Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Altenmuhr (Gemeinde Muhr am See, Kreis Weißenburg-Gunzenhausen)
Jüdische Geschichte / Synagoge  

     
Übersicht:  

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Schule und der Lehrer  
            Aus der Zeit des Lehrers Simon Krämer  
            Aus der Zeit des Lehrers Jakob Nußbaum  
            Über Lehrer Max Adler  
Zur Frage nach der Zugehörigkeit Altenmuhrs zu einem Rabbinatsbezirk (1845)  
Artikel zu einzelnen Gemeindegliedern  
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen 
bulletZur Geschichte der Synagoge
bulletFotos  
bulletLinks und Literatur  

  

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version
   
In Altenmuhr bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938. Ihre Entstehung geht in die Zeit der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts zurück. Die ersten Juden, die sich am Ort niederließen, waren Flüchtlinge aus dem Ansbachischen. Sie wurden durch die Ritter von Lentersheim aufgenommen. Starken Zuzug erlebt die jüdische Gemeinde bereits im 18. Jahrhundert, als die Zahl der jüdischen Familien von 12 (1732) auf 42 (beziehungsweise 188 Personen 1796). Die Familien standen nun unter dem Schutz der Freiherren von Hardenberg. Die meisten der Familien lebten bis um 1800 in sehr armen Verhältnissen. Ihre Blütezeit erlebte die jüdische Gemeinde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Danach verzogen viele der jüdischen Einwohner in die Städte oder wanderten aus. Folgende Zahlen liegen vor: 1811/12 206 jüdische Einwohner (32,3 % von insgesamt 637 Einwohnern), 1837 Höchstzahl von 250 (34,7 % von insgesamt 720), 1867 163 (21 % von insgesamt 775), 1880 116 (14,6 % von 795) und 1900 105 (14,1 % von 744). 

Die jüdischen Familien lebten zunächst in beengten Verhältnissen im sogenannten Judenhof. Der Bereich des Judenhofes liegt nahezu ringförmig um den Platz des ehemaligen Schlosses in Mittelmuhr. Die Häuser tragen kleine Sattel- und Walmdächer. Fünf dieser Häuser und die damalige Judenschule wurden vor 1807 errichtet. Seit 1790 konnten jüdische Familien auch außerhalb des Judenhofes leben. 

Die jüdische Gemeinde hatte an Einrichtungen eine Synagoge (s.u.), eine Mikwe und eine Israelitische Volksschule (Elementarschule; bis 1924). Die Toten der Gemeinde wurden bis 1906 in Bechhofen, danach in Gunzenhausen beigesetzt. Die Gemeinde gehörte bis 1845 zum Rabbinatsbezirk Gunzenhausen, danach zum Rabbinatsbezirk Ansbach
  
Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war neben dem israelitischen Volksschullehrer (Elementarlehrer) zeitweise ein Vorbeter angestellt, der auch als Schächter und "Kultusdiener" tätig war. Seit 1893 waren diese Ämter miteinander verbunden. Die Stelle war immer wieder neu zu besetzen (vgl. unten Anzeigen zur Ausschreibung der Stelle). Unter den Lehrern haben längere Zeit gewirkt: Simon Krämer (1831 bis 1866), Pinchas/Phineas/Philipp Seligsberger (bis 1861 in Redwitz, danach in Altenmuhr bis zu seinem Ruhestand, vermutlich 1893, gest. nach Recherchen von E. Böhrer 1907 in Bad Kissingen), Jakob Nußbaum (1894-1917) und als sein Nachfolger der später in München tätige Max Adler. Nach Auflösung der jüdischen Volksschule 1924 bestand noch eine Religionsschule (Lehrer Victor Herz, wechselte zum 1. April 1929 nach Wiesloch). Seit 1929 hatte die jüdische Gemeinde Altenmuhr einen gemeinsamen Lehrer mit der Nachbargemeinde Windsbach.  
 
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde: Isak Fleischmann (geb. 5.5.1885 in Altenmuhr, gef. 19.7.1916), Julius Weinmann (geb. 3.2.1893 in Altenmuhr, gef. 7.6.1917). Ihre Namen standen bis 1938 auf einer seitdem vermutlich vernichteten Gedenktafel in der Synagoge des Ortes. Seit 1958 stehen die Namen auf einem Kriegerdenkmal für die Gefallenen der Kriege (linke der sechs Tafeln) an der Einmündung des Judenhofes in die Kirchenstraße, etwa 200 m östlich der evangelischen Pfarrkirche St. Johannis.            
    
1926 lebten noch zwölf jüdische Familien in Altenmuhr, von denen neun als Händler tätig waren (davon sieben als Viehhändler), drei als Metzger. An jüdischen Vereinen bestanden eine Heilige Bruderschaft (Chewra, Ziel: Unterstützung Hilfsbedürftiger) und eine Heilige Schwesternschaft (Frauenverein, Ziel: Unterstützung Hilfsbedürftiger), außerdem gab es zwei Stiftungen (Bronemann-Stiftung und Seller-Stiftung). Um 1925 bildeten den Vorstand der jüdischen Gemeinde die Herren David Richard, Louis Mohr, H. Weinmann, J. Fleischmann und A. Fleischmann. Als Religionslehrer, Schochet und Kantor war der schon genannte Victor Herz tätig. Er erteilte damals sechs jüdischen Kindern Religionsunterricht. 1932 war 1. Vorsteher der jüdischen Gemeinde David Richard, 2. Vorsteher Adolf Fleischmann.  Damals erhielten noch drei jüdische Kinder Religionsunterricht.  
   
1933
wurden noch 29 jüdische Einwohner gezählt. In den folgenden Jahren verzog der große Teil von ihnen auf Grund der Auswirkungen des wirtschaftlichen Boykotts (seit 1936 durften die jüdischen Einwohner ihre lebensnotwendigen Waren nicht mehr in Altenmuhr einkaufen) in andere Orte oder konnte noch emigrieren. Im November 1938 lebten noch neun jüdische Personen in Altenmuhr. Beim Novemberpogrom 1938 wurden diese Personen von SA-Leuten aus den Häusern geholt und in ein Haus neben dem Stadttor gebracht, in dem die jüdische Gemeinden ihren Leichenwagen aufbewahrte. Mehrere Stunden wurden sie hier festgehalten, später nach Gunzenhausen abtransportiert.   
    
Von den in Altenmuhr geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945", ergänzt durch Angaben von W. Jung s. Lit.): 
Alice Fleischmann (1930), Amalie Fleischmann geb. Thormann (1865), Heinrich Fleischmann (1883), Jakob Fleischmann (1886), Klara Fleischmann geb. Wild (1894), Max Fleischmann (1875), Josef Flink (1868), Louis Flink (1872), Sofie Heidecker geb. Weissmann (1878), Clara Kaufmann geb. Richard (1860), Helene Kürzinger geb. Seller (1870), Carola Lachmann (1816), Herbert Lachmann (1912), Jacob Lachmann (1881), Thekla Lein geb. Weinmann (1887), Louis Mohr (1872), Salomon Mohr (1858), Sara Mohr (1866), Else Neuburger geb. Fleischmann (1884), Ida Rau geb. Fleischmann (1887, vgl. Dokumente und Foto auf Seite zu Ermershausen), Frieda Richard (1887), Louis Richard (1880), Sara Rosenbach geb. Thormann (1864), Arthur Seller (1876), Amalie Thorma geb. Cohen (1874), Emma Thormann (1871), Frieda Uhlfelder geb. Flink (1883), Ernestine Weinmann geb. Weinmann (1857), Emma Wilmersdörfer geb. Fleischmann (1883).   
Zum Schicksal von Emma Wilmersdörfer siehe
die Informationen in der Seite zu Michelfeld (Oberpfalz): https://regens-wagner-michelfeld.de/ueber-regens-wagner/erinnerungs-orte/aktion-t4-emma/ 
    
    
    

Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
    
Aus der Geschichte der jüdischen Schule und der Lehrer  
Ausschreibungen der Stelle des Lehrers, Vorbeters und Schächters 1885 / 1893 / 1924 / 1929  
Anmerkung: die beiden nachstehenden Ausschreibungen von 1885 und 1893 wurden von dem damaligen Vorsteher namens Flink unterzeichnet. 1885 wurde neben dem damals vorhandenen Elementarlehrer zusätzlich ein "Vorbeter, Schächter und Kultusdiener" gesucht. 1893 waren die Ämter des Vorbeters und Schächters - auf Grund der immer kleiner gewordenen Gemeinde, die sich nur noch einen Kultusbeamten leisten konnte - gemeinsam mit der Elementarlehrerstelle verbunden. 

