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Geschichte / Synagogengeschichte in Regensburg
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in Regensburg
Regensburg
Texte/Berichte zur jüdischen Geschichte der Stadt
Die nachstehend wiedergegebenen Texte mit
Beiträgen zur jüdischen Geschichte in Regensburg wurden in jüdischen Periodika
gefunden. Bei Gelegenheit werden weitere Artikel ergänzt.
Es konnten noch nicht alle Berichte abgeschrieben
werden. Bei Interesse zum Lesen bitte Textabbildungen anklicken.
Übersicht:
Allgemeine
Berichte und Gemeindebeschreibungen
Über
"Deutsche Juden des Mittelalters als Kaufleute und Kulturpioniere" -
unter besonderer Berücksichtigung von Regensburg (Artikel von 1933)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Februar 1933: |
|
Gemeindebeschreibung von 1841,
vor allem Bericht zur Einweihung der Synagoge am 2. April 1841
Artikel in der
"Allgemeinen Zeitung des
Judentums" vom 31. Juli 1841: "Regensburg, im Juli. Regensburg ist eine von den
Städten, die im Mittelalter ihre Juden vertrieb. Im Jahre 1519 mussten die
Juden die Stadt verlassen. Die jetzige israelitische Gemeinde zählt nur 20
Familien, welche bis zum Jahre 1826 genötigt waren, ihre Toten in entferntere
Gemeinden, so ihre Ahnen ruhten, zu begraben. Wie beschwerlich und mit welchen
Inkonvenienzen verbunden dies sei, lässt sich wohl leicht ermessen. Erst im
Jahre 1826 wurde ein Grundstück angekauft, wozu die Mittel in einem Tage von
einigen Gemeindegliedern zusammengeschossen wurden, und einige Jahre später
umgab eine schützende Mauer den Friedhof. Der Unterricht der Jugend wurde früher
dahier von Privatlehrern kaum genügend besorgt. Im Jahre 1831 entstand eine
Religions- und Elementarschule, die gegenwärtig wohl als Musterschule
aufgestellt zu erden verdient. Dr. Schlenker aus Fürth erhielt den Ruf als
Lehrer in diese Anstalt und die Schule hat in ihm einen tüchtigen Pädagogen
gewonnen, der mit Liebe seinem Fache zugetan ist; dies hat auch die betreffende
königliche Regierung mehrfach anerkannt und in Berücksichtigung der Leistung
des Dr. Schlenker zur Schule seit dem Jahre 1834 eine jährliche Unterstützung
von 150 Gulden bewilligt. Der Herr Dr. Schlenker geniest die Achtung seiner
Vorgesetzten und erfreut sich der Liebe seiner Gemeinde. Beide erkennen
|
es
dankend, wie er ernstlich dahin strebt, die Jugend zu guten und nützlichen Bürgern
heranzubilden und die königliche Regierung hat sich desfalls wiederholt und rühmend
ausgesprochen, insbesondere in einem Regierungserlasse vom 5. November 1838,
welcher also lautet:
’Auf den Bericht vom 29. August dieses Jahres hat man mit Wohlgefallen
ersehen, mit welchem einsichtigen Eifer der Rabbinatsverweser und Lehrer Dr.
Schlenker fortfährt, auf den Verstand und das Gemüt seiner kirchlichen
Gemeinde zu wirken und sie in der Liebe zum König und zum Vaterlande zu
befestigen; besonders aber wird demselben die diesseitige Zufriedenheit mit
seinem Streben durch einen ebenso bemessenen als aufklärenden Unterricht die
Jugend seines Volkes zu nützlichen, aufgeklärten und redlichen Staatsbürgern
heranzubilden und so zu den Zugeständnissen zu befähigen, welche der Staat sich
hinsichtlich der israelitischen Glaubensgenossen vorbehalten hat.’
Nach dem Ableben des Rabbinen Weil wurden die Herren Dr. Schlenker und Emanuel
Sonnentheil, ein Mann mit ausgezeichneten talmudischen Kenntnissen und einem
echt religiösen Lebenswandel, der bereits über 40 Jahre als Vorsänger dahier
funktioniert und das Vertrauen der ganzen Gemeinde besitzt, als
Rabbinatsverweser von der königlichen Regierung bestätigt und ihnen die
Leitung des Gottesdienstes übertragen. Die Funktion des Letzteren beschränkt
sich hauptsächlich auf die ritualgesetzlichen Dezisionen. Mancher Missbrauch
wurde im Einverständnis mit der Gemeinde zu dem Zwecke abgeschafft, um den
Gottesdienst würdiger und erhebender herzustellen, der fromme Eifer der beiden
Rabbinatsverweser und der gute Wille der Gemeinde trugen nicht wenig zu so
mancher Verbesserung in eben gedachtem Sinne bei.
Über ein Jahrhundert hielt die Gemeinde ihre Andachtsübung in dem Hause eines
Bäckers, in einer beengten Stube, die kaum des Raumes genug hatte, die
Versammelten zu fassen.
Daher beschloss die Gemeinde einmütig und kein Opfer
scheuend eine Synagoge zu bauen. In dieser Ansicht kaufte sie ein gut gelegenes
Haus, richtete daselbst ihr Frauenbad ein, (da das alte in einem elenden Zustand
war)
|
ihre Lehrschule etc. etc. und benützte den linken Flügel zur Synagoge.
Hochgewölbt im gotischen Stile erhebt sich das neue Gotteshaus. Reinlich und
zierlich, in seinem Inneren hell erleuchtet. Der Almemor schließt sich hart an
die heilige Lade, welche im gotischen Stile erbaut von innen und außen köstlich
verziert ist. Auf beiden Seiten führen Stufen hinauf, rechts prangt der
achtarmige Leuchter, links erhebt sich die Kanzel, von der wir nun hoffen, recht
oft Gotteswort aus dem Munde unseres verehrten Rabbinatsverwesers Dr. Schlenker
zu vernehmen. Ein solch bedeutendes Unternehmen ging von 20 Familien aus, welche vom frommen
Eifer beseelt, alle Hindernisse überwanden, welche in mehrfacher Hinsicht bei
den geringen Kräften der Gemeinde der Ausführung eines derlei Werkes
entgegenstanden. Die geringe Anzahl von Gemeindegliedern, von denen Eines das
Andere an wohltätiger frommer Gesinnung und an edler Hingebung zu dem erhabenen
Zwecke der Verherrlichung des Höchsten überbot, hat auch das mit den äußersten
Opfern hergestellt Haus außerdem noch in gleich freigebiger Weise reichlich mit
Geschenken bedacht.
Am 2. April dieses Jahres (1841) fand die feierliche Einweihung der Synagoge
statt. Um 2 Uhr Nachmittag versammelten sich die sämtlichen Gemeindeglieder im
Gemeindehaus wo die Toras herrlich geschmückt aufgestellt waren; nach
beendigtem Micha-Gebet setzte sich der Zug in Bewegung. Voran schritten die
beiden Rabbinatsverweser in ihrer Amtskleidung, ihnen folgten die beiden
Kultus-Vorstände und die sämtlichen Gemeindeglieder Paar und Paar, jeder eine
Tora tragend, den Zug schlossen die Jünglinge festlich geschmückt, welche
brennende Wachskerzen trugen. In der Synagoge angelangt, stimmte der Chor,
welcher auf der Galerie der Frauen errichtet und größtenteils aus der
Schuljugend gebildet war, unter dem Schall der Posaunen ein feierliche Halleluja
an. Die Tora tragenden, sowie die Jünglinge mit ihren Wachskerzen stellten sich
zu den beiden Seiten auf.
Die beiden Rabbinatsverweser rezitierten abwechselnd das Gebet Mah towu
sowie den 84. Psalm: hierauf sang der Chor unter Musikbegleitung das Lied No.
208 Johlsohns Gesangbuch, während dem bestiegen die beiden Rabbinatsverweser
die Stufen
|
der heiligen Lade, empfingen dort jeder eine Tora und sodann geschah
der dreimalige Umzug in der Synagoge unter Choralgesängen und Musikbegleitung.
Nachdem die Tora in der heiligen Lade niedergelegt war, und die Gemeinde ihre Plätze
eingenommen hatte, begann der Choral No. 207, worauf die beiden
Rabbinatsverweser in Begleitung der Gemeindeältesten vor der heiligen Lade, die
sämtlichen Weihegebete verrichteten.
Nun bestieg der Rabbinatsverweser Dr. Schlenker die Kanzel, hielt eine
gehaltvolle, gediegene Rede, die auf alle Anwesenden einen tiefen Eindruck
machte. Von der heiligen Lade herab rezitierte der Rabbinatsverweser Emanuel
Sonnentheil mit feierlichem Tone, einen von ihm eigens zu dieser Feier
verfassten Hymnus (Schir) in hebräischer Sprache. Nachdem sofort Herr
Dr. Schlenker das Gebet für König und Vaterland gesprochen, endigte noch ein
Choralgesang den Gottesdienst.
Repräsentanten der königlichen Zivil- und Militärbehörden, des
Stadtmagistrates, sowie der Geistlichkeit der beiden christlichen Konfessionen
wohnten dieser Feier an, welche in freudigem und bleibendem Andenken sich
immerdar erhalten wird und den schönen Beweis lieferte, was auch geringe Kräfte
vermögen, wenn es sich um die höchsten Interessen des menschlichen Gemütes,
um den ehrwürdigen Glauben der Väter und um das heilige Vermächtnis der von
ihnen überkommenen Gottesverehrung handelt." |
Kurze Gemeindebeschreibung
von 1847
Aus
einem Bericht in der Zeitschrift "Der Orient" vom 5. März 1847 über
die jüdischen Gemeinden in Bayern: "II. Oberpfalz. Diese hat vier
jüdische Gemeinden, und da diese sehr entfernt voneinander sind, in jeder
Gemeinde einen Rabbiner. 1) Regensburg, die Kreishauptstadt, zählt 17
jüdische Familien. Das Rabbinat versehen Vorsänger und Lehrer
miteinander. Letzterer, Dr. Schlenker, predigt und erster paskent*."
(*unklares Wort) |
Gemeindebeschreibung von 1862
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 2. September 1862:
"Regensburg,
10. August (1862). Aus Bayern finden sich seither selten berichte in
diesem viel gelesenen und geschätzten Blatte. Freilich, so lange uns
unter der früheren exzeptionellen Stellung noch der Schuh drückte,
hatten Ihre Berichterstatter mehr Stoff, ein System zu beklagen, das uns
zum Schaden und Anderen nicht zum Vorteile gereichte. Jetzt ist das –
Danke sei der Weisheit und Gerechtigkeit unserer allerhöchsten
Staatsregierung – ganz anders geworden. Alle Ausnahmegesetze sind
annulliert, alle bürgerlichen, gewerblichen und staatsbürgerlichen
Rechte uns eingeräumt, sodass wir einer gesicherteren, gerechteren Lage
uns erfreuen, als viele unserer anderen deutschen Glaubensbrüder. Wir
haben jetzt in Bayern viele königliche Advokaten, Notare, Ärzte unseres
Glaubens. Der Herr Staatsminister hat bei den letzten Kammerdebatten
nachdrücklich hervorgehoben, dass bei uns kein Gesetz existiere, das den
Juden vom Staatsdienst ausschließe, die Anstellung sei ein Akt des
Vertrauens seitens der allerhöchsten Stelle, das zu verdienen unsere
israelitischen Kandidaten umso mehr sich bestreben werden. - |
Diese
verbesserte Lage nach Außen scheint aber nach Innen, d.h. aufs kulturelle
und gemeindliche Leben der Landgemeinden ungünstig einzuwirken. Die
besseren, bemittelten Familien ziehen in Städte und überlassen den
zurückbleibenden, weniger mit Glücksgütern gesegneteren die Lasten,
Besoldungsleistungen und gemeindliche Verpflichtungen. Große pekuniäre
Verluste haben in dieser Übergangsperiode die israelitischen Lehrer auf
dem Lande zu beklagen. Schreiber Dieses kennt solche, die noch vor 10
Jahren 58 Schulkinder hatten, während heute diese Zahl auf 18
herabgesunken ist. Die Regierung ergänzt zwar die Minimalgehalte der
israelitischen Elementarlehrer – die Religionslehrer entbehren leider
auch diesen Genuss – allein das Nebeneinkommen durch Privatunterricht
etc. ist beiden zu Verluste gegangen.
Zu Regensburg: Die hiesige altehrwürdige israelitische Gemeinde,
die vor acht Jahren noch nicht 20 Familien zählte, ist seit zwei Jahren
auf deren 50 herangewachsen. Auch hat der hiesige Stadtmagistrat in echt
humaner Weise fast allen israelitischen Bewerbern bereitwilligst Aufnahme
und Heimatrecht gestattet. Die hiesige schöne, erst vor ca. 20 Jahren mit
schweren Geldopfern erbaute Synagoge, ein festes stattliches Gebäude, ist
für das jetzt größere israelitische Publikum in ihren Räumlichkeiten
unzugänglich geworden, weil namentlich an den jüdischen Herbstfesten
auch viele Reisende, Mess- und Handelsfremde sich hier aufhalten. Diesem
Übel hat die Gemeinde abgeholfen, indem sie die Synagoge tunlichst
erweiterte, dass niemand sagen kann, (hebräisch und deutsch) – zu
enge ist mir diese Stätte der Andacht." |
Kritische Betrachtung von religiösen
Zuständen in drei bayerischen Städten (1864)
Anmerkung: der Verfasser schreibt aus einer liberalen Sichtweise; aus dieser
heraus nimmt er einen "Stillstand" der Entwicklung war.
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 13.
Dezember 1864: "Aus Bayern, im November (1864). Unsere
Zustände in Bayern anlangend, werden Sie aus dem wenigen, das Sie
hierüber vernehmen, wohl einen Stillstand erkennen. Es geschieht aber
manches geräuschlos, besonders organisiert sich das Innere in manchen
Gemeinden. Doch kann auch nicht geleugnet werden, dass in städtischen
Gemeinden der Dämon des Materialismus mit dem des Indifferentismus
verderbliche Bankhalter sind. Das schöne Nürnberg zählt Firmen
genug; aber keine konfessionelle Firmitas. Regensburg, von der
Regierung gedrängt, einen Rabbinats-Sitz zu gründen, schreit, wie bei
dem bekannten Spiele: 'Noch nicht! noch nicht!'
Sehr rührig ist Herr Rabbiner Bamberger in Würzburg; nur schade,
dass sein Eifer für das Gute nicht einem höheren Geistesziele dient;
denn ob ein paar Gemeindeglieder mehr gewonnen werden, das Talit
(Gebetsschal) über den Kopf zu nehmen oder nicht, darauf kommt nichts
an." |
Gemeindebeschreibung von 1865
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 14. Februar 1865:
"Regensburg,
10. Januar (1865). In letzter Zeit finden sich in diesem Blatte einige
Angriffe gegen die hiesige israelitische Kultusgemeinde, die der
Berichtigung bedürfen. Vorerst ist allerdings die religiöse Leitung der
hiesigen Gemeinde dem Herrn Rabbiner Dr. Löwenmayer von Sulzbürg
übertragen und die Gründung eines selbständigen Stadt-Rabbinats noch
nicht erfolgt; allein die Ursache liegt nicht im leidigen Materialismus
oder Indifferentismus, die wahrhaftig hier im Ganzen seltener sind als in
vielen größeren und kleineren vaterländischen Gemeinden. Da die hiesige
israelitische Schule guter Leitung anvertraut ist, so stehen hier noch
dringlichere Fragen auf der Tagesordnung, die der Erledigung bedürfen.
