Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Altdorf (Stadt Ettenheim, Ortenau-Kreis) 
Jüdische Geschichte / Betsaal/Synagoge 
 
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Übersicht:    

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus dem jüdischen Gemeindeleben   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen  
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletPlan 
bulletFotos / Darstellungen  
bulletErinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte    
bulletLinks und Literatur   

     

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)      
  
In dem bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts zum Ritterkanton Ortenau gehörenden Altdorf bestand eine jüdische Gemeinde bis 1940. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17. Jahrhunderts zurück. 1716 kamen einige der vorübergehend aus Ettenheim vertriebenen Juden nach Altdorf. 1752 werden an jüdischen Steuerzahlern genannt: Abraham Bickert, Schmaule Levi, Jacob Levi, Moisi Jeckle Santel Israel, Laib Casen, Marx Weil, Moisis Elenbogen, Jacob Jeckle, Getz Israel, Wolf Israel, Mayer Israel, Schihllaser, Lazarus Bluem, Meyer Gundelfinger, "der Jud in Gruningers Haus". 
   
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1809 lebten bereits 52 jüdische Familien am Ort, 1825 244 jüdische Einwohner (20,2 % von 1.205 Einwohnern), 1832 286, 1836 275, 1839 289, 1855 Höchstzahl von 313, 1858 270, 1875 243 (21,4 % von 1.135 Einwohnern), 1887 236, 1895 205, 1900 177 (15,7 % von 1.125), 1910 117 (von 1.157). Die jüdischen Familienvorsteher war zunächst vor allem als Viehhändler tätig, in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eröffneten mehrere von Ihnen für das wirtschaftliche Leben in Altdorf wichtige Handlungen und Handelsgeschäfte am Ort.   
  
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule (Konfessionsschule von 1835 bis 1876, danach Religionsschule; Schule war im Gebäude Schmieheimer Straße) und ein rituelles Bad (lag in einer Quergasse zur Schmieheimer Straße - Gebäude Schmieheimer Straße 27; das Bad wurde seit dem zweiten Drittel des 19. Jahrhunderts auch von Ettenheimer Jüdinnen mitbenützt). Die Toten der Gemeinde wurden auf dem jüdischen Friedhof in Schmieheim beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. Von den Lehrern werden genannt: um 1887/1909 Simon Wimpfheimer (unterrichtete 1894 50 Kinder in der Gemeinde, 1904 32 Kinder).
 
Anfang des 19. Jahrhunderts hatte die jüdische Gemeinde noch einen Rabbiner (Ende des 18. Jahrhunderts der Vater des 1792 in Altdorf geborenen Dr. Carl Rehfuß, siehe Bericht unten). 1827 wurde die Gemeinde dem Rabbinatsbezirk Schmieheim zugeteilt, dessen Sitz 1893 nach Offenburg verlegt wurde.  
 
Von den Gemeindevorstehern werden genannt: um 1881 F. Blum, um 1894 Isaak Lang, Blum, K. Maier, E. Hirsch und H. Wertheimer; um 1904 Isaac Lang.
 
Von den jüdischen Vereinen werden genannt: ein Israelitischer Wohltätigkeitsverein (Nennung ab 1894) und eine Kranken- und Sterbekasse (Nennung ab 1904).
   
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Unteroffizier Heinrich Maier (geb. 28.5.1886 in Altdorf, vor 1914 in Freiburg wohnhaft, gef. 3.4.1915) und Isidor Weis (geb. 4.8.1891 in Altdorf, vor 1914 in Mannheim wohnhaft, gef. 3.11.1916). Ihre Namen stehen auf dem Gefallenendenkmal des Ortsfriedhofs neben der Kirche und auf dem Gefallenendenkmal des jüdischen Friedhofes in Schmieheim.  
   
Um 1925, als zur jüdischen Gemeinde noch 68 Personen gehörten (6,1 % von 1.032 Einwohnern), waren die Gemeindevorsteher Robert Wertheimer, Louis Blum und Leopold Dreyfus. Als Kantor war David Gros in der Gemeinde tätig, als Rechner Julius Levy. Die damals drei schulpflichtigen jüdischen Kinder der Gemeinde wurden durch Lehrer Hermann Zimmern in Kippenheim unterrichtet.  1932 waren die Gemeindevorsteher weiterhin Robert Wertheimer (1. Vors.), Louis Blum (2. Vors.) und Leopold Dreyfuß (3. Vors.). An jüdischen Vereinen gab es den Kranken- und Sterbekassenverein (1932 unter Vorsitz von Robert Wertheimer; Zweck und Arbeitsgebiet: Krankenunterstützung, Bestattungswesen).    
 
Jüdischen Familien in Altdorf gehörten (teilweise bis nach 1933) die folgenden Handels- und Gewerbebetriebe: Antiquitäten Louis Blum (Jakob-Dürrse-Straße 6), Viehhandlung David und Gustav Dreifuß (Schmieheimer Straße 30), Kaufmann Julius Dreifuß (Löwenstraße 11), Mazzenbäckerei Kaufmann Dreifuß (Eugen-Lacroix-Straße 5), Koschere Metzgerei Leopold Dreifuß (Eugen-Lacroix-Straße 1). Textilgeschäft mit Tierhaar- und Borstengroßhandlung Fa. Jakob Groß, Inh. Cilly und Bernhard Groß (Jakob-Dürrse-Straße 10), Viehhandlung Moritz Gundelfinger (Schmieheimer Straße 6), Viehhandlung Abraham Levi (Orschweierer Straße 38), Manufakturwarengeschäft Julius Levi (Orschweierer Straße 28), Viehhandlung Leopold Levi (Orschweierer Straße 4), Branntwein- und Zigarrenhandlung sowie Textilien Emil Rothschild (Schmieheimer Straße 11), Viehhandlung Jakob Weiß (Löwenstraße 11), Viehhandlung Leopold/Fanny Wertheimer (Jakob-Dürrse-Straße 31), Vieh- und Pferdehandlung, 1930 bis 1935 Tabakhandlung Robert Wertheimer (Jakob-Dürrse-Straße 32).
   
An früheren jüdischen Wirtschaften bestanden das ehemalige Gasthaus "Fortuna" als erste jüdische Wirtschaft aus dem 18. Jahrhundert (Schmieheimer Straße 6) und das ehemalige Gasthaus "Zum Hirschen", jüdische Wirtschaft 1764 bis 1887, Ecke Jakob-Dürrse-Straße/Eugen-Lacroix-Straße.   
  
1933 wurden 51 jüdische Einwohner gezählt (4,2 % von insgesamt 1.214 Einwohnern). Auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykottes sowie der zunehmenden Repressalien und der Entrechtung sind die meisten der jüdischen Einwohner in den folgenden Jahren von Altdorf in andere Orte verzogen oder sind ausgewandert. Sechs verstarben bis 1938 noch am Ort und wurden in Schmieheim beigesetzt. 1936 wurde ein 60-jähriger jüdischer Reisender wegen angeblicher "Rassenschande" zu 18 Monaten Zuchthaus und Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf 3 Jahre verurteilt. Er kam im Juli 1941 im KZ Dachau ums Leben. Beim Novemberpogrom 1938 wurden die Synagoge und jüdische Wohnungen demoliert. Die noch verbliebenen jüdischen Männer wurden in das KZ Dachau verschleppt. Am 22. Oktober 1940 wurden die letzten 13 jüdischen Einwohner aus Altdorf nach Gurs deportiert.      
         
Von den in Altdorf geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Leopold Alexander (1868), Rosa Baum geb. Dreifuß (1864), Ida Blum geb. Roos (1864), Louis Blum (1876), Alice Dreifuss (1910), Babette Dreifuss geb. Dreifuss (1863), Gustav Dreifuss (1890), Hermine Dreifuss (1893), Leopold Dreyfuss (1875), Marie Dreifuss geb. Model (1863), Max Dreifuss (1859), Siegmund Dreifuss (1883 oder 1885), Hedwig Friedmann geb. Dreifuß (1889), Herbert Friedmann (1929), Bernhard Gross (1870), Emma Gross (1880), Lina Heilbrunner geb. Levy (1883), mit Ehemann Eduard Heilbrunner (1876), Isaak Hobel (1887), Melitta Hobel geb. Gundelfinger (1886), Mathilde Kahn geb. Hirsch (1871), Abraham Levi (1844), Arnold (Aron) Levy (1880), Betty Levi (1889), Julie Levy (1881), Leopold Levi (1878), Klara Levi geb. Kassewitz (1892), Emma Loewe geb. Wolff (1866), Jakob May (1872), Babette Mayer geb. Dreyfuß (1862, gest. 1933 in Rosenheim durch Suizid), Max Maier (1880), Simon Maier (1892), Joseph Michel (1877), Betty Moses geb. Dreifuss (188), Nathan Moses (1886), Jules Nathan (1886), Karoline Offenheimer geb. Dreyfuß (1872), Emil Rothschild (1874), Helga Scheibe (1941), Simon Scheibe (1899), Ida Sonnheim (1892), Bella Stern geb. Dreyfuß (1885), Ruth Weis (1917), Wilhelmine Weis (1896), Hilda Wertheimer (1886), Klara Wertheimer geb. Wertheimer (1887), Robert Wertheimer (1884), Siegfried Wertheimer (1891).  
     
     
     
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
     
Aus dem jüdischen Gemeindeleben  
Bemerkenswerter Streit zwischen einem jüdischen Gemeindeglied und dem Ortspfarrer (1861)

Altdorf Israelit 14051861.JPG (284924 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Mai 1861: "Aus dem badischen Oberland, 1. Mai (1861). Auf den Ausgang eines an und für sich ganz unscheinbaren, seiner Eigentümlichkeit halber aber dennoch bemerkenswerten Rechtsstreites, ist man in einem Teil unserer Gegend, dem unteren Breisgau, sehr gespannt. Ich glaube, dass auch die entfernt stehenden Leser, die, wenn auch lokale Sache nicht ohne Interesse finden werden, und dürfte daher solche in diesem geschätzten Blatte eine Stelle finden. In dem Dorfe A. (Altdorf) im Bezirksamt E. (Ettenheimer) kam unlängst der Vorsänger des Ortes in Trauer und wollte in der Schiwa (sc. von der Beerdigung ab gerechnete Trauerwoche), wie an jedem Tage, so auch am (Tag der) Toravorlesung den vollständigen Gottesdienst in seiner Behausung halten. Er ersuchte zu diesem Zweck den Inhaber einer kleinen Torarolle, den Herrn Bezirksältesten w. in demselben Orte, ihm solche zukommen lassen zu wollen. Als nun am Morgen gedachten Tages sich Herr W. mit der Torarolle im Arme zu dem Trauernden geben wollte, und gerade im Begriffe war, in einer andere Straße einzubiegen, kam derselben entlang der katholische Ortsgeistliche im Ornat, willens einem Kranken die Tröstungen seiner Religion zu bringen. Herr W. trat geraden Wegs in die andere Straße ein, um zu dem Hause des Trauernden zu gelangen, ward aber von dem gedachten Geistlichen zurückgerufen (er war an demselben nicht vorübergegangen) und zur Rede gestellt, warum er seinen Gut (also von der Ferne) nicht abgezogen und denselben auch jetzt noch nicht abziehe, während er, der Pfarrer, auch noch das Hochwürdige bei sich trage. 'Herr Pfarrer'. erwiderte Herr W., indem er ihm die heilige Torarolle wies, 'ich trage das Hochwürdigste'. - Der Geistliche erklärte hierauf, er werde sich Genugtuung verschaffen und da derselbe als streng kirchlich gesinnter Charakter bekannt ist, sah die Sache einem Riesenprozesse ähnlich. Mittlerweile musste sich aber der Herr Pfarrer doch eines Besseren besonnen haben. In einem Lande, an dessen Spitze eine humane, aufgeklärte Regierung steht, deren Beamten als ebenso human und aufgeklärt bekannt sind, in einem Lande, wo die Bürger gegen das Konkordat selbst Sturm gelaufen und solches zum Falle gebracht, war umso weniger auf einen Erfolg zu hoffen, als auch in unserem Strafkodex für einen solchen Fall kein Paragraph vorgesehen war (Anmerkung: Dagegen besteht eine Verordnung, wonach in einem solchen Fall der Geistlich nicht im vollen Ornat öffentlich erscheinen soll. Anderswo wird es längst nicht anders gehalten). Er brachte daher die Sache vor den Bürgermeister !! des Dorfes. Hier war er seines Sieges umso sicherer, weil dieser Dorfschulze, seines Zeichens ein Zimmermann, dafür bekannt ist, dass er con amore Straferkenntnisse fällt. Die beantragte Strafe von einem Gulden ward auch, wie gar nicht anders zu erwarten war, ausgesprochen, von Herrn W. aber das Rechtsmittel der Berufung an das Großherzogliche Bezirksamt ergriffen. Dass dies Herr W. lobenswerter Weise nicht des Geldpunktes, sondern des in diesem Fall heiligen Prinzips - wegen tat, geht schon daraus hervor, dass er einen Verteidiger in der Person eines Advokaten (christlichen Glaubens) aufstellte. Die Verteidigungsschrift desselben soll sehr interessante Stellen enthalten. Auf den Ausgang ist man, wie bemerkt, sehr gespannt. Bereit soll aber von kompetenter Stelle gelegenheitlich die Äußerung gefallen sein, dass das Abziehen des Hutes in solchem und ähnlichem Falle nur ein Akt der Höflichkeit sei, wer es unterlassen, könne nicht zur Verantwortung gezogen werden. Ich werde nicht ermangeln, den Austrag der Sache seinerzeit mitzuteilen."       

