Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Fürth (Mittelfranken)
Texte/Berichte zur jüdischen Geschichte der Stadt 
von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis in die 1930er-Jahre
  
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde
Berichte und Anzeigen zu Gewerbebetrieben in jüdischem Besitz
 
Hinweis: bitte besuchen Sie auch die von Gisela Naomi Blume erstellte Website: www.juedische-fuerther.de 
    

Die nachstehend wiedergegebenen Texte mit Beiträgen zur jüdischen Geschichte in Fürth wurden in jüdischen Periodika gefunden. 
Ergänzend sind einige Dokumente zur Geschichte jüdischer Familien und Gewerbebetriebe eingestellt.    
 
  
Übersicht:  

bulletBerichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde - in chronologischer Reihenfolge  
I
sak Prager von Fürth (?) wird nach Verbüßung einer Gefängnisstrafe aus dem Großherzogtum Baden ausgewiesen (1819)  
Löw Nathan Bamberger gen. Lion Nathan Sohn von Fürth wird nach Verbüßung einer Zuchthausstraße aus dem Großherzogtum Baden ausgewiesen (1838)   
D
ie Familie von Nathan Schnaittacher wandert nach Jerusalem aus (1847)  
Kaufmann Bayer aus Fürth kann sich gewerblich in Nürnberg betätigen (1860)      
-  Auszeichnung des Dichters Leopold Feldmann durch den König - Familienstiftung des Philanthropen Kaufmann (1871)   
Zum Tod von Dr. Carl Feust, einer der ersten jüdischen Rechtsanwälte in Bayern (1872)   
Ehrung für den Advokaten Dr. Frankenburger - Einladung an die Tafel des Kronprinzen (1873)      
-  Hinweis auf die Ernennung von Salomon Berolzheimer zum Vorsteher des Handelsrates in Fürth (1874)  
D
rei Israeliten wurden in die bayerische Abgeordnetenkammer gewählt, darunter Dr. Gunzenhäuser in Fürth (1875)   
Zum Tod des aus Fürth stammenden Dr. Jakob Henle, Journalist der "Frankfurter Zeitung" (1875)       
-  Ernennung von Isaac Offenbacher-Oppenheimer zum französischen Konsul (1875)  
Zum Tod von Rabbi Mendel Königshofer (1878) 
-  Zum Tod von Resla (Rosalie) Neuburger (1878)  
Z
um Tod von Joel Zirndorfer sowie Bericht über jüdische Konsularbeamte in Bayern (1880)    
-  Zum Tod von Dr. Ignaz Ortenau (1883)       
-  Zum Tod von Matthias Neuburger (1884)    
-  Zum Tod von J.D. Heumann (1885)   
-  Zum Tod von Abraham Felsenstein (1885)     
-  Zum Tod von Jakob Mohr, 20 Jahre Schriftführer des städtischen Gemeinderats (1886)   
-  Zum Tod des Gemeindebevollmächtigten (der bürgerlichen Gemeinde) und Landratsmitglied Salomon E. Berolzheimer (1886)  
-  Zum 70. Geburtstag des langjährigen Gemeindevorstehers Dr. Landmann (1886)  
-  Über die Wohltaten von Dr. Wilhelm Königswarter (1887)   
-  Weitere Wohltaten des verstorbenen Dr. Wilhelm Königswarter auf Grund seiner Verfügung (1887)  
-  Denkmal und Grabmal für den Wohltäter und Ehrenbürger Dr. Wilhelm Königswarter (1888)   
-  Zum Tod von David Ichenhäuser (1889)  
Zum Tod von Rabbi Lippmann Massenbacher (1891) 
Goldene Hochzeit von Hofrat Dr. Samuel Berlin und seiner Frau (1891)   
-  Dr. Landmann wird Ehrenbürger der Stadt Fürth (1892)   
-  90. Geburtstag von Dr. Moritz Weichselbaum (1892)  
Zum Tod des aus Fürth stammenden Rabbiners Dr. Heinrich Zirndorf, Rabbiner der Gemeinde Ahawas Achim in Cincinatti (1893, geboren 1830 in Fürth) 
Z
um Tod von Bernhard Ullmann (1894)  
-  Auszeichnungen jüdischer Persönlichkeiten durch den Prinzregenten, unter ihnen der aus Fürth stammende Heinrich Berolzheimer (1895)    
-  Max Berlin aus Fürth wird zum Oberlandesgerichtsrat am Oberlandesgericht Nürnberg befördert (1895)  
-  Zum Tod des in Fürth geborenen Rabbiners Dr. L. D. Zimmer (1895) 
Zum Tod von Hofrat Dr. Samuel Berlin (1897)  
-  Zum Tod von Hirsch Zimmer (1897)   
-  Zum Tod von Max Naumburger (1899) 
A. Dahlmann und A. Bach werden zu Kommerzienräten ernannt (1900)    )   
-  Zum Tod von Hirsch Bermann (1900)   
-  Zum Tod von Mauri Zimmer (1900)  
F
abrikbesitzer Lippman Bendit wird zum Kommerzienrat ernannt, Rechtsanwalt Dr. Wittelshöfer zum Justizrat und Dr. Hirsch zum Medizinalrat (1901)   
-  Zum Tod von Henoch Zimmer (1901)    
-  Zum Tod von Gabriel Wiener (1903)  
-  Besinnung von Emil Dessauer (Fürth) über den Sabbat (1904)  
Anzeige von Albert Mayer (1904)  
Zum Tod von Kommerzienrat S. Fränkel (1904) 
T
rauerfeier für Kommerzienrat Fränkel (1904)         
-  Justizrat Gunzenhäuser beendet seine langjährige Zeit als Vorstand der Kultusgemeinde (1905) 
Z
um Tod des Nürnberger und Fürther Ehrenbürgers Kommerzienrat Heinrich Berolzheimer (1906)    
Goldene Hochzeit von Edward Mayer und Lena geb. Singer in Philadelphia (1906)    
-  Zum Tod von Bankier Gabriel Feuchtwanger (1906)  
Zum Tod von Justizrat Julius Feucht (München) (geb. 1853 in Fürth, gest. 1906 in Bad Tölz)  
-  Zum Tod von Justizrat Gunzenhäuser (1906) 
R
echtsanwalt Alfred Nathan (Reichenhall) vermacht Stiftungen an seine Vaterstadt Fürth und an die Stadt Bad Reichenhall und wird Ehrenbürger beider Städte (1906)   
Rechtsanwalt Alfred Nathan wird ausgezeichnet (1908)    
-  Zum Tod von Jacob Cramer (1908)  
-  Zum Tod von Johanna Felsenstein (1908)   
-  Zum Tod von Therese Cramer (1908) 
-  Zum Tod von Moses Rau (1909)    
-  Dr. Jakob Frank wird Oberarzt am städtischen Krankenhaus - Hofrat Alfred Nathan wird ausgezeichnet (1911)  
-  Stiftungen von Kommerzienrat Theodor Löwensohn (1911)  
D
r. A. Tachauer wird zum Gymnasiallehrer ernannt (1911)  
H
ofrat Alfred Nathan spendet in sehr großzügiger Weise für städtische Zwecke (1911)     
-  Novelle über Rebekka Elkan von Sophie Hoechstetter (1912)   
-  Spende des Ehrenbürgers Alfred Nathan für Kriegslazarette (1914)  
-  Ehrenbürger Geheimrat Alfred Nathan spendet eine große Summe für Kriegslazarette usw. (1914)  
B
ei der Beerdigung der Kaufmannsgattin Johanna Löwensohn sind ihre drei Söhne als Hauptleute in Uniform anwesend (1915)  
D
er Geheime Hofrat Alfred von Nathan spendet weitere 100.000 Mark für die Kriegsfürsorge (1915)      
-  Zum Tod von Herz Rosenblatt (1915)  
-  Zum Tod von Abraham Birnbaum (1915)   
Auszeichnung für einen jüdischen Kriegsteilnehmer und jüdische Bürger aus Fürth (1916)  
Z
um Tod von Kommerzienrat Albert Rosenfelder durch einen Unfalls auf dem Exerzierplatz Hainberg (1916)    
Spende von Fabrikbesitzer Karl Ullmann für die städtische Kriegsfürsorge (1916) 
Stiftung der Bankierswitwe Fanny Hirschmann (1917)   
Stiftung der Wäsche- und Militäreffektenfabrik Sigmund Schwarzenberger (1917)   
Auszeichnung für den Geheimen Hofrat Alfred Nathan (1917) 
G
oldene Hochzeit des aus Fürth stammenden Professors Dr. Kaufmann Kohler, Präsident des Hebrew Union College in Cincinnati (1920)   
Zum Tod von Bernhard Ichenhäuser (1921) 
Todesanzeige für Israel Friedländer (1922)   
Zum Tod des Philanthropen und Wohltäter Alfred Nathan (1922) 
Zum Tod von Julius Fellheimer (1923)   
Zum Tod von Gella Ettlinger geb. Koschland (1923)   
Zum Tod von Sandor Lövy geb. Berlinger (1923) 
G
eburtsanzeige von Marianne Spiegel (1924) 
T
odesanzeige für Gottlieb Holzinger (1924)      
Zum Tod von Arnold Feuchtwanger (1924)   
Zum Tod von Rebecca Lehmann geb. Zimmer (1925) 
Zum Tod von Emma Farntrog geb. Berliner (1925) 
7
0. Geburtstag von Kommerzienrat Maier Bechmann (1926)  
Z
um Tod von Rabbiner Dr. Kaufmann Kohler (geb. 1843 in Fürth, gest. 1926 in New York)    
Zum Tod von Rudolf Steinhardt, Eduard Mohr und Meyer Bendit (1927)   
Zum Tod von Caroline Neuburger (1927) 
Eine Büste für den Ehrenbürger Hofrat Nathan wird aufgestellt (1927)   
Zum Tod von Zilli Bermann geb. Naumburger (1927) 
Zum Tod von Betty Farntrog (1928)   
Zum Tod von Mausche Heinemann (1928)   
Zum Tod von Sigmund Holzinger (1929) 
Verlobungs- und Hochzeitsanzeigen für Rosel Schächter und Bernhard Sulzbacher (1930)   
Zum Tod von Karoline Ichenhäuser (1930)     
H
ochzeitsanzeige von Erich Felsenstein und Paula geb. Hirsch (1930)  
Verlobungsanzeige von Ruby Braude und Jacob Braude (1930)  
Zum Tod von Marta Kohn - Königshöfer (aus Fürth, gest. 1931 in Mannheim)   
Zur Erinnerung an den 1930 verstorbenen Löb Lion (1931) 
Verlobungsanzeige von Betty Grünfeld und Selig Wolf (1933)   
Anzeige zum Tod von Minna Höchster (1934)  
Zum Tod von Jakob Wassermann (geb. 1873 in Fürth, gest. 1934 in Altaussee)    
Goldenes Doktorjubiläum von Sanitätsrat Dr. David Teitz in Fürth (1934)     
A
nzeige zum Tod von Minna Höchster geb. Sonder (1934)    
Zum Tod von Stud.-Prof. i.R. Arnold Kurzmann (1936)   
Zum Tod von Sanitätsrat Dr. David Teitz (1936) 
Z
um Tod von Simon Sänger (1936) 
V
erlobungsanzeige von Friedl Schild und Dr. Benno Heinemann (1936)     
Z
um Tod von Moritz Peiser, früherer Vorsteher der jüdischen Gemeinde von Koschmin (Provinz Posen, heute Koźmin Wielkopolski; 1936)   
Verlobungsanzeige von Hanna Neumann und Josef Singer (1937)   
N
ach der Deportation: Todesanzeige für Ella Nussbaum geb. Mayer (umgekommen im KZ Bergen-Belsen; 1945)      
bulletEinzelnes zu jüdischen Gewerbebetrieben  
A
nzeige von G. Löwensohn für Gratulationskarten zum Neujahrsfest (1859)   
Anzeige der Zichorienfabrik Julius Cohn (1867)  
Anzeige des Papier- und Schreibwaren-Geschäftes S. J. Offenbacher (1889)  
Anzeige des Metzgermeisters F. Stoll (1902)  
A
nzeige der Mechanischen Gummiband-Weberei und Hosenträgerfabrik Theodor Riegel (1902)      
Firmenkarte der Fa. Julius Cohn, Zichorienfabrik (1906)  
A
nzeige des Manufakturwarengeschäftes David Farntrog (1907)   
Werbevignetten der Fa. Julius Cohn, Zichorienfabrik (um 1910)      
Über die Zichorienfabriken in Fürth (1897)  
Anzeige des Spezereien-en-gros-Geschäftes von Max Naumburger (1868)   
Mitarbeiter für ein Comptoir-Utensilien-Geschäft gesucht (1901)  
Anzeige der Fa. Hermann Hausmann (1921)   
Über die Firma Hans Fischer (Scheitel-Transformations-Haus) (1929)   
bulletWeitere Dokumente    
B
rief aus Wallerstein an Joel Getz (Goetz, Götz) in Fürth (zwischen 1849 und 1861)    
Brief aus Nördlingen an S. Farrnbacher in Fürth (1867) 
Brief aus Nördlingen an Moritz Heinemann in Fürth (1871)  
Ka
rte an Leopold Illfelder, Bleistiftfabrik in Fürth (1875)  
Karte von Gerson Löwensohn, Bilderbuchfabrik in Fürth (1883)  
Karte an Gerson Löwensohn in Fürth (1880)   
Firmenkarte aus Rotterdam an Moritz Heinemann in Fürth (1895)       
Postkarte aus Frankreich an die Fa. Ullmann & Engelmann in Fürth (1884) 
Postkarte an Nathan Springer in Fürth (1894)       
Umschlag eines Briefes an Justizrat Berolzheimer in Fürth (1894) 
Karte von Theodor Bergmann (Nürnberg) an Flora und S. Bergmann (Fürth, 1896)     
Firmenkarte von H. E. Arnstein aus Fürth nach Brüssel (1899)   
Postkarte an Rosa Feuchtwanger aus Anvers (Belgien, 1905) 
Postkarte an Georg Rosenberg in Fürth (1905)  
Rechnung der Firma Hermann Krakenberger (1905)  
Rechnung der Firma M. Kunreuther, Spiegelfabrik (1907) 
Zwei Firmenkarten der Firma Moses Kohnstamm (1913/14)  
Werbevignetten des Geschäftes "Küchenbazar" des Max Jakobowski (ca. 1910/20)    
Firmenkarte von S. Bergmann in Fürth (1914)     
Ansichtskarte mit einer Abbildung des Berolzheimerianum (1917)  
Postkarte an Fa. A. N. Holzinger in Fürth (1919)  
Brief an Hedwig Bendel in Fürth (1920)    
Firmenkarte der Zinnfolienfabrik D. Morgenstern (1920)  
Werbung der Fa. J. Heymann in Fürth (1920)   
Briefumschlag von L. Bierer (1922)        
Postkarte an Max Jakobowsky in Fürth (1923)    
Firmen-Briefumschlag von Leo Karpf, Holzgroßhandlung (1923)     
Umschlag eines Briefes an David Menki Zimmer (1923)  
Postkarte von Lili Steiner geb. Lemle an Dr. Oppenheimer in Fürth (1924) 
Postkarte an Karl Hirschmann aus den USA (1928)    
Postkarte von Fanny Rothschild (Fürth) an ihren Bruder Berthold Rothschild, derzeit in Jugenheim, 1934) 
Brief von Fa. Jakob W. Wolff, Pappen en gros in Fürth (1935)     
R
echnung der Metallwarenfabrik Hutzler & Pretsfelder AG (1934)    
bulletSonstiges  
Schwierigkeiten im Blick auf die religiöse Erziehung eines getauften Kindes mit einem jüdischen Vater und einer christlichen Mutter (1886)    
Erinnerungen an die Auswanderungen im 19. Jahrhundert: Grabstein in New York für Moritz Rothschild aus Fürth (1825-1888)      

   
   
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde - in chronologischer Reihenfolge     
Isak Prager von Fürth (?) wird nach Verbüßung einer Gefängnisstrafe aus dem Großherzogtum Baden ausgewiesen (1819)       

Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den See-Kreis" von 1819 S. 469  (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen): "Landesverweisung. Jud Isak Prager, angeblich von Fürth bei Nürnberg, welcher von dem Großherzoglichen Bezirksamt Gernsbach unterm 25. September vorigen Jahres wegen Vagantenleben auf 6 Monate in hiesiges Korrektionshaus geliefert, wurde nach erstandener Strafzeit heute wieder aus hiesiger Anstalt entlassen, und in Gefolge Hofgerichtlichen Urteils der Großherzoglichen Badischen Lande verwiesen. Welches hiermit zur allgemeinen Kenntnis gebracht wird. 
Signalement
. Derselbe ist 65 Jahr alt, von etwas robuster Statur, 5' 4" groß, hat schwarze mit grau untermischte Haare, etwas länglichtes Angesicht, hohe bedeckte Stirn, graue Augen, große Nase und Mund, breites Kinn, grauen Bart, bei der Entlassung trug er: einen runden Hut, einen grautüchenen Überrock, ein weiß Halstuch, eine rote und schwarze Weste, ein Paar blautüchene lange Hosen, ein Paar weißwollene Strümpfe, ein paar blaugestreifte leinene Kammaschen und Bänderschule. 
Bruchsal, den 25. März 1819. Großherzoglich Badische Zucht- und Korrektionshaus-Verwaltung".              

      
Löw Nathan Bamberger gen. Lion Nathan Sohn von Fürth wird nach Verbüßung einer Zuchthausstraße aus dem Großherzogtum Baden ausgewiesen (1838)    

Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den See-Kreis" von 1838 S. 134 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen): "Mannheim [Landesverweisung] Der unten signalisierte Löw Nathan Bamberger, genannt Lion Nathan Sohn, von Fürth, im Königreich Bayern, welcher durch Urteil des großherzoglichen Hofgerichtes des Mittelrheinkreises vom 26. Mai 1835 Nr. 2483 wegen Wechselfälschung und Betrugs zu 3 Jahre Zuchthausstrafe verurteilt, und unterm 1. August 1835 zur Straferstehung eingeliefert wurde, ist mit dem Reste seiner Strafe begnadigt worden. Er wird daher morgen, mittelst Ablieferung an das königlich bayerische Landgericht Wunsiedel, aus der Strafanstalt entlassen und der großherzoglichen badischen Lande verwiesen. 
Mannheim, den 6. Februar 1838. 
Großherzogliche Zuchthaus-Verwaltung. 
Kiefer. Wohnlich   
Signalement: Alter 56 Jahre; Größe 5' 3" 3"'; Haare braun; Augenbrauen blond, Augen grau; Gesichtsform länglich; Gesichtsfarbe blass; Stirn nieder; Nase lang, Mund gewöhnlich; Zähen schlecht; Barthaare rötlich und grau; Kinn gewöhnlich; besondere Kennzeichen: eine Glatze."  

  
Die Familie von Nathan Schnaittacher wandert nach Jerusalem aus (1847)   

Artikel in der Zeitschrift "Der Orient" vom 2. April 1847: "Aus Fürth vernimmt man die Auswanderung einer Familie nach Jerusalem. Der Mann heißt Nathan Schnaittacher und führte von jeher ein sehr asketisches exzentrisches eben. Gleichwohl wird er in seinem Vorhaben von dortigen Männern der entgegengesetzten religiösen Richtung kräftigst unterstützt. Wie verschieden in ihren faktischen Ergebnissen ist doch der religiöse Zwiespalt unserer Zeit in großen alten Gemeinden gegen das Gehabe an kleinen Plätzen, besonders auf dem Lande, wo er nur auf der Fläche sich bewegt und in Gehässigkeiten und Verfolgungen und nach Umständen in kleinlichen und eigennützigen Wahlumtrieben sich gefällt."    

       
Kaufmann Bayer aus Fürth kann sich gewerblich in Nürnberg betätigen (1860)         

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 7. Februar 1860: "Dass übrigens in unsern höhern Regierungskreisen eine günstigere Stimmung für uns herrscht, mag auch noch folgende Tatsache bekunden. Der Erwerb einer realen Gewerbs- oder Handelsgerechtsame berechtigt jeden Andersgläubigen, ob ansässig oder nicht, zur Ausübung derselben. Durch Ministerial-Entschließung vom Mai 1854 ist jedoch im Hinblick auf den § 18 des Edikts von 1813 (Matrikel betr.) angeordnet, dass Israeliten nur wenn sie ansässig sind, Gewerbe ausüben dürfen. Entgegen dieser Anschauung hat nun das gegenwärtige hohe Staatsministerium dem Kaufmann Bayer aus Fürth die Erlaubnis zur Ausübung der von ihm erkauften Tuchhandelungsgerechtsame in Nürnberg erteilt, die ihm unter dem vorigen Regime noch speziell verweigert worden war. - In Nürnberg wohnen gegenwärtig schon über 60 jüdische Familien, von denen bereits 14 die Bürger-Aufnahme erhalten haben. '...so mehrte sich das Volk und so breitete es sich aus...' (2. Mose 1,12)"        

 
Auszeichnung des Dichters Leopold Feldmann durch den König - Familienstiftung des Philanthropen Kaufmann (1871)    
Anmerkung: die Meldung über den Dichter Leopold Feldmanns Ehrung wird wohl nur zufällig aus Fürth berichtet; über den Dichter siehe einen Wikipedia-Artikel

Fuerth AZJ 11041871.jpg (85606 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 11. April 1871: Fürth, im März (1871). Der König von Bayern hat dem Dichter Leopold Feldmann zu seinem 70-jährigen Geburtstag als Anerkennung seiner dramatischen Leistungen das Ritterkreuz des Verdienstordens von heiligen Michael verliehen.  
Einen glänzenden Beweis hochherziger Gesinnung und edlen Strebens hat der Philanthrop, Herr Privatier Kaufmann in Manchester, durch die ansehnliche Familienstiftung von 20.000 Pfd. Sterling gezeigt. Die Zinsen aus diesem Betrage sollen in erster Linie seinen hier und anderwärts wohnenden Verwandten zugewendet und eventuell auch zu anderen Humanitätszwecken verwendet werden. Die Kollatur (hier: Gremium mit dem Recht der Verteilung der  Zinsen aus den Stiftungsgeldern) besteht aus drei hiesigen Verwandten des Stifters und einem Mitgliede des hiesigen Kultusvorstandes. Da der edle Geber die Stiftung vor seinem Ableben noch zu vermehren gedenkt, so ist Aussicht vorhanden, dass unsere Gemeinde, in der bereits zu öffentlichen Zwecken so Außerordentliches geschieht, um eine noch ansehnlichere Stiftung bereichert werden wird. 
Sigmund Heumann."        

  
Zum Tod von Dr. Carl Feust, einer der ersten jüdischen Rechtsanwälte in Bayern (1872)    

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 1. Oktober 1872: "Fürth, 23. September (1872). ...
Unsere Gemeinde hatte dieser Tage einen schmerzlichen Verlust um ein würdiges Gemeindeglied. Herr Dr. Carl Feust, Regierungsadvokat und Ritter des Verdienstordens vom heiligen Michael erster Klasse, verstarb im 74. Lebensjahre. Derselbe, einer der ersten jüdischen Rechtsanwälte in Bayern, war wegen seiner eminenten Kenntnisse und der Makellosigkeit und Größe seines Charakters eine auch in weiteren Kreisen hochgeschätzte Persönlichkeit. Ein Beweis, in welchem hohen Ansehen der Verblichene in allen Kreisen hiesiger Bevölkerung stand, war die zahlreiche Beteiligung an seinem Leichenbegängnisse, dem auch die Spitzen der städtischen und königlichen Behörden in Amtstracht beiwohnten. In der von Herrn Dr. Neubürger, dem Substituten des Herrn Rabbiners Dr. Löwy, gehaltenen Leichenrede wurden gleichfalls die Verdienste des Dahingeschiedenen genugsam gewürdigt, und so viel mir aus zuverlässiger Quelle bekannt ist, wir ein ausführlicher Nekrolog Feust's demnächst erscheinen.   
Von den zur Verteilung gelangenden Kriegsdenkmünzen für Zivilpersonen kamen drei an den Zweighilfsverein in Erlangen, darunter eine an Universitätsprofessor Dr. Herz, welche wegen seines inzwischen erfolgten Ablebens an dessen Erben ausgehändigt wird."    

  
Ehrung für den Advokaten Dr. Frankenburger - Einladung an die Tafel des Kronprinzen (1873)        

Fuerth AZJ 30091873.jpg (36697 Byte)Artikel in der 'Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 30. September 1873: "Fürth, 17. September (1873). Bei der jüngsten Inspizierung der bayerischen Truppen durch den deutschen Kronprinzen und des letzteren Anwesenheit in Nürnberg, wurde Seitens des dortigen Gemeindekollegiums sein Mitglied, der Landtagsabgeordnete, Advokat Dr. Frankenburger, in die Empfangsdeputation geladen, und wurde derselbe unter anderen, dem Zivilstande Angehörigen, von dem Kronprinzen zur Tafel gezogen."      

    
Hinweis auf die Ernennung von Salomon Berolzheimer zum Vorsteher des Handelsrates in Fürth (1874)   
Anmerkung: Salomon Berolzheimer (geb. 1811 in Fürth, gest. 1886 in Fürth) war ab 1863 der erste jüdische Richter (Handelsrichter) in Bayern; er war auch Landtagsabgeordneter. Zu seinem Tod siehe Artikel unten.        

Fuerth AZJ 30061874.jpg (58490 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 30. Juni 1874: "Fürth, 16. Juni (1874). Erlauben Sie mir, zu meinem Artikel in Nr. 24 einige kleine Berichtigungen hinzuzufügen. Der Name des ersten Israeliten in Bayern, der zum Vorstande des hiesigen Handelsrates ernannt wurde, ist Salomon Berolzheimer. Die Dekrete für Dr. Ortenau als königlicher Notar und Max Berlin als königlicher Stadtgerichtsassessor in Nürnberg datierten resp. vom 21. April 1862 und 16. Januar 1874. S. 407 Z.3 muss es heißen: 'der erste Israelit in Bayern'."          

   
Drei Israeliten wurden in die bayerische Abgeordnetenkammer gewählt, darunter Dr. Gunzenhäuser in Fürth (1875)      

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 10. August 1875: "Fürth, 25. Juli (1875). Zum ersten Male seit den großen Ereignissen der Jahre 1870/71 war Bayern berufen, allgemeine Wahlen für den Landtag vorzunehmen. Soweit nun solche festgestellt sind, treten drei Israeliten in die bayerische Abgeordnetenkammer ein und zwar Dr. Frankenburger in Nürnberg, Dr. Gunzenhäuser in Fürth und Dr. Henle in München. Neugewählt ist Dr. Gunzenhäuser in Fürth, während die beiden übrigen Herren schon während und zwischen der vorigen 6-jährigen Legislaturperiode diejenigen Städte vertraten, von welchen sie auch diesmal gewählt wurden. Abgelehnt haben schon vor der Wahl die bisherigen pfälzischen Abgeordneten, Rentier Levy und Notar Dr. Adler. Sämtliche drei Abgeordnete gehören der bayerischen Fortschrittspartei an, die für die deutsch-nationale Idee wirkt. Die Vertretung von drei Israeliten übersteigt das numerische Verhältnis insofern, als bei einer Einwohnerzahl von 4.824.421 Seelen, worunter 49.840 Israeliten bei einer Gesamtzahl von 156 Abgeordneten auf die Juden nicht einmal zwei träfen."         

  
Zum Tod des aus Fürth stammenden Dr. Jakob Henle, Journalist der "Frankfurter Zeitung" (1875)      

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 10. August 1875: "Frankfurt am Main, 29. Juli (1875). Der 'Korrespondent v. u. f. Deutschland' schreibt: Soeben geht uns die Nachricht zu, dass Herr Dr. phil. Jakob Henle, ein langjähriger treuer Mitarbeiter der 'Frankfurter Zeitung', nach längeren Leiden in vergangener Nacht gestorben ist. Jakob Henle war am 28. Oktober 1803 zu Fürth geboren. Er war der älteste deutsche Journalist. Unermüdlich und mit aufopfernder Gewissenhaftigkeit erfüllte er seit 53 Jahren seinen Beruf in ungeschwächter Geisteskraft, hochgeschätzt von Allen, die ihn kannten. Bis zum Jahre 1845 war Henle eine lange Reihe von Jahren alleiniger verantwortlicher Redakteur des 'Nürnberger Korrespondenten'. Im Jahre 1848 berichtete Henle über die Parlamentssitzungen für die gelesensten deutschen und ausländischen Blätter. Auch ging er mit dem Rumpfparlament nach Stuttgart. Von hier nach Frankfurt zurückgekehrt, vertrat er neben fleißigen Korrespondenzen über Börse, Handel und Volkswirtschaft die Berichterstattung aus den Sitzungen des gesetzgebenden Körpers und später aus den Sitzungen der Stadtverordnetenversammlung anfänglich für das 'Frankfurter Journal' und später von ihrer Gründung an bis auf den heutigen Tag für die 'Frankfurter Zeitung'. Auch das Referat über die hiesigen Strafgerichte hat Henle für letzteres Blatt während einer Reihe von Jahren in gewissenhaftester Weise besorgt. ER hatte ein wunderbares Gedächtnis: nur mit Hilfe des letzteren (ohne Stenographie) bearbeitet er stundenlange Sitzungen mit einer merkwürdigen plastischen Lebendigkeit und in fast wortgetreuer, klarer Darstellung des Geredeten, immer das Interessante und Wissenswertere gruppierend. Mit Henle ist eine seltene frische Kraft und ein reiches und kindliches Gemütsleben - ein Ehrenmann und ein biederer Charakter in das Grab gestiegen."       

   
Ernennung von Isaac Offenbacher-Oppenheimer zum französischen Konsul (1875)   

Fuerth Israelit 15121875.jpg (25821 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Dezember 1875: "Fürth, 9. Dezember (1875). Herr Isaac Offenbacher - Oppenheimer, vom Hause Joseph Offenbacher in Fürth, welcher eine Filiale in gleicher Firma in Paris besitzt, wurde von der französischen Regierung zum Konsul ernannt und als solcher bestätigt."         

  
Zum Tod von Rabbi Mendel Königshöfer (1878) 
Anmerkung: die hebräischen Wendungen könnten teilweise noch präziser widergegeben werden, bitte Vorschläge an den Webmaster (Adresse siehe Eingangsseite).
Bei Rabbi Mendel Königshöfer handelt es sich um den Religionslehrer Mendel Lob (Menachem Arje) Königshöfer, dem Vater von Rabbiner Dr. Moses Jonas Königshöfer, der seit 1867 Leiter des Israelitischen Waisenhauses in Fürth und rabbinische Autorität der Fürther Orthodoxen war (siehe Bericht auf der Seite zum Waisenhaus) .    

Fuerth Israelit 30011878.JPG (248434 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Januar 1878: "Fürth, 15. Januar (1878). Gestatten Sie mir, geehrtester Herr Redakteur, in Ihren geschätzten Blättern einem Gefühle Ausdruck zu verleihen, dessen herber Schmerz in noch vielen jüdischen Herzen tief empfunden wird. Unsere jüdische Gemeinde beklagt heute den Tod einer ihrer edelsten Häupter. Der greise Rabbi Mendel Königshöfer schied nach einem siebenwöchentlichen Krankenlager aus diesem Leben, Der Dahingeschiedene war in des Wortes wahrster Bedeutung ein vollkommener Gerechter. Alle seine Tage und Nächte waren der Welt hehren Säulen: Tora, Gottesdienst und Wohltätigkeit geweiht. All sein Tun trug das Gepräge aufrichtiger Gottesverehrung. Er verstand es, dem Eigendünkel, des Menschen gefährlichstem Feinde, die tötende Waffe zu entreißen und so reiften in ihm die Worte unserer Weisen - seligen Andenkens - (frei wiedergegeben:) alles nur für Gott zu tun und nichts zu tun, was nicht für Gott ist. Geleitet von dieser heiligen, das Herz himmelwärts richtenden Lehre, war er der selbstlose, seiner seltenen Tugenden gar nicht bewusste Mann, dessen Freundlichkeit selbst in den Tagen seines Alters, an Frische nichts verlor. Da er in Wahrheit vor Gott und in seiner heiligen Lehre wandelte, war er auch großer Opfer seinem Gotte und dessen ewigen Geboten fähig. Irdische Reichtümer waren nicht die Ziele seines irdischen Lebens, er besaß solche auch nie. Seine feurige Gottesliebe wusste, was er in Gerechtigkeit Spenden zu wenig getan haben möchte, durch um so größeres Fasten zu ersetzen. Zwei oder drei Tage nacheinander zu fasten und dabei halbe Nächte zu lernen, gehörte bei ihm nicht zu den Seltenheiten. Ja er fastete einmal sechs Tage ... Wie Gott stets sein einziger Hort gewesen, war das Gotteshaus bis zu seiner Erkrankung seine Zufluchtsstätte; bei schwachem Körper, ja bei zitternden Gliedern suchte er stets beim öffentlichen Gebet zu sein; an seinem letzten Lebenstage, wo alle Kraft des Körpers ihn schon verlassen hatte, ließ er sich die Tefilin anlegen, um in dieser Krone Israels sein letztes Gebet himmelwärts steigen zu lassen. Wie treffend sind die Tora-Worte und seine Hände blieben aufrecht bis zum Sonnenaufgang (2. Mose 17,12), die vom Targum Onkelos als auf das Gebet Bezug habend, interpretiert werden, auf den in Gott Entschlafenen ihre Anwendung!  
Die so in Gottesliebe getränkte Seele spendete ihre Düfte auch den Menschen, unter denen sie weilte. Alle Israeliten sind Königssöhne, alle Israeliten – alle für Gott und seine heilige Lehre Kämpfenden, lehrt Rabbi Schimeon, sind königliche Prinzen. Der Dahingeschiedene hat es bewiesen. Er hat gezeigt, dass man auch in der Armut großmütig, wie der Sohn eines Königs, sein könne. Zur Zeit der Teuerung, da er selbst für die Seinen des Brotes kaum genug hatte, borgte er bei einem Bäcker Brot, gab es den Armen, denen solches völlig mangelte! Und als Gatte und Vater? Lieber, geehrter Leser! Auch hierin mag der Entschlafene uns mustergültig sein. Er verstand es, unter dem vom Himmel ihm verliehenen Beistande, seine herrlichen und großen Eigenschaften seinen
             
Fuerth Israelit 30011878c.jpg (121031 Byte)Kindern zu vererben. Weder Dürftigkeit noch Verlockung der destruktiven Zeitströmung konnten den Edlen darin beirren, seine Söhne dem Torastudium zuzuführen. Er wusste es zu gut, dass es ohne Tora-Wissenschaft kein wahres Judentum, kein echtes jüdisches Gemeinde- und Familienleben gäbe. Er war von der Wahrheit durchdrungen, dass Kinder für Eltern nur dann den wirklichen Wert haben, wenn jene ein Erbbesitz Gottes sind, das heißt, wenn diese durch ihre Kinder fortleben. Und wie herrlich hat dieser Edle seine himmlische Absicht erreicht! Er hatte den Seelengenuss, einen seiner Söhne getreu in seinem Sinne an der hiesigen Waisen-Anstalt als Lehrer und als aufopferungsfähigen Vater dieser Waisen wirken zu sehen; er sah seinen Geist walten in diesem seinen Sohne, der rastlos zum Wohle der Menschheit beiträgt und unermüdlich an der Verbreitung der heiligen Tora und an der Erhaltung ihrer Institutionen arbeitet. 
Dies sind die Frommen... erklären unsere Weisen: ...  Und so sehen wir diese Worte an dem leider aus unserer Mitte geschiedenen Frommen so treulich bewahrt. Seine körperliche Hülle liegt im kühlen Grabe, aber sein frommer Wille wirkt in seinen Kindern fort. So stirbt der Fromme. Er genießt schon von seiner Hände Arbeit in dieser Welt himmlische Genüsse; aber der eigentliche Lohn bleibt ihm vorbehalten im jenseitigen Leben. R. Rau."
   
