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Sulzbach (Stadtteil
von Sulzbach-Rosenberg,
Kreis Amberg-Sulzbach) mit Vilseck (Kreis Amberg-Sulzbach)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Sulzbach (Stadtrechte seit der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts)
lebten Juden bereits im Mittelalter. 1305 bestimmten die
Pfalzgrafen Rudolf I. und Ludwig, dass die Juden den Bürgern der Stadt Steuern
zahlen sollten. Die Judenverfolgung in der Pestzeit 1348/49 traf auch die
Sulzbacher Juden. 1356 wurden die Schulden zweier Sulzbacher Bürger, die
sie gegenüber Juden noch aus der Zeit vor der Verfolgung hatten, durch Karl IV.
annulliert. Danach schweigen die Quellen für fast 300 Jahre. Doch könnten auch
im 16. Jahrhundert einige Juden in der Stadt gelebt haben: 1540
wurden zwei Juden aus Sulzbach vorgeladen, um bei einem Prozess gegen Juden aus
Titting (Kreis Eichstätt) auszusagen. Die Tittinger Juden waren beschuldigt
worden, ein Christenkind bei Eichstätt ermordet zu haben. Es ist jedoch nicht
sicher, ob mit Sulzbach die oberpfälzische Stadt gemeint ist.
Die Entstehung der neuzeitlichen Gemeinde geht in das
17. Jahrhundert zurück. Christian August, der
Herzog von Pfalz-Sulzbach, gestattete seit etwa 1650 jüdischen Handelsleuten
aus Schnaittach, Hüttenbach,
Ottensoos, Neuhaus
(Gemeinde Adelsdorf, Kreis Erlangen-Höchstadt) und Forth,
ihre Geschäftstätigkeiten auch auf das Pfalz-Sulzbachische Gebiet zu verlegen.
Am 9. Januar 1666 gab er dem Feustel Bloch aus Neuhaus die Erlaubnis,
sich mit seiner Familie (sein Sohn Moses Bloch war später der Begründer der
hebräischen Druckerei) in der Residenzstadt Sulzbach anzusiedeln. Weitere
Familien konnten nachziehen: 1685 wurden 12 jüdische Familien gezählt
(Familien des Josef Hirsch, Moses Bloch, Perle Jakob, Moses Josef, Aaron
Fraenkel, David Bloch, Simon Jakob, Hirsch Josef, Koppel und Feistel). Die
jüdischen Familien konnten sich eigene Einrichtungen schaffen, als erstes wurde
von Feustel Bloch 1668 ein Friedhof
angelegt, auf dem er tragischerweise als erster beigesetzt wurde. Unter den
zuziehenden Familien waren auch Flüchtlingsfamilien aus dem polnischen Bereich
sowie Emigranten aus Wien (Familie Fraenkel). Bis weit ins 19. Jahrhundert
hinein lebten die jüdischen Familien vom Vieh-, Schnittwaren-, Hausier und Trödelhandel.
Dazu kamen im 18. Jahrhundert die Hofjudenfamilien am Hof des Herzogs die
als Heereslieferanten, Transportunternehmer und Schmuckhändler usw. tätig
waren. Sie besuchten regelmäßig die Messe in Leipzig. 1745 wurden 22 jüdische
Familien gezählt.
Die Blütezeit der jüdischen Gemeinde war zwischen der Mitte des 18. und der
Mitte des 19. Jahrhunderts. Die Höchstzahl jüdischer Einwohner wurde um
1801 erreicht. Damals wurden 66 jüdische Familien in der Stadt gezählt (etwa
300 jüdische Einwohner, d.h. ca. 10 % der Bevölkerung), dazu kamen die
Familien des Rabbiners und des Lehrers. Rabbiner betreuten die jüdische
Gemeinde seit Ende des 17. Jahrhunderts; seit 1709 bestand ein Ortsrabbinat.
Folgende Rabbiner werden genannt: Josef ben Mosche Hausen (gest. 1681), Meir ben
Ascher Levi (Hauptrabbiner in Fürth, betreute 1673 Sulzbach und andere
Gemeinden), Ascher Secharja Enslein aus Schnaittach
(1674-1693), Bärmann ben David Seckel Fraenkel (bis 1708). Seit 1709
Ortsrabbiner: Schlomo ben Nachman (etwa von 1709 bis 1713), Moses ben Schaul
Katzenellenbogen, Jehuda Loew ben Koppel (bis 1723), Josef Levi ben Elieser
Oettingen, Simon Gellern (um 1745), Scholem Abraham ha Kohen aus Lonnerstadt
(etwa ab 1756), Issachar Beer ben Jona ha Levi (etwa um 1764), Jukutiel Kaufmann
ben Meier haKohen Kohn (nach 1782-1813), Isak Aronsohn Mannheimer (bis 1838),
Dr. Wolf Schlessinger (Distriktsrabbiner in Sulzbach bis 1848), Israel Wittelshöfer
(1843 bis 1896 Rabbiner in Floß, von dort für Sulzbach zuständig).
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner
wie folgt: 1809/10 336 jüdische Einwohner (28,5 % von insgesamt 1.178),
1837 etwa 300 (10,3 % von 1.912), 1867 159 (3,0 % von 5.292), 1871 164 (3,8 %
von 4.270), 1880 123 (2,6 % von 4.668), 1890 101 (2,0 % von 5.015), 1900 56 (1,2
% von 5.604).
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine
Religionsschule (bereits 1685 wird ein Lehrer David in der jüdischen
Gemeinde genannt) und zeitweise eine Israelitische Schule (von 1835 bis
1923 im Haus Synagogenstraße 10, erbaut 1803), ein rituelles Bad und - wie
bereits oben genannt - einen Friedhof.
Für den Unterricht an der Israelitischen Schule war zur Zeit deren Bestehens
jeweils ein jüdischer Volksschullehrer angestellt. Die Lehrer der Schule
waren Samson Wolf um 1809, Max Ellenberger aus Sulzbach (1837-1845), Salomon Marschütz aus
Gunzenhausen (1845-1853), Isak Obermayer (1845-1896), Meier Godlewsky (später
in Neumarkt und Cham
tätig), Siegmund (Sigmund) Stein aus Dietenhofen
bei Ansbach (1896-1922). Nach Schließung der Israelitischen Volksschule
unterrichtete Lehrer Elieser Rachelsohn die jüdischen Kinder in Religion; 1933
unterrichtete der Amberger
Lehrer die jüdischen Kinder in Sulzbach (einige Ausschreibungstexte der
Lehrer-/Vorbeterstellen siehe unten).
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Oskar Stein (geb.
22.12.1897 in Sulzbach, vor 1914 in Würzburg wohnhaft, gef. 6.5.1917) und
Gefreiter Adolf Kleinbauer (geb. 26.3.1876 in Sulzbach, vor 1914 in
Amberg
wohnhaft, gef. 20.10.1918).
1924 wurden noch 17 jüdische Einwohner gezählt. Die Vorsteher
der jüdischen Gemeinde waren Leopold Prager (siehe Artikel
zu seinem Tod 1930 unten) und Wilhelm Lindner. Als Religionslehrer, Kantor
und Schochet wirkte der bereits oben genannte Elieser Rachelsohn. Er hatte noch
vier jüdische Kinder im Religionsunterricht an den öffentlichen Schulen zu
unterrichten, dazu kamen vier weitere Kinder an der Religionsschule der
Gemeinde. An jüdischen Vereinen bestanden damals der Israelitische Männerverein
(mit vier Mitgliedern unter Leitung von Wilhelm Lindner) und der
Israelitische Frauenverein (Chevro, mit fünf Mitgliedern unter Leitung von
Pauline Prager; Ziel: Wohltätigkeit). Zur jüdischen Gemeinde in Sulzbach zählten
auch die fünf in Vilseck lebenden jüdischen Einwohner (auch 1932). Die
Gemeinde gehörte dem Distriktsrabbinat Sulzbürg
an (inzwischen Sitz in Neumarkt). 1932 war die Gemeinde in Auflösung
begriffen. Sie hatte nur noch acht jüdische Mitglieder unter dem Vorsteher
David Prager. Den Religionsunterricht besuchten noch zwei jüdische Kinder. Nach
Umbildung des Rabbinatsbezirks Sulzbürg-Neumarkt (1931) gehörte die Sulzbacher
Gemeinde dem Rabbinatsbezirk Regensburg-Neumarkt an.
1933 wurden nur noch neun jüdische Einwohner gezählt. Von ihnen sind
zwischen 1934 und 1939 fünf in die USA emigriert, zwei in andere deutsche Orte
verzogen. Eine jüdische Frau starb in dieser Zeit in der Stadt. Im Oktober 1936
wohnten keine jüdischen Personen mehr in Sulzbach-Rosenberg. Kurz zuvor war
Sulzbach der jüdischen Gemeinde in Amberg
zugeteilt worden.
Von den in Sulzbach geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen
Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Hugo Baermann (1864),
Martha Berger (1887), Arthur Godlewsky (geb. 1895 in Sulzbach, Kantor und
Religionslehrer an verschiedenen Orten, umgekommen 1942 in Auschwitz, Informationsseite);
Sara Godlewsky (1874), Auguste Goldschmidt geb. Obermeyer (1869 als Tochter des
Lehrers Isak Obermeyer in Sulzbach geboren; später in Meiningen
verheiratet, umgekommen in Theresienstadt); Auguste Goldschmidt geb. Uhlfelder
(1877, später in Frankfurt), Pauline Prager geb. Arnstein (geb. 1868, war mit
dem 1930 verstorbenen Gemeindevorsteher Leopold Prager verheiratet, 1943 in
Theresienstadt umgekommen), Rosa Prager (1889), Sofie Schwab geb. Fränkl
(1890), Siegfried Uhlfelder (1883), Erna Cäcilie Vorenberg geb. Falk (1903),
Fany Waller geb. Worms (1876), Heinrich Weinschenk (1874), Abraham Worms (1880).
Von den in Vilseck geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen
Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Irma Kohner geb. Pollak
(1900), Elsa Pollak (1893), Rosa Pollak geb. Baum (1863), Käthe Silbermann geb.
Pollak (1895).
Zur Geschichte der hebräischen Druckereien
Von großer Bedeutung für das gesamte deutsche und
europäische Judentum ist Sulzbach als Ort des hebräischen Buchdrucks. Fast 200
Jahre lang wurden in der Stadt Talmudausgaben, Mischnaiot, Machsorim
(Gebetbücher zu den Festtagen), Chumoschim (Pentateuchausgaben mit
Vokalzeichen) und zahlreiche Siddurausgaben (Gebetbücher) hergestellt. Erst im
Laufe des 19. Jahrhunderts wurde Sulzbach in seiner Bedeutung von Druckereien
wie Frankfurt/Rödelheim, Wien und Krakau abgelöst.
1669 erhielt der aus Prag stammende jüdische Drucker Isak ben Jehuda
Löb Kohn in Sulzbach das Buchdruckprivileg des Herzogs. Er hat jedoch nur
wenige Bücher in Sulzbach erstellt und sich danach in Wilhermsdorf
als Drucker niedergelassen. 1684 erhielt seit 18 Jahren in Sulzbach
wohnhafte Moses Bloch das Buchdruckprivileg. Im Auftrag des Herzogs sollte
zunächst das Hauptwerk der jüdischen Mystik, der 'Sohar"
erscheinen. Neben der Sohar-Edition erschienen von Bloch weitere kabbalistische
Schriften, Chumoschim und Schriften von Salomon Luria, Jakob Koppel Zaslawer und
Elieser Sofer Loeb Rofe aus Prag. 1693 starb Moses Bloch. Seine Witwe führte
mit den Söhnen den Betrieb weiter und veröffentlichte einen Teil des Talmud.
Die große Zeit des hebräischen Buchdrucks in Sulzbach erfolgte mit dem Zuzug
der Wiener Familie von Aron ben Uri Lipmann Fraenkel, die 1673 nach
Sulzbach kam. Er war eng verwandt mit berühmten Wiener Rabbinern, war
hochgelehrt und brachte die Voraussetzungen mit, um aus der bisherigen
Bloch'schen Druckerei ein europaweit bedeutendes Handelshaus zu schaffen. 1699
erhielt er den Privilegbrief für die Druckerei. Ein prachtvoller Machsor war
das erste Druckereignis der Fraenkelschen Druckerei. Es folgten zahlreiche
Talmudtraktate, Machsorausgaben, Siddurim, Haggadot schel Pessach usw. Aron
Fraenkel starb 1719, sein Sohn Meschullam Salman ben Aron Fraenkel übernahm
die Druckerei. Unter ihm wurden Bücher in hohen Auflagen für ein breites
Publikum zu einem erschwinglichen Preis gedruckt. Von 1719 bis 1766
veröffentlichte Fraenkel 167 Auflagen der verschiedensten religiösen
jüdischen Literatur, darunter auch die bekannten Kalender aus Sulzbach, die
jährlich neu erschienen und für zahlreiche jüdische Handelsleute ein
wichtiger Wegbegleiter waren. 1764 übernahmen die Söhne von Salman - Aron
und Naftali ben Meschullam Salman Fraenkel - die Druckerei. Ihnen folgte 1795
bis 1819 der Neffe Seckel ben Aron Fraenkel, der nach 1813 den
Familiennamen Arnstein annahm. 1819 übernahmen Elias und Salomon Arnstein die
Druckerei. Das Druckhaus wurde beim Stadtbrand 1822 völlig zerstört, doch
wenig später wieder aufgebaut. In den folgenden drei Jahrzehnten vollzog sich
der Niedergang der Sulzbacher Druckerei. 1851 erschien als letztes ein Siddur
T'fila.
Sulzbacher hebräische Druckerzeugnisse
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Mischnajot-Ausgabe
von 1752 |
Sefer Korban
von 1777 |
Talmud Traktat
Rosch HaSchana,
Sulzbach 1756/57 |
Machsor
von 1770 |
Machsor - Gebetbuch zum
Sukkotfest aus dem 19
. Jahrh. (Laubhüttenfest) |
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Quelle: Jüdische Gemeinde
Würzburg |
Quelle: Pinkas Hakehillot
s.Lit. S. 161. |
Quelle: www.judaica.hu |
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Rechts: Beitrag von Dr. Josef Prys in München
über: Hebräische Buchdruckereien im
Gebiet des
heutigen Bayern. In: Bayerische Israelitische
Gemeindezeitung vom 6.
Juli 1925 (es sind nur die
ersten beiden Seiten des Artikels wiedergegeben) |
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Publikation von
Rabbiner
Dr. Magnus Weinberg, Sulzbürg
(1904) |
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Anzeigen in der
Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Januar 1904 und 4. Februar
1904:
"In meinem Kommissionsverlag
erschien soeben:
Die hebräischen Druckereien in Sulzbach 1669-1851.
Ihre Geschichte; Ihre Drucke; ihr Personal von
Dr. M. Weinberg, Rabbiner in Sulzbürg. Preis Mark 4.-
A.H. Hofmann, Verlagsbuchhandlung, Frankfurt am Main." |
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Rechts: der oben
genannte, umfassende Beitrag
von Rabbiner Dr. Magnus Weinberg über
"Die
hebräischen Druckereien in Sulzbach" erschien
im "Jahrbuch
der Jüdisch-Literarischen Gesellschaft"
Jg. 1903 S.19-202). Er kann eingesehen werden über
www.compactmemory.de;
dazu gab es einen
ergänzenden Beitrag von demselben Verfasser
unter
demselben Titel in "Jahrbuch der Jüdisch-Literarischen
Gesellschaft" Jg. 1923 S. 125-156).
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Weiterer
Beitrag von Rabbiner Dr. Markus Weinberg |
Der
Sulzbacher Wandkalender für das Schöpfungsjahr 5483 (1722/23). In:
Jahrbuch der Jüdisch-Literarischen Gesellschaft 1926 S. 89-98 (eingestellt
als pdf-Datei) |
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Ein
neues Gebetbuch erscheint bei Frank in Sulzbach (1847)
Artikel in der Zeitschrift "Der Orient"
vom 5. Februar 1847: "Aus unserm literarischen Gebiete
folgendes: Zu den zahlreichen vorhandenen deutschen Gebetbüchern für
Israeliten ist noch eines bei Frank in Sulzbach erschienen, und
zwar verfasst von einem sich nicht nennenden Gelehrten mit Beihilfe vieler
gelehrten ebenfalls nicht genannter Mitarbeiter. Ist das nicht ein Wunder
unserer Zeit? Ein sich nicht nennender jüdischer Gelehrter. Hat man das
noch erhört? Das Wunder löst sich aber, wenn man bedenkt, dass die
Gebete zum Teil ganz aus andern Gebetbüchern zusammengetragen sind, wozu
bekanntlich weder Name noch Gelehrsamkeit gehört.
