Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Mönchsroth (Kreis Ansbach)
Jüdische Geschichte / Synagoge  
   

Übersicht:  

I) Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde:  
   A) Darstellung von Gunther Reese, Pfarrer in Mönchsroth (2006)
   B) Zusammenstellung von einzelnen Fakten aus der Geschichte  
II) Berichte aus der Geschichte der Gemeinde   
    -  Aus der Geschichte der jüdischen Schule und der Lehrer  
    Mitteilungen zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
    -  Aus dem jüdischen Gemeindeleben    
    -  Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Einzelpersonen 
    -  Weitere Dokumente 
    -  Sonstiges 
III Zur Geschichte der Synagoge   
     Adresse/Standort der Synagoge 
IV Fotos  

V) Einzelne Presseartikel 
VI) Links und Literatur  
  
  
    
I) Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)  

A) Darstellung von Gunther Reese, Pfarrer in Mönchsroth (2006):  
   
1. Die Anfänge und die Herrschaftsverhältnisse. Die Anfänge der jüdischen Gemeinde in Mönchsroth liegen  im Dunkeln. Ein erster Beleg für Mönchsrother Juden findet sich in einem Nördlinger Messe-Begleitbuch aus dem Jahr 1593 . Diese Register verzeichneten seit 1587 sämtliche Juden, die sich zum Besuch der Nördlinger Pfingstmesse einfanden. Der Bildung des schwäbisch- fränkischen Landjudentums vorangegangen war die bereits im 15. Jahrhundert beginnende Zeit der Vertreibung der Juden aus den Reichsstädten Süddeutschlands. Mit der Aufhebung des Zinsverbotes und den damit verbundenen neuen wirtschaftlichen Perspektiven für die christlichen Unternehmer ging die Monopolstellung der Juden im Geldgeschäft und damit ihre wirtschaftliche Lebensgrundlage verloren. Zu Neid und Missgunst, religiöser und sozialer Ausgrenzung kam nun wirtschaftliches Konkurrenzdenken hinzu, begünstigt durch die Vorbehalte des traditionellen christlichen Antijudaismus. Aufnahme fanden die Juden bei den kleineren Herrschaften, so auch bei der seit 1522 über Mönchsroth regierenden evangelischen Linie der Grafen von Oettingen-Oettingen. Bereits im Jahr 1331 hatten die Oettinger Grafen vom Kaiser das Judenregal erhalten. Die in den Territorien ansässigen Juden waren zunächst vorwiegend als Gesinde auf den herrschaftlichen Schlössern tätig. Nach der Vertreibung der Juden aus Nördlingen 1507 wuchs der Anteil der Juden in den ländlichen Gemeinden rasch an. Vielleicht war diese Vertreibung auch der Ausgangspunkt für eine Besiedelung in Mönchsroth.  Der nächste Hinweis findet sich dann erst wieder nach dem 30jährigen Krieg in einem Schreiben des Oberamts Mönchsroth vom 24. Dezember 1655, in welchen Schuldrückzahlungen an die Erben des verstorbenen Juden Abraham Hänle untersagt werden. Nach dem Tod des kinderlosen Fürst Albrecht Ernst II (1669-1731) fiel der Mönchsrother Besitz an die Linie Oettingen-Spielberg. Der Landesherr ließ sich den über Schutzbriefe geregelten Judenschutz mit einer ganzen Reihe von Abgaben gut bezahlen. Der erste Gesamtschutzbrief für die Judenschaft im Fürstentum Oettingen-Oettingen ist vom 28.08.1697 datiert, ein Separatschutzbrief für Mönchsroth existiert für das Jahr 1757. Sämtliche Lebensbereiche wurden in diesen Schutzbriefen detailgenau geregelt: Schutzaufnahme- und Beendigung, Abgabenzahlung, Erwerbstätigkeit, Teilhaben an den Gemeinderechten, rabbinische Gerichtsbarkeit und "gute Policey”, d.h. die Einrichtung eines Zustands guter Ordnung im Gemeinwesen. Dadurch unterlagen die Juden in den Landgemeinden im Vergleich zu ihren christlichen Nachbarn mehr und vielfältigeren Einschränkungen. Es war ihnen weder die Ausübung eines Handwerks noch die Bewirtschaftung eines landwirtschaftlichen Betriebs gestattet. Sie durften allenfalls eine Sölde besitzen, ohne jedoch einen landwirtschaftlichen Grund zu bearbeiten.     
  
2. Die Etablierung und Blüte der Gemeinde im 18. Jahrhundert.
Nach dem Dreißigjährigen Krieg stieg die Zahl der in Mönchsroth und auch im benachbarten württembergischen Regelsweiler (Gemeinde Stödtlen) ansässigen Juden, vor allem dann im 18. Jahrhundert, kontinuierlich an.  Während 1701 drei Haushaltsvorstände verzeichnet sind, waren es 1758 bereits 17. Fünf Jahre später werden für 24 Haushalte 111 Personen aufgelistet. Am 29. August 1761 erfolgte die feierliche Einweihung der neuen Synagoge mit Mikwe, Schulraum und Lehrerwohnung (weitere Angaben siehe unten - Abschnitt zur Synagoge).  
  
3. Die Veränderungen im 19. Jahrhundert.
Die zunehmende Emanzipation und die sich durch das Judenedikt von 1813 neu ergebende Rechtslage im neu entstandenen Königreich Bayern brachten ab dem ersten Viertel  des 19. Jahrhunderts auch für die Mönchsrother Gemeinde grundlegende Veränderungen mit sich. 
Auswanderungen und Landflucht in die Städte
reduzierten die Gemeinde erheblich. Wirtschaftliche Not und der erst 1861 aufgehobene Matrikelzwang verhinderten ein weiteres Anwachsen in den ländlichen Gemeinden. Zählte Mönchsroth 1833 noch bei einer Gesamteinwohnerzahl von 1010 Personen 208 Juden, so waren es 1898 nur noch 108 Personen. Ein Auswandererbeispiel ist der am 10. September 1819 in Mönchsroth geborene Abraham Kohn.   1842 verließ er  seine Heimat in Richtung Amerika fasste nach seinen Wanderjahren  in Chicago Fuß und wurde 1847 zum Mitbegründer der dortigen jüdischen Gemeinde Kehillat Anshe Ma’ariv (Gemeinschaft der Männer des Westens), als deren Präsident er seit 1853 vorstand.  Berühmt wurde er, als er 1861 dem neu gewählten Präsident Abraham Lincoln eine amerikanische Fahne schickte, bestickt mit hebräischen Worten aus dem Buch Josua, 1,4-9: "Ich will dich nicht verlassen noch von dir weichen. Sei getrost und unverzagt (V.5)". Er verstarb 1871 im Alter von 52 Jahren in Chicago. 
1813, im Jahr der Matrikelerfassung,  geben von den 42 Haushaltsvorständen 18 Viehhandel an, 7 Hausierhandel, 5 Handarbeit (Knechte), 8 Leder-, Alteisen- und Güterhandel. Bis auf zwei lebten bei der Steuerveranlagung alle an der Armutsgrenze. Vier jüdische Einwohner waren als Lehrer für den Unterricht der Kinder abgestellte "Brödlinge” der Kultusgemeinde.  David Morum Hirsch, seit 1786 als David Zwi in Mönchsroth nachweisbar,  leitete als "Unterrabbiner" ein kleines Lehrhaus. Dies zeigt den geistigen Reichtum und einen relativ hohen Bildungsstand der  Mönchsrother Judenschaft mit einer für das schwäbisch-fränkische Landjudentum typischen, stark ausgeprägten Religiosität. Bereits vor Einführung der allgemeinen Schulpflicht und der Errichtung einer von 1826 bis 1890 betriebenen  israelitischen Elementarschule gab es ein organisiertes Schulwesen auf der Basis von mehreren Privatlehrern. Ein weiterer Beleg für einen den Stadtgemeinden nicht nachstehenden hohen kulturellen Stand der Gemeinde sind die beiden erhaltenen prachtvollen Thoraufsätze des Frankfurter Goldschmieds Jeremias Zobel von ca. 1720 und ein nach 1675 entstandenes Thoraschild des Nürnberger Meisters Thomas Ringler,  heute im Jewish Museum in New York. Dass solche, zu den Spitzenwerken jüdischen Kultgeräts gerechneten Objekte aus einer Landsynagoge stammen, widerspricht den Angaben über die alles dominierende Armut im Landjudentum und seinem daraus resultierenden geringen kulturellen Stand.  Mit der zunehmenden Emanzipation der Judenschaft im Königreich Bayern und dem Zugeständnis der vollen bürgerlichen Rechte im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts entwickelte sich ein ausgeprägtes Miteinander im öffentlichen Leben des Dorfes.  So hielt zum Beispiel der hoch angesehne jüdische Arzt Dr. Goldschmidt  bei der Einweihung des Kriegerdenkmals von 1870 die "Rede auf Kaiser und Reich" und im Gefallenendenkmal des 1. Weltkrieges im Chorraum der Klosterkirche St. Peter und Paul sind mit Simon Mayer und Leopold Schulmann zwei jüdische Mitbürger genannt, die  für ihr Vaterland ihr Leben ließen. 
Für den seit 1889 in Mönchsroth wirkenden Pfarrer Georg Bickel gab es nicht unbedingt strenge Grenzen für seinen Seelsorgebezirk  Als am 8. Oktober 1900 die 2 Tage alte Tochter des jüdischen Viehhändlers Simon Behr verstarb, war er einer der ersten, der zu den Behrs ins Haus kam, um seine Anteilnahme zu bekunden. 
    
4. Die Zeit nach dem 1. Weltkrieg bis zum Ende der jüdischen Gemeinde im Jahr 1938. Ein Dokument für ein gesellschaftlich tolerantes, friedliches Miteinander im Dorf in der Zeit der Weimarer Republik ist die Aufnahme vom Tanzkränzchen 1919, auf dem inmitten der Tanzpaare auch acht Mönchsrother jüdischen Glaubens abgebildet sind. Der Viehhändler Moritz Behr kaufte zur Beschäftigung für die Kinder in der Wirtschaftskrise  den ersten Fußball im Dorf, war als  Vorstand im Gemütlichkeitsverein tätig und unterstützte 1931 Bau des Sportplatzes.   Mit der Errichtung des Gefallenendenkmals für die Opfer des 1. Weltkriegs im Jahr 1920 durch den Mönchsrother Malerpfarrer Georg Bickel (1862-1924) im Chorraum der Klosterkirche St. Peter und Paul wird allerdings bereits eine aufziehende nationalistisch -  antijüdische Stimmung deutlich. Die Gedenkstätte zeigt einen Ausschnitt der Kopie eines Gemäldes von Wilhelm von Kaulbach "Die Zerstörung Jerusalems", eingerahmt von den 80 Namen der im Ersten Weltkrieg Gefallenen  der Pfarrei. Rechts die Namen aus den Außenorten, links in alphabetischer Reihenfolge nummeriert 43 Namen aus dem Kirchdorf Mönchsroth. Auf den beiden letzten Positionen kann man die Namen der israelitischen Soldaten der Gemeinde Mönchsroth lesen: Simon Mayer und Leopold Schulmann. Georg Bickel hat mit seinem Gemälde die in konservativen Kreisen populäre  Dolchstoßlegende dargestellt: Die oben in den brennenden Ruinen des Tempels stehenden Verräter des Volkes, Kommunisten und Juden, sind mit der Revolution 1918 dem Heer in den Rücken gefallen und haben mit der Errichtung der Republik die alte Werteordnung von Thron und Altar zerstört. Im Original bei Kaulbach ist unten links die Vertreibung des ewigen Juden dargestellt.  
    
