Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Welbhausen (Stadt Uffenheim, Kreis Neustadt a.d. Aisch - Bad Windsheim)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:  

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
Aus der Geschichte des Rabbinates  
Sonstiges zu einzelnen Personen      
Zur Geschichte der Synagoge   
Fotos / Darstellungen  
Links und Literatur    

    

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde   
   
In Welbhausen bestand eine für die Region längere Zeit bedeutende jüdische Gemeinde bis zu ihrer Auflösung um 1900. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 16. Jahrhunderts zurück. Um 1530 werden erstmals Juden am Ort genannt. Markgraf Georg der Fromme dürfte zur selben Zeit, als er im unmittelbar benachbarten Uffenheim Juden aufgenommen hatte, auch in Welbhausen die Aufnahme ermöglicht haben. Von den Kriegswirren des Dreißigjährigen Krieges war Welbhausen stark betroffen: das alte Dorf wurde zerstört. 1622 wurde Mayr Jud aus Welbhausen gegen ein jährliches Schutzgeld von 8 Goldgroschen in Uffenheim aufgenommen. Sechs Jahre später erhielten auch seine Söhne Moyses und Jacob Schutzaufnahme in der Stadt. Weitere jüdische Familien folgten während des Krieges. Allerdings war ihnen von vornherein der Aufenthalt nur so lange zugesagt worden, bis der Krieg vorüber sei. Nicht erlaubt war den jüdischen Familien das Abhalten öffentlicher "exercitien und ceremonien" (gemeint das Abhalten jüdischer Feste, Hochzeiten usw.).
     
1681 wurde in Welbhausen Lazarus Jud aufgenommen, nachdem seine Aufnahme in Uffenheim abgelehnt worden war. 1730 baten die Juden Sußmann Sohn, von Berlein und sein Sohn Aron sowie Eyßig Hirsch, alle aus Welbhausen, um Aufnahme in Uffenheim. 1705 wurden im Bezirk Uffenheim insgesamt 622 jüdische Personen gezählt, davon 57 in Uffenheim selbst, 125 in Welbhausen, 77 in Ermetzhofen und 12 in Gollachostheim. 
     
Die jüdische Gemeinde in Welbhausen entwickelte sich im Laufe des 18. Jahrhunderts - anders als in Uffenheim - sehr stark, sodass diese um 1800 die mit Abstand größte jüdische Gemeinde der Umgebung war. Aus diesem Grund wurde Welbhausen 1838 zum Sitz eines Bezirksrabbinates bestimmt. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gehörten 13 jüdische Gemeinden zu diesem Rabbinat: Welbhausen, Ermetzhofen, Weigenheim, Gnodstadt, Nenzenheim, Bullenheim, Hüttenheim, Sugenheim, Ickelheim, Dornheim, Lenkersheim, Kaubenheim, Burgbernheim. Inhaber des Bezirksrabbinates Welbhausen waren die Rabbiner Meier Bierheim, Dr. Elkan Weimann, Simon Flamm und David Hirsch Haas (s.u.).  
   
1808 wurden 36 Familien mit insgesamt 181 Personen gezählt. Jede der etwa 20 jüdischen Familien bewohnte ein halbes Haus mit einem halben Gemeinderecht und vereinzelt auch einem halben Waldrecht. Die Gemeinde hatten einen Vorsteher (Parnoß), der zugleich Bezirksvorsteher (Kreisparnoß) war (1808 wird in diesem Amt Simon Schuhmann genannt). 
  
An Einrichtungen waren vorhanden: eine Synagoge (s.u.), eine Israelitische Volksschule (bis 1875) sowie ein rituelles Bad (oder mehrere Bäder).
Die Toten der jüdischen Gemeinde wurden zunächst auf dem Friedhof in Creglingen, dann in Ermetzhofen beigesetzt. 
   
