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Unterfranken"
Nenzenheim (Stadt
Iphofen, Kreis Kitzingen)
Jüdische Geschichte / Synagoge
(erstellt unter Mitarbeit von Elisabeth Böhrer)
Übersicht:
Hinweis: vor der Kreisreform 1972 gehörte Nenzenheim zum
ehemaligen Kreis Scheinfeld und damit zu Mittelfranken.
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Nenzenheim bestand eine jüdische Gemeinde bis
1938/40. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück
(Aufnahmen durch den Fürst von Schwarzenberg). 1796 lebten drei
jüdische Familien am Ort.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt:
1809/19 64 jüdische Einwohner (9,6 % von insgesamt 667 Einwohnern), 1830 64
(9,1 % von 706), 1875 69 (9,8 % von 706), 1880 94 (13,1 % von 715), 1900 60
(10,2 % von 591), 1910 37 (6,6 % von 560).
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge, eine
Religionsschule und ein rituelles Bad. Die Toten der Gemeinde wurden zunächst
im jüdischen Friedhof in Rödelsee, danach
in Hüttenheim beigesetzt (vgl. Bericht
zur Beisetzung von Emma Flamm geb. Eisenmann unten). Zur Besorgung religiöser
Aufgaben der Gemeinde war ein Religionslehrer angestellt, der zugleich als
Vorbeter und Schochet tätig war (vgl. Ausschreibungen der Stelle unten). Die jüdische Gemeinde gehörte von 1838 bis 1880 zum
Distriktsrabbinat Welbhausen, danach zum Distriktsrabbinat
Kitzingen.
Im Ersten Weltkrieg fiel aus der jüdischen Gemeinde Hermann (Hirsch)
Hirschmann (geb. 27.9.1885 in Nenzenheim, gef. 4.10.1917).
Sein Name steht auf dem Kriegerdenkmal für die Gefallenen der Weltkriege in der
Ortsmitte.
Um 1924, als noch 29 jüdische Gemeindeglieder gezählt wurden
(5,4 % von insgesamt insgesamt 541 Einwohnern), war Vorsteher der Gemeinde Otto
Schneider. Auch 1932 ist er als Vorsitzender vermerkt. Als Lehrer kam 1932 Max
Heippert aus Kitzingen in die Gemeinde. Er
unterrichtete im Schuljahr 1931/32 zwei jüdische Kinder am Ort. An jüdischen
Vereinen gab es eine Ortsgruppe der Zionisten-Vereinigung.
1933 wurden noch 32 jüdische Einwohner gezählt (5,7 %
von insgesamt 564; Volkszählung vom 16.6.1933). Auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts und der
zunehmenden Repressalien verließen die meisten der jüdischen Einwohner in den
folgenden Jahren den Ort. Einige Familien blieben bis 1937/38. Die jüdischen
Kinder wurden noch 1935/36 durch die Lehrer aus Scheinfeld und Giebelstadt
unterrichtet. Am 1. Januar 1937 waren noch 22 jüdische
Personen am Ort, von denen inzwischen acht unterstützungsbedürftig waren. Im
Frühjahr 1937 wurde die Gemeinde dem Bezirksrabbinat Würzburg
unterstellt. Nach der Pogromnacht 1938 waren noch 14 jüdische Personen am
Ort verbliebe (1. Januar 1939). Insgesamt konnten acht der jüdischen Einwohner
in die USA emigrieren, fünf nach Palästina. Von den letzten vier jüdischen Einwohner wurden
zwei im April 1942 von Nenzenheim aus über Würzburg nach Izbica deportiert,
die anderen zwei im Juni 1942 über Fürth in das Ghetto Theresienstadt (Angaben
nach Gedenkbuch des Bundesarchivs).