Das Aufkommen des Nationalsozialismus fiel auch in Mönchsroth auf fruchtbaren Boden und erhöhte Ende der 20er, Anfang der 30er Jahre massiv den Auswanderungsdruck auf die noch verbliebene jüdische Bevölkerung. Wesentlich dazu beigetragen haben auch seit 1928 die Veranstaltungen der NSDAP auf dem Hesselberg. Die  Bilder eines Umzugs, wohl aus dem  Jahr 1937, noch vor der Schändung der Hochzeitssteins,  belegen, wie sehr sich eine antisemitische Stimmung und Menschenverachtung in Teilen der Bevölkerung etabliert hatte. Zu den örtlichen antisemitischen Akteuren gehörte auch der evangelische DC- Pfarrer Karl Brunnacker, seit 1925 Pfarrer in Mönchsroth. Bereits 1924 war er der NS-Bewegung beigetreten und maßgeblich an der Gründung der Mönchsrother NSDAP- Ortsgruppe im April 1932 beteiligt. Wegen seiner parteipolitischen Aktivitäten geriet er zunehmend in Konflikt mit seiner Kirchengemeinde, Beschwerdebriefe gingen an die Kirchenleitung in München. In seiner Rechtfertigung gibt er den ortsansässigen Juden die Schuld an seinen innergemeindlichen Problemen. Im einem Schreiben vom 20. Juli 1933 teilt er dem Landeskirchenamt mit, dass die Kreisleitung im Übrigen plane, endlich einmal "reinen Tisch ‚in dem verseuchten Judennest’ Mönchsroth zu schaffen".  Die Formulierung vom "judenverseuchten Mönchsroth" gebraucht Brunnacker ein zweites Mal in einem Brief vom 4. Dezember 1934 an Julius Streicher. Am 8. Januar 1935 nahm er sich im Brunnen des Pfarrgartens das Leben. Die Pogromnacht vom November 1938 löschte das Leben der  jüdischen Gemeinde endgültig aus. Neben Familie Levite wurde Frieda Schulmann von SA-Männern drangsaliert, Geschäfts- und Wohnungseinrichtung wurden geplündert und verwüstet, noch verbliebenes Synagogeninventar entwendet. Im November 1939 ging das Gebäude in Gemeindebesitz über und wurde als Turnraum und Rathaus genutzt. Insgesamt 27 aus Mönchsroth gebürtige Bürger jüdischen Glaubens wurden in der Shoah ermordet. 
    
Im Beisein von Arno Hamburger, 1. Vorsitzender der Israelitischen Kultusgemeinde Nürnberg und dem Landesbischof der Evangelisch - Lutherischen Kirche in Bayern, Dr. Johannes Friedrich, fand am 23. November 2006 die Widmung eines Gedenksteins für die ehemaligen Mönchsrother Bürger jüdischen Glaubens statt. Der von der Steinmetzmeisterin Birgit Hähnlein - Häberlein, Feuchtwangen, entworfene Stein hat seinen Platz  schräg gegenüber der ehemaligen Synagoge an der Einmündung Rathausstraße/Sägweiherstraße. Er trägt die Umschrift: "Zum Gedenken an die jüdischen Bürger Mönchsroths mit ihrer 1761 erbauten und bis 1938 genutzten Synagoge. Im Nationalsozialismus ihrer Heimat beraubt, verfolgt, ermordet" . In der Mitte des liegenden, zur ehemaligen Synagoge hin aufsteigenden Krensheimer Muschelkalksteins befindet sich das Davidsschild, das mit den drei hebräischen Buchstaben an den früheren Hochzeitsstein an der Westseite der Synagoge erinnert. In deutscher und hebräischer Schrift ist das Wort aus 4. Mose 10, 9b zu lesen: "Dass Euer gedacht werde vor dem Herrn".      
    
    
   
B) Zusammenstellung von einzelnen Fakten aus der Geschichte    
    
Erste Nennungen von jüdischen Einwohnern in Mönchsroth: 1593 wird der Jude Löw (bzw. Leo) genannt, 1595 Jud Seligmann, 1598: Mosse. Auch aus dem 17. Jahrhundert liegen regelmäßig Erwähnungen jüdischer Einwohner vor (1621, 1622, 1625, 1657, 1659).   
    
Zahlen jüdischer Gemeindeglieder im 19. Jahrhundert: 1811/12 194 jüdische Einwohner (22,9 % von insgesamt 848), 1837 190 (18,7 % von insgesamt 1.015), 1867 173 (17,6 % von insgesamt 981), 1871 194 (18,4 % von insgesamt 1.054), 1890 130 (13,1 % von insgesamt 992), 1900 90 (10,7 % von insgesamt 845).
   
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine Israelitische Konfessionsschule (Volksschule) und ein rituelles Bad. Die Toten der jüdischen Gemeinde wurden in Schopfloch beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer (Elementar- beziehungsweise Religionslehrer) angestellt, der (zumindest nach 1885) auch als Vorsänger und Schächter tätig war (vor 1885 hatte die Gemeinde auch mehrere Kultbeamte anstellen können, so noch in den 1860er-Jahren mit Lehrer Maier Braunschweig und Vorsänger Max (Marx, Mordechai, Markus) Ansbacher, der im Juli 1856 aus Veitshöchheim gekommen war und nach seiner Zeit in Mönchsroth noch in Würzburg als Lehrer tätig war).   
  
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde: Gefreiter Simon Mayer (geb. 3.11.1896 in Mönchsroth, gef. 8.1.1917), Unteroffizier Benjamin Schloß (geb. 28.9.1889 in Giebelstadt, gef. 22.9.1914) und Leopold Schulmann (geb. 6.3.1884 in Mönchsroth, gef. 10.6.1916).    
   
Um 1925, als noch 52 Personen der jüdischen Gemeinde angehörten (in 12 Haushaltungen; 6,5 % von insgesamt etwa 800 Einwohnern), waren die Vorsteher der Gemeinde Simon Koch und Simon Behr. Als Religionslehrer, Kantor und Schochet wirkte Gustav Erlebacher. Er unterrichtete damals noch drei jüdische Kinder in Religion. Die jüdische Gemeinde gehörte zu folgenden Distriktsrabbinaten: bis 1857 Oettingen, ab 1860 Wallerstein (Sitz ab 1876 in Kleinerdlingen), ab 1888 Ichenhausen, ab 1922 Ansbach. 1932 wurden noch 42 jüdische Gemeindeglieder gezählt. Inzwischen waren die Vorsteher Ernst Levite (1. Vors.) und Hermann Behr. Lehrer war weiterhin Gustav Erlebacher. An jüdischen Vereinen bestanden die Chewra Kadischa (Ziel: Unterstützung Hilfsbedürftiger, Förderung des Torastudiums, 1932 fünf Mitglieder unter Gustav Erlebacher) und der 1818 gegründete Jüdische Frauenverein (Ziel: Wohlfahrtsdienst innerhalb der Gemeinde; Vorsitzende Frau des Sanitätsrates Dr. Goldschmidt, 7 Mitglieder). 
    
1933 lebten noch 23 jüdische Personen in Mönchsroth (3,2 % von insgesamt 715). Auf Grund der zunehmenden Repressalien und der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts verzogen bis Anfang Januar 1939 alle in andere Städte (Würzburg, Augsburg, Oettingen) oder wanderten aus (fünf in die USA, drei nach Palästina). Im August 1938 wurde die Gemeinde offiziell für aufgelöst erklärt. Beim Novemberpogrom 1938 wurde in die Häuser der vier noch in Mönchsroth wohnhaften Juden eingebrochen, ihr Hausrat zerstört. Aus dem Geschäft eines jüdischen Gemeindemitglieds wurde der gesamte Warenbestand gestohlen. 
     
Von den in Mönchsroth geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Moritz (Moses) Eppstein (1861), Gustav D. Erlebacher (1878), Amalie Frank geb. Levite (1871), Elsa Goldschmidt (1900), Friedel Goldschmidt (1898), Dr. Josef Goldschmidt (1865), Max Goldschmidt (1906), Ricka Goldschmidt geb. Frank (1868), Jette Gutmann geb. Elkan (1867), Willy Gutmann (1901), Rosa Hirschmann geb. Levite (1880), Emil Koch (1867), Hugo Koch (1875), Justin Koch (1899), Simon Koch (1867), Adolf Levite (1873), Heinrich Levite (1877), Max Levite (1878), Sara Levite geb. Mayer (1885), Siegfried Levite (1884), Kathi Loeb (1883), Sophie Mayer (1862), Fanny Oettinger geb. Mayer (1856), Hanna Pfeiffer geb. Schumann (1880), Rosalie Rosenheimer (?), Berta Schulmann (1874), David Schulmann (1877), Frieda Schulmann geb. Freimann (1875), Ludwig Schulmann (1880), Jenny Wolf geb. Elkan (1871).    
     
     
     
II) Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
    
Aus der Geschichte der jüdischen Schule und der Lehrer  
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1885 / 1907 / 1911 / 1921 

Moenchsroth Israelit 20081885.jpg (111132 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. August 1885: "Die Elementar- und Religionslehrerstelle in der hiesigen israelitischen Volksschule ist bis 1. November dieses Jahres (1885) definitiv zu besetzen. Bewerber wollen ihre Besuche unter Beifügung der Zeugnisse über Seminar-Austritts und Anstellungsprüfung bis 10. September dieses Jahres beim unterfertigten Kultusvorstand einreichen. Hierbei wird bemerkt: 
1. Dass der Gehalt eines Lehrers 600 Mk., der sich durch Staats- und Kreisfondszuschüsse auf 850 Mk. erhöht, beträgt, wozu noch die gesetzlichen Alterszulagen kommen. 
2. Dass unverheiratete Bewerber bei den beschränkten Wohnungsverhältnissen bevorzugt werden.
3. Dass in Aussicht genommen ist, die Vorsänger- und Schächterfunktion ist zu verbinden, wobei dann die Regelung des betreffenden Funktionsgehaltes vorhalten bleibt. 
Mönchsroth Bayern in Mittelfranken, 16. August. Die Israelitische Kultusverwaltung: Raphael J. Mayer, Kultusvorstand und F. Levite Kassier". 
  
