Eingangsseite
Aktuelle Informationen
Jahrestagungen von Alemannia Judaica
Die Mitglieder der
Arbeitsgemeinschaft
Jüdische Friedhöfe
(Frühere und bestehende) Synagogen
Übersicht: Jüdische Kulturdenkmale
in der Region
Bestehende jüdische Gemeinden
in der Region
Jüdische Museen
FORSCHUNGS-
PROJEKTE
Literatur und Presseartikel
Adressliste
Digitale Postkarten
Links
| |
zurück zur Übersicht "Synagogen in der Region"
zurück zur Übersicht "Synagogen in Rheinland-Pfalz"
zur
Übersicht "Synagogen im Landkreis Mainz-Bingen und Stadtkreis Mainz"
Oppenheim (VG
Rhein-Selz, Landkreis
Mainz-Bingen)
Jüdische Geschichte / Synagogen
(erstellt unter Mitarbeit von Wolfgang Kemp,
Oppenheim)
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
(english version)
In der früheren freien Reichsstadt Oppenheim gab es bereits im
Mittelalter eine jüdische Gemeinde. In einer Reichssteuerliste von 1242 werden
Juden in der Stadt erstmals genannt. Sie lebten vor allem vom Geldverleih. Die
bedeutendste Stellung hatte hierbei ein Jud Anselm inne, der zwischen 1285 und 1305
bei zahlreichen Geldgeschäften genannt wird. Ein reges geistiges Leben prägte
die Gemeinde. Die Gelehrten Oppenheims waren auch in umliegenden Städten
anerkannt. Eine wertvolle Pentateuchhandschrift aus Oppenheim wird in der
Ambrosiana in Mailand aufbewahrt. Ende Juli 1349 wurden bei der allgemeinen
Judenverfolgung während der Pestzeit auch die Juden Oppenheims erschlagen.
Unter den Märtyrern war auch der Rabbiner Joel haKohen. Das jüdische
Wohngebiet lag in der "Judengasse", die erstmals 1388 genannt wird.
Sie lag im südwestlichen Viertel der Altstadt (heute Am Stadtgraben und
Rathofstraße).
Nach der Verfolgung von 1349 lebten Juden vermutlich wieder seit 1355 in
Oppenheim, sicher seit 1366. 1391 wurden die Juden für einige Jahre
ausgewiesen. 1444 lebten wieder vier jüdische Familien in der Stadt. Auch jetzt
betätigten sich diese vor allem im Geldhandel. Die Gemeinde hatte mehrere
Rabbiner. Weiterhin ist von einem regen geistigen Leben der jüdischen Gemeinde
auszugehen. 1415 umfasste die Bibliothek eines Juden über 100 Handschriften,
darunter einige philosophische und kabbalistische. Zwischen 1543 und 1548 verließen die
Juden die Stadt (vielleicht nicht alle, dazu gezwungen oder freiwillig) und
siedelten sich in Ortschaften der Umgebung an.
Auch im 17. und 18. Jahrhundert
lebten Juden in Oppenheim (1674 drei Familien, 1722 acht Familien, 1765 zehn
Familien).
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden bei einer Volkszählung 1804 74 Juden
gezählt. Bis 1824 stieg die Zahl auf 162, 1861 184 Personen. Seit dem letzten Viertel
des 19. Jahrhunderts ging die Zahl langsam zurück. Die jüdische Gemeinde
gehörte zum Bezirksrabbinat Mainz.
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule (von
1830 bis 1849 Konfessions-/Elementarschule, danach Religionsschule), ein rituelles Bad und ein
jüdischer Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war im 19.
Jahrhundert während des Bestehens der Konfessionsschule ein Elementarlehrer (seit
1836 Lehrer David Schönhof, siehe
Artikel unten, seit 1847 und mindestens bis 1875 Lehrer Samuel
Stettenheimer) angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig
war. Nach Auflösung der Konfessionsschule 1849 war der Lehrer nur als Religionslehrer
tätig, dazu auch als Vorbeter und Schochet. Möglicherweise gab es
zeitweise auch zwei Personen für die Ämter in der Gemeinde (vgl. unten
Ausschreibungen von 1855 und 1858, nach denen nur die Vorbeter/Schochet-Stelle
ausgeschrieben wurde). In besonderer Erinnerung blieb im 19. Jahrhundert Lehrer
Simon Reiß, der seit 1858 für über 30 Jahre in Oppenheim tätig war, siehe Artikel unten)
angestellt. Von 1891 bis 1930 war Lehrer Heinrich (Heinemann) Schiff in
der Gemeinde tätig (geb. 1868 in Oberthulba,
seit 1891 in Oppenheim; als Lehrer war er bis 1930 vor allem auch an der
Oberrealschule der Stadt tätig, siehe Beitrag von W. Kemp, zugänglich über
Link in den Literaturliste unten).
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Willy Meyer (geb.
27.1.1895 in Oppenheim, gef. 14.11.1914) und
Ludwig Hirsch. Außerdem ist gefallen: Unteroffizier Wilhelm Levy (geb.
16.6.1880 in Oppenheim, vor 1914 in Mainz wohnhaft, gef. 16.4.1918).
Um 1925, als noch 68 Einwohner der
jüdischen Gemeinde angehörten (1,8 % der Gesamteinwohnerschaft ca. 3.700
Personen), bildeten den Gemeindevorstand die Herren Siegfried Rosenthal, Max
Wolf, Moritz Goldmeier, Gustav Blum, Wilhelm Goldschmidt; Kantor, Lehrer
und Schächter war der bereits genannte Heinrich Schiff. An jüdischen Vereinen bestand vor allem
ein Wohltätigkeitsverein mit dem Ziel der Unterstützung Hilfsbedürftiger
innerhalb der Gemeinde und der näheren Umgebung. Demselben Zweck dienten auch
die Elise Goldenberg-Stiftung und die Samuel Reiß-Stiftung.
1931 waren noch 83 jüdische
Personen in der Stadt. Inzwischen gehörten auch die in Dienheim und Nierstein lebenden
jüdischen Einwohner zur Synagogengemeinde in Oppenheim (1932 2 bzw. 42
Personen). 1932 waren weiterhin Siegfried Rosenthal, Max Wolf und Gustav Blum
Gemeindevorsteher. Damals besuchten den jüdischen Religionsunterricht noch 10
Kinder.
Die Zeit nationalsozialistischer Pogrome begann in Oppenheim bereits im
September 1928, als es zu schweren Ausschreitungen aus auswärtigen
Nationalsozialisten in der Stadt kam. Nach 1933 sind die meisten der
jüdischen Einwohner auf Grund der zunehmenden Repressalien und der Folgen des
wirtschaftlichen Boykotts von Oppenheim in andere Orte verzogen oder
ausgewandert (u.a. 1937 Carola Löw und Emil Löw nach Italien). Beim Novemberpogrom
1938 wurde die Synagoge niedergebrannt (s.u.), jüdische Geschäfte wurden
verwüstet. 1941 lebte in Oppenheim noch eine jüdische Familie mit vier
Personen (Weinhändler und ehemaliger Sektkellereibesitzer Carl Neumann, Sohn
von Moritz und Bertha, siehe folgende Opferliste; die gesamte Familie konnte
noch in die USA emigrieren).
Von den in Oppenheim geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"; kritisch durchgesehen und ergänzt von Wolfgang Kemp): Clara Adler geb. Fröhlich, Tochter von Elkan (1872), Markus Bär (1921),
Dr. Alexander Bayerthal (1867, vgl. Erinnerungsblatt
des "Aktiven Museums Spiegelgasse" Wiesbaden) Arthur Bockmann, Bruder von Johanna und Rosalie Löb und Thekla Kahn (1892), Martha Bockmann geb. Mann, Ehefrau von Arthur (1888), Hermann Fröhlich, Bruder von Elkan (1886), Maria
Heitlinger, Witwe von Alter Heitlinger (1874), Elise Hertz (1871), Maximilian Hertz (1867), Rosa Hertz geb. May,
Witwe von Karl Hertz (1884), Lina Hirsch geb. Keller, Witwe von Bernhard Hirsch, Mutter von Elisabeth Spiegel (1868), Ludwig Hirsch (1896), Recha Hirsch geb. Mayer, Ehefrau von Ludwig (1894), Edmund Hirsch, Sohn von Ludwig (1922), Jakob Kurt Hirsch, Sohn von Ludwig (1928), Frieda Hirsch geb. Neumann, Tochter von Moritz und Bertha, Schwester von Bruno, Carl, Hermann und Erna Mannheimer (1882), Leonie Ikwat geb. Baum (1910), Ida Kahn geb. Seligmann,
Witwe von Simon Kahn (1866), Thekla Kahn geb. Bockmann, Schwester von Johanna und Rosalie Löb und Arthur Bockmann (1884), Louis Kander, Ehemann von Regina Recha (1878), Regina Recha Kander geb. Grünewald (1880), Hermann Koch (1881), Johanna Koch geb. Wangersheim, Ehefrau von Hermann (1887), Eugen Koch (1876), Paula Auguste Judith Knublauch (Knoblauch) geb. Bayerthal, Wwe (1869), August Lazarus (1867), Max Levi (1902), Edwige Levistein(1883), Karl Liebmann (1863), Johanna Löb geb. Bockmann,
Witwe von Hugo, Schwester von Rosalie Löb, Thekla Kahn und Arthur Bockmann (1883), Robert Löb, Sohn von Johanna (1907), Betty Löb geb. Epstein, Ehefrau von Robert (1906), Ludwig Werner Löb, Sohn von Robert und Betty (1931), Rosalie Löb geb. Bockmann,
Witwe von Fritz Löb, Schwester Johanna Löb, Thekla Kahn und Arthur Bockmann (1886), Alex Mannheimer (1888) (überlebte Theresienstadt), Erna Mannheimer geb. Neumann, Ehefrau von Alex, Tochter von Moritz und Bertha (1890) (überlebte Theresienstadt) Julius Mannheimer, Sohn von Alex (1922), Albert Meyer (1867), Johanna Meyer geb. Brill, Ehefrau von Albert (1860), Irma (Billa) Meyer, Tochter von Johanna und Albert (1899), Gerhard Michaelis (1912), Mathilde Minden geb. Feitler (1865), Moritz Nathan, Ehemann von Rosalie (1861), Rosalie Nathan geb. Lazarus (1868), Bertha Neumann geb. Baer,
Witwe von Moritz Neumann, Mutter von Frieda Hirsch, Bruno, Carl und Hermann und Erna Mannheimer (1856), Bruno Neumann, Sohn von Moritz und Bertha, Bruder von Frieda Hirsch, Carl und Hermann Neumann und Erna Mannheimer (1883), Ilse Neumann geb. Bender. Ehefrau von Bruno (1888), Hermann Friedrich Neumann, Sohn von Moritz und Bertha, Bruder von Frieda Hirsch, Bruno und Carl und Erna Mannheimer (1889), Soffie Neumann geb. Bacharach, Ehefrau von Hermann (1898), Erich Neumann, Sohn von Hermann und Soffie (1926), Johanna (Hannie) Neumann, Tochter von Hermann und Soffie (1924), Emilie Regine Oppenheimer geb. Schweizer, Schwägerin von Flora Schweizer (1869), Salomon Sandherr (1862), Flora Schweizer geb. Rosenthal,
Witwe von Karl Schweizer (1874) (überlebte Theresienstadt), Julius Emil Seligmann (1866), Margarete Grete Seligmann geb. Heil, Ehefrau von Julius Emil (1874), Ida Seligmann geb. Wolf,
Witwe von Ludwig Seligmann (1875), Alfred Seligmann (1873), Norbert Spiegel (1900), Elisabeth Spiegel geb. Hirsch, Ehefrau von Norbert (1896), Henni Spiegel, Tochter von Norbert und Elisabeth (1930), Babette Sternberg geb. Mayer (1870), Irma Wolf, geb. Eisemann,
Witwe von Max Wolf (1878), Siegfried Wolf, Bruder von Max und Ernst (1874),
Barbara Wolf, geb. Blum, Ehefrau von Siegfried (1877), Ernst Wolf, Bruder von Max und Siegfried (1879).
