Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Sulzburg (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald)
Einzelne Texte/Berichte zur jüdischen Geschichte des Ortes

Die nachstehend wiedergegebenen Texte mit Beiträgen zur jüdischen Geschichte in Sulzburg wurden in jüdischen Periodika gefunden. Bei Gelegenheit werden weitere Texte eingestellt.
   
   
Übersicht:   

bulletAus der Geschichte des Rabbinates  
Beitrag von Bezirksrabbiner Emanuel Dreyfuß "Über die Amtstracht des Rabbinen" (1846)  
Publikationen von Rabbiner Emanuel Dreyfuß (1860 / 1879)     
Die Trauerfeier für Bezirksrabbiner Emanuel Dreyfuß ("Reb Mendel") am 18. November 1886  
Überlegungen eines Gemeindegliedes nach dem Tod von "Reb Mendel" (1886)  
Weiterer Artikel im Blick auf die Besetzung des Rabbinates Sulzburg (1887) 
Zum Weggang des Rabbinatskandidaten und Stiftsrabbiners Salomo (Schlomo) Bamberger (1872) 
Hinweise auf Veröffentlichungen von Rabbiner Salomo Bamberger (1866 / 1872) 
bulletAus der Geschichte der jüdischen Lehrer    
Ausschreibungen der Lehrer-/Vorbeterstellen 1882, 1890, 1899, 1918 (Vertretung), 1924, 1927 und 1929  
Lehrer Gombrich wechselt von Sulzburg nach Ihringen, Lehrer Ladenburger von Ihringen wechselt nach Sulzburg (1838)   
Kantor Simon Metzger wechselt von Sulzburg nach Bretten - Samuel Strauß von Berlichingen kommt nach Sulzburg (1905)  
Karte an Marie Bruchsaler zu Händen von Lehrer Josef Bruchsaler (1904)   
Tod des Hauptlehrers Josef Bruchsaler (1911)   
bulletStiftungen  
Eine ganz besondere Stiftung - Brezeln für die Kinder bei Schulprüfungen (1897) 
bullet Beth HaMidrasch - Die Talmud Hochschule ("David Weil'sche Stiftungsschule") in Sulzburg in den 1860er-Jahren
bullet Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde  
Zum Tod von Seligmann Bloch (1876)    
A. H. Dreyfuß wird zum dritten Mal in den Gemeinderat gewählt (1872)  
Zum Tod von Beile (Pauline) Kahn geb. Levy, Mutter von Rabbiner Dr. Kahn in Wiesbaden (1886) 
Zum Tod von Isaak (Leopold) Kahn, Vater von Rabbiner Dr. Kahn in Wiesbaden (1900)   
Moses Bloch bewahrt Sulzburg vor einer möglichen Brandkatastrophe (1905)    
Zum Tod der Frau des Kaufmanns Maier Mayer aus Schopfheim (1913) 
Zum Tod von Nanette Bloch (1926) 
89. Geburtstag von Marie Kahn (1927)  
Zum Tod von Marie Kahn (1929)  
Zum 75. Geburtstag von Moses Bloch (1930)   
Zum Tod von Berthold Dukas (1932)  
bullet Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen  
Anzeige von Salomon Kahn - Zimmer an Kurgäste zu vermieten (1904)   
Anzeige des Gasthofes zum Wilden Mann (1904)   
Anzeige der Bäckerei Berthold Bloch (1929)  
bulletWeitere Dokumente    
-   Brief an Bürgermeister Sexauer betr. einer Gerichtssache gegen den Vorsteher der israelitischen Gemeinde Kahn (1835)     
 -  Brief an den Ortsvorstand in Sulzburg betreffs der jüdischen Metzger (1830-er Jahre?)  
-   Schreiben an den Synagogenrat in Kirchen  - Mitteilung der Erhöhung der Diäten des Rabbiners in Sulzburg (1868)   
-   Briefumschlag von A. H. Dreyfuss in Sulzburg, versandt nach Weiler im Allgäu (1884)   

      
      
Aus der Geschichte des Rabbinates  
Beitrag von Bezirksrabbiner Emanuel Dreyfuß "Über die Amtstracht des Rabbinen" (1846)   
Hinweis: Genealogische Informationen bei geni.com: zu Rabbiner Emanuel Dreyfus (geb. 1805 in Rixheim, gest. 1886 in Sulzburg) https://www.geni.com/people/Rabbi-Emanuel-Dreyfuss/6000000031581231064  von dort Links zu den verwandten Familienmitgliedern.   

Sulzburg DtrZionsw 01091846.jpg (170331 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der treue Zionswächter" vom 1. September 1846: "Über die Amtstracht des Rabbinen nach Anleitung von Schass (Talmud), Midraschim (Auslegungen) und Posekim (= halachische Autoritäten). Archäologische Skizze von Bezirksrabbiner Dreyfuß zu Sulzburg.
Eine Amtstracht im Allgemeinen hat einen doppelten Zweck; ist ist ein äußeres Merkmal, ein Erinnerungsmittel: Erstens nach außen, damit man die Rücksichten, die man einem Geistlichen vermöge seines Standes schuldig, nicht außer Augen lassen, zweitens nach Innen, für den Beamten selbst, dass er sich fortwährend erinnere, welches Amt er bekleide, und wie nach Stand und Würde er sich zu betragen. Beide Rücksichten finden ihre Anwendung auch auf den Rabbinen, und insofern wird auch für diesen eine Amtstracht zweckmäßig sein. 
Es sind daher auch, je nach Neigung, Geschmack und Mittel des Einzelnen, verschiedene Amtstrachten bereits bei den Rabbinen eingeführt; eine jede von diesen Trachten ist auszeichnend, und entspricht also den vorgeschriebenen allgemeinen Zwecken. Aber es frägt sich, welche Amtstracht nach den angestammten Begriffen für den Rabbinen die geeignetste sei? 
Der Abschnitt wird nicht weiter abgeschrieben, da er keinen direkten Bezug zur jüdischen Geschichte Sulzburgs enthält. Zum Lesen bitte die Textabbildungen anklicken.    
Sulzburg DtrZionsw 01091846a.jpg (397877 Byte)   

    
Publikationen von Rabbiner Emanuel Dreyfuß (1860 / 1879)   

 Aus der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. November 1860: Vorstellung der "Sammlung religiöser Vorschriften aus schriftlicher und mündlicher Lehre", gesammelt von Rabbiner Emanuel Dreifuß zu Sulzburg in Baden. Mühlhausen 5618 (1860)

 Sulzburg Israelit 07111860.jpg (144538 Byte)


  
Die Trauerfeier für Bezirksrabbiner Emanuel Dreyfuß ("Reb Mendel") am 18. November 1886   

Sulzburg Israelit 22111886.jpg (166602 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. November 1886: "Sulzburg (18. November 1886). Dienstag den 16. dieses Monats verschied nach fast siebenwöchentlichem Krankenlager der auch weit über unser badisches Vaterland hinaus rühmlichst bekannte Herr Bezirksrabbiner E. Dreyfuß im 82. Lebensjahre. Das heute stattgehabte Leichenbegängnis legte den Beweis ab in welch hohem Ansehen dieser teure Verblichene stand, sowohl bei den Israeliten als Nichtisraeliten; und gestaltete sich die Leichenfeier zu einer wahrhaft imposanten. Von auswärtigen Rabbinen waren erschienen die Herren Bamberger, Niederhagental, Wormser, Tann,  Mock, Mühlhausen,  J. Cohn, Basel,  Dr. Lewin – im Auftrage des Oberrates – Freiburg,  Dr. Rawitsch, Schmieheim. Außerdem kamen Deputationen von Karlsruhe, Freiburg, Müllheim, Lörrach, Kirchen, Eichstetten und von vielen anderen Orten. 
Um 1 Uhr Nachmittags wurde die Leiche in die zu diesem Zwecke feierlichst erleuchtete und dekorierte Synagoge getragen. 
Hier sprach zuerst Herr Rabbiner Bamberger in meisterhaft wohldurchdachter Rede, anknüpfend an den dieswöchentlichen Toraabschnitt Chaje Sara ('und es war die Lebenszeit Sara's...' 1. Mose 23,1) wies er nach, dass die Sara die wir hier beklagen und beweinen, die Sara der Tora sei in Bezug auf die großen Eigenschaften und Leistungen des Verblichenen. 
Sodann sprach Herr Rabbiner Wormser aus Tann, Herr Dr. Lewin aus Freiburg namens des Oberrates der Israeliten und seiner Gemeinde über den großen Verlust, den nicht nur die Familie, die Rabbinatsangehörigen, sondern ganz Israel erlitten. Ferner sprach Herr Lehrer Bruchsaler von hier namens der Lehrer des Bezirkes und der hiesigen Gemeinde.
Nachdem einige Psalmen rezitiert wurden, bewegte sich der Zug zum Friedhofe, wo die Herren Rabbiner Dr. Rawitsch und Dr. Cohn in beredten Worten die großen Verdienste des Verblichenen schilderten, die Gemeinde aufforderten, im Sinne dieses großen Lehrers und Meisters, der 52 Jahre im hiesigen Bezirke wirkte, nachzuahmen und den ausgestreuten Samen fortzupflanzen.
Trotzdem der Verblichene sich jeden Hesped (Gedächtnisrede im Blick auf den Verstorbenen)  verbeten, ließen sich die Herren Rabbiner nicht nehmen,  zur Ehre des Verschiedenen und um der Wahrheit die Ehre zu geben und, wenn auch nur in bescheidener Weise, die große Verdienste dieses gerechten Verschiedenen zu schildern. So schloss diese erhebende Feier; möge baldigst in Erfüllung gehen: Er macht verschwinden den Tod für immer (Jesaja 25,8)".

