Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Pflaumloch (Gemeinde Riesbürg, Ostalbkreis)
Texte/Berichte/Dokumente zur jüdischen Geschichte des Ortes  

Die nachstehend wiedergegebenen Texte mit Beiträgen zur jüdischen Geschichte in Pflaumloch wurden in jüdischen Periodika gefunden, dazu finden sich einige ergänzende Dokumente sonstiger Provenienz. Bei Gelegenheit werden weitere Texte eingestellt. 
   
   
Übersicht: 

bulletAllgemeine Gemeindebeschreibungen  
Reisebericht: von Nördlingen nach Pflaumloch (1848)   
bulletAus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule  
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1879 / 1889 / 1894/ 1899 / 1900 
Über Lehrer Salomon Löwenstein (Lehrer in Pflaumloch von 1827 bis 1867): 
Lehrer Samuel Rödelsheimer wird vorübergehend Lehrer in Pflaumloch (1866)  
Auszeichnung des Lehrers Salomon Löwenstein nach vierzigjährigem Dienst (1867) 
Schreiben des Lehrers Salomon Löwenstein als Dank für die Auszeichnung an seine Schüler (1867)  
Über den Lehrer Nathanael Forchheimer (Lehrer in Pflaumloch von 1867-1875)      
Der jüdische Lehrer aus Unterdeufstetten wechselt nach Pflaumloch (1876) 
40-jähriges Ortsjubiläum von Lehrer Bernhard Klein in Gießen (1928, Lehrer in Pflaumloch von 1883 bis 1888)  
Über Lehrer Bernhard Klein (Bericht von 1932)         
 
bulletÜber einzelne Gemeindevorsteher der jüdischen Gemeinde   
Über den Vorsteher Elias Pflaum - Anerkennung für Elias Pflaum (1843)    
Weitere Auszeichnung für den Gemeindevorsteher Elias Pflaum (1847)  
Zum Tod des Vorstehers Alexander Stern (1891)          
bullet Über den Gemeindepfleger (der bürgerlichen Gemeinde) Markus Ettlinger  
Markus Ettlinger wurde zum "Bürgermeister" ernannt (1846) 
Korrektur der Meldung aus Pflaumloch - den "Bürgermeister" betreffend (1846)  
Zur vorbildlichen Ortsreinlichkeit und den Baumsatz in Pflaumloch unter dem Gemeindepfleger Markus Ellinger (1846)       
bulletBerichte aus dem jüdischen Gemeindeleben 
Einweihung des Gefallenendenkmals für die Gefallenen des Weltkrieges (1928)     
bullet Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde  
Auszeichnung für den Jurastudenten Salomon Pflaum in Tübingen (1837) 
Salomon Pflaum wird Oberjustiz-Prokurator (1842)   
Auszeichnung für Kommerzienrat Alexander von Pflaum (1888)  
Die Geschichte des Säbels des Studenten Siegfried Chajes von Pflaumloch in der Verbindung Schlappinia (1921) 
100. Geburtstag der aus Pflaumloch stammenden Sophie Stern geb. Nördlinger (1927) 
Zum Tod der 100-jährigen, in Pflaumloch geborenen Sophie Stern geb. Nördlinger (1928)      
Über jüdische Finanzleute des 19. Jahrhunderts - über Elias Pflaum und Alexander von Pflaum und ihre Familien (1930)        
bulletÜber die Auflösung der jüdischen Gemeinde  
Einladung zum Zuzug nach Pflaumloch (1885)  
Zur Auflösung der Gemeinde (1904) 
Weiterer Bericht zur Auflösung der Gemeinde (1904) 
Tod der letzten jüdischen Einwohnerin (1907)              
bullet Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und einzelner Personen  
Anzeige von Gemeindevorsteher Moritz Jung (1879) 
Anzeige der Metzgerei mit Viehhandel Leopold Siegbert (1900)       
bulletWeitere Dokumente   
Über den Großbrand Pflaumlochs von 1802   
Unterpfands-Urkunde für ein Darlehen von Löw Salomon (1813)   
Apothekerrechnung an die Israelitische Gemeinde Pflaumloch (1842)  
Brief an das Schultheißenamt Pflaumloch (1847)  
Dokument zu Joseph Steiner, früher Josef Isaak (1853)    
Geschäftsbriefe aus der Familie Pflaum (1854)  
Jahrzeitstiftung für das Israelitische Hospital in Fürth durch Rechtskonsulent Nördlinger für David Nördlinger (1871) 
Amtsbrief mit Nennung von Abraham Lauchheimer in Pflaumloch (1875)  
Rechnung der Gebrüder Schühlein (1889)   
Rechnung von Metzgermeister Leopold Siegbert für Mathilde Rosenfeld (1889)  
Mitteilung der Stadtdirektion Stuttgart an das Schultheißenamt Pflaumloch über die Ausstellung eines Reisepasses für Jenny Horwitz (1920)  
Über die Lederfabrik der aus Pflaumloch stammenden Familie Lebrecht in Ulm (ohne Jahr)   

    
    
Allgemeine Gemeindebeschreibungen 
Reisebericht: von Nördlingen nach Pflaumloch (1848)      
Anmerkung: die hebräischen Begriffe/Zitate sind auf Grund der damals verwendeten Schriftart, kaum zu lesen. 
 

Artikel in "Der treue Zionswächter" vom 4. Januar 1848: "Eine Reise in das württembergische Unterland. Von Ulm.
'Drunten, im Unterland, da ist's halt fein...' Württembergisches Volkslied.
Nördlingen, die Stadt mit ihren industriösen und aufgeklärten Einwohnern, von denen man es kaum vermuten könnte, dass ihre Vorfahren zweimalige, harte und blutige Verfolgung der Juden sich zu Schulden kommen lassen, und dass sie 100 Jahre nach der letzten Judenvertreibung, als beim Ausgang des 16. Jahrhunderts, innerhalb zweier Jahre 38, sage acht und dreißig Juden, die in der Zeitschrift 'das Ries' nach Namen, Alter und Stand angegeben sind, wo ihr angebliches Verbrechen, sowohl als ihre vorgebliche        
Verteidigung umständlich erzählt werden, verbrannt haben, hatte ich eben verlassen, als man die Straßen breiter angelegt und besser gebahnt fand, was die Nähe der württembergischen Grenze vermuten ließ. - Zwei sehr anständig gekleidete junge Männer, anscheinend bloß lustwandelnd, kamen des Weges. 'Also, dabei bleibt's, der Rabbiner, der am nächsten Sabbat bei uns predigen wird soll entscheiden, wer von uns beiden den ... richtiger aufgefasst hat! Waren die Nachklänge eines, wie aus den lebhaften Bewegungen der beiden Männer zu schließen war, mit vielem Eifer geführten Gespräches, welche meine wahrscheinlich unerwünschte Daherkunft ein Ende machte. Ich gestehe es gerne, dass es mir leid tat, durch mich ein Gespräch über diwrei Tora (Toraworte) unterbrochen zu sehen, und Veranlassung geworden zu sein, dass das ... für den Augenblick aufgehört hatte.
Diesen Männern nahe gekommen, fragte ich sie, wie das, etwa eine halbe Meile von uns noch entfernte, am Fuße eines sanften Hügel so schön gelegene Dorf hieße, und welches Gebäude das sei, dessen stolzes Dach über alle anderen Gebäude des Dorfes sich erhebe? - 'Das ist Pflaumloch, das Gebäude ist die neue Synagoge', antworteten mir diese Leute mit sichtlichem Wohlgefallen, was mich vermuten ließ, dass sie selbst aus Pflaumloch seien. - Nachdem ich Ihnen gedankt hatte, bat ich um Entschuldigung, sie in ihrem Gespräch unterbrochen zu haben, und forderte sie auf, den Faden wieder aufzufassen, damit durch dafür und dawider der über allen Zweifel erhabene Sinn der, wie es scheint, dunklen Stelle, des oft rätselhaften ... erörtert werde, und es eine Autoritätsentscheidung nicht bedürfe. - 'Ach', sagte der etwas ältere der jungen Leute, 'unser Streit dauert schon seit mehreren Stunden, ohne dass es mir gelingen will, meinen Freund zu veranlassen, zu einer einfachen Erklärung seine Einwilligung zu geben, weil sein unerschöpflicher Scharfsinn, überall nur diesem die Entscheidung einstellen will.' - Der Jüngere, ein lebhafter, scharfsinniger Geist, dem aber das kalte, ruhige Zerlegen eines Satzes nach allen seinen Bestandteilen nicht zusagte, begann die Konversation von Neuem, der andere verschanzte sich hinter einer gesunden Logik; und die Sache blieb auch jetzt unentschieden. Durch einige hingeworfen Bemerkungen von meiner Seite erfuhren die Leute, dass ich auch so ein Stück rabbinischer Literat sei, und wollten mich mit in den Streit ziehen. was ich aber darum ablehnte, weil mir der Scharfsinn des Einen, und die sichere Logik des anderen abgeht. - Indessen freute es mich aufrichtig, gleich beim Eintritt in das Königreich Württemberg, solch eine Konversation angehört zu haben. 
In Pflaumloch angekommen, sah ich, dass so schön das Dorf aus der Ferne sich darstellt, es in Wirklichkeit doch noch schöner ist.
Es wohnen hier zwischen 60 und 70 wohlhabende sehr gebildete Familien. Herr Lehrer Löwenstein, ein Mann von allgemeiner Bildung, vorzüglicher Talmudist, und von edlem Charakter, wirkt in der Schule zum Segen und in influiert vorteilhaft auf die Gemeinde. 
Eine andere merkwürdige Persönlichkeit lernte ich hier kennen, es ist die des rüstigen und heiteren Greises, Rabbi Ensle Mosesstein. Er hatte in seiner frühen Jugend die Schule zu Fürth besucht; später und bis vor etwa 20 Jahren Handel getrieben, seitdem aber bloß dem heiligen Studium sich gewidmet. Er ist solch ein ausgezeichneter..., denn er, in Hinsicht seiner talmudischen Wissenschaften, der ersten Rabbinen des vorigen und jetzigen Jahrhunderts zur Seite gestellt werden kann. Dabei ist ..., denn es ist sozusagen .... Er genießt aber auch von allen Einwohnern des Ortes und der Umgegend eine wahrhaft patriarchalische Verehrung, und man hört den Namen 'Rabbi Ensle Pflaumloch' nie anders als mit dem Ausdruck: ... oder einer andern ähnlichen Beifügung, aussprechen.
Diese Hochachtung einem unabhängig in keinerlei amtlichen Verhältnissen lebenden Manne gegenüber, gereicht sicherlich beiden Teilen zu gleicher, hohen Ehre. Die hiesigen wohlhabenden Familien, Ellinger, Friedmann, Lebrecht, Pflaum und Nördlinger, zählen nicht nur ordnungsmäßig, gebildete Kaufleute, Ärzte und Rechtsgelehrten, sondern auch tüchtige Talmudisten und gründliche Kenner der hebräischen Sprache in ihrer Mitte.
Die Juden in Pflaumloch waren es auch, die im Jahre 1796 einen Haufen Marodeurs, die auf eigene Faust hin das Dorf brandschatzen wollten, aus demselben vertrieben (M.s.v. Pahl's schwäb. Chronik).
Gleich oberhalb Pflaumloch endet die kreisförmige Ebene des Rieses und verengt sich zu einem schmalen, anmutigen Tal, an dessen rechter Seite die Straße sich hinzieht.       
Links dieser Straße und zwar hart an derselben, erhebt sich - eine halbe Meile oberhalb Pflaumlochs - ein mäßig hoher Berg, auf dessen Spitze die Ruine eines im Dreißigjährigen Kriege zerstören Schlosses, 'Flochberg' https://de.wikipedia.org/wiki/Burg_Flochberg, allwo Kaiser Heinrich IV. einige Zeit Hoflager gehalten und einmal eine sechsmonatliche Belagerung ausgehalten..."  

