Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


Eingangsseite

Aktuelle Informationen

Jahrestagungen von Alemannia Judaica

Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft

Jüdische Friedhöfe 

(Frühere und bestehende) Synagogen

Übersicht: Jüdische Kulturdenkmale in der Region

Bestehende jüdische Gemeinden in der Region

Jüdische Museen

FORSCHUNGS-
PROJEKTE

Literatur und Presseartikel

Adressliste

Digitale Postkarten

Links

 


zurück zur Übersicht "Synagogen in der Region"  
zu den Synagogen in Baden-Württemberg 

   
Offenburg mit Orten in der Umgebung (Ortenaukreis) 
Jüdische Geschichte / Betsaal/Synagoge

Übersicht:  

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer   
Aus der Geschichte des Rabbinates in Offenburg  
Aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen  
Sonstiges     
bulletWohngebiet und Betsäle / Synagogen     
bulletFotos / Darstellungen 
bulletErinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte 
bulletLinks und Literatur   

    

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)  
   
In der bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts freien Reichsstadt Offenburg bestand eine jüdische Gemeinde zunächst im Mittelalter. Bereits um 1300 dürfte eine größere jüdische Gemeinde vorhanden gewesen sein, die sich eine prächtige Einrichtung wie das "Judenbad" in der Glaserstraße (s.u.) leisten konnte. Bei der Judenverfolgung 1349 wurden die Juden aus der Stadt gewiesen, starben aber vermutlich den Freitod in den Flammen.
    
Eine zweite jüdische Gemeinde bestand im 17. Jahrhundert. Erstmals wurden in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges 1627 mehrere Juden in der Stadt aufgenommen, unter anderem aus Willstätt. Die völlige Zerstörung Offenburgs im September 1689 während des Pfälzischen Erbschaftskrieges führte zur Auflösung der Gemeinde.   
    
Die Gemeinde des 19./20. Jahrhunderts ist, nachdem sich 1862 in Offenburg wieder Juden niederlassen durften und 1865 eine Gemeinde gründeten, sehr schnell gewachsen. Durch Zuzug aus Diersburg, Rust, Schmieheim, Friesenheim und anderen Orten waren es 1863 bereits 37, 1868 150 jüdische Einwohner in der Stadt. 
 
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine Religionsschule, ein rituelles Bad und einen Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war (vgl. Ausschreibungen der Stelle und Berichte unten). 
  
Bis 1895 gehörte die Offenburger Gemeinde zum Bezirksrabbinat Schmieheim, danach wurde dieses nach Offenburg verlegt. Als Rabbiner waren in Offenburg tätig (vier von ihnen sind nach den Deportationen in der NS-Zeit umgekommen!): 
-  von 1885/1895 bis 1913 Dr. Victor Meyer Rawicz (geb. 1846 in Breslau, gest. 1915 in Berlin; 1874 Rabbiner im Kempen Regierungsbezirk Posen, 1876 Rabbiner in Schmieheim, 1893 Verlegung des Rabbinatssitzes nach Offenburg; 1913 nach Berlin verzogen) 
-  von 1913 bis 1915 (?) Dr. Alex (Alexander) Lewin (geb. 1888 Russland, ermordet in Auschwitz; 1913 Bezirksrabbiner (Rabbinatsverweser) in Offenburg, 1919 bis nach 1938 Landesrabbiner im Landesteil Birkenfeld des Freistaates Oldenburg mit Sitz in Hoppstädten
-  November 1914: Dr. Albert Wolf (geb. 1890 in Buchen, gest. 1951 in Chicago): war seit ca. 5. November 1914 Rabbinatsvikar in Offenburg, am 26. November 1914 jedoch bereits zum Militär eingezogen, um 1917 Hilfsrabbiner; 1920 Rabbiner in Dresden; November 1938 KZ Buchenwald; Februar 1939 nach England emigriert, 1940 in die USA; Rabbiner in verschiedenen Gemeinden bis 1951.   
-  von 1915 bis 1919 Dr. Hugo Hahn (geb. 1893 in Tiengen, aufgewachsen in Walldorf, gest. 1967 in New York; 1915 bis 1919 als Rabbinatsvikar nach Offenburg (unterbrochen von der Militärzeit), 1922 bis 1939 Rabbiner in Essen, 1939 in die USA emigriert, bis 1957/1965 Rabbiner der Congregation Habonim in New York)
-  von 1919 bis 1923 Dr. Ruben (Rubin) Halpersohn (geb. 1885 Breslau, umgekommen 1941 im Ghetto Kowno; nach seiner Zeit in Offenburg tätig im Geschäft seines Schwiegervaters in Karlsruhe, später in Breslau, von hier 1941 deportiert) 
-  von 1926 bis 1932 Dr. Isidor Zlocisti (geb. 1878 in Berlin, gest. 1932/33 in Mannheim; 1920 bis 1925 Stadtrabbiner in Mannheim, später pädagogischer Referent beim Oberrat, nach seiner Zeit in Offenburg wieder auf Grund schwerer Erkrankung in Mannheim)
- von 1932 bis 1935 Dr. Siegfried Ucko (geb. 1905 in Gleiwitz; gest. 1976 in Israel; 1931 bis 1932 Jugendrabbiner in Mannheim; nach seiner Zeit in Offenburg nach Erez Jisrael emigriert, Leiter eines Kindergärtnerinnen- und Lehrerseminars in Tel Aviv, danach Dozent und später Prof. für Pädagogik in Jerusalem) vgl. https://www.gedenkstaetten-suedlicher-oberrhein.de/blog/2019/06/12/ucko-dr-siegfried/
-  von 1935 bis 1936: Dr. Herbert Finkelscherer (geb. 1903 in München, umgekommen 1942 Treblinka oder Auschwitz; nach seiner Zeit in Offenburg 1936 bis 1939 in München, 1939 bis 1940 Rabbiner in Stettin, deportiert nach Piaski bei Lublin) 
- nach 1936 Vertretung des Rabbinates durch den Freiburger Bezirksrabbiner Dr. Siegfried Scheuermann (geb. 1910 Frankfurt, gest. bald nach seiner Emigration in die USA in North Carolina; 1936 bis 1938 Rabbiner in Freiburg, zusätzlich Vertretung in Offenburg - Bühl; nach dem Novemberpogrom 1938 ins KZ Dachau eingeliefert)
- 1938 Bernhard Gries (geb. 1917 in Landeshut/Schlesien, umgekommen Dezember 1938 im KZ Buchenwald; nach Studium am Rabbinatsseminar in Breslau im September/Oktober 1938 in Offenburg tätig, danach im jüdischen Waisenhaus in Breslau).            
  
Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1871 223 jüdische Einwohner, 1875 290 (4,4 % von insgesamt 6.548 Einwohnern), 1880 387 (5,3 % von 7.274), 1895 334 (3,4 % von 9.272), 1900 337 (2,5 % von 13.664), 1910 288 (1,7 % von 16.848). 
  
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Ludwig (Louis) Bloch (geb. 1.10.1898 in Haslach, vor 1914 in Offenburg wohnhaft, gef. 13.12.1917), Unteroffizier Alfred Hauser (geb. 4.9.1892 in Straßburg, gef. 7.12.1917), Sigmund Stern (geb. 17.2.1886 in Dettensee, gef. 26.8.1917) und Adolf Weil (geb. 24.6.1878 in Offenburg, gef. 10.5.1917).     
  
Die jüdische Gemeinde Offenburgs war bis nach 1933 religiöses Zentrum auch für die in mehreren Orten der Umgebung lebenden Juden. 1924 gehörten aus den folgenden Orten jüdische Personen zur Offenburger Gemeinde: Appenweier 5, Durbach 8, Gengenbach 40, Haslach i.K. 10, Oberkirch, Triberg 8, Renchen 3, Nordrach 7 Personen. 1932 waren es: aus Appenweier 5, Gengenbach 35, Durbach 8, Haslach i.K. 13, Nordrach 4, Triberg 8, Furtwangen 1, Renchen 3, Zell a.H. 3 Personen. 
 
1925, als zur Gemeinde 291 Personen gehörten (1,7 % von insgesamt 16.613 Einwohnern), waren die Gemeindevorstände Emil Neu, Jakob Adler, Leopold Kahn, Bernhard Kahn, und Elias Schurmann. Vorsitzender der Repräsentanz war Heinrich Tannhauser. Als Kantor war Siegfried Schnurmann tätig, als Vorsitzender der Gemeindeverwaltung Friedrich Maier. Jüdischen Religionsunterricht erhielten 38 Kinder der Gemeinde. An jüdischen Vereinen bestanden insbesondere der Wohltätigkeitsverein (gegründet etwa 1875, 1924 unter Leitung von Julius Weil, 1932 unter Leitung von Dr. Max Haberer mit etwa 80 Mitgliedern; Zweck und Arbeitsgebiet: Unterstützung Hilfsbedürftiger, Torastudium), der Männerkrankenverein e.V. (gegründet etwa 1875, 1924 unter Leitung von Jakob Adler, 1932 unter Leitung von Dr. Heinrich Veit mit etwa 70 Mitgliedern, Zweck und Arbeitsgebiet: Unterstützung Ortsansässiger, Liebesdienste in Sterbefällen), der Frauenkrankenverein beziehungsweise Frauenverein (gegründet etwa 1875, 1924/32 unter Leitung von Jette Weil mit etwa 80 Mitgliedern; Zweck und Arbeitsgebiet: Krankenunterstützung, Bestattungswesen), die Wohlfahrtsvereinigung (1924 unter Leitung von Emil Neu), die Wanderfürsorge der Israelitischen Gemeinde (gegründet 1927, 1932 Vorsitzender Emil Neu, Zweck und Arbeitsgebiet: Wanderfürsorge), die Armenkasse (1932 nicht mehr genannt), der Jüdische Jugendbund. 1932 war 1. Vorsitzender des Gemeindevorstandes Emil Neu (Ortenberger Straße 46). Der Repräsentanz gehörten 25 Personen an unter dem Vorsitz von Heinrich Tannhauser (Fischmarkt 2). Als Bezirksrabbiner war Dr. Siegfried Ucko tätig, als Kantor und Lehrer Ernst Bär. Im Schuljahr 1931/32 erhielten 28 Kinder der Gemeinde Religionsunterricht.   
    
Die jüdischen Einwohner Offenburgs hatte seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zahlreiche Handels- und Gewerbebetriebe eröffnet, die bis zum Beginn der NS-Zeit von großer Bedeutung für das wirtschaftliche Leben in der Stadt waren. Mehrere jüdische Ärzte und Rechtsanwälte waren in der Stadt tätig. An ehemaligen, bis nach 1933 bestehenden Handels- und Gewerbebetrieben sind u.a. bekannt (Auswahl): Einrichtungshaus Gebr. Bloch Nachf., Inh. Bernhard und Siegmund Kahn (Hauptstraße 85a), Webwaren- und Möbelhandlung Leo Haberer (Steinstraße 28), Webwaren und Damenkonfektion Hauser und Levi, Inh. Daniel Hauser (Hauptstraße 88; nach 1945 abgebrochen), Manufakturwaren en gros Gebr. Kahn, Inh. Adolf und Karl Kahn (Kornstraße 4), Zigarrenfabrik Adolf Kahn, Inh. Adolf Kahn (Okenstraße 57), Wäschefabrik und Textilgroßhandel Emil Neu, Inh. Emil Neu (Wasserstraße 4), Weinhandlung Eduard Oberbrunner (Wilhelmstraße 15), "Elektromotor" GmbH R. Scheirmann und Cie. (Elektromotorengroßhandel und Reparaturwerkstätte), Inh. Raphael Scheirmann (Moltkestraße 53), Roßhaarspinnerei Gebr. Stein, Inh. Isaak Stein und Oskar Max (Lange Straße 41), Kaufhaus Sturmann (Strümpfe, Wollwaren, Wäsche), Inh. Willi Sturmann (Steinstraße 7), Konfektionshaus Gebr. Tannhauser, Inh. Hulda Tannhauser (Fischmarkt 1), Schuhhandlung Israel Valfer, Inh. Elias Schnurmann (Hauptstraße 73); Hotel Schwarzwälder Hof, Inh. Hedwig Weil (Gebäude des heutigen Finanzamtes Zellerstraße 1-5); Cafe Weil (1937-40; Blumenstraße 3, heute: Philipp-Reis-Straße ).
  
1933 lebten 271 jüdische Einwohner in Offenburg (1,5 % von 17.976 Einwohner). Auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Repressalien und der Entrechtung wanderte der Großteil der jüdischen Einwohner aus oder verzog aus der Stadt. Über Ereignisse beim Novemberpogrom 1938 siehe unten bei der Synagogengeschichte.      
  
1939 wurden noch 98 jüdische Einwohner gezählt (0,5 % von 19.200), nach der Deportation der badischen Juden im Oktober 1940 waren es zum 1. Februar 1941 noch 45 jüdische Einwohner (großenteils mit nichtjüdischen Familien). Bei der Oktoberdeportation 1940 nach Gurs wurden die Offenburger Juden zum Schillersaal verbracht und von dort unmittelbar mit Lastautos zum Bahnhof.           
    
