Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Nenzenheim (Stadt Iphofen, Kreis Kitzingen)
Jüdische Geschichte / Synagoge 
(erstellt unter Mitarbeit von Elisabeth Böhrer)  

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen 
Sonstiges   
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen   
bulletLinks und Literatur   

Hinweis: vor der Kreisreform 1972 gehörte Nenzenheim zum ehemaligen Kreis Scheinfeld und damit zu Mittelfranken.    
    
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)     
   
In Nenzenheim bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938/40. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück (Aufnahmen durch den Fürst von Schwarzenberg). 1796 lebten drei jüdische Familien am Ort.
  
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1809/19 64 jüdische Einwohner (9,6 % von insgesamt 667 Einwohnern), 1830 64 (9,1 % von 706), 1875 69 (9,8 % von 706), 1880 94 (13,1 % von 715), 1900 60 (10,2 % von 591), 1910 37 (6,6 % von 560). 
   
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge, eine Religionsschule und ein rituelles Bad. Die Toten der Gemeinde wurden zunächst im jüdischen Friedhof in Rödelsee, danach in Hüttenheim beigesetzt (vgl. Bericht zur Beisetzung von Emma Flamm geb. Eisenmann unten). Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Religionslehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war (vgl. Ausschreibungen der Stelle unten). Die jüdische Gemeinde gehörte von 1838 bis 1880 zum Distriktsrabbinat Welbhausen, danach zum Distriktsrabbinat Kitzingen.
  
Im Ersten Weltkrieg fiel aus der jüdischen Gemeinde Hermann (Hirsch) Hirschmann (geb. 27.9.1885 in Nenzenheim, gef. 4.10.1917). Sein Name steht auf dem Kriegerdenkmal für die Gefallenen der Weltkriege in der Ortsmitte.
   
Um 1924, als noch 29 jüdische Gemeindeglieder gezählt wurden (5,4 % von insgesamt insgesamt 541 Einwohnern), war Vorsteher der Gemeinde Otto Schneider. Auch 1932 ist er als Vorsitzender vermerkt. Als Lehrer kam 1932 Max Heippert aus Kitzingen in die Gemeinde. Er unterrichtete im Schuljahr 1931/32 zwei jüdische Kinder am Ort. An jüdischen Vereinen gab es eine Ortsgruppe der Zionisten-Vereinigung. 
   
1933 wurden noch 32 jüdische Einwohner gezählt (5,7 % von insgesamt 564; Volkszählung vom 16.6.1933). Auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts und der zunehmenden Repressalien verließen die meisten der jüdischen Einwohner in den folgenden Jahren den Ort. Einige Familien blieben bis 1937/38. Die jüdischen Kinder wurden noch 1935/36 durch die Lehrer aus Scheinfeld und Giebelstadt unterrichtet. Am 1. Januar 1937 waren noch 22 jüdische Personen am Ort, von denen inzwischen acht unterstützungsbedürftig waren. Im Frühjahr 1937 wurde die Gemeinde dem Bezirksrabbinat Würzburg unterstellt.  Nach der Pogromnacht 1938 waren noch 14 jüdische Personen am Ort verbliebe (1. Januar 1939). Insgesamt konnten acht der jüdischen Einwohner in die USA emigrieren, fünf nach Palästina. Von den letzten vier jüdischen Einwohner wurden zwei im April 1942 von Nenzenheim aus über Würzburg nach Izbica deportiert, die anderen zwei im Juni 1942 über Fürth in das Ghetto Theresienstadt (Angaben nach Gedenkbuch des Bundesarchivs).  
 
