Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Creglingen (Main-Tauber-Kreis) 
Jüdischer Friedhof 
  

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde         
    
Siehe Seite zur Synagoge in Creglingen (interner Link)    
   
   
Zur Geschichte dieses Friedhofes                  
    
Nähere Angaben zur Chronologie des Friedhofes (von Myrah Adams): hier anklicken 
        
Im 17. Jahrhundert wurde südöstlich der Stadt (im weiteren Verlauf der Torstraße; unweit der Straße nach Standorf, Flurstück 2302, Fläche 56,91 a) ein jüdischer Friedhof angelegt. Er diente auch umliegenden Gemeinden als Begräbnisplatz (Archshofen, Craintal, Waldmannshofen, Welbhausen). Der Friedhof wird im Volksmund "Judenbegräbnis" und "Judenkirchhof" genannt, der Weg zu ihm "Judenbegräbnisweg". Seit 1892 (das Folgende nach C. Heuwinkel, s. Lit. S. 40-41) ist der Friedhof von einer mit zwei Eingängen versehenen Steinmauer umschlossen. Eine freie Rasenfläche trennt ihn in einen älteren Nordteil und einen jüngeren Südteil, der 1889 hinzukam. Der mit Bäumen bewachsene sogenannte "Alte Friedhof" ist auffallend hügelig, mit aufgeschütteten Bodenschichten hat man hier vermutlich auf einer ursprünglich begrenzten Fläche neue Grabstellen geschaffen. Alle Grabsteine sind nach Osten ausgerichtet. Die aus Sandstein gearbeiteten Grabsteine im älteren Bereich sind zum größten teil sehr verwittert und schlecht lesbar. Der älteste - zur Zeit der ersten Inventarisierung durch den jüdischen Lehrer Josef Pressburger noch erhaltene - Grabstein des Eisik Jizchak ben Mosche stammt von 1696. Der Friedhof ist jedoch mit Sicherheit älter; auch einige der erhaltenen, aber nicht mehr lesbaren Grabsteine. 1943 musste der Friedhof im Zwangsverkauf der Stadt Creglingen übereignet werden, seine Rückgabe an die Israelitische Religionsgemeinschaft Württembergs erfolgte mit Schenkungsvertrag vom April 2001. 
     
Am 25. Mai 1998 wurde an der Friedhofsmauer eine den Opfern des Nationalsozialismus aus Creglingen und Archshofen gewidmete Gedenktafel angebracht. 
     
     
Aus der Geschichte des Friedhofes  
Beitrag von Lehrer Josef Preßburger über den Friedhof (1930)   