   
  
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde  
Über Dr. Carl Rehfuß, Prediger und Oberlehrer in Heidelberg (geb. 1792 in Altdorf, gest. 1842 in Heidelberg)    

Altdorf AZJ 23041842a.jpg (105323 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 23. April 1842: "Dr. Carl Rehfuß, Prediger und Oberlehrer in Heidelberg, wurde zu Altdorf, im Breisgau, 1792 geboren. Er war dazu bestimmt, einen bitteren Kelch des Leidens zu leeren. Schon im fünften Jahre seines Lebens verlor er seinen Vater, Rabbiner des genannten Ortes. Sein Großvater (sc. Jacob Simcha Rehfuß), ebenfalls Rabbiner in dem benachbarten Schmieheim, nahm den Verwaisten zu sich, und ließ ihn in den zu jener Zeit in Israelitischen Schulen üblichen Lehrgegenständen unterrichten. Unverdrossener Fleiß machte ihn zu Liebling seiner Lehrer und des Schulvorstandes, durch dessen Hilfe er alsbald in Altbreisach (Breisgau) Gelegenheit fand, sich in den Rabbinischen Kenntnissen zu vervollkommnen, mit welchen ausgerüstet er eine Jeschiwa oder Talmud-Tora-Schule zu besuchen gedachte. Entblößt von allen Hilfsmitteln, gehemmt und niedergedrückt durch die Härte seines Stiefvaters - seine Mutter war in Altbreisach zur zweiten Ehe geschritten - musste er diesen seinen Lieblingsplan aufgeben, und seine Laufbahn nahm von dieser Zeit an eine sein ganzes Leben und Wirken bestimmende veränderte Richtung. Er wurde 1809 in Gailingen am Bodensee Hauslehrer, wo ihm Zeit überblieb, um sich in dem benachbarten Schweizerstädtchen Dießenhofen, im Nötigen weiter fortzubilden. Drückende Nahrungssorgen und das Missliche seiner Stellung, die ihn zwang, deutsche Bücher wie eine Kontrebande (sc. Schmuggelware) zu verbergen, trieben ihn 1812 nach Basel, wo er als aushelfender Lehrer in dem Gebhartischen Institute für Knaben Unterricht erteilte, dabei, um sein Leben zu fristen, Kinder aus christlichen und israelitischen Familien in Geographie, Geschichte und Naturgeschichte unterwies. So, emsig darauf bedacht, seine Lebensbe-     
Altdorf AZJ 23041842b.jpg (341396 Byte)dürfnisse sich ohne fremde Hilfe im Schweiße seines Angesichts zu verschaffen, vergaß er nicht seine Kenntnisse, deren Mangelhaftigkeit ihm täglich empfindlicher wurde, zu vermehren, und verwandte jede nur zu erübrigende Minute auf das Erlernen der deutschen, lateinischen, französischen, hebräischen und chaldäischen Sprache. Aber kaum hatte er die ersten Schwierigkeiten überwunden, so wurde er aus diesen seinen Lieblingsstudien durch die Wirren der Zeit verdrängt. Die deutschen Heere gingen bei Basel über den Rhein, und ihr Einzug in diese Stadt, bis heran der Sitz der friedliebenden Musen, nötigte ihn, den treuen Verehrer der letzteren, zur schleunigen Abreise.  
Er ging in sein Vaterland zurück und fand bald wieder (1815) in Bühl bei Rastatt ein ruhiges Unterkommen im Haus eines reichen Mannes, das ihm, bei mäßigem Unterhalt, Zeit zur ferneren Ausbildung ließ. Von hier aus supplizierte er bei der Badischen Regierung um die Erlaubnis, das Lehrer-Präparanden-Institut und das Lyzeum in Rastatt frequentieren zu dürfen. Er erhielt sie, verließ Bühl und begann 1816 einen regelmäßigen Kursus an den genannten Anstalten, von denen die erstgenannte ihn in den Elementarfächern, die andere vorzüglich in Logik, Anthropologie, Psychologie, Physik und Metaphysik rasch förderte, sodass er schon 1819 die Abiturientenprüfung bestehen und die Universität Heidelberg beziehen konnte. Von Mitteln gänzlich entblößt - war dies ein wahres Wagestück. Aber was vermag nicht ein ernster Wille, was nicht ein Kampfe mit dem Leben und um das Leben erstarkter Sinn! Mit Hunger und Kummer kämpfend, befestigte er durch die Wissenschaft den Vorsatz, seinen Glaubensbrüdern nützlich zu werden und - er ward es! Nachdem er drei Jahre unter andern bei Paulus, Schwarz, Hillebrand, Daub Vorlesungen gehört und sich mit gründlichen Kenntnissen im Arabischen und Hebräischen ausgerüstet hatte, erhielt er durch Großherzogliches Ministerialreskript vom 19. Oktober 1821 No. 11779, nach erstandener Prüfung, das Amt und den Titel eines Israelitischen Oberlehrers und Predigers. Die Anstalt aber, an welcher er in dieser Eigenschaft wirken sollte, musste er sich selbst schaffen. Unter kaum zu ertragenden Mühseligkeiten und dem Widerstand finsterer Zeloten; wegen seiner unumwundenen Freisinnigkeit verfolgt von allen Seiten, verwandelte er das versunkene Beth hamidrasch in eine Bezirks-Stiftungsschule und den verfallenen Sitz desselben in eine freundliche Wohnung, und begann 1822 an ihr zu lehren und für eine ganze Generation zu wirken. Durchdrungen von der Wahrheit, dass Schule und Gotteshaus Hand in Hand gehen sollen, errichtete er schon 1823 einen Betsaal zur sabbatlichen Andacht für seine Zöglinge, denen sich naher 18 Familienhäupter Heidelbergs anschlossen. 
Was er um diese Anstalt gelitten, wie er ihr, trotz eigener Mittellosigkeit, seine materiellen und psychischen Kräfte aufopferte, vermag ich hier nicht so wiederzugeben, wie ich es aus seinem Munde gehört. Er wurde denunziert, und das Bäumchen wurde in seiner ersten Blüte geknickt. Der Tempel wurde 1924 von der Regierung geschlossen. - In diesem Jahre verheiratete er sich mit seiner noch lebenden, biederen Gattin, Sophia Altschul aus Rastatt, die er schon während seines Aufenthalts am Lyzeum kennen gelernt hatte. Aber kaum hatte er 4 Jahre in zufriedener Ehe mit ihr verbracht, so traf ihn schwer des Schicksals Hand, so herbe, dass er sich nicht wieder davon erholen konnte. Die Schwindsucht, als Folge der ausgestandenen Leiden, der körperlichen und geistigen Anstrengungen, bemächtigte sich des Biedermanns. Aber körperliche Leiden drückten die Schwungkraft seines Geistes nicht nieder! Es gab keine Erscheinung der neueren hebräischen Literatur, die er ungelesen ließ, keine gute Anstalt, für die er nicht wirkte, keine Israelitische Zeitschrift, in die er nicht durchdachte Vorschläge niederlegte. Die noch bestehende Leichenordnung und der Unterstützungsverein für arme Studierende in Heidelberg sind meist das Werk seines unermüdlichen Geistes. Diese seine heilsame Wirksamkeit wurde ehrenvoll anerkannt. Die philosophische Fakultät zu Heidelberg erteilte ihm am 25. August 1834 das Ehrendiplom doctoris philosophiae et magistri liberalium artium, nachdem er zuvor schon das Heidelberger Bürgerrecht erhalten hatte. Produkte seiner literarischen Tätigkeit sind bekannt: 
1) Imrei Emet oder Worte der Wahrheit; über die Zulässigkeit der Konfirmation bei den Bekennern des Mosaischen Glaubens. 2) Aräschät Sfatajim oder Leslehre der hebräischen Sprache, nach der Lautlehrmethode nebst Tabellen und einer besonderen     
Altdorf AZJ 23041842c.jpg (297993 Byte)Anleitung, welche den zweckmäßigen Gebrauch dieser Tabelle lehrt. Frankfurt am Main 1833 bei Andreä. 3) Leschon jehudit oder Anweisung, das sogenannte Jüdisch-Deutsche lesen zu lernen. (Daselbst). 4) Sefer HaChajim vollständiges Andachtsbuch zum Gebrauche bei Krankheitsfällen, im Sterbehause und auf dem Friedhofe, 1839 daselbst. Eine freue Übersetzung desselben 1704 zu Amsterdam erschienenen Werks, nebst Kommentar (der Heidelberger Universitätsbibliothek einverleibt). 5) Aufgabenbuch das das Lesen und Übersetzen des Hebräischen (ein allgemein anerkanntes Werk, um dessen Einführung Konstanz und Basel beim Ministerium nachsuchten) Frankfurt 1841.
So war er, trotz seines siechen, dahinschwindenden Körpers, an dem die Auszehrung vierzehn volle Jahre nagte, unausgesetzt tätig. Ein schrecklicher Bluthusten riss ihn oft aus frohem Familienzirkel, goss bittere Hefe in den Freudenpokal, warf ihn nieder, wo er sich sicher glaubte. Das letzte Jahr seines Lebens war sein schrecklichstes. Oft habe ich mit schmerzzerrissenem Herzen an seinem Krankenbette geweilt und den Schrei der Verzweiflung gehört, der seinem angstbeklommenen Innern entfuhr. 'Weinte ich denn nicht mit dem Hartbedrängten, war meine Seele nicht betrübt mit dem Dürftigen? Nun hoffe ich Gutes, und Böses kam; ich schmachtete nach Licht, und Dunkel kam!'  
So hörte ich den von Schmerz gefolterten, Betäubten oft mit Hiob klagen. Und dennoch litt die Energie seines Geistes nicht. In eben diesem Jahre stiftete er noch, ähnlich dem früheren Tempel, eine Andachtsstunde, der Bürger und Studenten mit Liebe beiwohnten; in diesem Leidensjahre vollzog er noch, kaum zu reden imstande, die Konfirmation von vier Knaben, darunter sein ältester Sohn.  
In den letzten Tagen seines dornenvollen Lebens befielen ihn häufig Ohnmachten. Sprachlosigkeit tat ein! Ha, welch' ein Zustand! Bei vollem Bewusstsein sich den Seinigen nicht verständlich machen zu können! Dennoch blickte ein Strahl von Hoffnung durch. Doch bald nahte sein Erlösungstag, der 18. Februar. Es war ein Freitag, der Vorabend seines großen Sabbats! Er befand sich schwach, und nur genötigt nahm er Speise zu sich. Er sprach immer von einem großen, ewigen Frieden! Sein linker Arm schwoll furchtbar an! 7 Uhr abends wurde sein treuer Hauslehrer, der brave Seldner, zu ihm gerufen! 8 Uhr trat der Todesschweiß auf seine Stirn und er war nicht mehr, denn Gott hatte ihn genommen! Aber so sanft, so ohne allen Einfluss auf seine Züge war sein Tod, dass ihn Seldner noch lange nachher im Arme hielt und ihn lebend glaubte! Am 20. nachmittags war das Leichenbegängnis. Den von vier schwarz behangenen Pferden gezogenen Leichenwagen deckten Efeu- und Immortellenkränze treuer Schülerinnen! Ihm folgten der Lehrer mit der Schuljugend, der Rabbiner und Vorstand, dann ein Zug von mehr als 200 Personen aller Stände und der Umgegend, wohin die Schreckensnachricht gedrungen war. Rabbiner Fürst redete, ein Männerchor sang ein Grablied und dann sprach Klausrabbiner Wagener aus Mannheim Worte der Wahrheit und Liebe.        
Um den Verblichenen trauern eine Gattin mit drei des Vaters würdigen Kindern, um ihn weint die große Zahl seiner Schüler und Verehrer, der Waisen und Witwen, denen er, mit eigener Aufopferung, ein treuer Helfer war, um ihn weinen Badens Juden, die ihre Verbesserungen in Schule und Kultus meist ihm verdanken! Die Neuern stehen auf seinen Schultern! Ein gewissenhafter Erzieher der Jugend, ein Kämpfer gegen Vorurteil und Volkswahn, war er mir, sowie vielen andern Hochschülern, ein biederer Freund. Trotz des Krankseins ein heiterer Gesellschafter, verband er mit munterem Scherz unumwundene Offenheit, die namentlich stets Kämpfe der Rabbinen gegen ihn erregte. Er lebte und starb als begeisterter Israelit und wahrlich: 'groß und erhaben muss eine Lehre sein, für die sich so freudig sterben lässt.' Und darum rufen wir den Hinterlassenen getrost zu: 'Um der Väter willen rettest du die Söhne'. Alexander Friedländer, Dr. der Rechte."  

