Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Buchen (Neckar-Odenwald-Kreis) 
Jüdische Geschichte / Betsaal/Synagoge

Übersicht:  

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bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer 
Aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen   
Fotos aus jüdischen Familien in Buchen    
bulletZur Geschichte der Synagoge   
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Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)      
    
In Buchen bestand eine jüdische Gemeinde zunächst im Mittelalter. Zwischen 1337 und 1470 werden Juden in der Stadt genannt. Bei den Verfolgungen 1337 (sogenannte Armleder-Verfolgung) und 1348/49 (Pestzeit) wurden auch Buchener Juden ermordet. 1359 bis 1385 werden wieder Juden in der Stadt genannt, auch danach dürften einige in der Stadt gelebt haben, bis sie mit den Juden aus dem gesamten Erzstift Mainz 1470 ausgewiesen wurden.

Die Entstehung der neuzeitlichen Gemeinde geht in die Zeit des 17. Jahrhunderts zurück. In der Zeit des Dreißigjährigen Krieges waren wohl etliche Juden aus Landgemeinden in die Stadt geflohen. 1649 mussten allerdings alle, die keinen kurfürstlichen Schutzbrief in Buchen hatten, innerhalb von drei Wochen die Stadt verlassen. 1668 lebten fünf jüdische Familien in Buchen, 1695 waren es 12 Familien mit etwa 50 Personen in der Stadt. 1701 wird ein Rabbiner in Buchen genannt. Auch 1743 lebten 12 jüdische Familien in der Stadt. Um 1700 befanden sich die jüdischen Wohnungen/Häuser vor allem in der Kellereigasse, in der Haaggasse (früher Oberes Kellereigäßlein), hier auch Rabbiner-Wohnung und in der Wilhelmstraße (früher Obere Gasse). Das "Judengäßlein" (früher "Judengänglein", zuvor Gerbersgäßlein war damals nicht von Juden bewohnt. Der Name entstand erst einige Jahrzehnte später; das Judengäßlein verbindet noch heute die Obere Gasse mit der Marktstraße.

Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1824 125 jüdische Einwohner (5,4 % von insgesamt 2.314), 1842 136, 1862 150, 1864 140, 1875 108 (4,8 % von 2.252), 1900 63 (3,1 % von 2.005). Die jüdischen Familien lebten überwiegend vom Handel mit Vieh, Getreide, Grundstücken und Textilien. Einige eröffneten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Handlungen und Gewerbebetriebe.

An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine Religionsschule (1834 - 1877 eine Israelitische Volksschule in der ehemaligen Wirtschaft "Sonne" in der Pfarrgasse 13/Ecke Haagstraße; Gebäude besteht nicht mehr) und ein rituelles Bad (Linsengasse 9, seit 1864 in der Synagoge). Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war bis 1812 ein Rabbiner in der Stadt, danach jeweils ein Lehrer, der zugleich als Vorbeter und Schächter tätig war (genannt werden u.a. die Lehrer an der israelitischen Volksschule: Hauptlehrer Richter bis 1851, danach Samuel Ries; Religionslehrer: Daniel Levy bis 1882, Sally Rosenfelder 1905 bis 1910, Lehrer Weingarten bis 1912). Die Gemeinde gehörte zum Rabbinatsbezirk Merchingen
 
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Berthold Bär (geb. 29.3.1886 in Buchen, gef. 19.4.1918) und Gustav Böttigheimer (geb. 24.11.1888 in Buchen, 24.1.1922). Ihre Namen stehen auf dem Gefallenendenkmal bei der Stadtkirche.
  
An  ehemaligen, teilweise bis nach 1933 bestehenden jüdischen Gewerbebetrieben sind bekannt: Öl-, Fett- und Landesproduktenhandlung Jakob Bär (Marktstraße 34), Manufakturwaren-, Konfektions- und Schuhgeschäft Herbert Levi (Marktstraße 12), Viehhandlung und Gemischtwarengeschäft Leo Meyer (Vorstadtstraße 13), Manufakturwarenhandlung Adolf Oppenheimer (Wilhelmstraße 1), Textilgeschäft Joseph Oppenheimer und Hausierhandel Albert Oppenheimer (Marktstraße 21), Handelsmann Adolf Strauß (Walldürner Straße 10), Mehlhandlung Julchen Strauß (Amtsstraße 3), Manufakturwaren Leopold Strauß (Marktstraße 28), Textilgeschäft Max Sichel (Marktstraße 36). Das frühere Mode- und Kurzwarengeschäft des Heimat- und Mundartdichters Jakob Mayer befand sich im Haus Marktstraße 13 (Hinweistafeln). 
  
Um 1924, als noch 35 Personen zur jüdischen Gemeinde gehörten, waren die Vorsteher Leopold Bär, Leopold Strauß und Adolf Strauß. An jüdischen Vereinen bestanden der Israelitische Männerverein (1861 gegründet, Zweck und Arbeitsgebiet: Unterstützung Hilfsbedürftiger, Krankenpflege, Bestattung, 1924 Leitung Abraham Wolf mit 8 Mitgliedern, 1932 Leitung Willi Wertheimer mit 10 Mitgliedern), der Israelitische Frauenverein (Zweck und Arbeitsgebiet: Unterstützung Hilfsbedürftiger, Krankenpflege und Bestattung, 1924/32 unter Leitung von Jeanette Bär mit 8 Mitgliedern) und eine Ortsgruppe des Central-Vereins (1932 Leitung Jakob Mayer). 1932 waren die Vorsteher der Gemeinde Jacob Mayer, Leopold Strauß (2. Vors.) und Herbert Levi (3. Vors. und Schmatzmeister). Als Lehrer, Kantor und Schochet wirkte Willy Wertheimer. Er unterrichtete im Schuljahr 1931/32 neun jüdische Kinder in Religion. 
  
1933 lebten noch 34 jüdische Personen in der Stadt. Auf Grund der zunehmenden Repressalien und der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts verarmten sehr schnell viele der jüdischen Familien. In den folgenden Jahren sind 13 Personen in andere Orte in Deutschland verzogen, 12 konnten in die USA, England oder Südrhodesien emigrieren, vier sind in Buchen verstorben. Die letzten fünf jüdischen Einwohner wurden im Oktober 1940 über Mosbach nach Gurs deportiert.   
   
Von den in Buchen geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Amalie Adler geb. Strauß (1863), Hedwig Bär geb. Rosenberg (1901), Jacob Bär (1883), Martha Bayer geb. Strauss (1905), Sophie Brückheimer geb. Wolf (1860, "Stolperstein" in Wertheim, Bahnhofstr. 4), Michael Eisenmann (1894), Mina Freudenberger geb. Rosenthal (1858), Betty Idstein geb. Wolf (1863), Ida (Hilda) Kaufmann geb. Wolf (1876), Mina Levy geb. Ries (1856), Jakob Mayer (1866), Helene Oppenheimer geb. Stern (1878), Joseph Oppenheimer (1876), Anton Rehbock (1878), Johanna Rehbock geb. Oppenheimer (1885), Ernestine Rosenberg geb. Leib (1875), Ferdinand Rosenberg (1868), Amalie Rothschild geb. Dilsheimer (1861, "Stolperstein" in Dessau, Flössergasse, Link), Friedrich (Fritz) Strauß (1873), Sara Strauss geb. Fulder (1867), Selma Strauß geb. Klau (1882), Sigmund Strauß (1867), Bertha Weilheimer geb. Wolf (1857), Maria (Marie) Wolf (1899).   
    
    
    
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
  
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Ausschreibungen der Stelle des Lehrers / Vorbeters / Schächters 1851 / 1877 / 1882 / 1920    

Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den See-Kreis" vom 2. Juli 1851 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen): "Durch die erfolgte Zurruhesetzung des Hauptlehrers Richter in Buchen wurde die Lehrstelle an der dortigen israelitischen Volksschule erledigt. Die berechtigten Bewerber um diese zur II. Klasse gehörige, mit einem festen Gehalte von 200 fl. nebst freier Dienstwohnung oder dem gesetzlichen Wertanschlage für solche und einem Schulgelde von 48 kr. für jedes Schulkind verbundene, mit dem Vorsängerdienste vereinigte Schulstelle werden daher aufgefordert, mit ihren Bewerbungsgesuchen, nach Maßgabe der Verordnung vom 7. Juli 1836, unter Anfügung ihrer Aufnahmescheine und der Zeugnisse über ihren sittlichen und religiösen Lebenswandel, durch die betreffende großherzogliche Bezirksschulvisitatur Buchen binnen 6 Wochen sich zu melden."      
 
Buchen Israelit 11071877.jpg (63418 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Juli 1877: "Die Gemeinde hier wünscht einen Vorsänger und Schächter aufzunehmen, der die Fähigkeiten, den Religionsunterricht zu erteilen, besitzt.
Das jährliche Einkommen ist nebst geräumiger Wohnung mit schönem Garten circa 1000 Mark; dann steht demselben die Übertragung des Religionsunterrichts an der gemischten Schule von wöchentlich 6 Stunden gegen eine Vergütung von 240 Mark in Aussicht und ist, da hier ein Amtssitz und höhere Bürgerschule, Privatunterricht zu geben, Gelegenheit geboten. Bewerber wollen sich gefälligst wenden an den Synagogenvorstand Leopold Wolf. Buchen (in Baden)."

Bis 1882 war Daniel Levy als Vorsänger in Buchen tätig. Er suchte mit der nachfolgenden Anzeige 1882 einen Nachfolger für sich:  
Buchen Israelit 19041882.jpg (101809 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. April 1882: "Buchen in Baden. Vorsänger-, Religionslehrer- und Schächter-Stelle.  In der Heimatgemeinde meiner Frau ist mir die Stelle als Vorsänger, Religionslehrer und Schächter übertragen. Ich hätte die hiesige Stelle vertragsmäßig noch 1 ½ Jahre zu bekleiden, jedoch will mich die hiesige Gemeinde mit der Bedingung von meinem Vertrag in wohlwollender Weise entbinden, wenn in nächster Zeit ein tüchtiger Nachfolger gefunden ist. Das Einbringen hiesiger Stelle ist:
Fixer Gehalt  Mark 700,  für den Religionsunterricht  Mark 240
Nebenverdienste inkl. Schächten  Mark 300
Schöne Dienstwohnung nebst Garten. Die Stelle ist längstens bis 15. Juni dieses Jahres anzutreten.
Daniel Levy, Kantor.
In Bezugnahme auf obiges Ausschreiben der hiesigen Stelle wird bemerkt: 1. Buchen ist Amtsstadt und hat eine höhere Bürgerschule; 2. ist Aussicht vorhanden, dass das Einkommen um ca. Mark 250 erhöht werden kann, jedoch wird hierfür keine Garantie geleistet; 3. Seminaristisch gebildete Religionslehrer, insbesondere Badenser, werden bevorzugt. Gesuche sind sofort einzureichen.
Buchen, 9. April 1882. Der Synagogenrat Joseph Oppenheimer, Vorsteher."  
  
