Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Rust (Ortenau-Kreis) 
Jüdische Geschichte / Betsaal/Synagoge 

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer 
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen   
bulletLinks und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)  
   
  In Rust bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938/40. Ihre Entstehung geht in das 17. Jahrhundert zurück. Erstmals wird 1676 ein Jude Samuel aus Rust genannt. 1740 werden bereits zehn jüdische Haushaltungen aufgeführt, doch ging deren Zahl in den folgenden Jahrzehnten nochmals zurück: 1809 lebten nur fünf jüdische Familien am Ort.  
  
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1825 150 jüdische Einwohner (9,2 % von insgesamt 1.635 Einwohnern), 1832 168, 1836 198, 1839 211, 1864 Höchstzahl 219, 1871 189, 1875 173 (10,0 % von 1.733), 1880 161, 1885 134, 1890 111, 1895 85, 1900 66 (3,7 % von 1.768), 1905 53, 1910 49 jüdische Einwohner (2,6 % von insgesamt 1.897). Die jüdischen Familien lebten vom Handel mit Vieh und Waren aller Art, zunehmend auch von der Landwirtschaft. 1909 werden von den jüdischen Gewerbebetrieben u.a. genannt: Brennerei Benno Grumbacher; Kolonial- und Gemischwarengeschäft Lina Abraham; Manufakturwarenhandlung Albert Abraham; Weinhandlung Max und Leopold Grumbacher.   
  
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule (Israelitische Volksschule seit ca. 1833 bis 1876) und ein rituelles Bad. Die Toten der Gemeinde wurden auf dem jüdischen Friedhof in Schmieheim beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. 1835 hatte der damalige Lehrer Falkenstein 34 werktags 34 Schüler und sechs Sonntagsschüler zu unterrichten. Ab 1850 war Lehrer Moses Adler in der Gemeinde tätig (siehe Mitteilung unten). Die Gemeinde gehörte seit 1827 zum Rabbinatsbezirk Schmieheim beziehungsweise nach dessen Verlegung 1893 zum Rabbinatsbezirk Offenburg.    
  
Im Ersten Weltkrieg fiel aus der jüdischen Gemeinde Leo Weil (geb. 23.12.1890 in Rust, vor 1914 in Karlsruhe wohnhaft, gef. 20.8.1914). Sein Name steht auf dem Gefallenendenkmal der Gemeinde Rust auf dem Friedhof sowie auf dem Gefallenendenkmal des jüdischen Friedhofes Schmieheim.   
 
1925 wurden 38 jüdische Einwohner in Rust gezählt. Damals waren die Vorsteher der Gemeinde Albert Abraham und Leopold Grumbacher. Den Religionsunterricht der noch sieben schulpflichtigen jüdischen Kinder erteilte Lehrer Hermann Marx aus Emmendingen. 1932 war Gemeindevorsteher Leopold Grumbacher.     
 
An ehemaligen, bis nach 1933 bestehenden Gewerbebetrieben in jüdischem Besitz sind bekannt (Auswahl): Jüdische Wirtschaft mit Metzgerei "Zur Blume", Inh. Bernhard Johl (Karl-Friedrich-Straße 4; Gaststätte wurde bis 1938 betrieben; vgl. unten bei den Links den Hinweis auf den Bericht seiner Tochter Sophie in "oral history"), Wein- und Spirituosenhandlung Leopold Grumbacher (Ritterstraße 14), Altmaterialienhandel Julius Heilbronn (Ritterstraße 11), Altmaterialienhandlung David Klein (Klarastraße 12), Viehhandlung Max Moch (Fischerstraße 29). Weitere jüdische Familien / Personen wohnten: Hindenburgstraße 26 (Mathilde Dreifuß), Klarastraße 23 (Berta Heilbronn geb. Weinheim), Kirchstraße 12 (Berta Schmidt).   

1933 wurden noch 26 jüdische Einwohner gezählt. Auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien sind mehrere von ihnen in den folgenden Jahren ausgewandert beziehungsweise vom Ort verzogen. Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge demoliert (s.u.); Fenster einzelner jüdischer Häuser wurden eingeworfen. Drei jüdische Männer wurden in das KZ Dachau verschleppt. Am 22. Oktober 1940 wurden die letzten acht jüdischen Einwohner in das KZ Gurs deportiert.   
   
