Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Gross-Karben mit Klein-Karben, Okarben, Petterweil und Rendel (Stadt Karben, Wetterau-Kreis)  
Jüdische Geschichte / Synagoge 

Zur jüdischen Geschichte in Groß-Karben und Umgebung siehe die Seiten bei  
www.stolpersteine-in-karben.de 
 

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer   
Aus dem jüdischen Gemeindeleben   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen     
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen  
bulletErinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte  
bulletLinks und Literatur   

      

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)  
   
In Groß-Karben bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938/42. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17./18. Jahrhunderts zurück.    
  
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: in Groß-Karben 1828 130 jüdische Einwohner, 1861 152 (17,3 % von insgesamt 878 Einwohnern), 1871 217, 1880 136 (14,1 % von 936), 1900 130, 1910 90. Zur jüdischen Gemeinde in Groß-Karben gehörten auch die in Klein-Karben, Okarben, Petterweil und Rendel lebenden jüdischen Einwohner. Hier wurden gezählt: In Klein Karben: 1830 12 jüdische Einwohner, in Okarben: 1830 29, 1905 15; in Rendel: 1830 27, 1905 24. Zu Petterweil siehe eigene Seite.         
    
Ausführliche Informationen zu den einzelnen Familien und der Geschichte der einzelnen Familienmitglieder sowie ihre Gewerbebetriebe in Groß-Karben und den umliegenden Orten finden sich auf der Website von www.stolpersteine-in-karben.de.       
  
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule, ein rituelles Bad (neben der Synagoge) und ein Friedhof; auch in Klein-Karben wurde ein Friedhof angelegt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war (vgl. Ausschreibungen der Stelle unten). Der jüdische Lehrer unterrichtete teilweise auch die jüdischen Kinder in umliegenden Gemeinden (u.a. in Nieder-Wöllstadt). Die beiden letzten Lehrer waren Nathan Driels (geb. 1845 in Emden, verheiratet mit Lina geb. May und drei Kindern Adolf, Moritz und Frieda; alle drei in der NS-Zeit umgekommen; Nathan Driels starb am 28. März 1928) und Isaak Markus (zuvor in Assenheim, geb. 1872 in Nowgorod; nach Novemberpogrom 1938 nach Frankfurt geflüchtet und über England in die USA emigriert). Die Gemeinde gehörte zum liberalen Provinzialrabbinat Oberhessen mit Sitz in Gießen.     
     
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde: aus Groß-Karben Ludwig Junker (geb. 22.6.1887 in Groß-Karben, gef. 1.9.1914), Vizefeldwebel Friedrich Kahn (geb. 22.7.1892 in Groß-Karben, gef. 9.10.1917) und Nathan Strauss (geb. 12.12.1880 in Groß-Karben, gef. 30.7.1915), aus Rendel Gefreiter Wilhelm Weinberg (geb. 6.3.1894 in Frankfurt am Main, gef. 9.6.1918).        
   
Um 1924, als zur Gemeinde 76 Personen gehörten (4,9 % von insgesamt 1.543 Einwohnern, dazu 10 Personen aus Okarben und 9 aus Rendel), waren die Gemeindevorsteher Max Grünebaum, Moritz Grünebaum und Max Strauß. Als Lehrer war der bereits genannt Nathan Driels tätig. Er erteilte den damals fünf schulpflichtigen jüdischen Kindern der Gemeinde den Religionsunterricht (dazu auch die jüdischen Kinder in Burg-Gräfenrode, Nieder-Wöllstadt). Als Rechner der Gemeinde war Herr Kahn tätig, als Synagogendiener Siegfried Strauß (Bahnhofstraße 9). Seit 1928 war Isaak Markus Lehrer in Groß-Karben; er blieb bis zum Novemberpogrom 1938 in Groß-Karben). 1932 war Gemeindevorsteher Max Grünebaum. Er blieb auch der letzte Gemeindevorsteher.        
  
1933 lebten 81 jüdische Personen in Groß-Karben (in etwa 15 Familien; 4,8 % von insgesamt 1.651 Einwohnern). In den folgenden Jahren ist ein Teil der jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Seit 1933 kam es regelmäßig zu Belästigungen und körperlichen Misshandlungen jüdischer Einwohner, zu Sachbeschädigungen (eingeworfene Fensterscheiben) und gezielten Geschäftsschädigungen. Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge durch Nationalsozialisten zerstört (s.u.), anschließend wurden die jüdischen Männer in das Spritzenhaus gesperrt und brutal ausgepeitscht. Die jüdischen Häuser und Geschäfte wurden überfallen, völlig ausgeplündert oder das Inventar zerstört. Nach diesen Ereignissen versuchten viele Familien, alsbald vom Ort zu verziehen (27 sind nach Frankfurt) oder auszuwandern (USA, Südamerika, Südafrika, England, Frankreich, Schweiz, Niederlande). Die meisten der letzten jüdischen Einwohner wurden im Herbst 1942 deportiert (acht aus Groß-Karben, Lea Weinberg geb. Grünebaum aus Rendel). Eine mit einem nichtjüdischen Mann verheiratete jüdische Frau wurden im Februar 1945 nach Theresienstadt deportiert. Sie hat überlebt und konnte im Mai 1945 nach Groß-Karben zurückkehren.         
  
