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Geschichte / Geschichte der Synagogen
in Karlsruhe   
     
Karlsruhe (Stadtkreis) 
Texte/Berichte zur jüdischen Geschichte der Stadt im 19./20. Jahrhundert  
   
Hier: Berichte zu einzelnen Personen der jüdischen Gemeinden (auch der
Israelitischen Religionsgesellschaft)   
Die nachstehend wiedergegebenen Texte mit
Beiträgen zur jüdischen Geschichte in Karlsruhe wurden in jüdischen Periodika
gefunden.  
Bei Gelegenheit werden weitere Texte eingestellt.         
     
Das Abschreiben der Texte und das Ergänzen der Anmerkungen hat dankenswerterweise
Susanne Reber (Mannheim) 
übernommen.     
      
      
Übersicht:   
 
	  | Berichte
    zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde   
    
       
    -  Der
    Messerschmied Isaak Hirsch in Karlsruhe wird ausgezeichnet (1837)   
    -  Abraham
    Ettlinger aus Karlsruhe steht im türkischen Kriegsdienst und scheint
    zum Islam übergetreten zu sein (1837)   
    -  Zum Tod von Kaufmann
    Wormser (1861)   
    -  Ministerialrat
    Moritz Ellstädter wird badischer Finanzminister (1868)   
    -  Postkarte
    von Oberrat Raphael Wormser nach Leutershausen (1874)    
    .  Zum Tod des Oberrates
    Joseph Altmann (1874)   
    -  Unangemessenes
    Auftreten des orthodoxen Rabbiners Dr. Lehmann (Mainz) bei der Beisetzung
    des Oberrates Joseph Altmann (1874)    
    -  Erinnerung
    an den 100. Geburtstag von Naphtali Epstein (1882)  
    -  Zum
    Tod von Medizinalrat Dr. Homburger (1883)    
    -  Zum
    Tod von Kreisgerichtsrat a.D. Meir Heimerdinger (1883)  
    -  70.
    Geburtstag von Oberrat Benjamin Willstätter (1884)    
    -  Schreiben
    des Großherzoglichen Geheimen Kabinetts aus Anlass der goldenen Hochzeit
    von Stadtrat Adolf Bielefeld (1890)    
    -  Oberprimaner
    Heinsheimer erhielt die goldene Medaille des Fichte-Preises des
    Großherzogs (1890)    
    -  Bankier
    Fritz Homburger wurde als Nachfolger von Oberrat Adolf Bielefeld in den
    Stadtrat gewählt (1890)  
    -  Die
    Kaufleute Rudolf Herrmann und Leopold Ettlinger werden zu
    Handelsrichtern ernannt (1890)   
    -  50-jähriges
    Dienstjubiläum von Oberrat Benjamin Willstätter (1892)     
    -  Beisetzung
    der Hofgoldstickerin Hannchen Heimerdinger (1893)   
    -  Hinweis
    auf das rituell geführte jüdische Hotel von K. Strauß
    "Europäischer Hof" (1893)   
    -  Alt-Synagogenratsvorsteher
    Bar. Bernheim wird ausgezeichnet (1894)       
    -  Zum Tod von Baronin
    Julie von Haber (1896)    
    -  Anzeige
    der Gumbel Mosbacher'schen Stiftung (1900)    
    -  Zum
    Tod von Raphael Wormser, Sohn des Gründers der Israelitischen
    Religionsgesellschaft Baruch Wormser (1901, IRG)   
    -  Zum
    Tod von Bella Homburger, Witwe von Bankier Veit L. Homburger (1901)    
    -  David
    Rudolf Homburger, Inhaber einer Weingroßhandlung wird Großherzoglich
    Badischer Hoflieferant (1902)   
    -  Goldene
    Hochzeit von Meier Strauß und Frau (1902)   
    -  Zum
    Tod von Auguste Willstätter (1903)   
    -  Gedächtnisfeier
    für Samuel Strauß (Karlsruhe) in Fulda (1904)     
    -  Zum Tod
    von Fabrikant Max Würzburger (1905)   
    -  Zum
    Tod von Finanzminister a.D, Moritz Ellstädter (1905)   
    -  Trauerfeier
    für Finanzminister a.D. Moritz Ellstädter (1905)   
    -  Erinnerungen
    an Dr. Moritz Ellstädter (Artikel von 1905)   
    -  Zum
    Tod von Rechtsanwalt Dr. Max Friedberg (1907)  
    -  Auszeichnung
    für Chefredakteur Julius Katz (1907)     
    -  Zum Tod
    von Baurat Prof. Ludwig Levy (1907)    
    -  Zum Tod von Therese
    Thalmann (1908)   
    -  Zum Tod
    des Chemikers Dr. Reinherz (1909)   
    -  Über
    den Reichstagsabgeordneten Dr. Ludwig Haas (Artikel von 1912 und 1914)  
    -  Stadtrabbiner
    Dr. Meier Appel, Bertha Friedberg und Sara Meier (alle aus
    Karlsruhe) werden mit der Friedrich-Louisen-Medaille ausgezeichnet (1912)   
    -  Über
    die Sängerin und Gesangspädagogin  Emilie Kaula geb. Ettlinger (geb. 1833 in
Karlsruhe, gest. 1912 in München; Artikel von 1920)   
    -  Zum
    Tod von Firmenchef Leopold Ettlinger und von Chefredakteur Julius
    Katz (1912)      
    -  Zum
    Tod von Ehrenrabbiner Dr. Alexander Stein (früher in Worms, gest. in
    Karlsruhe, 1914)     
    -  Rechtsanwalt
    Ludwig Marum folgt dem gefallenen Rechtsanwalt Dr. Frank im Landtag nach
    (1914)   
    -  Dr.
    Max Meyer lehnt eine Berufung an die TH Karlsruhe auf Grund der
    antisemitisch geprägten Studentenschaft ab (1920)  
    -  Im
    November 1918 wurde die großherzogliche Familie durch den jüdischen Innenminister
    Dr. Ludwig Haas mit 40 Soldaten beschützt (1921)   
    -  Antisemitischer
    Angriff des Studentenausschusses der Technischen Hochschule gegen Direktor
    Dr. Max Mayer (1920)    
    -  Mord
    an der 22-jährigen Frau Fuchs im Trödlerladen Fuchs (1923)   
    -  Zum Tod von Moses
    Goldberg  (1923)   
    -  70. Geburtstag von
     Dr. David Mayer (1924)    
    -  Zum Tod
    von Liebmann Strauß (1927)   
    -  60.
    Geburtstag von Isak Thalmann (1928)   
    -  Artikel zum Tod 
	von Ludwig Haas (geb. 1875 in Freiburg, gest. 1930 in Karlsruhe)      
    -  Zum
    Tod von Kaufmann Saly Rothschild (1934)   
    -  70.
    Geburtstag von Dr. Eduard Biberfeld (1934)   
    -  Zum
    Tod von Minna Kaufmann geb. Ascher, Gattin von Emil Kaufmann (1934)   
    -  Ergänzung
    zum Nachruf für Minna Kaufmann geb. Ascher (1934)   
    -  Zum Tod von Rabbi
    Josef Heller (1935)   
    -  Zum Tod von Aron
    Hanauer (1936)     
    -  Über
    einen Briefwechsel zwischen Dr. Richard Fuchs (Karlsruhe) und Karl
    Wolfskehl (1937)    
    -  Wegzug von Max
    Heinemann (1937)   
    -  Zum Tod
    von Gertrude Heinemann (1938)   
    -  Zum Tod von Nathan Bär
    (1938)   
    -  Zum Tod von Isak
    Ettlinger (1938)   
    -  Todesanzeige
    für den nach der Deportation umgekommenen Adolf Heimberger (1942)     |  
	  | Anzeigen
    jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen   
    -  Anzeige
    des Manufakturwarengeschäftes S. Guggenheim (1872)   
    -  Anzeige
    des Mehl-, Produkten- und Kolonialwaren-Engros-Geschäftes N. J.
    Homburger (1914)    
    -  Anzeige
    der Ledergroßhandlung Haber & Klein (1920)    
    -  Hochzeitsanzeige
    für Jakob Altmann und Ruth Falk (1930)  |  
	  | Sonstiges zu jüdischen Personen /
    Persönlichkeiten aus Karlsruhe      
    -  Literaturhinweis
    und Straßenbenennung zu Julius Hirsch    
    -  Literaturhinweis
    zu Gustav Landauer    
    -  Erinnerungen an die Auswanderungen im 19. Jahrhundert: Grabstein
    in New York für Emilie Bruno geb. Hochstädter aus Karlsruhe
    (1834-1889)    
    -  Dokument
    zur Geschichte der Familie Model in Karlsruhe     |  
 
      
      
Berichte
zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde   
 
Der
Messerschmied Isaak Hirsch in Karlsruhe wird ausgezeichnet (1837)
  
 
  
     Anzeige
      im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den See-Kreis"
      von 1837 S. 330 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen):  
      "Bekanntmachung.  
      Die Verteilung von Prämien an israelitische Ackerbauer, Handwerker und
      Taglöhner.  
      In Bezug auf das Ausschreiben vom 18. Juli vorigen Jahres wird hiermit zur
      öffentlichen Kenntnis gebracht, dass durch Beschluss der hierzu besonders
      gewählten Kommission vom 13. vorigen Monats  
      1) die für einen Ackerbauer bestimmte Prämie dem Bürger und Bauer Wolf
      Moses Wolf in Königsbach, Amts Durlach,   
      2) die für einen Handwerker bestimmte Prämie dem Bürger und
      Messerschmied Isaak Hirsch dahier, und  
      3) die für einen Taglöhner bestimmte Prämie dem Bürger Jakob Reiß in
      Nußloch, Amts Wiesloch, zuerkannt wurde.  
      Das Ausschreiben der Prämien für 1837 wird seinerzeit erfolgen.  
      Karlsruhe, den 27. März 1837.  
      Der Verein zur Verbesserung der bürgerlichen Verhältnisse der Juden in
      Baden."    | 
   
 
  
Abraham Ettlinger aus Karlsruhe steht im türkischen
Kriegsdienst und scheint zum Islam übergetreten zu sein
(1837)      
 
  
     Artikel in der "Allgemeinen Zeitschrift des Judentums"
      vom 16. September 1837: "Die türkische Artillerie hat sich
      in neuester Zeit mit einem jungen Karlsruher, und zwar einem
      Israeliten, bereichert. Er ist der Sohn eines dortigen Handelsmannes, Abraham
      Ettlinger, und hatte sich vor einiger Zeit, von kriegerischer
      Tatenlust getrieben, in griechische Dienste anwerben lassen. Aus
      Griechenland desertierte er, kam nach mancherlei Abenteuern auf
      türkischem Gebiete nach Larissa, und wurde dort bei der reitenden
      Artillerie eingereiht. Als seine Verwandten davon Kunde erhielten, wandte
      sich der Vater an die Regierung mit der Bitte, auf diplomatischem Wege
      dessen Losgebung zu erwirken. Die badische Regierung wandte sich zu diesem
      Zwecke an die österreichische, welche sofort die geeigneten Schritte in
      Konstantinopel tun ließ. Die Antwort des türkischen Kabinetts ist
      nunmehr eingetroffen. Der requirierte Artillerist scheint vom
      mosaischen Glauben zum Islam übergegangen zu sein, und sich so gut im
      türkischen Kriegsdienst zu gefallen, dass er gar nicht mehr wegverlangt.
      Er soll versprochen haben, wenn er einmal Pascha von drei Rossschweifen
      sei, auf Urlaub einen Besuch dort abzustatten."        | 
   
 
    
Zum Tod von Kaufmann Wormser
(1861)   
Hinweis: bei "Kaufmann" handelt es sich um einen Vornamen.     
 
  
     Artikel
      in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Januar
      1861: "Karlsruhe. Herr Kaufmann Wormser dahier starb 
	am Ausgang des Heiligen Schabbat eine leichten und sanften Todes in dem 
	seltenen Alter von 87 ½ Jahren. Mit ihm hat die Familie Wormser ihr teures 
	Oberhaupt, ihre Krone, die hiesige Gemeinde mindestens eines ihrer 
	ehrwürdigsten und achtbarsten Mitglieder, unzählig viele aber sowohl im In- 
	als im Auslande ihren Freund und Wohltäter verloren. Hat auch der Selige in 
	seinem Testament sich jeden Hesped - Trauerrede, sowie jede 
	Leichenrede verboten, so können wir es doch dem Drange unseres Herzens nicht 
	versagen, wenigstens auf diesem Wege, ihm einen Nachruf zu widmen, den uns 
	der Verewigte um so eher vergeben wird, als er auch bei der ausführlichsten 
	Darstellung immer nur ein sehr schwaches Schattenbild dessen sein wird, was 
	Herr Wormser in Wahrheit war und wirkte.  
	Tora, Gottesdienst und Wohltätigkeit zu üben, hatte sich der 
	Verewigte im vollsten Sinne des Wortes zur Lebensaufgabe gemacht. Schon von 
	früher Jugend an war er gewöhnt, täglich einige Stunden im Gesetze zu 
	studieren und selbst in der langen Reihe von Jahren seines Geschäftslebens 
	einige Zeit abzugewinnen, die er dem Studium der Tora widmete. Seitdem er 
	sich aber von seinen Geschäften zurückgezogen, bildete dieses Studium fast 
	seine ausschließliche Beschäftigung. 
	Winter wie Sommer konnte man ihn bis zu seinen letztem Tage schon eine 
	Stunde vor dem Morgengottesdienste antreffen, Mischnajoth lernend und den 
	bedauernden Bemerkungen seiner Kinder gegenüber, ihn oft alleine lassen zu 
	müssen, hatte er immer die rührende und erhebende Antwort: 'Ich bin nicht       | 
   
  
    
	 allein, 
	wenn ich mein Sefer vor mir habe.' Wie viel und wie großartig aber hat er 
	das Torastudium unterstützt! Gar manche, die jetzt als Rabbiner fungieren, 
	sind durch die Freigebigkeit des Herrn Wormser in den Stand gesetzt worden, 
	ihre Studien zu vollenden und später noch sorgenfrei Tora zu lernen. Viele 
	Talmudgelehrte von nah und fern hatten sich seiner steten, unausgesetzten 
	Unterstützung zu erfreuen.   
	Hat er so viel für die Verbreitung der Kenntnisse der göttlichen Lehre 
	getan, so war sein Streben nicht minder glanzvoll bezüglich des 
	Gottesdienstes. Ja, wir dürfen es sagen, sein ganzes Leben war ein 
	fortgesetzter, ununterbrochener Gottesdienst. Gegen dreißig Jahre hat er als 
	Vorsteher der israelitischen Gemeinde in segenbringender Weise gewirkt und 
	sein redlicher Wille, seine strenge Rechtlichkeit, gepaart mit Milde und 
	gewinnender Freundlichkeit haben ihm die allgemeinste Achtung und 
	Anerkennung erworben. Aber auch in den Tagen des Kummers, von welchem er 
	selbst in seinen letzten Jahren leider nicht befreit blieb, bewahrte er jene 
	seltene Ruhe und Ergebung, die nur das unbedingteste, über alles erhabene 
	Gottvertrauen zu geben vermag. Sein Leben und Verhalten war eine lebendige 
	Darstellung des Spruches unserer Weisen: Alles, was Gott tut, ist zum Guten. 
	Wir wenden uns nun zum Glanzpunkte seines Wirkens (hebräisch und 
	deutsch:) Üben von Wohltaten. Wir sagen absichtlich Üben von 
	Wohltaten, denn her hat persönlich wie auch mit finanziellen Mitteln 
	große und wesentliche Dinge geleistet. Viele Hunderte wissen es zu erzählen, 
	wie er ihnen in den Tagen der Not beigestanden und von vielen Hunderten 
	glaubt jeder Einzelne, gerade ihm habe Herr Wormser besonders hilfreiche 
	Hand geleistet. Einer augenblicklichen Verlegenheit abzuhelfen, war der 
	Verewigte nicht selten zu sehr beträchtlichen Darlehen bereit. 
	Unterstützungsbedürftige fanden bei ihm stets offene Hand, welcher 
	reichliche Gaben entflossen. Witwen war er ein treuer Fürsorger, unendlich 
	viele Waisen haben in ihm einen edlen, schützenden Vater verloren. Sein Haus 
	war der Gastfreundschaft weit geöffnet und sicher hat er seit vielen Jahren 
	kaum mehr eine Mahlzeit genossen, an der nicht Arme teilgenommen. In seinem 
	Hause wurde der Hungrige gesättigt, der Ermattete erquickt, und wie viele, 
	die es mit Tränen des Kummers betreten, haben es mit Tränen der Dankbarkeit 
	verlassen. 
	Was aber dieser glänzenden und seltenen Freigebigkeit die Krone aufsetzte, 
	war die Heiterkeit, die liebevolle Freundlichkeit, mit der er seine Gaben 
	begleitete. Er ward des Gebens nicht müde, er gab viel und gab immer mit 
	Freuden. Darum ist der Schmerz ob dieses Verlustes auch ein allgemeiner, der 
	weit über die Grenzen unseres Vaterlandes hinaus empfunden wird. Viele 
	Tränen werden ihm nachgeweint, aber sie sind seltener einem Gerechteren 
	geflossen. 
	Er hinterlässt einen Sohn und drei Töchter, zahlreiche Enkel und Urenkel, 
	deren unbegrenzte Verehrung ihm des Lebens Abend erheiterten. Eine Tochter, 
	welche mit Oberrabbiner Ettlinger in Altona verheiratet war, ist ihm bereits 
	seit 18 Jahren zum ewigen Leben vorangegangen. Zu erwähnen dürfte noch sein, 
	dass es ihm in erfreulicher Weise vergönnt war, seinen seltenen Tugenden bis 
	zu den letzten Tagen seines Lebens einer fast ungeschwächten Gesundheit 
	erfreute, bis ein schneller, aber sanfter Tod diesem segensreichen Wirken 
	ein Ende setzte. Seine Seele schwang sich rein nach oben, wo sie jetzt die 
	Früchte ihres Wirkens genießt. Seine Seele sei eingebunden in den Bund 
	des Lebens!"   
	Anmerkungen: - Hesped
	
	https://www.juedische-allgemeine.de/glossar/hesped/    
	- Mischna: 
	https://de.wikipedia.org/wiki/Mischna  
	- ..eine Tochter, welche mit Oberrabbiner Ettlinger...:
	
	https://www.geni.com/people/Nanette-Ettlinger/6000000007507591448  
	-  Oberrabbiner Ettlinger:
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Jakob_Ettlinger  
	
	https://stadtlexikon.karlsruhe.de/index.php/De:Lexikon:bio-0611  
	 
	-  Zu Familie Wormser:
	
	https://www.karlsruhe.de/b1/stadtgeschichte/gedenkbuch/kontakt/wormser.de. 
	   | 
   
 
   
Ministerialrat Moritz Ellstädter wird badischer
Finanzminister (1868)          
 
  
     Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
      19. Februar 1868: "Karlsruhe. Unser Glaubensgenosse, Herr 
	Ministerialrat Ellstädter von Karlsruhe, wurde zum badischen Finanzminister 
	ernannt."       | 
   
  
    |    | 
   
  
     Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit"
      vom 26. Februar 1868: "Deutschland 
	Karlsruhe, den 13. Februar. Eine Neuigkeit durchläuft unsere Stadt und 
	bildet ausschließlich das Tagesgespräch. Ein Israelite ist zum Präsidenten 
	des Finanzministeriums ernannt worden. 
	Moritz Ellstädter, der Sohn eines hiesigen Möbelhändlers und Schwager des 
	Rabbiners Willstätter, ist in der zweiten Hälfte der zwanziger Jahre 
	geboren, studierte Rechtswissenschaft und wurde 1850 als Rechtspraktikant 
	rezipiert. Da es ihm unter dem Ministerium Wechmar schwer geworden war, eine 
	Advokatur zu erlangen, so ging er nach Berlin und arbeitete dort 
	gemeinschaftlich mit dem als badischem Abgeordneten Mathy in einem der 
	größten Kreditinstitute unter den Augen von Hansemann. Nach mehreren Jahren, 
	da sich indessen die Verhältnisse in Baden für die Israeliten günstiger 
	gestaltet hatten, kehrte er zurück, übernahm eine Advokatur in
	Durlach 
	und bald darauf in Karlsruhe. Im Jahre 1863 wurde er in den Staatsdienst 
	berufen und als Assessor bei dem Hof- und Kreisgerichte
	Mannheim 
	verwendet. Als jedoch im Juli 1866 bei der neuen Wendung der Dinge Mathy zur 
	Präsidentschaft des Staatsministeriums gelangte, was es eines seiner ersten 
	Geschäfte, den ihm wohl befreundeten und als tüchtig erprobten Ellstädter 
	als juristisches Mitglied in das Finanzministerium zu berufen. Er ist also 
	kaum zwei Jahre als Ministerialrat im Finanzministerium tätig (er ist 
	jedenfalls an Dienst- vielleicht aber auch an Lebensjahren der jüngste Rat 
	im Kollegium) und schon hat ihn das Vertrauen seines Fürsten an die Spitze 
	des Finanzministeriums gestellt. Sie werden begreiflich finden, dass diese 
	Ernennung nach allen Seiten überraschte, namentlich seine Glaubensgenossen 
	und zahlreichen Freunde des Ernannten in freudige Aufregung versetzte. Seine 
	juristische Tüchtigkeit und bewährte politische Gesinnung sollen ihm diesen 
	wichtigen Posten eingebracht haben. Möge es ihm gelingen, das Wohlwollen 
	unseres Fürsten und das in ihn gesetzte Vertrauen sich dauernd zu erhalten." 
	Anmerkungen: - zu Moritz Ellstätter: 
	
	https://www.geni.com/people/Moritz-Ellst%C3%A4tter/6000000056105813821
	 
	- Mathy: Karl Mathy 
	https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Mathy   
	- Hansemann: David Hansemann
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/David_Hansemann      | 
   
 
    
Postkarte
von Oberrat Raphael Wormser nach Leutershausen (1874)      
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim / Ries; zusätzliche Angaben
gleichfalls von Peter K. Müller)    
 
  
    An "den löblichen
      Synagogenrat"  
      in Leutershausen..."   | 
      | 
      | 
   
  
    | 
       Die Zwei-Kreuzer-Postkarte (Ganzsache) mit
      Poststempel Carlsruhe - Bahnhof, 25.5.74 wurde "An den löblichen
      Synagogenrath" in Leutershausen
      bei Ladenburg von Raphael Wormser aus Karlsruhe verschickt. Der Text der Karte:  
      Hiermit beehre ich mich einem löblichen  
      Synagogenrath den Empfang der an  
      Herrn Oberrath Altmann gesandten  
      16,47 Gulden als Ergebnis einer Collecte in der  
      dortigen isr. Gemeinde für die Nothleidenden in  
      Palästina anzuzeigen. 
      Carlsruhe 24 May 1874          Ergebenst 
                                        Raphael Wormser.  
      Raphael Wormser und Oberrat Altmann waren beide Mitglieder der Israelitischen Religionsgesellschaft Karlsruhe.
      Josef Altmann (1818 - 1874; Bericht zu seinem Tod siehe unten) war Stiftsrabbiner
      und Rabbiner der Israelitischen Religionsgesellschaft in Karlsruhe von 1849
      bis 1874 und Mitglied des Oberrats der Israeliten Badens. Raphael Wormser (ca. 1839 - 1901;
      Bericht zu seinem Tod siehe unten) war Gemeindevorsteher (Parnass) und Mohel der Israelitischen Religionsgesellschaft
      Karlsruhe.    
		Genealogische Informationen zu Oberrat Raphael Wormser vgl.
		
		https://www.geni.com/people/Rafael-Wormser/6000000021702012411            | 
   
 
 
Zum
Tod des Oberrates Joseph Altmann (1874)        
 
  
     Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
      vom 24. November 1874: "Aus dem Badischen, 10. November 
	(Privatmitteilung). Der Oberrat Joseph Altmann in Karlsruhe ist den 
	31. vorigen Monats aus dem Leben geschieden; er war fast das einzige 
	Mitglied in der jüdisch-kirchlichen Behörde, das der Orthodoxie huldigte. - 
	Geigers Tod hat auch in hiesiger Gegend bei allen Bessergesinnten Bestürzung 
	hervorgerufen; sie wissen, was das Judentum an ihm verloren hat. Auch bei 
	diesem Verluste zeigen sich die Orthodoxen in der ganzen Niedrigkeit ihrer 
	Gesinnung; sie können ihre Freude über das Hinscheiden dieses tatkräftigen 
	Mannes kaum unterdrücken. So lässt sich Herr Lehmann in Mainz ein 
	Verdammungsurteil über Geiger aus Berlin schicken, auf dieses Gewäsch näher 
	einzugehen, hieße denn doch dieser Clique zu viel Ehre erweisen. Welchen 
	Grad von Wissen und Bildung dieser Kritiker hat, ergibt sich am deutlichsten 
	aus folgender Stilprobe: 'Er gehörte jener älteren Richtung der Neologie an, 
	welche, irregeleitet durch die damaligen Verhältnisse, wo den Völkern ein 
	schwaches Dämmerlicht aufging, dass die Juden noch etwelche Rechte auf 
	Menschlichkeit zu beanspruchen hätten, doch dabei von ihnen verlangte, dass 
	sie diese Rechte erst durch Annäherung an die christliche Welt, durch 
	Lossagen von ihren strengen Sondergesetzen selbst zu verschaffen suchen 
	müssten, wähnte, man könne die…' So schreibt nun ein Hildesheimer, der sich 
	freilich Rektor einer Rabbinerschule nennt, sich aber weniger durch 
	talmudische oder andersweitige Gelehrsamkeit, als durch sein abstruses Wesen 
	und seinen verworrenen schülerhaften Stil auszeichnet. Ein solcher Mensch 
	wagt es, über Geiger ein Urteil zu fällen! Dass dieser Expektoration eine 
	vollständige Unwahrheit einwohnt, brauchte ich wohl kaum zu bemerken. In 
	Deutschland hatten sich zahllose Juden längst schon vor den 
	mittelalterlichen Formen des Judentums entfernt, bevor der Kampf um die 
	bürgerliche Gleichstellung begann und niemals haben die sogenannten 'Neologen' 
	eine Bedingung angenommen, die darauf hinausgelaufen wäre, die bürgerlichen 
	Rechte nicht für die gesamte Judenheit, 'sondern nur für die aufgeklärten 
	Juden zu erzielen.' Nicht irgendein Vorteil hat die Juden diesen 
	mittelalterlichen Formen entsagen lassen, sondern die Erkenntnis und das 
	Leben, die Überzeugungen und die gesellschaftlichen Verhältnisse und 
	Pflichten, welche mit jenen sich nicht mehr vereinbaren ließen.  
	Anmerkungen: - Jüdisch-kirchliche Behörde: Oberrat der Israeliten
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Oberrat_der_Israeliten_Badens  
	 
	- Joseph Altmann:
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Josef_Altmann_(Rabbiner) 
	
	http://gedenkbuch.informedia.de/index.php/PID/12/name/53.html 
	
	https://www.wikiwand.com/de/Israelitische_Religionsgesellschaft_(Karlsruhe)  
	 
	- Geiger: Rabbiner Abraham Geiger:
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Abraham_Geiger  
	
	https://www.deutsche-biographie.de/pnd11933304X.html  
	
	https://www.alemannia-judaica.de/frankfurt_hauptsynagoge.htm  
	- Herr Lehmann: Rabbiner    
	- Neologie: 
	https://de.wikipedia.org/wiki/Neologie  gemeint hier: 
	Reformjudentum: 
	https://de.wikipedia.org/wiki/Liberales_Judentum    
	- Hildesheimer: Rabbiner Esriel Hildesheimer 
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Esriel_Hildesheimer    
	- Expektoration:
	
	https://www.duden.de/rechtschreibung/Expektoration                | 
   
 
     
Unangemessenes
Auftreten des orthodoxen Rabbiners Dr. Lehmann (Mainz) bei der Beisetzung des
Oberrates Joseph Altmann (1874)         
 