 
Überlegungen eines Gemeindegliedes nach dem Tod von "Reb Mendel" (1886) 

Sulzburg Israelit 09121886.jpg (243412 Byte)Artikel aus der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Dezember 1886:  "Sulzburg (Baden). Die Trauer in der Gemeinde um den Verlust unseres verewigten Rabbiners, Rabbi Mendel Dreyfuß – das Andenken an den Gerechten ist zum Segen – ist um so größer als man vielfach fürchtet, der Rabbinatssitz werde nicht wieder besetzt, sondern der Sulzburger Bezirk an das Freiburger Rabbinat angeschlossen werden. Die allgemeine Stimmung ist nun entschieden gegen einen solchen Anschluss und mit vollem Recht. Wir brauchen einen Rabbiner ganz und können uns nicht damit zufrieden geben, wenn ein Rabbiner, dem schon die Verwaltung eines Bezirks anvertraut ist, ein- oder zweimal im Jahre zu uns kommt, und kaum dass er einen Einblick in unser Verhältnis getan, uns wieder verlässt. Wir haben aber auch einen Rabbiner sehr notwendig. Den verhältnismäßig günstigen Stand unserer Religiosität verdanken wir nur der Tatkraft unseres bisherigen Rabbiners und der großen Ehrfurcht, die er Allen einflößte. Das Fehlen des Rabbiners würde sich nur allzu bald fühlbar machen und was Reb Mendel mit so vieler Mühe erhalten, würde schneller zerstört sein als man glaubt. Gerade bei uns, wo in den meisten Familien noch die Frömmigkeit hochgehalten wird, könnte ein frommer und tüchtiger Rabbiner sehr viel Gutes wirken; durch Belehrung der Erwachsenen, durch Überwachung der Schulen, in denen ‚unsere Zukunft’ heranwächst, könnte er Vieles und Treffliches leisten; am meisten würde aber sein Vorbild wirken. Ja, ich kann es wohl sagen, schon das Bewusstsein, dass ein frommer Rabbiner unter uns weilt, würde zur Hebung der Religiosität außerordentlich viel beitragen. Ein zweiter Haupt-Nachteil beim Anschluss der Landgemeinden an die Israeliten der Stadt besteht darin, dass die letzteren meistes unfromm, die ersteren meistens noch fromm sind. Und das trifft auch in diesem Falle zu. Die Freiburger Gemeinde ist streng - unfromm. Eine Orgel spielt dort am Sabbat und Feiertage: gesinnungstüchtigen, prinzipientreuen Rabbinern war also die Bewerbung unmöglich gemacht. Nun, wie es ein altes Sprichwort ist, dass wie die Gemeinde, so der Rabbiner, so hat auch die Freiburger Gemeinde einen Rabbiner bekommen, der seiner ‚Richtung’ nach vollkommen für sie geeignet ist. Und wir sind tolerant genug, den Freiburgern ihren Rabbiner zu gönnen; nur eines wünschen wir, dass er uns nicht aufgedrängt werde. Er passt der ganzen Stellung nach, die er zu unsern Religionsgesetzen nimmt, durchaus nicht für uns. Es wäre doch ein zu großer Abstand und ein zu krasser Gegensatz, wenn wir nach unserem seligen Reb Mendel – das Gedenken an den Gerechten ist zum Segen – den Freiburger Rabbiner als ‚religiösen Führer’ erhielten, der vielleicht auch uns wie die Freiburger mit seinen letzten Heldentaten, Abschaffung respektive Kürzung der Gebete an den heiligen Feiertagen, und dafür Einführung von Pausen am Jom Kippur beglücken würde.
Schreiber dieser Zeilen ist zwar nur ein einfacher Mann, aber als er die sichtliche Ergriffenheit bei dem Begräbnis unseres verstorbenen Rabbiners wahrnahm, so konnte er sich des Gedankens nicht entschlagen, wenn diese Trauer wirklich eine aufrichtige ist, so sollte sie sich darin am ehesten kundgeben, dass die Gemeinden von Sulzburg, Müllheim, Lörrach, Kirchen usw. sich zusammentun, auch ein Geldopfer nicht scheuen und mit Genehmigung des Oberrates, die wir gewiss, wenn wir ernstlich wollen, erlangen werden, einen eigenen Rabbiner hier oder in Müllheim anzustellen, einen Rabbiner nach unserem Sinne und einen würdigen Nachfolger unseres verstorbenen Rabbiners".  
 
Hinweis: Résumé of the articles in the "Israelit" 1886-87 by Sibylle Hoeschele: A window on the Freiburg Jewish community from Sulzburg and Muellheim (pdf-file).  

 
Weiterer Artikel im Blick auf die Besetzung des Rabbinates in Sulzburg (1887)  