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 15. Oktober 1930: "Der jüdische Friedhof in Creglingen. Von Oberlehrer Josef Preßburger, Creglingen.  
Seit undenklichen Zeiten besitzt die hiesige Gemeinde einen im Südwesten der Stadt auf einer Anhöhe am Rande eines Staatswaldes gelegenen Friedhof. Der älteste entzifferte Grabstein trägt die Jahreszahl 5. Tewes 5456, das ist 1696. 341 Grabsteine sind entziffert und fortlaufend mit Nummern versehen: mehrere noch gut erhaltene Steine sind, die die Schrift ziemlich notgelitten hat, noch nicht entziffert, könnten aber von Personen, die größere Übung im Lesen und Entziffern von Grabschriften haben, möglicherweise noch gelesen werden. Auf einem größeren Teil des Friedhofes - sicher dem ältesten Teil - finden sich noch Steine, die in die Erde ziemlich tief eingesunken sind und deren Schrift nahezu vollständig verwischt ist. Unter den Grabsteinen befindet sich einer, der den Namen Jakob ben Schimschon Halevi (Löwengardt) aus Hechingen und das Sterbedatum Freitag, den 3. Kislew 5591 (1830) trägt. Außerdem geht aus Grabsteinen hervor, dass Verstorbene aus den Gemeinden Archshofen, Craintal, Welbhausen          
Creglingen GemZeitung Wue 15101930a.jpg (148243 Byte) und Allersheim hier beerdigt worden sind.  
Bis in die achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts war der Friedhof mit einem hölzernen Lattenzaun umgeben; die Unterhaltung und häufige Erneuerung desselben erforderte aber alljährlich größere Aufwendungen. Wie sollten aber die nötigen Geldmittel beschafft werden! In dieser Notlage griff das damalige Kirchenvorsteheramt zu einem altbewährten und häufig angewandten Mittel, indem es - ganz wie im bürgerlichen Leben - einen neuen Verein ins Dasein rief: am Fasttage: Zaum Gedalia des Jahres 1879 wurde ein Friedhofverein (Chevroh Erez Hachajim) gegründet und den Gemeindemitgliedern empfohlen, beim Aufrufen zur Tora diesem Verein Spenden zuzuwenden. Ich erwähne hier rühmend, dass diese Neugründung die Hoffnungen, die das Vorsteheramt auf sie gesetzt hat, besser erfüllt hat, als viele weltliche Vereine, die so zahlreich aus der Erde schießen. In wenigen Jahren wurden auf diesem Wege durch Synagogenspenden hier und in Archshofen einige tausend Mark zusammengebracht. Aber ein noch weiteres Mittel wurde zur Vermehrung des Fonds angewendet: im Jahre 1879 versandten die Kirchenvorsteherämter Creglingen und Archshofen an mehrere Familien, deren Eltern oder sonstigen Verwandten auf dem hiesigen Friedhof beerdigt liegen, ein Zirkular, in dem die Notwendigkeit der Erstellung einer würdigen Umzäunung in zu Herzen gehenden Worten geschildert und der zu erwartende Kostenaufwand mit 15.000 Mark angegeben war. Die Namen der damaligen Kirchenvorsteher, die den Aufruf unterzeichnet und versandt hatten, verdienen der Vergessenheit entrissen zu werden: es waren aus Creglingen die Vorsteher J. Preßburger, Pf. B. Amson, L. Oberndörfer, aus Archshofen: Stein, Rosenheimer und David Kaufmann. Im Lauf mehrerer Jahre gingen größere und kleinere Spenden zahlreich ein. Die Namen einiger der edlen Spenden seien hier genannt: Löb und Josef Heidenheimer in Würzburg, David Lehmann in Hamburg, Jakob Stern in Galveston, S. Oberndörfer in Mannheim, Samson und Isak Heidenheimer in Galveston, Calmann Heidenheimer in New York, L. Blumenfeld in London, Gabriel und Josef Amson in Paris usw. Um die Sammlung hat sich ganz besonders das hiesige Vorsteheramtsmitglied Lazarus Oberndörfer Verdienste erworben. Nachdem ein größerer Betrag beisammen war, konnte am 1. Oktober 1889 die Sammlung geschlossen werden.  
Nachdem auf diese Weise etwa 7.000 Mark zusammengebracht waren, konnte dem Bauprojekt      
Creglingen GemZeitung Wue 15101930b.jpg (175284 Byte)näher getreten werden. Oberamtsbaumeister Vorlaufer in Mergentheim fertigte im Jahre 1884 einen Plan, in dem eine Umzäunung des Friedhofes durch ein eisernes Gitter mit zwei Eingangstoren vorgesehen war. Bevor jedoch das Vorsteheramt an die Ausführung des Planes ging, holte es das Gutachten des von hier gebürtigen Architekten Braunwald, Stadtrat in Stuttgart, ein. Diesem Manne sind wir größtem Danke verpflichtet. Unter dem 13. September 1885 schrieb Architekt Braunwald an das hiesige Vorsteheramt.  
'Ich glaube, dass die Einfriedigung, so wie sie Vorlaufer projektiert hat, der Sache, der sie dienen soll, nicht entsprechend ist. Ich bin nämlich der Ansicht, dass ein so schwacher, durchsichtiger eiserner Zaun auf einer so niederen Fußmauer eher für die Umzäunung eines schön gelegenen Gartens als für die Einfriedigung eines Gottesackers passend ist, mit einem Worte, dass durch diesen Abschluss die Ruhe und Stille eines Friedhofes nicht genügend gewahrt wird: es sieht vielmehr aus, als ob man absichtlich rings um die Ruhestätte der Toten herum alles offen gelassen, damit der Lärm und das Getriebe der Lebenden den Toten nicht vorenthalten bleibe. Tatschlich habe ich auch überall, wo ich noch war, nirgends einen Friedhof getroffen, der mit einem so durchsichtigen Zaun umgeben war, wie in dem vorliegenden Projekt, sondern überall sind die Friedhöfe entweder mit dich geschlossenen Mauern, oder, wenn die Mittel nicht reichen, mit einfachen Bretterzäunen umgeben.'  
Architekt Braunwald unterbreitete dem hiesigen Vorsteheramt folgende drei Pläne: die Einfriedigung des Friedhofes entweder durch eine gehobelte Bretterwand oder durch eine Backsteinmauer oder schließlich durch eine Mauer aus festen, harten Steinen auszuführen. Das Vorsteheramt beschloss, den dritten Plan zur Ausführung zu bringen. Sämtliche Gesamt- und Einzelpläne sowie die Kostenvoranschläge fertigte in liebenswürdigster und uneigennützigster Weise Architekt Braunwald. Leider starb Braunwald, bevor die Mauer fertiggestellt war. Die Leitung und Aufsicht beim Bau der Mauer lag in den Händen des Oberamtsbaumeisters Kaufmann in Weikersheim. Die Grab- und Maurerarbeit war mit 6386 Mark, die Schlosserarbeit (zwei Tore) mit 640 Mark errechnet. Die Mauerer- und Grabarbeit wurde von Maurermeister Joh. Gernhard, hier, die Schlosserarbeit von Schmiedmeister Marquard ausgeführt. Die Gesamtkosten beliebten sich auf 8460 Mark. Die Mauer hat eine Gesamtlänge von 293 Meter. So wurde ein allen Ansprüchen entsprechendes Werk geschaffen, das ein ehrendes Zeugnis für den Opfersinn der hiesigen Gemeindemitglieder sowie der weiteren Spender ablegt.   
Donnerstag, den 21. Adar 5650 (1890), wurde die erste Entschlafene auf dem neue, nun mitumfriedigten Teil des Friedhofes beerdigt und dabei von Oberlehrer Preßburger der neue Friedhof in Anwesenheit der hiesigen und der Archshöfer Gemeindemitglieder in ernster Weise seiner heiligen Bestimmung übergeben. Seit 1890 wurden auf diesem neuen Teil des Friedhofes 91 Entschlafene zur ewigen Ruhe gebettet."         

