Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Bad Wildbad (Kreis Calw)
Jüdische Geschichte / Betsaal 
(erstellt unter Mitarbeit von Götz Bechtle, Bad Wildbad)   

Übersicht:  

bulletZur Geschichte jüdischer Einwohner und Kurgäste 
bulletBerichte 
Bericht aus der Zeit von Herzog Karl Alexander von Württemberg und Joseph Süß Oppenheimer (Artikel von 1930)    
          -  Berichte aus der Geschichte jüdischer Kureinrichtungen     
          -  Jüdische Ärzte in Wildbad 
          -  Berichte zu einzelnen Kurgästen in Wildbad      
bulletZur Geschichte des Betsaales   
bulletFotos / Darstellungen   
bullet Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte  
bulletLinks und Literatur   

      

Zur Geschichte jüdischer Einwohner und Kurgäste   
    
Wildbad spielt in der jüdischen Geschichte Württembergs bereits im 18. Jahrhundert eine Rolle: hier lernte Joseph Süß Oppenheimer ("Jud Süß") 1732 auf Vermittlung eines Geschäftsfreundes den Prinzen, späteren Herzog Karl Alexander von Württemberg kennen. 
 
Im 19./20. Jahrhunderts kamen auch jüdische Kurgäste nach Wildbad. Daher eröffneten seit der Mitte des 19. Jahrhunderts mehrere jüdische Restaurationen am Ort, so der Optiker und Graveur Jakob Dessauer (aus Bad Cannstatt; siehe unten Anzeige von 1861; Grab im jüdischen Friedhof in Mühringen, siehe Fotos unten), Salomon Hilb (siehe unten Anzeige von 1876) und Albert Friedhoff (aus Rülzheim, vgl. Anzeigen unten von 1901). 
  
Seit den 1880er-Jahren (siehe unten Anzeigen ab 1881) gab es mit dem Hotel Weil ein streng koscher geführtes Hotel am Ort (heute Wilhelmstraße 94). Der Inhaber Max Weil führte mit seinem Hotel zunächst bisherige Restauration von J. Dessauer fort (siehe unten: Anzeige von 1881). Mehrfach wurde das Hotel umgebaut und vergrößert (vgl. Anzeige von 1898). Das Hotel verfügte über einen eigenen Schochet (Schächter). Für die Gottesdienste, die traditionell abgehalten wurden, war im Gebäude seit 1889 ein großer Betsaal (Haussynagoge) vorhanden (s.u. Anzeige von 1898). Nach der Anzeige von 1902 (siehe unten) leitete der Schächter als Chasan (Kantor) zugleich die Gottesdienste im Hotel. Dass das Hotel streng koscher geführt wurde, zeigt sich auch in seiner Mitgliedschaft (seit 1905) im Hamburger Verein "Verein zur Förderung ritueller Speisehäuser". 
1907
ging das Hotel in den Besitz von Ismar Ebstein (geb. 1878 vermutlich in Offenburg, umgekommen 1942 im Lager Récébédou [Camp du Récébédou] in Frankreich) über, der die Tochter des bisherigen Hotelbesitzers Ida geb. Weil (1874-1951) in diesem Jahr geheiratet hatte. 1910 erscheint als Besitzer auf unten stehender Anzeige im "Wildbadführer" jedoch noch E. Weil, gemeint Emil (Elias) Weil (geb. 1877 in Emmendingen, umgekommen 2. Dezember 1940 im Lager Gurs, Südfrankreich). Ismar Ebstein führte das Hotel bis 1927 (vgl. Anzeige unten von 1924), danach war er in Offenburg Vertreter verschiedener Wein- und Zigarrenfirmen. Er wurde im Oktober 1940 nach Gurs deportiert und ist im September 1942 umgekommen.   
1927
ging das Hotel Weil in den Besitz von B. Zeitlin (Freudenstadt) über. Er ließ das Hotel  umfassend renovieren. Am 4. Juni 1927 wurde es als "Hotel Metropol" neu eröffnet (siehe Bericht unten) und weiterhin streng rituell geführt. Bei der Einweihung sprach der damalige Bürgermeister Carl Baetzner davon, dass die "zahlreichen israelitischen Kurgäste Wildbads ... einen wichtigen Teil des hiesigen Kurlebens bilden und sehr willkommene Gäste seien". 1933 war Inhaber A. Mowschowitz (siehe Anzeige unten).         
  
Mehrere jüdische Kurärzte praktizierten zeitweise in Bad Wildbad. Genannt werden: Dr. med. Max Ascher (aus Nördlingen, vgl. unten Anzeigen von 1905/06), Dr. med. Dzialowski (vgl. unten Anzeige von 1924; vielleicht der auf der Website judeninsachsen.de genannte Leipziger Arzt Dr. Oscar Dzialowski, 1887-1959), Dr. Max Günzburger (seit 1919 als Badearzt in Wildbad tätig; seine Arztpraxis war während der Sommermonate bei Friseur Zähringer, Wilhelmstraße 7; erscheint im Badblatt 1936 als "nichtarisch", 1937 und 1938 als "jüdisch").   
 
