Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Lohr mit Stadtteil Steinbach (Main-Spessart-Kreis) 
Jüdische Geschichte / Synagoge 
 (die Seite wurde erstellt unter Mitarbeit von Wolfgang Vorwerk, Lohr)  

Übersicht:  

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Aus dem jüdischen Gemeindeleben   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde 
Über die Betreuung der jüdischen Patienten in der Heil- und Pflegeanstalt Lohr  
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen  
Weiteres Dokument     
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen 
bulletErinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte  
bulletLinks und Literatur   

    

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)  
   
Im zunächst rieneckischen, dann kurmainzischen und schließlich bayerischen Lohr lebten Juden bereits im 13. Jahrhundert. Auch sie waren wie in Karlstadt, Rieneck, Hammelburg, Gemünden, Arnstein und vielen anderen Orten von der "Rintfleisch-Verfolgung" 1298 betroffen (vgl. Röttingen). Ob es damals eine jüdische Gemeinde gab oder zur Bildung einer solchen gekommen ist, ist nicht bekannt. Auch die Nennung von Juden in der sog. "Ungeldverordnung" Lohrs (einer Art von städtischer Alkoholsteuer) von 1333 ist eher eine Formel, dass alle unabhängig von ihrer Religion, die Steuer zahlen müssen, als Beleg für eine Gemeinde. Wenn es eine solche gab, war sie sicher immer sehr klein und nie kontinuierlich.  

Danach
erfährt man erst im 15. Jahrhundert wieder von einem in Lohr wohnhaften Juden. Der Amtmann zu Lohr bat 1473 in Frankfurt am Main um Geleit für diesen Lohrer Juden.

Auch im 16. Jahrhundert waren unter dem Schutz der Grafen von Rieneck immer wieder einzelne Juden in der Stadt. Es gab aber immer Protest seitens der Bürgerschaft. Bei der Huldigung 1559 vor dem neuen Landesherren Kurfürsten Daniel Brendel von Homburg nach dem Aussterben der Grafen von Rieneck 1559) brachten Bürgermeister und Rat von Lohr u.a. den Wunsch vor, dass "sie nicht mit Aufnahme von Schutzjuden in die Stadt beschwert" würden. Auch wenn der Kurfürst bei der Huldigung 1559 nichts Definitives zusagte und die folgenden Jahrhunderte denn auch von einem Wechselspiel von Zulassungen von Schutzjuden durch einzelne Kurfürsten und heftigen Reaktionen der Lohrer Bürgerschaft geprägt waren, so ist diese antijüdische Grundeinstellung der Lohrer letztlich ursächlich dafür, dass es erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts - erstmals naschweisbar - zur Gründung einer jüdischen Gemeinde kam.    

bullet Nachdem die bayrischen Juden 1861 allgemeine Niederlassungsfreiheit hatten, zogen mehrere Familien unter anderem aus Steinbach und Wiesenfeld zu. In dem seit 1972 zu Lohr gehörenden Ortsteil Steinbach entstand im 18. Jahrhundert eine kleine jüdische Gemeinde unter dem Schutz der Reichsfreiherren von Hutten zum Stolzenberg. Die jüdischen Familien lebten im Bereich des sogenannten "Judenhofes" (am Anfang der Eichhornstraße; siehe Foto unten; die ehemalige Synagoge bzw. Betkammer war in der Eichhornstraße 5b). 1740 waren es vier jüdische Haushaltungen. 
 
Bei der Erstellung der Matrikellisten 1817 werden in Steinbach auf insgesamt zehn Matrikelstellen die folgenden jüdischen Familienvorstände genannt (mit neuem Familiennamen und Erwerbszweig): Samuel Moses Sternreich (Viehhandel), Wolf Süß Kahn (Viehhandel und Waren), Moses Baruch Kleinschild (Amtsbote), Kaufmann Moses Sterner (Ellenhandel, Amtsbote), Benjamin Süß Kahn (Vieh- und Warenhandel), Hajum Süß Selig (Viehhandel und Waren), Lesemann Isaac Blumenstein (Handel und Botengehen), Herz Süß Adler (Viehhandel und Waren), Moses Hirsch Isaac Strauß (Botengehen und Tagelöhnern), Wolf Moses Marx Marcus (Viehhandel und Schlachten), Michel Kahn (Handel mit Spezereien und Schnittwaren, ab 1825). 1871 waren es 37 jüdische Personen. Ein Sohn von eben genanntem Michel Kahn (1794-1865), Sigmund Kahn (1839-1927) war Steinbacher Veteran der Kriege 1866 und 1870/71.
Von etwa 1848 bis zu seinem Tode am 22. November 1888 und somit 40 Jahre lang war Lazarus Eisemann als eigener Lehrer, Vorbeter und Schochet (Schächter) in der kleinen Gemeinde in Steinbach tätig. Er half auch in Lohr aus. Mit Frau und vier Kindern prägte er das Gemeindeleben in Steinbach. Eine ausführliche Würdigung findet sich anlässlich seines Todes im "Israelit" (siehe unten). So wurde er insbesondere auch von den jungen Kollegen in der Umgebung geschätzt. Oft habe er die religiösen Schriften bis frühmorgens studiert. Nach seinem Tode erhielt Jacob Weichselbaum vom Schulamt die Genehmigung zur Erteilung des Religionsunterrichtes in Steinbach (siehe Genehmigung von 1888 vom Schulamt unten). Mit dem Tode von Lazarus Eisemann gingen aber unaufhaltsam die Lichter der Gemeinde in Steinbach aus. Schon anlässlich seines Todes werden 1889 der fehlende Minjan und die "geschlossenen Türen und Fensterläden" der Synagoge beklagt. 1896 wurde die noch letzte in Steinbach lebende jüdische Familie in die jüdische Gemeinde in Lohr eingegliedert.  

1862 zog mit Samuel Selig der erste Steinbacher Jude nach Lohr. Er eröffnete ein Tuch-, Manufakturwaren- und Viktualiengeschäft in der Lohtorstraße. Siehe auch Josef Harth: 77 Jahre nach der Ansiedlung Samuel Seligs war die Lohrer Judengemeinde dem Nazi-Terror erlegen. In: Lohrer Jahrbuch des Geschichts- und Museumsvereins e.V. 2018. Online eingestellt (pdf-Datei)Nachdem weitere Familien gefolgt waren (u.a. Baruch Hirsch Baumann aus Heßdorf, der 1862 ein Anwesen in der Turmstraße kaufte, wo auch Hausandachten stattfanden), konnte die erste jüdische Gemeinde in der Geschichte Lohrs 1864 gegründet und als Interimslösung 1867/68 ein Betsaal in der heutigen Lotte-Stern-Gasse in der Stadtmitte angemietet werden (siehe Foto und weiteres unten, insbesondere den Aufsatz von Wolfgang Vorwerk hierzu: die erste Synagoge der jüdischen Kultusgemeinde in Lohr (2017), online eingestellt). Die Einweihung der zweiten Synagoge beziehungsweise des jüdischen Gemeindezentrums folgte im November 1871 (s.u.). Außer der Synagoge im 1. Obergeschoss hatte die jüdische Gemeinde dort einen Raum für den Unterricht der Kinder mit Lehrerwohnung und ein rituelles Bad (Mikwe) im Hofraum des Hinterhauses eingerichtet (Anmerkung: der genaue Ort der Mikwe ergab sich bei einer Begehung im Oktober 2021).
  
Für die Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war zeitweise ein Lehrer angestellt, der zugleich als Schächter und Vorbeter tätig war. Dies war zunächst von 1863 bis 1869 Jonas Löwenthal. 1868 hielt er wie der katholische Stadtpfarrer zum 50. Jahrestag der Bayerischen Verfassung von 1818 sogar "in der Synagoge Gottesdienst mit einer erhebenden Rede", was im Lohrer Anzeiger vom 28. Mai 1868 Erwähnung findet. Bei der Synagoge handelte es sich um den genannten angemieteten Betsaal in der Stadtmitte. Dann folgte eine längere Vakanz (siehe unten Ausschreibungen von 1869 und 1872). Bei Einweihung der Synagoge 1871 veranlasste diese Vakanz den Distriktsrabbiner Adler aus Aschaffenburg sogar zu dem "wohlmeinenden Rat, recht bald einen tüchtigen Religionslehrer anzustellen." 1872 wurde ein Isack Hall probeweise auf ein Jahr eingestellt, der Vertrag muss aber vorzeitig wieder aufgelöst worden sein. Anfang 1873 übernahm ein Benjamin Straus die Stelle, anschließend möglicherweise das Lohrer Gemeindeglied Seligmann Markus nach Bestehen der entsprechenden Prüfungen. Aushilfsweise wurden schließlich Lohrer Kinder in Steinbach zusammen mit dortigen Kindern von dem schon erwähnten Lehrer Lazarus Eisemann unterrichtet. 1883 wurden drei Lohrer Buben und Mädchen dort unterrichtet. Erst mit Jacob Weichselbaum aus Adelsberg, einem Wanderlehrer, der auch in Gemünden unterrichtete, war ab 1883/84 die regelmäßige Erteilung des Religionsunterrichtes und wohl auch des Gottesdienstes für immerhin 46 Jahre gesichert (siehe unten die Würdigung des Wirkens des 1929 verstorbenen langjährigen Lehrers Weichselbaum im "Israelit"). Als Lehrer und Schochet kam nach Weichselbaum Harry Weinberg aus Gemünden in die Gemeinde. Im Schuljahr 1931/32 erhielten von ihm in Lohr sechs Kinder Religionsunterricht. Im Übrigen besuchten die jüdischen Kinder selbstverständlich entsprechend der allgemeinen Schulpflicht in Bayern die katholische Volksschule in Lohr, zudem überproportional zum Anteil an der Bewohnerzahl ab 1905 das neue Lohrer Gymnasium und jüdische Mädchen sogar die "Höhere Mädchenschule" der Franziskanerinnen in Lohr.  
  
Die Gemeinde wurde, wie erwähnt, dem Distriktsrabbinat Aschaffenburg zugeteilt. Die Toten der Gemeinde wurden auf dem jüdischen Friedhof in Laudenbach beigesetzt. 
 
Das heute im Zentralarchiv für die Geschichte des jüdischen Volks (CAHJP) in Jerusalem (http://cahjp.nli.org.il/) archivierte erste Protokollbuch der Israelitischen Gemeinde Lohr, das ab 1871 regelmäßig geführt wurde und 1913 endet, gibt Auskunft über innergemeindliche Vorgänge. So insbesondere über finanzielle und schulische Angelegenheiten und die regelmäßig alle drei Jahre zu Jahresanfang stattfindenden Wahlen des Vorstands, Beisitzers und Kassiers. Auch die Einrichtung des oben genannten Frauenbades wurde 1871 protokolliert. Es begründet vor allem auch die rechtliche Handlungsvollmacht des Vorstandes für die Gemeinde bei Behörden oder Notar. Insgesamt werden für die ca. 45 Jahre ab 1864 die Namen von nur fünf Vorständen verzeichnet, da sie durchweg mehrfach gewählt wurden. Es waren Feist Hirsch, Isaak Schloßmann, Benjamin Kahn, Leon Strauß und Bernhard Hirsch. Vor 1871 versah, wie aus anderen Quellen hervorgeht, der schon oben genannte Samuel Selig das Amt des ersten Vorstandes. Zum 2. seit der Pogromnacht am 10. November 1938 verschollenen Protokollbuch siehe insbesondere den Aufsatz von Wolfgang Vorwerk zu "Die Arisierung" der Lohrer Synagoge 1939. In: Lohrer Jahrbuch des Geschichts- und Museumsvereins 2020/21. Online eingestellt.  
2022 konnte eine Kopie des Protokollbuches im Stadtarchiv eingestellt werden. Dazu Artikel von Wolfgang Vorwerk in der "Main-Post" vom 24. September 2022: "Ein Stück jüdisches Leben kehrt zurück. Israelitische Gemeinde Lohr: Protokollbuch, das 1938 beschlagnahmt worden war, jetzt als Kopie im Stadtarchiv..." (Artikel eingestellt als pdf-Datei
 
Nicht nur die eben genannten jüdischen Familien hatten es trotz großer Anfangsschwierigkeiten im öffentlichen und Wirtschaftsleben in Lohr zu einer geachteten Stellung gebracht und Geschäftsbeziehungen bis weit in den Spessart hinein geknüpft. Sie waren auch im Vereinsleben aktiv. So waren sie in der Freiwilligen Feuerwehr, im TSV 1846, im Radlerverein, im Gesangverein, im Spessartverein und im Bürgerverein aktiv. Sie waren Mitbegründer des Radlervereins und der Turngemeinde, die nach 1933, als sog. "Judenverein" diffamiert, aufgelöst werden musste. Siehe im Einzelnen: Wolfgang Vorwerk Lohr und seine ehemalige jüdische Gemeinde (1864-1939). In: Lohrer Jahrbuch des Geschichts- und Museumsvereins e.V. 2019. Online eingestellt
 
Bis 1910 entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner in Lohr wie folgt: 1867 37 jüdische Einwohner (0,9 % von insgesamt 4.243 Personen), 1871 41 (1,0 % von 4.205), 1890 46 (1,1 % von 4.207), 1900 91 (2,0 % von 4.525), 1910 56 (1,1 % von 5,269). Unter den jüdischen Gemeindemitgliedern gab es Anfang der 1930er-Jahre 14 Kaufleute, fünf Angestellte, einen Lehrer, eine Kindergärtnerin, einen Bäcker und einen Lehrling; 15 Familien hatten Haus- und Grundbesitz. Der deutliche Rückgang der Mitgliederzahl von 91 (1901) auf 56 (1910), der auch in anderen umliegenden Gemeinden festzustellen ist, lässt sich wohl vor allem dadurch erklären, dass sich viele jüdische Geschäftsleute inzwischen in größeren Städten größere wirtschaftliche Entfaltungsmöglichkeiten als in Lohr erhofften. So zog der unten mehrfach genannte Textilkaufmann Emanuel Rothschild 1907 mit seiner Familie nach Berlin, wo sein in Lohr aufgewachsener Schwager Joseph Schloßmann (der spätere Lohrer Ehrenbürger, s. unten) bereits ein kleines Textilimperium aufgebaut hatte.
  
Im Ersten Weltkrieg fiel aus der jüdischen Gemeinde Gefreiter Benno Markus (geb. 3.6.1887 in Lohr, gef. 16.9.1916). Sein Name wurde auf dem 1935 errichteten Kriegerdenkmal für die Gefallenen des 1. Weltkrieges in der heutigen Grafen-von-Rieneck-Straße von den Nazis noch kurz vor Aufstellung entfernt, wurde nach dem Krieg aber wieder eingefügt. Der Name des Schülers Nathan Kahn (geb. 12.6.1886 in Steinbach, gef. 30.9.1918) befindet sich auf der Marmortafel des Lohrer Gymnasiums mit den Namen aller im Ersten Weltkrieg gefallenen Schüler. Er war Leutnant d.R. Seiner wird offiziell in Bad Mergentheim gedacht, wo sein schon oben genannter Vater Sigmund Kahn aus Steinbach seit 1910 wohnte und wo auch Nathans Brüder lebten (http://www.denkmalprojekt.org/2019/bad-mergentheim_main-tauber-kreis_bw.html). Veteranen des Ersten Weltkrieges waren die gebürtigen Lohrer Ludwig Rothschild (1887-1966) und Bruno Rothschild (1900-1932), beide aus den bekannten Lohrer Familien Emanuel und Hermann Rothschild am Oberen Marktplatz (s.u.). Möglicherweise waren auch andere jüdische Männer aus Lohr im Feld, deren Namen wir aber nicht kennen. Im Betsaal der Synagoge von 1871 in der Fischergasse hing jedenfalls eine eicherne Gedenktafel in Deutsch und Hebräisch, die namentlich an alle jüdischen Weltkriegsteilnehmer aus Lohr erinnerte. Diese Tafel ist seit der Pogromnacht 1938 verschollen.     
  
In der Heil- und Pflegeanstalt (Staatliche Anstalt) in Lohr gab es für jüdische Heiminsassen eine rituelle Abteilung des "Fürsorgevereins für israelitische Nerven- und Geisteskranke" in Aschaffenburg. Diese besondere Abteilung war 1918 eingerichtet worden. Der Fürsorgeverein aus Aschaffenburg sorgte für die aus ganz Unterfranken stammenden jüdischen Patienten in Lohr für die rituelle (koschere) Verpflegung. Auch seelsorgerliche Betreuung erfuhren die Patienten und Patientinnen, u.a. durch den Bezirksrabbiner aus Aschaffenburg. Da anfangs das Essen in der Stadt zubereitet wurde, erbaute der Verein aus Spendenmitteln eigens ein Küchengebäude, den sog. "Israelitischen Pavillon" auf dem Gelände der Anstalt. Im Lohrer Volksmund ist das Gebäude nur unter dem Namen "Juddeküch" bekannt gewesen. Ab Oktober 1924 wurde der streng religiöse Lehrer a.D. Simon Strauß aus dem hessischen Burghaunbach vom Fürsorgeverein als Geschäfts- und Betriebsleiter für die diesen Küchenbetrieb eingestellt. Seine Frau Sara führte die Küche ehrenamtlich. Auch die seelsorgerische Betreuung der Patienten übernahm er. Seit 2019 erinnert an ihn und seine Frau eine Gedenktafel am damaligen Ort ihres Wirkens, am "Israelitischen Pavillon", ebenso eine Tafel, die den "Israelitischen Pavillon" erklärt (zum Pavillon und den unten ausführlich wiedergegebenen Bemühungen des Aschaffenburger Fürsorgevereins Wolfgang Vorwerk: Der ehemalige "Israelitische Pavillon" auf dem Gelände des heutigen Bezirkskrankenhauses am Sommerberg. In: Lohrer Jahrbuch des Geschichts- und Museumsvereins e.V. 2019. Online eingestellt. Zu Simon Strauß ders. ebenda: Simon Strauß – ein Lehrer und Seelsorger mit Leib und Seele und ein Menschenfreund (1887-1940). Online eingestellt.
 
Um 1924, als 40 Personen zur jüdischen Gemeinde gehörten (0,7 % von insgesamt etwa 6.000 Einwohnern), waren die Vorsteher der Gemeinde Hayum Winheimer, Alfred Strauß und H. Meyer. Winheimer als 1. Vorstand gab auch die Presseerklärung der Gemeinde in der Lohrer Zeitung vom 1. April 1924 ab. Darin heißt es: man wünsche sich "nichts sehnlicher, als mit allen christlichen Mitbürgern nach wie vor in Frieden und Eintracht weiter zu leben." Hintergrund: Bei einer Wahlveranstaltung des "Völkischen Blocks" in Lohr 1924 hatte der völkische Redner die Juden "Kinder des Teufels" genannt, worauf der spätere "jüdische Kaplan" (so der "Israelit" s.u.) Bruno Rothschild die unbefleckte Empfängnis der Jungfrau Marias in Frage stellte. Dies wiederum rief die beiden Stadtpfarrer mit der Forderung auf den Plan, die jüdische Gemeinde möge sich umgehend davon distanzieren. Dies tat Winheimer, der die Äußerung Rothschilds in der oben genannten Erklärung vom 1. April 1924 "schärfstens" verurteilte.

Möglicherweise schon ab 1926, mit Sicherheit aber ab 1929 war Simon Strauß auch gewählter Vorstand der Israelitischen Kultusgemeinde Lohr (1. Vors.) Über Beisitzer und Schatzmeister gibt es nur unvollständige Angaben, da es für die Zeit ab 1913, wie oben erwähnt, seit der Pogromnacht 1938 das erwähnte zweite Protokollbuch der Gemeinde nicht mehr gibt. In der Amtszeit 1932/1933/1934 assistierten Simon Strauß Hermann Rothschild (Beisitzer) und Jakob Markus (Schatzmeister). . 
  
