Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Witzenhausen (Werra-Meißner-Kreis)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte des Rabbinates in Witzenhausen  
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule   
Aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben   
Berichte zu einzelnen Personen/Familien aus der Gemeinde 
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen   
Weitere Dokumente  
Kennkarte aus der NS-Zeit    
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen 
bulletErinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte  
bulletLinks und Literatur   

    

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)     
   
In Witzenhausen bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938/42. 
  
Die Anfänge der jüdischen Geschichte in der dem Landgrafen von Hessen gehörenden Stadt gehen bereits auf das 15. Jahrhundert zurück. 1414 und 1415 erteilte Landgraf Ludwig I. von Hessen zwei in Witzenhausen wohnenden Juden je einen individuellen Schutzbrief (Jud Heinemann, Jud Isak). 1458 entrichtete ein Jude dem Witzenhausener Schultheißen 2 Gulden. 1461 bezahlte dieser dem Juden Salman mehrfach für Lieferungen an die Küche.  
Aus dem Mittelalter liegen ansonsten keine weiteren Quellen vor, zumal nur wenige städtische Quellen die beiden großen Stadtbrände der Jahre 1479 und 1809 überstanden.    
 
Nach vorübergehender Ausweisung der Juden aus der Landgrafschaft Hessen wurden sie seit 1532 wieder aufgenommen. Landgraf Philipp der Großmütige erteilte die ersten Schutzbriefe für die in Witzenhausen aufgenommenen Juden, darunter "Lazarus jude gein Witzenhausen". doch erließ er zugleich eine restriktive Judenordnung (1539), nach der u.a. durch Zwangspredigten Juden zum christlichen Glauben zu missionieren seien. Im Laufe des 16. Jahrhunderts nahm die Zahl der Juden in der Stadt dennoch zu.   
 
Im 17. Jahrhundert bestand in Witzenhausen inzwischen eine bedeutende Gemeinde mit dem Sitz eines Landrabbinates (seit 1625). Von großer und überregionaler Bedeutung war vor allem die Talmudschule (Talmud Tora-Schule, "Jüdische Landesuniversität"), deren Ansehen vor allem Rabbiner Mardochai Süßkind Rotenburg (Rabbiner von 1665 bis 1686, später Rabbiner in Tykocin, Brzesc, Grodno und Lublin) zu verdanken ist. Auch die ihm folgenden Rabbiner waren bedeutende Talmudgelehrte: Rabbiner Wolf Alexander Traub(e) (Rabbiner von 1686 bis 1712); Rabbiner Philipp Jonas (Rabbiner von 1712 bis 1716), Rabbiner Veit Singer (bedeutendster Rabbiner in Witzenhausen; von 1716 bis 1756), Rabbiner Hirsch Naphtali Kirchheimer (Rabbiner von 1754 bis 1779). 1772 wurde das Landrabbinat nach Kassel verlegt. Witzenhausen war danach nur noch Sitz eines Kreisrabbiners.     
 
Unter den Kreisrabbinern ist zu nennen: 
- Dr. Meier Frenkel (geb. 1813 in Witzenhausen als Sohn des Bürgers und Kaufmanns Eisemann Moses Bodenheim und der Täubgen Frenkel, gest. 1879 in Frankfurt): studierte in Gelnhausen bei Rabbiner Hirsch Kunreuther, später an der Universität Marburg mit Promotion in Gießen; war seit 1838 der letzte Kreisrabbiner in Witzenhausen; ging 1874 in den Ruhestand.
    
Im 18. Jahrhundert stieg die Zahl der jüdischen Familien auf 26 (1776) bis 28 (1812) an.   

Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1835 175 jüdische Einwohner (von insgesamt 2.757 Einwohnern), 1861 168 (5,4 % von 3.088), 1871 201 (6,1 % von 3.301), 1885 144 (4,6 % von 3.132), 1898 126 (von insgesamt 3.270 Einwohnern; in 29 Haushaltungen), 1905 117 (3,1 % von 3.788). Unter den jüdischen Familienvorstehern gab es zahlreiche Handelsleute (Vieh- und Pferdehändler), seit Mitte des 19. Jahrhunderts auch Handwerker wie Tuchmacher, Schuhmacher, Baumwollweber, Färbermeister, Lohgerber und Schneidermeister. Um 1855 war Israel Kugelmann als Baumwollwarenfabrikant tätig. In der Mitte des 19. Jahrhunderts eröffneten jüdische Gewerbebetreibende mehrere für den Ort wichtige Läden und Handelsbetriebe.    

An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule (nach 1823 bis 1933 Israelitische Volksschule), ein rituelles Bad (dazu privaten Mikwen) und ein Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer (Israelitischer Elementarlehrer) angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. An der jüdischen Schule / nach 1823 Volksschule unterrichteten insbesondere: Lehrer Isaac Marcus Stettenheim (vgl. unten), Joel Silberstein (seit 1813 bis um 1855; Vater des Rabbiners Dr. Michael Silberstein, siehe Bericht unten), Salomon Tannenbaum, Josef Brandes (nach 1863 bis nach 1884; 1868 unterrichtete er 27 Kinder), Levi Plaut (kam 1895 von Zimmersrode nach Witzenhausen; 1896 unterrichtete er 23, 1898 25 Kinder, war Lehrer in Witzenhausen bis 1902, danach in Frankenberg); Levi Katz (Lehrer von 1902 bis zu seinem Tod 1922, er unterrichtete jedoch kaum mehr als 10 Kinder), Hugo Blumenfeld (ab 1922). 
Die jüdische Schule war zunächst in gemieteten Räumen untergebracht; im Frühjahr 1842 erbaute die jüdische Gemeinde ein eigenes Schulgebäude. Das Gebäude (zugleich jüdisches Gemeindehaus) hatte die Adresse: Langemarckstraße Nr. 22 (heute Bereich Steinstraße 22, wo sich der Gedenkstein für die Synagoge befindet). 
Das rituelle Bad (Mikwe) befand sich im Schulgebäude. Eine weitere Mikwe war im Haus Brückenstraße 11 (ehem. Johanna Winterberg, später Barth). Sie befand sich in einem durch eine Metallplatte abgetrennten Kellerraum, in dem eine Treppe zu einer Wasserstelle herabführte. Das Haus Brückenstraße 11 wurde abgebrochen und durch einen Neubau ersetzt (Angaben zu den Mikwen von Rainer Niessen)
 
Die Gemeinde gehörte (wie oben erwähnt bereits seit 1772) zum Provinzialrabbinat in Kassel. 
  
Von den Gemeindevorstehern werden genannt (vgl. unten zu 1924 / 1932ff): 1898 J. Katz und M. Wallach.
  
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde: Leopold Heilbronn (geb. 27.5.1891 in Witzenhausen, vor 1914 in Frankfurt am Main wohnhaft, vermisst seit dem 25.8.1914) und Alfred Steinhardt (geb. 19.1.1888 in Witzenhausen, vor 1914 in Bochum wohnhaft, gef. 15.9.1914; siehe Pressebericht unten). 
Für den Kriegseinsatz ausgezeichnet wurden u.a. Leutnant L. Katz mit dem Eisernen Kreuz II (Israelit. Familienblatt 13.6.1918 S. 24).         
   
Um 1924, als zur Gemeinde 134 Personen gehörten (2,9 % von insgesamt 4.566 Einwohnern), waren die Vorsteher der Gemeinde Markus Wallach (hat bereits 1913 sein 25-jähriges Jubiläum als Vorstandsmitglied gefeiert, siehe Bericht unten) und Levi Trepp (feierte 1928 sein 25-jähriges Jubiläum als Vorstandsmitglied, siehe Bericht unten). Jüdischer Kreisvorsteher des Kreises Witzenhausen im Blick auf die Aufgaben im Rabbinatsbezirk Niederhessen (Kassel) war Salomon Nußbaum aus Witzenhausen. Als Lehrer und Schochet war der bereits genannte Hugo Blumenfeld tätig. Er unterrichtete 1924 an der Israelitischen Volksschule noch neun Kinder. An jüdischen Vereinen bestanden u.a. der Wohltätigkeitsverein Chewra Kadischa (gegründet 1832, 1898 unter Leitung von A. Oppenheim, 1924/32 unter Leitung von Moritz Jaffa; Zweck und Arbeitsgebiete: Unterstützung Hilfsbedürftiger und Bestattungsweisen; 1932 28 Mitglieder), ein Verein für jüdische Geschichte (1924 unter Leitung von L. Nußbaum), ein Jüdischer Frauenverein (gegründet 1902; 1924 unter Leitung von Frau Kugelmann, 1932 unter Leitung von Anna Trepp mit 30 Mitgliedern; Zweck und Arbeitsgebiet: Unterstützung Hilfsbedürftiger und Kranker). 1932 werden dazu ein Literatur-Verein und ein Jüdischer Jugendbund (gegründet 1930, siehe Berichte unten) genannt. An Stiftungen gab es u.a. die Kreisgedächtnisstiftung der Synagogengemeinde Witzenhausen (1932 unter Moses Kugelmann; Zweck: Unterstützung jüdischer Kriegsteilnehmer; Beiträge an jüdische Einrichtungen).  
   
1932 waren die Gemeindevorsteher David Grünbaum (1. Vors.), Julius Kugelmann (2. Vors.) sowie Schatzmeister Max Steinhardt. Im Schuljahr 1931/32 unterrichtete Lehrer Hugo Blumenfeld noch sieben Kinder an der Israelitischen Volksschule, dazu erteilte er 12 Kindern, die an anderen Schulen waren, den Religionsunterricht.       
  
1933 lebten noch 111 jüdischen Personen in Witzenhausen (2,3 % von insgesamt 4.922 Einwohnern). In den folgenden Jahren ist ein Teil der jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Mehr als 30 Personen konnten auswandern (nach England und Holland je 2 Personen, nach Belgien 6 Personen, in die Schweiz und nach Argentinien je 1 Person, nach Palästina 10, in die USA 11 Personen), mehr als 40 verzogen in größere Städte. Die Israelitische Elementarschule wurde am 1. Dezember 1933 geschlossen, danach gab es noch eine Religionsschule, zuletzt unter Lehrer Ignatz Popper (feierte am 25.1.1938 in Witzenhausen seinen 65. Geburtstag, Israelit. Familienblatt 3.2.1938). 
 
Wie in Kassel kam es zu Pogromaktionen gegen die jüdische Bevölkerung bereits am 8. November 1938. Am Abend dieses Tages wurden von einer großen Zahl von Menschen jüdische Geschäfte, die Synagoge und die jüdische Schule völlig demoliert. Den ganzen 9. November über gingen die Pogromaktionen weiter. Die Steinstraße und der Marktplatz waren schließlich übersät von zerstörten Kultgegenständen. Am Abend des 9. November wurde die Synagoge niedergebrannt. Auch das benachbarte Wohnhaus und die Jüdische Schule wurden angezündet. Bewaffnete Schlägerbanden von SA und SS drangen gewaltsam in jüdische Wohnungen und Geschäfte ein und trieben die jüdischen Bewohner unter Verhöhnungen und Misshandlungen durch die Straßen. Die Wohnungen wurden geplündert, das Mobiliar aus den Fenstern geworfen und zerstört. Viele der jüdischen Männer wurden verhaftet und in das KZ Buchenwald verschleppt.   

1939 wurden noch 71 jüdische Einwohner gezählt (1,4 % von 5.081 Einwohnern). Im Dezember 1941 und im September 1942 wurden etwa 50 jüdische Einwohner deportiert. Unter den Deportierten war auch der letzte Vorsteher der jüdischen Gemeinde nach 1933: Julius Kugelmann. 1943 war Witzenhausen in der NS-Sprache "judenfrei". 
 
Vom Mai 1944 bis 6. April 1945 (Einmarsch der Amerikaner) gab es in Witzenhausen in einem alten Lehmhaus Burgstraße 28 ein sog. "Mischlingslager", ein Lager mit ca. 15 Männern, die teilweise "rassisch" verheiratet oder "halbjüdischer" Herkunft waren (ein Elternteil jüdisch). Die Männer lebten in unzumutbaren Verhältnissen und waren zur Zwangsarbeit eingeteilt (u.a. Stollenbau unter dem Johannisberg). In der Bevölkerung wurde im Blick auf das Arbeitslager vom "Judenlager" gesprochen.  Weitere Informationen siehe beim Literaturverzeichnis.   
In Witzenhausen überlebte - versteckt vom Klinikleiter Dr. Werner Eisenberg und seiner Frau - eine junge jüdische Frau. Darstellung der Geschichte in: Eva-Maria Leiber (vgl. beim Literaturverzeichnis). Dr. Eisenberg war in der Klinikleitung Nachfolger des Heilfasten-Pioniers Dr. Otto Buchinger, der in der NS-Zeit ab 1933 - auch auf Grund der jüdischen Vorfahren seiner Frau Anna Elisabeth (Elsbeth) geb. Sander große Probleme bekam und daher 1935/36 Witzenhausen verließ, vgl. beim Literaturverzeichnis       
     
Von den in Witzenhausen geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Hedwig Abraham geb. Schiff (1874), Bernhard Ballin (1884), Mina Behrens (1877), Gela (Fann) Bundheim geb. Wertheim (1885), Lucia Eckstein geb. Behrens (1909), Lucie Emanuel geb. Goldschmidt (1881), Rudolf Grünbaum (1912), Hedwig Hammerschlag geb. Katz (1879), Carl Hecht (1895), Markus Hecht (1858), Rita Hecht (1933), Sitta Hecht geb. Stern (1902), Moritz Ingbert (1921), Hirsch Jakob (1868), Jacob Kahn (1882), Joseph Kahn (1873), Sophie Kahn (1873), Amalie Katz geb. Levi (1869), Beate Katz (1931), Hedwig Katz (1894), Johanna Katz geb. Lissauer (1868), Johanna Katz (1876), Julius Katz (1887), Moritz Katz (1891), Pauline (Bela) Katz (1872), Sara Katz (1857), Sonja Katz (1935), Sophie Katz geb. Hirnheimer (1899), Edith Katzenstein (1907), Emma Katzenstein geb. Oppenheim (1885), Hermann Katzenstein (1890), Ruth Katzenstein (1910), Sigmund Katzenstein (1879), Arthur (Abraham) Kayser (1871), Arthur Kugelmann (1887), Frieda Kugelmann geb. Goldschmidt (1897), Hannelore Kugelmann (19245), Ilse Fanny Kugelmann (1928), Julius Kugelmann (1885), Leopold Kugelmann (1893), Ludwig Kugelmann (1928), Paula Kugelmann geb. Kleeberg (1903), Siegfried Kugelmann (1884), Simon Levinstein (1857), Josef Menko Lomnitz (1879), Johanna Magnus geb. Narewczewitz (1902), Else (Ettel) Mandelstein geb. Kugelmann (1889), Adele Nathan geb. Jakob (1893), Hermann Nathan (1924), Ida Nathan (1891), Jakob Nathan (1882), Lieselotte Nathan (1921), Lina Nathan geb. Spier (1892), Lore Fanny Nathan (1930), Lucie Nathan geb. Isenberg (1901), Manfred (Fred) Nathan (1926), Marion Nathan (1930), Max Nathan (1879), Norbert Nathan (1933), Sally Nathan (1885), Ursel (Ursula) Nathan (1931), Levi Nussbaum (1878), Laura (Rachel, Rosa) Plaut geb. Goldschmidt (1872), Ignatz Popper (1873), Flora Rosenbaum geb. Wertheim (1858), Berthold (Benjamin) Rothschild (1894), Hans Rothschild (1932), Frieda Ruhr (1885), Julchen (Giedel, Julie) Schiff geb. Wertheim (oder Westheim?, 1858), Emilie Schwabe geb. Gossels (1882), Alfred Steinhardt (1932), Max Steinhardt (1886), Lothar Stockhausen (1929), Mathilde Stockhausen geb. Kugelmann (1898), Ruth Stockhausen (1924), Siegmund Stockhausen (1893), Herta Verständig geb. Bachenheimer (1905), Ruth Verständig (), Ida Weil geb. Kugelmann (1889), Siegfried Winterberg (1900).       
     
     
     
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
   
Aus der Geschichte des Rabbinates in Witzenhausen  
Vgl. Beitrag von L. Horwitz: Landrabbiner und Landschreiber in Kurhessen. In: Monatsschrift für Geschichte und Wissenschaft des Judentums Nr. 54 1910 S. 513-533. Eingestellt als pdf-Datei
  
Erinnerung an Rabbiner Wolf Traub(e) in Witzenhausen - gest. 1712  (in einer "Wochenchronik" von 1902) 

Witzenhausen Israelit 21081902.jpg (39342 Byte)Wochenchronik in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. August 1902: "Donnerstag, 25. Aw. Wolf Traub, Rabbiner in Witzenhausen, gest. 25. Aw 5472 (27. August 1712)...."

     
Artikel über Tefillin und Mesussaus (Mesusot) mit Nennung von Landrabbiner Veit Singer aus Witzenhausen - um 1730 (Artikel von 1928)    
Anmerkung: Im nachfolgenden Text, der in die Zeit der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts zurückführt, geht es um eine damals unter Landrabbiner Veit Singer in Witzenhausen angeordnete und durchgeführte Kontrolle der Tefillin und der Mesusot in den jüdischen Häusern des Bezirks. Die Kontrolle wurde durch Toraschreiber aus Abterode durchgeführt, die für die Kontrolle bzw. Erneuerung bestimmte Beträge einziehen konnten.   
Zu Veit Singer: er war von 1716 bis 1756 Landrabbiner und gilt als der bedeutendste Landrabbiner der Stadt. 

Witzenhausen Israelit 15031928.jpg (213130 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. März 1928: "Tefillin und Mesussaus in Althessen. Dieser Überschrift soll den Leser nicht auf den Gedanken führen, dass in einer Zeitung die vielen Ritualvorschriften über die Erfüllung dieser heiligen Gebote gebracht werden, wenn es auch sehr nützlich wäre. Eine Wochenzeitung ist eben kein 'Chaje odom' (Anm.: Chaje Adam ist eine populär-halachische Schrift von Abraham Danzig [1748-1820]. Dennoch dürfte man es gern lesen, welche Maßnahmen einst getroffen wurden, um die Gebote ordnungsgemäß zu erfüllen. Eine Mahnung erließen die judenschaftlichen Führer auf einer Tagung in Kassel am 20. Tewet 5490 (1726 [besser: 9. Januar 1730]); und sie ist unterzeichnet von dem Landrabbiner Veit Singer aus Witzenhausen, Israel aus St. Goar, Joßel Lispenhausen; Michael Katzenstein, Eschwege, Eisemann Levi und Moses Wolfhagen. Niedergeschrieben ist sie im 'Konstitutenbuch der althessischen Judenschaft' und lautet nach der dem hebräischen Original beigefügten Übersetzung: 'Wegen der Tefillin, welches ist das Handzeichen und Stirngeschmeide, und Mesussoh, welches auf deinen Hauspfosten geschrieben werden muss, haben alle Völker auf Erde gesehen, dass sie nicht gewarnt sein, die Tefillin öffnen und lassen, ob dieselben richtig. Da aber mehrmals dieselben unrichtig sind, den vorigen Landtag aber haben sie die Tefillin nicht öffnen lassen, da ist ihre Missetat größer, denn dass sie ihnen vergeben werden könnte. Also haben wir unsere Augen aufgetan, dass die Gesetzesschreiber, so im Lande wohnen, namentlich Rabbi Salomon und Rabbi Nathan in Abterode, Isaak Jestädt und der Bursch Feibes in Abterode sollen im ganzen Lande herumgehen, nämlich ein jeder einige Klassen (Bezirke), welche ihn durch das Los treffen werden, um die Tefillin zu öffnen von denjenigen Männern, so ihre Tefillin beim verflossenen Landtag 490 nicht besehen lassen und die Mesusaus an denen Türen der sesshaften Juden zu besehen, ob sie richtig sind. Welcher nun von den Gesetzschreibern in seiner Klasse nicht selbst herumreisen wollte, so soll ein anderer an dessen Platz reisen und braucht dem Gesetzschreiber, welcher nicht herum gegangen, nicht den geringsten Heller zu geben. Dies ist die Belohnung der Gesetzschreiber: 'Öffnen, besehen und schließen der Tefillin 2 Albus; Öffnen eine Mesussoh und besehen 1 Albus. Für eine neue Muesusso 1 Albus. Für eine Parschoh 6 Albus; für ein Paar mittelgute Riesen ½ Kopfstück, für gute 4 Albus. Neue Battim (Gebäude) ½ Kopfstück (Kopfstück ist jede Münze mit dem Bruchbild des Münzherren und hatte einen Wert von 20 Kreuzern oder 70,125 Pfennig der Thalerwährung.) – Es werden nun die genannten Gesetzesschreiber ernsthaft gewarnt, dass sie nicht über die festgesetzte Belohnung nehmen und in specie, dass sie des Herren Werk nicht saumselig tun sollen, denn es ist geschrieben: 'Du sollst dich  vor deinem Gott fürchten.' Findet man aber, dass der Gesetzesschreiber nachlässig ist und den Menschen betrügt, so sollen ihm Rabbiner und Vorsteher eine harte Geldstrafe auferlegen, wovon der gnädigste Landesherr die Hälfte erhält.' – Über sonstige soziale und religiöse Anordnungen aus jener Zeit vielleicht später Näheres. L. Horwitz, Kassel."

