Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Regensburg 
Texte/Berichte zur jüdischen Geschichte der Stadt

Die nachstehend wiedergegebenen Texte mit Beiträgen zur jüdischen Geschichte in Regensburg wurden in jüdischen Periodika gefunden. Bei Gelegenheit werden weitere Artikel ergänzt.  
   

Es konnten noch nicht alle Berichte abgeschrieben werden.  Bei Interesse zum Lesen bitte Textabbildungen anklicken.  
  
  
Übersicht:   

bulletAllgemeine Berichte und Gemeindebeschreibungen   
Ü
ber "Deutsche Juden des Mittelalters als Kaufleute und Kulturpioniere" - unter besonderer Berücksichtigung von Regensburg (Artikel von 1933) 
Gemeindebeschreibung von 1841, vor allem Bericht zur Einweihung der Synagoge am 2. April 1841  
Kurze Gemeindebeschreibung von 1847   
Gemeindebeschreibung von 1862  
Kritische Betrachtung von religiösen Zuständen in drei bayerischen Städten (1864)   
Gemeindebeschreibung von 1865    
bulletAus der Geschichte des Rabbinates in Regensburg  
Z
um Tod des Rabbinatsverwesers Emanuel Sonnentheil (gest. 1849) und Wahl von Dr. Seligmann Schlenker zum Rabbiner (1850) 
Gottesdienstliche Reformversuche von Rabbiner Dr. Seligmann Schlenker (1853)   
D
ie Stelle eines Rabbiners bleibt vorerst unbesetzt, die Liberalen warnen vor einer Besetzung des Rabbinats durch die orthodoxen Würzburger (1860/1863)  
Verlängerung der Dienstzeit von Rabbiner Dr. Mayer Löwenmayer (Rabbiner in Sulzbürg; 1867)  
Die Wahl von Dr. Seligmann Meyer (Rabbiner 1881-1925)  
Distriktsrabbiner Dr. Seligmann Meyer ist Herausgeber einer Zeitung (1901) 
B
ezirksrabbiner Dr. Meyer wird zum Befürworter der zionistischen Bewegung (1902)   
P
ublikation von Rabbiner Dr. Meyer zu den Thesen von Professor Delitzsch (1903)   
25-jähriges Dienstjubiläum von Distriktsrabbiner Dr. Seligmann Meyer (1909)   
Zum Tod von Distriktsrabbiner Dr. Seligmann Meyer (1925/26)   
Nachruf zum Tod von Distriktsrabbiner Dr. Seligmann Meyer (1925/26)  
Zur Beisetzung von Distriktsrabbiner Dr. Seligmann Meyer (1925/26)  
Z
um Tod von Mathilde Meyer, Witwe von Rabbiner Dr. Meyer (1936)    
Einführung von Bezirksrabbiner Dr. Harry Levy in sein Amt (1927, Rabbiner 1927-1931)   
Lerngruppe (Schiur) mit Rabbiner Dr. Harry Levy (1929)   
Rabbiner Dr. Magnus Weinberg hat seinen Amtssitz in Regensburg bezogen (1931)   
40-jähriges Dienstjubiläum von Rabbiner Dr. Magnus Weinberg (1935)   
Amtsniederlegung von Bezirksrabbiner Dr. Magnus Weinberg (1935) 
Das Rabbinat in Bayreuth wird aufgelöst beziehungsweise mit dem Rabbinat Regensburg-Neumarkt verbunden (1936)    
Einführung von Bezirksrabbiner Dr. Felix Salomon (1936)   
70. Geburtstag von Bezirksrabbiner a.D. Dr. Magnus Weinberg (1937)  
bulletAus der Geschichte der jüdischen Kultusbeamten 
Ausschreibungen der Stellen der Kultusbeamten: Religions- und Elementarlehrer / Vorbeter (Kantor) / Schochet 1871 / 1884 / 1885 / 1890 / 1893 / 1902 / 1903  
Zum Tod des Kantors Samson Laudenbacher (1903, von ca. 1849 an für 48 Jahre Kantor in Regensburg)   
Suizidversuch des Schächters und Kantors Abraham Idelsohn (1905)  
Max Behr wird zum Hauptlehrer ernannt (1908)     
80. Geburtstag von Oberlehrer Max Behr (1935)     
bulletKleine Berichte aus dem Gemeinde- und Vereinsleben  
Der Magistrat spricht sich für die Gleichstellung der Israeliten aus (1848)   
Ein jüdischer Bürger sammelt während der Fastnacht - als Pilger verkleidet - für wohltätige Zwecke (1855)    
Ü
ber die israelitische Schule in Regensburg unter Leitung von Rabbiner Dr. Schlenker (1859)   
Regelungen für jüdische Schüler am Schabbat (1865)   
Im Religionsunterricht der jüdischen Schüler kommen christliche Bücher vor (1867)   
Neue jüdische Gemeindeglieder müssen ein "Eintrittsgeld" an die Israelitische Kultusgemeinde bezahlen (1886)    
Zur Gründung eines israelitischen Altersheimes in Regensburg (1920)   
Rückkehr eines im Krieg Vermissten und die Bedeutung eines solchen Falles für das jüdische Religionsgesetz (1927)   
Über den der jüdischen Gemeinde sehr wohlgesonnenen Bischof Antonius von Henle (1927)   
Einladung zur Gründung eines "Vereins für jüdische Geschichte und Literatur" (1928)    
Gründungsversammlung des "Vereins für jüdische Geschichte und Literatur" (1928)  
Aktivitäten des "Vereins für jüdische Geschichte und Literatur" (1929)  
Aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben (1930)   
Publikation zur jüdischen Geschichte Regensburgs im ausgehenden Mittelalter (1933)  
B
ereits 30 Familien sind emigriert (1934)     
Kulturbundabend der jüdischen Gemeinde (1934)   
Aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben (1936) 
Schulverbot für jüdische Schülerinnen (1936)   
Aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben (1937)    
bulletBerichte zu einzelnen Personen der Gemeinde  
Beitrag über "Der jüdische Reisende Petachjah aus Regensburg" (12. Jahrhundert; Beitrag von 1928)  
Zum 100. Geburtstag von Voit Schwarzhaupt (1879)   
Z
um Tod von Adolf Rosenblatt (1901)   
Zum Tod von Kaufmann Simon Sundheimer (1909)  
Ehrenbürgerrecht für Gottlieb Gumprich in Falkenstein (1914)    
Eisernes Kreuz für den Leutnant Dr. Fritz Oettinger (1914) 
Zum Soldatentod von Oberarzt d.R. Dr. Lorenz Lehmann (1915 / mit Artikel von 1924)   
Zum Tod von Babette Rosenblatt (1921)   
Die Restauration Josef steht unter Aufsicht des Rabbinates (1928)  
Zum 60. Geburtstag von Kommerzienrat David Rosenblatt (1931)  
Zum Tod von Direktor Jakob Meyer (1928)     
bulletAnzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen  
Anzeigen der Firma Süss-Schulein & Neuburger (1906 / 1908)  
Anzeige von Kantor Winter (1919)  
V
erlobungsanzeige von Betina Seligmann und Emanuel Rau (1928)   
Verlobungsanzeige von Sittah Winter und Harry Weinberg (1934)  
Hochzeitsanzeige von Herbert Wertheimer und Kläre geb. Sandler (auf Hachscharah in Regensburg, 1937)  
Nach der Deportation: Todesanzeige für Heinrich Frank und Rosel Frank geb. Halle sowie für Hannchen Frank (umgekommen in Theresienstadt; 1945)    
bulletWeitere Dokumente zu jüdischen Gewerbebetrieben  
Brief mit Rechnung des Bankgeschäftes H.Gg. Niedermayer (1864) 
Postkarte von S. Wiener in Regensburg an Seligmann & Fried in Straubing (1888)    
Karte der Gebrüder Hahn aus Regensburg (1896)   
Karte aus Ostende (Belgien) an die Expedition der "Laubhütte" (1900)   
Karte von Moritz Regensburger aus Regensburg (1906)  
Werbevignetten des Modewarenhauses Emanuel Schwarzhaupt in Regensburg  
Briefe an die Gebrüder Loewenthal in Regensburg (1923)    

    
    
    
Allgemeine Berichte und Gemeindebeschreibungen     
Über "Deutsche Juden des Mittelalters als Kaufleute und Kulturpioniere" - unter besonderer Berücksichtigung von Regensburg (Artikel von 1933)        

Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. Februar 1933:     
Regensburg GemZeitung Wue 01021933a.jpg (34578 Byte) 

 
Gemeindebeschreibung von 1841
, vor allem Bericht zur Einweihung der Synagoge am 2. April 1841  

Regensburg AZJ 31071841.jpg (93614 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 31. Juli 1841: "Regensburg, im Juli. Regensburg ist eine von den Städten, die im Mittelalter ihre Juden vertrieb. Im Jahre 1519 mussten die Juden die Stadt verlassen. Die jetzige israelitische Gemeinde zählt nur 20 Familien, welche bis zum Jahre 1826 genötigt waren, ihre Toten in entferntere Gemeinden, so ihre Ahnen ruhten, zu begraben. Wie beschwerlich und mit welchen Inkonvenienzen verbunden dies sei, lässt sich wohl leicht ermessen. Erst im Jahre 1826 wurde ein Grundstück angekauft, wozu die Mittel in einem Tage von einigen Gemeindegliedern zusammengeschossen wurden, und einige Jahre später umgab eine schützende Mauer den Friedhof. Der Unterricht der Jugend wurde früher dahier von Privatlehrern kaum genügend besorgt. Im Jahre 1831 entstand eine Religions- und Elementarschule, die gegenwärtig wohl als Musterschule aufgestellt zu erden verdient. Dr. Schlenker aus Fürth erhielt den Ruf als Lehrer in diese Anstalt und die Schule hat in ihm einen tüchtigen Pädagogen gewonnen, der mit Liebe seinem Fache zugetan ist; dies hat auch die betreffende königliche Regierung mehrfach anerkannt und in Berücksichtigung der Leistung des Dr. Schlenker zur Schule seit dem Jahre 1834 eine jährliche Unterstützung von 150 Gulden bewilligt. Der Herr Dr. Schlenker geniest die Achtung seiner Vorgesetzten und erfreut sich der Liebe seiner Gemeinde. Beide erkennen
Regensburg AZJ 31071841a.jpg (159395 Byte)es dankend, wie er ernstlich dahin strebt, die Jugend zu guten und nützlichen Bürgern heranzubilden und die königliche Regierung hat sich desfalls wiederholt und rühmend ausgesprochen, insbesondere in einem Regierungserlasse vom 5. November 1838, welcher also lautet: 
’Auf den Bericht vom 29. August dieses Jahres hat man mit Wohlgefallen ersehen, mit welchem einsichtigen Eifer der Rabbinatsverweser und Lehrer Dr. Schlenker fortfährt, auf den Verstand und das Gemüt seiner kirchlichen Gemeinde zu wirken und sie in der Liebe zum König und zum Vaterlande zu befestigen; besonders aber wird demselben die diesseitige Zufriedenheit mit seinem Streben durch einen ebenso bemessenen als aufklärenden Unterricht die Jugend seines Volkes zu nützlichen, aufgeklärten und redlichen Staatsbürgern heranzubilden und so zu den Zugeständnissen zu befähigen, welche der Staat sich hinsichtlich der israelitischen Glaubensgenossen vorbehalten hat.’
Nach dem Ableben des Rabbinen Weil wurden die Herren Dr. Schlenker und Emanuel Sonnentheil, ein Mann mit ausgezeichneten talmudischen Kenntnissen und einem echt religiösen Lebenswandel, der bereits über 40 Jahre als Vorsänger dahier funktioniert und das Vertrauen der ganzen Gemeinde besitzt, als Rabbinatsverweser von der königlichen Regierung bestätigt und ihnen die Leitung des Gottesdienstes übertragen. Die Funktion des Letzteren beschränkt sich hauptsächlich auf die ritualgesetzlichen Dezisionen. Mancher Missbrauch wurde im Einverständnis mit der Gemeinde zu dem Zwecke abgeschafft, um den Gottesdienst würdiger und erhebender herzustellen, der fromme Eifer der beiden Rabbinatsverweser und der gute Wille der Gemeinde trugen nicht wenig zu so mancher Verbesserung in eben gedachtem Sinne bei.
Über ein Jahrhundert hielt die Gemeinde ihre Andachtsübung in dem Hause eines Bäckers, in einer beengten Stube, die kaum des Raumes genug hatte, die Versammelten zu fassen. 
Daher beschloss die Gemeinde einmütig und kein Opfer scheuend eine Synagoge zu bauen. In dieser Ansicht kaufte sie ein gut gelegenes Haus, richtete daselbst ihr Frauenbad ein, (da das alte in einem elenden Zustand war) 
Regensburg AZJ 31071841b.jpg (169574 Byte)ihre Lehrschule etc. etc. und benützte den linken Flügel zur Synagoge.
Hochgewölbt im gotischen Stile erhebt sich das neue Gotteshaus. Reinlich und zierlich, in seinem Inneren hell erleuchtet. Der Almemor schließt sich hart an die heilige Lade, welche im gotischen Stile erbaut von innen und außen köstlich verziert ist. Auf beiden Seiten führen Stufen hinauf, rechts prangt der achtarmige Leuchter, links erhebt sich die Kanzel, von der wir nun hoffen, recht oft Gotteswort aus dem Munde unseres verehrten Rabbinatsverwesers Dr. Schlenker zu vernehmen.
Ein solch bedeutendes Unternehmen ging von 20 Familien aus, welche vom frommen Eifer beseelt, alle Hindernisse überwanden, welche in mehrfacher Hinsicht bei den geringen Kräften der Gemeinde der Ausführung eines derlei Werkes entgegenstanden. Die geringe Anzahl von Gemeindegliedern, von denen Eines das Andere an wohltätiger frommer Gesinnung und an edler Hingebung zu dem erhabenen Zwecke der Verherrlichung des Höchsten überbot, hat auch das mit den äußersten Opfern hergestellt Haus außerdem noch in gleich freigebiger Weise reichlich mit Geschenken bedacht.   
Am 2. April dieses Jahres (1841) fand die feierliche Einweihung der Synagoge statt. Um 2 Uhr Nachmittag versammelten sich die sämtlichen Gemeindeglieder im Gemeindehaus wo die Toras herrlich geschmückt aufgestellt waren; nach beendigtem Micha-Gebet setzte sich der Zug in Bewegung. Voran schritten die beiden Rabbinatsverweser in ihrer Amtskleidung, ihnen folgten die beiden Kultus-Vorstände und die sämtlichen Gemeindeglieder Paar und Paar, jeder eine Tora tragend, den Zug schlossen die Jünglinge festlich geschmückt, welche brennende Wachskerzen trugen. In der Synagoge angelangt, stimmte der Chor, welcher auf der Galerie der Frauen errichtet und größtenteils aus der Schuljugend gebildet war, unter dem Schall der Posaunen ein feierliche Halleluja an. Die Tora tragenden, sowie die Jünglinge mit ihren Wachskerzen stellten sich zu den beiden Seiten auf.
Die beiden Rabbinatsverweser rezitierten abwechselnd das Gebet Mah towu sowie den 84. Psalm: hierauf sang der Chor unter Musikbegleitung das Lied No. 208 Johlsohns Gesangbuch, während dem bestiegen die beiden Rabbinatsverweser die Stufen 
Regensburg AZJ 31071841b2.jpg (103916 Byte)der heiligen Lade, empfingen dort jeder eine Tora und sodann geschah der dreimalige Umzug in der Synagoge unter Choralgesängen und Musikbegleitung. Nachdem die Tora in der heiligen Lade niedergelegt war, und die Gemeinde ihre Plätze eingenommen hatte, begann der Choral No. 207, worauf die beiden Rabbinatsverweser in Begleitung der Gemeindeältesten vor der heiligen Lade, die sämtlichen Weihegebete verrichteten. 
Nun bestieg der Rabbinatsverweser Dr. Schlenker die Kanzel, hielt eine gehaltvolle, gediegene Rede, die auf alle Anwesenden einen tiefen Eindruck machte. Von der heiligen Lade herab rezitierte der Rabbinatsverweser Emanuel Sonnentheil mit feierlichem Tone, einen von ihm eigens zu dieser Feier verfassten Hymnus (Schir) in hebräischer Sprache. Nachdem sofort Herr Dr. Schlenker das Gebet für König und Vaterland gesprochen, endigte noch ein Choralgesang den Gottesdienst. 
Repräsentanten der königlichen Zivil- und Militärbehörden, des Stadtmagistrates, sowie der Geistlichkeit der beiden christlichen Konfessionen wohnten dieser Feier an, welche in freudigem und bleibendem Andenken sich immerdar erhalten wird und den schönen Beweis lieferte, was auch geringe Kräfte vermögen, wenn es sich um die höchsten Interessen des menschlichen Gemütes, um den ehrwürdigen Glauben der Väter und um das heilige Vermächtnis der von ihnen überkommenen Gottesverehrung handelt."   