Von den in Offenburg geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Ida Adler (1901), Jakob Adler (1867), Max Adler (1878), Sophie Adler geb. Rothschild (1874),Hedwig Ahrens geb. Tausig (1877),  Berta Baer geb. Kornmann (1876, vgl. Erinnerungsblatt des "Aktiven Museums Spiegelgasse" Wiesbaden), Arnold Baum (1889), Hans Baum (1924), Lilly Baum geb. Bernheim (1900), Irma Beck (), Charlotte (Lotte) Bergheimer geb. Brunschwig (1887), Emil Bergheimer (1890), Manfred Bergheimer (1914), Margot Esther Bergheimer (1915), Rudolf Bergheimer (1906), Sigmund Bernheimer (1881), Sophie Bergheimer (1885), Emma Bloch geb. Brettauer (1872), Leonhard Bloch (1872), Mathilde Bloch geb. Lehmann (1876), Emma Bodenheim (1899), Franz Bodenheimer (1890), Erwin Boss (1906), Johanna Cahn geb. Kohlhagen (1877), Eduard Chaim (1874), Ester Cohn (1926), Sylvia Cohn (1904), Sofie Dreifuß (1876), Julie Dreyfuß geb. Stein (1867), Elise Ebertsheim geb. Bloch (1876), Alfred Alexander Ebstein (1909), Ismar Ebstein (1878), Heinrich Eichel (1868), Erna Eschwege geb. Dreyfuss (1896), Hannelore Fetterer geb. Hammel (1923), Flora Finkelscherer geb. Mayer (1902), Herbert Finkelscherer (1903), Bertha Friedmann (), Siegfried Geismar (1879), Hanny Glaser (), Ludwig Greilsheimer (1879), Bernhard Gries (1917), Isabella (Bella) Grombacher geb. Hausmann (1894), Charlotte (Lotte) Grombacher (1907), Kurt Grombacher (1922), Max Grombacher (1868), Max Grumbacher (1882), Flora Grumbacher (), Hedwig Grumbacher geb. Zivi (1886), Otto Günzburger (1874), Jakob Abraham Gutmann (1851), Berthold Haberer (1882), Emil Haberer (1874), Babette Hammel geb. Kahn (1865), Berta Hammel geb. Bensinger (1862), Irma Hammel geb. Hammel (1901), Jenny Hammel (1889), Julchen Hammel (1891), Julius Hammel (1888), Lieselotte Nanette Hammel (1919), Minna Hammel geb. Machol (1898), Paul Hammel (1892), Rudolf Hammel (1931), Simon Hammel (1867), Theodor Hammel (), Hugo Karl Hauser (1880), Siegfried Hauser (1882), Ida Hirsch geb. Bloch (1893), Jenny Hirschfeld geb. Stein (1864), Sigmund Hofeler (1856), Egon Alfons Hofmann (1904), Bella Jacobs geb. Stein (1879), Bertha Jordan geb. Wertheimer (1882), Rosa Juda geb. Weil (1871), Adolf Kahn (1880), Bernhard Kahn, Bertha Kahn geb. Grünebaum (1885), Frieda Kahn (1876), Hannelore Kahn (1925), Johanna Cahn, Leonie Kahn geb. Schwarz (1891), Leopold Kahn (1860), Meta Kahn geb. Machol (1886), Paula Kahn geb. Stern (1883), Sigmund Kahn (1876), Theodor Kahn (1888), Isidor Kleeberg (1874), Ilse Kramer geb. Cahn (1905), Bertha Renate Krauss geb. Haberer (1932), Kurt Kronberger (1922), Adolf Lehmann (1872), Hermann Lehmann (1875), Hermann Lehmann (1882), Anna Lesem geb. Speyer (1898), Leopold Levi , Klara Levi, Edith Lion (1922), Hans Lion (1920), Johanna Lion geb. Sommer (1899), Julia Lion geb. Bergheimer (1878), Karl Lion (1879), August Meyer, Rosa May geb. Stein (1887), Fanny Maier geb. Bergheimer (1889), Flora Mayer (), Irma Maier geb. Beck (1902), Jakob Maier (1880), Siegfried Maier (1896), Rosa Moch (1909), Emil Neu (1874), Mathilde Neumann geb. Bloch (1868), Ferdinand Oppenheimer (1871), Charlotte Rosenheimer geb. Tannhauser (1863), Mina Rosenheimer (1890), Frieda Salomon geb. Stern (1887), Elias Schnurmann (1868), Grete Schnurmann (), Rosa Schnurmann geb. Valfer (1879), Maria Schwarz geb. Kahn (1869), Berta Babette Seidel geb. Weichsel (1872), Gertrud Speyer (), Alexander Spitzer (1867), Isidor Spitzer (1906), Anna Stein (1890), Elsa Stein (1895), Julius Josef Stein (1868), Mathilde Stein (1882), Otto Stein (1865), Marthia Steinitz geb. Bloch (1875), Arthur Stern (1888), Peter Bruno Stern (1929), Berta Stern geb. Schnurmann (1878), Helene (Hermine) Stern geb. Kahn (1874),  Thekla Stern geb. Dreifuss (1897), Betty Sturmann (1883), Julius Strauss (1882), Lili Sulima geb. Rosenberg (1901), Henriette Weil (1883), Irma Weil (1896), Jette Weil geb. Veit (1854), Julius Weil (1881), Lina Weil (), Max Weil (1879), Paula Bella Weil geb. Löb (1889), Stefan Weil (), Hannchen Wertheimer geb. Neuland (1858), Max Wertheimer (1874), Regina Wertheimer (1872), Dr. Hertha Wiegand geb. Lion (1890). 
  
Nach 1945 sind nur wenige jüdische Personen / Familien wieder in der Stadt zugezogen. 2010 lebten etwa 50 jüdische Personen in der Stadt, die zur jüdischen Gemeinde in Emmendingen gehören. 
     
Zur Erinnerung an die Opfer der NS-Zeit wurden in Offenburg von 2004 bis 2011 insgesamt 120 sog. "Stolpersteine" des Künstlers Gunter Demnig verlegt (vgl. unten Berichte zur "Erinnerungsarbeit vor Ort").       
     
     
     
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
    
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1876 / 1880  

Offenburg AZJ 30051876.jpg (64957 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 30. Mai 1876: "Auf den 1. August dieses Jahres wird in hiesiger israelitischer Kultusgemeinde die Stelle eines Religionslehrers, verbunden mit dem Vorsänger und Schächterdienst vakant. 
Fester Gehalt Mark 1.500, freie Wohnung nebst Schulgeld und ansehnlichen Nebeneinkünften, welche sich auf ungefähr Mark 800 belaufen dürften. 
Nur leistungsfähige, tüchtige Bewerber mit musikalischen Kenntnissen und guter Stimme von tadellosem Charakter können berücksichtigt werden. - Reisekosten werden nur demjenigen Bewerber vergütet, welchem die Stelle übertragen wird. 
Offenburg, 3. Mai 1876 (Kreisstadt in Baden). Der Synagogenrat."  
  
Offenburg AZJ 09111880.jpg (77746 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 9. November 1880: "Durch die Berufung des bisherigen Kantors und Religionslehrers als Oberkantor nach Leipzig ist die Stelle als Kantor, Religionslehrer und Schochet in der Gemeinde Offenburg (Kreisstadt in Baden) vakant und soll bis 1. März nächsten Jahres wieder besetzt werden. Dieselbe ist mit einem fixen Gehalt von Mark 1.500 und schöner freier Wohnung nebst circa Mark 1.200 Nebeneinkünfte verbunden. 
Geeignete Bewerber von gründlicher musikalischer Bildung, die genügenden Ausweis über Befähigung zur Erteilung des Religionsunterrichts beibringen können, wollen ihre Gesuche bis 1. Januar nächsten Jahres an unterzeichnete Bezirkssynagoge oder an den Synagogenrat in Offenburg einsenden. 
Die Bezirkssynagoge Schmieheim. Dr. M. Rawitz."   

  
Lehrer und Kantor J. Baer wird nach 50 Dienstjahren ausgezeichnet (1914)   

Offenburg AZJ 01051914.jpg (56984 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 1. Mai 1914: "Herr J. Baer, Religionslehrer und Kantor der israelitischen Gemeinde zu Offenburg, welcher auf eine 50jährige treue, aufopfernde und erfolgreiche Dienstzeit zurückblickt, wurde mit dem Verdienstkreuz des Ordens vom Zähringer Löwen vom Großherzog ausgezeichnet. Herr Baer erfreut sich der höchsten Achtung und Verehrung in allen Kreisen der Offenburger Bürgerschaft, die sich mit dem Jubilar über die äußere Anerkennung seines Wirkens freut."  

     
     
Aus der Geschichte des Rabbinates in Offenburg      
25-jähriges Amtsjubiläum des Rabbiner Dr. Meyer Rawicz (1901)  

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Juni 1901: "Offenburg, 4. Juni (1901). Am 28. Juli dieses Jahres feiert Herr Bezirksrabbiner Dr. Ravicz in Offenburg (Baden) sein 25-jähriges Amtsjubiläum. Wie wir hören, sollen zu dieser Feier sowohl am Platzes selbst, als auch in den übrigen Bezirksgemeinden wie Altdorf, Kippenheim, Lahr, Schmieheim etc. größere Vorbereitungen getroffen werden. Die sehr verdienstvolle, literarische Tätigkeit des Herrn Dr. Ravicz ist hinlänglich bekannt und hoffen wir, dass diese Kraft noch recht lange uns erhalten bleiben möge."     
  
Artikel in "Israelitisches Familienblatt" vom 10. Juni 1901:  Derselbe Bericht wie im "Israelit" oben.         
  
Offenburg AZJ 30081901.jpg (181984 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 30. August 1901: "Offenburg, 22. August (1901). Das Jubiläum unseres Rabbiners Dr. M. Rawicz wurde hier in solenner Weise gefeiert. Am Freitagabend und Samstagmorgen war in der Synagoge Festgottesdienst. Der Jubilar predigte beim Morgengottesdienst über den Herz: Numeri (4. Mose) 27,16, wobei derselbe im ersten Teil über die Pflichten und Aufgaben des Seelsorgers im Allgemeinen sprach und im zweiten Teil einen Rückblick auf seine eigene Wirksamkeit während der letzten 25 Jahre warf. Die Predigt wurde mit großem Beifall aufgenommen. Nach dem Gottesdienst kam der Synagogenrat, geführt vom Vorsteher, der in einer längeren Ansprache die Glückwünsche der Gemeinde überbrachte. Dann folgte eine Deputation des hiesigen literarischen jüdischen Vereins 'Harmonie', den unser Rabbiner im Verein mit anderen vor 7 Jahren gegründet hat. Die Hauptfeier fand jedoch am Sonntag Abend statt, zu der sich sehr viele Leute von Offenburg und den Bezirksgemeinden einfanden. Jede Gemeinde sandte zwei bis drei offizielle Vertreter, denen sich zahlreiche Gemeindemitglieder anschlossen. Zunächst wurde dem Jubilar ein namhafter Betrag seitens des Bezirks als Festgeschenk überreicht, um solchen zu einem guten Zwecke zu verwenden. Rechtsanwalt Veit von hier hielt eine schwungvolle, an Form und Gehalt gleich ausgezeichnete Festrede, die großen Enthusiasmus hervorrief. Darauf verlas Herr Professor Stern von hier die von ihm verfasste und von sämtlichen Bezirksvorstehern unterschriebene Adresse, die ein wahres Kunstwerk im Inhalt wie an lithographischer Ausführung genannt werden kann. Der Jubilar dankte tief bewegt und verbreitete sich in einer längeren Ansprache über die beiden Säulen, worauf das Judentum beruht: die Wissenschaft des Judentums und das religiöse Gefühl. Die Wissenschaft ist nur wenigen Auserwählten erschlossen, während das religiöse Gefühl Jedem, der zum jüdischen Stamme gehört, eigen ist. Der schon genannte Verein 'Harmonie' ließ durch seinen Vorsitzenden Professor Stern einen prachtvollen silbernen Pokal überreichen. Das Wort ergriff alsdann Rabbiner Dr. Posner aus Karlsruhe, ein ehemaliger Schüler und Freund des Jubilars, der in schöner, geistreicher Weise auf die Familie unseres hoch verehrten Rabbiners toastete. Im Namen der Lehrer und Kantoren des Bezirkes überreichte mit passender Ansprache Lehrer Bähr von hier gleichfalls einen silbernen, kunstvoll gearbeiteten Pokal. Ferner sprachen Herr Eduard Oberbrunner, ein guter Freund des Jubilars und Mitglied des Synagogenrats, der in zündender Rede seine Gefühle für unseren verehrten Rabbiner kund gab; dessen bedeutende Verdienste um das Judentum präzisierte der Bezirksälteste und Vorsteher der israelitischen Gemeinde Altdorf, Herr (Isaak) Lang, dann Herr Vorsteher Dreifuß aus Nonnenweier und Herr Synagogenrat Karl Helner von hier, der den Vorsitz an dem Abend führte. Auf das Festessen folgte dann ein tanz für unsere Jugend, und so schloss das schöne und würdige und in jeder Weise gelungene Fest, das allen Teilnehmern stets in Erinnerung bleiben wird. Möge unser hoch verehrter Herr Rabbiner noch lange segensreich in unserer Mitte wirken!"  

   
Rabbiner Dr. Rawicz ist erkrankt (1913)    

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 17. Januar 1913: "Von einem schweren Los ist der Bezirksrabbiner Dr. Rawicz in Offenburg betroffen worden. Als er kürzlich die Trauung eines Paares vornahm, überfiel ihn plötzlich gänzliche Blindheit. Nachdem der Bezirksrabbiner die Trauung vollzogen, wurde er sofort nach dem Krankenhause gebracht. Man hofft das Augenlicht erhalten zu können."      
 
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 10. Januar 1913: "Offenburg. Rabbiner Dr. Rawicz ist leider infolge eines Leidens erblindet."  

    
Abschied von Bezirksrabbiner Dr. Rawicz (1913)     

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 1. April 1913: "Offenburg {Baden), 28. März (1913). Zu Ehren des nach 37-jähriger Wirksamkeit, durch Übersiedlung nach Berlin, scheidenden Herrn Bezirksrabbiners Dr. Rawicz versammelten sich am 24. dieses Monats in dessen Wohnung die Vertreter der Gemeinden des Synagogenbezirks Offenburg zu einer kleinen Abschiedsfeier. Namens des Bezirkes hielt der dienstälteste Vorsteher Herr M. Dreyfuß - Nonnenweier eine Ansprache, für die einzelnen Gemeinden sprachen die Herren Vorsteher Oberbrunner - Offenburg, Durlacher- Kippenheim, Grailsamer - Friesenheim,  Weil - Lahr, Synagogenrat Samuel Weil - Schmieheim und als Lehrer Herr Schleicher - Nonnenweier, die dem Scheidenden den Dank für sein ersprießliches Wirken und die besten Wünsche für sein und seiner Familie Wohlergehen zum Ausdruck brachten. Obwohl Herr Dr. Rawicz schon längere Zeit von einem hartnäckigen Augenleiden befallen ist, ließ er es sich nicht nehmen, jedem einzelnen Redner für die an ihn gerichteten Worte zu danken und die Vertreter zu bitten, allen Gemeindemitgliedern seine Grüße und guten Wünsche für die Zukunft zu übermitteln. In den Ansprachen wurde klar zum Ausdruck gebracht, dass der Bezirk und die Gemeinden dem scheidenden Herr Bezirksrabbiner, der auf eine so lange und segensreiche Seelsorgetätigkeit zurückschaut, ein otium cum dignitate für seinen Lebensabend wünschen."    

