Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Kaiserslautern (Rheinland-Pfalz)
Texte/Berichte zur jüdischen Geschichte der Stadt

Die nachstehend wiedergegebenen Texte mit Beiträgen zur jüdischen Geschichte in Kaiserslautern wurden in jüdischen Periodika gefunden. 
Bei Gelegenheit werden weitere Texte eingestellt.    
    
Übersicht:  

bulletAllgemeine Beiträge   
Beitrag von Rabbiner Dr. Baron: "Die jüdische Kultusgemeinde Kaiserslautern" (1936!)  
bulletAus der Geschichte des Rabbinates (Bezirksrabbinates) in Kaiserslautern 
-  
Zum Tod von Bezirksrabbiner Dr. Moses Cohn (1843) 
Streit vor Gericht zwischen Gemeindegliedern aus Otterberg und dem Bezirksrabbiner Ludwig Seligmann in Kaiserslautern (1846)  
B
eschwerden von Gemeindegliedern gegen Rabbiner Seligmann (1847)     
-  
Bezirksrabbiner Seligmann muss seinen Amtssitz nach Kirchheimbolanden verlegen (1863)   
-  
Ausschreibung der Rabbinerstelle (1879)    
-  
Dr. Wilhelm Landsberg wird nach Kaiserslautern berufen - Neuausschreibung der Stelle in Lauenburg i. Pommern (1880)   
-  
Einführung von Dr. Landsberg in sein Amt in Kaiserslautern (1880)    
Kritischer Artikel aus orthodoxer Sicht an dem liberal gesinnten Bezirksrabbiner Dr. Landsberg (1889)   
Gegendarstellung zu dem kritischen Bericht in der Zeitschrift "Israelit" von Bezirksrabbiner Dr. Landsberg (1889)  
R
abbiner Dr. Landsberg ist Mitglied der Prüfungskommission bei der Anstellungsprüfung der israelitischen Schuldienstexpektanten (1894)   
Rabbiner D
r. Max Weyl wird zum Rabbiner in Kaiserslautern gewählt (1913)    
Ausschreibung der Bezirksrabbinerstelle (1920)     
Rabbiner Dr. Sally Baron wird auf Lebenszeit angestellt (1926)     
Zum Tod von Rabbiner Dr. Sally Baron (1946 USA)   
bulletAus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule sowie anderer Kultusbeamten      
Einrichtung der israelitischen Religions- und Elementarschule und ihre Finanzierung (1838/1840)    
25-jähriges Dienstjubiläum von Kantor Alexander Feibelmann (1894) 
A
usschreibung der Stelle des 1. Kantors (1902)   
Die katholische Bezirksschulinspektion will keinen jüdischen Lehrer an der Volksschule (1907/08)    
-  
Beschlüsse der Stadtbehörde im Blick auf den israelitischen Lehrer (1911) 
70. Geburtstag von Lehrer Joseph Blüthe (1915, seit 1880 Lehrer in der Gemeinde)    
-  
Ausschreibung der Stelle des Synagogendieners und Schächters (1927)    
-  
Bezirkskonferenz der israelitischen Lehrer und Kantoren der Pfalz in Kaiserslautern (1929)    
-  
Ausschreibung der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet (1931)  
In der Volksschule wird eine "jüdische Sonderklasse" eingerichtet (1936) 
Lehrer Bernstein (Zweibrücken) übernimmt die jüdische "Sonderklasse" in Kaiserslautern (1936)   
K
antor Siegfried Kornfeld wandert mit seiner Familie in die USA aus (1938)     
Verschiedene Mittelungen - u.a. Schulaufsatz "Ein Prophet" aus der jüdischen Sonderklasse Kaiserslautern (1938)     
bulletÜber die Ausbildung der jüdischen Zöglinge des Lehrerseminars in Kaiserslautern (1871)    
Weiterer Bericht über die Ausbildung der jüdischen Zöglinge des Lehrerseminars von Bezirksrabbiner Dr. Landsberg (1885) 
4
. Jahresbericht über den Unterstützungsverein für unbemittelte israelitische Zöglinge an der Lehrerbildungsanstalt Kaiserslautern (1885)      
bulletÜber die Betreuung der jüdischen Insassen der Zentral-Straf-Anstalt in Kaiserslautern (1855)   
bulletAus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben   
-  
Allzu liberale Zustände in der jüdischen Gemeinde - scharfe Kritik von orthodoxer Seite (1872)   
-  
Der Antisemitismus dringt auch nach Kaiserslautern vor (1887)   
Schöffengerichtssitzung gegen einen antisemitischen Verlagsbuchhändler (1894)   
-  Der "Nassauer Hof" wird von einem streng religiösen Mann betrieben (1901)   
-  Probleme um die Gestaltung der Friedhofshalle (1903)  
D
ie "Julius Plotke-Loge" (des Bne-Brith-Ordens) wurde gegründet (1903)   
Vortrag von Rabbiner Dr. Landsberg über Moses Maimonides (1905)   
D
ie Vertretung der jüdischen Frontsoldaten wurde von einer Reichsgründungsfeier ausgeladen (1931)     
-  
Starker Rückgang der Zahl jüdischer Einwohner bis 1937  
V
erschiedene Mitteilungen, u.a. aus dem Jüdischen Sport in Kaiserslautern und zu einem Vortrag von Stadtrabbiner Richter aus Mannheim (1938)   
S
prechstunde des Auswandererberaters (1938)     
bulletBerichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde    
-  
Zum Tod von Prof. Leopold Dick (1854) 
E
rinnerung an die Auswanderungen im 19. Jahrhundert - Grabstein für Edward Newman (vermutlich: Eduard Neumann) aus Kaiserslautern in New Orleans (1836-1881)     
S
alomon May aus Cincinatti errichtet zum ehrenden Andenken an seinen verstorbenen Onkel Nathan May eine Stiftung (1891)    
-  
50-jähriges Jubiläum von Hermann Blum als Mohel (Beschneider) (1898) 
Goldene Hochzeit von Moses Becker und Babette geb. Becker (1906) 
Ernennung von Dr. Isidor Dreyfuß zum Landgerichts- und Bezirksarzt in Frankenthal (1912) 
Zum Tod von Justizrat Dr. Julius Rheinheimer (1931) 
8
5. Geburtstag von Julius Ziegelstein und von Heinrich Rosenbaum (1938)   
8
7. Geburtstag von Justine Tuteur (1938)  
Erinnerungen an die Deportation in das südfranzösische Internierungslager Gurs im Oktober 1940:  
      Grabstein für Flora Bendler in Gurs    Grabstein für Gustav Simon in Gurs  
bulletAnzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen       
-  Anzeige der koscheren Gastwirtschaft / des Hotels S. Wenk (1886 / 1887)  
Synagogendiener Feibelmann bietet eine Torarolle an (1903)   
Das Hotel Blum zum Nassauer Hof ist zu verkaufen (1903)      
-  Werbung für Synagogen- und Schulöfen der Ofenfabrik E. Henn, Kaiserslautern (1902 / 1911)   
Anzeige des Kurz-, Weiß- und Wollwarengeschäftes M.J. Bronner (1915)  
Geburtsanzeige einer Tochter von Felix Simon und Fränzel geb. Behr (1929)  
Anzeige der Trauung von Alfred Vendig und Trudel geb. Schwarz (1938)   
Hochzeitsanzeige von Fritz Blum und Gerda Blum geb. Frank (1938)   

    
    
Allgemeine Beiträge  
Beitrag von Rabbiner Dr. Baron: "Die jüdische Kultusgemeinde Kaiserslautern" (1936!)  
Anmerkung: der Artikel wird ohne Anmerkungen/Fußnoten ausgeschrieben. Für ein Lesen mit Anmerkungen/Fußnoten bitte die Textabbildungen anklicken.  

