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 Bergen
 (Bergen-Enkheim, Stadt Frankfurt am Main) mit Fechenheim (Stadt Frankfurt am Main)
 Jüdische Geschichte / Synagoge
 Übersicht:      Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)   
 Im
Bereich von Bergen, Enkheim und Bischofsheim (heute Maintal-Bischofsheim)
lebten Juden bereits im Mittelalter. 1331 wird "Moyses de Enkeym" genannt, 1344 lässt Sanewel (Samuel) von Bischofsheim die Gewährung eines
Darlehens in die Frankfurter Gerichtsbücher eintragen. Es ist nicht ganz
sicher, aber wahrscheinlich, dass dieses Bischofsheim genannt ist. Für Bergen
liegt eine erste indirekte Erwähnung aus dem 15. Jahrhundert vor, als der Jude
Burghardt von Bergen 1437 in  Babenhausen aufgenommen wurde.
 
 Die
Entstehung der neuzeitlichen jüdischen Gemeinde geht auf das 17./18. Jahrhundert zurück. 1680
wird der Jude Aron in Bergen genannt, 1686 Itzig zu Bergen, der sich im
Pferdehandel betätigte. 1736 und 1754
lebten in Bergen je 85, in Bischofsheim zehn jüdische Einwohner.  Im
gesamten 18. und 19. Jahrhundert betrug der Anteil der jüdischen Bevölkerung 
in
Bergen zwischen 8 und 
10 % der Gesamtbevölkerung. Die jüdischen Familien lebten zunächst
fast ausschließlich vom Handel mit Vieh und Waren. Seit der Mitte des 19.
Jahrhundert haben mehrere von ihnen Ladengeschäfte und Handlungen eröffnet.
Einige hatten auch Handwerksberufe erlernt. Anfang des 20. Jahrhunderts gab es
in Bergen mehrere jüdische Viehhändler, Pferdehändler, Getreidehändler,
Schuh- und Textilwarenhändler sowie acht bis neun Metzger. Acht bis 10
Portefeuiller stellten zuhause Taschen usw. für die Offenbacher
Lederwarenfabriken her. An Geschäften gab es auch Spielwaren- und Küchengeräte-Läden
sowie eine Likör- und Spirituosenfabrik, die jüdischen Kaufleuten gehörten.
Die jüdischen Familien lebten vor allem im Bereich um das Rathaus
beziehungsweise die Marktstraße. Die höchste Zahl jüdischer Einwohner wurde 1890
mit 246 Personen erreicht.
 
 An 
Einrichtungen der Gemeinde gab es bis 1853 ein jüdisches Gemeindezentrum in der früheren
Rathausgasse mit Betsaal (s.u.), Schule und Wohnung des Lehrers/Vorbeters sowie
ein Friedhof (ab 1924 neuer
Friedhof). Die  jüdische
Konfessionsschule (Elementarschule) wurde 1844 in das Schulgebäude der
ehemaligen unierten Schule (Rathausgasse 4) verlegt. Nach 1853 war die Schule im
Synagogengebäude in
der Erbsengasse. Die jüdische Konfessionsschule bestand noch bis 1924, als sie
nur noch von sechs Schülerinnen und Schülern besucht wurde. Es gab
verschiedene jüdische Vereine, insbesondere die Israelitische ältere
Männerkrankenkasse,
die Israelitische jüngere Männerkrankenkasse, der Verein für Gegenseitigkeit
(Ziele Unterstützung Hilfsbedürftiger und Bestattungswesen),
der Israelitische Frauenverein (Ziele: Unterstützung Hilfsbedürftiger,
Gesellschaft), der Freundschaftsclub. Die Gemeinde gehörte zum Rabbinatsbezirk
Hanau.
 
 Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde: Siegfried Hahn
(geb. 1.2.1893 in Fechenheim, gef. 19.8.1917),
David Hess (geb. 1.4.1882 in Bergen, gef. 30.6.1918), Julius Hess (geb.
12.12.1894 in Bergen, gef. 30.7.1918), Salli Hess (geb. 9.2.1888, gef.
20.5.1915), Siegfried Hess I (geb. 23.10.1885 in Bergen, gef. 20.4.1916),
Gefreiter Siegfried Heß II (geb. 27.1.1889 in Bergen, gef. 25.11.1918), Max
Levi (geb. 10.5.1885 in Bergen, gef. 17.5.1915), Siegfried Levi I (geb.
28.7.1893, gef. 11.6.1915).
 
 Nach dem Ersten Weltkrieg, als neben den in  Enkheim wohnenden jüdischen
Personen auch diejenigen in  Fechenheim zur Gemeinde Bergen gehörten (1932 waren
dies in den beiden Orten zusammen 45 Personen), nannte sich die Gemeinde
zeitweise "Jüdische Gemeinde Bergen-Fechenheim".
 
 Um 1925, als
etwa 200 Personen zur jüdischen Gemeinde gehörten (ca. 2,85 % von ca. 7.000
Einwohnern) waren die Vorsteher der Gemeinde Moses Hirsch und Oscar Wolf. Als
Lehrer, Kantor und Schochet war (bereits seit 1902, siehe Bericht unten) Emanuel Heinemann angestellt (auch 1932). 1932
waren die Vorsteher Julius Straus und Adolf Hess.
 
 Nach
1933
ist ein Teil der jüdischen Gemeindeglieder (1933: 145 Personen) auf Grund der
zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen (insbesondere nach
Frankfurt)
beziehungsweise ausgewandert (insbesondere USA). Die
Boykottmaßnahmen trafen u.a. den Arzt Dr. Rudolf Freudenberger (1933-38 letzter
Vorsitzender der jüdischen Gemeinde, vgl. Presseartikel unten; Gedenktafel am 
Wohnhaus, Informationen unten), aber auch alle anderen überwiegend in
der Markstraße befindlichen jüdischen Geschäfte: 21 von ihnen mussten bis 21
geschlossen beziehungsweise arisierte werden, neun weitere bis Dezember 1938. Beim
 Novemberpogrom
1938 wurden die Synagoge demoliert (s.u.), zahlreiche jüdische Wohnungen überfallen
und geplündert, die Bewohner misshandelt. Ein Großteil der jüdischen Männer
wurde in so genannte "Schutzhaft" genommen und in das KZ Buchenwald verschleppt.
auch 1939/40 kam es immer wieder
zu Misshandlungen jüdischer Personen und Überfällen auf jüdische Häuser.
Die jüdischen Familien mussten gemeinsam in so genannte Judenhäuser ziehen.
Diejenigen, die nicht auswandern konnten, wurden im Mai und September 1942 von
Bergen aus deportiert.
 