  
     Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
      vom 8. Dezember 1874: "Karlsruhe, 15. November. Hier ist jüngst ein 
	Skandal vor sich gegangen, über welchen wir der Unparteilichkeit wegen den 
	Bericht der 'Karlsruher Nachrichten' vom 13. Nov. wiedergeben: 'Am 2. dieses 
	Monats fand hier das Leichenbegräbnis des Herrn Joseph Altmann, 
	geistlichen Mitglieds der israelitischen Oberrats, der höchsten 
	israelitischen Religionsbehörde in Baden, unter außerordentlich starker 
	Beteiligung statt. Drei Rabbinen hielten Leichenreden. Es ist nicht unsere 
	Absicht über dieselben en detail zu referieren und bemerken wir nur, 'dass 
	dem 'de mortuis nihil nisi bene' von den Rednern gebührend Rechnung getragen 
	wurde. Die schneidenden Gegensätze in religiöser Anschauung und in der Art 
	und Weise, derselben Ausdruck zu geben, welche bei dieser Gelegenheit 
	hervortraten, sollen und dürfen jedoch nicht unerörtert bleiben. Herr 
	Rabbiner Willstätter hielt sich lediglich an die Personalien des 
	Verblichenen und vermied es in seinem Takte, wie er es in seiner Stellung 
	als hiesiger Rabbiner für angemessen hielt, jede Berührung der hiesigen 
	Gemeindezustände. Herr Rabbiner Friedmann von
	Mannheim  
	gedachte der Verdienste des Verewigten, seines intimen Freundes, in warmen 
	Worten, mit der ihm eigenen Beredsamkeit. Er rühmte seine religiöse Toleranz 
	und wie der Verewigte die goldene, aber auch dornenvolle Mittelstraße 
	zwischen den Zeloten und Gleichgültigen eingehalten habe. Er nahm davon 
	Veranlassung, die verschiedenen Parteien, die sich hier bezüglich religiöser 
	Anschauung bildeten, zum Frieden zu ermahnen, da doch der Frieden in allen 
	jüdischen Gebeten als das höchste Gut bezeichnet, und von den berühmten 
	Religionslehrern dessen eifrigstes Festhalten und Erstreben jedem Israeliten 
	zur Pflicht gemacht worden sei. Ganz anders aber behandelt dieses Thema Herr 
	Dr. Lehmann, der Rabbiner der orthodoxen Gemeinde in
	Mainz. Ihm 
	ist der Friede nur ein Gefäß, das erst durch seinen Inhalt Wert erhalte, und 
	dieser Inhalt dürfe kein anderer sein, als der starre, orthodoxe Glaube, das 
	zähe, rücksichtslose Festhalten, auch an dem unbedeutenden, veralteten 
	Ritual. Wenn dieser köstliche Inhalt fehle, habe das Gefäß keinen Wert. So 
	gibt Redner, gegen die Forderungen der Humanität sowohl, wie gegen die 
	Satzungen der jüdischen Religion, stets seine Friedensliebe beteuernd, doch 
	dem Unfrieden den Vorzug, falls der Friede nur durch Konzessionen an die 
	Forderungen der Zeit und der Vernunft erhalten werden könne und den starren 
	Wortglauben beeinträchtige. Und mit welchem Tone, mit welchen 
	Gestikulationen wurden diese Auslassungen der Trauerversammlung ins Gesicht 
	geschleudert. Man wurde durch dieselben unwiderstehlich an Goethes 'Ich hab' 
	öfters rühmen hören, Ein Komödiant könnt' einen Pfarrer lehren', erinnert. 
	Wir enthalten uns einer jeden weiteren Bezeichnung eine solchen Auftretens 
	in einer Gemeinde, in welcher der Sprecher sich als Gast zu betrachten 
	hätte, dem man auch nur als solchem das Reden gestattete, und überlassen es 
	dem Publikum sich selbst ein Urteil über das Gebaren zu bilden, durch 
	welches eine Leichenfeier gewiss die ergreifendste Veranlassung Frieden und 
	Einigkeit zu predigen, zum Tummelplatze religiös-fanatischer Leidenschaften 
	herabgewürdigt wurde. 
	(Man sieht diese neuorthodoxen Heißsporne sind ein völliger Abklatsch der 
	Ultramontanen, ohne alle Originalität. Derselbe Mangel an wahrhaft 
	religiösem und sittlichem Sinn die gänzliche Rücksichtslosigkeit gegen die 
	heiligsten Gefühle, die unbedingte Herrschlust , welche jede andere Meinung 
	mit Gewalt, mit Benutzung jedes Moments, wo der Gebildete sie nicht 
	hinauswerfen kann unterbrechen will, dabei dasselbe starre Verharren in den 
	engsten Fesseln des Geistes und Gewissens. Nun, ihre Tage sind doch nur 
	gezählt!  Redaktion.) 
	Anmerkungen:  - Joseph Altmann:
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Josef_Altmann_(Rabbiner)    
	- De mortuis nihil nise bene – über die Toten rede man nur gut 
	- Rabbiner Willstätter:
	
	https://stadtlexikon.karlsruhe.de/index.php/De:Lexikon:bio-0652  
	 
	- Rabbiner Friedmann = Rabbiner Dr. phil. Bernhard Friedmann vgl.
	
	Artikel zum Tod von Rabbiner Dr. Friedmann      
	- Rabbiner Dr. Lehmann:
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Marcus_Lehmann  
	
	https://www.kreiszeitung.de/lokales/verden/verden-ort47274/heute-jahren-verstarb-april-1890-verden-aufgewachsene-marcus-lehmann-rabbiner-zeitungsherausgeber-4903778.html
	 
	Ultramontane: 
	https://de.wikipedia.org/wiki/Ultramontanismus                   | 
   
 
 
Erinnerung an den 100. Geburtstag von Naphtali Epstein
(1882)     
 
  
     Artikel
      in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 5. September
      1882: "Karlsruhe, 13. August (1882). Am 11. dieses Monats war 
	ein Jahrhundert umlaufen, seitdem Napthali Epstein in Karlsruhe 
	geboren wurde. Dieses Ereignis feierte Bezirks- und Konferenzrabbiner Dr. 
	Schwarz in der Predigt, welche er gestern bei dem Gottesdienste in der 
	hiesigen größeren Synagoge hielt. Von der siegreichen Macht der Wissenschaft 
	und Bildung, welche sich die Juden von jeher anzueignen suchten, ging er auf 
	das segensreiche Wirken Epsteins über, welcher mit einer vielseitigen, 
	allgemeinen Bildung und mit den gründlichsten talmudischen und juristischen 
	Kenntnissen ausgestattet, 40 Jahre hindurch im großherzoglichen Oberrat der 
	Israeliten die jüdischen Angelegenheiten besorgte und sich die höchsten 
	Verdienste um die Regelung des jüdischen Kirchen- und Gemeindewesens, sowie 
	um die Gründung und Hebung der jüdischen Schulen erworben hat. Auch vergaß 
	Rabbiner Schwarz nicht die außeramtliche Tätigkeit des verewigten Epstein, 
	namentlich in den Zeiten, in welchen er sich um die Verteidigung der Rechte 
	seiner Glaubensgenossen, sowie um die Gewinnung der allgemeinen 
	Rechtsgleichheit handelte und die fortwährend nachwachsenden Früchte dieser 
	umfassenden Wirksamkeit, in der anerkennendsten Weise zu würdigen. 
	Anmerkungen:   - Rabbiner Napthali Epstein:
	
	https://digital.blb-karlsruhe.de/blbihd/periodical/pageview/248774  
	- Rabbiner Dr. Schwarz:
	
	https://stadtlexikon.karlsruhe.de/index.php/De:Lexikon:bio-0340   
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Adolf_Schwarz_(Rabbiner)"          | 
   
 
      
Zum Tod von Medizinalrat Dr. Homburger
(1883)        
 
  
     Artikel 
	in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 19. Juni 1883: "Bonn, 
	10. Juni. (Notizen). Die 'Badische Landeszeitung' schrieb aus 
	Karlsruhe vom 25. Mai: Verflossenen Sonntag wurde die irdische Hülle des für 
	seine Familie, seine Freunde und seine Vaterstadt zu früh verstorbenen 
	Medizinalrats Dr. Homburger zu Grabe getragen. Ein unabsehbarer 
	Leichenzug bewegte sich durch die Kaiserstraße, nach dem
	israelitischen Friedhofe. Außer 
	den Mitgliedern des großherzoglichen Oberrats der Israeliten, den beiden 
	Bürgermeistern, Vertretern des Stadtrats und der Stadtverordneten, waren 
	beinahe sämtliche Kollegen des Verblichenen anwesend und von allen Schichten 
	der Einwohner von Karlsruhe und Umgebung wurde durch die ehrenvolle 
	Begleitung die allgemeine Hochachtung, welche derselbe genossen, 
	kundgegeben. Medizinalrat Dr. Homburger, im Jahre 1818 hier geboren, bezog, 
	nachdem er eine sorgfältige Erziehung erhalten und das hiesige Lyzeum 
	absolviert hatte, die Universität
	
	Heidelberg und nach längerer Tätigkeit in den großen Spitälern von 
	Berlin, Wien, Paris und London ließ er sich hier als praktischer Arzt 
	nieder. Bei Gründung der freiwilligen Feuerwehr trat er als Arzt in dieselbe 
	ein und blieb bis zu seinem Tode Mitglied dieses Corps. Die für die zwanzig- 
	bzw. fünfundzwanzigjährige Tätigkeit für die Feuerwehr gestifteten Medaillen 
	sind ihm zuteil geworden. Nach dem Kriege von 1870/71 wurde er von Seiner 
	Königlichen Hoheit dem Großherzog durch das Ritterkreuz 1. Klasse des 
	Zähringer Löwenordens ausgezeichnet und ihm zugleich das für geleistete 
	Dienste während des Krieges gestiftete Ehrenzeichen verliehen. Später wurde 
	er von Seiner Königlichen Hoheit in Anerkennung seiner ersprießlichen 
	Tätigkeit zum Medizinalrat ernannt. Medizinalrat Dr. Homburger war viele 
	Jahre tätiges Mitglied des großherzoglichen Oberrats der Israeliten, des 
	Bürgerausschusses und des Ortsgesundheitsrats und hatte stets sein 
	umfangreiches Wissen allen wohltätigen und humanitären Anstalten und 
	Einrichtungen in uneigennütziger Weise gewidmet; er war neben seiner 
	ausgedehnten ärztlichen Praxis nicht allein Arzt und Berater der Armen, 
	sondern auch deren steter Wohltäter. Sein Andenken wird bei seinen 
	Mitbürgern stets ein ehrenvolles sein und bleiben, denn er hat sich durch 
	sein menschenfreundliches Wirken ein Denkmal in deren Herzen errichtet. Möge 
	er in Frieden ruhen!"   
	Anmerkungen:  -  Bürgermeister in Karlsruhe: Wilhelm Florentin 
	Lauter, 1821 – 1892 und Karl Schnetzler, 1846 -1906 
	-  Lyzeum:
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Bismarck-Gymnasium_Karlsruhe  
	-  Großherzog: Friedrich I. vgl.
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_I._(Baden,_Großherzog) ) 
	-  Zähringer Löwenorden:
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Orden_vom_Zähringer_Löwen.       | 
   
 
  
Zum Tod von Kreisgerichtsrat a.D. Meir Heimerdinger
(1883)       
 
  
     Artikel
      in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 17. Juli
      1883: "Bonn, 8. Juli. (Notizen) Die 'Karlsruher Zeitung' 
	schreibt unterm 23. Juni: Am 19. Juni hat sich das Grab über einem treuen 
	Sohne der Stadt Karlsruhe, einem in langjähriger Wirksamkeit als 
	Rechtsanwalt und Richter hochverdienten und geehrten Rechtsgelehrten, einem 
	wackern Vaterlandsfreunde, einem warmherzigen, für alles Gute begeisterten 
	Biedermann geschlossen. 
	Kreisgerichtsrat a. D. Meir Heimerdinger wurde am 12. November 1813 
	zu Karlsruhe geboren. Er hatte sich der liebevollen Unterweisung und 
	Förderung seitens seines Onkels mütterlicher Seite, des Oberrats Napthali 
	Epstein, zu erfreuen, der sich um die Ordnung und Leitung der Religions- 
	und Schulangelegenheiten der badischen Israeliten in mehr als 
	vierzigjähriger Tätigkeit wohlverdient gemacht hat. 1819 in die Vorschule 
	des Lyzeums eingetreten, bezog er 1831 die Universität
	
	Heidelberg. Im Herbste 1835 unterzog er sich der juristischen 
	Staatsprüfung und wurde am 12. Januar 1836 mit dem Prädikate 'gut' unter die 
	Zahl der Rechtspraktikanten aufgenommen. 
	Seine ganze Anlage und Richtung wies ihn auf den Richterberuf hin, allein 
	diese Laufbahn war damals noch seinen Glaubensgenossen verschlossen, und er 
	war darauf angewiesen, seine juristischen Kenntnisse dem Anwaltsberufe zu 
	widmen. Auf sein Ansuchen wurde ihm am 18. Januar 1838 das 
	Schriftverfassungsrecht in Administrativsachen, am 23. Februar 1838 das 
	gleiche Recht in gerichtlichen Angelegenheiten verliehen. Er blieb als 
	Schriftverfasser in seiner Vaterstadt, genoss in seiner Tätigkeit großes 
	Vertrauen bei den Rechtssuchenden, hohe Anerkennung bei den Gerichten und in 
	den Kreisen seiner Kollegen. Das Ministerium der Justiz verlieh ihm am 7. 
	Oktober 1843 den Titel eines Advokaten, jedoch ohne die Rechte der 
	Prokuratur, da er sich nicht entschließen konnte, zur Ausübung der letzteren 
	an das damals in Rastatt befindlichen Hofgericht überzusiedeln. 
	Als im Jahre 1864 die neue Gerichtsorganisation ins Leben trat, sollte der 
	Wunsch seiner jungen Jahre in Erfüllung gehen. Wiederholten maßgebenden 
	Aufforderungen mit Freude Folge leistend, meldete er sich zur Übernahme 
	einer Richterstelle und wurde durch die Gnade Seiner Königlichen Hoheit des 
	Großherzogs auf 1. Oktober 1864 zum Kreisgerichtsrate bei dem 
	Großherzoglichen Kreis- und Hofgerichte Karlsruhe ernannt. In der neuen 
	Stellung entfaltete er eine so segensreiche hervorragende Tätigkeit, dass er 
	bei der im Jahre 1867 erfolgten Einrichtung der Handelsgerichte zum 
	Vorsitzenden des Handelsgerichts Karlsruhe - Pforzheim befördert wurde. 
	Fünfzehn Jahre hindurch war es ihm vergönnt, den Richterberuf auszuüben, 
	während welcher Zeit er auch wiederholt den Vorsitz in der Strafkammer und 
	im Schwurgerichte zu versehen hatte. Für den Beruf des Anwalts wie des 
	Richters durch Scharfsinn, Rechtskenntnis und umfassende allgemeine Bildung 
	vorzüglich befähigt, zeichnete er sich durch eine seltene Gewissenhaftigkeit 
	aus, welche ihm jede Arbeit zur ernsten Aufgabe machte. 
	Seiner Wirksamkeit wurde auch höchsten Ortes die wohlverdiente Anerkennung 
	gezollt. Im Jahre 1875 wurde ihm vom Großherzog das Ritterkreuz 1. Klasse 
	des Zähringer Löwenordens verliehen. Im Februar 1877 geruhte der Kaiser, ihn 
	mit Gemäßheit der vom Bundesrate vollzogenen Wahl zum Mitglied der 
	Kaiserlichen Disziplinarkammer Karlsruhe für die Dauer des von ihm 
	bekleideten Staatsamtes zu ernennen. Anlässlich der Einführung der 
	Reichsgerichtsverfassung wurde der Heimgegangene im Mai 1879 mit Wirksamkeit 
	vom 1. Oktober 1879 zum Landgerichtsrat und Vorsitzenden der Kammer für 
	Handelssachen bei dem Landgerichte Karlsruhe ernannt. Allein seine schon 
	längere Zeit aufgetretene Kränklichkeit steigerte sich gerade in jenen Tagen 
	so, dass er sich genötigt sah, um seine Zurruhesetzung zu bitten. Unterm 12. 
	Juni 1879 versetzte der Großherzog den Kreisgerichtsrat Heimerdinger unter 
	Anerkennung seiner geleisteten Dienste auf 30. September 1879 in den 
	Ruhestand. 
	Nur kurze Zeit sollte dieser Ruhestand währen und zugleich wurde diese Zeit 
	von schweren körperlichen Leiden erfüllt. Kreisgerichtsrat Heimerdinger war 
	nicht verheiratet; an der Stelle von Weib und Kind umstanden aber seine 
	treuen Schwestern mit hingebender Sorgfalt sein Schmerzenslager und machten 
	ihm den Abschied vom Leben leicht. Nachdem er in philosophischer Ruhe sein 
	Haus bestellt hatte, starb er am 17. Juni 1883, ein 'voller und ganzen Mann' 
	wie der Redner am Grabe hervorhob."    
	Anmerkungen: -  Prokuratur:
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Prokurator  
	-  Zähringer Löwenorden:
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Orden_vom_Zähringer_Löwen          | 
   
 
       
70.
Geburtstag von Oberrat Benjamin Willstätter (1884)   
Anmerkung: Benjamin Willstätter (1813-1895) war ein Bruder des Rabbiners
Elias Willstätter.       
 
  
     Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 22.
      Januar 1884: "Oberrat Willstätter, der in Karlsruhe geboren
      ist und nun schon eine 48-jährige Tätigkeit als Lehrer, Rabbiner und
      Mitglied der Badischen obersten israelitischen Religionsbehörde seiner
      Vaterstadt und seinem engeren Vaterlande gewidmet hat, feierte am 23.
      Dezember vorigen Jahres seinen 70. Geburtstag. Trotzdem der Jubilar in
      seiner Bescheidenheit jede öffentliche Feier gern vermieten hätte, so
      ließen es sich seine Freunde doch nicht nehmen, diesen Tag festlich zu
      begehen. Am vorhergehenden Sabbat hielt Herr Rabbiner Dr. Schwarz
      in der Synagoge die Festrede und sprach für den Gefeierten ein inniges
      Gebet. Abgesehen von zahlreichen Privatkundgebungen der Teilnahme von Nah
      und Fern überbrachten am Jubeltage Deputationen die Glückwünsche und
      Geschenke der Gemeinden, der Rabbiner und Lehrer Badens. Mögen dem seiner
      amtlichen und gesellschaftlichen Stellung wegen hochangesehenen und als
      Mensch vielverehrten Jubilar noch viele Jahre frischen Schaffens und
      ungetrübten Glückes beschieden sein."    
	Anmerkungen: - Rabbiner Dr. Schwarz:
	
	https://stadtlexikon.karlsruhe.de/index.php/De:Lexikon:bio-0340 und
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Adolf_Schwarz_(Rabbiner) .   
                     | 
   
 
  
Schreiben
des Großherzoglichen Geheimen Kabinetts aus Anlass der goldenen Hochzeit von
Stadtrat Adolf Bielefeld (1890)    
Anmerkung: zu Adolf Bielefeld (1812-1895) siehe den Artikel
im Stadtwiki Karlsruhe "Adolf Bielefeld"       
 
  
     Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 13.
      Juni 1890: "Aus Baden, 6. Juni. Besonders jetzt ist das Anschreiben, 
	welches Stadtrat Bielefeld in Karlsruhe, Mitglied des Oberrates der 
	Israeliten, bei Gelegenheit seiner goldenen Hochzeit aus dem 
	Großherzoglichen Geheimen Kabinett erhalten hat, für weitere Kreise 
	bemerkenswert. Es lautet:  
	Hochgeehrter Herr Oberrat!    
	Seiner Königlichen Hoheit dem Großherzog ist es bekannt geworden, dass Euer 
	Hochwohlgeboren morgen, den 4. Mai dieses Jahres mit Ihrer Frau Gemahlin die 
	Feier der goldenen Hochzeit begehen.  
	Seine Königliche Hoheit nehmen an diesem seltenen Familienfeste den 
	herzlichsten Anteil; zugleich gedenken Höchstdieselben bei diesem Anlass 
	Ihrer langjährigen erfolgreichen Tätigkeit im Dienste Ihrer Glaubensgenossen 
	als Mitglieder des Synagogenratskollegiums und dessen Vorsteher, Ihrer 
	Wirksamkeit für das Gedeihen der hiesigen Gemeinde als Stadtrat, sowie für 
	die Interessen des Bezirks und Kreises Karlsruhe als Bezirksrat und Mitglied 
	des Kreisausschusses. Es ist deshalb Seiner Königlichen Hoheit ein wertes 
	Anliegen, im Hinblick auf die bevorstehende Feier der Anerkennung erneuten 
	Ausdruck zu geben, welche der Großherzog Ihrer während einer Reihe von 48 
	Jahren auf den verschiedensten Gebieten des öffentlichen Lebens geübten 
	segensreichen Wirksamkeit widmen in dieser Gesinnung haben Sich Seine 
	Königliche Hoheit bewogen gefunden, Euer Hochwohlgeboren das Kommandeurkreuz 
	Höchstihres Ordens vom Zähringer Löwen zu verleihen. 
	Im Vollzug dieser höchsten Entschließung beehre ich mich, Euer 
	Hochwohlgeboren die Insignien und Statuten des Ordens sowie die 
	Verleihungsurkunde im Anschluss zu überreichen, und bitte Sie, die 
	Versicherung meiner vorzüglichen Hochachtung zu genehmigen. 
	Karlsruhe, den 3. Mai 1891.   Freiherr von 
	Ungern-Sternberg."   
	Anmerkungen:  -  Großherzog:
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_I._(Baden,_Großherzog)  
	 
	-  Orden vom Zähringer Löwen:
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Orden_vom_Zähringer_Löwen    
	-  Ungern-Sternberg:
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Ungern-Sternberg.        
	               | 
   
 
      
Oberprimaner
Heinsheimer erhielt die goldene Medaille des Fichte-Preises des Großherzogs
(1890)          
 
  
     Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom
      27. Juni 1890: "Karlsruhe, 24. Juni. Vor 27 Jahren hat der 
	Großherzog zur Erinnerung an den Philosophen J.G. Fichte und zur Pflege 
	vaterländischen Sinnes unter der studierenden Jugend eine Stiftung gemacht, 
	deren Erträgnis alljährlich hiesigen Gymnasiasten für die besten 
	Bearbeitungen eines gegebenen Themas zuteil werden soll. In diesem Jahre 
	lautete das Thema 'Platäa und Leipzig, eine geschichtliche Parallele.' Den 
	ersten Preis, eine goldene Medaille nebst Reden Fichtes an die deutsche 
	Nation, erhielt ein jugendlicher Glaubensgenosse, Oberprimaner Heinsheimer, 
	während fünf andere Bewerber silberne Medaillen erhielten. Wenn man sich 
	erinnert, dass gerade Fichte dem Juden den nationalen Idealismus und den 
	geschichtlichen Sinn abgesprochen hat, so wird man in dieser mitgeteilten 
	Tatsache auch sicher etwas vom Humor der Weltgeschichte erblicken."  
	 
	Anmerkungen:  - Großherzog:
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_I._(Baden,_Großherzog)  
	 
	J.G. Fichte: 
	https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Gottlieb_Fichte  
	Platäa: 
	https://de.wikipedia.org/wiki/Plataiai  
	Leipzig: 
	https://de.wikipedia.org/wiki/Völkerschlacht_bei_Leipzig.                     | 
   
 
  
Bankier
Fritz Homburger wurde als Nachfolger von Oberrat Adolf Bielefeld in den Stadtrat
gewählt (1890)     
Anmerkung: Bankier Fritz Homburger (1850-1920). war zeitweise (1918-1920)
Vorsitzender des Synagogenrats der jüdischen Gemeinde Karlsruhe und Mitglied
des Oberrats der Israeliten sowie - wie hier berichtet - ab 1890 Karlsruher
Stadtrat. Foto
auf einer Seite von schule-bw.de.    
 
  
     Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 4.
      Juli 1890: "Bei der vor kurzer Zeit in Karlsruhe stattgehabten
      Neuwahl in den Stadtrat wurde Herr Bankier Fritz Homburger, unser
      Glaubensgenosse, an Stelle des wegen vorgerückten Alters ausgeschiedenen
      Herrn Oberrats Adolf Bielefeld,
      gewählt."                     | 
   
 
        
Die
Kaufleute Rudolf Herrmann und Leopold Ettlinger werden zu Handelsrichtern
ernannt (1890)    
Anmerkung: zu Leopold Ettlinger (1844-1912) siehe den Wikipedia-Artikel
Leopold Ettlinger (Kaufmann).       
 
  
     Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 4.
      Dezember 1890: "In Baden hat der Großherzog folgende
      Glaubensgenossen zu Handelsrichtern ernannt; die Kaufleute Rudolf
      Herrmann und Leopold Ettlinger in Karlsruhe; Viktor Lenel und Louis
      Hirsch in Mannheim."                  | 
   
 
     
Die
Leiche von Oberlandesgerichtsrat Max Heinsheimer wird gefunden (1892)       
Anmerkung: zu Oberlandesgerichtsrat Heinsheimer siehe Wikipedia-Artikel
"Max Heinsheimer"        
 
  
     Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 20.
      Mai 1892:  "Die Leiche des seit Ende vorigen Jahres
      verschwundenen Oberlandesgerichtsrat Heinsheimer - Karlsruhe wurde im
      Rhein bei Speyer gelandet."                    | 
   
 
  
50-jähriges
Dienstjubiläum von Oberrat Benjamin Willstätter (1892)   
Anmerkung: Oberrat Benjamin Willstätter (1813-1895) war ein Bruder des
Rabbiners Elias Willstätter      
 
  
     Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom  16.
      Dezember 1892: "Am 9. Dezember beging in Karlsruhe in aller
      Stille Herr Oberrat Willstätter sein 50-jähriges Dienstjubiläum.
      Bei dieser Gelegenheit verlieh der Großherzog dem Jubilar das Kommandeurkreuz
      des Zähringer Löwenordens."                  | 
   
 
  
Beisetzung der Hofgoldstickerin Hannchen Heimerdinger
(1893)         
 
  
     Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit"
      vom 26. Juni 1893: "Karlsruhe. Ein stattlicher Leichenzug geleitete 
	die irdischen Überreste der Hofgoldstickerin Fräulein Hannchen 
	Heimerdinger zur letzten Ruhestätte. In der Verstorbenen verliert 
	Karlsruhe eine edle, mit Tugenden des Geistes und des Herzens aufs Reichste 
	begabte Mitbürgerin, die Armen stets eine hilfsbereite Fürsorgerin war. Aber 
	auch die Kunst beklagt in ihr den Verlust einer Genossin, die in ihrem 
	Gebiete das Höchste leistete und sich dadurch nicht nur in ihrer Vaterstadt, 
	sondern sogar weit über die Grenzen unseres Vaterlandes hinaus einen 
	geachteten und ehrenvollen Namen erwarb. 
	Den jüdischen Gemeinden war sie besonders bekannt, durch Anfertigen von 
	kunstvollen Schulchan- und Parochet- Decken und Mäntelchen." 
	 