Wird aber nach der Erweiterung oder dem Umbau der hiesigen Synagoge,
welcher in naher Zeit realisiert werden soll, die Rabbinatsfrage zum
Austrage kommen, so wird man wohlweislich nur auf solche Kandidaten
Rücksicht nehmen, die neben rabbinischer und akademischer Bildung auch
pädagogische Erfahrungen gesammelt haben, damit der künftige Rabbiner
Gelegenheit sich verschaffen könne, nicht sowohl im Inspizieren als im
willenskräftigen Mitwirken der sittlichen religiösen Zucht und Bildung
der israelitischen Jugend selbsttätig zu sein. Trotz des erledigten
Rabbinatsstuhles hat aber die hiesige israelitische Gemeinde ihren
sittlich-religiösen Charakter treu bewahrt. An Sabbat- und Festtagen ist
die Synagoge fast von sämtlichen Familien in andächtigster Weise
besucht; ja auch an Wochentagen – montags und donnerstags –
kann man auch zweimal Minjan (sc. die nötige Zehnzahl jüdischer
Männer) zur Morgenandacht eilen sehen. – Seit zwei Jahren besteht hier
auch eine gut fundierte Chewra Kadischa (Wohltätigkeits- und
Bestattungsverein), die ihren Mitgliedern in Freud und Leid menschlichen
und religiösen Beistand leistet; zur sittlich-religiösen Vervollkommnung
ihrer Teilnehmer hat diese auch angeordnet, dass an jedem Sabbat- und
Festtage vom Religionslehrer ein kurzer erbaulicher Vortrag gehalten
werde; auch diese wöchentlichen Vereinssammlungen sind ebenfalls viel
besucht. – Zu dem neu gegründeten Verein Hachnassat Orachim und
zur städtischen Armenkasse leistet die 60 Familien zählende Gemeinde
alljährlich circa 1.800 Gulden – nach Verhältnis gewiss ein großes
Wohltätigkeits-Konto, abgesehen von der Privatwohltätigkeit, die nicht
minder lobenswert ist.
In väterlicher Weise hat auch die hiesige Kultusgemeinde – obschon mit
einem dickleibigen Budget belastet – von Neujahr 1865 beginnend, ihre
sämtlichen Bediensteten in ihrem Einkommen aufgebessert, was sogar in der
hiesigen periodischen presse schon hohe Anerkennung gefunden hat." |
Aus der
Geschichte des
Rabbinates in Regensburg
Zum
Tod des Rabbinatsverwesers Emanuel Sonnentheil (gest. 1849) und Wahl von Dr.
Seligmann Schlenker zum Rabbiner (1850)
Anmerkung: Emanuel Sonnenteil (geb. 1770), war seit 1798 Vorsänger und
Schächter in Regensburg. Seit 1833 war er Rabbinatsverweser ebd., gemeinsam mit
Dr. Seligmann Schlenker, der das Predigtamt in der Gemeinde
versah.
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 8. April 1850: "Regensburg, 27. März (1850). Gewiss
ist es von Interesse, von Zeit zu Zeit die Blicke dem Leben und Weben
einer israelitischen Kultusgemeinde zuzuwenden, da sich in Vielem das
Zeitwesen belehrend abspiegelt, uns aus den Erscheinungen, Aneiferungen
oder Warnungen Anderen oder dem Ganzen zugute kommen. Diese Blätter haben
im Jahre 1841 No. 31 einen Bericht über die Kultusgemeinde Regensburgs
gebracht. Die darin besprochenen Verhältnisse hatte ihre Fortdauer bis in
die Jüngstzeit und änderten sich erst in personeller Hinsicht m8it dem
Tode des Rabbinatsverwesers Emanuel Sonnentheil, dessen talmudische
Kenntnisse und religiöser Wandel damals schon ihre öffentliche
Anerkennung fanden. Dreiundfünfzig Jahre hatte er in gleicher Weise
seinem Gott und der Gemeinde gedient, als er im Juni vorigen Jahres zu den
Vätern versammelt wurde. Obschon der ältern Schule und Bildung
angehörend wirkte er doch stets in freundlichster Eintracht mit seinem
Kollegen, Dr. Schlenker, und trat nie den verständigen und zeitgemäßen
Verbesserungen des Gottesdienstes entgegen, die dieser beantragte und die
Gemeinde wünschte. Die Gemeinde selbst aber unter sich und mit ihrem
Religionsdienern in schönster Harmonie, leistete mit Freude und Liebe
Alles, was für Kultus und Schuler erforderlich, sie macht hierfür einen
jährlichen Aufwand von 1.400 Gulden, der gewiss von einer Gemeinde, die
nur etliche zwanzig Mitglieder zählt, große Opfer erheischt. Seit dem
26. Dezembervorigen Jahres ist der von der Gemeinde gewählte Dr.
Schlenker zum |
wirklichen
Rabbiner von der königlichen Staatsregierung unter Beziehung auf seine
bereits erworbenen Verdienste um Kirche und Schule förmlich bestätigt
worden. Derselbe hat eine neue Synagogenordnung entworfen, die von Ostern
an vorläufig eingeführt werden wird, und hat hiefür großenteils das
Formativ der im Königreich Württemberg bestehenden zum Vorbild genommen.
Wir werden die von Dr. Schlenker verfasste Synagogenordnung seinerzeit
öffentlich in diesen Blättern vorlegen. Um für die würdevolle Feier
des Gottesdienstes Nichts zu versäumen, hat die Gemeinde Herrn
Lauterbacher von Pappenheim zum Vorsänger gewonnen, einen Mann von
musikalischer Bildung und mit guter Gesangstimme begabt, sonach eine
treffliche Akquisition. Endlich darf schließlich nicht unbemerkt bleiben,
denn es ist in dieser Zeit von gewicht, dass die Israeliten Regensburgs im
freundlichsten Einvernehmen mit ihren Mitbürgern aller christlichen
Konfessionen leben und sich deren Beachtung in gottesdienstlicher
Beziehung erfreuen. Ein Artikel im Münchener Eilboten No. 35, der zwei
Kultushandlungen in der Synagoge bespricht, bezeugt dies unwiderleglich
und schließt mit den bezeichnenden Worten: 'Doch wir wollen mit dem
Wunsche schließen, dass alle Bekenner positiver Religionen, ob Katholiken
oder Protestanten, ob Christen oder Nichtchristlichen, mit wahrhafter
Überzeugung und inniger Freudigkeit ihrem Glauben treu anhängen,
untereinander aber in brüderlicher echter Nächstenliebe leben möchten;
dies aber wird erst möglich sein, wenn Allen die gleiche Gerechtigkeit
geworden und niemand mehr um seines Glaubens willen zu entbehren und zu
dulden bracht. Wären alle Konfessionen einig in werktätiger Liebe, dann
würde es der Vorsehung leicht sein, Alle einig zu machen in der Erkenntnis
der ewigen Wahrheit, die nur Eine sein kann, wie es nur Einen Gott und
Vater Aller gibt, und dies ist die echte Messiaslehre auch Israels.
Möchten diese Zeilen ein weiterer Beitrag sein zur Verständigung, zur
Versöhnung, zur Lichtung. Gott geb's!'" |
Gottesdienstliche Reformversuche von Rabbiner Dr.
Seligmann Schlenker (1853)
Rabbiner Dr. Seligmann Schlenker war Rabbiner in Regensburg von
1831 bis zum seinem Tod im Januar 1860.
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 10. Januar 1853: "Wie
das Terrain zu etwaigen gottesdienstlichen Reformen bei uns dermalen
bestellt ist, wollen Sie aus folgendem Faktum entnehmen. Der Rabbiner
Herr Dr. Schlenker in Regensburg hatte in Vereinigung mit seiner
Gemeinde dem hohen Kultusministerium den Entwurf einer Synagogenordnung
zur Genehmigung unterbreitet. Derselbe gelangte in die Hände eines
bekannten ultraorthodoxen Rabbinen einer anderen Kreishauptstadt, welcher
ihn als äußerst gefährlich für das Seelenheil der Gläubigen
erklärte. Und welches waren die Reformen, welche so gemeinschädlich sein
sollten? Hören Sie – es sollen die Hoschanot (sc. Prozessionen
um den Lesepult am Laubhüttenfest) nicht mehr in der Synagoge und – horribile
dictu! – auch in derselben nicht mehr am Vorabend des
Versöhnungstages Malkut geschlagen werden! Der allerhöchsten
Stelle mochte dies denn doch zu bunt sein und sie soll das Gutachten
dreier als rechtgläubig bekannten Rabbinen erholt haben, die den Entwurf
auch in allen seinen Teilen – aufrecht erhalten haben." |
|
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 23. Mai 1853: "Regensburg,
im Mai (1853). Der Artikel aus Bayern in Nr. 3 dieser Zeitung, worin von
den Kultusverbesserungen in der hiesigen israelitischen Gemeinde die Rede
ist, gibt mir Veranlassung, über diesen Gegenstand Ihnen ausführlichen Bericht
zu erstatten. Die im Jahre 1841 mit allerhöchster Genehmigung dahier
eingeführte, der mittelfränkischen nachgebildeten, Synagogenordnung
umfasste lediglich die äußere Ordnung des Gottesdienstes. Das Bedürfnis
der hiesigen Gemeinde nach Verbesserungen im Kultus veranlasste dieselbe,
ihren Rabbiner, Herrn Dr. Schlenker zu beauftragen, Vorschläge zu einer
Läuterung des Gottesdienstes in Vorlage zu bringen. Herr Dr. Schlenker
bearbeitete eine neue Gottesdienst-Ordnung, legte den Entwurf seiner
Gemeinde vor, und die sämtlichen Gemeindeglieder waren damit
einverstanden. Die Synagogenordnung wurde sofort zur Genehmigung dem
königlichen Kultusministerium vorgelegt, und es erfolgte unterm 19.
Oktober eine allerhöchste Entschließung, ‚dass der vorgelegte Entwurf
wegen der darin nach sachkundigem Urteile enthaltenen, für manche
gläubige Israeliten Anstoß gebenden Neuerungen nicht gebilligt werden
könne.’
Der Rabbiner hat hierauf in einer umfassenden Abhandlung dargetan, dass
die fragliche Gottesdienst-Ordnung in Ansehung ihrer rituellen Gültigkeit
durchaus nichts entgegen den Bestimmungen des Rabbinatsgerichtes
enthalte, und dass dieselbe vielmehr auf einer echt religiösen Grundlage
beruhe. Diese Abhandlung wurde dann dem königlichen Kultusministerium mit
der Bitte vorgelegt, die anstößigen Stellen behufs deren Entfernung
näher zu bezeichnen. Diese höchste Stelle hat nun die übergebene
Synagogenordnung mehreren Rabbinern zur Begutachtung mitgeteilt, und
dieselbe wurde nun, mit einigen Modifikationen den Konfirmationsakt
betreffend, in ihrem ganzen Umfange höchsten Orts sanktioniert... Es
folgen einige Details zu den Veränderungen… Die Synagogenordnung
ist jetzt dem Druck übergeben worden." |
Die
Stelle eines Rabbiners bleibt vorerst unbesetzt, die Liberalen warnen vor einer
Besetzung des Rabbinats durch die orthodoxen Würzburger (1860/1863)
Anmerkung: die beiden Artikel erschienen in der liberalen "Allgemeinen
Zeitung des Judentums" mit einer für sie in der damaligen Zeit
charakteristischen Polemik gegen die jüdische Orthodoxie, deren Organ die
Zeitschrift "Der Israelit" war.
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 26. Juni 1860: "In Regensburg ist man eben auch
daran, die durch den Tod Dr. Schlenkers erledigte Stelle zu besetzen. Da
Herr Bamberger gerade erst in B. einen Sprössling platziert hat, ein
anderer aber vor der Hand noch nicht reif ist, so hilft hier Herr Weißkopf
mit noch einigen Bewerbern von dieser Seite aus. In Regensburg wäre ein
Sieg dieser Clique doppelt bedauernswert, da am Sitze einer Regierung
derartige Subjekte an Gefährlichkeit zunehmen. Möge deshalb die Gemeinde
nicht gleichgültig zu Werke gehen und sich durch Parteispaltungen
überrumpeln lassen." |
|
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 29. September 1863: "In Regensburg waren einst, wie
der dortige Korrespondent in diesen Blättern bemerkt, Chochamim,
das heißt gesetzeskundige Männer; wird ja auch der Grabstein des R.
Jehuda hachasid noch dort gezeigt. Allein jetzt ist selbst die Kanzel
verwaist. Nach dem Tode des seligen Dr. Schlenker, der Rabbiner und Lehrer
zugleich war, nahm die Gemeinde, die zu den reichen gehört und täglich
zunimmt, einen lehrer auf und schloss sich an das Rabbinat Sulzbürg an,
sodass fast das ganze Jahr hindurch in der Synagoge der Kreishauptstadt
der Oberpfalz das Wort Gottes nicht in deutscher Sprache verkündet wird,
während jetzt selbst kleine Landgemeinden gerne eine Predigt hören! Und
wandern wir nach Franken, da finden wir krassen Obskurantismus, da
herrscht noch der alte Schlendrian, besonders im Würzburger Rabbinate!
Darüber ein Wort zu verlieren, wäre vergebens; bildet sich ja ein gewisser Schätzer ein: 'der Standpunkt der Reform wäre ein überwundener
und bald kehre alles wieder zur Orthodoxie zurück!' Wie lächerlich
erscheint ein solcher Ausspruch gegenüber Ihrer prachtvollen und klaren
Auseinandersetzung über den Fortschritt selbst der Orthodoxie! - Möge im
neuen Jahre sich vieles besser gestalten in Israel! Das ist unser
Neujahrswunsch! -z." (sc. gemeint zum jüdischen Neujahrsfest, das
1863 am 14./15. September war). |
Verlängerung
der Dienstzeit von Rabbiner Dr. Mayer Löwenmayer (Rabbiner in Sulzbürg, 1867)
Anmerkung: zwischen 1860 und 1881 stellte die Gemeinde Regensburg keinen
eigenen Rabbiner an, sondern beauftragte als Rabbinatsstellvertreter den
Sulzbürger Distriktsrabbiner Dr. Mayer (David) Löwenmayer, der damit außer
Sulzbürg, Thalmässing und Neumarkt auch Regensburg betreute.
Bericht aus dem Jahr 1867
(Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. November 1867: "Regensburg, im November.
Nach Ablauf des Provisoriums des Herrn Rabbiners Dr. Lehmeier (gemeint:
Löwenmayer) für hiesige
Stadt, wurde auffallender Weise der Beschluss gefasst, dieses auf weitere drei
Jahre zu verlängern. Der allgemein verehrte und geachtete Bürger von
Regensburg, Herr Lilienthal blieb leider in der Minorität. Es wäre die
Erwartung, dass Regensburg einen, seinem historischen Rufe entsprechenden
Rabbiner erhalte, um so mehr gerechtfertigt, als die israelitische Gemeinde
bereits ca. 70 Familien stark ist und eine prachtvolle Synagoge besitzt. Eines
aber, ein israelitischer Religionslehrer ist höchstes Bedürfnis. Herrn
Frankenburgers Religionsschule leistete zwar bisher, was möglich war, vermag
aber den religiösen Bedürfnissen der Jetztzeit
nicht mehr zu genügen – der Ära des krassen Indifferentismus nicht genügend
entgegenzutreten.
Hoffen wir zum Allgütigen, dass auch hier durch einen Zögling des
Würzburger Lehrerseminars eine neue Morgenröte aufgehe!" |
Die Wahl von Dr. Seligmann Meyer (Rabbiner
1881- 1925)
Anmerkung:
Rabbiner Seligmann Meyer ist 1853 in Reichelsheim
im Odenwald geboren. Er war von 1877 bis 1882 Redakteur der 'Jüdischen Presse';
1884 gründete er die deutsch-israelitische Zeitung 'Die Laubhütte', die er bis
zu seinem Tode redigierte. Von 1882 an war er Stadtrabbiner in Regensburg, ab
1897 orthodoxer Distriktsrabbiner. von 1918-1923 war er Vorsitzender der
bayerischen Rabbinerkonferenz.
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 19. Oktober 1881: "Regensburg, 17. Oktober (1881). Herr Dr. Seligmann Meyer
aus Berlin ist zum Rabbiner der hiesigen Gemeinde gewählt worden.
Regensburg,
einst eine Haupt- und Mutterstadt der jüdischen Diaspora, war ungefähr 300
Jahre lang den Israeliten verschlossen. Erst seit ca. 30 (die Zahl ist falsch
angegeben!) Jahren haben sich hier wieder Juden
ansiedeln dürfen. Die Gemeinde zählt jetzt mehr als 150 jüdische Familien.
Die hohe Regierung, in weiser Fürsorge für das geistige Wohl der hiesigen
Israeliten, verlangte zu wiederholten Malen die Anstellung eines Rabbinen.
Allein, die Parteien konnten sich nicht einigen, und so wurde noch vor einem
halben Jahre der Beschluss gefasst, fürs Erste von der Anstellung eines
geistlichen Oberhauptes abzusehen. Da geschah es, dass kurz vor den Feiertagen
der hiesige Kantor unwohl wurde Man war genötigte einen Baal Tefila
(Vorbeter) für die Jomim Hanorim (die hohen Feiertage)
zu engagieren. Man schrieb die Stelle im ‚Israelit’ aus, den Wunsch
dabei äußernd, dass der Betreffende an den hohen Feiertagen auch predigen möge.
