Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Ermreuth
(Gemeinde Neunkirchen a. Brand, Kreis Forchheim)
Jüdische Geschichte / Synagoge 

  Hinweis: bitte besuchen Sie auch die Website    
www.synagoge-museum-ermreuth.de oder www.synagoge-ermreuth.de  

     
Übersicht:  

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde  
Kennkarten aus der NS-Zeit   
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen  
bulletLinks und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)       
    
In Ermreuth bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 16. Jahrhunderts zurück. Erstmals werden 1554 Juden am Ort genannt. Die ritterlichen Landsherren in Ermreuth nahmen jüdische Familien gegen Bezahlung von "Schutzgeldern" auf. Bereits im 17. Jahrhundert lebten die jüdischen Familien vor allem vom Handel mit Vieh und Pferden. 
  
Die Blütezeit der Gemeinde war zwischen der Mitte des 18. und der Mitte des 19. Jahrhunderts. 1809/10 wurden 164 jüdische Einwohner gezählt (24,9 % von insgesamt 659), 1811 180 (26,1 % von insgesamt 689), 1822 die Höchstzahl von 194, davon 35 Familienväter, 124 Kinder, ein Witwer und ein Lediger. 1832 betrug die Zahl der christlichen Familien 98, die der jüdischen 38, insgesamt 187 Personen, ein gutes Drittel der Gesamtbevölkerung. 1843 wurden 43 jüdische Haushaltungen registriert. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts erfolgte ein starke Abwanderung der jüdischen Familien, u.a. nach Erlangen. 1867 waren es 132 jüdische Einwohner (19,6 % von insgesamt 673), 1880 87 (13,7 % von 635) und 1900 66 (10,8 % von 609). Die Haupterwerbstätigen der jüdischen Gemeindemitglieder beschränkten sich bis Mitte des 19. Jahrhunderts auf den Vieh-, Hausier- und Schnittwarenhandel, ehe um die Mitte des Jahrhunderts neue Erwerbszweige hinzukamen. Die zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch in Ermreuth ansässigen Juden betrieben Vieh-, Schnittwaren- und Hopfenhandel. Nach 1874 waren die jüdischen Einwohner vollständig im allgemeinen Gemeindeleben integriert. Sie waren Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr, des Gemeinderates sowie der Soldatenkameradschaft.

An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), einen Friedhof (seit 1711), eine Schule (Elementarschule, zuletzt noch Religionsschule) sowie ein rituelles Bad. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Elementarlehrer bzw. ein Religionslehrer angestellt. Dieser war zugleich als Vorbeter (Kantor) und als Schächter tätig. Bei anstehenden Neubesetzungen war die Stelle immer wieder auszuschreiben (siehe unten Ausschreibungstexte). 
 
Die jüdische Gemeinde Ermreuth gehörte bis 1894 zum Bezirksrabbinat in Hagenbach. Bei der Besetzung des dortigen Rabbinates traten die Ermreuther teilweise sehr selbstbewusst auf. Es kam mehrfach zu Spannungen zwischen den Gemeinden Ermreuth und Hagenbach. Zeitweise (um 1840/60) bemühten sich die Ermreuther um Verlegung des Rabbinatssitzes von Hagenbach in ihre Gemeinde. 1866 bat der Hagenbacher Rabbiner Dr. Jonas Königshöfer unter dem Druck der Ermreuther Gemeinde um seine Entlassung. Nach der Auflösung des Bezirksrabbinates Hagenbach wurde Ermreuth dem Rabbinatsbezirk Bamberg zugeteilt.  

1910 wurden 44 jüdische Einwohner gezählt (7,2 % von 615); 1915 bestand die israelitische Kultusgemeinde noch aus 10 jüdischen Haushaltungen. Im Ersten Weltkrieg fiel aus der jüdischen Gemeinde Moritz Hönlein (gefallen 1917 Arras). Sein Name steht auf dem Kriegerdenkmal für die Gefallenen beider Weltkriege aus Ermreuth unmittelbar vor der Kirche des Ortes. 

Um 1925, als noch 22 Gemeindeglieder gezählt wurden (3,5 % von insgesamt 630 Einwohnern), waren die Gemeindevorsteher Wilhelm Schwarzhaupt, Gustav Hönlein und Leopold Goldner. Die Gemeinde war weiterhin dem Distriktsrabbinat Bamberg zugeteilt. 1932 wurden 25 Gemeindeglieder gezählt (von insgesamt 558). Die Gemeindevorsteher waren Wilhelm Schwarzhaupt und Gustav Hönlein. Als Lehrer der drei schulpflichtigen jüdischen Kinder kam aus Erlangen Lehrer Julius Fränkel regelmäßig nach Ermreuth. 

1933 gab es nur noch fünf jüdische Haushalte mit insgesamt 21 Personen im Ort. Trotz der zunehmenden Repressalien und der Auswirkungen des wirtschaftlichen Boykotts verließen bis zum September 1938 nur vier Personen den Ort. Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge stark beschädigt (s.u.), ebenso die jüdischen Privathäuser. Bei den Ausschreitungen wurde das Gemeindemitglied Max Wassermann vom Ortsgruppenleiter der NSDAP brutal misshandelt. Wassermann verzog Mitte 1939 mit seiner Familie nach Nürnberg und verstarb 1942 im jüdischen Krankenhaus in Fürth verstarb. Noch im Jahr 1939 gelang es einer jüdischen Familie aus Ermreuth in die USA zu fliehen. Die übrigen 15 Personen jüdischen Glaubens mussten ihren Wohnsitz nach Nürnberg in vorherbestimmte Unterkünfte verlegen, ehe sie 1942 in Konzentrationslagern verschleppt und ermordet wurden.    
  
Von den in Ermreuth geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Frieda Dachauer geb. Hönlein (1913), Kathie (Katie) Dingfelder geb. Schönberger (1893), Hermann Dorn (1865), Karoline Frank geb. Herzfelder (1873),  Juli Goldbach geb. Hönlein (1880), Jakob Gönninger (1891)*, Ida Grau geb. Wassermann (1886, vgl. Kennkarte unten), Bertha Guthmann geb. Wassermann (1884), Jeanette Gutmann geb. Oberndorfer (1856), Klara Hess (1875), Regina Heß (1881), Frieda Hönlein geb. Götter (1886), Gustav Hönlein (1882), Herrmann Hönlein (1878), Louise Hönlein (1869), Martin Hönlein (1904), Sofie Hönlein geb. Erlanger (1879), Rosa Kohn geb. Dorn (1889), Therese Neu geb. Bauer (1876), Regina Satzmann geb. Wimmelbacher (1880), Getti (Geeta) Schloß (1887), Maria Schloss (1886), Ida Schönberger (1885, "Stolperstein" in Forchheim), Max Schönberger (1882), Ida Stark geb. Schönberger (1885), Betty Strauß geb. Schönberger (1875), Pauline (Paula) Steinhart geb. Wassermann (1884), Clara Teutsch geb. Holzinger (1884), Rosa Uhlfelder (1896), Betty Wassermann geb. Wolf (1893), Bella Wassermann (1929), Betty Wassermann geb. Wolf (1893), Hugo Wassermann (1896),  Karl Wassermann (1891), Kurt Joseph Wassermann (1927), Rosa Wassermann geb. Kohn (1854), Sofie Wassermann (1886), Werner Wassermann (1925), Wilhelm Wassermann (1885). 
       
*Lehrer Jakob Gönninger (1891) ist mit seiner ganzen Familie, das heißt seiner Frau Lina Gönninger geb. Veilchenblau (1894) und den in Zirndorf geborenen Töchtern Adele Gönninger (1927), Elisabeth Gönninger (1924) und Susanne Gönninger (1930) nach der Deportation ermordet worden. 
     

Informationstafel zur jüdischen Geschichte des Ortes 
Ermreuth Informationstafel 100.jpg (212021 Byte) Die Informationstafel befindet sich an der Dachstadter Straße (Ostseite der Synagoge) in Ermreuth. 
Zum Lesen bitte Abbildung anklicken oder als pdf-Datei anschauen (erhalten von Jürgen Hanke, Kronach).  