Weitere jüdische Personen in Wildbad waren: 
Aurel Radovitz
(geb. 6. April 1875), war 1926 Besitzer des Wildbader Hotels (am) Kurgarten (davor Hotel Bristol, Kernerstraße 47) und wohnte später in Enzklösterle. Er ist Ende 1942 im KZ Auschwitz umgekommen.
Geschwister Freund (zwei Damen): handelten mit Kurzwaren, Kleidung, Stoffen (Hauptstraße 104, heute Wilhelmstraße 13, Textilien Schöllhammer), sind angeblich nach Mannheim umgezogen. 
Hilde Löwengart (geb. 22. Mai 1906): stammte aus einer Gaststätte in Rexingen, arbeitete um 1923 in Wildbad (Ausbildungsstelle). Sie emigrierte mit den Rexinger Juden 1938 nach Shavei Zion in Israel (war 1907 und 1989 zu einem Aufenthalt in Bad Wildbad).     
  
Von den in Wildbad geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Ismar Ebstein (1878), Dr. Max Günzburger (1874), Karoline Rahel Hilb (1876, vermutlich Tochter des Restaurations-Inhabers Salomon Hilb, siehe Anzeige unten). 
 
Ergänzender Hinweis:  Am 12. Januar 1945 gab es in Wildbad ein Geheimtreffen zwischen dem SS-Reichsführer Heinrich Himmler und dem Schweizer Altbundespräsidenten Jean-Marie Musy, in dem vereinbart wurde, dass alle zwei Wochen 1200 bis 1300 Juden aus den KZs in die Schweiz und von dort in die USA gebracht werden sollten. Am 5. Februar 1945 verließ der erste und einzige Zug Theresienstadt, der zwei Tage später in Kreuzlingen ankam. Als Hitler von dieser Vereinbarung erfuhr, verbot er sofort jeden weiteren Transport und enthob Himmler von seinen Ämtern. Vgl. Wikipedia-Artikel https://de.wikipedia.org/wiki/Vereinbarung_Himmler%E2%80%93Musy.   
   
   
   
Berichte 
Bericht aus der Zeit von Herzog Karl Alexander von Württemberg und Joseph Süß Oppenheimer (Artikel von 1930)  

Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. März 1930 - Ausschnitt aus einem längeren Artikel zu Jud Süß Oppenheimer: "...Im Jahre 1732 lernte Jud Süß in Wildbad den Prinzen Karl Alexander kennen. Mit dieser Begegnung wurde der Grundstein zu einem Verhältnis gelegt, das man im wahrsten Sinne des Wortes als schicksalhaft bezeichnen darf..."                          

   
   
Berichte aus der Geschichte jüdischer Kureinrichtungen   
Optiker und Graveur J. Dessauer zieht in Wildbad zu und eröffnet eine israelitische Restauration (1861) 
Anmerkung: es handelt sich wahrscheinlich um den Optiker und Graveur Jakob Dessauer, geb. 1832 vermutlich in Unterschwandorf, seit 1859 in Mühringen (vgl. Lit. Die Unterschwandorfer Juden Heft VII S. 89), danach vermutlich in Cannstatt und seit 1861 in Wildbad, der nach seinem Tod (wann?) im jüdischen Friedhof in Mühringen beigesetzt wurde (vgl. Fotos unten, dazu Dokumentation des jüdischen Friedhofes Mühringen "Gräber im Wald" S. 345 Nr. 696). 
Es gab auch in Tübingen einen Optiker und Graveur Jakob Dessauer, geb. 1853 in Wankheim, der sich 1875 in Tübingen niederließ. Dieser war verheiratet mit Amalie geb. Rosenfeld aus Mühringen, mit der er vier Kinder hatte. Dieser zweite Jakob Dessauer ist 1905 in Tübingen gestorben und wurde im jüdischen Friedhof in Wankheim beigesetzt. Vgl. Lilli Zapf: Tübingen Juden S. 48-49. 
 

Wildbad AZJ 04061861.jpg (46549 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 4. Juni 1861: "Wildbad in Württemberg. Unterzeichneter zeigt hiermit ergebenst an, dass er seinen Wohnsitz von Cannstatt nach Wildbad verlegt und während der Saison eine Israelitische Restauration errichtet hat; für reinliche, gute Speisen, verbunden mit reeller und guter Bedienung, werde ich alle Sorge tragen, und lade zu zahlreichem Zuspruch höflichst ein. 
J. Dessauer,
Optiker und Graveur, Hauptstraße No. 183."  
 
Wildbad Israelit Hotel 1873.jpg (52071 Byte)Aus einer Hotelübersicht für Wildbad 1873 (Scan erhalten von Götz Bechtle): "Schwanen, für Israeliten. Hauptstrasse A. 32., vis-à-vis dem großen Badgebäude. 13 Zimmer. p.1.2.  Mittagstisch 1 fl. Sonst nach der Karte. - Besitzer: Dessauer."   

