Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Kaubenheim (Gemeinde Ipsheim, Kreis Neustadt an der Aisch - Bad Winsheim)
Jüdische Geschichte / Synagoge 
 

Übersicht:

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer   
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde    
Zur Geschichte der Synagoge   
Fotos / Darstellungen  
Links und Literatur   

 

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde             
    
In Kaubenheim bestand eine jüdische Gemeinde bis 1898. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17./18. Jahrhunderts zurück. 1695 werden erstmals Juden am Ort genannt, 1699 verzog Salomon Jud der Rote von Kaubenheim nach Lenkersheim. 1709 lebten vier, 1712 sechs, 1742 sechs, 1771 sieben jüdische Familien am Ort. 
    
1789
wurde von neun jüdischen Haushaltsvorständen das Schutzgeld erhoben. Damals wird als "Judenschulmeister" David Löw genannt. 
   
1815
wurden jüdische elf Familien gezählt, die sich damals für die folgenden Familiennamen entschieden: Hecht, Huber, Kohl, Löwenstein, Schamburger, Schopflocher, Stein, Waldmann, Walter, Wollenreich. Aus dem 19. Jahrhundert ist an Zahlen u.a. bekannt: 1812 sieben jüdische Familien, 1834 14 jüdische Haushaltungen, 1848 20 Familien mit zusammen 101 Personen, 1856 64 jüdische Einwohner, 1880 42. 1861 werden als jüdische Familienvorstände genannt: Salomon Mann, Isaak Erlanger, Meyer Stein, Löw Stein, Hirsch Stein, David Ansbacher, Moses Ansbacher, Sußmann Künstler, Lämmlein Künstler, Heyum Wollenreich, Löw Löwenfeld, Heß Huber, Samuel Kohl und Gabriel Walter. 
   
Im 19. Jahrhundert bildeten Kaubenheim und Dottenheim eine gemeinsame jüdische Gemeinde.  
      
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule und ein rituelles Bad. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war bis zur zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein eigener Religionslehrer angestellt, der zugleich als Vorsänger und Schächter tätig war (vgl. Ausschreibungen unten). Nach der Ausschreibung von 1869 wurde die Stelle mit Bernhard Dachauer besetzt. Er hatte zunächst (1869) noch 12 schulpflichtige jüdische Kinder zu unterrichten. 1876 erfolgte eine weitere Stellenausschreibung (siehe unten). Die jüdische Gemeinde Kaubenheim-Dottenheim gehörte seit 1838 zum Rabbinatsbezirk Welbhausen. Nachdem dieser 1880 aufgelöst wurde, kam Kaubenheim mit Dottenheim an das Distriktsrabbinat Fürth. 
   
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ging die Zahl der jüdischen Einwohner durch Aus- und Abwanderung stark zurück. Mehrere Familien verzogen in das nahe (Bad) Windsheim, wo sich bis 1877 bereits folgende Kaubenheimer Familien niedergelassen hatten: Heß Huber, Lämmlein Künstler (siehe Anzeigen unten) und Gabriel Walter.  Gabriel Walter aus Kaubenheim, der im Dezember 1875 das Bürgerrecht in Windsheim erworben hatte, war bereits in Kaubenheim als Handelsmann (Handel mit Grundstück, Pferden und Rindvieh) tätig. 1882 verzog die Handelsleute Louis und Max Stein von Kaubenheim nach Windsheim und begründeten dort Familien; um 1890 verzogen die Familien Löwenfels von Kaubenheim nach Windsheim, 1895 Familie Heinrich Wollenreich, um 1901 kam Heß Wolf Heinrich Stein mit seiner Familie. 
    
Bereits 1883 gab es keinen jüdischen Lehrer mehr in Kaubenheim. Seitdem war der israelitische Lehrer aus Windsheim für Kaubenheim und Dottenheim zuständig. 1898 wurde die Gemeinde aufgelöst. Die hier noch lebenden jüdischen Einwohner gehörten danach zur Gemeinde in Bad Windsheim. Um 1920 lebten keine jüdischen Personen mehr in Kaubenheim. 
  
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Hermann Wollenreich (geb. 24.9.1893 in Kaubenheim, vor 1914 in Neustadt a.d. Aisch wohnhaft, gef. 27.8.1918) und Sgt. Leo Wollenreich (geb. 24.5.1891 in Kaubenheim, vor 1914 in Neustadt a.d. Aisch wohnhaft, gef. 14.10.1918).         
    
