Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Urspringen (Main-Spessart-Kreis)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:  

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Schule und der Lehrer
         insbesondere aus der Zeit des Lehrers Simon Kissinger   
Aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen  
Kennkarte aus der NS-Zeit   
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen 
bulletErinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte 
bulletLinks und Literatur   

    

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)  
       
In dem bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts unterschiedlichen Herrschaften gehörenden Urspringen bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938/42. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 16. Jahrhunderts zurück. In einem Schreiben des Rothenfelser Amtmanns Hans-Wilhelm von Riedern aus dem Jahr 1573 wird der aus Urspringen stammende Jude Salomon genannt, der damals in Mainz lebte und in das wertheimische Dorf Heidenfeld (Marktheidenfeld) übersiedeln wollte. 1655 gab es bereits 12 jüdische Haushaltungen mit 34 Personen. Mitte des 18. Jahrhunderts wurden 14 Haushaltungen gezählt, von denen 12 unter dem Schutz der Familie von Castell, zwei unter dem Schutz der Familie von Ingelheim standen. Ihre Blütezeit erlebte die jüdische Gemeinde im 19. Jahrhundert. 
 
Die Zahl der jüdischen Einwohner entwickelte sich im 19. Jahrhundert wie folgt: 1803/04 20 jüdische Familien, 1813 166 jüdische Einwohner (17,1 % der Gesamteinwohnerschaft), 1815 185 (16,5 % der Gesamteinwohnerschaft von 1.123 Personen), 1837 220 (20,8 % von insgesamt 1.060), 1867 213 (20,7 % von insgesamt 1.030), 1880 194 (18,3 % von 1.062), 1900 154 (15.1 % von insgesamt 1.020). 
  
Bei der Erstellung der Matrikellisten 1817 werden in Urspringen die folgenden jüdischen Familienvorstände genannt (mit neuem Familiennamen und Erwerbszweig): unter bisherigem Schutz der Familie von Castell auf 27 Matrikelstellen (dazu Nachträge/Veränderungen bis 1825): Löw Faust Fränkel (Pferd- und Rindviehhandel), Nathan Faust Fränkel (Pferd- und Rindviehhandel), Moses Faust Fränkel (Pferd- und Rindviehhandel), Samuel Hohna Schwab (Schmuserei), Feist/Faust Nathan Fränkel (Pferdehandel, seit 1819 Pferd- und Rindviehhandel, Eisen- und Leder-, Hausierhandel mit Spezereiwaren), David Isaak Adler (Vieh- und Warenhandel), Abraham Isaak Adler (Viehhandel, ab 1819 Rindvieh- und Ellenwarenhandel), Hirsch Samuel Tannenwald (Schmuserei), Moses Samuel Geyer (Schlächterei und Schmuserei), Jacob Wolf Straus (Schmuserei), Joseph Isaak Adler (Viehhandel und Schmuserei, ab 1819 Handel mit Eisen, Leder, Spezerei- und Ellenwaren), Feist/Faust Wolf Straus (Viehhandel und Schmuserei), Maier Hirsch Krumm (Schmuserei), Jacob Moses Rosenbusch (Schlächterei und Viehhandel), Moses Aron Freudenreich (Ellen- und Spezereiwarenhandel), Götz Löw Goldberg (Vieh- und Warenhandel, ab 1819 Ellenwaren-, Bettwerk- Lederwerkhandel), Abraham Mose Schloß (Warenhandel), Abraham Moses Rosenfeld (Warenhandel), Eleasar Nathan Trepp (Warenhandel), Himmerla David Rothfelder (Handarbeit und Unterstützung), Joseph David Rothfelder (Schmuserei), Isack Moses Schloß (Warenhandel), Abraham Jakob Grün (Warenhandel, seit 1819 Ellenwaren), Maier Leser Stern (Warenhandel), Aron Moses Schloß (Warenhandel), Lazarus Jakob Waldauer (Warenhandel, seit 1819 Ellenwaren und Bettfedern), Nathan Moses Fränkel (Feldbau, ab 1824), Löw Moses Sonnenhell (Metzgerei, ab 1818), Hirsch Schmey Schloß (Warenhandel mit offenem Laden, seit 1822), Aron Fränkel (Handel mit offenem Laden, seit 1825); unter bisherigem Schutz der Familie von Ingelheim auf neun Matrikelstellen: Joseph Isaak Klein (Mäklerei), Joel Isaak Klein (Mäklerei), Salomon Löw Stern (Handel mit Schnittwaren), Nathan Hayum Heimann (Privatlehrer), Hona Isaak Klein (Viehhandel), Hayum Isaac Dillberger (Viehschlächterei), Nathan Anschel Mandelbaum (Viehhandel), Michel Hona Frank (Mäklerei); nicht in die Liste aufgenommen wurde die Witwe von Hajum Isack Klein (Handarbeiten).    
      
Bereits seit der Mitte des 19. Jahrhunderts stagnierte die Zahl der jüdischen Einwohner durch Aus- und Abwanderung, um danach zurückzugehen. In die USA zogen u.a. Mitglieder der Familien Heilner, Mosenfelder, Freudenreich.
 
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.) sowie eine jüdische Elementar- und Religionsschule und eine Mikwe (rituelles Bad; letzteres 1826 in der Quellenstraße neu erbaut). Die Toten der Gemeinde wurden in Laudenbach beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der als Vorbeters und Schochet tätig war (vgl. Ausschreibungen der Stelle unten). Seit dem 19. Jahrhundert gehörte die jüdische Gemeinde Urspringen zum Distriktsrabbinat in Würzburg. 
  
Näheres zu einzelnen Lehrern: ab etwa 1800 war als 'Judenschulmeister' Gabriel Wormser (gest. 1825) tätig, der Vater des späteren und einzigen Distriktrabbiners von Gersfeld Samuel Wormser (geb. 1807; 1840-1892 Rabbiner in Gersfeld). - Erster Lehrer der neu errichteten Israelitischen Elementarschule war von 1830 bis 1864 bis zu seinem Wegzug nach Stuttgart, Aron Heilner (1804-1891), dessen Enkel Dr. Richard Heilner ab 1926 als Generaldirektor an der Spitze der Deutschen Linoleumwerke in Bietigheim-Bissingen, eines der größten deutschen Industrieunternehmen, stand. Sigmund Heilner (1834-1917), einer von Arons Söhnen, zählt zu den Pionieren Oregons. - Nachfolger von Aron Heilner war Lehrer Samuel Samuel Samfeld (zuvor in Giebelstadt, genannt in Urspringen von mind. 1866 bis 1877 oder 1878). Besonders bekannt war der seit 1878 in Urspringen tätige Lehrer Simon Kissinger. Er konnte 1903 sein 25jähriges, 1928 sein 50jähriges Dienstjubiläum feiern. Bis 1929 blieb er - zuletzt als Hauptlehrer - in der Gemeinde tätig. 1918 war zwar die Israelitische Elementarschule aufgelöst wurden, doch blieb Simon Kissinger auch als Religionslehrer am Ort. 1929 wurde die Stelle neu ausgeschrieben, konnte jedoch nicht mehr besetzt werden, sodass Lehrer Kissinger auch weiterhin unterrichtete (Berichte zu Kissinger s.u.). 
      
An jüdischen Vereinen bestanden insbesondere: der Wohltätigkeitsverein Chewra Schnijah (1851 gegründet, 1924/25 unter Leitung von Moses Adler, damals 12 Mitglieder), der Wohltätigkeitsverein Chewra Neorim (1924/24 unter Leitung von J. Dillenberger, damals 12 Mitglieder) unter der Frauenverein Sara (1924/25 26 Mitglieder). Die Chewra Schnijah hatte auch eine Bücherei eingerichtet. Auch eine Zweigstelle des Jüdischen Nationalfonds Keren Kajemet le Jisrael bestand in Urspringen.  
      
Seit 1900 ging die Zahl der jüdischen Gemeindeglieder weiter zurück von 111 Personen im Jahr 1910 (11,2 % von insgesamt 991) auf 86 im Jahr 1925 (9,1 % von 943). 
  
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Friedrich Philipp Freudenreich (geb. 29.10.1888 in Urspringen, gef. 5.7.1915) und Louis Leopold (geb. 4.4.1877 in Schmalnau, gef. 1.9.1917). Unter den vermissten jüdischen Soldaten sind Albert Adolf Ackermann (geb. 28.1.1890 in Urspringen, gef. 15.7.1915) und Gefreiter Siegmund (Sigmund) Samuel (geb. 17.2.1893 in Karbach, gef. 18.8.1918). Die Namen dieser vier Soldaten stehen auf dem Gefallenendenkmal der Gemeinde an der Außenseite der katholischen Pfarrkirche (siehe Fotos unten).  Andere jüdische Kriegsteilnehmer kehrten mit teils hohen Auszeichnungen zurück.
    
Um 1924
, als noch 100 jüdische Einwohner gezählt wurden (10 % von insgesamt etwa 1.000 Einwohnern) gehörten dem Gemeindevorstand an: Bernhard Dillenberger, A. Schloss, Simon Kissinger und Max Freudenreich. Im Schuljahr 1924/25 waren nur zwei jüdische Kinder in der Religionsschule zu unterrichten. 1932 waren die Gemeindevorsteher Moritz Dillenberger (1. Vorsitzender) und Hermann Landauer (2. Vorsitzender). 
   
1933 wurden noch 78 jüdische Gemeindeglieder gezählt (7,9 % von 992). In der ersten Jahren der NS-Zeit blieben die meisten der jüdischen Gemeindeglieder in ihrem Heimatort. Erst ab 1937 (noch 71 jüdische Einwohner) entschlossen sich mehrere zum Umzug in die Städte oder zur Auswanderung. Zu Ausschreitungen gegen die jüdischen Häuser und Familien kam es erstmals am 29. September 1938, als in vier jüdischen Häusern die Fenster eingeschlagen wurden. Zu weiteren Verwüstungen der jüdischen Wohnungen kam es beim Novemberpogrom 1938. Dabei wurde selbst das Haus heimgesucht, in dem eine verstorbene jüdische Frau aufgebahrt war. 1939 wurden noch 56 jüdische Einwohner gezählt (5,8 % von 973). Im April 1942 wurden 42 jüdische Einwohner aus Urspringen über Würzburg in Vernichtungslager deportiert. Die Urspringer Juden stellten bei dieser Deportation das größte Kontingent einer jüdischen Gemeinde aus dem Gebiet des heutigen Landkreises Main-Spessart. Die letzten vier Urspringer Juden wurden noch im Laufe des Jahres 1942 deportiert.  
    
Von den in Urspringen geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945" und auf Grund der Zusammenstellung von L. Scherg): Adolf Adler (1882), Anny Adler (1924), Bertha Adler geb. Weinberg (1892), Bettina (Dina) Adler geb. Hahn (1893), David Adler (1879), Fanny Adler (1899), Fanny Adler geb. Landauer (1875), Frieda Adler geb. Landauer (1875), Friedrich Adler (1888), Ida Adler geb. Israel (1892), Inge Adler (1934), Isaak Adler (1876), Justin Adler (1906), Leo Adler (1924), Lina Adler geb. Schönfärber (1901), Ludwig Adler (1892), Manfred Adler (1932), Mathilde Adler geb. Günther (1898), Nathan Adler (1878), Paula Adler geb. Grün (1886), Philipp Adler (1865), Ruth Adler (1924), Senta Adler (1921), Serry Adler (1925), Emilie Altgenug geb. Klein (1882), Friedrich Dillenberger (1888), Gitta Dillenberger geb. Gerson (1893), Hans Dillenberger (1931), Heinz Dillenberger (1927), Joachim Dillenberger (1924), Lenchen Dillenberger geb. Frank (1892), Marga Dillenberger (1927), Max Dillenberger (1899), Moritz Dillenberger (1879), Rosa Dillenberger geb. Grün (1883), Rudolf Dillenberger (1893), Werner Dillenberger (1926), Fanny Ehrmann geb. Adler (1850), Alfons Fränkel (1888), Hermann Fränkel (1866), Isidor Fränkel (1871), Elsa Frank geb. Dillenberger (1890), Sofie Frankenfelder geb. Landauer (1879),  Hermina Freimark geb. Adler (1876), Abraham Freudenreich (1884), Albert Freudenreich (1883), Alice Freudenreich (1921), Dina Freudenreich geb. Freudenreich (1889), Jenny Freudenreich geb. Schafheimer (1894), Max Freudenreich (1894), Mira Dina Freudenreich geb. Freudenreich (1889), Ruth Freudenreich (1924), Si(e)gi Freudenreich (1924), Elsa Friedenhain geb. Dillenberger (1882), Berta Günther geb. Fleischmann (1864), Sali Hanauer (1887), Gerta Hecht (1908), Sofie Hecht geb. Adler (1878),  Isaak Hobel (1887), Bertha Höchstädter geb. Dillenberger (1882), Babette Kaiser geb. Adler (1872), Karola (Karolina) Kaufmann geb. Rosenstein (1861), Julius Kissinger (1894), Abraham Klein (1865), Josef Klein (1880), Hilda Krug geb. Adler (1887), Hermann Landauer (1882), Hilda Landauer geb. Adler (1893), Hilde Krug geb. Adler (1887), Tilly Meyer geb. Leopold (1911), Luise Morgenroth (1882), Moses Morgenroth (1862), Julie Müller geb. Klein (1876), Emilie Oppenheimer geb. Dillenberger (1879), Sali Rosenbaum (1885), Wolfgang Rosenstein (1865), Alfred Rothfeld (1920), Berthold Rothfeld (1908), David Rothfeld (1886), Hannchen Rothfeld geb. Müller (1882), Hilda Rothfeld geb. Müller (1886), , Meta Schloss geb. Adler (1887), Rosa Schloss geb. Weikersheimer (1855), Marianne Schömann geb. Adler (1870), Frieda Schönfärber geb. Adler (1909), Maria (Marianne) Schömann geb. Adler (1870), Aron (Arno, Armold) Simon (1926), Hermann Simon (1891), Meta Simon geb. Grün (1889), Fanny Stern geb. Kissinger (1902), Klara Strauss geb. Klein (1878).   
Anmerkung: Ein großer Teil dieser Personen lebte schon einige Zeit bis lange vor 1933 nicht mehr in Urspringen.   
  
