Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Jüdische Geschichte / Betsaal/Synagoge

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Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer       
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
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Fotos aus jüdischen Familien in Bödigheim      
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Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)        
    
In dem bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts zum Ritterkanton Odenwald gehörenden und im Besitz der Familie Rüdt von Collenberg-Bödigheim befindlichen Bödigheim bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938. Ihre Entstehung geht in das 14. Jahrhundert zurück. Erstmals werden 1345 Juden am Ort genannt. Möglicherweise haben seitdem ununterbrochen bis in die NS-Zeit Juden in Bödigheim gelebt. Besonders zahlreich waren im 16. und 17. Jahrhundert Juden am Ort.  
 
Das jüdische Wohngebiet konzentrierte sich vor allem auf die ehemalige "Judengasse" (heute Hindenburgstraße, Teilstück ab der Kreuzgasse). 
     
Seit der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts war Bödigheim Sitz eines ritterschaftlichen Unterrabbiners, der dem würzburgischen Oberrabbinat Heidingsfeld untergeordnet war. Die letzten Bödigheimer Rabbiner waren Samuel Dellheimer (Hirsch Samuel Delem, gest. vor 1796) und Daniel Jakob Rothenburg (bzw. Gedalja Rothenburg oder Gedalja Metz genannt, gest. 1846) aus der Familie des R. Meir von Rothenburg (siehe Bericht zu seinem Tod und zu seiner Beisetzung unten). Nach dem Tod von Rabbiner Rothenburg (seit 1843 hatte er mit Rabbinatskandidat Dreifuß einen Amtsgehilfen) wurde das Bezirksrabbinat Bödigheim aufgelöst und die Gemeinde dem Rabbinatsbezirk Merchingen zugeteilt. 
 
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1825 91 jüdische Einwohner (11,7 % von insgesamt 777 Einwohnern), 1836 Höchstzahl mit 119 Personen, 1875 89 (10,3 % von 867), 1887 93, 1900 66 (8,9 % von 745), 1910 55 (7,5 % von 735). Die jüdischen Familien lebten vom Handel mit Vieh und Waren aller Art.
 
Über Einrichtungen bis Anfang des 19. Jahrhundert ist nichts bekannt (zur Synagoge siehe unten), doch waren solche mit Sicherheit vorhanden. Neben der Synagoge befand sich ein Badhaus mit rituellem Bad und einem Brunnen (besteht nicht mehr). Eine israelitische Konfessionsschule bestand bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts. Auf dem Anwesen Hindenburgstraße 12 stand das jüdische Schlachthaus (besteht nicht mehr). Vermutlich aus dem Mittelalter stammt der große jüdische Verbandsfriedhof an der Straße nach Waldhausen. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. Von den Lehrern ist insbesondere zu nennen: Samuel Steinhardt (Lehrer von 1839 bis 1878) und Seligmann Fleischmann (Lehrer von 1878 bis um 1915), danach Lehrer Samuel Schwarzenberger.    
 
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Ferdinand Haas (geb. 31.12.1886 in Bödigheim, gef. 26.8.1914) und Edmund Salm (geb. 1.10.1898 in Bödigheim, gef. 10.8.1918). Ihre Namen finden sich auf den Gefallenendenkmalen des jüdischen wie auch des christlichen Friedhofes. Auch auf dem Gefallenendenkmal 1870/71 auf dem Kirchplatz finden sich Namen jüdischer Gefallener auf Bödigheim.  
   
Um 1925 (damals noch 35 Gemeindeglieder) waren die Vorsteher der jüdischen Gemeinde Aaron Messinger und Julius Bravmann. Als Lehrer, Kantor und Schochet wirkte Samuel Schwarzenberger. Er unterrichtete noch drei Kinder im Religionsunterricht, dazu die Kinder in Sindolsheim und Eberstadt. 1932 war Gemeindevorsitzender Salomon Salm.     
    
An ehemaligen, bis nach 1933 bestehenden Handels- und Gewerbebetrieben im Besitz jüdischer Personen / Familien sind bekannt: Metzger und Viehhändler Julius Bravmann (Hauptstraße 45), Gemischtwarenladen Michael Eisenmann (Hausemer Weg 16), Leder- und Fellhandlung Ferdinand Haas (Hauptstraße 43), Gemischtwarenhandlung und Tankstelle Max Neumann (Hauptstraße 26), Krämerladen Salomon Salm (Hindenburgstraße 6).          
      
1933
lebten noch 16 jüdische Personen in Bödigheim. Zu Übergriffen und Gewalttaten gegen die jüdischen Einwohner kam es nach vorliegenden Berichten vor 1938 nicht, da der größere Teil von ihnen als ehemalige Mitglieder des Gesang-, Fußball- oder Militärvereins in freundschaftlichem Verhältnis zur christlichen Bevölkerung stand. Über die Ereignisse beim Novemberpogrom 1938 siehe unten. In den Jahren nach 1933 verzogen drei der jüdischen Einwohner in eine andere Wohngemeinde, sieben emigrierten nach England und den USA; die letzten sechs jüdischen Einwohner wurden am 22. Oktober 1940 nach Gurs deportiert. Dort starb nach wenigen Wochen 1940 Ferdinand Haas. Ludwig Neumann, damals erst sechs Jahre alt, wurde aus dem Lager befreit und konnte in die USA gelangen. Seine Eltern Max und Rosa Neumann, sowie Edwin und Stefanie Haas wurden im August 1942 in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert.      
        
Von den in Bödigheim geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Edwin Haas (1904), Philipp Ferdinand Haas (1871), Stefanie Haas (1899), Ferdinand Hamburger (1879), Moses Hamburger (1880), Leopold Krauskopf (1895), Jeanette Ladenburger geb. Marx (1883), Max Ludwig Marx (1896), Siegmund Marx (1895), Max Neumann (1901), Rosa Neumann geb. Marx (1899), Lina Rödelsheimer geb. Fleischmann (1883), Karoline Schlesinger geb. Marx (1873).  
    
    
Weitere Spuren der jüdischen Geschichte: Außer den beim Friedhof bestehenden Flurnamen gab es die Bezeichnungen "Vorderer" und "Hinterer Judenbuckel" (heute Weinbergstraße und Hausemer Weg). Unweit der Kirche heißt ein alter Schöpfbrunnen im Volksmund "Judenbrunnen".  
    
    
    
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
 
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer   
  
Anerkennung für den seit 1839 wirkenden Lehrer Samuel Steinhardt in Bödigheim (1875)  

Boedigheim Israelit 03111875.jpg (54401 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. November 1875: "Bödigheim in Baden. Die israelitische Gemeinde zu Bödigheim hat jüngst auf eine erfreuliche Weise kundgegeben, wie sie treue Pflichterfüllung, sowie tüchtige Leistungen im Unterrichtsfache, zu würdigen und anzuerkennen versteht. Dorten wirkt seit 26 Jahren mit unermüdetem Eifer Herr Samuel Steinhardt als Lehrer. Die Gemeinde wollte ihrem Lehrer auch durch ein äußeres Zeichen ihre Liebe und Verehrung für sein langjähriges, verdienstliches Wirken beweisen. Am 13. dieses Monats versammelte sich der Synagogenvorstand, an ihrer Spitze Herr Elias Lindheimer, um Herrn Steinhardt im Namen der Gemeinde ihre Anerkennung auszusprechen, bei welcher Gelegenheit ihm ein schöner silberner Pokal aus Dankbarkeit überreicht wurde."  

