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Schornsheim mit
Gabsheim (VG Wörrstadt,
Landkreis Alzey-Worms)
und Undenheim (VG
Nierstein-Oppenheim, Landkreis Mainz-Bingen)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Schornsheim lebten Juden spätestens seit dem 18. Jahrhundert.
Zwischen 1713 und 1738 wohnten neun jüdische Familien am Ort. Jede
Familie hatte 3 Gulden Schutzgeld an die Ortsherrschaft zu bezahlen. Eine
jüdische Gemeinde begann sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts zu organisieren.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1807
7 jüdische Familien, 1828 67 jüdische Einwohner, 1861 103 (8,4 % von insgesamt
1.219 Einwohnern), 1880 103 (9,3 % von 1.170), 1900 62 (5,5 % von 1.128),
1910 42 (3,7 % von 1.122). Zur jüdischen Gemeinde Schornsheim gehörten auch
die in Gabsheim und Undenheim
lebenden jüdischen Personen.
1900 waren die Gemeindevorsteher Jakob Löwenstein (bereits
mindestens seit 1877), Julius Michel (Michl) und Joseph Baum.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine
jüdische Schule, ein rituelles Bad und einen Friedhof. Zur Besorgung
religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als
Vorbeter und Schochet tätig war. Die Stelle war häufig neu zu besetzen (siehe
Ausschreibungen unten). Unter den Lehrern sind bekannt: Jacob Gottschall
(spätestens seit Ende der 1850er-Jahre, siehe Berichte unten), Lehrer Eisenberger (der sich
um 1890 unter Vorstand Jakob Löwenstein für die Renovierung der Mikwe und der
Synagoge engagierte, siehe Bericht unten), Lehrer Jacob (unterrichtete 1893 auch
die Kinder in Niedersaulheim), um 1895
Lehrer Levin (unterrichtete 1895 auch die Kinder in
Niedersaulheim), um 1897 D. Freytag
(unterrichtete auch die Kinder in
Niedersaulheim) und Otto Grünebaum aus Partenheim,
der es freilich nur wenige Monate am Ort aushielt (siehe Anzeigen unten). Die
Gemeinde war dem Bezirksrabbinat in Alzey
zugeteilt.
Eine besondere Rolle spielten in der
jüdischen Gemeinde und am Ort Mitglieder der Familie Löwenstein. Jakob
Löwenstein wurde bereits als langjähriger Gemeindevorsteher in den letzten
Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts genannt. Seine Brüder stifteten bei ihrer Auswanderung
(in den 1880er-Jahren ?) nach den USA (Tennessee) einen größeren Betrag für die
Renovierung der Synagoge (siehe Bericht unten), aber auch für die
Glocken der evangelischen Kirche. Nach dem Ersten
Weltkrieg war Eugen Löwenstein stellvertretender Bürgermeister, sein Vater
Hermann Löwenstein III. war damals Leiter des Versorgungsamtes. Eugen Löwenstein ermöglichte durch
Sammlungen, Konzerte usw. die Errichtung eines Kriegerdenkmals. Er selbst war
mit 17 Jahren Kriegsfreiwilliger, wurde schwer verwundet und mit dem Eisernen
Kreuz ausgezeichnet.
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Emil Michel (geb.
23.9.1887 in Schornsheim, gef. 23.10.1918) und Hermann Strauß (geb. 24.6.1899
in Schornsheim, gef. 28.5.1918). Außerdem ist gefallen: Adolf Michel (geb.
27.6.1887 in Schornsheim, vor 1914 in Albersweiler wohnhaft, gef. 17.3.1915).
1919 war Bruno Michel Mitglied des Gemeinderates.
Um 1924, als noch 36 jüdische Personen in Schornsheim lebten (3,0 % von
insgesamt 1.210 Einwohnern, dazu drei Personen aus Gabsheim), war
Gemeindevorsteher Leopold Strauß. Als Schochet war Martin Löwenstein tätig.