Von den in Groß-Karben geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Dina Bendorf geb. Junker (1889), Adolf Driels (1881), Moritz Driels (1882), Frieda Drielsma geb. Driels (1888), Rebekka Ettlinger geb. Grünebaum (1898), Blanka Beate Grünebaum (1910), Emilie Grünebaum (1860), Frieda Grünebaum (1900), Heinrich Grünebaum (1900), Isidor Grünebaum (1871), Lilli Grünebaum (1906), Louis Grünebaum (1869), Moritz Grünebaum (1889), Rosa Grünebaum (1883), Theodor Grünebaum (1865), Johanna Hahn geb. Strauß (1876), Karoline Hahn geb. Grünebaum (1868), Clara (Klara) Herzfeld geb. May (1879), Adolf Hirsch (1882), Antonie Hirsch geb. Junker (1889), Erich Julius Hirsch (1925), Marga Else Hirsch (1923), Johanna Isenburger geb. Kulb (1885),Wilhelmina Jacobs geb. Kulb (1888), Bertha Joseph (1896), Anna Junker (1874), Bella Junker geb. Simon (1892), Hugo Junker (1894), Margot Junker (1921), Isidor Kahn (1861), Julius Kulb (1895), Klothilde Levy geb. Grünebaum (1883), Betti Neuhaus geb. Kleemann (1870), Moritz Rosenthal (1881), Ilse Nannchen Ross (1928), Julius Ross (1897), Moritz Ross (1888), Johanna Scheuer geb. Kircher (1867), Sofie Spahn geb. Berkowitz (1907), Rebekka Ruth Speier geb. Grünebaum (1888), Franziska Strauss (1888), Julius Strauss (1882), Moritz Strauss (1865), Hermann Sziff (1875), Johanna Vos geb. Driels (1875), Antonie Wertheimer geb. Junker (1896).   
  
An viele der Umgekommenen aus Groß-Karben erinnern inzwischen "Stolpersteine" vor Ort: www.stolpersteine-in-karben.de       
  
Aus Klein-Karben ist umgekommen: Mathilde Eichenbronner geb. Ortenberger (1874).  
   
Aus Okarben sind umgekommen: Adolf Grünewald (1878), Emil Grünewald (1886), Hans Grünewald (1901), Isidor Grünewald (1884), Adolf Kahn (1883).  

Aus Rendel sind umgekommen: Gustav Grünebaum (1864), Heinrich Grünebaum (1899), Max Grünebaum (1869), Meier Grünebaum (1861), Rosa Grünebaum (1862), Rosi Junker geb. Grünebaum (1894), Erna Katz geb. Grünebaum (1898), Lea Weinberg geb. Grünebaum (1869).   
   
    
    
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
 
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1865 / 1871 

Grosskarben Israelit 04011865.jpg (47015 Byte) Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Januar 1865: "In der hiesigen israelitischen Gemeinde ist die Stelle eines Lehrers, Vorsängers und Schächters alsbald zu besetzen. Fixer Gehalt 400 Gulden nebst freier Wohnung und 20 Gulden Vergütung für Heizung. Die Einkünfte des Schächteramts nebst anderen Nebeneinkünften belaufen sich auf 100 Gulden.  
Groß-Karben, den 28. Dezember 1864. Der Vorstand. Abraham Grünebaum II."  
 
Grosskarben Israelit 19071871.jpg (37171 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Juli 1871: "Die hiesige israelitische Lehrer-, Vorsänger- und Schächterstelle ist mit einem jährlichen Gehalt von 400 Gulden, freie Wohnung und 20 Gulden für Heizung der Schule, vakant. Reflektierende wollen sich bei dem hiesigen Vorstand melden. 
Groß-Karben, den 29. Juli 1871. Der Vorstand."   

 
  
Aus dem jüdischen Gemeindeleben    
Allgemeine Gemeindebeschreibung (1936!)  

Grosskarben GblIsrGF August1936 436.jpg (113525 Byte)Artikel im "Gemeindeblatt der Israelitischen Gemeinde Frankfurt" vom August 1936 S. 436: "Von Vilbel über Dorteilweil in 1 3/4 Stunden - Bahnfahrt 12 Minuten nicht zu empfehlen, da Bahnhof 1/2 Stunde vom Ort, dagegen mit Kraftpost in 20 Minuten zur Synagoge von Groß-Karben.  
Alter Ort mit etwa 1.600 Einwohnern. Die heutige Gemeinde ist kaum sehr alt, trotzdem einzelne Juden schon früh dort wohnen. Heute etwa 15 Familien. Synagoge zwar nicht an der Straße, aber augenscheinlich für eine viel größere Gemeinde gebaut: 1905 noch 130, 1924 60 Seelen. Friedhof einige Minuten vom Ort, links jenseits der Heldenbergener Straße, kurz vor 1870 über einem älteren aufgeschüttet. - Im Ort einige alte Bauten, Schloss der einst mächtigen Herren von Karben, denen beträchtliche Zeit zahlreiche Juden unterstanden. In der Nähe mehrere Kohlensäurequellen, deren Versand beachtlich ist. 3/4 Stunden nordwestlich bei Okarben, dessen Juden zu Großkarben gehörten, Römerkastell. Von Groß-Karben in 1 Stunde nach Burg Gräfenrode, einem alten Dorf, dessen Juden ebenfalls zu Großkarben gehören, und in weiteren 30 Minuten nach Ilgenstadt, einem Dorf von gut 1.000 Einwohnern, heute ohne Juden. Bedeutende romanische Kirche aus dem 12. Jahrhundert, die einst dazu gehörigen Klostergebäude um 1755 zum Schloss der Grafen von Rappenberg umgebaut. Der Torbau an der Südseite herrliches Barock."   