Von den in Rust geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Abraham Albert (1867), Erny Abraham geb. Stein (1898), Lina Abraham geb. Johl (1866), Marion Friedegard (Fritzi-Maria) Abraham(1925), Pauline Bloch geb. Rothschild (1863), Mathilde Dreifuß (1885), Erni Gerdi Klara Grumbacher (1923), Fanny Grumbacher geb. Abraham (1896), Mathilde Grumbacher (1885), Max Grumbacher (1882), Rita Grumbacher (1920), Sedi (Sedy) Grumbacher (1925), Arnold Hacker (), Daniel (Dan) Hauser (1858), Ludwig Heilbronn (1900), Heinrich Johl (1870), Berta Judas geb. Heilbronner (1861), Luise Kahn geb. Pollack (1863), David Klein (1869), Paul Klein (1900), Ernst Maier (1924), Martha Gertrud Maier geb. Abraham (1904), Cora (Coralie Kora) Moch geb. Falk (1899), Herbert Moch (1923), Max Moch (1895), Rosa Offenheimer (1891), Irma Reumaer (1880), Fritz (Fred, Frederic) Rotschild (1924), Julia Rothschild (1922), Selma Rothschild geb. Abraham (1895), Berthold (Bernhard) Ullmann (1884), Oscar (Oskar) Ullmann (1879), Adolf Weil (1869), Alfred Weisz (1892), Lehmann Wormser (1870). 
   
   
   
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer   
  
Hauptlehrer Moses Adler in Hemsbach wechselt an die Israelitische Schule in Rust  (1850)    

Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den See-Kreis" vom 13. März 1850 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen): "Die durch die Berufung des Hauptlehrers Moses Adler in Hemsbach an die öffentliche israelitische Schulstelle in Rust erledigte gleiche Stelle in Hemsbach wurde dem Schulkandidaten Michael Rothschild von Sennfeld, bisherigen Religionsschullehrer und Vorsänger bei der israelitischen Gemeinde Ittlingen, übertragen".      

   
   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde  
   
Soldat Jakob Polak von Rust hat sich unerlaubt aus seiner Heimat entfernt (1843)      

Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den See-Kreis" vom 5. August 1843 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen): "Ettenheim. [Desertion]. Israelit Jakob Polak von Rust, Soldat unter dem Großherzoglichen Infanterieregiment Markgraf Wilhelm Nr. 3, welcher sich heimlich aus seiner Heimat entfernt hat, wird aufgefordert, sich binnen 4 Wochen entweder dahier oder bei seinem Regimentskommando zu stellen, widrigenfalls er der Desertion für schuldig erklärt wird. 
Ettenheim, den 1. August 1843. Großherzogliches Bezirksamt."      

 
100. Geburtstag von L. Heilbrunner (1921)   

Rust AZJ 25111921.jpg (23455 Byte)Mitteilung in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 25, November 1921: "Die Witwe L. Heilbrunner in Rust bei Ettenheim (Baden) feierte am 23. dieses Monats in körperlicher und geistiger Frische ihren 100. Geburtstag." 
 
Rust Israelit 10111921.jpg (16611 Byte)Mitteilung in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. November 1921: "Deutz, 3. November (1921). Die Witwe L. Heilbrunner in Rust bei Ettenheim (Baden) feiert am 23. dieses Monats in körperlicher und geistiger Frische ihren 100. Geburtstag."  
 
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 24. November 1921: "Rust (Amt Ettenheim). Frau Heilbrunner feierte ihren 100. Geburtstag."    

    
   
 
Sonstige Dokumente    

(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim/Ries)   

Postkarte an Samuel Hauser in Rust aus Memmingen (1889)   
       Die Postkarte an Samuel Hauser in Rust wurde versandt von Memmingen am 21. Juni 1889. Absender ist der aus Nördlingen stammende Tuchmachermeister Friedrich Hausmann, der 1862 ein Fabrikgebäude mit Spinnerei und Tuchschererei in Memmingen erbaut hatte. Der Empfänger Samuel Hauser wurde am 6. April 1850 in Rust geboren als Sohn des Handelsmannes Aron Hauser und seiner Frau Gottliebin geb.  Valfer. Aron Hauser war gemeinsam mit seinem Bruder Abraham Inhaber eines Eisen–Manufakturwarengeschäftes in Rust. Daniel Hauser, ein Cousin von Samuel Hauser ist nach der Deportation (ab Stuttgart am 22. August 1942) am 26. August 1942 im Ghetto Theresienstadt umgekommen. In Stuttgart, Corneliusstraße 4 erinnert ein Stolperstein an das Schicksal von Daniel Hauser und seiner Familie.
Quellen: https://www.geni.com/people/Aron-Hauser/6000000019107291903, https://www.geni.com/people/Gottliebin-Hauser/6000000010955736018, https://www.geni.com/people/Daniel-Hauser/6000000019421151518, https://www.stolpersteine-stuttgart.de/index.php?docid=451&mid=70     

    
  
 
  