Moenchsroth Israelit 12091907.jpg (71584 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. September 1907: "In unserer Gemeinde soll die Stelle des Vorsängers, Schächters und Religionslehrers per 1. November 1907, eventuell 1. Januar 1908 besetzt werden. 
Gehalt 1000 Mark, 5-600 Mark Nebenbezüge und freie Dienstwohnung im Synagogengebäude. Streng religiöse Bewerber, welche seminaristisch gebildet sein müssen, wollen ihr Gesuch unter Beifügung von Zeugnisabschriften bis 1. Oktober an den Unterzeichneten einsenden. Geschenke sind in obigen Nebenbezügen nicht eingeschlossen. Ausländer ausgeschlossen. 
Mönchsroth, Bayern, den 8. September 1907. 
Julius Mayer, Kultusvorstand."
   
Moenchsroth Israelit 28121911.jpg (71328 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Dezember 1911: "In der hiesigen Gemeinde soll die Stelle des Vorsängers, Schächters und Religionslehrers per 1. eventuell 15. April 1912 besetzt werden. Gehalt 1.000 Mark und Nebenbezüge ca. 500 Mark (Geschenke nicht eingeschlossen), freie Dienstwohnung mit großem Gemüsegarten. Streng religiöse Bewerber wollen ihre Gesuche unter Beifügung von Zeugnisabschriften bis 13. Januar 1912 an die unterfertigte Verwaltung einsehen. Mönchsroth in Mittelfranken  Israelitische Kultusverwaltung. Mayer."
   
Moenchsroth Israelit 17021921.jpg (46850 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Februar 1921: "Die Stelle eines Vorbeters, Schächters und Religionslehrers ist per 1. April dieses Jahres zu besetzen. Gehalt mit Nebeneinkommen Mark 6.000.- und außerdem freie Wohnung mit Gärten. Kultusgemeinde Mönchsroth (Mittelfranken)."  

  
Lob des Lehrers Maier Braunschweig und des Vorsängers Ansbacher (1864)   

Moenchsroth Israelit 07121864.jpg (34099 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Dezember 1864: "In dem nahen Mönchsroth ist besonders der Fleiß und die Tätigkeit des daselbst wirkenden Herrn Lehrers Braunschweig hervorzuheben; indes der Herr Vorsänger Ansbacher - der streng orthodoxen Richtung zugetan - auch in diesem Sinne daselbst zu wirken sucht, worin er von dem Herrn Vorsteher Marx vielseitig unterstützt wird."     

  
Zum Tod von Lehrer Maier Braunschweig, ca. 50 Jahre Lehrer in Mönchsroth (1901)  

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Juli 1901:  "Eine Krone des Schmuckes ist das greise Haupt (Sprüche 16,31). Ein langes, tatenreiches Leben fand am 23. Dieses Monats dahier seinen Abschluss. Der pensionierte Elementarlehrer, Herr Maier Braunschweig, verlebte den größten Teil seiner 55-jährigen Dienstzeit in Mönchsroth in Schwaben. Seinen späten Lebensabend wollte er hier im israelitischen Kranken- und Pfründnerhause verbringen und zog vor etwa 8-10 Jahren hierher. Er erreichte ein Alter von nahezu 95 Jahren. Der ehrwürdige Kreis war in diesem seinem hohen Alter eine wunderbare Erscheinung. Nichts hatte der gelehrte, gebildete Mann an Geistesfrische, an Klarheit des Denkens, fast nichts an Geistesstärke bis zum letzten Momente verloren. Er war noch Herr seiner Sinne und nahm noch Anteil am Leben und an den Tagesfragen, indem er täglich die Tagesblätter noch las, so dass man wie vor einem Phänomen stand. 
Zu seinem 94. Geburtstage verfasste er noch ein herrliches, sinnreiches Gedicht, das in seiner hiesigen Zeitung veröffentlicht wurde. Bis an sein Ende dichtete er korrekt und beschäftigte sich mit Ausarbeitungen und Betrachtungen über Stellen in Bibel und Talmud sowohl, als auch über pädagogische und sonst vorherrschende Ideen aus dem Leben. Es war ein Hochgenuss, sich mit dem Manne wissenschaftlich zu unterhalten und man konnte nicht genug seine geistige Verfassung bewundern. Im Umgang war er äußerst leutselig, anspruchslos und anständig. 
So erfreute er sich auch während seines hiesigen Aufenthaltes allgemeiner Beliebtheit, und wer mit ihm in Berührung kam, der brachte dem hochbetagten Greise Achtung und Liebe entgegen. In seiner Berufstätigkeit galt er als ein gewissenhafter, berufsfreudiger Lehrer und erfreute sich stets der Anerkennung seiner Vorgesetzten und seiner Gemeinde. Sein Ende war schön wie sein langer Lebensgang, eine sanfte, leichte Auflösung. Wenn unter diesen Umständen sein Heimgang auch keine schmerzliche Trauer verursachen konnte, so war doch die Teilnahme eine sehr rege; davon zeugte auch die starke Beteiligung bei seinem Leichenbegängnisse. (Auch uns hat der Heimgegangene vor noch ganz kurzer Zeit einige sehr nette Gedichte gesandt. Red. d. 'Israelit')."    

  
25-jähriges Amtsjubiläum von Lehrer D. J. Krämer (1900)   

Moenchsroth Israelit 12111900.jpg (27994 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. November 1900: "Mönchsroth, Marcheschwan 5661. Unser allverehrter Herr Lehrer D. J. Krämer feiert am Schabbat Paraschat Wajeze - so Gott will - sein 25-jähriges Amtsjubiläum, worauf wir Freunde und Kollegen aufmerksam machen wollen. R."  
  
Hinweis auf einen Sohn von Lehrer D. J. Krämer: der langjähriger Heilbronner Oberlehrer Isac / Isy Krämer   
Heilbronn Lehrer Kraemer 010.jpg (78132 Byte)Oberlehrer Isy Krämer (geb. 9. August 1877 in Mönchsroth, gest. 16. April 1963 in Brooklyn): wirkte seit 1903 36 Jahre lang als Lehrer und Vorsänger in Heilbronn. Er erteilte den Unterricht an den höheren Schulen und später auch am Lehrerseminar zusammen mit dem jeweiligen Rabbiner. Er war nebenher Musikkritiker (u.a. in der "Heilbronner Zeitung" und bei der "Neckar-Zeitung"), war zeitweise in der Theaterkommission des Gemeinderates der Stadt Heilbronn. Nach 1933 hat er sich um die Auswanderung seiner Glaubensgenossen Verdienste erworben. Er selbst emigrierte 1939 nach Frankreich, später nach Amerika. Er war verheiratet mit Julie geb. Würzburger (geb. 12. April 1888 in Heilbronn). Krämer war eng befreundet mit dem späteren Bundespräsidenten Dr. Theodor Heuss.  

   
Lehrer Erlebacher verkauft Torarollen und übernimmt auch die Reparatur von Torarollen und Tefillin (1926)

Moenchsroth Bayr GZ 08091926.jpg (35431 Byte)Anzeige in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 8. September 1926: "Zwei sehr gut erhaltene Seferim (Torarollen) sind zu verkaufen. Anfragen an Lehrer Erlebacher (Mönchsroth, Mittelfranken). Dieser übernimmt auch die Reparatur von Sefer Thoros und Tefillin".   

    
Zum Tod der Frau von Lehrer Erlebacher (1936)  

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. März 1936: "Mönchsroth, 10. März (1936). Frau Lehrer Erlebacher aus Mönchsroth wurde, ihrem Wunsche gemäß, neben ihren Eltern und Geschwistern auf dem altehrwürdigen Friedhofe in Wallerstein zur letzten Ruhe gebettet. Es war eine selten fromme Frau, die den Traditionen der Eltern treu blieb. Wie ihr ganzes Leben eine Rüstung zum ewigen Sabbat war, ging sie am Erew Schabbat (Freitag) von dannen, nachdem sie noch alles für den Sabbat gerichtet hatte. 
Möge sie, die nun zum ewigen Sabbat eingezogen ist, eine rechte Fürsprecherin sein für alle, die ihr im Leben nahe standen. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."  

    
60. Geburtstag von Lehrer Gustav Erlebacher (1938)   

Moenchsroth Israelit 30121937.jpg (58357 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Dezember 1937: "Mönchsroth bei Dinkelsbühl, 26. Dezember. Am 2. Januar 1938 vollendet Herr Gustav Erlebacher in körperlicher und geistiger Frische sein 60. Lebensjahr. Seit über 35 Jahren wirkt er als Kantor und Lehrer unermüdlich auf dem Boden des gesetzestreuen Judentums. In seinem überragenden Gottvertrauen und seiner tiefen religiösen Gläubigkeit liegt seine Stärke. All die Jahrzehnte gab es für ihn nur ein Ziel, die Jugend wie das Alter dem orthodoxen Judentum zu erhalten. Möge es ihm noch lange vergönnt sein, weiter in diesem Sinne zu wirken. (Alles Gute) bis 120 Jahre."    

  
  
Mitteilungen zu einzelnen Personen aus der Gemeinde  
Zum Tod des langjährigen Gemeindevorstehers, Beschneiders und ehrenamtlichen Vorbeters  Hirsch Marx (1865) 

Moenchsroth Israelit 01111865.jpg (204409 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. November 1865: "Wittelshofen (Bayern), 18. Oktober (1865). Ein frommes, von tief-innerlicher Religiosität durchwehtes Leben hat am jüngsten Sukkot-Feste, in unserer biederen Nachbargemeinde Mönchsroth, durch den Hintritt des allverehrten Kultus-Vorstandes Herrn Hirsch Marx zum größten Leidwesen Aller, die ihn näher gekannt, schnell geendet, wodurch überraschend plötzlich die freudig bewegte, festlich gehobene Stimmung in eine wehmutsvoll, tief betrübte umgewandelt wurde!  
Eine flüchtige Skizze des Lebens dieses Mannes verdient gewiss in einem Blatt registriert zu werden, dessen Tendenzen mit den seinigen so genau harmonierten, und deren Förderung und Unterstützung ihm zeitlebens eifrigst am Herzen lag. Zugleich dürfte hierdurch den nächsten Anverwandten und Freunden des Verewigten einiger Trost gespendet werden, sowie seine Gesinnungsgenossen und Freunde sich aufgemuntert fühlen, eine ähnliches segensreiches Leben und Streben zu betätigen. 
H. Marx, den das Vertrauen seiner Gemeinde seit einer langen Reihe von Jahren zu ihrem Vorstand berief, wurde von frühester Jugend zum Toralernen angehalten, worin er auch ein gediegenes, vielseitiges Wissen bekundete. Gewiss hat kein Anderer in ähnlichen Verhältnissen bei seinem vielverzweigten ausgedehnten Geschäftsbetriebe dem talmudischen Worte Rechnung getragen: 'drei Dinge bleiben dem Menschen aus seinen Jahren für die Ewigkeit: ein Drittel Bibel, ein Drittel Mischna und ein Drittel Talmud' (frei wiedergegeben). Denn nicht leicht gönnte er sich nach den vielfachen, mitunter sehr mühevollen Anstrengungen seines weit verbreiteten Geschäftes  den erquicklichen Schlummer, bevor er nicht in noch später Abendstunde einen Mischna-Abschnitt oder eine talmudische Abhandlung 'gelernt' hätte. Besonders rühmlich ist jedoch der Umstand hervorzuheben, dass er im Geschäftsverkehr die strengste Gewissenhaftigkeit und Treue betätigte! Eine lange Reihe von Jahren widmete sich der Verewigte dem Dienste der Religion als Geschickter Mohel (Beschneider) - und als entsprechender Baal Tefilla (ehrenamtlicher Vorbeter). - 
Dass er stets seinen Posten als Vorsteher seiner Gemeinde würdig und höchst uneigennützig verwaltet, bewies das unerschütterliche Vertrauen derselben, sowie deren aufrichtige, ungeheuchelte allgemeine Trauer um seinen viel zu frühen Hingang. 
Möge dieser Fromme in den Gefilden des ewigen Friedens für seine vielseitigen, großen Verdienste reichen Lohn empfangen, und ihm jene erhabenen Pforten eröffnet werden, auf welchen die goldene Inschrift strahlte: 'Dies ist das Tor zum Herrn - Gerechte gehen durch es hinein. Amen'."