	Anmerkung: -  Decken: Decke für die Bima (Vorlesetisch = Schulchan)
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Bima  
	-  Mäntelchen: Toramäntel
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Toramantel - Parochet ist der Vorhang vor 
	dem Toraschrein.       | 
   
 
    
Hinweis auf das rituell geführte jüdische Hotel von K.
Strauß "Europäischer Hof" (1893)        
 
  
     Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit"
      vom 31. August 1893: "Aus dem Großherzogtum Baden wird uns 
	geschrieben: Die Haupt- und Residenzstadt unseres Landes 'Karlsruhe' besaß 
	bisher trotz ihrer großen Umgebung leider kein jüdisches Hotel feineren 
	Stiles, in dem größere Festlichkeiten abgehalten werden können. Diesem 
	Bedürfnis wird jetzt durch den Neubau des Herrn L. Strauß abgeholfen. 
	Derselbe errichtet ein Hotel in einer Weise, die allen gerechten 
	Anforderungen entspricht. Verschiedene größere komfortable Säle zur 
	Abhaltung von Hochzeiten usw., elegante und einfache Zimmer zum Logieren, 
	lassen bei streng koscher Küche hoffen, dass dieses Hotel, welches 
	den Namen 'Europäischer Hof' führen wird, sich alsbald die Gunst des 
	Publikums erobern wird und wünschen wir dem Unternehmer Segen und 
	Glück."         | 
   
 
     
 Alt-Synagogenratsvorsteher
 Bar. Bernheim wird ausgezeichnet (1894)    
 
  
Zum
Tod von Baronin Julie von Haber (1896)    
 
 
  
     Artikel
      in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 19. Februar 1897:
      "Karlsruhe, 5. Februar (1897). Eine sehr interessante Frau,
      die letzte ihres Stammes, ist hier im hohen Alter gestorben, nämlich die Baronin
      Julie von Haber. Sie war, wie gesagt, die letzte dieses adeligen
      Namens, welche auf dem israelitischen Friedhofe beerdigt wurde. Die
      zahlreichen Teilnehmer bei dem Leichenbegängnisse waren, mit Ausnahme des
      Herrn Stadtrabbiners Dr. Appel und einiger anderen Funktionäre, fast alle
      Christen, meist Adelige. Die Verstorbene war allein dem Judentum treu
      geblieben. Sie hatte testamentarisch angeordnet, dass nach ihrem Ableben
      2.000 Mark an jüdische Arme verteilt werden sollen. In ihrem Hause fand
      man hebräische Gebetbücher mit deutscher Übersetzung, die von einem
      öfteren Gebrauche zeugten. Sicher ist es nur ihrem Einflusse zu
      verdanken, dass ihr im Tod vorangegangener Gemahl Max von Haber und ihr
      einziger Sohn, der als Offizier den Krieg von 1870/71 mitgemacht hatte und
      einige Jahre später ebenfalls verstorben ist, dem Judentum treu geblieben
      sind. Der Schwiegervater der Verstorbenen, Salomon von Haber, im Jahre
      1760 in Breslau geboren, war der Sohn armer Eltern; er hatte sich durch
      seinen Unternehmungsgeist eingroßes Vermögen erworben und ließ sich
      Ende des Jahrhunderts in Karlsruhe häuslich nieder. Habers
      Unternehmungsgeist verdankt Baden seine bedeutendsten Fabriken.
      Großherzog Karl ernannte ihn zum Hofbankier, und Großherzog Ludwig
      verlieh ihm 1829 den erblichen Adel. Er starb im Jahre 1840. Als ein Sohn
      desselben, Moritz von Haber, sich mit einem Offizier, Freiherrn von Göler,
      duellierte und dieser fiel, erregte dies in Karlsruhe großen Unwillen,
      und Haber musste fliehen. Ein anderer Sohn, Louis von Haber, hatte nach
      dem Tode seines Schwiegervaters eine Zuckerfabrik in Böhmen übernommen.
      Er war Begründer großer industrieller Institute in Österreich. In
      Anerkennung seiner Verdiente hat ihn der Kaiser von Österreich in den
      erblichen Freiherrenstand erhoben und zum Mitglied des Herrenhauses
      berufen"  
	Anmerkungen:  Julie von Haber war eine Schwiegertochter von Salomon von 
	Haber:
	
	https://www.geni.com/people/Julie-von-Haber/6000000002803056731 
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Salomon_von_Haber#Geschichte  und
	
	https://digital.blb-karlsruhe.de/blbihd/periodical/pageview/248869.     | 
   
 
 
Anzeige der Gumbel Mosbacher'schen Stiftung
(1900)      
 
  
     Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
      19. Juli 1900: "Israelitische Religionsgesellschaft Karlsruhe. 
	 
	Aus der Gumbel Mosbacher’schen Schenkung ist eine Brautaussteuer von 
	Mk. 500,- zu vergeben. Bewerberinnen müssen Kinder unbescholtener, religiös 
	lebender Israeliten und ebenso selbst unbescholtene, religiös lebende 
	Israelitinnen sein, welche das 17. Lebensjahr erreicht und das 40. noch 
	nicht überschritten haben. Anverwandte der Familie Mosbacher wollen ihre 
	Gesuche unter Anschluss eines Verwandtschaftsnachweises sowie eines Geburts- 
	, Führungs- oder Verwandtschaftsnachweises sowie eines Geburts-, Führungs- 
	und Vermögenszeugnisses von Seiten des betreffenden Rabbiners binnen 3 
	Wochen an den Unterzeichneten richten. 
	Karlsruhe, 15. Juli 1900 
	Der Vorstand. I. V. Raphael Wormser."          | 
   
 
  
Zum Tod von Raphael Wormser, Sohn des Gründers der Israelitischen
Religionsgesellschaft Baruch Wormser (1901, IRG)        
 
  
     Artikel
      in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Mai
      1901: "Leitender Artikel. Raphael Wormser. Seine Ruhe sei Wonne.
	 
	Mainz, 1. Mai. Einen großen Verlust hat die mit jugendlicher Frische stets 
	aufstrebende, rastlos um den weiteren Ausbau ihrer Institutionen bemühte 
	Religionsgesellschaft in Karlsruhe erlitten. Einer der besten Männer, einer 
	der hingebungsvollsten Arbeiter ist nach Gottes unerforschlichem 
	Ratschlusses jäh aus ihrer Mitte herausgerissen worden. Als man am Sabbat 
	den immer wieder aufs Neue ergreifenden Einleitungsvers las: 'Und Gott 
	sprach zu Moscheh nach dem Tode der beiden Söhne Arons, als sie hintraten zu 
	Gott und starben', als die Karlsruher altjüdische Gemeinde in ihrer 
	herrlichen Synagoge andachtsvoll der Vertiefung dieses ernsten Anfangs der 
	Sidra? lauschte, stand Raphael Wormser in der Mitte seiner Brüder, 
	die stolz und freudig in zu den Ihrigen rechneten. Und vierundzwanzig 
	Stunden waren kaum vorübergegangen, da erfüllte Wehgeschrei die Stadt, 
	Raphael Wormser war hingetreten vor Gott, um priestergleich eine Mitzwah zu 
	erfüllen und kaum war er hingetreten die Mitzwah war eben ausgeführt, da 
	hatte der Allgütige sich geheiligt durch Einen der Ihm nahe stand, hat Er - 
	Gott sei gepriesen - einen Brand entzündet, den ganz Israel beweinen 
	soll. Die Freude in der Erfüllung göttlicher Gebote war das höchste 
	Lebensglück des Mannes, um den wir heute klagen; und die Mitzwah, auf die 
	der Schriftvers (Psalm 119,162 'Froh bin ich über Deine Verheißung...') 
	besonders Anwendung findet, die Mitzwah Miloh, fand in ihm einen reinen, 
	edlen Priester. Festlich hergerichtet war am Samstag Raphael Wormsers 
	Wohnung: Ein fremdes Kind wollte der Hausherr einführen in den Bund 
	Abrahams. Laut und kräftig sprach er die Brachah mit gewohnter Meisterschaft 
	vollzog er die Miloh, die Mitzwah war eben vollendet, da stürzte er 
	zusammen. Gott hatte ihn zu sich genommen. An seinen drei letzten 
	Lebenstagen Freitag, Schabbos und Sonntag durfte er noch an drei Knaben den 
	Bund der Beschneidung ausführen, besonders viele Gemeindeangelegenheiten, 
	wie von einer Ahnung getrieben, mit seinen treuen Freunde und Genossen den 
	Gott uns noch lange erhalten möge, besprechen und ordnen; und als am ersten 
	Wochentage die Sonne ihren Hochstand noch nicht erreicht hatte, da wurde er 
	zu Denen gezählt, von denen stolz verkündet werden kann (hebräisch und 
	deutsch aus 3. Mose 16,1) sie traten zu Gott hin und her – starben. Was 
	unser dahingeschiedener Bruder seiner Familie war, was die Armen und Kranken 
	an ihm verloren, seine emsige Tätigkeit, seine unbestechliche Ehrlichkeit 
	und Wahrheitsliebe, all das zu schildern, ist überflüssig; bei einem Manne 
	mit dem jüdischen Pflichtgefühl, mit der jüdischen Menschenfreundlichkeit, 
	bei einem Jehudi, wie Raphael Wormser es war, spricht man davon nicht. Wir 
	wollen nur von den Pflichten sprechen, die er freiwillig auf sich genommen 
	durch die er seinen Pflichtkreis nach eigener Wahl erweitert hatte und die 
	er beispielgebend mit Umsicht, Ausdauer und Opferfreudigkeit lange Jahre 
	hindurch mit stets regem Eifer erfüllte. Da war vor allem die 
	Religionsgesellschaft, die sein Vater, der unvergessliche Baruch Wormser 
	s. A. unter schweren Kämpfen und unglaublichen Schwierigkeiten vor drei 
	Jahrzehnten hat gründen helfen. Es ist keine Übertreibung, wenn wir sagen, 
	nächst seiner Familie war die Religionsgesellschaft der Gegenstand seiner 
	größten Sorge und seiner immerwährenden Hingebung. Wenn ein Freund und 
	Gesinnungsgenosse bei ihm zu Besuch weilte, so verlief die Zeit in 
	anregendem, belehrendem Gespräch. Mit besonderem Stolze wies er dann auf die 
	Fortschritte     | 
   
  
     und 
	neuen Errungenschaften der Religionsgesellschaft hin, und gar oft konnte er 
	erzählen von großen Dingen, die da verbessert und verschönert oder 
	neugeschaffen waren. Ihn gerade musste die aufsteigende Geschichte seiner 
	Gemeinde mit besonderer Genugtuung erfüllen, denn ein Verein mit treuen, 
	gleichstrebenden Genossen führte er die Angelegenheiten der gesetzestreuen 
	Juden in Badens Hauptstadt von Erfolg zu Erfolg zu neuen, unverhofften 
	Siegen. Als gestern die zahlreichen Freunde und Verehrer des uns zu früh 
	Entrissenen hinausgeeilt waren zum Friedhof der Religionsgesellschaft, um, 
	was sterblich war an ihm, der Erbe zu übergeben, da wurden an der Stätte der 
	Wehmut viele Worte der Anerkennung den musterhaften Einrichtungen der 
	Karlsruher Religionsgesellschaft gewidmet, man war erstaunt, auch an der Art 
	der Gebäulichkeiten und der Anlage des Friedhofs zu erkennen, in welch 
	vollkommener Weise eine kleine Schar überzeugungstreuer, opferbereiter 
	Männer all das ins Leben zu rufen verstanden hat, was unser heiliges Gesetzt 
	von einer Gemeinde verlangt. O Lobesworte für seine Religionsgesellschaft, 
	wie freute es Raphael Wormser, wenn er bei Lebzeiten solche von aufrichtigen 
	Freunden hören durfte! Gestern hörten wir aus dem Lobe der Karlsruher 
	Religionsgesellschaft das Lob des Mannes heraus, der unermüdlich daran 
	gearbeitet hatte, die Erfolge der Religionsgesellschaft möglich zu machen 
	und dessen entseelte Hülle man jetzt dem heiligen Baden übergab, den er sich 
	zur Grabesstätte ausersehen. 
	In Karlsruhe wird viel Tora gelernt; viele Geschäftsleute dort glauben mit 
	Recht die Stunden der Muße nichts Besserem widmen zu können als dem Studium 
	unseres heiligen Gesetzes. Unter die Ersten, die dort mit Begeisterung und 
	angestrengtem Denken Tora lernten und lehrten, wird Raphael Wormser gezählt. 
	In der Religionsschule der Religionsgesellschaft wirken neben dem 
	hochverehrten Rabbiner Dr. Schiffer - sein Licht leuchte - eine Reihe 
	tüchtiger Lehrkräfte, die es verstehen, in die Herzen der Kinder die Saat 
	reichsten Segens zu legen. Auch an diesen Erfolgen hat unser teurer Freund, 
	als umsichtig sorgender Schulvorsteher, unablässig mitgearbeitet. Die 
	zahlreichen Wohltätigkeitsvereine, die ihm ihre Verwaltung anvertrauten die 
	Chevra Kadischa, deren Vorsteher er war, die Lernvereine und 
	Klausstiftungen, die Gemeindebibliothek, die Kaschruseinrichtungen, die 
	seiner Fürsorge unterstanden. Alles hat er wohlgeordnet in blühendem Zustand 
	seinem Nachfolger hinterlassen. Ein Parnes und ein Manhig ist mit ihm 
	dahingegangen, den man den Großen aus Israels Vergangenheit zur Seite 
	stellen darf. Wie nicht anders zu erwarten, war die Beteiligung an dem 
	Leichenbegräbnis eine außergewöhnlich große, nicht nur die Zahl der 
	Teilnehmer, sondern mehr noch die aufrichtige Teilnahme, der lebhafte 
	Schmerz, der sich auf dem Gesichte der zahlreichen Leidtragenden, besonders 
	bei allen Karlsruher zeigte, verkündete laut und eindringlich, da hier eine 
	ganze Gemeinschaft einmütig einen herben Verlust beklagt. Die ergreifenden 
	Reden, die an der Bahre gesprochen wurden, gaben diesen Gefühlen lauten 
	Ausdruck. Zuerst sprach tiefbewegt und alle Herzen bewegend, Herr Rabbiner
	Dr. Schiffer. Er vor allem war berufen, auf die Lücke hinzuweisen, 
	die durch den Verlust eines solchen Mitgliedes in seiner Gemeinde klafft. 
	Der Schwager des Dahingeschiedenen, Herr Rabbiner Wagenaar aus 
	Arnheim in Holland, folgte als Redner; kein Auge blieb bei den beredten 
	Worten dieses liebevollen Verwandten tränenleer. Ein weiterer Schwager, Herr 
	Benjamin Hirsch aus Halberstadt, sowie ein Freund und Kollege in der 
	Gemeindeverwaltung, Herr Samuel Straus aus Karlsruhe, verstanden es, in 
	meisterhaften Reden den großen Verdiensten des Vielbetrauerten gerecht zu 
	werden. Viele Nachbargemeinden hatten Vertretungen zum Leichenbegräbnisse 
	geschickt, besonders nennen wir die Religionsgesellschaften von
	
	Frankfurt,
	
	Darmstadt und
	Mainz. 
	Außer den genannten Herren Rabbinern waren noch zugegen die Herren Rabbiner
	Appel und Posner – Karlsruhe, Bamberger -Schildberg. 
	Bondi – 
	Mainz, Buttenwieser -
	
	Straßburg, Löwenstein -
	Mosbach,
	Marx –
	
	Darmstadt, Unna -
	Mannheim. 
	Anwesend waren auch der Geheime Regierungsrat Meyer und der 
	Synagogenrat Fritz Meyer. Im Trauerhause widmete Herr Stiftsrabbiner
	Dr. Blumengrund dem treuen Freunde einen tiefempfundenen Nachruf. 
	Einer der Trauerredner hatte mit Hinweis auf den Schlüssel des Heiligtums, 
	den der Hohepriester bei der Zerstörung des Tempels zum Himmel reichte, 
	ausgeführt, dass mit dem letzten Hauche Raphael Wormser der ihm anvertraute 
	Schlüssel des Heiligtums zu Boden fiel. Dem Wunsche des Redners, dass treue 
	Hände diesen Schlüssel aufheben und führen mögen, schließen wir uns mit der 
	sicheren Überzeugung an, dass man dort wetteifern wird, dahin zu arbeiten, 
	dass der große Riss möglichst wenig fühlbar werde. Der Allgütige möge Kraft 
	senden der schwergeprüften Familie, Segen der ganzen wackeren Karlsruher 
	Religionsgesellschaft.  Seine Seele sei eingebunden in den Bund des 
	Lebens.   
	Anmerkungen:  - Moscheh:
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Mose  
	-  Mitzwah: 
	https://de.wikipedia.org/wiki/Mitzwa  
	-  Milah: 
	https://de.wikipedia.org/wiki/Brit_Mila  
	-  Schabbos: (jiddisch für) Sabbat 
	-  Brachah: Segen 
	https://de.wikipedia.org/wiki/Bracha  
	-  Religionsgesellschaft:
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Israelitische_Religionsgesellschaft_(Karlsruhe)  
	 
	-  Rabbiner Dr. Schiffer:
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Sinai_Schiffer  
	-  Chevra Kadischa: Beerdigungsbruderschaft 
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Chewra_Kadischa    
	-  Kaschruseinrichtungen:
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Jüdische_Speisegesetze  
	-  Parnes. Gemeindevorsteher
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Parnas_(Judentum)    
	-  Manhig: Gemeindevorsteher   
	-  Israel: hier gemeint: jüdische Gemeinschaft    
	-  Rabbiner Wagenaar: Rabbiner Lion Wagenaar
	
	https://www.encyclopedia.com/religion/encyclopedias-almanacs-transcripts-and-maps/wagenaar-lion  
	 
	-  Rabbiner Appel:Rabbiner Dr. phil. Meier Appel 
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Meier_Appel    
	-  Rabbiner Posner: Rabbiner Dr. phil. Salomon Posner
	
	http://www.steinheim-institut.de:50580/cgi-bin/bhr?id=2491   
	-  Rabbiner Bamberger: Rabbiner Dr. phil. Moses Bamberger
	
	http://steinheim-institut.de:50580/cgi-bin/bhr?id=1986   
	-  Rabbiner Bondi: Rabbiner Dr. phil. Jonas Marcus Bondi (1862-1929) 
	 
	-  Tempel: 
	https://de.wikipedia.org/wiki/Salomonischer_Tempel.      | 
   
 
    
Zum Tod von Bella Homburger, Witwe von Bankier Veit L.
Homburger (1901)         
 
  
     Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
      14. März 1901: "Karlsruhe, 12. März. Auch hier hat der 
	unerbittliche Tod ein teures Opfer gefordert. Wie ein Lauffeuer verbreitete 
	sich Donnerstag, den 7. des Monats die traurige Nachricht vom Hinscheiden 
	der Frau Bankier Bella Homburger, Witwe des Begründers der hiesigen 
	Bankfirma Veit L. Homburger. 
	Vermöge ihrer seltenen Tugenden, besonders wegen ihrer Gottesfurcht und 
	Wohltätigkeit, war sie eine der hervorragenden Zierden der ganzen Stadt. Von 
	der Verblichenen kann man mit Recht sagen (hebräisch und deutsch:). Heil 
	dem, der sich seinem edlen Herzenstrieb folgend, des Armen annimmt, denn 
	ohne Rücksicht auf ihr großes Ansehen und hohes Alter suchte sie Arme und 
	Kranke in ihren Wohnungen auf, um deren Schmerzen durch reichliche Gaben und 
	Trostesworte zu lindern, wodurch sei sich als langjähriges Vorstandsmitglied 
	des 'Israelitischen) Frauenvereins'. 
	Die ungewöhnlich zahlreiche Trauerversammlung, die zu Ehren der verewigten 
	Frau Bella Homburger in der Leichenhalle des alten israelitischen Friedhofes 
	anwesend war, ist der untrügliche Beweis, welche aufrichtige Verehrung 
	dieselbe in allen Kreisen genossen hat. Die Leichenrede hielt Herr Stadt- 
	und Konferenzrabbiner Dr. Appel." 
	Anmerkung: zu Rabbiner Dr. phil. Meier Appel vgl.
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Meier_Appel         | 
   
 
  
David Rudolf Homburger, Inhaber einer Weingroßhandlung wird
Großherzoglich Badischer Hoflieferant
(1902)         
 
  
     Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
      24. Juli 1902: "Karlsruhe i. B., 22. Juli. Seine Königliche 
	Hoheit der Großherzog von Baden hat den Inhaber der Weingroßhandlung D.R. 
	Homburger dahier dem Herrn David Rudolf Homburger, das Prädikat 
	eines Großherzoglichen Badischen Hoflieferanten verliehen." 
	Anmerkung: zum Großherzog:
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_I._(Baden,_Großherzog)          | 
   
 
    
Goldene Hochzeit von Meier Strauß und Frau
(1902)        
 
  
     Artikel
      in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. August
      1902: "Karlsruhe, Ende Juli. Vorige Woche feierte Herr Meier 
	Strauß mit seiner Ehefrau im engen Familienkreise das Fest der goldenen 
	Hochzeit. Welche Achtung das Ehepaar genießt, erfuhr man durch die herzliche 
	Teilnahme, die ihm von allen Kreisen der hiesigen Gemeinde erwiesen wurde. 
	Auch Seine Königliche Hoheit der Großherzog von Baden ließ ihnen die in 
	Lebensgröße ausgeführten Portraits des großherzoglichen Paares huldvoll 
	überreichen. Möge es Herrn M. Strauß und seiner Gemahlin noch eine lange 
	Zeit von Jahren beschieden sein, ihre gottesfürchtige und rechtschaffene 
	Lebensweise im ungestörten Glücke fortzuführen und durch das Wohlergehen 
	ihrer Kinder und Enkel jederzeit erfreut zu werden."     | 
   
 
  
Zum Tod von Auguste Willstätter
(1902, Bericht von Januar 1903)         
 
  
     Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
      15. Januar 1903: "Karlsruhe, im Dezember (1902) Unter überaus 
	großer Beteiligung wurde am Freitag, 19. dieses Monats Frau Auguste 
	Willstätter, Witwe des Herrn Oberrats Benjamin Willstätter und Schwester 
	des Herrn Finanzminister a. D. Dr. Moritz Ellstätter, im hiesigen
	alten israelitischen Friedhofe 
	beerdigt. In der Leichenhalle hielt deren Schwiegersohn, Herr Stadt- und 
	Konferenzrabbiner Dr. Appel, eine tiefgreifende Rede, in welcher er 
	das musterhafte Leben und Wirken der Verblichenen schilderte. Auch ein 
	Vorsteher des hiesigen israelitischen Frauenvereins, Herr Rudolf Hermann, 
	widmete Frau Oberrat Willstätter einen Nachruf und dankte für die 
	segensreichen Erfolge, die sie während mehrerer Dezennien als 
	Vereinsvorsteherin erzielt hat."   
	Anmerkungen: - zu Benjamin Willstätter:
	
	https://stadtlexikon.karlsruhe.de/index.php/De:Lexikon:bio-0652  
	- zu Moritz Ellstätter: 
	https://ka.stadtwiki.net/Moritz_Ellstätter  
	- zu Rabbiner Dr. phil. Meier Appel:
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Meier_Appel        | 
   
 
    
Gedächtnisfeier für Samuel Strauß
(Karlsruhe) in Fulda (1904)     
 
  
     Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
      vom 26. Februar 1904: "Fulda, den 22. Februar (1904). Im
      Anschluss an den Minchah-Gottesdienst hielt unser allverehrter Herr
      Provinzial-Rabbiner Dr. Cahn eine Gedächtnisfeier für den der Erdenwelt
      so früh entrückten Herrn Samuel Strauß, Karlsruhe, ab, die auf
      die zahlreichen Anwesenden einen überwältigenden Eindruck hervorbrachte.
      Ausgehend von dem Worte unserer Weisen, dass der Mensch verpflichtet sei,
      auch Gott zu danken, wenn ein schweres Geschick ihn niederbeuge, zeichnete
      der Herr Redner unter Zugrundelegung der Bibelstelle: 'Und der Knabe
      Samuel wurde immer größer und wohlgefälliger sowohl bei Gott, wie bei
      den Menschen,' ein Lebensbild des Entschlafenen so klar und wahr, dass
      auch derjenige, der den großen Toten nicht kannte, schmerzbewegt ausrufen
      musste: 'Wehe, dass dieser Fromme von uns genommen, wehe, dass der Tod
      eine solche Lücke gerissen.'   
      Wir hoffen und wünschen aufrichtig, dass die herrliche Rede dem Drucke
      übergeben werde."      | 
   
 
   
Zum Tod von Fabrikant Max Würzburger
(1905)         
 
  
     Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
      vom 10. März 1905: "Karlsruhe in Baden. Die hiesige israelitische 
	Religionsgesellschaft erlitt verflossene Woche einen schweren Verlust durch 
	das Hinscheiden ihres langjährigen, eifrigen Mitglieds, des Herrn 
	Fabrikanten Max Würzburger s. A. In
	
	Heidelberg, wo er Heilung von einem schweren Leiden suchte, verschied er 
	am 27. vorigen Monats (= Februar 1905). Zu der am 1. dieses Monats 
	hier stattgehabten Beerdigung waren Freunde und Bekannte aus Nah und Fern, 
	besonders aber auch sehr zahlreiche Nichtjuden mit denen er im Verkehr 
	gestanden, erschienen. 
	Sein Ehrwürden, Herr Rabbiner Dr. Schiffer verlieh in seiner nach 
	Form und Inhalt meisterhaften Leichenrede dem Schmerz der 
	Religionsgesellschaft über den herben Verlust dieses edlen Mannes Ausdruck, 
	hervorhebend seine innige Frömmigkeit und insbesondere seine vielseitige, 
	reichliche Wohltätigkeit, strenge Rechtlichkeit in Handel und Wandel, 
	gepaart mit rastloser Tätigkeit, ferner noch mit besonderem Nachdruck sein 
	gewissenhaftes und eifriges Wirken als 20jähriges Mitglied der Chewra 
	Gemisuß Chesed (= Wohltätigkeitsverein). In dem Verblichenen betrauert 
	die Gemeinde ein wahrhaft frommes, edles Mitglied, die Armen und Bedürftigen 
	einen warmen Freund und Unterstützer. Nach dem Herr Rabbiner sprachen zwei 
	Verwandte in Namen der Familie. Von der Liebe und Verehrung für den 
	Entschlafenen zeugt auch, dass außer seinen Verwandten und Freunden, viele 
	hervorragenden Geschäftsfreunden, die Angestellten und Arbeiter seiner im 
	benachbarten Eggenstein befindlichen Fabrik und der vollzählige Gemeinderat 
	dieses Ortes, der Bürgermeister an der Spitze ihm die letzte Ehre erwiesen. 
	Möge unsere in letzter Zeit so schwer heimgesuchte Gemeinde viele solch 
	brave, edle Männer zählen."  
	Zu Max Würzburger:
	
	http://gedenkbuch.informedia.de/index.php/PID/12/name/4845.html    | 
   
 
    
Zum Tod von Finanzminister a.D. Moritz Ellstädter
(1905)         
 