Der Niedergang der jüdischen Gemeinde Welbhausen kam mit der Liberalisierung der Niederlassungsmöglichkeiten für die Juden Bayerns seit den 1860er-Jahren. Bereits in den 1830er-Jahren bemühten sie einzelne jüdische Einwohner um Erlaubnis, sich im nahen Uffenheim niederzulassen. Drei Jahre kämpfte Salomon Hirsch Forchheimer aus Welbhausen darum, dann konnte er 1833 nach Uffenheim ziehen. Nachdem das allgemeine Niederlassungsrecht den Juden zustand, nahm in der Zeit zwischen 1866 und 1870 die Zahl der Juden in Uffenheim in derselben Weise zu, wie sie in Welbhausen annahm. Um 1862 wurden noch 24 jüdische Familien in Welbhausen gezählt. Am 22. August 1875 verließ der jüdische Lehrer Königshöfer Welbhausen, nachdem die jüdische Schule nach Uffenheim verlegt wurde. Auch der Rabbinatssitz wurde nach Uffenheim verlegt. Der letzte Rabbiner Welbhausens und Uffenheims war Rabbiner Haas. Er starb am 2. Juni 1878 in Uffenheim. Das Rabbinat Welbhausen-Uffenheim wurde 1879 offiziell aufgelöst. Seit 1880 gehörten beide Orte zum Distriktsrabbinat in Ansbach
    

Von den in Welbhausen geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Klara Burek geb. Goldstein (1870), Amalie Goldstein (1874), Heinrich Goldstein (1862), Sophie Waldmann geb. Holzer (1893).
      
      
      
Aus der Geschichte des Rabbinates   
 
Zur Gründung eines Bezirksrabbinates in Welbhausen kam es durch Teilung des zu groß gewordenen Distriktrabbinates in Ansbach. Der Rabbinatsverweser Jacob Oberdorfer in Ansbach bemühte sich 1838 um die Errichtung eines Rabbinatsbezirkes für die Gerichtsbezirke Uffenheim, Windsheim und Seehaus (mit den Gemeinden Hüttenheim, Bullenheim, Dornheim und Weigenheim). Im August 1838 erließ die Regierung die Verfügung zur Bildung eines eigenständigen Rabbinats Welbhausen. 

Welbhausen AZJ 06091838.jpg (86693 Byte)Aus der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 6. September 1838: "Meine in No. 21 dieser Zeitung bezüglich der baldigen Besetzung der Rabbinenstelle in Ansbach ausgesprochene Hoffnung scheint sich ihrer Erfüllung zu nähern. Durch ein höchstes Reskript werden die zu Unterfranken gehörigen Gemeinden von dem Rabbinatsverband abgetrennt und aus den noch verbleibenden zwei Rabbinate gebildet, davon das eine seinen Sitz in Welbhausen und das andere in Ansbach hat. Viele und darunter sehr würdige Bewerber treten auf, und an den einzelnen Gemeinden ist es jetzt, die tüchtigsten und redlichen herauszufinden und sich durch Intrigen und Vorspiegelungen nicht irre führen zu lassen. In Ansbach hat kürzlich Herr Kandidat Grünbaum aus Gunzenhausen mit großem Beifall gepredigt, ein junger Mann, der neben schönen Kenntnissen, einen edlen von Egoismus, wie von Herrschsucht gleich weit entfernten Charakter besitzt. Von seiner Wahl könnten wir nur Segenreiches erwarten. Auf die Stelle in Welbhausen soll der bisherige Verweser in Ansbach, Herr Oberndorfer am meisten Hoffnung haben."

Auch wenn als chancenreicher Kandidat zunächst von Rabbiner Oberndorfer gesprochen wurde, ist zum ersten Distriktsrabbiner 1838 Dr. David Einhorn gewählt worden. Auf Grund seiner liberalen Ansichten wurde die Wahl jedoch von der Regierung nicht bestätigt.          
  