Anmerkung: Nicht in Oppenheim geboren, aber in den 30er Jahren dort jeweils für kurze Zeit als Hausmädchen gemeldet, waren Fanna Ilse Gümbel aus
Albisheim (1921), Marga Mannheimer aus Bad Wildungen (1921), Frieda Wilp geb. Meyer aus
Neuwied (1906), Charlotte Rosenberg aus Hüttengesäß (1922), Erna
Rosenbusch geb. Fröhlich aus Gauersheim (1915) und Karola Rubin aus Lohnsfeld (1919).
Alex Mannheimer war in Theresienstadt Mitglied des "Judenrates". Dadurch war es ihm möglich, für sich selbst, seine Frau Erna, Flora Schweizer aus Oppenheim, Jakob Hirsch aus Nierstein und Klara Blum aus Bodenheim bessere Lebensbedingungen zu schaffen und zu vermeiden, auf die Transportlisten nach Auschwitz zu kommen. Die Genannten haben Theresienstadt so überlebt und wurden am
2. Mai 1945 vom Roten Kreuz, bzw. am 8. Mai 1945 von der Roten Armee befreit.
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Allgemeine Beiträge
Beitrag über die mittelalterliche jüdische Geschichte
in Oppenheim von Rabbiner Dr. Meyer Kayserling (Beitrag von 1860)
Der Beitrag wurde erstellt von dem deutschen Rabbiner und Historiker Meyer
(Meir, Moritz) Kayserlin (1829-1905; Weiteres siehe Wikipedia-Artikel).
Zum Lesen bitte Textabbildungen
anklicken.
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule
Ausschreibungen der Stelle des Lehrers / Vorbeters / Schochet 1855 / 1858 /
1876 / 1890
Anzeige
in der Zeitschrift "Jeschurun" vom November 1855: "Bei der hiesigen
israelitischen Gemeinde ist die Stelle eines Vorsängers und Schächters
mit einem Einkommen von 350 Gulden und Nebenakzidenzien vakant. Die Stelle
ist sofort anzutreten. Reflektierende wollen sich baldigst, unter
Nachweise ihres streng religiösen Wandels, ihrer praktischen Tüchtigkeit
und ihrer jüdisch rituellen Kenntnisse, an den unterzeichneten Vorstand
in frankierten Briefen wenden. Unverheiratete würden den Vorzug haben.
Oppenheim, den 19. November 1854. Der
Vorstand: A. Liebmann." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Jeschurun" vom September 1858: "Der
unterzeichnete Vorstand sucht einen durch ernst religiösen Wandel und tüchtige
Fähigkeit gut qualifizierten Schächter und Vorbeter. Einkommen zusammen
400 bis 450 Gulden. Unverheiratete würden den Vorzug haben. Portofreie
Anmeldungen nebst Zeugnissen sind baldigst einzusenden an den Vorstand A.
Liebmann. Oppenheim, 4. August 1858." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Dezember 1876: "Annonce.
Die Stelle eines Religionslehrers (unverheiratet), der seine Prüfung
bestanden und an hohen Festtagen als 2. Vorsänger fungieren kann, ist zum
1. Januar 1877 mit einem Gehalte von Mark 800 bei uns zu besetzen. Auf
Nebenverdienste kann gerechnet werden. Lusttragende wollen ihre Offerten
mit Zeugnissen franco an Unterzeichneten gelangen lassen. Oppenheim, den
26. November 1876. Der Vorstand der israelitischen Religionsgemeinde.
H.
Meyer." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Dezember 1890:
"In der Gemeinde Oppenheim am Rhein ist die Stelle eines Kantors,
geprüften Religionslehrers und Schochet vakant. Fester Gehalt
Mark 800 nebst freier Wohnung im separierten Gemeindehaus. Nebeneinkünfte
ca. Mark 800-900. Musikalisch gebildete Bewerber bevorzugt. Die Stelle ist
bis zum 1. April 1891 zu besetzen und werden die Reisespesen nur dem
Engagierten vergütet.
Bewerber mit guten Zeugnissen wollen sich wenden an den Vorstand Hermann
Simon." |
Auf diese Ausschreibung
bewarb sich erfolgreich Heinrich Schiff aus Oberthulba. |
Einrichtung einer jüdischen Elementarschule (1841)
Artikel
in der Zeitschrift "Israelitische Annalen" vom 16. April 1841: "Oppenheim,
3. April 1841. – Schon längst fühlte die hiesige israelitische
Religionsgemeinde das dringende Bedürfnis, für ihre Jugend eine eigene
Elementarschule zu gründen, und hegte zugleich den Wunsch, dass der an
derselben angestellt werdende Lehrer auch die gottesdienstlichen
Funktionen versehe, insbesondere aber zur Haltung religiöser vorträge in
deutscher Sprache bei dem Gottesdienste qualifiziert und dadurch auf die
Zivilisation der Gemeinde zu wirken imstande sei. Dieser Wunsch ist nun
durch die Fürsorge unserer höchsten Staatsbehörde, in dem für die
hiesige Stelle definitiv ernannten Elementarlehrer, Herrn Schönhof, dem
schon ein guter Ruf vorangegangen, auf das Schönste erfüllt worden.
Mittwoch den 13ten vorigen Monats wurde derselbe von Großherzoglicher
Schulbehörde feierlichst installiert, wobei derselbe in einer Anrede an
die Schuljugend kund gab, dass die von der Gemeinde gehegten Erwartungen
befriedigt worden. In noch höherem Grade zeigte derselbe heute seine
Qualifikation als Prediger in seiner gehaltvollen Antrittsrede in der
hiesigen Synagoge, worin er so schön als würdevoll und klar die
Forderungen, welche die Gemeinde an ihren Lehrer zu machen berechtigt ist,
und die Pflichten, die er gegen dieselbe zu erfüllen hat, in kräftigen,
liebeatmenden Worten zu schildern wusste. Die Zuhörer verschiedener
Konfessionen, worunter auch mehrere Geistliche, verließen, in jeder
Hinsicht befriedigt, die Synagoge, und die Gemeinde wünscht sich Glück,
einen solchen ehrwürdigen, in jeder Beziehung tüchtigen Lehrer zu
besitzen, der zugleich durch sein würdevolles Vorbeten, in der toten hebräischen
Sprache einen lebendigen Gottesdienst zu halten versteht. – Wer konnte
z.B. das mit so inniger Andacht gesprochene hebräische Gebet für unsern
geliebten Landesvater, für die obrigkeitlichen Behörden und Personen des
teuren Vaterlandes anhören und ungerührt bleiben? – Ihm gebührt diese
öffentliche Anerkennung. Möge er seine Laufbahn, die er so rühmlichst
begonnen, ebenso fortsetzen, und es wird ihm gewiss der Dank, die Liebe
und Achtung seiner Gemeinde, die er sich bereits erworben hat, erhalten
werden. Gott segne seine Bemühungen!" |
Lobende Erwähnung der israelitischen
Elementarschule in Oppenheim (1858) .
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 12. Juli 1858: "Wenn in einer
Korrespondenz aus Worms neulich (in No. 22 dieser Zeitung) von der
Gleichgültigkeit mehrerer Landgemeinden des Kreises Worms gegen allen
Religionsunterricht gesprochen wurde, so muss andererseits wieder
hervorgehoben werden, dass in einem anderen Teile Rheinhessens gerade die
bestgestellten Schulen des Großherzogtums sich befinden, dass zum Beispiel
in Oppenheim, Guntersblum,
Odernheim,
Niederwiesen und
Bechtheim gut dotierte Elementarschulen
mit definitiv vom Großherzoge angestellten Lehrern sich befinden, die
zumeist seit langen Jahren dort wirken, und dass außerdem die Lehrer in
Schornsheim,
Sprendlingen von ihren Gemeinden
freiwillig als Religionslehrer etc. definitiv angestellt sind, außer
anderen, die wir vielleicht nicht wissen; und dass aus all diesem zu
schließen ist, dass es um das jüdische Schulwesen hierzulande nicht so
schlecht bestellt ist." |
Auf der 3.