Hinweise
: Der in obiger Liste bislang genannte Julius Joel Rothfeld (1875) ist am 29. Januar 1941 gestorben und wurde in Laudenbach beigesetzt; es war die letzte Bestattung in Laudenbach). 
Der Familienname Rothfeld wird teilweise auch "Rotfeld" geschrieben; in den örtlichen Unterlagen begegnet allerdings nur "Rothfeld").  
   
   
   
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde    
   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule  
Aus der Zeit des Lehrers Simon Kissinger  

Urspringen Schule 011.jpg (20213 Byte)Der jüdische Lehrer Simon Kissinger (1859-1939) mit Frau Babette geb. Fränkel, eigenen Kindern und den Schulkindern in Urspringen. Kissinger lebte 50 Jahre lang in Urspringen.
Quelle: Familie Kissinger 
Genealogische Informationen: https://www.geni.com/people/Simon-Kissinger/6000000035618480244  
   
25jähriges Dienstjubiläum und Ehrenbürgerrecht für Lehrer Kissinger 1903 
Urspringen AZJ 30101903.jpg (17800 Byte)Aus der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 30.10.1903: "Dem Israelitischen Volksschullehrer Kissinger in Urspringen wurde anlässlich seines 25jährigen Dienstjubiläums das Ehrenbürgerrecht mit Diplom verliehen" 
  
Urspringen Israelit 29091903.jpg (42414 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. September 1903: "Urspringen, 25. September (1903). Nachdem der israelitische Volksschullehrer, Herr S. Kissinger, 25 Dienstjahre seit seinem Seminaraustritte ausschließlich in der hiesigen Kultusgemeinde zugebracht hat, wurden ihm außer zahlreichen und wertvollen Geschenken durch einstimmigen Beschluss der Gemeindeverwaltung das Ehrenbürgerrecht mit Diplom verliehen und durch den Herrn Bürgermeister Albert mit ehrender Ansprache überreicht."  
   
Silberne Hochzeit und 30jähriges Dienstjubiläum von Lehrer Kissinger 1908
Urspringen Israelit 26111908.jpg (49248 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. November 1908: "Urspringen bei Karlstadt, 20. November (1908). Am 29. November feiert Herr Lehrer S. Kissinger mit seiner Gemahlin geborenen Fränkel, das Fest der silbernen Hochzeit und auch gleichzeitig das 30jährige Dienstjubiläum. Welch großer Beliebtheit sich Herr Kissinger erfreut, der seit seiner Seminarabsolvierung in hiesiger Gemeinde als Volksschullehrer wirkt, geht daraus hervor, dass ihm schon zu seinem 25jährigen Dienstjubiläum neben zahlreichen anderen Ehrungen auf einstimmigem Gemeindebeschluss hin das Ehrenbürgerrecht verliehen wurde."
    
45-jähriges Dienstjubiläum von Lehrer Kissinger (1923)  
Urspringen Israelit 23081923.jpg (39759 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. August 1923: "Urspringen, 10. August (1923). Ein seltenes Jubiläum kann Herr Hauptlehrer Kissinger dahier am 22. August begehen. An diesem Tage werden es 45 Jahre, dass Herr Kissinger seit seinem Seminaraustritt im Jahre 1878 ohne Unterbrechung in der hiesigen Kultusgemeinde tätig ist. Es dürfte dieser Fall wohl sehr selten vorkommen. Alle Kreise der Bevölkerung nehmen freudigsten Anteil an dem seltenen Ereignis."
 
50-jähriges Dienstjubiläum von Lehrer Kissinger (1928) 
Urspringen BayrGZ 13091928.jpg (72243 Byte)Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 13. September 1928: "Urspringen. Am 8. September waren es 50 Jahre, dass Hauptlehrer Kissinger die Stelle eines Volksschullehrers an der damals noch sehr gut besuchten jüdischen Volksschule in Urspringen angetreten hat. Er amtierte an dieser Schule bis zu ihrer vor 10 Jahren erfolgten Auflösung, verblieb aber in treuer Anhänglichkeit an seine Gemeinde als Religionslehrer dortselbst und hat bis vor kurzem diesen Dienst in mustergültiger Weise versehen. Seine eifrige und ersprießliche Tätigkeit wie seine Sorge um das Allgemeinwohl fanden vielseitige Anerkennung nicht nur bei der jüdischen Bevölkerung, sondern auch in hohem Grade bei der politischen Gemeinde, die ihm anlässlich seines 25jährigen Dienstjubiläums das Ehrebürgerrecht verlieh. Der Jubilar gehört zu den wenigen noch lebenden Gründungsmitgliedern unseres Vereins (gemeint: Israelitischer Lehrerverein in Bayern). Möge ihm ein recht langer und heiterer Lebensabend beschieden sein!"
  
Urspringen Israelit 06091928.jpg (122849 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. September 1928: "Urspringen, 2. September (1928). Am nächsten Schabbos sind es 50 Jahre, dass der allseits beliebte und hochgeschützte Herr Hauptlehrer Simon Kissinger in Urspringen seine ersprießliche und erfolgreiche Tätigkeit als Lehrer begann. Es gibt wohl verschwindend wenige Lehrer, deren ganze Lehrtätigkeit sich nur auf eine Gemeinde erstreckt. Bei Simon Kissinger war dies der Fall. 40 Jahre war er in Urspringen als Volksschullehrer tätig und seit seiner Pensionierung lieh er seine Dienste dieser Gemeinde als Religionslehrer, bis er vor ganz kurzer Zeit in den wohlverdienten Ruhestand trat. Ihm war es vergönnt, drei Generationen in einer Gemeinde zu guten Menschen und zu guten Juden zu erziehen. Während seines Berufslebens vollbrachte er stets die Mizwo, die an seinem Jubelschabbos verlesen wird. So sind ihm denn nicht nur die Kinder seiner Gemeinde in Liebe zugetan, sein Name hat in allen kreisen der bayerischen Judenheit einen guten Klang und insbesondere freiern diesen Tag alle seine jüdischen Berufskollegen mit ihm. Er gehörte ja zu den wenigen noch lebenden Gründungsmitgliedern des Israelitischen Lehrervereins für Bayern. Dass der Jubilar aber auch bei der nichtjüdischen Bevölkerung einen guten Namen hat, das beweist wohl das Ehrenbürgerrecht, das ihm vor 25 Jahren von der politischen Gemeinde Urspringen verliehen wurde. Möge dem Jubilar ein recht langer und glücklicher Lebensabend beschieden sein."   
  
Urspringen BayrGZ 15111928.jpg (60397 Byte)Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. November 1928: "Urspringen. Nachdem Herr Hauptlehrer a.D. S. Kissinger alle ihm zugedachten offiziellen Veranstaltungen seitens der Kultusgemeinde, der politischen Gemeinde und Vereine sowie des Distrikt-Rabbinates und Synagogenchores Würzburg mit Rücksicht auf die wirtschaftlichen Verhältnisse abgelehnt hatte, verlief dessen 50jährige Jubelfeier in Stiller Weise im allerengsten Kreise. Eine Unmenge von Zuschriften von Privaten sowie solche sehr ehrendem Inhalt liefen ein vom Verband der Israelitischen Gemeinden Bayerns mit einer Ehrengabe, vom Distrikt-Rabbinate Würzburg und ein sehr herzlich gehaltenes Glückwunschschreiben der hiesigen politischen Gemeinde; das Schreiben der letzteren ist ein erfreuliches Zeichen des schönen Verhältnisses der drei Konfessionen in hiesiger Gemeinde. Möge dies weiter so bleiben." 

 
Artikel von Lehrer Kissinger "Selbstachtung" - Kritische Betrachtung (1923)  

Urspringen Israelit 16081923.jpg (198325 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. August 1923: "Selbstachtung. Kritische Betrachtung von Hauptlehrer a.D. S. Kissinger in Urspringen. Abwehr und Wiederaufbau! Unter diesen Zeichen steht heute das Streben des deutschen Volkes! Für uns Juden ist es nicht nur eine nationale, sondern auch eine religiöse Pflicht, an der Wiedergenesung unseres geliebten Vaterlandes nach Kräften mitzuhelfen. Uns Juden aber, wenigstens denen, denen das Judentum keine hohle Phrase, sondern ein unser ganzes Leben durchdringendes Gesetz ist, obliegt noch eine andere Pflicht, d.i. Abwehr und Wiederaufbau auf dem Gebiete des religiösen Lebens, Abwehr aller destruktiven Bestrebungen, deren Endziel die Zersetzung des religiösen Lebens ist und Wiederaufbau des durch die Zeitverhältnisse und den Krieg stark in Mitleidenschaft gezogenen toratreuen Pflichtenlebens. Die Auswirkung des Krieges nach dieser Richtung zeigt sich bei einem großen Teil der Judenheit, auch bei einem Teil der sich noch orthodox nennenden, in erschreckender Weise. Man hat keine Mittel mehr für die Mizwot (Weisungen) an Pessach, für die Arba'a Minim am Sukkot-Fest (Laubhüttenfest) und für die Lichter am Chanukka-Fest, für Mischloach Manot (Geschenke geben) an Purim, für Anschaffung der Tefillin, Talit und Mesusa, für die Erfüllung der heiligsten Pflichten der Frauen ist bei vielen Alles zu teuer, im Hause sieht man keine Tefila und Chumasch mehr, das Lesen einer jüdischen Zeitschrift neben den Tagesblättern, die Anschaffung eines belehrenden Buches aus religiöser Literatur wird als unmöglich bezeichnet und für die Besoldung der Kultusbeamten, die Vertreter ihrer vitalsten Angelegenheiten, hat man in vielen Gemeinden eine geradezu unbegreifliche Hartherzigkeit und ein an Zynismus grenzendes Verhalten an den Tag gelegt. Ich frage nun: Sagt man denn auch bei anderen Anforderungen des Lebens auch sofort: Non possumus - das können wir nicht leisten? Leistet man sich da nicht häufig mehr als das Allernotwendigste, auf das man sich heute in den Nöten der Zeit beschränken sollte? Und wenn wir heute vielfach über Missachtung des Judentums klagen hören, so frage ich: Woher soll denn die Achtung kommen, wenn man in nichtjüdischen Kreisen sieht, wie leichtfertig und arrogant man sich über die heiligsten Religionsgesetze hinwegsetzt? Wie kann unser Ansehen erhalten werden, wenn man seine engeren Beamten hungern und darben lässt, wenn man sie Beschäftigungen in die Hände treibt, die absolut mit dem Stand unvereinbar sind? Früher hat man den Opfersinn der Juden behördlicherweise zum Öfteren öffentlich anerkannt, den sie für die Erhaltung ihrer Bildungsan-
Urspringen Israelit 16081923a.jpg (160195 Byte)stalten an den Tag legten, heute dagegen lässt man sie untergehen und zum Teil ein kümmerliches Dasein fristen. Wie oft schon haben nichtjüdische Geistliche die Juden z.B. an der Beobachtung ihrer Sabbate und Feiertage in ihren Predigten als Muster angeführt, heute scheuen sich oft junge Leute nicht, an den Feiertagen und Samstagen ohne Rücksicht auf ihre religiös-fühlenden Eltern anzukommen und abzureisen. Da ich gerade bei der Nichtachtung unserer eigenen Sache stehe, möchte ich auf einen sehr wunden Punkt hinweisen. gegen nichtjüdische Beamte zeigt man oft ein geradezu von Seriosität strotzendes, rücksichtsvolles Benehmen, während man häufig gegen die eigenen jüdischen Beamten mit einer geradezu zynischen Gleichgültigkeit sich verhält. Ich bin gewiss der Letzte, der die Verletzung der konventionellen Pflichten gegen Andersgläubige das Wort redet und habe während meiner 45jährigen Dienstzeit zur Genüge bewiesen, allein ich verlange die gleiche Rücksicht und Anerkennung auch für den jüdischen Beamten sowohl in dienstlicher als auch in gesellschaftlicher Hinsicht. Ich fasse meine Ausführungen in das Resümee zusammen und sage: Selbstachtung müssen wir üben, Selbstachtung bezüglich unserer religiösen Pflichten, Hochachtung gegen die eigenen Beamten und ihre Bildungsstätten, Achtung all dessen, was den Juden erst recht zu einem Juden stempelt. Wir müssen den von Herrn Regierungsrat Goslar in einer Versammlung in Frankfurt am Main gemachten Ausführungen, dass wir den Antisemitismus am besten bekämpfen, wenn wir alle ganze Juden sind, uneingeschränkt beipflichten.  
Erst wenn sich das Prophetenwort 'deine Zerstörer und Verwüster ziehen fort von dir' (Jesaja 49,17), d.h. wie der unvergessliche Mendel Hirsch übersetzt: wenn die, die dich zerstörten und niederreißen wollen, aus dir verschwinden, erst dann wird für uns wieder das Morgenrot besserer Tage anbrechen und die Selbstachtung wird uns auch die Achtung unserer nichtjüdischen Mitmenschen als Lohn einbringen nach dem bekannten Ausspruch (hebräisch und deutsch): 'Wer mich ehrt, den werde ich wieder ehren lassen.'"  