K." |
Über die Publikation von
Rabbiner Dr. Weinberg über "Die hebräischen Druckereien in Sulzbach"
(1904)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 14. April 1904: Zum Lesen bitte
Textabbildungen anklicken |
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Berichte
aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Allgemeine Berichte
Artikel über "Die Judengemeinde von Sulzbach"
von 1935
Artikel
in der Zeitschrift "Judaica" vom April 1935 S. 9-10: "Die
Judengemeinde von Sulzbach. Im 'Illustrierten Haus- und Familienbuch'
(Wien 1860) lesen wir unter dem Titel 'Eine tolerante Gemeinde' wahre
Wunder von der konfessionellen Eintracht, die in Sulzbach um 1825 herum
geherrscht hat. Die einstige Residenz des Grafen Sulzbachs bestand dazumal
aus 4.000 Einwohnern, je ein Drittel Katholiken, Protestanten und Juden.
Es gab damals nur eine Kirche, in welcher abwechselnd Katholiken und
Protestanten gebetet haben. Die Geistlichkeit beider Konfession verband
die herzlichste Freundschaft. Der Dritte im Bunde war der Rabbiner, den
man oft mit dem Dechanten oder dem Pastor spazieren gehen sah.
'War eine jüdische Hochzeit in Sulzbach, so bestand die Mehrzahl der
Gäste aus Christen beider Konfessionen, war ein Ball, ein Schützenfest,
eine öffentlich festliche Veranstaltung, so waren es die Juden, welche in
größerer Anzahl erschienen, da die meisten tanzfähigen jungen Männer
Sulzbachs sich in den jüdischen Geschäften befanden. Die reichste und
angesehenste Familie waren die Arnstein - drei Brüder, wovon der Eine die
damals einzige hebräische Druckerei in Bayern betrieb, - der zweite eine
Lederhandlung und der Dritte - wie ich glaube, eine Tuchhandlung besaß.
Alle diese drei großen Geschäfte waren in einem Hause untergebracht,
welches die Seite einer langen Gasse bildete. Die Einrichtung sowie die
Lebensweise dieser drei Familien beurkundete ihren Reichtum. An diese
reihten sich die fast ebenso reichen Familien Heymann, Karpeles usw. an,
und zählten unter ihren Angehörigen recht viele gebildete hübsche
Mädchen und Frauen, sowie Männer, welche alle mit den christlichen
Familien in einem unendlich freundlichen harmonischen Umgang lebten. der
jüdische Tempel in Sulzbach ist ein schönes großes Gebäude, von
Christen häufig besucht, da die Judenschaft damals eben einen
vortrefflichen Redner hatte, der jedes Menschenherz mit dem Troste des
Glaubens zu erfüllen verstand. Und kein christlicher Priester wehrte den
Besuch der jüdischen Predigten.' - -
Zwischen Sulzbach und Pressburg gab es im 18. Jahrhundert vielfache
Beziehungen. Manches Werk eines Pressburger Gelehrten wurde in Sulzbach
gedruckt, manches eheliche Band umschlang beide Gemeinden. --
Die billigen Sulzbacher Drucke zogen Massen von jüdischen Käufern aus
allen Ländern an, und gaben dem kleinen Orte sein eigenes Gepräge. Was
Wunder, wenn man in ganz Bayern vom 'Judennest' Sulzbach sprach! Die
Arnsteins haben eigentlich Aaron geheißen. Ihr Ahne Moses Bloch hat die
Druckerei bereits 1686 übernommen." |
Abbildung
links: Ein in Sulzbach gedrucktes Werk eines Pressburger Autors (Judaica-Abteilung
der Komensky-Universität in Bratislava): Das Buch 'Korban Ascham'
('Schuldopfer') vom Pressburger Rabbinats-Assessor Isak Schacherlsunter
Oberrabbiner Meir Barby. Das Buch, eines der schönsten Sulzbacher Brucke,
ist im Jahre 1776 herausgegen wurden. Es enthält theologische Vorträge
in Pressburg. Aus der Vorrede erfahren wir, dass der Autor bei der
Vertreibung der Juden aus Prag nach Pressburg kam und bei den Prager
Unruhen seine früheren Manuskripte verloren habe. (Autogramm des
Rabbi Isak Schacherls siehe unten).
*
Doch in den letzen Tagen geht die trübe Kunde durch die Blätter, dass
die Sulzbacher jüdische Gemeinde der völligen Auflösung entgegengehe
und der Tempel nicht mehr erhalten werden könnte. --
Ahasver-Loos!
Allein in allen jüdischen Bibliotheken der Welt befinden sich
unvergängliche Denkmäler aus der Blütezeit des Sulzbacher Judentums,
die berühmten Sulzbacher hebräischen Drucke, die den Ruhm des kleinen
Städtchens in die ganze Diaspora hinaus getragen haben.
Abbildung unten: Unterschrift des Rabbi Meir Barby, Oberrabbiner von
Pressburg 1763-1789, und der Rabbinatsassessoren David Kittsee und Isak
Schacherls." |
Kurzbericht über die jüdische Gemeinde (1847)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Orient" vom 5. März 1847:
"Sulzbach hat 50 Familien, einen Rabbiner (Dr. Schlesinger), dem dem
Fortschritt zugetan ist und an Herrn Marschütz einen geschickten Lehrer.
Die Gemeinde ist durch Auswanderungen dezimiert und im Wohlstande
herabgekommen." |
Über die vorbildlichen Gemeindezustände in Sulzbach
(1860)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 26. Juni 1860: "Recht angenehm haben bei einer jüngsten
Anwesenheit uns auch die geordneten, wahrhaft musterhaften Gemeindezustände
in Sulzbach berührt. Was zunächst den Gottesdienst
betrifft, so wird er in einer Weise begangen, die unbedingt erbauen muss,
und wie dies hier zu Lande nur selten vorkommt. Der Synagogenchor,
obwohl schwach besetzt, ist gut geleitet und leistet, was man von so
geringen Kräften nur erwarten kann. Nur bleibt es auffallend, dass man
noch die ganze Überfüllung aller alten und veralteten Gebetsstücke
beigehalten hat, an Festtagen sogar sämtliche Piutim, und könnte
in diesem Sinne eine Regenration nicht schaden. Außerdem besitzt die
Gemeinde sehr lobenswerte und zweckmäßige Wohltätigkeits-Vereine
und Stiftungen, die sie in den Stand setzen, im Überfluss für
Bedürftige in einer Weise zu sorgen, wie es selten vorkommt, aber
überall sein sollte. Man wartet nämlich mit der Unterstützung nicht
erst, bis die Leute völlig vom Almosen leben müssen, sondern macht es
ihnen durch Gewährung reichlicher Geldmittel möglich, sich durch eigene
Kraft wieder emporzuarbeiten, und sieht sich durch gänzlichen Mangel
notorischer Armer reichlich belohnt. Alles dieses und noch viel mehr
verdankt die Gemeinde ihrem wachern Vorstande Arnold S. Arnstein.
Er widmet sich mit einer Uneigennützigkeit und selbst mit Aufopferung
eigener Mitten den Gemeindeangelegenheiten, die ihres Gleichen in Bayern
nicht mehr, oder doch nur in wenigen Fällen haben dürfte. Seine Gemeinde
weiß dies auch zu würdigen und ehrt ihn durch unbedingtes Zutrauen.
Seinen besondern Schutz widmet er auch der dortigen trefflichen Schule,
die unter der vorzüglichen Leitung des wackern Lehrers Obermayer
steht. Er ehrt die Schule, indem er dem Lehrer die gebührende Anerkennung
in Wort und Tat gewährt, und wahrt so wahrhaft die Interessen seiner
Gemeinde3, indem er das Heil derselben nicht wie die meisten unserer Parnassim
(Gemeindevorsteher) in möglichster Knickerei erblickt, sondern ihm da, wo
es zum allgemeinen Besten und namentlich für die Schule geschieht,
fünfzig Gulden nicht ans Herz gewachsen sind. Wohl der Gemeinde, die ihre
Interessen in solchen Händen weiß, sie mag stolz auf ihn sein. Ehre aber
auch diesem Biedermanne; möge es ihm noch recht lange vergönnt sein, in
gleicher Weise fortzuwirken." |
Meldung aus der Zeit des Ersten Weltkrieges (September 1914)
Artikel
aus dem Frankfurter Israelitischen Familienblatt vom 4. September 1914:
"Sulzbach in der Oberpfalz. Der israelitische Frauenverein und der
Wohltätigkeitsverein für Männer spendeten zusammen die Summe von 200
Mark zur Sammlung des Roten Kreuzes und der Hinterbliebenenfürsorge
hierorts." |
Der Kreis Sulzbach-Rosenberg ist "judenfrei"
(1936)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 29. Oktober 1936: "Nürnberg. Die 'Allgemeine Rundschau'
in Nürnberg berichtet, dass der Kreis Sulzbach-Rosenberg judenfrei
ist, nachdem der letzte Jude, ein Viehhändler, nach Amerika ausgewandert
ist." |
Die Auflösung der jüdischen Gemeinde und ihre Zuteilung nach Amberg (1936/37)
Amtliche
Mitteilung in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung"
vom 15. Dezember 1936:
"Bekanntmachungen des Verbandes Bayerischer Israelitischer
Gemeinden.
Bekanntmachung über Auflösung der Israelitischen Kultusgemeinde
Sulzbach. Der Rat des Verbandes hat nach Anhörung des zuständigen
Bezirksrabbinats auf Grund des § 28 der Verbandsverfassung
beschlossen:
Bei der Kultusgemeinde Sulzbach sind die Voraussetzungen dafür gegeben,
dass die Gemeinde als aufgelöst anzusehen ist. Demgemäss wird die
Auflösung der Gemeinde als eingetreten erklärt.
Dieser Beschluss wird hiermit öffentlich bekannt gemacht. München,
den 3. Dezember 1936.
Verband Bayerischer Israelitischer Gemeinden. Dr.
Neumeyer." |
|
Amtliche
Mitteilung in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1.
Januar 1937:
"Bekanntmachung über Ausdehnung des Gebietes der
Israelitischen Kultusgemeinde Amberg auf das Gebiet der politischen
Gemeinde Sulzbach-Rosenberg.
Die Verwaltung der Israelitischen
Kultusgemeinde Amberg hat in ihrer
Eigenschaft als Steuerverbandsvertretung am 1. November 1936 folgenden
Beschluss gefasst. Gemäß Artikel 2 des religionsgesellschaftlichen
Steuergesetzes dehnt die Israelitische Kultusgemeinde Amberg ihr Gebiet
auf das Gebiet der politischen Gemeinde Sulzbach-Rosenberg aus.
Dieser Beschluss wird hiermit öffentlich bekannt gemacht.
Den an der Umbildung Beteiligten, insbesondere den von der Umbildung
betroffenen umlagenpflichtigen Bekenntnisgenossen, wird hiermit
Gelegenheit zur Einsprache gegeben. Die Einsprache soll genau die Gründe
darlegen, welche gegen die bekannt gegebene Umbildung geltend gemacht
werden wollen. Die Einsprache muss binnen einer vom 20. Januar 1937 ab
laufenden Frist von zwei Wochen bei der Verwaltung der Israelitischen
Kultusgemeinde Amberg schriftlich eingereicht werden. Amberg, den 24.
Dezember 1936.
Die Verwaltung der Israelitischen Kultusgemeinde Amberg: Bacharach,
Vorstand. Godlewsky, Schriftführer." |
Bericht über die aufgelöste Sulzbacher Gemeinde (1937)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15.
Januar 1937: "Aus dem Amberger Gemeindeleben. Am 1. November 1936
hielt die Kultusgemeinde Amberg ihre
Jahresversammlung ab, die durch die Anwesenheit des Herrn Bezirksrabbiners
Dr. Salomon von Regensburg eine besondere Not erhielt. Der
Gemeindevorstand, Landgerichtsrat i.R. Bacharach, gab einen umfassenden Jahresbericht,
der sich insbesondere auf die Finanzgebarung der Gemeinde, die
Kultuseinrichtungen, die Wohlfahrtspflege und die jüdische Winterhilfe
erstreckte. Von besonderer Bedeutung für Amberg ist die Auflösung der
Israelitischen Kultusgemeinde Sulzbach. Diese im Jahre 1666
gegründete Gemeinde, einst eine der größten und blühendsten jüdischen
Gemeinden Bayerns, und weitesten Kreisen durch ihre hebräische Druckerei
bekannt, hat aufgehört zu bestehen, nachdem anfangs Oktober 1936 die
letzte Familie von Sulzbach nach Nordamerika ausgewandert ist. Die
altehrwürdige Synagoge wurde schon vor einigen Jahren an die
Stadtgemeinde Sulzbach-Rosenberg veräußert, die ein Museum darin
eingerichtet hat. Im übrigen ging das Vermögen der aufgelösten Gemeinde
auf die Nachbargemeinde Amberg über, die ihr Gebiet auf das Gebiet der
politischen Gemeinde Sulzbach-Rosenberg erstreckt hat. - Im Anschluss an
die Versammlung fand in der festlich geschmückten Synagoge die feierlich
Einführung des neuen Rabbiners unserer Gemeinde, Herrn Bezirksrabbiners
Dr. Salomon von Regensburg, statt. Nach einer würdigen Begrüßung durch
die Jugend sowie durch Ansprachen des Gemeindevorstands und der
Oberlehrers und nach warmen Dankesworten des Herrn Bezirksrabbiners fand
ein feierlicher Gottesdienst statt, der durch die Predigt des Herrn
Rabbiners seine Weihe empfing.
Am 13. Dezember 1936 versammelte sich die Gemeinde in der Synagoge zu
einer Chanukka-Weihestunde, deren Programm - Ansprachen, Vorträge und
musikalische Darbietungen - hauptsächlich von der Jugend bestritten
wurde.
Am 20. Dezember 1936 trug die jugendliche Dichterin Hilde Marx aus
eigenem Schaffen - Gedichte und Prosa - vor, so u.a. aus ihrer bekannten
Gedichtsammlung 'Dreiklang', ferner auch einige Proben aus ihrem
demnächst bei Brandus in Berlin erscheinenden Werk 'Ein Bündel Briefe.
Durch ihre meisterhaft zu Gehör gebrachten Vorträge, in welchen sich das
jüdische Schicksal unserer Zeit spiegelt, wusste sie ihre Zuhörer zu
fesseln und bleibende Eindrücke in ihnen zu hinterlassen." |
Aus der Geschichte des Rabbinates
Allgemeiner Bericht über den Rabbiner in Sulzbach (1842)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 11. Juni 1842:
"Sulzbach im Mai (1842). Die hiesige Gemeinde hat sich einen
tüchtigen Rabbinern in dem Herrn Dr. W. Schlesinger, (Übersetzer des S.
Ikkarim), erwählt, der auch bereits feierlichst installiert ist. Da
derselbe auch im pädagogischen Fache bewährt ist, so hoffen wir Vieles
von seiner Wirksamkeit, da er auch verpflichtet ist, mehrere
Unterrichtsstunden in der von Herrn Ellinger sehr brav geleiteten
Elementar- und Religionsschule zu geben." |
Soll der jeweils zweite Feiertag abgeschafft werden ?
(1847)
Artikel in der Zeitschrift "Der Orient"
vom 22. Januar 1847: "Aus Sulzbach, Kreis Oberpfalz, wird
mir soeben von glaubwürdiger Hand gemeldet, dass mehrere Gemeindeglieder
ihren Rabbiner Dr. Schlesinger, um Abschaffung des 2. Feiertag
angegangen. Der Rabbiner erklärte, er sei für die Abschaffung, könne
sich aber bei der dermaligen Stellung der Rabbiner nicht dafür
aussprechen. Überhaupt soll sich dort der Geist der Neuerung gewaltig
regen und von dem Rabbiner, der durch seine gründlichen Kenntnisse und
seine Friedensliebe sehr beliebt und geschätzt ist, im Stillen genährt
werden." |
Aus der Geschichte der jüdischen Schule und der Lehrer
Ausschreibung der Stelle des Schächters, Vorbeters und
Lehrers (1876 / 1879 / 1889)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. November 1876:
"Vakante Schächter- & Vorsängerstelle in Sulzbach bei Amberg.
Nachdem der seit 35 Jahren in dieser Eigenschaft Funktionierende aus
Gesundheitsgründen von dieser Stelle zurücktritt, soll dieselbe mit
einem fixen Anfangsgehalte von Mark 700, welcher einschließlich der
anfallenden Emolumente sich auf circa Mark 1300 erhöhet, bis 1. Dezember
nächsthin wieder besetzt werden.