    
    
Lage des Friedhofes   

Creglingen FriedhofPlan.jpg (126475 Byte) Lage des jüdischen Friedhofes Creglingen 
(durch Pfeil markiert)
(Topographische Karte aus den 1970er-Jahren) 

    
Link zu den Google-Maps   
(der Pfeil markiert die Lage des Friedhofes)    
   

Größere Kartenansicht    
    
    
Fotos 
Historisches  
(Historisches Foto aus: Jüdische Gotteshäuser und Friedhöfe 1932)  

Creglingen Friedhof1932.jpg (167648 Byte)

Creglingen Friedhof201.jpg (54473 Byte)

Teilansicht des Friedhofes 1932  Amateurgemälde von Creglingen mit 
Darstellung eines jüdischen Begräbnisses 
(Quelle: Jüdisches Museum Creglingen)  
 

    
    
Neuere Fotos 
(Quelle: schwarz-weiße Fotos von J. Hahn, entstanden Mitte der 1980er-Jahre; farbige Fotos - ausgenommen das Foto von der Besuchergruppe 1987 - von Martin Heuwinkel, Christof Maihöfer, Anita Bone-Czerniejewski aus den Jahren 2001/03, übersandt von Myrah Adams)   

 Creglingen Friedhof204.jpg (129241 Byte) Creglingen Friedhof07.jpg (167979 Byte) Creglingen Friedhof08.jpg (162976 Byte)
Eingangstor zum Friedhof   Teilansichten  
   
Creglingen Friedhof203.jpg (115345 Byte) Creglingen Friedhof202.jpg (109753 Byte) Creglingen Friedhof03.jpg (112285 Byte)
Teilansichten  
 
Creglingen Friedhof05.jpg (104709 Byte) Creglingen6.jpg (6218 Byte) Creglingen Friedhof207.jpg (155804 Byte)
Teilansichten   Grabstein eines Cohen mit 
segnenden Händen  
  