Rabbiner Dr. David Einhorn wird Distriktsrabbiner in Welbhausen (1838)       

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 15. September 1838: "Dr. Einhorn aus Diespeck ist als Distriktsrabbiner in Welbhausen, bei Uffenheim, wozu noch einige Orte gehören, die früher dem Ansbacher Rabbinate einverleibt waren, gewählt und aufgenommen worden."     

In der Folgezeit kam es offenbar zu Auseinandersetzungen zwischen Rabbiner Dr. Einhorn und Rabbiner Oberndorfer, von denen noch im nachfolgenden Bericht von 1843 zu lesen ist. 1841 wurde (eine erneute?) Wahl von Dr. Einhorn wegen Unregelmäßigkeiten annulliert. Bei einer nächsten Wahl 1843 setzte sich Meier Bierheim aus Bechhofen durch.  
 
Rabbiner Meier Bierheim wird Distriktsrabbiner in Welbhausen (1843)   

Welbhausen AZJ 06051843.jpg (106676 Byte)Artikel aus der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 6. Mai 1843: "Aus Mittelfranken, 17. April (1843). An der Spitze meines heutigen Berichts steht die Nachricht von der Wahl des Herrn M. Bierheim zum Rabbiner in Welbhausen, und der am 10. dieses Monats stattgehabten feierlichen Einsetzung desselben. Es ist dies die Stelle, um welche früher zwei, nunmehr im Auslande angestellten Kandidaten (Dr. Einhorn und Oberndorfer) so heftig kämpften und die inzwischen zu solcher Zufriedenheit von dem Herrn Rabbiner Grünbaum in Ansbach verwest wurde, dass sämtlich Gemeinden (12 in Allem) um noch zweijährige Verwesung, jedoch vergebens, bei der königlichen Regierung nachgesucht hatten. Auch diesmal war ein schwerer Kampf zu bestehen. Es galt gegen starre Orthodoxie, Simonie und Geldaristokratie zu kämpfen. Doch Gottlob! die Gemeinden werden immer mündiger. Sie sehen ein, dass sie tüchtiger Männer bedürfen, und so erhielt unter neun Bewerbern bei 153 Wählern Herr Bierheim eine Majorität von 27 Stimmen. Wir freuen uns an Herrn Bierheim einen Rabbiner in unserem Kreis mehr zu bekommen, der bei wissenschaftlicher Bildung und gediegenen theologischen Kenntnissen von jeder affektierten Priesterlichkeit entfernt ist, die Alles neben sich im christkatholischen Sinne als Laie ansieht und behandelt."

Rabbiner Meier Bierheim starb bereits 1844. Die Wahl des Nachfolger gestaltete es sich als sehr schwierig, da es regelmäßig zu Unregelmäßigkeiten kam. 

Welbhausen AZJ 22071844.jpg (55544 Byte)Aus der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 22. Juli 1844: "Aus Mittelfranken, 10. Juli (1844). Die Besetzung der, durch den frühen Tod des Rabbiners Bierheim erledigten, Distriktsrabbinerstelle in Welbhausen hat diesmal wieder auf ähnliche Hindernisse gestoßen, wie bei der ersten Konkurrenz. Es haben sich nämliche mehrere der Bewerber der Simonie angeklagt. Es ist traurig, dass es sich schon wiederholt bewahrheitet hat, was der ehemalige Regierungsrat Forster in Ansbach äußerte: 'Die Besetzung einer Rabbinerstelle in Bayern gibt immer zu einem Prozesse Veranlassung'."