  
Artikel zum Tod von Lehrer Samuel Steinhardt (1878)  

Boedigheim Israelit 30101878.jpg (74457 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Oktober 1878: "Bödigheim. Ein schwerer Verlust hat unsere Gemeinde, ja unsere ganze Gegend betroffen. Am 17. Oktober laufenden Jahres starb dahier unerwartet schnell an einem Hirnschlage Herr Lehrer Steinhard. Derselbe war in Dittigheim geboren, widmete sich von frühester Jugend an dem Torastudium. 39 Jahre war er Lehrer am hiesigen Platze, seine Liebe zu seinem Berufe, seine großen Kenntnisse, sein liebevolles Benehmen gegen Jedermann, verschafften ihm ein hohes ansehen und Achtung in der ganzen Gemeinde und Umgegend. Die Beerdigung fand Freitag den 18. statt, die Beteiligung war eine sehr große; nicht allein seitens der israelitischen Einwohner der ganzen Umgegend, auch die angesehensten christlichen Bürger gaben ihm das letzte Geleite. Möge der Allgütige die trauernde Familie trösten und ihr seinen Schutz und Beistand nicht versagen. An den Dahingeschiedenen mögen sich die Worte unserer heiligen Schrift erfüllen: Deine Frömmigkeit wird vor Dir hergehen und die Herrlichkeit Gottes Dich aufnehmen. Einer seiner Schüler."   

     
Lehrer Seligmann Fleischmann wirbt für seine Knabenpension (1884)  

Boedigheim Israelit 10031884.jpg (50213 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. März 1884: "Annonce
2 Knaben, welche sich für den kaufmännischen Beruf vorbereiten wollen, finden auf Ostern unter sorgfältiger Ausbildung Aufnahme in meiner Schule. Gute und sehr billige Pension im Privathause. Beste Referenzen. S. Fleischmann, Lehrer, Bödigheim (Baden)."  
 

   
Berichte über Prüfungen an der israelitischen Schule in Bödigheim durch Rabbiner Dr. Löwenstein (1892/1893)  

Boedigheim Israelit 05051892.jpg (63497 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Mai 1892: "Bödigheim, 27. April (1892). Heute wurde von Bezirksrabbiner Dr. Löwenstein in Mosbach die alljährliche Prüfung der hiesigen Religionsschule vorgenommen; sowohl hier als auch im Nachbarort Eberstadt (Filiale) war das Ergebnis ein befriedigendes und wurde unser Lehrer Herr Fleischmann, welcher bereits seit 10 Jahren in hiesiger Gemeinde segensreich wirkt, von dem Herrn Rabbiner öffentlich belobt. Wir verdanken den Bemühungen des Herrn Fleischmann, dass unsere Synagoge und unser großer Bezirksfriedhof restauriert worden sind.   M—r."    
 
Boedigheim Israelit 15051893.jpg (53868 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Mai 1893: "Bödigheim, 7. Mai (1893). Am verflossenen Montag fand dahier und dem Filialort Eberstadt die Prüfung der israelitischen Religionsschule durch unseren Rabbiner Herrn Dr. Löwenstein aus Mosbach statt. Das Resultat war ein sehr günstiges. Herr Dr. Löwenstein tat am Ende derselben den Ausspruch: Ich wünsche, dass alle Schulen meines großen Bezirks so wären wie hier und Eberstadt, dann stände es gut um die jüdische Jugend. Bemerken will ich noch, dass unser Lehrer schon zum wiederholten Male von der obersten Schulbehörde öffentlich belobt wurde. M..r."  

   
50-jähriges Dienstjubiläum von Lehrer Seligmann Fleischmann (1912)  

Boedigheim FrfIsrFambl 31051912.jpg (16834 Byte)Mitteilung im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 31. Mai 1912: "Bödigheim. Am 25. Mai (1912) feierte unter Teilnahme der gesamten Gemeinde Lehrer Seligmann Fleischmann sein 50-jähriges Dienstjubiläum."

  
Vorträge von Lehrer Samuel Schwarzenberger aus Bödigheim (in Hainstadt, 1934)  

Hainstadt Hardheim JuedRundschau 30011934.jpg (10217 Byte)Mitteilung in der "Jüdischen Rundschau" vom 30. Januar 1934: "Hainstadt. Lehrer Schwarzenberger (Bödigheim) hielt hier einen Vortrag über ‚Jüdischer Geist zu Chanukkah’."   
 
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Februar 1934: "Hainstadt, 14. Januar (1934). In unserer Gemeinde sprach Lehrer Schwarzenberger, Bödigheim über das Thema 'Jüdischer Geist und jüdische Geschichte'. Umrahmt wurde der Vortrag von Darbietungen des Jugendbundes Mosbach unter bewährter Führung von Herrn Baracker jun. 

    
Zum Tod von Lehrer Samuel Schwarzenberger (1934, Lehrer in Bödigheim seit 1919)    
Anmerkung: Samuel Schwarzenberger ist 1867 in Thundorf geboren als Sohn von Isaak und Jette Schwarzenberger. Er studierte an der Israelitischen Lehrerbildungsanstalt in Würzburg (Examen 1886) und war danach Lehrer in Hüttenheim. Spätestens ab 1907 war er (nach Hinweisen in Kollektenergebnissen der Zeitschrift "Der Israelit" Lehrer in Kleineibstadt, ab 1919 in Bödigheim.  

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20.Dezember 1934: "Bödigheim in Baden, 12. Dezember (1934). Lehrer Schwarzenberger, der seit 15 Jahren hier und in den Filialgemeinden Eberstadt und Sindolsheim amtierte, starb im Alter von 67 Jahren und wurde in Ladenburg am Neckar zur letzten Ruhe gebracht. Herr Bezirksrabbiner Greilsheimer, Mosbach sprach Dankesworte im Auftrag des Oberrats der Israeliten, des Bezirksrabbinats, der Gemeinden und der Chewra und würdigte die Verdienste des Entschlafenen als Forscher des Gesetzes, als Lehrer und Verwalter des altehrwürdigen Bezirksfriedhofes Bödigheim. Lehrer Kaufmann, Tauberbischofsheim sprach Dankes- und Abschiedsworte im Namen der Kollegen. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."     
Ladenburg Friedhof 100304.jpg (144295 Byte)Links: Grabstein für Lehrer Samuel Schwarzenberger auf dem jüdischen Friedhof in Ladenburg 
 
Mitteilung in "Mitteilungen des Jüdischen Lehrervereins in Bayern" vom 15. Januar 1935: "Vereinsmitteilungen
 1. In den letzten Wochen sind uns die Kollegen Siegmund Pollack und Salomon (falsch für Samuel) Schwarzenberger in Bödigheim (Baden), früher in Kleineibstadt, durch den Tod entrissen worden. Pollack war Gründungs- und Ehrenmitglied des Vereins (sc. Jüdischer Lehrerverein in Bayern) und Schwarzenberger zählte seit 1887 zu unseren Mitgliedern. Wir werden den treuen Freunden und Kollegen ein ehrendes Andenken bewahren. " 

  
  
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde  
Zum Tod von Rabbiner Daniel Jakob (Gedalja) Rothenburg (1846)  