Von den in Nenzenheim geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und dem
Gedenkbuch des Bundesarchives Berlin; Ergänzungen und Korrekturen von
Wolf-Dieter Gutsch, Stand 4.1.2023): Bettina (Dina) Adler geb. Hahn (1893), Lina Bach
geb. Flamm (1883), Rosa Bertuch geb. Schneider (1878), Ephraim (Efraim) Flamm (1879), Gitta
(Brigitte) Flamm
(1886), Leopold Flamm (1873), Benno (Baruch) Hahn (1879), Fanny (Ferdel, Fradel)
Hahn geb. Gutmann (1867), Friedrich
(Hirsch) Hahn (1889), Heinrich Hahn (1871), Heinrich Hahn (1884), Lea Hahn
(1870, Opfer der "Euthanasie"), Pauline (Paula) Hahn (1881),
Sophie Hahn (1889), Babette Elisabeth Halberstadt geb. Schneider (1876), Jette Hausmann (1872),
Meta Hausmann (1899), Philipp (Pfeifer) Hausmann (1878), Lina Heinemann geb.
Hausmann (1869), Frieda Hellmann geb. Hahn (1902), Lina Heß geb. Hahn (1896),
Klara (Geta) Hirschmann (1879), Samson Löb Hirschmann (1875), Ida Hutzler geb. Flamm
(1877), Mina Künstler geb. Rindsberg
(1898), Karolina Löwenthal geb. Samfeld (1877), Isaak (Eisig) Mayer (1868), Rosa Mayer geb. Rindsberg (1864), Max Rindsberg (1867), David Samfeld (1881), Adolf Schneider (1896), Otto
(Oscher) Schneider (1870), Fanny Stein geb. Samfeld (1878).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1872 / 1878 /
1887
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Februar 1872:
"Bei der hiesigen israelitischen Kultusgemeinde ist die Stelle eines
Religionslehrers und Vorsängers, womit auch das Schächteramt verbunden
ist, in Erledigung gekommen und sofort zu besetzen.
Der Jahresgehalt für den Lehrer- und Vorsängerdienst ist Gulden 250.-
fix. Nebenverdienste und Einfünfte für Schächten ca. Gulden 100.-,
freie Wohnung und Holz.
Reflektanten wollen sich an den unterfertigen Kultus-Vorstand
wenden.
Nenzenheim bei Markt-Eierheim, in Februar 1872. Feist Rindsberger,
Kultus-Vorstand." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Mai 1878: "Die
hiesige israelitische Religionsschul-, Vorsänger- und Schächterstelle
ist in Erledigung gekommen. Dieselbe hat einen fixen Gehalt von 600
Reichsmark, für Gebühren der Schächterfunktion 100 Reichsmark, an
Nebenverdiensten 100 Reichsmarkt nebst freier Wohnung. Bewerber um obige
Stelle wollen ihre Gesuche baldigst an den Unterzeichneten stellen.
Nenzenheim (Mittelfranken), am 26. April 1878. Ephraim Hahn,
Kultus-Vorstand." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Juli 1887: "Die
hiesige Lehrer-, Schächter- und Vorbeterstelle kommt mit 1. Oktober in
Erledigung. Mit derselben ist ein Einkommen verbunden von Fixum Mark 400,
für Schechita und sonstige Einkünfte Mark 300, Summa Mark 700 nebst
freier Wohnung.
Unverheiratete Bewerber wollen ihre Zeugnisse an den Unterzeichneten
senden.
Nenzenheim (Mittelfranken), 1. Juli 1887, Ephraim Hahn,
Kultus-Vorstand." |
Zum Tod von Lehrer Julius Bernstein (gest. 1928, Lehrer in Nenzenheim um 1870)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Zeitung" vom 15. November
1928: "Abraham Rau - Julius Bernstein. Wieder sind uns zwei
liebe Freunde und treue Kollegen durch den Tod entrissen worden. Am 14.
Oktober starb Hauptlehrer a.D. Abraham Rau in Hirschaid, ihm folgte am 26.
Oktober Lehrer Julius Bernstein von Mainbernheim ins Grab.