   
  
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule  
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1879 / 1889 / 1894 / 1899 / 1900  

Pflaumloch Israelit 05031879.jpg (57734 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. März 1879: "Zu Anfang April dieses Jahres sucht die hiesige Gemeinde bei einem Gehalt von Mark 800-900 jährlich und freier Dienstwohnung einen Chasan (Vorbeter) und Schochet und Religionslehrer. Verheiratete erhalten den Vorzug. 
Bewerber wollen sich, unter Beifügung von Zeugnissen über ihre bisherige Tätigkeit an unterfertigte Stelle wenden. 
Pflaumloch (Württemberg), im März 1879. Israelitisches Kirchenvorsteheramt: Moritz Jung."
 
Pflaumloch Israelit 04021889.jpg (41812 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Februar 1889: "Die Stelle eines Religionslehrers, Vorsängers und Schächters in hiesiger Gemeinde soll bis zum 1. bis 15. März dieses Jahres besetzt werden. Der Gehalt ist auf Mark 800 nebst freier Wohnung fixiert. Bewerber wollen ihre Zeugnisse oder beglaubigte Abschrift an das israelitische Vorsteheramt portofrei einsenden. Deutsche werden bevorzugt
Pflaumloch (Württemberg), im Januar 1889. Israelitisches Kirchenvorsteheramt. M. Jung." 
 
Anzeige in "Der Israelit" vom 12. Oktober 1894: "Die Stelle eines Religionslehrers, Vorsängers und Schochets in unterfertigter Gemeinde ist per 1. oder 15. November laufenden Jahres zu besetzen. Der Gehalt ist auf Mark 700 pro Jahr bei freier Wohnung fixiert und werden nur ledige Reichsangehörige berücksichtigt. Bewerber wollen ihre Zeugnisse oder beglaubigte Abschrift portofrei einsenden. Anspruch auf Reisespesen hat nur Derjenige, der eventuell die Stelle erhält. Näheres bei dem Kirchenvorsteher M. Jung,
Pflaumloch
in Württemberg."        
 
Anzeige in der Zeitschrift "Jeschurun" vom 12. Oktober 1894: "Die Stelle eines Religionslehrers, Vorsängers und Schochets ist per 1. oder 15. November zu besetzen. Gehalt 700 Mark, freie Wohnung und werden nur ledige Reichsangehörige berücksichtigt. Reisespesen dem Gewählten. 
Pflaumloch in Württemberg. Kirchenvorsteher M. Jung."           
 
Pflaumloch Israelit 02111899.jpg (56596 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. November 1899: "In hiesiger Gemeinde ist die Stelle eines Vorsängers und Schächters, bei einem jährlichen Gehalt von Mark 600, nebst freier Wohnung, zu besetzen. Es werden nur Reichsangehörige berücksichtigt und Unverheiratete bevorzugt. 
Bewerber wollen ihre Zeugnisse und beglaubigte Zeugnisabschriften portofrei an unterfertigte Stelle zur Einsicht einsenden. 
Pflaumloch in Württemberg. Israelitisches Kirchenvorsteheramt."    
 
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 19. Januar 1900: "In hiesiger Gemeinde ist die Stelle eines Schächters und Vorbeters bei einem jährlichen Gehalt von 600 Mark, Nebenverdienst ca. 200 Mark, und freier Wohnung vakant. 
Nur unverheiratete
Bewerber wollen ihre beglaubigten Zeugnisse oder Zeugnisabschriften portofrei an unterfertigte Stelle zur Einsicht einsehen. 
Pflaumloch
in Württemberg, den 10. Januar 1900. Israelitisches Kirchenvorsteheramt."         

    
Lehrer Samuel Rödelsheimer wird vorübergehend Lehrer in Pflaumloch (1866)  
Anmerkung: Samuel Rödelsheimer (geb. 12. September 1816 in Unterschwandorf) war von 1836 bis 1866) Lehrer in Buchau. Nach seiner unten geschilderten Verabschiedung wurde er auf eigenen Wunsch nach Pflaumloch versetzt. Seit 1867 wurde er - auch auf Wunsch der Gemeinde Buchau - wieder nach Buchau zurückversetzt. Er starb am 4. Februar 1899 in Stuttgart. Unklar ist, wie lange genau Lehrer Rödelsheimer - möglicherweise auf Dienstaushilfe für Lehrer Samuel Löwenstein - in Pflaumloch war.    

Buchau AZJ 06031866.jpg (240322 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 6. März 1866: "Aus Württemberg, vom Federsee, 20. Februar (1866). Ein Akt schöner Anerkennung, als Kundgebung der Dankbarkeit gegen einen scheidenden Lehrer hat vor einigen Tagen in Buchau stattgefunden, der es verdient, in weiteren Kreisen bekannt zu werden. Der Unterlehrer Rödelsheimer an der israelitischen Volksschule, der 30 Jahre an derselben wirkte, wurde auf sein Ersuchen als Schullehrer nach Pflaumloch befördert; dessen Abschied von Buchau war ein kleines Volksfest, insofern sich die ganze Gemeinde dabei beteiligt; aber auch allgemeines Bedauern gab sich unter allen Bewohnern Buchaus ohne Unterschied der Konfession über das Scheiden des wackeren, bescheidenen Volkslehrers kund. Herr Rabbiner Weinmann hat in Anerkennung der Verdienste des Scheidenden um Schule und Gotteshaus, eine Subskription eröffnet, die so reichlich ausfiel, dass dem Scheidenden ein kostbarer silberner Pokal und 12 Karolin in Gold bei der Abschiedsfeier als Andenken überreicht werden könnten, die der Herr Rabbiner mit einer passenden Ansprache dem scheidenden Lehrer im Namen der Gemeinde aushändigte. - Auch bei Sabbatgottesdienste würdigte der Rabbiner in einer schwungvollen Predigt das Wirken des Lehrers, der in den 30 Jahren seiner Tätigkeit als Erzieher ein ganzes Menschengeschlecht erzogen, und zeichnete die Wichtigkeit und Würdigkeit des Lehramts. - Überhaupt hat Herr Rabbiner Weimann schon mehrere Male sich als Freund der Lehrer bewiesen, was ihm bei seinem weiteren Streben für angemessene Reform des gottesdienstlichen Kultus, durch Einführung von Orgel, Chorgesang und des neuen Stuttgarter Gebet- und Gesangbuches zur Ehre gereicht. Nicht minder verdient die Gemeinde Buchau den Dank aller Gutgesinnten dafür, dass sie in ihrem scheidenden Lehrer den ganzen Stand der Volkslehrer ehrte. 
In Herrn Gerstel, einem Jünger Sulzers, hat Buchau einen tüchtigen Kantor gefunden, der sowohl durch tüchtige musikalische Bildung, durch schöne Stimmmittel, wie durch Kenntnis der heiligen Sprache alle Eigenschaften eines Chasan und Chordirigenten in sich vereinigt. - Ein jüdisches Blatt, 'Mainzer Israelit', lässt den Stifter der Kogitanten-Sekte einen getauften Juden sein. Herr Eduard Löwenthal ist Jude, Sohn des ersten Lehrers an der israelitischen Volksschule in Buchau und erhielt von seinen Eltern eine streng jüdische Erziehung; besonders war die erst kürzlich verstorbene Mutter ein echt frommes, jüdisches Herz und von väterlicher Seite wurde er in den Grundsätzen des Judentums unterrichtet und erzogen. Herr Dr. Eduard Löwenthal ist nicht getauft."

    
Über Lehrer Salomon Löwenstein: Lehrer in Pflaumloch von 1827 bis 1867:   
Auszeichnung des Lehrers Salomon Löwenstein nach vierzigjährigem Dienst (1867)  

Pflaumloch Israelit 23011867.jpg (106874 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Januar 1867: "Pflaumloch, den 27. Dezember 1867. Wenn es häufig vorkommt, dass Verdienste erst nach dem Tode Anerkennung finden, dürfen Beispiele umso mehr öffentlich erwähnt werden, wo die Dankbarkeit Lebenden noch den gebührenden Tribut zollt. Einem in jeder Beziehung hoch geachteten Lehrer, Herrn S. Löwenstein hier, der in vierzigjährigem Dienste ergraute und diesen Sommer pensioniert wurde, bezeugten bei dieser Gelegenheit die meisten seiner früheren Schüler, darunter bereits gereifte Männer und Frauen, ihre Anerkennung dadurch, dass sie dem Jubilar einen von Herrn Hofsilberarbeiter Föhr in Stuttgart prachtvoll und sinnig gearbeiteten silbernen Pokal überreichten. In Verbindung damit waren größere Festlichkeiten beabsichtigt, die aber durch die Kriegsereignisse des vergangenen Sommers vereitelt wurden. Dieser Tage nun ging eine entsprechende Adresse bei dem verehrten Lehrer ein, in welcher der mannigfachen Verdienste um Schule und Gemeinde der dankbarste Ausdruck verliehen und der Wunsch angeknüpft war: es möge die himmlische Vorsehung ihm noch lange den Abend seines, dem Wohle der Menschheit geweihten Lebens, verschönern."

    
Schreiben des Lehrers Salomon Löwenstein als Dank für die Auszeichnung an seine Schüler (1867)  

Pflaumloch Chananja 15031867.jpg (200018 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Chananja" vom 15. März 1867: "(hebräisch und deutsch: 'Den Kelch des Heils erheb ich!  
Von Alexander Elsässer. 
2. Eine ähnliche Auszeichnung ist dem Lehrer und Vorsänger Salomon Löwenstein in Pflaumloch zuteil geworden und wir teilen ohne Kommentar das Dankschreiben des würdigen emeritierten Lehrers an seine Schüler mit, der für eine Ehrengabe dankt, die Empfänger, wie Geber rühmlich auszeichnet. Unter den Gebern befinden sich vier in Amt und Ehren stehende Rechtsgelehrte, ein gefeierter Arzt und viele Notabilitäten des Finanz- und Gewerbestandes. 
P.P. Schon vor mehreren Monaten wurde mir durch meinen ehrenwerten Freund, Herrn Oberkirchenvorsteher Elias Pflaum in Stuttgart, mit einem schätzbaren Schreiben namens einer großen Anzahl meiner früheren Schüler und Schülerinnen ein höchst wertvoller und kunstreich gearbeiteter Pokal übersandt, den mir dieselben, nachdem ich nach mehr als 40jähriger Amtstätigkeit in Pension trat, als Zeichen ihrer Liebe und Hochachtung gewidmet. 
Sie haben in diesem Schreiben bemerkt, dass meine lieben Schüler die Absicht hatten, sich hier persönlich einzufinden, was aber die Kriegsereignisse vereitelten und dass eine Adresse nachfolgen werde. Diese Adresse wurde mir nun vor einigen Tagen durch das bestellte Komitee, die Herren S. Ellinger, Alexander Pflaum und Rechtskonsulent Nördlinger in Stuttgart, mit dem Verzeichnisse aller meiner lieben Schüler, die sich an diesem schönen Werke der Liebe beteiligt haben, übersandt. Schon der Inhalt dieser Adresse, die auch äußerlich ein Meisterstück der Kalligraphie ist, wäre mir, ohne den so wertvollen Pokal, eine Quelle höchster Freude, eine Labung meiner alten Lebenstage. Nicht sowohl das edle Metall und die überaus prachtvolle Arbeit, die mit dem Bilde unseres unsterblichen Moses Mendelssohn geziert ist, als vielmehr die edle Gesinnung und die Liebe, die sich in allen dem ausspricht, sowie der Beweis, dass Sie den Wert der Herzens- und Geistesbildung, zu der ich die Grundsteine gelegt, so hoch zu schätzen wissen, das ist's was mir dieses Andenken so unschätzbar wert und lieb macht. Jene Tage, in welchen Sie als munteres, blühendes Kind unter der Schar so vieler Schüler sich bei mir einfanden und des Unterrichts mit Aufmerksamkeit und Liebe lauschten, wo ich mich so oft der Fortschritte freute, die ich gewahrte, jene schöne Zeit, vergegenwärtige ich mir oft im Geiste und labe mich an der Erinnerung. Eine persönliche Begrüßung der würdigen Männer und ehrsamen Frauen, die ich mit Stolz meine Schüler nenne, hätte mir zur höchsten Freude gereicht. 
Sie haben den kindlichen Sinn sich bewahrt und indem Sie durch denselben mich, Ihren Jugendlehrer, so hoch ehren, haben Sie zugleich Ihrem Herzen das schönste Ehrendenkmal gesetzt. Nehmen Sie meinen tief gefühlten Dank in Liebe an und seien Sie versichert, dass nie aufhören wir Sie zu lieben und hochzuschätzen und für Ihr und der lieben Ihrigen Wohlergehen Gott anzuflehen. 
Ihr treuer Freund und Lehrer S. Löwenstein, Musterlehrer. Pflaumloch, im Jänner 1867."