1844 konnte kein Nachfolger mehr bestimmt werden, auch der Rabbinatsadjunkt Dr. Fränkel aus Oettingen konnte die Stelle nicht antreten. Im folgenden Artikel ging die "Allgemeine Zeitung des Judentums" der Frage nach, wieso die Wahlen sich so schwierig gestalteten und einzelne Bewerber zu unlauteren Mitteln griffen:

Welbhausen AZJ 23121844a.jpg (147798 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 23. Dezember 1844: "Aus Mittelfranken, im November (1844). Die Wahl die die Rabbinerstelle des leider zu früh verstorbenen Bierheim in Welbhausen hat wieder zu vielen ärgerlichen Vorkommnissen Veranlassung gegeben und sie wird, auf den Rabbinatsadjunkt, Herrn Dr. Fränkel zu Oettingen gefallen, von den Mitbewerbern in soweit mit Erfolg angestritten, dass bereits von dem zuständigen Landgericht eine Untersuchung wegen Bestechung mehrerer Wähler geführt wird. Wir wollen mit den Herrn Kandidaten wegen der Mittel, welche sie zur Erreichung einer Stelle anwesen, nicht strenge rechten, nicht untersuchen, ob die in der Minorität Gebliebenen in der Wahl der Mittel sehr streng waren. Man weiß, wie schwer es ihnen fällt, Stellen zu bekommen, und in welche fatale Stellung die mehrmals durchgefallenen geraten. Aber vielen Wählern, besonders in den Landgemeinden, die da wähnen, sie allein seien noch wahre fromme Juden, ihnen muss es zur Schmach nachgesagt werden, wenn sie mit ihren Wahlstimmen einen schmählichen Handel treiben und sich so tief erniedrigen, denjenigen zu ihrem Rabbinen zu wählen, der ihnen am meisten Geld bietet. Einzelheiten will ich nicht geben, aber was man sich allgemein laut und ungescheut erzählt, ist schmählich, schändlich. Es war eine entartete Zeit, jene, in der das Oberpriestertum käuflich war; aber es waren Römer, Heiden, die die Demoralisation der Juden bezielten und welche diesen feilen Handel trieben. Hier aber verkaufen Israeliten, fromme 'fleißig schulgehende' Jehudim ihre Rabbinerstelle an den Meistbietenden!* - 
*) Man erzählt sich von dem seligen Bierheim folgende Anekdote: Einer seiner Mitbewerber bei der Wahl, der das Zimmer über ihm bewohnte, hatte einen völligen Stimmenhandel organisiert. Zu diesem wollte ein Landmann gehen, geriet aber irrtümlich zu Herrn Bierheim im unteren Stock, dem er denn nun den Preis seiner Stimme offerierte. Da sprach Bierheim! Sie sind an den unrechten Mann geraten, aber der über uns zahlt Alles." 

1846 wurde zunächst Mayer Heumann aus Oettingen gewählt, zeitweise wird als Rabbinatskandidat kurzzeitig auch Hajum Schnaittacher genannt. Schließlich wurde Dr. Elkan Weimann aus Treuchtlingen bestimmt, der bis 1861 in Welbhausen bleiben sollte: 
   
Zur Biographie: Dr. Elkan Weimann (geb. 1818 in Treuchtlingen, gest. 1886 Stuttgart, beigesetzt im israelitischen Teil des Pragfriedhofes in Stuttgart): studierte in Kriegshaber, München und Würzburg; war zunächst Privatlehrer in Büdingen und Fulda, 1847 Distriktsrabbiner in Welbhausen, 1861 Bezirksrabbiner in Lehrensteinsfeld, 1862-1886 Bezirksrabbiner in Buchau.  
   
Rabbiner Dr. Elkan Weimann wird zum Rabbiner in Welbhausen gewählt (Dezember 1846 / 1847)      