    
Anzeige der Israelitischen Restauration von Salomon Hilb (1876)  

Wildbad Israelit 03051876.jpg (32542 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Mai 1876: "Israelitische Restauration von Salomon Hilb
Hauptstraße 90, Wildbad, empfiehlt sich den Tit Reisenden und Kurgästen bestens. - Vorzügliche Speisen und Getränke. Reelle Bedienung." 

  
Anzeigen des Hotels Weil (1881 / 1889 / 1898 / 1900 / 1902 / 1904 / 1908 / 1924)       

Wildbad Israelit 08061881.jpg (69826 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Junis 1881: "Anzeige und Empfehlung
Einem geehrten, auf Koscherkost reflektierenden auswärtigen Publikum die ergebene Anzeige, dass ich (früher in Freiburg im badischen Oberland) nunmehr in Wildbad die oben angedeutete Restauration an Stelle des Herrn Dessauer betreiben werde. Indem ich bezüglich der Speisen und Getränke gewissenhafte und reelle Bedienung zusichere, sehe ich recht zahlreichem Besuche entgegen. 
Wildbad, 1. Juni 1881. Max Weil."        
 
Wildbad Israelit 15041889.jpg (48287 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. April 1889: "Hôtel Weil   
Wildbad
(Württembergischer Schwarzwald). Eröffnung am 15. Mai (1889). 
Anerkannt streng koscher. Eigener Schochet mit Zertifikat von den Herren Rabbinern Dr. Lehmann in Mainz, Dr. Schiffer, Karlsruhe, Dr. Marx, Darmstadt. 
Bezügliche Anfragen bis zum 15. Mai richte man an Hôtel Weil, Offenburg in Baden."       
  
Wildbad Israelit 18041898.jpg (29383 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. April 1898: "Hôtel Weil. - Wildbad. 
Eröffnung an Pfingsten
meines neuen, nochmals vergrößerten Hôtels. Eigener Schochet von mehreren orthodoxen Rabbinern Zertifikat. Großer Betsaal im Hause. Gottesdienst nach alten Ritus."      
  
Wildbad Israelit 03051900.jpg (47627 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Mai 1900: 
"Hôtel Weil.
 
Wildbad (Württemberg). 
Eröffnung am 1. Juni (1900)".       
 
Wildbad Israelit 21041902.jpg (52718 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. April 1902: "Hôtel Weil. Wildbad. 
Telephon Nr. 48. Württembergischer Schwarzwald. Telephon Nr. 48. 
Eröffnung Pfingstsonntag. NB. Für kommende Saison habe ich einen neuen ebenfalls streng religiösen Schochet engagiert, der als solcher die Autorisation mehrerer der orthodoxesten Rabbiner Deutschlands und der Schweiz besitzt."     
 
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. April 1904
"Hôtel Weil. 
Wildbad
(württembergischer Schwarzwald) Telephon 48. 
Eröffnung: Pfingstsonntag."          
     
Wildbad Israelit 30041908.jpg (39424 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. April 1908:  
"Hotel Weil  Wildbad. 
(unter [rabbinischer] Aufsicht) - Telefon 48. 
Eröffnung. 1. Juni dieses Jahres".      
 
Anzeige in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des Central-Vereins) vom 17. April 1924
"Bad Wildbad - Hotel Weil. Besitzer J. Ebstein - Weil.  
Eröffnung des Betriebes 1. Mai (1924). 
Unter Aufsicht von Seiner Ehrwürden Herrn Rabbiner Dr. Schweizer, Horb am Neckar".  
 
Weitere Anzeigen im "Wildbadführer" (1901 / 1910 / 1914 / 1926)       
 Wildbad Weil Wildbadfuehrer 1901 01.jpg (136825 Byte) Wildbad Weil Wildbadfuehrer 1910 01.jpg (168343 Byte) Wildbad Weil Wildbadfuehrer 1914 01.jpg (162558 Byte) Wildbad Weil Wildbadfuehrer 1926 01.jpg (43166 Byte)
Anzeige 
von 1901 
Anzeige 
von 1910
Anzeige 
von 1914 
Anzeige von 1926 
(Hotel Metropol vorm. Weil)

    
Einweihung der Synagoge in Wildbad (1889)       
Anmerkung: mit der Synagoge ist sicher der Betsaal im Hotel Weil gemeint.   

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 15. August 1889: "Aus Württemberg, im Juli (1889). Über die Pflicht der Duldsamkeit äußerte sich gelegentlich der Einweihung der Synagoge in Wildbad der dortige Bürgereister in einer längeren Rede. Er erklärte unter anderem, dass er durch seine Anwesenheit bei dem Feste nur die Intentionen seines Königs verwirkliche, der sich ihm gegenüber sehr warm zu Gunsten des konfessionellen Friedens ausgesprochen habe."     