Von 1905 bis 1910 war Sally Rosenfelder aus Aidhausen Lehrer in Buchen und Bödigheim, danach folgte Lehrer Weingarten (unten genannt bei der Gründung des Israelitischen Jugendvereins Hainstadt-Buchen (1911).   
Buchen Israelit 22011920.jpg (44876 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Januar 1920: "Die Religionslehrer, Vorbeter und Schächterstelle dahier ist, da der bisherige Inhaber der Stelle wegen höheren Einkommens dieselbe verlassen hat, sofort neu zu besetzen. Der feste Gehalt beträgt Mark 2.700.- nebst schöner, freier Wohnung und großem Gemüse- und Obstgarten. Seminaristisch gebildete, verheiratete Bewerber wollen sich mit beglaubigten Zeugnisabschriften an uns wenden.
Buchen, 13. Januar 1920. Der Synagogenrat: Leopold Bär." 

   
Hauptlehrer Samuel Ries wechselt von Königsbach nach Buchen (1851)       

Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den See-Kreis" vom 24. Dezember 1851  (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen): "Vakante Schulstellen. Durch die Übertragung der Lehrstelle an der israelitischen Volksschule zu Buchen an den bisherigen Hauptlehrer an der öffentlichen israelitischen Volksschule zu Königsbach, Samuel Ries, wurde letztgenannte Stelle erledigt.  
Die berechtigten Bewerber um diese zur II. Klasse gehörige mit einem festen Gehalte von 200 fl. nebst freier Dienstwohnung oder dem gesetzlichen Wertanschlage für solche, und einem Schulgelde von 48 kr. für jedes Schulkind verbundene, mit dem Vorsängerdienste vereinigte Schulstelle werden daher aufgefordert, mit ihren Bewerbungsgesuchen, nach Maßgabe der Verordnung vom 7. Juli 1836, unter Anfügung ihrer Aufnahmescheine und der Zeugnisse über ihren sittlichen und religiösen Lebenswandel durch die betreffende großherzogliche Bezirksschulvisitatur bei der großherzoglichen evangelischen Bezirksschulvisitatur Durlach binnen 6 Wochen sich zu melden."    

 
Lehrer Sally Rosenfelder kommt nach Buchen (1905)
  

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 8. Dezember 1905: "Karlsruhe: "Das neueste Verordnungsblatt des Großherzoglichen Oberrates der Israeliten meldet folgende Veränderungen in der Besetzung der Religionsschullehrerstellen: Jakob Lewin seither in Lorsch nach Randegg, Sally Rosenfelder in Eubigheim nach Buchen, Nathan Adler von Külsheim nach Eubigheim, Kantor Simon Metzger von Sulzburg nach Bretten, Samuel Strauß von Berlichingen nach Sulzburg, Jakob Schloß von Talheim nach Malsch bei Ettlingen. Auf Ansuchen wurden von ihren Stellen enthoben: Kantor Weiß in Gailingen und Religionslehrer Jakob Lorch in Untergrombach, letzterer behufs Übernahme der Verwalterstelle der M.A. d. Rothschild'schen Lungenheilstätte in Nordrach."   

    
Lehrer Weingarten wechselt von Buchen nach Sinzig (1912)  

Sinzig FrfIsrFambl 26041912.jpg (64896 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 26. April 1912: "Buchen-Hainstadt (Baden). Der Israelitische Jugendverein konnte vergangenen Schabbos Rabbiner Dr. Löwenstein - Mosbach als Redner begrüßen. Der allverehrte Herr Rabbiner sprach über das Thema 'Jüdisch-deutsche Volkslieder.' Unser Verein hat sich in der kurzen Zeit seines Bestehens durch die rührige Tätigkeit seines Gründer, Lehrer S. Schereschewski - Hainstadt, günstig entwickelt. Zu seinem größten Bedauern verliert er das Vorstandsmitglied Lehrer Weingarten - Buchen, der mit dem 1. Mai eine Lehrerstelle in Sinzig am Rhein antritt."  

    
 Über Lehrer Michael Eisemann (bis 1924 Lehrer in Buchen)  

Breisach Familie Eisemann.jpg (11533 Byte)Michael Eisemann ist am 4. Juni 1894 in Bad Orb geboren als Sohn von Salomon Eisemann und seiner Frau Gitta geb. Sonn. Er studierte am Israelitischen Lehrerseminar in Würzburg und erhielt seine erste Stelle in Buchen, wo er seine Frau Klara geb. Marx kennen lernte (geb. in Bödigheim). Zwei Söhne sind in Buchen geboren: Ludwig (geb. 1920 in Buchen, gest. 1992 in Jerusalem) und Rudolph (Ralph, geb. 1923 in Buchen, gest. 2011 in Englewood Cliffs, Bergen NJ, USA).  1924 wechselte Michael Eisemann nach Breisach, wo er der letzte Kantor und Lehrer der dortigen jüdischen Gemeinde wurde. Hier ist 1925 der Sohn Heinz geboren, der jedoch früh verstorben ist. Michael Eisemann blieb Lehrer in Breisach bis 1938. Er wurde nach dem Novemberpogrom 1938 nach Dachau verschleppt. Er starb auf Grund der Folge von Misshandlungen am 1. Februar 1939 in Freiburg, wo er im dortigen Friedhof beigesetzt wurde. Seine Frau Klara blieb zunächst in Breisach, wo Ralph Eisemann einige Monate als Hilfsvorbeter der Gemeinde wirkte, bis er und sein Bruder Ludwig Deutschland verlassen konnten (Ludwig nach Jerusalem; Rudolph/Ralph zunächst nach Israel, 1947 nach New York). Nach Kriegsbeginn konnte Klara Eisemann zunächst bei ihrem Bruder Isidor Marx (geb. 1889 in Michelstadt, gest. 1968 in New York) in Frankfurt am Main unterkommen (Leiter des jüdischen Waisenhauses). Schließlich hat sie Deutschland noch rechtzeitig mit Hilfe ihres Schwagers verlassen können. 
Foto oben: Familie Eisemann in Breisach (Quelle: nachfolgender Beitrag)   
Quellen: http://www.exil-club.de/groups/ueberleben/seiten/5_schicksal/schicksale.htm (Der Schüler Ralph Eisemann aus Breisach).  http://www.online-ofb.de/famreport.php?ofb=bad_orb&ID=I38054&nachname=EISEMANN&modus=&lang=se 
http://bili-project.jimdo.com/stadtarchiv/clara-isidor-marx/  (Carolina Griebel: Die Geschichte von Clara und Isidor Marx).     

    
    
Aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben 
Schwierigkeiten mit dem Schächten (1867)  

Buchen AZJ 16041867.jpg (129634 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 16. April 1867: "Aus Baden, 28. März (1867). Ein ähnlicher Vorgang, wie eben in der Schweiz, beschäftigt auch die Gemüter am Fuße des Odenwaldes. In dem Städtchen Buchen, wo nur christliche Metzger wohnen, die das Fleisch für die ganze israelitische Umgegend liefern, wird das Fleisch von einem besonders dazu Bestellten im Schlachthause am Stücke geporscht, und dann im hause der Metzger verkauft. Nun hat das dortige Großherzogliche Bezirksamt die Absicht zu erkennen gegeben, den Verkauf des geporschten Fleisches aus sanitätspolizeilichen Gründen zu verbieten. Dieses würde die Israeliten Buchens und der Umgegend nötigen, entweder ihren Fleischbedarf unter großen Umständen von weither zu beziehen, oder auf den Fleischgenuss ganz und gar zu verzichten. Der dritte mögliche Fall ist bei der religiösen Anschauung der dortigen Israeliten nicht zu erwarten. Wenn auch mit dem fraglichen Verbote kein direkter Gewissenszwang auferlegt werden will, so würde es doch die Gewissenhaftigkeit stark belasten und zugleich den dortigen Metzgern einen nicht unerheblichen Schaden zufügen. Dieses Alles hat das Bezirksrabbinat Merchingen, wohin Buchen gehört, dem Großherzoglichen Bezirksamte in einem gutachtlichen Bericht des Weiteren auseinandergesetzt und zugleich den Nachweis zu liefern versucht, dass das Belassen der größeren Adern mit ihrer Blutfülle der Gesundheit schädlicher sei, als das Herausnehmen derselben. Man gibt sich der Hoffnung hin, dass diese Einsprache von Erfolg sein werde."   

   
Gründung des Israelitischen Jugendvereins Hainstadt - Buchen (1911)  

Hainstadt Israelit 28121911.jpg (47995 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Dezember 1911: "Hainstadt (Baden), 4. Dezember (1911). Unter Vorsitz des Herrn Benjamin Lißberger wurde am 29. November dieses Jahres ein ‚Israelitischer Jugendverein Hainstadt-Buchen’ Gegründet. Seine Begründung hat der Verein Herrn Lehrer Schereschewski zu verdanken. Der Verein bezweckt, das jüdische Wissen der jüdischen Jugend von Hainstadt-Buchen zu bereichern und ihr Interesse für das Judentum durch Vorträge und geeignete jüdische Lektüre zu wecken."
 