    
Über den Lehrer Nathanael Forchheimer (1867 bis 1875 Lehrer in Pflaumloch;, geb. 1842 in Niederstetten, gest. 1931 in Heilbronn)  
Anmerkung: Lehrer Nathan(ael) Forchheimer (geb. 10. Oktober 1842 in Niederstetten) war nach seinen Studien im Lehrerseminar Esslingen (1860-1862) zunächst unständiger Lehrer in LaudenbachPflaumlochKappel (1867), danach ständiger Lehrer in Pflaumloch (1867-1875) und in Ernsbach (1875-1896). 1896 wechselte er nach Buttenhausen, wo er bis 1908 blieb. 1914 lebte er in St. Ludwig/Elsass, zuletzt in Heilbronn, wo er am 8. Dezember 1931 starb und im dortigen jüdischen Friedhof beigesetzt wurde.             

Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. Oktober 1927: "Ernsbach. Am 10. Oktober vollendet das älteste Mitglied der israelitischen Lehrerschaft Württembergs, Lehrer a.D. Forchheimer in Heilbronn, wo er bei seinen Kindern seinen Ruhestand verbringt, das 85. Lebensjahr.   
Lehrer Forchheimer ist 1842 in Niederstetten geboren und hat seine Ausbildung im Lehrerseminar in Esslingen erhalten. Nach unständiger Verwendung in den Gemeinden Laudenbach, Pflaumloch und Kappel bei Buchau kehrte Forchheimer in der Mitte der 60er-Jahre wieder als ständiger Lehrer nach Pflaumloch zurück, wo er über 1 Jahrzehnte wirkte. 21 Jahre, von 1875 bis 1896 war er dann in Ernsbach tätig und ein weiteres Jahrzehnt in Buttenhausen. Im Jahre 1907 zwang ein schweres Augenleiden den sonst noch rüstigen und arbeitsfrohen Mann in den Ruhestand zu treten.   
Forchheimer war Lehrer mit allen Fasern seines Herzens; die Schule war ihm das Höchste, und mancher, der aus seiner Schule hervorgegangen ist, blieb mit dem einstigen Lehrer auch späterhin in Treue verbunden. Er ist noch der einzige Überlebende unter den Lehrern, die einst im Jahre 1862 den 'Verein israelitischer Lehrer und Vorsänger in Württemberg' begründet hatten.  Äußerlich ist der so pflichttreue bescheidene Mann wenig in die Öffentlichkeit getreten; umso tiefer und wertvoller war sein stilles Wirken in seinen Gemeinden. Die Oberschulbehörde hat seine Verdienste des öfteren besonders anerkannt.   
Der Verein israelitischer Lehrer in Württemberg und mit ihm gewiss auch alle, die Forchheimer als Mensch und Lehrer kennen, freuen sich mit dem Hochbetagten und wünschen ihm noch eine lange Reihe glücklicher Jahre. 
A. Adelsheimer, Schriftführer des Vereins israelitischer Lehrer Württembergs."     
 
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Oktober 1927:"Ernsbach. Berichtigung. In dem Bericht des Vereins israelitischer Lehrer in der letzten Nummer der Gemeindezeitung muss es anstatt Horchheimer, Lehrer a.D. Forchheimer heißen".   Anmerkung: wurde in der Abschrift oben berücksichtigt.   

  
Der jüdische Lehrer aus Unterdeufstetten wechselt nach Pflaumloch (1876)      

Unterdeufstetten AZJ 01041876.jpg (99637 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 1. April 1876: "Unterdeufstetten. Oberamt Crailsheim, Württemberg, den 26. März 1876. Da unser bisheriger Lehrer nach der größeren israelitischen Gemeinde Pflaumloch berufen worden, so ist die hiesige Stelle als Religionslehrer, Kantor und Schächter sofort wieder zu besetzen. Fester Gehalt 550 Mark nebst üblichen Emolumenten, freier Wohnung und Heizung. Das Schächteramt wird extra bezahlt und dürfte mehr als 100 Mark abwerfen. 
Da nur einige Schüler vorhanden sind, so könnte in der eine Stunde von hier entfernten bayerischen Stadt Dinkelsbühl durch Privat-Religionsunterricht noch ein schöner Nebenverdienst erzielt werden. Geeignete Bewerber, welche sich über ihre Fähigkeiten und religiös-sittliches Betragen auszuweisen vermögen und bei unserem Bezirksrabbiner in Religionsfächern und Schächterfunktion einer Prüfung unterwerfen können, haben Aussicht, wie schon mehrere Vorgänger, eine bleibende Stätte und ihr Glück in Württemberg zu finden. Hierauf Reflektierende wollen sich unter Vorlegung ihrer Zeugnisse direkt wenden an den 
israelitischen Vorstand Ballenberger."  

   
40-jähriges Ortsjubiläum von Lehrer Bernhard Klein in Gießen (1928, Lehrer in Pflaumloch von 1883 bis 1888)
   

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. März 1928: "Gießen, 5. März (1928). Am 10. März sind es 40 Jahre, dass Herr Bernhard Klein als Lehrer, Kantor und Schochet in unserer Gemeinde wirkt. Klein ist ein Lehrersohn auf Veitshöchheim, besuchte die Präpanderie in Höchberg und das Seminar in Würzburg. 1883 fand er seine erste Anstellung in Pflaumloch, Württemberg. 1888 kam er als Kultusbeamter an unsere Religionsgesellschaft, die 1923 die Rechte einer öffentlichen Körperschaft erhielt. In dieser langen Zeit bewährte sich der Jubilar als ein pflichttreuer Beamter, der die Jugend zu wahrer Treue (sc. zu ihrer Religion) begeisterte und durch sein klangvolles Organ den Gottesdienst verherrlichte. Möge ihm ein recht schöner Lebensabend beschieden sein."     

    
Über Lehrer Bernhard Klein (Bericht von 1932)  

Pflaumloch Israelit 03111932.jpg (104352 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. November 1932: "Gießen, 30. Oktober (1932). Nach 49jähriger Dienstzeit, 5 Jahre in Pflaumloch in Württemberg (d.h. 1883-1888) und 44 Jahre in der hiesigen israelitischen Religionsgesellschaft, trat Herr Lehrer Bernhard Klein vor einigen Monaten in den wohlverdienten Ruhestand. Am vergangenen Samstag fand in der hiesigen Synagoge ein Abschiedsgottesdienst mit Festpredigt statt. Herr Provinzialrabbiner Dr. Hirschfeld schilderte die Tätigkeit unseres Kultusbeamten, der Lehrer, Kantor und Schochet war. Mit Liebe, Sorgfalt und pädagogischem Geschick brachte Herr Klein den Kindern die religiösen Lehren und Pflichten des wahren Judentums bei. In Andacht und Ehrfurcht lauschten die Synagogenbesucher seinen erbauenden und klangvollen kantoralen Leistungen. Auf dem Gebiete des Schächtens war er ein Meister, der seinesgleichen sucht. Sowohl von Seiten des Rabbinats als auch von Seiten hoher christlicher Beamtenstellen fanden hier seine Leistungen reiche Anerkennung. Für all das dankte ihm Dr. Hirschfeld im Namen der Gemeinde und wünschte ihm einen ruhigen, angenehmen und langen Lebensabend in unserer Mitte. Sein Nachfolger, Herr Lehrer Erich Neumann aus Kassel, wie Herr Lehrer Klein, ein Schüler des Würzburger Seminars, trat vor den hohen Feiertagen die vakante Stelle an."

      
      
Über einzelne Gemeindevorsteher der jüdischen Gemeinde  ("Kirchenvorsteher")  
Über den Vorsteher Elias Pflaum - Anerkennung für Elias Pflaum (1843)  

Pflaumloch AZJ 22051843.jpg (103378 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 22. Mai 1843: "Aus dem Jagstkreise im Königreich Württemberg, im März 1843. 
Unter dem 6. Februar dieses Jahres ist dem Kirchenvorsteher Elias Pflaum zu Pflaumloch, wegen seiner Verdienste um die dortige Gemeinde, von Seite der Königlichen Israelitischen Oberkirchenbehörde zu Stuttgart 'eine Anerkennung seiner löblichen und gemeinnützigen Bemühungen und anerkennenswerten Bestrebungen für wohltätige Anstalten, für Verbesserungen aller Art, wie für bürgerliche und kirchliche Fortschritte der israelitischen Glaubensgenossen in seinem Kreise etc.' geworden. 
Diese Veröffentlichung diene sowohl der Gemeinde Pflaumloch zum Sporn, fortzuschreiten auf der von ihr betretenen Bahn der Eintracht und Ordnung, als auch zur Aufmunterung für andere Gemeinden und Kirchenvorsteher, und damit sie recht ans Licht stelle die Wohltat, welche die Höchste Königlich Württembergische Staatsregierung den Staatsangehörigen Israelitischer Konfession mit der Kreierung der alles rein israelitische Interesse überwachsenden Königlichen Israelitischen Oberkirchenbehörde erwiesen hat. S."

 
Weitere Auszeichnung für den Gemeindevorsteher Elias Pflaum (1847)  

Pflaumloch AZJ 01031847.jpg (81623 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 1. März 1847: "Aus Württemberg, 28. Januar (1847). Dem in Ihren Blättern schon mehrfach gerühmten Kirchenvorsteher und Bürgerdeputierten, Elias Pflaum in Pflaumloch, wurde am 23. dieses Monats in Beisein der geistlichen und weltlichen Gemeindevorsteher und des israelitischen Kirchenvorstandes eine vom königlichen Ministerium des Innern, des Kirchen- und Schulwesens sehr schmeichelhafte Belobung über seine eifrigen, erfolgreichen Bemühungen um das Gemeindewohl, von dem Vorstande des königlichen Oberamts Neresheim, Herrn Oberamtmann Peru, eröffnet, wobei derselbe eine, über die Verdienste des Herrn Pflaum und dessen Anerkennung von Seiten der höchsten Staatsbehörde sehr inhaltsvolle Anrede hielt, die dann auch von dem Belobten in dankenden und herzlichen Worten erwidert wurde." 

 
Auszeichnung für den Gemeindevorsteher Elias Pflaum (1847)  

Pflaumloch AZJ 08031847.jpg (242088 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 8. März 1847: "In anderen Gegenden des Landes, wo die Rabbinen aus Grundsatz oder Gewohnheit stabil bleiben, wirken Lehrer und Vorsteher vereint für Hebung der jüdischen Kirche und Schule, für Patriotismus und Religion. So ist Pflaumloch im Ries eine Gemeinde, die in jeder Beziehung alles Lob verdient, in der das Kirchenvorsteheramt viel Schönes schon erzielt hat. Diese Gemeinde hat auch in ihrem Kirchenvorsteher Elias Pflaum die schönste Anerkennung von Seiten des königlichen Ministeriums des Innern gefunden. Dasselbe erteilte an die königliche israelitische Oberkirchenbehörde folgenden hohen Erlass: 'Auf den Bericht des königlichen Oberamts vom 20. Februar dieses Jahres, betreffend die Verdienste des israelitischen Kirchenvorstehers Elias Pflaum in Pflaumloch um die dortige Gemeinde hat man höhern Orts Vortrag erstattet und wird hiermit der Auftrag erteilt, dem israelitischen Kirchenvorsteher Elias Pflaum in Pflaumloch das Wohlgefallen des Ministeriums an seinen eifrigen und erfolgreichen Bemühungen um das Wohl der Gemeinde und zunächst der israelitischen Kirchengemeinde zu erkennen zu geben. Auch soll aus höchstem Auftrag hiervon nicht nur dem israelitischen Kirchenvorsteheramt Pflaumloch, sondern auch durch das königliche Oberamt Neresheim den geistlichen und weltlichen Behörden der Gesamtgemeinden Kenntnis gegeben werden. Das königliche Oberamt wolle hiernach das Geeignete erlassen. Stuttgart, den 15. Oktober 1846.' 
Am Sabbat, den 23. Januar 1847 eröffnete Herr Oberamtmann Prer diesen Erlass den Behörden der Gemeinde Pflaumloch in Anwesenheit des evangelischen und katholischen Geistlichen – der Rabbiner war abgehalten dabei zu erscheinen -. Der würdige Oberamtmann setzte in einem längeren Vortrage die Verdienste des Belobten auseinander und setzt, infolge höchsten Auftrags der Belobung noch zu, dass eine spätere weitere öffentliche Auszeichnung nach Umständen und auf weitere Anregung durch die Staats- und Kirchenbehörden in Aussicht gestellt wurde. Besonders ermunterte er den Belobten, in seinem edeln Wirken fortzufahren, indem dieser Akt ein Beweis sei, wie sehr die obersten Behörden bereitwillig sind, aller Einflüsterungen ungeachtet die wahren Verdienste herauszufinden und anzuerkennen. Darauf dankte Elias Pflaum in einem längeren Vortrag und Lehrer Löwenstein sprach im Namen der ganzen Gemeinde, dass die Belobung des Pflaum eine wohlverdiente sei, dass derselbe besonders auch das Wohl der Schule fördern helfe, es möge der Belobte auch weiter in seinem Wirken fortfahren, damit die vorbehaltene weitere Anerkennung recht bald folge.  
Anfang dieses Monats wurde auch der israelitische Kirchenpfleger David Friedmann in Pflaumloch durch einen hohen Erlass wegen der treuen und ausgezeichneten Führung seines Amtes belobt."  
   