  
Hinweise auf die jüdischen Gottesdienste in Wildbad im "Wildbadführer" (1901 / 1910 / 1914 / 1926)  
(Scans erhalten von Götz Bechtle, Bad Wildbad)        

Wildbad Israelit Gottesdienst 1888.jpg (196851 Byte) Wildbad Weil Wildbadfuehrer 1901 02.jpg (70504 Byte) Wildbad Weil Wildbadfuehrer 1910 02.jpg (184653 Byte)
1888: "Für israelitischen Gottesdienst, der
 seither in der Kleinkinderschule abgehalten
 wurde, haben sich die Glaubensgenossen 
einen eigenen Betsaal gemietet" 
1901: "Israelitischer Gottesdienst. 
Freitag abends 7 Uhr, Samstag morgens 
8 1/2 Uhr, Betsaal Hotel Weil" 
   
1910: "Israelitischer Gottesdienst: 
Freitag abends 7 Uhr, Samstags vorm. 
1/2 9Uhr. Betsaal: Hotel Weil."  
  
     
Wildbad Weil Wildbadfuehrer 1914 02.jpg (127620 Byte) Wildbad Weil Wildbadfuehrer 1926 02.jpg (118594 Byte)  
1914: "Israelitischer Gottesdienst: 
Freitag abends 7 Uhr, Samstags 
vormittags 1/2 9 Uhr. Betsaal: Hotel Weil" 
  
1926: "Israelitischer Gottesdienst: 
Freitag abend 7 Uhr. Samstags 
vormittags 8 1/2 Uhr. Betsaal: Hotel 
Metropol, vormals Weil."
 
      

   
Das Hotel Weil sucht einen Schochet (1893 / 1902)   

Wildbad Israelit 25051893.jpg (29044 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Mai 1893: "Ein zuverlässiger Schochet, der von orthodoxen Rabbinern empfohlen und von Solchen Zeugnisse aufweisen kann, wird für die nächste Saison für Wildbad gesucht. 
E. Weil, Offenburg (Baden)."  
 
Wildbad Israelit 20021902.jpg (66829 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Februar 1902: "Für mein Restaurant, im Wildbad (Württemberg) suche ich für nächste Saison einen zuverlässigen 
Schochet

der ein Zertifikat von orthodoxen Rabbinern aufzuweisen hat und zugleich auch Chasan sein muss. Reflektanten wollen sich baldigst an meine Adresse Offenburg (Baden) wenden.
Hotel Weil, Offenburg und Wildbad."          

        
Das Restaurant und Hotel Weil untersteht der Aufsicht des (Hamburger) "Vereins zur Förderung ritueller Speisehäuser" (1905)
   

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 7. Juli 1905: "Bädernachrichten. Wildbad, Württemberg (Eingesandt). Es ist mit großer Freude zu begrüßen, dass das altbewährte Restaurant und Hotel Weil sich der Aufsicht des 'Vereins zur Förderung rituelle Speisehäuser' unterstellt hat. Hierdurch ist auch den strengsten Anforderungen in Bezug auf Kaschruth Genüge geleistet. 
Möge niemand, der unsere berühmte Quelle aufsucht, es versäumen, sich nach den kulinarischen Genüssen, die ihm in der Pension Weil geboten werden, zu laben und zu stärken."         

     
Im Hotel Weil trifft sich die "Stuttgart-Loge" (1905)     

Anzeige in "Bericht der Großloge für Deutschland" Juni 1905 S. 70: "Herrenalb und Wildbad.
An jedem Mittwoch Abend 8 1/2 Uhr treffen sich die Brüder:
im reservierten Saal des Hotel Weil in Wildbad und
im reservierten Saal des Hotel Lion in Herrenalb.
Diese Vereinbarung wird sowohl am 'schwarzen Brett' angeschlagen wie auch in den Badeblättern beides Orte, während der Saison veröffentlicht.
Die Stuttgart-Loge in Stuttgart. Dr. Wolf, Präsident  -  Carl Mandel, Prot. Sekretär."      

 
 Das Hotel Weil (jetzt Hotel Metropol) wird von B. Zeitlin (Freudenstadt) übernommen und neu eröffnet (1927) 
    

Wildbad Israelit 16061927.jpg (107602 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Juni 1927: "Bad Wildbad im Schwarzwald. Das streng rituell geführte Hotel Metropol (früher Hotel Weil) ist mit Beginn der heurigen Badezeit auf Herrn B. Zeitlin aus Freudenstadt übergegangen. Nach einer durchgreifenden Renovierung wurde das Hotel am 4. Juni dieses Jahres mit einer Feier eröffnet, der neben zahlreichen Kurgästen und Einwohnern, Vertreter der Ärzteschaft, der Stadt- und Badebehörden beiwohnten. Herr Stadtschultheiß Baetzner sprach Herrn Zeitlin die Glückwünsche der Stadt zur Eröffnung aus. Er gab der allgemeinen Befriedigung Ausdruck, dass das Hotel seinem ursprünglichen Zwecke erhalten bleibe und in seiner neuen Gestalt für die zahlreichen israelitischen Kurgäste Wildbads, die einen wichtigen Teil des hiesigen Kurlebens bilden und sehr willkommene Gäste seien, eine alle Ansprüche befriedigende Gaststätte sei. Die vorzügliche Küche und die ganze Aufmachung und Anordnung bei der heutigen Feier beweisen, dass das Hotel jetzt in den Händen eines tüchtigen und erfahrenen Fachmannes sei, dem der Erfolg nicht ausbleiben werde."       