   
Artikel von Lehrer Kissinger "Die Hebung des jüdischen Lebens in Stadt und Land" (1924)  

Urspringen Israelit 28081924.jpg (262644 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. August 1924: "Die Hebung des jüdischen Lebens in Stadt und Land. Von S. Kissinger, Hauptlehrer a.D. in Urspringen. Es ist höchst erfreulich, dass sich zurzeit vielfach Bestrebungen zeigen zur Hebung des jüdischen Wissens und Lebens in Stadt und Land, denn es sind hier wie dort weite Kreise fast auf dem Nullpunkt angelangt. Man suchte seither durch allerlei Vorträge eine Besserung herbeizuführen, allein die Erfolge waren ähnlich wie bei den Literaturvereinen so minimal, dass ein weiteres Beschreiten dieses Weges nicht zu empfehlen ist. Die verschiedenen Vereinigungen suchen durch Wanderredner und Wanderlehrer etwas zu erreichen. Die Leute auf dem Lande z.B. sind aber nach des Tages Mühen weder geistig noch körperlich zum Anhören eines gelehrten Vortrages disponiert; ähnlich wird es in den Städten sein. So wurde mir erzählt, dass ein Redner, der seinen Vortrag rechtzeitig angekündigt hatte, in einer 150 Seelen zählenden Gemeinde vor einem halben Dutzend Menschen sprechen musste. Bei dem zurzeit herrschenden Indifferentismus auf religiösem Gebiet und bei der wirtschaftlichen Not braucht man sich über derartige Erscheinungen nicht zu wundern. Wie soll nun eine Wandlung zum Besseren erzielt werden? In erster Linie muss das Streben der maßgebenden Kreise, wozu auch die Gemeinden gehören, darauf abzielen, Lernmöglichkeiten für die Jugend zu schaffen, durch die es ihr möglich ist, ihr Schulwissen in den Religionsfächern zu erweitern. Mit der Schaffung der Schulen bzw. Unterrichtskurse muss aber auch darauf hingewirkt werden, dass die Angehörigen zunächst sich selbst für die jüdischen Ideale interessieren, dieses Interesse auf ihre Kinder übertragen und sie zur Weiterbildung im jüdischen Schrifttum anhalten. 
Wie kann nun das Interesse für das Judentum in den Familien geweckt werden. Ich glaube, unsere Führer des letzten und gegenwärtigen Jahrhunderts haben uns den Weg gezeigt, indem sie ihre Geistesprodukte in gemeinfasslicher Sprache schrieben, um sie so der großen Masse leichter zugänglich zu machen. Greifen wir diesen Fingerzeig auf und sorgen wir dafür, dass die Schriften in jedes jüdische Haus wandern. In keinem Hause sollten die bekannten populären religionsgesetzlichen Schriften fehlen. Nicht zu vergessen sei die weitgehendste Verbreitung auf dem Boden positiven Schrifttums stehender, jüdischer Zeitschriften. Die Art und Weise, wie die bekannten Schriften verbreitet werden sollen, hängt mit der Klugheit und dem Takt der mit der Sache Betrauten ab. 
Nun wird man mir einwenden, woher die Mittel nehmen zu dem großzügigen Unternehmen?
Dazu sei folgendes bemerkt. Wenn man die horrenden Beträge für Wanderredner und Wanderlehrer, für deren Reisen und Verpflegung, für Bereitstellung, Beheizung und Beleuchtung der Lokale usw., für die Herstellung obengenannter Werke und entsprechender Zeitschriften verwenden würde, so könnte man viele Tausende von Exemplaren in die Hände des Publikums gelangen lassen. Außerdem wird sich so mancher Mäzen finden, der für den Zweck eine Auflage eines guten Werkes veranlasst und zur Verfügung stellt, wie dies ja z.B. in Frankfurt am Main schon öfters der Fall war.
Ich bin der festen Überzeugung, dass in vielen Familien die anziehend geschriebenen Schriften und Zeitschriften gerne gelesen werden, und dass ein ganz neuer Geist in viele Familien getragen und so der Boden für das eigentliche Lernen gründlich vorbereitet wird nach den Worten Jecheskel (Hesekiel) Kap. 36 Vers 26: 'Ich werde euch geben ein neues Herz und einen neuen Geist. Ich nehme das Herz von Stein aus eurer Brust und gebe euch ein Herz von Fleisch'."  

 
Ergänzend eingestellt: Dokument zu Lehrer Kissinger von 1921 - Paketkarte: 
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim/Ries; Anmerkungen auf Grund der Recherchen von P.K. Müller)     

Urspringen Simon Kissinger Dok 010.jpg (252556 Byte)Die Paketkarte (zu einem Paket) aus dem Jahr 1921 wurde versandt am 25. März 1921 von Würzburg nach Urspringen an Herrn Hauptlehrer Kissinger. Simon Kissinger wurde 1859 in Rödelsee geboren. Er starb 1939. Er war verheiratet mit Babette geb. Fränkel aus Urspringen, die gleichfalls 1859 geboren ist und bereits 1919 starb. Sie war die Tochter von Salomon Fränkel und Breinle geb. Klein. Die beiden hatten sieben Kinder: Salomon (geb. 13. März 1888, ermordet in Auschwitz am 15. Dezember 1942), Irma verheiratete Sonder (geb. 12.Oktober 1889, gest. im August 1968 in New York), Ferdinand Kissinger (geb. 13. Oktober 1891, ermordet 25. November 1941 in Kaunas, Litauen), Julius (geb. 7. November 1894, ermordet 25. November 1941 in Kaunas, Litauen), Jenny verheiratete Neuhaus (geb. 1896, gestorben in Israel), Bella verheiratete Oppenheimer (geb. 13. November 1897, gest. 1970 in New York), Fanny verheiratete Stern (geb. 7. März 1903, ermordet 1942 in Riga, Litauen).  
Simon Kissinger war bereits 1878 als Lehrer in Urspringen tätig. 1903 - anlässlich seines 25 jährigen Dienstjubiläums - wurde ihm seitens der Gemeinde Urspringen das Ehrenbürgerrecht verliehen. Nach Auflösung der israelitischen Elementarschule Urspringen 1918 blieb Simon Kissinger weiter als Religionslehrer in Urspringen. 1928 konnte er unter großer Anerkennung und Würdigung seines langjährigen und unermüdlichen fruchtbaren Wirkens von allen Seiten sein 50-jähriges Dienstjubiläum feiern. Simon Kissinger war auch Gründungsmitglied des "Israelitischen Lehrervereins in Bayern".
Quellen: https://www.geni.com/people/Simon-Kissinger/6000000035618480244 
http://www.main-echo.de/regional/kreis-main-spessart/art11878,3446294 
http://www.main-echo.de/regional/kreis-main-spessart/art4018,859643 
https://www.bllv.de/index.php?id=7729&einzelname=Kissinger,%20Simon 
http://tablet.main-netz.de/regional/kreis-main-spessart/art11878,3872844 
http://www.jewishgen.org/yizkor/pinkas_germany/ger1_00398.html      

  
Ausschreibung der Lehrerstelle nach der Zurruhesetzung von Lehrer Kissinger 1929 

Urspringen Israelit 13061929.jpg (66475 Byte)Zeitschrift "Der Israelit" am 13. Juni 1929: "Die Israelitische Kultusgemeinde Urspringen (Unterfranken) beabsichtigt möglichst sofort ihre frei gewordene Lehrerstelle wieder zu besetzen. Bewerber, die der gesetzestreuen Richtung angehören, die Schlussprüfung an einem staatlichen anerkannten Lehrerseminar abgelegt haben und das Kantorat sowie den Schächtdienst zu übernehmen in der Lage sind, werden ersucht Bewerbungen unter Vorlage von Zeugnissen bei dem unterfertigten Vorstand einzureichen. Der Gehalt bemisst sich nach der Besoldungsordnung des Verbandes Bayerischer Israelitischer Gemeinden. Dem Beamten obliegt neben dienstlichen Verpflichtungen in der Gemeinde Urspringen auch der Religionsunterricht, die Schechita sowie die religiöse Betreuung der Gemeinden Karbach und Marktheidenfeld nach Maßgabe näherer Vereinbarung. 
Urspringen, den 7. Juni 1929. Der Vorstand der Israelitischen Kultusgemeinde Urspringen. Bernhard Dillenberger.
  
Urspringen BayrGZ 15061929.jpg (83046 Byte)Dieselbe Ausschreibung in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Juni 1929. 

   
   
Aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben
 

80jähriges Bestehen der Chewra (Wohltätigkeits- und Bestattungsverein) (1931)    

Urspringen Israelit 01041931.jpg (33844 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. April 1931: "Urspringen, 16. März (1931). Die Chewra konnte am 27. Adar (= 16. März 1931) auf ihr 80jähriges Bestehen zurückblicken. Die Chewra wurde im Jahre 1851 durch Herrn Lehrer Heilner (nicht: Frilner!) gegründet und sind die von dem Gründer wunderbar ausgearbeiteten Statuten fast alle heute noch maßgebend. Derzeitiger Kassierer ist Justin Adler, der das Amt seit 7 Jahren bekleidet."

  
Vorstandswahlen (1936!)  

Urspringen Israelit 19031936.jpg (23647 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. März 1936: "Urspringen, 16. März (1936). In der heute vorgenommenen Neuwahl für den Vorstand der hiesigen Kultusgemeinde wurden gewählt: 1. Vorstand Justin Adler, 2. Vorstand Hermann Landauer, Kassier: Berthold Rotfeld."     
 
Anmerkung: der genannte 2. Vorstand - Landwirt und Viehhändler - Hermann Landauer (geb. 1892) lebte mit seiner Frau Hilda geb. Adler (aus Laudenbach) und Sohn Isfried in der heutigen Grabengasse in Urspringen. In der NS-Zeit bemühte sich die Familie um eine Auswanderung in die USA. Der Sohn Isfried konnte 1939 über Russland nach Palästina emigrieren. Das Ehepaar Landauer wurde jedoch mit 40 weiteren Juden aus Urspringen am 25. April 1942 nach Polen deportiert (umgekommen im KZ Belzec). Von der Familie Landauer ist ein Koffer mit persönlichen Gegenständen erhalten. 
Artikel von Heidi Vogel in der "Main-Post" vom 31. Juli 2015: "Überseekoffer erzählt eine traurige Geschichte" (Link zum Artikel).    

   
   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde     
Zum Tod des aus Urspringen stammenden Rabbiners Samuel Wormser (1892) 

Gersfeld Israelit 19051892.jpg (166715 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Mai 1892: "Nekrolog. Anfangs April brachten diese Blätter die traurige Kunde von dem Ableben des Gersfelder Distriktrabbiners Wormser – das Andenken an den Gerechten ist zu Segen -. Der ausdrückliche Wunsch des bescheidenen Entschlafenen verbot der kurzen Notiz einen wohlverdienten Nekrolog beizufügen. Heute, nachdem die Trauertage verflossen, können wir es uns jedoch nicht versagen, des edlen Toten nochmals in kurzen Worten zu gedenken.
Was Rabbiner Wormser für die große Welt gewesen, das aufzuführen ist wohl unnötig. Jedermann weiß, mit welch aufopfernder Liebe er vierzig Jahre lang sich den Sammlungen von Beiträgen für palästinische Zwecke unterzogen. Selbst hervorgegangen aus einer wenig bemittelten Lehrerfamilie, kannte er aus eigener früherer Erfahrung das Herz der bedürftigen Armen und nie verließ ein Armer unbeschenkt sein Haus und ohne, dass der Verschiedene ihn nach Maßstab der eigenen Vermögensverhältnisse beschenkt hatte. Trotz des bescheidensten Gehalts überwies der Edle seine Trauungsgebühren meist der verschämten Armut, sich persönlich nur das unumgänglich Notwendigste gönnend. Obwohl er durch seine 50jährige Amtstätigkeit zur Überweisung der ‚Ludwigsmedaille’ berechtigt war, machte er von einer diesbezüglichen Bewerbung keinen Gebrauch.
Zu Urspringen in Unterfranken geboren, erreichte Rabbiner Wormser – das Andenken an den Gerechten ist zum Segen – das hohe Alter von 85 Jahren. Der Verstorbene hinterließ 6 Kinder, von denen einer, Herr Lehrer Leopold Wormser der rührige Direktor des Dinslaker Waisenhauses ist. Gott möge die trauernden Hinterbliebenen trösten. Die Gersfelder Gemeinde aber, deren Seelenhirt der Verblichene während seiner ganzen Amtsdauer war, ist durch doppelte Weise Gelegenheit geboten, ihren heimgegangenen Rabbiner zu ehren und zwar einerseits durch Beherzigung der Lehren und des Lebens desselben und andererseits, indem sie der Witwe desjenigen, der so lange für sie gearbeitet – den Abend ihres Lebens durch ausreichende Pension erheitern." 

   
Zum Tod des jüdischen Arztes Dr. M. Drey, 54 Jahre Arzt in Urspringen (1885) 

Urspringen Israelit 11051885.jpg (109559 Byte)Artikel aus der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Mai 1885: "Urspringen, 1. Mai (1885). Heute wurde der nach kurzem Krankenlager dahier verschiedene Herr Dr. M. Drey zur letzten Ruhe nach Laudenbach verbracht. Der Verstorbene, der seit 54 Jahren hier mit den schönsten Erfolgen wirkte, stand bei allen, die ihn näher kannten, in größter Achtung. eine große Menschenmenge begleitete die Leiche und als erst der herbeigeeilte Herr Rabbiner Bamberger aus Würzburg in ergreifenden Worten die Verdienste des Dahingeschiedenen um die leidende Menschheit schilderte, blieb fast kein Auge tränenleer. War doch der Verlebte ein äußerst pflichttreuer, gewissenhafter Arzt, ein treuer Ratgeber Aller, die ihn aufsuchten; ja sogar in der Beobachtung seiner religiösen Pflichten ließ er sich, nur in dringenden Fällen ausgenommen, nicht stören. Trotz seines sehr hohen Alters besuchte er noch bis zuletzt in seiner ausgedehnten Praxis regelmäßig seine Patienten. Auch für die Armen hatte er stets eine offene Hand, aber immer nur da, wo er überzeugt war, dass Almosengeben am Platz war. Möge er in jener Welt den Lohn seiner Taten reichlich ernten" 

   
Zum Tod von Särche Schloß geb. Weigersheimer aus Heßdorf (1891) 

Urspringen Israelit 27121891.jpg (67823 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Dezember 1891: "Urspringen. Am Ausgang des Heiligen Schabbat, dem 14. Marcheschwan (= 14. November 1891) starb hier Frau Särche Schloss geb. Weigersheimer aus Heßdorf. Aus einem für alles Jüdische begeisterten Hause stammend, ausgerüstet mit einem bei Frauen seltenen Wissen aus unserer Heiligen Literatur, erfahren in allen Zweigen der wichtigsten Religionsvorschriften, getragen von einer seltenen Begeisterung für diem heilige Tora war sie das Muster eines echt jüdischen Weibes, einer tüchtigen Gattin und einer zärtlichen Mutter. Gastfreundschaft zu üben, Torabeflissene zu beehren und deren Bestrebungen zu unterstützen, der Besuch des Gottesdienstes an Werk- und Feiertagen, die peinlichste Gewissenhaftigkeit in den Pflichten ihres Wirkungskreises waren Eigenschaften, die sie in hohen Maße auszeichneten." 