1933 lebten einschließlich der Patienten der Heil- und Pflegeanstalt (ca. 25) 70 jüdische Personen in Lohr (1,1 % von insgesamt 6.133 Einwohnern). Mit Beginn der NS-Zeit setzten auch in Lohr der wirtschaftliche Boykott und die ständig zunehmenden Repressalien ein. Schon bald erfuhr man in Lohr vom tragischen Schicksal des 21-jährigen Arthur Kahn aus Gemünden, der 1928/1929 Absolvent des Lohrer Gymnasiums und in Lohr noch bekannt und bei seinen Klassenkameraden beliebt war. Im April 1933 wurde er in Nürnberg willkürlich festgenommen und bald darauf mit drei anderen Häftlingen im KZ Dachau "auf der Flucht" erschossen. Ein Lohrer Klassenkamerad: "Das war immer der Jargon der KZ-Mörder."
Gleich 1933 nach Machtübernahme begann der Exodus. So emigrierten zwischen 1932 und 1936 acht Personen aus zwei Lohrer jüdischen Familien nach Palästina, eine weitere nach Italien und eine Person in die USA. Bis zum November 1938 konnten weitere acht Gemeindemitglieder in die USA auswandern und dort ein Bleiberecht erlangen.
Beim Novemberpogrom 1938 wurde von SA-Leuten die Synagoge geschändet und die Inneneinrichtung zerstört (s.u.), danach wurden auch zahlreiche jüdische Häuser überfallen und das Innere teils mit Äxten zerschlagen. Der gesamte Warenvorrat eines jüdischen Geschäfts wurde vernichtet; aus einem der jüdischen Häuser wurde die Inneneinrichtung auf die Straße geschleppt und verbrannt. Die männlichen Einwohner der Gemeinde, auch der betagte Kultusvorstand Simon Strauß, wurden am Abend des 10. November 1938 festgenommen, mehrere an den Folgetagen in die KZ's Dachau und Buchenwald verschleppt (vgl. unten Abschnitt über die von Verhaftungen beim Novemberpogrom 1938 betroffenen jüdischen Geschäftsleute). Simon Strauß wurde am 18. November wieder freigelassen. In der Folgezeit (1939-1941) gelang unter dem Schock der Erfahrung, als Bürger dem Terror schutzlos ausgeliefert zu sein, fast allen restlichen jüdischen Einwohnern die Stadt - insgesamt weiteren 17 – die Auswanderung (in die USA, nach England und Argentinien). Acht gebürtige Lohrer, die schon länger aus beruflichen Gründen in anderen deutschen Städten lebten oder dort verheiratet waren, konnten ebenfalls zwischen 1933/1934 und 1941 mit ihren Familien in die USA, nach England, Italien und Kolumbien auswandern. Alle verloren durch die sog. "Arisierung" und anschließende Auswanderung ihr Hab und Gut, retteten so aber ihr Leben. Normale Todesfälle in den 30er Jahren gab es in der jüdischen Gemeinde Lohrs fünf, die von den 1933 mitgezählten etwa 70 jüdischen Personen abzuziehen sind. Direktdeportationen aus der jüdischen Stadtgemeinde Lohr gab es keine, sie erfolgten aus anderen Städten. Eine Frankfurter Jüdin, die sich in Lohr versteckt hielt, aber noch im März 1945 von der Gestapo Würzburg nach Theresienstadt deportiert werden sollte, konnte mit Hilfe ihres nichtjüdischen Mannes fliehen und nach dem Kriege in die USA auswandern. Zu den Namen der Opfer auch aus der Heil- und Pflegeanstalt siehe sogleich unten. Zu Kriegsende 1945 gab es in Lohr nur noch eine, zumindest nach den Nürnberger Rassegesetzen in sogenannter "Mischehe" lebende Frau aus Steinbach: Maria Barbara Zenker geb. Kahn (1879) aus Steinbach. Bei Heirat mit dem Lohrer Tünchnermeister Zenker um 1900 war sie zum katholischen Glauben übergetreten. Sie war während der Nazi-Zeit insgesamt unbehelligt geblieben. Auf die Anzeige hin, sie habe sich nicht den für jede Jüdin vorgeschriebenen Namen Sara zugelegt, verurteilte sie das Amtsgericht Lohr zu einer Geldstrafe von 100 RM. Der Lohrer Kaufmann Alfons Söder (1902-1970), Sohn eines Lohrer Ehrenbürgers, konnte demgegenüber seine jüdische Ehefrau aus Angermünde, die er in Paris heiratete und mit der er dort lebte, nach der deutschen Besetzung Frankreichs nicht vor der Deportation nach Auschwitz bewahren.

In der Heil- und Pflegeanstalt konnten die jüdischen Heimbewohner bis 1938 einigermaßen ungestört wohnen. Sie erfuhren auch weiterhin Betreuung von dem schon genannten Simon Strauß. Er musste mit ansehen, wie in der Reichspogromnacht 1938 auch der oben genannte "israelitische Pavillon" (Foto unten) mit seinem Küchentrakt für die rituelle Versorgung der Kranken in der Anstalt von zwei SA-Leuten heimgesucht wurde: die koscheren Lebensmittelvorräte wurden unbrauchbar gemacht, die Einrichtung verwüstet. Das im Eigentum des Fürsorgevereins befindliche Gebäude wurde bald darauf "arisiert". Simon Strauß wurde nach einer wohl in der Lohrer Haft erzwungenen Erklärung, nach Palästina auswandern zu wollen, die Wohnung gekündigt, so dass er im März 1939 Lohr verlassen musste. Ein Aktenvermerk der Anstaltsverwaltung belegt dies. Er musste damit auch seine von ihm betreuten Patienten ihrem Schicksal überlassen. Damals gab es in der Anstalt noch 20 jüdische Kranke, die im September 1940 wie alle jüdischen Patienten in den bayerischen Anstalten auf Anordnung des Innenministeriums zunächst in die Anstalt Egelfing-Haar bei München verbracht wurden. Die 20 Namen der aus der Heil- und Pflegeanstalt aus Lohr deportierten Patientinnen und Patienten : Leo Baumblatt (1876), Markus Blum (1911), Frieda Blumenthal (1897), Max Frank (1908), Karolina, Karoline Hamburger (1869 ), Meta Hamburger (1889), Isabella Hichenberg (1874), Gitta Krämer (1904), Abraham Lamm (1881), Rosa Lindenberger (1885), David Loebenberg(1891), Wilhelm Neumann (1881), Mina Nußbaum (1881), Karl Rosenberger (1887), Bernhard Steinhardt(1884), Julius Julian Tannenwald (1890), Heinrich Weil (1909), Getty Betty Weinstock (1890), Siegfried Wohlfarth (1886), Arnold Stern (1917). Die Namen finden sich mit zusätzlichen Informationen auch bei Wolfgang Vorwerk, "Ein Wiedersehen gibt es nur im Himmel" Online eingestellt (pdf-Datei) auf S. 225-228. Von Egelfing-Haar wurden die Lohrer Anstaltsinsassen am 20. September 1940 angeblich in die Anstalt Cholm/Polen verbracht. Im Juli 1941 wurde der Tod von 15 Patienten in Cholm dem Landratsamt Lohr gemeldet. In Wirklichkeit waren jedoch alle in der Tötungsanstalt Hartheim bei Linz in Oberösterreich am 20. September 1940 ermordet worden. Der jüdischen und nichtjüdischen Euthanasieopfer aus Lohr gedenkt man seit 1993. Seit 2019 geschieht dies durch ein neues Mahnmal "Turm der Erinnerung" der Bildhauerin Heide Metz auf dem Gelände des Bezirkskrankenhauses. Eine Stele gibt Erläuterungen. 
Anmerkung: die Anstalt Cholm bei Lublin/Polen existierte in Wirklichkeit gar nicht. Alle, die mit diesem Todesort gemeldet wurden, sind im Rahmen der T-4-Aktion in den 1940/41 existierenden sechs großen Mord-Anstalten ermordet worden. Eine angebliche Verlegung nach "Cholm" und die diesbezügliche Benachrichtigung der Angehörigen geschah nur, um noch für längere Zeit, obwohl die Personen bereits tot waren, Pflegekosten von der Reichsvereinigung kassieren zu können. Siehe Beitrag von Christiane Hoss: Die jüdischen Patienten in rheinischen Anstalten zur Zeit des Nationalsozialismus. In: Verlegt nach Unbekannt. Sterilisation und Euthanasie in Galkhausen 1933-1945. Hrsg. von Matthias Leipert/Rudolf Stirnal/Winfried Schwarzer. Köln 1987.       
       
Von den in Lohr geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Renate Götz geb. Neugass (1890), Else Goldbach geb. Markus (1892), Manfred Jordan (1905), Benno Kahn (geb. 1880 in Steinbach), Meta Kahn geb. Kahn (1891), Karoline (Lina) Manasse geb. Löwenthal (1867), Therese Pappenheimer geb. Kahn (1895), Fanny Rosenthal geb. Kahn (1853 in Steinbach), Bernhard Rothschild (1885), Isaak Rothschild (1879), Sophie Rosa Rothschild geb. Herrmann (1882), Joseph Schloßmann (1860 in Wiesenfeld), Jakob Stern (1894), Lotte Stern (1925), Ida Strauß geb. Baumann (1871), Josef Strauß (1923), Rebecka Weil geb. Eisemann (1859 in Steinbach).
  
Eine am 11. November 2019 vom Lohrer Bürgermeister Dr. Mario Paul enthüllte Gedenktafel nennt die Namen dieser 17 Opfer und die Tötungsorte. Die Tafel befindet sich auf einem Gedenkstein beim o.g. Kriegerdenkmal in der Grafen-von-Rieneck-Straße. Sie ergänzt eine Tafel von 1991, auf der ohne Nennung von Einzelnamen bereits in allgemeiner Form "der ehemaligen jüdischen Mitbürger und aller NS-Opfer" gedacht wird. Siehe Fotos und Zusammenstellung der Gedenkorte unten.

Siehe hierzu auch den Aufsatz von Wolfgang Vorwerk von 2017 über die genannten Opfer: "Ein Wiedersehen gibt es nur im Himmel." Online eingestellt (pdf-Datei). Über das Opfer-Schicksal von Isaak Rothschild (geb. 1879) und seiner Frau Sophie Rosa Rothschild (geb. 1882) und das Schicksal aller anderen in Lohr geborenen oder hier aufgewachsenen Lohrer siehe ders.: Das Schicksal der ehemaligen jüdischen Mitbürger Lohrs im Nationalsozialismus. In: Lohrer Jahrbuch des Geschichts- und Museumsvereins Lohr a.Main e.V. 2018. Online eingestellt; vgl. auch den Artikel von Wolfgang Vorwerk im "Lohrer Echo" vom 9. November 2017: "Stolperstein erinnert an Steinbacher Juden. Judenverfolgung: Rebecka Weil, die Tochter des letzten Rabbiners im Steinbacher Judenhof..." (Online eingestellt; jpg-Datei).
  
Hinweise (nach Angaben von Wolfgang Vorwerk): der in einigen Listen zu Lohr aufgeführte Salomon Gans (1882) ist nicht in Lohr, sondern im ostfriesischen Leer geboren (Nachweis im Gedenkbuch des Bundesarchivs), gleichfalls gehört Max Frank (1908) zur Liste von Leer; Auguste Löb geb. Hannover (1871) ist nicht in Lohr, sondern in Lahr geboren (Nachweis im Gedenkbuch des Bundesarchivs), Julius Schafheimer (1902) ist in Lohrhaupten geboren (Nachweis im Gedenkbuch des Bundesarchivs). Zu Hugo Kohn (1899 oder 1900), der nach Yad Vashem in Lohr geboren sein soll, finden sich keine Nachweise in Lohr.  
    
    
    
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
  
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer (in Ergänzung zu den obigen Ausführungen zu den verschiedenen jüdischen Lehrern in Lohr)  
Ausschreibungen der Lehrer-, Vorbeter- und Schächterstelle 1869 / 1872  

Lohr Israelit 30061869.jpg (38039 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Juni 1869: "Lehrer-Gesuch. Die israelitische Kultusgemeinde Lohr am Main sucht einen Lehrer, der zugleich die Vorbeter- und Schächterstelle versehen kann. Einkünfte circa 300 Gulden nebst freier Wohnung und Holz. Auch ist auf bedeutende Nebenverdienste, besonders in fremden Sprachen, sicher zu rechnen. Eintritt kann sogleich erfolgen. Gefällige Offerten sind zu richten an 
S.H. Selig,
Vorstand." 
Anm.: Die obige Anzeige erfolgte mit dem Ziel des Lohrer Vorstands der jüdischen Gemeinde, Samuel Selig (vormals Steinbach), einen Nachfolger für den Lehrer Jonas Löwenthal in Lohr zu finden, der eine Stelle als Lehrer in Sommerhausen am Main angetreten hat.  
  
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. März 1872: "Für die israelitische Gemeinde zu Lohr am Main wird ein Lehrer, Vorsänger und Schächter, mit einem jährlichen fixen Gehalt von 200 Gulden, schöner, freier Wohnung und 2 Klafter Holz, zu engagieren gesucht. Ferner ist anzunehmen, dass die Schächterfunktion 60 bis 70 Gulden jährlich einträgt. Auch ist dem Lehrer Zeit und Gelegenheit geboten, noch bedeutende Nebenverdienste zu erwerben. 
Der Vorstand der israelitischen Gemeinde zu Lohr F. Hirsch."     
 
Lohr Israelit 18091872.jpg (38644 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. September 1872: "Die israelitische Gemeinde zu Lohr am Main sucht einen Lehrer, Vorbeter und Schächter mit einem jährlichen fixen Gehalte von 200 Gulden, schöner Wohnung und zwei Klafter Holz. Nebenverdienste werden 50 Gulden gesichert. Auch trägt die Schächterfunktion jährlich ca. 60 Gulden ein. Ferner ist einem tüchtigen Lehrer hier Gelegenheit geboten, noch bedeutende Nebenverdienste zu erwerben. 
F. Hirsch
, Vorstand."
Anmerkung: Der Vorstand der jüdischen Gemeinde, Feist Hirsch, musste sich für die Gemeinde erneut nach einem Lehrer umschauen, da ein 1871 probeweise auf ein Jahr eingestellter Lehrer bereits vor Ablauf der Jahresfrist Lohr wieder verlassen hat. Die Suche war erfolgreich. Ab Anfang 1873 kam ein Lehrer namens Benjamin Straus nach Lohr. Zwischendurch wird sicher der Steinbacher Lehrer Lazarus Eisemann immer wieder ausgeholfen haben. Siehe im Einzelnen oben.  

   
Zum Tod von Amalie Löwenthal, Witwe des Lehrers J. Löwenthal (1928)  
Anmerkung: es ist heute durch gefundene Belege gesichert, dass Lehrer Jonas Löwenthal in Lohr tätig gewesen ist. In Karbach war er vor 1865; im Zeitraum zwischen 1865 und 1869 (s.o. erneute Ausschreibung der Stelle 1869) war er in Lohr angestellt. Anschließend in Sommerhausen. Siehe auch den folgenden Text. 

Sommershausen Israelit 23081928.jpg (75780 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. August 1928: "Frau Amalie Löwenthal - sie ruhe in Frieden. Im hohen Alter von fast 87 Jahren verschied plötzlich am ersten Tag der sieben Wochen des Trostes (erster Tag ist der 10. Aw = 27. Juli 1928) Frau Amalie Löwenthal, die Gattin des ihr um etwa zwei Jahrzehnte im Tode vorausgegangenen, als besonders gottesfürchtiger Mann allbekannten Lehrers und Schochets J. Löwenthal - seligen Andenkens. Unermüdlich war sie darauf bedacht, ihr Haus zu einem kleinen Heiligtum zu gestalten und die von ihr und ihrem Gatten gehegten Ideale zur Entfaltung zu bringen, was ihr auch gelungen ist. In den Gemeinden Karbach, Lohr und Sommerhausen in Bayern hatte sie reichlich Gelegenheit, mustergültig und beispielgebend zu wirken. Später zog sie mit ihrem Gatten hierher (= Frankfurt). Nach dem Heimgang ihres Gatten und der Verheiratung ihrer Kinder zog sie sich zurück, sich an dem Gedeihen ihrer Kinder und Enkel erfreuend. Möge ihnen allen der Verdienst der frommen Frau beistehen. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."   
Anmerkung: Zu den erwähnten "Kindern" haben wir Kenntnis von zwei Töchtern der Löwenthals: von Tochter Karoline (Lina), geboren am 1.Oktober 1867 während der oben genannten Anstellung ihres Vaters, des Religionslehrers J. Löwenthal, in Lohr (1865-1869). Sie wurde als verheiratete Manasse am 3. Oktober 1942 von Berlin aus nach Theresienstadt deportiert, wo sie am 9. November 1942 umgekommen ist (siehe oben die Lohrer Opferliste). Löwenthals zweite Tochter Jenny (geb. 1890) befand sich mit Karoline 1942 in Theresienstadt. Sie war eine verheiratete Bär. Ermordet wurde sie 1944 in Auschwitz. Gedenkbuch - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945. Siehe auch "Ein Wiedersehen gibt es nur im Himmel!" - Jüdische NS-Opfer aus Lohr. In: Lohrer Jahrbuch des Geschichts-und Museumsvereins 2017. Online eingestellt (pdf-Datei), S. 204-207.   

  
Zum Tod von Lehrer Lazarus Eisemann in Ergänzung zu den obigen Ausführungen zu Lazarus Eisemann (Elieser Bar Schlomo Eisemann; gest. November 1888; seit ca. 1848 Lehrer in Steinbach, später auch für Lohr zuständig)   
Ausführlich auch wie schon oben genannt: Wolfgang Vorwerk im "Lohrer Echo" vom 9. November 2017: "Stolperstein erinnert an Steinbacher Juden. Judenverfolgung: Rebecka Weil, die Tochter des letzten Rabbiners im Steinbacher Judenhof..." (Artikel eingestellt als jpg-Datei).     