  
Kurze Gemeindebeschreibung von 1847   

Regensburg Orient 05031847.jpg (37196 Byte)Aus einem Bericht in der Zeitschrift "Der Orient" vom 5. März 1847 über die jüdischen Gemeinden in Bayern: "II. Oberpfalz. Diese hat vier jüdische Gemeinden, und da diese sehr entfernt voneinander sind, in jeder Gemeinde einen Rabbiner. 1) Regensburg, die Kreishauptstadt, zählt 17 jüdische Familien. Das Rabbinat versehen Vorsänger und Lehrer miteinander. Letzterer, Dr. Schlenker, predigt und erster paskent*."  
(*unklares Wort)   

  
Gemeindebeschreibung von 1862  

Regensburg AZJ 02091862.jpg (116233 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 2. September 1862: "Regensburg, 10. August (1862). Aus Bayern finden sich seither selten berichte in diesem viel gelesenen und geschätzten Blatte. Freilich, so lange uns unter der früheren exzeptionellen Stellung noch der Schuh drückte, hatten Ihre Berichterstatter mehr Stoff, ein System zu beklagen, das uns zum Schaden und Anderen nicht zum Vorteile gereichte. Jetzt ist das – Danke sei der Weisheit und Gerechtigkeit unserer allerhöchsten Staatsregierung – ganz anders geworden. Alle Ausnahmegesetze sind annulliert, alle bürgerlichen, gewerblichen und staatsbürgerlichen Rechte uns eingeräumt, sodass wir einer gesicherteren, gerechteren Lage uns erfreuen, als viele unserer anderen deutschen Glaubensbrüder. Wir haben jetzt in Bayern viele königliche Advokaten, Notare, Ärzte unseres Glaubens. Der Herr Staatsminister hat bei den letzten Kammerdebatten nachdrücklich hervorgehoben, dass bei uns kein Gesetz existiere, das den Juden vom Staatsdienst ausschließe, die Anstellung sei ein Akt des Vertrauens seitens der allerhöchsten Stelle, das zu verdienen unsere israelitischen Kandidaten umso mehr sich bestreben werden. -
Regensburg AZJ 02091862a.jpg (138633 Byte)Diese verbesserte Lage nach Außen scheint aber nach Innen, d.h. aufs kulturelle und gemeindliche Leben der Landgemeinden ungünstig einzuwirken. Die besseren, bemittelten Familien ziehen in Städte und überlassen den zurückbleibenden, weniger mit Glücksgütern gesegneteren die Lasten, Besoldungsleistungen und gemeindliche Verpflichtungen. Große pekuniäre Verluste haben in dieser Übergangsperiode die israelitischen Lehrer auf dem Lande zu beklagen. Schreiber Dieses kennt solche, die noch vor 10 Jahren 58 Schulkinder hatten, während heute diese Zahl auf 18 herabgesunken ist. Die Regierung ergänzt zwar die Minimalgehalte der israelitischen Elementarlehrer – die Religionslehrer entbehren leider auch diesen Genuss – allein das Nebeneinkommen durch Privatunterricht etc. ist beiden zu Verluste gegangen.
Zu Regensburg: Die hiesige altehrwürdige israelitische Gemeinde, die vor acht Jahren noch nicht 20 Familien zählte, ist seit zwei Jahren auf deren 50 herangewachsen. Auch hat der hiesige Stadtmagistrat in echt humaner Weise fast allen israelitischen Bewerbern bereitwilligst Aufnahme und Heimatrecht gestattet. Die hiesige schöne, erst vor ca. 20 Jahren mit schweren Geldopfern erbaute Synagoge, ein festes stattliches Gebäude, ist für das jetzt größere israelitische Publikum in ihren Räumlichkeiten unzugänglich geworden, weil namentlich an den jüdischen Herbstfesten auch viele Reisende, Mess- und Handelsfremde sich hier aufhalten. Diesem Übel hat die Gemeinde abgeholfen, indem sie die Synagoge tunlichst erweiterte, dass niemand sagen kann, (hebräisch und deutsch) – zu enge ist mir diese Stätte der Andacht."

    
Kritische Betrachtung von religiösen Zuständen in drei bayerischen Städten (1864)  
Anmerkung: der Verfasser schreibt aus einer liberalen Sichtweise; aus dieser heraus nimmt er einen "Stillstand" der Entwicklung war.    

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 13. Dezember 1864: "Aus Bayern, im November (1864). Unsere Zustände in Bayern anlangend, werden Sie aus dem wenigen, das Sie hierüber vernehmen, wohl einen Stillstand erkennen. Es geschieht aber manches geräuschlos, besonders organisiert sich das Innere in manchen Gemeinden. Doch kann auch nicht geleugnet werden, dass in städtischen Gemeinden der Dämon des Materialismus mit dem des Indifferentismus verderbliche Bankhalter sind. Das schöne Nürnberg zählt Firmen genug; aber keine konfessionelle Firmitas. Regensburg, von der Regierung gedrängt, einen Rabbinats-Sitz zu gründen, schreit, wie bei dem bekannten Spiele: 'Noch nicht! noch nicht!'  
Sehr rührig ist Herr Rabbiner Bamberger in Würzburg; nur schade, dass sein Eifer für das Gute nicht einem höheren Geistesziele dient; denn ob ein paar Gemeindeglieder mehr gewonnen werden, das Talit (Gebetsschal) über den Kopf zu nehmen oder nicht, darauf kommt nichts an."  

 
Gemeindebeschreibung von 1865  

Regensburg AZJ 14021865.JPG (194307 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 14. Februar 1865: "Regensburg, 10. Januar (1865). In letzter Zeit finden sich in diesem Blatte einige Angriffe gegen die hiesige israelitische Kultusgemeinde, die der Berichtigung bedürfen. Vorerst ist allerdings die religiöse Leitung der hiesigen Gemeinde dem Herrn Rabbiner Dr. Löwenmayer von Sulzbürg übertragen und die Gründung eines selbständigen Stadt-Rabbinats noch nicht erfolgt; allein die Ursache liegt nicht im leidigen Materialismus oder Indifferentismus, die wahrhaftig hier im Ganzen seltener sind als in vielen größeren und kleineren vaterländischen Gemeinden. Da die hiesige israelitische Schule guter Leitung anvertraut ist, so stehen hier noch dringlichere Fragen auf der Tagesordnung, die der Erledigung bedürfen. Wird aber nach der Erweiterung oder dem Umbau der hiesigen Synagoge, welcher in naher Zeit realisiert werden soll, die Rabbinatsfrage zum Austrage kommen, so wird man wohlweislich nur auf solche Kandidaten Rücksicht nehmen, die neben rabbinischer und akademischer Bildung auch pädagogische Erfahrungen gesammelt haben, damit der künftige Rabbiner Gelegenheit sich verschaffen könne, nicht sowohl im Inspizieren als im willenskräftigen Mitwirken der sittlichen religiösen Zucht und Bildung der israelitischen Jugend selbsttätig zu sein. Trotz des erledigten Rabbinatsstuhles hat aber die hiesige israelitische Gemeinde ihren sittlich-religiösen Charakter treu bewahrt. An Sabbat- und Festtagen ist die Synagoge fast von sämtlichen Familien in andächtigster Weise besucht; ja auch an Wochentagen – montags und donnerstags – kann man auch zweimal Minjan (sc. die nötige Zehnzahl jüdischer Männer) zur Morgenandacht eilen sehen. – Seit zwei Jahren besteht hier auch eine gut fundierte Chewra Kadischa (Wohltätigkeits- und Bestattungsverein), die ihren Mitgliedern in Freud und Leid menschlichen und religiösen Beistand leistet; zur sittlich-religiösen Vervollkommnung ihrer Teilnehmer hat diese auch angeordnet, dass an jedem Sabbat- und Festtage vom Religionslehrer ein kurzer erbaulicher Vortrag gehalten werde; auch diese wöchentlichen Vereinssammlungen sind ebenfalls viel besucht. – Zu dem neu gegründeten Verein Hachnassat Orachim und zur städtischen Armenkasse leistet die 60 Familien zählende Gemeinde alljährlich circa 1.800 Gulden – nach Verhältnis gewiss ein großes Wohltätigkeits-Konto, abgesehen von der Privatwohltätigkeit, die nicht minder lobenswert ist.
In väterlicher Weise hat auch die hiesige Kultusgemeinde – obschon mit einem dickleibigen Budget belastet – von Neujahr 1865 beginnend, ihre sämtlichen Bediensteten in ihrem Einkommen aufgebessert, was sogar in der hiesigen periodischen presse schon hohe Anerkennung gefunden hat."  

     
     
Aus der Geschichte des Rabbinates in Regensburg    
Zum Tod des Rabbinatsverwesers Emanuel Sonnentheil (gest. 1849) und Wahl von Dr. Seligmann Schlenker zum Rabbiner (1850)  
Anmerkung: Emanuel Sonnenteil (geb. 1770), war seit 1798 Vorsänger und Schächter in Regensburg. Seit 1833 war er Rabbinatsverweser ebd., gemeinsam mit Dr. Seligmann Schlenker, der das Predigtamt in der Gemeinde versah.    

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 8. April 1850: "Regensburg, 27. März (1850). Gewiss ist es von Interesse, von Zeit zu Zeit die Blicke dem Leben und Weben einer israelitischen Kultusgemeinde zuzuwenden, da sich in Vielem das Zeitwesen belehrend abspiegelt, uns aus den Erscheinungen, Aneiferungen oder Warnungen Anderen oder dem Ganzen zugute kommen. Diese Blätter haben im Jahre 1841 No. 31 einen Bericht über die Kultusgemeinde Regensburgs gebracht. Die darin besprochenen Verhältnisse hatte ihre Fortdauer bis in die Jüngstzeit und änderten sich erst in personeller Hinsicht m8it dem Tode des Rabbinatsverwesers Emanuel Sonnentheil, dessen talmudische Kenntnisse und religiöser Wandel damals schon ihre öffentliche Anerkennung fanden. Dreiundfünfzig Jahre hatte er in gleicher Weise seinem Gott und der Gemeinde gedient, als er im Juni vorigen Jahres zu den Vätern versammelt wurde. Obschon der ältern Schule und Bildung angehörend wirkte er doch stets in freundlichster Eintracht mit seinem Kollegen, Dr. Schlenker, und trat nie den verständigen und zeitgemäßen Verbesserungen des Gottesdienstes entgegen, die dieser beantragte und die Gemeinde wünschte. Die Gemeinde selbst aber unter sich und mit ihrem Religionsdienern in schönster Harmonie, leistete mit Freude und Liebe Alles, was für Kultus und Schuler erforderlich, sie macht hierfür einen jährlichen Aufwand von 1.400 Gulden, der gewiss von einer Gemeinde, die nur etliche zwanzig Mitglieder zählt, große Opfer erheischt. Seit dem 26. Dezembervorigen Jahres ist der von der Gemeinde gewählte Dr. Schlenker zum      
Regensburg AZJ 08041850a.jpg (171307 Byte) wirklichen Rabbiner von der königlichen Staatsregierung unter Beziehung auf seine bereits erworbenen Verdienste um Kirche und Schule förmlich bestätigt worden. Derselbe hat eine neue Synagogenordnung entworfen, die von Ostern an vorläufig eingeführt werden wird, und hat hiefür großenteils das Formativ der im Königreich Württemberg bestehenden zum Vorbild genommen. Wir werden die von Dr. Schlenker verfasste Synagogenordnung seinerzeit öffentlich in diesen Blättern vorlegen. Um für die würdevolle Feier des Gottesdienstes Nichts zu versäumen, hat die Gemeinde Herrn Lauterbacher von Pappenheim zum Vorsänger gewonnen, einen Mann von musikalischer Bildung und mit guter Gesangstimme begabt, sonach eine treffliche Akquisition. Endlich darf schließlich nicht unbemerkt bleiben, denn es ist in dieser Zeit von gewicht, dass die Israeliten Regensburgs im freundlichsten Einvernehmen mit ihren Mitbürgern aller christlichen Konfessionen leben und sich deren Beachtung in gottesdienstlicher Beziehung erfreuen. Ein Artikel im Münchener Eilboten No. 35, der zwei Kultushandlungen in der Synagoge bespricht, bezeugt dies unwiderleglich und schließt mit den bezeichnenden Worten: 'Doch wir wollen mit dem Wunsche schließen, dass alle Bekenner positiver Religionen, ob Katholiken oder Protestanten, ob Christen oder Nichtchristlichen, mit wahrhafter Überzeugung und inniger Freudigkeit ihrem Glauben treu anhängen, untereinander aber in brüderlicher echter Nächstenliebe leben möchten; dies aber wird erst möglich sein, wenn Allen die gleiche Gerechtigkeit geworden und niemand mehr um seines Glaubens willen zu entbehren und zu dulden bracht. Wären alle Konfessionen einig in werktätiger Liebe, dann würde es der Vorsehung leicht sein, Alle einig zu machen in der Erkenntnis der ewigen Wahrheit, die nur Eine sein kann, wie es nur Einen Gott und Vater Aller gibt, und dies ist die echte Messiaslehre auch Israels. Möchten diese Zeilen ein weiterer Beitrag sein zur Verständigung, zur Versöhnung, zur Lichtung. Gott geb's!'"  


Gottesdienstliche Reformversuche von Rabbiner Dr. Seligmann Schlenker (1853)  
Rabbiner Dr. Seligmann Schlenker war Rabbiner in Regensburg von 1831 bis zum seinem Tod im Januar 1860.   

Regensburg AZJ 10011853.jpg (63810 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 10. Januar 1853: "Wie das Terrain zu etwaigen gottesdienstlichen Reformen bei uns dermalen bestellt ist, wollen Sie aus folgendem Faktum entnehmen. Der Rabbiner Herr Dr. Schlenker in Regensburg hatte in Vereinigung mit seiner Gemeinde dem hohen Kultusministerium den Entwurf einer Synagogenordnung zur Genehmigung unterbreitet. Derselbe gelangte in die Hände eines bekannten ultraorthodoxen Rabbinen einer anderen Kreishauptstadt, welcher ihn als äußerst gefährlich für das Seelenheil der Gläubigen erklärte. Und welches waren die Reformen, welche so gemeinschädlich sein sollten? Hören Sie – es sollen die Hoschanot (sc. Prozessionen um den Lesepult am Laubhüttenfest) nicht mehr in der Synagoge und – horribile dictu! – auch in derselben nicht mehr am Vorabend des Versöhnungstages Malkut geschlagen werden! Der allerhöchsten Stelle mochte dies denn doch zu bunt sein und sie soll das Gutachten dreier als rechtgläubig bekannten Rabbinen erholt haben, die den Entwurf auch in allen seinen Teilen – aufrecht erhalten haben."
 
Regensburg AZJ 23051853.jpg (186165 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 23. Mai 1853: "Regensburg, im Mai (1853). Der Artikel aus Bayern in Nr. 3 dieser Zeitung, worin von den Kultusverbesserungen in der hiesigen israelitischen Gemeinde die Rede ist, gibt mir Veranlassung, über diesen Gegenstand Ihnen ausführlichen Bericht zu erstatten. Die im Jahre 1841 mit allerhöchster Genehmigung dahier eingeführte, der mittelfränkischen nachgebildeten, Synagogenordnung umfasste lediglich die äußere Ordnung des Gottesdienstes. Das Bedürfnis der hiesigen Gemeinde nach Verbesserungen im Kultus veranlasste dieselbe, ihren Rabbiner, Herrn Dr. Schlenker zu beauftragen, Vorschläge zu einer Läuterung des Gottesdienstes in Vorlage zu bringen. Herr Dr. Schlenker bearbeitete eine neue Gottesdienst-Ordnung, legte den Entwurf seiner Gemeinde vor, und die sämtlichen Gemeindeglieder waren damit einverstanden. Die Synagogenordnung wurde sofort zur Genehmigung dem königlichen Kultusministerium vorgelegt, und es erfolgte unterm 19. Oktober eine allerhöchste Entschließung, ‚dass der vorgelegte Entwurf wegen der darin nach sachkundigem Urteile enthaltenen, für manche gläubige Israeliten Anstoß gebenden Neuerungen nicht gebilligt werden könne.’
Der Rabbiner hat hierauf in einer umfassenden Abhandlung dargetan, dass die fragliche Gottesdienst-Ordnung in Ansehung ihrer rituellen Gültigkeit durchaus nichts entgegen den Bestimmungen des Rabbinatsgerichtes enthalte, und dass dieselbe vielmehr auf einer echt religiösen Grundlage beruhe. Diese Abhandlung wurde dann dem königlichen Kultusministerium mit der Bitte vorgelegt, die anstößigen Stellen behufs deren Entfernung näher zu bezeichnen. Diese höchste Stelle hat nun die übergebene Synagogenordnung mehreren Rabbinern zur Begutachtung mitgeteilt, und dieselbe wurde nun, mit einigen Modifikationen den Konfirmationsakt betreffend, in ihrem ganzen Umfange höchsten Orts sanktioniert... Es folgen einige Details zu den Veränderungen… Die Synagogenordnung ist jetzt dem Druck übergeben worden."

  
Die Stelle eines Rabbiners bleibt vorerst unbesetzt, die Liberalen warnen vor einer Besetzung des Rabbinats durch die orthodoxen Würzburger (1860/1863)   
Anmerkung: die beiden Artikel erschienen in der liberalen "Allgemeinen Zeitung des Judentums" mit einer für sie in der damaligen Zeit charakteristischen Polemik gegen die jüdische Orthodoxie, deren Organ die Zeitschrift "Der Israelit" war.   

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 26. Juni 1860: "In Regensburg ist man eben auch daran, die durch den Tod Dr. Schlenkers erledigte Stelle zu besetzen. Da Herr Bamberger gerade erst in B. einen Sprössling platziert hat, ein anderer aber vor der Hand noch nicht reif ist, so hilft hier Herr Weißkopf mit noch einigen Bewerbern von dieser Seite aus. In Regensburg wäre ein Sieg dieser Clique doppelt bedauernswert, da am Sitze einer Regierung derartige Subjekte an Gefährlichkeit zunehmen. Möge deshalb die Gemeinde nicht gleichgültig zu Werke gehen und sich durch Parteispaltungen überrumpeln lassen."            
 