   
Kritik an der "ökumenischen Gesinnung" vor Ort (1903)   
Anmerkung: die hier geäußerte Kritik stammt aus orthodoxer Seite, von der aus jüdisch-christliche Ehen abgelehnt wurden  

Grosskarben FrfIsrFambl 06111903.jpg (61065 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 6. November 1903: "Groß-Karben. Ein großer Teil der Judenheit dieser Gemeinde lebt in dem Glauben, dass die Zukunft der Judenheit bei Hintenansetzung der konfessionellen Tradition in der Ausgleichung der äußersten Grenzen der Reform mit allgemeiner Einheit und Gleichheit zu suchen sei. Die Folgen bleiben natürlich nicht aus. Erst kürzlich verlobte sich ein junges Mädchen - Selma Cahn - mit Zustimmung und im Hause ihrer Eltern mit einem evangelischen Eisenbahnarbeiter."  

     
    
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Einzelpersonen
   
Verlobungs- und Heiratsanzeige von Rosel Strauss und Heinrich Grünebaum in Rendel (1929) 

Rendel Israelit 10011929.jpg (29265 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Januar 1929: "Rosel Strauss - Heinrich Grünebaum
Verlobte. Frankfurt am Main - Rendel / Oberhessen.   
Empfang: Langestraße 55, Samstag, den 19. und Sonntag, den 20.1.1929."   
  
Rendel Israelit 04071929.jpg (30552 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Juli 1929: "Heinrich Grünebaum - Rosel Grünebaum geb. Strauss.  Vermählte.   Rendel (Oberhessen) - Frankfurt am Main.  
Trauung und Empfang: Sonntag, 7. Juli 1929. Frankfurt am Main, Liederhalle, Langestraße 26."   

     
     
    
 
Zur Geschichte der Synagoge      
   
Noch Anfang des 18. Jahrhunderts war es den jüdischen Familien am Ort streng verboten, öffentlich Gottesdienst zu halten. Als im September 1709 Jud Heyem aus Anlass des jüdischen Neujahrsfeste das Schofarhorn geblasen hat, kam es zu heftigen Gegenreaktionen der Groß Karbener Christen. Heyem hatte die sehr hohe Strafe von 200 Reichstalern zu bezahlen. In Karben dürfte es damals eine einfache Betstube in einem der jüdischen Häuser gegeben haben. 
  
1840, nach anderen Angaben erst 1872 wurde eine Synagoge am Ort erbaut. Beim zweitgenannten Jahr kann es sich auch um das Jahr eines Umbaus gehandelt haben.  
 
Seit der Zeit des Ersten Weltkrieges besuchten auch die in Burg-Gräfenrode lebenden jüdischen Personen die Synagoge in Groß-Karben. Die Torarolle aus Burg-Gräfenrode war in die Synagoge nach Groß-Karben verbracht worden. 
  
Letztmals wurde - auf Initiative von Lehrer Isaak Markus - 1932 die Synagoge umfassend renoviert.  
    
Renovierung und Neueinweihung der Synagoge (1932)  

GrossKarben Israelit 17111932s.jpg (99575 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. November 1932: "Groß-Karben, 15. November (1932). Die israelitische Gemeinde Groß-Karben (bei Friedberg in Hessen) hat in diesem Jahre ihre alte Synagoge einer gründlichen Renovierung unterzogen. Die kleine, 26 Familien zählende Gemeinde, mit einem rührigen Vorstand an der Spitze, hat damit bewiesen, dass es auch in dieser so schweren Zeit möglich ist, aus eigener Kraft etwas Großes zu schaffen. Gern und freudig hat jeder Einzelne gegeben, um das von den Vätern ererbte Gotteshaus vor dem Verfall zu schützen und in würdigem Zustand zu wissen. Der Lehrer der Gemeinde, Herr Markus, der eigentliche Vater des Projektes, hat dessen Kosten aus freiwilligen Spenden innerhalb der Gemeinde gesammelt und sich mit diesem Werk ein bleibendes Verdienst um seine Gemeinde erworben. Am 1. Abend Roschhaschono (= 30. September 1932) dankte Herr Markus in einer gehaltvollen Ansprache den Gemeindemitgliedern und pries deren Gebefreudigkeit. Die Groß-Karbener Juden aber sind stolz auf ihr Werk und auf ihre Synagoge."       

Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge durch Nationalsozialisten geschändet, geplündert und niedergebrannt. Auch eine benachbarte Scheune der jüdischen Familie Josef Junker ist abgebrannt. Auf Befehl des damaligen Bürgermeisters Heinrich Flach, der zugleich Ortsgruppenleiter der NSDAP war, durfte die angerückte Feuerwehr nicht löschen. Die Brandruine blieb bis nach Kriegsende stehen und wurde dann abgebrochen.
  
1949 waren vor dem Landgericht Gießen 12 Personen wegen den Ereignissen beim Novemberpogrom beziehungsweise wegen Landfriedensbruch angeklagt (die meisten der Angeklagten waren aus Groß-Karben!; vgl. zum Prozess die Synagogenprozess-Akten im Staatsarchiv Darmstadt AZ H 13 Gießen/498). Sieben von ihnen wurden freigesprochen, fünf erhielten Gefängnisstrafen zwischen vier und 12 Monaten. Mit 12 Monaten wurde Heinrich Flach bestraft, der seit 1931 Ortsgruppenleiter der NSDAP in Groß-Karten und von 1933 bis 1941 Bürgermeister der Gemeinde war.   
   