 Von
den in Bergen geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen
Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem):
 a) 
Von Frankfurt aus deportierte Personen, die ihren Wohnsitz ehemals in Bergen
hatten: Katinka
Altheimer (1883), Sophie Altheimer (1869), Bernhard Appel (1875), Frieda Appel
geb. Schönthal (1876), Berta Aumann geb. Östreich (1913), Chlothilde Aumann
(1899), Jossy Aumann (1941), Judis Aumann (1940), Sally Aumann (1897), Mathilde
(Tilda) Bachheimer geb. Schatzmann (1873), Helga Bing (1926), Rosa Bing geb.
Dach (1889), Siegfried Bing (1886), Röschen Cahn geb. Rosenthal (1860), Moritz
Fuld (1886), Gustav Goldschmidt (1873), Tilli Goldschmidt geb. Stern (1884),
Jacob Grodteczinsky (geb. ?), Mina Grodteczinsky geb. Stern (1888), 
Frieda Grünebaum (geb. ?), Johanna Grünebaum geb. Hahn (1870), Rebekka
Grünebaum (1898), Sally Grünebaum (1891),  Ida
Gutenstein geb. Wolf (1855), Gustav Hahn (1873), Jacob Hahn (1872), Johanna Hahn
geb. Ehrmann (1875), Johanna Hahn geb. Strauss (1876), Johanna Hahn geb.
Strahlheim (1909), Ludwig Hahn (1904), Melina Hahn geb. Frank (1884), Sally Hahn
(1893), Sigmund Hahn (1878), Moritz Hess (1859), Betty Hirsch geb. Reis (1864),
Fina Hirsch (1889), Fredericke Hirsch geb. Stock (1900), Friedrich Nathan Hirsch
(1888), Harro Heinz Hirsch (1919), Heinrich Hirsch (1889), Hermann Hirsch
(1889), Jona Hirsch (1902), Max Hirsch (1874), Rosa Hirsch geb. Grünebaum
(1892), Selma Hirsch (1872), Betty Lehmann geb. Jakob (1875), Greta Lichtenstein
geb. Dach (1890), Sara Linz geb. Fuld (1886), Rosa Löwenthal (1884), Johannette
Marx geb. Hess (1882), Erna Mayer geb. Kahn (1898), Bella Nachmann (1906),
Johanna Nathan geb. Hahn (1873), Salomon Nathan (1872), Bertha Rosenthal geb.
Hirsch (1876), Mina Rosenthal geb. Schott (1872), Simon Rosenthal (1864),
Karoline Rothschild geb. Rosenthal (1863), Julius Schott (1869), Frieda Stadel
geb. Hirsch (1872),  Fanny Stern
geb. Strauss (1873), Julius Stern (1884), Antonie Strauss geb. Stern (1874),
Julius Strauß (1882), Dora Strauß geb. Hess (1887), Fritz Tannenwald (1924),
Isidor Tannenwald (1885).
 b) 
Von Bergen aus deportierte Personen:
 Henny
Ehrmann geb. Hahn (1893), Leopold Ehrmann (1881), Bella Grünebaum (1901), Emma
Grünebaum geb. Wetterhahn (1875), Emma Hahn geb. Rosenberg (1897), Frieda Hahn
(1903), Jenny Hahn (1905), Karoline Hahn geb. Grünebaum (1868), Hermann Hahn
(1888), Henriette (Jettchen) Hess geb. Strauss (1881), Klara Hess (1883),
Johanna Hess geb. Morgenthau (1859), Nathan Hess (1878), Paula Hess (1895),
Siegfried Heß (1881), Frieda Hirsch geb. Hirsch (1896), Jettchen Hirsch geb. Kaufmann (1863), Joachim
Hirsch (1929), Johanna Hirsch (1887), Otto Hirsch (1901), Wilhelm Hirsch (1890),
Emil Levi (1883), Sophie Levi geb. Löb (1886), Ella Seligmann geb. Brückheimer
(1876), Meier Seligmann (1872), Adolf Stern (1870), Emma Strauss geb. Nussbaum
(1882), Minna Weil geb. Hess (1890), Richard Weil (1930), Walter Siegfried Weil
(1928).
 
 2006 bis 2009 wurden in Bergen-Enkheim "Stolpersteine" für die Opfer der 
NS-Zeit verlegt: siehe
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Frankfurt-Bergen-Enkheim
 
 
 
 Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
 
 Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
 Ausschreibungen der Stelle des Lehrers, Vorbeters und Schächters 1878 / 1902
 
  
    |  Anzeige
      in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Juli 1878: "Bekanntmachung. Die
      israelitische Lehrerstelle für den gesamten Jugendunterricht in Bergen,
      mit welcher zugleich die Vorsängerstelle in der dasigen Synagoge
      verbunden ist, wird mit dem 1. August diesen Jahres vakant. Bewerber um
      dieselbe wollen ihre Meldungsgesuche unter Beifügung der erforderlichen
      Zeugnisse binnen vier Wochen bei unterzeichneter Stelle einreichen. Gehalt
      900 Mark neben freier Wohnung und 90 Mark für Feuerung. Hanau, den 1.
      Juli 1878. Königliches israelitisches Vorsteheramt. Hamburger". |  
    |  |  
    |  Anzeige
      in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. April 1902: "Die erledigte
      
      Elementarlehrer- und Vorsängerstelle bei der Synagogengemeinde Bergen soll
      wieder besetzt werden. Das Grundgehalt beträgt bei freier Wohnung Mark
      1200, der Einheitssatz der Alterszulage Mark 150.- Für Heizung des
      Schullokals wird eine Entschädigung von Mark 85,71 gewährt. Bewerber
      wollen ihre Meldungen mit den erforderlichen Zeugnissen bis zum 18. dieses
      Monats anher einreichen. Hanau, 3. April 1902.
 Das Vorsteheramt der
      Israeliten: Dr. Bamberger."
 |            25-jähriges Dienstjubiläum von Lehrer Emanuel
Heinemann (1927)
 
  
    |  Artikel
      in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Juli 1927:
      "25-jähriges Dienstjubiläum. Am 16. Juni waren es 25 Jahre, dass
      Herr Lehrer Emanuel Heinemann von der Regierung in Kassel als Lehrer an
      der israelitischen Volksschule in Bergen bei Frankfurt am Main angestellt
      worden war. Die Gemeinde ließ es sich nicht nehmen, ihrer Anhänglichkeit
      an ihren Lehrer und Kultusbeamten durch eine würdige Feier in der
      Synagoge Ausdruck zu verleihen. Die ganze Gemeinde und viele Ehrengäste
      versammelten sich in dem herrlich geschmückten Gotteshause. Herr Kantor
      J. B. Levy begrüßte den Jubilar mit dem Vortrage des Japhetschen 'Boruch
      habo'. Hierauf widmete der Gemeindeälteste Herr Julius Strauß dem
      Gefeierten im Namen der Gemeinde herzliche Worte des Dankes und der
      Anerkennung. Nach dem Minchagebet bestieg Herr Provinzialrabbiner Dr.
      Gradenwitz - Hanau die Kanzel und feierte in groß angelegter Festrede im
      Anschluss an die Sidroh den Jubilar als den Helden, der Kaleb gleich sich
      von dem größten Teil seiner Genossen unterschied, 'weil ein anderer
      Geist in ihm war und er ganz erfüllt war mir nach.' Er rühmte die
      schönen Erfolge des Lehrers und wünschte ihm Frische des Geistes und
      Gesundheit des Körpers für ein rüstiges Weiterschaffen im Dienste
      seiner Gemeinde und des Judentums. Herr Kreisvorsteher Dr. Koref - Hanau
      überbrachte die Glückwünsche des Vorsteheramtes der Israeliten zu Hanau
      in längeren Ausführungen und wie auf das friedvolle Verhältnis hin, wie
      es stets in Bergen zwischen Lehrer und Gemeinde in vorbildlicher Weise
      herrschte. Herr Lehrer Sulzbacher - Hanau übermittelte im Anschlusse an
      Worte der Sidroh dem Freund und Kollegen Gruß und Glückwunsch des
      Vereins israelitischer Lehrer im Bezirk Kassel. Mit sichtlicher Rührung
      nahm Herr Heinemann die Huldigung seiner früheren Schüler und Schülerinnen,
      ausgesprochen von Fräulein Johanna Appel. Der Jubilar bestieg nun selbst
      die Kanzel, um einen Rückblick zu werfen auf das Vierteljahrhundert
      seiner Wirksamkeit und seine Rede in Worte des Dankes für die ihm
      zahlreich erwiesenen Aufmerksamkeiten ausklingen zu lassen. Nach dem
      Vortrage des 'Zadik katomor jifroch' durch Herrn Kantor Levi
      versammelten scih Ehrengäste und Gemeindeälteste im Hause des Jubilars
      zu einer familiären Feier, wobei noch Herr Lehrer Weingarten - Hanau dem
      Kollegen seinen Glückwunsch aussprach. So war eine echt jüdische Feier
      gefeiert worden, die alle Beteiligten mit voller Befriedigung und
      bleibender Erinnerung erfüllte. Nachwort der Schriftleitung: Im Namen des Bundes gesetzestreuer Lehrer
      entbieten wir unserem lieben Kollegen und treuen Mitgliede herzlichen
      Glückwunsch und 'Glückauf zum Goldenen Jubiläum!'".
 |     
 Aus dem jüdischen
Gemeinde- und Vereinsleben
 Feier zum 100. Geburtstag des Wohltäters Sir Moses
Montefiori in Bergen (1884)
 