   
Festmahl zur Einsetzung des neuen Bürgermeisters mit einer Rede von Rabbiner Dr. Frenkel (1850)      

Artikel in der Zeitschrift "Der treue Zionswächter" vom 31. Mai 1850: "Witzenhausen. Vor einigen Wochen fand hierselbst zur Ehre der Einsetzung unseres neuen Bürgermeisters ein solennes Festmahl statt, zu dem cirka 100 Teilnehmer eingeladen waren. Rabbiner Dr. Fränkel und dessen würdiger Vater waren die einzigen geladenen Juden, die dem Feste in der Tat auch beiwohnten. Während der Tafel brachte Rabbiner Dr. Frenkel ein allgemein freudig aufgenommenen Toast aus, den wird, wegen der Tendenz der von demselben solchen zu Grunde gelegt, unseren Lesern nicht vorenthalten wollen: 
Hochzuverehrender Herr Bürgermeister! und meine übrigen werten Herren! 
Verargen Sie es mir nicht, wenn ich mir erlaube, das Wort zu nehmen und zu sagen, dass ich stolz darauf bin, einen Platz unter dieser verehrten Gesellschaft einzunehmen; verargen Sie es mir nicht, wenn ich es ausspreche, dass ich mit inniger Freude dem Rufe und der freundlichen Einladung eines so biederen Ehrenmannes gefolgt bin. Und wenn ich auch nur zwei meiner Glaubensgenossen unter diesen zahlreich Versammelten hier sehe, so gewährt mir dies dennoch eine große Genugtuung, denn es kömmt mir nicht auf das wie viel an, es ist mir nicht um das Persönliche, als vielmehr um das Prinzip zu tun! und Sie sind es, geehrter Herr Bürgermeister, der die bis jetzt bestandene schroffe Wand niedergerissen, und gleich nach ihrem Amtsantritt mit der ersten Handlung auf eine so humane Weise die Bahn gebrochen und eine so schöne uns willkommene eröffnet haben. Wohl kühn darf ich es behaupten, so lange unsere geliebte und uns allen teuere Vaterstadt Witzenhausen steht, ist noch keinem meiner Glaubensgenossen die Ehre zuteil geworden, bei einem solchen Fest- und Ehrenmahle zugegen sein zu dürfen. Es ist hier nicht der Ort, und ich bin weit davon entfernt, es untersuchen zu wollen, auf welcher Seite die Schuld oder Unschuld ist, genug, Ihre erste Handlung bekundet eine von allen anzuerkennende Humanität, Ihnen waren sicher die Worte des großen Königs David eingedenk, die er im 133. Psalm also ausspricht. 
'Wie schön und wie lieblich ist's, wenn Brüder zusammen wohnen.'     
Witzenhausen DtrZionsw 31051850a.jpg (186690 Byte)So finden wir diese Worte in fast allen Übersetzungen und Bibeln, vergleichen wir aber den Urtext, so muss die Übersetzung wortgetreu vielmehr so heißen: 'Wie schön und wie lieblich ist's das Wohnen, das Brüder auch vereint'. 
Nicht nur das Zusammenwohnen von Brüdern gibt den Maßstab des Schönen und Lieblichen ab, sondern nur, wenn sie auch vereint, d.h. wenn sie bei allen Gelegenheiten, besonderen Veranlassungen und Vereinigungen auch da sich als Brüder erkennen, auch da vereint als solche harmonieren, nicht aber der Eine oder der Andere des Glaubens halber hinten an- oder zurückgesetzt werden, sondern jeder gleichberechtigt mit seinem Bruder erscheint, das gibt Zeugnis des Schönen und des Lieblichen.   
In diesem Augenblick beseelt mich nur ein Wunsch, und zwar der, dass wie Sie, wertgeschätzter Herr Bürgermeister, auf die Bahn der Humanität einher zuschritten, und überzeugt davon, dass Sie auch darauf fort wandeln, dass sie in allen Ihren Unternehmungen von den Sie umgebenden Räten, ich meine von den geehrten Herren Stadtratsmitgliedern und dem Ausschusse auch unterstützt werden mögen, dann erreichen wir unser Ziel.  Für sie selbst hege ich dann noch einen kleinen Wunsch, das Gott, der Allgütige in Ihnen sei, Sie in seinen Schutz nehme und Sie in allen Ihren Vorhaben und Handlungen geleite, Ihnen Kraft und Ausdauer verleihe, auf dass Sie das neue übernommene Amt nach Ihrer Herzensgute und allbekannten Rechtlichkeit verwalten, und diese Tugenden überall hin betätigen mögen, dazu helfe Gott, auf dass sich an Ihnen das Wort der heiligen Schritt bewähre: 
'So Gott das Haus nicht bauet, umsonst mühen sich dessen Erbauer daran; so Gott die Stadt nicht schützet, umsonst wachet deren Hüter, deren Bürgermeister!'  Also Gott mit Ihnen. 
Nun bitte ich Sie, meine geehrten Herren erheben und leeren Sie mit mir das Glas auf das Wohl des Gefeierten dieses Tages, des Gefeierten dieses Abends!  
Unser würdiger Bürgermeister H. v. B. - lebe hoch, nochmals hoch und abermals hoch!"       

 
Kurzbericht über Kreisrabbiner Dr. Meier Fränkel und die Gemeinde Witzenhausen (1852)

Witzenhausen AZJ 08111852.jpg (78903 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 8. November 1852: "In Witzenhausen fungiert Herr Dr. Fränkel, ein sehr freundlicher und würdiger Mann, der der orthodoxen Richtung angehört, als Kreisrabbiner. Auch hier herrscht ein reges Gemeindeleben, auch hier existiert ein jüdisches Kasino, auch hier besteht, wie in Eschwege, die schöne Einrichtung, dass die durchreisenden jüdischen Bettler und Handwerksburschen aus einer zu diesem Zwecke errichteten Kasse eine nach gewissen Abstufungen festgesetztes Geschenk erhalten, hingegen aber die einzelnen Familien mit ihren Besuchen nicht weiter behelligen dürfen."

 
Zum Tod von Rabbi Eisemann Frenkel (1855)
Rabbi Eisemann Frenkel
stammte aus Abterode, wo er als Eisemann (Eisigmann) Moses Bodenheim geboren ist. Er war seit 1812 verheiratet mit Täubchen, Tochter von Rabbi Mosche Witzenhausen (Familienname seit 1806 Frenkel; dieser Familienname wurde auch vom Schwiegersohn Rabbi Eisemann Moses Bodenheim angenommen). 
Rabbi Mosche Witzenhausen Frenkel (geb. 1747 als Sohn von Jacob Salman Witzenhausen und Lea Cappel) entstammte einer Familie, deren Vorfahren aus dem fränkischen Baiersdorf stammten (daher Frenkel), von dort aber auf der Flucht vor den Schweden um 1630/35 nach Wien gekommen sind; um 1670 Übersiedlung nach Prag, später nach Westfalen und durch Heirat nach Witzenhausen. Mosche Witzenhausen war in Witzenhausen seit 1803 Inhaber eines Kleidergeschäftes, war Verfasser von astrologischen Schriften, gab Kalender heraus und war Vorsteher der Judenschaft im ganzen Kreis.    

Witzenhausen AZJ 07051855.jpg (218708 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 7. Mai 1855. "Witzenhausen, im März 1855. Nekrolog. Wenn vorzugsweise in unserer Zeit das Beispiel wahrhaft frommer, vom väterlichen Glauben begeisterter Männer ein so wichtiger, ja fast unentbehrlicher Hebel zur Erhaltung des jüdisch-religiösen Lebens in den Gemeinden ist: so ist unverkennbar der Verlust solcher Männer umso beklagenswerter und schmerzlicher, da das Judentum unserer Zeit leider! an solchen Männern keinen Überfluss hat. Auch die hiesige Gemeinde hat einen solchen herben Verlust erlitten und der Unterzeichnete fühlt sich gedrungen, dem Manne, den uns der unerbittliche Tod nach Gottes unerforschlichem Ratschlusse vor Kurzem entrissen, in diesen so verbreiteten Blättern ein Denkmal der Liebe und Verehrung zu setzen.
Rabbi Eisemann Frenkel, der Nestor unserer Gemeinde, entschlummerte am 12. Februar dieses Jahres nach achttägigem Krankenlager in einem Alter von 72 Jahren. Wer jenes stille, geräuschlose und doch so segensreiche Wirken des Verklärten zu betrachten Gelegenheit hatte, wird sicherlich mit mir ausrufen: (hebräisch und deutsch:) 'Wehe! Wir haben verloren, was wir nicht wieder finden!' Jene innige, kindliche Gläubigkeit, jene ungekünstelte Gottesfurcht, jene rege Teilnahme an anderer Schicksale machten den Dahingeschiedenen zu einem wahrhaft patriarchalischen Charakter. Unberechenbar ist der wohltätige Einfluss, den der Verblichene durch sein frommes Beispiel auf die Erhaltung und Pflege des religiösen Sinnes inmitten unserer Gemeinde geübt hat. Jenes herrliche Psalmenwort (hebräisch und deutsch:) 'Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege' (Psalm 119,105), das der Selige noch auf dem Schmerzenslager aussprach, diente ihm zur Richtschnur während seines ganzen inhaltsreichen Lebens. – Noch in den letzten Wochen vor seinem Tode beteiligte er sich mit dem rühmlichsten Eifer an dem rabbinischen Unterricht seines Sohnes (Anmerkung: Sein Sohn, der würdige Kreisrabbiner Herr Dr. Frenkel hierselbst, erteilt nämlich allwöchentlich dreimal mehreren Gemeindemitgliedern Unterricht in Mischna, Chaje Odom und im Raschikommentar). Mit welchem gesteigerten Interesse, mit welcher nachahmungswürdigen Aufmerksamkeit  folgte der Entschlafene dem Vortrage desselben. Doch was den Menschen erst zum Menschen, den Sohn Israelis erst zum wahren Israeliten erhebt, was in der Wage, mit der Gott wiegt, schwerer ist, denn die Lehre, das sind seine frommen vortrefflichen Werke. Das war des Verklärten Schmuck und Zier, das war die strahlendste Krone seines ehrwürdigen Hauptes. Ob wie vielen Notleidenden und Dürftigen reichte er Unterstützung, und auf welche zarte, schonende Weise! Er war ein Vater der Witwen und Waisen. – Vorzugsweise waren es auch die palästinensischen Hilfsbedürftigen, die sich seines wohltätigen Sinnes zu erfreuen hatten. Von diesen wurde er daher auch in dankbarer Anerkennung der Wohltaten häufig mit Seltenheiten beschenkt. Auch bekleidete er über 20 Jahre das Amt eines Gabbai für die Armen im gelobten Land. Außerdem verwaltete er über 30 Jahre das Amt eines Kreisvorstehers, sowie 5 Jahre das eines Klassen- (Bezirks-) und 20 Jahre das Alt eines Gemeindevorstehers mit seltener Treue und rühmlichem Eifer. 
Um den Verblichenen trauern eine würdige, edle Gattin und vier ebensolche Kinder, von denen sein oben erwähnter Sohn, der Herr Kreisrabbiner Dr. Frenkel, die Trauerrede hielt, die auf alle Zuhörer den erschütterndsten Eindruck machte. (hebräisch und deutsch:) Möchte meine Seele den Tod dieses Frommen sterben! Möchte mein Ende dem seinen gleichen! Silberstein, Lehrer."

  
Zum Tod von Rabbiner Dr. Meier Frenkel (1879)
Dr. Meier Frenkel (geb. 1813 als Sohn von Rabbiner Eisemann Frenkel (siehe oben) und seiner Frau Täubchen, war seit 1839 verheiratet mit Hannchen Ballin aus Rotenburg a.d. Fulda. Er war der letzte Kreisrabbiner in Witzenhausen. 

Witzenhausen Israelit 15011879.jpg (203933 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Januar 1879: "Frankfurt am Main. Kaum ist die Trauerkunde von dem Hinscheiden des ehrwürdigen Rabbiner Wetzlar – seligen Andenkens – verhallt, so haben wir einen nicht minder schmerzlichen Verlust zu beklagen: Rabbiner Dr. Frenkel weilt nicht mehr unter den Lebenden. In seiner Bescheidenheit hat er jede Trauerrede, jeden Hesped untersagt, und nur den Wunsch ausgesprochen, dass seine Schüler und Freunde für ihn lernen mögen, umso mehr fühlen wir uns veranlasst, sein nur der Tora, dem Gottesdienst und der Wohltätigkeit gewidmetes Leben in möglichster Kürze zu skizzieren. Von seinen frommen Eltern schon frühzeitig dem Tora-Studium bestimmte, widmete er sich demselben mit allem Eifer und besuchte längere Zeit die Jeschiwa des berühmten Rabbiner Hirsch Kunreuther – seligen Andenkens – in Gelnhausen und dann die des nicht minder berühmten Rabbiner Jacob Ettlinger – seligen Andenkens – in Altona, damals noch in Mannheim, welchen beiden er ein vielgeliebter Schüler war und von denen er auch Hattarat Horaah (Rabbinerdiplom) erhielt. Um sich auch wissenschaftlich auszubilden, besuchte er sodann die Universität in Marburg. Aber auch dort wie in seinem ganzen Leben setzte er seine Tora-Studien folgt und hielt fest an einen streng religiösen Grundsätzen, was ihm große Entbehrungen auferlegte. Da er der dortigen Schechita kein Vertrauen schenkte, so verzichtete er während der ganzen Zeit seiner dortigen Aufenthalts auf warme Fleischkost, nur in dem benachbarten Amöneburg konnte er sich am Schabbat solche verschaffen. Nach seiner Geburtsstadt Witzenhausen zurückgekehrt, übernahm er dort das Kreisrabbinat und verwaltete dasselbe 37 Jahre lang mit seltener Berufstreue. - Erst als er daselbst durch den Wegzug verschiedener Familien keine genügende Wirksamkeit mehr fand, entschloss er sich, nach Frankfurt, wo seine Kinder sich inzwischen ansässig gemacht, überzusiedeln und sich lediglich dem Tora-Studium und guten Werken zu widmen. Schon in Witzenhausen verband ihn innige Freundschaft mit Rabbiner Wetzlar – seligen Andenkens – in Gudensberg, und vereint suchten sie den destruktiven Tendenzen verschiedener anderer kurhessischen Rabbinen entgegen zu wirken. Als beide nach Frankfurt übergesiedelt waren, verbanden sie sich umso inniger und blieben die treuen Berater ihrer kurhessischen Freunde, die fortfuhren, sich in allen religiösen Angelegenheiten an sie zu wenden. Nichts geschah in Kurhessen ohne ihre Mitwirkung, und wenn auch ohne weitere amtliche Stellung, so ist es doch ihrem vereinten Einflusse zu danken, dass mehrere tüchtige und religiöse Junge zu Rabbinern dort gewählt wurden und  
Witzenhausen Israelit 15011879b.jpg (151684 Byte)nun mit bestem Erfolg in ihrem Sinne wirken. In Frankfurt schlossen sich beide der Religionsgesellschaft an und wollten nichts weiter sein als einfache Baale Batim. Da Dr. Frenkels leidende Gesundheit ihm nicht den regelmäßigen Besuch der Synagoge gestattet haben würde; so errichtete er, um nie das öffentliche Gebet zu versäumen, ein Minjan in seinem Hause, dennoch besuchte er zuweilen, namentlich aber wenn gepredigt wurde, die Synagoge, wie er überhaupt mit Rabbiner Hirsch – sein Licht leuchte – auf freundschaftlichem Fuße stand. Es ist kaum zu sagen, mit welcher Gewissenhaftigkeit und Sorgfalt er allen religiösen Pflichten nachkam und mit welchem Eifer er Mizwot (hier: Gelegenheiten, religiöse Pflichten zu erfüllen) aufsuchte, und wie sehr er bemüht war, Armen und Hilfesuchenden beizustehen und ihnen zu helfen. In Witzenhausen war er der Vater der Waisen aus der ganzen Umgegend, er ließ sie erziehen, nahm sie häufig in sein Haus auf, unterrichtete sie, sorgte für ihr weiteres Fortkommen, und seine Empfehlung begründete nicht selten ihr Lebensglück. In Frankfurt war es neben seinem Torastudium namentlich das unter Leitung des Herrn Dr. Plato stehende Lehrerseminar in Köln, früher in Düsseldorf, dem er als Mitglied des Kuratoriums wie als Kontribuent und als Sammler von Beiträgen große Dienste leistete, seiner mit bescheidener Liebenswürdigkeit vorgetragenen Bitte konnten auch ganz Indifferente die Zeichnung eines Beitrags nicht versagen. Schon einige Zeit schwer leidend, hatte er sich aufgerafft, um seinem Freunde Rabbi Mordechai Wetzlar die letzte Ehre zu erweisen und seine Leiche wenigstens eine kurze Strecke zu begleiten. Es sollte sein letzter Gang sein. Am Donnerstag hat man ihn unter Teilnahme einer großen Anzahl hiesiger und auswärtiger Verehrer, die rasch hierher geeilt waren, an die Seite seines teuren Freundes auf dem Friedhofes der israelitischen Religionsgesellschaft gebettet. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."    

      
      
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule    
Ausschreibung der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1902   

Anm.: Ausschreibung nach Auflösung der israelitischen Volksschule und nach Weggang von Lehrer Levi Plaut nach Frankenberg (s.u.)  

Witzenhausen Israelit 06021902.jpg (63246 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. Februar 1902: "Die israelitische Gemeinde Witzenhausen (Hessen-Nassau) beabsichtigt per 1. April dieses Jahres einen seminaristisch gebildeten Lehrer und Vorbeter anzustellen. Anfangsgehalt 1.200 Mark nebst freier Wohnung. Anmeldungen bitte an den Vorstand der israelitischen Gemeinde baldigst einzureichen.  
Witzenhausen, 2. Februar 1902. Der Vorstand der israelitischen Gemeinde."

       
Erinnerung an Lehrer Isaak Stettenheim (1774-1854)  

Grabstein im jüdischen Friedhof Witzenhausen für den Lehrer Isaac Markus Stettenheim (geb. 1774, verheiratet mit Minkel Mina Jacob, geb. 1773). Dieser starb 1854 in Witzenhausen. Zu seinem Enkel Julius Stettenheim siehe unten (Foto links: Hahn).
Isaac Markus Stettenheim war in der jüdischen Gemeinde Vorsänger, Toragelehrter, Beglaubigter und etwa 50 Jahre Gemeindevorsteher.
Zum Grabstein und der Inschrift siehe Seite bei lagis-hessen.de     

   
Zum Tod von Lehrer Meyer Fauerbach (1913 in Hildesheim, vermutlich in den 1850er-Jahren Lehrer in Witzenhausen)  
Anmerkung: Lehrer Meyer Fauerbach war mindestens seit 1874 in Hildesheim, eventuell bereits seit 1860 auf Grund der Berechnung der 14 + 33 Jahre zurück von 1907. Dann wäre er in den 1850er-Jahren Lehrer in Witzenhausen gewesen. Zu seinem Tod erschien ein ähnlicher Bericht wie unten im "Israelitischen Familienblatt" vom 12.12.1907 S. 10.
Meyer Fauerbach ist am 17. März 1827 in Rhina geboren als Sohn von Emanuel Feuerbach und seiner Frau Caroline Giedche siehe https://www.geni.com/people/Meyer-Fauerbach/6000000042309474867 und https://www.wikitree.com/wiki/Fauerbach-29.  

