodor Kaufmann (1. Vors., Hauptstr. 113), S. Seidemann (stellvertretender Vorsitzender, Landfriedstr. 16), Raphael Jacob (Schriftführer, Schiffgasse 4); Zur Repräsentanz gehörten Gustav Basnizki (Kaiserstr. 9),  Dr. Albert Hirsch (Leopoldstr. 10) und Ernst Weil (Blumenstr. 11). Als Rabbiner war für Heidelberg zuständig Bezirksrabbiner Dr. Pinkuß (Landfriedstr. 7). Oberkantor und Lehrer war Julius Kraemer (Untere Neckarstr. 88), Kantor, Lehrer und Schochet Jacob Raphael (Schiffgasse 4). Bei den Ausschüssen der Gemeindeverwaltung war Dr. Fritz Pinkuß Vorsitzender des Kultus- und Erziehungsausschusses, beim Wohlfahrtsausschuss war Dr. Theodor Kaufmann Vorsitzender. Für die Wohlfahrtspflege der Gemeinde gab es die "Örtliche Zentrale für jüdische Wohlfahrtspflege" mit der Geschäftsstelle in der Hauptstraße 113 (Vors. Dr. Theodor Kaufmann; Zweck und Arbeitsgebiet: Zusammenschluss der jüdischen Wohlfahrtsvereine Heidelbergs, Beratung und Hilfeleistung jeder Art):
An Vereinen werden 1932 genannt: Bikkur cholim Israelitische Beerdigungsbruderschaft (gegründet 1889, Vors. Josef Levi, Zweck und Arbeitsgebiet: Unterstützung hilfsbedürftiger und kranker Männer, Bestattung, 18 Mitglieder); Chewra Kadischah (Vors. Frau Gutmann, Bergheimstr. 118; Zweck und Arbeitsgebiet: Unterstützung kranker und hilfsbedürftiger Frauen, Bestattung, 250 Mitglieder); Israelitischer Frauenverein e.V. (gegründet 1825, Vors. Hedwig Holland, Bahnhofstr. 53a; Zweck und Arbeitsgebiet: Fürsorge für hilfsbedürftige Frauen und Mädchen, 191 Mitglieder); Jüdischer Jugendbund (Vors. Julius Krämer, Neckarstr. 88; Zweck und Arbeitsgebiet: Unterstützung Hilfsbedürftiger, Arbeitsnachweis); Krankenschwesternverein (gegründet 1909, Vors. Fritz Fritz Schlösser, Zeppelinstr. 3; Zweck und Arbeitsgebiet: Krankenpflege, 240 Mitglieder); Unterstützungsverein ortsfremder Israeliten, Zedokoh (gegründet 1893, Vors. Ernst Weil, Blumenstr. 11; Zweck und Arbeitsgebiet: Wanderfürsorge, 165 Mitglieder); Verein Gemilus Chassodim (Vors. Sally Goldscheider, Häußerstr. 28; Zweck und Arbeitsgebiet: Unterstützung Hilfsbedürftiger).
An Anstalten bestand der Verein für israelitische Krankenschwestern (Schwesternstation; Akademiestr. 2, zwei Schwestern). Religionsunterricht wurde für 175 Kinder erteilt.
An weiteren Vereinen werden genannt: Jüdischer Jugendbund (Neckarstr. 88), Freie Vereinigung zur Förderung des Wissens vom Judentum (Vors. Prof. Dr. Beer), Bavaria (Karlstr. 9), Ivria (Hauptstraße, Restaurant Odenheimer), Friedrich-Loge Unabhängiger Orden Benei Berith.     

    
Um 1933
waren jüdische Gewerbetreibende noch in allen Zweigen der Wirtschaft tätig. Größere Betriebe waren die Badischen Möbelwerke, zahlreiche Großhandlungen und mehrere Zigarrenfabriken, davon eine mit etwa 230 Mitarbeitern. 
  
Nach 1933 mussten insgesamt 45 akademische Lehrer auf Grund ihrer jüdischen Herkunft ihre Lehrtätigkeit an der Universität abbrechen, unter ihnen die Juristen Ernst Levy und Walter Jellinek, der Romanist Helmut Hatzfeld, der Dermatologie Siegfried Bettmann und der Physiologe und Nobelpreisträger Otto Meyerhof.
 
Informationen zur Verfolgungsgeschichte 1933-1945 in Heidelberg siehe auf der Website www.stolpersteine-heidelberg.de. Auf dieser Seite gleichfalls Informationen über die seit 2010 in Heidelberg verlegten "Stolpersteine"

   
Hinweis: Online zugänglich (als pdf-Datei eingestellt) ist die Dokumentation "Juden an der Universität Heidelberg - Dokumente aus sieben Jahrhunderten" (Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg - Universitätsbibliothek - Ausstellungen): Ausstellung in der Universitätsbibliothek Heidelberg vom 12.6.-31.8.2002 und in der National- und Universitätsbibliothek Jerusalem. Verantwortlich: Petra Schaffrodt und Jörg Hüfner. Dokumentation wurde zusammengestellt von Gabriele Dörflinger im August 2002.   
  
   
   
Zur Geschichte der Betsäle / Synagogen bis 1938/40 
    
Mittelalter
  
   
Das mittelalterliche Wohngebiet konzentrierte sich auf die "Judengasse" (im 19. Jahrhundert in "Dreikönigstrasse" umbenannt), an deren Ende das "Judentor" stand. Eine Hinweistafel am Ende der Dreikönigstrasse hält die Erinnerung an das im 18. Jahrhundert abgebrochene Judentor bis zur Gegenwart wach. Die "Semmelgasse" (früher "Simmelgasse") ist möglicherweise nach dem Juden Simelin genannt, der nach 1366 in Heidelberg lebte.
   
Die Synagoge der mittelalterlichen Gemeinde, die vermutlich erst nach der Aufnahme der Juden aus Worms und Speyer 1350 erbaut wurde, stand in der Dreikönigstraße 25/Ecke Untere Straße an der Stelle des heutigen Gebäudes Untere Straße 24. Sie hatte in ihrem Inneren eine Ausdehnung von 8,4 mal 14 m und war vermutlich als Saalbau konzipiert. Zu ihr gehörten ein ummauerter Vorhof, ein Garten sowie ein weiteres Gebäude (eventuell Tanz-, Braut- oder Schulhaus). 
  
Kurz nach der Vertreibung der Juden (im September/Oktober 1390) wurde die Synagoge in einem feierlichen Gottesdienst am 2. Weihnachtstag (26. Dezember 1390) vom Wormser Bischof Eckhard von Dersch zu einer Kirche zur Ehre Gottes, Maria und des Heiligen Stephanus geweiht. Sie war lange Zeit die Universitätskapelle und das Auditorium der Theologischen und Juristischen Fakultät und wurde meist als "capella beatae Mariae virginis" oder "capella universitatis" bezeichnet. Nachdem die Theologen ihr Auditorium in die Sapienzkirche verlegten, war in der ehemaligen Synagoge auch das Auditorium der Mediziner. Auch die Lizentiaten- und Promotionsfeiern sowie die Versammlungen der Doktoren und Magister fanden hier statt. Auf dem Merian-Stich um 1620 ist das ehemalige Synagogengebäude zu sehen. 1689 ist es bei der Zerstörung Heidelbergs im Pfälzischen Krieg niedergebrannt. 
  
In unmittelbarer Nähe der Synagoge befand sich ein rituelles Bad, vermutlich im Bereich der Kellerräume der heutigen Häuser Untere Straße 26-28 beziehungsweise alternativ im Kellerraum Haus Dreikönigstraße 25. Für den zweiten Standort spricht eine dort erhaltene enge Wendeltreppe, die in einen kleinen, überwölbten Kellerraum führt, von dem es auf derselben Wendeltreppe noch weiter in die Tiefe ging. Dieser Teil wurde später zugemauert und ist nicht mehr frei zugänglich.   
        
        
        
        
Abbildungen  

Die mittelalterliche, 1391 zu einer
 Marienkapelle umgewidmete Synagoge 
Heidelberg Synagoge ma 01.jpg (154055 Byte)
  Ansicht von Heidelberg nach einem Stich von Merian um 1620 
(Quelle: Ausstellung "Juden an der Universität Heidelberg" s.u. Links)  
   
Die mittelalterliche Judengasse, jetzige Dreikönigsstrasse
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 25.6.2004, rechts davon mit * Aufnahmen vom 6.3.2020)  
   
Heidelberg Stadt 100.jpg (63256 Byte) * Heidelberg Stadt 101.jpg (27723 Byte) * Heidelberg Stadt 102.jpg (73202 Byte) *
Blick talaufwärts, rechts die 
Hinweistafel "Judentor"
Erinnerung das im 13. Jahrhundert erbaute
 "Judentor" am Ende der "Judengasse"
Blick in die Dreikönigsstrasse 
talabwärts
     
Heidelberg Stadt 20080602.jpg (72661 Byte) Heidelberg Stadt 20080604.jpg (91272 Byte) Heidelberg Stadt 20080605.jpg (92530 Byte)
Das Haus Dreikönigstraße 10 - die sogenannte "Judenschule" - mit Literaturhinweis im Fenster des Erdgeschosses 
 
Heidelberg Stadt 20080609.jpg (51779 Byte)     
Das "Judentor" auf einer Darstellung 
des 18. Jahrhunderts
     

    
    