Steinbach Ufr Israelit 07031889.jpg (86074 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. März 1889: "Aus Unterfranken. Ihr geschätztes Blatt, das seine Spalten jederzeit gern dem wohlverdienten Nachruhme eines echten und wahren Jehudi öffnet, wird wohl bereitwillig einem Manne ein Gedenkblatt widmen, der von einigen Monaten unserem Nachbarort Steinbach durch den Tod entrissen und in ein besseres Jenseits eingeführt wurde.
Ist in jedem Orte, selbst in größeren Städten und Kehillot das Hinscheiden eines hervorragenden, im Dienste der Menschheit stehenden Mannes ein merklicher Verluste, so hinterlässt eine solche Person in kleineren Gemeinden und Orten eine oft unausfüllbare Leere. Namentlich die Talmudgelehrten und Jugendlehrer, die neben der profanen seminaristischen Bildung auch eine tiefergehende Kenntnis der hebräischen Fachliteratur besitzen, werden auf dem Lande leider immer seltener, Männer, deren Praxis und Gewandtheit in den verschiedenen rabbinischen und der Halacha entsprechenden Entscheidungen wir jüngeren Kollegen bewundern, vermisst man oft schmerzlicher als man glauben möchte. Mit dem Hintritte solcher Amtsgenossen versiegt oft eine lebendige Quelle, aus der wir gern und für unseren Beruf sehr Wertvolles geschöpft, ver-  
Steinbach Ufr Israelit 07031889a.jpg (192941 Byte)stummt oft der Mund, an den sich die Landbewohner in vielen rituellen Fragen vertrauensvoll wenden konnten. 
Einen solchen Religionslehrer hat vor einigen Monaten das schlichte Frankendörfchen Steinbach am Main zu Grabe getragen. Im Alter von 83 Jahren musste ihr Jugendbildner Rabbi Elieser Bar Schlomo Sew, Herr Lazarus Eisemann, das Zeitliche segnen und den irdischen Kreis seiner Lieben verlassen. Mehr denn 40 Jahre fungierte er in genanntem Orte als Lehrer, Vorbeter und Schochet, letzteres Amt auch in den Nachbargemeinden Wiesenfeld und Lohr lange Zeit ausübend. Als der Sohn frommer Eltern zu Orb geboren, führte der Verblichene schon frühzeitig aufrichtiges und warmes Interesse für unsere heilige Tora und studierte fleißig deren Lehren, indem er in Hanau und Kissingen aufmerksam zu den Füßen gelehrter Rabbinen gesessen und sich jederzeit deren Zufriedenheit zu erfreuen hatte. 'Oft' erzählte er, 'saß ich in kalten Winternächsten einsam in meinem kleinen, ungeheizten Dachkämmerlein, eifrig meinem Studium obliegend, und gar manchmal erlosch mein Öllämpchen erst, wenn des Tages Grauen im Osten bereits heraufdämmerte.' Nebenbei genoss er von tüchtigen Professoren auch in profanen Wissenschaften Privatunterricht, um so seinem Ziele, Lehrer zu werden, immer näher zu rücken. Es gelang ihm, am königlichen Schullehrerseminar zu Würzburg eine Prüfung abzulegen, nach deren Beendigung ihm das Reihezeugnis mit der Bemerkung: 'Sehr gut vorbereitet' zugestellt wurde. 
Nach mehrmaligem Stellenwechsel wurde ihm Steinbach übertragen, woselbst er auch dann noch verblieb, als die jüdische Gemeinde durch Wegzug vieler Familien immer kleiner ward - er wollte das Rabbinat des unvergesslichen, weltberühmten Rabbiners Jizchak Dow Halewi Bamberger - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen - (= Seligmann Bär Bamberger) nicht verlassen, da er nicht nur dessen Achtung als einem treuen, pflichteifrigen Untergegebenen gegenüber, sondern auch dessen wärmste Freundschaft im hohem Grade besaß. Ebenso stand der Entschlafene bei seiner weltlichen Schulbehörde in rühmenswertem Ansehen, das er sich durch gute Prüfungsresultate alljährlich aufs Neue zu erstreben wusste. Er verstand es eben, durch eigene Begeisterung auch die Kinder für Tugend und Religion zu entflammen und ihnen mit leichter Mühe die verschiedenen Pensen des Religionsunterrichtes erledigen zu helfen. Alle seine Schüler und Schülerinnen, von denen doch die meisten schon erwachsen und verheiratet, haben Gott sei Dank einen wahren, aufrichtigen religiösen Sinn und gelten als treue Anhänger des unverfälschten Judentums. 
Sein Amt als Schochet verwaltete er mit ängst-   
Steinbach Ufr Israelit 07031889b.jpg (183577 Byte)licher Gewissenhaftigkeit; unter den schwierigsten Verhältnissen, in die ihn oft gewissenlose Metzger und mancher abgesetzte Amtsbruder verleumderischer Weise zwangen, ließ er sich nicht beirren, fest und ohne Wanken seinen Posten zu behaupten, den falschen Anschuldigungen mit gerechten Waffen zu begegnen, und stets hatte er am Schlusse des Kampfes die Genugtuung, siegreich aus demselben hervorgegangen zu sein. 
Auch dem Kantordienste war er voll und ganz gewachsen. Mit lieblicher Stimme begabt, sang er ergreifende Melodien zum Lobe des Schöpfers und wusste namentlich an den heiligen ehrfurchtgebietenden Tagen durch warmen und ernsten, den Worten des Textes entsprechenden Vortrag seine Gemeinde und Zuhörer zur Andacht zu stimmen. 
Von gleich wohltätiger Wirkung waren die häufig gehaltenen religiösen Predigten des Verstorbenen. Mochte er hierbei ein 'Schiur Sefer' (Lehrvortrag aus einem Buch) oder einen selbst ausgearbeiteten Vortrag halten, immer sprach er in begeisterndem Tone, immer mehrte man, wie seine edlen Worte aus der Tiefe der Empfindung flossen und immer drangen sie zu Herzen, dieses mit Mut und frischer Kraft belebend für die Erfüllung unserer hohen Menschenaufgabe. 
Nach Erledigung seiner Amtspflichten war die Beschäftigung mit Worten der Tora seine liebste Unterhaltung. Bis kurz vor seinem Tode saß er allnächtlich um 11, 12 noch an seinem Tische und studierte in den verschiedenen Büchern der heiligen Schrift. Gar nie beteiligt er sich an Gesprächen von nichtigen Dingen: wurde in seinem Zimmer noch so laut von den Anwesenden über gleichgültige Dinge des Lebens debattiert, er blieb ungestört über seinem Buch gebeugt und erquickte sich an den lauteren Wahrheiten unserer heiligen Tora
Allein trotz dieses Indifferentismus gegen die Außenwelt begegnete er dennoch jedermann mit freundlicher Miene, stand allen mit Rat und Tat bei und übte, wo er immer konnte, Wohltätigkeit gerne aus. 
Es ist daher nicht zu verwundern, wenn der sanft Dahingeschiedene bei allen Bekannten hoch geachtet und geehrt wurde. Sein Leichenbegängnis bewies auch genugsam, welche liebevolle Anhänglichkeit und Zuneigung ihm allenthalten zuteil ward, eine starke Beteiligung seitens der Nachbargemeinden gab beredtes Zeugnis von dem herben Verluste, den die trauernde Familie und Gemeinde erlitten. Von seinen 4 Kindern - sie mögen leben -, die Gott sei Dank alle im Geiste unserer erhabenen Religion erzogen und herangebildet wurden, konnten nur 2 telegraphisch zur Beerdigung berufen werden. Der eine Sohn, gleichfalls 
Steinbach Ufr Israelit 07031889c.jpg (75058 Byte)Lehrer*, hob im Sterbehause unter fließenden Tränen den großen Schmerz hervor, der die Brust der Hinterbliebenen durchbebte, beklagte mit Recht die nun für immer verwaiste Stätte, an der seither so viel Tora gelehrt und gelernt wurde, schilderte den wehmütigen Anblick, den fortan der Synagogenbau mit seinen geschlossenen Türen und Fensterläden jedem Vorübergegenden bieten wird, da kein Minjan (für den Gottesdienst nötige Zahl von 10 Männern) mehr am Orte und die überlebende Witwe - sie möge leben - Steinbach verlassen und bei ihrem Sohne zu Westheim* (bei Hammelburg) ihr Domizil bereits genommen.
Möge sie, die würdige, durch edle Geistes- und reine Herzensbildung gleich hochstehende Gattin des Verklärten beruhigenden Trost finden und sich in dem Gedanken stärken, dass sie bei liebevollen, dankbaren Kindern weilt und ihr entschlafener Gatte nunmehr allen irdischen Mühseligkeiten enthoben, wie ein Stern der Morgenröte lichtumflossen mit allen den Frommen im Garten Eden vereint ist, des reichen Lohnes eine tugendhaften, verdienstvollen Lebens unaufhörlich sich labend und erfreuend. G."  
  
* gemeint Lehrer Salomon Eisemann (1860 in Steinbach - 1930 in Würzburg, siehe Bericht zu seinem Tod unten) - weitere Angaben zu dessen Familie siehe auf der Seite zu Westheim
  
Neben Salomon Eisemann (geb. 1860) hatte Lehrer Lazarus Eisemann einen weiteren Sohn und zwei Töchter.  
Steinbach Rebekka Weil.jpg (145377 Byte)Eine der beiden Töchter von Lehrer Eisemann war Rebekka (Ricka) Weil geb. Eisemann, geb. 9. März 1859 in Steinbach, umgekommen am 10. Oktober 1942 im Ghetto Theresienstadt. 
Quelle für die Todesfallanzeige siehe den Totenschein aus Theresienstadt (links) http://www.holocaust.cz/databaze-dokumentu/dokument/86282-weil-rebekka-oznameni-o-umrti-ghetto-terezin/ 
 
Kinder von Rebekka Weil waren: Lazarus Weil (später in New York), Leopold Weil (geb. 29.8.1888) und Cilly (geb. 23.6.1891); zum Leben von Rebekka und ihren Eltern siehe auch nochmals Wolfgang Vorwerk: "Ein Wiedersehen gibt es nur im Himmel" Online eingestellt (pdf-Datei) S. 222 und S. 231-235.  
 
Laudenbach Grabstein R Eisemann 010.jpg (211955 Byte)Grabstein für Lehrer Lazarus Eisemann im jüdischen Friedhof Laudenbach. Inschrift mit einem charakteristischen Akrostichon "Elieser" (hervorgehobene Buchstaben rechts am Rand von oben nach unten - Zeilen 5-10)
Inschrift erste und letzte Zeilen: "Hier ruht  der Chawer Elieser Bar Schlomo Seew Eisenmann (falsch statt Eisemann), Lehrer der Kinder in der Heiligen Gemeinde Steinbach...
Er starb am Mittwoch, 17. und wurde begraben am Donnerstag 18. Kislev (5)649."   
Demnach starb Eisemann am Mittwoch, 21. November und wurde am Donnerstag, 22. November 1888 im Friedhof Laudenbach beigesetzt.   
(Foto von Georg Schnabel, erstellt im November 2017)   

       
Zum Tod von Lehrer Salomon Eisemann (geb. 1860 in Steinbach als Sohn des Steinbacher Lehrers Lazarus Eisemann, gest. 1930 in Würzburg)  

Westheim BayrGZ 15101930.jpg (168613 Byte)Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Oktober 1930: "Salomon Eisemann - seligen Andenkens, Würzburg. 
Unbarmherzig hält der Tod reiche Ernte in den Reihen der bayerischen jüdischen Lehrer. Nach Marx Gutmann, Wolf, Nußbaum, Rosenblatt aufs neue ein schwerer, schmerzlicher Verlust. Am 1. Elul, dem Tage, an welchem Bayerns jüdische Lehrer zur Fünfzigjahresfeier des 'Jüdischen Lehrervereins' versammelt waren, hauchte nach schwerem Krankenlager, in fast vollendetem 70. Lebensjahre Salomon Eisemann - seligen Andenkens - seine fromme Seele aus. 
Die unerwartete Kunde von dem Tode dieses Edelmenschen löste in allen Herzen des großen Freundes- und Bekanntenkreises und besonders bei den zum Feste versammelten Amtsgenossen, die um eben diese Stunde sich zur Rückfahrt in die Heimat rüsteten, tiefe Trauer und Wehmut aus. 
Mit Salomon Eisemann - seligen Andenkens - hat ein seltenes Leben geendet, hat eine starke, charaktervolle Persönlichkeit ihre Vollendung gefunden. Kluger Sinn, reiche Menschenliebe, Güte, Vornehmheit und Milde zeichneten diesen schlichten, allzu bescheidenen Mann aus. Tiefe Frömmigkeit, die innerster Überzeugung entquoll, beseelte ihn und stellte all sein Tun und Lassen in den Dienst des Höchsten. Sein Haus war ein Tempel, in dem alle diese Tugenden ihren Segen ausstrahlten, sodass reinstes Familienglück blühte, das in der 42 Jahre währenden Ehegemeinschaft niemals auch nur durch die leiseste Dissonanz getrübt wurde und in dem die Kinder zu wahren Juden und Menschen heranwuchsen.  
Salomon Eisemann gehörte zu jenen adeligen Naturen, die nicht nur mit dem zahlen, was sie leisten, sondern auch mit dem, was sie sind. Sein bescheidenes, zurückhaltendes Wesen, das allem Äußeren und Scheinenwollen abhold war, ließ nur wenig Außenstehende ahnen, welch edles Herz und welch hoher Geist in diesem Manne, der, wie es von Mose heißt: ein sehr sanftmütiger Mann war (4. Mose 12,3), wohnten.
Sein allzu früher Heimgang bedeutet denn auch einen schweren Verlust nicht nur für die trauernd Hinterbliebenen, für Verwandte und Freunde, sondern auch für die Kultusgemeinde Würzburg, der er seine vielfachen Kenntnisse in mannigfachen Dienstleistungen zur Verfügung stellte, sowie für den 'Jüdischen Lehrerverein Bayerns' und die Bezirkskonferenz seines Wohnortes. 
Salomon Eisemann - seligen Andenkens - wurde am 29. November 1860 zu Steinbach (Unterfranken) geboren. Seine Wiege stand in einem altjüdischen Elternhause. Die Eindrücke des Elternhauses und der Unterricht des gelehrten Vaters bildeten eine gute und geeignete Vorbildung für den zukünftigen Beruf. In der Präparandenschule Höchberg und im Würzburger Seminar gehörte er zu den befähigsten Schülern. Sein Lehrerexamen und die Anstellungsprüfung für den Staatsdienst hatte er mit 'sehr gutem Erfolge' bestanden, sodass er wohl vorbereitet die Religionslehrerstelle Haßfurt übernehmen konnte. Schon nach siebenjähriger Tätigkeit als Religionslehrer wurde der Verblichene durch die Regierung von Unterfranken an die Volksschullehrerstelle Westheim bei Hammelburg berufen. Die Berufung an eine staatliche Volks-
Westheim BayrGZ 15101930a.jpg (146375 Byte)schullehrerstelle war die Auszeichnung für gute Qualifikation und damals das Wunschziel aller jüdischen Lehrer. Ein Vierteljahrhundert wirkte er in Westheim als Lehrer, Chasan und Schochet. Erfolgreich war er als Pädagoge tätig, eine Pestalozzinatur, die in der Erziehung der Jugend ihre Hauptaufgabe sah. Seine Erfolge waren so groß, weil er als Lehrpersönlichkeit, durch sein Leben auf die Jugend stark einwirkte und weil, wie bei Pestalozzi, der Geist seiner Erziehung Liebe war. Durch seinen klugen Sinn und die hohe Begeisterung ist es ihm gelungen, den göttlichen Funken in den Herzen der Kinder zu entzünden und durch die Jugend auch auf die Erwachsenen erzieherisch zu wirken. So war Salomon Eisemann das Musterbild eines idealen Jugendbildners, dem die allergrößte Anerkennung seiner Behörden und Vorgesetzten zuteil wurde. 
Gesundheitliche Rücksichten zwangen den Dahingeschiedenen im Jahre 1912 in den Ruhestand zu treten. Er siedelte nach Würzburg über. Auch auch jetzt noch galt sein Streben der Weiter- und Fortbildung. Bei Trauerfällen tröstete er Leidtragende im Trauerhause durch trostspendende Worte und während der Omertage folgte ein aufmerksames Publikum seinen feinsinnigen, geistreichen Vorträgen. 
Das Leichenbegängnis des Verlebten gestaltete sich denn auch zu einer großen Trauerkundgebung. Die geräumige Halle des Würzburger israelitischen Friedhofes konnte die zahlreichen Teilnehmer aus allen Kreisen der Gemeinde und den Reihen der Amtsbrüder nicht fassen. An der Bahre entwarf Bezirksrabbiner Dr. Hanover in tief empfundenen  Worten und in schmerzlicher Klage ein getreues und erschöpfendes Bild von Salomon Eisemann - seligen Andenkens -. Studiendirektor Stoll entbot im Auftrage des 'Jüdischen Lehrervereins für Bayern' und namens der 'Bezirkskonferenz Würzburg' die letzten Grüße der Kollegen. Nachdem noch Oberlehrer Düring für den 'Bayerischen Lehrerverein' und den 'Bezirkslehrerverein Würzburg-Stadt' mit herzlichen Worten Abschied genommen hatte, sprachen in schmerzbewegten Worten Weil (Hof) im Namen der weiteren und Dr. Eisemann (Nürnberg) als Sohn im Namen der engeren Familie Worte des Abschiedes und des Dankes.
So war das Leben des teuren Toten reich an Mühe und Arbeit, aber auch gesegnet von Erfolgen Glück und Freude. 
Wir dürfen von ihm die Worte Friedrich Th. Vischers für seinen toten Freund Berthold Auerbach sagen: 'In fernen Tagen wird dein Name über manche Lippen gehen, die in warmem Gespräch dich nennen und ehren und rühmen. Du bist sterbend nicht gestorben. Leb wohl Toter! Sei gegrüßt, Lebendiger!'   Leopold Weil, Hof a.d. Saale." 
Wuerzburg Friedhof Grab SEisemann 010.jpg (61690 Byte)  
Links: Grabstein für "Hauptlehrer Salomon Eisemann. Geb. 29. Nov. 1860. Gest. 25. Aug. 1930" 
im jüdischen Friedhof Würzburg (Foto von Jürgen Hanke, Kronach). 

    
Brief des Königlichen Bezirksamtes Lohr den Religionsunterricht der jüdischen Kinder in Steinbach betreffend den Lehrer Jacob Weichselbaum in Lohr (1889)  
(Dokument erhalten von Leonhard Scherg)  

Steinbach Schule Dok 1889.jpg (160958 Byte) Steinbach Schule Dok 1889a.jpg (98431 Byte) Der Königliche Bezirksamtmann teilte am 28. April 1889 der Distriktsschulinspektion Lohr in Frammersbach mit: "Inhaltlich hoher Regierungs-Entschließung vom 18. dieses Monats Br. 7841 besteht gegen die Erteilung des Religionsunterrichtes zu Steinbach seitens des israelitischen Religionslehrers Jakob Weichselbaum in Adelsberg keine Erinnerung, wovon ich zur eigenen Kenntnisnahme und Verkündigung der königlichen Lokalschulinspektion Steinbach Mitteilung zu machen mich beehre." 
   
Anmerkung: nach dem Tode des Steinbacher Lehrers Lazarus Eisemann 1888 musste Ersatz für die Unterrichtung der Steinbacher Kinder gefunden werden. Offenbar war Jacob Weichselbaum, der ohnehin auch in Lohr unterrichtete, als Nachfolger für Lazarus Eisemann vorgesehen. Der Bezirksamtmann hat dies offensichtlich 1889 durch den hier abgebildeten Bescheid gebilligt. 

     
Zum Tod von Lehrer Jacob Weichselbaum (1929)   

Adelsberg Israelit 21111929.jpg (114515 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. November 1929: "Adelsberg, 10. November (1929). Lehrer Jacob Weichselbaum hat bei Eingang des Sabbat Paraschat Bereschit (Schabbat mit der Toralesung Bereschit = 1. Mose 1,1 - 6,8, das war Schabbat, 2. November 1929) seine reine Seele ausgehaucht. Von seinem Seminaraustritt bis zu seinem unerwarteten Tode, nahezu 46 Jahre, bekleidete er das Amt eines Religionslehrers dahier sowie in den mitverbundenen Gemeinden Gemünden und Lohr am Main. Unersetzlich ist für uns sein Verlust. Er war ein Mann von gediegenen weltlichen und religiösen Kenntnissen. Ein aufrichtiger Charakter, bescheiden, freundlich, wohltätig. Er genoss großes Ansehen in weiten Kreisen der Bevölkerung. Der Verlust von zwei hoffnungsvollen Söhnen im Weltkrieg, von denen der eine ebenfalls den Lehrerberuf erwählt hatte, hat ihn tief erschüttert. Sein wahrhaftiges Gottvertrauen hielt ihn aufrecht. Seine Beerdigung gestaltete sich zu einer eindrucksvollen Trauerkundgebung, wie sie unser Ort noch nie gesehen hat. Seiner Ehrwürden Herr Rabbiner Dr. Bamberger in Bad Kissingen schilderte tief bewegte den edlen Charakter des Entschlafenen, seine tiefe Religiosität, sein verdienstvolles Wirken in Schulen, Synagoge, Haus und Gemeinde und erteilte ihm zu, Schluss für seine reichen Torakenntnisse den Chawer-Titel. Unter Hinweis auf die Worte der Haftora (Prophetenabschnitt der Woche = 1. Samuel 20,18-42): 'Und er sprach zu ihm: Morgen ist Neumond und man wird dich vermissen, weil dein Sitz leer bleiben wird' (1. Samuel 20,18) rief Oberlehrer Freudenberger von Thüngen dem lieben Jugendfreund und teuren Amtsbruder warme Worte des Gedenkens nach und dankte im Namen des Jüdischen Lehrehrvereins in Bayern für die unablässige Förderung der idealen Bestrebungen dieser Vereinigung. Tief empfundene Worte des Dankes widmeten dem Entschlafenen Kultusvorstand Birk für die Gemeinde Gemünden und Lehrer Strauß - Lohr für die treueste Pflichterfüllung und für die reichen Erfolge seiner Erzieher- und Lehrtätigkeit. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens. F."  
Anmerkung: Aus der Würdigung des Lebens von Jacob Weichselbaum ergibt sich unter anderem, dass er das Amt des Religionslehrers "nahezu 46 Jahre" in Adelsberg, Gemünden und Lohr bekleidet hat. Er unterrichtete daher in Lohr ca. ab 1883/1884, sodass in Lohr mit Weichselbaum über lage Zeit die bislang ständige Suche nach einem Lehrer ein Ende hatte.

    
    
Aus dem jüdischen Gemeindeleben  
Mitteilung über Vorstandsneuwahl (1910)

Lohr Frf IsrFambl 29011910.jpg (11296 Byte)Meldung im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 29. Januar 1910: "Lohr am Main. Für den zurückgetretenen Leon Strauß ist Bernhard Hirsch zum Kultusvorstand gewählt worden."  
Anmerkung: Auch das 1. Protokollbuch der Gemeinde, das 1867 beginnt und 1913 die letzten Vorstandswahlen für den Zeitraum 1913/1914/1915 protokolliert sowie sonstige Belege bestätigen die Wahl von Bernhard Hirsch im Jahre 1910. Sein Vorgänger Leon Strauß hat wohl eine Wiederwahl abgelehnt, weil er seit 1898 und damit insgesamt 12 Jahre bzw. vier Amtsperioden lang Vorstand der Gemeinde war. Dass sich die Gemeinde in einer momentanen Krise befand, weil laut Protokollbuch auch Bernhard Hirsch 1913 eine erneute Wiederwahl ablehnte, lässt sich nicht ganz ausschließen. Das Bezirksamt verfügte nämlich 1913, dass Hirsch wie bisher (wohl für ein Jahr) im Amt bleiben müsse. Da der Folgeband, das 2.Protokollbuch für die Jahre 1914 bis 1938 fehlt, haben wir für mehrere Amtsperioden bislang keinen Beleg dafür, wie es nach Bernhard Hirsch 1914 personell weiterging. Erst ab 1923 befinden wir uns wieder auf sicherem Boden. 1923/1924/1925 war Hayum Winheimer, ein Lohrer Handelsmann, Kultusvorstand. Möglicherweise ab 1926, mit Sicherheit aber ab 1929 war Simon Strauß Nachfolger von Hayum Winheimer. Gemäß einem Lohrer notariellen Vertrag aus anderem Anlass ("Arisierung der Synagoge") war Simon Strauß am 3. Januar 1938 das letzte Mal vor Auflösung der Gemeinde (1939) im Amt bestätigt worden. 
Ergänzend eingestellt (erarbeitet von Wolfgang Vorwerk): Vorstände der Israelitischen Kultusgemeinde Lohr gemäß den 1. Protokollbuch 1867-1913 (CAHPD/Lo1/3) und ab 1914 gemäß anderen Quellen, da das 2. Protokollbuch 1914-1938 beim Novemberpogrom 1938 verschwand: Online eingestellt (pdf-Datei).  