Konferenz israelitischer Lehrer Rheinhessens in Schornsheim ist Lehrer
Stettenheimer von Oppenheim dabei -
die nächste Konferenz soll in Oppenheim stattfinden (1859)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 4. Juli 1859: "Aus Rheinhessen, Juni (1859). Am 12.
dieses Monats, Pfingstsonntag, wurde in Schornsheim
bei Wörrstadt die 3. Konferenz israelitischer Lehrer Rheinhessens
abgehalten. Sie war von 10 Lehrern besucht. Viele bewährte Mitglieder
waren durch das schlimme Wetter, das die Wege fast ungangbar machte,
abgehalten. Ein Abgeordneter der (oberhessischen) Büdinger Konferenz -
Herr Lehrer Brandeis aus Staden -
leitete die Aufmerksamkeit der Versammlung auf die seinerzeit
veröffentlichten Beschlüsse der Offenbacher Versammlung, und beantragte
das Zusammenwirken beider Konferenzen, um deren Ausführung zu erstreben.
Die Versammlung beauftragte in Folge dessen Herrn Lehrer Stettenheimer aus
Oppenheim, sich mit einem Mitgliede der Büdinger Konferenz
persönlich nach Darmstadt zu begeben, um das Tunlichste zu erwirken.
Außerdem besprach die Versammlung das Thema 'über den Unterricht im
Pentateuch-Übersetzen', das durch ein interessantes Referat des Herrn
Lehrer Gottschall aus Schornsheim
eingeleitet wurde. Die betreffenden Verhandlungen werden in der nächsten
Konferenz, welche zu Oppenheim am Rhein wahrscheinlich am 2.
Halbfeiertag von Sukkot (= Sonntag, 16. Oktober 1859) stattfinden
wird, fortgesetzt werden, und werden wir seinerzeit hierüber Bericht
erstatten.
Dankend müssen wir erwähnten, dass von dem Herrn Rabbiner Leopold Stein
in Frankfurt am Main und von Herrn Dr. S. Formstecher, Rabbiner in Offenbach,
sowie von mehreren andern geehrten Herren wertvolle Bücher als Geschenke
für unsere Bibliothek durch den Bibliothekar des Vereins Klingenstein von
Odernheim uns zugekommen.
Die Versammlung beauftragte ihr Büro, den freundlichen Gebern ihren Dank
in geeigneter Weise
auszusprechen." |
Ungerechte Entscheidung des Stadtrates gegenüber dem jüdischen Lehrer
(1862)
Artikel
in der Zeitschrift "Jeschurun" 1862 S. 304-305: "Aus
Rheinhessen, im Februar (1862). Auch Oppenheim ist dem
rühmlichen Beispiele anderer Gemeinden gefolgt, indem der Stadtvorstand
den sechs christlichen Lehrern pro 1861 eine Teuerungszulage von je 50
Gulden bewilligte, der israelitische Lehrer blieb jedoch von dieser
Gratifikation ausgeschlossen, was um so auffallender erscheinen muss, da
die bezügliche Anfrage an den Stadtrat von Seiten des anerkannt humanen
und geachteten Kreisrats Schmidt daselbst unberücksichtigt blieb. In
Oppenheim besteht eine öffentliche israelitische Schulanstalt, welche
einen kleinen Teil ihrer Dotation seit 20 Jahren aus der Stadtkasse
erhält und somit analog auch Anspruch hätte, dass ihrem Lehrer eine
gleiche Zulage zuteil würde, besonders, da die dortigen Israeliten gleich
allen anderen Bürgern ihren Betrag zu der bewilligten Zulage für die
sechs christlichen Lehrer zahlen. So wurde z.B. in Darmstadt ebenfalls den
Lehrern eine Gehaltszulage erteilt, ohne jedoch den israelitischen davon
auszuschließen, und hätte man umso mehr erwartet, dass der Stadtrat
Oppenheims diesem gerechten Beispiele gefolgt
wäre." |
Zum Tod des ehemaligen Vorbeters und Schochet David
Fröhlich (1890)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Januar 1891: "Oppenheim, 4.
Januar (1891). Vor mehreren Wochen verstarb dahier ein echter, frommer
Jehudi Namens David Fröhlich im Alter von 80 Jahren: derselbe wurde als
Chasan und Schochet im Jahre 1836 von der israelitischen Gemeinde
Oppenheim angenommen. Nachdem er diese Funktion zur Zufriedenheit der
Gemeinde eine Reihe von Jahren ausgeübt, trat er ins Privatleben zurück
und verehelichte sich mit der Witwe (von) Jakob Wittmann daselbst. Aus
erster Ehe besaß der Genannte einen Sohn, den nunmehrigen Kaufmann Elkan
Fröhlich. Als man diesem von dem nahen Tod seines Vaters Nachricht gab,
und ihn bat, an das Krankenbett zu eilen, weigerte er sich, dies zu tun.
Auch bei dem Leichenbegängnis, welches von Juden und Nichtjuden sehr
zahlreich begangen war, ist der ‚brave Sohn’ fern geblieben, worüber
die ganze Gemeinde entrüstet war. Es sei hier noch bemerkt, dass der
Verstorbene eine Witwe mit 4 unerzogenen Kindern hinterlassen hat.
Was tat nun dieser aus erster Ehe erzeugte Sohn? Gleich nach dem Tage der
Beerdigung ließ er der armen Witwe durch das Gericht Alles versiegeln." |
Erklärung des Sohnes von David
Fröhlich (Elkan Fröhlich) auf die gegen ihn erhobenen Vorwürfe (1891)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Januar 1891: "Oppenheim. Wir
erhalten folgende Zuschrift: In Nr. 3 des ‚Israelit’, wirft man mir in
gehässiger Weise Mangel an Pietät gegen meinen jüngst verstorbenen
Vater vor, und beschuldigt mich, seinem ruhe, ihn am Krankenbette zu
besuchen, nicht nachgekommen zu sein und fühle ich mich zu nachfolgender
Erklärung veranlasst.
Seitdem mein Vater, im Alter von 70 Jahren und entgegen dem mir gegebenen
Versprechen sich zum dritten male verheiratete, aus welcher Ehe nunmehr
vier unerzogene Kinder erstanden, war der Verkehr zwischen uns
abgebrochen. Am Dienstag, den 16. vorigen Monats, abends, ein Tag vor
seinem Tode, erfuhr ich zufällig seine Erkrankung und erkundigte mich
andern Tages sehr zeitig nach seinem Befinden bei Herrn Jakob Seligmann,
der eben aus meinem väterlichen Hause herauskam und mir seinen Zustand
als bedenklich (Warum eilte hierauf Herr Fröhlich nicht an das Sterbebett
seines Vaters? Red.) bezeichnete; einige Stunden später gegen 12 Uhr
sagte mir Herr Is. Ziegler, der in meinem Geschäftslokale zu tun hatte,
er habe gehört, mein Vater sei eben gestorben. Ich ging in meine
Privat-Wohnung (Warum nicht in die Wohnung seines Vaters? Red.), um meine
Familie von dem Vorfall zu unterrichten, und ersuchte den anwesenden Herrn
Lehrer Geil, den Klavierunterricht bis weiteres einzustellen. Kurz darauf
hörte ich wieder zufällig, mein Vater sei noch am leben. Andern Tags
erkundigte ich mich wieder bei Herrn Jakob Seligmann nach dem Befinden,
bei welcher Gelegenheit ich dann hörte, dass mein Vater am
vorhergegangenen Nachmittag schon verstorben sei. Weder die Angehörigen,
noch diejenigen, welche sich im Sterbehause zu rituellen Zwecken
aufhielten, haben mir irgendwelche Meldung gemacht, oder machen lassen;
nicht einmal den Gemeindediener schickt man mir. Ich war deshalb nicht in
der Lage eine Anzeige zu veröffentlichen, oder Einladung an Verwandte und
Freunde ergehen zu lassen, ebenso wenig konnte ich mich um die
Hierherkunft des Herrn Rabbiners bemühen. Es war mir die Möglichkeit
genommen, bei der Beerdigung den mir gebührenden Platz einzunehmen, du
blieb deshalb, wenn auch schweren Herzens, fern.
Elkan Fröhlich." |
Über den Lehrer und Kantor Simon Reiß
Simon Reiß tritt in den Ruhestand (1887)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Dezember 1886: "Danksagung.
Nachdem die hiesige israelitische Religionsgemeinde im April 1883 das 25-jährige
Amtsjubiläum ihres Kantors Herrn Simon Reis feierte, sehen wir nunmehr
mit lebhaftem Bedauern dessen Amtsniederlegung – vorgerückten Alters
halber – per 1. Januar 1887 entgegen.
Für sein langjähriges und verdienstvolles Wirken in treuer Hingabe an
seinen Beruf, setzten wir Herrn Reis einen entsprechenden jährlichen
Ruhegehalt aus und zollen demselben außerdem öffentlichen Dank und
Anerkennung, daran den Wunsch knüpfend, dass es ihm vergönnt sein möge,
noch viele Jahre im Kreise seiner Familie zu verbringen.
Oppenheim, im Dezember 1886. Namens der Gemeinde. Der Vorstand." |
Ankündigung der Goldenen Hochzeit von Ehepaar Simon Reiß (1892)
Meldung
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Juni 1892: "Das Simon Reiß’sche
Ehepaar in Oppenheim am Rhein feierte am 12. Juni das Fest der goldenen
Hochzeit. Herr Reiß bekleidete 30 Jahre lang das Amt eines Kantors und
Religionslehrers in der dortigen jüdischen Gemeinde und ist vor 7 Jahren
in wohl verdienten Ruhestand getreten." |
Goldene Hochzeit des Ehepaares Simon Reiß und Frau (1892)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. August 1892: "Oppenheim am
Rhein,
10. Juli (1892). Das Ehepaar Simon Reiß feierte heute, umgeben von
Kindern und Enkeln, die zum Teil aus weiter Ferne herbeigeeilt waren, das
goldene Hochzeitsfest. Der Jubilar, welcher auf eine 25jährige
Wirksamkeit als Kantor der israelitischen Gemeinde zurückblicken kann,
wird übermorgen 79 Jahre alt, seine Ehefrau, die bekannt durch ihr gutes
Herz und ihren schlichten Sinn ist, feiert heute den 73. Geburtstag. Die
bei der Feierlichkeit eingelaufenen zahllosen Telegramme und Geschenke
legten Zeugnis ab für die Beliebtheit des Jubelpaares, dem auch der Großherzog
von Schwalbach aus telegraphische Glückwünsche sandte. Die Bürgermeisterei
sandte ein Schreiben, worin gleichzeitig für die von den Söhnen Reiß für
die Armen der Stadt gespendeten 200 Mark gedankt wurde." |
Zum Tod von Simon Reiß, über 30 Jahre Lehrer, Vorbeter und Schochet (1894)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Dezember 1894: "Vom
Rhein.