    
Bezirksrabbiner Dr. Halpersohn hält die offizielle Begrüßungsansprache an die heimkehrenden Kriegsgefangenen (1920)     

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 5. März 1920: "Aus Offenburg wird uns geschrieben: Unser Bezirksrabbiner Dr. Halpersohn wurde kürzlich von dem staatlichen Heimkehrerausschusse mit der offiziellen Begrüßungsansprache an die heimkehrenden Kriegsgefangenen betraut".      

    
Abschied von Rabbiner Dr. Siegfried Ucko (1935) 

Offenburg JuedRund 26011935.jpg (196888 Byte)Artikel in der "Jüdischen Rundschau" vom 26. Januar 1935: "Der Rabbiner in der Kwuzah. Zum Abgang Dr. Uckos. 
Die Nachricht, dass Dr. Siegfried Ucko nach Palästina übersiedelt wird, wird in Deutschland bei allen, die ihn kannten, ein Bedauern darüber hervorrufen, dass er nicht mehr in unserer Mitte wirken kann. Denn in der verhältnismäßig kurzen Zeit, in der Dr. Ucko sein rabbinisches Amt in Offenburg versehen hatte, hat er sich allgemein in der jüdischen Öffentlichkeit die Sympathien aller erworben, die in (enger oder loser) Verbindung mit ihm standen. Er hat in seiner Gemeinde den Typus eines Rabbiner verwirklicht, den man in Deutschland nicht allzu häufig antrifft, den Rabbiner, der nicht nur zu predigen gewohnt ist, sondern der mit seiner Gemeinde lebt und sein Amt als eine Art 'Volksmission' auffasst. Besonders engen Kontakt hatte er mit der Jugend, der er ein Führer, Lehrer und Vorbild war. Mit Palästina haben ihn seit je viele Fäden verknüpft; er hat dort einen Teil seiner Studienjahre verbracht und kennt das Land und seine Menschen. Nun geht er wieder hinüber, und zwar nicht in irgendeine Stadt, sondern in die Kwuzah Giwath Brenner. Und dies gibt der Sache den mehr als persönlichen Charakter. Es ist das erste Mal, dass ein Rabbiner in eine Kwuzah geht. Bisher wurde oft über die Religionslosigkeit, ja zuweilen Religionsfeindschaft der Kwuzoth geklagt, aber es war ein recht bequemes und selbstverständlich wirkungsloses Moralisieren. Hier zum erstenmal ist eine Tat: ein Rabbiner geht hin, um mit den arbeitenden Menschen zu leben - man darf auf diesen Versucht gespannt sein. Und besonders wichtig scheint uns, dass hier nichts aufoktroyiert wurde, sondern dass die Leute von Giwath Brenner Ucko gerufen haben. Hier stehen wir am Anfang einer vielleicht bedeutungsvollen Entwicklung, und Ucko kann ein Pionier sein, so wie er ein echter Chaluz ist. So können wir denn nur sagen, dass ihn unsere herzlichen Wünsche begleiten. 
Über die Abschiedsfeier, die seine Gemeinde veranstaltete, erhalten wir aus Offenburg nachstehenden Bericht: Wohl kaum jemals war die Synagoge so überfüllt wie bei der Abschiedsfeier für Bezirksrabbiner Dr. Ucko am 6. Januar. Juden aus allen Orten des Bezirks waren gekommen, um ihre Dankbarkeit dem Scheidenden zu beweisen. Die Vielseitigkeit der Tätigkeit Dr. Uckos erhellte aus der Vielzahl der Organisationen, die den Dank für seine Arbeit abstatteten. Es sprachen Bezirksältester Rechtsanwalt Lion, Rastatt, für die Bezirkssynagoge, Vorsteher E. Neu für die Synagogengemeinde Offenburg, Konferenzrabbiner Dr. Schiff, Karlsruhe, sprach für den Oberrat der Israeliten. Lehrer Simon, Rastatt, überreichte für die Lehrervereinigung des Bezirks ein Album. Dr. Grzymisch, Bruchsal, dankte für die Mitarbeit Dr. Uckos im Vorstand des Landeswaisenvereins. Fr. Strauß, Karlsruhe, dankte für die Anregungen, die der Wohlfahrtsbund empfangen hatte. S. Homburger, Karlsruhe, betonte die Verbundenheit Uckos mit der Jugend. Ergreifend war die Ansprache des Redners des Synodalbezirkes, Josef Kaufmann, Kehl, dem vorher Dr. Ucko in Ausübung seiner letzten rabbinischen Handlung feierlichst die Würde eines 'Chower' verliehen hatte. Dr. Ucko dankte, erörterte die Grunde seiner Alijah (= Einwanderung nach Palästina/Israel) und entwickelte den ergriffenen Hörern das Bild eines künftigen, religiös ausgefüllten Galuth-Daseins. Die Feier umrahmten musikalische Darbietungen unter Leitung Walter Weinschenks. Zu erwähnen sind der Synagogenchor Offenburg, Lehrer Bruchsaler, Bühl, Dr. Hoffmann, Lahr, das Doppelquartett der Lehrervereinigung des Bezirks und Kurt Frank, Offenburg."

   
   
Aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben  
Antisemitische Veranstaltung des Gesangvereins Offenburg an Fasching (1874)  

Offenburg AZJ 10031874.jpg (106134 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 10. März 1874: "Offenburg (statt: Offenberg) in Baden, 18. Februar (1874). Während der letzten Faschingstage wurde hier durch einen ziemlich viele passive israelitische Mitglieder zählenden Gesangverein ein Rischusstück (= antisemitisches Stück) dargestellt in jämmerlichen Gestalten, und unter besonderer Betonung eines außergewöhnlich gemeinen Jargons aufgeführt, was einige passive israelitische Mitglieder zum sofortigen Austritt aus dem Vereine bewogen hat, umso mehr, als der Beifallssturm, welcher dieser Darstellung gezollt wurde, einen wahrhaft demonstrativen Charakter hatte. Dass der hiesige israelitische Religionslehrer als einziges aktives Mitglied auf Befragen des Vereinsvorstandes, ob diese Persiflage bei den israelitischen Mitgliedern keinen Anstoß erregen werde und nachdem ihm sogar der Text mit den Erläuterungen vorher zur Einsicht übergeben wurde, dennoch seine volle Zustimmung zur Aufführung gegeben hat, verdient öffentlich gerügt zu werden, besonders da gerade die sozialen Verhältnisse unserer jungen israelitischen Gemeinde erst in der Entwicklung begriffen und durch eine solche das Judentum herabwürdigende öffentliche Darstellung nur beeinträchtigt werden können." 

   
 Der Wohltätigkeitsverein lässt eine Torarolle schreiben (1884)  

Offenburg Israelit 14021884.jpg (58829 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Februar 1884: "Der hiesige Wohltätigkeits-Verein beabsichtigt eine von 72 cm Höhe, aus I. Qualität Pergament bestehende Sefer Tora (Torarolle) schreiben zu lassen. Reflektierende Herren Toraschreiber werden ersucht, ihre Offerten unter Anschluss von kleiner Musterschrift bis zum 25. dieses Monats franko an den Unterzeichneten einzusenden. 
Offenburg, 10. Februar 1884. M. Kahn, Vorstand. 457 Langestraße."

  
Einweihung der neuen, vom Wohltätigkeitsverein Chewrat Gemillut gestifteten Torarolle (1885)  

Offenburg Israelit 16021885.jpg (95310 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Februar 1885: "Offenburg, 10. Februar (1885). Bei dem lebhaften Interesse, das Sie geehrter Herr Redakteur, in Ihrem geschätzten Blatte allen Vorgängen zuwenden, die geeignet sind, um unsere Tora groß zu machen und zu verherrlichen, darf ich wohl annehmen, dass Sie nachfolgenden Zeilen gerne Aufnahme gestatten werden. 
Auf Hoschana Raba des Jahres 1876 (das war am 9. Oktober 1876) trat eine kleine Anzahl gesetzestreuer hiesiger Gemeindemitglieder zusammen und gründete die Chewrat Gemillut Chessed (Wohltätigkeitsverein) mit der Bestimmung, Arme zu unterstützen, durch regelmäßige Lehr-Vorträge über unsere Heilige Tora, Belehrung und Erbauung zu finden und bei Vorhandensein ausreichender Mittel eine Torarolle schreiben zu lassen. Letzteres konnte mit Gottes Hilfe in einer für die wenigen Vereinsmitglieder verhältnismäßig kurzen Frist zur Ausführung gebracht werden und so schenkte der Verein schon am verflossenen Samstag Paraschat Jitro (Schabbat mit der Toralesung Jitro [2 Mose 18.1 - 20,23], das war am 3. Februar 1877) der hiesigen Gemeinde die neue Torarolle. 
Die dabei stattgehabte Einweihungsfeierlichkeit kann mit Fug und Recht als eine äußerst glanzvolle und gelungene bezeichnet werden. 
Am Freitagabend versammelte sich nach beendetem Gottesdienste die ganze Gemeinde in dem Lokal des Herrn Samuel Maier, woselbst das durch den Toraschreiber Herrn Bloch aus Straßburg und den Tapezierer Herrn Dreifuß von hier meisterhaft her-  
Offenburg Israelit 16021885a.jpg (182412 Byte)gestellte und herrlich beleuchtete Binjan war. Durch den von Herrn Lehrer Baer gesungenen Schalom Aleichem und vom Synagogenchor vorgetragenen Psalm 93 wurde die Feier eingeleitet. Später versammelten sich die Vereinsmitglieder ebendaselbst, wobei Herr Rabbiner Dr. Rawicz einen längeren, dem Feste entsprechenden höchst interessanten Lehr-Vortrag hielt. Samstag Morgen um 9 Uhr wurde das neue Sefer (Torarolle) in festlichem Zuge in die herrlich dekorierte, geräumige und vollbesetzte Synagoge gebracht, in welcher unter Chorgesang ein Umzug mit sämtlichen Torarollen stattfand. 
Sowohl die vom Synagogenchor, als auch von der Schuljugend vorgetragenen Gesänge trugen wesentlich zur Erhöhung der Feierlichkeit bei. Den Glanzpunkt derselben bildete jedoch die von Herrn Dr. Rawicz mit wahrhaft rhetorischer Meisterschaft gehaltene und von sämtlichen Anwesenden mit Begeisterung aufgenommene Festpredigt, welcher der aus der betreffenden Sidre (Wochenabschnitt der Tora) entnommene Text 'Also sprich zum Hause Jakob und verkünde den Kindern Jisrael'  zugrunde gelegt war. 
An dem Festessen erfreuten sich Alt und Jung, Einheimische und Fremde bis zu später Stunde. Um das Gelingen des Festes haben sich unser verehrter Gemeindevorstand, Herr Dreifuß, und die übrigen Gemeinderepräsentanten wesentlich verdient gemacht. Die Palme des Verdienstes gebührt jedoch unstreitig unserem allverehrten Vereinspräsidenten Herrn Marx Kahn, durch dessen Initiative die Chewra (Verein) ins Leben gerufen wurde und die unter seiner bewährten, verständnis- und taktvollen Leitung wie bisher so auch fernerhin ihre segensreiche Wirksamkeit entfalten wird.  
Es wäre sehr wünschenswert, wenn es die Gemeindemitglieder mit ihrer bei der Einweihungsfeier dem Verein in Wort und Tat entgegengebrachten Sympathie nicht bewenden ließen, sondern durch zahlreiche Beitrittserklärungen dazu mitwirkten, dass das gottgefällige Werk der Wohltätigkeit kräftigst gefördert werden kann. 
Es wäre unrecht, wenn ich es unterließe, des Toraschreibers Herrn Jos. Bloch aus Straßburg lobend zu erwähnen; denn sowohl das von ihm gefertigte neue Sefer, das von kompetenter Seite als ein wahres Meisterwerk bezeichnet wurde, als auch das prachtvolle, goldgestickte Mäntelchen ließen hinsichtlich der hübschen Ausführung, der Qualität des hiezu verwendeten Materials und insbesondere des hierfür berechneten Preises nichts zu wünschen übrig, und wurde Herrn Bloch deshalb seitens des Vereins die gebührende Anerkennung gezollt."  

  
Die Generalversammlung des Landesvereins zur Erziehung israelitischer Waisen findet in Offenburg statt (1890)
     

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 1. August 1890: 
zum Lesen bitte Textabbildung anklicken  
 
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 8. August 1890:  
zum Lesen bitte Textabbildung anklicken 
  

  
Besprechung badischer Kantoren in Offenburg (1898)  
   

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Juli 1898: "Aus Baden. Am 24. dieses Monats fand im Hotel Weil in Offenburg eine Besprechung badischer Kantoren statt, bei welcher, nach Einberufung durch Herrn Eichenbaum - Kippenheim folgende Herren zugegen waren: 
Rubin - Karlsruhe, Eichenbaum - Kippenheim, Bruchsaler - Bühl, Bloch - Schmieheim, Goldberg - Emmendingen, Marx - Sulzburg, Schiff - Hoffenheim, Schloß - Malsch. Als Ehrengäste erschienen die Herren Bezirksrabbiner Dr. Rawicz - Offenburg, Synagogenrat Haberer - Offenburg
Die Sitzung eröffnete Herr Rubin, indem er die Stellung der Kantoren zu der der Religionslehrer verglich und sich auf die Versammlung letzterer vom Ende Juli vorigen Jahres berief, wonach dieselbe eine Hebung des Lehrerstandes anstrebt und die Kantoren und Schochtim ganz außer Acht lässt; aus diesem Grunde musste die heutige Versammlung einberufen werden, unsere Pflicht ist es für unsere Zukunft Sorge zu tragen, denn auch wir lassen nicht minder als die Herren Religionslehrer unser Herzblut für Religion und Gemeinde. Gerner hatten die Religionslehrer als direktes Ziel 'Verbesserung ihrer materiellen Lage' gesteckt; wir aber fassen Hebung unserer sozialen Stellung in der Gemeinde als Hauptsache ins Auge.  
Im Anschluss an dieses führt Herr Eichenbaum - Kippenheim an: Früher schalteten und walteten viele Gemeinden mit ihrem Kantor nach Willkür, so wurde mancher brave Beamte einer bloßen Laune wegen brotlos; diesem Übelstande müsse abgeholfen werden.  
Herr Goldberg - Emmendingen betonte, besonders müsse der Kantor im Falle seiner Dienstunfähigkeit berücksichtigt werden, da er noch mehr als allen anderen beamte den Momenten preisgegeben ist.  
Hierauf ergriff Herr Bezirksrabbiner Dr. Rawicz das Wort: Für die Kantoren müsse ebenfalls gesorgt werden, umso mehr, da dieselben vom Großherzoglichen Oberrat, laut Verordnungsentwurf § 3, Abschnitt 4 vorgesehen sind; darin heißt es: 'Die gleichen Ansprüche wie den Religionslehrern, können den Kantoren von dem Großherzoglichen Oberrat verliehen werden.'  
Der Redner jedoch ist der Ansicht, dass besagter Passus ganz wegfallen solle, insofern eine Gleichstellung gesichert wird. 
Nun richtete Herr Rubin - Karlsruhe an die Versammlung folgende Fragen: 1. Soll lediglich um Gleichstellung der Kantoren mit dem Religionslehrer in Bezug auf Regelung der Pensionsverhältnisse petitioniert werden? 2. Oder hauptsächlich um die sichere definitive Anstellung derselben?  
Hierüber wurde abgestimmt und folgendermaßen entschieden: 'Die an Großherzoglichen Oberrat zu richtende Petition sei dahin zu fassen, dass nebst Gleichstellung der Kantoren und Schächtern des Landes, in Bezug auf die Pensionsverhältnisse auch die Anstellungsverhältnisse der Letzteren in einem für sie günstigen Sinne zu regeln sind. M. Schloß, Malsch."   