Von den in Nenzenheim geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und dem Gedenkbuch des Bundesarchives Berlin; Ergänzungen und Korrekturen von Wolf-Dieter Gutsch, Stand 4.1.2023): Bettina (Dina) Adler geb. Hahn (1893), Lina Bach geb. Flamm (1883), Rosa Bertuch geb. Schneider (1878), Ephraim (Efraim) Flamm (1879), Gitta (Brigitte) Flamm (1886), Leopold Flamm (1873), Benno (Baruch) Hahn (1879), Fanny (Ferdel, Fradel) Hahn geb. Gutmann (1867), Friedrich (Hirsch) Hahn (1889), Heinrich Hahn (1871), Heinrich Hahn (1884), Lea Hahn (1870, Opfer der "Euthanasie"), Pauline (Paula) Hahn (1881), Sophie Hahn (1889), Babette Elisabeth Halberstadt geb. Schneider (1876), Jette Hausmann (1872), Meta Hausmann (1899), Philipp (Pfeifer) Hausmann (1878), Lina Heinemann geb. Hausmann (1869), Frieda Hellmann geb. Hahn (1902), Lina Heß geb. Hahn (1896), Klara (Geta) Hirschmann (1879), Samson Löb Hirschmann (1875), Ida Hutzler geb. Flamm (1877), Mina Künstler geb. Rindsberg (1898), Karolina Löwenthal geb. Samfeld (1877), Isaak (Eisig) Mayer (1868), Rosa Mayer geb. Rindsberg (1864), Max Rindsberg (1867), David Samfeld (1881), Adolf Schneider (1896), Otto (Oscher) Schneider (1870), Fanny Stein geb. Samfeld (1878).
     
     
     
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
     
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1872 / 1878 / 1887

Nenzenheim Israelit 21021872.jpg (60350 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Februar 1872: "Bei der hiesigen israelitischen Kultusgemeinde ist die Stelle eines Religionslehrers und Vorsängers, womit auch das Schächteramt verbunden ist, in Erledigung gekommen und sofort zu besetzen. 
Der Jahresgehalt für den Lehrer- und Vorsängerdienst ist Gulden 250.- fix. Nebenverdienste und Einfünfte für Schächten ca. Gulden 100.-, freie Wohnung und Holz. 
Reflektanten wollen sich an den unterfertigen Kultus-Vorstand wenden. 
Nenzenheim bei Markt-Eierheim, in Februar 1872. Feist Rindsberger, Kultus-Vorstand."  
 
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Mai 1878: "Die hiesige israelitische Religionsschul-, Vorsänger- und Schächterstelle ist in Erledigung gekommen. Dieselbe hat einen fixen Gehalt von 600 Reichsmark, für Gebühren der Schächterfunktion 100 Reichsmark, an Nebenverdiensten 100 Reichsmarkt nebst freier Wohnung. Bewerber um obige Stelle wollen ihre Gesuche baldigst an den Unterzeichneten stellen. 
Nenzenheim (Mittelfranken), am 26. April 1878. Ephraim Hahn, Kultus-Vorstand."
  
Nenzenheim Israelit 14071887.jpg (51922 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Juli 1887: "Die hiesige Lehrer-, Schächter- und Vorbeterstelle kommt mit 1. Oktober in Erledigung. Mit derselben ist ein Einkommen verbunden von Fixum Mark 400, für Schechita und sonstige Einkünfte Mark 300, Summa Mark 700 nebst freier Wohnung. 
Unverheiratete Bewerber wollen ihre Zeugnisse an den Unterzeichneten senden. 
Nenzenheim (Mittelfranken), 1. Juli 1887, Ephraim Hahn, Kultus-Vorstand."

    
Zum Tod von Lehrer Julius Bernstein (gest. 1928, Lehrer in Nenzenheim um 1870)  