  
    |  Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit"
      3.
      November 1884: "Im Bade Kissingen
      hielt Herr Distrikts-Rabbiner Bamberger eine weihevolle Festrede (sc. aus
      Anlass des 100. Geburtstages von Sir Moses Montefiore); die Gemeinde
      sandte ein Beglück-Wünschungstelegramm an den Jubilar.- Sämtliche
      Rabbiner Unterfrankens, sowie Vorstand und Kuratoren der
      Lehrerbildungsanstalt zu Würzburg richteten eine Adresse an den
      allverehrten Sir Moses. – Ähnliches wird uns aus Bergen bei
      Langen (Großherzogtum Hessen) berichtet, wo Herr Lehrer Strauß alle
      Herzen durch seinen Vortrag erfreute und erbaute." |  60-jähriges Jubiläum der Israelitischen Männerkrankenkasse (1890)
 
  
    |  Artikel
      in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. März 1890: "Bergen bei
      Frankfurt am Main. Am 19. vorigen Monats beging die hiesige ältere Männerkrankenkasse
      zur Erinnerung ihres 60jährigen Bestehens und zum Andenken an die durch
      Anregung ihres derzeitigen ersten Vorstehers, des Herrn Lazarus Heß
      vollzogene Reorganisation des Vereins eine Feier, deren herrlicher Verlauf
      auch weiteren Kreisen mitgeteilt zu werden verdient. Nach Abhaltung des Jom Kippur Katan
      in der Synagoge, versammelten sich von den 65 Mitgliedern des Vereins 55
      im Saale des Gasthauses zur schönen Aussicht, um nach Vorlesung und
      geschehener Unterschrift der neuen Statuten ein gemeinschaftliches Mahl
      einzunehmen. An den Toast auf Herrn Raphael Heß I., der bereits an der
      Wiege des Vereins gestanden und welcher durch Unwohlsein verhindert war,
      dem Feste beizuwohnen, schloss sich eine Reihe von Reden und Toasten an.
      Der Geist der Eintracht rief eine gehobene Stimmung hervor, in welcher der
      größte Teil der Festgäste bis über Mitternacht hinaus zusammen
      verblieb. Es seien noch hier als Beweis, dass auch in unserer Gemeinde der
      Wohltätigkeitssinn schöne Blüten treibt, einige Notizen über das
      Vereinswesen angebracht. Es bestehen dahier noch eine jüngere Männer-
      und Frauenkasse, ein Zweigverein des deutsch-israelitischen Kinderheimes
      und ein erst neu gegründeter ‚Verein zur Gegenseitigkeit’, dessen
      Mitglieder sich die Aufgabe gesteckt, bei Krankheits- und Todesfällen die
      Pflichten des Gemilut Chesed
      (Wohltätigkeit) zu handhaben. H. Ehrmann."
 |    Jüdische Volksversammlung in Bergen auf Veranlassung
des "Frankfurter Zionistischen Vereins" (1907)
 
  
    |  Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
      vom 3. Mai 1907: "Bergen bei Frankfurt. Am Sonntag, den 28.
      April, fand auf Veranlassung des 'Frankfurter Zionistischen Vereins' eine
      jüdische Volksversammlung in Bergen statt, der ungefähr die Hälfte der
      dortigen jüdischen Einwohner beiwohnte. Herr Dr. J. Feuchtwanger eröffnete mit einigen einleitenden Worten
      die Versammlung und erteilte Herrn Rechtsanwalt Dr. S. Schwarzschild
      das Wort zu dem Thema: Wie ist die Lage der Juden zu verbessern? In
      formvollendeter Weise entledigte sich der Referent in einstündigem
      Vortrage seiner Aufgabe und resümierte seine Ausführungen dahin, dass
      nur durch den Zionismus eine Gesundung und vollständige Heilung des
      jüdischen Volkslebens zu ermöglichen sei und empfahl allen Anwesenden in
      warmen beredten Worten den Anschluss an die zionistische
      Organisation.
 In die Debatte griff mehrmals Herr Lehrer Heinemann aus Bergen ein,
      der es mit seiner religiösen Überzeugung nicht vereinbaren kann, einer
      Partei beizutreten, die in einem Lande, auf dem der Fluch liege, eine neue
      jüdische Heimstätte schaffen will. Ihm traten die Herren Dr.
      Feuchtwanger und Goitein entgegen, die aus einer Reihe von
      Prophetenstellen überzeugend nachwiesen, wie hoch das Gebot in Palästina
      zu arbeiten, einzuschätzen sei. Den Ausführungen dieser Herren, die von
      dem Referenten und den Herren Hirsch und Sondheimer
      wirkungsvoll unterstützt wurden, gelang es, die Beweisgründe des Herrn
      Lehrer Heinemann gegen den Zionismus zu entkräften und eine verhältnismäßig
      große Reihe von Schekelzahlern in Bergen zu gewinnen. Die Versammlung
      fand erst gegen 11 Uhr ihr Ende."
 |     
 Berichte zu einzelnen Personen
aus der Gemeinde
 Todesstrafe gegen den Mörder von Herrn Hamburger
aus Bergen (1872)
 
  
    |  Artikel
      in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Mai 1872: "Frankfurt
      am Main. Unsere Leser werden sich des in vorigem Winter in Frankfurt
      am Main an einem israelitischen Handelsmann verübten schrecklichen
      Raubmordes erinnern. In einem der belebtesten Stadtteile, in dem Hausgange
      eines besuchten Wirtshauses, wurde am hellen, lichten Tage in der
      Mittagsstunde der 67-jährige Hamburger aus Bergen bei Frankfurt
      ermordet und beraubt. Der Mörder, namens Völker, stand am verflossenen
      Pessach-Feste vor den Assisen, wurde von den Geschworenen schuldig
      befunden und in Folge dessen von dem Gerichtshofe zum Tode verurteilt.
      In Rumänien wäre er sicherlich freigesprochen worden." |  
  Kaufmann Leopold Hirsch wird erster Vorsitzender des
Kriegervereins (1907)
 
