Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Laudenbach am Main (Stadt Karlstadt, Landkreis Main-Spessart) 
Der jüdische Friedhof  
  

     
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde    
   
Siehe Seite zur Synagoge in Laudenbach (interner Link)   
  
  
Zur Geschichte des Friedhofes     
   
Der jüdische Friedhof in Laudenbach konnte um 1600, wenn nicht bereit vorher, oberhalb der heutigen Burgruine am Waldrand angelegt werden. Ein Friedhofsverwalter (Gabbai) ist vor 1655, ein Totengräber 1675 belegt. Er wurde als Verbandsfriedhof von bis zu 14 jüdischen Gemeinden belegt. Als Eigentümer waren bis zuletzt die Israelitischen Kultusgemeinden Adelsberg, Hessdorf, Lohr, Urspringen, Gössenheim, Veitshöchheim und Laudenbach im Grundbuch eingetragen.  Der Friedhof ist mit seinen derzeit 2.326 (Angabe von 2020; von ursprünglich ca. 3.500) erhaltenen Grabsteinen der zweitgrößte jüdische Friedhof in Unterfranken (Fläche: 1,6 ha). 
      
Bereits im Juni 1865 wurde der Friedhof schwer geschändet: zahlreiche Steine wurden demoliert, einige Gräber aufgewühlt (siehe Presseartikel unten). 1873/74 wurde der Friedhof mit eine Steinmauer mit insgesamt vier Toren umgeben (Haupteingang und drei Holztore). Der Friedhof wurde um 1850 (1874?) und um 1900/05 und letztmals nach 1930 erweitert. Eine große Fachwerk-Tahara-Halle (= Leichenhalle, u.a. für die rituellen Waschungen) steht unmittelbar beim Haupteingang. Diese hat zwei ungefähr gleich große Räume, die innen durch einen Durchgang verbunden sind. Jeder Raum hat eine separate Zugangstüre. 
    
Während der NS-Zeit wurden die Beisetzungen im alten Teil des Friedhofes in einem abgelegenen Waldstück vorgenommen, vermutlich um die Gräber vor Schändungen besser zu schützen. Die letzte Bestattung war im Januar 1941 von Julius Rotfeld s.A. aus Urspringen. In der NS-Zeit und durch Kampfhandlungen bei Kriegsende 1945 erlitt der Friedhof schweren Schaden. Er wurde jedoch auf Befehl der amerikanischen Besatzungsmacht 1947 von den Dorfbewohnern wiederhergestellt.   
   
   
Friedhofschändung 1865  

Laudenbach Israelit 21061865.jpg (43781 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Juni 1865: "Aschaffenburg, 13. Juni (1865). Eine Tat wildesten Fanatismus hat in dem bei Karlstadt gelegenen Dorfe Laudenbach stattgefunden. Vor einigen Tagen fand man auf dem dortigen Friedhofe fast sämtliche Grabsteine demoliert und sogar einige Gräber aufgewühlt. Die Täter (nach der Art der Verheerung zu schließen, müssen es jedenfalls mehrere gewesen sein) sind bis jetzt noch nicht ermittelt."   

   
   
Lage des Friedhofes
 
    
Der Friedhof liegt auf einer Anhöhe bei Laudenbach    
   
   
Link zu den Google-Maps   
(der Pfeil markiert die Lage des Friedhofes)       
   
   
    
   
Führungen durch den Friedhof finden jeden 2. Sonntag im Monat von 13.30 Uhr bis 15.30 Uhr oder nach Vereinbarung statt. Ansprechpartner: Georg Schnabel, Mühlbach, Laudenbacher Straße 1, 97753 Karlstadt, Telefon/Fax: 09353/8638, Mobil: 0173/1764817, E-Mail.
  
  
Fotos                   
1. Fotos von ca. 2005

(Die nachstehenden Fotografien wurden von Klaus Kurre, Mainberg angefertigt und dürfen nicht ohne Genehmigung weiter verwendet werden. Hochauflösende Aufnahmen und weitere, hier nicht hinterlegte Bilder können per Mail bei Klaus Kurre angefordert werden).  