1933 wurden noch 28 jüdische Einwohner gezählt. In den folgenden
Jahren sind die meisten von Ihnen auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen
Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien von Ort verzogen oder
ausgewandert. Die jüdische Gemeinde selbst ist bereits Anfang 1933 unter ihrem
letzten Gemeindevorsteher Hermann Löwenstein aufgelöst worden. Dieser konnte
im Jahr 1938 noch nach Amerika auswandern. 1939 wurden noch zwei jüdische Einwohner gezählt, Ende 1940 noch eine Person.
Von den in Schornsheim geborenen und/oder längere Zeit am Ort
wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Johanna Aron geb.
Löwenstein (1867), Bruno Baum (1883), Emma Baum (1875), Henriette (Henny) Baum
(1878), Julius Baum (1887), Otto Baum (1879), Pauline Baum (1872), Rosalie Hirsch geb. Löwenstein (geb. 1865),
Lotte Magdalena Koch (1927), Rosa Koch geb. Straus (1896), Ruth Koch (1926), Irene
Löwenstein (), Irene Mayer geb. Löwenstein (1919), Nelly Mayer geb. Michel (1886), Albert Michel (1876),
Benno (Bruno) Michel (1886), Bruno Michel (1879), Emilie Michel geb. Mayer
(1891), Julius Michel (1914), Nelly Mayer geb.
Michel (1886), Karoline (Lina, Leonie) Rheinstein geb. Braun (1877), Sara Straus geb.
Löwenstein (1866), Selma Straus* (1901), Erna Welker geb. Kahn (1898), Frieda
(Friedericke) Wolff geb. Michel (1890).
*) Gedenkblatt
des Aktiven Museums Spiegelgasse Wiesbaden für Selma Straus und ihre Kinder
Hermann und Inge (pdf-Datei).
Aus Gabsheim ist umgekommen: Elisabetha Kahn (geb. 1876 in Gabsheim,
später in Mainz).
Über die aus Undenheim umgekommenen Personen siehe auf der
Seite zu Undenheim.
Im Gedenkbuch des Bundesarchivs wird auch eine in Udenheim geborene Person
aufgeführt, die nach der Deportation umgekommen ist: Katharina Edinger geb. Kahn (geb. 1874 in
Udenheim, später in Mainz). Weitere Informationen zu einer in Udenheim lebenden
Familie Kahn liegen noch nicht vor.
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Oktober
1875: In der Israelitischen Gemeinde zu Schornsheim
(Rheinhessen) ist die Stelle eines Religionslehrers, Chasan
(Vorsänger) und Schochet zu besetzen. Fixer Gehalt 600 Reichs-Mark;
Nebeneinkünfte. Schöne, freie Wohnung. Meldungen sind zu richten an den Vorstand. |
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Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. März
1877: "In der Israelitischen Gemeinde zu Schornsheim
bei Mainz ist die Stelle eines Religionslehrers, der zugleich als Chasan
und Schochet fungieren soll, zu besetzen. Gehalt 700 Mark,
Nebeneinkünfte 300 Mark, freie Wohnung. Eintritt sobald als möglich.
Meldungen an Jakob Löwenstein." |
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Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. März
1889: "Die Stelle eines tüchtigen Lehrers, Chasan und
Schochet ist sofort zu besetzen.
Gehalt 5-600 Mark nebst freier Wohnung. Nebenverdienste ca. 300
Mark.
Der Vorstand der israelitischen Gemeinde in Schornsheim bei Mainz: Jakob
Löwenstein." |
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Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Oktober
1891: "Ein deutscher, seminaristisch gebildeter Lehrer,
Chasan und Schochet per 1. November oder 1. Januar gesucht. Gehalt
600-700 Mark nebst freier Wohnung mit Garten. Nebenverdienst 200-300 Mark.