 
Zwei Torarollen aus einer aufgelösten Gemeinde zu verkaufen (1900) 

Offenburg Israelit 02081900.jpg (63124 Byte) Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. August 1900: 
"Infolge Auflösung einer israelitischen Gemeinde sind drei 
Torarollen
 
zu verkaufen. Darunter ist eine in sehr gutem Zustande, eine andere einer oberflächlichen und eine dritte einer gründlichen Reparatur bedürftige. Das Nähere ist beim Unterzeichneten zu erfahren. 
Offenburg (Baden), 31. Juli (1900). 
Dr. M. Rawicz,
Bezirksrabbiner." 

      
Über die jüdische Kulturarbeit unter Rabbiner Dr. Ucko (1933)   

Artikel in "Jüdische Rundschau" vom 1. Dezember 1933: "Offenburg. Die jüdische Kulturarbeit in dem Bezirk zwischen Karlsruhe und Freiburg wird zentral von dem Bezirksrabbinat Offenburg geleitet. Es verdient besonders hervorgehoben zu werden, dass diese Arbeit in ihrer Intensität nicht erst in den letzten Krisenmonaten einsetzte, sondern eine kontinuierliche Fortsetzung der letzten Winterarbeit darstellt. Die Hebraisierungsarbeit findet ihren Ausdruck in zwei je 20 Teilnehmer umfassenden Sprachkursen für Anfänger und Fortgeschrittene (Leitung: Rabbiner Dr. Ucko), einem Oberkursus und dem 'Hasamir' (hebräischer Singkreis). Ein im Oktober veranstalteter Vortrag von Lehrer Kälbermann (Mannheim) über Fragen jüdischer Jugend- und Erwachsenenbildung gab unter anderem Anregung zu einer jetzt stattfindenden Buch- und Spiel-Ausstellung. Einen Zuwachs an positiven Kräften erhielt insbesondere die Jugendarbeit durch das seit Juni bestehende Chaluzzentrum. Seine Schaffung wurde durch die Arbeit der Chawerim des Hechaloz, Dr. Ucko (Offenburg) und Dr. Dreifus (Friesenheim, jetzt Ejn-Charod), ermöglicht. Drei Mitglieder des Zentrums werden mit der kommenden Alijah nach Palästina gehen, die übrigen im Beth Chaluz Diersburg (bei Offenburg) überwintern. Die neubegründete Zionistische Ortsgruppe Offenburg (Leitung: Dr. Nathan) soll im Verlauf ihrer Arbeit auch die Freunde im Bezirk erfassen und sie aus ihrer lokalen Isolierung herausheben. R."    

   
   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde 
Diamantene Hochzeit von Samuel Bloch und Ehefrau (1891)   

Offenburg Israelit 30111891.jpg (148911 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. November 1891: "Offenburg. Am Donnerstag, den 26. November (1891) beging das ehrwürdige Greisenpaar Herr Samuel Bloch und dessen Ehefrau das seltene Fest der diamantenen Hochzeit. Während seitens der Angehörigen eine imposante Feier beabsichtigt war, ging solche auf ausdrücklichen Wunsch der Jubilanten still und geräuschlos im engeren Familienkreise vor sich und kam deren stets bewährte Bescheidenheit und Anspruchslosigkeit auch in diesem Falle wieder zum Ausdruck. 
Söhne, Töchter, Schwiegertöchter und Enkel versammelten sich in der mit Pflanzen reich und geschmackvoll ausgeschmückten Wohnung der Jubilanten, um dieselben zu beglückwünschen. Zahlreiche Gratulationsbriefe und Telegramme, sowie Geschenke liefen ein, unter diesen auch ein prachtvolles Ruhebett als Symbol der wohlverdienten Ruhe. Unter den Gratulanten befand sich auch der hiesige Großherzogliche Amtsvorstand Herr Föhrenbach, der in einer herzlichen Ansprache das Jubelpaar beglückwünschte und demselben in Allerhöchstem Auftrage unseres allgeliebten Landesvaters Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs - möge seine Herrlichkeit erhöht werden - ein Glückwunschschreiben, sowie die Bildnisse Ihrer Königlichen Hoheiten in prachtvollen Goldrahmen als ein Zeichen huldvoller Teilnahme an der freudigen Festfeier überreichte. Tief gerührt dankte der Jubelgreis für die ihm von hoher und allerhöchster Stelle zuteil gewordenen huldvollen Aufmerksamkeit und schloss mit einem Hoch auf unser edles Fürstenpaar und das ganze Großherzogliche Haus. Herr Bürgermeister Schweiß ließ namens des Stadtrates und der ganzen Gemeinde ein Gratulationsschreiben überreichen und sein lebhaftes Bedauern darüber aussprechen, dass er wegen Ortsabwesenheit seine Herzenswünsche nicht persönlich darbringen konnte. Unter allen übrigen zahlreichen Huldigungen und Aufmerksamkeiten erfreute keine in so hohem Maße das von inniger Religiosität erfüllte, greise Paar als die, welchem ihm von der Chewrat Gemilut Chesed (Wohltätigkeitsverein) zuteil  
Offenburg Israelit 30111891a.jpg (150060 Byte)geworden ist, deren Mitglieder sich in der Wohnung der Jubilare zum Schacharit-(Abend-)Gottesdienste versammelten, um dem seit 1/2 Jahre leider völlig erblindeten Greise Gelegenheit zu geben, ein zur Toralesung Aufgerufener zu sein, was ihm ein wahres Herzensbedürfnis war und ihm hohe Befriedigung gewährte. 
Das mangelnde Augenlicht ausgenommen, erfreut sich Herr Bloch, weit mehr aber seine Frau einer für dies hohe Alter seltenen Rüstigkeit. 
Wohlverdient und gerechtfertigt ist die aufrichtige Verehrung, die dem greisen Ehepaare von allen Seiten entgegengebracht wird. Wir blicken hier in ein harmonisches, niemals von einem Misston getrübtes, vom Geiste wahrer Religiosität getragenes Ehe- und Familienleben. Das edle Paar lebt stets, wie unter sich, so auch mit der Umgebung im tiefsten Frieden. Es gereichte ihm jederzeit zu hoher Befriedigung, im Stillen wohltätig zu wirken. 
Mit seinem vor etwa 10 Jahren verstorbenen Bruder gründete Herr Bloch das nunmehr schon über ein halbes Jahrhundert unter der Firma 'Gebrüder Bloch' bestehende Manufakturwarengeschäft, das aus ganz kleinen Anfängen heraus durch Fleiß, Tüchtigkeit und hauptsächlich durch gewissenhafteste Reellität zu einem der bedeutendsten Geschäfte hiesiger Stadt und Umgegend geworden und von den Söhnen der Gründer in gleicher Weise fortgeführt wird. 
Wir sehen hier, wie der Jubilar mit wahrhafter Begeisterung für den väterlichen Glauben den Namen 'Jude' auch in geschäftlicher Beziehung zu würdigen und zu Ehren zu bringen wusste. 
Mögen alle unsere Glaubensgenossen sich hieran ein Beispiel nehmen und erkennen, dass auch der auf dem Boden der Tradition stehende Jude, wenn er 'redlich handelt und Recht ausübt,' sich der Achtung und Wertschätzung seiner rechtdenkenden nichtjüdischen Mitbürger erfreut und hierzu nicht das Abstreifen alles mit der Religion Zusammenhängenden erforderlich ist, welche letztere Meinung vielfach Platz gegriffen hat, wenn sie auch nicht ausgesprochen oder zugegeben wird. 
Dem greisen Jubelpaar wünschen wir, dass die stattliche Zahl von 60 Jahren sich vermehren möge durch eine Reihe weiterer Jahre ehelichen Zusammenlebens in ungeschwächter Gesundheit und Zufriedenheit."  

 
Alfred Hauser wird mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet (1915)  

Offenburg Israelit 18051915.jpg (23395 Byte)Mitteilung in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Mai 1915: "Offenburg, 12. Mai (1915). Das Eiserne Kreuz erhielt: Alfred Hauser, stud.jur., Kriegsfreiwilliger Gefreiter, 15. Landwehr-Sanitäts-Kompagnie, Sohn des Herrn Jacob Hauser, in Firma Hauser und Levi, Offenburg."  

 
Zum Tod von Moritz Weil (1922)  

Offenburg Israelit 09111922.jpg (70470 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. November 1922: "Offenburg (Baden), 1. November (1922). Heute haben wir hier Moritz Weil zu Grabe getragen. Von dem Vertrauen der ganzen Gemeinde getragen, hat der Verstorbene, obwohl schon leidend, vor etwa Jahresfrist sein Amt übernommen und mit seltener Hingabe und mit Geschick verwaltet. Er war ausgestattet mit den guten Gaben des Herzens und des Gemüts, ein Wohltäter für die Armen und Bedrückten und ein Berater aller, die ihn aufsuchten, alles selbstlos und bescheiden nach den Vorschriften unserer Weisen. Dieser edelmütige und feinfühlende Mann und echte Jehudi hinterlässt in unserer Gemeinde eine Lücke, die schwer wird ausgefüllt werden können. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." 

 
60. Geburtstag von Ludwig Weil (1930) 

Offenburg Israelit 14081930.jpg (51446 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. August 1930: "Offenburg, 12. August (1930). Am 26. dieses Monats feiert unser verehrter Mitbürger, Herr Ludwig Weil seinen 60. Geburtstag. Herr Weil gehört seit vielen Jahren der badischen Landessynagoge an und vertritt die gesetzestreue Richtung. Auch bekleidet er seit mehreren Jahren das Amt eines Bezirksältesten im Rabbinatsbezirk Offenburg. Früher gehörte er auch dem israelitischen Gemeindevorstand in Offenburg an. Möge er - bis 100 Jahre - zu seinem Wohle und zum Wohle der Menschheit wirken können!"

   
Über die Ärztin Dr. Hertha Wiegand geb. Lion (1890-1944)   

Ettenheim Wiegand 010.jpg (27182 Byte)Dr. med. Hertha Wiegand geb. Lion: geb. 1890 in Ettenheim als Tochter des jüdischen Viehhändlers Josef Lion und der Rosa geb. Maier; ausgewachsen im Haus Friedrichstraße 55 in Ettenheim (Haus besteht nicht mehr); Besuch des Realgymnasiums Ettenheim, hielt 1909 als eine der ersten weiblichen Abiturienten des Ettenheimer Gymnasiums die Abiturrede; anschließend Studium der Medizin; 1915 Heirat mit dem nichtjüdischen Arzt Dr. Otto Wiegand (gest. 1925); nach dem Tod des Mannes Austritt aus der jüdischen Religionsgemeinschaft (aber ohne Konversion). Als Ärztin war sie tätig: im Ersten Weltkrieg im Lazarett, in Frauen- und Kinderklinik und in der Psychiatrie Düsseldorf-Grafenberg; 1919 gemeinsame Niederlassung mit ihrem Mann in Offenburg: er als Chirurg und Frauenarzt, sie als Frauen- und Kinderärztin. Frau Dr. Hertha Wiegand war weit über Offenburg hinaus als sozial engagierte Ärztin bekannt und beliebt. 1938 endgültiger Entzug der Approbation als Ärztin. Im Januar 1944 im Alter von 53 Jahren an Suizid gestorben.         
Quelle: Jüdisches Leben in Ettenheim s. Lit. S. 12-14. 

  
   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen  
Anzeige der Weinhandlung Max Wenk (1870)  

Offenburg Israelit 31081870.jpg (42858 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. August 1870: "Den verehrten Herren Lazarett-Vorständen und Vereinen für verwundete deutsche Krieger empfehle ich hiermit mein Lager in gebeerten 1865er Affentaler und Zeller Rotweinen und ausgezeichneten Durbacher Weißweinen als bewährtes und vorzügliches Linderungsmittel zu billigen Preisen. 
Max Wenk
in Offenburg (Baden)."

  
Anzeige der Manufakturwarenhandlung Gebr. Bloch (1876)
    

Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 8. Februar 1876: "Lehrlingsgesuch
In unser Geschäft (Manufaktur en detail & en gros), welches Samstag geschlossen, können sofort oder auch später 1-2 Lehrlinge eintreten. 
Gebrüder Bloch, Offenburg (Baden)."     

   
Anzeige des Hotels E. Weil (1887) 

Offenburg Israelit 23061887.jpg (52863 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Juni 1887: "Offenburg (Baden) 
am Fuße des badischen Schwarzwaldes - 'Hotel zur alten Pfalz'
Besitzer E. Weil empfiehlt sein bestrenommiertes Hôtel, gute Küche, reine Weine, streng religiös."  
     
Ergänzend eingestellt: Postkarte an 
Herrn Weil, Gasthof zur alten Pfalz (1884) 
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller,
 Kirchheim / Ries)  
Offenburg Dof 201407.jpg (123231 Byte) Offenburg Dof 201407a.jpg (185203 Byte)
Die Postkarte wurde am 30. Oktober 1884 aus München an Herrn Weil, Gasthof zur alten Pfalz, in Offenburg verschickt. Der Besitzer des Gasthofes - Hotel "Zur Alten Pfalz" führte auch ein Hotel gleichen Stils in Bad Wildbad, was mehrere Werbeanzeigen belegen.    

