Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Michelstadt (Odenwaldkreis, Hessen) 
Jüdische Geschichte / Synagoge
       
   

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde  
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule   
Aus der Geschichte des Rabbinates in Michelstadt   
      u.a. mit Bericht zum Tod des Rabbiners Seckel Löb Wormser  
Weitere Meldungen aus der Gemeinde   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
Ausschreibungen der Hoffaktor Speyer'schen Stiftung für bedürftige Mädchen  
Anzeigen 
Sonstiges   
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen 
bulletErinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte  
bulletLinks und Literatur   

    

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)   
         
In Michelstadt bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17. Jahrhunderts zurück. Um 1650 lebten zwei jüdische Familien in der Stadt, 1786 waren es 18 Familien, 1791 104 jüdische Einwohner. 
  
Große Bedeutung erlangte Michelstadt in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts durch das Wirken von Rabbi Seckel Löb Wormser (1768-1847), der Wundermann ("Baal Schem" von Michelstadt. Bevor er als Rabbiner wirken durfte, gründete er eine Talmudschule, die weltbekannt wurde und in der er um 1800 bis zu 70 Schüler unterrichtete. Seit 1811 nahm er Rabbinatsfunktionen in Beerfelden, Reichelsheim, Fränkisch Crumbach und (Bad) König wahr, 1823 bemühte er sich um eine feste Anstellung in der Grafschaft Erbach. Neben ihm war - vor allem auch in Michelstadt selbst - der Vorsänger und Schochet Wolf Muhr als Rabbiner tätig. Nach dem Tod der beiden 1846 und 1847 wurde der Rabbinatsbezirk Michelstadt aufgelöst und dem Rabbinat Darmstadt zugeteilt. Pläne um 1895, das Rabbinat wieder zu errichten (siehe Artikel unten) blieben erfolglos. 
  
Die Zahl der jüdischen Einwohner entwickelte sich im 19. Jahrhundert in Michelstadt wie folgt: 1828 177 jüdische Einwohner, 1861 192 (6,2 % von insgesamt 3.098 Einwohnern), 1871 194 (6,0 % von 3.247), 1880 175 (5,3 % von 3.296), 1900 124 (3,8 % von 3.224), 1910 126 (3,5 % von 3.630).
  
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule, ein rituelles Bad und ein Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war zur Zeit des Rabbiners Wormser der bereits genannte Rabbiner, Vorsänger und Schochet Wolf Muhr am Ort. Später war ein Lehrer angestellt, der auch als Vorbeter und als Schochet tätig war (vgl. Ausschreibungen der Stelle unten). Als Lehrer waren tätig: nach dem Tod der beiden Rabbiner Wolf Muhr (1846) und Sechel Löb Wormser (1847) zunächst Lehrer Hirsch Levi (1845-1865), danach Lehrer Baruch Plaut (1865-1875), Lehrer Jakob Gottschall (1875-1900), Lehrer Abraham Fröhlich (1900-1911), Lehrer Arno Bick (1912-1922), dann vermutlich der Höchster Lehrer Hermann Kahn (1922-1924), Lehrer Leo Grünfeld (1924-1925), Frank (1925-1926), dann wieder Hermann Kahn aus Höchst (1927), Lehrer Salomon Neumann (1928-1929), Lehrer Max Moddel (1929-1930), Lehrer Leopold Strauß (1930-1937). 
  
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde: Abraham Fleischer (geb. 3.9.1892 in Mülbach, gef. 22.3.1915) und Ludwig Strauß (geb. 11.3.1893 in Trebur, gef. 25.10.1918).     
  
Um 1924, als noch 99 jüdische Einwohner gezählt wurden (2,5 % von 3.013 Einwohnern), waren  die Gemeindevorsteher Heinrich Oppenheimer, Otto Reichardt und S. Hecht. Als Lehrer, Kantor und Schochet war Leo Grünfeld tätig. Er erteilte auch fünf jüdischen Kindern in Bad König den Religionsunterricht. In Michelstadt hatte er damals 19 Kinder zu unterrichten. 1932 waren die Gemeindevorsteher Emil Straus (1. Vors.), Otto Reichardt (2. Vors.); als Schatzmeister ist Hugo Katz eingetragen. Als Lehrer war nun Leo (Leopold) Strauss tätig. Er unterrichtete im Schuljahr 1931/32 13 jüdische Kinder. An jüdischen Vereinen gab es insbesondere die beiden Chewroth: Frauenchewra und Männerchewra
   
1933 lebten 91 jüdische Personen in der Stadt, von denen in den folgenden Jahren noch 48 emigrieren konnten. Die letzten der verbliebenen Gemeindeglieder (14 Personen) wurden aus Michelstadt im März und September 1942 ab Darmstadt - wie alle im Kreis Erbach und Dieburg verbliebenen - deportiert. 1943 wurde noch Lizzi Wassum geb. Ascher deportiert und in Auschwitz ermordet (sie war getaufte Jüdin).
    
Von den in Michelstadt geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Erna Bertha Bacharach geb. Strauss (1899), Luise Cohn geb. Haas (1880), Sara Feilmann geb. Plaut (1871), Albert Haas (1874), Anna Haas geb. Kayem (1892), Isabella (Bella) Haas geb. Strauss (1897), Fred Haas (), Karl Haas (1874), Leopold Haas (1882), Margerit (Margrit, Marquitta) Haas (1924), Werner Josef Haas (1926), Hedwig Jakobi geb. Joseph (1870), Auguste Kahn (1867), Emanuel Kahn (1870), Laura Kahn geb. Rais (1897), Paula Kahn (1902), Rosa Kander geb. Menges (1883), Doris Katz (1924), Hugo Katz (1882, siehe Kennkarte unten), Lina Katz geb. Reichhardt (1882), Martha Katzenstein geb. Speyer (1899), Flora Krieg geb. Dreifuss (1883), Hedwig Ladenburger geb. Ettlinger (1899), Sidonie (Sydonia) Löbmann geb. Marx (1888), Alfred Lorch (1899), Franziska Lorch geb. Oppenheimer (1903), Anna Lesem geb. Speyer (1897, oder Losem), Gertrude Meier geb. Speyer (1903), Johanna Morgenthau (1875), Ludwig Neu (1886), Meta Neu (1882), Moses Neu (1884), Adolf Neumann (1880), Babette Oppenheimer geb. Speyer (1873), Heinrich Oppenheimer (1875), Leopold Oppenheimer (1871), Mathilde Oppenheimer geb. Ettlinger (1904), Dr. Michael Friedrich Oppenheimer (1904), Emilie Reichhardt geb. Jonas (1885), Gertrud Reichhardt (1929), Lotte Reichhardt (1921), Otto Reichhardt (1878), Edgar G. Rothschild (1929), Meta Rothschild geb. Levi (1897), Moritz Rothschild (1890), Adolf Straus (1869), Emil Straus (1879), Frieda Straus geb. Nebel (1884), Rosa Straus geb. Hirsch (1872), Aron Strauss (1873), David Strauss (1930), Emanuel Strauss (1868), Herbert Strauss (1932), Jenny Strauss geb. Spier (1885), Johanna Strauss geb. Mayer (1866), Lina Strauss geb. Lindheimer (1873), Max Strauss (1870), Max Strauss (1896), Max Strauss (1907), Michael Strauss (1933), Mina Strauss (1900), Uri M.  Strauss (1933), Wilhelm Strauss (1902), Lizzi Wassum geb. Ascher (1888), Rosi (Rosa) Weber geb. Rais (1893.         
          
Nach 1945: Eine neue jüdische Gemeinde hat sich durch die Zuwanderung einiger jüdischer Familien aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion in den 1990er-Jahren gebildet.
    
    
    
 
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
 
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1865 / 1875 / 1876 / 1900 / 1911 / 1922 / 1925  

Michelstadt Israelit 07061865aaa.jpg (40611 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Juni 1865: "Die Stelle eines Lehrers und Vorbeters der israelitischen Gemeinde Michelstadt ist neu zu besetzen. – Hierauf Reflektierende belieben sich wegen des Näheren unter genauer Angabe ihrer bisherigen Wirksamkeit an den Unterzeichneten zu wenden. Michelstadt. Der Vorstand der israelitischen Gemeinde Albert Strauß."
 
Michelstadt Israelit 27101875.jpg (54830 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Oktober 1875: "Gesuch. Bei der hiesigen israelitischen Gemeinde ist die Stelle eines Lehrers, Vorbeters und Schächters alsbald zu besetzen. Seminaristisch gebildete Lehrer erhalten den Vorzug. Jährliches Einkommen circa 1.200 Mark ohne Nebenverdienst. Bewerbungen sind nebst Zeugnissen baldmöglichst einzureichen. Michelstadt, den 8. Oktober 1875. Der Vorstand des israelitischen Gemeinde: Lyon."
 
Michelstadt Israelit 30081876b.jpg (54093 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. August 1876: "Lehrer-, Kantor- und Schächterstelle sofort zu besetzen. Gehalt fix 900 Mark nebst den nicht unbedeutenden Schächtgebühren. Durch die hiesige Realschule ist reichliche Gelegenheit zur Erteilung von Privatunterricht geboten. Qualifizierte Bewerber wollen sich baldigst an Unterzeichneten wenden. Michelstadt, den 17. August 1876. Der Vorstand der israelitischen Gemeinde. Lyon."
 
Michelstadt Israelit 30081876.jpg (20923 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. August 1876: "Vorbeter, zugleich Baal Tokea, für die ernsthaften Tage gesucht. Michelstadt, den 17. August 1876. Der Vorstand der israelitischen Gemeinde. Lyon."
 
Michelstadt Israelit 230811900.jpg (72528 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. August 1900: "Lehrergesuch! Nachdem Herr Lehrer Gottschall seines hohen Alters wegen, die schon, seit 24 Jahren innehabende Stelle als: Religionslehrer, Vorbeter, Schochet und Friedhofskommissär zu allgemeinem bedauern gekündigt hat, wird solche hiermit zur Neubesetzung ausgeschrieben. Geeignete seminaristisch gebildete Bewerber wollen Ihre Offerten mit genauer Personalbeschreibung, nebst Zeugnisabschriften alsbald an unterfertigte Stelle einreichen. Bemerkt wird, dass die Stelle mit Nebeneinkünften ca. Mark 1.800 einträgt. Michelstadt, hessischer Odenwald, 14. August 1900. Der Vorstand der israelitischen Religionsgemeinde Michelstadt: Speyer."
   
Michelstadt Israelit 21091911.jpg (68020 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. September 1911: "In unserer Gemeinde ist die Stelle eines seminaristisch gebildeten Religionslehrers, Kantors und Schochets baldigst zu besetzen. Gehalt nebst festem Nebeneinkommen ca. 2.600 Mark sowie Pensionsberechtigung. Bewerber wollen sofort ihre Gesuche nebst Zeugnisabschriften und Lebenslauf an Unterzeichneten einreich. Der Vorstand der israelitischen Gemeinde Michelstadt Theodor Strauß."
  
Michelstadt Israelit 23031922.jpg (60346 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. März 1922: "Wegen Übergang des bisherigen Lehrers in den Staatsdienst ist die hiesige Religionslehrerstelle möglichst bald zu besetzen. Mit derselben ist das Amt des Vorbeters und Schochets verbunden. Die Rechnungsführung für die israelitische Gemeinde, sowie die 'Speyer'sche Stiftung' und Friedhofsverband werden bei eventueller Übernahme extra honoriert. Oberrealschule, höhere Töchterschule und staatliche Gewerbeschule am Platz. Bewerber belieben Gesuche mit Gehaltsangabe an den Unterzeichneten zu richten. Ledige Bewerber erhalten den Vorzug. 
Michelstadt, den 20. März 1922. Der Vorstand der israelitischen Gemeinde. Theodor Strauß." 
   
Michelstadt Israelit 26101922.jpg (76693 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Oktober 1922: "Wir suchen per sofort einen seminaristisch geprüften, orthodoxen Lehrer, der auch als Schochet und Chasan (Vorsänger) zu fungieren hat. Fixum 100 mille. Erhebliche Nebeneinkommen. Einkommen in der staatlichen Pensionskasse. 2. Lehrerprüfung erwünscht. Sofortige Verwendung an landwirtschaftlicher Winterschule und staatlicher Gewerbeschule mit ca. 20 Wochenstunden bei zeitgemäßer Besoldung möglich, für Mathematik, Deutsch etc.). Wohnungsbeschaffung vorläufig nur für ledigen Herrn möglich. Angeh. Bewerbungen unter Beifügung von Referenzen und Zeugnisabschriften erbeten an den 
Vorstand der Israelitischen Gemeinde Michelstadt: Theodor Strauß."  
   
Michelstadt Israelit 12021925.jpg (37278 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Februar 1925: "In hiesiger Gemeinde ist die Stelle eines Religionslehrers, Kantors und Schochets per 1. Juni eventuell früher zu besetzen. Die Besoldung erfolgt nach staatlichen Grundsätzen. Bewerber wollen ausführliche Angebote mit Zeugnisabschriften und Lebenslauf einreichen. Israelitische Gemeinde Michelstadt in Hessen. Der Vorsteher: Heinrich Oppenheimer."
  
Michelstadt Israelit 22101925.jpg (43748 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Oktober 1925: "Wir suchen per sofort oder 1. Januar 1926 Religionslehrer, Kantor und Schauchet. Gehalt nach staatlicher Besoldung und Möglichkeit zu guten Nebenverdiensten. Bewerber (Reichsdeutsche) mit nur Ia Zeugnissen und Empfehlungen belieben sich zu melden   
Vorstand der israelitischen Gemeinde Michelstadt (Hessen). Heinrich Oppenheimer."  

   
Zum Wegzug von Lehrer Hirsch Levi nach Frankfurt (1865) 
Anmerkung: es handelt sich um Lehrer Hirsch Seligmann Levi (geb. 19. März 1817 in Freudental als Sohn von Seligmann Joseph Levi und seiner Frau Babette geb. Maier). Dieser studierte 1833 bis 1836 am Lehrerseminar in Esslingen (Hahn, Jüdisches Leben in Esslingen S. 461) und war seit 1851 (in Darmstadt) verheiratet mit Jette geb. Rosenbaum (geb. 21. Juni 1817 in Baiertal als Tochter der Esther Ermann (Ehrmann) aus Nußloch, Vater unbekannt). Als Lehrer war er vermutlich zunächst in den württembergischen Gemeinden Ernsbach und Weikersheim tätig (Hahn ebd.), seit ca. 1845 (vgl. Bericht von 1865 unten: "seit mehr als zwanzig Jahren") in Michelstadt. In Michelstadt sind vier Kinder des Ehepaares geboren (ein frühverstorbenes Kind 1852, die Tochter Bertha geb. 1853, die Tochter Pauline geb. 1855 und die Tochter Emilie geb. 1858). Quelle: Familienregister Freudental 925,133.  
Über die weitere Geschichte von Lehrer Hirsch Levi nach Wegzug nach Frankfurt 1865 liegen noch keine Informationen vor.    

Michelstadt Israelit 07061865.jpg (110449 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Juni 1865: "Michelstadt. Unserem schlichten Städtchen, das sich so selten der Erwähnung in einem öffentlichen Blatt erfreut, umso mehr aber im Munde des Volkes durch seinen dahingegangenen Rabbinen HaRaw HaGadol Raw Sekel Lew – seligen Andenkens – einen guten Klang hat, steht ein bedeutender Verlust bevor. – Unser hoch geehrter Herr Lehrer Levi, der schon seit mehr als zwanzig Jahren die hiesige Lehrer- und Predigerstelle zur allgemeinen Zufriedenheit bekleidete, wird schon dieser Tage unsere Gemeinde verlassen und in Frankfurt eine bessere Stelle antreten. Die dankerfüllten Schüler dieses Mannes fühlen diesen herben Verlust wohl am meisten, da unser Herr Lehrer nicht nur durch seine lebendige, ansprechende Unterrichtsweise, sondern auch durch sein freundlich herzliches Entgegenkommen unsere Herzen gewann. Aber auch in das Gemüt eines jeden Einzelnen schlägt das Scheiden dieses jahrelangen Leiters unserer Gemeinde eine tiefe Wunde; denn abgesehen davon, dass es schwer fallen wird, unter gleichen Bedingungen einen würdigen Nachfolger zu finden, der, wie sein Vorgänger, sein ganzes wohl der Ausübung seiner Amtspflichten opfert, so wird man auch das wohlwollende Wesen, mit welchem er Jedem durch Rat und Tat an die Hand ging, empfindlich vermissen. Möge diesen biederen Ehrenmann auch ferner Gottes sichtbarlicher Segen begleiten, und dessen zukünftiges Wirken von ebenso glücklichen Erfolgen gekrönt sein, als dies bei uns der Fall war! Möge es aber andererseits auch unserer Gemeinde gelingen, einen Mann heranzuziehen, der das schwierige Amt eines Lehrers so handhabt, wie es, vom jüdischen Standpunkt betrachtet, erforderlich ist! E."   

  
Neujahrsgrüße von Lehrer Jakob Gottschall und Frau (1898)
   

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. September 1898: 
"Herzlichste Glückwünsche zum neuen Jahre 'Einschreibung und gute Besiegelung" 
senden wir hierdurch allen lieben Freunden und Bekannten 
Lehrer J. Gottschall und Frau, Michelstadt im Odenwald."  

    
Auszeichnung für Lehrer Jakob Gottschall (1900)  

Michelstadt Israelit 13121900.jpg (50264 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Dezember 1900: "Michelstadt, 10. Dezember (1900). Eine seltene Auszeichnung wurde dem seit Ende Oktober in den Ruhestand getretenen Herrn Lehrer Gottschall dahier zuteil. In ehrender Anerkennung seiner langjährigen pflichtgetreuen Dienste wurde ihm am Geburtstage Seiner Königlichen Hoheit, des Großherzogs von Hessen, der Verdienstorden 'Philipp des Großmütigen' verliehen. 
Möge der Orden noch lange Jahre die Brust des wackeren Jugenderziehers schmücken."   