   
Creglingen Friedhof02.jpg (93516 Byte) Creglingen Friedhof206.jpg (146016 Byte)Creglingen Friedhof208.jpg (107849 Byte) Creglingen Friedhof06.jpg (57111 Byte)
Segnende Hände und Schofar in 
ungewöhnlich exakter Ausführung
Grabsteine für Arnold Rosenfeld und Hermann
 Stern (Opfer des Creglinger Pogroms 1932)  
Grabstein für Lehrer Josef Preßburger 
(gest. 1938)
     
Creglingen Friedhof 210.jpg (79875 Byte) Creglingen Besuch 1987.jpg (77792 Byte)   
Teilansicht um 1970
(Foto von R. Klotz)  
Ehemalige jüdische Mitbürger Creglingens 
beim Besuch des Friedhofes 1987  
  
     
       

Die nachstehenden Fotos wurden von Eva Maria Kraiss und Marion Reuter (gestorben 2007) erstellt. Ein großer Teil davon ist in ihrem Buch: Bet Hachajim. Haus des Lebens. Jüdische Friedhöfe in Württembergisch Franken. Künzelsau 2003 veröffentlicht (siehe Literatur). Die Verwendung dieser und weiterer Fotos für publizistische Zwecke bedürfen der Genehmigung. Informationen bei E-Mail. Die Fotos sind in hochauflösender Qualität eingestellt (daher evtl. längere Downloadzeit)    

Creglingen Friedhof 801.jpg (321379 Byte) Creglingen Friedhof 800.jpg (314453 Byte) Creglingen Friedhof 802.jpg (260251 Byte)
Blick vom Friedhof 
zum Eingangstor 
Die Grabsteine sind reich mit 
traditioneller Symbolik geschmückt 
Teilansicht mit der 
umgebenden Friedhofsmauer 
 
Creglingen Friedhof 823.jpg (524303 Byte) Creglingen Friedhof 810.jpg (433444 Byte) Creglingen Friedhof 815.jpg (411124 Byte)
Verschiedene Ausgestaltungen der Levitenkanne für Nachkommen des Stammes Levi 
     
Creglingen Friedhof 803.jpg (238434 Byte) Creglingen Friedhof 805.jpg (253181 Byte) Creglingen Friedhof 804.jpg (320781 Byte)
Teilansichten von Grabsteinen entlang der Umfassungsmauer  Nur noch die "segnenden Hände" 
sind erhalten 
 
     
Creglingen Friedhof 806.jpg (325118 Byte) Creglingen Friedhof 807.jpg (268815 Byte) Creglingen Friedhof 808.jpg (323665 Byte)
Kaum noch lesbarer Grabstein mit
 "segnenden Händen" der Kohanim 
Stehendes Grabsteinfragment  Teilansicht mit (rechts) einer "abgebrochenen
 Säule" für einen jung Verstorbenen 
 
     
Creglingen Friedhof 809.jpg (312942 Byte) Creglingen Friedhof 819.jpg (357616 Byte) Creglingen Friedhof 818.jpg (364935 Byte)
Grabstein für "Ascher Zwi bar Mosche" mit Sterbedatum 23. Tewet 5618 
(9. Januar 1858) 
"Segnende Hände" der Kohanim 
mit Schofar 
     
Creglingen Friedhof 813.jpg (475955 Byte) Creglingen Friedhof 814.jpg (477272 Byte) Creglingen Friedhof 812.jpg (353415 Byte)
Verschiedene Ausgestaltungen der "segnenden Hände" der Kohanim 
     
Creglingen Friedhof 816.jpg (497555 Byte) Creglingen Friedhof 820.jpg (422293 Byte)  Creglingen Friedhof 817.jpg (351977 Byte)
Durch Verwitterung weitgehend 
zerstörter Grabstein 
 Grabstein 
ohne Inschriftenplatte 
 Grabstein mit 
Beschneidungsmesser eines Mohel 
     
Creglingen Friedhof 811.jpg (448878 Byte) Creglingen Friedhof 822.jpg (387514 Byte) Creglingen Friedhof 821.jpg (508787 Byte)
Viele ältere Grabsteine 
sind stark verwittert 
Teilansichten des Friedhofes
 
     

    
    