Artikel in der Zeitschrift "Der Gemeindebote" vom 13. Dezember 1907: "Hildesheim, 3. Dezember. Heute verschied hier im 81. Lebens­jahre der emeritierte Lehrer M. Fauerbach. Derselbe war annähernd 50 Jahre im Lehrerberufe tätig gewesen. 33 Jahre war er hier, die übrige Zeit amtierte er in Hanau, Witzenhausen und Seesen. 14 Jahre genoss er den Ruhestand. Er war kurze Zeit Vorsitzender des Vereins jüdischer Lehrer der Provinz Hannover. Er hat auch die pädagogische Literatur um eine hebräische Lesefibel bereichert, die sich die grammatikalische Erlernung der hebräischen Sprache zur Aufgabe machte. Diese Fibel wird hierzulande noch hier und da gebraucht. Er war ein tüchtiger Lehrer, der in der Schule stramme Zucht zu halten verstand. Die hiesige Gemeinde widmet ihm einen, ehrenden Nachruf, in dem sie seine Beliebtheit als Lehrer und Vorbeter rühmend hervorhebt."     

 
70. Geburtstag von Lehrer Joel Silberstein (1865) sowie Todesanzeige (1875)  

Witzenhausen Israelit 24051865.JPG (171216 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Mai 1865: "Witzenhausen (Kurfürstentum Hessen). Vor einigen Wochen feierte die hiesige Gemeinde ein seltenes Fest. Es beging dieselbe nämlich den 70. Geburtstag ihres nunmehr pensionierten Lehrers, des Herrn Joel Silberstein, der mehr als ein halbes Jahrhundert in ihrer Mitte lebt und nahe an 50 Jahre das heilige Lehramt mit steter Pflichttreue verwaltet hat. Der greise Jubilar zählt fast sämtliche männlichen Mitglieder und einen großen Teil der Frauen der Gemeinde zu seinen Schülern, die mit Innigkeit noch heute an ihm hangen und in ihm ihren würdigen Lehrer verehren. Am Morgen des Festes erschien denn auch eine Deputation der Gemeinde, bestehend aus dem ehrwürdigen Kreisrabbinen Dr. Frenkel nebst dem Vorstande, um ihrem früheren Lehrer – denn auch diese zählen zu seinen ehemaligen Schülern – namens der Gemeinde einen wertvollen, mit passender Inschrift versehenen Pokal nebst einer Adresse zu überreichen, welche die Verdienste des greisen Lehrers um die hiesige Gemeinde in angemessener Weise hervorhob und die Gefühle der Hochachtung und Verehrung, der Liebe und Hingebung schilderte, die seine ehemaligen Schüler noch jetzt ungeschwächt dem würdigen Jubilar bewahren. Tief gerührt von diesen Beweisen der Achtung und Liebe seitens seiner ehemaligen Schüler rang der greise Lehrer vergebens nach einem Worte des Dankes. Ein zu Ehren des Jubilars veranstaltetes Festessen, an dem sämtliche Gemeindeglieder teilnahmen, beschloss den schönen Tag, der dem Gefeierten sicherlich stets im Gedächtnisse bleiben und den Abend seines mühe- und sorgenvollen Lebens verschönern wird. Die erhebenden, von echter Gottesfurcht zeugenden Worte, die der würdige Rabbine Dr. Frenkel bei dieser Gelegenheit an den verehrten Lehrer gerichtet, werden gewiss nicht minder demselben unvergesslich bleiben und die Anhänglichkeit an die Gemeinde, in der er so segensreich wirkte und die Liebe zu seinen Schülern, deren geistige wie sittliche Bildung er stets zu seiner heiligsten Lebensaufgabe gemacht, in seinem Herzen niemals erlöschen. 
Wir aber möchten hierbei den Gemeinden Israels es laut und eindringlich entgegen rufen: Seid bemüht, ein Band der Liebe und Anhänglichkeit zwischen Euch und Euren Lehrern, denen ihr das Teuerste, Eure Kinder, anvertraut, zu flechten, bewahrt Euch einen dankbaren Sinn für ihr Wirken, dann, aber auch nur dann, wird es mit Israel immer besser werden."  
 
Anzeige in der "Israelitischen Wochenschrift für die religiösen und socialen Interessen des Judentums" vom 6. Mai 1875: "Meinen Freunden und Bekannten widme ich die Anzeige, dass mein vielgeliebter Vater, Herr Lehrer Joel Silberstein
in Witzenhausen, am 7. Tag des Pessachfestes im 81. Jahre seines Lebens sanft entschlafen ist. Bezirksrabbiner Dr. M. Silberstein in Mühringen (Württemberg)."    

      
Lehrer Levi Plaut tritt in den Ruhestand (1914, war vermutlich von 1895 bis 1902 Lehrer in Witzenhausen) 

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 18. Dezember 1914: "Aus Kassel wird uns gemeldet: nach 33-jähriger Tätigkeit trat am 1. Oktober dieses Jahres Lehrer Levi Plaut aus Gesundheitsrücksichten in den Ruhestand. In den Gemeinden Zimmersrode, Witzenhausen und Frankenberg, in welchen er gewirkt, war er wegen seiner Tüchtigkeit und seines bescheidenen, freundlichen Wesens sehr geachtet. In Anerkennung seiner treuen Dienste wurde ihm allerhöchst der Adler der Inhaber des königlichen Hausordens vom Hohenzollern verliehen, den ihm der Polizeipräsident mit sehr ehrenden Worten überreichte."         

           
70. Geburtstag des emeritierten Lehrers Levi Plaut (1931)      

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Hessen und Waldeck" vom 5. Juni 1931: "70. Geburtstag des emeritierten Lehrers Plaut. Am 11. dieses Monats kann Lehrer i.R. Levy Plaut auf 70 Lebensjahre zurückblicken. Wenngleich er diesen Tag infolge seines leidenden Zustandes im engsten Familienkreis verbringen will, sei doch in der Öffentlichkeit seiner Wertschätzung gedacht. Gehört er doch zu den Veteranen des Lehrerstandes, der nur in seinem Heimatlande amtierte. Aus Frielendorf stammend, bestand er am hiesigen Seminar (sc. Kassel) im Frühjahr 1881 die erste und zwei Jahre später die zweite Prüfung. Mit besten Zeugnissen versehen, übertrag ihm die Regierung die Schulstelle in Zimmersrode; damals waren dort 54 jüdische Kinder aus dem Orte und den umliegenden Dörfern zu unterrichten, für einen jungen Menschen eine schwere Aufgabe. Noch heute gedenken viele ehemaligen Schüler ihres Lehrers in Verehrung und Dankbarkeit. Mit aller Kraft arbeitete Plaut an der ihm anvertrauten Jugend, und seine Erfolge wurden von der Schulaufsichtsbehörde wie vom Provinzialrabbiner Dr. Munk seligen Andenkens vollauf anerkannt, zumal er durch Lehre und Leben auch in religiöser Hinsicht der Jugend das beste Vorbild war und bis heute darin sich treu blieb. Die Behörden bezeigten ihm daher vielfaches Wohlwollen. Sein Verhältnis zu seinen Kollegen und Gemeinden war immer ein gutes auch noch als Lehrer in Witzenhausen und Frankenberg. Gar zeitig waren Plauts körperliche Kräfte verbraucht. Wochenlang lag er schwer krank in der Marburger Klinik, nur sein Gottvertrauen und der feste Willen zur Gesundung ließen ihn genesen. Der Heroismus versagte aber, und so musste er schon 1914 in den Ruhestand treten. Die Segnungen seiner emsigen Arbeit konnte er in seinem hiesigen Ruhesitz (sc. Kassel) nicht genießen. Wiederum traten Leiden ein, und Heilung fand er nur für kurze Zeit. So lange es sein Zustand ermöglichte, fand er hier Beschäftigung. Während der Kriegsjahre unterrichtete Plaut an der Luisenschule und wiederholt auch an unserer Volksschule, stets bereit, zu helfen. Die ihm gebührende Anerkennung war ihm nie versagt. - Plauts Familienleben ist ein musterhaftes; seine Frau, geb. Stahl, ist eine wahre Heldin an Hingebung und Pflege, und sie trug viel dazu bei, den 70. Geburtstag ihres Mannes zu begehen. Möge unserem lieben Mitbürger noch ein langes, recht gesundes Leben besieden sein zur Freude seiner Familie, seiner guten Kinder und vieler Freunde. Wir rufen ihm zu: 'Chasak - sei stark.' L. Horwitz."                

      
Unklarheiten um die Zukunft der Schule der jüdischen Gemeinde (1901)   

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Mai 1901: "Aus dem Regierungsbezirk Kassel. Während eine größere Anzahl jüdischer Gemeinden die Errichtung eigener Elementarschulen erstreben, andere die Erhaltung derselben durch Aufwendung pekuniärer Opfer sich in anerkennenswerter Weise angelegen sein lassen, hat die jüdische Gemeinde in Witzenhausen ihre seit Jahren bestehende, von einer guten Lehrkraft geleitete Schule preisgegeben.   
Der Vorgang der sich hierbei abspielte, dürfte auch weitere Kreise interessieren. Witzenhausen ist ein Kreisstädtchen. Auf Grund des preußischen Besoldungsgesetzes von 1897 erhalten die Lehrer an den Volksschulen in Witzenhausen 1.200 Mark Grundgehalt. Der jüdische Lehrer erhielt aber nur 1.000 Mark und bemühte sich vergebens, eine Gleichstellung mit den übrigen Lehrern herbeizuführen. Die Gemeinde blieb Siegerin. die Königliche Regierung in Kassel erblickte in der 'Nichtgleichstellung' des jüdischen Lehrers mit den christlichen eine Härte und gewährte mit Genehmigung des Herrn Ministers, eine Staatsbeihilfe von 200 Mark pro Jahr. Das genügte dem Vorstande der jüdischen Gemeinde nicht, weil die Staatsbeihilfe unter der Bedingung des Widerrufes gegeben wurde, und das Anerbieten der Königlichen Regierung wurde abgelehnt. Kommentar überflüssig. Der Herr Regierungsrat hat in gerechter Entrüstung über dieses Gebaren die Auflösung der Schule in sichere Aussicht gestellt. 
In Witzenhausen wirkte Jahrzehnte lang der durch sein Wohl tun weit bekannte Rabbiner Dr. Fränkel seligen Andenkens. Solche Vorkommnisse zeugen leider von dem Rückgange der religiösen Gesinnung auf dem Lande und geben Veranlassung zu ernsten Besorgnissen um die Erhaltung unserer Heiligen Wahrheit."   
 
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Juni 1901: "Witzenhausen, 5. Juni (1901). Der Vorstand der hiesigen Synagogengemeinde schreibt uns: 
'Es ist nicht richtig, dass die israelitische Gemeinde in Witzenhausen ihre Schule preisgegeben hat, die Gemeinde hofft im Gegenteil, dass ihre Schule noch recht lange erhalten bleibt. Sollte die Regierung dennoch wegen der augenblicklichen geringen Schülerzahl uns die gute Lehrkraft wegnehmen, so wurde die Gemeinde solches außerordentlich bedauern, obgleich man dem Herrn Lehrer allseitig ein besseres Fortkommen wünscht."       
   
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Juni 1901: "Aus dem Regierungsbezirk Kassel. Wie uns von durchaus zuverlässiger Seite mitgeteilt wird, entspricht das in Nr. 42 des 'Israelit' mitgeteilte Vorkommnis der vollen Wahrheit. Nicht nur wegen der geringen Schülerzahl - es gibt in Hessen an Zahl noch kleinere Schulen - sondern wegen des unerklärlichen Benehmens des Vorstandes der israelitischen Gemeinde zu Witzenhausen der Königlichen Regierung gegenüber, hat diese die Auflösung der Schule, welche eine der ältesten Hessens ist, in sichere Aussicht gestellt. Bemerkt sei noch, dass die Gemeindeältesten das Anerbieten der Königlichen Regierung, mit der vom Herrn Minister bereitwilligst gewährten Staatsbeihilfe von 200 Mark das Grundgehalt des jüdischen Lehrers mit dem der christlichen gleichzustellen, zurückgewiesen haben, ohne vorher die Gemeinde zu befragen, worüber ein Teil der Gemeinde sehr entrüstet ist. Die Bemerkung des Synagogenvorstandes zu Witzenhausen in Nr. 45 dieses Blattes, welche sich auf die bevorstehende Versetzung des Stelleninhabers bezieht, ist doch nur der Ausdruck der Verlegenheit. Wer sich einmal in eine Sackgasse verrannt hat, kommt so leicht nicht wieder heraus.  
(Der Vorstand der israelitischen Gemeinde zu Witzenhausen hat nunmehr wieder das Wort. Redaktion des 'Israelit')."       

        
Die Israelitische Volksschule wird aufgelöst (1902)  

Artikel im "Israelitischen Familienblatt" vom 30. Januar 1902: "Witzenhausen. Die Königliche Regierung zu Kassel hat mit Genehmigung des Herrn Unterrichtsministers beschlossen, die hiesige israelitische Volksschule, welche eine der ältesten des vormaligen Kurfürstentums Hessen ist, zum 1. April dieses Jahres aufzuheben. Der seitherige Stelleninhaber, Herr Lehrer Plaut, ist mit diesem Tage an die Israelitische Volksschule zu Frankenberg versetzt."  

     
Die Israelitische Gemeindevolksschule erhält einen Unterhaltungszuschuss von der Stadt (1921)  

Witzenhausen AZJ 25111921.jpg (24151 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 25. November 1921: "Die Stadtverordneten Witzenhausens bewilligten einen Zuschuss in Höhe von jährlich 5.000 Mark zur Unterhaltung der dortigen israelitischen Gemeindevolksschule."  

     
Zum Tod von Lehrer und Kantor Levi Katz (1922) und seiner Witwe (1933)  

Anzeige im "Israelitischen Familienblatt" vom 12. April 1922: "Nachruf!
Am 29. März verschied ganz plötzlich infolge Herzschlages im 43. Lebensjahre unser allverehrter und geliebter Lehrer und Kantor
Herr Levi Katz

Zwanzig Jahre lang waltete der Verstorbene segensreich in unserer Gemeinde. Während dieser Zeit ist er seiner hohen Pflicht als Erzieher der Jugend und als Kultusbeamter in vorbildlicher Weise nachgekommen. Ebenso unersetzlich wie als Lehrer war uns der Verewigte als Mensch. Seinen Rat in ernsten Stunden, seine heitere und liebenswürdige Gesellschaft an frohen Tagen werden wir immer schmerzlich vermissen. Welcher großen Hochachtung und Liebe sich der Verstorbene auch in nicht­jüdischen Kreisen erfreute, zeigte das ungeheuer große Trauergefolge, wie es unsere Stadt selten sah.
Sein Andenken wird stets in uns fortleben.
Israelitische Gemeinde Witzenhausen.
"  
 
Artikel im "Israelitischen Familienblatt" vom 12. April 1922: "Verband der jüdischen Lehrervereine im Deutschen Reiche.
Schmerzerfüllt gebe ich der Verbandslehrerschaft Kenntnis von dem unerwarteten Heimgang unseres lieben Kollegen Katz in Witzenhausen. Im Alter von 40 Jahren erlag der kraftvolle Mann der Nach­wirkung einer Gasvergiftung, die er im Weltkriege erlitten hat. Pflichtgetreu und hingebungsvoll hat er auch im Felde seine Obliegenheiten erfüllt, sodass er als einer der ersten seiner Amtsgenossen im Waffenrock zum Leutnant befördert wurde.
Im Verbandsvorstand hat Katz anregend und fördernd gewirkt. Seiner tätigen Mithilfe ist es insbesondere zu verdanken, dass sich eine Versöhnung der Geister in der jüdischen Lehrerschaft vollzogen hat; an der Schaffung der Arbeitsgemeinschaft der Lehrerverbände war er in hervorragendem Maße beteiligt. Die einige Lehrerschaft war das Ziel, dem er, allen Hemmungen und Widerständen zum Trotz, unbeirrbar zusteuerte.
Wenn wir in einigen Wochen uns zu bedeutsamer Tagung in der Reichshauptstadt versammeln, dann wird der Verlust dieses auf der Höhe des Lebens uns entrissenen treuen Mitarbeiters schmerzend fühlbar werden. Das Andenken an seine versöhnliche, aber dennoch kraftvolle und zielbewusste Art soll uns alsdann aneifern, zu Entschlüssen, die das Heil der gesamten jüdischen Lehrerschaft bezielen.
Hamburg, den 5. April 1922.   Feiner, Verbandsvorsitzender."   
 
Zum Tod von Alice Katz, Witwe von Lehrer Levi Katz (1933)   
Artikel im "Israelitischen Familienblatt" vom 11. Mai 1933: "Witzenhausen. Hier starb Frau Alice Katz, die Witwe von Lehrer L. Katz, der im Kriege zum Offizier befördert worden war, den im Felde zugezogenen Leiden aber bald nach Kriegsende erlag. Im sozialen Leben der Gemeinde, besonders im Dienste des Israelitischen Frauenvereins, hat sich Frau Katz mit regem Eifer und großer Hingabe betätigt Lehrer Blumenfeld würdigte in einer tief empfundenen Ansprache die Verdienste der Entschlafenen."   


25-jähriges Jubiläum von Lehrer Hugo Blumenfeld (1928) 
Anmerkung: Lehrer Blumenfeld wechselte 1935 nach Neustadt (Hessen); 1932 hatte er noch in Witzenhausen seine Silberhochzeit mit seiner Frau Blanka geb. Rosenberg feiern können, Israelit Familienblatt vom 21.7.1932 S. 6. 

Witzenhausen Israelit 07061928.jpg (23551 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Juni 1928: "Witzenhausen, 20. Mai (1928). Sein 25-jähriges Dienstjubiläum feierte Herr Lehrer H. Blumenfeld. 15 Jahre wirkte er in Frankenau, 5 Jahre dahier, die übrige Zeit in Westfalen, Überall genoss er das Vertrauen seiner Gemeinden."   
 
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 30. März 1928:  "Witzenhausen. Am 1. April feiert unser Lehrer Herr H. Blumenfeld sein 25-jähriges Dienstjubiläum. Etwa sechs Jahre ist er in hiesiger Gemeinde tätig, fünfzehn Jahre wirkte er in Frankenau, die übrige Zeit in Westfalen. Herr Blumenfeld hat es verstanden, sich überall das Vertrauen seiner Gemeinden zu erwerben. Möge es ihm vergönnt sein, noch recht lange zum Wohle der Gemeinde und der Schule zu wirken."       

   
Wissenschaftliche Beiträge von Lehrer Ignatz Popper in Witzenhausen (1937) 

Witzenhausen Israelit 07051937.jpg (110088 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Mai 1937: "Über die Paitanim mit besonderer Berücksichtigung Elasar Hakalirs
Von J. Popper, Lehrer in Witzenhausen..." 
Da der sich über mehrere Ausgaben des "Israelit" erstreckende Beitrag nicht in direktem Zusammenhang mit der jüdischen Geschichte in Witzenhausen steht, wird er hier nicht abgeschrieben. 
  
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. September 1937: "Nochmals: Die Pijutim. 
Die Frage, in welcher Weise die Piutim in die Sabbat- und Festgebete usw. eingereiht worden sind, ist bedeutsam genug, einige Erörterungen an die Einsendung des 'L' in Nr. 23 dieser Blätter zur Aufklärung zu knüpfen. Gewiss ist der Bericht des Rabbi Jehudo ben Barsolai hanossi aus Barcelona zutreffend, dass diese Dichtungen aus einer Zeit stammen, da infolge von Judenverfolgungen halachische und midraschische Vorträge beim Gottesdienst verboten waren und man daher (ähnlich wahrscheinlich wie die Entstehung der Haftora) besondere Gebetstücke mit entsprechendem Inhalte verfasst und eingeführt habe....
J. Popper, Witzenhausen." 
Auch dieser Artikel wird nicht weiter ausgeschrieben, da er keine direkten Bezüge zur jüdischen Geschichte in Witzenhausen enthält. Bei Interesse: zum Lesen bitte Textabbildung anklicken.
 