Bewerber belieben sich unter Beifügung ihrer Qualifikationszeugnisse an
den Kultus-Vorstand H.S. Morgenthau in Sulzbach zu wenden." |
Drei Jahre noch dieser Ausschreibung und
Neubesetzung wollte der Vorsänger offenbar nach Amerika auswandern. Die
Stelle wurde zunächst neu ausgeschrieben, bis wenig später ein
Rückzieher erfolgt (siehe Anzeige darunter): |
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Juli 1879:
"Schächter- und Vorsängerstelle in Sulzbach (Oberpfalz). Für die
Wiederbesetzung dieses Postens - welcher einschließlich stipulierter
Emolumente annähernd Mark 1400 jährlich abwirft - wird eine
Persönlichkeit gesucht, welche den Nachweis ihrer Qualifikation liefern
und bis längstens 1. September nächsthin eintreten kann. - Der
eingeübte gottesdienstliche Choralgesang erfordert einige musikalische
Bildung, was bei der Wahl in Mitberücksichtigung gezogen wird.
Reflektanten belieben sich unter Beifügung ihrer Zeugnisse zu wenden an
die Verwaltung der Israelitischen Kultusgemeinde Sulzbach
(Oberpfalz). |
|
Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 19. August 1879:
"Sulzbach, Oberpfalz.
Unser Kantor hat seine Abreise nach Amerika
vorerst aufgegeben, verbleibt daher in seiner bisherigen Funktion. Die
israelitische Kultusgemeinde daselbst." |
|
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Mai 1889:
"Vorsänger-, Schächterstelle etc. in Sulzbach (Bayern,
Oberpfalz).
Für die Wiederbesetzung dieses Postens, welcher einschließlich
stipulierter Emolumente annähernd Mark 1.500 abwirft, wird eine Persönlichkeit
gesucht (Cohn ausgeschlossen), welche den Nachweis ihrer Qualifikation
liefert und bis längstens 15. August nächsthin eintreten
kann.
Der eingeübte, gottesdienstliche Chorgesang erfordert einige musikalische
Bildung, was bei der Wahl in Berücksichtigung gezogen wird.
Reflektanten belieben sich unter Beifügung ihrer Zeugnisse zu wenden an
die Verwaltung der israelitischen Kultusgemeinde in Sulzbach
(Oberpfalz)." |
Lebensgeschichte des Lehrers Jacob
Sulzbacher (geb. 1809 in Sulzbach als Sohn des Sulzbacher Lehrers Samson Wolf,
gest. 2. Dezember 1868 in
Kirchheimbolanden)
Anmerkung: Jacob Sulzbacher war der Sohn des jüdischen Lehrers in Sulzbach
(später Pfarrweisach) Samson Wolf (Sulzbacher). Sein Sohn Jacob lernte in
Memmelsdorf, dann
Burgpreppach und schließlich an der
Lehrerbildungsanstalt in Würzburg. Zunächst war
er an verschiedenen Gemeinden jeweils kurzzeitig Lehrer, u.a. in
Obrigheim, wo er seinen erblindeten Bruder
unterstützte, dann von 1834 bis 1866 bzw. 1868 in
Kirchheimbolanden.
Artikel
in "Der israelitische Lehrer" vom 23. Dezember 1868: "Jacob Sulzbacher
ist tot, entrissen den liebenden Kindern, den zahlreichen Freunden. Wir
standen weinend an seinem Grabe; die endblätterten Bäume, die winterliche
Natur rings um uns her schien mit uns zu trauern. Doch über Berg und Tal,
über Bäume, Gräber und Leichensteine hinweg glänzte ein heller Sonnenstrahl
und spiegelte sich in unseren Tränen, dass sie wie Perlen, wie Tautropfen
erglänzten; - die Liebe stirbt nicht.
Die Liebe lebt ewig. Sie ist das Wahrzeichen der Menschheit, der
Unsterblichkeit. 'Die Lehrer werden erglänzen wie der Strahl des Himmels
und die Viele zur Gerechtigkeit führten, wie die Sterne immer da und ewig'.
(Daniel 12,3, hebräisch und deutsch).
So wollen wir denn in diesen Zeilen dem heimgegangenen Freunde ein Denkmal
unvergänglicher Liebe, heiliger und erhebender Erinnerung an sein Sterben
und Wirken im Leben setzen; uns zum Troste, Allen ein leuchtendes Vorbild.
'Ich bin' - so schrieb der Verblichene in den uns vorliegenden
Aufzeichnungen aus den letzten Monden seines Lebens - 'am 9. Februar 1809 zu
Sulzbach in der bayerischen
Oberpfalz geboren, woselbst mein Vater seligen Andenkens, damals noch Samson
Wolf genannt, Unterkantor war. Er war selbst in
Sulzbach geboren, Sohn des
gedachten Wolf und der Frau Rachel geb. Katzenellenbogen. Diese war
die älteste Tochter des berühmten Gelehrten Naphtali Hirsch
Katzenellenbogen*, weiland Pfalzrabbiners zu Mannheim, und soll nach den
vielen Erzählungen meines seligen Vaters eine sehr fromme, geistreiche Frau
gewesen sein'.
Nach einem Stammbaum (sefer hajuchasin), der sich in den Händen der
Kinder unseres seligen Freundes befindet, gehören dieselben demnach der
hochberühmten und ehrwürdigen Familie Katzenellenbogen an, die ihren
Ursprung bis auf jenen Saul Wahl, der Rabbiner zu Brisk und, der
vielbekannten Sage nach, eine Nacht Wahlkönig von Polen war (sc.
man lese das herrliche: 'Mendel Gibbor' von Bernstein: 'Wir sinnen von
Königlichem Geblüt') und weiter auf Rema (Rabbi Moses Isserles
https://de.wikipedia.org/wiki/Moses_Isserles), Raban (Rabbi
Elieser ben Natan
https://de.wikipedia.org/wiki/Elieser_ben_Nathan_aus_Mainz) und Eljakim
aus dem
Geschlechte Raschis (vgl.
https://de.wikipedia.org/wiki/Raschi) zurücklenkt, welcher Familie
bekanntlich auch Gabriel Rieser (vgl.
https://de.wikipedia.org/wiki/Gabriel_Riesser) und die edlen Montefiore
(vgl.
https://de.wikipedia.org/wiki/Moses_Montefiore) angehören.
Einige Jahre nach der Geburt unseres Sulzbacher zog der Vater nach
Pfarrweisach; dort war er Lehrer, Vorsänger und Schächter. Da aber die
Erträgnisse der Stelle nicht ausreichten, die Familie zu ernähren - es waren
vier Söhne und eine Tochter da - so beschäftigte sich Samson Sulzbacher auch
damit, Privatbibliotheken, die verkäuflich waren, aufzuspüren, anzukaufen,
die wertvolleren Werke von Kennern ausscheiden zu lassen und die übrigen zu
Tüten zu verarbeiten, bei welcher Fabrikation eigene Kinder und Schüler
gemeinschaftlich beschäftigt und auch zugleich unterrichtet wurden. Unseren
Jakob aber, welcher, weil er Fähigkeit verriet, zur Tora bestimmt wurde, tat
der Lehrer der Vater nach Memmelsdorf,
zwei Stunden von Pfarrweisach, wo damals ein guter Talmudlehrer und auch schon
eine gute deutsche Schule sich befand. Der kleine, kluge und zutunliche
Junge, welcher von seinem 11. bis 13. Jahre dort weilte, war allgemein
beliebt, machte gute Fortschritte in den deutschen Schul-, sowie auch in den
hebräischen und talmudischen Kenntnissen, und offenbarte auch schon
musikalische Befähigung. Von seinem 13. Jahre an war er etwa zwei Jahre lang
in Burgpreppach, anderthalb Stunden
von Pfarrweisach, um das Talmudstudium fortzusetzen, und auch hier mit gutem
Erfolg. Im 20. Jahre seines Lebens kam er ins
Seminar nach Würzburg. Dort war dazu mal eine Zeit des regsten
Emporstrebens. Eine Reihe vorzüglicher Jünglinge, von denen viele später und
auch noch jetzt als Männer segensreich wirken in verschiedenen Berufen,
studierte auf der Universität oder suchte sich auf dem Seminar zum Lehramt
vorzubereiten. Es war eben die neue Zeit mit ihren äußeren und inneren
Umwandlungen, die die jüdischen Jünglinge jener Epoche zur kräftigsten
Entfaltung ihrer Geisteskräfte anregte. Von dem Geist dieser Zeit genährt,
trat Sulzbacher als Lehrer in die Schule, wirkte zuerst in einigen kleineren
Gemeinden Unterfrankens, dann als Gehilfe bei seinem, auch in Gott ruhenden,
erblindeten Bruder, dazumal Lehrer in
Obrigheim in der Pfalz, und wurde alsdann vor 34 Jahren als Lehrer und
Kantor nach Kirchheimbolanden
berufen. Hier wirkte er, bis vor etwa zwei Jahren zunehmende Schwäche und
Kränklichkeit ihn mahnte, das schwierige Amt niederzulegen. Die Regierung
sendete ihm einen Gehilfen, und als die Kränklichkeit nicht abnahm,
versetzte sie ihn in huldvollster Weise in den wohlverdienten Ruhestand. Die
Pension trug teilweise der Staat, teilweise der Lehrerpensionsfonds. Er
hätte sich nun in Ruhe seines Lebens erfreuen mögen. Aber die Vorsehung
hatte es anders beschlossen.
Sulzbacher war vermählt mit einer Cousine, Regine Schwarz aus
Sulzbach, ebenfalls aus der
obengenannten berühmten Familie. Die Ehe war eine gottgesegnete, bis der Tod
dieses herrliche Band vor nun sechs Jahren löste. Von fünf Kindern - vier
Söhnen und einer Tochter - ging ihm der Jüngste - ein hoffnungsvoller, zum
Lehramte vorgebildeter Jüngling von 21 Jahren - am 5. Juni 1866 im Tode
voraus. Nur durch die ausdauerndste und hingebenste Pflege der liebenden
Tochter und einer ebenso liebevollen verwaisten Nichte - die in seinem Hause
reichen Ersatz für Eltern- und Geschwisterliebe gefunden hatte und diese
Liebe in edelster Weise erwiderte - konnte der schwächliche Körper so lange
erhalten werden. Nach langem, in den letzten Monaten hoffnungslos gewordenen
Leiden, hauchte er im Arme seiner liebenden Kinder in der Nacht nach dem 2.
Dezember seine edle Seele aus, nachdem er noch fast unmittelbar vor seinem
Tode einem verwandten Knaben Unterricht erteilt hatte.
An seinem Leichenzuge beteiligten sich neben den Gliedern der israelitischen
Gemeinde und den sämtlichen Lehrern des Kreises, die Professoren der
Lateinschule mit ihren Schülern, die Mitglieder des städtischen
Liederkranzes und ein großer Zug von Leidtragenden aus allen, auch den
besten, Kreisen und Ständen der |
Bürgerschaft,
die Beamten und so fort. An seinem Grabe sangen der Liederkranz vereint mit
den Lehrern und die jüdischen Schülerinnen. Herr Dr. Rothschild aus
Alzey war von den Hinterbliebenen berufen,
am Grabe zu sprechen und er sprach mit gewohnter Beredsamkeit und in
tiefergreifendster Weise, indem er das Feld der Ehre, auf dem dieser
Kämpfer gefallen, verglich mit jenem Felde, auf welchem Blut gesäet und
Tränen geerntet werden. Er zeichnete den edlen Jakob, der mit
finsteren Mächten gekämpft in der Nacht und dem es nun tagte, wie er war im
Leben: als Lehrer, als Vater, als Mensch.
Noch eine Scholle Erde auf seinem Sarge - dann zogen wir heim, um einen
herrlichen Freund ärmer.
Sulzbacher war ein ausgezeichneter Lehrer, voll ausdauerndsten
Berufseifers, ausgerüstet mit hingebendster Begeisterung, mit einem reichen
Fond von Kenntnissen auf allen einschlägigen, besonders aber auf dem
jüdischen Gebiet; voll unwandelbarer Treue und wahrer Hillel'scher Sanftmut,
Geduld und Bescheidenheit, mit einem reichen Herzen voll Liebe. So sehr
seine Kräfte abnahmen - er konnte nicht sein ohne praktische Beschäftigung
in seinem Berufe, und wie er bis jetzt in die letzten Tage und Stunden
seines Lebens zu unterrichten strebte, so liebte er auch fortbildende
Studien, wissenschaftliche, ernste, pädagogische Unterhaltung. Noch im
jüngsten Sommer, als ich zum letzten Male das Glück genoss, ihn zu sehen,
sprach er mit Begeisterung von Raschi, den er in jenen Tagen eifrig
studierte. Alles Neue im Leben der Schule, auf dem Gebiet der Erziehung und
des Unterrichts regte ihn an, suchte er zu prüfen, und er handelte stets nur
nach festen, klaren und anerkannten Prinzipien. Sein Unterricht zeichnete
sich durch sinnreiche Anordnungen aus, und er verstand es, trotz seiner
unvergleichlichen Sanftmut, oder gerade wegen derselben, die Herzen der
Kinder zu fesseln, die ihm eine unbegrenzte Ehrerbietung zollten, sodass er
eigentlich nie strenge disziplinarische Mittel anzuwenden hatte.
Er war ein ganzer Lehrer; die Berufstreue war ihm so sehr Lebens- und
Gewissensache, dass er schon darum in nichts sich ein liest, als was direkt
darauf Bezug hatte; in der Beschränkung lag für ihn die Freiheit, die
intensivste Wirksamkeit.
Er war ein liebender Gatte, ein edler, vortrefflicher Vater. Seinen
Kindern gab er die trefflichste Erziehung und sie hingen ihm an mit
musterhaftester Kindesliebe, mit unbegrenzter Verehrung. Bei der Kunde von
seiner Todesnähe eilte sein Sohn von Paris herbei - und traf leider erst
eine halbe Stunde nach der Beerdigung ein. Das reiche, durch den Hauch der
Bildung und die geistige Regsamkeit ausgezeichnete Familienleben übte einen
beglückenden Zauber auf jeden aus, der es kennenzulernen Gelegenheit
hatte.
Sulzbacher war ein vortrefflicher Mensch, voll unvergleichlicher Herzensgüte, voll tiefen Gemüts. Wohl kein lebendes Wesen ist je von
ihm mit Wissen oder vorsätzlich gekränkt oder beleidigt worden. Im
Gegenteil! Wenn wir auch im Geiste dessen, dem wir dieses Denkmal der Liebe
weihen, Vergangenes unberührt lassen, so wissen wir doch, dass so manche
Unbill und Ungerechtigkeit nur allzu tief sein Gemüt verwundete; und dennoch
ließ er alles über sich ergehen, ohne sich und seinem Berufe untreu zu
werden. Er verbarg den Schmerz, den die Undankbarkeit der
Menschen in seinem Gemüte erregte, in seinem Herzen und war gütig und
liebevoll gegen Alle, nach wie vor.
Diese Liebe, diese Treue, diese edlen
Eigenschaften des Geistes und Herzens gewannen ihm die Hochachtung und
Zuneigung aller derer, die ihn kannten. Die Bürger Kirchheims brachten ihm
eine unbegrenzte Hochachtung und Verehrung entgegen. Insbesondere aber
liebten und verehrten ihn seine Kollegen, für welche er stets und überall
ein treuer Freund und wo er nur konnte ein Helfer in der Not war.
Er war ein
Mann, der mit klarem denkenden Geist die Gegenwart und, was ihr Not tut,
erkannte; der aber auch mit seinem ganzen großen Herzen, mit heilige
Begeisterung das Judentum umfasste, dass er wie wenige unserer Zeit kannte
und liebte. Mit rührender Anhänglichkeit war er den edleren religiösen
Gebräuchen
zugetan und bedauerte lebhaft den Indifferentismus und den Verfall des
religiösen Lebens. Ja er war Einer von den edlen Männern unserer
Übergangsperiode, der mit der ganzen Kraft des Wissens und Geistes das Neue
erkannte, den Fortschritt anstrebte, aber mit ebenso edlem Eifer und
rührender Gemütstiefe den bedeutungsvollen Eigentümlichkeiten des jüdisch-religiösen Lebens zugetan war und blieb. Er hatte ein
jüdisches Herz.