  
    |  Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
      vom 8. März 1907: "Bergen bei Frankfurt am Main. Zum ersten
      Vorsitzenden des hiesigen Kriegervereins wurde der Kaufmann
      Leopold Hirsch, ein Veteran von 1870, fast mit Stimmeneinheit (nur
      drei Stimmen fielen aus) gewählt, was umso bemerkenswerter ist, als unter
      den 130 Mitgliedern des Vereins nur vier Juden sind und Bergen früher
      eine Hochburg des antisemitischen Dr. Böckel gewesen
      ist." |  
 Diamantene Hochzeit von Lazarus Heß und seiner Frau
(1908)
 
  
    |  Meldung
      im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 13. März
      1908: "Bergen bei Frankfurt am Main. Das Lazarus Heß'sche
      Ehepaar feierte die Diamantene Hochzeit." |     Zum Tod von Leopold Herz, Bergen (gest. 1925 in Gelnhausen)
 
  
    |  Artikel
      in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Oktober 1925: "Gelnhausen,
      7. Oktober (1925). ... Acht Tage später, am 2. Tag von Sukkot (= Sonntag, 4. Oktober 1925)
      betteten wir an seine Seite das älteste männliche Mitglied unserer
      Kehillo, Leopold Herz, Bergen, der einer alteingesessenen
      gutjüdischen hiesigen Familie entstammte. Plötzlich, ohne vorheriges
      Kranksein, ereilte ihn mitten in der Unterhaltung im Hause eines seiner
      Schwiegersöhne im Alter von 79 Jahren am Rüsttage des Laubhüttenfestes
      der Tod. In ihm verliert unsere Gemeinschaft ebenfalls einen Mann, der
      für die Erhaltung des Kultus in traditionellem Sinne nach bestem Können
      bestrebt war, der Pflege jüdischen Geistes Interesse entgegenbrachte und
      über den religiösen Abfall der Jugend häufig Worte der Klage und des
      Tages fand. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."
 |    
 Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
 Anzeige von Moritz Hirsch (1898)
 
  
    |  Anzeige
      in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. September 1898: "Haushälterin gesetzten Alters, per sofort gesucht.
 Moritz Hirsch, Bergen bei Frankfurt am
      Main."
 |   Anzeige von Metzgermeister Adolf Stern (1904)
 
  
    |  Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Mai
      1904: "Metzger-Lehrling.
 Suche per sofort einen kräftigen Jungen, aus guter Familie. Derselbe
      kann sich in Rinds- und Kälbermetzgerei gründlich ausbilden. Samstags
      geschlossen.
 Adolf Stern, Bergen bei Frankfurt am Main."
 |     Verlobungsanzeige von Mally Adler und Dr. Rudolf
Freudenberger (1923)
 
  
    |  Anzeige
      in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. August 1923: "Gott
      sei gepriesen. Mally Adler - Dr. med. Rudolf Freudenberger.
      Verlobte.
 Heubach /  Schüchtern - 
	Bergen - Frankfurt am Main /
      Thüngen.
      7. Elul 5683" (= 19. August 1923).
 |  
    | Hinweis: Hochzeitsanzeige und weitere
      Informationen auf der Seite zu Thüngen. |     Verlobungsanzeige von Lea Hirsch und Dr. Julius
Heinemann (1930)
 
  
    |  Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Mai 1930:
      "Gott sei gepriesen. Lea Hirsch - Dr. jur. Julius Heinemann. Rechtsanwalt.
 Verlobte.  Lohr am Main  - Fulda
      / Bergen. 1. Siwan (= 28. Mai 1930)".
 |     
 
 Zur Geschichte der Synagoge
 
 Eine erste Synagoge wurde vermutlich bereits 1603/04 erbaut. Diese
erste "Judenschule" befand sich in einem Gebäude in der früheren
Rathausgasse (heute: Am Berger Spielhaus), die im Volksmund auch "Rewwesgaß" hieß:
hier wohnte der Rabbiner = Rewwe. Wo er wohnte, war zugleich die Schule und im
Oberstock ein Bet- und Versammlungssaal.
 
 Mitte des 19. Jahrhunderts war die erste Synagoge zu klein und nicht mehr den
Ansprüchen der Zeit gewachsen. Die Gemeinde entschloss sich zum Neubau einer
Synagoge, die 1854 feierlich eingeweiht werden konnte.
 
 1894 konnte das 40-jährige Bestehen des Synagoge festlich
begangen werden.
 
  
    |  Bergen,
9. Oktober (Jubiläum der israelitischen Gemeinde). Am 1. Oktober waren es 40* Jahre, dass die hiesige Synagoge ihrer Bestimmung übergeben wurde. Von der
Synagogengemeinde wurde deshalb dieser Tag festlich begangen. Am Freitag Abend
fand eine religiöse, sowie eine unterhaltende Vorfeier statt. Nach einem am
Samstag abgehaltenen Frühgottesdienst erfolgte um 9 Uhr die feierlich
Überbringung einer neuen Sefer Tora, deren Einweihung mit dem Feste verbunden
war, vom Schullokal nach dem Oron-Hakodesch (Toraschrein), wo unter den
üblichen Zeremonien die alten Torarollen aus- und die neuen eingehoben wurden.
Ein Gebet für den Landesfürsten wurde gesprochen. Die Festpredigt hielt Herr
Grünebaum. Ein Chorgesang beschloss die Feier. Abends fand ein gut besuchter
Ball in den Sälen des Gasthauses "Zur schönen Aussicht" statt. *) im Artikel steht fälschlicherweise 50 Jahre.
 |   1929 wurde das  75jährige Bestehen der Synagoge feierlich
gegangen.  
  