   
Anzeigen des Manufakturwaren- und Herrenkonfektionsgeschäftes Gebr. Tannhauser (1901/1902)
      

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. August 1901: "Commis- und Lehrlingsgesuch. 
Für unser Manufakturwaren- und Herrenkonfektionsgeschäft suchen wir per 1. Oktober einen gewandten Commis, der auch dekorieren kann, sowie einen Lehrling aus achtbarem Haus unter günstigen Bedingungen. Kost und Logis im Hause. 
Gebr. Tannhauser, Offenburg (Baden)."      
   
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Juli 1902: "Lehrling
Wir nehmen per 1. September oder Oktober einen jungen Mann, mit guten Schulkenntnissen unter günstigen Bedingungen in die Lehre. Gebrüder Tannhauser
Manufakturwaren und Herren-Konfektion, Offenburg in Baden."     
 
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. April 1904: "Lehrlings-Gesuch. 
Ein Lehrling aus achtbarem Hause, kann bei uns gegen sofortige Vergütung eintreten. 
Gebr. Tannhauser,
Manufakturwaren- und Herrenkonfektion. Offenburg."     

  
Anzeigen des Schuhgeschäftes B. Stern (1902)     

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Dezember 1902: "Lehrlings-Gesuch
Für mein Schuh- und Konfektionsgeschäft suche ich zum baldigsten Eintritt einen mit guter Schulbildung ausgestatteten jungen Mann, als Lehrling. Kost und Wohnung im Hause. 
B. Stern
, Offenburg in Baden."        
 
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Dezember 1902: "Suche 
für meinen Sohn, 15 Jahre alt in einem lebhaften Schuhgeschäft eine Lehrstelle. 
Eintritt kann nach Belieben erfolgen. 
B. Stern, Schuhgeschäft, Offenburg (Baden)."      

 
Verlobungsanzeige von Hilde Oberbrunnen und Isak Lipper (1913)     

Anzeige in der "Jüdischen Rundschau" vom 19. September 1913: 
"Hilde Oberbrunner - Isak Lipper
Verlobte.   Offenburg in Baden. Nürnberg."    

    
Anzeige des Restaurant Weil (1925)  

Offenburg Israelit 28051925.jpg (56382 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Mai 1925: "Koscher - Neu eröffnet! - Koscher.  
Restaurant Weil. Zur Kopfhalle.  Offenburg in Baden - Hauptstraße 100. 
Inhaber Max Weil."  

        
Nach der Deportation: Todesanzeige für Leopold Kahn (umgekommen im Ghetto Theresienstadt; 1945)   

Anzeige in der Zeitschrift "Der Aufbau" vom 20. Juli 1945: 
"Erst jetzt erhielten wir die traurige Nachricht, dass unser lieber Vater, Schwiegervater und Grossvater 
Leopold Kahn  
früher Offenburg, Baden  in Theresienstadt verstorben ist.  
Ludwig und Ellen Kahn geb. Kaufman, London   
Dr. Alfred und Flora Kahn geb. Kahn  Havanna, Cuba   
Simon und Dr. Bertha Baer geb. Kahn  Forest Hills, N.Y.   
Jacob und Gretel Weingärtner geb. Kahn  Jackson Heights, N.Y.    
Dr. Max und Liesel Kahn geb. Einstein  Kfar Jedidia, Palästina."      

   
   
Sonstiges   

     Brief an die Gebrüder Bloch 
in Offenburg (1871)  
(aus der Sammlung von 
Peter Karl Müller, Kirchheim/Ries) 
Offenburg Dok 14020.jpg (106620 Byte)   

Der Brief aus Hof an die Gebrüder Bloch in Offenburg wurde versandt am 12. Januar 1871. Das Manufaktur- und Kurzwarengeschäftes der Brüder Sigmund und Max Bloch wurde in Offenburg im September 1863 eröffnet. 
Im "Ortenauer Boten" vom 23. Februar 1864 empfehlen sich die "Gebrüder Bloch zur Besorgung von Zahlungen nach allen Staaten Amerikas, mit Garantie für pünktliche Auszahlung der Wechsel ohne einen Abzug, sowie zum An - und Verkauf von Staatspapieren, Actien, Anlehenslosen und diversen Prioritäten, unter Zusicherung billigster Bedienung". 
1925 zieht Siegmund Kahn, Mitinhaber und Nachfolger der Fa. Gebrüder Bloch, mit seiner Familie in eine Wohnung über dem Bettwarengeschäft Ecke Haupt/Ritterstrasse. Noch 1937 ist das Bettwarengeschäft im Adressbuch geführt. Im Adressbuch 1939 hat das Bettwarengeschäft einen neuen Besitzer. Am 22. Oktober 1940 werden Siegmund Kahn und Leonie Kahn nach Gurs deportiert. Bereits am 1. Dezember 1940 stirbt Siegmund Kahn in Gurs.
Leonie Kahn wird am 16. September 1942 nach Auschwitz deportiert. Dort verliert sich ihre Spur. Am 8. Mai 1945 wird Leonie Kahn für tot erklärt.
Quellen. http://www.offenburg.de/html/haus_battiany.html   www.museum-offenburg.de/html/media/dl.html?i=9002       https://www.volksbank-offenburg-1864.de/Chronik-Volksbank-Offenburg.pdf#page=11     

     
Historische Ansichtskarte mit dem 
Manufakturwaren- und Konfektionsgeschäft Tannhauser  
(aus der Sammlung 
von Peter Karl Müller, Kirchheim/Ries) 
Offenburg Do 16122014.jpg (103577 Byte) Offenburg Do 16122014a.jpg (34164 Byte)

Ansichtskarte aus Offenburg: Partie am Fischmarkt mit dem Manufakturwaren- und Konfektionsgeschäft Tannhauser. Im Einwohnerbuch Offenburg von 1920 findet sich folgender Eintrag: Fischmarkt 1, Manufakturwaren- und Konfektionsgeschäft, Inhaber Heinrich Tannhauser. Heinrich Tannhauser war 1925 der Vorsitzende der 25 Personen umfassenden Repräsentanz der jüdischen Gemeinde der Stadt (siehe oben); das Geschäft wird auch in der Liste von 1933 genannt (siehe oben; Inzwischen Inhaberin Hulda Tannhauser). 
Quelle: http://adressbuecher.genealogy.net/entry/show/3977829.  

     

    
    
    
Wohngebiet und Betsäle/Synagogen          
      
Mittelalter. Das mittelalterliche Wohngebiet war vermutlich im Bereich der Glaserstraße und der Bäckergasse (bis 1824 "Judengässchen" bzw. "Judengasse" genannt). In der Bäckergasse befand sich eine 1393 genannte Synagoge ("Judenschul").  
        
Von den anderen Einrichtungen des Mittelalters ist noch das rituelle Bad erhalten, das sich unter dem 1793 erbauten Haus Glaserstraße 8 befindet. Es wurde gegen 1300 angelegt. Es ist das älteste Baudenkmal Offenburg, ein in Baden-Württemberg einzigartiges Relikt der jüdischen Geschichte des Mittelalter. Zum eigentlichen Bad führen 36 Stufen hinab; in der Mitte des quadratischen Badeschachtes befindet sich ein rundes Tauchbecken. Hier sind auch Lichtnischen, Sitznischen und Auflager für Sitzbänke vorhanden.   

Beitrag des jüdischen Historikers
 Berthold Rosenthal (1928) 
Offenburg Israelit.GBl MA 20061928.jpg (402117 Byte) Offenburg Israelit.GBl MA 20061928a.jpg (377322 Byte) Offenburg Israelit.GBl MA 20061928b.jpg (342629 Byte)
   Der Beitrag von Berthold Rosenthal: "Das Judenbad in Offenburg" erschien im Israelitischen Gemeindeblatt - offizielles Organ der Israelitischen Gemeinden Mannheim und Ludwigshafen  am 20. Juni 1928.  

        
17. Jahrhundert. Von der Gemeinde des 17. Jahrhundert ist überliefert, dass sie bereits vor 1632 zwei Synagogen hatte, deren Standorte nicht mehr bekannt sind. Allerdings scheinen damals bei manchen jüdischen Familien sehr liberale Zustände geherrscht zu haben. 1648 sagten vier Juden, deren Familien bereits 20 bis 30 Jahre in Offenburg lebten, in einem Verhör aus, dass sie mit den Breisacher Juden keine Gemeinschaft hätten. Sie dürften das auch nicht, weil sie Schweinefleisch essen und weder den Schabbat noch die Gesetze halten. 
           
19./20. Jahrhundert. Nachdem 1862 mehrere jüdische Personen und Familien nach Offenburg gezogen waren, schlossen sie sich alsbald zu einer Genossenschaft zusammen. Deren von 15 Mitgliedern unterschriebene Satzung bestimmte, dass jeden Samstag in einem Betsaal eine Andacht mit anschließender Versammlung stattfinden sollte, in der man "konfessionelle Interessen" besprechen konnte. Die Gründung der Religionsgemeinde erfolgte am 24. Oktober 1865 in einer Generalversammlung aller inzwischen in Offenburg wohnenden jüdischen Personen. 1868 wurde ein Betsaal in der Essigfabrik Pfaff eingerichtet (Seestraße 1, 1868 bis 1875). Dieser Betsaal war bald nicht mehr groß genug. 

Da 1875 das Gasthaus "Salmen", das damals der Stadt gehörte, zum Verkauf anstand, hat die jüdische Gemeinde die Gelegenheit genützt, dieses Gebäude zu erwerben und im Tanzsaal des ehemaligen Gasthauses einen Betsaal einzurichten (Lange Straße 52, Hinterhaus). Das 1706 erbauten Vorderhaus diente dem Vorsänger beziehungsweise später dem Rabbiner und dem Synagogendiener als Wohnung. Im großen Saal des "Salmen" hatten am 12. September 1847 die Führer des badischen Liberalismus getagt. Hier fanden lange Zeit auch die großen städtischen Versammlungen und Veranstaltungen aller Art statt. Die letzte Veranstaltung vor dem Verkauf an die Israelitische Gemeinde war ein Großer Maskenball des Männergesang-Vereins Concordia am 31. Januar 1875. 
   
Der frühere Saal des Salmen war nach dem Umbau in eine Synagoge 63 Jahre lang gottesdienstliches Zentrum der Offenburger jüdischen Gemeinde. Es erwies sich als ideal, dass der Saal bereits eine Galerie hatte, die nun als Frauenempore genutzt werden konnte. Auch viele besonderen Anlässe wurden in der Synagoge gefeiert. 
    
Synagogenkonzert in der Offenburger Synagoge (1897) 
Anmerkung: der Bericht erschien in der orthodox-konservativen Zeitschrift "Der Israelit", die den Hinweis auf das Konzert mit einer Kritik an der Verwendung der Synagoge als Konzertsaal und mit der grundsätzlichen Kritik an Orgel und Harmonium in einer Synagoge verband.       

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Mai 1897: "Bruchsal, Baden. Vorletzten Sonntag fand in Offenburg wieder ein Synagogenkonzert statt. In der Synagoge daselbst fanden sich die Chöre von Bühl, Freiburg, Eppingen, Emmendingen etc. zusammen und wurden Männerchöre und gemischte Chöre zu Gehör gebracht. Es wurde gut gesungen, nur bestand der Unterschied zwischen den früheren Synagogenchorkonzerten und diesem darin, dass dieses diesmal in der Offenburger Synagoge stattfand, die anstatt der Orgel nur ein Harmonium besitzt, was auf die Gesamtaufführung mangelnd wirkte. Es ist bereits in diesen Blättern darauf hingewiesen worden, wie unstatthaft es ist, die Synagoge zu Konzertaufführungen zu benützen, da dieselbe nur ein Haus des Gebets sein soll. Da die Orgel die Besucher des Gottesdienstes nicht im geringsten vermehrt hat, so hat sie wenigstens das Eine genützt, dass man durch sie auch die Synagoge zu Konzerten brauchen kann. Es ist dies eine traurige Errungenschaft, denn wo man einen Gottesdienst erst heben muss, um ihm Besucher zuzuführen, da wird Gott überhaupt nicht gedient. Für diejenigen in der Synagoge, die die Gebete nicht verstehen, ja sogar leider oft nicht in der heiligen Sprache lesen können, lässt sich der Aufenthalt nicht angenehmer machen und für die, welche das Gotteshaus als Bedürfnis zur Verrichtung ihrer Gebete betrachten, genügt die uns vorgeschriebene Weise einzig und allein, andächtig zu sein. 'Nicht durch Macht und nicht durch Stärke, sondern durch meinen Geist...'  (Sacharja 4,6)."

Ein weiterer besonderer Anlass war nach einem Bericht der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" 1901 das 25-jährige Dienstjubiläum von Rabbiner Dr. Meier Rawicz. Dieser war seit 1876 in Schmieheim und nach Verlegung des Rabbinats nach Offenburg in dieser Stadt tätig. Am Schabbat, dem 22. August 1901 fanden aus diesem Anlass zwei Festgottesdienste in der Synagoge statt.    
    
1922 wurde die Synagoge erneuert, der Saal von Kunstmaler Kolb restauriert. Zur Neueinweihung im September 1922 waren auch zahlreiche nichtjüdische Gäste erschienen. Bezirksrabbiner Dr. Ruben Halpersohn hielt die Weiherede.
      
Gefallenengedenktafeln werden in der Synagoge angebracht (1922)  

Offenburg CV-Ztg 26101922.jpg (36524 Byte)Artikel in der Zeitschrift des "Central-Vereins" ("CV-Zeitung") vom 26. Oktober 1922: "Gedenktafeln. In der renovierten Synagoge zu Offenburg in Baden nahm am Versöhnungstage Rabbiner Dr. Halpersohn die Einweihung der Gedenktafel für die Kriegsgefallenen vor. Dr. Halpersohn sprach hierbei über das Thema: 'Ein Andenken sollen sie allen sein.'."

Am 18. Oktober 1925 konnte die Gemeinde zu der "Feier des 50-jährigen Bestehens der Synagoge" einladen. Der Vorsteher der jüdischen Gemeinde, Emil neu, betonte in seiner Ansprache, dass zwischen den Juden und den Angehörigen der christlichen Konfessionen in Offenburg ein friedliches und harmonisches Verhältnis bestehe.   
         