Presseartikel aus jüngerer Zeit  

Juni 2016: Eine Inschriftenplatte kehrt zum Friedhof zurück    
Artikel von Hans-Peter Kuhnhäuser in den "Fränkischen Nachrichten" vom 11. Juni 2016: "Jüdischer Friedhof Creglingen: Grabstein von Ferdinand Löwenthal ist wieder vollständig / Landesrabbiner und Bürgermeister bitten um Spenden. Zufallsfund ist wieder am richtigen Platz
Creglingen. Der Fund war "reiner Zufall", erinnert sich Ulrich Schönberger. Kürzlich suchte er im ehemaligen Bauhof nach Brauchbarem für den Gewerbeverein. 'Da habe ich die Inschriftenplatte gefunden.'
Wie die Platte da hingelangte, ist unklar. Allerdings soll sich diese Tafel noch bis Ende der 1980er Jahre am Grabstein von Ferdinand Löwenthal befunden haben, erklärte Albert Krämer im Gespräch mit unserer Zeitung. Anzunehmen ist deshalb, dass sie sich wohl infolge von Jahrzehnte langen Witterungseinflüssen vom Grabstein gelöst hatte und wahrscheinlich von einem Bauhof-Mitarbeiter in der Scheune gelagert wurde. Danach geriet sie aus unbekannten Gründen in Vergessenheit, bis Ulrich Schönberger sie fand. 
Schnell war dem Finder, den anderen Vertretern der Stiftung des Jüdischen Museums Creglingens und Bürgermeister Uwe Hehn klar, was mit dieser Platte geschehe sollte: "Wieder dahin, wo sie war und hingehört, nämlich an den Grabstein auf dem Jüdischen Friedhof in Creglingen', machte der Bürgermeister am Donnerstag bei der aus diesem Anlass organisierten Feierstunde deutlich.
Dazu war aus Stuttgart der Landesrabbiner der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württembergs (IRGW), Netanel Wurmser, angereist. Mit dabei waren zudem Dr. Christoph Bittel und Martin Heuwinkel, Ingrid Thomé-Reinhard und Ulrich Schönberger von der Stiftung Jüdisches Museum Creglingen sowie Albert Krämer und Stadträtin Anita Bone-Czerniejewski.
Albert Krämer machte einige Angaben zur Person des am 24. Dezember 1866 in Archshofen geborenen Ferdinand Löwenthal, der als drittes von fünf Kindern des Ehepaares Anselm Löwenthal und seiner aus Dittigheim stammenden Frau Johanna, geborene Steinhardt, in Archshofen aufwuchs. Dort lebten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mehrere Löwenthal-Familien.
1882 zogen vier von ihnen mit insgesamt 25 Personen nach Rothenburg, Ferdinand Löwenthal aber blieb in seiner Heimatgemeinde. Am 1. Juli 1901 heiratete er Betty Staudecker aus dem badischen Merchingen, die Trauung in Würzburg vollzog ein Rabbiner namens Bamberger. 'Ferdinand Löwenthal war ein angesehener Bürger und das einzige Mitglied jüdischen Glaubens im 1868 gegründeten Männer-Gesangverein', verdeutlichte Krämer. Auf einem Foto von 1902, das anlässlich der Fahnenweihe entstand, ist Ferdinand Löwenthal zu sehen. Gestorben ist er am 27. Dezember 1932 im Alter von 66 Jahren, kurz nachdem er sich in Bad Mergentheim einer Operation unterziehen musste. Der Landesrabbiner, Ulrich Schönberger und Martin Heuwinkel legten dann gemeinsam Hand an und befestigten die Inschriftenplatte wieder am Grabstein. Netanel Wurmser las aus dem 119. Psalm und sprach das Erinnerungsgebet für die Verstorbenen. Weiter machte Wurmser darauf aufmerksam, dass die hebräische Inschrift auf einen 'gradlinigen Menschen' hinweise, der ein 'koscheres Leben' geführt habe.
Da der Friedhof im Besitz der IRGW ist - für die Pflege ist die Stadt zuständig, die Kosten trägt das Land - nutzten die Anwesenden die Gelegenheit für einen Rundgang. An zahlreichen der aus Sandstein gefertigten Grabsteine nagt der Zahn der Zeit, doch bei einigen könnte eine fachgerechte Restaurierung den weiteren Zerfall aufhalten. Wie so häufig ist auch der Erhalt der Gräber eine Geldfrage, insofern 'sind Spenden immer willkommen', waren sich Uwe Hehn und der Landesrabbiner einig. Angesprochen wurde auch der Archshöfer Thora-Vorhang, der in der Stuttgarter Synagoge ausgestellt ist. Die Mitglieder der Stiftung würden diesen gerne bei einer Sonderausstellung im Museum zeigen. 'Da spricht nichts dagegen', sagte Wurmser, der sich selbst die Frage stellte, wie der Vorhang nach Stuttgart gekommen ist. 'Ich weiß es nicht.' Gleichwohl sei es ein schönes Zeichen, dass nicht alles zerstört wurde."  
Link zum Artikel (mit Foto)   