   

 
Zum Tod von Resla (Rosalie) Neuburger (1878)    

Fuerth Israelit 13021878.jpg (151525 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Februar 1878
"Wehe um die, die dahinschwinden und nicht mehr aufzufinden sind. 
Leider wurde uns vor einiger Zeit eine wahre Zierde unserer Kehillo (Gemeinde) dahier, eine fromme, edle Frau, ein wackeres Weib im wahren Sinne des Wortes, durch den Tod entrissen.  
Jene rühmlichst bekannte, fromme und wohltätige Resla (Rosalie) Neuburger von hier ist nicht mehr unter den Lebenden, Gott der Allmächtige hat sie zu sich genommen.  
An ihr verlieren Witwen und Waisen sowie alle Bedürftigen eine wahrhaft sorgsame Mutter. Sie wusste ihre Weisungen zur Wohltätigkeit immer in edelster, hochwertigster Weise auszuüben, selten durften die Empfänger die Geberin erfahren, sie wollte keinen Dank, ihr genügte schon das edle Bewusstsein, aus der Not geholfen zu haben.  
Ihr ganzes Streben und Trachten war darauf gerichtet, das Studium unserer heiligen Tora zu fördern und zu heben. Viele Torastudierende des In- und Auslandes hatten sich ihrer Wohltätigkeit und Unterstützung zu erfreuen. Die hiesige Bürgerschule und Waisenanstalt, die schönen Pflanzstätten für Tora und Gottesdienst hatten eine warme Gönnerin an ihr. Noch letztwillig wurden beide Anstalten durch schöne Vermächtnisse von ihr bedacht.  
Diese edle, fromme Frau war auch darauf bedacht, dass mit ihrem Ableben das edle Bestreben für alles Gute, die Wohltätigkeit und die Liebe zur Förderung unserer heiligen Tora nicht aufhöre, sie vererbte diese guten Eigenschaften auch auf ihre Söhne und Töchter. Schon frühzeitig legte sie auf diesen edlen Keim in das Herz ihrer braven Kinder, der sich nun zur schönen Frucht entfaltete. Gleich der Braven strebt die ganze verehrliche Familie Neuburger, ganz in demselben Sinne und Geiste der verlebten Mutter fortzuwirken. Wo nur etwas Gutes zustande kommen soll, wo es sich handelt, Tora zu fördern, Gottesdienst und Wohltätigkeit auszuüben, steht die rühmlichst bekannte Familie Neuburger an der Spitze.   Die Mutter dieser Kinder mag sich freuen (nach Psalm 113,9)  'Die Eltern solcher Kinder können sich dort in den himmlischen Höhen freuen.'  Fürth (Bayern).
"       

   
Zum Tod von Joel Zirndorfer sowie Bericht über jüdische Konsularbeamte in Bayern (1880)  
Anmerkung: aus Fürth wird Konsularagent für Frankreich Isaac Offenbacher genannt.     

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 27. Januar 1880: "Fürth, 1. Januar (1880). Dieser Tage starb im Alter von 93 1/2 Jahren Herr Joel Zirndorfer, Vater des langjährigen begabten Mitarbeiters der Allgemeinen Zeitung des Judentums, früheren Direktors des Seminars in Münster und jetzigen Rabbiners in Detroit in Amerika, Herrn Dr. H. Zirndorfer. Der Verblichene war bis auf die letzten Jahre körperlich und geistig rüstig und das älteste Mitglied der hiesigen jüdischen Gemeinde.    
Das bayerische Justizministerium hat ein Verzeichnis der sämtlichen, im Königreich funktionierenden auswärtigen Konsularbeamten nach dem Stande vom Monat Dezember 1879 veröffentlicht. Unter den Beamten zählen folgende Glaubensgenossen: Für die Vereinigten Staaten von Amerika: in Augsburg Herr Max Obermayer, Konsularagent; für die Argentinische Republik: in Augsburg Herr Max Obermayer, Konsul; für Belgien: in München Herr M. S. Hirsch, Konsul; in Nürnberg Herr Sigmund Neumark, Konsul; für Frankreich: in Fürth Herr Isaac Offenbacher, Konsularagent; für Portugal: in Nürnberg Herr Anton Buchmann, Konsul; für Sachsen: in München Herr Maximilian Wilmersdörffer, Konsul; für Schweden und Norwegen: in Nürnberg Herr Bernhard Lang, Konsul; für Württemberg: in München Herr Joseph Freiherr von Hirsch, Konsul. Das Verzeichnis kann auf Vollständigkeit insofern keinen Anspruch machen, als die Konfession der außerhalb Bayerns wohnenden Konsularbeamten dem Schreiber dies nicht bekannt ist und unter diesen noch mancher Israelit sich befinden könnte. Ohne diese Annahme sind im Ganzen unter 28 Konsularbeamten, die gegenwärtig funktionieren, 9 Konsularbeamte jüdischer Konfession, ein sichtlicher Beweis von der hervorragenden Stellung der bayrischen Israeliten in intellektueller Beziehung. Der Konsul S. Neumark in Nürnberg erhielt dieser Tage von Seiner Hoheit dem Herzoge von Sachsen-Coburg und Gotha das Prädikat 'Kommerzienrat'."         

 
Zum Tod von Dr. Ignaz Ortenau (1883)   
Anmerkung: Der im Abschnitt genannte Sohn von Dr. Ignaz Ortenau, der Medizin studierte, war Dr. Gustav Ortenau (1864 Fürth - 1950 in Florenz): 1890 bis 1938 Lungenfacharzt in Bad Reichenhall, Generaloberarzt im Ersten Weltkrieg. Zu seiner weiteren Geschichte vgl. den Wikipedia-Artikel "Gustav Ortenau".
Weiteres zu Mitgliedern der Familie Ortenau im Buch: Bernhard Schossig (Hrsg.): Ins Licht gerückt: jüdische Lebenswege im Münchner Westen: eine Spurensuche. hierin S. 241-245  Gudrun Koppers-Weck: Die Ortenaus in Pasing.       

Fuerth AZJ 02041883.jpg (103220 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 2. April 1883: "Fürth, 25.März (1883). (Nekrolog). In den Morgenstunden des 23. dieses Monats verbreitete sich schnell die Trauerkunde in unserer Stadt, dass Dr. Ignaz Ortenau in der Nacht vom 22. dieses Monats in München, 54 Jahre alt, aus dem irdischen Leben geschieden sei. Diese schmerzliche Nachricht, die zunächst unsere ganze jüdische Gemeinde in empfindliche Aufregung versetzte, fand bald durch ehrenvolle Nachrufe in hiesigen und Nürnberger Zeitungen ihre Verbreitung, um die betrübende Botschaft eines schweren Verlustes zu bringen.   
Hier geboren, bekleidete Ortenau viele Jahre den Posten eines Sekretärs bei der jüdischen Gemeinde, wurde am 21. April 1862 als königlicher Notar ernannt (der erste jüdische Notar in Bayern) und durch Beschluss der Landwehrstellen erhielt er am 24. Mai 1867 die Stelle eines Regiments-Auditors im hiesigen Landwehrregiment. (Der erste jüdische Auditor in Bayern). Auf die Entwicklung des Notariatswesens äußerte er durch mehrfache Schriften großen Einfluss. Sein Kommentar zur Subhastationsordnung wird als bester Interpretationsbehelf zu diesem Gesetze geschätzt.  Ortenau besaß eine glaubenstreue Überzeugung für das Judentum, dessen Interesse er mit Freimut und wahrer Herzenswärme vertrat, er tat dies nicht bloß aus Rechtsprinzipien, sondern auch als Jude, als aufrichtiger Bekenner des Judentums, dem er in praktischer und spezifischer Weise seine Dienste jederzeit freudig widmete. Seine Schrift 'Die recht-
           
Fuerth AZJ 02041883a.jpg (248228 Byte)liche Stellung der Juden in Bayern' wurde preisgekrönt und mit dem Accessit belohnt, er war Vorstand der hiesigen Kultusgemeinde und das Vertrauen seiner Glaubensgenossen berief ihn auf die gleiche Stelle in München, wohin er seit sieben Jahren gezogen war, um dort das Notariat auszuüben. Die hiesige Gemeinde delegierte Ortenau zu dem 2. deutsch-israelitischen Gemeindetag in Leipzig, der am 14. April 1872 in der Synagoge zu Leipzig eröffnet wurde. Als der inzwischen leider verstorbene damalige Vorsitzende, Herr Moritz Kohner in Leipzig, die Versammlung zur Wahl des Ausschusses für die nächsten drei Jahre schreiten ließ, befand sich auch Ortenau unter den Gewählten. Am 13. Dezember 1874 bildete sich hier ein Verband bayerischer Gemeinden gegen den Wanderbettel, Ortenau präsidierte der damaligen Versammlung, welche die unter seiner tatkräftigen Mitwirkung verfassten Statuten nach 5-stündiger Beratung annahm in musterhafter Weise.   
Das lebhafteste Interesse Ortenaus für Juden und Judentum gibt Anlass zu einer kulturhistorischen Bemerkung. Durch das ganze Mittelalter bis auf die neueste Zeit übten die jüdischen Ärzte auf jüdischem Gebiete großen Einfluss. Sie bildeten eine starkes Band zwischen der Kultur und ihrer Glaubensgenossenschaft und ihre Überzeugungstreue wirkte schaffend und belebend. In der letzten Zeit haben die Juristen die Rolle den Ärzten abgenommen. Die für das Judentum tätigen Ärzte vermindern sich, während eine beträchtliche Anzahl von Juristen hierfür eintreten. Es gibt eben keine wissenschaftliche und besonders keine mit dem praktischen Leben verbundene wissenschaftliche Ausbildung, die nicht zugleich eine lebhafte Teilnahme für das Judentum und die Religionsgenossenschaft in jüdischen Männern erweckte! 
Die Verdienste Ortenaus fanden in hohen und höchsten Kreisen verdiente Würdigung. Seine königliche Hoheit Prinz Luitpold von Bayern verlieh Ortenau für eine Denkschrift über das Erbfolgerecht in das früher dem Prinzen Karl zugestandene Sekundogenitur-Fideikommiss eine goldene Medaille mit dem Bild und Wahrspruch des Prinzen; Seine Majestät der König von Bayern zeichnete ihn durch Verleihung des Ritterkreuzes 1. Klasse des Verdienstordens vom heiligen Michael aus.   
Am 23. August begab sich Ortenau mit mehreren Menschen auf den Kriegsschauplatz, um die zweite Sammlung des hiesigen Hilfsvereins zu überbringen.  
In allen Richtungen, nach welchen hin sich Ortenau bewegte, steckt er sich die höchsten Ziele und erreichte eine bedeutsame Stufe. Über sein edles Gemüt, seinen hohen Geist, die vollkommenste Unbescholtenheit seines Charakters, seine Leutseligkeit, Dienstfertigkeit und Liebenswürdigkeit herrscht nur Eine Stimme. Ortenau war eine nach menschlicher Weise vollendete Natur, als Mann der Wissenschaft, als Glied er menschlichen Gesellschaft, als Bürger der Stadt, als Beamter des Staates, als Jude; die Milde und Besonnenheit, welche zu seiner Erscheinung noch hinzutrat, erwarb ihm die Liebe Aller.  
Zu der Beerdigung, welche heute Nachmittags 3 Uhr in München stattfinden wird, hat sich eine Deputation der hiesigen Kultusgemeinde begeben, um dem langjährigen Vorstande, Freunde und treuen Berater die letzte Ehre zu erweisen.  Mit Ortenau geht eine der edelsten Gestalten zu Grabe. Er hinterlässt eine ihm würdige, edelgesinnte Gattin, 2 Söhne und 1 Tochter, wovon ein Sohn Jus, der andere Medizin studiert. Möge das Andenken Ortenaus fortwirken, der Jugend zur Nachahmung, dem Vaterland zur Ehre, der Menschheit zum Gewinne! Sigmund Heumann."
   
  
Links: Bei "Google-Books" finden sich von Ignaz Ortenau: "Zwanglose Briefe eines Notars" (1861)    

   
Zum Tod von Mathias Neuburger (1884)   

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Januar 1885: "Fürth, 4. Januar (1885). An Männern, die sich für die ganze Dauer ihres Lebens zur Aufgabe gemacht, Beförderer von Tora, Gottesdienst und Wohltätigkeit zu sein, ist unsere Zeit nicht sehr reich. Hat nun eine Gemeinde das Glück, solche würdige, edle Glieder in ihrer Mitte zu haben, so ist das Ableben eines solchen Edlen ein großer Verlust und wird dessen Scheiden, wenn auch letzteres im hohen Lebensalter erfolgt, dennoch von uns sehr schmerzlich empfunden.  
Eine lange Reihe von Jahren, über vier Dezennien, weilte in unserer Gemeinde Fürth (hebräisch und deutsch) ein braver, redlicher, gottesfürchtiger, wohltätiger und rechtschaffener Mann. Es war dies Herr Mathias Neuburger, langjähriges Haupt der allgemein rühmlichst bekannten Firma Gebrüder Neuburger dahier. Über vierzig Jahre, wie bereits erwähnt, hatten wir uns seines segensreichen Wirkens hier zu erfreuen. Aber leider er ist nicht mehr hier; denn Gott hat ihn zu sich genommen. Am Freitage, dem 2. Tewet (= 19. Dezember 1884), wurde er als 84-jähriger Greis in ein besseres Jenseits gerufen, um dort am Tag der Vergeltung für alles Gute, das er hier geschaffen und gewirkt, seinen himmlischen Lohn zu ernten. 
R. Matitja
Neuburger – seligen Andenkens – erzogen von streng religiösen Eltern, führte auch selbst von frühester Jugend an bis zu seinem Ende einen anerkennenswerten echt religiösen Lebenswandel. Die Ausübung einer einzelnen Weisung war ihm eine innige Herzensfreude, und seine Verwandten als Gottesfürchtige um sich geschart zu sehen, das versüßte jede Stunde seines Lebens.   
Wenn auch nicht selbst der Tora kundig so wusste er sich dennoch einen großen Anteil am Torastudiums zu verschaffen. Dem Satz ein Baum des Lebens ist sie (die Tora) für diejenigen , die sich in ihr festmachen (Sprüche 3,18) suchte er gerecht zu werden. Mit voller und offener Hand und mit größter Bereitwilligkeit förderte er durch beträchtliche Opfer das Torastudium. Wo gibt es leicht einen Sohn der Tora (Torastudierender, Torabeflissener), der sich nicht der Unterstützung des geehrten Verblichenen zu erfreuen gehabt hätte; jeder Sohn des Tora galt ihm als Freund und Angehöriger. 
Und was seine Liebe zum Gottesdienst betrifft (frei übersetzt): Kaum hatten sich die Pforten des Gotteshauses zum Gebet geöffnet, so stand der Dahingeschiedene seligen Andenkens schon da, um einer der zehn ersten zu sein. Auch als Greis konnten ihn weder Wetter noch Sturm abhalten, früh morgens und spät abends das öffentliche Gebet zu verrichten.  
Und Wohltätigkeit: Wer nur immer an die Mildtätigkeit des seligen  R. Matitja Neuburger appellierte, der fand ein williges Ohr und offene Hände. Unbefriedigt durfte niemand von ihm scheiden. 
Sein Haus war stets Armen und Bedürftigen geöffnet; seine Räume waren stets Armen und Bedürftigen geöffnet; ja der Verlebte wartete nicht ab, bis Arme zu ihm kamen, sondern er suchte dieselben auf. Nicht leicht verging ein Tag, ohne dass er Arme als Tischgenossen hatte. 
In Ansehung dieser rühmlichen Eigenschaften genoss der Verstorbene allgemeine Verehrung, wovon die Beteiligung bei seiner Beerdigung beredtes Zeugnis lieferte. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."
           

    
Zum Tod von J.D. Heumann (1885)   
Anmerkung: vermutlich ist Isaac David Heumann gemeint, der auch in einem Artikel von 1866 genannt wird (Artikel auf der Seite zu den Synagogen in Fürth)  

Fuerth Israelit 23021885.JPG (246843 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Februar 1885: "Fürth, 16. Februar (1885). Nachdem wir in letzter Zeit den Hingang mehrerer ehrenwerter, gesetzestreuer Jehudim in hiesiger Gemeinde zu beklagen hatten, muss ich Ihnen leider heute wieder den Hintritt eines solchen gerechten Mannes mitteilen, nämlich des Herrn J.D. Heumann. Der Verlust solcher ausgezeichneter Männer in unserer Zeit ist doppelt zu beklagen. Die Familie sowohl, als auch die hiesige Gemeinde erhält durch das Hinscheiden dieses ausgezeichneten, wahrhaft frommen und mildtätigen Mannes eine große Lücke, die schwer auszufüllen ist.   
Nach sieben-wöchentlichem, schmerzhaftem Krankenlager entschlief er am 21. Schewat (6. Februar 1885) im 75. Lebensjahr zu einem bessern Jenseits, nachdem ihm sein Bruder vor 11 Wochen vorangegangen war. Er war stets bemüht, Tora, Gottesdienst und Wohltätigkeit zu erfüllen. So lange er konnte, war er stets unter den Ersten in der Synagoge. Sein biederer Wandel, seine wahrhafte Frömmigkeit, sein bescheidenes und einfaches Wesen machten ihm Jedermann zum Freunde. Der selige Verblichene war Vorstand der Mannheimer Synagoge, Mitbegründer und Kassier der Bürgerschule, Vorstand der Waisenanstalt, Mitgründer und Vorstand des Vereines für israelitische arme Durchreisende, Mitglied der Ritualkommission und hatte noch verschieden Ehrenämter, die aufzuzählen, den mir gestatteten Raum überschreiten würde. Einen Beweis seiner unzähligen Verdienste für die hiesige Gemeinde bot das große Leichenbegängnis, wie man hier selten eines gesehen hat.   
Im Trauerhause hatten sich viele Freunde eingefunden und ergriff zunächst Herr Weißkopf sein Licht leuchte – das Wort, indem er der vielen Verdienste, die der Verblichene bis an sein Lebensende geleistet, gedachte. Dann sprach Herr Maßenbacher sein Licht leuchte, die großen Tugenden des Verstorbenen hervorhebend. Auf dem Friedhof sprach unser geehrter Rabbiner Herr Dr. Neuburger mit den Worten einleitend 'und du ersiehe aus dem ganzen Volke tüchtige Männer' (2. Mose 18,21) und eine ausführliche Lebensbeschreibung des nunmehr selig Entschlafenen vorführend, dass er nicht nach Ehrenämter erstrebt, sondern alles nur zur Ehre Gottes tat, dass die Familie sowohl, als auch die hiesige Gemeinde, insbesondere die Armen durch das Hinscheiden dieses Edlen einen merkbaren Verlust erlitten, und dass bei ihm weder Eigennutz noch Ehrenstellung die Veranlassung zu seinen guten und edlen Handlungen waren, sondern nur das Gefühl für das wahre Judentum und das Wohl und die Unterstützung Bedürftiger in reichstem Maße. 
Alle ihm übertragenden Ehrenämter füllt der edle Verstorbene mit der größten Liebe und Uneigennützigkeit aus und hat sich dadurch in hiesiger Gemeinde einen unvergesslichen Namen erworben.   
Im jenseitigen Leben wird ihm der verdiente Verdienst für alles Dieses zuteil werden, Gott tröste die trauernde Witwe und die bekümmerten Kinder. 
Unsern Gemeindemitgliedern rufen wir aber zu, dem selig Entschlafenen nachzuahmen und in seinem Sinne zu wirken, dann lebt er in uns für ewige Zeiten fort und wird sein stattgehabtes Wirken sicher gute Früchte tragen.  
Sonntag, 22. Februar, wird der Direktor der Bürgerschule, Herr Dr. Dessau – sein Licht leuchte – eine Trauerrede abhalten.
Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." 
      

    
Zum Tod von Abraham Felsenstein (1885)     

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Oktober 1885: "Fürth. Eine Rundschau am vergangenen Neujahrstag in den hiesigen Synagogen war keine erfreuliche; es fanden sich leider der Lücken so viele. Unsere Gemeinde hat im vergangenen Jahre so viele der Edlen und Guten verloren und zum Schlusse auch noch unseren allverehrten Herrn Abraham Felsenstein seligen Andenkens, den letzten Veteranen, dem letzten Kämpfer aus jener Zeit, in der der Religionssinn so sehr erschlafft, die Pflege der Gotteslehre so sehr vernachlässigt war. Er war noch einer und zwar leider nun der letzte jener wenigen, denen es damals durch ihre Energie gelungen, den Sinn für unsere Heilige Tora wieder anzufachen, denen es gelungen, die orthodoxen Familien wieder zu engerem Anschlusse zu vereinen. Jenen Wenigen gebührt auch der Ruhm, mit geringen Mitteln die jetzt so herrlich blühende Bürgerschule ins Lebens gerufen zu haben, eine Schule, die für die Erziehung zu frommen gebildeten Juden von so unschätzbarem Werte ist, und ganz besonders hatte der Verewigte dieser Anstalt Rat und Tat, Geld und Zeit in vollem Maße zugewandt, und ebenso wie die israelitische Bürgerschule betrauert auch die ganze orthodoxe Gemeinde einen ihrer eifrigsten Vertreter. Das Andenken dieser Edlen Alle wird niemals aus unserer Gemeinde verschwinden; mögen auch deren Nachkommen in gleichem Sinne fortwirken. Das Andenken an den Gerechten ist zum Segen. ….r."            

  
Zum Tod von Jakob Mohr, 20 Jahre Schriftführer des städtischen Gemeinderats (1886)   

Fuerth AZJ 16031886.jpg (70618 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 16. März 1886: "Aus Fürth vom 28. (Februar) wird geschrieben: Heute wurde hier unter regster Beteiligung der Bevölkerung, der städtischen und der staatlichen höheren Beamten unser nach kurzem Leiden im 58. Lebensjahre verschiedener Mitbürger Herr Jacob Mohr zu Grabe getragen. Der Verstorbene, seit mehr als 20 Jahren dem städtischen Gemeinderat als Schriftführer angehörig, fast ebenso lang Verwaltungsmitglied der israelitischen Kultusgemeinde, Mitglied des Theaterkomitees und seit 1870 mit dem Ehrenamte eines Handelsrichters betraut, war ein Mann entschieden freisinniger Gesinnung, der sich durch sein unermüdliches Schaffen für das allgemeine Wohl Anerkennung und Dank seiner Mitbürger erworben hat.".           

 
Zum Tod des Gemeindebevollmächtigten (der bürgerlichen Gemeinde) und Landratsmitglied Salomon E. Berolzheimer (1886)      

Fuerth AZJ 01061886.jpg (190361 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 1. Juni 1886: "Fürth, 14. Mai (1886). Das 'Fürther Tageblatt' bringt Folgendes: die politischen und sozialen Ideen, welche gegenwärtig in der zivilisierten Welt die Geister beherrschen, sind kaum zwei Jahrhunderte, die denselben entsprechenden Einrichtungen des Staates und der Gesellschaft kaum ein Jahrhundert alt. Die Gleichheit aller Volksglieder in Pflicht und Recht, die gesetzlich geregelte persönliche Freiheit und die verfassungsmäßige Teilnahme des Volkes an Gesetzgebung, Rechtspflege und Verwaltung sind erst zu gesellschaftlichen Besitztümern der neueren Zeit geworden. Die Gleichberechtigung der Kulte, die Gleichstellung der Bürger aller Konfessionen und insbesondere die Emanzipation der Israeliten zählen in manchen Staaten kaum ein halbes Jahrhundert. Der heute erfolgte Tod des hiesigen Privatiers Herrn S. E. Berolzheimer erinnert lebhaft an die Jugend der neueren Institutionen. Der Auflösung der früheren königlichen Polizeibehörde folgte am 17. November 1818 die Einsetzung des hiesigen Magistrats und des Kollegiums der Gemeindebevollmächtigten. 33 Jahre verstrichen, ohne dass in beide Körper ein Israelit gewählt wurde; die Erkenntnis der Wahrheit und des Rechts zeigte sich erst im Jahre 1851 durch die Wahl Berolzheimers in das Kollegium, während die Wahl des ersten jüdischen Magistratsrates, Herrn Max Neubauer, erst am 21. September 1863 erfolgt. Berolzheimer wurde bei der Neuwahl des Handelsrates, dem er seit 1850 angehörte, im September 1862 als Vorsitzender gewählt, seine Ernennung als zweiter Ersatzrichter am hiesigen königlichen Handelsgericht datiert vom 2. März 1863. Es war dies der erste Fall, dass ein Israelite zum unbesoldeten Richter in Bayern ernannt wurde: das Dekret des ersten besoldeten jüdischen Richters in Bayern, Herrn Max Berlin von hier, der als Assessor am königlichen Stadtgericht Nürnberg ernannt wurde, datiert vom 16. Januar 1874. Berolzheimer vertrat den hiesigen Handelsrat beim Handelstag in Heidelberg 1868 und in Frankfurt am Main im August 1865. Am 12. Dezember 1869 wurde Berolzheimer in den mittelfränkischen Landrat gewählt, dem bisher auch noch kein Israelite angehörte, ferner fungierte Berolzheimer längere Zeit als Sekretär der Gemeindebevollmächtigen, als Vorsitzender des größeren Verwaltungsausschusses der israelitischen Kultusgemeinde und bekleidete sonstige Ehrenämter in gemeinnützigen und humanitären Vereinen. Berolzheimer, welcher sich in den letzten Jahren vom öffentlichen Leben zurückzog, erreichte ein Alter von nicht ganz 75 Jahren. Mit Berolzheimer ist ein Stück Kulturgeschichte der Israeliten Bayerns zu Grabe getragen worden. Ehre seinem Andenken!"          

   
Zum 70. Geburtstag des langjährigen Gemeindevorstehers Dr. Landmann (1886)    

Fuerth AZJ 21121886.jpg (103591 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 21. Dezember 1886: "Fürth, 8. Dezember (Fränkischer Kurier). Das Gemeindekollegium ließ heute durch eine Deputation seinem langjährigen 1. Vorstande Herrn Dr. Landmann (Israelit) anlässlich des 70. Geburtstages desselben eine kunstvoll ausgeführte Adresse folgenden Wortlauts überreichen: 'Die Gemeindebevollmächtigten der Stadt Fürth bringen Ihnen zu Ihrem 70. Geburtstage herzliche Glückwünsche dar. Seit Erlass der jetzigen Gemeindeordnung haben Sie als Vorstand des Kollegiums durch ihren Eifer, Ihre Gewissenhaftigkeit, Ihre Energie, Ihre Gewandtheit und Ihre umfassenden Kenntnisse sich um das Wohl unserer Vaterstadt verdient gemacht und den Dank der Bürgerschaft und unseres Kollegiums erworben. Möge Ihnen beschieden sein, in ungeschwächter Tätigkeit und Gesundheit Ihres gemeindlichen Amtes fürder zu walten! Mit vorzüglicher Hochachtung, Fürth, den 8. Dezember 1886, die Gemeindebevollmächtigten der Stadt Fürth.'"        

 
Über die Wohltaten von Dr. Wilhelm Königswarter (1887)   

Fuerth AZJ 02061887.jpg (100847 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 2. Juni 1887: "Aus Fürth vom 17. Mai schreibt man: Den vielen Verehrern des am 15. dieses Monats in Meran gestorbenen Ehrenbürgers hiesiger Stadt, Herrn Dr. Wilhelm Königswarter, mögen nachstehende Notizen von Interesse sein. Dr. Königswarter wurde am 4. März 1809 hier geboren. Die Familie stammt aus Königswart in Böhmen und wurde hier durch die Verehelichung des Jonas Königswarter, Großvater von Wilhelm Königswarter mit Charlotte Oppenheim von hier begründet. Von dem regen Sinn Königswarters für humane und gemeinnützige Institutionen zeugen viele und namhafte Stiftungen und Schenkungen. Am 25. Juli 1855 begründete Königswarter zu Ehren seines Vaters Simon mit 2.000 Gulden die sogenannte Simonstiftung, die den Zweck verfolgt, an fleißige Gesellen und Lehrlinge Geldpreise zu verteilen. Die erste Verteilung fand am 4. Januar 1857 an zwei gesellen und zwei Lehrlinge statt. Am 26. April 1866 vermehrte er den Fond um 500 Gulden und im Jahre 1880 zur Feier des 25-jährigen Bestehens der Stiftung um 1.000 Mark. Zur Anschaffung von Büchern für die Stadtbibliothek stiftete er 1870 1.000 Gulden; 1876 stiftete Königswarter 1.000 Gulden, deren Zinsen an Waisenkinder alle Jahre an dem Tage verteilt werden sollen, an welchem die Straßenbenennung – der hiesige Magistrat benannte eine Straße Königswarterstraße – nach seinem Namen erfolgte.          
Fuerth AZJ 02061887a.jpg (243425 Byte)Für einen Kunstbrunnen stiftete Königswarter 6.000 Mark, für den hiesigen Jugendhort 3 oder 6.000 Mark, für einen Vorortssteg 3.000 Mark usw. Es gibt kaum eine wohltätige oder gemeinnützige Veranstaltung in hiesiger Stadt, an welcher sich Königswarter nicht in tatkräftiger und hervorragender Weise beteiligte; zahlreiche Akte privater Wohltätigkeit bewahren ihm in den Herzen der Einwohner ein dauerndes Andenken. Die Stadt ernannte Königswarter am 21. Oktober 1867 zum Ehrenbürger, das Diplom überreichte ihm eine Deputation des hiesigen Magistrats in München. Die Verdienste Königswarters fanden an allerhöchster Stelle durch Verleihung des Ritterkreuzes vom heiligen Michael I. Klasse ihre Würdigung. Es steht zu erwarten, dass Königswarter bei seinem unbegrenzten Humanitätssinn der hiesigen Stadt, in deren Annalen er sich einen ehrenvollen Platz gesichert, noch manche Zuwendung gemacht hat. Der Magistrat wird heute über die Beteiligung an der Leichenfeierlichkeit Beschluss fassen. Möge das Beispiel Königswarters fortwirken, der Menschheit zum Gewinn, der Stadt zur Ehre! Friede seiner Asche! Ehre seinem Andenken! - Auch für Israeliten gründete er mehrere wohltätige Stiftungen. So zum Beispiel 1856 stiftete Dr. Königswarter 2.000 Gulden zur Begründung einer Unterstützungskasse für Israeliten unter dem Namen: 'Elisabeth Königswarter'sche Stiftung', mit der Bestimmung, dass die jährlichen Zinsen einer unterstützungsbedürftigen Familie zufließen sollen. - Aus der öffentlichen Sitzung des Fürther Stadtmagistrats berichtet man vom 20. Mai: Vor Eintritt in die Tagesordnung ergriff Herr Bürgermeister Langhans das Wort, um, sichtlich bewegt, sich wie folgt zu äußern: 'Der erste Tag dieser Woche hat Fürth in schwere Trauer versetzt; ist doch Sonntagmittag 11 ½ Uhr der langjährige Wohltäter hiesiger Stadt, Herr Dr. Wilhelm Königswarter, aus dem Leben geschieden. Der Verlebte war ein edler Mann in des Wortes vollster Bedeutung, dessen Sinnen und Trachten einzig darauf gerichtet war, die den Armen auferlegte Hürde zu erleichtern, für gute Erziehung und wahrhafte Bildung zu wirken, das Schöne und Gute unablässig zu fördern. Den Ausfluss dieses idealen Strebens hat in hervorragender Weise Fürth genossen, aber auch in anderen Städten, die der Entschlafene mit Stiftungen bedachte, wird der Name Königswarter mit hoher Verehrung genannt. Besonderer Beschlussfassung bleibe vorenthalten, in welcher Weise de Stadt ihren tiefgefühlten Dank zum Ausdruck bringen will, Sie aber, meine Herren, bitte ich, zum Zeichen Ihrer gerechten Trauer und wahren Verehrung sich von den Sitzen erheben zu wollen.' Nachdem Magistrat diesem Ersuchen Folge geleistet, teilte Herr Bürgermeister Langhans im Anschlusse noch mit, dass die Beisetzung der Asche nächsten Sonntag Vormittag 11 Uhr im Rathaussaale stattfindet von wo aus selbe nach dem israelitischen Friedhof überführt wird, um dort selbst im Leichenhause bis zur Vollendung des Grabmonuments zu verbleiben. Die Beisetzungsfeier fand im Rathause am 22. dieses Monats in sehr feierlicher Weise statt."      

  
Weitere Wohltaten des verstorbenen Dr. Wilhelm Königswarter auf Grund seiner Verfügung (1887)    

Fuerth AZJ 07071887.jpg (178525 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 7. Juli 1887: "Fürth, 23.Juni (1887). Als ein  charakteristischer Zug in dem Bilde unserer Zeit und zur richtigen Würdigung der Juden in der Gegenwart, wird der folgende Bericht wohl angesehen werden, der uns von Fürth zukommt. In heutiger Magistratssitzung gab Herr Bürgermeister Langhans eine ihm vom Herrn Rechtsanwalt Berolzheimer, als einem der Testamentsexekutoren, übersandte Abschrift der letztwilligen Verfügungen unseres verlebten Ehrenbürgers Herrn Dr. Königswarter im Auszug bekannt. Darnach ist die Stadt Universalerbin, abgesehen von dem Stammvermögen der Familie, das auf die nächsten Anverwandten übergeht, dann dem Mobiliar und Leibwäsche, über welche besonders verfügt ist und einigen Legaten, so erhalten unter anderem: 3.500 Mark die hiesigen christlichen und 6.800 die hiesigen israelitischen Wohltätigkeitsstiftungen, 2.000 Mark das Münchener Krankenhaus und 1.000 Mark der Pariser deutsche Hilfsverein. Zum Zeichen des Dankes für diese neuerliche Betätigung der hochherzigen Gesinnung, welche der edle Verstorbene seiner Vaterstadt von jeher entgegenbrachte, erhebt sich der Magistrat von den Sitzen. Die Verteilung der 6.800 Mark für die israelitischen Stiftungen obliegt dem Vorstand der israelitischen Kultusgemeinde. Über die Motive, welche Herrn Dr. Königswarter zur Einsetzung der Stadt Fürth als Universalerbin bewogen, besagt das Testament: Der weitaus größte Teil der Kinder meiner verstorbenen Geschwister befindet sich zur Zeit in teils sehr erfreulichen, teils in den glänzendsten Vermögensverhältnissen; ferner stammt unsere Familie von Fürth; Vater und Onkel haben daselbst viele Jahre ehrenvoll gelebt und gewirkt; ich selbst, wenn gleich ferne von meiner Vaterstadt lebend, wurde der Ehrenbürgerschaft von Fürth teilhaftig, eine Ehre, in welcher ich stets nur die Achtung erblickte, deren sich der Name unserer Familie bis auf den heutigen Tag erfreut. So möge denn dieses kleine Verdienst, welches ich mir um meine Vaterstadt erst nach meinem Ableben erwerben kann, meine redliche Absicht betätigen, in ihr jedoch vereinigen sich die wärmsten Wünsche für das Gedeihen und die Blüte von Fürth, für den Wohlstand seiner Bürger und die Prosperität jener Klasse von Arbeitern, denen ein friedliches Zusammenwirken mit ihren Brotherren und Arbeitgebern zu dem bescheidenen Maß ihrer Wünsche und Ansprüche verhelfen möge.".

  
Denkmal und Grabmal für den Wohltäter und Ehrenbürger Dr. Wilhelm Königswarter (1888)   

Fuerth AZJ 01111888.jpg (241488 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 1. November 1888: "Fürth, 19.Oktober (1888). (Fränkischer Zentral-Anzeiger). Von jeher ist es eine schöne Sitte, große Tote durch ein Denkmal zu ehren. Es soll sein, den Zeitgenossen und der Nachwelt eine Erinnerung an das Wirken des Gelehrten und ein Sporn, gleiche Bahnen zu wandeln. Dieser Ehrenpflicht gedenkt unsere Stadt den Manen ihres Wohltäters und Ehrenbürgers Dr. Wilhelm Königswarter in zweifacher Richtung gerecht zu werden: durch ein Grabmonument auf dem israelitischen Friedhofe und durch eine auf oder an einem öffentlichen Orte aufzustellende  Büste. Greifbare Gestalt hat mit dem heutigen Tage das erste Sinnbild der Pietät gefunden. In der elften Vormittagsstunde versammelte sich eine Deputation der beiden städtischen Kollegien und Vertreter der israelitischen Kultusgemeinde auf dem israelitischen Friedhofe, um die Asche Dr. Königswarters von dem provisorischen Aufbewahrungsorte zur definitiven Ruhestätte zu verbringen. Es ist dies ein einfaches und doch würdiges Grabmonument. Auf grau granitnem Unterbau erhebt sich ein edel gegliedertes Postament aus poliertem, schwarzgrauen böhmischen Granit, das einer schlang emporstrebenden Pyramide aus demselben, gleich bearbeitetem Material als Basis dient. In Goldschrift ist auf der Vorderseite des Postaments die Inschrift eingegraben: 'Ruhestätte der Asche des Ehrenbürgers der Stadt Fürth Dr. Wilhelm Königswarters: 'Homo fui et nil humani a me alienum putavi.' (Ich war ein Mensch, nichts Menschliches lag mir ferne.) In dem ausgehöhlten Innern des Postamentes versenkte Herr Bürgermeister die letzten irdischen Überreste des edlen Toten, hieran nachfolgende in den Grundzügen wiedergegebene Worte schließend: 'Hochgeehrte Anwesende. Wir haben nunmehr die Asche unseres großen Toten zur letzten Ruhestätte verbracht, die ihm eine dankbare Gemeinde hierfür bereitet. Es ist ein einfaches Grabmonument, so wie es der einfache Mann gewollt. Möge es sein ein Andenken allen kommenden Geschlechtern an jenen edlen seltenen Mann, dessen Asche hier ruht. Dauernder als dies Denkmal aus Stein hat sich aber der Verlebte selbst ein Andenken in seinen Werken gesetzt. Anspruchslos für die eigene Person, war derselbe einzig bestrebt, seinen  Nebenmenschen behilflich zu sein, ihnen die Last des Lebens zu erleichtern, wahre Bildung und Gesittung zu fördern. Hierfür sei ihm nochmals Dank gesagt. Die Stadt Fürth aber kann stolz sein, dass aus ihr ein solcher Mann hervorgegangen. Möge sein Vorbild sein ein Sporn zur Nacheiferung, damit unsere an gemeinnützigen Anstalten noch verhältnismäßig arme Stadt ihren anderen Schwestern gleichkomme. Mit höchster Achtung wird aber immer der  Name dessen genannt werden, dessen Asche hier ruht, der Name Dr. Wilhelm Königswarter.' Hierauf wurde der krönende Teil des Postamentes niedergelassen und die Pyramide aufgesetzt. Das Grabmonument, 3,45 Meter hoch, ist von dem hiesigen Grabsteinhauer Herrn Hofmann gefertigt und macht einen imponierenden Eindruck. Wenn um das Denkmal der ihm zugedachte gärtnerische Schmuck hergestellt ist, darf es wohl als das schönste der zahlreichen Monumente gelten, welche auf dem israelitischen Friedhofe zu sehen sind.".          

