In dem bis zum Anfang des
19. Jahrhunderts zum Ritterkanton Ortenau gehörenden Altdorf bestand eine jüdische
Gemeinde bis 1940. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17. Jahrhunderts zurück.
1716 kamen einige der vorübergehend aus Ettenheim
vertriebenen Juden nach Altdorf. 1752 werden an jüdischen Steuerzahlern
genannt: Abraham Bickert, Schmaule Levi, Jacob Levi, Moisi Jeckle Santel Israel,
Laib Casen, Marx Weil, Moisis Elenbogen, Jacob Jeckle, Getz Israel, Wolf Israel,
Mayer Israel, Schihllaser, Lazarus Bluem, Meyer Gundelfinger, "der Jud in
Gruningers Haus".
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner
wie folgt: 1809 lebten bereits 52 jüdische Familien am Ort, 1825 244 jüdische
Einwohner (20,2 % von 1.205 Einwohnern), 1832 286, 1836 275, 1839 289, 1855 Höchstzahl
von 313, 1858 270, 1875 243 (21,4 % von 1.135 Einwohnern), 1887 236, 1895 205,
1900 177 (15,7 % von 1.125), 1910 117 (von 1.157). Die jüdischen
Familienvorsteher war zunächst vor allem als Viehhändler tätig, in der
zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eröffneten mehrere von Ihnen für das
wirtschaftliche Leben in Altdorf wichtige Handlungen und Handelsgeschäfte am
Ort.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine
jüdische Schule (Konfessionsschule von 1835 bis 1876, danach Religionsschule;
Schule war im Gebäude Schmieheimer Straße) und ein rituelles Bad (lag in einer
Quergasse zur Schmieheimer Straße - Gebäude Schmieheimer Straße 27; das Bad
wurde seit dem zweiten Drittel des 19. Jahrhunderts auch von Ettenheimer Jüdinnen
mitbenützt). Die Toten der Gemeinde wurden auf dem jüdischen Friedhof
in Schmieheim beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde
war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig
war. Von den Lehrern werden genannt: um 1887/1909 Simon Wimpfheimer
(unterrichtete 1894 50 Kinder in der Gemeinde, 1904 32 Kinder).
Anfang des 19. Jahrhunderts hatte die jüdische Gemeinde noch einen
Rabbiner (Ende des 18. Jahrhunderts der Vater des 1792 in Altdorf geborenen Dr.
Carl Rehfuß, siehe Bericht unten). 1827 wurde die Gemeinde dem Rabbinatsbezirk Schmieheim
zugeteilt, dessen Sitz 1893 nach Offenburg
verlegt wurde.
Von den Gemeindevorstehern werden genannt: um 1881 F. Blum, um 1894 Isaak
Lang, Blum, K. Maier, E. Hirsch und H. Wertheimer; um 1904 Isaac Lang.
Von den jüdischen Vereinen werden genannt: ein Israelitischer
Wohltätigkeitsverein (Nennung ab 1894) und eine Kranken- und Sterbekasse
(Nennung ab 1904).
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Unteroffizier
Heinrich Maier (geb. 28.5.1886 in Altdorf, vor 1914 in Freiburg wohnhaft, gef.
3.4.1915) und Isidor Weis (geb. 4.8.1891 in Altdorf, vor 1914 in Mannheim
wohnhaft, gef. 3.11.1916). Ihre Namen stehen auf dem Gefallenendenkmal des
Ortsfriedhofs neben der Kirche und auf dem Gefallenendenkmal des jüdischen
Friedhofes in Schmieheim.
Um 1925, als zur jüdischen Gemeinde noch 68 Personen gehörten (6,1 %
von 1.032 Einwohnern), waren die Gemeindevorsteher Robert Wertheimer, Louis Blum
und Leopold Dreyfus. Als Kantor war David Gros in der Gemeinde tätig, als
Rechner Julius Levy. Die damals drei schulpflichtigen jüdischen Kinder der
Gemeinde wurden durch Lehrer Hermann Zimmern in
Kippenheim unterrichtet. 1932
waren die Gemeindevorsteher weiterhin Robert Wertheimer (1. Vors.), Louis Blum
(2. Vors.) und Leopold Dreyfuß (3. Vors.). An jüdischen Vereinen gab es
den Kranken- und Sterbekassenverein (1932 unter Vorsitz von Robert Wertheimer;
Zweck und Arbeitsgebiet: Krankenunterstützung, Bestattungswesen).
Jüdischen Familien in Altdorf gehörten (teilweise bis nach 1933) die folgenden
Handels- und Gewerbebetriebe: Antiquitäten Louis Blum (Jakob-Dürrse-Straße
6), Viehhandlung David und Gustav Dreifuß (Schmieheimer Straße 30), Kaufmann
Julius Dreifuß (Löwenstraße 11), Mazzenbäckerei Kaufmann Dreifuß
(Eugen-Lacroix-Straße 5), Koschere Metzgerei Leopold Dreifuß
(Eugen-Lacroix-Straße 1). Textilgeschäft mit Tierhaar- und Borstengroßhandlung
Fa. Jakob Groß, Inh. Cilly und Bernhard Groß (Jakob-Dürrse-Straße 10),
Viehhandlung Moritz Gundelfinger (Schmieheimer Straße 6), Viehhandlung Abraham
Levi (Orschweierer Straße 38), Manufakturwarengeschäft Julius Levi (Orschweierer
Straße 28), Viehhandlung Leopold Levi (Orschweierer Straße 4), Branntwein- und
Zigarrenhandlung sowie Textilien Emil Rothschild (Schmieheimer Straße 11),
Viehhandlung Jakob Weiß (Löwenstraße 11), Viehhandlung Leopold/Fanny
Wertheimer (Jakob-Dürrse-Straße 31), Vieh- und Pferdehandlung, 1930 bis 1935
Tabakhandlung Robert Wertheimer (Jakob-Dürrse-Straße 32).
An früheren jüdischen Wirtschaften bestanden das ehemalige Gasthaus
"Fortuna" als erste jüdische Wirtschaft aus dem 18. Jahrhundert (Schmieheimer
Straße 6) und das ehemalige Gasthaus "Zum Hirschen", jüdische
Wirtschaft 1764 bis 1887, Ecke Jakob-Dürrse-Straße/Eugen-Lacroix-Straße.
1933 wurden 51 jüdische Einwohner gezählt (4,2 % von insgesamt 1.214
Einwohnern). Auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykottes sowie der
zunehmenden Repressalien und der Entrechtung sind die meisten der jüdischen
Einwohner in den folgenden Jahren von Altdorf in andere Orte verzogen oder sind
ausgewandert. Sechs verstarben bis 1938 noch am Ort und wurden in Schmieheim
beigesetzt. 1936 wurde ein 60-jähriger jüdischer Reisender wegen
angeblicher "Rassenschande" zu 18 Monaten Zuchthaus und Aberkennung
der bürgerlichen Ehrenrechte auf 3 Jahre verurteilt. Er kam im Juli 1941 im KZ
Dachau ums Leben. Beim Novemberpogrom 1938 wurden die Synagoge und jüdische
Wohnungen demoliert. Die noch verbliebenen jüdischen Männer wurden in das KZ
Dachau verschleppt. Am 22. Oktober 1940 wurden die letzten 13 jüdischen
Einwohner aus Altdorf nach Gurs deportiert.
Von den in Altdorf geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen
Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Leopold Alexander (1868),
Rosa Baum geb. Dreifuß (1864), Ida Blum geb. Roos (1864), Louis Blum (1876),
Alice Dreifuss (1910), Babette Dreifuss geb. Dreifuss (1863), Gustav Dreifuss
(1890), Hermine Dreifuss (1893), Leopold Dreyfuss (1875), Marie Dreifuss geb.
Model (1863), Max Dreifuss (1859), Siegmund Dreifuss (1883 oder 1885), Hedwig
Friedmann geb. Dreifuß (1889), Herbert Friedmann (1929), Bernhard Gross (1870),
Emma Gross (1880), Lina Heilbrunner geb. Levy (1883), mit Ehemann Eduard
Heilbrunner (1876), Isaak Hobel (1887), Melitta Hobel geb. Gundelfinger (1886),
Mathilde Kahn geb. Hirsch (1871), Abraham Levi (1844), Arnold (Aron) Levy
(1880), Betty Levi (1889), Julie Levy (1881), Leopold Levi (1878), Klara Levi
geb. Kassewitz (1892), Emma Loewe geb. Wolff (1866), Jakob May (1872), Babette
Mayer geb. Dreyfuß (1862, gest. 1933 in
Rosenheim durch Suizid), Max Maier
(1880), Simon Maier (1892), Joseph Michel (1877), Betty Moses geb. Dreifuss
(188), Nathan Moses (1886), Jules Nathan (1886), Karoline Offenheimer geb.
Dreyfuß (1872), Emil Rothschild (1874), Helga Scheibe (1941), Simon Scheibe
(1899), Ida Sonnheim (1892), Bella Stern geb. Dreyfuß (1885), Ruth Weis (1917),
Wilhelmine Weis (1896), Hilda Wertheimer (1886), Klara Wertheimer geb.
Wertheimer (1887), Robert Wertheimer (1884), Siegfried Wertheimer (1891).
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Mai 1861: "Aus
dem badischen Oberland, 1. Mai (1861). Auf den Ausgang eines an und
für sich ganz unscheinbaren, seiner Eigentümlichkeit halber aber dennoch
bemerkenswerten Rechtsstreites, ist man in einem Teil unserer Gegend, dem
unteren Breisgau, sehr gespannt. Ich glaube, dass auch die entfernt
stehenden Leser, die, wenn auch lokale Sache nicht ohne Interesse finden
werden, und dürfte daher solche in diesem geschätzten Blatte eine Stelle
finden. In dem Dorfe A. (Altdorf) im Bezirksamt E. (Ettenheimer) kam
unlängst der Vorsänger des Ortes in Trauer und wollte in der Schiwa
(sc. von der Beerdigung ab gerechnete Trauerwoche), wie an jedem
Tage, so auch am (Tag der) Toravorlesung den vollständigen
Gottesdienst in seiner Behausung halten. Er ersuchte zu diesem Zweck den
Inhaber einer kleinen Torarolle, den Herrn Bezirksältesten w. in
demselben Orte, ihm solche zukommen lassen zu wollen. Als nun am Morgen
gedachten Tages sich Herr W. mit der Torarolle im Arme zu dem Trauernden
geben wollte, und gerade im Begriffe war, in einer andere Straße
einzubiegen, kam derselben entlang der katholische Ortsgeistliche im
Ornat, willens einem Kranken die Tröstungen seiner Religion zu bringen.
Herr W. trat geraden Wegs in die andere Straße ein, um zu dem Hause des Trauernden
zu gelangen, ward aber von dem gedachten Geistlichen zurückgerufen (er
war an demselben nicht vorübergegangen) und zur Rede gestellt, warum er
seinen Gut (also von der Ferne) nicht abgezogen und denselben auch jetzt
noch nicht abziehe, während er, der Pfarrer, auch noch das Hochwürdige
bei sich trage. 'Herr Pfarrer'. erwiderte Herr W., indem er ihm die
heilige Torarolle wies, 'ich trage das Hochwürdigste'. - Der Geistliche
erklärte hierauf, er werde sich Genugtuung verschaffen und da derselbe
als streng kirchlich gesinnter Charakter bekannt ist, sah die Sache einem
Riesenprozesse ähnlich. Mittlerweile musste sich aber der Herr Pfarrer
doch eines Besseren besonnen haben. In einem Lande, an dessen Spitze eine
humane, aufgeklärte Regierung steht, deren Beamten als ebenso human und
aufgeklärt bekannt sind, in einem Lande, wo die Bürger gegen das
Konkordat selbst Sturm gelaufen und solches zum Falle gebracht, war umso
weniger auf einen Erfolg zu hoffen, als auch in unserem Strafkodex für
einen solchen Fall kein Paragraph vorgesehen war (Anmerkung: Dagegen
besteht eine Verordnung, wonach in einem solchen Fall der Geistlich nicht
im vollen Ornat öffentlich erscheinen soll. Anderswo wird es längst
nicht anders gehalten). Er brachte daher die Sache vor den
Bürgermeister !! des Dorfes. Hier war er seines Sieges umso sicherer,
weil dieser Dorfschulze, seines Zeichens ein Zimmermann, dafür bekannt
ist, dass er con amore Straferkenntnisse fällt. Die beantragte
Strafe von einem Gulden ward auch, wie gar nicht anders zu erwarten war,
ausgesprochen, von Herrn W. aber das Rechtsmittel der Berufung an das
Großherzogliche Bezirksamt ergriffen. Dass dies Herr W. lobenswerter
Weise nicht des Geldpunktes, sondern des in diesem Fall heiligen Prinzips
- wegen tat, geht schon daraus hervor, dass er einen Verteidiger in der
Person eines Advokaten (christlichen Glaubens) aufstellte. Die
Verteidigungsschrift desselben soll sehr interessante Stellen enthalten.
