Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Hahnheim (VG Rhein-Selz, Kreis Mainz-Bingen)
mit Köngernheim und Selzen (beide VG Nierstein-Oppenheim) 
Jüdische Geschichte / Synagoge

    
Übersicht:  

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde 
Sonstiges   
Kennkarten aus der NS-Zeit    
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen 
bulletErinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte  
bulletLinks und Literatur  

  
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)      
  
Die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Hahnheim geht in das 18. Jahrhundert zurück. Erstmals wurden 1703 und 1723 zwei jüdische Familien am Ort genannt (erster Nachweis in einer Steuerliste von 1703). Die Zahl der jüdischen Einwohner am Ort stieg bis um 1824 auf 40 Personen an und erreichte 1849 mit 92 Personen den Höchststand (etwa 14,3 % der Gesamteinwohnerschaft). Seitdem ging die Zahl der Juden im Dorf durch Aus- und Abwanderung zurück, sodass um 1900 46 und 1931 noch 25 jüdische Einwohner gezählt wurden. Auch im benachbarten Köngernheim lebten Juden mindestens seit dem 18. Jahrhundert:  1791 wird der Jude Jakob Joseph von Imsbach genannt, der als Schutzjude in Köngernheim aufgenommen wurde (Quelle: Staatsarchiv Wertheim, R-Rep. 78 Nr. 1304).
  
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine Religionsschule, ein rituelles Bad und einen Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war zeitweise ein Religionslehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war (siehe Ausschreibungen der Stelle unten). Bevor ein eigener Lehrer in Handheim angestellt war, unterrichtete der jüdische Religionslehrer aus Mommenheim die Kinder in Hahnheim und Selzen. Die Gemeinde war dem Rabbinatsbezirk Mainz zugeteilt.
  
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Simon Mann (geb. 11.2.1873 in Hahnheim, gef. 26.8.1918) und Julius Strauß (geb. 9.2.1888 in Hahnheim, gef. 21.10.1918). 
 
Um 1930
war 1. Vorsitzender der jüdischen Gemeinde Siegmund Strauß, 2. Vorsitzender Emil Trum und 3. Vorsitzender Otto Mann. Der Gemeinde waren auch die in Köngernheim (5 Personen), Mommenheim (4 Personen) und Selzen (9 Personen) lebenden jüdischen Einwohner angeschlossen. 
 
1936 lebten noch elf jüdische Personen in Hahnheim, von denen die meisten kurz darauf von hier verzogen sind. Emil Trum wurde im September 1938 auf dem jüdischen Friedhof beigesetzt. Beim Novemberpogrom 1938 wurden die noch bestehenden jüdischen Häuser und Geschäfte überfallen und demoliert sowie die Synagoge niedergebrannt (siehe unten). Das Haus der Weinhändler-Familie Trum direkt am Freien Platz wurde geplündert und verwüstet.  
    
Von den in Hahnheim geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Selma Adler geb. Bärmann (1892), Thekla Adler geb. Bärmann (1890), Isaak Haas (1873), Emma Mann (1871), Isidor Mann (1877), Max Mann (1896), Otto Mann (1888), Sabina Mann geb. Mann (1892), Sabine Scheideberg geb. Mann (1904).  
  
Aus Selzen sind umgekommen: Amalie Mann (1866), Ferdinand Mann (1884). 

Personen aus Köngernheim werden in den genannten Listen nicht genannt. 
Personen aus Mommenheim siehe die Seite Mommenheim.  
   
Zusätzlicher Hinweis auf die Seite zu Undenheim (jüdische Einwohner gehörten zur Gemeinde Schornsheim). 
    
    
    
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
  
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1886 und 1889  

Hahnheim Israelit 16091886.jpg (25642 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. September 1886: "In der israelitischen Gemeinde Hahnheim, Kreis Oppenheim, ist die Stelle eines Religionslehrers und Vorsängers vakant und soll baldigst besetzt werden. Meldungen an den Vorstand Moses Strauß". 
   
Hahnheim Israelit 17061889.jpg (39700 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Juni 1889: "Gesucht wird von der israelitischen Gemeinde Hahnheim ein Lehrer und Vorbeter und könnte der Eintritt sofort geschehen; ledige sind bevorzugt. Hierauf Reflektierende wollen ihre Zeugnisse nebst Gehaltsansprüche senden an 
Moses Strauß, Vorsteher der israelitischen Gemeinde Hahnheim bei Niederolm". 