Laudenbach Friedhof 300.jpg (89099 Byte) Laudenbach Friedhof 301.jpg (87450 Byte) Laudenbach Friedhof 103.jpg (83545 Byte)
Blick zum Eingang und dem Taharahaus Teilansichten des Friedhofes 
   
Laudenbach Friedhof 100.jpg (87951 Byte) Laudenbach Friedhof 101.jpg (97459 Byte) Laudenbach Friedhof 102.jpg (91046 Byte)
Grabstein links für Isak Kraft 
aus Thüngen (1847-1907)
Immer mehr Grabsteine werden durch 
die fortschreitende Verwitterung unlesbar 
(siehe den linken Grabstein)
Der linke Stein zeigt Spuren 
gewaltsamer Zerstörung
     
     
Laudenbach Friedhof 109.jpg (101561 Byte) Laudenbach Friedhof 104.jpg (98946 Byte) Laudenbach Friedhof 107.jpg (89757 Byte)
Teilansichten des Friedhofes
 
Laudenbach Friedhof 111.jpg (86749 Byte) Laudenbach Friedhof 110.jpg (92072 Byte) Laudenbach Friedhof 108.jpg (95870 Byte)
Grabstein für Ernestine Fröhlich 
von Thüngen (1862-1901)
Zwei Grabsteine, vermutlich für 
ein Ehepaar. Der linke Stein ist 
nicht mehr lesbar.
Grabstein für Ephraim Forchheimer, 
Sohn des Pinchas Forchheimer HaKohen
 (1847-1939) mit "segnenden Händen"
der Kohanim
  
     
Laudenbach Friedhof 106.jpg (71646 Byte) Laudenbach Friedhof 105.jpg (92408 Byte)
Segnende Hände der Kohanim Grabstein mit Buch (für einen schriftkundigen Menschen) und Schofar (Widderhorn)
 für einen, der an den Hohen Feiertagen in der Synagoge den Schofar geblasen hat.
 

    
2. Der Friedhof im Herbst 2006
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 1. Oktober 2006) 

Laudenbach aM Friedhof 270.jpg (91807 Byte) Laudenbach aM Friedhof 269.jpg (132648 Byte) Laudenbach aM Friedhof 268.jpg (50802 Byte)  Laudenbach aM Friedhof 267.jpg (83302 Byte)
Hinweistafel beim Schützenhaus Eines der Eingangstore zum Friedhof Hinweistafeln am Eingang
      
Laudenbach aM Friedhof 265.jpg (107274 Byte) Laudenbach aM Friedhof 262.jpg (106252 Byte) Laudenbach aM Friedhof 264.jpg (100950 Byte)
Das Taharahaus Blick vom Friedhof auf den Main
     
Laudenbach aM Friedhof 266.jpg (129796 Byte) Laudenbach aM Friedhof 252.jpg (128812 Byte) Laudenbach aM Friedhof 260.jpg (138419 Byte)
Teilansichten der älteren Gräberflächen
  
Laudenbach aM Friedhof 253.jpg (116020 Byte) Laudenbach aM Friedhof 257.jpg (98006 Byte)    Laudenbach aM Friedhof 255.jpg (83918 Byte)      Laudenbach aM Friedhof 258.jpg (75791 Byte)      Laudenbach aM Friedhof 259.jpg (96477 Byte)
Einzelne Grabsteine; rechts ein neu erstellter Grabstein für eine der letzten auf dem Friedhof 1940 Beigesetzten
  
Laudenbach aM Friedhof 254.jpg (118122 Byte) Laudenbach aM Friedhof 251.jpg (122101 Byte) Laudenbach aM Friedhof 250.jpg (125826 Byte)
Teilansichten der neueren Teile des Friedhofes
 
Laudenbach aM Friedhof 261.jpg (138429 Byte) Laudenbach aM Friedhof 263.jpg (132906 Byte) Laudenbach aM Friedhof 256.jpg (102995 Byte)
          
        