Auf den Ausgang ist man, wie bemerkt, sehr gespannt. Bereit soll aber von
kompetenter Stelle gelegenheitlich die Äußerung gefallen sein, dass das
Abziehen des Hutes in solchem und ähnlichem Falle nur ein Akt der
Höflichkeit sei, wer es unterlassen, könne nicht zur Verantwortung
gezogen werden. Ich werde nicht ermangeln, den Austrag der Sache
seinerzeit mitzuteilen."
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 23. April 1842:
"Dr. Carl Rehfuß, Prediger und Oberlehrer in Heidelberg,
wurde zu Altdorf, im Breisgau, 1792 geboren. Er war dazu bestimmt,
einen bitteren Kelch des Leidens zu leeren. Schon im fünften Jahre seines
Lebens verlor er seinen Vater, Rabbiner des genannten Ortes. Sein
Großvater (sc. Jacob Simcha Rehfuß), ebenfalls Rabbiner in dem benachbarten Schmieheim,
nahm den Verwaisten zu sich, und ließ ihn in den zu jener Zeit in
Israelitischen Schulen üblichen Lehrgegenständen unterrichten.
Unverdrossener Fleiß machte ihn zu Liebling seiner Lehrer und des
Schulvorstandes, durch dessen Hilfe er alsbald in Altbreisach
(Breisgau) Gelegenheit fand, sich in den Rabbinischen Kenntnissen zu
vervollkommnen, mit welchen ausgerüstet er eine Jeschiwa oder
Talmud-Tora-Schule zu besuchen gedachte. Entblößt von allen
Hilfsmitteln, gehemmt und niedergedrückt durch die Härte seines
Stiefvaters - seine Mutter war in Altbreisach
zur zweiten Ehe geschritten - musste er diesen seinen Lieblingsplan
aufgeben, und seine Laufbahn nahm von dieser Zeit an eine sein ganzes
Leben und Wirken bestimmende veränderte Richtung. Er wurde 1809 in Gailingen
am Bodensee Hauslehrer, wo ihm Zeit überblieb, um sich in dem
benachbarten Schweizerstädtchen Dießenhofen, im Nötigen weiter
fortzubilden. Drückende Nahrungssorgen und das Missliche seiner Stellung,
die ihn zwang, deutsche Bücher wie eine Kontrebande (sc. Schmuggelware)
zu verbergen, trieben ihn 1812 nach Basel,
wo er als aushelfender Lehrer in dem Gebhartischen Institute für Knaben
Unterricht erteilte, dabei, um sein Leben zu fristen, Kinder aus
christlichen und israelitischen Familien in Geographie, Geschichte und
Naturgeschichte unterwies. So, emsig darauf bedacht, seine
Lebensbe-
dürfnisse
sich ohne fremde Hilfe im Schweiße seines Angesichts zu verschaffen,
vergaß er nicht seine Kenntnisse, deren Mangelhaftigkeit ihm täglich
empfindlicher wurde, zu vermehren, und verwandte jede nur zu erübrigende
Minute auf das Erlernen der deutschen, lateinischen, französischen,
hebräischen und chaldäischen Sprache. Aber kaum hatte er die ersten
Schwierigkeiten überwunden, so wurde er aus diesen seinen
Lieblingsstudien durch die Wirren der Zeit verdrängt. Die deutschen Heere
gingen bei Basel über den Rhein, und ihr Einzug in diese Stadt, bis heran
der Sitz der friedliebenden Musen, nötigte ihn, den treuen Verehrer der
letzteren, zur schleunigen Abreise.
Er ging in sein Vaterland zurück und fand bald wieder (1815) in Bühl
bei Rastatt ein ruhiges Unterkommen im Haus eines reichen Mannes, das ihm,
bei mäßigem Unterhalt, Zeit zur ferneren Ausbildung ließ. Von hier aus
supplizierte er bei der Badischen Regierung um die Erlaubnis, das
Lehrer-Präparanden-Institut und das Lyzeum in Rastatt
frequentieren zu dürfen. Er erhielt sie, verließ Bühl und begann 1816
einen regelmäßigen Kursus an den genannten Anstalten, von denen die
erstgenannte ihn in den Elementarfächern, die andere vorzüglich in
Logik, Anthropologie, Psychologie, Physik und Metaphysik rasch förderte,
sodass er schon 1819 die Abiturientenprüfung bestehen und die Universität
Heidelberg beziehen konnte. Von Mitteln gänzlich entblößt - war dies
ein wahres Wagestück. Aber was vermag nicht ein ernster Wille, was nicht
ein Kampfe mit dem Leben und um das Leben erstarkter Sinn! Mit Hunger und
Kummer kämpfend, befestigte er durch die Wissenschaft den Vorsatz, seinen
Glaubensbrüdern nützlich zu werden und - er ward es! Nachdem er drei
Jahre unter andern bei Paulus, Schwarz, Hillebrand, Daub Vorlesungen
gehört und sich mit gründlichen Kenntnissen im Arabischen und
Hebräischen ausgerüstet hatte, erhielt er durch Großherzogliches
Ministerialreskript vom 19. Oktober 1821 No. 11779, nach erstandener
Prüfung, das Amt und den Titel eines Israelitischen Oberlehrers und
Predigers. Die Anstalt aber, an welcher er in dieser Eigenschaft wirken
sollte, musste er sich selbst schaffen. Unter kaum zu ertragenden
Mühseligkeiten und dem Widerstand finsterer Zeloten; wegen seiner
unumwundenen Freisinnigkeit verfolgt von allen Seiten, verwandelte er das
versunkene Beth hamidrasch in eine Bezirks-Stiftungsschule und den
verfallenen Sitz desselben in eine freundliche Wohnung, und begann 1822 an
ihr zu lehren und für eine ganze Generation zu wirken. Durchdrungen von
der Wahrheit, dass Schule und Gotteshaus Hand in Hand gehen sollen,
errichtete er schon 1823 einen Betsaal zur sabbatlichen Andacht für seine
Zöglinge, denen sich naher 18 Familienhäupter Heidelbergs
anschlossen.
Was er um diese Anstalt gelitten, wie er ihr, trotz eigener
Mittellosigkeit, seine materiellen und psychischen Kräfte aufopferte,
vermag ich hier nicht so wiederzugeben, wie ich es aus seinem Munde
gehört. Er wurde denunziert, und das Bäumchen wurde in seiner ersten
Blüte geknickt. Der Tempel wurde 1924 von der Regierung geschlossen. - In
diesem Jahre verheiratete er sich mit seiner noch lebenden, biederen
Gattin, Sophia Altschul aus Rastatt,
die er schon während seines Aufenthalts am Lyzeum kennen gelernt hatte.
Aber kaum hatte er 4 Jahre in zufriedener Ehe mit ihr verbracht, so traf
ihn schwer des Schicksals Hand, so herbe, dass er sich nicht wieder davon
erholen konnte. Die Schwindsucht, als Folge der ausgestandenen Leiden, der
körperlichen und geistigen Anstrengungen, bemächtigte sich des
Biedermanns. Aber körperliche Leiden drückten die Schwungkraft seines
Geistes nicht nieder! Es gab keine Erscheinung der neueren hebräischen
Literatur, die er ungelesen ließ, keine gute Anstalt, für die er nicht
wirkte, keine Israelitische Zeitschrift, in die er nicht durchdachte
Vorschläge niederlegte. Die noch bestehende Leichenordnung und der
Unterstützungsverein für arme Studierende in Heidelberg sind meist das
Werk seines unermüdlichen Geistes. Diese seine heilsame Wirksamkeit wurde
ehrenvoll anerkannt. Die philosophische Fakultät zu Heidelberg
erteilte ihm am 25. August 1834 das Ehrendiplom doctoris philosophiae
et magistri liberalium artium, nachdem er zuvor schon das Heidelberger
Bürgerrecht erhalten hatte. Produkte seiner literarischen Tätigkeit sind
bekannt:
1) Imrei Emet oder Worte der Wahrheit; über die Zulässigkeit der
Konfirmation bei den Bekennern des Mosaischen Glaubens. 2) Aräschät
Sfatajim oder Leslehre der hebräischen Sprache, nach der
Lautlehrmethode nebst Tabellen und einer
besonderen
Anleitung,
welche den zweckmäßigen Gebrauch dieser Tabelle lehrt. Frankfurt am Main
1833 bei Andreä. 3) Leschon jehudit oder Anweisung, das sogenannte
Jüdisch-Deutsche lesen zu lernen. (Daselbst). 4) Sefer HaChajim
vollständiges Andachtsbuch zum Gebrauche bei Krankheitsfällen, im
Sterbehause und auf dem Friedhofe, 1839 daselbst. Eine freue Übersetzung
desselben 1704 zu Amsterdam erschienenen Werks, nebst Kommentar (der
Heidelberger Universitätsbibliothek einverleibt). 5) Aufgabenbuch das das
Lesen und Übersetzen des Hebräischen (ein allgemein anerkanntes Werk, um
dessen Einführung Konstanz und Basel beim Ministerium nachsuchten)
Frankfurt 1841.
So war er, trotz seines siechen, dahinschwindenden Körpers, an dem die
Auszehrung vierzehn volle Jahre nagte, unausgesetzt tätig. Ein
schrecklicher Bluthusten riss ihn oft aus frohem Familienzirkel, goss
bittere Hefe in den Freudenpokal, warf ihn nieder, wo er sich sicher
glaubte. Das letzte Jahr seines Lebens war sein schrecklichstes. Oft habe
ich mit schmerzzerrissenem Herzen an seinem Krankenbette geweilt und den
Schrei der Verzweiflung gehört, der seinem angstbeklommenen Innern
entfuhr. 'Weinte ich denn nicht mit dem Hartbedrängten, war meine Seele
nicht betrübt mit dem Dürftigen? Nun hoffe ich Gutes, und Böses kam;
ich schmachtete nach Licht, und Dunkel kam!'
So hörte ich den von Schmerz gefolterten, Betäubten oft mit Hiob klagen.
Und dennoch litt die Energie seines Geistes nicht. In eben diesem Jahre
stiftete er noch, ähnlich dem früheren Tempel, eine Andachtsstunde, der
Bürger und Studenten mit Liebe beiwohnten; in diesem Leidensjahre vollzog
er noch, kaum zu reden imstande, die Konfirmation von vier Knaben,
darunter sein ältester Sohn.
In den letzten Tagen seines dornenvollen Lebens befielen ihn häufig
Ohnmachten. Sprachlosigkeit tat ein! Ha, welch' ein Zustand! Bei vollem
Bewusstsein sich den Seinigen nicht verständlich machen zu können!