    
    
    
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer   
Ausschreibungen der Stelle des Lehrers (Elementarlehrer bzw. Religionslehrer), zugleich des Vorbeters und Schächters 1871 / 1907 / 1909 

Ermreuth Israelit 19041871.jpg (46413 Byte)1871 war die Stelle wieder einmal ausgeschrieben. In der Zeitschrift "Der Israelit" erschien am 19. April 1871 folgende Anzeige: "Erledigte Stelle. Bei der israelitischen Kultusgemeinde Ermreuth, Post Gräfenberg (Bayern), ist die Stelle eines Elementar- und Religionslehrers, verbunden mit Kantordienst, in Erledigung gekommen. Der Gehalt besteht in 350 Gulden fix, freier Wohnung und 150 Gulden Nebenverdienste. Auch wird mit dieser Stelle der Schächterdienst verbunden, welcher sicher 150 Gulden einträgt und wird bemerkt, dass nur solche Bewerber berücksichtigt werden, welche letztgenannte Funktion versehen können. Die israelitische Kultusverwaltung Ermreuth. Max Reichold. Isaak Wimmelbacher". 
Damals konnte die Stelle mit Lehrer Isak Heß besetzt werden, der 36 Jahre lang in der Gemeinde tätig sein sollte und große Anerkennung und Beliebtheit genoss (siehe weitere Artikel zu ihm unten). 
Nach der Pensionierung von Isak Heß erfolgte eine Neuausschreibung:
Ermreuth Israelit 10101907.jpg (79147 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Oktober 1907: "Infolge Pensionierung des bisherigen Lehrers wird die israelitische Elementarverweser-, Religionslehrer-, Kantor- und Schächterstelle zur Wiederbesetzung ausgeschrieben. Der fixe Hegalt beträgt 1.000 Mark, die Nebenverdienste circa 39 Mark nebst freier Wohnung im Schulhause. Geeignete religiöse Bewerber wollen ihre Gesuche nebst Zeugnissen innerhalb 14 Tagen bei dem Unterzeichneten einreichen. 
Ermreuth, den 6. Oktober 1907. Oberfranken. 
Die Kultusverwaltung: E. Wimmelbacher, Vorstand."
Ein Lehrer Goldschmidt, der im Zusammenhang mit der Beisetzung von Isak Heß (s.u.) genannt wird, wurde nach Ermreuth versetzt. Er blieb freilich nur bis Ende 1909. Dann musste die Stelle wiederum ausgeschrieben werden:
Ermreuth Israelit 09121909.jpg (44411 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Dezember 1909: "In unserer Gemeinde ist die Stelle eines Elementar-Verwesers, Religionslehrers, Kantors und Schächters bis 1. Februar 1910 zu besetzen. Der fixe Gehalt beträgt 1.000 Mark, die Nebenverdienste ca. 400 bis 500 Mark, nebst freier Wohnung im Schulhause. Geeignete religiöse Bewerber wollen ihre Gesuche nebst Zeugnissen innerhalb 14 Tagen an den Unterzeichneten einsenden. 
Ermreuth, 4. Dezember 1909 (Oberfranken). E. Wimmelbacher, Vorstand."

   
Über den jüdischen Lehrer Isak Heß  

Das 25jährige Dienstjubiläum von Lehrer Isak Heß im April 1896 
Ermreuth Israelit 09071896a.jpg (100397 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Juli 1896: "Ermreuth, 27. Juni 1896. Am gestrigen heiligen Schabbat wurde die 25jährige hiesige Amtstätigkeit unseres allverehrten Lehrers, Herrn Isak Heß gefeiert. Wie sehr es derselbe verstanden hat, während seiner 25jährigen Ausübung seines Berufes die Herzen, die Anerkennung und die Hochachtung aller Gemeindemitglieder, Ortsbürger, Vorgesetzten, Schüler und Bekannten durch unübertreffliche treue Berufsauffassung und -Erfüllung ohne Unterschied zu erwerben, davon gab der gestrige Tag den herrlichsten Beweis. Schon Tage vorher wurden von allen Himmelsrichtungen dem Jubilar von Seiten seiner ehemaligen Schüler, Kollegen, Bekannten und Freunde die herzlichsten Gratulationen und Glückwünsche, sowie ansehnliche Geschenke übermittelt. Wiewohl der Jubilar in seiner stets bescheidenen Weise eine größere Feier sich nicht wünschte, fanden sich doch schon vor Beginn des Morgengottesdienstes sämtliche Gemeindemitglieder, an deren Spitze die beiden Herren Vorstände, Seiner Hochwürden Herr Pfarrer Seeberger, Lokalschulinspektor dahier, Herr Kantor Köhrl, Herr Bürgermeister Ziegler und mehrere Mitglieder der Gemeindeverwaltung in dessen Wohnung ein, um ihre herzlichsten Wünsche und Gratulationen zu entbieten und dabei von der Gemeinde eine goldene Kette, vom Talmud Thoraverein ein goldenes Medaillon mit entsprechender Inschrift und vom Bürgermeister für sich ein wertvolles Weinservice als Ausdruck des Dankes und der Hochschützung zu überreichen. In der herrlich und reichlich geschmückten Synagoge leitete Herr E. Heß jr., Lehrer in Poppenlauer, ein Sohn des Jubilars, mit seltenem Talente und gutem Geschicke den Gottesdienst. Vor Beginn des Mussaph-Gebetes betrat unser Vorstand, Herr Jakob Schönberger, die Rednerbühne und brachte in schwungvollen, herzlichen Worten dem Herrn Jubilar den Dank, die Anerkennung und Wertschätzung aller Gemeindemitglieder aus. Unter Anderem betonte der Redner besonders, wie viele großen Verdienste Herr Lehrer Heß während seines Hierwirkens um die Schule, der die Schläge seines Herzens geweiht sind und Gemeinde sich erworben hat, dass in hiesiger Gemeinde noch keine den herkömmlichen religiösen Vorschriften zuwiderlaufenden Neuerungen, mit welchen leider manche Gemeinden zuprunken suchen, sich Eingang verschaffen konnten und die der felsenfesten Energie, mit welcher Herr Lehrer Heß stets eintrat und der wachenden Sorgfalt, dass unsere heilige Thora soviel als möglich beobachtet und deren Gebote gehandhabt werde, zu verdanken sei. 
Ermreuth Israelit 09071896b.jpg (166995 Byte)Mit recht herzlichen bedeutungsvollen Worten antwortete der Jubilar, dass er heute noch wie vor 25 Jahren auf demselben Standpunkte betreffs der Ausübung seines Berufes als Lehrer und Kultusbeamter mit derselben Gesinnung stehe und weder rechts noch links von dem, was Beruf und göttliche Religion fordert, abweiche. Nach beendetem Gottesdienste überreichten im Schulzimmer Namens der früheren Mitschüler Herr H. Dorn einen wertvollen Schreibpult, Fräulein Wimmelbacher namens der jetzigen Schüler einen mit entsprechender Inschrift versehenen silbernen Pokal, beide mit entsprechenden, allgemeinen Beifall findenden Ansprachen. Bei dem hierauf erfolgten Frühstücke schilderte Seiner Hochwürden Herr Seeburger, Pfarrer und Lokalschulinspektor dahier, nach einem begeistert aufgenommen Toast auf Seiner königlichen Hoheit den Prinzregenten als Förderer und Beschützer der Schule und wohlwollender Landesfürst aller seiner Untertanen, in trefflich gewählten, von Herzen kommenden und zu Herzen gehenden Worten die überaus segensreichen Leistungen in Schule, Gemeinde und im bürgerlichen Leben unseres Jubilars. Herr Pfarrer Seeberger sprach mit einer Wärme und Liebe, dass der Eindruck seiner meisterhaften Worte nie verwischen wird. Es war für uns in der jetzigen von Antisemitismus angehauchten Zeitströmung doppelt wohltuend, solche vorurteilsfreie, aufrichtig gut gemeinte Worte eines Edeldenkenden zu vernehmen.
Herr Kultusvorstand Wimmelbacher jr. bot durch seinen inhaltsreichen Vortrag einen geschichtlichen wertvollen Überblick der hiesigen Schule seit ihrem Bestehen bis heute. Es wechselten Toast auf Toast, Vorträge ernsten und heiteren Inhalts. Nachmittags versammelten sich im Lokale des Casino-Vereins die Lehrer der Umgegend, um ihren Kollegen zu feiern. Herr Lehrer Förster in Gräfenberg hielt namens derselben und des Bezirkslehrervereins Gräfenberg eine längere Ansprache an Herrn Heß und schilderte in zutreffender Weise die guten Tugenden und edlen Eigenschaften unseres Herrn Jubilars als Kollege.
Es bleibt uns noch der Wunsch: Vom Lenker aller Geschicke möge es bestimmt sein, dass Herr Lehrer Heß noch recht, recht lange im Glück mit seiner Familie bei vollster Gesundheit bis an die äußerste Grenze des menschlichen Lebens zum Wohle der Schule, zum Nutzen und Frommen der Gemeinde, zum Ruhm und Ehre des wahren Judentums seine bisherige Tätigkeit entfalte und seine redliche Arbeit fernerhin vom himmlischen Segen begleitet sein möge.
 
Zurruhesetzung von Lehrer Isak Heß im August 1907
Ermreuth Israelit 29081907.jpg (28981 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" 29. August 1907: "Ermreuth, 25. August (1907). Herr Lehrer Isak Heß scheidet, zum großen Leidwesen der ganzen Gemeinde, nachdem er in den Ruhestand getreten ist, demnächst von hiesigem Orte. Er hat 36 Jahre lang die hiesige Elementarstelle zur allgemeinen Zufriedenheit verwaltet und in jeder Beziehung das Möglichste geleistet. Möge Heß der wohlverdienten Ruhe sich recht lange bei gutem Ergehen zu erfreuen haben."
  