          
Der letzte jüdische Lehrer Ignatz Popper feiert seinen 65. Geburtstag (1938)  
Anmerkung: Ignatz Popper ist am 25. Januar 1873 in Ahrensburg/Stormarn (Schleswig-Holstein) geboren. Popper war bis 1935 Lehrer und Kantor an der jüdischen Volksschule und in der Gemeinde in Leer / Ostfriesland (zuvor in Weener); er war verheiratet mit Nanette geb. Marx (geb. 1881 in Oberdorf); nach seiner Zurruhesetzung übernahm Lehrer Popper ab 1935 noch einige Zeit den Unterricht und die Betreuung der Gemeinde in Maßbach; anschließend war er in Witzenhausen; am 22. November 1941 ist das Ehepaar Popper von Frankfurt aus nach Kowno (Kauen) deportiert und dort wenige Tage später ermordet worden. Die beiden Töchter Käthe (geb. 1905 in Lingen) sowie Lea (geb. 1908 in Weener) wurden gleichfalls von Frankfurt aus deportiert. Der einzige Überlebende der Familie, Sohn Alfred (geb. 1911 in Weener) hat 1938 noch in die USA emigrieren können (gest. 1992 in Falmouth, Maine, USA). Gedenkbuch Bundesarchiv: https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de945469    

Mitteilung in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 3. Februar 1938: "Witzenhausen. Lehrer und Kantor Ignatz Popper feiert am 25. Januar seine 65. Geburtstag."  

     
      
Aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben     
Veranstaltungen im Verein für jüdische Geschichte und Literatur in Witzenhausen (1903)  
Anmerkung: der Verein hatte 1903/10 etwa 20 Mitglieder, Vorstand 1903/10: S. Nußbaum (1. Vorsitzender), M. Kugelmann (1909/10 2. Vorsitzender,1903 noch S. Steinhardt), Moritz Jaffa (1910 Kassierer,1908 noch S. Winterberg, 1903 L. Trepp) und H. Katzenstein (1910 Schriftführer, 1908 noch Lehrer Katz, 1903 noch S. Winterberg). 

Artikel in der Zeitschrift "Mitteilungen aus dem Verband der Vereine für Jüdische Geschichte und Literatur" Heft 11 Dezember 1903 S. 58: "Witzenhausen.
Vorträge: Lehrer Katz - Witzenhausen: Ein Gang durch die jüdische Geschichte. — Jacob Frank und die Frankisten. — Dr. Schöneberg - Nordhausen: Moritz Oppenheim und seine unsterblichen Schöpfungen. — Lehrer Katz - Witzenhausen: Heinrich Heine. — Lehrer Steinhardt - Magdeburg: Die Feindesliebe im Judentum. — Lehrer Horwitz - Cassel: König Jeromé und die Juden in Westfalen.
Kleine Bibliothek. Bibliothekar: Lehrer Katz-Witzenhausen."  

 
75-jähriges Bestehen des Israelitischen Wohltätigkeitsvereins (1908)  

Witzenhausen Israelit 27081908.jpg (36433 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. August 1908: "Witzenhausen, 15. August (1908). Dieser Tage feierte der hiesige 'Israelitische Wohltätigkeitsverein', dem fast sämtliche Mitglieder der jüdischen Gemeinde angehören, das Fest seines 75-jährigen Bestehens. Das Fest wurde durch einen Festgottesdienst mit Predigt eingeleitet. Ein Festessen mit Bankett beschloss die in allen Teilen schön verlaufene Feier."  

 
Landrat Georg Eschtruth wendet sich gegen die antijüdische Hetze in Witzenhausen (1919)  

Anmerkung: Georg Eschtruth war 1919 kurze Zeit Landrat des Landkreises Witzenhausen. 

Artikel in "Mitteilungen des Syndikus des Centralvereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens" vom 3. November 1919: "Ein Landrat gegen die Judenhetze.
Eine besonders wütende antisemitische Judenhetze wird in Witzenhausen und Umgegend veranstaltet. Sie geht hauptsächlich von Schülern aus. Die Ortsgruppe des Centralvereins ist erfolgreich gegen die Hetze aufgetreten. Ihre Tätigkeit hat eine hervorragende Unterstützung durch den Landrat von Eschtruth erfahren, der eine amtliche Bekanntmachung im 'Witzenhäuser Kreisblatt' erlassen hat. Sie lautet:
'Die in letzter Zeit allgemein zutage tretende Judenhetze in Wort und Tat hat auch im Kreise Witzenhausen Boden gefunden. Schon mehrfach ist es zu Zwischenfällen gekommen, die geeignet sind, die öffentliche Ruhe und Ordnung zu stören. Insbesondere hat auch die Verteilung von aufreizenden Flugblättern schon mehrfach zu Zusammenstößen geführt.
Ich muss allen diesen Bestrebungen, die bestimmt und geeignet sind, die Bevölkerung aufzureizen, mit aller Entschiedenheit entgegentreten. Ich erwarte von der Einsicht der überwiegenden Mehrheit der Kreiseingesessenen, dass sie der Verhetzung keinen Raum gibt und mich in der Verurteilung der antisemitischen Hetze unterstützt.
Ich werde alle mir zu Gebote stehenden Mittel - zur Abwehr der Bewegung verwenden und nötigenfalls die Regierung um außerordentliche Maßnahmen gegen die Urheber ersuchen.'
Der Landrat. gez. i. V. Eschtruth.'"
  

  
700-Jahr-Feier der Stadt Witzenhausen unter Beteiligung der jüdischen Gemeinde (1925)  

Witzenhausen JuedlibZtg 21081925.jpg (126898 Byte)Artikel in der "Jüdisch-liberalen Zeitung" vom 21. August 1925: "Witzenhausen. Die hiesige Stadt beging in den Tagen vom 15. bis 18. August die Feier des 700jährigen Bestehens, an der auch die jüdischen Einwohner lebhaften Anteil nahmen. In der Geschichte der kurhessischen Juden hat Witzenhausen eine wichtige Rolle gespielt, weil dort der Sitz des Landrabbinats war und namhafte Gelehrte aus ihr hervorgegangen sind. Im 18. Jahrhundert erfolgte die Verlegung des Landrabbinats nach Kassel. Besondere Bedeutung erlangte aber der hiesige Ort durch die jüdische Landesuniversität, wie die hier errichtete Jeschiwa genannt wurde. Bemerkenswert ist, dass alle steuerzahlenden Israeliten Hessens zur Bestreitung der Kosten für die Talmudschule verpflichtet waren, und dass der auf diese Weise gesammelte Talmud-Torafonds, der wie vieles andere in der Inflationszeit wertlos wurde, religiösen Bildungszwecken nutzbar gemacht wurde. Interessante Einzelheiten über Einrichtung der Schule und Unterbringung der Zöglinge teilt Lehrer Horwitz, Kassel, in einer Spezialabhandlung mit, deren Angaben dem 'Konstitutenbuch der althessischen Judenschaft' entnommen sind. Der innige Kontakt, der zwischen den Bekennern aller Bekenntnisse hier herrschte, kann auch heute noch erfreulicherweise festgestellt werden. Kommerzienrat Wertheim aus Kassel, der hier geboren wurde, hat durch ein Geldgeschenk von 1.000 Mark seine Anhänglichkeit an die alte Heimat bewiesen."  

  
25-jähriges Jubiläum des Literaturvereines (1927)      

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 25. Februar 1927: "Witzenhausen. Am 6. März sind es 25 Jahre, dass der hiesige Literaturverein ins Leben gerufen wurde. Aus diesem Anlass ist eine größere Feier geplant und findet diese an obengenanntem Tage in den Räumen des Hotels zum goldenen Löwen statt. Gäste sind herzlich willkommen."         

    
Versammlung (der Ortsgruppe) des Centralvereins (1928)    

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 17. Februar 1928: "Witzenhausen. Am Sonntag, den 29. Januar, fand in Witzenhausen eine Versammlung des Centralvereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens statt. Der Syndikus des Landesverbandes Hessen-Nassau und Hessen, Herr Rechtsanwalt Dr. Martin Marx - Frankfurt am Main, sprach über 'Vor Reichstagswahlen'. Mit ganz wenig Ausnahmen, die entschuldigt waren, waren sämtliche Gemeindemitglieder anwesend und folgten mit größter Aufmerksamkeit den Ausführungen des Redners. Man war sich darüber einig, dass es größter Anstrengung bedarf, um gerade in den Monaten vor der Wahl den Antisemiten wirksam entgegenzutreten und dass jeder Glaubensgenossen zu seinem Teil dazu beitragen muss."        

    
Chanukkafeier des Jugendbundes (1929)    

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 3. Januar 1930: "Witzenhausen. Am Sonntag, den 12. Januar, veranstaltet der Jugendbund in den Räumen 'Zum goldenen Löwen' seine diesjährige Chanukkah-Feier. Der für dieses Vergnügen gebildete Ausschuss wird sich die größte Mühe geben und die Besucher mit allerlei Überraschungen unterhalten. Eine Tombola, Preistanz, sowie das Trio Gebr. Philipp werden zur Verschönerung der Veranstaltung beitragen."        

    
Vortrag von Lehrer Horwitz (Kassel) im Geschichts- und Literaturverein (1930)       

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 21. Februar 1930: "Witzenhausen. Im hiesigen Geschichts- und Literaturverein sprach am Sonntagabend Herr Lehrer Horwitz (Kassel) über 'Der Einfluss der französischen Fremdherrschaft auf die kulturelle Entwicklung der Juden Kurhessens.' In länger als einständigem Vortrag verstand es Herr Horwitz, seine Zuhörer meisterhaft zu fesseln, denn durch die ganze Art und Weise seines Vortrages versteht er dieses vorzüglich. Außerdem ist Herr Horwitz hier kein Unbekannter. Auf Grund alter Gesetze und Verordnungen zeigte er, welche Vorteile die französische Herrschaft gerade den Juden Kurhessens bot, wie mit einem Schlage die alten Schranken und Fesseln fielen und 'Freiheit und Gleichheit' in die Tat umgesetzt wurden, wie es die Juden auch verstanden, die Freiheit, die man ihnen später gerne wieder genommen hätte, sich zu erhalten. Leider war die Zeit des Abends schon so weit vorgeschritten und es wurde nachher lebhaft bedauert, dass die Ausführungen des Redners nicht weiter ergänzt werden konnten. Hoffentlich bietet sich in einem späteren Vortrage dazu Gelegenheit."           

   
Chanukkafeier der jüdischen Schule (1930)    

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 19. Dezember 1930: "Witzenhausen. Unsere Schule hielt ihre Chanukkah-Feier am Sonntagabend im Gemeindesaal ab, wenn auch im kleinen Rahmen, so war sie doch recht gemütlich. Zunächst vertrieben sich die Kinder die Zeit durch gemeinschaftliche Spiele. Nach dem Anzünden der Chanukkah-Lichter und nachdem Moaus zur gesungen, trugen die Kinder nette Gedichtchen und Zwiegespräche vor, die tiefen Eindruck auf die anwesenden Eltern und Freunde hinterließen. Anschließend wurde die Kaffeetafel gedeckt und die Kinder mit Kuchen und Süßigkeiten bewirtet. Zum Schluss kam das Chanukkah-Männchen und brachte reichliche Gaben. Man konnte die Gesichter der Kinder vor Freude strahlen sehen, der Tag wird ihnen wohl noch recht lange in freudiger Erinnerung bleiben. B."         

   
Vortrag von Lehrer W. Katz (Kassel) im Jugendverein (1931)    

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 30. Januar 1931: "Witzenhausen. In unserem Jugendverein hielt Herr Lehrer W. Katz - Kassel am Sonntagabend einen Vortrag über das Thema 'Pazifismus und Judentum'. Dadurch wurde die erfolgreich begonnene Winterarbeit unseres erst im Herbst vorigen Jahres gegründeten Vereins wesentlich bereichert. Der Vortrag wurde mit großem Beifall aufgenommen. H. Tr."          

   
Vortragsabende im Jugendverein (1931)     

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 17. April 1931: "Witzenhausen. Als Abschluss der erfolgreichen Winterarbeit unseres Jugendvereins hörten wir in letzter Zeit zwei sehr interessante Referate. Am 27. März sprach Herr Lehrer Blumenfeld, hier, über die Entstehung der Gebräuche am Pessachfeste und deren Bedeutung. Herr Blumenfeld verstand es in überaus fesselnder Weise, seine jugendlichen Zuhörer durch seine lehrreichen Ausführungen zu gewinnen. Der Vortrag hatte ein allgemeines Interesse erweckt, und daher schloss sich eine sehr lebhafte Aussprache an. - Am Sonnabend, den 11. April, sprach der bekannte Jugendführer, Herr Lehrer M. Steinhardt, Magdeburg, zum Abschluss unseres Winterprogramms über das Thema: 'Was ist Judentum?'  Herr Steinhardt hielt uns einen äußerst fein durchdachten Vortrag. Der Referent behandelte dieses Thema in erschöpfender und interessanter Weise. - Im Sommer wollen wir uns mehr dem Sport und dem Wandern widmen. H.T."       
 
Anmerkung: der im Text genannte Lehrer Steinhardt aus Magdeburg war der jüdische Religionslehrer Meier Steinhardt. Dieser war (nach Informationen von Waltraut Zachhuber [Magdeburg] und Hildegard Stellmacher [Dresden] sowie Liz James [Melbourne]) ab 1886 fast 48 Jahre Lehrer in der Magdeburger Synagogengemeinde. Als er in den Ruhestand ging - 1934 -, verzog er zunächst nach Bad Ems und von dort vermutlich im Zusammenhang mit der Verwüstung des Heimes beim Novemberpogrom 1938 nach Dresden. Er wurde am 14. Dezember 1864 in Neumorschen geboren (nicht in Witzenhausen, siehe Kopie der Geburtsurkunde), studierte am Lehrerseminar in Hannover, war kurz als Lehrer in Hausberge bei Minden und dann kam nach Magdeburg. Er starb am 22. Dezember 1940 in Dresden. Seine Frau Anna Steinhardt geb. Löwenstein (geb. 7. Juni 1865 in Frankfurt am Main) wurde am 1. Juli 1942 aus Dresden in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wo sie am 28. November 1942 umkam. 
Der Sohn Waldemar Steinhardt war in Schönebeck und Magdeburg als Hautarzt tätig (1936 mit Frau und Sohn nach Russland in die Nähe von Odessa verzogen; hier auch verstorben; ein in Dänemark vorhandener Grabstein eines Waldemar Steinhardt bezieht sich wohl nicht auf diesen W.St.). Steinhardt war in Lehrerkreisen sehr bekannt durch seine zahlreichen Aufsätze in jüdischen Periodica und als Mitglied in der Leitung des Lehrervereins.
       
Foto und Dokument zu
 Lehrer Meier Steinhardt   
(aus der Sammlung von Marga Griesbach)  
Witzenhausen Steinhardt Dok 011.jpg (35990 Byte) Witzenhausen Steinhardt Dok 010.jpg (45746 Byte)  
  Meier Steinhardt  
  
  
"Meiner lieben Herta 
zur Zeit Witzenhausen  ... 36 
Onkel Meier Steinhardt"
 Foto aus dem Artikel im
"Israelitischen Familienblatt"
vom 6.12.1934 (s.u.)
Weiteres Foto und genealogische Informationen in http://www.geni.com/people/Meier-Steinhardt/6000000033372793974
Meier Steinhardt war ein Sohn von Jakob Steinhardt und der Mina geb. Hahn. Brüder von Meier waren: Ruben, Jettchen, Samuel und Sarchen. Der Bruder Samuel war Vater des im Ersten Weltkrieg gefallenen Alfred Steinhardt (s.o.).    
  
Zum 70. Geburtstag von Lehrer Meier Steinhardt in Bad Ems (1934)     
Artikel im "Israelitischen Familienblatt" vom 6. Dezember 1934: "M. Steinhardt. Zu seinem 70. Geburtstag am 14. Dezember.
Am 14. Dezember begeht im Lehrerheim zu Bad Ems Meier Steinhardt aus Magdeburg den 70. Geburtstag. Zu seinen Berufsgenossen, denen Steinhardt seit vier Jahrzehnten Vorbild und Freund ist, zu den Scharen jüdischer Männer und Frauen in Deutschland, denen er durch Wort und Schrift Stunden der Erhebung und Aufrichtung bereitet, gesellt sich in Dankbarkeit und Verehrung in vorderster Reihe die jüdische Jugend aus allen Lagern, die dem Alten mit dem jungen Herzen huldigt als ihrem Wegbereiter und Förderer.
Unvergängliches Verdienst hat sich Steinhardt um die Einigung der jüdischen Lehrerschaft erworben, die in erster Linie sein Werk ist. Was erst schweres Schicksal und Not der Zeit bewirkt haben: Einigkeit und Geschlossenheit in der deutschen Judenheit, das hat dieser Mann auf seinem Berufsgebiet in jahrelangem zähen Ringen und Streben erzielt. Und so wurde die unverbrüchliche Verbundenheit der gesamten jüdischen Lehrerschaft eines der Fundamente für das Einigungswerk der Juden in Deutschland.
Für sein Judentum, dessen Ansehen und Festigung sein Lebenswerk galt, stritt und kämpfte er, weniger in jahrzehntelanger publizistischer Tätigkeit mit dem ihm eigenen Ernst, der sich zur Leidenschaftlichkeit steigern kann, für die Erhaltung des jüdischen Schulwesens und für die soziale Besserstellung des jüdischen Lehrers sich einsetzte. Fast jede Seite der von ihm redigierten 'Blätter für Erziehung und Unterricht', der Beilage zum 'Israelitischen Familienblatt' in den Jahren 1901 bis 1933, und in der, bis vor Jahresfrist im gleichen Verlag erschienenen 'Jüdischen Schulzeitung" legt Zeugnis ab für den ehrlichen Willen des verdienten Mannes.
Steinhardts Lebensgang verlief äußerlich in ruhigen Bahnen. Geboren in einem kleinen hessischen Dorfe, verbrachte er seine Kindheit in Witzenhausen, Bez. Kassel. Nach Beendigung der Schulzeit ging er auf das jüdische Lehrerseminar in Hannover, das er Ostern 1884 nach bestandenem Examen verließ. Er amtierte als Lehrer und Kantor in den Gemeinden Prenzlau, Hausberge und Magdeburg. In der letztgenannten Gemeinde, in der er 30 Jahre gewirkt hat, versah er zeitweilig als Vertreter des Rabbiners dessen Funktionen. Seine Pensionierung erfolgte im Jahre 1925.
An der Gründung und Organisation des Lehrerverbandes hatte er hervorragenden Anteil. Die bedeutsamen Kundgebungen der jüdischen Lehrerschaft auf den Verbandstagungen der letzten 30 Jahre, in Berlin. Hamburg, Kassel, Hannover, Frankfurt a. M., Breslau, Köln und München hat Steinhardt mit organisatorischem Geschick vorbereitet und durchgeführt. Auch in den anderen Verbänden der deutschen Judenheit, besonders im Jugendverband, nutzte man das Wollen und Können des Mannes im Dienste der von ihnen gepflegten Bestrebungen. Noch heute ist er stellvertretendes Ratsmitglied im Preußischen Landesverband jüdischer Gemeinden.
Außer unzähligen Artikeln in der jüdischen Presse hat Steinhardt folgende Schriften veröffentlicht: 'Der Unterricht unserer Jugend, ein Mahnwort an die deutsche Judenheit', 'Schwebende Standesfragen', 'Vom Wiederaufbau des jüdischen Lehrerstandes und der Gemeinden', 'Das jüdische Jugendbuch' (in Gemeinschaft mit Heinrich Löwe und Ch. Z. Klötzel), 'Jüdische Zeit- und Streitfragen".
Im letzten Oktober, wenige Tage nach seiner Übersiedlung nach Ems, besuchte ich Steinhardt. Der Mann, der auch im Ruhestand nicht rasten und ruhen kann, trug sich mit einem ganzen Bündel von Plänen und Entwürfen. Im Vordergrund dieser Pläne stand eine Vortragsreise in die Jugendvereine. Nichts ist bezeichnender für diesen Volks- und Jugendbildner und Erzieher, als das unermüdliche Streben, den jungen Menschen in Notzeit und bangen Tagen geistige und seelische Kraftquellen zu erschließen. Mögen ihm Frische und Rüstigkeit zu diesem Werke erhalten bleiben! Joseph Feiner (Blankenese)."
Über den Verfasser Joseph Feiner (1863 Wittlich - 1938 Hamburg), siehe https://www.stolpersteine-hamburg.de/index.php?MAIN_ID=7&BIO_ID=778
 

  
Jüdischer Gemeindeabend der Sinai-Loge Kassel in Witzenhausen (1931)    

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 24. Dezember 1931: "Witzenhausen. Mitglieder der Sinai-Loge Kassel veranstalteten am 20. Dezember hier einen jüdischen Gemeindeabend. Zahlreich waren die Mitglieder der hiesigen Gemeinde der Einladung gefolgt in Erwartung genussreicher Stunden, sie wurden nicht enttäuscht. Der Abend stand im Zeichen des jüdischen Liedes und der jüdischen Melodie. Nach kurzer Begrüßung durch Herrn Lehrer Blumenfeld hielt Herr Dessauer seinen Vortrag. 'Der Jude singt', das war das Kernstück seiner Ausführungen; er singt in Schmerz und Freud, im Beten und im 'Lernen'. In leicht verständlicher Form besprach der Redner den Freitagabend im jüdischen Hause, er sprach vom Kol Nidre, vom Hafdoloh und von den Neginoth; er verstand es seine Zuhörer zu fesseln und erntete reichen Beifall. Die Illustration zu diesen Ausführungen gab Frau Dr. Gotthilf durch ihren Gesang. Sie sang 'Wiegenlied', 'Kaddisch' und 'Klage' aus 'Samson und Delilah'. Sie ist eine Künstlerin und versteht die Regungen der jüdischen Seele in Freud und Glück, in Schmerz und Leid herauszustellen. Sie singt nicht bloß den Text, sie gibt ihm auch die Seele. Rauschender Beifall lohnte darum auch die Sängerin. Rasch gingen die wenigen Stunden vorüber. Nochmals herzlich sei den Mitgliedern an dieser Stelle gedankt, dass sie ihr Können in selbstloser Weise in den Dienst der jüdischen Kulturarbeit stellen. B."         