    
      

Links und Literatur

Links: 

Website der Stadt Creglingen  
Website des Zentralarchivs Heidelberg mit Informationen zum jüdischen Friedhof Creglingen   
Jüdisches Museum Creglingen: Informationsseite hier anklicken oder direkt:  www.juedisches-museum-creglingen.de  
Artikel in den "Fränkischen Nachrichten" vom 29.5.2002: "Myrah Adams aus Spurensuche in Creglingen" 
Seite des Jüdisch Historischen Vereins Augsburg zum jüdischen Friedhof in Creglingen     
Zur Seite über die jüdische Geschichte / ehemalige Synagoge in Creglingen (interner Link) 

Quellen:   

Hinweis auf online einsehbare Familienregister der jüdischen Gemeinde Creglingen 
In der Website des Landesarchivs Baden-Württemberg (Hauptstaatsarchiv Stuttgart) sind die Personenstandsregister jüdischer Gemeinden in Württemberg, Baden und Hohenzollern einsehbar: https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/struktur.php?bestand=5632     
Zu Creglingen sind vorhanden:  
J 386 Büschel 134: Geburts- und Sterberegister der jüdischen Gemeinde Creglingen (1855-1875)  http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-442329 
J 386 Büschel 135: Geburtsregister der jüdischen Gemeinde Creglingen (1897-1935)   http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-442330    
J 386 Büschel 136: Familienbuch 1759-1864   http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-442331   
J 386 Büschel 137: Familienbuch 1778-1873   http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-442332    
J 386 Büschel 138: Eheschließungen 1896-1928   http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-442333   
J 386 Büschel 139: Familienbuch ca. 1869-1928  http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-442334   
J 386 Büschel 140: Sterberegister 1897-1938     http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-442335  
J 386 Büschel 141: Gräberverzeichnis 1892   http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-442336          
 
Hinweis auf die Dokumentation der jüdischen Grabsteine in Baden-Württemberg des Landesdenkmalamtes Baden-Württemberg   
Im Bestand  https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/struktur.php?bestand=24368  auf der linken Seite bei "Creglingen" über das "+" zu den einzelnen Grabsteinen; es sind 373 Grabsteine dokumentiert.     
Im Bestand EL 228 b I Bü. 38 finden sich zum Friedhof Creglingen Belegungslisten, Belegungspläne, Dokumentation Grabstein 1 bis 373  http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=2-1896262         

 Literatur:  

Claudia Heuwinkel: Jüdisches Creglingen. Ein Gang durch die Stadt. 2001.   
S. Michal Antmann: Der jüdische Friedhof von Creglingen. Grunddokumentation im Auftrag der Stadt Creglingen. 1998. 
Franken FriedhBuch 01.jpg (49923 Byte)Eva Maria Kraiss/Marion Reuter: Bet Hachajim. Haus des Lebens. Jüdische Friedhofe in Württembergisch Franken. Künzelsau 2003. ISBN 3-89929-009-7.
(Kommentar des Webmasters: Außerordentlich schöner und informativer Bild- und Textband mit hervorragenden Fotos der Friedhöfe in Berlichingen, Braunsbach, Crailsheim, Creglingen, Dünsbach, Hohebach, Krautheim, Laibach, Michelbach an der Lücke, Niederstetten, Öhringen, Steinbach, Weikersheim) 

    
     

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 12. Juni 2016