Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Übersicht:

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bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde 
Die jüdischen Ehrenbürger Sandhausens  
Ab 1907: "Die Straussische Milchküche Sandhausen" 
Kennkarten aus der NS-Zeit    
bulletZur Geschichte der Synagoge   
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bulletLinks und Literatur   

     

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)      
    
In dem bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts zur Kurpfalz gehörenden Sandhausen bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhundert zurück. Erstmals wird 1743 ein Jude namens Lazarus genannt. 1765 lebten vier jüdische Familien in Sandhausen, 1802 drei. 
  
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1825 34 jüdische Einwohner (3,3 % von insgesamt 1.034 Einwohnern), 1875 100 (3,9 % von 2.583), Höchstzahl um 1871 mit 104 Personen. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts verzogen mehrere Familien vor allem nach Heidelberg, sodass 1891 noch 91, 1894 noch 59 (in 15 Familien), 1900 noch 42 (1,3 % von 3.184), 1901 39 (in 14 Haushaltungen), 1910 30 jüdische Einwohner (0,8 % von 3.838) gezählt wurden. 
  
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine Religionsschule und ein rituelles Bad (bis Mitte des 19. Jahrhunderts; das Badhäuschen stand auf einer tief- und abseitsgelegenen Wiese; der genaue Standort lässt sich nicht mehr ausmachen - es war bereits 1870 in baulich schlechtem Zustand). Die Schule war seit 1845 im Gebäude der ersten Synagoge in der Bahnhofstraße (siehe unten). Vermutlich blieb auch nach der Einrichtung der neuen Synagoge das Schulzimmer im alten Synagogengebäude, da dieses zum Wohnhaus des Lehrers/Vorsängers umgebaut wurde. Die Toten der Gemeinde wurden im jüdischen Friedhof in Wiesloch beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Religionslehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war (siehe Ausschreibungen der Stelle unten). Erstmals wird 1823 ein Religionslehrer der jüdischen Kinder genannt. Weiter werden an Lehrern genannt: um 1870 Adolf Weil, um 1889 J. Jakobsohn, seit 1893 bis zu seinem Tod 1929 Bernhard Wunsch. 1901 waren noch vier Kinder an der Religionsschule zu unterrichten.
 
Von den Gemeindevorstehern werden genannt: um 1894 S. Marx, L. Wahl und J. Marx, um 1901 S. Marx, M. Wahl und J. Marx.
 
1827 wurde die Gemeinde dem Rabbinatsbezirk Heidelberg zugeteilt. 
 
An jüdischen Vereinen bestanden: ein Israelitischer Wohltätigkeitsverein (Chewra Kadischa; um 1894 unter Leitung von S. Marx) und ein Israelitischer Frauen-Verein (um 1894 unter Leitung der Frau von S. Marx).
   
Die jüdischen Familien verdienten ihr Einkommen bis um 1850 vor allem als Vieh- und Landesproduktenhändler. Als Wein-, Hopfen- und Tabakhändler sowie als Inhaber oder Teilhaber von Zigarrenfabriken hatten sie in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts an der wirtschaftlichen Entwicklung des Ortes maßgebenden Anteil. 
  
1933 gab es an Handels- und Gewerbebetrieben im Besitz jüdischer Familien / Personen: Viehhandlung Max Freund I (Hauptstraße 119), Wein-, Hopfen- und Tabakhandlung Kaufmann Freund (Hauptstraße 141), Viehhandlung Max Freund II und Textilvertretung Heinrich Freund (Bahnhofstraße 2, abgebrochen), Gasthaus "Pfälzer Hof", Inh. Fam. Marx (Hauptstraße 96), Zigarrenfabrik Fam. Marx (Schulstraße 15, Vereinshaus), Zigarrenfabrik Gebr. Mayer (Hauptstraße 92, abgebrochen), Viehhandlung Julius Wahl (Hauptstraße 108, abgebrochen).  
   
1933 lebten noch 18 jüdische Personen in Sandhausen (0,3 % von 4.831 Einwohnern). In den folgenden Jahren ist ein Teil der jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Beim Novemberpogrom 1938 kam es zu gewaltsamen Ausschreitungen gegen die nur noch wenigen jüdischen Familien am Ort durch SA-Männer aus Heidelberg. Die jüdischen Wohnungen wurden demoliert, drei jüdische Männer in das KZ Dachau eingeliefert. Die letzten sieben jüdischen Einwohner wurden am 22. Oktober 1940 in das KZ Gurs in Südfrankreich deportiert.     
    
Von den in Sandhausen geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Emma Freund geb. Geismar (1868), Kaufmann Freund (1865), Bertha Hecht geb. Marx (1867), Berta Kahnheimer geb. Marob (1890), Friederike Kaufmann geb. Marx (1877), Emilie Löwenstein geb. Heumann (1882), Ida Marx (1888), Isaac Marx (1867), Moritz Marx (1865), Sara Marx (1875), Herta Wahl geb. Gümbel (1902), Julius Wahl (1880), Ludwig Wahl (1907), Mina Wahl geb. Lorsch (1873), Hilda Wunsch (1884), Jettchen Wunsch geb. Schiff (1858), Max Wunsch (1900).  
       
      
       
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
       
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer     
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers und Vorbeters (1844 / 1846 / 1853)     
  

Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den See-Kreis" vom 23. März 1844 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen): "Heidelberg. [Dienstantrag.]. Bei der israelitischen Gemeinde zu Sandhausen ist die Lehrstelle für den Religionsunterricht der Jugend, mit welcher ein Gehalt von 50 fl., nebst freier Kost und Wohnung, sowie der Vorsängerdienst samt den davon abhängigen Gefällen verbunden ist, erledigt, und durch Übereinkunft mit der Gemeinde unter höherer Genehmigung zu besetzen.  
Die rezipierten israelitischen Schulkandidaten werden daher aufgefordert, unter Vorlage ihrer Rezeptionsurkunde und der Zeugnisse über ihren sittlichen und religiösen Lebenswandel, binnen sechs Wochen sich anher zu melden.  
Auch wird bemerkt, dass im Falle sich weder Schul- noch Rabbinatskandidaten melden, andere inländische Subjekte, nach erstandener Prüfung bei dem Rabbiner, zur Bewerbung zugelassen werden. 
Heidelberg, den 14. März 1844. 
Die Großherzogliche Bezirkssynagoge."   
 
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den See-Kreis" vom 7. Januar 1846 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen): "Vakante Schulstellen.
[Bekanntmachung.]. Bei der israelitischen Gemeinde zu Sandhausen ist die Lehrstelle für den Religionsunterricht der Jugend, mit welcher ein Gehalt von 50 fl., nebst freier Kost und Wohnung, sowie der Vorsängerdienst samt den davon abhängigen Gefällen verbunden ist, erledigt, und durch Übereinkunft mit der Gemeinde unter höherer Genehmigung zu besetzen.  
Die rezipierten israelitischen Schulkandidaten werden daher aufgefordert, unter Vorlage ihrer Rezeptionsurkunde und der Zeugnisse über ihren sittlichen und religiösen Lebenswandel, binnen 6 Wochen sich bei der Bezirkssynagoge Heidelberg zu melden.  
Auch wird bemerkt, dass im Falle sich weder Schul- noch Rabbinatskandidaten melden, andere inländische Subjekte, nach erstandener Prüfung bei dem Rabbiner, zur Bewerbung zugelassen werden."     
 
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den See-Kreis" vom 30. März 1853 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen): "Bei der israelitischen Gemeinde Sandhausen ist die Stelle eines Religionslehrers und Vorbeters mit einem Gehalt von 50 fl., 48 kr. Schulgeld für jedes die Religionsschule besuchende Kind und den übrigen Akzidenzien erledigt. 
Die berechtigten Bewerber haben sich unter Vorlage ihrer Aufnahmeurkunden und der Zeugnisse übersittlichen und religiösen Lebenswandel mitteilst des betreffenden Bezirksrabbinats an die Bezirkssynagoge Heidelberg binnen sechs Wochen zu wenden. 
Wenn sich keine rezipierten Schulkandidaten melden, können auch andere befähigte Personen, nach erstandener Prüfung bei dem Bezirksrabbiner, zur Konkurrenz zugelassen werden."     

 
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1884 / 1889 / 1890 / 1893  
   
Sandhausen Israelit 24071884.jpg (53648 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Juli 1884: "Auskündigung einer Religionsschulstelle
(Nr. 463). Die israelitische Religionsschul- und Vorsängerstelle in Sandhausen bei Heidelberg, mit welcher ein fester Gehalt von 750 Mark, freie Wohnung und ansehnliche Gefälle verbunden sind, ist auf 1. September laufenden Jahres, womöglich mit einem Bewerber ledigen Standes, zu besetzen. Mit Zeugnissen belegte Meldungen sind binnen 14 Tagen einzureichen bei der 
Bezirks-Synagoge Heidelberg
."   
  
Sandhausen Israelit 29041889.jpg (54090 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. April 1889: "Auskündigung einer Religionsschulstelle. Die israelitische Religionsschul-, Vorsänger- und Schächterstelle in Sandhausen bei Heidelberg, mit welcher ein fester Gehalt von 650 Mark, freie Wohnung und ansehnliche Gefälle verbunden sind, ist alsbald neu zu besetzen. Berechtigte Bewerber - Schulkandidaten - wollen ihre mit Zeugnisabschriften belegten Meldungen baldigst gelangen lassen an die  
Bezirks-Synagoge Heidelberg. Heidelberg, 25. April 1889."  
  
Sandhausen Israelit 30101890.jpg (52675 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Oktober 1890: "Alsbald zu besetzen ist die mit dem Vorsänger- und Schächterdienst verbundene israelitische Religionsschulstelle Sandhausen bei Heidelberg durch einen geprüften Schulkandidaten. Gehalt 6509 Mark bei freier Wohnung für einen ledigen, oder Beitrag zur Wohnungsmiete für einen verheirateten Bewerber; Gefälle etwa 300 Mark. Mit Zeugnisabschriften versehene Meldungen sind zu richtigen an den Synagogen-Rat in Sandhausen."   
 
Sandhausen Israelit 15061893.jpg (59136 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Juni 1893: "Auskündigung einer Religionsschulstelle. Die israelitische Religionsschul-, Vorsänger- und Schächterstelle Sandhausen bei Heidelberg, mit welcher ein fester Gehalt von 650 Mark Schulgeld, freie Wohnung für einen ledigen Lehrer, und ansehnliche Gefälle verbunden sind, ist mit September laufenden Jahres neu zu besetzen.   
Schulkandidaten belieben ihre mit Zeugnisabschriften versehenen Meldungen baldigst an den Synagogenrat in Sandhausen zu richten.  