Sulzburg Israelit 16051887.jpg (88561 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Mai 1887: "Sulzburg, im April (1887). Als vor einiger Zeit die Trauernachricht durch die jüdischen Blätter ging, dass Reb Mendel, der mehr als ein halbes Jahrhundert in seinen Bezirksgemeinden mit Hingebung und Tatkraft und mit segensreichem Erfolge gewirkt und als ein mutiger und unerschrockener Vorkämpfer des wahren Judentums unermüdlich tätig gewesen, aus diesem Leben abberufen worden sei, las ich in Ihrem geschätzten Blatte den Aufsatz eines Mitglieds der Gemeinde Sulzburg, in welchem er in einfachen, aber, wie man viel merkte, aus dem Herzen kommenden Worten der Hoffnung Ausdruck gab, dass die allgemein tiefe Trauer um den Verstorbenen, über den man wie über einen Vater klagte, sich darin zeigen werde, dass man ihm einen seiner würdigen Nachfolger geben, und dass der Bezirk von Sulzburg-Müllheim sich nicht an das Freiburger Rabbinat anschließen lassen, sondern einen eigenen Rabbiner, nach seinem Herzen und nach eigener Wahl berufen werde. Dieser Bericht interessierte mich seiner Zeit umso mehr als ich die Verhältnisse des Bezirkes genau kenne und mich naturgemäß über den frischen Hauch religiösen Lebens, der aus jenem Artikel hervorwehte, freuen musste. Letzthin hatte ich nun Gelegenheit die Zustände in Müllheim-Sulzburg selbst in Augenschein zu nehmen, und so gebe ich mich denn im Interesse des Rechtes und der Wahrheit gern zum Sprachrohr der Gemeinde her, in welcher sich viele gute Gesinnung, aber leider bis vor kurzem nicht genug Initiative und Tatkraft zeigte.
Sulzburg Israelit 16051887a.jpg (182616 Byte)Man kann wohl sagen, dass die Ansichten, welche in jenem ersten Artikel ausgesprochen wurden, nahezu von allen Israeliten des Bezirkes geteilt werden; abgesehen freilich von einem durch seine – Sonderbarkeit längst bekannten Vorstehers eines kleinen Städtchens und dem strebsamen Lehrer desselben, die durch die Ungeschicklichkeit einer Entgegnung ihrer Sache viel mehr geschadet als genützt haben, sodass wir ihnen für ihre Mühe in unserem Interesse aufrichtig dankbar zu sein Grund haben.
Die Frommen in den Gemeinden von Sulzburg, Müllheim und Lörrach – und ihre Anzahl ist nicht gering, wünschen natürlich die Anstellung eines eigenen Rabbiners und zwar eines Mannes, der ein würdiger Nachfolger des Reb Mendel – das Gedenken an den gerechten ist zum Segen – ist, der ganz in seine Fußstapfen tritt und nicht zerstört, was jener mit Mühe erbaut und erhalten, niederreißt, was jener errichtet. Aber selbst die wenigen Frommen sehen mit Schrecken der Zukunft entgegen. Was soll aus unsern Kindern werden, wenn ihnen nicht eine gediegene, von einem gewissenhaften, pflichtgetreuen Rabbiner überwachte und geleitete religiöse Erziehung zuteil wird. Wenn man bedenkt, wie tief die jetzige Generation in religiöser Beziehung von dem religiösen Standpunkt herabgesunken ist, den noch unsere in Gott ruhenden Eltern einnahmen, so muss jeder, der noch ein Herz hat für seine Religion, bei dem Gedanken erschrecken, was soll aus unserem Glauben werden, wenn unsere Kinder, nicht eine fest religiösen Basis gewinnen, die auch durch die Stürme des Lebens nicht erschüttert werden. Kann. Einen Rabbiner, der selbst nicht streng fromm ist, wollen selbst die Unfrommen nicht. ‚Ein unfrommer Rabbiner’, so hörte ich sie sagen, ‚hat gar keine Existenzberechtigung.’ Wenn im kalten Winter Wärme verbreitet werden soll, so kann dies nur durch ein loderndes, starkes Feuer geschehen, nicht durch ein mattes Flämmchen, welches im Windzuge hin- und herflackert. Wir brauchen hier einen Wegweiser, der uns selbst durch seinen Lebenswandel den rechten Weg zeigt, nicht ein Irrlicht, welches hin- und herschwankt, und den Wanderer in den verderblichen Sumpf lockt.
Sulzburg Israelit 16051887b.jpg (303585 Byte)Und herrscht diese Ansicht im Allgemeinen, so ist im ganzen Bezirke die Überzeugung eine einstimmige, dass der Freiburger Rabbiner, der ja zugleich Sulzburg ‚mit verwaltet’, nicht der geeignete Mann für die hiesige Gemeinde sei. Zwar kennen die einfachen Männer des Bezirks die tief greifenden Unterschiede der Parteien nicht, aber instinktmäßig haben sie sofort herausgefühlt, dass der Rabbiner von Freiburg, in Freiburg mit allen dortigen Reformen einverstanden ist, für uns, die wir an einen Mann wie Reb Mendel gewöhnt sind, nicht passt. Gibt es hier auch sehr Viele, die aus dem Tragen am Sabbat sich nichts machen, so hat es doch überall ein unangenehmes Erstaunen hervorgerufen, als der Herr Rabbiner bei seinem hiesigen Aufenthalte sich über den Eruw lustig machte! Wenn das der Hirte tut, so sagt man mit Recht, was muss dann der Herde erlaubt sein! Noch viel mehr böses Blut machte aber und mit Recht die schwankende Behandlung der Schechita-Frage in Sulzburg seitens des Freiburger Rabbiners; wenn irgendwo, so erwartete, in einer außerordentlich wichtigen Sache die Gemeinde von ihrem religiösen Führer Konsequenz und Festigkeit, doch sie sah sich bitter getäuscht; mit seinem schwankenden und zu Unzeit nachgiebigen Haltung in dieser Frage hat sich der Freiburger Rabbiner, selbst für seine bisherigen Freunde unleugbar gezeigt – dass gerade die Eigenschaften, die ihn für Freiburg zu empfehlen seinen, ihn für uns unmöglich machen.
Deswegen entspann sich allmählich eine immer kräftiger sich entwickelnde Bewegung, auf alle Fälle einen eigenen Rabbiner, aus eigenen Mitteln anzustellen, dessen Händen man ruhig die Verwaltung der religiösen Angelegenheiten anvertrauen könnte. Doch da die Gleichgültigkeit in religiösen Angelegenheiten hier wie fast überall eine ziemlich große ist, so hatte die Agitation zuerst nur geringe Erfolge. Da goss ein Ereignis Öl in das Feuer. Aus Sulzburg stammt ein Rabbiner, der nicht nur in orthodoxen Kreisen, sondern überall hoch geachtet und wegen seiner unbestechlichen Rechtlichkeit und wegen seiner Geradheit überall verehrt wird, Dr. Cahn in Wiesbaden. Die Gemeinde von Sulzburg ist natürlich stolz auf ihn und auch dieses Jahr, als er zum Besuche der Gräber der Seinigen nach Sulzburg kam, wurde er aufgefordert, in der Synagoge zu predigen.
Kurz darauf erhielt der Vorstand vom Oberrat in Karlsruhe amtlich eine Zustellung, in der er aufgefordert wurde, sich zu verantworten, warum er – man höre und staube – warum er einen Unberufenen (!) in der Synagoge habe predigen lassen. Wer hier den Angeber gemacht hat, darüber kann man nur Vermutungen aufstellen, die jedoch wahrscheinlich das Richtige treffen. Die Erregung in der Gemeinde war natürlich eine außerordentlich große. Wer ist berufener, auf dem Platze des Reb Mendel – das Gedenken an den Gerechten ist zum Segen – zu predigen, ein Mann, der seine Gesetzestreue und Charakterfestigkeit oft genug durch die Tat bewiesen, oder ein Rabbiner, von dessen religiösen Prinzipien man nur weiß, dass sie recht dehnbar und schwankend sind, und den Ansichten wie man sie hier gewohnt ist, entschieden zuwiderlaufen?
Die nächste Folge des Karlsruher Ukases (Erlasses) war daher, dass sich eine feste Vereinigung bildete, welche auf 10 Jahre sich verpflichtete, eine bestimmte Summe jährlich zur Anstellung eines Rabbiners zu zahlen. Die Summe ist zwar nicht zu groß, dürfte aber mit den Zinsen eines vorhandenen Kapitals etc. genügen, die Berufung eines Rabbiners zu ermöglichen. Bereits ist ein außerordentlich tüchtiger, vielseitig gebildeter, als Prediger wie als Lehrer gleich hervorragender junger Rabbiner für die Stelle in Aussicht genommen.
Schreiber dieser Zeilen ist ein Mensch, der den Frieden über alles liebt. Aber hier kann von Nachgiebigkeit nun und nimmer die Rede sein. Es handelt sich um das höchste Gut des menschlichen Lebens, um die Religion. Sie ist gefährdet, wenn nicht an der Spitze der Gemeinde ein gesetzestreuer, prinzipienfester Rabbiner steht. Und einen solchen zu gewinnen, dafür möge der Sulzburger Gemeinde kein Opfer zu groß sein. Das ist eine Saat, die reichlich lohnet.
Sulzburg Israelit 16051887c.jpg (95854 Byte)Im Anschluss an den obigen bericht, teilen wir aus einem, uns aus Mühlheim (in Baden) zugegangenen Privatbrief die folgende Stelle mit:
Müllheim
, 8. Mai (1887). In dem benachbarten Sulzburg regt es sich eifrig, man beabsichtigt dort, einen eigenen Rabbiner anzustellen. Freilich glaube ich, dass, wenn die Gemeinden des Bezirks Sulzburg energisch vorgingen, - wie z.B. erst kürzlich die Gemeinde von Gailingen, welche durch ihre Drohung aus dem israelitischen Verbande auszutreten, den Oberrat gezwungen hat, den Rabbinatssitz, der nach dem durch eine Orgel ausgezeichneten Konstanz verlegt werden sollte, in Gailingen zu belassen – sie auch jetzt den Oberrat veranlassen könnten, ihren gerechten Anforderungen Genüge zu leisten. So aber, ist immerhin der Beschluss der Sulzburger Gemeinde, einen eigenen Rabbiner zu engagieren, ein außerordentlich lobenswerter, und es ist nicht ehrenwert für die bedeutend größere und reichere Gemeinde von Müllheim, dass hier nicht der gleiche Eifer zutage tritt. In beiden Gemeinden herrscht leider in dieser so überaus wichtigen und für die religiöse Zukunft des Bezirks geradezu entscheidenden Frage viel zu viel kleinliche Eifersüchtelei.
Jede der beiden Gemeinden, Sulzburg wie Müllheim, will nämlich den Rabbiner ganz oder doch vorwiegend für sich haben. Nun ist dies Streben ja ein rühmliches Zeugnis für den religiösen Sinn in der Gemeinde und zugleich ein beweis dafür, ein wie dringendes Bedürfnis ein Rabbiner in dieser Gemeinde ist. Es wäre aber noch viel schöner und besser, wenn Müllheim und Sulzburg sich vereinigten, ihre Beträge und besonders die Zinsen aus den beiderseitigen bedeutenden Stiftungsgeldern zusammenlegen würden; dann könnten sie eine tüchtige Kraft für das Rabbinat gewinnen, einen Rabbiner, der abwechselnd in Müllheim und in Sulzburg seinen Sitz haben und in beiden Gemeinden segensreich wirken könnte. Auch die wahrhaft Frommen in Lörrach würden sich gewiss einer solchen Vereinigung anschließen. Wenn nur die religiösen Männer in Müllheim sich jetzt, da Sulzburg mit dem guten Beispiel vorangegangen, sich zusammentun und für die Anstellung eines Rabbiner tätig sein wollten, in der Überzeugung, dass es sich jetzt, um die Zukunft unserer Kinder und um die religiöse Führung unserer Gemeinde handelt!"
 
Hinweis: Résumé of the articles in the "Israelit" 1886-87 by Sibylle Hoeschele: A window on the Freiburg Jewish community from Sulzburg and Muellheim (pdf-file).          

  
Zum Weggang des Rabbinatskandidaten und Stiftsrabbiners Salomo (Schlomo) Bamberger (1872

Sulzburg Bamberger 01.jpg (40521 Byte)Links: Rabbiner Salomon Bamberger (geb. 1835 in Wiesenbronn als Sohn von Rabbiner Seligman-Bär Bamberger, gest. 1918 in Würzburg): erhielt 1860 die Rabbinatsautorisation in Würzburg; war 1861 Rabbinatsverweser in Haßfurt/Main; 1864 bis 1872 in Sulzburg Rabbinatskandidat und Stiftsrabbiner, d.h. Rabbiner am Beth HaMidrasch (David Weil'sche Stiftungsschule), seit 1872 Rabbiner in Endingen und Lengnau, seit 1880 in Niederhagental, seit 1887 in Sennheim / Cernay.