Zeugnisse sind zu richten an Herrn Jacob Löwenstein, Vorsteher der
Gemeinde Schornsheim bei Mainz." |
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Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Februar 1892:
"Chasan, Schochet und Lehrer per sofort gesucht. Gehalt
600-700 Mark bei freier Wohnung und Heizung. Nebenverdienste ca. 200-250
Mark. Verheiratete und Ausländer werden berücksichtigt.
Der bereits Engagierte konnte wegen Militärdienst die Stelle nicht
antreten.
Vorstand Jakob Löwenstein, Schornsheim bei Mainz." |
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Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. März
1895: "Wir suchen per 1. April einen Religionslehrer, Chasan
und Schochet. Fixes Gehalt 6-700 Mark. Nebenverdienste 2-300 Mark.
Freie Wohnung nebst schönem Garten und Heizung. Meldungen sind zu richten
an den
Vorstand Jakob Löwenstein, Schornsheim bei Mainz." |
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Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. November
1900: "Die israelitische Religionslehrerstelle ist
sofort zu besetzen als Lehrer, Schochet und Chasan. Gehalt 700 Mark
nebst freier Wohnung und Heizung. Nebenverdienst ca. 300 Mark.
Reflektierende wollen sich an den 1. Vorsteher Herrn Jacob Löwenstein
in Schornsheim bei Mainz wenden." |
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Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. März
1901: "Die israelitische Religionslehrerstelle ist
sofort zu besetzen als Lehrer Schochet und Chasan. Gehalt 700 Mark
nebst freier Wohnung und Heizung. Nebenverdienst ca. 300 Mark.
Reflektierende wollen sich an den 1. Vorsteher Herrn Jacob Löwenstein
in Schornsheim bei Mainz wenden." |
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Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Juli
1902: "Die israelitische Gemeinde Schornsheim bei Mainz
sucht sofort einen Religionslehrer, Kantor und Schochet. Gehalt
Mark 650, nebst freier Wohnung und Heizung. Neben-Einkommen ca. Mark 250.
Bewerber wollen sich wenden an den Vorstand
Jakob Löwenstein,
Schornsheim." |
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Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 27. Oktober 1902: "Die israelitische Gemeinde
Schornsheim bei Mainz sucht sofort einen Religionslehrer, Kantor
und Schochet. Gehalt Mark 700, eventuell höher, nebst freier
Wohnung und Heizung. Neben-Einkommen ca. Mark 250-300. Bewerber wollen
sich wenden an den Vorstand
Jakob Löwenstein, Schornsheim." |
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Ausschreibung im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 22.
Januar 1904: "Schornsheim (Rheinhessen).
Religionslehrer, Vorbeter und Schochet per gleich oder 1. März. Gehalt
700 Mark sowie ca. 250 Mark Nebeneinkommen und freie Wohnungen. Meldungen
möglichst verheirateter Bewerber an den Vorsteher Herrn Jacob Löwenstein
zu richten." |
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Ausschreibung
im "Frankfurter Israelitischen Familieblatt" vom 7. April 1905:
"Schornsheim bei Mainz. Religionslehrer, Vorbeter und
Schächter per sofort. Mark 950 Einkommen und freie
Wohnung." |
Lobende Erwähnung der Religionsschule
in Schornsheim (1858)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 12. Juli 1858: "Wenn in einer
Korrespondenz aus Worms neulich (in No. 22 dieser Zeitung) von der
Gleichgültigkeit mehrerer Landgemeinden des Kreises Worms gegen allen
Religionsunterricht gesprochen wurde, so muss andererseits wieder
hervorgehoben werden, dass in einem anderen Teile Rheinhessens gerade die
bestgestellten Schulen des Großherzogtums sich befinden, dass zum Beispiel
in Oppenheim, Guntersblum,
Odernheim,
Niederwiesen und
Bechtheim gut dotierte Elementarschulen
mit definitiv vom Großherzoge angestellten Lehrern sich befinden, die
zumeist seit langen Jahren dort wirken, und dass außerdem die Lehrer in
Schornsheim,
Sprendlingen von ihren Gemeinden
freiwillig als Religionslehrer etc. definitiv angestellt sind, außer
anderen, die wir vielleicht nicht wissen; und dass aus all diesem zu
schließen ist, dass es um das jüdische Schulwesen hierzulande nicht so
schlecht bestellt ist." |
Während der Zeit von Lehrer Jacob Gottschall in
Schornsheim: 3. Konferenz israelitischer Lehrer Rheinhessens in Schornsheim
(1859)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 4. Juli 1859: "Aus Rheinhessen, Juni (1859). Am 12.