Wieder hat der Tod eine schmerzliche Lücke in die Reihen der Edeln in
Israeli gerissen, ein Veteran im Dienste des Judentums war es, den man,
wie im Inseratenteil unserer vorigen Nummer bereits kurz mitgeteilt, am
18. November in Oppenheim am Rhein zur letzten Ruhe geleitet Herr Simon
Reiß, der daselbst über 30 Jahre als Kultusbeamter fungierte, ist im
hohen Alter von 82 Jahren in die Ewigkeit abberufen worden. In Welbhausen,
Unterfranken geboren, trat er schon mit jungen Jahren in die Jeschiwa
des berühmten Ansbacher Rabbiners Rabbi Mosche Hochheimer ein und war
dann Schüler des bekannten Würzburger Rabbiners, Rabbi Abraham Bing – das Andenken an den Gerechten ist zum Segen – und des Rabbi
Eleasar Ottensoser – das Andenken
an den Gerechten ist zum Segen – in Höchberg, bei welchen er sich tüchtige
Kenntnisse in den jüdischen Wissenschaften erwarb. Als er kaum 17 Jahre
alt war, erteilte ihm der genannte Würzburger Rabbiner Kabbala als Schochet (Schächter),
in welchem Fache er späterhin Vorzügliches leistete. Seine Tüchtigkeit
als Schochet wurde sogar von
seinen christlichen Mitbürgern sehr gepriesen, sodass er von der Behörde
als städtischer Fleischbeschauer in Oppenheim angestellt wurde, weil man
ihn für dieses Amt als am besten befähigt hielt. Ebenso hervorragend war
er als Kantor, und sein Ruhm als solcher drang weit über die Grenzen
seines Wirkungskreises hinaus. Er war mit einer selten schönen, vollen
und ungemein klangreichen Stimme begnadet und sein Vortrag war von
Innigkeit und Wärme. Wo er sich nur sehen ließ, war man hoch beglückt,
wenn er sich überreden ließ, ein ‚Stückchen Chasonus’ hören zu
lassen und seiner Überredungskunst bedurfte es schon bei ihm, um sich in
einen solchen Genuss zu versetzen, denn in seiner großen Bescheidenheit
wollte er nicht paradieren.
Als Mensch war er von gewinnender Herzlichkeit, die allgemein anerkannte
Biederkeit und Lauterkeit seines Charakters, sein ehrlicher gerader Sinn,
seine Herzensgüte, gepaart mit allzeit gleicher Liebenswürdigkeit waren
die Folge, dass in seinem hause Reich und Arm sich wohl fühlten; im
vereine mit seiner wackeren Gattin, die der Allmächtige noch lange
erhalten möge, ist hier im Stillen viel des Guten geübt worden. Kein
Wunder also, wenn der Verstorbene bei allen seinen Mitbürgern, jüdischen
und christlichen, in hohem ansehen stand und sich großer Beliebtheit
erfreute. Zeugnis davon gab noch zuletzt die ungemein große Beteiligung
bei seinem Begräbnisse, zu welchem viele Verehrer des Entschlafenen aus
Nah und Fern herbeigeeilt waren. Am Grabe schilderte Herr Rabbiner Dr.
Salfeld aus Mainz, ein langjähriger Freund der Reiß’schen Familie, mit
bekannter Meisterschaft das Leben und Wirken des Verstorbenen. Möge ihm
die Erde leicht sein, und möge der Allgütige seine trauernde Gattin und
Kinder in ihrem Schmerze aufrichten. Seine
Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
Zum Tod der Witwe von Kantor Simon Reiß (1900)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. August 1900: "Oppenheim
am Rhein. Hierselbst wurde am Freitag vor Schabbat Chukkat (wörtlich:
Erew Schabbat Koddesch Paraschat Chukkat, das war Freitag, 6. Juli
1900) unter allgemeiner Teilnahme die Witwe des vor mehreren Jahren
gestorbenen allbeliebten Kantors Simon Reiß, zur letzten Ruhe bestattet.
Die Heimgegangene, die das hohe Alter von 81 Jahren erreicht, war ein
Bierweib im vollsten Sinne des Wortes, und all das Lob, womit der
königliche Sänger das Esches chajil (sc. die wackere Frau) besingt
(gemeint Sprüche Salomons 31), darf auch ihr gespendet werden.
Dahin ist sie nun, die treu besorgte Mutter ihrer Kinder, die warmherzige
Freundin der Armen, geschlossen das Auge, das so viel Güte und Milde
strahlte, verstimmt der Mund, der es so gut verstand, durch liebliche Rede
gebeugte Gemüter aufzurichten, Trost zu reichen, Gottvertrauen zu
erwecken. Möge all das Gute, das sie geübt, ihr vorangehen im ewigen
Leben und am Throne Gottes Zeugnis für sie ablegen. Ihr Andenken sei
gesegnet; sie ruhe in Frieden! A." |
Über den Lehrer und
Kantor Heinrich Schiff
Lehrer Heinrich Schiff sucht einen Vertreter (1891) und weitere Dokumente (1905
/ 1948)
Anmerkung: Heinrich (Heinemann) Schiff ist am 27.Mai 1868 in Oberthulba
geboren. Er besuchte die Präparandenschule in Burgpreppach und ließ sich am
Israelitischen Seminar in Köln zum Lehrer ausbilden. Im Juli 1887 bestand er
die Prüfung als Volksschullehrer im Königlichen Seminar in Boppard in
sämtlichen Fächern für die Volksschule. Seit April 1891 war Heinrich Schiff in
Oppenheim tätig. Er war in der jüdischen Gemeinde Vorbeter (Kantor), Schochet und
Religionslehrer, dazu Religionslehrer an den Schulen der Stadt, vor allem auch
an der
Oberrealschule. Heinrich Schiff konnte in der NS-Zeit in die USA
emigrieren.
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. August 1891: "Suche auf 10
Wochen, und zwar vom 25. August bis zum 5. November, gegen gutes Honorar
einen Vertreter, da ich zu einer militärischen Übung eingezogen werde.
Reflektierende müssen Religionslehrer, Vorbeter und wenn möglich
Schochet sein. Sofortige Offerten wolle man an den Unterzeichneten
richtigen.
H. Schiff, Lehrer und Kantor, Oppenheim am Rhein." |
|
Dokument
aus dem Jahr 1905 (datiert 9. April 1905; Quelle: Schularchiv
Gymnasium zu St. Katharinen, Oppenheim):
Großherzogliche Realschule zu Oppenheim für das Jahr 1904 -
Übersicht der Gehalte und Remunerationen.
Unter den Gehaltsempfängern wird unter Nr. 14 nach den evangelischen und
katholischen Religionslehrern der israelitische Religionslehrer Heinemann
Schiff genannt. |
|
Aus
der amerikanisch-jüdischen Zeitschrift "Aufbau" vom 14. Mai 1948
(zur Quelle und Publikation siehe unten):
"Unser lieber Vater und
Großvater
HEINRICH SCHIFF
(früher Oppenheim, Rhein, Pforzheim, Hamburg) feiert am 27. Mai 1948 seinen
80. Geburtstag.
Die Kinder und Enkelkinder. 2341 Chestnut Street, San Francisco, Calif. |
Aus dem jüdischen Gemeinde- und
Vereinsleben
Spendensammlung in der Gemeinde für Juden in Osteuropa (1891)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Juni 1891: "L.S. Oppenheim,
2. Juni (1891). Wenn von Alters her unsere Gemeinde für das Elend und die
Not armer, bedrängter Glaubensgenossen stets ein warmes Herz hatte, so
zeigte sich dieser Tage diese so oft bewährte Tugend abermals in dem
schönsten Lichte. Auf Veranlassung unseres verehrten Synagogen-Vorstandes
wurde in der Gemeinde zur Linderung der so traurigen Lage unserer armen
Brüder und Schwestern in dem fernen Osten eine Sammlung veranstaltet, die
eine nicht unbedeutende Summe in Anbetracht der nicht großen
Mitgliederzahl ergab. Auch die hier bestehenden Wohltätigkeitsvereine
haben im Hinblick auf das unbeschreibliche Elend entsprechende Beträge
bewilligt, sodass wohl eine Summe von 350 Mark abgesandt werden kann. Wenn
es auch nicht am Platzes ist, dieses hochherzige Handeln unserer Gemeinde
und der drei Chewros öffentlich zu beloben, so geschieht eine
Veröffentlichung der Tatsache nur deshalb, damit andere Gemeinden sich
ein Muster daran nehmen und ebenfalls nach Kräften den vaterlands- und
heimatlosen Glaubensbrüdern beistehen." |
Antisemitische Regungen (1892)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Januar 1892: "Oppenheim, 27.
Dezember. Dass zuerst der Geldbeutel kommt, ehe der Antisemitismus anfängt,
beweist folgender Vorfall: Der Gutsbesitzer Diehl von Groß-Gerau, ein
Hauptantisemit, der in allen Versammlungen davor warnt, mit dem Juden ein
Geschäft zu machen, verkaufte seine Gerste an den israelitischen Händler
Dewald hier, weil die Malzfabrik in Nierstein keinen genügenden preis
geboten hatte. Honny soit qui mal y pense!" |
|
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Februar 1892: "Oppenheim
am Rhein. Wie kürzlich ein Schöffengericht in Oberhessen in einer
Klage 'Antisemitisches betr.' noch ein höheres Strafmass aussprach, als
der Staatsanwalt beantragte, so hat Gleiches auch das hiesige
Schöffengericht in seiner Sitzung vom 11. dieses Monats getan. Ein
Handarbeiter hat einen Lattenzaun zusammengerissen und dabei geäußert:
'Der Jud kriegt seinen Zaun zusammengerissen, ich bin Antisemit'. Das
Gericht über den Antrag des Amtsanwalts hinausgehend, verurteilte den
Handarbeiter zu drei Wochen Gefängnis und Tragung der Kosten." |
Sammlungen für die armen rumänischen Juden (1900)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Juli 1900: "Oppenheim,
17. Juli (1900). Auch hier hat sich ein Komitee gebildet, um im Kreise
Sammlungen für die armen rumänischen Juden zu veranstalten. Gelder sind
an den Vorsitzenden desselben, Herrn Siegmund Heller dahier, zu senden,
der sie an das Mainzer Zentral-Komitee abführen wird." |
Schwere nationalsozialistische Ausschreitungen in
Oppenheim
(1928)
Artikel in der Zeitschrift des "Central-Verein" vom 28.