  
Zur Geschichte des Betsaales / der Synagoge   
    
Nachdem die Zahl der Juden am Ort zur Feier von Gottesdiensten groß genug, konnte 1746 in einem Privathaus ein Betsaal eingerichtet werden. Dies geht aus einer Klage des christlichen Bürgers Johannes M. aus dem Jahr 1749 gegen die Ruster Judenschaft hervor. Demnach hielten die Juden von Rust bereits seit drei Jahren in seinem Haus "Schule", das heißt Gottesdienste, ohne aber die Jahresmiete von drei Gulden zu bezahlen. Am 19. August wurde entschieden, dass die Juden die Miete für die vergangenen drei Jahre nachzuzahlen hatten. In der Judenverordnung des Ortsherrn Franz Friedrich Böcklin von Böcklinsau wird 1768 der Betsaal als "Synagoge" bezeichnet. § 9 dieser Ordnung bestimmte im Blick auf jüdische Hochzeiten und Beschneidungen, dass "derlei actus in der Synagoge oder ihren Behausungen [...] in der Stille" vollzogen werden müssen. An die Ortsherrschaft war von der jüdischen Gemeinde ein jährliches Synagogengeld zu bezahlen. Es wurde an Weihnachten erhoben und betrug zuletzt 12 Gulden. 1828 wurde das Synagogengeld aufgehoben.   
     
Wie lange der 1746/1768 genannte Betsaal genutzt wurde, ist nicht bekannt. Möglicherweise war es noch derselbe Raum, der bis in das 19. Jahrhundert hinein als "alte Synagoge" bezeichnet wurde. Das Gebäude stand auf dem Grundstück Klarastraße 14 (Flurstück Nr. 106, Hof- und Gebäudefläche 2,41 ar). Um 1835 war das Gebäude in sehr schlechtem Zustand. Nach mehrmaligen Reparaturen und Vergrößerungen wurde damals festgestellt, dass aus Mangel an Platz eine weitere Vergrößerung nicht mehr möglich war. Gottesdienstbesucher mussten immer wieder auf der Treppe Platz nehmen. Da die Juden in Rust noch in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts als "bettelarm" galten, konnten sie den Neubau einer Synagoge finanziell nicht alleine bewältigen. 1835 bat die Gemeinde den Oberrat der Israeliten in Karlsruhe um Bewilligung einer landesweiten Kollekte, um das Geld für einen Synagogenbau zusammen zu bekommen. Im Oktober 1835 konnte man ein Grundstück für eine neue Synagoge in der Ritterstraße kaufen (heutiges Grundstück Ritterstraße 11). Samt einem darauf stehenden Haus mit Scheuer und Stallung kostete es 1.800 Gulden und hat schon sämtliche bis dahin angesammelten Gelder aufgebraucht. Drei Jahre danach waren noch 300 Gulden an Schulden für den Grundstückskauf vorhanden.   
     
Mehrere Baupläne für die neue Synagoge wurden in den folgenden Jahren erstellt: Ein erster stammte von Werkmeister Brüchle von Riegel (1838). Er wurde allerdings von Hofbaumeister Künzle als "ganz schlecht" bezeichnet. Im Frühjahr 1839 lieferte Maurermeister Leppert von Emmendingen einen neuen Plan mit Kostenvoranschlag. Leppert errechnete 7.000 Gulden für den Neubau, was die israelitische Gemeinde jedoch angesichts ihrer leeren Kassen damals beim besten Willen nicht aufbringen konnte. Man beschloss daraufhin, mit dem Synagogenbau noch einige Jahre zu warten und über eine Umlage zunächst das notwendige Grundkapital anzusparen. Unglücklicherweise hatte Synagogenrat Löb Günzburger die alte Synagoge bereits 1834 für 450 Gulden an Marx Epstein verkauft. Man hatte zwar vereinbart, den Betsaal noch weitere sieben Jahre benutzen zu dürfen, dennoch war man nun gezwungen, das Gebäude für 600 Gulden zurückzukaufen. 1841 beschloss die Gemeinde, innerhalb von fünf Jahren 2.000 Gulden durch Umlagen einzutreiben. Danach sollten die Synagogenstühle des Neubaus versteigert werden, um einen weiter notwendigen Betrag zu erhalten. Die Kreisregierung machte 1844 zur Bedingung, dass wenigstens die Hälfte des Bauaufwandes durch vorhandene Mittel der Gemeinde gedeckt sein müssten. Im April 1846 war ein Kapital von 3.000 Gulden zusammengespart. Wegen der Baufälligkeit der alten Synagoge konnte der Neubau nicht länger verschoben werden. Da der Gemeinde inzwischen der von Maurermeister Leppert angefertigte Plan nicht mehr gefiel, legte sie 1846 einen neuen, von Bauführer Watterlohn gefertigten Plan vor. Das Bezirksamt bat den Schmieheimer Bezirksrabbiner Kaufmann Roos und Hofbaumeister Künzle um Stellungnahme. Beide sprachen verschiedene Empfehlungen zur Verbesserung und Verschönerung des geplanten Bauvorhabens aus. Im Dezember 1847 gab der Israelitische Oberrat seine Zustimmung zum Synagogenbau. Auf Grund der schwierigen politischen Verhältnisse Ende der 1840er-Jahre verzog sich die Bauausführung nochmals um einige Jahre. Im Januar 1853 wurde in der jüdischen Gemeinde eine neue Synagogenbaukommission gewählt, die nochmals neue Ideen hatte und den bekannten Architekten Jakob Schneider aus Freiburg bat, einen Synagogenplan zu entwerfen. Ein Hauptinteresse war dabei, die von Watterlohn errechneten Kosten zu erniedrigen. Schneider konnte einen Plan erarbeiten, der auch Rabbiner Roos und Hofbaumeister Künzle überzeugte, zudem er mit 6.500 Gulden deutlich günstiger ausfiel. Im Oktober 1853 erfolgte die Genehmigung zum Bau durch den Oberrat. 1855 bis 1857 wurde der Neubau an der Ritterstraße erstellt und am 4. September 1857 feierlich eingeweiht.  
     