    |  Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. November 1929:
      "Jubiläumsfeier in Bergen. Das 75-jährige Bestehen der hiesigen
      Synagoge war der Anlass zu einer Feier, die in  den Annalen der
      hiesigen Gemeinde einzig dasteht. Nachdem am Freitagabend und Schabbatmorgen
      feierliche Gottesdienste stattgefunden hatten, bei welcher Lehrer
      Heinemann Bedeutung und Zweck eines Gotteshauses und des Gebetes in
      längerer Ausführung würdigte, fand am Sonntagnachmittag die offizielle
      Feier statt. Es hatten sich zu derselben in der festlich geschmückten Synagoge neben
      Herrn Provinzial-Rabbiner Dr. Gradenwitz - Hanau, Herr Kreisvorsteher
      Rechtsanwalt Dr. Koref - Hanau, die Herren Gemeindeältesten von Hanau und
      anderer Orte des Landkreises, zwei Herren des Vorstandes der
      Synagogengemeinde Frankfurt am Main, die evangelischen Geistlichen von
      Bergen und Enkheim, ein Vertreter des durch Amtshandlungen verhinderten katholischen
      Geistlichen, Bürgermeister und Ortsvorstand, Gemeinderäte, beide Herren
      Amtsgerichtsräte, Herr Postmeister, der Rektor und eine Anzahl Lehrer
      sowie viele auswärts wohnende, von hier stammende Damen und Herren und
      die ganze Gemeinde eingefunden. Die Synagoge war überfüllt wie noch
      nie.
 Der Gemeindeälteste, Julius Strauß, bedauerte, dass sein älterer
      Kollege, Herr Moritz Hirsch, durch Krankheit am Erscheinen verhindert sei,
      und begrüßte alle Ehrengäste und Festteilnehmer in sehr herzlicher
      Weise. Darauf folgte ein geschichtlicher Vortrag des Lehrers Heinemann,
      der erzählte, dass schon im 15. Jahrhundert Juden in Bergen wohnten und
      einen Rückblick über die Verhältnisse der Gemeinde in den letzten 100
      Jahren hielt mit besonderer Berücksichtigung der Geschichte der
      Synagoge.
 Nun folgte eine von Begeisterung getragene Festrede des Herrn Provinzialrabbiners
      Dr. Gradenwitz, der über Entstehung von Gotteshäusern seit ältesten
      Zeiten im Geiste auch speziell seitens unserer Väter sprach und
      Zweck und Bedeutung derselben in feurigen Worten darlegte.
 Es folgten herrliche Reden seitens des Herrn Kreisvorstehers Rechtsanwalt
      Dr. Koref, des Herrn Bürgermeisters Zins, des Herrn Amtsgerichtsrates
      Neus, des Herrn evangelischen Pfarrers von hier, eines Vertreters des
      katholischen Pfarrers, des Herrn Justizrats Dr. Blau - Frankfurt am Main,
      des Herrn Rektors der hiesigen christlichen Schulen, des Herrn
      Gemeindeältesten Sichel - Hanau, der im Namen seiner Gemeinde ein
      Festgeschenk in Form eines schönen Bechers überreichte.
 Alles, was die nichtjüdischen Redner sprachen, war eine wahre Heiligung
      des Gottesnamens.
 Die Reden waren umrahmt und unterbrochen von herrlichen jüdischen
      Gesängen, die ein Frankfurter Chor unter Leitung des Herrn Dr. Ehrenreich
      mustergültig vortrug und einigen schönen musikalischen Stücken auf
      Klavier, Violine und Klarinette von hiesigen Musikern dargeboten. Nachdem
      die Behörden und nichtjüdischen Kreise die Synagoge verlassen hatten,
      wurde Mincha und Maariw gebetet.
 Ein solennes Festmahl in der 'Schönen Aussicht', gewürzt von ernsten und
      heiteren Reden, musikalischen und humoristischen Darbietungen, vereinigte
      am Abend nochmals die Vertreter der bürgerlichen Gemeinde mit der
      Festgemeinde und viele auswärtige Gäste mit unserem verehrten
      Provinzialrabbiner und Kreisvorsteher.
 Die Synagoge war aufs herrlichste geschmückt und wurde durch freiwillige
      Spenden mit Teppichen belegt; und für die Torarollen wurde auf gleichem
      Wege ein schönes silbernes, vergoldetes Schild beschafft, das am Fest-Schabbat
      erstmals seiner Bestimmung geweiht wurde.
 Herr Provinzialrabbiner Dr. Gradenwitz nahm während der Abendunterhaltung
      Anlass, Lehrer Heinemann durch den Chower-Titel auszuzeichnen und teilte
      ihm solches nachträglich nochmals in einem ehrenvollen Schreiben
      mit.
 Das Fest wird allen Teilnehmern in ewigem Gedächtnis
      bleiben."
 |  Neun Jahre nach diesem festlichen Jubiläum später wurde die Synagoge beim Novemberpogrom 1938 
geschändet und zerstört. SA-Leute
zerschlugen unter tatkräftiger Unterstützung durch Personen aus Bergen,
insbesondere auch Jugendliche mit Beilen, Äxten und anderen Werkzeugen die
gesamte Inneneinrichtung und deckten das Dach ab. 
Die
Synagoge wurde wenig später abgebrochen.  
 Am 6. Mai 1962 wurde am Synagogenstandort eine Gedenktafel (Bronzetafel, 60 x
59,5 cm, Gestaltung: Werkkunstschule Offenbach, Ltg. Karlgeorg Höfer) angebracht. Sie trägt die Inschrift:
"Mein Haus soll ein Bethaus sein allen Völkern  Jesaja 56/7 und 
Siehe
nicht schläft noch schlummert der Hüter Israels Psalm 121/4. In diesem Hof
stand die Synagoge, das Bethaus unserer jüdischen Mitbürger. Es wurde erbaut
im Jahre 1853 und zerstört am 10./11. November 1938".
 
 
 Adresse/Standort der Synagoge:
 
	|  | Alte Judenschule auf Grundstück Rathausgasse 10 |  |  | Synagoge 1854-1938 in der Conrad-Weil-Gasse 5 |      
 Fotos
 (Quelle: Informationsseiten
der Kulturgesellschaft Bergen-Enkheim mbH)
 
  
    |  |  |  |  
    | Vor der alten
      "Judenschule" in der Rathausgasse 1912/13
 (Leo Baeck Institut New York)
 
 | Die Ruine der Synagoge Bergen - zwei Tage nach der Zerstörung
 (Hessisches Hauptstaatsarchiv)
 
 | Gedenktafel für die
      Synagoge. (Foto: Hannelore Hummel)
 |  
    | Foto in hoher
      Auflösung im Wikipedia-Artikel https://de.wikipedia.org/wiki/Bergen_(Bergen-Enkheim)
 |        
 Erinnerungsarbeit vor 
Ort - einzelne Berichte
 