Von den in Kaubenheim geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Mina Eisemann geb. Wollenreich (1859), Else Ernestine Luchs geb. Wollenreich (1898), Bertha Riehmann geb. Waldmann (1862), Bernhard Wollenreich (1874), Salomon Wollenreich (1865).  
     
     
     
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
    
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1868 / 1869 / 1876     

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Februar 1868: "Die israelitische Religionslehrer-, Schächter- und Vorsängerstelle zu Kaubenheim bei Markt Ipsheim, Mittelfranken, ist erledigt und soll bis längstens 1. Mai laufenden Jahres wieder besetzt werden. Fixer Gehalt jährlich 250 Gulden nebst freier Wohnung und zwei Klafter Holz zur Beheizung, wobei Gelegenheit geboten ist, nicht unbedeutende Nebenverdienste zu erzielen, wofür jedoch nicht garantiert wird. 
Qualifizierte Bewerber belieben sich unter Franco-Einsendung ihrer Zeugnisse an unterzeichneten Kultusvorstand zu wenden. 
Kaubenheim
, 9. Februar 1868. G. S. Künstler, Kultus-Vorstand."    
  
Kaubenheim Israelit 19051869.jpg (65918 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Mai 1869: Bei der unterzeichneten israelitischen Kultusgemeinde wird die Stelle eines Religionslehrers, Vorsängers und Schächters vakant und soll dieselbe längstens bis 1. September oder 1. Oktober dieses Jahres besetzt werden. Der fixe Gehalt ist jährlich fl. 360 nebst freier Wohnung und zwei Klafter Holz zur Beheizung des Lehrzimmers. Außerdem sind noch bedeutende Nebenverdienste zu erzielen, die zwar nicht garantiert werden können, sich aber auf fl. 150 bis fl. 200 berechnen möchten.
Qualifizierte Bewerber, ledig oder verheiratet, wollen unter Beifügung ihrer Zeugnisse an Unterzeichneten sich wenden.
Kaubenheim (Post Ipsheim, Bayern), 1. Mai 1869.  L. Künstler, Kultusvorstand."  
 
Kaubenheim Israelit 07061876.jpg (59778 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Juni 1876: "Am 18. August dieses Jahres wird in hiesiger Gemeinde die Stelle eines Religionslehrers, Vorsängers und Schächters vakant, fixer Gehalt jährlich 300 Gulden oder 514 Mark 27 Pfennig nebst freier Wohnung und zwei Klafter Holz zur Beheizung des Schullokals. Die Nebenverdienste, für welche zwar nicht garantiert werden kann, möchten sich auch auf 300 Gulden jährlich berechnen. Qualifizierte Bewerber belieben sich zu wenden an 
W. Wollenreich
, Kultusvorstand. Kaubenheim, Post Ibsheim, 1. Juni 1876." 

  
  
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde  
Über die von Kaubenheim nach Bad Windsheim umgezogenen Heß Huber und Lämmlein Künstler (Anzeigen von 1876/77)    

Kaubenheim WiUff AzBl 28041877.jpg (61775 Byte)Anmerkung: Heß Huber war ein erfolgreicher Vieh- und Pferdehändler in Kaubenheim. Anlässlich seines Umzuges nach Windsheim veröffentlichte er im Windsheim-Uffenheimer Anzeigeblatt am 28. April 1877 folgende Anzeige: 
"Einem geehrten hiesigen und auswärtigen Publikum beehre ich mich ergebenst anzuzeigen, dass ich von Kaubenheim hieher gezogen bin und auf dem Marktplatze Haus-Nro. 513 wohne.
Zugleich sage ich den werthen Kaubenheimern für erzeigtes Wohlwollen besten Dank und bitte die geehrten Bewohner hiesiger Stadt um freundliche Aufnahme. 
Windsheim, den 27. April 1877"  (Kopie der Anzeige aus: Steinmetz/Hofmann S. 127).
  