September 1928: "Schwere nationalsozialistische Ausschreitungen in
Oppenheim. Am Sonntag, den 23. September, dem Vorabend des
Versöhnungsfestes, durchfuhren abends gegen 8 Uhr, von einer Veranstaltung aus
Westhofen bei Worms kommend, zwei Lastautos mit einem Anhänger, vollbesetzt mit
Nationalsozialisten, die hessische Kreisstadt Oppenheim a. Rh. Während der
ganzen Fahrt schrieen die Insassen im Chor: Deutschland erwache, Juda verrecke.
Aus den fahrenden Autos wurde ein Haus mit Steinen bombardiert, die haarscharf
am Kopfe vorübergehender Passanten vorbei flogen. An einer Straßengabelung
überholten die Autos einen Trupp festlich gekleideter friedlicher Männer,
Frauen und Kinder, insbesondere auch junge Mädchen und beschimpften sie im
Vorbeifahren in nicht wiederzugebender Weise. Gleichzeitig warfen sie mit
Gläsern auf die friedlich Dastehenden, die nach der Vorbeifahrt im Abstande von
den Autos ihren Heimweg fortsetzten. Plötzlich hielten die Wagen. Die Führer
und eine Rotte Burschen entstiegen ihnen und überfielen die auf der Straße
gehenden jungen Leute und schlugen auf sie mit Gummiknüppeln, Schlagringen und
anderen Gegenstände ein, während sich die Umstehenden in einem benachbarten
Hause in Sicherheit bringen konnten. Der 20jährige Ludwig Goldschmidt aus
Nierstein a.Rh. sank plötzlich zusammen. Er hatte einen Stich zwischen die Rippen,
dicht an der Lunge vorbei erhalten, so dass sich Hemd und Weste über und über
voll Blut ergossen. Der Kriegsteilnehmer Ludwig Hirsch, ein Mann, der im Feld
den halben Arm verloren hat und mit dem Eisernen Kreuz, der hessischen
Tapferkeitsmedaille und dem Verwundetenabzeichnen ausgezeichnet wurde, war
herbeigeeilt, weil er fürchtete, dass sein 68jähriger Vater sich in Gefahr
befände. Er rief nach diesem, wurde jedoch sofort von einer Rotte uniformierter
Nationalsozialisten umringt, die in rohester Weise auf seinen Kopf, Hals und
Rücken einschlugen und ihm die Kleider buchstäblich vom Leibe rissen. Er tief:
"Schämt ihr euch nicht, so gegen einen Kriegsteilnehmer, der einen Arm
verloren hat, vorzugehen". Er riss sich los, wurde aber auf einer Strecke
von 150 Meter von einem Hitlergardisten verfolgt, der mit einem feststehenden
Messer auf seinen Armstumpf einschlug und erst von ihm abließ, als von den nationalsozialistischen
Führern das Kommando ertönte: Jungmannschaft zurück!
Die Autos suchten daraufhin mit abgeblendetem Licht das Weite, wurden jedoch von
der Kriminalpolizei in Mainz, die sofort durch die herbeigerufene Oppenheimer
Gendarmerie alarmiert wurde, mit Nummern und Insassen festgestellt. Die
Verwundeten fanden sofort ärztliche Hilfe und sind noch bettlägerig. Unser
Berichterstatter traf Herrn Hirsch mit einem starken Schüttelfrost an, der ihn
danach einer Einspritzung wegen Starrkrampfgefahr befallen hatte. Der junge
Goldschmidt war infolge des großen Blutverlustes sehr geschwächt. Die
Bevölkerung aller Stände drückte allgemein ihre Empörung über die rohe und
feige Untat der nationalsozialistischen Burschen aus und erkundigte sich
ständig nach dem Befinden der Verletzten.
Der zuständige Landesverband Hessen-Nassau des C.V. hat sofort an Ort und
Stelle die nötigen Schritte zur energischen Verfolgung dieser mittelalterlichen
Zustände eingeleitet." |
|
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 28. September 1928:
Ähnlicher Bericht wie oben. |
Brutaler Überfall auf jüdische junge Leute durch
Angehörige der Hitlerjugend (1928)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. September 1928:
"Oppenheim am Rhein. Am Kolnidreabend wurden mehrere jüdische junge
Leute aus Nierstein, die auf dem Heimwege aus der Oppenheimer Synagoge
waren, von aus Westhofen auf großen Lastautos durchkommenden Hitlerleuten
angefallen und mit Schlagringen und Messern gearbeitet. Zwei der ganz
wehrlosen Überfallenen, darunter ein Kriegsbeschädigter, der nur einen
Arm hat, wurden durch Messerstiche erheblich verletzt." |
|
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Oktober 1928: "Die
Vorfälle in Oppenheim am Kol-Nidre-Abend. Berlin, 28. September (1928).
Von den Vorfällen in Oppenheimer am Kol Nidre-Abend, über die wir
bereits kurz berichteten, meldet die "Central-Vereins-Zeitung"
noch folgende Einzelheiten. Am Sonntag, den 23. September, dem Vorabend
des Versöhnungsfestes, durchfuhren abends gegen 8 Uhr, von der
Veranstaltung aus Westhofen bei Worms kommend, zwei Lastautos mit einem
Anhänger, vollbesetzt mit Nationalsozialisten, die hessische Kreisstadt
Oppenheim am Rhein. Während der ganzen Fahrt schrieen die Insassen im
Chor: Deutschland erwache, Juda verrecke! Aus den fahrenden Autos wurde
ein Haus mit Steinen bombardiert. An einer Straßengabelung überholten
die Autos einen Trupp festlich gekleideter, friedlicher Männer, Frauen
und Kinder, insbesondere auch junge Mädchen und beschimpften sie im
Vorbeifahren in nciht wiederzugebender Weise. Plötzlich hielten die
Wagen. Die Führer und eine Rotte Burschen entstiegen ihnen und
überfielen die auf der Straße gehenden jüdischen jungen Leute und
schlugen auf sie mit Gummiknüppeln, Schlagringen und anderen
Gegenständen ein. Der 20-jährige Ludwig Goldschmidt aus Mührstein am
Rhein sank plötzlich zusammen. Er hatte einen Stich zwischen die
Rippen, dicht an der Lunge vorbei erhalten. Der Kriegsteilnehmer Ludwig
Hirsch, ein Mann, der im Feld den halben Arm verloren hat und mit dem
Eisernen Kreuz, der hessischen Tapferkeitsmedaille und dem
Verwundetenabzeichen ausgezeichnet wurde, war herbeigeeilt, weil er
befürchtete, dass sein 68-jähriger Vater sich in Gefahr befände. ER
rief nach diesem, wurde jedoch sofort von einer Rotte uniformierter
Nationalsozialisten umringt, die in rohester Weise auf ihn einschlugen.
Die Autos suchen daraufhin mit abgeblendetem Licht das Weite, wurde jedoch
von der Kriminalpolizei in Mainz, die sofort durch die herbeigerufene
Oppenheimer Gendarmerie alarmiert wurde, mit Nummern und Insassen
festgestallt. Die Bevölkerung aller Stände drückte allgemein ihre
Empörung über die rohe und feige Untat der nationalsozialistischen
Burschen aus und erkundigte sich ständig nach dem Befinden der
Verletzten.
Der zuständige Landesverband Hessen-Nassau des Central-Vereins deutscher
Staatsbürger jüdischen Glaubens hat sofort an Ort und Stelle die
nötigen Schritte zur energischen Verfolgung dieser mittelalterlichen
Zustände eingeleitet." |
|
Artikel
in der CV-Zeitung (Zeitschrift des Central-Vereins) vom 28. September
1928:
Unter der Überschrift "Schwere nationalsozialistische
Ausschreitungen in Oppenheim" großenteils derselbe Beitrag wie in
der Zeitschrift "Der Israelit" siehe oben. |
Berichte
zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde
Bürgermeister F. Eberstadt von Worms wird in die erste
Kammer (sc. des hessischen Landtages) gewählt (1850)
Artikel
in der Zeitschrift "Der treue Zionswächter" vom 18. Januar
1850: "Oppenheim. Hier wurde Bürgermeister F. Eberstadt von
Worms in die erste Kammer gewählt. Es ist dies der erste Jude, der in
Hessen zur Kammer gewählt ward." |
Zum Tod des Gemeindevorstehers Sigmund Heller (1901)
Anmerkung: Sigmund Heller stammte von "Tossefot Jomtow" ab, gemeint
der bedeutende Talmudist und Rabbiner Jomtow Lipmann Heller (1579 in Wallerstein
- 1654 in Krakau)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4.
November 1901: "Oppenheim, 1. November (1901). Heute Nacht starb der
langjährige Vorsteher der israelitischen Gemeinde Herr Sigmund Heller
nach schwerem Leiden. Die hiesige Familie Heller stammt von Tosfoth Jomtob
ab". |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Nathan Schweizer sucht für sein Eisengeschäft einen Lehrling (1891)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Mai 1891: "Für
mein Eisengeschäft suche ich einen Lehrling.
Oppenheim am Rhein. Nathan Schweizer." |
Lehrlingssuche des Schuhwaren-, Hut- und Mützengeschäftes von Joseph Loew
(1901)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Juni 1901: "Lehrling
gesucht.
Für mein Schuhwaren, Hut- und Mützenlager suche per 1. Juli
unter günstigen Bedingungen einen Lehrling mit guter Schulbildung
aus anständiger Familie. Kost und Logis im hause. Dem Betreffenden ist
Gelegenheit geboten, sich zu einem tüchtigen Kaufmann ausbilden zu
können.
Joseph Loew, Oppenheim am Rhein." |
Simon Kahn sucht für sein
Kurzwarengeschäft eine Mithilfe (1901 / 1903)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. September 1901:
"Suche per sofort für mein Kurz-, Woll- und Weißwarengeschäft ein Lehrmädchen.
Schabbat und Feiertag geschlossen.
Simon Kahn, Oppenheim am
Rhein." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Februar 1903:
"Suche ein tüchtiges, akkurates Mädchen für Haushaltung,
welches auch gleichzeitig in meinem Kurzwarengeschäft mithelfen kann.