    
    
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
Zum Tod von Frummet Gutkind in Steinbach (1884)      

Steinbach Ufr Israelit 18041884.jpg (269486 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. April 1884: "NekrologSteinbach bei Lohr am Main, den 16. März (1884). Wiederum hat der unerbittliche Todesengel eine edle Seele ihrer irdischen Hülle entführt. Am 10. Adar verschied dahier Frau Frummet Gutkind in ihrem 90. Lebensjahre. Sie war zu Niederstetten geboren, zu Affaltrach verheiratet und wohnte sei den letztern Jahren hier, um den Abend ihres Lebens im Hause ihrer Tochter zuzubringen. Mit der Verblichenen sank ein echtes jüdisches Weib in Grab, dessen erhabenen Tugenden und edlen Eigenschaften es verdienen, in weiteren Kreisen bekannt gemacht zu werden. Schon in frühester Jugend wurde sie für die Wahrhaftigkeit und Heiligkeit unserer Religion empfänglich gemacht. Sowohl im Hause ihrer Großeltern, als im Hause ihrer Eltern war der reine ungeschminkte Torageist heimisch. Solange die Kinder unmündig, waren ständige Hauslehrer engagiert, welche der ganzen Familie den lautern Born unserer heiligen Religion erschlossen und sie mit dem Wesen und der Bedeutung der göttlichen Gebote bekannt und vertraut machten. Das patriarchalische Leben unserer Stammeltern, hatte sich treulich in ihrem Hause abgespiegelt. Die Eltern waren überall das leuchtende Vorbild, und die Kinder hatten keinen anderen Wunsch, als den gelebten Eltern nachzuleben. Eine solche Erziehung kann und muss für die Beteiligten gute Früchte reifen, und ich darf gestehen, die Aussaat war bei der nunmehr Verklärten auf keinen unfruchtbaren Boden gefallen. Der reiche Schatz an Gotteserkenntnis und Gottesfurcht, den sie in ihrem Elternhause aufgenommen, er hat sich während ihres Lebens zur herrlichen Blüte entfaltet. Zu jeder Zeit, in jeder Lage hatte sie Gott vor Augen. Sie mag im Glücke sich gesonnt haben, oder von harten Schicksalsschlägen - und solche blieben ihr nicht erspart - getroffen worden sein, immer und überall erkannte sie den Vater aller Geschicke, die weise Leitung der himmlischen Vorsehung. Jede Regung der Freunde, jede Zuckung des Schmerzes war Gott geweiht, den sie so sehr geliebt und dessen heilige Gebote mit der größten Gewissenhaftigkeit und genauester Pünktlichkeit zu erfüllen bestrebt war. Tagtäglich verweilte sie stundenlang in der Synagoge, um daselbst ungestört ihr aufrichtiges Gebet zum Allvater empor zu senden. Sie versäumt es nicht, regelmäßig Psalmen zu sagen, in ihrem ... und anderen jüdisch-deutschen Büchern zu lesen, und diese Beschäftigung zog sie der besten Unterhaltung vor. Auf den Ewigen setz deine Hoffnung, Er wird dich versorgen, war ihr Wahlspruch. Stets - erzählte sie häufig - habe ich mein Schicksal Gott anheimgegeben, und immer - setzte sie unter Tränen hinzu - hat er mich erhört und mir geholfen. - Aber diese tiefernste Gottesfurcht war es nicht allein, von der sie erfüllt war, auch die ungeheuchelte, edle Menschenliebe sag ihr warm im Herzen. Freundlich und gefällig gegen Jeden, war sie besonders den Armen sehr zugetan. Gleich dem Hause unseres Erzvaters Abraham war das ihrige der Armut geöffnet. Hier hielten alle an, hier rasteten sie, hier legten sie ihr Gepäck nieder und hier erfreuten sie sich der besten Aufnahme und Bewirtung. Keiner verließ hungrig ihre Schwelle, und nicht nur leibliche Nahrung spendete sie, sondern auch Worte der Hoffnung und des Trostes gab sie dem Wanderer mit auf den Weg, sodass alle leichten Herzens das Haus verließen.   
Bekunden schon diese Tugenden den hohen Adel ihrer Gesinnung, so kamen ihr noch tiefe Demut und Bescheidenheit zustatten, um sich bei Verwandten und Bekannten, Israeliten wie Nichtisraeliten, beliebt zu machen. Kinder wie Erwachsenen unterhielten sich gern mit ihr, sie wusste Jeden durch ihr feines Benehmen anzuziehen und zu gewinnen. Kein Wunder also, wenn der Tod der Dahingeschiedenen allgemeine Trauer veranlasst hat. Jeder, zu dem die Kunde von ihrem plötzlichen Ableben drang, eilte herbei, um ihr die letzte Ehre zu erweisen. Ihr einziger Wunsch, Gott möge ihr kein langes Krankenlager bescheiden, ging in Erfüllung. Ohne vorherige Krankheit fühlte sie abends ihr Ende herannahen, segnete ihre Töchter, reichte ihr die Hand, wie zum Abschiede, sagte alle Sterbegebete selbst mit und schlummerte dann sanft und ruhig hinüber ins bessere Jenseits. Dort wird sie nun den reichlichen Lohn ihres tugendhaften Lebens genießen. Möge der Allgütige uns und Allen, die um die Hingeschiedene trauern, himmlischen Trost senden. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."    

     
     
Über die Betreuung der jüdischen Patienten in der Heil- und Pflegeanstalt in Lohr    
vgl. die bei Aschaffenburg eingestellten Texte   
Bemühungen des "Fürsorgevereines für israelitische Nerven- und Geisteskranke" in Aschaffenburg (1921) 
Anmerkung: Die im Folgenden dokumentierten Bemühungen des Fürsorgevereins um einen eigenen Küchenbau für die koschere Verpflegung der jüdischen Kranken in Lohr und um einen Seelsorger sind alle berücksichtigt von Wolfgang Vorwerk in: Der ehemalige "Israelitische Pavillon" auf dem Gelände des heutigen Bezirkskrankenhauses am Sommerberg. In: Lohrer Jahrbuch des Geschichts- und Museumsvereins e.V. 2019. Online eingestellt. Zu Simon Strauß ders. ebenda: Simon Strauß – ein Lehrer und Seelsorger mit Leib und Seele und ein Menschenfreund (1887-1940). Online eingestellt
Die nachfolgenden Anzeigen und Nachrichten sind in beiden Aufsätzen berücksichtigt.  

Lohr Israelit 29091921.jpg (181108 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. September 1921: "AUFRUF zur Errichtung eines Heims für israelitische Nerven- und Geisteskranke.
Ein großer Prozentsatz der Nerven- und Geisteskranken gehört der jüdischen Glaubensgemeinschaft an. An dieser Tatsache darf unsere humanitäre und religiöse Fürsorge nicht achtlos vorübergehen. Eine unabweisbare Pflicht der jüdischen Gemeinschaft ist es, ihren Nerven- und Geisteskranken eine Existenzmöglichkeit zu verschaffen, die ihren Ansprüchen als Kranken wie als Juden in gleicher Weise gerecht wird. 
Nachdem wir seit Jahren uns die rituelle Verpflegung der israelitischen Kranken der Heil- und Pflegeanstalt Lohr am Main, die jüdische Patienten aus ganz Deutschland aufnimmt, haben angelegen sein lassen, ist uns nun durch Beschluss der bayerischen Staatsbehörde vom 23. August dieses Jahres auf dem Terrain der genannten Heilanstalt ein größerer Platz zur Verfügung gestellt worden, um darauf ein Heim für jüdische Nervenkranke mit allem Zubehör wie Küche, Wohnhaus, Krankenpavillon etc. zu errichten. 
Wir sind nun Danke dem Entgegenkommen der bayerischen Regierung in der Lage einen Plan zur Ausführung zu bringen, der schon lange ein ernstes Anliegen aller ist, die Verständnis und Gefühl besitzen für die bedauernswerte Lage von Kranken, deren Schicksal wie kaum ein anderes Mitleid herausfordert und Mitleid verdient und deren Los doppelt tragisch ist, wenn sie sich in ihrer Vereinsamung auch vom Judentum abgeschnitten fühlen. 
An alle, die uns bei der Verwirklichung unseres Planes helfen können, wenden wir uns mit der Bitte, dass sie uns helfen sollen.
Gebt uns die Mittel in die Hand, den Bau unseres Heims so ausführen zu können, wie es den Bedürfnissen unserer armen Kranken entspricht! Lasst Euch nicht zu der irrigen Meinung verleiten, dass jüdische Nervenleidende mit der Gesundheit ihres Geistes auch das religiöse Bewusstsein eingebüßt haben. Wer jemals Gelegenheit hatte, zu beobachten, wie erstaunlich rege und hell in lichten Momenten das jüdische Bewusstsein auch in kranken Gemütern ist, wie in diesen armen, bedauernswerten Seelen das religiöse Gewissen nicht erloschen ist, vielmehr bei jeder Gelegenheit hervorbricht, sobald sich die Patienten nur etwas freier und wohler fühlen, - wer jemals unter dem erschütternden Eindruck dieser Tatsache stand, wird uns seine tatkräftige Hilfe nicht versagen. 
Groß sind die finanziellen Mittel, deren wir bedürfen, um nur den Grundstein unseres Werkes legen zu können, Sie zählen in unserer Zeit der Geldentwertung nach, vielen Tausenden. 
Gebt sie uns, damit wir unsere Aufgabe erfüllen können! Zahlungen werden unter Nr. 3527 an das Postscheckamt Nürnberg erbeten. 
Fürsorgeverein für israelitische Nerven- und Geisteskranke: Dr. Brauer, Distriktsrabbiner, Aschaffenburg und Dr. Stein,, Distriktsrabbiner Schweinfurt. 
    
Lohr Israelit 06101921.jpg (131312 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. Oktober 1921: "Aschaffenburg, 28. September (1921). Der rühmlichst bekannte Fürsorge-Verein für israelitische Nerven- und Geisteskranke in Aschaffenburg, der sich seit Jahren der rituellen Verpflegung der jüdischen Kranken in der Heil- und Pflegeanstalt Lohr am Main annimmt, wird, dank dem Entgegenkommen der bayerischen Regierung, nunmehr bald in der Lage sein, auf dem Terrain der genannten Heilanstalt ein eigenes Heim für jüdische Nervenkranke mit allem Zubehör zu erreichten. Wer die furchtbare seelische Not kennt, die in unzähligen Fällen durch die Unmöglichkeit der Unterbringung jüdischer Geistes- und Nervenkranker in ein wahrhaft jüdisches religiöses Milieu hervorgerufen wird, muss die Bemühungen des Aschaffenburger Vereines aufs dankbarste begrüßen. Bei dieser Dankbarkeit darf es aber nicht bleiben. Es handelt sich vielmehr jetzt vor allem darum, die finanziellen Mittel aufzubringen, die zur Errichtung und inneren Einrichtung des Baues selbst notwendig sind, nachdem die bayerische Staatsregierung den Grund und Boden unentgeltlich zur Verfügung gestellt hat. Trotz den großen Kisten, die ein solcher Bau unter den heutigen Verhältnissen verursacht, kann nicht daran gezweifelt werden, dass die Mittel in jüdischen Kreisen vorhanden sind, um das Unternehmen durchzuführen. Möchte nur die rechte Opferfreudigkeit sich in diesem Falle rasch und wirksam betätigen. Ausdrücklich sei darauf hingewiesen, dass die Pflegeanstalt jüdische Patienten aus ganz Deutschland und nicht etwa nur aus Bayern aufnimmt. Wir verweisen auf den im Inseratenteil der vorigen Nummer enthaltenen Aufruf. Briefliche Mitteilungen nehmen die Herren Distriktsrabbiner Dr. Breuer, Aschaffenburg und Dr. Stein, Schweinfurt, entgegen. Zahlungen sind unter Nr. 3527 an das Postscheckamt Nürnberg erbeten."
   
Bericht über eine in Lohr abgehaltene Generalversammlung des Fürsorgevereins für israelitische Nerven- und Gemütskranke (1932) siehe unter den Texten zur jüdischen Geschichte in Aschaffenburg.  

  
Spendenaufruf für den Fürsorge-Verein (1922)  

Lohr Israelit 09031922.jpg (130045 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. März 1922: "Aufruf
Unsere Arbeit steht im Dienste der jüdischen Insassen der staatlichen Heil- und Pflegeanstalt in Lohr am Main. Jüdische Nerven- und Geisteskranke aus allen Teilen des Reiches können dort untergebracht werden und wurden schon in großer Zahl dort untergebracht. Sie werden durch unseren Verein rituell verpflegt. Ihnen auf dem Gelände der Anstalt ein eigenes Heim zu schaffen, ist unseres Strebens Ziel. 
Nur dann, wenn es gelingt, in weiten Kreisen Verständnis und Mitgefühl die die jammervolle Lage jener zahlreichen Kranken wachzurufen, denen es nicht möglich ist, in einem kostspieligen Privat-Sanatorium unterzukommen, werden wir unser Ziel erreichen.  
 An Alle, die sich in das Unglück einer jüdischen Familie hineinversetzen können, die nicht in der Lage ist, einem nervenkranken Angehörigen entsprechende Unterkunft zu verschaffen, wenden wir uns mit der Bitte: 
Unterstützt unser Fürsorgewerk mit reichen Spenden! Sendet uns namhafte Beträge, die der heutigen Geldentwertung angepasst sind! Fördert ein Werk, in welchem sich die Interessen religiöser Fürsorge mit den edelsten Aufgaben der Nächstenliebe begegnen!  
Fürsorge-Verein für israelitische Nerven- und Geisteskranke e.V.  
Dr. Breuer, Distrikts-Rabbiner, Aschaffenburg.  Dr. Stein, Distrikts-Rabbiner, Schweinfurt.  
Zahlungen werden unter Nr. 3527 an das Postscheckamt Nürnberg erbeten."  

    
Der Fürsorgeverein sucht einen Geschäfts- und Betriebs-Leiter (1923)  

Lohr Israelit 22111923.jpg (84593 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. November 1923: "Auf dem Gelände der staatlichen Heil- und Pflegeanstalt in Lohr am Main haben wir zur rituellen Verpflegung der jüdischen Kranken einen Küchenbau mit schöner Wohnung und großem Garten errichtet. Wir suchen einen tüchtigen, zuverlässigen, verheirateten Geschäfts- und Betriebsleiter, der für unseren Verein auch propagandistisch tätig ist und dessen Frau die Küche übernimmt. Streng religiöse Bewerber wollen ihre Gesuche mit Referenzen baldigst dem Unterzeichneten einsenden. Fürsorgeverein für israelitische Nerven- und Geisteskranke e.V.  Dr. Breuer, Distrikts-Rabbiner in Aschaffenburg."  

      
Zum 70. Geburtstag des Lehrers Simon Strauß, der seinen Lebensabend als Seelsorger in der Heil- und Pflegeanstalt in Lohr verbrachte (1937)
(zuvor langjähriger Lehrer in Burghaun)
  
Anmerkung: siehe ausführlich zu Simon Strauß und seinem Leben und Wirken den Aufsatz von Wolfgang Vorwerk: Simon Strauß – ein Lehrer und Seelsorger mit Leib und Seele und ein Menschenfreund (1887-1940). Online eingestellt

Lohr Israelit 04021937.jpg (117133 Byte) Bericht in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Februar 1937: "Lohr, 2. Februar 1937: "In diesen Tagen begeht Herr Lehrer i.R. Simon Strauß den siebzigsten Geburtstag. In Jahrzehntelanger, hingebungsvoller Erzieherarbeit hat Herr Strauß sich nicht nur einen großen Kreis dankbarer Schüler geschaffen, er hat auch bei den Mitgliedern der Gemeinden, in denen er wirkte, sich große Verehrung und Wertschätzung erworben. Seine Pflichttreue, verbunden mit einer auf gutem jüdischem Wissen aufgebauten toratreuen Überzeugung, haben sein Ansehen bei all den Menschen gesteigert, mit denen er in Berührung kam. Mehrere Jahrzehnte wirkte er in der kleinen jüdischen Gemeinde Burghaun. Es verdient gerade in heutiger Zeit hervorgehoben zu werden, dass die jüdischen Lehrer in diesen kleinen Gemeinden in besonderem Maße Träger der Überlieferung sind. Dieser Aufgabe hat Herr Lehrer Strauß in reichem Maße gedient: Die Liebe, die er ausstreute, strahlt auf ihn zurück in der Liebe seiner Kinder und Kinderkinder zu ihm. Im Verein mit seiner gleichgesinnten Gattin spendet Herr Strauß heute noch den armen unglücklichen Menschen, die in der Heil- und Pflegeanstalt zu Lohr untergebracht sind, reichen Segen. Möge es ihm vergönnt sein, noch lange Jahre an der Seite seiner Gattin und im Kreise seiner Kinder, die ausnahmslos auf toratreuem Standpunkte stehen, in Glück und Gesundheit zu verbringen. 'Bis 120 Jahre (alles Gute)!'" 
 
Links: "Der Israelitische Pavillon", der für die rituelle Verpflegung und seelische Betreuung der jüdischen Geistes- und Nervenkranke in der damaligen sog. "Heil- und Pfegeanstalt" in Lohr von 1924 bis 1938 zur Verfügung stand. Der Geschäftsführer war Simon Strauß. 
(Foto: Wolfgang Vorwerk)   

   
   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen  
Anzeigen des Manufaktur- und Konfektionsgeschäftes E. Rothschild (1899 / 1900 / 1901)  

Lohr Israelit 13111899.jpg (45950 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. November 1899
"Für mein Manufaktur- und Konfektionsgeschäft suche ich per sofort einen jungen 
Commis
, mit schöner Handschrift, als Verkäufer und Comptoirist. 
Nur branchekundige Bewerber wollen sich melden. 
E. Rothschild,
Lohr am Main."   
 
Lohr Israelit 05071900.jpg (38522 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Juli 1900
"Für mein Manufaktur- und Konfektionsgeschäft suche ich per sofort einen jüngeren 
Commis
mit schöner Handschrift als Buchhalter und Verkäufer. 
E. Rothschild, Lohr am Main."    
 
Lohr Israelit 19111900.jpg (45048 Byte) Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. November 1900
"Für mein Manufaktur- und Konfektions-Geschäft suche ich einen 
jüngeren Commis
als Buchhalter und Verkäufer zum sofortigen Eintritt. Offerten bitte Photographie und Gehaltsansprüche beizufügen. Kost und Wohnung im Hause. 
E. Rothschild, Lohr am Main."   
   
Lohr Israelit 25031901.jpg (36077 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. März 1901
"Für mein Manufaktur- und Konfektionsgeschäft suche ich per 15. Mai einen 
Lehrling
mit guten Schulkenntnissen. 
Kost und Logis im Hause. 
E. Rothschild,
Lohr am Main." 
 
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Oktober 1901
"Für mein Manufaktur- und Konfektionsgeschäft suche ich per sofort einen in der Branche kundigen
jungen Mann 
als Buchhalter und Verkäufer. Kost und Wohnung im Hause. Offerten mit Gehaltsansprüchen nebst Photographie erwünscht. 
E. Rothschild,
Lohr am Main."    
Anmerkung:  E. (Emanuel) Rothschild (1857-1924), ein gebürtiger Grünsfelder bei Tauberbischofsheim, kam wohl um 1880 nach Lohr, heiratete 1884 Fanny Schloßmann (1858-1942), übernahm das Lederwarengeschäft seines Schwiegervaters Isaak Schloßmann und machte daraus ein gut gehendes Konfektionswarengeschäft. Er war ab 1890 im Vorstand des 1854 gegründeten Bürgervereins, dem auch der Glashüttenbesitzer Gustav Woehrnitz, der Eisenfabriksbesitzer Georg Ludwig Rexroth und der Buchdruckereibesitzer Friedel Keller angehörten. Noch 1905/1906 war Emanuel Rothschild in einer Spendenliste für Hilfsbedürftige verzeichnet. 1907 zog er nach Berlin, da er im Protokollbuch der Gemeinde in diesem Jahr als aus dem Vorstand "abgegangen" vermerkt wird. Sein Schwager Joseph Schloßmann hatte zu der Zeit bereits ein kleines Textilimperium in Berlin aufgebaut. Auch in Berlin blieb Emanuel Rothschild als "Kaufmann" der Textilbranche treu. Er starb 1924 und wurde auf dem zentralen jüdischen Friedhof Berlin-Weißensee bestattet. Auch seine 1942 bereits mit ihrem Bruder Joseph in einem sog. "Judenhaus" lebende Ehefrau Fanny liegt nach Angaben der Friedhofsverwaltung anonym an seiner Seite. Sie starb 1942 an Krebs. Sohn Bernhard ist in Auschwitz ermordet worden (siehe Opferliste), Sohn Ludwig konnte 1938 mit der Familie in die USA auswandern, eine Tochter konnte in Deutschland dank ihres nichtjüdischen Ehemannes überleben. Vgl. zu Emanuel Rothschild und seiner Familie, insbesondere zu seinem Sohn Ludwig den Aufsatz von Wolfgang Vorwerk: Lohr – Berlin – San Francisco: Erinnerungen von Ellen Isaak an ihren Vater Ludwig, Sohn von Emanuel Rothschild und seiner Frau Fanny, geb. Schloßmann. In: Jahrbuch des Geschichts- und Museumsvereins Lohr a. Main e.V. 2020/21. Online eingestellt

  
Anzeige des Manufakturwaren-, Herren- und Damenkonfektionsgeschäftes Leopold Markus (1901)    

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Oktober 1901: 
"Suche für mein Manufakturwaren-, Herren- und Damenkonfektionsgeschäft einen Lehrling.
 Kost und Logis im Hause. Samstags und Feiertage streng geschlossen. 
Leopold Markus, Lohr am Main"
.           
Anmerkung: Leopold Markus (1856-1931) war Inhaber eines Herren- und Damenkonfektionsgeschäfts in der Lohrer Hauptstraße. Dessen Ehefrau war Therese, eine geb. Schloß (1857-1909). Sohn Benno fiel 1916 im 1. Weltkrieg. Während Vater Leopold noch den Verlust seines Sohnes im Ersten Weltkrieg miterleben musste, musste er nicht mehr das Los anderer naher Familienmitglieder miterleben. Tochter Selma starb 1935. Tochter Else (verh. Goldbach), Schwiegersohn Jakob Stern (der Mann der 1935 verstorbenen Tochter Selma, geb. Markus) und deren Tochter Lotte wurden alle Opfer des Holocaust. Der Grabstein des in Steinbach geborenen Leopold Markus auf dem Laudenbacher Friedhof erinnert noch an die ehemalige jüdische Gemeinde in Steinbach (s. Foto unten). Zum Schicksal der erwähnten Familienmitglieder von Leopold Markus siehe den Aufsatz von Wolfgang Vorwerk: Das Schicksal der ehemaligen jüdischen Mitbürger Lohrs im Nationalsozialismus. In: Jahrbuch des Geschichts- und Museumsvereins Lohr a.Main e.V. 2018. Online eingestellt S. 250-260.  