  
Nekrolog für Sophie Eppstein geb. Regensburger (1878)  

Moenchsroth Israelit 03041878.jpg (175579 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. April 1878: "Nekrolog. (Unliebsam verspätet). Mönchsroth, den 4. April 1878. Der 4. vorigen Monats versetzte alle israelitischen Einwohner hiesigen Ortes in tiefe Trauer; denn unerwartet schnell, wie ein Blitz aus heiterem Himmel, wurde von dem unerbittlichen Tode eine Person aus ihrer Mitte genommen, die sowohl durch ihre echte Religiosität und aufopfernde Menschenliebe, als auch durch ihre Wohltätigkeit, Dienst- und Friedfertigkeit, wie nicht minder durch ihre Klugheit, Menschenfreundlichkeit und Geschicklichkeit sich rühmlich auszeichnete und eben durch diese Eigenschaften sich die Achtung aller hiesigen Einwohner, ohne Unterschied des Glaubens, im hohen Grade erworben. Es ist die viel zu früh heimgegangene Sophie Eppstein, geborene Regensburger aus Sulzbürg, gewesene Ehefrau des dahier ansässigen Sofer (Torarollenschreibers), Herrn Simon Eppstein. - Am Morgen noch nicht ahnend, wie verhängnisvoll der Abend für sie und ihre Familie sein werde; im Entferntesten nicht daran denkend, dass sie ihrem Lebensende schon so nahe stehe, arbeitete sie den ganzen Tag über mit gewohnter Geschäftigkeit im Hause herum, verzehrte Nachmittags noch mit Appetit ihr Vesperbrot, klagte dann später über ungewöhnlich heftige Kopfschmerzen, und stürzte nachdem sie sich zu ihrer Erholung auf einen Sessel ein wenig niedergelassen - leblos zu Boden. Alle Belebungsversuche des alsbald herbeigerufenen und herbeigeeilten Arztes waren ohne Erfolg. 
Groß, unendlich groß und unersetzlich ist der Verlust des greisen, tief gebeugten und trauernden Gatten, der 18 Jahre lang mit ihr in der glücklichsten Ehe lebte; namenlos der Schmerz der fünf verwaisten Kinder, denen sie in unbegrenzter Liebe eine treue, sorgsame Mutter stets gewesen; groß auch der Verlust ihrer Verwandten und zahlreichen Freunde, denen sie ein Herz voller Liebe stets entgegentrug; nicht minder groß aber auch ist der Verlust sowohl mancher Hilfsbedürftigen, als auch aller hiesigen israelitischen Bewohner, die wohl oft bei freudigen und traurigen Gelegenheiten die selig Entschlafene schmerzlich vermissen werden. 
Möge der Allgütige lindernden Balsam in die tief geschlagene Wunde träufeln; möge er auch der frommen Pilgerin dort den Lohn ihres tugendhaften Wandels hienieden in reichem Maße zuteil werden lassen und möge er ihr gewähren, dass mit den anderen gerechten Frauen, die im Garten Eden sind, ihre Seele eingebunden sei in den Bund des Lebens. Amen."    

  
Zum Tod von Emilie Mayer (1903)  

Moenchsroth Israelit 05021903.jpg (137973 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Februar 1903: "Mönchsroth, 1. Februar (1903). Der Hintritt gottesfürchtiger Personen in die Ewigkeit lässt gleichgesinnte Kreise niemals unberührt, soll sie wenigstens nicht unberührt lassen. Darum ist es nur löblich, dass die jüdischen Blätter über den Tod frommer Männer und Frauen unserer Glaubensgemeinschaft berichten, um so teilnehmende Freunde zu stillem Mitgefühl und ernstem Nachstreben aufzufordern.  
Hier ist am 10. Teweth eine der besten und edelsten Frauen unseres Ortes, Frau Emilie Mayer, Gattin des seiner Frömmigkeit und Wohltätigkeit wegen geschätzten Herrn Raphael Mayer, kurz vor Eintritt des Sabbat zur Ruhe des ewigen Lebens eingegangen. Die Verstorbene, vom Geiste unserer erhabenen Religion beseelt, war stets bemüht, die Vorschriften derselben gewissenhaft zu erfüllen und deren lehren im Leben zu verwirklichen. In ihrem Hause walteten Liebe und Zuvorkommenheit in schönstem Maße. Darum war sie auch eine von Allen geachtete Persönlichkeit. Bei ihrer Beerdigung, welche am 11. Januar stattfand, fand sich fast die gesamte Bevölkerung des Ortes - darunter auch der Pfarrer - ein, um ihr die letzte Ehre zu erweisen und den beredten Worten zu lauschen, mit welchen Herr Rabbiner Dr. Deutsch aus Fürth den Empfindungen der Trauer und der Verehrung Ausdruck gab. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."    

   
Zum Tod von Breindele Koch (1879)  

Moenchsroth Israelit 29101879.jpg (320584 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. Oktober 1879 (abgekürzt wiedergegeben): "Nekrolog. Mönchsroth (Kreis Mittelfranken des Königreiches Bayern), den 19. Oktober (Unlieb verspätet). Die hiesige israelitische Kultusgemeinde hat wieder einen schmerzlichen Verlust erlitten durch das Hinscheiden einer Person, die sich sowohl durch strenge Religiosität, als auch durch anderweitige hervorragende Tugenden rühmlichst auszeichnete. Es war dies die, von allen Einwohnern hiesigen Ortes, ohne Unterschied des Glaubens, besonderes geachtete und geschätzte Breindele Koch, gewesene Ehefrau des dahier ansässigen Geschäftsmannes Herrn Israel Koch, welche den würdigsten der hiesigen Frauen beigezählt zu werden verdiente und die nach einem kurzen, aber schmerzvollen Krankenlager am 17. dieses Monats sanft und selig hinüberschlummerte in das jenseitige bessere Leben.  
Weit entfernt, in diesem engen Rahmen ein vollständiges Charakterbild ihres Seelenlebens aufstellen zu wollen, sollen hier bloß mit einigen, flüchtig hingeworfenen Farbenstrichen die Grundzüge ihres Charakters angedeutet werden. Mit Umgehung aller ihrer anderweitigen guten Eigenschaften wird deshalb hier nur dies hervorgehoben, dass echte Religiosität, in Verbindung mit Leutseligkeit, Menschenfreundlichkeit und außerordentlicher Friedensliebe der Grundzug ihres Wesens war, dass diese gleichsam den roten Faden bildete, der sich durch ihr ganzes Leben hindurchzog und in allen Phasen desselben, in ihrem tätigen Wirken, frommen Dulden und ruhigen Sterben, deutlich genug zu erkennen war. Ihren Schöpfer innigliebend, erfüllte sie die ihr obgelegenen Religionsvorschriften mit der größten Gewissenhaftigkeit, machte sie sich's zur Pflicht, jeden Tag ihr Morgen- und Abendgebet zur gehörigen Zeit zu verrichten, jeden Sabbat den Toraabschnitt in deutscher Übersetzung zu Hause nachzulesen und nie etwas zu genießen, selbst in ihrer Krankheit nicht, ohne vorher das vorgeschriebene Segenswort darüber gemacht zu haben. 
Als würdige, fromme Gattin war sie während der 49 Jahre, da sie mit ihrem Manne in der glücklichsten Ehe lebte, eifrigst bestrebt, seinen Wünschen immer zuvor zu kommen, ihn durch freundliche Begegnung und liebevolle Behandlung das Leben zu versüßen, und Alles das ihm zu verheimlichen und zu verschweigen, was nur im Entferntesten ihn unangenehm hätte berühren können. Ja, ihre zärtliche Fürsorge für ihn erstreckte sich noch über ihr Grab hinaus, indem sie auf ihrem Krankenlager noch Anordnungen traf, wie es nach ihrem Tode gehalten werden solle, damit seine gewohnte Bequemlichkeit durch ihr Ableben nicht allzu sehr beeinträchtigt werden. ...
Ihre irdischen Überreste wurden heute unter zahlreicher Leichenbegleitung der Erde übergeben. Sanft ruhe ihre Asche! - Möge die Seligentschlafene dort den Lohn ihrer Frömmigkeit und Tugend empfangen! Möge sie der Seligkeit teilhaftig werden, die der Herr seinen Frommen verheißen und beschieden! Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens. M. Braunschweig, deutscher Schul- und israelitischer Religionslehrer."   

   
Zum 80. beziehungsweise 85. Geburtstag des Ehepaares Salomon Schulmann (1925)  

Moenchsroth Israelit 26021925.jpg (41646 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Februar 1925: "Mönchsroth, 19. Januar (1925). Herr Salomon Schulmann und dessen Gemahlin, die voriges Jahre ihre goldene Hochzeit feierten, begingen dieser Tage ihren 80. beziehungsweise 85. Geburtstag. Das streng religiöse Ehepaar erfreut sich aller Beliebtheit. Herr Schulmann ist jeden Morgen bei Wind und Wetter immer einer der ersten im Gotteshause, der Jugend ein nachahmenswertes Beispiel gegeben. (Alles Gute) bis 100 Jahre." 

   
Zum Tod von Luis Levite (1926)  

Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 8. September 1926: "Mönchsroth. Durch den unerwartete Tod des Herrn Luis Levite, hier, erhielt unsere altehrwürdige Kultusgemeinde einen unersetzlichen Verlust. Obgleich wegen des heiligen Sabbats, an dessen Abend der sanfte Tod erfolgte, eine Todesanzeige in der Lokalzeitung nicht erfolgen konnte, verbreitete sich die Schmerzensnachricht wie ein Lauffeuer von Mund zu Mund. Und jeder, der davon Kenntnis erhielt, ließ es sich nicht nehmen, den edeln Verblichenen die Beweise der Liebe und Anhänglichkeit zu bekunden. Von nah und fern versammelte sich eine unzählige Menge vor dem Trauerhause. Herr Rabbiner Dr. Munk, welcher noch vor Abfahrt nach der letzten Ruhestätte eingetroffen war, schilderte in meisterhaften Worten das vorbildliche Leben des teuren Verblichenen. Lehrer Erlebacher gab in treffenden Worten dem Schmerze Ausdruck, den er selbst und die gesamte jüdische Gemeinde erlitten hat, als ob ein Glied aus dem eigenen Körper gerissen wäre. Im Gottes- und Lehrhause, wo er stets einer der ersten war, verursacht sein Hinscheiden eine dauernde Lücke. Ein Stück Geschichte unserer berühmten Kultusgemeinde ist mit ihm leider allzu früh ins Grab gesunken."   
    