   
Anzeige des Hotels Metropol (Inhaber: A. Wowschowitz) (1933)  

Anzeige in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. Juli 1933: 
"Wildbad im Schwarzwald. Hotel Metropol. Inhaber: A. Mowschowitz. 
Ruhiger, angenehmer Aufenthatl, vorzügliche Verpflegung; Fleischversorgung gesichert. 
Volle Pension RM. 6.-
"       

  
Hinweis auf das rituelle Speisehaus von Albert Friedhoff (1901)   

Mitteilung in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Mai 1901: "Wildbad, im Mai (1901). Es dürfte die Leser des Israelit ohne Zweifel interessieren, dass in unserem herrlichen Orte Herr Albert Friedhoff aus Rülzheim ein rituelles Speisehaus erreicht hat. Ein streng religiöser Lehrer, der seine Ausbildung in der Talmud Tora-Schule und Präparandenanstalt zu Burgpreppach und in der Lehrerbildungsanstalt in Würzburg erhalten hat, wird während der Hauptsaison persönlich die Küche überwachen."   

    
Anzeige von Albert Friedhoff (1901)
   

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Mai 1901: "Streng Koscher - Streng Koscher
Wildbad
. Rituelles Speisenhaus in nächster Nähe des Kurhauses. Schochet hat von streng orthodoxem Rabbiner Autorisation. Mäßige Preise, Pension mit und ohne Logis. Zugleich empfehle ich meine feinen Wurstwaren in allen Sorten. 
Albert Friedhoff aus Rülzheim."    

     
     
Jüdische Ärzte in Bad Wildbad  
Dr. Max Ascher aus Nördlingen lässt sich als praktischer Arzt und Badearzt in Wildbad nieder (1905 / 1906)  
Anmerkung: Dr. Max Ascher ist 1880 als Sohn von Benno Ascher und der Jenny geb. Kahn in Nördlingen geboren, vgl. familysheet Benno Ascher von Rolf Hofmann; er war seit 1911 (Lübeck) verheiratet mit Paula geb. Adler aus Lübeck. Sie war die Tochter von Dr. Ephraim Adler und der Agathe geb. Joel. Dr. Ephraim Adler war von 1907 bis zu seinem Tod 1910 Chefarzt des Rothschild'schen Sanatoriums in Nordrach. Von 1910 bis 1920 war sein Schwiegersohn Dr. Max Ascher Chefarzt des Rothschild'schen Sanatoriums in Nordrach. vgl. Dokumente zur Familie Dr. Ephraim Adler in den Central Archives in Jerusalem.     

Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 8. Juni 1905: "Ich habe mich in Wildbad in Württemberg als praktischer Arzt und Badearzt niedergelassen. Dr. med. Max Ascher aus Nördlingen (Bayern)."     
   
Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 4. Mai 1906:  
"Ich praktiziere wieder in 
Wildbad in Württemberg
 
und wohne Villa Hecker (gegenüber der Trinkhalle). 
Dr. med. Max Ascher
prakt. Arzt und Kurarzt."   

   
Anzeige des Arztes Dr. med. Dzialowski (1924)
  
Anmerkung: eventuell handelt es sich um den auf der Website judeninsachsen.de genannten Leipziger Arzt Dr. Oscar Dzialowski, 1887-1959)    

Wildbad Israelit 22051924.jpg (18453 Byte) Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Mai 1924: 
"Dr. med. Dzialowski 
praktiziert Bad Wildbad Villa Neumann".    

    
    
Berichte zu einzelnen Kurgästen in Bad Wildbad 
     
Zum Tod des Wohltäters Lazarus Schwarz aus Nürnberg in Wildbad (1897)     