Solch
einen treuen redlichen Freund haben wir verloren! Rings um uns lichten
sich die Reihen, und der Männer aus jener Zeit, welche mit Wissen und
Charakter zu kämpfen für die neue Zeit ausgerüstet waren, werden immer
weniger. Wer wird mit starker Kraft und frischem Mut die ausgestreute Saat
schützen und - die Zeit der Ernte schauen?
Was Sulzbacher mir und wohl auch
seinen übrigen näheren Freunden war, die ich hier nicht nenne, die aber am
Schlage ihres Herzens fühlen, wen ich meine vermag ich nicht auszusprechen.
Wir - ich und noch ein Anderer - hatten ihn spät gefunden. Nur
tiefe und ernste
Motive bilden den Grund für Freundschaften, die auf der Höhe des Lebens
geschlossen werden. Aber umso köstlicher sind diese Blumen auf unserem
ernsten Lebenswege. Sie werden ein Talisman bleiben für unser ganzes Leben.
Ja, in unserem Herzen steht ein Denkmal für dich, dass nicht schwinden wird,
solange wir hier weilen auf Erden. Schlafe wohl, teurer Freund, edler
Genosse. Deinem Wirken ist ein unvergänglicher Lohn beschieden. Unter den
Besten und Edelsten, die ihrer Pflicht voll genügt haben hier im Leben, wird
stets und immerdar von denjenigen, die dich kannten, der Name genannt
werden: Jakob Sulzbacher!".
Anmerkungen:
- Naftali
Hirsch Moses Katzenellenbogen (geb. ca. 1715
Schwabach,
gest. 1800 Mannheim; Sohn des Rabbiners Moses): studierte in Frankfurt,
1741-1763 Rabbiner für den Tauber-Neckar-Kreis des Deutschen Ordens mit Sitz
in
Mergentheim, 1763-1800 Landesrabbiner der Kurpfalz mit Sitz in
Leimen/Heidelberg,
zugleich 1763-68 Hausrabbiner bei Hoffaktor Aron Elias Seligmann in
Leimen,
1768 verlegte er den Amtssitz als Landesrabbiners nach Mannheim, hier
gleichzeitig Oberrabbiner an der Klaus, entfaltete eine reiche Lehr- und
Forschungstätigkeit (insbesondere zum Talmud).
|
Kantor H. Radilewsky sucht einen Schochet / Vertreter (1889)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Mai
1889:
"Einen Schochet, der vorbeten kann, suche ich bei einem
entsprechenden Einkommen als Vertreter.
Schriftliche Meldungen nimmt entgegen
J. Radilewsky, Kantor, Sulzbach (Oberpfalz) bei
Amberg." |
Anzeige von Lehrer Sigmund Stein (1898)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. September 1898: "Pension.
Zu Beginn des neuen Schuljahres, 1. Oktober, nehme Schüler in volle
Pension. Vorbereitung fürs kaufmännische Leben für die höheren Klassen
der Lautein- und Realschule, Unterricht in Französisch, Latein und Musik.
Infolge geringer Schülerzahl kann insbesondere schwächer begabten
Schülern die weitgehendste Sorgfalt in Bildung und Erziehung zugewendet
werden. Beste Referenzen, billigster Pensionspreis.
Sulzbach (Oberpfalz),
S. Stein, Elementarlehrer." |
Bericht über "die kleinste Schule in Bayern" und
ein nachfolgendes Dementi (September/Oktober 1909)
Bericht
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. September 1909:
"Sulzbach, 24. September. Die kleinste Schule in Bayern, wenn nicht
der ganzen Welt, dürfte die hiesige israelitische Schule darstellen; sie
hat einen ganzen Schüler und das ist der Sohn des Lehrers. Der Auflösung
der Schule stehen noch formelle Gründe entgegen". |
|
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Oktober 1909:
"Sulzbach, 15. Oktober (1909). Die Notiz über die hiesige Schule,
die nur noch einen Schüler zählen soll, die ihren Weg durch die
verschiedensten Tageszeitungen und alle jüdischen Blätter machte, ist
frei erfunden. Dieselbe ist von irgend einem Korrespondenten eines
oberpfälzischen Blättchens entweder aus Sensationshascherei oder in
böswilliger Absicht oder aber um des geringen Verdienstes willen
fabriziert. Die Schule zählt mehrere Schüler, der jüngste Sohn des
Lehrers ist längst nicht mehr Volksschüler, sondern besucht den 3. Kurs
einer Realschule und an eine Auflösung der Schule selbst denkt außer dem
Artikelschreiber niemand. Dies zur Steuer der Wahrheit". |
|
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 22. Oktober 1909:
"Die kleinste Schule der Welt ist die israelitische Schule in
Sulzbach in der Oberpfalz. Sie hat nur einen einziger Schüler und dieser
ist der Sohn des Lehrers. Der Auflösung der Schule stehen nur noch
formelle Gründe entgegen." |
Das 25-jährige Ortsjubiläum von Lehrer
Sigmund Stein (1921)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Januar 1921:
"Sulzbach in der Oberpfalz, 17. Januar (1874): Gestern beging
Hauptlehrer Sigmund Stein sein 25jähriges Ortsjubiläum als Lehrer der
israelitischen Volksschule und Beamter der Kultusgemeinde. Die
Kultusverwaltung beglückwünschte den Jubilar in einer warm gehaltenen
Ansprache, unter Überreichung einer namhaften Ehrengabe. Poetische Vorträge
seitens der Schüler und viele sonstige Widmungen verschönten den
Ehrentag des Gefeierten." |
Zum 70. Geburtstag von Oberlehrer Sigmund Stein (1936, Lehrer in Sulzbach von
1896 bis 1922)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. Juli
1936: "(aus München). Oberlehrer Sigmund Stein 70 Jahre!
Gleichfalls seinen 70. Geburtstag feierte kürzlich der am 29. Mai 1866 in
Markt Dietenhofen bei Ansbach gebürtige Oberlehrer i.R. Sigmund Stein.
Oberlehrer Stein, der nach dem Besuche der Präparandenschule Wallerstein
und des Königlichen Schullehrerseminars Schwabach
im Jahre 1885 in den Schuldienst eintrat, war zunächst als
Volksschullehrer in den pfälzischen Gemeinden Leimersheim und
Niederweinstadt tätig und wirkte vom Jahre 1896 an als Leiter der
jüdischen Volksschule in der einst so bedeutenden Gemeinde Sulzbach
und ab 1922 in gleicher Eigenschaft in Regensburg.
Nach seiner im Jahre 1932 erfolgten Versetzung in den Ruhestand verlegte
er seinen Wohnsitz hierher (München), um seinen Lebensabend im Kreise
seiner Kinder zu verbringen. Auch hier stellte er noch seine Kraft in den
Dienst der jüdischen Gemeinde, indem er einen Teil des Wanderunterrichts
versieht, wiederholt auch aushilfsweise Religionsunterricht in den
hiesigen Schulen erteilte. Dem sich einer seltenen Rüstigkeit und Frische
erfreuenden Jubilar seien auch an dieser Stelle die herzlichsten
Glückwünsche zum Ausdruck gebracht! Ad meoh w'esrim schonoh!
(Alles Gute bis 120 Jahre). |
Zum 25-jährigen Jubiläum von Lehrer Leopold Godlewsky in
Amberg (1933), zuständig für Amberg mit Sulzbach und Schwandorf
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" am 3. August 1933:
"Amberg, 31. Juli. Am Schabbat Nachamu (Schabbat nach dem 9.
Aw, an dem die Lesung aus Jesaja 40 'Tröstet, tröstet mein Volk' gelesen
wird, = 5. August 1933) kann Herr Oberlehrer Leopold Godlewsky auf eine
25jährige, ersprießliche Tätigkeit in der Gemeinde Amberg mit Sulzbach
und Schwandorf zurückblicken, nachdem er vorher in der Gemeinde
Gerolzhofen 10 Jahre amtierte. Eine frommen und angesehenen Lehrerfamilie
in Franken entstammend, wusste er deren Tradition allzeit hochzuhalten.
Sein Name hat in der bayerischen Judenheit und darüber hinaus und
besonders bei seinen Kollegen einen guten Klang. Durch seine berufliche
Tüchtigkeit, seinen biederen Charakter, sein allzeit hilfsbereites Wesen,
errang er sich die Wertschätzung und Achtung seiner Gemeinden und aller
Schichten der Bevölkerung. Auch seine schriftstellerische Tätigkeit,
besonders auf kulturhistorischem Gebiete, verdient hervorgehoben zu
werden. (Alles Gute) bis 120 Jahre." |
Berichte zu einzelnen Personen der Gemeinde
Zum Tod von Jakob Steinhardt (1891)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Februar 1891:
"Sulzbach. Am Schabbat Paraschat Bo (= Schabbat mit der
Toralesung Bo = 2.Mose 10,1 - 13,16, das war Samstag, 17. Januar 1891) schied einer der
angesehensten Bürger unserer Stadt, Herr Jakob Steinhardt im Alter von 91
Jahren aus dem Leben. Die Armen besonders die im Heiligen Land und unsern
bedrängten Brüder in Russland, verlieren in ihm einen Wohltäter. Im
Jahre 1876 feierte er mit seiner Gattin, die ihm 4 Jahre im Tode voraus
ging, das seltene Fest der goldenen Hochzeit. - Ein großer Trauerzug, zu
dem viele Glaubensgenossen aus Amberg und auch die katholische
Geistlichkeit Sulzbachs erschienen waren, gab dem Verstorbenen das letzte
Geleite und legte beredtes Zeugnis ab, welch guten Rufes er sich in der
Nähe und Ferne, bei Christen und Juden zu erfreuen hatte. Herr
Distrikts-Rabbiner Dr. Wittelshöfer - Floß - sein Licht leuchte - hielt
die Trauerrede. J.R." |
Zum Tod des letzten Gemeindevorstandes Leopold Prager im November 1930
Artikel
aus der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. November 1930:
"Sulzbach (Oberpfalz), 10. November 1930. Nach kurzem Krankenlager
verschied Leopold Prager, langjähriger Vorstand der altehrwürdigen
Gemeinde Sulzbach (Oberpfalz) im Alter von 66 Jahren. Unter zahlreicher
ehrender Beteiligung der Nachbargemeinde Amberg, der Gemeinde Fürth und
der politischen Gemeinde Sulzbachs wurden dessen sterbliche Überrest
Sonntag vor Jom Kippur dem dortigen alten Beit Chajjim (Haus des
Lebens = Friedhof) übergeben. Am Grabe würdigte Herr Oberlehrer
Godlewsky - Amberg die großen Verdienste des Verblichenen um Familie,
Allgemeinheit und Gemeinde. Diese Stunde, in der die sterblichen
Überreste eines frommen und gottbegeisterten Mannes, des letzten
Kultusvorstandes Sulzbachs der Erde übergeben wurden, ist eine historisch
traurigster Art geworden. Mit dem Tode dieses letzten alteingesessenen
Bürgers und Kultusvorstandes Prager nimmt zugleich ein Gemeindewesen ein
Ende, das einst mustergültig und tonangebend für die jüdische Diaspora
gewesen. Hatte doch kein Geringerer als der gelehrte und tolerante Herzog
Christian August von Sulzbach im Jahre 1664 daselbst eine jüdische
Druckerei gegründet, welche einige Jahrhunderte hindurch die ganze
jüdische Welt mit jüdischen Druckwerken aller Art versorgt. Große
Gelehrte, vom Herzog herangezogen, wirkten in der Gemeinde. So wurde die
Gemeinde Sulzbach zu einer Mutter in Israel, führend in Bayern und
in den übrigen Ländern. Seit fast fünfundzwanzig Jahren nun wirkte der
nun Entschlafene äußerst segensreich in der Gemeinde. Überall, wo es
galt, sein überliefertes Judentum hochzuhalten, trat er dafür ein und
selbst, wenn es mit großen Opfern verbunden war. So konnte er den
gänzlichen Zerfall der Gemeinde wohl lange hinausschieben, doch nicht
verhindern. Wie der Schiffskapitän hat er als Letzter das sinkende Schiff
verlassen, noch vorher seine Dispositionen treffend mit dem Verbande
bayerischer israelitischer Gemeinden betreffs des Nachlasses der Gemeinde.
Sein Wunsch, noch einmal in einer Gemeinde weilen zu können mit einem
blühenden Gemeinwesen an der Seite seiner Angehörigen, ward ihm nicht
mehr erfüllt. - Herr Mich. Lorsch - Amberg nahm als Freund und
Kultusvorstand der Nachbargemeinde Abschied von dem wackeren Manne. Herr
Oberlehrer Stein - Regensburg dankte bewegt als früherer Lehrer der
Gemeinde Sulzbach und als langjähriger Freund dem Verblichenen für seine
loyale und freundschaftliche Gesinnung, die alle Jahre überdauerte. Ein
Mitglied des Stadtrates zollte dem Verblichenen als langjähriges,
bewährtes Mitglied des städtischen Armenrates für seine Verdienste Dank
und Anerkennung, und der Vorstand des Turnvereins rief seinem scheidenden
Ehrenmitgliede noch herzliche Grüße unter Senkung der Vereinsfahne in
die Gruft. Das Gedenken an den
Gerechten ist zum Segen. |
|
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung vom 15. Oktober
1930: Sulzbach (Oberpfalz). Von einem unersetzlichen Verlust wurde unsere,
ohnedies so stark zusammengeschmolzene Religionsgemeinschaft betroffen.
Herr Leopold Prager, unser Gemeindevorsteher, hauchte am schabbos
schuwoh (= Schabbat vor Jom Kippur, das war der 27. September 1930)
seine reine Seele aus. Dieses Ereignis kam so unerwartet, dass tiefste Erschütterung
nicht nur bei den nächst Betroffenen, sondern in weitesten Kreisen der
Stadt und Umgebung und weit darüber hinaus bei allen, die ihn kannten,
Platz griff. Ein wahrhaft frommer Mann, nach unser alter Väter Weise, der
keinen Fingerbreit aus den Grenzen des überlieferten Judentums wich; ein
bescheidener Mann, der still seine Wege ging, abhold allen
oberflächlichen Genüssen, Anschauungen und Strömungen unserer Zeit. Ein
fleißiger, gerechter und jederzeit redlich wandelnder Geschäfts- und
Berufsmann, der ob dieser Eigenschaften bei allen Bürgern der Stadt
aufrichtige Verehrung und Anerkennung genoss. Ein wunderbares Ehe- und
Familienleben herrschte in seinem Haus. Es war ein besonderer Genuss, in
diesem patriarchalisch gastfreundlichen Hause weilen zu dürfen. Dort
waltete der Geist des Friedens und der Reinheit.
Ein einziger Gedanke umdüsterte die Stimmung des Verewigten in den
letzten Lebensjahren. Er hatte seine ruhmreiche Heimatgemeinde, die durch
ihre Druckereien ja einen Namen in ganz Israel besitzt, noch auf dem
Gipfelpunkt ihres Bestandes gesehen. Er sah sie durch den Zug in die
Großstadt immer mehr zusammensinken. Das ging ihm besonders ans Herz. Es
war dies für ihn eine wahrhafte Tragödie. Die wunderbaren Gemeindeeinrichtungen
sah er verlassen, ein minjan (Zehnzahl der jüdischen Männer am
Ort, Voraussetzung für den Gottesdienst) gab es nicht mehr. Alle
seine Bemühungen, diesem Zerbröckeln Einhalt zu tun, waren vergeblich.
Und so will es die Tragik des Geschickes, dass seine Todesstunde
vermutlich auch die Todesstunde seiner Gemeinde, die auf ein Minimum
zusammengeschmolzen ist, werden wird.
Diesem braven, frommen, gefälligen und geselligen Mann wollen wir ein
unauslöschliches Andenken bewahren. Seine wackere und tapfere Frau und
Lebensbegleiterin sowie der des Vaters würdige Sohn mögen aus der Liebe
und Verehrung, die der Verblichene bei allen genossen, ihren Trost
schöpfen in unheilbarem Schmerz. In heiliger Zeit ist er
hinübergeschlummert zum Reich ewiger Heiligkeit. Dr. Wbg." |
Weiterer Artikel zu Sulzbach: Artikel
zur Goldenen Hochzeit 1903 und zum Tod von Heinrich Haymann 1907 in Amberg (Haymann
war 1899 von Sulzbach nach Amberg verzogen und
hatte dort ein Bankhaus begründet. In Sulzbach war er 48 Jahre Vorbeter zu den
Hohen Feiertagen in der Synagoge und 20 Jahre Kassier der Gemeinde.
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Anzeige der Ochsenmetzgerei Wilhelm Lindner (1902)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 3. August 1903: "Lehrling,
aus guter Familie, von kräftigem Wuchs, für meine Ochsenmetzgerei
unter günstigen Bedingungen gesucht.