Neuzeit (17.-20. Jahrhundert) 
Vom privaten Betsaal zur Synagoge   
       
Die neuzeitliche Gemeinde traf sich seit dem Ende des 17. Jahrhundert zu den Gottesdiensten in einem Betsaal ("Judenschule"), der in einem der jüdischen Häuser eingerichtet war. Zwar war nach den kurpfälzischen Bestimmungen kein öffentlicher Gottesdienst in einem selbständigen Synagogengebäude erlaubt, dennoch wurde ein Betraum in einem Privathaus toleriert. 1702 wird ein Vorsänger und Schulmeister, 1704 ein Landrabbiner (Hirsch Fränkel) mit Sitz in Heidelberg genannt. Seit 1700 fanden die Gottesdienste im Haus des Feist Oppenheimer in der Nähe des Jesuitenkollegs statt (Gebäude Merianstrasse 3). Oppenheimer hatte dieses Haus nach dem Stadtbrand (1693) erbauen lassen und darin, seiner Stellung als einer der Vorsteher der jüdischen Gemeinde Heidelbergs entsprechend, eine Synagoge eingerichtet. Auf einem Plan des Jesuiten- und Universitätsviertels von ca. 1713 ist das Gebäude Oppenheimers an der "Heu Gass" / "Platea jesuitica" unter dem Begriff "Synagoga Judaeorum" eingezeichnet. Die Nähe der Synagoge zum Jesuitenkollegium und zur Jesuitenkirche führte 1714 zu einer Beschwerde der Jesuiten bei Kurfürst Johann Wilhelm. Von der Synagoge würde zu viel Lärm ausgehen, daher sollten die Juden aus der Nähe des Jesuitenkollegiums verschwinden. Immerhin mussten die Jesuiten dabei zugeben, dass der störende Lärm auch von Schülern verursacht werde, die die Synagoge sogar immer wieder mit Steinen bewerfen würden. Um den Streit nicht eskalieren zu lassen, beschloss die Mehrheit der jüdischen Gemeinde unter dem Vorsteher Lazarus Moyses Oppenheimer, das gegenüber der Heuscheuer in der Großen Mantelgasse 1/Ecke Lauerstrasse gelegene Haus "Zur Blauen Lilie" zu kaufen und dort eine Synagoge einzurichten. Der andere Teil der Gemeinde unter dem anderen Vorsteher und bisherigen Synagogeninhaber Feist Oppenheimer war gegen dieses Vorhaben.   
      
Der Plan, eine neue Synagoge einzurichten, stieß freilich bei den zuständigen Behörden zunächst auf wenig Akzeptanz. Mehrfach wurden die Vertreter der Judenschaft vernommen, da man befürchtete, dass mit diesem neuen Betsaal eine eigenständige Synagoge ("öffentliche Schul") eingerichtet werden sollte. Ende Oktober 1714 wurde das Haus "Zur Blauen Lilie" von der Polizeikommission besichtigt. Diese meinte nach der Besichtigung, dass durch einen Betsaal an dieser abgelegenen Ecke der Stadt "niemand inkommodiert noch geärgert werden könnte". Daraufhin gestatteten die Behörden den Kauf des Hauses durch die Judenschaft.   
       
Das Gebäude wurde nach Plänen des damaligen Stadtbaumeisters Johann Adam Breunig umgebaut. Die Synagoge musste so eingerichtet werden, dass die Fenster zur Großen Mantelgasse hin zugemauert werden und das Haus äußerlich nicht einer Kirche gleichen sollte. Beim Kauf und Umbau des Gebäudes haben sich die jüdischen Familien fast übernommen. Insgesamt 3.000 Gulden mussten sie bezahlen. Vor allem aber wollten Feist Oppenheimer und seine Freunde nichts bezahlen mit der Begründung, dass er 15 Jahre lang kostenlos eine Synagoge in seinem Haus unterhalten habe. Bei der Versteigerung der Synagogenplätze, über die man die Baukosten finanzieren wollte, konnten nur neun der 30 Plätze für insgesamt 996 Gulden verkauft werden. In den folgenden Monaten spitzte sich der Streit in der Gemeinde weiter zu, zumal die Gruppe um Lazarus Moyses Oppenheimer einen eigenen Vorsänger anstellte. Im April 1715 trafen die Rabbiner Jacob von Worms, Hillel von der Lemle-Moses-Klaus in Mannheim und Isaac von Durlach ein, um in der Angelegenheit eine Entscheidung zu treffen. Selbst deren Urteil beendete jedoch nicht den Streit um die Synagoge. Er ging noch jahrelang – selbst nach dem Tod von Feist Oppenheimer 1720 - weiter. Erst 1737 entspannte sich die Lage, als am 1. April 1737 Moyses David das Haus "Zur Blauen Lilie" an die "sambtliche Judenschaft" in Heidelberg für 1.590 Gulden verkaufen konnte und damit die bisher nur tolerierte Privatsynagoge eine offizielle Gemeindesynagoge wurde.   
      
Was das Aussehen der damaligen Synagoge betrifft, so sind die Pläne erhalten, die vermutlich im Herbst 1714 von dem Stadtbaumeister Breunig angefertigt wurden. Gleichfalls liegen die Versteigerungspläne der Synagogenplätze vom Dezember 1714 vor, die eine Innenansicht des Synagogenraumes zeigen. Nach diesen Plänen war die Synagoge in einen Frauen- und einen Männerraum mit jeweils getrenntem Eingang unterteilt. Der an der Ostseite des Betsaales gelegene Aron Hakodesch bestand aus einem mit beidseitigen Geländern versehenen Aufgang, der zu dem eigentlichen Toraschrank führte. Die etwa dreißig Plätze der Männer wurden an allen vier Seiten des Synagogenraumes angebracht. Davor standen vermutlich jeweils bewegliche Pulte. Noch vor 1776 wurde das damals baufällig gewordene Synagogengebäude renoviert. 
      
Aus der Zeit der alten Synagoge: Konfirmation durch Prediger Dr. Rehfuß (1841)  

Heidelberg AZJ 02101841.jpg (70750 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 2. Oktober 1841: "Heidelberg, 29. August (1841). (Privatmitteilung). Wir hatten gestern einen so schönen, gottesdienstlichen Genuss gehabt, dass ich nicht umhin kann, einige wenige Worte der Öffentlichkeit darüber zu übergeben. Nach dreivierteljährigem körperlichen Leiden betrat gestern unser Dr. Rehfuß die Kanzel zum ersten Male, und konfirmierte 4 Knaben aus dem hiesigen Lyzeum und der höheren Bürgerschule. Die Feierlichkeit, welcher eine große Menge Zuhörer beiwohnte, ging mit einer solchen Begeisterung, mit einem so erhebenden Eifer und warmer Liebe für Religion und Gerechtigkeit vor sich, dass alle Herzen durchdrungen wurden, und das Andenken an diese Stunde bleiben sein wird."

Im Laufe des 19. Jahrhunderts wuchs die jüdische Gemeinde Heidelbergs stark an, sodass die alte Synagoge bald nicht mehr ausreichte. 1875 fasste die Gemeinde den Entschluss zum Neubau einer Synagoge auf dem bisherigen Synagogengrundstück. Zunächst suchte man nach einem geeigneten Raum, in dem während der Bauzeit der neuen Synagoge die Gottesdienste gefeiert werden konnten. Eine provisorische Synagoge konnte von August 1875 bis April 1878 in der ehemaligen Kapelle der im früheren Augustinerinnenkloster eingerichteten städtischen Schule gefunden werden (Grabengasse 20). Diese Kapelle wurde im Sommer 1875 zu einer Mädchenturnhalle umgebaut worden. Der Ortsschulrat und der Stadtrat stimmten zu, dass die jüdische Gemeinde am Sabbat und an den Feiertagen diesen Raum für die Gottesdienste benutzte. Während der Woche wurde der Raum als Turnhalle verwendet.
       
Mit dem Bau der neuen Synagoge wurde nicht vor 1877 begonnen. Im Sommer dieses Jahres kaufte die Gemeinde zunächst das neben dem alten Synagogengebäude gelegene Haus Lauerstraße 2, um mehr Platz für den Neubau zu schaffen. Das alte Synagogengebäude wurde auch erst 1877 abgebrochen. Die neue Synagoge wurde nach den Plänen des bekannten Heidelberger Architekten Hermann Behaghel (1839-1921) erbaut. Leider sind die Baupläne zum Synagogenbau nicht mehr vorhanden. Behaghel hat in Heidelberg und Umgebung zwischen 1870 und 1910 zahlreiche Wohnhäuser und Kirchen, aber auch Geschäftshäuser und andere Bauten geplant, erstellt oder renoviert. Die Heidelberger Synagoge gehörte zu seinen frühen Bauten. Die Einweihung der neuen Synagoge fand am 12. April 1878 statt. Nach den erhaltenen Photographien verwendete Behaghel unterschiedliche Stilelemente. Die Gesamtform des Gebäudes wirkt zunächst eher gotisch, jedoch wurden auch romanische Elemente – z.B. das Stufenportal und der Giebelfries – verwendet. Dazu finden sich vor allem in der Gestaltung der Fenster Stilelemente der Renaissance. In dieser Verwendung verschiedener Stile entsprach die Synagoge dem eklektizistischen Stil der Zeit. 
       
Zur Einweihung der neuen Synagoge am 12. April 1878  

Heidelberg AZJ 07051878.jpg (62916 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 7. Mai 1878: "Bonn, 28. April (1878). (Notizen). Man schreibt aus Heidelberg: Die hiesige israelitische Gemeinde weihte am 12. ihre ganz aus eigenen Mitteln neu erbaute Synagoge ein. Die Festpredigt hielt Dr. Sontheimer über den Text: 'Ich habe lieb die Stätte deines Hauses und den Ort, da deine Ehre wohnt', und die ganze Feier machte auch auf die zahlreich anwesenden Mitglieder anderer Bekenntnisse einen erhebenden Eindruck, zu welchem aber auch die schönen Verhältnisse und Auszierungen des neuen Tempels beitrugen. Den Bau hat der Architekt Behaghel geleitet, und zwar, wie es heißt, so umsichtig, dass nicht einmal die Summe des Voranschlags erreicht worden ist, ein bei monumentalen Bauten gewiss seltenes Ergebnis."  