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 8. Dezember 1911: "Hainstadt in Baden. Israelitischer Jugendverein Hainstadt – Buchen. – Unter diesem Namen ist hier ein Jugendverein ins Leben gerufen worden, der den Zweck hat, jüdische Literatur zu pflegen und ideale Interessen des Judentums zu wecken. Um dieses zu erreichen, sind für das Winterhalbjahr neben der reichhaltigen jüdischen Leihbibliothek und jüdischen Zeitungen im Vereinslokal Vorträge und Vorlesungen vorgesehen. Die Mitgliederversammlung wählte folgenden Vorstand: Benjamin Lißberger (1. Vors.), Lehrer Schereschewski (2. Vors. Und Bibliothekar), Lehrer Weingarten – Buchen (Schriftführer), Albert Neuberger – Hainstadt (Kassierer) und Josef Neuberger (Beisitzer). 
Bei der ersten Zusammenkunft, welche Freitagabend (1. Dezember) stattfand, erschien eine stattliche Zahl der aktiven und passiven Mitglieder, sodass das große Lokal kaum die Menge fasste. Benjamin Lißberger hielt die Eröffnungsrede. Lehrer Schereschewski sprach über die Ziele und Zwecke des Vereins und gab einen klaren Überblick über die Entstehung der Jugendvereine im Deutschen Reiche. Derselbe ging von der Begründung des ‚Montefiore-Vereins’ in Frankfurt am Main aus und führte uns bis zum Delegiertentag der Jugendvereine in Berlin. Darauf las der Vorsitzende ein schönes Gedicht ‚Beruria’ von Berthold Feiwel (sc. Zionist und Dichter, lebte 1875-1937), und zum Schlusse las Lehrer Schereschewsky noch einiges in prosaischer und dichterischer Form über dasselbe Thema vor. – Der Abend fand ungeteilt Befriedigung, und alle gingen froh und vergnügt nach Hause. Ein großes Verdienst um das Zustandekommen des Vereins hat sich Frau Sophie Neuberger – Hainstadt erworben, die dem Verein ein Zimmer als Vereinslokal unentgeltlich zur Verfügung stellte."
     

  
Vortragsabend des Israelitischen Jugendvereins (1912)  

Hainstadt FrfIsrFambl 26041912.jpg (63718 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 26. April 1912: "Buchen-Hainstadt (Baden). Der Israelitische Jugendverein konnte vergangenen Schabbos Rabbiner Dr. Löwenstein – Mosbach als Redner begrüßen. Der allverehrte Herr Rabbiner sprach über das Thema ‚Jüdischdeutsche Volkslieder’. Unser Verein hat sich in der kurzen Zeit seines Bestehens durch die rührige Tätigkeit seines Gründers, Lehrer S. Schereschewski – Hainstadt, günstig entwickelt. Zu seinem größten Bedauern verliert er das Vorstandsmitglied, Lehrer Weingarten – Buchen, der mit dem 1. Mai eine Lehrerstelle in Sinzig am Rhein antritt."  

     
Wahl zum Synagogenrat (Gemeindevorstand) 1932    

Buchen Israelit 01121932s.jpg (60661 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Dezember 1932: "Buchen (Baden), 27. November (1932). Bei der unterm 27. dieses Monats stattgefundenen Synagogenratswahl wurden die seitherigen Synagogenräte Jacob Mayer und Herbert Levi wieder gewählt. An Stelle des aus Gesundheitsrücksichten zurückgetretenen Synagogenrats Leopold Strauß trat Herr Max Sichel. Gleichzeitig sei auch an dieser Stelle wärmsten Dank ausgesprochen allen edlen Spendern und Mitarbeitern anlässlich der Renovierung unseres kleinen Betsaales. Der Raum wirkt in seiner jetzigen Ausgestaltung recht harmonisch und stimmungsvoll und erfüllt so in jeder Richtung hin – sei es als Bet-, Lehr- und Gemeindesaal – seinen vielseitigen religiösen Zwecken. Ein allegorisch wirkende und eindrucksvolle Kohlezeichnung des Künstlers und Malers Ludwig Schwerin-Berlin (ein geborener Buchener Lehrersohn) gibt dieser Stätte noch eine ganz besondere Note."

   
Lichtbildvortrag durch Lehrer Willi Wertheimer (1932)   

Buchen Israelit 25021932.jpg (123096 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Februar 1932: "Hainstadt-Buchen, 15. Februar (1932). Angenehme Abwechslung in das Gemeindeleben brachte ein Lichtbildvortrag, den Herr Religionslehrer Willi Wertheimer, Buchen, nacheinander in den Gemeinden Hardheim, Buchen und Hainstadt über ‚Das biblische Palästina’ mit der Zeit nach der Zerstörung des Tempels (70 n.Chr.) als geschichtlichen Hintergrund, hielt. Ausgehend von der allgemein und namentlich jüdisch-kulturellen Bedeutung des heiligen Landes, führte der Vortragende durch eine Reihe prächtiger Aufnahmen in die landschaftliche Eigenart des alten Palästina mit seinen Strömen und Seen (Jordan, Tiberias, rote Meer z.B.), Bergen und Städten ein. Altehrwürdige Kulturstätten – wie Jerusalem, Bethel, Nazareth – der Geburtsort des Judentums und seiner Tochterreligionen (Islam und Christentum) erstanden in ihrem Glanz und ihrer schicksalsreichen Vergangenheit vor dem geistigen Auge. Aufmerksamkeit mussten insbesondere die heiß umstrittene Klagemauer und ein Rekonstruktionsversuch des alten Tempels erregen. Eine besondere Bilderserie gewährte einen tiefen Einblick in die Sitten und Gebräuche des alten Palästina, in denen trotz aller Gemeinsamkeit eines Orientalismus die früheren Gegensätze in Religion, Kultur und Lebensweise unter den verschiedenen Bewohnertypen (Araber, Juden und Christen) sich widerspiegelten. Diese Gegensätze machen auch die heutigen Kämpfe im heiligen Lande erklärlich. Auffiel auch die Primitivität in der Lebensweise und in dem Berufsleben, besonders auf dem Gebiete der Landwirtschaft. Der Vortragende, der es verstand, seine Darbietungen mit seinen tiefgründigen jüdischen Kenntnissen zu durchwirken, fand zum Schluss herzlichen Dank und Beifall".   

   
Vorträge von Lehrer Wertheimer (1933)
     

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Dezember 1933: "Buchen in Baden, 3. Dezember (1933). in den vergangenen Wochen hielt Herr Lehrer Wertheimer in unserer Gemeinde als auch in der Nachbargemeinde Hainstadt zwei ausführliche Vorträge über 'Messianismus und messianische Gestalten' und 'Antisemitismus und Judenschicksal', welche allseitigen Beifall fanden."    

  
Gemeindeabende in den Gemeinden Buchen, Hainstadt und Hardheim (1933)   

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. Dezember 1933: "Buchen, 26. Dezember (1933). In der Zeit vom 23. bis 25. dieses Monats fanden in den Gemeinden Buchen, Hainstadt und Hardheim Veranstaltungen, sogenannte Feier- und Weihestunden statt, die alle gut besucht waren und allseitigen ungeteilten Beifall fanden. Im Mittelpunkt dieser Feiern stand ein Vortrag über 'Erez Jisrael' mit Lichtbildern von Tel Aviv und der Orangenküste, gehalten von dem die oben angeführten Kleingemeinden betreuenden Lehrer W. Wertheimer, der die zahlreich Erschienenen zur Mitarbeit am Palästinawerk aufforderte. - Ein kleines Chanukkaspiel von den Kleinen der Religionsschulen und das Stück einer Frankfurter Schriftstellerin Irma Dresdner 'Drei treffen sich vor dem Jugendheim' , von Jugendlichen aufgeführt, lösten bei der Zuhörerschaft großen Beifall aus. Eine Reihe Gedichte, darunter ein historisches 'Raschi und Gottfried von Bouillon' wurden geradezu künstlerisch vorgetragen. - Die Herren Synagogenräte der einzelnen Gemeinden sprechen Allen, die zu den glänzend verlaufenen Veranstaltungen beigetragen haben, den Dank aus mit dem Wunsche, in nicht allzu langer Zeit wieder ähnliche Abende zu veranstalten. - Eine Sammlung für Erez Jisroel brachte ein recht befriedigendes Ergebnis."   

      
Feierstunde zum Chanukkafest (1934)       

Artikel in "Jüdische Rundschau" vom 16. Januar 1934: "Hardheim.
Am 25. Dezember lud die Gemeinde Lehrer Wertheimer - Buchen zu einer Feierstunde ein. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand der Lichtbildervortrag des Vortragenden: 'Tel Aviv und die Orangenküste'. Die Kleinen aus den Religionsschulen Buchen, Walldürn und Hardheim führten ein kleines Chanukkaspiel auf, das ebenso wie das von jugendlichen Kräften aufgeführte Stück 'Drei treffen sich vor dem Jugendheim' mit großem Beifall aufgenommen wurde. Im Namen der Gemeinde sprach Synagogenrat Urspringer Begrüßungs- und Schlussworte."          

   
Vortragsabend mit dem Synodalabgeordneten Otto Simon in Hainstadt (1934)   
Anmerkung: zu Misrachi-Gruppe vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Misrachi.        

Artikel in "Israelitisches Familienblatt" vom 19. April 1934: "Hainstadt (Baden). Hier hielt Synodalabgeordneter Dr. Otto Simon (Mannheim) Leiter des Palästinanebenamtes für Baden-Württemberg in Mannheim, einen Vortrag über 'Vor verschlossenen Toren!' Die Veranstaltung, von Lehrer Willi Wertheimer (Buchen) veranlasst und geleitet, erfreute sich reichen Besuches aus den umliegenden Gemeinden. Anschließend konnte eine 'Misrachi-Gruppe' für den Bezirk Buchen ins Leben gerufen werden. "         

  
Treffen der Religionsschüler aus Hardheim, Hainstadt und Buchen in Walldürn (1935)           
Anmerkung: zur Feier des 15. Schwat vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Tu_biSchevat.   

Mitteilung in "Israelitisches Familienblatt" vom 14. Februar 1935: "Walldürn (Baden). Die Religionsschüler des Bezirks aus den Kleingemeinden Hardheim, Hainstadt und Buchen veranstalteten hier erstmalig ein Treffen und feierten den 15. Schwat. Auch wurde der Filmstreifen 'Neue Wälder in Erez' vorgeführt."      

        
Gemeindewahl 1936 

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. November 1936: "Berichtigung. Bei der Notiz über eine Gemeindewahl, bei der die Herren Adolf Strauß, Lehrer Wertheimer und Leo Meyer zu Synagogenräten gewählt wurden, handelt es sich nicht, wir irrtümlich angegeben, um Wertheim, sondern um Buchen in Baden."

   
   
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde
         

Verdienstmedaille für Gerichtsschreiber Oppenheimer - Tod von Zerline Strauß (1887)  

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Juni 1887: "Buchen (Baden). Unser Gemeinde- und Synagogenratsmitglied, Herr Gerichtsschreiber Oppenheimer, wurde in Anbetracht seiner treuen 25jährigen Amtsführung mit der goldenen Verdienst-Medaille ausgezeichnet. 
Jüngst starb dahier die älteste Person des Städtchens, Frau Zerline Strauß, im Alter von 92 Jahren."