Samstags und Feiertage geschlossen sowie Familien-Anschluss.
Simon Kahn, Oppenheim am Rhein." |
Anzeige der Metzgerei und Wurstlerei Moritz Koch
(1904)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Februar 1904:
"Suche für meine Metzgerei und Wurstlerei per 1. Mai einen Lehrjungen
jüdischer Konfession aus achtbarer Familie.
Moritz Koch, Metzger. Oppenheim am Rhein." |
Kennkarten
aus der NS-Zeit |
|
Am 23. Juli 1938 wurde
durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von
Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht
eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen
Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch"
galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste
Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt.
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv
zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände:
Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV:
Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm.
Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de |
|
Kennkarten
zu Personen,
die in Oppenheim geboren sind |
|
|
|
|
KK (Mainz 1939) für Johanna
Loeb geb. Bockmann
(geb. 21. Januar 1883 in Oppenheim), wohnhaft in
Oppenheim und Mainz, am 25. März 1942
deportiert ab Mainz - Darmstadt in das
Ghetto Piaski, umgekommen |
KK (Mainz 1939) für Kurt
Loeb
(geb. 25. Dezember 1910 in Oppenheim),
Kaufmann
|
KK (Mainz 1939) für Robert
Loeb (geb. 26.
Februar 1907 in Oppenheim), Kaufmann,
wohnhaft in Oppenheim und Mainz, am 25.
März 1942 deportiert ab Mainz - Darmstadt in
das Ghetto Piaski, umgekommen |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
KK (Mainz 1939) für Albert
Mayer
(geb. 6. April 1879 in Oppenheim), Kaufmann
|
KK (Mainz-Land 1939) für Albert
Meyer
(geb. 28. Dezember 1867 in Oppenheim)
|
KK (Mainz 1939), für Julius
Emil Seligmann
(geb. 18. Februar 1866 in Oppenheim), wohnhaft
in Oppenheim und Mainz, am 27. September 1942
deportiert ab Darmstadt in das Ghetto Theresienstadt,
wo er am 17. Dezember 1942 umgekommen ist |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
KK (Mainz 1939) für Markus
Wolf
(geb. 9. April 1870 in Oppenheim)
|
KK (Mainz 1939) für Siegfried
Wolf
(geb. 24. Juni 1874 in Oppenheim), Kaufmann,
wohnhaft in Mainz und Oppenheim, am 27.
September 1942 deportiert ab Darmstadt in
das Ghetto Theresienstadt, wo er am
14. Februar 1943 umgekommen ist. |
|
Nach der Deportation /
Emigration
Anzeigen in der amerikanisch-jüdischen Zeitschrift
"Aufbau"
Hinweis auf die
Publikation:
Edgar Schwer: Was ist aus ihnen geworden? Spurensuche nach jüdischen Mitbürgern in der Exilzeitschrift AUFBAU 1940 - 1950
Familienanzeigen das linksrheinische Rheinland-Pfalz und das Saarland betreffend. Verein für Heimatkunde Nonnweiler e.V. |
Anzeigen - Oppenheim betreffend - in der
Zeitschrift "Aufbau" - nach der Zusammenstellung von Edgar
Schwer; das angegebene Datum bezeichnet die jeweilige Ausgabe des
"Aufbau"; die Zeitschrift
ist online einsehbar [ab 2012: leider derzeit nicht mehr zugänglich!]: |
Freitag, 17. April 1942: Anfang Februar entschlief in Mainz mein geliebter Mann, unser guter Vater, Schwiegervater,
Großvater, Bruder, Schwager und Onkel HUGO LOEB (früher Oppenheim / Rhein) im Alter von 60 Jahren.
In tiefer Trauer:
Johanna Loeb, geb. Bockmann, Mainz.
Curt Loeb u. Frau, 844 S. New Hampshire Ave. Los Angeles, Calif.
(LOEB Johanna, geb. Bockmann * 21. Januar 1883 in Oppenheim, wohnhaft in Mainz. Deportation: ab Mainz - Darmstadt am 25. März 1942 nach Piaski. Ghetto.) |
|
Freitag, 13.August 1943:
Unsere innigstgeliebte, herzensgute Frau und Mutter MARTHA BOCKMANN, geb. MANN (fr. Oppenheim am Rhein) ist am 28. Januar 1943 im Alter von 54 Jahren in Polen verschieden. In tiefer Trauer:
Arthur Bockmann, Polen.
Ruth Bockmann.
29-36 Parsons Blvd. Flushing, L.I. N.Y.
(BOCKMANN Martha, geb.Mann * 17.03.1888 in Worms-Pfiffligheim, wohnhaft in Oppenheim und Mainz. Deportiert ab Mainz-Darmstadt am 25.03.1942 nach Piaski, Ghetto.
BOCKMANN Arthur * 21. Januar 1892 in Oppenheim, wohnhaft in Oppenheim und Mainz. Inhaftierung: Osthofen, Konzentrationslager. Deportation: ab Mainz - Darmstadt am 25. März 1942 nach Piaski. Ghetto.) |
|
Freitag, 28. September 1945: Erst jetzt erhielten wir die traurige Nachricht, dass meine liebe Mutter, Schwiegermutter und
Großmutter MARIE HEITLINGER (früher Oppenheim a. Rh.) im Juli 1944 in Theresienstadt im 62.Lebensjahre verstorben ist.
Susanne Kahn, geb. Heitlinger.
David Kahn.
Herbert and Helen Kahn.
P.O. Box 7688 Johannesburg, South Africa . |
|
Freitag, 29. April 1949: Am 18. April 1949 verschied in New Haven nach kurzer Krankheit meine innigstgeliebte Schwester, unsere gute Schwägerin und Tante FLORA SCHWEIZER, geb. ROSENTHAL (fr.
Oppenheim-Mainz) im 76. Lebensjahre.
In tiefer Trauer:
Siegfried und Flora Rosenthal, geb. Maier, Buenos Aires.
Martha Rosenthal, geb. Stern, Rishon Lezion.
Kurt und Anna Steeg, geb. Rosenthal, 103 York St., New Haven, Conn. |
|
reitag, 6. Mai 1949: Für die vielen Beweise der Freundschaft
anlässl. meines 70. Geburtstages danke ich herzlichst. ALBERT MAYER (früher Oppenheim / Rhein, Mainz).
703 Junior Terrace, Chicago 13, Ill. |
|
Freitag, 2. Dezember 1949: Heute wurde mein lieber, guter Vater, Bruder, Schwiegervater und Onkel MORRIS GOLDMEIER (früher Oppenheim / Rhein, Wiesbaden) nach vollendetem 76. Lebensjahr von seinem langen Leiden erlöst.
Im Namen der Hinterbliebenen:
Hedwig Stein, geb. Goldmeier.
1157 East 54th Street, Chicago 15, III. |
|
Freitag, 21. April 1950: We happily announce the arrival of our son PETER JAMES on April 14, 1950 CARL and RUTH FREITAG. née BOCKMANN
(f’ly Dannstadt - f’ly Oppenheim).
642 West 172nd Street, New York City . |
Zur Geschichte der Synagogen
1. Synagoge: Bereits im Mittelalter war eine Synagoge vorhanden.
Dabei handelt es sich um das bis heute erhaltene Gebäude der
"Rathofkapelle" in der Rathofstraße. Dieses Gebäude wurde 1394 an
das Kloster Eberbach (im Rheingau) verkauft. Durch die Umwidmung und Umbenennung
durch das Kloster geriet die ursprüngliche Nutzung des Gebäudes vollkommen in
Vergessenheit (vgl. die Arbeit von Dorothea Held im Oppenheimer Heft Nr. 21 2000
bzw. den Nachdruck in der Dokumentation Kap. 20 bei W. Kemp).
Eine am "Gelben Haus" befindliche Portalinschrift wird mit der
mittelalterlichen Synagoge in Verbindung gebracht. Ob die Portalinschrift
allerdings von der Synagoge im Gebäude der "Rathofkapelle" stammt,
ist nicht sicher. Der Text der Portalinschrift (Fragment, rechte Hälfte)
von 1324 lautet:
|
...der Fundamente
...- Haus der Kostbarkeiten
...Erheben der Ausgaben
...und das Volk der Freundschaft
...(ange)nehm und lieblich
...(um zu ret)ten die abgebrannten Balken
...(das Gesch)enk der Dame
...- prächtige Dinge
...gemäß meinem Stolz im Quaderstein, auch in den Maßen
...jeden Sabbath im Haus der Wohnung der Freundschaft
...(M)ontag, (im Jahre)85, als Fels errichtet, um zu danken
...(Re)guel für 24 tausend und mehr |
|
Nach dieser Inschrift wurde die Synagoge aus Spenden der Gemeindeglieder (vor
allem durch Reguel) finanziert.
Die mittelalterliche Synagoge, die spätere Kapelle des Klosters Eberbach,
wurde in den letzten Jahren als Wein-Restaurant Rathofkapelle für
Veranstaltungen und Feierlichkeiten genutzt.
2. Synagoge: In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts wurde (bis 1391) ein anderer Betsaal
benutzt. Die Lokalisierung dieses Betsaales ist unklar. Eventuell kommt das
"Gelbe Haus" an der Wormser Straße hierfür in Frage.
3. Synagoge: 1523 wird wieder eine Synagoge (der
"Juden schul") an unbekanntem Standort genannt.
4. Synagoge: Ende des 17. Jahrhunderts /
Anfang des 18. Jahrhunderts bis 1864 bestand eine Synagoge oder zumindest ein
Betsaal in der Schlachthofgasse. Nach neuen Forschungen (mitgeteilt von Prof.
Heribert Hamann vom 11.2.2014; Pressemitteilung in der "Allgemeinen
Zeitung" vom 25.1.2014: "Alte Synagoge identifiziert") stand
die Synagoge auf dem heutigen Grundstück Schlachthausgasse 7. Sie wurde
wahrscheinlich einige Jahre nach der Stadtzerstörung 1689 an dieser Stelle
erbaut und bis 1864 verwendet. Nach Schließung der Synagoge wurde sie zu einem
bis heute stehenden Wohnhaus umgebaut.