3. Der Friedhof im Sommer 2009 
(Fotos: Hahn: Aufnahmedatum 31.7.2009)

     
Laudenbach Friedhof 09050.jpg (106770 Byte) Laudenbach Friedhof 09051.jpg (110332 Byte) Laudenbach Friedhof 09052.jpg (122167 Byte)
Teilansichten des Friedhofes - neuerer Teil Familiengrab: Oscher, Seckel 
und Lina Vorchheimer aus Thüngen 
 
      
Laudenbach Friedhof 09053.jpg (93818 Byte) Laudenbach Friedhof 09054.jpg (105457 Byte) Laudenbach Friedhof 09057.jpg (122262 Byte)
Teilansicht - schwarzer Grabstein links 
der Mitte für Bertha Bauer 
geb. Bamberger
(Wiesenfeld) aus 
Arnstein
(1877-1930)
Grabstein vorne rechts für Josef Hirsch
 aus Laudenbach (1877-1936), links
 dahinter für Sara Schild geb. Schlachter
 (Hessdorf), gest. 11.4.1934
Grabstein links für Betty Dillenberger 
geb. Frank aus Urspringen (1861-1936), 
rechts für Bernhard Dillenberger aus 
Urspringen
(1855-1939)
     
Laudenbach Friedhof 09062.jpg (108387 Byte) Laudenbach Friedhof 09062a.jpg (108508 Byte) Laudenbach Friedhof 09063.jpg (121273 Byte)
Grabstein für Wolf Löb Frank aus Laudenbach mit aufgeschlagenem Buch als Symbol
 (Bibel / Tora - erstes Wort aus 1. Mose 1,1 Bereschit = 'Am Anfang' ist zu lesen)
Grabstein für Jakob Weichselbaum, 
Lehrer in Adelsberg (gest. 1929)
        
Laudenbach Friedhof 09059.jpg (112016 Byte) Laudenbach Friedhof 09060.jpg (129935 Byte) Laudenbach Friedhof 09064.jpg (109401 Byte)
Grabsteine für (rechts) Oberlehrer 
Salomon Anfänger aus Hessdorf  
(1862-1940 Würzburg) und seine Frau 
Regina Anfänger geb. Bierschild 
(1878-1935 Hessdorf)   
Grabsteine der vorderen Reihe von
 links: für Helene Dessauer aus Thüngen
 (1862-1935), Samuel Dessauer aus
 Thüngen (gest. 1937) und Sara Klein
 geb. Sonnenhell
(1864-1935) 
Grabstein für Leopold Markus aus 
Steinbach - Lohr
(1856 - 1931)  - Jehuda ben
 Jisrael Markus aus der Heiligen Gemeinde Lohr 
-
mit Schofar als Symbol, da er an den Hohen
 Feiertagen diesen geblasen hat.
     
Laudenbach Friedhof 09058.jpg (110393 Byte) Laudenbach Friedhof 09055.jpg (99730 Byte) Laudenbach Friedhof 09056.jpg (103623 Byte)
Grabstein für Willy Adler aus 
Laudenbach
, gest. 10. Februar 1939;
 soll an Folge von Misshandlungen 
gestorben sein (nach mündlichem 
Bericht "auf der Straße erschlagen")
Um 2005 gesetzter Grabstein 
für Zilly Frank aus Laudenbach, der
 nach ihrem Tod am 31.3.1940 
kein Grabstein mehr gesetzt 
werden konnte.
"Zum ewigen Gedenken an die Opfer des
 Naziterrors aus den ehemaligen Kultusgemeinden
 Adelsberg - Hessdorf - Thüngen - Karlstadt -
 Laudenbach - Wiesenfeld.  Ihre Namen mögen
 nie vergessen werden. Lass ihre Seelen
 aufgenommen sein im Bund des ewigen Lebens.
 Gedenkstein errichtet 9. November 2007,
  28. Cheschwan 5768".
   