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 29. September 1863: "In Regensburg waren einst, wie der dortige Korrespondent in diesen Blättern bemerkt, Chochamim, das heißt gesetzeskundige Männer; wird ja auch der Grabstein des R. Jehuda hachasid noch dort gezeigt. Allein jetzt ist selbst die Kanzel verwaist. Nach dem Tode des seligen Dr. Schlenker, der Rabbiner und Lehrer zugleich war, nahm die Gemeinde, die zu den reichen gehört und täglich zunimmt, einen lehrer auf und schloss sich an das Rabbinat Sulzbürg an, sodass fast das ganze Jahr hindurch in der Synagoge der Kreishauptstadt der Oberpfalz das Wort Gottes nicht in deutscher Sprache verkündet wird, während jetzt selbst kleine Landgemeinden gerne eine Predigt hören! Und wandern wir nach Franken, da finden wir krassen Obskurantismus, da herrscht noch der alte Schlendrian, besonders im Würzburger Rabbinate! Darüber ein Wort zu verlieren, wäre vergebens; bildet sich ja ein gewisser Schätzer ein: 'der Standpunkt der Reform wäre ein überwundener und bald kehre alles wieder zur Orthodoxie zurück!' Wie lächerlich erscheint ein solcher Ausspruch gegenüber Ihrer prachtvollen und klaren Auseinandersetzung über den Fortschritt selbst der Orthodoxie! - Möge im neuen Jahre sich vieles besser gestalten in Israel! Das ist unser Neujahrswunsch! -z." (sc. gemeint zum jüdischen Neujahrsfest, das 1863 am 14./15. September war).          

 
Verlängerung der Dienstzeit von Rabbiner Dr. Mayer Löwenmayer (Rabbiner in Sulzbürg, 1867) 
Anmerkung: zwischen 1860 und 1881 stellte die Gemeinde Regensburg keinen eigenen Rabbiner an, sondern beauftragte als Rabbinatsstellvertreter den Sulzbürger Distriktsrabbiner Dr. Mayer (David) Löwenmayer, der damit außer Sulzbürg, Thalmässing und Neumarkt auch Regensburg betreute.

Regensburg Israelit 13111867.jpg (93730 Byte)Bericht aus dem Jahr 1867 (Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. November 1867: "Regensburg, im November. Nach Ablauf des Provisoriums des Herrn Rabbiners Dr. Lehmeier (gemeint: Löwenmayer) für hiesige Stadt, wurde auffallender Weise der Beschluss gefasst, dieses auf weitere drei Jahre zu verlängern. Der allgemein verehrte und geachtete Bürger von Regensburg, Herr Lilienthal blieb leider in der Minorität. Es wäre die Erwartung, dass Regensburg einen, seinem historischen Rufe entsprechenden Rabbiner erhalte, um so mehr gerechtfertigt, als die israelitische Gemeinde bereits ca. 70 Familien stark ist und eine prachtvolle Synagoge besitzt. Eines aber, ein israelitischer Religionslehrer ist höchstes Bedürfnis. Herrn Frankenburgers Religionsschule leistete zwar bisher, was möglich war, vermag aber den religiösen Bedürfnissen der Jetztzeit nicht mehr zu genügen – der Ära des krassen Indifferentismus nicht genügend entgegenzutreten.   
Hoffen wir zum Allgütigen, dass auch hier durch einen Zögling des Würzburger Lehrerseminars eine neue Morgenröte aufgehe!"

  
Die Wahl
von Dr. Seligmann Meyer (Rabbiner 1881- 1925)  
Anmerkung: Rabbiner Seligmann Meyer ist 1853 in Reichelsheim im Odenwald geboren. Er war von 1877 bis 1882 Redakteur der 'Jüdischen Presse'; 1884 gründete er die deutsch-israelitische Zeitung 'Die Laubhütte', die er bis zu seinem Tode redigierte. Von 1882 an war er Stadtrabbiner in Regensburg, ab 1897 orthodoxer Distriktsrabbiner. von 1918-1923 war er Vorsitzender der bayerischen Rabbinerkonferenz. 

Regensburg Israelit 19101881.jpg (130752 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Oktober 1881: "Regensburg, 17. Oktober (1881). Herr Dr. Seligmann Meyer aus Berlin ist zum Rabbiner der hiesigen Gemeinde gewählt worden. 
Regensburg, einst eine Haupt- und Mutterstadt der jüdischen Diaspora, war ungefähr 300 Jahre lang den Israeliten verschlossen. Erst seit ca. 30 (die Zahl ist falsch angegeben!) Jahren haben sich hier wieder Juden ansiedeln dürfen. Die Gemeinde zählt jetzt mehr als 150 jüdische Familien. Die hohe Regierung, in weiser Fürsorge für das geistige Wohl der hiesigen Israeliten, verlangte zu wiederholten Malen die Anstellung eines Rabbinen. Allein, die Parteien konnten sich nicht einigen, und so wurde noch vor einem halben Jahre der Beschluss gefasst, fürs Erste von der Anstellung eines geistlichen Oberhauptes abzusehen. Da geschah es, dass kurz vor den Feiertagen der hiesige Kantor unwohl wurde Man war genötigte einen Baal Tefila (Vorbeter) für die Jomim Hanorim (die hohen Feiertage)  zu engagieren. Man schrieb die Stelle im ‚Israelit’ aus, den Wunsch dabei äußernd, dass der Betreffende an den hohen Feiertagen auch predigen möge. Hierauf meldete sich Herr Dr. Meyer und wurde akzeptiert. Durch seine wundervolle Stimme, durch seinen zur Andacht erweckenden Vortrag der Gebete, und namentlich durch seine geist- und gemütreichen Predigten gewann sich Herr Dr. Meyer alle Herzen und so wurde er beim Ausgange des zweiten Tages des Hüttenfestes einstimmig zu unserem Rabbiner erwählt. Möge sein Wirken ein segenvolles sein, möge durch ihn der alte Ruhm unserer Stadt auch in jüdischer Beziehung wieder hergestellt werden!"  

   
Distriktsrabbiner Dr. Seligmann Meyer ist Herausgeber einer Zeitung (1901)    

Regensburg Israelit 17011901.jpg (149888 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Januar 1901: "Deutsche Israelitische Zeitung. Organ für die Gesamtinteressen des Judentums mit der Beilage 'Die Laubhütte', israelitisches Familienblatt. 17. Jahrgang. Herausgegeben von Distriktsrabbiner Dr. Meyer in Regensburg. 
Der Inhalt der 'Deutschen israelitischen Zeitung' ist sehr mannigfaltig, sie bringt gediegene Leitartikel über die das Judentum betreffenden Tagesfragen, belehrende und erbauende Aufsätze, Religiöse Betrachtungen, historische Skizzen, Literatur und trägt so dazu bei, die Kenntnis des Judentums und den religiösen Sinn zu fördern. Die 'Deutsche Israelitische Zeitung' verteidigt das Judentum gegen Angriffe in sachlich entschiedener, formell gemäßigter Weise und tritt warm für die Kolonisation Palästinas ein. In Bezug auf Unterhaltung entspricht die Beilage 'Laubhütte' den höchsten Anforderungen, die an ein Familienblatt im besseren Sinne des Wortes gestellt werden dürfen. Die 'Deutsche Israelitische Zeitung', bringt eine interessante Rundschau aus allen Ländern der Welt, eine sehr reichhaltige Kleine Chronik, die dem Leser Kund gibt von den Begebenheiten in jüdischen Kreisen aller Erdteile. 
Die 'Deutsche Israelitische Zeitung' erscheint wöchentlich 16 Seiten stark 
Das Quartal kostet bei der Post und im Buchhandel Mark 2.25. Direkte Zusendung mit Streifband jährlich 10 Mark, Kultusbeamte zahlen bei der Expedition jährlich nur 7 Mark. 
Man abonniert bei jeder Postanstalt und jeder Buchhandlung und bei der Expedition der 'Deutschen israelitischen Zeitung' in Regensburg. Inserate finden weite Verbreitung."     
 
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Dezember 1901:  
Anzeige wie oben. Distriktsrabbiner Dr. Meyer machte längere Zeit durch regelmäßige Annoncen auf seine Deutsche Israelitische Zeitung aufmerksam. 
Ein Teil der erschienenen Exemplare kann online gelesen werden über das Internet-Archiv des Leo Baeck Institutes:  
https://archive.org/details/deutscheisraelitishezeit    

  
Bezirksrabbiner Dr. Meyer wird zum Befürworter der zionistischen Bewegung (1902)       

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. November 1902: "Regensburg, 16. November (1902). (Bezirksrabbiner Dr. Meyer's Übergang zum Zionismus). Wir erhalten folgenden Bericht: 
'Sie gestatten mir, Ihnen von der am Samstag Abend hier stattgefundenen ersten zionistischen Versammlung zu berichten. 
Vor einem zahlreich erschienenen Publikum referierte Herr Dr. jur. Bernhard Kahn aus München über das Thema: 'Was ist und was will der Zionismus?' Redner erläuterte das Baseler Programm und wies, ohne das Endziel aus den Augen zu lassen, auf die besonders wichtigen Gegenwartsaufgaben des Zionismus hin. - In der Diskussion ergriff Seine Ehrwürden Herr Distriktsrabbiner Dr. Meyer das Wort, um für die Unterstützung der Bewegung zu sprechen. Redner verglich das jüdische Volk mit einem Gefäß und unsere heilige Religion mit dessen Inhalt. Sei durch den Zionismus erst das Gefäß wieder stattlich hergestellt, so werde es auch an seinem Inhalt nicht fehlen. Als der Herr Rabbiner die Gemeindeangehörigen aufforderte, sich der zionistischen Sache anzuschließen, durchbrauste frenetischer Jubel den Saal. Fast alle Anwesenden, darunter einige Vorstandsmitglieder der jüdischen Kultusgemeinde, beeilten sich, ihre Namen in die Mitgliederliste der Regensburger zionistischen Vereinigung einzuzeichnen.' 
(Es bleibt abzuwarten, ob Herr Distriktsrabbiner Dr. Mayer tatsächlich rückhaltlos sich der zionistischen Bewegung angeschlossen hat. Die deutsche Orthodoxie, zu deren Mitgliedern sich Herr Dr. Meyer doch mit Stolz zählt, hat, wie wir schon des Öfteren ausführten, doch noch manchen Vorbehalt. Redaktion des 'Israelit')".        

  
Publikation von Rabbiner Dr. Meyer zu den Thesen von Professor Delitzsch (1903)         

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. August 1903: "Regensburg, 2. August (1903). Das 'Regensburger Tagblatt' vom 26. Juli (1903) schreibt: Von der Schrift des hiesigen Distriktsrabbiners Herrn Dr. S. Meyer ist ein zweites Heft erschienen. Die bekannten Behauptungen des Professors Delitzsch, Israel habe seinen Monotheismus und seine Kultur von den Babyloniern entlehnt, werden in diesem Hefte mit weiteren, jedermann einleuchtenden Gründen völlig widerlegt und gezeigt, wie Delitzsch sich vielfach selbst widerspricht. Es ist ergötzlich zu lesen, wie Delitzsch contra Delitzsch ins Feld geführt wird. Dr. S. Meyer beruft sich dabei auf Prof. Hilprecht und andere Assyriologen, vor allem aber auf den Grundtext des Alten Testaments, in dessen gelehrter Kenntnis er sich Delitzsch überlegen zeigt. Wer zu gründlicher Klarheit in der so viel Aufsehen erregenden Bibel- und Babel-Frage gelangen will, dem sei auch dieses zweite Heft von 'Contra Delitzsch' empfohlen.'"      

 
25-jähriges Dienstjubiläum von Distriktsrabbiner Dr. Seligmann Meyer (1909)   

Regensburg Israelit 14011909.JPG (114817 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Januar 1909: "Regensburg, 5. Januar (1909). Im Januar 1908 waren es 25 Jahre, seitdem Distriktsrabbiner Dr. Meyer in Regensburg definitiv angestellt wurde. Die provisorische Anstellung war im Januar 1882 erfolgt. Herr Dr. Meyer hatte gebeten, insbesondere mit Rücksicht auf die Trauer um seine Eltern seligen Andenkens, von einer öffentlichen Feier abzusehen und die von der Verwaltung der Kultusgemeinde beabsichtigte Ehrung zu verschieben. Die Kultusverwaltung erschien aus diesem Grunde später in corpore in der Wohnung des Jubilars, an ihrer Spitze die beiden Vorstände Herr Rechtsanwalt Dr. Heidecker und Herr Großhändler David Rosenblatt. Herr Dr. Heidecker würdigte in geist- und gemütvoller Rede die Tätigkeit des Rabbiners als Kanzelredner und Religionslehrer, sowie das weitere Wirken desselben für Lehre und Kultus, und überreichte im Namen der Gemeinde, deren herzliche Glückwünsche er aussprach, ein Sederservice in Silber in prachtvoller Ausstattung, worauf der Geehrte in längerer Rede seinen tief gefühlten Dank aussprach. Herr Oberbürgermeister Geib und der erste Vorstand der Gemeindebevollmächtigten der Stadt Regensburg, Herr Neuffer, sprachen in einem gemeinschaftlichen Schreiben die Glückwünsche namens der Stadtverwaltung aus. Am 5. Dezember 1908 hat die jüdische Kultusgemeinde als Jubiläumsehrung eine entsprechende Gehaltserhöhung bewilligt."     

    
Zum Tod von Distriktsrabbiner Dr. Seligmann Meyer (1925/26)
   

Regensburg Israelit 14011926.jpg (67185 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Januar 1926: "Distriktsrabbiner Dr. Meyer – das Gedenken an den Gerechten ist zum Segen – Regensburg, 6. Januar (1926). Distriktrabbiner Dr. S. Meyer, Regensburg, ist dieser Tage in Regensburg nach kurzem Leiden verschieden. Er war als Schüler des Berliner Rabbinerseminars und Dr. Esriel Hildesheimers, ein Vertreter jüdischer Gesinnung, ein Lehrer der Tora und ein Vorkämpfer des Torajudentums in Bayern wie in der Welt. Er war Mitbegründer und erster Redakteur der in Berlin erschienenen, später von Dr. Hildesheimer herausgegebenen Wochenschrift ‚Die jüdische Presse’. Später wurde er Bezirksrabbiner in Regensburg und verblieb auf diesem Posten, geliebt und hochgeachtet von der ganzen Bevölkerung, bis vor wenigen Wochen, da er sich zur Ruhe setzte. 42 Jahre lang hat er in Regensburg die ‚Deutsch-Israelitische Zeitung’ und ‚Laubhütte’ herausgegeben. Fast sämtliche Aufsätze dieser Zeitung waren von ihm selbst verfasst. Er war also nicht allein der Senior des bayrischen Rabbinats, sondern auch ein Veteran des jüdischen Journalismus. Sein Wirken letorah uleämuna (für die Tora und für die Wahrheit) blieb unvergessen. Wir kommen auf seinen Lebensgang zurück. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."  
 
Artikel in der "Jüdisch-liberalen Zeitung" vom 15. Januar 1926: 
Ähnlicher Bericht wie oben.          

    
Nachruf zum Tod von Distriktsrabbiner Dr. Seligmann Meyer (1925/26)   

Regensburg CV 15011926.jpg (101955 Byte)Anzeige in der Zeitschrift des "Centralvereins" vom 15. Januar 1926: "Nachruf
In schmerzvoller Trauer zeigt die Israelitische Kultusgemeinde Regensburg das Ableben Seiner Ehrwürden des 
Herrn Dr. Seligmann Meyer Distriktsrabbiner
 
an. Seit 44 Jahren in unserer Gemeinde amtierend, hat der Verblichene, dessen Ruf als Gelehrter weit über Regensburgs Mauern hinaus gedrungen ist, in aufopfernder Tätigkeit als Seelsorger die Geschicke unserer Gemeinde geleitet und hat es verstanden, in friedvoller Zusammenarbeit mit der Geistlichkeit anderer Konfessionen und den Behörden zu wirken. In den vielen Jahren seiner Amtsdauer hat er seine Gemeinde, die mit inniger Verehrung an ihm hing, als religiöser Beistand und Berater in Leid und Freud durchs ganze Leben geführt. Sein Name ist in der Geschichte der Israelitischen Gemeindechronik mit unvergänglichen Lettern eingegraben. 
Regensburg, 31. Dezember 1925. Die Verwaltung der Israelitischen Kultusgemeinde Regensburg."   

     
Zur Beisetzung von Distriktsrabbiner Dr. Seligmann Meyer (1925/26)   

Regensburg CVMonat 011926.jpg (67883 Byte)Artikel in der Monatszeitung des "Central-Vereins" – Januar 1926: "Am 3. Januar fand in Regensburg die Leichenfeier für den verstorbenen Rabbiner Dr. S. Meyer, der 45 Jahre dort amtiert hatte, statt. Auf dem Friedhof schilderte der Bürgermeister in einer längeren Ansprache die Herzensgüte, Wohltätigkeit und vorbildliche Amtstätigkeit des Verewigten in begeisterten Worten. Tausende armer christlicher Einwohner ständen als Leidtragende an seinem Sarge. Nie habe der Entschlafene bei Werken der Menschenliebe einen Unterschied zwischen Jude und Christ gemacht, und unter seinem Einflusse habe auch die jüdische Gemeinde stets mit vollen Händen gegeben, wo sie nur konnte. Es sei einer der erschütterndsten Momente seines Lebens gewesen, als der Verstorbene ihm einmal bekannt habe, wie schwer er die wüste Judenhetze empfinde. Nur sein felsenfestes Gottvertrauen habe ihn über diesen Schmerz hinweggeholfen und ihn an der Zukunft nicht verzweifeln lassen."    