Die "Breisgauer Zeitung" pries in ihrer Ausgabe vom 13. September 1857 den Neubau der Ruster Synagoge in einem Bericht zur Einweihung als ein "wahres Meisterstück der modernen Baukunst". Die Einweihung habe "beim herrlichsten Wetter unter dem Zuströmen des Publikums aller Konfessionen aus nah und fern in bester Ordnung" stattgefunden: "Wahrhaft erhebend war hierbei der Abschied aus der alten Synagoge und der Zug der festlich geschmückten Gemeinde sowie der dazu eingeladenen Großh. Bezirks- und Ortsbehörden und sonstigen geistlichen und weltlichen Honoratioren vor die Stufen der neuen Synagoge...". 

Artikel in der "Breisgauer Zeitung" vom 13. September 1857 über die Einweihung der Synagoge in Rust: "Am 4. dieses Monats feierte die israelitische Gemeinde Rust ein Fest, das in Ihrem Blatt erwähnt zu werden verdient. Der beharrlichen Ausdauer und Kraftanstrengung der dortigen verhältnismäßig wenig bemittelten israelitischen Schutzbürger ist es nämlich mittelst der energischen Unterstützung der Großherzoglichen Verwaltungs- und technischen Behörden des Bezirks gelungen, eine neue Synagoge zu erbauen, die im Verhältnisse zu dem Kostenaufwande sowohl vermöge ihrer äußeren Erscheinung als auch nach ihrer inneren Einrichtung als ein wahres Meisterstück der modernen Baukunst zu betrachten sein dürfte. Als nun dieser schöne Bau vollendet war, wurde auf den 4. dieses Monats nachmittags die feierliche Einweihung der Synagoge nach dem hierfür festgesetzten Festprogramme angeordnet und beim herrlichsten Wetter unter dem Zuströmen des Publikums aller Konfessionen aus nah und fern in bester Ordnung vollzogen. Wahrhaft erhebend war hierbei der Abschied aus der alten Synagoge und der Zug der festlich geschmückten Gemeinde sowie der dazu eingeladenen Großherzoglichen Bezirks- und Ortsbehörden und sonstigen geistlichen und weltlichen Honoratioren vor die Stufen der neuen Synagoge, woselbst der Großherzogliche Amtsvorstand Oberamtmann Pfister, nach längerer, kraftvoller Rede über die Bedeutung des Festes und die landesväterliche Fürsorge Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs Friedrich für alle seine Staatsuntertanen und nach dreimaligem donnernden Hoch auf den allergnädigsten Landesfürsten und Höchstdessen durchlauchtigste Familie als Landesherrlicher Stellvertreter mit dem ihm von zierlichen Jungfrauen überreichten Schlüssel zum Zeichen, dass die Religionsausübung in diesem Tempel keinem weiteren Anstande unterliege, die Pforte öffnete und damit das Haus selbst zur öffentlichen Gottesverehrung übergab. Möge der Herr der Heerscharen alle Jene segnen, welche den guten Willen der schwachen Gemeinde verwirklichen halfen und mit Hand anlegten an ein so schönes und dauerhaftes Werk seiner Verherrlichung!"   

Die Synagoge war massiv gebaut. Sie hatte die folgenden Außenmaße: Länge 18,07 m, Breite 10,64 m und Höhe 11,86 m. Der Betsaal hatte eine Grundfläche von 14,47 m mal 9,44 m. An den Schmalseiten hatte das Gebäude Giebel und First. Charakteristisch waren der das Eingangsportal und die Fenster prägenden Hufeisenbögen ("maurischer Stil"). Über dem Eingangsportal war die hebräische Inschrift zu lesen: "Hüte deinen Fuß, wenn du in das Haus Gottes gehst. Er ist nahe zu hören" (Prediger 4,17). Über dem Toraschrein fand sich als Giebelinschrift: "Gedenket der Lehre meines Knechtes Mosche, die ich ihm am Horeb aufgetragen habe (Maleachi 3,22). Über das gottesdienstliche Leben in der Synagoge liegen nur wenige Berichte vor. Am 26. Juni 1928 war die Hochzeit des Viehhändlers Moritz Meier mit Martha Abraham. Über die Feier in der Ruster Synagoge berichtete Irma Grumbacher: "Es waren viele Menschen da, auch Nichtjuden, wie dies bei uns üblich war, und – da keine Orgel eingebaut war – brachte man ein Harmonium...". Hierauf sei unter anderem mit Sologesang das Lied gespielt worden: "Wo du hingehst, geh auch ich hin, dein Land ist mein Land, dein Gott ist auch mein Gott".  
  