Verabschiedung von Lehrer Isak Heß im Oktober 1907 
Ermreuth Israelit 24101907.jpg (99835 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Oktober 1907: "Ermreuth, 18. Oktober. In den nächsten Tagen wird unser Lehrer, Herr Heß (für falsch: Schoß), nach 37-jähriger Tätigkeit von Ermreuth scheiden, um sich in den Ruhestand zurückzuziehen. Mit einer zu Herzen gehenden Ansprache nahm er am vergangenen Sabbat von seiner Gemeinde Abschied, indem er allen Mitglieder für die ihm bei seiner Amtstätigkeit entgegengebrachte Unterstützung dankte und zur Aufrechterhaltung des religiösen Sinnes und zur steten Erfüllung des jüdischen Gesetzes mahnte. Für die israelitische Gemeinde bedeutet das Scheiden des Herrn Heß (für falsch: Schloß) einen schweren Verlust; denn er hat mit seltener Hingebung sich seinem Beruf gewidmet und auch außerhalb seiner Lehrtätigkeit den Gemeindemitgliedern immer mit Rat und Tat zur Seite gestanden. Dieselbe Hochschätzung, wie in der israelitischen Kultusgemeinde, hat sich Herr Heß in der politischen Gemeinde erworben; erwähnt sei, dass er viel zur Gründung der freiwilligen Feuerwehr beigetragen und später auch als deren Kommandant Verdienstliches geleistet hat. Die Verwaltung, an deren Spitze Herr Bürgermeister Müller, sowie Lokalschulinspektor Pfarrer Seeberger und Kantor Stumpf, besuchten am Sabbat Herrn Heß und brachten unter Überreichung eines wertvollen Andenkens den Dank der Mitbürger und deren beste Wünsche für die Zukunft zum Ausdruck.  
Die Meldung von der Zurruhesetzung kam auch im Frankfurter Israelitischen Familienblatt: 
Ermreuth Frf IsrFambl 25101907.jpg (14543 Byte) Kurzbericht im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt vom 25. Oktober 1907: "Ermreuth in Oberfranken. Nach 36jährigem Wirken in hiesiger Gemeinde ist Herr Lehrer Isak Heß in den Ruhestand getreten."
     
Beisetzung von Lehrer Isak Heß am 1. August 1909
Ermreuth Israelit 19081909.jpg (132682 Byte) Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit " vom 19. August 1909: "Nürnberg, 5. August (1909). Am Sonntag, den 15. Av (= 1. August 1909) wurde hier unter zahlreicher Beteiligung Herr Isaak Heß, Lehrer a.D. zu Grabe getragen. Der  Verstorbene wirkte länger als 40 Jahre als Lehrer, Chasen (Vorbeter) und Schochet (Schächter), darunter 36 Jahre in der Gemeinde Ermreuth (Oberfranken). Vor zirka zwei Jahren trat er in den Ruhestand und zog nach Nürnberg, um hier seinen Lebensabend zu verbringen. Mit ihm ist ein Vertreter der alten Zeit, wie sie leider immer seltener werden, aus dem Leben geschieden. In hohem Maße hat sich der Verstorbene stets der Tora, dem Gottesdienst und der Wohltätigkeit gewidmet und durch seine Pflichttreue, durch sein zu jeder Zeit hilfsbereites Entgegenkommen sich die Liebe aller, die mit ihm in Berührung kamen, erworben. Als Lehrer und Erzieher gab er der Jugend sein Bestes und blieb ihnen auch über die Schule hinaus der väterliche Freund und Berater. Am Grabe hielt nun zunächst Herr Rabbiner Dr. Freudenthal in Nürnberg eine tiefdurchdachte Predigt, in der er ein treffliches Lebensbild des Verstorbenen, der als echter Jehudi gelegt und gewirkt, entwarf. Lehrer Heß in Burghaslach, der Sohn des Verblichenen, sprach in schmerzbewegten, rührenden Worten den Dank der Familie aus und Lehrer Goldschmidt sprach im Namen der Kultusgemeinde Ermreuth, deren Mitglieder fast vollzählig zur Beerdigung erschienen waren. Wie allgemein geachtet und beliebt Herr Lehrer Heß auch bei Andersgläubigen war, bewies die Beteiligung des früheren und jetzigen Bürgermeisters von Ermreuth an seiner Beerdigung. letzterer schilderte die großen Verdienste, die sich der Verstorbene als langjähriger Gemeindeschreiber in der politischen Gemeinde erwarb. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."

  

Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde     
 
 Von Familie Wassermann in Ermreuth waren fünf Söhne im Ersten Weltkrieg Frontkämpfer (1926)    

Aus einem Artikel in "Der Schild" vom 24. Januar 1926: "Diese Liste ist zu ergänzen durch jene uns vorliegenden Meldungen, bei denen fünf Brüder und mehr lediglich als Frontkämpfer ausgewiesen, nähere Angaben über Verluste und so weiter uns jedoch nicht gemacht sind. Es sind dies:
mit fünf Söhnen: Familie Wassermann (Ermreuth) und Familie Jakobsohn (Marwitz),
mit sechs Söhnen: Familien Ephraimsohn (Strehlitz), Buchsbaum (Öhringen - Württemberg), Heymann (Gelsenkirchen), Wertheimer (Altdorf in Baden), Stiefel (Birklar),"      


70. Geburtstag des Kultusvorstandes Jakob Schönberger (1921) -  Lehrer Jakob Gönninger verlässt die Gemeinde    
Anmerkung: Im nachfolgenden Abschnitt wird der Name des Lehrers falsch mit "Gröninger" angegeben

Ermreuth Israelit 14041921.jpg (93763 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. April 1921: "Ermreuth bei Nürnberg, 7. April (1921). Am 27. März feierten wir den 70. Geburtstag unseres allverehrten Kultusvorstandes Jakob Schönberger. Derselbe amtiert seit 40 Jahren, nebenbei als Baal Tokea (Schofarbläser), Baal Tefila (Vorbeter) und Baal Kore (Toraleser), mit bestem Erfolge in unserer Gemeinde und hat sich allzeit ernstlich bemüht, für das Wohl und Gedeihen der Gemeinde zu sorgen. Als Ausdruck unserer großen Dankesschuld überreichte Herr Lehrer Gönninger ein sinnreiches Geschenk und entbot dabei den Gruß der Gemeinde. Herr Schönberger dankte tief bewegt und versprach, seine Dienste noch ferner seiner Gemeinde zu widmen.   
Mehr als je benötigen wir jetzt dieselben, denn am 4. dieses Monats übersiedelte unser allgeehrter Lehrer J. Gönninger nach seinem neuen Wirkungskreise Zirndorf. Er hat auch außerhalb der Kultusgemeinde für Schule, Synagoge, Gemeinde, sowie auch als Sekretär das Bestmöglichste geleistet. Unsere besten Wünsche begleiten ihn in seinem neuen Wirkungskreis." 

   
Zum Tod des Beschneiders Leopold Ermreuther (1923)   

Aufsess Israelit 28061923.jpg (91524 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Juni 1923: "Aufseß (Oberfranken), 25. Juni (1923). Am zweiten Tag Schebuoth (Laubhüttenfest) starb hier Leopold Ermreuther, nachdem er erst vor 4 Wochen von Ermreuth hierher übersiedelte, an den Folgen einer schweren Krankheit. Der Verklärte war ein in der weiteren Umgegend bekannter Mohel (Beschneider), und scheute er bis vor einigen Jahren, wo ihn ein Augenleiden an der weiteren Ausführung dieses Gebotes hinderte, weder Zeit, noch Geld, um sich aus innigster Überzeugung dieser edlen Aufgabe zu widmen. Auch war er ein echter, streng und überzeugt gläubiger Jehudi, dessen unerschütterliches Gottvertrauen verdient, der Nachwelt als Beispiel empfohlen zu werden. Er musste kurz nach seiner Übersiedelung hierher seine edle Schwester, Frau Rosa Aufseeser und seinen Schwager, Herrn Salomon Aufseeser, zur letzten Ruhe betten. So waren ihm auf dieser Welt die Prüfungen nicht erspart geblieben und wie unser Stammvater Abraham bestand er sie alle. Wir und seine Heimatgemeinde Ermreuth beklagen den Heimgang dieses wahrhaften Zadik sehr. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."  