   
Zum Tod von Lehrer Jakob Gottschall (1903)  

Hoechst iO Israelit 10121903.jpg (66823 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Dezember 1903: "Höchst i.O., 4. Dezember. Ein großer Trauergefolge bewegte sich vergangenen Sonntag nach dem israelitischen Friedhofe Michelstadt. Galt es doch, dem nach 55jähriger, ersprießlicher Tätigkeit als Religionslehrer und Jugendbildner, in die ewige Heimat abberufenen Herrn Jakob Gottschall die letzte Ehre zu erweisen. Seine Ehrwürdigen Herr Landesrabbiner Dr. Marx aus Darmstadt widmete dem Entschlafenen in der Friedhofshalle einen überaus ehrenden Nachruf. Unter Zugrundlegung der Textwort: 'und Jakob ging weg aus Beer Sheba und er ging nach Haran' verglich Redner den von uns Hinweggegangenen Jakob Gottschall mit unserem Stammvater Jakob unserem Vater. Wie bei dem Wegzuge unseres Patriarchen Jakob der Glanz, das Licht und der Ruhm von seiner Heimat schwand, so sei auch mit dem Wegzuge dieses Mannes der Ruhm, 
Hoechst iO Israelit 10121903a.jpg (258651 Byte)der Glanz und das Licht der israelitischen Gemeinde Michelstadts erloschen. Weiter entwickelte der Herr Rabbiner ein ergreifendes Lebensbild des Entschlafenen in Bezug auf seine dreifache Tätigkeit als Familienvater, als Lehrer einer Religionsgemeinde und als ein, seiner Verpflichtungen gegen die Allgemeinheit sich bewusster Mensch. Auch ihm würden sich, wie unseren Frommen, drei Engel vom Gottesthrone nahen und ihm zurufen: 'Friede mit Dir! Lohn wird Dir werden für Deine aufopfernde Liebe und Treue Deinen Angehörigen gegenüber, Lohn wirst Du empfangen für die Saat, die Du in langen Jahren hingebendester Tätigkeit in die empfänglichen Kinderherzen gestreut hast, Lohn wirst Du erhalten für Deine allumfassende Menschenliebe, die auch dem sorgenvollsten, sich Dir nahenden, einen Lichtblick gewährte.' Wohl sei der Stand der jüdischen Kultusbeamten nicht auf Rosen gebettet und auch der Dahingeschiedene hätte die Not des Lebens gelernt; aber diejenigen, die mit Tränen säen, tröstete der Landesrabbiner, würden in hellem Jubel die Früchte ihrer Tätigkeit vor dem Throne des allmächtigen Vaters im Himmel einst ernten und genießen. Nach der fast einstündigen Rede des Herrn Rabbiners ergriff der Vorsitzende des israelitischen Lehrervereins in Hessen, Herr Wertheimer, Heldenbergen, das Wort, um in kurzer, markiger Rede Abschied zu nehmen von dem teuren Freunde, dem gewissenhaften Kollegen, dem erst arbeitenden Vereinsmitgliede, und ihm Dank zu sagen für seine selbstlose Tätigkeit im Interesse der sozialen Besserstellung der israelitischen Lehrer Hessens. Der Nachfolger des Entschlafenen, Herr Fröhlich - Michelstadt, hob in seiner Ansprache insbesondere hervor, dass auch unser allverehrter Landesfürst, Seine königliche Hoheit Großherzog Ernst Ludwig, die Verdienste Gottschalls anerkannte, indem er ihm den Orden Philipps des Großmütigen verlieh; dass der Gesangverein 'Liederkranz' es sich nicht nehmen ließ, seinem früheren Dirigenten vor dem Sterbehause einen Abschiedsgesang zu widmen und dass auch Direktion und Lehrkörper der Großherzoglichen Realschule, dem langjährigen Religionslehrer dieser Anstalt, das Ehrengeleite gaben. Weiter betonte Herr Fröhlich das Sterben des Seligen nach Vervollkommnung, sein Sehnen, durch peinlichste Gewissenhaftigkeit alle seine Schüler zu tüchtigen, ehrenvollen Menschen zu machen und seinen süßesten Lohn, seine Lehren, in die Tat umgesetzt zu sehen. Von der Friedhofshalle aus, in welcher Gottschall so oft und so herzlich Vielen Trost zugesprochen, wurden dann die sterblichen Überreste dieses Großen in Israel - der mit den Kronen der Gelehrsamkeit und des guten Namens geschmückt war - der kalten Erde übergeben. Sein Geist aber lebt weiter in unserer Mitte und wird uns ein Ansporn sein, ihm ähnlich zu werden. 'Zum ewigen Gedenken sei der Fromme!'  Nach erfolgter Beerdigung statteten die Lehrer des Odenwaldbezirks dem Herrn Landesrabbiner einen Besuch ab und baten ihn, bei einem alle vier Wochen zu veranstaltenden Lernen in Mischna und Dinim (Religionsgesetzen) den Vorsitz zu übernehmen. Hoch erfreut über diesen Lerneifer willigte Herr Dr. Marx ein und bestimmte die erste Zusammenkunft für Sonntag, den 6. Dezember nach Reinheim. Möge dieses Beispiel auch Andre aneifern, immer mehr und mehr sich dem Studium unserer heiligen Lehre zu widmen. H.K."
  
Michelstadt AZJ 22011904n.jpg (137036 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 22. Januar 1904: "Michelstadt, im Januar (1904). Am 26. vorigen Monats stark plötzlich infolge eines Herzschlages der pensionierte Lehrer Jacob Gottschall im Alter von 78 Jahren. Er fungierte als Religionslehrer und Kantor in Schornsheim (Rheinhessen), Viernheim und Michelstadt i.O., in letzterer Gemeinde ca. 25 Jahre. Hier wurde er auch an der großherzoglichen Realschule sofort als israelitischer Religionslehrer angestellt. Die verschiedenen Dirigenten der Schule schätzten ihn hoch und anerkannten seine unterrichtlichen Erfolge. Vor ca. 2 Jahren, als er in Pension trat, legte er auch dieses Amt krankheitshalber nieder. Seine musikalische Befähigung wurde in Michelstadt bald bekannt, und der Gesangverein 'Liederkranz', dem die besseren Elemente der Stadt angehören, wählte ihn zu seinem Dirigenten. Er wurde mit der Zeit Freunde und Berater und Helfer vieler Familien der Stadt; er diente Arm wie Reich in gleicher Liebe und Hingebung. So kam es, dass er von allen wieder geliebt wurde, was sich deutlich bei seinem Leichenbegängnisse zeigte. Am Grabe entwarf Rabbiner Dr. Marx-Darmstadt ein getreues Lebensbild des verdienten Lehrers, des sorgenden Gatten und Vaters, des treuen Freundes und Kollegen, das Herzen rührte und vielen Tränen in die Augen lockte. Darnach ergriff Lehrer Wertheimer – Heldenbergen als Vorsitzender des israelitischen Lehrervereins im Großherzogtum Hessen das Wort, um dem Heimgegangenen, der seit Gründung des Vereines eines seiner eifrigsten Mitglieder war, warme Worte des Nachrufes zu widmen. Er betonte, dass er der Stolz des Vereines war, zu dem alle Mitglieder mit Hochachtung und Verehrung aufblickten. Er blieb bis zum Ende der treue, aufopfernde Lehrer. Nebst verschiedenen Remunerationen seitens der großherzoglichen Staatsregierung verlieh ihm der Großherzog das silberne Kreuz des Verdienstordens Philipps des Großmütigen."  

   
Suche eines Hilfsvorbeters für die hohen Feiertage (1915)  

Michelstadt Israelit 05081915.jpg (45155 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. August 1915: "Wir suchen für die hohen Feiertage einen Hilfsvorbeter
Offerten nebst Gehaltsansprüche umgehend erbeten. 
Der Vorstand der Israelitischen Gemeinde Michelstadt. Theodor Strauß."  

  
Regelung der Lehrerbesoldung (in der Inflationszeit 1922)  

Michelstadt Israelit 06071922.jpg (59652 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. Juli 1922: "Darmstadt, 27. Juni. Die 'Arbeitsgemeinschaft' schreibt: Nach gütlichem Übereinkommen mit der Verwaltung der israelitischen Gemeinde Michelstadt hat diese dem neu anzustellenden Lehrer und Kantor ein festes Gehalt von 40.000 Mark sowie Einkauf in die Fürsorgekasse für Gemeindebeamte bewilligt. Wir empfehlen die Stelle der allgemeinen Bewerbung und bemerken, dass tüchtigen Kollegen neben der Schechitoh noch reichlich Gelegenheit zu Nebenverdiensten durch Privatstunden namentlich in den Handelsfächern und der Musik geboten ist."

   
Erinnerungen an Lehrer Leopold Strauss (bis 1937 Lehrer, Kantor und Schochet der jüdischen Gemeinde Michelstadt; im November 1937 nach Frankfurt gezogen) 
Vgl. Website einer Enkelin von Leopold Strauss  https://anneinpt.wordpress.com/family-history/       
   
    
Aus der Geschichte des Rabbinates in Michelstadt   
Bilder von Rabbiner Wormser sowie zwei Dokumente aus dem Staatsarchiv Darmstadt zur Beantragung seiner festen Anstellung 1823 
(übernommen aus Arnsberg, Bilder s.Lit. S. 151) 

Michelstadt SLWormser 01.jpg (63371 Byte) Michelstadt SLWormser 03.jpg (76639 Byte) Michelstadt SLWormser 02.jpg (79805 Byte)  
Rabbiner Seckel Löb Wormser, der "Baalschem" von Michelstadt   Der alte, nicht mehr vorhandene Grabstein für S. K. Wormser 
     
Michelstadt SLWormser 05.jpg (57828 Byte)Gesuch von Isaac Löw Mathes Wörmser zu Michelstadt vom 24. Juni 1823: 'Seiner hochgräflichen Erlaucht, dem regierenden Herrn Grafen Albert zu Erbach, Herrn zu Breuberg und Rothenberg; untertänigste Bitte des Isac Löw Matthes Wormser, zu Michelstadt (um) Gnädigste Anstellung als Rabbi in dem Umfange der Grafschaft Erbach..." 
 
Michelstadt SLWormser 04.jpg (88288 Byte)Auszugsweise Zitat: "Erlauchtester Graf, Gnädigster Graf und Herr... Vor einigen Tagen wurden die hiesige Judenschaft sowohl, als die übrigen Judenschaften der gesamten Grafschaft Erbach von der Regierung durch den Landrat aufgefordert, zu erklären, ob sie wünschen, in Rabbiner-Angelegenheiten künftig unter dem Oberrabbi zu Darmstadt zu stehen, oder ob es ihr Wunsch sei, einen eigenen Rabbi zu haben. Die Meinung der Deputation der hiesigen Gemeinde sprach sich für einen eigenen Rabbi aus. Nun, Gnädigster Graf und Herr, bin ich ein Landeskind, ohne alles Vermögen im Besitze einer sehr zahlreichen Familie, studiere seit vierzig Jahren als Rabbi, habe dreifach als Rabbi promoviert, ... seit 1811 ist mir von der Gräflichen Regierung die Erlaubnis erteilt, in den Distrikten Beerfelden, Reichelsheim, Fränkisch Crumbach und König, auf Verlangen, die Verrichtungen eines Rabbi auszuüben, und wünsche jetzt eine feste Versorgung. Ich erlaube mir daher zur hohen Gnade Eurer Hochgräflichen Erlaucht, die untertänigste Bitte zu erlassen: um gnädigste Anstellung als Rabbi in dem Umfange der Grafschaft Erbach-Fürstenau. In tiefster Ehrfurcht ersterbend, Erlauchtester Graf, Gnädigster Graf und Herr! Eurer Hochgräflichen Erlaucht untertänigster Isak Löw Matthes Wormser." 

    
Rabbi Sekel Wormser aus Michelstadt hilft der Gemeinde Neckarsulm um 1830 in einer Notlage (1931)          

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. September 1931: 
"Der Rabbi als Arzt. Von Oberlehrer Kulb, Öhringen. 
Es dürften etwa hundert Jahre her sein, als der in weiten Kreisen und über seine engere Heimat hinaus berühmte Rabbi Sekel Wormser seligen Angedenkens - genannt Baal Schem von Michelstadt - geehrt und geachtet und in hohem Ansehen stehend, segensreich wirkte. Nicht nur in religiösen Fragen wandte man sich an den gelehrten und frommen Mann, sondern auch in Dingen, deren Beurteilung man von Ärzten erhoffte. So geschah es, dass in der Gemeinde Neckarsulm die Knaben - und es waren deren mehrere - nacheinander in den besten Kindesjahren vom Tode hinweggerafft wurden, während die Mädchen am Leben blieben. Man wusste lange Zeit keinen Rat, um so mehr die befragten Ärzte vor einem Rätsel standen. In ihrer Not wandte sich eine Familie an den berühmten Rabbi in Michelstadt im Odenwald mit der Frage, was zu tun sei, um ein inzwischen geborenes Knäblein am Leben zu erhalten. 
Man bat nicht vergebens: die Antwort des großen Rabbi lautete, dass man den Knaben bis zu seiner Barmizwah nur in weiße Gewänder kleiden solle. Die Eltern freuten sich über den Bescheid, befolgten den Rat des weisen Rabbi und waren ihrem Gotte und dem gelehrten Manne überaus dankbar. 
Der Knabe wuchs zur Freude seiner Eltern zum Manne heran. Er übte als wahrer Menschenfreund viel Gutes und segnete nach Beendigung des Weltkrieges, geachtet und geehrt als langjähriger Vorsteher, das Zeitliche. Sein Name - Julius Reinganum - lebt in der Geschichte Göppingens in ehrendem Andenken weiter."              

 
Zum Tod von Rabbi Isaak Löb (Seckel Löb) Wormser (1847)   

Michelstadt AZJ 18101847.jpg (197221 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 18. Oktober 1847: "Michelstadt (auf dem Odenwalde, im Großherzogtum Hessen), 29. September (1847). Eine Trauerfeier seltener Art bewegte am 16. dieses Monats unsere Stadt. Der berühmte und würdige Rabbi Isaak Löb Wormser ist heimgegangen zu seinen Vätern. Schon längere Zeit mit den beschwerden des Alters kämpfend, ist er am 13. dieses Monats gegen Abend gottergeben und noch mit sterbender Stimme seinen Herrn preisend, zur Ewigkeit eingegangen, im 76. Jahre seines Lebens. Tiefe und aufrichtige Trauer erregt sein Tod nicht nur bei seinen Hinterlassenen, die nun durch diesen harten Schicksalsschlag aller Stütze und Versorgung beraubt, der bittersten Armut und dem größten Elend preisgegeben sind, sondern auch bei seinen zahllosen Gönnern, Verehrern und Freunden in dem ganzen Rabbinatsbezirke und weit hin über die Grenzen Deutschlands, Europas, ja selbst über den Ozean wird sein Hingang von gläubigen Herzen beklagt und betrauert werden. So einfach und geräuschlos sein Leben und Wirken in unserer Mitte war, so berühmt und allgemein bekannt und hoch geschätzt war er durch seine Frömmigkeit, seine tiefe Lehrweisheit, seine felsenfeste Treue am Gotte Israelis und seine unbegrenzte Wohltätigkeit bei Israeliten und Nichtisraeliten. Sein ganzes Leben, das in Entbehrungen, Entsagungen und Aufopferungen bestand, war nur der Beglückung seiner Mitmenschen ohne Unterschied des Glaubens gewidmet, viele Tränen der Armut und des Unglücks trocknete er, manches wunde Herz hat er geheilt und manchen Kummer als Freund und Tröster brüderlich geteilt und gelindert. In welch allgemeiner Verehrung und Liebe er hier und in der Umgegend gestanden war, bewies sein Leichenbegängnis, bei welchem eine gewiss sehr seltene Teilnahme betätigt wurde, denn über achthundert verschiedener Konfessionen Angehörige schlossen sich dem Leichenzuge an. Schon abends vorher und mit kommendem Tagesanbruch sah man von allen Seiten, zum Teil aus beträchtlicher Ferne, Freunde und Verehrer des Verstorbenen in Menge herbeiströmen. Gegen 10 Uhr bewegte sich der Zug in der musterhaftesten Ordnung durch die Stadt, wie folgt: Dem Sarge, getragen von den Vorständen des Rabbinatsbezirks, folgten drei israelitische Lehrer, welche große in Flor gehüllte Folianten, die geschriebenen talmudischen Abhandlungen des Verstorbenen, trugen. Den hierauf folgenden Angehörigen des Verstorbenen hatte sich die israelitische Schuljugend angeschlossen und dieser folgte Herr Rabbiner Dr. Auerbach von Darmstadt, welcher gekommen war, seinem greisen Kollegen die letzte Ehre zu erweisen, begleitet von Herrn Levi, Lehrer und Vorsänger der  
Michelstadt AZJ 18101847a.jpg (235658 Byte)hiesigen israelitischen Gemeinde und Herrn Fromm, dem Privatlehrer des Verstorbenen. Hierauf folgten zwei hiesige evangelische Geistliche, die Geistlichen von Erbach, viele auswärtige israelitische Lehrer und die Lehrer der hiesigen Real- und Stadtschulen. Auch Seine Erlacht, der regierende Graf zu Erbach-Fürstenau hatten die Gnade, Seine Achtung dem Verblichenen durch eine Deputation zu bezeugen, welcher sich nun der Landrat des Bezirks, der hiesige Beigeordnete und Gemeinderäte anschlossen. Sodann folgten zahlreiche Beamte und Bürger, und eine unabsehbare Reihe israelitischer Glaubensgenossen beiderlei Geschlechts – die zum Rabbinatsbezirk gehörenden Orte nach alphabetischer Rangordnung eingeteilt – beschloss endlich den Zug. Erst vor der Stadt begann der Wechsel der Leichenträger, welcher sich nun oft wiederholen musste, um es auch den übrigen zum Rabbinatsbezirke gehörigen Gemeinden möglich zu machen, ihren verehrten Rabbiner zur Ruhestätte bringen zu können. Alles dies ist aber in so großer Ordnung vor sich gegangen, dass der Zug fast nicht die mindeste Unterbrechung erlitt. Auf dem Friedhofe angekommen, hatten sich schon zahlreiche Zuhörer daselbst versammelt, und nachdem die üblichen Gebete und Gebräuche verrichtet waren, hielt Herr Dr. Auerbach die erste Rede; nach diesem trat der eine evangelische Geistliche, Herr Mitprediger Bauer, auf, an dessen Rede sich noch zwei andere reihten, gehalten von Herrn Fromm und Herrn Levi. Hierauf folgten nun die Schlussworte, gesprochen von Herrn Stadtpfarrer Hessig. Sämtliche Redner hoben in höchst ansprechender Weise die Tugenden und Verdienste des Seligen hervor und zeigten, welche Stütze des Judentums mit ihm gebrochen, welche Hoffnung mit ihm hinabsank, wie seine ganze Kraft seinem wichtigen und heiligen berufe gewidmet war, und wie Wohl tun gegen Jedermann, ohne Unterschied des Glaubens, der Grundzug seines biederen Charakters gewesen, wodurch er sich ein bleibendes Gedächtnis bei Israeliten und Christen gestiftet hat; besonders ergreifend war die Rede des Herrn Mitprediger Bauer und die sehr gehaltvollen Schlussworte des Herrn Stadtpfarrer Hessig, welche gewiss in den Herzen aller Anwesenden den tiefsten Eindruck gemacht, und selbst die Orthodoxesten, welche einen so seltenen Fall, evangelische Geistliche am Sarge eines Israeliten reden zu hören, noch nicht erlebt hatten, verließen dankbar gerührt den Friedhof. Diese Leichenfeier, obgleich vom Wetter nicht begünstigt, war eine wahrhaft erhebende und gewährte ein erfreuliches Bild der Humanität und Toleranz. Gewiss kann es nur von guter Nachwirkung sein, dass die evangelische Geistlichkeit, mit gutem Beispiele vorangehend, den Biedermann ehret, wo sie ihn findet, und die Scheidewand fallen lässt, die nur zu oft Christen und Juden trennet!
Schließlich erlaubt sich Einsender dieses zu bemerken, dass zur Versorgung der nun armen und hilflosen Familie des Verstorbenen ein Komitee zur Errichtung eines Fonds sich hier gebildet hat, welches zur Erreichung eines solch heiligen Zweckes, durch einen demnächst ergehenden öffentlichen Aufruf, die kräftige Unterstützung aller edlen Menschenfreunde erbitten wird. L."
 