Rau gehörte zu den immer seltener werdenden Beamten, deren ganze
Lebensarbeit einer einzigen Gemeinde gewidmet ist. Kurz nach seinem im
Jahre 1883 erfolgten Seminaraustritt kam er nach Hirschaid, wo er, zuerst
als Religionslehrer, dann vom Jahre 1903 ab als Volksschullehrer, im
ganzen 46 Jahre wirkte. Auch als vor einigen Jahren seine Schule infolge
Kindermangels aufgelöst wurde, blieb er seiner Gemeinde, die wie zu einem
Vater zu ihm aufschaute, treu. Die hohe und allseitige Verehrung, deren er
sich erfreute, fand bei seiner Beerdigung ebenso beredte wie ergreifenden
Ausdruck. Auch unserem Vereine, dem er seit 1884 angehörte, war Rau der
Getreuesten einer. Durch das Vertrauen der Mitglieder wurde er in die
Verwaltung berufen, in der er mehrere Jahre in sachlichem Ernste und
hingebungsvollem Eifer mitarbeitete. Den Dank, den wir dem Heimgegangenen
wollen, rief ihm der 2. Vorsitzende unseres Vereins, Herr Dr. Bamberger
(Nürnberg), ins offene Grab nach.
Im Gegensatz zu Rau war Bernstein in einer ganzen Reihe von Gemeinden in
den verschiedensten Teilen unseres deutschen Vaterlandes tätig. Von Nenzenheim, seinem ersten
Anstellungsorte, führte ihn die berufliche
Laufbahn über Oberhessen und die ehemalige Provinz Posen nach Graudenz,
wo er 26 Jahre wirkte. Als 63jähriger griff er nochmals zum Wanderstabe,
da er nach dem Übergange von Graudenz an Polen der deutschen Heimat treu
bleiben wollte In Mainbernheim, unweit seines ersten Wirkungskreises fand
er ein neues Feld der Betätigung und erwarb sich hier durch sein
schlichtes, anspruchsloses Wesen in allen Kreisen Liebe und
Wertschätzung. Vor kurzem erst in den Ruhestand eingetreten, hat ihn nun
der Tod zur Ruhe der ewigen Heimat heimgeholt.
Wir werden den dahingeschiedenen Kollegen ein treues und dauerndes
Andenken bewahren." |
"Raue Sitten" im Umgang mit dem
jüdischen Lehrer durch den Vorstand der Gemeinde (1890)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Oktober 1890: "Aus
Mittelfranken. In der Gemeinde zu N. (Nenzenheim) wirkte mein
Vorgänger B. ca. 5 Jahre; als ich dorthin kam, sah ich, dass dessen
leistungen in der Schule anerkennenswert und die Schule eine gute war. Die
Stelle ernährt einen Mann nur unter großen Entbehrungen. B.
beabsichtigte deshalb, seine Stelle zu verbessern, denn er war schon
längst in die Jahre gekommen, in denen man eine Familie zu gründen
pflegt. Was geschah? Als die Gemeinde Kunde von dem 'schlechten' Vorhaben
ihres Lehrers erhielt, wurde ihm sofort - gekündigt; B. hatte noch keine
andere Stelle und hätte durch seine 'schlechten Absichten' leicht brotlos
werden können; nun, Gott Lob, so weit kam's nicht. Mir erging es nicht
besser. Nachdem ich zwei Jahre in Nenzenheim war, habe ich mich um eine
Stelle, die das doppelte Erträgnis aufweist, beworben und dieselbe auch
erhalten; ich stand im sogenannten besten Einvernehmen mit der Gemeinde,
teilte dem Vorstande mit, dass ich am 14. September aus besagtem Grunde
meine Stelle in Nenzenheim verlassen würde. Nun höre man die darauf
folgende 'Eröffnung' des Vorstehers, 'ich sei sofort meinen Funktionen
enthoben, was dadurch betätigt wurde, dass man mich bei dem nächsten
Gottesdienste - gelinde gesagt - am Vorbeterpult wegschrie; auch eine
Strafe glaubte der Vorsteher mir auferlegen zu können. Er erklärte mir,
ich hätte mein ganzes Vierteljahres-Gehalt verwirkt. Also am 19. August
enthebt mich der Kultusminister, |
pardon,
der Kultusvorsteher meiner Funktionen und vom 1. Juli habe ich mein Gehalt
verwirkt!!