    
    
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde 
Zur Ernennung des Soldaten Strauß aus Hahnheim zum Offizier (1866)  

Hahnheim Israelit 15081866.jpg (23497 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. August 1866: "Mainz, den 9. August (1866). In der Schlacht bei Aschaffenburg hat ein Großherzoglich Hessischer Soldat jüdischen Glaubens, Strauß aus Hahnheim bei Mainz, mit solcher Bravour gekämpft, dass er noch auf dem Schlachtfelde zum Offizier ist ernannt worden."

  
Zum Tod des 101-jährigen Marx Strauß (1872)
     

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. März 1872: "Mainz. Vor einigen Wochen verschied in Hahnheim, einem Dorfe in der Nähe von Mainz, Herr Marx Strauß - er ruhe in Frieden - in einem Alter von 101 Jahren. Derselbe war bis zu seinem Lebensende sehr rüstig; nur das Augenlicht hat in der letzten Zeit gelitten. Er pflegte bis vor wenigen Jahren häufig nach Mainz zu kommen, legte ohne Beschwerde den vier Stunden weiten Weg zu Fuß zurück und begab sich an demselben Tage auf dieselbe Weise wieder nach Hause. Seine ihm um 8 Jahre vorangegangene Gattin erreicht ein Alter von 92 Jahren. Die Ehe der beiden hatte 62 Jahre gewährt. Urenkel folgten der Bahre. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."    

   
   
Sonstiges        
Erinnerungen an die Auswanderungen im 19. Jahrhundert: 
Grabstein in New York für 
Charles Trum (1837-1879)      
Anmerkung: das Grab befindet sich in einem jüdischen Friedhof in NY-Brooklyn; vgl. http://www.findagrave.com/cgi-bin/fg.cgi?page=gr&GRid=102404813 .  
Charles Trum war der Sohn von Isaak und Regina Liebmann Trum. Er war verheiratet mit Jennie geb. Rice
.  

Hahnheim NY Cyprus 1779.jpg (97261 Byte)   Grabstein für (Jeschajahu Bar Jizchak Trum
"My beloved Husband Charles Trum  
native of Hahnheim, Hesse Darmstadt  
Born April 28, 1837  Died Febr. 15 18793"   

        

Kennkarten aus der NS-Zeit            
               
Am 23. Juli 1938 wurde durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch" galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt. 
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände: Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV: Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm. Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de       
 
 Kennkarten zu Personen, 
die in Selzen geboren sind
 
 Selzen KK MZ Mann Adolf.jpg (89249 Byte) Selzen KK MZ Mann Ferdinand.jpg (91909 Byte)   
  KK (Mainz 1939) für Adolf Mann 
(geb. 27. Juli 1882 in Selzen), Fabrikant  
   
KK (Mainz 1939) für Ferdinand Mann (geb. 2. Juni 1884 in Selzen), 
Kfm. Angestellter, wohnhaft in Mainz und Selzen, am 27. September 1942 deportiert ab
 Darmstadt in das Ghetto Theresienstadt, wo er am 30. Oktober 1942 umgekommen ist   
 

       
       
       
Zur Geschichte der Synagoge       
   
Bereits Anfang des 19. Jahrhunderts dürfte ein Betsaal eingerichtet worden sein. Um 1840 wurde ein Synagoge erbaut, die bis zur Zerstörung beim Novemberpogrom 1938 gottesdienstlicher Mittelpunkt der Gemeinde war. Die Synagoge hatte zur Straßenseite zwei hohe Rundbogenfenster. An der linken Seite - von der Straße aus gesehen - war der Synagogenhof, von dem aus eine kleine Treppe in das Gebäude führte. 
  
Am Nachmittag des 10. November 1938 (zwischen 16 und 17 Uhr) wurde die Synagoge vor allem durch auswärtige SA-Leute in Brand gesetzt. Die örtliche Feuerwehr war zum Schutz der Nachbargebäude anwesend. Die Ruine wurde wenig später beseitigt, nur der etwa 1 m über das Bodenniveau hinausreichende Keller blieb stehen. Die Kellerdecke wurde in der NS-Zeit als Podium für Feste und Veranstaltungen der NSDAP verwendet.  
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung" vom 25. Juni 2014: "Zeitzeugen erinnern an Brand der Hahnheimer Synagoge..."        
   