Boedigheim DtrZionsw 09061846.jpg (364535 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der treue Zionswächter" vom 9. Juni 1846: "Nekrolog. Bödigheim, den 26. April 1846. In der Nacht vom 22. - 23. dieses Monats entschlief der bisherige Bezirksrabbiner Daniel Jakob Rothenburger dahier, nachdem er bis zu den letzten Lebensstunden sein glaubensvolles Bewusststein bewahrt, sanft ohne den geringsten Kampf und vollkommen vorbereitet in ein besseres Leben beim Ewigen, den er stets bei seinem ganzen Leben liebte. Er starb den Tod der Gerechten. Wahrlich es ist ein beneidenswerter Schrecken, der sich auf die Kunde des Hinscheidens dieses Glaubenshelden, der Herzen aller Israeliten dieser Umgegend bemächtigte; denn es war der Schrecken braver treuliebender Kinder ob des Verlustes ihres vielgeliebten Erziehers und Vaters. 
Der Dahingeschiedene war nach seiner eigenen Angabe im Jahre 1761 von armen Eltern zu Metz geboren und hatte seinen seligen Vater Jakob, aus der berühmten Familie Rothenburg, in frühester Jugend schon verloren. Seine selige Mutter ließ ihn mit Aufbietung ihrer geringen Mittel, nach damaligem frommen Bedürfnisse in Bibel und Talmud unterrichten. Von seinem 16. Lebensjahre an erlangte derselbe durch Unterricht und Vorlesen bei dem großen Rabbiner Arjeh Löb zu Metz eine so bedeutende Belesenheit im Talmud, dass diese in Verbindung mit seinem ausgezeichneten Gedächtnisse den Grund zu der Größe in seinem Fache legte, die er später erlangt hatte und die bis über die Grenzen Deutschlands ruhmvollst anerkannt ist. In seinem 21. Lebensjahre hatte er sich nach Fürth begeben, wo er 15 Jahre lang ununterbrochen, bei ausgezeichneten geistigen Anlagen, mit unglaublichem Fleiße das Studium der talmudischen und rabbinischen Schriften, der hebräischen Sprache und Literatur, natürlich mit dem besten Erfolge betrieb. Im Winter 1795 zum hiesigen Rabbiner berufen, trat er im Frühjahr 1796, nachdem er sich mit der Witwe seines Vorgängers, des seligen Rabbiners Hirsch Delem verehelicht und daran zwei Töchter aus erster Ehe als die seinigen übernommen, seinen Dienst dahier an, woselbst er nun fast ein halbes Jahrhundert segensreich gewirkt hat. Sein Wirken während dieser Zeit, im Amte nicht bloß, sondern auch sein ganzes Leben war von dem wahrhaften, lebendigen und historisch-entwickelnden Offenbarungsglauben durchweht und getragen, und er war wiederum ein selbstbewusster, unerschütterlicher Träger desselben. So strenge er sich einerseits an das Zeremonialgesetz hielt, so geistig hatte er aber auch andererseits dasselbe aufgefasst, und mit erleuchtetem, geweihtem Blicke, mit der ganzen Natureinfalt eines Kinder, war er heimisch in der Tiefe des menschlichen Herzens, wo die Religion ihr Heiligtum hat. Seine jüdisch-theologische Gelehrsamkeit war ungewöhnlich groß; denn nicht nur die ganze Bibel, sowie jedes einzelne Wort darin, waren seinem Gedächtnisse und seinem Herzen unvergesslich eingeprägt, weswegen auch sein hebräischer Stil ausgezeichnet klassisch war, sondern in gleichem Maße war auch der ganze bändereiche Talmud, die Midraschim (erbauliche Exegesen und Homilien) und die zahllosen Bücher rabbinischer Gelehrsamkeit seines Geistes Eigentum. Seine Vorträge, besonders in seinen letzten 30 Dienstjahren, waren mehr moralischer Tendenz, lebhaft, geistreich und meistens von der Bibel ausgehend und zu ihr zurückkehrend, seine Ermahnungen in gleichsam patriarchalischem Tone gehalten, kräftig, scharf und stark. Im geselligen Verkehre war er, so lange er nicht von körperlichen Leiden so häufig heimgesucht war, äußerst unterhaltend und liebreich, stets Friede suchend und stiftend, außerordentlich anspruchslos und demütig wie wenige; wie dies namentlich auch aus der Grabschrift zu entnehmen ist, die er schon vor 22 Jahren sich eigenhändig aufgezeichnet hatte. Gleichwohl konnte es ihm nicht entgangen sein, dass die seiner geistigen Obhut Empfohlenen, wie alle, die in freundschaftlicher Beziehung zu ihm standen, ihn nicht bloß in nicht gewöhnlichem Maße hochachteten und verehrten, sondern sich mit freudiger Unterwerfung und unbedingter Liebe ganz sich ihm hingegeben hatten. 
Was er von zeitlichen Gütern zu erwerben strebte, war nur bestimmt, auf dem Altare der Vaterliebe niedergelegt zu werden; denn wahrlich, mit mehr als Vaterliebe war er für seine Stiefkinder und Stiefenkel besorgt: Sie waren wohl nicht sein Fleisch und Blut, aber sie waren sein Herz, das Zentrum seiner Erdenwünsche. Darum hat auch natürlich sein Hinscheiden wie ein Donner betrübend und erschütternd das Herz seiner um ihn trauernden Enkel getroffen; denn ihr liebevollster Vater, ihr eifrigster Beschützer und Versorgen steht ihnen nicht mehr zur Seite. 
Doch sie stehen nicht allein mit ihrer Trauer - viele Hunderte, die ihn ebenfalls wie einen Vater verehrten und liebten, teilten ihren Schmerz.
Davon gab die am Freitag den 24. dieses Monats stattgehabte Beerdigung der teuren Dahingeschiedenen Zeugnis. Aus fast allen Gemeinden der Umgegend traf an jenem Tage schon Frühe eine bedeutende mit jeder Stunde sich mehrende Menschenmasse hier ein, um dem edlen Frommen die letzte Ehre zu erweisen. Vor Abgang des Leichenzuges sprachen im Sterbehause Herr Rabbiner Stadecker von Merchingen, Herr Rabbiner Hirsch von Berlichingen, sowie der            
Boedigheim DtrZionsw 09061846b.jpg (216625 Byte)ausgezeichnete Herr Rabbiner Friedberg von Mosbach herzliche, tief ergreifende Worte, sie sprachen mit Tränen und mit Tränenströmen erwiderte die anwesende Trauerversammlung. Um 12 Uhr setzte sich der Zug, durch die lobenswerten Bemühungen des wackern Bezirksältesten Moses Sondheimer von Buchen, eines Herzensfreundes des Verstorbenen, mit würdevoller Ordnung in Bewegung. Der eben erwähnte treffliche Herr Bezirksälteste (der achtungswürdige Herr Bezirksälteste Arnstein zu Wertheim, ebenfalls treuer Freund des Verewigten, war wegen Unwohlsein verhindert, dem Leichenbegängnisse anzuwohnen), sowie die Mitglieder des hiesigen Begräbnisvereins und Synagogenvorsteher trugen zunächst abwechselnd die Bahre, die ihnen auch jetzt noch ein Heiligtum enthielt. Dem Sarge folgten zuförderst die Herren Rabbiner von Mosbach und Merchingen, dann Herr Rabbiner Hirsch von Berlichingen und Herr Rabbinatskandidat Dreifuß, seit drei Jahren Amtsgehilfe des Verstorbenen, alsdann die Herren Vorsänger und Lehrer, begleitet von der Schuljugend mehrerer Gemeinden, und hernach ein unabsehbarer Zug von Männern und Frauen, von Jungen und Alten. 
Auf dem Friedhofe angelangt, hielt Herr Rabbiner Friedberg von Mosbach eine nach Form und Inhalt ausgezeichnete Leichenrede, er sprach die Sprache des Herzens und in die Herzen aller drang sie, seine Rede atmete Teilnahme und Liebe, und mit Tränen des Dankes und der Liebe wurde ihm von allen Zuhörern ohne Unterschied des Glaubens erwidert. Darum musste nun auch das niederdrückende Gefühl des Schmerzes über den tief empfundenen Verlust, dem der Wehmut weichen und ein Balsam göttlicher Heilung fiel unvermerkt in die verwundeten Gemüter, zumal als auch der sehr gelehrte und beredte ehrwürdige evangelische Ortspfarrer dahier, Herr Adolph Schwarz vor den Sarg hintrat und mit solcher Innigkeit und Freundschaft gegen den seligen Rabbiner Rothenburger sprach, dass kein Herz ungerührt, kein Auge tränenleer blieb - Seine Worte atmete edle Toleranz und Humanität. Ja dieser hochachtungswürdige christliche Geistliche hat durch seine musterhafte Rede dargetan, dass man ganz in und mit seinem Bekenntnisglauben leben - und doch den würdigen Mann eines anderen Bekenntnisses, der treulich seines Glaubens lebte, als einen Frommen vor Gott achten und lieben könne: er hat durch diesen Akt selbst zur Wahrheit gemacht die erhabenen von ihm gesprochenen Worte des Weisen 'das Andenken des Frommen gereicht zum Segen'. Denn wo von den Hirten der Christenheit eine so duldsam liebevolle Sprache gesprochen wird, da wird Liebe gesät, aus der der Friede und die Versöhnung keimt und wächst. - Und so hat der edle Dahingeschiedene, der bei seinem Leben so viele Tugenden besaß, so viel Gutes übte und in so kalter Zeit noch so viele Hunderte für Religion warm erhalten hat, noch bei seinem Ganz zum Grabe die himmlische Saat des Friedens und der Versöhnung ausstreuen helfen. - Wohl ihm, sein Andenken ist und bleibt ein Segen! Ihm ist die Erde leicht, er feiert nun die ewige Sabbatruhe, zu der er eingegangen, er lebt bei dem offenbarten lebendigen Gott, denn die wahrhaft Frommen sterben nicht. D."       