Artikel in der Zeitschrift "Der Orient" vom 22. Januar 1847: "In Welbhausen, Landgerichts Uffenheim, fand am 22. vorigen Monats die in meinem vorigen Berichte in Aussicht gestellt Wahl eines Rabbiners statt, und fiel mit 78 Stimmen auf den Kandidaten Herrn E. Weimann aus Treuchtlingen. Der frühere Ersatzmann Hr. H. aus O. (sc. Heumann aus Oettingen) konnte diesmal nur 55 Stimmen erringen und Herr F. nur 2, die aber, nachdem der Wahlkommissar den Erlass des hohen Ministeriums, wonach derselbe wegen früherer Wahlbestechungen nicht wählbar sei, verlesen hatte, wieder zurückgenommen worden. Herr Weimann, auch den Lesern des 'Orients' durch seinen gelehrten Aufsatz 'über den Traum der Hebräer' bekannt, gehört dem Vernehmen nach jener Richtung an, welche aufrichtig den Fortschritt im historisch-positive Judentum will und dürfen sich die Gemeinden und unser Kreis zu dieser Wahl gratulieren."         
 
Artikel in der Zeitschrift "Der Orient" vom  12. März 1847: "Gegen die bereits gemeldete Wahl Dr. Weimanns auf das Rabbinat Welbhausen in Mittelfranken haben sich bereits Anstände erhoben. Dieser Ort hat besonders Malheur mit seiner Rabbinerwahl; es ist bereits seit ungefähr zehn Jahren die vierte, welche angestritten wird."        
 
Artikel in der Zeitschrift "Der Orient" vom 23. April 1847: "Die Einsetzung des Rabbiners Dr. Weimann in Welbhausen ist noch nicht erfolgt und dürften also die Anstände erheblich sein. Auch Weißkopf harret derselben in Wallerstein. Vielleicht bringt uns schon die nächste Zeit bezeichnende Entschließungen unseres Kultusministeriums!"     

 
Zum Tod von Rabbiner Dr. Elkan Weimann (1847 bis 1861 Rabbiner in Welbhausen, gest. 1886 in Stuttgart)    

Treuchtlingen AZJ 12101886.jpg (54083 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 12. Oktober 1886: "Man schreibt aus Stuttgart vom 27. September: Gestern Nacht verschied schnell an einem Schlaganfall der erst vor einigen Tagen hierher übergesiedelte pensionierte Rabbiner Weimann aus Buchau, von dessen Abschied in dieser Woche berichtet wurde. Rabbiner Weimann ist geboren zu Treuchtlingen 1818, er besuchte die dortige Volksschule, später das Gymnasium in Augsburg und 1839-43 die Universität zu München. Nachdem er als Hauslehrer in Büdingen und später in Fulda gewirkt hatte, ward er 1847-61 Rabbiner in Welbhausen (Bayern) und trat 1861 in den württembergischen Kirchendienst ein, war 1861-62 Rabbiner in Lehrensteinsfeld-Heilbronn und 1862-1886 in Buchau. Seit 3 Jahren war er kränklich und konnte seinem Amte nicht mehr vorstehen. Der Verstorbene war mit einem seltenen Rednertalent begabt."

   
Ausschreibung der Stelle des Rabbinates nach dem Weggang von Rabbiner Weiman (1862)
 

Welbhausen AZJ 18031862.jpg (45867 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 18. März 1862: "Bekanntmachung. Die Distrikts-Rabbinerstelle Welbhausen mit 350 Gulden fixem Geldgehalt in Akzidenzien ist in Erledigung gekommen und sind Meldungsgesuche mit den erforderlichen Zeugnissen bei Vermeidung der Nichtberücksichtigung bis zum 24. März heurigen Jahres hierorts einzureichen. 
Uffenheim, den 5. März 1862. Königliches Landgericht. Herzog."
   