Am 30. August 2015 wurde ein Teil des neu gestalteten Dorfmittelpunktes ("Freier Platz") in Hahnheim  als "Synagogenplatz" eingeweiht. Dabei wurde ein beleuchteter "Davidstern" in das Pflaster eingearbeitet.  
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung" vom 8. August 2015: "Neuer Freier Platz in Hahnheim wird gut angenommen..."  
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung" vom 2. September 2015: "Hahnheim. Ministerpräsidentin Malu Dreyer ist vom 'Modell Hahnheim' überzeugt..."    
    
    
Adresse/Standort der SynagogeEhemaliger Synagogenhof, später sog. "Freier Platz", ein Teil davon seit August 2015 "Synagogenplatz".
    
    
Fotos:            
(Oberes Foto: veröffentlicht im unten genannten Synagogenbuch Rheinland-Pfalz S. 177; mittlere Fotozeile: Hahn, Aufnahmedatum 29.3.2005)  

  Historische Aufnahme   Hahnheim Synagoge 100.jpg (57454 Byte) 
   Im Hintergrund dieses 1914 anlässlich der Fahnenweihe des Krieger- und Soldatenvereines aufgenommen 
Bildes ist die Synagoge mit ihrem Krüppelwalmdach erkennbar.  
     
Das Synagogengrundstück
 im Frühjahr 2005  
Hahnheim Synagoge 201.jpg (68113 Byte) Hahnheim Synagoge 200.jpg (79892 Byte)
  Das Synagogengrundstück; 
im Hintergrund der Gedenkstein 
Der Gedenkstein für 
die ehemalige Synagoge 
     
Das Synagogengrundstück nach 
der Neugestaltung im August 2015 
(Foto: Gemeinde Hahnheim) 
Hahnheim Synagogenplatz 010.jpg (234614 Byte)  
  Der beleuchtbare Davidstern; 
im Hintergrund der Gedenkstein (wie oben)  
 

   
   
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte 

November 2008: Gedenken zum 70. Jahrestag der Pogromnacht 1938  
Hahnheim Synagoge 190.jpg (61998 Byte)Mitteilung in der Website der Gemeinde Hahnheim (Link zum Artikel): "Hahnheim erinnert sich und gedenkt..."  
Foto links aus der Website der Gemeinde Hahnheim: das vom Arbeitskreis Hahnheimer Geschichte gebaute Modell der Hahnheimer Synagoge.   
 
Juli 2012: In Selzen werden "Stolpersteine" gelegt   
Am 4. Juli 2012 wurden in der Gaustraße 37 in Selzen "Stolpersteine" für Amalie und Ferdinand Mann verlegt, die in der Gaustraße 37, ehemals Wassergasse 98, gelebt haben.  
  

Fotos der in Selzen verlegten  "Stolpersteine": 
für Amalie Mann (geb. 1. April 1866 in Selzen, deportiert ab Darmstadt am 27. September 1942 in das Ghetto Theresienstadt, wo sie am 30. Oktober 1942 umgekommen ist) sowie 
für Ferdinand Mann (geb. 2. Juni 1884 in Selzen), deportiert ab Darmstadt am 30. September 1942 vermutlich in das Vernichtungslager Treblinka. 
(Fotos von Renate Rosenau)    

Selzen Stolp 2015 03.jpg (229232 Byte) Selzen Sto 2015 01.jpg (132339 Byte) 
 