Hirschaid BayrGZ 15111928.jpg (123436 Byte)Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Zeitung" vom 15. November 1928: "Abraham Rau - Julius Bernstein. Wieder sind uns zwei liebe Freunde und treue Kollegen durch den Tod entrissen worden. Am 14. Oktober starb Hauptlehrer a.D. Abraham Rau in Hirschaid, ihm folgte am 26. Oktober Lehrer Julius Bernstein von Mainbernheim ins Grab. 
Rau gehörte zu den immer seltener werdenden Beamten, deren ganze Lebensarbeit einer einzigen Gemeinde gewidmet ist. Kurz nach seinem im Jahre 1883 erfolgten Seminaraustritt kam er nach Hirschaid, wo er, zuerst als Religionslehrer, dann vom Jahre 1903 ab als Volksschullehrer, im ganzen 46 Jahre wirkte. Auch als vor einigen Jahren seine Schule infolge Kindermangels aufgelöst wurde, blieb er seiner Gemeinde, die wie zu einem Vater zu ihm aufschaute, treu. Die hohe und allseitige Verehrung, deren er sich erfreute, fand bei seiner Beerdigung ebenso beredte wie ergreifenden Ausdruck. Auch unserem Vereine, dem er seit 1884 angehörte, war Rau der Getreuesten einer. Durch das Vertrauen der Mitglieder wurde er in die Verwaltung berufen, in der er mehrere Jahre in sachlichem Ernste und hingebungsvollem Eifer mitarbeitete. Den Dank, den wir dem Heimgegangenen wollen, rief ihm der 2. Vorsitzende unseres Vereins, Herr Dr. Bamberger (Nürnberg), ins offene Grab nach. 
Im Gegensatz zu Rau war Bernstein in einer ganzen Reihe von Gemeinden in den verschiedensten Teilen unseres deutschen Vaterlandes tätig. Von Nenzenheim, seinem ersten Anstellungsorte, führte ihn die berufliche Laufbahn über Oberhessen und die ehemalige Provinz Posen nach Graudenz, wo er 26 Jahre wirkte. Als 63jähriger griff er nochmals zum Wanderstabe, da er nach dem Übergange von Graudenz an Polen der deutschen Heimat treu bleiben wollte In Mainbernheim, unweit seines ersten Wirkungskreises fand er ein neues Feld der Betätigung und erwarb sich hier durch sein schlichtes, anspruchsloses Wesen in allen Kreisen Liebe und Wertschätzung. Vor kurzem erst in den Ruhestand eingetreten, hat ihn nun der Tod zur Ruhe der ewigen Heimat heimgeholt.
Wir werden den dahingeschiedenen Kollegen ein treues und dauerndes Andenken bewahren."   

  
  "Raue Sitten" im Umgang mit dem jüdischen Lehrer durch den Vorstand der Gemeinde (1890)   

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Oktober 1890: "Aus Mittelfranken. In der Gemeinde zu N. (Nenzenheim) wirkte mein Vorgänger B. ca. 5 Jahre; als ich dorthin kam, sah ich, dass dessen leistungen in der Schule anerkennenswert und die Schule eine gute war. Die Stelle ernährt einen Mann nur unter großen Entbehrungen. B. beabsichtigte deshalb, seine Stelle zu verbessern, denn er war schon längst in die Jahre gekommen, in denen man eine Familie zu gründen pflegt. Was geschah? Als die Gemeinde Kunde von dem 'schlechten' Vorhaben ihres Lehrers erhielt, wurde ihm sofort - gekündigt; B. hatte noch keine andere Stelle und hätte durch seine 'schlechten Absichten' leicht brotlos werden können; nun, Gott Lob, so weit kam's nicht. Mir erging es nicht besser. Nachdem ich zwei Jahre in Nenzenheim war, habe ich mich um eine Stelle, die das doppelte Erträgnis aufweist, beworben und dieselbe auch erhalten; ich stand im sogenannten besten Einvernehmen mit der Gemeinde, teilte dem Vorstande mit, dass ich am 14. September aus besagtem Grunde meine Stelle in Nenzenheim verlassen würde. Nun höre man die darauf folgende 'Eröffnung' des Vorstehers, 'ich sei sofort meinen Funktionen enthoben, was dadurch betätigt wurde, dass man mich bei dem nächsten Gottesdienste - gelinde gesagt - am Vorbeterpult wegschrie; auch eine Strafe glaubte der Vorsteher mir auferlegen zu können. Er erklärte mir, ich hätte mein ganzes Vierteljahres-Gehalt verwirkt. Also am 19. August enthebt mich der Kultusminister,     
pardon, der Kultusvorsteher meiner Funktionen und vom 1. Juli habe ich mein Gehalt verwirkt!! 
Die Behörde hat herauf die Angelegenheit zu meinen Gunsten entschieden. Sofort nach der Enthebung von meiner Stelle wurde dieselbe mit einer Gehaltserhöhung von 100 Mark - nämlich mit 500 Mark - ausgeschrieben; oft freute ich mich darüber, denn ich dachte, die Gemeinde sei jetzt klüger geworden. Aber es war leider - Täuschung. Noch nicht ganz ein Jahr wirkt mein Nachfolger in Nenzenheim und schon ist sein Gehalt zuerst auf 400 Mark und endlich sogar auf 350 Mark zugeschnitten worden. das Ausschreiben von 500 Mark scheint also nur eine Lockspeise gewesen zu sein.   
(Solche Gemeinden verdienen mit Namen benannt zu werden, damit sich Bewerber um Lehrerstellen vorsehen können. Doch meinen wir, dass der Herr Korrespondent zu subjektiv urteile. In Bayern kann keinem Lehrer ohne Genehmigung der Regierung gekündigt, ihm also auch sein Gehalt nicht gekürzt werden. Die Sachen werden wohl etwas anders liegen; trotzdem verdient ein solches Vorgehen, dass es von der Öffentlichkeit verurteilt werde! Red.)."
  