dieses Monats, Pfingstsonntag, wurde in Schornsheim bei Wörrstadt
die 3. Konferenz israelitischer Lehrer Rheinhessens abgehalten. Sie war
von 10 Lehrern besucht. Viele bewährte Mitglieder waren durch das
schlimme Wetter, das die Wege fast ungangbar machte, abgehalten. Ein
Abgeordneter der (oberhessischen) Büdinger Konferenz - Herr Lehrer
Brandeis aus Staden - leitete die
Aufmerksamkeit der Versammlung auf die seinerzeit veröffentlichten
Beschlüsse der Offenbacher Versammlung, und beantragte das Zusammenwirken
beider Konferenzen, um deren Ausführung zu erstreben. Die Versammlung
beauftragte in Folge dessen Herrn Lehrer Stettenheimer aus Oppenheim,
sich mit einem Mitgliede der Büdinger Konferenz persönlich nach
Darmstadt zu begeben, um das Tunlichste zu erwirken. Außerdem besprach
die Versammlung das Thema 'über den Unterricht im
Pentateuch-Übersetzen', das durch ein interessantes Referat des Herrn
Lehrer Gottschall aus Schornsheim eingeleitet wurde. Die
betreffenden Verhandlungen werden in der nächsten Konferenz, welche zu Oppenheim
am Rhein wahrscheinlich am 2. Halbfeiertag von Sukkot (=
Sonntag, 16. Oktober 1859) stattfinden wird, fortgesetzt werden, und
werden wir seinerzeit hierüber Bericht erstatten.
Dankend müssen wir erwähnten, dass von dem Herrn Rabbiner Leopold Stein
in Frankfurt am Main und von Herrn Dr. S. Formstecher, Rabbiner in Offenbach,
sowie von mehreren andern geehrten Herren wertvolle Bücher als Geschenke
für unsere Bibliothek durch den Bibliothekar des Vereins Klingenstein von
Odernheim uns zugekommen. Die
Versammlung beauftragte ihr Büro, den freundlichen Gebern ihren Dank in
geeigneter Weise auszusprechen." |
Bericht zu einem der Lehrer der Gemeinde: Jacob
Gottschall (Lehrer in Schornsheim Anfang der 1860er-Jahre), Artikel zu seinem
Tod 1904
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 22. Januar 1904: "Michelstadt,
im Januar (1904). Am 26. vorigen Monats stark plötzlich infolge eines
Herzschlages der pensionierte Lehrer Jacob Gottschall im Alter von 78
Jahren. Er fungierte als Religionslehrer und Kantor in Schornsheim
(Rheinhessen), Viernheim und Michelstadt
i.O., in letzterer Gemeinde ca. 25 Jahre. Hier wurde er auch an der
großherzoglichen Realschule sofort als israelitischer Religionslehrer
angestellt. Die verschiedenen Dirigenten der Schule schätzten ihn hoch
und anerkannten seine unterrichtlichen Erfolge. Vor ca. 2 Jahren, als er
in Pension trat, legte er auch dieses Amt krankheitshalber nieder. Seine
musikalische Befähigung wurde in Michelstadt bald bekannt, und der
Gesangverein ‚Liederkranz’, dem die besseren Elemente der Stadt
angehören, wählte ihn zu seinem Dirigenten. Er wurde mit der Zeit
Freunde und Berater und Helfer vieler Familien der Stadt; er diente Arm
wie Reich in gleicher Liebe und Hingebung. So kam es, dass er von allen
wieder geliebt wurde, was sich deutlich bei seinem Leichenbegängnisse