  
    | Januar 2016: 
	Neue Broschüre zur jüdischen 
	Geschichte erschienen |  
    | Artikel von Andreas Haupt in der 
	"Frankfurter Neuen Presse" vom 2. Januar 2016: "Auf den Spuren jüdischen 
	Lebens in Bergen Einst war das jüdische Leben in Bergen vielfältig. Zahlreiche jüdische 
	Geschäfte rund um die Marktstraße ließen sie im Volksmund zur 'Judenzeil' 
	werden. An diesen während der Nazi-Herrschaft 1933–1945 zerstörten Teil des 
	Gemeinwesens erinnert eine neue Broschüre der Bergen-Enkheimerin Edith 
	Haase.
 Joachim Freudenberger hat es geschafft: Er hat überlebt. 1893 in
	Memmelsdorf in Unterfranken geboren, 
	siedelte sich der Arzt 1921 in Bergen an. Doch Freudenberger war Jude, und 
	die Nationalsozialisten riefen nach ihrer Machtergreifung 1933 einen Boykott 
	jüdischer Ärzte aus. Als 1938 gar ein Berufsverbot drohte, wanderte er in 
	die USA aus – und überlebte so den Zweiten Weltkrieg. Anderen Berger Juden 
	erging es schlimmer: Sie wurden deportiert, in zwei Transporten vom Bahnhof 
	Mainkur aus: Elf Menschen am 30. Mai 1942 und weitere 17 am 5. September 
	1942. An sie erinnern heute noch die 'Stolpersteine' der gleichnamigen, vom 
	Künstler Gunter Demnig gegründeten Initiative. Doch es gibt noch mehr 
	Hinweise zum früher blühenden jüdischen Leben im Stadtteil. Edith Haase, 
	Vertreterin der Initiative in Bergen-Enkheim, hat sie in einer 16-seitigen 
	Broschüre zu einem Rundgang vereint. Vor den Wohnhäusern derer, die nicht 
	überlebten, erinnern die messingfarbenen Stolpersteine an die ermordeten 
	Berger Juden. Frieda und Jenny Hahn etwa, die bis 1939 in der Röhrborngasse 
	1 lebten, der damaligen Steingasse. Leopold und Henry Ehrmann in der 
	Röhrborngasse 28; Im Sperber 20 lebten Sophie und Emil Levi. Der Rundgang 
	führt aber auch zur 1854 gebauten neuen Synagoge in der heutigen 
	Conrad-Weil-Gasse, der damaligen Erbsengasse. Am 9. November 1938, der 'Reichsprogramnacht', 
	ging sie 'unter starker öffentlicher Beteiligung' in Flammen auf, wie Edith 
	Haase schreibt. 'Die Gasse soll nach Darstellungen von Zeitzeugen voll von 
	Menschen gewesen sein.' Doch auch das Schicksal jener, die der Vernichtung 
	entgingen wie Rudolf Freudenberger, schildert Edith Haase in ihrer 
	Broschüre. Sein Sohn, Joachim Freundenberger, war 14 Jahre jung, als die 
	Familie Bergen verließ. Er 'konnte sich noch im Seniorenalter sehr gut an 
	die Erniedrigungen und Verletzungen seiner Kindheit und Jugend in 
	Deutschland erinnern', schreibt Haase. Seine Erinnerungen, erzählt sie, habe 
	er in unzähligen Notizen aufgeschrieben. Ron Freudenberger habe ihr diese 
	Unterlagen bei einem Besuch 2014 übergeben – mit dem Auftrag: 'Machen sie 
	etwas daraus'. Seitdem arbeite sie das Material auf, um es zu 
	veröffentlichen. 'Er hat auch erzählt, sein Vater habe nie unbefangen über 
	die deutsche Geschichte und die Nazizeit reden können – selbst nicht mit 
	seiner Familie. Sein Vater sei stets ein feinsinniger, aber verschlossener 
	Mensch geblieben.' Die Notizen seien erschütternd und zeigten, 'dass man 
	einen Menschen nicht töten muss, um ihn für ein ganzes Leben zu 
	beschädigen.' Rudolf Freudenberger sei ein beliebter Arzt in Bergen gewesen, 
	erzählt Edith Haase. 'Er war sehr humanistisch geprägt. So behandelte er 
	viele Menschen, die sich einen Arztbesuch nicht leisten konnten, kostenlos.' 
	Selbst als er von der Nazis bereits verfolgt, als Leute, die zu ihm in die 
	Praxis wollten, von Nazi-Schergen fotografiert und beobachtet wurden, 
	praktizierte er weiter – und behandelte sogar NSDAP-Mitglieder. Um ihn und 
	seinen Einsatz für die Bergen-Enkheimer zu würdigen, erinnert auf Haases 
	Initiative hin an seinem früheren Haus in der Röhrborngasse 30, in dem 
	später die lokale NSDAP-Zentrale untergebracht war, eine Plakette an Rudolf 
	Freudenberger. Ihre Broschüre sei entstanden, nachdem sie für ein Buch über 
	die Stolperstein-Aktion in Frankfurt einen Beitrag über Bergen geschrieben 
	habe, sagt Edith Haase. 'Bei der Arbeit daran fiel mir auf, dass es eine 
	Dimension jüdischen Lebens gibt, die nicht nur Frankfurt betrifft, sondern 
	vor allem Bergen-Enkheim.' Festgehalten habe dies vor allem der studierte 
	Historiker und Anfang Mai 2015 gestorbene frühere Ortsvorsteher von 
	Bergen-Enkheim, Helmut Ulshöfer. Zwei Bücher sind von ihm erschienen: 1988 
	'Jüdische Gemeinde Bergen-Enkheim 1933–1942' und 1990 – zusammen mit Helga 
	Krohn – 'Die vergessenen Nachbarn – Juden in Bergen-Enkheim'. Auch die 
	Ausstellung über Bergen-Enkheims jüdisches Leben, die im Obergeschoss der 
	Verwaltungsstelle an der Marktstraße 30 zu sehen ist, stammt von ihm. 'Ulshöfer 
	wurde oft angefeindet, auch wegen seiner Anträge, Straßen nach ehemaligen 
	jüdischen Mitbürgern zu benennen.' Die Broschüre 'Stolpersteine und Orte 
	jüdischen Lebens in Bergen – ein Spaziergang' gibt es kostenlos in der 
	Verwaltungsstelle Bergen, Im Heimatmuseum, Rathausplatz 1, sowie den 
	Bergen-Enkheimer Kirchen. Edith Haases Text über Rudolf Freudenberger aus 
	der vorgestellten Broschüre kann übrigens auch lesen, wer den QR-Code neben 
	der Gedenkplakette für den Verfolgten mit dem Smartphone einscannt."
 Link zum Artikel
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    |  |  
    | Juni 2016: 
	Eine Initiative kümmert sich um 
	die Erinnerungsarbeit zur jüdischen Geschichte |  
    | Artikel
      von Melanie Taylor in der "Frankfurter Neuen Presse" vom 10. 
	Juni 2016:
      "Schicksal von Juden rekonstruiert. Jüdisches Leben in 
	Bergen-Enkheim In Bergen-Enkheim kümmert sich eine Initiative um das Gedenken an die 
	jüdischen Mitbürger, die unter den Nazis vertrieben wurden.
 Die Praxis von Dr. Freudenberger war gut erreichbar. Das Häuschen mit den 
	heute hellblau gestrichenen Fensterläden und den Ranken einer Kletterpflanze 
	steht in der Röhrborngasse und war damit nicht weit vom Stadtkern entfernt. 
	Aber es war nicht die Lage, die viele Patienten anzog. Der 
	Allgemeinmediziner Rudolf Freudenberger war beliebt; seine Patienten 
	schätzten ihn für seine Expertise und seine Mildtätigkeit. Brauchten 
	Mittellose etwa seine Hilfe, behandelte er diese bereitwillig – und oft ohne 
	Rechnung. Er zählt zu den Personen, über die die Bürgerinitiative 
	'Stolpersteine Bergen-Enkheim' am meisten in Erfahrung bringen konnte. Das 
	Schöne: Einen Stein mussten sie nicht verlegen. Denn Freudenberger und seine 
	Familie gehörten zu den wenigen Bergener Juden, die fliehen konnten und 
	nicht vom NS-Regime ermordet wurden. Stattdessen erinnert eine vom 
	Offenbacher Künstler Bernd Fischer gestaltete kleine Gedenktafel an sein 
	Wirken. Liest man einen dazugehörigen QR-Code ein, kann man sich die 
	Familiengeschichte erzählen lassen, die im Internet auf
	