September 2016: Verlegung von fünf "Stolpersteinen" in Hahnheim 
Artikel von Torben Schröder in der "Allgemeinen Zeitung" vom 6. September 2016: "Verneigung vor den Opfern.
HAHNHEIM -
Die beste Beschreibung, so Gunter Demnig, lieferte einmal ein Hauptschüler. Durch die Stolpersteine, die der Bildhauer zum Gedenken an die Opfer des Naziregimes ebenerdig auf Straßen und Gehwegen installiert, 'fällt man nicht hin, aber man stolpert mit dem Kopf und mit dem Herzen'. In der Unteren Hauptstraße in Hahnheim stolpert man fortan über die Namen von Emil, Constanze und Fritz Jakob Trum sowie von Otto und Selma Mann. Deportiert, entrechtet, geflohen, in den Selbstmord getrieben – das Schicksal, das die fünf jüdischen Hahnheimer ereilt hat, ist nun gleichsam in die Grundfeste der Gemeinde eingeschrieben. 'Die Opfer bekommen auf diese Weise in ihrem früheren Wohnort ihre Namen wieder oder sie werden als Familie so wieder zusammengeführt. Der Betrachter eines Stolpersteins verbeugt sich beim Lesen des Textes unbewusst vor dem jeweiligen Opfer', sagt Hans Bingula vom Arbeitskreis Geschichte, von dem die Initiative ausging.
Weinbaubetrieb und Weinhandel. Das jüdische Ehepaar Constanze und Emil Trum, das mit seinen Kindern Änne und Fritz Jakob in Hahnheim gelebt hatte, führte einen Weinbaubetrieb und Weinhandel. Nach der Machtergreifung der Nazis siedelte Fritz Jakob, von Beruf Zahnarzt, in die USA über und verstarb dort am 1. Februar 1936 unerwartet, wie Bingula berichtet: 'Sein Vater Emil Trum war wegen seiner Großzügigkeit und Hilfsbereitschaft bei den Hahnheimern sehr beliebt. Diese positive Rolle im Dorf vermochte allerdings nicht, ihn vor den Anfeindungen und Niederträchtigkeiten der Nazis gegenüber Juden zu bewahren.' Diese 'feindliche Umgebung' habe 'mit Sicherheit nicht unerheblich zu seinem Tod am 12. Oktober 1938 beigetragen', führt Bingula aus. Emil Trums Beerdigung war die letzte auf dem jüdischen Friedhof in Hahnheim. Während Änne sich versteckt hielt, musste Constanze Trum weitere Schikanen seitens der Nazis über sich ergehen lassen. Der Wirtschaftsbetrieb wurde geschlossen, ihre Wohnung nach der Pogromnacht verwüstet. Sie zieht nach Wiesbaden, von wo aus sie am 10. Juni 1942 deportiert und 15 Tage später im Vernichtungslager Sobibor ermordet wird. Ihre Schwester Hedwig und deren Mann Adolf Stern setzen am Tag der Deportation ihrem Leben ein Ende. 'Constanzes Zwillingsschwester Luzie Luise vermochte im Versteck einer Mainzer Familie dem Holocaust zu trotzen', berichtet Bingula. Dieses Glück hatte das jüdische Ehepaar Otto und Selma Mann nicht. Auch nach der Pogromnacht blieb der Schneider und Kurzwaren-Händler mit seiner Frau bis 1942 in Hahnheim, ehe beide am 18. März nach Ostpolen deportiert wurden. 'Otto Mann wurde am 25. März 1942 in Piaski umgebracht, von seiner Frau Selma sind Ort und genauer Zeitpunkt des Todes im Jahre 1942 nicht bekannt', erläutert Bingula. 'Es ist wie eine Art Beerdigung, man nimmt noch einmal Abschied', sagt Ulrike Rotmann-Heinz, eine Hinterbliebene der Familie Trum: 'Es ist ein Zeichen der Anerkennung für das, was den Menschen angetan worden ist.' Auch Menschen, denen die Namen der Opfer nichts mehr sagen, würden sich auf diese Weise Gedanken machen. Ortsbürgermeister Werner Kalbfuß betont, durch die Stolpersteine würden 'Dinge, die den Menschen angetan wurden, in Erinnerung behalten'. Er spricht von einem 'aufwühlenden, ergreifenden, trotzdem schönen Erlebnis'. Demnig dankt den Impulsgebern in Hahnheim: 'Man kann als Künstler eine Idee haben, aber es braucht die Initiative vor Ort.' Bingula betont, es habe ihn 'gefreut, dass der Gemeinderat einstimmig beschlossen hat. In Nachbargemeinden gab es Parteiengezänk darüber.' Weitere Stolperstein-Verlegungen sollen in Hahnheim in ein bis zwei Jahren folgen." 
Link zum Artikel     
 