      
Zum Tod von David Ichenhäuser (1889)   

Fuerth Israelit 21021889.jpg (126077 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Februar 1889: "Fürth (Bayern), 17. Februar (1889). Einen herben Verlust hat unsere altjüdische Gemeinde zu beklagen, in dem Tode eines ihres achtbarsten und edelsten Mitgliedes, des Herrn David Ichenhäuser, der heute zur letzten Ruhestätte geleitet wurde. Der Heimgang dieses allgemein geschätzten Mannes ist umso mehr zu beklagen, als er noch zu jenen in der heutigen Zeit leider immer seltener werdenden Männer gehörte, die trotz ihres Reichtums und ihres Ansehens an den Idealen und Satzungen der wahren, unverfälschten Religion mit unerschütterlicher Glaubenstreue festhalten. Und diese Glaubenstreue verlieh ihm auch jene bewunderungswürdige Geduld, mit der er das über ihn verhängte körperliche Leiden ertrug; dieser Glaubenstreue entsprang nicht minder jene seltene Bescheidenheit und Herzensgüte, die er stets gegen Jedermann an den Tag legte, und jene bekannte Mildtätigkeit und Opferfreudigkeit, die er stets gegen Arme und Notleidende im vollsten Maße bewährte. Welcher Liebe und Hochachtung der Verblichene sich allenthalben zu erfreuen hatte, bewies das imposante Leichenbegängnis, dem Juden und auch Christen aus den verschiedensten Ständen folgten. Am Grabe schilderte der Herr Rabbiner in trefflicher Weise die Tugenden und Eigenschaften des im 60. Lebensjahre Heimgegangenen.   
Der Verblichene hinterlässt eine Witwe, die ihrem Gatten während der langen Leidenszeit mit bewunderungswerter Liebe und Aufopferung zur Seite gestanden, vier Söhne und zwei Töchter. Gott tröste die Hinterbliebenen. A. M-z.".
      

  
Zum Tod von Rabbi Lippmann Massenbacher (1891)   

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Februar 1891: "Fürth, 2. Februar (1891). 'Ich bin kein Mensch einer guten Botschaft heute' (nach 2. Samuel 18,20). Ein unendlich langer Trauerzug bewegte sich am Dienstag 18. Schewat (= 27. Januar 1891) durch die Straßen Fürth's. Eine tiefernste und wehmütige Stimmung hatte sich der Gemüter derer bemächtigt, welche dem wegen seiner großen Tugenden in den weitesten Kreisen bekannten, allgemein beliebten und hochgeachteten Rabbi Lippmann Massenbacher das Andenken an den Gerechten ist zum Segen – das letzte Geleite gaben.   
Als Sohn des Talmudgelehrten Rabbi Salomon Massenbacher – das Andenken an den Gerechten ist zum Segen – aus Burghaslach, ist Rabbi Lippmann zu den Segnungen der Tora hin großgezogen worden, und hatte er seine Kenntnisse auf den Jeschiwot zu Schwabach und Höchberg vervollständigt, wo er zu den Füßen der damaligen Großen seines Geschlechtes saß und ein ...unter den Talmudgelehrten war.   
In seltener Weise vereinigte dieser Fromme die herrlichsten Eigenschaften, die einen Sohn der Tora zieren, die ihn Gnade und gutes Verdienst in den Augen Gottes und der Menschen finden ließen. Mit Recht haben einige der zum Teil aus weiter Ferne herbeigeeilten gelehrten Herren in ihren Trauerreden hervorgehoben, dass der Verewigte in unvergleichlicher Weise diejenigen Vorzüge besessen, welche  befähigen, ein Richteramt in Israel zu bekleiden. Er gehörte zu den tüchtigen Männern, den Gottesfürchtigen, den Männern, die die Wahrheit lieben und das Böse hassen (2. Mose 18,21).   
Unablässig galt sein Streben und Wirken dem Wohle anderer; seine Hingebung und Selbstaufopferung für seine Mitmenschen ließen bei ihm die Sorge für die eigene Existenz ganz in  der Hintergrund treten und fast aus den Augen verlieren.   
Gleich dem Zelte Abrahams war sein Haus jedem Fremden gastfreundschaftlich geöffnet und die Armen hatten eine zweite Heimat unter seinem wirtlichen Dache. Jahraus, jahrein verkehrten bei ihm Gäste als Kinder seines Hauses und fanden liebevolle Aufnahme und geistige und körperliche Erquickung. Wer ein anliegen hatte, wem es schwer ums Herz war, der suchte ihn auf. Er wusste durch die Lichtstrahlen der Tora den Gebeugten und Niedergeschlagenen aufzurichten und ihm Mut und Trost einzuflößen; er verstand es, durch Rat und Tat, durch werktätige Wohltätigkeit, den Hoffnungslosen zu neuem, freudigen Leben zu erwecken. Viele brachte er von Sünde zurück (Maleachi 2,6) Wer sich in
  
       
Fuerth Israelit 09021891a.jpg (153848 Byte)der Umgebung dieses Frommen befand, wer Gelegenheit hatte, das Tun und Lassen desselben zu beobachten, wie jeder Augenblick seines Daseins nur dem Dienste Gottes geweiht war, der wurde begeistert und hingerissen von der Lichtgestalt und Hoheit dieses Großen seines Geschlechts. Sein Vorbild spornte zur Nachahmung an, und so war er einer der die Menschen liebte und sie zur Tora führte.   
Das Hinscheiden dieses Mannes bedeutet einen Verlust für ganz Israel, Mit welchem Schrecken werden die armen Leute und besonders die Armen des Landes Israel die Nachricht von seinem Ableben entgegen nehmen.   
Die schönste Perle in der Krone der vielen guten Eigenschaften, welche der Verewigte besessen, bestand wohl in der beispiellosen Bescheidenheit, Sanftmut und Anspruchslosigkeit.  
Von jeher betrachtete dieser Gerechte die Tora als seine Wahrheit, der sich alle Anforderungen des Lebens unterzuordnen hatten. Er betrieb ein Geschäft, um Tora mit dem profanem Wissen zu vereinigen; dieses war ihm jedoch Nebensache, während er Tag und Nacht sich mit dem Torastudium beschäftigte und unter Entbehrungen aller Art diesem heiligen Streben oblag. Man erzählt sich, dass er jahrelang das Bett gemieden und auf seinem Sitze am Studiertische dem unwiderstehlichen Ruhebedürfnisse Genüge geleistet habe. Kein Wunder daher, dass aus Nah und Fern, Verwandte und Freunde herbeigeeilt kamen, um diesem Großen in (Kenntnis der) Tora und der Weisungen die letzte Ehre zu erweisen. Herr Rabbiner Bamberger aus Kissingen und Herr Ansbacher aus Nürnberg sprachen im Trauerhause und hoben in beredten Worten die Verdienste des Verewigten hervor. Auf dem Friedhof widmeten die Herren Rabbiner Neuburger aus Fürth, Wißmann aus Schwabach und Herrn Bankier Rauh aus Fürth dem Verblichenen warme und ergreifende Nachrufe.   
Möge der Allgütige der trauernden und tiefgebeugten, dem Dahingegangenen treuen und in Wohltätigkeit stets hilfreich zur Seite stehenden Gattin, den schmerzerfüllten Verwandten lindernden Trost senden und ganz Israel vor ähnlichen Verlusten und harten Schlägen bewahren."
  

   
Goldene Hochzeit von Hofrat Dr. Samuel Berlin und seiner Frau (1891)  

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 16. Dezember 1891: "Das Fest der goldenen Hochzeit feierte jüngst Herr Hofrat Dr. Berlin in Fürth mit seiner Gattin. Der Jubelgreis hatte Ende September seinen 80. Geburtstag begangen, und anlässlich dieses Freudentages stifteten seine Angehörigen mit einem Kapitale von 9.000 Mark einen Freiplatz in der Fürther israelitischen Waisenanstalt."       


Dr. Landmann wird Ehrenbürger der Stadt Fürth (1892)    

Fuerth AZJ 15011892.jpg (90788 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 15. Januar 1892: "Fürth, 10. Januar (1892). Eine ehrende Auszeichnung wurde unserem geschätzten Mitbürger Herrn Dr. Landmann zu Teil. Durch einstimmigen Beschluss der beiden städtischen Kollegien wurde derselbe zum Ehrenbürger unserer Stadt ernannt, nachdem er fast 22 Jahre als 1. Vorstand des Gemeindekollegiums gewirkt und mit aufopfernder Tätigkeit sich unserem Gemeindewesen gewidmet hat. Vor einem halben Jahre trat Herr Dr. Landmann als 1. Vorstand des Kollegiums zurück, verblieb aber noch in demselben, indes konnte er sich wenig an den Sitzungen beteiligen. Nachdem sein Gesundheitszustand kein solch befriedigender ist, um sich dem Gemeindewesen auch fernerhin widmen zu können, suchte er um Genehmigung seines Austrittes aus dem Kollegium nach, welcher ihm in Anerkennung seiner geleisteten Dienste unter dem Ausdruck großer Dankbarkeit bewilligt wurde. Möchte es dem wackeren Manne vergönnt sein, noch recht viele Jahre als Ehrenbürger in unserer Mitte zu weilen und sich zu freuen an den Errungenschaften, die unserer Stadt durch die Gemeindevertretung unter seinem Vorsitze zu verzeichnen hat.".        

    
90. Geburtstag von Dr. Moritz Weichselbaum (1892)     

Fuerth AZJ 29011892.jpg (46783 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 29. Januar 1892: "Fürth, 23.Januar (1892). In seltener Frische des Geistes und Rüstigkeit des Körpers begeht heute der Nestor der hiesigen Ärzte, Herr Dr. Moritz Weichselbaum, das 90. Geburtsfest. Am 23. Januar 1802 in Pretzfeld geboren, übt er seit 5. Februar 1829 die ärztliche Praxis hier aus. Er zählt heute noch zu den von der Stadt ernannten Armenärzten. Den vielen Glückwünschen für sein Wohlergehen schließen wir die unsrigen an." 

  
Zum Tod des aus Fürth stammenden Rabbiners Dr. Heinrich Zirndorf, Rabbiner der Gemeinde Ahawas Achim in Cincinatti (1893, geboren 1829 oder 1830 in Fürth)    
Anmerkung: vgl. Artikel Zirndorf, Heinrich in der JewishEncyclopedia.com; Artikel "Heinrich Zirndorf" im Lexikon deutsch-jüdischer Autoren. Bd. 20. Susm-Zwei. Walter de Gruyter Berlin/Boston 2012.     
Der Geburtstag wird auch mit dem 7. Mai 1829 angegeben. Geboren ist Heinrich Zorndorf als Heymann Zirndorfer

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 5. Januar 1894: "Amerika. Cincinnati, 20. Dezember 1893. Am 17. dieses Monats ist hier der rühmlichst bekannte Dr. Heinrich Zirndorf, Rabbiner der Gemeinde Ahawas Achim, nach kurzem Krankenlager gestorben. Der Verewigte war am 7. Mai 1830 zu Fürth geboren und sollte sich ursprünglich dem Kaufmannsstände widmen. Seine wissenschaftlichen Neigungen drängten ihn zum Studium, das er in München antrat. Ursprünglich als Lehrer und Literat tätig, trat er 1860 eine Predigerstelle in Lipto St. Miklosz an, die er später mit der Stelle des Direktors am Seminar zu Münster vertauscht. Von dort wurde er, nachdem er in der Zwischenzeit in Manchester Lehrer gewesen war, 1876 nach Detroit als Rabbiner berufen, welche Stellung er 1884 mit der eines Professors an der theologischen Lehranstalt in Cincinnati vertauscht, wo er während der letzten drei Jahre an der oben genannten Gemeinde war. Seine literarischen Leistungen verdienen eine eingehende Besprechung. Heinrich Zirndorf war einer der ältesten und besten Mitarbeiter der 'Allgemeinen Zeitung des Judentums'. Ehre seinem Andenken!"          

 
Zum Tod von Bernhard Ullmann (1894)        

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 20. April 1894: "Fürth, 12. April (1894). Am 10. dieses Monats hat der unerbittliche Tod einen vortrefflichen Mann unserer Gemeinde, Bernhard Ullmann, abgerufen, der mit der Konsequenz in seinen Grundsätzen eine glaubenstreue Überzeugung für das Judentum verband. Durch die Wahrhaftigkeit seiner Gesinnung und sein mit gesundem Humor gepaartes bescheidenes Wesen, richteten sich die Augen seiner Mitbürger auf ihn und so wurde er zu verschiedenen Ehrenämtern berufen. Er war früher Mitglied des städtischen Kollegiums der Gemeindebevollmächtigen und fast ein halbes Jahrhundert Vorstandsmitglied der hiesigen Kultusgemeinde, deren Geschäfte er mit großer Gewissenhaftigkeit verwaltete. Alle Verbesserungen in der Einrichtung derselben, die seit 50 Jahren erfolgten, geschahen zum großen Teil durch seine Anregung und unter seiner tatkräftigen Mitwirkung. Die neue Leichenhausordnung in den sechziger Jahren ist sein Werk. Die Einführung der am 11. April 1873 eingeweihten Orgel in der Hauptsynagoge, deren Kosten er durch Sammlungen aufbrachte und welche seit dieser Zeit zur Hebung der Gemüter ihre belebenden Tonwellen schwingt, ist ebenfalls ihm zu verdanken. Einige in den letzten Jahren in der Hauptsynagoge ausgeführte Verschönerungen deckte er auf eigene Kosten. In Folge seines hohen Alters, er starb im 85. Lebensjahre, legte er vor wenigen Jahren die Stelle eines Vorstandes nieder, bei welchem Anlass ihm die Kultusgemeinde eine künstlerisch ausgeführte Dankadresse überreichen ließ, in welcher seine vielfachen Verdienste in der ehrendsten Weise gedacht wurde. Der modernen religiösen Richtung angehörend, war er gegen Andersdenkende mild und versähnlich. Mit ihm geht ein liebenswürdiger Mensch, ein ehrenhafter Charakter zu Grabe. Die Teilnahme zeigte sich bei der heute unter großer Beteiligung stattgehabten Beerdigung, bei welcher Herr Rabbiner Dr. Neubürger die tief empfundene Leichenrede hielt. Ehre seinem Gedächtnisse!"         

   
Auszeichnungen jüdischer Persönlichkeiten durch den Prinzregenten, unter ihnen der aus Fürth stammende Heinrich Berolzheimer (1895)    

Fuerth AZJ 11011895.jpg (86706 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 11. Januar 1895: "Fürth, 4. Januar (1895). Anlässlich des Neujahrsfestes verlieh der Prinzregent eine größere Anzahl von Auszeichnungen. Darunter befinden sich folgende an Glaubensgenossen verteilte: Den Titel Justizrat erhielt der Rechtsanwalt Herr Heinrich Hahn in Nürnberg, den Titel Kommerzienrat empfing der von hier (Fürth) gebürtige frühere Fabrikant und jetzige Privatier Herr Heinrich Berolzheimer in Nürnberg und Herr Kaufmann Ludwig Metzger, Inhaber der Firma S. Guldmann in Nürnberg, den Titel eines Königlichen Professors Herr Maler Harburger in München. Edmund Harburger, der uns in den 'Fliegenden Blättern' so lebenssprudelnde, köstliche Gestalten vorzuführen pflegt, ward es an der Wiege nicht gesunden, dass er Maler werden werde. Zu Eichstätt am 4. April 1846 geboren, widmete er sich als junger Mann nämlich zuerst dem Baugeschäft und sattelte erst mit 20 Jahren um. Die Kritik zählt ihn gegenwärtig zu den hervorragendsten Vertretern der deutschen Genremalerei."             
Hinweis: Maler Edmund Harburger wird in diesem Artikel fälschlich als jüdischstämmig bezeichnet, er stammte jedoch aus einer katholischen Familie, vgl. Wikipedia-Artikel zu ihm.   

   
Max Berlin aus Fürth wird Oberlandesgerichtsrat am Oberlandesgericht Nürnberg befördert (1895)    

Fuerth AZJ 21061895.jpg (50643 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 21. Juni 1895: "München, 17.Juni (1895). Am 16. Januar 1874 ist in Bayern zum ersten Male ein Jude als Berufsrichter und zwar Max Berlin aus Fürth, nebenbei bemerkt meines Wissens ein Nachkomme des Kasseler Rabbiners Löb Berlin zum Assessor am damaligen Stadtgerichte Nürnberg ernannt worden. Er ist nunmehr nach 21-jähriger Dienstzeit als Stadtgerichtsassessor, Amtsrichter und Landgerichtsrat zum Oberlandesgerichtsrat am Oberlandesgericht Nürnberg befördert.".          
Anmerkung: der im Artikel genannte Rabbiner Löb Berlin (geb. 1737 in Fürth, gest. 1814 in Kassel) war Sohn des Abraham Meyer Berlin:  besuchte die Jeschiwa in Fürth, war verheiratet mit Rechel Hamburg, Tochter des Bendit Hamburg aus Fürth; seit 1782 war er Dajan unter dem Oberrabbiner Hirsch Janow in Fürth und Rabbiner in Baiersdorf; ab 1789 fürststiftlicher Landesrabbiner in Bamberg, 1795 kurfürstlich-hessischer Landesrabbiner in Kassel. 

   
Zum Tod des in Fürth geborenen Rabbiners Dr. L. D. Zimmer (1895)   

Fuerth AZJ 05071895.jpg (49434 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 5. Juli 1895: "Tags zuvor starb daselbst der bekannte Rabbiner R. L. D. Zimmer im Alter von 64 Jahren. 37 Jahre lebte und wirkte er in London. Geboren zu Fürth als Sohn des Rabbiners David Zimmer, musste er infolge der politischen Vorgänge von 1848 sein Vaterland verlassen und etablierte in London einen Handel in Blattgold. Er war ein ausgezeichneter Kenner des Hebräischen und seine Abhandlungen zeichneten sich durch logische Schärfe und klaren Stil aus. Sie erschienen hauptsächlich in der 'Jewish World'. Die Beerdigung fand unter großer Beteiligung aller Klassen der jüdischen Bevölkerung statt.".        

 
Zum Tod des königlichen Hofrates Dr. Samuel Berlin (1896)    

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 1. Januar 1897: "München, 26. Dezember (1896). In der alten Gemeinde Fürth hat heute einer ihrer besten Söhne sein Leben beschlossen, der königliche Hofrat Dr. Samuel Berlin, ein Mann, ausgezeichnet durch seine Abkunft, hervorragend durch seine persönliche Tätigkeit. Er entstammte der Familie des bekannten Löb Berlin, einstmaligen hochfürstlich bambergischen und ritterschaftlichen Oberlandesrabbiners zu Bamberg und späteren Landrabbiners in Kassel. Bis zum Jahr 1848 war er als geprüfter Rechtspraktikant und Doktor der Rechte, da der König Ludwig I. keinen Juden als Advokaten anstellen wollte und damals andere Zweige des Staatsdienstes selbstverständlich einem Juden verschlossen waren, Kassier des israelitischen Religionsvereins in Fürth, welchen Namen, wenn ich mich nicht täusche, damals die Kultusgemeinde Fürth amtlich führte; neben ihm war der Sohn des Amtsnachfolgers seines Ahnen Löb Berlin, der Dr. Carl Feust, rechtskundiger Sekretär der Gemeinde. 1848 war Samuel Berlin der Erste, der als Jude zum Advokaten in Bayern ernannt wurde; sein erster Amtssitz war Gerolzhofen, wo er mit einem jungen Rechtspraktikanten, einem Schullehrersohne, Freundschaft schloss, dessen glänzende Zukunft er voraussagte: es war niemand anderes als der spätere bayerische Ministerpräsident Dr. von Lutz. Später wurde er nach Ansbach versetzt, wo ihn das Vertrauen seiner Mitbürger zum Vorstande des Kollegiums der Gemeindebevollmächtigen wählte, in welcher Eigenschaft er durch Verleihung des Ritterkreuzes des Verdienstordens vom heiligen Michael I. Klasse ausgezeichnet wurde, während seine Standesgenossen ihn zum Vorstandsmitgliede des damaligen bayerischen Anwaltsvereins wählten. Welche Stellung er als Anwalt einnahm, beweist, dass er der Sachwalter der Familie des jetzigen bayerischen Justizministers war. 1876 gab er die Rechtsanwaltschaft auf, um sich in Fürth, seiner Heimat, von einer gesegneten und erfolgreichen Berufstätigkeit auszuruhen; die Ernennung zum königlichen Hofrate begleitete ihn in den Ruhestand, während dessen er einer der fleißigsten wissenschaftlichen Hilfsarbeiter seines bekannten Schwiegersohnes, des Justizrates Josephthal in Nürnberg, war und sich mit Eifer noch in hohen Jahren den Pflichten des Amtes eines Kollaturmitgliedes der Gabriel Riesser'schen Stipendienstiftung in Fürth widmete; es war für denjenigen, der das Glück hatte, es mit anzusehen, ein erhebender Anblick, den in hohen Achtzigern stehenden Mann mit Scharfsinn und der Gewandtheit eines Jugendlichen seine Referate vortragen zu hören. Im 90. Lebensjahre abberufen und mit einem reich gesegneten Leben gesättigt, nachdem er schon vor Jahren seine goldene Hochzeit zu feiern das Glück gehabt hatte, ist er meines Wissens der dritte Jude gewesen, der in Bayern Advokat geworden war. Die Nachkommen des Löb Berlin sind es übrigens, welche auch den ersten bayerischen Berufsrichter israelitischer Religion stellten, den Oberlandesgerichtsrat Max Berlin in Nürnberg. Vielleicht interessiert es heute, wo der neben dem Reichsgerichtspräsidenten Simson vielleicht älteste lebende deutsche Jurist jüdischer Abkunft ins Grab gesunken ist, den Lebenden zu wiederholen, wie in Bayern unter Max Joseph I. der erste Jude Mayersohn (Aschaffenburg?) die Anstellung als Advokat erlangte, unter Ludwig I. während der 23 Jahre seiner Regierung nur der einzige Dr. Samuel Grünsfeld in Fürth, während 1848 Dr. Samuel Berlin in Gerolzhofen und Dr. Carl Feust in Fürth zu Advokaten ernannt wurden, der Letztere, welcher die Staatsprüfung schon im Jahre 1826 mit I bestanden hatte und als Mitübersetzer des Corpus juris und Schriftsteller weit bekannt war, nachdem er sich vorher mit 49 Jahren noch vergeblich um die Stelle eines Stadtgerichtsprotokollisten beworben hatte. Würdige Söhne ihrer Ahnen, haben sie trotz aller Verlockungen, die auch von wohlmeinenden Jugendfreunden in hoher Stellung ausgingen, es verschmäht, den Glauben der Väter einer Anstellung wegen zu verraten. - An dem am 23. Dezember dahier stattgefundenen Leichenbegängnisse beteiligten sich die höchsten Beamten der Stadt und der Nachbarstadt Nürnberg, wie Herr Oberlandesgerichtspräsident von Schmauß, Senatspräsident Enderlein, Regierungsrat Goreis, Oberlandesgerichtsrat und Vorstand des Amtsgerichtes Nürnberg von Merz, und viele andere. Die Beteiligung war eine rege. Herr Dr. Neubürger rühmte in trefflicher Ansprache an dem Verstorbenen alle Tugenden, die einen edlen Mann zieren: seine Seelengröße, seine Duldsamkeit, seine Humanität, sein rastloses Schaffen etc. Herr Justizrat Gunzenhäuser widmete dem Verewigten namens der hiesigen Kultusgemeinde einen ehrenden Nachruf: Herr Dr. Deutsch sprach im Namen des israelitischen Waisenhauses, Herr Kantor Rosenhaupt aus Nürnberg, ein Großneffe Dr. Berlins, für die Verwandten. Möge der teure Verstorbene in Frieden ruhen!"              

 
Zum Tod von Hirsch Zimmer (1897)   

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Oktober 1897: "Fürth, 17. September (1897). In tiefe 'Trauer wurde die hiesige Gemeinde durch das am 4. Elul erfolgte plötzliche Ableben des Herrn Hirsch Zimmer, Sohn des über die Grenzen seiner Heimatgemeinde hinaus weit bekannt gewesenen Rabbi Menki Zimmerdas Andenken an den Gerechten ist zum Segen – versetzt, Der Frühvollendete hat im Alter von 42 Jahren sein der Frömmigkeit und dem Torastudium geweihtes Leben beschlossen. Sein Leben und Wirken, seine Güte und Bescheidenheit, seine Freundlichkeit und Zuvorkommenheit gegen jedermann haben ein weithin leuchtendes Beispiel von der Wundermacht, mit der die Tora ihre Träger ausstattet. Es war das eifrigste Bemühen des Verstorbenen, seinem dahingeschiedenen großen und berühmten Vater nach jeder Richtung hin würdig zu sein. Darum fanden die Interessen des altüberlieferten Judentums in ihm einen stets bereiten Annehmer und Fürsprecher, darum jagte er buchstäblich der Erfüllung von Mizwot nach und übte gleich seinem verstorbenen Vater in opferungsvoller Weise das Amt eines Mohel aus. Keine Beschwernisse einer weiten Reise, kein wichtiges Geschäftsunternehmen konnten ihn davon abhalten, einem Rufe, diese teure Mizwa zu erfüllen, nicht Folge zu leisten. Und er übte diese Mizwah mit einer Würde und Feierlichkeit, die auch indifferente Anwesende hinriss und, für den Augenblick wenigstens, ihnen einen Hauch seiner ihn erfüllenden Glaubenswärme mitteilte. 'Wehe! Dass uns diese herrliche Perle so frühzeitig entrissen worden ist!' so rufen wir mit einem der Trauerredner aus. Möge der Tod des Edlen eine Sühne sein für die von ihm oft beklagten Verirrungen des Zeit, und Gott alsbald die Lücke ausfüllen, die das frühzeitige scheiden dieses Frommen in hiesiger Gemeinde gerissen hat, er macht verschwinden den Tod auf immer. Amen (Jesaja 25,8). -h."                

   
Zum Tod von Max Naumburger (1899)    

Fuerth Israelit 26061899.jpg (143939 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Juni 1899: "Fürth, Freitag vor Schabbat Balak (Schabbat Balak ist der Schabbat mit der Toralesung Balak, d.h. 4. Mose 22,2 - 25,9; mit Freitag vor Schabbat Balak ist der 23. Juni 1899 gemeint). Soeben, kurz vor dem Heiligen Schabbat, hat sich das Grab übe der Leiche eines Mannes geschlossen, dessen Andenken in den religiösen Kreisen der hiesigen Gemeinde allezeit des Bewusstsein schmerzlichen Verlustes wachrufen wird. - Herr Max Naumburger seligen Andenkens – ein in Gesinnung und Tat wahrhafter Jehudi, ist im Alter von 61 Jahren rasch und unerwartet aus dem Leben geschieden, das für ihn in jeder Beziehung ein Wandeln auf rechtem Weg war. - Der in voller geistiger und körperlicher Frische zu früh Dahingegangene versah lange Jahre hindurch neben seiner geschäftlichen Tätigkeit die Stelle eines Vorbeters an der Synagoge des hiesigen Waisenhauses mit seltenem Eifer, und als spätere jüngere Kräfte den in seiner öffentlichen Wirksamkeit hoch verdienten Mann ablösten, da ließ er es sich nicht nehmen, an den ehrfurchtgebietenden Tagen regelmäßig, und auch sonst, wenn das Bedürfnis hervortrat, für die öffentlichen Bedürfnisse in uneigennützigster Weise tatkräftig einzutreten. Herr Naumburger – seligen Andenkens – zählte zu den auch in unserer Gemeinde immer seltener werdenden Männern, denen der Besuch der Synagoge morgens und abends Lebensgewohnheit und Bedürfnis war. Noch der Abend vor seinem Tode sah ihn im Gotteshause, dessen Besucher den Verlust des wackeren Mannes besonders schmerzlich empfunden. Aber auch wer sonst mit dem Verblichenen in näherem Verkehr stand, dem werden das von Gottesfurcht getragene Wesen, die lautere Gesinnung und der aufrichtige Charakter desselben unvergesslich bleiben. - Von der großen Beliebtheit des Verstorbenen legte die zahlreiche Beteiligung an seiner Beisetzung Zeugnis ab. Möge die Aufrichtigkeit seines Denkens und Handelns, die der Heimgegangene im bescheidenen Lebenskreise offenbarte. Vorbild für alle sein, die für das Wohl der Gemeinde zu sorgen sich berufen fühlen. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."             

    
A. Dahlmann und A. Bach werden zu Kommerzienräten ernannt (1900)       

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 12. Januar 1900: "Herr J. Ottenstein in Nürnberg, die Herren A. Dahlmann und A. Bach in Fürth und Herr L. Macholl in München sind zu Kommerzienräten ernannt werden."              

  
Zum Tod von Hirsch Bermann (1900)   

Fuerth Israelit 11061900.jpg (216238 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Juni 1900: "Fürth, 7. Juni (1900). Beim Ausgange des Sabbat Bechukaussaj (Schabbat Bechukkotai mit der Toralesung Bechukkotai = 3. Mose 26,3 - 27,34, das war am 26. Mai 1900) schied hier unerwartet schnell ein Mann aus dem Leben, der es wahrlich verdient, in Ihrem geschätzten Blatte eines Nachrufes gewürdigt zu werden. Hirsch Bermann seligen Andenkens wurde ohne vorausgegangene Krankheit plötzlich seiner von ihm so zärtlich geliebten Gattin – Tochter des Rabbi Gerson Naumburger -  Fürth – seiner großen Verwandtschaft, seiner Gemeinde, ja ganz Israel entrissen, denen Allen sein Heimgang einen unersetzlichen Verlust bedeutet. Das Wort: Nach ihrem Tode erscheinen die Frommen noch größer wie bei ihren Lebzeiten, gilt so recht von dem Dahingeschiedenen. Bescheiden und anspruchslos, wie er sein Leben lang war, drang von seinen vielen gerechten und guten Handlungen nichts, gar nichts an das Licht der Öffentlichkeit, wenngleich sein ganzes Dasein nur ein fortgesetztes Ausüben von wahrer Gemilus chesed (Wohltätigkeit) war. Von bescheidenen Anfängen hatte sich Hirsch Bermann seligen Andenkens durch unermüdlichen Fleiß, vereint mit äußerster Reellität zu einem angesehenen Kaufmanne, allseits geachteten und geehrten Bürger empor geschwungen. So waltete er denn auch Jahre hindurch mit größter Gewissenhaftigkeit seines Amtes als Armenrat seiner jüdischen Gemeinde, wo selbst sein Wort und sein Rat allezeit von Wichtigkeit war, da man ihn nur zu gut als Vater der Armen kannte. Diese verlieren denn auch in ihm einen aufrichtigen Gönner und Freund, denn sie waren in Wirklichkeit seine Hausgenossen, denen er – aber nur im Geheimen – mit vollen Händen mitteilte. Waren dem Dahingegangenen auch keine eigenen Kinder beschert, so bildete die große Schar seiner Nichten und Neffen in Wahrheit seine Kinder, denen er mit Rat, weit mehr noch aber mit Tat beistand. Als wahrer Jehudi jede Mizwah gleich schätzende, bildete eine jener Mizwoth, deren Früchte wohl in dieser Welt genossen werden, deren Hauptlohn hingegen der Welt der Zukunft vorbehalten ist, nämlich die Pflicht der Ausstattung unbemittelter Bräute, zunächst in seiner großen Verwandtschaft, den Hauptinhalt seines tatenreichen Lebens.   
Die Beerdigung, die am Neumondstage des Siwan stattfand, gestaltete sich denn auch zu einer imposanten Trauerkundgebung für den verschiedenen, wobei kein Mitglied der weitverzweigten Familie fehlte. Am Grabe bedauerte Herr Rabbiner Dr. Neubürger  - Fürth, des Rosch chodeschs wegen, kein weiteres Hesped (Traueransprache), wie es der Verschiedene seligen Andenkens so sehr verdient hätte, halten zu können und gab nur ein kurze Biographie. Wir Alle aber schieden von dem Grabe eines Hirsch Bermann seligen Andenkens mit dem Gedanken, dem der große Prophet Jesajas in den Worte Ausdruck gab (hebräisch und deutsch): 'Und ich werde ihnen in meinem Hause und in meinen Mauern ein Denkmal stiften und einen Namen, besser denn Söhne und Töchter, einen ewigen Namen stifte ich ihnen, der unvertilgbar ist.'    Ein solches Denkmal und einen solchen Namen hat sich der Verblichene in unserer Mitte gestiftet, den wir ewig in Ehren halten werden! O, möge der Ewige der gedrückten und gebeugten Witwe bald seinen Trost senden, es löscht Gott, der Herr, die Träne von jedem Angesicht (Jesaja 25,8). S."
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Zum Tod von Mauri Zimmer (1900)     

Fuerth Israelit 28061900.jpg (159638 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Juni 1900: '"Fürth, 21. Juni (1900). Leider zu früh ist ein Mann von uns geschieden, dessen Name unzertrennlich ist mit allen Werken von Gemilus Chesed (Wohltätigkeit), allen Institutionen von Kaschruth (ritueller Reinheit) und allen Bestrebungen von Limud Thora (Torastudium), die der Stolz und die Zierde unserer Gemeinde sind, ein Mann, dessen Name in weiten Kreisen des orthodoxen Judentums wohlbekannt ist. Herr Mauri Zimmer seligen Andenkens ist im Alter von 55 Jahren einem kurzen, tückischen Leiden erlegen. Es war eine imposante Trauerversammlung, die vergangenen Dienstag dem Verblichenen die letzte Ehre erwies.   
In ergreifenden Worten zeichnete Herr Rabbiner Dr. Neubürger das Leben dieses Mannes, das ein Leben der Thauroh und Mizwoh in vollem Sinne genannt werden muss. Es gab in unserer Kehillah (Gemeinde) kein Amt, L'schem schomajim (zur Ehre Gottes), dem der Entschlafene nicht seine ganze Kraft freudig geopfert hätte. Er war jahrelang als Mohel (Beschneider) tätig, war Witwen und Waisen ein liebevoller Ratgeber und den Armen von hier und auswärts ein helfender Vater.   
Herr Dr. Deutsch schilderte in seinem Hesped (Trauerrede) das Wirken des Verstorbenen als Kurator der hiesigen Waisenanstalt, als Gabbaj für die Armen des heiligen Landes, für die er mit dem Einsetzen seiner ganzen Persönlichkeit tätig war und gezählte Summen zusammenbrachte. Bis zu seinem Ableben hat er auch in treuer Hingabe in der Verwaltung der israelitischen Realschule mitgewirkt, ganz im Sinne seines ihm vor fast zwei Jahrzehnten im Tode vorausgegangenen Vaters, Rabbi Menki Zimmer – das Andenken an den Gerechten ist zum Segen -, der mit zu den Begründern der Anstalt gehörte. Er war ferner ein rühriges und tätiges Mitglied der Ritualkommission der Gemeinde, und allgemein ist die Klage um den Heimgang des Mannes, der über das Maß seiner physischen Kräfte hinaus für alle Aufgaben des Judentums tätig war.   
In die Trauer um den früh Entschlafenen stimmen alle ein, denen die Sache der Orthodoxie in unserer Mitte Herzenssache ist. Wir begreifen voll und ganz den Schmerz der schwer geprüften Familie, dem ein Neffe des Verstorbenen, Herr Dünner aus Köln, in tief empfundenen Worten an der Bahre Ausdruck gab. Ihnen allen, die um den Entschlafenen trauern, rufen wir von Herzen zu: 'Gott tröstet euch inmitten des Restes derer, die trauern um Zion und Jerusalem'."
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Zum Tod des Lehrers und Rabbiners Dr. Aron Isak Wolff (1900)     
Rabbiner Dr. Aron Isak Wolf (geb. 1842 in Hohensalza/Inowrocław, Posen, gest. 1900 in Fürth), studierte in Rawitsch/Rawicz (Ausbildung zum Rabbiner) und in Berlin; Promotion in Leipzig; er war als Lehrer in Żnin und Hamburg (Talmud-Tora-Realschule) tätig, um 1883/89 als Rabbiner in Kórnik, Posen; von 1889 bis 1894 Rabbiner in Haigerloch; danach zog er sich nach Fürth zurück. 

