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Vestenbergsgreuth (Kreis
Erlangen-Höchstadt)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
Anm.: Die Darstellung von Johann Fleischmann (Mesusa 1) s.Lit.
konnte noch nicht eingearbeitet werden.
In Vestenbergsgreuth bestand eine jüdische Gemeinde bis
1906. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17./18. Jahrhunderts
zurück. Seit 1756 standen die hier lebenden Juden unter dem Schutz der
Freiherren Holzschuher von Harlach.
An Einrichtungen waren vorhanden: eine Synagoge (s.u.), eine
Religionsschule (von 1829 bis 1858) und ein rituelles Bad. Die Toten der
jüdischen Gemeinde wurden seit 1712 zunächst auf dem heute nicht mehr
bestehenden jüdischen Friedhof
in Schornweisach beigesetzt. 1761 regelte ein Vertrag zwischen der
jüdischen Gemeinde Aschbach und umliegenden Gemeinden, darunter auch
Vestenbergsgreuth eine gemeinsame Benutzung des jüdischen Friedhofes
in Aschbach. Für einige Jahre (vermutlich auch bereits zuvor) wurden die
Toten der jüdischen Gemeinde Vestenbergsreuth in Aschbach beigesetzt. Nach der
Anlage des Friedhofes in Burghaslach 1775
entschieden sich die Vestenbergsgreuther Juden für die Mitbelegung des
Friedhofes in Burghaslach. Hier befindet sich u.a. bis heute der Grabstein für
Jerucham Buxbaum aus Vestenbergsgreuth (gest. 18. März 1861).
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1810 70 jüdische Einwohner (21,0 % von insgesamt 333 Einwohnern),
1852: 47, 1890 9 jüdische Einwohner. Um 1860 bildeten die jüdischen
Familien Buxbaum, Frank, Fucht, Kohn und Weiß (dazu noch ein sechstes Mitglied)
die jüdische Gemeinde Vestenbergsgreuth. Auf Grund des Wegzuges der jüdischen
Familien wurde die Gemeinde 1906 aufgelöst. Die letzten jüdische Einwohner
wurden der Gemeinde in Mühlhausen
zugeteilt.
Von den in Vestenbergsgreuth geborenen und/oder längere Zeit am Ort
wohnhaften jüdischen Personen ist in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"). Emanuel Himmelreich (geb.
1883 in Vestenbergsgreuth, später in Frankfurt wohnhaft, von wo er 1942
deportiert wurde).
Berichte
aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
In jüdischen Periodika des 19./20.
Jahrhunderts wurden noch keine Berichte zur jüdischen Geschichte in
Vestenbergsgreuth gefunden. |
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Zur Geschichte der Synagoge
Zunächst war vermutlich ein Betraum vorhanden. 1828 wurde ein
jüdisches Gemeindezentrum erstellt ("Judenschule"). Nach
1870 wird es infolge der Abwanderung der jüdischen Familien kaum noch
möglich gewesen sein, Gottesdienste abzuhalten. Das Gebäude der
"Judenschule", in dem sich der Betsaal, die Religionsschule und auch
das rituelle Bad befanden, blieb noch lange erhalten, geriet aber im Laufe der
Jahre - obwohl es als Baudenkmal eingetragen war - in einen immer baufälligeren
Zustand. Das rituelle Bad wurde
nach Angaben von Israel Schwierz (1987) "schon vor vielen Jahren entfernt.
Teile des Synagogenkomplexes wurden ebenfalls abgerissen".
Im Juli 2018 erteilte der Gemeinderat das gemeindliche Einvernehmen zum
Abbruch des Gebäudes. Nach Informationen der Gemeindeverwaltung stand das
Gebäude inzwischen kurz vor dem Einsturz und war "nicht mehr zu retten". Das
Landratsamt und die Denkmalschutzbehörde wurden vom beantragten Abriss
informiert.
Gegenüber "Alemannia Judaica" wurde vom Bürgermeisteramt des Marktes
Vestenbergreuth zum Abriss wie folgt Stellung genommen (Mail vom 24.7.2018): "Bei
diesem kleinen Gebäudekomplex wird i. d. R. immer nur von einer 'Synagoge'
gesprochen. Bei dem Teil dieses Komplexes, der auf Antrag der Eigentümer
abgerissen werden soll, handelt es sich jedoch nicht um die Synagoge, sondern
nach der Überlieferung um eine ehemalige jüdische Schule. Das Gebäude, wovon
schon vor Jahrzehnten ein Teil der Synagoge abgebrochen wurde, befindet sich auf
zwei verschiedenen Grundstücken, die wiederum verschiedenen Eigentümern gehören.