Wilhelm Lindner, Sulzbach i.Opf." |
Verlobungsanzeige von Lina Heinemann und Fritz Prager (1922)
Anmerkung: bei Fritz Prager handelt es sich um den später
Studiendirektor der israelitischen
Realschule in Fürth (ab 1929)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. April 1922:
"Statt Karten
Lina Heinemann - Fritz Prager (Studienassessor)
- Verlobte.
Schopfloch Mittelfranken - Fürth in Bayern - Sulzbach
in der Oberpfalz.
2. Halbfeiertag zu Pessach." |
Sonstiges
Erinnerungen an die Auswanderungen im 19. Jahrhundert:
Grabstein in New York für Falk
Schlossheimer aus Poppenlauer (1809-1894) und seine Frau Fanny Schlossheimer aus
Sulzbach (1817-1885)
Anmerkung: das Grab befindet sich in einem jüdischen Friedhof in NY-Brooklyn;
der Geburtsname von Fanny Schlossheimer wird nicht mitgeteilt.
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Grabstein für
"our beloved Father
Falk Schlossheimer
Born in Poppenlauer,
Bavaria
May 22, 1809
Died May 22, 1894" und
"Fanny, beloved Wife of Falk Schlossheimer,
Born in Sulzbach, Bavaria Oct. 28, 1817,
Died Dezember 10, 1885" |
Grabstein in New York für Joseph
Fatman (1814-1869) und für Theresa Obermeier geb. Hertzfelder (gest. 1879),
beide aus Sulzbach
Anmerkung: die Gräber befinden sich in einem jüdischen Friedhof in
NY-Brooklyn; der Geburtsname von Fannie Fatman wird nicht mitgeteilt.
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Grabstein für
"Joseph Fatman,
Born in Sulzbach, Bavaria April 2nd 1814,
Died in New-York October 7th 1869"
und für "Fannie Fatman
Born in Fürth Bavaria October
12th 1818,
Died January 30th 1881". |
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Grabstein für
"Theresa Obermeier nee Hertzfelder,
Born Sulzbach Bavaria,
Died New York April 26, 1879" und für
"Isaac Obermeier
Born October 1811 in Treuchtlingen,
Germany,
Died at New York, November 27th 1875". |
Zur Geschichte der Synagoge
Der erste Betsaal der jüdischen Gemeinde wurde im Haus der
Familie Bloch eingerichtet. 1687 konnte eine erste Synagoge gebaut
werden. Sie
befand sich 1737 allerdings in schlechtem baulichen Zustand und musste
geschlossen werden. Noch im selben Jahr ließ der damalige Hoffaktor Jakob Josef
Schwabacher eine neue Synagoge erstellen.
Die in der (heutigen) Synagogenstraße stehende Synagoge von 1737 brannte in
der Nacht vom 9. auf den 10. Juni 1822
beim großen Stadtbrand ab. Dabei war es dem damaligen Rabbiner Mannheimer noch
unter persönlichem Einsatz gelungen, sechs Torarollen zu retten. Im Haus der
Familie Rothschild konnte ein interimistischer Betsaal eingerichtet werden. Durch das große finanzielle Engagement der
Gemeindeglieder und durch in anderen Gemeinden durchgeführte Kollekten konnte
innerhalb von zwei Jahren eine neue Synagoge erstellt werden.
Mitteilungen zum großen Stadtbrand 1822
Artikel in der
"Karlsruhe Zeitung"
vom 24. Juni 1822: "Aus sehr guter Quelle erfährt man aus
Sulzbach, dass daselbst wirklich vom 9. bis auf den 10. Juni (1822) 259
Gebäude (siehe Nr. 168) in Stein- und Schutthaufen verwandelt wurden. Dies
Unglück betraf das so genannte Bach-, Bühl-, und Marktviertel. Vom
Feuer blieben alle öffentlichen Gebäude, mit Ausnahme der israelitischen
Synagoge, verschont. Der Anblick ist herzzerreißend, weil die meisten
Abgebrannten nicht nur ihre Wohnungen und Ökonomiegebäude, sondern auch ihr
Vieh, ihre Möbel, Kleidungsstücke etc. eingebüßt haben. Die Ursache dieses
Brandes konnte bis jetzt nicht zur Gewissheit ausgemittelt werden." |
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Anzeige
in der "Karlsruher Zeitung" vom 21. Dezember 1822: "Bekanntmachung. Wir
geben hier unten eine summarische Zusammenstellung derjenigen milden
Beiträge, welche uns von mehreren großherzoglichen Ämtern und anderen
Privatpersonen zur Unterstützung der unterm 4. Juni dieses Jahres durch
Brand verunglückten Bürger von Sulzbach zugekommen sind. Der Mangel des
Raums gestattet uns nicht, die Beiträge jeder einzelnen Orte aufzunehmen,
weshalb wir bloß die Zusammenstellung nach Ämtern gemacht haben. Diejenigen
Gemeinden, welche jedoch über die richtige Berechnung und Verwendung ihres
Beitrags mehr Überzeugung gewinnen wollen, können die Rechnung entweder
hier, oder bei dem großherzoglich hochlöblichen Kreisdirektorium in Durlach,
wohin solche gesendet werden soll, einsehen. Außer dem am das Amt
eingelieferten Geldern, wurden noch mehrere milde Beiträge an den
Ortsvorstand in Sulzbach, sowohl an Geld, als an Naturalien, geleistet,
worüber derselbe besondere Rechnung ablegen wird. Indem wir Namens der
Verunglückten für die so reichlich geflossenen Beiträge unseren innigsten
Dank abstatten, bemerken wir zugleich, dass noch, außer dem Geld und den
Naturalien, Beiträge von mehreren uns bis jetzt noch unbekannten Personen
viele Kleidungsstücke eingeliefert worden sind, welche man urkundlich unter
die Unglücklichen verteilt hat.
An Geldbeiträgen wurden anher eingesendet: ....
zum Lesen Pressemitteilung anklicken
Gernsbach, den 17. Dezember 1822. Großherzogliches Bezirksamt. Freiherr von
Fischer." |
Am 31. August 1824
wurde die neue Synagoge als eine der seinerzeit "schönsten Synagogen
Bayerns" eingeweiht. Über 100
Jahre war sie Mittelpunkt des jüdischen Gemeindelebens in Sulzbach.
Nachdem die Anzahl der Gemeindeglieder bereits um 1930 auf eine sehr
kleine Gruppe zurückgegangen war (zur Zeit des Todes des Gemeindevorstehers
Leopold Prager im September 1930 war bereits kein Minjan mehr am Ort vorhanden),
wurde die Synagoge im gegenseitigen Einvernehmen zwischen Stadt und
der Israelitischen Gemeinde zunächst zu einem symbolischen Preis an die Stadt
vermietet und später gegen eine Ablösesumme verkauft. Bedingung war, dass die
einstige Synagoge nur für kulturelle Zwecke genutzt werden darf. Dieser
Bedingung kam die Stadt durch die Einrichtung des städtischen Heimatmuseums
nach, wodurch das Gebäude vor einer Zerstörung beim Novemberpogrom 1938
verschont blieb. Nach der Einrichtung des städtischen Museums wurde die
bisherige Synagogenstraße in Museumsstraße
umbenannt. Die Torarollen und die übrigen Ritualien wurden nach Amberg
verbracht, wo sie beim Novemberpogrom 1938 zerstört wurden.
Nach 1945 wurde das
Synagogengebäude beschlagnahmt und der Jüdischen Vermögensverwaltung JRSO
übertragen. Das Museum musste 1947 in den Schinhammerstadel umziehen.
Die JRSO ihrerseits verkaufte 1950 das Gebäude an Privatpersonen, die es
zu einem Wohnhaus umbauten. Am Gebäude befindet sich eine Hinweistafel: "Ehemalige Synagoge der
jüdischen Gemeinde Sulzbach 1827-1933".
Das Gebäude wurde 2008 bis 2013 restauriert. Seit der Einweihung am 31.
Januar 2013 wird die ehemalige Synagoge als Gedenkstätte und
Dokumentationszentrum für die Geschichte der Juden in der Oberpfalz genutzt
(Eröffnung der ständigen Ausstellung am 21. September 2013).
Adresse/Standort der Synagoge: Synagogenstraße
(nach 1933 bis Mitte des 1990er-Jahre: Museumsstraße) 9
Pläne / Fotos
Baupläne von 1824
(veröffentlicht in: Hammer-Schenk s.Lit. Bd. 2 Abb. 50) |
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Westseite der Synagoge
(Straßen-Ansicht),
links Emporenbrüstung |
Grundriss des Erdgeschosses,
links des
Vorhofes an der Nordseite mit Markierung
und Abbildung des
Hochzeitssteines |
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Längsschnitt mit Blick auf
Toraschrein
und Eintragung der Empore links |
Kanzel links vor dem
Toraschrein,
vgl. auf den Fotos unten |
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Historische Fotos
(Fotos - wenn nicht anders angegeben -
von
Theodor Harburger 1929, veröffentlicht
in: Inventarisation
jüdischer Kunst- und
Kulturdenkmäler in Bayern. Bd. 3 S. 710-715) |
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Blick zum Toraschrein von der
Frauenempore (Foto aus
Schneeberger s.Lit. S. 24) |
Blick zum Toraschrein |
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Vorlesepult (Schulchan mit
Leuchtern) |
Tora-Aufsätze (Rimmonim) |
Tora-Vorhang von 1725 aus
Gemeindebesitz |
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Das Gebäude der ehemaligen
Synagoge
vor dem Umbau zu einem Wohnhaus |
Memorbuch der jüdischen
Gemeinde,
geschrieben seit 1829 |
Tora-Vorhang
aus
Gemeindebesitz |
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Neuere Fotos 1985 / 2004 /
2007 |
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Die ehemalige Synagoge
2004
(Foto: Jürgen Hanke, Kronach) |
Eingangstür zur
Synagoge
(Foto: Elfriede Hahn, Hechingen um 1985) |
Die Hinweistafel
(Foto: Jürgen Hanke, Kronach) |
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Das Synagogengebäude im
Sommer 2007
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 9.8.2007) |
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Straßenschild
"Synagogenstraße" |
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Blick auf das
Synagogengebäude |
Rundbogenfenster im
Erdgeschoss |
Blick auf das
Synagogengebäude |
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Die Eingangstüre |
Die Hinweistafel |
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Die ehemalige Druckerei
Arnstein |
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Gebäude der Druckerei
Arnstein
von 1823 |
Eingangstor |
"Israel-Artikel"
können heute in
dem Gebäude erworben werden |
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Stadtbrunnen vor dem
Rathaus |
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Der Stadtbrunnen mit den
historischen Motiven
vor dem historischen Rathaus |
Erinnerung
an die hebräische Druckerei
(Hervorhebung der Kalender = Luchot aus
Sulzbach) |
Video - eingestellt bei YouTube.com:
Visualisierung Synagoge Sulzbach
Zur
Einweihung der restaurierten Synagoge am 31. Januar 2013
31.
Januar 2013: Pressemitteilung des
Stadtheimatpflegers der Stadt Sulzbach-Rosenberg |
"Feierliche Eröffnung der rekonstruierten und sanierten Synagoge Sulzbach
Donnerstag, 31. Januar 2013
Sulzbach-Rosenberg. Die Synagoge von Sulzbach sei eine der schönsten Bayerns, wenn nicht sogar Deutschlands. So befanden im frühen 20. Jahrhundert Prof. Alfred Grotte (Breslau) und Rabbiner Dr. Magnus Weinberg (Sulzbürg). In der Tat wirkte das prächtige Gotteshaus im 19. Jahrhundert stilbildend für den bayerischen Synagogenbau.
1826/27 war es nach dem Niederbrand eines barocken Vorgängers beim großen Stadtbrand von 1822 im klassizistischen Stil neu errichtet worden.
Am Ende eines langsamen Sterbens der jüdischen Gemeinde, das bereits nach der Mitte des 19. Jahrhunderts begonnen hatte, überließ man die verwaiste Synagoge
1934 der Stadtverwaltung und profanierte sie. Die Folgenutzung als Heimatmuseum verhinderte ihre Zerstörung im brutalen Nazi-Pogrom von 1938. Nach Verkauf an Privat
(1951) zu Wohn- und Lagerzwecken umgebaut (wobei für diese Zeit ungewöhnlich viel Grundsubstanz erhalten wurde!), fiel das Denkmal in Dornröschenschlaf. Daraus konnte es - dank glücklicher Fügung - mit ihrem Ankauf durch die Stadt Sulzbach-Rosenberg 2008 geweckt werden.
Unter dem Patronat von Charlotte Knobloch, der damaligen Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, sowie mit Unterstützung vieler engagierter Fördergeber gingen die Verantwortlichen couragiert an das "Projekt Synagoge Sulzbach". Eingehende Befunduntersuchungen, archäologische Grabungen und Archivrecherchen folgten. Sie brachten viele neue Fakten ans Licht. Dann rückten Planer, Handwerker und Restauratoren an: Eine spannungsreiche Bauphase begann. Dieser Tage nun konnte die Rekonstruktion und Sanierung der ehemaligen Synagoge Sulzbach glücklich vollendet werden. Am Ende erstrahlt nun eines der herausragendsten Denkmäler jüdischer Sakralkunst in Bayern in neuem, alten Glanz. Am
31. Januar 2013, auf den Tag genau fünf Jahre nach Charlotte Knoblochs Startschuss für das
'Sulzbacher Synagogen-Projekt', wird das rekonstruierte und sanierte Juwel in einem feierlichen Festakt unter Beisein zahlreicher überregionaler Gäste wieder eröffnet.
Zu diesem Anlass werden die wechselvolle Geschichte des besonderen Baudenkmals und sein gegenwärtiger Stand in einer
240 Seiten starken Festschrift (Titelbild links) reich illustriert vorgestellt - im historischen Kontext der im Barock begründeten Sulzbacher Toleranztradition, der durch sie entstandenen jüdischen Ortsgemeinde und ihrer weltberühmten Druckerei. Das Buch erscheint als Band 30 der Schriftenreihe des Stadtmuseums und Stadtarchivs Sulzbach-Rosenberg.
In einem letzten Bauabschnitt folgt ab Frühjahr 2013 noch die Installation einer ausgefeilten medienpädagogischen Ausstattung sowie einer fünfteiligen Dauerausstellung. Sie wurde vom örtlichen Heimatpfleger und Kunsthistorikerin Elisabeth Vogl
M.A. in enger Zusammenarbeit mit Stadtarchivar Johannes Hartmann konzipiert und widmet sich folgenden Themen:
'Netzwerk jüdische Oberpfalz' (Regensburg - Sulzbürg - Sulzbach - Floß),
'Synagoge Sulzbach' (Baugeschichte, kunsthistorische Bedeutung), 'Spuren jüdischen Lebens in
Sulzbach' (Geschichte der jüdischen Ortsgemeinde), 'Sulzbachs hebräische
Druckerei' (weltweit fünftgrößte ihrer Art), 'Bibelstadt Sulzbach' (ein Ort der Toleranz und seine
'biblische' Produktion). Etwa für Beginn des Schuljahrs 2013/14 ist mit dem Abschluss auch dieses letzten Schrittes zu rechnen. Dann dürfte die neue Einrichtung zu einem der interessantesten Erlebnisräume zur jüdischen Geschichte Bayerns werden, unter dem Motto
'Synagoge Sulzbach – erinnern & begegnen'.
Sulzbach in der Oberpfalz ist in der jüdischen Welt noch heute bekannt als traditionsreicher Druckstandort. Kaum ein Rabbiner auf der Welt, der den Namen dieser kleinen nordbayerischen Stadt nicht von den weit verbreiteten jüdischen Drucken her kennt. Pfalzgraf Christian August von Sulzbach (1622-1708) hatte zur Zeit des Barock in seinem Fürstentum und seiner Residenzstadt eine Insel religionspolitischer Toleranz geschaffen. Das wirkte noch Generationen später im städtischen Klima nach:
'Das Verhältnis von Christen und Juden war wunderbar. Man brachte sich größte Achtung entgegen [...]. Es war eine Oase des Friedens, und ich liebte dieses geruhsame Städtchen innig." So erinnerte sich die Jüdin Charlotte Stein-Pick an die Stadt Sulzbach der 1920er Jahre, wo sie sich öfters aufhielt, da von hier ihr Ehemann stammte. (Zitat aus: Charlotte
Stein-Pick, Meine geliebte Heimat, Bamberg 1992, S. 111) Das vom barocken Fürsten konzipierte
'Trainingslager für interreligiösen Dialog', wie man es heute nennen könnte, zeitigte also durchaus positive Wirkung.