    
Überfall jüdischer Jugendlicher durch Schüler der staatlichen Kolonialschule in Witzenhausen (1931)  

Artikel im "Gemeindeblatt der Israelitischen Gemeinde Frankfurt am Main" November 1931 S. 65: "Kassel. Mehrere Schüler der Kolonialschule in Witzenhausen, welche in der Nacht vom 4. zum 5. August das Lager des 'Brith Haolim (Jung jüdischer Wanderbund)' überfallen haben, wurden vom Schöffengericht teilweise zu Gefängnis- und Geldstrafen verurteilt, teilweise freigesprochen."  
   
Witzenhausen Israelit 27101932.jpg (100668 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Oktober 1932: "Der Überfall auf das Lager des Brith Haolim in Wendershausen (sc. Stadtteil von Witzenhausen) vor dem Reichsgericht
Leipzig, 24. Oktober (1932). In der Nacht zum 5. August (sc. 1931) wurden Teilnehmer des Jüdischen Wanderbundes 'Brith Haolim' von etwa 30 bis 40 Nationalsozialisten, die zum größten Teil Schüler der staatlichen Kolonialschule zu Witzenhausen waren, überfallen. Durch die entschlossene Abwehr der Mitglieder des 'Brith Haolim' wurden die Angreifer in die Flucht geschlagen. In erster Instanz (Schöffengericht) wurden 5 Angeklagte wegen Landfriedensbruchs zu vier Monaten Gefängnis, einer wegen Vergehens des Waffenmissbrauchs zu 50 Mark Geldstrafe verurteilt und zwei freigesprochen. Gegen dieses Urteil legten die Angeklagten sowie der Staatsanwalt Berufung ein. Die Große Strafkammer des Landgerichts in Kassel verwarf in ihrer Verhandlung im April 1932 die Berufung der 5 Angeklagten, verurteilte die in erster Instanz freigesprochenen zwei Angeklagten zu vier Monaten Gefängnis und ändere die Strafe wegen Waffenmissbrauch von 50 Mark in drei Monate Gefängnis um. Das Reichsgericht zu Leipzig bestätigte am 12. Oktober dieses Urteil."  

   
Veranstaltung des Frauenvereins (1938)     

Artikel im "Israelitischen Familienblatt" vom 27. Januar 1938: "Witzenhausen. Der Frauenverein hatte eine Zusammenkunft, bei welcher Lehrer Popper einen Vortrag über 'Chamischa-Assar-B’schwat' hielt und Frau (= die Frau von) M. Steinhardt aus jüdischen Werken las."    
Anmerkung: zum Thema des Vortrages siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Tu_biSchevat 

  
   
Berichte zu einzelnen Personen/Familien aus der Gemeinde     
Hinweis auf die Ursprünge der Familie Goldschmidt in Witzenhausen im 16. Jahrhundert (Beitrag von 1929)    

Artikel in der Zeitschrift "Jüdische Familienforschung" 4 1929: Hinweis auf eine "Deszendenztafel (unvollständig) von Schmoll Goldschmidt, Witzenhausen, um 1525, vollständig von dessen Urenkel ab: Abraham Goldschmidt, Witzenhausen, geb. etwa 1600, gest. 1676; gezeichnet von L. Horwitz, Kassel, und Justizrat Eckhardt, Witzenhausen."    

    
Über Samuel (Schmul) zu Witzenhausen (um 1620/30, Artikel von 1900)    

Artikel in der "Monatsschrift für Geschichte und Wissenschaft des Judentums" Jahrgang 1900 S. 549 (unter "Analekten"): "Samuel (Schmul) zu Witzenhausen. Aus dem Werke 'Beiträge zu einer Familien-Geschichte der Freiherren von Uslar-Gleich, von Edmund Freiherr von Uslar-Gleichen,' Hannover 1888, erhalten wir (s. 299, Nr. 199) von einem Prozesse Kunde, den ein Mitglied jener Familie, Bernd Sittich (geb. 1574, gest. 1626 in Göttingen, an der Pest) mit einem Juden Schmul zu Witzenhausen führte. Bernd Sittich hatte nämlich, lesen wir a.a.O., 900 Thaler von ihm geliehen, die er mit 18 Thaler 4 Mgr. für jedes Hundert jährlich zu verzinsen hatte und außerdem musste er zur Sicherheit eine Obligation, 3 goldene Ketten, einen großen vergoldeten silbernen Pokal, 2 silberne Dolche und einige Frauenkleider deponieren. Nachdem Bernd Sittich das Geld zurückgezahlt hatte, behauptete Samuel, die Pfänder nicht finden und deshalb nicht zurückliefern zu können. Nun verklagte ihn Bernd Sittich beim Landgrafen von Hessen, insbesondere auch wegen der geforderten hohen Zinsen; allein beide starken darüber hin und noch um 1640 prozessierte Bernd Sittich's ältester Sohn mit den Schmul'schen Erben. (Aus Akten der Familie im Staatsarchive zu Marburg)."    

    
Über Josel von Witzenhausen (Artikel von 1904)    

Josef Josef Sohn des Alexander ist in um 1610 in Witzenhausen geboren. Er wanderte vermutlich um 1640 nach Holland aus, wo er zwischen 1644 und 1686 in Amsterdam als Drucker zahlreicher Werke (u.a."Artushof'") genannt wird. Josel von Witzenhausen war auch Übersetzer der hebräischen Bibel ("Altes Testament") ins Jiddische. Dazu ausführlich ein Beitrag von 1904 von Dr. Schüler aus Frankfurt/Main in der Zeitschrift für Hebräische Bibliographie - eingestellt als pdf-Datei.  
Dazu Norbert H. Ott: "Josel, Josef" in: Neue Deutsche Biographie 10 (1974), S. 610-612 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd137666365.html#ndbcontent   
L. Fränkel:  https://de.wikisource.org/wiki/ADB:Josel,_Josef_(1._Artikel)     

  
Über den jüdischen Soldaten Grünthal aus Witzenhausen, der es um 1820 zum Offizier im Grafenstand auf Haiti brachte (Artikel von 1907)  
Anmerkung: es handelt sich wohl um einen Sohn des Handelsmannes Herz Markus Grünthal und seiner Frau Gitel. Herz Grünthal lässt sich seit 1793 in Witzenhausen nachweisen, ab 1808 war er Bürger der Stadt. Seine Frau Gitel ist am 15.2.1814 in Witzenhausen gestorben. Ihr Grab ist im jüdischen Friedhof, vgl. Dokumentation Lagis:  https://lagis.hessen.de/resolve/de/juf/4443. Das Grab von Herz Grünthal findet sich nicht in Witzenhausen, vermutlich weil er - wie im Bericht zu lesen ist - nach Heiligenstadt verzogen ist.
Zu König Heinrich von Haiti: https://de.wikipedia.org/wiki/Henri_Christophe_(König) Palast von Sans-Souci: https://de.wikipedia.org/wiki/Sans_Souci   
König Heinrich starb am 8. Oktober 1820 (Suizid).    

Artikel in der Zeitschrift "Israelitisches Familienblatt" vom 19. Dezember 1907: "Ein jüdischer Offizier auf Haiti.
Es ist allgemein bekannt, dass nach den deutschen Freiheitskriegen zahlreiche Männer aus Deutschland wanderten, weil sie ihre Hoffnungen getäuscht sahen. Wie viel Erwartungen der in Deutschland wohnenden Israeliten wurden nun zerstört! Ihr Gut und Blut opferten sie den Armeen der Verbündeten, um nach dem Friedensschlusse den Undank des Vaterlandes zu ernten. Nicht anders war es in den Staaten, in welchen die Israeliten durch die französische Fremdherrschaft in den Vollgenuss der bürgerlichen Gleichstellung mit den anderen Einwohnern gesetzt wurden. Die gleichen Rechte legten ihnen auch gleiche Pflichten auf. Und wie schnell lebten sich die Israeliten in die neuen Verhältnisse ein! Wir finden sie in allen Staatsämtern, und auch im Heere Napoleons fanden sie in höheren und niederen Stellen Verwendung. Wenngleich wir eine fast vollständige Liste der jüdischen Offiziere aus der westfälischen Zeit haben, so sind auch eine ganze Reihe einfacher Soldaten bekannt, die mit Napoleon zogen. Als jedoch nach der Völkerschlacht bei Leipzig das Königreich Westfalen aufhörte, mussten die dort wohnenden Israeliten wieder 'Schutzjuden' werden. Für viele war dies ein harter Schlag, und sie suchten in anderen Ländern ein freieres Dasein. Zu ihnen gehörte ein Mann, dem nachstehende Zeilen gewidmet sind:
Der Freundlichkeit des Herrn Dr. Stern, Oberbibliothekar der Bibliothek der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, verdanke ich die Zusendung der Nr. 111, Jahrgang 20, der 'Staats- und Gelehrten-Zeitung des Hamburgischen unparteiischen Correspondenten' vom Mittwoch, den 12. Juli 1820. Dieselbe enthält eine Mitteilung aus dem Churhessischen vom 8. Juli:
'Herr Grünthal, ehemaliger Lieutenant in der Westfälischen Armee und Sohn eines armen Juden zu Witzenhausen, hatte den Feldzug nach Russland mitgemacht, und da er bei seiner Rückkehr keine Versorgung fand, so begab er sich über Hamburg nach Haiti, wo er Inspektor der Königlichen Haustruppen wurde und so viel Vermögen sammelte, dass er nach dem Hessischen zurückkehren wollte, um seinen alten Vater zu unterstützen. Auf seine Bittschrift an den haitischen König Heinrich erhielt er folgende Antwort:
'Königreich Haiti. Im Palast von Sans-Souci, den 23. März 1820, im 17. Jahre der Unabhängigkeit.
Der Staats-Secretär, Minister der auswärtigen Angelegenheiten von Haito, an Herrn Grünthal, Inspektor der Königlichen Haustruppen.
'Mein Herr! Der König, mein erhabener und geliebter Souverain, hat mir befohlen, diesen Brief an Sie zu schreiben, und zwar auf das Ansuchen, welches Sie an Seine Majestät gemacht haben, nach Ihrer Heimat zurückzukehren und für Ihren Vater zu sorgen. Indem Seine Majestät Ihre löblichen (Gesinnungen kindlicher Liebe sehr billigen, so lassen Höchstdieselben Sie ersuchen, noch drei Jahre in Ihrem Dienste zu bleiben, welches in allem 6 Jahre ausmachen wird; und um Ihrem Vater zur Hilfe zu kommen, schenkt Ihnen Seine Königliche Hoheit der Kron­prinz 3000 Pfund Kaffee, frei von allen Abgaben, die Sie zur Unterstützung Ihrem Vater schicken können. Seine Majestät erlauben Ihnen überdies, Ihrem Vater das Zeugnis zu geben, dass Allerhöchstdieselben mit Ihnen sehr zufrieden sind. Ich habe die Ehre Sie aufrichtig zu grüßen.   gez.: de Limonada."
Der Kaffee ist wirklich über Bremen, zum Erstaunen des alten Grünthal, der jetzt zu Heiligenstadt wohnt, an seine Bestimmung angekommen. Der Greis hat seinem Sohne die Erlaubnis erteilt, noch drei Jahre nach den Wünschen des Königs, Heinrich auf Haiti zu bleiben. Der Sohn ist seitdem zur Belohnung seiner Dienste in den Grafenstand erhoben worden. Überhaupt befinden sich mehrere Hessen im Dienste des Königs Heinrich. Der ehemalige Oberst-Leutnant Trost ist Direktor der Haotischen Artillerie; Herr Braun, Sohn eines Sattlermeisters, Inspektor des Königlichen Marstalles auf Kap Henry; Herr Neuber, Architekt der öffentlichen Gebäude und Aufseher von Sans-Souci, dem Lustschlosse Sr. schwarzen Majestät.' Soweit die Korrespondenz.
Während über die ferneren Lebensschicksale der oben genannten Männer Nachrichten vorhanden sind, fehlen solche gänzlich über Grünthal. Eine Anfrage beim Präsidenten der Republik Haiti ist bis jetzt nicht beantwortet worden.  L. Horwitz, Kassel."    

 
Zum Tod des Kriegsveteranen Hirsch Noa Gans (1875) und wie das Gedenken an ihn in der NS-Zeit kritisiert wurde (1934) 
Anmerkung: Beigesetzt wurde Hirsch Noa Gans (geb. 1789 als Sohn des Noah Hirsch und seiner Frau Perla geb. Wolf, Familienname Gans; gest. 2.3.1875, beigesetzt im jüdischen Friedhof Witzenhausen; war von Beruf Handelsmann, dazu ehrenamtlich Synagogendiener; war verheiratet mit Friedericke geb. Katz aus Mollenfelde). Er wurde als Kriegsveteran in Begleitung des Kriegervereins beigesetzt

Witzenhausen Israelit 24031875.jpg (107017 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. März 1875: "Witzenhausen (Provinz Hessen). Heute fand hier eine seltene Feierlichkeit statt. Ein israelitischer Veteran, dem es vergönnt gewesen, nach Beendigung der Freiheitskriege 1813 mit den siegreichen Deutschen in Frankreich einzuziehen, wurde zu Grabe getragen. Unter den ergreifenden Klängen eines Trauermarsches, intoniert von der Kapelle des 83. Linienregiments und unter Vorantritt der Mitglieder des Kriegervereins bewegte sich der Zug, gefolgt von vielen Bürgern der hiesigen Stadt nach dem Friedhofe. Hier ergriff – vom israelitischen Gemeindevorstande darum ersucht – Herr Dr. Silberstein, Bezirksrabbiner zu Mühringen in Württemberg, der gerade besuchsweise hier anwesend, das Wort, um in ergreifender, schwungvoller Rede den Gefühlen der so zahlreich Anwesenden Ausdruck zu geben. Der Redner nahm hier besonders Gelegenheit, die Errungenschaften einer lichtvolleren Zeit hervorzuheben, die sich nicht besser bekundeten, als wenn, wie heute Deutschlands Krieger, fern von jedem religiösen Vorurteile, ihrem israelitischen Mitbruder auf eine so feierliche Weise ihre Achtung und Liebe bekundeten. Drei Ehrensalven über das geöffnete Grab beschlossen die Feier.     
Welch tiefen Eindruck die ganze Feier gemacht, geht wohl aus dem Umstande hervor, dass derselbe in der Chronik der Stadt eines Weiteren Erwähnung getan worden ist." 
 
Kritik am Gedenken an Hirsch Noa Gans in der NS-Zeit (1934)   
Anmerkung: Der Berichte zur Beisetzung von Hirsch Noa Gans 1875 erschien am 16.9.1934 im 'Witzenhäuser Kreisblatt' und erregte bei den NS-Parteistellen scharfe Kritik, woraufhin die Zeitung am 4.10.1934 eine Entschuldigungserklärung abgeben musste. Vgl. Grabstein-Dokumentation    
Artikel in der "Jüdisch-liberalen Zeitung" vom 28. September 1934: "Ein Gedenkartikel and eine Kritik. Jüdischer Veteran von Witzenhausen.
Das 'Witzenhäuser Kreisblatt' vom 16. September 1934 hatte einen Bericht über einen vor 60 Jahren verstorbenen jüdischen Veteran aus den Freiheitskriegen veröffentlicht, der unter großen Ehren in Witzenhausen zu Grabe getragen worden war. In diesem Bericht erblickt die 'Kurhessische Landeszeitung' in Kassel eine Herausforderung der nationalsozialistischen Bewegung und glaubt darin die Tendenz zu sehen, den Nationalsozialisten vor Augen zu führen, wie 'unsere Leit' im Dritten Reich als 'ehrenwerte Bürger' begraben werden wollen. Der Bericht des 'Witzenhäuser Kreisblattes' hat folgenden Wortlaut:
'Vor bald 60 Jahren, am 12. März 1875, wurde hier in Witzenhausen unser Mitbürger, der israelitische Veteran aus den Freiheitskriegen, Noa Gans, feierlich zu Grabe getragen. Er war mit dem siegreichen deutschen Heer in Frankreich eingezogen. Der Sarg war mit dem Helm und Degen des alten Freiheitskämpfers geschmückt. Der Kriegerverein folgte in voller Uniform in drei Kolonnen. Ein Mitglied trug die Orden des Entschlafenen auf einem Sammetkissen voran. Das Regiment 83 in Kassel stellte die Trauermusik zu dem Zug, der sich durch mehrere Straßen Witzenhausens nach dem israelitischen Friedhof bewegte. Dort hielt ein alter Witzenhäuser, der Rabbiner Dr. Silberstein aus Mühringen in Württemberg, der sich zufällig zum Besuch bei seinen Verwandten hier aufhielt, eine schwungvolle Gedenkrede. Drei Ehrensalven über dem offenen Grabe beschlossen die Feier. Den alten Witzenhäusern sind die Namen Gans und Silberstein noch wohlbekannt.'
Im Anschluss an diese Erinnerung an einen tapferen Bürger Witzenhausens schreibt die 'Kurhessische Landes­zeitung' u. a.: 'Es ist für jeden ehrlichen Nationalsozialisten empörend, dass ein Blättchen, welches als Amtsblatt national­sozialistischer Behörden gelten soll, sich berufen fühlt, derartig herausforderndes Geschreibsel seinen Lesern zumuten zu können. Wenn schon der Auftraggeber, der mit Eckh. zeichnet, das Bedürfnis hat, Helden zu ehren, dann hätte er an demselben Tage, an dem er einen Juden beweihräuchert, in Kassel Gelegenheit gehabt, echte und ehrliche deutsche Helden (Kriegsopfer) ehren zu können. Soviel wir erfahren konnten, war dieser jüdische Held mit Namen Noa Gans Heiratsvermittler in Witzenhausen und hatte Geld genug, sich mit bezahlter Regimentsmusik beerdigen zu lassen, was leider in jener Zeit für einen Juden möglich gewesen ist.'"   