       
Zum Tod von Herrn Bernhard Messinger (1894)  

Boedigheim Israelit 22011894.jpg (47041 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Januar 1894: "Bödigheim, 1. Januar (1894). Am 23. Tewet hauchte Herr Bernhard Messinger dahier seine reine fromme Seele aus. Der Verlebte erreichte ein Alter von 79 Jahren, er gehörte noch zu den alten genossen des letzten hiesigen Rabbiners, Rabbi Gedalje Metz. Von seiner Beliebtheit gab dessen großartiges Leichenbegängnis Zeugnis. Von Nah und Fern, Jung und Alt, auch viele Christen, die Ortsbehörde nahmen daran Teil. Auf dem Friedhof hielt unser Rabbiner Dr. Löwenstein aus Mosbach – sein Licht leuchte – eine ergreifende Leichenrede und rühmte in herrlichen Worten die guten Eigenschaften des nun zum ewigen Frieden eingegangenen Toten."   

 
Erinnerung an Rabbiner Gedalja Rothenburg (1902)  

Boedigheim Israelit 30041902.jpg (63366 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. April 1902: "WochenchronikSabbat Achre. Erster Perek. Elfter Omertag. Samstag, 26. Nissan. An diesem Tage ….  Gedalja Rothenburg, Rabbiner in Bödigheim Verfasser mehrerer handschriftlicher Werke, gest. 26. Nissan 5606 (22. April 1846)." 

  
Zum Tod von Dina Marx geb. Baer, Frau von Handelsmann Salomon Marx (1920)   

Boedigheim Israelit 11111920.jpg (113784 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. November 1920: "Bödigheim (Baden), 7. November (1920). Am vergangenen Mittwoch wurde im Alter von nahezu 68 Jahren Frau Dina Marx, Gattin des J. Salomon Marx, zur letzten Ruhe bestattet. Mir ihr erleidet nicht nur ihre Familie einen schweren Verlust, sondern auch die hiesige Gemeinde. Mit ihrem gleich gesinnten Manne hatte sie ein echt jüdisches Haus gegründet, in dem sie ihre Kinder zu braven Menschen und frommen Jehudim heranzog. Mit hoher Befriedigung konnte sie auf die Erreichung dieses ihres Lebenszieles zurückblicken. Ihre Kinder nehmen nicht nur eine geachtete Stellung ein – die drei Söhne sind Lehrer, die einzige Tochter an einen Lehrer verheiratet – sondern stehen auch in Lehre und Leben auf dem Boden des gesetzestreuen Judentums. Die außergewöhnliche rege Beteiligung bei der Beerdigung aus allen Schichten der Bevölkerung, ohne Unterschied der Konfession, war ein beredtes Zeugnis für die Wertschätzung der Heimgegangenen. Vor dem Trauerhause hielt Herr Bezirksrabbiner Dr. Löwenstein aus Mosbach einen tief empfundenen Hesped (Trauerrede) und auf dem Friedhofe sprachen Lehrer Schwarzenberger von hier und der älteste Sohn, Waisenhaus-Verwalter in Frankfurt am Main, der tief ergriffen der innigst geliebten Mutter die letzten Abschiedsworte zurief. Das Andenken der Frau Dina Marx wird zum Segen sein. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."   
 
Hinweise: Dina Marx geb. Baer ist am 31. Januar 1853 geboren in Bödigheim als Tochter des Israel Bär und der Karolina geb. Arnstein - Geburtseintrag http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-1118912-112. Ihr Ehemann (Samuel genannt) Salomon Marx ist geboren am 1. Januar 1863 in Sandhausen als Sohn des Jakob Marx und seiner Ehefrau Fanny geb. Oppenheimer - Geburtseintrag http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-1217394-72). Er starb am 5. April 1933 und wurde neben seiner Frau im jüdischen Friedhof Bödigheim beigesetzt. Gräberdokumentation Bödigheim: http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=2-2388980.    
Bei den drei Söhnen, die Lehrer wurden und die einzige Tochter, die mit einem Lehrer verheiratet war, handelt es sich um:  
Marx Isidor 010.jpg (25180 Byte)Isidor Marx ("der älteste Sohn, Waisenhaus-Verwalter in Frankfurt am Main", geb. am 28. Januar 1886 in Bödigheim* als - zunächst uneheliches - Kind von Dina Baer (Quelle: Stadtarchiv Buchen, Geburtsregister Bödigheim); 1888 wurde die Vaterschaft von Salomon Marx eingetragen*), studierte am Israelitischen Lehrerseminar in Würzburg, war zunächst jüdischer Lehrer in Randegg, ab 1912 in Gailingen und seit 1918 - gemeinsam mit seiner Ehefrau Rosa geb. Schwab (geb. 26. November 1888 in Randegg) - Leiter des Israelitischen Waisenhauses in Frankfurt; nach 1933 Organisation der Kinderverschickung ins Ausland, über die bis 1940 ca. 20.000 jüdischen Kindern das Leben gerettet wurde; Isidor Marx konnte nach Großbritannien emigrieren, später in die USA; seine Frau Rosa geb. Schwab (geb. 1888) wurde 1942 deportiert und ist an unbekanntem Ort umgekommen (nach ihr ist in Frankfurt der "Rosa-Marx-Weg" benannt). Isidor Marx starb am 24. November 1986 und wurde beigesetzt im King Solomon Memorial Park (Clifton, Passaic County, New Jersey, USA), Grab:  https://de.findagrave.com/memorial/204634452/isidor-marx.    
Zur Kinderauswanderung aus Frankfurt: http://www.ffmhist.de/ffm33-45/portal01/portal01.php?ziel=t_jm_kinderauswanderung 
Ergänzend: in Gailingen sind drei Kinder von Isidor und Rosa Marx geboren: Hanna (geb. 27. März 1913, verheiratet seit 13. Oktober 1938 in Frankfurt/Main mit Richard Scheuer), Esther (geb. 27. Februar 1915) und Moses (geb. 24. Dezember 1915; Anzeige zur Bar Mizwa in Frankfurt s.u.).    
* als Geburtsdatum und Geburtsort wird vielfach falsch angegeben: 4. Oktober 1889 in Michelstadt. Nach den Michelstädter Geburtsregistern ist dort am 4. Oktober 1889 ein Isidor Marx - aber nicht identisch mit Isidor Marx aus Bödigheim! - geboren als Sohn des Handelsmannes Raphael Marx und der Auguste geb. Emmrich. Dies passt nicht zu den obigen Angaben zu Isidor Marx aus Bödigheim. Dieser am 4. Oktober 1889 in Michelstadt geborene Isidor Marx starb nach geni.com im Juli 1968 in New York. Dies wird im "Aufbau" vom 26. Juli 1968 bestätigt, dort steht auch "formerly Michelstadt" ohne Hinweis auf Frankfurt, sodass dies ein weiterer Hinweis ist, dass der am 4. Oktober 1889 in Michelstadt geborene Isidor Marx nicht der Frankfurter Waisenhausleiter war. Die Eltern des Isidor Marx aus Michelstadt seien nach geni.com Salomon J. Marx und Dina Marx gewesen. Dies sind jedoch die Eltern des aus Bödigheim stammenden Isidor Marx. Nach dem "Aufbau" war die Ehefrau beim Tod von Isidor Marx 1968 Johanna Marx geb. May, was wiederum nicht zu den geni.com-Angaben passt.          
Zu Isidor Marx aus Bödigheim, später Frankfurt am Main - gefunden in jüdischen Periodika: 
     