Dennoch blickte ein Strahl von Hoffnung durch. Doch bald nahte sein
Erlösungstag, der 18. Februar. Es war ein Freitag, der Vorabend seines
großen Sabbats! Er befand sich schwach, und nur genötigt nahm er Speise
zu sich. Er sprach immer von einem großen, ewigen Frieden! Sein linker
Arm schwoll furchtbar an! 7 Uhr abends wurde sein treuer Hauslehrer, der
brave Seldner, zu ihm gerufen! 8 Uhr trat der Todesschweiß auf seine
Stirn und er war nicht mehr, denn Gott hatte ihn genommen! Aber so sanft,
so ohne allen Einfluss auf seine Züge war sein Tod, dass ihn Seldner noch
lange nachher im Arme hielt und ihn lebend glaubte! Am 20. nachmittags war
das Leichenbegängnis. Den von vier schwarz behangenen Pferden gezogenen
Leichenwagen deckten Efeu- und Immortellenkränze treuer Schülerinnen!
Ihm folgten der Lehrer mit der Schuljugend, der Rabbiner und Vorstand,
dann ein Zug von mehr als 200 Personen aller Stände und der Umgegend,
wohin die Schreckensnachricht gedrungen war. Rabbiner Fürst redete, ein
Männerchor sang ein Grablied und dann sprach Klausrabbiner Wagener aus
Mannheim Worte der Wahrheit und
Liebe.
Um den Verblichenen trauern eine Gattin mit drei des Vaters würdigen
Kindern, um ihn weint die große Zahl seiner Schüler und Verehrer, der
Waisen und Witwen, denen er, mit eigener Aufopferung, ein treuer Helfer
war, um ihn weinen Badens Juden, die ihre Verbesserungen in Schule und
Kultus meist ihm verdanken! Die Neuern stehen auf seinen Schultern! Ein
gewissenhafter Erzieher der Jugend, ein Kämpfer gegen Vorurteil und
Volkswahn, war er mir, sowie vielen andern Hochschülern, ein biederer
Freund. Trotz des Krankseins ein heiterer Gesellschafter, verband er mit
munterem Scherz unumwundene Offenheit, die namentlich stets Kämpfe der
Rabbinen gegen ihn erregte. Er lebte und starb als begeisterter Israelit
und wahrlich: 'groß und erhaben muss eine Lehre sein, für die sich so
freudig sterben lässt.' Und darum rufen wir den Hinterlassenen
getrost zu: 'Um der Väter willen rettest du die Söhne'. Alexander
Friedländer, Dr. der Rechte."
Schmoll aus Altdorf ist der erste
Jude, der sich 1808 in Freiburg niederlassen und eine jüdische Gastwirtschaft
eröffnen durfte (Bericht von 1891) Anmerkung: es handelt sich um eine Buchbesprechung der Publikation von
Rabbiner Dr. Adolf Lewin von 1891. Dieser berichtet hier von der ersten
Niederlassung im 19. Jahrhundert in Freiburg, die auch vom Rezensenten erwähnt
wird.
Artikel in "Der Israelit" vom 1. Januar 1891: "Literarischer
Bericht. Juden in Freiburg i. B. von Rabbiner Dr. Adolf Lewin,
Trier. Gebrüder Maas und Cie. 1890 (Schluss). ...
1805 wurde Freiburg Baden zugeteilt. Die Juden durften jedoch auch dann noch
nicht in der Stadt wohnen. Der erste Jude, welchem die Niederlassung gewährt
wurde, war Schmoll aus Altdorf. Es waren nämlich die Juden, welche in
Freiburg in Geschäften oder bei Gericht zu verkehren hatten, dahin
vorstellig geworden, dass eine jüdische Gast- und Tafelwirtschaft am Ort
sein müsse, damit sie rituell bereitete Kost hier finden. Dann wurde
nachgegeben und der erwähnte Schmoll war von der Regierung im Jahre 1808 als
'Wirt für die jüdische Nation' angenommen. Die Gewerkmeister der Stadt
erhoben aber hiegegen als gegen eine 'Bedrückung' (!) Beschwerde. Darauf
wies die Regierung den Magistrat an, binnen drei Monate für eine solche
Restauration zu sorgen und sie einem in der Landgrafschaft bereits
ansässigen Juden mit der Beschränkung zu verleihen, dass er nur Verpflegung
der fremden Juden und sonst kein anderes Gewerbe betreiben dürfe..."
Über Moses Präger (geb. 1817 in Altdorf, gest. 1861 in Mannheim)
Moses Elias Präger ist 1817 in
Altdorf geboren als Sohn des Lehrers Elias Hirsch Präger und der Gittel
geb. Löwenstein; er studierte in Karlsruhe, Mannheim,
Heidelberg und war 1847-1854 Bezirksrabbiner in
Bruchsal, 1854-1861 Stadt- und
Bezirksrabbiner in Mannheim. 1855 gab er ein neues israelitisches Gebetbuch heraus, das heftigen Widerstand
konservativer Kreise herausforderte. Die Gründung des Mannheimer Waisenvereins
ist ein besonderes Verdienst von ihm. Er starb am 8. November 1861 in
Mannheim.
Rechts: Artikel von Rabbiner
Benjamin Willstätter über "Moses Präger" in "Badische
Biographien" Bd. II S. 144-145. Der Artikel wurde nicht
ausgeschrieben - zum Lesen bitte Textabbildung anklicken.
Leopold Guckenheimer aus Altdorf wird Opfer eines
Diebstahles (1843)
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den
See-Kreis" vom 22. März 1843 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen):
"Villingen. [Diebstahl]. Dem Leopold Guckenheimer von
Altdorf wurden im Mohrenwirtshause dahier drei Säcke voll Lumpen, im
Werte von 27 fl., entwendet.
Dieses wird zum Zwecke der Fahndung bekannt gemacht.
Villingen, den 11. März 1843. Großherzogliches Bezirksamt."
Ein Prozess gegen die Altdorfer
Viehhändler Jakob und Max Wertheimer endet mit einem klaren Freispruch vor dem
Freiburger Gericht (1897) Anmerkung: auf Grund der Schlussanmerkung des Artikels wird deutlich, dass
die Klagen gegen die Viehhändler von antisemitisch eingestellten Personen
angestrengt wurden.
Artikel in "Der Israelit" vom 6. Mai 1897: "Freiburg,
2. Mai. Die 'Badische Presse' schreibt eine Art Monster-Prozess, was das
Beweismaterial anbelangt (es sind 94 Zeugen und noch ein Sachverständiger
dazu geladen), nahm dieser Tage vor der Strafkammer seinen Beginn. Dem
Umfang desselben entspricht indessen das von ihm gebotene Interesse in
keiner Weise; es handelt sich lediglich um verschiedene Betrügereien beim
Viehhandel, wie sie wohl nicht allzu selten vorkommen. Angeklagt sind die
Handelsleute Jakob und Max Wertheimer von Altdorf wegen
Wuchers, Betrugs und Erpressung. Nach dem verlesenen Verweisungsbeschluss
sind die Angeklagten beschuldigt, dass 1. sie als Handelsleute ihren
Schuldnern nicht die gesetzlich vorgeschriebenen schriftlichen
Rechnungsauszüge beim Jahresabschlusse übergeben haben, 2. sie
gemeinschaftlich am 11. September vorigen Jahres den J. Sch. von Furtwangen
dortselbst bei einem Rosstausche betrogen haben, indem sie unter dem
Vorgeben, das von Ihnen zu liefernde Pferd sei erst 14 Jahre alt, dem Sch.
ein bereits mehr als 20 Jahre altes Ross vertauschten, wofür Sch. noch 120
Mark Aufgeld zahlen musste; 3. am 16. Februar dieses Jahres mit einem K. zu
Furtwangen einen dem Vorigen ganz ähnlichen Rosstausch abschlossen, bei
einem Preisunterschied von 300 Mark (260 und 550 Mark) zu ihren Gunsten; 4.
Jakob Wertheimer mit einem gewissen B. In Furtwangen einen für diesen
ähnlich unvorteilhaften Kuhhandel abschloss; 5. Jakob Wertheimer dem B. eine
Kuh, welche vorgelblich 8-12 Maß Milch geben sollte, während sie in
Wirklichkeit nur etwa 6 Maß lieferte, gegen ein von B. zu bezahlendes
Aufgeld von 110 Mark vertauschte; 6. Jakob Wertheimer im Februar den B.
durch Klagandrohung zwang, den so unvorteilhaften Vertrag über den Kuhtausch
zu halten; 7. Max Wertheimer einen gewissen P. von Ringsheim, dem er
ebenfalls mit einer Klage drohte, damit nötigte, einen Kuhkauf weit über den
Wert des Tieres abzuschließen; 8. dass Max Wertheimer einen Ringsheimer Wirt
beim Viehhandel ebenfalls betrog und 9. Beide so teils gemeinsam, teils
einzeln sich ganz unverhältnismäßig hohen Vermögensvorteil zusichern ließen.
Der Prozess ging heute zu Ende. Nachdem schon in der Dienstag
Vormittagssitzung die Zeugenaussagen für die Angeklagten sich sehr günstig
gestellt hatten, konnten die Verteidiger derselben in den Nachmittags von 4
Uhr ab stattfindenden Plädoyers den Antrag auf Freisprechung stellen. Das
vom Gerichtshofe abends halb 8 Uhr verkündete Urteil lautet denn auch auf
vollständige Freisprechung der Angeklagten unter Auflage der Kosten auf
die Staatskasse.
Wir haben von diesem Bericht aus dem Grundnotiz genommen, damit unsere
geehrten Leser, die den Bericht in antisemitischen Blättern ohne Angabe
des Urteils finden sollten, im Stande seien, die Wahrheit zu eruieren.
Redaktion."
Zum Tod von Daniel Wormser (geb.
1840 in Altdorf, gest. 1900 in Hamburg)
Artikel in "Israelitisches Familienblatt" vom 16. Januar 1901: "Hamburg.
Zum ehrenden Gedächtnis des Begründers und langjährigen hochverdienten
Vorsitzenden des Hamburger Israelitischen Unterstützungsvereins für
Obdachlose, des am 11. Mai dieses Jahres allzu früh verblichenen Herrn
Daniel Wormser gibt der Verein soeben eine biografische Skizze
desselben heraus, die uns das menschenwarme, sozialpolitisch empfindende
Gemüt des Verblichenen und zugleich die Größe des Verlustes, den der Verein
durch den Heimgang desselben erlitten, vorführt. Tausenden obdach- und
mittelloser Glaubensgenossen, die vom herzlosen Zeitgeist unserer Tage hin-
und hergeworfen wurden, ist der Segen dieses Vereins seit seiner im Jahre
1884 erfolgten Begründung zuteil geworden. Als die Anforderungen von Jahr zu
Jahr sich steigerten, war es wieder um der Begründer des Vereins, Daniel
Wormser, der sich nicht vergeblich an Baron Hirsch in Paris wandte und
dessen Anteilnahme an dem segensreichen Wirken dieses Hamburger Vereins
weckte. Baron Hirsch sowie dessen gleichedelgesinnte Gattin haben dem Verein
bis noch vor kurzem auch ihre ansehnliche materielle Unterstützung
angedeihen lassen. Die Seele des Vereins aber war von Anbeginn seines
Wirkens Herr Daniel Wormser, seine Kraft galt seinem Werke bis zum
letzten Atemzug. Geboren zu Altdorf bei Ettenheim am 14. November
1840 war dieser seltene Mann, dessen Bild wir heute unseren Lesern
vorführen, volle 30 Jahre in beispielloser Hingabe Lehrer an der Hamburger
Talmud-Tora-Schule und obwohl selbst in nur bescheidenen Lebensverhältnissen
befindlich, widmete er seine ganze Kraft, um den Ärmsten unserer armen
Glaubensgenossen, jenen heimatlos Gewordenen, die eine neue Existenz zu
suchen gezwungen waren, seinen hilfreichen Beistand, seine Förderung. Seinem
Vereine, dem israelischen Unterstützungsverein für Obdachlose, hat es
übrigens an Zeichen der Anerkennung, in Worten wie Taten,
seitens der Hamburger Behörde nicht gefehlt. Ein Schuppen mit
Badeeinrichtungen, Dampfheizung etc. wurde ihm bereitwillig zur Verfügung
gestellt und in ehrenden Worten der segensreichen Wirksamkeit des Vereins
gedacht. Einen Augenblick schien es, als ob nach dem am 11. Mai vorigen
Jahres erfolgten Tode Daniel Wormsers, auch sein Lebenswerk gefährdet sei,
allein, wie jeder edle Gedanke, fand auch der Verein warme Herzen und offene
Hände, die im Sinne seines Begründers sein Werk fortzuführen sich bereit
fanden. Dies ist wohl die schönste Ehrung, die dem Andenken des allzu früh
Verblichenen zuteil werden konnte! Die von Herrn Salomon Goldschmidt
verfasste Broschüre wird auf Wunsch jedem Interessenten durch den Verein
gratis zugestellt. Dieselbe kann auch in den Buchhandlungen von A.