 
Ehrung von Josef Oppenheimer und Jakob Wolf für 25jährige Mitgliedschaft bei der freiwilligen Feuerwehr (1891)   

Buchen Israelit 19111891.jpg (62783 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. November 1891: "Aus Baden. Seine Königliche Hoheit der Großherzog von Baden hat im Jahr 1879 Ehrenzeichen für 25jährige treue Dienste als Mitglieder der freiwilligen Feuerwehren gestiftet. Wie in früheren Jahren, so können wir auch diesmal wieder mit freudiger Genugtuung berichten, dass auch Israeliten ausgezeichnet wurden, ein Beweis, dass dieselben nie zurückstehen, wenn es gilt für das öffentliche Interesse, wohltuend mitzuwirken. In dem Verzeichnisse bemerkten wir, als uns bekannt, die Herren: Kaufmann Josef Oppenheimer und Handelsmann Jakob Wolf in Buchen, Kaufmann August Bloch, Kaufmann Adolf Darnbacher und Metzger Max Maier in Bühl und Handelsmann Max Tiefenbronner in Königsbach, Handelsmann A. Adler in Neckarbischofsheim und Handelsmann Moses Guggenheim in Tiengen."

  
Gerichtsschreiber G. Oppenheimer in Buchen wurde ausgezeichnet (1894)    

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 25. Mai 1894: "Aus Baden, 22. Mai (1894). Zum 29. April, dem Jahrestage des Regierungsantrittes unseres Großherzogs, erfolgten vielfache Auszeichnungen. Von Glaubensgenossen erhielten solche u.a. Bankdirektor Hofrat Dr. Felix Hecht in Mannheim und Bezirksrabbiner Dr. Jos. Eschelbacher in Bruchsal das Ritterkreuz I. Klasse des Ordens vom Zähringer Löwen, Alt-Synagogenratsvorsteher Bar. Bernheim in Karlsruhe und Kaufmann E. J. Löwe in London das Ritterkreuz II. Klasse; Gerichtsschreiber G. Oppenheimer in Buchen das Verdienstkreuz dieses Ordens."             

 
Auszeichnung für Jakob Wolf (1903)  

Adelsheim Israelit 12021903.jpg (28791 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 12. Februar 1903: "Aus Baden. Vom Großherzoglichen Oberrate der Israeliten wurde der Michel Weil'sche Tugendpreis für das Jahr 1902 im Beitrage von 635 Mark dem Jakob Wolf in Buchen, für das Jahr 1903 im Betrage von 420 Mark der Frau Maier Alexander Witwe in Adelsheim verliehen". 

    
Silberne Hochzeit von Leopold Bär und Frau (1904)  

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Februar 1904: "Buchen (Baden). Verflossenen Mittwoch, 1. Adar (= 17. Februar 1904), beging das Leopold Bär'sche Ehepaar dahier das Fest der silbernen Hochzeit. Da Herr Bär schon lange aus ausgezeichneter Baal Tefilo (ehrenamtlicher Vorbeter), Baal Tokea (Schofarbläser) und als Mohel (Beschneider) unschätzbare Dienste leistete, so ließ die hiesige Gemeinde diese seltene Gelegenheit nicht vorüber gehen, ohne dem Jubelpaare ihre Sympathie und Dankbarkeit zu bezeigen. Im Laufe des Tages hatten Gemeindevertretung und Lehrer ihre Glückwünsche dargebracht und das silberne Brautpaar zu einer kleinen Feier in das Restaurant Wittemann eingeladen. Abends 8 Uhr hatten sich daselbst alle Gemeindemitglieder samt Frauen und erwachsenen Familienangehörigen eingefunden. Herr Vorstand A. Wolf überreichte hier mit kurzen, herzlichen Worten dem Jubilar im Namen der Gemeinde zum Zeichen der Anerkennung ein schönes Geschenk in Form eines prachtvollen Ruhesessels. Lehrer Schwerin schilderte in wohl durchdachter, gewandter Rede das mustergültige, wackere Leben und Streben des Jubelpaares und hob hervor, in welch edler Weise Herr Bär sich schon seit vielen Jahren der Gemeinde in hohem Grade nützlich, ja unentbehrlich gemacht habe. Gesänge, Klaviervorträge und Couplets wechselten miteinander ab und gestalteten den Abend bis weit nach Mitternacht zu einem einzig schönen und äußerst harmonisch verlaufenen Geste. 
Möge das Jubelpaar das Verdienst haben, einst in gleicher Gesundheit und Rüstigkeit auch das goldene Ehejubiläum zu feiern."    

     
Weitere Berichte zu Gemeindevorsteher Leopold Bär 
40-jährige Tätigkeit von Leopold Bär als Gemeindevorsteher und 70. Geburtstag von Abraham Wolf (1921) 
vgl. Foto von Leopold Bärs Ehefrau Jeanette unten.   

Buchen Israelit 10111921.jpg (58860 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. November 1921: "Buchen, 2. November (1921). Auf 40jährige unermüdliche Tätigkeit kann Herr Bär, der hochverdiente Vorsteher der hiesigen Gemeinde zurückblicken. Herr Bär hat auch in diesem Zeitraum in selbstloser und uneigennütziger Weise den Dienst eines Chasan (ehrenamtlichen Vorbeters) an den hohen Feiertagen und eines Mohel (Beschneiders) versehen und er war stets eifrig bemüht, die Geschicke der Gemeinde ganz besonders in den schweren Zeiten des Krieges, vorbildlich zu leiten. Möge es unserm Jubilar gegönnt sein, noch recht lange an heiliger Stätte für unsere Gemeinde zu wirken.
In selten körperlicher und geistiger Frische feierte am 1. November Herr Abraham Wolf dahier, seinen 70. Geburtstag im Kreise seiner Kinder und Enkel."   
   
Zum Tod des Gemeindevorstehers Leopold Bär (1928)  
Buchen CV-Ztg 24081928.jpg (32647 Byte)Artikel in der "CV-Zeitung" vom 24. August 1928: "Am 14. August fand unser treues, bewährtes Mitglied Leopold Bär (Buchen, Baden) durch einen Unfall kurz vor Vollendung seines 77. Lebensjahres den Tod. Herr Bär, der Vorstand der dortigen israelitischen Gemeinde, hat stets im Sinne der Heiligen Schrift gelebt und gewirkt. Wir bedauern seinen tragischen Tod aufs tiefste!"
   
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. August 1928: "Buchen (Baden), 19. August (1928). Einen tief schmerzlichen Verlust hat die allseitig geschätzte Familie Bär hier und mit ihr die ganze Gemeinde erlitten. Ihr Haupt, Leopold Bär, ist infolge eines tragischen Unfalls plötzlich aus dem Leben geschieden. Ein treubesorgter Familienvater und außerdem ein Mann, dem das Wohl der Gesamtheit und des Judentums am Herzen lag, ist mit ihm der Zeitlichkeit entrückt. Seinen weisen Rat, die Güte seines Herzens und die Liebe für alles, was die Wahrheit betrifft, stellt er in den Dienst der Gemeinde. Er kümmerte sich um alles, was ihrem Gedeihen förderlich war und der leitende Gedanke bei seinen Bestrebungen war die Hebung des religiösen Lebens. Dem Auftauchen von Reformideen begegnete er durch sein mannhaftes Eintreten für altjüdische Gesetzestreue. Wie schön verstand er an Schabbos und Festtagen vorzubeten; wenn er mit seinem lieblichen Organ durch das Reich der Töne wandelte, dann merkte jeder, hier singt das fromme jüdische Herz. Seinen Beruf als Mohel (Beschneider) betätigte er mit Gewandtheit und einer Simchoh schel Mizwoh (= Freude, dass er ein religiöses Gebot erfüllen durfte), dass man sein Erscheinen überall mit Freude begrüßte. Auch in der Vereinigung für die Interessen des gesetzestreuen Judentums in Baden hat der seligen Leopold Bär wacker seinen Mann gestellt. Es ist noch nicht lange her, da er seine Stimme erhob und mit eindringlichen Worten an die Jugend appellierte, wieder um das Banner der Tora sich zu scharen, weil es ihm ins Herz schnitt, dass die altjüdische Echtheit und Frömmigkeit immer seltener anzutreffen war. Leopold Bär war eine Zierde des Judentums, deren Glanz in Aulom Haboh (in der kommenden Welt) fortleuchten wird. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."  

       
Zum 70. Geburtstag von Leopold Strauß (1930)

Buchen Israelit 24121930.jpg (54499 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Dezember 1930: "Buchen (Baden), 19. Dezember (1930). Am 31. Dezember vollendet Herr Leopold Strauß sein siebzigstes Lebensjahr. Der Jubilar – einer alten jüdischen Buchener Familie entstammend – erfreut sich allgemeiner Beliebtheit und Wertschätzung in den weitesten und verschiedensten Kreisen der Bevölkerung. Herr Strauß ist bereits 10 Jahre Synagogenrat in unserer Gemeinde und war auch ein Jahrzehnt als Stadtverordneter tätig. Wir wünschen dem Jubilar einen heiteren Lebensabend, körperliche und geistige Gesundheit!  Bis 120 Jahre!"  

  
Zum 80. Geburtstag von Jeanette Bär (1935)  
vgl. Foto von Jeanette Bär unten.  

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. Juni 1935: "Buchen, 5. Juni (1935). Am 11. Juni feiert Witwe Jeanette Bär, die Gattin des vor einigen Jahren verstorbenen Leopold Bär (Vorsteher unserer Gemeinde und Mohel = Beschneider) ihren 80. Geburtstag in körperlicher und geistiger Frische. Weit über die Gemeinde hinaus ist die Jubilarin wegen ihres lauteren Charakters, ihrer wahren Frömmigkeit und ihres edlen Wohltätigkeitssinnes bekannt. (Alles Gute) bis 120."