  Derselbe Bericht erschien in der 
Zeitschrift "Der treue Zionswächter" 
vom 12. Oktober 1847 

Michelstadt DtrZionsw 12101847a.jpg (292979 Byte)    

        
Spendenaufruf für die Familie des verstorbenen Rabbiners Isaak Löb Wormser (1847)     

Spendenaufruf in der Zeitschrift "Der treue Zionswächter" vom 19. Oktober 1847: "Bitte an Menschenfreunde
Am 13. September dieses Jahres verschied der, wegen seiner aufopfernden Menschenliebe, ohne Unterschied des Glaubens allgemein geachtete, und wegen seiner Gottesfurcht und Gelehrsamkeit bei seinen Glaubensgenossen hochverehrte Isaac Löw Wormser, Rabbiner zu Michelstadt. Durch seinen Tod ist seine unglückliche Witwe mit ihren drei unversorgten Kindern der drückendsten Armut preisgegeben, da der Verstorbene fremdes Elend lindert, die Seinigen nicht bedenkend. Möchte seine Menschenliebe an seinen Hinterlassenen vergolten werden! Darum bittet unterzeichnetes Komitee alle Menschenfreunde, insbesondere seine vielen Verehrer und Freunde nah und ferne. 
Michelstadt, den 8. Oktober 1847.   
Dr. Scharfenberg, Gr. Hess. Physikatsarzt, Gräfl. Erb. Fürstenau'scher Leibmedikus.   
L. Bauer, Mitprediger  S. Joseph  israel. Vorstand  Loev Lion. H. Levy Religionslehrer. 
Die Redaktion dieses Blattes ist besonders noch ersucht worden, obbenanntem edlen Zwecke nach besten Kräften förderlich zu sein. Es hätte indes dieser Aufforderung kaum bedurft, so wie es unsererseits überflüssig sein dürfte, zur Empfehlung an das Publikum noch ein Ferneres hinzuzufügen. Die aufopfernde Liebe des edlen Dahingeschiedenen, die uneigennützige Unterstützung, die er jedem Hilfesuchenden weit über seine Kräfte hinaus angedeihen ließ, die liebreichen Tröstungen, die er selbst denen spendete, für die er andere Hilfe nicht hatte, seine musterhafte Frömmigkeit, seine mehr als aufopfernde Hingebung, diese und noch viele andere Tugenden geben den Hinterbliebenen, denen er nichts hinterließ, als das Anrecht auf seinen geachteten Namen, vollen Anspruch auf die Mildtätigkeit, auf die großmütige Unterstützung der frommen Glaubensbrüder. Und sie werden nicht zögern. Wo es gilt, eine derartige Schuld zu tilgen, sind wir noch immer jene 'Barmherzigen' der jüdischen Urzeit her, und dass 'unsere' Juden zu spenden wissen, haben sie häufig und in jüngster Zeit noch so glänzend bewiesen. Deshalb Ihr, denen diese Zeilen zu Gesichte kommen, übet Mitleiden und Erbarmen gegen die Witwe und Waisen eines der frömmsten Rabbinen, einer Zierde des orthodoxen Judentums. Unsere Vermittlung bieten wir natürlich gerne an, und soll die kleinste Gabe willkommen durch uns an das betreffende Komitee baldigst versorgt, sowie die Namen der gütigen Geber durch diese Blätter veröffentlicht werden. Mögen deren recht viele sein. Die Redaktion des Zionswächters."    

 
Anregung von Rabbiner Dr. Formstecher (Offenbach) nach dem Tod von Seckel Löb Wormser: Bildung einer Unterstützungskasse für Witwen israelitischer Geistlicher (1848)   

Michelstadt AZJ 01011848.jpg (219294 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 1. Januar 1848: "Offenbach, 19. Dezember 1847. Aufruf zur Bildung einer Unterstützungskasse für Witwen israelitischer Geistlichen.   
Lange schon nähre ich den Plan, gleichgesinnte Amtsgenossen zu veranlassen, die zerstreuten Kräfte zu Bildung einer überschriftlich bezeichneten Unterstützungskasse zu vereinen. Auch würde ich bei der diesjährigen Rabbinerversammlung bestimmt Teilnehmer an meinem Streben gewonnen haben, wenn diese selbst nciht auf ein Jahr hätte verschoben werden müssen. - Nun aber sehe ich mich durch ein mich schmerzlich berührendes Ereignis veranlasst, meinen Vorschlag auf diesem Wege meinen Amtsbrüdern zur Prüfung und zur Beherzigung vorzulegen. Zu Michelstadt im Großherzogtum Hessen starb am 13. September dieses Jahres der dortige, in gewinnen Kreisen sehr berühmte Rabbiner Is. Löw Wormser nach vieljähriger Amtsverwaltung in seiner solchen Dürftigkeit, dass für die, durch seinen Tod brotlos gewordene Witwe und deren drei unversorgte Kinder sich ein Unterstützungskomité bilden musste, welches durch öffentliche Aufforderungen und Rundschreiben so viel aufzubringen sich bemühet, um die armen Verlassenen vor dem bittersten Mangel zu schützen. - Es ist dieses zwar nicht das erste und nicht das alleinstehende Beispiel, dass für die dürftigen Hinterlassenen eines Rabbiners gebettelt werden muss, und dennoch kann das teilnehmende Herz eines tiefen Schmerzes sich nicht erwehren, so oft solch ein düsteres Bild in seiner furchtbaren Wirklichkeit vor unsere Augen tritt..."  
  
Michelstadt AZJ 01011848b.jpg (286340 Byte)Der weitere Abschnitt wird nicht ausgeschrieben, da er zu weit über die Thematik der jüdischen Geschichte in Michelstadt hinausgeht; bei Interesse bitte anklicken.

    
Listen über eingegangene Beiträge zur Unterstützung der Familie von Rabbiner Löw Wormser (1848)   

Michelstadt DTrZionswaechter 18011848.jpg (268684 Byte)Links: Das "Comitee zur Unterstützung für die unversorgte Familie Wormser" empfiehlt seine Arbeit und veröffentlicht eine erste Liste von eingegangenen Spenden.  
Anzeige in der Zeitschrift "Der treue Zionswächter" vom 18. Januar 1848.
Michelstadt AZJ 17011848.jpg (238338 Byte)Dieselbe Liste des Unterstützungskomitees, veröffentlicht in der 
"Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 17. Januar 1848.    
Liste wird nicht ausgeschrieben, bei Interesse bitte Textabbildung anklicken.    
                 
Michelstadt DTrZionswaechter 15091848a.jpg (295170 Byte) Michelstadt DTrZionswaechter 22091848a.jpg (169334 Byte)
"Zweite Liste der zur Bildung eines Fonds für die Hinterbliebenen des
seeligen Rabbinen J. L. Wormser dahier eingegangenen Beiträge" in
der Zeitschrift "Der treue Zionswächer" vom 15. September 1848
Oben: Fortsetzung der "Zweiten Liste..." in der Zeitschrift
"Der treue Zionswächter" vom 15. September 1848.
 
Liste wird nicht ausgeschrieben - bei Interesse bitte Textabbildung anklicken.
   

   
 "Zweites Verzeichnis der für die unversorgte Familie des verstorbenen
 Rabbinen J. L. Wormser zu Michelstadt vom . Januar dieses Jahres 
an zur Bildung eines Fonds weiter eingegangene Beiträge. In:
 "Allgemeine Zeitung des Judentums" vom 25. September 1848
 (identisch mit der Liste oben in "Der treue Zionswächter).  
 

    
Vermietung von Wohnungen im Haus des verstorbenen Rabbiners Wormser (1848) 
(Anzeige erhalten von Hans Peter Trautmann)    

Artikel in der Zeitschrift "Der Odenwälder" vom 17. November 1848: "Wohnung zu vermieten. Die obere oder untere Wohnung in dem Hause des verstorbenen Rabbiner Wormser dahier, bestehend in vier ineinander gehenden Zimmern, nebst Küche, Waschküche, Keller, Boden und Garten, kann vermietet und sogleich bezogen werden.
Nähere Auskunft erteilt Löw Lyon dahier." 

     
Zum Tod von Rabbi Wolf Wormser, Sohn von Seckel Löb Wormser (1892)         
Anmerkung: Rabbi Seckel Löb Wormser hatte aus zwei Ehen zusammen 15 Kinder. Der nachstehend genannte Wolf Raphael Wormser war das zweitjüngste Kind aus der zweiten Ehe mit Johanna geb. Benzinger, aus der insgesamt 10 Kinder hervorgingen. 

Michelstadt Israelit 04041892.jpg (102894 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. April 1892: "Michelstadt im Odenwald, 28. März (1892). Am verflossenen Mittwoch, dem 24. Adar, starb der unverheiratete 67 Jahre alte Rabbi Wolf Wormser, der zweitjüngste und noch allein hier lebende Sohn des im Jahre 1847 dahier verstorbenen, weltberühmten Rabbiners, des HaGaon Hagadol, unser Lehrer, der Herr, Herr Sekel Löw Wormser – das Andenken an den Gerechten und Heiligen ist zum Segen -. Der Verstorbene hatte sich zur Lebensaufgabe gemacht zu lernen und zu lehren um zu beachten und zu tun alle Worte des Talmud, der Tora Gottes in Liebe; dabei war er ein großer Menschenfreund, übte Wohltätigkeit im höchsten Grade und opferte Alles, was er verdiente, für die Armen und Bedürftigen ohne Unterschied des Glaubens. – Wo es edlen Zwecken halt, gab er mit vollen Händen. – Daher die zahlreiche Beteiligung der jüdischen und Nichtjüdischen Bevölkerung, und auswärtiger Glaubensgenossen – bei seinem Leichenbegängnisse. – Auf telegraphische Nachricht war Rabbiner Dr. Marx aus Darmstadt hierher geeilt, welcher auf dem Friedhof eine ergreifende, von Herzen kommende und zu Herzen gehende Leichenrede hielt, die den tiefsten Eindruck machte und hinterließ. – Redner entwarf mit Rücksicht auf die Abstammung des Hingeschiedenen, auf seine Bescheidenheit und Anspruchslosigkeit, sein edles Wirken und seinen musterhaften Lebenswandel und besonders auf seine Torakenntnis ein sehr treffliches, wahrheitsgetreues Charakterbild desselben. J. Gottschall, Lehrer."

 
Überlegungen, das Rabbinat Michelstadt wieder zu errichten (1895)
Anmerkung: 1895 wurde das Rabbinat Darmstadt in ein liberales und ein orthodoxes Rabbinat geteilt. Damals stimmten in Michelstadt 19 Gemeindemitglieder für die liberale Richtung; die übrigen Gemeindemitglieder waren gegen eine Trennung des Rabbinats und wollten wieder ein eigenes Rabbinat in Michelstadt.

Michelstadt Israelit 10061895.jpg (71232 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Juni 1895: "In Bensheim, so schreibt man der 'Laubhütte' fand eine Gemeindeversammlung statt, in welcher darüber beraten wurde, ob man der Errichtung eines Rabbinates Bensheim zustimmen solle. Nach eingehender Beratung wurde beschlossen, diesen Antrag abzulehnen. Der Vorstand der israelitischen Religionsgemeinde Bensheim gehört zu den persönlichen Anhängern des Herrn Dr. Marx in Darmstadt und wünscht deshalb den Anschluss an dessen Religionsgesellschaft und Rabbinat. Es sind noch einige Gemeinden in der Bergstraße, die ebenso gesinnt sind. Es werden äußerst wenig Gemeinden vorhanden sein, welche für den Anschluss an den Rabbiner der 'liberalen' Gemeinde, Herrn Dr. Selver in Darmstadt stimmen. In Michelstadt fand eine Versammlung statt, von welcher ich Ihnen berichten kann, dass die Gemeinde einstimmig beschlossen hat, den Antrag zu stellen, dass das Rabbinat Michelstadt wieder errichtet werde."

  
Gedenktafel für Rabbi Seckel Löb Wormser (1909)  

Michelstadt Israelit 24121908.jpg (79649 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Dezember 1908: "Michelstadt, 22. Dezember (1908). Der Gemeinderat beschloss, wie das 'Erbacher Kreisblatt' meldet, zu Ehren des 1847 verstorbenen weltberühmten Rabbis Seckel Löb Wormser, der als Gelehrter und Menschenfreund seiner Vaterstadt viele Wohltaten und Ehren erwiesen hatte, eine Gedenktafel an dem hause, in dem er zuletzt wohnte, gegenüber dem Amtsgericht, anbringen zu lassen. Ein Komitee, das sich teils aus dem Gemeinderat, teils aus der Bürgerschaft rekrutiert, soll das hierzu Nötige in die Wege leiten. Durch die im 'Israelit' vor zwei Jahren erschienene Erzählung, deren Held Rabbi Seckel Löb Wormser ist, wurde die Aufmerksamkeit der Michelstädter Bürgerschaft erneut auf Rabbi Seckel Löb Wormser gelenkt, ein Interesse, das jetzt zu dem erwähnten Beschluss geführt hat."
 
Michelstadt Israelit 18021909.jpg (54438 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Februar 1909: "Michelstadt im Odenwald, 12. Februar (1909). Unter dem Vorsitze des Herrn Bürgermeisters Hieronymus beriet vorgestern ein Komitee über die Ausführung der vom Gemeinderat beschlossenen Ehrung des berühmten Rabbi Seckel Löb Wormser. Es wurde beschlossen, eine Sammlung zu veranlassen, deren Erträge teils zu einer Gedenktafel an seinem ehemaligen Wohnhaus benutzt, teils zu einer Stiftung festgelegt werden sollen, die seinen Namen tragen und deren Zinsen im Geiste des großen Rabbi zu wohltätigen Zwecken ohne Unterschied der Konfession Verwendung finden sollen."

  
Zum Tod von Samuel Straus (1843-1904), Enkel des Baal Schem von Michelstadt (1904) 
und von Justizrat Dr. Elias Straus in München, Urenkel des Baal Schem von Michelstadt (1933)
Anmerkung: eine der drei Töchter des Rabbi Seckel Löw Wormser hieß Gertrude (Gnendel, geb. 1800, gest. 1878). Sie war in Michelstadt verheiratet mit dem früh verstorbenen Elias Straus. Ihr Sohn Samuel Straus gelangte später in Karlsruhe als Bankier zu Ansehen und Reichtum und war ein bedeutender Philanthrop (gest. 1904). Seine Söhne waren der nachstehende Dr. Elias (Eli) Straus in München, und der Historiker Rafael Straus. 
Beim Familiennamen der Familie begegnet neben "Straus" häufig auch "Strauss".  