  
25-jähriges Jubiläum von Lion Adler als Vorstand der Gemeinde (1907) 

Urspringen Israelit 14031907.jpg (22948 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. März 1907: "Urspringen, 8. März (1907). Am 19. dieses Monats begeht Herr Lion Adler sein 25jähriges Jubiläum als Vorstand der hiesigen israelitischen Gemeinde. Es ist ihm seitens der Kultusgemeinde eine entsprechende Feier und Ehrengabe zugedacht."

  
Eisernes Kreuz für den Weltkriegsteilnehmer Rudolf Dillenberger (1914) 

Urspringen Frf IsrFambl 16101914.jpg (13655 Byte)Meldung aus dem "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 16. Oktober 1914: "Urspringen. Artillerist Rudolf Dillenberger, Sohn des Gutsbesitzers Bernhard Dillenberger erhielt das Eiserne Kreuz".      

    
Ergänzend eingestellt: Grabstein für den im Ersten Weltkrieg gefallenen Freudenreich (1915; Grab im jüdischen Friedhof Laudenbach
(Foto von Georg Schnabel, Laudenbach; erhalten über Uri Kellermann; Übersetzung von Uri Kellermann)    

Urspringen Soldat WWI 010.jpg (76292 Byte) Links: hebräische Grabsteininschrift in Laudenbach für den an seinen als Soldat erlittenen Verwundungen gestorbenen Friedrich Philipp Freudenreich (geb. 20. Oktober 1888 in Urspringen, gestorben am 5. Juli 1915). Übersetzung der Inschrift: "Hier ist begraben / Jizchak Sohn des Schlomo Freudenreich / aus Urspringen; er ist gestorben am 23. Tammuz (5. Juli) in Köln / und wurde begraben in der Grabstätte seiner Väter mit einer Trauerrede und mit großer Ehre / am Freitag 27. desselben 675 nach der kleinen Zählung (9. Juli 1915) / Die edlen Kinder Zions (Klagelieder Jeremias 4,2) / (sind) durchs Schwert Erschlagene. / Zum Militär ist er gegangen / und Ruhe hat er gefunden /."      

     
Goldene Hochzeiten von Nathan Fränkel und Hannchen geb. Sauer sowie Abraham Dillenberger und Jeanette geb. Schloß (1925) 

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Juni 1925: "Urspringen, 1. Juni (1925). Am 15. Juni fern H. Nathan Fränkel und seine Frau Hannchen geb. Sauer, und am 22. Juni H. Abraham Dillenberger und seine Frau Jeanette geb. Schloß das seltene Fest ihrer goldenen Hochzeit."

  
Mitteilung über den aus Urspringen stammenden Lehrer Ferdinand Kissinger (1929)   

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. November 1926: "Urspringen, 17. November (1926). Der hier gebürtige, an der israelitischen Volksschule in München angestellte Lehrer Ferdinand Kissinger wurde von der Regierung von Oberbayern zum Hauptlehrer befördert."

  
Zum 60. Geburtstag von Lina Adler (1931)  

Urspringen Israelit 12031931.jpg (35192 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. März 1931: "Urspringen, 8. März (1931). Eine der beliebtesten und angesehensten Frauen unseres Ortes, Frau Lina Adler Wwe. Feiert am 25. Adar ihren 60. Geburtstag. Frau Adler ist eine Frau von echt jüdischer Frömmigkeit. Seit 14 Jahren bekleidet sie das Kassieramt des Israelitischen Frauenvereins in gewissenhafter und mustergültiger Weise. Gott möge sie noch lange Jahre gesund und frisch erhalten."

    
Zur Goldenen Hochzeit von Bernhard Dillenberger und Betty geb. Frank (1933)    

Urspringen Israelit 20071933.jpg (40638 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Juli 1933: "Urspringen, 13. Juli (1933). Am 19. Juli feierten die Eheleute Bernhard Dillenberger und Frau Betty geb. Frank in Urspringen bei Karlstadt am Main das seltene Fest der Goldenen Hochzeit. Die Jubilare befinden sich noch bei bester Gesundheit und feierten an diesem Tage im engsten Familienkreise mit ihren Kindern und Enkeln dieses Freudenfest. Fünf Söhne der Jubilare kämpften fürs Vaterland."
  
Laudenbach Friedhof 09057.jpg (122262 Byte)Links: Grabsteine von Bernhard Dillenberger (gest. 1939) und Betty Dillenberger geb. Frank (gest. 1936) auf dem jüdischen Friedhof in Laudenbach.

   
Über den Maler Clemens Fränkel, dessen Vorfahren aus Urspringen stammten (1872- umgekommen nach Deportation)  

Urspringen CF-Stammbaum 01.jpg (132198 Byte)Clemens Fränkel (Abbildung links: eine der zahlreichen Kopien des Fränkel-Stammbaums; Quelle: Stadtarchiv Zürich) war ein bekannter Landschaftsmaler. Er ist am 11. Juni 1872 in Frankfurt am Main geboren. Sein Vater, der Kaufmann David Fränkel stammte aus Urspringen und hatte sich in Frankfurt niedergelassen. Seine Mutter Hedwig geb. Fränkel ist zwar in München geboren, stammte aber aus der bekannten Urspringener Familie Fränkel. Clemens Fränkel war seit 1898 Student an der Münchner Kunstakademie. Nach seiner Ausbildung war er mit großem Erfolg als Kunstmaler tätig. Von 1908 bis 1915 führte er eine Schule für Landschaftsmalerei in Leoni am Starnberger See. Auf zahlreichen Ausstellungen (u.a. Frankfurter Kunstverein, Münchner Glaspalast) wurden Werke von ihm gezeigt. Seit 1929 lebte Clemens Fränkel in Ohlstadt bei Garmisch-Partenkirchen. Ab 1937 lebte er mit seinem Sohn Kurt im italienischen Cortina d'Ampezzo. Hier wurden beide am 11. Januar 1944 von deutscher Gendarmerie festgenommen. Clemens Fränkel kam in "Schutzhaft" nach Bozen, später in das Gefängnis von Trient, danach in das Durchgangslager Fòssoli bei Carpi. Am 19. und 22. Februar wurde er mit anderen Gefangenen ins Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Er wurde vermutlich noch Ende Februar 1944 in Auschwitz ermordet.   
 
- Presseartikel von Martin Harth im "Main-Echo" vom 27. Januar 2015: "Von Urspringen in die ganze Welt. Chronik: Stammbaum der jüdischen Familie Fränkel mit Wurzeln auf der Fränkischen Platte..." 
Link zum Artikel (gebührenpflichtig
- Presseartikel von Martin Harth in der "Main-Post" vom 27. Januar 2015: "Die Enge der Heimat verlassen. Familien-Stammbaum. Der Maler Clemens Fränkel hinterließ der Nachwelt ein einmaliges Dokument über seine jüdische Familie, die aus Urspringen stammt. Er starb in Auschwitz..."   Link zum Artikel   
- Artikel über Clemens Fränkel bei http://www.antikbayreuth.de/kuenstlerverzeichnis/Kunstler_A-H/Frankel_Clemens_1872_Frankfurt/frankel_clemens_1872_frankfurt.html  
- Artikel über Clemens Fränkel bei http://members.gaponline.de/alois.schwarzmueller/juden_in_gap_biographien/fraenkel_clemens.htm 
- vgl. auch den Artikel von Leonhard Scherg: Eine Reihe durch Kunst und Kultur. In: Main Spessart bunterleben (Mediaprinz Paderborn) 2014 S. 10-17. Online einsehbar.  
- Artikel von Olaf Nöller in RP-online vom 4. März 2016 "Serie Denkanstoß - Abgründe im Wohnzimmer"
Link zum Artikel   
 
Literaturhinweis:  Thomas Steppan: Clemens Fränkel (1872-1944). In: Marjan Cescutti / Josef Riedmann (Hrsg.): Erhalten und erforschen. Festschrift für Helmut Stampfer. Innsbruck 2013 S. 143-164.    
 
 Abbildungen 
(aus der Sammlung 
von Martin Harth) 
Urspringen CFraenkel Portraitskizze.jpg (51211 Byte) Urspringen CF Sommerwiese.jpg (28761 Byte) Urspringen CF Voelkerkrieg 1914-15-1.jpg (104772 Byte) Urspringen CF Voelkerkrieg 1914-15-2.jpg (24690 Byte)
  Portraitskizze von Clemens Fränkel 
(nach einem Foto aus den 1930er-Jahren
 gezeichnet von Valentina Harth) 
Sommerwiese 
(Gemälde in der Sammlung 
von Martin Harth) 
Postkarten: "Völkerkrieg 1914-15"; 
links mit Titel: "Ulanenvorposten beim Abkochen" 
rechts: "Gut Freund"    

   
   
Über den aus Urspringen stammenden Lehrer Joseph Klein (1873-1940)   

Lehrer Joseph Klein
(1873-1940) mit Frau Emma geb. Ermann  
(1877- umgekommen nach Deportation)
Rhaunen Lehrer 110.jpg (29169 Byte) Rhaunen Ort 110.jpg (38554 Byte)
 Foto links (Quelle Weirich/Stoll s.Lit. bei Rhaunen S. 48): Lehrer Joseph Klein (geb. 1873 in Urspringen, Ausbildung an der  
Israelitischen Lehrerbildungsanstalt in Würzburg
bis 1891): seit 1895 Lehrer in Rhaunen; war verheiratet mit Emma geb. Ermann; 
Lehrer Klein starb am 10.11.1940; seine Frau wurde am 15.10.1941 über Trier deportiert und ist umgekommen; auf dem Foto rechts (
Quelle: ebd.) das ehemalige Wohnhaus der Familie Klein in Rhaunen in der Salzengasse 13. 

    
    
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen 
Anzeige von Distriktrabbiner Bamberger, Würzburg (1884)   

Urspringen Israelit 10031884.jpg (36305 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. März 1884: "Ich sehe mich veranlasst, hiermit zu erklären, dass ich für die rituelle Zubereitung der Mazzos bei Herrn Bäcker Adler in Urspringen keinerlei Garantie übernehme. 
Distiktsrabbiner Bamberger, Würzburg."

   
Anzeige des Putz-, Mode- und Weißwarengeschäftes Abraham Adler (1890)    

Urspringen Israelit 25081890.jpg (52599 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. August 1890: "Ein mit der Putz-, Mode- und Weißwarenbranche vertrautes Mädchen sucht in einem an Sonn- (gemeint wohl Schabbat!) und Feiertagen geschlossenen Geschäfte Stelle als Volontärin. 
Offerten beliebe man an Abraham Adler, Urspringen bei Karlstadt am Main zu senden."

   
Verlobungsanzeige von Bella Kissinger und Karl Oppenheimer (1926)    
Anmerkung: Karl Oppenheimer war Lehrer in Eiterfeld, Bella geb. Kissinger war eine Tochter von Lehrer Simon Kissinger. Genealogische Informationen (mit Foto von Bella) siehe https://www.geni.com/people/Bella-Oppenheimer/6000000035618516462. Bella geb. Kissinger ist am 13. November 1897 in Urspringen geboren und 1970 in New York N.Y./USA gestorben.     

Anzeige in "Der Israelit" vom 1. Januar 1926: "Gelobt sei Gott.
Bella Kissinger - Karl Oppenheimer   Volksschullehrer.
Verlobte 
Urspringen  Dezember 1925  Tewet 5686  Eiterfeld  -  Gersfeld."       

       
Doppel-Verlobungsanzeige von Friedl Adler und Jacob Schönfärber sowie Lina Schönfärber und Justin Adler (1930)   

Urspringen Israelit 03041930.jpg (30728 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. April 1930: 
"Friedl Adler - Jacob Schönfärber     Lina Schönfärber - Justin Adler
Verlobte
.  
Urspringen - Kitzingen  -  Kitzingen - Urspringen/Würzburg.  Nissan 5690."    

         

Kennkarte aus der NS-Zeit            
               
Am 23. Juli 1938 wurde durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch" galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt. 
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände: Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV: Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm. Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de       
 
 Kennkarte für den in Urspringen 
geborenen Joseph Klein
 
 Urspringen KK MZ Klein Josef.jpg (92481 Byte)   
   Kennkarte (ausgestellt in Mainz 1939) für Joseph Klein (geb. 27. Dezember 1880 in Urspringen), 
Verwalter, wohnhaft in Ingelheim am Rhein und Mainz, am 27. September 1942 deportiert ab Darmstadt 
in das Ghetto Theresienstadt, am 19. Oktober 1944 in das Vernichtungslager Auschwitz, ermordet     
 

       
       
    
   
Zur Geschichte der Synagoge   
        
Die erste Synagoge wurde noch im 17. Jahrhundert als kleinerer Fachwerkbau errichtet (erste Erwähnung 1702). 
       
1803 wurde im frühklassizistischen Stil eine neue Synagoge auf dem Grundstück der bisherigen Synagoge erstellt, die bis zur Schändung beim Novemberpogrom 1938 Zentrum des jüdischen Gemeindelebens bleiben sollte. Beim Bau der neuen Synagoge sollen Steine des 1802 abgebrochenen Teiles des Urspringener Schlosses verwendet worden sein. Ein größerer Umbau der Synagoge fand 1860 statt. Bis dahin waren die Bima (Almemor) mit dem Vorlesepult in der Mitte des Raumes; seitdem wurde sie mehr in die Nähe des Toraschreines gerückt. Die mobilen Betständer (Stehpulte) wurden durch Bankreihen ersetzt. 
       
1932 wurde die Synagoge letztmals renoviert.   
  
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge von SA-Männern aufgebrochen, die Torarollen wurden hinausgeworfen und aufgerollt über die Straße geschleift. Andere Ritualien wurden zur Kreisleitung der NSDAP nach Marktheidenfeld gebracht. Es ist nicht bekannt, was mit ihnen geschah. 
       