Artikel in "Allgemeine Zeitung des Judentums" vom 22. Mai 1843: "Aus dem Jagstkreise im Königreich Württemberg, im März 1843.
Unter dem 6. Februar dieses Jahres ist dem Kirchenvorsteher Elias Pflaum zu Pflaumloch, wegen seiner Verdienste um die dortige Gemeinde, von Seite der königlichen israelitischen Oberkirchenbehörde zu Stuttgart 'eine Anerkennung seiner löblichen und gemeinnützigen Bemühungen und anerkennenswerten Bestrebungen für wohltätige Anstalten, für Verbesserungen aller Art, wie für bürgerliche und kirchliche Fortschritte der israelitischen Glaubensgenossen in seinem Kreise etc.' geworden.
Diese Veröffentlichung diene sowohl der Gemeinde Pflaumloch zum Sporn, um fortzuschreiten auf der von ihr betretenen Bahn der Eintracht und Ordnung, als auch zur Aufmunterung für andere Gemeinden und Kirchenvorsteher, und damit sie recht ans Licht stelle die Wohltat, welche die Höchste Königliche Württembergische Staatsregierung den Staatsangehörigen Israelitischer Konfession mit der Kreierung der alles rein israelitische Interesse überwachenden Königlichen Israelitischen Oberkirchenbehörde erwiesen hat. Sch."   

      
Zum Tod des Vorstehers Alexander Stern (1891)  

Pflaumloch Israelit 26031891.jpg (133879 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. März 1891: "Pflaumloch (für Pflaumbach) bei Nördlingen. Die hiesige Gemeinde, einst so blühend und bedeutend – hier existierten noch vor 40 Jahren viele Personen, bei denen Tora und Größe vereint waren – ist leider nun so reduziert, dass die Zahl der Mitglieder kaum der Zehnerminjan erreicht und die Beitragenden an den Fingern einer Hand gezählt werden können (Anmerkung: wie Mönchsdeggingen und Ederheim in Bayern, wo bis vor Kurzem Gemeinden existierten). – Wie schade ist es um die prachtvolle und geräumige, doch leer stehend Synagoge – wie verschwindet der Glanz! Wer hätte bei ihrer Erbauung vor 40 Jahren gedacht, dass eine Zeit kommen könnte, wo man die religiösen Institutionen nicht mehr benützen wird? Und doch ist dieser traurige Moment sehr nahe gerückt und bald kann man kaum mehr von unserer Filialgemeinde sagen: und noch kommt die Zehnzahl, zumal vorige Woche nach langem, schweren Leiden der Vorstand unserer Gemeinde Herr Alexander Stern im 67. Lebensjahr verschied. Nicht bloß die trauernde Familie empfindet diesen Schicksalsschlag, sondern ebenso die kleine Gemeinde. Der Verblichene war ein Biedermann in des Wortes strengster Bedeutung, und wie sehr er sich der allgemeinen Wertschätzung erfreute, zeugte die große Beteiligung beim Leichenbegängnisse von Seiten der Nachbargemeinden Oberdorf und Nördlingen. Herr Bezirksrabbiner Dr. Grün kam zu Ehren des Toten und schilderte in kurzen markigen Worten die Tugenden des Heimgegangenen, die er den Hinterbliebenen als leuchtendes Vorbild zur Nachahmung empfahl, ebenso richtete er an die Anwesenden die dringende Mahnung zur Versöhnlichkeit und Friedfertigkeit. – Vorsänger Horwitz hielt darauf die Trauerrede, in welcher er das Lebensbild des Verstorbenen zeichnete und besonders dessen religiösen Sinn, die Opferwilligkeit gegen seine Angehörigen und seine Pflichttreue als Vorsteher hervorhob. Möge der Allmächtige die trauernden Hinterbliebenen stärken und aufrichten. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."  

     
     
Über den Gemeindepfleger Markus Ettlinger  
Markus Ettlinger wurde zum "Bürgermeister" ernannt (1846)  

Artikel in der Zeitschrift "Der Orient" vom 17. Dezember 1845: "Württemberg. Marcus Ettlinger aus Pflaumloch in Württemberg ist zum Bürgermeister mit Stimmenmehrheit gewählt worden. Ein Zeugnis dafür, dass auch unter dem Landvolke die Vorurteile gegen Juden allmählich schwinden."      
 
Pflaumloch AZJ 19011846.jpg (93703 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 19. Januar 1846: "Pflaumloch, 26. Dezember. (Württemberg.) (Privatmitteilung). Die hiesige Stadtkommune hat den Israeliten Markus Ettlinger zu ihrem Bürgermeister erwählt. Es ist dies seit Erlassung der die Juden zu Gemeindeämtern für wahlfähig erklärenden Gesetze von 1828 und respektive 1833 in unserm Lande der erste derartige Fall, was einerseits das Schwinden des Vorurteils gegen die Juden auch unter unseren Landbewohnern, andererseits aber auch den Ungrund der hier und da laut gewordenen Besorgnis beweist, als ob infolge der gesetzlichen Aufhebung der bürgerlichen Unfähigkeit der Juden bald alle Gemeindeämter von Juden besetzt sein würden. – 
Hiergegen bemerkt das Frankfurter Journal, dass es nicht der erste Fall sei, denn im Dorfe Unterschwandorf, Oberamts Nagold, war mehrere Jahre lang bis an seinen Tod ein Israelit, namens Dessauer, Schultheiß einer Bevölkerung, die fast zu gleichen Teilen aus Protestanten, Katholiken und Juden bestand, und die dort recht einträchtlich beisammen wohnten."

    
Korrektur der Meldung aus Pflaumloch - den "Bürgermeister" betreffend (1846)  

Pflaumloch AZJ 14091846.jpg (67618 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 14. September 1846: "In No. 32 Ihres Blattes ist von einem israelitischen Bürgermeister und Gemeinderat in Pflaumloch (ein Dörfchen von circa 4-500 Einwohnern) die Rede. Eine doppelte Unwahrheit! Denn fürs Erste gibt es bei uns gar keine Bürgermeister. Unter diesem Titel versteht man in der Regel den Vorstand einer Gemeinde, der aber bei uns Schultheiß genannt wird. Allein auch zu einem solchen ist die in Rede stehende Person nicht gewählt worden, sondern zum Gemeindepfleger, dem lediglich nur die Verwaltung der Gemeindekasse obliegt. Ferner ist dort kein Israelit zum Gemeinderat gewählt worden, sondern nur zum Bürgerausschusse."

  
Zur vorbildlichen Ortsreinlichkeit und den Baumsatz in Pflaumloch unter dem Gemeindepfleger Markus Ellinger (1846)  

Pflaumloch AZJ 06071846.jpg (87417 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 6. Juli 1846: "13. Juni. Eins unserer öffentlichen Organe enthält unter Heutigem: 'Bei Lesung des von Pfarrer Maier in Pflugfelden erschienenen Aufsatzes über Ortsreinigung dachte ich unwillkürlich an den Pfarrort Pflaumloch, Oberamt Neresheim, wo man stets nicht nur eine musterhafte Reinlichkeit im Orte, sondern auch auf den der Gemeinde zur Unterhaltung obliegenden Straußen trifft, und wo zur Verschönerung der Straßen viel durch Baumsatz geschieht. Dies hat man hauptsächlich dem schon seit vier Jahren aufgestellten, seit einem Jahr durch das Zutrauen der größtenteils aus Christen bestehenden Gemeinde auch zum Gemeindepfleger erwählten – Israeliten, Markus Ellinger, zu verdanken, der sich die Ortsreinlichkeit wie den Baumsatz so sehr angelegen sein lässt, und sich öffentlicher Anerkennung seitens des königlichen Oberamts schon zu erfreuen hatte." 

    
    
Berichte aus dem jüdischen Gemeindeleben 
 
Einweihung des Gefallenendenkmals für die Gefallenen der Gemeinde (1928)     

Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 15. September 1928: "Pflaumloch. Am 29. Juli fand hier die feierliche Einweihung des Gefallenendenkmals für die Krieger der protestantischen und katholischen Konfession statt. Der Boden, auf dem das Denkmal steht, ist das an den israelitischen Friedhof angrenzende, dem Israelitischen Oberrat gehörende Areal, dass dieser der Ortsgemeinde Pflaumloch in entgegenkommender Weise unentgeltlich zu diesem Zwecke abgetreten hatte. Der Platz, der von zwölf hochgewachsenen Linden malerisch umrahmt ist, bildet nunmehr einen ungemein stimmungsvollen Eingang zu den stillen Totenreich in der christlichen und jüdischen Gemeinde. Einen Vertreter der israelitischen Religionsgemeinschaft zu der Feier einzuladen, hatte man allerdings vergessen."       

    
    
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde 
Auszeichnung für den Jurastudenten Salomon Pflaum in Tübingen (1837)  

Pflaumloch AZJ 23121837.jpg (250338 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 23. Dezember 1837: "Tübingen, 27. November (1837). Die juristische Fakultät hat den diesjährigen Preis, nachdem die von ihr gestellte Frage mehrere Jahre wegen nicht genügender Arbeiten wiederholt worden, einem jungen Israeliten, Salomon Pflaum aus Pflaumloch im Württembergischen, erteilt, und zwar, da die Frage gelautet: 'In welchen Hauptmaterien weicht die peinliche Gerichtsordnung Karls V. von der Bamberger Halsgerichtsordnung ab? Worauf berufen die Gründe dieser Abweichung, und welche Resultate gewählt die Untersuchung für die Auslegung der peinlichen Gerichtsordnung Karls V.?' wurde ihm der Preis mit folgendem ehrenden Urteile der Fakultät zuerkannt: 'Abgesehen von einigen minder bedeutenden Mängeln, zeichnet sich diese Abhandlung nach dem Urteile der Fakultät durch gründliches Quellenstudium und überhaupt durch tüchtige Kenntnisse im Strafrechte und Strafprozesse, durch ein gutes Urteil sowohl in der Darlegung der historischen und legislativen Gründe usw., sowie durch eine lobenswerte systematische Anordnung und durch eine gute Schreibart aus' usw.  Möge diese öffentliche Anerkennung dem jungen Manne zur höchsten Aufmunterung gereichen.
Anmerkung: "Der Korrespondent ersucht uns, über die Erziehung des Herrn Pflaum Folgendes hinzuzufügen, weil sich so manche Betrachtung daran knüpfen lasse: 'S. Pflaum wurde von seinem seligen Vater, der allen seinen Kindern eine echt religiöse und zeitgemäße Erziehung gab, da in unserem gesegneten Vaterlande (Württemberg) dem Israeliten der Eintritt in jeden Zweig des Staatsdienstes offen steht, zum Studium der Rechtswissenschaft bestimmt, besuchte aber bis zum 15. Jahr die israelitische Schule, die unter dem Lehrer S. Löwenstein sehr Rühmliches leistet, wo er nicht nur in allen Elementargegenständen und Realien, sondern auch im Hebräischen sich tüchtige Kenntnisse erwarb, sodass er sogar mit Mischna und Talmud recht genau bekannt wurde. Selbst bei dem Besuche der lateinischen Schule setzte er, nach seines Vaters Willen, das hebräische Studium fort, und vermöge dieser kräftigen Vorübung zu Sprachstudien, legte er seine Gymnasialkarriere, obgleich er erst mit fünfzehn Jahren sie begann, schnell zurück. Er bezog sodann die Münchner Universität, von wo er die ausgezeichnetsten Zeugnisse mitbrachte, und sodann die Universität zu Tübingen. Sein Beispiel vermag also die israelitischen Eltern sehr wohl zu belehrten, dass ihre Kinder, wenn sie auch dem Studium gewidmet werden, durch die frühere Erlernung des Hebräischen nur an Geisteskraft, an Scharfsinn und Ernst vorbereitet und entwickelt werden, ja dass die frühere Erlernung des Hebräischen selbst den besten Prüfstein abgibt, ob ein Kind zu ernsteren Studien befähigt sei – abgesehen von allem religiösen Einflusse."