Von links: 1. Mitteilung in der "Neuen Jüdischen Presse" vom 11. Dezember 1903 mit der Nennung von Isidor Marx aus Bödigheim in der ILBA Würzburg (erhält einen Preis). 2. ein Sederrätsel in "Der Israelit" vom 14. April 1904 mit der Nennung von Isidor Marx - "zur Zeit Bödigheim". 3. Nennung von Lehrer Marx in Randegg in einem Bericht in "Der Israelit" vom 19. Oktober 1911 (links) sowie eine Verlobungsmitteilung von Isidor Marx, Randegg mit Rosa Schwab (rechts). 4. Ergebnis einer Spendensammlung in der "Jüdischen Presse" vom 18. Dezember 1914 mit der Nennung von Lehrer Isidor Marx in Gailingen. 5. Anzeige der Bar Mizwa des Sohnes Moses von Isidor Marx und Frau (Israelitische Waisenanstalt Frankfurt) in "Der Israelit" vom 24. Dezember 1929. 6. "Bayerische Israelitische Gemeindezeitung" vom 15. August 1930: ein Aufruf an die ehemaligen Würzburger, gemeint ILBA, unterzeichnet von Isidor Marx (Frankfurt), 7. Mitteilung im Gemeindeblatt der Israelitischen Gemeinde Frankfurt am Main vom Juli 1937 zur Silbernen Hochzeit am 17. Juni 1937 von Isidor Marx und Rosa geb. Schwab (Frankfurt, Röderbergweg 87). 8. Bericht über "Die Israelitische Waisenanstalt" in Frankfurt im Gemeindeblatt der Israelitischen Gemeinde Frankfurt am Main vom Oktober 1937 mit mehrfacher Nennung des Waisenhausvaters Isidor Marx.  
Rechts:  Traueranzeige im "Aufbau"
vom 6. Dezember 1968  
   Rechts: Grab von Rev. Isidor Marx
in Clifton NJ/USA
https://de.findagrave.com/memorial/204634452/isidor-marx    
     
 
Marx Hermann.jpg (6292 Byte)Hermann Marx (geb. 31. Oktober 1890 in Bödigheim), studierte am Israelitischen Lehrerseminar in Würzburg; war verheiratet mit Selma geb. Bloch (geb. 27. Oktober 1895 in Sulzburg als Tochter von Gustav Bloch und Betty geb. Rosenthal), war 1912 bis 1918 Kantor der jüdischen Gemeinde in Sulzburg, danach (bis um 1924?) Lehrer und Kantor in Emmendingen, anschließend Kantor und Sekretär der jüdischen Gemeinde in Pforzheim. 1938 emigrierte er mit seiner Frau nach Palästina. Die Tochter Trude (geb. 1920) emigrierte 1937 nach Belgien und floh 1940 nach Paris. Nach dem Überfall der Wehrmacht auf Frankreich war sie kurzfristig im Lager Gurs interniert; sie überlebte die NS-Zeit in Südfrankreich und emigrierte 1945 zu den Eltern nach Palästina; die Familie lebte in den 1950er-Jahren in Tel Aviv.  
Quellen:  http://juden-in-sulzburg.de/person/marx-hermann-1  und http://juden-in-sulzburg.de/person/marx-selma 
http://www.pfenz.de/wiki/Hermann_Marx und http://www.inaer.de/ors/index.php/nazi-diktatur.html  (von hier das Foto).  
  
Breisach Familie Eisemann.jpg (11533 Byte)Tochter Klara ("die einzige Tochter an einen Lehrer verheiratet"): ihr Mann war Michael Eisemann: Dieser ist am 4. Juni 1894 in Bad Orb geboren als Sohn von Salomon Eisemann und seiner Frau Gitta geb. Sonn. Er studierte am Israelitischen Lehrerseminar in Würzburg und erhielt seine erste Stelle in Buchen, wo er seine Frau Klara geb. Marx kennen lernte (geb. 13. Juni 1893 in Bödigheim; siehe Verlobungsanzeige von 1920 unten, wonach 1920 Michael Eisemann vermutlich vor Buchen noch Lehrer in Grünsfeld war). Zwei Söhne sind in Buchen geboren: Ludwig (geb. 1920 in Buchen, gest. 1992 in Jerusalem) und Rudolph (Ralph, geb. 1923 in Buchen, gest. 2011 in Englewood Cliffs, Bergen NJ, USA).  1924 wechselte Michael Eisemann nach Breisach, wo er der letzte Kantor und Lehrer der dortigen jüdischen Gemeinde wurde. Hier ist 1925 der Sohn Heinz geboren, der jedoch früh verstorben ist. Michael Eisemann blieb Lehrer in Breisach bis 1938. Er wurde nach dem Novemberpogrom 1938 nach Dachau verschleppt. Er starb auf Grund der Folge von Misshandlungen am 1. Februar 1939 in Freiburg, wo er im dortigen Friedhof beigesetzt wurde. Seine Frau Klara blieb zunächst in Breisach, wo Ralph Eisemann einige Monate als Hilfsvorbeter der Gemeinde wirkte, bis er und sein Bruder Ludwig Deutschland verlassen konnten (Ludwig nach Jerusalem; Rudolph/Ralph zunächst nach Israel, 1947 nach New York). Nach Kriegsbeginn konnte Klara Eisemann zunächst bei ihrem Bruder Isidor Marx (siehe oben) in Frankfurt am Main unterkommen (Leiter des jüdischen Waisenhauses). Schließlich hat sie Deutschland noch rechtzeitig mit Hilfe ihres Schwagers verlassen können (1940 war sie in New York). 
Foto oben: Familie Eisemann in Breisach (Quelle: nachfolgender Beitrag)   
Quellen: http://www.exil-club.de/groups/ueberleben/seiten/5_schicksal/schicksale.htm (Der Schüler Ralph Eisemann aus Breisach).  http://www.online-ofb.de/famreport.php?ofb=bad_orb&ID=I38054&nachname=EISEMANN&modus=&lang=se 
http://bili-project.jimdo.com/stadtarchiv/clara-isidor-marx/  (Carolina Griebel: Die Geschichte von Clara und Isidor Marx). 
http://digitalassets.ushmm.org/photoarchives/detail.aspx?id=1157527  (mit Foto von Michael Eisemann als Kantor in Breisach)  
Helga Koch / Jochen Löber: Jüdisches Leben in Bad Orb. 2009. S. 116-123.  
  