 
Anzeige der Pension v.d. Walde (1921)
  

Lohr Israelit 30061921.jpg (27556 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Juni 1921: "Pension v.d. Walde.
Lohr am Main. 

Gute und reichliche Verpflegung".     

     
Verlobungsanzeige von Lea Hirsch und Dr. Julius Heinemann (1930)      

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Mai 1930: "Gott sei gepriesen. 
Lea Hirsch - Dr. jur. Julius Heinemann.
Rechtsanwalt. 
Verlobte.  Lohr am Main  - Fulda / Bergen. 1. Siwan (= 28. Mai 1930)".    
Anmerkung: Lea Hirsch war die Tochter von o.g. Bernhard Hirsch (1874-1947) und seiner Frau Emilie (1879-1972). Der Vater war Inhaber eines Textilgeschäfts in Lohr, im Vorstand des oben genannten Aschaffenburger Fürsorgevereins und Vorstand der Kultusgemeinde von 1910-1914, außerdem letzter geschäftsführender Vorstand nach der erzwungenen Abreise des letzten gewählten Vorstands Simon Strauß ab 1.4.1939, ehe auch Hirsch im August mit Frau nach England flüchtete. Er galt als "ein sehr auf religiösen Frieden bedachter Mann." Lea Hirsch und ihr Mann Julius Heinemann hatten von Fulda aus ihre eigene Ausreise sowie die der Eltern Bernhard und Emilie Hirsch organisiert. Von Lea stammt der Satz aus einem Brief von 1987 an den Leiter des Lohrer Schulmuseums, Eduard Stenger: "Wir hatten bis zuletzt gehofft, wie viele andere Freunde, dass das Regime plötzlich wechseln würde. Mein Vater ließ sich gerne von wohlmeinenden Kunden überreden zu verbleiben, was leider zu der Letzten-Minute-Ausreise führte." Das "Wir hatten bis zuletzt gehofft" war auch das Thema einer Lohrer Schülerarbeit von 1989 über die Lohrer jüdische Gemeinde. Siehe Christine Becher u.a.: "Wir haben bis zuletzt gehofft" Jüdische Mitbürger in Lohr - Ihre Integrationsversuche und ihr Schicksal. Lohr 1989 (Schülerarbeit der 10a des Franz-Ludwig-von-Erthal-Gymnasiums). Online eingestellt (pdf-Datei).   

   
Hochzeitsanzeige von Sidie Strauss und Moritz Katzenstein (1931)  

Lohr Israelit 08101931.jpg (42793 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Oktober 1931: 
"Gott sei gepriesen. Sidie Strauss - Moritz Katzenstein. 
Lohr am Main
- Berlin geben ihre - so Gott will - Montag am 2. Cheschwan / 12. Oktober in Fulda stattfindende Vermählung bekannt. Trauung 1 Uhr Bürgerverein."  
Anmerkung: Sidie (Sidonie) Strauß war das zweitälteste (*1904) der fünf Kinder von Simon und Sara Strauß (s. ausführlich oben). Die Eltern waren 1924 vom Fürsorgeverein aus Burghaun nach Lohr geholt worden (online). Simon Strauß war spätestens seit 1929 Vorstand der Lohrer jüdischen Gemeinde. "Des Lehrers Sidie" wurde sie von den Burghaunern genannt, wo Strauß vor seinem Umzug nach Lohr langjähriger Lehrer war. In Fulda heirateten 1931 Sidie und der in Berlin lebende Kaufmann Moritz Katzenstein (*1908). 1938 wanderten sie mit ihren beiden Töchtern Beata (1933) und Miriam (*1936) in die USA aus. Die beiden Töchter leben heute (2021) noch dort. 

   
Verlobungsanzeige für Ruth Rosenstock und Walter Strauss (1934)     

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Dezember 1934: 
"Gott sei gepriesen. Statt Karten. 
Ruth Rosenstock - Walter Strauss. Verlobte. 
Darmstadt - Jerusalem   .   Lohr am Main - Petach Tikvah".       
Anmerkung: Walter Strauß (1909-1976) war das vorletzte der fünf Kinder von Simon und Sara Strauß. Die Eltern waren, wie oben erwähnt, 1924 vom Fürsorgeverein aus Burghaun nach Lohr geholt wurden. Walter gehörte zur ersten Lohrer Auswanderwelle nach Palästina. Er ist 1934 dorthin ausgewandert. 1933 waren schon Schwester Frieda (*1910) und sein Bruder Robert mit gleichem Ziel ausgewandert. Dort lernte der in der Verlobungsanzeige genannte Walter auch seine Frau Ruth Rosenstock kennen. Die Nachkommen von Walter Strauß leben noch heute (2021) in Petach Tikvah bei Tel Aviv.   

     
     
Weiteres Dokument  

Karte an Hermann Rothschild 
in Lohr (1922) 
Lohr Dok 410.jpg (146446 Byte) Lohr Dok 410a.jpg (114964 Byte)

Die Karte wurde von Eugen Faßnacht in Rieneck am 15. März 1922 an Hermann Rothschild in Lohr am Main (Marktplatz) geschickt. Faßnacht bittet um die Lieferung von 10 m Betttuchleinen, 1,50 m breit. Hermann Rothschild war einige Zeit Beisitzer im Vorstand der jüdischen Gemeinde (Angabe von 1932). Er starb 1932; sein Grab ist im jüdischen Friedhof in Laudenbach (hier auch der Bericht über seinen Sohn, den "jüdischen Kaplan" Bruno Paul Rothschild.  

Anmerkung: Hermann Rothschild (1868-1932) übernahm 1907 das Konfektionswaren-Geschäft seines nach Berlin verzogenen Bruders Emanuel Rothschild (s.o.) und war ab 1920 alleiniger Inhaber. Die Postkarte zeigt, dass Hermann Rothschild wie alle Lohrer Handels- und Kaufmänner beste Geschäftsbeziehungen weit über die Stadtgrenzen hinaus hatten. Nach seinem Tode 1932 übernahm seine Frau Helene (1876-1951) das Geschäft. Hermann Rothschild war einer der am Besten integrierten jüdischen Mitbürger in Lohr. Er war im Bürgerverein wie sein Bruder, über 25 Jahre lang aktives Mitglied in der Lohrer Feuerwehr, wofür er von der Stadt ausgezeichnet wurde, und Schatzmeister im Radlerverein sowie im Einzelhandel. Viele Würdenträger und Honoratioren nahmen vor Abgang es Leichenzugs auf den Friedhof Laudenbach vor seinem Haus am Oberen Marktplatz mit ehrenden Worten Abschied. Seine Frau wurde ob ihrer Hilfsbereitschaft von den Nachbarn die "liebe Frau Rothschild" genannt. Dennoch spielte man ihr in der Reichspogromnacht mit am Schlimmsten mit. Sohn Alwin, Tochter Irma und deren Tochter Helga Mannheim konnten ebenso wie 1940 als letzte jüdische Mitbürgerin Helene Rothschild ("bettelarm") in die USA auswandern. Das stattliche Haus war 1938 "arisiert" worden. 

 
Hinweis auf Bruno Rothschild, Sohn von Hermann und Helene Rothschild
Bruno Rothschild (geb. 1900) war Sohn von Hermann und Helene Rothschild. Sohn Bruno hat am Ersten Weltkrieg teilgenommen, dann in Lohr sein Notabitur gemacht, wurde zunächst nach einem Pharmaziestudium Apotheker, ehe er 1929 zum katholischen Glauben übertrat, ein Theologiestudium aufnahm und 1932 zum Priester geweiht wurde. Sein plötzlicher Herztod auf dem Nürnberger Hauptbahnhof am 24.12.1932 rief das Hetzblatt der Nazis, den "Stürmer", auf den Plan (siehe Ausgabe 2 vom Januar 1933). Der Artikelschreiber legte der dortigen Staatsanwalt nahe, Ermittlungen in Lohr aufzunehmen, da auf "Akumdienst" (christlicher Kirchendienst, so der Artikelschreiber im "Stürmer"), dessen sich Bruno Rothschild schuldig gemacht habe, bei den Juden die Todesstrafe stünde. Die Machtergreifung der Nazis warf ihre Schatten voraus.
Über die Bekehrung des "jüdischen Kaplans" Bruno Paul Rothschild und seinen Vater Hermann Rothschild siehe Bericht im "Israelit", eingestellt auf Seite zum jüdischen Friedhof in Laudenbach.  

   
   
Über die von Verhaftungen beim Novemberpogrom 1938 betroffenen jüdischen Geschäftsleute     
(Hinweis: während die meisten jüdischen Männer aus Lohrer Familien nach wenigen Tagen aus dem Lohrer Gefängnis wieder freigelassen wurden, wurden drei Männer in KZs gebracht. Zusammenstellung von Wolfgang Vorwerk)    

1. Philipp Hanauer: geb. 30. August 1889 in Wiesenfeld. Viehhändler in Lohr. Festnahme in der Pogromnacht am 10. November 1938 und Inhaftierung im Lohrer Gefängnis, Entlassung am 27. November. Wiederfestnahme am 29. November 1938. Der Bezirksarzt hatte attestiert: 'lagerfähig'. Internierung bis 12. Dezember 1938 im KZ Dachau. Noch am Tag der Haftentlassung Stellung eines Antrags durch Hanauer auf Auswanderung mit Ziel New York. Amtlich vermerkt ist in Lohr, dass Philipp Hanauer am 27. Juli 1939 mit Ehefrau Rebekka nach London verzogen sei. Anmerkung: Die Aufgabe der wirtschaftlichen Existenz war schon mit Abmeldung seines Geschäfts am 1. August 1938 erfolgt. Durch Inhaftierung in Dachau wollte man wohl nun seine Ausreise erzwingen. 
2. Heinrich Meyer:  geb. 5. August 1893 in Oppenheim. Inhaber eines Schuhgeschäfts in der Färbergasse in Lohr, das schon am 11. August 1938 an 'arischen Unternehmer verkauft' worden war. Verhaftung am 10. November 1938 in Frankfurt, wohin Meyer wohl nach Geschäftsverkauf verzogen war. Internierung im KZ Buchenwald. Entlassung im Januar 1939 auf einen Bittbrief seiner Frau und ihren Hinweis auf die 'Frontkämpferurkunde' ihres Mannes aus dem Ersten Weltkrieg hin. Amtlich abgemeldet verzog Meyer nach den Lohrer Akten erst am 27. März 1939 von Lohr nach Frankfurt/Main. Die Familie emigrierte noch im gleichen Jahr in die USA. Anmerkung: auch hier ist Meyer nach 'Arisierung' des Geschäfts wohl durch die Inhaftierung entsprechend unter Druck gesetzt worden, Deutschland zu verlassen. 
3. Isidor Winheimer: geb. 23. Oktober 1895 in Lohr: Sohn von Hayum Winheimer, einem Lohrer Viehhändler. Verhaftung von Vater Hajum W. und Sohn Isidor am 10. November 1938 gegen 21 Uhr, nachdem die Wohnung der Familie völlig zerstört worden war. Während der über 70jährige und kranke Vater Hayum W. am 14. November 1938 freigelassen wurde, wurde Isidor vom 29. November – 13. Dezember 1938 im KZ Dachau interniert. Ein Bittschreiben des Vaters und eine Urkunde über Isidors Teilnahme am Ersten Weltkrieg hatten Erfolg. Er wurde freigelassen. Er emigrierte mit Vater und Schwester nach New York (die Mutter war 1938 verstorben). Amtlich vermerkt ist in den Lohrer Akten nur, dass die Familie Winheimer am 14. April 1939 nach Frankfurt, Uhlandstraße verzogen sei.   

     
     
     
Zur Geschichte der Synagoge   
    
Zu möglicherweise im Mittelalter und im 16. Jahrhundert vorhandenen Einrichtungen älterer jüdischer Gemeinden (falls überhaupt je – was unwahrscheinlich ist - in ausreichender Zahl jüdische Familien in der Stadt wohnten) liegen keine Informationen vor. Siehe ausführlich oben eingangs.

Die erste sicher nachweisbare jüdische Gemeinde gab es in Lohr erst im 19. Jahrhundert. Die 1864 konstituierte Gemeinde musste sich zunächst mit angemieteten Räumen für gemeindliche Zusammenkünfte in der Kellereigasse begnügen (Eingang in heutiger Lotte-Stern-Gasse neben dem neuen Rathaus). Siehe Foto unten. Eine landesweite Kollekte für den Erwerb einer Synagoge hatte das bayerische Kultusministerium mit dem Hinweis zurückgewiesen, die Gemeinde habe sich bei Gründung verpflichtet, die Voraussetzungen für Gottesdienst und Unterricht aus eigener Kraft zu schaffen (Verfügung vom 16. April 1867). Von 1867 bis 1871 dienten diese wohl gleich angemieteten Räume als Synagoge. Diese erste Synagoge in der Stadt wurde auch als solche wahrgenommen, nicht nur von der Kultusgemeinde. So berichtete auch der Lohrer Anzeiger vom 28. Mai 1868, dass der damalige schon o.g. Religionslehrer der Gemeinde, Jonas Löwenthal, am 26.Mai 1868 "in der Synagoge Gottesdienst mit einer erhebenden Rede und einem ergreifenden Gebete für das Wohl seiner Majestät und des königlichen Hauses [hielt]" Anlass: das 50-jährige bayerische Verfassungsjubiläum, gab doch die Verfassung auch den jüdischen Gemeinden in Bayern durch wesentliche Besserstellung ihrer Rechtsstellung Grund zum Feiern.
Siehe hierzu ausführlich: Wolfgang Vorwerk: Die erste Synagoge der jüdischen Kultusgemeinde in Lohr: ein Betsaal. In: Lohrer Jahrbuch des Geschichts-und Museumsvereins. 2017. Online eingestellt (pdf-Datei).
Erst 1871 war die Kultusgemeinde in der Lage, für ca. 3000 Gulden (so der Wert des Gebäudes in der Versteigerungsanzeige) das geräumige Anwesen Haus Nr. 351 (heute Fischergasse 32) zu ersteigern. Zügig ließ sie es zu einem Gemeindehaus mit Synagoge im ersten Stock, einem Unterrichtsraum und Lehrerzimmer und einer Mikwe im Hofraum des Hinterhauses umbauen. Im Hinterhof des Gebäudes war der Leichenwagen der Gemeinde untergebracht, mit dem die Verstorbenen der Gemeinde zum jüdischen Friedhof nach Laudenbach gebracht wurden. In diesem Hinterhof wurde auch geschächtet.

Am 18. November 1871, an einem Schabbat, wurde die Synagoge mit dem Gemeindezentrum in Anwesenheit von Bürgermeister und Stadtmagistrat feierlich durch Distriktsrabbiner Abraham Adler aus Aschaffenburg eingeweiht. Darüber liegt folgender Bericht vor:

Lohr Israelit 20121871.jpg (142891 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Dezember 1871: "Aus Unterfranken. Noch sind wenige Jahre verflossen, seitdem sich in Lohr a.M. eine jüdische Gemeinde gebildet hat. Wiewohl dieselbe noch zu den kleinen Gemeinden unseres Kreises zu zählen ist, so ist es ihr Gott sei Dank doch schon gelungen, für eine Synagoge, ein Schullokal, eine Lehrerwohnung und ein rituelles Bad bestens zu sorgen. Und das Alles ist nur durch guten Willen, reine Absicht und frommen, einheitlichen Sinn erzielt worden. 
Vor einigen Monaten ist nämlich von dieser jungen Gemeinde ein sehr geräumiges Haus zu erwähnten Zwecken angekauft worden.
Am Schabbat mit der Toralesung Toledot (18. November 1871) ward nun die Synagoge in sehr würdiger Feier ihrer heiligen Bestimmung übergeben; ihre Einweihung fand in Gegenwart der Herren des Magistrats und des Bürgermeisters statt. Herr Distriktsrabbiner Adler aus Aschaffenburg - sein Licht leuchte - verlieh dieser heiligen Feier durch die Anordnung eines sehr gelungenen Festprogramms, ganz besonders aber durch seine feurige erbauliche Festrede, die sich des allgemeinen Beifalls zu erfreuen hatte, den rechten Glanz. Mögen aber auch seine gediegenen Worte von der israelitischen Gemeinde zu Lohr beherzigt und sein wohlmeinender Rat, recht bald einen tüchtigen Religionslehrer anzustellen, befolgt werden; denn dann erst hat sie ein wahres Gotteshaus für sich und ihre Kinder gegründet, dann wird sie fernerhin nicht sein 'wie eine Herde, die keinen Hirten hat'.
Die Leitung des feierlichen Gottesdienstes wurde von Seiten des Herrn Distrikt-Rabbiner Adler und der Gemeinde, Herrn Lehrer Eschwege aus Karbach, der mit Herrn Adler von da, der Chinuch-Feier wegen, anwesend war, anvertraut, und erntete derselbe durch seine meisterhaften Gesangsvorträge und Rezitative allgemeines, wohlverdientes Lob." 

Über 60 Jahre war die Synagoge im Haus Fischergasse 32 Zentrum des jüdischen Gemeindelebens in Lohr. Überliefert ist etwa der feierliche Trauergottesdienst vom 24. Juni 1886 für den im Starnberger See ertrunkenen König Ludwig II, verdankten doch die bayerischen Juden ihm Freizügigkeit (1868) und Gleichheit der Konfessionen (1869). Die Trauerrede hielt der damalige Kultusvorstand Feist Hirsch vor vollständiger israelitischer Gemeinde, vielen Andersgläubigen und dem kgl. Regierungsrat Ullrich. Die finanziellen Verhältnisse waren durch den Synagogenkauf wohl noch länger angespannt. So waren zahlreiche Ausstattungsstücke wie einzelne Torarollen und Toravorhänge für den Toraschrein im 19. Jahrhundert nicht Eigentum der Kultusgemeinde, sondern Leihgaben von Gemeindemitgliedern. Ab 1891 wurde die Synagoge immerhin mit Gas beleuchtet und das "Badhaus" neu angestrichen. 1927 spendete der spätere jüdische Ehrenbürger Joseph Schloßmann den nötigen Betrag von 700 RM, um eine vom langen Gebrauch zerschlissene Torarolle wiederherzurichten. In den folgenden Jahren scheint es trotz begrenzter Finanzen aber doch noch möglich gewesen zu sein, den Gebetsraum neu einzurichten und die Mikwe neu zu kacheln.
 