zeigte. Am Grabe entwarf Rabbiner Dr. Marx-Darmstadt ein getreues
Lebensbild des verdienten Lehrers, des sorgenden Gatten und Vaters, des
treuen Freundes und Kollegen, das Herzen rührte und vielen Tränen in die
Augen lockte. Darnach ergriff Lehrer Wertheimer – Heldenbergen als
Vorsitzender des israelitischen Lehrervereins im Großherzogtum Hessen das
Wort, um dem Heimgegangenen, der seit Gründung des Vereines eines seiner
eifrigsten Mitglieder war, warme Worte des Nachrufes zu widmen. Er
betonte, dass er der Stolz des Vereines war, zu dem alle Mitglieder mit
Hochachtung und Verehrung aufblickten. Er blieb bis zum Ende der treue,
aufopfernde Lehrer. Nebst verschiedenen Remunerationen seitens der
großherzoglichen Staatsregierung verlieh ihm der Großherzog das silberne
Kreuz des Verdienstordens Philipps des Großmütigen." |
70. Geburtstag von Lehrer Markus
Kahn (in Hechtsheim 1931)
Anmerkung: Markus Kahn ist am 18.
Januar 1861 in Westerburg geboren,
besuchte 1874 bis 1876 die Präparandenschule in
Höchberg, dann bis 1879 das
israelitische Lehrerseminar in Würzburg. Nach
Abschluss der Ausbildung war er von 1879 bis 1882 Lehrer in Schornsheim
(mit Niedersaulheim und Udenheim),
1882 Lehrer in Flonheim, anschließend Lehrer
in Rimbach, dann
Külsheim; von 1899 bis 1911 Lehrer in
Bernkastel, und von 1911 bis 1931 Lehrer
in Hechtsheim.
Markus Kahn war zum einen 1879 bis 1882 Lehrer in Schornsheim und
nochmals zwischen 1911 bis 1931 von Hechtsheim
aus Lehrer u.a. in Schornsheim.
Artikel
im "Mitteilungsblatt des Landesverbandes der Israelitischen
Religionsgemeinden in Hessen" Nr. 1 1931: "Hechtsheim
(in Rheinhessen). Am 18. Januar 1931 kann Herr Lehrer M. Kahn, der seit 20
Jahren in der hiesigen Gemeinde als Lehrer, Vorbeter und Schochet tätig ist,
seinen 70. Geburtstag feiern. Herr Kahn ist am 18. Januar 1861 in
Westerburg, Provinz Hessen Nassau,
geboren, fand als dreizehnjähriger Jüngling Aufnahme in der israelitischen
Präparandenschule zu Höchberg bei
Würzburg und trat nach zweieinhalbjähriger Vorbildung in dieser
Präparandie in das Israelitische Lehrerseminar
in Würzburg ein. Als er im Jahre 1879 diese Lehrerbildungsanstalt
verließ, fand er sofort Anstellung in der damals starken israelitischen
Gemeinde Schornsheim, Rabbinatsbezirk
Alzey. Von hier aus erteilte er auch den Religionsunterricht in
Nieder-Saulheim und Udenheim.
Nach drei Jahren siedelte er nach Flonheim
bei Alzey über und fand dann eine umfangreiche Tätigkeit in
Rimbach im Odenwald. Nach sechsjähriger
Tätigkeit in dieser Gemeinde fand er eine Anstellung in Külsheim,
Rabbinat Mosbach in Baden. Nach einer weiteren Amtstätigkeit von
zwölfeinhalb Jahren in Bernkastel an
der Mosel wurde Herr Kahn, wie oben erwähnt nach
Hechtsheim berufen. Neben seinen
Hechtsheimer Obliegenheiten versieht Herr Kahn auch die Unterrichts- und
Schächter-Tätigkeit in Ebersheim-Harxheim,
Hahnheim,
Bodenheim,
Undenheim und Schornsheim.