      

Kennkarten aus der NS-Zeit            
               
Am 23. Juli 1938 wurde durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch" galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt. 
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände: Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV: Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm. Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de       
 
 Kennkarten zu Personen, 
die in Ermreuth geboren sind
 
 Ermreuth KK MZ Grau Ida.jpg (90349 Byte)  Ermreuth KK MZ Gutmann Bertha.jpg (91148 Byte)  
   Kennkarte für Ida Grau geborene Wassermann (geb. 8. November 1886
 in Ermreuth, später wohnhaft in Mainz und Rüsselsheim): wurde im
 September 1942 ab Darmstadt in das Ghetto Theresienstadt deportiert,
 Ende Januar 1943 in das Vernichtungslager Auschwitz und ermordet. 
Kennkarte für Berta Guthmann geb. Wassermann 
(geb. 18. Januar 1884 in Ermreuth, später wohnhaft in Mainz):
 im März 1942 ab Mainz über Darmstadt in das Ghetto Piaski 
deportiert und umgekommen.   
 

   
   
   
Zur Geschichte der Synagoge                
    
Eine erste Synagoge wurde 1738 auf einem von der Gutsherrschaft als Lehen erworbenen Platz erbaut. Dafür musste die jüdische Gemeinde 3 Gulden jährlichen Grundzins bezahlen.   
      
Mit der Vergrößerung der Zahl der jüdischen Gemeindeglieder war nach dem Anfang des 19. Jahrhunderts der Neubau einer Synagoge dringend geboten. Von 1819 bis zur Einweihung 1822 wurde eine neue Synagoge erbaut, die Maurermeister Conrad M. Wörner entworfen hatte. Der Neubau - an Stelle der älteren Synagoge - kostete die jüdischen Familien etwa 10.000 Gulden. Über 110 Jahre war diese neue Synagoge gottesdienstlicher Mittelpunkt der jüdischen Gemeinde in Ermreuth.   
   
Auf Grund des Wegzuges der jüdischen Familien war bereits um 1930 kein Minjan (zehn religionsmündige jüdische Männer) vorhanden, sodass keine regelmäßigen Gottesdienste mehr gefeiert werden konnten. 1931 wandte sich die jüdische Gemeinde an den Verband der Bayrischen Israelitischen Gemeinde mit der Bitte, ihr zu den Hohen Feiertagen (Rosch Haschana, Neujahrsfest) und Jom Kippur (Versöhnungstag) drei Männer zu schicken, um das Minjan zu vervollständigen.
   
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge geschändet, Einrichtungen und Ritualien zertrümmert. Auf Grund der engen Bebauung wurde das im Ortskern gelegene Gotteshaus kein Raub der Flammen. Bis zum Zusammenbruch des Nationalsozialismus blieb die Synagoge im Besitz der mittlerweile nicht mehr existierenden Kultusgemeinde Ermreuth. Am 23 Juni 1948 ging das Besitzrecht der Synagoge auf die Jewish Restitution Successor Organisation (JRSO) in New York über. Am 31. August 1953 wurde das Gotteshaus dem Freistaat Bayern übereignet. Dieser verkaufte es am 21. April 1954 an die Raiffeisenbank Ermreuth. Bis zu seinem Weiterverkauf am 1. März 1974 an den Markt Neunkirchen am Brand wurde es als Lagerraum für wirtschaftliche Maschinen u.ä. zweckentfremdet und erfuhr massive architektonische Veränderungen.   
      
Im November 1989, 51 Jahre nach der Pogromnacht, gründeten der Landkreis Forchheim einen Zweckverband zur Sanierung und Erhaltung dieses Bauwerkes. 1988 war eine umfangreiche Genisa in dem Gebäude entdeckt worden. 1992 wurde mit der Restaurierung des Hauses begonnen. Am 19. Juni 1994 fand die feierliche Wiedereinweihung des Gotteshauses statt. Die Restaurierung wurde anhand von Befunduntersuchungen, Jugenderinnerungen jüdischer und Ermreuther Mitbürger, sowie einiger Archivalien so gut als möglich, getreu dem Original, vollzogen.   

Ermreuth Synagoge 110.jpg (165252 Byte) Artikel in der Nürnberger Zeitung vom 20. Juni 1994: "Synagoge von Ermreuth jetzt in neuem Glanz wiedergeweiht - Die Narben blieben - auch Mitglieder der einstigen jüdischen Gemeinde bei der Feier.
Ermreuth. - Für die jüdischen Gemeinden in Nordbayern hat sich gestern ein Traum erfüllt: Die siebte Synagoge zwischen Nürnberg, Würzburg und Hof wurde geweiht. Als ein bedeutsames Zeitereignis würdigten Redner die Wiederweihe der Synagoge in Ermreuth im Landkreis Forchheim, die als steinerner Zeuge im neuen Glanz an das soziokulturelle Wirken von Landjuden in Franken, vornehmlich gegen Ende des vorigen (19.) Jahrhunderts erinnert. Die unter großen Sicherheitsvorkehrungen durchgeführte feierliche Handlung begann mit dem Einzug der Sefer Thora, der fünf Bücher Mose und der Anbringung des Haussymbols an der Eingangspforte zum jüdischen Gotteshaus. 
Zahlreiche Gäste, unter ihnen Landesbischof Hermann von Loewenich, der für die christlichen Konfessionen Grüße überbrachte, Bayerns Innenminister Günther Beckstein, Bezirkstagspräsident Edgar Sitzmann, der amerikanische Generalkonsul und der stellvertretende US-Botschafter bekundeten durch ihre Präsenz ihre Verbundenheit mit dem jüdischen Volk. Für die Nachkommen der ehemaligen jüdischen Bewohner Ermreuths, an ihrer Spitze Minna Hoenlein, die extra aus den USA anreiste, war es ein besonderer Augenblick in ihrem leben.
Von Geschichte geprägt. Von Erinnerungen geprägt war die Festrede von Arno S. Hamburger, Vorsitzender der israelitischen Kultusgemeinde in Nürnberg, der das Wirken jüdischer Mitbürger in Ermreuth schilderte, unter anderem im gesellschaftlichen Leben als Feuerwehrleute und Nachbarn, der an die israelitische Schule, den Friedhof aus dem Jahr 1711 und an das 1822 erbauten Gotteshaus erinnerte.
'Verblende Menschen'. Hamburger nannte die Brandstifter der 'Reichskristallnacht' vom 9. November 1938 'verblendete Menschen', die sich von einer unseligen Regierung einhämmern ließen, dass ihnen Juden Unglück bringen würden. Die Wunden jener Zeit seien geheilt, deutete Hamburger die Geschehnisse, die Narben seien aber geblieben. Minister Beckstein meinte in seinem Grußwort, das Zusammenleben von Juden und Christen in unserem Land habe nicht nur Geschichte, sondern auch eine Zukunft. Der Innenminister forderte alle Bürgerinnen und Bürger zum 'entschiedenen Eintreten gegen alle Formen von Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus' auf.
Gedenktafel enthüllt. Für 'Achtung, Toleranz und Verständnis für anders geartete Kulturen und Religionen' plädierte Landrat Otto Ammon, Vorsitzender des Zweckverbandes Synagoge Ermreuth, der zusicherte, die Relikte jüdischer Infrastruktur zu erhalten und das nicht nur aus Gründen des Denkmalschutzes. Weitere Höhepunkte der Neubelebung des israelitischen Bethauses, künftig eine weitere Begegnungsstätte zwischen Menschen verschiedener Nationen in Oberfranken, war die Enthüllung der Gedenktafel für 15 deportierte und schließlich ermordete jüdische Bürger aus Ermreuth. An den Außenwänden des Bethauses weisen Davidsterne und eine Marmortafel mit der Jahreszahl 1822 und den Worten 'Geschändet 9.11.1938 - wiedergeweiht 19.6.1994' auf die Geschichte des Gebäudes.
Musikalisch umrahmten der Nürnberger Hans-Sachs-Chor die Feierstunde mit dem 92. jüdischen Psalm, den Frank Schubert in seinem Todesjahr komponierte und Teilen aus der 'Synagogen-Musik' von Louis Lewandowski, ferner der Ermreuther Posaunenchor mit geistlichen Werken."   

Seit der Einweihung im Juni 1994 ist die Ermreuther Synagoge als Ort der Begegnung und Versöhnung für die Öffentlichkeit zugänglich. Auf der Empore und im Treppenhaus wurde eine Dauerausstellung über das jüdische Leben auf dem Lande am Beispiel Ermreuths eingerichtet. Alle ausgestellten Papier- und Textilobjekte stammen aus der Genisa vom Dachboden der Synagoge und geben neben anderen Gegenständen, Texttafeln und Photos Aufschluss über das kulturelle und religiöse Leben der Ermreuther Judengemeinde.  
     
    
Adresse/Standort der Synagoge: Wagnergasse 8, D-91077 Ermreuth.  
    