  
     Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
      vom 16. Juni 1905: "Karlsruhe, 14. Juni. Finanzminister a. D. 
	Moritz Ellstädter ist heute im Alter von 78 Jahren gestorben. 
	Ellstädter, geboren 1827 in Karlsruhe, studierte die Rechte, lernte 
	bei der Discontobank in Berlin das Bankgeschäft, ließ sich in
	Durlach, dann in Karlsruhe als 
	Rechtsanwalt nieder, wurde 1864 Assessor am Kreis- und Hofgericht in
	Mannheim, 
	1865 Kreisgerichtsrat. 1866 von Matthy als Rat in das Finanzministerium 
	berufen, wurde er 1868 dessen Nachfolger als Chef des Finanzministeriums und 
	1871 Mitglied des Bundesrats, in dem er als Referent über die Münzgesetze 
	auftrat. Im März 1893 trat er in den Ruhestand."        | 
   
  
    |   | 
   
  
     Artikel
      in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 23. Juni
      1905: "Die Woche 
	Berlin, 20. Juni. Der Tod des ehemaligen badischen Finanzministers Dr. 
	Moritz Ellstädter könnte allen unseren Freunden wie unseren Gegnern in 
	diesen Tagen willkommene Veranlassung bieten, darüber nachzudenken, wie 
	herrlich weit wir es in Deutschland gebracht haben. Wäre es heute wohl nur 
	denkbar, dass ein Jude selbst im kleinsten Duodezstaate zum Minister ernannt 
	wurde und 25 Jahre lang in dieser Stellung sich behaupten könnte? Eine 
	Antwort auf diese Frage mag sich jeder selbst geben. Dass aber ein Jude zu 
	dieser Stellung nicht geeignet sei, wird selbst die Kreuzzeitung nicht 
	behaupten können, wenn sie das Leben des Verstorbenen an sich vorüberziehen 
	lässt. Wir geben in Kurzem die wichtigsten Daten wieder: 
	Dr. Moritz Ellstädter, der am 14. dieses Monats in Karlsruhe gestorben ist, 
	wurde am 11. März 1827 daselbst geboren, hat also ein Alter von 78 Jahren 
	erreicht. Er trat 1850 in den badischen Justizdienst und kam 1856 nach 
	Berlin, um hier eine Stelle bei der Diskontogesellschaft zu übernehmen, aus 
	der er die Jahre später nach Baden zurückkehrte. Er ließ sich als Anwalt in
	Durlach nieder, siedelte von dort 1863 
	nach Karlsruhe über und wurde im folgenden Jahre als Assessor bei dem Kreis- 
	und Hofgericht in
	Mannheim, 
	wo er 1865 zum Rat befördert wurde. 1866 wurde Ellstätter als Ministerrat in 
	das Finanzministerium berufen und im Februar 1868 bereits zum Präsidenten 
	dieses Ministeriums als Nachfolger Karl Mathys ernannt. Von da ab hatte er 
	das badische Finanzwesen ein Vierteljahrhundert lang geleitet und die 
	organisatorischen Umgestaltungen, die der Eintritt Badens in das Deutsche 
	Reich, sowie die neuen Finanz- und Steuergesetze mit sich brachten, in 
	umsichtiger und verdienstlicher Weise durchgeführt. Seit 1881 war auch das 
	gesamte Eisenbahnwesen ihm unterstellt. Dem Bundesrat gehörte er seit 1871 
	als Bevollmächtigter an und ist in diesem mehrfach, besonders als Referent 
	in Fragen der Münzverfassung hervorgetreten. Im März 1893 war Ellstätter in 
	den Ruhestand getreten. 
	Wie der edle Fürst, der ihn zu dieser Stellung berufen, über Ellstätters 
	Wirken dachte, beweist das nachstehende Handschreiben, das der Großherzog 
	von Baden anlässlich seines 20jährigen Amtsjubiläums an ihn richtete: 
	Mein lieber Geheimer Rat Ellstätter! 
	Mit dem heutigen Tage sind 20 Jahre verflossen, während welcher Sie als 
	Präsident meines Finanzministeriums den Staatshaushalt geleitet haben. In 
	dieser langen Zeit und unter recht schwierigen Verhältnissen haben Sie das 
	Vertrauen, mit welchem Ich Sie auf diese verantwortungsvolle Stelle berufen 
	habe, durch Ihre ebenso geschickte wie umsichtige als gewissenhafte und 
	treue Amtsführung in vollem Maße gerechtfertigt und dem Staat durch die 
	sorgsame Pflege und Ausbildung seines Finanzwesens die ersprießlichsten 
	Dienste geleistet. Der heutige Rückblick auf diese lange bewährte Tätigkeit 
	legt es mir nahe, Ihnen einen neuen Beweis Meiner Wertschätzung und 
	Dankbarkeit zuteil werden zu lassen. Ich habe mich deshalb bewogen gefunden, 
	Ihnen den Charakter als Finanzminister zu verleihen und erteile gleichzeitig 
	dem Staatsministerium den Auftrag, das zur Ausführung dieser Entschließung 
	Erforderliche vorzukehren. 
	Karlsruhe, den 11. Februar 1888 Ihr wohlgeneigter Friedrich 
	Als Ellstätter 1893 seine Entlassung nahm, geschah dieses unter den 
	ehrenvollsten Kundgebungen seitens seines Herrn und des Landes. Moritz 
	Ellstätter, der ein Schwager des früheren Rabbiners und späteren Oberrates 
	Ephraim Willstätter war, ist als Jude gestorben. Er war der erste jüdische 
	Minister in Deutschland! Wann wird er einen Nachfolger finden?" 
	Anmerkungen: -  Discontobank: https://de.wikipedia.org/wiki/Disconto-Gesellschaft
	 
	-  Matthy: Karl 
	https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Mathy  
	
	https://www.deutsche-biographie.de/sfz59002.html  
	
	https://www.mannheim.de/de/tourismus-entdecken/stadtgeschichte/stadtpunkte/demokratie-arbeiterbewegung-widerstand/wohnhaus-von-karl-mathy
	 
	-  Duodezstaat: 
	https://de.wikipedia.org/wiki/Zwergstaat  
	-  Kreuzzeitung: 
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Neue_Preußische_Zeitung_(Kreuzzeitung)  
	 
	-  Großherzog:
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_I._(Baden,_Großherzog)   
	-  ...seines Herrn: Großherzog Friedrich von Baden
	
	https://ka.stadtwiki.net/Friedrich_I._von_Baden    
	-  Rabbiner Ephraim Willstätter: Vgl. Artikel in einer Seite zu 
	Gailingen
	
	zum Tod von Rabbiner Ephraim Willstätter von 1862; Eigentlich war 
	Minister Willstätter Schwager von Rabbiner Benjamin Willstätter:
	
	https://stadtlexikon.karlsruhe.de/index.php/De:Lexikon:bio-0652; es 
	könnte aber auch Rabbiner Elias Willstätter:
	
	https://stadtlexikon.karlsruhe.de/index.php/De:Lexikon:bio-0867  
	Oberrat:
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Oberrat_der_Israeliten_Badens      
	    | 
   
 
    
Trauerfeier für Finanzminister a.D. Dr. Moritz Ellstätter
(1905)       
 
  
     Artikel
      in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 23. Juni
      1905: "Karlsruhe, 16. Juni. In der Halle des
	neuen israelitischen Friedhofes 
	hatte sich Vormittag um 11 Uhr eine zahlreiche Trauerversammlung 
	eingefunden, um dem nach reich gesegnetem Leben hochbetagt dahingeschiedenen 
	Staatsmann Dr. Moritz Ellstätter, dem man in seinem badischen 
	Vaterlande dauernd ein dankbares Gedenken bewahren wird, die letzte Ehre zu 
	erweisen. Den anwesenden Angehörigen wurde von allen Seiten herzliches 
	Beileid ausgesprochen. Der Großherzog war durch Oberschlosshauptmann 
	Kammerherrn von Offensandt-Berckholtz, die Großherzogin durch 
	Oberstleutnant a.D. Schlosshauptmann von Stabel, Prinz Karl durch 
	Rittmeister von Frisching. Außerdem waren anwesend sämtliche 
	Staatsminister und Honoratioren der Verwaltung der Stadt und des 
	öffentlichen Lebens, sowie Mitglieder des Landtages, des Bürgerausschusses 
	und viele Vertreter von Handel und Industrie. In der Halle hielt 
	Stadtrabbiner Dr. Appel die Trauerrede, in der er das schöne Bild des 
	reich gesegneten Lebens des Verstorbenen in warm empfundenen Worten 
	vorführte. Wir bedauern lebhaft, dass der karg zugemessene Raum dieses 
	Blattes es uns nicht gestattet, diese würdige und ausgezeichnete Rede ganz 
	abzudrucken, aber wenigstens einen Passus wollen wir doch den Lesern 
	mitteilen, der für sie besonders interessant ist. Herr Dr. Appel sagte unter 
	anderem: 'Danken wollen wir auch, die Glaubensgenossen des 
	Dahingeschiedenen, der göttlichen Vorsehung dafür, dass wir ihn den unseren 
	nennen durften. Denn, wenn auch Moritz Ellstätter nicht direkt an dem 
	kirchlichen Leben seiner Glaubensgemeinschaft teilgenommen hat, so hat er 
	doch nie aufgehört, sich als Jude zu fühlen und sein Interesse für seine 
	leidenden Glaubensbrüder an den Tag zu legen. Und wenn auch die Interessen 
	seiner Glaubensgemeinschaft durch seinen Einfluss in hoher amtlicher 
	Stellung niemals eine unmittelbare Förderung erhalten haben, so war doch 
	schon der Umstand, dass ein Jude, der nie aufgehört hat ein Jude zu sein, 
	von unserem Landesfürsten mit einem der höchsten Staatsämter betraut wurde, 
	für uns von erhebender Wirkung. Hat er doch nicht bloß durch seine 
	Leistungen, sondern auch durch seine Charaktereigenschaften und sein ganzes 
	Auftreten so manche Vorurteile gebannt, unter denen seine Glaubensgenossen 
	zu leiden hatten. Gott allein wollen wir danken. Denn dem Dahingeschiedenen 
	Worte des Dankes zu weihen, wäre dem bescheidenen Sinne zuwider, den er im 
	Leben an den Tag gelegt und der alles, was er tat, nur als Pflichterfüllung 
	betrachtete.' 
	Die Rede machte auf die große Trauerveranstaltung einen tiefen Eindruck." 
	 
	Anmerkungen: Großherzog:
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_I._(Baden,_Großherzog)    
	 
	Kammerherr Offensandt-Berckholtz: Wilhelm von Offensandt-Berckholtz: 
	
	https://www.berckholtz-ka.de/geschichte.html   
	Großherzogin:
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Luise_Marie_Elisabeth_von_Preußen  
	Oberstleutnant von Stabel: Wahrscheinlich ein Nachkomme von Anton von Stabel 
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Anton_von_Stabel    
	Prinz Karl: 
	https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_von_Baden_(General)    
	Rabbiner Appel: 
	https://de.wikipedia.org/wiki/Meier_Appel  sowie
	
	https://www.geni.com/people/%D7%9E%D7%90%D7%99%D7%A8-%D7%90%D7%A4%D7%A2%D7%9C/6000000022863309548   | 
   
 
 
Erinnerungen an Dr. Moritz
Ellstätter (Artikel von 1905)      
  
     Artikel
      in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 7. Juli
      1905: "Erinnerungen an Finanzminister Ellstätter 
	Von S. Rothschild – Worms.  
	Die Ernennung Moritz Ellstätters fällt in die Zeit, in welcher ich in 
	Karlsruhe das evangelische Lehrerseminar besuchte. Seminardirektor Stern, 
	ein Schüler Pestalozzis, war in seinem 80. Lebensjahre in den Ruhestand 
	getreten und an seiner Stelle 1866 der seit zwei Jahren ebenfalls 
	pensionierte Geh. Hofrat Lentz berufen worden. Für die jüdischen 
	Seminaristen bedeutete der Direktionswechsel den Beginn einer neuen Ära, 
	denn Direktor Stern hatte, wie ein älterer Lehrer damals öfters erzählte, 
	nicht selten sich bemüht, jüdische Seminaristen, besonders, wenn sie in 
	Geldverlegenheiten waren, dem Judentum zu entfremden und dem Christentum 
	zuzuführen. Sein Nachfolger Lentz dachte über diesen Punkt ganz anders, und 
	wenn jetzt im Allgemeinen, ein freierer Geist einzog, so empfanden die 
	jüdischen Seminaristen besonders angenehm, dass ihr Direktor einen 
	Unterschied zwischen christlichen und jüdischen Seminaristen nicht kannte. 
	Diesen wohltuenden Umstand hatte ich es zu verdanken, dass Hofrat Lentz mich 
	als Privatlehrer einer christlichen Familie empfahl, die zu den ersten 
	Familien Karlsruhes zählte. Ein früherer Minister, hohe Offiziere, 
	bedeutende Professoren waren die nächsten Verwandten dieser Familie, die aus 
	Mutter und Sohn bestand, das ich zu unterrichten hatte. Einschalten möchte 
	ich hier noch, dass dieser frühere Schüler, der heute in hoher 
	Staatsstellung sich befindet, die Beziehungen zu dem früheren Seminaristen 
	immer noch aufrecht erhält. 
	In damaliger Zeit war Karl Mathy Staatsminister. Er musste zur Zeit 
	des politischen Druckes Deutschland verlassen, wirkte als Volksschullehrer 
	in der Schweiz, war dann eine Zeit lang Buchhändler, in welcher Eigenschaft 
	er Berthold Auerbach (vgl. 
	Seite zu Nordstetten) den Weg zur Herausgabe seiner 'Schwarzwälder 
	Dorfgeschichten' ebnete und trat später in die Diskontobank ein, wo er, wenn 
	ich nicht irre, Ellstätter, der ebenfalls dort beschäftigt war, 
	kennenlernte. Seinem Einflusse war es jedenfalls zuzuschreiben, dass dieser 
	an die Spitze des Finanzministeriums gestellt, sehr bald veranlasste, dass 
	Ellstätter als Ministerialrat in sein Ministerium berufen wurde. Man war 
	über diese Berufung in jüdischen Kreisen sehr erfreut, denn die Anstellung 
	von Juden in damaliger Zeit war selten und die Berufung an eine 
	hervorragende Stellung schien fast unmöglich. 
	Im Jahre 1868 erkrankte Mathy sehr gefährlich, sein Ende stand bevor. Als 
	ich eines Tages meinem Schüler Unterricht erteilte, sagt mir die Mutter: 
	'Heute weiß ich Ihnen eine sehr wichtige Mitteilung zu machen, die gewiss 
	großes Interesse für Sie hat, aber Sie müssen diese Mitteilung für sich 
	behalten. Ein Glaubensgenosse von Ihnen wird Minister werden. Meinem 
	Schwager ist das Portefeuille angeboten worden, aber er ist sehr 
	augenleidend und hat es deshalb abgelehnt. Mathy hat auf dem Todesbette 
	Ellstätter warm empfohlen, aber man soll ob seiner Konfession Bedenken 
	tragen. Der Großherzog und Prinz Wilhelm (der Bruder des Großherzogs) 
	bestehen aber darauf, und so wird Ellstätter Minister werden. Dass der 
	Großherzog von der Konfession Ellstätters keinen Anstoß nahm, hatte man erst 
	kurz vorher erfahren. Der spätere Generalmusikdirektor Levi aus Gießen war 
	zum Kapellmeister ernannt worden. Man hatte damals in Karlsruher Kreisen 
	davon gesprochen, dass, als die Ernennung Levis offiziell bekannt wurde, 
	Kapellmeister K. Den Großherzog darauf aufmerksam machte, dass Levi Jude 
	sei, der Großherzog habe aber geantwortet: ‚Ich habe nicht den Juden, 
	sondern den tüchtigen Musiker angestellt.‘ '  
	Ich weiß nicht mehr, wie viele Wochen vergangen waren, seitdem die Mutter 
	meines Schülers mir jene vertraulichen Mitteilungen gemacht hatte. Im 
	Seminar fand eine 'Orgelstunde' statt. Die Seminaristen, welche in dieser 
	Stunde nicht an die Reihe kamen, durften sich mit anderen Arbeiten 
	beschäftigen. Da kommt der Musiklehrer, ein sehr braver, aber sehr 
	pietistisch gesinnter Herr auf mich zu, mit der Frage: 'Kennen Sie 
	Ellstätter?' 'Nein.' 'Haben Sie schon ihn schon gesehen?'  
	'Einmal hat ein mir fremder Herr das Seelengebet für verstorbene Eltern (Maskir) 
	neben mir verrichtet. Man hat mir später gesagt, dass dies der 
	Ministerialrat Ellstätter gewesen sei.' 'Geht er öfters zur Synagoge?' 'Das 
	weiß ich nicht, weil ich sonntags zur Zeit des Gottesdienstes im Seminar und 
	an den Feiertagen nicht hier bin.' 'Ist er im Ministerium des Innern oder im 
	Finanzministerium?' 'Auch das weiß ich nicht.' 'Wissen Sie, warum ich Sie 
	frage? Man spricht in der Stadt viel davon, dass Ellstätter Finanzminister 
	werden soll.' 
	Es dauerte nicht lange und die 'Karlsruher Zeitung' brachte die offizielle 
	Ernennung Ellstätters zum Präsidenten des Finanzministeriums. Manche Kreise 
	haben sich ob dieses Fortschrittes gefreut, aber in vielen anderen herrschte 
	tiefe Verstimmung, die in manchem 'offenen Brief', wie ich mich noch dunkel 
	erinnere, zum Ausdrucke kam, am deutlichsten in einer in Offenburg http://www.alemannia-judaica.de/offenburg_synagoge.htm 
	tagenden Versammlung der nationalliberalen Partei, die damals wirklich 
	liberal war und gar manches offene Wort an die Regierung richtete, besonders 
	wegen der damaligen Kaltstellung des liberalen Ministerialrates Kiefer. Man 
	hat natürlich in jener Versammlung die Konfession Ellstätters nicht berührt, 
	wohl aber den Umstand, warum man den Finanzminister nicht aus dem Kreise der 
	Kameralisten, wie dies sonst zu geschehen pflegt, sondern aus dem Kreise der 
	Juristen. Ob bei manchem Teilnehmern jener Versammlung dies der Hauptgrund 
	der             | 
   
  
     Interpellation 
	gewesen, wer vermochte dies zu entscheiden? Im Übrigen hat – und auch das 
	war nur eine Ironie der Geschichte – Ellstätters Ernennung zum Minister auf 
	Jollys Vorschlag Lamey, den badischen Judenemanzipator, derart 
	verblüfft und verdrossen, dass er, wie in einem bayerischen Blatte erzählt 
	wird, abends in den 'Darmstädter Hof' zu Karlsruhe gestürmt kam und dem Wirt 
	wütend zurief: 'Herr Cerf, nennen Sie sich Hirsch, dann werden Sie 
	Minister.' In unverfälschtem Karlsruher Dialekt wurde ihm aber aus der 
	Tafelrunde zugerufen: 'Deß hasch jetzt dervon mit Deine Judde. Da hasch ja 
	kain Ruh g’habbt, bis d’emanzibiert g’habbt hasch!' Tatsache ist, dass den 
	edlen Landesfürsten in seinem Entschlusse nichts beirren konnte, dass 
	Ellstätter, wie man hörte, sich sehr bald die Wertschätzung der Beamten 
	seines Ministeriums erworben hatte. 
	So lange ich im Seminar war, hatte ich keine Gelegenheit, den Minister 
	Ellstätter zu sehen, so sehr ich mich auch darum bemüht hatte. Da stand 
	eines Tages in der zweiten Kammer der Landstände ein interessanter 
	Gegenstand auf der Tagesordnung und dieser, sowie der Umstand, dass ich noch 
	nie einer Kammerverhandlung angewohnt hatte, führten mich aus einem 
	Karlsruhe benachbarten Dorfe, wo ich als Lehrer angestellt war, nach dieser 
	Stadt. Auf der Galerie hatte ich lange vor dem Beginn der Verhandlungen 
	Platz genommen. Die Abgeordneten unterhalten sich sehr lebhaft miteinander. 
	Da tritt ein Mann ein, den alle freundlich begrüßten. Ich frage einen neben 
	mir Sitzenden: 'Wer ist der Herr, dem man von allen Seiten so freundlich 
	entgegenkommt?' 'Das ist Minister Ellstätter.' 
	Anmerkungen:  -  S. Rothschild: Samson Rothschild:
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Samson_Rothschild  
	
	http://www.warmaisa.de/stolpersteine/rothschild-samson-1848-1939/  
	
	http://alemannia-judaica.de/worms_texte.htm  
	-  Lehrerseminar: https://stadtlexikon.karlsruhe.de/index.php/De:Lexikon:ins-1557 
	http://www.alemannia-judaica.de/karlsruhe_texte.htm#Das%20israelitische%20Landesstift 
	-  Seminardirektor Stern: https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Stern_(P%C3%A4dagoge) 
	https://stadtlexikon.karlsruhe.de/index.php/De:Lexikon:bio-0988 
	-  Pestalozzi: https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Heinrich_Pestalozzi 
	-  Karl Mathy:https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Mathy 
	https://www.deutsche-biographie.de/sfz59002.html 
	-  Berthold Auerbach:
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Berthold_Auerbach    
	-  Diskontobank:
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Disconto-Gesellschaft   
	 
	-  Portefeuille: Ressort
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Ministerium#Portefeuille   
	 
	-  Großherzog:
	
	https://www.wikiwand.com/de/Friedrich_I._(Baden,_Großherzog) 
	
	https://ka.stadtwiki.net/Friedrich_I._von_Baden    
	 
	-  Generalmusikdirektor Levi: Hermann Levi, 1839 -1900: 
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Hermann_Levi  
	
	https://www.deutsche-biographie.de/pnd118865900.html  
	
	https://stadtlexikon.karlsruhe.de/index.php/De:Lexikon:bio-0329  
	Auf der Seite zum Rabbinat Gießen die 
	Artikel über
	
	Die Vorfahren des Generaldirektors Hermann Levi... (1933), den Artikel 
	über
	
	Hofkapellmeister Hermann Levi, Sohn des Rabbiners Dr. Levi erhält den Titel 
	eines General-Direktors der Königlichen Hofkapelle (1889).   
	-  Kapellmeister K.: wahrscheinlich Wilhelm Kalliwoda:
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Kalliwoda   
	-  Maskir: 
	https://de.wikipedia.org/wiki/Jiskor   
	-  Karlsruher Zeitung:
	
	https://digital.blb-karlsruhe.de/blbz/zeitungen/periodical/titleinfo/1790223  
	 
	-  Ministerialrat Kiefer:Friedrich Kiefer
	
	https://dewiki.de/Lexikon/Friedrich_Kiefer_(Politiker)   
	 
	-  Kameralisten: 
	https://de.wikipedia.org/wiki/Kameralismus   
	-  Interpellation:
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Interpellation   
	-  Jolly: Isaak Jolly
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Isaak_Jolly   
	-  Lamey: August Lamey
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/August_Lamey   
	-  Darmstädter Hof: Kreuzstraße 2, Karlsruhe   
	-  Cerf: Französisch für 'Hirsch'  
	'-  Deß hasch…': Das hast du jetzt von deiner Zuneigung zu den Juden. 
	Du hast ja keine Ruhe gegeben, bis du sie emanzipiert hattest.' 
	-  Landstände: 
	https://de.wikipedia.org/wiki/Landstände .    | 
   
 
   
Zum Tod von Rechtsanwalt Dr. Max Friedberg
(1907)       
  
     Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
      21. Februar 1907: "Karlsruhe, 13. Februar. In der Nacht zum 
	vergangenen Schabbat leSidra Mischpatim (= Nacht zum 9. Februar 1907) 
	verschied hier ganz unerwartet in Folge Herzschlags Herr Dr. Max Friedberg. 
	Der Verstorbene, der neben der Pflege seiner ausgedehnten 
	Rechtsanwaltspraxis eine rege Tätigkeit auf verschiedensten Gebieten des 
	öffentlichen Lebens entfaltete, gehörte zu den bekanntesten Persönlichkeiten 
	Karlsruhes. Im Stadtverordnetenkollegium, dem er lange Jahre angehört hatte 
	und wo selbst eine Reihe wichtiger Referate, seiner Sachkenntnis anvertraut 
	war, ebenso in der Anwaltskammer, die in ihm ihren langjährigen Vorsitzenden 
	verliert und im Anwaltsverein hinterlässt der Verstorbene empfindliche 
	Lücken. In der israelitischen Landessynode, die ihm bei der letzten Tagung 
	zum Präsidenten gewählt hatte, war Herr Dr. Friedberg, obwohl nicht streng 
	orthodox, alle Zeit bemüht, mit dem ganzen Gewichte seines Ansehens für die 
	konservativen Bestrebungen einzutreten und sein Abgang wird in den Kreisen 
	des gesetzestreuen Judentums Badens noch lange schmerzlich empfunden werden. 
	Die Wertschätzung, der sich der Verstorbene bei seinen Mitbürgern und 
	zunächst bei seinen Glaubensgenossen erfreut hatte, kam in einer imposanten, 
	alle Kreise umfassenden Beteiligung der am letzten Montag stattgefundenen 
	Beerdigung zum Ausdruck. In der Leichenhalle der israelitischen 
	Religionsgesellschaft, auf deren 
	Friedhof der Verstorbene seine letzte Ruhe gefunden hat, hielt 
	Rabbiner Dr. Schiffer dem ihm freundschaftlich nahe gestandenen 
	Gemeindemitglied einen tiefempfundenen Hesped (Trauerrede). Nach ihm 
	sprachen die Rechtsanwälte Dr. Binz und Kusel namens der 
	Anwaltskammer und des Anwaltsvereins, Herr Bezirksrabbiner Dr. Löwenstein 
	– Mosbach namens des Kuratoriums der
	Baron von Rothschild’chen Lungenheilstätte 
	Nordrach, Herr Stadtrabbiner Dr. Appel – Karlsruhe für die Vereinigung 
	badischer Israeliten und Geheimer Oberregierungsrat Herr Dr. Mayer für 
	die israelitische Synode. Ihnen schloss sich noch eine Anzahl von Rednern 
	an, welche namens mehrerer gemeinnütziger Institutionen und 
	philanthropischer Vereine Worte des Dankes und Abschieds sprachen. Der 
	Verstorbene hat ein Alter von 59 Jahren erreicht. Seine Seele sei 
	eingebunden in den Bund des ewigen Lebens.   
	Anmerkungen: - Dr. Friedberg:
	
	https://stadtlexikon.karlsruhe.de/index.php/De:Lexikon:bio-0667 und (vor 
	allem zum Sohn Dr. Hans Friedberg)
	
	http://gedenkbuch.informedia.de/index.php/PID/12/name/1049.html  
	- Schabbat leSidra Mischpatim: Schabbat mit dem Tora-Abschnitt Mischpatim, 
	vgl. 
	https://de.wikipedia.org/wiki/Mischpatim, das war 1907: Samstag, 9. 
	Februar 1907 = 25. Schwat 5667, der letzte Schabbat im Monat Schwat.  
	 