Die Synagoge in Rust diente der jüdischen Gemeinde als gottesdienstliches Zentrum bis um 1930. Mit dem Wegzug vieler jüdischer Einwohner war es jedoch immer schwieriger, den zum Gottesdienst nötigen Minjan zusammen zu bekommen. So wurden in Rust keine regelmäßigen Gottesdienste mehr gefeiert; die jüdischen Männer besuchten die Gottesdienste in Altdorf.   
     
Im Sommer 1938 war der Verkauf der Synagoge an die katholische Gemeinde geplant, die darin ihren Kindergarten unterbringen wollte. Bald danach ereignete sich jedoch die Pogromnacht im November 1938, in der auch die Ruster Synagoge verwüstet wurde. Sämtliche Fensterscheiben wurden eingeschlagen. Auch alles andere, was nicht mit dem Mauerwerk verbunden war, wurde zerschlagen. Die Brüstung der Emporen wurde gewaltsam entfernt, Bretter und Türen wurden gestohlen. Es kam dadurch nicht mehr zum Verkauf des Gebäudes an die katholische Kirchengemeinde. Im Frühjahr 1940 wurde das Gebäude durch französischen Artilleriebeschuss schwer beschädigt. Am 8. April 1941 kaufte die Gemeinde Rust das Grundstück mit dem Synagogengebäude zum Kaufpreis von 5.000 RM. 
     
Nach 1945 wurde das Gebäude beschlagnahmt und der jüdischen Vermögensverwaltung JRSO übertragen. Von ihr aus kam es an die Israelitische Landesgemeinde Südbaden, die beim Restitutionsverfahren am 17. Januar 1950 das Gebäude zu einem Ausgleichsbetrag in Höhe von 6.000 DM wieder an die Gemeinde Rust verkaufte. Diese ließ das Gebäude soweit instandsetzen, dass es als Lager für Holz und Geräte verwendet werden konnte. Im Juni 1963 wurde das Grundstück mit der "Synagogenruine" zum Preis von 8.005 DM an die Raiffeisengenossenschaft in Rust verkauft. Die Synagoge sollte abgebrochen werden, um Platz für die Erstellung eines Vorratshauses für Düngemittel zu gewissen. Einige Monate vor dem Abbruch wurde von Seiten des Landesdenkmalamtes überlegt, das Gebäude zu retten. Auf Grund von falschen Eintragungen in Gebäudeversicherungsunterlagen wurde damals freilich von der Gemeinde Rust angegeben, dass das Gebäude erst 1895 erbaut worden sei und somit keine Eintragung in das Denkmalbuch zu rechtfertigen sei. Bis April 1965 war die Synagoge abgebrochen. Das Grundstück wurde wie geplant mit einem Lagerhaus der Raiffeisenbank überbaut, an dem eine Gedenktafel für die Synagoge angebracht wurde. Die Portalinschriften vom Eingangsportal und die Inschrift über dem Toraschrein wurden auf den Friedhof nach Schmieheim gebracht. 
   
1988
wurden die Portalinschriften vom Friedhof Schmieheim wieder nach Rust zurückgebracht, nachdem sie durch den Ortshistoriker und SPD-Gemeinderat Karl-Heinz Debacher wiederentdeckt wurden. 1998 wurden sie an ihrem ursprünglichen Standort wieder aufgebaut. Die hebräische Inschrift lautet: 'Hüte deinen Fuß, wenn du in das Haus Gottes gehst. Er ist nahe zu hören.' Prediger 4,17. Am Synagogenstandort erinnern neben der Portalinschrift auch Informationstafeln. Diese sind an der Außenwand einer Raiffeisen-Lagerhalle an die frühere Synagoge. Im Sommer 2022 wurde die Neubebauung des Grundstückes diskutiert. Statt der Lagerhalle soll ein barrierefreies Mehrfamilienhaus entstehen. Nach dem Abriss der Lagerhalle könnten die Portalsteiner an einer Mauer an der Grundstücksgrenze platziert werden. 
Das Gebäude der alten Synagoge in der Klarastraße ist noch erhalten und derzeit (Sommer 2022) in baufälligem Zustand. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz. 
 