Goldschmidt, Kohlhöfen, sowie M. Glogau jun., Bleichenbrücke, abgefordert
werden."
Die Frau des großen Wohltäters Jonas Weil stammt aus
Altdorf (1893)
Anmerkung: Jonas Weil ist im Mai 1837 in
Emmendingen geboren als Sohn des
Ephraim Weil und am 11. April 1917 in Manhattan N.Y. gestorben. Genealogische
Informationen:
https://www.geni.com/people/Jonas-Weil/6000000176152936846. Seine Frau
Therese geb. Mayer ist - wie im nachfolgenden Artikel geschrieben wird - am 11. Dezember 1840 in Altdorf geboren und am
19. Juli 1927 in Queens N.Y. gestorben.
Artikel in "Israelitisches Familienblatt" vom 12. April 1902: "Ein
Wohltäter: Jonas Weil. Im Jahre 1859 verließ ein blutarmer junger Mann
seine Vaterstadt Emmendingen in Baden, um jenseits des großen Wassers sein
Glück zu versuchen. Durch außerordentlichen eisernen Fleiß und besondere
Tüchtigkeit gelang es ihm, das Gesuchte zu finden und sich ein Vermögen zu
erwerben. Dieser junge Mann war Jonas Weil, einer unserer Glaubensgenossen,
dessen jüdisches Herz ihn antrieb, in seinem Glück der Armen nicht zu
vergessen, sondern mit vollen Händen Wohltaten zu üben. Treu hat er allzeit
seiner Badischen Heimat, besonders seiner Geburtsstätte gedacht. Seit einer
langen Reihe von Jahren erhält die Gemeinde Emmendingen alljährlich
die Summe von 500 Mark zur Verteilung unter die Armen, ohne Rücksicht auf
deren Konfession. Daneben hat Herr Jonas Weil, dessen Bildnis wir vorstehend
unseren Lesern vorführen, auch der israelitischen Gemeinde beziehungsweise
deren Armen beträchtliche Zuwendungen im Laufe der Jahre gemacht. Aber noch
mehr als in seiner alten, ist Herr Weil in seiner neuen Heimat Amerika ein
Wohltäter der Armen. Vor ungefähr elf Jahren hat er ein Hospital fast
ausschließlich mit seinen Mitteln erstellt und sorgt seitdem als Präses des
Spitals, dem der Name Lebanon-Spital gegeben wurde, in unermüdlicher Arbeit
für die zeitgemäße Ausstattung desselben. Auch eine Synagoge (Sichron-Ephraim-Synagoge)
hat ihn zum Hauptgründer. Viele Wohltaten entziehen sich noch der
öffentlichen Kenntnis; denn er übt sie in reichste Maße im Stillen, wie es
die jüdische Lehre als besonders gottgefällig bezeichnet. Von seinen alten
Bekannten in Emmendingen wird Herr Weil als ein von Jugend auf mitleidiger
und gutmütiger Mensch geschildert. Er ist verheiratet; seine Frau stammt aus
Altdorf (Amt Ettenheim) und ist die Ehe mit Kindern gesegnet, an
denen das Elternpaar nur Freude erlebt. Herr Weil erfreut sich bei einem
Alter von 64 Jahren noch ziemlicher körperlicher Rüstigkeit. Möge ihm noch
ein recht langes glückliches Leben beschieden sein."
Weiterer Artikel zu Jonas Weil in der
Seite zu Emmendingen.
Die von Jonas Weil finanzierten Einrichtungen heute:
Park East Synagogue New York
(gegründet 1890 als Congregation Zichron Ephraim)
Auszeichnung des Großherzogs:
Synagogenratsvorsteher Isaak Lang in Altdorf erhält das Verdienstkreuz vom
Zähringer Löwen (1910)
Artikel in "Israelitisches Familienblatt" vom 28. Januar 1910: "Karlsruhe.
Der Großherzog hat an nachbenannten Personen in ihrer Eigenschaft als Beamte
der Landessynagoge folgende Orden und Ehrenzeichen verliehen: das
Ritterkreuz II. Klasse des Ordens vom Zähringer Löwen: dem Mitglied des
Synagogenrats, Kaufmann Josef Zimmern in
Mannheim, dem Vorsteher der
israelitischen Gemeinde, Hoflieferanten Julius Mayer in
(Baden-)Baden, den Mitgliedern der
israelitischen Gemeindevertretung Privatmann Israel Aberle und
Privatmann Wilhelm Nauen in
Mannheim; das Verdienstkreuz vom Zähringer Löwen: den
Synagogenratsvorstehern Isaak Lang in Altdorf, Nathan
Rothschild in Mosbach, Heinrich Weil
in Emmendingen, Elias Heim
in Müllheim und Mayer Dreyfuss
in Nonnenweier; die kleine goldene
Verdienstmedaille: den israelitischen Religionslehrern Samuel
Böttigheimer in Kehl und Alexander
Geismar in Konstanz; Die silberne
Verdienstmedaille: dem Kantor Abraham Schlössinger in
Billigheim."
Esther Guggenheim aus Altdorf feiert in Gailingen ihren 100. Geburtstag (1913)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 15.
August 1913: "Freiburg (Breisgau), 8. August (1913). Der 16.
Jahresbericht des Friedrichsheims (Asyl für israelitische Sieche und arme
Greise) in Gailingen ist soeben erschienen und konstatiert mit
Befriedigung, dass die Entwicklung des Friedrichsheims im abgelaufenen
Jahre wiederum als günstig bezeichnet werden darf. Es konnten alle an den
Vorstand herangetretenen Anforderungen befriedigt werden. Der Anstalt sind
neue Gönner gewonnen worden. Die Summe der regelmäßigen
Mitgliedsbeiträge ist von 10.508 Mark im Vorjahr auf 11.931 Mark
angewachsen. Ein seltenes Fest wurde am 14. April 1912 in der Anstalt
begangen: die Insassin Esther Guggenheim von Altdorf feierte ihren
100. Geburtstag. Seine Königliche Hoheit der Großherzog ließen der
Jubelgreisin eine Denkmünze und Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin
Luise gnädigst überreichen. Herr Dr. Heilbronn gratulierte in
Anwesenheit der Mitglieder des Lokalvorstandes namens des Vorstandes. Eine
Deputation der Gemeinde Altdorf unter Führung des Herrn Vorstehers
Isaak Lang überbrachte die Glückwünsche der Heimatgemeinde. Mit einem
Ständchen des Gesangvereins Eintracht fand die Feier ihren Abschluss. Die
Greisin erfreut sich nicht nur großer körperlicher Rüstigkeit, sondern
auch geradezu bewundernswerter geistiger Frische und Regsamkeit; ihr
Gedächtnis hat nicht Not gelitten, sie hat sich ein lebhaftes Interesse
für ihre Freunde und Bekannten, insbesondere auch für ihren Heimatort Altdorf
bewahrt. In der am 6. Juni 1912 zu Gailingen stattgehabten
satzungsgemäßen Generalversammlung wurden die ausscheidenden Mitglieder
des Gesamtvorstandes wiedergewählt. An Stelle des nach Heilbronn
verzogenen Herrn Hermann Brunner von Adelsheim
wurde Herr Vorsteher und Bezirksältester Karl Reis in Sennfeld
gewählt. Die seit der letzten Generalversammlung vom Vorstand
vorgenommenen Ersatzwahlen wurden bestätigt. Die vom Vorstand
vorgeschlagene Änderung einiger Bestimmungen der Satzungen wurde von der
Generalversammlung genehmigt. Anlässlich der Generalversammlung fand eine
eingehende Besichtigung der Anstalt statt. Sämtliche Anwesende waren von
dem tadellosen Stand der Anstalt voll befriedigt. Der Bericht verzeichnet
mit Dank die Namen der Spender, die in hochherziger Weise im verflossenen
Jahre der Anstalt Gaben zugewiesen
haben."
Artikel
in "Israelitisches Familienblatt" vom 4. August 1913: "Gailingen (Das
Friedrichsheim). ... Am 14. April 1912 feierte die Insassin des Asyls,
Esther Guggenheim aus Altdorf, ihren 100. Geburtstag..."
Ergänzung:
die in obigem Bericht genannte Esther Guggenheim ist am 16. Oktober 1913
im Friedrichsheim in Gailingen gestorben und auf dem dortigen Friedhof
beigesetzt worden. Links eine Seite aus dem Band 2 des Memorbuches von
Naftali Bar-Giora Bamberger: "Der jüdische Friedhof in
Gailingen" 1994 S. 335. Abgebildet ist eine Seite aus dem
Sterberegister der Gemeinde Guggenheim, auf dem der Tod der 101
Jahre alten Ester Guggenheim(er) bestätigt wird. Über die Herkunft von
Esther Guggenheim geb. Weil steht: "geboren zu Kippenheim,
Witwe, Tochter der verstorbenen, zuletzt in Altdorf wohnhaften Eheleute
des Handelsmannes Raphael Weil und Merla geborene Bloch"
(Bamberger liest: Sack).
Abgebildet ist auch der Grabstein von Esther Guggenheim im jüdischen
Friedhof in Gailingen mit einer Wiedergabe und Übersetzung der
Grabsteininschrift. Vgl. Ortssippenbuch Altdorf von Albert Köbele
und Hans Scheer. 1976. S. 620.
Verleihung Eiserne Kreuze für
jüdische Kriegsteilnehmer aus Altdorf (1915 / 1918) .
Mitteilung in "Israelitisches Familienblatt" vom 26. August 1915: "Eiserne
Kreuz.
Folgende Auszeichnungen und Beförderungen wurden jüdischen Kriegern nach
Mitteilungen, die uns in der letzten Woche zugingen, zuteil:
Das Eiserne Kreuz zweiter Klasse. Altdorf (Baden).
Unteroffizier Siegfried Wertheimer..."
Mitteilung in "Israelitisches Familienblatt" vom 14. März 1918: "Das
Eiserne Kreuz zweiter Klasse.
Altdorf in Baden. Gefreiter Simon Wertheimer, Gefreiter Eugen
Wertheimer, Söhne des Herrn Max Wertheimer..."
Von Familie
Wertheimer in Altdorf waren sechs Söhne im Ersten Weltkrieg Frontkämpfer (1926)
Aus einem Artikel in "Der Schild" vom 24. Januar 1926: "Diese
Liste ist zu ergänzen durch jene uns vorliegenden Meldungen, bei denen fünf
Brüder und mehr lediglich als Frontkämpfer ausgewiesen, nähere Angaben über
Verluste und so weiter uns jedoch nicht gemacht sind. Es sind dies: mit fünf Söhnen: Familie Wassermann (Ermreuth) und Familie Jakobsohn (Marwitz),
mit
sechs Söhnen: Familien Ephraimsohn (Strehlitz), Buchsbaum (Öhringen
-
Württemberg), Heymann (Gelsenkirchen), Wertheimer (Altdorf in Baden),
Stiefel (Birklar),"
Zum Tod von Gemeindevorsteher Isaak
Lang (1924)
Mitteilung in "Jüdisch-liberale Zeitung" vom 16. Mai 1924: "Altdorf
(Baden). Der langjährige Gemeindevorsteher Isaak Lang ist gestorben.