 
Salomon Pflaum wird Oberjustiz-Prokurator (1842)  

Pflaumloch AZJ 12031842.jpg (32369 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 12. März 1842: "In Folge höchsten Dekrets vom 27. Januar dieses Jahres wurde die erledigte Oberjustiz-Prokurator-Stelle bei dem Königlichen Gerichtshofe des Jagstkreises, dem Referendar I. Klasse Salomon Pflaum aus Pflaumloch gnädigst übertragen."

 
Auszeichnung für Kommerzienrat Alexander von Pflaum (1888)  

Pflaumloch AZJ 01111888.jpg (55330 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 11. November 1888: "Man schreibt uns aus dem Württembergischen Ries: Zwei unserer Landsleute sind mit hohen Auszeichnungen bedacht worden. Herr Kommerzienrat Alexander von Pflaum, Königlich Sächsischer Generalkonsul in Stuttgart, erhielt vom König Humbert von Italien das Komturkreuz der italienischen Krone. Der Dekorierte ist in Pflaumloch geboren.
Herr Carl Maison, Landtagsabgeordneter in München, wurde von Seiner Königlichen Hoheit dem Prinzregenten Luitpold von Bayern zum königlich-bayrischen Kommerzienrat in Anerkennung seiner Verdienste um die königlich-bayrische Kunstgewerbeausstellung ernannt; er ist geboren in Oberdorf und Sohn des seligen Maison, Frankfurter Lehrers daselbst."    

      
Die Geschichte des Säbels des Studenten Siegfried Chajes von Pflaumloch in der Verbindung Schlappinia (1921)        
Anmerkung: in der Erzählung werden Namen verfremdet. Es gab weder eine schlagende Verbindung Schlappinia noch einen Siegfried Chajes von Pflaumloch. Aber wie beim Namen "Petz von Gerlichingen" = "Götz von Berlichingen" deutlich wird, könnte die Erzählung von einem jüdischen Studenten in einer antijüdisch gesinnten Verbindung durchaus einen historischen Hintergrund haben.
     

Artikel in "Das jüdische Echo" vom 5. August 1921: "Feuilleton. Der Judenspeer. Von Moror.
Die schlagende Verbindung im R.P.C. (Reichs-Panierträger-Konvent) Schlappinia besaß früher neben anderen Trophäen einen prachtvollen krummen Säbel mit massiv silbernem Korb. Auf diesem waren die Worte eingeprägt: 'Einer hochverehrlichen Schlappinia in dankbarster Erinnerung an gütig gewährten Waffenschutz ehrerbietigst gewidmet von Siegfried Chajes von Pflaumloch stud iur. et. philos. Sommersemester 1893'. Sonst unterschied sich die schimmernde Wehr in nichts von anderen Ehrensäbeln. Auch hatte unser des Rechts und Philosophie beflissener Siegfried sein neidliches Schwert tadellos geschwungen. Groß und kräftig gebaut, hatte er seinem schmächtigen Gegner schon nach dem dritten Gange mit einer bewundernswerten Außenquart die Hälfte des linken Ohres und der Nase abgehauen, und, was ihn noch mehr ehrte, er war gestanden wie eine Eiche und hatte beim Nähen nicht einmal gemuckt. Gegen die Honorigkeit des Kompaukanten Chajes wäre somit nicht das Geringste einzuwenden gewesen, wenn ja - wenn seine Wiege eben nicht in Pflaumloch gestanden hätte. Es gibt historische Fakta, die man, wenn man sie nicht leugnen kann, am klügsten verschweigt. Hätte Siegfried Chajes den Schlappinern seine Herkunft aus Pflaumloch vorenthalten, statt sie Ihnen noch dazu in Silber! einzuprägen, so hätte seine Dedikation wahrscheinlich kein anderes Schicksal gehabt wie andere Dedikationen. Die Jungen Füchse, die mit ehrfürchtigem Blicke die stummen Zeugen heldischer Vorzeit an    
den Wänden ihrer Kneipe mustern, hätten sich dann niemals den Kopf darüber zerbrochen, was für ein Landsmann wohl der Tapfere gewesen ist. Der mit seinem Familiennamen Chajes hieß. Sie hätten es sich entweder an seinem völkisch einwandfreien Vornamen genügen lassen und den Familiennamen gar nicht weiter beachtet oder aber sie hätten vielleicht gedacht, Chajes sei ein alter wendischer Name oder sogar ein keltischer Name, und das hätte sie nicht abgehalten, den Kerl, der ihn trug, für ebenso bierehrlich zu halten, wie andere Kerle, die bei den Schlappinern Waffen belegt hatten, und für einen 'noblen Hund' obendrein. Denn - nicht wahr? Alle können wir schließlich nicht von Hermann dem Cherusker abstammen. Das wäre entschieden zu viel verlangt. Einige von uns stammen vielleicht sogar von den Legionäre des Varus ab, die jener besiegt hat. Aber - versuche einmal einer, Ihnen das nachzuweisen! Hingegen wenn man hört: Siegfried Chajes von Pflaumloch, da ist natürlich niemand so blau, sich weiß machen zu lassen, man habe es mit einem schwäbischen Rittergeschlecht zu tun wie bei 'Petz von Gerlichingen' (gemeint: Götz von Berlichingen), 'Fuchs von Cossmannshausen' oder 'Wolf von Wunnenstein'. Vielmehr weiß jedermann sofort Bescheid was es mit Name und Art für eine Bewandtnis hat. Siegfried Chajes hatte es somit lediglich sich selbst zuzuschreiben, wenn sein der Schlappinia gewidmeter Ehrensäbel niemals anders genannt wurde, als: 'Der Judenspeer'.
Die Schlappiner renommierten nicht wenig mit ihrem Judenspeer. Er bildete die Hauptattraktion ihrer Kneipe. Jeder Keilfuchs musste ihn sehen und bewundern, und mit der Zeit knüpfte sich an ihn ein Kranz der abenteuerlichsten und zugleich infamsten Legenden. Der eiserne Käfig des Lechburger Stadtmuseums, in dem im Jahre 1349 drei Juden an den Füßen aufgehängt wurden - und 'lebeten noch am vierten Tag' heißt es in der Lechburger Stadtchronik - konnte kein größeres Kuriosum darstellen, als der Judenspeer der Schlappinia.
Viele Jahre hindurch hing der Judenspeer immer an dem gleichen Fleck, wo man ihn hingehängt hatte, nachdem er von dem Lehrbuben des Juweliers Salomon Feibeles abgegeben worden war. Bekanntlich wurde aber auf dem vorherigen Seniorenkonvent des R.P.C., dem ein jüdisches Schandmaul dafür den Spitznamen 'Risches-Ponim-Convent' angehängt hat, der offizielle Beschluss gefasst, Juden und Judenstämmlingen in Zukunft wieder Satisfaktion noch Waffenschutz zu gewähren. Für die nächst Beteiligten war die praktische Bedeutung dieses Beschlusses nicht. Die Mehrzahl hat es schon vorher eingesehen dass Ihnen die Pflege feudal aristokratische Hoheiten noch weniger anstehen, Als den freien Nachkommen höriger Bauern und den aufgeklärten Enkeln bornierter Pfahlbürger und hatte sich selbst davon abgewendet. Für den Judenspeer aber wurde die neue Richtung im R.P.C. verhängnisvoll. Eines schönen Tages wurde er unter großer Zeremonie aus den heiligen Hallen der Schlappinia hier entfernt. Ein krasser Fuchs, der beim 'Landesvater' nachgeklappt hatte - die Schlappiner lassen sich durch die Judenrepublik in ihren Traditionen nicht beirren - musste ihn von der Wand abnehmen, die Widmung dreimal anspucken und dann die Klinge zerbrechen.
Nachdem das Ärgernisses des Judenspeers auf diese Weise beseitigt war, erhob sich die schwierige Frage: was mit dem silbernen Korb anfangen? Denn für einen Spucknapf war er denn doch zu schade. Der J.C. zerbrach sich mehrere Stunden den Kopf darüber. Schließlich beschloss man, alles dem Erstchargierten, stud. phil. Waldemar Holzbock zu überlassen. Holzbock war aber hatte den geistreichen Einfall, Hakenkreuze daraus machen zu lassen und mit deren Anfertigung Salomon Feibeles zu beauftragen. Man war zwar im R.P.C . übereingekommen, sämtliche jüdischen Geschäftsleute zu boykottieren. Allein weißt doch: und Holzbock hatte nun einmal unseren Salomon Feibeles, den er wegen seiner Liberalen Kreditgewährung wert schätzt in sein Herz geschlossen. So erhielt denn der Verfertiger das Judenspeers den ehrenvollen Auftrag, aus dem silbernen Korb desselben 100 Hakenkreuze zu schmieden. Denn dank der Munifizenz des Spenders reichte das edle Material des Korbes hin, die ganze Aktivitas der Schlappinia mit diesem Schmuck zu versehen. Salomon Feibeles trug kein Bedenken, den Auftrag anzunehmen. Sein Prinzip war: 'Geschäft ist Geschäft und       
Ordre ist Ordre'. So führte er denn auch dieses Geschäft und diese Ordre mit der gleichen Promptheit und Kulanz aus, die seine Kundschaft an ihm gewohnt ist.
Der Umstand, dass Holzbock die Kreuze nicht sofort bezahlte, beunruhigte Feibeles zunächst nicht weiter. Er kannte die Traditionen der Schlappiner in dieser Hinsicht und hatte seinen Preis entsprechend kalkuliert. Als er aber auf die erste briefliche Mahnung nicht einmal eine Antwort mit der üblichen Vertröstung auf den nächsten Monatswechsel erhielt, wurde er unruhig und wandte sich an die Verbindung selbst. Die aber schrieb kühl zurück, sie habe Hakenkreuze bei ihm wieder bestellt noch von ihm geliefert erhalten und müsse daher die Bezahlung seiner Rechnung entschieden ablehnen. Die Angelegenheit gehe ausschließlich den stud. phil. Waldemar Holzbock an, der übrigens vor kurzem verschiedener Unregelmäßigkeiten halber c.i. dimittiert worden und seither verschwunden sei.
Salomon Feibeles war natürlich wütend und beschloss, die Sache sofort einem tüchtigen Rechtsanwalt zu übergeben. Aber wem sollte er sein Vertrauen schenken? Ein Nichtjude würde ja zweifellos bei den Richtern mehr Eindruck machen. Aber wer garantierte, dass der der Versuchung würde widerstehen können, antisemitische Witze zu reißen, wenn die Gelegenheit aufdringlich dazu einlud? Bei einem Juden war man gegen diese Gefahr natürlich gesichert, aber dafür bestand bei ihm wiederum die andere, dass er vielleicht durch taktlose Ausfälle auf den antisemitischen Gegner den ganzen Prozess verdarb. Fürwahr ein schwieriges Problem! Nach einer schlaflos verbrachten Nacht fand Salomon Feibeles in dessen den vortrefflichen Ausweg, die Sache einem jüdischen Anwalt mit gerichtsnotorisch deutsch-völkischer Gesinnung zu übertragen.
So ist es gekommen, dass der Justizrat Siegfried Chajes, Mitglied der deutschen Volkspartei, das Mandat erhielt, auf das er ohnedies ein natürliches Prioritätsrecht besaß. Er rechtfertigte das von Salomon Feibes in ihn gesetzte Vertrauen voll und ganz. Er führte die Sache mit solcher Diskretion, dass seine persönlichen Beziehungen zu ihr von niemandem bemerkt worden wären, wenn der Gegenanwalt, obwohl ein Parteifreund Siegfried, nicht immer wieder mit deutlicher Spitze darauf hingewiesen hätte. Die vornehme Zurückhaltung, mit welcher der Angegriffene auf diese Anzapfungen reagierte, verfehlte nicht, am Richtertisch den vorzüglichsten Eindruck zu machen. Justizrat Chaies erzielte denn auch den Erfolg, dass das Landgericht seinen lichtvollen Ausführungen folgend das Geschäft den ganzen Umständen nach als im Namen der Schlappinia Jahr geschlossen ansah, so dass Feibes in erster Instanz glatt gewann. In zweiter verlor er dann allerdings genauso glatt eben so glatt, weil das Berufungsgericht einen Verstoß gegen die guten Sitten darin erblickte, wenn ein Jude die Anfertigung von Hakenkreuzen übernimmt und demgemäß den ganzen Handel für nichtig erachtete. Gegenwärtig beschäftigt die Sache Feibeles gegen Schlappinia das Reichsgericht. Überflüssig zu sagen, dass man ihrem endgültigen Ausgang allenthalben mit fieberhafter Spannung entgegen sieht, besonders aber im bayerischen Staatsministerium der Justiz, wo ein dichterisch begabter Referent den Fall für den Staatskonkurs zu bearbeiten beabsichtigt."       