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Dezember 1890: "Aus Stadt und Land. Aus Mittelfranken. Die pädagogische Beilage zu Nr. 78 und 79 des 'Israelit' enthält einen Artikel 'Aus Mittelfranken', worin die Gemeinde N. und ihr vorstand einer scharfen Kritik unterzogen sind.  
Ich würde es sicher nicht der Mühe wert gefunden haben, darauf zu entgegnen, wenn nicht die verehrliche Redaktion in einem Zusatze bemerkt hätte, 'solche Gemeinden verdienen namhaft gemacht zu werden.'  
Nun wohl; die betreffende Gemeinde heißt Nenzenheim, ihr Kultusminister, pardon Kultusvorsteher ist der Unterfertigte.  
Zur Richtigstellung des betreffenden Artikels habe ich Folgendes hervorzuheben: 
Der Herr Korrespondent scheint es unserer Stelle zum besonderer Vorwurf machen zu wollen, dass dieselbe nur unter großen Entbehrungen einen Mann zu ernähren vermag. Über die finanziellen Erträgnisse hier hat sich noch kein Lehrer beklagt, wenn sich seine Ausgaben in dem gewöhnlichen Rahmen bewegt hat. Andernfalls hat die hiesige Gemeinde noch niemand gezwungen, diese Stelle anzunehmen, da die Erträgnisse derselben durch mich den Reflektanten stets bekannt gemacht werden.  
Völlig unwahr ist die Behauptung des Korrespondenten, die Behörde habe die Angelegenheit zu seinen Gunsten entschieden. Auf die Beschwerde des Herrn hat das königliche Bezirksamt Rheinfels wegen Zahlen des Gehaltes einen Vergleich angebahnt, der auch zustande kam. Ein Urteil erging überhaupt in dieser Sache nicht. Was nun die Schlussbemerkung des Korrespondenten hinsichtlich unseres jetzigen Lehrers anbetrifft, so wird sich derselbe wohl für einen solchen Anwalt bedanken und das Geeignete selbst veröffentlichen.*)
Ephraim Hahn (für Kahn), Kultusvorstand." 
*) Wir haben auch eine Entgegnung dieses Herrn erhalten, sehen aber, da durch Vorstehendes die Tatsachen berichtigt sind, von deren Veröffentlichung ab und schließen hiermit die Polemik in dieser Sache. Red."   

       
       
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde 
Silberne Hochzeit von Gemeindevorsteher Ephraim Hahn und Frau Lea (1900)