Besichtigungsmöglichkeit (Stand: März 2014): 
  
Publikumsverkehr von April bis Oktober
jeden 3. Sonntag im Monat von 14 bis 17 Uhr.  
Eintritt: Erwachsene € 2.-  Kinder € 1.-  
Führungen durch die Synagoge jeweils am ersten Sonntag im Monat um 15.00 Uhr sowie nach vorheriger Vereinbarung:
Eintritt: Schulklassen € 15.- Gruppen € 30.- (ab 21 Personen € 2.- pro Person).  
Kontakt über Zweckverband Synagoge Ermreuth, Klosterhof 2-4, D-91077 Neunkirchen am Brand (telefonisch: Verwaltung der Marktgemeinde Neunkirchen am Brand, Tel. ++(0)-9134 - 705-13 beziehungsweise 705-41; Fax  - 705-80; E-Mail). 
   
   
   

Fotos                 
(Aufnahme Harburger in: Th. Harburger: Die Inventarisierung jüdischer Kunst- und Kulturdenkmäler in Bayern. Hg. vom Jüdischen Museum Franken Bd. 2 S. 177; Fotos vor und nach der Restaurierung: Jürgen Hanke, Kronach)  

Historische Ansichtskarte 
von Ermreuth mit der Synagoge
Ermreuth Synagoge 01.jpg (45951 Byte) Ermreuth Synagoge 02.jpg (101312 Byte)
  Synagoge untere Reihe 
in der Mitte 
Das Memorbuch von Ermreuth (historische
 Aufnahme vor 1930 von Th. Harburger) 
     
Quelle für die Abbildung der Karte rechts: 
Website von Frantisek Banyai   
(mit freundlicher Genehmigung übernommen)
Ermreuth1.jpg (59572 Byte) Ermreuth2.jpg (54085 Byte)
    Ausschnittvergrößerung: die Synagoge
     
Die ehemalige Synagoge vor der
 Restaurierung in den 1980er-Jahren
Ermreuth Synagoge 051.jpg (53187 Byte) Ermreuth Synagoge 055.jpg (67431 Byte)
  Blick auf die Westfassade mit der
 eingebrochenen Zufahrtsmöglichkeit 
an Stelle des früheren Männereinganges
Blick von Süden / 
Südwesten
 
     
Ermreuth Synagoge 053.jpg (35630 Byte) Ermreuth Synagoge 054.jpg (42484 Byte) Ermreuth Synagoge 056.jpg (40256 Byte)
Ostseite mit Ausbuchtung 
des Toraschreines
Der frühere 
Fraueneingang
Nordseite
 
     
  Ermreuth Synagoge 052.jpg (48489 Byte) Ermreuth Synagoge 050.jpg (46214 Byte)
  Über dem Eingang (Westfassade) Südseite
     
Die ehemalige Synagoge 
nach der Restaurierung
Ermreuth Synagoge 101.jpg (55534 Byte) Ermreuth Synagoge 104.jpg (59975 Byte)
  Blick auf die Synagoge 
(Ostfassade)  
Blick auf die Synagoge (Westfassade) 
mit Eingangsbereich  
     
Ermreuth Synagoge 102.jpg (43613 Byte) Ermreuth Synagoge 106.jpg (57861 Byte) Ermreuth Synagoge 105.jpg (51847 Byte)
Hinweistafeln Eingangsbereich für 
Männer und Frauen  
Der frühere Eingang für die Männer
 mit Jahreszahl "1822")  
  
     
Ermreuth Synagoge 107.jpg (74467 Byte) Ermreuth Synagoge 100.jpg (57659 Byte) Ermreuth Synagoge 103.jpg (40647 Byte)
Blick von Süden /
 Südwesten 
Synagoge von Osten (Ausbuchtung 
für den Toraschrein) 
  
     
        
Die ehemalige Synagoge im Frühjahr 2007
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 12.4.2007) 
 
Ermreuth Synagoge 301.jpg (84136 Byte) Ermreuth Synagoge 302.jpg (98861 Byte) Ermreuth Synagoge 307.jpg (75973 Byte) Ermreuth Infotafel 020.jpg (106230 Byte)
Das Synagogengebäude von Westen  Hinweistafeln; rechts neue Tafel (2013; 
Foto erhalten von Jürgen Hanke, Kronach)  
   
   
Ermreuth Synagoge 306.jpg (85504 Byte) Ermreuth Synagoge 304.jpg (95851 Byte) Ermreuth Synagoge 308.jpg (48783 Byte)
Ehemals getrennte Eingänge für Männer und Frauen  Jahre der Erbauung der Synagoge 
   
Ermreuth Synagoge 303.jpg (79168 Byte) Ermreuth Synagoge 310.jpg (83800 Byte) Ermreuth Synagoge 305.jpg (135009 Byte)
(Neue) Mesusa am Eingang  Türgriff  Seitenansicht (Südseite) 
     
Ermreuth Synagoge 309.jpg (70907 Byte) Ermreuth Synagoge 312.jpg (105485 Byte) Ermreuth Synagoge 300.jpg (85340 Byte)
   Synagogengebäude von Osten mit Ausbuchtung des Toraschreines 
   
  Ermreuth Synagoge 311.jpg (80917 Byte)  
  Offenbar leider notwendig:
 Überwachungskameras 
   
     
Innenaufnahmen der ehemaligen Synagoge 
(Fotos: Jürgen Hanke, Kronach, Fotos vom 27.10.2013)  
 
Ermreuth Synagoge 27102013a.jpg (128669 Byte) Ermreuth Synagoge 27102013c.jpg (128547 Byte)  Ermreuth Synagoge 27102013b.jpg (74920 Byte)
Blick nach Osten über die 
rekonstruierte Bima
Blick nach Westen über die Bima zum Eingang
 und der rekonstruierten Frauenempore 
Der rekonstruierte Toraschrein 
mit Parochet (Toraschrein-Vorhang) 

    
Führung durch die Synagoge - anlässlich einer Vernissage am Tag des Offenen Denkmals am 9. September 2012 
Der Film ist bei YouTube eingestellt  

   
   
     
     
März 2014: Broschüre zum Schicksal der letzten Ermreuther Juden 

 

  
 
Juni 2014: Jubiläumsfest anlässlich des 20. Jahrestages der Wiederweihe der Synagoge Ermreuth  
 Rechts: Programm zur
 Veranstaltung am 22. Juni 2014 
Ermreuth Einladung 2014a.jpg (70079 Byte) Ermreuth Einladung 2014b.jpg (77189 Byte)  
        