Beim Novemberpogrom 1938 erzwangen sich in den frühen Morgenstunden des 10. November vier Männer, die sich als Mitglieder der Geheimen Staatspolizei ausgaben, den Eingang in die Synagoge, schossen mit Pistolen auf die  brennenden Lampen, holten Torarollen aus dem Toraschrein und rissen sie in Stücke. Zwischen Offenburger SS und der Polizei kam es zu einer Besprechung wegen weiteren Aktionen. Während die SS fest entschlossen war, die Synagoge in Brand zu stecken, wehrte sich die Polizei mit Erfolg gegen dieses Vorhaben, da das Niederbrennen des Bethauses eine zu große Gefahr für die Nachbarhäuser bedeutet hätte. Zu weiteren Aktionen kam es am Nachmittag des 10. November. Gegen 17 Uhr rottete sich auf Veranlassung der Kreisleitung am ehemaligen Gasthaus "Palmengarten" eine Menschenmenge zusammen, die in kurzer Zeit auf 150 bis 200 Personen anwuchs. Zuerst wurde das jüdische Café Weil in der Blumenstraße heimgesucht und das gesamte Inventar zerschlagen. Dann bewegte sich der Zug unter Absingen von Kampfliedern durch die Hauptstraße, Stein- und Lange Straße zur Synagoge und zerstörte die gesamte Inneneinrichtung. Anschließend schleppten die Demonstranten zerstörte Einrichtungsgegenstände sowie Zylinder und Gebetbücher auf den Rathausplatz und verbrannten sie. Beschlossen wurde die Demonstration durch eine Kundgebung im Dreikönig-Saal, bei der wiederholt geschrieen wurde: "Juda verrecke!". 
   
Über die Verwendung der Synagoge kam es zu einem Streit zwischen NS-Kreisleitung und der Stadtverwaltung beziehungsweise dem Stadtrat. Am 1. Juni 1939 forderte der Kreisleiter der NSDAP von der Stadt Offenburg den Abbruch des Synagogengebäudes auf Kosten der jüdischen Gemeinde. Da das Gebäude jedoch in baulich gutem Zustand war, wollte die Stadt es erwerben, um es als Gerätehaus der Feuerwehr zur Verfügung zu stellen. Auch Veranstaltungen der Hitlerjugend könnten in ihm stattfinden. Die Kreisleitung aber vertrat den Standpunkt, dass darin auf keinen Fall "deutsche Menschen sich körperlich ertüchtigen könnten" und forderte schon aus diesem Grund den Abbruch. Die Ratsherren der NS-Fraktion schlossen sich dieser Meinung an. Dennoch setzte sich die Stadtverwaltung durch. Am 1. Juli 1940 verkaufte die jüdische Kultusgemeinde das Anwesen an die Stadt, die es an eine Möbelhalle vermietete. Etwas später war im Gebäude unter anderem eine Kartonagenfabrik für Munitionsverpackungen eingerichtet.
     
1945 wurde das Gebäude von der alliierten Militärverwaltung beschlagnahmt und der jüdischen Vermögensverwaltung JRSO übergeben. Diese übertrug es am 2. November 1948 an die Israelitische Landesgemeinde. Nachdem diese freilich keine Verwendung mehr hatte, verkaufte sie es an eine Drogen- und Arzneimittel-Großhandlung. Das Vorderhaus, das eigentliche Gasthaus "Salmen" wurde 1955 abgebrochen und ein Neubau an seiner Stelle errichtet. Das Hintergebäude enthielt bis 1997 einen Elektrogerätefachhandel, der seine Lagerbestände im Obergeschoss aufbewahrte; das Erdgeschoss diente als Verkaufsraum.
Am 8. November 1978 wurde in Anwesenheit von Landesrabbiner Dr. Nathan Peter Levinson eine Gedenktafel für die Synagoge und das Schicksal der jüdischen Gemeinde am ehemaligen Synagogengebäude angebracht. 1997 erwarb die Stadt das Gebäude und richtete es bis 2002 als Kulturzentrum und Erinnerungsstätte her. 
     
     
      
Fotos 
Historische Fotos aus der Synagoge im "Salmen"
 
(Quelle: Stadtarchiv Offenburg und Kulturagentur Offenburg, 
veröffentlicht in: M. Ruch, Der Salmen und M. Ruch, Jüdisches Offenburg, siehe zu beidem Lit.)  

Innenraum der 
Offenburger Synagoge  
Offenburg Synagoge LBI 030.jpg (51400 Byte)  Offenburg Synagoge 008.jpg (57318 Byte)
Die Fotos des Innenraumes der Offenburger Synagoge entstanden um 1930   
  
Offenburg Synagoge 145.jpg (36058 Byte) Offenburg Synagogenrat.jpg (50952 Byte)
Siegfried Schnurmann am Harmonium
 der Offenburger Synagoge um 1935  
Die letzten Mitglieder des Offenburger Synagogenchores, die sich nach dem Schabbat-Gottesdienst im Oktober 1938 noch einmal trafen: von rechts: Herr Ebstein, Herr Bodenheimer (Durbach) Erich Neu, Siegfried Schnurmann, Julius Weil, Kantor Jakob Federgrün, Rosl Moch, Frau Schleicher, Hedy Geismar, Frau Lion, XY, Margot Bergheimer. Siegfried Schnurmann war damals nochmals aus Schweden nach Offenburg gereist, um seinem Vater zum 70. Geburtstag zu gratulieren. 
(vgl. zum Foto Martin Ruch: "In ständigem Einsatz". Das Leben Siegfried Schnurmanns. 1997 S. 101). 
 
Ergänzend eingestellt - Tondateien
Siegfried Schnurmann: Maos Zur (wma-Datei)  
Siegfried Schnurmann: Zum Beginn des Sabbat (wma-Datei)       

   
Fotos nach 1945/Gegenwart:  

8. November 1978: Anbringung 
der Gedenktafel an der
 ehemaligen Synagoge
(Quelle: Stadtarchiv Offenburg)
Offenburg 1978 01.jpg (82467 Byte) Offenburg 1978 02.jpg (64624 Byte)
  Zahlreiche Personen kamen zu 
dieser Veranstaltung 
Landesrabbiner Dr. Levinson 
bei seiner Ansprache 
     
Fotos um 1985:
(Fotos: Hahn)
Offenburg Synagoge 002.jpg (78183 Byte) Offenburg Synagoge 003.jpg (91938 Byte)
  Der Salmen / die ehemalige 
Synagoge in Offenburg 
Gedenktafel am Aufgang zur 
ehemaligen Synagoge 
     
  Offenburg Synagoge 004.jpg (64325 Byte) Offenburg Synagoge 001.jpg (68052 Byte)
  Aufgang zur ehemaligen Synagoge  Eingang 
     

Fotos 2003:
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 1.9.2003)

Offenburg Synagoge 150.jpg (62351 Byte) Offenburg Synagoge 153.jpg (54440 Byte)  Offenburg Synagoge 154.jpg (49174 Byte)
Der Salmen/die ehemalige Synagoge nach der Restaurierung  Aufgang zur ehemaligen Synagoge 
   
Offenburg Synagoge 152.jpg (33991 Byte) Offenburg Synagoge 155.jpg (25470 Byte) Offenburg Synagoge 151.jpg (38295 Byte)
Eingang zur ehemaligen Synagoge  Gedenktafel am Aufgang        
     
     

Fotos 2021:
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 31.5.2021)

   
     Eingang zur ehemaligen Synagoge
     
     
   Hinweistafel  Gedenktafel am Aufgang

      
      
      
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Artikel                         

November 2008: Weitere Publikation von Martin Ruch erschienen    
Artikel von Taras Maygutiak  im "Offenburger Tageblatt" vom 8. November 2008 (Artikel): "'Es ist meine Lebensthema'. 
"'Offenburg. Wie lange er brauchte, um das gesamte Material für sein neues Buch zusammenzutragen, kann Kulturhistoriker Martin Ruch gar nicht sagen: "Es ist neben anderen Recherchen entstanden." Seit Ruch sich 1990 das erste Mal mit Archivmaterial über das jüdische Leben in Offenburg und den Verbrechen an den Offenburger Juden während der Nazizeit befasste, hat er mittlerweile elf Bücher und mehrere Aufsätze zu diesen Themen geschrieben..."    
   
Mai 2009 Die letzten "Stolpersteine" werden gelegt.   
Artikel von Ralf Burgmaier in der "Badischen Zeitung" vom 14. Mai 2009:  "Die letzten 16 Stolpersteine werden versetzt.."
(Artikel).  
    
Mai 2009: Der "Salmen" wird Tagungsort des Gemeinderates 
Artikel in der "Badischen Zeitung" vom 19. Mai 2009:  
Rat bekennt sich zum Erbe von 1847 - Salmen wird Heimat des Gemeinderats (Artikel)  
Der Gemeinderat hat sich gestern Abend für den Salmen-Saal als dauerhaften Versammlungsort entschieden. Damit knüpft er bewusst an die glorreiche Tradition des Saales an, der eine Wiege der deutschen Demokratie ist, oder wählt auch ganz nüchtern und pragmatisch die kostengünstigere Lösung..."    
     
September 2010: Veranstaltung/Ausstellung zum Europäischen Tag der jüdischen Kultur  
Artikel von Gertrude Siefke in der "Badischen Zeitung" vom 7. September 2010 (Artikel): 
"Wer falsch liest, wird mit Süßis beworfen. Führung mit Ina Stirm, Expertin des Ritterhauses für Judaica, zum Europatag der jüdischen Kultur. 
OFFENBURG
(ges). Mit vier Veranstaltungen hat die Stadt Offenburg den "Europäischen Tag der jüdischen Kultur" gewürdigt, der am 5. September in 30 Ländern begangen wurde..."    
    
Oktober 2010: Erinnerung an die Deportation nach Gurs im Oktober 2010    
Artikel von Gertrude Siefke in der "Badischen Zeitung" vom 23. Oktober 2010 (Artikel): 
""Kein Platz mehr für Nazis" - Bewegende Feierstunde zum 70. Jahrestag der Deportation Offenburger Juden nach Gurs. 
OFFENBURG
. Mit einem eindrucksvollen szenischen Spiel sowie zwei ergreifenden musikalischen Darbietungen unter Leitung von Winfried Oelbe ist gestern im Schillersaal der Deportation der Offenburger Juden nach Gurs gedacht worden..."    
      
November 2010: Gedenkstunde zum Jahrestag des Novemberpogroms 1938  
Artikel von Ursula Gross im "Offenburger Tageblatt" vom 11. November 2010 (Artikel): 
"'Verberge mich, töte mich!'
Gedenken an Reichspogromnacht: Blanche Kommerell zeichnete Schicksal einer jüdischen Dichterin nach
Zum Gedenken an die Reichspogromnacht am 9. November 1938 fand am Dienstag im Salmensaal eine Gedenkveranstaltung statt. Schauspielerin Blanche Kommerell zeichnete mit Briefen und Gedichten der jüdischen Autorin Gertrud Kolmar deren trauriges Schicksal nach..."   
 
Dezember 2010: Der frühere Kulturchef Hans-Joachim Fliedner pflegt seit Jahrzehnten Kontakte zu jüdischen "Offenburgern im Ausland"      
Artikel von Hans-Joachim Fliedner im "Offenburger Tageblatt" vom 30. Dezember 2010 (Artikel): 
"Versöhnung nach Nazi-Gräuel
Judenverfolgung: Seit Jahrzehnten wird in Offenburg Erinnerungskultur gepflegt / Briefe zu Neujahr

Die Erinnerung an die Judenverfolgung und die Aussöhnung mit der jüdischen Gemeinde Offenburg sind für den früheren Kulturchef Hans-Joachim Fliedner (70) Herzenssache. Noch heute hält er engen Kontakt..."    
    
Artikel in der "Badischen Zeitung" vom 17. Januar 2011 von rab, bz (Artikel): auch eingestellt als pdf-Datei  
  
März bis Mai 2011: Ausstellung von textilen Werken von Eva Mendelsson - Saal im Ritterhaus 27. März - 8. Mai 2011.    
Hinweis: Eva Mendelsson geb. Cohn ist am 27. März 1931 in Gengenbach geboren. Bis 1940 verbrachte sie ihre ersten Lebensjahr in Offenburg. Die Deportation ins Lager Gurs am 22. Oktober 1940 hat sie überlebt durch die Flucht in die Schweiz im April 1943. Im Oktober 1945 ist sie nach England gereist, wo sich ihr Vater aufhielt. 1954 Heirat mit Wolfgang Mendelsson (drei Kinder); verschiedene berufliche Tätigkeiten, u.a. 1990 bis 2001 Sekretärin der "New London Synagogue". Ihr Ehemann starb im Jahr 2000. Seit 2000 besucht sie das City Lit College.  pdf-Datei zur Ausstellung.        
 