  
Spendenaufruf für den Kaufmann Noa Gans (1884)  

Witzenhausen Israelit 12061884.jpg (87479 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Juni 1884: "Aufruf
Am 10. März dieses Jahres starb plötzlich der frühere Kaufmann Noa Gans. Seine hinterlassene Familie, aus Frau und 9 Kindern in dem Alter von 4-18 Jahren bestehend, befindet sich in einer so traurigen Lage, dass auch nicht die geringsten Existenzmittel für dieselbe vorhanden sind. Vier der älteren Kinder sind soweit untergebracht, nun aber hat die Frau, die ganz erwerbslos ist, noch für 5 Kinder so sorgen. Ohne Nahrung. Die hiesige Gemeinde ist gering und kann wenig tun. Ich bitte daher freundlichst um milde Beiträge, um der Frau ein kleines Kapitel zuzuführen, welches ihr ermöglicht, ein kleines Geschäft zu gründen, um ihre Kinder vor Not und Elend zu sichern. 'Wer einen Menschen rettet..." Es könnte hier eine große Mizwa (Befolgung eines göttlichen Gebotes) geschehen, denn es würde dadurch eine Familie, die noch ärmer als arm, gerettet werden. 
Witzenhausen, Regierungsbezirk Kassel. J. Brandes, israelitischer Lehrer. 
Wir sind gern bereit, Gaben in Empfang zu nehmen und weiterzubefördern. Die Expedition des 'Israelit'."  

 
Zum Tod von Moses Frenkel (1909)  

Witzenhausen FrfIsrFambl 31121909.jpg (80530 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 31. Dezember 1909: "Frankfurt am Main. Kurz vor seinem 70. Geburtstag verschied Herr Moses Frenkel, eine Zierde unserer Orthodoxie in seiner Frömmigkeit, seiner Selbstlosigkeit und seiner Bescheidenheit. Jahrelang gehörte er dem Vorstand der Israelitischen Religionsgesellschaft und dem Synagogenkomitee dieser Gemeinde an und war bis zuletzt eines der tätigsten Mitglieder der Kippe (Wohltätigkeitsverein), der Verwaltung des Versorgungshauses und des Schulrates der Israelitischen Volksschule. Von seiner Bescheidenheit legt sein Wunsch, dass an seinem Grabe nicht gesprochen werde, ein schönes Zeugnis ab.     
Der Verstorbene wurde zu Witzenhausen als Sohn des Rabbiners Frenkel geboren."  

   
Zum Tod des aus Witzenhausen stammenden Stadt- und Bezirksrabbiners Dr. Michael Silberstein (1910)  

Witzenhausen AZJ 281011910.jpg (371952 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 28. Oktober 1910: "Wiesbaden, 20. Oktober (1910). Am Abend des Versöhnungstages entschlief infolge einer Arterienverkalkung im 76. Jahre seines Lebens der seit nunmehr zwei Jahren emeritierte Stadt- und Bezirksrabbiner Dr. Michael Silberstein. Als Sohn eines Lehrers am 1. November 1834 in Witzenhausen, Bezirk Eschwege, geboren, wurde der Verewigte zunächst zum Kaufmannsstande bestimmt. Sein ideales Streben aber ließ ihn in diesem Berufe nicht die wahre Befriedigung finden, sodass es ihm gestattet wurde, im Jahre 1850 die eben erst begründete Bildungsanstalt für jüdische Lehrer in Hannover zu beziehen, welche er nach dreijährigem besuche mit einem geradezu glänzenden Zeugnis verließ. Sein rastloser Bildungsdrang führte ihn nach zwei Jahren schon nach Berlin, wo er bis zum Jahre 1858 theologischen und philosophischen Studien oblag. Die Veitel Ephraimsche Stiftung war die Stätte, an der er sich zum Rabbiner heranbildete und die Universität der Born seiner profanen Bildung. Sein Vorbild und Lehrer war der Altmeister Dr. Michael Sachs seligen Andenkens, dessen Bild in seinem Arbeitszimmer an hervorragender Stelle zu sehen ist, und der Oberrabbinat Aub. Leopold Ranke weckte und förderte seinen historischen Sinn. Als der Verblichene im Jahre 1858 seine Studien mit gutem Erfolge beendigt hatte, nahm er eine erste Stellung als Lehrer in Pleschen an, wurde aber schon nach kaum anderthalb Jahren 1860 als Rabbiner nach Lyck (Ostpreußen) berufen. Hier wusste er durch sein mannhaftes Auftreten in der Öffentlichkeit unserer Glaubensgenossenschaft Anerkennung und Beachtung zu verschaffen. Nach achtjähriger, segensreicher Wirksamkeit siedelte er dann 1868 nach Württemberg über. Im Jahre 1874 wurde er nach Mühringen im Schwarzwald versetzt, wo er bis 1885 wirkte. 1869 berief die württembergische Regierung eine Delegiertenversammlung zwecks Beratung eines Verfassungsentwurfs für die israelitische Glaubensgemeinschaft. Silberstein, als geistliches Mitglied dieser Kommission, trat damals mit einem längeren Exposé vor das Plenum und hatte die Genugtuung, dass seine Vorschläge fast sämtlich angenommen wurden. Die Hochachtung und Wertschätzung, die sich der Verblichene durch sein mannhaftes würdiges Auftreten sowohl, wie durch den Glanz seiner Beredsamkeit erwarb, erreichte durch seine Rede am Grabe Berthold Auerbachs ihren Höhepunkt. Damals wurde Dr. Silberstein in der breitesten Öffentlichkeit bekannt, und als der Rabbinatssitz in Wiesbaden vakant wurde, berief man den gefeierten Mann in unsere Bäderstadt. Hier wirkte er in einer ununterbrochenen fast 25-jährigen Tätigkeit für das Wohl der Juden Wiesbadens, derer seines Bezirks wie auch der jüdischen und außerjüdischen Allgemeinheit. Wiesbaden hat sich in den letzten Jahren zu Großstadt entwickelt und die jüdische Gemeine ist auf dem besten Weg, eine Großgemeinde zu werden. Wenn die Institutionen mit der Entwicklung gleichen Schritt gehalten haben, so ist dies ein Hauptverdienst des Entschlafenen. Ihm ist zu danken: die Gründung des Israelitischen Unterstützungsvereins, des Israelitischen Waisenfonds, der Gemeindebibliothek usw. Besondere Fürsorge widmete er den Bestrebungen der Alliance und des Deutsch-Israelitischen Gemeindebundes. Hier hat er vor einigen Jahren eine größere Stiftung zwecks Unterstützung jüdischer Studierender, die Dr. Michael und Rebekka Silberstein-Stiftung errichtet und sich dadurch unsterblich gemacht. Die Haupttätigkeit des Entschlafenen war der jüdischen Schule und deren Lehrer gewidmet. Hier zeigte er so recht sein Können und sein Herz. Auch als geistreicher Schriftsteller ist der Entschlafene weit bekannt geworden. Seine Schriften beziehen sich auf das Gesamtgebiet des jüdischen Wissens, Lebens und Unterrichtes. In seinen Bestrebungen wurde Dr. Silberstein durch seine Gemahlin wacker unterstützt und gefördert. Sie ist ihm im Tode um kaum fünf Wochen vorausgegangen. Die beiden Gatten führten eine geradezu ideale Ehe in ihrem gemeinsamen Schaffen und Streben. Der hohen Bedeutung Dr. Silbersteins entsprach seine Wertschätzung, welche gelegentlich seines 70. Geburtstages so recht zum Ausdruck kam. Vorstände, Korporationen sowie auch viele Private wetteiferten damals in Darbringung von Ovationen. Seine Majestät verlieh ihm den roten Adlerorden IV. Klasse. Die am Sonntag, 16. Oktober, stattgehabte Beerdigung gab abermals den Beweis der großen Wertschätzung für den Verblichenen. Die Kultusgemeinde ließ es sich nicht nehmen, die Leiche ihres Seelsorgers nochmals an die Stätte seiner Wirksamkeit zu führen. Eine stattliche Versammlung, bei der auch die staatlichen und kommunalen Behörden vollzählig vertreten   
Witzenhausen AZJ 281011910a.jpg (146462 Byte)waren, erfüllte das herrliche Gotteshaus in allen seinen Räumen. Im Mittelpunkt der Trauerfeier in der Synagoge Michelsberg, eingeleitet durch Orgelpräludium und weihevolle Gesänge des Synagogenchors, stand die glänzende Leichenrede der Stadt- und Bezirksrabbiners Dr. Kobers, des Nachfolgers des Entschlafenen. Der Redner sprach über die Versöhnlichkeit, den Hauptcharakterzug des Verklärten und gab ein umfassendes Lebensbild des Dahingeschiedenen. Es sprachen außerdem die Herren Simon Heß im Namen der Kultusgemeinde Wiesbaden, Rabbiner Dr. SalfeldMainz für die für den Rabbinerverband sowie für den liberalen Rabbinerverband, Dr. Landau Weilburg für die nassauischen Bezirksrabbiner, Dr. GoldschmidtOffenbach als Freund und Kollege, Benedikt Strauß für den Synagogen-Gesangverein, Oberkantor Nussbaum im Namen des Vereins israelitischer Lehrer im ehemaligen Herzogtum Nassau, deren Ehrenpräsident der Verstorbene war und Lehrer Capell im Namen der Lehrer des Bezirks Wiesbaden. Nach ergreifendem Gesang des Oberkantors Nussbaum wurde der Sarg von Lehrern an den Wagen getragen, und in langem Zuge folgte die Gemeinde. Am Grabe sprach noch Rabbiner Dr. Weingarten – Ems einige herzliche Abschiedsworte – darauf ergriff Rabbiner Dr. Kober nochmals das Wort, um dem Entschlafenen den Dank des  D.J.G.B. (Deutscher jüdischer Gemeindebund) und der A.J.U. auszusprechen. Zuletzt gedachte der Redner in danken Worten der Gründung des Waisenfonds durch den Dahingeschiedenen und sprach ihm für alle Liebe und väterliche Führung seinen persönlichen Dank aus. So schloss sich denn das Grab über der irdischen Hülle eines edlen Mannes, dessen Andenken da, wo er gewirkt, unvergessen bleiben wird. – Auch wir werden dem Verblichenen, der ein fleißiger Mitarbeiter unserer Zeitung war, ein treues Gedenken bewahren. Die Redaktion."        

 
25-jähriges Jubiläum von Markus Wallach als Gemeindeältester (1913)  

Artikel im "Israelitischen Familienblatt" vom 21. August 1913: "Witzenhausen. (Jubiläum.) Am vorigen Samstag waren es 25 Jahre, dass Herr Markus Wallach das Amt eines Ältesten der hiesigen Synagogengemeinde inne hat. Das Vorsteheramt der Israeliten in Kassel ließ seine Glückwünsche durch den Kreisvorsteher, Herrn S. Nußbaum, hier, überbringen. Die hiesige Gemeinde übermittelte ihre Glückwünsche durch die Herren Lehrer Katz und Gemeindeältesten L. Trepp, wobei Herr Lehrer Katz im Auftrage der Gemeinde dem Jubilar mit einer entsprechenden Ansprache ein Ehrengeschenk überreichte."  
 
Witzenhausen Frf IsrFambl 22081913.jpg (15444 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 22. August 1913: "Witzenhausen. Markus Wallach feierte letzten Samstag sein 25-jähriges Jubiläum als Ältester der Synagogengemeinde". 

     
Von den 12 jüdischen Soldaten aus Witzenhausen ist Alfred Steinhardt gefallen (1914)   
Anmerkung:  Alfred Steinhardt war ein Sohn von Samuel Steinhardt (1856 Neumorschen - 1925 in Witzenhausen) und seiner Frau Sarah geb. Eichenberg (1858 Reichensachsen - 1932 in Witzenhausen). Seine Geschwister waren Max Steinhardt und Rudolf Steinhardt. Der Onkel von Alfred Steinhardt war der Lehrer Meier Steinhardt (siehe oben).     .  

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 9. Oktober 1914: "Witzenhausen, 2. Oktober (1914). Die hiesige israelitische Gemeinde, aus etwa 30 Familien bestehend, hat ein Dutzend Soldaten ins Feld gestellt. Leider hat der Krieg auch schon ein Opfer gefordert. Der 24-jährige Sohn Alfred der Familie Steinhardt wurde bei Colligis (Frankreich) schwer verwundet und erlag 4 Tage später seinen Verletzungen. Der Fall liegt umso tragischer, da der Vater des verstorbenen Kriegers schon längere Jahre wegen Herzleiden das Bett nicht verlassen kann. Der tief gebeugten Familie wird allerseits die wärmste Teilnahme entgegengebracht."     

    
Zum Tod von Fanny Kugelmann geb. Ehrlich (1927)    

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 4. März 1927:  "Witzenhausen. Hier starb im Alter von 76 Jahren Frau Fanny Kugelmann. Zwanzig Jahre stand sie an der Spitze des Israelitischen Frauenvereins und hat von dieser Stelle aus viel Gutes getan, manche Not gelindert, manche Träne getrocknet. Sie war stets ein Vorbild des Fleißes und der Pflichterfüllung und wird ihr Andenken innerhalb des Vereins auch stets in Ehren gehalten werden. B."     
 
Anzeige in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 25. Februar 1927: 
"Ein Jahr nach dem Tode unseres lieben Vaters entschlief heute früh sanft nach längerer Krankheit unsere liebe herzensgute Mutter, Schwiegermutter, Großmutter, Schwester, Schwägerin und Tante  
Frau Fanny Kugelmann geb. Ehrlich  
kurz vor Vollendung ihres 76. Lebensjahres.  
In tiefem Schmerz: 
Meta Berg geb. Kugelmann  
Max Stein und Frau Laura geb. Kugelmann  
Julius Kugelmann und Frau  Arthur Kugelmann nebst Braut  
Hermann Weil und Frau Ida geb. Kugelmann  
Dr. Hermann Kugelmann und Frau  
Robert Kugelmann  
sowie 7 Enkelkinder.  
Witzenhausen, Warurg, Lauterbach, Büdingen, Kassel und Frankfurt, den 21. Februar 1927."   

 
Goldene Hochzeit von Markus Wallach und Fanny geb. Nußbaum (1927)  

Witzenhausen Israelit 04081927.jpg (31942 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. August 1927: "Witzenhausen, 24. Juli (1927). Heute feierte der Gemeindeälteste Markus Wallach und Gemahlin Fanny geb. Nussbaum in größter Frische die goldene Hochzeit. Der Jubilar bekleidet seit fast 40 Jahren das Amt des Gemeindeältesten. Wallach ist stets der erste beim Gottesdienst in der Synagoge."  
 
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 22. Juli 1927:  "Witzenhausen. Am 24. Juli feiert der Gemeindeälteste Herr Markus Wallach und seine Ehefrau Fanny geb. Nußbaum, in körperlicher und geistiger Frische das Fest der Goldenen Hochzeit. Seit 39 Jahren ist Herr Wallach Gemeindeältester und stets der Erste beim Gottesdienst. Möge es dem Jubelpaar vergönnt sein, noch recht lange zum Wohle der Gesamtheit zu wirken. Ad meo schono." (= bis einhundert Jahre).  

   
80. Geburtstag von Markus Wallach (1927)      

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 9. September 1927: "Witzenhausen. Am Freitag, den 9. September, feiert Herr Markus Wallach, langjähriger Gemeindeältester, in seltener geistiger und körperlicher Frische, seinen 80. Geburtstag."        


80. Geburtstag des früheren Gemeindeältesten und Kreisvorstehers S. Nußbaum (1928)  

Witzenhausen Israelit 01031928.jpg (34305 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. März 1928: "Witzenhausen, 20. Februar (1928). Seinen 80. Geburtstag begeht heute Herr S. Nussbaum in seltener Rüstigkeit und Geistesfrische. Seit 40 Jahren steht er im Dienste der Gemeinde und ist als Kreisvorsteher tätig. Er ist ebenfalls Gründer und Leiter des hiesigen Literaturvereins und steht mehr als 25 Jahre an der Spitze des Vereins."    
 
Artikel in der "Jüdisch-liberalen Zeitung" vom 2. März 1928: "Witzenhausen. (80. Geburtstag). Der frühere Gemeindeälteste und Kreisvorsteher der hiesigen Gemeinde, Herr S. Nussbaum, konnte am 20. Februar in körperlicher und geistiger Frische unter reger Anteilnahme der gesamten Ortseingesessenen seinen 80. Geburtstag feiern. In seiner 40-jährigen Amtstätigkeit hat sich der Jubilar große Verdienste um die Erhaltung und Förderung der religiösen Institutionen erworben; auch der jüdische Literaturverein verdankt seiner Anregung die Entstehung, wie er ihm auch seit mehr als 25 Jahren regste Mitarbeit als Vorsitzender angedeihen ließ."       
 
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 17. Februar 1928: "Witzenhausen. Am 20. dieses Monats feiert Herr S. Nußbaum in geistiger und körperlicher Frische seinen 80. Geburtstag. Herr Nußbaum ist seit etwa 40 Jahren im Dienste der Gemeinde und als Kreisvorsteher tätig. Er ist ebenfalls Leiter und Gründer des hiesigen Literaturvereins und steht mehr als 25 Jahre an der Spitze des Vereins. Möge es dem Jubilar vergönnt sein, noch recht lange zum Wohle der Allgemeinheit zu wirken."      

   
25-jähriges Jubiläum von Levi Trepp als Gemeindeältester (1928)       

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 18. Mai 1928: "Witzenhausen. Vergangene Woche feierte Herr Levi Trepp sein 25-jähriges Jubiläum als Gemeindeältester. Herr Trepp hat es verstanden, sich in dieser Zeit das Vertrauen seiner vorgesetzten Behörde, wie auch der Gemeinde zu erwerben. In wahrer väterlicher Weise sorgt er für seine Gemeinde, und sein ganzes Handeln und Streben gilt dem Wohle derselben. Möge es ihm vergönnt sein, noch recht lange dieses verantwortungsvolle Amt zu begleiten. B."        

  
25-jähriges Jubiläum von Levi Trepp als Gemeindeältester (1928)   

Witzenhausen Israelit 07061928a.jpg (19927 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Juni 1928: "Witzenhausen, 20. Mai (1928). Sein 25-jähriges Jubiläum als Gemeindeältester feierte Herr Levi Trepp hier, der sich bei seiner vorgesetzten Behörde und seiner Gemeinde des besten Ansehens erfreut."  

  
85. Geburtstag von Meier Lomnitz (1928)    

Witzenhausen Israelit 15111928.jpg (26820 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. November 1928: "Witzenhausen, 4. November (1928). Seinen 85. Geburtstag beging heute Herr Meier Lomnitz, das älteste Mitglied der hiesigen Gemeinde. Trotz seines hohen Alters und verminderter Sehkraft geht er noch seinen Geschäften nach."   
 
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 2. November 1928: "Witzenhausen. Am 4. November feiert Herr Meier Lomnitz seinen 85. Geburtstag. Trotz seines hohen Alters und verminderter Sehkraft geht Herr Lomnitz noch seinen Geschäften nach. Er ist das älteste Mitglied unserer Gemeinde. Wir wünschen dem Jubilar noch einen gesegneten Lebensabend. T."      

  
Zum Tod des Gemeindeältesten Levi Trepp (1930)     

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 7. Februar 1930: "Levi Trepp, Witzenhausen. 
Am Mittwochnachmittag wurde der Gemeindeälteste Levi Trepp von einem großen Trauergefolge, wie man es in Witzenhausen selten gesehen hat, zur letzten Ruhe geleitet. Wenn eine schwere Krankheit die Kraft der einstigen Hünengestalt auch seit längeren Monaten geschwächt hatte, so kam die Trauerkunde für viele doch überraschend.  
Mit Levi Trepp ist ein Mann aus dem Leben geschieden, der weit über die Grenzen seiner engeren Heimat hinaus das größte Ansehen genoss und sich in allen Bevölkerungskreisen besonderer Wertschätzung erfreute. 27 Jahre hat er das Amt eines Gemeindeältesten bekleidet und mit der ihm eigenen Gabe die übernommenen Pflichten selbstlos, stets die Interessen der Gemeinde vertretend, erfüllt. Schon seine Persönlichkeit selbst wirkte bei allen Gelegenheiten versöhnend und ausgleichend. Das zeigte sich naturgemäß am stärksten im engeren Familienkreis. Wer hier mit ihm zusammenkam, seinen weisen Rat hörte und sah, mit welch einer Selbstverständlichkeit seine Worte aufgenommen wurden, der erkannte, dass er einen wertvollen Menschen vor sich hatte. Wie er außerdem im Stillen als Wohltäter gewirkt hat, wissen nur diejenigen, die in näherer Beziehung zu ihm standen.  
Der Verblichene war Mitglied des großen Rates des preußischen Landesverbandes jüdischer Gemeinden sowie im Vorstand anderer jüdischer Organisationen und Vereine. Wie sehr ihm bei der hieraus erwachsenden Arbeit nur das Wohl des Judentums am Herzen lag, bewies er noch einige Tage vor seinem Tode. Er ließ seine Mitarbeiter in der Gemeinde an sein Sterbebett kommen und mahnte sie zur weiteren friedlichen Zusammenarbeit. 
Am Grabe sprachen Herr Landrabbiner Dr. Walter, Herr Lehrer Blumenfeld, Herr Kreisvorsteher Nußbaum und ein Vertreter des Bezirks-Viehhändlerverbandes tief empfundene Worte der Trauer. Sein Andenken wird innerhalb der Gemeinde fortleben."        
  