Kontakt: Rathaus der Stadt: Luitpoldplatz 25, 92237 Sulzbach-Rosenberg;
Kulturamt / Tourist-Info: 09661 / 510-110
Stadtarchiv: 09661 / 8776821 (Eine Besichtigung der Synagoge incl. Dauerausstellung
ist voraussichtlich ab Herbst 2013 möglich) |
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Programm
der feierlichen Einweihung der restaurierten ehemaligen Synagoge als
Erinnerungs- und Begegnungsstätte
am 31. Januar 2013, 14.30 Uhr |
Musikstück
Begrüßung 1. Bürgermeister Michael Göth
Musikstück
Ökumenische Segnung: Rabbiner Elias Dray, Dekan Walter Hellauer, Dekan Karlhermann Schötz
Musikstück
Festvortrag: Prof. Dr. Rosmarie Zeller, Zürich, Präsidentin der Knorr-von-Rosenroth-Gesellschaft e.V.
Grußworte: - Dr. h.c. Charlotte Knobloch, Vizepräsidentin des jüdischen Weltkongresses
- Staatssekretär Bernd Sibler, MdL, Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus
- Dr. Josef Schuster, Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland,
Präsident des Landesverbandes der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern
Musikstück
Rückblick und ....'der Zukunft zugewandt': Ausführungen Altbürgermeister Gerd Geismann zur Entstehung der würdigen Erinnerungs- und Begegnungsstätte
Wissenswertes zur Restaurierung: Petra Schöllhorn, Stadtbaumeisterin
Schlussworte: 1. Bürgermeister Michael Göth
Musikstück |
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Hinweis
auf die Festschrift zur Einweihung |
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Links: Abbildung des
Rückdeckels der zur Einweihung der restaurierten ehemaligen Synagoge
erschienenen umfangreichen Festschrift, daneben das
Inhaltsverzeichnis (Titelseite siehe oben): Ehemalige Synagoge Sulzbach.
Band 30 der Schriftenreihe des Stadtmuseums und Stadtarchivs Sulzbach-Rosenberg,
21 x 21 cm, 240 Seiten, zahlreiche S/W- und Farb-Abbildungen. |
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Berichte
zur Einweihung der
restaurierten ehemaligen Synagoge am 31. Januar 2013 |
Link zu einem
Beitrag des Bayerischen Rundfunks vom 31. Januar 2013: "Sanierte
Synagoge. Eröffnung in Sulzbach-Rosenberg. Heute wird um 14.30 Uhr
die restaurierte Synagoge der früheren Jüdischen Gemeinde Sulzbach
eröffnet. Das Gebäude aus dem Jahre 1827 soll ein Ort der Erinnerung und
Begegnung sein. Es wurde nach alten Fotos restauriert..." Link
zum Artikel. |
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Mehrere Berichte in
der "Sulzbach-Rosenberger Zeitung" vom 1. Februar 2013 zur
Einweihung der Synagoge (eingestellt als pdf-Dateien):
Link zum Hauptartikel "'Starker Akt der
Versöhnung'" Link zum Artikel "Jüdische Geschichte
als Erlebnis" |
Rückblick auf die Restaurierung der
ehemaligen Synagoge 2008-2013
Januar
2008: Charlotte Knobloch besucht die
ehemalige Synagoge, die als Dokumentationszentrum restauriert werden
soll |
Foto
links von Stephan Huber, Sulzbach-Rosenberger Zeitung, www.oberpfalznetz.de): Die
Präsidentin des Zentralrates der Juden in Deutschland Charlotte Knobloch
bei ihrem Besuch in Sulzbach-Rosenberg - Stadtheimatpfleger Markus Lommer
überreicht einen hebräisch-deutschen Pentateuch-Druck aus Sulzbach.
Artikel in der "Sulzbach-Rosenberger Zeitung" vom 31. Januar 2008:
"Synagoge als Dokumentationszentrum
Sulzbach-Rosenberg. Die ehemalige Synagoge in Sulzbach-Rosenberg soll bis zum Jahr 2010 fertig saniert sein. Noch in diesem Jahr soll mit den Renovierungsarbeiten begonnen werden. Davon konnte sich heute auch die Präsidentin des Zentralrats der Juden, Charlotte Knobloch, bei ihrem Besuch in der Herzogstadt überzeugen.
In der ehemaligen Synagoge soll ein Dokumentationszentrum entstehen, eine Erinnerungs- und kulturelle Begegnungsstätte. Bis zu einer Million Euro wird die Sanierung der ehemaligen Synagoge in Sulzbach-Rosenberg verschlingen. Die bayerische Sparkassenstiftung hat bereits 25.000 Euro bereit gestellt. Außerdem hat die Regierung der Oberpfalz die höchstmögliche Förderung ausgesprochen. Knobloch stattete außerdem auch dem jüdischen Friedhof in Sulzbach-Rosenberg einen Besuch ab."
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Juli
2008: Landtagspolitiker besuchen die
ehemalige Synagoge |
Artikel
in otv.de vom 31. Juli 2008 (Artikel):
"CSU-Fraktion in Synagoge
Sulzbach-Rosenberg. Die Synagoge soll zu einer interkulturellen Begegnungsstätte werden: Jetzt haben sich der CSU-Landtagsabgeordnete Heinz Donhauser und eine Reihe von Mitgliedern aus den verschiedensten Fraktionen darüber informiert:
Donhauser diskutierte mit Stadtbaumeister Dieter Rebhan und Stadtheimatpfleger Markus Lommer über die Realisierung des Projekts. Bis 2010 soll die Sanierung der Synagoge abgeschlossen und das Dokumentationszentrum fertiggestellt sein."
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Innenaufnahmen der
ehemaligen Synagoge zu Beginn der Renovierungsarbeiten
(Fotos: © Stephan Huber, Sulzbach-Rosenberger Zeitung, www.oberpfalznetz.de) |
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November
2009: Mitteilung zum Stand der
Arbeiten |
Mitteilung in der
Webseite von "Radio Ramasuri" ("Mein Oberpfalz-Radio")
vom 5. November 2009 (Mitteilung):
"Sulzbach-Rosenberg: Umbau der Jüdischen Synagoge
Die Jüdische Synagoge in Sulzbach-Rosenberg wird zur Zeit auf den Umbau in eine Erinnerungs- und Begegnungsstätte vorbereitet. Dabei haben Archäologen historisch wertvolle Erkenntnisse gewonnen.
Die rund 300 Jahre alte Synagoge in Sulzbach-Rosenberg war einst für Juden aus der gesamten Oberpfalz eine bedeutende Begegnungsstätte. Und das soll sie für rund eine Million Euro auch wieder werden. Sulzbach-Rosenbergs Stadtheimatpfleger Markus Lommer zufolge sind die Funde wichtig für die Baugeschichte, die in dem Gebäude auch dargestellt werden soll. Andererseits seien die Funde wichtig um ein schlüssiges und tragfähiges Nutzungskonzept zu erstellen. Hier arbeite man mit Experten und entsprechenden Fachstellen zusammen. Die eigentlichen Bauarbeiten sollen im nächsten Jahr beginnen. In zwei Jahren soll die Dokumentationsstätte für die Geschichte der Juden in der Oberpfalz fertig gestellt sein." |
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Dezember
2009: Zuschuss für die Restaurierung
der ehemaligen Synagoge |
Mitteilung in der
Website von "Radio Ramasuri" ("Mein Oberpfalz-Radio")
vom 29. Dezember 2009 (Mitteilung):
"Sulzbach-Rosenberg: Fördermittel für die Synagoge
Die Stadt Sulzbach-Rosenberg hat eine schönes Weihnachtsgeschenk bekommen: Zur Instandsetzung der ehemaligen Synagoge erhält die Stadt einen Zuschuss von rund 606.000 Euro.
Die Mittel stammen aus dem Förderungsprogramm 'Städtebaulicher
Denkmalschutz'. Sulzbach-Rosenbergs Bürgermeister Gerd Geismann danket vor allem dem Neumarkter CSU-Abgeordneten Alois Karl – ihm war es bereits zum zweiten Mal gelungen, Fördermittel für die Synagoge zu beschaffen. Im vergangenen Jahr wurden bereits 50.000 Euro für das Gebäude bereitgestellt. Die Gesamtkosten für die Rekonstruktion und Instandsetzung belaufen sich auf fast 1.600.000 Euro, soweit Julia Gruber aus der Radio Ramasuri Redaktion." |
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Januar
2010: Stadtheimatpfleger Markus Lommer
stellt das Konzept der Restaurierung der ehemaligen Synagoge
vor |
Artikel von "oy"
"Sulzbach-Rosenberger Zeitung" vom 29. Januar 2010 (übernommen
aus Oberpfalznetz.de):
"Blick in die Zukunft gewagt. Stadtheimatpfleger Dr. Markus Lommer führt Besuchern Synagogen-Konzept vor Augen
Sulzbach-Rosenberg. (oy) Es ist die besondere Verantwortung der Stadt für ihr historisches Erbe, die auch bei der Sorge um die Synagoge als Triebfeder dient. Ein von Stadtheimatpfleger Dr. Markus Lommer ausgearbeitetes Nutzungskonzept für das jüdische Gebetshaus hat die Schaffung eines Begegnungs- und Dokumentationszentrums zum Ziel. Aber auch die Erinnerung an das Leben der Juden in der Herzogstadt wird darin breiten Raum einnehmen. Vertreter der vier Kirchengemeinden ließen sich bei einem Ortstermin das Vorhaben erläutern.
"Bund, Freistaat und verschiedene andere Stellen haben die Bedeutung dieses Projekts durch die Förderzusagen unterstrichen", so Bürgermeister Gerd Geismann, der eingangs auch die zentrale Rolle des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege unterstrich.
"Die Umsetzung ist wichtig für unsere philosemitische Geschichte. Bis Ende 2011 werden wir hier etwas sehr Schönes erleben", wagte das Stadtoberhaupt einen Blick in die Zukunft. Vor den Vertretern der kirchlichen Gemeinden der Stadt, darunter die Geistlichen Wolfgang Bruder und Lorenz Hägler, ließ Stadtheimatpfleger Dr. Markus Lommer das Bild der früheren Synagoge entstehen.
Obwohl sich für den Laien zunächst wenige Details öffnen, wird durch die Erläuterungen Lommers schnell klar, in welch historisch bedeutsamem Raum sich die Besucher befinden. Vieles ist noch im Originalzustand - abgesehen von der sehr wertvollen Innenausstattung - vorhanden. Der Stadtheimatpfleger verwies auf die klassizistische Eingangstür, Bleiglas-Fenster und Eisengitter, die teilweise in den Wänden verborgenen Säulen der Frauenempore, freigelegte Innenbemalung und den an der Nordseite außen eingelassenen Hochzeitsstein.
Alle Informationen untermauerte Markus Lommer mit vielen Details zur reichen jüdischen Geschichte, in der auch die große hebräische Druckerei in der Bindergasse eine bedeutende Rolle spielte. "In der ökumenischen Gemeinde Sulzbach-Rosenberg müssen wir die Synagoge als positive Mahnung an unsere Religionsgeschichte verstehen."
Nicht ohne Hintergedanken hatte der Stadtheimatpfleger die Besichtigung auf den Tag gelegt, der an die Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz und somit an den Holocaust erinnert, dem rund sechs Millionen Juden zum Opfer fielen. Markus Lommer informierte, dass die ursprüngliche Inneneinrichtung nicht wieder angeschafft werde.
Vielmehr greife man nach der Fertigstellung auf audiovisuelle Medien zurück, die das Interieur für die Besucher wieder sichtbar machen. Mit der Computer-Visualisierung, die auf den historischen Fotos und Planzeichnungen fußt, seien derzeit Studenten der Universität Regensburg beschäftigt. Breiten Raum werde später die Baugeschichte und die Dokumentation des jüdischen Lebens in der Herzogstadt einnehmen.
Mit den Führungen wolle die Stadt zur Transparenz des gesamten Sanierungsprojekts beitragen. Gerade die Kirchen würden deshalb frühzeitig eingebunden, da sie später diese Räumlichkeiten auch für Veranstaltungen nutzen können. Der Ruf, den Sulzbach-Rosenberg als "Stadt der Toleranz und des religiösen Dialogs" genieße, werde so sinnvoll in die Zukunft getragen." |
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Juni
2010: Dank der SPD bei der Bayerischen
Landesstiftung für den Zuschuss zur Synagogen-Sanierung |
Artikel in der
"Sulzbach-Rosenberger Zeitung" vom 8. Juni 2010 (übernommen
aus Oberpfalznetz.de):
"Sulzbach-Rosenberg. Geschichte zum Greifen nahe
SPD bedankt sich bei Stiftungsrat MdL Reinhold Strobl für Zuschuss zu Synagogen-Sanierung
Die Ausführungen Lommers beeindruckten die Gäste. "Wir haben hier das größte bundesdeutsche Druckarchiv, das den 2. Weltkrieg überstanden hat", unterstrich Lommer die Bedeutung anhand von Bleitafeln, die teils noch aus dem 18. Jahrhundert stammten. Damit war für die Gruppe die Geschichte sprichwörtlich zum Greifen nah.
Enormes Interesse. Der Stadtheimatpfleger erklärte die bisherigen Sanierungs- und Forschungsarbeiten sowie die Planungen für die Zukunft. "Hier ist Arbeit für mindestens eine Forschungsarbeit vorhanden, die bereits mit Magisterarbeiten und Dissertationen vorangetrieben wird. Das Forschungsinteresse ist enorm." Anschließend blickten die Genossen noch in die ehemalige Synagoge. Hier ließ Lommer die glanzvolle jüdische Vergangenheit zumindest mit Worten wieder aufleben. Doch nach der Rekonstruktion soll hier jüdisches Leben wieder erlebbar werden. Davon ist auch Reinhold Strobl, stellvertretender Stiftungsrat, überzeugt, der sich freut, dass der Stiftungsrat der Bayerischen Landesstiftung hier Gelder bewilligt hat.
"Die 190 000 Euro für Rekonstruktion und Instandsetzung der Synagoge sind sinnvoll angelegt. Viele Maßnahmen kultureller Art wären ohne Zuschüsse der Bayerischen Landesstiftung nicht realisierbar."" |
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Oktober
2010: Landtagsabgeordneter Dechant
besucht die ehemalige Synagoge |
Foto
links von Royer: Besuch in der Synagoge von Landtagsabgeordnetem Thomas
Dechant (rechts)
Artikel in der "Sulzbach-Rosenberger Zeitung" vom 8. Oktober
2010 (übernommen
aus Oberpfalznetz.de):
"Sulzbach-Rosenberg. Von Synagoge und Druckerei beeindruckt
Engagement für die Kulturgüter der Herzogstadt ist bei den Stadtvätern immer hochangesehen. Mit der Synagoge und der Historischen Seidel-Druckerei sind zwei Kleinode in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt, für deren Sanierung und Erhalt erhebliche Finanzmittel aufgewendet werden müssen. Landtagsabgeordneter Thomas Dechant (FDP) sicherte bei einem Besuch im Rathaus seinen persönlichen Einsatz für beide Objekte zu. "Ich bin sehr beeindruckt von den Aktivitäten, die die Stadt zur Erhaltung der beiden Kulturgüter vorantreibt. Selbstverständlich werde ich mich mit Kultusminister Wolfgang Heubisch in Verbindung setzen und um weitere Unterstützung für den Erhalt und die Sanierung von Synagoge und Seidel-Druckerei werben", so Thomas Dechant (rechts) beim Rundgang durch die Druckerei gegenüber Bürgermeister Gerd Geismann und Stadtdenkmalpfleger Max Seibert. Bild: Royer." |
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April
2011: Staatsminister Bernd Neumann
besucht die ehemalige Synagoge |
Mitteilung in der
Website von "Radio Ramasuri" (Mein Oberpfalz-Radio") vom 1.
April 2011 (Mitteilung):
"Der bayerische Staatsminister Bernd Neumann besucht am Freitag (1.
April 2011) den Landkreis Amberg-Sulzbach. Der Beauftragte für Kultur und Medien macht sich von drei Projekten mit nationaler Bedeutung ein Bild.
Zunächst besichtigt der Minister am Mittag die ehemalige jüdische Synagoge in Sulzbach-Rosenberg. Diese wurde auch mit Fördergeldern aus dem Denkmalschutz-Sonderprogramm des Bundeskanzleramtes in Stand gesetzt.