   
Zum Tod von Oberlehrer Adolf Weil in Eichstetten (1929; war um 1870 Lehrer in Sandhausen)       

Artikel in "Israelitisches Familienblatt" vom 28. März 1929: "Freiburg im Breisgau (Oberlehrer Adolf Weil). Am vergangenen Freitag wurde ein verdienter Veteranen des Lehrerstandes, Oberlehrer Adolf Weil, wenige Tage vor seinem 82. Geburtstage zu Grabe getragen. 36 Jahre wirkte der Heimgegangene als Hauptlehrer an der Simultanschule in Eichstetten, wo ihm schon vor einer Reihe von Jahren von der Oberschulbehörde das Amt des Oberlehrers und Schulleiters übertragen worden war. Früher war er an der Volksschule in Reilingen, Sandhausen und Michelfeld tätig. Ein kenntnisreicher, vielseitig gebildeter Mann von vorbildlicher Pflichttreue und hervorragende Eignung für sein verantwortungsvolles Lehrer- und Erzieheramt, hat mit ihm das Zeitliche gesegnet. Seine segensreiche Wirksamkeit ist von der Regierung durch die Verleihung des Verdienstkreuzes vom Zähringer Löwen anerkannt worden. Die zahlreiche Beteiligung an seiner Bestattung, bei der der Synagogenrat und die Ortsbehörde von Eichstetten und zahlreiche seiner Kollegen von Stadt und Land zugegen waren, sowie die Nachrufe am Grabe - es sprach Religionslehrer Strauß für die Bezirkskonferenz und den Natalie Eppstein-Verein, Oberlehrer Gänshirt für die Schulbehörde in Eichstetten, Herr Heinrich Mayer - Freiburg für den Reichsbund jüdischer Frontsoldaten - legten Zeugnis ab von der allgemeinen Wertschätzung, der er sich erfreuen durfte. Der Landwehr- und Reservistenverein, dem der Verstorbene als Schriftführer angehörte, legte einen Kranz nieder. Der Oberrat der Israeliten, die Bezirkssynagoge und der Synagogenrat Eichstetten ließen durch den Mund des Herrn Bezirksrabbiners dem verdienstvollen Religionslehrer Dank und Anerkennung aussprechen. Herr Bezirksrabbiner Dr. Zimels zeichnete in seinem warm empfundenen Nachruf die Lehrertugenden, welche den Entschlafenen in hohem Maße auszeichneten. Auch im Ruhestand hat der bis zuletzt körperlich und geistig ungewöhnlich rüstige Mann in Freiburg, dass er sich zu seinem alten Sitze ausersehen hatte, seine Unterrichtstätigkeit fortgesetzt wie er sich auch auf sonstigen Gebieten: im jüdischen Jugendbund, für den Naphtali Epstein-Verein und den Landeswaisenverein mit Eifer und Erfolg betätigte."     

  
Über den Lehrer Bernhard Wunsch und seine Familie 
Anmerkung: die Angaben zur Familie sind vor allem aus dem Beitrag von Rolf W. Maier: Sandhäuser Geschichte: Max Wunsch - Sandhausen - Niederlande - Auschwitz. September 2017. Veröffentlicht in der Internet-Zeitung Leimen-Nußloch-Sandhausen  (Link zum Artikel; eingestellt als pdf-Datei). Genealogische Angaben zur Familie siehe Einstieg über https://www.geni.com/people/Bernhard-Wunsch/6000000027631672234.  

Bernhard Wunsch (geb. 1. Januar 1855 in Mils beziehungsweise in Wiess/Böhmen): war von 1881 bis 1884 Lehrer in Schifferstadt, von 1884 bis 1893 in Assenheim, seit 1893/94 in Sandhausen. Hier betrieb er auch ein Versicherungsbüro und eine Bücherausleihe. Dazu verkaufte er Tabakwaren. Er wohnte mit seiner Familie in der Bahnhofstraße 2 in Sandhausen. Bernhard Wunsch starb am 21. Juni 1929 in Sandhausen und wurde im jüdischen Friedhof in Wiesloch beigesetzt. Er war verheiratet mit Jettchen geb. Schiff (geb. 1. Dezember 1858 in Groß-Karben als Tochter von Salomon Schiff und Mahla geb. Strauß). Jettchen Wunsch lebte nach dem Tod ihres Mannes bei der Tochter Bianka in Rheydt/Mönchengladbach und ist nach der Deportation 1942 im Ghetto Theresienstadt umgekommen.
 
Bernhard und Jettchen Wunsch hatten vier Kinder:
- Hermine (geb. 20. Dezember 1883 in Schifferstadt): wanderte 1922 in die USA aus (nannte sich mit Vornamen Hermi), blieb unverheiratet; war als Näherin/Schneiderin tätig; lebte zuletzt in Greenwich, Fairfield, Connecticut; verstarb am 3. März 1969 in Norwalk, Fairfield, Connecticut USA.
- Hilda (geb. 4. Juni 1885 in Assenheim): war als Krankenschwester tätig, blieb unverheiratet, lebte in Mannheim, Berlin und Beuthen/Oberschlesien. Umgekommen nach Deportation 1943 im Ghetto Theresienstadt.
- Bianka (geb. 2. Mai 1886 in Assenheim): war seit dem 16. April 1912 verheiratet in Sandhausen mit Kaufmann Höchster aus Lauterbach; lebte mit ihm in Lauterbach, zuletzt in Rheydt, heute Mönchengladbach; hatten zwei Kinder Zipporah/Zilli (geb. 1913 in Lauterbach, verh. mit Arthur/Arturo Sieger aus Mönchengladbach; sie starb etwa 1945 in Kolumbien, er ebd. 1988) und Manfred Richard (geb. 1922 in Lauterbach). Ihr Mann stammte aus Lauterbach (geb. 12. Mai 1887) und war in Frankfurt als Metallhändler tätig. Bianka starb am 3. August 1940 in Mönchengladbach (Suizid?), ihr Mann am 24. September 1940 ebd. (Suizid?). 
- Max (geb. 8. Februar 1900 in Sandhausen): heiratete am 16. Mai 1922 in Niederlahnstein Emmy gen. Jenny geb. Levi (geb. 18. Mai 1903 in Niederlahnstein als Tochter von Siegmund Levi und der Laura geb. Markus). Max Wunsch lebte mit seiner Frau und der 1922 geborenen Tochter Ilse bis 1933 in Nieder-Lahnstein und emigrierte noch 1933 nach Enschede in die Niederlande. 1935 verzog die Familie nach Deventer. Ab 1941 Aufenthalt in einer Klinik in Apeldoorn, von dort im Januar 1943 nach Auschwitz deportiert und ermordet.  
Emmy Wunsch überlebte in den Niederlanden die NS-Zeit und starb 1988 in Gravenhagn/NL.  
Für Max Wunsch und seine Schwager (Brüder seiner Frau) Paul und Hans Levi wurden 2013 vor dem Gebäude Johannesstraße 5 in Lahnstein "Stolpersteine" verlegt. Bericht zur Verlegung http://www.kolping-lahnstein.de/w/?p=145. Wikipedia-Artikel https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Lahnstein. Der Name von Max Wunsch steht auch auf einem Denkmal zur Erinnerung an die aus Appeldoorn deportierten jüdischen Personen (im Prinsenpark)  

Lehrer Bernhard Wunsch wird mit dem Badischen Kriegshilfekreuz ausgezeichnet (1917)   
Mitteilung in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 11. Mai 1917: "Herr Lehrer Wunsch in Sandhausen bei Heidelberg, der das dortige Vereinslazarett von der Gründung bis zur Auflösung verwaltet hat, wurde mit dem Badischen Kriegshilfekreuz ausgezeichnet."  
     
Zum Tod von Lehrer Bernhard Wunsch (1929)   
Artikel in der "Jüdisch-liberalen Zeitung" vom Juli 1929: "Heidelberg (Todesfall). Die kleine jüdische Gemeinde im benachbarten Sandhausen beklagt den Heimgang ihres betagten Lehrers B. Wunsch, der 36 Jahre seiner ein halbes Jahrhundert umfassenden Amtstätigkeit in der Gemeinde verbrachte. Der Verstorbene erfreute sich bei der gesamten Ortsbevölkerung dank seines freundlichen Wesens hoher Wertschätzung. Bezirksrabbiner Dr. Pinkuß und Lehrer Hahn aus Walldorf widmeten dem Heimgegangenen tief empfundene Gedenkworte."  
     
Wiesloch Friedhof 770 Sandhausen.jpg (184146 Byte)     
Grabstein für Lehrer Bernhard Wunsch (1855-1929) 
aus Sandhausen im jüdischen Friedhof Wiesloch
 Gedenkblatt Yad Vashem für
Jettchen Wunsch geb. Schiff (1858-1942)
 "Todesfallanzeigen" für Hilda Wunsch und ihre
Mutter Jettchen Wunsch (Ghetto Theresienstadt)

   
   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde  
Zum Tod von Heinrich Wahl von Sandhausen (1877)    

Sandhausen Israelit 03101877.jpg (174036 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Oktober 1877: "Wiesloch, 20. September (1877). Am Tag nach Jom Kippur ereignete sich in dem eine Stunde von hier entfernten Dorf Mühlhausen ein sehr bedauernswerter Fall. Der allgemein geachtete und beliebte Bürger Heinrich Wahl von Sandhausen, Amts Heidelberg, ging Morgens 6 Uhr wohl und munter von seiner Familie nach Mühlhausen, um Hopfen einzukaufen, kam auf einen Speicher, der in Verbindung mit der Scheune steht, um Muster zu sehen; kaum dort, tat er einen Fehltritt und stürzte 25 Fuß hoch so unglücklich herunter, dass er sofort bewusstlos weggetragen werden musste und trotz aller ärztlichen Hilfe, nachts 12 Uhr, seinen Leiden erlag. 
Heute nun bewegte sich ein unübersehbarer Leichenzug durch hiesige Stadt um die irdischen Überreste des Verewigten auf den hiesigen Friedhof (Wiesloch) zu verbringen. Von Nah und Fern kamen Leute herbei, besonders viele Christen, darunter der ganze Gemeinderat von Sandhausen, um dem Verblichenen die letzte Ehre zu erweisen. Eine große Beteiligung an der Beisetzung fand schon in Mühlhausen statt, und ist hier das Zeugnis für den Verstorbenen abgelegt worden, mit welcher Anhänglichkeit die Bauern an dem Verstorbenen hingen, wegen seines aufrichtigen Handelns. Herr Hauptlehrer Weil aus Michelfeld gedachte in schönen Worten des Unglücklichen.  
Der zur Beisetzung hierher berufene Bezirksrabbiner Dr. Sondheimer aus Heidelberg sprach am Grabe über die Worte Jeremia 14, Vers 17. Er war sichtlich gerührt und entwarf in sehr ergreifenden Worten ein kurzes Lebensbild des Verstorbenen und seines Wirkens, sodass kein Auge tränenleer blieb.   
Der Unglückliche erreichte ein Alter von 44 Jahren, war Synagogenratsvorstand, auch war er aushilfsweise an den ehrfurchtgebietenden Tagen schon seit mehreren Jahren ehrenamtlicher Vorbeter. Er hinterlässt eine tief trauernde Witwe mit 6 noch kleinen, unmündigen Kindern. 
Möge der Allgütige, der da ist der Vater der Waisen und der Witwen der schwer heimgesuchten Gattin und den lieben Kleinen seinen himmlischen Trost senden, damit sie den Willen Gottes hoch achten und das Andenken des Verblichenen ehren. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens.  Ackermann, Lehrer."      