Moenchsroth Israelit 22071926.jpg (66484 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Juli 1926: "Mönchsroth, 5. Juli. Einer unserer Besten, Herr Luis Levite, wurde uns am letzten Freitag abend im Alter von 64 Jahren jäh entrissen. Sein Leben war ein dauernder Gottesdienst, besonders ein reelles Geschäftsleben erwarb ihm das Vertrauen seiner Kundschaft aus nah und fern. Soweit die Nachricht ohne Zeitungsmeldung hinausdrang, waren seine Freunde herbeigeeilt, um ihm in unzähliger Menge die letzte Ehre zu erweisen. Herr Rabbiner Dr. Munk aus Ansbach verstand in meisterhafter Weise, die Tugenden des Verstorbenen zu würdigen. In schmerzdurchdrungenen Worten gab Lehrer G. Erlebacher der Trauer Ausdruck, die die gesamte Gemeinde wie eine Familie betroffen hat. Ein Stück Geschichte unserer altehrwürdigen Gemeinde ist mit ihm allzu früh ins Grab gegangen. Möge Gott die Wunde, die er uns geschlagen, heilen und den Hinterbliebenen Trost spenden. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."     

      
Zum Tod von Frau Behr (1927)  

Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 8. März 1927: "Mönchsroth. Einen schmerzlichen Verlust erlitt die hiesige Gemeinde durch das unerwartete Ableben der Frau Behr, einer Frau die jedermann mit Rat und Tat beistand. Ihr Haus stand offen für jeden Hilfesuchenden."   

     
Der 2. Vorstand Jul. Schulmann übersiedelt nach Ansbach (1927)  

Moenchsroth Israelit 11081927.jpg (49538 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. August 1927: "Mönchsroth, 4. Juli (1927). Herr Julius Schulmann, 2. Vorstand und Kassier der hiesigen Kultusgemeinde übersiedelte dieser Tage nach Ansbach. Er war stets ein eifriges Mitglied unserer Gemeinde und versah mit großer Umsicht und Gewissenhaftigkeit sein Ehrenamt. Zu seinem Nachfolger wurde Herr Ernst Levite einstimmig gewählt. Die streng-religiöse Gesinnung auch dieses Herrn berechtigt zu der Hoffnung, dass unsere mustergültigen Gemeindeeinrichtungen unter seiner Mitwirkung, trotz des Rückganges der Familienzahl erhalten werden." 

  
Zum Tod von Sophie Stern in Schopfloch und zum 83. Geburtstag von Salomon Schulmann (1928)  

Moenchsroth Israelit 19011928.jpg (57781 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Januar 1928: "Mönchsroth, 15. Januar (1928). In Schopfloch starb im Alter von 100 Jahren und 5 Monaten Frau Sophie Stern geb. in Pflaumloch Württemberg. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." 
Mönchsroth, 15. Januar (1928). Herr Salomon Schulmann, der Senior der Israelitischen Kultusgemeinde hier, feierte dieser Tage seinen 83. Geburtstag in voller geistiger und körperlicher Frische. Trotz der Kälte und dem Regen ist Herr Schulmann stets der erste im Gotteshause und fastet noch alle Fasttage ohne Beschwerden. vor 5 Jahren konnte er mit seiner in gleicher Verfassung lebenden Gattin die goldene Hochzeit feiern."   

   
Zum 80. Geburtstag von Jette Levite (1928)  

Moenchsroth BayrGZ 01051928.jpg (25566 Byte)Artikel im "Bayerischen Israelitischen Gemeindeblatt" vom 1. Mai 1928: "Mönchsroth. Ihren 80. Geburtstag feierte vor wenigen Tagen in seltener körperlicher und geistiger Frische Frau Jette Levite (Mönchsroth). Wir wünschen der heute noch rüstig tätigen Frau, die ein Leben in Gottesfurcht und Frömmigkeit führt, einen recht langen und glücklichen Lebensabend."  
   
Moenchsroth Israelit 15031928.jpg (33307 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. März 1928: "Mönchsroth, 8. März (1928). Dieser Tage feierte Frau Jette Levite ihren 80. Geburtstag in bewundernswerter körperlicher und geistiger Frische. Ohne jegliche Hilfe versieht sie ihren Haushalt. In der Synagoge ist sie stets die Erste und verrichtet mit inniger Andacht ihre Gebete. (Alles Gute) bis 120 Jahre."   

    
Zum Tod von Berta Schulmann (1928)  

Moenchsroth Israelit 09101928.jpg (70402 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Oktober 1928: "Mönchsroth, 1. Oktober (1928). Am Ausgang des Jaum Kippur (= 24. September 1928) hauchte Frau Berta Schulmann, Gattin des Salomon Schulmann, mit dem sie vor fünf Jahren ihre goldene Hochzeit feierte, ihre reine Seele aus. Mit Rücksicht auf die Zwischentage zum Sukkosfest (Laubhüttenfest) musste eine berechtigte Klage über den herben Verlust unterbleiben. Die beiden Redner schilderten am Hause und am Grabe darauf die Verstorbene als eine echte jüdische Frau, die nicht nur ihren Kindern, Enkeln und Urenkeln stets mahnende Worte ans Herz legte, sondern auch allen, die mit ihr verkehrten. Unstimmigkeiten suchte sie stets auf gütlichem Wege auszugleichen, um den  Frieden in unserer kleinen Gemeinde zu erhalten. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."  
 
Artikel in der "Deutschen Israelitischen Zeitung" (Regensburg) vom 8. November 1928: 

     
Zum Tod von Charlotte Bauer geb. Siegbert (1930)  

Moenchsroth Israelit 04121930.jpg (55125 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Dezember 1930: "Mönchsroth, 24. November 1930. Unter überaus zahlreicher Beteiligung aus nah und fern wurden am Sonntag, den 9. November, die sterblichen Reste der Frau Charlotte Bauer geb. Siegbert aus Nördlingen zur letzten Ruhe bestattet. Herr Lehrer Strauß schilderte am Grabe in ergreifenden Worten die hervorragenden Tugenden dieses wackeren Frau. Nicht nur Ihrer zahlreichen Familie wurde diese edle und tugendhafte Frau und Mutter unerwartet und jäh entrissen, sondern auch allen Armen und Dürftigen. Keiner ging leer und ungetröstet von ihrer gastlichen Schwelle. Möge ihr Verdienst auch uns vor dem göttlichen Richterstuhle beistehen. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."   

   
Zum Tod von Salomon Schulmann (1933)  

Moenchsroth Israelit 07091933.jpg (67759 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. September 1933: "Mönchsroth, 30. August (1933), Am 1. Elul (= 23. August 1933) hauchte der ehrwürdige Senior unserer Gemeinde, Salomon Schulmann, seine reine Seele im 90. Lebensjahre aus. Vor zehn Jahren feierte er noch mit seiner Gattin das Fest der Goldenen Hochzeit, nun folgte er seiner treuen Lebensgefährtin fünf Jahre nach deren Tod ins Grab. Herr Lehrer Erlebacher schilderte am Grabe vor der großen Trauergemeinde, wie dieser Schulmann mit seinem ganzen Leben Schule machte, mustergültig und beispielgebend wirkte. In ergreifender Weise nahm dann ein Enkel aus Fürth vom Großvater im Namen der Familie Abschied. Da die einst blühende Gemeinde über die Minjanzahl nicht mehr verfügt, kamen morgens und abends die Männer aus Dinkelsbühl mit der Bahn ins Trauerhaus, um die Gottesdienste mit Schiurim zu ermöglichen. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."   

       
 Zum Tod des aus Mönchsroth stammenden Adolf Eppstein (1937)   

Feuchtwangen Israelit 18031937.jpg (76573 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. März 1837: "Mönchsroth, 15. März (1837). Auf unserem altehrwürdigen Bezirksfriedhof (gemeint: Friedhof in Schopfloch) haben wir kürzlich Adolf Eppstein aus Feuchtwangen im Alter von 77 Jahren zur letzten Ruhe bestattet. Er stammte aus einer Familie, wo nicht nur Tora und Gebote gewissenhaft geübt werden, sondern in der sich die Glieder heute noch mit 'Himmelarbeit' beschäftigen. Sein Vater übte in Mönchsroth den verantwortungsvollen Beruf eines Sofer (Toraschreibers) aus, wie es sein Bruder heute noch tut. In gleicher Weise betätigte sich der Dahingeschiedene im Zusammenwirken mit seiner gleichgesinnten Gattin, die ihm vor einigen Jahren im Tod vorausging, zum Segen. - Am Grabe schilderte Herr Lehrer Neumann aus Feuchtwangen die vorbildliche Lebensführung des Verblichenen. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."     

       
Über Jette Behr (1897-1971) - Artikel von Angelika Brosig im Gemeindebrief der Evang. Kirchengemeinde Mönchsroth vom Mai 2009  

Moenchsroth Art 200901.jpg (121571 Byte)Artikel "Zum Andenken an Jette Behr.  Mit Foto: Grab von Jette Behr in Nürnberg.  
Jette Behr war die einzige aus Mönchsroth stammende Jüdin, die nach dem Krieg in ihre Heimat nach Mönchsroth zurückkehrte. Geboren war sie am 12.10.1897 im Anwesen gegenüber der Kirche, heute Familie Uhl. Nach dem Tod der Eltern Abraham (1864-1920) und Louisa (1867-1927), beide in Schopfloch begraben, lebte sie bis 1938 (?) in ihrem Heimatdorf. Die Aufnahme vom Tanzkränzchen in der Broschüre 'Jüdisches Mönchsroth. Einladung zu einem Rundgang' zeigt sie als junges Mädchen im Jahr 1919. Bei der Volkszählung am 1. September 1939 war sie in Venedig gemeldet. Ich erfuhr von einem Zeitzeugen, sie sei danach in die Vereinigten Staaten gegangen und nehme an, dass es ihr mit Hilfe von bereits in den USA lebenden Verwandten gelang, dorthin zu kommen. Im Dezember 1950 kehrte sie von Rom aus nach Mönchsroth zurück und war, wie erzählt wird, sehr hilfsbereit: Sie verteilte z.B. CARE-Pakete, die sie mit ihrem Nachbarn in Nürnberg geholt hatte. Am 2. Mai 1957 zog sie nach Dinkelsbühl ins innere Spital-Seniorenheim. Sie war bei vielen Dinkelsbühlern gut bekannt und beliebt, saß gerne im früheren Cafè Bayer, rauchte viel und war im Alter wohlbeleibt. Sie liebte Blumen sehr, so ließ sie sich regelmäßig welche zuliefern (Zeitzeuge). Am 19. Mai 1971 verstarb sie in Dinkelsbühl und wurde in einem schwarzen Sarg nach Nürnberg in den Neuen Israelitischen Friedhof gebracht, um dort bestattet zu werden. Ich besuchte in Nürnberg im Jahr 2007 ihre Grabstätte und machte ein Foto. Wer noch weiteres zu Jette weiß, bitte melden (im Pfarramt Mönchsroth oder bei Angelika Brosig, www.juden-in-schopfloch.de).    