   
Zum Tod von Mathilde Meyer, Witwe von Rabbiner Dr. Meyer (1936)      

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. September 1936: "Regensburg, 30. August (1936). In der Nacht zum Freitag, den 14. August, verschied die Gattin unseres verewigten alten Rabbiners, das Andenken an den Gerechten ist zum Segen, Frau Mathilde Dr. Meyer - sie ruhe in Frieden. Eine Frau ist mit ihr dahingegangen, die es stets, dank ihrer Güte und Herzensbildung verstand, ihr Haus zum Mittelpunkte unserer Gemeinde zu machen. Ihr kunstverständiger Sinn kam in den von ihr geschaffenen jüdischen Gemälden zum Ausdruck, mit denen sie die Wände ihres Heimes schmückte. Trotzdem die Verschiedene zehn Jahre lang an den Krankenstuhl gefesselt war, verlor sie niemals ihr Gottvertrauen. All die Liebe und Wertschätzung, derer sich die Dahingegangene erfreute, tat sich bei der am Sonntag, den 16. August, stattgefundenen Beisetzung kund. In einer großangelegten Ansprache entrollte Herr Bezirksrabbiner Dr. Salomon ein wahres Lebensbild der Entschlafenen und pries ihre seltenen hervorragenden Eigenschaften. Mit kindlichen dankbaren Worten für all das Geleistete, nahm ein Sohn der Dahingeschiedenen Abschied von der teuren Mutter. - Im Trauerhause würdigten nochmals die Herren Oberlehrer Sonn und Kantor Jacob Lewkowitz in warm gehaltenen Trauerreden die überragenden Taten unserer heimgegangenen Rabbinerfrau. Möge ihr Verdienst unserer Gemeinde beistehen. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens. M. Ltz."        

 
Einführung von Bezirksrabbiner Dr. Harry Levy in sein Amt (1927, Rabbiner 1927-1931)   
Dr. Harry Levy wurde im Mai 1927 als Rabbiner in Regensburg gewählt. Er stammte aus Posen in Preußen. Bereits Ende 1931 verließ er jedoch wieder Regensburg.  

Regensburg Israelit 21101927.jpg (200969 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Oktober 1927: "Regensburg, 7. Oktober (1927). Die Israelitische Kultusgemeinde Regensburg und die Gemeinden des Rabbinatsbezirkes Regensburg begingen am Sonntag, den 25. September, die feierlich Einführung des am 16. Mai dieses Jahres gewählten Herrn Bezirksrabbiners Harry Levy. Das Gotteshaus prangte im festlichen Schmuck und erschien durch zahlreiche Palmen, Oleander- und Lorbeerbäume in einen Garten verwandelt. Die staatlichen und städtischen Behörden, sowie die Geistlichkeit gaben durch Entsendung von Vertretern ihrer Anteilnahme an dem festlichen Ereignis Ausdruck. Nachdem zunächst im Gemeindesitzungssaal Herr Kommerzienrat David Rosenblatt als erster Vorstand der Kultusgemeinde in Gegenwart des Verwaltungstauschusses und der Vertreter der Bezirksgemeinden Herrn Rabbiner Levy begrüßt hatte, wurde Rabbiner Levy von dem bisherigen Verweser des Rabbinats und Nachbarkollegen Herrn Distriktsrabbiner Dr. Weinberg in Neumarkt und den Mitgliedern der Kultusverwaltung unter Fanfarenklängen in die hellerleuchtete Synagoge geleitet. Dort empfing ihn der von Herrn Oberlehrer Behr geleitete vierstimmige Synagogenchor mit einem feierlichen 'Boruch habo'- Hierauf ergriff Distriktsrabbiner Dr. Weinberg das Wort zu einer tiefdurchdachten Weihepredigt, in der er rückblickend auf die Vergangenheit die Bedeutung des Tages würdigte und den neuen Amtsbruder sowohl im eigenen Namen, wie im Namen der bayerischen Rabbinerkonferenz willkommen hieß-. Nunmehr übergab Herr Kommerzienrat David Rosenblatt Herr Rabbiner Levy mit einer Ansprache das Anstellungsdiplom. Nach einem Psalmgesange des Herrn Kantor Winter bestieg Herr Rabbiner Levy die Kanzel und hielt eine groß angelegte Festrede. Pietätvoll gedachte er des langen, gesegneten Wirkens seines verewigten Amtsvorgängers Dr. Seligmann Meyer - das Andenken an den Gerechten ist zu Segen -. Er würdigte in Ergriffenheit die hehre Bedeutung der Stunde und gelobte der Gemeinde, seine ganze Kraft zu weihen, wozu er den Segen des Allmächtigen erflehte. Die von hohen Gedanken getragene Rede hinterließ bei allen Zuhörern einen nachhaltigen Eindruck. 
Hierauf wurde unter den Gesängen des Synagogenchors und des Kantors die Heilige Lade geöffnet und die Tora ausgehoben. Bezirksrabbiner Levy verrichtete auf dem Almemor ein Gebet für das Wohl der Gemeinde, der Stadt und des gesamten Vaterlandes, Das Einheben erfolgte gleichfalls unter vierstimmigen Chorgesängen von Japhet und Lewandowski. 
Mögen sich alle Wünsche, die von Seiten des Herrn Rabbiners wie von Seiten der Gemeinde an diesem Tage zum Ausdruck gebracht wurden, mit Gottes Hilfe zum Wohle der jüdischen Gesamtheit erfüllen!"          

   
Lerngruppe (Schiur) mit Rabbiner Dr. Harry Levy (1929)
    

Regensburg BayrGZ 01051929.JPG (61241 Byte)Artikel aus der Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung vom 1. Mai 1929: "Regensburg. Ein schönes Fest der Tora konnten wir vor einiger Zeit hier begehen. Ein Sijum unseres Schiurs auf Saba Mezia. Vor sieben Jahren begonnen, hat dieser Schiur neues Leben und geistige Vertiefung gewonnen, seitdem unser Rabbiner Dr. Harry Levy gleich nach seinem Antritt die Leitung übernommen hat, sodass jetzt eine ständige, feste Zuhörerschaft von etwa 15 Personen sich im Gemeindezimmer zum echt jüdischen Lernen zusammenfindet. Die Feier, bei der auch der Vorstand der Gemeinde durch seinen ersten Vorsitzenden vertreten war, wurde eingeleitet durch den Schlussvortrag des Rabbiners, der in Überleitung zu dem neuen Traktat Pesochim eine geistvolle und tiefgründige Darstellung des Begriffes Hefker = Freigut, gab. Diwrei Tauro, hebräische Gesänge und Ansprache unterbrachen in angenehmer Weise das Mahl, für das die Damen der Mitlernenden in vorbildlicher Weise gesorgt hatten.   

  
Rabbiner Dr. Magnus Weinberg hat seinen Amtssitz in Regensburg bezogen (1931)  

Regensburg BayrGZ 15081931.jpg (20361 Byte) Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. August 1931:  "Regensburg. Herr Rabbiner Dr. Weinberg, nunmehr Rabbiner der vereinigten Rabbinatsbezirke Regensburg und Neumarkt, ist am 6. dieses Monats von Neumarkt nach seinem neuen Amtssitz in Regensburg, Wahlenstraße 24, übergesiedelt."       

          
40-jähriges Dienstjubiläum von Bezirksrabbiner Dr. Magnus Weinberg (1935)   

Regensburg Israelit 31101935.jpg (59561 Byte)Artikel aus der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Oktober 1935: "Regensburg, 29. Oktober (1935). Aus Leserkreisen werden wir darauf aufmerksam gemacht, dass Herr Bezirksrabbiner Dr. M. Weinberg dieser Tage auf eine ununterbrochen vierzigjährige rabbinische Tätigkeit zurücksieht. Am 5. November 1895 wurde er in Neumarkt in sein Rabbinat eingeführt. Er hatte seinen Amtssitz in Sulzbürg, später in Neumarkt und seit einigen Jahren in Regensburg, von wo aus der auch seine früheren Gemeinden betreut. Der allbeliebte, gelehrte und tatvolle Rabbiner ist auch über den Kreis seiner Gemeinden hinaus durch seine wissenschaftlichen Beiträge in literarischen Jahrbüchern und auch durch seine gelegentlichen Aufsätze im 'Israelit' bekannt. Wir wünschen Herrn Rabbiner Dr. Weinberg ein weiteres gesegnetes Wirken in ungemindert frischer Kraft. (Alles Gute) bis 120 Jahre."
  
Regensburg BayrGZ 01111935.jpg (147574 Byte)Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. November 1935: "Bezirksrabbiner Dr. M. Weinberg 40 Jahre im Amt. In diesen Tagen rüstet sich der Rabbinatsbezirk Regensburg – Neumarkt (Sulzbürg) für die Feier des 40jähriegn Dienstjubiläums seines geistlichen Oberhauptes, des Bezirksrabbiners Dr. Magnus Weinberg. Nach dem Wunsch des Jubilars und im Einvernehmen mit den Vertretern des Rabbinatsbezirks soll dieser denkwürdige Tag ohne jede äußere Festlichkeit begangen werden. Durch Ministerialentschließung vom 5. November 1895 wurde Dr. Weinberg in sein Amt als Rabbiner von Sulzbürg in der Oberpfalz eingesetzt. Es war dies, wie die Würdigung der vier Jahrzehnte deutlich erkennen lässt, ein glücklicher Tag für den Rabbinatsbezirk. Dr. Weinberg ist bewährt sowohl in der Führung der praktischen Seelsorgearbeit, wie als Mann der wissenschaftlichen Tätigkeit, die geeignet ist, dem Beruf seinen idealen Charakter zu gewährleisten. Mit seltener Hingabe und Treue waltete Dr. Weinberg von Anfang an seines Amtes in diesem verhältnismäßig weit auseinander gerissenen, sich in den Bayerischen Wald hinein erstreckenden Bezirk. Dr. Weinberg, der aus einem konservativen, frommen Hause hervorging, besuchte das Gymnasium in Fulda, wo er unter der Obhut seines Lehrer Rabbiner Dr. M. Cahn in seinen Grundsätzen bestärkt wurde. Sein talmudisches Wissen mehrte er in Halberstadt, wo er zu Füßen der Vertreter der talmudischen Wissenschaft Dr. Selig Auerbach, Rabbiner J. Nobel und S. Cahn eifrigst auf seine Fortbildung bedacht war, bis er das Hildesheimer’sche Rabbinerseminar in Berlin bezog, das er 1895 mit dem Rabbinatsdiplom verließ. In diesem Jahre wurde Weinberg als Distriktsrabbiner nach Sulzbürg berufen. Seine Universitätsstudien in Berlin schloss er mit einer wissenschaftlichen Arbeit auf dem Gebiete der syrischen Literatur ab.
Dr. Weinberg benutzte seine Muse ununterbrochen zum wissenschaftlichen Weiterarbeiten, und zwar auf dem Gebiet der talmudischen Archäologie, der Geschichtswissenschaft und der Archivforschung. Seinen Ruf in Gelehrtenkreisen begründete er durch seine sehr wohlgefällig aufgenommene Abhandlung ‚Die Organisation der jüdischen Ortsgemeinden in der talmudischen Zeit’. Was die neuere jüdische Geschichte anlangt, so muss die Erforschung der Memorbücher an erster Stelle genannt werden, ein Gebiet, auf dem der Jubilar als 
Regensburg BayrGZ 01111935a.jpg (218692 Byte)Autorität angesprochen werden darf. Der Geschichte der Juden in der Oberpfalz wandte er sein besonderes Interesse zu; drei Bände darüber sind bereits erschienen. Die geographische Lage seines Rabbinatsbezirks brachte es mit sich, dass es sich auch mit der Geschichte der Drucke in dieser Gegend intensiv befasst: Sein Werk ‚Die hebräischen Drucke in Sulzbach’, von dem wir noch Fortsetzungen erwarten dürfen, die Herausgabe des Sulzbacher Wandkalenders vom Jahre 1722, sind die Früchte dieses Interesses.
Auf dem zweiten Forschungsgebiet des Jubilars, - das ist auf dem der talmudischen Archäologie – verdanken wir ihm eine Reihe namhafter, aufschlussreicher Aufsätze und Abhandlungen, so die Schrift ‚Das Verhältnis des Rabbenu Tam zu Raschi’, ferner die Bedeutung der Partikel ki im Talmud, seine Auseinandersetzung über den Begriff 'Cheber ir' und viele andere. Noch in letzter Zeit hat Dr. Weinberg eine schwierige Stelle aus dem Buch des 'Predigers' sehr ansprechend erklärt und damit eine crux interpretum hinweggeräumt. Seine Archiv-Studien blieben nicht etwa nur auf die jüdische Geschichte beschränkt. Als Archivar des historischen Vereins in Neumarkt hat er eine Reihe sehr geschätzter allgemeiner Abhandlungen herausgegeben. Auch möge hier das Inventarium der in Amberg befindlichen, auf die Juden bezüglichen Akten erwähnt werden, das von den bayerischen Archivbehörden besonders gewürdigt wird. Auf allen Gebieten, auf denen der Jubilar arbeitet, hat er sich erfolgreich bewährt. Dabei wissen wir, dass unsere Aufzählung keineswegs erschöpfend ist, dass wir zu unserer Freunde noch gar manche bis jetzt nur handschriftlich niedergelegten Arbeit im Druck von ihm erwarten dürfen. Was die praktische Seelsorge-Arbeit betrifft, so sei hier festgestellt, dass er von 1914-1918 die jüdischen Krieger im Gefangenen-Lager Grafenwöhr nebst sämtlichen Nebenlagern seelsorgerisch betreut hat. 
Rabbiner Dr. Weinberg, selten schaffensfreudig und von einem jugendlichen Arbeitstrieb erfüllt, hat sich noch vor wenigen Jahren entschlossen, trotz der dadurch sehr nennenswert vermehrten Arbeit, dem Rufe Folge zu leisten, seinen Wohnsitz zusammen mit dem Amtssitz des Rabbinats nach Regensburg zu verlegen. Die dadurch für ihn vermehrte Arbeit hinderte ihn nicht, nach wie vor im Dienste der Wissenschaft wacker tätig zu sein. Wir wollen nicht unterlassen, anlässlich seines 40jährigen Dienstjubiläums festzustellen, dass Dr. Weinberg in seinem Amtsbezirk höchst geschätzt ist und dass er uneingeschränkte Beliebtheit bei Jung und Alt genießt, dass er vor allem auch von seinen Amtsbrüdern wegen seiner Gradsinnigkeit und kollegialen Treue sich hoher Anerkennung und Freundschaft erfreut. Wir wünschen dem verdienten Kollegen einen frohen, glücklichen Lebensabend.
Das verdienstvolle Wirken des Herrn Rabbiner Dr. Weinberg während einer vier Jahrzehnte umfassenden Tätigkeit ist vorstehend von berufenster rabbinischer Seite gewürdigt worden. Die Leitung des Verbandes Bayerischer Israelitischer Gemeinden schließt sich alldem, was zum Preise des Jubilars gesagt wurde, in herzlicher Verehrung und aufrichtiger Dankbarkeit an. Große Arbeit obliegt Herrn Dr. Weinberg in seinem rabbinischen Wirkungskreise. Dazu hat er die stetige Mühe emsiger Forschertätigkeit auf sich genommen. Umso mehr dankt der Verband Herrn Bezirksrabbiner Dr. Weinberg, dass er auch als Mitglied des Rats des Verbandes seine wertvolle Kraft der bayerischen Judenheit zur Verfügung stellt. Mögen dem verehrten Jubilar noch viele Jahre eines gesegneten Lebens beschieden sein!"

  
Amtsniederlegung von Bezirksrabbiner Dr. Magnus Weinberg (1935)

Regensburg BayrGZ 01021936.JPG (45690 Byte)Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. Februar 1936: "Amtsniederlegung von Bezirksrabbiner Dr. Weinberg (Regensburg). Nach mehr als 40jähriger Rabbinatstätigkeit ist Herr Bezirksrabbiner Dr. Magnus Weinberg am 31. Dezember 1935 von seinem Amt als Bezirksrabbiner der Oberpfalz und von Regensburg zurückgetreten. In diesen Blättern ist erst vor kurzem (in Nr. 21 vom 1. November 1935) ausführlich der Verdienste Rabbiner Weinbergs um die von ihm betreuten Gemeinden, um Verband und um Wissenschaft gedacht worden. Die anerkennende Verehrung und Dankbarkeit, die damals an dieser Stelle ausgesprochen wurden, seien daher anlässlich des Rücktrittes wiederholt. Wir wünschen dem verehrungswürdigen Herr Alt-Rabbiner von Regensburg noch viele Jahre eines gesegneten Lebens."


Das Rabbinat Bayreuth wird aufgelöst beziehungsweise mit dem Rabbinat Regensburg - Neumarkt verbunden (1936)
   

Bayreuth BayrGZ 15051936.jpg (73190 Byte)Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Mai 1936:   Aus der Gemeinde Bayreuth. Veränderung des Rabbinats. Dem Zuge der Zeit folgend hat nun auch das seit mehr als 100 Jahren bestandene Stadtrabbinat Bayreuth infolge der durch die Verhältnisse herbeigeführten geschwächten Leistungsfähigkeit der Gemeinde Bayreuth zu bestehen aufgehört. Das Rabbinat hat sich mit dem ebenfalls erst seit einigen Jahren als einheitliches Bezirksrabbinat bestandenen Rabbinate Regensburg - Neumarkt i.O. zu einem neuen Bezirksrabbinate verschmolzen. 
Herr Rabbiner Dr. F. Salomon hat als neugewählter Rabbiner des erweiterten Bezirkes seinen Wohnsitz nach Regensburg verlegt. 24 Jahre lang hatte er in gesegneter Tätigkeit in seiner bisherigen Gemeinde gewirkt, in der er sich in jeder Weise, auch durch enge persönliche und seelsorgerische Fühlungnahme mit den Gemeindemitgliedern und als von seinen Schülern sehr verehrter Lehrer, bewährt hatte. 
Die Gemeinde, zu der er übrigens auch von Regensburg aus zukünftig in näherer Fühlung bleiben soll, sah ihn mit allseitigem lebhaftem Bedauern scheiden. Ihre besten Wünsche begleiten ihn in seinen neuen erweiterten Wirkungskreis."       