Er hat sein Amt 42 Jahre lang bekleidet."
Erinnerung an Emil Dreifuß,
Mitglied der Breisgau-Loge in Freiburg (geb. 1865 in Altdorf, gest. 1925 in
Freiburg)
Mitteilung in "Der Orden Bne Briss" 1926 Nr. 2: "190. Am 24.
Oktober 1925 Bruder Emil Dreifuß, Mitglied der Breisgau-Loge,
Freiburg, seit 23. März 1919, geboren 10. Dezember 1865 in Altdorf."
Anzeige in "Der Israelit" vom 19. März 1900: "Gesucht
ein starker Junge, welcher Lust hat Bäckerei und Feinbäckerei
gründlich zu erlernen. Braucht kein Brot zu tragen. Schabbos und Jomtof (Feiertag)
geschlossen bei
A. Löwenstein, Altdorf, Baden."
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Mai 1901: "Ein
fleißiger, jüdischer Bäckergeselle findet sofort dauernde
Beschäftigung. Schabbat und Feiertag geschlossen.
A. Löwenstein, Altdorf, Baden."
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. August
1901: "Bäcker-Gesuch. Ein in der badischen Bäckerei gewandter, fleißiger Bursche kann
sofort eintreten. Schabbat und Feiertage geschlossen.
A. Löwenstein,
Altdorf, Baden."
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. August 1902: "Bäckerlehrling.
Ein braver Junge findet sehr günstig Lehrstelle. Schabbos und
Jomtof (= Feiertag) geschlossen. Abraham Löwenstein, Bäckerei und Konditorei, Altdorf bei
Ettenheim, Baden."
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 9. Juli 1903: "Bäckergesuch.
Ein in der badischen Bäckerei bewanderter Bursche findet angenehme
Stellung.
A. Löwenstein, Bäckerei Altdorf, Station Orschweier,
Baden."
Anzeige
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 5. Mai 1905:
"Bäcker und Feinbäcker-Lehrling
gesucht unter äußerst
günstigen Bedingungen. Kein Brottragen, Schabbes und Jontef (Feiertag)
geschlossen. A. Löwenstein, Altdorf, Station Orschweier in
Baden."
Verlobungsanzeige von Fanny Levy
und Adolf Meier (1902)
Anzeige in "Israelitisches Familienblatt" vom 10. Juni 1902: "Als
Verlobte empfehlen sich Fanny Levy - Adolf Meier
Altdorf - Freiburg im
Breisgau - Kassel. "
Todesanzeige für Jacob Dreifuß
(1925)
Anzeige in "Israelitisches Familienblatt" vom 26. November 1925:
"Am 22. November entschlief nach kurzer Krankheit mein lieber Mann,
unser guter Vater, Schwiegervater und Großvater Jacob Dreifuß Altdorf in Baden
im 71. Lebensjahre.
Frau Jeanette Dreifuß geb. Bernheimer
Alfred Dreifuß und Frau Alice geb. Brock Oberlehrer Heinrich Kaufmann und Frau Sophie geb. Dreifuß
Fritz Dreifuß. Altdorf in Baden, den 23. November 1925, Berlin, Freiburg in Baden."
Hochzeitsanzeige von Herbert
Wertheimer und Kläre geb. Sandler (1937)
Anzeige in Jüdische Rundschau" vom 3. August 1937: "Wir
haben geheiratet! Herbert Wertheimer Kläre Wertheimer geb. Sandler
Altdorf in Baden - Königsberg in Ostpreußen.
Auf Hachscharah Regensburg,
Weißenburgstraße 31 28. Juli 1937."
Todesanzeige für Alfred Dreifuß
(1937)
Traueranzeige in "Jüdische Rundschau" vom 13. August 1937: "Am
Mittwoch, den 11. August 1937, verschied plötzlich und unerwartet infolge
eines Herzschlages mein geliebter Mann, unser treusorgender Vater, Bruder,
Schwiegersohn, Schwager, Onkel und Vetter, Herr Alfred Dreifuss
im 55. Lebensjahre. Im Namen der trauernden Hinterbliebenen
Alice Dreifuss geb. Brock
Edgar, Marion, Gerhart.
Berlin-Grunewald, Taubertstr. 6/8, den 12. August 1937
Freiburg i.Br.
Altdorf in Baden.
Die Beisetzung findet am Sonntag, dem 15. August 1937, 11 Uhr, von der Neuen
Halle des Friedhofes Weißensee aus statt."
Suchanzeige nach den nach
Nordamerika ausgewanderten Flora Weiß und Berta Weiß aus Altdorf (1938)
Suchanzeige in "Jüdische Rundschau" vom 31. Mai 1938:
"Versprengt in der Welt.
Die Jüdische Rundschau hilft Adressen suchen (Unter dieser Rubrik
veröffentlichen wir Anfragen aus unserem Leserkreise betreffend den Verbleib
vermisster Freunde. Diejenigen Leser, die über die Gesuchten Auskunft geben
können, werden um Mitteilung ersucht.) ...
Nr. 385 Flora Weiß aus Altdorf (Baden), vor ca. 25 bis 30
Jahren nach Nordamerika ausgewandert; Berta Weiß aus Altdorf, seit
ca. 30 Jahren in Amerika, werden gesucht von Frau Sofie Cohen, Karlsruhe,
Georg-Friedrich-Straße 2."
Eine erste Synagoge
unbekannten Alters – vermutlich aus dem 18. Jahrhundert – war 1846 in einem
baufälligen Zustand. Sie wurde von einem Altdorf besichtigenden Beamten des
Oberamts als "Bretterhütte", als "baufällig und für die Gemeinde zu klein"
beschrieben. Diesem Befund stimmte auch die jüdische Gemeinde zu, da sie in
einem Brief an das Bezirksamt Ettenheim im selben Jahr schrieb: "Wir brauchen
sehr nötig eine Synagoge, da die unsrige alt, baufällig und aber hauptsächlich,
da dieselbe, besonders an Festtagen, die Zahl der Betenden nicht mehr zu fassen
vermag." Über das Aussehen und die Größe dieser alten Synagoge ist nichts
bekannt. Sie stand vermutlich unweit der späteren Synagoge an der heutigen
Eugen-Lacroix-Strasse (früher Wallburger Straße; ein Teil davon im Volksmund
auch "Judenschulweg" genannt).
Bereits 1841 hatte die Gemeinde den Bau einer neuen
Synagoge beschlossen und hierfür eine Baukommission eingesetzt.
Gleichzeitig wurde mit der Sammlung von Beiträgen zu einem Baufonds begonnen.
Allerdings sollten bis zum Bau der Synagoge noch 25 Jahre vergehen. Die der
badischen Revolution 1848/49 vorausgehenden Teuerungszeiten machten eine
Finanzierung durch die nicht gerade wohlhabende Gemeinde zunächst unmöglich.
Die für den Bau angesammelten Gelder mussten teilweise für andere Aufgaben
ausgegeben werden. Noch 1855 wird von Armut und Not in der israelitischen
Gemeinde berichtet. Andererseits wurden die Klagen über den schlechten Zustand
der alten Synagogen immer lauter. Mitte der 1860er-Jahre war es dann endlich so
weit. Am 19. September 1866 konnte der Vorstand der israelitischen Gemeinde
Altdorf dem Bezirksamt Ettenheim die Pläne und Kostenvoranschläge für den
Neubau einer Synagoge zur Prüfung vorlegen. Die Bauinspektion hatte nichts zu
beanstanden. Nicht ganz klar ist, welcher Architekt die Baupläne zeichnete. Möglicherweise
war es der Freiburger Synagogenarchitekt Jakob Schneider, der wenige Jahre zuvor
die Baupläne der zur Altdorfer Synagoge sehr ähnlichen Synagoge in Rust
entworfen hatte (1856/57 erbaut). Nachdem in Altdorf wohl noch im Herbst 1866
die Fundamente der Synagoge ausgenommen werden konnten, ist der Bau im Laufe des
Jahres 1867 erstellt und am 21. Februar 1868 eingeweiht worden. Der Bühler
Rabbiner nahm die Einweihung vor.
Die alte Synagoge kommt in
Privatbesitz (1869)
Artikel
in der "Karlsruher Zeitung" vom 3. Januar 1870:
"Ettenheim. Die Jakob Lang Wtb. (Witwe) von Altdorf
hat nach ihrer Angabe die alte Synagoge daselbst, einerseits sie selbst,
anderseits Babette Weil und Samuel Dreifuß, gekauft und werden auf deren
Antrag alle diejenigen, welche an dieser Liegenschaft dingliche Rechte oder
lehenrechtliche oder fideikommissarische Ansprüche haben, oder zu haben
glauben, aufgefordert, solch binnen 2 Monaten dahier geltend zu
machen, widrigens sie dem neuen Erwerber gegenüber für erloschen erklärt
würden. Ettenheim, den 24. Dezember 1869.
Großherzoglich badisches Amtsgericht. Schrempp.
Wolpert. "
Die 1868 eingeweihte Synagoge war in der Grundfläche (Außenmaß) 19 m
lang, 10,20 m breit und 13,60 m hoch. Sie wurde in "maurischem" beziehungsweise
neuislamischem Stil erbaut. Charakteristisch war das dreiteilige Portal mit drei
großen Hufeisenbögen. Auch sämtliche Fenster am Giebel und an den Seiten des
Gebäudes zeigten Hufeisenbögen. An den Längsseiten gab es auf jedem Stock
jeweils zwei Zwillingsfenster. Auf der Giebelspitze der Eingangsfassade standen
die beiden Gebotstafeln. Über den Bögen des Eingangs fanden sich folgenden
Inschriften (in hebräisch). Linker Bogen: "Gepflanzt im Hause des Herrn
sprossen sie auf in den Vorhöfen Gottes" (Psalm 92,14); mittlerer Bogen: "Dies
ist das Tor zum Ewigen, Gerechte ziehen durch es hinein" (Psalm 118,20); rechter
Bogen: "Wie lieblich sind deine Wohnungen, Ewiger der Heerscharen" (Psalm 84,2).
Die Synagoge in Altdorf blieb gottesdienstliches Zentrum
der Gemeinde bis 1938. Als seit Mitte des 1920er-Jahren die Gemeinden in
Altdorf, Ettenheim und Rust
durch Aus- und Abwanderung immer kleiner geworden waren, fanden regelmäßige
Gottesdienste nur noch in Altdorf statt. Die jüdischen Männer aus Ettenheim
und Rust kamen nach Altdorf, um wenigstens hier den Minjan zu sichern. Vor allem
im Winter wurden die Gottesdienst nicht mehr wie früher im unteren
Synagogenraum gefeiert. Weil es schwierig war, diesen großen Raum zu beheizen,
kamen die Männer in einem der beiden oberen kleinen Räume, die sich unter dem
Dach befanden, zusammen zum gemeinsamen Gottesdienst.
Beim Pogrom im November 1938 kamen am Mittag des 10.
November SA-Männer und weitere NS-Parteiangehörige nach der Demolierung der jüdischen
Häuser und der Synagoge in Ettenheim nach
Altdorf. Auch hier demolierten sie unter Beteiligung von Altdorfer Parteiangehörigen
jüdische Häuser, warfen deren Fensterscheiben ein und zerschlugen mit Äxten
und Prügeln die Inneneinrichtungen. In der Synagoge wurde die Inneneinrichtung
zerschlagen. Die steinernen Gebotstafeln wurden vom Giebel in den Vorhof gestoßen
und dadurch zerstört. Ein angesehener Ettenheimer Bürger stand während dieser
Zeit vor der Synagoge und äffte einen jüdischen Vorbeter beim Gottesdienst
nach. Er hatte sich Toilettenpapier als Gebetsschal umgehängt, hielt ein hebräisches
Gebetbuch in der Hand und zitierte Spott- und Hetzparolen gegen Juden.
Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Synagogengebäude
als Gefangenenlager und für sonstige militärische Zwecke verwendet. Am 26.
Februar 1941 kaufte die politische Gemeinde das Synagogengrundstück.
Nach
1945
wurde es von den Alliierten beschlagnahmt und der jüdischen Vermögensverwaltung
JRSO übergeben. Diese übertrug es der Israelitischen Landesgemeinde Südbaden,
von der es mit Vertrag vom 30. April 1952 wieder an die politische Gemeinde
Altdorf verkauft wurde. Seit 1950 war das Gebäude an einen örtlichen
Zigarrenfabrikant vermietet gewesen. Im Oktober 1952 begann die Gemeinde Altdorf
mit dem Um- und Ausbau der ehemaligen Synagoge zu einem Fabrikgebäude. Die
charakteristischen Fenster verschwanden und wurden durch rechteckige Fabrikfenster
ersetzt. Der linke und rechte Eingang wurde zugemauert und der mittlere vergrößert.
Die Portalinschriften wurden abgeschlagen. Auf Emporenhöhe wurde im Inneren
eine Zwischendecke eingezogen. Seit dem 1. März 1953 war das Gebäude an eine
Chemische Fabrik vermietet. 1970 verkaufte die Gemeinde Altdorf das Gebäude
an einen örtlichen Gewerbebetrieb. 1962 sollte auf Wunsch des Israelitischen
Oberrates Karlsruhe eine Gedenktafel angebracht werden, doch wurde dies vom
Gemeinderat abgelehnt. Erst 1998 wurde eine Hinweistafel angebracht.
Seit 1998/99 wird die ehemalige Synagoge als "Kunsthalle
Altdorf" genutzt. Ein Künstlerehepaar (Isolde Wawrin und Yoshuyuki
Kakedo) hatte das Gebäude damals erworben
und in Eigenarbeit in den folgenden Jahren Stück um Stück umgebaut. Im
Erdgeschoss wurde eine Ausstellungshalle eingerichtet, darüber ein Atelier und
eine Wohnung. Seit 2000/01 finden regelmäßig Ausstellungen in der
"Kunsthalle Altdorf" statt.
2018 wurde - einige Monate nach dem Tod
von Künstler Kakedo - ein "Förderverein ehemalige Synagoge heute Kunsthalle
Altdorf" mit dem Ziel gestartet, das denkmalgeschützte Gebäude zu erhalten.
2019 wurde die Sanierung der Außenfassade des denkmalgeschützten Gebäudes in
Angriff genommen. Seit Sommer 2020 hängt nun auch eine Plakette der
Denkmalstiftung Baden-Württemberg neben dem Eingang. 'Bürger retten Denkmale',
verkündet die Tafel. 90.000 Euro haben die Denkmalstiftung, die Stadt Ettenheim,
die Regionalstiftung der Sparkassen und eine Reihe privater Spender aufgebracht,
der Förderverein hat sich in mehreren Arbeitseinsätzen tatkräftig eingebracht,
um die Sanierung durchführen zu können.
Links: Plan von Altdorf mit Eintragungen der ehemaligen jüdischen
Einrichtungen:
Synagoge (am unteren Rand), Judenschule und Bad (Mikwe)
Fotos
Historische Fotos: (Quelle der Fotos: aus dem Buch Schicksal und Geschichte der
jüdischen Gemeinden (s. Lit.) S. 100.101.285.294.295; die Fotos von 1938 sind
von Hanna Meyer-Moses)
Historische Ansichtskarte aus
Altdorf von 1899
Die ehemalige Synagoge
vor
1938
Das Eingangsportal der
Synagoge mit
den drei großen Hufeisenbögen
Die Männer der jüdischen
Gemeinden
Altdorf und Ettenheim (1938)
Die Frauen der jüdischen
Gemeinden
Altdorf und Ettenheim (1938)
Fotos nach 1945/Gegenwart:
Fotos um 1985: (Fotos: Hahn)
Die ehemalige Synagoge von
Westen gesehen
Seitenansicht
(Nordseite)
Seitenansicht
(Nordseite)
Seitenansicht
(Südseite)
Blick von Osten - im Putz des
Erdgeschosses sind noch Spuren des
Toraschreines zu sehen
Ältere Berichte
2005/2008:
Bericht über Veranstaltungen zum "Europäischen Tag
der jüdischen Kultur" am 4.9.2005 aus dem "Ettenheimer
Stadtanzeiger" vom 8.9.2005:
hier
anklicken
Bericht über einen Vortrag von Rivka
Hollaender über "Jüdische Speisevorschriften" aus der Badischen
Zeitung vom 6.9.2005:
hier
anklicken
Bericht über Aktivitäten in 2008 in der "Altdorfer
Kunsthalle" - ehemaligen Synagoge aus der Badischen Zeitung vom
2.12.2008: hier
anklicken (pdf-Datei).
September 2011:
Veranstaltung am "Tag der Europäischen jüdischen
Kultur" am 4. September 2011:
Ehemalige jüdische Bürger im Film
Ettenheim (rkr). "Les fantômes de Kippenheim" ist der Titel des 50-Minuten-Dokumentarfilmes von Evelyn Dreyfus aus Paris über den Besuch der ehemaligen jüdischen Bürger auf Einladung der Gemeinde Kippenheim im Ort ihrer Kindheit im September 2003. Neben vielen Kippenheimer Bürgern, die an der Begegnung teilnahmen, sind auch
"Poldi" Auerbacher, Inge Auerbacher, Günter Karger, Hedy Wachenheimer-Epstein und Kurt Maier in ausführlichen Einzelinterviews zu sehen. Der Film wird erstmals in Deutschland anlässlich des Europäischen Tages der jüdischen Kultur am 4. September um 16 Uhr in der Kunsthalle (ehemalige Synagoge) in Altdorf in Anwesenheit der Filmemacherin gezeigt. Als weiteres Programm bietet der Deutsch – Israelische Arbeitskreis in der Kunsthalle um 15:30 Uhr eine Lesung mit Susanne Bruckner und um 17:15 Uhr ein Gitarrenkonzert an. Die ehemalige Altdorfer Synagoge und heutige Kunsthalle ist von 11 Uhr bis 15:30 Uhr für jedermann zugänglich. Der Eintritt zu allen Angeboten ist frei.
Artikel von Robert Ullmann in der
"Badischen Zeitung" vom 6. September 2011 über die
Veranstaltung am "Europäischen Tag der Jüdischen Kultur":
"Film-Doku: Kippenheim, du Paradies. Ein Film dokumentiert das
Wiedersehen ehemaliger Kippenheimer mit ihrer verlorenen Heimat"
(Link
zum Artikel; auch als
pdf-Datei eingestellt.
Mai 2018:
Gründung eines "Fördervereins
ehemalige Synagoge heute Kunsthalle Altdorf"
Artikel von Sandra Decoux-Kone
in der "Lahrer Zeitung" vom 23. Mai 2018: "Ettenheim. Schon 42
Unterstützer dabei
Mit insgesamt 16 Mitgliedern ist der "Förderverein ehemalige Synagoge heute
Kunsthalle Altdorf" mit dem Ziel gestartet, das denkmalgeschützte Gebäude im
Ortskern zu erhalten. Kurz nach der Gründung zählt der Verein bereits 42
Mitglieder.
Altdorf. Der Satzungszweck soll insbesondere durch die Erhaltung des
denkmalgeschützten Gebäudes und zur Nutzung als kulturelle Begegnungsstätte
verwirklicht werden. Das Ziel sind Kooperationen mit Bildungseinrichtungen,
staatlichen und kommunalen Behörden, privaten und öffentlichen
Körperschaften und Personen. Initiative ging von Robert Krais aus. Die ehemalige Synagoge befindet
sich seit 20 Jahren im Eigentum der Künstler Isolde Wawrin und Yoshyuki
Kakedo, die aus dem leer stehenden ehemaligen Fabrikgebäude, eine
Kunsthalle, Galerie und Wohnung geschaffen haben. Nach dem Tod von Kakedo im
vergangenen Jahr stellte sich die Frage, wie dieses Kulturgut in Zukunft
auch für die Öffentlichkeit erhalten bleiben kann. Auf Initiative von Robert
Krais vom deutsch-israelischen Arbeitskreis Südlicher Oberrhein reifte die
Überlegung, einen Förderverein zu gründen. Bei der Gründungsversammlung
wurde Markus Vögele zum Vorsitzenden gewählt. Seine Stellvertreterin ist
Dagmar Abt aus Altdorf. Das Amt des Schriftführers übernimmt Heike Geppert
und das des Rechners Michael Biehler. Die Kasse wird von Wolfgang Spengler
und Sabine Hebding-Geiger geprüft. Als Beisitzer fungieren Rudolf Edelmann
und Marion Fleig.
Rund 70.000 Euro werden für die dringend notwendige Renovierung der Fassade
am Gebäude veranschlagt. Der Verein hofft auf entsprechende Gelder von der
Denkmalstiftung des Landes-Baden-Württemberg. Ein entsprechender Antrag wird
jetzt gestellt, betont Michael Biehler. Der Mitgliedsbeitrag beläuft sich
auf zwölf Euro im Jahr. Durch entsprechende Öffentlichkeitsarbeit – vor
allem auf dem Altdorfer Dorffest – konnte der neu gegründete Verein seine
Mitgliederzahl mittlerweile bereits auf 42 erhöhen. Der Förderverein der
Synagoge hat sich der Förderung des Denkmalschutzes und der Denkmalpflege,
der Erziehung und Volksbildung der Heimatpflege und Heimatkunde sowie die
Förderung von Kunst und Kultur auf die Fahne geschrieben."
Link zum Artikel
Juni 2018:
Die Stadt bezuschusst die
Außenrenovierung des Synagogengebäudes
Artikel von Klaus Schade in der
"Lahrer Zeitung" vom 29. Juni 2018: "Ettenheim 90.000 Euro für alte
Synagoge
Ettenheim. Für die von vielen Seiten vorgeschlagene und geplante
Außenrenovierung der Altdorfer Synagoge kann der inzwischen gegründete
Förderverein auf einen städtischen Zuschuss in Höhe von 25.000 Euro bauen.
Das beschloss der Gemeinderat am Dienstag dieser Woche auf entsprechenden
Vorschlag der Verwaltung einstimmig.
Im Rahmen einer Bürgerwerkstatt und bei verschiedenen anderen Anlässen war
der Wunsch geäußert worden, die Synagoge in der Eugen-Lacroix-Straße mehr
ins Bewusstsein zu rücken und verstärkt öffentlich zu nutzen. Mit dieser
Zielsetzung hat sich dann auch der Förderverein gegründet. In einer ersten
großen Maßnahme ist die Außenrenovierung vorgesehen – mit Entfernen des
alten, -- und Aufbringen eines neuen Putzes. Zudem soll die Außenanlage zur
Eugen-Lacroix-Straße verbessert werden.
Die Gesamtkosten für diese Maßnahmen belaufen sich auf 90.000 Euro. Ein
Antrag an die Denkmalstiftung Baden-Württemberg wird gestellt. Darüber
hinaus sollen Gelder über Stiftungen und Spenden sowie Eigenleistungen
eingesetzt werden. Von der Stadt, so erläuterte Bürgermeister Bruno Metz dem
Gemeinderat, wird ein Zuschuss von 25.000 Euro erbeten – ein Ansinnen, das
er voll und ganz unterstütze. Die Stadt sieht in der geplanten Maßnahme eine
Verbesserung der optischen Situation und eine nachhaltige Instandhaltung des
Gebäudes. Bernd Billharz (SPD) wies darauf hin, dass es sich hier nicht um
ein 'Privatgebäude, sondern ein historisches Gebäude in Privatbesitz'
handle. Deshalb sei eine Kostenbeteiligung der Stadt absolut gerechtfertigt.