Kaiserslautern BayrGZ 15071936.jpg (300796 Byte)Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Juli 1936: "Die jüdische Kultusgemeinde Kaiserslautern – Zur Geschichte der Juden in der Pfalz.  Es ist so gut wie sicher, dass Juden nach Deutschland bereits mit den Römern, sei es als Gefangene, sei es als Kaufleute im Gefolge der Heere gekommen sind. 321 wird ja schon in Köln eine Judengemeinde bezeugt. So wird man auch nicht in der Annahme fehlgehen, dass um die Jahrtausendwende in zahlreichen Orten der heutigen Pfalz Juden gelebt haben. Die Städte legten großes Gewicht darauf, Judengemeinden in ihrer Mitte zu haben, wie aus dem Judenprivileg des Bischofs Rüdiger Huozmann in Speyer vom 13. September 1084 hervorgeht: 'Ich glaubte die Ehre unseres Ortes noch zu vergrößern, wenn ich die Juden vereinigte'. Durch ihre Eignung zum Handel erschienen sie unentbehrlich. Deshalb ist es nicht ausgeschlossen, dass sie sich auch in dem Königshof Lutra, der bereits im 10. Jahrhundert 'Markt' hatte, schön früh eingefunden haben. Auf jeden Fall wohnten hier Juden schon lange vor der Stadtgründung im Jahre 1276. Denn der am 16. April 1203 verstorbene und in Worms begrabene synagogale Dichter Menachem ben Jacob wird in Handschriften 'de Lutra' genannt, was darauf schließen lässt, dass er, wenn nicht sogar dort geboren, so doch längere Zeit dort ansässig gewesen sein muss. So sind die Juden also von altersher mit der Geschichte der Stadt verbunden.    
Wie an den meisten Orten waren sie auch in Lautern gezwungen, in einer bestimmten Straße, einem sog. Ghetto zu wohnen. Die Judengasse unserer Stadt war neben dem Altenhof und führte von dem Knie der Glaser- zur Marktstraße; sie war zum Schutz gegen den Pöbel durch eine Kette abgesperrt. In ihr befand sich auch die Judenschule, das ist Synagoge, und nebenan der Friedhof, von welchem eine Menge Knochenreste bei Anlegung der Kanalisation der Stadt im Jahre 1894 gefunden wurde.     
Hier also lebten Juden im 13. und 14. Jahrhundert, eingeengt und stets einer Verfolgung oder Vertreibung gewärtig,. Leider haben wir aus dieser Zeit nur wenige Nachrichten. Das sogenannten Steuerverzeichnis aus dem Jahre 1241 führte zwar unter Lautern auf: 'Item Judei de Lutera Item de officio in Lutere C et XX'. Aber die vier ersten Worte sind durchstrichen, sodass hieraus nichts Bestimmtes zu entnehmen ist. Doch erfahren wir aus dem Bericht über die königlichen Einkünfte des Speyerhaus aus dem Jahre 1309, dass die Zahlung der Juden von Lautern XVI 1b. (Pfund) betragen habe. - Eine Urkunde von 2. Januar 1344 berichtet, dass ein Jude Rose Welen sich und sein Gut dem Schutze des Erzbischofs Baldewin von Trier mittels eines Aktes vor dem Gericht überantwortete, wobei auch drei Juden: Bennet Mennitten, Musses Sohn und Schreiber Wal als Zeugen zugegen waren, und in welchem es heißt:  'daz die juden verstoret (beunrihigt) worden, also daz keine juden zu Lutern nicht wonden (wohnen), so mag min herre mich setzen anderswo in sine stede (Städte)'. Die Befürchtung des letzten Satzes hat sich nicht so bald erfüllt, denn noch vierzig Jahre wohnten Juden in der Stadt. Am 15. August 1383 wurde von Ruprecht I, ein Jude Isaac aus Lautern und sein Sohn Isaias auf drei Jahre nach Neustadt übernommen. Aus dieser Notiz darf man wohl schließen, dass in dem genannten Jahre für die Juden Kaiserslauterns das Leid der Vertreibung begann, welches wenige Jahre später, im Jahre 1390, über alle Juden der Pfalz verhängt wurde. Denn bereits am 19. Juli 1388 wurde über die Judengasse anderweitig verfügt.  Ruprecht I. Übergab seinem Schreiber Adolf von Kaiserslautern 'das haus genannt die judenschule, solange keine juden da sesshaft, in Nutznießung unter Vorbehalt der Rückgabe, falls Juden das Haus wiederum zu einer judenschule begehrten' und am 24. April 1390 erneuerte Ruprecht II. Diesen Brief.     
Allerdings bot sich nicht so bald Gelegenheit, den Juden das Haus zurückzuerstatten, denn 400 Jahre war, wie es des öfteren heißt, die Stadt für Juden und Mennoniten verboten, d.h. Juden hatten kein Recht, sich in ihr niederzulassen. So erklärte am 7. August 1697 der Rat: 'weiler von alter Gerechtigkeit wegen und dem herkommen nach keine judten allhier zu duldten und zu leyden schuldig ist'. Am 8. Januar 1699 wurden vom Landschreiber sämtliche Bürger auf das Rathaus bestellt und darüber verhört, ob und warum sie keine Juden in der Stadt haben wollen. Alle waren gegen ihre Anwesenheit. Der Rat ließ eine Kopie der Stadtprivilegien ausfertigen, worin festgesetzt war, dass kein Jude in Lautern wohnen dürfe und dass sogar von jedem einpassierenden Juden 6 Kreuzer Geleitgeld erhoben werde. Das Oberamt erkannte allerdings dieses Privilegium, das es als ein 'hinterrücks erlangtes' bezeichnete, nicht an und befahl zwei Monate später, am 8. März, einen Juden aus Schwäbisch Gmünd aufzunehmen. Der Rat erwiderte, die Stadtfreiheiten seien nicht hinterrücks gesucht und gefunden , sondern der Stadt durch Gnade der Kaiser und Kurfürsten verliehen worden. Ob dieser Jude aufgenommen wurde, steht     
Kaiserslautern BayrGZ 15071936a.jpg (492227 Byte)nicht fest. Im allgemeinen aber scheint der Rat seinen Willen durchgesetzt zu haben. Noch im März 1784 wurde in dem Protokoll zu einer Regierungsverordnung betreffen die Dauer einer Judenhochzeit und die Kosten einer Beschneidung bemerkt: 'ist gegenstandslos, weilen in Lautern sich keine Juden aufhalten dürfen'.    
Es gab aber wie fast überall einige sogenannte Schutzjuden. So gelang es z.B. nach der Zerstörung der Stadt Worms im Jahre 1689 zwei Männern namens Samuel und Hirsch, weil man sie als Flüchtlinge – Freisassen – betrachtete, welche keine Heimat hätten, gegen Entrichtung von 18 Talern Judenschutzgeld in die Stadt aufgenommen zu werden. Die Aufnahme des Hirsch war an die Bedingung geknüpft, dass er nur Pferdehandel treibe und die des Samuel, dass er sofort nach Friedensschluss die Stadt wieder verlasse. Beide mussten im Februar 1698 fortziehen, als die Franzosen, von denen sie ebenfalls die Erlaubnis, in der Stadt zu wohnen, erlangt hatten, von Lautern abmarschierten. Solche Schutzjuden gab es sicher zu allen Zeiten. Auf sie muss eine Verordnung vom Juli 1750 gehen, dass die Judenschaft für die Vergünstigung, Gold-, Silber- und Reifenröcke zu tragen, eine Gebühr zu entrichten habe.    
Natürlich war es auch wie anderswo auswärtigen Juden möglich, sich geschäftehalber vorübergehend in der Stadt aufzuhalten. Wir hören, dass in der Ratssitzung vom 9. November 1611 Hirsch aus Worms gegen den Arzt Victor wegen eines Pferdes klage, das dieser bei ihm geliehen und nicht bezahlt habe. Victor wurde verurteilt, den schuldigen Betrag unnachlässig zu zahlen. Im Januar 1662 klagte Abraham Jesche aus Meisenheim gegen den Weißgerber Hiller, weil dieser ihm statt goldener nur vergoldete Armbänder geliefert habe. Für den Eintritt in die Stadt musste für die Person ein Geleitsgeld und für den Wegen und die mitgebrachte Ware ein Wegegeld gezahlt werden. Anfangs 1696 fragte der Wegegelderheber am Fackeltor beim Rate an, wie es mit den fremden Juden zu halten sei, welche die Stadt passierten. Der Jude Samuel, welcher bei der Zerstörung Worms sich in den Schutz der Stadt begeben habe, hole die Juden immer am Tore ab, sodass er um das Judengeld käme. Samuel wurde vorgefordert und erklärte, es seien lauter arme, vertriebene Leute, die seine Gastfreundschaft in Anspruch nähmen, da sie ja im Gasthause nichts essen dürften; das wäre aller Orten so Brauch. Der Rat dekretierte: Da es Juden verboten wäre in Lautern zu wohnen, und man mit Samuel eine Ausnahme gemacht, solle er dafür sorgen, dass die Fremden ihr Schutzgeld entrichten. - Der Zoll wurde längere Zeit nicht erhoben, doch im Dezember 1673, weil die Finanzen der Stadt es erforderten, wieder eingeführt und am 18. Juli 1698 von neuem bestätigt. Am 8. Januar 1699 wurde er dann auf 6 Kreuzer bestimmt (siehe oben) und 1714 auf 2 Gulden erhöht – doch wurde seit dem 29. Februar 1713 Hafer frei gelassen -, sodass er im Jahre 1717 der Stadt 360 Gulden einbrachte. Am 12. Juli 1752 wurde er dann von der Regierung verboten.      