     
     
Die jüdischen Ehrenbürger Sandhausens: Lehmann Mayer, Max Mayer und Alexander Kann  
Unter den acht Ehrenbürgern Sandhausen sind drei jüdische Personen (vgl. http://www.sandhausen.de/index.php?id=15): 

bullet die Zigarrenfabrikanten Rudolph Lehmann Mayer und sein Bruder Max Mayer (Ehrenbürger seit Januar 1863; nachstehende Angaben auf Grund der Auskünfte des Stadtarchives Mannheim über Wilfried Hager vom 26.9.2016) sowie später als Sohn von Max: Emil Mayer:
Rudolph Lehmann Mayer (geb. 26. September 1809 in Mannheim als Sohn des Kaufmanns/kurpfälzischen Hoffaktors Hayum Gottschalk Mayer und der Rebekka geb. Ladenburg, gest. 13. November 1884 in Mannheim), eingetragen als Kaufmann, dann als Fabrikant; war seit dem 17. August 1845 [in Hannover] verheiratet mit Louise geb. Cohen (geb. 10. März 1819 in Hannover); die beiden hatten drei Kinder: Wilhelmine Eugenie Mayer (geb. 31. Oktober 1846 in Mannheim, verheiratet mit Philipp Rudolf Goldschmidt), Georg Ludwig Mayer (geb. 1. Oktober 1844 in Mannheim), Ferdinand August Mayer (geb. 25. August 1850 in Mannheim, gest. 15. Februar 1872 in Mannheim). 
Genealogische Informationen https://www.geni.com/people/Rudolf-Lehmann-Mayer/6000000002764498418; Grab von Rudolf Lehmann Mayer und Louise Mayer geb. Cohen im jüdischen Friedhof Mannheim https://www.marchivum.de/de/juedischer-friedhof/b2-mgr-10-mayer-rudolph-lehmann 
Zu Georg Ludwig Mayer https://www.geni.com/people/Georg-Mayer-Doss/6000000002764498424, https://www.literaturportal-bayern.de/autorinnen-autoren?task=lpbauthor.default&pnd=116539674 und
https://de.wikipedia.org/wiki/Martha_Haushofer.
Max Mayer (geb. 13. Februar 1818 in Mannheim, gest. 14. Juni 1871 in Mannheim), zunächst "Handelsmann zu Mannheim", war seit dem 28. Juni 1846 in Rödelheim verheiratet mit Pauline geb. Mendes (geb. 14. September 1822); die beiden hatten drei Kinder: Gustav Edmund Mayer (geb. 3. Juni 1847 in Mannheim, gest. 9. August 1849 in Mannheim), Emil Max Mayer (geb. 24. Oktober 1848 in Mannheim, später Zigarrenfabrikant, s.u.); Elise Mina Mayer (geb. 30. März 1850 in Mannheim; war verheiratet mit dem Bankier Gustav Ladenburg)
Genealogische Informationen siehe Hohenemsgenealogie und https://www.geni.com/people/Maximilian-Mayer/6000000004590137258; Grab im jüdischen Friedhof Mannheim (Grab Ladenburg) https://www.marchivum.de/de/juedischer-friedhof/b2-mgr-02-mayer-max  
Anmerkung: bei Rudolf Lehmann Mayer und Max Mayer handelte es sich um die jüngeren Brüder von Henriette Levi geb. Mayer (1807-1842), die Mutter des Orchesterdirihenten und Komponisten Hermann Levi (1839-1900, dirigierte für die Bayreuther Festspiele, insbesondere die Uraufführung des Parsifal, siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Hermann_Levi)     
bulletNicht Ehrenbürger, aber hier trotzdem zu nennen: Emil Mayer (Sohn von Max Mayer s.o., geb. 1848 in Mannheim, gest. 1910 in Mannheim), Chef der Zigarrenfabriken der Gebrüder Mayer (wohnhaft in Mannheim); war verheiratet mit Johanne geb. Goldschmidt (geb. 1853 in Kassel); verhalf den Arbeitern der Zigarrenfabrik zu eigenen Wohnhäusern in der Gemarkung 'Großes Loch'. 1909 stiftete er einen ansehnlichen Betrag zur Errichtung der Gemeindebibliothek. Nach ihm beziehungsweise den genannten Ehrenbürgern Lehmann Mayer und Max Mayer ist die "Mayerstraße" genannt (vor 1933 "Mayergasse"; in der NS-Zeit in "Schlagetergasse" umbenannt, Mai 1945 Rückbenennung in "Mayergasse" bzw. später in "Mayerstraße"). 
Genealogische Informationen siehe https://www.geni.com/people/Emil-Mayer/6000000039163016142  Grab möglicherweise auch im Grab Ladenburg im jüdischen Friedhof in Mannheim (s.o.; mehrere Inschriftentafeln fehlen).
Hinweis 1: auch in Leimen - St. Ilgen (Theodor-Heuss-Str. 41) gab es eine Zigarrenfabrik der Gebr. Mayer im heutigen Gebäude des Stadtmuseums Leimen ("Alte Zigarrenfabrik"). Dieses Gebäude wurde 1899 als "Spritzenhaus" und Wagenhaus auf dem Gelände des ehemaligen katholischen Schulgartens erbaut, bevor es dann als Zigarrenfabrik von den Gebr. Mayer in Betrieb genommen wurden. Ende der 1990er-Jahre wurde im Haus von Ehrenamtlichen ein Museum eingerichtet (Objekte aus den Themengebieten Tabak, Industrie und Handwerk aus dem 19./20. Jahrhundert). 2010 wurde das Fabrikgebäude grundsaniert. Seit 29. Juni 2014 wieder eröffnet (Verwaltung durch den Verein für Museen und Stadtchronik Leimen e.V. vgl. https://www.leo-bw.de/web/guest/detail-gis/-/Detail/details/DOKUMENT/lmb_museen/501/Stadtmuseum+Leimen und http://museen.de/stadtmuseum-leimen-baden.html)
Dazu eingestellt: - Artikel in der "Rhein-Neckar-Zeitung" vom 1. August 1990: "Zigarren ließen den Schornstein rauchen. Leimens Stadtteil St. Ilgen: Mit der Tabakindustrie kam einst bescheidener Wohlstand - Fabrikgebäude denkmalgeschützt..." (eingestellt als pdf-Datei).  
Weiteres Dokument: "Statuten der Kranken-Kasse für die Arbeiter in den Fabriken der Herren Gebrüder Mayer in Sandhausen, St. Ilgen und Walldorf..." (als pdf-Datei eingestellt)
Fotos der ehemaligen Zigarrenfabrik der Gebr. Mayer in St. Ilgen (Repro/Fotos: Wilfried Hager, Aufnahmen Juni 2021)
  
Die Belegschaft der
Firma Gebr. Mayer
 Zigarrenfabrik
am 1. Mai 1936
   Rechts: die ehemaligen
 Firmengebäude
im Juni 2021
     

Hinweis 2: Die Zigarrenfabrik der Gebrüder Mayer in Sandhausen wurde 1936 durch die Zigarrenfabrik "Bruns bey Rhein" übernommen ("arisiert"). Diese wurde mit der Übernahme der Fabriken der Gebrüder Mayer damals zur größten Zigarrenfabrik Deutschlands. 1943 wurden die Mannheimer Betriebe von "Bruns am Rhein" zerstört, der Neubeginn der Firma "Bruns am Rhein" begann nach 1945 mit den Tochterbetrieben in Sandhausen, Walldorf usw. So wurde 1949 wurde in Sandhausen eine neue Sortierfabrik erbaut, vgl. Artikel im "Heidelberger Tageblatt" vom 11. Oktober 1949: "Bruns bey Rhein baut auf. Beim Richtfest der modernen Sortierfabrik in Sandhausen" - eingestellt als pdf-Datei. Die Zigarrenfabrik Bruns bestand in Sandhausen bis in die 1960er-Jahre.  
Hinweis 3:
Ergänzender Text aus Günter Wittmann/Jonas Scheid: Zeitsprünge Sandhausen. Sutton-Verlag 2012 https://www.staempfliverlag.com/detail/ISBN-9783866809529:
'Im Jahr 1851 kauften die Gebrüder Mayer aus Mannheim ein Grundstück für 2.000 Gulden und bauten eine große Zigarrenfabrik darauf. Den Namen 'Die grouß Fawwarik' prägten die Sandhäuser schon in den Fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts. Sie war von Anfang an die größte Zigarrenfabrik und blieb es auch bis zu ihrem Ende. Viele Männer, Frauen und Kinder gingen täglich aus und ein, um Tabak zu rippen, Wickel oder Zigarren herzustellen. Die 'grouß Fawwarik', wie sie die Sandhäuser liebevoll nannten, erwarb sich im Laufe der Zeit ein berechtigtes Ansehen, da ihr Name nicht nur etwas über die Größe des Betriebes aussagte, sondern auch über das soziale Engagement der Betriebsleitung. Treuen und zuverlässigen Arbeiterfamilien ließ die Firma eine Reihe einfacher Familienhäuser bauen, die sie über längere Zeit abbezahlen konnten. So kamen Minderbemittelte zum eigenen Heim. Die Mayer-Häuser stehen in der Mayerstraße, die zu Ehren ihres Erbauers benannt wurde. Die Johannastiftung der Firma unterstützte in Not geratene Arbeiterfamilien und stiftete im Jahr 1909 die erste Volksbibliothek in Sandhausen. Mit ihrem sozialen Verständnis eilte die Firma der damaligen Zeit voraus und übte so einen positiven Einfluss auf die anderen Groß- und Kleinbetriebe Sandhausens aus.'"      
       

bulletAlexander Kann (immer wieder auch "Kahn" geschrieben; Ehrenbürger in Sandhausen seit 1918; geb. 21. Dezember 1865 in Oberzell), lebte zunächst mit seiner Familie ab 1877/78 in Rothenburg o.d.T., war um 1885 Lehrer in Sandhausen, später Bankier in Bochum, dann Essen (Direktor der Rheinisch-Westfälischen Bank für Grundbesitz; Inhaber des 1918 begründeten Bankgeschäfts Alexander Kann in Essen, Hagen 2/4 Bankplatz). Im Kriegsjahr 1917 schickte Alexander Kann nach Sandhausen 100 Kohlenwaggons als Brennmaterial.
Alexander Kann war verheiratet mit Mirjam geb. Reis (Reiß, Reiss) aus Eubigheim. Die beiden hatten drei Kinder: Herbert geb. 1893, Martha geb. 1895, Wilhelm, geb. 1897. 
Alexander Kann ist in der NS-Zeit mit seiner Frau, der Tochter Martha und dem Sohn Herbert nach Frankreich emigriert und lebte in Alencon (Normandie). Dort wurden sie verhaftet und zunächst nach Drancy (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Sammellager_Drancy) verbracht, von dort am 6. November 1942 nach Auschwitz deportiert. Alexander und Herbert Kann wurden dort ermordet. Ihre Namen stehen auf Shoah Memorial in Paris https://de.findagrave.com/memorial/29513349. Seine Frau Miriam überlebte, starb aber bald nach ihrer Rückkehr in Frankfurt. Auch die Tochter Martha überlebte und wanderte in die USA aus, wo sie in Cleveland/Ohio lebte. Sohn Wilhelm lebte ab 1942 in der Schweiz, nach 1945 wieder in Paris, wo er unter dem Namen Guy Kahn als Patentanwalt tätig war.  
(Informationen: Gemeinde Sandhausen sowie Beitrag von )  
 Rechts: Abbildungen zum 
Ehrenbürger Alexander Kann 
(Quelle: Gemeinde Sandhausen)  
 Alexander Kann Photo 020.jpg (33996 Byte) Sandhausen Essen Kann.jpg (106081 Byte) Alexander Kann Ehrenbuergerukunde 01.jpg (93319 Byte)  Alexander Kann Ehrenbuergerukunde 02.jpg (80305 Byte)
Oben: Foto von Alexander Kann, eine Anzeige seines Bankgeschäftes in Essen sowie Abbildung der 1918 ausgestellten Ehrenbürgerurkunde mit dem Text: "Ihren unvergesslichen Wohltäter in schwerer Zeit, Herrn Alexander Kann aus Essen, ernennt zum Ehrenbürger aus Dankbarkeit die Gemeinde Sandhausen am 1. September 1918" (mit Unterschriften, u.a. von Bürgermeister Franz Hambrecht).  
Zur Geschichte von Alexander Kann und Familie siehe den Beitrag von Wolf Stegemann: Alexander Kann: seine Bank, seine Familie, seine Geschäfte - Ein Lebensweg von Oberzell über Rothenburg ob der Tauber, Sandhausen, Essen und Paris bis Auschwitz:  online zugänglich  (auch als pdf-Datei eingestellt)   
Rechts: Heiratsurkunde / Bescheinigungen von
Alexander Kann und seiner Frau Mirjam geb. Reis
 (Heirat 1892 in Rothenburg)
       