Am Synagogenstandort erinnert ein kleiner, unauffälliger Gedenkstein an die ehemalige Synagoge. 
   
   
Adresse/Standort der Synagoge     Heldenberger Straße 10 bzw. 12 (die Synagoge stand zwischen Heldenberger Straße 10 und 14).   
   
   
Fotos
(Quelle: Website www.stolpersteine-in-karben.de, hier: Seite zur Synagoge)    

Die Synagoge in Groß-Karben      
Gross-Karben Synagoge 1320.jpg (37270 Byte) Gross-Karben Synagoge 1323.jpg (37726 Byte) Gross-Karben Synagoge 201.jpg (31357 Byte)
Zeichnung der ehemaligen Synagoge 
(gezeichnet von Edgar Braun, NY)
Bildmontage, erstellt von der 
Initiative "Stolpersteine in Karben"   
Vor der Synagoge im Jahr 1937: links 
Lehrer Isaak Markus, rechts 
Synagogendiener Siegfried Strauss
      
     
Nach der Zerstörung 
der Synagoge 
Gross-Karben Synagoge 202.jpg (22870 Byte)   
  Die zerstörte Synagoge (Ende Mai 1945)   
      
Gedenken an die Synagoge  Gross-Karben Synagoge 205.jpg (74856 Byte) Gross-Karben Synagoge 204.jpg (30771 Byte)
   Gedenkstein auf dem Grundstück der Synagoge 
      

    
    
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte  

März 2009: Die "Stolpersteine" in Groß-Karben werden gereinigt 
Artikel aus "Bad Vilbel online" (Link zum Artikel)  "Putzaktion in Groß-Karben 
Karben: Die Inschriften auf den so genannten "Stolpersteinen", die bereits in den vergangenen Jahren in die öffentlichen Bürgersteige Groß-Karbens eingelassen wurden, sind teilweise nur noch schwer lesbar. "Da diese Gedenksteine an Groß-Kärber erinnern, die von Nationalsozialisten aus rassistischen Gründen verfolgt wurden, sei der Beginn der Internationalen Wochen gegen Rassismus ein passender Anlass, die Messingtafeln wieder blank zu putzen", so die Initiative stolpersteine-in-karben.de "womit auch der Mahncharakter der Gedenksteine unterstrichen werden soll."
    
August 2009: Auszeichnung für die "Stolperstein"-Initiative 
Artikel in der "Wetterauer Zeitung" vom 3. August 2009 (Link zum Artikel): "Kulturpreis der Stadt für Stolpersteine-Initiative
Karben
(pe). Die Initiative 'Stolpersteine in Karben' hat den diesjährigen Kulturehrenpreis der Stadt erhalten. Der Magistrat folgte bei seiner Entscheidung einer Empfehlung der Arbeitsgemeinschaft Kultur (Arge). Am Montagnachmittag überreichte Bürgermeister Roland Schulz den beiden Aktiven der Initiative, Irma Mattner und Hartmut Polzer, die entsprechende Urkunde im Rahmen einer kleinen Feierstunde im Sitzungszimmer des Rathauses. Die beiden hätten sich 'in herausragender Art und Weise ehrenamtlich engagiert in einem Bereich, der mit höchster Sensibilität und größter Sorgfalt bearbeitet werden muss', so Schulz in seiner Begründung...."      
   
Oktober 2010: Weitere "Stolpersteine" werden am 13. Oktober 2010 verlegt    
Artikel in der "Frankfurter Neuen Presse" vom 11. Oktober 2010 (Link zum Artikel): 
"Hintergrund: Erinnern an die ehemaligen Nachbarn. 
Für Hugo und Rosa Junker, Betty Grünebaum sowie für weitere ehemalige jüdische Groß-Kärber Bürger werden morgen (Mittwoch) insgesamt neun Stolpersteine verlegt. Die Stolpersteine werden über Patenschaften finanziert. 
Über diesen Weg beteiligen sich diesmal beispielsweise die 'Senioren 60 plus' der SPD Karben an der Stolpersteinverlegung. 
Angeregt durch die Gesprächsrunde 'Gesellschaftliche Verantwortung' und dem Vortrag von Hartmut Polzer im vergangenen Jahr, entschieden sich die SPD-Senioren, die Kosten für zwei Stolpersteine zu übernehmen, berichtet der Vorsitzende Rainer Züsch. Er bedankt sich bei allen Senioren, die mit Geldbeträgen diese Spende an die Aktion 'Stolpersteine gegen das Vergessen' möglich machten.  
Die Verlegung beginnt am 13. Oktober um 14.30 Uhr in der Bahnhofstraße 51 in Groß-Karben. Wer eine Patenschaft übernehmen möchte, wendet sich an die Initiative Stolpersteine unter Telefon (0 60 39) 4 25 39. Informationen auch unter http://www.stolpersteine-in-karben.de im Internet. dpg." 
    