Januar 2014: Führung zu den "Stolper-Steinen"  
Führung zum Gedenken an Nazi-Opfer (veröffentlicht am Do, 23. Januar 2014 auf badische-zeitung.de)  
  
August 2016: Neue Publikation von Martin Ruch über jüdische Frauen in Offenburg   
Artikel von Ursula Groß in "baden online.de" vom 19. August 2016: "Offenburg. Ruch beschreibt Lebensläufe von zehn jüdischen Frauen
Die Erinnerung an die Schoah (Vernichtung der Juden durch die Nationalsozialisten) wird zunehmend Geschichte. Historiker Martin Ruch versucht, den Opfern als Erinnerung und Dokumentation mit seinem neuen Buch 'Jüdische Frauen aus Offenburg' einen Namen, einen Ort zurückzugeben. Die Publikationen des Offenburger Historikers Martin Ruch über die jüdischen Gemeinden der Ortenau, insbesondere Offenburg, umfassen seit 1992 ein Kompendium aus Schriften, Büchern und Dokumentationen. Weltweit werden sie in Bibliotheken, Dokumentationsstätten, wie dem israelischen Yad Vashem, als Quellen für die geschichtliche Aufarbeitung des Holocaust archiviert. Sein neuestes Buch mit dem Titel 'Jüdische Frauen aus Offenburg - zehn Lebensläufe im Zeichen der Schoah' möchte an Offenburger Frauen erinnern, 'die durch den Nationalsozialismus verfolgt, vertrieben oder ermordet wurden, weil sie Jüdinnen waren'. Es füllt die Lücke der Beschreibung eines Alltags, des einstigen Zusammenlebens, in unserer Stadt. Wie lebten die jüdischen Frauen in Offenburg? Wie gestalteten sie ihr Judentum, hatten sie Anteil oder Einfluss auf das kulturelle und soziale Leben ihrer Heimat?  Waren sie sich überhaupt bewusst, dass sie jüdisch waren? Denn die Assimilierung war durchaus in der Weise fortgeschritten, dass erst durch den sogenannten 'Arier-Nachweis' ein Offenburger plötzlich Jude, und somit die falsche Sorte Mensch für die Nazis war. So unterschiedlich diese Fragen, so unterschiedlich gestalteten sich ihre Lebenswege. Ruch lässt die zehn Frauen in weiten Teilen selbst zu Wort kommen. Er recherchierte dazu in Briefwechseln und Tagebüchern, in denen sie schilderten, wie sie die wachsende Bedrohung erlebten, wie sie mit ihren Familien versuchten, der Vernichtung zu entkommen. Bis zuletzt, denn 'leider ist es wahr', schrieb Rosa Schnurmann an ihren Vater am 21. Februar 1943, 'dass wir unser Domizil verlassen müssen, und zwar nächste Woche nach Theresienstadt' … 'wir wollen hoffen, uns bald wieder zu sehen…' Rosa Schnurmann ist dort 1944 gestorben. Profunde Quelle war für den Autor zudem die spätere Zeitzeugenarbeit. Der Offenburger Ärztin Hertha Wiegand wurde 1938 die Approbation entzogen, 'am 10. Januar 1944 holten sie meine Mutter', beschrieb ihre Tochter, die 2012 verstorbene Dorothea Siegler-Wiegand. Im Zug nach Auschwitz, in dem alle Juden aus Baden zusammengetrieben worden waren, nahm sich die Mutter das Leben.
In Gurs überlebt. Elise Wetzlar, eine der fünf Töchter des Weinhändlers Eduard Oberbrunner in der Wilhelmstraße, überlebte das Vernichtungslager Gurs. Martha Oberbrunner wurde 1940 Opfer der Euthanasie, einer 'Auslöschung lebensunwerten Lebens' nach Nazi-Ideologie. Das Kapitel 'Myriam Cohn (1929 bis 1975) – Ein Leben vor, während und nach der Schoah' ist eine persönliche Dokumentation von Nachfolge-Generationen. Aus aller Welt melden sich Stimmen, die die Wurzeln ihrer Vorfahren im Badischen suchen und finden.
INFO: 'Jüdische Frauen aus Offenburg – Zehn Lebensläufe im Zeichen der Schoah' ist in den Offenburger Buchhandlungen erhältlich. ISBN-13:978-3-7412-2189-7. Preis: 15 €." 
Link zum Artikel    
 
November 2016: Zum Geburtstag von Gerda-Marie Lüttgen, Initiatorin der "Stolpersteine" in Offenburg   
Artikel von Ursula Haß in der "Mittelbadischen Presse" vom 2. November 2016: "Offenburg - Fessenbach. Die Stolpersteine sind ihr Werk. Gerda-Marie Lüttgen aus Fessenbach wird heute 70 Jahre alt. Ein bereicherndes Projekt angestoßen
Sie hat sich als Initiatorin der 'Stolpersteine' in Offenburg einen Namen gemacht: Heute feiert Gerda-Marie Lüttgen in Fessenbach ihren 70. Geburtstag. Noch immer hält sie das Rechercheprojekt auf Trab.

In Offenburg bekannt wurde Gerda-Marie Lüttgen, die heute ihren 70. Geburtstag feiern kann, durch das Offenburger 'Stolperstein-Projekt', das von ihr im Jahr 2003 initiiert und mit dem Künstler Gunter Demnig dann auch in den Jahren 2004 bis 2011 verwirklicht werden konnte. Inzwischen sind in Offenburg 120 Steine, die aus Beton gegossen und an der Oberseite eine zehnmal zehn Zentimeter große Messingtafel mit Namen, Geburtsjahr und weiteren Daten tragen, in der Innenstadt verlegt worden – immer dort, wo die Verfolgten bis zuletzt wohnten. Diese Steine erinnern an viele Offenburger Opfer der Nationalsozialisten, die durch Flucht, Festnahme und Deportation aus ihrem Lebensumfeld verschwanden und dann auch in Konzentrationslagern zu Tode gekommen sind. 
Einprägsame Erfahrung. Schon früh erfuhr die Rheinländerin Gerda-Marie Lüttgen, die in Eschweiler bei Aachen geboren wurde, von den Vertreibungen und Leiden der jüdischen Bevölkerung während der NS-Zeit. 'Mein Vater hat mich nicht aus dem Zimmer geschickt, als ich bereits 1956, zehnjährig, von den schrecklichen Folgen der Judenvertreibungen im Fernsehen erfahren habe, die mich sehr berührten', berichtet Gerda-Marie Lüttgen. Viele Jahre später, da wohnte sie schon längst in Offenburg, wurde sie durch die Medien auf den Künstler Gunter Demnig und sein Projekt der Stolpersteine aufmerksam. Sogleich engagierte sie sich dafür in Offenburg und fand in Oberbürgermeisterin Edith Schreiner auch eine Fürsprecherin. Unterstützt wurde sie auch durch Wolfgang Gall, der als städtischer Archivar die Recherche in Angriff nahm, und auch Martin Ruch konnte hilfreich mit Informationen zur Seite stehen. Mit Eva Mendelsson-Cohn verbindet sie noch heute eine lange Freundschaft, und so stehen Besuche in London und in Offenburg immer wieder an. 'Ich habe durch dieses Projekt so viele neue Freunde gewonnen und somit auch eine große Bereicherung für mein Leben erfahren', freut sich die Jubilarin, die sich zusammen mit ihrem Mann in Fessenbach sehr wohl fühlt. Ihren Mann Franz-Matthias Lüttgen, der aus Kreuzau bei Düren stammt, lernte sie schon früh durch seine Schwester kennen, die mit ihr im Internat war. Studiert hat sie in Fribourg in der Schweiz Heilpädagogik und später auch Logopädie. Sie konnte sich schon in jungen Jahren selbstständig machen und ihre fünf Kinder, neben ihrer beruflichen Tätigkeit, gut betreuen. Mit ihrem Mann, den sie 1969 heiratete und der Medizin in Freiburg studiert hat, lebte sie zunächst 20 Jahre in Gundelfingen, wo auch die ersten drei Kinder groß wurden, bevor sie dann nach Offenburg wechselten, wo Franz-Matthias Lüttgen im Ortenau-Klinikum zuerst als Facharzt und später als Chefarzt der Inneren Medizin tätig war. 1993 bezogen sie ihr Haus in Fessenbach, wo auch noch die beiden jüngeren Kinder groß wurden. Heute sind die Kinder längst aus dem Haus, haben eigene Familien, wohnen in Stockholm oder Denzlingen, in Weil, in Mainz, aber auch in Offenburg. 
Goldschmiedin. Neben dem Familienleben, ihrem Beruf als Logopädin, den sie bis vor zwei Jahren noch in ihrer Praxis im Erdgeschoss ihres Hauses ausübte, fasziniert Gerda-Marie Lüttgen schon seit 15 Jahren das Handwerk der Goldschmiedin. Und dieses Hobby wird gepflegt, aber auch Bastelarbeiten nach dem Motto 'Aus Alt mach Neu' zeugen von ihrem künstlerischen Talent und verschönern ihr Heim in der Senator-Burda-Straße. Und auch nach wie vor widmet sie sich den 'Stolpersteinen', denn abgeschlossen ist dieses Thema nicht. Es stehen immer wieder Recherchearbeiten an und noch so manches Schicksal der jüdischen Bevölkerung in Offenburg ist noch offen. Zum runden Geburtstag, zu dem die ganze Familie, die fünf Kinder mit Ehepartnern und sechs Enkelkinder erwartet werden, treffen mit Sicherheit viele Glückwünsche ein."  
Link zum Artikel      
 
Januar 2017: Eva Mendelsson und Martin Ruch werden mit dem "Stadttorzeichen" geehrt    
Artikel von Ursula Groß in der "Mittelbadischen Presse "(baden online) vom 30. Januar 2017: "Offenburg. 'Stadttorzeichen' für Eva Mendelsson und Martin Ruch. Für Gedenkarbeit gewürdigt
Am Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus ehrte die Stadt am Freitag Eva Mendelsson und Martin Ruch mit dem 'Stadttorzeichen'. Damit wurde die Gedenkarbeit der beiden als ein wichtiger Beitrag zur städtischen Erinnerungskultur gewürdigt. Die Feierstunde fand im Museum im Ritterhaus statt.
Ganz selten wird das 'Stadttorzeichen', eine Kleinplastik des Künstlers Werner Pokorny, vergeben. Zuletzt 2009 aus Anlass der 50-jährigen Städtepartnerschaft Offenburg/Lons-le-Saunier – und nun wieder am vergangenen Freitag. Der Gemeinderat hatte die Vergabe an Zeitzeugin Eva Mendelsson und Historiker Martin Ruch am 21. November einstimmig beschlossen. Ein langer Atem, Mut und das Bewusstsein eines Sendungsauftrages zeichnet die Geehrten Eva Mendelsson und Martin Ruch aus. Ihr Thema ist die Gedenkarbeit für die Opfer des Nationalsozialismus in unserer Region. Etwa 100 Gäste verfolgten im Foyer des Museums im Ritterhaus mit respektvoller Anteilnahme, was eine Überlebende des Naziterrors antreibt, ihr Schicksal immer wieder wachzurufen. Und warum der promovierte Historiker, der gebürtige Offenburger Martin Ruch, sich über Jahrzehnte um die Aufarbeitung eines dunklen Teils der Stadtgeschichte bemüht. 
Eva Mendelsson, geborene Cohn, ist in Offenburg geboren. Sie wurde als Jugendliche in das Vernichtungslager Gurs in Südfrankreich verschleppt. Zwei Schwestern und ihre Mutter hatten die Nationalsozialisten ermordet. Als Zeitzeugin wirkt sie unermüdlich mit Vorträgen, vor allem in Schulen, dafür, dass Unrecht nicht vergessen wird. In ihrer Rede dankte die hochbetagte Dame dem Autoren Martin Ruch, dass er mit seinen Schriften und Dokumentationen über die Offenburger Juden zahlreichen Opfern ihre Stimme zurückgegeben habe. 'Er setzt ihnen ein schriftliches Denkmal', so Mendelsson. Die Publikationen von Martin Ruch werden weltweit beachtet, sie sind Teil von großen Bibliotheken und wertvolle Quelle für Forschung und Aufklärung. Damit gewinnt die Stadt Offenburg ein lang verschüttetes Ansehen bei der Bemühung um Aufarbeitung der Verfolgung und Vernichtung zurück. 'Das städtische Gedenken war und ist eines der wichtigsten kulturpolitischen Themen', sagte Oberbürgermeisterin Edith Schreiner. 
Gegen das Vergessen. Als zu Beginn der 60er-Jahre der damalige Museumsleiter Hans-Joachim Fliedner mit der Aufarbeitung der neueren Geschichte begann, war dies längst nicht selbstverständlich, so Schreiner. Eine Kultur des Wegsehens, des Vergessenwollens habe sich in vielen Teilen der Bevölkerung hartnäckig gehalten. Das Vertrauen der Überlebenden des Holocaust zu gewinnen, habe sich daher für Martin Ruch als äußerst schwierig gestaltet. 
'Ich versuche nachzuvollziehen', bemerkte Schreiner, 'wie es damals für die minderjährige Eva Cohn war'. Nach der Verleihung betonten beide Geehrten ausdrücklich, dass es ihnen auch um Hoffnung gehe, dass so etwas nie wieder geschehe. 
'Ich habe es als meine Pflicht gesehen, über unser Schicksal zu berichten', sagte Eva Mendelsson. 'Ihre Stimmen müssen gehört werden', betonte Ruch. Vertrieben, bestohlen, ermordet, geschändet und beleidigt wurden 300 jüdische Mitbürger bereits ab der Pogromnacht 1938 durch die hiesigen Nazis. Die Spuren der Opfer verlieren sich zunehmend, zumal es nur wenige Zeitzeugen gibt. 'Die Verleihung des ›Stadttorzeichens‹ ist mir Ansporn, weiterzusuchen', erklärte Ruch. 
Mit seinem Vortrag ließ der Violonist Friedrich Amadeus Treiber das Repertoire eines längst vergessenen jüdischen Komponisten virtuos erklingen. Erwin Schulhoff war Vorreiter für zeitgenössische Musik. Als 'entartet' verurteilten die Nazis seine Kunst, er wurde ins Lager Wülzburg bei Weißenburg/Bayern deportiert, wo er 1942 starb." 
Link zum Artikel    
Weiterer Artikel in der "Badischen Zeitung" vom 31. Januar 2017: Erinnern, das Kraft und Tränen kostet (veröffentlicht am Di, 31. Januar 2017 auf badische-zeitung.de)     
 
November 2019: Gedenkveranstaltung im "Salmen" (ehemalige Synagoge) zur Erinnerung an den Novemberpogrom 1938 
Artikel in regiotrends.de vom 30. Oktober 2019: "10. November, 11 Uhr: Nicht von hier irgendwo – Gedenkveranstaltung an die Reichspogromnacht im Salmen Offenburg
Anlässlich des 81. Jahrestages der Reichspogromnacht gedenkt die Stadt Offenburg gemeinsam mit dem 'Arbeitskreis 9. November' am Sonntag, den 10. November 2019, 11 Uhr, im Salmen mit dem Recherchestück 'nicht von hier irgendwo' des Theaterkollaborativs 'Futur II Konjunktiv' an die NS-Pogrome und deren Folgen. 'nicht von hier irgendwo' spiegelt die ersten Jahre nach der Shoah, als sich viele der jüdischen Überlebenden ausgerechnet in Deutschland, zumeist in den westlichen Besatzungszonen, wiederfanden. Als 'Displaced Persons' strandeten sie 1945, unmittelbar nach dem Krieg, in sogenannten DP-Camps, z.B. in Zeilsheim bei Frankfurt oder Föhrenwald bei München, das erst 1957 seine Tore schloss. Nach grausamen Jahren der Verfolgung, Zwangsarbeit oder KZ hatten diese Menschen zwar nun die Möglichkeit, ihr Leben wieder selbst zu entwerfen, doch sahen sie sich völlig mittellos – bis auf ihre Erfahrungen, Bildung und Kenntnisse – der Situation der Staatenlosigkeit gegenüber. Nachgerade Flüchtlinge in diesem 'Nicht- Land' Deutschland, vor dem sie kürzlich erst gerettet wurden...
Eine Einreise in ein anderes Land war oft entweder gar nicht oder nur auf illegalen Wegen möglich. Eine Zeit, ein Leben der Widersprüche, des Dazwischen, der Suche nach einer Identität zwischen jüdischen Traditionen und alltäglicher Realität, der Hoffnung auf einen neuen Lebensort, gar auf eine Zukunft. 'nicht von hier irgendwo' gibt diesen Menschen eine Stimme, ein Gesicht. Aus historischen Überlieferungen kristallisieren sich persönliche Erfahrungen, individuelle Wünsche und Vorstellungen. Aus Berichten und Dokumenten entsteht in performativer, theatraler Form ein vielstimmiges, sehr persönlich gefärbtes Mosaik. Die Gedenkveranstaltung findet aufgrund des jüdischen Ruhetages Sabbath dieses Jahr nicht am 9. November statt. In einzelnen Vorabankündigungen wurde die Veranstaltungen versehentlich für Abends terminiert, sie findet aber am Sonntagvormittag um 11 Uhr statt.
Für Schülerinnen und Schüler gibt es am Monatg 11. November eine zusätzliche Vorstellung." 
Link zum Artikel    
 