Biographie Bambergers auf (französischer) Seite: http://judaisme.sdv.fr/histoire/rabbins/bamberg/bamberg.htm 
     
Sulzburg Israelit 16101872.jpg (75831 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Oktober 1872:  "Sulzburg, 7. Oktober (1872). Nach beinahe 10jähriger ersprießlicher Dienstführung, ist der hiesige Stiftsrabbiner, Herr Rabbinatskandidat S. Bamberger, heute von hier abgereist, um einem anderweitigen, ehrenhaften Rufe, nach Lengnau, in der Schweiz, zu folgen. Seine Anspruchslosigkeit und Verträglichkeit, seine echte, strenge Frömmigkeit, seine gründlichen und umfassenden rabbinischen Kenntnisse, und seine Pünktlichkeit und Treue in Erfüllung seiner Berufspflichten, haben ihm hier und in der Umgegend Vertrauen und Hochachtung erworben, und die besten Wünsche begleiten ihn in seinen jetzigen Bestimmungsort. Diese Gefühle der Ehrerbietung und der Liebe, haben auch in den Ehrengeschenken, welche ihm, vor seinem Wegzuge überreicht wurden, ihren Ausdruck gefunden.
Möge Herr Bamberger in seinem jetzigen neuen Wirkungskreise gleiche Anerkennung und Wertschützung finden, wie solche ihm dahier verdientermaßen allgemein und in hohem Grade geworden sind.   

   
Hinweise auf Veröffentlichungen von Rabbiner Salomo Bamberger (1866 / 1872)  

Es geht um die in der Sulzburger Zeit verfassten Publikationen Limmud 'Aruch - Lexikographische Glossen zum Talmudtraktat Sabbat. Fürth 1867 bzw. zum Talmudtraktat Berachot Frankfurt 1872.  Sulzburg Israelit 05121866.jpg (120956 Byte) Sulzburg Israelit 30101872.jpg (287455 Byte) Sulzburg Israelit 30101872a.jpg (248560 Byte)
    Anzeige von Rabbiner Salomon
 Bamberger in der Zeitschrift 
"Der Israelit" vom 5. Dezember 1866
Artikel aus der Zeitschrift "Der Israelit" 
vom 30. Oktober 1872
   

   
   
     
   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer    

Ausschreibungen der Lehrer-/Vorbeterstellen 1882, 1890, 1899, 1918 (Vertretung), 1924, 1927 und 1929   

Sulzburg Israelit 15111882.jpg (44690 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. November 1882: "Vakanz. In der hiesigen israelitischen Gemeinde ist die Stelle eines Vorsängers und Schächters zu besetzen. Der fixe Gehalt ohne Nebeneinkommen und Schächtergebühren ist auf Mark 1.200 festgesetzt. Bei Bewerbungen sind Zeugnisse über seitherige Tätigkeit und den sittlich-religiösen Lebenswandel einzureichen. Reisespesen werden nach Abschluss des Vertrags vergütet. 
Sulzburg in Baden, 5. November 1882. Der Synagogenrat. A.H. Dreyfuß".
  
Sulzburg Israelit 28081890.jpg (51334 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. August 1890: "Vakanz
In der hiesigen Gemeinde ist die Stelle eines Vorsängers und Schächters bis 15. Oktober (1890) zu besetzen. Der fixe Gehalt ohne Schächtergebühren und Nebenverdienste ist auch Mark 1.000 festgesetzt. Reisespesen werden nur demjenigen, der angestellt wird, vergütet. Bei Bewerbungen sind Zeugnisse über seitherige Tätigkeit und sittlich-religiösen Lebenswandel einzureichen. 
Sulzburg, den 20. August 1890. Der Synagogenrat Samuel Bloch."        
Sulzburg Israelit 02111899.jpg (56026 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. November 1899
"Vakanz
In der hiesigen israelitischen Gemeinde ist die Stelle eines Vorsängers und Schächters bis 1. Januar 1900 zu besetzen. Neben dem fixen Gehalt, welcher auf  Mark 800 festgesetzt ist, besteht noch ein Schächteinkommen von ca. Mark 500 bis 600. Bei Bewerbungen sind Zeugnisse über die seitherigen Tätigkeit und den sittlich religiösen Lebenswandel einzureichen. Reisespesen werden nur demjenigen, welcher angestellt wird, vergütet. 
Sulzburg, den 15. Oktober (1899). 
Der Synagogenrat

Moritz Dukas."       
  
Sulzburg FrfIsrFambl 13091918.jpg (64644 Byte)Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 13. September 1918
"Unser Lehrer und Kantor hat demnächst seine Einberufung zum Heere zu erwarten und suchen wir daher für die Zeit seiner Dienstleistung einen geeigneten 
Vertreter

Bewerber, die sich über ihre Befähigung als geprüfter Religionslehrer ausweisen und Zeugnisse über bisherige Tätigkeit als Kantor und Schächter vorlegen können, wollen sich unter Angabe ihrer Gehaltsansprüche an den unterzeichneten Synagogenrat wenden. 
Sulzburg in Baden
Der Synagogenrat.
"  
 
Sulzburg Israelit 31011924.jpg (55481 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Januar 1924: "Gesucht zum alsbaldigen Eintritt: 
Kantor, Schochet und Religionslehrer.
 
Reichsdeutsche, womöglich seminaristisch gebildete religiöse Bewerber wollen sich unter Beifügung diesbezüglicher Zeugnisse baldigst melden. Schöne Dienstwohnung vorhanden. Festeinkommen gemäß Besoldungsordnung des badischen Oberrates. Ledige Bewerber bevorzugt. 
Der Synagogenrat der Israelitischen Gemeinde Sulzburg (Baden)  
Gustav Bloch
." 
   
Sulzburg Israelit 19051927.jpg (47917 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Mai 1927: "In der Gemeinde Sulzburg (Baden) ist die Stelle des Kantors, Schochets und Religionslehrers zum 1. Juli 1927 neu zu besetzen. Gehalt nach der Besoldungsordnung des Oberrats der Israeliten Badens. Außerdem schöne freie Dienstwohnung. Bewerbungen mit Lebenslauf und Zeugnisabschriften sind zu richten an die Bezirkssynagoge Freiburg i.Br.".
 
Sulzburg Israelit 29081929.jpg (59369 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. August 1929
"Die Religionslehrer-, Kantor- und Schochetstelle 
in Sulzburg bei Freiburg im Breisgau ist möglichst sofort zu besetzen. Gehalt nach der Besoldungsordnung des Oberrats der Israeliten Badens. Freie Dienstwohnung und Nebenbezüge. Meldungen seminaristisch gebildeter Bewerber unter Angabe des Bildungsgangs mit Lebenslauf und Familienstand sowie unter Beifügung von Zeugnisabschriften umgehend an die unterzeichnete Stelle. 
Bezirkssynagoge Freiburg in Baden."          

         
Lehrer Gombrich wechselt von Sulzburg nach Ihringen, Lehrer Ladenburger von Ihringen wechselt nach Sulzburg (1838)     

Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den See-Kreis" von 1838 S. 864 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen): "Karlsruhe [Dienstnachricht]. Dem israelitischen Schullehrer Gombrich in Sulzburg wurde die israelitische Schulstelle in Ihringen, und dem israelitischen Schullehrer Ladenburger in letzterem Orte jene zu Sulzburg übertragen. 
Karlsruhe den 8. November 1838. Oberrat der Israeliten. Schulkonferenz."      


Kantor Simon Metzger wechselt von Sulzburg nach Bretten - Samuel Strauß von Berlichingen kommt nach Sulzburg (1905)
  
Anmerkung: Lehrer Samuel Strauß (1874-1937) war bis 1908 Lehrer in Sulzburg, danach bis zu seinem Tod 1937 in Freiburg.   

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 8. Dezember 1905: "Karlsruhe: "Das neueste Verordnungsblatt des Großherzoglichen Oberrates der Israeliten meldet folgende Veränderungen in der Besetzung der Religionsschullehrerstellen: Jakob Lewin seither in Lorsch nach Randegg, Sally Rosenfelder in Eubigheim nach Buchen, Nathan Adler von Külsheim nach Eubigheim, Kantor Simon Metzger von Sulzburg nach Bretten, Samuel Strauß von Berlichingen nach Sulzburg, Jakob Schloß von Talheim nach Malsch bei Ettlingen. Auf Ansuchen wurden von ihren Stellen enthoben: Kantor Weiß in Gailingen und Religionslehrer Jakob Lorch in Untergrombach, letzterer behufs Übernahme der Verwalterstelle der M.A. d. Rothschild'schen Lungenheilstätte in Nordrach."   