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 24. September 1897: "Nürnberg, 18. September (1897). Der vor einigen Wochen in Wildbad verstorbene, auch zu Lebzeiten als Wohltäter bekannte Privatier Lazarus Schwarz hat in seinem nunmehr veröffentlichten Testamente den weitaus größten Teil seines Vermögens für wohltätige und gemeinnützige, konfessionelle und interkonfessionelle Zwecke bestimmt. Insbesondere hat er in Anbetracht des Umstandes, dass dürftige Israeliten in derartige allgemeine Anstalten nicht aufgenommen werden, mit 400.000 Mark eine Altersversorgungsanstalt gegründet und weitere 124.000 Mark der israelitischen Kultusgemeindeverwaltung Nürnberg für bestimmt vorgesehene Wohltätigkeitszwecke vermacht. Weiter hat er zugewendet: 2000 Mark der religiösen Vereinigung, deren Vorstand er war, 1000 Mark dem hiesigen israelitischen Armenunterstützungsverein, je 1000 Mark den Lehrerbildungsanstalten Würzburg und Burgpreppach, 1000 Mark der Alliance Israélite Universelle, 500 Mark der Lehrerbildungsanstalt Schwabach, 500 Mark dem Verein Merkur, 500 Mark dem Jugendhort, 500 Mark dem Komitee für Ferienkolonien für arme, kranke Schulkinder, 500 Mark für Wärmstuben, 500 Mark dem Verein Frauenwohl, 500 Mark dem Verein für Krankenpflege (Hallerwiese), 500 Mark dem Kinderspital, 500 Mark der Maximilians-Augenheilanstalt, 500 Mark der Blindenerziehungsanstalt. Die Sammlung von Gold- und Silbermünzen, die er besaß, soll nach der Anordnung des Verstorbenen durch den Testamentsvollstrecker, Herrn Justizrat Josephthal, dem Germanischen Museum ausgeantwortet werden."        

    
    
    
Fotos  

Das Hotel Weil auf einer
 historischen Karte
 
(Scan erhalten von Götz Bechtle,
 Bad Wildbad)
Wildbad Hotel Weil 1905.jpg (304523 Byte)  
  Die Karte ist 1905 gelaufen    
     
Historische Ansichten 
des Hotels Bristol  
(Scans erhalten von Götz Bechtle,
 Bad Wildbad)
Wildbad Villa bristol 1912.jpg (233360 Byte) Wildbad Kurgartenhotel Villa Bristol.jpg (193537 Byte) Wildbad Kurgartenhotel Villa Bristol a.jpg (164545 Byte)
  Die Ansicht links ist von 1912; das Hotel wurde 1926 von Aurel Radovitz 
als Hotel (am) Kurgarten geführt.   
     
Das ehemalige Hotel Weil 
im Januar 2012 
(Fotos erhalten von Götz Bechtle, 
Bad Wildbad)
Wildbad 1201 Hotel Weil 01.jpg (169632 Byte) Wildbad 1201 Hotel Weil 02.jpg (233260 Byte)
  Das Gebäude des ehemaligen Hotels Weil, später Metropol, dann Schwanen (Wilhelmstraße 94) 
in sanierungsbedürftigem Zustand (heute in städtischem Besitz, dient als Lager für Kulissen 
der alljährlich im Juli stattfindenden Rossini-Festspiele)  
     
     
Grabstein im jüdischen Friedhof 
in Mühringen
 

(Foto: Hahn, Aufnahme vom 2.9.2012)   
 Muehringen Friedh Wildbad 150.jpg (198077 Byte)  Muehringen Friedh Wildbad 151.jpg (292052 Byte)
   "Denkmal für den guten Vater, treuen Gatten, biederen Bürger Jakob Dessauer 
aus Wildbad..
. Sein Andenken zum Segen!"   

    
   