    
      
Grab von Hermann Rothschild (geb. 1868 in Grünsfeld, lebte in Lohr am Main, gest. 1932), Vater des "jüdischen Kaplans" Bruno Paul Rothschild - siehe nachfolgender Artikel Laudenbach Friedhof 09061.jpg (121750 Byte)

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Januar 1933: "Das Ende eines 'jüdischen Kaplans'. Dem 'Berliner Tageblatt' wird aus München mitgeteilt: vor etwa fünf Jahren erschien in Konnersreuth im Hause Therese Neumanns der damals in der Mitte der zwanziger Jahre stehende Apothekeninhaber Bruno Paul Rothschild aus Speyer, der einer in Mainfranken ansässigen jüdischen Familie entstammt. Die Eindrücke, die der junge Mann hier im Hause der Stigmatisierten empfing, waren derart stark, dass er zur katholischen Kirche übertrat und Theologie studierte. (Die Tatsache, dass er den Weg hierher fand, beweist, dass er früher schon zum Katholizismus neigte.). Im Juni 1932 empfing er aus der Hand des Erzbischofs von Bamberg die Priesterweise und wurde darauf als Kaplan nach Arberg, einem oberpfälzischen Dorf unweit von Konnersreuth, berufen. Kurz vor Weihnachten nun starb sein Vater, und als er auf der Rückreise von der Beerdigung am Abend des 24. Dezember den Hauptbahnhof Nürnberg passierte, erlag der erst Dreiunddreißigjährige hier, wohl unter dem Eindruck der Beerdigung des jüdischen Vaters, einem plötzlichen Schlaganfall. Er wurde in Konnersreuth beigesetzt. An der Feierlichkeit, die unter großer Beteiligung von nah und fern vor sich ging, nahm auch Therese Neumann in einem Rollstuhl teil."   

     
     
Geschichte einer gestohlenen 
Inschriftentafel (vom Grabstein für 
Aron Hecht, gest. 1898)  
Laudenbach Grabstein 010.jpg (43900 Byte) Laudenbach Friedhof 09065.jpg (103431 Byte)
Ende Juni 2009 meldete sich beim Vorsitzenden des Vereins "Freunde jüdischer Kultur in Esslingen e.V." - Georg Wötzer in Esslingen - eine Familie aus einem Ort des Landkreises Esslingen. Im Haus der Familie sei schon seit über 15 Jahre eine seinerzeit auf einem Flohmarkt erstandene Inschriftentafel von einem jüdischen Friedhof vorhanden. Man wolle sich nun von diesem Stück trennen. Der Vorsitzende des Vereins meldete sich seinerseits mit der Bitte um Mithilfe nach dem Ort der Herkunft der Tafel beim Webmaster von "Alemannia Judaica" - Joachim Hahn -, der seinerseits auf Grund einer vorhandenen Gräberliste von Laudenbach diesen Ort als Herkunftsort bestimmen konnte und sich sofort mit Georg Schnabel, Karlstadt, dem für die Pflege des Friedhofes Verantwortlichen, in Verbindung setzte. Am 31. Juli 2009 konnte die Grabsteinplatte von Joachim Hahn nach Laudenbach zurückgebracht werden. Auf dem Foto rechts: Georg Schnabel, links davon der Grabstein    

Laudenbach PA 210809.jpg (260049 Byte)Links: Bericht in der "Esslinger Zeitung" vom 21. August 2009 über die oben dargestellte Geschichte: "Ein Grabmal auf Wanderschaft. Kreis Esslingen: Gestohlener Stein mit hebräischer Inschrift kehrt auf einen Friedhof in Franken zurück". Zum Artikel online

 
   
   
   