   
Über den Mundart- und Heimatdichter Jakob Mayer (1866-1939)     
(Foto der Erinnerungstafel erhalten im Februar 2011 von Bernhard Kukatzki, Ludwigshafen)  

Buchen JMayer 015.jpg (180298 Byte) Buchen JMayer 016.jpg (51998 Byte) Buchen JMayer 017.jpg (64132 Byte)
Die Erinnerungstafel 
am Jakob-Mayer-Platz 
Portraitaufnahme auf 
der Erinnerungstafel 
Jakob Mayer im Kreis der Elferräte 
(sitzend, 2. von links) 
Text der Erinnerungstafel am Jakob-Mayer-Platz bei der ehemaligen Synagoge (Auszug): "Jakob Mayer wurde am 5. Januar 1866 in Buchen als Sohn des jüdischen Kaufmanns Josef Mayer und seiner Ehefrau Babette geboren. Nach dem Tod des Vaters führte der Sohn zusammen mit seiner Schwester Helene das Geschäft im Haus Marktstraße 13 weiter. Vertrieben wurden Mode-, Kurz- und andere Waren. Während Helene Bayer sich ausschließlich dem Geschäft widmete, war ihr Bruder im Buchener Vereinsleben sehr aktiv. Seine Interessen galten vor allem der Heimat-, Kultur- und Brauchtumspflege. Von 1927 bis 1933 war er erster Vorsitzender der Ortsgruppe Buchen des Odenwaldklubs und mehrere Jahre wirkte er als stellvertretender Vorsitzender des Vereins Bezirksmuseum. 
Vor allem aber galt seine Liebe der Buchener Faschenacht: bis 1933 gestaltete er viele Jahre als Fastnachter mit Leib und Seele maßgeblich die Faschenacht mit. Besonders stolz war er auf seine Mitgliedschaft in der Casino-Gesellschaft, in der Buchens gehobene Gesellschaft verkehrte. 
Mit seinem dichterischen Talent war Jakob Mayer Buchens Lokaldichter. Ob Fastnacht, Museumseinweihung, Ablieferung der Glocken im Ersten Weltkrieg, es gab kaum einen Anlass, zu dem Jakob Mayer nicht ein Gedicht verfasst hätte. Zwei seiner Gedichte haben seinen Namen für die Buchener jedoch unsterblich gemacht: Das Faschenachtslied: 'Kerl wach uff' und das Schützenmarktlied... 
Jakob Mayers Leben vollzog sich in einer kleinstädtischen Welt, in der die Juden integriert schienen, Christen und Juden einträchtig zusammenlebten und in den Vereinen gemeinsam ihre Freizeit verbrachten. Doch die Idylle bekam zunehmend Risse: die Niederlage des Ersten Weltkriegs, die Inflation, die Weltwirtschaftskrise, die heraufziehende Bedrohung durch den Nationalsozialismus. Die Welt des Jakob Mayer ging unaufhaltsam unter. Seine Schwester Helene, die Seele des Geschäfts, starb 122, er geriet in wirtschaftliche Schwierigkeiten und musste schließlich sein Geschäft aufgeben. 
Nach 1933 wurde er, der früher hochgeachtete Mitbürger, als Jude zunehmend gemieden, aus den Vereinen ausgeschlossen und boykottiert. Seine nichtjüdischen Freunde, die ihn materiell unterstützten, konnten dies nur heimlich tun. Er konnte die Erniedrigungen und Demütigungen, denen er zunehmend ausgesetzt war, nicht länger ertragen und nahm sich am 11. Juni 1939 das Leben. Auf dem jüdischen Bezirksfriedhof in Bödigheim wurde er im Grab seiner Mutter beigesetzt. 
Buchen hat Jakob Mayer mit der Benennung einer Straße, einer Grundschule und 2008 dieses Platzes bei der ehemaligen Synagoge geehrt. Außerdem erinnert an ihn eine Gedenktafel an seinem ehemaligen Wohn- und Geschäftshaus Marktstraße 13. Am lebendigsten lebt sein Andenken aber in seinen Gedichten und Liedern weiter."   

   
Hinweis auf den Maler Ludwig Schwerin (1897 Buchen - 1983 Ramat Gan/Israel) 
Geboren als Sohn des jüdischen Lehrers Alfred Schwerin in Buchen, studierte an der Kunstakademie Karlsruhe; arbeitete in München und Berlin; konnte 1938 über die Schweiz nach Palästina/Israel emigrieren. Er war einer der bedeutendsten israelischen Maler in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.  
In Buchen erinnert an ihn u.a. die Ludwig-Schwerin-Straße   
siehe Wikipedia-Artikel
  Werke von Ludwig Schwerin werden angezeigt bei Google-Bildersuche    
    
    
Hinweis auf Martin Selig (geb. 1936/37), Sohn des in Buchen (???) geborenen Manfred Selig    
 
Martin Selig, amerikanischer Unternehmer, war der Sohn von Manfred Selig (1902-1992), der nach Angaben des englischen Wikipedia-Artikels in Buchen als Sohn eines Pferdehändlers geboren ist. 1939 sei Manfred Selig von einem Nachbarn gewarnt worden, dass er bei den Nazis als unerwünschte Person galt, worauf er, seine Frau und seine Kinder Buchen verließen und emigrierten. Allerdings konnten diese Angaben auf Grund der Recherchen von Gerlinde Trunk (Stadtarchiv Buchen) nicht bestätigt werden. In (diesem) Buchen und den umliegenden Orten gab es keine jüdische Familie Selig. Weder Martin noch Manfred Selig finden sich in den Familienregistern der Stadt. Hinweise zur Klärung bitte an den Webmaster von Alemannia Judaica, Adresse siehe Eingangsseite.   
https://en.wikipedia.org/wiki/Martin_Selig 
http://www.seattleweekly.com/news/his-family-escaped-the-nazis-so-why-is-martin-selig-supporting-trump/ 
http://www.seattleweekly.com/news/billionaire-developer-selig-dumps-trump/   .    
    
    
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Einzelpersonen  
Isidor Oppenheimer empfiehlt seine koscheren Weine (1890/91)

Buchen Israelit 10031890.jpg (23397 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. März 1890: "Unser meiner Aufsicht gekelterten und gebauten guten Tauberwein (koscher) empfehle ich in Fässchen von 20 Liter an à 60 Pfennig per Liter ab hier. 
Isidor Oppenheimer, Buchen in Baden."
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. April 1891: "Selbst gekelterter prima 90er
Pfälzer Wein (koscher) in Fässchen von 30 Liter an à 50 Pfg. per Liter empfiehlt
Isidor Oppenheimer,
Buchen (Baden)."

        
Anzeige des Branntwein- und Weingeschäftes Zacharias Oppenheimer (1901)   

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. August 1901: 
"In mein Branntwein- und Weingeschäft nehme ich einen befähigten 
jungen Mann,
 
der seine Lehrzeit in einem kaufmännischen Geschäfte verbracht hat. Gleiche Branche bevorzugt. Samstag und Feiertage geschlossen. Kost und Logis im Hause. Bewerbung mit Gehaltsanspruch sehe entgegen 
Zacharias Oppenheimer,
 
Buchen in Baden.""

     
Verlobungsanzeige von Paula Traub und Dr. David Bär (1924)
     

Anzeige in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des Central-Vereins) vom 19. Juni 1924: 
"Paula Traub - Dr. David Bär
, Zahnarzt. 
Verlobte. Wiesloch - Buchen in Baden. Juni 1924."     
 
Dr. med. dent. David Bär (geb. 23. August 1900 in Buchen, gest. 11. Februar 1965 in Chicago, Illinois), Zahnarzt. Sohn von Leopold und Jeanette Bär, Ehemann von Paula Traub (geb. 5. März 1902 in Mingolsheim, gest. 22. Dezember 1994 in Chicago, Illinois). David Bär war von 1923 bis 1931 als Zahnarzt in der Zahnklinik der Ortskrankenkasse in Heidelberg tätig und ab 1932 selbstständiger Zahnarzt mit einer Praxis in Heidelberg-Rohrbach in der Heidelberger Straße 15. Im April 1933 wurde David Bär die Kassenzulassung entzogen. Bis April 1935 unterhielt er eine Praxis für Privatpatienten. Im August 1936 emigrierte die Familie mit Tochter Margot und Sohn Heinrich an Bord der President Harding in die USA (New York/Ellis Island). Die zur Einwanderung erforderliche Bürgschaft ("Affidavit of support") hatte Samuel Goetz Blattner (1876-1945) in Lima/Ohio übernommen, der mit David Baers Schwester Lena (1881-1973) verheiratet war. Der am 6. Oktober 1935 in Wiesloch geboren Sohn Heinrich (Henry) Leopold wurde später ebenfalls Zahnarzt (Angaben nach: https://heidelbergerlupe.wordpress.com/zeitzeugeninterviews).
Zu David Bär und Familie siehe bei geni.com  https://www.geni.com/people/Dr-David-Baer-B%C3%A4r/6000000009085524019    
Anmerkung: Die Fotos stammen aus dem Bildarchiv des ersten Buchener Fotografen Karl Weiß (1876-1956); Quelle: https://nat.museum-digital.de/index.php?t=serie&serges=1246#objects; Erläuterungen zu den Fotos nach den Recherchen von Dr. Axel Burkhardt, Landesstelle für Museumsbetreuung, Stuttgart

       
 Nach der Emigration: Suchanzeige von Adolph Oppenheimer nach S. Stahl (früher Flehingen) (1942)     

Anzeige in der Zeitschrift "Der Aufbau" vom 16. Januar 1942: "Gesucht wird: .... S. Stahl (fr. Flehingen (Baden), von Adolf Oppenheimer (fr. Buchen, Odenwald), 458 Jamaica Ave., Brooklyn, N.A."         

   
   
Fotos aus jüdischen Familien in Buchen    
(Die Fotos stammen aus dem Bildarchiv des ersten Buchener Fotografen Karl Weiß (1876-1956); Quelle: https://nat.museum-digital.de/index.php?t=serie&serges=1246#objects; Erläuterungen zu den Fotos nach den Recherchen von Dr. Axel Burkhardt, Landesstelle für Museumsbetreuung, Stuttgart)     
Vgl. dazu: - Tilmann Gempp-Friedrich: Karl Weiß. Die Fotografie im Altkreis Buchen und ihr Nutzen als alltagsgeschichtliche Quelle. In: Der Wartturm. Heimatblätter des Vereins Bezirksmuseum Buchen e.V. Nr. 3 Oktober 2020 - Teil 1/2 S. 9-15.
- Rebekka Denz und Tilmann Gempp-Friedrich: 'Kurz stillhalten, bitte!' Portraitaufnahmen jüdischer Menschen von Karl Weiß. In: Der Wartturm. Heimatblätter des Vereins Bezirksmuseum Buchen e.V. Nr. 4 Oktober 2020 - Teil 2/2. 