Dettelbach Siegmund Marx.jpg (97331 Byte)Siegmund (Sigmund) Marx (geb. 7. Mai 1895 in Bödigheim), war nach Abschluss seiner Ausbildung im israelitischen Lehrerseminar in Würzburg zunächst Lehrer in Gelnhausen, von 1929 bis 1933 Lehrer und Kantor in Rothenburg ob der Tauber (wohnte im jüdischen Gemeindehaus Herrngasse 21; gründete u.a. eine Arbeitsgemeinschaft für jüdische Geschichte); war verheiratet mit Berta geb. Steinberger aus Dettelbach (Foto links von der Hochzeit am 15. März 1921 in Dettelbach); die beiden Söhne sind in Gelnhausen geboren: Julius 1922, Ernst 1925. Im April 1933 kam Siegmund Marx wegen "Beleidigung der Regierung" in Schutzhaft; er wurde in das Nürnberger Untersuchungsgefängnis verbracht. Nach seiner Freilassung wechselte er im September 1933 als Lehrer nach Speyer, wo er den gesamten Religionsunterricht und die Funktion des Predigers in der Synagoge übernahm. 1936 erhielt er die Autorisation als Rabbiner. Auch in Speyer arbeitete er an Arbeiten zur jüdischen Geschichte u.a. mit Beiträgen zum Synagogenjubiläum in Speyer 1937. Nach dem Novemberpogrom 1938 wurde Siegmund Marx und sein Sohn Ernst für sechs Wochen im KZ Dachau interniert. Nach der Freilassung konnte Julius in die Schweiz emigrieren, Ernst kam über einen Kindertransport nach Frankreich, wobei ihn seine Eltern begleiteten. Siegmund Marx wurde jedoch im Sommer 1940 verhaftet und in das Internierungslager Les Milles verbracht; 1942 kam er nach Drancy, von hier aus im September 1942 nach Auschwitz, wo er ermordet wurde. Seine Frau lebte zunächst versteckt in Limoges. Sie und ihr Sohn Ernst wurden 1942 in das Lager Gurs verbracht. Ernst konnte aus dem Lager fliehen. Seine Mutter überlebte Gurs. 1947 konnte sie mit ihren Söhnen in die USA auswandern. 
http://digitalassets.ushmm.org/photoarchives/detail.aspx?id=1134217 (von hier das Foto)    
http://www.rothenburg-unterm-hakenkreuz.de/die-juedischen-buerger-rothenburgs-eine-uebersicht/  
und ausführlich: http://www.rothenburg-unterm-hakenkreuz.de/sondergericht-4-siegmund-marx-juedischer-lehrer-kam-1933-in-schutzhaft-und-sollte-angeklagt-werden-er-kam-frei-und-ging-nach-speyer/ 
  
Marx Moses Ludwig 010.JPG (94263 Byte)Zusätzlicher Hinweis auf Lehrer Max Ludwig Marx (geb. 2. März 1896 in Bödigheim; nach dem Gedenkblatt in Yad Vashem war er ein Sohn von Louis Marx und Meta geb. Haas), war Lehrer in Mannheim, zuletzt von 1934 bis 1938 an der "Sonderklasse für jüdische Kinder" in der Luisenschule in Mannheim (heute Max Hachenburg-Schule); wurde am 22. Oktober 1940 in das Internierungslager Gurs deportiert, am 17. August 1942 nach Auschwitz, wo er ermordet wurde. Eine Gedenktafel erinnert an der Max-Hachenburg-Schule an ihn. 
Das Foto links ist aus dem Gedenkblatt von Yad Vashem Jerusalem.    
Boedigheim Neumann Rosa.JPG (48775 Byte)Auch die am 19. Juni 1899 in Bödigheim geborene Rosa Neumann geb. Marx war eine Tochter von Louis Marx und Meta geb. Haas. Zu ihr mehr siehe unten bei den Fotos.
  

   
Julius Bravmann wird Verwalter des Bezirksfriedhofes (1935)  

Boedigheim Israelit 07021935.jpg (12417 Byte)Mitteilung in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Februar 1935: "Bödigheim in Baden, 31. Januar (1935). Herr Julius Bravmann wurde zum Verwalter unseres Bezirksfriedhofes ernannt." 

  
  
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Einzelpersonen  
Die Witwe von Josef Strauß verpachtet ihre Wirtschaft und Bäckerei (mit Mazzot-Bäckerei) (1886 / 1891)  

Boedigheim Israelit 29041886.jpg (81729 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. April 1886: "Wirtschaft und Bäckerei zu verpachten. Ich beabsichtige, meine Wirtschaft und Bäckerei nebst gut eingerichteter Mazzoth-Bäckerei mit guter und fester Kundschaft sofort unter sehr günstigen Bedingungen zu verpachten. Da in aller Bälde mit dem Bau der Eisenbahn von Seckach nach Walldürn beginnen wird und das geräumige Anwesen in unmittelbarer Nähe des zu erbauenden Bahnhofs liegt, so wäre einem tüchtigen Geschäftsmanne zu einer guten Existenz Gelegenheit geboren. 
Bödigheim bei Buchen (in Baden), 12. April 1886. Joseph Strauß Witwe."
     
  
Boedigheim Israelit 23031891.jpg (36430 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. März 1891: "Eine gangbare Wirtschaft und Bäckerei nebst eingerichteter Mazzoth-Bäckerei in der Nähe des Bahnhofes ist unter sehr günstigen Bedingungen per 1. Juli laufenden Jahres zu verpachten. 
Bödigheim (Baden), 20. März 1891. Josef Strauß Witwe."

       
Verlobungsanzeige für Klara Marx und Lehrer Michael Eisemann (1920)    

Gruensfeld Israelit 25031920.jpg (26995 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. März 1920: "Klara Marx - Lehrer Michael Eisemann
Verlobte. Bödigheim Baden - Grünsfeld Baden. 
Nissan 5680". 

     
    
Fotos aus jüdischen Familien in Bödigheim    
(Die Fotos stammen - außer der historischen Postkarte rechts unten - aus dem Bildarchiv des ersten Buchener Fotografen Karl Weiß (1876-1956); Quelle: https://nat.museum-digital.de/index.php?t=serie&serges=1246#objects; Erläuterungen zu den Fotos nach den Recherchen von Dr. Axel Burkhardt, Landesstelle für Museumsbetreuung, Stuttgart)     

   E. Haas aus Bödigheim. Möglicherweise handelt es sich um Edwin Haas, geboren am 30. August 1904 in Bödigheim, am 22. Oktober 1940 in das Internierungslager Gurs deportiert und von dort am 14. August 1942 nach Auschwitz verschleppt, wo Edwin Haas am 4. September 1942 ermordet wurde.    
       