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. August 1900: "Fürth, 31. Juli (1900). Am 25. Juni verschied dahier nach längerer Krankheit im 59. Lebensjahre Herr Dr. Aron Isak Wolff, welcher in verschiedenen Gemeinden lange Zeit hindurch das Amt eines Religionslehrers und Rabbiners segensreich verwaltet hat. Die Lauterkeit seiner Gesinnung, sein gottesfürchtiger Lebenswandel, der reiche Schatz seines Wissens, sowie seine Begeisterung für die Gotteslehre, deren Studium er sich während der ganzen Zeit seines Lebens aufs eifrigste angelegen sein ließ, und dessen Früchte er in mehreren schriftstellerischen Arbeiten, als da sind 'Das jüdische Erbrecht', 'Übersetzung von Maimonides' Mischnah Thora', der jüdischen Gelehrtenwelt offenbarte, erwarben dem Heimgegangenen die ungeteilte Liebe und Verehrung vieler Gutgesinnten auch über den Kreis seiner Wirksamkeit hinaus. Körperliche Leiden, sowie mancherlei herbe Enttäuschungen und bittere Erfahrungen, die seinem milden Sinne besonders nahe gingen, bestimmen den nunmehr Entschlafenen, seine öffentliche Wirksamkeit aufzugeben und im Stillen Gott und seiner Lehre zu leben. Er zog sich zu diesem Behufe nach Fürth zurück, wo ihn freundliches Wohlwollen und liebende Anerkennung gern aufnahmen. Dort verlebte er mehrere Jahre, ganz in den Dienst heiliger Lebenserfüllung aufgehend, lernend und lehrend, bis der Tod ihn zu früh für die Seinigen, sowie für seine zahlreichen Verehrer ereilte. Möge er Ruhe finden, die ihm im Leben vielfach versagt geblieben."  

    
Fabrikbesitzer Lippman Bendit wird zum Kommerzienrat ernannt, Rechtsanwalt Dr. Wittelshöfer zum Justizrat und Dr. Hirsch zum Medizinalrat (1901)       

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 11. Januar 1901: "Bei den diesjährigen Neujahrsauszeichnungen in Bayern haben den Titel eines Kommerzienrats erhalten die Fabrikbesitzer Dr. Grünzweig - Ludwigshafen, Dessauer - Bamberg, Lippmann Bendit - Fürth, Heimann - Schweinfurt, Bankier Heim - Würzburg, Geschäftsführer des deutschen Hopfenbauvereins Faist - Nürnberg; die Titel eines Justizrats: Rechtsanwalt Frank - Hof, Rechtsanwalt Dr. Stern und Dr. Freudental - Würzburg; Rechtsanwalt Dr. Wittelshöfer - Fürth, den Titel und Rang eines Medizinalrates: Dr. Hirsch - Fürth".      


Zum Tod von Henoch Zimmer (1901)   

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. August 1901: "Fürth, 29. Juli (1901). Noch standen wir unter de Eindrucke tief empfundener 'Trauer um der beiden der Sünden halber in Trümmer gegangenen Heiligtümer, als eine andere Trauer den 10. Aw gegen Mittag unseren Herzen Schmerzenstöne auspresste. In dieser Stunde hat der Tod einen der besten Mitbrüder unserer Gemeinde entrissen; die Seele des edlen Herrn Henoch Zimmer seligen Andenkens hat sich ihrer körperlichen Hülle entwunden und ist in ihr ewiges Heimatland zurückgekehrt.   
Obwohl der Allgütige den verblichenen der Welt bis zu seinem 75. Lebensjahre erhalten, so ist dieser doch, ein Vater der Witwen und Waisen, als Stütze der Dürftigen, als Muster und Leuchte der peinlichst genauen Erfüllung unserer heiligen Toralehre, noch zu früh uns entrissen worden. Wenn Moses, der Lehrer Israels, auch kein Volksredner sein konnte, wie wir ja aus seinem eigenen Munde hören, so war aber sein ganzes Leben eine ununterbrochene fortgesetzte Rehe gottgefälliger Handlungen, die es vermochten, Israelis Herz himmelwärts zu richten.   Auch der nun verewigte Herr Henoch Zimmer seligen Andenkens dachte nie daran, durch Reden zu imponieren, aber sein unermüdliches Tun und freudiges Schaffen bewegte doch öfters manches nicht ganz erkaltete Herz zu einer edlen Tat. Wer den Verblichenen, gebeugt von des Alters Last, geschwächt von der Lebensmüde, die sein geschäftlicher Beruf durch häufige Reisetouren ihm mannigfach erzeugte, mühsam von Straße zu Straße, von Haus zu Haus sich schleppen sah, um den Dürftigen die nötigsten Lebensbedürfnisse zu vermitteln, der musste unwillkürlich in den Ruf unserer Weisen einstimmen: Groß ist, der bewirkt, was er macht. 
Der selig Entschlafene, von der Wiege bis zur Torahauch atmend, war von der Überzeugung durchdrungen, dass das Sinaigesetz mit seiner mündlichen Tradition der Lebensnerv des jüdischen Volkes ist, und war darum auch eifrigst bemüht, dürftigen Talmudgelehrten in der Nähe und Ferne, so weit es ihm möglich war, hilfreich zur Seite zu stehen! Unaufhaltsam drängt es uns zu den Talmud's Worten: 'Heil dir Frommer, der du nun in die heiligen Hallen der Ewigkeit die süßen Früchte mitbringst, die an dem nie alternden Lebensbaume der Tora gereift sind. 'Du Edler, bist nun körperlich von uns getrennt, doch die Klagetöne, die Dich zum Grabe geleiten, sollen uns ein ewiger Gedenkstein sein für die Worte unserer Weisen: 'R. Jehuda, Sohn des R. Semual b. Sila, sagte im Namen Rabhs: Aus der Trauerrede über einen Menschen ist zu ersehen, ob er ein Kind der zukünftigen Welt ist oder nicht.' (Traktat Schabbat Fol. 153).   L.U."
           
      

   
Zum Tod von Gabriel Wiener (1903)   

Fuerth Israelit 19031903.jpg (134308 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. März 1903: "Fürth in Bayern. Am 15. Schewat (= 12. Februar 1903) an dem Tage, an welchem die Natur zu neuem Leben zu erwachen beginnt, zog eine reine Seele ein zu einem neuen, ewigen Leben, in das Reich der ewigen Wahrheit. So wie er gelebt in Reinheit und Heiligkeit, so ging er von dannen, Gabriel Wiener, der bescheidene, ruhige Mann. An heiliger Stätte, in der Synagoge, gerade als er im Begriffe war, sich zum Gebet zu rüsten, hauchte er seine reine Seele aus. Er, der so reich an Wissen war, ohne damit zu prunken, sah es als eine seiner heiligsten Aufgaben an, dieses Wissen besonders in der heiligen Tora durch regen Fleiß zu vermehren. Sein regelmäßiger Besuch des Gotteshauses wurde nur unterbrochen, wenn sein Gesundheitszustand es nicht gestattete. Und was war er den Armen, den Unterdrückten!? Wie suchte er ihnen zu raten und zu helfen!? Wie manche Träne hat er das getrocknet! Das geschah aber alles so geheim und still, damit ja das demütig wandeln mit Gott (Micha 6,8) erfüllt werde. Ja, das war sein innerstes Wesen: Bescheidenheit und Demut, die das eigene Ich zurücktreten ließen gegenüber allen anderen Menschen, und ihn veranlasste, nicht nur Mischpat (Recht), sondern hingebungsvolle Liebe zu üben gegen alle, die das Glück hatten, ihm zu nahen. Möge sein anspruchsloses, makelloses Leben uns allen ein Beispiel sein, das nachzuahmen wir uns zur Ehre gereichen lassen. So lebe sein Name in uns zum Segen fort. Das Andenken an den Gerechten ist zum Segen.".        

   
Besinnung von Emil Dessauer (Fürth) über den Sabbat (1904)   
Emil Dessauer aus Fürth war auch Verfasser des 1905 im J. Kauffmann-Verlag in Frankfurt erschienenen Buches "Die jüdische Geschichte im Zeitbilde großer Kulturstufen. Für höhere Schulen und zur Selbstbelehrung dargestellt". 

Fuerth Israelit 10031904.jpg (150098 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. März 1904:  "Sabbat!   Von Emil Dessauer, Fürth. 
Wenn auch der Königssohn, das ist Israel, viel leiden muss, wenn auch der goldene Schmuck ihm abgerissen worden ist, wenn ferner bittere Schmerzenstränen seine Wangen bleichen, und sein Geist die großen Gottesgedanken nicht mehr durch die himmlische Offenbarung selbst erschauen darf, so ist er doch nicht ganz verlassen. Einmal in der Woche, am Freitagabend, kommt seine süße Geliebte, die edle Prinzessin Sabbat, zu ihrem königlichen Bräutigam. Auf seine Wunden legt sie himmlischen Balsam, sein erkaltendes Herz begeistert sie durch glühenden Wein und durch ihre Küsse bezaubert sie ihn mit der alten Liebe. Beim Scheiden reicht sie dem Geliebten den silbernen Myrthenbecher, das köstliche Flammenlicht ewiger Liebe hin, dass der Königssohn liebestrunken und voll innerer Weihe, um der Geliebten willen ergeben wieder das harte Brot der Mühsal und Leiden bricht...." 
 
Der Artikel wird nicht ganz ausgeschrieben, da es keine direkten Zusammenhänge zur jüdischen Geschichte in Fürth gibt. Bei Interesse zum Lesen bitte Textabbildung anklicken        
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Anzeige von Albert Mayer (1904)      

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. April 1904: 
"Gebildetes junges Mädchen
sucht Stelle
als Gesellschafterin bei einzelner Dame, oder bei kleinerer Familie zur Beaufsichtigung der Kinder. Gefällige Angebote an 
Albert Mayer
, Fürth, Rosenstraße 7".        

   
Zum Tod von Kommerzienrat S. Fränkel (1904)      

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. April 1904: "Fürth, 13. April. Zum Tode des Kommerzienrats Herrn S. Fränkel dahier wird geschrieben: 
'Wohl selten hat ein Todesfall unsere Stadt so tief und allgemein erschüttert, als dies durch das Bekannt werden des heute morgen erfolgten Ablebens des Herrn Kommerzienrats Simon Fränkel der Fall war. Beliebt in allen Gesellschaftskreisen, stets hilfsbereit für alle Notleidenden ohne Unterschied der Parteiangehörigkeit oder der Konfession, selbstlos und ohne allen Ehrgeiz konnte man von ihm mit gutem Rechte sagen, dass er wohl Gegner, aber keinen Feind besessen. Seine unermüdliche Tätigkeit für alle Hilfsbedürftigen in allen Lagen des Lebens war nahezu sprichwörtlich geworden; die Art und Weise, wie er es verstanden hat, Gaben für alle wohltätigen und gemeinnützigen Zwecke, für die sein gutes Herz sprach, zu sammeln, ist bisher unerreicht geblieben. An seiner Bahre trauert deshalb nicht nur seine Familie; es trauert - ohne Übertreibung dürfen wir es sagen - die ganze Stadt, reich und arm, am allermeisten wohl die letzteren. Eine Reihe von Tatsachen, die über die unausgesetzte und jederzeit unverdrossene Tätigkeit des leider viel zu früh Verblichenen in Bezug auf Wohltätigkeitsakte umlaufen, charakterisiert denselben mehr, als dies im engen Rahmen eines Nachrufes möglich ist. Geradezu unersetzlich ist sein Verlust für den Deutschfreisinnigen Verein und die Freisinnige Partei. Seit den Wahlen zum Zollparlament stets im Vordertreffen des entschiedenen Liberalismus stehend, gehörte Fränkel seit 20 Jahren dem Freisinnigen Verein, teils als Ausschussmitglied, 2. Vorstand, und seit Mai 1895 als 1. Vorstand an, ebenso lange war er Mitglied des Landesausschusses der Deutschfreisinnigen Partei und seit den letzten 10 Jahren Mitglied der geschäftsführenden Vorstandschaft derselben. Seinem genialen Auftreten gelang es stets, alle Gegensätze, welche bei einem so großen Vereine ab und zu aufzutauchen pflegen, auszugleichen und immer wieder Friede und Eintracht zu erhalten. Pflichttreu war er wie selten einer; uns ist kein Fall bekannt, dass der Verstorbene ohne zwingen Grund jemand einer Sitzung fern geblieben wäre. Sein gemütliches Wesen hat die Vereinsversammlungen zu wahren Erholungsstätten fr die Teilnehmer gestaltet. An den Wahltagen war er als Obmann der erste am Platze seines Distriktes und der letzte, der sich entfernte, stets mit Freund und Feind freundlichst verkehrend. Obwohl er zu den verschiedensten Malen gedrängt wurde, sich in die gemeindlichen Körperschaften wählen zu lassen, hat er dies stets abgelehnt; ihm genügte, Parteigenossen vorzuschlagen und deren Wahl herbeiführen zu helfen. Eine ganz besondere Befriedigung gewährte es dem Verewigten in seiner letzten Lebenszeit, dass es ihm gelungen war, auch mit der Deutschen Volkspartei, von deren Führern eine ganze Anzahl zu seinen langjährigen persönlichen Freunden gehörte, ein gutes Einvernehmen mit herbeizuführen. Sein Andenken wird bei seinen Freunden und Parteigenossen für alle Zeiten in Ehren gehalten bleiben."              

  
Trauerfeier für Kommerzienrat Fränkel (1904)      

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. April 1904: "Fürth, 25. April (1904). (Trauerfeier für Kommerzienrat Fränkel). Die israelitische Realschule veranstaltete gestern Vormittag eine würdige Trauerfeier für ihr verstorbenes langjähriges Vorstandsmitglied, Herrn Kommerzienrat Fränkel. Ursprünglich war der kleine Saal des Hotel National für die Feier bestimmt worden; da man aber hörte, dass eine größere Beteiligung von Freunden des Entschlafenen in Aussicht stehe, wurde die Feier noch in letzter Stunde nach dem großen Saale verlegt. Hier versammelte sich um 1/2 11 Uhr eine stattliche Anzahl Herren und Damen, teils Freunde und Gönner der Schule, teils Bekannte und Verehrer des Verstorbenen, an ihrer Spitze die Mitglieder der Familie Fränkel, Vertreter des Vorstandes der israelitischen Kultusgemeinde, Kuratorium und Lehrerkollegium der israelitischen Realschule etc. Um 3/4 11 Uhr betrat der Direktor der israelitischen Realschule Dr. A. Feilchenfeld das schwarz drapierte, von Blattpflanzen umgebene Podium und gab in halbstündiger Rede eine Darstellung von de reichen vielseitigen Wirken, das der Verblichene im öffentlichen Leben, im Dienste der Menschenliebe, in den Vorständen verschiedener gemeinnütziger Körperschaften und ganz besonders in der Vorstandschaft der israelitischen Realschule entfaltet habe. Mehr als 25 Jahre hat der Heimgegangene dem Kuratorium dieser Schule angehört und hat während dieser Zeit die Kassenverwaltung der Anstalt mit größter Opferwilligkeit geleitet. Durch manche einzelne Züge wusste der Redner die liebenswürdige, energische Persönlichkeit des Entschlafenen, seine stete Hilfsbereitschaft bei öffentlichen und privaten Notständen, die Uneigennützigkeit und Selbstlosigkeit seines Wirkens und die große Vertrauensstellung, die er in unserer Stadt einnahm, den Hörern nahe zu bringen. Die Hingebung und Aufopferung, mit der der Verstorbene noch bis zu den letzten Tagen seines Lebens trotz schwerer körperlicher Leiden für die israelitischen Realschule gewirkt, wurde ganz besonders hervorgehoben. Herr Herr Bankier M. Rau, der mit dem Entschlafenen lange Zeit hindurch im Kuratorium zusammengearbeitet, wies dann in warmen, zu Herzen gehenden Worten darauf hin, was Kommerzienrat Fränkel durch seine Gewandtheit und Umsicht und seine eminente Friedensliebe sowohl in der Verwaltung der Schule wie auch auf vielen anderen Gebieten geleistet und wie er es überall verstanden habe, etwa vorhandene Gegensätze auszugleichen. Nachdem der greise Vorsitzende des Kuratoriums, Herr Jakob Cramer, noch kurz die Tendenz der Anstalt betont und das Verständnis gerühmt hatte, das der Verstorbene der Anstalt stets entgegengebracht, schloss die erhebende Feier."        

   
Justizrat Gunzenhäuser beendet seine langjährige Zeit als Vorstand der Kultusgemeinde (1905)   

Fuerth AZJ 13011905.jpg (46270 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 13. Januar 1905: "Fürth, 6. Januar (1905). Herr Justizrat Gunzenhäuser hat wegen seines hohen Alters die Stelle des Vorstandes der Kultusgemeinde niedergelegt und der Vorstand hat das Rücktrittsgesuch aus den angegebenen Gründen genehmigt. Justizrat Gunzenhäuser hat 28 Jahre lang dem Kultusvorstande angehört, nachdem er vorher 13 Jahre Mitglied des Verwaltungsausschusses war. Die Stelle des Vorsitzenden des bayerischen Landesvereins für israelitische Kultusgemeinden hat er bis auf weiteres beibehalten."             

   
Zum Tod des Nürnberger und Fürther Ehrenbürgers Kommerzienrat Heinrich Berolzheimer (1906)
       

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 20. April 1906: "Nürnberg, 17. April (1904). Bei Beginn der heutigen Sitzung des Stadtmagistrats widmete der Vorsitzende dem vorgestern im 70. Lebensjahre verstorbenen Kommerzienrat Heinrich Berolzheimer, Ehrenbürger der Städte Nürnberg und Fürth, einen Nachruf. Er betonte, dass der Verstorbene sich nicht nur durch Wohltätigkeit ausgezeichnet habe, sondern auch besonders für die Interessen der Allgemeinheit Hervorragendes leistete, so habe er für den Bau des Künstlerheims einen großen Betrag gestiftet und der Naturhistorischen Gesellschaft, der Volksbildungsgesellschaft und dem Ärztlichen Verein auf seine Kosten eigene Heime errichtet."     

 
Goldene Hochzeit von Edward Mayer und Lena geb. Singer in Philadelphia (1906)     

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 11. Mai 1906: "Philadelphia. Goldene Hochzeit. Das Fest ihrer goldenen Hochzeit feierten am 1. Mai Herr Edward Mayer (geboren 1835 in Fürth in Bayern), der frühere Chef der Firma Edward Mayer u. Son, und seine Frau Lena geb. Singer. Das Jubelpaar erfreut sich allgemeiner Wertschätzung".        

  
Zum Tod von Bankier Gabriel Feuchtwanger (1906)    

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 15. Juni 1906: "Fürth in Bayern. Sterbefall. Ein Jude von altem Schlage, ein echter Jehudi mit echt jüdischen Tugenden ausgestattet, ist dahingegangen. Herr Bankier Gabriel Feuchtwanger ist im Alter von 71 Jahren am vorigen Freitagabend bei klarem Bewusstsein, mit Gottesworten auf den Lippen, sanft, wie es dem Gerechten geziemt, entschlafen.   
Herr Gabriel Feuchtwanger entstammte einer der angesehensten und bekanntesten Familien der deutschen Judenheit und erfreute sich wegen seines lauteren Charakters allseitiger Verehrung. Er war ein ganzer Mann, eine Persönlichkeit, die keine prinzipielle Nachgiebigkeit kannte bei aller Herzensgüte und Bescheidenheit ihres Wesens. Es lag nicht in seinem offenen und ehrlichen Charakter, etwas nach außen zu tun, denn er kannte keine Politik, und was er tat, war seine tiefste Überzeugung, sein fester Glauben. Sehr medakdek bemizwaus (genau in der Erfüllung der Gebote) seiend, gehörte er zu den
Srisin makdi
mim, so dass er stets einer der ersten beim Schacharisgebete war.  
 
'Tauroh' (Tora), 'Jiras schomajim' (Gottesfurcht) und 'Maasim tauwim' (gute Werke) waren des Verewigten Lebenskronen. Er war wohltätig, und wie es einem guten Jehudi zusteht, übte er 'Zedokoh beseser' (Wohltätigkeit im Verborgenen). Der Tradition seiner Väter war er mit seinem ganzen 'Ich', mit seinem ganzen 'Wollen und Können' ergeben; und so hing er auch an seinem unglücklichen Volke und dessen Heimatland; sein ganzes Leben hindurch lebte in ihm die Sehnsucht nach diesem Lande, und wie glückselig war er, als ihm noch vor Jahresfrist vergönnt war, seine alte Sehnsucht zu realisieren und nach dem gelobten Lande gehen zu können!   
Zu der Bestattung hatte sich der größte Teil der Kehillah (Gemeinde) eingefunden. Doch da der Verewigte seiner echt jüdischen Aniwus (Bescheidenheit) gemäß sich einen Hesped (Trauerrede) verbeten hatte, so war es den anwesenden Rabbinen – darunter Herr Rabbiner Dr. Ehrentreu - München, ein Neffe des Verstorbenen – nicht gestattet, am Grabe zu sprechen. Ist doch auch Gabriel Feuchtwanger in Wirklichkeit auch für das Diesseits nicht gestorben, sondern lebt in seinen sieben Kindern, die alle nach seinen Lebensgrundsätzen leben und ganz in seinen Wegen wandeln, fort."
       

     
Zum Tod von Justizrat Julius Feust (München) (geb. 1853 in Fürth, gest. 1906 in Bad Tölz)          

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 27. Juli 1906:  "München, 19. Juli (1906). Der Rechtsanwalt Justizrat Julius Feust ist nach längerer, schwerer Krankheit vorgestern nachts in Bad Tölz, wohin er vor einigen Wochen von München aus sich begeben hatte, verschieden. Heute fand auf dem israelitischen Friedhofe dahier (München) die Beerdigung statt. Dem ausdrücklichen Wunsche des Verblichenen entsprechend, wurde weder der Tod, noch die Zeit der Beerdigung in der üblichen Weise bekannt gegeben, wie auch von einer Grabrede Abstand genommen werden musste. Julius Feust, einer alten, angesehenen bayerischen Juristenfamilie entstammend, war geboren am 28. April 1853 in Fürth in Bayern als Sohn des Königlichen Advokaten Dr. Karl Feust und bestand im Jahre 1878 den juristischen Staatskonkurs mit vorzüglichem Erfolge. Am 1. Oktober 1879 ließ er sich als Rechtsanwalt in München nieder. Seine ausgezeichneten juristischen Kenntnisse, verbunden mit einem außergewöhnlich praktischen Verständnisse, verschafften ihm in kurzer Zeit eine über ganz Deutschland ausgebreitete Klientel. Im Eifer über die ihm anvertrauten Interessen identifizierte er sich geradezu persönlich mit seiner Klientel, was manchmal in Kollegenkreisen zu einer schiefen Beurteilung des selbstlosen Charakters führte. Bekannt ist es, dass er armen Parteien, ohne als Pflichtanwalt aufgestellt zu sein, gerne seine unentgeltliche Hilfe zur Verfügung stellte. Eingeweihte wissen auch, in welch hingebender Weise der Verstorbene den verschiedensten philanthropischen und gemeinnützigen Bestrebungen jeder Art unter Hintansetzung persönlicher Rücksichten und unter Aufwendung großer finanzieller Opfer diente. Dabei war er für seine Person von allergrößter Bescheidenheit und Anspruchslosigkeit. In Richter- und Kollegenkreisen war Feust als ausgezeichnete juristische Kraft geschätzt und in den weitesten Bevölkerungskreisen als solche bekannt. Seine Verdienste wurden auch durch die am 1. Januar 1904 erfolgte Ernennung zum Justizrat von höchster Stelle anerkannt. Julius Feust war, worauf er großes Gewicht legte, der Enkel des im Jahre 1802 in Bamberg verstorbenen Oberlandesrabbiners Samuel Faist-Frensdorf, des letzten Rabbiners im Fürstbistum Bamberg mit eigener jüdischer Gerichtsbarkeit. Nicht unerwähnt darf bleiben, dass der Verstorbene für alle jüdischen Interessen ein warmes Herz und eine offene Hand hatte, und dass wohl kein Münchener Verein, welcher jüdischen Interessen diente, vorhanden war, dem er nicht als tatkräftiges Mitglied angehörte. Er war lange Jahre hindurch Vorsitzender des Studien- und Arbeitsförderungsvereins in München und waltete hierbei seines Amtes in einer geradezu mustergültigen Weise. Die Unzahl von Studierenden und Handwerkern, welche aus diesem Verein Stipendien bezogen haben, wird den Namen Julius Feust für alle Zeiten in bleibender, dankbarer Erinnerung behalten. Feust gehörte der konservativen Richtung an. Interessant ist, dass derselbe eine der ersten Münchener Advokatenkanzleien 25 Jahre lang führte, ohne an Sabbaten und jüdischen Feiertagen je eine Silbe geschrieben zu haben. Have anima candida! Der Heimgegangene war Jahre lang ein treuer Freund und Mitarbeiter unseres Blattes, das ihm eine Reihe sehr wertvoller Aufsätze und Korrespondenzen verdankt. Wir werden sein Andenken stets in Ehren halten. Die Redaktion."        

 
Zum Tod von Justizrat Gunzenhäuser (1906)   

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 16. November 1906: "Fürth. Im Alter von 81 Jahren starb der frühere liberale Landtagsabgeordnete Justizrat Gunzenhäuser, ein hervorragender Jurist. Der Verstorbene war Mitglied des Vorstandes der hiesigen israelitischen Kultusgemeinde."     

     
Rechtsanwalt Alfred Nathan (Reichenhall) vermacht Stiftungen an seine Vaterstadt Fürth und an die Stadt Bad Reichenhall und wird Ehrenbürger beider Städte (1906)   

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 14. Dezember 1906: "Fürth, 7. Dezember (1906). Dieser Tage hat ein Sohn hiesiger Stadt, der in Reichenhall wohnende Rechtsanwalt Alfred Nathan, seiner Vaterstadt 300.000 Mark zur Gründung eines Wöchnerinnen- und Säuglingsheims geschenkt und nur die Bedingung daran geknüpft, dass die Stadtverwaltung den Bauplatz dafür kostenlos hergebe und der Bau im Laufe des kommenden Jahres begonnen werde. Diese großartige Spende hat der hochherzige und edle Geber zum Andenken seiner verstorbenen Eltern Siegmund und Amalie Nathan gestiftet und außerdem am Begräbnistag der Ende letzten Monats verstorbenen Mutter je 3.000 Mark zur Verteilung an jüdische und christliche Arme gespendet. Rechtsanwalt Nathan, eine edel und hochherzig angelegte Natur, hat von jeher bei allen Gelegenheiten eine offene Hand für Arme und Bedrückte gehabt, und mancher arme Student, gleichviel welcher Konfession er war, hat Herrn Alfred Nathan zu verdanken, dass er seine Studien beendigen konnte. Von den Verwaltungskörpern hiesiger Stadt wurde in dieswöchentlicher Sitzung beschlossen, Herrn Alfred Nathan das Ehrenbürgerrecht zu verleihen. In gleich hochherziger Weise hat Herr Nathan auch die Stadt Bad Reichenhall bedacht, welcher er 30.000 Mark gespendet und auch am Begräbnistag seiner Mutter 3.000 Mark zur Verteilung an die Armen übergab. Auch diese Stadt hat Herrn Nathan das Ehrenbürgerrecht verliehen."   
 
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 7. Dezember 1906: "Fürth. Stiftung. Rechtsanwalt Nathan stiftete zum ehrenden Andenken seiner verstorbenen Eltern Mark 300.000 zur Errichtung eines Wöchnerinnen- und Säuglingsheims."       
 
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 7. Dezember 1906: "Fürth, 5. Dezember (1906). Die städtischen Kollegien haben den Rechtsanwalt Nathan, der in der vorigen Woche 300.000 Mark zur Errichtung eines Wöchnerinnen- und Säuglingsheims gestiftet hat, zum Ehrenbürger ernannt."   

     
Rechtsanwalt Alfred Nathan wird ausgezeichnet (1908)         

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 5. Juli 1908: "Fürth. Rechtsanwalt Alfred Nathan zu Reichenbach, Ehrenbürger der Städte Fürth und Reichenhall, erhielt den bayerischen Verdienstorden vom heiligen Michael 4. Klasse".       

  
Zum Tod von Jacob Cramer (1908) 

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 14. Februar 1908 :"Fürth in Bayern. Die hiesige jüdische Gemeinde hat durch den Tod des Herrn Jacob Cramer einen schwer zu ersetzenden Verlust erlitten, denn an all' ihren Interessen nahm der körperlich und geistig frische Greis lebhaften und in den Verwaltungen verschiedener Institutionen tätigen Anteil und als Mann von strengster Religiosität, unerbittlicher Pflichttreue und regem Wohltätigkeitssinn ist er ihr ein Vorbild gewesen.":        

   
Zum Tod von Johanna Felsenstein (1908)   

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. April 1908: "Fürth, 29. März (1908). Am Sabbat, 21. dieses Monats hauchte Frau Johanna Felsenstein ihre reine Seele aus. Mit ihr sank die Idealgestalt eines echt jüdischen Weibes ins Grab. Wie sie während des Lebens ihres Mannes, des in gesetzestreuen Kreisen rühmlichst bekannten Herrn Abraham Felsenstein die verständnisvolle, gleich empfindende Genossin seines Strebens und Vollbringens gewesen war, so fand sie nach seinem Tode ihres Lebens schönsten Inhalt in der Hochachtung und Pflege der Traditionen des Heimgegangenen, die mit der Hochhaltung und Pflege unseres Glaubens in eins zusammenfielen. Ihr Haus war ein Tempel altjüdischer Frömmigkeit. Es war die größte Freude und der höchste Stolz der schlichten, anspruchslosen Frau, die überzeugungsgestählte Begeisterung für das Gottesgesetz und die gewissenhafteste Übung seiner Vorschriften und Gebote in den zehn sie überlebenden Kindern und den zahlreichen Enkeln ungetrübt und ungeschwächt fortwirken zu sehen. Es war der Lohn der Mühe aufopfernden, hingebungsvollen Erziehungswirkens, der Erfolg jener unsichtbaren macht, die das elterliche Beispiel ausübt. Ihr Andenken wird bei uns fortleben und fortwirken zur Ehre und zum Heile des Judentums, das nicht verloren ist, solange es noch solche Mütter in seiner Mitte hat." 

      
Zum Tod von Therese Cramer (1908)   

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Mai 1908: "Am zweiten Tag des Pessach (Freitag, 17. April 1908) ist in Frankfurt am Main, wohin sie sich zur Barmizwahfeier ihres Enkelkindes begeben hatte, Frau Therese Cramer von hier unerwartet und rasch verschieden und am 3. Tage Cholhamoed (= Montag, 20. April 1908) hier an der Seite ihres ihr im Tode vorausgegangenen Gatten, der Herrn Salomon Cramer, zur ewigen Ruhe gebettet worden. Die großartige Beteiligung aller Stände und Klassen, sowohl in Frankfurt bei der Überführung der sterblichen Hülle, als auch in Fürth bei der Beisetzung derselben, gab von der hohen Wertschätzung und Achtung Kunde, deren die Heimgegangene sich allenthalben erfreut hat und bracht die vielseitige Trauer imposant zum Ausdruck, von welcher des Festes wegen an der Bahre nicht gesprochen werden durfte. Mit Therese Cramer ist eine Frau, reich an edlen Vorzügen des Herzens und des Geistes dahingegangen. Ihr Haus war eine Stätte des Wohlseins und des Friedens, der Gottesfurcht und Nächstenliebe. In ihm verstand sie es, jene Frömmigkeit zu pflegen, welche nicht allein Heiterkeit und Lebensgenuss nicht ausschließt, sondern sie zum wesentlichen Bestandteil jüdischer Lebensführung macht. Darum weilte man gern in diesen Räumen, in welchen herzlicher Glaube und ruhige Freude wohnten. Treffliche Kinder vollendeten das Glück des Herzens, gehegt und gepflegt von dem Zauber ihres liebenswürdigen Wesens und dem Zartsinn ihres anspruchslosen Charakters. Ihr Andenken wird nicht nur den Ihrigen, sondern auch allen denen teuer sein, die sie durch Freundschaft ausgezeichnet hat und die ihre milde Vertraulichkeit so gern genossen haben. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."             