  
Weitere Presseberichte
 

Januar 2016: Neues Ausstellungskonzept für die ehemalige Synagoge 
Arbeit in den "Erlanger Nachrichten" vom 28. Januar 2016: "Neues Ausstellungskonzept für Synagoge in Ermreuth
Leidvolle Geschichte bleibt unvergessen — Rückblick auf Jahrhunderte jüdischen Lebens. 
NEUNKIRCHEN -
Die 1994 wiedereröffnete Synagoge im Neunkirchener Ortsteil Ermreuth, die auch als Veranstaltungs- und Ausstellungsstätte dient, soll zusätzlich aufgewertet werden. Der Landkreis Forchheim und die Gemeinde Neunkirchen bauen das Ermreuther Synagogen-Museum, das auch für Kulturveranstaltungen dient, zum lokalen Dokumentationszentrum aus. Das betrifft vor allem das Museum für jüdische Kultur in dem zweistöckigen Gebäude, dessen Exponate noch wirkungsvoller ins Licht gerückt werden. Die Verschönerungsaktion wird vom 'Zweckverband Synagoge Ermreuth' vorgenommen, den der Landkreis Forchheim und die Marktgemeinde Neunkirchen seit mehr als 20 Jahren bilden. Die Partner hatten das Baudenkmal von einer Genossenschaft erworben und vorbildlich saniert. Nun steht eine weitere Renovierungsaktion an.
Schicksal lebendig machen. Die Verbandsräte von Landkreis und Kommune befürworteten am Montag einstimmig das Umgestaltungskonzept, das in einer Rohversion schon im letzten Sommer vorgestellt worden war. Nun lag ein detaillierter Umsetzungsplan vor, der unter anderem folgende Maßnahmen vorsieht: Die Ausstellung jüdischer religiöser Schriftstücke und Dokumente wird durch Fotos, Postkarten, Haushaltsgegenstände jüdischer Familien, Berichte von Zeitzeugen, Filme und Mitschnitte von Radiosendungen ergänzt. Dadurch soll die Geschichte der Vertreibung und das Schicksal der früheren jüdischen Gemeindemitglieder näher gebracht werden. Bei der in den 1990er Jahren erfolgten Sanierung des Sakralgebäudes, das aus dem Jahr 1822 stammt, waren Spuren von Zerstörung und Zweckentfremdung beseitigt worden. Das war sinnvoll und gut, lässt aber äußerlich nicht mehr die wechselhafte und leidvolle Geschichte der Synagoge erkennen. Durch Gegenüberstellung in Bildern aus jüngerer und älterer Zeit soll die Bau- und Nutzungsgeschichte wieder sichtbar werden. Zusammengefasst: Das Synagogenmuseum, in dem die Leiterin Rajaa Nadler eng mit Schulen und Erwachsenen-Bildungsstätten zusammenarbeitet, soll didaktisch neueste Standards erfüllen. Einschließlich konservatorischer und baulicher Maßnahmen (Restaurierung von Ausstellungsstücken, Lichtschutz, Behebung eines Saaldeckenrisses und auch einer Drainage-Verlegung um das Gebäude) sind 180 000 Euro aufzubringen.
Anton Eckert, Kulturreferent des Landkreises, zeigte die vielen Geldquellen auf, mit denen gerechnet werden kann. Nicht weniger als 108 000 Euro sind aus dem 'Leader-Programm Kulturerlebnis Fränkische Schweiz' zu erwarten, das aus EU-Fördertöpfen gespeist wird, je 22 000 Euro steuern wohl die Oberfrankenstiftung Bayreuth und die Landesstelle für nichtstaatliche Museen bei. Hinzu kommen 1250 Euro Spenden eines Geldinstituts und einer Firma und 8750 Euro Zuwendung des Freundeskreises der Synagoge Ermreuth. Somit muss der Zweckverband nur 18 000 Euro Eigenmittel aufbringen. Bis Mai könnten die endgültigen Finanzmittelzusagen vorliegen und möglicherweise schon gegen Jahresende das Museum umgestaltet sein. Kulturreferent Eckert lobte vor allem die Unterstützung durch den Freundeskreis. Solche Kultur-Fördervereine leisteten wertvolle Hilfe bei der Umsetzung von Projekten..." 
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Mai 2016: Artikel über das reiche jüdische Erbe in Ermreuth    
Artikel von Scott Johnston in den "Erlanger Nachrichten" vom 28. Mai 2016: "Synagoge Ermreuth gab es schon im 17. Jahrhundert. Reiches jüdisches Erbe für das das Dorfleben in der Gemeinde.
ERMREUTH - Jahrhundertelang prägte die jüdische Gemeinde das Dorfleben in Ermreuth maßgeblich mit. Ein anschauliches Bild von dieser Zeit konnten sich die Besucher am Museumstag in der ehemaligen Synagoge machen. Als 1648 die Familie von Künsberg die Herrschaft in Ermreuth übernahm, siedelten sich wenig später die ersten Juden an. Die Zahl der Familien stieg kontinuierlich auf über 40 im Jahr 1840. 1738 baute die jüdische Gemeinde am Ortsrand die erste Synagoge mit einer Fachwerk-Konstruktion. In ihr wurde nicht nur der Gottesdienst gehalten, sondern auch Gemeindeangelegenheiten besprochen und vermutlich auch die Kinder unterrichtet. Da sich die Gemeinschaft sukzessive vergrößerte, reichte der Platz gut acht Jahrzehnte später nicht mehr aus, so dass der alte Bau abgerissen und ein neuer aus ockerfarbenem Sandstein errichtet wurde. Eine Empore unterteilt den stilvoll ausgemalten Innenraum in einen Männer- und einen Frauenbereich. Zentrales Element ist in der Mitte das Pult für die Toralesungen. Fünf Stufen führen zum Schrein für die Pergamentrolle mit den fünf Büchern Mose. Er ist in die Ostwand eingelassen, wird von einem ultramarinblauen Himmel mit goldenen Sternen gerahmt und von einem rubinroten, Vorhang bedeckt. Von 1829 bis 1915 unterhielt die jüdische Gemeinde eine eigene Schule. In dem Gebäude befand sich auch die Mikwe, in der das rituelle Tauchbad vorgenommen wurde. Ein Schachthaus und jüdische Metzgereien existierten ebenfalls im Ort. Auf dem Heinbühl war 1711 ein Friedhof angelegt worden. Die meisten Familienväter verdienten als Hausierer oder durch Vieh- und Hopfenhandel ihr Brot. Manche waren Bauern, andere hatten Läden für Stoffe und Spezereien oder arbeiteten als Metzgermeister, Seifensieder, Seilmacher, Buchbinder, Schneider, Bäcker, Musiker Weber, Gerber, Lehrer, Gemeindeschreiber oder Vorsänger.
Viele Auswanderer. Eine große Veränderung brachte das Gesetz zur Gleichberechtigung 1871, wodurch sich die Chancen für Juden auf dem Arbeitsmarkt erhöhten. Viele wanderten in die Großstädte ab oder verließen Deutschland vor allem in Richtung USA. 1933 wurde die für den Gottesdienst notwendige Zahl von zehn religiös mündigen Männern in Ermreuth nicht mehr erreicht. Die grausame Verfolgung im Dritten Reich brachte endgültig das Aus für die jüdische Gemeinde. Wegen ihrer Lage inmitten von Wohnhäusern wurde die Synagoge in der Reichspogromnacht am 9. November 1938 weder angezündet noch durch Sprengsätze beschädigt. Allerdings zerstörten die Nationalsozialisten die innere Ausstattung und verbrannten das bewegliche Gut außerhalb des Dorfes. Die Torarollen bewahrten die Nazis einige Zeit im Ermreuther Schloss auf, bevor sie spurlos verschwanden. Bis 1945 stand die Synagoge die meiste Zeit leer, später wurde sie als Lager vornehmlich für landwirtschaftliche Produkte, Maschinen und Dünger benutzt. Mitte der 1970er Jahre übernahm der Markt Neunkirchen das Gebäude. Nach der Sanierung entstand 1994 ein 'Haus des Gebets, der Begegnung und Kultur' mit einem Museum für jüdische Geschichte und Kultur in der Region. Während der Erneuerung des Daches entdeckten Mitglieder des Neunkirchener Vereins für Kunst und Kultur die sogenannte Genisa, Kultgegenstände und andere Utensilien aus dem Leben der jüdischen Gemeinde. Diese sind heute ein wichtiger Bestandteil der Ausstellung im Museum.
Auch Gebetsriemen. Unter anderem zählen dazu Gebetbücher und -riemen, Scheiben sowie Aufstecker für die Tora, ein Teil des Samtvorhangs und eine Ketubba, ein Vertrag, der die Pflichten des Ehemanns gegenüber seiner Gattin festhält. Zahlreiche Fotos und Informationstafeln runden neben Kissenbezügen und Textilien die Ausstellung ab. Möglichst noch in diesem Jahr soll mit der Modernisierung des Museums begonnen werden. Vorgesehen ist hierbei auch eine Multimedia-Ausstattung mit Audio-Guide und Filmen. Museumsleiterin Dr. Rajaa Nadler hofft sehr, dass noch ein weiteres Gebäude hinzugewonnen werden kann, um dort nicht zuletzt das dringend benötigte Depot unterzubringen." 
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Januar 2017: Früheres jüdisches Wohnhaus bei der ehemaligen Synagoge wird saniert  
Anmerkung: es handelt sich um das Haus der früheren jüdischen Familie Schwarzhaupt, die hier bis zur NS-Zeit einen Laden für Stoffe, Nähzubehör und einen Stoffhandel betrieb. Beim Novemberpogrom 1938 wurde das Haus und die daneben stehende Synagoge von SS-Männern gestürmt und demoliert. Die Familie Schwarzhaupt verkaufte das Haus zu einem Spottpreis an einen Nürnberger Geschäftsmann und konnte gerade noch rechtzeitig in die USA emiogrieren. 
Artikel in nordbayern.de vom 2. Januar 2017: "Gute Fachwerkhaus-Sanierung in Ermreuth. Das Beispiel Schwarzhaupthaus zeigt Idealismus und Kompetenz 
ERMREUTH - Die Sanierung eines alten Fachwerkhauses kann sehr aufwändig werden. Ein gehöriger Schuss Idealismus ist unabdingbar, aber zum Schluss wird man mit der Schönheit einer alten Baustruktur belohnt, die das Ensemble eines historischen Ortes sehr aufwertet. Diesen Sanierungsidealismus konnten die Besucher des Schwarzhaupthauses im Neunkirchener Ortsteil Ermreuth, der Neunkirchener Verein 'Freundeskreis für Kunst und Kultur e.V.', deutlich erleben.
Hermann Stengel, ein Erlanger Bürger, stammend aus dem Neunkirchener Weiler Wellucken, ist solch ein Idealist. Er hat große Freude an der Sanierung und dem Erhalt alter Fachwerkbauten. Dabei hatte er in Ermreuth zuerst ein anderes Haus in der Wagnergasse neben dem Schwarzhaupthaus erworben, in dem er derzeit auch mit der Familie wohnt. Auch dieses Haus verbirgt unter dem Außenputz ein Fachwerk, und auch hier hat er innen schon viele Balken freigelegt und saniert. Die Besucher merkten ihm die Freude und Liebe für den Erhalt solcher alten Baustrukturen und insbesondere des Schwarzhaupthauses an, wenn er leidenschaftlich von der Hausgeschichte und den Sanierungsarbeiten erzählte..." 
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September 2018: Am "Tag des Offenen Denkmals" können die Synagoge und das Schwarzhaupthaus besucht werden 
Artikel von Harald Hofmann in den "Erlanger Nachrichten" vom 10. September 2018: "...
Mit der Synagoge und dem Schwarzhaupthaus luden in Ermreuth gleich zwei Baudenkmale zum Besuch. 1822 erbaut, wurde die Synagoge 1938 geschändet und verwüstet und wurde jahrelang als Lagerraum benutzt, bis sie der Markt Neunkirchen 1975 erwarb. Nach mehrjähriger Restaurierung wurde die Synagoge 1994 als Gotteshaus wiedergeweiht und als Begegnungsstätte mit Museum für jüdische Geschichte und Kultur eröffnet. Das Schwarzhaupthaus war bis zum Zweiten Weltkrieg in jüdischem Besitz und bildet mit der direkt daneben stehenden Synagoge ein einmaliges Ensemble. Erbaut wurde es Mitte des 18. Jahrhunderts von Jacob Joel Levi und Moses Gönninger und trägt heute noch den Namen seines letzten Besitzers "Schwarzhaupt". Neben Live-Musik mit französischen Chansons bot Eigentümer Hermann Stengel Führungen durch das Anwesen, das er mit hohem Eigeneinsatz unter denkmalschutzrechtlichen Gesichtspunkten aufwändig restauriert..."  
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Juli 2019: Über den "Lernort Synagoge Ermreuth" zum 25. Jubiläum der Wiedereinweihung des Gebäudes   
Artikel von Timo Lechner im "Sonntagsblatt" vom Juli 2019: " Lernort in Oberfranken. Dauerausstellung: Synagoge Ermreuth macht jüdisches Dorfleben wieder lebendig
Ein Lernort ist sie schon lange, die Synagoge in Ermreuth bei Gräfenberg. Mit der neu gestalteten Dauerausstellung im dazugehörigen Museum, die am 28. Juli zum 25. Jubiläum der Wiederweihe eröffnet wird, soll dieser Ort aber für Schüler und interessierte erwachsene Besucher aufgewertet werden. Und Leiterin Rajaa Nadler setzt dabei nicht nur auf neue Exponate, sondern auch auf moderne Technik.
Das kleine Dorf im oberen Schwabachtal liegt nicht unbedingt an einer touristischen Hauptverkehrsschlagader. Das weiß auch Rajaa Nadler, die für den Zweckverband der Synagoge Ermreuth seit 1994 das von der Marktgemeinde Neunkirchen am Brand restaurierte Gotteshaus und das Museum betreut. Dabei ist der Lernort Synagoge Ermreuth auch einer zum Erleben: Der zweistöckige Sakralbau mit Thoraschrein, Bima mit Vorlesepult, Sitzbänken für 94 Männer und einer an drei Seiten umlaufenden Frauenempore wird nach wie vor für Gottesdienste genutzt. Diese werden in der Ermreuther Synagoge aber nicht mehr so häufig gefeiert. Ein fester Tag im Kalender, zu dem dann aus vorwiegend Mittel- und Oberfranken Juden nach Ermreuth reisen, ist natürlich der 9. November, Tag der Reichspogromnacht 1938. Damals fiel auch die 1822 eingeweihte Synagoge den Nazis zum Opfer.
Ein gutes Dutzend jüdischer Bürger lebte zu dieser Zeit noch in dem Dorf, in dem einmal über 40 Häuser verstreut über das Gemarkungsgebiet standen, die von jüdischen Familien bewohnt waren.
Der Museumsteil hebt sich auf der Empore auch räumlich vom Gebetsraum ab. 'Wir erzählen hier die Geschichte der Landjuden, insbesondere derer vor Ort, erklären aber auch vor Ort, wie jüdischer Glaube gelebt wurde und was er eigentlich beinhaltet', sagt Nadler, die unter anderem Islamwissenschaften und aramäische Sprachen studiert hat und daher breite Kenntnisse der Religionen mitbringt. Eine Karte zeigt in der neu gestalteten Ausstellung nun, wo diese gelegen waren. Die Vertreibungsgeschichte dreier Familien wird minutiös nacherzählt. An originalen Werkzeugen jüdischer Schuster oder Metzger, die beispielsweise für das Schächten von Tieren zur Gewinnung koscheren Fleisches verwendet wurden, leben fast in Vergessenheit geratene Berufe wieder auf.
Raum für Gottesdienst und Ausstellung. 'Die Ausstellung muss sich in den historischen Rahmen einfügen, der respektvolle Umgang mit den Exponaten gewährleistet sein', erklärt der Nürnberger Architekt Christian Koch, der zusammen mit seinem Kollegen Alexander Kubatzky für die Umsetzung verantwortlich zeichnet. Dass der Raum für den Gottesdienst und der Platz für die Schau auch räumlich gut getrennt seien, haben dieses Vorhaben erleichtert. Im Lauf der vergangenen Jahre wurden immer wieder Interviews mit Zeitzeugen der letzten Jahre des jüdischen Lebens in Ermreuth geführt und auch gefilmt. Da nun mit der neuen Dauerausstellung auch das digitale Zeitalter Einzug in die Synagoge hält, kommt per Bildschirm unter anderem Hans Häfner, ehemals in Ermreuth lebender Korbmacher, zu Wort, der seine Erinnerungen an die Kristallnacht schildert. Oder Inge Schmidt, deren jüdische Mutter Ida Goldner noch vor dem Zweiten Weltkrieg einen Christen geheiratet hatte, was wiederum in den Reihen ihrer Gemeinde zu Unmut führte.
Dachbodenfunde und Schenkungen. Von vielen Juden aus Ermreuth sind Briefe und Fotos erhalten, die nun in den neuen Vitrinen zur Schau gestellt werden. Einige der Exponate, die ab sofort zu sehen sind, wurden auf dem Dachboden gefunden, andere hat das Museum als Geschenk erhalten. Wie ein über 100 Jahre altes Gebetsbuch, das ein anonymes Ehepaar auf der Durchreise zur guten Aufbewahrung der Kuratorin in die Hände gedrückt hat. Oder ein Exemplar des antisemitischen, von Julius Streicher herausgegebenen Kinderbuchs 'Der Giftpilz'. Aus dem Staatsarchiv Nürnberg wurden originale Pässe ehemaliger jüdischer Ermreuther beigesteuert.
Die Neukonzeption ist noch nicht am Ende. In Zusammenarbeit mit der Landesstelle für nichtstaatliche Museen, die das Projekt mitfinanziert und begleitet hatte, und dem Bayerischen Rundfunk entstanden zudem Aufnahmen für Audioguides mit Schülern des Emmy-Noether-Gymnasiums in Erlangen. Diese werden dann ab dem nächsten Jahr das Museum bereichern. 'Dann unterhalten sich zwei Objekte einer Vitrine miteinander und erzählen dabei von sich', macht Nadler neugierig.
Öffnungszeiten: Von April bis Oktober jeweils am dritten Sonntag im Monat von 14 bis 17 Uhr. Mehr Informationen unter www.synagoge-museum-ermreuth.de"
Link zum Artikel 
 