 Siegfried Haas (geb. 12. September 1914 in Bödigheim, gest. 8. Dezember 2001 in New York, begraben auf dem Calverton National Cemetery, Suffolk County, New York). Sohn von Ferdinand Haas (geb. 1. Mai 1871 in Bödigheim, gest. 30. November 1940 in Gurs) und Klara Haas. Seine älteren Geschwister Edwin Haas (vgl. oben) und Stefanie Haas (1899-1945) sind in Auschwitz umgekommen.  
       
  Salomon Salm (geb. 17. Juli 1867 in Bödigheim, gest. 23. Oktober 1948 in Queens/New York) mit seiner Ehefrau Auguste Ida (genannt Gida) geb. Haas (geb. 17. Juni 1870, gest. 14. April 1941 in Kings/New York). Salm war Besitzer eines Krämerladens in der Hindenburgstraße 6. Zeitweise war er auch Vorsitzender der jüdischen Gemeinde Bödigheim. Das Ehepaar hatte vier Kinder: die Zwillinge Simon (geb. 26. März 1893 in Bödigheim, gest. 10. April 1955) und Edmund (geb. 26. März 1993, gest. 10. August 1918 an den Folgen einer Kriegsverletzung) sowie die beiden Mädchen Selma (geb. 12. Mai 1896 in Bödigheim, verh. Kiesler) und Klara (geb. 17. Juni 1897 in Bödigheim). Die Eheleute Salm ist mit den beiden Mädchen im August 1939 in die USA emigriert, wo sie in New York bei dem bereits früher ausgewanderten Sohn Simon unterkamen.  
Oben: Schüler Samuel Feierabend in Bödigheim
       
 Links und rechts: Rosa (Rosl) Marx (geb. 19. Juni 1899 in Bödigheim als Tochter von Louis Marx [1869-1931, siehe unten] und Meta geb. Haas), verheiratet seit dem 28. Dezember 1931 in Bödigheim mit Max Neumann (geb. 21. April 1901 in Bad Ems). Am 29. Januar 1934 wurde der Sohn Ludwig in Bödigheim geboren. Nach dem Tod des Schwiegervaters führte Max Neumann bis Ende 1938 dessen Gemischtwarenladen in Bödigheim fort. Die Schwiegermutter Meta Haas konnte offenbar 1936 in die USA emigrieren. Das Ehepaar Neumann wurde am 20. Oktober 1940 zusammen mit ihrem Sohn Ludwig nach Gurs in Südfrankreich deportiert. Rosa und Max Neumann wurden im Sommer 1942 nach Auschwitz verschleppt, wo beide ermordet worden sind. Auch Rosas Bruder Max Ludwig Marx (geb. 2. März 1896 in Bödigheim, Lehrer in Mannheim, siehe oben) wurde 1942 in Auschwitz ermordet. Der Sohn Ludwig lebte von 1942 bis 1944 bei einer französischen Familie, zeitweise auch in einem Kinderheim. 1946 konnte er von Frankreich in die USA zu Verwandten reisen. Nach High School-Abschluss (1952) und Militärdienst (1952-1960) absolvierte Ludwig (Louis) ab 1957 ein Ingenieursstudium am Queens College in New York. 1961 hat er seinen Geburtsort Bödigheim besucht (Daten nach den Erhebungsbogen der "Dokumentationsstelle zur Erforschung der Schicksale der jüdischen Bürger Baden-Württembergs während der nationalsozialistischen Verfolgungszeit 1933-1945" im Hauptstaatsarchiv Stuttgart).
Foto rechts: Der Sohn Ludwig (Louis) Neumann hat 1977 für seine Mutter ein Gedenkblatt bei Yad Vashem eingereicht, auf dem ein Abzug dieser Aufnahme geklebt ist (https://yvng.yadvashem.org/nameDetails.html?language=de&itemId=595502&ind=3). Ludwig (Louis) Neumann lebt (2020) 86-jährig in den USA (Scarborough, ME)
Links: Louis (Eliser) Marx (geb. 5. September 1869, verheiratet mit Meta geb. Haas; gest. 22. Mai 1931) aus Bödigheim, der Vater des oben genannten Lehrers Max Ludwig Marx (geb. 1896) und der Rosa (Rosl) Marx (geb. 1899).
   
Rechts: Historische Ansichtskarte von Bödigheim und einer Ansicht der "Handlung von Luis Marx"; vor der Handlung stehen Rosa Neumann geb. Marx (siehe oben) und ihr Vater Louis Marx. Die Aufnahme dürfte von 1931 sein. Nicht bekannt ist, wer das Kind zwischen den beiden ist.
(Karte erhalten aus der Sammlung der Familie Marx von Brandi Albahary). 

    
     
     
Zur Geschichte des Betsaales / der Synagoge             
     
Das jüdische Wohngebiet konzentrierte sich vor allem auf die ehemalige "Judengasse" (heute Hindenburgstraße, Teilstück ab der Kreuzgasse). 
  
Über Einrichtungen bis Anfang des 19. Jahrhundert ist nichts bekannt. Die Gemeinde verfügte vermutlich über eine Synagoge oder zumindest einen Betsaal

Um 1820 begannen Überlegungen zum Bau einer neuen Synagoge, verbunden mit einer jüdischen Schule und einem beheizbaren rituellen Bad. Die behördliche Genehmigung zum Bau wurde im Herbst 1823 erteilt. Dennoch verging nochmals einige Zeit, bis man mit dem Bau beginnen konnte. Die Pläne wurden von einem "Werkmeister Huber" ausgeführt. 1828 wurde der Grundstein zu der neuen Synagoge gelegt. Dieser Grundstein ist bis heute mit folgender Inschrift erhalten: "Diese Sinagog wurde Erbaut unter der Regierung der Durchlaucht Grosherzog Ludwig von Baden dem Israelitischen Vorsteher Ms. Behr durch Werckmeister Huber 1828", Mit dem Großherzog ist Ludwig I. Wilhelm August von Baden gemeint, der von 1818 bis 1830 regierte. Da auch in Bödigheim die finanziellen Mittel der jüdischen Gemeinde zum Bau nicht ausreichten, bat man bei den Behörden um die Genehmigung einer Kollekte bei den jüdischen Gemeinden des Landes. Sie wurde Ende Oktober 1829 bewilligt und in den folgenden Monaten durchgeführt. Ob die Synagoge noch 1829 oder erst 1830 eingeweiht wurde, ist nicht bekannt (Standort in der heutigen Hindenburgstraße 14). Im Synagogengebäude war auch ein Unterrichtsraum für die Kinder und die Lehrerwohnung untergebracht. 
  
Im Laufe des Sommers 1911 wurde die Synagoge gründlich renoviert und zählte danach "zu den schönsten Gotteshäusern des Mosbacher Rabbinatsbezirks" (siehe unten: Artikel aus der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26.10.1911). Bis dahin waren noch die traditionellen Ständer in der Synagoge vorhanden, die nun durch Bänke ersetzt wurden. Zu den hohen Feiertagen im Herbst 1911 konnten wieder Gottesdienste in der Synagoge stattfinden. Wenig später wurde die Synagoge offenbar auch mit elektrischem Licht ausgestattet. Für die Finanzierung der Umbauten hatte sich vor allem Lehrer Fleischmann verdient gemacht.  