    
Karte an Marie Bruchsaler zu Händen von Lehrer Josef Bruchsaler (1904)   
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim / Ries)     

Sulzburg Dok 121201.jpg (219594 Byte) Sulzburg Dok 121201a.jpg (133013 Byte) Sulzburg Dok 121201b.jpg (118154 Byte)

Die Karte wurde am 23. August 1904 von Baden (Schweiz) nach Sulzburg verschickt. Absenderin war Therese Hirschberger, die für den nächsten Tag ihre Ankunft ankündigt (zu ihr konnten noch keine weiteren Informationen gefunden werden). Auf der Karte ist auch der Name "J. B. Dreyfuss" zu lesen (auch zu ihm konnten noch keine weiteren Informationen gefunden werden).  

       
Tod des Hauptlehrers Josef Bruchsaler (1911)   

Sulzburg FrfIsrFambl 07071911.jpg (8808 Byte)Mitteilung im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 7. Juli 1911: "Sulzburg. Hauptlehrer Josef Bruchsaler ist verschieden."  
   
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 4. August 1911: In Sulzburg (Baden) starb, 61 Jahre alt, Lehrer Josef Bruchsaler. Der Entschlafene wirkte 34 Jahre an der simultanen Volksschule in Sulzburg, war ein tätiges Mitglied des Landesvereins israelitischer Religionslehrer im Großherzogtum Baden und Herausgeber einer hebräischen Lesefibel, die eine gute Aufnahme gefunden hat. Erst vor zwei Jahren wurde ihm das Verdienstkreuz des Zähringer Löwen verliehen."     

   
   

Stiftungen
 

Eine ganz besondere Stiftung - Brezeln für die Kinder bei Schulprüfungen (1897)

Sulzburg AZJ 28051897.jpg (54605 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 28. Mai 1897: "Vom badischen Oberlande, 16. Mai (1897). Von einem Herrn Jakob Kahn aus Sulzburg wurde dieses Frühjahr eine kleine Stiftung errichtet, die es verdient, in weiten Kreisen bekannt zu werden. Aus den Zinsen genannter Stiftung werden jedes Jahr anlässlich der Religionsschulprüfung an alle israelitischen Kinder, ob schulpflichtig oder nicht, Brezeln ausgeteilt. Infolgedessen gestaltet sich die Schulprüfung zu einem Feste für die Jugend. In Ansehung dessen, dass zu einer solchen Stiftung schon ein bescheidenes Kapital hinreicht und alljährlich so manches Kinderherz glücklich gemacht werden kann, wäre zu wünschen, dass diese Einrichtung auch anderwärts recht baldige und vielfache Nachahmung finden möge."

   
   

Über das Beth HaMidrasch - "David Weil'sche Stiftungsschule" - die Talmud Hochschule in Sulzburg in den 1860er-Jahren

Sulzburg Israelit 17041867.jpg (169138 Byte)Bericht in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. April 1867 über die Prüfungen am Beth HaMidrasch.
"Sulzburg (Baden), 8. April. Unserem hiesigen Beth Hamidrasch taten Sie, Hochgeehrter Herr Redakteur! Schon mehrmals rühmlichst Erwähnung, weshalb ich mir erlaube, Ihnen über die gestern darin stattgehabte Prüfung Bericht zu erstatten. Die Prüfung – geleitet von unserem allverehrten Herrn Bezirksrabbiner und Schulvorstand Dreyfuß  fand unter reger Teilnahme seitens des löblichen Synagogen- und Schulrates statt. Und lieferte ein sehr befriedigendes Resultat. Bei der unteren (ersten) Klasse erstrechte sich die Prüfung hauptsächlich auf einige Sderot (Ordnungen) im ersten Buch Moses mit dem Kommentar von Raschi, sowie auf die Einübung sämtlicher Benediktionen; bei der höheren (zweiten) Klasse hingegen auf den größten Teil des zweiten Buch Moses mit dem Kommentar Raschis und auf die Kenntnis des Ritualgesetzes und wurde diesmal … geprüft nach dem höchst praktischen Büchlein ‚Gedenket an die Tora Moses’. Alle Anwesenden waren von Freude erfüllt, eine so gründliche Kenntnis der Heiligen Schrift bei den Kindern wahrzunehmen, sowie ferner zu sehen, wie herrlich die zarte Jugend sich auf die Erfüllung der heiligen Vorschriften versteht: und wurde dieser Freude der schönste Ausdruck verliehen, durch die Anerkennung seitens des ehrwürdigen Schulvorstandes am Schlusse der Prüfung. Volle Anerkennung gebührt aber auch der hiesigen Gemeinde und deren würdigen Vertreter, die es nicht an pekuniären Opfern fehlen lassen, um diese Pflanzstätte für wahre Religiosität und Religionskenntnis immer mehr und mehr ihrer Entfaltung entgegenzuführen. Der Segen des himmlischen Vaters wird sicher nicht ausbleiben. Möge denn die hiesige Gemeinde ein Muster vieler anderen badischen Gemeinden werden, in denen leider der Bibelunterricht noch sehr im Argen liegt, indem ihm nur kärglich Zeit und Muße zugewandt wird. Dass auf diese Weise unserer hochheiligen Pflicht - deinen Kindern schärfe sie – die heilige Tora – deinen Kindern ein: nicht entsprochen wird, wer wollte das bezweifeln?! Mögen doch unsere ehrwürdigen Herren Rabbinen diese hochheilige Sache in die Hand nehmen, mögen sie mit allen Kräften dahin wirken, dass dieser wichtigste Unterrichtsgegenstand fortan keine Verkümmerung mehr erleide: das wäre ein Wirken für die Ewigkeit, dessen Folgen unberechenbar sind.
(Bemerkung der Redaktion: Der Vorsteher und Hauptlehrer der in Rede stehenden Schule ist der gelehrte Herr Salomon Bamberger, von dessen Bearbeitung des Aruch in diesen Blättern bereits mehrfach die Rede gewesen.).
   
Sulzburg Israelit 14061865.jpg (103379 Byte) Sulzburg Israelit 14061865a.jpg (179203 Byte) Sulzburg Israelit 14061865b.jpg (211447 Byte)
Oben Bericht aus der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Juni 1865 - noch nicht abgeschrieben, aber einsehbar...

    
   
   
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde  
Zum Tod von Seligmann Bloch (1876)

Sulzburg Israelit 01031876.JPG (191240 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. März 1876 (leicht abgekürzt zitiert): "Sulzburg in Baden, am 1. Schewat (= 27. Januar 1876). Unsere Gemeinde hat heute durch das Hinscheiden des Herrn Seligmann Bloch einen herben Verlust erlitten. Der brave Seligmann, ein stiller, einfacher, schlichter Mann, hat durch sein Leben auch denen, die von Natur mit geistigen Vorzügen weniger begabt sind, bewiesen, wie man Großes wirken und ein gesegnetes Andenken zurücklassen kann.    
Von einer unbegrenzten Liebe zu unserer heiligen Tora beseelt, hat der Dahingeschiedene sich bestrebt, seine Kinder zur Tora hin zu erziehen, seine Töchter an Toragelehrte zu verheiraten, auf jede Weise die Toragelehrten sich nahe stehen zu lassen und seine Ehrfurcht ihrer Tora zu beweisen. Der Vater des Verstorbenen - er ruhe in Frieden - hatte hauptsächlich dazu beigetragen, dass in hiesiger Gemeinde ein Beth HaMidrasch (Talmudschule) gegründet worden. Zur Erhaltung dieses höchst wichtigen Instituts hat Seligmann direkt, und hauptsächlich indirekt großes geleistet, wodurch er sich einen unerschöpflichen Verdienst erworben hat. 
Auch der Raschi-Verein, welche unser verehrter Herr Rabbiner in anerkennenswertem Eifer vor Jahren ins Leben gerufen, hatte der Verstorbene mit wahrem Seelvergnügen sein Haus geöffnet. Ez Chaiim usw. war seine Devise. Aber nicht bloß den Toragelehrten, auch den Armen war er ein Freund. Sein Haus stand jedem Dürftigen offen. Wer da hungrig hineinging, ging gesättigt heraus. Er gab Spenden über seine Verhältnisse und übte Wohltätigkeit bei jeder Gelegenheit...
Sein andächtiges Beten Wort für Wort ist hier sprichwörtlich geworden. 'Er ort (= betet) wie der Seligmann', heißt hier soviel als: er betet lange und lässt sich in seiner Andacht durch nichts stören.  
Es wurde Einsender versichert, dass S., wenn er auf einem Markt, der 3-4 Stunden von hier entfernt abgehalten wird, zu gehen hatte, wobei es ihm unmöglich war, zu Schacharit in die Synagoge zu gehen, er zu Hause anfing zu beten und wenn er den Bestimmungsort so ziemlich erreicht hatte, so stand er am Schlusse seines Gebetes... Obgleich Seligmann so viele Zeit aufs Gebet und weniger aufs Geschäft verwendete, so hat er es doch zu großem Vermögen gebracht. Er hatte wohl den größten Beitrag geleistet in die Gemeindekasse. Diese wenigen Züge erklären schon die große Trauer, welche nicht bloß in der Familie des Verstorbenen, sondern auch in der ganzen Gemeinde und besonders unter den Armen über den Verluste des braven Mannes herrscht. - Möge sein Verdienst auch seinen Hinterlassenen beistehen. - Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."     