Kaubenheim WiUff AzBl 03051876.jpg (61331 Byte)Lämmlein Künstler war in Kaubenheim als Kaufmann tätig. Er handelte mit Schnittwaren, Spezerei und Eisenwaren und verzog im Frühjahr 1876 nach Windsheim. 1869 hat er bei der Ausschreibung der Lehrerstelle als Kultusvorstand für die jüdische Gemeinde Kaubenheim unterzeichnet. Er war im Leben der politischen Gemeinde wie auch im Vereinsleben in Kaubenheim voll integriert, wie aus dem Nachruf des Schützenvereins anlässlich seines Wegzuges nach Windsheim hervorgeht (Quelle: Windsheim-Uffenheimer Anzeigeblatt vom 3. Mai 1876 S. 175): 
"Nachruf. Am 2ten dieses Monats übersiedelte die geschätzte Künstler'sche Familie von Kaubenheim nach Windsheim. Ungern sehen wir das Scheiden dieses vortrefflichen Mannes aus unserer Mitte, denn Herr Künstler hat sich bei uns, sowohl durch das gemeinnützige Streben als Verwaltungsmitglied unserer Gemeinde, als Mitgründer unserer verehrlichen Schützengesellschaft und in seinem Berufe als redlicher Kaufmann sehr beliebt gemacht.
Überdies hinterlassen Herr Künstler und seine edle Gattin durch ihre rühmliche Wohltätigkeit, welche sie zum besten der Armen, ohne Unterschied der Konfession übten, ein unvergessliches Andenken.
Möge es dieser redlichen Familie in ihrer neuen Heimat wohl ergehen und ihr dort gegönnt sein, die Früchte ihrer edlen Saat bei froher Gesundheit zu genießen.
Kaubenheim, im Mai 1876. Die Vorstandschaft des Schützenvereins" (Kopie der Anzeige aus: Steinmetz/Hofmann S. 154).

      
      
      
Zur Geschichte der Synagoge              
    
Nach einer Selbstdarstellung der jüdischen Gemeinde von 1813 war bereits seit etwa 100 Jahren eine Synagoge vorhanden, die somit vermutlich um 1710/20 erstellt wurde. Die Synagoge wurde auch von den Juden aus dem benachbarten Dottenheim besucht. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde es mit dem Wegzug der jüdischen Familien immer schwieriger, regelmäßig den Minjan (zehn religionsmündige jüdische Männer) zum Gottesdienst zusammen zu bekommen. 1882 bat der nach Windsheim verzogene Heß Huber darum, die von ihm vor Jahren in die Synagoge von Kaubenheim gegebene Torarolle zurückzugeben, zumal "in Kaubenheim doch nur selten Gottesdienst abgehalten wird und außerdem genannte Gemeinde noch mehrere Gesetzesrollen hat". Heß Huber wollte die Torarolle der Windsheimer Gemeinde übergeben.  
     
Um 1910 wurde das Synagogengebäude auf Grund des Wegzugs der Gemeindeglieder bereits nicht mehr zu Gottesdiensten verwendet und daher an Privatpersonen verkauft, wenig später zu einem Wohnhaus umgebaut. Als solches bestand das Gebäude bis 1984. Im Januar 1985 wurde es abgebrochen und wenig später auf dem Grundstück ein landwirtschaftlich genutztes Gebäude erstellt.
      
Erhalten ist (nach Beschreibung von I. Schwierz s. Lit. von 1988) das Gebäude, in dem der jüdische Lehrer wohnte und wo das "Lehrzimmer " war (Haus Nr. 391).  
    
    
Adresse/Standort der SynagogeHaus Nr. 25. 
    

   
Fotos    

Fotos sind keine vorhanden; über Zusendungen freut sich der Webmaster von "Alemannia Judaica", Adresse siehe Eingangsseite   

    
      

Links und Literatur

Links:

Website der Gemeinde Ipsheim mit Seite zu Kaubenheim 
Website der Teilgemeinde Kaubenheim  

Literatur:  

Baruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979 S. 237.242 (kurze Notizen).
Israel Schwierz:  Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 164.
Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany - Bavaria. Hg. von Yad Vashem 1972 (hebräisch) S. 306 (bei Bad Windsheim)
Karl Ernst Stimpfig: Juden in West-Mittelfranken. Eine Dokumentation. 2001 S. 502-596.
Windsheim Buch.jpg (20590 Byte)Horst Steinmetz/Helmut Hofmann: Die Juden in Bad Windsheim nach 1871. Bad Windsheim 1992. 1994². 
Mittelfranken Lit 020.jpg (71193 Byte)Ernst Stimpfig: Juden in West-Mittelfranken. Eine Dokumentation. Lauf 2003. 650 S. 
Erhältlich bei der Stadt Burgbernheim http://www.burgbernheim.de/Startseite/Rathaus-Buergerservice/Stadtinformationen/Publikationen/E1046.htm   

       
        

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 31. Januar 2015