Zum Tod von Samuel Straus (1904)  
Karlsruhe Israelit 03031904.jpg (88809 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. März 1904: "Jerusalem. Der in Karlsruhe verstorbene Philanthrop Samuel Straus war ein besonders großer Wohltäter und Gönner der hiesigen Institutionen. Sein Tod hat daher in allen Kreisen der heiligen Stadt tiefste Trauer hervorgerufen, und die Klage um ihn war eine allgemeine. Er hatte ein großes Haus angekauft zu Freiwohnungen für Talmudgelehrte, das mit der Einrichtung an 70.000 Francs kostete. Dortselbst eröffnete er eine Knabenschule nach den Angaben seiner Freundes Rabbi Simchah Süßel für das Torastudium: die Unterhaltung der Schule bestritt er aus eigenen Mitteln. Für die Pilgerwohnungen und das Hospital 'Schaare Zedek' war er mit großem Eifer und großem Erfolge tätig. 
Sein Tod wurde dahier in verschiedenen Hespedim (Trauerreden) beklagt, so von Rabbi Hirsch Lewiton in der von dem Verstorbenen gegründeten Jeschiboh Or Chadosch, von Rabbi Sonnenfeld und Rabbi Mordechai Zwi in der Synagoge der Pilgerwohnungen, und vom Leiter der Jeschiboh Meoh Scheorim (= Mea Schearim)."   
  
Zum Tod von Dr. Elias Straus (1933)    
Michelstadt Israelit 22061933.jpg (149384 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Juni 1933: "München, 20. Juni (1933). Am Sonntag wurde unter außergewöhnlich großer Teilnahme der ganzen jüdischen Bevölkerung Justizrat Dr. Elias Straus, der zweite Vorsitzende der Kultusgemeinde München, zu Grabe getragen. Dr. Straus war der älteste Sohn von Samuel Straus – das Andenken an der Gerechten ist zum Segen – in Karlsruhe, ein Urenkel des Baal Schem von Michelstadt. Mit hohen Geistesgaben ausgestattet und von starkem jüdischen Arbeitswillen erfüllt, hat er in München eine umfassende sozial-philanthropische Tätigkeit entfaltet, das Wohlfahrtswesen der Gemeinde München sowie darüber hinaus dasjenige des Bayerischen Gemeindeverbandes mustergültig organisiert und dabei mit seinem goldenen Herzen als wahrer Fürsprecher und Helfer der Armen und Bedrückten ohne Unterschied der Herkunft durch persönliches Eingreifen manche Träne getrocknet. Der zionistischen Bewegung von Anfang an tatkräftig hingegeben, trat er dennoch überall im öffentlichen leben für die Interessen der Orthodoxie ein und hat auch in seiner persönlichen Lebensführung den religiösen Traditionen seines Vaterhauses pietätvoll die Treue gewahrt. Seine Sehnsucht galt dem heiligen Lande; in dem schweren Leid seines monatelangen Krankenlagers traf er die Vorbereitungen, dorthin überzusiedeln, sobald es sein Gesundheitszustand gestatten werde.
An der Bahre zeichnete Rabbiner Dr. Ehrentreu in bewegten Worten die menschlich-jüdischen Wesenszüge des Heimgegangenen, worauf Oberlandesgerichtsrat Dr. Neumeyer dem unersetzlichen Verluste Worte lieh, den die Gemeinde München und er selbst durch das frühe Ende der gesegneten Wirksamkeit des Freundes erlitten habe. Ferner sprachen Rabbiner Dr. Bärwald, für die Ostjuden besonders herzlich Rabbiner Wiesner, für die zionistische Ortsgruppe Justizrat Dr. Fränkel. Dem Schmerze der Familie verlieh Herr Jacob Rosenheim aus Frankfurt in einigen Abschiedsorten Ausdruck, die die seelischen Wurzeln aufzuzeigen suchten, aus denen das Wesen des Heimgegangenen emporgewachsen sei. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."
Justizrat Dr. Straus hatte auch noch manche Erinnerungsstücke an Seckel Löb Wormser in seinem Besitz:   
Michelstadt BayrGZ 19091927.jpg (48506 Byte)Aus einem Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 19. September 1927 (in dem Artikel geht es um Ritualien, hier um Kidduschbecher): "Dass solche Becher nicht einmaliges Erzeugnis waren, beweist u.a. auch ein etwas älteres Stück nahezu gleicher Ausführung im Besitz des Justizrates Dr. E. Straus (München). Dieser besitzt auch einen ebenfalls dem 18. Jahrhundert entstammenden Becher Warschauer Herkunft, der eine besonders lebhafte Formenfreude zeigt. Mehr historischen Charakter trägt ein Familienstück im gleichen Besitz, ein dem sogenannten 'Baalschem von Michelstadt', Rabbi Seckel Löb Wormser von der Gemeinde Beerfelden gespendeter Pokal..."  

   
Zwei Beiträge nach 1945 
(auch eingestellt in der Seite zum jüdischen Friedhof in Michelstadt, da es hier vor allem um die in der NS-Zeit zerstörte Grabstätte des Baal Schem geht)    

 Michelstadt Aufbau 19091947.jpg (84546 Byte)  

      Michelstadt Allgemeine 1973.jpg (316402 Byte) 

 Oben: Beitrag von Dr. L. Neuhaus (Detroit): Baal Schem von Michelstadt. In: Jüdische Welt. Aufbau XIII,38 vom 19. September 1947 S. 15.  Auf dem Foto ist der neue Grabstein zu sehen, der auf Veranlassung von Fritz Dreifuss (Urenkel des Baal Schem) und unter Mitwirkung des Rabbiners Dr. Neuhaus im Juni 1946 in Michelstadt wiedererrichtet wurde. Nach dem Bericht wurde die Grabstätte im Jahr 1940 zerstört.        Oben Beitrag von W. Stern: Der Baal Schem von Michelstadt. Ergänzende Notizen. Artikel in der Jüdischen Allgemeinen vom 30. November 1973. Bei W. Stern handelte es sich um den 1995 verstorbenen Rabbiner Dr. William Stern. Er arbeitete als Lehrer in Manchester, später in London. 
Auch Stern sagt, dass das Grab des Baal Schem nicht beim Novemberpogrom zerstört wurde, sondern erst später. 
Zum Verfasser Dr. Leopold Neuhaus siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Leopold_Neuhaus       

    
    
Weitere Meldungen aus der Gemeinde 
Bezirkstagung der 'Freien Vereinigung' in Michelstadt (1931) mit dem Höhepunkt des Besuches des Grabes von Rabbi Seckel Löw  

Michelstadt Israelit 02071931.jpg (271357 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Juli 1931: "Die Bezirkstagung der 'Freien Vereinigung' in Michelstadt. Michelstadt, lieblich eingebettet zwischen den Hügelketten und herrlichen Wäldern des Odenwaldes, heute noch eine stattliche jüdische Landegemeinde, hat eine stolze jüdische Vergangenheit. An einem alten Bau prangt eine Tafel, von der Stadt gewidmet ihrem großen Sohn, Rabbi Seckel Löb, der in diesem Haus gewohnt und gewirkt und Michelstadt einen kleinen Weltruhm gesichert hat. Draußen erhebt sich auf welligem Boden terrassenförmig ein Friedhof, wie man ihn malerischer und idyllischer kaum sonst in der Welt sehen kann. Am äußersten Ostrande ragt der gut gepflegte weiße Sandstein mit der Krone aus dem Grabhügel des Baal Schem, Rabbi Jizchok Arje, genannt Seckel Löb, heraus. Unten aber, nur durch eine ganz schmale Fahrstraße getrennt, ist das Stadion angelegt, das größte in der Gegend, das Stadion mit seiner Arena für Boxkämpfe und Meisterspiele, mit seinem Familienbade, mit allem, was zu einem Olympus der Zeit gehört. Grabstätte und Spielplatz sind so nahe und so gern voneinander, wie Tod und Leben… Wer stört wen? Von unten dröhnt das losgelassene Getöse des heiteren, leichten Lebens vielleicht zu einer einsamen Frau hinaus, die sich oben mit ihrer Not und dem Kummer ihres Herzens auf das Grab des großen Wundermannes geworfen hat … Möglicherweise sieht aber auch manch einer unten mitten im Spiel und frohen Lachen auf, zu den erhobenen steinernen Fingern oben, die an eine allem rauschenden Leben gesetzte Grenze gemahnen, mahnen, dass tosende Hemmungslosigkeit vielleicht nicht ungestraft die heilige Ruhe großer Toten stören darf … Man empfindet eine gewisse Disharmonie, man wird sie im gleichen Maße oben wie unten empfinden…
Unser Weg und unser Blick gehen nach oben.
In der Glut des Sommernachmittags fahren wir in dem schon fast traditionellen gelben Postautobus gegen 3 Uhr in Michelstadt ein. Einige und 30 Plätze hat der Wagen, annähernd 50 Menschen, auch einige 'blinde Passagiere' fahren mit. Sachte Fahrt durch herrliche Waldungen und froher Worte in bester Gesellschaft trösten über Ende und sengende Sonnenglut hinweg. Die Jugend ist vorausgefahren und empfängt uns dort mit freudigem Hallo.
Agudas Jisroel-Jugendgruppe, Esra und Schülergruppen sind schon seit Stunden ganz heimisch im Städtchen des Baal Schem, fiebern vor Aufregung. Alles ist in Spannung und froher Erwartung. Der ganze jüdische Odenwald scheint sich ein Stelldichein zu geben. Das Darmstädter Auto, vollbesetzt wie unseres, folgt uns auf dem Fuße. Von allen Seiten strömen Menschen, Bekannte und Unbekannte. Eine Huldigung des Baal Schem von Michelstadt. Und weil so gar kein äußerer Anlass vorliegt, kein Geburtstag und kein Todestag, so ist diese Ehrung, spontan aus dankbarem Herzen einer Nachwelt geboren, wie das plötzliche Erwachen eines Schulgefühles. Dankesschuld abtragen an einen Mann, der seiner Zeit und seiner Gegend den Stempel seines Geistes, wie es scheint, für Jahrhunderte aufgedrückt hat. Es durfte nur eines Rufes der 'Freien Vereinigung', sie gab den Rahmen, die Menschen, die Herzen und Seelen, waren da, als hätten sie nur darauf gewartet. …
Über den Verlauf der Tagung geht uns folgender Bericht zu: Gegen 4 Uhr beginnt die Versammlung im Saalbau, einem auch nach städtischen Begriffen schönen und geräumigen Festsaale. Die Teilnehmer, die die Reihen füllen, zählen nach vielen Hunderten. Herr Realschullehrer Bick richtet an die Versammlung ein kräftiges und äußerst wirksames Grußwort. Die Stadt habe vom Lande so viel an Menschen und geistigen Werten erhalten, dass es schon längst an der Zeit gewesen wäre, dass sie in irgendeiner Weise ihre Dankesschuld an die Nährmutter abträgt. Die Stadt hatte aber das Land vergessen und es gewähren lassen, dass dort eine geistige Öde eintrat, eine Landgemeinde nach der anderen starb und verdarb. Nun kommt die Stadt, und die Beteiligung und das Interesse zeigen, wie sehr man dieses Weckrufes gewartet hatte. Er dankt der Freien Vereinigung und muntert die Jugend auf, in die Reihen des Agudas Jisroel zu treten. Die Freie Vereinigung verdiene wärmste Unterstützung bei all denen, die an der Erhaltung des Judentums auf dem Lande ein Interesse haben.
Herr Dr. Ehrmann übernimmt den Vorsitz und begrüßt die Versammlung. Er verliest ein äußerst herzlich gehaltenes Begrüßungsschreiben des orthodoxen 'Hessischen Landesverbandes' und gedenkt mit warmen, ehrenden Worten des plötzlich heimgegangenen Dr. Gustav Stiegel seligen Andenkens, der stets ein treuer Freund und verständnisvoller Mitarbeiter der 'Freien Vereinigung' war. Die Versammlung erhebt sich zu seinen Ehren von den Plätzen.
Der erste Referent ist Herr Rabbiner Dr. Merzbach, Darmstadt. In Erklärung des Wortes … spricht er von den verschiedenen Tönen – und Misstönen – die heute das jüdische Leben beherrschen. Aber der jüdische Ton bleibt doch im jüdischen Leben vorherrschend. Und es ist ein Dreiklang: Agudas  
Michelstadt Israelit 02071931b.jpg (305112 Byte)Jisroel, Freier Vereinigung und die orthodoxen Landesverbände. In ergreifenden, tief zu Herzen gehenden Worten spricht er von der Not der Zeit und dem, was der wahre Jehudi von jeher dieser Notwelle entgegenzusetzen hat: dem unverwüstlichen Bitochaun (Gottvertrauen). Haben wir Anspruch auf mehr Freiheit, mehr Glück, lehr Wohlstand als unsere Väter im Ghetto, unsere Brüder in anderen Ländern? Das Glück, seine Toten bestatten zu dürfen, quittierte jüdische Dankbarkeit in alten Zeiten mit dem Segensspruch hatow uhametiw, der heute noch ein Bestandteil unseres Tischgebetes ist. So anspruchslos und dankbar waren die Alten. Zum Schluss hat Redner ein paar eindringliche Worte über das Kapitel Reinheit der Familie, den Quell unserer Volkskraft, der heute getrübt und gefährdet ist. Die formschöne und inhaltsreiche Rede wird mit lebhaftem Beifall aufgenommen.
Michelstädter Schulkinder tragen einen Prolog sowie jüdische Deklamationen vor und führen auch ein kleines Theaterstück auf, das Elijahu und Elisa zu Helden hat. Dann ergreift Herr Emil H. Lehmann das Wort zu einem sachlichen Berichte über die Tätigkeit der Freien Vereinigung in den letzten Jahrzehnten. Ausgehend von den Schlussworten der Haftora asot mischpat usw. legt er das Programm der Freien Vereinigung fest: Wahrung des religiösen Rechtes nach außen, Werke der Liebe und Wohlfahrt, Förderung aller Institutionen, die der Jüdischkeit und dem Zniusideal (Mikwo) dienen. Nach einer kurzen Pause erfolgt das mit Spannung erwartete Referat des Herrn Red. S. Schachnowitz über das Thema 'Wahrheit und Dichtung über den Baalschem von Michelstadt'.
Schon rein äußerlich zeigte die lautlose Stille, welche während des fast einstündigen Vortrages herrschte, wie sehr Referent es verstand, seine Zuhörer in den Bann dieser eigenartigen Studie zu ziehen. Der gewissenhafte Historiker, der sich auch nicht scheut. Liebgewordene Vorstellungen zu zerstören, wenn sie nicht den Tatsachen entsprechen, vereinigte sich mit dem verständnisvollen Hüter und Pfleger alles Wertvollen, was die jüdische Volksseele an lebendigen Impulsen aus der Vergangenheit sich in die Gegenwart gerettet hat und ließ ein Gemälde entstehen, welches zunächst den bewegten Hintergrund jener Zeit aufzeichnete, in welcher Baal Schem der Welt geschenkt wurde. Aber nicht nur Persönlichkeiten wie der Begründer des Chassidismus der Baal schem tauw in Polen, Rabbi Nathan Adler, Frankfurt, der junge Chasam Sofer und das damalige Frankfurter Judenghetto wurden plastisch gezeichnet, Redner verstand es auch in meisterhafter Weise, den Unterschiede zwischen einem unjüdischen lebensfremden Mystizismus und der echt jüdischen Wissenschaft der Kabbala, welche ein 'unschätzbares Repositorium des Geistes von T'nach und Schaß' (Bibel und Talmud, Neunzehn Briefe) darstellt, so herauszumeißeln, dass jeder Hörer Verständnis für die Welt bekam, in welcher Baalschem lebte. In eindrucksvoller Weise schilderte Referent die Judenzeit im Bes Hamidrasch (Lehrhaus) von Rabbi Nathan Adler, das Verkanntsein in der eigenen Heimat und die schließlich Anerkennung nach einem kurzen Aufenthalt in Mannheim, die Gründung der Michelstädter Jeschiwa mit ihren 70 Bachurim, der allmählich wachsende Zustrom von mit Schicksal und Sünde Beladenen, welche in das kleine Städtchen im Odenwald pilgerten, um dort Rat, seelische und körperliche Heilung zu suchen und zu finden. Zu dichterischem Schwung erhob sich der Referent, als er die Verschwommenheit der Grenzlinien aufwies zwischen dem, was Menschen natürlich und übernatürlich nennen, und an Hand der geschichtlichen Tatsache, dass Baalschem selbst es entschieden ablehnte, als 'Wundertäter' im üblichen Sinne zu gelten, den Nachweis erbrachte, dass eine ganze Fülle der überlieferten Erzählungen über den Baalschem sich rationell deuten lassen, wenn man eben daran denkt, dass hier eine Persönlichkeit von außerordentlich suggestiver kraft diese Kraft dazu verwandte, um allen Suchenden den Weg zu ihrer von Gott gezeichneten Pflicht finden zu lassen. Ein verständnisvolles Eingehen auf die einschlägige Literatur und speziell auf den 'Baalschem von Michelstadt' von Judäus gab dem Referenten Gelegenheit, unbewusst und ungewollt eine Charakteristik jener Geschichtsdarstellung zu geben, die für ihn selber zutrifft. Eine Geschichtsdarstellung nämlich, die nicht bloß zum Kopfe und Gedächtnis spricht, sondern zum jüdischen Herzen und bei peinlicher Berücksichtigung des Tatsachenmaterials doch Ansporn zum Erringen jüdischer Persönlichkeitswerte im reichsten Maße vermittelt. Impulsiver, sich immer wiederholender Beifall beschloss diese Weihestunde, welche eine würdige Introduktion des Besuches der Grabstätte vom Baalschem gab.
Es ist zu hoffen, dass Gelegenheit gegeben wird, das Referat durch Druck einer größeren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Nunmehr führte eine Frankfurter Esragruppe (Leitung Erich Weil) in bereits bewährter Weise, das Theaterstück 'Barkamza', nach dem bekannten Texte im Talmud Gittin, vor einem aufmerksamen und dankbaren Auditorium auf. Es folgt noch ein kurzes Referat des Gemeindelehrers, Herrn Strauß, über die 'Pflichten der Eltern den Kindern gegenüber'. Er entwirft ein trübes Bild von der geistigen Öde auf dem Lande und den Gefahren für die Zukunft. Retten könne nur das lebendige Beispiel der Eltern, die die Kinder von jüngster Kindheit auf in einer Atmosphäre der praktischen Mizwotat (Handeln nach den jüdischen Weisungen) erziehen.
Michelstadt Israelit 02071931bb.jpg (100874 Byte)Nun pilgerten die Hunderte auf den 'guten Ort' zum Grab des Mannes, der die ganze Veranstaltung beseelt und sie wie mit unsichtbarer Hand geleitet hatte. Mit einem Minchogebete in der Halle traf man die Weihe und Vorbereitung für den heiligen Gang. Herr Rabbiner Dr. Merzbach sprach noch ein paar Worte über die tiefere Bedeutung eines solchen Gräberbesuches und das wahre Leben, das aus heiliger Erde zu uns spricht. Dann standen wir am 'Kewer' (Grab), jeder in seine Gedanken versunken, jeder in seine eigenen Gebete vertieft. Jedermann hat heute manches auf dem Herzen, das er wie Ballast hier zu Füßen des heiligen Mannes abwerfen möchte. Es geht eine Beruhigung aus diesem von Käfern umsummten, von wilden Pflanzen umrankten und Erdbeerstauden umkränzten Grab aus. man tritt frisch und aufgerichtet den Heimweg an.
Und diese Stimmung hält an während der ganzen frohen Rückfahrt, der untergehenden Sonne entgegen. Links die schwarzen Wände der Wälder, rechts das schönste Abendrot am Horizont. Es war ein Ausflug eigener Art, an dem Stadt und Land, soweit sie dabei waren, noch lange zehren werden.
Agudas Jisroel Jugendgruppe in Michelstadt. Im Anschluss an die Tagung der Freien Vereinigung am letzten Sonntag hat die Frankfurter Agudas Jisroel Jugendgruppe Verhandlungen mit den anwesenden Jugendlichen von Michelstadt und Umgegend aufgenommen, mit dem Ziele, eine gemeinsame Arbeit im Rahmen der Agudas Jisroel Jugendorganisation herbeizuführen. Herr Realschullehrer Bick, der schon auf der Tagung die Jugendgruppe begrüßt und darauf hingewiesen hatte, dass die Agudo die einzige Organisation sei, die aufgebaut ist auf der Grundlage der Tauro (Tora), begrüßte und leitete auch diese Besprechungen."