Alle ungerechten und entehrenden Ausnahmebestimmungen hörten endlich mit der französischen Regierung über die Pfalz durch die Verordnungen über die Departements im Jahre 1798 auf. Die Juden erlangten Freizügigkeit und damit war die Möglichkeit zur Bildung einer Kultusgemeinde gegeben. Bereits 1800 ließen sich die ersten Juden nieder, doch nur allmählich kamen andere hinzu, s0dass man 1825 nicht mehr als 11 Familien mit 57 Seelen zählte. Hierunter befanden sich 10 Steuerzahler, deren Namen nach einem Verzeichnis vom 5.6.1827 waren: Isaak Rubel (aus Hochspeyer), Jakob Leidersdörfer, Daniel Frank (aus Pirmasens), Jacob Heumann (Otterberg), Samuel Mayer, Alexander Mayer, Johannes Damm (Gaugrehweiler), Jacob Vollmer, Elias Landsberg (Obermoschel) und David August. Es leben noch heute Nachkommen dieses ersten Familien in der Stadt. - Infolge einer Verfügung der Regierung vom 24.12.1823 betriff die Bethäuser und Kultusbeamten der Juden an den einzelnen Orten fragte das königliche Landkommissariat auch die Juden Kaiserslautern nach ihren Verhältnissen an. Sie erwiderten, dass sie seit längerer Zeit, allerdings ohne jede Autorisation, Privatgottesdienst in dem Hause des Isaak Rubel abhielten, und da die meisten von ihnen in den 'dürftigsten Zuständen' lebten, sich nicht selbst einen Rabbiner halten könnten. Nach längeren Verhandlungen wurde auf ihre Bitte am 16. April 1827 genehmigt, mit Kirchheimbolanden zusammen einen Sprengel zur Anstellung eines Rabbiners mit dem Sitz in Münchweiler am Alsenz zu bilden. Der erste Rabbiner war Moses Cohen. Eine förmliche Kultusgemeinde wurde dann am 3. März 1830 durch die Wahl einer Aufsichtskommission über den Kultus, bestehend aus den vier ersten der oben genannten Persönlichkeiten, geschaffen. Vier Jahre später verlegte der Rabbiner, weil seine Tätigkeit sich ja besonders auf Kaiserslautern erstreckte, seinen Sitz hierher, wo er in einer auf dem Abendsberg befindlichen Synagoge fungierte. - Nun wuchs die Gemeinde in rascherem Tempo; 1835 zählte man 108 und 1837 bereits 175 Seelen (bei 32 Familien). Da die Synagoge sich durch die Vergrößerung der Gemeinde als unzulänglich erwiesen hatte, wurde beim Landkommissariat der Antrag gestellt, von der Regierung zum Bau einer Synagoge die Erlaubnis für eine Kollekte und, wenn möglich, noch einen Zuschuss zu erwirken. Dem Gesuch wurde vorläufig keine Folge geleistet.    
Aber von 1840 ab änderte sich erfreulicherweise die Stellungnahme der Stadtgemeinde gegenüber der Kultusgemeinde. Die Juden hatten an den Umlagen der Stadt wie alle Bürger sich nach ihren Kräften beteiligt, doch bisher keine Beisteuer zu ihrem Kultus und zum Unterricht der Kinder erhalten. Jetzt endlich bewilligte der Stadtrat zur Miete ihres Schullokals einen jährlichen Zuschuss von 25 Gulden und dem Lehrer Sigismund Wald, welcher seit 1837 im Amte war, zu seinem von der Gemeinde zu zahlenden Gehalt 50 Gulden. Diese Zulage wurde ihm alljährlich erneuert, wobei immer die vollste Anerkennung für seine Tätigkeit und seine Erfolge von der städtischen Schulkommission und von dem Stadtrat ausgesprochen wurde. 1869 wurde die Schule von der Stadt völlig übernommen. Als dann 1875 der Stadtrat bei Gelegenheit der Anstellung weiterer Lehrer für die Kommunalschulen die Auflösung der jüdischen Schule und Einordnung der Kinder in die Kommunalschule gern hiermit einverstanden. Sie hatte selbst den Wunsch, dass die Konfessionsschule aufgehoben und ihre Kinder in der Simultanschule unterrichtet werden. Dafür sollte ihr bisheriger und auch für alle  Zeiten ein israelitischer Lehrer an den Kommunalschule angestellt werden. - Diese Bestimmung wurde später dadurch hinfällig, dass sie persönlichen Ausgaben von der Schule, nicht mehr von der Stadt, sondern vom Staat getragen werden.   
Auch die Beziehungen zur übrigen Bevölkerung müssen recht gute gewesen sein, denn als im März 1843 der Rabbiner starb, folgten alle Beamten, Geistliche, Zöglinge des Seminars und der Gewerbeschule bis zum Weber'schen Holzhof, wo die Seminaristen ein Lied sangen. Dann wurde die Leiche nach Mehlingen überführt. Hier nämlich befand sich der Friedhof für die Juden der ganzen Umgegend, also auch Kaiserslauterns, und noch jetzt finden dort vereinzelte Beerdigungen statt. Der heutige innerhalb des Kommunalfriedhofes der Stadt gelegene jüdische ist erst 1858 angelegt worden und als erster wurde auf ihm der am 27. Januar verstorbene Maximilian Fröhlich bestattet. - Der Nachfolger des Rabbiners war Ludwig Seligmann.  
Kaiserslautern BayrGZ 15071936b.jpg (271619 Byte) Am 27. Februar 1845 wurde endlich eine Kollekte im Königreich Bayern genehmigt, doch war ihr Erfolg nicht beträchtlich. Deshalb beschloss der Stadtrat in Rücksicht auf die geringe Leistungsfähigkeit der 44 Familien (210 Seelen), welche 1847 gezählt wurden, am 23. Oktober 1848, zum Bau der Synagoge 500 Gulden zu bewilligen und dafür die Zahlung der 25 Gulden zur Miete des Schullokals einzustellen. Isaac Rubel hatte einen geeigneten Platz, Salzstraße 8, zur Verfügung gestellt. Auf ihm wurde die Synagoge erbaut, daneben ein Garten angelegt und hinter diesem eine rituelle Badeanstalt eingerichtet. Das Hauptgebäude steht noch heute und ist zu Wohnräumen umgebaut; seine Fensterfront lässt noch deutlich die ursprüngliche Bestimmung des Hauses erkennen.    
Doch konnte auch dieses Gotteshaus nicht lange den Anforderungen genügen, da die Gemeinde sich stark vermehrte.  Ihre Seelenzahl betrug 1880 mehr als 600. Da traten der Bezirksrabbiner Dr. Wilhelm Landsberg, welcher dem am 27. Juni 1879 verstorbenen Rabbiner Seligmann gefolgt war, und der erste Vorsteher der Gemeinde Bankier Joseph Kehr für den sofortigen Bau einer Synagoge ein. Ein Grundkapital war bereits angesammelt, durch eine Lotterie wurde noch eine größere Summe aufgebracht und so konnte man dem Architekten Ludwig Levy aus Karlsruhe den Bau der Synagoge auf dem freien Platze an der Frühlingsstraße (wie damals die Louisenstraße hieß) übertragen. Am 20. Oktober 1883 wurde nach sehr schwierigen Fundamentierungsarbeiten der Grundstein in Gegenwart von Vertretern der Regierung, der Stadt und der andersgläubigen Geistlichkeit gelegt. Die Einweihung des mit einem Kostenaufwand von 200.000 RM hergestellten monumentalen Baues in maurisch-byzantinischem Stil aus roten und weißen Hausteinen fand am 26. Februar 1886 statt. Es war ein Festtag für die ganze Stadt, wie der reiche Flaggenschmuck bewies. Diese Synagoge, welche durch ihre fünf Kuppeln, deren mittlere 30 m hoch, weiterhin sichtbar ist, darf mit Recht als eines der schönsten Gebäude, ja als ein Schmuck der Stadt bezeichnet werden. Sie zeugte, wie es in den damaligen Zeitungsberichten heißt, sowohl von dem Opfersinn der Juden für ihre Religion als auch von ihrem Bestreben, Kaiserslautern Ehre zu bereiten. - Im Innern der Synagoge befindet sich eine Gedenktafel mit den Namen von 12 im Weltkriege gefallenen Heldensöhnen aus der Gemeinde.   Die Seelenzahl der Gemeinde stieg bis 1925 auf 744 und ist jetzt (am 1. Juli 1936) auf 495 wieder herabgesunken".