Auch Thomas Breyer-Mayländer (CDU) sah in der Unterstützung der Stadt "ein
wichtiges Signal" zur Erhaltung dieses Kulturgutes. 'Hier ist Geschichte
greifbar', ergänzte Beate Konstanzer (SPD)."
Link zum Artikel
November 2018:
Über den Synagogenprozess gegen
die Ettenheimer und Altdorfer
Synagogenschänder
Artikel von Markus Vögele in der
"Badischen Zeitung" vom 10. November 2018: "Der Prozess um die
Synagogenschänder
ETTENHEIM/OFFENBURG. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938
wurden auch die jüdischen Mitmenschen in Ettenheim zur Zielscheibe der
Nationalsozialisten, deren Rassenhass sich auf offener Straße durch
Zerstörung der jüdischen Anwesen und Misshandlung der jüdischen Mitbürger
entlud. Die Täter der Ettenheimer Reichspogromnacht mussten sich zehn Jahre
nach Schändung und Brandschatzung jüdischer Einrichtungen 1948 im
sogenannten Synagogenprozess verantworten. Zehn Jahre nach den Ereignissen
der Reichspogromnacht 1938 in Ettenheim standen die Urheber des
Judenpogroms, darunter ehemalige Funktionäre von NSDAP, SA und SS sowie
Mitläufer wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit unter Anklage. Nach
viertägiger Verhandlung verurteilte sie das Schwurgericht in Offenburg am
24. Oktober 1948 zu mehreren Jahren Haftstrafe, die sie im
Internierungslager Lahr-Dinglingen verbüßten. 'Ich habe damals aus Angst
lange Zeit nicht schlafen können', erinnert sich Martha H. heute an den
damaligen Synagogenprozess vor dem Schwurgericht in Offenburg, in dem sich
die Täter der Ettenheimer Reichspogromnacht verantworten mussten und sie als
Zeugin der Ereignisse des 10. November 1938 aussagte. Der 9. November 1938. Wie in jedem Jahr, so zelebrierten die
Nationalsozialisten auch am 9. November 1938 den Hitler-Putsch von 1923. Die
Ereignisse wurden übertönt durch den angeblich 'feigen Mord an einem
deutschen Diplomaten [Ernst vom Rath, Anm. d. V.] durch einen Juden', wie es
die nationalsozialistische Propaganda verlauten ließ. Noch in derselben
Nacht sollten die Juden den deutschen Volkszorn zu spüren bekommen. Die
antisemitische Hetzrede Joseph Goebbels im Alten Rathaus in München setzte
eine Befehlskette in Gang, die Parteimitglieder, SA, SS, Polizei und
Sicherheitsdienst mobil machte. Auch Ettenheim wurde Schauplatz von
'Verbrechen gegen die Menschlichkeit', wie Landgerichtspräsident Adolf von
Hofer im Ettenheimer Synagogenprozess zehn Jahre später die Ereignisse
verurteilte. Ettenheim, 10. November 1938. Zwischen 6 und 7 Uhr erhielt der
Bürgermeister und Ortsgruppenleiter von Ettenheim Eduard Seitz (1895-1977)
einen Anruf von Kreisleiter Richard Burk aus Lahr, der ihm den Auftrag
erteilte, alle männlichen Juden von der SS in Schutzhaft nehmen zu lassen
und antisemitische Kundgebungen durchzuführen. 'Etwa um 7 Uhr morgens bin
ich von drei SS-Männern in meiner Wohnung verhaftet worden. Einer von ihnen
benahm sich sehr roh und schlug meiner Frau ins Gesicht. Ich wurde dann in
den Ortsarrest verbracht, wo die anderen nichtarischen Einwohner von
Ettenheim schon verbracht worden waren', schildert der jüdische Rechtsanwalt
und Holocaustüberlebende Albert Strupp im Jahr 1947 den Tathergang gegenüber
der Staatsanwaltschaft Offenburg, die erst durch das Opfer Strupp von den
Verbrechen in Ettenheim erfahren hat. Unmittelbar nach der Verhaftung der
jüdischen Mitbürger und nachdem Bürgermeister Seitz die Volksschule, die
Oberrealschule sowie die Stuhlfabrik Stoelcker auf telefonischem Weg zur
Teilnahme an der Demonstration gegen die Juden aufforderte, verließen die
Lehrer und Schüler sowie die mit Stuhlbeinen bewaffneten Arbeiter der
Holzindustrie die Einrichtungen, um sich auf dem Rathausplatz zu versammeln.
Während Seitz eine Rede hielt und die versammelte Menge aufforderte, gegen
die Ermordungen der Nationalsozialisten Wilhelm Gustloffs und Ernst vom
Raths zu protestieren, wurden die Scheiben des neben dem Rathaus ansässigen
jüdischen Textilgeschäfts Forsch eingeworfen und die Waren auf den
Rathausplatz geworfen. Daraufhin bildete sich ein Zug von Demonstranten, der
durch die Ettenheimer Innenstadt in Richtung der Anwesen weiterer jüdischer
Mitbürger marschierte. Junge Burschen drangen in die Synagoge ein,
zertrümmerten das Inventar und warfen einen Großteil dessen in den Hof.
Darunter auch Kultgegenstände wie die Thorarollen. Die Menge wütet in Altdorf. Nach den systematischen Demolierungen und
Plünderungen der Wohnungen, Häuser und Geschäfte der jüdischen Familien
sowie der Entwürdigung der Synagoge, zog die wütende Menge weiter nach
Altdorf, wo sie auch die dortigen Anwesen der jüdischen Familien
demolierten. Mit Stangen wurden die Zehn Gebote, die außerhalb der Synagoge
über dem Eingang angebracht waren, herabgestoßen und zertrümmert. Sämtliche
Bänke innerhalb der Synagoge wurden zerstört, Fensterscheiben und Spiegel
eingeschlagen, Lebensmittel, Kleider und Matratzen auf die Straße geworfen
und aufgeschlitzt. 'Als die dortigen Juden alle beisammen auf dem Rathaus
waren, ließ SS-Sturmführer Karl Friedrich Rieflin diese antreten und fragte
sie nach ihrem Beruf. Wie ich beobachtet habe, hat Rieflin hierbei ab und zu
einem Juden auf die Backen geschlagen', berichtet 1947 der SS-Führer Otto H.
gegenüber der Gendarmerie in Ettenheim, die infolge der Aussage Strupps die
Ermittlungen aufgenommen und das Verfahren wegen Verbrechens gegen die
Menschlichkeit eröffnet hat. Juden wurden misshandelt. 'Von Rieflin erhielt den Auftrag, die in
Altdorf versammelten Juden nach Kippenheim
zu verbringen. Als ich dann mit etwa 20 bis 25 jüdischen Männern aus Altdorf
nach Kippenheim auf den Mahlberger
Buck kam, standen dort links und rechts der Straße mehrere jüngere Burschen,
die die Juden sofort mit Steinen und Straßendreck, auch mit Kuhdreck,
bewarfen', so der SS-Führer Otto H. weiter. 'In
Kippenheim wurden den Juden von den
anwesenden jungen Burschen die Hüte von den Köpfen gerissen und mit Dreck
und Wasser gefüllt, und danach den Juden wieder auf den Kopf gesetzt', so
dieser Zeuge weiter. 'In Lahr wurden wir in
der damaligen Luftschutzschule untergebracht und in der Nacht noch ins
Konzentrationslager nach Dachau verfrachtet', beschreibt Albert Strupp im
Mai 1947 weiter den Tathergang gegenüber der Staatsanwaltschaft Offenburg.
Diese hat im Zuge ihrer Ermittlungen weitere Zeugen vernommen und Anklage
erhoben gegen die Urheber der Judenpogrome in
Ettenheim, Altdorf und
Kippenheim. Am Mittwoch, 21. Oktober
1947, begann vor dem Schwurgericht Offenburg in der Ritterstraße, wo sich
heute das Museum befindet, der Prozess gegen die Hauptaktivisten, darunter
ehemalige Funktionäre der SA, SS, NSDAP und einige Mitläufer, die sich wegen
Verbrechens gegen die Menschlichkeit in Tateinheit mit einfachem und
schwerem Landfriedensbruch, schwerem Hausfriedensbruch sowie Aufreizung zum
Rassenhass verantworten mussten. Nach der Vernehmung der Angeklagten wurden
für den zweiten Verhandlungstag 35 Be- und Entlastungszeugen geladen. Offenburg, 21. Oktober 1948. 'Ich habe gezittert am ganzen Leib',
gesteht die damals 22-jährige Martha D. heute, wie sie am zweiten
Verhandlungstag um 10.30 Uhr in den Zeugenstand gerufen wurde. 'In Altdorf
hat mir jemand eine Kasse voller Geld, die aus der Altdorfer Synagoge
entwendet wurde, in die Hand gedrückt, die ich dann im alten Rathaus
abgegeben habe. Jemand hat mich mit der Kasse in der Hand gesehen und
angezeigt, diese gestohlen zu haben', beantwortet Martha D. die Frage nach
dem Grund ihrer Vorladung. An den vollen Gerichtssaal erinnere sie sich noch
genau. 'Auf der rechten Seite ist eine Tribüne gewesen, wo die Angeklagten
gesessen sind. Neben mir saßen die Frau des Rechtsanwalts Strupp und weitere
Zeugen. Dahinter die Zuschauer', sagt Martha D., die in Begleitung ihres
Vaters vor Gericht erschien. 'Dann wurde ich ins Kreuzverhör genommen', so
die Zeugin weiter. 'Jetzt reicht’s', zitiert Martha D. ihren Vater, der dem
Verhör ein Ende setzen wollte. 'Die sind ganz scharf gewesen. Die waren auch
knallhart gegenüber den Angeklagten', beschreibt Martha D. die Anwälte. Der
Einzige, der seine Taten zugegeben habe, sei der Zeuge Franz W. gewesen, der
das Innere der jüdischen Metzgerei Lion zusammengeschlagen habe. Alle
anderen hätten ihre Taten abgestritten, resümiert Martha D. die Aussagen der
weiteren Zeugen, die ihrer Erinnerung zufolge nur wenig von sich preisgaben.
Auch Eduard Seitz, der in der unteren Reihe der Anklagebank gesessen sei,
habe sich ruhig verhalten und sich kaum geäußert, so die Zeugin, die nach
ihrer Vernehmung unvereidigt blieb und entlassen wurde. 24. Oktober 1947. Nachdem am Freitag die Zeugenvernehmung
abgeschlossen wurde, erhielten im Anschluss die Staatsanwaltschaft,
vertreten durch Staatsanwalt Dr. Nägele, und die Verteidiger zu ihren
Ausführungen das Wort. Die Anklagevertreter, die zwei Entscheidungen in das
Ermessen des Gerichts stellte, beantragte elf Haftstrafen und einen
Freispruch. Die Verteidiger, die ebenfalls eine Entscheidung in das Ermessen
des Gerichts stellten, beantragten für ihre Mandanten elf Freisprüche, die
Mindeststrafe, eine milde Strafe, die Einstellung des Verfahrens und die
Aufhebung des Haftbefehls. Am Samstag, dem vierten Verhandlungstag,
verkündete Landgerichtspräsident von Hofer das Urteil. Wegen Verbrechens
gegen die Menschlichkeit in Tateinheit mit Landfriedensbruch, Aufreizung zum
Klassenhass, schwerem Hausfriedensbruch, Freiheitsberaubung und
Körperverletzung verurteilte das Gericht elf Angeklagte zu Haftstrafen von
zwei Jahren bis zu drei Monaten. Der ehemalige Ettenheimer Bürgermeister und
Ortsgruppenleiter Eduard Seitz, der dem Gericht zufolge schon bei seiner
Ansprache hätte erkennen müssen, dass die Anwesenden zu Ausschreitungen
bereit waren und er darauf zur Ruhe hätte mahnen müssen, erhielt zwei Jahre
Gefängnis, der ehemalige SS-Führer Otto H. vier Wochen und Franz W. drei
Monate Gefängnis. Drei Angeklagte wurden freigesprochen. In der Begründung
sagte das Gericht, dass es sich um unmenschliche Handlungen handle, die
jeder rechtlich denkende Mensch ablehnen müsse."