   
Hinweis zu Lehrer Max Levite (geb. 1878 in Mönchsroth - umgekommen nach Deportation 1942)  
(Quelle: Seite der Stephani-Volksschule Gunzenhausen)  

Levite Schulkasse 010.jpg (28415 Byte)Lehrer Max Levite (links mit seiner Schulklasse in Gunzenhausen) ist am 28. Oktober 1878 in Mönchsroth geboren. Seine Eltern waren Feis Levite, Handelsmann in Mönchsroth in Lina Leiter aus Dinkelsbühl. Am 9. Dezember 1907 heiratete er Selma geb. Herz aus Mittelsinn. Levite war bis 1922 in Forth, danach in Gunzenhausen als Lehrer tätig. Das Ehepaar hatte fünf Kinder (eines früh verstorben). Erst im November 1938 verließ die Familie Levite (Söhne Hans und Ludwig sowie später auch Tochter Suse sind nach Palästina ausgewandert; das Schicksal von Fritz ist ungeklärt) Gunzenhausen und zog nach Stuttgart, von wo sie 1940 oder 1941 nach Buttenhausen eingewiesen wird. Am 22. August 1942 erfolgte die Deportation in das Ghetto Theresienstadt. Selma und Max Levite sind beide umgekommen (für tot erklärt). Sohn Ludwig Levite ist 1943 als Soldat der britischen Armee bei der Bombardierung eines Schiffes durch deutsche Flugzeuge umgekommen.  

   
Hinweis zu Salomon Elkan    

Salomon Elkan ist in Mönchsroth geboren. Er wurde Schneidermeister von Beruf und war passionierter Schachspieler. Er ließ sich in Dortmund nieder, wo er Teilhaber der Fa. Braun und Elkan wurde (Herrenausstattergeschäft). Er heiratete Rosalie geb. Oppenheimer (geb. 1861). 1875 gründete er in Dortmund den Dortmunder Schachverein und war zuletzt sein Ehrenpräsident. Mitte der 1920er-Jahre verzog er nach Stuttgart. 
In Dortmund wird seit 2012 der Salomon-Elkan-Preis vergeben für Persönlichkeiten, die sich um das dortige Sparkassen Chess-Meeting besonders verdient machen. 
1877 ist in Dortmund der Sohn Benno Elkan geboren, der später ein renommierter Künstler wird (siehe Wikipedia-Artikel).    
Links: http://www.sparkassen-chess-meeting.de/2014/2-uncategorised/61-die-erstaunliche-familie-elkan-oder-wie-sich-kultur,-schach-und-fu%C3%9Fball-in-dortmund-verbinden.html  
http://de.wikipedia.org/wiki/Benno_Elkan    http://www.exilarchiv.de/DE/index.php?option=com_content&view=article&id=1865%3Aelkan-benno&catid=42&lang=de    
http://www.alemannia-judaica.de/alsbach_synagoge.htm    

   
   
Aus dem jüdischen Gemeindeleben   
Kunstfärberei und Druckerei für Ritualien seit 1851 

Moenchsroth AZJ 08121851.jpg (41732 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Dezember 1851: "Aus Bayern, im November (1851). In Mönchsroth bei Dinkelsbühl hat ein Herr Maier aus Würzburg, Schwager des Rabbinen Ettlinger in Altona, eine Kunstfärberei und Druckerei etabliert, die besonders Gegenstände für den jüdischen Kultus, als : Vorhänge vor die heilige Lage, Altardecken und dergleichen fertigt; wir empfehlen den kunstsinnigen Unternehmer der Beachtung der Kunstliebhaber."   

    
Lehrreicher Gemeindebesuch des Rabbiners Nowak aus Frankfurt (Ende 1926)   

Moenchsroth BayrGZ 07011927.jpg (78664 Byte)Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 7. Januar 1927: "Mönchsroth. Kürzlich weilte hier Herr Rabbiner Nowak aus Frankfurt am Main. Neben einzelnen erbaulichen Tora-Schiurim hielt er einen sehr interessanten Vortrag über 'Die Geschichte der Juden und die Aufgaben der Gegenwart.' Er überzeugte die gesamte Gemeinde, dass schon die Tora zu Urzeiten die wichtigste Quelle unserer Religion war und die beste Waffe, die feindlichen Angriffe von außen abzuwehren. In sehr anschaulicher Weise überzeugte er die Anwesenden, dass das berufliche Leben in Verbindung mit Torastudium seine segensreiche Aufgabe erfüllt. In seiner Begrüßung wies Lehrer Erlebacher darauf hin, dass in hiesiger Gemeinde das Toralernen von jeher auf hoher Blüte stand, was die in den verlassenen Ständern vorhandenen abgegriffenen Werke beweisen und sprach den Wunsch aus, dass diese auch in unserer an Torawissen so armen Zeit wieder fleißig benutzt würden.    
Herr Nowak begab sich dann am Sonntag in die zwei Stunden entfernte Nachbargemeinde Wittelshofen, wo seine Ausführungen und Anregungen auf fruchtbaren Boden fielen."

    
Verhandlung gegen den "Hakenkreuzler und Schuhmacher Bach in Mönchsroth" (1927)  

Moenchsroth BayrGZ 19091927.jpg (131419 Byte)Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 19. September 1927: "Dinkelsbühl. Vor dem Amtsgericht Dinkelsbühl fand kürzlich die Verhandlung gegen den Hakenkreuzler und Schuhmacher Bach in Mönchsroth statt. Der Tatbestand war folgender: Der vor über fünfzig Jahren nach Amerika ausgewanderte Samuel Elkan hat seiner früheren Heimatgemeinde 200 Dollar zur Verteilung testamentarisch zugewiesen und seinen Bruder Julius Elkan mit der Vollstreckung des Testamentes betraut, dieser sandte den ganzen Betrag an den früheren Kultusvorstand, welcher denselben nach beigefügter Anweisung weitergab. Der oben erwähnte Angeklagte behauptete nun, in später Nachtstunde eine geheime Versammlung belauscht zu haben, wonach die Juden von Mönchsroth die Hälfte der Erbschaft unterschlagen wollten. In der Verhandlung entpuppte sich die Sache als böswillige Verleumdung, der jede Grundlage fehlte. Für diese Heldentat wurde der Beklagte zu 60 Mark Geldstrafe eventuell 6 Tage Haft verurteilt. Auch der Schriftleiter des 'Stürmer', Organ für Wahrheit und Recht, welcher diese aus der Luft gegriffene Anschuldigung zu einer großen antisemitischen Hetze in Versammlungen und in seinem Wochenblatt ausgeschlachtet hatte, wird sch wegen dieses Geistesproduktes zu verantworten haben. - Herr Julius Schulmann übersiedelte vor kurzem nach Ansbach. Mit großer Gewissenhaftigkeit und Pünktlichkeit versah er den Posten eines zweiten Vorstandes und Kassiers. Zu seinem Nachfolger wurde Herr E. Levite einstimmig gewählt. Möge unter seiner Mitwirkung die klein gewordenen Gemeinde segensreich gedeihen."   

  
Weitere Familien verlassen Mönchsroth (1928)  

Moenchsroth BayrGZ 01071928.jpg (21477 Byte)Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. Juli 1928: "Mönchsroth. In der letzten Woche sind weitere vier Familien aus unserer altehrwürdigen Kultusgemeinde weggezogen. Auch unser beliebter Vorstand verließ uns. In der gleichen Woche trugen wir ein treues Vorstandsmitglied unserer Gemeinde zu Grabe."  

  
Besuch des Distriktrabbiners Dr. Munk aus Ansbach (1932)

Moenchsroth Israelit 06101932.jpg (28174 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. Oktober 1932: "Mönchsroth, 26. September 1932. Ein hoher Genuss war unserer altehrwürdigen Kultusgemeinde beschieden. Gelegentlich seines alljährlichen Besuches erfreute uns Herr Distriktsrabbiner Dr. Munk aus Ansbach mit einer Predigt, die aus der Zeit heraus für die Zeit angepasst, viel zu unserer Erbauung und geistigen Kräftigung beitrug." 

   
   
Anzeigen / Dokumente jüdischer Gewerbebetriebe und Einzelpersonen   
Verlobungsanzeige von Jenny Süss und Ernst Levite (1925)  

Aschbach Israelit 20081925.jpg (25969 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. August 1925: 
"Jenny Süss - Ernst Levite.  Verlobte.  
Aschbach Oberfranken - Mönchsroth Mittelfranken."   

    
Verlobungsanzeige von Selma Mayer und Karl Sondheim (1930)      

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Juli 1930: 
"Selma Mayer - Karl Sondheim. Verlobte.  
Mannheim Schöpflinstraße 6  -  Mönchsroth in Bayern  - Gießen  Nordanlage 11. 
Gießen, 1. Juli 1930".         

    
    

Weitere Dokumente  
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim / Ries) 
Rechnung der
Firma W. J. Gutmann 
in Mönchsroth (1868) 
 
Moenchsroth Dok 027.jpg (109328 Byte) Moenchsroth Dok 027a.jpg (60371 Byte)
   Rechnung der Firma W. J. Gutmann vom 8. Juni 1868, geschickt von Mönchsroth nach Bergheim; nach den Angaben auf der Rechnung war W. J. Gutmann Inhaber eines Lagers "in Tuch, Buckskin, Seiden, Wollen- & Baumwollenwaren" sowie von "Colonial-Waren - Tabak & Cigarren".
        
Rechnung des Arztes 
Dr. Josef Goldschmidt 
(1898)
   
Moenchsroth Dok 3270.jpg (131657 Byte) 
 Die Rechnung von Dr. Goldschmidt wurde am 31. Dezember 1898 ausgestellt. Dr. Goldschmidt ist bereits mehrfach auf dieser Seite genannt (siehe oben). Zu seinen Lebensdaten: Dr. Josef Goldschmidt (geb. 29. November 1865 in Westheim) war verheiratet mit Ricka geb. Frank (geb. 3. März 1868 in Heidingsfeld). Er genoss höchstes Ansehen in Mönchsroth. 1892 hielt er anlässlich der Einweihung des Kriegerdenkmals von 1870/71 die Rede auf Kaiser und Reich. Seine Frau war um 1925 die Vorsitzende des bereits 1818 gegründeten Jüdischen Frauenvereins. Die beiden hatten drei Kinder: Friedel (geb. 1898 in Mönchsroth, später Krankenschwester in Würzburg), Else (Elsa, geb. 1909 in Mönchsroth), Max (geb. 1906 in Mönchsroth). In der NS-Zeit lebte die Familie in Würzburg (Theresienstraße 6), von wo alle Familienmitglieder 1941 beziehungsweise 1942 nach Riga beziehungsweise nach Theresienstadt deportiert wurden. Alle fünf sind umgekommen beziehungsweise wurden ermordet: Josef und Ricka Goldschmidt im Ghetto Theresienstadt.    
     