	- Hoftheater: 
	https://ka.stadtwiki.net/Hoftheater_Karlsruhe  
	- Israelitische Religionsgesellschaft:
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Israelitische_Religionsgesellschaft_(Karlsruhe)  
	 
	- Rabbiner Dr. Schiffer:
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Sinai_Schiffer  
	- Dr. Binz:
	
	https://stadtlexikon.karlsruhe.de/index.php/De:Lexikon:bio-0916  
	- Rechtsanwalt Kusel: Wahrscheinlich ein Nachfahre von Rudolf Kusel:
	
	https://stadtlexikon.karlsruhe.de/index.php/De:Lexikon:bio-0641  
	- Rabbiner Dr. Löwenstein:
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Leopold_Löwenstein   
	- Lungenheilstätte Nordrach: 
	
	https://www.stadtanzeiger-ortenau.de/nordrach/c-panorama/mekka-fuer-tuberkulosekranke_a16446  
	 
	- Stadtrabbiner Dr. Appel:
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Meier_Appel   
	- Geheimer Oberregierungsrat Dr. Mayer: Dr. David Mayer        | 
   
  
    | - Vgl. auch genealogische Informationen
	
	https://www.geni.com/people/Max-Friedberg/6000000174902141869 und
	
	http://gedenkbuch.informedia.de/index.php/PID/12/name/1049.html 
	 | 
   
  
     Artikel
      im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 15. Februar
      1907: "Karlsruhe. Rechtsanwalt und Stadtverordneter Dr. Friedberg, 
	der unerwartet an einem Herzschlag verschied, nahm im öffentlichen Leben 
	eine sehr geachtete Stellung ein. Seine Tochter, die sich durch mehrere 
	literarische Arbeiten bekannt gemacht hat, ist mit dem dramatischen Sekretär 
	des Hoftheaters Dr. Wolff verheiratet."     | 
   
 
   
Auszeichnung
für Chefredakteur Julius Katz (1907)        
  
Zum Tod von Baurat Prof. Ludwig Levy
(1907)         
  
Zum Tod von Therese Thalmann (1908)          
  
     Artikel
      in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. September
      1908: "Karlsruhe, 29. Sept. Eine echte Repräsentantin der guten 
	alten Zeit wurde am 16. Elul (= 12. September 1908) auf dem
	Friedhofe der hiesigen israelitischen 
	Religionsgesellschaft zur Ruhe geleitet. Frau Therese Thalmann, 
	die ihren Lebensabend in
	
	Frankfurt a. M. im Kreise ihrer Kinder und Enkel verbrachte, wurde ihrer 
	letztwilligen Verfügung entsprechend hier in Karlsruhe bestattet, wo sie an 
	der Seite ihres ausgezeichneten Gatten, des Herrn Stiftsrabbiners Ephraim 
	Thalmann, genannt R. Gumpel - das Gedenken an den Gerechten sei zum 
	Segen - und nach seinem vor 28 Jahren erfolgten Hinscheiden, in seinem 
	Geiste selbständig eine segensreiche Wirksamkeit entfaltet hat. Die 
	zahlreiche Beteiligung an dem letzten Geleite legt ein Zeugnis ab für die 
	allgemeine Hochachtung und Liebe, die man trotz jahrzehntelanger Abwesenheit 
	für sie bewahrt hatte und die meisterhaften Reden, die an ihrer Bahre von 
	dem ehrwürdigen Rabbiner Dr. Schiffer, von ihrem Schwiegersohne, Herr
	Prof. Dr. Fink und von einem Freunde des Hauses, Herrn Jeidel, 
	gehalten wurden, gaben ein lebenswahres Bild der Verstorbenen. Wir sollen 
	sie als wahre Eschet Chajil (= tüchtige Frau im biblischen 
	Sinn, vgl. Sprüche 31) im Hause schalten und wirken. Glaubensgenossen vom 
	Lande, die ihre Kinder zur Fortbildung in die Hauptstadt brachten, suchten 
	gerne das Thalmann’sche Haus auf - und nicht ohne Nutzen. Von den 
	Pfleglingen dieses Hauses hat der eine oder andere die höchsten der den 
	Juden zugänglichen Stellungen in der Beamten- und Gelehrtenlaufbahn 
	erreicht. Dass ihnen ihre Religion das Höchste blieb, dass sie zu Führern 
	der deutschen Judenheit wurden, daran hat die kluge, tüchtige Frau auch 
	ihren bescheidenen Anteil. Der Tod ihres Gatten zwang sie, ihr Können und 
	Wissen zu entfalten. So konnte man sie sehen, 'Jüdisch' unterrichten. Ihre 
	Söhne zur Bar Mitzwah vorbereiten, das Bild einer Mutter, die ihrem 
	Sohn Kriegswaffen anlegend, ins Jüdische übertragen! - Wir konnten sie 
	beobachten bei der Erfüllung ihrer schweren Pflichten und sie bei ihrer 
	Erholung und Zerstreuung belauschen. Ihre Unterhaltung war geistreich – 
	Bilder, Vergleiche, Anekdoten, tiefe Weisheitssprüche standen ihr für jede 
	Gelegenheit zur Verfügung. Der ganze Inhalt von Deutsch-Chumasch (= Tora; 
	vgl. 
	https://de.wikipedia.org/wiki/Chumasch), Ze'enah U-Re'enah (vgl. 
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Ze'enah_u-Re'enah) und Menorat haMeor 
	(vgl. 
	https://de.wikipedia.org/wiki/Isaac_I._Aboab) war ihr zum geistigen 
	Eigentum geworden, die Psalmen, 'ihr Tehilim', konnte sie 
	wortwörtlich auswendig, sie sprach immer in Toraworten, ohne es zu betonen, 
	meistens ohne, dass sie es selber merkte. Bewusst tat sie es nur bei Tisch. 
	Bei keiner Mahlzeit durften Toraworte fehlen. Man sollte wirklich bei 
	Zeiten das getreue Lebensbild dieser edlen Frau festhalten, zum Muster und 
	Vorbild der kommenden Generationen. Ihre Seele sei eingebunden in den 
	Bund des Lebens. 
	Anmerkungen: - Rabbiner Ephraim Thalmann:
	
	https://stadtlexikon.karlsruhe.de/index.php/De:Lexikon:bio-0864 
	 
	- Rabbiner Dr. Schiffer: Rabbiner Dr. phil Sinai Schiffer
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Sinai_Schiffer  
	- Bar Mitzwah: 
	https://de.wikipedia.org/wiki/Bar_Mitzwa        | 
   
 
  
Zum Tod des Chemikers Dr. Reinherz
(1909)        
  
     Artikel
      in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Januar
      1909: "Karlsruhe, 3. Januar. Eine Trauerkunde hat vorige Woche 
	unsere Gemüter erschüttert. Der Chemiker Dr. Reinherz ist ganz 
	plötzlich – infolge eines Herzschlages – im 63. Lebensjahre verschieden. 
	Seit mehr als dreißig Jahren als Assistent an der hiesigen Großherzoglichen 
	Chemischen Untersuchungsanstalt tätig, hat er sich als ein 
	Gottesfürchtiger, Friedliebender und als ein um das Wort Gottes 
	Zitternder (vgl. Esra 9,4) im wahrsten Sinne des Wortes bewährt. 
	Aus Russland stammend, kam er seinerzeit als armer, bescheidener Student in 
	unsre Stadt und dank seinem Fleiße brachte er es bis zu einer staatlichen 
	Anstellung, in der er bis zur letzten Stunde beharrte. Nur seiner 
	außerordentlichen Bescheidenheit und einer beispiellosen Anspruchslosigkeit 
	ist es zuzuschreiben, dass der Mann außerhalb des Kreises unserer Gemeinde 
	fast unbekannt geblieben ist. Leute, die ihm näherstanden, wissen, dass nur 
	die peinliche Rücksicht mit den Satzungen unserer Tora nicht in Konflikt zu 
	geraten, ihm den Ehrgeiz zum Avancement abstumpfte. Trotz aller großer 
	Opfer, die sein staatlicher Beruf ihm auferlegte, blieb seine peinliche 
	Pünktlichkeit in Bezug auf den Schabbat und Teilnahme an dem 
	Gottesdienst eine unveränderliche, sodass Herr Rabbiner Dr. Kramer in 
	seiner ergreifenden Trauerrede, die Psalmsätze 'Wer geht hinauf auf den 
	Berg des Ewigen...' (Psalm 24,3) im buchstäblichen Sinne auf ihn 
	anwenden konnte. 
	Welch hohe Anerkennung dieser fromme, schlichte Jehudi bei seinen hohen 
	staatlichen Vorgesetzten trotz seiner strengen Beobachtung des Sabbats stets 
	gefunden hat, konnte die ihm im Leben Fernstehenden erst an seinem 
	Leichenbegräbnis ersehen. Die höchsten Vertreter der staatlichen Anstalt, 
	deren Mitglied er war, ließen es sich, trotz der frühen Morgenstunde und der 
	grimmigen Kälte, sowie trotz des Neujahrsfestes - nicht nehmen, ihrem 
	Kollegen die letzte Ehre zu erweisen. 
	An der Bahre widmete ihm Herr Geheimer Hofrat Prof. Bunde, Mitglied 
	der Ersten Kammer, einen sehr warmen Nachruf, in dem er die edle Gesinnung, 
	sowie das unerschütterliche Pflichtbewusstsein des Verblichenen rühmte und 
	hervorhob. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."  
	Anmerkungen: - Avancement: (hier) Karriere, berufliches Fortkommen 
	- ...peinlich: Gemeint ist hier 'mit Akribie, Genauigkeit' 
	- Rabbiner Dr. Kramer: Rabbiner Dr. phil. Jakob Kramer vgl.
	
	Artikel "Zum Tod des Stiftsrabbiners Dr. Jakob Kramer (1921)   
	- Jehudi: hebräisch für 'Jude', gebraucht meist für "frommer Jude"   
	- Neujahrsfestes: Gemeint ist hier das Neujahrsfest des gregorianischen 
	Kalenders, nicht des jüdischen Kalenders.        | 
   
 
     
Stadtrabbiner
Dr. Appel, Bertha Friedberg und Sara Meier (alle aus Karlsruhe) werden mit der
Friedrich-Louisen-Medaille ausgezeichnet (1912)       
    
Über
den Reichstagsabgeordneten Dr. Ludwig Haas (Artikel von 1912 und 1914)   
 
Anmerkung: zu Ludwig Haas vgl. Wikipedia-Artikel
https://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_Haas_(Politiker)     
neuere Literatur: Ewald Grothe /Aubrey Pomerance / Andreas Schulz (Hrsg.): 
Ludwig Haas, Ein deutscher Jude und Kämpfer für die Demokratie. Droste, 
Düsseldorf 2017 (Beiträge zur Geschichte des Parlamentarismus und der 
politischen Parteien. Band 174).      
  
     
      Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
      vom 5. April 1912: "Die jüdischen Reichstagsabgeordneten  
	-  Erste Serie 
	In Nr. 12 brachte ich ein, wie ich glaubte, ein authentisches Verzeichnis 
	der jüdischen Mitglieder des gegenwärtigen deutschen Reichstags. Da ich 
	glaubte, dass es meinen Lesern von Interesse sein dürfte, die jüdischen 
	Vertreter des Reichstags im Bilde vor sich zu sehen, so wandte ich mich an 
	die sieben dort genannten Herren zugleich mit der Bitte, mir kurze 
	Nachrichten über ihren Lebensgang und womöglich auch über ihre Stellung zum 
	Judentum zu machen. Bisher hatten dieser nur vier der Angegangenen 
	entsprochen. Einzelne haben gar nicht geantwortet, von einer Seite ist mir 
	nahegelegt worden, zu erwägen, 'ob es wirklich dem Judentum nützlich sei, 
	die jüdischen Reichstagsabgeordneten sozusagen korporativ zu behandeln.' 
	Darauf möchte ich antworten, dass aus dem zufälligen Umstande, dass die 
	Mehrzahl der dem Judentum entstammenden oder dem Judentum treugebliebenen 
	Reichstagsabgeordneten der Sozialdemokratie angehören, durchaus kein Schluss 
	auf die Stellung des Judentums zur Politik gezogen werden kann und soll. 
	Jeder politisch gebildete Leser weiß, dass die jüdischen Sozialdemokraten 
	weder ausschließlich von Juden gewählt noch deswegen der Ehre ihres Mandats 
	teilhaftig geworden sind, weil sie Juden sind; sondern, dass die Partei 
	bestimmte Kandidaten aufstellt, und dass die Wähler im Allgemeinen gewohnt 
	sind, der Parteileitung zu folgen. Es kann daher lehrreich sein, dass die 
	dem Judentum angehörigen Sozialdemokraten in solchen Wahlkreisen 
	durchgedrungen sind, in denen sie vielleicht nicht eine jüdische Stimme auf 
	sich vereinigt haben. Aber immerhin ist es ein Zeichen der Zeit, dass die 
	sozialdemokratische Parteileitung keinen Unterschied im Glauben macht. Dass 
	nur zwei unserer Reichstagsabgeordneten der Volkspartei, kein einziger der 
	nationalliberalen angehört, soll nicht der Leitung dieser Parteien Schuld 
	gegeben werden. Es standen namentlich in der Volkspartei manche jüdischen 
	Kandidaten zur Wahl; der Zufall oder widrige Umstände haben gegen sie 
	entschieden. Jedenfalls wollen wir hoffen und wünschen, dass die jüdischen 
	Abgeordneten, welcher Partei sie auch angehören, wo es Not tut, ihre Stimmen 
	für die Juden erheben werden.  
	L. G.   
	1. Vertreter der Volkspartei  -  Dr. Ludwig Haas, Rechtsanwalt 
	und Stadtrat in Karlsruhe in Baden.                | 
   
  
    
	 'Ich 
	bin am 16. August 1875 in
	Freiburg 
	im Breisgau geboren. Ich besuchte die Volksschule in Freiburg und
	Landau 
	(Pfalz) und
	Bruchsal. 
	Während meines Universitätsstudiums war ich Mitglied der Verbindungen K. C. 
	Badenia in
	
	Heidelberg, Licaria in München und der Freiburgia in Freiburg i. Brg. 
	Ich hatte mich diesen Verbindungen angeschlossen und für sie gearbeitet, 
	weil ich schon als Student der Auffassung war, dass der Kampf gegen den 
	Antisemitismus Pflicht eines selbstbewussten deutschen Studenten jüdischer 
	Konfession sein müsste. Ich habe auch die in den Verbindungen im K. C. 
	geleistete Erziehungsarbeit als wertvoll erkannt. Nach beendigtem 
	Staatsexamen promovierte ich in Freiburg in Baden und war dann badischer 
	Rechtspraktikant. Seit 1901 bin ich Rechtsanwalt in Karlsruhe und seit dem 
	Jahre 1909 ehrenamtlicher Stadtrat. Ich bin Expräsident der Carl-Friedrich 
	Loge U.O.B.B. (= Unabhängiger Orden Bne Beriss, vgl.
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/B'nai_B'rith) und im Vorstand des 
	badischen Landesverbandes des Vereins deutscher Staatsbürger jüdischen 
	Glaubens. Unter Ablehnung zionistischer Anschauungen erblicke ich im 
	deutschen Judentum eine historisch gewordene Gemeinschaft, die dem deutschen 
	Volksganzen wertvolle Dienste geleistet hat und wertvolle Dienste leistet. 
	Das deutsche Judentum darf nicht aus Gründen des Rechts und der 
	Gerechtigkeit, sondern aufgrund seiner wertvollen wirtschaftlichen 
	Leistungen die endliche Durchführung der Gleichberechtigung in der Praxis 
	erlangen. 
	Ehrenpflicht eines jeden deutschen Juden ist es, gerade im Hinblick auf die 
	mannigfachen Kränkungen und Zurücksetzungen nicht nur die Zugehörigkeit zum 
	Judentum zu bewahren, sondern für seine Gleichberechtigung und soziale 
	Hebung zu arbeiten.'" 
	Anmerkungen:  - Nationalliberale Partei:
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Nationalliberale_Partei  
	K.C. Badenia: Benannte sich 1902 in K.C. Bavaria um:
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Bavaria_Heidelberg    
	K.C.: 
	https://de.wikipedia.org/wiki/Kartell-Convent    
	Vereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens: vgl.
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Central-Verein_deutscher_Staatsbürger_jüdischen_Glaubens    | 
   
  
    |    | 
   
  
     Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
      vom 4. Dezember 1914: "Wie sein badischer Landsmann und Kollege
      Ludwig Frank hat sich auch Dr. Ludwig Haas, der bekannte demokratische
      Politiker und fortschrittliche Reichstagsabgeordnete für Karlsruhe,
      gleich nach Kriegsbeginn als Kriegsfreiwilliger gemeldet.   
      Der 'Unteroffizier des Landsturms' wollte nicht nur zur Bahnbewachung
      dienen, sondern er, der in Bern und Basel mitgearbeitet hatte, um das
      Verhältnis zu Frankreich freundschaftlicher zu gestalten, wollte nun, da
      das Vaterland angegriffen war, an die Front vor den
      Feind.    
      Mit dem neugebildeten Regiment 'Karlsruhe 109' kam er auch sehr bald in
      die schweren Kämpfen um Ypern, wo er mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet
      wurde. Schon nach wenigen Tagen hatte die Kompanie keine Offiziere mehr,
      und so bekam er, der indessen Vizefeldwebel geworden war, als
      Offizierstellvertreter die Führung der Kompanie.   
      Wir haben schon früher einmal das Bild des verehrten Mannes gebracht,
      stellen aber gern unseren Lesern den wackeren Kämpfer für Recht und
      Freiheit noch in Uniform vor.  J.G."      | 
   
 
            
Über
die Sängerin und Gesangspädagogin Emilie Kaula geb. Ettlinger (geb. 1833 in
Karlsruhe, gest. 1912 in München; Artikel von 1920)    
 
  
     
      Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 1.
      Oktober 1920: "Emilie Kaula. Am 29. September 1912 schied
      Emilie Kaula, eine der hervorragendsten Gesangsmeisterinnen des
      neunzehnten Jahrhunderts, die auf das Münchener Musikleben Jahrzehnte
      hindurch den weitesttragenden Einfluss ausgeübt hat, fast achtzigjährig
      von dieser Erde. Das Lebensbild dieser Glaubensschwester, über die bisher
      nur sehr wenig bekannt war, dem geschätzten Leserkreise dieses Blattes
      nahe zu bringen, soll die Aufgabe dieser kleinen Skizze sein. Emilie
      Kaula wurde am 9. Juli 1833 als die Tochter des Karlsruher Hofgerichtsadvokaten
      Veit Ettlinger und seiner Gattin Sarah Sophie Kaula aus Augsburg
      geboren. Inmitten einer zahlreichen Geschwisterschar wuchs sie im
      Sonnenschein zärtlichster Elternliebe und Fürsorge heran und genoss eine
      vorzügliche Erziehung. Frühzeitig zeigte sich bei ihr ausgesprochene
      musikalische Begabung und namentlich eine auffallend schöne Stimme. Der
      Gedanke an eine künstlerische Ausbildung lag in jener Zeit den höheren
      jüdischen bürgerlichen Familienkreisen noch fast gänzlich fern. Der Cäcilien-Verein
      ihrer Vaterstadt, in dem Händel'sche und Mendelssohn'sche Oratorien und
      Schumann'sche Chorkompositionen aufgeführt wurden, gab dem jungen
      Mädchen häufig Gelegenheit zum Solosingen und in Schumanns 'Paradies und
      Peri' hatte sie einen großen Erfolg. Der Dirigent des Vereins war auch
      Emiliens Gesanglehrer, verstand jedoch wenig von Stimmbildung und nur die
      glücklichen Anlagen seiner Schülerin bewahrten diese vor Gefährdung
      ihrer Stimmmittel. Ein Solo aus Mozarts 'Idomeneo', das Emilie singen sollte,
      gab ihrer Mutter Veranlassung, diese dem ehemals berühmten, in Karlsruhe
      lebenden Tenor Haizinger zuzuführen, der mit lebhaftem Interesse
      die Partie mit der jungen Kunstnovize studierte. Schon früher hatte Liszt
      sie in Karlsruhe gehört; bei einem ihm zu Ehren veranstalteten Konzert,
      in dem sie mitwirkte, wurde ihr die Auszeichnung zuteil, dem berühmten
      Gast einen Lorbeerkranz überreichen zu dürfen, wofür sie Liszt mit
      schmeichelhaften Worten auf die Stirn küsste.  
      Von außerordentlicher Bedeutung für Emiliens musikalische Ausbildung war
      ein längerer Aufenthalt in Paris, im Hause ihres dort verheirateten
      älteren Bruders. Sie blieb von 1858 bis 1861 dort und kam namentlich
      durch ihren Vetter, den Komponisten Friedrich
      Gernsheim, der seinen Studien eine Reihe von Jahren in der
      französischen Metropole oblag, mit vielen musikalischen Größen in Berührung,
      u.a. auch mit dem berühmten Gesangsmeister Julius Stockhausen.
      Dieser hatte in Paris einen vorzugsweise aus Deutschen bestehenden kleinen
      Gesangverein gegründet, den er leitete; Emilie sang in diesem Chor und Stockhausen
      erklärte, er höre stets sofort ihre schöne Stimme heraus. Durch diesen
      Verein lernte sie auch Frau Pauline
      Viardot-Garcia kennen, die ihre Stimme sehr schön fand und sie
      einlud, bei ihr zu singen und ihren Unterrichtsstunden zuhörend
      beizuwohnen. Fraglos haben diese beiden Gesangsgrößen bedeutenden
      Einfluss auf Emilie gehabt. Bei Gernsheim
      traf sie u.a. auch Saint-Saëns,
      Colonne, die Milanollo
      und viele andere Musiker und Sänger von Ruf. Unter den deutschen
      Musikern, die ihr schon damals näher traten, war vor allem der spätere Hofkapellmeister
      in Karlsruhe und Generalmusikdirektor Hermann
      Levi und dessen Bruder, der unter dem Namen Lindeck
      in Paris wirkte. In den Pariser Aufenthalt Emiliens fiel auch die
      berüchtigte erste Tannhäuser-Aufführung, der auch Emilie mit ihrem
      Bruder beiwohnte.  
      Heimgekehrt vermählte sich Emilie noch in demselben Jahre 1861 mit einem
      Verwandten ihrer Mutter, dem damaligen Bankdirektor Hermann Kaula aus
      Harburg. Kurze Zeit darauf übersiedelten jedoch die Gatten nach München,
      der Vaterstadt Kaulas, wo dieser ein Bankgeschäft gründete. Die junge
      Frau setzte hier eifrig ihre musikalischen Studien fort, nahm noch längere
      Zeit Gesangunterricht, gründete ein Gesangquartett und in ihrem Hause
      fanden oft musikalische Aufführungen statt, die sich später zu einem
      glänzenden musikalischen Salon erweitern sollten. Im Jahre 1872 kam Hermann
      Levi von
      Karlsruhe nach München und durch ihn wurde sie mit Brahms bekannt, dem
      sie mit ihren Quartettmitgliedern seine 'Liebeswalzer' vorsang, die dieser
      und Levi begleiteten.   
      Nachdem 1876 Emiliens Gatte nach längerer Krankheit gestorben war, begann
      sie ihre Kunst als Beruf auszuüben. Ihr Gesangsquartett entfaltete sich
      zu einem Gesangverein, für den sie junge Dirigenten von musikalischer
      Bedeutung zu gewinnen wusste, unter anderem auch Joseph Rubinstein.
      Emilie Kaula gebührt das Verdienst, in einer Zeit in München für Brahms
      eingetreten zu sein, als dieser noch unbeachtet war; viele seiner
      Kompositionen erfuhren in ihrem Hause ihre erste Aufführung, ebenso
      später die Blumenmädchenszene aus dem 'Parsifal', wie die ersten
      Kompositionen des jungen Richard
      Strauß. Als Hermann
      Levi die
      glänzenden gesangspädagogischen Erfolge seiner Freundin wahrgenommen
      hatte, empfahl er sie warm jungen Gesangstudierenden. Ihre erste Schülerin
      war die spätere Konzertsängerin Pia von Sicherer, zahllose andere
      folgten, die überall in deutschen Landen auf der Bühne und im
      Konzertsaal den Ruhm der Kaulaschen Gesangschule verkündeten. In den
      achtziger Jahren veranstaltete Frau Kaula mit ihrem Schülerkreise und
      ihrem Gesangverein auch einige Opernaufführungen; später fanden nur
      öffentliche und private Konzerte statt und schließlich löste sie ihren
      Gesangverein auf. Bis kurz vor ihrem Tode bildete ihr Salon nicht nur den Mittelpunkt
      der musikalischen Welt Münchens - die Komponisten Ludwig
      Thuille, Max
      von Schillings und andere mehr verkehrten oft und gern in ihrem
      Hause -, auch viele Persönlichkeiten, die in den literarischen,
      wissenschaftlichen und künstlerischen Kreisen Münchens Ruf und Ansehen
      genossen, scharten sich um die hochgebildete, geist-, gemüht- und
      taktvolle Frau, von der sie reiche Anregungen empfingen und die es in
      einzigartiger Weise verstand, ihr Heim zu einer Stätte edelster Geselligkeit
      zu gestalten. Bis in die späteste Zeit konnte Frau Kaula ihren Schülern
      alles selbst vorsingen, was ja bei jedem Gesangunterricht besonders
      wichtig ist. Als Gesanglehrerin war sie überhaupt nicht hoch genug zu
      schätzen; niemals hat sie Talentlosigkeit beschönigt. Max
      Zenger, der Komponist des 'Kain', sagte von ihr kurz vor seinem
      Tode:  'sie ist die gewissenhafteste Lehrerin, die ich kenne, sie hat
      noch nie eine Stimme verdorben und hat noch nie versprochen, was sie nicht
      gehalten'. Niemals hat sie wenig behabten Schülern trügerische
      Hoffnungen auf dereinstige reiche künstlerische Erfolge vorgespielt. So
      ist es ihr natürlich nicht erspart geblieben, auch vielfach Undank zu
      ernten, jedoch bei weitem mehr Dank und Anhänglichkeit ist ihr zuteil
      geworden. Sie war ihrem großen Schülerkreise nicht nur die ernste
      strenge, rastlose Lehrerin, sondern auch eine wahrhaft mütterliche
      Freundin und Beraterin, und wo sie nicht selbst mit Geldmitteln helfen
      konnte, suchte sie ihre einflussreichen Verbindungen für die ihrer
      musikalischen Erziehung anvertrauten jungen Talente                   | 
   
  
     nutzbar
      zu machen. Bis zum letzten Hauche ging ihr die Kunst über alles. Sie
      hatte die Freude, ihre musikalische Begabung auf ihre beiden Kinder
      verehrt zu sehen. Ihr Sohn Friedrich Kaula, Direktor der
      München-Dachauer Papierfabrik, ist ein bekannter Mäzen der Münchener
      Gesellschaft. Ihre Tochter Magdalene Muncker geb. Kaula (sc.
      geb. 1861 in München), die Gattin des bedeutenden
      Literaturhistorikers der Münchener Universität Professor Franz
      Muncker, hatte sich schon als junges Mädchen als Pianistin Ruf
      erworben und die pianistische Begleitung bei den Gesangstunden wie bei den
      öffentlichen Aufführungen der Kaulaschen Schülerinnen übernommen. Nach
      dem Tode ihrer Mutter hat sie deren verwaister Schülerinnenschar die
      liebevollste mütterliche Fürsorge angedeihen lassen. In ihrem letzten
      Lebensjahrzehnt hatte Frau Kaula noch die Genugtuung, dass ihre verwitwete
      Schwester, Frau Helene Wertheimer, die ihr an Geist und Güte,
      Bildung und echter Weiblichkeit ebenbürtig war, von Wien nach München
      übersiedelte und in ihrem Hause eine neue Heimat fand. Geistig und
      körperlich frisch und rege bis zu ihrem Ende hat sich Frau Kaula in allen
      Schichten einer ungewöhnlichen Verehrung erfreuen dürfen und ihr
      Heimgang bedeutete nicht nur für das musikalische München einen
      schmerzlichen Verlust. Ihr segensreiches Wirken als Gesangspädagogin wie
      ihre edle Persönlichkeit leben im Andenken aller derer, die sie gekannt
      und geschätzt, unvergessen fort. Ihrer Schwester Anna
      Ettlinger in Karlsruhe danken wir wertvolle Nekrologe auf Hermann
      Levi und den der Familie ebenfalls eng befreundeten Felix
      Mottl. Sie genießt in ihrer Vaterstadt hohes Ansehen durch ihre
      literarischen Vorträge wie als Schriftstellerin, und ihr Übersetzungen
      aus dem Englischen und Polnischen gelten als vorbildlich. 
      Breslau  -  Regina Reißer."   
	Anmerkungen:  - 1878 wohnte Emilie Kaula in der Fürstenstraße 1. Emilie 
	Kaula betrieb 1891 in der Münchner Theatinerstraße 18 III eine 
	Gesangsschule. Siehe Information über den
	
	Link.  
	 
	-
	Franz Muncker war ihr Schwiegersohn:  siehe Information über den
	
	Link;
	1891 wohnhaft in der Amalienstraße 92. 
	- Tenor Haizinger: 
	https://de.wikipedia.org/wiki/Anton_Haizinger    
	
	https://stadtlexikon.karlsruhe.de/index.php/De:Lexikon:bio-0348   
	
	https://www.swr.de/swr2/programm/article-swr-14220.html  
	- Julius Stockhausen: 
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Julius_Stockhausen_(Musiker)  
	
	https://frankfurter-personenlexikon.de/node/1351  
	- Tannhäuser: Gemeint ist der Theaterskandal im März 1861.  
	- Joseph Rubinstein:
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Joseph_Rubinstein 
	
	https://www.wagner200.com/biografie/biografie-joseph-rubinstein.html   
	 
	- Hermann Hirsch Kaula (1821 -1876), Münchner Bankier, siehe:
	
	https://dewiki.de/Lexikon/Kaulla_(Unternehmerfamilie): Hermann 
	Kaula eröffnete im April 1862 in München ein Bank- und 
	Wechselgeschäft in der Residenzstraße 231.   
	- München-Dachauer Papierfabrik:
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/München-Dachauer_Papierfabriken.    
	  | 
   
  
    | Siehe auch Beitrag von Susanne Reber 
	(Mannheim):
	Emilie 
	Kaula geb. Ettlinger (1833-1912). Eingestellt als pdf-Datei (2023)   
	 | 
   
 
     
Zum
Tod von Firmenchef Leopold Ettlinger und von Chefredakteur Julius Katz (1912)      
 
     
Zum Tod von Ehrenrabbiner Dr. Alexander Stein (früher in
Worms, gest. in Karlsruhe (1914)      
  
     Artikel
      in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 13. Februar
      1914: "Im Alter von 71 Jahren starb in Karlsruhe der Ehrenrabbiner Dr. 
	Alexander Stein, der 40 Jahre Rabbiner in
	Worms war, wo 
	er sich allgemeiner Verehrung erfreute. Bei seinem Rücktritt wurde er zum 
	Ehrenrabbiner ernannt. Seit seiner Pensionierung lebte Dr. Stein in 
	Karlsruhe."    
	Anmerkung: - vgl.
	