1913 wurde die Synagoge nach Plänen des jüdischen Architekten Siegfried Seidemann erweitert und renoviert. Damals wurde auch eine Orgel eingebaut. Seidemann war später auch für den Umbau der Mannheimer Klaussynagoge 1929/30 und der Neidensteiner Synagoge 1930/31 verantwortlich. 1913 wurde die Heidelberger Synagoge nach Osten hin bis zum Haus Lauerstraße 4 erweitert. In dem neuen Gebäudeteil wurden die Garderobe, die Orgelempore und die dorthin führenden Aufgänge untergebracht. Die Maße der Synagoge veränderten sich durch den Umbau in der Länge von ca. 19,6 m auf ca. 23,5 m. Die Synagoge erhielt teilweise eine neue Innenausstattung und einen neuen Innenanstrich. Im Erdgeschoss des Gemeindehauses wurde ein Gemeindesaal eingerichtet, der auch als Wochentagssynagoge benutzt wurde und mit der Synagoge verbunden war. Die Feier aus Anlass der Neugestaltung der Synagoge fand am Sonntag, den 13. April 1913 statt.  
         
Eine letzte Renovierung der Synagoge wurde – möglicherweise auch durch Siegfried Seidemann - zwischen 1933 und 1938 vorgenommen, vermutlich 1934, da zum 1. Januar 1935 Neueintragungen im Feuerversicherungsbuch erfolgten. Bei dieser Renovierung wurde vermutlich nur das Innere neu ausgemalt. 
    
    
  
  
Die Synagoge der orthodoxen Juden
  
    
Während und nach dem Ersten Weltkrieg, als auch nach Heidelberg zahlreiche Juden aus Osteuropa zuzogen, hatte sich eine immer stärkere Gruppe orthodoxer Juden gesammelt, die den ostjüdischen Verein "Ez chajim" (= "Lebensbaum") gründeten. 1921 konstituierte sich der "Verein gesetzestreuer Juden in Heidelberg". Diesem schlossen sich orthodoxe Mitglieder der Hauptgemeinde und zahlreiche sog. "Ostjuden" an. 1929 berief die orthodoxe Gemeinde Hermann Mayer aus Stuttgart als Rabbiner nach Heidelberg. Am 2. April 1932 konnte im Hinterhaus des Gebäudes Plöck 35 eine neue Synagoge eingeweiht werden, die von Herrn Dr. Großberger gestaltet worden war. Trotz der beschränkten Finanzen des Vereins konnte die neue Synagoge mit Hilfe zahlreicher Spenden geschmackvoll ausgestattet werden. Sie hatte fünfzig Plätze für Männer und dreißig Plätze für Frauen. Auch ein rituelles Bad befand sich im orthodoxen Synagogengebäude. 
   
Einweihung des neuen orthodoxen Betsaales (Synagoge) (1932)          

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. April 1932: "Heidelberg, 10. April. Am Schabbat Paraschat Schemini hatte der Verein gesetzestreuer Juden Heidelbergs seine Mitglieder zu einem Festgottesdienst anlässlich der Einweihung seines neuen Betsaales (Synagoge) eingeladen. Dieser Einladung hatten auch viele Mitglieder der Hauptgemeinde und des ostjüdischen Vereins Ez Chajim Folge geleistet. In seiner Ansprache begrüßte der 1. Vorsitzende, Herr Simon Hochherr, alle Erschienenen, insbesondere die offiziellen Vertreter der Hauptgemeinde, im Namen des Vereins. 10 Jahre seien verflossen, seit der Verein unter schwierigen Verhältnissen zur Pflege, Erhaltung und Förderung des gesetzestreuen Judentums gegründet worden sei. Wenn es heute trotz aller Schwierigkeiten noch bestehe, so sei dies dem unbeirrbaren Festhalten an den Idealen des Vereins zu danken. Insbesondere habe Herr Saul Deutsch, den er als die Seele des Vereins, wenn er auch nicht erwähnt sein wollte, bezeichnete, dazu in selbstloser Weise beigetragen.  
Wenn nun heute ein so würdiges Gotteshaus geschaffen sei, so hoffe er, dass die Mitglieder auch weiterhin den Idealen des Vereins treu bleiben werden. Zum Schlusse seiner Ansprache dankte Herr Hochherr den edlen Spendern für ihre Unterstützung, insbesondere aber Herrn Dr. Großberger, der trotz bescheidener Mittel eine so künstlerische und würdige Stätte geschaffen hat. Ale Anwesenden gewannen bei diesem Festgottesdienst, der durch den wunderbaren Vortrag des Kantors Finkelstein aus Frankfurt am Main ein besonders feierliches Gepräge erhielt, hohe und erhabene Eindrücke."          

   
  
Die Zerstörung der Synagogen 1938 und die Geschichte der Grundstücke nach 1945
   
    
In der Pogromnacht im November 1938 wurde die Synagoge von SA-Leuten in Brand gesetzt. Gegen zwei Uhr in der Frühe des 10. November 1938 begannen SA-Männer aus Heidelberg, die Synagoge in der Großen Mantelgasse in Brand zu stecken. Holzwolle und Benzinkanister wurden in die Synagoge getragen. Zwischen drei und vier Uhr wird das Gebäude in Brand gesetzt worden sein. Gegen vier Uhr traf die Feuerwehr ein, die aber erst nach ausdrücklicher Erlaubnis der SA mit den Löscharbeiten beginnen durfte. Sie hatte zunächst nur die Anweisung, die umliegenden Häuser vor dem Übergreifen des Brandes zu schützen. Die Synagoge wurde völlig zerstört. Im Laufe des frühen Morgens überzeugte sich der NSDAP-Kreisleiter persönlich an Ort und Stelle vom Fortgang des Geschehens. Nach der Feuerwehr rückten gegen sieben Uhr auch die SA-Leute ab. Die Synagoge brannte bis zum späten Vormittag völlig aus. Auch der Betsaal im Gemeindehaus neben der Synagoge wurde durch den Brand stark beschädigt. Die darüber liegende Wohnung des Synagogendieners wurde von SA-Männern zerstört. Die aus der Synagoge entwendeten Torarollen und die rituellen Gegenstände wurden auf das Polizeirevier gebracht. Nationalsozialistisch gesinnte Heidelberger Bürger und vor allem Studenten verbrannten diese etwa eine Woche nach der Zerstörung der Synagoge auf dem Universitätsplatz Universitätsplatz.
  
Auch die orthodoxe Synagoge wurde am 10. November 1938 verwüstet, konnte jedoch wieder soweit renoviert werden, dass vom Anfang des Jahres 1939 an Gottesdienste stattfinden konnten. Auch der Betsaal im Gemeindehaus konnte soweit wieder hergestellt werden, dass er für Gottesdienste noch verwendbar war. 
Im Februar 1939 wurde die Synagoge auf Kosten der jüdischen Gemeinde abgebrochen. 1941 ging das Grundstück Große Mantelgasse 1 bis 3 in das Eigentum der 'Reichsvereinigung der Juden in Deutschland' über. Der Platz wurde inzwischen als Spielplatz verwendet. Nach der Deportation der badischen Juden nach Gurs im Oktober 1940 sollten im nicht mehr gebrauchten jüdischen Gemeindehaus Gemeinschaftsräume für städtische Arbeiter eingerichtet werden. Im März 1942 kaufte die Stadt Heidelberg das Synagogengrundstück für 9790 RM. 
  
Nach 1945 wurde das Grundstück von alliiertem Militär beschlagnahmt und der jüdischen Vermögensverwaltung JRSO übertragen. 1951 erhielt die neugegründete jüdische Gemeinde Heidelberg das Grundstück zurück; sie verkaufte es jedoch 1955 an die Stadt Heidelberg. Am Platz der ehemaligen Synagoge (seit 1956 'Alter Synagogenplatz') erinnert seit 1959 eine Gedenktafel an das Gotteshaus. Der ursprüngliche, schon nach Kriegsende hier aufgestellte Gedenkstein wurde 1952/53 zur jüdischen Friedhofshalle auf den Bergfriedhof verbracht, nachdem er mehrfach beschädigt worden war. Das Gebäude der früheren orthodoxen Synagoge in der Plöck 35 wurde 1959 zur Erweiterung des "Kaufhofes' abgebrochen. 
  
1978 wurde der zunächst als Parkplatz genutzte Synagogenplatz zu einem Park umgestaltet; eine weitere völlige Neugestaltung wurde 2001 vorgenommen (Einweihung November 2001). Seitdem sind der Grundriss und verschiedene Details der früheren Synagoge in der Pflasterung hervorgehoben. Auch der ursprüngliche Gedenkstein ist im Bereich des früheren Toraschreines wieder aufgestellt worden. An der Nordwand des Hauses Große Mantelgasse 3 (ehemaliges Rabbinerhaus) wurden 2004 Tafeln mit den Namen der 292 im Jahr 1940 aus Heidelberg nach Gurs deportierten Personen angebracht.
       
       
       
Fotos / Abbildungen / Pläne    

Die Privat-, später Gemeindesynagoge im Haus "Zur blauen Lilie" seit 1714 in der Großen Mantelgasse
(Pläne sind veröffentlicht in B. Löslein: Geschichte der Heidelberger Synagoge s.Lit. Anhang)

Heidelberg Synagoge 111.jpg (72888 Byte) Heidelberg Synagoge 032.jpg (78561 Byte) Heidelberg Synagoge 031.jpg (31786 Byte)
Aufriss der Südseite (1714) des 
Gebäudes "Zur blauen Lilie" (Quelle: 
GLA Karlsruhe 204/966)
Innenansicht des Synagogenraumes im
 Haus "Zur blauen Lilie" (1714; 
GLA Karlsruhe 204/966  fol. 62)
"Weiberschul", d.h. Frauenempore 
im Haus "Zur blauen Lilie" (1714;
 GLA Karlsruhe 204/966 fol. 63)
     
Heidelberg Synagoge 112.jpg (78079 Byte) Heidelberg Synagoge 113.jpg (78498 Byte) Heidelberg Synagoge 114.jpg (74474 Byte)
Grundriss des Synagogengebäudes 1847. Links das Erdgeschoss mit dem Betsaal der Männer; in der Mitte der 1. Stock 
mit der Frauenempore; darüber das Dachgeschoss 
(Quelle: Generallandesarchiv Karlsruhe 356/5637) 
 
 
Lage der Synagoge auf einem 
Stadtplan von ca. 1900
Heidelberg Stadt 20080610.jpg (77003 Byte)   
          