      
Schmoll aus Altdorf ist der erste Jude, der sich 1808 in Freiburg niederlassen und eine jüdische Gastwirtschaft eröffnen durfte (Bericht von 1891)   
Anmerkung: es handelt sich um eine Buchbesprechung der Publikation von Rabbiner Dr. Adolf Lewin von 1891. Dieser berichtet hier von der ersten Niederlassung im 19. Jahrhundert in Freiburg, die auch vom Rezensenten erwähnt wird.  

Artikel in "Der Israelit" vom 1. Januar 1891: "Literarischer Bericht. Juden in Freiburg i. B. von Rabbiner Dr. Adolf Lewin, Trier. Gebrüder Maas und Cie. 1890 (Schluss). ... 
1805 wurde Freiburg Baden zugeteilt. Die Juden durften jedoch auch dann noch nicht in der Stadt wohnen. Der erste Jude, welchem die Niederlassung gewährt wurde, war Schmoll aus Altdorf. Es waren nämlich die Juden, welche in Freiburg in Geschäften oder bei Gericht zu verkehren hatten, dahin vorstellig geworden, dass eine jüdische Gast- und Tafelwirtschaft am Ort sein müsse, damit sie rituell bereitete Kost hier finden. Dann wurde nachgegeben und der erwähnte Schmoll war von der Regierung im Jahre 1808 als 'Wirt für die jüdische Nation' angenommen. Die Gewerkmeister der Stadt erhoben aber hiegegen als gegen eine 'Bedrückung' (!) Beschwerde. Darauf wies die Regierung den Magistrat an, binnen drei Monate für eine solche Restauration zu sorgen und sie einem in der Landgrafschaft bereits ansässigen Juden mit der Beschränkung zu verleihen, dass er nur Verpflegung der fremden Juden und sonst kein anderes Gewerbe betreiben dürfe..."        

 
Über Moses Präger (geb. 1817 in Altdorf, gest. 1861 in Mannheim)  

Moses Elias Präger ist 1817 in Altdorf geboren als Sohn des Lehrers Elias Hirsch Präger und der Gittel geb. Löwenstein; er studierte in Karlsruhe, Mannheim, Heidelberg und war 1847-1854 Bezirksrabbiner in Bruchsal, 1854-1861 Stadt- und Bezirksrabbiner in Mannheim. 1855 gab er ein neues israelitisches Gebetbuch heraus, das heftigen Widerstand konservativer Kreise herausforderte. Die Gründung des Mannheimer Waisenvereins ist ein besonderes Verdienst von ihm. Er starb am 8. November 1861 in Mannheim.  
  
Rechts: Artikel von Rabbiner Benjamin Willstätter über "Moses Präger" in "Badische Biographien" Bd. II S. 144-145. Der Artikel wurde nicht ausgeschrieben - zum Lesen bitte Textabbildung anklicken. Praeger 010a.jpg (138797 Byte) Praeger 010b.jpg (156619 Byte)   Text online siehe: https://digital.blb-karlsruhe.de/blbihd/periodical/pageview/152141

        
Leopold Guckenheimer aus Altdorf wird Opfer eines Diebstahles (1843)   

Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den See-Kreis" vom 22. März 1843 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen): "Villingen. [Diebstahl]. Dem Leopold Guckenheimer von Altdorf wurden im Mohrenwirtshause dahier drei Säcke voll Lumpen, im Werte von 27 fl., entwendet. 
Dieses wird zum Zwecke der Fahndung bekannt gemacht. 
Villingen, den 11. März 1843. Großherzogliches Bezirksamt."    

     
Ein Prozess gegen die Altdorfer Viehhändler Jakob und Max Wertheimer endet mit einem klaren Freispruch vor dem Freiburger Gericht (1897) 
Anmerkung: auf Grund der Schlussanmerkung des Artikels wird deutlich, dass die Klagen gegen die Viehhändler von antisemitisch eingestellten Personen angestrengt wurden.   

Artikel in "Der Israelit" vom 6. Mai 1897: "Freiburg, 2. Mai. Die 'Badische Presse' schreibt eine Art Monster-Prozess, was das Beweismaterial anbelangt (es sind 94 Zeugen und noch ein Sachverständiger dazu geladen), nahm dieser Tage vor der Strafkammer seinen Beginn. Dem Umfang desselben entspricht indessen das von ihm gebotene Interesse in keiner Weise; es handelt sich lediglich um verschiedene Betrügereien beim Viehhandel, wie sie wohl nicht allzu selten vorkommen. Angeklagt sind die Handelsleute Jakob und Max Wertheimer von Altdorf wegen Wuchers, Betrugs und Erpressung. Nach dem verlesenen Verweisungsbeschluss sind die Angeklagten beschuldigt, dass 1. sie als Handelsleute ihren Schuldnern nicht die gesetzlich vorgeschriebenen schriftlichen Rechnungsauszüge beim Jahresabschlusse übergeben haben, 2. sie gemeinschaftlich am 11. September vorigen Jahres den J. Sch. von Furtwangen dortselbst bei einem Rosstausche betrogen haben, indem sie unter dem Vorgeben, das von Ihnen zu liefernde Pferd sei erst 14 Jahre alt, dem Sch. ein bereits mehr als 20 Jahre altes Ross vertauschten, wofür Sch. noch 120 Mark Aufgeld zahlen musste; 3. am 16. Februar dieses Jahres mit einem K. zu Furtwangen einen dem Vorigen ganz ähnlichen Rosstausch abschlossen, bei einem Preisunterschied von 300 Mark (260 und 550 Mark) zu ihren Gunsten; 4. Jakob Wertheimer mit einem gewissen B. In Furtwangen einen für diesen ähnlich unvorteilhaften Kuhhandel abschloss; 5. Jakob Wertheimer dem B. eine Kuh, welche vorgelblich 8-12 Maß Milch geben sollte, während sie in Wirklichkeit nur etwa 6 Maß lieferte, gegen ein von B. zu bezahlendes Aufgeld von 110 Mark vertauschte; 6. Jakob Wertheimer im Februar den B. durch Klagandrohung zwang, den so unvorteilhaften Vertrag über den Kuhtausch zu halten; 7. Max Wertheimer einen gewissen P. von Ringsheim, dem er ebenfalls mit einer Klage drohte, damit nötigte, einen Kuhkauf weit über den Wert des Tieres abzuschließen; 8. dass Max Wertheimer einen Ringsheimer Wirt beim Viehhandel ebenfalls betrog und 9. Beide so teils gemeinsam, teils einzeln sich ganz unverhältnismäßig hohen Vermögensvorteil zusichern ließen. Der Prozess ging heute zu Ende. Nachdem schon in der Dienstag Vormittagssitzung die Zeugenaussagen für die Angeklagten sich sehr günstig gestellt hatten, konnten die Verteidiger derselben in den Nachmittags von 4 Uhr ab stattfindenden Plädoyers den Antrag auf Freisprechung stellen. Das vom Gerichtshofe abends halb 8 Uhr verkündete Urteil lautet denn auch auf vollständige Freisprechung der Angeklagten unter Auflage der Kosten auf die Staatskasse.
Wir haben von diesem Bericht aus dem Grundnotiz genommen, damit unsere geehrten Leser, die den Bericht in antisemitischen Blättern ohne Angabe des Urteils finden sollten, im Stande seien, die Wahrheit zu eruieren. Redaktion."       

   
Zum Tod von Daniel Wormser (geb. 1840 in Altdorf, gest. 1900 in Hamburg)      

Artikel in "Israelitisches Familienblatt" vom 16. Januar 1901: "Hamburg. Zum ehrenden Gedächtnis des Begründers und langjährigen hochverdienten Vorsitzenden des Hamburger Israelitischen Unterstützungsvereins für Obdachlose, des am 11. Mai dieses Jahres allzu früh verblichenen Herrn Daniel Wormser gibt der Verein soeben eine biografische Skizze desselben heraus, die uns das menschenwarme, sozialpolitisch empfindende Gemüt des Verblichenen und zugleich die Größe des Verlustes, den der Verein durch den Heimgang desselben erlitten, vorführt. Tausenden obdach- und mittelloser Glaubensgenossen, die vom herzlosen Zeitgeist unserer Tage hin- und hergeworfen wurden, ist der Segen dieses Vereins seit seiner im Jahre 1884 erfolgten Begründung zuteil geworden. Als die Anforderungen von Jahr zu Jahr sich steigerten, war es wieder um der Begründer des Vereins, Daniel Wormser, der sich nicht vergeblich an Baron Hirsch in Paris wandte und dessen Anteilnahme an dem segensreichen Wirken dieses Hamburger Vereins weckte. Baron Hirsch sowie dessen gleichedelgesinnte Gattin haben dem Verein bis noch vor kurzem auch ihre ansehnliche materielle Unterstützung angedeihen lassen. Die Seele des Vereins aber war von Anbeginn seines Wirkens Herr Daniel Wormser, seine Kraft galt seinem Werke bis zum letzten Atemzug. Geboren zu Altdorf bei Ettenheim am 14. November 1840 war dieser seltene Mann, dessen Bild wir heute unseren Lesern vorführen, volle 30 Jahre in beispielloser Hingabe Lehrer an der Hamburger Talmud-Tora-Schule und obwohl selbst in nur bescheidenen Lebensverhältnissen befindlich, widmete er seine ganze Kraft, um den Ärmsten unserer armen Glaubensgenossen, jenen heimatlos Gewordenen, die eine neue Existenz zu suchen gezwungen waren, seinen hilfreichen Beistand, seine Förderung. Seinem Vereine, dem israelischen Unterstützungsverein für Obdachlose, hat es übrigens an Zeichen der Anerkennung, in Worten wie Taten, seitens der Hamburger Behörde nicht gefehlt. Ein Schuppen mit Badeeinrichtungen, Dampfheizung etc. wurde ihm bereitwillig zur Verfügung gestellt und in ehrenden Worten der segensreichen Wirksamkeit des Vereins gedacht. Einen Augenblick schien es, als ob nach dem am 11. Mai vorigen Jahres erfolgten Tode Daniel Wormsers, auch sein Lebenswerk gefährdet sei, allein, wie jeder edle Gedanke, fand auch der Verein warme Herzen und offene Hände, die im Sinne seines Begründers sein Werk fortzuführen sich bereit fanden. Dies ist wohl die schönste Ehrung, die dem Andenken des allzu früh Verblichenen zuteil werden konnte! Die von Herrn Salomon Goldschmidt verfasste Broschüre wird auf Wunsch jedem Interessenten durch den Verein gratis zugestellt. Dieselbe kann auch in den Buchhandlungen von A. Goldschmidt, Kohlhöfen, sowie M. Glogau jun., Bleichenbrücke, abgefordert werden."       

         
Die Frau des großen Wohltäters Jonas Weil stammt aus Altdorf (1893)  
Anmerkung: Jonas Weil ist im Mai 1837 in Emmendingen geboren als Sohn des Ephraim Weil und am 11. April 1917 in Manhattan N.Y. gestorben. Genealogische Informationen:  https://www.geni.com/people/Jonas-Weil/6000000176152936846. Seine Frau Therese geb. Mayer ist - wie im nachfolgenden Artikel geschrieben wird - am 11. Dezember 1840 in Altdorf geboren und am 19. Juli 1927 in Queens N.Y. gestorben.   