	www.Stolpersteine-Frankfurt.de nachzulesen ist. Am Mittwochabend führte 
	die Initiative gut 40 Teilnehmer durch den Ort und erinnerte in der sehr 
	interessanten Tour an die ehemaligen jüdischen Nachbarn. Halt gemacht wurde 
	an den Orten, in denen einst jüdische Mitbürger lebten und wirkten. Denn 
	jüdisches Leben gibt es in Bergen schon lange: Die erste Synagoge wurde 
	vermutlich schon 1603 / 04 erbaut. Das war in der heutigen Straße 'Am Berger 
	Spielhaus', wo auch später an anderer Stelle eine neue Synagoge errichtet 
	wurde, die gleichzeitig als jüdisches Schulhaus fungierte. Die 
	Freudenbergers selbst zogen 1921 von Nürnberg nach Bergen. Denn hier konnte 
	der junge Mann mit seiner Frau eine eigene Praxis aufbauen. Allerdings 
	währte das Glück nicht lange: Nach 1933 wurden die Repressionen immer 
	schlimmer. Der Aufruf zum Boykott jüdischer Ärzte führte dazu, dass Nachbarn 
	Freudenberger und seine Patienten ausspionierten. Aber es blieben ihm auch 
	Bergener treu, die nicht auf ihren vertrauten Hausarzt verzichten wollten. 
	Welche Ausmaße das Denunziantentum annahm, lässt sich an einer Geschichte 
	ablesen: So hatte wohl eine Nachbarin Freudenbergers einen Spiegel an ihrem 
	Haus montiert, mit dem sie sehen konnte, wer dort ein- und ausging. 'Die 
	Sache mit dem Spiegel war wie ein Stachel', erinnert sich Edith Haase von 
	der Initiative. Als sie diese Geschichte in den 80er Jahren gehört habe, 
	habe sie das Thema nicht mehr losgelassen. Mittlerweile hat die Initiative 
	die Schicksale von 28 jüdischen Bergenern rekonstruiert, die verschleppt und 
	ermordet wurden. Sie sind alle bewegend: Oft sind es auch Fotos, die einen 
	ins Mark treffen, wie ein Bild von Mina Weil, die schwer bepackt mit ihren 
	beiden Söhnen über den Bahnsteig läuft. Es ist der Tag ihrer Deportation 
	nach Sobidor, wo sie umgebracht wurden. Wie berichtet, liegen die 
	Ausschnitte der Geschichte der Freudenbergers und der Lebensgeschichten der 
	anderen jüdischen Mitbürger nun in einer Broschüre der Initiative vor. Nicht 
	verstanden werden sollte das Ganze aber als 'Aufarbeitung'. Wie die 
	katholische Pastoralreferentin und Gästeführerin Andrea Maschke betonte, 
	ließen sich die Leben jedes Einzelnen natürlich weder auf den Stolpersteinen 
	noch in der Führung oder in dem Erinnerungstext in Gänze abbilden. 'Es 
	bleibt ein Fragment', betonte sie. Ergänzt werden diese 
	Erinnerungsbruchstücke jedoch auch heute noch immer weiter: So meldete sich 
	etwa überraschend ein Zeitzeuge, August Schneider, bei der Führung zu Wort. 
	Der Bergener ist Jahrgang 1924 und damit im gleichen Alter wie Joachim 
	Freudenberger. Auch Rabbi Andrew Steinman hat eine Beziehung zu der Familie. 
	'Meine Tante war später in den USA seine Patientin', erzählte er. Sie sei 
	erst vor einem Monat verstorben, und durch Zufall hatten sie entdeckt, dass 
	sie ihn aus der Zeit in New York, wohin er mit seiner Familie umsiedelte, 
	kannte. 'Sie musste damals nichts bezahlen', weiß er. Das habe sie ihm ihr 
	Leben lang hoch angerechnet, weil sie – wie viele andere als Flüchtlinge – 
	sehr arm gewesen sei. Mit den Rundgängen, der von der Initiative 
	herausgegebenen Broschüre und nicht zuletzt mit den Stolpersteinen wollen 
	die Bergener gegen das Vergessen kämpfen, das Unrecht an den ehemaligen 
	Nachbarn, die den Schutz der Dorfgemeinschaft gebraucht hätten, benennen und 
	sie wieder in ihre Mitte holen. 'Möge die Seele eingebunden sein in den Bund 
	der Lebenden', zitierte Rabbi Steinman einen Ausspruch, der sich auf vielen 
	jüdischen Grabsteinen findet."
 Link zum Artikel
 |  
    |  |  
    | März 2017 / Oktober 2017:
	Die Gedenktafel für Dr. 
	Freudenberger wurde beschädigt - und wieder erneuert |  
    | Artikel in "Der Bergen-Enkheimer" vom 9. 
	März 2017: "Unbekannte zerstören jüdische Gedenktafel Initiative 
	'Stolpersteine' ist besorgt. Bergen-Enkheim (ko) – Die Mitglieder der Bergen-Enkheimer 'Initiative 
	Stolpersteine' sind ernsthaft besorgt: seit 9. Februar haben sie Kenntnis 
	von der Zerstörung der Gedenktafel am ehemaligen Haus des jüdischen Arztes 
	Rudolf Freudenberger in der Röhrborngasse 30. Angebracht wurde die von 
	Künstler Bernd Fischer aus Kupfer gefertigte Gedenktafel im Juli 2014 mit 
	hohem Kostenaufwand und kurz darauf mit einem QR-Code versehen, der über 
	Smartphone biografische Daten Freudenbergers übermittelte. Bereits seit 
	einem Monat fehlt nun ein Teil der Kupferplatte sowie der Code, der noch an 
	der Hauswand befindliche Teil der Tafel ist mit massiven Kratzern versehen. 
	'Selbstverständlich möchten wir die Gedenktafel schnellstmöglich erneuern', 
	erläuterte Edith Haase, Vertreterin der Initiative; bei einem Ortstermin. 
	Wegen der Kosten habe man sich an den Ortsbeirat und das Kulturamt Frankfurt 
	gewandt, so die Initiative-Mitglieder Jürgen Fröhlich und Norbert Wied.
 'Initiative Stolpersteine' möchte zudem Gedenktafel am Alten Rathaus 
	umsetzen lassen. Zwei weitere Themen liegen den engagierten 
	Bergen-Enkheimern auf dem Herzen: die auf die Initiative des 
	Stadtteilhistorikers Helmut Ulshöfer am Alten Rathaus angebrachte 
	Gedenktafel für die ermordeten jüdischen Mitbürger des Stadtteils ist wegen 
	der umfangreichen Baumaßnahmen am Rathaus, die noch Jahre in Anspruch nehmen 
	werden, verdeckt. Die Mitglieder der 'Stolpersteine' plädierten jetzt für 
	eine zeitnahe Umsetzung der Tafel an die Hauswand der Verwaltungsstelle bis 
	zum Abschluss der Baumaßnahmen.
 Fotodokumente zur Zeit des Nationalsozialismus gesucht. Darüber 
	hinaus ist langfristig eine Publikation der örtlichen 'Initiative 
	Stolpersteine' zur Lokalgeschichte geplant, die sich mit dem Stadtteil 
	Bergen zur Zeit des Nationalsozialismus befasst und bebildert werden soll. 
	Fotodokumente, die sich gegebenenfalls noch im Familienbesitz befinden, sind 
	wertvolle Ergänzungen. Edith Haase nimmt solche Dokumente gerne entgegen und 
	ist unter Telefon 06109-3785135 zu erreichen."
 Link zum Artikel
 |  
    | Artikel in "Der Bergen-Enkheimer" vom 5. 
	Oktober 2017: "Erinnerung an den Arzt Rudolf Freudenberger Beschädigte 
	Gedenktafel in Bergen erneuert. Bergen-Enkheim (zko) – Die beschädigte Gedenktafel für den jüdischen 
	Mitbürger und Arzt Rudolf Freudenberger an seinem ehemaligen Wohnhaus in der 
	Röhrborngasse wurde vor Kurzem durch den Künstler Bernd Fischer erneuert, 