November 2019: Gedenken in der ehemaligen Synagoge 
Artikel von Judith Bar-Or in hagalil.com vom 15. November 2019: "Gedenken in der Synagoge Ermreuth. 
In Ermreuth – heute ein Ortsteil von Neunkirchen am Brand im oberfränkischen Landkreis Forchheim – gab es vom Beginn des 18. Jahrhunderts bis ca. 1938 eine Jüdische Kultusgemeinde. Sie besaß eine 1819 erbaute Synagoge (eine erste Synagoge war bereits 1738 errichtet worden), einen 1711 angelegten und 1797 sowie 1862 erweiterten Friedhof und eine Schule. Im Verlaufe der 'Reichskristallnacht' – eigentlich ein paar Tage später – wurde die Synagoge beschädigt, das Inventar und die Ritualien vernichtet. Das Gebäude blieb jedoch erhalten. Bis 1974 wurde es von der Raiffeisenbank als Lagerhaus genutzt, danach als Lagerhalle für Streusalz des Winter-Straßendienstes. Im Jahre 1974 kaufte der Markt Neunkirchen am Brand das Bauwerk von der Raiffeisenbank und rettete es so vor einem weiteren Verfall. 1994 wurde das inzwischen restaurierte und wiedereingeweihte Synagogengebäude der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Eine Dauerausstellung – betreut von Dr. Rajaa Nadler – informiert über jüdisches Leben auf dem Land und erinnert an die einstige Jüdische Kultusgemeinde des Ortes. Heute wird die Synagoge in Ermreuth als Museum, Kulturzentrum und Begegnungsstätte genutzt.
Am 9. November 2019 veranstaltete das Kulturzentrum Synagoge Ermreuth und der Freundes- und Förderkreis Synagoge Ermreuth gemeinsam eine Gedenkfeier zur Erinnerung an die Verschleppten und ermordeten Juden aus Ermreuth. Diese Gedenkveranstaltung am 81. Jahrestag der als 'Reichskristallnacht' bekannt gewordenen Pogromnacht der Nationalsozialisten zog viele Besucher an. Auch eine große Anzahl von Mitgliedern der Liberalen Jüdischen Gemeinde Mischkan Ha-Tfilah aus Bamberg unter Leitung ihrer Rabbinerin, Frau Dr. Antje Yael Deusel und des Vorsitzenden, Rektor i.R. Israel Schwierz waren anwesend. Der Vorsitzende des Freundes- und Förderkreises Winfried Gerum-Nees und Vorstandsmitglied Christine Becher-Kuphal erinnerten an die brutalen Geschehnisse vor 81 Jahren. Vorstandsmitglied Franz Renker rezitierte Paul Celan, den Lyriker, dessen Gedicht 'Todesfuge' die Morde in den deutschen Konzentrationslagern vor Augen führt. Cellistin Elena Ivanova Ebert aus Heroldsbach spielte Bach. Christine Becher-Kuphal sagte, dass es auch nach 81 Jahren unbedingt notwendig sei, an das schreckliche Unrecht zu erinnern. Ein Stück des spanischen Cellisten Pablo Casals führte hin zur Geschichte der jungen Fürtherin Elisabeth Herz, die aus einer alteingesessenen jüdisch-fränkischen Familie stammte und den brutalen Terror der Nazis schon früh zu spüren bekam: Im Alter von 20 Jahren wurde sie im KZ ermordet. Nach dem kulturellen Teil der Gedenkfeier folgte der religiöse, ausgeführt von Rabbinerin Dr. Antje Yael Deusel. Nach dem Abendgebet (Maariv) gedachte sie aller Opfer der Pogromnacht in Ermreuth, aller Opfer der Schoa und all derer, die ihr Leben lassen mussten, weil sie Juden geholfen haben, aller, die ihr Leben hingaben und immer noch hingeben, um den Staat Israel zu errichten und zu erhalten. Für sie alle sagte sie gemeinsam mit den Mitgliedern ihrer Gemeinde das Kaddisch. Nach dem Ende der Gedenkveranstaltung konnten sich die z.T. von weither angereisten Teilnehmer an Kuchen und Getränken, im Vorraum der Synagoge liebevoll angeboten, stärken. Mit Sicherheit wird dieser 9. November 2019 allen, die daran teilgenommen haben, für immer in dankbarer Erinnerung bleiben."
Link zum Artikel     