     
Weitere Presseberichte      

Mai 2011: Nachkommen zu Besuch im Friedhof   
Laudenbach PA 052011fra.jpg (7392 Byte)Foto links von Josef Laudenbacher:  Auf den Spuren der Ahnen: Die Nachfahren der Familien Heippert besuchten den jüdischen Friedhof in Karbach (links) und fanden zehn Grabstätten ihrer Vorfahren. 
Artikel von Josef Laudenbacher in der "Main-Post" vom 13. Mai 2011 (Artikel): "KARBACH/LAUDENBACH
Zurück zu den Wurzeln. Nachfahren jüdischer Familien begeben sich in Karbach auf die Spuren der Vorfahren 
Um teilzunehmen am 'Weg der Erinnerung' in Würzburg besuchten die Nachkommen der Familien Heippert und Tannenwald den jüdischen Friedhof in Karbach sowie den einstigen Bezirksfriedhof in Laudenbach. In Karbach wurden sie vom Dorfchronisten Josef Laudenbacher geführt und informiert, in Laudenbach übernahm dies Georg Schnabel, Kristina Ackermann (Thüngen) war Gastgeberin für Rachel Halberstadt.
Die Nachfahren der Familie Heippert besuchten die Gräber ihrer Ahnen. Heute noch lebt die 85-jährige Nelly Heippert, die in Karbach im Haus Nummer 142 wohnte und mit 13 Jahren mit ihrem Bruder Paul nach Israel auswanderte, in Mischmar Haschiwa bei Tel Aviv. Sie gehört zu den wenigen Zeitzeugen, die ihren Kindern und Enkeln Erinnerungen mit auf den Weg geben können. Zehn ihrer Vorfahren sind in Karbach begraben.
Auch Rachel Halberstadt aus der Familie Tannenwald, von der ebenfalls zehn Vorfahren auf dem Friedhof in Karbach ihre letzte Ruhe fanden, besuchte die Gräber ihrer Vorfahren mit Urgroßeltern Feifel und Sophia Tannenwald. Sie legte, wie alle jüdischen Besucher, auf den Grabsteinen ihrer Verwandten die obligatorischen Steinchen auf, die heißen sollen: Wir haben an Euch gedacht, wir waren hier!
Rachel Halberstadt arbeitet als Hebamme in Jerusalem. Ihre Vorfahren lebten in Nördlingen, Frankfurt, Niedermockstadt bei Friedberg, Thüngen, Urspringen und Karbach. Dass jüdische Grabstätten unantastbar sind, machte es auf dem 1819 angelegten jüdischen Friedhof in Karbach möglich, mit Hilfe des Historikers Leonhard Scherg (Marktheidenfeld) Nachforschungen zu betreiben. Überraschung: Über den Ur-Ur-Großvater fand Rachel Halberstadt gleich zehn Vorfahren und ein Gedicht, dass zeigte, dass ihr Großvater ein beliebter Mensch der jüdischen Gemeinde in Karbach war.
Einvernehmlich waren alle israelischen Besucher der Meinung, dass wir die Erinnerung an das Geschehene als Aufgabe für die Zukunft angenommen haben und fortführen."
   
Februar 2012: Lohrer Gymnasiasten besuchen den Laudenbacher jüdischen Friedhof  
Laudenbach SchPr 2012.jpg (107765 Byte) Quelle für Foto und Bericht: Website des Franz-Ludwig-von-Erthal-Gymnasium in Lohr am Main 
"Kategorie: Fachschaft Religion. Spuren jüdischen Lebens in Franken
Spurensuche der 9. Jahrgangsstufe auf dem jüdischen Friedhof in Laudenbach und im jüdischen Museum 'Shalom Europa' in Würzburg. 

Die Exkursion mit der 9. Jahrgangsstufe nach Würzburg ins 'Shalom Europa' (Friede über Europa), das ein Museum zum Thema Judentum, ein Dokumentationszentrum sowie eine Synagoge beherbergt, ist am Lohrer Gymnasium schon zur Tradition geworden. In diesem Schuljahr wurde diese Fahrt aber zum ersten Mal eingebunden in ein dreitägiges fächerübergreifendes Projekt zwischen den Fächern Religion bzw. Ethik und Geschichte. In zwei Gruppen informierten sich die Schülerinnen und Schüler zum einen über Glauben, Leben, Brauchtum und Sitten anhand der Ausstellungsstücke im Museum sowie über den letzten Weg im Leben eines Juden, eindrucksvoll geschildert von Herrn Schnabel, der sich seit Jahren mit der Geschichte des jüdischen Friedhofs in Laudenbach beschäftigt. 
Der zweite Tag des Projekts war der Verfolgung und Vernichtung der Juden durch den Nationalsozialismus gewidmet. In bewegenden und ernüchternden Bildern schildert der Film 'Der Pianist' die Ereignisse im Warschauer Ghetto.
Am dritten Tag erlebten die Jugendlichen die Dimensionen des Dritten Reichs hautnah bei einer Fahrt nach Nürnberg zum Reichsparteitagsgelände.
Finanziell unterstützt wurden die Projekttage durch den Verein der Freunde des Gymnasiums."     
 