Familie Herbert und Susanne Levi: Der Kaufmann Herbert Levi (geb. 14. Juni 1894 in Breisach) war seit 1921 verheiratet mit Susanne (Susi) geb. Wolf (geb. 21. Mai 1897 in Buchen als Tochter von Abraham Wolf). Die beiden hatten zwei Kinder: Hella Amelie (geb. 15. Juli 1923 in Buchen) und Albrecht (geb. 23. Oktober 1927). Herbert und Susi Levi führten seit 1922 das elterliche Leder- und Textilwarengeschäft Abraham Wolf in der Marktstraße 12 in Buchen. Hella und Albrecht besuchten zunächst die Volksschule in Buchen. Albrecht war 1936/37 vorübergehend im Jüdischen Landschulheim Herrlingen untergebracht, anschließend von April 1937 bis November 1938 und im Februar/März 1939 in der Wilhelmspflege in Esslingen, Die Kinder konnten im Frühjahr 1939 mit einem Kindertransport nach England gebracht werden. Ihr Vater war schon im Jahr zuvor nach Südrhodesien emigriert. Um das Einreisevisum zu erhalten, musste sich Herbert Levi für vier Jahre als Farmarbeiter verpflichten. Seine Frau Susi folgte ihm 1939, nachdem die Kinder in Sicherheit gebracht worden waren. Susi Levi starb 1985.
Hella kam zusammen mit ihrem Bruder Albrecht in England zu Pflegeeltern. Hier setzten sie ihre Schulausbildung fort. Nach dem Krieg studierte Hella Pharmazie und wurde Apothekerin. Albrecht studierte an der Universität London Ingenieurwissenschaft.  

     
 Hella und Albrecht Levi (um 1928)  Hella und Albrecht Levi (um 1930)  Hella und Albrecht Levi (um 1932)    
       
   

Familie Abraham und Betty Wolf: Die beiden Fotos zeigen das Ladengeschäft von Abraham Wolf (geb. am 1. Nov. 1851 in Buchen, gest. am 19. Juli 1927 ebd.) in Buchen, Marktstraße 135. Abraham Wolf war verheiratet mit Betty geb. Adler (geb. 5. Juni 1863 in Laupheim, gest. 24. Dezember 1941 ebd.). Auf der Eingangstreppe beim Foto rechts steht Herbert Levi (siehe oben), der Schwiegersohn von Abraham Wolf. Das Ehepaar Herbert und Susanne Levi führte seit 1922 das elterliche Geschäft für Leder- und Textilwaren. Der Nebeneingang des Hauses ist über der Tür mit einer Tafel "Bankgeschäft" versehen. Das Ehepaar hatte drei Töchter: Hilde (später verheiratet mit dem nichtjüdischen Ernst Wiedemann), Susanne (Susi, später verheiratete Levi, konnte nach Rhodesien auswandern) und Marie (s'Mariele). Auf dem Foto links ist Marie Wolf zu sehen (geb. 6. September 1899 in Buchen), die jüngere Schwester von Susanne (Susi) Levi. Marie Wolf wurde am 22. Oktober 1940 an ihrem Wohnort Baden-Baden festgenommen und in das Internierungslager Gurs/Südfrankreich deportiert; im August 1942 wurde sie nach Auschwitz verschleppt und dort ermordet.   

       
       
 Foto um 1915: die drei Schwestern Hilde,
Susi (Susanne) und Marie Wolf
 Um 1910: Marie Wolf (geb. 1899 in Buchen;
1942 ermordet in Auschwitz)  
 Zwei Fotos um 1920: Susanne (Susi) Wolf
 verheiratete Levi  
 
       
     

Jeanette Bär (geb. 6. Juni 1855 in Edelfingen, gest. 26. März 1938 in Buchen), Witwe von Leopold Bär (1852-1928). Leopold Bär, der langjährige Vorstand der israelitischen Gemeinde in Buchen und Gründungsmitglied sowie Beirat im Verein Bezirksmuseum, war durch einen Unfall kurz vor Vollendung seines 77. Lebensjahres ums Leben gekommen. Das Foto ist wahrscheinlich aus Anlass des 80. Geburtstages von Jeanette Bär entstanden (vgl. Bericht in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. Juni 1935 oben).  

 Ehepaar Adolf Reich - weitere Informationen
liegen noch nicht vor.
 
 
       
   

Der Kaufmann Adolf Oppenheimer (geb. 4. Sept. 1879 in Buchen) und Friederike Oppenheimer geb. Lehmann (geb. 18.01.1885 in Weinheim an der Bergstraße) haben 1906 in Weinheim geheiratet. Die Aufnahme stammt aus dem Jahr 1937. Die beiden Söhne der Oppenheimers, Bernhard (geb. 26. August 1910) und Ernst (geb. 2. Mai 1918) waren zu dieser Zeit bereits in die USA emigriert. Die Tochter Frieda (geb. 38. Juli 1907) hatte 1930 in Buchen Julius Oppenheimer (geb. 3. März 1895 in Reichenbach) geheiratet und wohnte in Viernheim. Das Ehepaar Adolf und Friederike Oppenheimer zog 1939 zur Mutter von Friederike Oppenheimer nach Weinheim. Während Adolf Oppenheimer sich als Sechzigjähriger zur Emigration entschloss und sich am 13. Mai 1939 in Hamburg an Bord des Hapag Lloyd-Dampfers "St. Louis" nach Havanna/Kuba einschiffte, blieb Friederike Oppenheimer bei ihrer Mutter in Weinheim. Die beiden Frauen wurden am 22. Oktober 1940 verhaftet und nach Gurs deportiert. Von dort wurde Friederike Oppenheimer am 10. August 1942 nach Auschwitz verschleppt und ermordet. Ihre Mutter Emma Lehmann starb im Lager von Gurs am 11. Januar 1943 im Alter von 84 Jahren. Adolf Oppenheimer erlebte an Bord der St. Louis eine wochenlange Irrfahrt: Weder auf Kuba noch in den USA erhielt das Schiff mit 937 jüdischen Passagieren eine Landeerlaubnis. Erst kurz vor der Rückkehr nach Hamburg gelang es dem Kapitän Gustav Schröder (1885-1959), die bedrohten Passagiere am 17. Juni 1939 in Antwerpen von Bord zu bringen. Etwa ein Viertel der Passagiere wurde im rettenden England, die anderen in Belgien, Frankreich und den Niederlanden verteilt, wo sie während der deutschen Besatzung wieder in die Gewalt der Nazis gelangten und später in die Vernichtungslager gebracht wurden. Vielleicht mit Hilfe seiner Söhne ist Adolf Oppenheimer am Ende doch noch in die USA gelangt: am 16. Januar 1942 erschien in der deutsch-jüdischen Zeitung "Der Aufbau" eine von ihm aufgegebene Suchanzeige (siehe oben), die seine Adresse in Brooklyn nennt: "Adolf Oppenheimer (fr. Buchen, Odenwald), 458 Jamaica Ave., Brooklyn, N.Y."  

       
 

Links: Lehrer Willi Wertheimer. Der als Sohn des jüdischen Lehrers Emanuel Wertheimer im Jahre 1897 geborene Willi (er war das 9. Kind der Familie) besuchte die Volksschule in Hardheim; danach absolvierte er eine Lehrerausbildung zunächst an der israelitischen bayrischen Präparandenanstalt in Höchberg bei Würzburg, ab 1913 am jüdischen Lehrerseminar in Köln. Ab Ende 1916 nahm er als Soldat am Ersten Weltkrieg teil. Nach dem Krieg nahm er seinen Dienst an der Badischen Landessynagoge auf und ging als Lehrer in die jüdische Gemeinde Eubigheim; seine zweite Lehrerstelle trat er im Jahre 1924 in Buchen an, wo er bis zu seiner Emigration in die USA 1938 lebte. Während ihm, seiner Frau Jennie und Tochter Ruth die Auswanderung aus NS-Deutschland gelang, wurde seine übrige Familie - sieben Geschwister und deren Familien - Opfer des Holocaust. Bereits in den 1920er Jahren hatte Wertheimer sich für die zionistische Idee begeistert, und so wurde er ehrenamtlich für den Jüdischen Nationalfond (Keren Kajemeth Lejisrael) tätig. Nach 1945 setzte Wertheimer seine Tätigkeit von New York (Brooklyn) aus fort. Auf seine Initiative hin wurde ein 'Gedenkwald' bei Haifa angelegt - als Denkmal für die 12.000 gefallenen Juden des Ersten Weltkriegs. Gleichzeitig engagierte er sich an führender Stelle für die Errichtung des 'Forest of the Jews Formerly from Central Europe', der 1962 als Teil des 'Waldes der Märtyrer' gepflanzt wurde. Ende der 1970er Jahre suchte der inzwischen 81jährige Wertheimer den Ort seiner Kindheit auf. Anfang des Jahres 1982 verstarb Willi Wertheimer in New York.   

       
       

   
   
   
Zur Geschichte des Betsaales / der Synagoge      
   
Der Standort eines mittelalterlichen Betsaales oder einer Synagoge (vermutlich vorhanden) ist unbekannt. Möglicherweise stand ein "Badbrunnen" in der Linsengasse mit einem 1415 erwähnten rituellen Bad in Zusammenhang. 
  
Um 1700 befanden sich die jüdischen Wohnungen/Häuser vor allem in der Kellereigasse, in der Haaggasse (früher: Oberes Kellereigäßlein, hier auch Rabbiner-Wohnung) und in der Wilhelmstrasse (früher: Obere Gasse). Das "Judengäßlein" (früher: "Judengänglein") war damals nicht von Juden bewohnt. Der Name entstand erst einige Jahrzehnte später; das "Judengäßlein" verbindet noch heute die Obergasse mit der Marktstrasse. 
  
Eine erste Synagoge der neuzeitlichen Gemeinde wird um 1700 genannt. Sie befand sich in der heutigen Haagstrasse und grenzte an die seit 1791 in der Pfarrgasse 13 befindliche Judenschule. Dort befand sich nicht nur ein Raum zur Abhaltung des Gottesdienstes, sondern auch ein Schulzimmer und die Wohnung des Lehrers. Für die Benützung der Synagoge mussten jährlich 6 Gulden an den Landesherrn gezahlt werden. Durch einen Brand am 28. November 1861 wurde diese Synagoge schwer beschädigt; das dritte Stockwerk musste abgebrochen und das zweite Stockwerk abgestützt werden. 
  
Dieses Brandunglück sorgte dafür, dass man sich mit den Gedanken eines Synagogenneubaus beschäftigte. Dazu konnte die jüdische Gemeinde in der Vorstadtstrasse 35 ein Grundstück für 1.500 Gulden erwerben. Zur Finanzierung des Vorhabens war eine Kapitalaufnahme von 3.000 Gulden notwendig, die von Juden und Nichtjuden 15 Jahre lang zinslos überlassen wurden. Die Synagoge wurde 1863/64 erbaut; am 19. und 20. August 1864 war die feierliche Einweihung. Ein feierlicher Zug bewegte sich unter Musikbegleitung am Freitagnachmittag, 19. August mit den Torarollen von der alten Synagoge zum Neubau. Bezirksrabbiner Flehinger aus Merchingen und der Synagogenrat der Buchener Gemeinde gingen an der Spitze. Es folgte Vertreter der staatlichen und städtischen Behörden, die Lehrer, sämtliche Bauhandwerker und viele Einwohner der Stadt. Die Buchener Synagoge galt als die schönste im Bezirk. In ihrem Untergeschoss war auch ein rituelles Bad.  
    