  

   
Links und Literatur
  

Links:

bulletWebsite der Marktgemeinde Neunkirchen am Brand  
bulletWebsite www.synagoge-museum-ermreuth.de oder www.synagoge-ermreuth.de    
bulletInformationsseite zur Synagoge 1 
bulletInformationsseite zur Synagoge 2  
bulletInformationsseite zur Synagoge 3   
bulletHochaufgelöstes Foto der Synagoge (Westfassade) bei wikimedia 
bulletName des jüdischen Gefallenen des Ersten Weltkrieges in der Liste des Hauses der Bayerischen Geschichte 
bulletZur Seite über den jüdischen Friedhof in Ermreuth (interner Link)  
bulletWikipedia-Artikel zur ehemaligen Synagoge in Ermreuth  
bulletVideo - eingestellt bei YouTube zu einer Ausstellung in der ehemaligen Synagoge Ermreuth (2012)   
bulletArtikel zu Ermreuth bei hagalil.com:  Synagoge, Friedhof und jüdisches Museum in Ermreuth  (Artikel vom 1. Oktober 2017).  
bulletHartmut Heller / Herbert Popp: Kulturlandschaftliche Relikte jüdischen Lebens in der Fränkischen Schweiz. Erstellt 09/2019.  http://landschaften-in-deutschland.de/exkursionen/81_e_504-kulturlandschaftliche-relikte-juedischen-lebens-in-der-fraenkis.../   

Literatur:  

bulletBaruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979 S. 131.
bulletKlaus Kirschner: "Da brennt's in Ermreuth". Juden und Nazis in einem fränkischen Dorf. In: Frankfurter Hefte 34,10 1979 S. 37-44.
bulletIsrael Schwierz:  Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 203-204.
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany - Bavaria. Hg. von Yad Vashem 1972 (hebräisch) S. 202-203.
bulletArtikel von Thomas Delekat: Schwarzhaupts Haus in: Die Welt vom 2.7.2003 (online zugänglich)
bulletKlaus Guth (Hg.) u.a.: Jüdische Landgemeinden in Oberfranken (1800-1942). Ein historisch-topographisches Handbuch. Bamberg 1988. zu Ermreuth S. 152-160 (mit weiteren Quellenangaben). 
bulletEva Groiss-Lau: Jüdisches Kulturgut auf dem Land. München/Berlin 1995.
bulletForchheimer Land T01.jpg (37188 Byte)Georg Knörlein: Jüdisches Leben im Forchheimer Land.  Verlag Medien und Dialog. Haigerloch 1998. 
bullet
Synagogengedenkbuch BY 01.jpg (49758 Byte)"Mehr als Steine...." Synagogen-Gedenkband Bayern. Band I: Oberfranken - Oberpfalz - Niederbayern - Oberbayern - Schwaben. Erarbeitet von Barbara Eberhardt und Angela Hager. Hg. von Wolfgang Kraus, Berndt Hamm und Meier Schwarz. Reihe: Gedenkbuch der Synagogen in Deutschen. Begründet und herausgegeben von Meier Schwarz. Synagogue Memorial Jerusalem. Bd. 3: Bayern. Kunstverlag Josef Fink Lindenberg im Allgäu
ISBN 978-3-98870-411-3.
Abschnitt zu Ermreuth S. 126-143 (die Forschungsergebnisse konnten auf dieser Seite von "Alemannia Judaica"  noch nicht eingearbeitet werden).
bulletArtikel von Thomas Greif:  "Nichts mehr zu sagen und nichts zu beweinen - Auf den Spuren des fränkischen Landjudentums". In: "Jüdische Zeitung" (www.j-zeit.de) vom September 2008.  Zugänglich als pdf-Artikel.  
bulletRajaa Nadler: Die Synagoge Ermreuth. Sakralraum und Museum. 2., überarbeitete Auflage. Hrsg. vom Zweckverband Synagoge Ermreuth. Kulturamt des Landkreises Forchheim. 2010.   
bulletdies.: Die jüdische Schule Ermreuth. Mit einem Beitrag zur Ortsgeschichte. Hrsg. vom Zweckverband Synagoge Ermreuth. 2006. 
bulletdies.: Ermreuth - eine jüdische Landgemeinde in Oberfranken. Zeitschrift der Geschichtswerkstätten in Bayern. Heft 14. 2009. 
bulletdies.: Ermreuth - eine jüdische Landgemeinde in Oberfranken. In: Mitteilungen der Nicolas-Benzin-Stiftung. Beiträge zur Kulturgeschichte des Judentums und der Geschichte der Medizin. Nr. 2 - August 2009. Seite 4-17.  
bulletdies.: Auf den Spuren einer jüdischen Familie, Familie Schwarzhaupt und ihr Haus. Begleitheft zur gleichnamigen Ausstellung (Manuskript). Juni 2004.
bulletFranken Obpf Lit 010.jpg (75915 Byte)Hans-Peter Süss: Jüdische Archäologie im nördlichen Bayern. Franken und Oberfranken. Verlag Dr. Faustus Büchenbach 2010 (Reihe: Arbeiten zur Archäologie Süddeutschlands Band 25). Zu Ermreuth S. 59-61.   
bulletRolf K. Kiessling: Teures Gotteshaus. Bau der Synagoge kostete Gemeinde 12000 Gulden. Artikel in den "Erlanger Nachrichten" vom 28. August 2013. 
Link zum Artikel - auch eingestellt als pdf-Datei
bulletErmreuth Lit 035.jpg (92281 Byte)ders.: Die letzten Juden von Ermreuth. Entrechtet - deportiert - ermordet. Hrsg. vom Freundes- und Förderkreis Synagoge Ermreuth e.V. . Forchheim 2014. 43 S.  
bulletErmreuth Lit 201502.jpg (109788 Byte)ders.: "So wollen wir unser Glück in Nordamerika versuchen.". Jüdische und christliche Auswanderer aus Ermreuth im 19. Jahrhundert. Hrsg. vom Weilersbacher Kreis. Forchheim 2015. 64 S.    

           
            


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Ermreuth Upper Franconia. Jews were present in the mid-16th century, engaging in the cattle trade. A synagogue was erected in 1738 (replaced in 1823). The Jewish population declined from a peak of 180 in 1812 (total 689) to 21 in 1933. In 1937-39, 15 left for Nuremberg, six for the United States.  
      
       

                   
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Stand: 30. Juni 2020