    
Zum Tod von Moses Rau (1909)      

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. September 1909
"Moses Rau das Andenken an den Gerechten ist zum Segen
Fürth
in Bayern, 15. Elul (= 1. September 1909). Betrübten Herzens und bedrückten Gemütes gebe ich den Lesern des 'Israelit' Kunde von dem Ableben des in weitesten Kreisen bekannten und als großen Gelehrten anerkannten und verehrten Rabbiner Mosche Rau – seligen Angedenkens, den wir heute hier zur ewigen Ruhe bestattet haben. Wir haben einen großen, unersetzlichen Verlust erlitten! 'Wir', damit meine ich in erster Linie die Gemeinde Fürth, die ihren edlen Stein in ihm verloren, auf den man in vollstem Sinne des Wortes den Ausspruch unserer Weisen anwenden kann, dass der Heimgang eines Zaddik eine unausfüllbare Lücke hinterlässt. Die altehrwürdige Gemeinde Fürth hat in Moses Rau – er ruhe in Frieden – ihren Glanz, ihre Zierde, ihren Schmuck verloren.   
Aber auch das ganze Judentum hat alle Ursache mit uns zu klagen und zu trauern; denn der Verewigte seligen Andenkens gehörte zu den in unserer Zeit und namentlich in Deutschland leider so seltenen Männern, die, nach einem talmudischen Ausdrucke - … sind. Er war tüchtig, erfolgreich und von Gott gesegnet in einem bürgerlichen Berufe als Bankier und hatte sich einen hoch achtbaren Namen, einen unantastbaren Ruf in der Geschäftswelt erworben. Er war aber auch, und das blieb der Kern seines Wesens und Charakters, allezeit ein Gelehrter alten Schlages, ein Mann, der mit der Bildung seiner Zeit vertraut war, der überall Bescheid wusste und alles Gelernte und Gelesene gewärtig hatte. Und er hatte viel gelesen, namentlich jedoch viel gelernt. Von Jugend auf wurde er auf die Segnungen der Tora hin erzogen und bis ins höchste Alter, bis an sein Lebensende suchte sein beweglicher, scharfer Geist Befriedigung im Studium der Tora; das 'Lernen' war seine Freude und sein Ergötzen. Eine Freude und ein Ergötzen war es aber auch seinem Gespräche zu lauschen für den, der seiner Unterhaltung folgen konnte. Er war das, was die Weisen des Talmuds (Gittin 67a) von R. Tarson rühmen: ein Haufen Nüsse. - Wie bei einem Haufen Nüsse, die übereinander liegen, wenn man die eine berührt, auch die anderen in Bewegung geraten, so war auch sein lebhafter Geist. Er beherrschte die verschiedensten Gebiete: Bibel, Halacha, Agada, Sprachliches und Historisches. - In sprudelnder Fülle kamen die geistvollen Bemerkungen aus seinem Munde, sie überstürzten sich gleichsam, als ob die Sprache dem raschen Fluge der Gedanken nicht zu folgen vermöchte. Geistvoll und packend waren seine Gelegenheitsreden; es war ein Genuss ihm zuzuhören. Er hatte einen Schatz von Kenntnissen sich angeeignet, der ihm stets in der Ursprache zu Gebote stand, und von ihm gilt das schöne Worte unserer Weisen (hebräisch und deutsch): Heil dem, der dahin kommt und das Gelernte mit sich bringt.' 'Heil  dem, der mit heißem Bemühen dem Studium der Tora obliegt und seinem 'Schöpfer zu Gefallen lebt.' Es bedarf keiner Erwähnung, dass die Trauer hier eine allgemeine ist, und dass er mit allen ihm gebührenden Ehren zu Grabe getragen wurde. Hervorgehoben zu werden verdient jedoch, dass er sich in seiner letztwilligen Verfügung jedwede Trauerrede auf das entschiedenste verbeten hat, sodass seine Kinder und Freunde sich schweren Herzens seinem Wunsche fügen mussten. Für seinen Grabstein hat er folgende Inschrift hinterlassen: '
Ein Zeuge ist dieser Stein....        
Fuerth Israelit 09091909b.jpg (205597 Byte)Die Chewra Kadischa hat es sich doch nicht nehmen lassen, ihn wenigstens in einer Hinsicht die Ehren, die seinem Rang als großen Gelehrten gebühren, zu erweisen, indem sie eine Torarolle aus der Genisa seinem Grabe einverleibte. Sie wollte damit bekunden, dass ein ein Korb voller Bücher (Ausdruck für einen gelehrten Mann, BT Meg. 28b) dort ruht und dass an seinem Grabe die alte Klage ertönt (hebräisch und deutsch): 'Ein Schriftgelehrter ist gestorben, wer bringt uns Ersatz für ihn, wer bringt uns wieder Seinesgleichen!'  
Aus seinem hebräisch geschriebenen Testament, das es verdient im Wortlaut veröffentlicht zu werden, sei noch folgender Passus in freier Übersetzung erwähnt: 'Wann der bittere Tag, der Tag der Trennung eintritt, sollen zehn würdige Männer, wenn möglich Torakundige, an meinem Lager versammelt sein, um den Namen des Einzigen und Allmächtigen zu heiligen, wenn meine Seele den sterblichen Leib verlässt. Wenn ich noch bei Bewusstsein bin, sollen sie mich ermahnen, das Kaddisch zu sagen, damit ich versöhnt mit meinem Schöpfer in das Jenseits hinüber schlummere. In der Zeit zwischen dem Tod und der Beisetzung sollen drei Torakundige stets für mich lernen, die Ihr, meine Kinder, nach meinen Verhältnissen und nach dem Segen, den Euch Gott verliehen, entlohnen möget.'   
Dass ein solcher Frommer auch ein großer Wohltäter war, wie es ihm sein Wohlstand gestattete, dass er seine sprichwörtliche, allbekannte Klugheit, seine weise Erfahrung, seine Arbeitskraft in den Dienst der Wohltätigkeitsinstitutionen unserer Gemeinde und namentlich der Waisenanstalt, in deren Vorstand er war, jederzeit gestellt hat, bedarf als selbstverständlich keiner Hervorhebung.   
In diesem Blättern, die der Öffentlichkeit dienen, haben wir auch nur von dem Verlust der Gesamtheit gesprochen. Was er als Gatte, als Familienoberhaupt den Seinen gewesen, wie schwer sie an ihrem Verluste zu tragen haben, und wie sehr trostbedürftig sie sind, bleibe hier außer Betracht. Ihn betrauern und beweinen die ihm ebenbürtige Gattin aus der Familie Feuchtwanger, mit der ihn über vier Jahrzehnte ein unvergleichlich liebevolles und harmonisches Eheleben verband, vier Söhne und vier Töchter und eine Schar Enkelkinder. Die Gnade des Höchsten hat ihn noch Urenkelkinder schauen lassen. Er hatte das seltene Verdienst, seine Söhne zu Söhnen der Tora zu erziehen und in seinen Wegen wandeln zu sehen, seine Töchter an gute Jehudim zu verheiraten, die ihrerseits seinen idealen treu blieben. Wenn auch die Prüfungen und Heimsuchungen des Lebens ihn so wenig wie irgend einen anderen Sterblichen verschont hatten, so war er doch, wenn wir rückschauend seinen Lebensgang betrachten, ein Glücklicher zu nennen; denn er war gesegnet wie selten einer in seinem Familienleben, erfolgreich in seiner beruflichen Tätigkeit, begnadet und begünstigt durch gute Eigenschaften in seinem Ringen nach geistiger Erkenntnis und sittlicher Vervollkommnung. Mit vollen Rechte dürfen wir ihm ins Grab nachrufen das Wort unseres Wochenabschnittes in der Auslegung des Midrasch: Gesegnet bist du bei deinem Ausgang aus dieser Welt. 'Gesegnet warst du im Leben und als ein Gesegneter bist du aus dem Leben geschieden um einzuziehen in das Reich der Seligkeit. Das Andenken an den Gerechten ist zum Segen. Dr. E."
   
        

     
Dr. Jakob Frank wird Oberarzt am städtischen Krankenhaus - Hofrat Alfred Nathan wird ausgezeichnet (1911)   

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 31. März 1911: "Fürth. Zum Oberarzt des städtischen Krankenhauses ist Dr. med. Frank ernannt worden. - 
Hofrat Alfred Nathan erhielt den Michaelsorden 3. Klasse als Dank des Prinzregenten für die 100.000 Mark, die er jüngst zur Errichtung einer Erholungsheims für Angehörige der bayerischen Armee spendete."          
 
Es handelt sich bei Dr. med. Frank um den Arzt Dr. Jakob Frank; nach ihm wurde im März 2020 das Hauptgebäude des Fürther Klinikums benannt: 
Artikel von Johannes Alles in den "Fürther Nachrichten" vom 5. März 2020: "Signal: Fürther Klinikum würdigt jüdischen Mediziner. Hauptgebäude trägt jetzt den Namen des Arztes und NS-Opfers Jakob Frank. 
FÜRTH -
Das Klinikum Fürth hat sein Hauptgebäude nach dem jüdischen Arzt Dr. Jakob Frank benannt. Die Nationalsozialisten hatten ihn 1933 als Krankenhausleiter entlassen und in den Ruin getrieben. Von der Namensgebung soll ein deutliches Signal ausgehen. In einem prächtigen Rahmen zeigt das Gemälde einen würdevollen älteren Herrn mit einem dichten weißen Bart. Um seine Lippen spielt ein leichtes Lächeln. Dieses Bildnis von Dr. Jakob Frank gibt die Stadt Fürth 1931 in Auftrag, als gerade der Neubau des Krankenhauses auf der Schwand errichtet wird. Für diesen hat sich der jüdische Chefarzt über viele Jahre eingesetzt. Zur Eröffnung des fortschrittlichen Gebäudes ist Frank auf dem 'Höhepunkt seines Schaffens', wie die Fürther Historikerin Barbara Ohm sagt. Doch schon jetzt lässt sich erahnen, dass sein Leben bald in Trümmern liegen wird: Wenige Monate zuvor hat die NSDAP im Stadtrat gefordert, Frank abzusetzen. Es sei den Menschen nicht zumutbar, von einem Arzt behandelt zu werden, der 'nicht ihrer Rasse' angehöre. Der Antrag läuft ins Leere, doch die Nazis rächen sich: Als sie die Macht in Händen halten, lassen sie den verdienstvollen Klinikleiter, der einen ausgezeichneten Ruf genießt, im März 1933 aus dem Dienst entfernen. 87 Jahre später ehrt die Stadt Fürth Jakob Frank, indem sie das Hauptgebäude des Klinikums nach ihm benennt. Dafür eingesetzt haben sich vor allem Barbara Ohm und der Arzt Axel Brandt, der viele Jahre hier am Krankenhaus gearbeitet hat. Bei einer Feierstunde im fünften Stock des Klinikums ging Ohm am Montagabend ausführlich auf Franks Verdienste ein, die ihn jedoch nicht davor bewahren konnten, wie alle jüdischen Mitbürger zur Zielscheibe des Nazi-Terrors zu werden. Es ist nicht Franks erste Ehrung in Fürth. 1946 benannte das Rathaus eine Straße in der Südstadt nach ihm. 2003 wurde auf Initiative von Ohm und ihrem 2006 verstorbenen Ehemann Hans-Georg Ohm zu Franks Gedenken das besagte Porträt-Gemälde mit erläuternden Worten im Eingangsbereich des Klinikums angebracht. 2007 erhielt die ehemalige Kinderklinik den Namen 'Dr.-Jakob-Frank-Haus'. Nach dem Abriss des Gebäudes 2016 wurde nach Ersatz gesucht – und mit dem Hauptgebäude auch gefunden. Das Signal, das von dieser Namensgebung ausgeht, komme zur richtigen Zeit, darin sind sich der Mediziner Brandt und Fürths Oberbürgermeister Thomas Jung einig. Dem Erstarken des Rechtsextremismus und der zunehmenden Gewalt müsse die Gesellschaft entschlossen entgegentreten. Ein Signal, das die in den USA lebenden Nachfahren des beliebten Arztes gerne hören werden. Sie wollen Fürth, das ließ Brandt ausrichten, nach einem ersten Besuch 2016 möglichst bald wiedersehen."
Link zum Artikel  
Lebensgeschichte von Dr. Jakob Frank - ebd. in den "Fürther Nachrichten" vom 5. März 2020: "Der Fürther Mediziner starb in ärmlichen Verhältnissen. Die Nazis nahmen Jakob Frank zuerst seinen Beruf und dann seine Heimat.
Jakob Frank erblickte 1871 in Forchheim das Licht der Welt. Nach dem Abitur studierte er Humanmedizin an den Universitäten Würzburg, München und Berlin, wo er einige Jahre am Pathologischen Institut unter dem großen Mediziner Rudolf Virchow arbeitete. Ein Zeugnis aus diesen Jahren bescheinigt ihm nicht großes 'Wissen' und 'Fleiß', sondern auch eine 'liebevolle Behandlung der Patienten'. 1896 trat der Chirurg eine Stelle als Assistenzarzt am Fürther Krankenhaus in der Schwabacher Straße an. Parallel eröffnete er drei Jahre später seine erste Praxis gegenüber dem früheren Ottoschulhaus. Frank kümmerte sich auch sehr um arme Menschen, nicht selten kostenlos. In Fürth genoss er einen ausgezeichneten Ruf. Wegen des großen Zulaufs verlegte er seine Praxis 1910 in die Hindenburgstraße 29, die heutige Rudolf-Breitscheid-Straße. 1911 wurde Frank zum Oberarzt am Krankenhaus ernannt. Für seine Verdienste im Hilfslazarett Berolzheimerianum wurde Frank im Ersten Weltkrieg hoch dekoriert. Zu seinen größten Verdiensten zählt der Bau des heutigen Krankenhauses auf der Schwand – das alte war längst nicht mehr zeitgemäß gewesen. Frank, seit 1924 Chefarzt der Klinik, kämpfte lange für einen Neubau. 1931 konnte er eingeweiht werden. Am 20. März 1933, kurz nach der Machtergreifung Hitlers, wurde Frank wegen seines jüdischen Glaubens aus dem Dienst entlassen. Zunächst konnte er am jüdischen Krankenhaus weiterarbeiten und in seiner Praxis privat Patienten behandeln. Im September 1938 wurde jedoch allen jüdischen Medizinern die Approbation entzogen. Die Schrecken der Pogromnacht musste Frank in Fürth erleben. Im März 1939 flüchtete er mittellos über Schweden in die USA. Weil er dort keine Zulassung als Arzt bekam, musste er sich als Hilfspfleger in einem Altenheim über Wasser halten. 1953 starb Frank in New York mit 82 Jahren in bescheidenen Verhältnissen."
Link zum Artikel  

  
Stiftungen von Kommerzienrat Theodor Löwensohn (1911)  

Fuerth AZJ 20011911.jpg (23837 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 20. Januar 1911: "Herr Kommerzienrat Theodor Löwensohn in Fürth hat 50.000 Mark zur Sicherung der von ihm in Kadolzburg gegründeten Walderholungsschule gestiftet. Die Stiftung trägt den Namen der Frau Rosa des Kommerzienrats."          
 
Fuerth AZJ 08091911.jpg (33158 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 8. September 1911: "Kommerzienrat Theodor Löwensohn in Fürth, der in den letzten Jahren namentlich auch den Verein für Ferienkolonien und Waldschule mit größeren Stiftungen bedacht hat, hat neuerdings der Deutschen Gesellschaft für Kaufmannserholungsheime eine Stiftung von 5.000 Mark überwiesen."         

    
Dr. A. Tachauer wird zum Gymnasiallehrer ernannt (1911)      

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 14. Juli 1911:    

    
Hofrat Alfred Nathan spendet in sehr großzügiger Weise für städtische Zwecke (1911)      

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 22. September 1911: "Der bekannte Philanthrop Hofrat Nathan hat seiner Vaterstadt Fürth neuerdings 100.000 Mark für gemeinnützige Zwecke überwiesen, wovon seiner Bitte entsprechend 28.000 Mark der Baugenossenschaft 'Eigenes Heim' als Bürgschaft gewährt werden."     

    
Novelle über Rebekka Elkan von Sophie Hoechstetter (1912) 
Anmerkung:  Sophie Hoechstetter (geb. 1873 in Pappenheim, gest. 1943 in der Moosschwaige bei Dachau) war eine (nichtjüdische) fränkische Schriftstellerin und Malerin. In Pappenheim erinnert eine Straße an sie. Weitere Informationen über www.pappenheim.de (Zitat von hier: "Kein Autor hat Franken so schön, so einfühlend, so eindrucksvoll geschildert sie Sophie Hoechstetter"). In den Novellen von Sophie Hoechstetter hat auch das fränkische Judentum seinen Platz wie die nachstehende Novelle zeigt.    

Fuerth AZJ 09081912.jpg (229482 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 9. August 1912: "Rebekka Elkan. Novelle von Sophie Hoechstetter.  Die Pegnitz ist kein schöner Fluss, obwohl sie durch das alte Nürnberg geht und man dort einst einen Dichterorden nach ihr benannte. Die Pegnitz wälzt sich unter steinernen Brücken, und dann fließt sie einen unlustigen Lauf hinunter nach der Judenstadt Fürth, wo sie an grauen Gassen vorbeischleicht, die morschen Mauern trüber Häuser feucht macht und ärmliche Stege über sich hat.   
Ihr Lauf ist wie ein heimlicher, unguter Weg; draußen, hinter der Stadt verbindet sie sich mit einem anderen Fluss, und die beiden nehmen, als seien ihre Namen unehrlich geworden, einen dritten an.  
Man steigt ein klein wenig auf zur Stadt Fürth von der Pegnitz her und kommt in den ältesten Teil der Siedlung. Es stehen Häuser mit vornehmen Giebeln aus fernen Tagen. Und die schöne Synagoge ist wie ein Tudorschloss der ebene mit Umbauten und Höfen und Begrenzungsmauern – eine Festung des Glaubens aus dem östlichen Lande in der neuen Zeit. Und dann ist da ein Rathaus, gebaut nach einem Dogenpalast, das steht recht wunderlich da in dem fränkischen Ort. Seine eine Seite begrenzt eine kurze aufsteigende Straße, die heißt der Brandenburger, nach den Hohenzollern, die noch vor nicht viel mehr als hundert Jahren über das Land herrschten.  
Genug der Erinnerungen. Spuren sind viele, um die Geschichte der Zeiten, das Werden von Kulturen zu fühlen in der alten Judenstadt, da man bei einer flüchtigen Wanderung durch ihr Gedränge von Häusern denkt, das Schicksal hätte hier schleichen gelernt und käme nie mehr als stolze, schöne Gestalt zu den Menschen.   
Des Märzabends gelbe Helle war schon hinter dem Horizont gesunken, und frühe Dämmerung begrub die Stadt. 
An einem Fensterladen des Hauses der Geschwister Elkan am Brandenburger, das die stolze Aussicht auf den nach der Judenstadt versetzten Drogenpalast hat, hing ein Zettel, Darauf stand unter dem gedruckten 'Möblierte Wohnung zu vermieten' in Handschrift: Feiner Salon mit Kabinett. Ein junger Herr, schmal und sehr arisch aussehend, stand unschlüssig vor dem Zettel. Er warf noch einen Blick auf den Dogenpalast, dann trat er ein bei den Geschwistern Elkan. Es war eine Art Kontor, in das er kam. Jedoch saß daran eine Frau, die nähte.  
Es war Fräulein Sabine Elkan, ein Teil der Geschwister Elkan. Sie mochte einige fünfzig Jahre alt sein und fiel dem Kommenden angenehm auf, weil sie noch richtige Zähne hatte und richtiges Haar.  
Man wurde einig über den Salon mit dem Kabinett. Es standen gute alte Mahagonimöbel da aus den vierziger Jahren, mit kugelkeulenhaften Beinen, und ein Sofa, wie eine ins Breite gerissene Leier geformt, über die statt Saiten grüner Rips gespannt war.   
Fräulein Sabine Elkan, klugäugig, mager und von raschen Gebärden, fragte den Fremden: 'Und mit wem hab' ich die Ehre?'   
'von Rosenkreutz', sagte der Fremde.,  
Fräulein Sabine Elkan verbarg sowohl Erstaunen als Freude über das adlige Epitheton. 'Partikulier wohl, wenn ich fragen darf?' sagte sie fein.  Sei es, dass der Herr von Rosenkreutz die Bedeutung des Wortes nicht verstand, sei es, dass er alle Fragen ein für allemal beenden wollte, er antwortete: 'Ich bin Privatgelehrter und mache Studien über die Geschichte der französischen Refugiés in Franken. Von Erlangen aus hat man mich hierher gewiesen, weil ich von hier aus am bequemsten die alten dörflichen Siedlungen besuchen könnte. Ich werde einige Wochen bleiben und manchmal verreisen. Die Miete für einen Monat möchte ich im voraus bezahlen.'  
Fräulein Sabine Elkan nahm unter höflicher Ablehnung gern diese Bereitwilligkeit entgegen. Nach einigen schicklichen, durch die Situation gebotenen Gesprächen blieb sie noch stehen. Es drängte sie, dem neuen Mieter sofort eine Vergeltung für
:      
Fuerth AZJ 09081912b.jpg (458962 Byte)seine offenen Worte über Zwecke und Ziele seines hiesigen Aufenthaltes zu geben. 
'Wenn Sie verzeihen, Herr Baron – es trifft sich merkwürdig. In unser Haus kommt zum Mittagstisch – ich tu's seiner seligen Mutter zuliebe, die sich als einzelne Person hart genug getan hat – ein junge Mensch, man lässt ihn lernen auf'm Gymnasium. Er heißt Reneß und ist aus Wilhermsdorf -'. '
Ah, aus Wilhermsdorf! Also ein Nachkomme der französischen Ansiedler?'    
Dasselbe wollt' ich sagen dem Herrn Baron. Der Konrad hat das stolze Wesen noch im Blute. Obwohl – es ist kein Grund. Hat keinen Vater gehabt – und eine bedauernswerte Mutter. Sie hat gespart für den Konrad. Er wohnt beim Herrn Lehrer in Burgfarrnbach – man hat sich angenommen des Jüngelchens. Wir tun's auch. Ist ein begabter Mensch, wird sein Glück machen, wenn er sich hält. Wenn der Hochmut ins richtige Gleis kommt, sag' ich immer. Wird die Ehre zu schätzen wissen, wenn ihn der Herr Baron empfängt.'  
'In ein paar Tagen lieber erst, ich bitte,' sagte Rosenkreutz freundlich. 'Ich habe zunächst sehr viel zu arbeiten.'  
'Es ist ruhig im Haus – mer is in Fürth, sag' ich oft – und es ist ruhig bei uns wie am Langen Tag.'  
Die elektrische Bahn klingelte draußen vorbei, ohne für Fräulein Sabine Elkan ihre Beteuerung abzuschwächen.  
Fräulein Sabine verließ den neuen Mieter und begab sich in ein Hinterzimmer desselben Geschosses. Da saßen ihre Verwandten: ihre Tante, Frau Sarah Elkan geborene Scharlach, und ihre Nichte, die siebzehnjährige Rebekka Elkan.  
Die Tante, eine hohe Sechzigerin, war, obwohl sie diese Titulatur nicht offiziell führte eins der Klageweiber der Kultusgemeinde. Ihr angesehener Beruf bestand darin, durch einen Todesfall in Trauer versetzte Familien im Hersagen der Gebete, in den lauten Beteuerungen des Schmerzes zu unterstützen und abzulösen. Fräulein Sabine Elkans Beruf hingegen war, auf eine feine und kunstgerechte Art die 'Sargenes' genannten Sterbekleider der Kultusmitglieder zu nähen. Sie lieferte auch dazu die allerschönste, oft wie Seide schimmernde Leinwand. Dies war durchaus kein trostloses Tun. Denn nur selten kam es vor, dass bei ihr ein Sargenes direkt für den Sarg bestellt wurde. Ein guter Jude hat sein Sargenes, sobald er ein erwachsenes Mitglieder der Gemeinde ist, und trägt es jeden 10. Tischri (das ist Oktober) zum Versöhnungsfest. Desgleichen jede richtige Judenfrau. Zu ehrenvollem Lebensabschnitt, zu Mannbarkeit und Ehe wurden meist die Sargenen gefertigt. 
Der Bruder Hirsch Elkan aber handelte in Vieh und Getreide, auch in Gütern, wenn er ein Bäuerlein weit genug in der Hand hatte. Stets hing eine Tabelle mit den Terminen der Ganten und Hypothenkündigungen seines Bezirks im Kontor, und auch Fräulein Sabine verstand sich ein wenig auf die Sachen, denn 'der Bruder' befand sich meist auf Geschäftsreisen und Gunzenhausen, in Feuchtwangen, in Dinkelsbühl, Treuchtlingen, Roßstall, Leutershausen, Zirndorf und wie die kleinen Handelsplätze alle heißen.   
Fräulein Sabine also kam zu ihren Anverwandten und machte die Angelegenheit mit dem neuen Mieter pro forma und aus Klugheit vor der Tante noch zu einer unentschiedenen. Denn die Tante war reizbar und musste zum Schein die letzten Entschließungen in die Hand bekommen.  
''Rebekkchen,' sagte sie, 'kannst gehen an die Luft. Kannst holen ein Paket Kerzen für fünfundsiebzig beim Schimmel. Is en Spaziergang und is billiger als beim Nachbarn.'    
Rebekka Elkan stand still auf und ging aus dem Zimmer. Sie zog eine lose blaue Tuchjacke an und setzte eine kleine Mütze auf. 
Auf dem Turm des Dogenpalates war es sechs Uhr vorüber. 
Rebekka Elkan hatte Eile. 
Am Ende der Altstadt, wo die Straße hinaus nach Burgfarrnbach führt, machte sie Halt. Auf der Brücke stand ein junger Mensch mit einem Fahrrad. Er spähte in die Dunkelheit und kam dann rasch auf Rebekka Elkan zu. Es war eine stumme Begrüßung. Sie küssten einander, als wären sie lange getrennt gewesen, und doch hatten sie sich erst vor Stunden gesehen.  
'Ich wusste, dass du kommst,' sagte der junge Mensch in einem etwas pathetischen Tone. 'Sieh, es sind immer so kurze Minuten, dass wir uns haben. Und darum habe ich dir all meine Pläne geschrieben. Nimm den Brief mit, lies ihn heute Nacht. Und für morgen musst du dich freimachen. Ich bringe dir für morgen eine Einladung zum Kaffee mit nach Burgfarrnbach. Von der alten Base Horndasch. Die Tante Sabine wird es erlauben. Wir brechen früh auf, angeblich zum Bahnhof, und ich begleite dich dann zu Fuß heim. Da können wir alles bereden.' 
Rebekka Elkan nahm ohne ein Zeichen von Erstaunen den dicken Brief. Sie schrieben einander öfter. '  
Conny, mir ist so angst bei allem,' sagte sie leise, mit einer etwas matten, dunklen Altstimme.   
Conny Reneß sah sich vorsichtig um nach Menschen. Es war niemand um den Weg. Da beugte er sich wieder herunter und küsste den blassen Mund von Rebekka Elkan.  
Es waren zwei schöne junge Leute. In ihren großen blauen, schmerzlichen Augen lag ein Flimmern. Sie liebte den Konrad Reneß. Und sein Jugenddrang ging zu dem schmalen, verschossenen semitischen Mädchen. Niemand durfte davon wissen. Denn Christ und Jude gehörten nie zusammen nach der Anschauung der Umwelt. Auch gehörte ein Mensch, der noch nicht ganz fertig mit dem Gymnasium war, nicht zu einem Mädchen.  
Konrad Reneß beugte sich tiefer herab zu Rebekka Elkan. Seine Zärtlichkeit wurde leidenschaftlicher, er sagte abgerissene Worte zwischen seinen Küssen: 'Warte nur – in ganz kurzer Zeit – es ist dann anders – alles wird anders.' - 
Rebekka Elkan eilte ihren Weg zurück. Sie saß dann, wie immer, mit der Tante und der Großtante beim Abendessen. Wie immer wurde geredet, dünkte es ihr. Hier sprach man immer dasselbe, auch wenn es über verschiedenste Ereignisse ging.  
'Was werden sagen Farntrogs? Was soll sich denken Herr Apfelbaum?' Sie merkte endlich, es galt dem christlichen Mieter, mit dem sich wider Erwarten die Tante Sarah nicht so rasch abgefunden hatte. 
'Es ist wegen dem Konrad. Hab' ich dir nicht gesagt, der Herr Baron interessiert sich für die alten Eingewanderten?'   
Sabine und Sarah tauschten einen Blick. Um den Konrad schwebte etwas, nur ihnen bekannt. Sie wussten wohl, wer sein Vater war. Dass ein Jude sich mit einer Christin vergangen – ein Elkan, der später in Amerika verschlossen, das schuf dem Konrad die Teilnahme des Hauses Elkan. -  
Rekekka Elkan hatte ihr eigenes kleines Zimmer, das lag, isoliert von den anderen, in der Mansarde ach vorn. Nur das christliche Weibsbild, wie der Onkel sagte, die Magd, schlief auch in diesem Geschoss.   
Vom Turm des Dogenpalastes hatte es schon die Mitternacht geschlagen.  
Da endlich konnte Rebekka den Brief des Konrad Reneß lesen. Er füllte viele Blätter, denn Konrads Buchstaben waren..."
           
     
Fortsetzung der Novelle 
von Sophie Hoechstetter: bei Interesse 
zum Lesen bitte Textabbildungen 
anklicken 
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  Forts. in AZJ vom 9.8.1912 Fortsetzung in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 16.8.1912
         
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Fortsetzung in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 23.8.1912    
         
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Fortsetzung in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 30.8.1912  Schluss in der AZJ vom 11.9.1912
Hinweis auf weitere Publikationen 
von Sophie Hoechstetter 
(aus der Sammlung von 
Peter Karl Müller, Kirchheim/Ries)
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       Sophie Hoechstetter: Mein Freund Rosenkreutz. Der gesammelten Novellen erster Band erschien in einem Nachdruck bei Koehler & Amelang in Leipzig 1931.
dies: Mein Freund Rosenkreutz. Fränkische Novellen. Erschien im Einhorn Verlag Dachau bei München. 
In beiden Ausgaben findet sich die Novelle über Rebekka Elkan.
Weitere Informationen und Download-Möglichkeit von "Mein Freund Rosenkreutz" über den Wikipedia-Artikel zu Sophie Hoechstetter
         

   
Spende des Ehrenbürgers Alfred Nathan für Kriegslazarette (1914)    

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 14. April 1914: "Fürth. Geheimrat Nathan, Ehrenbürger der Stadt, spendete 100.000 Mark für Kriegslazarette und zu Unterstützungen von Familien der Kriegsteilnehmer."         

   
Ehrenbürger Geheimrat Alfred Nathan spendet eine große Summer für Kriegslazarette usw. (1914)     

Fuerth AZJ 21081914.jpg (50092 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 21. August 1914: "Herr Geheimrat Nathan, Ehrenbürger der Stadt Fürth, spendete 100.000 Mark für Kriegslazarette und zu Unterstützungen von Familien der Kriegsteilnehmer."    

     
Bei der Beerdigung der Kaufmannsgattin Johanna Löwensohn sind ihre drei Söhne als Hauptleute in Uniform anwesend (1915)     

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 5. Februar 1915: "Fürth, 29. Januar (1915). Obwohl in Bayern jederzeit jüdische Einjährige zu Reserveoffizieren qualifiziert und befördert wurden, so war es doch bemerkenswert, dass bei der vor kurzem erfolgten Beerdigung der Kaufmannsgattin Johanna Löwensohn in Fürth die drei Söhne als Hauptleute in Uniform an der Bahre der Mutter standen. Bei dem großen Ansehen, das die Herren als Kaufleute und als Landwehroffiziere genießen, war es nicht zu verwundern, dass sich auch zahlreiche Offiziere bei der Trauerbegleitung auf dem israelitischen Friedhofe einfanden."      

     
Der Geheime Hofrat Alfred von Nathan spendet weitere 100.000 Mark für die Kriegsfürsorge (1915)   

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 5. Februar 1915: "Geheimer Hofrat Alfred von Nathan, der Ehrenbürger von Fürth, hat zum zweiten Male 100.000 Mark für die Kriegsfürsorge gespendet... "  
Zweite Mitteilung dieses Artikels nicht zu Fürth        

 
Zum Tod von Herz Rosenblatt (1915)   

Fuerth Israelit 11021915.jpg (172598 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Februar 1915: Herz Rosenblatt – er ruhe in Frieden. 
Fürth,
8. Februar (1915). Wiederum hat unsere Gemeinde einen herben Verlust zu verzeichnen. Herr Herz Rosenblatt er ruhe in Frieden – ist im Alter von 79 Jahren ganz plötzlich und unerwartet uns genommen worden. Wir verlieren in ihm unseren langjährigen Toraschreiber, sowie den Kantor der Claus-Synagoge. Mit welcher Gewissenhaftigkeit ist er seiner Pflicht als Toraschreiber stets nachgekommen! Was er schrieb, schrieb er zur Ehre Gottes. Ein dauerndes Andenken seiner Tüchtigkeit und Hingebung zu seinem heiligen Berufe besitzen wir in der großen Anzahl von Tefillin, Torarollen usw., die sowohl im Besitze der Gemeinde als auch im Privatbesitz sind.   
Unvergesslich wird uns jedoch seine fast 40-jährige Tätigkeit als Kantor der Claussynagoge bleiben. Was er uns hier gewesen, lässt sich mit Worten kaum wiedergeben. Mit seltener Liebe und Freude an seinem Berufe, mit einer Pünktlichkeit und Pflichttreue, die ihresgleichen sucht, waltete er seines Amtes. Aber auch wie kein anderer hat er es verstanden, seine Gemeinde zu begeistern, sie zu andächtigem Lauschen hinzureißen. Er vereinigte in seinem Gebetsvortrag liebliche, angenehme Stimme mit einer echten von Herzen kommenden und zu Herzen gehenden Andacht, deren sich nur wenig andere in gleichem Maßstabe rühmen können. Verstand er doch genau jedes Wort, das er betete kannte er doch den tiefen Inhalt aller auch der uns sonst weniger geläufigen Gebetstücke. Die ganze Innigkeit und Herzlichkeit, mit der er seinen erhabenen Beruf ausführte, kam erst an den ehrfurchtgebietenden Tagen so recht zu Geltung.  
Bei alldem war der Verstorbene von einer Bescheidenheit und Zufriedenheit, die jedem einzelnen vorbildlich sein musste. All diese vortrefflichen Eigenschaften, sowie wahrhaft tiefe Frömmigkeit und Gottergebenheit verschafften ihm die größte Beliebtheit bei allen, die ihn kannten. Jeder verehrte den bescheidenen Mann, jeder freute sich, ihm eine Gefälligkeit erweisen zu dürfen. 
Er war ein seltener Jehudi. Es gab kein Chazzot, das er versäumt hätte, keinen Lehrvortrag, den er nicht regelmäßig besuchte, keinen Gottesdienst, den er versäumte, auch in der letzten Zeit, da er schon pensioniert war und sich manche Gebrechen des Alters einstellten. Ebenso zeichnete er sich als treues, langjähriges Mitglied Chewrat Kabronim durch besonders eifrige Tätigkeit für die Ausübung der großen Mizwa aus. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."
       

      
Zum Tod von Abraham Birnbaum (1915)   

Fuerth Israelit 10061915.jpg (131030 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Juni 1915: "Abraham Birnbaum – er ruhe in Frieden. 
Fürth in Bayern
, im Siwan. 
Im Alter von 70 Jahren hat der Tod in Abraham Birnbaum er ruhe in Frieden – eines der wackersten Mitglieder unserer ehrwürdigen Gemeinde entrissen, ein Stück unserer alten Kehillo ist mit ihm zu Grabe getragen worden. Es gibt wohl wenige unter den zahlreichen wohltätigen und gemeinnützigen Anstalten und Vereinigungen unserer Gemeinde, die nicht einen eifrigen Pfleger und Förderer mit dem Entschlafenen verloren hätten.   
Die Kinder des Waisenhauses, zu dessen Vorstand er gehörte, nahmen an seinem Leichenzuge teil. Besonders war ihm die Erhaltung und Förderung der Bürgerschule Gegenstand unablässiger Fürsorge, er benutzte jeden Anlass, um ihr de tätigen Sympathien weiter Kreise zuzuwenden. Die Chewra Kadischa verlor in ihm ihr ältestes Mitglied, das die Pflichten des jüdischen Gemillus Chesed (Wohltätigkeit), auch außerhalb des Rahmens der Chewra mit seltener Rührigkeit erfüllte. Sein ganzes Leben und Wirken, besonders seitdem er sich vom Geschäfte zurückgezogen hatte, war ausschließlich der Betätigung jüdischer Liebespflicht gewidmet, wie dem Besuche von Kranken u.a.m. Trotz seiner 70 Jahre war er allgemein als beliebter, tüchtiger Mohel (Beschneider) in allen Kreisen hochgeschätzt. 
Es ist ihm gelungen, mit seiner ihm im Tode vorangegangenen Lebensgefährtin seine sämtlichen Kinder zu wackeren Juden und Jüdinnen zu erziehen. Durch sie lebt das Andenken der heimgegangenen Eltern weit über den Kreis unserer Gemeinde hinaus fort. Mögen die Kinder in der großen Verehrung und allseitigen Teilnahme Trost für den schweren Verlust finden, den mit ihnen unser ganzes Gemeinwesen beklagt.
Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."
      

   
Auszeichnung für einen jüdischen Kriegsteilnehmer und jüdische Bürger aus Fürth (1916)   

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 26. Mai 1916
"Fürth. Leutnant. Ingenieur Hugo Marx erhielt das Eiserne Kreuz 1. Klasse.   
Fürth. Maier Bendit, Kommerzienrat Martin Ullmann, Kommerzienrat Adolf Heymann - Fürth, Direktor Dr. Rudolf Cohen, Karl Kanders, Amtsrichter Julius Löffler, Leutnant Martin Kauffmann – Nürnberg, Stabsveterinär Dr. Jakob Strauß – Aschaffenburg, Kommerzienrat Hermann Reiß, Kommerzienrat Karl Selig - Würzburg, Eduard Sonder, Max Stern – Kitzingen erhielten das Ludwigskreuz."
     
       

    
Zum Tod von Kommerzienrat Albert Rosenfelder durch einen Unfalls auf dem Exerzierplatz Hainberg (1916)  
Anmerkung: Hauptmann Albert Rosenfelder (geb. 9. September 1864 in Fürth, gest. 1. Juli 1916) wird in der Liste der Gefallenen des Ersten Weltkrieges geführt (Liste des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten).    

Artikel in der Zeitschrift "Im deutschen Reich" vom Juli 1916 S. 169: "Die militärische Laufbahn unseres hochgeschätzten Vereinsmitgliedes, des Mitinhabers der Loewensohnschen Kunstanstalt in Fürth, Kommerzienrat Albert Rosenfelder, der im Jahre 1904 als Oberleutnant der Landwehr verabschiedet, 1914 sich freiwillig wieder gemeldet hatte und, bald darauf zum Hauptmann befördert, das zweite Feldrekrutendepot des 3. bayrischen Armeekorps kommandierte, hat am 1. Juli auf dem Exerzierplatze Hainberg durch einen unglückseligen scharfen Schuss ein tragisches Ende genommen. Bei der Beerdigung am 3. Juli war der Kommandierende General von Könitz mit einigen Stabsoffizieren anwesend, und von einem Offizier wurde im Namen des Ersatz-Bataillons mit kurzer Ansprache ein Kranz auf die Bahre gelegt. Nach der Trauerrede des Rabbiners Dr. Freudenthal sprach der Vertreter der 'Richtervereinigung Fürth_ Hierauf ergriff der erste Bürgermeister von Fürth, Dr. Wied, das Wort zu einer längeren Ansprache, in der er der großen Verdienste gedachte, welche sich der Dahingeschiedene um das Allgemeinwohl der Stadt Fürth, um die Kriegswohlfahrtspflege und um die sonstigen humanitären Einrichtungen erworben habe. Den Schluss der Leichenfeierlichkeit bildeten die von der aufgestellten Ehrenkompanie abgegebenen drei Salven. Der dem Verblichenen von dem 'Fränkischen Kurier' in Nürnberg gewidmete Nachruf schließt mit den Worten: 'Man kann wohl sagen, dass mit Rosenfelder einer der Besten der Stadt Fürth geschieden ist'.        