Oktober 2013: Ermittlungen der Kriminalpolizei wegen einer Friedhofschändung  
Aus dem Polizeibericht vom 17. Oktober 2013: "Drei Grabsteine auf jüdischem Friedhof umgeworfen
Unbekannte haben auf dem jüdischen Friedhof im Karlstadter Stadtteil Laudenbach drei Grabsteine umgeworfen. Der dabei entstandene Sachschaden dürfte sich auf etwa 200 Euro belaufen.

Bislang gibt es noch keine Hinweise auf die Täter. Die weiteren Ermittlungen führt inzwischen die Kriminalpolizei Würzburg. Der Spurenlage nach zu urteilen, überstiegen die Unbekannten in der Zeit von Sonntagnachmittag bis Mittwochmittag die umgebende Mauer des alten jüdischen Friedhofs am Schloßberg. Am ehemaligen Leichenhaus wurde offensichtlich mit körperlicher Gewalt ein Fensterladen aufgezogen und das dahinter liegende Fenster eingedrückt. Dabei entstand allerdings kein Sachschaden. Im Innern werden lediglich einfache Werkzeuge ohne größeren Wert gelagert. Dafür hatten die Täter offenbar keinerlei Verwendung. Auf dem Friedhof wurden dann drei Grabsteine umgeworfen.
In der Folge führte die Polizeiinspektion Karlstadt erste Ermittlungen, die dann von der Kriminalpolizei Würzburg übernommen wurden. Bislang haben sich keine Hinweise auf eine möglicherweise politisch motivierte Straftat ergeben.
Der Sachbearbeiter der Kripo Würzburg bittet nun um Hinweise aus der Bevölkerung: 
• Wem sind in der Zeit von Sonntagnachmittag bis Mittwochmittag auf dem alten jüdischen Friedhof im Karlstadter Stadtteil Laudenbach verdächtige Personen aufgefallen?
• Wer hat jemanden dabei beobachtet, wie er sich an Grabsteinen zu schaffen gemacht hat?
• Wer hat sonst irgendwelche Beobachtungen gemacht, die mit den Beschädigungen der Grabsteine zu tun haben könnten?
Hinweise erbeten unter Telefon 0931/457-1732."  
 