    
     
Aus der Geschichte des Rabbinates (Bezirksrabbinates)   
    

Seit 1827/28 war Kaiserslautern Sitz eines Bezirksrabbinates für die damals etwa 30 jüdischen Gemeinden in den Bezirksämtern Kaiserslautern, Kirchheimbolanden und Kusel (zunächst noch Sitz des Rabbinates in Münchweiler a.d. Alsenz, seit 1834 in Kaiserslautern). 

-  1834 bis 1843: Rabbiner Moses Cohen (geb. 1785 in Untermerzbach/Unterfranken, gest. 1843 in Kaiserslautern): studierte in Fürth und Prag; ab 1925 Rabbiner in Schwarza, ab 1827 Bezirksrabbiner in Münchweiler a.d. Alsenz; 1834 verlegt er den Rabbinatssitz nach Kaiserslautern; Vertreter der Orthodoxie.    
-  1843 bis 1879: Rabbiner Ludwig Seligmann,(geb. 1813 in Winzingen (heute Stadtteil von Neustadt an der Weinstraße), gest. 1879 in Kaiserslautern): studierte in Heidelberg und Bayreuth; zunächst Lehrer in Bayreuth, Frankfurt/Main und Wien; ab 1843 Bezirksrabbiner in Kaiserslautern. Auf Grund von Auseinandersetzungen mit der Gemeinde musste 1863 der Sitz des Bezirksrabbinates nach Kirchheimbolanden verlegt werden. In Kaiserslautern war daraufhin als Rabbinatskandidat Moses Seligmann tätig (bis zum Tod von Rabbiner Ludwig Seligmann 1879). 
-  1880 bis 1912: Rabbiner Dr. Wilhelm Landsberg (geb. 1844 in Loslau, Oberschlesien, gest. 1912 in Kaiserslautern): studierte in Breslau und Halle; ab 1871 Lehrer der Adass Jisroel Berlin; 1873 Rabbiner in Pasewalk, Pommern, 1874 Rabbiner in Lauenburg, Pommern, 1880 bis zu seinem Rod 1912 Bezirksrabbiner in Kaiserslautern. 
-  1913 bis 1917: Rabbiner Dr. Michael Max Mordechai Weyl (geb. 1873 in Berlin, umgekommen 1942 im Ghetto Theresienstadt): studierte in Berlin; 1898 bis 1900 Prediger der Synagogengemeinde Berlin Spandau; 1900-1911 Rabbiner in Konitz (Chojnice), Westpreußen, 1913 bis 1917 Rabbiner in Kaiserslautern, 1917 bis 1942 Rabbiner an den Synagogen Rykestraße 53 und Kaiserstraße 29/30 in Berlin.  
-  1919 bis 1938: Rabbiner Dr. Sally Baron (geb. 1874 in Berlin, gest. 1946 in St. Louis, MO/US): studierte in Berlin und Erlangen; 1901 bis 1904 Prediger und Religionslehrer in Berlin-Spandau, bis 1905 dass in Berlin; 1905 bis 1910 Rabbiner in Hoppstädten, ab Oktober 1908 auch Rabbiner in St. Wendel; 1910 bis 1918 Rabbiner und Leiter des jüdischen Erholungsheims in Kolberg, Pommern; 1919 bis 1938 Bezirksrabbiner in Kaiserslautern; im November 1938 nach England emigriert, von hier aus in die USA. 
      
     
Zum Tod von Bezirksrabbiner Dr. Moses Cohn (1843)  

Kaiserslautern AZJ 05061843.jpg (192170 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 5. Juni 1843: "Nekrolog. Am 14. dieses (Monats) entschlummerte nach kurzem Krankenlager unser geliebter Bezirksrabbiner Moses Cohen zu Kaiserslautern. Geboren im Jahre 1785 zu Merzbach in Unterfranken, bezog er in seinem fünfzehnten Jahre die damals noch blühende jüdische Hochschule in Fürth, und nachdem er zwei Jahre da zugebracht, setzte er seine Studien neun Jahre in Prag weiter fort. Als im Jahre 1828 das Bezirksrabbinat zu Kaiserlautern gegründet wurde, berief man ihn zu diesem Amte, bei welchem er als Geistlicher und als ein wahrer Priester (Cohen) des Ewigen fünfzehn volle Jahre hindurch wirkte. Der Verblichene gehörte zu den selteneren, ausgezeichneten Persönlichkeiten. Außer seinen theologischen und linguistischen Kenntnissen hatte er sich noch besonders in Mathematik und Geschichte hervorgetan. Alle seine heilsamen Verbesserungen, die er namentlich beim Schul- und Synagogenwesen ins Leben rief, suchte er nicht durch Gewalt, sondern langsam auf dem Wege der Liebe und Besserung durchzuführen.    
Noch nie habe ich einen größeren Leichenzug erblickt. Den Glaubensgenossen des Verewigten, die aus allen Orten in und außer des ausgebreiteten Bezirkes herbeigeströmt waren, hatten sich die christlichen Bewohner der Stadt Kaiserslautern in Masse angeschlossen; die Beamten, die Geistlichen der verschiedenen Konfessionen, die Lehrer der Volksschulen, die Zöglinge des Seminars und der Gewerbeschule, sie alle waren herbeigekommen, um dem Verblichenen die letzte Ehre zu erweisen. Vor der Stadt machte der Zug Halt, und nachdem die Seminaristen einige Trauerkantaten abgesungen hatten, bewegte sich der Leichenwagen nach dem zwei Stunden von da entfernten Begräbnisplatze. Der Dahingeschiedene hatte, wie der hiezu berufene Leichenredner, Bezirksrabbiner Dr. Grünebaum aus Landau treffend bemerkte, keinen Feind, ja nicht einmal einen Gegner. Ihn beweinen eine trostlose Witwe mit fünf Kindern, sein tief getrübter Bruder, der Bezirksrabbiner März aus Dürkheim a. H., sowie sämtliche Gemeinden des Bezirks Kaiserslautern. Möge sein Andenken noch recht lange unter uns weilen! Möge aber auch der Geist des Friedens, der Liebe und der erleuchteten Frömmigkeit, die ihn beseelt, über uns walten, ihm zum Ruhme und uns zum Segen!  
Otterberg, im Mai 1843. L. Straus, der junge."  
  
Kaiserslautern Israelit19Jh 02071843.jpg (93580 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit des 19. Jahrhunderts" vom 2. Juli 1843: "Der brave, wackere Moses Cohen, Rabbine in Kaiserslautern, ist nicht mehr. Er verschied in der Nacht vom 13. auf den 14. vorigen Monats in seinem 58. Jahre. Den Glaubensgenossen des Verewigten, die aus allen Orten des Bezirks in Menge herbeigeströmt waren, hatten sich die christlichen Bewohner der Stadt in Masse angeschlossen: die Beamten, die Geistlichen der verschiedenen Konfessionen, die Lehrer der Volksschulen, bezeugten, indem sie dem Leichenzuge folgten, ihre Teilnahme. Dr. Grünebaum, Bezirksrabbine in Landau, hielt eine ergreifende Leichenrede. – Als der Verblichene vor 15 Jahren sein Amt in Kaiserslautern antrat, fand sich in seinem Bezirke auch nicht eine einzige öffentliche jüdische Schule, und seitdem sind unter seiner Mitwirkung gegen 20 ins Leben getreten. Wir wissen den Verlust seiner Pflegbefohlenen umso mehr zu würdigen, da der Verblichene in unserer Gegend noch im besten Andenken steht, indem derselbe vor seiner Berufung nach Kaiserslautern, in Schwarza, im Hennebergischen, domizilierte, und dortselbst, und in der Umgegend, wegen seiner talmudischen Kenntnisse, seiner gediegenen, wissenschaftlichen Bildung, die er seinem Selbststudium verdankte und besonders wegen seines achtungswerten Charakters, Aller Achtung und Liebe genoss."  