Nach 1945:   

Urspringen  LV 121985.JPG (125712 Byte)Nach 1945 blieb zwar das Gebäude der Synagoge stehen, doch war der Umgang mit diesem Haus und der jüdischen Geschichte des Ortes jahrzehntelang mit großen Schwierigkeiten verbunden. Dies geht noch aus einem Artikel hervor, in dem über eine im Herbst 1985 durchgeführte Exkursion der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit in Unterfranken und die Erlebnisse in Urspringen berichtet wird (Artikel aus: "Der Landesverband der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern" Dezember 1985 S. 8-9): "... Wenn der Schlüssel zur Urspringer Synagoge mit 'Schuttplatz' etikettiert ist, dann wird Nomen zum Omen, wenn zudem der Schlüssel nicht wie mit dem Bürgermeister verabredet, im Nachbarhaus liegt beziehungsweise erst trotz vorheriger Information beim Ortsvorsteher abgeholt werden muss, der es von sich aus nicht für nötig hält, selbst anwesend zu sein und - was eine Sache des Anstandes ist - den Vorsitzenden der Israelitischen Kultusgemeinde, Herrn David Schuster, und die übrigen Exkursionsteilnehmer zu begrüßen, dann kann und darf dies nicht entschuldigt werden. Die Synagoge von Urspringen, einst das Bethaus der Jüdischen Bewohner, ein architektonisch sehr wertvolles Bauwerk, nunmehr in Gemeindebesitz, befindet sich in einem erbärmlichen Zustand, genau gesagt in dem vom 9./10. November 1938. Zunächst als Holzabladeplatz der umliegenden Bewohner 'genutzt', ist sie seit etwa 3 Monaten mit dem Holzschild 'Ehemalige Synagoge' zumindest gekennzeichnet, nicht mehr. Kein Wort über die Zerstörung und Schändung im Jahre 1938. Schließlich gibt es doch dazu eine Verordnung für die Gemeinden mit Synagogen für den Regierungspräsidenten von Unterfranken, eine Tafel an den Gotteshäusern anzubringen, die diesen Sachverhalt ungeschminkt festhalten soll. Davon hat man anscheinend in Urspringen nicht gehört und will es nicht zur Kenntnis nehmen. Soll die Synagoge gar abgerissen werden, wie schon geäußert wurde? Ist das die Auseinandersetzung mit Geschichte, die allseits, gerade auch in Bayern gefordert wird? Gehört dazu nicht auch die Erhaltung und Pflege von Synagogen und Friedhöfen, letzte Zeugen einer fast 1000jährigen gemeinsamen Geschichte zwischen Juden und Christen. In Urspringen will man aus dieser Geschichte offensichtlich aussteigen. Wie hätte man sonst die Judengasse in Dorfstraße umbenannt? Hier kommen jahrelange Versäumnisse zum tragen, die von Politikern und auch von der örtlichen Geistlichkeit zu verantworten sind. Nicht einmal heute eine Geste des guten Willens, ein Gefühl von Scham?! Mitscherlichs traurige Feststellung von der 'Unfähigkeit zu trauern' hat angesichts dieses Verhaltens weiterhin Gültigkeit."

Wie aus obigem Artikel hervorgeht, war die ehemalige Synagoge nach 1938 jahrzehntelang als Lagerraum zweckentfremdet worden. Die Inneneinrichtung blieb jedoch beschädigt erhalten (Aron Hakodesch mit mehreren hebräischen Inschriften, Frauenempore mit tragenden Säulen). Seit Mitte der 1980er-Jahre gab es Bemühungen, den Zustand des Synagogengebäudes zu verbessern und das Gebäude einer würdigen Nutzung zuzuführen. In Vorbereitung einer Sanierung konnte 1988 im Dachraum eine Genisa entdeckt werden. Die Renovierung wurde 1989 bis 1991 durchgeführt. Seitdem ist die ehemalige Synagoge eine Gedenkstätte, kulturelles Zentrum sowie Museum zur Geschichte der Juden in der Region Main-Spessart. Mit verschiedenen kulturellen und Gedenk-Veranstaltungen wurde im Jahr 2003 das 200jährige Bestehen des Gebäudes begangen. In der Synagoge sind Kultgegenstände (Toramäntel, Gebetsbücher, Taschen- und Wandkalender) und Dokumente zum Leben jüdischer Gemeinden im Landkreis Main-Spessart ausgestellt. An der Eingangstür wird auf die Deportation der 42 jüdischen Personen hingewiesen, die im April 1942 nach Izbica deportierten wurden.  Die Synagoge Urspringen war mit Exponaten auf der internationalen Genizah/Genisa-Ausstellung 1992/93 und mit einem Abguss ihres Chuppa-Steines auf der Mappot-Ausstellung in München 1997 - beide veranstaltet von The Hidden Legacy Foundation, London - vertreten. 
 
Erhalten hat sich als landwirtschaftliches Nebengebäude das 1826 in der Quellenstraße errichtete Badehäuschen (Mikwe). 
   
   
Adresse/Standort der SynagogeJudengasse 5 (alte Bezeichnung des hinteren Teiles der Judengasse: Schulhof, nach 1945 zeitweise Adresse Dorfgasse 5) 
     
Besichtigungsmöglichkeiten der Synagoge: vom 1. Mai bis 30. September sonntags von 15-17 Uhr beziehungsweise vereinbar über Telefon 0-9396-385. 
      
Förderkreis Synagoge Urspringen: 1990 wurde der "Förderkreis Synagoge Urspringen" gegründet, der seitdem die ehemalige Synagoge mit der Ausstellung betreut sowie Sonderausstellungen, Vorträge und Veröffentlichungen initiiert. Der Förderkreis hat 2012 etwa 75 Mitglieder. Unterhalten wird die ehemalige Synagoge durch den Landkreis Main-Spessart und die Gemeinde Urspringen.
Kontaktadresse: 
Förderkreis Synagoge Urspringen e.V. 1. Vorsitzender Dr. Leonhard Scherg  Luitpoldstraße 17  97828 Marktheidenfeld.  E-Mail.  
    
    

Fotos
(Außenaufnahmen Judengasse und ehemalige Synagoge: Hahn, Aufnahmedatum 1.10.2006)  

Urspringen Judengasse 121.jpg (80938 Byte) Urspringen Judengasse 122.jpg (76412 Byte) Urspringen Judengasse 120.jpg (55272 Byte)
  Blick in die Judengasse, an deren Ende
 (rechts) die ehemalige Synagoge steht
Mesusa am Nachbargebäude 
zur ehemaligen Synagoge
     
Historisches 
(Aufnahme vom 24.7.1929 
durch Theodor Harburger)
Urspringen Synagoge 010.jpg (102126 Byte)
  Oben: Toraschmuck aus der Synagoge Urspringen (Quelle: Central Archives Jerusalem,
 veröffentlicht in: Th. Harburger, Die Inventarisation Bd. 3 S. 741).
   
Die ehemalige Synagoge nach der Renovierung
Urspringen Synagoge 125.jpg (60672 Byte) Urspringen Synagoge 124.jpg (60175 Byte) Urspringen Synagoge 123.jpg (78455 Byte)
Blick auf die ehemalige Synagoge 
von der Judengasse (Nordseite)
Westliche Wandseite mit dem Hochzeitsstein und der üblichen (hier abgekürzten)
 Inschrift: "Kol sasson wekol simcha, kol chatan wekol kalla": "Die Stimme der Wonne 
und der Freude, die Stimme des Bräutigams und der Braut", vgl. Jeremia 7,34 sowie
 inmitten des Davidsternes die Buchstaben für Mazel Tow = Gut Glück Vgl. Seite über Hochzeitssteine    
   
   
Urspringen Synagoge 122.jpg (53246 Byte) Urspringen Synagoge 120.jpg (47582 Byte) Urspringen Synagoge 121.jpg (48072 Byte)
   Die an Stelle des Zugangs zu dem nach 1938 als Lager zweckentfremdeten Eingangstores durch den Darmstädter Künstler Cornelis F. Hoogenboom gestaltete Türe erinnert an die Deportationswege der Urspringer Juden.
    
Innenaufnahme der 
ehemaligen Synagoge 
nach der Renovierung
Urspringen Synagoge 130AW.jpg (27245 Byte) Urspringen Synagoge 131MH.jpg (45107 Byte)
  Foto: Albrecht Winkler 
(Quelle: www.synagogen.info
Innenaufnahme aus der Website der
 Stadt Marktheidenfeld (Quelle s.u. Links)
     
     
Gefallenendenkmal an der 
katholische Pfarrkirche 
(Foto erhalten von Leonhard Scherg) 
Urspringen Gefallenendenkmal 020a.jpg (100695 Byte) Urspringen Gefallenendenkmal 020.jpg (96140 Byte)
  Auf dem Gefallenendenkmal sind auch die vier jüdischen Gefallenen / Vermissten aus Urspringen genannt: 
Albert Ackermann, Philipp Friedrich Freudenreich, Louis Leopold und Siegmund Samuel.  
     
      
Andernorts entdeckt   Frankfurt Friedhof N12053.jpg (260241 Byte) 
  Grabstein für Moritz Mannheimer aus Bütthard (1867 - 1937) und Marianne Adler 
geb. Fränkel aus Urspringen (1852-1942) im jüdischen Friedhof an der Eckenheimer
 Landstraße in Frankfurt am Main
(Symbol: Schofar)   
     

      
      
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte       

Oktober 2008: Jahresversammlung des Förderkreises Synagoge Urspringen am 18.10.2008   
Artikel von Martin Harth im "Main-Echo" am 22. Oktober 2008: " Förderkreis Synagoge Urspringen bleibt weiterhin aktiv. 
Jahresversammlung: 20 Jahre an jüdisches Leben erinnert – Als kompetenter Ansprechpartner etabliert – Gedenkveranstaltung am 9. November. 
Urspringen
. Zur Jahresversammlung mit Neuwahlen kam am Samstagabend der Förderkreis Synagoge Urspringen im Pfarrheim von Urspringen zusammen. Vorsitzender Dr. Leonhard Scherg erinnerte daran, dass der Förderkreis im nächsten Jahr 20 Jahre lang als zentrale Anlaufstelle für Informationen zum früheren jüdischen Leben im Landkreis Main-Spessart wirkt. Im Jahr 2001 übernahm er die Programmgestaltung für die restaurierte Synagoge Urspringen als zentrale Gedenkstätte im Landkreis Main-Spessart. Diese Arbeit habe man erfolgreich gestalten können. 
Jederzeit Führungen organisiert Die Mitgliederzahlen seien allerdings rückläufig. Nach dem Tod von Franziska Amrehn konnten die Öffnungszeiten der Synagoge zunächst weiter organisiert werden. Für nächstes Jahr müsse man aber in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Urspringen eine neue Lösung mit jungen Leuten suchen. Führungen durch das Denkmal und den Friedhof in Karbach konnten jederzeit organisiert werden. Auch der jüdische Friedhof in Laudenbach kann unter sachkundiger Führung von Georg Schnabel jederzeit besucht werden. Der Förderkreis habe sich als kompetenter Ansprechpartner, gerade auch für Nachkommen jüdischer Familien etabliert. Er konnte auch der Gemeinde Karbach bei der gelungenen Rekonstruktion der ehemaligen Mikwe auf dem Marktplatz und der Gemeinde Adelsberg bei der Herausgabe einer Ortsgeschichte Informationen geben.
Ein besonderes Ereignis sei der von der Sparkassenstiftung unterstützte Erwerb eines Beschneidungsbuchs des David Adler aus Urspringen (wir berichteten). Eine erste Augenscheinnahme habe ergeben, dass das einmalige Dokument, in dem 366 Beschneidungen aus den Jahren 1813 bis 1856 im gesamten Raum um Marktheidenfeld verzeichnet sind, auf Papier geschrieben ist, das in der Homburger Papiermühle hergestellt worden war. Zur weiteren Bearbeitung wurde das Buch inzwischen digitalisiert.
Nach dem Bericht von Schatzmeister Peter Kausemann dankte Urspringens Bürgermeister Heinz Nätscher dem Förderkreis, weil er die Gemeinde von einer wichtigen Aufgabe fachgerecht entlastete. Er wünschte sich, im nächsten Jahr zum 20. Jubiläum die Synagoge wieder stärker ins öffentliche Bewusstsein zu rücken. Wünschenswert sei auch ein schnelles und koordiniertes Zusammenwirken der Stadt Marktheidenfeld und der Gemeinden der Verwaltungsgemeinschaft bei der Aufarbeitung gemeindlicher Archive. Aus Urspringer Sicht vermute er, dass dabei auch manches Dokument zur jüdischen Geschichte auftauchen könne.
Für den 9. November 2008 kündigte Dr. Scherg eine Gedenkveranstaltung zum 70. Jahrestag des Novemberpogroms von 1938 im Zusammenwirken mit dem evangelischen und katholischen Dekanat an. Die Urspringer Genisa wird unter einem halben Dutzend derartiger Funde in ehemaligen unterfränkischen Landsynagogen bei einem Ausstellungsprojekt der Synagoge Veitshöchheim und der Landesstelle für nichtstaatliche Museen in Bayern Berücksichtigung finden. 
Zum 20-jährigen Bestehen des Förderkreises im Jahr 2009 soll über den Winter eine Ausstellung konzipiert werden, die das Wirken des Vereins in seiner ganze Breite darstellt. Schließlich stellt das erworbene Beschneidungsbüchlein den Förderkreis vor neue Aufgaben. Um es interessierten Menschen zu erschließen, soll es aus der hebräischen Schrift und jiddischen Sprache ins Deutsche übertragen werden, wofür man noch einen Fachmann sucht. Mit der Hilfe von Förderern soll es dann mit weiteren Dokumenten zur jüdischen Geschichte veröffentlicht werden.    
     