März 2019: Dokumentation des Friedhofes mit moderner Technik   
Artikel von Lena Köster in der "Main-Post" vom 7. März 2019: "Laudenbach. Mit moderner Technik hebräische Schriftzeichen entziffern
Der jüdische Friedhof in Laudenbach ist über 400 Jahre alt, auf seinen Grabsteinen sind hebräische Texte eingemeißelt, die nicht nur Namen und Geburtsdaten, sondern auch Herkunftsorte, Berufe, und manchmal auch ganze Lebensgeschichten der Verstorbenen beinhalten. Mit über zweitausend Grabsteinen befindet sich in Laudenbach laut einer Pressemitteilung des Förderkreises Ehemalige Synagoge Laudenbach ein überaus wertvolles steinernes Archiv der früheren jüdischen Gemeinden im gesamten heutigen Main-Spessart-Kreis. Auf Dauer lasse sich dieses Archiv jedoch nicht erhalten, denn Feuchtigkeit und Frost lassen die Steine immer mehr verwittern. Der rote Buntsandstein nehme die Feuchtigkeit schnell auf, durch den winterlichen Frost werden manchmal ganze Platten aus den Steinen herausgesprengt. Vor allem die sehr alten Grabsteine seien stark gefährdet, heißt es in der Mitteilung. Viele der hebräischen Inschriften seien bereits jetzt unwiederbringlich verloren.
Erster Probelauf. Auf Initiative des 'Förderkreises ehemalige Synagoge Laudenbach e.V.' haben nun Mitarbeiter des Lehrstuhls für Digitale Denkmaltechnologien und des Kompetenzzentrums Denkmalwissenschaften und Denkmaltechnologien (KDWT) der Otto-Friedrich-Universität Bamberg unter der Leitung von Frau Prof. Dr. Mona Hess ein Projekt begonnen, durch das die Inschriften auf den Grabsteinen mit modernster Technik digital erfasst werden sollen. In der letzten Woche fand ein erster Erprobungslauf statt. Georg Schirmer vom Förderkreis sowie der Betreuer des Friedhofs Georg Schnabel begrüßten die Gäste aus Bamberg und führten in die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Laudenbach ein. Unterstützt und fachlich begleitet wurde die Gruppe von Susanne Talabardon und Rebekka Denz von der Professur für Judaistik der Universität Bamberg. Einen ganzen Tag lang wurden einzelne ausgesuchte Grabsteine untersucht. Mit Fotogrammetrie und 3D-Laser-Scannern wurde die Oberflächengeometrie und damit Material, Gestalt und die hebräischen Texte digital erfasst. Auch das Gelände des Laudenbacher Friedhofes wurde in Teilen erfasst. Die Fachleute betreten mit ihrer Methode weitgehend Neuland, heißt es in der Mitteilung. Man will zunächst anhand einzelner Steine Erfahrungen sammeln und Grundlagen der Schrifterkennung erproben. Möglicherweise können mit dieser Technik auch teilweise beschädigte Inschriften wieder sichtbar gemacht und für die Nachwelt erhalten werden, heißt es weiter. Stimmen die technischen Voraussetzungen des Projekts, wäre ein notwendiger erster Schritt für die systematische Erfassung des gesamten Friedhofes getan."  
Link zum Artikel 
 
November 2020: Die Dokumentation des Friedhofes wird erstellt 
Artikel in "br.de" (Website des "Bayerischen Rundfunks" vom 18. November 2020: "Jüdischer Friedhof in Laudenbach wird dokumentiert
Es ist der Auftakt von mehreren Dokumentationen jüdischer Friedhöfe in Bayern: In Laudenbach wird der aktuelle Zustand des Friedhofs festgehalten. Diese 'Fleißarbeit' könnte etwa zwei Jahre dauern und bedarf auch der Unterstützung von Ehrenamtlichen.
Momentan sind auf dem jüdischen Friedhof in Laudenbach 2.326 Grabsteine bekannt. Doch vermutlich waren es einmal rund 3.500 Steine. Mit der Zeit und auch durch den Einfluss der Natur sind einige umgefallen und irgendwann überwuchert. Inzwischen verwittern die Steine mit der Einwirkung von Feuchtigkeit und Frost immer mehr. Die Folge ist, dass Inschriften nicht mehr lesbar sind oder Platten mit der meist hebräischen Schrift abplatzen. Den aktuellen Zustand des Friedhofs will der Förderkreis der ehemaligen Synagoge Laudenbach nun dokumentieren.
Dokumentation mehrerer Friedhöfe in Bayern. Die Kunsthistorikerin Susanne Klemm soll die Laudenbacher bei der Dokumentation der Steine unterstützen. Dafür wurde beim Landesamt für Denkmalpflege im Schloss Seehof eine extra Stelle geschaffen. Über die zunächst auf drei Jahre ausgelegte Stelle soll Susanne Klemm die Dokumentation von mehreren jüdischen Friedhöfen in Bayern einleiten und organisieren. Der Friedhof in Laudenbach ist der Auftakt für die Reihe.
Digitale Karte des Friedhofs als Grundlage. Eine wichtige Grundlage für die Dokumentation hat bereits vor zwei Jahren der Student Andreas Maul geschaffen. Er hat für seine Bachelorarbeit an der Uni Bamberg am Lehrstuhl für digitale Denkmalerfassung eine Gräberkarte vom Laudenbacher Friedhof erstellt. Zentimetergenau hat Andreas Maul dafür das Gelände gescannt. In seiner digitalen Karte ist jeder Stein, jedes Grabmal, sogar jeder Baum erfasst. Die einzelnen Grabsteine hat er mit Nummern versehen. So ist die exakte Zahl der Steine und auch ihre Lage im Gelände bekannt.
Ausrüstung gibt es vom Amt für Denkmalpflege. Das Amt für Denkmalpflege stellt den ehrenamtlichen Helfern professionelle Kameraausrüstung zur Verfügung. Mit Hilfe der Gräberkarte von Andreas Maul soll der Förderkreis in seine Arbeit einsteigen. Für die Dokumentation wird jeder Grabstein vermessen und per Foto dokumentiert. Auch Besonderheiten sollen festgehalten werden – zum Beispiel ob der Stein eine Umrandung hat.
Fachleute werden die Dokumentation entschlüsseln. Sobald die Steine fotografiert sind, wird es die Aufgabe von sprach- und schriftkundigen Fachleuten sein, das Archiv zu entschlüsseln und die Schriften auszuwerten. Einiges kann dazu Georg Schnabel beitragen, der sich seit 30 Jahren um den jüdischen Friedhof kümmert, Führungen anbietet und auch viele Kontakt zu Hinterbliebenen unterhält, die aus Amerika oder Israel an diesen besonderen Ort gekommen sind.
Fleißarbeit für rund zwei Jahre. Der Fördervereinsvorsitzender Schirmer meint: 'Wir werden vermutlich die nächsten zwei Jahre mit der Dokumentation beschäftigt sein'. Noch sind es wenige ehrenamtliche Helfer, deshalb ist der Förderverein auf der Suche nach Freiwilligen. Aber zumindest habe der Verein bislang kein Geld für die Arbeit investieren müssen. Wenn der Auftrag über einen Fachbüro laufen würde, dann hätte laut Schirmer allein die Karte mehrere tausend Euro gekostet."  
Link zum Artikel  