     
Streit vor Gericht zwischen Gemeindegliedern aus Otterberg und Rabbiner Ludwig Seligmann von Kaiserslautern (1846)  
Das Dokumente stammt aus der Zeit aufkommender Auseinandersetzungen zwischen reformerisch und konservativ gesinnten Personen in den jüdischen Gemeinden. Beschrieben wird, wie Personen der Otterberger Gemeinde den "reformatorischen Bestrebungen" des Rabbiners "stets hindernd im Wege" standen. Die Bestrebungen des Rabbiners gingen allerdings ausgesprochen weit, was u.a. daran deutlich wird, dass sich der Rabbiner in der Gerichtsverhandlung u.a. für eine Abschaffung des feierlichen Eingangsgebetes an Jom Kippur, dem Kol Nidre aussprach. 

Otterberg KL AZJ 14121846a.jpg (111050 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 14. Dezember 1846: "Otterberg (für Osterberg) bei Kaiserslautern (bayerische Pfalz), 30. November (1846). Die Presse ist dazu da, die Übergriffe nach jeder Seite hin zu bekämpfen, um nur dem Geltung zu verschaffen, was in reiner Intention und mit reinen Mitteln unternommen worden. Wir haben hier am 3. dieses Monats vor dem Zuchtpolizeigerichte in öffentlicher Sitzung ein Schauspiel erlebt, das sicherlich einer strengen Mahnung bedarf. Die Israeliten K. und O. waren von Herrn Rabbiner S. angeklagt, ihn am letztverflossenen Erew Jom Kippur in der Synagoge durch Worte in Verrichtung seiner Funktionen gestört zu haben. (Wenn ich nicht irre, war nämlich dies die Veranlassung, dass jene behaupteten, man sage an diesem Tage kein Awenu Malkenu ['Unser Vater, unser König', Teil der Jom-Kippur-Liturgie]). Herr Rabbiner, der bei dieser Sache selbst als Zeuge geladen war, deponierte mit der größtesten Leidenschaftlichkeit, und suchte namentlich die als Entlastungszeugen geladenen Israeliten, zwanzig an der Zahl, worunter die angesehensten der Stadt, als Teilnehmer eines Komplotts darzustellen; dieses Komplott stünde seinen reformatorischen Bestrebungen stets hindernd im Wege, und suche alle Verbesserungen, die er im Gottesdienste einzuführen gedenke, zu hintertreiben, nicht sowohl aus innerer Frömmigkeit, als vielmehr aus persönlichem Hasse gegen ihn selbst. Als Beleg seiner Behauptung verließ Herr S. plötzlich den eigentlichen Boden der Verhandlung, und führte an: es existiere ein Gebet, das sogenannte Kol Nidre, das am Versöhnungsfeste gesprochen werde. 
Otterberg KL AZJ 14121846b.jpg (223633 Byte) Dieses Gebet enthalte den Ausdruck, dass alle Schwüre und Eide, die ein Israelit während des ganzen Jahres ablege, förmlich erlassen seien. Dieses Gebet nun habe er abschaffen wollen, weil es den Betenden leicht irre führen und zur Ansicht verleiten könne, es würde in demselben der Meineid verziehen, er sei aber auf den heftigsten Widerstand gestoßen, und so werde das Kol Nidre heute noch am Verstöhnungstage gebetet. 
Herr Rabbiner führte noch mehrere Beispiele von solchen widersinnigen Gebeten an, die er habe abschaffen wollen, unter Anderen, dass eines dieser Gebete mit den Worten anfange: 'Ich danke dir, Herr, dass ich kein Christ bin'; ein anderes: 'Ich danke dir, Herr, dass du mich zu keiner Frau gemacht.' Als Herr S. seine Zeugenaussage beendigt hatte und zu seinem Sitze zurückgekehrt war, soll ihm ein anderer Israelit zugerufen haben: 'Herr Rabbiner, sagen Sie Kiddusch darauf.' Herr S. erhob sich sofort leidenschaftlich gegen das Gericht und deponierte, dieses Wort sei eines der gemeinsten Schmähwörter, welche die hebräische Sprache aufzuweisen habe. Der Mann der jenes Wort ausgerufen, wurde sofort vor Gericht gestellt. Er erklärte zu seiner Verteidigung, das Wort Kiddusch habe durchaus die Bedeutung nciht, welche Herr Rabbiner S. ihm beizulegen sich bemühe. Der Präsident des Gerichts ließ zwei anwesende Israeliten vortreten, um sich über die Bedeutung des Wortes zu erklären. Auf ihre Behauptung, das Wort Kiddusch enthalte nichts Beleidigendes, wurde der Mann freigesprochen.  
Die Verhandlung dieser Sache, die einen großen Teil der Sitzung einnahm, namentlich die krasse Schroffheit, mit welcher der Herr Rabbiner gegen seine Glaubensgenossen auftrat, machte auf alle Unbeteiligten einen sichtbar widerlichen und verletzenden Eindruck. Der Verteidiger des Angeklagten erhob sich darauf und erklärt mit feierlicher Stimme: 'Wenn alles das wahr ist, was Herr Rabbiner S. zur Schilderung seiner Glaubensgenossen und von ihren Gebeten und Gebräuchen gesagt hat, so fühle ich mich versucht, auszurufen: Ich danke dir, Herr, dass du mich nicht zum Juden gemacht.'  
Ich könnte Ihnen noch Manches bei dieser Verhandlung Vorgekommene aufzählen, will aber, der Kürze wegen, nur noch das anführen, dass Herr S., um seine Handlungen zu beschönigen, das Wirken seines Vorgängers, des seligen Herrn Rabbiners Cohen auf alle mögliche Weise zu verunglimpfen suchte, eines Mannes, dessen Name noch heute wohltuend klingt, und dessen zu frühes Hinscheiden noch jetzt von Jedermann tief bedauert wird. 
Von welchen moralischen Folgen ein Tatbestand begleitet ist, der, wie der vorliegende, öffentlich vor einer großen Menge von Zuhörern verhandelt worden, welche Eindrücke und Meinungen ferner dieser Vorfall hervorgerufen, und noch hervorruft, davon mag sich jeder Leser Ihres verbreiteten Blattes überzeugen.  St."  

   
Beschwerden von Gemeindemitgliedern gegen Rabbiner Seligmann (1847)         

Artikel in der Zeitschrift "Der Orient" vom 12. März 1847: "Was bisher nur in Bayern diesseits des Rheins vorkam, Beschwerden gegen den Rabbiner wegen Überschreitung der Amtsbefugnisse, widerreligiösen Lebenswandels etc., das taucht auch in der Pfalz jetzt auf. Mehrere Gemeindeglieder in Kaiserslautern haben arge Beschwerden gegen ihren Rabbiner Seligmann bei der dortigen Regierung erhoben. Dem Vernehmen nach ist ein ebenso 'rechtgläubiger wie wissenschaftlich gebildeter Rabbiner' diesseits des Rheins mit der Begutachtung der Anklagepunkte betraut. Die Diskretion verbietet uns, etwas Weiteres darüber zu berichten, bis der Prozess seine Entscheidung erhalten haben wird."         

 
Bezirksrabbiner Ludwig Seligmann muss seinen Amtssitz nach Kirchheimbolanden verlegen (1863)  