   
A. H. Dreyfuß wird zum dritten Mal wieder als Gemeinderat gewählt (1882)    

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Juli 1882: "Sulzburg, 17. Juli (1882). Bei der heutigen Gemeinderatswahl wurde Herr A. H. Dreyfuß, Sohn des hiesigen Herrn Bezirksrabbiners, zum 3. Male wieder als Gemeinderat gewählt. In der gegenwärtigen Zeit, die sich keineswegs durch religiöse Duldsamkeit auszeichnet, ist das ERgebnis der Wahl für die Wähler und den Gewählten umso ehrenvoller, da 2/3 der auf diesen abgegebenen Stimmzettel von christlichen Mitbürgern unseres Städtchens herrühren."      

  
Zum Tod von Beile Kahn, Mutter von Rabbiner Dr. Kahn in Wiesbaden (1886)  
Anmerkung: Beile Kahn = Pauline Kahn geb. Levy, die Mutter von Rabbiner Dr. Leo Lipman Kahn (siehe unten). 

Sulzburg Israelit 12041886.jpg (104127 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. April 1886: "Sulzburg in Baden, 9. April (1886). Erew Schabbat HaKodesch Tazria (am Freitag vor dem Schabbat mit der Toralesung Tazria = 3. Mose 12,1 - 13,59; d.i. Freitag, 3. April 1886) fand dahier unter großer Beteiligung das Leichenbegängnis der im 75. Lebensjahre verstorbenen Frau Beile Kahn - ihre Ruhe sei Wonne - statt. Galt doch diese letzte Ehre einem echt jüdischen Weibe, das mit Israels schönsten Tugenden geschmückt war. Während einer 51-jährigen, musterhaften Ehe durch seltene Frömmigkeit und Wohltätigkeit sich auszeichnend, war es insbesondere ihre beispiellose Selbstlosigkeit und Bescheidenheit, durch welche sie in unserer Zeit des Egoismus und der Überschätzung des eigenen Ichs in ungewöhnlichem Maße hervorragte. Ihr ganzes Leben war der Familie und den Not leidenden und bekümmerten Mitmenschen gewidmet. Ihre Freude suchte sie nicht in weltlichen Vergnügungen, sondern in der Ausübung von Geboten und in ihrem für alles Gute erglühenden Herzen bewahrte sie einen Edelmut, der das widerfahrene Böse stets mit Gutem zu vergelten suchte. Inmitten des Pessacharbeit, die sie trotz der Gebrechen des Alters keinem Anderen überlassen möchte, wurde sie in ein besseres Jenseits abberufen, mit der seltenen Genugtuung, nur Freunde auf Erden zurückgelassen zu haben. Den Gefühlen berechtigter Trauer gaben der hiesige Herr Rabbiner Dreyfuß, sowie ihr aus Wiesbaden herbeigeeilter Sohn, Herr Rabbiner Dr. Kahn, in ergreifenden Worten beredten Ausdruck. Das Andenken der teuren Verschiedenen wird in unserer Gemeinde stets unvergesslich bleiben."

   
Zum Tod von Isaak (Leopold) Kahn, Vater von Rabbiner Dr. Kahn in Wiesbaden (1900)    
Anmerkung: Der genannte Wiesbadener Rabbiner war Dr. Leo Lipman Kahn (geb. 1842 in Sulzburg als Sohn von Isaak Kahn und der Pauline geb. Levy, gest. 1936 in Wiesbaden): studierte in Berlin und Würzburg; zunächst Rabbinatsassistent in Berlin; 1869 Gründer der Altisraelitischen Kultusgemeinde Adass Jeschurun in Wiesbaden, als deren Rabbiner und Religionslehrer er bis 1925 wirkte; war verheiratet seit 1871 (in Sulzburg) mit seiner Cousine Sara Dukas; 1925 Ruhestand.

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Juli 1900: "Sulzburg in Baden, 4. Juli (1900). Heute starb dahier in hohem Alter Herr Leopold Kahn, Vater des Herrn Rabbiner Dr. Kahn - Wiesbaden. Die Beerdigung findet morgen Donnerstag 2 Uhr statt. Ausführlicher Nachruf folgt".       
 
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Juli 1900: "Sulzburg, 9. Juli (1900). Wenn ein Gerechter stirbt, soll ganz Israel um ihn klagen. Vom Hinscheiden eines Frommen zu berichten, ist darum der Zweck dieser Zeilen. Im Alter von 89 Jahren starb hier am 6. Tamus (3. Juni 1900) Herr Isaak Kahn, der Vater des allverehrten Herrn Rabbiner Dr. Kahn in Wiesbaden. Der Heimgegangene darf, obschon ein einfacher, schlichter Mann, zu den Besten unseres Volkes gezählt werden, weil er die Eigenschaften in sich vereinigte, die den wahren Juden ausmachen. Reine, lautere Furcht des Herrn, aufrichtige Menschenliebe, unermüdlicher Fleiß, verbunden mit der peinlichsten Rechtlichkeit, prägten seinen Charakter und gestalteten seinen ganzen Lebenswandel zu einem leuchtenden Vorbilde für alle, die ihn kannten. Er hatte selbst nicht das Glück, mit dem Studium unserer heiligen Lehre sich beschäftigen zu können, aber mit grenzenloser Liebe hing sein Herz an der Tora und denen, die in ihr forschten. Ein kernhafter jüdischer Mann ist aus unserer Mitte geschieden, erhebend war denn auch die große Beteiligung an seine Lewajo (Beerdigung), die am 8. Tamus (5. Juni 1900) stattfand.
Die vielen Verwandten, die herbeigeeilt waren, und die Mitglieder unserer Gemeinde, wir fühlten es alle, dass wir uns selbst ehrten, indem wir das Andenken dieses Mannes ehrten. Am Sarge sprach zunächst Herr Rabbiner Bamberger aus Sennheim, der als früherer Stiftsrabbiner hier den Verstorbenen kennen und schätzen gelernt hatte und durch Verwandtschaftsbande Herrn Rabbiner Dr. Kahn nahe steht. Ein Schüler Ahrons, nannte der Redner den Heimgegangenen, der den Frieden liebte, aber nur den Frieden, der auf Wahrheit und Pflicht aufgebaut ist, der für diesen Frieden kämpfte und seine ganze Kraft einsetzte, der die Menschen liebte und durch sein harmonisches Leben für die Tora gewann.   
Tief erschüttert weihte Herr Rabbiner Dr. Kahn seinem Vater letzte Worte des Abschiedes. Wie die Himmelskörper treu und nie weichend ihre Bahn wandeln und freudig die Gesetze erfüllen, die der Allmächtige ihnen vorgezeichnet, so wich der teure Heimgegangene nie von dem Posten, den ihm sein Schöpfer angewiesen. Weder der garte Kampf ums Dasein, noch die Verlockungen des modernen Abfalles mit seinen glatten, gleisnerischen Worten, konnten ihn je in seiner Pflicht irre machen. Als sein Lebensziel betrachtete er aber, seine Kinder zu Juden zu erziehen und darum verdanke auch er (der Redner) seinem Vater, der aufopferungsvoll für ihn gesorgt, das Glück, den Lehrern in Israel anzugehören.   
Die goldenen, lauteren Eigenschaften des Entschlafenen hob auch Herr Rabbiner Dr. Bamberger aus Sulz u. Wald, der Schwiegersohn des Herr Rabbiner Dr. Kahn, in seinem Nachrufe hervor, der den Verblichenen jenen Vätern großer Männer, Amram und Isai, zur Seite stellte, die, wie es im Talmud heißt, so rein und fleckenlos ihre Seele bewahrten, dass sie würdig gewesen, ewig zu leben, und nur darum starben, weil einmal das Erbteil der Menschheit der Tod ist. Seine treue Pflichterfüllung hat auch ihn die Krone des Greisenalters erringen lassen, wie R. Jochanan von den Greisen Babels gestand, dass ihr inniges, gemeinsames Gebet ihnen das Leben verlängert.  
Möge es uns beschieden sein, die Lücke, die sein Tod gerissen, durch würdigen Ersatz auszufüllen, seine Seele aber weile im Bunde des Lebens! Amen. S.B."          

   
Moses Bloch bewahrt Sulzburg vor einer möglichen Brandkatastrophe (1905)    
Anmerkung: zur Herbstschen Mühle vgl.  http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-4586314: der Müller Johann Martin Herbst möchte um 1800 seine Gipsmühle auch als Hanfreibe nützen.  