Artikel in "Israelitisches Familienblatt" vom 12. April 1902: "Ein Wohltäter: Jonas Weil. Im Jahre 1859 verließ ein blutarmer junger Mann seine Vaterstadt Emmendingen in Baden, um jenseits des großen Wassers sein Glück zu versuchen. Durch außerordentlichen eisernen Fleiß und besondere Tüchtigkeit gelang es ihm, das Gesuchte zu finden und sich ein Vermögen zu erwerben. Dieser junge Mann war Jonas Weil, einer unserer Glaubensgenossen, dessen jüdisches Herz ihn antrieb, in seinem Glück der Armen nicht zu vergessen, sondern mit vollen Händen Wohltaten zu üben. Treu hat er allzeit seiner Badischen Heimat, besonders seiner Geburtsstätte gedacht. Seit einer langen Reihe von Jahren erhält die Gemeinde Emmendingen alljährlich die Summe von 500 Mark zur Verteilung unter die Armen, ohne Rücksicht auf deren Konfession. Daneben hat Herr Jonas Weil, dessen Bildnis wir vorstehend unseren Lesern vorführen, auch der israelitischen Gemeinde beziehungsweise deren Armen beträchtliche Zuwendungen im Laufe der Jahre gemacht. Aber noch mehr als in seiner alten, ist Herr Weil in seiner neuen Heimat Amerika ein Wohltäter der Armen. Vor ungefähr elf Jahren hat er ein Hospital fast ausschließlich mit seinen Mitteln erstellt und sorgt seitdem als Präses des Spitals, dem der Name Lebanon-Spital gegeben wurde, in unermüdlicher Arbeit für die zeitgemäße Ausstattung desselben. Auch eine Synagoge (Sichron-Ephraim-Synagoge) hat ihn zum Hauptgründer. Viele Wohltaten entziehen sich noch der öffentlichen Kenntnis; denn er übt sie in reichste Maße im Stillen, wie es die jüdische Lehre als besonders gottgefällig bezeichnet. Von seinen alten Bekannten in Emmendingen wird Herr Weil als ein von Jugend auf mitleidiger und gutmütiger Mensch geschildert. Er ist verheiratet; seine Frau stammt aus Altdorf (Amt Ettenheim) und ist die Ehe mit Kindern gesegnet, an denen das Elternpaar nur Freude erlebt. Herr Weil erfreut sich bei einem Alter von 64 Jahren noch ziemlicher körperlicher Rüstigkeit. Möge ihm noch ein recht langes glückliches Leben beschieden sein."
Weiterer Artikel zu Jonas Weil in der Seite zu Emmendingen.
 
Die von Jonas Weil finanzierten Einrichtungen heute: 
New York ParkEastSyn.jpg (22581 Byte)Park East Synagogue New York (gegründet 1890 als Congregation Zichron Ephraim) 
 
Website mit Seite zu ihrer Geschichte mit Nennung von Jonas Weil)   
Foto: Quelle  
New York Lebanon.jpg (15985 Byte)Bronx-Lebanon Hospital Center (Website)
  

         
Auszeichnung des Großherzogs: Synagogenratsvorsteher Isaak Lang in Altdorf erhält das Verdienstkreuz vom Zähringer Löwen (1910)      

Artikel in "Israelitisches Familienblatt" vom 28. Januar 1910: "Karlsruhe. Der Großherzog hat an nachbenannten Personen in ihrer Eigenschaft als Beamte der Landessynagoge folgende Orden und Ehrenzeichen verliehen: das Ritterkreuz II. Klasse des Ordens vom Zähringer Löwen: dem Mitglied des Synagogenrats, Kaufmann Josef Zimmern in Mannheim, dem Vorsteher der israelitischen Gemeinde, Hoflieferanten Julius Mayer in (Baden-)Baden, den Mitgliedern der israelitischen Gemeindevertretung Privatmann Israel Aberle und Privatmann Wilhelm Nauen in Mannheim; das Verdienstkreuz vom Zähringer Löwen: den Synagogenratsvorstehern Isaak Lang in Altdorf, Nathan Rothschild in Mosbach, Heinrich Weil in Emmendingen, Elias Heim in Müllheim und Mayer Dreyfuss in Nonnenweier; die kleine goldene Verdienstmedaille: den israelitischen Religionslehrern Samuel Böttigheimer in Kehl und Alexander Geismar in Konstanz; Die silberne Verdienstmedaille: dem Kantor Abraham Schlössinger in Billigheim."      

    
Esther Guggenheim aus Altdorf feiert in Gailingen ihren 100. Geburtstag (1913)   

Altdorf AZJ 15081913.JPG (193669 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 15. August 1913: "Freiburg (Breisgau), 8. August (1913). Der 16. Jahresbericht des Friedrichsheims (Asyl für israelitische Sieche und arme Greise) in Gailingen ist soeben erschienen und konstatiert mit Befriedigung, dass die Entwicklung des Friedrichsheims im abgelaufenen Jahre wiederum als günstig bezeichnet werden darf. Es konnten alle an den Vorstand herangetretenen Anforderungen befriedigt werden. Der Anstalt sind neue Gönner gewonnen worden. Die Summe der regelmäßigen Mitgliedsbeiträge ist von 10.508 Mark im Vorjahr auf 11.931 Mark angewachsen. Ein seltenes Fest wurde am 14. April 1912 in der Anstalt begangen: die Insassin Esther Guggenheim von Altdorf feierte ihren 100. Geburtstag. Seine Königliche Hoheit der Großherzog ließen der Jubelgreisin eine Denkmünze und Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin Luise gnädigst überreichen. Herr Dr. Heilbronn gratulierte in Anwesenheit der Mitglieder des Lokalvorstandes namens des Vorstandes. Eine Deputation der Gemeinde Altdorf unter Führung des Herrn Vorstehers Isaak Lang überbrachte die Glückwünsche der Heimatgemeinde. Mit einem Ständchen des Gesangvereins Eintracht fand die Feier ihren Abschluss. Die Greisin erfreut sich nicht nur großer körperlicher Rüstigkeit, sondern auch geradezu bewundernswerter geistiger Frische und Regsamkeit; ihr Gedächtnis hat nicht Not gelitten, sie hat sich ein lebhaftes Interesse für ihre Freunde und Bekannten, insbesondere auch für ihren Heimatort Altdorf bewahrt. In der am 6. Juni 1912 zu Gailingen stattgehabten satzungsgemäßen Generalversammlung wurden die ausscheidenden Mitglieder des Gesamtvorstandes wiedergewählt. An Stelle des nach Heilbronn verzogenen Herrn Hermann Brunner von Adelsheim wurde Herr Vorsteher und Bezirksältester Karl Reis in Sennfeld gewählt. Die seit der letzten Generalversammlung vom Vorstand vorgenommenen Ersatzwahlen wurden bestätigt. Die vom Vorstand vorgeschlagene Änderung einiger Bestimmungen der Satzungen wurde von der Generalversammlung genehmigt. Anlässlich der Generalversammlung fand eine eingehende Besichtigung der Anstalt statt. Sämtliche Anwesende waren von dem tadellosen Stand der Anstalt voll befriedigt. Der Bericht verzeichnet mit Dank die Namen der Spender, die in hochherziger Weise im verflossenen Jahre der Anstalt Gaben zugewiesen haben."      
 
Artikel in "Israelitisches Familienblatt" vom 4. August 1913: "Gailingen (Das Friedrichsheim). ... Am 14. April 1912 feierte die Insassin des Asyls, Esther Guggenheim aus Altdorf, ihren 100. Geburtstag..."   
 
Altdorf Gailingen Dok 018.jpg (185761 Byte)Ergänzung: die in obigem Bericht genannte Esther Guggenheim ist am 16. Oktober 1913 im Friedrichsheim in Gailingen gestorben und auf dem dortigen Friedhof beigesetzt worden. Links eine Seite aus dem Band 2 des Memorbuches von Naftali Bar-Giora Bamberger: "Der jüdische Friedhof in Gailingen" 1994 S. 335. Abgebildet ist eine Seite aus dem Sterberegister der Gemeinde  Guggenheim, auf dem der Tod der 101 Jahre alten Ester Guggenheim(er) bestätigt wird. Über die Herkunft von Esther Guggenheim geb. Weil steht: "geboren zu Kippenheim, Witwe, Tochter der verstorbenen, zuletzt in Altdorf wohnhaften Eheleute des Handelsmannes Raphael Weil und Merla geborene Bloch" (Bamberger liest: Sack). Abgebildet ist auch der Grabstein von Esther Guggenheim im jüdischen Friedhof in Gailingen mit einer Wiedergabe und Übersetzung der Grabsteininschrift. Vgl. Ortssippenbuch Altdorf von Albert Köbele und Hans Scheer. 1976. S. 620. 

      
Verleihung Eiserne Kreuze für jüdische Kriegsteilnehmer aus Altdorf (1915 / 1918)    .  

Mitteilung in "Israelitisches Familienblatt" vom 26. August 1915: "Eiserne Kreuz.
Folgende Auszeichnungen und Beförderungen wurden jüdischen Kriegern nach Mitteilungen, die uns in der letzten Woche zugingen, zuteil:
Das Eiserne Kreuz zweiter Klasse.  Altdorf
(Baden).  Unteroffizier Siegfried Wertheimer..."     
 
Mitteilung in "Israelitisches Familienblatt" vom 14. März 1918: "Das Eiserne Kreuz zweiter Klasse.
Altdorf in Baden
. Gefreiter Simon Wertheimer, Gefreiter Eugen Wertheimer, Söhne des Herrn Max Wertheimer..."      

    
 Von Familie Wertheimer in Altdorf waren sechs Söhne im Ersten Weltkrieg Frontkämpfer (1926)    

Aus einem Artikel in "Der Schild" vom 24. Januar 1926: "Diese Liste ist zu ergänzen durch jene uns vorliegenden Meldungen, bei denen fünf Brüder und mehr lediglich als Frontkämpfer ausgewiesen, nähere Angaben über Verluste und so weiter uns jedoch nicht gemacht sind. Es sind dies:
mit fünf Söhnen: Familie Wassermann (Ermreuth) und Familie Jakobsohn (Marwitz),
mit sechs Söhnen: Familien Ephraimsohn (Strehlitz), Buchsbaum (Öhringen - Württemberg), Heymann (Gelsenkirchen), Wertheimer (Altdorf in Baden), Stiefel (Birklar),"      

     
Zum Tod von Gemeindevorsteher Isaak Lang (1924)    

Mitteilung in "Jüdisch-liberale Zeitung" vom 16. Mai 1924: "Altdorf (Baden). Der langjährige Gemeindevorsteher Isaak Lang ist gestorben. Er hat sein Amt 42 Jahre lang bekleidet."        

    
Erinnerung an Emil Dreifuß, Mitglied der Breisgau-Loge in Freiburg (geb. 1865 in Altdorf, gest. 1925 in Freiburg)      

Mitteilung in "Der Orden Bne Briss" 1926 Nr. 2: "190. Am 24. Oktober 1925 Bruder Emil Dreifuß, Mitglied der Breisgau-Loge, Freiburg, seit 23. März 1919, geboren 10. Dezember 1865 in Altdorf."        

    
    
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen 

Anzeigen des Bäckermeisters Abraham Löwenstein (1900 / 1901 / 1902 / 1903 / 1905)  

Anzeige in "Der Israelit" vom 19. März 1900: "Gesucht
ein starker Junge, welcher Lust hat Bäckerei und Feinbäckerei gründlich zu erlernen. Braucht kein Brot zu tragen. Schabbos und Jomtof (Feiertag) geschlossen bei
A. Löwenstein, Altdorf
, Baden."  
 
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Mai 1901: "Ein fleißiger, jüdischer Bäckergeselle findet sofort dauernde Beschäftigung. Schabbat und Feiertag geschlossen. 
A. Löwenstein
, Altdorf, Baden."    
 
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. August 1901: "Bäcker-Gesuch. 
Ein in der badischen Bäckerei gewandter, fleißiger Bursche kann sofort eintreten. Schabbat und Feiertage geschlossen.
A. Löwenstein,
Altdorf, Baden."    
 