	Artikel zum Tod von Rabbiner Dr. Alexander Stein, eingestellt in der 
	Wormser Seite.  | 
   
      
Rechtsanwalt
Ludwig Marum folgt dem gefallenen Rechtsanwalt Dr. Frank im Landtag nach (1914)   
    
Dr.
Max Meyer lehnt eine Berufung an die TH Karlsruhe auf Grund der antisemitisch
geprägten Studentenschaft ab (1920)     
  
     Artikel
      im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 20. Februar
      1920: "Karlsruhe. Dr. Max Meyer – Berlin hat die Berufung an 
	die hiesige technische Hochschule abgelehnt, trotzdem die antisemitische 
	Studentenschaft ihren Protest gegen seine Berufung zurückgezogen hat."          
           | 
   
 
     
Im November 1918 wurde die großherzogliche Familie durch den
jüdischen Innenminister Dr. Ludwig Haas mit 40 Soldaten beschützt
(1921)         
  
     Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
      vom 29. September 1921: "Karlsruhe. Staatspräsident Trunk 
	sagte im Landtag in einer großen politischen Rede: 'Als in der Nacht vom 9. 
	auf den 10. November die großherzogliche Familie im Karlsruher 
	Schlosse bedroht war, hat sich nicht einer von den vielen hunderten in 
	Karlsruhe wohnenden Offizieren zum Schutze des Großherzogs eingefunden. Nur 
	der damalige Minister des Innern, Dr. Ludwig Haas, ein Jude, hat an 
	der Spitze von 40 Soldaten den Großherzog geschützt.'"    
	Anmerkungen: - Staatspräsident Trunk:
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Gustav_Trunk     
	- Großherzog:
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_II._(Baden,_Großherzog)                | 
   
 
     
Antisemitischer Angriff des Studentenausschusses der
Technischen Hochschule gegen Direktor Dr. Max Mayer
(1920)         
  
     Artikel
      in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. März
      1920: "Karlsruhe, 3. März. Bekanntlich hat der Studentenausschuss an 
	der Technischen Hochschule in Karlsruhe an den Direktor Dr. Max 
	Mayer ein Schreiben gerichtet, in dem es heißt, dass sein Erscheinen an 
	der Hochschule als Semit unerwünscht sei und dass, falls er die 
	Berufung noch annehme, er die Konsequenzen tragen müsse. Der Rektor hat sich 
	scharf gegen das Auftreten der Studenten gewendet und verlangt, dass dieser 
	Brief zurückgenommen werde, da er einen unerlaubten Eingriff in das 
	Berufsrecht von Rektor und Senat bedeute und gegen die studentischen Sitten 
	verstoße. Eine jüngst abgehaltene Studentenversammlung kam zu dem Ergebnis, 
	dass der Brief nicht zurückgenommen werden würde, da er keinen Eingriff in 
	das Berufsrecht des Rektors bedeute, sondern nur die Überzeugung der 
	Studentenschaft zum Ausdruck bringe."    
	Anmerkung:  - Technische Hochschule:
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Hochschule_Karlsruhe         | 
   
 
    
Mord an der 22-jährigen Frau Fuchs im Trödlerladen Fuchs
(1923)        
Anmerkung: nach der "Karlsruher Zeitung" vom 5. Juli 1923 handelte es sich um um 
die 24-jährige Ehefrau des in der Durlacherstraße 93 wohnenden Händlers Hermann 
Fuchs, die von dem 22jährigen Tagelöhne Fritz Reiher ermordet wurde. Hermann 
Fuchs (geb. 1. Dezember 1897 in Będzin, heute Polen)
wurde 1938 nach Polen abgeschoben und wurde 1943 vermutlich in Auschwitz 
ermordet.  Weiteres zur Familie siehe im Karlsruher Gedenkbuch:
http://gedenkbuch.informedia.de/index.php/PID/12/name/1113/seite/3/suche/F.html     
  
     Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit"
      vom 26. Juli 1923: "Karlsruhe in Baden, 9. Juli. Mittwoch, den 4. 
	Juli, nachmittags 5 Uhr, hat sich hier ein erschütterndes Verbrechen 
	zugetragen. Der hier geborene und hier wohnhafte Tagelöhner Fritz Reither 
	ging in den Trödlerladen der Eheleute Fuchs, um dort angeblich ein 
	Paar Schuhe zu kaufen. 
	Die junge Frau Fuchs war allein im Laden. Reither durchschnitt ihr den Hals 
	und eilte davon. Nach wenigen Minuten verstarb Frau Fuchs in den Armen ihrer 
	Mutter mit den Worten: 'Mutter, man hat mich abgeschlachtet, ich will nicht 
	sterben, nimm das Kind.' Der Mörder wurde als der oben erwähnte Tagelöhner 
	erkannt. Es gelang jedoch bis jetzt nicht, ihn festzunehmen. Man nimmt an, 
	dass er ins besetzte Gebiet geflohen sei. Eine große Erregung herrscht in 
	der hiesigen gesamten, sowohl jüdischen als auch nichtjüdischen Bevölkerung, 
	über diese grauenhafte Mordtat. Bei der Beerdigung dieser so jählings und 
	meuchlings aus dem Leben gerissenen, kaum 22 Jahre alten jungen Frau, sah 
	man eine enorme Menschenmenge, sowohl Juden als auch Nichtjuden, die tief 
	ergriffen dem Sarge folgte. Da der Mörder flüchtig gewesen ist konnte man 
	bis jetzt noch nicht feststellen, ob es sich um einen Raubmörder handelt, 
	oder ob der Mörder ein Geheimsendling der Hitlerbande ist, die auch hierher 
	ihre Verbrecherhorden zu verbreiten gedenkt."           | 
   
  
    | Hinweis: ergänzender Bericht in der 
	"Karlsruher Zeitung" vom 11. Juli 1923: "Verhaftet. Der Taglöhner Fr. 
	Reither aus Karlsruhe-Beiertheim, der am 4. Juli die Frau Fuchs in der 
	Durlacher Straße ermordet hat und dann flüchtig gegangen ist, konnte gestern 
	in Hanau verhaftet werden. Er wurde ins hiesige Amtsgefängnis eingeliefert."  
	 | 
   
 
    
Zum Tod von Moses Goldberg
(1923)        
  
     Artikel
      in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Oktober
      1923: "Karlsruhe, 27. September. Dicht vor der Schwelle des 
	neuen Jahren schied mit Moses Goldberg eine der markantesten 
	Persönlichkeiten der Religionsgesellschaft und einer der bestgeachtetsten 
	Männer der badischen Hauptstadt im Alter von 66 Jahren aus diesem irdischen 
	Leben. Aber nicht nur den Seinen, auch für einen weiten Kreis von Menschen, 
	sank mit ihm der Freund, Berater und tatenfrohe Förderer allzu früh in die 
	Gruft. Durch mehr als 50 Jahre hatte er dem bekannten Bankhause Strauß u. 
	Co., in das er als Lehrling eingetreten war, die Treue gewahrt und zu der 
	stolzen Entwicklung dieses angesehenen Unternehmens an leitender Stelle 
	wesentlich beigetragen. An den materiellen Erfolgen, die ihm berufliche 
	Tätigkeit und vorbildliche wirtschaftliche Gesinnung eintrugen, hatte auch 
	die Allgemeinheit, voran seine Gemeinde, doch auch die an irdischen Gütern 
	Armen in allen Teilen Deutschlands und der Welt einen die Vorschriften 
	unserer heiligen Religion weit übersteigenden Anteil. Die Wenigsten wussten, 
	wie reich dieser in der Stille und frei von Ehrgeiz wirkende, gütige Mensch 
	schenkte, viele wussten, wie froh er es tat, wie es ihm Herzenssache war, 
	und dass er die Freude des Schenkens auf andere zu übertragen wusste. Die 
	zwingendste Wirkung, die von ihm ausging, war nicht zum wenigsten auf die 
	Harmonie seines Wesens zu beziehen. Allem Extremen widerstrebte er nicht 
	minder, wie dem Lauten und Grellen, dem Neid und der Lieblosigkeit. 
	Dieser Adel zog vor allem auch viele junge jüdische Menschen in seine Nähe 
	denen er aus reichem jüdischen Wissen, froher Gottinnigkeit und tiefer 
	Weltkenntnis beglückend und beglückte spendete. Mancher Chaluz wird dem 
	Heimgang dieses Chasid (frommer Jude) drüben im Lande der Väter eine 
	Träne weihen. Denn in vielen stärkte er die Liebe zu Erez Israel, für das er 
	sich als Vertrauensmann von 'Lema’an Zijon' so manchesmal werbend einsetzte. 
	Die Jungen in seiner Gemeinde aber werden noch gar oft in den erhabenen 
	Tagen des jüdischen Jahres seiner in Wehmut gedenken, als eines würdigen 
	Schaliach Zibur (= 'Abgesandter der Gemeinde', der beim Gottesdienst 
	bestimmte Gebete spricht), der ihnen mit wohllautenden Sange, die 
	frommen Weisen im Ohr und Seele sang, und der ihnen zumal an Simchat Tora 
	(= Torafreudenfest) unermüdliche, immer wieder die segnenden Worte 
	des scheidenden Moses vortrug und danach den Segen des Ewigen auf ihre 
	eigenen jugendliche Häupter herabflehte. So mancher Zug, den unser Buch der 
	Bücher der erhabenen Gestalt des 'Vaters der Propheten' nachrühmt, 
	vornehmlich das Anu Meod wird sich in der Erinnerung seiner jungen 
	und alten Freunde mit dem Bilde des entschlafenen Moscheh Goldberg verbinden 
	und es in ihrer Brust frisch erhalten. Seine Seele sei eingebunden in den 
	Bund des Lebens."    
	Anmerkungen:  - '..vor der Schwelle des neuen Jahres': Gemeint ist 
	das jüdische Neujahrsfest im Frühherbst. vgl. 'Hohe Feiertage' (Rosch 
	Haschana-Neujahr und Jom Kippur- Versöhnungstag) 
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Rosch_ha-Schana 
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Jom_Kippur    
	- Religionsgesellschaft: https://de.wikipedia.org/wiki/Israelitische_Religionsgesellschaft_(Karlsruhe) 
	- Vorschriften unserer heiligen Religion: Hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Zedaka 
	- Chaluz: Pionier, gemeint sind die frühen Siedler im damaligen Palästina 
	- Erez Israel: Das Gelobte Land, das damalige Palästina 
	- Lema’an Zijon: 'Um Zions Willen'   
	- ...in den erhabenen Tagen: die Hohen Feiertage, siehe oben 
	- "Vater der Propheten" = Mose       | 
   
 
   
70. Geburtstag von Dr. David Mayer (1924)  
    
  
     
      Artikel in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des
      "Central-Vereins") vom 24. Juli 1924: "Dr. David
      Mayer, Geheimer Oberregierungsrat in Karlsruhe, vollendet am 25. Juli
      sein 70. Lebensjahr. Sein Name wird nicht nur in Baden mit stolzer
      Verehrung genannt, sondern seine unermüdliche, rastlose Tätigkeit auf
      allen Gebieten öffentlich jüdischen Lebens hat ihm die Wertschätzung
      weitester Kreise verschafft. Ein leuchtendes Denkmal seiner umsichtigen
      Fürsorge ist das 1912 gegründete Friedrich-Luisen-Hospiz
      in Bad Dürrheim, eines der schönsten jüdischen Heime unseres
      Vaterlandes. Allezeit ist ihm seine Gattin eine verständnisvolle
      Mitarbeiterin bei seinem segensreichen Schaffen gewesen. Wir gratulieren
      herzlichst!"         | 
   
  
    |   | 
   
  
     Anzeige in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des Central-Vereins)
      vom 28. August 1924: "Für die zum 70. Geburtstage mir gewidmeten
      Zuschriften und sonstigen Liebesbeweise sage ich, auch namens meiner
      Gattin, allerherzlichsten Dank. 
      Karlsruhe, 15. August 1924.  
      Geh. Oberregierungsrat Dr. D. Mayer."         | 
   
 
     
Zum Tod von Liebmann Strauß
(1927)         
  
     Artikel
      in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. November
      1927: "Karlsruhe, 30. Okt. In der Stunde, in welcher der 
	Jom HaKippurim (Jom Kippur = Versöhnungstag) bereits die Strahlen 
	seiner Heiligkeit über die Welt sandte, trug man in Karlsruhe einen Mann zur 
	ewigen Ruhe, welcher, geliebt von den Seinen, betrauert von einer Gemeinde, 
	eine große Lücke in dem Kreise der gesetzestreue Judenheit in Karlsruhe 
	hinterlassen hat. Liebmann Strauß, dessen Name weit über die Grenzen 
	dieser Stadt als eines wahrhaften Gottesfürchtigen bekannt war, wurde 
	im hohen Alter von 85 Jahren aus dieser Welt abberufen. Gebürtig aus
	Külsheim, einem kleinen, aber heute 
	noch gut jüdischen Städtchen in Baden, gelang es ihm, die hier erworbenen 
	jüdischen Kenntnisse im Frankfurt – in dem
	
	Frankfurt Samson Raphael Hirschs  – zu erweitern und zu vertiefen. 
	So war er wie kein anderer dazu geeignet, bei der Gründung der 
	Israelitischen Religionsgesellschaft in Karlsruhe, wohin er seinen Wohnsitz 
	verlegt hatte, in die Reihe der Männer zu treten, welche es unternahmen, den 
	Nivellierungsbestrebungen des damaligen Oberrats der Israeliten und des 
	Synagogenrats Karlsruhe mit dieser Gründung ein Paroli zu bieten. Mit ihm 
	hat die Adass Jeschurun (= Israelitische Religionsgesellschaft) ihren 
	letzten Gründer verloren. So war Liebmann Strauß zu allen Zeiten seines 
	gesegneten Lebens ein Mann der Tat, ein Mann der treuen Pflicht und dieses 
	hohe Pflichtbewusstsein zeichnete ihn nicht nur in seinem Berufe aus, 
	welcher ihm die Sorge für die Erfüllung eines heiligen Gebetes (Hebräisch) 
	für viele Tausende in jedem Jahr aufs Neue auferlegte, sondern auch sonst im 
	Leben war die Weisung Gottes ihm alleiniger Wegweiser zu allen seinen 
	Handlungen. Wir erinnern uns an den Brand, welcher im Juni 1871 die 
	Karlsruher Synagoge bis auf den Grund zerstörte und aus welchem Liebmann 
	Strauß unter Lebensgefahr sämtliche Torarollen (Sifrei Tora) rettete, 
	ohne zu beachten, dass sein neben dem brennenden Gotteshause liegendes 
	Anwesen, welches sein gesamtes Eigentum beherbergte, ebenfalls in hellen 
	Flammen stand. Der 'Israelit', welcher damals ausführlich über diesen Brand 
	berichtete, würdigte die hohe Tat dieses edlen Mannes in geziemender Weise. 
	Liebmann Strauß war ein Mann der Tat, so leitete er Jahrzehnte hindurch im 
	Vorstand und auch als ihr Präses, die Chewrah Kadischa (Heilige 
	Bruderschaft) in Karlsruhe, die Chewra Dawar tow 
	('Gesellschaft Gute Sache'), welche sich die heiligen Pflichten der 
	Nächstenliebe zur hohen Aufgabe gestellt hat. Jahrzehnte hindurch war er 1. 
	Vorsitzender der 'Frühsynagoge' und hat in dieser Zeit unermüdlich bis in 
	die letzten Jahre seines Lebens als Baal Tokea (Schofarbläser) 
	und ehrenamtlicher Vorbeter gewirkt. Gewiss war Liebmann Strauß durch 
	die Bescheidenheit seines Charakters nie der Mann der hohen Worte, aber 
	durch sein Leben und Wissen, durch seinen klugen und lebenserfahrenen Rat, 
	welcher sich auf tiefes jüdisches Wissen gründete, war er eine 
	Persönlichkeit, welche in Karlsruhe eine Stütze all derer bedeutete, welche 
	treu zu der Fahne des überlieferten Judentums hielten. Das Leben dieses 
	seltenen Mannes liegt heute abgeschlossen vor uns, möge es allen denen, 
	welche in seinem Sinne, in dem einzig richtigen Sinne, das Judentum 
	verstehen, als ein Beispiel fortwirken. Seine Seele sei eingebunden in 
	den Bund des Lebens."  
	Anmerkungen: - Liebmann Strauß:
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Matzenfabrik_Strauss  
	- Samson Raphael Hirsch:
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Samson_Raphael_Hirsch  
	- Israelitische Religionsgesellschaft = Adass Jeschurun: 
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Israelitische_Religionsgesellschaft_(Karlsruhe)      
	 
	- Synagogenbrand 1871: Siehe
	
	https://www.alemannia-judaica.de/karlsruhe_synagoge_a.htm über den Brand 
	in der Weinbrennner-Synagoge, Kronenstraße.        | 
   
 
      
60. Geburtstag von Isak Thalmann
(1928)        
  
     Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Dezember
      1928: "Karlsruhe, 17. Dezember. Herr Isak Thalmann, ein 
	Sohn des unvergessenen R. Gumpel Thalmann, - das Gedenken an den 
	Gerechten ist zum Segen -, ein verdientes Mitglied der hiesigen 
	Religionsgesellschaft, feiert am Heiligen Schabbat Paraschat Wajigasch 
	seinen 60. Geburtstag. Bemerkenswert ist, dass er als erster Barmizwoh jetzt 
	vor nahezu 50 Jahren (im Jahre 1880) in der damals neuen Synagoge Karl 
	Friedrichstraße sein Sidroh vortrug. Unter anderem war er stets eifriges 
	Mitglied des Chores, an dem er sich durch unermüdliche Mitarbeit verdient 
	gemacht hat und dem er seit über 40 Jahren angehört. 
	Seine vielen Bekannten in Nah und Fern dürfte es interessieren, dass Herr 
	Thalmann seit etwa 50 Jahren ununterbrochen Teilnehmer des noch bestehenden 
	historischen (Hebräisch) der Familie Ettlinger, Herrenstraße, ist. Auch dort 
	ist er beispielgebend und pünktlich.        
	Möge der Jubilar in gleicher Rüstigkeit und Frische diesen schönen jüdischen 
	Pflichten nachkommen (Alles Gute) bis 120 Jahre."    
	Anmerkungen: - R. Gumpel Thalmann: eigentlich Gabriel Thalmann   
	- Religionsgesellschaft
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Israelitische_Religionsgesellschaft_(Karlsruhe)  
	 
	- Paraschat Wajigasch 
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Wajigasch   
	- Barmizwoh: 
	https://de.wikipedia.org/wiki/Bar_Mitzwa  
	- Sidroh: Wochenabschnitt aus der Tora = Parascha 
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Parascha  
	- Ettlinger: Gemeint ist wohl die Familie von Rabbiner Jakob Ettlinger
	
	https://stadtlexikon.karlsruhe.de/index.php/De:Lexikon:bio-0611          | 
   
 
    
Artikel zum Tod von Ludwig Haas 
(geb. 1875 in Freiburg, gest. 1930 in Karlsruhe)   
 
Anmerkung: zu Ludwig Haas vgl. Wikipedia-Artikel
https://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_Haas_(Politiker)     
neuere Literatur: Ewald Grothe /Aubrey Pomerance / Andreas Schulz (Hrsg.): 
Ludwig Haas, Ein deutscher Jude und Kämpfer für die Demokratie. Droste, 
Düsseldorf. 2017 (Beiträge zur Geschichte des Parlamentarismus und der 
politischen Parteien. Band 174).   
 
  
     
      Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
      Waldeck" vom 8. August 1930: "Die Trauer um Ludwig
      Haas. Das am Sonnabend, den 2. August, nachmittags in Karlsruhe 
	erfolgte Ableben des deutschen demokratischen Führers Ludwig Haas, Mitglied 
	des Reichstages, hat die republikanischen Kreise Deutschlands in Trauer 
	versetzt. Seit der Jahreswende lag Ludwig Haas schwerkrank darnieder. Seine 
	politische Tätigkeit als Reichstagsabgeordneter und Vorsitzender der 
	demokratischen Fraktion des Reichstags hatte seitdem geruht. Doch stand er 
	bis zuletzt mit der Leitung der Deutschen Demokratischen Partei brieflich in 
	Fühlung. Er hatte dem Parteivorsitzenden Koch-Weser mitgeteilt, dass sein 
	Gesundheitszustand ihm eine ernste Spitzenkandidatur in seinem Wahlkreise 
	Thüringen nicht gestatte, er hatte sich aber bereiterklärt, auf der 
	Reichsliste zu kandidieren.  
	Dr. Ludwig Haas wurde am 16. April 1875 in Freiburg geboren, hat also ein 
	Alter von 55 Jahren erreicht. Er war einer der angesehendsten Rechtsanwälte 
	in Karlsruhe, seit 1912 gehörte er dem Reichstags an. Bei Kriegsausbruch 
	ging er als Freiwilliger ins Feld und erwarb an der Front sehr bald das 
	Eiserne Kreuz zweiter und erster Klasse. In den letzten Kriegsjahren war er 
	eine Zeit lang Leiter des jüdischen Dezernats bei der deutschen 
	Zivilverwaltung in Polen. 1918 war er in der badischen 'vorläufigen 
	Volksregierung' Minister des Innern und Staatsrat. 1919 wurde er in die 
	Verfassungsgebende Deutsche Nationalversammlung, später in den Reichstag 
	gewählt. Er wurde einer der aktivsten Führer des Reichsbanners 
	Schwarz-Rot-Gold. Er gehörte dem Hauptvorstand des Central-Vereins deutscher 
	Staatsbürger jüdischen Glaubens an und stritt bei jeder sich bietenden 
	Gelegenheit für jüdische Ehre und jüdische Bürgerrechte. 
	Nachrufe der führenden deutschen Presse: Die führende deutsche Presse 
	widmet Ludwig Haas ehrende Nachrufe. 
	Die 'Frankfurter Zeitung' schreibt: Allen demokratischen Menschen 
	Deutschlands über die Parteigrenzen hinaus, allen überzeugten 
	Gesinnungsdemokraten wird das Scheiden von Ludwig Haas in diesem Augenblick 
	schmerzlich sein und bangere Sorge erwecken als das zu anderer Zeit der Fall 
	wäre. Vielen deutschen Menschen wird er in seiner selbstlosen Hingabe, in 
	seinem leidenschaftlichen Bekenner- und Kämpfer- und Wirkungswillen für den 
	deutschen Volksstaat, für sein und unser Vaterland ein lebendiges Vorbild 
	bleibe. Ludwig Haas war Jude, liberaler Jude, stark seines Judentums sich 
	bewusst. Für sein Bewusstsein war es keine gewaltsam hergeholte historische 
	Konstruktion, wenn er immer wieder daran erinnerte, dass ein Großteil der 
	deutschen Juden seit tausend Jahren mit diesem Boden, vornehmlich dem Boden 
	der deutschen Rheinlande im weitesten Sinne, verbunden und verwachsen ist, 
	und dass selbst die im Mittelalter aus Deutschland vertriebenen Ostjuden an 
	ihrer damaligen deutschen Sprache (eben an der mittelalterlichen Form des 
	Jiddisch) treuer festgehalten haben als viele nichtjüdische deutsche 
	Auswanderer, es fertigbrachten. 
	Im 'Berliner Tageblatt' schreibt Ernst Feder; 'Mit Ludwig Haas 
	scheidet einer der besten aufrechten Männer, einer der reinsten und 
	vornehmsten Persönlichkeiten der republikanischen Demokratie. Für diesen 
	Mann, dem die Demokratie nicht nur Sache des Gedankens, sondern des 
	lebendigen Mitfühlens und des Miterlebens war, stand die Idee des Rechts und 
	der sozialen Gerechtigkeit im Mittelpunkt jeder politischen Arbeit. Von 
	dieser Zentralidee kämpfte er für die Gleichberechtigung aller Staatsbürger, 
	aller Klassen und Schichten, trat er in Deutschland und im Ausland für die 
	Annäherung und Verständigung der Nationen ein. Auch im Reichsbund jüdischer 
	Frontsoldaten stand dieser Hauptmann in der vordersten Front. Für den 
	demokratischen Gedanken, für die Entwicklung der parlamentarischen Republik, 
	für die deutsche Nation, ist sein Tod ein herber Verlust. 
	Wie aus Karlsruhe telegrafiert wird, ist in Baden die Trauer um Ludwig Haas 
	allgemein. Als Mensch wie als Politiker genoss er in ganz Baden 
	außerordentlich hohes Ansehen. Auch seine politischen Gegner schätzten seine 
	von Idealismus getragene Selbstlosigkeit. Die gesamte Presse Badens bis zu 
	den Blättern, die ausgesprochen rechts stehen, gedenkt in ausführlichen 
	Nachrufen des Wirkens des Verstorbenen und erinnern daran, dass Haas es war, 
	der in den Revolutionstagen 1918 mit Einlass des eigenen Lebens für Leib und 
	Leben der damaligen großherzoglichen Familie eintrat. Bei Ausbruch der 
	Revolution wurde Haas vorläufiger Volkskommissar, Minister des Innern und 
	damit zugleich Polizeiminister. Als am 11. November 1918 eine Matrosengruppe 
	Schüsse auf die Schlossfassade abgab, eilte Haas persönlich in die 
	Eingangshalle des Schlosses und wehrte mit einer Abteilung Soldaten den 
	Angriff ab. Zugleich sorgte er für die unbehelligte Abreise des 
	Großherzogspaars."    
	Anmerkungen:  - Dr. Ludwig Haas:
	
	https://www.karlsruhe.de/b1/stadtgeschichte/blick_geschichte/blick115/haas.de 
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_Haas_(Politiker,_1875)  
	- Koch-Weser: 
	https://de.wikipedia.org/wiki/Erich_Koch-Weser  
	- Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold:
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Reichsbanner_Schwarz-Rot-Gold  
	- Central-Verein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens:
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Central-Verein_deutscher_Staatsbürger_jüdischen_Glaubens
	 
	- Ernst Feder: 
	https://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Feder  
	- Revolution:
	
	https://www.leo-bw.de/themen/landesgeschichte/baden-im-19./20.-jahrhundert/baden-und-wurttemberg-in-der-novemberrevolution-1918
	 
	- Großherzogspaar: Großherzog Friedrich II. und Großherzogin Hilda von Baden
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_II._(Baden,_Großherzog)           
	 | 
   
 
     
Zum Tod von Kaufmann Saly Rothschild
(1934)      
  
     Artikel
      in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Mai
      1934: "Karlsruhe, 6. Mai. Wehmut und Träne bei vielen löste 
	der Tod des schlichten und doch so innig frommen Kaufmann Saly Rothschild 
	aus. Seine Bescheidenheit, seine freundlich zuvorkommende Liebenswürdigkeit 
	erwarben ihm die Zuneigung vieler, die des Verlustes sich bewusst geworden. 
	Die Israelitische Religionsgesellschaft verliert in ihm ein treues Mitglied, 
	auf das sie, wann immer es war, bei der Lösung ihrer Aufgaben zählen konnte. 
	Die Chewra Kadischa (Heilige Bruderschaft) wusste, dass sie zu jeder 
	Zeit bei der Erfüllung ihrer Ehrenpflichten auf seine Mitarbeit rechnen 
	durfte. Die Armen von nah und fern, die zu ihm kamen, verlieren einen 
	stillen Wohltäter, der in geheimer Verborgenheit Liebestätigkeit geübt.  
	Im Elternhaus hatte er es vor sich gesehen, gestützt und gefördert wurde er 
	hierin durch seine gleichgesinnte Gattin, die schlichte Frömmigkeit als 
	Familientradition ihm zugeleitet hat. (Nach Micha 6,8 'demütig wandeln 
	vor Gott' = ). Ein keusches Wandeln mit G'tt (= Gott) war sein Leben, 
	dem ein kurzes, schweres Leiden eine Grenze gesetzt hat. - Eine große 
	Beteiligung bei der Beerdigung legte Zeugnis ab von dem Ansehen, dass er 
	genoss. In ergreifenden Worten gab der Rabbiner der Israelitischen 
	Religionsgesellschaft Ausdruck dem Schmerz und der Trauer um den edlen Mann.
	Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."   
	Anmerkungen: - Zur Familie von Saly Rothschild:
	
	http://gedenkbuch.informedia.de/index.php/PID/12/name/3652.html  
	Israelitische Religionsgesellschaft:
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Israelitische_Religionsgesellschaft_(Karlsruhe) 
	     | 
   