Hierauf meldete sich Herr Dr. Meyer und wurde akzeptiert. Durch seine
wundervolle Stimme, durch seinen zur Andacht erweckenden Vortrag der Gebete, und
namentlich durch seine geist- und gemütreichen Predigten gewann sich Herr Dr.
Meyer alle Herzen und so wurde er beim Ausgange des zweiten Tages des Hüttenfestes
einstimmig zu unserem Rabbiner erwählt. Möge sein Wirken ein segenvolles sein,
möge durch ihn der alte Ruhm unserer Stadt auch in jüdischer Beziehung wieder
hergestellt werden!"
|
Distriktsrabbiner Dr. Seligmann Meyer ist Herausgeber einer Zeitung
(1901)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Januar 1901: "Deutsche
Israelitische Zeitung. Organ für die Gesamtinteressen des Judentums
mit der Beilage 'Die Laubhütte', israelitisches Familienblatt. 17.
Jahrgang. Herausgegeben von Distriktsrabbiner Dr. Meyer in Regensburg.
Der Inhalt der 'Deutschen israelitischen Zeitung' ist sehr mannigfaltig,
sie bringt gediegene Leitartikel über die das Judentum betreffenden
Tagesfragen, belehrende und erbauende Aufsätze, Religiöse Betrachtungen,
historische Skizzen, Literatur und trägt so dazu bei, die Kenntnis des
Judentums und den religiösen Sinn zu fördern. Die 'Deutsche
Israelitische Zeitung' verteidigt das Judentum gegen Angriffe in sachlich
entschiedener, formell gemäßigter Weise und tritt warm für die
Kolonisation Palästinas ein. In Bezug auf Unterhaltung entspricht die
Beilage 'Laubhütte' den höchsten Anforderungen, die an ein Familienblatt
im besseren Sinne des Wortes gestellt werden dürfen. Die 'Deutsche
Israelitische Zeitung', bringt eine interessante Rundschau aus allen
Ländern der Welt, eine sehr reichhaltige Kleine Chronik, die dem Leser
Kund gibt von den Begebenheiten in jüdischen Kreisen aller
Erdteile.
Die 'Deutsche Israelitische Zeitung' erscheint wöchentlich 16 Seiten
stark
Das Quartal kostet bei der Post und im Buchhandel Mark 2.25. Direkte
Zusendung mit Streifband jährlich 10 Mark, Kultusbeamte zahlen bei der
Expedition jährlich nur 7 Mark.
Man abonniert bei jeder Postanstalt und jeder Buchhandlung und bei der
Expedition der 'Deutschen israelitischen Zeitung' in Regensburg. Inserate
finden weite Verbreitung." |
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Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 5. Dezember 1901:
Anzeige wie oben. Distriktsrabbiner Dr. Meyer machte längere Zeit
durch regelmäßige Annoncen auf seine Deutsche Israelitische Zeitung
aufmerksam.
Ein Teil der erschienenen Exemplare kann online gelesen werden über das Internet-Archiv
des Leo Baeck Institutes:
https://archive.org/details/deutscheisraelitishezeit
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Bezirksrabbiner
Dr. Meyer wird zum Befürworter der zionistischen Bewegung (1902)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20.
November 1902: "Regensburg, 16. November (1902).
(Bezirksrabbiner Dr. Meyer's Übergang zum Zionismus). Wir erhalten
folgenden Bericht:
'Sie gestatten mir, Ihnen von der am Samstag Abend hier stattgefundenen
ersten zionistischen Versammlung zu berichten.
Vor einem zahlreich erschienenen Publikum referierte Herr Dr. jur. Bernhard
Kahn aus München über das Thema: 'Was ist und was will der
Zionismus?' Redner erläuterte das Baseler Programm und wies, ohne das
Endziel aus den Augen zu lassen, auf die besonders wichtigen
Gegenwartsaufgaben des Zionismus hin. - In der Diskussion ergriff Seine
Ehrwürden Herr Distriktsrabbiner Dr. Meyer das Wort, um für die
Unterstützung der Bewegung zu sprechen. Redner verglich das jüdische
Volk mit einem Gefäß und unsere heilige Religion mit dessen Inhalt. Sei
durch den Zionismus erst das Gefäß wieder stattlich hergestellt, so
werde es auch an seinem Inhalt nicht fehlen. Als der Herr Rabbiner die
Gemeindeangehörigen aufforderte, sich der zionistischen Sache
anzuschließen, durchbrauste frenetischer Jubel den Saal. Fast alle
Anwesenden, darunter einige Vorstandsmitglieder der jüdischen
Kultusgemeinde, beeilten sich, ihre Namen in die Mitgliederliste der
Regensburger zionistischen Vereinigung einzuzeichnen.'
(Es bleibt abzuwarten, ob Herr Distriktsrabbiner Dr. Mayer tatsächlich
rückhaltlos sich der zionistischen Bewegung angeschlossen hat. Die
deutsche Orthodoxie, zu deren Mitgliedern sich Herr Dr. Meyer doch mit
Stolz zählt, hat, wie wir schon des Öfteren ausführten, doch noch
manchen Vorbehalt. Redaktion des
'Israelit')". |
Publikation
von Rabbiner Dr. Meyer zu den Thesen von Professor Delitzsch (1903)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6.
August 1903: "Regensburg, 2. August (1903). Das 'Regensburger
Tagblatt' vom 26. Juli (1903) schreibt: Von der Schrift des hiesigen Distriktsrabbiners
Herrn Dr. S. Meyer ist ein zweites Heft erschienen. Die
bekannten Behauptungen des Professors Delitzsch, Israel habe seinen
Monotheismus und seine Kultur von den Babyloniern entlehnt, werden in
diesem Hefte mit weiteren, jedermann einleuchtenden Gründen
völlig widerlegt und gezeigt, wie Delitzsch sich vielfach selbst
widerspricht. Es ist ergötzlich zu lesen, wie Delitzsch contra Delitzsch
ins Feld geführt wird. Dr. S. Meyer beruft sich dabei auf Prof. Hilprecht
und andere Assyriologen, vor allem aber auf den Grundtext des Alten
Testaments, in dessen gelehrter Kenntnis er sich Delitzsch überlegen
zeigt. Wer zu gründlicher Klarheit in der so viel Aufsehen
erregenden Bibel- und Babel-Frage gelangen will, dem sei auch dieses
zweite Heft von 'Contra Delitzsch' empfohlen.'" |
25-jähriges Dienstjubiläum von Distriktsrabbiner Dr. Seligmann Meyer (1909)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Januar 1909:
"Regensburg, 5. Januar (1909). Im Januar 1908 waren es 25 Jahre,
seitdem Distriktsrabbiner Dr. Meyer in Regensburg definitiv angestellt
wurde. Die provisorische Anstellung war im Januar 1882 erfolgt. Herr Dr.
Meyer hatte gebeten, insbesondere mit Rücksicht auf die Trauer um seine
Eltern seligen Andenkens, von einer öffentlichen Feier abzusehen und die
von der Verwaltung der Kultusgemeinde beabsichtigte Ehrung zu verschieben.
Die Kultusverwaltung erschien aus diesem Grunde später in corpore in der
Wohnung des Jubilars, an ihrer Spitze die beiden Vorstände Herr
Rechtsanwalt Dr. Heidecker und Herr Großhändler David Rosenblatt. Herr
Dr. Heidecker würdigte in geist- und gemütvoller Rede die Tätigkeit des
Rabbiners als Kanzelredner und Religionslehrer, sowie das weitere Wirken
desselben für Lehre und Kultus, und überreichte im Namen der Gemeinde,
deren herzliche Glückwünsche er aussprach, ein Sederservice in Silber in
prachtvoller Ausstattung, worauf der Geehrte in längerer Rede seinen tief
gefühlten Dank aussprach. Herr Oberbürgermeister Geib und der erste
Vorstand der Gemeindebevollmächtigten der Stadt Regensburg, Herr Neuffer,
sprachen in einem gemeinschaftlichen Schreiben die Glückwünsche namens
der Stadtverwaltung aus. Am 5. Dezember 1908 hat die jüdische
Kultusgemeinde als Jubiläumsehrung eine entsprechende Gehaltserhöhung
bewilligt." |
Zum
Tod von Distriktsrabbiner Dr. Seligmann Meyer (1925/26)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 14. Januar 1926: "Distriktsrabbiner Dr. Meyer – das Gedenken an den
Gerechten ist zum Segen – Regensburg, 6. Januar (1926). Distriktrabbiner Dr.
S. Meyer, Regensburg, ist dieser Tage in Regensburg nach kurzem Leiden
verschieden. Er war als Schüler des Berliner Rabbinerseminars und Dr. Esriel
Hildesheimers, ein Vertreter jüdischer Gesinnung, ein Lehrer der Tora und ein
Vorkämpfer des Torajudentums in Bayern wie in der Welt. Er war Mitbegründer
und erster Redakteur der in Berlin erschienenen, später von Dr. Hildesheimer
herausgegebenen Wochenschrift ‚Die jüdische Presse’. Später wurde er
Bezirksrabbiner in Regensburg und verblieb auf diesem Posten, geliebt und
hochgeachtet von der ganzen Bevölkerung, bis vor wenigen Wochen, da er sich zur
Ruhe setzte. 42 Jahre lang hat er in Regensburg die ‚Deutsch-Israelitische
Zeitung’ und ‚Laubhütte’ herausgegeben. Fast sämtliche Aufsätze dieser
Zeitung waren von ihm selbst verfasst. Er war also nicht allein der Senior des
bayrischen Rabbinats, sondern auch ein Veteran des jüdischen Journalismus. Sein
Wirken letorah uleämuna (für die Tora und für die Wahrheit) blieb
unvergessen. Wir kommen auf seinen Lebensgang zurück. Seine Seele sei
eingebunden in den Bund des Lebens."
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Artikel in der "Jüdisch-liberalen Zeitung"
vom 15. Januar 1926:
Ähnlicher Bericht wie oben.
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Nachruf zum Tod von Distriktsrabbiner Dr. Seligmann
Meyer (1925/26)
Anzeige
in der Zeitschrift des "Centralvereins" vom 15. Januar 1926: "Nachruf!
In schmerzvoller Trauer zeigt die Israelitische Kultusgemeinde Regensburg
das Ableben Seiner Ehrwürden des
Herrn Dr. Seligmann Meyer
Distriktsrabbiner
an. Seit 44 Jahren in unserer Gemeinde amtierend, hat
der Verblichene, dessen Ruf als Gelehrter weit über Regensburgs Mauern
hinaus gedrungen ist, in aufopfernder Tätigkeit als Seelsorger die
Geschicke unserer Gemeinde geleitet und hat es verstanden, in friedvoller
Zusammenarbeit mit der Geistlichkeit anderer Konfessionen und den
Behörden zu wirken. In den vielen Jahren seiner Amtsdauer hat er seine
Gemeinde, die mit inniger Verehrung an ihm hing, als religiöser Beistand
und Berater in Leid und Freud durchs ganze Leben geführt. Sein Name ist
in der Geschichte der Israelitischen Gemeindechronik mit unvergänglichen
Lettern eingegraben.
Regensburg, 31. Dezember 1925. Die Verwaltung der
Israelitischen Kultusgemeinde Regensburg." |
Zur Beisetzung von Distriktsrabbiner Dr. Seligmann
Meyer (1925/26)
Artikel
in der Monatszeitung des "Central-Vereins" – Januar 1926: "Am 3.
Januar fand in Regensburg die Leichenfeier für den verstorbenen Rabbiner
Dr. S. Meyer, der 45 Jahre dort amtiert hatte, statt. Auf dem Friedhof
schilderte der Bürgermeister in einer längeren Ansprache die
Herzensgüte, Wohltätigkeit und vorbildliche Amtstätigkeit des
Verewigten in begeisterten Worten. Tausende armer christlicher Einwohner
ständen als Leidtragende an seinem Sarge. Nie habe der Entschlafene bei
Werken der Menschenliebe einen Unterschied zwischen Jude und Christ
gemacht, und unter seinem Einflusse habe auch die jüdische Gemeinde stets
mit vollen Händen gegeben, wo sie nur konnte. Es sei einer der
erschütterndsten Momente seines Lebens gewesen, als der Verstorbene ihm
einmal bekannt habe, wie schwer er die wüste Judenhetze empfinde. Nur
sein felsenfestes Gottvertrauen habe ihn über diesen Schmerz
hinweggeholfen und ihn an der Zukunft nicht verzweifeln lassen." |
Zum
Tod von Mathilde Meyer, Witwe von Rabbiner Dr. Meyer (1936)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
3. September 1936: "Regensburg, 30. August (1936). In der
Nacht zum Freitag, den 14. August, verschied die Gattin unseres verewigten
alten Rabbiners, das Andenken an den Gerechten ist zum Segen, Frau Mathilde
Dr. Meyer - sie ruhe in Frieden. Eine Frau ist mit ihr
dahingegangen, die es stets, dank ihrer Güte und Herzensbildung verstand,
ihr Haus zum Mittelpunkte unserer Gemeinde zu machen. Ihr
kunstverständiger Sinn kam in den von ihr geschaffenen jüdischen
Gemälden zum Ausdruck, mit denen sie die Wände ihres Heimes schmückte.
Trotzdem die Verschiedene zehn Jahre lang an den Krankenstuhl gefesselt
war, verlor sie niemals ihr Gottvertrauen. All die Liebe und Wertschätzung,
derer sich die Dahingegangene erfreute, tat sich bei der am Sonntag, den
16. August, stattgefundenen Beisetzung kund. In einer großangelegten
Ansprache entrollte Herr Bezirksrabbiner Dr. Salomon ein wahres
Lebensbild der Entschlafenen und pries ihre seltenen hervorragenden
Eigenschaften. Mit kindlichen dankbaren Worten für all das Geleistete,
nahm ein Sohn der Dahingeschiedenen Abschied von der teuren Mutter. - Im
Trauerhause würdigten nochmals die Herren Oberlehrer Sonn und Kantor
Jacob Lewkowitz in warm gehaltenen Trauerreden die überragenden Taten
unserer heimgegangenen Rabbinerfrau. Möge ihr Verdienst unserer Gemeinde
beistehen. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens. M.
Ltz." |
Einführung
von Bezirksrabbiner Dr. Harry Levy in sein Amt (1927, Rabbiner 1927-1931)
Dr. Harry Levy wurde im Mai 1927 als Rabbiner in
Regensburg gewählt. Er stammte aus Posen in Preußen. Bereits Ende 1931
verließ er jedoch wieder Regensburg.
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Oktober
1927: "Regensburg, 7. Oktober (1927). Die Israelitische Kultusgemeinde
Regensburg und die Gemeinden des Rabbinatsbezirkes Regensburg begingen am
Sonntag, den 25. September, die feierlich Einführung des am 16. Mai
dieses Jahres gewählten Herrn Bezirksrabbiners Harry Levy. Das
Gotteshaus prangte im festlichen Schmuck und erschien durch zahlreiche
Palmen, Oleander- und Lorbeerbäume in einen Garten verwandelt. Die
staatlichen und städtischen Behörden, sowie die Geistlichkeit gaben
durch Entsendung von Vertretern ihrer Anteilnahme an dem festlichen
Ereignis Ausdruck. Nachdem zunächst im Gemeindesitzungssaal Herr
Kommerzienrat David Rosenblatt als erster Vorstand der Kultusgemeinde in
Gegenwart des Verwaltungstauschusses und der Vertreter der
Bezirksgemeinden Herrn Rabbiner Levy begrüßt hatte, wurde Rabbiner Levy
von dem bisherigen Verweser des Rabbinats und Nachbarkollegen Herrn
Distriktsrabbiner Dr. Weinberg in Neumarkt
und den Mitgliedern der Kultusverwaltung unter Fanfarenklängen in die
hellerleuchtete Synagoge geleitet. Dort empfing ihn der von Herrn Oberlehrer
Behr geleitete vierstimmige Synagogenchor mit einem feierlichen
'Boruch habo'- Hierauf ergriff Distriktsrabbiner Dr. Weinberg das
Wort zu einer tiefdurchdachten Weihepredigt, in der er rückblickend auf
die Vergangenheit die Bedeutung des Tages würdigte und den neuen
Amtsbruder sowohl im eigenen Namen, wie im Namen der bayerischen
Rabbinerkonferenz willkommen hieß-. Nunmehr übergab Herr Kommerzienrat
David Rosenblatt Herr Rabbiner Levy mit einer Ansprache das
Anstellungsdiplom. Nach einem Psalmgesange des Herrn Kantor Winter
bestieg Herr Rabbiner Levy die Kanzel und hielt eine groß angelegte
Festrede. Pietätvoll gedachte er des langen, gesegneten Wirkens seines
verewigten Amtsvorgängers Dr. Seligmann Meyer - das Andenken an den
Gerechten ist zu Segen -. Er würdigte in Ergriffenheit die hehre
Bedeutung der Stunde und gelobte der Gemeinde, seine ganze Kraft zu
weihen, wozu er den Segen des Allmächtigen erflehte. Die von hohen
Gedanken getragene Rede hinterließ bei allen Zuhörern einen nachhaltigen
Eindruck.