Artikel von Susanne Krejcik in der "Frankfurter Neuen Presse" vom 11. Oktober 2010 (Link zum Artikel): "Aus Groß-Karben in den Tod. 
Bis zur Machtergreifung durch die Nationalsozialisten 1933 lebten viele Juden in Groß-Karben, Okarben, Rendel und Burg-Gräfenrode. Was aus einigen dieser Karbener wurde, stellt die FNP vor. Grundlage sind die Gespräche mit Zeitzeugen und Archivrecherchen der 'Initiative Stolpersteine in Karben' im Vorgriff auf die geplante Verlegung von Stolpersteinen als Erinnerung an die ehemaligen Karbener. Heute Teil zwölf: Die Geschichte von Familie Hugo Junker aus Groß-Karben..."  
   
Bericht von Georgia Lori in der "Frankfurter Neuen Presse" vom 13. Oktober 2010 über die Verlegung der "Stolpersteine" in Groß-Karben 
(Artikel: "Die Gräber in unseren Herzen. Gunter Demnig verlegt neun Stolpersteine in Karben".         
 
März 2011: Schüler reinigen "Stolpersteine" und pflegen damit die Erinnerung    
Artikel von Susanne Krejcik in der "Frankfurter Neuen Presse" vom 14. März 2011 (Link zum Artikel): 
"Putzen gegen das Vergessen. Schüler reinigen in Karben Stolpersteine, die an Schicksale verfolgter Juden erinnern
In Karben sind 48 Stolpersteine zur Erinnerung an die früher hier lebenden Juden verlegt. Zum Auftakt der Internationalen Woche gegen Rassismus haben der Gesprächskreis Prävention und die Initiative Stolpersteine zum Reinigen der Steine aufgerufen.
Karben. Gabriele Davis vom Gesprächskreis Prävention sowie Irma Mattner und Hartmut Polzer von der Initiative Stolpersteine begrüßen die Erwachsenen sowie Schüler der Kurt-Schumacher-Schule (KSS) am Treffpunkt Kreuzgassbrunnen in Groß-Karben. Die Messingtafeln der Steine seien staubig und teils oxidiert, erklärt Polzer..."    
 
März 2012: Schüler reinigen "Stolpersteine" und pflegen damit die Erinnerung   
Artikel von Andreas K. Schopf in der "Frankfurter Rundschau" vom 14. März 2012: "Das Schlimmste ist das Vergessen. 
Schüler und Freiwillige putzen die Stolpersteine in Karben..."  
Link zum Artikel    
 
Mai 2012: Weitere acht "Stolpersteine" wurden verlegt   
Artikel in der "Frankfurter Rundschau" vom 15. Mai 2012: "Mit dem Kopf und dem Herzen stolpern. 
Karben.
Acht neue Steine erinnern an die Opfer der Nationalsozialisten..."   
Link zum Artikel  
Anmerkung: Vier "Stolpersteine" wurden vor dem Haus Bahnhofstraße 47 für die jüdische Familie Kulb verlegt (für Isidor und Bella Kulb mit ihren beiden Kindern, die 1934 von Groß-Karben nach Frankfurt flüchteten und später nach Uruguay emigrierten; zwei Steine wurden für Adelheid und Lili Grünebaum vor dem Haus Bahnhofstraße 4 verlegt (beide wurden nach der Deportation ermordet); zwei weitere Steine wurden für politisch Verfolgte verlegt.     
 
Oktober 2014: Erinnerung an die jüdische Geschichte  
Presseartikel von Andras Groth in der "Frankfurter Rundschau" vom 13. Oktober 2014: "Karben. Skizze mit trauriger Geschichte".  
 
Mai 2016: Über die Stolperstein-Initiative in Karben 
Artikel von Susanne Krejcik in der "Frankfurter Neuen Presse" vom 20. Mai 2016: "Karbener Initiative. Stolpersteine gegen das Vergessen
Auf Betreiben der Initiative Stolpersteine in Karben wurden bislang 56 Stolpersteine in den Stadtteilen zur Erinnerung an die Menschen verlegt, die einst hier lebten und in den Konzentrationslagern ermordet wurden. Und die Arbeit geht weiter.