August - September 2009: Ausstellung "Abgelegt" in der ehemaligen Synagoge Urspringen     
Artikel in der "Main-Post" vom 30. Juli 2009:  "URSPRINGEN - Mit Ehrfurcht beiseite gelegt. Ausstellung "Abgelegt" in ehemaliger Synagoge Urspringen eröffnet.   
Bis Mitte September bietet die Ausstellung "Abgelegt" in der ehemaligen Synagoge Urspringen einen noch tiefer greifenden Einblick in das religiöse Leben des einstigen Landjudentums in Unterfranken, als es an dieser Stelle ohnehin der Fall ist. Urspringens Bürgermeister Heinz Nätscher begrüßte eine ganze Reihe von Gästen zur Ausstellungseröffnung. Neben einigen Bürgermeistern und Kreistagkollegen war auch Pfarrer Mariusz Dolny an den historischen Ort gekommen. Eine Delegation vom Förderkreis Synagoge Arnstein hatte Gäste aus dem israelischen Ort Gezer mitgebracht, mit dem die Stadt Arnstein eine Städtepartnerschaft anstrebt. Außerdem waren auch Vertreter der deutsch-israelischen Gesellschaft aus Frankfurt am Main zugegen und mit Elisabeth Singer war die für Urspringen zuständige Mitarbeiterin des Genisa-Projekts aus Veitshöchheim anwesend.
Mahnung für die Gegenwart. Nätscher nannte die frühere jüdische Minderheit, die mit der Deportation durch die Nationalsozialisten ein tragisches Ende gefunden habe, einen einst nicht wegzudenkenden Bestandteil im Ort. Die Gemeinde freue sich, mit Hilfe des Fördervereins und seines Vorsitzenden Dr. Leonhard Scherg mit der Gedenkstätte und dem Museum Synagoge Urspringen die Erinnerung wach halten zu können, die zugleich auch Mahnung für die Gegenwart sei. Scherg erinnerte in seiner Eröffnungsansprache daran, dass der Genisa-Fund in der bis dahin als Feuerwehrhaus genutzten Synagoge in Veitshöchheim das Interesse an solchen Dingen im ländlichen Unterfranken erst richtig geweckt habe. "Abgelegt" bedeute nicht, dass man Abfall beiseite geschafft habe, sondern dass man die Zeugnisse des religiösen Alltags bewusst und mit Ehrfurcht wegen ihrer Bedeutung weggelegt habe.
Auf Dachböden aufbewahrt. Die Genisot befänden sich auf den Dachböden der Synagogen heute in sehr unterschiedlichem Zustand. Das hänge von der Erbauung ab und von der späteren Nutzung. Genisa bezeichnet die in den Synagogen aufbewahrten Dokumente und Schriften, die den Gottesnamen enthalten und nicht weggeworfen werden durften, sowie Gegenstände des religiösen Alltags. Sie wurden in den Synagogen aufbewahrt. In Urspringen führten die aufgefundenen Reste der Genisa nach ihrer Bergung 1998 zurück in die Phase des Erbauungsjahres des Gebäudes 1803. Die Bedeutung der Urspringener Funde sei schon 1992 in der internationalen Genisa-Ausstellung der Hidden Legacy Foundation aus London deutlich geworden. Seit damals seien in Unterfranken weitere Funde hinzugekommen und außerdem sei zu diesem Zeitpunkt auch nicht der volle Umfang wissenschaftlich erfasst gewesen.    
In Veitshöchheim konzipiert. Dies sei nun das Verdienst des 1998 bei der früheren Synagoge in Veitshöchheim angesiedelten Genisa-Projekts. Von dort sei auch die in Urspringen gezeigte Wanderausstellung konzipiert worden. Scherg dankte den Mitarbeitern vom jüdischen Kulturmuseum Veitshöchheim, den Gemeinde Veitshöchheim und Urspringen für ihre Unterstützung und weiteren Mitwirkenden bei der Gestaltung der Ausstellung, der Plakate und Handblätter. 
Besonderen Dank sprach der Vorsitzende des Fördervereins dem engagierten Frauenkreis um Hedwig Albert aus Urspringen aus, der bei der Eröffnung, den Ausstellungszeiten und beim Aufbau mitwirkten. 
Die Ausstellung "Abgelegt" ist bis zum 13. September in der früheren Synagoge (Judengasse) in Urspringen an Sonntagen von 15 bis 17 Uhr zu sehen. Sonderzeiten können mit der Gemeinde Urspringen, Tel. (0 93 96) 99 38 87 oder E-Mail  vereinbart werden".    
   
September 2009: Weiterer Bericht über die Ausstellung  
Artikel (mh) in der "Mainpost" vom 1. September 2009: "URSPRINGEN. Erbauliche Schrift aus alter Zeit: Buch über die Pflicht der Frauen. Sonderausstellung mehrerer Genisa in der ehemaligen Synagoge in Urspringen. 
An den beiden kommenden Sonntagen bietet die Ausstellung "abgelegt" des Genisa-Projekts aus Veitshöchheim in der ehemaligen Synagoge in Urspringen die Gelegenheit, mehr über Religion und Tradition des einstigen unterfränkischen Landjudentums zu erfahren. Besondere Beachtung verdienen die aus der Urspringer Genisa stammenden Fundstücke.
Genisa, darunter versteht man den Brauch, unbrauchbar gewordene Schriften und Dinge des religiösen Alltags aus Ehrfurcht nicht einfach wegzuwerfen, sondern sie an bestimmten Orten sorgsam abzulegen, sie aufzubewahren und dem Zugriff Dritter zu entziehen. In Unterfranken geschah dies häufig auf den Dachböden der Synagogengebäude. Unbeachtet überstanden dort einmalige historische Zeugnisse die Jahrhunderte und auch die brachiale Vernichtungswut der Nationalsozialisten.  Die Ausstellung in der früheren Synagoge in Urspringen führt Fundstücke aus Veitshöchheim, Goßmannsdorf, Gaukönigshofen, Altenschönbach, Wiesenbronn, Kleinsteinach und Memmelsdorf zusammen. Aus dem Vergleich der Genisot können Gemeinsamkeiten und Entwicklungen über Jahrhunderte aufgezeigt werden. In der Ausstellung zeigen Zettelkästen Folgerungen und Hypothesen, wie sie das Genisa-Forschungsprojekt in Veitshöchheim seit einigen Jahren wissenschaftlich erarbeiten konnte. Will man die Ausstellung tief erfassen, muss man schon etwas Zeit mitbringen. Genisot sind ein ziemliches spezielles Gebiet und die Ausstellungsmacher haben es leider versäumt, ihre Erkenntnisse "populär" aufzuarbeiten. Will man sich intensiv damit befassen, so heißt es viel zu lesen in einer ziemlich unübersichtlichen Zettelwirtschaft. Zum Glück bietet die besser aufbereitete Dauerausstellung auf der Frauenempore der Urspringer Synagoge für Laien eine verständlichere Ergänzung. Manches, was in den unterfränkischen Genisot entdeckt wurde, hat nicht rein religiösen Hintergrund, sondern erzählt auch vom Leben in früheren Jahrhunderten. So findet man Spendenquittungen, Gemeindeberichte von Rabbinern, die auch schon einmal schmunzeln lassen, eine Bescheinigung über eine Pockenschutzimpfung oder eine fromme Strafarbeit von Schülern. Besonders interessant ist, was über das rein Papierene hinausgeht wie Gebetsriemen und ihre Aufbewahrungstäschchen, ein Gebetsmantel, Socken oder Schuhe. Sie geben uns auch ein Bild über Materialien und Herstellungsformen, von denen sich nur wenige Beispiele im nichtjüdischen Umfeld erhalten haben. Aus der Urspringer Genisa, deren Reste 1988 im Dachstuhl der Synagoge gefunden wurde und die seitdem im Magazin des Lohrer Spessartmuseums fachgerecht verwahrt werden, zeigt die Ausstellung aus über 800 Dokumenten vier fragmentarische Funde. Aus dem Revolutionsjahr 1848 stammt ein Kalender in hebräischer und jiddischer Sprache für das jüdische Jahr 5508. Der jüdischen Gebetsliteratur entstammt ein "Tikkun Lejl Schawuot" aus dem 18. Jahrhundert, eine Sammlung religiöser Texte. Das in Urspringen gefundene Fragment ist eine Besonderheit und beinhaltet einen Text des um 1500 in Thessaloniki geborenen und nach Safed in Galiläa ausgewanderten Kabbalisten Salomo Halevi Alkabetz. Das 1776 bei Isaak Zirndorffer in Fürth gedruckte "Buch über die Pflicht der Frauen" ist den erbaulichen Schriften des rabbinischen Judentums zuzurechnen. Ihm liegt das "Sefer Mizwoth Ha-Naschim" des polnischen Rabbiners Benjamin Ahron Ben Abraham Slonik aus dem 16. Jahrhundert zugrunde. Das "schön‘ Frauen Büchlein" gibt Auskunft über Menstruationsgebote, das Lichteranzünden am Sabbat oder die "Challa", die Absonderung und Verbrennung eines Teil des Teigs beim Backen der Sabbat-Brote. Regionalgeschichtlich ist schließlich das Fragment eines handschriftlichen Gebets für die Obrigkeit bedeutsam. Das vor 1802 entstandene Unikat dürfte den Schutzherren der Urspringer Juden, den Grafen von Castell, gegolten gaben.
Die Ausstellung "abgelegt" ist in der früheren Synagoge (Judengasse) in Urspringen an Sonntagen von 15 bis 17 Uhr zu sehen. Sonderzeiten: Tel. (0 93 96) 99 38 87."  
   
Rechts: Artikel "Historische Funde aus Urspringen" aus dem "Lohrer Echo" bzw. "Main-Echo" vom 2. September 2009 - zum Lesen bitte Abbildungen anklicken. Urspringen Ausstellung 090901.jpg (194554 Byte) Urspringen Ausstellung 090901a.jpg (138237 Byte)   
Die Ausstellungsdauer wurde verlängert - sie war auch an den beiden Sonntagen 20. und 27. September 2009 von 15-17 Uhr geöffnet.   
  
    
Juni 2010: Ausstellung über die Geschichte von fränkischen Synagogengebäuden nach 1945    
Urspringen PA 10062010.jpg (274779 Byte) Artikel im "Lohrer Echo" vom 10. Juni 2010 (Artikel erhalten über Fred G. Rausch):   
"Vergangenheit und Gegenwart der Synagogen. Ausstellung: 30 großformatige Fotografien sind noch bis Ende Juni in der Gedenkstätte in Urspringen zu sehen - Auch Bilder von Schändungen. 
Urspringen.
Etwa 30 großformatige Fotografien informieren noch bis zum Ende des Monats in der Gedenkstätte Synagoge Urspringen darüber, was aus den einstigen Kultusstätten der jüdischen Minderheit in Franken wurde. Wo die Synagogen nicht zerstört wurden, wurden diese nach dem nationalsozialistischen Pogrom vom November 1938 bald in neue, oftmals unwürdige neue Nutzungen überführt, die meist lange andauerten....
Zum weiteren Lesen bitte Textabbildung anklicken.    
   
April 2010: Jahresversammlung des Synagogen-Förderkreises    
Artikel von Martin Harth in der "Main-Post" vom 26. April 2011 (Artikel): 
"URSPRINGEN. Jüdisches Leben bleibt unvergessen 
Mitgliederversammlung des Synagogen-Förderkreises Urspringen zieht Bilanz 

Zur Mitgliederversammlung hatte der Förderkreis Synagoge Urspringen in die ehemalige Synagoge von Urspringen eingeladen. Obwohl der Mitgliederstand des Vereins rückläufig sei, sei die Arbeit seit der letzten Hauptversammlung im Jahr 2008 nachhaltig fortgesetzt worden, führte Vorsitzender Dr. Leonhard Scherg aus. Einige Mitglieder aus der Gründungszeit im Jahr 1988 seien ausgeschieden. Mit einem Team um Hedwig Albert und einigen weiteren Mitgliedern sei es aber gelungen, die Öffnungszeiten und den Führungsdienst im ehemaligen Synagogen-Gebäude in Urspringen aufrecht zu erhalten. 
Im Jahr 2009 hatte man die Geniza-Ausstellung des Jüdischen Kulturmuseums Veitshöchheim und 2010 die Fotoausstellung 'Jerusalem liegt in Franken' des Echter-Verlags zu Gast. Im Jahr 2008 gab es zum 70. Jahrestag des Novemberpogroms von 1938 eine würdige Gedenkfeier.
Kompetenter Ansprechpartner. Das Buch 'Auf den Spuren der Judenwege' von Barbara Rösch wurde mit Hilfe der Sparkassenstiftung bezuschusst. Im Oktober 2009 stellte die Berliner Kulturwissenschaftlerin ihr Werk bei einem Vortrag in der Volkshochschule Marktheidenfeld vor, das viele Aspekte aus der Region berücksichtigt und örtliche Gegebenheiten dokumentiert. Mit der vhs-Marktheidenfeld wurde 2010 bei einem Konzert mit dem Gerolzhofener Gesangsduo 'Café Sehnsucht' in der Synagoge Urspringen an die Spuren vergessener jüdischer Künstler in Deutschland erinnert.  
Der Förderkreis habe auch als kompetenter Ansprechpartner in Fragen der jüdischen Geschichte gewirkt. So werde auch die Datenbank unterstützt, die vom Aschaffenburger Haus Wolfsthalplatz – ausgehend vom Bestand 'Juden am Bayerischen Untermain' – künftig zur zentralen Quelle für ganz Unterfranken erweitert werden soll, kündigte Scherg an. Die Internet-Plattform 'Alemannia Judaica' werde immer wieder mit Ergebnissen und Berichten ergänzt.  
Für die Nachfahren jüdischer Familien sei der Förderkreis ein kompetenter Partner in Sachen Familiengeschichte. Scherg erinnerte an die Familien Grünebaum (Homburg), Fuld (Homburg) und Klein (Urspringen), die sich in den letzten drei Jahren an den Verein gewandt hatten. Einige regionale Quellen, die inzwischen im Besitz des Förderkreises sind, möchte man künftig aufbereiten.
Der Förderkreis Synagoge Urspringen ist im Internet auf den Homepages der Stadt Marktheidenfeld, der Gemeinde Urspringen und des Landkreises vertreten oder verlinkt.  
Der Kassenbericht von Schatzmeister Peter Kausemann (Marktheidenfeld) belegte, dass der Förderkreis mit seinen Mitteln wirtschaftlich umgegangen war. Die Rechnungsprüfer Armin Hospes (Marktheidenfeld) und Karbachs Bürgermeister Kurt Kneipp hatten keine Einwände. Die Entlastung des Vorstands erfolgte einstimmig.  
Scherg bleibt Vorsitzender. Bei den Wahlen wurden Vorsitzender Leonhard Scherg und sein Stellvertreter Martin Wagner (Erlenbach) in ihren Ämtern bestätigt. Peter Kausemann führt weiterhin die Kasse. Die Schriftführung übernimmt der Leiter des Spessartmuseums Lohr, Herbert Bald. Sein Stellvertreter ist Martin Harth (Marktheidenfeld). Dem Beirat gehören Urspringens Bürgermeister Heinz Nätscher und Landrat Thomas Schiebel an. Fachlich sind dem Gremium Martin Harth, Peter Reidelshöfer (Marktheidenfeld), Georg Schnabel (Laudenbach) und Hedwig Albert (Urspringen) beigeordnet.   
Die Historischen Vereine aus Lohr, Marktheidenfeld und Gemünden werden durch die jeweiligen Vorsitzenden vertreten. Der Historische Verein Karlstadt hat Gustav Eichler und Alfred Dill als Vertreter benannt.   
Beim Ausblick wurde der Beitrag über die Synagoge Urspringen im aktuellen Handbuch 'Museen in Bayern' vorgestellt. Vor der Sitzung hatte Armin Hospes dem Verein ein altes jüdisches Gebetbuch in hebräischer Sprache, das 1866 in einem Verlag in Rödelheim erschienen ist, für die Sammlung übergeben. Angeregt wurde, das 25. Gründungsjubiläum des Fördervereins mit einer Ausstellung über dessen Arbeit zu begehen."  
 