Anschließend geht es nach Amberg ins Rathaus wo sich Neumann ins Goldene Buch der Stadt einträgt. Im Stadttheater wird der Politiker von Kulturschaffenden empfangen. Zum Abschluss seiner Tour steht das Kloster in Plankstetten im Landkreis Neumarkt auf dem Programm." |
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Juli
2011: Ein "Netzwerk Jüdische
Oberpfalz" wird gegründet |
Foto
links: Dr. Angelika Schaller übergibt den Leader-Bescheid an Bürgermeister Gerd
Geismann, rechts Mühlhausens Bürgermeister Dr. Martin Hundsdorfer, hinten LAG-Vorsitzender Stefan Braun.
Artikel in der "Mittelbayerischen Zeitung" vom Juli 2011 (Artikel):
"Erinnerung an jüdische Geschichte stärken
Alle jüdischen Stätten in der Oberpfalz sollen vernetzt werden – das Kooperationsprojekt wird mit Leader-Mitteln unterstützt..
SULZBACH-ROSENBERG. Die ehemalige Synagoge Sulzbach-Rosenberg wird Erinnerungs- und Begegnungsstätte mit musealer Dokumentation. Um das Ziel auch zu erreichen, hat sich das
'Netzwerk Jüdische Oberpfalz' aus zwei Gemeinden, der Stadt Sulzbach-Rosenberg sowie der Gemeinde Mühlhausen
(Lkr. Neumarkt), gegründet. Diese konnten nun auch das finanzielle Rüstzeug zur Umsetzung der Erinnerungsstätte entgegen nehmen.
Zuschuss für Ausbau der Synagoge. In einem feierlichen Akt überreichte Dr. Angelika Schaller vom Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten den Leader-Förderbescheid für das Leader-Kooperationsprojekt
'Netzwerk Jüdische Oberpfalz' an Bürgermeister Gerd Geismann und das LAG-Management Amberg-Sulzbach. Die Kosten für den Innenausbau und die Innensanierung der ehemaligen Synagoge werden durch das EU-Förderprogramm Leader mit 140000 Euro bezuschusst.
Inhalt des Netzwerkes soll sein, auf breiter Basis alle musealen und zu besichtigenden jüdischen Stätten in der Oberpfalz zu vernetzen – in gemeinsamen Aktionen, Austausch von Ausstellungen und die Neugestaltung des
'Landlmuseum' in Sülzburg bei Mühlhausen, die eine Ausstellung zum Thema
'Migration, eine Aufgabe für Jahrhunderte' aufbaut.
'Das ist eine bewegende Stunde. In unserer Region finden sich noch viele Spuren einstiger jüdischer Besiedelung. Der Förderbescheid weckt große Hoffnungen für die
Zukunft', fasste Bürgermeister Gerd Geismann die Bedeutung des Projektes und der finanziellen Unterstützung zusammen. Ebenso freute sich der Vorsitzende der
'Lokalen Arbeitsgruppe Amberg-Sulzbach (LAG), Stefan Braun, über die Förderzusage und die erneute Aufnahme der Region in die Leader-Förderkulisse,
'dank der Hilfe von Dr. Schaller, die uns zu dem Projekt Netzwerk Jüdische Oberpfalz geraten
hat. Der Landkreis zähle zwar zu den kleinsten, aber erfolgreichsten Leader-Regionen in der Oberpfalz und Bayern. Inzwischen habe man 17 Projekte abgearbeitet, machte Braun deutlich.
'Das Leader-Förderprogramm ist eine hervorragende Sache'.
Die regionale Identität stärken. Weitere Gesichtspunkte der Zielsetzung stellte Dr. Angelika Schaller vor.
'Es soll das kulturelle Erbe aufwerten und die Erinnerung an die Geschichte stärken.' Gerade die Vernetzung mit verschiedenen Partnern stelle das Projekt auf eine breite Basis. Es trage zur Stärkung der regionalen Identität, der regionalen Wertschöpfung und damit zur Steigerung der Attraktivität bei. Der Aktivposten bei Leader liege in der Zusammenarbeit verschiedener Partner. Welche Richtung die Entwicklung des Netzwerkes nehme, bestimme die LAG Amberg-Sulzbach, der damit große Verantwortung zukomme. Sie müsse die Maßnahme mit Leben erfüllen.
Der Bürgermeister von Mühlhausen, Dr. Martin Hundsdorfer, erinnerte an die gemeinsame jüdische Geschichte beider Kommunen.
'Jetzt stehen wir erst am Anfang, aber das Netzwerk nimmt bereits Gestalt an und wird für die gesamte Oberpfalz eine wichtige Sache sein – mit Sulzbach-Rosenberg als
Keimzelle.' " |
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2011:
Foto des Standes der Restaurierung aus dem Wikipedia-Artikel
zur Synagoge in Sulzbach |
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Links zur
Restaurierung:
- Seite
zur ehemaligen Synagoge Sulzbach-Rosenberg in der Website von Architektin
Hofmann, Högen-Weigendorf
- Seite zur ehemaligen
Synagoge Sulzbach-Rosenberg in der Website von Denkmalbau Ettersburg GmbH |
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Juni
2012: Zum Stand der Restaurierung |
Artikel in der
"Sulzbach-Rosenberger Zeitung" vom 5. Juni 2012: "Sulzbach-Rosenberg.
Alter Glanz kehrt jetzt zurück. Rekonstruktion der entkernten
Synagoge.
Sulzbach-Rosenberg. (ge) Außen grün, innen hohl - so präsentiert sie sich zur Zeit, die alte Synagoge: verhüllt von einer Bauplane, entkernt und mit Gerüsten bestückt. Rekonstruktion und Instandsetzung laufen auf Hochtouren, schließlich soll im Februar die feierliche Eröffnung des Projektes stattfinden. Die Gesamtkosten liegen bei rund 1,7 Millionen Euro..."
Link
zum Artikel |
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Artikel in der
Mittelbayerischen Zeitung vom 18. Mai 2012: "Die Stadt
Sulzbach-Rosenberg ist sich ihres großen kulturellen Erbes bewusst.
Synagoge wird zur Begegnungsstätte..."
Link
zum Artikel (eingestellt als jpg-Datei) |
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31.
Januar 2013: Die Einweihung der
restaurierten Synagoge am 31. Januar 2013 |
Link zu einem
Beitrag des Bayerischen Rundfunks vom 31. Januar 2013: "Sanierte
Synagoge. Eröffnung in Sulzbach-Rosenberg. Heute wird um 14.30 Uhr
die restaurierte Synagoge der früheren Jüdischen Gemeinde Sulzbach
eröffnet. Das Gebäude aus dem Jahre 1827 soll ein Ort der Erinnerung und
Begegnung sein. Es wurde nach alten Fotos restauriert..." Link
zum Artikel. |
vgl. auch die oben
eingestellten bzw. verlinkten Artikel aus der "Sulzbach-Rosenberger
Zeitung" vom 1. Februar 2013. |
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Weitere Berichte zur
Erinnerungsarbeit vor Ort ab 2016 |
April 2016:
Eine Tora-Rolle kehrt vorübergehend nach Sulzbach zurück
Anmerkung: Eine 1792/93 für die Synagoge in Sulzbach geschriebene
Tora-Rolle wurde von Rabbiner Elias Dray in der
Amberger Synagoge
entdeckt, wohin sie 1934 gekommen ist. Die Tora-Rolle war in einem
desolaten Zustand und zu teuer für eine Restaurierung. So kehrte sie nach
Sulzbach unrestauriert zurück und wurde in einer Vitrine
ausgestellt. Die Tora-Rolle ist eine der ältesten erhaltenen Tora-Rollen
in Süddeutschland.
Artikel von Judith Werner in der "Jüdischen Allgemeinen" vom 18. April 2020:
"Sulzbach. Eine Rolle kehrt zurück..."
Link zum Artikel
Artikel von Hans Bernreuther in der "Mittelbayerischen" vom 18. April 2020:
"Ereignis - Torarolle kehrt in die Synagoge zurück
In Amberg wird eine Torarolle aus dem 18. Jahrhundert entdeckt. In
Sulzbach-Rosenberg ist ihr eine Ausstellung gewidmet.
Sulzbach-Rosenberg.350 Jahre jüdische Gemeinde Sulzbach – den Beginn der
Feierlichkeiten markierte am Sonntag die feierliche Überführung einer alten
Torarolle von der Synagoge der Israelitischen Kultusgemeinde Amberg zur
ehemaligen Synagoge nach Sulzbach-Rosenberg. Ursprünglich wurde die
Torarolle in Sulzbach in den Jahren 1792/93 für die dortige Synagoge
hergestellt. Sie stellt damit eine der ältesten, noch erhaltenen Rollen im
süddeutschen Raum dar. Nach Auflösung der israelitischen Gemeinde in
Sulzbach brachte man sie 1934 in die Amberger Synagoge. 2015 hatte der
Rabbiner der israelitischen Kultusgemeinde Amberg, Elias Dray, diese Rolle
wieder entdeckt.
Katastrophen überstanden. Dass sie nach über zwei Jahrhunderten noch
existiert, grenzt fast an ein Wunder. Einen Stadtbrand in Sulzbach 1822, der
die Synagoge zerstörte, und die Reichspogromnacht 1938, der sehr viele
Torarollen zum Opfer fielen, überstand die Rolle unversehrt. Die Schrift ist
inzwischen stark verblichen, deshalb darf sie rituell nicht mehr verwendet
werden. Wegen der hohen Kosten von über 40 000 Euro nahm die Kultusgemeinde
von einer Restaurierung Abstand. So ist es jetzt möglich, die Torarolle in
einer ihr gewidmeten Sonderausstellung in der Sulzbacher Synagoge zu zeigen.
Ein Jahr in Sulzbach zu bewundern. Ambergs Oberbürgermeister Michael Cerny,
der 1. Bürgermeister von Sulzbach-Rosenberg, Michael Göth, Rabbiner Elias
Dray und Alexander Iolowitsch, Vorstandsmitglied der Israelitischen
Kultusgemeinde Amberg, trafen sich in der Amberger Synagoge zur Abholung der
Torarolle. Göth unterzeichnete für die Stadt Sulzbach Rosenberg und
Iolowitsch für die Israelitische Kultusgemeinde einen Leihvertrag für die
Dauer eines Jahres. Behutsam nahmen Elias Dray und Alexander Iolowitsch die
Rolle, umhüllt von einem kostbar bestickten Mantel, aus dem Toraschrein.
Rabbiner Elias Dray brachte die wertvolle Leihgabe im Dienstwagen von
Michael Cerny zur Sulzbacher Synagoge. Ein kleiner Konvoi folgte dem
Fahrzeug, begleitet von einem Polizeiwagen."
Link zum Artikel |
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November 2016:
Vortrag zur Erinnerung an die
Bedeutung von Sulzbach und die hebräische Druckerei |
Artikel von Helga Kamm in der
"Sulzbach-Rosenberger Zeitung" vom 14. November 2016: "Sulzbach-Rosenberg.
Professor Stefan Wimmer erläutert in Synagoge Bedeutung von Sulzbachs
hebräischer Druckerei - Experten erstarren vor Ehrfurcht
Schade, schade: Da wird eine Stadt gepriesen in den höchsten Tönen, und nur
knapp ein Dutzend ihrer Bürger sind anwesend, um sich in diesem Lob zu
sonnen. Es ist zwar lange her, aber die hebräische Druckerei in Sulzbach und
ihre Erzeugnisse erlangten im 18. Jahrhundert einen herausragenden Ruf in
ganz Europa. Mag sein, dass der anspruchsvolle Titel 'Die hebräischen und
jiddischen Bestände der Bayerischen Staatsbibliothek' manch einen vom Weg in
die Synagoge abhielt. Die Sorge war unbegründet, denn der Referent, Prof.
Dr. Stefan Wimmer von eben dieser Staatsbibliothek in München, redete und
erzählte so, dass auch Nicht-Fachleute von seinen Worten und Bildern
gefesselt waren. Der Abend wurde - so Stadtheimatpfleger Dr. Markus Lommer -
ein 'Privatissimum' im kleinen Kreis, aber hochinteressant.
Reiche Erfahrung. 'Die Bayerische Staatsbibliothek hat ein
orientalisches Herz'. Mit dieser Feststellung leitete der Fachreferent für
Hebraica seinen Vortrag ein. Durch sein Studium der Ägyptologie und
Archäologie in Jerusalem und Beteiligung an bedeutenden Ausgrabungsprojekten
gewann er 'reiche Erfahrung aus Boden und Büchern', die ihm in seiner
späteren Arbeit zugute kam. Für die Ausstellung über hebräische und
jiddische Neuerwerbungen aus den vergangenen 50 Jahren stellte Wimmer den
Katalog 'Von Sulzbach bis Tel Aviv' zusammen.
Große Vergangenheit. Hier Tel Aviv, erste hebräische Stadt der
Neuzeit, 'angesagt' und cool, dort die kleine Stadt Sulzbach-Rosenberg - was
beide verbindet, so der Professor, sind die Bücher. 'Unglaublich viele
Bücher werden heute in Israel gedruckt, viel mehr als in anderen
europäischen Ländern'. Sulzbach dagegen habe in dieser Hinsicht eine große
Vergangenheit, nämlich die erste hebräische Druckerei, die - unterstützt vom
aufgeschlossenen Pfalzgrafen Christian August - im 18. Jahrhundert
europaweit großen Ruf erlangte. 'Experten erstarren heute vor Ehrfurcht,
wenn es um die Sulzbacher hebräische Druckerei geht', beschrieb Wimmer. Ihre
Erzeugnisse wie Gebetbücher waren speziell auf dem osteuropäischen Markt
gefragt, andere Druckereien hätten damals sogar schon 'Marktpiraterie'
betrieben. In der Orient- und Asienabteilung der Staatsbibliothek sind
gegenwärtig rund 700 hebräische Handschriften und etwa 36 700 Drucke vom 15.
Jahrhundert bis heute zusammengetragen, darunter auch Hunderte aus der
Sulzbacher Druckerei. Eine Auswahl der Exponate stellte Prof. Wimmer in Wort
und Bild vor, er zeigte Dokumente mit unterschiedlichen Inhalten, Schriften
und Sprachen, religiöse oder historisch bemerkenswerte Werke, die Haggadah,
eine Sammlung von Texten und Liedern für das jüdische Passah-Fest und unter
anderem eine 'Frauenbibel' in jiddischer Sprache, gedruckt in Sulzbach. Die
von Hans Wuttig gemalten Bilder jüdischer Friedhöfe in der Synagoge gaben
den idealen Rahmen.
Das Leben blühte. Als einen Sammelschwerpunkt der Bayerischen
Staatsbibliothek bezeichnete der Redner Publikationen, von und für jüdische
Überlebende der Schoa, sogenannte 'Displaced Persons' (DPs), herausgegeben:
'In der Übergangszeit nach dem Weltkrieg blühte in jüdischen DP-Camps das
kulturelle wie das religiöse Leben auf, alle Schriften sind durchdrungen von
der Erschütterung durch das Erleben und Überleben der Schoa'. Mit herzlichen
Worten würdigte der Referent abschließend 'diese wunderschöne kleine Stadt
Sulzbach-Rosenberg, die eine wichtige Position einnimmt in dieser ganzen
Geschichte'. Und Dr. Markus Lommer veränderte das bekannte Abschiedswort
'Nächstes Jahr in Jerusalem' und lud Professor Wimmer ein zu einem weiteren
Besuch 'nächstes Jahr in Sulzbach-Rosenberg'"
Link zum Artikel |
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Januar 2017:
Die Tora-Rolle wird in Israel
restauriert und kommt danach wieder in die Synagoge nach Amberg |
Artikel von Andreas Royer im onetz.de vom
30. Januar 2017: "Vortrag in der Synagoge in Sulzbach-Rosenberg: 'Schreib
mir eine Thora'. Thora-Rolle wird in Israel restauriert
'Schreib mir eine Thora', lautet der Titel eines Vortrags, den Rabbiner
Isaak Rosengarten aus Israel am Donnerstag, 9. Februar, um 19 Uhr in der
Synagoge hält. Dazu gibt es auch Neuigkeiten über die geplante Restaurierung
der Sulzbacher Thorarolle von 1793.
Rosengarten erzählt in der Synagoge Sulzbach-Rosenberg über den Beruf eines
Thora-Schreibers. Als solcher ist er seit 40 Jahren tätig und führt ein
Institut für das Verfassen und Restaurieren von heiligen Schriften. Zudem
ist Izchak Rosengarten persönlicher Berater des größten Thora-Gelehrten in
Israel, Rabbiner Ahron Leib Steinman aus Bnei Brak. An diesem Tag besteht
die letzte Möglichkeit, die seit 17. April 2016 ausgestellt Thorarolle, die
1793 für Sulzbach geschrieben wurde, zu besichtigen. Rabbiner Rosengarten
wird sie nach dem Vortrag zur Restaurierung nach Israel bringen.