Einweihung der Synagoge in Buchen (1864)     

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 22. November 1864: "Eine neue Synagoge wurde am 19. August zu Buchen in Baden vom Bezirksrabbiner Flehinger eingeweiht und war die Beteiligung der christlichen Bevölkerung eine überaus lebhafte."        

Im April 1889 kam es auch in der neuen Synagoge zu einem Brandunglück. Alle Torarollen verbrannten; es entstand ein Schaden von 10 bis 12.000 Mark.   
   
Brand in der Synagoge (1889)      

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. April 1889: "Buchen, im Bad Odenwald. Hier ist vor kurzer Zeit in der Synagoge ein Brand ausgebrochen, wodurch alle heiligen Sifrei Tora (Torarollen) verbrannt sind. Der Schaden beläuft sich im Ganzen auf ca. 10 bis 12.000 Mark. Entstehungsursache unbekannt".
  
Buchen Israelit 20051889.jpg (76449 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Mai 1889: "Buchen (Baden), 12. Mai (1889). Wie in Ihrem Blatte bereits mitgeteilt, brach in der unmittelbaren Nähe der Toralade am 1. April dieses Jahres bald nach dem Frühgottesdienst auf bis jetzt unaufgeklärte Weise Feuer aus, durch welches in einigen Minuten unsere sämtlichen Torarollen zerstört wurden. Das Unglück trifft unsere Gemeinde umso härter, als dieselbe nicht zu den reichbegüterten gehört und aus nur 18 Personen besteht. Wir beabsichtigen nun zur Wiederherstellung eines geregelten Gottesdienstes Torarollen anzuschaffen, natürlich in einem solchen Zustande, dass solche nicht in den nächsten Jahren einer gründlichen Ausbesserung bedürfen beziehungsweise sich in wohlerhaltenem Zustande befinden. Unser den Umständen, wie sie leider bei uns vorwalten, sind wir darauf angewiesen, Torarollen zu mäßigen Preisen zu erwerben, und hoffen wir von dem in ähnlichen Fällen oft bewährten edlen Aufopferungssinn unserer Glaubensgenossen, dass wo uns solche angeboten werden, ein mäßiger Preis gestellt werden wird. Wir sehen deshalb gefälligen Mitteilungen in Bälde entgegen.  G. Oppenheimer, Vorsteher."

Am 11. August 1931 war die Synagoge erstmals Ziel eines rechtsradikalen Anschlages, worüber die "CV-Zeitung" am 11. Dezember 1931 in einem Jahresrückblick berichtete. Der Haupttäter wurde damals noch bestraft.

Buchen CV 11121931.jpg (47481 Byte)Artikel in der CV-Zeitung vom 11. Dezember 1931: "Buchen in Baden. Am Verfassungstag (11. August 1931) wurde ein Fenster der Synagoge von in der Stadt herumrandalierenden Rechtsradikalen eingeworfen. Der Haupttäter Wittemann, der seit langem als Nationalsozialist gilt, wurde zu vier Monaten Gefängnis verurteilt. Der Oberstaatsanwalt hat wegen des ihm nicht ausreichend erscheinenden Strafmaßes gegen das Urteil Berufung eingelegt."
  
Buchen Israelit 27081931.jpg (31808 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. August 1931: "Buchen. Das Amtsgericht verurteilte zwei junge Burschen, die in der Nacht zum Verfassungstage die Scheiben der hiesigen Synagoge einschlugen, zu vier beziehungsweise 3 1/2 Monaten Gefängnis. ein Mithelfer kam mit Mark 50.- Geldstrafe davon."  

Im Synagogengebäude war neben dem großen auch ein kleiner Betsaal, der 1932 renoviert wurde. Dies geht aus den im oben zitierten Artikel (Wahl zum Synagogenrat 1932) hervor, in dem es heißt: "Gleichzeitig sei auch an dieser Stelle wärmsten Dank ausgesprochen allen edlen Spendern und Mitarbeitern anlässlich der Renovierung unseres kleinen Betsaales. Der Raum wirkt in seiner jetzigen Ausgestaltung recht harmonisch und stimmungsvoll und erfüllt so in jeder Richtung hin – sei es als Bet-, Lehr- und Gemeindesaal – seinen vielseitigen religiösen Zwecken. Ein allegorisch wirkende und eindrucksvolle Kohlezeichnung des Künstlers und Malers Ludwig Schwerin-Berlin (ein geborener Buchener Lehrersohn) gibt dieser Stätte noch eine ganz besondere Note." Eine Abbildung des Betsaales nach der Renovierung beziehungsweise der genannten Zeichnung Ludwig Schwerins ist leider nicht erhalten.

Mitte der 1930er-Jahre war es durch die Abwanderung der jüdischen Einwohner bereits schwierig geworden, regelmäßig Gottesdienste in der Synagoge durchzuführen. Immerhin war das 75jährige Bestehen der Synagoge der Zeitschrift "Der Israelit" am 21. Oktober 1937 noch ein Hinweis wert: 

Buchen Israelit 21101937.jpg (18519 Byte)Meldung in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Oktober 1937: "Karlsruhe. Die Synagoge in Buchen (Baden) besteht am 31. Oktober 75 Jahre. Die Gemeinde zählt heute nur noch 25 Seelen."

Im Sommer 1938 wurde die Synagoge geschlossen und am 31. August 1938 für 6.000 RM verkauft. Dennoch wurde die Inneneinrichtung der Synagoge in der Pogromnacht am 10. November 1938 demoliert. 
      
Verkauf der Synagoge im Sommer 1938  

Meldung in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. September 1938: "Buchen (Baden), 8. September (1938). Die Synagoge, eine der schönsten im Kreis Mosbach, wurde verkauft. Unser Lehrer wird in aller Kürze auswandern."  

1939 wurde das Gebäude großenteils abgebrochen und an ihrer Stelle zunächst eine Autowerkstatt, später ein Einkaufsmarkt errichtet. Bereits beim Umbau 1939 wurde das rituelle Bad im ersten Untergeschoss zerstört. 
  
Eine Synagogen-Gedenktafel wurde 1983 angebracht. Beim Abriss des ehemaligen Einkaufsmarktes und der geplanten Anlegung eines Parkplatz auf dem Grundstück wurden im Herbst 2002 Überreste der ehemaligen Synagoge (Erd- und zwei Untergeschosse; im zweiten Untergeschoss ein Keller mit zwei Räumen und einem gewölbten Gang) freigelegt. Eine bauhistorische Untersuchung schloss sich an, die zum Ergebnis hatte, dass die gefundenen Gewölbe unter Denkmalschutz gestellt wurden. Anfang März 2004 beschloss der Gemeinderat der Stadt, auf dem Grundstück eine Gedenkstätte für die Buchener Juden und 40 Parkplätze anzulegen. Auf den beiden erhalten gebliebenen Gewölbekellern wird eine Grünanlage angelegt, für die Bürgermeister Dr. Achim Brötel den Namen "Jakob-Mayer-Platz" zur Erinnerung an den jüdischen Heimatdichter Jakob Mayer (1866-1939) vorschlug.
   
Im Rahmen der Stadtsanierung wurde 2006 die Neugestaltung des Platzes bei der ehemaligen Synagoge abgeschlossen. Am 9. November 2006 wurden der Jakob-Mayer-Platz und die in den Kellerräumen der Synagoge eingerichtete Gedenkstätte durch eine Gedenkfeier, verbunden mit der offiziellen Übergabe eingeweiht. In der Gedenkstätte wird an die Geschichte der jüdischen Gemeinde und die 1940 deportierten und ermordeten Juden aus Buchen und den Stadtteilen Bödigheim, Eberstadt und Hainstadt erinnert. 
     
  
  
Fotos             
Historische Fotos und Zeichnungen: 
(Quellen:
die beiden Fotos zur Synagoge Buchen sind in Originalabzügen im Hauptstaatsarchiv Stuttgart im Bestand EA 99/001/Fotosammlung vorhanden; sie wurden schon mehrfach publiziert, u.a. bei Hundsnurscher/Taddey und Trunk, Die jüdische Gemeinde... (s. Lit.); aus dem Beitrag von Trunk sind die beiden Zeichnungen übernommen).  

Buchen Synagoge 291.jpg (58595 Byte)

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Synagoge mit Schule und rituellem 
Bad, Rückansicht  
Hofeingang 
zur Synagoge  
Grundstein der Synagoge Buchen von 1862,
 aufbewahrt im Bezirksmuseum Buchen 
     
  Buchen Synagoge 290.jpg (30967 Byte)  
  In der Synagoge - 
Lehrer Willi Wertheimer  
 


Fotos nach 1945/Gegenwart:

Fotos um 1985:
(Fotos: Hahn)
 
Buchen Synagoge 101.jpg (76025 Byte) Buchen Synagoge 100.jpg (81248 Byte) Buchen Synagoge 102.jpg (78449 Byte)
Grundstück der ehemaligen Synagoge 
in der Vorderstadtstraße: Parkplatz 
und dahinter befindlicher Einkaufsmarkt  
Gebäude neben dem 
Synagogengrundstück, an dem 
die Gedenktafel angebracht ist   
Gedenktafel 
für die Synagoge 
   
      
Fotos 2003/04:
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 5.9.2003; Pressebild 
aus Fränkische Nachrichten; die 
mit*) markierten Fotos vom 11.5.2004)
buchen synagoge.jpg (75913 Byte) Buchen Synagoge 288.jpg (52367 Byte)
  Grabungen am Synagogenplatz im Frühjahr
 2003; siehe Bericht in den Fränkischen
 Nachrichten vom 8.5.2003: hier anklicken 
Die Gedenktafel am Gebäude 
beim Synagogenplatz* 
  
     
  Buchen Synagoge 151.jpg (92888 Byte) Buchen Synagoge 150.jpg (97408 Byte)
   Stand der Ausgrabungen am Synagogenplatz Anfang September 2003; 
die Grundmauern der ehemaligen Synagoge sind gut erkennbar 
   
Stand der Grabungen im Mai 2004
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 11.5.2004) 
Buchen Synagoge 281.jpg (58508 Byte) Buchen Synagoge 282.jpg (78542 Byte)
   Blick über das Grundstück der ehemaligen Synagoge: Rückansicht wie historisches 
Foto oben links. Durch die Ausgrabungen werden vor allem die Grundmauern 
der beiden rückseitigen Vorbauten deutlich erkennbar.
   