      
Der "Eulbacher Markt" in Erbach wird als "judenfreier Markt" abgehalten (1936)   
Anmerkung: Der bis heute in Erbach stattfindende "Erbacher Wiesenmarkt" hieß bis in die 1960er-Jahre "Eulbacher Markt"    

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. August 1936: "Frankfurt am Main. Nach einem Bericht des 'Frankfurter Volksblattes' wird der Eulbacher Markt in Erbach, der bedeutendste Markt im Odenwald, wieder als judenfreier Markt abgehalten werden".     

     
     
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde  
   
Nathan Oppenheimer wird als Vorsteher der israelitischen Religionsgemeinde gewählt (1848) 
(Anzeige erhalten von Hans Peter Trautmann)    

Artikel in der Zeitschrift "Der Odenwälder" vom 19. Dezember 1848: "Bekanntmachung. Man bringt hiermit zur öffentlichen Kenntnis, dass Nathan Oppenheimer von Steinbach als Vorsteher bei der israelitischen Religionsgemeinde zu Michelstadt gewählt und höheren Ortes bestätigt worden ist.
Michelstadt, den 15. Dezember 1848. Der Großherzogliche Bürgermeister: Hieronymus." 

    
Der erste Gemeindevorstand Koppel Wiesbader wird in seinem Amt bestätigt (1849) 
(Anzeige erhalten von Hans Peter Trautmann)    

Anzeige in der Zeitschrift "Der Odenwälder" vom 24. März 1849: "Bekanntmachung.
Man bringt hiermit zur öffentlichen Kenntnis, dass der bisherige erste Vorstand, Koppel Wiesbader, bei der israelitischen Religionsgemeinde Michelstadt als Solcher wieder gewählt und nach der Bestätigung höheren Orts heute in sein Amt eingewiesen worden ist.
Michelstadt, den 23. März 1849. Der Bürgermeister: Hieronymus." 

      
Zum Tod von Babette Joseph (1898)  

Michelstadt Israelit 15121898.jpg (120862 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Dezember 1898: "Michelstadt i.O., 12. Dezember. In der Nacht vom Sonntag, den 4. auf Montag, den 5. dieses Monats, 21. Kislew, verschied hier nach etwa fünfwöchigem Krankenlager eine Frau, die es nach ihrem sittlich-religiösen leben verdient, in diesen geschätzten Blättern einen ehrenden Nachruf zu erhalten. Frau Babette Joseph, 64 Jahre alt, Witwe des nun vor fünf Jahren heimgegangenen seligen Herrn Abraham L. Joseph IV. dahier hat das Zeitliche gesegnet. Sie war das Muster eines echt-jüdischen Weibes, die treue Gattin, die liebende, bildende, schaffende und ordnende Mutter. Dabei war die Beobachtung der göttlichen Gebote das Hauptziel ihres Strebens, die religiöse Erziehung ihrer Kinder die Hauptaufgabe ihres Wirkens. Die Heilighaltung der Sabbate und Feiertage war ihr eifrigstes Bemühen; meistens betrat sie an solchen Tagen das Gotteshaus schon vor Beginn des Gottesdienstes, um sich auf denselben in würdiger und andächtiger Weise vorbereiten zu können. Sehr gerne unterstützte sie die Armen und speiste die bedürftigen Hungrigen; 'sie breitet ihre Hände aus zu dem Armen und reicht ihre Hand dem Bedürftigen' (Sprüche 31,20). Was aber ihrem Lebenswandel die Krone aufsetzte, war ihre Liebe zum Frieden, den sie mit allen Menschen, sowohl mit ihren Glaubensgenossen, als auch mit Andersgläubigen, stets aufrecht zu erhalten suchte; dies zeigte sich denn auch deutlich bei der ungemein zahlreichen Beteiligung bei ihrem am Mittwoch, dem 7. dieses Monats, dem 23. Kislew, stattgehabten Leichenbegängnisse; auch eine große Menge Nichtjuden nahm teil. Auf dem Friedhof sprach Herr Lehrer Gottschall dahier tief empfundene Worte. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."

   
Unteroffizier Leo Frank wird mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet (1915)  

Michelstadt Israelit 12081915.jpg (15084 Byte)Mitteilung in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. August 1915: "Michelstadt, 10. August (1915). Dem Unteroffizier Leo Frank von Michelstadt wurde am 7. August das Eiserne Kreuz verliehen."  

     
Zum Tod von Emanuel Frank (1923)  

Michelstadt Israelit 12041923.jpg (108730 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. April 1923: "Michelstadt (Hessen), 19. März. In hohem und gesegnetem Alter verschied unser ältestes Gemeindemitglied Emanuel Frank, der der Tora so gerne huldigte, in Ausübung von Gottesdienst und Wohltätigkeit den Inhalt seines Lebens suchte. In einem riesigen Trauergefolge hatten sich Juden und Christen aus Nah und Ferne vereint, um dem allseits beliebten Manne die letzte Ehre zu erweisen. – Emanuel Frank war wohl der letzte Lebende, der dem 'Baalschem von Michelstadt' als junger Schüler zu Füßen saß. Mit seinem Heimgang ist – wie am Grabe hervorgehoben wurde – die starke Säule eingestürzt, die das jüdische Leben unserer Gemeinde viele Jahrzehnte hindurch trug. Er war Seele und Rückgrat aller unserer Chewraus (Vereine). Einem strahlenden Gestirne gleich prangte er am Firmamente des Judentums; seine Sonne erhellte die Kehillo (Gemeinde), mit deren Schicksal er seit mehr als zwei Generationen aufs innigste verknüpft war. Unsagbar groß war die Verehrung aller für ihn, denen er Führer und Berater war, unersetzlich scheint der Verlust, tief und aufrichtig ist die Trauer um ihn. – Am Grabe sprach Herr Rabbiner Dr. Marx aus Darmstadt im Namen der Familie, dem Schmerze der jüdischen Gemeinde gab Herr Lehrer Bick Ausdruck. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."

 
Zum Tod von Aron Straus (1932)  

Michelstadt Israelit 25021932.jpg (146419 Byte) Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Februar 1932: "Michelstadt (Hessen), 25. Februar (1932). Am Freitag, den 12. Februar hauchte das älteste Mitglied unserer Gemeinde, Aron Straus, im 80. Lebensjahre seine reine Seele aus. Tiefe Trauer zog in jedes jüdische Haus der Kehilloh (Gemeinde) ein und erschütterte jeden Einzelnen ob der Größe des erlittenen Verlustes. Der Name Aron Straus bedeutete für unsere Gemeinde seit vielen Jahrzehnten ein unerschütterliches Programm und zwar das des gesetzestreuen Judentums, einen Wegweiser, der in die Pfade der Tora hineinführte, einen Leitstern, der jedem den Weg zur Emunoh, zur Wahrheit, zur Rechtschaffenheit und zum Frieden wies. Der Verstorbene fühlte die starke Verpflichtung in sich, das Erbe eines Baalschem mit ganzer Kraft zu hüten und über der von ihm geliebten und geleiteten Kehilloh (Gemeinde) den Geist von Tauroh (Tora) und Awaudoh (Gottesdienst) schweben zu lassen. Kein Zweiter glich ihm an Vornehmheit, an Adel der Gesinnung, an Größe der Seele, an Liebe zu Tauroh (Tora). Ein Thorawort konnte ihn jederzeit beglücken; nach Maßgabe seines bei jüdischen Altmeistern erworbenen Wissens forschte er unablässig in unseren heiligen Büchern; Gebete und Taurohworte stammelten seine Lippen, bis in Gott dem Erdendasein entführte. Herzensgüte, Freundlichkeit und Liebenswürdigkeit leuchteten aus dem edlen Antlitz des auch an Gestalt besonders bevorzugten Mannes, jedem Ehrfurcht und Bewunderung abnötigend. Herr Rabbiner Dr. Merzbach aus Darmstadt und Herr Lehrer i.R. Bravmann von hier zeichneten am Grabe in tief zu Herzen gehenden Worten ein Bild von dem segensreichen und verdienstvollen Leben des Verklärten. Eine unübersehbare Menschenmenge umstand die irdische Hüllte des teuren Mannes und bekundete durch eine sichtlich tiefe Ergriffenheit, wie sehr der Schmerz um den Heimgang des allseits hoch geachteten Mannes von der gesamten Bevölkerung empfunden wird. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."

 
Zum Tod von Sophie Straus geb. Marx (1935)  

Michelstadt Israelit 14021935.jpg (99180 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Februar 1935: "Michelstadt, 12. Februar (1935). Am 6. Februar wurde Frau Sophie Straus geb. Marx, Gattin des unvergesslichen Aron Straus seligen Andenkens zu Grabe getragen. Eine unübersehbare Menschenmenge aus nah und fern, Juden und Nichtjuden, gaben dieser edlen Frau das Geleite. In streng frommen Elternhause in Strümpfelbrunn erzogen, hatte sie den Geist von Thora und G'ttesfurcht frühzeitig eingezogen und gleich ihren Geschwistern – von denen Prof. Rabbiner Dr. Marx – das Andenken an den Gerechten ist zum Segen – eine besondere Zierde war – in treuer Anhänglichkeit an G'ttes Wort und Tradition gelebt und gewirkt. Selbst in einer für eine Frau ungewöhnliche Weise kundig des Schriftwortes und seiner Ausdeutung war sie beglückt, an der Seite ihres frommen Mannes die im Elternhaus erworbenen heiligen geistigen Güter erhalten und bereichern zu können. Sanftmut und Bescheidenheit, Freundlichkeit, Friedensliebe und Wohltätigkeit zierten diese überaus vornehme Frau. Man bewunderte ihre hohen Geistesgaben, ihren köstlichen Mutterwitz ebenso wie ihren edlen Charakter. – Da die Verstorbene sich einen Nachruf am Grabe verbeten hatte, so zeichnete Herr Rabbiner Dr. Merzbach im Trauerhause die hehre Gestalt und das geweihte Leben der Verklärten. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."


Ausschreibungen der Hoffaktor Speyer'schen Stiftung für bedürftige Mädchen 

aus den Jahren 1889 / 1891 / 1803 / 1907   

Michelstadt Israelit 07021889.jpg (61214 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Februar 1889: "Aufforderung. Aus der hiesigen Stiftung des verlebten Hoffaktors Moses Emanuel Speyer und dessen gleichfalls verlebten Ehefrau Gütel geb. Enoch, soll für das Jahr 1889 an ein bedürftiges Mädchen, das mit den Stiftern verwandt ist, ein Brautlegat von 1.028,57 Pfg. vergeben werden. Diejenigen, welche hierauf Anspruch machen wollen, haben sich innerhalb sechs Wochen unter Einreichung ihrer Verwandtschafts- und Armutszeugnisse an den Unterzeichneten zu wenden. Michelstadt i.O., Januar 1889: 
Der Vorstand der Hoffaktor Speyer'schen Stiftung. Straus."

         
Michelstadt Israelit 15011891.jpg (57540 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Januar 1891: Aufforderung. Aus der hiesigen Stiftung des verlebten Hoffaktors Moses Emanuel Speyer und dessen gleichfalls verlebten Ehefrau Gütel geb. Enoch, soll für das Jahr 1891 an ein bedürftiges Mädchen, das mit den Stiftern verwandt ist, ein Brautlegat von 1.028 Mark 57 Pfennig vergeben werden. Diejenigen, welche hierauf Anspruch machen wollen, haben sich innerhalb sechs Wochen unter Einreichung ihrer Verwandtschafts- und Armutszeugnisse an den Unterzeichneten zu wenden. Michelstadt i.O., 9. Januar 1891. 
Der Vorstand der Hoffaktor Speyer'schen Stiftung: Strauß."
            

Michelstadt Israelit 16031893.jpg (58601 Byte)

Michelstadt Israelit 14021907a.jpg (91649 Byte)

 Michelstadt Israelit 29031915.jpg (89299 Byte)
Anzeige von 1893   Anzeige von 1907    Anzeige von 1915  

   
  
Anzeigen
    
Anzeige von Uhrmacher L. Morgenthau (1848) 
(Anzeige erhalten von Hans Peter Trautmann)   

Anzeige in "Der Odenwälder" vom 5. Dezember 1848: "Uhren-Verkauf.
Der Unterzeichnete bringt hiermit seine stete Auswahl an neuen, wie auch schon getragenen Taschen-Uhren, für deren Güte ein Jahr garantiert wird, zu den billigsten Preisen, in gefällige Erinnerung.
Michelstadt
, den 25. November 1848
L. Morgenthau
, Uhrmacher."

    
Anzeigen von Isaac Straus und Putzmacherin Adelheid Straus (1849)
(Anzeigen erhalten von Hans Peter Trautmann, zum Lesen bitte anklicken)    

Anzeige in "Der Ordenwälder" vom 2. April 1849.

 

Anzeige in "Der Odenwälder" vom 17. März 1849.

 
Lieferung von Matzenmehl (1849) 
(Anzeige erhalten von Hans Peter Trautmann)    

Anzeige in der Zeitschrift "Der Odenwälder" vom 6. Januar 1849: "Lieferung des Matzenmehls. Die Lieferung des Matzenmehls für 1849, ca. 100 Zentner, wird bis künftigen Montag, den 8. Januar Vormittags 10 Uhr in der Behausung des Unterzeichneten vergeben.
Michelstadt
, den 4. Januar 1849. Der Vorstand: K. Wiesbader." 

             
Die Eisenhandlung Joseph & Lyon schließt - das Kolonialwarengeschäft von Löw Lyon wird eröffnet (1849) 
(Anzeige erhalten von Hans Peter Trautmann)    

Anzeigen in der Zeitschrift "Der Odenwälder" vom28. Dezember 1849: "Aufforderung. Da wir die unter der Firma Joseph & Lyon betriebene Eisenhandlung aufgelöst haben, so fordern wir hiermit alle diejenigen auf, welche Forderung oder Gegenrechnung an uns haben, solche innerhalb vier Wochen an uns einzureichen und ihre Zahlung oder Abrechnung entgegen zu nehmen, indem spätere Anforderungen von uns nicht mehr berücksichtigt werden können.
Hierbei fordern wir diejenigen, welche fällige Zahlungen an uns zu leisten haben, auf, innerhalb vier Wochen solche zu leisten, indem die Säumigen alsdann es sich selbst zuzuschreiben haben, wenn ihnen Kosten entstehen.
Zugleich geben wir die Nachricht, dass ein Jeder von uns das Eisengeschäft auf eigene Rechnung in seiner Behausung betreibt und empfehlen uns hiermit
Michelstadt, den 20. Dezember 1849  Löser Joseph, Löw Lyon.
 
Geschäftseröffnung und Empfehlung. Am heutigen habe ich ein Geschäft in
 Colonialwaren en Gros et en Detail
eröffnet. Durch vorteilhafte Einkäufe an den ersten Plätzen bin ich in den Stand gesetzt, meine verehrlichen Abnehmer zu den billigsten Preisen bedienen zu können. 
Michelstadt, den 29. November 1849. Löw Lyon." 