 
Spende von Fabrikbesitzer Karl Ullmann für die städtische Kriegsfürsorge (1916)  

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 3. November 1916: "Fürth. Fabrikbesitzer Karl Ullmann stiftete aus Anlass seiner 50-jährigen Tätigkeit in der Firma Bernhard Ullmann 50.000 Mark der städtischen Kriegsfürsorge."    

     
Stiftung der Bankierswitwe Fanny Hirschmann (1917)  

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 5. Januar 1917: "Fürth. Die Bankierswitwe Fanny Hirschmann errichtete eine Stiftung mit 30.000 Mark zugunsten selbständiger Gewerbetreibender." :      

        
Stiftung der Wäsche- und Militäreffektenfabrik Sigmund Schwarzenberger (1917)    

Fuerth AZJ 12011917.jpg (64417 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 12. Januar 1917: "Der Besitzer der Wäsche- und Militäreffektenfabrik Sigmund Schwarzenberger in Fürth stellte dem Stadtmagistrat Sigmund Schwarzenberger in Fürth stellte dem Stadtmagistrat den hochansehnlichen Betrag von 100.000 Mark zur Verfügung mit der Bestimmung, hieraus eine Stiftung zur Wohnungsfürsorge für kinderreiche Familien und zur Unterstützung von Kriegsteilnehmerfamilien des Völkerkrieges zu erreichten. Die Stiftung hat den Namen Sigmund und Fanny Schwarzenbergersche Kriegswohlfahrtsstiftung zu führen."        :      

   
Auszeichnung für den Geheimen Hofrat Alfred Nathan (1917)   

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 2. Februar 1917: "Fürth. Das Ehrenkreuz des königlich bayerischen Michaelsorden wurden dem königlich bayerischen Geheimen Hofrat, Alfred Nathan, verliehen."        

   
Zum Tod von Rabbiner Dr. Kaufmann Kohler (geb. 1843 in Fürth, gest. 1926 in New York)   

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 17. September 1920: "Fürth. 10. September (1920). Jetzt, wo nach Amerika hinüber so viele Fäden, die der Krieg zerrissen, wieder neu geknüpft werden, sei auch hier eines geborenen Fürthers gedacht, der drüben seiner Vaterstadt durch seine Wirksamkeit Ehre bereitet. Herr Professor Dr. Kaufmann Kohler feierte am 28. August dieses Jahres mit seiner Gattin, geb. Einhorn, das Fest der goldenen Hochzeit. Professor Kohler erblickt hier in dem bescheidenen Häuschen Königsstraße 66 im Jahre 1843 das Licht der Welt. Er widmete sich dem Rabbinerberuf und erhielt schon mit 26 Jahren auf Grund seiner glänzenden Doktordissertation einen Ruf nach Amerika, zunächst nach Detroit. Als geistliches Oberhaupt stand er ferner den jüdischen Gemeinden in Chicago und New York vor und bekleidet seit 1903 die Stellung eines Präsidenten des Hebrew Union College (Rabbinerseminar) in Cincinnati. Durch Hunderte von Schriften, zum Teil auch in deutscher Sprache, bereicherte er die Wissenschaft und gilt heute als der gelehrteste amerikanische Rabbiner. Die Verbindung mit der Heimat hielt Professor Kohler außer seiner schriftstellerischen Tätigkeit auch durch viele Besuche in Deutschland aufrecht. Aus seiner treudeutschen Gesinnung machte er niemals ein Hehl. Ein Greis an Jahren, ein Jüngling im Schaffen, so versieht Professor Kohler noch heute sein hohes Amt."            

 
Zum Tod von Bernhard Ichenhäuser (1921)   

Fuerth Israelit 26051921.jpg (127221 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Mai 1921: "Fürth, 15. Mai (1921). Wieder ist unserer Gemeinde und dem engeren Kreis der Gottesfürchtigen in ihr ein geschätztes und hoch angesehenes Mitglied durch den Tod entrissen worden. Am 18. Nissan (= 26. April 1921) hat Herr Bernhard Ichenhäuser nach längerem Leiden diese Zeitlichkeit verlassen. Mit ihm ist einer unserer besten Baale batim )Hausväter( dahingegangen. Die Kunde von seinem Heimgang hat darum in allen Kreisen ein tiefschmerzliches Echo erweckt und die Jomtoffreude (Feiertagsfreude) getrübt. Besonders tiefe Trauer löste sein Tod in der Verwaltung der israelitischen Waisenanstalt aus, deren langjähriger Vorsitzende der Heimgegangene gewesen ist. Herr Bernhard Ichenhäuser war ein Mann des reinen Denkens und edlen Wollens, durchglüht von Begeisterung für seinen Glauben und Hilfsbereitschaft für seine Nebenmenschen. In unerschütterlicher Festigkeit hielt er an den Idealen und Traditionen des altüberlieferten Judentums fest, nach dessen Vorschriften und Satzungen er sein Leben gestaltete. Vieles vom Vater, Raw S. Ichenhäuser das Andenken an den Gerechten ist zum Segen -, dessen Andenken in unserer Gemeinde noch unvergessen fortlebt, ist auf den Sohn übergegangen: sein gerader Sinn, seine unwandelbare Redlichkeit, sein gutes Herz und seine Toraverbundenheit. Diese Wesensvorzüge machten ihn besonders für die Stellungen geeignet, zu welchen das öffentliche Vertrauen ihn berufen hatte und gestalteten seine Wirksamkeit in diesen zu einer erfolgreichen und gesegneten. (Die Worte des 15.Psalms, welche Dr. Deutsch an seiner Bahre rezitierte, erschienen allen als die zutreffendste Zeichnung seines Charakterbildes). Möge das Verdienst seiner Handlungen die Seinen geleiten und ihnen zum Trost und zur Aufrichtung gereichen. Und seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens.".         

   
Todesanzeige für Israel Friedlaender (1922)   

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. März 1922
"Am 18. Februar (20. Schwat) entschlief sanft nach kurzer Krankheit unser lieber Vater, Großvater und Urgroßvater 
Herr Israel Friedlaender aus Posen im 84. Lebensjahre. Fürth (Bayern), Februar 1922. 
Im Namen der Hinterbliebenen: Prof. Dr. Alfr. Feilchenfeld und Frau Lea geb. Friedlaender."
:       

 
Zum Tod des Philanthropen und Wohltäter Alfred Nathan (1922)     

Fuerth israelit 26101922.jpg (145528 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Oktober 1922: "Fürth, 22. Oktober (1922). Am 9. Oktober ist in Bad Reichenhall der bekannte Philanthrop und Wohltäter, Geheimer Hofrat Alfred Nathan, gestorben. Selbst von einfachster, schlichtester Lebensweise, streute er mit vollen Händen Wohltaten aus, verschönerte das Stadtbild seines Wohnsitzes Reichenhall und seiner Geburtsstätte Fürth und gründete daselbst hervorragende Wohlfahrtseinrichtungen. Er war Ehrenbürger beider Städte, besaß hervorragende Auszeichnungen von Fürsten und gekrönten Häuptern; Prinzregent Luitpold von Bayern überreichte ihm das große Bronzerelief von Hildebrand - eine Auszeichnung, die nur den nächsten persönlichen Freunden des Regenten zuteil wurde. Die Tagesblätter widmen dem Heimgegangenen und seinem menschenfreundlichen Wirken lange Nachrufe; der 'Reichenhaller Grenzbote' schließt den seinigen mit den Worten: 'Nun wissen die Leser, warum die Stadt an seiner Nahre trauert. Heute früh haben wir seine Leiche zum Bahnhof verbracht. Die Beerdigung wird in Fürth stattfinden. Der Stadtrat mit beiden Bürgermeistern, Bezirksamtmann Bason Hornau und viele Beamte, Bürger, und, was besonders ansprach, viele Arme gingen trauernd im Zuge. Auch die Schuljugend fehlte nicht. Veteranen, Krieger- und sonstige Vereine erwiesen ihrem Ehrenmitglied die letzten Ehren mit Fahnen. Leichter Regen fiel. Die Berge, die er so sehr geliebt, trauerten. Die Stadtkapelle spielte Trauermärsche; die dumpfen Klänge der Trommeln begleiteten den Zug. Der Heimgegangene hatte sich alle äußeren Ehren verbeten und wollte still, wie er gelebt, begraben sein. In heutiger Stadtratssitzung wird der erste Bürgermeister dem stillen Dulder und großen Menschenfreund einen Nachruf widmen.'"          

       
Zum Tod von Julius Fellheimer (1923)      

Fuerth Israelit 31051923a.jpg (113349 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Mai 1923: "Fürth, 10. Mai (1923). Am Schabbat Paraschat Emor (Schabbat mit der Toralesung Emor = 3. Mose 21,1 - 24,23, das war am 5. Mai 1923) verschied infolge Herzschlages eines der geschätztesten Mitglieder unserer Kehillo, Herr Julius Fellheimer. Auf dem Nachhauseweg von der Mincho – Synagoge, wo er noch sein Ehrenamt als Stellvertreter bekleidet hatte, ereilte ihn plötzlich der Tod, ein treuer Diener seines Gottes, widmete er der ihm besonders ans Herz gewachsenen Klaus-Synagoge, der Familienstiftung seiner Ahnen, als Vorsteher seine höchste Fürsorge. Das älteste Mitglied der Gemilus-Chasodim-Chewroh, ließ er sich nicht nehmen, noch bei allen Mizwos tätig zu sein. Was den Dahingegangenen ganz besonders auszeichnete, war sein stetes Gottvertrauen, sein gerades und offenes Wesen, seine Rechtlichkeit und Uneigennützigkeit im Geschäftsleben, sowie seine große Wohltätigkeit, welche er besonders gern im Stillen ausübte.   
Die Beteiligung bei der Beerdigung zeigte, welcher überaus großen Beliebtheit sich der Verstorbene in allen Bevölkerungskreisen erfreute und widmete ihm Herr Dr. Deutsch warme Worte der Wertschätzung und spendete Trost den Trauernden, mit dem Hinweis, dass der Verewigte wie ein wahrer Zadik am Schabbos zu Mincho seine Lebenswoche beendete und in die Ruhe eingezogen ist zum Schabbat, dem Tag der Vergeltung. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."
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Zum Tod von Gella Ettlinger geb. Koschland (1923)    

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. September 1923: "Fürth, 31. August (1923). Vor kurzem verstarb hier Frau Gella Ettlinger geb. Koschland, eine wahre wackere Frau, die von frühester Morgenstunde an mit rührender Selbstlosigkeit jedem mit Rat und Tat beistand. Frömmigkeit und Liebe waren die Wesenszüge dieser edlen Tochter eines altangesehenen, echt jüdischen Fürther Hauses. Sie lebte getreu seinen Traditionen und erzog in ihnen gemeinsam mit ihrem gleichgesinnten Gatten ihre Kinder. Was sie auch unternahm, stets setzte sie sich mit ihrer ganzen Persönlichkeit ein. So hielten wir, die wir ihre Leistungen kannten, sie für das Urbild der Gesundheit und Kraft. Und doch vermöchte eine tückische Krankheit in wenigen tagen sie hinwegzuraffen. Nicht nur Mann und Kinder und der große Verwandtenkreis leider schwer unter dem harten Schicksalsschlage, sondern wir alle, die das goldene Herz dieser seltenen Frau kannten. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."          

    
Zum Tod von Sandor Lövy geb. Berlinger (1923)    

Fuerth Israelit 17091923.jpg (126700 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. September 1923: "Fürth in Bayern. Am Erew Schabbat Nachamu (= Freitag, 27. Juli 1923) verschied hier eine selten fromme, edle Frau, eine wackere Frau im vollsten Sinne des Wortes, Frau Sandor Lövy geb. Berlinger. An eben demselben Tage, an dem sie vor 28 Jahren ein heiliges Familienzelt errichtet, zog sie aus demselben, die während ihres ganzen Lebens das 'siehe, im Zelt' (1. Mose 18,9) unserer Stammmutter zur Richtschnur ihres Handelns nahm. Gebote und Wohltätigkeit mit Herz und Hand waren die Leitsterne ihrer Lebensarbeit, als hehres Beispiel herzinniger Frömmigkeit stand sie, die Traditionen einer echtjüdischen Vergangenheit  sie war das achte Glied in der Geschlechtsnachfolge des Schach (= Sabbataj ben Meir Hakohen, 1621-1662), – das Andenken an den Gerechten ist zum Segen - hochhaltend, im Leben. Leid und Leiden mit selbstverständlichem Gottvertrauen tragend, war es ihr letzter Wunsch, etwas von dem Tische, den sie zum Altar gemacht, auf dem seit Jahrzehnten zu ihrer Herzensfreude fast täglich bis spät in die Nacht Tora gelernt wurde, mit ins Grab zu bekommen, ein Wunsch, dem auch willfahrt wurde. Nur einen Stolz kannte sie, den Stolz der jüdischen Frau, der Tora eine Ruhe- und Pflanzstätte in ihrem Hause zu schaffen. Kein Wunder, dass ihr Hinscheiden tiefe Trauer über die zahlreich an der Beisetzung Teilnehmenden und insbesondere über die Familie senkte, eine Trauer, der Herr Rabbiner Dr. Breslauer beredten Ausdruck gab. Möge ihr Verdienst uns allen beistehen und ihr Gottvertrauen im Leben Trost den Hinterbliebenen sein. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."             

   
Geburtsanzeige von Marianne Spiegel (1924)      

Anzeige in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des "Central-Vereins") vom 20. März 1924:     

      
Todesanzeige für Gottlieb Holzinger (1924)     

Anzeige in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des "Central-Vereins") vom 10. April 1924:      

     
Zum Tod von Arnold Feuchtwanger (1924)   

Fuerth Israelit 22051924.jpg (107513 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Mai 1924: "Fürth, 7. Mai (1924). Im blühendsten Lebensalter, an der Wende seines zweiten Jahrzehntes, verschied Arnold Feuchtwanger, der einzige Sohn des ihm vor einigen Jahren in den Tod vorausgegangenen Markus Feuchtwanger – das Andenken an den Gerechten ist zum Segen – aus Fürth in Bayern. War schon sein ganzes Wesen getreu den Traditionen seiner Familie geartet, so verstand er es auch in allen Lebenslagen – und sein junges Leben hatte ihn bereits in vielfach bunt gewürfelte Kreise verschlagen – immer das Banner des echten Judentums hochzuhalten.   
Er war ein vortrefflicher Charakter, ein fertiger ernster Mensch mit seinen kaum 20 Jahren, strebsam und zielbewusst. Seine Urteile in geistigen, geschäftlichen und profanen Fragen hörend, glaubte man sich einem gereiften Mann gegenüber; es war, als hätte er seine Gaben doppelt besessen, sein Leben intensiver und bewusster gelebt als andere Menschen.  
So viele Hoffnungen, Wünsche und Erwartungen werden ihm zu Grabe getragen!  
Möge Gott der schwer geprüften Mutter Trost und Schutz verleihen in dieser schweren Prüfung.". 
       

   
Zum Tod von Rebecca Lehmann geb. Zimmer (1925)     

Fuerth Israelit 19031925.jpg (112237 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. März 1925: "Fürth in Bayern, 15. März (1925). In tiefe Trauer ist unsere Gemeinde durch das Hinscheiden der allverehrten Frau Rebecca Lehmann geb. Zimmer versetzt worden. 'Es treten ihre Söhne auf und preisen sie, ihr Mann, und rühmt sie' (Sprüche 31,28). Den Ruhm dieser Frau verkündete ihr Gatte nicht nur, der allzu früh ins Grab sank und die Leitung des Hauses der tapferen Lebensgefährtin überlassen musste, sondern ihre Kinder vor allem, Söhne und Töchter, deren Wirken und Wesen im öffentlichen wie im Familienleben Zeugnis von dem Geiste der Erziehungsweisheit ablegte, deren Meisterin die Heimgegangene in all ihrer schmucklosen Einfachheit gewesen. Sie war eben ein würdiger Spross der edlen jüdischen Familie, deren Name in Fürth von je ein Programm bedeutet hat, eine wackere Frau von altem Schnitt und Stil, die in glühender Liebe an jeder Mizwoh (religiöse Vorschrift) und jedem Minhag (Brauchtum) hing, alles Neue und Modische an den alten, bewährten Wertmaßstäben prüfend und dabei doch bis ins hohe Alter mit aufgeschlossenem Sinn  der Schönheit der Welt gegenüberstehend. So ward sie die Kameradin und Freundin ihrer Kinder und es gelang ihr, was so oft misslingt: das Band zwischen Vergangenheit und Zukunft fest und unauflöslich zu festigen und der Tora in ihrem Hause eine zukunftsreiche Heimstätte zu sichern. Das Andenken der edlen Frau wird im Kreise unserer Gemeinde unverlöschlich fortleben. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."              

  
Zum Tod von Emma Farntrog geb. Berliner (1925)   

Fuerth Israelit 25061925.jpg (235261 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Juni 1925: "Fürth in Bayern, 13. Juni (1925). Allgemeine tiefe Trauer löst in hiesiger Stadt und weit darüber hinaus die schmerzliche Nachricht aus, dass Frau Emma Farntrog geb. Berliner, kurz vor Erreichung ihres 70. Geburtstages in den frühen Morgenstunden des Heiligen Schabbat Behaaltecha abberufen wurde. Wer, wie Schreiber dieses, das Glück gehabt hat, die seltene Herzensgüte und tief wurzelnde, echte Frömmigkeit dieser Frau kennen zu lernen, wird den tiefen Schmerz ermessen können, der sich der hiesigen Gemeinde bemächtigt hat. Ihre Gottergebenheit in gesunden wie schon durch Krankheit getrübten Jahren war eine solche und große, wie wir sie aus der Geschichte nur von unseren Heldinnen kennen. Sie war in der Tat in dem großen Kreise, den bis vor etwa einem Jahrzehnt ihr rühmlichst bekannter Gatte, Isak Farntrog - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen -, und bis zu ihrem Lebensende ihre Kinder, ihre Enkel und Geschwister in hingebungsvoller Liebe um sie bildeten, die weithin leuchtende und erwärmende Sonne, zu der sich alle hingezogen fühlten, weil alle frommen und humanen Bestrebungen bei ihr kräftige Stütze und förderndes Gedeihen fanden. Und wie traulich war gerade am Freitag Abend der Aufenthalt in ihrer von inniger Frömmigkeit behaglich durchwehten Räumen. Wie ein hehres Glorienschein erstrahlte aus ihren milden Zügen die wahre Begeisterung für alles Jüdische. Ganz besonders verehrte sie den heiligen Schabbat in altehrwürdiger Weise und ließ es schon anfangs der Woche ihr ernstestes Anliegen sein, diesen 'lieblichen' Tag so würdig zu feiern, als es nur in ihren Kräften lag. Die materiellen Güter, mit welchen sie Gott gesegnet hatte, verwandte sie freudigen Herzens, um ihren darbenden Mitmenschen die Sorgen um das tägliche Brot zu erleichtern. Sie war eine Mutter der Armen, denn mehr noch als durch ihre Gaben verstand sie es, die Unglücklichen durch Trostworte zu stärken und aufzurichten; und so folgte sie auch hierin wie selten jemand der etlichen Forderung unserer Weisen: ...  Was Wunder, wenn ihr Haus der Zielpunkt für so manches beklommene Herz war; fand es doch bei ihr stets eine offene Hand und ein freundliches Wort und ihr zur Betätigung edler Gastfreundschaft freudig bereites Gemüt bewirkte, dass (hebräisch und deutsch) die Armen zu ihren Hausgenossen zählten. Sie nahm auch regen Anteil an den öffentlichen Vereinen zu gemeinnützigen Zwecken. Demgemäss erfreute sie sich auch einer wirklich großen Beliebtheit und Hochachtung bei jedermann, von welcher das überaus zahlreiche Totengeleite ein glänzendes Zeugnis abgelegt hat. Bei der Beerdigungsfeier, die Sonntagnachmittag erfolgte, ergriff zuerst der Ortsrabbiner Dr. Behrens das 'Wort, um der allgemeinen Trauer, die dieser Tod in der Stadt hervorrief, Ausdruck zu verleihen. Alsdann schilderte Herr Josef Carlebach, Frankfurt am Main, Schwiegersohn der Verblichenen, in eingehender und zu Herzen gehender Weise das Wesen dieser seltenen Frau. Im Trauerhause sprach noch in später Nachmittagsstunde Herr Rabbiner Dr. Breslauer Worte des Gedenkens und des Trostes, die dahin ausklangen, dem Beispiel der teuren Entschlafenen – sie ruhe in Frieden - im Leben nachzueifern.   
Möge Gott der schwer geprüften Familie Seinen ausreichenden Trotz senden. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens.". 
       

     
70. Geburtstag von Kommerzienrat Maier Bechmann (1926)       

Artikel in der "Jüdisch-liberalen Zeitung" vom 20. Januar 1926:  "Fürth in Bayern. (70. Geburtstag Kommerzienrat Bechmanns). Der Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde Herr Kommerzienrat Maier Bechmann, Mitglied des Rats bayerischer Israelitischer Gemeinden, bekannter bayerischer Großindustrieller, feierte am 26. Januar seinen 70. Geburtstag."       

   
Zum Tod von Rabbiner Dr. Kaufmann Kohler (geb. 1843 in Fürth, gest. 1926 in New York)  
Vgl. Wikipedia-Artikel "Kaufmann Kohler"     

Artikel in der "Jüdisch-liberalen Zeitung" vom 5. Februar 1926:  "Dr. Kaufmann-Kohler. 
Vor einigen Tagen verstarb in New York im Alter von 82 Jahren Dr. Kaufmann-Kohler, der frühere Präsident des Hebrew Union College (Liberales Rabbiner-Seminar Amerikas). Er hat 19 Jahre lang das Institut geleitet.  
Dr. Kaufmann-Kohler wurde allgemein der Abraham Geiger der amerikanischen Judenheit genannt. Der im vorigen Jahre verstorbene berühmte jüdische Philosoph Dr. David Neumark hat aus Anlass des 70. Geburtstages Dr. Kaufmann-Kohlers ein Werk über "Systematische Theologie" veröffentlicht. Darin wird der folgende Ausspruch eines englisch-jüdischen Gelehrten zitiert: Dr. Kaufmann-Kohler darf mit Recht der Zunz (sc. Leopold Zunz) der jüdischen Theologie genannt  werden. So wie Zunz Liturgie popularisiert und zu einem Quell von Enthusiasmus gestaltet hat, so hat Kohler den Judaismus verständlich und vielen liebenswert gemacht, die ohne seine Führung den Weg zur jüdischen Wissenschaft nicht angetreten hätten.  
Dr. Kohlers monumentales Werk über jüdische Theologie wird nicht allein als epochemachend auf dem Gebiete jüdischer theologischer Studien, sondern auch als ein wichtiger Beitrag zur vergleichenden Religionswissenschaft betrachtet.  
Dr. Kaufmann-Kohler wurde m Jahre 1843 in Fürth (Bayern geboren und kam 1869 nach Amerika. Schon nach zweimonatiger Anwesenheit im Lande nahm er hervorragenden Anteil an der ersten Konferenz der Reform-Rabbiner Amerikas. 1885 berief er die historisch gewordene Pittsburger Rabbiner-Konferenz ein, die sein als die 'Pittsburger Plattform' bekannt gewordenes Programm annahm. Dr. Philipson nannte seine 'Geschichte der Reform-Bewegung' die beste und eindrucksvollste Geschichtsschreibung dieser Art. 1903 wurde Kohler zum Präsidenten des Hebrew Union College gewählt. Er behielt diesen Posten bis zum Jahre 1922, da er 80 Jahre alt geworden war. Er war Ehrenpräsident der Zentral-Konferenz amerikanischer Rabbiner. Von seinen wissenschaftlichen Werken sind zu nennen: 'The Song of Songs' (Das Hohe Lied); 'Backwards or Forwards' (Rückwärts oder Vorwärts); 'The ethical Basis of Judaism' (Die ethische Basis des Judentums); 'Church and Synague in their Mutual Relations' (Kirche und Synagoge in ihren gegenseitigen Beziehungen); 'A Guide to Instruction in Judaism'  (Ein Führer für jüdischen Unterricht); 'On Capital Punishment' (Die Todesstrafe).  
Der Sohn von Dr. Kaufmann-Kohler, Max J. Kohler, ist der bekannte Rechtsanwalt beim Obersten Gericht der Vereinigten Staaten und Vizepräsident der amerikanisch-jüdisch historischen Gesellschaft."          

 
Zum Tod von Rudolf Steinhardt, Eduard Mohr und Meyer Bendit (1927)     

Fuerth BayrGZ 08031927k.jpg (196452 Byte)Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 8. März 1927: "Fürth in Bayern. Am 8. Januar starb im Alter von fast 82 Jahren Herr Rudolf Steinhardt. Ein Mann von besonderer feinsinniger Bildung und vornehmen Gesinnung hat er sich um das Musikleben und um die Pflege der Musik in der Stadt Fürth bleibende Verdienste erworben. Unter seinen Verdiensten und Schöpfungen ist besonders der 'Philharmonische Verein' hervorzuheben, der alljährlich nach den Absichten seines Begründers Rudolf Steinhardt einem großen musikliebenden Publikum die erlesensten Genüsse vermittelt. Das Andenken des trefflichen Mannes wird in unserer Mitte in dankbarer Erinnerung weiterleben.      
Unsere Gemeinde und unsere Stadt hat einen schweren Verlust erlitten. In der Nacht zum Sonntag, dem 23. Januar 1927, ist Herr Eduard Mohr, Fabrikbesitzer und Handelsrichter, einem Herzschlag erlegen. Ausgezeichnet durch ungewöhnliche Geistesgaben und hervorragende kaufmännische  Bildung erfreute er sich in allen Kreisen der Stadt und der Gemeinde hoher Verehrung und Wertschätzung. Der Tradition seiner alteingesessenen Familie folgend, war er Mitglied des großen Verwaltungsausschusses der Israelitischen Kultusgemeinde und des Handelsgremiums der Stadt Fürth. Der Handelskammer Nürnberg gehörte er als Mitglied an, am Landgericht Fürth wurde er zum Handelsrichter berufen. In einer großen Zahl gemeinnütziger Vereine, besonders des Kaufmännischen Vereins, stand er an leitender Stelle, von allen Kreisen verehrt wegen der Sicherheit seines Rates, der Milde, Gerechtigkeit und Versöhnlichkeit seines Urteils. Er war ein Mann vielseitiger wissenschaftlicher Interessen und künstlerischer Neigungen. An der Verwaltung und Entwicklung unserer Gemeinde hat er bedeutenden Anteil genommen. Die Trauer um den verehrten Mann, um diese seltene Persönlichkeit, kam bei der Bestattungsfeier am 25. Januar zu elementarem Ausdruck. Um die tief trauernde Familie scharte sich eine unabsehbare Schar teilnehmender Verwandten und Freunde. Nach der eingehenden Würdigung der Persönlichkeit Mohrs durch den Rabbiner Dr. Behrens und dem eindrucksvollen Nachruf für die Israelitische Kultusgemeinde durch Herrn Stadtrat Direktor Karl Kunreuther legten die Vertreter des Landgerichts und zahlreicher Korporationen unter Ansprachen Kränze an seiner Bahre nieder. Ehre seinem Andenken!     
Am 24. Januar starb im Alter von fast 67 Jahren der Großindustrielle Herr Meyer Bendit. Mit ihm ist der Seniorchef der allseits bekannten und beliebten Spiegelglasfabrik S. Bendit & Söhne nicht mehr. - an seiner Bahre sprachen – unter großer Beteiligung von Verwandten und Freunden – Herr Rabbiner Dr. Behrens und Herr Direktor Winkler für den Verband der Spiegelglasfabriken. Ehre seinem Andenken!". 
       

   
Zum Tod von Caroline Neuburger (1927)   

Fuerth Israelit 16061927.jpg (171732 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Juni 1927: "Fürth, 3. Juni (1927). Sanft und mild wie sie gelebt, ist hier am 24. Mai Frau Caroline Neuburger sie ruhe in Frieden – im 79. Jahre ihres segensreichen Erdenwallens ruhig und schmerzlos, ohne Kampf entschlafen. Mit der hochgeachteten weitverzweigten Familie fühlt unsere ganze Gemeinde und empfinden ebenso weite Kreise den schweren Verlust, den das Ableben der seltenen Frau bedeutet. Denn die Verstorbene gehörte zu den in unserem Tagen immer weniger werdenden Auserlesenen, die auf der Höhe des Lebens wandelnd, in unerschütterlicher Standhaftigkeit und Treue festhalten an den Idealen und Traditionen des altüberlieferten Judentums und ihr Leben und Wirken diesen Grundsätzen gemäß gestalten. Der Grundzug ihres Wesens war jene aufrichtige und wahrhafte Demut, welche der Schmuck so vieler Frauen in Israel in einer leider immer mehr entschwindenden Zeit gewesen ist, jenes demütig wandeln, welches still und verborgen das Gute übt, das aber seinen gottesfürchtigen Wandel weder zeigt noch zu zeigen vermeidet, weil der Grund hierfür nicht in äußerlichen Antrieben gelegen ist, sondern in Überzeugungen wurzelt, die das ganze Wesen beherrschen und erfassen und mit Freude und Beseligung erfüllen, Gleich ihrem vor Jahren heimgegangenen Gatten, welcher eine Hauptstütze der hiesigen orthodoxen Gemeinschaft gewesen ist und mit welchem sie durch Gleichheit des Gefühlt und der Denkungsart verbunden war, beschränkte sie ihr Interesse und ihren Anteil nicht auf den eigenen Kreis und die engere Familie, sondern suchte wohlwollend und gebefreudig auch die Interessen und Aufgaben der Gesamtjudenheit zu fördern und zu unterstützen. Und wie sie die Träger der Tora ehrte und sich in allen Angelegenheiten des Lebens Rat bei ihnen holte, so ehrten und schätzten diese auch sie und ihre feste gottesfürchtige Gesinnung, die auch standhielt beim Wechsel der irdischen Ereignisse, die auch ihre manche schwere Prüfung auferlegten. Sie ertrug dieselben nicht gefühllos, aber gottergeben und vertrauend. - Ein ungemein zahlreiches Trauergefolge, in dem viele Auswärtige aus Frankfurt, Berlin und anderswo vertreten waren, geleitete sie zu ihrer letzten Ruhestätte; ihr Leben wirkt fort bei Kindern und Schwiegerkindern, wie ihr Gedächtnis auch von Freunden und Bekannten ehrfürchtig bewahrt werden wird. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens.".       

     
Eine Büste für den Ehrenbürger Hofrat Nathan wird aufgestellt (1927)    

Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 20. Oktober 1927
"Büste des Herrn Hofrats Alfred Nathan in Fürth
Herr Hofrat Nathan war Ehrenbürger und großer Wohltäter der Stadt Fürth, er hat sich durch viele gemeinnützige Einrichtungen, vor allem aber durch Stiftung eines neuzeitlichen Wöchnerinnen- und Säuglingsheims, des Nathanstifts, ein bleibendes Andenken geschaffen, auch hat er bei seinem Tode sein ganzes Vermögen dem Fürther jüdischen Waisenhaus hinterlassen. Die Büste ist ein Werk des bekannten Bildhauers Johannes Götz und hat im Nathanstift Aufstellung gefunden."
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Zum Tod von Zilli Bermann geb. Naumburger (1927)   

Fuerth Israelit 15121927.jpg (194676 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom  15. Dezember 1927: "Fürth in Bayern, 5. Dezember (1927). Am 29. Marcheschwan waren die Tore des alten Friedhofes in Fürth weit geöffnet, um einem unübersehbaren Trauergefolge Einlass zu geben, das die irdischen Reste einer bedeutenden und bescheidenen Frau zu Grabe trug. Zilli Bernau geb. Naumburger, hat ihre reine Seele im 85. Jahre ihrem Schöpfer, dem ihr ganzes Leben geweiht, zurückgegeben. Einem alten, echt jüdischen Hause entstammend – sie war die Tochter des Raw Gerschon Naumburger, dessen Stammbaum in Fürth auf 400 Jahre zurückgeht – hatte sie mit ihrem, ihr schon vor 27 Jahren in den Tod vorausgegangenen Mann Hirsch Bernau – seligen Andenkens – ein Haus gegründet, in dem die Traditionen ihres Vaterhauses hoch und heilig gehalten wurden, die da waren: tiefe Religiosität, Bescheidenheit, Sinn für alles Edle, Gute, menschliche. Und als der an Frömmigkeit und Edelsinn ebenbürtige Gatte nach 30-jährigenm, seltenem echt-jüdischen Eheleben ihr plötzlich entrissen wurde und ihr Haus ohne Kinder verwaist dastand, rankte sie sich an dem von ihrem Mann – seligen Andenkens – stets gehegten und gepflegten Wohltätigkeits-Werken in ihrem Schmerze empor und wurde – ganz nach dem Sinne ihres so früh dahingegangenen Mannes – eine wahre Annehmerin der Armen, Waisen und Witwen. War ihr Haus zu jeder Zeit in Hochhaltung der Gebote der Gastfreundschaft Allen geöffnet, so bildeten die Armen insbesondere ihre Hausleute und Freunde. Mit besonderer, auserlesener Liebe aber nahm sie sich – genau nach dem Vorbilde ihres seligen Mannes – der Waisen an, wozu sie in ihrer geliebten Gemeinde die beste Gelegenheit hatte. So wird in den Annalen des jüdischen Fürther Waisenhauses der Name Hirsch und Zilli Bernau mit unauslöschlichen Lettern verzeichnet sein und bleiben! Am Grabe entrollte Herr Distriktsrabbiner Dr. Behrens ein treffliches Bild des edlen Patriarchenhauses Bernau, das in allem gesegnet gewesen sei und das in hochherziger Weise mit den ihm verliehenen Glücksgütern echte Wohltätigkeit übte. Als zweiter ergriff im Namen des großen Verwandtenkreises Herr Lehrer Sulzbacher – Biebrich das Worte, der den herzlichen Dank der Verstorbenen für all das Gute und Schöne ausdrückte, das die Familienmitglieder so lange Jahre erhalten. Söhne und Töchter standen wohl nicht am Grabeshügel der Verstorbenen – sie ruhe in Frieden, in schönster Weise aber geht das Wort des großen Propheten in Erfüllung: 'Ich werde ihnen in meinem Hause und in meinen Mauern ein Denkmal stiften und einen ewigen Namen, besser denn Söhne und Töchter; einen ewigen Namen stifte ich ich ihnen, der unvertilgbar ist (Jesaja 56,5)".  
 
Fuerth Israelit 22121927.jpg (38981 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Dezember 1927: "Fürth, 15. Dezember (1927). Im Nachrufe aus Fürth in der jüngsten Nummer ist durch einen bedauerlichen Druckfehler der Name der Verstorbenen mit Zilli Bernau angegeben. Es handelt sich um die weit über Bayern hinaus bekannte und wichtige Frau Zilli Bermann, die Gattin des vor 27 Jahren verstorbenen Hirsch Bermann das Andenken an den Gerechten ist zum Segen. Der Name im nachrufe ist in diesem Sinne zu berichtigen."  