Altdorf Israelit 11081902.jpg (34541 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. August 1902: "Bäckerlehrling
Ein braver Junge findet sehr günstig Lehrstelle. Schabbos und Jomtof (= Feiertag) geschlossen. 
Abraham Löwenstein, Bäckerei und Konditorei, Altdorf bei Ettenheim, Baden."  
 
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Juli 1903: "Bäckergesuch
Ein in der badischen Bäckerei bewanderter Bursche findet angenehme Stellung. 
A. Löwenstein
, Bäckerei Altdorf, Station Orschweier, Baden."  
  
Altdorf FrfIsrFambl 05051905.jpg (32020 Byte)Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 5. Mai 1905: "Bäcker und Feinbäcker-Lehrling
gesucht unter äußerst günstigen Bedingungen. Kein Brottragen, Schabbes und Jontef (Feiertag) geschlossen.
A. Löwenstein, Altdorf, Station Orschweier in Baden."   

           
Verlobungsanzeige von Fanny Levy und Adolf Meier (1902)      

Anzeige in "Israelitisches Familienblatt" vom 10. Juni 1902: "Als Verlobte empfehlen sich
Fanny Levy  -   Adolf Meier
Altdorf - Freiburg im Breisgau    -   Kassel.
"         

    
Todesanzeige für Jacob Dreifuß (1925)     

Anzeige in "Israelitisches Familienblatt" vom 26. November 1925:
"Am 22. November entschlief nach kurzer Krankheit mein lieber Mann, unser guter Vater, Schwiegervater und Großvater  
Jacob Dreifuß      Altdorf in Baden 
im 71. Lebensjahre.
Frau Jeanette Dreifuß
geb. Bernheimer 
Alfred Dreifuß und Frau Alice
geb. Brock 
Oberlehrer Heinrich Kaufmann und Frau Sophie geb. Dreifuß  
Fritz Dreifuß.  

Altdorf in Baden, den 23. November 1925, Berlin, Freiburg in Baden."      

    
Hochzeitsanzeige von Herbert Wertheimer und Kläre geb. Sandler (1937)       

Anzeige in Jüdische Rundschau" vom 3. August 1937: "Wir haben geheiratet!
Herbert Wertheimer  Kläre Wertheimer geb. Sandler  
Altdorf in Baden   -  Königsberg in Ostpreußen. 
Auf Hachscharah Regensburg, Weißenburgstraße 31   28. Juli 1937."      

 
Todesanzeige für Alfred Dreifuß (1937)     

Traueranzeige in "Jüdische Rundschau" vom 13. August 1937: "Am Mittwoch, den 11. August 1937, verschied plötzlich und unerwartet infolge eines Herzschlages mein geliebter Mann, unser treusorgender Vater, Bruder, Schwiegersohn, Schwager, Onkel und Vetter, Herr
Alfred Dreifuss  
im 55. Lebensjahre.   Im Namen der trauernden Hinterbliebenen
Alice Dreifuss geb. Brock 
Edgar, Marion, Gerhart.  

Berlin-Grunewald, Taubertstr. 6/8, den 12. August 1937 
Freiburg i.Br. 
Altdorf in Baden

Die Beisetzung findet am Sonntag, dem 15. August 1937, 11 Uhr, von der Neuen Halle des Friedhofes Weißensee aus statt."      

       
Suchanzeige nach den nach Nordamerika ausgewanderten Flora Weiß und Berta Weiß aus Altdorf (1938)      

Suchanzeige in "Jüdische Rundschau" vom 31. Mai 1938: "Versprengt in der Welt.
Die Jüdische Rundschau hilft Adressen suchen
(Unter dieser Rubrik veröffentlichen wir Anfragen aus unserem Leserkreise betreffend den Verbleib vermisster Freunde. Diejenigen Leser, die über die Gesuchten Auskunft geben können, werden um Mitteilung ersucht.)   ...  
Nr. 385  Flora Weiß aus Altdorf (Baden), vor ca. 25 bis 30 Jahren nach Nordamerika ausgewandert; Berta Weiß aus Altdorf, seit ca. 30 Jahren in Amerika, werden gesucht von Frau Sofie Cohen, Karlsruhe, Georg-Friedrich-Straße 2."       

      
       
       
Zur Geschichte des Betsaals / der Synagoge            
      
Eine erste Synagoge unbekannten Alters – vermutlich aus dem 18. Jahrhundert – war 1846 in einem baufälligen Zustand. Sie wurde von einem Altdorf besichtigenden Beamten des Oberamts als "Bretterhütte", als "baufällig und für die Gemeinde zu klein" beschrieben. Diesem Befund stimmte auch die jüdische Gemeinde zu, da sie in einem Brief an das Bezirksamt Ettenheim im selben Jahr schrieb: "Wir brauchen sehr nötig eine Synagoge, da die unsrige alt, baufällig und aber hauptsächlich, da dieselbe, besonders an Festtagen, die Zahl der Betenden nicht mehr zu fassen vermag." Über das Aussehen und die Größe dieser alten Synagoge ist nichts bekannt. Sie stand vermutlich unweit der späteren Synagoge an der heutigen Eugen-Lacroix-Strasse (früher Wallburger Straße; ein Teil davon im Volksmund auch "Judenschulweg" genannt).    
      
Bereits 1841 hatte die Gemeinde den Bau einer neuen Synagoge beschlossen und hierfür eine Baukommission eingesetzt. Gleichzeitig wurde mit der Sammlung von Beiträgen zu einem Baufonds begonnen. Allerdings sollten bis zum Bau der Synagoge noch 25 Jahre vergehen. Die der badischen Revolution 1848/49 vorausgehenden Teuerungszeiten machten eine Finanzierung durch die nicht gerade wohlhabende Gemeinde zunächst unmöglich. Die für den Bau angesammelten Gelder mussten teilweise für andere Aufgaben ausgegeben werden. Noch 1855 wird von Armut und Not in der israelitischen Gemeinde berichtet. Andererseits wurden die Klagen über den schlechten Zustand der alten Synagogen immer lauter. Mitte der 1860er-Jahre war es dann endlich so weit. Am 19. September 1866 konnte der Vorstand der israelitischen Gemeinde Altdorf dem Bezirksamt Ettenheim die Pläne und Kostenvoranschläge für den Neubau einer Synagoge zur Prüfung vorlegen. Die Bauinspektion hatte nichts zu beanstanden. Nicht ganz klar ist, welcher Architekt die Baupläne zeichnete. Möglicherweise war es der Freiburger Synagogenarchitekt Jakob Schneider, der wenige Jahre zuvor die Baupläne der zur Altdorfer Synagoge sehr ähnlichen Synagoge in Rust entworfen hatte (1856/57 erbaut). Nachdem in Altdorf wohl noch im Herbst 1866 die Fundamente der Synagoge ausgenommen werden konnten, ist der Bau im Laufe des Jahres 1867 erstellt und am 21. Februar 1868 eingeweiht worden. Der Bühler Rabbiner nahm die Einweihung vor.  
   
Die alte Synagoge kommt in Privatbesitz (1869)   
    

Artikel in der "Karlsruher Zeitung" vom 3. Januar 1870: "Ettenheim. Die Jakob Lang Wtb. (Witwe) von Altdorf hat nach ihrer Angabe die alte Synagoge daselbst, einerseits sie selbst, anderseits Babette Weil und Samuel Dreifuß, gekauft und werden auf deren Antrag alle diejenigen, welche an dieser Liegenschaft dingliche Rechte oder lehenrechtliche oder fideikommissarische Ansprüche haben, oder zu haben glauben, aufgefordert, solch binnen 2 Monaten dahier geltend zu machen, widrigens sie dem neuen Erwerber gegenüber für erloschen erklärt würden.
Ettenheim, den 24. Dezember 1869.
Großherzoglich badisches Amtsgericht. Schrempp.              Wolpert. "  

Die 1868 eingeweihte Synagoge war in der Grundfläche (Außenmaß) 19 m lang, 10,20 m breit und 13,60 m hoch. Sie wurde in "maurischem" beziehungsweise neuislamischem Stil erbaut. Charakteristisch war das dreiteilige Portal mit drei großen Hufeisenbögen. Auch sämtliche Fenster am Giebel und an den Seiten des Gebäudes zeigten Hufeisenbögen. An den Längsseiten gab es auf jedem Stock jeweils zwei Zwillingsfenster. Auf der Giebelspitze der Eingangsfassade standen die beiden Gebotstafeln. Über den Bögen des Eingangs fanden sich folgenden Inschriften (in hebräisch). Linker Bogen: "Gepflanzt im Hause des Herrn sprossen sie auf in den Vorhöfen Gottes" (Psalm 92,14); mittlerer Bogen: "Dies ist das Tor zum Ewigen, Gerechte ziehen durch es hinein" (Psalm 118,20); rechter Bogen: "Wie lieblich sind deine Wohnungen, Ewiger der Heerscharen" (Psalm 84,2).   
        
Die Synagoge in Altdorf blieb gottesdienstliches Zentrum der Gemeinde bis 1938. Als seit Mitte des 1920er-Jahren die Gemeinden in Altdorf, Ettenheim und Rust durch Aus- und Abwanderung immer kleiner geworden waren, fanden regelmäßige Gottesdienste nur noch in Altdorf statt. Die jüdischen Männer aus Ettenheim und Rust kamen nach Altdorf, um wenigstens hier den Minjan zu sichern. Vor allem im Winter wurden die Gottesdienst nicht mehr wie früher im unteren Synagogenraum gefeiert. Weil es schwierig war, diesen großen Raum zu beheizen, kamen die Männer in einem der beiden oberen kleinen Räume, die sich unter dem Dach befanden, zusammen zum gemeinsamen Gottesdienst.    
        
Beim Pogrom im November 1938 kamen am Mittag des 10. November SA-Männer und weitere NS-Parteiangehörige nach der Demolierung der jüdischen Häuser und der Synagoge in Ettenheim nach Altdorf. Auch hier demolierten sie unter Beteiligung von Altdorfer Parteiangehörigen jüdische Häuser, warfen deren Fensterscheiben ein und zerschlugen mit Äxten und Prügeln die Inneneinrichtungen. In der Synagoge wurde die Inneneinrichtung zerschlagen. Die steinernen Gebotstafeln wurden vom Giebel in den Vorhof gestoßen und dadurch zerstört. Ein angesehener Ettenheimer Bürger stand während dieser Zeit vor der Synagoge und äffte einen jüdischen Vorbeter beim Gottesdienst nach. Er hatte sich Toilettenpapier als Gebetsschal umgehängt, hielt ein hebräisches Gebetbuch in der Hand und zitierte Spott- und Hetzparolen gegen Juden.   
       
Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Synagogengebäude als Gefangenenlager und für sonstige militärische Zwecke verwendet. Am 26. Februar 1941 kaufte die politische Gemeinde das Synagogengrundstück. 
  
Nach 1945
wurde es von den Alliierten beschlagnahmt und der jüdischen Vermögensverwaltung JRSO übergeben. Diese übertrug es der Israelitischen Landesgemeinde Südbaden, von der es mit Vertrag vom 30. April 1952 wieder an die politische Gemeinde Altdorf verkauft wurde. Seit 1950 war das Gebäude an einen örtlichen Zigarrenfabrikant vermietet gewesen. Im Oktober 1952 begann die Gemeinde Altdorf mit dem Um- und Ausbau der ehemaligen Synagoge zu einem Fabrikgebäude. Die charakteristischen Fenster verschwanden und wurden durch rechteckige Fabrikfenster ersetzt. Der linke und rechte Eingang wurde zugemauert und der mittlere vergrößert. Die Portalinschriften wurden abgeschlagen. Auf Emporenhöhe wurde im Inneren eine Zwischendecke eingezogen. Seit dem 1. März 1953 war das Gebäude an eine Chemische Fabrik vermietet. 1970 verkaufte die Gemeinde Altdorf das Gebäude an einen örtlichen Gewerbebetrieb. 1962 sollte auf Wunsch des Israelitischen Oberrates Karlsruhe eine Gedenktafel angebracht werden, doch wurde dies vom Gemeinderat abgelehnt. Erst 1998 wurde eine Hinweistafel angebracht.  
   
Seit 1998/99 wird die ehemalige Synagoge als "Kunsthalle Altdorf" genutzt. Ein Künstlerehepaar (Isolde Wawrin und Yoshuyuki Kakedo) hatte das Gebäude damals erworben und in Eigenarbeit in den folgenden Jahren Stück um Stück umgebaut. Im Erdgeschoss wurde eine Ausstellungshalle eingerichtet, darüber ein Atelier und eine Wohnung. Seit 2000/01 finden regelmäßig Ausstellungen in der "Kunsthalle Altdorf" statt.
   