          
Die Synagoge in der 
Großen Mantelgasse
1878-1938
Heidelberg Synagoge 001.jpg (69670 Byte) Heidelberg Synagoge 004.jpg (39529 Byte)
    Außenansicht um 1895
(Quelle: Ziwes s.Lit. S.67)
Außenansicht 1913
(Quelle: Stadtarchiv Heidelberg)
     
 Heidelberg Synagoge 002.jpg (87243 Byte) Heidelberg Synagoge 002.jpg (79534 Byte) Heidelberg Synagoge 003.jpg (89842 Byte)
Innenansicht um 1895
(Quelle: Ziwes s.Lit. S. 69)
Beim Umbau 1913 wurde 
die Orgelempore zur 
Ostwand verlegt
Chanukka-Leuchter Ende 17.Jh. in der
 Synagoge (Quelle: Rosenthal,
 Heimatgeschichte S. 105) 
     

Synagogenbrand in der Pogromnacht 1938 

 
Heidelberg Synagoge 010.jpg (112047 Byte) Heidelberg Synagoge 070.jpg (45837 Byte) Heidelberg Synagoge 071.jpg (56439 Byte)
Quelle für das Foto: 
Hundsnurscher/ Taddey s. Lit. Abb. 82
Quelle für das Foto: 
Stadtarchiv Heidelberg
Quelle für das Foto: 
Stadtarchiv Heidelberg 
     
     
 Der Synagogenplatz - Ort des Gedenkens
(Fotos außer denen der Gedenkfeiern: Hahn;
Aufnahmedatum der Farbfotos: 25.6.2004
bzw. mit * 6.3.2020)
Heidelberg Synagoge 100.jpg (70509 Byte) Heidelberg Synagoge 101.jpg (50810 Byte)
   Der Synagogenplatz 
um 1985
Gedenktafel 
von 1959
     
Heidelberg Synagoge 202.jpg (39048 Byte) Heidelberg Synagoge 120.jpg (29645 Byte) Heidelberg Synagoge 121.jpg (52237 Byte)
Der nach Kriegsende auf dem
 Synagogenplatz aufgestellte 
Gedenkstein steht nun im Bereich 
des Toraschreines der Synagoge
Gedenkfeier November 2000 mit 
Rabbiner Jakob Ebert (2. von links),
 Bürgermeister Prof. Dr. Raban von der
 Malsburg und Prof. Dr. Daniel Krochalmik
Gedenkfeier November 2001 
auf dem neu gestalteten Platz
(Quelle: Stadt Heidelberg)
  
      
Heidelberg Synagoge 201.jpg (84103 Byte) Heidelberg Synagoge 200.jpg (101452 Byte) Heidelberg Synagoge 203.jpg (58988 Byte) *
Der Synagogenplatz mit den Umrissen der Synagoge  Hinweistafel 
   
         
Der Synagogenplatz im Juni 2008 und im März 2020 mit den am 9. November 2004 angebrachten
 Namenstafeln der im Oktober 1940 aus Heidelberg 292 nach Gurs deportierten
 Personen (Fotos mit * vom 6.3.2020)
 
Heidelberg Synagoge 20080609.jpg (105404 Byte) * Heidelberg Synagoge 20080610.jpg (98348 Byte) * Heidelberg Synagoge 20080613.jpg (89860 Byte) *
   Die Namenstafeln sind an der Wand des Hauses rechts des Platzes angebracht 
   
Heidelberg Synagoge 20080607.jpg (71120 Byte) * Heidelberg Synagoge 20080601.jpg (58686 Byte) * Heidelberg Synagoge 20080601a.jpg (66531 Byte) * *

    
    
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte   

Januar 2010: Soll es in Heidelberg soll es "Stolpersteine" geben?   
Artikel in "Der Morgen" vom 19. Januar 2010: "Stadtrat: Konzept für "Allgemeine Kultur des Erinnerns" gefordert. Keine Stolpersteine geplant. 
In Heidelberg soll es keine "Stolpersteine" geben, die an die Opfer nationalsozialistischer Gewalt erinnern. Im Kulturausschuss wurde nun statt dessen ein alternatives Konzept vorgestellt. Die "Initiative Stolpersteine" wollte in Heidelberg Gedenksteine ("Stolpersteine") verlegen. In vielen Städten wurde dieses Konzept bereits umgesetzt. Der Heidelberger Gemeinderat stellte das Projekt vergangenen März allerdings zurück und beauftragte die Verwaltung, ein Konzept für eine "Allgemeine Kultur des Erinnerns" zu erarbeiten. Es soll allen Opfern und deren Angehörigen in ausreichender Form gerecht werden. Jede Generation müsse neu festlegen, an wen und was sie erinnert, heißt es in dem Abriss. Dabei gelte es stets eine Auswahl zu treffen, neu zu diskutieren und zu entscheiden, wie erinnert werden soll - etwa durch die Benennung von Straßen. 
Heidelberg habe bereits einen reichhaltigen Bestand an Erinnerungszeichen, mitunter sogar aus dem Mittelalter. Einen fest umrissenen "Kanon" des Erinnerns aufzustellen sei nicht möglich, so die Verwaltung. Allerdings ließen sich Maximen formulieren, die Schwerpunktsetzungen ermöglichten - etwa der Bezug zu Heidelberg, seinen Stadtteilen und seiner Geschichte, die besondere Würdigung von Frauen, der Demokratiegeschichte bis hin zur Erinnerung an Verfolgung und Widerstand in der NS-Zeit als europäische Aufgabe.
Vorgesehen und angedacht sind Einzelmaßnahmen. So wird die Arbeitsgemeinschaft Badischer Städte eine gemeinsame Publikation zur Pflege des Friedhofs Gurs herausgeben, an der sich auch Heidelberg beteiligt. Die jüdische Kultusgemeinde wünscht eine Gedenktafel an dem orthodoxen Betsaal in der Plöck. Dazu ist eine Untersuchung seiner genauen Lage in Vorbereitung. Zudem hat das Kulturamt vor, ein Verzeichnis aller Erinnerungszeichen und Gedenktafeln im Stadtgebiet zu erarbeiten und im Internet zu veröffentlichen. hbg."
 
Januar / März 2010: Der Kulturausschuss kann sich "Stolpersteine" in Heidelberg vorstellen   
Artikel im "morgenweb.de" (kjs) vom 18.1.2010 (Artikel): "Heidelberg: Stolpersteine kommen doch.   
Heidelberg
. Vor einem Jahr hatte der Stadtrat die "Stolpersteine" abgelehnt und ein eigenes Konzept zur "Allgemeinen Kultur des Erinnerns" beauftragt. Jetzt kommen die Stolpersteine, die an Opfer des Nationalsozialismus erinnern sollen, doch: Der Kulturausschuss beschloss, dass sie jeder an einem "ausgewählten Ort der Erinnerung" verlegt werden darf, wenn Anwohner nichts dagegen haben. Der Gemeinderat muss am 11. März noch zustimmen."
 
Artikel von Holger Buchwald in der "Rhein-Neckar-Zeitung" vom 7. März 2010 (Artikel): "Schon 15 Paten für Stolpersteine
Jetzt muss nur noch der Gemeinderat einwilligen. Dann könnten nach jahrelanger Diskussion endlich "Stolpersteine" für Heidelberger Naziopfer in der Stadt verlegt werden. Die Initiative Stolpersteine - ein Zusammenschluss von privaten Bürgern und Organisationen - steht bereit. Sie hat 15 Vorschläge erarbeitet, wo und für wen in Heidelberg die Messingtafeln in den Boden eingelassen werden sollten. Für alle Gedenktafeln gibt es bereits Paten, die die Kosten übernehmen wollen.
'Stolpersteine' sind kleine quadratische Messingtafeln, die im Gedenken an Nazi-Opfer vor den Häusern, in denen sie lebten, oder vor den Stätten, in denen sie wirkten, in die Straße eingelassen werden. Auf ihnen sind die Lebensdaten und die Namen der Opfer zu lesen. In vielen Städten, so auch in Mannheim und Walldorf, gibt es solche 'Stolpersteine', die Passanten an im Dritten Reich ermordete Menschen erinnern sollen. 
In Heidelberg sträubten sich Gemeinderat und Stadtverwaltung hingegen jahrelang gegen die Gedenktafeln. Begründet wurde dies stets mit Bedenken aus der jüdischen Gemeinde. Das Andenken der Opfer werde förmlich mit Füßen getreten. Es sei nicht auszudenken, wenn zum Beispiel Kaugummi auf den Namen der Verstorbenen klebten. Im Januar kam es zur überraschenden Wende. Der Kulturausschuss stimmte für die "Stolpersteine". Jeder, der einen Antrag stellt und die Kosten übernimmt, soll sie verlegen lassen dürfen. 
'Hier wohnte Leontine Goldschmidt, Jahrgang 1863. Vor Deportation Flucht in den Tod. 25.8.1942.' Das könnte daher schon bald auf einem Stolperstein vor dem Anwesen Friedrich-Ebert-Anlage 12 stehen. Hier hatte die Gründerin der Portheim-Stiftung gewohnt, die aus einer reichen jüdischen Familie stammte. Kurz bevor sie von der Gestapo abgeholt werden sollte, hatte sie ihrem Leben ein Ende gesetzt. Seit 2003 verlegt Gunter Demnig überall in Deutschland solche Steine für Nazi-Opfer - nicht nur für Juden, sondern auch für politisch Verfolgte, Zeugen Jehovas, Sinti und Roma, psychisch Kranke, Schwule. Einer dieser Steine kostet 100 Euro, hinzu kommen die Spesen für den Künstler. Am 11. März soll der Gemeinderat entscheiden. Sollte er zustimmen, muss die 'Initiative Stolpersteine' nur noch einen Termin mit Demnig absprechen." 
  