   
Zum Tod von Betty Farntrog (1928)    

Fuerth Israelit 29031928.jpg (195478 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. März 1928: "Fürth (Bayern), 21.März (1928). 25 Jahre hatten sich vollendet, in denen Frau Betty Farntrog eine Priesterin der barmherzigen Wahrheit gewesen, da öffneten sich die Pforten unseres ehrwürdigen Friedhofes, um sie selbst zu empfangen. In der dem Sabbat Paraschat Parah (= 10. März 1928) folgenden Nacht hatte sie ihre reine Seele ausgehaucht und ein fast 75 Jahre währendes, wahrhaft jüdisches Leben hatte geendet. Die außerordentliche Beteiligung bei der Bestattung zeigte schon rein äußerlich, welcher Wertschätzung die Heimgegangene sich bei allen, die sie gekannt hatten, erfreute und dass eine große Trauer sich über unseren Kreis gesenkt hatte. Sie bewacht die Gänge ihres Hauses, dass keines das Brot der Trägheit esse (Sprüche 31,27). Wenn diese Worte des königlichen Weisen auf eine Frau unserer Tage gemünzt sein könnten, so war es wahrlich Frau Betty Farntrog. Werktätig ihr ganzes Leben hindurch, verwaltete sie ihr Haus und erzog sie ihre Kinder in dem, von den vorangegangenen Geschlechtern übernommenen Geiste. Die Übung der Gebote war ihr Lebensbedürfnis und so hat sie vor und neben allen anderen stillen Liebestaten ihren, ihr im Tode vorangegangenen Gatten Leopold Farntrog – seligen Andenkens – in seinem Wirken innerhalb der Gemeinde und besonders für die Israelitische Realschule auf das intensivste unterstützt. Allen, arm und reich, die in Beziehungen zu ihr treten durften, prägte sich der Adel der Gesinnung dieser ebenso frommen, wie lebensklugen Frau tief ein und so war diese ehrwürdige Greisin ein Typus jener guten Frauen geworden, die einen Schatz des deutschen Judentums darstellen und dessen ständige Erneuerung wir auch für die Zukunft zum Guten der Gesamtheit erhoffen wollen. Bis in die Stunden hinein, von denen sie selbst voller Ergebenheit wusste, dass sie die letzten ihres Erdendaseins sein sollten, gab sie dem Wunsche und der Mahnung innigen Ausdruck, dass Kinder und Enkelkinder jüdischen Idealen und jüdischem Wesen stets Treue bewahren möchten und sie konnte auch dank ihrer Erziehung mit vollem Bewusstsein von dannen ziehen, dass ihre Worte nicht wirkungslos verhallen. Herr Rabbiner Dr. Raphael Breuer gab als Mitglieder der Familie dem Schmerz tief empfundenen Ausdruck, er verstand es, Art und Wesen der Verewigten in ergreifender Weise den Hörern vor Augen zu führen und in aller Trauer das Glück zu priesen, dass Familie und Gemeinde sie besessen haben. Ihr Andenken sei zum Segen. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens.".      

      
Zum Tod von Mausche Heinemann (1928)   

Fuerth Israelit 18101928.jpg (171974 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Oktober 1928: "Fürth in Bayern, 12. Oktober (1928). Wie ein schwüles, schweres Gewitterwetter lag es über unserer Gemeinde, als sich die Hiobsbotschaft mit Windeseile in der Stadt verbreitete, Raw Mausche Heinemann ist nicht mehr. Die ernste Stimmung der Elultage verwandelte sich in tiefe Trauer, denn eine schwere Bresche war gerissen wurden in den lichten Reihen der Gottesfürchtigen unserer Stadt.  
Allen Ehren und Ämtern abhold, die ihn in die ersten Reihen stellen konnten, war er in der Tat vorderster Kämpfer für alles Hohe und Heilige. Seine Charaktereigenschaften und seine Lebensklugheit machten ihn nicht nur zum geistigen Zentrum der engeren und weiteren Familie, wo er Berater, Helfer und Tröster für jedes einzelne Mitglied derselben war, sondern weit über diesen Rahmen hinaus wussten alle, die mit ihm in Berührung kamen, seine Geradheit und Korrektheit, vor allem aber sein unbedingtes Gottvertrauen zu schätzen und suchten in allen Fragen und Schwierigkeiten des Lebens Rat und Hilfe bei ihm, die ihnen auch niemals versagt wurde. Sein höchstes Streben ging danach, als Edelmensch und Volljehudi in vollstem Maße gerecht zu werden, vor allem jedoch durch sein eigenes Leben richtunggebend zu sein in der Erziehung seiner Kinder, wofür ihm kein Opfer zu groß, keine Arbeit zu beschwerlich war. So ging er seinen Weg still und bescheiden, aber aufrecht und gerade und so seine freudig auf sich genommene Lebensaufgabe erfüllend, zu leben für die Heiligung des Gottesnamens. Die zahlreiche, von überall her geeilte Trauergemeinde legte Zeugnis ab für die Beliebtheit und Wertschätzung, deren er sich allgemein erfreute und Herr Dr. Deutsch gab an der Bahre der tiefen Trauer in ergreifenden Worten beredten Ausdruck.   
Im Trauerhause versammelte sich während der Sieben Tage nochmals der große Kreis der Freunde und Bekannten, um – durch Herr Rabbiner Dr. Breslauer trefflich gezeichnet – das Leben dieses Mannes noch einmal an sich vorüberziehen zu lassen. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."
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Artikel in der "Deutschen Israelitischen Zeitung" (Regensburg) vom 8. November 1928:      

    
Zum Tod von Sigmund Holzinger (1929)    

Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. Juni 1929: "Fürth in Bayern. Am zweiten Tage des Passahfestes, 26. April (1929), starb nach nur kurzem Krankenlager im Alter von siebenundsechzig Jahren Herr Sigmund Holzinger. Einer alten Fürther Familie angehörend, erfreute er sich in allen Kreisen der Gemeinde und der Bürgerschaft höchsten Ansehens. Gleich ausgezeichnet durch Gaben des Geistes und des Herzens war er ein hervorragender Kaufmann, ein tätiger Förderer der großen Organisationen der Stadt und des Wohlfahrtswesens und ein treuer Sohn seiner Glaubensgemeinschaft. Durch treffliche Überlieferungen zu bedeutsamem Wirken berufen, hat er zahlreiche wissenschaftliche und karitative Institutionen in hohem Maße gefordert und in bemerkenswerter Weise sein ganzes Leben in den Dienst der Menschenliebe gestellt. Die Trauerfeier am Sonntag, 28. April, vormittags 11 Uhr in der Trauerhalle des Neuen Friedhofes, gestaltete sich zu einer imposanten Trauerkundgebung. Nach dem einleitenden Gebet des Kantors Adler entwarf Rabbiner Dr. Behrens ein umfassendes Bild von dem Leben und vielseitigen Wirken des bedeutenden Mannes und gab der allgemeinen Trauer um seinen Heimgang ergreifenden Ausdruck. Namens der Israelitischen Kultusgemeinde würdigte ihr Vorsitzender, Kommerzienrat Maier Bechmann, seine Verdienste und die langjährige Mitarbeit in der Verwaltung. Die Stadt Fürth hatte ebenfalls einen Kranz gesandt. Geistlicher Rat Stadtpfarrer Knapp war mit einer Abordnung der Niederbronner Schwestern (Link) erschienen. Mit den üblichen Schlussgebeten endete die überaus eindrucksvolle Feier.".           

    
Verlobungs- und Hochzeitsanzeigen für Rosel Schächter und Bernhard Sulzbacher (1930)  

Biebrich Israelit 30011930.jpg (31707 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Januar 1930: "Statt Karten. Gott sei gepriesen.  
Rosel Schächter – Bernhard Sulzbacher. Verlobte. 
Fürth in Bayern
Mathildenstraße 16 – Fürth in Bayern / Wiesbaden-Biebrich
Empfang in Biebrich: Samstag, 8. und Sonntag, 9. Februar."
  
 
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Juli 1930: 
"Bernhard Sulzbacher - Rosel Sulzbacher geb. Schächter. Vermählte. 
Wiesbaden - Biebrich am Rhein - Fürth in Bayern
Trauung: Sonntag, 6. Juli - 10. Tamus  1 1/2 Uhr - Park-Hotel, Fürth in Bayern.  
Telegrammablösung für Keren Hatora erbeten".

  
 Zum Tod von Karoline Ichenhäuser (1930)    

Fuerth Israelit 15051930.jpg (119777 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Mai 1930: "Fürth, 11. Mai (1930). Unsere Gemeinde steht unter dem schmerzlichen Eindruck, den das Ableben der allgemein rühmlichst bekannten Frau Karoline Ichenhäuser überall hervorgerufen hat. Monatelang bangten Freunde und Bekannte vor dem Eintreten der schmerzlichen Katastrophe; ärztliche Kunst und kindliche aufopfernde Pflege vermochten nicht, das so reiche Leben der Entschlafenen länger zu halten. (hebräisch und deutsch aus Sprüche 31,26) Sie tat ihren Mund auf mit Weisheit und auf ihrer Zunge war holdselige Lehre. Versäumte sie doch in ihren gesunden Tagen bis vor einigen Monaten keinen Mincha-Gottesdienst; jeden Montag und Donnerstag keinen Schacharit um im öffentlichen Gebet ihrem Schöpfer für alles Gute und Schöne zu danken. Gegen Arme wohltätig und freundlich; gegen Bemittelte, die ihres Rates bedurften, stets hilfreich und beratend zur Hand. Nie hat ein Armer unbefriedigt und ungesättigt ihre Wohnung verlassen; nie ein des Rates und Trostes Bedürftiger trostlos ihre schwelle! Sie wartete nicht bis man sie aufsuchte; sie ging in die Wohnungen der Armen und Hilfsbedürftigen, um nach dem Notwendigen zu sehen. Dank wies sie stets entschieden zurück. Jedem einzelnen Menschen tat sie ihre Hand auf – aber wehe, wenn man ihr die ihr so sehr gebührende Ehre erweisen wollte, da konnte sie wirklich barsch werden. Wir Freunde dürfen nicht klagen – denn 85 Jahre währte ihr Erdenwallen; die Kinder und Angehörigen werden aber Trost finden in der Tatsache, dass ihr Andenken bei Allen, die sie gekannt, fortleben wird in Liebe und Verehrung. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens.".             

  
Hochzeitsanzeige von Erich Felsenstein und Paula geb. Hirsch (1930)     

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Juni 1930:  
"Erich Felsenstein  -  Paula Felsenstein geb. Hirsch.  
Vermählte.  Fürth    Hamburg.  13. Siwan 5690 - 9. Juni 1930. 
Trauung: 1 Uhr, Hotel Esplanade, Hamburg".          

  
 Verlobungsanzeige von Ruby Braude und Jacob Braude (1930)    

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Juni 1930: 
"Statt Karten.  
Ruth Braude  -  Referendar Jacob Braude
.  
Verlobte.  
Leipzig  Juni 1930  Fürth in Bayern."       

   
Zum Tod von Marta Kohn - Königshöfer (aus Fürth, gest. 1931 in Mannheim)     

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. April 1931: "Marta Kohn-Königshöfen - sie ruhe in Frieden. 
Mannheim,
1. April (1931). Im Anzeigenteil des 'Israelit' war in einer der jüngsten Nummern folgende ergreifende Anzeige zu lesen: 'Am 16. Adar entschlief ohne Schmerz und Vorahnung meine liebe Frau Marta Kohn geb. Königshöfer, 12 Tage nach der Geburt unseres Sohnes. An unserem ersten Hochzeitstage trugen wir sie zu Grabe.' Diese schlichte Anzeige, in welcher mit gottergebenem Sinn und Ausdruck von einem erschütternden Schicksalsschlag berichtet wird, der über eine hochangesehene Familie gekommen ist, lässt wohl die ganze Größe und Tiefe des Schmerzes erkennen, in den ein junger Ehegatte, Eltern, Geschichte und Verwandte durch des Himmels unerforschlichen Ratschluss jäh versetzt worden sind, aber nicht den Umfang und die Schwere des Verlustes, die dieser Tod auch für einen weiten Kreis von Freunden und Bekannten, ja für die jüdisch interessierte Allgemeinheit überhaupt, darstellt. Marta Kohn geb. Königshöfer, die ihre edle junge Frauenseele vorzeitig ihrem Schöpfer zurückgeben musste, und gerade zu dem Zeitpunkte, als sich ihr das schöne Glück zu vollenden schien, das sie an der Seite eines wackeren Ehegatten vor Jahresfrist gefunden, war ein Mensch von besonderer Prägung. Ein Enkelspross des weithin bekannten Dr. M. J. Königshöfer s.A. in Fürth, lebte sie nicht allein gemäß den Lehren und Traditionen ihres frommen Elternhauses, sondern erhob dieselben zum bewussten Grundsatz ihres Seins. Das Gewohnheitsmäßige lag ihr überhaupt nicht; ihr Geist rang nach Höherem, nach Durchdringung und Vollendung. Daher ihre Tätigkeit in den Jugendbünden der Agudas Jisroel in ihrer Vaterstadt Fürth und ihre Berufsarbeit in der Kinderpflege- und Erziehung. Sie, der es eine ernste höhere Fügung versagt hat, ihre Mutterliebe und Sorge an das eigene Kind zu wenden, hat schon als Mädchen jung an Jahren, Geschick und Talent bewiesen zur Erziehung und Heranbildung jüdischer Kinder im Heime der Ahawa in Berlin. Ihre Güte, ihr heiter-froher Sinn, ihr wohlwollendes Wesen machten sie zu diesem Berufe besonders geeignet. Eine gute Tochter, eine treue Gattin, eine verständnisvolle Mitarbeiterin an allem Wahren und Guten, war sie auch eine aufopfernde Genossin allen ihren Freunden und Freundinnen, und ewig unvergessen bleibt ihr in diesem Freundeskreise die Offenheit und hingebungsvolle Selbstlosigkeit, mit der sie es verstand, Freundschaft zu pflegen. Mit dem Gefährten ihres frühvollendeten Lebens blickt darum auch die Schar der Freunde schmerzumdüstert nach ihrem frühzeitigen Grabe. Sie alle gedenken der frohen nutzbringenden Stunden, die sie in ihrer Gemeinschaft verbracht und blicken mit wehmutsvoller Innigkeit ihr nach. Beglückend und heiter, wie ihr ganzes Wesen, hat sie Gott von solchen Empfindungen erfüllt, rasch und ahnungslos wie in einem heiteren Traume der Erde entrückt.  Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."            

  
Zur Erinnerung an den 1930 verstorbenen Löb Lion (1931)   

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Oktober 1931: 
"Zum Andenken an Löb Lion das Andenken an den Gerechten ist zum Segen
Fürth in Bayern, 7. Oktober (1931). Am Freitag, den 9. Oktober (28. Tischri), ist es ein Jahr her, dass Löb Lion, einer unserer Besten, von uns gegangen ist. Ein Mann von gediegenem jüdischem Wissen, tiefer Frömmigkeit und regstem sozialem Empfingen, widmete er sich in den letzten Jahren seines Lebens, die er, zurückgezogen vom Geschäft, abwechselnd in Homburg und in Wiesbaden verbrachte, ganz den idealen Aufgaben der Religion und der jüdischen Wohlfahrt. Seine tiefe Liebe zu seinen Brüdern und Schwestern beseelte ihn Tag und Nacht und machte ihn geradezu erfinderisch für neue Wege der Hilfe. Der Plan, der ihm vorschwebte und bis zuletzt  das Ideal seines Lebens blieb, war die Gründung einer ganz Deutschland umfassenden Aussteuerkasse für jüdische Mädchen, etwa in Anlehnung an eine große jüdische Organisation. Zu diesem Behufe führte er eine ausgedehnte Korrespondenz mit allen jüdischen Wohlfahrtsinstanzen. Es gelang ihm auch, namhafte Persönlichkeiten für ein Komitee zu gewinnen. Aus seinen Briefen an seine Kinder und Freunde ist zu er
sehen, wie glücklich ihn jeder Gewinn an Terrain auf diesem Gebiete machte. Er sollte leider den Enderfolg des Planes nicht erleben, und es wäre eine gute Tag der Pietät und der jüdischen Liebe, wenn die Freunde des Heimgegangenen die Idee aufgegriffen und das große Werk zu Ende führten.   
Lob Lion kehrte heim im eigentlichen Sinne des Wortes. Von Wiesbaden, wo er zuletzt weilte, zog es ihn plötzlich zurück nach der Heimatgemeinde Fürth. Dort ordnete er, als müsste er sich für die letzte Reise rüsten, seine Sachen, schloss die Augen und schlummerte sanft hinüber. Man wird ihm im großen Freundeskreise ein ehrendes Angedenken bewahren und er wird, wir hoffen es, in seinem großen Werke weiterleben. Seine Seele sei eingebunden in den Bunde des Lebens."
.          

    
Verlobungsanzeige von Betty Grünfeld und Selig Wolf (1933)    

Heidingsfeld Israelit 09031933.jpg (44908 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. März 1933: "Statt Karten  
Hauptlehrer Simon Grünfeld und Frau Leah geb. Jamson   
Rabbiner Dr. Wolf und Frau Helene geb. Auerbach beehren sich, 
die Verlobung ihrer Kinder Betty und Selig bekannt zu geben. Heidingsfeld und Köln Adar 5693.  
Betty Grünfeld - Selig Wolf.  Verlobte.  Fürth / Heidingsfeld   -  Siegburg / Köln." 

 
Anzeige zum Tod von Minna Höchster (1934)       

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. März 1934: 
"Am 19. März verschied nach kurzem Kranksein, jedoch ganz unerwartet meine treue Lebensgefährtin, unsere liebevolle Mutter und Großmutter 
Frau Minna Höchster geb. Sonder 
im 72. Lebensjahr. 
Namens der Hinterbliebenen: 
Kallmann Höchster.  

Fürth in Bayern - München."            

      
Zum Tod von Jakob Wassermann (geb. 1873 in Fürth, gest. 1934 in Altaussee)  
Anmerkung: zu seiner Person vgl. auch den Wikipedia-Artikel  https://de.wikipedia.org/wiki/Jakob_Wassermann; über den Verfasser des Nachrufes Julius Bab siehe den Wikipedia-Artikel  https://de.wikipedia.org/wiki/Julius_Bab)   

Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 14. Januar 1934:           
Fuerth GemZeitung Wue 14011934a.jpg (101981 Byte)   

     
Goldenes Doktorjubiläum von Sanitätsrat Dr. David Teitz in Fürth (1934)    

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. November 1934: "Berlin, 4. November (1934). Herr Sanitätsrat Dr. David Teitz in Fürth in Bayern konnte am 21. Oktober in erfreulicher körperlicher und geistiger Rüstigkeit sein goldenes Doktor-Jubiläum begehen. Der Jubilar hat nach vollendeten Studien in Berlin und Marburg an der letzteren Universität am 21. Oktober 1884 promoviert. Die Fakultät hat aus dem Anlass des 50-jährigen Jubiläums das Diplom erneuert mit dem Ausdruck der Wertschätzung und Dankbarkeit für die an den Kranken, der Wissenschaft und dem STand geleistete Arbeit. - Herr Sanitätsrat Dr. Teitz besitz ein großes talmudisches Wissen, das ihn weit über die Grenzen seiner Gemeinde bekannt werden ließ. Vielen Armen und Kranken wurde seine aufopfernde Hilfe in großzügigster Weise zuteil. - Mit der jüdischen Gemeinde in Fürth ist Herr Sanitätsrat Dr. Teitz insbesondere durch seine langjährige Tätigkeit als Hospitalarzt des Israelitischen Hospitals seit dem 1. Juli 1900 verbunden. Im Krieg richtete er daselbst sofort ein Lazarett ein und leitete dasselbe ehrenamtlich die ganzen Kriegsjahre und wurde er mit dem Besuch einer bayerischen Prinzessin und einem Orden von höchster Stelle ausgezeichnet. Seiner persönlichen unermüdlichen Werbetätigkeit gelang es, auch in amerikanischen jüdischen Kreisen die Mittel zu sammeln, um das jüdische Hospital mit den modernsten Einrichtungen so auszustatten, dass es für Fürth eine Musteranstalt wurde, welche auch jahrelang gerne von christlichen Patienten besucht wurde. - Die Israelitische Kultusgemeinde Fürth hat die Gelegenheit des Jubiläums dazu benutzt, um dem Jubilar für seine aufopfernde Tätigkeit im Dienste der Gemeinde aufrichtig zu danken."       

 
Zum Tod von Stud.-Prof. i.R. Arnold Kurzmann (1936)   

Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. März 1936: 
"Zum Gedächtnis von Professor Arnold Kurzmann. 
Durch einen Verkehrsunfall ist am Abend des 7. Februar Herr  Studienprofessor i.R. Arnold Kurzmann, Fürth in Bayern, kurz vor Vollendung seines 60. Lebensjahres, jäh aus dem Leben gerissen worden. Mit seiner Gattin, seinem Sohne und seinen Geschwistern trauert ein großer Kreis von Freunden und Verehrern um den vorzeitigen Heimgang dieses ausgezeichneten Mannes. In seinem amtlichen Dienst als Lehrer für neuere Sprachen an den bayerischen höheren staatlichen Lehranstalten erfreute er sich hohen Ansehens bei seinen Amtsgenossen, Direktoren und Behörden und seine zahlreichen Schüler haben ihm Anhänglichkeit und treues Gedenken stets bewahrt. Mit dem Jahre 1933 schied er aus dem aktiven Dienst seines Lehramtes an der Oberrealschule Fürth in Bayern."
            

   
Zum Tod von Sanitätsrat Dr. David Teitz (1936)    

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Juli 1936
"Sanitätsrat Dr. David Teitz das Andenken an den Gerechten ist zum Segen. 
Fürth in Bayern, 28. Juni (1936). Am Nachmittag des 18. Siwan verschied der allenthalben innerhalb und außerhalb seines Wirkungskreises bekannte und geschätzte Sanitätsrat Dr. David Teitz. Mit ihm ist ein Mann dahingegangen, der, allem Lauten und Aufdringlichen abhold, in einem acht Jahrzehnte dauernden Leben uns allen ein Vorbild stiller Größe und edlen Wirkens war. Von Litauen, wo er in Toraluft aufgewachsen war und sich mit einem großen talmudischen Wissen ausstattete, das er mit erstaunlicher Gedächtniskraft jederzeit gegenwärtig hatte, kam er in jungen Jahren nach Deutschland, wo der damalige Medizinstudent im Umgang und wissens- und Gedankenaustausch mit prominenten Häusern des gesetzestreuen Judentums den Grund legte für die Synthese zwischen Talmid Chochim und gewissenhaftem, selbstlosem Arzt und Menschenfreund. So hat er an die fünf Jahrzehnte hier seine segensreiche ärztliche Tätigkeit ausgeübt, davon einen sehr großen Teil in dem hiesigen jüdischen Hospital, das ein stetiges Kind seiner Sorge war. Seinen vielfachen und intensiven Bemühungen und Werbungen ist es in der Hauptsache zu danken dass die in heutiger Zeit gar nicht hoch genug zu schätzende Einrichtung eines jüdischen Krankenhauses die krisenhaften Zeiten der Inflation überdauert und in vorbildlicher Fortschrittlichkeit dasteht. Bei Kriegsbeginn stellte er seine Kräfte sofort dem Vaterland zu Verfügung und leitete während der ganzen Kriegszeit ehrenamtlich ein Lazarett. Als Armenarzt der Stadt war er viele Jahre hier tätig, und hierin erwies er sich als ein wahrer Wohltäter aller Hilfsbedürftigen, gleich welcher Konfession, so wie es dem Ideal eines toratreuen jüdischen Arztes entspricht. Ehrungen jeder Art hat er in seinem bescheidenen Wesen stets abgelehnt; vor einigen Jahren hatte er die seltene Freude, sein goldenes Doktorjubiläum feiern zu können, wobei ihm aus diesem Anlass sein Doktordiplom erneuert wurde. Wer mit ihm ins Gespräch kam, war bald gebannt von dem fesselnden Plauderton, mit dem er über talmudische, über medizinische, über allgemein menschliche Dinge sprach, und bewunderte das reiche Wissen, das in der Unterhaltung zutage trat. 
So steht sein Lebensbild als teures Vermächtnis vor den Augen eines großen trauernden Kreises. Der leidtragenden Gattin und den trauernden Kindern und Enkeln sei seine reine Seele ein Meliz jauscher (ein wahrer Fürsprecher) am Throne des Allmächtigen. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."
 
        

     
Zum Tod von Simon Sänger (1936)        

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. September 1936: "Simon Sänger - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen. Fürth, 27. September (1936). Am zweiten Tage Rosch Haschonoh stand unsere ganze Kehilloh (Gemeinde) erschüttert vor dem (göttlichen) Urteil, das Simon Sänger - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen - für immer von uns nahm. Wie ein mächtiger Baum, vom Blitze gefällt, so sank bei der Ausübung von wahrhafter Wohltätigkeit am Friedhof (sc. er war wohl im Dienst für die Beerdigungsbruderschaft) lautlos ein Mann dahin, der mit unserem Zibbur (sc. Gemeinschaft) so eng verknüpft und verkettet war, dass sein Weggang eine unausfüllbare Lücke hinterlässt und uns alle vor die Frage stellt, wer kann es ihm gleichtun, wer kann ihn ersetzen. Simon Sänger - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen, aus Buttenwiesen stammend, kam vor mehr als 40 Jahren in unsere Kehilloh (Gemeinde) und wirkte schon in jungen Jahren beispielgebend im Toralernen. Die Tora war Anfang und Ende seines Lebenszieles, sie war ihm Richtlinie für die Ausübung seines Berufes, eines echtjüdischen Buchhändlers, voll Aufrichtigkeit, voll Gewissenhaftigkeit, immer mehr das Interesse des Käufers als das seine wahrnehmend. Ein aufrechter und geradsinniger Mann, mit seltener Bescheidenheit, begnade, lebte er im Sinne des ständigen Wandelns mit Gott, nie rühmte er sich seiner vielseitigen Gaben, seiner Wohltätigkeit, seiner großartigen Gebotserfüllung, still und verborgen wandelte er mit seinem Gotte. Ob er in den vielen Chawerot (Vereinen), Institutionen und Vereinen, denen er angehörte, ob in der Waisenhaus-Synagoge, deren Erster er früh und abends war, auf ihn konnte man zählen, seine Zeit gehörte nicht ihm, sondern den Erfordernissen der Gesamtheit. Unterstützt wurde er von seiner gleichgesinnten Frau, einer Tochter Justizrat Naftali Hirschs - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen, alles, was sie vom Vater gehört, vom Großvater Samson Raphael Hirsch - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen - als Erbgut empfangen, wurde in diesem Hause zur lebendigen Tat. Tora strahlte aus diesem Hause, Simon Sänger - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen - verstand es, vielen Männern unserer Gemeinde von seiner Tora zu geben, sie alle und die vielen Freunde trauern um den allzu früh Dahingeschiedenen. Trotz seiner tiefen Bescheidenheit war sein Wert überall bekannt, die große Beteiligung an der Beisetzung und bei den Trauerreden gaben davon beredtes Zeugnis. Es sprachen Herr Rabbiner Dr. Breslauer, Herr Rabbiner Dr. Josef Breuer und noch vier weitere Familienvorsteher aus allen Kreisen unseres Zibbur. Groß ist der Schmerz in unserer Gemeinde. Männer wie Simon Sänger - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen - werden immer seltener. Möge Gott seine Gattin und uns alle trösten."      

      
Verlobungsanzeige von Friedl Schild und Dr. Benno Heinemann (1936)     

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. September 1936:  
Gott sei gepriesen.  
Friedl Schild  Dr. Benno Heinemann
Studienrat. Verlobte  
München Frauenhoferstraße 3  Fürth in Bayern  Blumenstraße 29  
zu Hause 17. Oktober  24. und 25. Oktober". 

 
Zum Tod von Moritz Peiser, früherer Vorsteher der jüdischen Gemeinde von Koschmin (Provinz Posen, heute Koźmin Wielkopolski; 1936)     

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. Oktober 1936: "Fürth 26. Oktober (1936). Am 2. Cheschwan verschied im gesegneten Alter von über 86 Jahren Moritz Peiser, der vor ca. 15 Jahren seinen Wohnsitz von Koschmin (Provinz Posen) hierher, wo Sohn und Tochter ihre Häuser begründet hatten, verlegte. Unsere Gemeinde betrauert den Heimgang eines frommen Mannes, der es so meisterhaft versteht, trotz bescheidenster und aller Aufdringlichkeit abholden Lebensführen, Menschen heranzuziehen und sie für Tora und Gottesdienst zu gewinnen. In seiner alten Heimat, wo er zu Füßen der Torakundigen seiner Zeit aufwuchs und in der es ihm bald vergönnt war, als hochangesehener Bürger seiner Vaterstadt und Vorsteher der jüdischen Gemeinde viel Segen zu stiften, wusste er Menschen in liebevollster Zuneigung an sein Haus zu fesseln. In seiner neuen Wahlheimat, wo man ihm der für jedermann ein freundliches Wort bereit hatte, dem nie ein Wort der Bösrede über die Lippen kam, nicht nur schätzte und achtete, sondern geradezu lieb gewann, hatte sich der Heimgegangene rasch einen großen Freundeskreis erobert. Nichts konnte ihn noch bis in sein hohes Alter hinein daran hintern, täglich in der Synagoge des Waisenhauses, wo er im Kreise Gleichgesinnter seinen Gebetsort aufgeschlagen hatte, zu den Frühaufstehern und den Abendgebeten zu gehören. Mit äußerster Pflichttreue und minutiöser Genauigkeit war er bestrebt, religiöse Pflichten, wo sie sich ihm darboten, nachzukommen. Charakteristisch war es zum Beispiel, wie er darauf bedacht war, jedes Zeitungsblatt, auf dem sich ein heiliger Name befand, der Genisa zuzuführen. Unablässige und emsige Beschäftigung mit dem Gottesworte bis ins höchste Alter hinein, und sei es sogar mit Hilfe der Lupe, füllte seine Zeit aus. In liebendster Fürsorge und nach wohldurchdachtem Plane erzog er seine Kinder in Gemeinschaft mit seiner ebenbürtigen Gattin, die selbst die Tochter eines weisen Gelehrten ist, nicht nur für ihren künftigen Broterwerb, sondern führte sie, wobei ihm kein Opfer zu groß erschien, der Tauroh zu. Er durfte allerdings auch den Lohn seiner Mühen sehen und in den Häusern seiner Kinder - sein Sohn ist nicht nur geschätzt als tüchtiger Arzt, sondern nimmt auch tätigsten Anteil an der Führung und dem Geschick seiner Gemeinde - all das in schönster Blüte wiederzufinden, was er und seine mit ihm in über 54 Jahren glücklicher Ehe verbundene Gattin gepflanzt hatten. Aber auch Kummer blieb ihm nicht erspart: der Weltkrieg hat auch ihm einen hoffnungsvollen Sohn in der Blüte der Jahre entrissen. In solcher Situation bewährte sich an ihm das (Gott)vertrauen, von dem er stets erfüllt war. 
Im Anschluss an die Beisetzung hielt Herr Rabbiner Dr. Breslauer im Trauerhause eine Trauerrede, in der er den zahlreich Anwesenden noch einmal die hervorragenden Verdienste des Verstorbenen vor Augen führte. Auch die Herren Studienrat M. Munk, Frankfurt am Main und Leo Munk, Köln, ergriffen in zu Herzen gehenden Ansprachen als Anverwandte das Wort. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."   

   
Verlobungsanzeige von Hanna Neumann und Josef Singer (1937)
     

Bamberg Israelit 22071937.jpg (31256 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Juli 1937:  
"Hanna Neumann - Josef Singer. Verlobte. 
Fürth i. Bay. Café Monopol - Bamberg Zinkenwörth 17 / München.  
Empfang findet nur Samstag, 31. Juli / 23 Aw, Moststr. 10 I. statt."      

       
Nach der Deportation: Todesanzeige für Ella Nussbaum geb. Mayer (umgekommen im KZ Bergen-Belsen; 1945)  
Ánmerkung: Ell (Eleonora) Nussbaum geb. Mayer ist am 28. März 1896 in Fürth geboren; sie emigrierte 1936 nach Italien, 1938 in die Niederlande, von wo sie 1942 in das KZ Bergen-Berlsen deportiert wurde (1945 für tot erklärt).  
Hinweis: in den Listen des Bundesarchivs Berlin u.a.m. steht als Geburtsname "Mager". 
  

Anzeige in der Zeitschrift "Der Aufbau" vom 20. Juli 1945: "Ein Vorbild, für alle die sie kannten, in Lebenswillen, Kraft und Selbstaufopferung ist unsere innigstgeliebte und unvergessliche Frau, Mutter, Schwester, Schwägerin und Tante, Frau 
Ella Nussbaum geb. Mayer
(früher Fürth, Bayern; Frankfurt am Main; Amsterdam) 
im Alter von nur 47 Jahren Mitte Mai in Bergen-Berlsen nach kurzer Krankheit, ohne ihre Lieben wiederzusehen, gestorben. In tiefer Trauer:  Hermann Nussbaum (Aufenthalt unbekannt)  
Rudi Nussbaum, Westerschelde St. 181, Amsterdam-Z.  
Alfred Mayer und Frau Grete geb. Rosenthal, 1035 Bernard Avenue, Montreal, Canada  
Alfred Schwesinger und Frau Marie geb. Mayer P.O.Box 3977, Johannesburg, S.-A.  
Willy Mayer und Frau Liesel geb. Fels (Aufenthalt unbekannt)  
ILSE MAYER,
Amsterdam   Juli 1945."      

  
  
Einzelnes zu jüdischen Gewerbebetrieben      
Anzeige von G. Löwensohn für Gratulationskarten zum Neujahrsfest (1859)      

Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 22. August 1859:      

 
Anzeige der Zichorien-Fabrik von Julius Cohn (1867)    

Fuerth Israelit 17071867.jpg (76294 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Juli 1867: "Empfehlung
Die Zichorien-Fabrik von Julius Cohn in Fürth (Bayern) fabriziert die meisten der gewöhnlich im Handel vorkommenden Sorten Zichorien in bester reinschmeckender Qualität und schöner eleganter Verpackung. Preise billigst und mit der Konkurrenz gleichen Schritt haltend. 
Die Fabrik wird im Haus und unter persönlicher Aufsicht des jüdischen Besitzers geleitet; es kamen und kommen niemand nicht-koschere Substanzen zu Verarbeitung. - Alle mit meiner Fabrik-Firma bezeichneten Pakete können daher unbedenklich als vollkommen koscher ruhig verbraucht werden.  
Fürth in Bayern, am 25. Juni 1867. Julius Cohn."        
 
Firmenkarte der Fa. Julius Cohn, Zichorienfabrik (1906) 
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim/Ries)     
Die Karte wurde am 25. Oktober 1906 
nach Oberdorf an einen Empfänger 
namens Mailänder verschickt.  
Fuerth Dok 320.jpg (91728 Byte)  Fuerth Dok 320a.jpg (107921 Byte)
 
Werbevignetten der Fa. Julius Cohn, Zichorienfabrik (um 1910)    
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim/Ries)  
Fuerth Dok 310.jpg (114208 Byte) Fuerth Dok 311.jpg (109034 Byte) Fuerth Dok 312.jpg (110226 Byte) Fuerth Dok 313.jpg (105159 Byte) Fuerth Dok 314.jpg (100821 Byte) Fuerth Dok 315.jpg (108555 Byte)
Es handelt sich um sechs Werbevignetten mit Bildern zu Grimms Märchen von Hänsel und Gretel.   

   
Über die Zichorienfabriken in Fürth (1897)  

Fuerth Israelit 16091897.jpg (179570 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. September 1897: "Aus Bayern, 12. September (1897). Außer in Fachkreisen dürfte es nur wenig bekannt sein, dass zur Fabrikation von Zichorien in fast allen dieses Kaffeesurrogat herstellenden Fabriken ein Zusatz von Fett oder Öl genommen wird, der den Zweck hat, einesteils den beim Mahlen der gebrannten Zichorienwurzeln entstehenden lästigen Staub zu beseitigen, andernteils der Zichorie selbst ein frischeres, glänzendes Aussehen zu geben. Die Bedeutung der Bezeichnung Koscher bei den in den Handel gebrachten Zichorienpaketen liegt nun eben darin, dass damit versichert werden soll, die bezügliche Zichorie enthalte entweder gar keinen Zusatz, oder wenigstens keinen Fettzusatz; für die Zulässigkeit der Verwendung am Pessachfest kommen auch noch andere bei der Fabrikation zu beobachtende Vorkehrungen in Betracht. Dafür, dass bei der Fabrikation in Wirklichkeit auf die für die Verwendbarkeit von jüdischen Religionsgesetz geforderten Umstände Bedacht genommen worden ist, gibt natürlich die auf den Paketchen sich befindliche Aufschrift 'koscher' allein keine Gewähr, insolange man sich über die Provenienz der Ware und das bei deren Bereitung beobachtete Verfahren eine Gewissheit nicht verschafft hat. In Süddeutschland sind es vornehmlich zwei Fabriken, beide in Fürth, welche sich mit der Herstellung von Zichorien befassen und ihr Fabrikat als 'Koscher' und als 'Koscher auch zu Pessach' in den Handel bringen. Eine Erkundigung an zuständiger Stelle hatte jedoch das Ergebnis, dass nur die eine der beiden Fabriken, und zwar die von Julius Cohn, unter strenger Aufsicht einer von autorisierter Seite dazu berufenen, verlässlichen Person gestellt ist, was aber bei der anderen nicht der Fall ist. Die Koscherwaren jener erstgenannten Fabrik sollten allerdings mehr als bisher durch geeignete Kennzeichnung vor Verwechslung geschützt sein. Immerhin ersieht man auch hieraus, welche große Vorsicht der streng religiöse Jude bei dem Bezuge von Waren anzuwenden hat, wenn er sich nicht unbewusst oder aus Indolenz gegen die Vorschriften des göttlichen Speisegesetzes verfehlen und mit aufrichtigem Empfinden seinem Schöpfer die Bitte 'wir haben gesündigt vor dir beim Essen und Trinken' vortragen will. Bei der großen Vertrauensseligkeit des Publikums, auch des religiös gesinnten, ist es gut, von Zeit zu Zeit durch ein gegebenes Beispiel es von dieser Selbsttäuschung zu befreien. D."           