In den vergangenen zehn Jahren hat die Initiative mehr als 100 Einzelschicksale recherchiert. 'Mit der Verlegung von Stolpersteinen wollen wir an die früheren Bürger Karbens erinnern. Darüber hinaus war es uns ein Anliegen, die Menschen zu informieren und mitzunehmen durch Veranstaltungen und Gespräche mit Zeitzeugen', sagen Irma Mattner und Hartmut Polzer von der Initiative Stolpersteine in Karben im Rückblick. Die Teilnahme an einer Verlegung von Stolpersteinen in Bad Vilbel im Jahr 2006 habe den Anstoß gegeben, so etwas auch in Karben zu initiieren, erzählen Mattner und Polzer. Wenn man vor dem Haus stehe, in dem der Mensch gelebt habe und zudem etwas über sein Leben erfahre, 'dann ist es fast so, als ob man denjenigen gekannt hat'. Vor zehn Jahren haben sie mit ihren Recherche-Arbeiten begonnen, im darauffolgenden Jahr haben sie die Initiative gegründet. Für die Daten, die der Künstler Gunter Demnig benötigt, um die Steine zur Erinnerung an die Opfer des Holocausts in den Gehweg verlegen zu können, haben sie via Internet bei Yad Vashem recherchiert, im Bundesarchiv, in regionalen Archiven wie den Staatsarchiven in Wiesbaden und Darmstadt sowie im Jüdischen Museum in Frankfurt. Helmut Weigands Dokumentation 'Groß-Karben und seine Juden' habe ihnen ebenso geholfen wie die Unterstützung durch Helmut Heide; beide sind verstorbene Mitglieder des Geschichtsvereins. Durch ihre Recherchen haben sie in Erfahrung gebracht, wie die jüdischen Bürger einst in Karben lebten, in welchen Vereinen sie verwurzelt waren und welche Kontakte zu den christlichen Nachbarn bestanden. Die Recherche-Ergebnisse machten das funktionierende Miteinander von Juden und Christen in den kleinen Karbener Stadtteilen bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten deutlich, sagt Polzer.
Im November 2007 fand die erste Verlegung von Stolpersteinen durch Gunter Demnig statt. Bis jetzt hat er 56 Stolpersteine in Karben verlegt. Bei den Verlegungen hat die Initiative mit der Karbener Kurt-Schumacher-Schule kooperiert und Schüler eingebunden. So trugen diese während der Verlegungen einzelne Schicksale vor. An manchen Verlegungen nahmen Nachfahren der Ermordeten teil, die dafür weite Anreisen in Kauf nahmen. Für ihr Engagement hat die Initiative im Jahr 2009 den Kulturehrenpreis der Stadt Karben bekommen: Im Jahr 2013 wurde die mit dem Ehrenamtspreis der SPD Hessen Süd ausgezeichnet. Zu den ersten Zeitzeugen, die von der Initiative im Laufe der Jahre eingeladen wurden, gehörte Trude Simonsohn im Juni 2007. Durch Gespräche mit Zeitzeugen wolle man die Erinnerung anschaulich machen, sagen Mattner und Polzer. Die Initiative – sie gehört dem 'Bündnis für ein offenes Karben' an – hat mit anderen kooperiert, etwa beim Pogromgedenken und beim 'Trialog der Religionen' mit dem Deutsch-Ausländischen-Freundschaftskreis sowie mit verschiedenen Kirchengemeinden. Von Beginn an haben Mattner und Polzer die Ergebnisse ihrer Recherchen im Internet veröffentlicht. Auf der Internetseite der Initiative finden sich zudem Informationen in englischer Sprache. Zu den beeindruckendsten Erlebnissen in den vergangenen Jahren 'gehörten persönliche Begegnungen', sagen Mattner und Polzer. Etwa jene mit Klara Kirschberg, geboren 1922 in Burg-Gräfenrode, damals 'Klärchen' genannt. Die Jüdin – nach ihrer Hochzeit hieß sie Clare Zweig – überlebte den Holocaust durch einen Kindertransport und wanderte in die USA aus. Dort besuchte Polzer sie zunächst für ein Interview, das als Grundlage für den Film 'Klärchen – Flucht in eine fremde Welt' diente, der in Karben gezeigt wurde. Daraus entwickelte sich eine Freundschaft, die bis zu Zweigs Tod im Jahr 2014 andauerte. Zudem trafen Mattner und Polzer mit Nachfahren aus den USA zusammen, die sich auf Spurensuche nach ihren Vorfahren in Karben aufhielten. 'Wir möchten dazu beitragen, dass die Erinnerung an die früheren Karbener Bürger wachgehalten wird und dass sich so etwas nicht wiederholt', sagen Irma Mattner und Hartmut Polzer." 
Link zum Artikel  
 