 
Zum 100. Geburtstag der aus Pflaumloch stammenden Sophie Stern geb. Nördlinger (1927) 

Schopfloch BayrGZ 19091927.jpg (121583 Byte)Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 19. September 1927: "Schopfloch bei Dinkelsbühl. Am 25. Juli konnte Frau Sophie Stern geb. Nördlinger, im Kreise ihrer Kinder, Enkel und Urenkel die Feier ihres 100. Geburtstages begehen. Die Jubilarin ist in Pflaumloch (Württemberg) geboren und lebt seit 24 Jahren hier. Trotz ihres hohen Alters ist sie körperlich und geistig gesund, dabei lebhaft und humorvoll. Telegramme, Briefe und Ehrengeschenke traten in sehr großer Zahl ein; auch der Reichspräsident Exzellenz von Hindenburg sandte Glückwunsch und Ehrengeschenk. Unter den zahlreichen Personen, welche persönlich ihre Glückwünsche darbrachten, waren der 1. Bürgermeister des Ortes, der Kultusvorstand, Bezirksrabbiner Dr. Kroner (Oberdorf-Bopfingen) als Beauftragter des Israelitischen Oberrates von Württemberg und Distriktsrabbiner Dr. Munk aus Ansbach. Der Verband Bayerischer Israelitischer Gemeinden übersandte Glückwunschschreiben und Ehrengabe. M.R."

  
Zum Tod der 100-jährigen, in Pflaumloch geborenen Sophie Stern geb. Nördlinger (1928)    

Moenchsroth Israelit 19011928.jpg (57781 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Januar 1928: "Mönchsroth, 15. Januar (1928). In Schopfloch starb im Alter von 100 Jahren und 5 Monaten Frau Sophie Stern geb. in Pflaumloch Württemberg. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." 

      
Über jüdische Finanzleute des 19. Jahrhunderts - über Elias Pflaum und Alexander von Pflaum und ihre Familien (1930)    

Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 15. Februar 1930: "Jüdische Finanzleute des letzten Jahrhunderts. Von Felix Sontheimer. 
Anlässlich eines kürzlich in der Tagespresse erwähnten Stuttgarter Bankjubiläums wurde auf die bekannte Familie Pflaum hingewiesen, die im württembergischen Wirtschaftsleben des vorigen Jahrhunderts bis in den Beginn des jetzigen hinein eine bedeutende Rolle gespielt hat. Bevor Elias Pflaum, der im Jahre 1810 in Pflaumloch geboren wurde, 1855 sein Bankgeschäft in Stuttgart errichtete, hatte er bereits seit Jahren in seinem Heimatort Handels- und Geldgeschäfte erfolgreich betrieben: den Meisterbrief der Handelsinnung hatte er im Jahre 1841 vom Oberamt Neresheim zugestellt erhalten. Beim Verlassen seiner Heimatgemeinde wurden die Verdienste von Elias Pflaum gefeiert, der 17 Jahre als Mitglied des Israelitischen Kirchenvorsteheramts und als Mitglied teils des Bürgerausschusses, teils des Gemeinderats amtiert hatte. Die gewissenhafte, unparteiische und uneigennützige Erfüllung seiner Pflichten wurde besonders betont. Nicht ohne tiefe Rührung ist er aus seinem Geburtsort geschieden, um seinen Kindern eine bessere Ausbildung und schönere Existenz sichern zu können. Schon seinerzeit bestand in der Gemeinde, die Dank der ersprießlichen, vom Oberamt, dem Ministerium und der Oberkirchenbehörde vielfach anerkannten Tätigkeit von Elias Pflaum musterhaft geführt worden war, die Befürchtung, dass sie durch das Wegziehen einige Familien ihre Last nicht mehr tragen könnte. Elias Pflaum wurde in Pflaumloch sowohl als in Stuttgart von seiner im Jahr 1817 geborenen Frauen Nanette geborene Gutmann, tatkräftig unterstützt . Es wurden ihr besondere Welt- und Geschäftskenntnisse nachgerühmt. Der 1862 durch königliche Entschließung zum Oberkirchenvorsteher ernannte Elias Pflaum ist im Jahre 1876 seiner vier Jahre vorher verschiedenen Frau im Tode gefolgt. Kirchenrat von Maier und Kirchenrat Dr. Wassermann hoben in ihren Gedächtnisreden die echte Frömmigkeit, den redlichen Bürgersinn und die Bedeutung und Stellung hervor, die beide in der kurzen Zeit ihres Wirkens in Stuttgart sich erworben haben.  
In einer Zeit, in der die Aneignung eines über das gewöhnliche Maß der Schulkenntnisse hinausgehenden Wissens dem Israeliten erschwert war und vielfach nicht einmal wünschenswert erschien, ließ das Ehepaar Elias und Nanette Pflaum seinen Söhnen eine sorgfältige Erziehung angedeihen, die ihre Früchte getragen hat. Anfangs der sechziger Jahre ist der Sohn Alexander, der nachmalige Geheime Kommerzienrat und königlich sächsische Generalkonsul Alexander von Pflaum (geboren 1839), in das väterliche Geschäft eingetreten und hat sich in diesem und später in der an dessen Stelle errichteten Firma Pflaum & Co., in der er von seinem Bruder Moritz unterstützt wurde, und die im Jahre 1881 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt worden ist, als ein genialer, hochangesehener, weit über die Grenzen des Vaterlandes bekannter Finanzmann erwiesen.
Alexander von Pflaum hat eine führende Stellung eingenommen; er führte den Vorsitz in der Verwaltung von elf Aktiengesellschaften, war gleichzeitig tätiges und mitarbeitendes Mitglied des Aufsichtsrats von 16 anderen in- und ausländischen Gesellschaften, Mitglied der 'Stuttgarter Handelskammer', der 'Zentralstelle für Gewerbe und Handel', des 'Deutschen Handelstags', des Vorstands des 'Hansabundes', und des 'Deutschen Flottenvereins', des 'Deutschen Börsenausschusses' und des Börsenehrengerichts u.a. Er war ein echter, vornehmer, königlicher Kaufmann, der die Interessen seines Standes, seines Landes und des Reichs wahrgenommen hat. In seinem Weitblick ist er schon frühzeitig für die Vereinheitlichung der deutschen Eisenbahnen eingetreten. Eine stattliche Anzahl Handel und gewerbetreibender Glaubensgenossen hat Alexander von Pflaum ihr emporsteigen zu verdanken. Mit fast unfehlbaren Kennerblick hat er Anfängern Mittel zur Selbständigmachung zur Verfügung gestellt, und nur in den seltensten fällen hat seine finanzielle Hilfeleistungen nicht den gewünschten Erfolg gezeitigt. Er ist stets seinem Glauben treu geblieben; der israelitischen Behörde hat er 35 Jahre lang angehört.
Mit unvergleichlicher Energie hat Alexander von Pflaum ein körperliches Leiden zu überwinden gesucht. Er ist am 15. Dezember 1911 einer heimtückischen Krankheit zum Opfer gefallen. Trotz des in seiner Bescheidenheit geäußerten Wunsches, es möge an seiner Bahre nicht viel von ihm geredet werden, wurden die großen, unvergesslichen Verdienste des Mannes von aus nah und fern herbeigeeilten Leidtragenden gerühmt. Auch hat der biedere Vertreter der Heimatgemeinde Pflaumloch nicht gefehlt, deren Ehrenbürger Geheimrat von Pflaum gewesen war und der er bis zu seinem Tode Treue gehalten hat. Einige Jahre vorher hatte er der Gemeinde als Stiftung das Gemeindehaus übergeben, das seitherige Gotteshaus der aufgelösten israelitischen Gemeinde, das Elias und Marcus Pflaum, Alexanders Vater und Onkel, miterbaut und im Dezember 1846 eingeweiht hatten.
Die in Württemberg ausgestorbene Familie Pflaum und ihr Wirken gehören zur Geschichte unseres Heimatlandes; sie sind ein Stück des württembergischen Vaterlandes geworden."    

    
    
Über die Auflösung der jüdischen Gemeinde  
Einladung zum Zuzug nach Pflaumloch (1885)       

Pflaumloch Israelit 12101885.jpg (132429 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Oktober 1885: "Mainz, 6. Oktober (1885). Israelitische Familien, die genötigt sind, oder denen es wünschenswert erscheint, ihren gegenwärtigen Wohnort mit einem anderen zu vertauschen, wollen wir auf den Ort Pflaumloch (Jagstkreis, Oberamt Neresheim) aufmerksam machen. Daselbst befand sich vor wenigen Jahren noch eine große israelitische Gemeinde, die jedoch durch Fortzug vieler Familien an Zahl abgenommen hat. Noch heute ist die israelitische Gemeinde zu Pflaumloch gut situiert, hat ein schönes Schulhaus, einen schönen Friedhof, eine prachtvolle Synagoge und sonstige Gemeindeinstitutionen. Bahnverbindung, gute Gegend und namentlich die Wohlfeilheit der Wohnung ermöglichen es, dass sich arbeitsliebende und einigermaßen leistungsfähige Handwerker, z.B. Schneider, mit Leichtigkeit daselbst eine Existenz zu gründen vermögen. Von der israelitischen Gemeinde hätten sie keinerlei Lasten oder Steuern zu tagen; es könnte vielmehr, wenn notwendig, Unterstützung aus dem nicht unbedeutenden Stiftungsfonds geleistet werden. Nähere Auskunft wird der Pfleger des israelitischen Kirchenvorsteheramts, Herr J. Oberdorfer, gern erteilen. Bemerken wollen wir noch, dass man für Reisekosten für eventuelle Einwanderer keine Verbindlichkeiten übernimmt, ebenso wenig für deren Unterhalt nach geschehener Ansiedlung und dass endlich nur solche berücksichtigt werden, die sich durch Heimatzeugnisse und guten Leumund legitimieren können."    


Zur Auflösung der Gemeinde (1904)  

Pflaumloch FrfIsrFambl 02091904.jpg (83552 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 2. September 1904: "Neresheim (Württemberg). Die israelitische Gemeinde Pflaumloch, die in den 1870er-Jahren noch über 100 Angehörige zählte, geht nun vollends schnell der Auflösung entgegen. Im Laufe des Sommers sind mehrere Familien nach Nördlingen weggezogen und in den letzten Tagen hat auch der letzte Pflaumlocher Israelit sein Anwesen verkauft, um nach Nürnberg zu übersiedeln. Für die politische Gemeinde bedeutet der Wegzug der steuerkräftigen Israeliten einen nicht unbedeutenden finanziellen Verlust. Was aus der schönen geräumigen Synagoge werden soll, die im Jahre 1846 um 20.000 Gulden erbaut wurde und die in letzter Zeit nur noch zwei Israeliten als Andachtsstätte gedient hat, ist noch nicht bestimmt."