Kaiserslautern Israelit 15041863.jpg (100238 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. April 1863: "Landau, Pfalz, 29. März (1863). Auf Anordnung unserer hochlöblichen Kreisregierung, die streng gerecht und friedliebend ist, musste der Bezirksrabbiner Seligmann seinen bisherigen Amtssitz zu Kaiserslautern mit Kirchheimbolanden vertauschen, weil Rabbiner und Gemeinde sich zu sehr gehässig gegenüberstanden und an eine Aussöhnung, die von Seiten der Behörde öfters angestrebt worden sein soll, nicht mehr zu denken war. Nun befindet sich bekanntlich in Kaiserslautern das protestantische Schullehrerseminarium für die Pfalz, in welchem auch die israelitischen Lehrer ihre Ausbildung erhalten und so erteilte der jeweilige Rabbiner den jüdischen Seminaristen den hebräischen Unterricht, wofür er aus dem Kreis-Schul-Fond honoriert wurde. Seit dem Wegzuge des Rabbiners wurde dieser Unterricht nicht mehr fortgesetzt, und die jüdischen Seminaristen waren sonach in dem Studium des Hebräischen gestört. Unsere hochlöbliche Kreisregierung, dies einsehend, bekundete auf eine gerechte und humane Weise, 'ohne dazu aufgefordert worden zu sein', wie sehr ihr das Wohl aller ihrer untergebenen Staatsbürger gleichmäßig am Herzen liege dadurch, dass sie eine Entschließung des hohen Königlichen Ministeriums veranlasste, die dem Rabbinatskandidaten Herrn Moses Seligmann von hier,
Kaiserslautern Israelit 15041863a.jpg (150021 Byte)als Lehrer für das Hebräische an das Königliche Seminar zu Kaiserslautern beruft. Wir wünschen unserer erleuchteten Kreisregierung Glück zu der Ausführung solch humanen Werkes und doppelt Glück zu der getroffenen Wahl, da der Berufene ein in allen klassischen Wissenschaften und besonders im Hebräischen und Talmudischen ausgezeichneter Gelehrter ist, der nur wegen zu großer Bescheidenheit nicht zu bewegen war, schön früher eine öffentliche Stellung einzunehmen. Wir bedauern dessen Abhang von hier tief, da Männer wie Herr Seligmann … in unserer Gegend leider rar oder gar nicht zu finden sind, und der Verlust, den unsere Gemeinde durch sein Weggehen trifft, ein nicht leicht zu ersetzender ist. Alle Israeliten der Pfalz und besonders Diejenigen unter ihnen, deren Herz noch warm für jüdisches Wissen, Religiosität und Jugendbildung, muss die Besetzung dieser höchst wichtigen Stelle, durch einen Mann wie Herr M. Seligmann gewiss freuen, weil dadurch wieder gehofft werden darf, dass aus dem Seminar nicht nur Lehrer, sondern jüdische Lehrer hervorgehen werden, und Herr Seligmann gewiss mit aufrichtiger Hingebung diesen schönen Zweck zu erreichen suchen wird,. Bedenkt man dabei, dass der bisherige Unterricht durch den Rabbiner nur ein sehr mangelhafter sein konnte, weil der Amtsberuf eines Bezirksrabbiners durch öftere Rundreisen, Schulprüfungen, Trauungen etc. ihn verhinderte, Unterricht zu erteilen, so sind wir unserer hohen Regierung umso mehr zum Dank verpflichtet, als sie eigens für dieses Fach einen so würdigen Lehrer berufen hat. Dem Vernehmen nach soll Herr Seligmann auf höhere Weisung sofort in seine neuen Stellung eintreten, und so wünschen wir dem Wirkungskreise dieses edlen, charakterfesten und uneingebildeten Gelehrten den besten Erfolg, damit die Saat unserer heiligen Tora, die er nun auszustreuen den Beruf hat, gedeihlich keine, hervorsprosse und reife' damit die Tora groß und erhaben werde'."

  
Ausschreibung der Rabbinerstelle (1879)   

Kaiserslautern Israelit 17121879.jpg (147928 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Dezember 1879: "Bekanntmachung. Anstellung eines Rabbiners für den Rabbinatsbezirk Kaiserslautern betr. Die Rabbinatsstelle für den Rabbinatsbezirk Kaiserslautern, umfassend die israelitischen Kultusgemeinden der königlichen Bezirksämter Kaiserslautern, Kirchheimbolanden und Kusel, ist durch den Tod des seitherigen Rabbiners in Erledigung gekommen und soll nunmehr wieder besetzt werden. I. Der Rabbiner hat seinen Wohnsitz in der Stadt Kaiserslautern zu nehmen. II. Der Rabbinat hat die Pflicht, jede israelitische Kultusgemeinde einmal im Jahre zu besuchen, eine Prüfung der Kinder im Religionsunterrichte vorzunehmen und Gottesdienst mit Predigt abzuhalten, wozu nur die Sabbat- und Festtage zu verwenden sind. III. Der jährliche fixe Gehalt des Rabbiners beträgt Mark 2.000, wozu durch die israelitische Kultusgemeinde Kaiserslautern eine besondere jährliche Zulage von Mark 200 bewilligt ist. Außerdem bezieht der Rabbiner einen jährlichen Zuschuss aus der Staatskasse von Mark 540, auf welchen derselbe jedoch nur so lange Anspruch hat, als die Mittel zu solchen Zuschüssen gewährt werden. Zusammen Mark 2740.  IV. Zu den vorbemerkten Bezügen kommen noch die durch bestehende Verordnung festgesetzten Kasualien, welche sich auf 1.000 Mark und mehr belaufen können. Bewerber um die Rabbinatsstelle haben ihre Gesuche samt Zeugnissen bis zum 29. Dezember laufenden Jahres bei dem königlichen Bezirksamte Kaiserslautern einzureichen. 
Kaiserslautern, den 9. Dezember 1879. Für die Delegierten der israelitischen Kultusgemeinden des Gerichtsbezirks Kaiserslautern
Joseph Kehr. Vorsteher der israelitischen Kultusgemeinde daselbst."  

  
Dr. Wilhelm Landsberg wird nach Kaiserslautern berufen - Neuausschreibung der Stelle in Lauenburg i. Pommern (1880)   

Kaiserslautern AZJ 03081880.jpg (56253 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 3. August 1880: "Durch die Berufung des Herrn Dr. Landsberg nach Kaiserslautern ist in hiesiger Gemeinde die Rabbiner- und Religionslehrerstelle vakant, mit welcher ein Fixum von 1.800 Mark pro Jahr, 150 Mark vorläufig für den Religionsunterricht am hiesigen Progymnasium und Nebeneinkommen verbunden ist. Akademisch gebildete Bewerber wollen sich bis zum 1. September dieses Jahres unter Einreichung ihrer Zeugnisse bei uns melden. Reisespesen werden dem Gewählten erstattet. 
Lauenburg in Pommern, im Juli 1880. Der Vorstand der Synagogengemeinde. Beer." 

  
Einführung von Dr. Wilhelm Landsberg in sein Amt in Kaiserslautern (1880)  

Kaiserslautern AZJ 21091880.jpg (126537 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 21. September 1880: "Man schreibt uns aus Kaiserslautern vom 9. September: Es ist bisher von den Gemeinden der Pfalz und speziell von den hiesigen nur wenig zu berichten gewesen, da sämtliche Gemeinden der Oberaufsicht der Königlichen Regierung und des Rabbinats unterstellt sind und das Gemeindeleben in Ruhe und Ordnung pulsierte. Seit einem Jahre freilich war das hiesige Rabbinat, welches einen Bezirk von 29 kleineren Gemeinden umfasst, durch den Tod des Rabbiners Seligmann verwaist. Ich meldete ihnen schon neulich, dass der bisherige Rabbiner zu Lauenburg, Herr Dr. Landsberg, zum Bezirksrabbiner erwählt wurde. Die Königliche Regierung hat am 28. vorigen Monats denselben auch bestätigt und wurde derselbe am Samstag, den 4. dieses Monats, feierlichst in sein Amt eingeführt. In der reich geschmückten Synagoge, vor einem zahlreich erschienenen Auditorium verschiedener Konfessionen, darunter der Bürgermeister und andere hohe Persönlichkeiten, hielt der neu gewählte Rabbiner seine Antrittspredigt, welche die gespannteste Aufmerksamkeit und das höchste Interesse der Zuhörer wachrief. In derselben legte der Redner die Grundsätze dar, nach denen er hier und in seinem Bezirke zu wirken gedenke. Gesänge vor und nach der Predigt schlossen die Feier der Einführung, welche einen sichtlichen Eindruck auf die Gemeinde und die Anwesenden hervorrief. Möge es dem neu gewählten Rabbiner, dem die ungeteilten Sympathien von allen Seiten entgegengebracht werden und auf welchen der Bezirk mit freudigem Stolze blickt, gelingen, die Herzen wieder für das Religiöse zu wecken und zum Segen der Gemeinde zu wirken."