Hierauf wurde unter den Gesängen des Synagogenchors und des Kantors die
Heilige Lade geöffnet und die Tora ausgehoben. Bezirksrabbiner Levy
verrichtete auf dem Almemor ein Gebet für das Wohl der Gemeinde, der
Stadt und des gesamten Vaterlandes, Das Einheben erfolgte gleichfalls
unter vierstimmigen Chorgesängen von Japhet und Lewandowski.
Mögen sich alle Wünsche, die von Seiten des Herrn Rabbiners wie von
Seiten der Gemeinde an diesem Tage zum Ausdruck gebracht wurden, mit
Gottes Hilfe zum Wohle der jüdischen Gesamtheit
erfüllen!" |
Lerngruppe (Schiur) mit Rabbiner Dr. Harry Levy (1929)
Artikel aus der Bayerischen Israelitischen
Gemeindezeitung vom 1. Mai 1929: "Regensburg. Ein schönes Fest der Tora konnten wir vor
einiger Zeit hier begehen. Ein Sijum unseres Schiurs auf Saba Mezia. Vor sieben
Jahren begonnen, hat dieser Schiur neues Leben und geistige Vertiefung gewonnen,
seitdem unser Rabbiner Dr. Harry Levy gleich nach seinem Antritt die Leitung übernommen
hat, sodass jetzt eine ständige, feste Zuhörerschaft von etwa 15 Personen sich
im Gemeindezimmer zum echt jüdischen Lernen zusammenfindet. Die Feier, bei der
auch der Vorstand der Gemeinde durch seinen ersten Vorsitzenden vertreten war,
wurde eingeleitet durch den Schlussvortrag des Rabbiners, der in Überleitung zu
dem neuen Traktat Pesochim eine geistvolle und tiefgründige Darstellung des
Begriffes Hefker = Freigut, gab. Diwrei Tauro, hebräische Gesänge und
Ansprache unterbrachen in angenehmer Weise das Mahl, für das die Damen der
Mitlernenden in vorbildlicher Weise gesorgt hatten. |
Rabbiner
Dr. Magnus Weinberg hat seinen Amtssitz in Regensburg bezogen (1931)
Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom
15. August 1931: "Regensburg. Herr Rabbiner Dr. Weinberg,
nunmehr Rabbiner der vereinigten Rabbinatsbezirke Regensburg und Neumarkt,
ist am 6. dieses Monats von Neumarkt nach seinem neuen Amtssitz in
Regensburg, Wahlenstraße 24, übergesiedelt." |
40-jähriges Dienstjubiläum von Bezirksrabbiner Dr. Magnus Weinberg (1935)
Artikel
aus der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Oktober 1935: "Regensburg,
29. Oktober (1935). Aus Leserkreisen werden wir darauf aufmerksam gemacht,
dass Herr Bezirksrabbiner Dr. M. Weinberg dieser Tage auf eine
ununterbrochen vierzigjährige rabbinische Tätigkeit zurücksieht. Am 5.
November 1895 wurde er in Neumarkt in
sein Rabbinat eingeführt. Er hatte seinen Amtssitz in Sulzbürg,
später in Neumarkt und seit einigen
Jahren in Regensburg, von wo aus der auch seine früheren Gemeinden
betreut. Der allbeliebte, gelehrte und tatvolle Rabbiner ist auch über
den Kreis seiner Gemeinden hinaus durch seine wissenschaftlichen Beiträge
in literarischen Jahrbüchern und auch durch seine gelegentlichen
Aufsätze im 'Israelit' bekannt. Wir wünschen Herrn Rabbiner Dr. Weinberg
ein weiteres gesegnetes Wirken in ungemindert frischer Kraft. (Alles
Gute) bis 120 Jahre." |
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Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. November
1935: "Bezirksrabbiner Dr. M. Weinberg 40 Jahre im Amt. In diesen Tagen
rüstet sich der Rabbinatsbezirk Regensburg – Neumarkt
(Sulzbürg) für die Feier des
40jähriegn Dienstjubiläums seines geistlichen Oberhauptes, des
Bezirksrabbiners Dr. Magnus Weinberg. Nach dem Wunsch des Jubilars und im
Einvernehmen mit den Vertretern des Rabbinatsbezirks soll dieser
denkwürdige Tag ohne jede äußere Festlichkeit begangen werden. Durch
Ministerialentschließung vom 5. November 1895 wurde Dr. Weinberg in sein
Amt als Rabbiner von Sulzbürg in der
Oberpfalz eingesetzt. Es war dies, wie die Würdigung der vier Jahrzehnte
deutlich erkennen lässt, ein glücklicher Tag für den Rabbinatsbezirk.
Dr. Weinberg ist bewährt sowohl in der Führung der praktischen
Seelsorgearbeit, wie als Mann der wissenschaftlichen Tätigkeit, die
geeignet ist, dem Beruf seinen idealen Charakter zu gewährleisten. Mit
seltener Hingabe und Treue waltete Dr. Weinberg von Anfang an seines Amtes
in diesem verhältnismäßig weit auseinander gerissenen, sich in den
Bayerischen Wald hinein erstreckenden Bezirk. Dr. Weinberg, der aus einem
konservativen, frommen Hause hervorging, besuchte das Gymnasium in Fulda,
wo er unter der Obhut seines Lehrer Rabbiner Dr. M. Cahn in seinen
Grundsätzen bestärkt wurde. Sein talmudisches Wissen mehrte er in
Halberstadt, wo er zu Füßen der Vertreter der talmudischen Wissenschaft
Dr. Selig Auerbach, Rabbiner J. Nobel und S. Cahn eifrigst auf seine
Fortbildung bedacht war, bis er das Hildesheimer’sche Rabbinerseminar in
Berlin bezog, das er 1895 mit dem Rabbinatsdiplom verließ. In diesem
Jahre wurde Weinberg als Distriktsrabbiner nach Sulzbürg
berufen. Seine Universitätsstudien in Berlin schloss er mit einer
wissenschaftlichen Arbeit auf dem Gebiete der syrischen Literatur ab.
Dr. Weinberg benutzte seine Muse ununterbrochen zum wissenschaftlichen
Weiterarbeiten, und zwar auf dem Gebiet der talmudischen Archäologie, der
Geschichtswissenschaft und der Archivforschung. Seinen Ruf in
Gelehrtenkreisen begründete er durch seine sehr wohlgefällig
aufgenommene Abhandlung ‚Die Organisation der jüdischen Ortsgemeinden
in der talmudischen Zeit’. Was die neuere jüdische Geschichte anlangt,
so muss die Erforschung der Memorbücher an erster Stelle genannt werden,
ein Gebiet, auf dem der Jubilar als |
Autorität
angesprochen werden darf. Der Geschichte der Juden in der Oberpfalz wandte
er sein besonderes Interesse zu; drei Bände darüber sind bereits
erschienen. Die geographische Lage seines Rabbinatsbezirks brachte es mit
sich, dass es sich auch mit der Geschichte der Drucke in dieser Gegend
intensiv befasst: Sein Werk ‚Die hebräischen Drucke in Sulzbach’, von
dem wir noch Fortsetzungen erwarten dürfen, die Herausgabe des Sulzbacher
Wandkalenders vom Jahre 1722, sind die Früchte dieses Interesses.
Auf dem zweiten Forschungsgebiet des Jubilars, - das ist auf dem der
talmudischen Archäologie – verdanken wir ihm eine Reihe namhafter,
aufschlussreicher Aufsätze und Abhandlungen, so die Schrift ‚Das
Verhältnis des Rabbenu Tam zu Raschi’, ferner die Bedeutung der
Partikel ki im Talmud, seine Auseinandersetzung über den Begriff 'Cheber
ir' und viele andere. Noch in letzter Zeit hat Dr. Weinberg eine
schwierige Stelle aus dem Buch des 'Predigers' sehr ansprechend erklärt
und damit eine crux interpretum hinweggeräumt. Seine
Archiv-Studien blieben nicht etwa nur auf die jüdische Geschichte
beschränkt. Als Archivar des historischen Vereins in Neumarkt hat er eine
Reihe sehr geschätzter allgemeiner Abhandlungen herausgegeben. Auch möge
hier das Inventarium der in Amberg befindlichen, auf die Juden
bezüglichen Akten erwähnt werden, das von den bayerischen Archivbehörden
besonders gewürdigt wird. Auf allen Gebieten, auf denen der Jubilar
arbeitet, hat er sich erfolgreich bewährt. Dabei wissen wir, dass unsere
Aufzählung keineswegs erschöpfend ist, dass wir zu unserer Freunde noch
gar manche bis jetzt nur handschriftlich niedergelegten Arbeit im Druck
von ihm erwarten dürfen. Was die praktische Seelsorge-Arbeit betrifft, so
sei hier festgestellt, dass er von 1914-1918 die jüdischen Krieger im Gefangenen-Lager
Grafenwöhr nebst sämtlichen Nebenlagern seelsorgerisch betreut
hat.
Rabbiner Dr. Weinberg, selten schaffensfreudig und von einem jugendlichen
Arbeitstrieb erfüllt, hat sich noch vor wenigen Jahren entschlossen,
trotz der dadurch sehr nennenswert vermehrten Arbeit, dem Rufe Folge zu
leisten, seinen Wohnsitz zusammen mit dem Amtssitz des Rabbinats nach
Regensburg zu verlegen. Die dadurch für ihn vermehrte Arbeit hinderte ihn
nicht, nach wie vor im Dienste der Wissenschaft wacker tätig zu sein. Wir
wollen nicht unterlassen, anlässlich seines 40jährigen Dienstjubiläums
festzustellen, dass Dr. Weinberg in seinem Amtsbezirk höchst geschätzt
ist und dass er uneingeschränkte Beliebtheit bei Jung und Alt genießt,
dass er vor allem auch von seinen Amtsbrüdern wegen seiner Gradsinnigkeit
und kollegialen Treue sich hoher Anerkennung und Freundschaft erfreut. Wir
wünschen dem verdienten Kollegen einen frohen, glücklichen Lebensabend.
Das verdienstvolle Wirken des Herrn Rabbiner Dr. Weinberg während einer
vier Jahrzehnte umfassenden Tätigkeit ist vorstehend von berufenster
rabbinischer Seite gewürdigt worden. Die Leitung des Verbandes
Bayerischer Israelitischer Gemeinden schließt sich alldem, was zum Preise
des Jubilars gesagt wurde, in herzlicher Verehrung und aufrichtiger
Dankbarkeit an. Große Arbeit obliegt Herrn Dr. Weinberg in seinem
rabbinischen Wirkungskreise. Dazu hat er die stetige Mühe emsiger
Forschertätigkeit auf sich genommen. Umso mehr dankt der Verband Herrn
Bezirksrabbiner Dr. Weinberg, dass er auch als Mitglied des Rats des
Verbandes seine wertvolle Kraft der bayerischen Judenheit zur Verfügung
stellt. Mögen dem verehrten Jubilar noch viele Jahre eines gesegneten
Lebens beschieden sein!" |
Amtsniederlegung von Bezirksrabbiner Dr. Magnus Weinberg
(1935)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. Februar
1936: "Amtsniederlegung von Bezirksrabbiner Dr. Weinberg (Regensburg).
Nach mehr als 40jähriger Rabbinatstätigkeit ist Herr Bezirksrabbiner Dr.
Magnus Weinberg am 31. Dezember 1935 von seinem Amt als Bezirksrabbiner
der Oberpfalz und von Regensburg zurückgetreten. In diesen Blättern ist
erst vor kurzem (in Nr. 21 vom 1. November 1935) ausführlich der
Verdienste Rabbiner Weinbergs um die von ihm betreuten Gemeinden, um
Verband und um Wissenschaft gedacht worden. Die anerkennende Verehrung und
Dankbarkeit, die damals an dieser Stelle ausgesprochen wurden, seien daher
anlässlich des Rücktrittes wiederholt. Wir wünschen dem
verehrungswürdigen Herr Alt-Rabbiner von Regensburg noch viele Jahre
eines gesegneten Lebens." |
Das Rabbinat Bayreuth wird aufgelöst
beziehungsweise mit dem Rabbinat Regensburg - Neumarkt verbunden (1936)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Mai
1936: Aus der Gemeinde Bayreuth. Veränderung des
Rabbinats. Dem Zuge der Zeit folgend hat nun auch das seit mehr als 100
Jahren bestandene Stadtrabbinat Bayreuth infolge der durch die
Verhältnisse herbeigeführten geschwächten Leistungsfähigkeit der
Gemeinde Bayreuth zu bestehen aufgehört. Das Rabbinat hat sich mit dem
ebenfalls erst seit einigen Jahren als einheitliches Bezirksrabbinat
bestandenen Rabbinate Regensburg - Neumarkt i.O. zu einem neuen
Bezirksrabbinate verschmolzen.
Herr Rabbiner Dr. F. Salomon hat als neugewählter Rabbiner des
erweiterten Bezirkes seinen Wohnsitz nach Regensburg verlegt. 24
Jahre lang hatte er in gesegneter Tätigkeit in seiner bisherigen Gemeinde
gewirkt, in der er sich in jeder Weise, auch durch enge persönliche und
seelsorgerische Fühlungnahme mit den Gemeindemitgliedern und als von
seinen Schülern sehr verehrter Lehrer, bewährt hatte.
Die Gemeinde, zu der er übrigens auch von Regensburg aus zukünftig in
näherer Fühlung bleiben soll, sah ihn mit allseitigem lebhaftem Bedauern
scheiden. Ihre besten Wünsche begleiten ihn in seinen neuen erweiterten
Wirkungskreis." |
Einführung
von Bezirksrabbiner Dr. Felix Salomon (1936)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. Juli
1936: "Einführung des neuen Bezirksrabbiners in Regensburg.
Zu einem erhebenden Feste, getragen von seltener Herzlichkeit und Freude,
gestaltete sich die Einführungsfeier unseres neugewählten Raws, des
Herrn Bezirksrabbiners Dr. Felix Salomon, am Freitag-Abend, den 1. Mai. In
der herrlichen Synagoge, - die zu Ehren dieses Tages Feiertagsschmuck
angelegt hatte -, waren bereits sämtliche Gemeindemitglieder versammelt,
als Herr Rabbiner Dr. Salomon während des Vortrages des 'Boruch-Habbo'
durch die beiden Vorstände an seinen Platz geleitet wurde. Herr
Rechtsanwalt Dr. Fritz Oettinger, der 1. Vorsitzende unserer Gemeinde,
begrüßte hierauf den neuen geistigen Führer und entbot ihm im Namen
aller Anwesenden zum Antritte seines heiligen Amtes, Glück- und
Segenswünsche. Dem Dank von Herrn Rabbiner Dr. Salomon folgte der
Freitag-Abend-Gottesdienst, der in feierlicher Weise seinen Verlauf nahm.
Vor dem Kiddusch bestieg der neue Raw die Kanzel und stattete zunächst
seinen heißen Dank Gott ab, dass es ihm vergönnt sei, in der
altehrwürdigen Kehilla (Gemeinde) Regensburg das Amt eines religiösen
und geistigen Führers zu bekleiden. An Hand des Ausspruches in Jesaja
(51,15): 'Linto schomajim...' kennzeichnete er die Aufgaben eines
Rabbiners und zeichnete damit auch den Weg, den er in unserer Gemeinde
beschreiten wolle: Wahrhaftes, religiöses Judentum in die Herzen aller zu
pflanzen, sich insbesondere der Jugend anzunehmen, um ihr den Sinn für
die heiligen Pflichten unserer Tora zu erschließen. Weiterhin werde er jedem
mit Rat und Tat hilfreich zu Seite stehen, um damit Freund un dBerater
eines jeden zu werden. Darüber hinaus werde er bestrebt sein, die wahren
Interessen für unser heiliges Land stets zu unterstützen und den
Auswanderern dorthin tatvoll zu helfen. Mit einem Gebet für das fernere
Wohl unserer Gemeinde und mit dem Erteilen des Priestersegens schloss Herr
Rabbiner Dr. Salomon seine Predigt. Zur Verschönerung der Feier trugen
die Herren Jakob und Mendel Lewkowitz wesentlich bei. Möge es dem neuen
geistigen Führer vergönnt sein, sein Vorhaben in die Tat umzusetzen, und
möge ihm hiezu Gottes reichster Segen beschert sein. M. Ltz."