         
 Rechts: Dokumente zum Verlust der deutschen
 Staatsbürgerschaft für Alexander Kann sowie seine
 Kinder Wilhelm Kann und Martha Kann (1938)
(Dokumente erhalten von Wilfried Hager, Sandhausen)
   

   
Weitere bekannte Persönlichkeiten der jüdischen Gemeinde waren:    

bulletLudwig Marx (geb. 2. August 1891 in Sandhausen als Sohn des Zigarrenfabrikanten Lehmann Marx und der Mina geb. Oppenheimer - gest. 9. Dezember 1964 St. Georgen/Schwarzwald), Dichter und Lehrer; war von 1920 bis 1927 Vorsteher der Bürgerschule von St. Georgen im Schwarzwald. Schon damals hat er sich um die Erwachsenenbildung in St. Georgen große Verdienste erworben. 1927 bis 1933 Gymnasial-Professor in Bruchsal. Um 1950 Rückkehr nach St. Georgen, wo er bis zum seinem Tod blieb. Mehrere Jahre leitete er das St. Georgener Volksbildungswerk und trat mit kulturellen Beiträgen in Radio und Zeitschriften an die Öffentlichkeit.  
 Fotos von Prof. Dr. Ludwig Marx
(Repros: Stadtarchiv St. Georgen;
Kennkarte: Yad Vashem Jerusalem)
   
       Anfang der 1920er-Jahre
 
Kennkarte von Prof. Marx
in der NS-Zeit 
 Prof. Marx in seinem Studierzimmer in
St. Georgen, Haus Schönblickstr. 20 (etwa 1960)

Dazu: Tobias Stäblein: Porträt von Ludwig Marx im Rahmen einer Facharbeit der 13. Klasse des Theresien-Gymnasiums München. Eingestellt in den "Gedächtnisblättern Dachau": https://www.gedaechtnisbuch.org/wp-content/uploads/2015/07/marx_ludwig.pdf  
Tobias Stäblein: Ludwig Marx. In: Gedächtnisbuch für die Häftlinge des KZ Dachau, Augsburg 2012.
Wolfgang A. Winkler: Dr. Ludwig Marx, ein Förderer der Kultur in St. Georgen. In: Der Heimatbote Hrsg. vom Verein für Heimatgeschichte e.V. St. Georgen im Schwarzwald. Jahresheft 15 2004. S. 63-77. Online eingestellt (pdf-Datei).
Reinhard Düchting: Ludwig Marx (1891-1964). In: Michael Heitz und Bernd Röcker: Jüdische Persönlichkeiten im Kraichgau, Ubstadt 2013.

   
   
Ab 1907: Die "Straussische Milchküche Sandhausen"    
(Dokumente und Informationen erhalten von Wilfried Hager, Sandhausen)  

                                       

  Fotos aus dem Gemeindearchiv Sandhausen zur "Straussischen Milchküche Sandhausen", Mitte mit Untertext: "Krippe.
Abholen der Milch in der Straussischen Milchküche"; das Foto rechts aus dem Beitrag Lina Gutherz Straus (siehe unten, S. 96).
Der amerikanische Präsident Franklin
D. Roosevelt mit Nathan Straus 
 

    

Anfang des 20. Jahrhunderts war die Einrichtung von Milchküchen und Milchhöfen in vielen Städten eine wichtige Maßnahme, um für die Ernährung von Säuglingen und Kleinkindern einwandfreie Milch bereitzuhalten. Das Stillen der Kinder war damals eher die Ausnahme, und wenn eine Frau stillte, dann höchstens zehn bis zwölf Wochen. Der aus der Pfalz (siehe Otterberg) stammende New Yorker Philanthrop Nathan Straus (Strauss) galt bereits in den 1890er-Jahren als großer Wohltäter. Er setzte sich für Arme und Obdachlose ein und unterstützte wesentlich die Kampagne für pasteurisierte Milch. Dadurch rettete er unzähligen Kindern das Leben. Ende 1907 konnten auf Grund seines Engagements und des Kontakte mit der großherzoglichen Familie Milchpasteurisierungsinstitute in Heidelberg und Karlsruhe eingerichtet werden (siehe Mitteilungen auf der Seite zu Otterberg). Wenig später konnte in Sandhausen eine "Milchküche" geöffnet werden, wo seit Februar 1908 pasteurisierte Milch ausgegeben wurde. Sandhausen wurde ausgewählt, weil hier die damals höchste Sterblichkeitsrate der Kinder im Großherzogtum Baden herrschte. Die Sterblichkeitsrate der Kinder am Ort sank sofort. Am Ende des ersten Jahres wurde festgestellt, dass die Sterblichkeit bei Kindern unter zwei Jahren von durchschnittlich 46 % in den fünf Jahren auf weniger als 20 % gesunken war. Daraufhin erweiterte Nathan Straus die Arbeit seines Sandhausen-Depots, um alle Babys des Dorfes mit pasteurisierter Milch zu versorgen, indem er sie entweder zu einem nominalen Preis verkaufte oder verschenkte. Das Ergebnis war, dass es im Juli 1909 in Sandhausen keine Todesfälle mehr bei Babys gab, obwohl in den Jahren zuvor in diesem Monat jedes Jahr sechs oder sieben Todesfälle aufgetreten waren. Nur durch die Lieferung von pasteurisierter Milch anstelle von Rohmilch wurde dies erreicht.  
Ergänzende Informationen nach der Publikation von Günter Wittmann/Jonas Schneid: Zeitsprünge Sandhausen. 2012. S. 26-27: Die Milchküche befand sich in der Hauptstraße gegenüber dem ehemaligen Rathaus. Nathan Strauß finanzierte auch eine Diakonisse in der damaligen Kinderkrippe. Der Kontakt zu Nathan Strauß sei über die jüdische Familie Marx (ehemalige Zigarrenfabrik in der Schulstraße 15, später Vereinshaus) zustandegekommen. Allerdings wurde die Milchküche 1912/13 nicht geschlossen, weil Nathan Strauß beim Untergang der Titanic ums Leben kam, vielmehr starb Nathan Strauss 1931; auf der Titanic ist sein Bruder Isidor gestorben.  
    Rechts: Artikel in "Standard Union" vom
 24.2.1908: "Straus Plant is Opened
at Sandhausen, Germany"
     
 Übersetzung des obigen Artikels (von Susanne Reber): "Pasteurisierungsanlage von Straus im süddeutschen Sandhausen eröffnet. Berlin, 24. Feb. - Die Pasteurisierungsanlage wurde der Verwaltung des süddeutschen Ortes Sandhausen vom amerikanischen Millionär Nathan Straus vorgestellt und im Rahmen einer feierlichen Zeremonie übergeben Die Anlage ist die fortschrittlichste in ganz Deutschland. Da die Kindersterblichkeit in Sandhausen 47 Prozent beträgt wurde der Ort von Herrn Straus als besonders geeignet ausgewählt, um hier zu zeigen, welchen Nutzen sein Projekt für die Bevölkerung hat."     Nathan Straus zu Besuch in der
 Milchküche in Sandhausen 
 Uhr, die Nathan Straus einem Arbeiter
in der Strausschen Milchküche schenkte
(Foto und Uhr aus der Sammlung von Rosemarie Stephan)  
    
       

Die nachstehenden Presseartikel erschienen 1908/09 in amerikanischen Zeitschriften:   