Juni 2016: Weitere fünf "Stolpersteine" und eine "Stolperschwelle" wurden in Groß-Karben verlegt 
Anmerkung: Es wurden fünf "Stolpersteine" für die Mitglieder der Familie Strauß in der Heldenberger Straße 8 verlegt: für Adolf Strauss (1890), Bertha Strauss geb. Kahn (1860), Ida Strauss geb. Buss (1894), Liselotte (Lilo)  Strauss (1921), Walter Strauss (1926); die Familie konnte 1936 noch in die USA emigrieren; eine "Stolperschwelle" wurde zur Erinnerung an die Zerstörung der Groß-Kärbener Synagoge an ihrem Standort in der Heldenberger Straße 10 verlegt. Nach dieser Verlegung liegen insgesamt 61 "Stolpersteine" in Karben. Mit der Aktion wird die Verlegung von "Stolpersteinen" in Karben vermutlich beendet sein. 
Vgl. auch den Wikipedia-Artikel https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Karben (mit Fotos der "Stolpersteine" und der "Stolperschwelle")  
Artikel von Kim Anh Schäfer in der "Frankfurter Neuen Presse" vom 27. Juni 2016: "Erinnerung an Opfer der Nationalsozialisten. Stolpern mit Kopf und Herz
In Karben wurden gestern fünf Stolpersteine verlegt – und eine Stolperschwelle. Sie sollen an die jüdische Gemeinde Groß-Karben und ihre Synagoge erinnern, die beim Pogrom in der Nacht auf den 10. November 1938 von Nationalsozialisten zerstört wurde. 'Wer ein Erinnern an diese schreckliche Geschichte nicht mehr für wichtig hält, dem kann ich nur sagen: Gedenken an Tyrannei und Diktatur hat keine Verfallszeit. Wenn man die Menschheit und die Geschichte kennt, weiß man, dass so etwas wieder passieren kann.' So begrüßt Bürgermeister Guido Rahn (CDU) die Karbener, die gekommen sind, um den während der NS-Zeit verfolgten Juden zu gedenken. Ideologien wie die der Nationalsozialisten rechtzeitig zu unterbinden, sei wichtig, betont Rahn – und dafür müsse man die Geschichte kennen. 'Es reicht nicht zu sagen, es wären nur ein paar Wenige, die so denken: Früher waren es auch ein paar, dann ein paar mehr, und irgendwann die Mehrheit.' Karben möchte erinnern, nicht vergessen. Das zeigte sich gestern ein weiteres Mal deutlich. Insgesamt 56 Stolpersteine sind bereits in der Stadt vor den damaligen Häusern jüdischer Karbener Bürger verlegt – und erinnern an die Schicksale, die diese unter Hitlers Schreckensherrschaft erleiden mussten. Auch Stadtverordnetenvorsteherin Ingrid Lenz (CDU) betont die Wichtigkeit des Erinnerns. Sie verweist auf die Verpflichtung zum Beistand von Menschen, die vor Verfolgung fliehen müssen – auch in der Gegenwart. Gunter Demnig heißt der Kölner Künstler, der seit 1993 Stolpersteine verlegt. Mittlerweile sind es über 56 000 Steine in 20 europäischen Ländern; in etwa 1600 deutschen Orten liegen Stolpersteine. Auch Demnig begrüßt die Karbener, bevor er die neuen und vorerst letzten Stolpersteine in der Stadt verlegt. Er erklärt die Idee, die hinter der Aktion steckt: Durch die Messingplatten, die mitten in den Gehweg verlegt werden, werden Passanten auf diejenigen aufmerksam, denen Demnig mit seinem Projekt eine Ehre erweisen möchte. Mit der Zeit wird das Messing – und damit die Erinnerung – durch das Darüberlaufen mehr und mehr poliert. 'Wer die Inschrift auf den Steinen lesen will, muss automatisch eine Verbeugung machen oder sogar niederknien', erklärt der Künstler. Die beste Erläuterung des Begriffs 'Stolpersteine' sei von einem Schüler gekommen, erzählt Demnig, der oft mit Schulklassen arbeitet: 'Man fällt nicht etwa hin, sondern man stolpert mit dem Kopf und mit dem Herzen.' In der Heldenberger Straße verlegt Demnig nun fünf Stolpersteine für die Mitglieder der Familie Strauss, über deren Leben Monika Heinz und Marlies Gebhard-Petri vom Karbener Heimatmuseum erzählen: Im März 1936 floh die gesamte Familie, die ein Textilgeschäft betrieben hatte, vor der drohenden Verfolgung nach New York. Obwohl dies noch vor der Reichspogromnacht 1938 geschah, ahnte die Familie längst, was ihnen bevorstehen würde, wenn sie blieben: Einige Monate vor der gelungenen Flucht wurden die Nürnberger Rassegesetze beschlossen. Wesentlich seltener als Stolpersteine sind die sogenannten Stolper- oder Gedenkschwellen. Dies sind Messingplatten, die etwa die sechsfache Länge eines einfachen Stolpersteins haben und ganzen Opfergruppen gewidmet sind. Die Stolperschwelle, die Gunter Demnig nun in der Heldenberger Straße 10 verlegt, weist auf die Zerstörung der Groß-Kärber Synagoge hin. Über die Synagoge und die jüdische Gemeinde Karbens sprechen Laura Semdner und Greta Barion. Sie besuchen an der Kurt-Schumacher-Schule (KSS) in Karben den Geschichtsleistungskurs von Lehrerin Monika Lenniger. Werner Giesler, Pfarrer der evangelischen Kirche Klein-Karben, erklärt die Synagoge als einen Versammlungsort ebenso wie Kirchen und Moscheen – und verweist auf die morgenländischen Wurzeln des Christentums im Judentum. 'Wer also von einer christlich-abendländischen Gesellschaft träumt, spricht von einem Widerspruch in sich.' Rabbiner Andrew Steiman hält anschließend eine Gedenkrede auf dem Gelände der Groß-Kärber Synagoge. 'Zwar sind die Steine dieses Gebetsortes zerstört worden, aber die Heiligkeit kann man nicht zerstören', sagt er. 'So wurde zwar der Altar der Synagoge zerstört, doch in Form dieser Stolpersteine kommt er nun zurück. Die Steine sind selbst ein Stückchen Heiligkeit.' Um diese zu spüren, geben sich die heute erschienenen Karbener die Hände. Rabbiner Steiman spricht mit ihnen ein jüdisches Gebet, das traditionell für die Angehörigen Toter gebetet wird. Und schließt mit den Worten 'Dieser Ort hat Zukunft, weil er Vergangenheit hat'." 
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April 2020: Nach der Sanierung der Groß-Karbener Bahnhofstraße wurden die "Stolpersteine" gesäubert und neu verlegt 
Artikel in der "Wetterauer Zeitung" vom 3. April 2020: "Stolpersteine glänzen wieder
Karben (pm). Nachdem die Sanierung der Bürgersteige im ersten Teil der Groß-Karbener Bahnhofstraße abgeschlossen war, wurden auch die demontierten Gedenksteine, die an die Verfolgten des Nazi-Regimes erinnern, wieder verlegt. Irma Mattner und Hartmut Polzer von der Initiative Stolpersteine in Karben nutzten die Gelegenheit, die Messingsteine, die schon stark oxidiert waren, aufzupolieren. Jetzt glänzen die sogenannten Stolpersteine, kleine Messingtafeln, die der Kölner Künstler Gunter Demnig in einem europaweiten Projekt seit über zehn Jahren in die Fußwege einlässt, wieder am alten Standort.
Familien Kulb und Grünebaum verfolgt.
Vor dem Haus 47 ("Der Weinkeller") erinnern die Stolpersteine an die Familie Isidor Kulb, die bereits 1934 nach Uruguay floh, weil die Ausgrenzung der Juden in Groß-Karben schon zu diesem Zeitpunkt sehr heftig war. So konnte der Bäcker Fourier beispielsweise der Familie Kulb das Brot nur noch bei Dunkelheit mithilfe von Nachbarn über den Gartenzaun zukommen lassen, wie Mattner und Polzer in ihrer Pressemitteilung schreiben. Vor dem Haus 51 erinnern die Stolpersteine an die Familie Heinrich Grünebaum, die Ende der 1920er Jahre von Rendel nach Groß-Karben kam. 1935 verließen sie Groß-Karben und hofften, in Frankfurt unter dem Schutz der großen jüdischen Gemeinde überleben zu können.
Verhaftet und nach Auschwitz gebracht. Im April 1939 flohen sie über Hamburg nach Belgien, wo sie dann auch ihren Sohn wieder zu sich holten, dem bereits 1938 die Ausreise mit einem Kindertransport nach Holland gelungen war. Im Januar 1943 wurde jedoch die ganze Familie verhaftet und von Mechelen nach Auschwitz deportiert. Diese Deportation war übrigens die einzige, die von Widerstandskämpfern (es waren drei junge belgische Studenten), überfallen und zum Halten gebracht wurde, wissen Mattner und Polzer weiter zu berichten. Nur wenigen gelang die Flucht. Familie Grünebaum war jedoch nicht dabei. Weitere Informationen über die Initiative finden sich unter www.stolpersteine-in-karben.de." 
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Links und Literatur