Standort der Synagoge: Ritterstraße 9a     
   

Text von 1965 -
"Spätes Ende einer Synagoge - Der Oberrat der Israeliten in Baden stimmt dem Abbruch in Rust zu - 
Unvoreingenommene Entscheidung trotz üblen Erfahrungen.
Der Abbruch eines Gebäudes in der Lahrer Kreisgemeinde Rust wird der ansehnlichen Rheingemeinde hoffentlich nicht den zynischen Vorwurf eintragen, man hole dort nun etwa die "Reichskristallnacht" nach, bei welcher Rust im Jahre 1938 seine Aufgabe sehr unlustig und auch nur höchst unvollkommen erfüllt hat. Es handelt sich nämlich um die ehemalige Synagoge von Rust, an deren Stelle die örtliche Raiffeisengenossenschaft ein Lagerhaus bauen möchte. Man kann sich denken, vor welchen Schwierigkeiten die biederen ländlichen Genossen mit dieser Absicht standen, als sich zuerst das Freiburger Staatliche Amt für Denkmalpflege und von diesem auf den Plan gerufen, bald auch die zuständigen Verwaltungsinstanzen schützend vor die Synagoge stellten. 
Der Oberrat weiß Rat.
Dass sie ihr Lagerhaus nun doch auf dem Platz der Synagogenruine bauen darf, das verdankt die Raiffeisenkasse in Rust außer einem Irrtum der Denkmalpfleger und dem kühlen Kopf des dortigen Bürgermeisters vor allem dem Oberrat der Israeliten Badens in Karlsruhe. Dort hat man sich die alte jüdische Eigenschaft, Sinn und Unsinn, Vor- und Nachteile eines Problems unvoreingenommen und frei von Emotionen gegeneinander abzuwägen, offenbar auch über die böseste und für Deutschland beschämendste Zeit hinweg bewahrt. Anders als alle deutschen Stellen heutzutage können die Juden in solchen heiklen Fällen außerdem ohne opportunistische Bedenken entscheiden. 
Gut zusammengelebt.
Die Ruster selbst scheinen von dieser von Ressentiments freien, großzügigen Lösung am wenigsten überrascht zu sein. Sie haben mit ihren jüdischen Mitbürgern nämlich viele Generationen lang in bestem Einvernehmen gelegt. Hundertundzwanzig jüdische Einwohner hat man in dem geschichtsbewussten und in der Blütezeit der Rheinfischerei recht wohlhabenden Dorf im vergangenen Jahrhundert schon gezählt. Nicht zuletzt auch für Juden aus den Nachbardörfern gab es in Rust einen jüdischen Bäcker sowie einen Metzger, der außerdem eine gutgehende Gastwirtschaft betrieb. Die Synagoge, um deren Abbruch es jetzt ging, war schon die zweite in dem Ort, nachdem die erste zu klein geworden war. 

   
   

   
Fotos 
Historische Fotos: 

Historische Fotos sind nicht bekannt, Hinweise bitte an den 
Webmaster von "Alemannia Judaica", E-Mail-Adresse siehe Eingangsseite 


Fotos nach 1945/Gegenwart: 

Fotos um 1964: 
(vor dem Abbruch der ehemaligen Synagoge): 
Rust Synagoge alt01.jpg (54950 Byte)  Rust Synagoge 003.jpg (81418 Byte) 
  Dachbalken mit Inschrift "RENOVIERT"
 sowie deutscher und hebräischer
 Jahreszahl in der alten Synagoge Klarastr.
Ehemalige Synagoge in Rust - 
Ansicht von Norden
   
     
  Rust Synagoge 010.jpg (81243 Byte)  Rust Synagoge 002.jpg (82491 Byte) 
  Eingangsportal zur Synagoge auf der Westseite 
   
Fotos um 1985/90
(Fotos: Hahn)  
Rust Synagoge 100.jpg (57766 Byte)  Rust Synagoge 005.jpg (98778 Byte) 
  Das nach dem Abbruch der Synagoge
 erbaute Gebäude der
 Raiffeisengenossenschaft 
Die Erinnerungstafel an die 
abgebrochene Synagoge in Rust 
   
     
  Rust Synagoge 004.jpg (92731 Byte)  Rust Synagoge 001.jpg (86092 Byte) 
  Dreiecksgiebel vom ehemaligen Toraschrein 
der Synagoge Rust im jüdischen Friedhof
 Schmieheim
mit der Inschrift: "Gedenket 
der Lehre meines Knechtes Moses, die ich 
ihm am Horeb (Sinai) aufgetragen habe"
 (Maleachi 3,22) 
Erhaltene Steine von den 
Eingangsportalen der Ruster Synagoge 
mit der Inschrift: "Hüte deinen Fuß, 
wenn du in das Haus Gottes gehst. Er 
ist nahe zu hören" (Kohelet 4,17) 
   
     
      
Fotos 2005:
(Fotos: Hahn, 3.9.2005) 
Rust Synagoge 257.jpg (49011 Byte) Rust Synagoge 253.jpg (38977 Byte)
  Der an Stelle der Synagoge 
erbaute Raiffeisenmarkt 
Die Gedenkstätte 
  
     
Rust Synagoge 254.jpg (43833 Byte) Rust Synagoge 250.jpg (45247 Byte) Rust Synagoge 255.jpg (41215 Byte)
Die Portalinschrift der ehemaligen Synagoge 
  