Artikel in der "Badischen Presse" vom 11. Juli 1905: "Am 18. April dieses Jahres morgens nach 4 Uhr wollte Moses Bloch in Sulzburg nach der von ihm gepachteten, zur Herbstschen Mühle gehörigen Scheuer gehen, da schlug ihm ein Feuerschein entgegen, er eilte hinzu, sah einen Reisighaufen brennen und erblickte vor diesem einen Menschen, wie er noch einen funkensprühenden Strohwisch unter das Reisig schob, Balthasar Ries war es, der das Feuer angelegt hatte. Dem Moses Bloch gelang es, das Feuer zu tilgen und damit ein größeres Brandunglück zu verhüten, denn die Herbstsche Mühle in der Mühlengasse war nicht allein in Gefahr, sondern die daran stoßenden engen Häuserreihen wären auch gefährdet gewesen. Ries wurde am gleichen Morgen verhaftet, gestand aber nichts, spielte den Geistesschwachen, der von nichts wusste, eine ganze Anzahl Vorgänge aus den letzten Jahren straften sein Leugnen aber Lügen. Auch der medizinische Sachverständige, Herr Medizinalrat Dr. Warth von Müllheim, hatte während seiner Beobachtung und Untersuchung des Ries keine Anhaltspunkte gefunden, welche als entlastende Geistesdefekte gelten könnten. Die Geschworenen bejahten die einzige Schuldfrage wegen versuchter Brandstiftung und der Gerichtshof sprach zwei Jahre Zuchthaus und fünf Jahre Ehrverlust aus..   

        
Zum Tod der Frau des Kaufmanns Maier Mayer aus Schopfheim (1913)

Sulzburg FrfIsrFambl 07021913.jpg (60504 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 7. Februar 1913: "Sulzburg (Baden). Ein ansehnlicher Leichenzug bewegte sich am letzten Sonntag durch unser Städtchen. Es galt die sterbliche Hülle der Gattin des von hier stammenden Kaufmanns Maier Mayer aus Schopfheim zur Erde zu bestatten. Im blühenden Alter von 35 Jahren nach 12jähriger Ehe, musste sie ihre schöne Heimat, ihren lieben Gatten, ihr hoffnungsvolles Söhnchen verlassen, um auf Gottes Ratschluss in eine bessere Welt einzugehen. In gut gewählten Worten schilderte auf dem Friedhofe Bezirksrabbiner Dr. Eschelbacher-Freiburg die Vorzüge der Verblichenen, welche Lücke die Entschlafene hinterlassen hat. Sie war im wahren Sinne des Wortes eine Eisches Chajil (tüchtige Frau)". 

    
Zum Tod von Nanette Bloch (1926)
 

Sulzburg Israelit 29011926.jpg (95182 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. Januar 1926: "Sulzburg (Baden), 12. Januar (1926). Am Erew Schabbat (Freitagabend, gemeint 8. Januar 1926) verschied im hohen Alter von 90 Jahren die älteste Einwohnerin unserer Stadt, die seit acht Jahren verwitwete Frau Neanette Bloch. Bewundernswerte geistige und körperliche Frische ermöglichten es ihr, bis zum letzten Augenblick in ihrem echt jüdischen, mustergültigen Haushalte als eine wahre ‚tüchtige Frau’ zu wirken. Nur derjenige kann das ermessen, was sie ihrer Familie, ihrem mit allen Fasern des Herzens geliebten Judentums und nicht zuletzt unserer Kehillah (Gemeinde) war, der das Glück hatte, in der Nähe dieser edlen Zenuah weilen zu dürfen. – Die Kewuroh (Beerdigung) fand am Sonntag, den 10. Januar, unter außerordentlich großer Anteilnahme von nah und fern statt. Herr Lehrer Baracker klagte bewegten Herzens an der Bahre um den großen Verlust, den die altehrwürdige Gemeinde und insbesondere das gesetzestreue Judentum erleiden. Derselbe zeichnete unter Zugrundlegung des 31. Psalms: ‚In Deine Hand befehle ich meinen Geist, Du erlösest mich, o Ewiger, Gott der Wahrheit’ ein lebensgetreues Bild der Entschlafenen. Herr Lehrer Simon, Lörrach, dankte am Grabe der edlen Verblichenen für die ihm während des Krieges in so hohem Maße erwiesene Gastfreundschaft. Nun ruht die verklärte Patriarchin an der Seite ihres ihr vor 8 Jahren in den Tod vorangegangenen Gatten. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."

   
89. Geburtstag von Marie Kahn (1927)    

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Mai 1927: "Sulzburg (Baden), 20. Mai (1927). Von einem stattlichen Verwandten- und Bekanntenkreis umgeben, begeht die älteste Frau unserer Synagogengemeinde, sowie hiesiger Stadt, Frau Marie Kahn, am Dienstag, 31. Mai - so Gott will - ihren 89. Geburtstag. Der hohen Jubilarin zu Ehren veranstaltet der jüdische Frauenverein eine kleine Festlichkeit. 
Auch unsere altehrwürdige Kehilloh blickt in Dankbarkeit zu dieser Patriarchin empor; ist sie doch das Muster einer wahrhaft jüdischen Frau, eine durch und durch religiös veranlagte Natur. Weder die Kälte im Winter noch die Hitze im Sommer hindern sie am Besuche 'ihrer lieben Synagoge', an der sie mit allen Fasern ihres jüdischen Herzens hängt. In ihrer unerschütterlichen Glaubenstreue gleicht sie ihrem großen Schwager, dem bekannten Rabbiner Dr. Cahn, Wiesbaden, Begründer der orthodoxen Gemeinde in Wiesbaden. 
So möge nun der Hochbetagten ein sonniger Lebensabend noch beschieden sein."       

  
Zum Tod von Marie Kahn (1929)      

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Juni 1929: "Sulzburg (Baden), 15. Juni (1929). Am 1. Juni, nach ihrem gerade vollendeten 91. Lebensjahre, ist Frau Marie Kahn geb. Meier aus dem Dasein geschieden. Friedfertig, wie sie war, und friedlich wie ihr ganzes Leben, war auch ihr Tod. Still und schmerzlos, verklärt von der Ruhe des Schabbat war sie, nachdem sie sich kurz vorher noch anregend unterhalten hatte, zur (hebräisch und deutsch) ewigen Ruhe hinübergeschlummert. Die Verblichene stammte aus Lengnau und das Schweizer Heimatgefühl, von dem sie beseelt war, erhielt sich bei ihr zeitlebens. Ausgestattet mit einem tief mitfühlenden Herzen, erfüllt von aufrichtigster Menschenliebe und wahrer Gottesfurcht, eine vorbildliche Frau, auf die sich sagen lässt (hebräisch und deutsch) - gesegnet im Zelte - genoss die Entschlafene die uneingeschränkte Liebe und Wertschätzung aller, die sie kannten. Das trat das letzte Jahr, als sie, umgeben von ihren Kindern, Enkeln und Familienangehörigen in bewunderungswürdiger Frische den 90. Geburtstag feierte, wieder so recht zutage und zeigte sich auch bei der unter großer Beteiligung stattgefundenen Beerdigung. Die von nah und fern erschienen Verwandten und Freunde der Familie, die Mitglieder der Gemeinde und das zahlreiche Trauergefolge aus dem Orte, sie alle fühlten, dass sie sich selbst ehrten, indem sie das Andenken der Heimgegangenen ehrten. 
Herr Bezirksrabbiner Dr. Ziemels aus Freiburg hielt der Verewigten einen warm empfunden Nachruf. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."       
 
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. Juni 1929: "Am Schabbat BeChokatai  (Schabbat mit der Toralesung Bechukotai = 3. Mose 26,3 - 27,34, das war am 1. Juni 1929) hat unsere über alles geliebte Mutter, Schwiegermutter und Großmutter Frau Marie Kahn nach soeben vollendetem 91. Lebensjahre das Zeitliche gesegnet. 
Sulzburg i. Baden, Halberstadt, Dortmund, Mailand, 3. Mai 1929. 
Die trauernden Hinterbliebenen.
"      

  
Zum 75. Geburtstag von Moses Bloch (1930)  

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Januar 1930: "Sulzburg (Baden), 13. Januar (1930). Eine der markantesten Persönlichkeiten unserer altehrwürdigen Gemeinde, Herr Moses Bloch, begeht so Gott will am Sonntag, 19. Januar, in körperlicher und geistiger Rüstigkeit seinen 75. Geburtstag inmitten eines großen Familienkreises. Der Jubilar ist seit Jahrzehnten ehrenamtlicher Bal-Tefilloh an allen Feiertagen des Jahres und zeichnet sich besonders durch seine wunderschöne lyrische Tenorstimme aus. Unser Wunsch lautet: 'Ad meoh weesrim schonoh' (bis 120 Jahre)."      