 
    
70. Geburtstag von Dr. Eduard Biberfeld
(1934)         
  
     Artikel
      in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Oktober
      1934: "Personalien. Dr. phil. et med. Eduard Biberfeld, ein 
	Siebzigjähriger 
	Frankfurt a. M., 9. Oktober 
	Es ist sonst nicht unsere Gewohnheit, Geburtstagsfeiern einen besonderen 
	Artikel zu weihen. Wenn aber der 70. Geburtstag einem Manne gegönnt ist, der 
	mehr als irgend einer unserer Zeitgenossen, mit der Geschichte der 
	Orthodoxie in Deutschland verknüpft ist, dann ist es journalistische 
	Ehrenpflicht dieses Tages zu gedenken. Dies gilt doppelt von unserem Organ, 
	welches der Jubilar in früheren Zeiten so stark geistig befruchtet hat. 
	Breslau - Karlsruhe - Berlin, in diesen drei Brennpunkten des jüdischen 
	Lebens wurde und lehrte und wirkte Dr. Eduard Biberfeld. 
	Das alte Beshamedrasch (= Beth HaMidrasch) in Breslau! Wir wissen nicht, ob 
	noch ein Schatten von ihm vorhanden ist, aber in dem Jubilar lebt es. Dort 
	war stetige Einkehr der Toragrößen aus dem alten Litauen, und der 
	unerbittliche Wahrheitsgeist des Lernens dieser Männer, das auch die 
	Forschungsmethode des Siebzigjährigen kennzeichnet, ward dort dem Kinde 
	schon und dem Knaben eingeflößt. Zu den Füßen seines unvergesslichen Vaters
	- das Gedenken an den Gerechten ist zum Segen -, betreut von einer 
	Mutter altjüdischen, großen Formates, lernte er in Breslau bis zum 
	anbrechenden Jünglingsalter unermüdlich und kam, des Wissens und der 
	Ehrfurcht vor den Toragelehrten voll, nach Berlin. Es war die Blütezeit von 
	Rabbi Esriel Hildesheimer - das Gedenken an den Gerechten ist zum Segen 
	-, die Maienblüte des Rabbinerseminars, dessen Gründer den Jüngling alsbald 
	liebte und liebend beeinflusste. Was dem Beshamedrasch in Breslau fern 
	geblieben war, in der Adaß Jisroel Berlin pulste und flutete es damals 
	mächtig das gemeindepolitische Kämpfen um die Geltung der Toratreue. Die 
	innige Freundschaft, welche dem Jubilar stets mit dem gütigen Dr. Hirsch 
	Hildesheimer - das Gedenken an den Gerechten ist zum Segen - verband, 
	machte alsbald aus dem Lernenden eine Lehrenden; Dr. Biberfeld wurde 
	Journalist, wozu er kraft seines literarischen Feingefühls und 
	Ahnungsvermögens besonders begabt ist. Da zeigte es sich, dass die Luft des 
	alten Beshamedrasch eine ganz vorzügliche Vorschule für die öffentliche 
	Vertretung der orthodoxen Interessen ist und bleibt. 
	Man sagt in der Welt, dass Dr. Biberfeld eine schwer zugängliche, ja 
	manchmal schroffe Natur sei. Das entspricht den Tatsachen nicht. Wie hätte 
	er sonst überall die Besten an seinem jeweiligen Wirkungsort zu ehrlichen, 
	hingebenden Freunden gewinnen können. So in Karlsruhe, um nur einige zu 
	nennen: Die verewigten Vorkämpfer der Orthodoxie, einen Samuel Strauß, einen 
	Rafael Wormser. Dort hat der Jubilar mit dem prunklosen, aber um so 
	ehrlicheren Ausdruck seiner von Lebensbejahung durchglühten 
	Überzeugungstreue, lehrend Jung und Alt beglücken, kämpfend die Achtung der 
	Gegner erworben. 
	Bald ward ihm Gelegenheit geboten, zu beweisen, dass er auch zur technischen 
	Führung einer großen toratreuen Gemeinschaft die trefflichste Eignung 
	besitzt. Es nahte der Lebensabend seines großen Lehrers und die Adass 
	Jisroel berief den Jubilar zu Wardein der religiösen Betreuung der Gemeinde. 
	Da wurde Mustergültiges vorbereitet und geschaffen und von diesem Tage 
	verkörpert Dr. Biberfeld die Geschichte der Adass Jisroel. 
	Um Berlin, um der Sache der Orthodoxie in Deutschland sich ganz frei von 
	persönlichen Interessen widmen zu können, entschloss sich Dr. Biberfeld ganz 
	in den Spuren von Rabbi Akiba Eger, einen Beruf zu ergreifen, der ihn 
	befähigte, helfend und heilend in unabhängiger Weise zu schaffen. Doch ist 
	die medizinische Tätigkeit auch heute seine Nebentätigkeit. Seine 
	Haupttätigkeit gilt dem Leben der Tora. Ob er in den altehrwürdigen Räumen 
	der Berliner Beshamedrasch lehrt und forscht und schreibt, ob er hinaustritt 
	in die Arena des Kampfes für die unerschütterliche Grundlage der Reinheit 
	des Gemeindelebens, ob er mannhaft für die Größe und Wahrheit des religiösen 
	Lebens eintritt (vgl. Xanten und den Tierschutzkongress in Kopenhagen), ob 
	er die Gemeinde Adass Jisroel unermüdlich und allen Schwierigkeiten trotzend 
	mit einem mustergültigen Schulwerk begabt, ob er (vergl. Insbesondere seine 
	Tätigkeit bei der Reorganisation der Freien Vereinigung im Jahre 1907) den 
	ehrlichen Ruf nach gemeinsamer Interessenvertretung aller wahrhaft 
	Toratreuen erhebt, es ist immer dasselbe: Eine autark heroische Emunas 
	Chachamim (Vertrauen in die Weisen), ein tiefes Eindringen in deren 
	Geist und Leben. 
	Der Jubilar hat es stets abgelehnt, in den äußeren Formen an der Führung der 
	Orthodoxie teilzunehmen. Aber in seiner ungebrochenen Jugend ist und bleibt 
	er einer unserer besten Führer. (Alles Gute) bis 120 Jahre. P.K. 
	Anmerkungen: - Beshamedrasch = Beth HaMidrasch = Lehrhaus: zur Einrichtung 
	in Breslau siehe
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Jüdisch-Theologisches_Seminar_in_Breslau 
	 
	- "seines unvergesslichen Vaters": gemeint Abraham Biberfeld 
	- Zum Enkel Rabbiner Pinchas Paul Biberfeld vgl.
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Pinchas_Paul_Biberfeld  
	- Rabbi Esriel Hildesheimer:
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Esriel_Hildesheimer  
	- Adaß Jisroel:
	
	https://adassjisroel.de/gestern/schulwerk-der-adass-jisroel/  
	https://adassjisroel.de/  
	- Dr. Hirsch Hildesheimer:
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Hirsch_Hildesheimer  
	- Raphael Wormser: vgl. Artikel "Zum 
	Tod von Raphael Wormser" (1901)   
	- Samuel Strauß: vgl. Artikel
	"Gedächtnisfeier für 
	Samuel Strauß (Karlsruhe) in Fulda (1904)"   
	- Wardein: 
	https://de.wikipedia.org/wiki/Wardein  
	- Rabbi Akiba Eger: 
	https://de.wikipedia.org/wiki/Akiba_Eger  
	
	https://www.ojm.at/blog/2018/09/20/akiba-eger-der-geburtstag/  | 
   
 
   
Zum Tod von Minna Kaufmann, Gattin von Emil Kaufmann
(1934)     
  
     Artikel
      in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. November
      1934: "Karlsruhe, 1. Nov. Eine der rechtschaffenen Frauen 
	hat das gesetzestreue Judentum, hat insbesondere die Israelitische 
	Religionsgesellschaft in Minna Kaufmann, geb. Ascher, der Gattin 
	ihres Vorstandsmitglieds Emil Kaufmann, verloren. Ihr inhaltsreiches Leben, 
	ganz ausgefüllt von (Gottes-)furcht und Liebe hat durch einen 
	plötzlichen Tod einen unerwarteten Abschluss gefunden. In einem regelmäßigen
	Schiur bei dem Lehrer der Religionsgesellschaft bemühte sie sich, in 
	die Gebote der Tora, in den Sinn der Gebete einzudringen. Mit einer 
	aufopfernden Hingebung und Genauigkeit hielt sie die Weisungen (der Tora), 
	mit der ganzen Inbrunst ihres frommen Herzens flehte sie zu ihrem Schöpfer 
	im Gebet, mit vollendeter Hochherzigkeit übte sie Wohltätigkeit. Haus 
	und Hand öffnete sie Armen und Leidenden aus Nah und Fern, mitfühlend 
	linderte sie mit Rat und Tat Not und Schmerz. Jeder, der sie gekannt, 
	vermochte das Weh des Gatten und der Kinder nachzuempfinden und 
	mitzuempfinden. Die Halle vermochte das gewaltige Trauergefolge nicht zu 
	fassen. An der Bahre ließ Rabbiner Dr. Michalski, anknüpfend an die 
	Tage und Jahre des Lebens der Sarah die Tage und Jahre ihres Lebens mit 
	ihrem köstlichen Inhalt noch einmal vorüber gleiten. Herr Lehrer 
	Rabinovitz gab dem Schmerze der Familie, Herr Max Mayer dem der in dem 
	Geschäfte Tätigen in beredten Worten Ausdruck. Das Andenken an diese seltene 
	Frau lebt in ihrer Gemeinde fort. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund 
	des Lebens."   
	Anmerkungen: - Israelitische Religionsgesellschaft.
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Israelitische_Religionsgesellschaft_(Karlsruhe)  
	 
	- Rabbiner Dr. Michalski:
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Abraham_Michalski  
	- Sarah: 
	https://de.wikipedia.org/wiki/Sara_(Erzmutter)   
	- Lehrer Rabinovitz: Isaak Rabinovitz: 
	
	http://gedenkbuch.informedia.de/index.php/PID/12/name/3450.html         | 
   
  
    |     | 
   
  
     Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 
	8. November 1934: "Unerwartet und plötzlich verschied heute Nacht ½ 3 
	Uhr nach einem segensreichen, rastlosen Wirken meine innigstgeliebte Frau, 
	unsere herzensgute, treubesorgte Mutter, Großmutter, Schwester und Tante 
	Frau Mina Kaufmann, geb. Ascher 
	im Alter von 57 Jahren. Wer die allzufrüh Verblichene kannte, weiß unseren 
	Verlust zu ermessen.   
	Karlsruhe, den 28. Oktober 1934 
	Nowackanlage 13 Der tieftrauernde Gatte Emil Kaufmann nebst Kindern und 
	Geschwistern."     | 
   
 
    
Ergänzung zum Nachruf für Frau Minna Kaufmann geb. Ascher
(1934)       
  
     Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
      15. November 1934: "Karlsruhe, 12. Nov. Zu dem Nachruf auf Frau 
	Minna Kaufmann geb. Ascher sei noch ergänzend nachgetragen, dass am 
	Grabe auch Herr Jakob Altmann im Namen der Verwaltung der 
	Israelitischen Religionsgesellschaft tiefempfundene Worte der Trauer 
	gesprochen hat."    
	Anmerkung: - Jakob Altmann:
	
	http://gedenkbuch.informedia.de/index.php/PID/12/name/51.html         | 
   
 
    
Zum Tod von Rabbi Josef Heller
(1935)        
  
     Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit"
      vom 31. Januar 1935: "Karlsruhe, 29. Jan. Am letzten Sonntag 
	wurde hier Rabbi Josef Heller zu Grabe getragen. Der Heimgegangene war, ein 
	Nachkomme von Rabbi Jomtow Lipmann Heller, Verfasser des Tossefot 
	Jom tow und hatte sich als Toragelehrter und Mann der Tat sehr verdient 
	in seinem Kreise gemacht. Am Grabe rühmt Herr Rabbinner Dr. Michalski 
	die Eigenschaft des Heimgegangenen, worauf Rabbi Herz Steinmetz in 
	einer tief zu Herzen gehenden Hespedrede ein umfassendes Bild Rabbi Hellers 
	entwarf und den gewaltigen Verlust besonders für die östliche Kolonie der 
	badischen Hauptstadt schilderte. War er doch einer der ersten Gründer, der 
	hier segensreich wirkenden Talmud Tora-Schule und ging doch sein 
	höchstes Streben dahin, im Rahmen dieser Schule die Jugend zur Tora und zur 
	Gottesfurcht zu erziehen. Von seiner chassischen Begeisterung übertrug er 
	auf seine Umgebung, und kann ohne Übertreibung festgestellt werden, dass es 
	seinem Verdienste zuzuschreiben ist, wenn, im Gegensatz zu anderen Städten, 
	die östliche Jugend in Karlsruhe im Ganzen noch treu zur Thora hält. Rabbi 
	Josef Heller wird bei uns in gesegnetem Andenken bleiben. Seine Seele sei 
	eingebunden in den Bund des Lebens."   
	Anmerkungen:   - Rabbi J.L. Heller: Rabbiner Jomtow Lipmann Heller
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Jomtow_Lipmann_Heller  
	-  Hespedrede: Trauerrede:  
	
	https://www.juedische-allgemeine.de/glossar/hesped/  
	-  Rabb. Dr. Michalski: Rabbiner Dr. phil. Abraham Michalski:
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Abraham_Michalski  
	-  Rabbi Herz Steinmetz: Rabbiner Naftali Herzel Steinmetz: 
	
	http://gedenkbuch.informedia.de/index.php/PID/12/name/4152.html    | 
   
 
   
Zum Tod von
Aron Hanauer (1936)         
  
     Artikel
      in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. August
      1936:  "Karlsruhe, 6. Aug. In ungeminderter Stärke 
	wird in den religiösen Kreisen unserer Stadt der Verlust eines wahren treuen 
	und lieben Jehudi beklagt: Aron Hanauer, in die Familie des Rabbi 
	Jakow Ettlinger hineinreichend, ist, von
	
	Frankfurt, wo er im Krankenhause Hilfe von einem schmerzhaften Leiden 
	suchte, nicht lebend zurückgekehrt. Wie sein Vater war auch er ein gesuchter 
	Mohel. Neben seiner Berufstätigkeit fand er stets Zeit, in die Chewroh Dowor 
	tauw und in der Chewroh Kadischoh tätiges, eifriges Mitglied zu sein, nichts 
	vermochte ihn zurückzuhalten, seinen Pflichten als Jehudi Genüge zu leisten. 
	An seiner Gattin hatte er die gleichgesinnte Lebensgefährtin, in seinen 
	Kindern die Freude und den Stolz seines Lebens gefunden. In der 
	Israelitischen Religionsgesellschaft, in der Frühschul und in dem 
	Ettlinger’schen Minjan wusste man, dass man beim Lernen und beim Beten auf 
	ihn als einen der Pünktlichsten und Regelmäßigsten zählen konnte, dessen 
	Andenken erhalten bleibt bei all denen, die ihn gekannt. Seine Seele sein 
	eingebunden in den Bund des Lebens."  
	Anmerkungen:   -  Jehudi: frommer Jude 
	-  Rabbi Jakow Ettlinger:https://de.wikipedia.org/wiki/Jakob_Ettlinger   
	
	https://stadtlexikon.karlsruhe.de/index.php/De:Lexikon:bio-0611  
	 
	-  Minjan:  
	https://de.wikipedia.org/wiki/Minjan  
	-  Mohel: 
	https://de.wikipedia.org/wiki/Mohel  
	-  Chewro Kadischoh:
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Chewra_Kadischa   
	-  Israelitische Religionsgesellschaft:
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Israelitische_Religionsgesellschaft_(Karlsruhe)  
	        | 
   
 
  
Über einen Briefwechsel zwischen Dr. Richard Fuchs
(Karlsruhe) und Karl Wolfskehl (1937)       
  
     Artikel
      in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des
      "Central-Vereins") vom 27. Mai 1937: "Dichter und 
	Komponist 
	Ein Briefwechsel zwischen Richard Fuchs und Karl Wolfskehl 
	Dr. Richard Fuchs (Karlsruhe) hat, wie wir in Nr. 19 vom 13. Mai mitteilten, 
	für sein Opus 'Vom jüdischen Schicksal' den Preis des Reichsverbandes der 
	jüdischen Kulturbünde in Deutschland für ein Chorwerk mit 
	Orchesterbegleitung erhalten. Diesem Werk liegen Texte von Karl Wolfskehl 
	und Süsskind von Trimberg 
	zugrunde. Zwischen dem Komponisten und dem Dichter Wolfskehl fand vor 
	Einreichung der Partitur und nach Bekanntgabe des Preisausschreibens ein 
	Briefwechsel statt, den wir nachstehend auszugsweise wiedergeben. 
	Die Schriftleitung  
	Karlsruhe, 2. Januar 1937. Herrn Karl Wolfskehl. Recco b. Genua 
	Sehr verehrter Herr, 
	Sie müssen diese trockene Anrede entschuldigen, Titel kenne ich von Ihnen 
	keine, und 'verehrter Herr Dichter' kann ich doch nicht schreiben, obwohl 
	ich das gerne tun würde… 
	Ich habe einen Teil ihrer Gedichte in Musik gesetzt, zusammen mit einem 
	alten Gesang des Süsskind von Trimberg. 
	In der Reihenfolge, wie es auf beiliegendem Durchschlag zu sehen ist. 
	Die Worte des Süsskind überbrücken geistig einige Jahrhunderte und bringen 
	sie mit dem gewaltigen Klang Ihres Gedichtes zusammen, wobei gewisse Zitate 
	in der Musik einen inneren Sinn aufdecken, den kein Mensch hat ahnen können… 
	Süsskinds Worte wirken textlich und in der Musik wie eine Beschwörung eines 
	Geistes aus dem Mittelalter und es hat für mich, vielleicht auch für Sie? - 
	einen wehmütigen Reiz, einem Ur- vor Alten geistig gewissermaßen die Hand 
	reichen zu dürfen….   Dr. Richard Fuchs. 
	 
	'Recco (Genua), 6. Januar 1937 
	Sehr verehrter Herr Komponist, 
	Sie sehen, ich tue das, was Sie sich nicht verstatten und damit mir 
	vorenthielten. Wie könnten zwei Künstler sich besser, richtiger, ehrender 
	anreden als mit dem Werknamen, der und nur der macht doch ihren Charakter 
	aus. Dies soll beileibe kein Einwand sein oder gar eine Zurechtrückung, 
	sondern bloß unmittelbarer Ausdruck meiner Sinnesart. Und freilich darüber 
	hinaus noch etwas anderes: Der Ausdruck meiner Freude über, den Spannung auf 
	Ihr Werk. Nach der dichterischen Seite ist die Gruppierung Ihres Chorwerkes 
	ganz vortrefflich. Der starke Auftakt, das elegische Fluten und endlich der 
	beides vereinende, in sich fassende und dabei doch ferngewiss verdrängende 
	Schlusschor, das ist als Struktur sehr schön. Ein ganz besonders 
	lieblich-wehmütiger und rein ästhetisch als Fermate wirksamer Einfall ist 
	es, gleich hinter dem Auftakt die melancholischen Zeiten des Trimbergers zu 
	bringen; Ebenklang und Gleichgeschehen, das durch sieben Jahrhunderte 
	herübertönt!… 
	Ihr sehr ergebener Karl Wolfskehl.' 
	 
	'Karlsruhe, 12. Januar 1937 
	Sehr verehrter Dichter, 
	diese Anrede gibt einem doch einen Schock, einfach deshalb, weil zu jedem 
	anderen Künstlerberuf eine gewisse Art von Handwerk gelernt werden muss, 
	während jedes Kind glaubt, die Sprache als solche zu können. 
	Ihr Antwortbrief hat mich zu meinem freudigen Schreck empfinden lassen, dass 
	Sie die künstlerische Idee der gewählten Reihenfolge der Gedichte, schon 
	ohne die Musik zu kennen, intuitiv erfasst haben. Aus Ihren weiteren Worten 
	entnehme ich, wie groß Ihre Aufnahmefähigkeit für Musik überhaupt ist, und 
	da inzwischen die Photokopien angekommen sind, überlege ich nicht lange, 
	sondern sende Ihnen anbei eine Partitur und einen Klavierauszug….   
	Am liebsten würde ich selbst einmal zu Ihnen nach Recco kommen, vielleicht 
	kann ich es in diesem Winter ermöglichen. Ich habe das Werk, wie ich schon 
	schrieb, zu einem Preisausschreiben eingesandt und kann natürlich jetzt 
	meinen Namen nicht öffentlich nennen. Davon abgesehen, jedoch wird eine 
	Aufführung nicht nur materielle Schwierigkeiten haben… Und nun empfehle ich 
	mein Werk Ihrer Kritik. 
	In ausgezeichneter Hochachtung  Ihr sehr ergebener Dr. Richard Fuchs' 
	 
	Am 19. Januar bestätigt Wolfskehl den Empfang der Noten. Am 10. Mai teilt 
	Richard Fuchs dem Dichter Wolfskehl die Tatsache mit, dass das Chorwerk 
	preisgekrönt worden sei und fügt hinzu: 'Es drängt mich, Ihnen zu danken, 
	für die anregende Kraft Ihrer gewaltigen Dichterworte und ich glaube, dass 
	in der gefundenen Vertonung uns beiden ein Werk gelungen ist das einmal 
	dereinst kein schlechtes Zeugnis geben wird für den heroischen Geist, mit 
	dem wir unser ungeheures Schicksal zu erleiden befähigt waren… 
	Und nun bitte ich Sie herzlichst, mir bald zu sagen, ob und wie Sie selbst 
	schon Gelegenheit hatten, das Werk am Klavier zu hören.' 
	 
	Der Dichter erwidert am 12. Mai: 
	'Ihr Brief heischt und erhält sofortige Antwort! Antwort? Mehr: Widerhall 
	und freudigen Glückwunsch! Wie schön, dass der Spruch der Wissenden so 
	einhellig, so stark für Sie zeugt und für Ihr Werk! Ich habe Ihnen von 
	Herzen zu danken, dass, was ich gesprochen, in Ihnen schöpferisch gewaltet 
	hat. 'Muss nicht der Schenkende danken, dass der Empfangende nahm?' Und 
	welche Wechselwirkung bei solchem Zusammenspiel! Jeder gibt, jeder empfängt. 
	Noch brennender ist nun mein Verlangen, Ihr Werk kennen zu lernen. Noch 
	brennender und doch immer noch in Entfernung gerückt seine Erfüllung. Keinen 
	Menschen habe ich finden können, trotz vielfachen Bemühens, der Sie mir 
	hätte interpretieren mögen…  
	Nur so viel für heute. Halten Sie mich bitte auf dem Laufenden oder machen 
	Sie mich zum Mitlaufenden auf dem Geburtsweg und Werdegang Ihres Werkes. Ich 
	folge mit größter Spannung und Sympathie.' 
	Anmerkungen: - Über Dr. Richard Fuchs:
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Richard_Fuchs_(Komponist) 
	
	https://ka.stadtwiki.net/Richard_Fuchs  
	
	https://www.geni.com/people/Richard-Fuchs/6000000000387830078  
	Dr. Richard Fuchs war der Bruder des bekannten Fußballnationalspielers 
	Gottfried Fuchs: 
	https://de.wikipedia.org/wiki/Gottfried_Fuchs    
	
	http://www.schule-bw.de/faecher-und-schularten/gesellschaftswissenschaftliche-und-philosophische-faecher/landeskunde-landesgeschichte/module/bp_2016/der_industrialisierte_nationalstaat/beitraege_karlsruher_juden_zur_modernisierung_ihrer_stadt/ab4b.pdfadtlexikon.karlsruhe.de/index.php/De:Lexikon:bio-0503  
	
	https://www.youtube.com/watch?v=o3wQCTVAXpA  
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Richard_Fuchs_(Komponist)  
	
	https://ka.stadtwiki.net/Richard_Fuchs  
	
	https://www.geni.com/people/Richard-Fuchs/6000000000387830078    
	-  Über Familie Fuchs:
	
	http://gedenkbuch.informedia.de/index.php/PID/12/name/1124.html  
	-  zu Karl Wolfskehl: 
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Wolfskehl  
	
	https://www.p-stadtkultur.de/der-verbannte-dichter-karl-wolfskehl-1869-1948/
	 
	
	https://www.darmstadt-stadtlexikon.de/w/wolfskehl-karl.html  
	
	https://www.lagis-hessen.de/pnd/118634976  
	- Süsskind von Trimberg:
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Süßkind_von_Trimberg  
	
	http://www.alemannia-judaica.de/trimberg_juedgeschichte.htm  
	
	http://www.minnesang.com/Saenger/suesskind.html  
	
	https://www.hss.de/news/detail/portraits-juedischer-persoenlichkeiten-news7908/      | 
   
 
    
Wegzug von Max Heinemann
(1937)          
  
     Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Juli
      1937: "Karlsruhe, 19. Juli. Durch den Wegzug des Herrn Max 
	Heinemann verliert die hiesige Chewrah Kadischa ihren zweiten Gabbe, der 
	in den 40 Jahren seiner Mitgliedschaft und in den 7 Jahren seiner 
	Vorstandschaft rastlos geweiht hat. Auch die Schiurim der Chewrah hat er in 
	Vertretung der Dozenten geleitet. In der Israelitischen 
	Religionsgesellschaft war er und seine ganze Familie durch eine 
	unübertreffliche Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft bekannt. Jeder, der 
	bei ihm lernen wollte, fand in ihm einen allzeit bereiten Lehrer. Alle 
	Verehrung und Dankbarkeit seiner Freunde kam bei einem von der Chewrah 
	Kadischa veranstalteten Abschiedsabend zum Ausdruck, an dem die Redner in 
	Worte kleideten, was alle Anwesenden empfanden. In die besten Wünsche für 
	die Zukunft klang dies aus." 
	Anmerkungen:  - Chewrah Kadischa:
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Chewra_Kadischa  
	- Gabbe: 
	https://de.wikipedia.org/wiki/Gabbai_(Synagoge)   
	- Schiurim: Plural von Schiur,
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Schi'ur  
	- Israelitische Religionsgesellschaft:
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Israelitische_Religionsgesellschaft_(Karlsruhe)   
	 | 
   
 
   
Zum Tod von Gertrude Heinemann
(1938)          
  
     Artikel
      in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. März
      1938: "Karlsruhe, 3. März. Am 27. Adar I (= 28. Februar 1938) 
	hauchte Frau Gertrude Heinemann geb. Altmann, im Alter von 66 Jahren 
	in Marienbad, wohin sie vor einem Jahre mit Gatten und Tochter übergesiedelt 
	war, ihre reine Seele aus. Die Verstorbene, Tochter des altbekannten Leopold
	Altmann, Kattowitz, sah ihren Stolz darin, in der Tradition dieses 
	Patrizierhauses weiterzuleben und in ihrer zweiten Heimat Karlsruhe, 
	als würdige Tochter dieses frommen Vaterhauses, weiter zum Segen aller zu 
	wirken, das echte Gemilas Chesed, die Zedoko in der Karlsruher 
	Kehilla zu fördern. In diesem Sinne erzog sie ihre Kinder an der Seite ihres 
	gleichgesinnten Gatten zu wahren Jehudim und übertrug diese edlen 
	Charaktereigenschaften auch auf Fernstehende. Ungebeugt von des Geschickes 
	rauher Hand stand sie aufrecht, gestärkt durch seitens G’ttvertrauen, immer 
	vorwärts schauend. So spornte sie ihre Kinder an und wirkte 
	charakterstärkend auf so viele Menschen, die ihre Gottesfurcht und 
	Gastfreundschaft bewunderten und ihrem hingebungsvollen Wirken ein 
	unvergängliches Denkmal setzten. Wir alle, die ihre Freundschaft, ihre 
	Uneigennützigkeit, ihre Aufopferung zu erproben, mehr als einmal Gelegenheit 
	gehabt haben, wollen ihr Andenken hochhalten. Ihre Seele sei eingebunden 
	in den Bund des Lebens. S. Th. 
	Anmerkungen: - Gemilas Chesed: Die uneigennützige, liebevolle Zuwendung zu 
	einem Menschen in Not; Hilfsbereitschaft, Wohltätigkeit. Vgl.
	