Beim Novemberpogrom 1938, der am Morgen des 10. 11. begann, war die Synagoge sogleich Hauptziel der SA. Augenzeugen berichteten: Es wurde die Inneneinrichtung kurz und klein geschlagen. Die fünf Torarollen (Texte der fünf Bücher Mose) wurden, da aus Pergament, von der SA mit ihren Messern in Stücke zerschnitten. Die Bänke im Betraum wurden mit der o.g. schweren eichernen Gedenktafel für die jüdischen Teilnehmer des 1. Weltkrieges zerschlagen. Das Protokollbuch der Jahre 1913-1938 ist seit damals ebenfalls verschollen. Wie durch ein Wunder wurde das schon o.g. 1. Protokollbuch der Gemeinde für die Jahre 1867-1938 übersehen und ist heute in Yad Vashem archiviert. Eine Esther-Rolle wurde 1996 anonym zurückgegeben und befindet sich heute als Ausstellungsstück in der Synagoge von Urspringen. Ein Nachbar der Synagoge bemerkte: "Gegenüber der Synagoge stand am Eckstein unseres Hauses der Rabbi [Simon Strauß], der alles mitansah. Er hat bitterlich geweint. Dann hat er sich abgewandt und ist in Richtung Steinmühle weggegangen." Am Nachmittag kam die SA zur Synagoge zurück und zerschlug den am Morgen übersehenen Unterrichtsraum. Der schließlich, der den Trupp anführte, "zerschlug mit Eisenstangen höchstpersönlich die schönen weißen neuen Marmorkacheln" des Frauenbades im Keller (so Wilhelm Burk, der damals im Erdgeschoss des Synagogengebäudes, Anwesen Fischergasse 32 mit seinen Eltern wohnte). Nur ein einziges Foto (s.u.) ist vom Inneren der Synagoge überliefert. Es zeigt den Toraschrein wohl aus dem 19. Jahrhundert im Gebetsraum. Er wurde ebenfalls zerstört. Das vermeintliche Hakenkreuz auf dem Toraschrein war allerdings kein Hakenkreuz, wie es den Anschein hat, sondern ein einfaches Liniendekor, hinter dem sich ein uraltes, in vielen Kulturen verbreitetes Sonnensymbol verbirgt, wie in der Beilage "Aus alter und neuer Zeit" des Israelitischen Familienblattes vom Januar 1930 mit einem Foto des Schreins erklärt wird. Es muss also auf dem Lohrer Schrein lange vor der Zeit aufgebracht worden sein, als das Hakenkreuz in den zwanziger Jahren von den Nationalsozialisten zum Symbol ihres antisemitischen Rassenhasses wurde. Siehe: http://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/cm/periodical/pageview/11342445 . Das Foto vom Toraschrein (s.u.) zeigt im Hintergrund auch eine hölzerne Trennwand, hinter der sich, wie in streng orthodoxen Gemeinden üblich, der abgetrennte Frauenbereich befand. Das im September 2021 wegen Verkaufs leergeräumte Synagogen-Anwesen lässt noch heute den ehemaligen Betraum mit Abtrennung des Frauentrakts und eigener Tür für die Frauen erkennen. Auf dem Dachboden wurde der Torso des oberen Teils des Toraschreins ohne Türen entdeckt, in dem sich früher die Tora-Rollen befanden. Der Sockel, auf dem der Schrein aufsaß, fehlt, ebenso die Säulen, die den Toraschrein rechts und links flankierten. Auch das nach 1939 zweckentfremdete, weiß gekachelte Badhaus ist noch vorhanden.
 
Die Räumlichkeiten wurden am 10. November 1938 auf Veranlassung wohl der Familie Burk, die dort, wie erwähnt, zur Miete wohnte, polizeilich versiegelt, um einer Inbrandsteckung des Gebäudes durch einige jugendliche Hitzköpfe zuvorzukommen. Dadurch war aber auch eine "organisatorisch-vereinsmäßige Tätigkeit" der Gemeinde ab 10. November 1938 in Lohr nicht mehr möglich (so der Lohrer Landrat am 31. Januar 1939 in einem Schreiben an die Gestapo wörtlich), da die Räumlichkeiten nie mehr entsiegelt wurden. Aus einem Vorgang des Amtsgerichts Gemünden geht im Detail die sog. "Arisierung" der Lohrer Synagoge 1938/1939 hervor. Da sich für die Gemeinde wegen Mitgliederschwund ("Arisierung" der jüdischen Geschäfte und Auswanderung) bereits 1938 die "Auflösungsnähe" abzeichnete, räumte Simon Strauß im September 1938 dem "Verband der Israelitischen Gemeinden in Bayern" mit Sitz München ein notarielles Vorkaufsrecht ein, wie es die Verbandssatzung für solche Fälle vorsah. Aber auch der Präsident dieses Verbandes, Alfred Neumeyer, konnte die "Arisierung" nicht mehr aufhalten, die mit der entsprechenden Verordnung vom 3. Dezember 1938 nicht mehr "freiwillig" war, sondern den jüdischen Hauseigentümern aufoktroyiert wurde.
Siehe hierzu den Aufsatz von Wolfgang Vorwerk: Die "Arisierung" der Lohrer Synagoge 1939. In: Jahrbuch des Geschichts- und Museumsvereins Lohr a. Main e.V. 2020/21. Online eingestellt.

Am 12. September 1939 wurde der Eigentumswechsel und damit die "Arisierung" auch grundbuchrechtlich vollzogen. Der mit den Nachbarn der Synagoge abgeschlossene Kaufvertrag umfasste gemäß Vertrag des Lohrer Notars Thürauf: das Wohnhaus, u.a. mit Frauenbad und Hofraum und mit allem, was nicht niet- und nagelfest war, "ausgenommen das im Betsaal befindliche, zu Kultuszwecken bestimmte [Inventar]." Diese im Einzelnen nicht bekannten Ritualobjekte sind laut Ophir (S. 348-350) dem Verband der Bayerischen Israelitischen Gemeinden übergeben worden, aber heute nicht mehr auffindbar. Die sonstigen schriftlichen Unterlagen der Gemeinde wurden von der Gestapo bei Räumung der Synagoge an das Staatsarchiv Würzburg abgegeben worden. Darunter befand sich offenbar das mehrfach genannte 1. Protokollbuch der Gemeinde für die Jahre 1867-1913, das nach dem Krieg seinen Weg nach Yad Vashem fand. Das 2. ebenfalls bereits mehrfach erwähnte Protokollbuch für die Jahre bis 1938 ist bis heute verschollen. Wahrscheinlich ist es im November 1938 zerstört worden.
   
Nach 1945. Das Gebäude, in dem sich der Betsaal und die anderen Einrichtungen der jüdischen Gemeinde befanden, blieb erhalten und wurde zu einem Wohnhaus umgebaut. Das Äußere des Gebäudes hat sich im Wesentlichen bis heute so erhalten, wie es auch die jüdische Gemeinde 1871 erworben und fast 70 Jahre genutzt hat. Es handelt sich um ein barockes Gebäude, das am Türsturz inschriftlich auf das Jahr 1732 datiert ist. Die für Synagogen typischen Rundfenster hatte der Lohrer Betsaal anders als der Steinbacher Betsaal nie. Siehe das historische Foto der Steinbacher Synagoge gleich folgend.  
    
    
Adresse/Standort des Betraums/der Synagoge  erster Betraum 1867-1871 Kellereigasse 4/Eingang heutige Lotte-Stern-Gasse; Synagoge von 1871 Fischergasse 32        
     
     
Fotos     

 "Judenhof" in Lohr - Steinbach     
  Steinbach Judenhof 020.jpg (89753 Byte) Steinbach Judenhof 100.jpg (62984 Byte)  Laudenbach Friedhof 09064.jpg (109401 Byte)
 Historisches Foto des "Judenhofes" in Steinbach,
 erkennbar sind die alten Fenster des Betsaals 
(Foto erhalten von W. Vorwerk) 
  
"Judenhof" in Steinbach, in dem 
sich auch eine Synagoge und 
jüdische Schule befanden   
Auf einigen Grabsteinen des jüdischen Friedhofes
 in Laudenbach
erinnert der
 Ortsname "Steinbach" an die jüdische
 Geschichte des heutigen Stadtteiles von Lohr 
 (Foto: Hahn, Aufnahme vom September 2006)  
       
Der Judenhof im Sommer 2014 
(Fotos vom August 2014 von 
Jürgen Hanke, Kronach)  
Steinbach Judehof 201403.jpg (196373 Byte) Steinbach Judehof 201404.jpg (221201 Byte)
  Blick auf die Häuser des früheren "Judenhofes" - 
von der Eichhornstraße beziehungsweise von der Buchentalstraße aus gesehen.  
     
  Steinbach Judehof 201402.jpg (109387 Byte) Steinbach Judehof 201401.jpg (90790 Byte)
  Bei einem der Häuser (Nr. 5) ist noch die Ritze der Mesusa am Eingang erkennbar. 
          
Haus des ersten Betsaales 
von 1867/68 bis 1871 
(Foto: Karl Anderlohr) 
Lohr Betsaal 015.jpg (180457 Byte)  
 Der Betsaal (Gebäude Kellereigasse 4) befand sich in dem kleinen Hinterhaus; am Torbogen ist 2018 die Anbringung einer Hinweistafel erfolgt mit der Inschrift: 
"Betsaal. In diesem Haus befand sich in den Jahren zwischen 1867/68 und 1871 der erste Betsaal der 1864 in Lohr gegründeten israelitischen Kultusgemeinde, ehe im November 1871 die Synagoge in der Fischergasse eingeweiht wurde". Siehe hierzu den Aufsatz von Wolfgang Vorwerk: Die erste Synagoge der jüdischen Kultusgemeinde in Lohr: ein Betsaal. In: Lohrer Jahrbuch des Geschichts- und Museumsvereins Lohr a.Main e.V. 2017. Online eingestell .     
     
Das Gebäude der 1871 eingeweihten Synagoge  
(Foto links: Hahn, Aufnahmen vom September 2006) 
      
Lohr Synagoge 100.jpg (76534 Byte)    
Das Gebäude des ehemaligen jüdischen
 Gemeindezentrums in der Fischergasse  
 
Gedenkstein an der Grafen-von-Rieneck-Straße: "Die Stadt Lohr am Main gedenkt ihrer
 Ehemaligen jüdischen Mitbürger und aller Opfer des Nationalsozialismus"  (Fotos: W. Vorwerk, August 2021). Diese Tafel wird seit 2019 durch eine zweite Tafel, die auch die Namen der ermordeten 17 Opfer aus Lohr a.Main und die Tötungsorte nennt (siehe oben), ergänzt. Seitdem werden immer wieder von gedenkenden Personen anonym Blumen am Gedenkstein niedergelegt.  
 
   
Fragment des Toraschreines
(Foto links: Kleinfelder, Lohr;
erhalten über Wolfgang Vorwerk) 
   
   Fragment des in der Reichspogromnacht am 10. November 1938 zerstörten Thoraschreins aus dem Betsaal der ehemaligen Synagoge. Das Fragment wurde im September 2021 auf dem Dachboden des Gebäudes gefunden. Es wird vom Spessartmuseum in Lohr übernommen. Das Foto rechts zeigt den Toraschrein um 1930 (in "Aus alter und neuer Zeit" vom 20.2.1930).   
     
     
Lohr Kriegerdenkmal 011.jpg (342877 Byte) Lohr Kriegerdenkmal 010.jpg (421180 Byte) Lohr Kriegerdenkmal 012.jpg (100363 Byte)
Kriegerdenkmal in Lohr (gleichfalls in der Anlage gegenüber dem Klinikum Main-Spessart, Grafen-von-Rieneck-Straße 5) mit der 
Eintragung des Namens des jüdischen Gefallenen: "BENNO MARKUS + 15.9." (1916), der 1935 von den Nazis entfernt, aber nach dem Krieg wieder eingefügt worden war.  
     

   
   
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte 

November 2008: Gedenken zum 70. Jahrestag des Novemberpogroms 1938  

  

Pressebericht im "Lohrer Echo" (Lokalteil des "Main-Echo" Aschaffenburg) am 8./9. November 2008 
Beiträge von Wolfgang Weismantel und Monika Büdel  
(Artikel kann in Abschnitt angeklickt und eingesehen werden; Artikel wurde zur Verfügung gestellt von Fred G. Rausch)   

Pogromnacht Lohr 1a.jpg (186339 Byte) Pogromnacht Lohr 3a.jpg (106730 Byte)   
Pogromnacht Lohr 2a.jpg (275842 Byte) Pogromnacht Lohr 4a.jpg (210899 Byte)   
Pogromnacht Lohr 5a.jpg (122570 Byte)   
       

Oktober 2009: Erinnerung an den Ramboursonntag vor 100 Jahren 
mit Erwähnung der jüdischen Geschäfte von Feist Hirsch und von E. Rothschild
(vgl. Anzeigen oben)

Lohr LohrerEcho 23102009.jpg (111349 Byte)Artikel im "Lohrer Echo" (fin) vom 23. Oktober 2009: "Wie feierten die Lohrer vor 100 Jahren?" 
(Artikel wurde zur Verfügung gestellt von Fred G. Rausch) 
Zum Lesen des Artikels bitte Textabbildung anklicken.

 

Artikel von Josef Harth im "Lohrer Echo" (online "Main-Netz") vom 10. März 2012: "Samuel Selig war 1862 der Erste. 
Jüdische Gemeinde: Vor 150 Jahren durfte der Kaufmann von Steinbach nach Lohr ziehen - 50 Jahre Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit..." 
Link zum Artikel; siehe jetzt auch ders.: 77 Jahre nach Ansiedlung Samuel Seligs war die Lohrer Judengemeinde dem Nazi-Terror erlegen. In: Jahrbuch des Lohrer Geschichts- und Museumsvereins Lohr a. Main e.V. 2018. Online eingestellt. Zu den schwierigen Anfängen der jüdischen Gemeinde in Lohr siehe auch: Zum 80. Jahrestag der Novemberpogrome von 1938: Das Schicksal der ehemaligen jüdischen Mitbürger Lohrs im Nationalsozialismus. In: Lohrer Jahrbuch des Geschichts- und Museumsvereins Lohr a. Main e.V. 2018. Online eingestellt (pdf-Datei).  
 
Mai/Juni 2013: In Berlin wird ein "Stolperstein" für den Lohrer Ehrenbürger Joseph Schloßmann verlegt   
 Rechts: Artikel im "Lohrer Echo" (online
 "Main-Netz") vom 24. Mai 2013: "'Stolperstein'
 in Berlin für Lohrer Ehrenbürger
. NS-Opfer:
 Künstler Gunter Demnig verlegt am 6. Juni
 Gedenkstein für Joseph Schloßmann an der
 Claudiusstraße 5 im Hauptstadtbezirk
 Tiergarten..."    
Lohr Sto B 010.jpg (434648 Byte) Lohr Sto B 010a.jpg (528764 Byte)
Anmerkung (formuliert von Fred G. Rausch): Joseph Schloßmann wurde am 17. April 1860 in Wiesenfeld geboren. Vier Jahre später siedelte die Familie nach Lohr, wo sein Vater eine Lederwarenhandlung in der Stadtmitte am Oberen Markt eröffnete. Sein Sohn Joseph Schloßmann verließ 1882 Lohr und ging als Kleiderhändler über Landshut von 1886 bis 1898 in die USA, wo er in verschiedenen Unternehmen als Kaufmann arbeitete. Nach seiner Rückkehr aus Amerika wohne er in Berlin. Mit seiner Frau Minna hatte er fünf Kinder. Mit der Stadt Lohr und ihren bedürftigen Bürgern hielt der am 16. Januar 1930 zum Ehrenbürger ernannte Joseph Schlossmann regen Kontakt und unterstützte sie finanziell sehr großzügig (seit 1904). Am 27. April 1934 entzog die Lohrer Nazi-Stadtregierung Schloßmann das Ehrenbürgerrecht. 1941 musste er sein Haus in Berlin räumen und in das Judenhaus in der Bamberger Straße ziehen. Am 17. August 1942 wurde er von der Gestapo 'abgeholt' und mit einem Alterstransport mit weiteren 1000 Juden in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Dort verstarb er am 4. Januar 1943 im Alter von 82 Jahren. Seine Frau Minna ist bereits 1926 verstorben und im jüdischen Friedhof Berlin-Weißensee beerdigt. Auf dem von Joseph Schloßmann errichteten Grabstein ist auch der Name 'Geh. Kommerzienrat Jos. Schlossmann' eingraviert. 
 
Ergänzung von Wolfgang Vorwerk am 19.8.2021: Die fünf Kinder von Joseph Schloßmann konnten alle noch rechtzeitig, teils sogar mit Hilfe von Bankbürgschaften des Vaters, in die USA, nach Südafrika und nach Schweden auswandern. Warum der Vater nicht mit auswanderte, ist den Nachfahren ein Rätsel. Vielleicht verzichtete er seiner Schwester wegen auf eine Auswanderung. Auch vermochte er sich als erfolgreicher Geschäftsmann und Teilnehmer am 1. Weltkrieg wohl nicht vorzustellen, dass ihn ein solches Schicksal wie die Deportation nach Theresienstadt ereilen könnte.
 
Joseph Schloßmanns Schwester Fanny Rothschild, geb. Schloßmann (verheiratet mit dem o.g Emanuel Rothschild) hatte seit 1938 bei ihrem Bruder gewohnt. Sie wurde mit ihm in das sog. "Judenhaus" in der Bamberger Straße gebracht. Sie starb vor der Deportation am 22. Mai 1942. Sie liegt neben ihrem Mann Emanuel auf dem jüdischen Friedhof Berlin-Weißensee. Siehe hierzu ausführlich: Wolfgang Vorwerk Lohr – Berlin – San Francisco: Erinnerungen von Ellen Isaak an ihren Vater Ludwig, Sohn von Emanuel Rothschild und seiner Frau Fanny, geb. Schloßmann. In: Lohrer Jahrbuch des Geschichts- und Museumsvereins 2020/21. Online eingestellt (pdf-Datei)

Anm.: Die Aberkennung des Ehrenbürgerrechts für Joseph Schloßmann durch den mehrheitlich nationalsozialistischen Lohrer Stadtrat ist von Anfang an nichtig, teilte die Stadt Lohr in einer Presseerklärung 1985 mit (Lohrer Echo 1.2.1985). Zu der Gedenktafel der Stadt vom 19. September 2019 auf dem jüdischen Friedhof Berlin-Weißensee in Erinnerung an ihren Ehrenbürger Joseph Schloßmann siehe unten Monika Büdel "Damit seine Seele weiterlebt. Gedenken: An Lohrs Ehrenbürger Joseph Schloßmann erinnert Tafel auf Berliner Friedhof Weißensee..." (online eingestellt). 
 
Oktober/November 2017: An die aus Steinbach stammende Rebecka Weil geb. Eisemann erinnert ein "Stolperstein" in Sulzbürg  
Steinbach PA Rebecka Weil 09112017.jpg (249795 Byte) An die 1942 nach der Deportation ermordete Rebecka Weil geb. Eisemann aus Steinbach und ihre Familie erinnern fünf Stolpersteine, die am 16. Oktober 2017 in Sulzbürg verlegt wurden. 
Dazu Artikel von Wolfgang Vorwerk im "Lohrer Echo" vom 9. November 2017: "Stolperstein erinnert an Steinbacher Juden..." (zum Lesen des Artikels Bilddatei links anklicken)  
  