   
Zum Tod von Berthold Dukas (1932)
   

Sulzburg Israelit 08121932.jpg (94360 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Dezember 1932: "Sulzburg, 5. Dezember (1932). Im Alter von nur 52 Jahren ist Berthold Dukas, einer der Würdigsten unserer Gemeinde, verschieden. Eine tückische Krankheit hat ihn, den immer Arbeitsfrohen, trotz aufopferndster Pflege der Gattin, jäh dahingerafft und eine unersetzliche Lücke geschaffen. Sein wunderbares Familienleben war durchtränkt von tiefer und echter Frömmigkeit und sein jüdisches Heim war jedem Armen weit geöffnet. Das Wohl der Gemeinde war ihm heilig. Seine orthodoxe Einstellung (er war ein glühender und treuer Verehrer von S. R. Hirsch – das Gedenken sei zum Segen – und dessen Schriften), die er mit einer Entschiedenheit vertrat, ging Hand in Hand mit aller gewinnenden Versöhnlichkeit und Menschenliebe. Musikalisch und stimmbegabt, war er ein begeisterter Freund des Vorbetens und beherrschte zahlreiche liturgische Melodien. Ergreifend war es, wie er an den Ehrfurchtgebietenden Tagen vorbetete. In der Chewra Kadischa (Heilige Bruderschaft) betätigte er sich an erster Stelle. Zu seiner Beisetzung fanden sich zahlreiche Freunde von Nah und Fern ein, auch die gesamte nichtjüdische Einwohnerschaft erwies dem beliebten Manne die letzte Ehre. An der Bahre schilderten Kantor Strauß, Freiburg, der Schwager des Verstorbenen, sowie Kantor Alperowitz, Sulzburg, das segensreiche Leben des Verewigten und den schweren Verlust, den seine Familie und Gemeinde erlitten. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."

  
   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen   
Anzeige von Salomon Kahn - Zimmer an jüdische Kurgäste zu vermieten (1904)     

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Mai 1904: "Sulzburg bei Badenweiler. Ein Schlafzimmer mit 2 Betten, Wohnzimmer, mit oder ohne Küche an Kurgäste zu vermieten. 
Salomon Kahn."      

    
Anzeige des Gasthofes zum Wilden Mann (1904)   

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Juni 1904:
"Koscher Sulzburg bei Badenweiler (Luftkurort). Koscher
Gasthof zum Wilden Mann
. Inh.: Frau Levi Witwe.  
Derselbe ist mit dichten Tannenwäldern umgeben und ist daher zur schnellsten Genesung für Brustleidende, Nervenkranke etc. etc. sehr geeignet. Näheres durch die Obige."    

  
Anzeige der Bäckerei Berthold Bloch (1929)   

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. März 1929: "Bäcker- und Konditor-Lehrstelle-Gesuch. 
Suche für meinen 14-jährigen Sohn Lehrstelle, in rituellem Hause, wo Schabbos und Jomtef (Feiertag) nicht gearbeitet wird. Süddeutschland bevorzugt. 
Berthold Bloch, Bäckerei,
Sulzburg in Baden."        

  
    
Weitere Dokumente 
(aus der Sammlung von Hansjörg Schwer, Waldshut-Tiengen; das Dokument von 1884 aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim/Ries)  

Brief an Bürgermeister Sexauer betr. 
einer Gerichtssache gegen den Vorsteher 
der israelitischen Gemeinde Kahn (1835)
 
D Sulzburg 190a.jpg (97035 Byte) D Sulzburg 190.jpg (142454 Byte)
    Umschlag: Herrn/ Bürgermeister Sexauer / in / Sulzburg / Amts Müllheim
brifbot 1 cr 
Inhalt: Herrn Bürgermeister Sexauer in / Sulzburg Amts Müllheim / 
Indem ich Sie benachrichtige, daß I.S. der Ge- 
meinde Sulzburg gegen den Judenvorsteher Kahn
das Großh. Oberhofgericht die eingewandte Oberbe-
rufung verworfen hat, übersende ich Ihnen in der
Anlage mein Kostenverzeichniß, deßen Betrag ich
baldigst zu berichtigen bitte, worauf ich Ihnen die Vortheils-
Ausfertigung nebst meiner Decretur zusenden werde.
Hochachtungsvoll
Mannheim d. 26 März 1835
Ihr ergebenster
Dr. Bertheau
Oberhofgerichts-Advokat 
        

   

Brief an den Ortsvorstand in Sulzburg
betreffs der jüdischen Metzger 
(1820-er Jahre?)
 
  
D Sulzburg 191a.jpg (97208 Byte) D Sulzburg 191.jpg (119188 Byte)
 Hinweis von Hansjörg Schwer zur Datierung:
 Der R1.Freyburg-Stempel wurde 1810
 eingeführt und die Rayonstempel (R1xx, R2xx)
 wurden allgemein bis Ende der 1820er-Jahre
 verwendet. Allerdings wurden sie öfters auch
 noch in späterer Zeit eingesetzt. Seltsam ist
 die Bezeichnung MDS auf dem Brief, mit der
 üblicherweise Militär-Dienst-Sachen
 gekennzeichnet wurden.  
 Umschlag: An / den Orts Vorstand / zu / Sulzburg 
M.D.S.
Inhalt: Stadt Sulzburg  / Acta / die Mezger dahier betr. / 
1. Klage des Mezger Adlerwirth Sexauer
wegen beschuldigter Fleischauswägung
von den Juden
2. die Annahme der Mezger in Freyburg
und
3. das Schächten der Juden
4. Uebereinkunft der
christlichen und israelitischen
Metzger dahier mit- / einander.  
   
   
Schreiben an den Synagogenrat in Kirchen
 - Mitteilung der Erhöhung der Diäten des
 Rabbiners in Sulzburg (1868)  
Kirchen Dok 185.jpg (83927 Byte) Kirchen Dok 185a.jpg (119858 Byte)
    An den Synagogenrath in Kirchen bei Efringen

Abschrift. Großherzoglicher Oberrath der Israeliten.
Karlsruhe, den 5ten Juni 1868 
Die Erhöhung der Diäten der Rabbiner betr.
An das Bezirks Rabbinat Sulzburg
Gr. Ministerium des Inneren hat mittelst hoher Ver-
fügung vom 26ten v. Mts. No 6798 genehmigt daß den
Bezirks-Rabbinern bei auswärtigen Dienstver-
richtungen eine Diät von Vier Gulden und in der Zeit
vom 1. Oktbr bis zum letzten April ein Zuschlag von
10 Prozent berechnet werde.
Das dortige Rabbinat wird zu seiner Maßnahme 
sowie zur Eröffnung an die betreffende Gemeinden
hiervon benachrichtigt.

Der Ministerial Commissär:
gez. W. Frey

Vermittelst Abschrift Nachricht hievon dem Srth Kirchen
Sulzburg 10. Juni 1868. Das Bez. Rabbinat
Dreyfuß. 
   
Briefumschlag von A. H. Dreyfuss in Sulzburg, 
versandt nach Weiler im Allgäu (1884)
 
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim / Ries)   
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Der Brief wurde verschickt von Abraham Hirsch Dreyfuss (Dreyfuß), Sohn des Rabbiners Emanuel Dreyfuss (Dreyfuß) in Sulzburg nach Weiler im Allgäu am 2. Juli 1884. 
Abraham Hirsch Dreyfuss (geb. 15. Oktober 1835 in Sulzburg als Sohn von Rabbiner Emanuel Dreyfuss und Bella/Babette geb. Meyer) war verheiratet mit Sara geb. Weil (geb. 1836). Das Ehepaar hatte sechs Kinder: Behla (1861 - 1946), Paulina (1863 - unbekannt), Babette/Brendel (1864 - 1865), Sophie (1866 - unbekannt), Joseph (1868 - 1892; im jüdischen Friedhof Freiburg beigesetzt: Grab Nr. 9 nach Dokumentation von Ruben Frankenstein), Isidor (1870 - unbekannt). 
Abraham Hirsch Dreyfuss war in Sulzburg als Lederhändler tätig und bis zu seinem Wegzug nach Freiburg in der Zeit von 1876 bis 1888 Mitglied des Gemeinderates. In der jüdischen Gemeinde war er auch als Mohel (Beschneider) tätig. Abraham Hirsch Dreyfuss starb am 22. Oktober 1914 in Freiburg, Seine Frau Sara geb. Weil starb 1920 im Alter von 84 Jahren gleichfalls in Freiburg. Beide wurden im jüdischen Friedhof in Freiburg beigesetzt (nach Dokumentation von Ruben Frankenstein Grab Nr. 10 bzw. Grab Nr. 11).  
Quellen: http://www.alemannia-judaica.de/sulzburg_texte.htm (siehe oben):  A. H. Dreyfuß wird zum dritten Mal wieder als Gemeinderat gewählt (1882) 
https://juden-in-sulzburg.de/person/dreyfuss-abraham-hirsch 
http://www.alemannia-judaica.de/freiburg_personen.htm: Zum Tod von Sara Dreyfuß geb. Weil, Witwe von Abraham Hirsch Dreyfuß (1920)  
Zu Abraham Hirsch Dreyfuss siehe https://www.geni.com/people/Abraham-Dreyfuss/6000000031580491711  
Zu Sara Dreyfuss geb. Weil siehe https://www.geni.com/people/Sara-Dreyfuss/6000000031580685577  Von dort weitere Informationen zu Familienangehörigen     

  

   

   

   

  

 

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Stand: 30. Juni 2020