 
Einführung von Bezirksrabbiner Dr. Felix Salomon (1936)   

Regensburg BayrGZ 01071936.jpg (149271 Byte)Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. Juli 1936: "Einführung des neuen Bezirksrabbiners in Regensburg. Zu einem erhebenden Feste, getragen von seltener Herzlichkeit und Freude, gestaltete sich die Einführungsfeier unseres neugewählten Raws, des Herrn Bezirksrabbiners Dr. Felix Salomon, am Freitag-Abend, den 1. Mai. In der herrlichen Synagoge, - die zu Ehren dieses Tages Feiertagsschmuck angelegt hatte -, waren bereits sämtliche Gemeindemitglieder versammelt, als Herr Rabbiner Dr. Salomon während des Vortrages des 'Boruch-Habbo' durch die beiden Vorstände an seinen Platz geleitet wurde. Herr Rechtsanwalt Dr. Fritz Oettinger, der 1. Vorsitzende unserer Gemeinde, begrüßte hierauf den neuen geistigen Führer und entbot ihm im Namen aller Anwesenden zum Antritte seines heiligen Amtes, Glück- und Segenswünsche. Dem Dank von Herrn Rabbiner Dr. Salomon folgte der Freitag-Abend-Gottesdienst, der in feierlicher Weise seinen Verlauf nahm. Vor dem Kiddusch bestieg der neue Raw die Kanzel und stattete zunächst seinen heißen Dank Gott ab, dass es ihm vergönnt sei, in der altehrwürdigen Kehilla (Gemeinde) Regensburg das Amt eines religiösen und geistigen Führers zu bekleiden. An Hand des Ausspruches in Jesaja (51,15): 'Linto schomajim...' kennzeichnete er die Aufgaben eines Rabbiners und zeichnete damit auch den Weg, den er in unserer Gemeinde beschreiten wolle: Wahrhaftes, religiöses Judentum in die Herzen aller zu pflanzen, sich insbesondere der Jugend anzunehmen, um ihr den Sinn für die heiligen Pflichten unserer Tora zu erschließen. Weiterhin werde er jedem mit Rat und Tat hilfreich zu Seite stehen, um damit Freund un dBerater eines jeden zu werden. Darüber hinaus werde er bestrebt sein, die wahren Interessen für unser heiliges Land stets zu unterstützen und den Auswanderern dorthin tatvoll zu helfen. Mit einem Gebet für das fernere Wohl unserer Gemeinde und mit dem Erteilen des Priestersegens schloss Herr Rabbiner Dr. Salomon seine Predigt. Zur Verschönerung der Feier trugen die Herren Jakob und Mendel Lewkowitz wesentlich bei. Möge es dem neuen geistigen Führer vergönnt sein, sein Vorhaben in die Tat umzusetzen, und möge ihm hiezu Gottes reichster Segen beschert sein. M. Ltz."        

  
70. Geburtstag von Bezirksrabbiner a.D. Dr. Magnus Weinberg (1937)  

Regensburg BayrGZ 15041937.jpg (67769 Byte)Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. April 1937: "70. Geburtstag von Bezirksrabbiner a.D. Dr. Magnus Weinberg. Am 8. Ijar (19. April) kann Herr Rabbiner Dr. Weinberg, der seit einigen Monaten in Würzburg im Ruhestand lebt, seinen 70. Geburtstag begehen. Vor kurzem ist in diesen Blättern anlässlich des Ausscheidens des Jubilars aus seinem Regensburger Amt und kurz vorher bei der Feier seines 40jährigen Dienstjubiläums das verdienstvolle Wirken des Mannes ausführlich gewürdigt worden. Zur besonderen Freude seiner Verehrer und Freunde konnte Herr Rabbiner Dr. Weinberg soeben die Frucht seiner langjährigen historischen Arbeiten, die erste Lieferung der Edition der bayerischen Memorbücher der Öffentlichkeit übergeben (vgl. die Besprechung in der Gemeindezeitung vom 15. März 1937). Es ist zu hoffen, dass der Verfasser diese wichtige Arbeit fortsetzt. Wir wünschen dem Jubilar auch von dieser Stelle aus noch viel reiche Lebensjahre im Dienste der historischen Wissenschaft und zur Erfüllung der jüdischen Aufgaben, die er sich gesetzt hat." 
  
Regensburg Israelit 22041937.jpg (214523 Byte)  Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. April 1937: "Bezirksrabbiner Dr. Magnus Weinberg 70 Jahre alt. Würzburg, 16. April (1937). Am Montag, den 8. Ijar (19. April) feiert Bezirksrabbiner Dr. M. Weinberg in voller körperlicher Rüstigkeit und Produktivität des Geistes seinen 70. Geburtstag. Unzählige Freunde werden an diesem Tage im Geiste bei dem vielverehrten Manne sein. Herr Dr. Weinberg hat sich als Rabbiner, als welcher er 40 Jahre wirkte, große Verdienste für die Jüdischkeit, die Entfaltung der Gemeinden und die Jugenderziehung erworben, als Gelehrter einen Ruf in der jüdischen geistigen Welt und als gütiger, liebevoller und opferfroher Mensch die Verehrung aller errungen, die mit ihm beruflich oder gesellschaftlich in Berührung kamen.  
Herr Rabbiner Dr. Weinberg, der seine rabbinische Ausbildung am Hildesheimer'schen Rabbinersemiar und außerdem bei rabbinischen Autoritäten erhielt, begann 1895 seine Amtstätigkeit in Sulzbürg (Oberpfalz), von wo aus er das weitverzweigte Bezirksrabbinat mit Eifer und väterlicher Liebe verwaltete. Später wurde der Sitz des Bezirksrabbinates nach Neumarkt, und nach dem Ableben von Rabbiner Dr. Meyer - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen - nach Regensburg verlegt, wo Dr. Weinberg zum Segen seiner Gemeinden wirkte, bis er sich vor etwa 1 1/2 Jahren von seinem Amte zurückzog, um die wohlverdiente Ruhe, die aber für ihn weitere geistige Betätigung bedeutet, in Würzburg zu genießen.   
Von den literarischen Arbeiten des Jubilars, von denen ein guter Teil den Lesern unseres Blattes wohl bekannt ist, ein anderer Teil in den 'Jahrbüchern' der Jüdischen Literarischen Gesellschaft und in Büchern und Broschüren erschienen ist, nennen wir u.a. die Abhandlungen über Raschi und Rabbenu Tam. Abhandlungen über Talmudische Begriffe und Ausdrücke wie 'Ki', 'Cheber ir'. Keiner wie Dr. Weinberg kennt sich so in den Gemeinde- und Memorbüchern seines Heimatlandes aus. Von seinen Veröffentlichungen zur Geschichte der oberpfälzischen Juden hat die Historische Kommission des Bayerischen Landesverbandes drei Bände veröffentlicht. Hochinteressant und von wissenschaftlichem Werte sind auch seine Forschungen über die hebräischen Drucke in Sulzbach. Sein vor kurzem erschienenes Buch über Memorbücher bayrischer Kehillot bildet nur einen Auftakt zu weiteren wertvollen Erscheinungen dieser Art. Seine historischen Studien fanden auch die Beachtung nichtjüdischer Gelehrter. Auch köstliche Skizzen und Novellen sind aus der Feder des mit Geist und Humor begabten Jubilars hervorgegangen, die die Leser des 'Israelit' noch in guter angenehmer Erinnerung haben. 
Wir wünschen dem verdienstvollen Rabbiner und Gelehrten, unserem Freund und Mitarbeiter ein weiteres Wirken bei voller Gesundheit und Rüstigkeit des Geistes an der Seite seiner Gattin und im Kreise seiner Familie, die alle in seinem Geiste leben. (Alles Gute) bis 120 Jahre."      

  
  
Aus der Geschichte der jüdischen Kultusbeamten 
Ausschreibungen der Stellen der Kultusbeamten: Religions- und Elementarlehrer / Vorbeter (Kantor) / Schochet 1871 / 1884 / 1885 / 1890 / 1893 / 1902 / 1903   

Regensburg AZJ 21111871.jpg (34458 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 21. November 1871: "Offene Stelle.  
In der hiesigen israelitischen Kultusgemeinde ist die Stelle eines Schochet erledigt. Bewerber hiefür wollen sich unter Beilage ihrer Zeugnisse bei der unterfertigten Verwaltung innerhalb drei Wochen melden. 
Regensburg, den 10. November 1871. Die Kultus-Verwaltung." 
  
Regensburg Israelit 04081884.jpg (45896 Byte) Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. August 1884
"Für die kommenden Festtage benötigen wir einen guten Vorbeter, der in einem Betsaale zu fungieren hätte. 
Nur mit guter Stimme begabte Bewerber wollen sich unter Angabe von Referenzen und ihrer Ansprüche baldmöglichst bei uns melden. 
Regensburg, den 30. Juli 1884. Die israelitische Kultusverwaltung."
 
Regensburg Israelit 20101884.jpg (56810 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Oktober 1884: "Bekanntmachung
Durch Ableben unseres bisherigen Lehrers Herrn Frankenburger ist die Stelle eines Elementar- und Religionslehrers, mit der in Zukunft die Kantorstelle verbunden wird, in Erledigung gekommen und soll in kürzester Zeit wieder besetzt werden. 
Bewerber wollen ihre Zeugnisse längstens bis 28. Oktober dieses Jahres bei der unterfertigten Verwaltung einreichen. Regensburg, 14. Oktober 1884. 
Die israelitische Kultus-Verwaltung Buchmann.     Weißmann."
 
Regensburg Israelit 05031885.jpg (91975 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. März 1885: "Vakante israelitische Lehrerstelle
Unter Bezugnahme auf unsere frühere diesbezügliche Ausschreibung eröffnen wir hiermit für die Bewerbung um die Elementar- und Religionslehrer-Stelle an der hiesigen israelitischen Schule eine weitere Frist bis Ende dieses Monats. Nur solche Bewerber finden Berücksichtigung, welche sich über ihre theoretische und praktische Befähigung im Lehrfache durch vorzügliche Zeugnisse ausweisen können. 
Da ferner in späterer Zeit mit fraglicher Stelle der Kantordienst verbunden wird, so wollen die Reflektanten bei ihren Anmeldungen sogleich bemerken, ob sie gegebenenfalls den Kantordienst mit Übernehmen können, und Zeugnisse über ihre Qualifikation für letzteren mit in Vorlage bringen. 
Bewerber unter 40 Jahren erhalten den Vorzug. 
Das Erträgnis der Stelle beläuft sich zuzüglich der Nebeneinkünfte auf über 3000 Mark und ist freie Wohnung mit derselben verbunden. Auch dürfte sich bei einer allenfallsigen Vereinigung der Stelle mit dem Kantordienste dieses Einkommen noch erhöhen. 
Regensburg, den 3. März 1885. Die israelitische Kultusverwaltung   Buchmann   Weißmann."
 
Regensburg AZJ 21021890.jpg (65553 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 21. Februar 1890
"In der Israelitischen Kultusgemeinde Regensburg wird bis zum 15. April dieses Jahres die Stelle eines 
Schächters
 
vakant. Reflektanten wollen Ausweise über ihre Befähigung zu obiger Funktion innerhalb vier Wochen an die unterfertigte Kultusverwaltung einsenden, wobei bemerkt wird, dass Bewerber, welche zugleich die Befähigung für den Kantordienst besitzen, den Vorzug erhalten. 
Gesamteinkommen inklusive Nebenverdienst ca. 1.800 Mark nebst freier Wohnung. 
Regensburg, den 2. Februar 1890. 
Die Israelitische Kultusverwaltung.
Buchmann. L. Niedermaier."
  
Regensburg AZJ 17031893.jpg (56404 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 17. März 1893
"In der israelitischen Kultusgemeinde Regensburg wird die Stelle eines 
Schächters
 
vakant. Reflektanten wollen Ausweise über umfassende Befähigung zu obiger Funktion, bis längstens 1. April dieses Jahres an die unterfertigte Stelle einsenden, wobei ausdrücklich vermerkt wird, dass nur diejenigen Bewerber Berücksichtigung finden, welche auch zur allenfalsigen Übernahme des Kantordienstes vollständig befähigt sind. Fixer Gehalt Mark 1.200 nebst freier Wohnung und nicht unbedeutender Nebeneinkünfte. 
Regensburg, 10. März 1893. 

Die Verwaltung der israelitischen Kultusgemeinde Regensburg."
  
Regensburg Israelit 13031893.jpg (62643 Byte)Die oben in der (liberalen) "Allgemeinen Zeitung des Judentums" ausgeschriebene Stelle wurde zeitgleich auch in der orthodox-konservativen Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. März 1893 ausgeschrieben.
  
Regensburg Israelit 08091902.jpg (33666 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. September 1902
"Vorbeter 
für die hohen Feiertage gesucht. Gefl. Offerten mit Ansprüchen und Referenzen erbittet 
Israelitische Kultusverwaltung Regensburg
."   
   
Regensburg Israelit 05021903.jpg (88545 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Februar 1903: "Bekanntmachung
In der unterfertigten Kultusgemeinde erledigt sich demnächst die Stelle eines 
Kantors und Schächters
Mit der Stelle ist ein festes Jahresgehalt von 1800 Mark und freue Dienstwohnung verbunden: die Nebeneinkünfte sich auf ca. 600-700 Mark zu veranschlagen. Bewerbungen wollen baldigst unter Beilage eines selbstgeschriebenen Lebenslaufes, sowie von Zeugnisabschriften und Aufgabe von Referenzen an die unterfertigte Verwaltung gerichtet werden. 
Die Verwaltung der israelitischen Kultusgemeinde Regensburg. Rechtsanwalt Dr. Uhlfelder. 1. Vorstand. D. Rosenblatt. II. Vostand."       

        
        
Zum Tod des Kantors Samson Laudenbacher (geb. 1808 in Kleinerdlingen, gest. 1903, von ca. 1849 an für 48 Jahre Kantor in Regensburg)   
Anmerkung: Samson Laudenbacher ist am 1. Juli 1808 in Kleinerdlingen geboren. Er war verheiratet seit 1856 (in Bayreuth) verheiratet mit Adelheid geb. Wilhermsdörfer (geb. 1825 in Bayreuth, gest. 1911 in Kempten).    

Pappenheim Israelit 29011903.jpg (112925 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. Januar 1903: "Regensburg, 28. Januar (1903). Am 15. Januar starb dahier im hohen Alter von 94 Jahren und 5 Monaten der Senior unserer Gemeinde, der ehrwürdige Kantor Samson Laudenbacher. Geboren in Kleinerdlingen, war er 21 Jahre Kantor in Pappenheim und 48 Jahre in Regensburg. Im Alter von 88 Jahren trat er in den Ruhestand. Seine vorzüglichen Leistungen als Kantor, seine musterhafte Pünktlichkeit beim täglichen Gottesdienst, sein andachtsvolles Beten, seine tiefe Religiosität sichern ihm ein dauerndes Andenken in unserer Gemeinde, welche mit seinen Angehörigen sein Scheiden tief betrauert. Bei der Beerdigung widmete ihm Rabbiner Dr. Meyer einen warmen Nachruf. Sein ausgezeichnetes Wirken fand auch äußere Anerkennung, indem ihm vor einigen Jahren Seine Königliche Hoheit unser allergnädigster Prinzregent, die Verdienstmedaille des Michaelsordens verlieh. Sein 70., 80. und 90. Geburtstag wurden feierlich begangen. Bei dem letzteren wurde er von der Verwaltung der israelitischen Kultusgemeinde, vom Rabbinat, insbesondere auch vom Herrn Bürgermeister von Stobäus in öffentlicher Magistratssitzung geehrt, empfing viele Glückwünsche, u.a. auch vom Herr Regierungspräsidenten. Seine Melodien werden noch lange in unserer Gemeinde erhalten bleiben. Sein Andenken möge gesegnet sein."    

  
Suizidversuch des Schächters und Kantors Abraham Idelsohn (1905)  
Anmerkung: bei Abraham Zvi Idelsohn (geb. 1882 in Felixberg, Gemeinde Jūrkalne/Lettland, gest. 1938 in Johannesburg) handelte es sich um einen bedeutenden jüdischen Musikforscher. Er amtierte nach seiner Ausbildung zum Kantor in Russland und seinem Musikstudium in Königsberg, London, Berlin und Leipzig seit 1903 in Regensburg. Seinen Suizidversuch hat er überlebte und wanderte noch 1905 nach Johannesburg, Südafrika aus. 1906 wanderte er nach Jerusalem aus. Über seine bedeutenden Werke siehe den Wikipedia-Artikel "Abraham Zvi Idelsohn". Foto auf einer Seite von magazzini-sonori.it  

Regensburg FrfIsrFambl 30061905.jpg (73910 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 30. Juni 1905: "Regensburg, 20. Juni (Selbstmord). Gestern Abend fanden, wie der 'B. Volksb.' berichtet, Bewohner der Synagoge den etwa 23-jährigen Schächter und Kantor Abraham Idelsohn in seinem Blute liegend auf dem Hausflur des zweiten Stockes auf. Der Unglückliche hatte sich mit dem Schächtmesser die Kehle zu durchschneiden versucht und röchelte furchtbar. Der Schnitt trennte nicht die Luftröhre, sondern nur die Speiseröhre durch, welche weit aufklaffte. Der Schwerverletzte wurde durch die Freiwillige Sanitätskolonne in das protestantische Krankenhaus verbracht, wo sich die Ärzte bemühten, durch einen operativen Eingriff eine Rettung zu erzielen. Der Selbstmordversuch dürfte auf einen Anfall von Geistesstörung zurückzuführen sein."     