Oktober 2010: Erste Verlegung von "Stolpersteinen" in Heidelberg    
Artikel von Sören Sgries in der "Rhein-Neckar-Zeitung" vom 13. Oktober 2010 (nur Anfang zitiert, Artikel): 
"Die ersten Stolpersteine sind verlegt. 
Was für ein erfreulicher Tag für die "Initiative Stolpersteine in Heidelberg". Nicht nur, dass am Dienstagnachmittag die Gedenksteine für die ersten 15 der Opfer des NS-Regimes verlegt wurden, auch das Interesse in der Bürgerschaft war ausgesprochen groß. Das zeigte schon die kurze Gedenkveranstaltung, zu der die Initiative in die Friedrich-Ebert-Gedenkstätte eingeladen hatte. Weit über 100 Gäste kamen, um an der Veranstaltung teilzunehmen. Damit übertraf das Interesse die Erwartungen der Veranstalter bei weitem. 
Im Namen der Initiative ließ Gabi Maerzke noch einmal das lange Ringen um die Erlaubnis, die zehnmal zehn Zentimeter großen Gedenksteine verlegen zu dürfen, Revue passieren. Seit 2008 gibt es die Bewegung in Heidelberg, aber erst im Frühjahr 2010 kam es zum kleinen "Wunder", zur "großen Überraschung", als der Gemeinderat, der sich lange gesträubt hatte, schließlich doch mit nur einer Enthaltung der Verlegung zustimmte. Bei der ersten Verlegung wurden jetzt Steine vor den ehemaligen Wohnhäusern der Familien Durlacher in der Hauptstraße 121, Blum in der Bergstraße 44 und Liebhold in der Bergstraße 86 verlegt. Vor dem Haus in der Dreikönigstraße 15 wird an Heinrich Fehrentz, und in der Dreikönigstraße 24 an Ludwig Brummer erinnert. Für Leontine Goldschmidt wurde ein Gedenkstein vor ihrem ehemaligen Wohnhaus in der Gaisbergstraße 9 gesetzt..." 
Weitere Informationen: www.stolpersteine-heidelberg.de."    
 
März 2011: Gestaltung eines Gurs-Gedenksteines durch SchülerInnen des Neuenheimer St.-Raphael- und Elisabeth-von-Thadden-Gymnasiums   
siehe Artikel von Reinhard Lask in der "Rhein-Neckar-Zeitung" vom 25. März 2011 (Link zum Artikel bzw. eingestellt als pdf-Datei)     
 
Dezember 2011: Zweite Verlegung von "Stolpersteinen" in Heidelberg    
Artikel von Micha Hörnle in der "Rhein-Neckar-Zeitung" vom 6. Dezember 2011: "Verfolgt, aber nicht vergessen. 
Zum zweiten Mal verlegte der Kölner Künstler Gunter Demnig in Heidelberg Stolpersteine - in der letzten Woche an sieben Orten, die an 21 in der NS-Zeit verfolgte ehemalige Mitbürger erinnern..."
Link zum Artikel - auch eingestellt als pdf-Datei.    
 
November 2012. Dritte Verlegung von "Stolpersteinen" in Heidelberg   
Broschüre zur dritten Verlegung von "Stolpersteinen": online zugänglich (Hinweis: Dateigröße 9,5 MB)   
 
März 2013: Vierte Verlegung von "Stolpersteinen" in Heidelberg   
Weitere Informationen: www.stolpersteine-heidelberg.de  
 
November 2013: Friedenspreis für die Stolperstein-Initiative   
Artikel von Werner Popanda in der "Rhein-Neckar-Zeitung" vom 21. November 2013: "Friedenspreis für die Stolperstein-Initiative
Heidelberg. Gleich zwei Projekte erhalten in diesem Jahr den Heidelberger Friedenspreis. Über diese Auszeichnung und damit ein Preisgeld von jeweils 1250 Euro freuen dürfen sich die Initiative "Stolpersteine Heidelberg" sowie ein auf den Namen "Wir übernehmen Verantwortung in der Welt" getauftes Schulkinderprojekt der Theodor-Heuss-Realschule in der Altstadt.
Beide Preisträger erhielten von den Mitgliedern des Stiftungskuratoriums, dem Gerlinde Güllich, Pfarrer Kurt Faulhaber, Georg Grädler, Roland Blatz, Oberbürgermeister Eckart Würzner, der Kirchheimer Stadtteilvereinsvorsitzende Jörn Fuchs und der Dekan der katholischen Kirche, Joachim Dauer, angehören, mit je vier Stimmen mehr Nennungen als die anderen fünf Bewerber...  
Für die Initiative "Stolpersteine Heidelberg", die im Stadtgebiet bislang 83 solcher "Zeichen des Erinnerns und Gedenkens" verlegt hat, nahm Helga Knaute den Preis entgegen. Sie dankte dem Kuratorium für die "Anerkennung unserer Arbeit", mit dem Preisgeld könnten nun zehn neue Stolpersteine gesetzt werden. Ein weiteres Dankeschön richtete die Initiative an Rainer Nägele vom Liegenschaftsamt der Stadt Heidelberg und an den Eppelheimer Künstler Günter Braun..." 
Link zum Artikel     
 
Juli 2014: Mahnmal zur Erinnerung an die Deportation nach Gurs eingeweiht  
Artikel in den MRN-News.de vom 30. Juli 2014: "Heidelberg – Mahnmal erinnert an Deportation nach Gurs
Heidelberg / Metropolregion Rhein Neckar – Gedenkstein am früheren Gleis 1 des ehemaligen Bahnhofs enthüllt

Über 5.600 jüdische Bürgerinnen und Bürger aus Baden wurden am 22. Oktober 1940 mit Zügen nach Frankreich deportiert und im Lager Gurs interniert. 'Um das Geschehen nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, erinnert jetzt ein Mahnmal in der Nähe des damaligen Gleises 1 an dieses dunkle Kapitel der Heidelberger Geschichte', sagte Heidelbergs Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner bei der Enthüllung des Gedenksteins am 30. Juli 2014. 'Wir sind aufgefordert, alles dafür zu tun, dass sich solche Unmenschlichkeit niemals mehr wiederholen kann. Herkunft, Abstammung, Sprache, Hautfarbe oder Glaube dürfen nicht zu Ausgrenzung oder Verfolgung führen. Sorgen wir dafür, dass die Menschen in all ihrer Vielfalt bei uns willkommen sind. Sie bereichern unsere Stadt'..."  
Link zum Artikel      Weiterer Artikel mit Foto in der Website der Stadt Heidelberg  Weiterer Artikel (Rhein-Neckar-Zeitung vom 1. August 2014)     
 
 Das Denkmal am alten Bahnhof
(Fotos: Hahn; Aufnahmedatum 17.6.2019)
 
November 2014: Fünfte Verlegung von "Stolpersteinen"  
Bei der fünften Verlegung von "Stolpersteinen" in Heidelberg am Donnerstag, 20. November 2014 wurden 22 "Stolpersteine" an den folgenden Orten verlegt: Plöck 34 für Mitglieder der Familie Seligmann und für Julie Jankau (Umverlegung), Friedrich-Ebert-Anlage 41 für Familie Sommer, Friedrich-Ebert-Anlage 55 für Mitglieder der Familie Fisch, Bergheimer Straße 81 für Richard Broosch, Weberstraße 5 für Mitglieder der Familie Müller, Weberstraße 7 für Mitglieder der Familie Kuhn, Blumenthalstraße 36 für Elise Dosenheimer, Dantestraße 14 für Mitglieder der Familie Bettmann und in der Goethestraße 12 für Mitglieder der Familie Sussmanowitz/Székely.   
Weitere Informationen über die Broschüre Stolpersteine Heidelberg 2014 (pdf-Datei) und über www.stolpersteine-heidelberg.de   
 
Februar 2015: Weitere Verlegung von "Stolpersteinen"  
Artikel von Jürgen Brückmann in "heidelberg24.de" vom 6. Februar 2015: "Denkmale von unten. 15 neue Stolpersteine in Heidelberg!
Am 6. Februar 2015 wurden in Heidelberg 15 neue Stolpersteine in Gedenken an Opfer des NS-Regimes verlegt.
Heidelberg
– Sie erinnern an die schrecklichen Gräueltaten des NS-Regimes an der jüdischen Bevölkerung in Deutschland – die Stolpersteine. Am Freitag wurden in Heidelberg 15 neue verlegt. In Handschuhsheim, Neuenheim, Bergheim und in der Altstadt wurden heute 15 weitere Gedenksteine von der Initiative Stolpersteine feierlich verlegt. Die Betonsteine (zehn mal zehn Zentimeter) mit einer verankerten Messingplatte erinnern an das Schicksal von Menschen, die vom Nazi-Regime deportiert wurden und werden an den ehemaligen Wohnorten in den Bürgersteig eingesetzt. 50.000 Steine wurden seit 1997 an 1.100 Orten in Deutschland und in 18 weiteren europäischen Ländern bereits verlegt. Den Impuls zu den Stolpersteinen gab der Kölner Künstler Gunter Demnig, der die Steine auch heute an fünf Plätzen der Stadt und in Anwesenheit von vielen Nachbarn sowie Bürgern des Stadtteils einsetzte.
Handschuhsheimer Landstraße 47a: Hier lebten Isidor und Sara Blumberg, die in der Altstadt eine Metzgerei führten. Am 22. Oktober 1940 wurden sie im Zuge der Deportationen badischer Juden ins südfranzösische Internierungslager Gurs verschleppt, wo sie bereits nach wenigen Wochen im Alter von 75 bzw. 77 Jahren starben.
Wenige Meter weiter, im Hainsbachweg 1, erinnert ein Stolperstein jetzt an die Familie Demuth. Der Realschullehrer Dr. Ludwig Demuth wurde ebenfalls nach Gurs deportiert, konnte dort aber von seinem bereits vorher nach Frankreich geflohenen Sohn Hans-Werner befreit werden, der wiederum 1942 nach Auschwitz gebracht und dort ermordet wurde. Olga Demuth verstarb 1940; Tochter Gisela konnte den Deportationen nur knapp entgehen.
Bergstraße 32: Hier lebte die Familie des Landtagsabgeordneten Dr. Guido Leser. Leser zog mit seiner Frau Irmingard 1936 nach Berlin, wo sich beide nach Erhalt der Aufforderung zur Deportation nach Theresienstadt das Leben nahmen. Ihr Sohn Conrad verließ das Land bereits 1934.
Max und Rosalie Wertheimer lebten seit 1934 in der Bluntschlistraße 4 in Bergheim. Der Textil-Handelsvertreter Max Wertheimer wurde bereits 1938 mehrere Wochen im Konzentrationslager Dachau interniert. Die Eheleute wurden 1940 ebenfalls zuerst nach Gurs und 1942 nach Auschwitz gebracht und ermordet.
In der Hauptstraße 187 wohnte die Familie von Julius Wertheimer, der eine Schneiderei in der Grabengasse betrieb, die 1934 liquidiert wurde. Julius und seine Frau Klara starben nach kurzer Zeit im Internierungslager Gurs an Typhus. Der älteste Sohn Karl konnte nach Kolumbien fliehen, Sohn Fritz Samuel verlor sein Leben 1943 in Auschwitz.
120 Stolpersteine wurden mittlerweile bei sechs Verlegungen im gesamten Heidelberg Stadtgebiet eingesetzt. Bei der abschließenden Gedenkstunde in der Friedrich-Ebert-Gedenkstätte würdigte deren Geschäftsführer Prof. Dr. Walter Mühlhausen die 'Denkmale von unten, mit der die Erinnerung aufrechterhalten wird. Gerade in diesen Tagen erkannte man wieder, wie Erinnerungen politisch instrumentalisiert werden können. Mit den Stolpersteinen funktioniert das nicht.' Die Arbeit der Initiative Stolpersteine geht weiter – die engagierten Bürger treffen sich in offener Runde an jedem zweiten Dienstag in der Volkshochschule. Mehr Infos online unter www.stolpersteine-heidelberg.de."  
Link zum Artikel  
 