 
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte       

April 2018: Vortrag über die Judenverfolgung im Kreis Calw  
Artikel von Götz Bechtle im "Schwarzwälder Boten" vom April 2018: "Bad Wildbad Himmlers Geheimtreffen in Wildbad
Für Lehrer Gabriel Stängle war ein Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten der Anstoß, etwas mit Schülern zum Thema 'Anders sein. Außenseiter in der Geschichte' zu erarbeiten. Daraus entstand das Projekt 'Ausgrenzung und Vernichtung der Juden im Kreis Calw'.
Bad Wildbad
. Stängle, Realschullehrer an der Christiane-Herzog-Realschule in Nagold, berichtete im voll besetzten VHS-Raum der Bad Wildbader Forum König-Karls-Bad über diese Arbeit, die ihren Niederschlag im Buch 'Wir waren froh, als es vorbei war' fand. Dabei setzte Stängle seinen Schwerpunkt auf das Ausmaß der Judenverfolgung im Kreis Calw, in besonderem Maß auf den westlichen Teil des Kreises, also unter anderem Wildbad, Enztal und Herrenalb. In einem geschichtlichen Rückblick stellte Stängle dar, dass in der frühen Neuzeit keine Juden in dem Raum wohnten, da die Niederlassung von Juden im Herzogtum Württemberg seit 1477 verboten war. Dagegen gab es in Baden zahlreiche jüdische Gemeinden.
Im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts gab es im Landkreis Calw einen stetigen Zu- und Wegzug jüdischer Mitbürger. In Kurorten wie Wildbad und Herrenalb betrieben Juden Hotels und Pensionen. In Wildbad waren dies das koscher geführte Hotel Weil (Max Weil), das einen Betsaal hatte, sowie das Hotel am Kurgarten (Aurel Radowitz). In Herrenalb standen das Hotel Schwarzwaldhof Sternen (Familie Weil) und die Pension Fortuna (Familie Scheer) unter jüdischer Leitung. Wurde in ländlichen Orten der Viehhandel von Juden betrieben, so waren es in den Kurorten jüdische Kurärzte, so in Wildbad Max Günzburger, der in der Wilhelmstraße während der Sommermonate seine Praxis von 1919 bis 1938 führte, in Neuweiler Eugen Marx, der gleichzeitig Badearzt in Teinach war. Weitere typische Berufe waren im kaufmännischen Bereich. In Wildbad hatten die Schwestern Babette und Johanna Freund ein Geschäft für Kurzwaren, in Schömberg führte die Familie Eckstein eine Drogerie, in Calw das Ehepaar Michelson ein Manufakturwarengeschäft. Allerdings bestand in keinem der genannten Orte aktives jüdischer Gemeindeleben, sondern diese Familien waren gut integriert. Die Ausgrenzung der Juden begann im November 1933, als die Juden in den württembergischen Oberämtern systematisch erfasst wurden, wozu auch jüdische Ehefrauen christlicher Ehemänner sowie deren Nachkommen gehörten. 1935 wurde durch das Buch 'Deutscher, kaufe nicht beim Juden' zum Boykott jüdischer Geschäfte und Firmen aufgerufen. Gleichzeitig wuchsen die Propagandaaktivitäten gegen die Juden. Auch von den Gemeindeverwaltungen erfolgten ausgrenzende Vorschriften, die Stängle beispielhaft an einem Schreiben vom April 1937 des Wildbader Bürgermeisters Paul Kießling erläuterte. Juden wurde die gemeinsame Nutzung der Bäder mit Nichtjuden verboten, was sich zuerst nur auf inländische Juden bezog. 1935 untersagte der Wildbader Gemeinderat, eine jüdische Pension in der Kur­stadt zu errichten, da 'der Zuzug jüdischer Kurgäste nicht auf diese Weise noch gefördert werden darf'.
Zu Bürgern zweiter Klasse geworden. Durch die Nürnberger Gesetze wurden Juden zu Bürgern zweiter Klasse gestempelt und Eheschließungen zwischen Juden und Nichtjuden verboten. Mit der Reichspogromnacht im November 1938 verstärkte sich der Druck auf Juden erheblich. Juden mussten 'Sühneleistungen' in nicht unerheblicher Höhe bezahlen, sie wurden vom sozialen Leben ausgeschlossen durch Ausgangsbeschränkungen, durften keine Radios und Telefone besitzen und mussten schließlich den Judenstern tragen. In den Kriegsjahren 1939 bis 1945 wurden die Juden deportiert. Anfang Dezember 1941 ging der erste große Transport mit etwa 1000 Juden aus Württemberg nach Riga in Durchgangs- oder Vernichtungslager. Im Sommer 1942 liefen die meisten Deportationen über Theresienstadt (Tereszin in Tschechien), wo auch Max Günzburger starb. Juden aus Herrenalb und Schömberg wurden von dort nach Treblinka und Auschwitz transportiert und ermordet, Aurel Radowitz starb im November 1942 im Konzentrationslager (KZ) Auschwitz.
Am 12. Januar 1945 gab es in Wildbad ein Geheimtreffen zwischen dem SS-Reichsführer Heinrich Himmler und dem Schweizer Altbundespräsidenten Jean-Marie Musy, in dem vereinbart wurde, dass alle zwei Wochen 1200 bis 1300 Juden aus den KZs in die Schweiz und von dort in die USA gebracht werden sollten. Am 5. Februar 1945 verließ der erste und einzige Zug Theresienstadt, der zwei Tage später in Kreuzlingen ankam. Als Hitler von dieser Vereinbarung erfuhr, verbot er sofort jeden weiteren Transport und enthob Himmler von seinen Ämtern. Gabriel Stängle, der Referent des Vortragsabends, betonte, dass für ihn solche Vorträge schwierig seien, weil er sich intensiv mit den Schicksalen dieser Menschen beschäftigt habe. In der regionalen Erinnerung spiele die 'Shoa,' der nationalsozialistische Völkermord an den Juden, kaum eine Rolle, obwohl eine nicht geringe Anzahl von Bürgern aus dem Kreis Calw dabei umkamen. Die 'Decke des Schweigens, die heute noch besteht, muss durchbrochen werden', so Stängle in seinem Fazit." 
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Januar 2019:  Arbeitskreis "Juden in Wildbad" befasst sich mit Stolpersteinen      
Artikel von Götz Bechtle im "Schwarzwälder Boten" vom 16. Januar 2019: "Bad Wildbad - Arbeitskreis befasst sich mit 'Stolpersteinen'
Bad Wildbad.
80 Jahre Reichspogromnacht war in vielen Schulen Thema im Geschichtsunterricht. Bei einem Lehrgang zum Thema wurden im Vorfeld die Lehrer an der Landesakademie für Fortbildung und Personalentwicklung an Schulen in Bad Wildbad vorbereitet. Über diese theoretische Schulung hinaus wurden drei Projekte vorgestellt, die zum Teil schon länger laufen. Akademiedirektor und Vorstand Bernd Schinko stellte gemeinsam mit Eva Obbarius und Daniel Felder Material für den Unterricht vor, das über Yad Vashem in Jerusalem informiert, die bedeutendste Gedenkstätte, die an die nationalsozialistische Judenvernichtung erinnert und sie wissenschaftlich dokumentiert. Yad Vashem wurde am 19. August 1953 durch einen Beschluss der Knesset (Parlament von Israel) als eine staatliche Behörde gegründet und wird jährlich von mehr als zwei Millionen Menschen aus aller Welt besucht. Die von den drei Lehrkräften selbst besuchte Gedenkstätte hat eigenes Unterrichtsmaterial herausgebracht, das an interessierte Lehrkräfte und vor allem an Kinder weitergegeben wird.
Digitale Lebensgeschichte. Das Projekt 'Papierblatt' verbindet das Holocaust-Gedenken mit der Digitalisierung. Der Name des Projekts kommt von dem jüdischen Polen Mardechai Papirblat (Jahrgang 1923), dem die Flucht aus dem Todesmarsch von Auschwitz gelang und der 1945 in das damals britische Mandatsgebiet Palästina kam. Seine Vorfahren waren Schreiber, welche die Heiligen Schriften für zukünftige Generationen kopierten. Ziel ist, die Lebensgeschichten von möglichst vielen der noch lebenden Zeitzeugen zum Holocaust zu erfahren und digital festzuhalten. Diese Zeugnisse des Überlebens als authentische Berichte in deutscher Sprache gewähren als Videodokumente den Schülern einen Zugang zum Holocaust. Die Lebensschicksale sind frei zugänglich in einem Online-Video-Archiv. Gegenüber Texten, so in einem Infoblatt, vermitteln die digitalen Videoberichte durch die erkennbare Gestik und Mimik sowie durch den Klang der Stimme einen ganzheitlichen Eindruck und eröffnen eine Beziehung von Mensch zu Mensch. Auffällig sind auch die 'Stolpersteine', die graviert in metallischem Glanz in manchen Städten, unter anderem in Pforzheim, in das Pflaster eingelassen sind. Sie erinnern daran, dass hier ein Mensch, der im Holocaust ermordet wurde, seinen letzten freien Wohnsitz hatte. Diese Menschen, so der Brettener Studiendirektor Dirk Lundberg, 'sollen wieder einen Namen bekommen, in den KZs wurden sie zu Nummern degradiert'. In Baden-Württemberg seien bisher etwa 2500 Stolpersteine in mehr als 130 Städten und Gemeinden, in ganz Deutschland 65.000 verlegt worden. Der Künstler Gunter Demnig fertigt seit 1992 die Stolpersteine an und verlegt sie. Lundberg berichtete den Teilnehmern der Fortbildungsveranstaltung über die Recherchen seiner Schüler, die bis nach Amerika reichen, aber auch über die politischen und menschlichen Bedingungen zur Verlegung dieser Steine. Auch der Arbeitskreis für 'Juden in Wildbad' befasst sich derzeit mit diesem Thema."  
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Links und Literatur