April 2018: Über die erste Synagoge anlässlich der Anbringung einer Gedenktafel am 16. April 2018     
Artikel von Monika Büdel im "Main-Echo" vom 15. April 2018: "Lohrs erste Synagoge entdeckt. Geschichte: Am Haus gegenüber der Kellereischeune wird diesen Montag eine Gedenktafel angebracht
Lohr a.Main.
Bekannt ist, dass es an der Fischergasse in Lohr bis zur Zerstörung durch die Nationalsozialisten eine Synagoge gegeben hat. Doch sie hatte eine Vorgängerin an der Kellereigasse. An dem Anwesen, in dem sich bis vor 147 Jahren Menschen jüdischen Glaubens zum Gebet trafen, wird diesen Montag um 11 Uhr eine Gedenktafel angebracht.
Hinweis in Häuserverzeichnis. Heimatforscher Wolfgang Vorwerk ist auf Lohrs erste Synagoge gestoßen und schreibt darüber im neuesten Band der Veröffentlichungen des Lohrer Geschichts- und Museumsvereins (siehe den Aufsatz von Wolfgang Vorwerk zur ersten Synagoge (online eingestellt, pdf-Datei). Im Gebäude an der Ecke der Kellereigasse gegenüber der Kellereischeune hatten die Lohrer Juden Räume für einen Betsaal gemietet. Die entscheidenden Hinweise fand Vorwerk im bislang unveröffentlichten Häuserverzeichnis des Zimmermeisters Heinrich Geiskopf. Dieser Heinrich Geiskopf verfasste seine Chronik laut Vorwerk 1940/41 und dokumentiert darin die Gebäude im Zeitraum von in etwa 1870 bis 1941, nennt Besitzer und Mieter und liefert teilweise Details. Zum Haus mit der Nummer 173 zitiert Vorwerk Geiskopf: 'Der Besitzer des Hauses war A. Spiegel, Steindruckerei, auch war die Judensynagoge früher in dem Hause, bevor die Juden das Anwesen in der Fischergasse Hs. Nr. (ohne Nummer) erwarben.' Das Fachwerkhaus liegt, fußläufig vom Marktplatz zum Schlossplatz, rechter Hand. Nach Vorwerks Recherchen war es 'stets, soweit es sich zurückverfolgen lässt, ein Wohnhaus: 1741 umgebaut, im Kern aber möglicherweise sogar aus dem 14. Jahrhundert stammend.'
Nicht vor 1861. Die Zeit, in der Teile des Anwesens als Synagoge genutzt wurden, lässt sich eingrenzen: Vor 1861 hatte es wegen der Zuzugsbeschränkungen in Lohr keine jüdischen Einwohner gegeben. Der erste Jude, der nach Lohr zog, 'war 1862 Samuel Selig aus Steinbach, wo es eine kleine jüdische Gemeinde gab', schreibt Vorwerk. Zwei Jahre später waren es schon sieben Familien. Die Synagoge in der Fischergasse war 1871 ihrer Bestimmung übergeben worden.
Daraus ergibt sich, dass das Gebäude an der Kellereigasse höchstens neun Jahre Versammlungsort und Gebetsstätte der Lohrer Juden gewesen sein kann. Wie die von Vorwerk zitierten Quellen zeigen, dauerte es jedoch nach 1862 noch einige Zeit, bis eine Synagoge eingerichtet wurde.
Kein Geld für eigenes Gebäude. Grund war, dass die wenigen Lohrer Juden zum damaligen Zeitpunkt kein eigenes Gebäude finanzieren konnten und ihnen eine Spendensammlung nicht genehmigt wurde. Zunächst waren sie am Sabbat und den Feiertagen zum Judenhof nach Steinbach gelaufen, was gegen die strengen Sabbatregeln verstieß. Deshalb waren die Lohrer Juden angehalten, eine eigene Kultusgemeinde zu gründen und eine Synagoge einzurichten. Das Problem wurde schließlich dadurch gelöst, dass die inzwischen 37 Menschen umfassende jüdische Gemeinde auf ministerielle Empfehlung vom 6. April 1867 Räume mietete, und zwar im Hinterhaus am Anwesen mit der Haus-Nummer 173. Dieser Gebäudeteil gehörte nach Geiskopfs Aufzeichnungen damals dem Lohrer Dachdeckermeister Peter Schadler, was laut Vorwerk Unterlagen des Lohrer Vermessungsamtes bestätigen.
Perfekt geeignet. Dieses Hinterhaus beschreibt Vorwerk als ideal: Es hatte einen separaten Eingang, entsprach mit seiner ungefähren Ausrichtung der Fenster nach Osten, und damit nach Jerusalem, den religiösen Regeln. Außerdem konnte der Betsaal in zwei Zimmern eingerichtet werden, womit Frauen und Männer vorschriftsmäßig getrennte Räume nutzen konnten.
Und der Betsaal befand sich im ersten Stock, über dem sich nur noch ein unbewohnter Dachboden befand. Damit war eine weitere Regel erfüllt: Die Synagoge sollte an der höchsten Stelle einer Stadt liegen beziehungsweise zwischen ihr und Gott wenigstens niemand wohnen.
Synagoge 1938 geschändet. Vier Jahre nach der ministeriellen Empfehlung, Räume für eine Synagoge zu mieten, war die jüdische Gemeinde in der Lage, ein Haus zu kaufen: das Anwesen an der Fischergasse. An der Kellereigasse befand sich Lohrs erste offizielle jüdische Kultusstätte, an der Fischergasse die zweite und letzte. 67 Jahre nach deren Eröffnung zerstörten SA-Leute während des Novemberpogroms 1938 die Synagoge und schändeten sie."   
Link zum Artikel        
    
November 2018: Warum es in Lohr keine "Stolpersteine" gibt  
Artikel von Thomas Josef Möhler in der "Main-Post" vom 14. November 2018: "Lohr. Hintergrund: Keine 'Stolpersteine' in Lohr
Warum gibt es in Lohr keine 'Stolpersteine'? So nennt der Künstler Gunter Demnig ins Pflaster eingelassene kleine Gedenktafeln vor dem letzten Wohnsitz ermordeter Juden. Der frühere Lohrer Kulturamtsleiter Meinrad Amrhein, der die Veranstaltung moderierte, begründet das damit dass keine Juden direkt aus Lohr in Vernichtungslager deportiert worden seien. Denn sie seien bereits vorher fortgezogen. Diese Argumentation wollte Michael Stolz vom Würzburger Arbeitskreis Stolpersteine nicht gelten lassen. Demnig verlege die Stolpersteine vor dem letzten frei gewählten Wohnsitz der Juden. Spätestens seit der Reichspogromnacht 1938 könne von frei gewählten Wohnsitzen nicht mehr die Rede sein. Amrhein gab zu bedenken, dass viele der Häuser nicht mehr existieren. So stehe heute eine Eisdiele dort, wo der jüdische Ehrenbürger Lohrs, Josef Schlossmann gewohnt habe. 'Dann sitzen sie mit ihrem Eis auf einem Stolperstein.' Wolfgang Vorwerk erinnerte daran, dass ein Teil der Juden in Deutschland um Charlotte Knobloch gegen die Stolpersteine als Form des Gedenkens ist. In Würzburg orientiert man sich laut Stolz an dem in der Domstadt lebenden Josef Schuster. Der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland sei für die Stolpersteine. Stolz regte an, über eine Verlegung auch in Lohr nachzudenken."  
Link zum Artikel   
Siehe hierzu den eigenen Weg, für den sich die Stadt Lohr 2019 entschieden hat. Dies wird ersichtlich aus der am Ende folgenden Zusammenstellung der verschiedenen Gedenktafeln und Gedenkstätten in Lohr für die ehemaligen jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger sowie für die jüdischen und nichtjüdischen Euthanasieopfer der ehemaligen Heil- und Pflegeanstalt (heute kurz: Bezirkskrankenhaus).   
Vgl. Artikel von Israel Schwierz in hagalil.com: "Gedenktafel für die erste jüdische Gebetsstätte in Lohr am Main" - http://www.hagalil.com/2018/05/lohr-am-main/  
 
November 2018: Gedenken zum 80. Jahrestag des Novemberpogroms 1938
Artikel von Thomas Josef Möhler in der "Main-Post" vom 12. November 2018: "Die düstersten Kapitel der Geschichte.
Judenverfolgung: Gedenkweg mit drei Stationen am 80. Jahrestag der Reichspogromnacht..." 
zum Lesen bitte Textabbildung anklicken   
 
Artikel von Thomas Josef Möhler in der "Main-Post" vom 15. November 2018 über einen Vortrag von Wolfgang Vorwerk: "Schicksale Lohrer Juden geklärt.
Pogromnacht: Neue Erkenntnisse, was mit den Ex-Mitbürgern nach dem Verlassen der Stadt passiert ist..."
zum Lesen bitte Textabbildung anklicken. 
Anm.: Zum Artikel von Josef Möhler "Die düstersten Kapitel der Geschichte" vom 12. November 2018 in der "Main-Post" wie auch zu seinem Artikel "Schicksale Lohrer Juden geklärt" vom 15. November 2018, ebenfalls in der "Main-Post" vgl. grundlegend Wolfgang Vorwerk: Zum 80.Jahrestag der Novemberpogrome von 1938: Das Schicksal der ehemaligen jüdischen Mitbürger Lohrs im Nationalsozialismus. In: Jahrbuch des Geschichts- und Museumsvereins Lohr a. Main e.V. 2018. Online eingestellt (pdf-Datei).  
Links derselbe Artikel im "Lohrer Echo" vom 15. November 2018.  
Zwei Artikel in der "Main-Post" vom 10. November 2018 von Christiane Kuhn:
- "Ein Kreis schließt sich. Samuel Stern. 1935 emigrierte der jüdische Lohrer nach Palästina. Zufall oder Fügung: 45 Jahre später kreuzt sich der Weg eines seiner Urenkel mit dem einer Frau aus dem Spessart..."   
- "Vorwerk füllt Lücken der Lohrer Geschichte. Vorsitzender des Geschichtsvereins hat die Spuren einstiger jüdischer Mitbewohner verfolgt..."
Beide Artikel sind eingestellt als pdf-Dateien
 
Dezember 2018/Januar 2019: Von der "Schloßmann-Hütte" wurden die Fundamente gefunden 
Die 1930 von Josef Schloßmann (vgl. Artikel oben; das Foto links entstand bei der Einweihung der "Schloßmann-Hütte" am 11. Mai 1930) anlässlich seiner Ehrenbürgerernennung gestiftete "Schloßmannhütte" wurde in der NS-Zeit zerstört. Fundamentreste haben sich erhalten. Darüber berichtet ein Artikel von Wolfgang Vorwerk in der "Main-Post" vom 4. Januar 2019: "Schloßmann-Hütte: Es gibt noch Relikte. Spurensuche: Am Buchenberg Fundamente der vom Ehrenbürger Josef Schloßmann gestifteten Hütte gefunden..." (eingestellt als pdf-Datei).   
 
März 2019: Weitere Gedenktafeln und "Erinnerungshilfen" sind im Lohrer Stadtgebiet geplant  
Artikel von Johannes Ungemach in der "Main-Post" vom 22. März 2019: "Erinnerungshilfen an das Schicksal Lohrer Juden.
Im Lohrer Stadtgebiet sollen noch in diesem Jahr verschiedene Gedenktafeln, Straßennamen und ein Aussichtspunkt dazu beitragen, dass die Erinnerung an das vor rund 80 Jahren durch die Nationalsozialisten eliminierte jüdische Leben in der Stadt nicht vollends verblasst..." Ein entsprechendes Konzept, das gemeinsam vom Geschichtsverein und der Kulturinitiative Lohr erarbeitet wurde, billigte der Lohrer Stadtrat in seiner Sitzung am 20. März 2019 einstimmig."
Artikel ist eingestellt als pdf-Datei.   
Siehe hierzu die Zusammenstellung der Gedenktafeln und Gedenkstätten in Lohr für die ehemaligen jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger sowie für die jüdischen und nichtjüdischen Euthanasieopfer der ehemaligen Heil- und Pflegeanstalt (heute kurz: Bezirkskrankenhaus). Die Zusammenstellung siehe unten.  
 
September 2019: Informationstafel zum Gedenken an Simon Strauß am Bezirkskrankenhaus in Lohr enthüllt 
Anmerkung: Simon Strauß wurde 1867 in Ober-Seemen geboren. Er war zunächst Religionslehrer in Mansbach, dann von 1902 bis 1924 in Burghaun bei Fulda. Von 1924 bis 1939 war er Verwalter der rituellen (koscheren) Küche für die jüdischen Patientinnen und Patienten der Heil- und Pflegeanstalt in Lohr. Er betreute die jüdischen Kranken auch religiös. Von 1928 an war er Vorsitzender der israelitischen Kultusgemeinde in Lohr. Nach der Zerstörung der rituellen Küche und der Kündigung seiner Wohnung zog Strauß 1939 nach Bad Nauheim. Er starb im April 1940 in Frankfurt. 
Anmerkung: nach neueren Belegen war der 1924 nach Lohr gekommene Simon Strauß möglicherweise bereits ab 1926, mit Sicherheit aber ab 1929 Vorstand der Israelitischen Kultusgemeinde Lohr.  
 
September 2019: Informationstafel zum Gedenken an den jüdischen Pavillon am Bezirkskrankenhaus  in Lohr enthüllt   
Artikel von Monika Büdel im "Lohrer Echo" vom 14./15. September 2019: "Erinnern, um zu lernen. Jüdisches Leben: Tafeln am Bezirkskrankenhaus in Lohr zum Gedenken an Simon Strauß enthüllt" (eingestellt als pdf-Datei). Hier auch ein Bericht: "*Wir wussten das alles nicht'. Geschichte: Urenkelin aus Israel möchte die Informationen des Lohr-Besuchs in der großen Familie weitergeben".    
 
September 2019: Auf dem jüdischen Friedhof Berlin-Weißensee erinnert eine Tafel an Lohrs Ehrenbürger Joseph Schloßmann  
Artikel  von Monika Büdel im "Lohrer Echo" vom 21./22. September 2019: "Damit seine Seele weiterlebt. Gedenken: An Lohrs Ehrenbürger Joseph Schloßmann erinnert Tafel auf Berliner Friedhof Weißensee..." (eingestellt als pdf-Datei). Auf der Tafel steht: "IM GEDENKEN AN JOSEPH SCHLOSSMANN EHRENBÜRGER DER STADT LOHR A.MAIN GEB: 17.4.1860 IN WIESENFELD  GEST: 4.1.1943 IM GHETTO THERESIENSTADT."
 
September 2019: Erinnerung an den Pfarrer jüdischer Abstammung Werner Sylten 
Artikel in der "Main-Post" vom 23. September 2019: "Jüdischer Lohrer wurde zum Pfarrer - in NS-Zeit ermordet.
Pfarrer Michael Kelinske begrüßte beim jüngsten Dienstagstreff der evangelischen Kirchengemeinde Lohr den Vorsitzenden des Geschichts- und Museumsvereins, Dr. Wolfgang Vorwerk, zum Vortrag über 'Juden in Lohr'.

Vorwerk stellte dar, dass während der Zeit des Nationalsozialismus die jüdischen Deutschen aus Lohr, die sich 'in erster Linie als deutsch und erst in zweiter Linie als jüdisch empfanden', recht häufig durch eine ihnen nahegelegte Auswanderung zumindest ihr Leben retten konnten. Dem evangelischen Theologen Werner Sylten, der 1913 die Abiturprüfung in Lohr ablegte, gelang dies nicht.
Geburtsname Silberstein. 'Vor zwei Jahren habe ich mit Syltens Sohn Walter ein langes Telefongespräch führen können', erzählte Vorwerk nachdenklich, der die rund 25 Zuhörenden mit dem Geburtsnamen von Syltens Vater überraschte: Silberstein. 'Syltens Vater war ein gebürtiger Jude, der zum evangelischen Glauben konvertiert war', so Vorwerk. Die Umbenennung in 'Sylten' sei der Konversion gefolgt. Es sei ein Lohrer Lehrer gewesen, der Werner Sylten motiviert habe, evangelische Theologie zu studieren und Pfarrer zu werden. Die Recherche, um welchen Lehrer es sich gehandelt haben könnte, stehe noch aus.
Rückhalt in Landeskirche fehlte. Wolfgang Vorwerk erläuterte, dass sich Werner Sylten - obwohl selbst drangsaliert und am Dienst gehindert - intensiv für kirchliche Sozialarbeit eingesetzt habe, ab 1925 als Leiter des Köstritzer Mädchenheims. 1933 trat er der Bekennenden Kirche bei, die die Gleichschaltung der Lehre der Deutschen Evangelischen Kirche mit dem Nationalsozialismus zu verhindern suchte. '1936 war dann Schluss. Sylten bekam wegen seiner jüdischen Abstammung keine Pfarrstelle mehr, er wurde aus dem Pfarrdienst entlassen', resümierte der Referent. Der Rückhalt der evangelisch-thüringischen Landeskirche fehlte, auch in Bayern fand der Pfarrer keine Unterstützung mehr. Sylten konnte sich noch einige Jahre für rassisch Verfolgte evangelischen Glaubens im sogenannten 'Büro Pfarrer Grüber', einer kirchlichen Hilfsstelle für evangelische Nichtarier, einsetzen, bevor er selbst 1941 verhaftet wurde, so Vorwerk.
Nach der Untersuchungshaft im KZ Dachau wurde Werner Sylten 1942 in der Vernichtungsanstalt Hartheim bei Linz ermordet. 'Ja, das Schweigen - auch der Kirchen - war sicher eines der Probleme. Doch ich sage immer wieder, dass auch ich nicht weiß, wo ich zu jener Zeit gestanden hätte', so Vorwerk, der das Schicksal jüdischer Menschen in Lohr an Personen wie Sylten sehr persönlich erfahrbar machte." 
Link zum Artikel   
 
November 2019Gedenkfeier mit Enthüllung einer Geschichtstafel am Schlossplatz, einer Opferliste am Kriegsopfermahnmal sowie mit der Benennung der Lotte-Stern-Gasse  
Artikel von Thomas Josef Möhler im "Lohrer Echo" vom 13. November 2019: "Erinnerung an Juden sichtbar gemacht. Geschichte: Neue Tafel am Schlossplatz - Opferliste am Gedenkstein - Gasse nach Lotte Stern benannt..." 
Zum Lesen des Artikels bitte Textabbildung anklicken 
Links: die gemeinsam mit dem Aschaffenburger Archäologischen Spessartprojekt, zugleich Institut an der Universität Würzburg, erstellte Tafel zu "75 Jahre jüdisches Leben in Lohr (1864-1939)". Es ist die einzige Tafel im bayerischen Spessart, die die Geschichte des jüdischen Lebens an einem Ort darstellt. Sie ist eine Zusammenfassung und Ergänzung zu den oben behandelten Aspekten der Geschichte der Israelitischen Kultusgemeinde Lohr: zu Betsaal, Synagoge in der Fischergasse, Ehrenbürger Joseph Schloßmann, Arthur Kahn, Simon Strauß und Lotte Stern und der Gedenkkultur in der Stadt. Die Tafel ist als Tafel 7 auch Teil der Lohrer Kulturwege des Archäologischen Spessartprojekts und ebenfalls online eingestellt: https://www.spessartprojekt.de/wordpress/wp-content/uploads/2019/11/KW_Lohr_3_Tafeln_7.pdf.   
 Nach Lotte Stern wurde die Gasse am Neuen Rathaus benannt: "Lotte-Stern-Gasse"; früher war sie eine namenlose Gasse zwischen der Rathausgasse und der Kellereigasse). Lotte Stern war das jüngste der 17 Holocaustopfer aus Lohr. Sie wurde am 17. Juli 1942 in Auschwitz ermordet – nur kurz nach ihrem 17. Geburtstag am 8. Juni (1925). Das abgebildete Gedenkkärtchen links wurde von Schülern und Schülerinnen des Lohrer Franz-Ludwig-von Erthal-Gymnasiums bei der Gedenkfeier am 11. November 2019 verteilt.
Mehrere Arbeiten von jungen Leuten zur jüdischen Geschichte Lohrs sind auch vor dem Hintergrund des Schicksals von Lotte Stern, die ihr Alter hatte, besonders wertvoll: so von Rainer Kastl von der Staatlichen Fachoberschule Marktheidenfeld, der als einziger bisher Gestapo-Akten am Staatsarchiv Würzburg auswertet hat, von Philipp Steinheim u.a. zum jüdischen Ehrenbürger Joseph Schloßmann und von Christine Becher u.a. zur Lohrer Kultusgemeinde: "Wir haben bis zuletzt gehofft" Jüdische Mitbürger in Lohr - Ihre Integrationsversuche und ihr Schicksal. Lohr 1989 (Schülerarbeit der Klasse 10a des Franz-Ludwig-von-Erthal-Gymnasiums). Online eingestellt (pdf-Datei).
 