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70. Geburtstag von Bezirksrabbiner a.D. Dr. Magnus Weinberg (1937)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. April
1937: "70. Geburtstag von Bezirksrabbiner a.D. Dr. Magnus Weinberg. Am 8.
Ijar (19. April) kann Herr Rabbiner Dr. Weinberg, der seit einigen Monaten
in Würzburg im Ruhestand lebt, seinen 70. Geburtstag begehen. Vor kurzem
ist in diesen Blättern anlässlich des Ausscheidens des Jubilars aus
seinem Regensburger Amt und kurz vorher bei der Feier seines 40jährigen
Dienstjubiläums das verdienstvolle Wirken des Mannes ausführlich
gewürdigt worden. Zur besonderen Freude seiner Verehrer und Freunde
konnte Herr Rabbiner Dr. Weinberg soeben die Frucht seiner langjährigen
historischen Arbeiten, die erste Lieferung der Edition der bayerischen
Memorbücher der Öffentlichkeit übergeben (vgl. die Besprechung in der
Gemeindezeitung vom 15. März 1937). Es ist zu hoffen, dass der Verfasser
diese wichtige Arbeit fortsetzt. Wir wünschen dem Jubilar auch von dieser
Stelle aus noch viel reiche Lebensjahre im Dienste der historischen
Wissenschaft und zur Erfüllung der jüdischen Aufgaben, die er sich
gesetzt hat." |
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Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. April 1937:
"Bezirksrabbiner Dr. Magnus Weinberg 70 Jahre alt. Würzburg,
16. April (1937). Am Montag, den 8. Ijar (19. April) feiert
Bezirksrabbiner Dr. M. Weinberg in voller körperlicher Rüstigkeit und Produktivität
des Geistes seinen 70. Geburtstag. Unzählige Freunde werden an diesem
Tage im Geiste bei dem vielverehrten Manne sein. Herr Dr. Weinberg hat
sich als Rabbiner, als welcher er 40 Jahre wirkte, große Verdienste für
die Jüdischkeit, die Entfaltung der Gemeinden und die Jugenderziehung
erworben, als Gelehrter einen Ruf in der jüdischen geistigen Welt und als
gütiger, liebevoller und opferfroher Mensch die Verehrung aller errungen,
die mit ihm beruflich oder gesellschaftlich in Berührung
kamen.
Herr Rabbiner Dr. Weinberg, der seine rabbinische Ausbildung am
Hildesheimer'schen Rabbinersemiar und außerdem bei rabbinischen
Autoritäten erhielt, begann 1895 seine Amtstätigkeit in Sulzbürg
(Oberpfalz), von wo aus er das weitverzweigte Bezirksrabbinat mit Eifer
und väterlicher Liebe verwaltete. Später wurde der Sitz des
Bezirksrabbinates nach Neumarkt, und
nach dem Ableben von Rabbiner Dr. Meyer - das Andenken an den
Gerechten ist zum Segen - nach Regensburg verlegt, wo Dr.
Weinberg zum Segen seiner Gemeinden wirkte, bis er sich vor etwa 1 1/2
Jahren von seinem Amte zurückzog, um die wohlverdiente Ruhe, die aber
für ihn weitere geistige Betätigung bedeutet, in Würzburg zu
genießen.
Von den literarischen Arbeiten des Jubilars, von denen ein guter Teil den
Lesern unseres Blattes wohl bekannt ist, ein anderer Teil in den
'Jahrbüchern' der Jüdischen Literarischen Gesellschaft und in Büchern
und Broschüren erschienen ist, nennen wir u.a. die Abhandlungen über
Raschi und Rabbenu Tam. Abhandlungen über Talmudische Begriffe und
Ausdrücke wie 'Ki', 'Cheber ir'. Keiner wie Dr. Weinberg kennt sich so in
den Gemeinde- und Memorbüchern seines Heimatlandes aus. Von seinen
Veröffentlichungen zur Geschichte der oberpfälzischen Juden hat die Historische
Kommission des Bayerischen Landesverbandes drei Bände
veröffentlicht. Hochinteressant und von wissenschaftlichem Werte sind
auch seine Forschungen über die hebräischen Drucke in Sulzbach.
Sein vor kurzem erschienenes Buch über Memorbücher bayrischer
Kehillot bildet nur einen Auftakt zu weiteren wertvollen Erscheinungen
dieser Art. Seine historischen Studien fanden auch die Beachtung
nichtjüdischer Gelehrter. Auch köstliche Skizzen und Novellen sind aus
der Feder des mit Geist und Humor begabten Jubilars hervorgegangen, die
die Leser des 'Israelit' noch in guter angenehmer Erinnerung haben.
Wir wünschen dem verdienstvollen Rabbiner und Gelehrten, unserem Freund
und Mitarbeiter ein weiteres Wirken bei voller Gesundheit und Rüstigkeit
des Geistes an der Seite seiner Gattin und im Kreise seiner Familie, die
alle in seinem Geiste leben. (Alles Gute) bis 120
Jahre." |
Aus
der Geschichte der jüdischen Kultusbeamten
Ausschreibungen der Stellen der Kultusbeamten: Religions-
und Elementarlehrer / Vorbeter (Kantor) / Schochet 1871 / 1884 / 1885 / 1890 /
1893 / 1902 / 1903
Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 21. November 1871:
"Offene Stelle.
In der hiesigen israelitischen Kultusgemeinde
ist die Stelle eines Schochet erledigt. Bewerber hiefür wollen
sich unter Beilage ihrer Zeugnisse bei der unterfertigten Verwaltung
innerhalb drei Wochen melden.
Regensburg, den 10. November 1871. Die
Kultus-Verwaltung." |
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Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. August 1884:
"Für die kommenden Festtage benötigen wir einen guten Vorbeter,
der in einem Betsaale zu fungieren hätte.
Nur mit guter Stimme begabte
Bewerber wollen sich unter Angabe von Referenzen und ihrer Ansprüche
baldmöglichst bei uns melden.
Regensburg, den 30. Juli 1884. Die israelitische Kultusverwaltung." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Oktober 1884:
"Bekanntmachung.
Durch Ableben unseres bisherigen Lehrers
Herrn Frankenburger ist die Stelle eines Elementar- und
Religionslehrers, mit der in Zukunft die Kantorstelle verbunden wird,
in Erledigung gekommen und soll in kürzester Zeit wieder besetzt werden.
Bewerber wollen ihre Zeugnisse längstens bis 28. Oktober dieses Jahres
bei der unterfertigten Verwaltung einreichen. Regensburg, 14. Oktober
1884.
Die israelitische Kultus-Verwaltung Buchmann.
Weißmann." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. März 1885:
"Vakante israelitische Lehrerstelle.
Unter Bezugnahme auf
unsere frühere diesbezügliche Ausschreibung eröffnen wir hiermit für
die Bewerbung um die Elementar- und Religionslehrer-Stelle an der
hiesigen israelitischen Schule eine weitere Frist bis Ende dieses Monats.
Nur solche Bewerber finden Berücksichtigung, welche sich über ihre
theoretische und praktische Befähigung im Lehrfache durch vorzügliche
Zeugnisse ausweisen können.
Da ferner in späterer Zeit mit fraglicher
Stelle der Kantordienst verbunden wird, so wollen die Reflektanten bei
ihren Anmeldungen sogleich bemerken, ob sie gegebenenfalls den
Kantordienst mit Übernehmen können, und Zeugnisse über ihre
Qualifikation für letzteren mit in Vorlage bringen.
Bewerber unter 40 Jahren erhalten den Vorzug.
Das Erträgnis der Stelle beläuft sich zuzüglich der Nebeneinkünfte auf
über 3000 Mark und ist freie Wohnung mit derselben verbunden. Auch
dürfte sich bei einer allenfallsigen Vereinigung der Stelle mit dem
Kantordienste dieses Einkommen noch erhöhen.
Regensburg, den 3. März 1885. Die israelitische
Kultusverwaltung Buchmann Weißmann." |
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Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 21. Februar 1890:
"In der Israelitischen Kultusgemeinde Regensburg wird bis zum 15.
April dieses Jahres die Stelle eines
Schächters
vakant.
Reflektanten wollen Ausweise über ihre Befähigung zu obiger Funktion
innerhalb vier Wochen an die unterfertigte Kultusverwaltung einsenden,
wobei bemerkt wird, dass Bewerber, welche zugleich die Befähigung für
den Kantordienst besitzen, den Vorzug erhalten.
Gesamteinkommen inklusive
Nebenverdienst ca. 1.800 Mark nebst freier Wohnung.
Regensburg, den 2.
Februar 1890.
Die Israelitische Kultusverwaltung. Buchmann. L.
Niedermaier." |
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Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 17. März 1893:
"In der israelitischen Kultusgemeinde Regensburg wird die Stelle
eines
Schächters
vakant. Reflektanten wollen Ausweise über
umfassende Befähigung zu obiger Funktion, bis längstens 1. April dieses
Jahres an die unterfertigte Stelle einsenden, wobei ausdrücklich vermerkt
wird, dass nur diejenigen Bewerber Berücksichtigung finden, welche auch
zur allenfalsigen Übernahme des Kantordienstes vollständig
befähigt sind. Fixer Gehalt Mark 1.200 nebst freier Wohnung und nicht
unbedeutender Nebeneinkünfte.
Regensburg, 10. März 1893.
Die
Verwaltung der israelitischen Kultusgemeinde Regensburg." |
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Die
oben in der (liberalen) "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
ausgeschriebene Stelle wurde zeitgleich auch in der orthodox-konservativen
Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. März 1893 ausgeschrieben. |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. September 1902:
"Vorbeter
für die hohen Feiertage gesucht. Gefl. Offerten mit
Ansprüchen und Referenzen erbittet
Israelitische Kultusverwaltung
Regensburg." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Februar 1903: "Bekanntmachung.
In der unterfertigten Kultusgemeinde erledigt sich demnächst die Stelle
eines
Kantors und Schächters.
Mit der Stelle ist ein festes Jahresgehalt von 1800 Mark und freue
Dienstwohnung verbunden: die Nebeneinkünfte sich auf ca. 600-700 Mark zu
veranschlagen. Bewerbungen wollen baldigst unter Beilage eines
selbstgeschriebenen Lebenslaufes, sowie von Zeugnisabschriften und Aufgabe
von Referenzen an die unterfertigte Verwaltung gerichtet werden.
Die Verwaltung der israelitischen Kultusgemeinde Regensburg.
Rechtsanwalt Dr. Uhlfelder. 1. Vorstand. D. Rosenblatt. II. Vostand."
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Zum Tod des Kantors Samson Laudenbacher (geb. 1808 in Kleinerdlingen, gest.
1903, von ca. 1849 an für 48 Jahre
Kantor in Regensburg)
Anmerkung: Samson Laudenbacher ist am 1. Juli 1808 in Kleinerdlingen
geboren. Er war verheiratet seit 1856 (in Bayreuth) verheiratet mit Adelheid
geb. Wilhermsdörfer (geb. 1825 in Bayreuth, gest. 1911 in Kempten).
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. Januar 1903: "Regensburg,
28. Januar (1903). Am 15. Januar starb dahier im hohen Alter von 94 Jahren
und 5 Monaten der Senior unserer Gemeinde, der ehrwürdige Kantor Samson
Laudenbacher. Geboren in Kleinerdlingen, war er 21 Jahre Kantor in
Pappenheim und 48 Jahre in Regensburg. Im Alter von 88 Jahren trat er in
den Ruhestand. Seine vorzüglichen Leistungen als Kantor, seine
musterhafte Pünktlichkeit beim täglichen Gottesdienst, sein
andachtsvolles Beten, seine tiefe Religiosität sichern ihm ein dauerndes
Andenken in unserer Gemeinde, welche mit seinen Angehörigen sein Scheiden
tief betrauert. Bei der Beerdigung widmete ihm Rabbiner Dr. Meyer einen
warmen Nachruf. Sein ausgezeichnetes Wirken fand auch äußere
Anerkennung, indem ihm vor einigen Jahren Seine Königliche Hoheit unser
allergnädigster Prinzregent, die Verdienstmedaille des Michaelsordens
verlieh. Sein 70., 80. und 90. Geburtstag wurden feierlich begangen. Bei
dem letzteren wurde er von der Verwaltung der israelitischen
Kultusgemeinde, vom Rabbinat, insbesondere auch vom Herrn Bürgermeister
von Stobäus in öffentlicher Magistratssitzung geehrt, empfing viele
Glückwünsche, u.a. auch vom Herr Regierungspräsidenten. Seine Melodien
werden noch lange in unserer Gemeinde erhalten bleiben. Sein Andenken
möge gesegnet sein." |
Suizidversuch
des Schächters und Kantors Abraham Idelsohn (1905)
Anmerkung: bei Abraham Zvi Idelsohn (geb. 1882 in Felixberg, Gemeinde
Jūrkalne/Lettland, gest. 1938 in Johannesburg) handelte es sich um einen
bedeutenden jüdischen Musikforscher. Er amtierte nach seiner Ausbildung zum
Kantor in Russland und seinem Musikstudium in Königsberg, London, Berlin und
Leipzig seit 1903 in Regensburg. Seinen Suizidversuch hat er überlebte und
wanderte noch 1905 nach Johannesburg, Südafrika aus. 1906 wanderte er nach
Jerusalem aus. Über seine bedeutenden Werke siehe den Wikipedia-Artikel
"Abraham Zvi Idelsohn". Foto auf einer Seite
von magazzini-sonori.it
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 30. Juni 1905: "Regensburg, 20. Juni (Selbstmord).
Gestern Abend fanden, wie der 'B. Volksb.' berichtet, Bewohner der
Synagoge den etwa 23-jährigen Schächter und Kantor Abraham Idelsohn
in seinem Blute liegend auf dem Hausflur des zweiten Stockes auf. Der
Unglückliche hatte sich mit dem Schächtmesser die Kehle zu
durchschneiden versucht und röchelte furchtbar. Der Schnitt trennte nicht
die Luftröhre, sondern nur die Speiseröhre durch, welche weit
aufklaffte. Der Schwerverletzte wurde durch die Freiwillige
Sanitätskolonne in das protestantische Krankenhaus verbracht, wo sich die
Ärzte bemühten, durch einen operativen Eingriff eine Rettung zu
erzielen. Der Selbstmordversuch dürfte auf einen Anfall von
Geistesstörung zurückzuführen sein." |
Anmerkung: Max Behr (geb. 1855) war seit 1885 Lehrer in
Regensburg, zuvor in Hagenbach.
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Januar 1908: "Aus
Bayern, 3. Januar (1903). Den Titel Hauptlehrer erhielten am 1. Januar die
Herren Max Behr in Regensburg, Jakob Heß in Treuchtlingen, Simon
Silbermann in Kirchheimbolanden und Michael Wolf in
Winnweiler." |
Zum 70. Geburtstag von Oberlehrer Sigmund Stein (1936,
Lehrer in Regensburg ab 1922)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. Juli
1936: "(aus München). Oberlehrer Sigmund Stein 70 Jahre!
Gleichfalls seinen 70. Geburtstag feierte kürzlich der am 29. Mai 1866 in
Markt Dietenhofen bei Ansbach gebürtige Oberlehrer i.R. Sigmund
Stein.
Oberlehrer Stein, der nach dem Besuche der Präparandenschule Wallerstein
und des Königlichen Schullehrerseminars Schwabach
im Jahre 1885 in den Schuldienst eintrat, war zunächst als
Volksschullehrer in den pfälzischen Gemeinden Leimersheim und
Niederweinstadt tätig und wirkte vom Jahre 1896 an als Leiter der
jüdischen Volksschule in der einst so bedeutenden Gemeinde Sulzbach
und ab 1922 in gleicher Eigenschaft in Regensburg. Nach seiner im
Jahre 1932 erfolgten Versetzung in den Ruhestand verlegte er seinen
Wohnsitz hierher (München), um seinen Lebensabend im Kreise seiner Kinder
zu verbringen. Auch hier stellte er noch seine Kraft in den Dienst der
jüdischen Gemeinde, indem er einen Teil des Wanderunterrichts versieht,
wiederholt auch aushilfsweise Religionsunterricht in den hiesigen Schulen
erteilte. Dem sich einer seltenen Rüstigkeit und Frische erfreuenden
Jubilar seien auch an dieser Stelle die herzlichsten Glückwünsche zum
Ausdruck gebracht! Ad meoh w'esrim schonoh! (Alles Gute bis 120
Jahre)." |
80.