Altenmuhr Israelit 26031885.jpg (55668 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. März 1885: "Annonce. Bei der hiesigen Gemeinde ist die Stelle eines Vorbeters, Schächters und Kultusdiener, mit einem jährlichen Einkommen von ca. 800 Mark, sowie freier Wohnung, baldigst zu besetzen.
Bewerber (jedoch unverheiratete) wollen sich unter Einreichung ihrer Zeugnisse bis in vier Wochen bei dem Unterzeichneten melden. Nur Inländer finden Berücksichtigung; Reisekosten werden nicht erstattet.
Altenmuhr (Bayern), 23. März 1885.   Flink, Vorstand." 
  
Altenmuhr Israelit 12101893.jpg (53405 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Oktober 1893: "Wegen Pensionierung unseres Herrn Lehrers ist die Stelle eines Elementarlehrers, verbunden mit Vorsänger- und Schächterstelle erledigt. 
Einschließlich Lehrergehalt beläuft sich das Einkommen jährlich auf circa 2.000 Mark, nebst freier Wohnung. Bewerber wollen ihre Zeugnisse dem Unterzeichneten einsenden und erhält nur Derjenige Reiseentschädigung, welcher die Stelle bekommt.
Altenmuhr (Mittelfranken). Flink, Vorstand."
Auf die Anzeige von 1893 hin hat sich erfolgreich Lehrer Jakob Nußbaum beworben (s.u.), der bis 1917 in der Gemeinde blieb.
   
Anzeige in der "CV-Zeitung" ( Zeitschrift des "Central-Vereins") vom 28. Februar 1924
"Israelitische Kultusgemeinde Altenmuhr (Bayern) sucht einen 
Religionslehrer, Kantor und Schächter.
 
Besoldung nach den Leitsätzen des Verbandes bayerischer israelitischer Gemeinden. Große freie Wohnung. Bewerbungen sind zu richten an den Vorstand. Richard."     
 
Altenmuhr CV 13091929.jpg (82072 Byte)Anzeige in der Zeitschrift des "Central-Vereins" (CV-Zeitung) vom 13. September 1929: "Israelitische Kultusgemeinde Altenmuhr mit Windsbach (Bayern), Sitz Altenmuhr (Bahnstation), sucht baldigst einen seminaristisch gebildeten Religionslehrer, Vorbeter und Schochet
Anstellung erfolgt nach den Sätzen des Verbandes bayrisch israelitischer Gemeinden. Geräumige Wohnung mit Garten vorhanden. Bewerber werden gebeten sich unter Beifügung der Zeugnisse an die israelitische Kultusgemeinde Altenmuhr zu wenden. 
gez. Richard, 1. Vorstand."

   
Zum Tod des langjährigen Lehrers Rabbi Anselm Weinschenk (1854)   

Altenmuhr AZJ 12021855n.jpg (76025 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 12. Februar 1855: "Am dritten Tag des Chanukkafestes (= 18. Dezember 1854) wurde in der Gemeinde Altenmuhr in Mittelfranken der Nestor dieser Gemeinde, Rabbi Anselm Weinschenk, ein Greis von 93 Jahren, zu Grabe geleitet; ein patriarchalischer Charakter, der es verdient, in diesen Blätter eine Ehrenstelle einzunehmen. Als langjähriger Lehrer, Ratgeber und Freund erlitt diese Gemeinde durch dessen Hinscheiden einen nicht leicht zu ersetzenden Verlust. Echte Religiosität, jedoch dem gemäßigten Fortschritte huldigend, gepaart mit Leutseligkeit und einem äußerst einnehmenden Wesen waren die Grundzüge seines Lebens, und machten ihn allenthalben beliebt. Eine seltene Teilnahme aller Konfessionen des Ortes gab sich bei seinem Leichenbegängnisse kund, und wurde dasselbe besonders durch eine inhaltsreiche Grabrede der Herrn Rabbinen Grünebaum aus Ansbach verherrlicht. Er ruhe sanft!.  H.B."  

   
   
Aus der Zeit des Lehrers Simon Krämer    
Über die "Volksschriften" von Lehrer Simon Krämer (1844 / 1845)           

Altenmuhr Der Orient 16071844.jpg (96899 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Orient" vom 16. Juli 1844: "München, 4. Juli (1844). Da Ihr Literaturblatt nur wenig Raum für Volksschriften erübrigen kann, so wäre es vielleicht nicht unbillig, wenn dergleichen Schriften wenigstens in den Literaturberichten kurz erwähnt würden, damit sie wenigstens zur Kunde des Publikums kommen. Der Schreiben unserer Geschichte, namentlich die der modernen israelitischen Kultur und Literatur, wird in späteren Zeiten Ihr Literaturblatt als einzige Quelle ansehen, um daraus wenigsten sein Material kennen zu lernen, und schon um deswillen dürfte keine Erscheinung ganz fehlen. Ich erlaube mir daher, hier eine Reihe von Volksschriften aufzuzählen, mit der Bitte, dass Sie bei denjenigen, die Sie nie zur Anzeige von den Autoren oder Verlegern erhalten, ein Sternchen bei dessen Titel beizusetzen, was wohl den Einen oder den Andern aufmuntern würde, sein Werkchen einzusenden. Hier die aufgezählten Schriften: 1. MiZearei Gäwar, oder: Hofagent Maier, der Jude des neunzehnten Jahrhunderts. Eine Volksschrift für Israeliten verfasst von Simon Krämer, (Lehrer an der israelitisch-deutschen Schule zu Altenmuhr). Nördlingen 1844. 12. C. H. Beck. Es ist derselbe Verfasser, der die Volksschrift: 'die Schicksale der Familie Hoch usw.' geschrieben."   
    