      
Lehrer Arno Bick wirbt für das Odenwald-Pensionat (1925)  

Michelstadt Israelit 18061925.jpg (70051 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Juni 1925: "Odenwald-Pensionat in Michelstadt. Nach Fertigstellung meines Neubaues im Herbste dieses Jahres - große Villa in Waldesnähe, ausgedehnte Gärten mit Spiel- und Turnplatz, offene und gedeckte Veranden, fließendes Wasser, warm und kalt, Zentralheizung - können noch 3-4 Knaben aufgenommen werden. Vorzügliche Verpflegung, gew. Nachhilfe in allen Fächern einschließlich Fremdsprachen, strenge Beaufsichtigung, liebevolle individuelle Behandlung (nur 10 Knaben insgesamt). Prachtvolle Höhenlage in waldreicher Umgebung. Regelmäßiger gemeinsamer Spaziergang. Für blutarme, nervenschwache Kinder v. bed. Kinder- und Nervenärzten speziell empfohlen. Streng rituell. Erstklassige Referenz. Nachweislich beste Erfolge. Alle besseren Schulen am Platze. Anfragen schon jetzt erbeten. Arno Bick, staatlicher Lehrer an Intelligenzklassen."

    
Bar Mizwa von Albrecht Valk aus Frankfurt (1925)  

Michelstadt Israelit 29101925 ab.jpg (31178 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. Oktober 1925: "Die Bar Mizwa unseres Sohnes Albrecht findet - so Gott will - am Schabbat Paraschat Lech Lecha* - 31. Oktober / 13. Marcheschwan in Michaelstadt im Odenwald statt. 
Moses Valk und Frau Klara geb. Emmerich. Frankfurt am Main, Gwinnerstraße 14 II."
*) Schabbat mit der Toralesung Lech Lecha = 1. Mose 12,1 - 27,27, das war am Schabbat, 31. Oktober 1925.

    
Heiratsanzeige von Dr. Fritz Oppenheimer und Hannah geb. Lieblich (1934)   

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Dezember 1934: 
"Dr. phil. Fritz Oppenheimer - Hannah Oppenheimer geb. Lieblich.  
Vermählte

Michelstadt/Odenwald   Essen-Steele   
Köln/Rhein, Weinsbergstraße 177,III. 
Trauung: Sonntag, 23. Dezember, um 2 Uhr in der 
Aula des jüdischen Reformrealgymnasiums Jawne. Köln. St. Apernstraße 29/31."  

    
    
Sonstiges        
Erinnerungen an die Auswanderungen im 19. Jahrhundert: 
Grabstein in New York für Dorothea Joseph aus Eberstadt (1824-1897) und Joseph Joseph aus Michelstadt (1830-1917) 
   
Anmerkung: das Grab befindet sich in einem jüdischen Friedhof in NY-Brooklyn. Der Geburtsname von Dorothea Joseph wird nicht mitgeteilt.         

Michelstadt NY Cyprus 1770a.jpg (114687 Byte)   Michelstadt NY Cyprus 1770.jpg (192121 Byte)   Grabstein für 
"my beloved Wife and our dear Mother 
Dorothea Joseph  
Born in Eberstadt Darmstadt Germany  December 28, 1824  
Died June 10, 1897" und für 
"our dear Father 
Joseph Joseph 

Born in Michelstadt Darmstadt Germany  May 20, 1830, 
Died April 23, 1917".   

    

Postkarte von Emil Straus aus Michelstadt 
an die Weinhandlung Leo Bondi
 in Mainz (1920)
  
(aus der Sammlung von 
Peter Karl Müller, Kirchheim /Ries)   
Mainz Dok 112013.jpg (197544 Byte) Mainz Dok 112013a.jpg (235738 Byte)

Die Postkarte aus Michelstadt wurde an die Weinhandlung Leo Bondi in Mainz versandt am 3. Januar 1920 mit einem Bahnpoststempel " Eberbach - Hanau " - Zug 472 - 3.1.20. Als Absender zeichnet ein Vetter von Leo Bondi: Emil Straus aus Michelstadt. Dieser war 1932 der 1. Vorsitzende des Gemeindevorstands der israelitischen Gemeinde von Michelstadt.  
Text der Karte:
Lieber Leo. Sei so lieb und schicke uns 10 Flaschen Weißwein und 10 Flaschen Rotwein, das Beste was Du besitzt. Er ist für m. Eltern und darfs nur starker Wein sein. Keiner der sich trübt, wenn die Flasche nicht auf einmal geleert wird. Also ich wiederhole nur 1a, sonst lieber keinen. Viele Grüße an l. Frau und Kinder, besonders an d. Braut von deinem Vetter Emil Straus. Michelstadt - 30.1.20".    

        

Kennkarten aus der NS-Zeit            
               
Am 23. Juli 1938 wurde durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch" galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt. 
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände: Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV: Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm. Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de       
 
 Kennkarten des in Michelstadt 
wohnhaften Hugo Katz und der zeitweise 
hier wohnhaften Hilde Rothschild geb. Rapp
 
 Laubach KK MZ Katz Hugo.jpg (101298 Byte)   Gross-Umstadt KK MZ Rothschild Hilde.jpg (98617 Byte)
   Kennkarte (Erbach 1939) für Hugo Katz (geb. 3. Februar 1882 in Laubach), Kaufmann, 
wohnhaft seit 1920 in Michelstadt, zuletzt in Mainz, am 25. März 1942 deportiert ab
Mainz - Darmstadt in das Ghetto Piaski, umgekommen 
Zur Geschichte von ihm und seiner Familie http://www.blz.bayern.de/blz/eup/01_10/5.asp
Beitrag von Brigitte Diersch: 'Und dann war sie weg...' Das kurze Leben der Doris Katz.     
 KK (Erbach 1939) für Hilde Rothschild geb. Rapp 
(geb. 17. Oktober 1891 in Groß-Umstadt), 
wohnhaft in Michelstadt und Frankfurt, am 
22. November 1941 deportiert ab Frankfurt
 nach Kowno (Kauen, Fort IX), umgekommen  

       
      
      
Zur Geschichte der Synagoge          
      
Die 1791 erbaute Synagoge wurde auf dem Platz eines bäuerlichen Anwesens in der Mauerstraße unmittelbar neben der zweiten Stadtbefestigung erbaut (Anmerkung: nach früherer Auffassung wurde die Synagoge am Platz einer älteren Synagoge erstellt, was nach neueren Recherchen nicht korrekt ist: nach diesen wurde die Synagoge auf der früheren Hofstätte des Sattlers Christoph Gottwald [1741-1815] erbaut, siehe Wilhelm Hartmann: Michelstadt - seine Familien und ihre Häuser Teil I. Michelstadt 1993² S.200, zitiert in Brigitte Diersch: Aus de Klappergass... "gelurt" 2011 S. 195-196 Anm.23). Hier wirkte von 1822 bis 1847 Seckel Löb Wormser. Zu seiner Erinnerung wurde später eine Gedenktafel angebracht mit dem Text: "Der Mensch verleiht seinem Platz Ehre. An dieser Stelle stand im Gebet vor seinem Schöpfer der Raw, der groß war in der Tora und in der reinen Gottesfurcht. Heilig wird er genannt, Morenu und Rabbenu (unser Lehrer und Rabbiner). Jizchak Arje, genannt Rabbi Seckel Löb Wormser, der in jedermanns Mund genannt war: Der Baalschem von Michelstadt. Das Andenken an den Gerechten ist zum Segen". 
   
1856 plante die Israelitische Religionsgemeinde einen Umbau beziehungsweise eine Renovierung der Synagoge. 1911 beantragte man eine Anleihe für die Synagogenrenovierung bei der Hoffaktor Speyer'schen Stiftung.
   
Beim Novemberpogrom 1938 wurden die Eingangstüre der Synagoge, die Fenster und die Inneneinrichtung verwüstet beziehungsweise zerstört. Nach der Nutzung als Lager wurde das Synagogengebäude wiederhergestellt und darin 1979 das Landesrabbiner Dr.-Lichtigfeld-Museum untergebracht. Eine aus der Synagoge in Gladenbach stammende Torarolle wurde mit Zustimmung des Frankfurter Landesrabbiners dem jüdischen Museum überlassen. 
    
Seitdem eine neue jüdische Gemeinde in der Stadt und Umgebung entstanden ist, werden in der Synagoge auch wieder regelmäßig Gottesdienste abgehalten. 
Derzeit (Stand: Juni 2015) findet einmal im Monat Gottesdienst statt, in der Regel am letzten Sabbat des Monats: Freitagabends sowie Samstag um 10 Uhr. 
    
    
  
  
Fotos / Darstellungen      

Die Synagoge nach der Demolierung 
beim Novemberpogrom 1938 
(Quelle: Odenwälder Journal 1.10.2015; 
Foto aus der Sammlung von Frieda Weyrauch)  

 Michelstadt Art 2015 Ausstellung 02.jpg (58478 Byte)  
   
   

Fotos vor der Restaurierung 
(aufgenommen um 1970; Quelle: Arnsberg Bilder S. 149)

 
Michelstadt Synagoge 171.jpg (86566 Byte) Michelstadt Synagoge 170.jpg (76740 Byte) Michelstadt Synagoge 172.jpg (53568 Byte)
    Inschriftentafel für S. L. Wormser 
im Inneren der Synagoge  
      

Fotos vom Juni 2006:
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 18.6.2006)

  
Michelstadt Synagoge 306.jpg (60811 Byte) Michelstadt Synagoge 308.jpg (63997 Byte) Michelstadt Synagoge 300.jpg (54956 Byte)
Die Synagoge in Michelstadt  Südseite der Synagoge mit Eingang  Über dem Eingangsportal / Portalinschriften  
        
Michelstadt Synagoge 307.jpg (69482 Byte) Michelstadt Synagoge 305.jpg (96153 Byte)
Die Ostseite mit der Apsis 
des Toraschreines 
Der Grundstein 
von 1791 
Portalinschrift aus 4. Mose 24,5: "Wie lieblich
 sind deine Hütten, Jakob, und deine
 Wohnungen, Israel" 
     
        
Michelstadt Synagoge 303.jpg (69480 Byte) Michelstadt Synagoge 301.jpg (66661 Byte) Michelstadt Synagoge 302.jpg (79631 Byte)
Alter Toravorhang (Parochet) Vitrinen des Dr.-Lichtigfels-Museums in der Synagoge 
   
Michelstadt Synagoge 304.jpg (89307 Byte)     Michelstadt Ort 102.jpg (95643 Byte)
Fenster über dem 
Eingangsportal  
   Unweit der Synagoge: die 
"Jerusalem-Boutique"
     
Michelstadt Ort 103.jpg (72841 Byte) Michelstadt Ort 104.jpg (54023 Byte) Michelstadt Ort 101.jpg (81865 Byte)
Haus des Baal Schem von Michelstadt mit Gedenktafel   Vermutlich ehemalige Laubhüttenkonstruktion 
im Garten; 
 s.u. Lit. Beitrag von H. Teubner 
 
     

Fotos vom Mai 2011 
(Fotos von Michael Ohmsen, aufgenommen im Mai 2001; 
siehe Foto-Seite von M. Ohmsen mit Fotos zu Michelstadt)   

 
Michelstadt Synagoge 390.jpg (88448 Byte) Michelstadt Synagoge 11020.jpg (79129 Byte) Michelstadt Synagoge 11021.jpg (53050 Byte)
Blick auf die Synagoge  Über dem Eingangsportal / Portalinschriften  Hinweistafel 
     
Hinweis zur Gedenktafel am Haus des Baal Schem (unten): Am Haus war 1910 eine einfache Gedenktafel angebracht worden mit dem Text: "In diesem Hause wohnte der Menschenfreund S. L. Wormser vom Jahre 1826 bis zu seinem Tode 1849. Gewidmet von seiner Vaterstadt Michelstadt 1910". Die Tafel wurde 1938 heruntergeschlagen. 1947 wurde eine Kopie der ersten Tafel angebracht; diese Kopie ist bis zur Gegenwart zu sehen. Der Text blieb unverändert, als wenn in der NS-Zeit nichts geschehen wäre. Vgl. Brigitte Diersch: Sag mir wo die Steine sind. In: "gelurt" 2012 S. 180.      
Michelstadt Spatzenparterre 2.jpg (78333 Byte) Michelstadt Ort 390.jpg (92250 Byte) Michelstadt Ort 393.jpg (113850 Byte) Michelstadt Ort 391.jpg (140601 Byte)
Das Sterbehaus des "Baal Schem" von Michelstadt in der 
Erbacher Straße 12, historisches Foto links von Eginhard Wassum 
(zwischen 1938 und 1947, da ohne Gedenktafel)
  
Tafel zur Erinnerung an den
 "Baal Schem" - Seckel Löb Wormser 
  
Laubhüttenkonstruktion 
im Garten hinter Haus Erbacher Str. 12  
  
     
Michelstadt Ort 392.jpg (112685 Byte) Michelstadt Ort 394.jpg (102953 Byte) Michelstadt Ort 395.jpg (101031 Byte)
Laubhüttenkonstruktion 
im Garten 
Ehemalige Sukka (Laubhütte)
von Herz Bamberger Haus Neutorstr. 3
 (1814 erbaut, bis 1982 auf 
hölzernen Freipfosten) 
Bemalter Stromkasten
(Motiv: Synagoge) 
    
     

Fotos vom Juni 2020
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 19.6.2020) 

   
     
 Wegzeiger zur Synagoge   Auf dem Weg zur Synagoge  "Stolpersteine" vor der Synagoge 
     
   
Das Gebäude der Synagoge    Durchgang zur Synagoge von der Stadtmauer
     
     
 Das Gebäude der Synagoge  Eingang mit Portalinschriften  Hinweistafel
     
     
 Hinweise am Eingang  Mesusa am Eingang  Die nahe "Jerusalem-Boutique" 
     

     
    
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte  

Februar 2009: "Stolpersteine" am Ort geplant     
Artikel von Heidi Haag am 20. Februar 2009 in "Darmstädter Echo" - Echo online (Artikel):  
Erinnerung auf Schritt und Tritt - Stolpersteine zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus erreichen Michelstadt.
MICHELSTADT.
Wortwörtlich auf Schritt und Tritt will Michelstadt an jene seiner Einwohner erinnern, die während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft von 1933 bis 1945 ermordet worden sind. Dazu schließt sich die Stadt als 369. Kommune der "Stolpersteine"-Bewegung an..."   
   
Dezember 2009: Über eine nach Seckel Löb Wormser benannte Birnensorte    
Artikel von Martina Wirthwein in der "Wormser Zeitung" vom  10. Dezember 2009 (Artikel): "Für Marmelade und Most
WORMS. BIRNBAUM Besondere Sorte Seckel-Löb wächst jetzt im Erlebnisgarten.    

Bäume werden oft und an vielen Orten gepflanzt. Am Dienstagvormittag jedoch durfte Umweltdezernent Hans-Joachim Kosubek im Wormser Erlebnisgarten auf Initiative der Wormser Gästeführer (IWG) ein ganz besonderes Bäumchen in die Erde setzen: die sehr seltene und alte Birnensorte "Seckel-Löb". Namensgeber ist der einst in Michelstadt lebende Rabbiner Seckel-Löb-Wormser. Das Bäumchen fand seinen Weg nach Worms durch die im Jahr 2000 in Steinbach im Odenwald gegründete "Agenda-Gruppe Ortsbild", die es sich zum Ziel gesetzt hat, die Art zu erhalten..."    
    
Januar 2010: Am 13. März 2010 werden die ersten "Stolpersteine" verlegt  
Artikel von Manfred Giebenhain in "Echo-online.de" vom 14. Januar 2010 (Artikel; Artikel als pdf-Datei): 
"Stolpersteine erinnern an Opfer der Nazis. 
Gedenken: Michelstadt markiert Häuser jüdischer Mitbürger, die - im Krieg deportiert - meist in Lagern den Tod fanden. 
MICHELSTADT
. Bislang spielte der 22. Oktober 1941 in der Geschichte von Michelstadt keine Rolle. Das Datum wird zwar auch in Zukunft kaum jemand beachten, aber auf eine bescheidene stille Weise gleich drei Mal öffentlich in Erscheinung treten. Es war der Tag, an dem mit Otto und Emilie Reichhardt sowie deren Tochter Lotte die gewaltsame Verschleppung der einstigen jüdischen Mitbürger der Stadt durch die Gestapo begonnen hat. Zum Gedenken an die über 60 Opfer sollen sogenannte Stolpersteine in der Stadt gesetzt werden; und zwar genau dort, wo sie einst gewohnt haben und von den Nazischergen verhaftet worden sind..."    
  
März 2010: Erste "Stolpersteine" werden verlegt  
Artikel von in "Echo-online.de" vom 12. März 2010 (Artikel): "Morgen wird erster Stolperstein gelegt
Erinnerung an Naziopfer: Überlebende begleiten die Zeremonie in Michelstadt
MICHELSTADT. 
Wenn morgen der erste Stolperstein vor dem Haus in der Großen Gasse 20 in Michelstadt gesetzt wird, schauen auch von weit her angereiste Gäste zu: Marianne Cobb und ihr Sohn Jonathan (London) sowie Professor Walter Zwi Bacharach (Tel Aviv) und dessen Gattin begleiten den feierlichen Akt zum 'Tag des Erinnerns' an verfolgte jüdische Bürger der Stadt..."    
   