5. Synagoge: Um 1860 plante die Gemeinde den Bau einer neuen Synagoge. Dabei war für
die nur 30 Familien der Gemeinde ein Hauptproblem, die Finanzierung zu
ermöglichen. Der Stadtrat Oppenheims bewilligte eine großzügige Spende von
1.500 Gulden für den Neubau:
Beitrag der Stadt zum Synagogenbau (1862)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Dezember 1862:
"Oppenheim am Rhein. Einen Akt nicht genug zu rühmender Humanität
und Toleranz hat unser Stadtrat dadurch vollbracht, dass er dieser Tage
zum Baue der jüdischen Synagoge einen Beitrag von 1.500 Gulden aus den
Mitteln der Stadt bewilligte. Ehre und Ruhm den vorurteilsfreien, edlen
Männern, welche den Geist wahrhafter Menschenliebe so großartig
betätigen; wahrlich, unsere alte Stadt darf mit Stolz auf ihre Vertreter
blicken. Auch dem Vorstande der israelitischen Gemeinde gebührt das Lob,
die Sache angeregt und mit Ausdauer dieselbe zu Ende geführt zu haben. Es
handelt sich hierbei weniger um die für unsere Verhältnisse allerdings
bedeutende Gabe als um das schöne Prinzip der werktätigen Liebe und des
konfessionellen Friedens, das hierbei zum Durchbruche gekommen ist.
Oppenheim am Rhein ist eine uralte israelitische Gemeinde; viel Unbill
haben unsere Väter in den finsteren Tagen des Mittelalters daselbst
erdulden müssen. Heil den Enkeln, welche die alte Schuld zu sühnen
bemüht sind!" |
|
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Dezember 1862: "Oppenheim
am Rhein. Der Beitrag des hiesigen Stadtrates zum Baue der Synagoge, von
dem wir bereits Mitteilung gemacht haben, ist vom Großherzoglichen
Kreisrate Herrn Schmidt sanktioniert worden; ein beweis, wie derselbe bemüht
ist, bei allen Gelegenheiten ohne Unterschied des Glaubens Jedem mit Rat
und Tat beizustehen." |
1864
konnte die
jüdische Gemeinde Oppenheims eine neue Synagoge erstellen. Die feierliche
Einweihung war am 19. und 20. August 1864:
Über die neue Synagoge in Oppenheim
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" von 21. März 1865: "Oppenheim,
im Februar (1865). Der "Didaskalia" schreibt man von hier: Oppenheim,
durch seine romantische herrliche Lage am Rhein, durch seinen vorzüglichen
Wein, die alte Schlossruine "Landskrone", sowie die in rein gotischem
Stile erbaute Katharinenkirche weit bekannt und daher alljährlich von Touristen
stark besucht, hat in jüngster Zeit ein Kunstwerk erhalten, von dem nach Wissen
des Einsenders in diesen Blättern bis jetzt keine Erwähnung geschehen ist. Es
ist dies die von der nur 30 Familien zählenden israelitischen Gemeinde mit
verhältnismäßig großen Opfern erbaute neue Synagoge. Der Bau, in
gefälligem, dem mosaischen Ritus entsprechenden Stil unter Leitung des
Kreisbauamts Oppenheim meisterhaft ausgeführt, reiht sich an die übrigen
Sehenswürdigkeiten der Stadt würdig an und besonders ist es seine innere
würdige Ausschmückung, welche einen erhebenden Eindruck auf den Besucher
macht. Dieser Eindruck wurde bei dem Einsender, der einer gottesdienstlichen
Handlung beiwohnte, noch wesentlich erhöht, als er statt des altherkömmlichen Gemeindegesanges
vortrefflich eingeübte und ebenso ausgeführte Choralgesänge dortiger Männer
und Jungfrauen unter Orgelbegleitung vortragen hörte. Mit dem schönen Bau
selbst ist somit auch der darin stattfindende Gottesdienst in vollständiger
Harmonie und verdient der in letzterer Beziehung betätigte Fortschritt dieser
Gemeinde, von dem zeitigen Vorstand angebahnt und durchgeführt, alle
Anerkennung. Auch verdient hier noch registriert zu werden, dass in echt
religiöser Duldsamkeit einem christlichen Lehrer gestattet wurde, bei den
gottesdienstlichen Handlungen Orgelspiel und Choralgesang zu leiten". |
1914 konnte das 50-jährige Bestehen der Synagoge
begangen werden. Eine größere Feier wurde im August 1914 auf Grund des
Ausbruches des Ersten Weltkrieges nicht abgehalten; man verschob sie auf die
Zeit "nach Beendigung des Krieges".
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 14. August 1914:
"Oppenheim am Rhein, 7. August (1914). Zum 50-jährigen Jubiläum
des Bestehens der Synagoge wird diese einer gründlichen
Wiederherstellung unterzogen. Diese Arbeiten haben sich bedeutend umfangreicher
erwiesen, als anfänglich angenommen wurde. Da gleichzeitig auch die
Erweiterung des israelitischen Friedhofes mit einem Kostenaufwand von
3.000 Mark vorgenommen werden musste, so waren sehr bedeutende Mittel
erforderlich. Nachdem aber nicht allein von den israelitischen Bürgern
von Oppenheim, Dienheim und Nierstein, sondern auch von solchen, die mit
der hiesigen israelitischen Gemeinde direkt oder indirekt in Verbindung
stehen, namhafte Beträge gestiftet wurden, sind jetzt die gesamten Mittel
aufgebracht. Das Jubiläum der Synagoge wird nach Beendigung des Krieges
mit einer entsprechenden Feier begangen werden." |
Die Synagoge in Oppenheim diente der jüdischen
Gemeinde als religiöses Zentrum bis zu ihrer Zerstörung beim Novemberpogrom
1938.
Dabei brannte die Synagoge völlig aus. Nach der Pogromnacht wurde die Ruine
abgebrochen und an ihrer Stelle ein Luftschutzkeller gebaut.
Adressen/Standorte der Synagogen:
Die mittelalterliche
Synagoge war die spätere Rathofkapelle in der Rathofstraße; die Barocksynagoge
(von der Zeit um 1800 bis 1864) stand auf dem Grundstück Schlachthofgasse 7; die Synagoge
von 1864 stand in der Rathofstraße/Ecke Kirchgasse 19.
Die beiden anderen Synagogen (2. und 3. Synagoge, vgl. Text oben) sind bislang nicht genau lokalisierbar.
Fotos:
Die
mittelalterliche Synagoge (spätere Rathofkapelle. jetzt
Wein-Restaurant) |
|
|
|
|
Außenansichten
der ehemaligen mittelalterlichen Synagoge,
später Rathofkapelle (Quelle
des Fotos links; Quelle
des Fotos rechts) |
Innenansicht, links der Mitte
der Bereich
des ehemaligen Toraschreines (Quelle) |
|
|
|
Weitere Spuren der mittelalterlichen
Synagoge
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 29.3.2005) |
|
|
|
|
Das "gelbe
Haus" an der Wormser Straße mit dem Fragment der
Portalinschrift der Synagoge von 1324 (Übersetzung siehe oben) |
|
Die Synagoge von 1864,
zerstört 1938
(Quelle: Synagogengedenkbuch Rheinland-Pfalz S. 306) |
|
|
|
|
Stadtansicht Oppenheims mit
Synagoge
(unterhalb der Mitte) |
Ausschnitt
aus der
Stadtansicht |
Innenansicht -
Blick zum
Toraschein |
|
|
|
Rechts: die evangelische
Kirche in
Gau-Weinheim, ein "architektonischer Zwilling" der
Synagoge Oppenheim (vgl. Presseartikel
unten vom Oktober 2014) |
|
|
|
Das
obige Foto in hoher Auflösung |
|
Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
Oktober 2008:
Verlegung von Stolpersteinen in Oppenheim am 2.
Oktober 2008 |
Beitrag in der Website der Stadt Oppenheim zur Verlegung von
"Stolpersteinen" in Oppenheim: "OPPENHEIM Mit der Verlegung der ersten sieben von bisher insgesamt 31 sogenannten
'Stolpersteinen' setzte die Stadt in Zusammenarbeit mit dem Kölner Künstler Gunter Demnig ein greifbares Symbol gegen das Vergessen um die Gräueltaten des NS-Regimes gegen Oppenheimer Bürger jüdischer Herkunft. Auf Initiative von Johanna Stein, Lehrerin an der Landskronschule, und ihrer Schüler, die das Dritte Reich und die Oppenheimer Geschichte thematisierten, war vor gut fünf Jahren zunächst der sprichwörtliche und dann der buchstäbliche Stein ins Rollen geraten.
'Natürlich haben wir uns als Stadt und alle Ratsfraktionen parteiübergreifend für die Verlegung aller Steine ausgesprochen. Das wird auch geschehen, wenn sich nicht für jeden Stein ein Pate gefunden werden
sollte', ist der Erste Beigeordnete der Stadt, Jörg Steinheimer, überzeugt von der Wirkungskraft der rund 95 Euro teuren Einzelkunstwerke, die alle von Hand hergestellt und verlegt sind.
'Man stolpert nicht mit den Füßen, sondern mit dem Kopf und dem Herzen. Denn wenn man auf die Steine blicken möchte, dann muss man zwangsläufig das Haupt
senken', erklärt Gunter Demnig, der die 'Stolpersteine' bereits seit dem Jahr 2000 in vielen deutschen und europäischen Städten in die Straßen und das Bewusstsein tausender Menschen bringen konnte. So ist auf den pflastersteingroßen Betonwürfeln eine Messingplatte angebracht, die vor dem ehemaligen Wohnsitz der Deportierten Auskunft über den Namen, das Geburtsdatum, das Datum der Deportation, den Ort der Verbringung und über das Schicksal Des- oder Derjenigen.
'Das Gedenken und der Kampf gegen das Vergessen beginnt bei jedem Einzelnen im persönlichen Bewusstsein. Zur Schärfung eben jenes Bewusstseins sind die Steine in unseren Augen eine ausdrucksstarke Bereicherung für alle
Oppenheimer', ist sich Steinheimer sicher.