Anzeige in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 7. Februar 1930: "Am 2. Februar entschlief nach schwerem Leiden unser Mitglied 
Herr Levi Trepp
Er war ein treuer Kamerad, der allen Bestrebungen des Bundes stets wohlwollend gegenüberstand. Sein Andenken wird in unserer Mitte ewig fortleben. 
Die Ortsgruppe des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten Witzenhausen. Blumenfeld.
"   

   
Julius Kugelmann und David Grünbaum übernehmen die Ämter von Ältesten in der Gemeinde (1930)       

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 28. März 1930: "Witzenhausen. Für den verstorbenen Herrn Levi Trepp und den zurückgetretenen Herrn Markus Wallach, der 42 Jahre das Amt eines Ältesten der hiesigen Gemeinde verwaltete, wurden die Herren Julius Kugelmann und David Grünbaum ernannt."          

  
Goldene Hochzeit von Salomon Nußbaum und Henriette geb. Oppenheim (1930)       

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 9. Mai 1930:  "Witzenhausen. Am 11. dieses Monats begehen Herr Salomon Nußbaum, Kreisvorsteher der jüdischen Gemeinde unseres Kreises und seine Gemahlin, Henriette geb. Oppenheim in geistiger und körperlicher Frische das seltene Fest der goldenen Hochzeit. Möge dem Paare ein noch recht langer und glücklicher Lebensabend beschieden sein."       

   
50-jähriges Meisterjubiläum des Buchbindermeisters Markus Hecht (1931)     
Anmerkung: Markus Hecht (geb. 3. Mai 1858 in Guxhagen) wurde im September 1942 über Kassel und Chemnitz in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Von dort kam er in das Vernichtungslager Treblinka, wo er ermordet wurde.   

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 15. Mai 1931:  "Witzenhausen. Dem Buchbindermeister Markus Hecht wurde anlässlich seines 50-jährigen Meisterjubiläums der Ehren-Meisterbrief der Handwerkskammer zu Kassel verliehen."         


100. Geburtstag von Julius Stettenheim (1831-1916 - Großvater war Lehrer in Witzenhausen)  
Anmerkung: die Angaben zu den Vorfahren bzw. dem Bezug zu Witzenhausen von L. Horwitz im Text kursiv) sind nicht korrekt: nicht der Vater von Julius Stettenheim war Lehrer und Vorsänger in Witzenhausen, sondern der Großvater Isaac Markus Stettenheim (geb. 1774, verheiratet mit Minkel Mina Jacob, geb. 1773). Dieser starb 1754 in Witzenhausen und wurde auf dem Friedhof begraben.
Julius Stettenheim ist am 2. November 1831 in Hamburg geboren und am 30. Oktober 1916 in Berlin-Lichterfelde gestorben. Sein Vater Levy Isaac Stettenheim (geb. 1798 in Witzenhausen, verheiratet mit Adeline geb. Levy, geb. 1797 Hamburg) war fahrender Geiger und späterer Kunsthändler. Julius Stettenheim studierte ab 1857 in Berlin Literatur, Philosophie und Geschichte und schrieb Possen und Singspiele. Nach der Rückkehr nach Berlin gründete er das humoristisch-satirische Wochenblatt "Hamburger Wespen", ab 1868 Fortsetzung in Berlin unter "Berliner Wespen", ab 1888/91 "Deutsche Wespen". Er war verheiratet in 1. Ehe mit Francisca Josepha geb. Schweitzer (1842-1866), in zweiter Ehe mit Marie geb. Schweitzer. Weiteres siehe über nachfolgende Links. 
Links:  https://www.projekt-gutenberg.org/autoren/namen/stettenh.htmlhttps://www.literaturport.de/literaturlandschaft/autoren-berlinbrandenburg/autor/julius-stettenheim/
https://www.online-ofb.de/famreport.php?ofb=juden_nw&ID=I149298&lang=de; https://de.wikipedia.org/wiki/Julius_Stettenheim (von hier das Foto links. 

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 6. November 1931: "Zum 100. Geburtstag von Julius Stettenheim. Am 2. November gedachten viele deutsche Zeitungen anlässlich seines 100. Geburtstages des größten deutschen Humoristen, der viele Jahrzehnte lang durch seine Schriften vielen Menschen vergnügte Augenblicke und Stunden bereitete. Wenn wir ihm diese Zeilen widmen, geschieht es neben der Würdigung des Literaten auch dem Sohn unserer Provinz, denn in Witzenhausen verlebte er seine Kindheit und Jugend. In Witzenhausen amtierte damals sein Vater als Vorsänger viele Jahre; wie auch der damalige Lehrer Silberstein kam er aus Bayern ins Hessenland. Gelegentlich seines 80. Geburtstages erwiderte er mit einigen herzlichen Dankworten dem Verfasser dieses Berichts, einige artige Zeilen und erwähnte, wie er in Witzenhausen noch seinen Großvater kennen gelernt habe. So sehr ihn die Vorgeschichte seiner Familie interessierte, bedauerte er, dass es ihm nicht gelungen sei, über Witzenhausen hinaus vorzudringen. Über Stettenheims literarische Bedeutung sei einiges berichtet. Er dachte in Witzen, konnte nur in Witzen denken. Was für ein Witz würde er auf seinen Säkulartag gemacht haben, wenn er ihn erlebt hätte! Als man ihm zu seinem 80. Geburtstag gratulierte, sagte er zu Ludwig Fulda: ach was, so alte Leute wie ich sollten gar nicht geboren werden. Seine Scherze, mit denen er in der Unterhaltung überfloss, wurden an Ursprünglichkeit von denjenigen, die ihm aus seiner Feder flossen, übertroffen. Wie erheiterten doch die 'Berliner Wespen', die er von 1868-1894 redigierte. Sie bilden eine Fundgrube für jeden, der die politische und soziale Geschichte seiner Zeit betrachten will. Der Stachel dieser Satire gegen Dunkel und Dummheit, Verlogenheit und Vorurteil, wirkte nie vergiftend. Immer hatte er die Lacher auf seiner Seite; er tötete durch Lächerlichkeit, was zur Gesundung des Lebens im Wege stand. Als Schack Wilhelm II. die bekannte Gemäldegalerie in München schenkte und dafür in den Grafenstand erhoben wurde, bemerkte Stettenheim: 'es ist diese Auszeichnung umso erfreulicher, als Grafen so selten in den Dichter- und Gelehrtenstand hinuntersinken. Unvergessen werden 'Wippchens sämtliche Werke' in 16 Bänden bleiben. Ohne einen Schritt zu rühren, schrieb er von seinem Wohnort Bernau bei Berlin, von allen Kriegsschauplätzen die lebhaftesten Schlachtenschilderungen, die immer mit der Bitte um einen Vorschuss schlossen. Ludwig Fulda nennt ihn einen unbezahlbaren Kollegen, der sich des höchsten schriftstellerischen Vorzugs rühmen darf, einen ganz eigenen, ganz persönlichen Stil zu haben, dessen Unnachahmlichkeit gerade die vielen Nachahmer unfreiwillig bezeugen. Aus 'Wippchens Notizbuch' seien einige Ausbrüche Stettenheims hier mitgeteilt. Wenn Stettenheim leben und diese Zeilen lesen würde, begrüßte er einen neuen Kollegen, der 'ab' und 'zu' schreibt: - Goethe gilt in Finanzkreis greisen als der sechste Frankfurter. - Viele moderne Operetten gehören zum Nachlass des Meisters Johann Strauß. - Wir tragen die Uhr an der Kette und dennoch fließt die Zeit. Daraus sollten die Machthaber lernen, dass Ketten nutzlos und überflüssig sind. - Als die Arbeiter noch in die Schule gingen, verlangten sie niemals den Achtstundentag. - Das Papier ist ohne Zweifel eine Erfindung des Volkes, weil es so geduldig ist. - Es braucht nur einer schwarz zu sehen gleich nennt man ihn einen Hellseher. - 'Unter uns gesagt' heißt gewöhnlich 'unter allen gesagt'. - Menschen, die ein leeres Herz haben, wollen es immer ausschütten. - Es muss entsetzlich sein, wenn ein Zahnarzt träumt, es gäbe keine Zahnschmerzen mehr. - Der Schein, den du dem Geldbriefträger unterschreibst, trügt nicht. - Der Mann ist ein Hauptwort, aber doch nur meist bis nach der Hochzeit. - Wann man heiraten soll? Später. - Das gefährliche Alter der Frau beginnt an dem Tage, an dem sie darüber zu schreiben anfängt. - Nichts ist ungezogener, als die Klingel eines jungen Arztes. - Die Uhr steht, der Pfandschein bleibt. - Mancher wandelt vorbestraft unter Palmen. - Von einem der sich das Haar färben ließ, kann man sagen, er ist in Ehren grau geworden. - Ich möchte einmal anderen eine Goldgrube graben und selbst hinein fallen. - Der wirklich Geistreiche kann nicht verarmen, obwohl er ein Verschwender ist. - An seinem 85. Geburtstage, im Kriegsjahr 1916, ging Stettenheim von einer nicht mehr wohnlichen Erde in ein friedliches Jenseits. Die Kriegsfurie, die er so oft verspottet hatte, brach ihm das Herz. Die Zeiten haben sich verändert geändert und wir in ihnen und mit uns auch der Witz, wie wir von Stettenheim lasen. L. Horwitz."          
 
Artikel in "Neue jüdische Presse" vom 3. November 1916 - Mitteilung des Todes von Julius Stettenheim (mit korrektem Geburtsort): "Berlin. Julius Stettenheim, der 'Wippchen'- Dichter, ist verschieden.
Geboren am 2. November 1831 in Hamburg, begann er, wie das sehr häufig bei uns Juden vorkommt, seine Lebensbahn im kaufmännischen Berufe. 1857—60 studierte er dann in Berlin, seiner zweiten Heimat, und begann gleichzeitig mit dem Schriftstellern.
Er begründete die humoristisch-satirische Zeitschrift 'Die Wespen' (jetzt 'Deutsche Wespen'), die er über 30 Jahre bis 1894 redigierte. Am glücklichsten war er mit der Schöpfung der Figur des Kriegsberichterstatters 'Wippchen'."   

   
   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen  
Anzeigen des Tuch-/Manufaktur- und Modewarengeschäftes Oppenheim & Nußbaum (1901/1911/1937)        

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. März 1901: 
"Wir suchen für unser Tuch-  und Modewaren-Geschäft, welches Samstags und Feiertage geschlossen ist, einen
Lehrling
 
mit guten Schulkenntnissen. Oppenheim & Nußbaum,
Witzenhausen a. d. Werra."       
 
Anzeige im "Israelitischen Familienblatt" vom 16. März 1911: "Wir suchen für unser Tuch-  und Modewaren-Geschäft (Samstags und Feiertage geschlossen) per 1. Juli einen
Lehrling.
 
Oppenheim & Nußbaum
Witzenhausen a. Werra."  
 
Anzeige im "Israelitischen Familienblatt" vom 18. November 1937: "Wir suchen zum baldigen Eintritt
1 Lehrling (jüdisch). Freie Kost und Logis im Hause. 
Oppenheim & Nußbaum, Manufaktur- und Modewaren
Witzenhausen a. Werra.  

  
Anzeige der Viehhandlung Wallach (1901)        

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Mai 1928: 
"Für mein Viehgeschäft suche ich per sofort einen
jungen Mann,

welcher in dieser Branche erfahren ist. Gehalt nach Übereinkunft.
M. Wallach, Witzenhausen
."       

  
Anzeige der Schlachterei und Viehhandlung S. Katzenstein (1913)        

Anzeige im "Israelitischen Familienblatt" vom 15. Oktober 1913: "Suche per sofort einen
jüngeren Gesellen

für meine Schlachterei und Viehhandlung.
S. Katzenstein, Witzenhausen (Werra)."       

        
Neujahrswünsche der Familien Trepp (1928)   

Anzeige in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des "Central-Vereins") vom 14. September 1928: 
"Allen Verwandten, Freunden und Bekannten die 
besten Wünsche zu Rausch-Haschonoh

Familie Levi Trepp. Familie Witwe Rosa Trepp.  Familie Albert Trepp.  Familie Hermann Trepp.  Witzenhausen."       

   
Anzeigen des Manufaktur- und Modewarengeschäftes M., dann Levi Kugelmann (1910/1929)        

Anzeige im "Israelitischen Familienblatt" vom 8. September 1910: "Für mein Manufakturwaren-, Konfektions- und Möbelgeschäft suche per sofort od. 1. Oktober
1 Lehrling

unter sehr günstigen Bedingungen.
M. Kugelmann, Witzenhausen, Bez. Kassel."    
  
Anzeige im "Israelitischen Familienblatt" vom 15. August 1929: "Lehrling 
mit guter Schulausbildung, per baldigst gesucht,
Levi Kugelmann, Manufaktur- und Modewaren.
Witzenhausen.
"       

  
Verlobungsanzeige für Henni Trepp und Fritz Salomon (1928)   
Anmerkung: Fritz Salomon ist 1896 in Elberfeld geboren als Sohn von Moritz Salomon (1842-1935) und Amalie geb. Heinemann (1869-1930). Er war verheiratet mit Henni geb. Trepp, die 1902 in Witzenhausen geboren ist. Nach Angaben von Ancestry.com starb er 1958 in Petah Tikwa in Israel; Henni starb 1977..

Anzeige im "Israelitischen Familienblatt" vom 24. Mai 1928: 
"Henni Trepp   Fritz Salomon
Verlobte
Witzenhausen (Werra)  -  Elberfeld  Brillerstraße 8  
Schowuaus 5688"   (Laubhüttenfest 1928) 


Todesanzeige für Marianne Plaut geb. Ronsheim (1936)   

Anzeige im "Israelitischen Familienblatt" vom 17. Dezember 1936: 
"Meine liebe, treubesorgte Gattin, über alles geliebte Mutter, Schwester, Schwägerin und Tante
Marianne Plaut  geb. Ronsheim

ist nach kurzer Krankheit im Alter von 57 Jahren sanft entschlafen.
Im Namen der Hinterbliebenen der Gatte Max Plaut und Dr. Hans Plaut
Witzenhausen, den 9. Dezember 1936
Baltimore/Md., Kassel, Rosdorf, Mühlhausen i. Th."       

 
  
Weitere Dokumente 

Anzeigen und Briefe       

Umschlag eines Briefes (aus der 
Sammlung von Peter Karl Müller,
 Kirchheim/Ries)
Kitzingen Dok 0150.jpg (107964 Byte) Kitzingen Dok 0150a.jpg (114395 Byte)
   Briefumschlag eines Schreiben der (jüdischen) Weingroßhandlung Frank & Cie in Kitzingen
Der Brief wurde am 18. Februar an M. Katz in Witzenhausen geschickt.  
       

      

Kennkarte aus der NS-Zeit            
               
Am 23. Juli 1938 wurde durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch" galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt. 
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände: Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV: Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm. Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de       
 
 Kennkarte des in Witzenhausen
 geborenen Siegfried Kugelmann   
 Witzenhausen KK MZ Kugelmann Siegfried.jpg (90084 Byte)  
   Kennkarte (ausgestellt in Mainz 1939) für Siegfried Kugelmann (geb. 17. Juli 1884 in Witzenhausen),
 Bankbeamter i.R., wohnhaft in Mainz, am 25. März 1942 deportiert ab Mainz - Darmstadt in das 
Ghetto Piaski, später Konzentrationslager Majdanek, ermordet    
 

   
   
  
 
Zur Geschichte der Synagoge     
  
Eine erste Synagoge wurde 1622 erbaut. 
 
Bei einem großen Stadtbrand in Witzenhausen (1809) wurden auch die Synagoge und das Schulgebäude der Talmud-Toraschule zerstört. 1810 konnte ein neues Synagogengebäude erstellt werden. Charakteristisch für die Synagoge war ein kleiner Turm auf der Dachspitze. 1842 wurde neben der Synagoge ein Schulgebäude erstellt.   
In einer Beschreibung der Synagoge von 1906 heißt es: "(Die Synagoge in Witzenhausen) ist durch die klare klassische Einfachheit des Grundrisses bemerkenswert. Die Anordnung ist eine durchaus symmetrische. Almemor und im Osten der Aron Hakodesch in einer Achse, seitlich davon das Gestühl, die Empore an drei Seiten... Eine schlichte Einfachheit ist innen und außen zu finden. Ein Baldachin, der über dem Allerheiligsten... steht, ist wegen der sechs mit Palmenkapitel geschmückten Holzstützen bemerkenswert. Die Frauenemporen sind von dem an einer Ecke anstoßenden Schulhaus zugänglich, getrennt von denen der Männer: Die Absonderung wird noch dadurch charakterisiert, dass auf der Brüstung der Frauenempore ein hübsches Holzgitter aufgesetzt ist." 
    
Aus der Geschichte der Synagoge
In der Synagoge wird für einen kranken christlichen Jungen gebetet (1812) 
      

Artikel in der Zeitschrift "Sulamith" Jg. 4 1812: "Menschenfreundliche Charakterzüge.
Gebet in der Synagoge für die Genesung eines Christen.

In Witzenhausen, einem Städtchen im Kurfürstentume Hessen, ereignete sich am Passahfeste 1812 Folgendes. Ein dasiger ansehnlicher Bürger christlicher Religion, dessen geliebter kleiner Sohn sehr krank darnieder lag, und dem es nicht unbekannt sein mochte, dass die Israeliten zuweilen für lebensgefährlich kranke Personen in der Synagoge versammelt den Ewigen um Genesung anflehen, ersuchte den Syndikus Herrn Moses Frenkel daselbst, um die Gefälligkeit, für den erwähnten Kranken die üblichen Gebete im Gotteshause verrichten zu lassen. Sogleich ward sein Wunsch erfüllt. Der gedachte Syndikus ließ die Israelitischen Gemeindeglieder zu dem Ende versammeln. Alle, ohne Ausnahme, erschienen in der neu erbauten, schönen Synagoge, inbrünstig wurden dort die üblichen Gebete von den versammelten Israeliten für die Genesung des kranken Christen verrichtet und bei dieser Gelegenheit, wie gewöhnlich, den Armen gespendet. D. F-l."          

 
Opferstock in der Synagoge in Witzenhausen (1908)  

Witzenhausen Israelit 02071908.jpg (38089 Byte)Die Abbildung fand sich in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Juli 1908. 

Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge bereits am Abend des 8. November 1938 geschändet und völlig demoliert. Am Abend des 9. November wurde sie niedergebrannt.   
 
Bereits 1946 wurde am Platz der Synagoge (Park des Stadtkrankenhauses) ein Gedenkstein aufgestellt mit der Inschrift: "Nach unmenschlichen Grausamkeiten mussten 55 Männer, Frauen und Kinder der jüdischen Gemeinde Witzenhausen in Konzentrationslagern ihr Leben lassen. An dieser Stätte fiel am 9.11.1938 die Synagoge dem nationalsozialistischen Terror zum Opfer."  Der Gedenkstein wurde 1951 auf den jüdischen Friedhof an der Fährgasse versetzt, wo er seitdem geblieben ist. Ein später errichteter kleiner Gedenkstein zur Erinnerung an die Synagoge steht heute im Bereich des Grundstückes des ehemaligen, nicht mehr bestehenden jüdischen Schul-/Gemeindehauses, nicht im Bereich des Synagogengrundstückes.   
    