Artikel in "Echo-online.de" vom 15. März 2010 (Artikel): "Welchen ermordeten Juden die Stadt nun gedenkt.
Michelstadt. Die am Samstag verlegten Stolpersteine ergeben noch kein komplettes Bild von der Verfolgung der Juden in Michelstadt. Ihre Reihe soll vielmehr je nach Ergebnisstand der Forschungen und Spendenstand ergänzt werden..."   
Mit Tafeln erinnert wird nun in Höhe der Braunstraße 14 an Otto Reichhardt (1878-1941).  
     
Juni 2010: Weitere "Stolpersteine" werden im September 2010 verlegt      
Artikel in "Echo-online.de" vom 28. Juni 2010 (Artikel): "Neue Stolpersteine werden im September verlegt
Gedenken: Die Aktion erinnert an 59 Michelstädter Bürger jüdischen Glaubens, die Opfer des Nationalsozialismus wurden. 
MICHELSTADT
. Namen wie Katz, Neu oder Oppenheimer sucht man im Telefonbuch von Michelstadt von heute vergeblich. Anders verhält es sich bei einem Blick auf die Liste der Opfer des nationalsozialistischen Terrors, zu deren Gedenken in einem zweiten Durchgang so genannte Stolpersteine gesetzt werden sollen. Allein die genannten Familiennamen sind mehr als 20 Mal unter den insgesamt 38 Namen vertreten, die ein gemeinsames Schicksal verbindet. Wegen ihres jüdischen Glaubens wurden sie zwischen 1940 und 1943 aus ihren Häusern vertrieben, verhaftet, misshandelt und in Konzentrationslager verschleppt, wo die meisten ermordet wurden..."    

 

August/September 2010: Hinweis auf eine neue Publikation zum Ba'al Schem von Michelstadt     
Michelstadt Lit Groe010.jpg (67929 Byte)Karl Erich Grözinger: Der Ba'al Schem von Michelstadt
Ein deutsch-jüdisches Heiligenleben zwischen Legende und Wirklichkeit
Erschien im August 2010 im Campus-Verlag Frankfurt - New York. 375 Seiten, ca. 20 Abb. 24,90 €. EAN 9783593392820. 
      
Ein Ba'al Schem ist ein jüdischer Wundermann, der mithilfe von praktischer Kabbala heilt und Wunder wirkt. Über 40 davon gab es seit dem Mittelalter im aschkenasischen Judentum. Der letzte Ba'al Schem in Westeuropa war Seckel Löb Wormser aus Michelstadt. Das Grab des im Jahre 1847 Verstorbenen ist heute ein viel besuchter Wallfahrtsort. Karl E. Grözinger schildert Leben und Wirken dieses europaweit bekannten Mannes und zieht einen einmaligen Vergleich zwischen Legende und Wirklichkeit. Das Buch enthält außerdem einen Neuabdruck der Legendensammlung vom Leben des Ba'al Schem sowie eine Vielzahl deutscher und hebräischer historischer Dokumente.
Über den Autor: Karl Erich Grözinger war bis 2007 Professor für Religionswissenschaft und Jüdische Studien an der Universität Potsdam. Er ist Autor des Standardwerks "Jüdisches Denken", dessen vierter und letzter Band in Vorbereitung ist.
Weitere Informationen und Bestellmöglichkeit auf einer Seite des Campus-Verlages.  Hier auch eine Leseprobe (pdf-Datei).         
     
November 2010: Die letzten "Stolpersteine" werden verlegt    
Artikel in echo-online.de vom 11. November 2010 (Artikel): "Letzte Stolpersteine verlegt
Gedenken: Verlegung der letzten 38 Stolpersteine in der Michelstädter Innenstadt - Einzelne stellvertretend für Viele
MICHELSTADT.
  Auch die Verlegung der restlichen 38 Stolpersteine zum Gedenken an die von den Nationalsozialisten verschleppten und ermordeten ehemaligen Mitbürger der Stadt stieß am Dienstag auf großes Interesse bei der Bevölkerung: Zur späten Nachmittagsstunde fanden sich rund 150 Einwohner und Besucher an der ersten von fünf ausgewählten Punkten in der Frankfurter Straße 21 ein, um dem würdevollen Rahmenprogramm beizuwohnen..."    
 
Oktober 2011: Eine neue Publikation ist geplant    
Artikel in "Echo online" vom 16. Oktober 2011: "Michelstädter Stolpersteinen soll ein Buch folgen. Jüdische Mitbürger: Bürgeraktion hat Kräfte freigelegt - Korrespondenz in fast alle Erdteile - Rück- und Ausblick. 
Michelstadt.
Bald ist es ein Jahr her, dass die letzten der insgesamt 59 Stolpersteine zum Gedenken an die Opfer jüdischen Glaubens unter der Naziherrschaft in Michelstadt verlegt worden sind..." 
Link zum Artikel.    
  
Mai 2013: Das Buch zur Vernichtung der Michelstädter Juden ist erschienen    
Artikel von Manfred Giebenhain in "Echo online" vom 10. Mai 2013: "Kraftakt der Aufarbeitung des Bösen
Stadtkunde – Heinz-Otto Haag stellt das Buch vor, mit dem er die Vernichtung der Michelstädter Juden dokumentiert

Zumindest literarisch ist das dunkelste Kapitel der Stadtgeschichte nun aufgearbeitet: Mit Heinz-Otto Haags Buch 'Ich geben ihnen einen Namen'  liegt eine Historie des Vernichtungswerks der Nazi-Gesellschaft an den Michelstädter Juden vor..." 
Link zum Artikel: Kraftakt der Aufarbeitung des Bösen (veröffentlicht am 10.05.2013 16:12 auf echo-online.de)  
Anmerkung: das Buch "Ich gebe ihnen einen Namen - Stolpersteine in Michelstadt" ist beim Gästeinfo am Marktplatz in Michelstadt beziehungsweise im Buchhandel erhältlich. Preis: 20 €.  
 
April 2014: Nachkommen früherer Michelstädter Juden zu Besuch   
Artikel in "Echo online" vom 23. Februar 2014: "Juden besuchen die Stadt ihrer Vorfahren
Begegnung – Erstes Zusammentreffen in dieser Form in Michelstadt

Für acht Tage kommen vom 3. bis 10. April Gäste nach Michelstadt, wie es in dieser Zusammensetzung noch nie vorgekommen ist. 22 Personen jüdischen Glaubens haben die Einladung angenommen, um die Heimatstadt ihrer Vorväter und -mütter aufzusuchen..."   
Link zum Artikel: Juden besuchen die Stadt ihrer Vorfahren (veröffentlicht am 23.02.2014 16:02 auf echo-online.de)    
 
Mai 2015: Nachkommen früherer Michelstädter Juden zu Besuch  
Link zum Artikel:  Nachfahren von Michelstädter Juden zu Gast (veröffentlicht am 13.05.2015 10:43 auf echo-online.de) 
 
Oktober 2015: Aufruf zur Ausstellung "Legalisierter Raub"  
Michelstadt Art 2015 Ausstellung.jpg (194064 Byte)Artikel im "Odenwälder Journal" vom 1. Oktober 2015: "Ein brauner Umschlag und ein Foto. Aufruf zur Ausstellung 'Legalisierter Raub'..."   
Anmerkung: in diesem Artikel ist u.a. die Rede von einem in Michelstadt aufgefundenen Foto "Synagoge am Abend des 9. XI. 38" die Rede. Dazu wird aufgerufen: 'Wie Friedel Weyrauch besitzen vermutlich auch andere Bürger Zeugnisse, die von der Verfolgung der jüdischen Bevölkerung im Odenwaldkreis erzählen: Briefe oder Fotografien, vielleicht auch Gegenstände, die jüdische Familien vor ihrer Auswanderung oder Deportation bei ihren Nachbarn zur Aufbewahrung abgegeben haben. Es wird gebeten, diese für die Ausstellung zur Verfügung zu stellen..."     
 
Januar 2016: Über das Schicksal von Lizzie Wassum geb. Ascher und ihrer Familie     
Artikel von Joachim Baier in der "Rhein-Neckar-Zeitung" vom 27. Januar 2016: "Michelstädter gedenkt Auschwitz-Opfer: 'Das mit der Mutter vergisst man nicht'. 
Der 89-jährige Sohn einer Frau, die im Vernichtungslager von Auschwitz ermordet wurde, hütet weiter seine Erinnerungen. 
Michelstadt. Die im deutschen Vernichtungslager Auschwitz ausgestellte Sterbeurkunde datiert den Tod von Lizzie Wassum auf den 13. Juli 1943. Ihr Sohn, der heute 89 Jahre alte Lothar Wassum aus Michelstadt im Odenwald, hütet Erinnerungen an seine von den Nazis ermordete Mutter. Sie war als Jüdin zum evangelischen Glauben gewechselt, für die Nazis war sie nach deren Definition aber eine 'Volljüdin'..." 
Link zum Artikel      
 
April 2016: Nachkommen von Seckel Löb Wormser besuchen Michelstadt 
Artikel von Manfred Giebenhain in "Echo online" vom 20. April 2016: "Besuch aus der Wunderrabbi-Familie
MICHELSTADT - Auf ihrer Suche nach Nachkommen von Mitgliedern der ursprünglichen jüdischen Gemeinde Michelstadts ist die Stolperstein-Initiative zuletzt in Rio de Janeiro fündig geworden. Die Nachfahrin von Wunderrabbi Seckel Löb Wormser kam nun nach Michelstadt. Für die Stolperstein-Initiative um Heidi und Heinz-Otto Haag, die schon häufiger jüdischen Gästen die Heimatstadt ihrer Vorfahren gezeigt haben, war der jüngste Besuch etwas Besonderes. Denn in Michelstadt weilte Eleonora Gomma de Azevedo und damit eine Nachfahrin des bekanntesten Juden der Stadt: Die Brasilianerin stammt von Seckel Löb Wormser, dem Baal Schem oder Wunderrabbi, ab. Auf ihrer Odenwaldreise begleitet wurde Gomma de Azevedo von Ehemann Antonio Carlos sowie ihrem Bruder Claudio Gomma und dessen Ehefrau Luiza. Es waren zugleich die letzten Gäste, für die eine aus dem Spendenerlös der Stolperstein-Initiative finanzierte Einladung ausgesprochen werden konnte. Alle Begegnungen beruhen auf Nachforschungen von Heinz-Otto Haag, deren Ergebnisse er 2013 in der Rathaus- und Museumsreihe der Stadt Michelstadt unter dem Titel 'Ich gebe ihnen einen Namen – Stolpersteine in Michelstadt' veröffentlicht hat. Das Buch hat jenen 59 Menschen und ihren Familien ein Gesicht gegeben, zu deren Erinnerung 2010 Stolpersteine im Pflaster vor deren früheren Häusern eingelassen wurden. Allesamt waren sie jüdischen Glaubens, was unter der Nazidiktatur Denunziation, Entrechtung, Enteignung, Verschleppung und schließlich für die allermeisten qualvoller Tod bedeutete.
Eleonora Gomma de Azevedo war nicht zum ersten Mal in Michelstadt zu Besuch. Im Gespräch mit dem ECHO erzählte sie von einer privaten Reise, die sie 1995 zusammen mit ihrer Mutter unternahm. 'Heute erfahren wir die Heimatstadt meiner Vorfahren viel lebendiger und sind überglücklich über diese Einladung', fasste sie ihre ersten Eindrücke zusammen.
Familiengeschichte vor Veröffentlichung. Vor elf Jahren hat Gomma de Azevedo begonnen, die Geschichte ihrer Familie aufzuschreiben; ihr Werk steht kurz vor der Veröffentlichung. Ihre Urgroßmutter hieß Karoline Dreifuss geborene Wormser und eine Enkeltochter des Michelstädter Wunderrabbis. Sie stand bis zur Machtübernahme der NSDAP in gutem Kontakt zu ihrer Heimatstadt, was in der Michelstädter Zeitung vom 2. September 1930 nachzulesen ist. In einem Artikel wurde der rüstigen Dame aus Berlin zur besten Gesundheit anlässlich ihres 83. Geburtstag gratuliert und erwähnt, dass ihre Tochter Adele Schultz in Michelstadt zur Kur weilte.
Über die letzten Jahre ist nicht nur ein reger Kontakt mit den Eheleuten Haag entstanden, sondern auch mit Annemarie Volkmer. Schon der erste Kontakt ging auf die Mitarbeiterin des Stadtarchivs zurück, die Haags bei der Spurensuche unterstützte. Zu den Höhepunkten im Besuchsprogramm der jüdischen Gäste zählten eine Stadtführung mit dem Besuch der Synagoge, die Besichtigung der Einhardsbasilika in Steinbach und ein Empfang im historischen Rathaus mit dem Eintrag ins Goldene Buch der Stadt. Als besonders eindrucksvoll erlebten alle Beteiligten die Besichtigung der Nikolaus-Matz-Bibliothek. Für die Gäste war es ein besonderer Moment, als Erwin Müller neben der Vielzahl der in Latein verfassten Bücher auch eine Bibel mit hebräischen Schriftzeichen aufschlug, die 1709 in Kiel gedruckt wurde. Das Werk wurde mit einem entsprechenden Vermerk 1911 von der Familie Ettlinger der Kirchenbibliothek vermacht. Erwin Müller ging auf den Lebensweg des um 1443 in Michelstadt geborenen Nikolaus Matz ein, der nach einem Studium der freien Künste und der Theologie in Wien mit dem Aufbau der Bibliothek der neu gegründeten Universität von Freiburg beauftragt wurde. Matz stiftete seine Privatsammlung von 117 Büchern seiner Heimatstadt. Die Kirchenbibliothek ist inzwischen auf knapp 3000 Bände angewachsen, unter denen sich rund 170 Inkunabeln befinden."
Link zum Artikel  
 
November 2016: Erinnerung an die jüdischen Opfer der NS-Zeit am Beispiel von Doris Katz   
Artikel von Manfred Giebenhain in "Echo online" vom 16. November 2016: "Der Tod von Doris Katz als trauriges Beispiel
MICHELSTADT -
Die Erinnerung bleibt wach in Michelstadt. Denn auch im sechsten Jahr nach der Verlegung der letzten von insgesamt 59 Gedenksteinen zur Erinnerung an die jüdischen Opfer der Nazi-Diktatur haben sich Bürger jedes Alters im Gedenkmonat November zu deren Plätzen aufgemacht. Mit dieser Form des Bekenntnisses zum dunkelsten Kapitel der eigenen Geschichte hat sich Michelstadt vor Jahren der Initiative des Kölner Künstlers Gunter Demnig angeschlossen, der die Mahnmale unter dem Namen Stolpersteine bekannt gemacht hat. Die Pogromnacht von 1938 gibt den Zeitraum für den Gedenktag vor. In diesem Jahr wurde die Stolperstein-Initiative auf ihrem Rundgang durch die Innenstadt von Schülern des Gymnasiums, Vertretern aus dem politischen und öffentlichen Leben und Passanten begleitet. An allen angelaufenen Stellen legten Schüler zum Gedenken an die Toten Rosen als christliches und Kieselsteine als jüdisches Symbol auf die beschrifteten Messingplatten, die zur Erinnerung an die Opfer vor den ehemaligen Wohnhäusern eingelassen wurden. Eröffnet haben die geschichtsbewussten Einwohner die Veranstaltung auf dem Marktplatz, um von dort die Große Gasse, Schulstraße, Bahnhofstraße und Braunstraße aufzusuchen sowie die Mauerstraße auf der Höhe der Synagoge. Für die Stolperstein-Initiative, die sowohl die Erforschung der lokalen Judenverfolgung als auch die Verlegung der Stolpersteine vorantrieb, begrüßte Heinz-Otto Haag die Anwesenden und erinnerte anhand dieser 'etwas anderen Geschichtsstunde' an die Opfer der Naziherrschaft, die es in Michelstadt zu beklagen gab.
In diesem Jahr widmete die Initiative ihr Augenmerk besonders jenen, die bereits als Kind oder in jungen Jahren ihres Glaubens wegen ihr Leben lassen mussten. Vor dem Haus in der Schulstraße 7 erinnern insgesamt sieben Stolpersteine an Mitglieder der Familie Katz, die hier ein Ladengeschäft besessen hatte. Stellvertretend verlas Studiendirektor Franz Bürkle den Leidensweg des jüngsten Familienmitglieds Doris Katz, die gerade mal 18-jährig am 5. März 1943 ermordet wurde. Der Ermordung im Lager Sobibór ging die Verschleppung zusammen mit über 1100 Deportierten in einem Zug voraus, der von Westerbork in das deutsche Todeslager führte, das heute auf polnischem Staatsgebiet liegt. Wie an allen Stationen reichten sich die Anwesenden in Respekt vor den Ermordeten nach dem Verlesen der biografischen Daten an den Händen, um gemeinsam auf Hebräisch und Deutsch die Worte 'Shalom alejchem, Friede sei mit euch' zu sprechen. An den weiteren ausgewählten Stationen verlasen wechselweise Schüler, welches Schicksal Edgar Gustav Rothschild, Margarit, Werner Josef und Fred Haas, David, Herbert und Uri Michael Strauss, Gertrude Reichhardt und Martin Lorch erfahren mussten, von denen keiner älter als 17 Jahre wurde. Vertreter der katholischen, evangelischen, jüdischen und alevitischen Religionsgemeinde bereicherten die Gedenkstunde mit Friedensgebeten in ihren Sprachen." 
Link zum Artikel  
 