Mai 2010: Der Förderverein beteiligt sich am Gedenkmarsch in Würzburg  
Artikel von "maha" in der "Main-Post" vom 26. April 2011 (Artikel): 
"URSPRINGEN. Gedenkmarsch auf dem Weg der Opfer 
Förderkreis und Main-Spessart-Gemeinden unterstützen Aktion – Schilder erinnern an Deportierte
(maha) Am 10. Mai soll in Würzburg unter dem Titel 'Wir wollen uns erinnern' ein Gedenkmarsch auf dem Weg der größten Deportation von Juden aus Unterfranken am 25. April 1942 von der ehemaligen Gaststätte 'Platz'scher Garten' am Friedrich-Ebert-Ring zum früheren Güterbahnhof Aumühle stattfinden.
Dabei soll auch der großen Anzahl von Opfern der nationalsozialistischen Rassenideologie aus dem heutigen Landkreis Main-Spessart gedacht werden. Der Förderkreis Synagoge Urspringen unterstützt diese Gedenkveranstaltung, wie dies der Vorsitzende Leonhard Scherg bei der Hauptversammlung des Vereins deutlich machte. Für die Aktion 'Wir wollen uns erinnern' wurden die Daten der Deportationsopfer vom 25. April 1942 aus einigen jüdischen Gemeinden überprüft und zusammengestellt. Über den Stand der Vorbereitungen für den Gedenkmarsch 'Wir wollen uns erinnern' am 10. Mai in Würzburg wurde bei der Hauptversammlung berichtet.
So haben sich die Stadt Marktheidenfeld und die Gemeinde Karbach bereits um Teilnehmer bemüht, welche die Namenstafeln der neun, beziehungsweise 27 Opfer aus den Gemeinden beim Gedenkmarsch tragen werden. Auch Triefenstein wird sicher mit fünf Vertretern für die Opfer aus Homburg dabei sein. Für Urspringen will Bürgermeister Heinz Nätscher Verbindung mit den Schulen in Marktheidenfeld aufnehmen, um Vertreter für die 42 Opfer aus seiner Gemeinde nach Würzburg schicken zu können. Georg Schnabel berichtete über den Stand der Vorbereitungen in Laudenbach.
Bürgermeister Kurt Kneipp aus Karbach will sich um zwei Busse bemühen, die für Vertreter aus dem ehemaligen Landkreis Marktheidenfeld eingesetzt werden, um die Aktion, die von 14 bis etwa 19 Uhr dauern könnte, gemeinsam abzuwickeln.
Josef Laudenbacher (Karbach) holt die Namensschilder für die vier Gemeinden vorher in Würzburg ab und verteilt sie in den Bussen. Bemerkenswert ist, dass im Fall von Karbach auch Nachkommen jüdischer Opfer zu dem Gedenkmarsch aus Israel nach Deutschland kommen wollen."    
 
September 2012: Regierungspräsident Beinhofer besucht die ehemalige Synagoge 
Urspringen  Lohrer Echo 07092012.jpg (423503 Byte)Artikel von Bianca Löbbert im "Lohrer Echo" vom 7. September 2012: "Jüdisches Erbe bewahren. 
Geschichte: Regierungspräsident Paul Beinhofer besichtigt Synagoge in Urspringen sowie Mikwe und Friedhof in Karbach.   
Zum Lesen des Artikels bitte Textabbildung anklicken.  

       

Oktober 2012: Vortrag zur Geschichte der Synagoge in Urspringen 
Urspringen PA 24102012a.jpg (254286 Byte) Urspringen PA 24102012b.jpg (328155 Byte) Links: Artikel im "Lohrer Echo" vom 24. Oktober 2012: "Vorgängerbau gab es nicht..."
Anmerkung: Der Referent - Matthias (Mordechai) Doerfer - ist der Ansicht, dass das Gebäude der Urspringer Synagoge nicht aus dem Gelände eines Vorgängerbaus erstellt wurde. 
Zum Lesen des Artikels bitte Textabbildungen anklicken.   
 
November 2013: Gedenkstunde zum Novemberpogrom 1938   
Urspringen PA 112013.jpg (474362 Byte)Artikel von Martin Harth in der "Main-Post" vom 11. November 2013: "'Wir wollen Frieden für alle' Eindrucksvolle Gedenkstunde in der ehemaligen Synagoge Urspringen zum Novemberpogrom vor 75 Jahren..."  
Zum Lesen des Artikels bitte Textabbildung anklicken.    
 
Februar 2014: Fotoalbum von Serry Adler aus Urspringen in Polen entdeckt   
Artikel von Martin Harth in der "Main-Post" vom 17. Februar 2014: "MARKTHEIDENFELD/URSPRINGEN. Das Album von Serry Adler
Der Historiker Dr. Leonhard Scherg zeigte sich tief bewegt über einen unschätzbaren Fund von Fotozeugnissen: das Fotoalbum eines 16-jährigen jüdischen Mädchens aus Urspringen, das jüngst in Polen auftauchte. Das Mädchen war 1942 ins Vernichtungslager Sobibor deportiert worden.
Der Vorsitzende des Förderkreises Synagoge Urspringen stellte am Ende der Eröffnung der Ausstellung 'Mitten unter uns' über das Landjudentum in Franken im Balthasar-Neumann-Gymnasium (wir berichteten bereits ausführlich) diesen Fund vor, der unschätzbare historische Bedeutung für den Verein habe..." 
Link zum Artikel       
Artikel von Pat Christ in der "Jüdischen Allgemeinen" vom 28. August 2014: "Wer ist wer in Serry Adlers Album? Das Johanna-Stahl-Zentrum versucht, anhand von Fotos die Geschichte eines jüdischen Mädchens zu rekonstruieren..."   
Link zum Artikel     
Hinweis: Eindrücke aus dem Fotoalbum - zusammen mit Erläuterungen und ergänzenden Informationen - 
hat Leonhard Scherg zusammengestellt: "Das Fotoalbum von Serry Adler aus Urspringen" (pdf-Datei)      
 
Oktober 2014: 25 Jahre Förderverein Synagoge Urspringen   
Artikel von Martin Harth in der "Main-Post" vom 27. Oktober 2014: "MARKTHEIDENFELD. Förderkreis Synagoge Urspringen besteht seit 25 Jahren
Der Fund eines Fotoalbums des jüdischen Mädchens Serry Adler in Polen beschäftigte in diesem Jahr den Förderkreis Synagoge Urspringen.
Zur Hauptversammlung kam am Freitagabend der Förderkreis Synagoge Urspringen zusammen. Bei den Wahlen wurde der bewährte Vorstand im Amt bestätigt. Vorsitzender bleibt Dr. Leonhard Scherg, Stellvertreter Martin Wagner, Schatzmeister Peter Kausemann und Schriftführer Herbert Bald und Martin Harth (Stellvertreter). Dem Beirat gehören Peter Reidelshöfer, Georg Schnabel und Hedwig Albert sowie kraft Amtes Landrat Thomas Schiebel und Bürgermeister Volker Hemrich und außerdem jeweils ein Vertreter der Historischen Vereine im Landkreis an. Zu Beginn erinnerte der Vorsitzende Leonhard Scherg daran, dass der Verein im nächsten Jahr auf sein 25-jähriges Bestehen zurückblicken wird. Er dankte allen, die in dieser Zeit daran mitwirkten, die ehemalige Synagoge als zentrale Gedenkstätte für die Verfolgung der jüdischen Minderheit während der NS-Diktatur im Landkreis Main-Spessart zu erhalten. Das Gedenken der Versammelten galt den bereits verstorbenen Mitgliedern. Scherg verwies auf leicht rückgängige Mitgliederzahlen. Mit Hilfe von Hedwig Albert und der Gemeinde Urspringen sei es gelungen, einen Besucherdienst für das Baudenkmal aufrechtzuerhalten, der sich erfreulicherweise immer wieder personell selbst ergänze. Im Jahr 2013 besuchten über 300 Gäste die Synagoge, die Mehrzahl davon in Gruppen. In den vergangen Jahren konnten einige Veranstaltungen initiiert werden, so ein Besuch des unterfränkischen Regierungspräsidenten 2012 oder eine Ausstellung mit einem Vortrag des Meininger Richters Christoph Gann 2013 über das Schicksal der Emigrantin Eva Mosbacher, die mit einem Kindertransport 1939 nach England entkam. Im Oktober 2012 hatte der deutsch-israelische Autor Matthias Doerfer seine Forschungen zum 1803 errichteten Synagogengebäude vorgestellt.
Gedenkfeier und Ausstellung. Nachhaltig wirkte die Gedenkfeier in der Synagoge zum 75. Jahrtag des Novemberpogroms 1938, die von Schülern der Mittelschule, der Realschule und des Gymnasiums in Marktheidenfeld gestaltet worden war. Großen Zuspruch fand zu Beginn dieses Jahres auf Vermittlung des Förderkreises die Ausstellung 'Mitten unter uns' der Arbeitsgemeinschaft Landjudentum am Balthasar-Neumann-Gymnasium in Marktheidenfeld. Hinsichtlich der einstigen jüdischen Gemeinden im Landkreis gelte der Förderkreis als kompetenter Ansprechpartner und man halte Kontakte zu vielen Einrichtungen wie der AG Landjudentum, dem Netzwerk Jüdisches Museum Franken in Fürth oder dem Johanna-Stahl-Zentrum für jüdische Geschichte und Kultur in Unterfranken. Der Vorsitzende hob die Homepage 'Alemannia Judaica' (www.alemannia-judaica.de) hervor, mit der man stets neue Informationen austausche. Nächstes Jahr werde die Synagoge Urspringen bei einer Veröffentlichung des Projekts 'Mehr als Steine' in einem umfangreichen Buch über Unterfranken Berücksichtigung finden. Immer wieder wendeten sich Nachfahren einstiger jüdischer Familien aus der Region an den Förderkreis mit der Bitte um Unterstützung bei Familienforschungen. Daraus entstünden teilweise dauerhafte Beziehungen. In diesem Zusammenhang wies Scherg auf die Bedeutung der jüdischen Friedhöfe hin. Ihre umfassende Dokumentation sei dringlich, bevor die Inschriften auf den Grabsteinen durch die Verwitterung für immer verloren seien.
Fotoalbum lag am Straßenrand. Was den Förderkreis in diesem Jahr besonders bewegte, war die Tatsache, dass in Polen im Museum von Majdanek ein Fotoalbum des Mädchens Serry Adler aus Urspringen gesichert werden konnte. Das Album war ursprünglich 1942 am Straßenrand gefunden worden, als Todesmärsche unterfränkische Juden zum Vernichtungslager Sobibor führten. Im Austausch mit der polnischen Gedenkstätte und dem Würzburger Johanna-Stahl-Zentrum konnten viele Details zu den auf 13 Schwarz-Weiß-Aufnahmen abgelichteten Personen geklärt werden. Auch für den Förderkreis waren einige wichtige und neue Erkenntnisse dabei zu gewinnen. Der Förderkreis schaffte für die Gedenkstätte eine neue Anlage an, um elektronische Informationsmedien während der Führungen präsentieren zu können. Die Internet-Präsenz der Gedenkstätte soll mit Partnern weiter ausgebaut werden. Eine durchweg positive finanzielle Bilanz konnte Schatzmeister Peter Kausemann mit seinem Bericht ziehen, der die Billigung der beiden Kassenprüfer Armin Hospes und Kurt Kneipp fand. Nach der Entlastung leitete Urspringens Bürgermeister Volker Hemrich die Neuwahlen. Einstimmig wurden alle Vorstandsmitglieder in ihren Ämtern bestätigt. Im Ausblick kündigte der wiedergewählte Vorsitzende Leonhard Scherg an, dass sich bei den nächsten Neuwahlen nach über 25 Jahren ein personeller Wechsel in den Vorstandspositionen abzeichne.
Weichen für die Zukunft stellen. Man müsse sich im Verein und in der Gemeinde Gedanken über die Zukunft machen. Der Förderkreis wolle im nächsten Jahr an seine 25-jährige Vereinsgeschichte erinnern und werde die Gemeinde Urspringen bei ihrer 1000-Jahr-Feier unterstützen. Dazu werde man unter anderem die Öffnungszeiten der ehemaligen Synagoge erweitern, kündigte Scherg an."
Link zum Artikel   
 
November 2015: Erinnerungen von Rabbiner Freimark an Urspringen   
Artikel von Martin Harth im "Main-Echo" vom 9. November 2015: "Pogromnacht: Ein amerikanischer Rabbiner blickt auf das jüdische Urspringen vor 1938 zurück..."      
Link zum Artikel     
 