  
Kritischer Artikel aus orthodoxer Sicht an dem liberal gesinnten Bezirksrabbiner Dr. Wilhelm Landsberg (1889)  

Kaiserslautern Israelit 11031889.jpg (228239 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. März 1889: "Kaiserslautern, 6. März (1889). In der hiesigen israelitischen Gemeinde sieht es in religiöser Beziehung recht traurig aus, und wie unser Bezirksrabbiner, Herr Dr. Landsberg, das geringe, hier noch anzutreffende jüdisch-religiöse Gefühl zu heben und zu fördern sucht, das ergibt sich aus einem Gesuche desselben an das königliche Bezirksamt, betreffend: 'Unordnung in der hiesigen israelitischen Kultusgemeinde', das uns zur Abschrift vorliegt. Was mag das wohl für eine 'Unordnung' sein, die den Herrn Bezirksrabbiner zu so energischem Auftreten veranlasst?   Man höre und staune: 
Der hiesige Gasthofsbesitzer, Herr Hermann Blum, befindet sich im Trauerjahre um seine Mutter – sie ruhe in Frieden; auch Herr Lehrer Blüthe von hier trauert um den Tod seiner Mutter – sie ruhe in Frieden. Die beiden Herren möchten gern täglich das Kaddisch-Gebet sprechen. Nun aber wird in der hiesigen Synagoge die ganze Woche hindurch kein Gottesdienst abgehalten, weil die dazu erforderliche Zehnzahl nicht zusammenzubringen ist; auch auf den Herrn Bezirksrabbiner ist als 'Minjan-Mann' nicht zu rechnen. Im Hotel Blum jedoch, wo stets viele Fremde verkehren, gelingt es, wenigsten jeden Abend Minjan zu machen, und das ist die Unordnung, der zu steuern Herr Dr. Landsberg die Dazwischenkunft der Behörde anruft! – Am Samstagabend, wo allerdings auch in der Synagoge Gottesdienst, lässt, nach der Meinung jener Herren, unser Herr Bezirksrabbiner stets 10 bis 15 Minuten zu früh anfangen, was wiederum der religiösen Überzeugung der genannten Herren widerspricht.    
Der Herr Rabbiner beruft sich auf ein altes Gesetz vom 8. Oktober 1823, welches den Israeliten alle Zusammenkünfte unter dem Vorwande des häuslichen Gottesdienstes verbietet (S. Zeil, II. Auflage S. 123 Nr.3). Dass dieses Gesetz nicht mehr in Kraft, ist wohl selbstverständlich, da es mit dem durch die Verfassung gewährleisteten Versammlungsrecht im Widerspruch steht. Herr Dr. Landsberg behauptet aber auch, dass es in ritueller Beziehung nicht gestattet sei, da, wo eine Synagoge existiert, diese ad hoc geweihte Stätte zu umgehen. Warum hat wohl der Herr Rabbiner nicht auch hier auf die Stelle hingewiesen, wo diese Vorschrift sich befindet? Sollte er vielleicht den Ausspruch meinen (hebräisch und deutsch:) 'Jeder, der in seinem Wohnort eine Synagoge hat, und dieselbe nicht besucht, wird ein böser Nachbar genannt!'?  - Dieser Ausspruch bezieht sich auf denjenigen, der überhaupt keinen Gottesdienst besucht, aber nicht auf den, welcher an einem Privatgottesdienst teilnimmt. Wenn aber gar die Synagoge leer ist und die zum öffentlichen Gottesdienste notwendige Zehnzahl daselbst nicht zusammenzubringen ist, so ist es in hohem Grade verdienstlicher, in einem Privathause mit Hilfe anwesender fremder Glaubensgenossen den Gottesdienst abzuhalten, als 'einsam und alleine' in der leeren Synagoge zu beten; ebenso verdienstlich ist es, beim Ausgange des Sabbats zu warten, bis der Tag zu Ende ist. Hoffentlich wird die hohe Behörde in Bezug auf Ordnung und Unordnung anderer Ansicht sein als unser verehrter Herr Bezirksrabbiner."

     
Gegendarstellung zu dem kritischen Bericht in der Zeitschrift "Israelit" von Bezirksrabbiner Dr. Wilhelm Landsberg (1889)  

Kaiserslautern Israelit 21031889.JPG (214516 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. März 1889: "Kaiserslautern, 19. März (1889): Geehrter Herr Redakteur! Im Interesse der Wahrheit bitte ich Sie ergebenst, folgende faktische Berichtigung in die nächste Nummer Ihres 'Israelit' aufnehmen zu wollen: Es ist unwahr, was der Korrespondent von Kaiserslautern vom 6. dieses Monats Ihnen mitteilt, dass nämlich in der hiesigen Synagoge 'die ganze Woche hindurch kein Gottesdienst abgehalten wird', da ich aus Erfahrung weiß, dass, ehe die augenblicklichen Trauernden ihr eigenes Minjan hatten, wohl täglich, so oft jemand 'Jahrzeit' hatte oder im Trauerjahre gewesen, Gottesdienst stattfand, nur dass weder der Religionslehrer (!), noch auch der so gern als Zadik (frommer Jude) geltende Restaurateur anwesend gewesen. Hier ist es fast ebenso wie auf dem Lande, wo die Gemeindemitglieder fast täglich angewiesen sind, ihrem Geschäfte, dem sie außerhalb obliegen müssen, schon in aller Frühe nachzugehen. Daher die Erscheinung, gegen die von mir zeitweise mit Erfolg angekämpft wurde, dass allerdings oft kein Minjan (10 Männer zum Gottesdienst) aufzutreiben ist. Dass 'auf den Bezirks-Rabbiner als Minjan-Mann nicht zu rechnen ist', kommt daher, weil ich 1. durch Erteilen des Religionsunterrichtes, der hier auf die erste Unterrichtsstunde verlegt ist, wogegen ich durchaus nichts tun kann, an der Teilnahme des wochentägigen Gottesdienstes oft verhindert bin, 2. weil ich oft in meinen Bezirksgemeinden zu tun habe und mindestens vom frühen Morgen bis zum Abend dort weilen muss. Übrigens scheint Ihr durchaus unkundiger Korrespondent, der noch Manches zu 'lernen' hat, gar nicht zu wissen, was im Schulchan Aruch steht: …. Ich konstatiere endlich, dass es eine Unwahrheit ist, dass ich stets 10-15 Minuten – am Schabbatausgang – zu früh anfangen lasse: ich richte mich bei der Bestimmung des Beginns nach dem üblichen Kalender und sehe stets auf die Uhr, um genau anfangen zu lassen. Über die sonstigen Invektiven gegen mich, schweige ich und gedenke Ihnen, hoch verehrter Herr Redakteur, demnächst rein sachlich Mehreres über die Sache, soweit ich das Interesse Ihrer Leser hierfür voraussetzen darf, zu berichten."  
Vier Anmerkungen werden hier nicht wiedergegeben. 

       
Rabbiner Dr. Landsberg ist Mitglied der Prüfungskommission bei der Anstellungsprüfung der israelitischen Schuldienstexpektanten (1894)       

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 18. Oktober 1894: "Speyer, 17. Oktober (1894). Zu der Anstellungsprüfung der israelitischen Schuldienstexspekanten pro 1894 war auch diesmal der Bezirksrabbiner Dr. Landsberg aus Kaiserslautern durch Erlass der Königlichen Regierung vom 20. September als Mitglied der Prüfungskommission ernannt und als solcher hierher berufen worden. Die von der Königlichen Regierung von Herrn Dr. Landsberg eingeforderten Themata für die schriftliche Prüfung lauteten: a) aus der systematischen Religionslehre: 'Was versteht man unter Andacht, und welches sind die Mittel, dieselbe zu erhöhen?' - b) aus der Kirchengeschichte: 'Moses Mendelssohn und seine Bedeutung fürs Judentum.' - c) aus dem Kirchendienste: 'Die Gottesdienstordnung für die sogenannten Halbfeiertage und kurze Inhaltsangabe der wichtigsten Gebete.' - Die mündliche Prüfung fand am 12. dieses Monats statt und zwar aus folgenden Gegenständen: 1. Religionslehre; 2. Jüdische Geschichte und Literatur; 3. Hebräische Grammatik; 4. Bibelübersetzen; 5. Bibelkunde. Der Prüfung wohnte die zu diesem Zweck gewählte Kommission für sämtliche - auch nichtjüdische - Kandidaten bei. An der Prüfung nahmen drei amtierende Volksschullehrer teil."          

 
Dr. Max Weyl wird zum Rabbiner in Kaiserslautern gewählt (1913)         

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 4. April 1913: "Am 18. vorigen Monats fand unter dem Vorsitze des königlichen Bezirksamtsassessors Petri, die Neuwahl des Rabbiners für den Landgerichtsbezirk Kaiserslautern statt. Um die Stelle hatten sich 13 Kandidaten beworben, von denen 4 in die engere Wahl gezogen wurden. Aus dieser ging einstimmig hervor: Herr Rabbiner Dr. Max Weyl aus Berlin."        