2018 wurde - einige Monate nach dem Tod von Künstler Kakedo - ein "Förderverein ehemalige Synagoge heute Kunsthalle Altdorf" mit dem Ziel gestartet, das denkmalgeschützte Gebäude zu erhalten. 2019 wurde die Sanierung der Außenfassade des denkmalgeschützten Gebäudes in Angriff genommen. Seit Sommer 2020 hängt nun auch eine Plakette der Denkmalstiftung Baden-Württemberg neben dem Eingang. 'Bürger retten Denkmale', verkündet die Tafel. 90.000 Euro haben die Denkmalstiftung, die Stadt Ettenheim, die Regionalstiftung der Sparkassen und eine Reihe privater Spender aufgebracht, der Förderverein hat sich in mehreren Arbeitseinsätzen tatkräftig eingebracht, um die Sanierung durchführen zu können. 

bullet Aktuelle Informationen siehe Website "Kunsthalle Altdorf"

   
Adresse der ehemaligen Synagoge: Eugen-Lacroix-Strasse 2.   
  
  
Plan  

Altdorf Plan 01.jpg (222677 Byte) Links: Plan von Altdorf mit Eintragungen der ehemaligen jüdischen Einrichtungen:
 Synagoge (am unteren Rand), Judenschule und Bad (Mikwe)

    
    
Fotos           
Historische Fotos:
(Quelle der Fotos: aus dem Buch Schicksal und Geschichte der jüdischen Gemeinden (s. Lit.) S. 100.101.285.294.295; die Fotos von 1938 sind von Hanna Meyer-Moses)  

Altdorf Synagoge 242.jpg (59542 Byte) Altdorf Synagoge 009.jpg (70077 Byte) Altdorf Synagoge 008.jpg (84326 Byte)
Historische Ansichtskarte aus 
Altdorf von 1899 
Die ehemalige Synagoge 
vor 1938 
Das Eingangsportal der Synagoge mit
 den drei großen Hufeisenbögen 
     
Altdorf Synagoge 240.jpg (52473 Byte) Altdorf Synagoge 241.jpg (51285 Byte)   
Die Männer der jüdischen Gemeinden
 Altdorf und Ettenheim (1938) 
Die Frauen der jüdischen Gemeinden
 Altdorf und Ettenheim (1938) 
  


Fotos nach 1945/Gegenwart:

Fotos um 1985:
(Fotos: Hahn) 
     
Altdorf Synagoge 104.jpg (60257 Byte) Altdorf Synagoge 105.jpg (76696 Byte) Altdorf Synagoge 101.jpg (101875 Byte)
Die ehemalige Synagoge von 
Westen gesehen 
Seitenansicht 
(Nordseite) 

Seitenansicht 
(Nordseite) 

       
Altdorf Synagoge 102.jpg (92824 Byte) Altdorf Synagoge 103.jpg (64540 Byte) Altdorf Synagoge 100.jpg (95221 Byte)
Seitenansicht 
(Südseite) 
Blick von Osten - im Putz des 
Erdgeschosses sind noch Spuren des 
Toraschreines zu sehen 
Baufälligkeit breitet  
sich aus 
       
     
Fotos 2003:
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 1.9.2003) 
Altdorf Synagoge 151.jpg (57106 Byte) Altdorf Synagoge 153.jpg (54483 Byte)
   Blick in die 
Eugen-Lacroix-Straße 
Das Synagogengebäude mit 
Anbau von Westen 
     
Altdorf Synagoge 155.jpg (73407 Byte) Altdorf Synagoge 156.jpg (47179 Byte) Altdorf Synagoge 152.jpg (45495 Byte)
Seitenansicht von Norden  Ansicht von Osten  Fenster (mit kleiner Menora) 
     
Altdorf Synagoge 150.jpg (57265 Byte) Altdorf Synagoge 154.jpg (82895 Byte)  
Grundstein der ehemaligen Synagoge  Gedenktafel an der ehemaligen Synagoge   
     
seit 2000: Umbau der ehemaligen
 Synagoge zur "Kunsthalle Altdorf" 
(Quelle: https://fv-kunsthalle-altdorf.de/
Altdorf Synagoge 0301.jpg (78542 Byte) Altdorf Synagoge 0302.gif (56793 Byte)
  Mühevolle Beseitigung des Betonbodens
 des Industriebetriebes 
Umbau des unteren Bereiches des 
früheren Betsaales in eine Kunsthalle 
     
Nutzung für Ausstellungen 
und Veranstaltungen 
(Quelle: https://fv-kunsthalle-altdorf.de/
Altdorf Synagoge 0303.jpg (150853 Byte) Altdorf Synagoge 0304.jpg (191571 Byte)
  Blick in den Ausstellungsraum der Kunsthalle  
     
Ehemalige Synagoge nach Abschluss
der Außensanierung 2020 
(Quelle: Wikimedia Commons)
 

    
    
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte         

Ältere Berichte 2005/2008:
Bericht über Veranstaltungen zum "Europäischen Tag der jüdischen Kultur" am 4.9.2005 aus dem "Ettenheimer Stadtanzeiger" vom 8.9.2005: hier anklicken  
Bericht über einen Vortrag von Rivka Hollaender über "Jüdische Speisevorschriften" aus der Badischen Zeitung vom 6.9.2005: hier anklicken 
Bericht über Aktivitäten in 2008 in der "Altdorfer Kunsthalle" - ehemaligen Synagoge aus der Badischen Zeitung vom 2.12.2008: hier anklicken (pdf-Datei). 
 
September 2011: Veranstaltung am "Tag der Europäischen jüdischen Kultur" am 4. September 2011:  
Ehemalige jüdische Bürger im Film 
Ettenheim
(rkr). "Les fantômes de Kippenheim" ist der Titel des 50-Minuten-Dokumentarfilmes von Evelyn Dreyfus aus Paris über den Besuch der ehemaligen jüdischen Bürger auf Einladung der Gemeinde Kippenheim im Ort ihrer Kindheit im September 2003. Neben vielen Kippenheimer Bürgern, die an der Begegnung teilnahmen, sind auch "Poldi" Auerbacher, Inge Auerbacher, Günter Karger, Hedy Wachenheimer-Epstein und Kurt Maier in ausführlichen Einzelinterviews zu sehen. Der Film wird erstmals in Deutschland anlässlich des Europäischen Tages der jüdischen Kultur am 4. September um 16 Uhr in der Kunsthalle (ehemalige Synagoge) in Altdorf in Anwesenheit der Filmemacherin gezeigt. Als weiteres Programm bietet der Deutsch – Israelische Arbeitskreis in der Kunsthalle um 15:30 Uhr eine Lesung mit Susanne Bruckner und um 17:15 Uhr ein Gitarrenkonzert an. Die ehemalige Altdorfer Synagoge und heutige Kunsthalle ist von 11 Uhr bis 15:30 Uhr für jedermann zugänglich. Der Eintritt zu allen Angeboten ist frei. 
 
Artikel von Robert Ullmann in der "Badischen Zeitung" vom 6. September 2011 über die Veranstaltung am "Europäischen Tag der Jüdischen Kultur": "Film-Doku: Kippenheim, du Paradies. Ein Film dokumentiert das Wiedersehen ehemaliger Kippenheimer mit ihrer verlorenen Heimat" (Link zum Artikel; auch als pdf-Datei eingestellt.   
   