	https://www.juedische-allgemeine.de/glossar/chesed/  
	- Zedoko: Zedaka, Gerechtigkeit, die nicht konfessionell gebunden ist 
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Zedaka    
	Kehilla: Gemeinde   
	Jehudim: Fromme und wohltätige Juden, die jedermann helfen, der in Not ist.       | 
   
 
   
Zum Tod von Nathan Bär
(1938)         
  
     Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
      24. März 1938: "Karlsruhe, 23. März. In dem plötzlich 
	verstorbenen Nathan Bär - er ruhe in Frieden - verliert die 
	Israelitische Religionsgesellschaft ein treues, allezeit einsatzbereites 
	Mitglied. Unterstützt von seiner Gattin, die ihn in vielen Krankheitstagen 
	mit aufopfernder Hingebung gepflegt hat, hat er stets für die Interessen der 
	Religionsgesellschaft weitgehendstes Interesse gezeigt. Kurz vor seinem Tode 
	kamen seine Tochter und deren Gatte, in deren Haus er seinen Lebensabend 
	verbrachte, vom Grabe seines an der Somme gefallenen jüngsten Sohnes, der 
	Leutnant in der Maschinengewehrabteilung gewesen, zurück. Unmittelbar danach 
	setzte ein Herzschlag seinem Leben ein Ende. Am Heldengedenktag vereinte 
	sich die Trauer um ihn, der Rabbiner Dr. Michalski bewegten Ausdruck 
	gab, mit dem Gedanken um diesen Helden. G’ttergeben wie sein ganzes Leiden 
	hat N. Bär den Verlust des Sohnes getragen. Möge die innere Anteilnahme 
	weiter Kreise der Gattin und den Kindern zum Trost gereichen. Seine Seele 
	sei eingebunden in den Bund des Lebens."   
	Anmerkung: -  Israelitische Religionsgesellschaft:
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Israelitische_Religionsgesellschaft_(Karlsruhe)  
	 
	-  Rabbiner Dr. Michalski: Rabbiner Dr. Abraham Michalski
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Abraham_Michalski       | 
   
 
   
Zum Tod von Isak Ettlinger
(1938)         
  
     Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit"
      vom 28. Juli 1938: "Karlsruhe, 25. Juli. Durch den Heimgang 
	des Herrn Isak Ettlinger - das Gedenken an den Gerechten ist zum 
	Segen - hat die Israelitische Religionsgesellschaft einen schmerzlichen 
	Verlust erlitten. Einer der Treuesten wurde ihr nach kurzem Krankenlager 
	durch seinen Tod entrissen. Traditionen frommer Ahnen, insbesondere seines 
	Großvaters, des Altonaer Rabbiners Rebbe Jokew Ettlinger - das Gedenken 
	an den Gerechten ist zum Segen -, waren im Hause seiner edlen Eltern ihm 
	zugeleitet worden. In dem Verklärten waren sie unerschütterlich verankert 
	und verwurzelt. Tora, Gottesdienst und Wohltätigkeit bildeten die 
	Krönung seines Lebens, dessen arbeitsreicher Inhalt der Sorge für die Seinen 
	und für seine Mitmenschen galt. Er war ein regelmäßiger Besucher der 
	Schiurim (Toralehrstunden) und der Synagoge der Israelitischen 
	Religionsgesellschaft. In dieser, wie auch in der Frühschule, besonders aber 
	in dem von seinen Eltern übernommenen und mit Aufopferung aufrecht 
	erhaltenen Ettlinger’schen Minjan, war er ein mit großem Engagement 
	erfüllter ehrenamtlicher Vorbeter. Man wusste, er verstand den Sinn 
	der Gebete und sein Herz war dabei. Die Demut und die Innigkeit, mit der er 
	betete, war ergreifend. Unvergesslich aber bleibt allen Karlsruher Juden 
	sein rastloses Liebeswerken in der Chewra Kadischa. Jahrzehntelang 
	gehörte er ihr als tätiges Mitglied an, die letzten Jahre hindurch war er 
	ihr Gabbai, der durch hingebungsvolles, bis zur Selbstaufopferung 
	gegebenes Beispiel den Mitgliedern unerreichtes Vorbild war. Mit Rat und Tat 
	stand er jedem willig und gern zur Seite. Er hielt die Erinnerungen an die 
	vergangenen Geschlechter wach. Ein Stück der jüdischen Geschichte 
	Altkarlsruhes sank mit ihm, dessen Eltern zu den Gründern der Israelitischen 
	Religionsgesellschaft gehörten, ins Grab. Bei der Beerdigung, die unter der 
	Beteiligung weitester Kreise erfolgte, gab Herr Rabb. Dr. Michalski 
	dem Schmerz und der Wehmut Ausdruck, die alle erfüllte, die ihn gekannt. 
	Herr Lehrer J. Rabinowitz kleidete den Dank der Chewra Kadischa
	in Worte, die ein getreues Bild seines Lebens widergaben. Möge sein 
	Verdienst der Gattin und den Kindern beistehen. Seine Seele sei 
	eingebunden in den Bund des Lebens."    
	Anmerkungen:  -  Frühschule: Frühgottesdienst  
	-  Israelitische Religionsgesellschaft:
	
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Israelitische_Religionsgesellschaft_(Karlsruhe)  
	 
	-  Rebbe Jokew Ettlinger:
	
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Jakob_Ettlinger und 
	
	
	https://stadtlexikon.karlsruhe.de/index.php/De:Lexikon:bio-0611
	 
	-  Chewra Kadischa: https://de.wikipedia.org/wiki/Chewra_Kadischa 
	-  Gabbai: 
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Gabbai_(Synagoge)    
	-  Rabbiner Dr. Michalski: Rabbiner Dr. Abraham Michalski
	
	
	https://de.wikipedia.org/wiki/Abraham_Michalski   
	-  Lehrer J. Rabinowitz: Isaak Rabinowitz
	
	
	http://gedenkbuch.informedia.de/index.php/PID/12/name/3450.html 
	        | 
   
 
    
Todesanzeige
für den nach der Deportation umgekommenen Adolf Heimberger (1942)    
Anmerkung: Adolf Heimberger ist am 26. Mai 1866 in Sindolsheim
als Sohn von Aron Heimberger und Rebekka geb. Friedberger geboren. Er ist in
Sindolsheim aufgewachsen. Nach Abschluss seiner Ausbildung war er kurze Zeit
(wann?) in Kuppenheim als Religionslehrer
tätig. Danach übernahm er die Stelle des Kastellans
("Kirchendiener") in der Karlsruhe Synagoge. Adolf Heimberger
wurde am 22. Oktober 1940 nach Gurs deportiert und starb im Lager Noé am 14.
Januar 1942 an Hunger. Seine Frau Wilhelmine hat die Lagerzeit überlebt und
starb 1952 in Baltimore/USA.     
Weiteres siehe im Gedenkbuch
für die Karlsruhe Juden zu Adolf Heimberger.     
  
     Anzeige
      in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Januar 1942:  
      "Mein geliebter Mann, unser geliebter Vater und Großvater  
      Adolf Heimberger  
      ist unerwartet im Camp Noé gestorben.  
      Wilhelmine Heimberger Camp Noé   
      Familie Niedermann  Rivesaltes   
      Familie Straus   
      Emil Heimberger  1724 Ruxton Ave., Baltimore, Md."   | 
   
 
   
   
   
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen    
Anzeige des Manufakturwarengeschäftes S. Guggenheim
(1872)      
  
     Anzeige
      in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. April
      1872: "In mein Manufakturwaren-Geschäft en détail, Samstag und 
	Feiertag geschlossen, wird gleich nach Ostern zum Eintritt ein Ladenmädchen 
	(Israelitin) aus guter Familie gesucht. Vorzug erhalten solche, die schon in 
	derartigen Geschäften konditioniert haben. 
	Karlsruhe, 1. April 1872. S. Guggenheim."       | 
   
 
    
Anzeige
des Mehl-, Produkten- und Kolonialwaren-Engros-Geschäftes N. J. Homburger
(1914)         
  
     Anzeige
      in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 27. März
      1914: "Lehrling gesucht 
	in mein Mehl-, Produkten- u. Kolonialwaren-Engrosgeschäft. Samstag und 
	Feiertage geschlossen.   
	N. J. Homburger    Karlsruhe in Baden."   | 
   
 
   
Anzeige
der Ledergroßhandlung Haber & Klein (1920)        
  
     
      Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
      vom 26. Juli 1920: "Lehrlings-Gesuch 
	Wir suchen zum baldigen Eintritt einen Lehrling aus achtbarer Familie. 
	 
	Haber & Klein.  Ledergroßhandlung.  Karlsruhe i. B."      "               | 
   
 
  
Hochzeitsanzeige
für Jakob Altmann und Ruth Falk (1930)        
  
     Anzeige
      in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Juni
      1930: "Zu der am Montag, 9. Juni/ - so Gott will - stattfindenden 
	TRAUUNG unserer Kinder 
	JAKOB und RUTH 
	beehren wir uns, Verwandte, Freunde und Bekannte höflich einzuladen 
	Maier ALTMANN und Frau, Karlsruhe-Pforzheim 
	Frau Rektor B. FALK,
	
	Frankfurt a. M.  
	Trauung und Empfang: Frankfurt a. M., 1 ½ Uhr 
	Israelitische Volksschule, Röderbergweg 29."         | 
   
 
      
      
      
Sonstiges
zu jüdischen Personen / Persönlichkeiten aus Karlsruhe   
 
  
    | März 2012 / Mai
      2013:
       Literaturhinweis
      und Straßenbenennung zu Julius Hirsch    | 
   
  
     
      Werner Skrentny: Julius Hirsch. Nationalspieler. Ermordet.
      Biografie eines jüdischen Fußballers. Verlag
      "Die Werkstatt" Göttingen 2012.  
      Julius Hirsch (1892-1943, für tot erklärt 1945) wurde in Achern, Heilanstalt Illenau, geboren, und gehörte dem Karlsruher Fußball-Verein an. Als erster deutscher Fußballspieler wurde er mit zwei unterschiedlichen Vereinen Deutscher Meister (1910 Karlsruher FV, 1914 SpVgg Fürth), er war Olympiateilnehmer 1912 in Stockholm.
      Bis auf die Fürther Jahre und den 1. Weltkrieg hat Julius Hirsch zeitlebens in Karlsruhe gelebt.   
      Der Deutsche Fußball-Bund vergibt seit 2005 alljährlich den "Julius-Hirsch-Preis" für das Engagement gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit.  
      Das Buch berücksichtigt auch das Schicksal von Gottfried Fuchs, Glaubensgenosse von Hirsch und bis heute erfolgreichster deutscher Torschütze in einem Länderspiel (1912 Olympische Spiele, zehn Tore gegen Russland). Gottfried Fuchs war ebenfalls Karlsruher, er siedelte 1929 nach Berlin über, emigrierte 1938 in die Schweiz, von dort nach Frankreich und 1940 nach Kanada, wo er als Godfrey E. Fochs 1972 in Montreal verstarb. | 
   
  
    |    | 
   
  
    Buchvorstellung ("Buch der Woche")
      auf der Website des Deutschlandfunks:   
      Artikel von Herbert Fischer-Solms vom 3. Juni 2012: "Der jüdische
      Fußballer Julius Hirsch...."   
      Link
      zum Artikel     | 
   
  
    |   | 
   
  
    Mitte Mai 2013:
      Der Gemeinderat der Stadt Karlsruhe hat einstimmig beschlossen, dass am
      früheren KFV-Stadion ein Stück des Karlsruher Wegs künftig Julius
      -Hirsch-Straße heißt und der KFV-Gedenkplatz an der Ecke der
      Berliner Straße Gottfried-Fuchs-Platz.    
      Vgl. die Informationen zu Julius Hirsch und Gottfried Fuchs auf der Website
      des Karlsruher Fußballvereins      | 
   
  
    |   | 
   
  
    | April
      2017:
      Literaturhinweis zu Gustav Landauer    | 
   
  
     
      Gustav Landauer ist am 7. April 1870 in Karlsruhe als zweites Kind des
      jüdischen Schuhwarenhändlers Hermann Landauer und seiner Frau Rose geb.
      Neuburger geboren. Er besuchte in Karlsruhe das Bismarck-Gymnasium.  
      Zu seiner weiteren Biographie siehe Wikipedia-Artikel "Gustav
      Landauer": https://de.wikipedia.org/wiki/Gustav_Landauer    
      Informationen über das Buch siehe pdf-Datei
      zum Buch (Verlagsinformationen).    | 
   
 
    
Erinnerungen an die Auswanderungen im 19. Jahrhundert:  
Grabstein in New York für Julius Bruno aus Mannheim (1827-1886) und Emilie
Bruno geb. Hochstädter aus Karlsruhe (1834-1889)        
Anmerkung: das Grab befindet sich in einem jüdischen Friedhof in NY-Brooklyn.
      
  
        | 
    Grabstein für "Julius Bruno   
      Born in Mannheim Sept. 6, 1927  
      Died May 14. 1886" und  
      "Emilie Bruno née Hochstaedter  
      Born at Karlsruhe Nov. 8, 1834.  
      Died Nov. 19, 1889".    | 
   
 
    
     
 Dokument zur Geschichte der Familie
Model in Karlsruhe    
 
 
  
    Aus alten
      Tagebüchern und Erinnerungen der Familien Hirsch, Strupp,
      Eisenberg   
      Familienchronik von 1924 - aufgezeichnet von Betty Schunk geb. Hirsch   
        | 
   
  
    Aus dem Leben meiner Eltern und Großeltern
      sind mir wohl Erinnerungen geblieben, jedoch kann ich mich nicht für die
      Richtigkeit der Zeitangaben verbürgen, denn es liegen Jahrzehnt
      dazwischen und ich selbst bin, nebenbei bemerkt, bereits 74 Jahr. Die
      Eltern meiner Mutter, Alphonse Worms und Brunette geb. Model,
      lebten bis zum Jahre 1813-14 in Paris, mussten dann die Stadt verlassen
      und gelangten über Straßburg, wo sich meine Mutter noch erinnert, nachts
      durch das Heerlager getragen worden zu sein, durch Kehl nach Karlsruhe.
      Mein Großvater, der unter der Regierung Louis XIV. Steueroberkontrolleur
      in Paris gewesen, betrieb nun ein Ex- und Importgeschäft von und nach Frankreich.
      Die Großmutter besaß eine, an den Baron von Haber in  Karlsruhe
      verheiratete Schwester, deren Sohn, Moritz von Haber, der
      allbekannte Geliebte der damaligen Großherzogin von Baden war. Diesem
      intimen Verhältnis ist eine Tochter, Prinzess Cäcilie, später
      Großfürstin Michael Michaelowitsch von Russland entsprossen. Man nannte sie im ganzen
      badischen Ländchen nicht anders als das 'Judenprinzeßel'. Sie wurde die Großmutter
      unserer Kronprinzeß Cäcilie. 
      Meine Großmutter war eine solche Schönheit, dass es die Markgräfinnen, um sie sehen zu können,
      nicht verschmähten, ihre Aufträge persönlich dem Großvater zu übermitteln. 
      Aus der Ehe der Großeltern sind vier Kinder, zwei Söhne, Maurice und
      Henry, sowie zwei Töchter,  Caroline (sc. Caroline
      Worms, 1809-1885, später verheiratet mit Bernhard Hirsch) und
       Thekla hervorgegangen. Der älteste Sohn, Maurice, betrieb eine
      Buchhandlung in Karlsruhe, der zweite war Künstler und ein sehr talentvoller
      Kupfer- und Stahlstichanfertiger. Die Tochter Thekla heiratete
      einen entfernten Verwandten, den Bankier Mathieu Goudchaux  in
      Metz, doch starb sie schon im ersten Wochenbett und hinterließ einen Sohn
      namens Gustave.  
      Meine Mutter (sc. Caroline Worms, 1809-1885) lebte zu ihrer
      weiteren Ausbildung bei ihrer verwitweten kinderlosen Tante Goudchaux in
      Metz, einer Schwester Großvaters. Derselbe besaß noch einen Bruder, der in Paris geblieben und
      später von Louis Philippe geadelt wurde und sich Worms de Komilly  nannte.
      Außerdem hatte er noch eine Schwester, welche an einen  Bankier Lassar
       In  Saarlouis verheiratet gelesen ist.  
      Auf Wunsch ihrer Tante Goudchaux sollte meine Mutter deren Neffen, den damaligen königlichen
      Finanzminister Goudchaux in Paris heiraten und reiste, um ihn kennen zu
      lernen nach Paris. Sie besuchte dort in seiner Begleitung einen Hofball und
      hatte das Missgeschick, dass sich ihr während des Tanzes ihre schweren, langen Zöpfe
      lösten, die bis zum Saumende ihres Kleides reichten. Sie erzählte, dass im
      selben Augenblick sämtliche Anwesende, sogar der König, sich um sie geschart und
      ihr prachtvolles Haar angestaunt hätten.  Aus der Heirat wurde allerdings
      nichts, da sie sich nicht entschließen konnte, die dritte Gemahlin des
      Ministers zu werden, dessen beide Frauen im ersten Wochenbett gestorben waren.
      Sie lernte in Metz meinen Vater, der dort Theologie studierte kennen und lieben
      und so wurde statt Paris Cochem ihre zweite Heimat. Meine Mutter war ebenfalls schön: welches mir der
      Stadtbaurat Becker in Leipzig, ein Cochemer Junge, bestätigte. Er erzählte
      mir, dass er, als die Mutter als Neuvermählte in Cochem aus dem Schiffe gestiegen sei,
      sie für die leibhaftige Jungfrau Maria gehalten habe. 
      Auch die Schwester meiner Mutter zeichnete sich durch große Schönheit
      aus (Thekla Worms). Der Großherzog von Baden ließ sie sogar in italienischer
      Tracht für seine Schönheitsgalerie im  Karlsruher Schloss malen, wo mir
      die Cousine meiner Mutter,  Frau Oberleutnant von Klock geb. von Haber ihr
      Bild gezeigt. Frau von Klock hatte zwei sehr schöne Töchter, die
      älteste  Amelie blieb unvermählt und studierte Kunstgeschichte, die
      zweite  Elise (sc. Elisabeth / Elise von Klockh) heiratete den  Oberregierungsrat Behrend
      (sc. Bernhard Ludwig Behrend / Berend) in Koblenz und wurde
      die intimste Freundin der Königin Elisabeth von Preußen, Gemahlin
      Friedrich Wilhelm IV.   
      Sie hatte eine Tochter Mathilde (sc. Mathilde Behrend / Berend,
      1846-1897), nachherige Frau des  Regierungspräsidenten von Pommer
      Esche (sc. Albert von Pommer Esche, 1837-1903) und einen Sohn Louis, der trotz vollständiger Taubheit Professor
      in Kiel wurde. 
      Von den übrigen Verwandten meiner Mutter lernte ich nur noch ihren Vetter
       Louis von Haber kennen. Die Tochter desselben war mit dem Sohn des
      Feldmarschall Herwarth von Bittenfeld vermählt. Ein anderer Vetter
      meiner Mutter Carl Model besaß das erste und größte Konfektions-
      und Modehaus in  Karlsruhe und war Hoflieferant. Sein Sohn kaufte nach dem Aussterben der Familie von
      Haber das Stammhaus, ein hochherrschaftliches großes Gebäude und verlegte
      sein Geschäft in dasselbe. 
      Von den Eltern meines Vaters (sc. Wolfgang Hirsch, 1766-1844,
      und Rosina Hirsch geb. Kahn) weiß ich folgendes zu berichten:
      Mein Großvater soll nicht nur ein sehr schöner, stattlicher Mann gewesen
      sein, sondern auch einen vornehmen Charakter besessen haben. Von ihm wusste
      mir mein Vater folgende Episode zu erzählen. Zur Zeit der großen Hungersnot in
      den Rheinlanden entschloss sich König Friedrich Wilhelm von Preußen zu einer Reise
      dorthin, um sich persönlich von dem Stand der Dinge zu überzeugen. Mein Großvater
      hatte, als die Not am größten war, seine sämtlichen Getreidevorräte unter
      die Stadtarmen verteilen lassen. Als nun der König auch Cochem auf seiner Reise berühren
      sollte, wurde den Bürgern vom Landrat eingeschärft, Seine Majestät
      recht lebhaft hochleben zu lassen, besonders da jeder einen Thaler erhalten
      sollte. Beim Herannahen des königlichen Wagens ertönte zum Entsetzen der Behörden jedoch nicht das
      Hoch auf den König, sondern statt dessen ein lautes Hurrah auf den
      Wohltäter Wolfgang Hirsch.  
      Die Großmutter, welche mir nur als eine alte, zierliche, kleine Frau im Gedächtnis geblieben ist,
      soll indes eine äußerst jähzornige Frau gewesen sein, die sich gar nicht
      zu beherrschen vermochte. Von ihr wusste mein Vater folgendes lustige
      Geschichtchen. Eines Tages, als die ganze, sehr zahlreiche Familie um den
      Esstisch versammelt war und das Mädchen gerade die Suppe hingestellt
      hatte, ereiferte sich die Großmutter über eine Bemerkung so sehr, dass
      sie die volle Suppenschüssel ergriff und zum offenstehenden Fenster in
      den Hof hinauswarf. Alle waren entsetzt, nur der Großvater verhielt sich
      vollständig ruhig. Nachdem die folgenden Speisen aufgetragen waren,
      erfasste der Großvater plötzlich die vier Zipfel des Tischtuches und
      beförderte es mit dem sämtlichen Inhalte gleichfalls zum Fenster hinaus.
      Auf den Schreckensruf der Großmutter, was fällt dir denn ein, Wolf,
      erwiderte er seelenruhig: ich nahm an, dass wir zur Abwechslung im Hof
      speisen sollten.  
      Von meinem Vater existiert auch eine nette Anekdote. Als ungefähr
      achtjähriger Knabe nahm ihn sein Vater in eine Nonnenkloster, mit dessen
      Äbtissin er geschäftlich zu tun hatte. Beim Verlassen des Klosters
      läutete gerade die Abendglocke und veranlasste den Knaben zu der Frage,
      was das Läuten zu bedeuten habe. Die Äbtissin erklärte es ihm mit den
      Worten: Jetzt schreitet die heilige Jungfrau durch die Lande und die
      Glocken begrüßen sie. Nachdenklich meinte der Kleine, meine Mutter sagt
      aber, dass abends kein anständiges Mädchen mehr allein
      ausgeht.   
      Meine Großmutter muss, wie folgende Erzählung, die ich nicht von ihr
      selbst hörte, beweist, nicht allein jähzornig gewesen sein, sondern auch
      einen sehr energischen Charakter besessen haben. Sie lebte als Waise bei
      einem alten, kränklichen, unerheirateten Onkel auf dem Westerwalde. Zu
      dieser Zeit machte der berüchtigte 'Schinderhannes' die dortige Gegend
      unsicher und überfiel hauptsächlich alleinstehende Häuser und Gehöfte.
      Außer der Großmutter, die damals keine 17 Jahre alt war, befand sich nur
      eine gleichaltrige Magd im Hause und da der alte Mann bettlägerig war,
      das Haus schutzlos.    
      Eines Nachts, es war mitten im Winter und lag tiefer Schnee, erwachte die
      Großmutter plötzlich durch ein Geräusch. Sie eilte ans Fenster und
      erblickte eine Schar bewaffneter Männer, die sich an der Haustür zu
      schaffen machten. Es wurde ihr sofort klar, dass es nur die Bande des
      Schinderhannes sein konnte, und ebenso, dass die schwache Tür nicht lange
      standhalten würde. Ohne sich lange zu besinnen, sprang sie, nur mit dem
      Hemd bekleidet, zum Hinterfenster hinaus. Sie fiel dicht am Rande des
      Ziehbrunnens in den tiefen Schnee, und hatte die Geistesgegenwart, schnell
      das Hemd über den Kopf zu ziehen. Währenddessen plünderten die Räuber
      das Haus, fesselten und knebelten die Magd und den armen Kranken und
      suchten darauf nach der Großmutter. Sie hörte, wie der Anführer befahl,
      alles gründlich zu durchsuchen, weil das junge Mädchen sonst zum
      Verräter werden könne. Die Männer liefen mit Laternen dicht an ihr
      vorbei und verließen, nachdem ihr langes Suchen ergebnislos geblieben,
      unter Drohungen und Verwünschungen endlich Hof und Haus. Die Großmutter
      musste noch eine Zeit lang in ihrem Schneebette ausharren, bevor sie sich
      herauswagen könnte, um dann schleunigst die Gefesselten zu befreien. Die
      Großmutter wurde bei der Verurteilung des Schinderhannes als eine der
      Hauptzeugen vorgeladen und ihre Aussage trug wesentlich zum Todesurteil
      bei.  
      Zum Schluss noch eine interessante Mitteilung aus dem Leben des Urahnen
      Hirsch, die mir mein Vater machte. 
      Der Urgroßvater lebte in einem kleinen Residenzstädtchen, dessen Namen
      mir leider entfallen ist, eines der damals zahlreichen Fürstentümchen.
      Eines Tages erließ der Fürst, nachdem er die arme kleine Gemeinde bis
      aufs Blut gebrandschatzt hatte, den Befehl, dass sämtliche Juden die
      Stadt binnen drei Tagen zu verlassen hätten. Voller Verzweiflung begab
      sich der Urgroßvater als Vorstand der Gemeinde mit den Ältesten zum
      Fürsten, um Gnade zu erflehen. Der Fürst erklärte auf die Bitten
      hohnlächelnd, er wolle sie wohnen lassen, wenn sie ihm den Namen der
      Mutter Abrahams nennen könnten und ließ ihnen dazu 12 Stunden
      Bedenkzeit. Nun herrschte noch größere Not und Verzweiflung, da die
      Bibel den Namen der Mutter überhaupt nicht erwähnt. Nur der Urgroßvater
      behielt kaltes Blut und auf seine Anordnung mussten die Gemeindeglieder
      alles Geld und Wertgegenstände, die sie noch erübrigen konnten, bei ihm
      abgeben, worauf er sich den folgenden Tag zur Audienz zum Fürsten begab.
      Derselbe richtete sofort die Frage nach dem Namen der Mutter Abrahams an
      die Gemeindevertreter. Der Urgroßvater verneigte sich tief, indem er
      bemerkte, der gewünschte Name sei 'Geldchen' und überreichte
      gleichzeitig den großen, vollgespickten Beutel. Der Fürst geruhte
      herzlich zu lachen und gab die Richtigkeit der Deutung zu. Er ließ
      alsdann den ergangenen Befehl für lebenslänglich zurückziehen.  
      
      Der dies nach den Aufzeichnungen seiner Großtante Betty Schunk im Dezember 1925 niederschrieb
      und die Porträts zeichnete, heißt Alexander Eisenberg, geb. den
      28. November 1888 in Leipzig, Graphiker und Photograph. Er befand sich
      zwischen zwei Anstellungen in Meiningen in der Wohnung seiner
      Großmutter Thekla Strupp geb. Hirsch, die in ihrem 93. Jahr von
      ihren drei Töchtern gepflegt wird: Bertha Sax-Strupp, 69 Jahre, Anna
      Eisenberg - des Schreibens Mutter - 66 Jahre und Selma Eisenberg,
      64 Jahre. Im alten Strupp'schen Haus in der Bernhardstr. 4 befand sich die Bank für
      Thüringen, begründet von  Bernhard Meier Strupp."    | 
   
  
    Informationen zur Familie Hirsch Cochem -
      mit Nachkommenliste von Wolfgang Hirsch im Buch von Angelika Schleindl:
      Spuren der Vergangenheit. Jüdisches Leben im Landkreis Cochem-Zell.
      1996.  
      Online eingestellt. Ab S. 198  http://mosella-judaica.de/Gemeinden/Spuren198.html
      bis Seite 202.    | 
   
 
      
      
 
      
 
      
 
      
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