Buchen Synagoge 287.jpg (84674 Byte) Buchen Synagoge 283.jpg (90462 Byte) Buchen Synagoge 284.jpg (115432 Byte)
Teilansichten der Ausgrabungen
 
Buchen Synagoge 285.jpg (56757 Byte) Buchen Synagoge 286.jpg (41024 Byte) Buchen Synagoge 280.jpg (50115 Byte)
Raum der ehemaligen Mikwe mit
 Rußspuren an der Wand zum Kamin
 (Warmwasserbereitung der Mikwe)  
Reste der Treppe vom Erdgeschoss 
der Synagoge in das Untergeschoss  
Türbogen ins 
Untergeschoss  
      
      
  Fotos vom Oktober 2013 
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 20.10.2013) 
    
 Buchen Synagoge 3471.jpg (136127 Byte)  Buchen Synagoge 3470.jpg (111190 Byte)  Buchen Synagoge 3459.jpg (180378 Byte)
Blick auf das Grundstück der ehemaligen Synagoge  Der Gedenkstein 
     
Buchen Synagoge 3474.jpg (197481 Byte) Buchen Synagoge 3461.jpg (199813 Byte) Buchen Synagoge 3463.jpg (101981 Byte)Buchen Synagoge 3464.jpg (237640 Byte)
Straßenschild 
"Jakob-Mayer-Platz" 
Blick zu den Informationstafeln, 
rechts davon der Gurs-Gedenkstein 
Der Gedenkstein für die 1940 nach Gurs 
deportierten jüdischen Personen aus Buchen 
     
Buchen Synagoge 3467.jpg (209478 Byte) Buchen Synagoge 3466.jpg (205716 Byte) Buchen Synagoge 3465.jpg (241511 Byte)
Die Informationstafeln 
auf dem Synagogenplatz 
Tafel über den Mundart- und Heimatdichter 
Jakob Mayer (1866-1939) 
Tafel über die jüdische Gemeinde in Buchen
 und ihre Synagoge 
     
Buchen Synagoge 3469.jpg (155863 Byte) Buchen Synagoge 3472.jpg (108723 Byte)Buchen Synagoge 3473.jpg (230975 Byte)  
Eingang zur Gedenkstätte
 im Untergeschoss 
Die Tamariske Abrahams
 in Buchen
 
     
     

   
   
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte                   

Mai 2010: Rundgang durch Buchen - auf den Spuren der jüdischen Geschichte    
Artikel von Ralf Scherer in den "Fränkischen Nachrichten" vom 7. Mai 2010 (Artikel): "Interessante Stadtführung: 42 Teilnehmer erkundeten am Mittwoch die Facetten der jüdischen Geschichte der Stadt / Neun Stationen angesteuert.  
Buchen.
Seit gut einer Woche erzählt die Ausstellung "Gleiche Rechte für Alle" im Kulturforum 'Vis-à-Vis' die facettenreiche Geschichte jüdischen Lebens in Baden, auch und vor allem jenseits von Deportation und Ermordung während des Nationalsozialismus. Als Ergänzung dazu bot die Stadt Buchen am Mittwochabend eine Stadtführung unter dem Titel 'Jüdisches Buchen' an, um die Thematik der Ausstellung aufzugreifen und die Entwicklung jüdischen Lebens in Buchen anhand markanter Gebäude und Stationen in der Innenstadt zu vertiefen..."
   
August 2011: Erinnerungen an Alfred Schwerin (geb. 1892 in Buchen)       
Artikel von Simone Schölch in den "Fränkischen Nachrichten" vom 16. August 2011 (Artikel): 
"Lesung im Kulturforum "Vis-à-vis" in Buchen: Stefan Müller-Ruppert und Gerlinde Trunk trugen Erinnerungen von Alfred Schwerin vor
Schikanen des Alltags in Dachau belegt

Buchen. Um die Jahrhundertwende kam der katholische Erzbischof Thomas Nörber zu Besuch nach Buchen. Der damalige jüdische Religionslehrer und Vater Alfred Schwerins schmückte ganz selbstverständlich den Hof der Synagoge zu Ehren des hohen Gastes. Als Schwerin starb, nahm der katholische Stadtpfarrer in vollem Ornat an der Beisetzung teil - Beispiele für das von gegenseitiger Achtung und Toleranz geprägte Miteinander von Christen und Juden in dieser Zeit..."   
 
 

    

Links und Literatur 

Links:            

bulletWebsite der Stadt Buchen  
bulletBezirksmuseum Buchen. In der Website eingestellt: Fotos jüdischer Familien aus Buchen und Umgebung (aus dem Atelier von Karl Weiß, 1920er- und 1930er-Jahre)   
bulletBuchen HCA logo.jpg (20749 Byte)Hermann-Cohen-Akademie für Religion, Wissenschaft und Kunst in Buchen: hier anklicken     https://de.wikipedia.org/wiki/Hermann-Cohen-Akademie   
Die Hermann-Cohen-Akademie feierte im November 2018 ihr 20-jähriges Bestehen; die Website ist schon einige Zeit nicht mehr zugänglich.         

Quellen:  

Hinweis auf online einsehbare Familienregister der jüdischen Gemeinde Buchen   
In der Website des Landesarchivs Baden-Württemberg (Hauptstaatsarchiv Stuttgart) sind die Personenstandsregister jüdischer Gemeinden in Württemberg, Baden und Hohenzollern einsehbar: https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/struktur.php?bestand=5632     
Zu Buchen ist vorhanden:    
J 386 Bü. 120 Buchen Sterbefälle 1810 - 1816, 1817 - 1821, 1822 - 1869 / Eheschließungen 1812 - 1814, 1817 - 1820, 1820 - 1869 / Eheschließungen 1811 - 1820, 1820 - 1869  http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-440635    
 
In der Website des Landesarchivs Baden-Württemberg (hier: Generallandesarchiv Karlsruhe) sind einige Familienregister aus badischen jüdischen Gemeinden einsehbar: 
Link zur Übersicht (nach Amtsgerichtsbezirken) https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/struktur.php?bestand=12390 
Zu Buchen ist vorhanden (auf der jeweiligen Unterseite zur Einsichtnahme weiter über "Digitalisate anzeigen"):    
390 Nr. 719: Buchen, katholische und israelitische Gemeinde: Standesbuch 1810-1821 http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-1118945   
390 Nr. 720: Buchen, katholische und israelitische Gemeinde: Standesbuch 1822-1835 http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-1118946
390 Nr. 721: Buchen, katholische und israelitische Gemeinde: Standesbuch 1836-1842 http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-1118947
390 Nr. 722: Buchen, katholische und israelitische Gemeinde: Standesbuch 1843-1847 http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-1118948 
390 Nr. 723: Buchen, katholische und israelitische Gemeinde: Standesbuch 1848-1852 http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-1118949 
390 Nr. 724: Buchen, katholische und israelitische Gemeinde: Standesbuch 1853-1859 http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-1118950 
390 Nr. 725: Buchen, katholische und israelitische Gemeinde: Standesbuch 1860-1866 http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-1118951 
390 Nr. 726: Buchen, katholische und israelitische Gemeinde: Standesbuch 1867-1870 http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-1118952       

 Literatur:  

bulletFranz Hundsnurscher/Gerhard Taddey: Die jüdischen Gemeinden in Baden. 1968. S. 61-62.
bulletGermania Judaica III,1 S. 186-187.
bulletRainer Trunk: Die jüdische Gemeinde Buchen, in: 700 Jahre Stadt Buchen. Beiträge zur Stadtgeschichte. Buchen 1980. S. 83-98, 174-177.
bulletBuchen Lit02.jpg (18557 Byte) ders. Jüdisches Buchen. Reihe: Orte jüdischer Geschichte und Kultur. Haigerloch 2007. 
bulletHelmut Brosch: Buchen in alten Ansichten. Bilder 24,55. 1979.
bulletAlfred und Ludwig Schwerin: Jahresringe (hg. von Helmut Brosch). 1988.
bulletJoseph Walk (Hrsg.): Württemberg - Hohenzollern - Baden. Reihe: Pinkas Hakehillot. Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust (hebräisch). Yad Vashem Jerusalem 1986. S. 262-264.
bulletWilli Wertheimer: Zwischen zwei Welten. Der Förster von Brooklyn. Lebenserinnerungen des ehemaligen jüdischen Lehrers in Eubigheim und Buchen in Baden. 1980².
bulletVerschiedene Artikel in den "Fränkischen Nachrichten"; zu den Funden der Synagogenreste u.a. am 18. Oktober 2002 und am 8. Mai 2003 ("Stück Buchener Geschichte soll wieder lebendig werden").  
bulletsynagogenbuch-1.jpg (32869 Byte)Joachim Hahn / Jürgen Krüger: "Hier ist nichts anderes als Gottes Haus...". Synagogen in Baden-Württemberg. Band 1: Geschichte und Architektur. Band 2: Orte und Einrichtungen. Hg. von Rüdiger Schmidt, Badische Landesbibliothek, Karlsruhe und Meier Schwarz, Synagogue Memorial, Jerusalem. Stuttgart 2007.  
bulletSynagogen Lit 201305.jpg (108213 Byte)Christiane Twiehaus: Synagogen im Großherzogtum Baden (1806-1918). Eine Untersuchung zu ihrer Rezeption in den öffentlichen Medien. Rehe: Schriften der Hochschule für jüdische Studien Heidelberg. Universitätsverlag Winter Heidelberg 2012. 
Zur Synagoge in Rust: S. 29-31.    

           
           

 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel. 
      
Buchen  Baden. A Jewish settlement existed in the early 14th century. Some Jews were murdered in the Armleder massacres of 1336-37 and the community was destroyed in the Black Death persecutions of 1348-49, the few survivors reestablising the community shortly thereafter. After the Thirty Years War (1618-48) five Jewish families remained when those without letters of protection were expelled. A new synagogue was built in 1864 and a Jewish elementary school operated in 1834-76. Anti-Jewish riots caused serious damage to Jewish homes and property during the 1848 revolution. The Jewish population rose to 150 in 1862, declining steadily to 34 in 1933 (total 2,347). Eighteen Jews remained by the end of 1938, five being ultimately deported to the Gurs concentration camp from other places. Another ten were expelled to Gurs on 22 October 1940. 
   
    

                   
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Stand: 30. Juni 2020