	der sie 2014 auch entworfen und ausgeführt hatte. Die Kosten für die 
	Erneuerung und künftige Wartung hat die Stadt Frankfurt übernommen. Edith 
	und Werner Haase sowie die evangelische Pfarrerin Kathrin Fuchs waren 
	anwesend, um die Gedenktafel ein zweites Mal einzuweihen. Edith Haase steht 
	der Initiative Stolpersteine im Stadtteil Bergen-Enkheim vor, ihr Mann 
	Werner Haase ist ebenfalls Mitglied. Pfarrerin Fuchs ist nicht nur Mitglied, 
	sondern schlägt auch die Verbindung zur evangelischen Kirchengemeinde 
	Bergen-Enkheim, welche anlässlich der Reichspogromnacht im November eines 
	jeden Jahres eine Gedenkveranstaltung initiiert.
 Initiative Stolpersteine Bergen-Enkheim regte Gedenktafel für 
	Freudenberger an. Angeregt und in Auftrag gegeben worden war die 
	Gedenktafel für Rudolf Freudenberger vor drei Jahren durch die 
	Bergen-Enkheimer Ortsgruppe Initiative Stolpersteine. Die Idee der 
	Initiative-Mitglieder war eine Tafel, die in der Gestaltung einen Hinweis 
	auf den Beruf von Freudenberger enthält sowie eine ästhetische Beziehung zu 
	den Stolpersteinen herstellt. Der Mediziner Freudenberger und seine Familie 
	konnten dem Schicksal der Deportation und Ermordung durch Emigration in die 
	USA entgehen. In der Gestaltung sollte der Unterschied berücksichtigt werden 
	zu den vielen deportierten und ermordeten jüdischen Mitbürgern, an welche 
	die Stolpersteine, die der Künstler Gunter Demnig ersann, sonst erinnern.
 Künstler Bernd Fischer gestaltete die Gedenktafel. Der Künstler Bernd 
	Fischer verwendete als Material für die Gedenktafel Messing, jenes Material, 
	aus dem auch die Stolpersteine sind. Der Text ist in die Messingtafel 
	eingraviert und mit schwarzer Farbe ausgelegt. Name und Titel sind auf einem 
	weißen Emailfeld in Versal und Kapitälchen gedruckt, was an ein 
	Arztpraxisschild denken lässt. Die unregelmäßige Tafelform knüpft auch eine 
	Verbindung zur Gedenktafel an der Verwaltungsstelle in Bergen-Enkheim. Der 
	Gedenktafel wurde außerdem ein QR-Code zugeordnet, der auf einen 
	informativen Text zum Schicksal von Dr. Freudenberger und seiner Familie 
	verweist."
 Link zum Artikel
 |  
    |  |  
    | November 2017: 
	Gedenken an den Novemberpogrom 
	1938 |  
    | Artikel im "Bergen-Enkheimer" vom 16. 
	November 2017: "Mitbürger entzünden Kerzen für Opfer des Naziregimes 
	Gedenkveranstaltung an Synagoge und Marktstraße. Bergen-Enkheim (zko) – Zum Gedenken an die Novemberpogrome im Jahr 1938 
	finden in Bergen-Enkheim seit 1999 jährlich am 9. November Veranstaltungen 
	statt, die Kathrin Fuchs, Pfarrerin der evangelischen Kirchengemeinde 
	Bergen-Enkheims, und seit einigen Jahren auch die Ortsgruppe der Initiative 
	Stolpersteine organisieren. Die vom nationalsozialistischen Regime 
	ausgeführten Gewaltmaßnahmen gegen Juden im gesamten Deutschen Reich machten 
	natürlich auch vor Bergen nicht halt. An das jüdische Gotteshaus in der 
	heutigen Conrad-Weil-Gasse erinnert nur eine Gedenktafel und eine große 
	Gruppe von Menschen, die nicht vergessen wollen, was den jüdischen 
	Mitbürgern vor fast 80 Jahren angetan wurde, hatte sich vor dem ehemaligen 
	Standort der Synagoge eingefunden. Auf dem Hof des benachbarten 
	evangelischen Gemeindehauses wurden Kerzen für die insgesamt 33 zu 
	beklagenden Opfer entzündet und wie in jedem Jahr ihre Namen laut verlesen.
 Rabbiner Andrew Steinman zu Gast bei der Gedenkveranstaltung. 
	Rabbiner Andrew Steiman aus der Henry und Emma Budge-Stiftung war auch 
	gekommen, ließ Pfarrerin Fuchs einen Psalm verlesen und sprach selbst ein 
	Gebet in hebräischer Sprache. 36 Geschäfte jüdischer Inhaber habe es 1938 
	auf der Berger Marktstraße, damals im Volksmund auch 'Judenzeil' genannt, 
	gegeben, erklärte die Pfarrerin. Sechs Standorte wurden zusammen aufgesucht 
	und an jedem die Geschichte der Menschen erzählt, die dort einen Laden oder 
	Betrieb unterhielten. Kolonialwaren, Schuhe, Fette und Öle, Holz und Kohle, 
	Wurst- und Fleischwaren sowie Bekleidung wurde in den sechs Geschäften 
	veräußert, ihre Besitzer waren zum Großteil alteingesessene Bürger Bergens 
	und wohlgelitten bis die Nationalsozialisten ihre abwegige Rassenpolitik 
	propagierten und durchzusetzen wussten.
 Edith Haase liest aus dem Buch von Helmut Ulshöfer. Aus dem Buch 
	'Jüdische Gemeinde Bergen-Enkheim: 1933 bis 1942' von dem vor zwei Jahren 
	verstorbenen Helmut Ulshöfer, der mit seiner Publikation auf diesem Gebiet 
	herausragende Forschungsarbeit leistete, wurde von Edith Haase, 
	Mitbegründerin der örtlichen Initiative Stolpersteine, vorgelesen: Diese 
	Zeitzeugenberichte vermittelten den Gedenkenden ein Stück Lebendigkeit der 
	Geschehnisse vor acht Jahrzehnten. Der Rundgang endete nach knapp zwei 
	Stunden dort, wo er begonnen hatte: An der Synagoge."
 Link zum Artikel
 |  
    
     Links und Literatur
 Links:  Quellen:    Literatur:   
	|  | Germania Judaica II,1 S. 85 (Artikel Bischofsheim). |  |  | Helmut Ulshöfer: Jüdische Gemeinde Bergen-Enkheim
    1933-1942. Frankfurt 1988. |  |  | Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
    Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. 65-66. |  |  | Studienkreis Deutscher Widerstand (Hg.):
    Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der
    Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirk Darmstadt. 1995 S. 149-150. |  |  | Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
    Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume
    III: Hesse -  Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992
    (hebräisch) S. 401-402. |  |  | Peter Heckert: Jüdisches Leben in Maintal. Online
    zugänglich |    
 
 
   
 Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
 First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
 Bergen 
Hesse-Nassau. Established in the early 18th century, the community numbered 129
(10 % of the total) in 1835. It maintained an elementary school, built a new
synagogue (1854), and grew to 223 in 1895. Affiliated with the rabbinate of
Hanau, it also had members in nearby Fechenheim and a population numbering 148
in 1925. The Nazi boycott forced Jews to leave and only nine remained on Kristallnacht
(9-10 November 1938) when the synagogue's interior was destroyed. Among the 55
Holocaust victims were 28 Jews deported in 1942.   
 
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