Rust Synagoge 252.jpg (67927 Byte) Rust Synagoge 256.jpg (46042 Byte) Rust Synagoge 251.jpg (42842 Byte)
Text zur Geschichte der Synagoge  Fotos der Synagoge  Lageplan 

  
  
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte   

Oktober 2010: Gedenkstein zur Erinnerung an die Deportation nach Gurs im Oktober 2010 
Artikel von Erika Sieberts in der "Badischen Zeitung" vom 22. Oktober 2010 (Artikel): ""Grausam und unmenschlich"
Auch aus einigen Gemeinden der südlichen Ortenau wurden vor 70 Jahren Jüdinnen und Juden nach Gurs deportiert. 
  
SÜDLICHE ORTENAU. Heute jährt sich zum 70. Mal der Tag, an dem alle jüdischen Bürgerinnen und Bürger aus den damaligen Gauen Baden und Saarpfalz ins südfranzösische Lager Gurs deportiert worden sind, insgesamt 6538 Menschen. Auch aus dem Raum Ettenheim wurden jüdische Bürgerinnen und Bürger von der Gestapo abgeholt. Im Lager Gurs und den benachbarten Lagern sind 31 Menschen aus den Gemeinden Schmieheim, Kippenheim, Rust, Altdorf und Ettenheim umgekommen. Die meisten Deportierten wurden von Gurs aus ins Vernichtungslager Auschwitz transportiert. Nur wenigen gelang die Flucht ins Ausland..."   
 
Juli 2022: Ein Mehrgenerationenhaus soll die Raiffeisen-Lagerhalle ablösen  
Artikel in der "Badischen Zeitung" vom 23. Juli 2022: "Erinnerungen an die alte Synagoge.
Gemeinderat Rust berät über ein Mehrfamilienhaus, das die Raiffeisen-Lagerhalle ablösen soll..."
Zum Lesen des Artikels bitte Textabbildung anklicken.   

   

Links und Literatur 

Links: 

bulletWebsite der Gemeinde Rust  
bulletOral history interview mit Sophie Johl Tobias 1995: https://collections.ushmm.org/search/catalog/irn508995
Sophie Johl-Tobias (geb. 12. November 1908 als Tochter von Fanny geb. Veit und Bernhard Johl, Metzger und Inhaber der "Blume", s.o. bei Gewerbebetrieben), erzählt 1995, zwei Jahre vor ihrem Tod am 12. Dezember 1997 in Philadelphia, wie sie ihre Eltern in Gurs versorgte und wie es ihrem französischen Chef (Dr. Weil aus Terrasson) gelang, ihre Eltern und eine Tante aus Gurs herauszubekommen (Bernhard Johl war aus Rust nach Gurs deportiert worden, Fanny aus Emmendingen, weil sie sich dort wegen eines Zahnarztbesuches aufhielt und in dieser Zeit im jüdischen Gemeindehaus, Kirchstr. 11 lebte). Ihr Vater Bernhard Johl starb am 31. Oktober 1941 in Lissabon, kurz vor der geplanten Abreise mit der SS Excalibur am 7. November 1941 Richtung New York. Sophie und Fanny Johl kamen am 17. November 1941 in New York an. Fanny Johl starb am 7. Dezember 1958 in Philadelphia.  Genealogische Hinweise siehe Einstieg über Seite zu Bernhard Johl: https://www.geni.com/people/Bernhard-Johl/6000000023298224138   

Quellen:   

Hinweis auf online einsehbare Familienregister der jüdischen Gemeinde Rust 
In der Website des Landesarchivs Baden-Württemberg (Hauptstaatsarchiv Stuttgart bzw. Staatsarchiv Freiburg) sind die Personenstandsregister jüdischer Gemeinden in Württemberg, Baden und Hohenzollern einsehbar: https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/struktur.php?bestand=5632     
Zu Rust sind vorhanden:        
L 10 Nr. 1429  Standesbuch 1811 - 1842  http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=5-480862   
L 10 Nr. 1420  Standesbuch 1843 - 1870  http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=5-480863       

Literatur:   