Seit über 50 Jahren ist so Herr Lehrer Kahn im Dienste jüdische Gemeinden
tätig, hat hunderte von jüdischen Kindern in den Lehren des Judentums
unterwiesen, hat manche Gemeinde als Sch'liach Zibbur (Vorbeter) im
Gebet vereint und als gewissenhafter Schächter der Erfüllung dieser heiligen
Aufgabe gedient. Er hat sich in seinen alten Tagen auch noch unserem
Landesverband der israelitischen Religionsgemeinen Hessens zur Verfügung
gestellt und hat die beschwerlichsten Wege in Nachbargemeinden zwecks
Ausübung seiner Berufstätigkeit nicht gescheut. Wir sprechen Herrn Kahn
unsere Glückwünsche zu seinem Jubeltage aus und wünschen ihm in Gesundheit
und weiterer rüstiger Schaffenskraft: ad meoh weesrimm schonoh."
(= alles Gute bis 120 Jahre). |
Erklärung des Gemeindevorstands zum Weggang des
jüdischen Lehrers Otto Grünebaum aus Partenheim (1900)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. November 1900:
"Der Vorstand der israelitischen Gemeinde zu Schornsheim sieht sich
zu folgender Erklärung veranlasst und zwar: Herr Otto Grünebaum, Sohn
des Herrn Grünebaum, Vorsteher in Partenheim, war in hiesiger Gemeinde
als Religionslehrer und Kantor in Anstellung und hat nach Verlauf von 5
Monaten diese Stellung plötzlich aus hier nicht näher zu erörternden
Gründen aufgegeben und Schornsheim verlasse. Diese Kündigung und Abreise
von hier wäre mit Stillschweigen übergangen worden, wenn nicht der oben
genannte Vater und Vorstand in Partenheim in Beilage 89 des löblichen
'Israelit' in einer Annonce* bekannt gegeben, dass ferner Bewerber um die
Stelle in Schornsheim an ihn sich um Auskunft zu wenden hätten. Herr
Grünebaum verfolgt zweifellos mit seinem Inserat nur einen edlen Zweck,
nach dem Vorausgegangenen dürfte derselbe indes kaum als unparteiischer
Auskunfterteiler erscheinen.
Schornsheim, 20. November. Der Vorstand der israelitischen Gemeinde
Schornsheim. Jakob Löwenstein, Julius Michl, Joseph
Baum. |
|
*Die
Anzeige des Gemeindevorstehers Grünebaum, auf die sich die obige
Erklärung des Vorstandes in Schornsheim bezog, hatte den Text - aus der
Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. November 1900: "Bewerber
um die ausgeschriebene Lehrerstelle zu Schornsheim, bitte ich höflichst
an den Unterzeichneten sich zu wenden, indem derselbe in der Lage,
genügende Auskunft wegen dieser Stelle geben zu können. Partenheim,
Rheinhessen, 6. November. Grünebaum, Vorstand
I." |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Anzeige eines "jungen Mädchens aus guter
Familie" (1902)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 8. Dezember 1902: "Ein junges Mädchen aus guter Familie sucht
in einem besseren Hause Stellung als Zimmermädchen oder Köchin.
Offerten unter B.M. 4563 post. lagernd. Schornsheim bei Mainz."
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Kennkarten
aus der NS-Zeit |
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Am 23. Juli 1938 wurde
durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von
Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht
eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen
Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch"
galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste
Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt.
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv
zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände:
Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV:
Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm.
Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de |
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Kennkarten
zu Personen,
die in Schornsheim geboren sind |
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KK (Mainz 1939) für Markus
Baum
(geb. 7. Dezember 1873 in Schornsheim),
Händler |
KK (Mainz 1939) für Bruno
Michel (geb. 16. März 1979 in Schornsheim),
Kaufmann, wohnhaft in Mainz, am 25. März 1942 deportiert ab Mainz -
Darmstadt
in das Ghetto Piaski, umgekommen |
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Zur Geschichte der Synagoge
Eine Synagoge wurde um 1807 errichtet; 1844 und 1890 wurde das
Gebäude renoviert. Der Gottesdienst wurde mit deutscher Predigt, Gesang usw.
durchgeführt. Über die Renovierung von Synagoge im Jahr 1890, die auf
Grund einer großzügigen Spende der nach Amerika ausgewanderten Brüder
Löwenstein möglich war, sowie der Mikwe liegt der folgende Bericht
vor:
Synagoge und Mikwe werden renoviert (1890)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. August 1890: "Schornsheim
(Rheinhessen), 10. August (1890). Es dürfte die Leser Ihres geschätzten
Blattes interessieren, zu erfahren, dass auch in der hiesigen Gegend, wo
es mit den religiösen Zuständen wie Schechita, Mikwe und
dergleichen mehr, leider sehr traurig aussieht, doch noch Jehudim
sind, die für die religiösen Gebräuche Sinn haben, wenn sie zur dazu
angeeifert werden. Schon seit einigen Jahren war unsere Mikwe ganz
vernachlässigt, infolge dessen auch nicht gebraucht, aber auf
Veranlassung unseres jetzigen Herrn Lehrer Eisenberger hat die Gemeinde
die Mikwe nach Angabe eines religiösen Rabbiners wieder neu renovieren
lassen.
Möge es unserem Lehrer gelingen (abgekürzt wiedergegeben), noch
viel Gutes in unserer Gemeinde zu stiften. Auch unsere Synagoge ist
ganz neu renoviert, und haben die Gebrüder Löwenstein aus New York,
Brüder unseres Vorstehers, 2000 Mark dazu gegeben." |
Nachdem bis Anfang der 1930er-Jahre die Zahl der jüdischen
Einwohner soweit zurückgegangen war, dass kein regelmäßiger Gottesdienst mehr
abgehalten werden konnte, wurde das Synagogengebäude Anfang Februar 1933
durch den letzten Gemeindevorsitzenden Hermann Löwenstein an die Ortsgemeinde
verkauft; die Gemeinde wurde aufgelöst.
1965 wurde
das Gebäude abgebrochen.
Adresse/Standort der Synagoge: Hölzerstraße
3 (Information von Norbert Messinger, www.gemeinde-schornsheim.de)
Fotos
Historische Fotos sind noch
nicht vorhanden; über Hinweise oder Zusendungen
freut sich der Webmaster
der
"Alemannia Judaica"; Adresse siehe Eingangsseite |
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Lage der ehemaligen
Synagoge
in Schornsheim |
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Teilansicht von Schornsheim - erhalten von
Norbert Messinger, www.gemeinde-schornsheim.de
mit der Information: die Synagoge stand in der Hölzerstrasse 3: im vorderen Gebäude
war einst die Schule, im Hinterhof war über mehrere Treppen die Synagoge zu
erreichen (gelber Pfeil auf dem Bild). Beide Gebäude wurden abgerissen, da sie zerfallen waren, vorne wurde ein Wohnhaus errichtet,
im Hinterhof einen Schuppen. Das Anwesen hat inzwischen mehrfach den Besitzer
gewechselt. Eine Hinweis- oder Gedenktafel ist nicht vorhanden. Aus Erzählungen
älterer Personen ist noch bekannt, dass in Schornsheim viele jüdische Geschäftsleute lebten, auf dem gleichen Bild ist im Vordergrund
(blauer Pfeil) ein altes Gebäude zu sehen, darin wohnte
beispielsweise ein jüdischer Viehhändler. Er ist nach Amerika emigriert.
Das Haus war früher mit zwei gusseisernen Pferdeköpfen
geschmückt.
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Schornsheim Hesse.
Numbering 103 (9 % of the total) in 1880, the Jewish community disbanded in
February 1933. Most of the remaining 28 Jews emigrated or left before Worldwar
II.
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|