    
     

Links und Literatur

Links: 

bulletWebsite der Stadt Karlstadt  
bulletKurze Informationsseite zur (jüdischen) Geschichte in Laudenbach hier anklicken mit Seiten zur Synagoge hier anklicken und zum jüdischen Friedhof  
bulletBesuch einer Gruppe aus Israel u.a. im jüdischen Friedhof in Laudenbach: hier anklicken  
bulletZur Seite über die Synagoge in Laudenbach (interner Link)  

Quellen

Hinweis auf online einsehbare Familienregister der jüdischen Gemeinde Laudenbach (Karlstadt)  
In der Website des Landesarchivs Baden-Württemberg (Hauptstaatsarchiv Stuttgart) sind die Personenstandsregister jüdischer Gemeinden in Württemberg, Baden und Hohenzollern und einiger weiterer Gemeinden außerhalb dieses Gebietes einsehbar: https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/struktur.php?bestand=5632     
Zu Laudenbach (Karlstadt) sind die folgenden Register vorhanden:    
J 386 Bü. 340 Laudenbach Todesfälle 1850-1886 http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-445948  
J 386 Bü. 345 Laudenbach Friedhof - Gräberverzeichnis 1908   http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-445953            

Literatur:  

bulletIsrael Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit. A 85. 1988. S. 83-84.   
bulletMichael Trüger: Der jüdische Friedhof Laudenbach/Unterfranken. In: Der Landesverband der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern. Jg. 1998 13.Jg. Nr. 77 vom September 1998 S. 30.
bulletBaruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979 S. 346-347. 
bullet Werner Zapotetzky: Jüdische Spuren in Laudenbach: Informationen für Lehrer / zusammengestellt vom Stadtarchiv Karlstadt. Karlstadt 1997.
bulletAlfons Breitenbach: Laudenbach am Main : ein Ortsportrait. 750 Jahre Laudenbach. Laudenbach: Gemeinde, 1999.
bulletMSP Publikation 01.jpg (23157 Byte)Leonhard Scherg: Jüdisches Leben im Main-Spessart-Kreis. Reihe: Orte, Schauplätze, Spuren. Verlag Medien und Dialog. Haigerloch 2000 (mit weiterer Literatur). 

    
     

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 30. Juni 2020