Altenmuhr Der Orient 13081844.jpg (135784 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Orient" vom 13. August 1844: "MiZearei Gäwar oder: Hofagent Maier, der Jude des neunzehnten Jahrhunderts. Eine Volksschrift für Israeliten verfasst von Simon Krämer, Lehrer an der israelitisch-deutschen Schule zu Altenmuhr. Nördlingen, 1844. 16. C.H. Beck'sche Buchhandlung.  
Mit wahrem Vergnügen gehe ich an die Anzeige dieser trefflichen Schrift für unsere Jugend. Dieser Zweig unserer Volksliteratur ist noch so kahl, dass jeder Bearbeiter dieses Zweiges Unterstützung und Aufmunterung verdient. Es ist diese Schrift aber auch für Erwachsene, die sich ein anschauliches Bild vom Leben eines wahren Juden des 19. Jahrhunderts verschaffen wollen, höchst interessant. In der Person des Hofagenten Maier sehen wir einen Mann, der ein sanftes jüdisch-religiöses Leben führt, seinem Glauben die Vorteile der Welt opfert und - was der Hauptpunkte ist - der mit deutscher Bildung und Gesittung innig vertraut ist. Das Familienleben dieses Israeliten wird mit einer solchen Anmut und Einfachheit geschildert, häusliche Feste wie Brit-Mila (Beschneidung) und Chanukka-Fest werden so anziehend dargestellt, dass diese Schrift nachhaltiger als alle Religionsbücher auf das empfängliche Gemüt der Jugend wirken muss. Zugleich wird der junge Leser mit mehreren trefflichen Volksschriften, z.B. mit den 'Stufengesängen' von Stein, dem 'Andachtsbüchlein' von Formstecher, und durch die eingestreuten hebräischen Gedichte mit dem Werte der hebräischen Sprache bekannt gemacht. Ich wünsche von Herzen, dass Herr Krämer ferner für die Lektüre unserer Jugend sorge, und dass die Herren Rabbiner und Lehrer diesen gewandten Jugendschriftsteller kräftig unterstützen mögen. Soll unsere Literatur gedeihen, so müssen einige geistig, andere materiell mitwirken."      
 
Artikel in der Zeitschrift "Der Orient" vom 17. Dezember 1845: "... - Volksschriften machen unter Juden wenig Glück. Der wackere Schulmann und Schriftstellen fürs Volk, Krämer in Altenmuhr, wird sogar von den Pseudogebildeten verfolgt, weil er, in seiner neuesten Schrift, den Wucher aufdeckt und verpönt."     
 
Hinweis: Simon Krämer: Bilder aus dem jüdischen Volksleben. Altenmuhr 1845. Die Publikation ist online zugänglich     

     
Über die schriftstellerische Tätigkeit von Simon Krämer (1845)    

Altenmuhr AZJ 02021845.JPG (151310 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 2. Februar 1845: "Aus Mittelfranken, im November. Der Lehrer S. Krämer in Altenmuhr, Verfasser der auch in diesen Blättern rezensierten 'Familie Hoch' und 'Hofagent Maier', gibt jetzt 'Bilder aus dem jüdischen Volksleben' heraus, die wir, um das Werk zu fördern, zur Subskription empfehlen wollen. In der Vorrede sagt der Verfasser: 
"In unserer Zeit, in welcher die frommen Gebräuche der Vorvordern und mit ihnen vielfach auch der Sinn für still-gemütliches, jüdisches Familienleben aus unseren Kreisen immer mehr schwinden, ohne dass etwas Erhebenderes, Heiligenderes an ihre Stelle tritt; in einer Zeit, in welcher der im ländlichen Vaterhaus einsprechende Handlungslehrling über den zeremoniebeflissenen Vater lächelt und spöttelt, und die aus der Pension heimkehrende Tochter den Sabbat-Segen der Mutter verschmäht: da wird es nötig, jede mögliche Vorkehrung zu treffen, damit der gewaltige Strom der Zeit nur loses Gerölle und Gestrüppe, nicht auch Goldkörner und Perlenmuscheln mit fortreiße, und die nützlichen, nährenden Pflanzen an seinen Ufern unaufhaltsam wegspüle. Den religiösen Moment, welcher fast einem jeden jüdischen Monat einwohnt, dergestalt in eine Familiengeschichte einzukleiden, dass er in ansprechender Form erscheint, die Berührungspunkte des im Schwinden begriffenen jüdischen Lebens samt den im Schwunge gehenden Volksmeinungen mit dem neuen sich gestaltenden so in einen Familien-Roman zu verflechten, dass dieses mehr in leichter, nachahmungswerter Gestalt gegen jenes erscheint, also dass er auch von unseren Jünglingen und Jungfrauen gern und mit Nutzen gelesen werden mag, und darin die Zeitfragen verweben, damit sie auch dem Gleichgültigen zum Bewusstsein gebracht werden: das ist, unseres Bedünkens, in unserer leselustigen Zeit ein noch zu erringendes Verdienst, welches durch nachstehende Erzählungen angestrebt wird."

 
Warum Simon Krämer seinen Sohn nach Gabriel Riesser benannte (1849) 
Anmerkung: nähere Informationen zu Gabriel Riesser siehe Wikipedia-Artikel       

Altenmuhr AZJ 02041849.jpg (159802 Byte) Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 2. April 1849: "Altenmuhr (Bayern). Der Unterzeichnete erlaubt sich Ihnen nachstehende Mitteilung zu beliebigem Gebrach für die Allgemeine Zeitung des Judentums zu machen. 
Schon lange, wie jeder Israelite, voll Hochachtung gegen Herrn Gabriel Riesser wegen seiner unermüdlichen Bestrebungen für die Emanzipation der deutschen Juden, haben mich dessen desfallsige Leistungen in der Paulskirche, wodurch er seinen vieljährigen Bemühungen gleichsam die Krone der Vollendung aufsetzte, mit wahrer Verehrung gegen ihn erfüllt. Dieser habe ich durch folgenden Akt Ausdruck zu geben gesucht, was vielleicht Nachahmung finden dürfte.  
Ich gab nämlich meinem mir vor wenigen Tagen geboren gewordenen Knaben Riessers Vornamen Gabriel und habe die desfallsige Vormerkung im Zivilstandsregister gemacht. Israel schuldet Riessern viel; er war es vornehmlich, der durch seine Schriften die öffentliche Meinung bearbeitet, der besonders die verschiedenen Vorurteile niedergekämpft und unser gutes Recht überall geltend zu machen suchte, sodass die neuen Ereignisse diese Frage vollkommen abgeklärt fanden; er war es, der durch das Leidenschaftslose seines Polemik, von einer liebenswürdigen Persönlichkeit unterstützt Alles besiegte; er war es, der in der Paulskirche als Jude für die Juden auftrat, also dass die Worte eines einzigen Gegners auch nicht eine Stimme der Unterstützung fanden. 
Über ein Kleines werden alle deutschen Juden entknechtet und frei sein, und frei wirken für deutsche Freiheit und Einheit. 
Israel ist dankbar, aber es vermag keine Denkmäler aus Erz zu setzen, am Wenigsten noch die, welche derartige Verdienste am Besten zu schätzen wissen. Von Alters her hat es seinen Dank gegen welthistorische Wohltäter, selbst heidische, dadurch bewiesen, dass es den neugeborenen ihre Namen beilegte. Zeuge dessen sind die Namen Alexander, Kosmann etc. 
Wohlan! heben wir allen im Laufe eines Jahres geboren werdenden Knaben, den Namen des Wohltäters unserer Zeit, unserer Glaubensgenossen, den Namen Gabriel. Ist der Gedanke gut - und er dünkt es mir zu sein - so ist's ja gleich von wem er ausgegangen. Krämer."      

     
 Lehrer Krämer möchte seine "Jüdischen Erzählungen" publizieren (1850)     V

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 29. Juli 1850: "Von literarischen Novitäten ist wenig zu berichten. Herr Dr. Adler in Kissingen, dessen Name durch seine neuesten Streitschriften einen guten Klang in Israel gewonnen hat, will die Birke Abot mit Erläuterungen, Biographien etc. herausgeben. Lehrer Krämer, Verfasser mehrerer israelitischer Volksschriften, gedenkt 'Jüdische Erzählungen' in seiner frühern Weise und mit Vermeidung dessen, was in manchen Kreisen böses Blut gemacht hat, in die Öffentlichkeit treten zu lassen. Zu diesen wenigen Erscheinungen findet sich aber leider nur ein kleines kauflustiges Publikum vor, und die Herren Buchhändler gehen nicht tiefer, als sie festen Grund sehen. K."      