   
Anzeige des Spezereien-en-gros-Geschäftes von Max Naumburger (1868)    

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Februar 1868: "Spezereien - zum Pessach-Feiertag
Mein En gros-Geschäft in vorbenanntem Fache bringe ich mit dem Bemerken höflichst in Erinnerung, dass meine Preise dieses Jahr auf's Äußerste gestellt sind. Ich bitte um baldige Erteilung von Aufträgen und sichere reelle und prompte Bedienung zu. 
Max Naumburger
in Fürth (Bayern)."    

   
Anzeige des Papier- und Schreibwaren-Geschäftes S. J. Offenbacher (1889)    

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Mai 1889: "Für mein 
Papier- & Schreibwarengeschäft
suche ich einen branchekundigen Verkäufer. 
S. J. Offenbacher, Fürth
in Bayern."       

    
Mitarbeiter für ein Comptoir-Utensilien-Geschäft gesucht (1901)   

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. September 1901: "Ein tüchtiger junger Mann, in Buchführung und Korrespondenz gut bewandert, für ein Comptoir-Utensilien-Geschäft per 1. Oktober eventuell 15. Oktober gesucht. Samstags streng geschlossen. Lehrlingsstelle ebendaselbst vakant. Offerten unter A B. postlagernd Fürth (Bayern)."    

    
Anzeige des Metzgermeisters F. Stoll (1902)     

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Dezember 1902: "Angehender Metzgerbursche 
kann sofort eintreten. Auch wird ein Lehrling aus religiöser Familie gesucht. Schabbos und Jomtof (Feiertag) geschlossen. 
F. Stoll
, Metzger und Charkutier, Fürth in Bayern."       

    
Anzeige der Mechanischen Gummiband-Weberei und Hosenträgerfabrik Theodor Riegel (1902)      

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Oktober 1902: "Theodor Riegel. 
Mechanische Gummiband-Weberei und Hosenträger-Fabrik, 
Fürth, Bayern. 
Mittlere- und feinste Genre.  
-  Lagerbesuch lohnend! - "    

   
Anzeige des Manufakturwarengeschäftes David Farntrog (1907)        

Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 14. Juni 1907: 
Suche für mein Manufakturwaren-Geschäft  
2 tüchtige Verkäuferinnen,
welche in dieser Branche bewandert sind und längere Zeit hierin tätig waren. Samstag und jüdische Feiertage streng geschlossen. 
David Farntrog
, Fürth in Bayern."     

 
Anzeige der Fa. Hermann Hausmann (1921)      

Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 18. August 1921: "Tüchtige branchekundige 
Verkäuferin
für Herrenstoffe und Herren-Konfektion unter günstigen Bedingungen per sofort gesucht. 
Herm. Hausmann, Fürth in Bayern"
.              

   
Über die Firma Hans Fischer (Scheitel-Tansformations-Haus) (1929)   

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. März 1929: "Das größte Scheitel-Transformations-Haus Hans Fischer, Fürth in Bayern, Nürnbergerstraße 2, eine bei vielen Damen bestens bekannte Firma, bringt seine Frühjahrsfrisuren, Modelle von ganz schmissigen und aparten Formen zu ganz außergewöhnlich billigen Preisen. Es ist ja allgemein bekannt, dass die Haararbeiten obiger Firma nicht zu übertreffen sind. Insbesondere muss dies von den tambourierten Scheitelstrichen gesagt werden, die an Qualität und Natürlichkeit unerreicht sind. Das fachmännische Reinigen und Auffrisieren von Perücken und Transformationen wird ebenfalls von der Firma Fischer gewissenhaft und erstklassig ausgeführt. Die Firma ist mit 64 hohen Auszeichnungen prämiiert. Ich verweise auf mein Inserat in der heutigen Auflage."         

    
   
   
Weitere Dokumente
   
(Wenn nicht anders angegeben sind die Dokumente aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim / Ries; die erläuternden Texte wurden erstellt auf Grund der Recherchen von Peter Karl Müller)   

Brief aus Wallerstein 
an Joel Getz (Goetz, Götz) in Fürth 
 (zwischen 1849 und 1861)
  
Fuerth Dok 0840.jpg (166857 Byte) Fuerth Dok 0840a.jpg (148294 Byte)
  Der Brief an den Kaufmann Joel Getz (Goetz, Götz) in Fürth wurde aus Wallerstein im Zeitraum zwischen 1849 und 1861 (Verwendungszeitraum der Briefmarke) geschickt. Er ist unterzeichnet von dem damaligen Distriktsrabbiner David Weißkopf in Wallerstein). Nach ancestry.com (Quelle) ist Joel Goetz 1809 in Fürth geboren, war verheiratet mit Nanni Rieger (zwei Kinder); er starb 1863 in Fürth. Ein Enkel von Joel Goetz war der kanadische Bahá'í Siegfried Schopflocher (1877-1953; Angabe nach The Bahá'í Encyclopedia)      
     
Brief aus Nördlingen 
an S. Farrnbacher in Fürth (1867)
 
Fuerth Dok 0839.jpg (138611 Byte) Fuerth Dok 0839a.jpg (116814 Byte)
   Der Brief an S. Farrnbacher wurde aus Nördlingen am 30. Oktober 1867 verschickt. Absender waren Joh. Jacob Mayer und Franz Mayer in Nördlingen. Zwei Geschäfte jüdischer Gewerbetreibender mit Namen Farrnbacher standen 1933 auf der Boykottliste: Adolf Farrnbacher (Bettfedern in der Nürnberger Straße 26) und Farrnbacher, Eisen und Bleche (Königstraße 120); Quelle: www.juedische-fuerther.de, Boykottliste)  
     
Brief aus Nördlingen an 
Moritz Heinemann in Fürth (1871)
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  Der Brief an Moritz Heinemann in Fürth wurde aus Nördlingen am 18. Januar 1871 verschickt. 
   
Karte an Leopold Illfelder, 
Bleistiftfabrik in Fürth (1875)
  
Fuerth Dok 11080.jpg (85136 Byte) Fuerth Dok 11080a.jpg (100466 Byte)
  Die Karte an Leopold Illfelder & Co. wurde 1875 versandt. 1856 gründeten Heinrich Berolzheimer und Leopold Illfelder die VERA-Bleistiftfabrik. 1882 wurde die Familie Illfelder Alleininhaber, bis die Firma in der NS-Zeit 1936 an Hans C. Schwarz, dem Berliner Vertreter der Bleistiftfabrik KOH-I-NOOR Hardmuth aus Budweis überging. Vgl. die Informationen auf "Georg Büttner's Bleistiftseiten. Kurzartikel auch bei Fuerthwiki zur Bleistiftfabrik Berolzheimer und Illfelder.   
     
Karte von Gerson Löwensohn, 
Bilderbuchfabrik in Fürth (1883)
 
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  Die Karte der Bildbuchfabrik von Gerson Löwensohn wurde am 12. Juni 1883 verschickt. Zur Firmengeschichte: aus einer 1844 gegründeten Kupferdruckerei entwickelte sich die erste Fürther Bilderbuchfabrik. Zur Geschichte der Familie Löwensohn informiert ein online zugänglicher Beitrag von Gérard Langlois: Histoire de la famille Löwensohn (pdf-Datei). 
Vgl. auch den Beitrag von Barbara Ohm: '...was der Staat allein nicht vollbringen kann. Sozialmaßnahmen der Fürther Fabrikantenfamilie Löwensohn" in: Geschichtsblätter des Geschichtsvereins Fürth e.V. 2/2005 (online zugänglich).      
   
Karte an Gerson Löwensohn 
in Fürth (1880
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  Die Karte an Gerson Löwensohn wurde aus Wien-Leopoldstadt am 13. August 1880 verschickt. Sie dokumentiert die über die Grenzen Deutschlands hinausgehenden Geschäftskontakte der Firma. Die "Correspondenzkarte" mit eingedruckter Briefmarkte zeigt das Wappen des Österreichischen Kaisertums.  
   
Firmenkarte aus Rotterdam an
Moritz Heinemann in Fürth (1895) 
Fuerth Dok 621.jpg (111427 Byte) Fuerth Dok 621a.jpg (122293 Byte)
   Die Firmenkarte der Fa. Bunge aus Rotterdam an Moritz Heinemann wurde am 26. Oktober 1895 verschicke. Sie gibt einen Einblick in das Geschäftsfeld von Moritz Heinemann, zu dem im weitesten Sinne die Herstellung von Zinnfolien und damit die Spiegelherstellung gehörten. Die Fa. Bunge in Rotterdam offerierte eine Lieferung von 100 Blöcken Banka Zinn.  
Hinweis: mit der Spiegelherstellung in Fürth befassten sich auch Beiträge in der 
Ausgabe 1/2006 der Fürther Geschichtsblätter (pdf zum Download)   
         
Postkarte aus Frankreich an die 
Fa. Ullmann & Engelmann in Fürth (1884)
 
Fuerth Dok 384.jpg (101310 Byte) Fuerth Dok 384a.jpg (111794 Byte)
   Die Postkarte der französischen Fa. Villard & Weill aus Luneville wurde am 9. April 1884 an die Firma Ullmann & Engelmann nach Fürth geschickt. Bei dieser Firma handelte es sich um eine Spielwaren-Export-Firma (vgl. die Hinweise auf der Seite zur Geschichte der Firma Franz Carl Weber http://www.fcw.ch/franz-carl-weber/geschichte/. Vgl. auch Literatur: Baecker, Carlernst, Haas, Dieter & Väterlein, Christian (Hrsg.) (1981): Ernst Paul Lehmann, Ullmann & Engelmann, TRIX Vereinigte Spielwarenfabriken GmbH. Band 6 aus der Reihe Die anderen Nürnberger. Technisches Spielzeug aus der guten alten Zeit. S. 2621–2780. Frankfurt a. M.
    
Postkarte an Nathan Springer 
in Fürth (1894)
 
Fuerth Dok 386.jpg (96998 Byte) Fuerth Dok 386a.jpg (118832 Byte)
   Die Karte an Nathan Springer wurde von Hermann Prager aus Ottensoos am 20. April 1894 verschickt. Der Kaufmann Nathan Springer wird genannt in der Website www.juedische-fuerther.de als Vater der im Oktober 1940 von Baden-Baden nach Gurs deportierten Bertha Dreyfuss geb. Springer (geb. 25. Juli 1873) aus Fürth.   
   
Umschlag eines Briefes 
an Justizrat Berolzheimer in Fürth (1894)
 
Fuerth Dok 280.jpg (111050 Byte) 
  Der Brief an Justizrat Berolzheimer wurde in Nördlingen am 4. Dezember 1894 aufgegeben. 
     
Karte von Theodor Bergmann (Nürnberg) 
an Flora und S. Bergmann (Fürth, 1896)
 
Fuerth Dok 071101.jpg (153514 Byte) Fuerth Dok 071101a.jpg (98399 Byte)
   Die Karte wurde von Theodor Bergmann am 11. Mai 1896 von Nürnberg nach Fürth geschickt. Es handelt sich um eine Sonderpostkarte für die Nürnberger Landesausstellung mit Ansicht des Ausstellungs-Einganges. Über Theodor Bergmann vergleiche die 
Angaben in der Website juedische-fuerther.de
.       
     
Firmenkarte von H. E. Arnstein aus Fürth 
nach Brüssel (1899)
 
Fuerth Dok 0834.jpg (89502 Byte) Fuerth Dok 0834a.jpg (113276 Byte)
  Die Firmenkarte von H. E. Arnstein wurde am 22. März 1899 von Fürth nach Brüssel verschickt. 
     
Postkarte an Rosa Feuchtwanger
aus Anvers (Belgien, 1905)
  
Fuerth Dok 322.jpg (116239 Byte) Fuerth Dok 322a.jpg (154848 Byte)
  Die Karte an Rose Feuchtwanger (Fürth, Weinstraße 17) wurde aus Anvers (Belgien) am 30. Juli 1905 verschickt. Sohn Fritz Feuchtwanger bedankt sich bei seiner Mutter für die Erlaubnis, mit an die See gehen zu dürfen. Zweimal taucht der Name "Moschele" auf und auch die Bemerkung, dass er sich noch 6 Kragen á 85 Centimes hat kaufen müssen. 
     
Postkarte an Georg Rosenberg 
in Fürth (1905)
 
Fuerth Dok 324.jpg (92733 Byte) Fuerth Dok 324a.jpg (89935 Byte)
  Die Karte an Georg Rosenberg in Fürth (Gabelsbergerstraße 4) wurde am 1. November 1905 verschickt. Es handelt sich um eine Benachrichtigungskarte zur Gemeindewahl in Fürth.
     
 Rechnung der Firma Hermann Krakenberger (1905) 
(aus der Sammlung von Jürgen Hanke, Kronach) 
   
  Die Rechnung der Firma Hermann Krakenberger - Fabrikation von Bronzefarben Fuerth i.B. - wurde am 25. April 1905 erstellt. Isaak Hirsch Hermann Krakenberger ist geboren am 9. Oktober 1861 in Altenschönbach/Ufr., er starb am 3. April 1922 und wurde am 7. April 1922 im neuen jüdischen Friedhof beigesetzt. Er hatte am 5. November in Fürth das Bürgerrecht erhalten. Zusammen mit Carl Eckart ließ er 1890 das dreigeschossige Mietshaus mit gewerblichen Hofgebäuden (jetzt Pfisterstraße 9) erstellen. Er übernahm das Haus 1892 und baute eine Werkstätte an. 1900 war er Inhaber der Broncefarben- und Blattmetallfabrik Martagon in diesem Haus, das er 1910 verkauft. Nach 1918 hatte die Firma H. Krakenberger, Maistraße 11 ½, ein Werk in Günthersthal an der Pegnitz. Krakenberger verkaufte es an Carl Eckart und verzog mit seiner Produktion übergangsweise nach Lauf, richtete dann in einer ehemaligen Spiegelglasschleiferei in Altendorf/Opf. eine Fabrik mit Wasserkraft ein, die in der NS-Zeit vom Inhaber der Firma Carl Eckart "arisiert" wurde.
Rechts Grabstein im neuen jüdischen Friedhof in Fürth - Feld XIVb.33-34 (Reihe 2) für Hermann Krakenberger und Lothar Krakenberger (24. August 1893 - 14. Dezember 1932). 
     
 Rechnung der Firma M. Kunreuther,
Spiegelfabrik (1907)

(aus der Sammlung von Jürgen Hanke, Kronach)
   
  Die Rechnung der Firma M. Kunreuther, Spiegel-Fabrik wurde am 21. Oktober 1907 verschickt. Moses Moritz Kunreuther ist geboren am 18. Februar 1845 in Büdingen/Hessen und wurde beigesetzt am 16. März 1910 im neuen jüdischen Friedhof in Fürth (Grab rechts). Sein Vater war 1869 Lehrer in Fürth. Moritz Kunreuther wurde 1872 in Fürth immatrikuliert und betrieb hier seit 1873 einen Spiegelglashandel. 1875 erhielt er das Bürgerrecht; 1891 gründete er die Spiegelglas- u. Spiegelglasmanufaktur M. Kunreuther, in die er 1902 Sohn Karl aufnahm und 1905 eine Facettenschleiferei einrichtete. Moritz Kunreuther war verheiratet mit Jeanette geb. Feuchtwanger (geb. 30. März 1852, gest. 12. Februar 1927). 
     
Zwei Firmenkarten der 
Firma Moses Kohnstamm (MOKO) 
(1913/14)
  
Fuerth Dok 865.jpg (99280 Byte) Fuerth Dok 865a.jpg (150798 Byte)
    Es handelt es sich einmal um eine Bestellung der Fa. M. Kohnstam bei der Fa. Bätz in Sonneberg 
um verschiedene Mengen (1/4, 1/2 und 1 Dutzend) Puppen mit dunkelbraunen und schwarzen Haaren
 (blond ausgeschlossen) und 1/2 Dutzend Puppenwagen. 
(Datum der Karte: 11.6.1913) 
Fuerth Kohnstam Dok 170.jpg (43861 Byte) Weitere Informationen zur Firmengeschichte Kohnstam (MOKO) siehe eine 
Seite auf der Website von zinnfguren-bleifiguren.com (pdf-Datei)  
Siehe auch Informationen auf einer Seite in der Website pieterkonstam.com sowie
eine Website mit zahlreichen Dokumenten und Abbildungen zu Fa. Moses Kohnstam 
  http://www.dream-tintoys.com/kohnstam.html   
     
 wie oben  Fuerth Dok 866.jpg (77784 Byte) Fuerth Dok 866a.jpg (107469 Byte)
  Es handelt sich um eine Annullierung von bestellten Mustern zu einer bestimmten Kommission 
(Datum der Karte: 29.4.1914) 
     
Werbevignetten des Geschäftes
 "Küchenbazar" des Max Jakobowski 
(ca. 1910/20, vgl. Karte unten von 1923)
  
Fuerth Dok 12054.jpg (147276 Byte) Fuerth Dok 12055.jpg (177156 Byte)
     
     
Firmenkarte von S. Bergmann 
in Fürth (1914)
Fuerth Dok 0452a.jpg (92870 Byte) Fuerth Dok 0452.jpg (106134 Byte)
  Die Firmenkarte von S. Bergmann in Fürth wurde am 11. Februar 1914 an Chr. Seltmann in Weiden, Oberpfalz verschickt. S. Bergmann ist vermutlich identisch mit dem in einem Bericht zur Einweihung der Israelitischen Kinderheilstätte in Bad Kissingen 1905 genannten S. Bergmann aus Fürth; dieser war zeitweise 1. Vorsitzender des Kuratoriums (Link zur Seite mit Berichten zur Israelitischen Kinderheilstätte in Bad Kissingen). Vermutlich handelt es sich dabei um den Kohlegroßhändler Salomon Bergmann in Fürth, Vater sieben Kindern, darunter Chemiker Max Bergmann (1886-1944; Link zu weiteren Informationen). Beim Empfänger handelt es sich um den Gründer der Porzellanfabrik in Weiden, Christian Seltmann.      
            
Ansichtskarte mit einer 
Abbildung des Berolzheimerianum (1917)
 
Fuerth Dok 285.jpg (143517 Byte) Fuerth Dok 285a.jpg (148708 Byte)
     Die Karte wurde von Fürth nach Westheim bei Gunzenhausen am 17. März 1917 verschickt. Das Berolzheimerianum konnte auf Grund einer Stiftung von Heinrich Berolzheimer 1906 eingeweiht werden (Volksbildungsheim; Gebäude steht noch heute in der Theresienstraße 1; 
vgl. Artikel zum Berolzheimerianum bei Wikipedia - Fürth-WIKI
ebd. Artikel zu Heinrich Berolzheimer).      
     
Postkarte an Fa. A. N. Holzinger 
in Fürth (1919)
  
Fuerth Dok 0836a.jpg (108430 Byte) Fuerth Dok 0836.jpg (123399 Byte)
   Die Postkarte an die Firma A. N. Holzinger in Fürth wurde aus Regensburg am 9. September 1919 verschickt. Die Firma ist vermutlich identisch mit dem in der Liste "Die dem Boykott unterworfenen Juden und jüdischen Geschäfte in Fürth"     
(Website www.juedische-fuerther.de, dort pdf-Datei Chronik Fürth 1933-1945).   
             
Firmenkarte der Zinnfolienfabrik 
D. Morgenstern (1920)
   
Fuerth Dok 620.jpg (106020 Byte) Fuerth Dok 620a.jpg (121094 Byte)
  Die Firmenkarte der Zinnfolienfabrik D. Morgenstern wurde am 23. September 1920 verschickt. In der Liste "Die dem Boykott unterworfenen Juden und jüdischen Geschäfte in Fürth" (Website www.juedische-fuerther.de, dort pdf-Datei Chronik Fürth 1933-1945) wird auch die Zinnfolienfabrik Forchheim mit Sitz in Nürnberg genannt. Teilhaber war der nach der Deportation umgekommene Dr. Friedrich Morgenstern; weitere Teilhaber waren sein Bruder Heinrich und seine Mutter. Weiteres zu D. Morgenstern in der Opferliste unter "M" bei juedische-fuerther.de. Zum Firmengründer David Morgenstern und seiner Familie siehe Weiteres auf einer Seite der "Deutschen Biographie".  
      
Brief an Hedwig Bendel in Fürth 
(1920)
  
Fuerth Dok 610.jpg (106151 Byte) Fuerth Dok 610a.jpg (85414 Byte)
  Der Brief des Philatelistischen Verein´s Fürth wurde 1920 an Hedwig Bendel geschickt. Zur Empfängerin des Briefes: Hedwig Bendel geb. Kraus ist am 21.11.1891 in Neustadt/Aisch geboren. Sie wohnte in Fürth in der Flössaustrasse 141, 1933 in der Kaiserstrasse 19, 1938 in der Hindenburgstrasse 43 und 1939 in der Maxstrasse 44. Ihr Mann starb am 25.5.1940 in Fürth. Ihr Sohn Erwin Franz wurde bereits am 20.11.1941 nach Kaunas deportiert und starb dort 5 Tage später. Ihre Tochter Olga emigrierte allein im Alter von 13 Jahren am 30.9.1937 nach San Franzisko. Hedwigs Vater war Studienprofessor. Am 22.3.1942 wurde Hedwig Bendel  nach Izbica deportiert und ist dort verschollen. Auch ihre Geschwister Selma Kraus, Dr. Irma Kraus und Felix Kraus wurden deportiert. Quelle der Informationen: Seite "B" in der Website juedische-fuerther.de   
     
Werbung der Fa. J. Heymann
 in Fürth (1920)
 
(erhalten von Georg Wiesbauer, Wien)   
Fuerth Dok 12091a.jpg (101990 Byte) Fuerth Dok 12091.jpg (131177 Byte) Fuerth Dok 12091b.jpg (93642 Byte)
  Fabrikant Jonas Heymann (1807-1901) hatte mit seiner zweiten Frau Rebekka zusammen 14 Kinder. Drei seiner Söhne (Adolf, 1852-1920; Leopold, 1854-1931; Sigmund, 1857-1932) gründeten in der Königstraße 57 in Fürth eine mechanische Gummibandweberei und Hosenträgerfabrik, die alsbald sehr erfolgreich arbeitete. Bald musste sie in die Salzstraße in der Südstadt verlegt werden; dazu kam ein Anwesen in der Schwabacher Straße 117-119, wo Fabrikgebäude im Jugendstil erbaut wurden. Adolf und Sigmund Heymann erhielten vom bayerischen König den Titel Kommerzienrat. Die Heymanns wurden zu großen Stiftern in Fürth (u.a. die Bibliothek im Berolzheimerianum). 
Lit.: Barbara Ohm: Der Bildhauer Johannes Götz und die Fürther Fabrikantenfamilie Heymann. In: Fürther Geschichtsblätter 1 / 2006 S. 43-47 (Beitrag online zugänglich). 
Die abgebildete Faltkarte wurde am 16. Februar 1920 von Fürth an Moritz Palester nach Wien geschickt.  
     
Briefumschlag von 
L. Bierer (1922)
   
Fuerth Dok 05060.jpg (128509 Byte)
 Der Brief von L. Bierer - nach der Boykottliste bei www.juedische-fuerther.de Inhaber eines Kurz- und Spielwarengeschäftes in Fürth wurde am 24. Juni 1922 nach Nürnberg verschickt.  
      
Postkarte an Max Jakobowsky 
in Fürth (1923) 
Fuerth Dok 0432.jpg (112501 Byte) Fuerth Dok 0432a.jpg (141902 Byte)
 Die Karte an Max Jakobowsky wurde am 31. März 1923 aus Milano nach Fürth geschickt. In der Liste "Die dem Boykott unterworfenen Juden und jüdischen Geschäfte in Fürth" (Website www.juedische-fuerther.de, dort pdf-Datei Chronik Fürth 1933-1945) wird "Jakobowski Küchenbazar" in der Schwabacher Straße genannt (vgl. Werbevignetten oben).   
     
Firmen-Briefumschlag von Leo Karpf,
 Holzgroßhandlung (1923)
  
Fuerth Dok 0832.jpg (160122 Byte)
 Der Brief der Firma Leo Karpf wurde am 3. August 1923 innerhalb von Fürth verschickt. Die Holzgroßhandlung von Leo Karpf (Waldstraße in Fürth) wird auch in der Liste "Die dem Boykott unterworfenen Juden und jüdischen Geschäfte in Fürth" genannt 
(Website www.juedische-fuerther.de, dort pdf-Datei Chronik Fürth 1933-1945).     
     
Umschlag eines Briefes an 
David Menki Zimmer (1923)
 
Fuerth Dok 0833.jpg (144156 Byte)
   Der Brief an David Menki Zimmer wurde am 6. August 1923 von Offenburg nach Fürth geschickt. David Menki Zimmer war 1896 Teilhaber der Spielwarenfabrik David Menki Zimmer in der Bahnhofstraße 71 in Fürth. Weitere Informationen zu Albert Zimmer (Sohn von David Menki Zimmer) in der Website www.juedische-fuerther.de (Link zur Seite "Z").      

    

Postkarte von Lili Steiner geb. Lemle 
an Dr. Oppenheimer in Fürth (1924)
 
Fischach Dok 1509a.jpg (186330 Byte) Fischach Dok 1509b.jpg (214805 Byte) Fischach Dok 1509.jpg (177088 Byte)

Die Postkarte mit einer Flugzeugaufnahme von Fischach wurde geschrieben von Lili Steiner an Dr. Oppenheimer in Fürth, versandt am 22. August 1924. Sie schreibt: "Meine lieben Oppenheimer. Recht herzlichen Dank für Ihre Grüße aus Brückenau. Uns geht es hier glänzend. Lottchen fühlt sich recht wohl. Sie ist von morgens bis abends im Garten und unterhält sich dabei recht gut. Recht abgebrannt ist Sie schon. Die Kost im Hotel Lemle behagt ihr fein. Mit Bangen denke ich schon wieder an unsere Abreise. Grüßen Sie Ihre Eltern vielmals und nehmen Sie selbst innige Grüße von Ihrer Lili Steiner. Meine Eltern lassen Sie alle grüßen."
Lili Steiner geb. Lemle (geb. 16. Januar 1900 in Fischach) war seit 21. Mai 1922 (in Fischach) verheiratet mit Dr. jur. et. rev. pol. Friedrich Steiner (geb. 8. November 1888 in Oettingen). Die Tochter Lotte Steiner wurde am 2. Mai 1924 in Fürth geboren. Als die Karte geschrieben wurde, war Lotte Steiner noch keine vier Monate alt und die Familie war wahrscheinlich auf Besuch bei den Eltern von Lili Steiner (Samuel Lemle und Martha geb. Mendle). Auf der Karten - Vorderseite ist ein handgeschriebener Hinweis " Unser Haus mit Garten " und ein von Hand eingerahmtes Grundstück zu sehen, vermutlich das Elternhaus von Lili Steiner und der auf der Karte beschriebene Garten. Friedrich und Lili Steiner wurden am 13. März 1943 nach Auschwitz deportiert und ermordet. Der Tochter Lotte Steiner gelingt die Emigration im August 1939 nach London. Sie lebte später in Toronto.
Dr. Joseph Oppenheimer (geb. 29. Mai 1887 in Fürth) war seit 23./24. Januar 1909 in zweiter Ehe verheiratet mit Rosa geb. Kaiser (geb. 21. November 1884 in München). Das Paar hatte ein Kind. Rosa Steiner und ihr Kind mussten bei Novemberpogrom 1938 mit ansehen, wie Joseph Oppenheimer nur im Pyjama bekleidet von Nazi-Schergen auf einen Lkw gezerrt und abtransportiert wurde. In einem späteren Schreiben wurde Ihnen der Tod von Joseph Oppenheimer mitgeteilt - gestorben an einer " Lungenentzündung". Joseph Oppenheimer war vor seinem Berufsverbot als Chirug am jüdischen Krankenhaus und langjähriger ärztlicher Leiter des Arbeiter - Samariter - Bundes.
Quellen u.a.: http://www.juedische-fuerther.de/index.php/memorbuch-opfer-der-shoah/opfer/opfer-o      

     
Postkarte von Fanny Rothschild (Fürth) 
an ihren Bruder Berthold Rothschild

derzeit in Jugenheim (1934) 
Jugenheim Dok 280.jpg (97937 Byte) Jugenheim Dok 280a.jpg (114847 Byte)
  Die Postkarte wurde an Berthold Rothschild (damals bei Herrn Heinrich Koppel in der Villa Koppel in Jugenheim) von seiner Schwester Fanny am 18. Juni 1934 von Fürth verschickt. Berthold und Fanny waren nach der Website www.juedische-fuerther.de Kinder von David Rothschild und Hannchen geb. Heilbutt (gest. 1930). Die Familie wohnt 1934 in Fürth in der Schwabacher Straße 3 I. David Rothschild wurde 1941 nach Riga deportiert; er ist wenig später umgekommen. Berthold Rothschild emigrierte 1937 nach Palästina/Israel, wo er 1977 gestorben ist; seine Schwester Fanny emigrierte in die USA (verheiratete Dingfelder).         
     
Postkarte an Karl Hirschmann 
aus den USA (1928) 
Fuerth Dok 611.jpg (118496 Byte) Fuerth Dok 611a.jpg (153552 Byte)
  Angehörige der Familie Hirschmann betrieben Geschäfte in Fürth und in den USA, wohin bereits 1853 Friedrich Hirschmann ausgewandert war. 1872 war er nach Fürth zurückgekehrt, wo er die Bank Hirschmann und Kitzinger gründete. Als Konsularagent der Vereinigen Staaten war Hirschmann wichtiger Ansprechpartner von Fürther Betrieben, die Exporthandel mit den USA betrieben. Der in der Karte genannte Karl Hirschmann war ein Sohn von Friedrich Hirschmann und seiner aus Hürben stammenden Frau Fanny geb. Landauer. Er ist 1936 mit seiner Familie in die USA emigriert. Vgl. Beitrag von Reinhild Kreis: Fürth und die USA (online zugänglich).       
     
Brief von Fa. Jakob W. Wolff, 
Pappen en gros in Fürth (1935) 
 
 Fuerth Dok 0835.jpg (102121 Byte) 
 Der Brief an die Fa. Jakob W. Wolf wurde von Sonneberg / Thüringen am 13. Juli 1935 verschickt. Beim Adressaten ist die Firma Jakob Wolff (zwei "f") - Pappen und Papier gemeint, die in der Liste "Die dem Boykott unterworfenen Juden und jüdischen Geschäfte in Fürth" genannt wird (Website www.juedische-fuerther.de, dort pdf-Datei Chronik Fürth 1933-1945).  
     
 Rechnung der Metallwarenfabrik
Hutzler & Pretsfelder AG (1934)

(aus der Sammlung von Jürgen Hanke, Kronach)  
 

Die Rechnung der Metallwaren-Fabrik Hutzler & Pretsfelder AG wurde am 23. Mai 1934 verschickt. Isaak Hutzler ist geboren am 20. Juni 1879 in Hagenbach/Ofr.; er starb am 25. November 1938 und wurde zwei Tage darauf im neuen jüdischen Friedhof Fürth beigesetzt (Grabstein siehe oben). Er war mit Nathan Pretsfelder (s.u.) seit 1922 Inhaber der Metallwarenfabrik Hutzler & Pretsfelder, vormals Ludwig Hutzler, Lange & Co., Metall- u. Lackierfabrikation, Simonstraße 6 mit Fabriken in Stadeln, Beierfeld und Stolberg/Sachsen, die Ende 1938 "arisiert" wurden. Isaak Hutzler war verheiratet mit Selma (Jenny) geb. Siegel (geb. 25. Juni 1886 in Arnstein). Selma (Jenny) Hutzler und die Tochter Gerda wurden 1941 in das KZ Minsk deportiert, Jenny wurde später für tot erklärt. Das Anwesen der Firma in Fürth in der Simonstraße 6 (Wohnhaus mit Hof, vier Wohnungen, und Fabrikgebäude, Lackiererei, Stall, Lagergebäude mit Schutzdach, Kontorgebäude, Pförtnerhaus, Packraum, Waschhaus, Kohlenschuppen, Schutzdach) kaufte der stellvertretende Gauleiter Karl Holz am 18. November 1938 für 1000 RM. Am 16. Mai 1940 war nach Grundbuchvortrag Karl Holz alleiniger Eigentümer des Anwesens Simonstraße 6.- Der Vertrag des Karl Holz entbehrte jedoch der Rechtswirksamkeit. Die Voreigentümer Hutzler & Pretsfelder AG, Metallwarenfabriken in Liquidation wurden wieder eingetragen. Sie verkauften am 16. Mai 1940 um 20.900 RM an Leonhard Wölfel und Frau. Der Kaufpreis ging an ein Gestapo-Sonderkonto bei der Sparkasse Nürnberg. Die Anwesen Simonstraße 6 und 8 wurden 1951/52 zurückerstattet, die Erben verkauften beide 1958.
Nathan Pretsfelder (geboren am 7. Juni 1872 in Hagenbach/Ofr., gest. 6. Dezember 1935, Grabstein oben), war seit 1922 Teilhaber der Metallwarenfabrik Hutzler & Pretsfelder, die Ende 1938 "arisiert" wurde. Auf der Boykottliste 1933 wurde er als Viehhändler genannt. Seine Tochter Helene (Helen, 1911-1984) heiratete am 15. Oktober 1935 in Nürnberg Kaufmann Albert Gutherz (geb. 14. April 1906 in Uehlfeld, gest. 1997 Queens NY); seine Tochter Paula (1915-2002) emigrierte im Mai 1936 in die USA; seine Sohn Lothar (Louis, 1916-2014) konnte gleichfalls in die USA emigrieren; die Tochter Margot (geb. 1922) ist bereits 1936 in Nürnberg gestorben (Grabstein oben). Witwe Nelly geb. Banemann (geb. 18. Juli 1887 Burgkunstadt) emigrierte im August 1938 in die USA (Baltimore). Sie starb am 28. März 1975 in Baltimore.
Weitere genealogische Informationen siehe Einstieg über https://www.geni.com/people/Nathan-Pretsfelder/6000000094327801825  

     
     
     
Sonstiges    
Schwierigkeiten im Blick auf die religiöse Erziehung eines getauften Kindes mit einem jüdischen Vater und einer christlichen Mutter (1886)  

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. August 1886: "Fürth, 13. August (1886). In einem eigentümlichen Falle hatte jüngst unser Magistrat, als nächste Verwaltungsbehörde, Entscheidung zu treffen. Ein israelitischer Kaufmann verehelichte sich mit einer Protestantin, wodurch das bereits vorhandene 5-jährige Söhnchen, das in der protestantischen Kirche getauft war, legitimiert wurde. Die Mutter verpflichtete sich zwar notariell, zum Judentum überzutreten, allein das Rabbinat lehnte das Gesuch mit der Motivierung ab, dass der Übertritt nicht aus innerer religiöser Überzeugung geschehen wolle. Als der Knabe schulpflichtig wurde, fragte es sich, welcher Religion der Knabe angehöre. Da in gemischter Ehe in der Regel Knaben die Religion des Vaters anzunehmen haben, wurde der Schüler dem Rabbiner zum Unterrichte überwiesen, welcher die Annahme verweigerte. Auf Grund der gesetzlichen Bestimmungen entschied nun der Magistrat, dass der Knabe in der israelitischen Religion zu erziehen sei."          

     
Erinnerungen an die Auswanderungen im 19. Jahrhundert: 
Grabstein in New York für Moritz Rothschild aus Fürth (1825-1888) 
   
Anmerkung: das Grab befindet sich in einem jüdischen Friedhof in NY-Brooklyn.      

Fuerth New York Salem 1673.jpg (100015 Byte)   Grabstein für 
"My beloved husband 
and our dear father 
Moritz Rothschild  
born March 17th 1825  in Fürth, Bavaria  
Died November 9th 1888". 

      

      

      

      

      

      

      

      

      

 

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Stand: 30. Juni 2020