Welbhausen AZJ 25031862.jpg (73869 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 25. März 1862: "Erledigte Rabbinerstelle. Die hiesige Rabbinatsstelle, zu welcher 14 Gemeinden gehören, und mit welcher ein Fixgehalt von 375 Gulden, nebst Emolumenten verbunden ist, soll demnächst besetzt werden. Nach dem Tagebuch des Rabbiners Weimann, welcher diese Stelle 14 Jahre bekleidete, ertrug dieselbe im Durchschnitt jährlich 6-700 Gulden und kann derselbe (Adresse: Rabbiner Weimann in Buchau am Federsee im Königreich Württemberg) nähere Auskunft erteilen. Befähigte ausländische Bewerber werden mit dem Anfügen zum Konkurs aufgeforderte, ihre Gesuche an das Königliche Landgericht Uffenheim in Bayern alsbald einzusenden, dass sie, falls sie schon geprüft sind, einer Prüfung in Bayern sich nicht zu unterziehen, jedoch eine Anzeige über die Einsendung ihres Bewerbungsgesuches dem unterfertigten Vorstande zu machen haben. 
Welbhausen bei Uffenheim in Bayern, am 17. März 1862. Der Vorstand. David Kirschbaum."

Nachfolger Weimanns wurde Rabbiner Simon Flamm aus Nenzenheim. Als er gewählt wurde, gab es noch 24 jüdische Familien am Ort. Rabbiner Flamm starb im März 1865. Sein Nachfolger wurde David Hirsch Haas aus Reckendorf. Er zog 1875 nach Uffenheim. Am 10. September 1877 wurde offiziell die Verlegung des Rabbinatssitzes nach Uffenheim beantragt. Für die kommenden drei Jahre gab es einen Rabbinatsbezirk Uffenheim, der jedoch bereits im September 1880 aufgelöst und mit dem Rabbinatsbezirk Ansbach verbunden wurde. 
     
    
Sonstiges zu einzelnen Personen       
Erinnerung an die Auswanderungen im 19. Jahrhundert - Grabstein für Regine Metzger geb. Wexler aus Welbhausen in New Orleans (1822 - 1904)    
Anmerkung: das Foto wurde von Rolf Hofmann (Stuttgart) im April 1994 im 1860 eröffneten Hebrew Rest Cemetery in New Orleans, 2100 Pelopidas at Frenchman Street, near Elysian Fields and Gentilly Blvd., aufgenommen     

Grabstein im "Hebrew Rest Cemetery" in New Orleans: "Hier ruht  
Regine Metzger geb. Wexler  
Geboren in Welbhausen Bayern 
den 22. September 1822 
Gestorben den 30. Juli 1904
... 
Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens
."       

     
     
     
Zur Geschichte der Synagoge        
     
Eine Synagoge wurde spätestens in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts eingerichtet beziehungsweise erbaut. Eine zweite Synagoge dürfte nach der hebräischen Jahreszahl auf dem über dem Eingang befindlichen Hochzeitsstein 1763/64 (nach jüdischer Jahreszahl 5524) erbaut worden sein. 

Nach Auflösung der jüdischen Gemeinde um 1900 kaufte Salomon Forchheimer (gestorben 1904 als Holzgroßindustrieller in Nürnberg) die Synagoge von der Kultusgemeinde und schenkte sie der politischen Gemeinde Welbhausen. Diese richtete in der ehemaligen Synagoge das Armenhaus der Gemeinde ein. Dazu wurde das Gebäude 1904/06 umgebaut. Die Ritualien der jüdischen Gemeinde kamen auf Initiative des jüdischen Lehrers Abraham Strauß in Uffenheim in eine von ihm geschaffene jüdische Abteilung der städtischen Museums in Uffenheim. 

Das Gebäude der ehemaligen Synagoge ist bis heute als Wohnhaus erhalten. Neben dem Hochzeitsstein sind noch weitere Teil der originalen Bausubstanz wie Fenster- und Türrahmen, aber auch der seitliche Treppenaufgang im Original erhalten. 
     