  
Vorbemerkungen zu der neuen Volksschrift  "Jüdische Erzählungen" vom Simon Krämer (1851) 
Anmerkung:  Nachfolgend werden nur die ersten Zeilen dieser Vorbemerkungen wiedergegeben.       

Altenmuhr AZJ 19051851.jpg (79036 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 19. Mai 1851: "Altenmuhr in Mittelfranken, 6. April (1851). Indem ich einer sehr verehrlichen Redaktion ein Exemplar meiner neuen Volksschrift für Israeliten 'Jüdische Erzählungen' zur Würdigung und Beurteilung übersende, kann ich's nicht lassen, zur Einführung derselben einige Zeilen mit der Bitte beizufügen, denselben ein Plätzchen in Ihrem Blatte einzuräumen. 
Von der Zweckmäßigkeit und Brauchbarkeit derartigen Volksschriften noch immer fest überzeugt und dieses Bedürfnis von besseren Kräften noch nicht befriedigt sehend, übergebe ich dem jüdischen Publikum wieder drei Erzählungen, welche das jüdische Leben in seinen verschiedenen Entwicklungsperioden, gegenüber den staatlichen Verhältnissen in Familiengeschichten zur Anschauung bringen in einer Form, geeignet Ideen, Zeitfragen, Vorkommnisse etc. in solchen Kreisen anzuregen, in welchen sie sonst fast unbeachtet vorübergehen, und mit Vermeidung alles dessen, was die Pietät verletzen und gegebene Verhältnisse beeinträchtigen könnte...."      
 
Altenmuhr AZJ 28111853.jpg (109312 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 28. November 1853: "Aus Bayern, im November (1853). Die Leser der 'Allgemeinen Zeitung des Judentums' werden nicht ohne Teilnahme vernehmen, dass die vieljährige bayerische Korrespondent dieses Blattes, Herr Lehrer Krämer aus Altenmuhr in Mittelfranken, leider schon seit einem halben Jahre durch ein bedeutendes Augenübel, welches sich derselbe durch übermäßige geistige Beschäftigung zuzog, seinem segensreichen Wirkungskreise momentan entrückt ist. Es verdient das Leiden dieses Mannes umso mehr Bedauern, als derselbe, noch in den besten Jahren stehend, Vater einer zahlreichen Familie ist, wovon er schon einen Teil wegen mangelhafter Existenz nach Amerika expedieren musste, durch noch längeres Anhalten dieses Übels einer unsicheren Zukunft anheim gestellt würde. Krämers Verdienste, welche sich derselbe sowohl in seiner langjährigen Praxis als Schulmann, sowie auf dem Felde der Literatur als Volksschriftsteller und eifriger Mitarbeiter verschiedener gelehrter Zeitschriften erworben, sind zu bekannt und anerkannt, als dass dieselben noch besonders erwähnt zu werden bedürften. Hoffen und wünschen wir, dass der Herr, welcher auch die finsterste Nacht wieder in Tag verwandelt, diesem wackeren Manne seine zerrüttete Sehkraft wieder verleihe, damit seiner betrübten Familie ein treuer Versorger, seiner Gemeinde ein tüchtiger Lehrer und der gelehrten Welt ein würdiges brauchbares Mitglied erhalten werde...".     

     
Lehrer Krämer wehrt sich gegen antisemitische Presseartikel (1865)       

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 28. März 1865: "Freising, im März (1865). Dass es in Deutschland auch viele gesinnungstüchtige Redaktionen gibt, welche, wenn man sie in angemessener Weise auf Missgriffe aufmerksam macht, dieselben gern verbessern, erweist die hier erscheinende 'Bauernzeitung', die jüngst in zwei Korrespondenzen bei Gelegenheit von Dismembrationen und Viehhandel der Juden auf eine beschimpfende Weise gebracht hatte. Herr Lehrer Krämer in Altenmuhr erinnerte die Redaktion in einem ruhig und würdig gehaltenen Artikel an die flagrante Ungerechtigkeit, die hierin läge und die Redaktion nahm diesen nicht allein willig auf, sondern gestand auch ihren Missgriff offenherzig ein. Wir sind dafür dem Herrn Krämer wie der gedachten Redaktion zu Dank verpflichtet."          

 
  
Aus der Zeit des Lehrers Jakob Nußbaum 
Werbung für die Schülerpension von Lehrer Jakob Nußbaum (1899)       
Anmerkung: Jakob Nußbaum war Lehrer in Altenmuhr von 1894 bis 1917. Er eröffnet in dieser Zeit auch ein Schülerpensionat und war Lehrer der allgemeinen Fortbildungsschule in Altenmuhr.  

Altenmuhr Israelit 08091899.jpg (57715 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. September 1899 - Lehrer Nußbaum wirbt für seiner Schülerpensionat -: "Pension
Durch Übertritt mehrerer Pensionäre in die höheren Klassen der Mittelschulen, sowie in das Geschäft, können wieder einige Knaben zur Ausbildung in den diesbezüglich nötigen Disziplinen (Deutsch, Französisch, Latein, Rechnen, Korrespondenz und Buchführung) aufgenommen werden. Mäßige Preise. Referenzen erteilen gerne die Eltern derzeitiger und ausgetretener Schüler. 
Lehrer Nußbaum, Altenmuhr, bei Gunzenhausen."

    
Hauptlehrer Nußbaum unterhält eine Pension für Zurückgebliebene und Schwachbegabte Schüler (1915) 
   

Altenmuhr Israelit 22071915.jpg (54576 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Juli 1915: "Zurückgebliebene und Schwachbegabte finden sichere Förderung und gute Pflege bei Hauptlehrer Nußbaum, Altenmuhr (Mittelfranken). Beste Empfehlungen."  

    
Lehrer Jakob Nußbaum wechselt nach Neumarkt (Oberpfalz)  (1917)
   

Altenmuhr AZJ 23021917.jpg (29531 Byte)Notiz in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 23. Februar 1917: "Die israelitische Kultusgemeinde Neumarkt (Oberpfalz) wählte als Nachfolger des verstorbenen verdienstvollen Hauptlehrers Oppenheimer seligen Andenkens den Herrn Hauptlehrer Nußbaum in Altenmuhr zum Lehrer der israelitischen Volksschule und Kantor."      

   
Nachruf zum Tod von Lehrer Jakob Nußbaum (1937)
    

Altenmuhr Bayr GZ 15021937.jpg (118432 Byte)Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Februar 1937: "Jakob Nußbaum seligen Andenkens. Am 25. Januar verschied plötzlich unser lieber Freund, Oberlehrer i.R. Jakob Nußbaum, Neumarkt. Seit 1888, also fast 50 Jahre, gehörte er unserem Bruderbunde (gemeint: Lehrerverband) als treues Mitglied an. Ein überaus tüchtiger Schulmann, der neben seiner Schultätigkeit noch jahrzehntelang ein weit und breit bekanntes und beliebtes Schülerpensionat leitete, ist mit ihm dahingegangen. In den Gemeinden, in denen er tätig war - Burgebrach von 1888-1894, Altenmuhr 1894-1917, Neumarkt, Oberpfalz seit 1917 wurden ihm wegen seines leutseligen Wesens, seines friedfertigen Charakters Liebe und Verehrung im weitgehendsten Maße zuteil. Mit Rat und Tat stand er jedem einzelnen Mitgliede seiner Gemeinden in liebevollster Weise zur Verfügung. Der Schriftleiter, der Nußbaums Nachfolger in Altenmuhr war, war oft Zeuge der großen Verehrung, die alt und jung ihrem Lehrer und Freunde Jakob Nußbaum entgegenbrachte und spürte es so deutlich wie groß der Vorteil ist, der Nachfolger eines klugen, angesehenen und pflichteifrigen Lehrers zu sein. Nußbaum war auch ständig auf seine Weiterbildung bedacht. Er besuchte noch als fast 50jähriger Mann die Gewerbelehrerkurse in Nürnberg und München und war der Leiter der allgemeinen Fortbildungsschule in Altenmuhr. In Lehrerkreisen war er als kluger, vornehmer Kollege sehr angesehen und gerne hörte man auf seinen Rat. Im Ruhestand widmete er sich mit besonderer Liebe gemeindlichen Arbeiten und wurde von der Kultusgemeinde Neumarkt mit dem Amte des Kultusvorstandes betraut.
Um den so plötzlich Heimgegangenen klagt nicht nur seine Gattin, die ihm stets die treueste Lebensgefährtin war, seine Kinder, die jüdische Lehrerschaft Bayerns, seine vielen Schüler und seine Gemeinden, sondern darüber hinaus trauert um ihn eine große Anzahl Freunde, die die Liebe, die sie ihm im Leben entgegenbrachten, ihm auch übers Grab hinaus bewahren werden. Der jüdische Lehrerverein Bayern wird ihm ein treues Gedenken bewahren.  A."   