 
Presseartikel in "The Ottawa Journal" (sc. Ottawa, Ontario, Kanada) vom 6. April 1908 S. 12: "The purest milk in all of Europe. The local autorities of a german town will conduct depot they have established (Berlin 6. April).
A new depot for the preparation and distribution of pasteurized milk by Nathan Straus system has been opened at Sandhausen, a small town near Heidelberg in South Germany. The complete pasteurizing plant has been presented to the municipality by Mr. Straus and the depot will be conducted by the local authorities.
Sandhausen is peculiarly suited for pioneer work in regard to pure milk because it has the highest infantile death rate in the grand Duchy of Baden and because there is every reason to believe that impure milk is the main cause of this terrible mortality. Offical statistics show that the infantile mortality reaches the alarming figure of 47 per cent and a recept investigation of the milk supply of the town revealed the significant fact that a number of cows belonging to different owners were auffering from tuberculosis.
Mr. Straus has not only made a present of his pasteurising apparature to the municipality, but has also fitted up the depot at his own expense, and has further agreed to supply all the milk free of charge. It should be clearly understood, in the view of the fact that Sandhausen undertaking represents the Nathan Straus system in a nutshell, that the local farmers and dairymen incur no loss through the introduction of milk pasteurization. Mr. Straus purchases the milk from precisely the same persons from whom it is now obtained the only difference beeing that the milk will henceforth be first taken to the pasteurization depot, and then distribuhenceted in bottles, specially constructed for the purpose of keeping it as pure as possible after the process of pasteurization. The dowager Grand Duchese Louise of Baden is keenly interested in the work at Sandhausen and reports on the results obtained will be presented to her from time to time. This obscure little town in South Germany, with a population of 4000 will henceforth be able to lay clam to the purest milk supply in Europe." 
Übersetzung (von Susanne Reber): "Die Milch mit dem höchsten Reinheitsgrad in Europa. Die zuständigen Behörden einer Stadt in Deutschland übernehmen die Milchküche mit dem angeschlossenen Lager, die kürzlich dort eingerichtet worden ist. (Berlin, den 6. April)
Eine neue Anlage für die Pasteurisierung und Verteilung von Milch nach der von Nathan Straus entwickelten Methode, ist in Sandhausen, einer kleinen süddeutschen Stadt in der Nähe von Heidelberg, eingeweiht worden. Die vollständig ausgestattete Pasteurisierungsanlage wurde der Stadtverwaltung von Herrn Straus vorgestellt und die hiesigen Behörden werden den weiteren Betrieb übernehmen.
Sandhausen ist besonders für diese Pionierarbeit geeignet, denn die Stadt hat die höchste Kindersterblichkeit im Großherzogtum Baden vorzuweisen und der dringende Verdacht, dass kontaminierte Milch für diese schrecklichen Zustände verantwortlich sein könnte, ist keinesfalls von der Hand zu weisen. Offizielle Statistiken bestätigen eine Kindersterblichkeit von 47 Prozent, was eine alarmierende Zahl ist und eine kürzlich vorgenommene Untersuchung der verabreichten Milch in Sandhausen zeigte, dass eine beträchtliche Anzahl der Kühe, die verschiedene Besitzer haben, an Tuberkulose erkrankt sind. Herr Straus hat nicht nur der Gemeinde die Pasteurisierungsanlage zum Geschenk gemacht, er hat auch ein Lager für die zu verarbeitende Milch auf eigene Kosten errichten lassen und hat sich außerdem bereiterklärt, die Milch an alle kostenlos abzugeben. Es liegt uns viel daran, darauf hinzuweisen, dass die Sandhausener Unternehmung zeigt, wie das Projekt von Nathan Straus im Kleinen viel bewirkt und dass die hiesigen Milchbauern und -verkäufer dadurch keine Umsatzeinbußen erleiden. Herr Straus kauft die Milch von demselben Milcherzeuger wie bisher, kleine Bauernhöfe; der Unterschied besteht nur darin, dass die Milch zuerst zur Pasteurisierungsanlage gebracht und dort verarbeitet, bevor sie in Flaschen abgefüllt wird. Diese wurden extra entwickelt, um die Milch nach der Pasteurisierung so rein wie möglich zu erhalten. Die verwitwete Großherzogin Luise von Baden interessiert sich sehr für das Projekt in Sandhausen und Berichte über die dortige Arbeit werden ihr regelmäßig übermittelt. So kann dieser obskure kleine Ort in Süddeutschland sich künftig rühmen, mit Milch des höchsten Reinheitsgrades in Europa versorgt zu werden.'
"  
Artikel in "Chicago Tribune" (Chicago, Illinois) vom 23. August 1908 S. 10: "Baby savior ends campaign abroad. Good work in Germany
Infantile death rate in one town is reduced from thirty to nine (London, 22.August, by cable to the Chicago Tribune).
Nathan Straus is in London on the way back to New York after an absence of three months, which time has been spent in pushing his propaganda for pasteurized milk in Germany, Austria and England. His system of pasteurization has been officially adopted by the austrian ministery of the interior and by the authorities in many german cities. In England it received the unqualified support of hundreds of medical men. Perhaps the most interesting feature of Mr. Straus' work on the continent has been his experiment at Sandhausen, a village in South Germany. Sandhausen has a population of 4.000 and had a high infantile death rate.
Lowers German town's death rate. Mr. Straus was satisfied that this way due to the quality of ist milk supply, and he made arrangements to take charge of it. Since Jan. 1 every drop of milk supplied to the people of Sandhausen has been pasteurized by Mr. Straus' system and the results have been remarkable. In the first seven months of 1907 thirty children under the age of 1 year died. In the first six months of the present year, during which they have been supplied with pasteurized milk, only nine children have died. 'This conclusively proves,', said Mr. Straus, 'that two out of every three children, who die under the age of 1 year are killed by raw milk. I want no easier job than to go into a town and reduce the death rate. I will undertake to cut it in half at once by merely pasteurising the milk on which children are fed.'..."     
Übersetzung (von Susanne Reber): "Säuglingsretter beendet sein Projekt im europäischen Ausland – gute Arbeit in Deutschland geleistet
In einer Stadt ist die Kindersterblichkeit von dreißig auf neun Prozent gesunken (London, 22 August, per Telegramm an die Chicago Tribune).
Nathan Straus befindet sich gerade in London und ist auf der Rückreise nach New York. Drei Monate hat er in Europa verbracht, um dort seine Kampagne zugunsten von pasteurisierter Milch in Deutschland, Österreich und England voranzutreiben. Seine Pasteurisierungsmethode wurde offiziell vom österreichischen Innenministerium und den Verwaltungen vieler deutscher Städte übernommen. In England erhielt er die ungeteilte Unterstützung von hunderten dortigen Medizinern. Der vielleicht interessanteste Aspekt von Herrn Straus' Tätigkeit auf dem europäischen Festland war sein Experiment in Sandhausen, einem Dorf in Süddeutschland. Sandhausen hat 4.000 Einwohner und eine hohe Kindersterblichkeitsrate.
Die Zahl der Todesfälle bei Kleinkindern nimmt in deutscher Stadt ab. Herr Straus zeigte sich sehr erfreut, dass dies auf die hohe Qualität der von ihm bereitgestellten Milch zurückzuführen ist und er traf Vorkehrungen, damit weiterhin durch ihn Milch an die örtliche Bevölkerung abgegeben wird. Seit dem 1. Januar hat jeder Tropfen Milch, der an die Sandhausener Bürger weitergegeben wird, die Straus’sche Pasteurisierungsanlage durchlaufen und das Resultat ist bemerkenswert. In den ersten sieben Monaten des Jahres 1907 waren dreißig Kinder unter einem Jahr gestorben. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres, in dem sie pasteurisierte Milch bekamen, waren es nur neun Kinder. 'Daraus können wir den Schluss ziehen', so Herr Straus, 'dass 30 Prozent der Kleinkinder unter einem Jahr durch den Verzehr von Rohmilch zu Tode kommen. Ich kann mir keine einfachere Aufgabe vorstellen, als in eine Stadt zu gehen und die dortige Sterblichkeitsrate ganz einfach zu verringern. Ich habe vor, sie um die Hälfte zu senken, indem ich den dortigen Kleinkindern einfach nur pasteurisierte Milch zur Verfügung stelle...'" 
Artikel in "The American Israelite" (Cincinnati, Ohio) vom 25. August 1910: "Straus-milk saves many german lives. Imperial health office impressed by the efficienty of work for infants
Striking demonstrations by Nathan Straus, the New York philanthropist, of the efficacy of his method of saving babies‘ lives have aroused great interest at the german imperial health office in Berlin.
In Sandhausen, near Heidelberg, Mr. Straus established an infant milkdepot and began supplying pasteurized milk in February 1908. There was an immediate reduction in the death rate. At the end of the first year it was found that the mortality among children under two years old had been reduced from an average of 46 % for the proceding five years to less than 20 %. Last spring, when Mr. Straus came to Germany for a vacation, he extendet the work of his Sandhausen depot so as to supply pasteurized milk to all the babies of the village, either by selling it at a nominal rate or by giving it away. The result was that there were no deaths of babies in Sandhausen in July, the hottest month of the summer, although in the past years there have been six oder seven deaths in this month each year. This record of a July without a single death of a child under two years old has been obtained without any other change in the conditions of the babies than the supplying of pasteuried milk instead of raw milk. Another work instituted by Mr. Straus has attracted the attention of the health office. At Karlsruhe he presented a pasteurization plant to the Baden woman‘s society, and it has been operated under the patronage of the dowager grand duchess. In Berlin the death reate among babies was from 26 to 27 % prior to the inauguration of this work. About one-fifth of the babies of the city have been supplied with the pasteurized milk since 1908 and the death rate has fallen to between 15 and 16 %. While among the babies supplied with this milk the death reate has been less than 7 %. These children are of the very poorest classes, among whom the death rate is usually the highest, so it is regarded as especially remarkable that pasteurization of the milk given to them should reduce the mortality among them to about one-third the average death rate of babies in the entire city. One result of these demonstrations has been that Dr. Keller, who opposed Mr. Straus‘ work two years ago, has decided to use the pasteurization in thirtytwo milk depots that are be opened in various cities of Germany under the suspices of the imperial government."  
Übersetzung (von Susanne Reber): "Straus-Milch rettet vielen Deutschen das Leben - Kaiserliches Gesundheitsamt zeigt sich beeindruckt von der erzielten Ergebnissen, was die Kindersterblichkeit angeht. 
Nathan Straus, der New Yorker Philanthrop, lässt aufhorchen, wenn er von der Wirksamkeit seiner Pasteurisierungsmethode berichtet, die vielen Säuglingen das Leben gerettet hat; auch beim kaiserlichen Gesundheitsamt in Berlin ist das Interesse groß. In Sandhausen bei Heidelberg hat Herr Straus eine Milchküche für Säuglinge einrichten lassen und gab ab Februar 1908 Milch aus. Die Kindersterblichkeit ging sofort signifikant zurück. Am Ende des ersten Jahres sank die Kindersterblichkeit bei den unter Zweijährigen von durchschnittlich 46% während der letzten fünf Jahre auf weniger als 20%. Im vergangenen Frühjahr, als Herr Straus seinen Urlaub in Deutschland verbrachte, hat er seine Milchküche und das Lager so weit vergrößern lassen, dass nun alle Säuglinge des Dorfes mit pasteurisierter Milch versorgt werden können. Sie wird zu einem symbolischen Preis oder auch kostenlos abgegeben. Mit dem Ergebnis, dass es unter den Säuglingen in Sandhausen keine Todesfälle gab, obwohl der Juli der heißeste Monat des Sommers ist. In der vergangenen Jahren hat es zu dieser Zeit immer sechs oder Todesfälle bei Säuglingen gegeben. Dass nun ein Juli verzeichnet werden kann, in dem kein Kleinkind unter zwei Jahren verstorben ist, ist dem Umstand zu verdanken, dass die Kleinkinder, deren Verfassung sich nicht wesentlich verändert hat, statt Rohmilch pasteurisierte Milch erhielten. Noch ein weiteres Projekt von Herrn Straus weckte das Interesse des Gesundheitsamts. In Karlsruhe stellte er eine Pasteurisierungsanlage der dortigen Frauenvereinigung vor und die Anlage nahm sodann ihren Dienst unter der Schirmherrschaft der verwitweten Großherzogin auf. In Berlin war die Sterberate von Kleinkindern, vor der Einführung von Herrn Straus’ Pasteurisierungsmethode, bei 26 bis 27 Prozent. Ungefähr ein Fünftel der Berliner Säuglinge ist seit 1908 mit pasteurisierter Milch versorgt worden und die Sterberate ist nun auf 15 bis 16 Prozent gesunken. Von den Kindern, die pasteurisierte Milch erhielten, sind weniger als 7 Prozent verstorben. Diese Kinder stammen aus den ärmsten Familien, bei denen die Sterberate naturgemäß am höchsten ist, deshalb wird es als besonders bemerkenswert erachtet, dass die Pasteurisierung der Milch, die sie erhalten, die Sterblichkeit um ein Drittel der durchschnittlichen Sterberate bei Säuglingen in ganz Berlin verringert. Ein Ergebnis dieser Vorführung ist dass Dr. Keller, der vor zwei Jahren Herrn Straus’ Pasteurisierungsmethode noch sehr kritisch gegenüberstand, die Pasteurisierung in 32 Milchlagerstätten, die in verschiedenen deutschen Städten eröffnet werden sollen, unter die Schirmherrschaft der kaiserlichen Regierung stellen möchte."
  