Die Behörde hat herauf die Angelegenheit zu meinen Gunsten entschieden.
Sofort nach der Enthebung von meiner Stelle wurde dieselbe mit einer
Gehaltserhöhung von 100 Mark - nämlich mit 500 Mark - ausgeschrieben;
oft freute ich mich darüber, denn ich dachte, die Gemeinde sei jetzt
klüger geworden. Aber es war leider - Täuschung. Noch nicht ganz ein
Jahr wirkt mein Nachfolger in Nenzenheim und schon ist sein Gehalt zuerst
auf 400 Mark und endlich sogar auf 350 Mark zugeschnitten worden. das
Ausschreiben von 500 Mark scheint also nur eine Lockspeise gewesen zu
sein.
(Solche Gemeinden verdienen mit Namen benannt zu werden, damit sich
Bewerber um Lehrerstellen vorsehen können. Doch meinen wir, dass der Herr
Korrespondent zu subjektiv urteile. In Bayern kann keinem Lehrer ohne
Genehmigung der Regierung gekündigt, ihm also auch sein Gehalt nicht
gekürzt werden. Die Sachen werden wohl etwas anders liegen; trotzdem
verdient ein solches Vorgehen, dass es von der Öffentlichkeit verurteilt
werde! Red.)." |
|
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Dezember 1890:
"Aus Stadt und Land. Aus Mittelfranken. Die pädagogische Beilage zu
Nr. 78 und 79 des 'Israelit' enthält einen Artikel 'Aus Mittelfranken',
worin die Gemeinde N. und ihr vorstand einer scharfen Kritik unterzogen
sind.
Ich würde es sicher nicht der Mühe wert gefunden haben, darauf zu
entgegnen, wenn nicht die verehrliche Redaktion in einem Zusatze bemerkt
hätte, 'solche Gemeinden verdienen namhaft gemacht zu
werden.'
Nun wohl; die betreffende Gemeinde heißt Nenzenheim, ihr Kultusminister,
pardon Kultusvorsteher ist der Unterfertigte.
Zur Richtigstellung des betreffenden Artikels habe ich Folgendes
hervorzuheben:
Der Herr Korrespondent scheint es unserer Stelle zum besonderer Vorwurf
machen zu wollen, dass dieselbe nur unter großen Entbehrungen einen Mann
zu ernähren vermag. Über die finanziellen Erträgnisse hier hat sich
noch kein Lehrer beklagt, wenn sich seine Ausgaben in dem gewöhnlichen
Rahmen bewegt hat. Andernfalls hat die hiesige Gemeinde noch niemand
gezwungen, diese Stelle anzunehmen, da die Erträgnisse derselben durch
mich den Reflektanten stets bekannt gemacht werden.
Völlig unwahr ist die Behauptung des Korrespondenten, die Behörde habe
die Angelegenheit zu seinen Gunsten entschieden. Auf die Beschwerde des
Herrn hat das königliche Bezirksamt Rheinfels wegen Zahlen des Gehaltes
einen Vergleich angebahnt, der auch zustande kam. Ein Urteil erging
überhaupt in dieser Sache nicht. Was nun die Schlussbemerkung des
Korrespondenten hinsichtlich unseres jetzigen Lehrers anbetrifft, so wird
sich derselbe wohl für einen solchen Anwalt bedanken und das Geeignete
selbst veröffentlichen.*)
Ephraim Hahn (für Kahn), Kultusvorstand."
*) Wir haben auch eine Entgegnung dieses Herrn erhalten, sehen aber, da
durch Vorstehendes die Tatsachen berichtigt sind, von deren
Veröffentlichung ab und schließen hiermit die Polemik in dieser Sache.