Links:  

bulletWebsite der Stadt Bad Wildbad   
bulletVortrag von Gabriel Stängle am 19. April 2018 vor der VHS Bad Wildbad: "Die Ausgrenzung und Verfolgung von Juden im Landkreis Calw zwischen 1933 und 1945 mit Schwerpunkt auf Wildbad" (dazu Folien des Vortrages eingestellt als pdf-Datei). Bericht über den Vortrag im "Wildbadener Anzeigenblatt" vom 25. April 2018: "Licht ins Dunkel der Judenverfolgung gebracht..." mit Hinweis auf die Projektgruppe "Spuren jüdischen Lebens in Bad Wildbad" (eingestellt als pdf-Datei).   

Literatur:  

bulletIn der Chronik der Geschichte Wildbads im Schwarzwald 1345-1967 von Baurat Otto Bach (Kurdirektor von 1934 bis 1957), die auch online zugänglich ist, gibt es - vermutlich absichtlich - keinen Hinweis auf jüdische Kurgäste am Ort oder jüdische Einrichtungen. 
bulletJoachim Hahn: Erinnerungen und Zeugnisse jüdischer Geschichte in Baden-Württemberg. 1988. 
bulletMartin Ruch: "Ich bitte noch um ein paar Sterne..." Jüdische Stimmen aus Offenburg. Band 2. Offenburg 2002.  S. 36-37. Bericht zu Familie Ebstein - Weil.)  
bulletGabriel Stängle mit Sebastian Röhrle, Jeremias Viehweg, Fabian Gote, Pascal Grimm und Kevin Schmidt (Hrsg. Christiane-Herzog-Realschule Nagold): "Wir waren froh, als es vorbei war": die Ausgrenzung und Verfolgung von Juden im Kreis Calw zwischen 1933-1945. Horb am Neckar: Geigerdruck GmbH 2017 143 S. Ill. Karten  ISBN 978-3865956491.   

   
    

                   
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Stand: 30. Juni 2020