 
  
Zusammenstellung der Gedenktafeln und Gedenkstätten in Lohr für die ehemaligen jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger sowie die jüdischen und nichtjüdischen Euthanasieopfer  
(von D
r. Wolfgang Vorwerk, Vorsitzender des Geschichts- und Museumsvereins Lohr a. Main e.V.)   
Die chronologische Zusammenstellung der elf Gedenktafeln und Gedenkstätten für die ehemalige israelitische Kultusgemeinde Lohr sowie für die jüdischen und nichtjüdischen NS-Euthanasieopfer der früheren Heil- und Pflegeanstalt (heute BKH) und alle Euthanasieopfer wurde von Dr. Wolfgang Vorwerk, Vorsitzender des Geschichts- und Museumsvereins Lohr a. Main e.V. erstellt:
 
1. Eine Tafel in Erinnerung an die ehemaligen jüdischen Mitbürger Lohrs und alle NS-Opfer ist der erste Gedenkort, der in Lohr für die ehemalige Israelitische Kultusgemeinde der Stadt geschaffen wurde. Die Gemeinde bestand von 1864 bis 1939. Die Gedenktafel ist auf einem Sandstein-Findling aus dem Stadtwald an der alten Stadtmauer in der Grafen-von-Rieneck-Straße angebracht. Die Enthüllung erfolgte am 11. November 1991 durch Bürgermeister Siegfried Selinger gemeinsam mit Senator David Schuster, dem Vorsitzenden der Israelitischen Kultusgemeinde Würzburg, und unter Beteiligung von Altbürgermeister Gerd Graf, Stadtpfarrer Werner Bernhard und Vertretern des evangelischen Kirchenvorstandes.
2. Auf ärztliche Initiative hin wurde 1993 das Bronzerelief eines verkrümmt am Boden liegenden toten Menschen in unmittelbarer Nähe des BKH-Hauptverwaltungsgebäudes in die Straße eingelassen. Dieses Werk des Künstlers Rainer Stoltz mit dem Namen 'Finaler Adam II' erinnerte an die jüdischen und nichtjüdischen NS-Euthanasieopfer der ehemaligen Heil- und Pflegeanstalt ab 1940. Auf einer kleinen Pyramide wurden die damaligen Tötungsanstalten für die NS-Euthanasie genannt. Nach irreparablen Schäden durch den Verkehr im Laufe der Jahre und nach daraufhin erfolgter Entfernung durch den Künstler 2016 wurde ein neues Mahnmal errichtet, das die Künstlerin Heike Metz "Turm der Erinnerung" nannte. Die Einweihung erfolgte am 26. Juni 2019 durch Bezirkstagspräsidenten Erwin Dotzel sowie Dekan Till Roth und Stadtpfarrer Sven Johannsen. Der Ort des Mahnmals ist der neue Haupteingang des BKH-Festsaals, ergänzt durch eine erläuternde Stele.
3. Die städtische Informationstafel von 2018 zum ersten Betsaal der Israelitischen Kultusgemeinde Lohr, auch Synagoge genannt, befindet sich am hinteren Eingang des Sparkassengebäudes in der Lotte-Stern-Gasse. Die Tafel wurde am 16. April 2018 durch den Bürgermeister der Stadt Lohr a.Main, Dr. Mario Paul, enthüllt. Der Betsaal war nur von 1864 bis 1871 angemietet, weil dann das 1871 erworbene Gebäude in der Fischergasse 32 als Synagoge zur Verfügung stand . Zum Betsaal siehe auch den Text und die Abbildung auf der Homepage der Stadt Lohr: https://www.lohr.de/tourismus-und-kultur/entdecken-erleben/kunst-kultur/geschichte/der-erste-juedische-betsaal   
4. Das eben erwähnte, baulich in seiner Außenfassade bis heute völlig unveränderte Gebäude in der Fischergasse 32 war Heimstatt der zweiten Synagoge der Israelitischen Kultusgemeinde Lohr von 1871 bis zu seiner zwangsweisen sog. 'Arisierung' 1939. Das Gebäude hat auch die Reichspogromnacht von außen unbeschadet überstanden und ist damit ein bauliches Denkmal, das per se an die jüdische Gemeinde erinnert. Öffentliche Hinweise finden sich bislang nur auf der eben genannten Informationstafel zum ersten Betsaal (lfd. Nr. 3) sowie auf der städtischen Informationstafel auf dem Schloßplatz (die unter der unten folgenden lfd. Nr. 8 aufgeführt wird). Am Hause in der Fischergasse selbst findet sich bislang wegen Einwänden der bisherigen (verstorbenen) Eigentümer kein Hinweis auf die Geschichte des Gebäudes. Das Haus ist 2021 an einen privaten Erwerber veräußert worden.
5. Die städtische Tafel am Haus Sommerberg Nr. 43 erinnert an den ehemaligen "Israelitischen Pavillon", im Volksmund die 'Judenküche' genannt, auf dem BKH-Gelände. Die gemeinsame Enthüllung der Tafel erfolgte am 12. September 2019 durch den Bezirkstagspräsidenten Erwin Dotzel und Bürgermeister Dr. Mario Paul. In diesem Haus befand sich nicht nur die rituelle (koschere) Küche für die jüdischen Patienten der damaligen Heil- und Pflegeanstalt von 1924 bis 1938, sondern auch die Wohnung des Verwalters der Küche und zugleich Seelsorgers, Simon Strauß, sowie seiner Familie. Seine Frau Sara führte die rituelle Küche ehrenamtlich.
6. Die gemeinsame Informationstafel von Stadt Lohr und Bezirkstag in Erinnerung an Simon Strauß befindet sich neben dem eben aufgeführten 'Israelitischen Pavillon' am Sommerberg 43. Die Tafel wurde ebenfalls am 12. September 2019 durch den Bezirkstagspräsidenten Erwin Dotzel und Bürgermeister Dr. Mario Paul in Anwesenheit von zahlreichen Nachfahren von Simon Strauß aus Israel enthüllt. Die Tafel enthält Informationen zum Leben und Wirken von Simon Strauß, der auch Vorstand der Israelitischen Kultusgemeinde Lohr von 1926 bis 1939 unten in der Stadt war und der Synagoge in der Fischergasse vorstand.
7. Eine Gedenktafel für den Lohrer Ehrenbürger Joseph Schloßmann (1930) wurde auf dem Grab seiner Frau Mina auf dem jüdischen Friedhof Berlin-Weißensee angebracht. Die Enthüllung erfolgte durch die 3. Bürgermeisterin der Stadt Lohr, Ruth Steger und die Urenkelin Schloßmanns, Maude Schloßmann, am 19.September 2019. Erinnert wird daran, dass der Ehrenbürger Joseph Schloßmann am 4. Januar 1943 im Ghetto Theresienstadt umgekommen ist.
8. Eine städtische Informationstafel zu '75 Jahren jüdischen Lebens in Lohr a.Main – Erinnerung an die Israelitische Kultusgemeinde Lohr (1864–1939)' befindet sich auf der Ostseite des Schlossplatzes. Sie wurde am 11. November 2019 durch Bürgermeister Dr. Mario Paul unter Beteiligung von Nachfahren der ehem. jüdischen Gemeinde, u.a. Raaya Nadel (geb. Strauß) und der genannten Maude Schloßmann, enthüllt. Es ist die bisher einzige Tafel in einem Ort im bayerischen Spessart, die in dieser Form an ihre ehemalige jüdische Gemeinde erinnert. Siehe nochmals den Text wie schon oben auf der dort abgebildeten Schautafel des Archäologischen Spessartprojekts: https://www.spessartprojekt.de/wordpress/wp-content/uploads/2019/11/KW_Lohr_3_Tafeln_7.pdf
9. Die bislang namenlose Gasse zwischen Rathausgasse und Kellereigasse wurde 2019 'Lotte-Stern-Gasse' genannt. Die Widmung erfolgte ebenfalls am 11. November 2019 durch Bürgermeister Dr. Mario Paul. Lotte Stern ist der Name des jüngsten, 1925 geborenen 17-jährigen NS-Opfers aus Lohr. Lotte Stern wurde 1942 von Westerbork in den Niederlanden aus in Auschwitz ermordet. Sie war von ihrem Vater zu ihrer vermeintlichen Sicherheit dorthin geschickt worden.
10. Die Tafel der Stadt Lohr mit den Namen der 17 Töchter und Söhne der ehemaligen jüdischen Kultusgemeinde der Stadt, die Opfer der NS-Gewaltherrschaft wurden, wurde am 11.November 2019 durch Bürgermeister Dr. Mario Paul in Anwesenheit der schon genannten Urenkelin von Joseph Schloßmann enthüllt. Joseph Schloßmann ist einer der 17 NS-Opfer auf der Tafel und Ehrenbürger der Stadt. Diese Opfertafel wurde ebenfalls auf dem oben erwähnten städtischen Gedenkstein von 1991 angebracht. Sie wurde von Auszubildenden der Gießerei der Bosch-Rexroth-AG in Lohr im April 2019 gefertigt. Dieser Gedenkstein mit den beiden Tafeln hat sich zwischenzeitlich auch in der Bevölkerung als zentraler Erinnerungsort etabliert. Die Stadt Lohr gedenkt jährlich mit einem Blumengebinde am 10. November, dem Tag der Verwüstungen in der Reichspogromnacht in Lohr, ihrer ehemaligen jüdischen Bürgerschaft.
11. Der 'Schloßmann-Blick' auf halber Höhe des Buchenbergs in Sendelbach mit Aussicht auf die Lohrer Altstadt wurde am 20. September 2022 von Bürgermeister Dr. Mario Paul der Öffentlichkeit übergeben. Eine Gedenktafel, die wie in Berlin an den Tod des Ehrenbürgers Joseph Schloßmann am 4. Januar 1943 im Ghetto Theresienstadt erinnert, wurde vom Bürgermeister zusammen mit Urenkelin Maude Schloßmann und Ururenkelin Suzanne Sederowsky feierlich enthüllt. Der Anlass für die Ortswahl war die ehemalige auf der Spitze des Buchenbergs befindliche 'Schloßmann-Hütte', die Joseph Schloßmann 1930 dem Lohrer Verschönerungsverein geschenkt, aber die NS-Zeit nicht überlebt hat.
Artikel von Johannes Ungemach zur Einweihung der Gedenktafel auf dem "Schloßmann-Blick" in der "Main-Post" vom 22. September 2022: "'Schloßmannblick' in Lohr: Ein Aussichtspunkt wider das Vergessen..." Link zum Artikel  (eingestellt auch als pdf-Datei

Ergänzende Bemerkung: Die Realisierung der Gedenkstätte 'DenkOrt Deportationen 1941-1944' am Würzburger Hauptbahnhof hat die Stadt Lohr 2018 mit einem finanziellen Beitrag unterstützt. Erinnert wird dort durch gestaltete Gepäckstücke aus den jeweiligen Deportationsorten an die jüdischen NS-Opfer Unterfrankens, die aus Würzburg in die Vernichtungslager des Ostens deportiert wurden. Da 1941 bei Beginn der Deportationen aus Unterfranken keine jüdischen Gemeindemitglieder mehr in Lohr wohnten bzw. fast alle schon ausgewandert waren und somit niemand über Würzburg deportiert wurde, befand der Lohrer Stadtrat 2018, dass ein symbolisches Gepäckstück nach dem Würzburger Modell für Lohr mehr Fragen aufgeworfen als Antworten gegeben hätte. Stattdessen wurde beschlossen, die Erinnerung an die ehemalige jüdische Gemeinde durch die Schaffung verschiedener öffentlicher GedenkOrte in der Stadt sichtbar zu machen und damit zu stärken. .  
     
  
November 2021: Erinnerung an die jüdische Geschichte - Interview mit Wolfgang Vorwerk     
Artikel von Monika Büdel im "Lohrer Echo" vom 8. November 2021: "'Es gibt nicht den einen Weg, Erinnerung wachzuhalten': Jüdisches Leben: Wolfgang Vorwerk über den Verkauf der ehemaligen Synagoge in Lohr, Gedenkorte und die Aufgabe, sie jungen Menschen und Erwachsenen zu vermitteln..." 
Artikel ist als pdf-Datei eingestellt     
 
Juni 2023: Das frühere jüdische Leben in Lohr ist jetzt sichtbar 
Artikel von Thomas Josef Möhler im "Lohrer Echo" vom 29. Juni 2023: "Jüdisches Leben in Lohr jetzt sichtbar...
Führung: Geschichtsverein und VHS zeigen seit 2018 entstandene Gedenkorte an die jüdische Kultusgemeinde."  
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Links und Literatur  

Links:  

bulletWebsite der Stadt Lohr am Main  
bulletHinweis: zur Stadt Lohr gehört auch die Wallfahrtsstätte Mariabuchen, über Jahrhunderte ständige Quelle antijüdischer Vorurteile für ganz Unterfranken. Zum "Judenfrevelmotiv" am Wallfahrtsort und wie heute damit umgegangen werden kann, finden sich Überlegungen auf der Website www.mariabuchen.de (Überlegungen von Fred G. Rausch unter >Geschichte >Geschichtliche Hintergründe / Volkskundliche Darstellung  >Das Judenfrevelmotiv am Wallfahrtsort; vgl. gedruckte Fassung unter der Literatur). Anm.: Wie Rausch erwähnt, ist die alte Legendentafel von Valentin Leucht von 1591 mit der Darstellung des frevelnden Juden im Jahr 1971 aus der Wallfahrtskirche entfernt worden. Dies auf Bitte der Diözese Würzburg. Siehe jetzt auch unten Hans Schlumberger in "Mehr als Steine" S. 259 und Schlumbergers Anmerkungen 30-33 zu Mariabuchen. Danach könnte u.U. gerade auch das Bestreben der Lohrer Bürger von alters her, Juden den Zugang zur Stadt zu verweigern (s.oben), die Entstehung solcher Juden abschreckender Legenden wie im nahen Mariabuchen gefördert haben: dass nämlich Juden nach frevelhaftem Tun an gewissen Orten nicht vorbeigehen können, weil die vorbeiführenden Wege für sie durch einen Bann belegt seien.
Zum antisemitischen Hintergrund der Entstehung der Wallfahrtskirche Mariabuchen im Mittelalter nach der Legende siehe Beitrag von Theodor Ruf: "Wunderbuche und Buchenwunder" (als pdf-Datei eingestellt).  

Literatur:  

bulletChristine Becher, Gabriele Bilz und Nadine Rausch: "Wir haben bis zuletzt gehofft" Jüdische Mitbürger in Lohr – Ihre Integrationsversuche und ihr Schicksal. Ein Beitrag zum Schülerwettbewerb Deutsche Geschichte um den Preis des Bundespräsidenten. Klasse 10a Franz-Ludwig-von-Erthal-Gymnasium, 8770 Lohr am Main, 1989, S. 59. Quelle und Archivsignatur: "Körber-Archiv GW 2003-1179: Christine Becher, Gabriele Bilz und Nadine Rausch: 'Wir haben bis zuletzt gehofft'". Die Geschäftsstelle des Geschichtswettbewerbs des Bundespräsidenten, die sich bei der Körber-Stiftung in Hamburg befindet, archiviert alle Preisträgerarbeiten. Das Copyright für die Arbeit liegt ebenfalls bei der Körber-Stiftung in Hamburg (Genehmigung zur Veröffentlichung über Wolfgang Vorwerk erhalten: Online eingestellt; pdf-Datei).    
bulletErika Becker: Geliebt Gesucht Gefunden. Würzburg 1996² (eine Biographie zu Bruno Rothschild, dem sog. "jüdischen Kaplan"). 
bulletGünter Christ: LOHR AM MAIN. Der ehemalige Landkreis. Historischer Atlas Bayern. Teil Franken, München 2007, S. 73-77.  . 
bulletGermania Judaica II,1 S. 492-493; III,1 S. 758. 
bulletHeinrich Geiskopf: Die Häuser im alten Lohr. Unveröffentlichtes Manuskript. Lohr 1940/41 (Stadtarchiv Lohr).
bulletJosef Harth: 77 Jahre nach der Ansiedlung Samuel Seligs war die Lohrer Judengemeinde dem Nazi-Terror erlegen, Beiträge zur Geschichte der Stadt und des Raumes Lohr, Ausgabe 2018. S. 83-124. 
bulletKarl-Ludwig Löffler: Die Juden in Lohr und seiner näheren Umgebung in: Lohr a.Main 1333 - 1983, 650 Jahre Stadtrecht, S. 124-136.
bulletTheodor Ruf: Quellen und Erläuterungen zur Geschichte der Stadt Lohr am Main bis zum Jahr 1559. Lohr a.Main 2011, 165-166. .    
bulletBaruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979 S. 348-350.
bulletIsrael Schwierz:  Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 85.
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany - Bavaria. Hg. von Yad Vashem 1972 (hebräisch) S. 506-507.
bulletFred Rausch: Frevelsagen in Franken und ihre Entstehung. In: Maria Buchen. Eine fränkische Wallfahrt. Hrsg. von Wolfgang Brückner unter Mitarbeit von Christoph Daxelmüller, Alois Düring, Hans Dünninger, Fred Rausch, Hans-Theo Ruf, Erich Wimmer. Würzburg 1979. S. 59-76.  
bulletPhilipp Schönmüller: Lohr und die Juden. Heimatland. Heimatkundliche Beilage zur Lohrer Zeitung, Oktober 1957, Nummer 10 sowie November 1957, Nummer 11. Jeweils ohne Seitenangabe.  
bulletMSP Publikation 01.jpg (23157 Byte)Leonhard Scherg: Jüdisches Leben im Main-Spessart-Kreis. Reihe: Orte, Schauplätze, Spuren. Verlag Medien und Dialog. Haigerloch 2000 (mit weiterer Literatur). S. 31-33. 
bulletWolfgang Weismantel: Übergriffe folgen durchdachtem Plan. Vor 70 Jahren: Terror gegenüber jüdischen Bürgern in Lohr und Wiesenfeld - Synagoge und Ritualbad zerstört. In. Sonderseite zur Reichspogromnacht in Lohr am Main. In: Lohrer Echo (Kopf-Blatt des Main-Echo, Aschaffenburg) am 8./9. November 2008.
bulletebd. findet sich ein weiterer zu öffnender Artikel unter der Überschrift "Das sind alles sehr traurige Erinnerungen" - Zeitzeugin: Das Schicksal der jüdischen Familie(n Feist und Bernhard) Hirsch".   
Bei dem Text handelt es sich um die (gekürzten) Erinnerungen der Frau Lea Heinemann, geborene Hirsch (aus Lohr), deren Großvater Feist und in dessen Erbfolge ihr Vater Bernhard Hirsch ein Textilgeschäft in Lohr in der Lohrtorstraße 276 hatte. Frau Heinemann hat ihre Erinnerungen in einem Brief vom 15. Juni 1987 niedergelegt, der heute im Archiv des Lohrer Schulmuseums liegt.  
(Hinweis Fred G. Rausch vom 12.11.2008).  
bulletDirk Rosenstock: Die unterfränkischen Judenmatrikeln von 1817. Eine namenkundliche und sozialgeschichtliche Quelle. Reihe: Veröffentlichungen des Stadtarchivs Würzburg Band 13. Würzburg 2008. S. 172-173 (zu Steinbach).  
bulletBayern Synagogengedenkbuch IMG_20150803_0001.jpg (85625 Byte)"Mehr als Steine...." Synagogen-Gedenkband Bayern. Teilband III: Unterfranken, Teil 1. Erarbeitet von Axel Töllner, Cornelia Berger-Dittscheid, Hans-Christof Haas und Hans Schlumberger. Hg. von Wolfgang Kraus, Hans-Christoph Dittscheid und Gury Schneider-Ludorff in Verbindung mit Meier Schwarz. Synagogue Memorial Jerusalem. Bd. 3: Bayern. 1. Auflage 2015. Kunstverlag Josef Fink Lindenberg im Allgäu (mit umfassenden Quellen- und Literaturangaben)
ISBN 978-3-89870-449-6.
Abschnitt zu Lohr mit Steinbach S. 257-271. Die Forschungsergebnisse von Hans Schlumberger und Cornelia Berger zu Steinbach / Lohr sind in der obigen Darstellung umfassend berücksichtigt. 
bulletWolfgang Vorwerk: Die erste Synagoge der jüdischen Kultusgemeinde in Lohr: ein Betsaal. In: Lohrer Jahrbuch des Geschichts- und Museumsvereins. 2017. Online eingestellt (pdf-Datei).
bulletders.: "Ein Wiedersehen gibt es nur im Himmel!" - Jüdische NS-Opfer aus Lohr. In: Lohrer Jahrbuch des Geschichts- und Museumsvereins 2017. Online eingestellt (pdf-Datei).  
bulletders.: Zum 80. Jahrestag der Novemberpogrome von 1938: Das Schicksal der ehemaligen jüdischen Mitbürger Lohrs im Nationalsozialismus. In: Lohrer Jahrbuch des Geschichts- und Museumsvereins e.V. 2018. Online eingestellt (pdf-Datei). 
bulletders.: Lohr und seine ehemalige jüdische Gemeinde (1864-1939). In: Lohrer Jahrbuch des Geschichts- und Museumsvereins e.V. 2019. Online eingestellt (pdf-Datei).
bulletders.: Jüdisches Leben in Lohr. Der ehemalige "Israelitische Pavillon" auf dem Gelände des heutigen Bezirkskrankenhauses am Sommerberg. In: Lohrer Jahrbuch des Geschichts- und Museumsvereins e.V. 2019. Online eingestellt (pdf-Datei).
bulletders.: Vor achtzig Jahren verstorben: Simon Strauß – ein Lehrer und Seelsorger mit Leib und Seele und ein Menschenfreund (1887-1940). In: Lohrer Jahrbuch des Geschichts- und Museumsvereins e.V. 2020/21. Online eingestellt (pdf-Datei).  
bulletders.: Die "Arisierung" der Lohrer Synagoge 1939. In: Lohrer Jahrbuch des Geschichts- und Museumsvereins 2020/21. Online eingestellt (pdf-Datei).  
bulletders.: Lohr – Berlin – San Francisco: Erinnerungen von Ellen Isaak an ihren Vater Ludwig, Sohn von Emanuel Rothschild und seiner Frau Fanny, geb. Schloßmann. In: Lohrer Jahrbuch des Geschichts- und Museumsvereins 2020/21. Online eingestellt (pdf-Datei).    
bulletzur Wallfahrtskirche Mariabuchen und ihrer Entstehungslegende: Theodor Ruf: Wunderbuche und Buchenwunder. Aus der Geschichte Main-Spessarts (60). Ein Ungläubiger stach mit seinem Schwert in eine Buche und es floss Blut, erzählt die Legende. Im Baum war ein Marienbild. So entstand der Wallfahrtsort Mariabuchen. In: Main-Post vom 10. September 2021 (Lokalausgabe MSP S. 33). Link zum Artikel, auch eingestellt als pdf-Datei.     

  
   


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Lohr am Main  Lower Franconia. Jews were victims of the Rindfleisch massacres of 1298. Few Jews lived there from the mid-16th century until Bavarian Jews attained equal rights in 1861. The modern community, which was founded by Jews from Steinbach, was well integrated into the city's social and cultural life. There was organized Jewish education for the children. The Jewish population was 91 in 1900 and 70 in 1933 (total 6.133). From the outset of Nazi rule in 1933 the Jews suffered from anti-Jewish agitation and the economic boycott, with anti-Jewish rioting after the Anschluss (13 March 1938). The synagogue and Jewish homes were vandalized on Kristallnacht (9-10 November 1938). Fiftly Jews subsequently left for other German cities and 19 emigrated.       
       
        

                   
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Stand: 30. Juni 2020