  Anmerkung: Max Behr (geb. 1855) war seit 1885 Lehrer in Regensburg, zuvor in Hagenbach.  

Kirchheimbolanden Israelit 09011908.jpg (25778 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Januar 1908: "Aus Bayern, 3. Januar (1903). Den Titel Hauptlehrer erhielten am 1. Januar die Herren Max Behr in Regensburg, Jakob Heß in Treuchtlingen, Simon Silbermann in Kirchheimbolanden und Michael Wolf in Winnweiler."

  
Zum 70. Geburtstag von Oberlehrer Sigmund Stein (1936, Lehrer in Regensburg ab 1922)  

Sulzbach BayrGZ 01071936.jpg (102428 Byte)Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. Juli 1936: "(aus München). Oberlehrer Sigmund Stein 70 Jahre! Gleichfalls seinen 70. Geburtstag feierte kürzlich der am 29. Mai 1866 in Markt Dietenhofen bei Ansbach gebürtige Oberlehrer i.R. Sigmund Stein. Oberlehrer Stein, der nach dem Besuche der Präparandenschule Wallerstein und des Königlichen Schullehrerseminars Schwabach im Jahre 1885 in den Schuldienst eintrat, war zunächst als Volksschullehrer in den pfälzischen Gemeinden Leimersheim und Niederweinstadt tätig und wirkte vom Jahre 1896 an als Leiter der jüdischen Volksschule in der einst so bedeutenden Gemeinde Sulzbach und ab 1922 in gleicher Eigenschaft in Regensburg. Nach seiner im Jahre 1932 erfolgten Versetzung in den Ruhestand verlegte er seinen Wohnsitz hierher (München), um seinen Lebensabend im Kreise seiner Kinder zu verbringen. Auch hier stellte er noch seine Kraft in den Dienst der jüdischen Gemeinde, indem er einen Teil des Wanderunterrichts versieht, wiederholt auch aushilfsweise Religionsunterricht in den hiesigen Schulen erteilte. Dem sich einer seltenen Rüstigkeit und Frische erfreuenden Jubilar seien auch an dieser Stelle die herzlichsten Glückwünsche zum Ausdruck gebracht! Ad meoh w'esrim schonoh! (Alles Gute bis 120 Jahre)."  


80. Geburtstag von Oberlehrer Max Behr (1935)  

Regensburg Israelit 09051935.jpg (77038 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Mai 1935: "Regensburg, 30. April (1835). Zu einem erhebenden Feste, getragen von seltener Herzlichkeit und Freude, gestaltete sich am Schabbos Cholhamoed (20. April) die Feier des 80. Geburtstages unseres Oberlehrers Max Behr. In einer wohldurchdachten Predigt würdigte Herr Bezirks-Rabbiner Dr. Weinberg die Verdienste, die sich der Jubilar während seiner 50-jährigen Wirkens in Schule und Gemeinde erworben hat. Mit besonderem Nachdruck betonte er, dass Herr Oberlehrer Max Behr seine hervorragende musikalische Befähigung in den Dienst der Gemeinde stellte, indem er seit 25 Jahren mit größtem Eifer und anerkennenswertem Erfolg einen vierstimmigen Synagogenchor leitet, der in erhebender Weise im Vereine mit unserem Kantor, Herrn Jakob Lewkowitz, zur Verherrlichung des Gottesdienstes beitrug. Einen würdigen Abschluss der Feier bildete ein Psalmgesang des Synagogenchors. 
Mögen dem Jubilar in seiner gegenwärtigen körperlichen Rüstigkeit und geistigen Frische noch viele ungezählte glückliche Jahre beschieden sein (Alles Gute) bis 120 Jahre. M. Ltz."          

 
     
Kleine
Berichte aus dem Gemeindeleben   

Der Magistrat spricht sich für die Gleichstellung der Israeliten aus (1848)  

Regensburg AZJ 14021848.jpg (48236 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 14. Februar 1848:      

   
Ein jüdischer Bürger sammelt während der Fastnacht - als Pilger verkleidet - für wohltätige Zwecke (1855) 

Regensburg AZJ 09041855.jpg (89416 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 9. April 1855: "Regensburg, 22. Februar (1855). Ein durch seinen edlen Wohltätigkeitssinn bekannter hiesiger israelitischer Bürger, Herr D.K., hat es während der jüngsten Fastnachttage mit Bewilligung der Polizeibehörde unternommen, als Pilger maskiert in den verschiedenen Gasthäusern und in den größeren Privatgesellschaften Beiträge für die hiesigen Armen zu sammeln, welche trotz der ungünstigen Zeitverhältnisse und des teilweise gesunkenen Wohlstandes doch die Summe von 77 Gulden 40 Kreuzer entziffert haben und gestern an den Armenpflegschaftsrat abgeliefert worden sind. diese schöne Sitte, in den Tagen allgemeiner Lustbarkeit auch der Armen zu gedenken, wurde schon vor mehr als 25 Jahren von diesem wackeren Manne ins Leben gerufen, und nach mehrjähriger Unterbrechung im heurigen Jahre, in welchem die Not der Armen wegen des strengen und anhaltenden Winters doppelt groß ist, wieder erneuert, obwohl die große Kälte in den jüngsten Tagen und die verletzende Teilnahmslosigkeit mancher Gäste in den öffentlichen Wirtlokalitäten eben keine freundliche Einladung war zu einer solchen Handlung der reinsten Menschenliebe, deren Motive einzig und allein nur in dem wohltätigen Sinne des biedern Sammlers gesucht werden müssen."   

      
Über die israelitische Schule in Regensburg unter Leitung von Rabbiner Dr. Schlenker (1859)        

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 26. September 1859:  "Regensburg, im August (1869). Seit vielen Jahren steht die hierortige israelitische Schule unter der Leitung des Herrn Rabbiner Dr. Schlenker; ja, um wahr und gerecht zu sein, müssen wir geradezu sagen, dass nicht bloß die Leitung der Schule im gewöhnlichen Sinne des Wortes, sondern geradezu das Ganze und Einzelne des vielseitigen Unterrichts der Tätigkeit und Verantwortung des genannten Vorstehers und Lehrers ausschließlich obliegt. Berichterstatter (Anm.: der Redaktion: ein hochgestellter christlicher Schulmann) darf und muss gestehen, dass ihm während langjähriger Erfahrung in den verschiedenen Zweigen und Stufen des öffentlichen Unterrichtes kein zweites Beispiel von ebenso vielen und mannigfachen Anforderungen bekannt geworden ist, wie solche an Herrn Rabbiner Dr. Schlenker hierorts gestellt sind und von ihm mit dem rühmlichsten Fleiße, mit treuer Ausdauer und, wir fügen mit großer Überzeugung hinzu, auch in so gesegneten Erfolgen gelöst werden. Möchte nur auch die Gesundheit und Kraft des so würdigen Lehrers den unablässigen Anstrengungen auf noch lange Zeit Widerstand leisten! Die Zahl der Kinder, welche die hiesige israelitische Schule besuchen, wechselt im Verhältnis der Zahl der Gemeindemitglieder zwischen 20-30 Schülern und Schülerinnen verschiedenen Alters. Die Schule ist als eine öffentliche erkannt und wird sonach in ihren Leistungen von den Königlichen Schulbehörden, gleich den übrigen Schulen des Königreichs, kontrolliert. In zwei Klassen geteilt, unterrichtet die Schule ihre Zöglinge sowohl in den gewöhnlichen Lehrgegenständen der Volks- oder Elementarschule, als auch in den der israelitischen Schule eigentümlichen Unterrichtszweigen, zumal in der Kenntnis der hebräischen Sprache. Die in Gegenwart der Schulvorstände, des Bürgermeisters der Stadt und anderer, auch gelehrter Freunde eben abgehaltene Schulprüfung gab nun auch in diesem Jahre wieder der Geschicklichkeit des Lehrmeisters wie dem Fleiße und der würdigen Haltung der Schüler das glänzendste Zeugnis. Kein Lehrgegenstand war vernachlässigt worden und namentlich bewiesen auch die vorgelegten Handschriften ganz ungemeine Fortschritte auch der jüngeren Kinder in der für viele so schwierigen Kunst des Schönschreibens. Während nun nach dieser Richtung hin die Ergebnisse des Unterrichtes sicher denen der übrigen Stadtschulen sich völlig ebenbürtig zeigten, gewährten die eigentümlichen Lehrzweige der israelitischen Schule wo nicht noch größere, doch gleich erfreuliche Resultate. Religionslehre und biblische Geschichte erschienen nicht bloß dem Verstande und dem Gedächtnisse eingeübt, sondern auch dem Herzen der     
Regensburg AZJ 26091859b.jpg (184115 Byte)Kinder lieb und vertraut gemacht. Das Lesen des Hebräischen, die Übersetzung von Sprüchen der heiligen Schrift und der Ritualgebete war selbst - Dank eine sehr glücklichen Methode! - bei den ganz jungen Kindern über den sonst gewöhnlichen und nicht immer nachhaltigen Mechanismus des Einlernens weite hinausgerückt und zum Verständnisse des Satzbaues und der wichtigen Wortformen vorgedrungen. Berichterstatter selbst nahm während der mehrstündigen Prüfung Anlass, sich durch eigens gestellte Fragen und Proben, und zwar bei den fast jüngsten Kindern der Schule, von dieser erfreulichen Tatsache zu überzeugen. Schließlich darf nicht unerwähnt bleiben, dass Herr Rabbiner Dr. Schlenker diese schönen Ergebnisse seiner Schule keineswegs etwas durch Zwang oder Strafen zu erkünst3eln sucht. Es herrscht vielmehr zwischen Lehrer und Zöglingen das liebenswürdige Verhältnis eines Vaters zu den Kindern in Wort und Tat. Wenn daher irgendetwas den verehrungswürdigen Mann in seinen außerordentlichen Mühen zu lohnen vermag, so wird es der Dank und die Liebe der Vielen sein, welche er auf die mildeste und väterlichste Weise zu Kenntnissen und zu sittlich-religiösem Leben im Laufe von mehr als zwei Jahrzehnten in hiesiger Gemeinde herangezogen und gebildet hat. Allerdings haben selbst auch die öffentlichen Organe des Schulwesens, der Magistrat der Stadt und dessen Schulkommission bei mehr als einem Anlasse dem verdienten Manne unaufgefordert das Zeugnis ihrer Zufriedenheit und ihres Vertrauens ausgesprochen; indessen schien es dem Berichterstatter, welcher, wie schon gesagt, seiner Persönlichkeit und seinem Stande nach an den hiesigen israelitischen Gemeindeverhältnissen keinen Anteil hat, eine Ehrenpflicht, auch in weiteren Kreisen auf die Verdienste eines Mannes aufmerksam zu machen, welchem seinem vielseitigen Berufe in bescheidener Verborgenheit, und mit nichts weniger als äußerlich sattsam belohntem oder belohnbarem Eifer sich hingibt. Es ist nicht gewöhnlich und darum umso preiswürdiger, dass ein Mann, dessen gelehrte Ausbildung, wie Berichterstatter wohl weiß, ihn zum akademischen Lehramte hätte befähigen können, mit solcher Ausdauer und Liebe den Unterricht der Kleinen und Kleinsten selbst besorgt, während er zu gleicher Zeit die Obliegenheiten seines Rabbinates zu erfüllen hat und sie nicht minder treue und würdig erfüllt. W.R."    

    
Regelungen für jüdische Schüler am Schabbat (1865)  

Regensburg Israelit 04011865.jpg (78322 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Januar 1865: "Regensburg. Nach dem Programme des hiesigen königlichen Lyzeums, waren die Schüler jüdischer Konfession seither gezwungen, am Samstage zu schreiben. Herr Frankenburger, Professor der jüdischen Religion an dieser Anstalt, der seine Pflichten mit Gewissenhaftigkeit und Treue erfüllen will, ersuchte schon häufig die Professoren Kleinsteuber und Meillinger auf das Ernstlichste und Dringendste, diesen Übelstand zu beseitigen. Die Professoren erklärten jedoch, dass sie nicht im Stande seien, den Unterrichtsplan, der von dem Rektorat genehmigt sei, umzuändern, versprachen jedoch Herrn Frankenburger, seine Bitte geeigneten Ortes zu befürworten. Dem unermüdlichen Bestreben des Herrn Frankenburger ist es endlich gelungen, den Rektor, Herrn Halbhuber zu bewegen, dieser so gerechten Anforderung zu entsprechen."  

  
Im Religionsunterricht der jüdischen Schüler kommen christliche Bücher vor (1867)  

Regensburg Israelit 16011867.jpg (79872 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Januar 1867:      

   
Neue jüdische Gemeindeglieder müssen ein "Eintrittsgeld" an die Israelitische Kultusgemeinde bezahlen (1886)
  

Regensburg AZJ 27041886.jpg (86627 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 27. April 1886:    

   
Zur Gründung eines israelitischen Altersheimes in Regensburg (1920)   

Regensburg Israelit 22011920.jpg (92982 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Januar 1920: "Im Jahre 1913, gelegentlich des Festes ihres 50jährigen Bestehens, haben die beiden Wohltätigkeitsvereine Chevra Kadischa und Chevras Noschim dahier beschlossen, ein israelitisches Altersheim in hiesiger Stadt zu erri9chten und gaben zu diesem Zwecke fast ihr ganzes Vermögen ab. Während der Kriegsjahre ruhte die Tätigkeit der Verwaltung und inzwischen sind Verhältnisse eingetreten, die es unmöglich erscheinen lassen, mit den vorhandenen Mitteln das Altersheim zu errichten und zu bet4reiben. Wir wenden uns daher an alle wohltätigen Glaubensgenossen mit der Bitte, unser zu gedenken und uns zur Erreichung unseres Zieles mit Geldmitteln zu unterstützen. Der Allmächtige wird die guten Werke nicht unbelohnt lassen. Israelitischer Altersheim in Regensburg (Bayern). Postscheckamt Nürnberg Nr. 13368".   
 
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 20. August 1920: "Aus Regensburg wird berichtet: Ein jüdisches Altersheim ist hier durch eine Stiftung des Herrn Isidor Grünberg begründet worden. Der Stifter hat dem Israelitischen Frauenwohltätigkeitsverein Chewras Noschim und dem Israelitischen Wohltätigkeitsverein Chewra Kadischa ein Kapital von 12.000 Mark übergeben, das nach Maßgabe der Stiftungsurkunde zur Gründung und zum Betrieb eines Altersheims in Regensburg bestimmt ist."       

   
Rückkehr eines im Krieg Vermissten und die Bedeutung eines solchen Falles für das jüdische Religionsgesetz (1927)  
Anmerkung: Die im Artikel dargestellte Problematik bezieht sich - was die jüdische Stellungnahme betrifft - auf einen theoretischen Fall, da es sich bei der genannten Person nicht um einen jüdischen Mann handelt.   

Regensburg Israelit 29091927.jpg (71298 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. September 1927: "Regensburg, 11. September (1927). Die Zeitungen bringen folgende Meldung aus der Oberpfalz: 'Der im Jahre 1914 als gefallen gemeldete Ferdinand Ehnes von Bellheim kehrte dieser Tage wieder zurück. Seine Frau hat sich inzwischen wieder verheiratet.' Dieser Fall - einer unter vielen - beweist wieder die Notwendigkeit der strengen Prüfung, die das jüdische Religionsgesetz als Voraussetzung für Wiederverehelichung fordert. Die zweite Ehe wie oben würde im Sinne der Tora einen Ehebruch bedeuten, der, an sich eine der schwersten Sünden, auch den Kindern den Makel von unehelichen Kindern aufdrückte. Mehr als je gilt es jetzt, bei Kriegerwitwen die Todesfeststellung prüfen zu lassen; in naher Zukunft: über die Ehe der Eltern Nachforschung anzustellen, damit die jüdische Familienreinheit gewahrt bleibe."     

    
Über den der jüdischen Gemeinde sehr wohlgesonnen Bischof Antonius von Henle (1927)    

Regensburg Israelit 03111927.jpg (297250 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. November 1927       

  
Einladung zur Gründung eines "Vereins für jüdische Geschichte und Literatur"  (1928)  

Regensburg Israelit 23021928.jpg (251244 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Februar 1928:   

  
Gründungsversammlung des "Vereins für jüdische Geschichte und Literatur" (1928)   

Regensburg Israelit 22031928.jpg (74064 Byte) Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. März 1928:     

  
Aktivitäten des "Vereins für jüdische Geschichte und Literatur" (1929)   

Regensburg BayrGZ 15051929.jpg (112145 Byte)Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Mai 1929:   
   
Regensburg Israelit 03051929.jpg (90842 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Mai 1929:      

    
Aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben (1930)   

Regensburg BayrGZ 01081930.jpg (121217 Byte)Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. August 1930: "Aus der Gemeinde Regensburg. Am 1. April hatte der Verein für jüdische Geschichte und Literatur, Regensburg, sein zweites Geschäftsjahr beschlossen, das einen Verfolg des Vereins nach jeder Richtung hin zeigte. Es fanden folgende Vorträge statt: Frau Dr. Weiner: Die Juden im deutschen Wirtschaftsleben; Seine Ehrwürden Herr Rabbiner Dr. Baerwald: Moses Mendelssohn; Herr Dr. Leo Deutschlänger: Goethe und die Bibel; Herr Professor Dr. Unna: Shakespeares Shylok; Herr Theo Harburger: Synagogale Kunst in Bayern; Seine Ehrwürden Herr Rabbiner Dr. Salomon: Geschichte der Juden in Deutschland im ersten Jahrtausend. Die Vortragsabende, die zum Teil außerordentlich gut besucht waren, fanden lebhaften Anklang und hatten eine gute Kritik in den hiesigen Zeitungen. Es sei besonders erwähnt, wie groß das Interesse und die Beteiligung der nichtjüdischen Bevölkerung war. Auch die Entwicklung der Lehrkurse machte erfreulich Fortschritte. Es wurden abgehalten: Ein zweiwöchentlicher Geschichtskurs und ein wöchentlicher Jesajakurses von Seiner Ehrwürdigen Herrn Bezirksrabbiner Dr. H. Levy. Der Jesajakursus hat durchschnittlich eine Besuchsziffer von 25 bis 30 Hörern aufzuweisen. Mit der Sammlung einer Bücherei ist bereits begonnen worden. Die Generalversammlung brachte das rege Interesse der Gemeindemitglieder zu Ausdruck und die Freunde darüber, dass das geistige Leben der Regensburger jüdischen Gemeinde durch die Gründung und Arbeit des Vereins eine wesentliche Bereicherung und Förderung erfahren habe. Allgemein Anerkennung fand das hohe Niveau der Vorträge."    