Bereits um 1870 wurden die ehemalige Synagoge und die Schule verkauft und
vermutlich auch damals schon an verschiedene private Erwerber. Seitdem wurden
sie auch für private Wohnzwecke benutzt. Die ehemalige Synagoge, die wie gesagt
schon teilweise abgebrochen ist, dient seit den 1970er Jahren nicht mehr zu
Wohnzwecken, sondern wird bzw. wurde vom Landwirt z. B. als Garage, Viehstall
und Lagerung von landwirtschaftlichen Erzeugnissen z. B. Getreide benützt. Der
Schulteil hingegen wurde bis vor etwa 15/20 Jahren u. W. immer als Wohnung
benützt, steht jetzt allerdings seitdem leer und verfällt. Es wurden zwar immer
mal Anstrengungen unternommen, das Gebäude zu erhalten und auch Gutachten
erstellt. Allerdings scheiterte eine Sanierung scheinbar immer an den für die
Eigentümer unverhältnismäßigen Kosten. Vor etwa 6 Jahren wurde es deshalb auch
an einen Nachbarn verkauft (nicht an den Nachbarn, dem der Restteil der
'Synagoge' gehört!), der sich anderweitig räumlich nicht ausdehnen kann.
Aufgrund des maroden Zustandes und der damit einhergehenden Baufälligkeit des
Gebäudes gab es im Gemeinderat und auch in der Bevölkerung keinerlei
Diskussionen um den Abriss bzw. ist mir davon nichts bekannt. Wegen der
inzwischen mehr als 150 Jahre, die diese Gebäude inzwischen für private Wohn-
und Wirtschaftszwecke verwendet wurden und werden, sind sie in der heimischen
Bevölkerung auch gar nicht (mehr) als religiöse Symbole im Gedächtnis. Das
Bayerische Landesamt für Denkmalpflege hat zu diesem Antrag auf Abriss der
ehemaligen Judenschule, das Objekt nochmals eingehend untersucht, datiert und
dokumentiert. Im Gutachten wird u. a. ausgeführt, 'dass das eingeschossige Haus
mit Mansardwalmdach um 1828 als einheitlicher Neubau entstanden ist. Vom
konstruktiven Gefüge des biedermeierzeitlichen Baus haben sich insbesondere die
massiv gemauerten Umfassungswände sowie das Dachwerk samt der die Decke
bildenden Zerrbalkenlage erhalten. Die innere Struktur wurde insbesondere im 20.
Jh. mehrfach verändert, so dass nur mehr Rest der ursprünglichen Innenwände
erhalten sind...'
Bei den zu prüfenden Aspekten zum Abrissantrag wird u. a. als wichtig erachtet:
'Die Judenschule weist nicht nur einen bereits merklich reduzierten historischen
Baubestand auf. Auch ihr baulicher Zustand ist augenscheinlich so schlecht (vgl.
Gutachten von Dipl.-Ing. Thomas Leyh vom Dezember 2015), dass große Teile v. a.
der Holzkonstruktion im Falle einer Instandsetzung erneuert werden müssten und
von der historischen Substanz wohl nur die massiven Umfassungswände sowie
Fragmente der Dach- und Deckenkonstruktion erhalten werden könnten. Ob
angesichts dieser Situation im Falle einer Instandsetzung die Denkmaleigenschaft
der ehem. Judenschule für sich betrachtet überhaupt weiterhin bewahrt werden
kann, ist unwahrscheinlich. Und auch im Zusammenhang mit dem Torso der zu mehr
als einem Drittel abgebrochenen ehemaligen Synagoge ergäbe sich im Falle einer
Instandsetzung eine Situation, bei der ein Fortbestehen der Denkmaleigenschaft
beider Hausteile nicht garantiert ist.'."
Adresse/Standort der Synagoge: Dutendorfer Str. 4
(ehemalige Haus-Nr. 63, Plan Nr. 58).
Fotos
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Gebäude der
ehemaligen "Judenschule" in Vestenbergsgreuth. In dem Gebäude
befanden sich
der Betsaal (Synagoge), die Religionsschule und das rituelle
Bad der Gemeinde
links das Gebäude Mitte der 1980er-Jahre (Foto: Israel Schwierz), in der
Mitte im Juli 2003 und rechts nach Abbruch einer Haushälfte im Mai 2022
(vgl. oben Mail des BMA vom Juli 2018; Fotos Mitte und rechts: Jürgen Hanke,
Kronach) |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
 | Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in
Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische
Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 186. |
 | Johann Fleischmann: Mesusa 1. Spuren jüdischer
Vergangenheit an Aisch, Aurach, Ebrach und Seebach. Mühlhausen 1998. Darin:
"Die jüdische Gemeinde in Vestenbergsgreuth". |
 | ders.: Mesusa Bände 2-5. Erschienen Mühlhausen 2000 -
2006 mit jeweils einzelnen Informationen zu Vestenbergsgreuth. |

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