Geburtstag von Oberlehrer Max Behr (1935)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
9. Mai 1935: "Regensburg, 30. April (1835). Zu einem
erhebenden Feste, getragen von seltener Herzlichkeit und Freude,
gestaltete sich am Schabbos Cholhamoed (20. April) die Feier des 80.
Geburtstages unseres Oberlehrers Max Behr. In einer
wohldurchdachten Predigt würdigte Herr Bezirks-Rabbiner Dr. Weinberg
die Verdienste, die sich der Jubilar während seiner 50-jährigen Wirkens
in Schule und Gemeinde erworben hat. Mit besonderem Nachdruck betonte er,
dass Herr Oberlehrer Max Behr seine hervorragende musikalische Befähigung
in den Dienst der Gemeinde stellte, indem er seit 25 Jahren mit größtem
Eifer und anerkennenswertem Erfolg einen vierstimmigen Synagogenchor
leitet, der in erhebender Weise im Vereine mit unserem Kantor, Herrn
Jakob Lewkowitz, zur Verherrlichung des Gottesdienstes beitrug. Einen
würdigen Abschluss der Feier bildete ein Psalmgesang des
Synagogenchors.
Mögen dem Jubilar in seiner gegenwärtigen körperlichen Rüstigkeit und
geistigen Frische noch viele ungezählte glückliche Jahre beschieden sein
(Alles Gute) bis 120 Jahre. M. Ltz." |
Kleine
Berichte aus dem Gemeindeleben
Der
Magistrat spricht sich für die Gleichstellung der Israeliten aus (1848)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 14. Februar
1848: |
Ein jüdischer Bürger sammelt während der
Fastnacht - als Pilger verkleidet - für wohltätige Zwecke (1855)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 9. April 1855: "Regensburg,
22. Februar (1855). Ein durch seinen edlen Wohltätigkeitssinn bekannter
hiesiger israelitischer Bürger, Herr D.K., hat es während der jüngsten
Fastnachttage mit Bewilligung der Polizeibehörde unternommen, als Pilger
maskiert in den verschiedenen Gasthäusern und in den größeren
Privatgesellschaften Beiträge für die hiesigen Armen zu sammeln, welche
trotz der ungünstigen Zeitverhältnisse und des teilweise gesunkenen
Wohlstandes doch die Summe von 77 Gulden 40 Kreuzer entziffert haben und
gestern an den Armenpflegschaftsrat abgeliefert worden sind. diese schöne
Sitte, in den Tagen allgemeiner Lustbarkeit auch der Armen zu gedenken,
wurde schon vor mehr als 25 Jahren von diesem wackeren Manne ins Leben
gerufen, und nach mehrjähriger Unterbrechung im heurigen Jahre, in
welchem die Not der Armen wegen des strengen und anhaltenden Winters
doppelt groß ist, wieder erneuert, obwohl die große Kälte in den
jüngsten Tagen und die verletzende Teilnahmslosigkeit mancher Gäste in
den öffentlichen Wirtlokalitäten eben keine freundliche Einladung war zu
einer solchen Handlung der reinsten Menschenliebe, deren Motive einzig und
allein nur in dem wohltätigen Sinne des biedern Sammlers gesucht werden
müssen." |
Über
die israelitische Schule in Regensburg unter Leitung von Rabbiner Dr. Schlenker
(1859)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 26. September 1859: "Regensburg, im August (1869).
Seit vielen Jahren steht die hierortige israelitische Schule unter der
Leitung des Herrn Rabbiner Dr. Schlenker; ja, um wahr und gerecht
zu sein, müssen wir geradezu sagen, dass nicht bloß die Leitung der
Schule im gewöhnlichen Sinne des Wortes, sondern geradezu das Ganze und
Einzelne des vielseitigen Unterrichts der Tätigkeit und Verantwortung des
genannten Vorstehers und Lehrers ausschließlich obliegt. Berichterstatter
(Anm.: der Redaktion: ein hochgestellter christlicher Schulmann)
darf und muss gestehen, dass ihm während langjähriger Erfahrung in den
verschiedenen Zweigen und Stufen des öffentlichen Unterrichtes kein zweites
Beispiel von ebenso vielen und mannigfachen Anforderungen bekannt geworden
ist, wie solche an Herrn Rabbiner Dr. Schlenker hierorts gestellt sind und
von ihm mit dem rühmlichsten Fleiße, mit treuer Ausdauer und, wir fügen
mit großer Überzeugung hinzu, auch in so gesegneten Erfolgen gelöst
werden. Möchte nur auch die Gesundheit und Kraft des so würdigen Lehrers
den unablässigen Anstrengungen auf noch lange Zeit Widerstand leisten!
Die Zahl der Kinder, welche die hiesige israelitische Schule besuchen,
wechselt im Verhältnis der Zahl der Gemeindemitglieder zwischen 20-30
Schülern und Schülerinnen verschiedenen Alters. Die Schule ist als eine
öffentliche erkannt und wird sonach in ihren Leistungen von den
Königlichen Schulbehörden, gleich den übrigen Schulen des Königreichs,
kontrolliert. In zwei Klassen geteilt, unterrichtet die Schule ihre
Zöglinge sowohl in den gewöhnlichen Lehrgegenständen der Volks- oder
Elementarschule, als auch in den der israelitischen Schule eigentümlichen
Unterrichtszweigen, zumal in der Kenntnis der hebräischen Sprache. Die in
Gegenwart der Schulvorstände, des Bürgermeisters der Stadt und anderer,
auch gelehrter Freunde eben abgehaltene Schulprüfung gab nun auch in
diesem Jahre wieder der Geschicklichkeit des Lehrmeisters wie dem Fleiße
und der würdigen Haltung der Schüler das glänzendste Zeugnis. Kein
Lehrgegenstand war vernachlässigt worden und namentlich bewiesen auch die
vorgelegten Handschriften ganz ungemeine Fortschritte auch der jüngeren
Kinder in der für viele so schwierigen Kunst des Schönschreibens. Während
nun nach dieser Richtung hin die Ergebnisse des Unterrichtes sicher denen
der übrigen Stadtschulen sich völlig ebenbürtig zeigten, gewährten die
eigentümlichen Lehrzweige der israelitischen Schule wo nicht noch
größere, doch gleich erfreuliche Resultate. Religionslehre und biblische
Geschichte erschienen nicht bloß dem Verstande und dem Gedächtnisse
eingeübt, sondern auch dem Herzen der |
Kinder
lieb und vertraut gemacht. Das Lesen des Hebräischen, die Übersetzung
von Sprüchen der heiligen Schrift und der Ritualgebete war selbst - Dank
eine sehr glücklichen Methode! - bei den ganz jungen Kindern über den
sonst gewöhnlichen und nicht immer nachhaltigen Mechanismus des
Einlernens weite hinausgerückt und zum Verständnisse des Satzbaues und
der wichtigen Wortformen vorgedrungen. Berichterstatter selbst nahm
während der mehrstündigen Prüfung Anlass, sich durch eigens gestellte
Fragen und Proben, und zwar bei den fast jüngsten Kindern der Schule, von
dieser erfreulichen Tatsache zu überzeugen. Schließlich darf nicht
unerwähnt bleiben, dass Herr Rabbiner Dr. Schlenker diese schönen
Ergebnisse seiner Schule keineswegs etwas durch Zwang oder Strafen zu
erkünst3eln sucht. Es herrscht vielmehr zwischen Lehrer und Zöglingen
das liebenswürdige Verhältnis eines Vaters zu den Kindern in Wort und
Tat. Wenn daher irgendetwas den verehrungswürdigen Mann in seinen
außerordentlichen Mühen zu lohnen vermag, so wird es der Dank und die Liebe
der Vielen sein, welche er auf die mildeste und väterlichste Weise zu
Kenntnissen und zu sittlich-religiösem Leben im Laufe von mehr als zwei
Jahrzehnten in hiesiger Gemeinde herangezogen und gebildet hat.
Allerdings haben selbst auch die öffentlichen Organe des Schulwesens, der
Magistrat der Stadt und dessen Schulkommission bei mehr als einem Anlasse
dem verdienten Manne unaufgefordert das Zeugnis ihrer Zufriedenheit und
ihres Vertrauens ausgesprochen; indessen schien es dem Berichterstatter,
welcher, wie schon gesagt, seiner Persönlichkeit und seinem Stande nach
an den hiesigen israelitischen Gemeindeverhältnissen keinen Anteil hat,
eine Ehrenpflicht, auch in weiteren Kreisen auf die Verdienste eines
Mannes aufmerksam zu machen, welchem seinem vielseitigen Berufe in
bescheidener Verborgenheit, und mit nichts weniger als äußerlich sattsam
belohntem oder belohnbarem Eifer sich hingibt. Es ist nicht gewöhnlich
und darum umso preiswürdiger, dass ein Mann, dessen gelehrte Ausbildung,
wie Berichterstatter wohl weiß, ihn zum akademischen Lehramte hätte
befähigen können, mit solcher Ausdauer und Liebe den Unterricht der
Kleinen und Kleinsten selbst besorgt, während er zu gleicher Zeit die Obliegenheiten
seines Rabbinates zu erfüllen hat und sie nicht minder treue und würdig
erfüllt. W.R." |
Regelungen für jüdische Schüler am Schabbat (1865)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Januar 1865: "Regensburg.
Nach dem Programme des hiesigen königlichen Lyzeums, waren die Schüler
jüdischer Konfession seither gezwungen, am Samstage zu schreiben. Herr
Frankenburger, Professor der jüdischen Religion an dieser Anstalt, der
seine Pflichten mit Gewissenhaftigkeit und Treue erfüllen will, ersuchte
schon häufig die Professoren Kleinsteuber und Meillinger auf das
Ernstlichste und Dringendste, diesen Übelstand zu beseitigen. Die
Professoren erklärten jedoch, dass sie nicht im Stande seien, den
Unterrichtsplan, der von dem Rektorat genehmigt sei, umzuändern,
versprachen jedoch Herrn Frankenburger, seine Bitte geeigneten Ortes zu
befürworten. Dem unermüdlichen Bestreben des Herrn Frankenburger ist es
endlich gelungen, den Rektor, Herrn Halbhuber zu bewegen, dieser so
gerechten Anforderung zu entsprechen." |
Im
Religionsunterricht der jüdischen Schüler kommen christliche Bücher vor
(1867)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Januar
1867: |
Neue jüdische
Gemeindeglieder müssen ein "Eintrittsgeld" an die Israelitische
Kultusgemeinde bezahlen (1886)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 27. April
1886: |
Zur Gründung eines israelitischen Altersheimes in Regensburg
(1920)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Januar 1920: "Im Jahre
1913, gelegentlich des Festes ihres 50jährigen Bestehens, haben die
beiden Wohltätigkeitsvereine Chevra Kadischa und Chevras
Noschim dahier beschlossen, ein israelitisches Altersheim in hiesiger
Stadt zu erri9chten und gaben zu diesem Zwecke fast ihr ganzes Vermögen
ab. Während der Kriegsjahre ruhte die Tätigkeit der Verwaltung und
inzwischen sind Verhältnisse eingetreten, die es unmöglich erscheinen
lassen, mit den vorhandenen Mitteln das Altersheim zu errichten und zu
bet4reiben. Wir wenden uns daher an alle wohltätigen Glaubensgenossen mit
der Bitte, unser zu gedenken und uns zur Erreichung unseres Zieles mit
Geldmitteln zu unterstützen. Der Allmächtige wird die guten Werke nicht
unbelohnt lassen. Israelitischer Altersheim in Regensburg (Bayern).
Postscheckamt Nürnberg Nr. 13368". |
|
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom
20. August 1920: "Aus Regensburg wird berichtet: Ein jüdisches
Altersheim ist hier durch eine Stiftung des Herrn Isidor Grünberg begründet
worden. Der Stifter hat dem Israelitischen Frauenwohltätigkeitsverein
Chewras Noschim und dem Israelitischen Wohltätigkeitsverein Chewra
Kadischa ein Kapital von 12.000 Mark übergeben, das nach Maßgabe der
Stiftungsurkunde zur Gründung und zum Betrieb eines Altersheims in
Regensburg bestimmt ist." |
Rückkehr eines im Krieg Vermissten und
die Bedeutung eines solchen Falles für das jüdische Religionsgesetz (1927)
Anmerkung: Die im Artikel dargestellte Problematik bezieht sich - was
die jüdische Stellungnahme betrifft - auf
einen theoretischen Fall, da es sich bei der genannten Person nicht um einen
jüdischen Mann handelt.
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. September 1927:
"Regensburg, 11. September (1927). Die Zeitungen bringen folgende
Meldung aus der Oberpfalz: 'Der im Jahre 1914 als gefallen gemeldete
Ferdinand Ehnes von Bellheim kehrte dieser Tage wieder zurück. Seine Frau
hat sich inzwischen wieder verheiratet.' Dieser Fall - einer unter vielen
- beweist wieder die Notwendigkeit der strengen Prüfung, die das
jüdische Religionsgesetz als Voraussetzung für Wiederverehelichung
fordert. Die zweite Ehe wie oben würde im Sinne der Tora einen Ehebruch
bedeuten, der, an sich eine der schwersten Sünden, auch den Kindern den
Makel von unehelichen Kindern aufdrückte. Mehr als je gilt es
jetzt, bei Kriegerwitwen die Todesfeststellung prüfen zu lassen; in naher
Zukunft: über die Ehe der Eltern Nachforschung anzustellen, damit die
jüdische Familienreinheit gewahrt bleibe." |
Über
den der jüdischen Gemeinde sehr wohlgesonnen Bischof Antonius von Henle (1927)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. November
1927 |
Einladung
zur Gründung eines "Vereins für jüdische Geschichte und
Literatur" (1928)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Februar
1928: |
Gründungsversammlung
des "Vereins für jüdische Geschichte und Literatur" (1928)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. März
1928: |
Aktivitäten
des "Vereins für jüdische Geschichte und Literatur" (1929)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Mai
1929: |
|
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Mai
1929: |
Aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben (1930)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. August
1930: "Aus der Gemeinde Regensburg. Am 1. April hatte der Verein für
jüdische Geschichte und Literatur, Regensburg, sein zweites
Geschäftsjahr beschlossen, das einen Verfolg des Vereins nach jeder
Richtung hin zeigte. Es fanden folgende Vorträge statt: Frau Dr. Weiner:
Die Juden im deutschen Wirtschaftsleben; Seine Ehrwürden Herr Rabbiner
Dr. Baerwald: Moses Mendelssohn; Herr Dr. Leo Deutschlänger: Goethe und
die Bibel; Herr Professor Dr. Unna: Shakespeares Shylok; Herr Theo
Harburger: Synagogale Kunst in Bayern; Seine Ehrwürden Herr Rabbiner Dr.
Salomon: Geschichte der Juden in Deutschland im ersten Jahrtausend. Die
Vortragsabende, die zum Teil außerordentlich gut besucht waren, fanden
lebhaften Anklang und hatten eine gute Kritik in den hiesigen Zeitungen.
Es sei besonders erwähnt, wie groß das Interesse und die Beteiligung der
nichtjüdischen Bevölkerung war. Auch die Entwicklung der Lehrkurse
machte erfreulich Fortschritte. Es wurden abgehalten: Ein
zweiwöchentlicher Geschichtskurs und ein wöchentlicher Jesajakurses von
Seiner Ehrwürdigen Herrn Bezirksrabbiner Dr. H. Levy. Der Jesajakursus
hat durchschnittlich eine Besuchsziffer von 25 bis 30 Hörern aufzuweisen.
Mit der Sammlung einer Bücherei ist bereits begonnen worden. Die
Generalversammlung brachte das rege Interesse der Gemeindemitglieder zu
Ausdruck und die Freunde darüber, dass das geistige Leben der
Regensburger jüdischen Gemeinde durch die Gründung und Arbeit des
Vereins eine wesentliche Bereicherung und Förderung erfahren habe.
Allgemein Anerkennung fand das hohe Niveau der Vorträge." |
Publikation
zur jüdischen Geschichte Regensburgs im ausgehenden Mittelalter (1933)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Februar
1933: "Die Judengemeinde Regensburg im ausgehenden
Mittelalter. (Heft 61 der Heidelberger Abhandlungen zur mittleren und
neueren Geschichte.) Von Raphael Straus. Heidelberg. 1932. Carl Winters
Universitätsbuchhandlung 147 Seiten.