Juni 2020: "Stolpersteine" in Offenburg sind auch über App zugänglich  
Artikel von Christina Großheim im "Stadtanzeiger" (Ortenau) vom 25. Juni 2020: "Digitale Stolpersteine in Offenburg. App liefert Infos über die Opfer
Offenburg (
st). Die in Offenburg verlegten Stolpersteine sind jetzt auch auf dem Handy verfügbar. 120 solcher Steine hat der Aktionskünstler Gunter Demnig seit 2004 in der Stadt installiert. Eine kostenlose App für Android- und iOs-Geräte ermöglicht es, die Gedenkstätten bei Spaziergängen aufzusuchen und sich vor Ort über die vom NS-Regime ermordeten Menschen zu informieren. Dazu hat das Bündnis Aufstehen gegen Rassismus Offenburg in Kooperation mit dem Archiv der Stadt Fotomaterial und Kurzbiografien der in Konzentrationslager und Tötungsanstalten deportierten Offenburger in die Datenbank eingepflegt. Neben einer Broschüre, die das Stadtmuseum bereithält, informiert die Handy-App auch mit 'akustischen Stolpersteinen', in denen die Schicksale der Juden, Sinti und Roma, Homosexuellen, politisch oder aus sonstigen Gründen Verfolgten, sowie geistig oder körperlich behinderten Menschen nach und nach zusätzlich in Audio-Dateien aufbereitet werden. 'Die Digitalisierung dieser Daten ermöglicht es uns, in Offenburg das Gedenken an die Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten auch bei jüngeren Menschen wachzuhalten', sagt Jenny Haas als Sprecherin des Bündnisses Aufstehen gegen Rassismus. 'Wir haben keine Schuld an dem, was damals geschehen ist, aber wir tragen die Verantwortung dafür, dass sich Vergleichbares niemals wiederholt. Und deshalb ist es gerade in aktuellen Zeiten wichtig, sich zu informieren.' Der 'Stolpersteine-Guide' unter Trägerschaft der Sächsischen Bibliotheksgemeinschaft kann nach Städten und Namen durchsucht werden, um ausführliche Hintergrundinformationen mit Biografien der Opfer, Bildern und Audiobeiträgen zu erhalten. Zudem gibt es eine freie Landkarte, auf der man sich die genaue Position aller bereits eingepflegten Gedenkstätten in Deutschland auf einer detaillierten Karte anzeigen lassen kann. Die App ist zudem durchsuchbar, so dass sich sogar gemeinsame Schicksale rekonstruieren lassen. Sie steht ab sofort kostenlos in den üblichen Download-Stores zur Verfügung und wird in den nächsten Jahren stetig erweitert."   
Link zum Artikel  

             
               

Links und Literatur 

Links: 

bulletWebsite der Stadt Offenburg mit Seite zur Mikwe: https://www.offenburg.de/html/mikwe727.html  
bulletWebsite des Jakob Adler Zentrums Offenburg 
bulletWebsite der Gedenkstätten Südlicher Oberrhein mit Seite zu Offenburg: https://www.gedenkstaetten-suedlicher-oberrhein.de/gedenkstaetten/offenburg/ 
bulletZur Seite über den "Salmen Offenburg" (interner Link) 
bulletZur Seite über die jüdischen Friedhöfe Offenburg (interner Link)  

Quellen:  

Hinweis auf online einsehbare Familienregister der jüdischen Gemeinde Offenburg 
In der Website des Landesarchivs Baden-Württemberg (Hauptstaatsarchiv Stuttgart bzw. Staatsarchiv) sind die Personenstandsregister jüdischer Gemeinden in Württemberg, Baden und Hohenzollern einsehbar: https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/struktur.php?bestand=5632     
Zu Offenburg sind vorhanden:    
J 386 Bü. 462 Offenburg  Gräberverzeichnis 1871 - 1937  http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-446678   
Außerdem ist im Staatsarchiv Freiburg vorhanden  
L 10 Nr. 3704  Offenburg Israelitische Gemeinde: Standesbuch 1854 - 1870  http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=5-490363        
 
Hinweis auf die Dokumentation der jüdischen Grabsteine in Baden-Württemberg des Landesdenkmalamtes Baden-Württemberg   
Im Bestand  https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/struktur.php?bestand=24368  auf der linken Seite bei "Offenburg" über das "+" zu den einzelnen Grabsteinen; es sind 284 Grabsteine dokumentiert (mit Fotos).     
Im Bestand EL 228 b I Bü. 241 finden sich zum Friedhof Offenburg Belegungsplan, Belegungslisten und eine Dokumentation Grabstein 1 bis 284  http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=2-1907238            

Literatur:  

bulletFranz Hundsnurscher/Gerhard Taddey: Die jüdischen Gemeinden in Baden. 1968. S. 224-227.
bulletGermania Judaica II,2 S. 625f.
bulletOtto Kähni: Geschichte der Offenburger Judengemeinde, in: Die Ortenau 49 (1969) S.80-114.
bulletSusanne Möschle: Das Schicksal der jüdischen Bevölkerung Offenburgs in der Zeit des Nationalsozialismus. (Unveröffentlichte) Zulassungsarbeit für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen. Offenburg 1977.
bulletDie andere Adresse: Ortenau - mit Straßburger Teil / Berichte - Adressen - Selbstdarstellungen. Verlag ALIO Offenburg 1988. (Hier ein Kapitel über: "Das Novemberpogrom im Offenburger Raum"). 
    
bulletMartin Ruch: Tanzsaal, Revolutionslokal, Synagoge, Lagerhalle. Die Geschichte des "Salmen" in Offenburg. in: Die Ortenau 67. 1987. S. 371-189.
bulletders.: Familie Cohn. Tagebücher, Briefe, Gedichte einer jüdischen Familie aus Offenburg. Offenburg 1992.
bulletders.: Jüdische Stimmen aus Offenburg. Interviews, autobiographische Zeugnisse, schriftliche Quellen zur Geschichte der Offenburger Juden 1933-1945. Offenburg 1995. 
bulletRuch Lit Verfolgung 010.jpg (35082 Byte)ders.: Verfolgung und Widerstand in Offenburg 1933-1945. Schwarzwaldverlag Offenburg 1995. 640 S.  
bulletRuch Lit Schnurmann 010.jpg (27057 Byte) ders.: In ständigem Einsatz. Das Leben Siegfried Schnurmanns. Jüdische Schicksale aus Offenburg und Südbaden 1907-1997. Hrsg. von Erhard Roy Wiehn. Mit einem Geleitwort von Nathan P. Levinson. Hartung-Gorre Verlag Konstanz 1997 126 S.  
bulletRuch Lit Fam Neu 010.jpg (36143 Byte)ders.: Aus der Heimat verjagt: Zur Geschichte der Familie Neu. Jüdische Schicksale aus Offenburg und Südbaden 1874-1998. Publikation hrsg. von Erhard Roy Wiehn. Hartung-Gorre Verlag Konstanz 1998 252 S.    
bullet Offenburg Lit05.jpg (25932 Byte)ders.: Jüdisches Offenburg. Einladung zu einem Rundgang. Haigerloch 1999. 
bulletders.: Quellen zur Geschichte der Offenburger Juden im 17. Jahrhundert. Offenburg 2001. Online zugänglich über den Freiburger Dokumentenserver der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
bulletders.: "Ich bitte noch um ein paar Stern...". Jüdische Stimmen aus Offenburg. Band 2. Kulturagentur 2002. Blick ins Buch.   
bulletOffenburg Lit04.jpg (38982 Byte)ders.: Der Salmen, Geschichte der Offenburger Synagoge. Offenburg 2002.   Blick ins Buch
bulletders./Samuel Dzialoszynski: Der gute Ort. Der jüdische Friedhof in Offenburg. Offenburg 2000. 
bulletders.: Der letzte Offenburger Rabbi. In memoriam Bernhard Gries (1917-1940). In: Die Ortenau. 80. Jahrgang.  2000 S. 261-269. Online zugänglich über den Freiburger Dokumentenserver der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg.   
bulletders.: Das Novemberpogrom 1938 und die "Synagogenprozeß" 1948 in Offenburg. Verfolgte berichten. Täter stehen vor Gericht. Norderstedt 2008. 118 S. 
bulletders.: "Nicht wie hoffen und warten..". Oktoberdeportation der badischen und saarpfälzischen Juden 1940; Briefe aus den südfranzösischen Lagern an den letzten Vorsteher der jüdischen Gemeinde Offenburg, Emil neu. 2010. Online zugänglich über den Freiburger Dokumentenserver der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg.    
bulletders.: Geschichte der Offenburger Juden. Jiskor: Erinnere Dich! Norderstedt 2011. 364 S.
bulletders.: "Isac, Abram und Jacob die Juden..."  Norderstedt  o.J.  120 S. ISBN 978-3-7392-0336-2  15,00 € Informationen zum Buch 
bulletders.: Jüdische Persönlichkeiten aus Offenburg: Wissenschaft, Kunst und Kultur. Norderstedt 2013. 228 S. ISBN 978-3-7322-3956-6  20,00 €  Informationen zum Buch 
bulletders.: Kaddisch für Julius und Berta Stern (Offenburg, Baden-Baden). Norderstedt 2015  120 S. ISBN 978-3-7386-2097-9 15,00 €  Informationen zum Buch.   
bulletders.: Jüdische Frauen aus Offenburg. Zehn Lebensläufe im Zeichen der Shoah. Norderstedt 2016. 184 S.  ISBN 978-3-7412-2189-7   15,00 €  Informationen zum Buch.   
   
bulletArtikel "Die 'Paulskirche Badens' wird zum Kulturzentrum, in: Stuttgarter Zeitung 13. September 2002 S. 10. 
bulletIrmgard Schwanke: Ein ungleiches Kräfteverhältnis. Juden und Christen im Offenburg des 17. Jahrhunderts, in: Beiträge zur Landeskunde 4/2001 S. 11-16. Zusammenfassung online zugänglich  
bulletUwe Schellinger: Sklavenarbeit in Offenburg: Der Weg des KZ-Häftlings Marko Moskowitz. In. Die Ortenau 2004 S. 383-394.
bulletJoseph Walk (Hrsg.): Württemberg - Hohenzollern - Baden. Reihe: Pinkas Hakehillot. Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust (hebräisch). Yad Vashem Jerusalem 1986. S. 224-231.  
bulletsynagogenbuch-1.jpg (32869 Byte)Joachim Hahn / Jürgen Krüger: "Hier ist nichts anderes als Gottes Haus...". Synagogen in Baden-Württemberg. Band 1: Geschichte und Architektur. Band 2: Orte und Einrichtungen. Hg. von Rüdiger Schmidt, Badische Landesbibliothek, Karlsruhe und Meier Schwarz, Synagogue Memorial, Jerusalem. Stuttgart 2007.   
bulletRundgang Stolpersteine Offenburg. Broschüre. Als pdf-Datei eingestellt.  

   
     


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Offenburg  Baden. Jews are known from the early 13th century. In 1243 they were victims of anti-Jewish riots. A substantial community existed by the early 14th century but ended in the Black Death persecutions of 1348-49 when the Jews burned themselves alive to avoid expulsion and certain death as a consequence of a well-poisoning libel. The few Jews who were present in the 17th century were expelled in 1689 owing to local hostility. 
The modern community was only founded in 1862 on the emancipation of Baden's Jews. In 1880 the Jewish population reached 387 (total 7,274) with 61 of the 74 Jewish families (in 1884) engaged in commerce (wine, cattle, hides). In 1875 the community inaugurated a synagogue. In 1893 the seat of the district rabbinate was transferred to Offenburg from Schmieheim. By the end of Worldwar I, many belonged to the professional class and the community continued to maintain a rich inner life. In 1933, 271 Jews lived in Offenburg (total 17,976), with others subsequently joining the community. Jews were dismissed from public employment and banned from public places. In 1938 all Jewish children were expelled from the public schools. Many of the young emigrated to Palestine with the aid of the local Hechalutz office. By the end of 1938, 118 Jews had emigrated, among them many to the United States; 32 left for other German cities. On Kristallnacht (9-10 November 1938), the interior of the synagogue was wrecked and all Jewish males over 16 were arrested and sent to the Dachau concentration camp for a few weeks after being abused and humiliated in the streets of the city. In all, 156 Jews managed to emigrate directly from Offenburg in 1933-40, with another 45 going to other German cities (and 23 emigrating from them). Of the 92 deported to the Gurs concentration camp on 22 October 1940, 21 survived the Holocaust. The fate of the Jews in the eight communities attached to Offenburg was similiar. Durbach's 19th century community of around 100 was reduced to a single family in 1933.- In Gengenbach, 30 remained, 16 emigrated, and nine were deported to Gurs. In Nordrach, where a sanatorium for pulmonary patients was founded by Adelaide Rothschild in the 19th century, the last 26 patients along the the head doctor were sent to Auschwitz in September 1942 and executed on arrival.  
       
        

                   
vorherige Synagoge  zur ersten Synagoge nächste Synagoge 

         

 

Senden Sie E-Mail mit Fragen oder Kommentaren zu dieser Website an Alemannia Judaica (E-Mail-Adresse auf der Eingangsseite)
Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 30. Juni 2020