Red." |
Berichte zu einzelnen Personen
aus der Gemeinde
Silberne Hochzeit von Gemeindevorsteher Ephraim Hahn und
Frau Lea (1900)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. September 1900:
"Nenzenheim, 3. September 1900. Am 25. vorigen Monats feierten Herr
Ephraim Hahn und Frau Lea Hahn das Fest ihrer silbernen Hochzeit. Alles
wetteiferte, durch Glückwünsche und Geschenke, von hier und auswärts,
dem Jubelpaar ihre Liebe und Dankbarkeit zu bezeigen. Herr Ephraim Hahn
verdient es, dass sein Name öffentlich genannt wird, denn seit 24 Jahren
versieht er das Amt eines Kultusvorstehers mit Umsicht und Treue. Schon 30
Jahre sind es, seitdem er das Amt eines Vorbeters an den hohen Feiertagen
und auch zu sonstigen Zeiten unentgeltlich mitversieht. Unbeschreiblich
aber ist sein Wohl tun, wie er nur Gutes zu stiften trachtet und
Jedermann, der sich seinem Hause nähert, mit Rat und Tat beisteht. Aber
auch die Gattin seiner Hauses repräsentiert vollständig die Tugenden
eines echt jüdischen Weibes, indem sie von Gottesfurcht, Bescheidenheit
und edlem Wohl tun durchdrungen ist.
Den Glanzpunkt des Festes bildete es aber, als die Kultusgemeinde durch
ihren zweiten Vorsteher, den treuen Vertreter des echten, unverfälschten
Judentums, Herrn Koschmann Flamm, ihren Dank durch Überreichung eines
prachtvollen silbernen Chanukkaleuchters zum Ausdruck zu bringen suchte.
In rührenden, einfachen und schlichten Worten dankte nach dem Schlusse
des Sabbatminchagebetes Herr Ephraim Hahn seiner Gemeinde und versprach,
weiterhin der Gemeinde und jedem Einzelnen, soviel in seinen Kräften,
beizustehen. H. Lind, Lehrer." |
Zum Tod von Emma Flamm geb. Eisenmann (1911)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. November 1911: "Nenzenheim
(Mittelfranken), 29. Oktober (1911). Letzten Donnerstag haben wir Frau
Emma Flamm - sie ruhe in Frieden - zur Beisetzung gebracht.
Ein Herzschlag hatte ihrem Leben plötzlich ein Ende bereitet. Die
außergewöhnlich große Beteiligung bei der Beerdigung legte von
der sehr großen Beliebtheit der Verklärten beredtes Zeugnis ab.
Hervorgegangen aus der schon seit Jahrhunderten durch wahre Frömmigkeit
berühmt gewordene Familie Eisenmann in Marktbreit, war sie stets bestrebt,
auch in ihrem Familienkreis Gottesfurcht zu verbreiten, und so ist
es ihr gelungen, vereint mit ihrem Manne, ihre sämtlichen Kinder zu
wahren Jehudim zu erziehen. Hervorragendes hat die Verklärte besonders
auf dem Gebiete der Wohltätigkeit geleistet. Freiwillige
Krankenpflege und die Gebote bei (im Umgang mit) Toten waren
bei ihr etwas Selbstverständliches. Stets war ihr Haus den Armen
geöffnet, und wurden diese daselbst nach jüdischer Art gespeist. Wohl
niemals hat ein Hungriger bei ihr umsonst bittend vorgesprochen. Dass in
einem solchen Hause jedermann gerne verkehrte, bedarf keiner weiteren Erwähnung.
Im Sterbehause schilderte Herr Lehrer Sichel aus Kleinsteinach in
meisterhafter Weise die hohen Verdienste und das Wirken der Verstorbenen;
auf dem Begräbnisplatz im nahen Hüttenheim nahm Herr Oppenheimer aus
Marktbreit das Wort, um die Tugenden der Verstorbenen hervorzuheben. Möge
der schwer geprüfte Gatte und die ihrer Mutter beraubten Kinder in dem guten
Namen der Verblichenen Trost finden. Auch wir werden ihr Andenken in
Ehren halten. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Einzelpersonen
Heiratsanzeige von Isaak Hess und Lina Hahn (1928)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. Dezember 1928:
"Isaak Hess - Lina Hess geb. Hahn. Vermählte.