  

Über Lehrer Max Adler (bis 1923 Lehrer in Altenmuhr)    
(Quelle: Barbara Kowalzik: Lehrerbuch. Die Lehrer und Lehrerinnen des Leipziger Schulwerks 1912-1942. Leipzig 2006. S. 129; vgl. Strätz Biographisches Handbuch Würzburger Juden I S. 51)  

Max Adler (geb. 1894 in Brückenau, ermordet nach Deportation in Kaunas im November 1941): Ausbildung in der Präparandenschule in Burgpreppach und 1910 bis 1913 an der ILBA in Würzburg; 1914 bis 1918 beim Militärdienst; nach Rückkehr aus dem Kriegsdienst Lehrer in Gochsheim, dann bis 1923 in Altenmuhr; seit 1921 verheiratet mit Else geb. Blatt (Tochter des Oberlehrers der jüdischen Schule in Obbach Nathan Blatt); 1923/24 an der Israelitischen Mädchenschule in Leipzig; seit 1924 Lehrer an der Münchener orthodoxen jüdischen Volksschule, später Leiter dieser Schule; war Vorstandsmitglied der israelitischen Kultusgemeinde München. Mit Ehefrau und Sohn Raphael nach Kaunas deportiert und ermordet.  

     
     
Zur Frage nach der Zugehörigkeit Altenmuhrs zu einem Rabbinatsbezirk nach dem Tod von Rabbiner Abraham Böhm in Gunzenhausen (1845)   

Gunzenhausen AZJ 01011846.jpg (73615 Byte) Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 1. Januar 1846: "Dieser Tage verstarb in Gunzenhausen der Rabbiner Abraham Böheim (eigentlich Böhm) in einem Alter von 78 Jahren. Im Jahre 1814 war ihm die 'interimistische Versehung' der Stelle verliehen worden, welche ihm auch, da die Gemeinden mit ihm zufrieden war, bis zu seinem Ende verblieb. Die Wiederbesetzung dieser Stelle mit einem tüchtigen Manne wäre freilich das Erwünschteste, indes ist dazu wenig Hoffnung vorhanden. Es werden sich die drei diesen Bezirk bildenden Gemeinden, Gunzenhausen, Altenmuhr und Cronheim, wahrscheinlich benachbarten Rabbinaten anschließen, wodurch diesen ein erwünschter Zufluss zuteil werden wird."   

    
    
Artikel zu einzelnen Gemeindegliedern

Über Simon Mohr und seine Erfolge als Ökonomie-Besitzer (1837)   

Altenmuhr AZJ 25111837.jpg (82631 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 25. November 1837: "Altenmuhr im bayerischen Rezatkreis, 8. November (1837). Am 12. September dieses Jahres hat der Comité des landwirtschaftlichen Vereines im Rezatkreise dem israelitischen Ökonomie-Besitzer, Herrn Simon Mohr von hier, die große, silberne Vereinsdenkmünze samt Fahne als zweiten Preis für seine ausgezeichneten Kulturunternehmungen öffentlich zuerkannt. Derselbe hatte nämlich eine, in hiesiger Flurmarkung gelegene, 19 Morgen große Ödung, deren Kultivierung der Staat, als sie noch sein Eigentum war, vergebens versucht hatte, an sich gekauft, und sie durch Sachkenntnis und Kostenaufwand, verbunden mit Fleiß und Ausdauer, auf einen sehr hohen Stand von Kultur gebracht.
Eine solche Erscheinung ehrt nicht nur den Preisempfänger und das unparteiische Preisgericht, welches einen christlichen Bewerber dem jüdischen nachstehen ließ, sondern zeigt auch, dass der bayerische Israelit nirgends zurückbleibt, und widerlegt die Vorurteile, welche von Hohen und Niedern gegen uns gehegt werden."   

    
Brief eines in Jerusalem sich aufhaltenden jungen Mannes aus Altenmuhr in seine Heimat (1847)    

Artikel in der Zeitschrift "Der treue Zionswächter" vom 7. September 1847: "Soeben wird mir ein jüdisch-deutscher Brief, den ein junger Mann aus Altenmuhr von Jerusalem aus, an seine Verwandten schrieb - [hebräisches Datum des Briefes] - mir scheint dieser Brief so interessant, dass ich ihn übertragen und Ihnen zusenden werde, wenn Sie es wünschen. Der Schreiber, ein Schneider von Profession, ist mir bekannt, da Altenmuhr bei Gunzenhausen, nur 9 Stunden von hier entfernt ist, und der Mann selbst hier gearbeitet hat. 
Altenmuhr ist wie alle Gemeinden im Altmühlgrund streng orthodox, wenngleich der Korrespondent aus Mittelfranken im 'Israelit des 19. Jahrhundert' Herr Krämer, Lehrer daselbst ist".   

   
Zum Tod von David Richard (1868)    

Altenmuhr Israelit 04031868.jpg (159170 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. März 1868: "Altenmuhr in Mittelfranken. Die Nachricht von dem Hinscheiden eines echt religiösen Israeliten soll das Herz eines jeden Gläubigen mit Trauer erfüllen; zugleich soll aber auch eine solche Nachricht die Triebfeder sein, anzueifern, dem verstorbenen Muster und Vorbild nachzuahmen. 
So schloss dahier am 1. Schewat (= 25. Januar 1868) ein Mann namens David Richard seine irdische Laufbahn in einem Alter von 72 Jahren, von denen er 40 Jahre in glücklicher Ehe verlebte. Er war ein treuer Gatte und liebevoller Vater, und mit vollem Rechte flossen reichliche Tränenströme von seiner zurückgelassenen Gattin und seinen Kindern, welche Letztere aus der Ferne herbeieilten, um den Geliebten auf seinem letzten Gange zu begleiten. Er war ein ehrenwertes Mitglied seiner Glaubensgemeinde. Seine Hingebung und Treue an dieselbe hat ihm die Achtung aller erworben und herb ist der Schmerz seines Verlustes. Viele, viele Jahre hindurch versah er an den ehrfurchtgebietenden Tagen die Stelle des ehrenamtlichen Vorbeters. Und mit welcher Andacht und mit welcher Innigkeit stand er das vor seinem himmlischen Herrn; alle, die ihn hörten, wurden zur Andacht hingezogen. Als Verantwortlicher für die Wohltätigkeit genoss er das vollkommenste Vertrauen und wie freue er sich, wenn viele Armengelder eingingen, um dadurch das Wege anderer nach Umständen lindern zu können. Auch das Amt als Kassier der Erez-Israel-Gelder versah er, und ganze Tage legte er sein häusliches Geschäft beiseite, um diese Liebeshaben dahier einzuheben. Und diese Tage, wo ihm die Spenden in Fülle gereicht wurden, das waren seine Freudentage.  
Sein Seelenheil ging ihm über alles Vergängliche, sein religiöser Sinn bewährte sich in allen Lagen des Lebens; ncihts konnte ihn beirrten, die Bahn der Tugend zu zu verlassen, denn das Licht der (göttlichen) Weisung und der Tora war (sein) Licht. Sein ganzes Leben war ein liebevolles Benehmen gegen jedermann mit herzliches Offenheit und Redlichkeit. Im letzten Augenblicke - das Augen nach oben gerichtet - spielte ein heiliges Lächeln auf seinem Angesichte und er starb - mit einem Kuss (Gottes). Ihm, den nun in den höheren Regionen Wohnenden, rufen wir zu. 'und es zieht voran deine Gerechtigkeit, und die Herrlichkeit des Ewigen schließt deinen Zug' (Jesaja 58,8)."    