  
Weiterer Bericht zur Auflösung der Gemeinde (1904)  

Pflaumloch Israelit 01091904.jpg (142705 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. September 1904: "Stuttgart, 24. August (1904). Zu den Orten in Württemberg, welche bis in die vierziger Jahre des vorigen Jahrhunderts den Israeliten zur Niederlassung reserviert waren und aus denen auch nach dem die kirchlichen Verhältnisse der Juden regelnden Gesetz von 1828 ein Wegzug sehr erschwert war, gehört das Dorf Pflaumloch im Oberamt Neresheim. Bis in die siebziger Jahre hatte in dem etwa 450 Einwohner zählenden Dörfchen die israelitische Gemeinde noch mehr als 100 Angehörige, 1880 waren es noch 47 Mitglieder. Seitdem hat die Zahl rasch abgenommen und vor einigen Tagen hat, wie dem 'Staatanzeiger' geschrieben wird, der letzte in Pflaumloch ansässige Israelit sein Anwesen verkauft, um nach Nürnberg überzusiedeln, nachdem erst im Laufe dieses Sommers mehrere jüdische Familien nach Nördlingen gezogen sind. Die im Jahre 1846 gebaute neue Synagoge steht jetzt völlig vereinsamt da. Für die politische Gemeinde Pflaumloch bedeutet der Wegzug der Israeliten einen ziemlichen Verlust an Steuerkraft. In ähnlicher Weise wie hier, verändert sich in den anderen dörflichen und kleinstädtischen Gemeinden, die ehemals als Judenniederlassungen dienten, das Verhältnis. Die israelitischen Gemeinden draußen auf dem lande schrumpften stark zusammen, während in den größeren Städten seit Mitte des vorigen Jahrhunderts eine ziemlich erhebliche Zunahme stattgefunden hat, die aber in letzter Zeit vielfach in einen Rückgang sich verwandelt hat. Eigentlich hat seit 1895 nur Stuttgart eine Zunahme zu verzeichnen. Im ganzen Lande ist die Gesamtzahl der Israeliten von 13.331 Köpfen im Jahre 1880 auf 11.916 bei der letzten Zählung zurückgegangen." 
  
Artikel in "Israelitisches Familienblatt" vom 1. September 1904: Derselbe Bericht wie oben.       

                  
Tod der letzten jüdischen Einwohnerin (1907)  

Pflaumloch Frf IsrFambl 08111907.jpg (18643 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 8. November 1907: "Pflaumloch. Nunmehr ist durch den Tod der letzten jüdischen Einwohnerin Pflaumloch ohne Juden. Der Friedhof wird von der israelitischen Oberkirchenbehörde weiter erhalten werden."
   
Pflaumloch Israelit 07111907.jpg (29602 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. November 1907: "Pflaumloch, 1. November. Die letzte israelitische Einwohnerin unseres Ortes ist in diesen Tagen gestorben. Vor 40 Jahren gab es in Pflaumloch noch über 150 Israeliten, vor 30 Jahren noch etwa 100. Vor zwei Jahren ist die israelitische Kultusgemeinde aufgelöst worden." 
  
Artikel in "Israelitisches Familienblatt" vom 7. November 1907: "Pflaumloch. (Die letzte Jüdin). Durch den dieser Tage erfolgten Tod der letzten israelitischen Einwohnerin Pflaumlochs, scheidet unser Ort aus der Reihe der israelitischen Gemeinden vollends aus. Der israelitische Friedhof samt Leichenhaus bleibt im Besitz der israelitischen Oberkirchenbehörde, da einzelne Familien sich das Besetzungsrecht auf dem heimatlichen Friedhof vorbehalten haben."         
   
Artikel in "Jüdische Rundschau" vom 8. November 1907: Bericht wie oben.       

    
   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und einzelner Personen 
Anzeige von Gemeindevorsteher Moritz Jung (1879)   

Pflaumloch Israelit 05111879.jpg (52905 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. November 1879: "Gesucht per sofort nach Regensburg eine Haushälterin, mosaischer Konfession, welche in allen Zweigen der Haushaltung tüchtig, einen soliden Lebenswandel nachzuweisen und besonders Liebe zu Kindern hat. Gute Behandlung wird zugesichert. Bewerberinnen, welche auf diesen erstgemeinten Antrag eingehen wollen, belieben ihre Adresse nebst etwaigen Ansprüchen sogleich einzusenden an Moritz Jung, in Pflaumloch bei Nördlingen."

   
Anzeige der Metzgerei mit Viehhandel Leopold Siegbert (1900)   

Pflaumloch Israelit 29111900.jpg (42011 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. November 1900: "Lehrlings-Gesuch
Für meine Metzgerei, verbunden mit Viehhandel, suche baldigst einen braven Jungen, achtbarer Eltern. Samstags und Feiertage geschlossen. 
Leopold Siegbert, Pflaumloch (Württemberg)."   

  
  
  
 Weitere Dokumente     
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim / Ries; Erläuterungen gleichfalls durch Peter Karl Müller)  

Über den Großbrand Pflaumlochs 
von 1802
  
Pflaumloch Dok 14044.jpg (201828 Byte) Pflaumloch Dok 14044a.jpg (70858 Byte)
  Die Darstellung ist aus der Ortsgeschichte von Eugen Stäbler (1903-1987) entnommen: 
"Pflaumloch im Ries", erschienen 1956. S. 63-64. 
Neuauflage ist zu beziehen über die Gemeindeverwaltung Riesbürg.   
     
Unterpfands-Urkunde für ein Darlehen von Löw Salomon (1813)      
Pflaumloch Dok 15005.jpg (355731 Byte) Pflaumloch Dok 15005a.jpg (388877 Byte) Pflaumloch Dok 15005b.jpg (294964 Byte)

Es handelt sich um eine Unterpfands-Urkunde für ein Darlehen von Löw Salomon um das Jahr 1813. Das Vordruck-Formular für eine gerichtliche Unterpfands-Urkunde wurde in diesem Fall verwendet für ein Darlehen an Matthäus Meyer, Bürger und Metzger in Pflaumloch und seine Ehefrau Katharine (?) über 50 Gulden von Löw Salomon, "zu ihrem ehelich gesellschaftlichen Nutzen, nemlich Abzahlung eines Güterschillings". Als Unterpfand verdingt wurde ein 1/2 Morgen Acker. 
vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Morgen_(Einheit)      

     
Apothekerrechnung an die Israelitische
 Gemeinde Pflaumloch (1842)
  
Pflaumloch Dok 12074a.jpg (184709 Byte) Pflaumloch Dok 12074.jpg (113639 Byte)

Es handelt sich dabei um eine Rechnung des Apothekers Joh. Chr. Heinr. Wolf aus Nördlingen an die Jüdische Gemeinde in Pflaumloch über zwei Mixturen für Sandel Kronheimer aus Pflaumloch. Sandel Kronheimer (geb. 4. Juli 1768, gest. 11. Oktober 1842) war der Sohn von Israel und Blümle Kronheimer in Pflaumloch. Er war in zweiter Ehe verheiratet mit Breindel Hechinger (geb. 6. Juli 1781, gest. 8. Dezember 1834), Tochter von Moses und Marianne Hechinger aus Kleinerdlingen. Sandel Kronheimer wurde in Pflaumloch begraben. Seine Frau - weil vor 1840 verstorben - wurde in Wallerstein beigesetzt. Die Rechnung ist knapp zwei Monate nach dem Todestag von Sandel Kronheimer datiert.  

     
Brief an das 
Schultheißenamt Pflaumloch (1847) 
 
 Pflaumloch Dok 13077.jpg (189601 Byte)  Pflaumloch Dok 13077a.jpg (164019 Byte)

Es handelt sich um einen Brief an das Schultheissenamt Pflaumloch. Die Vorderseite trägt einen 2-Zeiler Stempel Aalen vom 26.F ebruar 1847. Der Brief wurde 2 mal verwendet. In dieser Zeit war dies nicht ungewöhnlich. In der Sache geht es um eine Forderung des Bauern Philipp Merz aus Forst bei Aalen um eine noch ausstehende Restschuld des jüdischen Pferdehändlers Salomon Jung, resultierend aus einem Pferdekauf, bei dem Philipp Merz bereits 187 Gulden erhalten hat und nun noch ausstehende 5 Gulden 24 einfordert. Das 2 Foto gibt lediglich Rückschluss 
auf den Pferdekauf, den Verkäufer und den Käufer.      

     
Dokument zu Joseph Steiner, 
früher Josef Isaak (1853)
      
Pflaumloch Dok 121201.jpg (172818 Byte)

Es handelt sich bei dem Dokument (Schreiben) um eine Art Urkunde, in welcher der Handelsmann Joseph Steiner beurkundet, dass er gegenüber einem Bürger aus Zipplingen keinerlei Schuldansprüche mehr besitzt. Hingewiesen wird darauf (unten), dass der Handelsmann "Joseph Steiner" aus Pflaumloch früher den Namen "Josef Isaak" führte. Nach den Recherchen von Rolf Hofmann (HarburgProject) ist Joseph Steiner am 3. Mai 1789 als Sohn des Isac Joseph (Steiner) und seiner Frau Radel geboren. Er heiratete am 27. Oktober 1807 Lea Elkan, geboren in Mönchsroth am 5. März 1788, die Tochter von Simon Loew Elkan und seiner Frau Fradel. Joseph Steiner starb am 21. Dezember 1865 und wurde in Pflaumloch neben seiner Frau Lea beerdigt, die bereits 7 Jahre früher, am 25. November 1858 gestorben war. Sein Vater "Isac Joseph" heiratete 1781 in Pflaumloch als "Saekel Joseph". Er wurde 1738 geboren und starb 1830. Sein Grab befindet sich auf dem Wallersteiner jüdischen Friedhof, da Pflaumloch erst ab 1840 seinen eigenen jüdischen Friedhof hatte. 

     

Geschäftsbriefe aus der Familie Pflaum (1854)   

  
Pflaum Brief 112.jpg (44324 Byte) Pflaum Brief 111.jpg (47269 Byte) Pflaum Brief 110.jpg (48506 Byte)
Geschäftliche Mitteilung von H.&S. Pflaum aus Pflaumloch vom 12. April 1854 nach Ingolstadt. Auf dem Umschlag finden sich Poststempel von Nördlingen, Donauwörth und Ingolstadt, die den Postweg des Briefes dokumentieren. bei den beiden abgekürzten Vornamen aus der Familie Pflaum handelt es sich nach Angaben von Peter Karl Müller möglicherweise um Hayum Pflaum (1784-1872, verheiratet seit 1812 mit Lena geb. Lebrecht) und Salomon David Pflaum (geb. 1789, seit 1798 in Frankreich, möglicherweise wieder nach Pflaumloch zurückgekehrt, gest. 1866 in München).
     
  Pflaumloch Dok 440.jpg (148436 Byte) Pflaumloch Dok 440a.jpg (112145 Byte)
 Rechnung von H. & S. Pflaum an Friedrich Goetz in Oberdorf vom 8. August 1854; zu den Herren Pflaum siehe Angaben oben.  
     
     
Jahrzeitstiftung für das 
Israelitische Hospital in Fürth 
durch Rechtskonsulent Nördlinger 
für David Nördlinger (1871)

(aus der Sammlung von Peter Karl Müller,
 Kirchheim / Ries) 
Fuerth Dok 710.jpg (223679 Byte) Fuerth Dok 710a.jpg (184387 Byte)

Es handelt sich bei dem Schreiben um einen Vordruck, der dann nur mit den fehlenden Daten und Informationen vervollständigt werden musste. Die nachfolgend kursiv und fettgedruckten Wörter und Buchstaben sind der Vordruck  

Israelitisches Hospital Fürth.
Nachdem der
Herr Oberrabbiner Dr. Loewi dahier die von Herrn David Nördlinger in Pflaumloch
zum Hospitalfond legirten, von Herrn Rechtsconsulenten Nördlinger als Testamentsvollstrecker übersendeten zweihundert Gulden
einbezahlt hat, so wird demselben hiermit bezeugt, daß das Hospital die Verpflichtung übernommen hat, am Jahrzeittage des am 6.September 1870,
das ist : 10. Elul 5630 in Pflaumloch verstorbenen Herrn David Nördlinger
alljährlich in der Hospitalsynagoge die ritualmäßigen Gebete sagen zu laßen und eine Jahrzeitkerze zu brennen.
Die Kerze muß eine Wachskerze sein, die Person welche Mischna und Kadischvorträgt, erhält aus den Zinsen der Stiftung zwey Gulden.
Fürth, am 26. Maerz 1871
Vorstand der Isr. Kultus - Gemeinde.
Der zur Zeit Vorsitzende
- ??? 
Kassier - ???