April 2016: Gedenktafel für die nach Gurs deportierten jüdischen Personen aus Heidelberg  
Am 26. April 2016 wurde in der Schwanenteich-Anlage am Gurs-Mahnmal eine Inschriftentafel enthüllt.    
 
November 2018: Zum Stand der Verlegung von "Stolpersteinen" in Heidelberg und der Region    
Artikel von Volker Oesterreich in der "Rhein-Neckar-Zeitung" vom 9. November 2018: "Tagesthema Pogromnacht 1938. Fast täglich werden es mehr Stolpersteine. Allein in Heidelberg 152 - Europaweit sind es mehr als 70.000
Heidelberg.
Sie schimmern in sanfter Messingfarbe zu unseren Füßen. Manche trampeln unbedarft über sie hinweg. Andere verharren vor den 'Stolpersteinen', lesen die auf ihnen verewigten Namen - und machen sich dabei bewusst, wie allgegenwärtig das Unrecht während der NS-Zeit war, als Millionen von Juden, Sinti und Roma, Homosexuelle, behinderte Menschen, Zeugen Jehovas oder politisch Andersdenkende verfolgt, verjagt und ermordet worden waren. Mit den ins Straßenpflaster eingelassenen 'Stolpersteinen' wird an die Einzelschicksale erinnert. Europaweit. Die Messingplaketten geben den Menschen, die in den Konzentrationslagern zu Nummern degradiert wurden, die Namen zurück. Der 71-jährige Künstler Gunter Demnig hatte vor 26 Jahren die Idee zu dieser Aktion. In Köln wurde 1992 das erste Täfelchen verlegt. Viele Städte folgten - oft nach langen, zum Teil heftig geführten Diskussionen, ob dies die richtige Form des Erinnerns sei. So auch in Heidelberg. Gegner behaupteten, die 'Stolpersteine' vor den Wohnhäusern der NS-Opfer führten dazu, dass ihr Andenken mit Füßen getreten werde. Aber vielleicht sind solche Behauptungen nur ein Vorwand, weil manche Zeitgenossen vor der eigenen Haustüre nicht daran erinnert werden wollen, dass Ausgrenzung, Pogrom und Massenmord mitten unter uns begonnen haben. Dieser Tage wurde in Frankfurt am Main der 70.000. 'Stolperstein' verlegt. Er erinnert an Willy Zimmerer, der 1944 im nordhessischen Hadamar als Behinderter ermordet wurde. Alle 'Stolpersteine' zusammen gelten als das größte dezentrale Mahnmal der Welt. Man findet sie in 1265 deutschen Kommunen und in 23 weiteren Staaten Europas.
Auf seiner Homepage veröffentlicht Demnig die jeweiligen Orte und Termine, seine Liste reichte am Donnerstag schon bis zum 10. Dezember. In Heidelberg kümmert sich eine eigene Initiative um die 'Stolpersteine', sie trifft sich jeden zweiten Dienstag im Monat in der Volkshochschule an der Bergheimer Straße und dokumentiert ihre Aktivitäten ebenfalls auf einer eigenen Homepage. Darauf werden unter anderem die Kurzbiografien der vertriebenen, verfolgten und ermordeten Opfer der NS-Zeit veröffentlicht. Über die von 2011 bis 2015 verlegten Heidelberger 'Stolpersteine' informiert überdies ein vor drei Jahren erschienenes Buch (Kurpfälzischer Verlag, Heidelberg, 192 S. mit zahlr. Abb., 15 Euro). Mitglieder der Initiative, darunter auch Schüler und Studierende, recherchieren für die Beiträge. Ergänzt werden die Biografien durch Exkurse zu speziellen Themen, die Heidelberg betreffen, durch eine Zeittafel und verschiedene Register. 2006 hat sich Demnig die 'Stolpersteine' patentieren lassen. Wer eine Patenschaft für die Herstellung und Verlegung eines 'Stolpersteins' übernehmen möchte, kann dies für 120 Euro tun. Den jeweiligen Städten entstehen keine Kosten. Selbstverständlich werden Stolpersteine nicht gegen den Willen von Angehörigen von Opfern verlegt. Die Erinnerungsplaketten auf den Betonwürfeln haben eine Kantenlänge von zehn Zentimetern. Namen und Daten werden per Hand in die Plaketten eingeschlagen. Meist beginnt der Text mit den Worten 'Hier wohnte', dann folgen die Lebensdaten, größtenteils auch die Orte des Exils oder die Konzentrationslager, in denen die NS-Opfer ermordet wurden. Die Plaketten werden so ins Pflaster oder den jeweiligen Gehwegbelag eingelassen, dass man eben nicht stolpern kann. Nur gedanklich soll man dies tun. Beim Lesen der Inschriften verneigt man sich unwillkürlich vor den Opfern. Allein in unserer Region kann man dies vor Hunderten von 'Stolpersteinen' tun.
Stolpersteine in der Region: Hier ein Überblick ohne Anspruch auf Vollständigkeit: In Adelsheim findet man 5 'Stolpersteine', in Brühl 6, in Eberbach 48, in Heidelberg 152, in Hockenheim 33, in Ludwigshafen 253, in Mannheim 155, in Meckesheim 25, in Mosbach einen, in Neidenstein 10, in Nußloch 4, in Schriesheim 26, in Speyer 16, in Viernheim 45, in Waibstadt 7, in Walldorf 20, in Weinheim 45, in Wiesloch 42 und in Worms 189. Fast täglich werden es mehr. Ein Erfolg sondergleichen für den mit zahlreichen Preisen ausgezeichneten Künstler, der 1947 in Berlin geboren wurde und seit vielen Jahren in Köln lebt. Info: www.stolpersteine-heidelberg.de, www.stolpersteine.eu." 
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November 2019: Gedenken an die Pogromnacht 1938 
Artikel von Marie Böhm in der "Rhein-Neckar-Zeitung" vom 11. November 1938: "Heidelberg. Hunderte gedachten auf dem Synagogenplatz der Reichspogromnacht 1938. Aufruf gegen einen neuen Antisemitismus
Heidelberg
. Jeden Tag kommen Hunderte Menschen am alten Marstall vorbei. Kaum jemand denkt dabei wohl an die Wut und Zerstörung, die Mitbürger an dem kaum 20 Meter entfernten alten Synagogenplatz erlebten. Heute rufen nur noch Umrisse und ein Gedenkstein Erinnerungen an die Synagoge wach, die hier bis 1938 stand. In der Nacht vom 9. auf den 10. November wurden in ganz Deutschland Synagogen, Geschäfte und Wohnhäuser jüdischer Mitbürger zerstört, die Bewohner niedergeschlagen, zusammengepfercht und in Konzentrationslager verschleppt. Kaum jemand von ihnen konnte dem Hass entgehen, viele starben später unter grauenvollen Umständen. Die furchtbaren Geschehnisse dieser Nacht sind bis heute eine der grundlegenden Erinnerungen an die Judenverfolgung des Naziregimes. Darum gedenken jedes Jahr Bürger der Stadt zusammen mit der jüdischen Gemeinde und der Stadtverwaltung der Opfer der Reichspogromnacht. Mehr als 300 Bürger fanden sich am Samstag aber nicht nur zur Erinnerung, sondern auch zum Aufruf gegen neuen Antisemitismus zusammen: 'Eine Gedenkfeier soll vor allem eine Gedenkfeier bleiben. Das sind wir den Opfern von damals schuldig. Und doch sind wir ihnen auch schuldig, auf Entwicklungen in der Gegenwart hinzuweisen, die ähnliche Konsequenzen haben könnten.' Damit bringt der Rabbiner Janusz Pawelczyk-Kissin von der Jüdischen Gemeinde Heidelbergs einen Punkt zur Sprache, der viele beschäftigt: eine neu aufkommende Welle von Antisemitismus.
Erst letzten Monat gab es in Halle einen rechtsextremistischen Anschlag auf eine jüdische Gemeinde. Ausgerechnet an Jom Kippur, dem höchsten jüdischen Feiertag, fand der versuchte Massenmord statt. Zwei Menschen wurden getötet, zwei weitere schwer verletzt. Diese Tat erschütterte ganz Deutschland. Viele hatten nicht gedacht, dass dieser extreme Antisemitismus je wieder in Deutschland Fuß fassen könnte. Dabei sei Hass gegen jüdische Mitbürger weiter verbreitet als man wahrhaben wolle, sagte Hieronymus Eichengrün. Der 22-Jährige ist einer der Studenten der Hochschule für Jüdische Studien, die am Samstag die Namen der fast 300 aus Heidelberg deportierten Bürger verlasen: 'Das ist kein neues Problem. Es gibt auch hier in Heidelberg immer wieder kleinere Vorfälle und Hassreden. Man kann sich als Jude nicht klar zu erkennen geben, ohne Beleidigungen befürchten zu müssen. Das ist mir selbst auch schon passiert.' Die beste Art, die Lage zu verbessern, ist seiner Meinung nach: 'Zivilcourage zeigen! Wenn man selbst antisemitische Äußerungen hört, muss man sich dagegenstellen. Egal, ob das jetzt im Geschäft, auf der Straße oder in der eigenen Familie passiert.'
Zu einer klaren Position gegen Antisemitismus rief auch der Erste Bürgermeister Jürgen Odszuck auf: 'Der kulturelle Austausch ist ein wichtiger Teil Heidelbergs. In unserer Stadt leben Menschen aus Hunderten Kulturen und Religionen. Deswegen stellen wir uns entschieden gegen die Ausgrenzung einer dieser Gruppen, der jüdischen Mitbürger. Gerade vor dem Hintergrund unserer eigenen Geschichte werden wir entschieden gegen den Antisemitismus vorgehen. Nie wieder soll es zu so einem Terror kommen!' Das findet auch Regine Buyer. Die 67-Jährige kommt fast jedes Jahr zur Gedenkfeier: 'Ob Christen, Juden, Muslime oder Andersgläubige: Wir müssen zusammenhalten gegen den Hass, gegen einzelne Gruppen.' Ein guter Anfang im Kampf gegen den Judenhass sei die richtige Information, so Eichengrün: 'Man muss hinterfragen, was vor allem von extremen Parteien verbreitet wird. Das ist geistige Brandstiftung, diese Verbreitung von Hasspropaganda und vor allem Fremdenfeindlichkeit. Man kann dem schon entgegenwirken, indem man demokratische Parteien wählt, anstatt der national-sozialistisch ausgerichteten.' Auch die Darstellung von Juden und des Staates Israel müsse sich ändern, so Pawelczyk-Kissin: 'Einer der größten Auslöser des momentanen Antisemitismus ist vermutlich der Hass gegen den israelischen Staat, den viele nicht vom Judentum trennen. Israel wird fast nur negativ dargestellt. Das führt zu einem falschen Bild der Lage. Wir wissen, dass Antisemitismus nicht dasselbe ist wie Antiisraelismus, aber wissen das Angreifer wie in Halle auch?' Ein Problem sei auch die Darstellung jüdischer Bürger in den Medien. 'Das fängt schon mit Geschichtsbüchern an. Juden werden oft als etwas Außenstehendes dargestellt statt als Teil des Volkes. Wir bräuchten nur eine neutrale öffentliche Darstellung, was zu einer neutraleren Wahrnehmung führt.' Deswegen sei Wachsamkeit im Umgang mit Medien wichtig: 'Man sollte nicht alles so hinnehmen, wie es serviert wird. Ob bei reißerischen Internetartikeln oder Gerüchten: Man muss sich zuerst zum Hintergrund informieren, bevor man sich eine falsche Meinung bildet.'"
Link zum Artikel  
 