Rechnung von 
Elkan Levite (1891)  
Moenchsroth Dok 186.jpg (127136 Byte) Moenchsroth Dok 186a.jpg (80730 Byte)
  Rechnung des Tuch- und Schnittwarengeschäftes von Elkan Levite (geb. 1821 in Mönchsroth, gest. 1889) ist unterschrieben von Louis Levite (1861-1926). Weiteres zur Familiengeschichte siehe auf der Seite Levite Family of Moenchsroth (von Rolf Hofmann, pdf-Datei, interner Link).        
        
Einschreibbrief an 
Handelsmann Simon Mayer 
in Mönchsroth (1912)  
Moenchsroth Dok 820.jpg (112294 Byte)
   Der Einschreibbrief des Königlichen Grundbuchamtes Thannhausen an den 
Handelsmann Simon Mayer wurde am 26. September 1912 verschickt. 
        
Visitenkarte von Emma Levite  Moenchsroth Dok 277.jpg (54377 Byte)
 

     
Sonstiges   
Nichtjüdische Frauen bei der Beerdigung von Frau werden im "Stürmer" denunziert (1936)   
Anmerkung: es handelt sich um eine typische Zuschrift an den "Stürmer" ("Lieber Stürmer!"), mit dem nicht parteitreue Personen, die in irgendwelcher Weise eine Verbundenheit zu jüdischen Einwohnern zum Ausdruck brachten, in hässlicher Weise denunziert wurden.   

Aus der NS-Propagandazeitschrift "Der Stürmer" vom April 1936: "Die Judenklageweiber von Mönchsroth. Lieber Stürmer! In Mönchsroth, der früheren Hochburg jüdischer Viehschacherer und Bauernwürger, starb eine alte Jüdin namens Erlenbacher. Bei der Überführung der Leiche am 14. Februar 1936 zum Judenfriedhof nach Wallerstein konnte man alle ortsansässigen Juden hinter dem Sarge gehen sehen. Den Schluss des Zuges aber bildeten fünf deutsche Frauen aus Mönchsroth. Ihre Namen sind: Frl. Lindenmayer, Mönchsroth, Nummer 29, Frau Katharina Möbus, Mönchsroth, Nummer 44,  Frau Graule, Mönchsroth, Nummer 69,  Frau Wilhelm, Mönchsroth, Nummer 70. Die Gemeinschaftsschwester Hermann, Mönchsroth, Nr. 72.  E."    .         

      
       
      

III) Zur Geschichte der Synagoge 
   
 
Zunächst war vermutlich ein Betsaal vorhanden. Am 29. August 1761 erfolgte die feierliche Einweihung einer neuen Synagoge mit Mikwe, Schulraum und Lehrerwohnung. Als bauliches Vorbild diente die 1755 errichtete Leutershausener Synagoge. Kennzeichnend sind die an beiden Längswänden sich befindenden Rundbogenfenster, die einfache Gliederung des längsrechteckigen Saalraumes mit einem umlaufenen Kämpfergesims und einem Spiegelgewölbe über einer Voute, eines dreieckförmig abgeschrägten Auflagers. Das Oberamt begründete das Ansinnen der jüdischen Gemeinde zum Bau einer Synagoge mit Schreiben vom 26. August 1758 damit, dass die "Cammer", in der die Juden im Haus des Lazarus Simon ihre Schule haben, wegen der anwachsenden Zahl an Leuten zu klein, sehr finster und so baufällig sei, "dass bei Regen die Leute dortselbsten kaum mit trockenem Fuß stehen können". Mit Vertrag vom 15. September 1760 erwarb die Judenschaft vom Schneider- und Zunftmeister Adam Loehr ein am damaligen Ortsrand gelegenes Grundstück. Kurz zuvor hatten sich einige Mönchsrother Juden mit der Bitte an den Fürst gewandt, zur Finanzierung des Synagogenbaus mit Kosten in Höhe von 2.200 Gulden eine Kollekte bei anderen jüdischen Gemeinden durchführen zu dürfen und ihnen dafür die üblichen Abgaben an den Landesherren zu erlassen. Was die Vermögensverhältnisse der damaligen Zeit betrifft, so sind 500 fl. als das auf ein Jahr bezogene Existenzminimum einer Familie anzusehnen. In der Vermögensklassifikation von 1770 wurde das Vermögen von 13 jüdischen Haushalten über 1.000 fl. geschätzt, das von 6 über 500 fl. 3 Haushaltsvorstände hatten zwischen 150 und 500 fl., lebten also unter dem Existenzminimum, 9 waren mittellos. Die reichsten Juden waren der Barnosse Hirsch Levi mit 23.000 fl. Vermögen und Lazarus Simon mit 7.900 fl. 57 % der Familien lebten somit unter dem Existenzminimum. An der Westseite der für eine Landgemeinde wie Mönchsroth durchaus stattlichen Synagoge befanden sich die beiden jeweils für Frauen und Männer getrennten Eingänge. Der linke Eingang, die Frauenseite, führte hinauf auf die Empore, die rechte Tür führte ins Erdgeschoss und war den Männern vorbehalten. Über der mit schlichten, gleichfarbigen Füllungen versehenen Brüstung der Frauenempore befand sich ein rund 1m hohes Holzgitter mit diagonal in Rautenmustern angebrachten Holzstäben, zur Beleuchtung diente ein Kronleuchter. Die Decke war blau, mit goldenen Sternen bemalt. An der Frontseite war bis zu seiner Schändung im Jahr 1937 ein ca. 60 x 60 cm großer Hochzeitsstein angebracht. Die Mikwe befand sich ursprünglich im Keller der Synagoge, später dann in einem Nebengebäude, betrieben mit Hilfe eines Regenwasserspeichers. In diesem bis zum Sommer 1938 gottesdienstlich genutzten Gebäude, heute Rathausstraße 1, konnte im Jahr 1988 unter den Brettern des Dachbodens im Ziegelschutt der neben Veitshöchheim zweitgrößte fränkische Genisafund geborgen werden. Der Fund umfasste insgesamt 5 Zentner Material mit zahlreichen Einzelblättern und Buchfragmenten aus religiöser Gebrauchsliteratur, Thorawimpel, Gebetsriemen, Gebetsmäntel, 4 Stoffhauben und einen Stoffhut. Im Rahmen der Gebrauchsliteratur fand sich ein unverziertes, stark Wasser geschädigtes Esterrollen-Fragment aus der Zeit um 1800, vermutlich in Mönchsroth hergestellt, ein Sulzbacher Gebetsbuch sowie Korrespondenz des Bezirksrabbiners von Oettingen mit seinen Mönchsrother Gemeindegliedern.  
       
       
Artikel aus der Geschichte der Synagoge  
Schäden an der Synagoge durch ein Unwetter (1929)     

Moenchsroth BayrGZ 15071929.jpg (33518 Byte) Artikel aus der "Bayerische Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Juli 1929: "Mönchsroth. Das am 4. Juli  (1929) niedergegangene Unwetter hat auch die altehrwürdige Kultusgemeinde schwer betroffen. Die eiergroßen Hagelkörner zertrümmerten an der im Jahre 1760 erbauten Synagoge und an dem Schulhaus sämtliche Fenster der Westfront und eine Menge Ziegel, sodass die Dächer umgedeckt werden müssen. Die Feld- und Gartengewächse wurden vernichtet."      

    
    

Adresse/Standort der Synagoge
:
      Rathausstraße 1    
    
    
  
 
IV) Fotos      

Um 1930: Historische Aufnahmen - Ritualien in der Synagoge
(Aufnahmen von 1927/30 durch Th. Harburger, veröffentlicht in ders.: 
Die Inventarisation jüd. Kunst- und Kulturdenkmäler in Bayern Bd. 3 S. 394-396).
Moenchsroth Synagoge 110.jpg (91256 Byte) Moenchsroth Synagoge 111.jpg (69125 Byte) Moenchsroth Synagoge 112.jpg (124060 Byte)
Tora-Aufsatz (Rimmon) aus dem Besitz 
von Ernst Levite, Anfang 18. Jahrh., 
Meister Johannes Weiss, Nürnberg 
(bis 2015 bei der Israelitische Kultusgemeinde
 Nürnberg, vgl. Foto und Presseartikel unten)
Tora-Aufsatz (Rimmon) aus dem frühen
 18. Jahrhundert 
(heute im Jewish Museum New York)
Toraschild (Tass) aus der 
2. Hälfte des 17. Jahrhunderts 
(heute im Jewish Museum New York)
     
      
Hochzeitsstein
(Bildarchiv Günter Deininger)
Moenchsroth Synagoge 141.jpg (26426 Byte)
  Der Hochzeitsstein an der Synagoge   
     
Nach 1945:
Die Synagoge als Rathaus
Moenchsroth Synagoge 171.jpg (152191 Byte)
   Presseartikel aus den 1950er-Jahren (Bildarchiv Günter Deininger): "Mönchsroths Rathaus war einst eine Synagoge. Mönchsroth. Das dem Baustil nach zweifellos eigenartigste Rathaus im Landkreis ist das der Gemeinde Mönchsroth. Die Rundbogenfenster im hinteren Abschnitt dieses Satteldachgebäudes erinnern noch heute daran, dass es, im 18. Jahrhundert erbaut, bis 1937 als Synagoge der israelitischen Kultusgemeinde diente"
   
        
Bergung der Genisa 1988    
Moenchsroth Synagoge 178.jpg (49838 Byte) Moenchsroth Synagoge 176.jpg (44681 Byte) Moenchsroth Synagoge 177.jpg (52941 Byte)
Die Bergung der Genisa mit Prof. Dr. Mosche Rosenfeld, London (Fotoarchiv Jüdisches Museum Franken, Fürth)
  
    Moenchsroth Synagoge 179.jpg (44160 Byte)     
     Material aus der Genisa Mönchsroth
 (Aufnahme: Jüdisches Museum Franken, Fürth)
    
         
Die ehemalige Synagoge 2005/06      
Moenchsroth Synagoge 200.jpg (24122 Byte) Moenchsroth Synagoge 201.jpg (33577 Byte) Moenchsroth Synagoge 202.jpg (22750 Byte)
Unterschiedliche Ansichten der ehemaligen Synagoge (Fotos: U. Metzner, Feuchtwangen über www.synagogen.info)
   
Moenchsroth Synagoge 170.jpg (53113 Byte) Moenchsroth Synagoge 180.jpg (68071 Byte)      
Ansicht der ehemaligen Synagoge,
 Aufnahme März 2006 (Gunther Reese)
Der Grundriss der ehemaligen Synagoge
 (Rekonstruktion: Günter Deininger)
   