Links:  

bulletWebsite der Stadt Karben    
bulletStolpersteine in Karben:  www.stolpersteine-in-karben.de 
bulletWikipedia-Artikel  https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Karben
bulletZur Seite über den jüdischen Friedhof in Groß-Karben (interner Link)   
bulletWebportal HS 010.jpg (66495 Byte)Webportal "Vor dem Holocaust" - Fotos zum jüdischen Alltagsleben in Hessen mit Fotos zur jüdischen Geschichte in Karben 

Quellen:  

Hinweis auf online einsehbare Familienregister der jüdischen Gemeinde Groß-Karben 
In der Website des Hessischen Hauptstaatsarchivs (innerhalb Arcinsys Hessen) sind die erhaltenen Familienregister aus hessischen jüdischen Gemeinden einsehbar: 
Link zur Übersicht (nach Ortsalphabet) https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/llist?nodeid=g186590&page=1&reload=true&sorting=41              
Zu Groß-Karben sind vorhanden (auf der jeweiligen Unterseite zur Einsichtnahme weiter über "Digitalisate anzeigen"):    
HHStAW 365,380   Geburtsregister der Juden von Groß-Karben  1823 - 1838; enthält jüdisches Geburtsregister mit Angabe der Zeugen bei der Eintragung in das Register durch den Bürgermeister  
https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v3500080      
HHStAW 365,383   Trauregister der Juden von Groß-Karben  1838 - 1875; enthält jüdisches Trauregister; alphabetisches Namensverzeichnis (unvollständig) zum Trauregister  
https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v4782875
   
HHStAW 365,383   Sterberegister der Juden von Groß-Karben  1838 - 1875; enthält jüdisches Sterberegister, alphabetisches Namensverzeichnis (unvollständig) zum Sterberegister   
https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v2924719                
HHStAW 365,381   Geburtsregister der Juden von Groß-Karben  1838 - 1875; enthält jüdisches Geburtsregister mit Angabe der Zeugen bei der Eintragung in das Register durch den Bürgermeister; alphabetisches Namensverzeichnis (unvollständig) zum Geburtsregister; darin auch eine Übersicht über Wegzug und Zuzug von Juden in Groß-Karben 1863 - 1865  https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v2126649         

Literatur:  

bulletPaul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. I S. 288-290.   
bulletHelmut Heide: Zur Geschichte der Gross-Karbener Juden. In: Karben - Geschichte und Gegenwart. Karben 1973 S. 373-398.  
bulletders.: Die Rendeler Juden und ihre Schicksale. Karbener Heft 1. S. 94-104. Vgl. den online zu lesenden Auszug.       
bulletHelmut Weigand: Groß-Karben und seine Juden. 1993.   
bulletKeine Abschnitte zu Groß-Karben bei Thea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945? 1988 und
bulletStudienkreis Deutscher Widerstand (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirk Darmstadt. 1995 S. 327.  
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume III: Hesse -  Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992 (hebräisch) S. 142-144.  

   
    


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Gross-Karben  Hesse. Established in the 17th century, the community numbered 217 (about 24 % of the total) in 1871, had members in nearby Rendel, and was affiliated with the Orthodox rabbinate of Giessen. The Jews dealt in agricultural produce and owned stores, including three kosher butcher shops. On Kristallnacht (9-10 November 1938), the synagogue was burned down and a full-scale pogrom took place. Of the 80-100 Jews living there in 1933, about two dozen emigrated and survived; the rest were eventually deported.  
   
     

                   
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Stand: 06. Oktober 2024