Mai 2018: Gründung eines "Fördervereins ehemalige Synagoge heute Kunsthalle Altdorf"   
Artikel von Sandra Decoux-Kone in der "Lahrer Zeitung" vom 23. Mai 2018: "Ettenheim. Schon 42 Unterstützer dabei
Mit insgesamt 16 Mitgliedern ist der "Förderverein ehemalige Synagoge heute Kunsthalle Altdorf" mit dem Ziel gestartet, das denkmalgeschützte Gebäude im Ortskern zu erhalten. Kurz nach der Gründung zählt der Verein bereits 42 Mitglieder.
Altdorf.
Der Satzungszweck soll insbesondere durch die Erhaltung des denkmalgeschützten Gebäudes und zur Nutzung als kulturelle Begegnungsstätte verwirklicht werden. Das Ziel sind Kooperationen mit Bildungseinrichtungen, staatlichen und kommunalen Behörden, privaten und öffentlichen Körperschaften und Personen.
Initiative ging von Robert Krais aus. Die ehemalige Synagoge befindet sich seit 20 Jahren im Eigentum der Künstler Isolde Wawrin und Yoshyuki Kakedo, die aus dem leer stehenden ehemaligen Fabrikgebäude, eine Kunsthalle, Galerie und Wohnung geschaffen haben. Nach dem Tod von Kakedo im vergangenen Jahr stellte sich die Frage, wie dieses Kulturgut in Zukunft auch für die Öffentlichkeit erhalten bleiben kann. Auf Initiative von Robert Krais vom deutsch-israelischen Arbeitskreis Südlicher Oberrhein reifte die Überlegung, einen Förderverein zu gründen. Bei der Gründungsversammlung wurde Markus Vögele zum Vorsitzenden gewählt. Seine Stellvertreterin ist Dagmar Abt aus Altdorf. Das Amt des Schriftführers übernimmt Heike Geppert und das des Rechners Michael Biehler. Die Kasse wird von Wolfgang Spengler und Sabine Hebding-Geiger geprüft. Als Beisitzer fungieren Rudolf Edelmann und Marion Fleig.
Rund 70.000 Euro werden für die dringend notwendige Renovierung der Fassade am Gebäude veranschlagt. Der Verein hofft auf entsprechende Gelder von der Denkmalstiftung des Landes-Baden-Württemberg. Ein entsprechender Antrag wird jetzt gestellt, betont Michael Biehler. Der Mitgliedsbeitrag beläuft sich auf zwölf Euro im Jahr. Durch entsprechende Öffentlichkeitsarbeit – vor allem auf dem Altdorfer Dorffest – konnte der neu gegründete Verein seine Mitgliederzahl mittlerweile bereits auf 42 erhöhen. Der Förderverein der Synagoge hat sich der Förderung des Denkmalschutzes und der Denkmalpflege, der Erziehung und Volksbildung der Heimatpflege und Heimatkunde sowie die Förderung von Kunst und Kultur auf die Fahne geschrieben."
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Juni 2018: Die Stadt bezuschusst die Außenrenovierung des Synagogengebäudes  
Artikel von Klaus Schade in der "Lahrer Zeitung" vom 29. Juni 2018: "Ettenheim 90.000 Euro für alte Synagoge
Ettenheim
. Für die von vielen Seiten vorgeschlagene und geplante Außenrenovierung der Altdorfer Synagoge kann der inzwischen gegründete Förderverein auf einen städtischen Zuschuss in Höhe von 25.000 Euro bauen. Das beschloss der Gemeinderat am Dienstag dieser Woche auf entsprechenden Vorschlag der Verwaltung einstimmig.
Im Rahmen einer Bürgerwerkstatt und bei verschiedenen anderen Anlässen war der Wunsch geäußert worden, die Synagoge in der Eugen-Lacroix-Straße mehr ins Bewusstsein zu rücken und verstärkt öffentlich zu nutzen. Mit dieser Zielsetzung hat sich dann auch der Förderverein gegründet. In einer ersten großen Maßnahme ist die Außenrenovierung vorgesehen – mit Entfernen des alten, -- und Aufbringen eines neuen Putzes. Zudem soll die Außenanlage zur Eugen-Lacroix-Straße verbessert werden.
Die Gesamtkosten für diese Maßnahmen belaufen sich auf 90.000 Euro. Ein Antrag an die Denkmalstiftung Baden-Württemberg wird gestellt. Darüber hinaus sollen Gelder über Stiftungen und Spenden sowie Eigenleistungen eingesetzt werden. Von der Stadt, so erläuterte Bürgermeister Bruno Metz dem Gemeinderat, wird ein Zuschuss von 25.000 Euro erbeten – ein Ansinnen, das er voll und ganz unterstütze. Die Stadt sieht in der geplanten Maßnahme eine Verbesserung der optischen Situation und eine nachhaltige Instandhaltung des Gebäudes. Bernd Billharz (SPD) wies darauf hin, dass es sich hier nicht um ein 'Privatgebäude, sondern ein historisches Gebäude in Privatbesitz' handle. Deshalb sei eine Kostenbeteiligung der Stadt absolut gerechtfertigt. Auch Thomas Breyer-Mayländer (CDU) sah in der Unterstützung der Stadt "ein wichtiges Signal" zur Erhaltung dieses Kulturgutes. 'Hier ist Geschichte greifbar', ergänzte Beate Konstanzer (SPD)."
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November 2018: Über den Synagogenprozess gegen die Ettenheimer und Altdorfer Synagogenschänder   
Artikel von Markus Vögele in der "Badischen Zeitung" vom 10. November 2018: "Der Prozess um die Synagogenschänder
ETTENHEIM/OFFENBURG.
In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurden auch die jüdischen Mitmenschen in Ettenheim zur Zielscheibe der Nationalsozialisten, deren Rassenhass sich auf offener Straße durch Zerstörung der jüdischen Anwesen und Misshandlung der jüdischen Mitbürger entlud. Die Täter der Ettenheimer Reichspogromnacht mussten sich zehn Jahre nach Schändung und Brandschatzung jüdischer Einrichtungen 1948 im sogenannten Synagogenprozess verantworten. Zehn Jahre nach den Ereignissen der Reichspogromnacht 1938 in Ettenheim standen die Urheber des Judenpogroms, darunter ehemalige Funktionäre von NSDAP, SA und SS sowie Mitläufer wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit unter Anklage. Nach viertägiger Verhandlung verurteilte sie das Schwurgericht in Offenburg am 24. Oktober 1948 zu mehreren Jahren Haftstrafe, die sie im Internierungslager Lahr-Dinglingen verbüßten. 'Ich habe damals aus Angst lange Zeit nicht schlafen können', erinnert sich Martha H. heute an den damaligen Synagogenprozess vor dem Schwurgericht in Offenburg, in dem sich die Täter der Ettenheimer Reichspogromnacht verantworten mussten und sie als Zeugin der Ereignisse des 10. November 1938 aussagte.
Der 9. November 1938. Wie in jedem Jahr, so zelebrierten die Nationalsozialisten auch am 9. November 1938 den Hitler-Putsch von 1923. Die Ereignisse wurden übertönt durch den angeblich 'feigen Mord an einem deutschen Diplomaten [Ernst vom Rath, Anm. d. V.] durch einen Juden', wie es die nationalsozialistische Propaganda verlauten ließ. Noch in derselben Nacht sollten die Juden den deutschen Volkszorn zu spüren bekommen. Die antisemitische Hetzrede Joseph Goebbels im Alten Rathaus in München setzte eine Befehlskette in Gang, die Parteimitglieder, SA, SS, Polizei und Sicherheitsdienst mobil machte. Auch Ettenheim wurde Schauplatz von 'Verbrechen gegen die Menschlichkeit', wie Landgerichtspräsident Adolf von Hofer im Ettenheimer Synagogenprozess zehn Jahre später die Ereignisse verurteilte.
Ettenheim, 10. November 1938. Zwischen 6 und 7 Uhr erhielt der Bürgermeister und Ortsgruppenleiter von Ettenheim Eduard Seitz (1895-1977) einen Anruf von Kreisleiter Richard Burk aus Lahr, der ihm den Auftrag erteilte, alle männlichen Juden von der SS in Schutzhaft nehmen zu lassen und antisemitische Kundgebungen durchzuführen. 'Etwa um 7 Uhr morgens bin ich von drei SS-Männern in meiner Wohnung verhaftet worden. Einer von ihnen benahm sich sehr roh und schlug meiner Frau ins Gesicht. Ich wurde dann in den Ortsarrest verbracht, wo die anderen nichtarischen Einwohner von Ettenheim schon verbracht worden waren', schildert der jüdische Rechtsanwalt und Holocaustüberlebende Albert Strupp im Jahr 1947 den Tathergang gegenüber der Staatsanwaltschaft Offenburg, die erst durch das Opfer Strupp von den Verbrechen in Ettenheim erfahren hat. Unmittelbar nach der Verhaftung der jüdischen Mitbürger und nachdem Bürgermeister Seitz die Volksschule, die Oberrealschule sowie die Stuhlfabrik Stoelcker auf telefonischem Weg zur Teilnahme an der Demonstration gegen die Juden aufforderte, verließen die Lehrer und Schüler sowie die mit Stuhlbeinen bewaffneten Arbeiter der Holzindustrie die Einrichtungen, um sich auf dem Rathausplatz zu versammeln. Während Seitz eine Rede hielt und die versammelte Menge aufforderte, gegen die Ermordungen der Nationalsozialisten Wilhelm Gustloffs und Ernst vom Raths zu protestieren, wurden die Scheiben des neben dem Rathaus ansässigen jüdischen Textilgeschäfts Forsch eingeworfen und die Waren auf den Rathausplatz geworfen. Daraufhin bildete sich ein Zug von Demonstranten, der durch die Ettenheimer Innenstadt in Richtung der Anwesen weiterer jüdischer Mitbürger marschierte. Junge Burschen drangen in die Synagoge ein, zertrümmerten das Inventar und warfen einen Großteil dessen in den Hof. Darunter auch Kultgegenstände wie die Thorarollen.
Die Menge wütet in Altdorf. Nach den systematischen Demolierungen und Plünderungen der Wohnungen, Häuser und Geschäfte der jüdischen Familien sowie der Entwürdigung der Synagoge, zog die wütende Menge weiter nach Altdorf, wo sie auch die dortigen Anwesen der jüdischen Familien demolierten. Mit Stangen wurden die Zehn Gebote, die außerhalb der Synagoge über dem Eingang angebracht waren, herabgestoßen und zertrümmert. Sämtliche Bänke innerhalb der Synagoge wurden zerstört, Fensterscheiben und Spiegel eingeschlagen, Lebensmittel, Kleider und Matratzen auf die Straße geworfen und aufgeschlitzt. 'Als die dortigen Juden alle beisammen auf dem Rathaus waren, ließ SS-Sturmführer Karl Friedrich Rieflin diese antreten und fragte sie nach ihrem Beruf. Wie ich beobachtet habe, hat Rieflin hierbei ab und zu einem Juden auf die Backen geschlagen', berichtet 1947 der SS-Führer Otto H. gegenüber der Gendarmerie in Ettenheim, die infolge der Aussage Strupps die Ermittlungen aufgenommen und das Verfahren wegen Verbrechens gegen die Menschlichkeit eröffnet hat.
Juden wurden misshandelt. 'Von Rieflin erhielt den Auftrag, die in Altdorf versammelten Juden nach Kippenheim zu verbringen. Als ich dann mit etwa 20 bis 25 jüdischen Männern aus Altdorf nach Kippenheim auf den Mahlberger Buck kam, standen dort links und rechts der Straße mehrere jüngere Burschen, die die Juden sofort mit Steinen und Straßendreck, auch mit Kuhdreck, bewarfen', so der SS-Führer Otto H. weiter. 'In Kippenheim wurden den Juden von den anwesenden jungen Burschen die Hüte von den Köpfen gerissen und mit Dreck und Wasser gefüllt, und danach den Juden wieder auf den Kopf gesetzt', so dieser Zeuge weiter. 'In Lahr wurden wir in der damaligen Luftschutzschule untergebracht und in der Nacht noch ins Konzentrationslager nach Dachau verfrachtet', beschreibt Albert Strupp im Mai 1947 weiter den Tathergang gegenüber der Staatsanwaltschaft Offenburg. Diese hat im Zuge ihrer Ermittlungen weitere Zeugen vernommen und Anklage erhoben gegen die Urheber der Judenpogrome in Ettenheim, Altdorf und Kippenheim. Am Mittwoch, 21. Oktober 1947, begann vor dem Schwurgericht Offenburg in der Ritterstraße, wo sich heute das Museum befindet, der Prozess gegen die Hauptaktivisten, darunter ehemalige Funktionäre der SA, SS, NSDAP und einige Mitläufer, die sich wegen Verbrechens gegen die Menschlichkeit in Tateinheit mit einfachem und schwerem Landfriedensbruch, schwerem Hausfriedensbruch sowie Aufreizung zum Rassenhass verantworten mussten. Nach der Vernehmung der Angeklagten wurden für den zweiten Verhandlungstag 35 Be- und Entlastungszeugen geladen.
Offenburg, 21. Oktober 1948. 'Ich habe gezittert am ganzen Leib', gesteht die damals 22-jährige Martha D. heute, wie sie am zweiten Verhandlungstag um 10.30 Uhr in den Zeugenstand gerufen wurde. 'In Altdorf hat mir jemand eine Kasse voller Geld, die aus der Altdorfer Synagoge entwendet wurde, in die Hand gedrückt, die ich dann im alten Rathaus abgegeben habe. Jemand hat mich mit der Kasse in der Hand gesehen und angezeigt, diese gestohlen zu haben', beantwortet Martha D. die Frage nach dem Grund ihrer Vorladung. An den vollen Gerichtssaal erinnere sie sich noch genau. 'Auf der rechten Seite ist eine Tribüne gewesen, wo die Angeklagten gesessen sind. Neben mir saßen die Frau des Rechtsanwalts Strupp und weitere Zeugen. Dahinter die Zuschauer', sagt Martha D., die in Begleitung ihres Vaters vor Gericht erschien. 'Dann wurde ich ins Kreuzverhör genommen', so die Zeugin weiter. 'Jetzt reicht’s', zitiert Martha D. ihren Vater, der dem Verhör ein Ende setzen wollte. 'Die sind ganz scharf gewesen. Die waren auch knallhart gegenüber den Angeklagten', beschreibt Martha D. die Anwälte. Der Einzige, der seine Taten zugegeben habe, sei der Zeuge Franz W. gewesen, der das Innere der jüdischen Metzgerei Lion zusammengeschlagen habe. Alle anderen hätten ihre Taten abgestritten, resümiert Martha D. die Aussagen der weiteren Zeugen, die ihrer Erinnerung zufolge nur wenig von sich preisgaben. Auch Eduard Seitz, der in der unteren Reihe der Anklagebank gesessen sei, habe sich ruhig verhalten und sich kaum geäußert, so die Zeugin, die nach ihrer Vernehmung unvereidigt blieb und entlassen wurde.
24. Oktober 1947. Nachdem am Freitag die Zeugenvernehmung abgeschlossen wurde, erhielten im Anschluss die Staatsanwaltschaft, vertreten durch Staatsanwalt Dr. Nägele, und die Verteidiger zu ihren Ausführungen das Wort. Die Anklagevertreter, die zwei Entscheidungen in das Ermessen des Gerichts stellte, beantragte elf Haftstrafen und einen Freispruch. Die Verteidiger, die ebenfalls eine Entscheidung in das Ermessen des Gerichts stellten, beantragten für ihre Mandanten elf Freisprüche, die Mindeststrafe, eine milde Strafe, die Einstellung des Verfahrens und die Aufhebung des Haftbefehls. Am Samstag, dem vierten Verhandlungstag, verkündete Landgerichtspräsident von Hofer das Urteil. Wegen Verbrechens gegen die Menschlichkeit in Tateinheit mit Landfriedensbruch, Aufreizung zum Klassenhass, schwerem Hausfriedensbruch, Freiheitsberaubung und Körperverletzung verurteilte das Gericht elf Angeklagte zu Haftstrafen von zwei Jahren bis zu drei Monaten. Der ehemalige Ettenheimer Bürgermeister und Ortsgruppenleiter Eduard Seitz, der dem Gericht zufolge schon bei seiner Ansprache hätte erkennen müssen, dass die Anwesenden zu Ausschreitungen bereit waren und er darauf zur Ruhe hätte mahnen müssen, erhielt zwei Jahre Gefängnis, der ehemalige SS-Führer Otto H. vier Wochen und Franz W. drei Monate Gefängnis. Drei Angeklagte wurden freigesprochen. In der Begründung sagte das Gericht, dass es sich um unmenschliche Handlungen handle, die jeder rechtlich denkende Mensch ablehnen müsse."
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Januar 2019: Lob für den Synagogenverein 
Artikel in der "Lahrer Zeitung" vom 29. Januar 2019: "Ettenheim Lob für Synagogen-Förderverein.  
Altdorf
(red/fx). Der SPD-Bundestagsabgeordnete Johannes Fechner hat gemeinsam mit der Repräsentantin des Staates Israel, Maren Steege, sowie Bürgermeister Bruno Metz und Ortsvorsteher Michael Biehler den Förderverein der ehemaligen Altdorfer Synagoge besucht. "Es ist großartig, mit welchem Engagement die Eigentümerin Isolde Wawrin und vor allem der Förderverein zu Werke gehen", lobte Fechner die Initiative. Metz verwies darauf, dass die Stadt Ettenheim den Förderverein nach besten Kräften unterstütze, etwa mit einem Zuschuss von 25.000 Euro zur Renovierung der Außenfassade. Steege lobte, dass gerade für junge Leute die Geschichte lebendig gehalten werde. Die deutsch-israelischen Beziehungen müssten auf die Zukunft eines freundschaftlichen Miteinanders ausgerichtet sein, wozu die Altdorfer Initiative ein hervorragendes Beispiel sei. Fechner sagte weitere Unterstützung zu. Er wolle sich um weitere Zuschussmöglichkeiten bemühen. Derzeit hat der Förderverein schon 63 Mitglieder. Dass die Synagoge eine Bereicherung für die Dorfgemeinschaft ist, bestätigte Ortsvorsteher Biehler: Veranstaltungen wie der Altdorfer Neujahrsempfang zeigten, dass die Räumlichkeiten gut angenommen würden.
Der Förderverein möchte nun die noch fehlenden 45.000 Euro für die Erneuerung der Fassade sammeln. Die sei dringend nötig, wie der Vorsitzende Markus Vögele betonte. Spenden seien willkommen."
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Weiterer Artikel in regiotrends.de vom 28. Januar 2019: "Ettenheim-Altdorf. SPD-Bundestagsabgeordneter Fechner besuchte die ehemalige Synagoge in Ettenheim-Altdorf - Lob für Engagement des Fördervereins ausgesprochen..."  
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Juni 2019: Die Außenrenovierung beginnt 
Artikel von Erika Sieberts in der "Badischen Zeitung" vom 11. Juni 2019: "Die Kunsthalle Altdorf erhält eine neue Fassade.
Ettenheim.
Die Arbeiten an der ehemalige Synagoge sollen in dieser Woche beginnen. Mitglieder des Fördervereins legen selbst Hand an.
In der Woche nach Pfingsten wird das Gerüst gestellt, um die Fassade der ehemaligen Synagoge, heute Kunsthalle, zu erneuern. Dass dies, erst ein Jahr nach Gründung des Fördervereins zur Erhaltung des Gebäudes und seines Kultur- und Bildungsangebots, möglich wird, haben Förderer und Spender, allen voran die Denkmalstiftung Baden-Württemberg und die Stadt Ettenheim ermöglicht. Durch weitere Spenden seien inzwischen 70 000 Euro zusammengekommen, sagte Vorsitzender Markus Vögele in der Hauptversammlung des Vereins im Atelier von Isolde Wawrin, der Eigentümerin des Gebäudes. Den alten Putz, der an einigen Stellen schon flächig abblättert, wollen die Vereinsmitglieder in Eigenarbeit abschlagen. Dies soll am Freitag und Samstag, 21. und 22. Juni, geschehen. 'Wenn wir eine Gruppe von etwa zehn handwerklich erfahrenen Helfern zusammen bekommen, schaffen wir das in zwei Tagen', sagte Samuel Trotter. Wer mitmachen möchte, kann sich bei ihm unter der Tel. 0175-48 21 990 melden.
Der Jahresrückblick und die Planungen für das kommende Vereinsjahr belegen, dass im Haus nach wie vor ein umfangreiches künstlerisches und kulturelles Programm stattfindet und seit der öffentlichen Förderung vermehrt Bildungsangebote für Kinder und Jugendliche. Auch öffnet die Kunsthalle Altdorf an Jahrestagen, etwa dem europäischen Tag der jüdischen Kultur, und bietet Konzerte, Zeitzeugenberichten oder Filme an. Außerdem vernetzt sich der Förderverein mit anderen Kultureinrichtungen, etwa der Landesarbeitsgemeinschaft der Gedenkstätten und Gedenkstätteninitiativen in Baden-Württemberg (LAGG).
Förderverein gibt Infoflyer zum Gebäude heraus. Damit die Informationen über das Gebäude und das Angebot besser in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden, habe der Verein einen Flyer drucken lassen, der ab sofort in Umlauf komme, wie der Vorsitzende Markus Vögele ankündigte. In dieser ersten Jahreshauptversammlung des Fördervereins wurde Rechner Michael Biehler formal und einstimmig entlastet. Förderverein zur Erhaltung der ehemaligen Synagoge heute Kunsthalle Altdorf e.V., Mitgliedsbeitrag zwölf Euro, 71 Mitglieder." 
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September 2020: Neue Ausstellung in der renovierten ehemaligen Synagoge 
Artikel von Jürgen Haberer in der "Mittelbadischen Zeitung" vom 27. September 2020: "Ausstellung in der Kunsthalle Altdorf. Karl Rennertz und seine Schattenfiguren
Vier Wochen lang zeigt die Kunsthalle Altdorf Bildhauerarbeiten von Karl Manfred Rennertz. Die ehemalige Synagoge wurde aufwändig renoviert ist ist nun Denkmal.