  
Lina Gutherz Straus (Frau von Nathan Straus): Disease in Milk. the Remedy Pasteurization. The Life Work of Nathan Straus. 2nd Edition Revised and Enlarged to commemorate the 25th Anniversary of the Inception of the work. New York 1917. Hierin Abschnitt "Heidelberg and Sandhausen" (Titel sowie S. 96 und 308 sind eingestellt als pdf-Datei, dazu eine Übersetzung von Susanne Reber, pdf-Datei)
 
Vortrag über Nathan Straus von Wilfried Hager am 20. November 2021 in Sandhausen   https://youtu.be/2mLfIoJZ3U0
vgl. Informationen zur Veranstaltungen in https://heimatverein-sandhausen.jimdofree.com/ 
   
  

         

Kennkarten aus der NS-Zeit            
               
Am 23. Juli 1938 wurde durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch" galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt. 
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände: Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV: Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm. Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de       
 
 Kennkarten für die in Sandhausen 
geborene Johanna Gutheim geb. Wahl sowie 
für die in Sandhausen wohnhafte 
Mina Wahl geb. Lorsch 
Sandhausen KK MZ Gutheim Johanna.jpg (94602 Byte)   Dieburg KK MZ Wahl Mina.jpg (95516 Byte)
   Kennkarte (Frankfurt am Main  1939) für 
Johanna Gutheim geb. Wahl 

(geb. 13. April 1914 in Sandhausen), Hausfrau  
    
 Kennkarte (Heidelberg) für Mina Wahl geb. Lorsch
 (geb. 14. Juni 1873 in Dieburg, später wohnhaft 
in Sandhausen, deportiert am 22. Oktober 1940 in 
das Internierungslager Gurs, umgekommen)  

   
   
   
Zur Geschichte des Betsaales / der Synagoge     
   
1823 besaßen die Sandhausener Juden noch keinen gemeinsamen Bet- oder Versammlungsraum. Damals hatten sie jedoch für die Erziehung ihrer Kinder bereits einen Religionslehrer angestellt. Die Synagoge besuchten sie in Leimen und Wiesloch.     
    
Eine erste Synagoge (Betsaal) in Sandhausen wurde in dem um 1845 erworbenen Gebäude Bahnhofstraße 2 (unterhalb des Gasthauses "Zum Lamm") eingerichtet. Hierin wurde auch die jüdische Schule untergebracht. Die finanziell schwach gestellte Gemeinde konnte die Einrichtung dieser ersten Synagoge nur über eine Spendensammlung verwirklichen. Doch noch 1850 klagte der Synagogenrat darüber, "dass ihre mit so großen Opfern erworbene Synagoge nicht vollständig bezahlt und auch aus eigenen Mitteln nicht so hergestellt werden könne, wie es dem Zwecke nach geschehen sollte". Man befürchtete, dass das Haus in der Bahnhofstraße der jüdischen Gemeinde wieder "entwunden werden wird". Einige Jahre später bestanden diese Probleme offensichtlich nicht mehr. Im Gegenteil genügte in den 1860er-Jahren der wachsenden Gemeinde das bisherige Bet- und Versammlungshaus nicht mehr. 
  
Eine neue Synagoge konnte 1867 von der jüdischen Gemeinde für 2.000 Gulden erworbenen, 1755 bis 1757 erbauten ehemaligen reformierten Kirche in der Hauptstraße 115 eingerichtet werden (auf dem Grundstück stand zuvor das mittelalterliche, erstmals 1393 erwähnte "Peterskirchlein, das 1753 in einem Gutachten als "gänzlich ruinös" bezeichnet und dann abgebrochen wurde). Es handelte sich um ein in einem schlichten barocken Stil erbautes Gebäude. Der Grundbucheintrag vom 12. März 1867 lautet: Die evangelische Kirchengemeinde "überlässt an die israelitische Gemeinde Sandhausen die alte evangelische Kirche mit Turm und Kirchenumfassungsplatz zum Zweck des Umbaus für eine Synagoge". Bei der Einweihung der Synagoge hielt Bezirksrabbiner Salomon Fürst aus Heidelberg die Weiherede. Dabei führte er aus: "Wie alles auf Erden dem Wechsel unterworfen ist, so war es auch die Bestimmung dieses Hauses. Als evangelische Kirche wurde es erbaut, bestimmt und geweiht, als israelitische Synagoge wurde es erworben, eingerichtet und eingeweiht. Dieses Haus war nichts anderes als ein Gotteshaus und die Himmelspforte. Oder wie? Sollte der Israelit dieses Haus, als es noch Kirche war, nicht als Gotteshaus betrachtet haben, weil unser aller Vater auf eine andere Weise darin verehrt wurde, wie Israel ihn in der Synagoge verehrt? [...]".
    
Der Betsaal in der Bahnhofstraße wurde zum Wohnhaus des Lehrers/Vorsängers umgebaut (Gebäude nach 1945 abgebrochen; das Grundstück ist neu bebaut). Als 1891 eine gründliche Renovierung der evangelischen Kirche Sandhausens durchgeführt wurde, teilten sich die jüdische und die evangelische Gemeinde das Gebäude der Synagoge: die evangelischen Gottesdienste konnten einige Monate in der Synagoge abgehalten werden:          

Sandhausen AZJ 22111891.JPG (44273 Byte)Bericht in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 22. November 1891: "Aus dem Großherzogtum Baden, im November (1891). In den Badischen Blättern lesen wir: In der Gemeinde Sandhausen bei Heidelberg wurde seinerzeit die alte Evangelische Kirche an die Israelitische Gemeinde verkauft, welche eine Synagoge daraus machte. Da nun gegenwärtige die neue Evangelische Kirche daselbst einer Reparatur bedarf, so hat die Israelitische Gemeinde ein Genehmigung des Rabbiners die Synagoge bereitwilligst den Evangelischen zur Abhaltung ihrer Gottesdienste überlassen."  

Bis 1938 diente die Synagoge in der Hauptstraße der jüdischen Gemeinde als gottesdienstliches Zentrum. Da die Zahl der Juden in Sandhausen nach 1933 so stark zurückgegangen war, dass die Zehnzahl der Männer kaum mehr erreicht wurde, bot der Weinhändler Kaufmann Freund der politischen Gemeinde 1938 den Kauf der Synagoge an. Während sich die Beigeordneten und die Gemeinderäte gegen einen Erwerb aussprachen, entschloss sich der Bürgermeister zum Ankauf durch die Gemeinde zum Preis von 3.000 Reichsmark. Der notarielle Kaufvertrag wurde am 25. Oktober 1938 im Rathaus abgeschlossen. Durch den Verkauf blieb die Synagoge in der Pogromnacht von einer Brandstiftung verschont. Dennoch kam es auch in Sandhausen zu gewalttätigen Ausschreitungen gegen Juden durch SA-Leute aus Heidelberg. 
Nach 1938 wurde die im Innern völlig demolierte Synagoge als Abstellraum verwendet. 
   
Nach 1945 wurde der Zustand des Gebäudes immer bedrohlicher, sodass das Landratsamt am 4. Mai 1951 den Abbruch genehmigte. Auch der Gemeinderat wollte die ruinöse Kirche abreißen lassen, um an dieser Stelle eine bessere Straßenführung der Hauptstraße zu erreichen. Engagierte Bürger wie der Arzt Dr. Haas sowie das Landesdenkmalamt und die jüdische Gemeinde in Heidelberg lehnten dieses Vorhaben ab. Zu einer gründlichen Renovierung war die politische Gemeinde damals jedoch aus finanziellen Gründen nicht in der Lage. 1955 setzte sich auch die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit für eine Wiederherstellung der Synagoge ein. Nach langem Tauziehen war der Oberrat der Israeliten Badens damit einverstanden, an Stelle einer reinen Gedenkstätte im ehemaligen Betsaal eine öffentliche Bibliothek unterzubringen und dabei auch auf die Geschichte des Kirchenbaus und das Schicksal der Synagoge hinzuweisen. Die Renovierung wurde 1960 bis 1962 durchgeführt. Am 10. Mai 1962 wurde das Gebäude als Ort der Besinnung und Begegnung der Gemeinde Sandhausen übergeben. Seitdem werden im Haus (zunächst unter der Bezeichnung "Alte Kirche/Synagoge", dann "Ehemalige Synagoge") regelmäßig kulturelle Veranstaltungen abgehalten. Unmittelbar neben dem Gebäude erinnert seit 1961 ein Gedenkstein an die jüdische Gemeinde. Die Inschrift lautet: "Denn Tag und Nacht beweine ich die Toten, Jer. 8,23. Den Juden Sandhausens und ihrer Synagoge zum Gedenken. Verfolgt durch die Nationalsozialisten kamen sie in den Jahren 1933-45 ums Leben oder wurden ihrer Heimat beraubt".
2015/16 wurde die ehemaligen Synagoge erneut umfassend renoviert (siehe Presseartikel unten).      
      
      
      
Fotos 
Historische Abbildungen / Foto: 

Historische Ansichtskarte mit 
Darstellung der Synagoge
 
(Quelle: Sammlung Hahn)  

Sandhausen Karte 045.jpg (856673 Byte) Sandhausen Karte 045a.jpg (77956 Byte)
   Die Karte ist 1902 verschickt worden 
(die Synagoge auf der Ausschnittvergrößerung rechts) 
     

Aus der NS-Zeit 

Sandhausen Synagoge 190.jpg (47492 Byte)  
   Vorbeimarsch der SA am 
Gebäude der Synagoge (rechts)   
 

        
Fotos nach 1945/Gegenwart:

Die ehemalige Synagoge Ende der 1950er-Jahre
(Quelle: Hauptstaatsarchiv Stuttgart EA 99/001 Bü. 305 Nr. 1556 Bild Nr. 1) 

  
     Vor der Renovierung Ende der 1950er-Jahre in heruntergekommenem Zustand (Link zur Quelle des Fotos); das Foto ging auch ein in die Darstellung von Emil Lacroix (siehe Literatur unten; dort auch weitere Fotos)  
     

Fotos um 1985
(Fotos: Hahn) 

Sandhausen Synagoge 004.jpg (42091 Byte) Sandhausen Synagoge 001.jpg (73661 Byte)
  Die ehemalige "Alte Kirche / Synagoge" 
in Sandhausen 
Seitenansicht 
des Gebäudes 
     
  Sandhausen Synagoge 003.jpg (88112 Byte) Sandhausen Synagoge 002.jpg (132034 Byte)
  Auf dem Vorplatz befindet sich 
ein Gedenkstein für die ehemalige
 jüdische Gemeinde 
Der Gedenkstein Sandhausen (1961) 
war einer der ersten für eine jüdische
 Gemeinde in Baden-Württemberg 
      

Fotos Frühjahr 2004
(Fotos: Hahn, 
Aufnahmedatum 25.6.2004)

Sandhausen Synagoge 100.jpg (81630 Byte)
    Der - inzwischen kaum mehr lesbare - Gedenkstein 
für die ehemalige jüdische Gemeinde
   
Sandhausen Synagoge 101.jpg (43232 Byte) Sandhausen Synagoge 103.jpg (48943 Byte) Sandhausen Synagoge 102.jpg (62522 Byte)
Unterschiedliche Ansichten der ehemaligen Kirche / Synagoge
     