Nenzenheim Israelit 06091900.JPG (127107 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. September 1900: "Nenzenheim, 3. September 1900. Am 25. vorigen Monats feierten Herr Ephraim Hahn und Frau Lea Hahn das Fest ihrer silbernen Hochzeit. Alles wetteiferte, durch Glückwünsche und Geschenke, von hier und auswärts, dem Jubelpaar ihre Liebe und Dankbarkeit zu bezeigen. Herr Ephraim Hahn verdient es, dass sein Name öffentlich genannt wird, denn seit 24 Jahren versieht er das Amt eines Kultusvorstehers mit Umsicht und Treue. Schon 30 Jahre sind es, seitdem er das Amt eines Vorbeters an den hohen Feiertagen und auch zu sonstigen Zeiten unentgeltlich mitversieht. Unbeschreiblich aber ist sein Wohl tun, wie er nur Gutes zu stiften trachtet und Jedermann, der sich seinem Hause nähert, mit Rat und Tat beisteht. Aber auch die Gattin seiner Hauses repräsentiert vollständig die Tugenden eines echt jüdischen Weibes, indem sie von Gottesfurcht, Bescheidenheit und edlem Wohl tun durchdrungen ist. 
Den Glanzpunkt des Festes bildete es aber, als die Kultusgemeinde durch ihren zweiten Vorsteher, den treuen Vertreter des echten, unverfälschten Judentums, Herrn Koschmann Flamm, ihren Dank durch Überreichung eines prachtvollen silbernen Chanukkaleuchters zum Ausdruck zu bringen suchte. In rührenden, einfachen und schlichten Worten dankte nach dem Schlusse des Sabbatminchagebetes Herr Ephraim Hahn seiner Gemeinde und versprach, weiterhin der Gemeinde und jedem Einzelnen, soviel in seinen Kräften, beizustehen. H. Lind, Lehrer.

  
Zum Tod von Emma Flamm geb. Eisenmann (1911)

Nenzenheim Israelit 09111911.jpg (114820 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. November 1911: "Nenzenheim (Mittelfranken), 29. Oktober (1911). Letzten Donnerstag haben wir Frau Emma Flamm - sie ruhe in Frieden - zur Beisetzung gebracht. Ein Herzschlag hatte ihrem Leben plötzlich ein Ende bereitet. Die außergewöhnlich große Beteiligung bei der Beerdigung legte von der sehr großen Beliebtheit der Verklärten beredtes Zeugnis ab. Hervorgegangen aus der schon seit Jahrhunderten durch wahre Frömmigkeit berühmt gewordene Familie Eisenmann in Marktbreit, war sie stets bestrebt, auch in ihrem Familienkreis Gottesfurcht zu verbreiten, und so ist es ihr gelungen, vereint mit ihrem Manne, ihre sämtlichen Kinder zu wahren Jehudim zu erziehen. Hervorragendes hat die Verklärte besonders auf dem Gebiete der Wohltätigkeit geleistet. Freiwillige Krankenpflege und die Gebote bei (im Umgang mit) Toten waren bei ihr etwas Selbstverständliches. Stets war ihr Haus den Armen geöffnet, und wurden diese daselbst nach jüdischer Art gespeist. Wohl niemals hat ein Hungriger bei ihr umsonst bittend vorgesprochen. Dass in einem solchen Hause jedermann gerne verkehrte, bedarf keiner weiteren Erwähnung. Im Sterbehause schilderte Herr Lehrer Sichel aus Kleinsteinach in meisterhafter Weise die hohen Verdienste und das Wirken der Verstorbenen; auf dem Begräbnisplatz im nahen Hüttenheim nahm Herr Oppenheimer aus Marktbreit das Wort, um die Tugenden der Verstorbenen hervorzuheben. Möge der schwer geprüfte Gatte und die ihrer Mutter beraubten Kinder in dem guten Namen der Verblichenen Trost finden. Auch wir werden ihr Andenken in Ehren halten. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." 

    
     
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Einzelpersonen  

Heiratsanzeige von Isaak Hess und Lina Hahn (1928)  

Geroda Israelit 06121928.jpg (28959 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. Dezember 1928: "Isaak Hess - Lina Hess geb. Hahn. Vermählte. 
Geroda - Nenzenheim /Bayern. Trauung, 16. Dezember, Hotel Katzmann, Würzburg."   

     
   
  
Sonstiges        
Erinnerungen an die Auswanderungen im 19. Jahrhundert: 
Grabstein in New York für 
Rosa Fogel aus Nenzenheim (gest. 1887)     
Anmerkung: das Grab befindet sich in einem jüdischen Friedhof in NY-Brooklyn; der Geburtsname von Rosa Fogel wird nicht mitgeteilt.      

Nenzenheim NY Cyprus 1722.jpg (71203 Byte)   Nenzenheim NY Cyprus 1722a.jpg (46924 Byte) Grabstein "In Memory 
of our beloved Mother Rosa Fogel  
Born in Nenzenheim Bavaria  
Died April 8,1887, Aged 80 years".    