Februar 2020: Neunte Verlegung von "Stolpersteinen" in Heidelberg
Artikel von Hans Böhringer in der "Rhein-Neckar-Zeitung" vom 10. Februar 2020: "Den 'Namen zurückgeben' - Neunte Stolpersteinverlegung in Heidelberg
Künstler Gunter Demnig erinnert an NS-Verfolgte - Nachfahren erzählen Familienschicksale

Heidelberg. 'Heimat, das ist ein Wort, das ich lange nur mit dem Herzen verstanden habe', erklärt Linda Ziskind. Im Halbkreis stehen die Zuhörer vor dem ehemaligen Wohnort ihres Großvaters nahe dem Rohrbacher Markt. Noch ist der Zement nass rings um die sechs Messingschilder vor der Türschwelle, eben erst kniete Gunter Demnig dort auf dem Boden, klopfte und strich die neu gesetzten Steine ins Lot. Jetzt hat er sich zurückgezogen, an allen Stationen an diesem Montag erledigt er seine Aufgabe sorgfältig und schnell – und überlässt anderen das Erzählen. Europaweit lässt der Künstler Demnig die Plaketten in den Boden ein. Auf einer jeden dokumentiert er die Lebensdaten einer von den Nationalsozialisten verfolgten Person. Mit den Stolpersteinen will Demnig diesen Menschen 'ihren Namen zurückgeben'. Als Ort wählt er dafür die letzte selbst gewählte Wohnung der Opfer vor der Flucht oder der Deportation. An den Ort kommen dann mit den Namen auch die Geschichten zurück. Linda Ziskind ist mit ihren Cousins aus den Vereinigten Staaten angereist. Ihr Großvater war Oskar Ehrmann, er lebte mit seinen beiden Söhnen Hans und Rolf in Rohrbach. 1936 musste der jüdische Geschäftsmann unter dem Druck der Nürnberger Rassengesetze seinen Tabakladen schließen und das Haus verkaufen. Den Ehrmanns gelang die Flucht in die USA. Später lernte dort, in New Jersey, Linda Ziskind die Heimat ihres Vaters Hans kennen, im Haus der Großeltern: Denn die hatten ihren gesamten Hausrat mitgenommen – wie eine Zeitmaschine habe das einen in das Rohrbach der Dreißigerjahre transportiert, erklärt sie.
Zum neunten Mal werden Stolpersteine auch in Heidelberg verlegt, ungefähr die Hälfte von Demnig persönlich. Ziskind betont damit, wie sehr ihre Familie in Deutschland verwurzelt war: Nicht etwa Juden, die zufällig in Deutschland lebten, seien ihre Vorfahren gewesen, sondern Deutsche, die eben jüdisch waren. Sie hat einen Stammbaum dabei und erklärt, ihr Vater sei die siebte Generation gewesen, die in der Region Heidelbergs zur Welt kam. Die Brüder Hans und Rolf Ehrmann wollten der US-Armee beitreten, um die Nazis zu bekämpfen. Hans wurde abgelehnt, denn seit einem Unfall im Tabakladen seines Vaters war er auf einem Auge blind. Viele Jahre später, in den Achtzigern, kehrte er dennoch nach Heidelberg zurück, klingelte bei einem Nachbarhaus und stellte sich vor: 'Ich habe hier einmal gelebt.' Der alte Mann, der an die Tür geholt wurde, erkannte Hans: 'Ach ja, du bist der kleine Junge, der sich das Auge mit dem Messer ausgestochen hat.' Viele solche Anekdoten kann Linda Ziskind erzählen – sie alle zeigen: Die Ehrmanns waren mitten drin in ihrer Nachbarschaft.
Auch bei einer weiteren Stolperstein-Verlegung sind Nachfahren zugegen: Die Brüder Arnon und Gilead Lammfromm sind aus Israel angereist. Ihr Vater Alfred floh mit nur 15 Jahren nach Palästina, ihre Großmutter Dora wurde in Auschwitz ermordet. 'Ich hoffe, dass Leute sich erinnern werden, hier lebten einmal jüdische Familien', sagt Arnon. Maria Martus ist Bewohnerin des ehemaligen Hauses der Lammfromms in der Weststadt, sie hat zusammen mit anderen die Steine davor gestiftet. Bestürzt zeigt sich Martus, wie schleichend die Verfolgung der jüdischen Mitbürger aufkam: 'Haben die Leute nicht gemerkt, dass die Lammfromms sich von ihrem einzigen Sohn trennen?' Auf dem Weg zwischen zwei Stationen eröffnet Demnig, dass es auch ihm mit den Stolpersteinen um die Frage gehe: 'Wie konnte so etwas geschehen im Land der Dichter und Denker?' Er hofft, Jugendliche dazu zu bringen, sich mit dieser Frage auseinander zu setzen. Immer wieder äußern die Gäste der Verlegungen ihre Sorge über das Wiedererstarken des Antisemitismus in Deutschland. Ziskind betont ihre Zuversicht in die Erinnerungspraxis: Sie habe festgestellt, dass es viele Deutsche gebe, die sich der Aufgabe angenommen hätten, die Verfolgten nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Die Stolpersteine seien ein gutes Beispiel dafür: 'So wird das Unsichtbare wieder sichtbar.' Info: Am Dienstag werden Stolpersteine verlegt, angefangen wird um 10 Uhr in der Mühltalstraße 101."  
Link zum Artikel 

   
    

Links und Literatur

Links:   

bulletWebsite der Stadt Heidelberg 
bulletWebsite www.stolpersteine-heidelberg.de 
bulletWikipedia-Artikel "Liste der Stolpersteine in Heidelberg"   
bulletWebsite des "Förderkreises zur Pflege der Beziehungen zu den früheren jüdischen Einwohnern Heidelbergs e.V."   
bulletAusstellung der Universität Heidelberg: "Juden an der Universität Heidelberg" 
bulletKurze Informationsseite zur Heidelberger Synagoge bei jgm-net.de: hier anklicken 
bulletPrivate Website mit Unterseiten zu "nicht erhaltene Bauwerke Heidelbergs", unter anderem werden zwei der Synagogen genannt: hier anklicken  
bulletZu den Seiten über die jüdischen Friedhöfe in Heidelberg (interne Links): Klingenteichstraße, Bergfriedhof 
bulletSeite des "Zentralrates der Juden in Deutschland" mit Portrait der jüdischen Gemeinde Heidelberg  
bulletArtikel in der "Allgemeinen Zeitung" zur jüdischen Gemeinde in Heidelberg 

Quellen:   