     
2006: Der am 23. November 2006
 eingeweihte Gedenkstein
Moenchsroth Synagoge 175.jpg (85204 Byte) Moenchsroth Synagoge 174.jpg (104441 Byte)
   "Zum Gedenken an die jüdischen Bürger Mönchsroths mit ihrer 1761 erbauten und bis 1938 genutzten Synagoge im Nationalsozialismus ihrer Heimat beraubt, verfolgt, ermordet" sowie deutsch und hebräisch aus 4. Mose 10,9b: "Dass Euer gedacht werde vor dem Herrn" (Aufnahmen Georg Hornberger / Gunther Reese) 
   
   
Presseartikel zur Einweihung 
des Gedenksteines
   
Moenchsroth PA 171.jpg (233726 Byte) Moenchsroth PA 172.jpg (264475 Byte) Moenchsroth PA 170.jpg (137291 Byte)
Fränkische Landeszeitung vom 24.11.2006 ebd. vom 25./26.11.2006 ebd. vom 27.11.2006
        
Einige erhaltene Gegenstände / Ritualien aus der Genisa  
Moenchsroth Synagoge 173.jpg (31421 Byte) Moenchsroth Synagoge 172.jpg (62636 Byte) Moenchsroth Synagoge 181.jpg (37094 Byte) Fuerth Museum 136.jpg (36175 Byte)
Holzmodel zur Herstellung von Tefillin 
(19. Jahrhundert) - aus der Genisa
 Mönchsroth (Fotoarchiv Jüdisches Museum
 Franken, Fürth)
Tora-Aufsatz (Rimmon) aus dem Besitz von
 Ernst Levite, Anfang 18. Jahrh., Meister
 Johannes Weiss, Nürnberg (Aufnahme:
 Israelitische Kultusgemeinde Nürnberg, siehe Presseartikel unten)
Hölzerner Zeigestab (Jad) aus der 
Mönchsrother Genisa, 18. Jh. (Jüdisches
 Museum Franken, Fürth
, Aufnahme links:
 Gunther Reese; rechts: Hahn)
     
   
Die folgenden sechs Fotos zeigen Fundgegenstände aus der Genisa Mönchsroth im Jüdischen Museum Franken (Fotos von Annette Kradisch, Nürnberg)
 
 Moenchsroth Synagoge 195.jpg (32263 Byte)  Moenchsroth Synagoge 194.jpg (16487 Byte) Moenchsroth Synagoge 193.jpg (26923 Byte) 
Keter Tora (Torakrone) aus 
dem 19. Jahrhundert 
Tora-Wimpel aus 
dem 17. Jahrhundert   
Mesusa und Pergamentrollen 
aus dem 19. Jahrhundert 
     
Moenchsroth Synagoge 192.jpg (27855 Byte) Moenchsroth Synagoge 191.jpg (13884 Byte) Moenchsroth Synagoge 190.jpg (21542 Byte)
Öllämpchen aus 
dem 17. Jahrhundert 
  
Jad, Torazeiger aus dem 18. Jahrhundert 
es handelt sich um denselben Zeiger wie zwei Fotozeilen weiter oben, rechts)  
Chanukka-Leuchter aus dem 
18. Jahrhundert (Keramik,
teilweise rekonstruiert) 
             
Ehemalige jüdische Häuser 
in Mönchsroth
Moenchsroth Ort 170.jpg (64164 Byte) Moenchsroth Ort 171.jpg (49947 Byte)
   Anwesen Hauptstraße 9, ehemals Salomon
 Schulmann. Aufnahme aus den 1920er-
Jahren (Bildarchiv Deininger)
Scheune Anwesen Sägweiherstraße 1, ehemals
 Viehhändler Adolf und Moritz Behr, Hausname
 "Keiam" (Foto Gunther Reese, 2005)
      
Die Toten der jüdischen Gemeinde
 Mönchsroth wurden in Schopfloch
 beigesetzt
Moenchsroth Friedhof 170.jpg (117998 Byte) Moenchsroth Friedhof 171.jpg (98943 Byte)
    Grabmal Leopold Strauß, geb. 11.2.1856 
in Gissigheim, gest. 19.11.1934 
in Dinkelsbühl  
Grabmal Gustav Mayer, geb. 8.9.1903, 
gest. 18.6.1915 (abgebrochene Säule 
für viel zu frühen Tod)  

     
Einzelne Presseartikel 

Dezember 2015: Rimon geht nach Cincinatti   
Artikel von Olaf Przybilla und Susanne Hermanski in der "Süddeutschen Zeitung" vom 28. Dezember 2015: "Rimon geht nach Cincinatti. Heikler Beutekunstfall: Die Israelitische Kultusgemeinde Nürnberg gibt einen Thoraaufsatz zurück
Dieser Moment am Prinzregentenufer in Nürnberg schien vor vier Monaten noch gar nicht denkbar zu sein. Und nun hat es also doch geklappt: Das Brüderpaar Norman und Ed Frankel ist aus Cincinatti nach Nürnberg gekommen und hat in einer Anwaltskanzlei in der Nähe der Wöhrder Wiese das überreicht bekommen, worum die beiden seit 2008 leidenschaftlich gekämpft haben: einen Rimon, also einen jener kunstvoll verzierten Aufsätze, die in der Synagoge zu jeder Thorarolle gehören. 'Wir sind beide sehr glücklich jetzt', sagt Ed Frankel. Sein Bruder nickt. 
Der Rimon, gefertigt 1750, gehörte ursprünglich dem Großvater der beiden, Ernst Levite. Er war Rabbiner in der mittelfränkischen Gemeinde Mönchsroth und musste vor den Nazis fliehen. Rimonim sind liturgisch nur als Pärchen von Wert, beide wurden dem Rabbiner von Schergen der SA geraubt. Wie sie später in den Besitz der Israelitischen Kultusgemeinde in Nürnberg gekommen sind, ist nicht klar. Dass Levite sie der Gemeinde geschenkt hat, wie lange gemutmaßt wurde, dürfte aber ausgeschlossen sein. Der erste der beiden Thoraaufsätze war auch schon längst wieder bei der Familie Frankel, die in den USA lebt, als das Ringen um den zweiten entbrannte...."
Link zum Artikel     

 
       

VI) Links und Literatur

Links: 

bullet>Website der Gemeinde Mönchsroth   
bulletZu einer Seite mit Informationen zur Familie des Lehrers Gustav Erlebacher (seit 1922 in Mönchsroth, umgekommen 1941)
Seite wurde erstellt von Rolf Hofmann (pdf-Datei; in englischer Sprache, interner Link)

Literatur:  

bulletBaruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörtung. 1979. S. 198-199.  
bulletIsrael Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit. A 85. 1988. S. 166. 
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany - Bavaria. Hg. von Yad Vashem 1972 (hebräisch) S. 316-317. 
bulletJohannes Mordstein: Selbstbewusste Untertänigkeit. Obrigkeit und Judengemeinden im Spiegel der Schutzbriefe der Grafschaft Oettingen 1637-1806. Epfendorf 2005.  
bullet

Moenchsroth B01.jpg (28449 Byte) Gunther Reese: Jüdisches Mönchsroth. Einladung zu einem Rundgang. Verlag Medien und Dialog. Haigerloch 2006.

bulletders.: Skizzen zur Geschichte der jüdischen Gemeinde Mönchsroth. Rieser Kulturtage. Dokumentation Bd. XVI/2006. Erscheint Nördlingen 2007.
bulletBayern SynGedenkband II.jpg (63426 Byte)"Mehr als Steine...." Synagogen-Gedenkband Bayern. Band II: Mittelfranken. Erarbeitet von Barbara Eberhardt, Cornelia Berger-Dittscheid, Hans-Christof Haas und Angela Hager, unter Mitarbeit von Frank Purrmann und Axel Töllner. Hg. von Wolfgang Kraus, Berndt Hamm und Meier Schwarz. Reihe: Gedenkbuch der Synagogen in Deutschen. Begründet und herausgegeben von Meier Schwarz. Synagogue Memorial Jerusalem. Bd. 3: Bayern, Teilband 2: Mittelfranken. Lindenberg im Allgäu 2010. 
Kunstverlag Josef Fink Lindenberg im Allgäu

ISBN 978-3-89870-448-9.   Abschnitt zu Mönchsroth S. 422-433.   
bullet
Reese Lit 020.jpg (145046 Byte) Spuren jüdischen Lebens rund um den Hesselberg. Kleine Schriftenreihe Region Hesselberg Band 6. 
Hrsg. von Gunther Reese, Unterschwaningen 2011. ISBN 978-3-9808482-2-0  
Zur Spurensuche nach dem ehemaligen jüdischen Leben in der Region Hesselberg lädt der neue Band 6 der 'Kleinen Schriftenreihe Region Hesselberg' ein. In einer Gemeinschaftsarbeit von 14 Autoren aus der Region, die sich seit 4 Jahren zum 'Arbeitskreis Jüdisches Leben in der Region Hesselberg' zusammengefunden haben, informieren Ortsartikel über Bechhofen, Colmberg, Dennenlohe, Dinkelsbühl, Dürrwangen, Feuchtwangen, Hainsfarth, Heidenheim am Hahnenkamm, Jochsberg, Leutershausen, Mönchsroth, Muhr am See (Ortsteil Altenmuhr), Oettingen, Schopfloch, Steinhart, Wallerstein, Wassertrüdingen und Wittelshofen über die Geschichte der ehemaligen jüdischen Gemeinden. Am Ende der Beiträge finden sich Hinweise auf sichtbare Spuren in Form von Friedhöfen, Gebäuden und religiösen Gebrauchsgegenständen mit Adressangaben und Ansprechpartnern vor Ort. Ein einleitender Beitrag von Barbara Eberhardt bietet eine Einführung in die Grundlagen des jüdischen Glaubens. Eine Erklärung von Fachbegriffen, ein Literaturverzeichnis und Hinweise auf Museen in der Region runden den Band mit seinen zahlreichen Bildern ab. Das Buch ist zweisprachig erschienen, sodass damit auch das zunehmende Interesse an dem Thema aus dem englischsprachigen Bereich abgedeckt werden kann, wie Gunther Reese als Herausgeber und Sprecher des Arbeitskreises betont. Der Band mit einem Umfang von 120 Seiten ist zum Preis von 12,80 €- im Buchhandel oder im Evangelisch-Lutherischen Pfarramt Mönchsroth, Limesstraße 4, 91614 Mönchsroth, Tel.: 09853/1688 erhältlich E-Mail: pfarramt.moenchsroth[et]elkb.de. 

    
    


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Moenchsroth Middle Franconia. Jews were present in the late 16th century. A synagogue was built in 1760 and the Jewish population reached 194 (total 848) in 1912. In 1933, 23 Jews were left. By April 1938, eight had emigrated and 12 had left for other German cities. On Kristallnacht (9-10 November 1938), the synagogue was vandalized and by January 1939 the remaining Jews had left the town.      
        
          

                   
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Stand: 30. Juni 2020