bulletFranz Hundsnurscher/Gerhard Taddey: Die jüdischen Gemeinden in Baden. 1968. S. 249-250.  
bulletAlbert Köbele: Ortssippenbuch Rust. Geschichte des Dorfes und seiner Familie. Grafenhausen bei Lahr 1969 (Deutsche Ortsippenbücher Reihe A Bd. 45, zugleich Bd. 21 der Badischen Ortssippenbücher).  
bulletOtto Kähni: Geschichte der Offenburger Judengemeinde, in: Die Ortenau 49 (1969) S. 87.  
bulletSchicksal und Geschichte der jüdischen Gemeinden Ettenheim, Altdorf, Kippenheim, Schmieheim, Rust, Orschweier. Ein Gedenkbuch. Hg. vom Historischen Verein für Mittelbaden e.V. - Mitgliedergruppe Ettenheim. 1988.1998².
bulletMaurice Meier: Briefe an meinen Sohn. Aus Gurs 1940-1942. 2000. 
(Moritz [Maurice] Meier, geboren 1893 in Nonnenweier, seit 1923 verheiratet mit Martha Abraham aus Rust, zog 1926 nach Waldshut-Tiengen und war zunächst erfolgreich als Landwirt und Viehhändler tätig...).
bulletAnton Andreas Speck: Der Fall Rothschild. NS-Judenpolitik, Opferschutz und "Wiedergutmachung" in der Schweiz 1942-1962.  Erschienen im Pendo-Verlag in Zürich 2003  ISBN 3-85842-700-4    € 28.90  (= Beiträge zur Geschichte und Kultur der Juden in der Schweiz. Hg. vom Schweizerischen Israelitischen Gemeindebund. Band 9).  
In diesem Buch wird die Geschichte und das Schicksal der am 11. Januar 1895 in Rust geborenen Selma Abraham veröffentlicht.  
bulletJoseph Walk (Hrsg.): Württemberg - Hohenzollern - Baden. Reihe: Pinkas Hakehillot. Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust (hebräisch). Yad Vashem Jerusalem 1986. S. 494-495.  
bulletsynagogenbuch-1.jpg (32869 Byte)Joachim Hahn / Jürgen Krüger: "Hier ist nichts anderes als Gottes Haus...". Synagogen in Baden-Württemberg. Band 1: Geschichte und Architektur. Band 2: Orte und Einrichtungen. Hg. von Rüdiger Schmidt, Badische Landesbibliothek, Karlsruhe und Meier Schwarz, Synagogue Memorial, Jerusalem. Stuttgart 2007.    
bulletPeter Künzel: Sainte Radegonde - Traum und Tragik der jüdischen Familie Abraham aus Baden: Rust – Freiburg – Saumur – Auschwitz 1900 – 1950, 95 Seiten, Hartung – Gorre Verlag Konstanz, € 14,80, ISBN 3-86628-195-1.
"Sainte Radegonde - Traum und Tragik der jüdischen Familie Abraham aus Rust..." ist der Titel einer weiteren lokalgeschichtlichen Forschung über die ehemals jüdische Gemeinde Rust. Peter Künzel ist dabei der Geschichte der Familie Abraham, aus der auch Martha, die Frau von Moritz Meier aus Nonnenweier, stammt. Moritz Meier hatte 1946 das vom Deutsch – Israelischen Arbeitskreis 2000 neu aufgelegte Buch 'Briefe an meinen Sohn aus Gurs' verfasst, wodurch die Aufmerksamkeit auf die Ruster Familie Abraham gelenkt wurde.
Peter Künzel geht in seinem Erinnerungswerk auf die ganze Familie Abraham ein, deren Spuren sich von Rust über Freiburg nach Sainte Radegonde, Saumur und von dort nach Auschwitz verlieren. Die persönlichen Lebenswege der einzelnen Familienmitglieder sind geprägt durch generationstypische und besonders politische Einflussfaktoren in der Zeit von 1900 bis 1950. Dabei spielen Themenbereiche wie 'Entrechtung der jüdischen Bevölkerung',' Emigration', oder 'Besatzungspolitik in Frankreich' eine besondere Rolle. Historisches Geschehen wird hier aus individuellem Erleben von Personen aus Rust beleuchtet und dabei dokumentiert, wie unmittelbar schon in den ersten Monaten nach ihrer Machtergreifung die Nationalsozialisten bis in die entferntesten Provinzorte der Bevölkerung ihre verbrecherische Politik aufzwangen. Das Buch ist als Beitrag zur Bildungsarbeit zu verstehen und auch beim Förderverein Ehemalige Synagoge Kippenheim zu erwerben. Dort gibt es auch noch einige wenige Restexemplare des Buches 'Briefe an meinen Sohn aus Gurs' (6,00 Euro).  
bulletSynagogen Lit 201305.jpg (108213 Byte)Christiane Twiehaus: Synagogen im Großherzogtum Baden (1806-1918). Eine Untersuchung zu ihrer Rezeption in den öffentlichen Medien. Rehe: Schriften der Hochschule für jüdische Studien Heidelberg. Universitätsverlag Winter Heidelberg 2012. 
Zur Synagoge in Rust: S. 29-31.    

    
    


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Rust  Baden. Jews were apparently present during the Thirty Years War (1618-1648). The community reached a population of 211 in 1842. A Jewish elementary school was opened in 1835 and a synagogue built in 1857*. In 1933, 26 Jews remained, over half emigrating by 1938. On Kristallnacht (9-10 November 1938), the synagogue and Jewish homes were vandalized. On October 1940, the last nine Jews were deported to the Gurs concentration camp; seven were subsequently released and allowed to emigrate from Germany. 
   
   

                   
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Stand: 30. Juni 2020