  
Publikation zur jüdischen Geschichte Regensburgs im ausgehenden Mittelalter (1933)  

Regensburg Israelit 16021933.jpg (129968 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Februar 1933: "Die Judengemeinde Regensburg im ausgehenden Mittelalter. (Heft 61 der Heidelberger Abhandlungen zur mittleren und neueren Geschichte.) Von Raphael Straus. Heidelberg. 1932. Carl Winters Universitätsbuchhandlung 147 Seiten.  
Mit diesem neuesten Buch zur jüdischen Geschichte im Mittelalter will Straus eine Lücke in der jüdischen Geschichtsschreibung ausfüllen. Denn bisher ist immer nur das beginnende und das hohe Mittelalter behandelt worden, während man die Zeit der schwersten Judenverfolgungen, wohl weil sie kulturell wenig bietet, nur kurz abtat. Straus stellt die jüdische Geschichte dieser Zeit mitten in die Geschichte der Umwelt und gewinnt darum ein klares Bild der tatsächlichen Zusammenhänge. Wir erkennen, dass der Judenhass dieser Zeit ein nur wirtschaftlicher war, der darum auch hauptsächlich von den Zunft- und Handelskreisen getragen wurde, während sich der Klerus und die regierenden Kreise seiner meist nur aus taktischen Gründen bedienten. Das Beispiel Regensburgs und Frankfurts beleuchten diese Auffassung. Dass die Judenverfolgungen, die meist ihre Austreibung zum Ziel hatten, im ausgehenden Mittelalter solchen Umfang annehmen konnten, hängt mit der Ohnmacht der kaiserlichen Gewalt zusammen. Wenn Straus diese allgemein Darstellung in engster Anlehnung an das Schicksal einer jüdischen Gemeinde, der Regensburger, bringt, so deswegen, weil ihm hier in umfangreichstem Maße noch nicht bearbeitete Urkunden und gute Allgemeindarstellungen zur Verfügung standen. Der Verfasser ist für dieses Werk, dem noch ein zweiter Band folgen soll, nur zu beglückwünschen, und neben der Erwartung einer größtmöglichen Verbreitung dieses Buches möchten wir der Hoffnung Ausdruck geben, in Bälde noch mehrere solcher Monogamien und eine große Gesamtdarstellung zu erhalten. A."     

    
Bereits 30 Familien sind emigriert (1934)      

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Mai 1934: "Regensburg, 2. Mai (1934). Vor zwei Jahren noch zählte unsere Gemeinde ca. 500 Seelen. Heute ist die Zahl auf rund 400 zurückgegangen. Von den 30 Familien, die während des letzten Jahres auswanderten, befinden sich die meisten in Palästina. Das Ziel der übrigen war Belgien, England, Frankreich und Holland. Natürlich wirkt sich der Wegzug am stärksten in der jüngeren Generation aus. Die hiesigen höheren Schulen (Realschule, Neues Gymnasium) werden somit nur noch von 7 jüdischen Schülern besucht. - Unser Synagogenchor ließ sich am vergangenen Pessach nach langer Zeit wieder hören. Nur der Initiative unseres überaus bewährten Dirigenten, des Herrn Oberlehrer Max Behr, ist es zu verdanken, dass wir im Vereine mit unserem Kantor, Herrn Jakob Lewkowitz, zur Verherrlichung des Gottesdienstes mit beitragen konnten. M. L."    

 
Kulturbundabend der jüdischen Gemeinde (1934)  

Regensburg Israelit 28061934.jpg (73583 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Juni 1934:  "Regensburg, 20. Juni (1934). Am 30. Mai veranstaltete die hiesige Kultusgemeinde im Musiksaal der Augustiner-Brauerei ihren ersten Kulturbundabend, welcher von zahlreichen Angehörigen der hiesigen sowie umliegenden Gemeinden besucht war. Nach einer Begrüßungsansprache des ersten vorsitzenden, Herrn Rechtsanwalt Dr. Oettinger, trug Herr Mendel Lewkowitz, ein junger anstrebender Gesangskünstler unserer Gemeinde, zwei hebräische Gesänge vor und bewies durch seinen klang- und gefühlvollen Vortrag ein starkes gesangliches Können. Die Klavierbegleitung hatte Frau Dr. Lehmann übernommen. Herr Rabbiner Dr. Bärwald, München, referierte hierauf über das Thema 'Die Bibel - ein Lebensbuch' und führte die Zuhörer durch das ganze Gebiet des Tnach (sc. Bibel). Die Veranstaltung fand großen Beifall."      

  
Aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben (1936)  

Regensburg Israelit 13021936.jpg (52576 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Februar 1936: "Regensburg, 9. Februar (1936). Die Jüdische Winterhilfe hat auch in unserer Gemeinde eine segensreiche Tätigkeit entfaltet. Allmonatlich werden die Hilfsbedürftigen mit Geldspenden und Nahrungsmitteln bedacht. - Zugunsten der Jüdischen Winterhilfe fand im Monat Januar ein Konzert statt, bei dem sämtlichen Mitwirkenden außerordentlich starker Beifall zuteil wurde. 
Anstelle des vor einigen Monaten nach Palästina verzogenen zweiten Vorstehers, Herrn Direktor Sal. Stern, wurde Herr Jos. Grünhut mit diesem Amte betraut. 
Die Chewra-Kadischa hielt ihre diesjährige Generalversammlung ab, bei der sämtliche Vorstandsmitglieder einstimmig von sämtlichen Anwesenden wiedergewählt wurden. M. Lt."       

     
Schulverbot für jüdische Schülerinnen (1936)    
Anmerkung: Verboten wurde der Besuch der Schule in der "Städtischen Müllerschen höheren Mädchenschule", die in Regensburg als eine "höhere Erziehungsanstalt für die weibliche Jugend Regensburgs" seit 1871 bestand. 1976 wurde durch Stadtratsbeschluss die "Reine Mädchenschule" zugunsten der Koedukation aufgegeben. Bei der Schule handelt es sich um das heutige "Von-Müller-Gymnasium" in Regensburg.     

Regensburg Israelit 19111936.jpg (26351 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. November 1936:  "Regensburg. Nach einer Entschließung der Stadtverwaltung Regensburg vom 30. Oktober dürfen jüdische Schülerinnen von nun ab das städtische von Müller'sche Mädchenlyzeum nicht mehr besuchen".        

   
Aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben (1937)  

Regensburg BayrGZ 15011937.jpg (72663 Byte)Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Januar 1937: "Regensburg. Nach der neuesten Zählung umfasst unsere Gemeinde 310 Seelen. Im abgelaufenen Jahre 1936 sind 24 Personen verzogen, während 15 Personen ihren Wohnsitz nach hier verlegt haben. Fünf Sterbefällen stehen nur zwei Geburten während des ganzen Jahres gegenüber – Die 'Jüdische Winterhilfe', die von Herrn Rechtsanwalt Dr. Justin Lehmann in mustergültiger, ehrenamtlicher Weise verwaltet wird, hat zu Chanukka ihren Betreuten Kleidungsstücke, Lebensmittel und dergleichen zugehen lassen. – Am 13. Dezember fand im Gemeindesaale eine wohl gelungene Chanukkafeier unter der Leitung von Herrn Rabbiner Dr. Salomon und Frau Suse Lehmann statt. – Der 'Jüdische Kulturbund', der, mit den Filialgemeinden gerechnet, 200 Mitglieder umfasst, bot uns im vergangenen Jahre eine Reihe hervorragender künstlerischer Abende. Es ist eine erfreuliche Tatsache, dass sämtliche Veranstaltungen stets einen guten Besuch auswiesen. – Die von Herrn Rabbiner Dr. Salomon ins Leben gerufene Bibelstunde erfreut sich regester Beteiligung von Seiten unserer Gemeindemitglieder. M. Ltz."

 
 
Berichte zu einzelnen Personen der Gemeinde   

Beitrag über "Der jüdische Reisende Petachjah aus Regensburg" (12. Jahrhundert; Beitrag von 1928)   

Regensburg BayrGZ 15071928.jpg (211873 Byte)Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Juli 1928:    
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Zum 100. Geburtstag von Voit Schwarzhaupt (1879)   

Regensburg Israelit 21051879.jpg (40658 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Mai 1879: "Regensburg. Am Schabbat Paraschat Tasria (= 26. April 1879) feierte Herr Voit Schwarzhaupt hier in der Mitte seiner Angehörigen, in vollster Geistesstärke, das seltene Fest seines 100sten Geburtstages, aus dessen Anlass sein Sohn, Herr Ph. Schwarzhaupt, die hiesigen Wohltätigkeitsstiftungen reichlich bedachte. Aus demselben Anlasse haben andere Verwandte auswärtige Stiftungen in reichlichem Maße beschenkt."

    
Zum Tod von Adolf Rosenblatt (1901)     

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. November 1901: "Regensburg, 25. November (1901). Hier entschließ heute im sechsundsechzigsten Lebensjahre Herr Adolf Rosenblatt, ein wegen seiner Frömmigkeit und großen Wohltätigkeit hochangesehenes Mitglied unserer Gemeinde. Die Beerdigung wird übermorgen stattfinden."           

   
Zum Tod von Kaufmann Simon Sundheimer (1909)  
Der Kaufmann Simon Sundheimer (1849-1909) war Inhaber eines Konfektions- und Modewarengeschäftes in der Spiegelgasse 1  

Regensburg Israelit 19081909.jpg (58583 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. August 1909: "Regensburg, 10. August (1909). Gestern Nachmittag wurde die irdische Hülle des Kaufmanns Herr Simon Sundheimer, Inhaber der Firma Mayer Sundheimer dahier zu Grabe getragen. Die Beteiligung am Leichenbegängnisse war eine außerordentlich große. Außer den Angehörigen und Verwandten hatten sich auch mehrere Offiziere des hiesigen Regiments, Militärbeamte, sowie eine große Anzahl von Leidtragenden eingefunden. Herr Distriktsrabbiner Dr. Meyer betont in seiner Traueransprache, dass der Geschiedene seinen religiösen Pflichten in jeder Hinsicht gerecht worden sei. Auch als langjähriger Vorstand der israelitischen Kultusgemeinde sei er seiner Aufgabe in der gewissenhaftesten Weise nachgekommen. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."

   
Ehrenbürgerrecht für Gottlieb Gumprich in Falkenstein (1914)     

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 20. März 1914: "Dem königlichen Regierungsrat Herrn Gottlieb Gumprich in Regensburg ist in dankbarer Anerkennung der vielen Verdienste, die er sich beim Zustandekommen der Bahn Wutzlhofen - Falkenstein gerade für den Markt Falkenstein erworben hat, das Ehrenbürgerrecht der Gemeinde Falkenstein in der Oberpfalz verliehen worden."         

  
Eisernes Kreuz für den Leutnant Dr. Fritz Oettinger (1914)  
Rechtsanwalt Dr. Fritz Oettinger (1885-1978) war eine der einflussreichsten Personen im jüdischen Gemeindeleben Regensburgs, über viele Jahre im Vorstand der Gemeinde (Vorsteher bis 1938/39); emigrierte nach England; war einer der ersten, die nach 1945 wieder mit seiner Heimatstadt Regensburg Kontakt aufnahmen. 

Regensburg Frf IsrFambl 23101914.jpg (17139 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 23. Oktober 1914: "Regensburg. Rechtsanwalt Dr. Fritz Oettinger, Leutnant der Reserve im bayerischen Infanterie-Regiment 11, ist mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet worden."

   
Zum Soldatentod von Oberarzt d.R. Dr. Lorenz Lehmann (1915 / mit Artikel von 1924)    
Anmerkung: es handelt sich um Oberarzt Dr. Lorenz Lehmann (geb. 6.3.1884 in Regensburg), der am 12. Januar 1915 gefallen ist.          

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 5. Februar 1915: "Nürnberg, 29. Januar (1915). Als ein weiteres Opfer des furchtbaren Krieges ist ein hervorragend tüchtiger Militärarzt, Herr Oberarzt d.R. im 14. Infanterieregiment Dr. Lorenz Lehmann, Sohn des Weinhändlers Karl Lehmann, Regensburg, zu beklagen, welcher am 12. Januar in Frankreich im Granatfeuer den Tod fürs Vaterland fand. Dr. Lehmann war ein tüchtiger Operateur und hat vielen Verwundeten das Leben gerettet. Im furchtbarsten Kugelregen übte er seine schwere Pflicht aus und erhielt infolgedessen das Eiserne Kreuz als einer der ersten Militärärzte. Der Regimentskommandeur Herr Oberst Hierthes widmete dem Verblichenen folgende Worte ehrenvollen Gedenkens: 'Ein Sanitätsoffizier von seltener Pflichttreue, größter Tapferkeit und Aufopferungsfreudigkeit, hat er sich die ganz besondere Hochschätzung und Verehrung aller Angehörigen des Regiments zu erwerben gewusst. Niemals wird sein Andenken im Regiment erlöschen bei den Offizieren, die in ihm einen lieben Kameraden betrauern, so wenig wie bei den Mannschaften, die den treuesten Helfer in ihm verlieren'. Ein tragisches Geschick hat es gefügt, dass fast zu gleicher Zeit der Vater des Herrn Dr. Lehmann, Herr Karl Lehmann, in München, den Tod fand, wo er Heilung von seinem Leiden suchte, wodurch dem Vater die Kunde von dem schweren Schicksalsschlag, der die Familie betroffen, erspart blieb. Eine gemeinsame Traueranzeige kündete den zahlreichen Freunden der Familie das Hinscheiden von Vater und Sohn an."      
 
Artikel in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des "Central-Vereins") vom 10. Juli 1924: "'Anspruchslos und Aufopfernd'. 
Noch ein Beispiel eines jüdischen Arztes, aus einer Regensburger Weingroßhändlerfamilie, bei Kriegsausbruch dreißig Jahre alt. Als er schon im Januar 1915 fiel, widmeten ihm sein Oberst, sein Bataillonsführer wie auch zwei höhere Militärärzte Nachrufe voll großer Herzlichkeit und Bewunderung. Einer der Ärzte schrieb dem Vater: 
'Wir haben einen treuen Freund verloren, einen ganz edeln, festen Charakter, den wir in jeder Not und Gefahr geschätzt haben. Weit über die Grenzen der Division hinaus war Ihr Sohn bekannt und geachtet wegen seiner ruhigen und bescheidenen Schneid, wenn es galt, den armen Verwundeten beizustehen, und kaltblütig und gewissenhaft tat er seinen Dienst, ohne Ermüdung, ohne Selbstberücksichtigung, anspruchslos und aufopfernd, war er allen, allen ein leuchtendes Beispiel. Nicht ein einziges Mal haben wir an seinem Wesen eine Stelle beobachtet, die Anlass zur Kritik geboten hätte. Als Kollege und Sanitätsoffizier war er eben ein vollwertiger Mann. Lorenz Lehmann verdient wie selten einer die höchste Achtung nach dem Tode und das treueste Gedenken.'   
Und der andere ärztliche Vorgesetzte: 'Er war ein au0erordentlich beliebter Mensch, den vor allem auch die Einwohner in den feindlichen Dörfern sehr schätzten. 'Monsieur Lehmann' kannten alle Frauen und Kinder; selbst in Orten, wo die Bevölkerung auf Militärpersonen einen blinden Hass hatte, konnte er ruhig wandeln, ihm tat niemand etwas, seine Hilfsbereitschaft kannte keine Grenzen.'   
Die letztere Bemerkung erinnert an einen Brief des Gefallenen selbst. Er schildert sehr anschaulich und merkwürdig, wie er am Tage nach einem erfolglosen Angriff beauftragt wurde, dicht vor der feindlichen Front die eigenen Verwundeten zu retten. 'Ich freute mich natürlich, dass gerade ich von sämtlichen Ärzten der Brigade dazu ausersehen wurde.' Er gelangt auf das Gefechtsfeld; seine Transportmittel reichen nicht. Da geht er, häufig beschossen, in ein französisches Dorf hinein - seine Mannschaften entweichen hinter ihm - und findet es vom Feinde frei. In dem Dorfe, wo er 'bei einigen Hauarzt war', stöbert er die Einwohner in den Kellern auf. 'Ich fragte erst nach meinen alten Patienten und rückte dann mit meinem Anliegen heraus, bekam alles, was ich wollte, wenn auch nach einiger Mühe.' Nämlich einen bespannten Wagen, eine Leiter als Bahre, drei Mann als Helfer. Nun sammelt er auf dem Gefechtsfeld die noch übrigen zehn Verwundeten auf. 'Als ich nahezu fertig war, kam langsam ein einzelner Kürassierleutnant auf mich zugeritten. Ich dachte, nun ist's alle, der nimmt dich samt deinem schönbeladenen Wagen mit hinüber nach Réméreville zu den Franzosen... Glücklicherweise war der Offizier nett, forderte mich nur auf, schleunigst aus der Nähe der französischen Linie zu verschwinden, meinte, sie würden den Verwundeten auch nichts zuleide tun, und sprach einiges über die Scheußlichkeit des Krieges. Ich dankte ihm und lud meinen letzten Mann auf. Er kam nochmals zurück, als ich eben fertig war, und ich fürchtete schon, er habe sich die Sache nochmals anders überlegt, aber er brachte nur eine Flasche Wein für die Verwundeten. So trat ich mit gegenseitigen Komplimenten und sehr erleichtert die Rückfahrt über Hoévill und Serres an...'  
Noch ein paar Sätze aus dem Schlusse des Briefes: 'Die Mannschaft hat in den letzten acht Tagen bei wenig Schlaf und wenig Nahrung... Unsägliches geleistet. Jetzt weiß ich, was der Krieg bedeutet, und verstehe, dass die Generation, die einen geführt hat, so leicht keinen zweiten führt. Und doch ist er eine große Sache, und Gott sei Dank sind unsere Opfer nicht umsonst gebracht. Er zeigt die Menschen, wie sie sind, und fördert unendlich viel Rührendes und Schönes zutage. Was liegt dagegen daran, ob der einzelne etwas eher oder später aufhört zu leben.'"   