Wuchtige Holzplastiken und markante Formen, die Kettensäge und das Feuer als zentrale Gestaltungselemente: Der Bildhauer Karl Manfred Rennertz zählt zu den herausragenden Vertretern der plastischen Kunst am Oberrhein. In der Kunsthalle Altdorf zeigt er bis 30 Oktober eine Auswahl an Skulpturen und Bildern in großen Formaten, aber auch kleinere Plastiken und Keramiken, die erst in den letzten Monaten entstanden sind. 'Der Baum und ich', lautet der Titel der ursprünglich bereits im Frühjahr geplanten Ausstellung. Es ist seit rund zwei Jahren das erste Lebenszeichen der von Isolde Wawrin betriebenen Kunsthalle in der ehemaligen Synagoge in Ettenheim-Altdorf. Hinter den Kulissen ist in den vergangenen zwei Jahren einiges passiert.
Unter Denkmalschutz. 2018 wurde der Förderverein Ehemalige Synagoge heute Kunsthalle Altdorf e.V. gegründet, im vergangenen Jahr die Sanierung der Außenfassade des denkmalgeschützten Gebäudes in Angriff genommen. Seit einigen Wochen hängt nun auch eine Plakette der Denkmalstiftung Baden-Württemberg neben dem Eingang. 'Bürger retten Denkmale', verkündet die Tafel. 90.000 Euro haben die Denkmalstiftung, die Stadt Ettenheim, die Regionalstiftung der Sparkassen und eine Reihe privater Spender aufgebracht, der Förderverein hat sich in mehreren Arbeitseinsätzen tatkräftig eingebracht. Das Ausstellungsgeschehen in der vor 20 Jahren von Isolde Wawrin und Yoshijuki Kakedo eröffneten Kunsthalle hatte im März wieder durchstarten sollen. Corona hat die Umsetzung des Ausstellungskonzeptes noch einmal um ein halbes Jahr verzögert. Nun haben der 'Schattenmann' und die 'Schattenfrau' von Karl Manfred Rennertz endlich Einzug gehalten.
'Goldenes Boot'. Die feuergeschwärzten Figuren aus dem Stamm einer Sumpfzypresse stehen für die archaisch anmutende Bildsprache des 1952 im Rheinland geborenen Künstlers, der seit vielen Jahren in Baden-Baden lebt. Er arbeitet mit der Kettensäge und mit Feuer, trotzt dem Holz immer wieder kühn abstrahierte Formen ab. Rennertz, der sich bereits von Realismus seiner Düsseldorfer Studienzeit getrennt hatte, als er 1981 an den Oberrhein zog, zeigt in Altdorf zudem fast zwei Dutzend Großplastiken und Gouachen auf Dachpappe, in denen die Bildsprache seiner Skulpturen im zweidimensionalen Raum weiterlebt. Gestische Formen und surreal verfremdete Figuren, das 'Goldene Boot' aus dem Jahr 2002 neben Skulpturen, die erst im Jahr 2020 entstanden sind. Der Bildhauer sieht im rohen Stamm bereits die Skulptur, seine Formsprache hat nichts zu tun mit dem Traum von der Rückkehr zu einer primitiven, archaischen Utopie. Es geht vielmehr um die Reduktion, in der er sich stets expressiv äußert, eine Ausdrucksform sucht, die den Betrachter nicht nur durch die Dimension der Plastik beeindruckt. Das zeigt sich in den vielen kleinen Arbeiten, in denen er in den letzten Monaten immer wieder Holzreste verwertet hat, in den Tonplastiken, die im Foyer der Kunsthalle gezeigt werden.
Termin: Karl Manfred Rennertz – 'Der Baum und ich', Kunsthalle Altdorf, bis 30. Oktober; Öffnungszeiten sind Samstag und Sonntag, 14 bis 18 Uhr."  
Link zum Artikel  

   
     

Links und Literatur  

Links: 

bulletWebsite der Stadt Ettenheim  
bulletWebsite der "Kunsthalle Altdorf"  https://fv-kunsthalle-altdorf.de/  
bulletWikipedia-Artikel https://de.wikipedia.org/wiki/Synagoge_Altdorf_(Ettenheim)    

Video zu einer Ausstellung 2018
  
  
Quellen:   

Hinweis auf online einsehbare Familienregister der jüdischen Gemeinde Altdorf 
In der Website des Landesarchivs Baden-Württemberg (Hauptstaatsarchiv Stuttgart) sind die Personenstandsregister jüdischer Gemeinden in Württemberg, Baden und Hohenzollern einsehbar: https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/struktur.php?bestand=5632     
Zu Altdorf sind vorhanden:    
J 386 Bü. 9   Altdorf, Ettenheim  Gemeindebuch 1783-1833 http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-439147  
J 386 Bü. 10 Altdorf, Ettenheim  Sterbefälle 1882-1937  http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-439148   
Online aus dem Bestand des Staatsarchivs Freiburg sind zugänglich 
STAF L 10 Nr. 1359 Altdorf, Ettenheim  Israelitische Gemeinde: Standesbuch 1819-1839   http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=5-479754   
STAF L 10 Nr. 1360 Altdorf, Ettenheim  Israelitische Gemeinde: Standesbuch 1840-1870   http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=5-479755   

 Literatur:   

bulletFranz Hundsnurscher/Gerhard Taddey: Die jüdischen Gemeinden in Baden. 1968. S. 35-36.
bulletAlbert Köbele/Hans Scheer: Ortssippenbuch Altdorf, Bad. Ortssippenbücher 37. 1976. 
bulletSchicksal und Geschichte der jüdischen Gemeinden Ettenheim, Altdorf, Kippenheim, Schmieheim, Rust, Orschweier. Ein Gedenkbuch. Hg. vom Historischen Verein für Mittelbaden e.V. - Mitgliedergruppe Ettenheim. 1988.1998².
bulletJoseph Walk (Hrsg.): Württemberg - Hohenzollern - Baden. Reihe: Pinkas Hakehillot. Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust (hebräisch). Yad Vashem Jerusalem 1986. S. 242-243.      
bulletsynagogenbuch-1.jpg (32869 Byte)Joachim Hahn / Jürgen Krüger: "Hier ist nichts anderes als Gottes Haus...". Synagogen in Baden-Württemberg. Band 1: Geschichte und Architektur. Band 2: Orte und Einrichtungen. Hg. von Rüdiger Schmidt, Badische Landesbibliothek, Karlsruhe und Meier Schwarz, Synagogue Memorial, Jerusalem. Stuttgart 2007.  
bulletSynagogen Lit 201305.jpg (108213 Byte)Christiane Twiehaus: Synagogen im Großherzogtum Baden (1806-1918). Eine Untersuchung zu ihrer Rezeption in den öffentlichen Medien. Rehe: Schriften der Hochschule für jüdische Studien Heidelberg. Universitätsverlag Winter Heidelberg 2012. 
Zur Synagoge in Altdorf: S. 70-72.    

      
       


 
    
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Altdorf  Baden.  Jews are first mentioned in the 1570s. A permanent settlement was established by Jewish refugees from Ettenheim in 1716. Jews reached a peak population of 313 in 1855 (about 20 % of the total), which declined to 51 in 1933. Fifteen emigrated in 1937-39 while 20 left for other German cities. On Kristallnacht (9-10 November 1938) the synagogue and Jewish homes were vandalized and eight Jewish men detained in the Dachau concentration camp. The last 12 Jews were deported to the Gurs concentration camp on 22 October 1940, eight of them perishing in the Holocaust, as did 15 of the Jews who had previously left the town and were subsequently deported from theire places of refuge.  
        
         

                   
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Stand: 30. Juni 2020