Ingesamt wurden in der Friedrich-Ebert-Straße 70, der Kirchgasse 19 und der Krämerstraße 18 sieben Stolpersteine verlegt, weitere 24 sollen folgen. Eine Steigerung der Zahl sei nicht ausgeschlossen, da auch weiterhin immer neue Informationen über die Zeit Oppenheims während des Dritten Reichs gefunden würden, so Wolfgang Kemp, ehemaliger Lehrer am Gymnasium St. Katharinen und Experte für die jüdische Geschichte der Wein- und Festspielstadt." |
|
August 2009:
Präsentation der Dokumentation von Wolfgang Kemp
|
Artikel
aus den Pressemitteilungen der Stadt Oppenheim (Quelle):
"Buchpräsentation im Rathaus
Nach gut 20 Jahren hat Autor und Lehrer Wolfgang Kemp mit seinem Buch 'Dokumentation Oppenheimer und Niersteiner Juden 1933 –
1945' ein echtes Mammutprojekt zu Papier und interessierten Lesern zu Gesicht gebracht. Nun präsentierte der Zornheimer sein Werk gemeinsam mit Stadtbürgermeister Marcus Held im Oppenheimer Rathaus. Das 358 Seiten starke Werk dient dem vereinfachten und komprimierten Zugriff auf eine Reihe von Veröffentlichungen, wie Aufsätze und Artikel, Tabellen und Daten, die so dem geneigten Leser in einem Buch, interessant, informativ und gut lesbar präsentiert werden.
'Somit ist die `Dokumentation´ zu einem Sammelband geworden. Im Kern ist sie aber geblieben, was sie von Anfang an war: ein Lese- und Arbeitsbuch
zugleich', erklärt Kemp in seinem Vorwort. So bilden Briefe, Berichte über Begegnungen, Vorträge, Verhörprotokolle oder Reden zur Thematik die Abrundung für einen schnellen Zugriff und die Lust auf weitere Fragen und weiteres Forschen. Bekannte Stichworte wie etwa die Kornsand-Verbrechen, die Dolgesheimer Morde oder der Verbleib zahlreicher Oppenheimer Juden nach der Reichspogromnacht regen zum Lesen, Nachdenken und Reflektieren an.
'Aus einer Ursprungsidee ist nun viel mehr als erwartet entstanden. Die bisherigen Versuche von Herrn Kemp zu veröffentlichen sind immer an den Kosten gescheitert. Daher lag es mir besonders am Herzen, Erinnerungen und Informationen zu bewahren und in gedruckter Form allen Menschen und natürlich den Oppenheimern in der ganzen Welt zugänglich zu machen. Bei der Lektüre des Buches fühlt man sich sehr anschaulich und bildhaft in jene Zeit zurückversetzt', kommentiert Stadtchef Marcus Held das Werk, für das laut dem Autor selbst, bereits ein zweiter Band geplant ist.
'Besonders dankbar bin ich Frau Vaas vom Oppenheimer dm-Markt, die mit der Verdopplung des Wetteinsatzes zu alljährlichen Weihnachtswette mit Marcus Held, die Finanzierung der Veröffentlichung erst ermöglicht
hat', freute sich Kemp.
Wolfgang Kemp: Dokumentation Oppenheimer und Niersteiner Juden 1933 – 1945.
358 Seiten mit zahlreichen schwarzweiß Abbildungen, gebunden.
ISBN 978-3-87854-221-6. 25,00 € Verlag der Rheinhessischen Druckwerkstätte, Alzey." |
|
Januar
2012: Privatmann in der
"Judenschulgasse" hält an NS-Bezeichnung
"An der Schützenhütte" fest |
Zu einer kuriosen Situation
führte die Rückbenennung der bis in die 1930er-Jahre sogenannten
"Judenschulgasse" (bzw. "Auf der Judenschule" oder
"Judenschule") durch den Gemeinderat Oppenheims. Ein Privatmann
stellte neben dem nun offiziellen Straßenschild
"Judenschulgasse" auf seinem Privatgrundstück ein Schild mit
der aus der NS-Zeit stammenden Straßenbezeichnung "An der
Schützenhütte" auf. |
|
|
|
|
Oben: Presseartikel in der
"Allgemeinen Zeitung" vom 18. und 20. Januar 2012. Direkte
Links zu den Artikeln in der "Allgemeinen Zeitung": |
Oppenheim: Straßenschild mit Nazi-Bezeichnung darf bleiben (Allgemeine Zeitung, 20.01.2012)
Namens-Streit in Oppenheim: Bewohner der Judenschulgasse hält an Nazi-Bezeichnung "Schützenhütte" fest (Allgemeine Zeitung, 18.01.2012)
|
|
Juli
2012: Die nächste "Stolpersteine"-Verlegung
in Oppenheim ist für Oktober 2012 geplant |
Neue Stolpersteine (Allgemeine Zeitung, 17.07.2012) |
|
Januar
2014: Rundgang auf den
Spuren jüdischen Lebens zum Holocaust-Gedenktag |
Auf den Spuren jüdischen Lebens: Rundgang durch Oppenheim am Holocaust-Gedenktag führt über Stolpersteine zum Friedhof (Allgemeine Zeitung, 28.01.2014) |
150. Jahrestag der Einweihung der 5. Synagoge
August 2014: Vortrag
zum 150. Jahrestag der Einweihung der Synagoge von 1864 |
Zum 150. Jahrestag der Einweihung der 1938
zerstörten Synagoge in Oppenheim am 19./20. August 1864 hielt
Prof. Dipl.-Ing. Heribert Hamann (Oppenheim / FH Mainz, University of
Applied Sciences)
einen Vortrag über "Die
5. Synagoge zu Oppenheim - Baugestalt und Geschichte".
Termin des Vortrages: 20. August 2014
Ort: Casino des Hotels Merian (Wormser
Straße 2 in Oppenheim). |
|
Oktober 2014:
Die Kirche in Gau-Weinheim erinnert von ihrer
Architektur her an die Synagoge in Oppenheim
(Foto links: die evangelische Kirche in Gau-Weinheim, Quelle:
Evangelische Kirchengemeine Gau-Weinheim, weitere Fotos: http://gau-weinheimevangelisch.de/ueber-uns/unsere-kirche/) |
Artikel in der "Allgemeinen
Zeitung" vom 30. Oktober 2014: "Ein architektonischer Zwilling
KIRCHENJUBILÄUM Das Gau-Weinheimer Gotteshaus beruht auf Plänen, die auch der Fünften Synagoge von Oppenheim zugrunde lagen
GAU-WEINHEIM - (red). Zeitgleich mit dem Erntedankfest feierte die evangelische Kirchengemeinde in Gau-Weinheim das 150-jährige Jubiläum ihrer Kirche, die im Jahr 1864 ihrer Bestimmung übergeben worden ist.
'Seitdem haben sich immer wieder Menschen aufgemacht zu diesem Gotteshaus, um hier Gott die Ehre zu geben und sich vom Heiligen Geist auf den Weg des Friedens und der Gerechtigkeit locken zu lassen', blickte Pfarrer Ulrich Weisgerber in seiner Predigt zurück. In einem Gotteshaus dürften Fragen nach der Lebensorientierung ebenso blühen wie die Dankbarkeit und die Horizonterweiterung, so der Pfarrer weiter..." |
Ein architektonischer Zwilling (Allgemeine Zeitung, 30.10.2014) |
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Germania Judaica II,2 S. 629-632, III,2 S. 1068-1076. |
| Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. 1971
Bd. II S. 180-187. |
| Wolfgang Kemp, Annika Jeremies und Michael Gluch:
Begegnung mit Oppenheimer Juden. In Beiträge zur Jüdischen Geschichte in
Rheinland-Pfalz (Vorgänger von SACHOR) 2. Jahrgang 1992 Heft 1 S.
25-28. Online
zugänglich (pdf-Datei). |
| Wolfgang Kemp: 50 Jahre Wiederkehr der
'Reichskristallnacht' vom 9. November 1938: Dokumentation der Oppenheimer
und Niersteiner Juden. In: Beiträge zur Jüdischen Geschichte in
Rheinland-Pfalz (Vorgänger von SACHOR) 2. Jahrgang 1992 Heft 1 S.
4-24.
Online zugänglich (pdf-Datei). |
| Wolfgang Kemp: Begegnung mit einer Oppenheimer
Jüdin in Jerusalem. Mit den Enkelkindern im "Tal der Gemeinden". In: SACHOR. Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit
in Rheinland-Pfalz. Hrsg. von Matthias Molitor
und Hans-Eberhard Berkemann in Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für
politische Bildung Rheinland-Pfalz. Erschienen im Verlag Matthias Ess in Bad
Kreuznach. 8. Jahrgang
Ausgabe 1/1998 Heft Nr. 15. S. 49-51. Online
zugänglich (als pdf-Datei eingestellt).
Zusätzlich eingestellt: Karin Dengler: Das Tal der Gemeinden. Ebd.
S. 51-52. |
| Dorothea Held: Die Rathofkapelle in Oppenheim. In:
Oppenheimer Hefte 21. 2000. |
| Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 305-306 (mit weiteren Literaturangaben). |
| Wolfgang Kemp: Dokumentation Oppenheimer und
Niersteiner Juden 1933-1945. Verlag der Rheinhessischen Druckwerkstätte
Alzey 2009.
ISBN 978-3-87854-221-6. 25 €. |
| ders.: Jüdische Schüler auf der Oberrealschule in
Oppenheim. Erstellt für die Festschrift "450 Jahre Gymnasium zu St.
Katharinen in Oppenheim - 1561-2011". 2011. Online-Version
eingestellt als pdf-Datei.
Hinweis: dieser Beitrag handelt in seinem ersten Teil vor allem von
Lehrer Heinrich Schiff, der von 1891 bis 1930 als israelitischer
Religionslehrer an der Oberrealschule in Oppenheim tätig war. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Oppenheim. In
the 13th century, local Jews were part of the group headed by R. Meir ben Barukh
(the "Maharam") of Rothenburg that tried to reach Eretz Israel (1286).
Many preferred martyrdom to forced conversion during the Black Death
persecutions of 1348-49. The large number of Jewish families retaining Oppenheim
or Oppenheimer etc., as their surname indicates the medieval community's
importance.
Around 1720, a new community was established. It grew prosperous, embraced
Liberal Judaism (installing an organ and a mixed choir in the synagogue), and
numbered 257 (about 8 % of the total) in 1871. A sudden outbreak of Nazi
violence on Yom Kippur eve in 1928 provided a foretaste of Kristallnacht
(9-10 November 1938), when the synagogue was destroyed. By then, 25 of the
remaining Jews had left; three others survived the Holocaust.
vorherige Synagoge zur ersten Synagoge nächste Synagoge
|