     

Fotos Sommer 2010
(Fotos von Michael Ohmsen; auch in hoch aufgelöster Form über die Fotoseite von Michael Ohmsen zu Sandhausen)   

  
Sandhausen Synagoge 192.jpg (79085 Byte) Sandhausen Synagoge 191.jpg (100231 Byte) Sandhausen Synagoge 190.jpg (98337 Byte)
Seitenansicht der ehemaligen 
Kirche / Synagoge 
Rückansicht der ehemaligen 
Kirche / Synagoge 
Der Gedenkstein 
 
     

        
       
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte  

April 2015: Das Gebäude der ehemaligen Synagoge wird erneuert    
Artikel von Roland Fink in der "Rhein-Neckar-Zeitung" vom April 2015: "Sandhausen: Gemeinderat bewilligt 600.000 Euro für 'Wahrzeichen'
Die Gelder sollen in den Erhalt des alten Rathauses und der ehemaligen Synagoge gesteckt werden.
Sandhausen.
Die Dorfschänke, das alte Feuerwehrhaus, das alte Rathaus oder die ehemalige Synagoge - der Erhalt verschiedener wichtiger kommunaler Liegenschaften steht auf dem Aufgabenzettel der Sandhäuser Lokalpolitik. Einen ersten Schritt haben die Gemeinderäte nun getan. Einstimmig genehmigten sie für dieses und das nächste Jahr rund 600 000 Euro, die in die Synagoge und das Rathaus gesteckt werden sollen. Letzteres beherbergt heute das Heimatmuseum..."   
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August 2015: Das Gebäude der "Alten Synagoge" wird derzeit renoviert
Artikel von Manuel Reinhardt in der "Rhein-Neckar-Zeitung" vom 20. August 2015: "Alte Synagoge: Ein Sandhäuser Wahrzeichen ist 'verpackt'
Die Alte Synagoge wird grundlegend saniert - Barrierefreiheit wird hergestellt - Im gleichen Zug wird das Außengelände neu angelegt
Sandhausen
. Die Spuren einer bewegten Zeit, die die Alte Synagoge hinter sich hat, sind derzeit verhüllt. Denn das Gebäude muss dringend und grundlegend saniert werden. Sie erinnert derzeit auf den ersten Blick an den Reichstag in Berlin. Damals im Sommer 1995, als die amerikanischen Künstler Christo und Jean-Claude den heutigen deutschen Regierungssitz verhüllten und zum Kunstobjekt umfunktioniert hatten. 'Nein, Christo haben wir nicht hier', lacht Bürgermeister Georg Kletti auf den Vergleich angesprochen. Der Hintergrund der 'Verhüllung' der alten Synagoge ist von profanerer Natur, auch wenn das Haus heute selbst eine kulturelle Stätte ist - so finden regelmäßig Ausstellungen oder Konzerte statt und die Musikschule nutzt die Räume. In den letzten 30 Jahren wurden kaum bauliche Investitionen getätigt und machen eine nun umfassende Erneuerung nötig. Im Innenbereich werden die Böden, die Wandbeleuchtung und der Rauputz erneuert, eine Toilette und Küchenzeile eingebaut; die Fenster werden zudem ersetzt, die Fassade neu gestrichen, Regenfallrohre und eine Blitzschutzanlage installiert. Zudem wird beim Gebäude Barrierefreiheit hergestellt. Ein Lifter wird eingebaut, womit Menschen mit Rollstühlen oder Gehhilfen künftig zumindest den großen Saal erreichen können, was bislang schwierig war. Im gleichen Zug wird das Außengelände neu angelegt und auch das benachbarte Heimatmuseum bedarf der Sanierung. Hier werden die Erneuerung der Fassade, der Fenster und des Daches fällig, sodass sich die Gesamtkosten der drei Maßnahmen auf rund 600 000 Euro belaufen, wovon die Alte Synagoge mit 350 000 Euro den größten Posten einnimmt. 'Die Maßnahme ist eng mit dem Denkmalschutz abgesteckt', erklärt Kletti mit Verweis auf den großen historischen Wert des ehemaligen Gotteshauses. Schließlich sei der Bau eine der wenigen noch in Deutschland vorhandenen Synagogen im Zustand wie vor der Reichspogromnacht 1938. Denn dem Glück und mutigen Einsatz des damaligen Bürgermeisters Franz Machmeier war es geschuldet, dass die Synagoge die Nacht des 10. November 1938 schadlos überstand. Nur Tage vor der Reichspogromnacht hatte das Gemeindeoberhaupt - entgegen dem Willen des Sandhäuser Gemeinderates - das Haus für 3000 Reichsmark erworben. Es war ihm vom ehemaligen jüdischen Gemeinderat Kaufman Freund angetragen worden. 'Das war die Rettung', so Kletti. Denn von Heidelberg aus hatten sich SA-Leute bereits auf den Weg nach Sandhausen gemacht, doch Machmeier verhinderte den Anschlag, in dem er den Nationalsozialisten erklärte, dies sei kein Gotteshaus mehr, sondern im Besitz der Gemeinde. Dennoch lag das Haus in den folgenden Jahren brach, erst 1962 wurde es von der Gemeinde als kulturelle Stätte genutzt und hat bis heute eine große Bedeutung, wie eine kleine Anekdote Klettis verdeutlicht. So hätte sich 2005, kurz nach dem Amtsantritt des heutigen Bürgermeisters, eine jüdische Institution aus Heidelberg um den Erwerb der ehemaligen Synagoge bemüht. 'Ich kann alles verkaufen, aber nicht das', erinnert sich Kletti an seine Antwort. 'Die Alte Synagoge ist schließlich ein Wahrzeichen für Sandhausen.'" 
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Juni 2015: Auch in Sandhausen sollen "Stolpersteine" verlegt werden  
Artikel in der "Rhein-Neckar-Zeitung" vom 9. Juni 2015: "In Sandhausen werden Stolpersteine für jüdische Opfer verlegt.
Sandhausens Gemeinderat stimmte der 'Initiative Stolpersteine' zu - Infoveranstaltung ist am heutigen Dienstag um 19 Uhr in der früheren Synagoge