   
   
   
Zur Geschichte der Synagoge       
 
Zunächst war ein Betsaal oder eine erste Synagoge vorhanden.      
    
1895 konnte eine neue Synagoge erhaut werden. Die Einweihung war im Oktober/November 1895. Der Bericht über die Einweihung in der Zeitschrift "Der Israelit" Nr. 96 1895 konnte noch nicht besorgt werden. Ein ergänzender Bericht erschien Anfang 1896:  
   
Zur Einweihung der Synagoge Ende 1895 

Nenzenheim Mfr Israelit 02011896.jpg (67772 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Januar 1896: "Der Bericht in Nr. 96 Ihres geschätzten Blattes über die Synagogeneinweihung in Nenzenheim bedarf noch einer Ergänzung dahin, dass sämtliche Gesänge bei der Feier wie Mismor LeTora, Ma Towu, Ein kemocha, Seu Schearim etc. etc. von Herrn Lehrer N. Herz in Prichsenstadt vorgetragen wurden. Herr Herz entledigte sich seiner Aufgabe so vorzüglich, dass Herr Bezirksamtmann von Schönfeld, der als Ehrengast der Feier beiwohnte, nach Beendigung derselben sich Herrn Herz in Gegenwart der ganzen Versammlung durch den Kultusvorstand Herrn Hahn vorstellen ließ und seine vollste Anerkennung über den vorzüglich geschulten Gesang ausdrückte. Auch Herr Distriktsrabbiner Adler, Kitzingen, äußerte sich lobenswert darüber. Nicht minder wurde Herrn Herz von den meisten Anwesenden, Juden und Nichtjuden allgemeines Lob gespendet."

Beim Novemberpogrom 1938 wurde im Innenraum der Synagoge Feuer gelegt, wodurch die Inneneinrichtung und die Ritualien zerstört wurden. Die jüdischen Einwohner wurden in das der Gemeinde gehörende Wohnhaus gebracht und dort bis in die Abendstunden festgehalten. 
  
Das Synagogengebäude blieb erhalten und wurde nach 1945 zu einem Wohnhaus umgebaut. Eine Gedenktafel für die Synagoge konnte an diesem Haus nicht angebracht werden. Sie befindet sich im Torturm bei der Kirche des Ortes. 
   
   
Adresse/Standort der SynagogeKrassolzheimer Straße 4  
   
    
Fotos
(farbige Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 12.5.2006)   

Historische Aufnahme   
  Historische Ansichtskarte von Nenzenheim mit der Synagoge 
(Karte wurde vom Webmaster 2018 bei einer Auktion entdeckt; die Karte konnte jedoch leider nicht ersteigert werden)  
     
Die ehemalige Synagoge - zu 
einem Wohnhaus umgebaut
Nenzenheim Synagoge 200.jpg (119710 Byte)  
  Am Synagogengebäude selbst befindet 
sich keine Hinweistafel
 
     
Die Gedenktafel für die Synagoge -
 im Torturm bei der Kirche
Nenzenheim Synagoge 202.jpg (43493 Byte) Nenzenheim Synagoge 201.jpg (54845 Byte)
  "In Nenzenheim bestand bis 1938 eine jüdische Kultusgemeinde. Synagoge Krassolzheimer Straße 4.
 Zur Erinnerung an unsere jüdischen Mitbürger".
     

   
      

Links und Literatur  

Links:   

bulletWebsite der Stadt Iphofen  
bulletPrivate Website zu Nenzenheim  
bulletDer Name des Gefallenen des Ersten Weltkrieges auf einer Seite des Hauses der Bayerischen Geschichte 

Literatur:  

bulletBaruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979 S. 200-201.
bulletIsrael Schwierz:  Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany - Bavaria. Hg. von Yad Vashem 1972 (hebräisch) S. 336-338.   

   
    


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Nenzenheim  Middle Franconia. The Jewish community dates from the late 18th century. The Jewish population reached 94 in 1880 (total 715) and a synagogue was built in 1892. In 1933, 32 Jews remained, 14 left before November 1938, including eight to the United States and five to Palestine, and the rest after Kristallnacht (9-10 November 1938), when the synagogue was set on fire.  
    
     

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 30. Juni 2020