März 2017: Gebet am Grundstück der früheren Synagoge 
Artikel von Torben Schröder in der "Allgemeinen Zeitung" vom 28. März 2017: "'Botschaften halten länger als Steine': Gemeinsames Beten an der Hahnheimer Synagoge
HAHNHEIM -
Eines wusste Norbert Tiegel mit Gewissheit. 'Es war eine Woche, in der sicher nicht alles so gelaufen ist, wie man sich das gedacht hat', sprach er auf dem Freien Platz in Hahnheim in die Runde. So ist es schließlich in jeder Woche. Immer am Freitagabend lädt der Diakon bis Ostern Gläubige und Interessierte an unterschiedlichen Plätzen ein, um in einem kurzen Beisammensein mit Gesang, Gebet und Ansprachen die Arbeitswoche zu beenden. Zurückblicken und nachdenken an der Schwelle zur Freizeit statt abhaken und vergessen. 'Der Glaube ist etwas, das nicht nur im Abgeschiedenen stattfindet', sagt Tiegel. Gott zeige sich nicht nur in der Kirche, sondern überall, in der Schöpfung, in der Gemeinschaft der Betenden. Menschen zu treffen, zu überraschen, sie sehen zu lassen, wie der Glaube an unerwarteten Plätzen praktiziert wird, ist dabei ebenfalls hoch willkommen. Eine Spaziergängerin mit ihrem Hund und eine Frau, die nur kurz zum Zigarettenautomat geht, gucken jedenfalls ziemlich erstaunt, als sie die knapp 20 Singenden und Betenden, die Tiegels Einladung gefolgt sind, erblicken. Dort, wo früher die Hahnheimer Synagoge gestanden hatte, die Mitte des 19. Jahrhunderts erbaut und am 10. November 1938 zerstört worden ist. Am Tag nach der Reichspogromnacht. SA-Leute kamen eigens dafür angereist. 'Es waren keine Hahnheimer', berichtete Georg Jünemann, der eine Miniatur des jüdischen Gotteshauses mitgebracht hatte. Heute erinnern eine Gedenktafel und ein in den Boden eingefasster Davidstern an die Hahnheimer Synagoge.
Fitnesstraining für den Glauben. Norbert Tiegel sieht weitere Parallelen. Auch damals waren es 'Fake News', falsche, aber zielgerichtet eingesetzte Informationen, die Menschen irreleiteten, mit schrecklichen Folgen. So weit sind wir heute natürlich lange nicht, aber eine entscheidende Frage bleibt: 'Welches Wort ist richtig, auf welches vertraue ich?' Die Botschaft lebt davon, dass sie weitergegeben wird – und wer sie weitergibt. 'Steine sind vergänglich', hielt der Diakon fest, 'aber wir wissen um die Synagoge. Es scheint so zu sein, dass Worte, Botschaften länger halten als Steine.' Umso sorgfältiger gilt es, mit ihnen umzugehen..."  
Link zum Artikel  

  
    

Links und Literatur  

Links: 

bulletWebsite der Gemeinde Hahnheim   
bulletZur Seite über den jüdischen Friedhof in Hahnheim (interner Link)  

Literatur:  

bullet Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. 1971 Bd. I S. 314.
bulletLandesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Mainz 2005. S. 177-178 (mit weiteren Literaturangaben) 
bullet
Walter Schwamb: Die jüdischen Bewohner der Selztalgemeinden: Hahnheim, Selzen, Friesenheim, Undenheim, Dahlheim, Mommenheim und ihrer Nachbardörfer Schornsheim und Udenheim. 2012. 
Zu bestellen bei Walter Schwamb, Oppenheimer Straße 32, 55278 Köngernheim, Tel. 06737-511.    
In diesem Buch wird über die jüdischen Bewohner in den Gemeinden und ihre Schicksale berichtet; ebenso ist eine komplette Namensliste und Ahnentafel enthalten. 

   
     


 
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Hahnheim. The community, numbering 84 (11 % of the total) in 1861, also had members in neighboring villages. Of the 17 Jews living there in 1933, only four (who converted) remained after Kristallnacht (9-10 November 1938).  
         
          

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 15. Oktober 2013