Anschließend findet sie wieder in der Amberger jüdischen Kultusgemeinde
Verwendung. Der Eintritt zum Vortrag ist frei."
Link zum Artikel |
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September 2019:
Über die Erinnerungsarbeit in
der ehemaligen Synagoge - fünf Jahre nach Abschluss der Restaurierung |
Artikel von Andreas Royer im onetz.de vom
September 2019: "Viele Spuren führen zur Synagoge
Jüdische Kultur rückt immer mehr ins öffentliche Interesse. Einerseits
als eine unserer historisch-gesellschaftlichen Wurzeln, andererseits durch
antisemitische Anfeindungen. Die Sulzbacher Synagoge mahnt deshalb zur
Toleranz.
Wie schon bei der Eröffnung der geschichtlichen Dokumentation im September
2013 verkündet, soll die Synagoge im eigentlichen Wortsinn ein "Haus der
Versammlung bleiben. Interreligiöser und interkultureller Dialog stehen in
diesem geschichtsträchtigen Bauwerk im Vordergrund.
'Mit dem früheren israelitischen Gotteshaus werde so auch das jüdische Erbe
in die Zukunft gerettet', gab Altbürgermeister Gerd Geismann den
entscheidenden Impuls. Nun sind bereits einige Jahre vergangen, der
Museumsbetrieb läuft, ein eigenes Programm mit Musikveranstaltungen,
Ausstellungen und Gedenkfeiern längst etabliert. Die SRZ fragte bei
Stadtarchivar Johannes Hartmann als Kurator der Synagoge nach dem Interesse
für dieses kulturelle Angebot und deren künftige Ausrichtung.
ONETZ: Die Restaurierung der Synagoge dauerte etwa fünf Jahre. Es
sollte etwas Großes geschaffen werden, das von den Leuten angenommen wird.
Ist dieses Ziel erreicht?
Johannes Hartmann: Ich denke schon, dass Interesse an jüdischer
Kultur oder am religiösen Leben vorhanden ist. Wir hatten nun seit September
2013 fast 10 000 zahlende Besucher in der Synagoge, es gab annähernd 350
Führungen und 80 Schulklassen lernten hier als Teil des Religions- oder
Geschichtsunterrichts. Für die Größe von Sulzbach-Rosenberg können sich
diese Zahlen sicher durchaus sehen lassen.
ONETZ: Neben den Musikdarbietungen und den obligatorischen
Führungen bringen immer wieder Ausstellungen Besucher in das frühere
jüdische Gotteshaus. Welches Konzept verfolgen Sie hier?
Johannes Hartmann: Es ist sicher für uns sehr wünschenswert, immer
wieder interessante Ausstellungen oder Buchvorstellungen präsentieren zu
können. Ich erinnere an die Wuttig-Bilder über jüdische Friedhöfe entlang
der Goldenen Straße, die Ausstellungen über jüdische Fußballer, das
jiddische Wilna oder das KZ-Außenlager Hersbruck. Und ganz aktuell zeigen
wir die Sonderausstellung 'Wir lebten in einer Oase des Friedens - die
Geschichte einer jüdischen Mädchenschule 1926 bis 1938', die in
Wolfratshausen beheimatet war und auch Bezug zur Herzogstadt hat.
ONETZ: Lokaler Bezug dürfte eine solche Schau sicher attraktiver machen.
Wie ist hier aktuell der Zuspruch?
Johannes Hartmann: Obwohl die Ausstellung wirklich professionell
gemacht ist, ist das Interesse eher verhalten. Wir haben hier wahrscheinlich
eine Dokumentation einer jüdischen Haushaltsschule als einzigartige
Einrichtung in Bayern, die 1926 von der Münchener Ortsgruppe des Jüdischen
Frauenbundes gegründet und 1938 von den Nationalsozialisten gewaltsam
geschlossen wurde. Verbindungen zu Sulzbach gibt es durch eine Praktikantin
und die Vorsitzende des Kuratoriums der Haushaltsschule.
ONETZ: Um welche Personen handelt es sich denn hier?
Johannes Hartmann: Einmal um die am 9. März 1914 in Sulzbach geborene
Ruth Prager. Sie ist die Tochter des letzten Gemeindevorstehers David
Prager, die 1932 als Praktikantin in
Wolfratshausen arbeitete. Sie
emigrierte 1934 in die USA. Bei der zweiten Person handelt es sich um die
Münchenerin Charlotte Stein-Pick, deren Schwiegervater Sigmund Stein von
1896 bis 1922 Oberlehrer in der jüdischen Volksschule in Sulzbach war. Das
brachte viele Aufenthalte für Charlotte Stein-Pick in Sulzbach mit sich,
wovon sie in ihren Erinnerungen mehrfach berichtet. Von 1932 bis 1938 war
sie ehrenamtliche Vorsitzende des Kuratoriums der Haushaltsschule
Wolfratshausen.
ONETZ: Die Erinnerungen von Charlotte Stein-Pick liegen in
Buchform vor. Wie beschreibt sie ihre Eindrücke in Sulzbach?
Johannes Hartmann: Sie spricht ebenso, wie der Titel der aktuellen
Ausstellung, über das Zusammenleben der Bürger und verschiedenen
Konfessionen in den 20er Jahren von einer 'Oase des Friedens', was man
sicher als einen Ausdruck der Toleranz werten kann.Charlotte Stein aus
München. Sie zeichnet ein insgesamt positives Bild, schreibt in ihren
Memoiren von gegenseitiger Achtung und einer tiefen Freundschaft ihres
Schwiegervaters mit dem Arzt, dem Apotheker und anderen Lehrern, die immer
Samstagabend im Gasthof 'Zur Sonne' Karten spielten. Sie war es auch, die
den aus der Synagoge stammenden Kiddusch-Becher ins Exil nach Amerika
rettete.
ONETZ: In der Synagoge werden auch immer wieder Konzerte
angeboten. Gibt es hier thematische Vorgaben?
Johannes Hartmann: Eigentlich nicht, aber zumeist sind es jüdische
Künstler, oder Musiker, die sich jüdischer Musik verschrieben haben, oder
sich in ihrem Schaffen für die jüdische Kultur einsetzten oder
Toleranz-Themen aufgreifen.
ONETZ: Können Sie uns zum Besucherkreis etwas sagen?
Johannes Hartmann: Eher bunt gemischt, viele Schulklassen und jetzt -
nachdem sicher viele Hiesige die Synagoge bereits kennen, kommen überwiegend
auswärtige Besucher dazu. Wir hatten auch schon Besuch aus London, Schweden,
München-Freising oder Vaihingen an der Enz. Oder Einzelbesuche von
Angehörigen mit direktem Bezug zu den ehemaligen jüdischen Bewohnern von
Sulzbach.
Info: Herbstprogramm 2019 in der Synagoge: Die
Synagogenveranstaltungen sind vielfältig, folgt aber im Wesentlichen der
'jüdischen Kultur' oder Themen zur religiösen Toleranz als Linie.
Nachfolgend die Termine im Herbst.
Noch bis 22. September ist die Sonderausstellung 'Wir lebten in einer Oase
des Friedens… Die Geschichte einer jüdischen Mädchenschule 1926 – 1938' zu
den regulären Öffnungszeiten zu besichtigen. Zum Abschluss der Ausstellung
wird am Freitag, 20. September, um 19 und 21 Uhr ein sehr bewegendes
Filmdokument mit den Erinnerungen der ehemaligen Schülerinnen gezeigt.
Hülya Friebe, die deutsch-türkische Liedermacherin, bekannt als die 'Stimme
des Friedens' wird am Montag, 16. September, nach Konzerten in München,
Nürnberg und Istanbul in Sulzbach-Rosenberg ein Konzert zur Verständigung
der Kulturen geben.
Das Tangoprojekt 5 aus Weiden gibt am Samstag, 28. September, um 20 Uhr
seine Visitenkarte in der Synagoge ab. Sie interpretieren Astor Piazzollas
Tango Nuevo.
Mit 'Es brennt. Leben und Werk des Mordechai Gebirtig' steht am Montag, 4.
November, um 19.30 Uhr eine multimediale Buchpräsentation mit Uwe von Seltmann in Kooperation mit dem Literaturarchiv im Programm. Mordechai
Gebirtig (1877-1942) war ein Krakauer Tischler und jiddischer Poet. Er gilt
als 'Vater des jiddischen Liedes'.
'Wer soll das noch glauben? (Teil 3) Die Bibel als Gottes Wort?', lautet am
Mittwoch, 6. November, um 15 Uhr der Titel eines VHS-Vortrags mit Pfarrer a.
D. Harald Hofmann.
Mit der Formation Massel-Tov rückt am Samstag, 16. November, um 20 Uhr
jüdische Musik verschiedenster Ausprägung in den Fokus.
'Wer soll das noch glauben? (Teil 4) Himmel, Hölle, Fegefeuer', lautet das
Thema eines weiteren VHS-Vortrags mit Harald Hofmann.
Info: Sonderausstellung: 'Wir lebten in einer Oase des Friedens...', so erinnern sich frühere
Schülerinnen an die Zeit in der Jüdischen Haushaltsschule, die 1926 in
Wolfratshausen von der Münchner Ortsgruppe des Jüdischen Frauenbunds
gegründet und 1938 von den Nationalsozialisten gewaltsam geschlossen wurde.
Ursprünglich sollten hier die jungen Frauen lernen, einen jüdischen Haushalt
nach rituellen Regeln zu führen. Während der NS-Zeit entwickelte sich die
Schule dann zum Zufluchtsort. Junge Mädchen aus dem gesamten Deutschen Reich
kamen hierher, um sich vor Anfeindung und Ausgrenzung zu schützen oder sich
auf ihre Auswanderung vorzubereiten. Beim Pogrom 1938 wurden alle
Schülerinnen und Lehrerinnen gewaltsam vertrieben. Im Mittelpunkt der
Ausstellung in der Synagoge stehen die Erinnerungen der ehemaligen
Schülerinnen und die Holocaust-Opfer aus ihrem Kreis."
Link zum Artikel |
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Links und Literatur
Links:
Zusätzliche Materialien:
 | Rolf Hofmann: Loewenbach
Family of Munich + Paris (France). Display of a general structure based on
research activities of the late Charles Stanton.
Zusammengefasst werden dargestellt: die Nachkommen von Loew Jakob
Loewenbach (geb. 1748 in Sulzbach, gest. 1832 in München; lebte seit
etwa 1805 in München) und seinem Sohn Jakob Baer Loewenbach (geb.
ca. 1778 in Sulzbach, gest. 1852 in München). |
 | Hinweis von Jürgen Hellmann auf das von Dr. Christoph
Raphael Schleis von Löwenfeld (1772-1852) im Jahre 1806 vorgelegte Buch
"Medicinische Topographie vom Landgerichtsbezirke Sulzbach in der obern
Pfalz", welches sogar Preisträger des Wettbewerbs "100 Heimatschätze" ist,
vgl.
https://www.heimat.bayern/heimatschaetze/ Nr. 44. Löwenfelds Aussagen
zeigen einen widerwärtigen Antisemiten, in der Machtposition eines
Amtsarztes:
https://www.bavarikon.de/object/bav:BSB-MDZ-00000BSB10721918?cq=iuden&p=100&lang=de.
Das Buch ist an sich eine hochinteressante Quelle, zeigt aber leider auch,
dass die hier, in Sulzbach-Rosenberg, gerne behauptete Toleranz und
Aufklärung in der Vergangenheit zumindest nicht durchgehend vorhanden war.
Zitate von Dr. von Löwenfeld über "den Juden": "Er ist selten aufrichtig,
und nur dann freimütig, wenn er seinen Vorteil zu finden hofft. Komplimente,
wenn man sie bei Juden so nennen kann, sind oft eben so häufig, als seine
fast sklavischen, erniedrigenden Höflichkeitsbezeugungen, die bei Manchem in
dumme Grobheit ausarten. Ehrgefühl ist nur bei einigen, nicht bei allen zu
suchen… Die Juden kann man, allgemein betrachtet, nicht zur starken
und abgehärteten, mehr aber zur schwächlichen und weichlichen Menschenklasse
zählen; doch gibt es unter ihnen mehr schöne Weiber und gefällige
Mädchen..." |
Literatur:
 | Germania Judaica II,2 S. 812. |
 | Baruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die
jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979
S. 94. |
 | Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in
Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische
Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 285-286. |
 | Harold Hammer-Schenk: Synagogen in Deutschland.
Geschichte einer Baugattung im 19. und 20. Jahrhundert. 2 Bände. Hamburg
1981. |
 | Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany -
Bavaria. Hg. von Yad Vashem 1972 (hebräisch) S. 158-163. |
 | Mosche N. Rosenfeld: Jüdischer Buchdruck am
Beispiel der Sulzbacher Druckerei. In: Geschichte und Kultur der Juden in
Bayern (Hrsg. von Manfred Treml und Josef Kirmeier unter Mitarbeit von
Evamaria Brockhoff). Aufsätze. Haus der Bayerischen Geschichte München
1988. S. 237-244. |
 | Michael Schneeberger: Im Schatten des Buchdrucks -
die Geschichte der Sulzbacher Juden. Reihe: Jüdische Landgemeinden in
Bayern (14). in: Jüdisches Leben in Bayern. Mitteilungsblatt des
Landesverbandes der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern. 20. Jahrgang
Nr. 100 vom April 2006 S. 23-31 (mit weiteren Literaturangaben!). |
 | "Mehr als
Steine...." Synagogen-Gedenkband Bayern. Band I:
Oberfranken - Oberpfalz - Niederbayern - Oberbayern - Schwaben.
Erarbeitet von Barbara Eberhardt und Angela Hager. Hg.
von Wolfgang Kraus, Berndt Hamm und Meier Schwarz.
Reihe: Gedenkbuch der Synagogen in Deutschen. Begründet und
herausgegeben von Meier Schwarz. Synagogue Memorial Jerusalem. Bd. 3:
Bayern. Kunstverlag Josef Fink Lindenberg im
Allgäu.
ISBN 978-3-98870-411-3.
Abschnitt zu Sulzbach-Rosenberg S. 290-299 (die Forschungsergebnisse
konnten auf dieser Seite von "Alemannia Judaica" noch
nicht eingearbeitet werden).
|
 | Johannes Hartmann: Die jüdische Gemeinde in
Sulzbach und ihr Ende. Beitrag - eingestellt in der Website der Oberpfälzer
Kulturbundes. Online
zugänglich (pdf-Datei, ca. 4 mb)
|
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Ehemalige Synagoge Sulzbach. Festschrift zur Eröffnung am 31. Januar
2013. Band 30 der Schriftenreihe des Stadtmuseums und Stadtarchivs
Sulzbach-Rosenberg. ISBN 978-3-9814093-3-8. Hrsg. von der Stadt
Sulzbach-Rosenberg 2013. 240 S.
Zu beziehen für 19.50 € direkt beim Stadtarchiv der Stadt
Sulzbach-Rosenberg Postfach 1254 92230 Sulzbach-Rosenberg
Tel. 09661-87768-21. Stadtarchiv.Su-Ro@asamnet.de |

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Sulzbach-Rosenberg
Upper Palatinate. Jews possibly arrived when the town was founded in the
mid-13th century. The community was destroyed in the Black Death persecutions of
1348-49 and only reestablished in the mid-17th century. In the 1670s Jews
expelled from Vienna began settling and in 1685 the 12 Jewish families in
Sulzbach were granted a charter of privileges. In 1687 a synagogue was dedicated.
A local printing press began publishing Hebrew books in 1669 and achieved great
fame in the Jewish world under the management of Rabbi Moshe Bloch (1684-1694)
and the Frankel-Arnstein family (1694-1851). Its edition of the Zohar and its
prayer books enjoyed wide circulation. In the 18th century a number of Court
Jews were active in the town, including Jacob Josef, who served as parnas in
1722-70, and Nathan Schwabacher, who replaced him. In 1822 a devastating fire
destroyed the synagogue and left 40 Jewish families homeless. A new
synagogue was built in 1827 and a Jewish public school was opened in 1837. The
Jewish population stood at 164 in 1871 (down from a peak of 336 in 1810) and
dropped steadily to a total of nine Jews in 1933 (total population 6.800), The
synagogue was impounded in 1934 and turned into a museum. Its religious articles
were sent to Amberg and destroyed on Kristallnacht (9-10 November 1938).
Five Jews emigrated in 1934-36. The last Jew was sent to the Theresienstadt
ghetto on 21 January 1943.

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