Boedigheim Israelit 26101911.jpg (49380 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Oktober 1911: "Bödigheim, 16. Oktober (1911). Im Laufe des Sommers wurde unsere Synagoge einer gründlichen Renovierung unterzogen und zählt jetzt zu den schönsten Gotteshäusern des Mosbacher Rabbinatsbezirks. Seither hatten wir noch die alte Einrichtung mit den alten, einzelnen Ständen, die jetzt durch schön moderne Bänke ersetzt sind. Zu den ehrfurchtgebietenden Tagen konnten wir wieder Gottesdienst in der Synagoge abhalten, welcher während der Arbeiten im Schulsaale stattfand. In nächster Zeit bekommen wir auch elektrisches Licht, dann wir unsere Synagoge auch mit solchem versehen. Die sehr bedeutenden Renovierungskosten wurden durch Liebesgaben aufgebracht. Um das Zusammenkommen der Gelder hat sich ganz besonders unser Lehrer, Herr Fleischmann, verdient gemacht, und sei ihm und allen, die sich an dem schönen Werke beteiligt haben, auch an dieser Stelle öffentlich Dank ausgesprochen." 

Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge demoliert. Ein Gendarm aus Waldhausen schlug die Fenster und die Betpulte zusammen. Die Torarollen waren zu dieser Zeit bereits dem Oberrat der Israeliten in Karlsruhe übergeben worden, da die Gemeinde in Auflösung begriffen war. Bis 1945 stand das Gebäude leer. Nach gewerblicher Nutzung des Synagogenraums und zur Unterbringung von Flüchtlingsfamilien 1946 bis 1950 wurde das ganze Gebäude 1951 zu einem bis heute bestehenden Wohnhaus umgebaut. Durch den Umbau wurde die ehemalige Synagoge völlig unkenntlich gemacht. Erhalten blieb der beschriftete Grundstein am Gebäude.  
    
    
    
Fotos 
Historische Fotos:  

Historische Fotos sind nicht bekannt, eventuelle Hinweise bitte an
den Webmaster, E-Mail-Adresse siehe Eingangsseite 

   
Fotos nach 1945/Gegenwart (1985 bis 2013):  

Fotos um 1985:
(Fotos: Hahn)  
Boedigheim Synagoge 007.jpg (81899 Byte) Boedigheim Synagoge 006.jpg (97929 Byte)
     Die ehemalige Synagoge - umgebaut 
zu einem Wohnhaus  
Grundstein der Synagoge von 1828 
mit Inschrift (s.u.)*   
        
    Boedigheim Synagoge 008.jpg (98148 Byte) Boedigheim Synagoge 005.jpg (56435 Byte)
       Südansicht des Synagogengebäudes   Eingang  
            

 Fotos 2003/05:
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 19.3.2005, mit * vom 5.9.2003)  

    
Boedigheim Synagoge 233.jpg (40696 Byte) Boedigheim Synagoge 231.jpg (38142 Byte) Boedigheim Synagoge 235.jpg (45209 Byte)
Blick in die Hindenburgstraße, frühere "Judengasse" (Synagoge im Hintergrund links) Die ehemalige Synagoge  
 
      
Boedigheim Synagoge 232.jpg (60175 Byte) Boedigheim Synagoge 153.jpg (45280 Byte) Boedigheim Synagoge 234.jpg (44319 Byte)
Grundstein der Synagoge von 1828 
mit Inschrift (s.u.)* 
Eingang mit Ritze 
für die Mesusa*
Eingang zur ehemaligen Synagoge; 
über dem Eingang war vermutlich 
eine Inschrift vorhanden
     
        
    Boedigheim Synagoge 236.jpg (58444 Byte)    
    Südansicht des Synagogengebäudes    
     
Fotos 2013 
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 20.10.2013)   
    
Boedigheim Synagoge 13010.jpg (114406 Byte) Boedigheim Synagoge 13013.jpg (133408 Byte) Boedigheim Synagoge 13012.jpg (407503 Byte)
Das Gebäude der ehemaligen Synagoge    Grundstein der Synagoge von 1828*  
   

Gefallenendenkmal am christlichen Friedhof 
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 20.10.2013)  

  
Boedigheim Friedhof 3456.jpg (133460 Byte) Boedigheim Friedhof 3458.jpg (106234 Byte) Boedigheim Friedhof 3457.jpg (129523 Byte)
Das Gefallenendenkmal der bürgerlichen Gemeinde Bödigheim am christlichen Friedhof mit den Namen der im Ersten Weltkrieg gefallenen 
jüdischen Gemeindegliedern Edmund Salm und Ferdinand Haas  

*Inschrift auf dem Synagogen-Grundstein: "Diese Sinagog wurde Erbaut unter der Regierung der Durchlaucht Grosherzog Ludwig von Baden dem Israelitischen Vorsteher Ms. Behr durch Werckmeister Huber 1828".   
   
    

Links und Literatur 

Links: 

bulletWebsite der Stadt Buchen  
bulletZur Seite über den jüdischen Friedhof in Bödigheim (interner Link)  

Quellen:  

Hinweis auf online einsehbare Familienregister der jüdischen Gemeinde Bödigheim 
In der Website des Landesarchivs Baden-Württemberg (Hauptstaatsarchiv Stuttgart bzw. Staatsarchiv) sind die Personenstandsregister jüdischer Gemeinden in Württemberg, Baden und Hohenzollern einsehbar: https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/struktur.php?bestand=5632     
Zu Bödigheim sind vorhanden:    
J 386 Bü. 84  Bödigheim Sterbefälle 1899 - 1939  http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-440599   
J 386 Bü. 85  Bödigheim Sterbefälle 1861 - 1898  http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-440600              

Literatur:

bulletFranz Hundsnurscher/Gerhard Taddey: Die jüdischen Gemeinden in Baden. 1968. S. 47-49.
bulletGermania Judaica II,1 S. 90-91.
bulletKarl Schimpf: Bödigheim, in: 700 Jahre Buchen. 1980. S. 343ff.
bulletM. Walter: Die Volkskunst im badischen Frankenland, in: Heimatblätter, Vom Bodensee zum Main 33 (1926) S. 85.
bulletJoseph Walk (Hrsg.): Württemberg - Hohenzollern - Baden. Reihe: Pinkas Hakehillot. Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust (hebräisch). Yad Vashem Jerusalem 1986. S. 259-261.  
bulletsynagogenbuch-1.jpg (32869 Byte)Joachim Hahn / Jürgen Krüger: "Hier ist nichts anderes als Gottes Haus...". Synagogen in Baden-Württemberg. Band 1: Geschichte und Architektur. Band 2: Orte und Einrichtungen. Hg. von Rüdiger Schmidt, Badische Landesbibliothek, Karlsruhe und Meier Schwarz, Synagogue Memorial, Jerusalem. Stuttgart 2007.    
bullet Rudolf Landauer, Reinhart Lochmann: Spuren jüdischen Lebens im Neckar-Odenwald-Kreis. Herausgegeben vom Landratsamt NOK, 2008, ISBN: 978-3-00-025363-8. 200 S., 284 Fotos, 19,90 Euro.  

       
      


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Boedigheim  Baden. The Jewish settlement began in 1345 and continued to grow thanks to the favorable attitude of the nobility to Jewish refugees from Wuerzburg. In the early 18th century, the Jews lived in a separate quarter and enjoyed extensive trade rights. A synagogue was erected in 1818 and the local cemetery served more than 30 communities for hundreds of years. The 1848 revolution was accompanied by anti-Jewish violence. Jews maintained a stable population of around 90 through the 19th century (10 % of the total) but dropped to 14 in 1933. Eight left by 1939 and six were deported to the Gurs concentration camp in 1940.
        
         

                   
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Stand: 30. Juni 2020