Geroda - Nenzenheim /Bayern. Trauung,
16. Dezember, Hotel Katzmann, Würzburg." |
Sonstiges
Erinnerungen an die Auswanderungen im 19. Jahrhundert:
Grabstein in New York für Rosa Fogel
aus Nenzenheim (gest. 1887)
Anmerkung: das Grab befindet sich in einem jüdischen Friedhof in NY-Brooklyn;
der Geburtsname von Rosa Fogel wird nicht mitgeteilt.
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Grabstein
"In Memory
of our beloved Mother Rosa Fogel
Born in Nenzenheim Bavaria
Died April 8,1887, Aged 80 years". |
Zur Geschichte der Synagoge
Zunächst war ein Betsaal oder eine erste Synagoge vorhanden.
1895 konnte eine neue Synagoge erhaut werden. Die Einweihung
war im Oktober/November 1895. Der Bericht über die
Einweihung in der Zeitschrift "Der Israelit" Nr. 96 1895 konnte noch
nicht besorgt werden. Ein ergänzender Bericht erschien Anfang 1896:
Zur Einweihung der Synagoge Ende 1895
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Januar 1896: "Der
Bericht in Nr. 96 Ihres geschätzten Blattes über die Synagogeneinweihung
in Nenzenheim bedarf noch einer Ergänzung dahin, dass sämtliche Gesänge
bei der Feier wie Mismor LeTora, Ma Towu, Ein kemocha, Seu Schearim
etc. etc. von Herrn Lehrer N. Herz in Prichsenstadt vorgetragen wurden.
Herr Herz entledigte sich seiner Aufgabe so vorzüglich, dass Herr
Bezirksamtmann von Schönfeld, der als Ehrengast der Feier beiwohnte, nach
Beendigung derselben sich Herrn Herz in Gegenwart der ganzen Versammlung
durch den Kultusvorstand Herrn Hahn vorstellen ließ und seine vollste
Anerkennung über den vorzüglich geschulten Gesang ausdrückte. Auch Herr
Distriktsrabbiner Adler, Kitzingen, äußerte sich lobenswert darüber.
Nicht minder wurde Herrn Herz von den meisten Anwesenden, Juden und
Nichtjuden allgemeines Lob gespendet." |
Beim Novemberpogrom 1938 wurde im Innenraum der
Synagoge Feuer gelegt, wodurch die Inneneinrichtung und die Ritualien zerstört
wurden. Die jüdischen Einwohner wurden in das der Gemeinde
gehörende Wohnhaus gebracht und dort bis in die Abendstunden festgehalten.
Das Synagogengebäude blieb erhalten und wurde nach 1945 zu einem
Wohnhaus umgebaut. Eine Gedenktafel für die Synagoge konnte an diesem
Haus nicht angebracht werden. Sie befindet sich im Torturm bei der Kirche des
Ortes.
Adresse/Standort der Synagoge: Krassolzheimer Straße 4
Fotos
(farbige Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 12.5.2006)
Historische Aufnahme
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Historische
Ansichtskarte von Nenzenheim mit der Synagoge
(Karte wurde vom Webmaster 2018 bei einer Auktion
entdeckt; die Karte konnte jedoch leider nicht ersteigert werden)
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Die ehemalige Synagoge - zu
einem Wohnhaus umgebaut |
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Am Synagogengebäude selbst
befindet
sich keine Hinweistafel |
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Die Gedenktafel für die
Synagoge -
im Torturm bei der Kirche |
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"In
Nenzenheim bestand bis 1938 eine jüdische Kultusgemeinde. Synagoge
Krassolzheimer Straße 4.
Zur Erinnerung an unsere jüdischen
Mitbürger". |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
 | Baruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die
jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979
S. 200-201. |
 | Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in
Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische
Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. |
 | Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany -
Bavaria. Hg. von Yad Vashem 1972 (hebräisch) S. 336-338. |

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Nenzenheim Middle Franconia.
The Jewish community dates from the late 18th century. The Jewish population
reached 94 in 1880 (total 715) and a synagogue was built in 1892. In 1933, 32
Jews remained, 14 left before November 1938, including eight to the United
States and five to Palestine, and the rest after Kristallnacht (9-10
November 1938), when the synagogue was set on fire.

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