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Januar 2019:
Lob für den Synagogenverein
Artikel in der "Lahrer Zeitung"
vom 29. Januar 2019: "Ettenheim Lob für Synagogen-Förderverein.
Altdorf (red/fx). Der SPD-Bundestagsabgeordnete Johannes Fechner hat
gemeinsam mit der Repräsentantin des Staates Israel, Maren Steege, sowie
Bürgermeister Bruno Metz und Ortsvorsteher Michael Biehler den Förderverein
der ehemaligen Altdorfer Synagoge besucht. "Es ist großartig, mit welchem
Engagement die Eigentümerin Isolde Wawrin und vor allem der Förderverein zu
Werke gehen", lobte Fechner die Initiative. Metz verwies darauf, dass die
Stadt Ettenheim den Förderverein nach besten Kräften unterstütze, etwa mit
einem Zuschuss von 25.000 Euro zur Renovierung der Außenfassade. Steege
lobte, dass gerade für junge Leute die Geschichte lebendig gehalten werde.
Die deutsch-israelischen Beziehungen müssten auf die Zukunft eines
freundschaftlichen Miteinanders ausgerichtet sein, wozu die Altdorfer
Initiative ein hervorragendes Beispiel sei. Fechner sagte weitere
Unterstützung zu. Er wolle sich um weitere Zuschussmöglichkeiten bemühen.
Derzeit hat der Förderverein schon 63 Mitglieder. Dass die Synagoge eine
Bereicherung für die Dorfgemeinschaft ist, bestätigte Ortsvorsteher Biehler:
Veranstaltungen wie der Altdorfer Neujahrsempfang zeigten, dass die
Räumlichkeiten gut angenommen würden.
Der Förderverein möchte nun die noch fehlenden 45.000 Euro für die
Erneuerung der Fassade sammeln. Die sei dringend nötig, wie der Vorsitzende
Markus Vögele betonte. Spenden seien willkommen."
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Weiterer Artikel in regiotrends.de vom 28. Januar 2019: "Ettenheim-Altdorf.
SPD-Bundestagsabgeordneter Fechner besuchte die ehemalige Synagoge in
Ettenheim-Altdorf - Lob für Engagement des Fördervereins ausgesprochen..."
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Juni 2019:
Die Außenrenovierung beginnt
Artikel von Erika Sieberts in
der "Badischen Zeitung" vom 11. Juni 2019: "Die Kunsthalle Altdorf erhält
eine neue Fassade.
Ettenheim. Die Arbeiten an der ehemalige Synagoge sollen in dieser Woche
beginnen. Mitglieder des Fördervereins legen selbst Hand an.
In der Woche nach Pfingsten wird das Gerüst gestellt, um die Fassade der
ehemaligen Synagoge, heute Kunsthalle, zu erneuern. Dass dies, erst ein Jahr
nach Gründung des Fördervereins zur Erhaltung des Gebäudes und seines
Kultur- und Bildungsangebots, möglich wird, haben Förderer und Spender,
allen voran die Denkmalstiftung Baden-Württemberg und die Stadt Ettenheim
ermöglicht. Durch weitere Spenden seien inzwischen 70 000 Euro
zusammengekommen, sagte Vorsitzender Markus Vögele in der Hauptversammlung
des Vereins im Atelier von Isolde Wawrin, der Eigentümerin des Gebäudes. Den
alten Putz, der an einigen Stellen schon flächig abblättert, wollen die
Vereinsmitglieder in Eigenarbeit abschlagen. Dies soll am Freitag und
Samstag, 21. und 22. Juni, geschehen. 'Wenn wir eine Gruppe von etwa zehn
handwerklich erfahrenen Helfern zusammen bekommen, schaffen wir das in zwei
Tagen', sagte Samuel Trotter. Wer mitmachen möchte, kann sich bei ihm unter
der Tel. 0175-48 21 990 melden.
Der Jahresrückblick und die Planungen für das kommende Vereinsjahr belegen,
dass im Haus nach wie vor ein umfangreiches künstlerisches und kulturelles
Programm stattfindet und seit der öffentlichen Förderung vermehrt
Bildungsangebote für Kinder und Jugendliche. Auch öffnet die Kunsthalle
Altdorf an Jahrestagen, etwa dem europäischen Tag der jüdischen Kultur, und
bietet Konzerte, Zeitzeugenberichten oder Filme an. Außerdem vernetzt sich
der Förderverein mit anderen Kultureinrichtungen, etwa der
Landesarbeitsgemeinschaft der Gedenkstätten und Gedenkstätteninitiativen in
Baden-Württemberg (LAGG). Förderverein gibt Infoflyer zum Gebäude heraus. Damit die
Informationen über das Gebäude und das Angebot besser in der Öffentlichkeit
wahrgenommen werden, habe der Verein einen Flyer drucken lassen, der ab
sofort in Umlauf komme, wie der Vorsitzende Markus Vögele ankündigte. In
dieser ersten Jahreshauptversammlung des Fördervereins wurde Rechner Michael
Biehler formal und einstimmig entlastet. Förderverein zur Erhaltung der
ehemaligen Synagoge heute Kunsthalle Altdorf e.V., Mitgliedsbeitrag zwölf
Euro, 71 Mitglieder."
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September 2020:
Neue Ausstellung in der
renovierten ehemaligen Synagoge
Artikel von Jürgen Haberer in
der "Mittelbadischen Zeitung" vom 27. September 2020: "Ausstellung in der
Kunsthalle Altdorf. Karl Rennertz und seine Schattenfiguren
Vier Wochen lang zeigt die Kunsthalle Altdorf Bildhauerarbeiten von Karl
Manfred Rennertz. Die ehemalige Synagoge wurde aufwändig renoviert ist ist
nun Denkmal.
Wuchtige Holzplastiken und markante Formen, die Kettensäge und das Feuer als
zentrale Gestaltungselemente: Der Bildhauer Karl Manfred Rennertz zählt zu
den herausragenden Vertretern der plastischen Kunst am Oberrhein. In der
Kunsthalle Altdorf zeigt er bis 30 Oktober eine Auswahl an Skulpturen und
Bildern in großen Formaten, aber auch kleinere Plastiken und Keramiken, die
erst in den letzten Monaten entstanden sind. 'Der Baum und ich', lautet der
Titel der ursprünglich bereits im Frühjahr geplanten Ausstellung. Es ist
seit rund zwei Jahren das erste Lebenszeichen der von Isolde Wawrin
betriebenen Kunsthalle in der ehemaligen Synagoge in Ettenheim-Altdorf.
Hinter den Kulissen ist in den vergangenen zwei Jahren einiges passiert. Unter Denkmalschutz. 2018 wurde der Förderverein Ehemalige Synagoge
heute Kunsthalle Altdorf e.V. gegründet, im vergangenen Jahr die Sanierung
der Außenfassade des denkmalgeschützten Gebäudes in Angriff genommen. Seit
einigen Wochen hängt nun auch eine Plakette der Denkmalstiftung
Baden-Württemberg neben dem Eingang. 'Bürger retten Denkmale', verkündet die
Tafel. 90.000 Euro haben die Denkmalstiftung, die Stadt Ettenheim, die
Regionalstiftung der Sparkassen und eine Reihe privater Spender aufgebracht,
der Förderverein hat sich in mehreren Arbeitseinsätzen tatkräftig
eingebracht. Das Ausstellungsgeschehen in der vor 20 Jahren von Isolde
Wawrin und Yoshijuki Kakedo eröffneten Kunsthalle hatte im März wieder
durchstarten sollen. Corona hat die Umsetzung des Ausstellungskonzeptes noch
einmal um ein halbes Jahr verzögert. Nun haben der 'Schattenmann' und die
'Schattenfrau' von Karl Manfred Rennertz endlich Einzug gehalten.
'Goldenes Boot'. Die feuergeschwärzten Figuren aus dem Stamm einer
Sumpfzypresse stehen für die archaisch anmutende Bildsprache des 1952 im
Rheinland geborenen Künstlers, der seit vielen Jahren in Baden-Baden lebt.
Er arbeitet mit der Kettensäge und mit Feuer, trotzt dem Holz immer wieder
kühn abstrahierte Formen ab. Rennertz, der sich bereits von Realismus seiner
Düsseldorfer Studienzeit getrennt hatte, als er 1981 an den Oberrhein zog,
zeigt in Altdorf zudem fast zwei Dutzend Großplastiken und Gouachen auf
Dachpappe, in denen die Bildsprache seiner Skulpturen im zweidimensionalen
Raum weiterlebt. Gestische Formen und surreal verfremdete Figuren, das
'Goldene Boot' aus dem Jahr 2002 neben Skulpturen, die erst im Jahr 2020
entstanden sind. Der Bildhauer sieht im rohen Stamm bereits die Skulptur,
seine Formsprache hat nichts zu tun mit dem Traum von der Rückkehr zu einer
primitiven, archaischen Utopie. Es geht vielmehr um die Reduktion, in der er
sich stets expressiv äußert, eine Ausdrucksform sucht, die den Betrachter
nicht nur durch die Dimension der Plastik beeindruckt. Das zeigt sich in den
vielen kleinen Arbeiten, in denen er in den letzten Monaten immer wieder
Holzreste verwertet hat, in den Tonplastiken, die im Foyer der Kunsthalle
gezeigt werden.
Termin: Karl Manfred Rennertz – 'Der Baum und ich', Kunsthalle Altdorf, bis
30. Oktober; Öffnungszeiten sind Samstag und Sonntag, 14 bis 18 Uhr."
Link zum Artikel
Franz Hundsnurscher/Gerhard Taddey: Die jüdischen Gemeinden in Baden.
1968. S. 35-36.
Albert Köbele/Hans Scheer: Ortssippenbuch Altdorf, Bad.
Ortssippenbücher 37. 1976.
Schicksal und Geschichte der jüdischen Gemeinden Ettenheim, Altdorf,
Kippenheim, Schmieheim, Rust, Orschweier. Ein Gedenkbuch. Hg. vom
Historischen Verein für Mittelbaden e.V. - Mitgliedergruppe Ettenheim. 1988.1998².
Joseph Walk (Hrsg.): Württemberg - Hohenzollern -
Baden. Reihe: Pinkas Hakehillot. Encyclopedia of Jewish Communities from
their foundation till after the Holocaust (hebräisch). Yad Vashem Jerusalem
1986. S. 242-243.
Joachim
Hahn / Jürgen Krüger: "Hier ist nichts anderes als
Gottes Haus...". Synagogen in Baden-Württemberg. Band 1: Geschichte
und Architektur. Band 2: Orte und Einrichtungen. Hg. von Rüdiger Schmidt,
Badische Landesbibliothek, Karlsruhe und Meier Schwarz, Synagogue Memorial,
Jerusalem. Stuttgart 2007.
Christiane
Twiehaus: Synagogen im Großherzogtum Baden (1806-1918). Eine
Untersuchung zu ihrer Rezeption in den öffentlichen Medien. Rehe: Schriften
der Hochschule für jüdische Studien Heidelberg. Universitätsverlag Winter
Heidelberg 2012. Zur Synagoge in Altdorf: S. 70-72.
Altdorf Baden.
Jews are first mentioned in the 1570s. A permanent settlement was established by
Jewish refugees from Ettenheim in 1716. Jews reached a peak population of 313 in
1855 (about 20 % of the total), which declined to 51 in 1933. Fifteen emigrated
in 1937-39 while 20 left for other German cities. On Kristallnacht (9-10
November 1938) the synagogue and Jewish homes were vandalized and eight Jewish
men detained in the Dachau concentration camp. The last 12 Jews were deported to
the Gurs concentration camp on 22 October 1940, eight of them perishing in the
Holocaust, as did 15 of the Jews who had previously left the town and were
subsequently deported from theire places of refuge.
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