    
Adresse/Standort der Synagoge  Gelsterstraße 18, daneben war das Synagogendienerhaus in der Gelsterstraße 16.   
    
    
Fotos
(Quelle: obere Fotozeile links: Arnsberg Bilder S. 207; obere Fotozeile rechts: Stadtarchiv Witzenhausen; zweite Fotozeile: Kollmann / Wiegand s.Lit. S. 26.53.112; neuere Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 28.4.2011)   

Die Synagoge Witzenhausen Synagoge 010.jpg (74827 Byte) Witzenhausen Synagoge 190.jpg (150419 Byte) 
   Die 1810 erbaute Synagoge in Witzenhausen
 hatte einen kleinen Turm auf der Dachspitze
  Foto der 
Synagoge 1928
     
   Witzenhausen Synagoge 171.jpg (82667 Byte) Witzenhausen Synagoge 175.jpg (66319 Byte) Witzenhausen Synagoge 192.jpg (45439 Byte)
   Grundriss der Synagoge mit Toraschrein (1),
 Almemor und Eintragung der dreiseitigen
 Frauenempore (3)
Die zerstörte Synagoge 
am 8. (!) November 1938 
  (Foto rechts: Stadtarchiv Witzenhausen)
        
Das Synagogendienerhaus 
bei der Synagoge 
(Fotos: Stadtarchiv Witzenhausen) 
Witzenhausen Synagoge 191.jpg (124868 Byte) Witzenhausen Synagoge 193.jpg (59241 Byte)
  Auf dem linken Foto ist rechts der Synagoge das Synagogendienerhaus 
Gelsterstraße 16 zu sehen; auf dem rechten Foto ist die Demolierung auch 
dieses Hauses am 8. (!) November 1938 festgehalten.  
     
     
 Erinnerung an den "Judenbogen"
(Informationen und Fotos von Rainer Niessen)
   
     
 Unweit der im 17. Jahrhundert gebauten siebenbogigen Sandsteinbrücke über die Werra (im 2. Weltkrieg zerstört, 1950 wieder aufgebaut) befand sich bis in die 1960er-Jahre der sog. "Judenbogen". Im Rahmen von Baumaßnahmen (vermutlich bei der Umgestaltung des Zollamtsplatzes) wurde er in den 1960er-Jahren entfernt bzw. zerstört. Die Fotos stammen vermutlich von einem Fotografen namens Tempel und entstanden vor 1929. Die Abbildung rechts zeigt den "Judenbogen" auf einer Postkarte mit dem Torhaus der Kolonialschule. Noch in den 1960er-Jahren waren Postkarten mit der Judenbogen und der neuen Brückenkonstruktion im Umlauf.
Der "Judenbogen" markierte den sogenannten Eruv, die Sabbatgrenze der jüdischen Gemeinde, vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Eruv.   
Die Fotos der Werrabrücke finden sich auch in den Bildsammlungen des Staatsarchives Marburg unter Neg.-Nr. 1.525.647 und 1.525.678.
     
     
Das Denkmal für die Synagoge 
von 1946, seit 1951 im Friedhof 
der Gemeinde 
Witzenhausen Synagoge 166.jpg (217327 Byte) Witzenhausen Synagoge 161a.jpg (113622 Byte) Witzenhausen Synagoge 165a.jpg (118015 Byte)
    Hebräischer Text: Jüdisches Gebet "El Male Rachamim...", darunter: "An dieser Stätte fiel 
am 9.11.1938 die Synagoge dem nationalsozialistischen Terror zum Opfer" sowie
"Nach unmenschlichen Grausamkeiten mussten 55 Männer, Frauen und Kinder der jüdischen
 Gemeinde Witzenhausen in Konzentrationslagern ihr Leben lassen." 
        
Das Denkmal beim 
Grundstück des nicht mehr 
bestehenden jüdischen 
Schul- / Gemeindehaus
Witzenhausen Synagoge 170.jpg (180760 Byte) Witzenhausen Synagoge 171.jpg (198134 Byte)
  Der Gedenkstein mit der Inschrift: "Hier stand bis zum Jahre 1938 die Synagoge der jüdischen
 Gemeinde Witzenhausen" steht im Bereich des Grundstückes des nicht mehr bestehenden
 jüdischen Schul-/Gemeindehauses (Adresse ungefähr Steinstraße 22). Die Synagoge war an
 anderer Stelle in der Gelsterstraße, im Hintergrund jeweils Gebäude des Klinikums 
Witzenhausen (Adresse Steinstraße 18-26). 
     
Andernorts entdeckt: auf dem 
jüdischen Bergfriedhof 
in Heidelberg
Heidelberg Friedhof 209124.jpg (125480 Byte)  
  Grabstein für Selma Lichtenthal 
geb. Kugelmann
(geb. 1900 in Witzenhausen -
 gest. 1974 in Heidelberg, "fern ihrer 
Heimat in Israel")
 
     
Andernorts entdeckt: 
auf dem jüdischen Friedhof in Leipzig 
Leipzig Friedhof 19052013 031.jpg (123396 Byte)  
   Grabstein für Fanny Wallach geb. Nussbaum (1853-1941) 
mit Gedenkinschrift für in der NS-Zeit 
umgekommene Familienangehörige: (Sohn und Enkel) 
David und Rudolf Grünbaum von Witzenhausen  
 
     

      
      
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte  

Oktober 2009 - "Stolpersteine" - auch in Witzenhausen? 
Artikel von Stephan Strotkötter in der "Hessischen Allgemeinen" vom 4.10.2009 (Artikel):      
"Stolpersteine erinnern an jüdische Bürger. Initiative will Projekt in Witzenhausen verwirklichen
Witzenhausen.
In Eschwege gibt es sie schon, jetzt sollen sie auch nach Witzenhausen kommen: Stolpersteine gegen das Vergessen, die an die deportierten und ermordeten jüdischen Bürger der Stadt erinnern. 
"Ziel des Projektes ist es, den Menschen wieder einen Platz in ihrem alten Wohnort zu geben, sie aus der Vergessenheit zu holen", sagen Peter-Paul Klinger und Danielle Feigenbaum von der Stolperstein-Initiative Witzenhausen. "Wir würden uns freuen, wenn möglichst viele Witzenhäuser unser Anliegen unterstützen." Unterstützung erhofft sich die Initiative auch von Magistrat und Stadtverordnetenversammlung. 
Das Erinnerungsprojekt "Stolpersteine" hat der Kölner Künstler Gunter Demnig 1993 ins Leben gerufen. Die Stolpersteine gegen das Vergessen sind goldfarbene Pflastersteine. Sie werden in den Bürgersteig vor der letzten selbstgewählten Wohnstätte eingelassen. Sie sollen nicht nur an jüdische Bürger, sondern auch an andere Opfer des NS-Terrors wie Sinti und Roma, Homosexuelle und Zeugen Jehovas erinnern. In Witzenhausen nahm die Zahl der jüdischen Bürger seit dem 17. Jahrhundert beständig zu. 1924 bestand die jüdische Gemeinde aus 134 Personen. In Folge des Erstarkens der Nationalsozialisten, wurden sie mehr und mehr ausgegrenzt, ihrer Rechte beraubt, vertrieben und verfolgt. 1941/42 wurden die letzten 55 jüdischen Bürger der Stadt in Konzentrationslager deportiert und ermordet. 
Kontakt: Peter-Paul Klinger, Tel: 05542 507616, E-Mail  -   Danielle Feigenbaum, Tel: 05542 5465, E-Mail   
 
Dezember 2011: Presseartikel zur Erinnerung an die jüdische Geschichte in Witzenhausen  
Artikel von Matthias Roeper in der "Hessischen / Niedersächsischen Allgemeinen" (HNA.de) vom 5. Dezember 2011: "1414  zog der erste jüdische Mann nach Witzenhausen - er hieß Heinemann. Acht Gulden für die Stadt.  
Witzenhausen. Mit drei Transporten wurden die noch verbliebenen 59 jüdischen Mitbürger am 8. Dezember 1941 (43 Personen), am 7. (15 Personen) und am 24. September 1942 (eine Person) zuerst nach Kassel, dann nach Riga und Theresienstadt und von dort in die Vernichtungslager deportiert..."  
Link zum Artikel     
 
November 2013: Neues Buch zur jüdischen Geschichte Witzenhausens von Manfred Baumgardt ist erschienen   
Artikel von werner Keller in der "Hessischen / Niedersächsischen Allgemeinen" (HNA.de) vom 28. November 2013: "Manfred Baumgardt: Arbeit über die Judenverfolgung in Witzenhausen. Neues Buch über das Schicksal der Witzenhäuser Juden
Witzenhausen. Auch die alteingesessenen Witzenhäuser Juden liebten ihre Heimatstadt: Dieser Satz steht auf dem Titelblatt der Arbeit des Berliner Historikers Manfred Baumgardt (66), der Sohn eines Musiklehrers aus Hundelshausen ist und per Zufall auf das Thema der Judenverfolgung in der Region stieß...     
Info: Manfred Baumgardt, Es stand alles in der Zeitung, Witzenhausen in der Zeit des Terrors, 1933-1945, Book on Demand, Hamburg 2013, 212 Seiten, 21,90 Euro. Zu erwerben beim Geschichtsverein, Ingrid Breiding, Tel. 0 55 42/28 20 oder Eckhard Rohde, Tel. 0 55 42/39 75."  
Link zum Artikel      
Januar 2016: Das Buch von Manfred Baumgardt ist in 2. erweiterter Auflage erschienen (nähere Angaben siehe unten Literaturübersicht)   
 
Januar 2019: Neue Publikation zu einem Stadtrundgang jüdische Geschichte  
Artikel in der "Hessischen / Niedersächsischen Allgemeinen" (HNA.de) vom 18. Januar 2019: "Autor beruft sich auf mündliche Überlieferung. Manfred Baumgardt erzählt Witzenhausens jüdische Geschichte als Stadtrundgang
Witzenhausen –
Der in Berlin lebende gebürtige Hundelshäuser Manfred Baumgardt hat nach 2013 zum zweiten Mal etwas über die ehemalige jüdische Gemeinde in Witzenhausen publiziert. Nachdem er seinerzeit versucht hat, den Leidensweg der Witzenhäuser Mitbürger jüdischen Glaubens von 1933 bis zu den Deportationen – teilweise auch darüber hinaus – nachzuzeichnen, begibt er sich aktuell auf einen imaginären Einkaufsbummel durch einige der von jüdischen Witzenhäusern betriebenen Einzelhandelsgeschäfte der Innenstadt. Er verknüpft dieser besondere Rat des Stadtrundgangs mit eingeflochtenen Informationen zur jüdischen Gemeinde allgemein und mit einigen ihrer damals aktuellen beziehungsweise auch historisch herausragenden Vertretern im Besonderen. Obwohl Baumgardt sich hier als Stilmittel im Wesentlichen der 'Oral History', also der mündlichen Überlieferung durch Zeitzeugen, bedient, wären einige erläuternde historische Hinweise beziehungsweise Quellenangaben doch hilfreich gewesen. So kann der Leser die Angaben des Autors durch die zweifellos vorhandenen Quellen weder vertiefen noch in einigen Fällen auch nachprüfen. Der gänzlich fehlende Apparat mindert die wissenschaftliche Qualität und Nutzbarkeit dieses Büchleins ebenso wie die unvollständige Literatur- und Quellenliste am Schluss. Besonders schade ist in diesem Zusammenhang der fehlende Verweis auf die sehr ausführliche Quellensammlung der auch online verfügabren 'Alemannia Judaica'. Wenn sich darüber hinaus auch einige kleinere historische und geographische Fehler eingeschlichen haben – so verlegt der Autor etwa den großen Witzenhäuser Stadtbrand vom Januar 1809 ins Jahr 1807 und die Aussicht des Johannisberg-Gasthauses von nördlicher in südliche Richtung – so ist das Büchlein in Gänze doch gut lesbar und vermittelt einen relativ authentischen Einblick in Teile des jüdischen Lebens im Witzenhausen jener Jahre.
Service: Manfred Baumgardt: 'Ein jüdisches Witzenhausen', mit Übersetzungen ins Hebräische und Englische; BoD, Norderstedt; 76 Seiten, 14,50 Euro, ISBN 978 37 52 88 78 53." 
Link zum Artikel   
 

    
     

Links und Literatur

Links:  

bulletWebsite der Stadt Witzenhausen  
bulletZur Seite über den jüdischen Friedhof in Witzenhausen (interner Link)    
bulletSeite beim Landesgeschichtlichen Informationssystem Hessen (LAGIS) zum Monument zum Gedenken an die zerstörte Synagoge und die ermordeten Juden aus Witzenhausen mit Kurzbiografien zu den genannten jüdischen Personen 

Quellen:  

Hinweis auf online einsehbare Familienregister der jüdischen Gemeinde Witzenhausen 
In der Website des Hessischen Hauptstaatsarchivs (innerhalb Arcinsys Hessen) sind die erhaltenen Familienregister aus hessischen jüdischen Gemeinden einsehbar: 
Link zur Übersicht (nach Ortsalphabet) https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/llist?nodeid=g186590&page=1&reload=true&sorting=41              
Zu Witzenhausen sind vorhanden (auf der jeweiligen Unterseite zur Einsichtnahme weiter über "Digitalisate anzeigen"):    
HHStAW 365,822   Geburts-, Trau- und Sterberegister der Juden von Witzenhausen  1826 - 1894: enthält jüdisches Geburtsregister  1826 - 1894, jüdisches Trauregister 1827 - 1891, jüdisches Sterberegister 1826 - 1894  
https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v4970602       
HHStAW 365,823   Gräberverzeichnis des jüdischen Friedhofs in Witzenhausen  1864 - 1938: enthält hebräische und deutsche Grabinschriften mit Angabe der Grabnummern auf dem jüdischen Friedhof 
https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v5493940      

Literatur:  

bulletDr. Schüler: Der 'Artushof' und Josel von Witzenhausen. In: Zeitschrift für hebräische Bibliographie Bd. VIII 1904. S. 117-123.145-148.179-185.  Beitrag eingestellt als pdf-Datei.
bulletGermania Judaica III,2 S. 1665. 
bulletPaul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. II S. 408-412.   
bulletders.: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Bilder - Dokumente. S. 207.  
bulletKeine Artikel bei Thea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945? 1988 und dies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994, auch nicht in Neubearbeitung der beiden Bände 2007.  
bulletStudienkreis Deutscher Widerstand (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945. Hessen II Regierungsbezirk Gießen und Kassel. 1995 S. 237-238.   
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume III: Hesse -  Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992 (hebräisch) S. 475-477.    
bulletSpuren Lit 010.jpg (37810 Byte)Karl Kollmann / Thomas Wiegand: Spuren einer Minderheit. Jüdische Friedhöfe und Synagogen im Werra-Meissner-Kreis. Hrsg. von der Historischen Gesellschaft des Werralandes. Kassel 1996. S. 108-112 u.ö.
bulletAnke Schwarz: Jüdische Gemeinden zwischen bürgerlicher Emanzipation und Obrigkeitsstaat. Studien über Anspruch und Wirklichkeit jüdischen Lebens in kurhessischen Kleinstädten im 19. Jahrhundert. Hrsg. von der Kommission für die Geschichte der Juden in Hessen. Bd. XIX. 2002.
bulletAlbrecht Eckhardt / Herbert Reyer: Die jüdischen Gemeinden in Witzenhausen und Hebenshausen. Unveröffentlichtes Manuskript bei der Kommission für die Geschichte der Juden in Hessen im Hessischen Hauptstaatsarchiv Wiesbaden.  
bulletEgelsbach usw Lit 020.jpg (149631 Byte)Andrea von Treuenfeld: In Deutschland eine Jüdin, eine Jeckete in Israel. Geflohene Frauen erzählen ihr Leben. Gütersloher Verlagshaus 2011.  
In diesem Buch findet sich S. 156-164 die Lebensgeschichte von Shoshanna Friedländer, geboren als Susi Katz am 7. Oktober 1930 in Witzenhausen, lebt 2011 in Beit Yitzhak / Israel.  
bulletWitzenhausen Lit 025.jpg (31764 Byte)Manfred Baumgardt: Es stand alles in der Zeitung. Witzenhausen in der Zeit des Terrors, 1933-1945. Books on Demand. Hamburg 2013. 212 Seiten, 21.90 € ISBN 978-3-732281060. Taschenbuch und E-Book 16,99 €.  
Erweiterte und durchgesehene 2. Auflage. 318 Seiten. Books on Demand. Norderstedt 2016. ISBN 978-3-7392-2929-4.    
Buchbesprechung in Blogspot   - Artikel in hna.de vom 28. November 2013: "Neues Buch über das Schicksal der Witzenhäuser Juden..."      
Buchbesprechung von Ludwig Watzal (eingestellt als pdf-Datei)         
Link zu amazon.de    
bulletManfred Baumgardt: "Ein jüdisches Witzenhausen". Mit Übersetzungen ins Hebräische und Englische. Books on Demand, Norderstedt 2018. 76 Seiten, 14,50 Euro, ISBN 978 3752887853.  
bulletMatthias Roeper: Dokument der Unmenschlichkeit. Zum Ende der jüdischen Gemeinde Witzenhausen. In: Eschweger Geschichtsblätter 31/2020, S. 97-108. Online zugänglich (pdf-Datei).

Zum "Judenlager" Witzenhausen in der Kriegszeit:

bulletJames F. Tent: Im Schatten des Holocaust - Schicksale deutsch-jüdischer Mischlinge im Dritten Reich. Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 2007. ISBN 978-3-412-16306-8. Hierin zum Lager Witzenhausen S. 243.248f.294-297 (Seiten als pdf-Datei eingestellt).
bulletKathrin Bretzler/Matthias Roeper: "Das große Elend der 'Mischlinge'. In Witzenhausen gab es Ende des Zweiten Weltkrieges ein Lager für 'Halbjuden' und 'rassisch Unreine'" und "100 Reichsmark für abgemagerte Zwangsarbeiter".  Zwei Artikel in HNA "Witzenhäuser Allgemeine" vom 28. Dezember 2015 (Artikel eingestellt als pdf-Datei). 
bulletStadtarchiv Witzenhausen: mehrere Dokumente in Ruheakte 2284 "Sonstige Besatzungsangelegenheiten". 

Zu der in Witzenhausen versteckten jüdischen Frau sowie Dr. Otto Buchinger / Dr. Werner Eisenberg:

bulletDarstellung der Geschichte in: Eva-Maria Leiber: Zwischen Berlin und wohin. Ein jüdisches Schicksal. Gerhard-Hess-Verlag 2  ISBN 978-3-87336-504-9. Vgl. https://www.amazon.de/Zwischen-Berlin-wohin-j%C3%BCdisches-Schicksal/dp/3873365049 (Titel als pdf-Datei eingestellt).      
bulletZu Dr. Otto Buchinger und Dr. Werner Eisenberg: Darstellung in: https://www.laekh.de/heftarchiv/ausgabe/artikel/2022/maerz-2022/otto-buchinger-1878-1971-pionier-des-heilfastens sowie
Heinrich Lampe: Aus der Geschichte des Krankenhauses Witzenhausen. Eingestellt als pdf-Datei.    

         
           


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Witzenhausen Hesse-Nassau. The community opened a synagogue in 1622 and then became the seat of a chief rabbinate between 1665 and 1772. Its first incumbent, Mordekhai Suesskind Rothenburg, founded the duchy's only yeshiva; Moses Witzenhausen-Fraenkel, a district rabbi, served as advisor to the head of Westphalia's consistory (1807-13). After building a new synagogue in 1810, the Jews converted their talmud torah into an elementary school in 1863. They numbered 201 (6 % of the total) in 1871. Originally peddlers and petty trades, they now owned stores and factories and participated in civic affairs. The community, which was affiliated with Kassel's rabbinate, still numbered 134 (3 %) in 1925 but closed its Jewish school in 1933. Shortly after Kristallnacht (9-10 November 1938) the synagogue was burned down and 49 Jews emigrated. In all, 55 deportees perished in the Holocaust.   
  
    

                   
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Stand: 06. Oktober 2024