 
Zum Tod von Babette Rosenblatt (1921)  
Babette Rosenblatt war nach dem Tod Ihres Mannes Inhaberin der Hopfenhandlung Firma A. Rosenblatt in der Spiegelgasse 6. Mitinhaber waren ihre Kinder David Rosenblatt (geb. 1871) und Gertrud Rosenblatt (geb. 1872)

Regensburg Israelit 18081921.jpg (115981 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. August 1921: "Regensburg, 13. August (1921). Durch das Hinscheiden von Frau Babette Rosenblatt – sie ruhe in Frieden – am 8. Aw im gesegneten Alter von 77 Jahren ist ein Heim aufgelöst worden, welches weit über den engen Kreis unserer Gemeinde hinaus als eine Stätte altjüdischer Wohltätigkeits-Ausübung und echter Gastfreundschaft gekannt und geschätzt war. Die Heimgegangene hat als würdige Gattin des ihr vor zwei Jahrzehnten in die Ewigkeit vorangegangenen Herrn Adolf Rosenblatt – das Andenken an den Gerechten ist zum Segen – in dessen Geist ihr Haus weiter geführt und den Ruf des Hauses Rosenblatt, an der Heeresstraße zwischen Deutschland und Österreich gelegen, treue gewahrt, als einer jener Sammelpunkte, wo jüdische Menschen ohne Unterschied ihrer sozialen Stellung in seelischen und leiblichen Nöten allezeit ein offenes Herz und eine offene Hand fanden. Vor allem hat die Heimgegangene, getreu den Traditionen ihres Vaterhauses, des in bayerischen Kreisen noch unvergessenen Herrn Schülein Heydecker, jede Institution, welche der Tora gewidmet war, mit dem ganzen Ausmaß ihres Könnens gefördert. Der Hinterbliebenen trauernde Kinder und Enkel werden den Trost um den Verlust, der sie getroffen, darin finden, dass die Saar der Liebe, welche die Verstorbene während ihres Lebens ausgestreut, ihr Andenken stets in segnender Erinnerung halten wird. Das Andenken an die Gerechte ist zum Segen!"   

  
Die Restauration Josef steht unter Aufsicht des Rabbinates (1928)    

Regensburg Israelit 23081928.jpg (24452 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. August 1928: "Regensburg, 19. August (1928). Herr Bezirksrabbiner Dr. H. Levy bittet uns, mitzuteilen, dass die Restauration von Josef, Regensburg, fröhliche Türkenstraße 2, unter Aufsicht seines Rabbinats steht."           

   
Zum 60. Geburtstag von Kommerzienrat David Rosenblatt (1931)   

Regensburg Israelit 18061931.jpg (98422 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Juni 1931: "Regensburg, 16. Juni (1931). Kommerzienrat David Rosenblatt feierte dieser Tage seinen 60. Geburtstag. Er entzog sich allen Ehrungen dadurch, dass er den Tag außerhalb Regensburg verlebte. In der Geschichte der Israelitischen Gemeinde zu Regensburg ist aber der Name David Rosenblatt mit goldenen Lettern eingraviert. Seit 30 Jahren wirkt er ununterbrochen im Vorstande der Kultusgemeinde. Am Neubau der Synagoge, die 1912 eingeweiht wurde, hatte er hervorragenden Anteil. Seit 1926 leitet er als erster Vorsteher die Geschäfte der Gemeinde und sein liebenswürdiges Wesen, gepaart mit Energie und Arbeitskraft, konnten manche Gegensätze überbrücken. Der Wohltätigkeitssinn der Familie Rosenblatt ist beispielgebend. Schon der heimgegangene Distriktsrabbiner Dr. Seligmann Meyer – das Andenken an den Gerechten ist zum Segen – hatte ihm vor Jahren in Würdigung seines religiösen Lebenswandels und seiner Verdienste für die Gemeinde, den Chower-Titel verliehen. Die große Schar seiner Freunde und Verehrer einigten sich in dem Wunsche, dass dem verdienten Mann an der Seite seiner gleichstrebenden Gattin weitere Jahre der Arbeit und des Glückes vergönnt seine. (Alles Gute) bis 120 Jahre."

   
Zum Tod von Direktor Jakob Meyer (1928)  

Regensburg Israelit 16061938n.jpg (83029 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Juni 1938: "Regensburg, 12. Juni (1938). Mit tiefer Erschütterung vernahmen unsere Gemeindemitglieder die traurige Kunde von dem in ferner Welt erfolgten Hinscheiden des Direktors Jakob Meyer, Hamburg. Mit innerer Dankbarkeit gedenken wir der segensreichen Einrichtungen, die der Verewigte in unserer Mitte schuf! Der noch heute bestehende ‚Jüdische Kultusbund Esra’ wurde auf seine Initiative hin im Jahre 1911 ins Leben gerufen und der Synagogenchor, der noch jetzt in erhebender Weise den Gottesdienst verschönert, wurde von ihm gegründet. Sein seltenes gütiges Herz ließen ihn zu einem Freund der Armen werden und durch seine Gaben im Verborgenen trocknete er gar manche Träne. Als Redakteur der ‚Laubhütte’ setzte er sich mit seiner ganzen Persönlichkeit für die Belange des toratreuen Judentums ein und stiftete somit unsagbaren Segen für die Gesamtheit. Möge er ein gutes Vorbild für uns alle sein! Möge aber auch sein Verdienst seinen Angehörigen und unserer alten traditionsreichen Gemeinde in dieser schweren Zeit beistehen. M.L."

    
   
 
    
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen     
Anzeigen der Firma Süss-Schülein & Neuburger (1906 / 1908)     

Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 4. Mai 1906: "Lehrlingsstelle gesucht. 
Für meinen Sohn, welcher heuer die Realschule absolviert. suche ich per 1. September eine Lehrlingsstelle in einem Eisen- oder Metallgeschäft, in welchem Samstags geschlossen ist. Victor Neuburger, Firma: Süss-Schülein und Neuburger, Regensburg."    
 
Regensburg FrfIsrFambl 01051908.jpg (39203 Byte)Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 1. Mai 1908: "Lehrlingsgesuch. Eisenbranche
Wir suchen per sofort einen Lehrling. Samstags und israelitische Feiertage geschlossen. Süss-Schülein & Neuburger, Regensburg."
   
Regensburg Israelit 07051908.jpg (36375 Byte)Dieselbe Anzeige erschien am 7. Mai 1908 in der Zeitschrift "Der Israelit".  

    
Anzeige von Kantor Winter (1919)  

Regensburg FrfIsrFambl 17011919.jpg (20728 Byte)Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 17. Januar 1919: "Suche tüchtiges, religiöses 
Mädchen
das im Kochen bewandert ist. Putzfrau vorhanden. Beste Verpflegung. Familien-Anschluss.  
Cantor Winter, 
Regensburg,
Margarethenstraße 15."     

     
Verlobungsanzeige von Betina Seligmann und Emanuel Rau (1928)      

Anzeige in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des "Central-Vereins") vom 5. Oktober 1928: 
"Statt Karten!  
Betina Seligman  Emanuel Rau    Verlobte.  
Regensburg   -  Magdeburg - Hirschaid. Oktober 1928."        

  
Verlobungsanzeige von Sittah Winter und Harry Weinberg (1934)        

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. März 1934: "Gott sei gepriesen.  
Sittah Winter - Harry Weinberg. Verlobte.   
Regensburg / Jerusalem Kerem Abraham, Beth Levy    
Frankfurt a.M. Thüringer Str. 1  /  Rechoboth  Chawurah Chofez Chajim".     

      
Hochzeitsanzeige von Herbert Wertheimer und Kläre geb. Sandler (auf Hachscharah in Regensburg, 1937)       

Anzeige in Jüdische Rundschau" vom 3. August 1937: "Wir haben geheiratet!
Herbert Wertheimer  Kläre Wertheimer geb. Sandler  
Altdorf in Baden
   -  Königsberg in Ostpreußen. 
Auf Hachscharah Regensburg, Weißenburgstraße 31   28. Juli 1937."      

  
Nach der Deportation: Todesanzeige für Heinrich Frank und Rosel Frank geb. Halle sowie für Hannchen Frank (umgekommen in Theresienstadt; 1945)    

Anzeige in der Zeitschrift "Der Aufbau" vom 20. Juli 1945: "Unsere lieben Eltern und Großeltern 
Heinrich Frank und Rosel Frank geb. Halle
(früher Klingenberg am Main und Regensburg
und unsere gute Tante Hannchen Frank (früher Bütthart und Regensburg
sind in Theresienstadt verschieden.  
Walter Frank und Frau Fanny geb. Loose
, 19 Stratford Place, Newark 8, N.F.; 
 Otto Frank und Frau Irma geb. Fleischmann, 285 Riverside Drive, New York 25, N.Y."           

  
    
Weitere Dokumente zu jüdischen Gewerbebetrieben   
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim/Ries)  

Brief mit Rechnung des Bankgeschäftes 
H. Gg. Niedermayer (Regensburg, 1864)
Regensburg Dok 130.jpg (97578 Byte) Regensburg Dok 130a.jpg (89166 Byte) Regensburg Dok 130c.jpg (163093 Byte) Regensburg Dok 130b.jpg (69896 Byte)
    Die Rechnung wurde von J.Gg. Niedermayer am 26. September 1864 nach Hengersberg geschickt. Die Gebrüder Niedermayer waren in Regensburg Inhaber einer Privatbank (1903 als Bankgeschäft Josef und Leopold Niedermayer, Ludwigstraße 8)   
        
 Postkarte von S. Wiener in Regensburg
an Seligmann & Fried in Straubing (1888)
     
1898 gab es in Regensburg 14 Privatbanken (nach der Publikation von S. Wittmer: Regensburger Juden - Jüdisches Leben von 1519 bis 1990 S. 213). Die Hälfte davon hatten jüdische Einwohner aufgebaut. Es handelte sich hierbei um die Firmen Haymann & Comp., Mayer Oettingers Sohn, Gebrüder Niedermaier, Gustav Thalmessinger, Max Weinschenk, Salomon Wertheimber und Simon Wiener. Beim Absender der obigen Karte dürfte es sich um den Privatbankier Simon Wiener handeln. Die Postkarte wurde am 2. September 1888 von Regensburg nach Straubing versandt. Auch die bereits vorgedruckte Rückseite der Karte deutet darauf hin, dass der Absender ein bedeutendes Geschäft hatte. Zum Empfänger "Seligmann & Fried": Nach der Publikation von Anita Unterholzner "Straubinger Juden - Jüdische Straubinger" S. 89 gab es nach dem Verzeichnis der Mitglieder der Localkomité für die Landes- Industrie- und Gewerbe-Ausstellung in Nürnberg im Jahre 1896 im Regierungsbezirk Niederbayern im Lokalkomitee Straubing unter anderem den Kaufmann Seligmann, ein Angehöriger der später gegründeten jüdischen Gemeinde.    
       
Karte der Gebrüder Hahn 
aus Regensburg (1896) 
Regensburg Dok 134.jpg (128493 Byte) Regensburg Dok 134a.jpg (130246 Byte)   
   Die Karte der Gebrüder Hahn aus Regensburg (Jonas Hahn, 1842-1929, Alteisen- und Bruchmetall en gros en detail, Weißgerbergraben 27; Grab Nr. 596 im jüdischen Friedhof Schillerstraße) wurde am 28. Juni 1895 an Martin Lebrecht, en gros Eisen- und Metallhandlung in Nürnberg geschickt.   
        
Karte aus Ostende (Belgien) an 
die Expedition der "Laubhütte" (1900)
Regensburg Dok 132.jpg (98582 Byte) Regensburg Dok 132a.jpg (105099 Byte) Regensburg Dok 138.jpg (165650 Byte)
      "Die Laubhütte" war ein von dem Regensburger Rabbiner Dr. Seligmann Meyer 1884 gegründetes orthodoxes Familienblatt (1901 in Deutsche Israelitische Zeitung" umbenannt). 
       
Karte von Moritz Regensburger 
aus Regensburg (1906)
Regensburg Dok 136.jpg (97440 Byte) Regensburg Dok 136a.jpg (150608 Byte)  
   Der Inhalt der Karte von Moritz Regensburger an den Justizrat und königlichen Rechtsanwalt Halm in Deggendorf bezieht sich auf eine Versteigerung; Moritz Regensburger (1848-1923) hatte nach dem Adressbuch 1903 einen Vieh- und Güterhandel in Regensburg in der Gesandtenstraße 9; Grab Nr. 538 im jüdischen Friedhof an der Schillerstraße.  
       
Werbevignetten des Modewarenhauses 
Emanuel Schwarzhaupt in Regensburg
  
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Aus der Familien- und Geschäftsgeschichte: Der Geschäftsinhaber Emanuel Schwarzhaupt (geb. 19. Juni 1832 in Forth, gest. 3. März 1905 in Regensburg) war verheiratet mit Babette geb. Springer (geb. 24. März 1840 in Hüttenbach, gest. 5. April 1905 in Regensburg). Er war der Gründer und Inhaber der Firma "Vereinigtes Kaufhaus AG". 1887 eröffnete Emanuel Schwarzhaupt eine Zweigstelle seines Unternehmens für Mode-, Manufaktur-, Weißwaren und Damen-Konfektion in Straubing. Bis in die 30er-Jahre blieb das Unternehmen in Familienbesitz. Bei Ausschreitungen in Regensburg zur Zeit der Arbeiter-, Bauern- und Soldatenräte am 10. Januar 1919 kam es auch zu Plünderungen von Regensburger Geschäften. Neben elf christlichen Geschäften waren auch sechs jüdische Geschäfte betroffen, darunter die Firma Emanuel Schwarzhaupt Damenkonfektion. Nach dem Tod von Emanuel Schwarzhaupt waren seine sechs Söhne die Besitzer einer ganzen Reihe von Bekleidungsgeschäften in namhaften Städten wie Nürnberg, Regensburg und München. Enkel Heinrich Schwarzhaupt, seine Frau Lore Schwarzhaupt, sowie die älteste Tochter Eva Schwarzhaupt emigrierten 1938 von Regensburg über Palästina nach Buenos Aires. Die zwei kleineren Töchter von Heinrich und Lore Schwarzhaupt - Irma Schwarzhaupt und Ruth Schwarzhaupt - gelangten mit Heinrichs Schwester Rosel Frank nach Argentinien. Der Mutter von Heinrich Schwarzhaupt, - Barbara Betty Schwarzhaupt geb. Mandelbaum - gelang 1940 noch die Ausreise. Sie folgte allein ihren Kindern über Madrid und Bilbao nach Buenos Aires. Ihr Mann Salomon Schwarzhaupt war bereits am 18. Februar 1919 in Regensburg gestorben.
Quellen: http://univis.uni-bamberg.de/formbot/dsc_3Danew_2Fresrep_view_26rprojs_3Dguk_2Fgesch_2Fprofes_2Fjdisch_26dir_3Dguk_2Fgesch_2Fprofes_26ref_3Dresrep 
http://www.modehaus-hafner.de/files/hafner_beilage_modeblatt2.pdf 
http://504457.forumromanum.com/member/forum/entry_ubb.user_504457.1381584511.1118109546.1118109546.1.regensburg_geburten_hochzeiten_sterbefaelle-ahnenforschung_bayern.html 
Quelle unter Google-Books   
       
Briefe an die Gebrüder Loewenthal 
in Regensburg (1923)
 
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Es handelt sich links um einen Briefumschlag der Landwirtschaftlichen Handelsgesellschaft Kukuk & Co. von Oldenburg, verschickt an die Gebrüder Loewenthal am 26. Juli 1923, sowie rechts um einen Briefumschlag von Joh. J. Rosenthal aus München, verschickt an die Gebrüder Loewenthal am 13. Juli 1923. 
Im Regensburger Adressbuch von 1903 findet sich folgender Eintrag: Leopold Löwenthal, Getreide- und Landesprodukte, Futterstoffe, Sämereien, Düngemittel, Maisimport, St. Georgenplatz 6. 
Quelle: Siegfried Wittmer: Regensburger Juden - Jüdisches Leben von 1519 - 1990.     

       

    

    

    

    

    

    

    

    

 

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Stand: 30. Juni 2020