    
Handelsmann L. Feldmann rettete den Taglöhner Denzinger vor dem Ertrinken (1872)    

Altenmuhr Israelit 21081872.jpg (52710 Byte)Artikel aus der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. August 1872: "Aus Bayern. Der Taglöhner Johann Denzinger von Altenmuhr ritt am 25. dieses Monats (gemeint Juli 1872), Abends 5 Uhr, das Pferd seines Dienstherrn, des Handelsmanns Herrn L. Feldmann von da, in die Schwemme. Um seine Gewandtheit im Reiten vor seinem ihn begleitenden Herrn zu zeigen, lenkte er das Pferd auf eine Stelle in der Altmühl, die wegen ihrer gefährlichen Tiefe allgemein bekannt ist. Auf einmal verschwanden Pferde und Reiter vor den Augen des Herrn Feldmann. Nach einiger Zeit kam wohl das Pferd, aber nicht der Mann an die Oberfläche des Wassers. Ohne sich noch lange zu besinnen, sprang Feldmann in seinem ganzen Anzug in das Wasser und rettete mit eigener Lebensgefahr den Denzinger. Dieser edle Liebesdienst verdient auch in entfernteren Kreisen bekannt zu werden."   

 
Zum Tod von Jakob Weissmann (1876)   

Altenmuhr Israelit 15111876.jpg (119510 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. November 1876: "Altenmuhr, im November. 'Gefallen ist die Krone von unserem Haupte'. Eine Zierde unserer Gemeinde ist uns durch den Tod entrissen worden, und der Dahingeschiedene - obwohl Bescheidenheit seine Parole war - ist es wert, von seinem edlen Leben und Streben in die Öffentlichkeit treten zu lassen, ihm zur Ehre, den Hinterbliebenen zum Troste und der Gemeinde zum Muster und zur Nachahnung. Am 12. Mascheschwan (= 30. Oktober 1876) rief unerwartet und schnell der Tod einen geradsinnigen und rechten Mann - Jakob Weißmann von hier, in einem Alter von 72 Jahren, vom Schauplatze dieser Welt ab, um dort im reichlichen Maße die Früchte seiner Taten zu genießen. Anspruchslos versah er 50 Jahre lang die Stelle eines ehrenamtlichen Vorbeters an den heiligen ehrfurchtgebietenden Tagen (d.i. zwischen den Festtagen im Herbst) in gottgefälliger Andacht mit Innigkeit und religiösem Sinne, wissend, was er betete, und erweckte er so das Herz sämtlicher Zuhörer. In der Nähe der Synagoge wohnend, war er ein guter Nachbar, denn stets war er Einer der Ersten in der Synagoge, und (im Sinne von:) 'erkenn, vor wem du stehst' harrte er aus bis zum Schlusse. Unsere Heilige Tora war seine Lieblings-Lektüre, woraus derselbe seinen Durst nach Kenntnis stillte, nicht um darauf stolz zu sein, sondern um dies zu bewahren und zu tun. Von der Tugend des Friedens wich er - der Aronsschüler - keinen Augenblick und das Gebot, nie jemanden mit der Zunge zu verleumden (frei übs.) ward nie von ihm verletzt. Er war ein treuer Gatte, ein sorgsamer Familienvater... Der Dahingeschiedene hing mit ungeteiltem Herzen an seiner Gattin und so hauchte er auch seine edle Seele in den Armen seiner treuen Frau aus. Die allgemeine Trauer und Teilnahme um den Verklärten ist das beste Zeugnis für seinen guten Namen (frei übs.). Friede seiner Asche!    

  
Zum Tod von Jette Neustädter geb. Feldmann (geb. in Altenmuhr, gest. 1934 in Demmelsdorf) 
   

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. November 1934: "Sulzbürg, 12. November (1934). Hier wurde Frau Jette Neustädter geb. Feldmann im Alter von fast 79 Jahren auf dem Friedhof zur letzten Ruhe gebracht. In Altenmuhr geboren, gründete sie in Sulzbürg an der Seite ihres noch heute in der Erinnerung der Gemeinde unvergessenen Jakob David Neustädter eine Ehegemeinschaft, in der tiefste Frömmigkeit, vorbildliche Rechtlichkeit und geradezu patriarchalische Häuslichkeit und Schlichtheit herrschten. Eine große Anzahl von Kindern wurde dem Ehepaar geschenkt. Sie alle zogen in die weite Welt hinaus und sie alle bereiteten dem Namen ihrer Eltern als treue Juden und wackere, tadellose Menschen Ehre. Bereits vor 19 Jahren ist ihr Gatte ihr im Tode vorausgegangen, und sie stand allein. Aber sie war nicht allein. Die vielen Kinder in allen Gegenden des Landes wetteiferten miteinander, sie mit ihrer Liebe zu überhäufen und ihr ein Teil dessen zu vergelten, was sie als aufopfernde Mutter ihnen getan. So verbrachte sie ihren Lebensabend in der liebvollen Umgebung und Pflege der Familien ihrer Kinder, bald hier, bald dort; und überall war sie geboren. Bei einer ihrer Töchter in Demmelsdorf, die wenige Wochen vorher erst selbst furchtbar durch den Tod ihres braven Mannes heimgesucht war, erreichte sie trotz hingebungsvoller Pflege das Ende, dem sie in frommer Ergebung sein Jahren schon ruhig entgegengeschaut hatte. Und pietätvoll erfüllte man ihren letzten Wunsch und brachte sie hier in Sulzbürg an der Seite ihres Gatten zur ewigen Ruhe. Bezirksrabbiner Dr. Weinberg aus Regensburg fand am Grabe herzliche und aufrichtige Worte des Abschiedes für diese seltene Frau, die stets auch als eine treue Freundin seines Hauses sich bewiesen hat."       