Rückseite:  Das seit mehr als hundert Jahren bestehende, 1846 mit einem Aufwand von 30000 fl neu gebaute und 1864 mit einem Aufwand von 12000 fl bedeutend vergrößerte Israelitische Hospital Fürth besteht aus einer Pfründner - und einer Kranken - Anstalt.
In der Ersteren finden hülfsbedürftige gesunde Personen auf Lebensdauer vollständige Verpflegung, in der Letzteren werden Kranke entsprechend ärztlich behandelt und verpflegt.
Die Verwaltung des Hospitals wird vom Vorstand der Israelitischen Kultus-Gemeinde und der Israelit. Armenkommission geführt und mittels täglicher Besichtigung durch einen Krankenpfleger überwacht. Zur Handhabung der Hausordnung ist ein eigener Verwalter mit dem nöthigen Wärter - und Dienst - Personal angestellt.
Die ärztliche Behandlung der Kranken besorgt der Hospitalarzt und der Hospitalwundarzt.
Der Fond des Hospitals ist im Kapitalstock unangreifbar und als eine nur für jüdische Glaubensgenossen bestimmte Stiftung im Sinne des Tit. IV. §. 9. Abs. 4.
der Verfassungs - Urkunde anerkannt.
In der Haussynagoge wird täglich Gottesdienst gehalten, an welchem sämmtliche im Hospital befindliche Pfründner und Kranke -- soweit es ihre Gesundheit erlaubt -- unter Aufsicht eines Armenpflegers Theil nehmen.
In der Synagoge befinden sich Tafeln, auf denen die Namen der Wohlthäter des Hospitals verzeichnet sind.
Dort läßt auch das Hospital für das Selenheil seiner verstorbenen Wohlthäter die ritualmäßigen Gebete abhalten und die Jahrzeitlichter brennen. 
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Druck von J. Sommer in Fürth.

 
     
Amtsbrief mit Nennung von 
Abraham Lauchheimer in Pflaumloch (1875)
   
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Es handelt sich um einen Amtsbrief vom 16. Dezember 1875 mit der Bitte um Zustellung eines Auszugs der Verlassenschaftsteilung Moritz Fink an Abraham Lauchheimer in Pflaumloch. Abraham Lauchheimer ist am 11. Mai 1811 in Pflaumloch geboren als Sohn des Lippmann Lauchheimer (aus Pflaumloch) und der Maria geb. Guttmann (bzw. Marie geb. Gutmann; aus Aufhausen). Er war seit dem 16. August 1847 verheiratet mit Fanni, die am 9. September 1825 geboren ist als Tochter des Gumper Hauser in Buttenwiesen und seiner Frau Lea. Abraham und Fanni Lauchheimer hatten vier Kinder: Nanni (geb. 11. Juli 1848), Gustav (geb. 19. August 1851), Ida (geb. 20. Juni 1857) und Louis (geb. 21. November 1859).    

     
Rechnung der Gebrüder Schühlein (1889)   

Noerdlingen  Dok 0083.jpg (173403 Byte) 

Noerdlingen  Dok 0083a.jpg (48482 Byte)

Die Rechnung der Gebrüder Schühlein wurde vom 2. November 1889 für Schultheiß Petsch Erben in Pflaumloch ausgestellt. Schiele Schühlein wurde am 27. September 1813 in Pflaumloch geboren als Sohn von Hirsch Schühlein und Babette geb. Herrmann. Er heiratete am 11. Februar 1842 in Pflaumloch Augusta Dörzbacher geb. Golus aus Jebenhausen. Schiele Schühlein starb am 4. März 1878 in Nördlingen. Seine Frau Augusta Schühlein war bereits 30. Januar 1864 in Pflaumloch gestorben. Beide wurden im jüdischen Friedhof in Pflaumloch beigesetzt. Schiele Schühlein war Pferdehändler und seit 1845 auch Inhaber der Gastwirtschaft zum Rössle in Pflaumloch. Ab 1864, dem Sterbejahr seiner Frau, lebte Schiele Schühlein in Nördlingen und war Mitbegründer der israelitischen Gemeinde Nördlingens. Zusammen mit seinem Bruder Moritz Schühlein gehörte ihm eine Spirituosen-Fabrik . 
Der Briefkopf der Rechnung dokumentiert die Produktenpalette der Gebrüder Schühlein, zu der Essig und Liköre in allen Sorten, Branntwein, Weingeist, Arac, Rum, Cognac, Zwetschgen- und Kirschwasser, viele Sorten von Wein, Champagner und Punschessenz, aber auch ein Lager in Zigarren gehörte.
Quelle: http://www.alemannia-judaica.de/noerdlingen_familienblaetter.htm 
http://www.alemannia-judaica.de/images/Noerdlingen/FS-SCHUEHLEIN-SCHIELE.pdf .  

     

Rechnung von Metzgermeister Leopold Siegbert 
für Mathilde Rosenfeld (1889)
  
Pflaumloch Dok 15002.jpg (142136 Byte)  Pflaumloch Friedhof 15002.jpg (1021859 Byte) Pflaumloch Friedhof 15001.jpg (109603 Byte)
Es handelt sich um eine Rechnung des Metzgermeisters Leopold Siegbert für Mathilde Rosenfeld. Diese Rechnung wurde auffallenderweise ausgestellt am Tag Ihrer Beerdigung, dem 20. Februar 1889. Dahinter steht möglicherweise der Gedanke, dass ein Verstorbener/eine Verstorbene erst nach Begleichung von offenen Rechnungen beerdigt werden sollte. Rechts der Grabstein für Mathilde Rosenfeld im jüdischen Friedhof in Pflaumloch.
Leopold (Löw) Siegbert (geb. 8. Februar 1839 in Altenmuhr bei Gunzenhausen als Sohn des Schumachers Simon Bär Siegbert und der Jeanette geb. Hirschinger) war von Beruf Metzger, zuerst in Pflaumloch, später in Nördlingen. Er heiratete am 3. Mai 1866 Ida geb. Mayer (geb. 7. August 1840 in Weimersheim bei Weissenburg). Das Ehepaar hatte sieben Kinder. Leopold Siegbert starb am 21. Juli 1918 in Nördlingen. Seine Frau Ida Siegbert starb bereits am 2. Januar 1908 in Nördlingen. Beide wurden beigesetzt im jüdischen Friedhof in Nördlingen. Sohn Julius Siegbert und seine Frau Sofie geb. Aufhäuser wurden am 2. April 1942 von Nördlingen über München in den Osten deportiert. Beide gelten als verschollen in Piaski. 
Magdalena Mathilde (Madle) Rosenfeld war ledig und starb im Alter von 72 Jahren in Pflaumloch. Als Todestag wird der 18. Februar 1889 genannt. Der Tag ihrer Beerdigung im jüdischen Friedhof Pflaumloch war der 20. Februar 1889.
Quellen: http://www.alemannia-judaica.de/images/Noerdlingen/FS-SIEGBERT-LEOPOLD.pdf  
http://www.alemannia-judaica.de/images/Noerdlingen/FS-SIEGBERT-JULIUS.pdf  
http://www.alemannia-judaica.de/noerdlingen_friedhof.htm   
Belegungsliste - Gesamt-Dokumentation zu allen im jüdischen Friedhof Nördlingen beigesetzten Personen von Rolf Hofmann sowie Plan zu den erhaltenen Gräbern im jüdischen Friedhof Nördlingen von Rolf Hofmann
https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/struktur.php?bestand=24368&sprungId=3904197&letztesLimit=suchen   
      
Über die Lederfabrik der aus Pflaumloch
 stammenden Familie Lebrecht in Ulm 
(ohne Jahr)
 
 
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller,
 Kirchheim/Ries) 
Ulm Dok Lebrecht 015.jpg (164733 Byte)  

Die Firma hatte ihren Ursprung in Pflaumloch und nahm ihren weiteren Aufschwung später in Ulm. Gabriel Lebrecht (geb. 21. August 1802) gründete 1827 eine Firma in Pflaumloch und spezialisierte sich im Laufe der Jahre immer mehr auf den Handel mit Leder. Um 1860 zogen Gabriel Lebrecht mit Frau Bertha und sein Bruder Heinrich, der mit Gabriel zusammen die Lederhandlung führte, nach Ulm. Ende der 1890er-Jahre wurde von den Söhnen Gustav, Oskar und Wilhelm Lebrecht auf dem Areal zwischen der Wieland- und Thalfingerstraße eine Lederfabrik erbaut, die in den folgenden Jahren immer mehr vergrößert wurde.  
Weiteres siehe: Zeugnisse zur Geschichte der Juden in Ulm. Erinnerungen und Dokumente. Hrsg. vom Stadtarchiv Ulm. Ulm 1991: darin Bericht von Richard Lebrecht (geb. 1909 in Ulm).   

     
Mitteilung der Stadtdirektion Stuttgart
an das Schultheißenamt Pflaumloch über die
Ausstellung eines Reisepasses für Jenny Horwitz (1920)
 
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller,
Kirchheim/Ries)
   

Die Mitteilung der Stadtdirektion Stuttgart über die Ausstellung eines Reisepasses für Jenny Horwitz wurde vom 3. April 1920 an das Schultheißenamt Pflaumloch geschickt.
Jenny Horwitz wurde am 1. September 1889 in Pflaumloch geboren. Ihre Eltern waren der israelitische Religionslehrer Wolf Horwitz und seine Frau Hannchen geb. Weill. 1928 heiratete Jenny Horwitz den am 4. Juni 1897 in Herne/Westfalen geborenen Alfred Scherer. Dieser führte in Wiesbaden in der Kirchgasse ein Zigarrengeschäft. Nach der Heirat zog das Ehepaar in die Adelheidstraße 82 und lebten dort bis zu ihrer Deportation am 10. Juni 1942 nach Lublin in Polen. Bereits am 26. Juni 1942 wurde Alfred Scherer in Majdanek ermordet. Wo und wann Jenny Horwitz zu Tode kam ist nicht bekannt. Vermutlich wurde Sie noch 1942 in Sobibor ermordet. An das Schicksal von Alfred und Jenny Scherer erinnern heute zwei Stolpersteine in der Adelheidstraße 82 in Wiesbaden. Jennys Vater Wolf Horwitz zog nach seiner Tätigkeit in Pflaumloch mit seiner Familie nach Stuttgart-Bad Cannstatt, wo er bis zu seinem Tod 1905 seiner Tätigkeit als Schochet und Synagogendiener in der israelitischen Gemeinde nachkam.
Quellen: - https://www.am-spiegelgasse.de/wp-content/downloads/erinnerungsblaetter/EB-Scherer.pdf
- Zum Tod von Synagogendiener Wolf Horwitz in Cannstatt (1905; interner Link)
- https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Jenny_Scherer_geb._Horwitz,_Adelheidstr._82_(Wiesbaden).jpg
- https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Alfred_Scherer,_Adelheidstr._82_(Wiesbaden).jpg  

     
 Grabstein aus der Familie Lebrecht
 im jüdischen Friedhof in Pflaumloch
 

(Foto: Peter Karl Müller,
 Aufnahme vom 15. April 2007) 
 Pflaumloch Friedhof L 110.jpg (178371 Byte) Pflaumloch Friedhof L 111.jpg (240187 Byte) 
  Grabstein für Löw Lebrecht, dem Namensgeber und Gründer der Lederfabrik Lebrecht. 
Löw lebte sein ganzes Leben in Pflaumloch und starb dort 1844 im Alter von fast 84 Jahren.   
     

     

    

    

    

     

 

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Stand: 30. Juni 2020