Mit diesem neuesten Buch zur jüdischen Geschichte im Mittelalter will
Straus eine Lücke in der jüdischen Geschichtsschreibung ausfüllen. Denn
bisher ist immer nur das beginnende und das hohe Mittelalter behandelt
worden, während man die Zeit der schwersten Judenverfolgungen, wohl weil
sie kulturell wenig bietet, nur kurz abtat. Straus stellt die jüdische
Geschichte dieser Zeit mitten in die Geschichte der Umwelt und gewinnt
darum ein klares Bild der tatsächlichen Zusammenhänge. Wir erkennen,
dass der Judenhass dieser Zeit ein nur wirtschaftlicher war, der darum
auch hauptsächlich von den Zunft- und Handelskreisen getragen wurde,
während sich der Klerus und die regierenden Kreise seiner meist nur aus
taktischen Gründen bedienten. Das Beispiel Regensburgs und Frankfurts
beleuchten diese Auffassung. Dass die Judenverfolgungen, die meist ihre
Austreibung zum Ziel hatten, im ausgehenden Mittelalter solchen Umfang
annehmen konnten, hängt mit der Ohnmacht der kaiserlichen Gewalt
zusammen. Wenn Straus diese allgemein Darstellung in engster Anlehnung an
das Schicksal einer jüdischen Gemeinde, der Regensburger, bringt, so
deswegen, weil ihm hier in umfangreichstem Maße noch nicht bearbeitete
Urkunden und gute Allgemeindarstellungen zur Verfügung standen. Der
Verfasser ist für dieses Werk, dem noch ein zweiter Band folgen soll, nur
zu beglückwünschen, und neben der Erwartung einer größtmöglichen
Verbreitung dieses Buches möchten wir der Hoffnung Ausdruck geben, in
Bälde noch mehrere solcher Monogamien und eine große Gesamtdarstellung
zu erhalten. A." |
Bereits
30 Familien sind emigriert (1934)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
9. Mai 1934: "Regensburg, 2. Mai (1934). Vor zwei Jahren noch zählte
unsere Gemeinde ca. 500 Seelen. Heute ist die Zahl auf rund 400
zurückgegangen. Von den 30 Familien, die während des letzten Jahres
auswanderten, befinden sich die meisten in Palästina. Das Ziel der
übrigen war Belgien, England, Frankreich und Holland. Natürlich wirkt
sich der Wegzug am stärksten in der jüngeren Generation aus. Die
hiesigen höheren Schulen (Realschule, Neues Gymnasium) werden somit nur
noch von 7 jüdischen Schülern besucht. - Unser Synagogenchor ließ sich
am vergangenen Pessach nach langer Zeit wieder hören. Nur der Initiative
unseres überaus bewährten Dirigenten, des Herrn Oberlehrer Max Behr,
ist es zu verdanken, dass wir im Vereine mit unserem Kantor, Herrn
Jakob Lewkowitz, zur Verherrlichung des Gottesdienstes mit beitragen
konnten. M. L." |
Kulturbundabend
der jüdischen Gemeinde (1934)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Juni
1934: "Regensburg, 20. Juni (1934). Am 30. Mai
veranstaltete die hiesige Kultusgemeinde im Musiksaal der
Augustiner-Brauerei ihren ersten Kulturbundabend, welcher von zahlreichen
Angehörigen der hiesigen sowie umliegenden Gemeinden besucht war. Nach
einer Begrüßungsansprache des ersten vorsitzenden, Herrn Rechtsanwalt
Dr. Oettinger, trug Herr Mendel Lewkowitz, ein junger
anstrebender Gesangskünstler unserer Gemeinde, zwei hebräische Gesänge
vor und bewies durch seinen klang- und gefühlvollen Vortrag ein starkes
gesangliches Können. Die Klavierbegleitung hatte Frau Dr. Lehmann
übernommen. Herr Rabbiner Dr. Bärwald, München, referierte
hierauf über das Thema 'Die Bibel - ein Lebensbuch' und führte die
Zuhörer durch das ganze Gebiet des Tnach (sc. Bibel). Die
Veranstaltung fand großen Beifall." |
Aus
dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben (1936)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Februar
1936: "Regensburg, 9. Februar (1936). Die Jüdische
Winterhilfe hat auch in unserer Gemeinde eine segensreiche Tätigkeit
entfaltet. Allmonatlich werden die Hilfsbedürftigen mit Geldspenden und
Nahrungsmitteln bedacht. - Zugunsten der Jüdischen Winterhilfe fand im
Monat Januar ein Konzert statt, bei dem sämtlichen Mitwirkenden
außerordentlich starker Beifall zuteil wurde.
Anstelle des vor einigen Monaten nach Palästina verzogenen zweiten
Vorstehers, Herrn Direktor Sal. Stern, wurde Herr Jos. Grünhut
mit diesem Amte betraut.
Die Chewra-Kadischa hielt ihre diesjährige Generalversammlung ab,
bei der sämtliche Vorstandsmitglieder einstimmig von sämtlichen
Anwesenden wiedergewählt wurden. M. Lt." |
Schulverbot
für jüdische Schülerinnen (1936)
Anmerkung: Verboten wurde der Besuch der Schule in der "Städtischen
Müllerschen höheren Mädchenschule", die in Regensburg als eine
"höhere Erziehungsanstalt für die weibliche Jugend Regensburgs" seit
1871 bestand. 1976 wurde durch Stadtratsbeschluss die "Reine
Mädchenschule" zugunsten der Koedukation aufgegeben. Bei der Schule
handelt es sich um das heutige "Von-Müller-Gymnasium"
in Regensburg.
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. November
1936: "Regensburg. Nach einer Entschließung der
Stadtverwaltung Regensburg vom 30. Oktober dürfen jüdische Schülerinnen
von nun ab das städtische von Müller'sche Mädchenlyzeum nicht mehr
besuchen". |
Aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben (1937)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Januar
1937: "Regensburg. Nach der neuesten Zählung umfasst unsere Gemeinde 310
Seelen. Im abgelaufenen Jahre 1936 sind 24 Personen verzogen, während 15
Personen ihren Wohnsitz nach hier verlegt haben. Fünf Sterbefällen
stehen nur zwei Geburten während des ganzen Jahres gegenüber – Die 'Jüdische
Winterhilfe', die von Herrn Rechtsanwalt Dr. Justin Lehmann in
mustergültiger, ehrenamtlicher Weise verwaltet wird, hat zu Chanukka
ihren Betreuten Kleidungsstücke, Lebensmittel und dergleichen zugehen
lassen. – Am 13. Dezember fand im Gemeindesaale eine wohl gelungene Chanukkafeier
unter der Leitung von Herrn Rabbiner Dr. Salomon und Frau Suse Lehmann
statt. – Der 'Jüdische Kulturbund', der, mit den Filialgemeinden
gerechnet, 200 Mitglieder umfasst, bot uns im vergangenen Jahre eine Reihe
hervorragender künstlerischer Abende. Es ist eine erfreuliche Tatsache,
dass sämtliche Veranstaltungen stets einen guten Besuch auswiesen. –
Die von Herrn Rabbiner Dr. Salomon ins Leben gerufene Bibelstunde erfreut
sich regester Beteiligung von Seiten unserer Gemeindemitglieder. M. Ltz." |
Berichte zu einzelnen
Personen der Gemeinde
Beitrag über "Der jüdische Reisende Petachjah
aus Regensburg" (12. Jahrhundert; Beitrag von 1928)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Juli
1928: |
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Zum 100. Geburtstag von Voit Schwarzhaupt (1879)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Mai 1879: "Regensburg. Am Schabbat
Paraschat Tasria (= 26. April 1879) feierte Herr Voit Schwarzhaupt
hier in der Mitte seiner Angehörigen, in vollster Geistesstärke, das
seltene Fest seines 100sten Geburtstages, aus dessen Anlass sein Sohn,
Herr Ph. Schwarzhaupt, die hiesigen Wohltätigkeitsstiftungen reichlich
bedachte. Aus demselben Anlasse haben andere Verwandte auswärtige
Stiftungen in reichlichem Maße beschenkt." |
Zum Tod
von Adolf Rosenblatt (1901)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. November 1901:
"Regensburg, 25. November (1901). Hier entschließ heute im
sechsundsechzigsten Lebensjahre Herr Adolf Rosenblatt, ein wegen
seiner Frömmigkeit und großen Wohltätigkeit hochangesehenes Mitglied
unserer Gemeinde. Die Beerdigung wird übermorgen
stattfinden." |
Zum Tod von Kaufmann Simon Sundheimer (1909)
Der Kaufmann Simon Sundheimer (1849-1909) war Inhaber eines
Konfektions- und Modewarengeschäftes in der Spiegelgasse 1
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. August 1909: "Regensburg,
10. August (1909). Gestern Nachmittag wurde die irdische Hülle des
Kaufmanns Herr Simon Sundheimer, Inhaber der Firma Mayer Sundheimer dahier
zu Grabe getragen. Die Beteiligung am Leichenbegängnisse war eine
außerordentlich große. Außer den Angehörigen und Verwandten hatten
sich auch mehrere Offiziere des hiesigen Regiments, Militärbeamte, sowie
eine große Anzahl von Leidtragenden eingefunden. Herr Distriktsrabbiner
Dr. Meyer betont in seiner Traueransprache, dass der Geschiedene seinen
religiösen Pflichten in jeder Hinsicht gerecht worden sei. Auch als
langjähriger Vorstand der israelitischen Kultusgemeinde sei er seiner
Aufgabe in der gewissenhaftesten Weise nachgekommen.
Seine Seele sei
eingebunden in den Bund des Lebens." |
Ehrenbürgerrecht
für Gottlieb Gumprich in Falkenstein (1914)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 20. März 1914: "Dem königlichen Regierungsrat Herrn
Gottlieb Gumprich in Regensburg ist in dankbarer Anerkennung der
vielen Verdienste, die er sich beim Zustandekommen der Bahn Wutzlhofen -
Falkenstein gerade für den Markt Falkenstein erworben hat, das Ehrenbürgerrecht
der Gemeinde Falkenstein in der Oberpfalz verliehen
worden." |
Eisernes Kreuz für den Leutnant Dr. Fritz Oettinger
(1914)
Rechtsanwalt Dr. Fritz Oettinger (1885-1978) war eine der
einflussreichsten Personen im jüdischen Gemeindeleben Regensburgs, über viele
Jahre im Vorstand der Gemeinde (Vorsteher bis 1938/39); emigrierte nach England;
war einer der ersten, die nach 1945 wieder mit seiner Heimatstadt Regensburg
Kontakt aufnahmen.
Artikel im "Frankfurter Israelitischen
Familienblatt" vom 23. Oktober 1914: "Regensburg. Rechtsanwalt Dr. Fritz Oettinger,
Leutnant der Reserve im bayerischen Infanterie-Regiment 11, ist mit dem
Eisernen Kreuz ausgezeichnet worden." |
Zum
Soldatentod von Oberarzt d.R. Dr. Lorenz Lehmann (1915 / mit Artikel von 1924)
Anmerkung: es handelt sich um Oberarzt Dr. Lorenz Lehmann (geb. 6.3.1884 in
Regensburg), der am 12. Januar 1915 gefallen ist.
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 5. Februar 1915: "Nürnberg, 29. Januar (1915). Als ein
weiteres Opfer des furchtbaren Krieges ist ein hervorragend tüchtiger
Militärarzt, Herr Oberarzt d.R. im 14. Infanterieregiment Dr. Lorenz
Lehmann, Sohn des Weinhändlers Karl Lehmann, Regensburg, zu beklagen,
welcher am 12. Januar in Frankreich im Granatfeuer den Tod fürs Vaterland
fand. Dr. Lehmann war ein tüchtiger Operateur und hat vielen Verwundeten
das Leben gerettet. Im furchtbarsten Kugelregen übte er seine schwere
Pflicht aus und erhielt infolgedessen das Eiserne Kreuz als einer der
ersten Militärärzte. Der Regimentskommandeur Herr Oberst Hierthes widmete
dem Verblichenen folgende Worte ehrenvollen Gedenkens: 'Ein
Sanitätsoffizier von seltener Pflichttreue, größter Tapferkeit und
Aufopferungsfreudigkeit, hat er sich die ganz besondere Hochschätzung und
Verehrung aller Angehörigen des Regiments zu erwerben gewusst. Niemals
wird sein Andenken im Regiment erlöschen bei den Offizieren, die in ihm
einen lieben Kameraden betrauern, so wenig wie bei den Mannschaften, die
den treuesten Helfer in ihm verlieren'. Ein tragisches Geschick hat es
gefügt, dass fast zu gleicher Zeit der Vater des Herrn Dr. Lehmann, Herr Karl
Lehmann, in München, den Tod fand, wo er Heilung von seinem Leiden
suchte, wodurch dem Vater die Kunde von dem schweren Schicksalsschlag, der
die Familie betroffen, erspart blieb. Eine gemeinsame Traueranzeige
kündete den zahlreichen Freunden der Familie das Hinscheiden von Vater
und Sohn an." |
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Artikel in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des
"Central-Vereins") vom 10. Juli 1924: "'Anspruchslos
und Aufopfernd'.
Noch ein Beispiel eines jüdischen Arztes, aus einer Regensburger
Weingroßhändlerfamilie, bei Kriegsausbruch dreißig Jahre alt. Als er
schon im Januar 1915 fiel, widmeten ihm sein Oberst, sein Bataillonsführer
wie auch zwei höhere Militärärzte Nachrufe voll großer Herzlichkeit
und Bewunderung. Einer der Ärzte schrieb dem Vater:
'Wir haben einen treuen Freund verloren, einen ganz edeln, festen Charakter,
den wir in jeder Not und Gefahr geschätzt haben. Weit über die Grenzen
der Division hinaus war Ihr Sohn bekannt und geachtet wegen seiner ruhigen
und bescheidenen Schneid, wenn es galt, den armen Verwundeten beizustehen,
und kaltblütig und gewissenhaft tat er seinen Dienst, ohne Ermüdung,
ohne Selbstberücksichtigung, anspruchslos und aufopfernd, war er allen,
allen ein leuchtendes Beispiel. Nicht ein einziges Mal haben wir an seinem
Wesen eine Stelle beobachtet, die Anlass zur Kritik geboten hätte. Als
Kollege und Sanitätsoffizier war er eben ein vollwertiger Mann. Lorenz
Lehmann verdient wie selten einer die höchste Achtung nach dem Tode
und das treueste Gedenken.'
Und der andere ärztliche Vorgesetzte: 'Er war ein au0erordentlich
beliebter Mensch, den vor allem auch die Einwohner in den feindlichen
Dörfern sehr schätzten. 'Monsieur Lehmann' kannten alle Frauen und
Kinder; selbst in Orten, wo die Bevölkerung auf Militärpersonen einen
blinden Hass hatte, konnte er ruhig wandeln, ihm tat niemand etwas, seine
Hilfsbereitschaft kannte keine Grenzen.'
Die letztere Bemerkung erinnert an einen Brief des Gefallenen selbst. Er
schildert sehr anschaulich und merkwürdig, wie er am Tage nach einem
erfolglosen Angriff beauftragt wurde, dicht vor der feindlichen Front die
eigenen Verwundeten zu retten. 'Ich freute mich natürlich, dass gerade
ich von sämtlichen Ärzten der Brigade dazu ausersehen wurde.' Er gelangt
auf das Gefechtsfeld; seine Transportmittel reichen nicht. Da geht er,
häufig beschossen, in ein französisches Dorf hinein - seine Mannschaften
entweichen hinter ihm - und findet es vom Feinde frei. In dem Dorfe, wo er
'bei einigen Hauarzt war', stöbert er die Einwohner in den Kellern auf.
'Ich fragte erst nach meinen alten Patienten und rückte dann mit meinem
Anliegen heraus, bekam alles, was ich wollte, wenn auch nach einiger
Mühe.' Nämlich einen bespannten Wagen, eine Leiter als Bahre, drei Mann
als Helfer. Nun sammelt er auf dem Gefechtsfeld die noch übrigen zehn
Verwundeten auf. 'Als ich nahezu fertig war, kam langsam ein einzelner
Kürassierleutnant auf mich zugeritten. Ich dachte, nun ist's alle, der
nimmt dich samt deinem schönbeladenen Wagen mit hinüber nach
Réméreville zu den Franzosen... Glücklicherweise war der Offizier nett,
forderte mich nur auf, schleunigst aus der Nähe der französischen Linie
zu verschwinden, meinte, sie würden den Verwundeten auch nichts zuleide
tun, und sprach einiges über die Scheußlichkeit des Krieges. Ich dankte
ihm und lud meinen letzten Mann auf. Er kam nochmals zurück, als ich eben
fertig war, und ich fürchtete schon, er habe sich die Sache nochmals
anders überlegt, aber er brachte nur eine Flasche Wein für die
Verwundeten. So trat ich mit gegenseitigen Komplimenten und sehr
erleichtert die Rückfahrt über Hoévill und Serres an...'