 
Zum Tod von Thekla Richard (1935)  

Altenmuhr Israelit 09011936.jpg (104508 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Januar 1936: "Altenmuhr (2. Januar). Am 31. Dezember verschied nach kurzem Leiden im Alter von nur 53 Jahren die Gattin unseres Parnes (Gemeindevorstehers), Frau Thekla Richard. Eine brave, fromme Frau ist unserer kleinen Kehilloh (Gemeinde) entrissen worden. Ihr Haus war stets der Mittelpunkt der jüdischen Gemeinde, ja bis vor kurzem der Mittelpunkt des ganzen Ortes. Hier fand man sich zusammen, wenn man Rat und Hilfe brauchte, hier fanden die armen und Dürftigen freundliche Aufnahme und reichliche Unterstützung, hier wurde in vornehmer und vorbildlicher Weise wahre jüdische Zedokoh (Gerechtigkeit) geübt. So war sie in allen Kreisen der Bevölkerung, in jüdischer und nichtjüdischer, geschätzt und geehrt. Ihr Haus machte sie zu einem Heiligtum, in dem sie als Priesterin in selbstloser und bescheidener Weise ihres Amtes waltete. Ihrem Gatten schenkte sie die denkbar schönste Ehe und ihren drei Söhnen, die sie in Gottesfurcht und Menschenliebe erzog, war sie die vorbildlichste, besorgteste Mutter. So hatte sie das große Glück, ihre Kinder zu treuen, frommen Juden, voll tiefen jüdischen Wissens und zu angesehenen Menschen heranreifen zu sehen. 
Vor dem Trauerhause gab Herr Bezirksrabbiner Dr. Munk, Ansbach, der allgemeinen Trauer beredten Ausdruck. Am Grabe zeichnete Herr Hauptlehrer Adler, München, ein früherer Lehrer unserer Gemeinde und ein treuer Freund der Familie Richard, ein Bild der Heimgegangenen. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."    

     
     
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen 
Verlobungs- und Hochzeitssanzeige von Herta Gutmann und Justin Richard (1933)   
Anmerkung: in der Hochzeitsanzeige ist Richard in Ruhard verschrieben     

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Dezember 1933: 
"Statt Karten - Gott sei gepriesen - Herta Gutmann - Justin Richard - Verlobte. 
Ellingen i.B.  -  Ellingen / Altenmuhr.  Chanukka 5694". 
  
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Mai 1934: 
"Statt jeder besonderen Anzeige! Gott sei gepriesen
Justin Richard - Herta Richard geb. Gutmann. Vermählte.
 
Ellingen in Bayern. Lag BaOmer 5694 ( = 3. Mai 1934)".    

  
Verlobungsanzeige von Ilse Hirschberger und Simon Richard (1938)   

Altenmuhr Israelit 27101938.jpg (25152 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Oktober 1938: "Gott sei gepriesen. Wir haben uns verlobt: 
Ilse Hirschberger - Simon Richard
Stadtlauringen / 675 Westend Ave 4B  New York City   -  Altenmuhr / 72 Samner Ave  Brooklyn - N.Y."  

   
   
   
Zur Geschichte der Synagoge   
   

Ein Betraum war bereits im 18. Jahrhundert vorhanden. 1803 errichtete die jüdische Gemeinden im Judenhof eine Synagoge. Diese war 18 Meter lang und achteinhalb Meter breit und hatte ein Walmdach. Im Westteil wurde eine Wohnung für den Vorbeter eingerichtet. Die Wohnung wurde später als Bibliothek genutzt. Ende des 19. Jahrhunderts war hier auch eine Schreinerei, in der ein nichtjüdischer Schreiner die Särge für die verstorbenen Mitglieder der jüdischen Gemeinde zimmerte. In der Synagoge war Platz für achtzig Männer und 40 Frauen. Der Eingang war an der Südseite des Gebäudes. An der Nordseite wurde nach dem Ersten Weltkrieg eine Gedenktafel für die gefallenen jüdischen Soldaten aus Altenmuhr angebracht.   
      
Über 130 Jahre war die Synagoge in Altenmuhr Mittelpunkt des religiösen Lebens der jüdischen Gemeinde. Einzelne Berichte über gottesdienstliche Feiern liegen noch vor. So erschien am 1. März 1886 in der Zeitschrift "Der Israelit" ein Artikel, in dem über die Einweihung einer neuen Torarolle und über eine Goldene Hochzeit in der Synagoge in Altenmuhr berichtet wurde:     

Altenmuhr Israelit 01031886.jpg (179911 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. März 1886: "Altenmuhr in Mittelfranken. Wenn bis jetzt keine Berichte vom hiesigen Platze zur Veröffentlichung im ‚Israelit’ kamen, so ist dieses mehr der Bescheidenheit zuzuschreiben, da z.B. im vorigen Jahre (1885) dahier eine Toraweihe stattfand, die sich derartigen Feierlichkeiten an größeren Plätzen zur Seite hätte stellen können, sowohl hinsichtlich der frommen Absicht, als auch des äußerlichen Vollzugs derselben.
Eine goldene Hochzeitsfeier, die am 17. dieses Monats (Februar 1886) dahier stattfand, verdient jedoch zur Offenkunde in einem jüdischen Blatte gebracht zu werden, schon wegen der Feier selbst, als auch wegen der regen Beteiligung, die damit verbunden war. Der israelitische Handelsmann Veis Flink von hier, ein Greis von nahe 80 Jahren feierte an der Seite seiner Ehehälfte auf Anregung treuliebender Söhne und Töchter dieses Fest. Der Jubilar versieht seit langen Jahren den Posten des Baal tefila (Vorbeter) an den heiligsten Festtagen, wozu ihn das Organ und das richtige Verständnis des Wortlautes befähigt und der es auch versteht, die Andacht der Zuhörer zu erregen und zu erheben. Der Jubilar war selbst in beschränkten Lebensverhältnissen ein treuer und hilfreicher Sohn seiner Eltern und findet sich dadurch der Schlusssatz des fünften Gebotes bewahrheit lemaan jirbu jameicha (‚auf dass du lange lebest’). Von seite des Herrn Rabbiners Grünbaum in Ansbach wurde dem Feste eine besondere Weihe verliehen, indem er das Jubelpaar in die Synagoge begleitet, wobei zuerst das Mincha-Gebet (Mittags-Gebet) verrichtet, einige Psalmen rezitiert, dann die Festpredigt mit Zugrundlegung des Textes säh hajom asah (‚dies ist der Tag, den er gemacht hat…’) gehalten und wurde der Sinn des Verses in meisterhafter Weise erklärt. Hierauf folgte eine Rezitation zweier anderer Psalmen nebst einem Schlussworte des Herrn Kanzelredners, womit die dem Tage entsprechende religiöse Feier ihren Abschluss fand. Das Gotteshaus war, obwohl die Feier mittags um 1 Uhr stattfand, festlich beleuchtet und von den Gläubigen aller Konfessionen von hier und nächster Umgebung so anfüllt, dass Kopf an Kopf stand. Ein herrliches Mahl versammelte die Festteilnehmer; alles verlief in fröhlicher Stimmung, wobei aber auch eine Sammlung für eine Wohltätigkeits-Anstalt vorgenommen wurde. Möge dem Jubelpaar noch eine lange Zeit zur Erinnerung dieses Tages gegönnt werden."

Nach einer 1934 erstellten Liste der Ritualien waren in der Synagoge vorhanden: zehn Torarollen, zwanzig bestickte Toramäntel, sechs Torakronen, fünf Toraschilder, fünf Lesefinger und eine Ester-Rolle. Es gab sechs Messingleuchter und einen prächtigen Chanukkaleuchter.  
     
Ein Gedenkstein wurde am 21. November 1986 aufgestellt. Er trägt die Inschrift: "Hier stand bis 1968 eine Synagoge. 1985. Zum Gedenken an die jüdische Gemeinde, die über 300 Jahre in Altenmuhr bestand." Der Gedenkstein wurde nach einem Entwurf von Jörg Kutzer (Ansbach) gestaltet. Die Jahreszahl 1985 (trotz Aufstellung 1986) auf dem Gedenkstein erinnert daran, dass sich die ursprünglich geplante Aufstellung 1985 verzögert hatte.  
  