November 2017: Christine Kasamas ist neue Vorsitzende des Förderkreises Synagoge Urspringen    
Artikel von Martin Harth im "Main-Echo" vom 29. November 2017: "Förderkreis: Christine Kasamas die neue Vorsitzende
Urspringen.
Seit Gründung des Förderkreises Synagoge Urspringen 1990 führte Leonhard Scherg den Verein als Vorsitzender. Nun übergab er dieses Amt an Christine Kasamas aus Urspringen.
Die Erinnerung an das einstige jüdische Leben in der Region, dessen Erforschung und das Gedenken an die Opfer des Holocausts seien ein Stück seines geschichtlichen Lebenswerks, erklärte der frühere Bürgermeister von Marktheidenfeld. Deshalb werde er der Sache weiterhin treu bleiben. Er freue sich, dass es über die Jahre gelungen sei, die Synagoge als einmaliges kulturgeschichtliches Denkmal in Urspringen und weit darüber hinaus bewusst zu machen.
Ein Dutzend der knapp 60 Mitglieder des Förderkreises waren am Dienstagabend ins Rathaus von Urspringen gekommen. Aufgabe des Vereins ist es in erster Linie, für verlässliche Öffnungszeiten der einstigen Synagoge mit ihrer Genisa-Ausstellung zu sorgen und Ansprechpartner für Besucher zu sein.
Mit der Volkshochschule. In seinem Bericht über die Jahre 2014 bis 2017 erwähnte Scherg, dass mit der Synagoge auch die jüdische Tradition beim 1000-jährigen Jubiläum Urspringens im Jahr 2015 in den Blickpunkt gerückt worden sei. Weitere Veranstaltungen, oft in Kooperation mit der Volkshochschule Marktheidenfeld, hätten unter anderem das kleine Fotoalbum des in den Tod deportierten Mädchens Sery Adler aus Urspringen vorgestellt.
Pfarrer Hans Schlumberger berichtete von Ausschreitungen gegen die jüdische Minderheit in Wiesenfeld und Laudenbach im Jahr 1866. Der Autor Winfried Mogge warf einen Blick auf die einstigen jüdischen Gemeinden in Rothenfels und Bergrothenfels. Alfred Dill referierte über die Judenwege auf der Fränkischen Platte.
Austausch intensiviert. Immer wieder sei es zu berührenden Begegnungen mit Nachfahren jüdischer Familien gekommen, die einst in der Region lebten. Die Zusammenarbeit mit der Internetplattform WWW.ALEMANNIA-JUDAICA.DE sei wie der Austausch zum Würzburger Johanna-Stahl-Zentrum intensiviert worden. Bei lokalen Forschungen wurden immer wieder interessante Zeugnisse jüdischen Lebens gefunden und gesichert.
Friedhöfe dokumentieren. Scherg wies darauf hin, dass die Bemühungen, ein historisches Beschneidungsbuch aus Urspringen zu übersetzen und zu veröffentlichen, fortgeführt werden. Aus der Mitgliedschaft wurde deutlich, dass man eine Dokumentation der jüdischen Friedhöfe Laudenbach und Karbach über die Arbeiten von Georg Schnabel und Leonhard Scherg hinaus für wünschenswert halte.
Schatzmeister Peter Kausemann, der sein Amt ebenso wie der bisherige Schriftführer Herbert Bald abgab, machte deutlich, dass sich der Förderkreis finanziell keine Zukunftssorgen machen müsse. Kassenprüfer Armin Hospes sah dies ebenso.
Ergebnis der Neuwahlen. Urspringens Bürgermeister Volker Hemrich dankte den bisherigen Vorstandsmitgliedern und leitete die Neuwahlen. Einmütig wurde Christine Kasamas als neue Vorsitzende gewählt. Ihr Stellvertreter bleibt Martin Wagner aus Erlenbach. Die Kasse wurde von Sabine Eckert aus Urspringen übernommen. Von dort kommt auch der neue Schriftführer Egon Sendelbach. Kassenprüfer bleiben Armin Hospes (Marktheidenfeld) und Kurt Kneipp (Karbach).
Dem Beirat gehören neben den Vorsitzenden der Historischen Vereine aus den vier früheren Kreisstädten Georg Schnabel aus Laudenbach und die Marktheidenfelder Leonhard Scherg und Martin Harth an.
Urspringens früherer Bürgermeister Heinz Nätscher würdigte nochmals die Verdienste von Leonhard Scherg, ohne den es das Denkmal Synagoge Urspringen in seiner heutigen Form sicher nicht geben würde. Dieser versprach, den neuen Vorstand im Marktheidenfelder Stadtarchiv bei einem Blick in die Unterlagen und in die Sammlung des Förderkreises zu unterstützen.." 
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April 2020: Der Urspringer Beitrag für den "Denkort Deportationen" am Würzburger Hauptbahnhof   
Artikel von Martin Harth im "Main-Echo" vom 2. April 2020: "Des Sägekünstlers schwerer Koffer. 'Denkort Deportationen': Andreas Öhring griff zu Kettensäge und Schnitzmesser als Beitrag für die unterfrankenweite Gedenk-Aktion
Urspringen.
Im April sollte auf dem Vorplatz des Würzburger Bahnhofs der 'Denkort Deportationen' eröffnet werden. Die gegenwärtige Corona-Krise zwingt den Kreis der Initiatoren aber dazu, diesen Termin zu verschieben. In Urspringen ist der örtliche Beitrag zur Erinnerung an die Verfolgung und Vernichtung der jüdischen Gemeinden in Unterfranken fertiggestellt. Die Grundidee des Denk- und Mahnmals in Würzburg ist, mit der Nachbildung von Gepäckstücken an die über 2000 jüdischen Opfer des Holocausts aus Unterfranken zu erinnern. Mit geringem persönlichem Handgepäck mussten die jüdischen Bürger bei acht Deportationen zwischen November 1941 und Januar 1944 ihren Weg in die Vernichtung antreten.
42 Urspringer Juden deportiert. Dies galt auch für 42 Juden aus Urspringen, die am 23. April 1942 aus ihrem Heimatort zum Sammelort 'Platz'scher Garten' nach Würzburg gebracht wurden. Zwei Tage später mussten sie zum Güterbahnhof Aumühle marschieren und wurden mit dem Zug nach Krasnystaw in die Region Lublin im heutigen Polen gebracht. Über das Durchgangslager Krasniczyn führte ihr Weg zur Ermordung in die nationalsozialistischen Vernichtungslager von Sobibor oder Belzec. Mit dem 'Denkort Deportationen' soll öffentlich an dieses Verbrechen erinnert werden. 1933 hatte es noch über 100 jüdische Gemeinden in Unterfranken gegeben. Die heutigen Kommunen wurden dazu aufgefordert, wenn möglich unter Beteiligung jüngerer Menschen Nachbildungen von Koffern, Rucksäcken oder Deckenrollen künstlerisch anfertigen zu lassen um sie am vorbereiteten Denkort in Würzburg aufzustellen. Ein entsprechendes Duplikat soll an einem öffentlichen Ort in der jeweiligen Heimatgemeinde an die Geschehnisse erinnern. Beschriftungen an den Exponaten verdeutlichen die Herkunft und die Zusammenhänge.
Einer von 60 Beiträgen. Über 60 Beiträge wurden inzwischen zugesagt. Zur geplanten und nun verschobenen Eröffnung wären bereits 40 Gepäckstücke aus unterschiedlichen Materialien zur Verfügung gestanden. Weitere Gemeinden aus Unterfranken sicherten überdies finanzielle Unterstützung zu. In der früheren Synagoge in der Urspringer Ortsmitte wurde nun der Beitrag aus Urspringen vorgestellt. Die Gemeinde und der Förderkreis Synagoge Urspringen wichen in Absprache mit ihrem gemeinsamen Projekt leicht von den eigentlichen Vorgaben ab.
Original in Urspringer Synagoge. In der Synagoge befindet sich seit dem Jahr 2015 ein großer Überseekoffer, der sich auf einem Dachboden erhalten hatte. Nach Zeitzeugenberichten sollte er ursprünglich dem Ehepaar Hilda und Hermann Landauer zu deren geplanten Auswanderung in die USA dienen. Der Landwirt war seit 1936 als Stellvertreter seines Schwagers Justin Adler in der Leitung der israelitischen Gemeinde aktiv. Sohn Isfried konnte 1939 über die Sowjetunion nach Palästina auswandern. Im Koffer befinden sich neben Heimtextilien aus dem Anwesen Landauer ebenso Dinge, insbesondere Bücher, aus dem Besitz des Landmaschinenhändlers Justin Adler und seiner Frau Lina. Auch Familie Adler wurde mit ihren beiden Kindern Manfred und Inge wie das Ehepaar Landauer Opfer der Deportation im April 1942. Obwohl der Koffer schon aufgrund seiner Größe im engeren Sinn nichts mit dem eigentlichen Deportationsgepäck zu tun hat, entschloss man sich in Urspringen, dieses authentische Zeugnis zum Ausgangspunkt des Beitrags für das Würzburger Denkmal zu machen. Der Koffer selbst wird so in der früheren Synagoge zum Gegenstück am Würzburger Hauptbahnhof und mit einer entsprechenden Beschriftungstafel ausgestattet werden.
Miniatur angefertigt. Um nicht aus dem Rahmen zu fallen, galt es eine Miniatur des Originals anzufertigen. Dieser Aufgabe widmete sich der Urspringer Holz- und Motorsägekünstler Andreas Öhring. Der gelernte Maurer fertigte in nahezu 20 Arbeitsstunden ein verkleinertes Abbild des Überseekoffers aus massivem Eichenholz. Nach der groben Sägearbeit schnitzte Öhring die Details wie die Beschläge in den etwa einen Zentner schweren Holzblock ein, polierte den Koffer und versah ihn mit einem Schutzanstrich. Die Vorsitzende des Förderkreises, Christine Kasamas, zeigte sich wie Bürgermeister Volker Hemrich beeindruckt und begeistert von der kunstfertigen Ausführung. Ein Mitarbeiter des Gemeindebauhofs wird den Urspringer Koffer nun nach Würzburg bringen. Wann er dort aufgestellt wird und wann der 'Denkort Deportationen' eröffnet wird, ist vorläufig noch offen. Hemrich bedankte sich bei Öhring in Namen der Gemeinde für das eindrucksvolle Kunstwerk."
Link zum Artikel   vgl. https://denkort-deportationen.de/ 

   
    

Links und Literatur  

Links:   

bulletWebsite der Gemeinde Urspringen (unter "Ansichten und Sehenswürdigkeiten" Nachtaufnahme der ehemaligen Synagoge)  
bulletWebsite der Stadt Marktheidenfeld mit Seite zur jüdischen Geschichte und zur Synagoge in Urspringen (gestaltet vom Förderkreis Synagoge Urspringen;  
bulletWebsite des Förderkreises Synagoge Urspringen e.V. www.synagoge-urspringen.de   

Literatur:  

bulletBaruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979 S. 419-420.  
bulletIsrael Schwierz:  Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 122. 
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany - Bavaria. Hg. von Yad Vashem 1972 (hebräisch) S. 398-399. 
bulletHerbert Bald (Hrsg. im Auftrag des Landkreises Main-Spessart und des Förderkreises Synagoge Urspringen): Das Projekt Synagoge Urspringen. Würzburg 1993. 
bulletMSP Publikation 01.jpg (23157 Byte)Leonhard Scherg: Jüdisches Leben im Main-Spessart-Kreis. Reihe: Orte, Schauplätze, Spuren. Verlag Medien und Dialog. Haigerloch 2000 (mit weiterer Literatur). 
bulletders.: Urspringen. Eine jüdische Gemeinde, eine Synagoge und eine Genisa. In: Falk Wiesemann (Hrsg.): Genizah - Hidden Legacies of the German Village Jews - Genisa - Verborgenes Erbe der deutschen Landjuden. Wien 1992. S. 51-57. 
bulletders.: Die Heilner-Brüder aus Urspringen - Eine erfolgreiche Auswandererfamilie aus Bayern. In: Margot Hamm, Michael Henkel und Evamaria Brockhoff: Good Bye Bayern. Grüß Gott Amerika. Augsburg 2004 S. 108-109.  
bulletDirk Rosenstock: Die unterfränkischen Judenmatrikeln von 1817. Eine namenkundliche und sozialgeschichtliche Quelle. Reihe: Veröffentlichungen des Stadtarchivs Würzburg Band 13. Würzburg 2008. S. 163-165. 
bulletFranken Obpf Lit 010.jpg (75915 Byte)Hans-Peter Süss: Jüdische Archäologie im nördlichen Bayern. Franken und Oberfranken. Verlag Dr. Faustus Büchenbach 2010 (Reihe: Arbeiten zur Archäologie Süddeutschlands Band 25). Zu Urspringen S. 139-141. 
bulletBayern Synagogengedenkbuch IMG_20150803_0001.jpg (85625 Byte)"Mehr als Steine...." Synagogen-Gedenkband Bayern. Teilband III: Unterfranken, Teil 1. Erarbeitet von Axel Töllner, Cornelia Berger-Dittscheid, Hans-Christof Haas und Hans Schlumberger. Hg. von Wolfgang Kraus, Hans-Christoph Dittscheid und Gury Schneider-Ludorff in Verbindung mit Meier Schwarz. Synagogue Memorial Jerusalem. Bd. 3: Bayern. 1. Auflage 2015. Kunstverlag Josef Fink Lindenberg im Allgäu (mit umfassenden Quellen- und Literaturangaben)
ISBN 978-3-89870-449-6.
Hinweis: die Forschungsergebnisse dieser Publikation wurden in dieser Seite von "Alemannia Judaica" noch nicht eingearbeitet.
Abschnitt zu Urspringen S. 332-358.

   
    


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Urspringen Lower Franconia. The first Jews settled in the early 17th century after their expulsions from Wuerzburg. A new synagogue was built in 1803 and a Jewish public school was subsequently opened. The Jewish population reached 220 in 1837 (total 1.060) and thereafter declined steadily to 78 in 1933. Thirteen left in 1935-1938. On Kristallnacht (9-10 November 1938), the synagogue and Jewish homes were vandalized by local SA troops and a few Jews were sent to the Dachau concentration camp. Another 13 Jews left by late 1939. Of the remaining 44 Jews, 42 were deported to Izbica in the Lublin district (Poland) via Wuerzburg on 25 April 1942.      
       
        

                   
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Stand: 30. Juni 2020