November 2017: Rundgang zu den "Stolpersteinen" in Michelbach  
Artikel in "Echo online" vom 6. November 2017: "Michelstadt. Rundgang zu den Stolpersteinen. POGROMNACHT In Michelstadt wird am Donnerstag an die jüdischen NS-Opfer erinnert
MICHELSTADT
- (jös). Im Gedenken an die Pogromnacht von 1938 organisiert die Michelstädter Stolperstein-Initiative bereits zum achten Mal einen Rundgang zu den 59 Mahnmalen mit den Namen jüdischer NS-Opfer in der Michelstädter Innenstadt. Beteiligt sind wieder zwei 10. Klassen der Theodor-Litt-Schule mit ihren Lehrerinnen Dominique Seip und Karin Ebert-Rolle sowie Eva Heldmann (Evangelisches Dekanat Odenwald/TLS).
Der Rundgang beginnt am Donnerstag, 9. November, um 10 Uhr vor dem historischen Rathaus mit einer musikalischen Einleitung des TLS-Schulleiters Dieter Weis und Begrüßungsworten von Heinz-Otto Haag (Initiative). Die Stolpersteine halten die Erinnerung wach, geben den Opfern aber auch ihren Namen wieder, der ihnen bei ihrer Einlieferung in ein Konzentrationslager genommen und durch eine Nummer ersetzt wurde. Nicht zuletzt bieten die Stolpersteine Angehörigen einen Ort, an dem sie um ihre Toten trauern und für sie beten können, so die Organisatoren.
Zunächst wird in diesem Jahr berichtet über 'Die Kinder von Izieu', deren Schicksal Beate Klarsfeld in einem eindrucksvollen Buch und Reinhard Mey in einem Chanson dargestellt hat. 44 jüdische Kinder waren von der französischen Bevölkerung in einem früheren Waisenhaus in einem kleinen Alpendorf im Departement Ain versteckt, 1944 dann von der Gestapo entdeckt und in Auschwitz-Birkenau ermordet worden – darunter der 16-jährige Theodor Reis aus Pfaffen-Beerfurth. Schüler der Theodor-Litt-Schule lesen vor dem Rathaus den Text des Chansons vor. Danach begeben sich die Versammelten auf einen Rundgang zur Synagoge und von dort durch die Mauerstraße, Große Gasse, Schulstraße, Waldstraße zur Bahnhofstraße. Der Rundgang endet gegen 11.30 Uhr an der Ecke Bahnhofstraße/Wiesenweg."  
Link zum Artikel     
 
Mai 2018: Broschüre zur jüdischen Geschichte Michelstadts in spanischer Sprache  
Artikel von Manfred Giebenhain in "Echo online" vom 17. Mai 2018: "Erinnern über Grenzen hinweg.
MICHELSTADT
- Das Schicksal der Michelstädter Juden in der NS-Zeit hat die örtliche Stolperstein-Initiative in dem 2013 erschienenen Buch 'ch gebe ihnen einen Namen' aufgearbeitet, das die Stadt seinerzeit innerhalb der 'Gelben Reihe' zur Lokalgeschichte herausgegeben hat. Bereits im Jahr seines Erscheinens hatte das Werk seinen Weg in zahlreiche deutsche und ausländische Archive gefunden – und jetzt steht sogar eine Übersetzung ins Spanische an, wie der Sprecher der Initiative und Autor, Heinz-Otto Haag, mitteilt. Die Nachricht kommt aus Posadas in der Provinz Misiones in Nordargentinien. In einer an Haag gerichteten E-Mail ist zu lesen, dass sich dort eine Gruppe um den evangelischen Pastor und Schulleiter des Gymnasiums Instituto Gutenberg, Ricardo Veira, intensiv mit der Übersetzung des Buchs befasst. Veira selbst hatte 2016 mit einer Delegation Michelstadt besucht. Er möchte mit der Übertragung die Texte nicht nur für die Nachfahren der zahlreichen, während der NS-Zeit in das Spanisch sprechende Südamerika geflüchteten Deutschen lesbar machen. Sie sollen auch den Schülern des dortigen Gymnasiums als beispielhaftes Unterrichtsmaterial über den Nationalsozialismus in Deutschland zugänglich gemacht werden. Der Kontakt nach Nordargentinien wurde bereits vor vielen Jahren über die Nachfahren der Michelstädter Familie Speyer geknüpft. Sie zählten zu dem Personenkreis, der auf Einladung der Stadt im April 2014 den Ort ihrer Herkunft aufgesucht hatte. Damals waren mehr als 20 Nachkommen früherer jüdischer Einwohner aus Argentinien, Israel, Südafrika und den USA für eine Woche zu Gast im Odenwald – ein Treffen, das nicht nur in Michelstadt in guter Erinnerung geblieben ist. 'Natürlich freuen wir uns sehr, dass die Ergebnisse unserer jahrelangen Recherchen weiterhin so interessiert aufgenommen und als wichtiger Beitrag zur Aufarbeitung der Geschichte betrachtet werden', so Haag. Seinerzeit wurde das Buch über die Stadtverwaltung auch an all jene Nachfahren von ehemaligen jüdischen Michelstädtern in aller Welt versandt, deren Anschriften nach so vielen Jahren des Verschweigens und Desinteresses noch feststellbar waren. Dank dieses Vorgehens steht das Buch heute nicht nur im Algemeen Rijksarchief in Brüssel oder in der jüdischen Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem, sondern es auch in private Bücherregalen in den USA, Israel, Südafrika, Argentinien und Brasilien. In Michelstadt wartet die Initiative jetzt mit großem Interesse darauf, Neuigkeiten über den Verlauf der Übersetzungsarbeiten zu erfahren. In dem Buch 'Ich gebe ihnen einen Namen' hat Haag das Leben und schmerzliche Schicksal der 59 von den Nazis verschleppten jüdischen Michelstädtern festgehalten, an die im Stadtbild auch die sogenannten Stolpersteine erinnern. Der Autor und seine Mitstreiter hatten sich auf Spurensuche begeben, in Archiven in Wiesbaden, Hamburg, Freiburg, Karlsruhe und anderen Städten geforscht, um mehr über das Leben und die Schicksale der teils bereits im Kindesalter ermordeten Stadtbürger in Erfahrung zu bringen. Das fast 300 Seiten starke Buch ist reichlich bestückt mit Fotoaufnahmen aus dem Leben der Opfer, Ablichtungen von Dokumenten und der Wohnhäuser, wie sie vor rund 70 Jahren ausgesehen haben. Der Buchtitel, entliehen aus dem Alten Testament im Buch Jesaja, wurde seinerzeit im Sinne einer Wiedergutmachung für die 'von den Nazis systematisch betriebenen Entmenschlichungen' gewählt. So hätten KZ-Häftlinge mit ihrer Einlieferung automatisch ihren Namen verloren und dafür eine Häftlingsnummer erhalten. 'Mit dem Verlegen von Stolpersteinen geben wir den Holocaust-Opfern also auch wieder ihren Namen zurück', erläuterte Autor Haag."
Link zum Artikel   

      
      
Links und Literatur

Links:  

bulletWebsite der Stadt Michelstadt    
bullet "Jerusalem-Boutique" in Michelstadt neben der Synagoge mit Seiten zur Geschichte   
bulletZur Seite über den jüdischen Friedhof in Michelstadt (interner Link) 
bulletWebsite von Nachkommen der Familie Leopold Strauss in Michelstadt    
bulletWebportal HS 010.jpg (66495 Byte)Webportal "Vor dem Holocaust" - Fotos zum jüdischen Alltagsleben in Hessen mit Fotos zur jüdischen Geschichte in Michelstadt 

Literatur:  

bulletPaul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinde in Hessen 1972. Bd. II, 76-89.  
bulletMichelstadt Stern Art Baal Schem.jpg (338245 Byte)W. Stern: Der Baal Schem von Michelstadt. Ergänzende Notizen. Artikel in der Jüdischen Allgemeinen vom 30. November 1973. Zum Lesen bitte Textabbildung anklicken.  
Bei W. Stern wird es sich um den 1995 verstorbenen Rabbiner Dr. William Stern gehandelt haben. Er arbeitete als Lehrer in Manchester, später in London.     
bulletThea Altaras: Synagogen in Hessen - Was geschah seit 1945. Königstein im Taunus. 1988 S. 169.204.217.
bulletRudolf Wind: Michelstadt. Ein Führer durch die Stadt.
bulletMichelstadt Baal Shem 01.jpg (28200 Byte)Judaeus (Rabbi Herz Naftali Ehrmann): The Baal Shem Tov of Michelstadt. New York— Jerusalem 1973. Translated by M. F. Kuttner. Feldheim Publishers 2006.  Über das Leben des Rabbi Seckel Löb Wormser 
bulletMartin Schmall: Die Juden in Michelstadt 1650-1943. Michelstadt 1982. 5. erweiterte Auflage Michelstadt 1995. Rathaus- und Museumsreihe Band 5.   
bulletders.: Die Juden in Michelstadt. Band 5 der Rathaus- und Museumsreihe. Michelstadt 1988. 
bulletHeidi Banse: Michelstädter Juden im 19. Jahrhundert. 24 S. Online zugänglich oder über eingestellte pdf-Datei.    
bulletKarl E. Grötzinger Der Ba'al Schem von Michelstadt und die Frankfurter Kabbalisten, in: Menora - Jahrbuch für deutsch-jüdische Geschichte, 1996. S. 324-340.
bulletders.: Seckel Löw Wormser – der Ba'al Schem von Michelstadt, Zum 150. Geburtstag, in: Aschkenas, Zeitschrift für Geschichte und Kultur der Juden, Nr. 10 2000 S. 157-176.  
bulletMichelstadt Lit Groe010.jpg (67929 Byte)ders.: Der Ba'al Schem von Michelstadt. Ein deutsch-jüdisches Heiligenleben zwischen Legende und Wirklichkeit. Mit einem Neuabdruck der Legenden aus der Hand von Judaeus und Arthur Kahn. Campus-Verlag Frankfurt - New York 2010. 375 Seiten, ca. 20 Abb. 24,90 €. 
EAN 9783593392820.   
bulletHans Teubner: Vergessene Bauwerke - "Laubhütten" in Hessen.  Mit mehreren Beispielen aus Michelstadt. Online zugänglich  
bulletBrigitte Diersch: Aus de Klappergass: Erinnerungen an das Gotteshaus in der Mauerstraße und die israelitische Religionsgemeinde Michelstadt im 19. und 20. Jahrhundert. In: "gelurt" - Odenwälder Jahrbuch für Kultur und Geschichte. 2011 (2010) S. 188-196. Online zugänglich (pdf-Datei).   
bulletMichelstadt IMG_20150621_0001.jpg (71093 Byte)dies.: 'Und dann war sie weg...'. Das kurze Leben der Doris Katz. In: "gelurt". Jahrbuch für Kultur und Geschichte 2010. Hg. von Kreisarchiv des Odenwaldkreises. Erbach 2009. S. 197-217. Online zugänglich: https://archive.is/LmKf4  
Hinweis: Der Beitrag erschien auch als erweiterter Sonderdruck: "...wir schaufeln ein Grab in den Lüften..." Das kurze Leben der Doris Katz (2. November 1924 - 5. März 1943) Hessen - Holland - Sobibór. Erbach 2010 70 S. (siehe Abbildung links).
dies.: Doris Katz und ihre Familie auf der Flucht vor dem Holocaust, In: "gelurt". Odenwälder Jahrbuch für Kultur und Geschichte 2020. Erbach/Odenwald 2019 S. 39-52. Online zugänglich (pdf-Datei). 
English: Brigitte Diersch: Doris Katz and her Family between November-Pogrom 1938 and Emigration or Deportation. Translation into English by the autor. December 2019. Supplement to: Das kurze Leben der Doris Katz. Erbach 2010. Eingestellt als pdf-Datei.   Vgl. auch  https://www.dokin.nl/deceased_children/doris-katz-born-2-nov-1924/.        
bulletdies.: Was uns die Bienenmarkts-Pforte bei der Synagoge erzählt. Frauenbad, Judenschule und Lichtigfeld-Museum in Michelstadt. In: "gelurt". Odenwälder Jahrbuch für Kultur und Geschichte 2013. Hrsg. vom Kreisarchiv des Odenwaldkreises. Erbach/Odw. 2012. S. 206-225. Online zugänglich (pdf-Datei).     
bulletJohann Heinrich Kumpf: Der Londoner Bankier Leopold Joseph und seine Odenwälder Wurzeln. In: Odenwald-Heimat. Monatliche Beilage des Odenwälder Echo. Nr. 7 / 2013.  Als pdf-Datei - mit freundlicher Genehmigung von Autor und Verlag - eingestellt (Download).  
Anmerkung des Autors zum Beitrag: die Hauptquelle für diesen Artikel, das von Leopold Joseph 1912 in London veröffentlichte "Denkblatt", ist in Deutschland offenbar nur in einem einzigen Exemplar vorhanden: in der Deutschen Nationalbibliothek, Deutsches Exilarchiv 1933-1934, Frankfurt am Main. 
bulletMichelstadt Lit 027.jpg (31921 Byte)Heinz-Otto Haag: Ich gebe ihnen einen Namen (Jes. 56,5) - Stolpersteine in Michelstadt. 
Mit Beiträgen von: Manfred Giebenhain, Heidi Haag, Nikolaus Kelbert, Dr. Peter Henning Röseler. Michelstadt 2013.  
Rathaus- und Museumsreihe, Michelstadt, Band 26. ISBN-Nr. 3-924583-51-X.   20 €.   
Bezug über die Stadt Michelstadt: Kulturamt. Marktplatz 1  64720 Michelstadt. Tel. 06061-97941-20 Mail:  kulturamt@michelstadt.de   
bulletJohann Heinrich Kumpf: Wohl die älteste Person des Deutschen Reichs stammte aus Momart. Zur Geschichte der jüdischen Familien Bergfeld in Momart und Michelstadt, May in Roßdorf sowie Aschenbrand in Niederaula, Rimbach und Frankfurt am Mein. In: "gelurt". Odenwälder Jahrbuch für Kultur und Geschichte 2022. Hrsg. vom Kreisarchiv des Odenwaldkreises. Erbach/Odw. 2022. S. 99-116. Online zugänglich (pdf-Datei).  
bulletBrigitte Diersch: Wie Tochter und Vater. Die Geschichte von Lilli Seibold und Isaac Jacob Weiller. - In: Odenwald-Heimat. Monatliche Beilage des Odenwälder Echo aus Natur und Geschichte. 89.Jg. Nr.2-4  2014.
Einzusehen über: https://www.gymnasium-michelstadt.de/index.php/das-gymi/die-ehemaligen/ehemalige-berichten  bzw. eingestellt als pdf-Datei   
    

  
  
Ergänzung zur Literatur:   
Artikelserie in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" 1927/1928: "Der Baalschem von Michelstadt. Kulturgeschichtliche Erzählung von Judaeus" 
Hinweis: "Der Baalschem von Michelstadt" wurde von Naftali Herz Ehrmann verfasst. Er erschien im Verlag des Israelit 1912/13 in Frankfurt am Main (2. Auflage). Diese Ausgabe ist auch online einsehbar. Er wird bis zur Gegenwart aufgelegt (siehe auch die Ausgabe New York - Jerusalem 1973 / 2006 oben). Auf diese Publikation geht ausführlich auch Karl E. Grötzinger in seinem o.g. Buch ein. Die Erzählung von Ehrmann wurde auch in jüdischen Periodika veröffentlicht wie in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" 1927/28
  

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Teil 1: 28.11.1927  Teil 2: 2.12.1927  Teil 3: 9.12.1927  Teil 4: 16.12.1927  Teil 5: 23.12.1927  Teil 6: 30.12.1927
           
 noch einzustellen  Michelstadt JuedWZKassel 13011928.jpg (375797 Byte) Michelstadt JuedWZKassel 20011928.jpg (380176 Byte) Michelstadt JuedWZKassel 27011928.jpg (213321 Byte) Michelstadt JuedWZKassel 03021928.jpg (195714 Byte) Michelstadt JuedWZKassel 10021928.jpg (266995 Byte)
 Teil 7: 6.1.1928   Teil 8: 13.1.1928  Teil 9: 20.1.1928 Teil 10: 27.1.1928  Teil 11: 3.2.1928  Teil 12: 10.2.1928 
           
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Teil 13: 17.2.1928  Teil 14: 24.2.1928  Teil 15: 2.3.1928  Teil 16: 10.3.1928  Teil 17: 16.3.1928  Teil 18: 23.3.1928
           
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Teil 19: 30.3.1928  Teil 20: 20.4.1928  Teil 21: 27.4.1928  Teil 22: 4.5.1928  Teil 23: 11.5.1928  Teil 24: 28.5.1928
           
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Teil 25: 25.5.1928   Teil 26: 1.6.1928  Teil 27: 8.6.1928  Teil 28: 15.6.1928  Schlussteil 29: 22.6.1928   
           

    

   
     


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Michelstadt Hesse, Germany. Established around 1740, the community rebuilt its synagogue in 1791, when it comprised 18 families. Jewish life flourished in the first half of the 19th century, thanks largely to R. Seckel Loeb Wormser (1768-1847), the "Ba'al Shem of Michelstadt", who opened a yeshiva attended by 70 students in 1805. He gained particular renown as a healer, devising treatments that combined herbal remedies woth science and Kabbalah. Legends were woven around the "Ba'al Shem" and pilgrimages were made to his grave, non-Jews maintaining this practice in secret during the Nazi era. At its height, in 1871, the community numbered 194 (6 % of the total). Its members, affiliated with the Orthodox rabbinate of Darmstadt, were sheltered from antisemitism until the 1930s. On Kristallnacht (9-10 Nov. 1938), however, the synagogue's interior was destroyed (although Torah scrolls had been rescued in advance), Jewish stores were looted, and Jews sent to the Buchenwald concentration camp. Of the 91 Jews living there in 1933, 48 emigrated (mostly to the U.S.) and 14 were deported in 1942-43. After Worldwar II, the grave of the "Ba'al Shem" was restored and the newly repaired synagogue was transformed into a Jewish historical museum".  
   
        

                   
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Stand: 30. Juni 2020