Noch ein paar Sätze aus dem Schlusse des Briefes: 'Die Mannschaft hat in
den letzten acht Tagen bei wenig Schlaf und wenig Nahrung... Unsägliches
geleistet. Jetzt weiß ich, was der Krieg bedeutet, und verstehe, dass die
Generation, die einen geführt hat, so leicht keinen zweiten führt. Und
doch ist er eine große Sache, und Gott sei Dank sind unsere Opfer nicht
umsonst gebracht. Er zeigt die Menschen, wie sie sind, und fördert
unendlich viel Rührendes und Schönes zutage. Was liegt dagegen daran, ob
der einzelne etwas eher oder später aufhört zu leben.'" |
Zum Tod von Babette Rosenblatt (1921)
Babette Rosenblatt war nach dem Tod Ihres Mannes Inhaberin der
Hopfenhandlung Firma A. Rosenblatt in der Spiegelgasse 6. Mitinhaber waren ihre
Kinder David Rosenblatt (geb. 1871) und Gertrud Rosenblatt (geb. 1872)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. August 1921: "Regensburg,
13. August (1921). Durch das Hinscheiden von Frau Babette Rosenblatt – sie
ruhe in Frieden – am 8. Aw im gesegneten Alter von 77 Jahren ist ein
Heim aufgelöst worden, welches weit über den engen Kreis unserer
Gemeinde hinaus als eine Stätte altjüdischer Wohltätigkeits-Ausübung
und echter Gastfreundschaft gekannt und geschätzt war. Die Heimgegangene
hat als würdige Gattin des ihr vor zwei Jahrzehnten in die Ewigkeit
vorangegangenen Herrn Adolf Rosenblatt – das Andenken an den Gerechten
ist zum Segen – in dessen Geist ihr Haus weiter geführt und den Ruf des
Hauses Rosenblatt, an der Heeresstraße zwischen Deutschland und
Österreich gelegen, treue gewahrt, als einer jener Sammelpunkte, wo
jüdische Menschen ohne Unterschied ihrer sozialen Stellung in seelischen
und leiblichen Nöten allezeit ein offenes Herz und eine offene Hand
fanden. Vor allem hat die Heimgegangene, getreu den Traditionen ihres
Vaterhauses, des in bayerischen Kreisen noch unvergessenen Herrn Schülein
Heydecker, jede Institution, welche der Tora gewidmet war, mit dem ganzen
Ausmaß ihres Könnens gefördert. Der Hinterbliebenen trauernde Kinder
und Enkel werden den Trost um den Verlust, der sie getroffen, darin
finden, dass die Saar der Liebe, welche die Verstorbene während ihres
Lebens ausgestreut, ihr Andenken stets in segnender Erinnerung halten
wird. Das Andenken an die Gerechte ist zum Segen!" |
Die
Restauration Josef steht unter Aufsicht des Rabbinates (1928)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. August
1928: "Regensburg, 19. August (1928). Herr Bezirksrabbiner Dr.
H. Levy bittet uns, mitzuteilen, dass die Restauration von Josef,
Regensburg, fröhliche Türkenstraße 2, unter Aufsicht seines
Rabbinats steht." |
Zum 60. Geburtstag von Kommerzienrat David Rosenblatt (1931)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Juni 1931: "Regensburg, 16.
Juni (1931). Kommerzienrat David Rosenblatt feierte dieser Tage seinen 60.
Geburtstag. Er entzog sich allen Ehrungen dadurch, dass er den Tag
außerhalb Regensburg verlebte. In der Geschichte der Israelitischen
Gemeinde zu Regensburg ist aber der Name David Rosenblatt mit goldenen
Lettern eingraviert. Seit 30 Jahren wirkt er ununterbrochen im Vorstande
der Kultusgemeinde. Am Neubau der Synagoge, die 1912 eingeweiht wurde,
hatte er hervorragenden Anteil. Seit 1926 leitet er als erster Vorsteher
die Geschäfte der Gemeinde und sein liebenswürdiges Wesen, gepaart mit
Energie und Arbeitskraft, konnten manche Gegensätze überbrücken. Der
Wohltätigkeitssinn der Familie Rosenblatt ist beispielgebend. Schon der
heimgegangene Distriktsrabbiner Dr. Seligmann Meyer – das Andenken an
den Gerechten ist zum Segen – hatte ihm vor Jahren in Würdigung
seines religiösen Lebenswandels und seiner Verdienste für die Gemeinde,
den Chower-Titel verliehen. Die große Schar seiner Freunde und Verehrer
einigten sich in dem Wunsche, dass dem verdienten Mann an der Seite seiner
gleichstrebenden Gattin weitere Jahre der Arbeit und des Glückes
vergönnt seine. (Alles Gute) bis 120 Jahre." |
Zum Tod von Direktor Jakob Meyer (1928)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Juni 1938: "Regensburg, 12.
Juni (1938). Mit tiefer Erschütterung vernahmen unsere Gemeindemitglieder
die traurige Kunde von dem in ferner Welt erfolgten Hinscheiden des
Direktors Jakob Meyer, Hamburg. Mit innerer Dankbarkeit gedenken wir der
segensreichen Einrichtungen, die der Verewigte in unserer Mitte schuf! Der
noch heute bestehende ‚Jüdische Kultusbund Esra’ wurde auf seine
Initiative hin im Jahre 1911 ins Leben gerufen und der Synagogenchor, der
noch jetzt in erhebender Weise den Gottesdienst verschönert, wurde von
ihm gegründet. Sein seltenes gütiges Herz ließen ihn zu einem Freund
der Armen werden und durch seine Gaben im Verborgenen trocknete er
gar manche Träne. Als Redakteur der ‚Laubhütte’ setzte er sich mit
seiner ganzen Persönlichkeit für die Belange des toratreuen Judentums
ein und stiftete somit unsagbaren Segen für die Gesamtheit. Möge
er ein gutes Vorbild für uns alle sein! Möge aber auch sein Verdienst
seinen Angehörigen und unserer alten traditionsreichen Gemeinde in dieser
schweren Zeit beistehen. M.L." |
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe
und Privatpersonen
Anzeigen der Firma Süss-Schülein &
Neuburger (1906 / 1908)
Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 4. Mai
1906: "Lehrlingsstelle gesucht.
Für meinen Sohn, welcher heuer die Realschule absolviert. suche ich per
1. September eine Lehrlingsstelle in einem Eisen- oder
Metallgeschäft, in welchem Samstags geschlossen ist. Victor Neuburger,
Firma: Süss-Schülein und Neuburger, Regensburg." |
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Anzeige
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 1. Mai 1908: "Lehrlingsgesuch.
Eisenbranche.
Wir suchen per sofort einen Lehrling. Samstags und
israelitische Feiertage geschlossen. Süss-Schülein & Neuburger,
Regensburg." |
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Dieselbe
Anzeige erschien am 7. Mai 1908 in der Zeitschrift "Der
Israelit". |
Anzeige
von Kantor Winter (1919)
Anzeige
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 17. Januar
1919: "Suche tüchtiges, religiöses
Mädchen,
das im Kochen bewandert ist. Putzfrau vorhanden. Beste Verpflegung.
Familien-Anschluss.
Cantor Winter,
Regensburg, Margarethenstraße 15." |
Verlobungsanzeige
von Betina Seligmann und Emanuel Rau (1928)
Anzeige in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des
"Central-Vereins") vom 5. Oktober 1928:
"Statt Karten!
Betina Seligman Emanuel Rau
Verlobte.
Regensburg - Magdeburg - Hirschaid.
Oktober 1928." |
Verlobungsanzeige
von Sittah Winter und Harry Weinberg (1934)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 15. März 1934: "Gott sei gepriesen.
Sittah Winter - Harry Weinberg. Verlobte.
Regensburg / Jerusalem Kerem Abraham, Beth
Levy
Frankfurt a.M. Thüringer Str. 1 / Rechoboth Chawurah
Chofez Chajim". |
Hochzeitsanzeige von Herbert Wertheimer und Kläre geb. Sandler (auf Hachscharah
in Regensburg, 1937)
Anzeige in Jüdische Rundschau" vom 3. August 1937: "Wir
haben geheiratet!
Herbert Wertheimer Kläre Wertheimer geb. Sandler
Altdorf in Baden - Königsberg in Ostpreußen.
Auf Hachscharah Regensburg, Weißenburgstraße 31 28. Juli
1937." |
Nach der Deportation: Todesanzeige für Heinrich
Frank und Rosel Frank geb. Halle sowie für Hannchen Frank (umgekommen in
Theresienstadt; 1945)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Aufbau"
vom 20. Juli 1945: "Unsere lieben Eltern und
Großeltern
Heinrich Frank und Rosel Frank geb. Halle (früher Klingenberg
am Main und Regensburg)
und unsere gute Tante Hannchen Frank (früher Bütthart
und Regensburg)
sind in Theresienstadt verschieden.
Walter Frank und Frau Fanny geb. Loose, 19 Stratford Place, Newark 8,
N.F.;
Otto Frank und Frau Irma geb. Fleischmann, 285 Riverside
Drive, New York 25, N.Y." |
Weitere Dokumente
zu jüdischen Gewerbebetrieben
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim/Ries)
Brief
mit Rechnung des Bankgeschäftes
H. Gg. Niedermayer (Regensburg, 1864) |
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Die Rechnung
wurde von J.Gg. Niedermayer am 26. September 1864 nach Hengersberg geschickt.
Die Gebrüder Niedermayer waren in Regensburg Inhaber einer Privatbank
(1903 als Bankgeschäft Josef und Leopold Niedermayer, Ludwigstraße
8) |
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Postkarte
von S. Wiener in Regensburg
an Seligmann & Fried in Straubing (1888) |
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1898 gab es in
Regensburg 14 Privatbanken (nach der Publikation von S. Wittmer:
Regensburger Juden - Jüdisches Leben von 1519 bis 1990 S. 213). Die Hälfte
davon hatten jüdische Einwohner aufgebaut. Es handelte sich hierbei um die
Firmen Haymann & Comp., Mayer Oettingers Sohn, Gebrüder Niedermaier, Gustav
Thalmessinger, Max Weinschenk, Salomon Wertheimber und Simon Wiener. Beim
Absender der obigen Karte dürfte es sich um den Privatbankier Simon Wiener
handeln. Die Postkarte wurde am 2. September 1888 von Regensburg nach
Straubing versandt. Auch die bereits vorgedruckte Rückseite der Karte deutet
darauf hin, dass der Absender ein bedeutendes Geschäft hatte. Zum Empfänger
"Seligmann & Fried": Nach der Publikation von Anita Unterholzner
"Straubinger Juden - Jüdische Straubinger" S. 89 gab es nach dem Verzeichnis
der Mitglieder der Localkomité für die Landes- Industrie- und
Gewerbe-Ausstellung in Nürnberg im Jahre 1896 im Regierungsbezirk
Niederbayern im Lokalkomitee Straubing
unter anderem den Kaufmann Seligmann, ein Angehöriger der später gegründeten
jüdischen Gemeinde. |
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Karte
der Gebrüder Hahn
aus Regensburg (1896) |
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Die Karte der
Gebrüder Hahn aus Regensburg (Jonas Hahn, 1842-1929, Alteisen- und
Bruchmetall en gros en detail, Weißgerbergraben 27; Grab Nr. 596 im
jüdischen Friedhof Schillerstraße) wurde am 28. Juni 1895 an Martin
Lebrecht, en gros Eisen- und Metallhandlung in Nürnberg
geschickt. |
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Karte
aus Ostende (Belgien) an
die Expedition der "Laubhütte" (1900) |
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"Die
Laubhütte" war ein von dem Regensburger Rabbiner Dr. Seligmann Meyer
1884 gegründetes orthodoxes Familienblatt (1901 in Deutsche Israelitische
Zeitung" umbenannt). |
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Karte
von Moritz Regensburger
aus Regensburg (1906) |
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Der Inhalt der
Karte von Moritz Regensburger an den Justizrat und königlichen
Rechtsanwalt Halm in Deggendorf bezieht sich auf eine Versteigerung;
Moritz Regensburger (1848-1923) hatte nach dem Adressbuch 1903 einen Vieh-
und Güterhandel in Regensburg in der Gesandtenstraße 9; Grab Nr. 538 im
jüdischen Friedhof an der Schillerstraße. |
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Werbevignetten
des Modewarenhauses
Emanuel Schwarzhaupt in Regensburg |
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Aus der Familien-
und Geschäftsgeschichte: Der Geschäftsinhaber Emanuel Schwarzhaupt
(geb. 19. Juni 1832 in Forth, gest. 3. März 1905 in
Regensburg) war verheiratet mit Babette geb. Springer (geb. 24. März 1840 in
Hüttenbach, gest. 5. April 1905 in
Regensburg). Er war der Gründer und Inhaber der Firma "Vereinigtes Kaufhaus AG". 1887 eröffnete Emanuel Schwarzhaupt eine Zweigstelle
seines Unternehmens für Mode-, Manufaktur-, Weißwaren und Damen-Konfektion in
Straubing. Bis in die 30er-Jahre blieb das
Unternehmen in Familienbesitz. Bei Ausschreitungen in Regensburg zur Zeit der
Arbeiter-, Bauern- und Soldatenräte am 10. Januar 1919 kam es auch zu Plünderungen von Regensburger Geschäften. Neben
elf christlichen Geschäften waren auch sechs jüdische Geschäfte betroffen, darunter die Firma Emanuel Schwarzhaupt Damenkonfektion.
Nach dem Tod von Emanuel Schwarzhaupt waren seine sechs Söhne die Besitzer einer ganzen Reihe von Bekleidungsgeschäften
in namhaften Städten wie Nürnberg, Regensburg und München. Enkel Heinrich Schwarzhaupt, seine Frau
Lore Schwarzhaupt, sowie die älteste Tochter Eva Schwarzhaupt emigrierten 1938 von Regensburg
über Palästina nach Buenos Aires. Die zwei kleineren Töchter von Heinrich und Lore
Schwarzhaupt - Irma Schwarzhaupt und Ruth Schwarzhaupt - gelangten mit Heinrichs Schwester Rosel Frank nach Argentinien. Der Mutter von Heinrich Schwarzhaupt, - Barbara Betty
Schwarzhaupt geb. Mandelbaum - gelang 1940 noch die Ausreise. Sie folgte allein ihren Kindern über Madrid und Bilbao nach Buenos Aires. Ihr Mann Salomon Schwarzhaupt
war bereits am 18. Februar 1919 in Regensburg gestorben.
Quellen: http://univis.uni-bamberg.de/formbot/dsc_3Danew_2Fresrep_view_26rprojs_3Dguk_2Fgesch_2Fprofes_2Fjdisch_26dir_3Dguk_2Fgesch_2Fprofes_26ref_3Dresrep
http://www.modehaus-hafner.de/files/hafner_beilage_modeblatt2.pdf
http://504457.forumromanum.com/member/forum/entry_ubb.user_504457.1381584511.1118109546.1118109546.1.regensburg_geburten_hochzeiten_sterbefaelle-ahnenforschung_bayern.html
Quelle
unter Google-Books |
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Briefe
an die Gebrüder Loewenthal
in Regensburg (1923) |
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Es handelt sich links um einen
Briefumschlag der Landwirtschaftlichen Handelsgesellschaft Kukuk & Co.
von Oldenburg, verschickt an die Gebrüder Loewenthal am 26. Juli 1923,
sowie rechts um einen Briefumschlag von Joh. J. Rosenthal aus München,
verschickt an die Gebrüder Loewenthal am 13. Juli 1923.
Im Regensburger Adressbuch von 1903 findet sich folgender Eintrag: Leopold
Löwenthal, Getreide- und Landesprodukte, Futterstoffe, Sämereien,
Düngemittel, Maisimport, St. Georgenplatz 6.
Quelle: Siegfried Wittmer: Regensburger Juden - Jüdisches
Leben von 1519 - 1990. |
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