     
Adresse/Standort der SynagogeAlte Uffenheimer Straße 15 (alte Anschrift: Welbhausen Haus Nr. 14a)
     
     
Fotos
(Historische Karte: Sammlung Hahn)    

Historische Ansichtskarte 
von Welbhausen 
Welbhausen PK 080.jpg (217032 Byte)  Welbhausen PK 080a.jpg (67001 Byte)
  Verschiedene Ansichten von Welbhausen, davon (rechts Ausschnittsvergrößerung) eine, die die "Uffenheimer Straße" mit der "alten Synagoge" zeigt. Vermutlich wurde die Karte nach Auflösung der jüdischen Gemeinde um 1900 hergestellt, als die Synagoge bereits nichts mehr als solche genutzt wurde. Die Karte in höherer Auflösung
     
 Neuere Fotos 
(Fotos: Christof Eberstadt, Erlangen) 
   
Welbhausen Synagoge 263.jpg (230948 Byte) Welbhausen Synagoge 264.jpg (207681 Byte) Welbhausen Synagoge 262.jpg (210414 Byte)
Ansichten des ehemaligen Synagogengebäudes (Gebäude Welbhausen Nr. 15) 
mit Schule und Rabbiner-/Lehrerwohnung)  
Aufgang zur ehemaligen
 Frauenempore (und Wohnung?) 
Das Foto oben in höherer Auflösung  Das Foto oben in höherer Auflösung  Das Foto oben in höherer Auflösung  
     
Welbhausen Synagoge 261.jpg (333379 Byte) Welbhausen Synagoge 260.jpg (182085 Byte) Welbhausen Synagoge 200.jpg (221803 Byte)
Eingang zur ehemaligen Frauenempore   Hochzeitsstein über dem Eingang 
Das Foto oben in höherer Auflösung  Das Foto oben in höherer Auflösung   
     
Der Hochzeitsstein - 
Foto in höherer Auflösung 
(Foto: Christof Eberstadt, Erlangen) 
Welbhausen Hochzeitsstein 0140.jpg (524229 Byte) 
   Der Hochzeitsstein enthält die übliche Beschriftung: Zitat aus Jeremia 7,34 und 33,11: "Stimme des Jubels, Stimme der Freude, Stimme des Bräutigams, Stimme der Braut". 
Im mittleren Feld oben die Abkürzung für "Masel tov" ("viel Glück", wörtlich: "guter Stern";
 darunter die Jahreszahl nach jüdischem Kalender 5524 = 1763/64  
     
Welbhausen Synagoge 155.jpg (358385 Byte) Welbhausen Synagoge 157.jpg (164213 Byte) Welbhausen Synagoge 156.jpg (169697 Byte)
Schuhabkratzer am Eingang 
zur Frauenempore (und Wohnung?)  
Spur einer Mesusa am Eingang zur Frauenempore 
   (und Wohnung?) 
     
Welbhausen Ort 160.jpg (364109 Byte) Welbhausen Ort 161.jpg (186131 Byte) Welbhausen Ort 120.jpg (170482 Byte)
Neben dem Synagogengebäude: 
Kellereingang zu einem Felsenkeller 
 Das Foto in höherer Auflösung  
Inschrift über dem Kellereingang 
von 1838: HESZ.WECHSLER. 
 Das Foto in höherer Auflösung  
Hauser 14a/b in Welbhausen; das niedere 
Haus rechts (14b) ist ein früher von Juden
 bewohntes Haus. 
     

      
       

Links und Literatur   

Links:  

Private Website der Gemeinde Welbhausen 

Literatur:  

Baruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979 S. 236-237 (unter Uffenheim).   
Israel Schwierz:  Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 188.  
Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany - Bavaria. Hg. von Yad Vashem 1972 (hebräisch) S. 262 (unter Uffenheim) 
Ermetzhofen usw. Lit 030.jpg (70860 Byte)Karl Ernst Stimpfig: Die Landjuden im Raum Uffenheim. Dokumentation jüdischen Lebens in den Kultusgemeinden Ermetzhofen, Gnodstadt, Welbhausen und Uffenheim mit der Geschichte des Rabbinats Welbhausen. 261 S. o.J. (um 1991).

      
        

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 28. Januar 2017