Sandhausen. (fi) Sie stehen gegen das Vergessen und vielleicht stolpert man im wahrsten Sinne des Wortes auch mal darüber: die 'Stolpersteine', die messinggolden in die Gehsteige vieler Städte und Gemeinden eingelassen sind. In Sandhausen hat sich der Gemeinderat nun auf Antrag der SPD mit ihnen beschäftigt und dem Ansinnen zugestimmt. Bereits zu Beginn des Jahres hat das Gesangsduo 'Kraft & Krebs' diesen Wunsch an die Gremien herangetragen und mit der Verwaltung, den Kirchen, dem Heimatverein, der Jüdischen Kultusgemeinde Heidelberg und den weiterführenden Schulen in Sandhausen Kontakt aufgenommen..."
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Artikel von Sabine Hebbelmann in der "Rhein-Neckar-Zeitung" vom 11. Juni 2015: "Stolperstein-Initiative soll auch in Sandhausen an Nazi-Opfer erinnern
Die Sänger Rainer Kraft und Sascha Krebs präsentierten das Projekt in der früheren Synagoge
Sandhausen
. 'Wir haben Vieles erfahren, das wir nicht wussten über unser Heimatdorf.' Das sagen Rainer Kraft und Sascha Krebs, für die die Vorstellung der Stolperstein-Initiative in der früheren Synagoge in Sandhausen eine ganz neue Erfahrung war. Denn die beiden 'Sandhäuser Jungs' sind eher bekannt für ihre grandiosen Stimmen und mitreißenden Live-Shows. 'Wie kommen denn ausgerechnet die darauf?', soll denn auch jemand gefragt haben. Rainer Kraft gab die Antwort: 'Wir sind nicht nur Künstler, sondern ein Team, eine riesengroße Familie, die sich in Projekten auch für Benachteiligte einsetzt.' Vor sieben Jahren habe ihm eine gute Freundin von dem Projekt erzählt, berichtete Kraft. Die Vorstellung, dass es Hakenkreuze, Naziaufmärsche und Deportationen auch in seinem Heimatdorf gegeben haben dürfte, ließ ihn daraufhin nicht mehr los. Kraft suchte Kontakt zu den Stolperstein-Initiativen in Heidelberg und Wiesloch, er recherchierte selbst. Und er kam zu dem Ergebnis: Ja, das alles gab es auch hier. Eine Anfrage beim Internationalen Suchdienst ergab 13 Namen und sieben Adressen von Juden, die in Sandhausen geboren und von den Nazis ermordet wurden. 'Bis wir den ersten Stolperstein setzen, wird es noch ein Jahr dauern', macht der Sänger gleichwohl deutlich. Nicht nur, weil der Künstler Gunter Demnig, Initiator des Stolpersteinprojekts, den Stein persönlich verlegen will und viel beschäftigt ist. Immerhin gibt es schon 50 000 Stolpersteine in 18 europäischen Ländern. Zeit brauchen er und seine Mitstreiter auch, um etwas über das Schicksal der Menschen zu erfahren, an die mit den Stolpersteinen erinnert werden soll. Der Geschichtslehrer Dietmar Müller-Praefcke griff die Initiative der Sänger bereits auf und nahm sie zum Anlass, mit seinem Kollegen Jochen Benkö am Friedrich-Ebert-Gymnasiums Sandhausen einen Seminarkurs zum Thema Nationalsozialismus anzubieten. Kursteilnehmer stellten denn auch ihr Thema vor (vgl. nebenstehender Artikel): Tim Sautter beschäftigte sich beispielsweise mit der Rolle des Psychiatrischen Zentrum Nordbaden (PZN) in Wiesloch während der Nazi-Herrschaft und Carina Bosert nahm sich der Geschichte der jüdischen Familie Mayer in Leimen an. 'Wir dürfen nicht nur nicht vergessen, wir müssen auch sagen, es tut uns leid', betont Patricia Hillier vom Wieslocher Stolpersteinprojekt. Das sei für die Opfer und ihre Nachkommen ganz wichtig. Sie berichtet, dass in Wiesloch noch zwei Zeitzeugen leben. Eine Passage aus der Autobiographie des Sandhäuser Juden Hugo Marx liest Jonas Scheid vom Verkehrs- und Heimatverein vor, bevor er sich im Namen des Vereins klar zu der Stolperstein-Initiative bekennt. 'Viele haben mit angepackt, den großen Stein ins Rollen zu bringen', sagt Rainer Kraft, der mit Sascha Krebs selbst schon viel Zeit in das Projekt investiert hat und als Ansprechpartner auch weiterhin zur Verfügung steht. Jetzt sucht er Unterstützung in Form von Informationen und Berichten von Zeitzeugen oder deren Angehörigen und Bekannten, Hilfe bei der Öffentlichkeitsarbeit und auch Spender. Selbstlose Unterstützung kommt auch von nahe stehenden Sängern, die den Abend mit sehr persönlichen und emotionalen musikalischen Beiträgen gestalten: Sascha Kleinophorst etwa war eigens aus Landau angereist und er - wie auch die Heidelbergerin Janette Friedrich und die hochschwangere Vanessa Kraft - sorgten in der Alten Synagoge stimmlich und atmosphärisch für Gänsehautmomente." 
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April 2017: Verlegung von "Stolpersteinen" in Sandhausen 
A
nmerkung: es wurden am 26. April 2017 acht "Stolpersteine" verlegt: in der Waldstraße 1 für Herta Wahl geb. Gümbel (1902), Julius Wahl (1880), Ludwig Wahl (1907), Mina Wahl geb. Lorsch (1873), Johanna Wahl verheiratete Gutheim (1914), Berta Wahl geb. Heumann (1869) sowie in der Hauptstraße 141 für Emma Freund geb. Geismar (1868) und Kaufmann Freund (1865).   
Artikel von Sabine Hebbelmann in der "Rhein-Neckar-Zeitung" vom 3. Mai 2017: "Stolpersteine in Sandhausen. Bei der Verlegung läutete die Friedensglocke
Stolpersteine vor den Häusern jüdischer Holocaust-Opfer verlegt - Aktion wurde drei Jahre lang vorbereitet
Sandhausen.
Als Gunter Demnig die sechs Gedenksteine für die verfolgten und ermordeten Mitglieder der jüdischen Familie Wahl in die vorbereitete Öffnung im Bodenbelag vor deren einstigem Haus in der Waldstraße 1 setzt, läuten die Glocken der nahen Kirche. 'Das ist kein Zufall, wir haben die Sondergenehmigung bekommen, die Friedensglocke zu läuten', bemerkt Rainer Kraft, Initiator der Sandhäuser Stolpersteininitiative. Kurzzeitig ist sogar die Kreuzung gesperrt worden, so viele Menschen scharen sich um den Künstler, der auf dem Bürgersteig kniet und mit Schaufel, Kelle, Gummihammer und Eimern hantiert. Bei der Begrüßung spricht der Initiator für alle Beteiligten der Sandhäuser Stolpersteininitiative: 'Wir haben drei Jahre auf diesen Tag hingearbeitet und sind froh, dass wir dieses Ereignis heute feiern dürfen', so Kraft. Über das Projekt habe die Initiative eine eigene Broschüre veröffentlicht. Darin sind auch die Namen der Paten verzeichnet. Denn für jeden Stein wurde eine Patenschaft an eine verdiente Person oder Institution verliehen. Sascha Krebs spricht von einem historischen Tag und entdeckt etliche ehemalige Lehrer im Publikum. Ehrensache, dass die 'Sandhäuser Jungs' mit Krafts Frau Vanessa einen musikalischen Beitrag beisteuern. 'Es ist nicht mehr rückgängig zu machen, auch in unserem Ort fielen Menschen dem nationalsozialistischen Wahn zum Opfer', sagt Bürgermeister Georg Kletti, der die Schirmherrschaft übernommen hat. Daran erinnere das Projekt, es wende sich gegen das Verdrängen und Vergessen, zolle den Opfern Respekt und bringe die Familien wieder zusammen. Er mahnt, Antisemitismus sei auch heute verbreitet und müsse bekämpft werden. Aus Los Angeles ist eigens zu diesem Termin Jim Gutheim mit seiner Frau Lynne angereist. Er war noch ein Baby als die junge Familie - seine Mutter ist die einzige Überlebende der Familie Wahl - fliehen musste. Am Vormittag hatte er an einer englischsprachigen Informationsveranstaltung mit rund 200 Schülern des Gymnasiums und am Vorabend an einer Gedenkveranstaltung in der Alten Synagoge teilgenommen. 'Ich bin überwältigt von der Großzügigkeit, mit der ich aufgenommen wurde', sagt Gutheim auf Englisch. Er habe sich nicht vorstellen können, dass ein Ereignis, das mehr als siebzig Jahre zurückliegt, noch jemanden interessiere. 'Ich habe nicht mehr so viel geweint, seit ich drei Jahre alt war', sagt er sichtlich gerührt und ergänzt, er sei 'sehr sehr dankbar'. Gemeinsam mit seiner Frau und Kraft und Krebs legt er Rosen vor den frisch verlegten Gedenksteinen. Dietmar Müller-Praefcke, Lehrer für Englisch und Geschichte am örtlichen Gymnasium, betätigt sich als Dolmetscher. Er hatte mit Blick auf das Stolpersteinprojekt Seminarkurse zum Thema Nationalsozialismus mit örtlichem Bezug gegeben. Seine ehemalige Schülerin Hannah Weiser hatte in den Quellen geforscht und berichtet über das Schicksal von Julius, Mina, Berta, Herta, Ludwig und Johanna Wahl. Anschließend geht es zur zweiten Adresse des Tages, der Hauptstraße 146 beim ehemaligen Feuerwehrgerätehaus. Hier berichtet Julia Gierlach, ebenfalls eine Seminarteilnehmerin von Lehrer Müller-Praefcke, über das Schicksal des Ehepaars Kaufmann und Emma Freund und über die besondere Rolle, die Kaufmann Freund als Gemeindeverordneter in Sandhausen und als Vorstand der israelitischen Gemeinde Heidelberg gespielt hatte. Müller-Praefcke dankt den Initiatoren Kraft und Krebs, denen es als 'echte Sandhäuser' ein Bedürfnis und eine Herzenssache gewesen sei, sich mit dem Schicksal der jüdischen Mitbürger während der Schreckensherrschaft des Nationalsozialismus zu befassen. 'Das Projekt funktioniert nur, wenn alle mitmachen und jeder beiträgt, was er kann', betont Kraft. Ohne die Vorbereitung wäre es nichts, sagt auch der Künstler Gunter Demnig. Das Projekt sei zunächst nur als theoretisches Konzept gedacht gewesen, da er für ganz Europa von sechs Millionen notwendigen Stolpersteinen ausging. Der Pfarrer der Antonitergemeinde in Köln habe ihn jedoch animiert, wenigstens einige ausgewählte Steine zu verlegen, um ein Zeichen zu setzen. Nach dem Motto: Man kann ja klein anfangen. Vergangenes Jahr war er 270 Tage unterwegs gewesen und auch dieses Jahr ist er wieder ausgebucht. Besonders freut sich der Künstler über das Interesse der Jugendlichen. 'Plötzlich sind es nicht mehr nur abstrakte Zahlen im Geschichtsunterricht und sie bekommen mit, was da passiert ist.' Der zuweilen geäußerten Kritik, man trample auf den Opfern herum, hält er entgegen: 'Das Material ist Messing - wenn man darüber läuft, wird die Erinnerung blank geputzt.' Und er zitiert einen Hauptschüler, der gesagt habe: 'Man stolpert mit dem Kopf und dem Herzen.'"   
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November 2022: Bei einem Vortragsabend wird an Nathan Straus erinnert    
Artikel von "agdo" in der "Rhein-Neckar-Zeitung" vom 23. November 2022: "Wie ein Amerikaner Sandhausen half.
Das erfuhren Gäste beim Heimat- und Kulturabend - Anekdoten aus vergangenen Zeiten..."  
Zum Lesen bitte Textabbildung anklicken.

       
        

Links, Quellen und Literatur 

Links: 

bulletWebsite der Gemeinde Sandhausen 
bulletWikipedia-Artikel "Synagoge Sandhausen"  
bulletStolperstein-Initiative Sandhausen www.stolpersteine-sandhausen.de  (mit Umleitung zu öffentlicher facebook-Gruppe)  

Quellen:    

Hinweis auf online einsehbare Familienregister der jüdischen Gemeinde Sandhausen  
In der Website des Landesarchivs Baden-Württemberg (hier: Generallandesarchiv Karlsruhe) sind einige Familienregister aus badischen jüdischen Gemeinden einsehbar: 
Link zur Übersicht (nach Amtsgerichtsbezirken) https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/struktur.php?bestand=12390 
Zu Sandhausen ist vorhanden (auf der jeweiligen Unterseite zur Einsichtnahme weiter über "Digitalisate anzeigen"):    
390 Nr. 1866: Sandhausen, israelitische Gemeinde: Standesbuch 1810-1870 http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-1217394   
dazu 390 Nr. 1820: Leimen, israelitische Gemeinde: Standesbuch 1810-1870. Enthält auch Einträge von Sandhausen http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-1217348    

 Literatur: 

bulletFranz Hundsnurscher/Gerhard Taddey: Die jüdischen Gemeinden in Baden. 1968. S. 251-252. 
bulletEmil Lacroix: Die ehemalige reformierte Kirche, spätere Synagoge zu Sandhausen (Kreis Heidelberg), Instandsetzung und Umbau, in: Nachrichtenblatt der Denkmalpflege in Baden-Württemberg 6 (1963) Heft 1. S. 20-24.   Eingestellt als pdf-Datei.  
bulletRudi Dorsch: Die israelitische Gemeinde, in: Heimatbuch Sandhausen. 1985. 
bulletHeidrun Dorsch: Alltag im Nationalsozialismus – Unterdrückung und Verfolgung der Juden in Sandhausen. Preisausschreiben des Bundespräsidenten 1981 (maschinenschriftlich).
bulletJoseph Walk (Hrsg.): Württemberg - Hohenzollern - Baden. Reihe: Pinkas Hakehillot. Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust (hebräisch). Yad Vashem Jerusalem 1986. S. 342-343.
bulletAndreas Hermes: Die Sandhäuser Synagoge. Mschr.. Bad Bergzabern 1998.
bulletKurt Frei: Familien in Sandhausen nach 1899 Sandhausen 1995. 
bulletHeimatbuch der Gemeinde Sandhausen 1986.   
bulletsynagogenbuch-1.jpg (32869 Byte)Joachim Hahn / Jürgen Krüger: "Hier ist nichts anderes als Gottes Haus...". Synagogen in Baden-Württemberg. Band 1: Geschichte und Architektur. Band 2: Orte und Einrichtungen. Hg. von Rüdiger Schmidt, Badische Landesbibliothek, Karlsruhe und Meier Schwarz, Synagogue Memorial, Jerusalem. Stuttgart 2007.
bulletSynagogen Lit 201305.jpg (108213 Byte)Christiane Twiehaus: Synagogen im Großherzogtum Baden (1806-1918). Eine Untersuchung zu ihrer Rezeption in den öffentlichen Medien. Reihe: Schriften der Hochschule für jüdische Studien Heidelberg. Universitätsverlag Winter Heidelberg 2012. 
Zur Synagoge in Sandhausen: S. 72-75.    
bullet Martin G. Schweigler / Brigitta Hamann / Rolf W. Maier (für die Stolperstein-Initiative Sandhausen www.stolpersteine-sandhausen.de): Stolpersteine für die jüdischen Familien Wahl und Freund. Verlegung am 26. April 2017.  64 S.  Zahlr. Abb.  Erschien zunächst 2017, dann in 2. verbesserter Auflage Sandhausen 2019.  Online eingestellt (22,2 MB)  

   
   


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Sandhausen  Baden. The first Jewish family settled in 1743 but a community was only formed in the 19th century, reaching a population of 100 in 1875 (total 2,583). In 1933, 17 Jews remained. By fall 1938, four had emigrated to the United States and five to other German cities. On Kristallnacht (9-10 November 1938), Jewish homes were destroyed and the men sent to the Dachau concentration camp. The last seven Jews were deported to the Gurs concentration camp on 22 October 1940; all perished.  
         
          

                   
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Stand: 30. Juni 2020