Hinweis auf online einsehbare Familienregister der jüdischen Gemeinde Heidelberg 
In der Website des Landesarchivs Baden-Württemberg (Hauptstaatsarchiv Stuttgart bzw. Staatsarchiv) sind die Personenstandsregister jüdischer Gemeinden in Württemberg, Baden und Hohenzollern einsehbar: https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/struktur.php?bestand=5632     
Zu Heidelberg sind vorhanden:    
J 386 Bü. 245  Heidelberg  Geburten 1847 - 1869  http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-445300    
J 386 Bü. 246  Heidelberg  Eheschließungen 1859 - 1870 http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-445301    
J 386 Bü. 247  Heidelberg  Sterbefälle 1856 - 1869  http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-445302    
J 386 Bü. 248  Heidelberg  Sterbefälle 1876 - 1938  http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-445303    
J 386 Bü. 249  Heidelberg  Eheschließungen 1810 - 1859  Sterbefälle 1852   http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-445304    
J 386 Bü. 250  Heidelberg  Eheschließungen 1872 - 1936  http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-445305   
J 386 Bü. 251  Heidelberg  Sterbefälle 1810 - 1855   http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-445306     
J 386 Bü. 252  Heidelberg  Geburten 1810 - 1846   http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-445307   
 
Hinweis auf die Dokumentation der jüdischen Grabsteine in Baden-Württemberg des Landesdenkmalamtes Baden-Württemberg   
Im Bestand  https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/struktur.php?bestand=24368  auf der linken Seite bei "Heidelberg" über das "+" zu den einzelnen Grabsteinen; es sind 180 Grabsteine des Klingenteichfriedhofes und 729 Grabsteine des Bergfriedhofes dokumentiert (mit Fotos).     
Im Bestand EL 228 b I Bü. 126 finden sich zum Bergfriedhof Heidelberg Belegungspläne, Belegungslisten und eine Dokumentation Grabstein 1 bis 400    http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=2-1898402  
ebd. Bü. 145 findet sich zum Bergfriedhof Heidelberg Dokumentation Grabstein 401 bis 729 (kein online zugänglicher Inhalt)   http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=2-1899118   
ebd. Bü. 124 findet sich zum Bergfriedhof Heidelberg eine Beschreibung des Kulturdenkmals Bergfriedhof (kein online zugänglicher Inhalt)  http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=2-1898399    
Zum Klingenteichfriedhof Heidelberg finden sich keine Dokumente in diesem Bestand.   

Literatur (Auswahl):   

bulletFranz Hundsnurscher/Gerhard Taddey: Die jüdischen Gemeinden in Baden. 1968. S. 121-129.
bulletGermania Judaica II,1 S.344f; III,1 S.523ff.  
bulletHannelore Künzl: Auf den Spuren der ersten Heidelberger Synagoge, in: Rhein-Neckar-Zeitung, Heidelberg, 3.Dez.1981.  
bulletBenno Szklanowski: Der alte jüdische Friedhof am Klingenteich in Heidelberg 1702-1876, in: Neue Hefte zur Stadtentwicklung und Stadtgeschichte 3 (1984).
bulletArno Weckbecker: Die Judenverfolgung in Heidelberg 1933-1945, in: Motive-Texte-Materialien 29 (1985).  
bulletders.: Die Judenverfolgung in Heidelberg 1933-1945. Heidelberg unter dem Nationalsozialismus (hg. von Jörg Schadt/Michael Caroli), in: Motive-Texte-Materialien. Heidelberg 1985 S. 399-412.
bullet Norbert Giovannini, Jo-Hannes Bauer, Hans-Martin Mumm: Jüdisches Leben in Heidelberg. Studien zu einer unterbrochenen Geschichte. Heidelberg 1992.
bulletAndreas Cser, Susanne Döring, Norbert Giovannini u.a.: Geschichte der Juden in Heidelberg. (= Buchreihe der Stadt Heidelberg. Band VI. Hg. von Peter Blum). Heidelberg 1996.
bulletBarbara Löslein: Die Heidelberger Synagogen. in: Heidelberg. Geschichte und Gestalt. Hg. von Elmar Mittler. Heidelberg 1996. S. 228-235.
bulletdies.: Geschichte der Heidelberger Synagogen. Heidelberg 1992 (= Kunsthistorisches Institut der Universität Heidelberg. Veröffentlichungen zur Heidelberger Altstadt. Hg. von Peter Anselm Riedl. Heft 26).
bulletFranz-Josef Ziwes (Hg.): Badische Synagogen. 1997 S. 66-69.  
bulletPeter Blum (Hg.): Geschichte der Juden in Heidelberg. Heidelberg 1996.  
bulletNorbert Giovannini, Frank Moraw: Erinnertes Leben. Autobiographische Texte zur jüdischen Geschichte Heidelbergs. Heidelberg 1998. 
bulletMiriam Magall: Ein Rundgang durch das jüdische Heidelberg. Universitätsverlag Winter in Heidelberg. 2006. 176 S. 18 €. ISBN 3-8253-5173-4.
Buchvorstellung
bulletDokumentation "Juden an der Universität Heidelberg - Dokumente aus sieben Jahrhunderten" (Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg - Universitätsbibliothek - Ausstellungen): Ausstellung in der Universitätsbibliothek Heidelberg vom 12.6.-31.8.2002 und in der National- und Universitätsbibliothek Jerusalem. Verantwortlich: Petra Schaffrodt und Jörg Hüfner. Dokumentation wurde zusammengestellt von Gabriele Dörflinger im August 2002.
bulletsynagogenbuch-1.jpg (32869 Byte)Joachim Hahn / Jürgen Krüger: "Hier ist nichts anderes als Gottes Haus...". Synagogen in Baden-Württemberg. Band 1: Geschichte und Architektur. Band 2: Orte und Einrichtungen. Hg. von Rüdiger Schmidt, Badische Landesbibliothek, Karlsruhe und Meier Schwarz, Synagogue Memorial, Jerusalem. Stuttgart 2007.   
bulletSynagogen Lit 201305.jpg (108213 Byte)Christiane Twiehaus: Synagogen im Großherzogtum Baden (1806-1918). Eine Untersuchung zu ihrer Rezeption in den öffentlichen Medien. Rehe: Schriften der Hochschule für jüdische Studien Heidelberg. Universitätsverlag Winter Heidelberg 2012. 
Zur Synagoge in Heidelberg S. 197-206. 

    
 
    


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Heidelberg, Baden.  A Jewish community with a synagogue and cemetery existed in the early 14th century, and was destroyed in the Black Death persecutions of 1348-49, with all Jewish property expropriated by Elector Rupert I. A new community was established within a number of years. Jews traded in cattle and operated stalls in the municipal market as well as engaging in brokerage and moneylending. In 1390 they were expelled by Rupert II together with all the Jews of the Palatinate.
Few Jews lived in Heidelberg up to the late 17th century. The Oppenheimer family arrived around 1660, with the well-known Court Jew Joseph Suess Oppenheimer born there in 1698. By 1743, 12 Jewish families were present as the community continued to expand despite local opposition. In 1724, Jews were admitted to Heidelberg University for the first time and maintained a student body of 19 throughout the century. 
With the annexation of Heidelberg to Baden, legal restrictions affecting Jews were gradually removed and full civil rights were granted. Nonetheless, anti-Jewish feeling persisted and Jews were attacked in the Hep! Hep! riots of 1819 and the revolutionary disturbances of 1848. The Jewish population grew to 445 in 1852 and 927 in 1900 (total 53,144) as Jews shifted to the professional class and became active in industry and banking and a progressive and well-educated community emerged in the university town, raising the banners of assimilation and religious reform. The leader of Reform in Heidelberg and Baden was Karl Rehfuss (1792-1842), who taught at the University and founded a Jewish elementary school in 1821. He was supported by R. Shelomo Fuerst (1792-1870), who was appointed chief rabbi with jurisdiction over 20 communities when Heidelberg became the seat of the district rabbinate in 1827. R. Fuerst adopted a Reform prayer book and introduced an organ into the synagogue in 1854. In 1876 a new synagogue and cemetery were consecrated and in 1894 Baden's first B'nai B'rith lodge was opened. During the 19th century, the number of Jewish students at the University grew, reaching a peak of 76 in the 1884-88 period. Many came from Czarist Russia, including Hebrew Poet Shaul Tchernichowsky (1875-1943) and the historian Yosef Klausner (1874-1958), while among Jewish lecturers and researchers a number chose to convert to advance their academic careers as the University remained a hotbed of antisemitism. Hermann (Tzevi Hirsch) Schapira (1848-1948), one of the early leaders of Hovevei Zion and originator of the idea of the Hebrew University and the Jewish National Fund, came to study there in 1878. Jewish students from Russia initiated Zionist activity after the First Zionist Congress in 1897. During worldwar I and after, Jewish refugees from Poland and East Galicia settled in Heidelberg, founding their own congregation. The Jewish population reached a maximum of 1,421 in 1925, dropping to 1,102 in 1933, with Jews remaining a leading force in the local economy, operating furniture and cigarette factories and large wholesale establishments. Most national organizations were represented there, including the Zionist youth movements. 
At the outset of Nazi rule, 34 Jewish professors were dismissed from the University and by 1935 one Jewish student remained in addition to those from mixed marriages. Jewish children were isolated in separate classrooms in the public school, and by the end of 1938 Jewish businesses had been completely "Aryanized." On Kristallnacht (9-10 November 1938), the synagogue was burned by the SS and SA; impounded religious articles and Torah scrolls were subsequently destroyed by university students. Jewish homes and stores were also heavily damaged and 150 Jews were detained in the Dachau concentration camp. About 800 Heidelberg Jews emigrated from Germany in 1933-1939, including a number who arrived after 1933. Fourteen Jews of Polish oirgin were expelled to the Polish border in 1938 and 1939. Another 281 were deported to the Gurs concentration camp on 22 October 1940. About 100 were saved from deportation by the Evangelist pastor Hermann Maas, who got them onto a sick list and during the period also arranged to get many Jews out of the country (He was recognized by Yad Vashem in 1967 as one of the Righteous among the Nations.) On 22 August 1942 a further 111 were deported to the Theresienstadt ghetto.  
      
After the war a community numbering 260 in 1948 and about 100 in 1990 (2004: about 500) was reestablished by concentration camp survivors and former Jewish residents of Heidelberg. An autonomous Instititute for Higher Jewish Studies offers academic degrees. 
   
       

                   
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Stand: 30. Juni 2020