  
Adresse/Standort der SynagogeJudenhof 25   
  

  
Fotos
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 30.7.2006)  

Altenmuhr Judenhof 200.jpg (66286 Byte) Altenmuhr Judenhof 203.jpg (63284 Byte) Altenmuhr Judenhof 201.jpg (61104 Byte)
Blick in einen Teilbereich 
des "Judenhofes" 
Das Gebäude der ehemaligen 
jüdischen Schule 
Hausnummer am ehemaligen 
jüdischen Schulhaus 
     
Altenmuhr Judenhof 202.jpg (54980 Byte) Altenmuhr Synagoge 201.jpg (101907 Byte) Altenmuhr Synagoge 200.jpg (101705 Byte)
Eingang zur ehemaligen 
jüdischen Schule 
Blick auf das Grundstück der 
ehemaligen Synagoge 
Der 1986 aufgestellte 
Gedenkstein 

    
    

Links und Literatur

Links:   

bulletWebsite der Gemeinde Muhr am See  

Literatur:  

bulletBaruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979 S. 155-156.
bulletWilfried Jung: Ehemalige Judengemeinden - Altenmuhr (Mittelfranken). In: Der Landesverband der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern. Januar 1987 S. 23.
bulletders.: Die Juden in Altenmuhr. Heft 44 1988 der Reihe "Alt Gunzenhausen". S. 113-212.
bulletIsrael Schwierz:  Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 143-144. 1992² S. 150.    
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany - Bavaria. Hg. von Yad Vashem 1972 (hebräisch) S. 266-268. 
bulletBayern SynGedenkband II.jpg (63426 Byte)"Mehr als Steine...." Synagogen-Gedenkband Bayern. Band II: Mittelfranken. Erarbeitet von Barbara Eberhardt, Cornelia Berger-Dittscheid, Hans-Christof Haas und Angela Hager, unter Mitarbeit von Frank Purrmann und Axel Töllner. Hg. von Wolfgang Kraus, Berndt Hamm und Meier Schwarz. Reihe: Gedenkbuch der Synagogen in Deutschen. Begründet und herausgegeben von Meier Schwarz. Synagogue Memorial Jerusalem. Bd. 3: Bayern, Teilband 2: Mittelfranken. Lindenberg im Allgäu 2010. 
Kunstverlag Josef Fink Lindenberg im Allgäu

ISBN 978-3-89870-448-9.   Abschnitt zu Altenmuhr S. 39-44. 
bulletMamiko Ikenaga: Die Ghettogeschichte von Simon Krämer, "Götz Silber". Online zugänglich (pdf-Datei)    
bullet Reese Lit 020.jpg (145046 Byte) Spuren jüdischen Lebens rund um den Hesselberg. Kleine Schriftenreihe Region Hesselberg Band 6. 
Hrsg. von Gunther Reese, Unterschwaningen 2011. ISBN 978-3-9808482-2-0  
Zur Spurensuche nach dem ehemaligen jüdischen Leben in der Region Hesselberg lädt der neue Band 6 der 'Kleinen Schriftenreihe Region Hesselberg' ein. In einer Gemeinschaftsarbeit von 14 Autoren aus der Region, die sich seit 4 Jahren zum 'Arbeitskreis Jüdisches Leben in der Region Hesselberg' zusammengefunden haben, informieren Ortsartikel über Bechhofen, Colmberg, Dennenlohe, Dinkelsbühl, Dürrwangen, Feuchtwangen, Hainsfarth, Heidenheim am Hahnenkamm, Jochsberg, Leutershausen, Mönchsroth, Muhr am See (Ortsteil Altenmuhr), Oettingen, Schopfloch, Steinhart, Wallerstein, Wassertrüdingen und Wittelshofen über die Geschichte der ehemaligen jüdischen Gemeinden. Am Ende der Beiträge finden sich Hinweise auf sichtbare Spuren in Form von Friedhöfen, Gebäuden und religiösen Gebrauchsgegenständen mit Adressangaben und Ansprechpartnern vor Ort. Ein einleitender Beitrag von Barbara Eberhardt bietet eine Einführung in die Grundlagen des jüdischen Glaubens. Eine Erklärung von Fachbegriffen, ein Literaturverzeichnis und Hinweise auf Museen in der Region runden den Band mit seinen zahlreichen Bildern ab. Das Buch ist zweisprachig erschienen, sodass damit auch das zunehmende Interesse an dem Thema aus dem englischsprachigen Bereich abgedeckt werden kann, wie Gunther Reese als Herausgeber und Sprecher des Arbeitskreises betont. Der Band mit einem Umfang von 120 Seiten ist zum Preis von 12,80 €- im Buchhandel oder im Evangelisch-Lutherischen Pfarramt Mönchsroth, Limesstraße 4, 91614 Mönchsroth, Tel.: 09853/1688 erhältlich E-Mail: pfarramt.moenchsroth[et]elkb.de.    
bulletFranziska Heyde: Das Leben der Fanny Birkenruth geb. Freundlich. 2022. ISBN 978-3-00-073862-3. € 18,00. Kontakt-Bestellung: c.f.heyde@t-online.de 
Zu dieser Publikation: "Familiengeheimnisse gibt es in jeder Familie, oft über Generationen gehütet, bis durch Zufall aufkommt, was wirklich war. Fanny Birkenruth geb. Freundlich (1841-1912), entstammt dem orthodoxen Landjudentum aus Wittelshofen nahe dem mittelfränkischen Dinkelsbühl. Gezwungenermaßen, als Folge einer Liebesziehung zu ihrem jüdischen Cousin aus Altenmuhr, verlässt sie als junge Frau ihren Geburtsort und wird sich später als Salonière in aristokratisch-protestantischen Kulturkreisen Roms der Jahrhundertwende etablieren. Ihr imposantes Grabmal auf dem berühmten römischen Friedhof, 'Cimitero acattolico' (Foto links) neben denen ihrer nächsten Freundin, der damals prominenten Schriftstellerin Malwida von Meysenbug und neben August v. Goethe Filius, zeugen noch heute davon. Aber Fanny beginnt früh, Geheimnisse um ihre Person zu spinnen, belastend für ihre unmittelbaren Nachkommen und dann lebensrettend in der NS-Diktatur, Geheimnisse, die unaufgelöst bis in spätere Generationen wirken werden.
Das vorliegende, akribisch recherchierte Werk macht es sich zur Aufgabe, dieses Gespinst an Geheimnissen aufzulösen, durch Nachlass-Aufarbeitungen, Entschlüsselung historischer Dokumente, Archiv-Einsichten sowie Korrespondenzen, persönliche Gespräche mit Nachfahren und spezialisierten Historikern und mit Hilfe ihres familientherapeutischen Hintergrundwissens: Die Autorin deckt auf, wie Fannys Familiengeheimnis posthum für ihre jüdischen Nachkommen während der Shoah zur dramatischen Rettung wird und dadurch dessen Geheimhaltung nochmals verstärkt. Dieses Spannungsfeld der Ungereimtheiten nimmt die Autorin zeitlebens wahr und es gelingt ihr zu großen Teilen, die Wahrheiten sukzessive zu entfalten und ein beeindrucken realistisches Tableau vor dem Hintergrund der Herkunft aus dem fränkischen Landjudentum zu entwerfen.  

   
    


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Altenmuhr  Middle Fanconia. A Jewish community was present in the first half of the 18th century, reaching a population of 250 in 1837 (total 720). A synagogue was built in 1815. In 1933 the Jewish population was 29. In the face of the Nazi economic boycott the Jews were forced to buy their food and coal outside the village. By 1937, 25 had left. In Kristallnacht (9-10 November 1938) the synagogue was vandalized and the last three Jews soon emigrated to the United States.   
      
        

                   
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Stand: 30. Juni 2020