 
Ausschreibung der Bezirksrabbinerstelle (1920)  

Kaiserslautern Israelit 18031920.jpg (120252 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. März 1920: "Bezirksrabbinerstelle. Die erledigte Bezirksrabbinerstelle in Kaiserslautern, umfassend eine größere und 18 kleinere Gemeinden, wird wiederholt zur Bewerbung ausgeschrieben. 
Mit der Stelle sind folgende Bezüge verbunden: 
a) Anfangsgehalt Mark 7.000, steigend alle 3 Jahre um Mark 500.- bis zum Höchstbetrage von Mark 10.000.-,  
b) widerrufliche Teuerungszulage bis auf weiteres: jährlich Mark 3.000.-   
c) Reiseaversum, jährlich Mark 500.-  
d) Telefonaversum, jährlich Mark 200.-   
e) Kasualien, welche nach den bisherigen Anfällen angeschlagen werden zu Mark 2.000.-  
f) ein widerruflicher Betrag von Mark 2.000.- für Erteilung des Religionsunterrichts an den Kaiserslauterer Mittelschulen, der vorbehaltlich der erforderlichen Genehmigung der Regierung gesichert erscheint.   
Der Bezirksrabbiner wird für sich und etwaige Hinterbliebene als Mitglied der Pfälzischen Pensionskasse (Versorgungsverband) aufgenommen. Die Kosten werden von den israelitischen Kultusgemeinden bestritten. Versorgungsfähig sind die unter a, e und f genannten Bezüge. Die Anstellung ist in den ersten 3 Jahren eine provisorische, jederzeit widerrufliche. Die Bewerber, welche in religiöser Hinsicht der liberalen Richtung angehören müssen, wollen ihre Gesuche, belegt mit den Zeugnissen über die vorgeschriebene Vorbildung und bisherige Verwendung, sowie über ihre persönlichen und Familienverhältnisse und mit einem amtsärztlichen Gesundheitszeugnis, bis längstens 10. April dieses Jahres, bei dem Synagogenausschuss Kaiserslautern einreichen. Die persönliche Vorstellung soll nur auf Verlangen erfolgen.   
Kaiserslautern, den 28. Februar 1920. Bezirksamt." 

  
Rabbiner Dr. Sally Baron wird auf Lebenszeit angestellt (1926)  

Kaiserslautern Bayr GZ 07081926.jpg (24662 Byte)Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 7. August 1926: "Kaiserslautern. Der Rabbinatsbezirk Kaiserslautern hat den Bezirksrabbiner Dr. Baron, der im 6. Jahre daselbst tätig ist, mit Wirkung vom 1. Juli 1926 lebenslänglich angestellt. Die neuesten Bestimmungen des Verbandes, insbesondere die Besoldungsordnung kamen hierbei zur Anwendung."  

    
Zum Tod von Rabbiner Dr. Sally Baron (1946 USA)  

Kaiserslautern Aufbau 13121946.jpg (99677 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Aufbau" (New York) vom 13. Dezember 1946: "Am 27. November (1946) starb in St. Louis, Mo. der ehemalige Bezirksrabbiner von Kaiserlautern, Dr. Sally Baron, im Alter von 72 Jahren. Nachdem er einige Jahre erfolgreich in Hoppstädten (Birkenfeld) gewirkt hatte, kam er im Jahr 1919 nach Kaiserslautern und war hier als Seelsorger tätig, bis ihn die Ereignisse des 10. November 1938 zwangen, Beruf und Wohnsitz aufzugeben. 
Durchdrungen von dem Ideal der Menschenliebe und der Hilfsbereitschaft, wurde er bald der wahre Freund seiner Gemeinde und des Bezirkes und errang sich das Vertrauen weiter Pfälzer Kreise. In der Hitlerzeit war er rastlos für das Wohl seiner Gemeinde besorgt und unterließ nichts, was das schwere Los der einzelnen erleichtern konnte. 
Sein Wunsch, mit seiner Gattin zu seinem Sohne Kurt nach St. Louis zu kommen, wurde erfüllt, aber nach kurzer Zeit warf ihn eine tückische Krankheit, von der er sich nicht erholen konnte, auf das Krankenlager.  L.B."   

   
   
   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule sowie anderer Kultusbeamten      
Einrichtung der israelitischen Religions- und Elementarschule und ihre Finanzierung (1838/1840)  

Kaiserslautern AZJ 06061840.jpg (150063 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 6. Juni 1840: "Kaiserslautern, 15. Mai (1840). Unter vielen Beweisen der Toleranz können wir als nachahmungswürdiges Beispiel von humaner und philanthropischer Gesinnung der Stadt Kaiserslautern Folgendes aufstellen. Die israelitische Gemeinde daselbst, welche früher nur aus wenigen Familien bestand, ist seit einigen Jahren zu einer nicht unbedeutenden Gemeinde herangewachsen, und daher entschloss sie sich vor zwei Jahren, eine eigene öffentliche, von der königlichen Regierung anerkannte Religions- und Elementarschule zu bilden, wo sie den jährlichen Gehalt des Lehrers mit 200 Gilden, sowie die Heizung und die Miete des Lokals aus ihren eigenen Mitteln bestritt. Auf das Ansuchen des dortigen Bezirksrabbinen wurden im vorigen Jahre von dem löblichen Stadtrate alljährlich drei Klafter Holz zur Heizung des Schullokals, und in diesem Jahre ein jährlicher Beitrag von 25 Gulden zum Mietzinse desselben, und dem mit gebührender Treue und Liebe seinem Lehramte obliegenden Lehrer Walz auf dessen Gesuch 50 Gulden jährlich aus der Stadt-Gemeindekasse zuerkannt. Man glaubt die dankbarste Anerkennung dieses humanen Werkes des wohllöblichen Stadtrates und dessen achtbaren Vorstandes nicht würdiger an den Tag legen zu können, als dieses der Publizität durch die viel gelesene Allgemeine Zeitung des Judentums mit dem innigsten Wunsche zu übergeben, dass auch andere christliche Gemeinden diesem schönen Beispiele von Loyalität und Menschenliebe folgen, und ihren israelitischen Mitbürgern, die doch in allen Staats- und Gemeindelasten in keinem Betrachte zurückstehen, die Kosten bei der Errichtung ihrer Religionsschulen und die Kultusausgaben durch angemessene Beiträge mildern helfen, und ihnen auf dem Wege zu ihrer bürgerlichen Erhebung kräftigen Vorschub leisten mögen."  

  
25-jähriges Dienstjubiläum von Kantor Alexander Feibelmann (1894)  

Kaiserslautern Israelit 04061894.jpg (20692 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Juni 1894: "Kaiserslautern, 29. Mai (1894). Vorgestern beging der erste Kantor der hiesigen israelitischen Kultusgemeinde, Herr Alexander Feibelmann, sein 25-jähriges Dienstjubiläum. Die Gemeinde veranstaltete ein Fest zu Ehren des Jubilars."   

   
Ausschreibung der Stelle des 1. Kantors (1902)      

Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 26. September 1902: "Die vakant gewordene Stelle eines 
I. Kantors
 
in der hiesigen Gemeinde soll bis 15. März 1903 neu besetzt werden. Musikalisch gebildete Bewerber, die imstande sind, mit Chor- und Orgelbegleitung den Gottesdienst zu exekutieren und die auch allen Ansprüchen in Bezug auf den gottesdienstlichen beruf eines Kantors gewachsen sind, wollen sich bis 20. Oktober laufenden Jahres unter Beifügung eines Lebenslaufes und der Originalzeugnisse schriftlich melden. das vorläufige feste Gehalt beträgt 2.400 Mark neben bedeutenden Kasualien, ferner wird eine Lebensversicherungsprämie von jährlich 200 Mark bestritten und Zulage in Aussicht gestellt. Den zur Probe beorderten Kandidaten werden Reisekosten vergütet.  
Kaiserslautern, 18. September 1902. 
Der Vorstand der israelitischen Kultusgemeinde. Leon Kehr."
         

 
Die katholische Distriktsschulinspektion will keinen jüdischen Lehrer an der Volksschule (1907/08)  

Kaiserslautern FrfIsrFambl 19041907.jpg (81202 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 19. April 1907: "Kaiserslautern. An der hiesigen Volksschule wirkte bisher ein israelitischer Lehrer, dem die Aufgabe zufiel, den israelitischen Religionsunterricht zu erteilen und bis zur Höhe der wöchentlichen Pflichtstundenzahl Vertretungsstunden in allen Lehrfächern zu übernehmen. Da der seitherige Stelleninhaber in den Ruhestand versetzt wurde, wollte der Stadtrat eine neue israelitische Lehrkraft in Vorschlag bringen. Der Lokalschulinspektor, die protestantische Distriktsschulinspektion und auch das Bezirksamt befürworteten den Antrag. Die katholische Distriktsschulinspektion dagegen erhob laut 'Pfälzer Rundschau' Einspruch im Hinblick auf den christlichen Charakter der hiesigen konfessionell-gemischten Volksschule. Der Antrag des Stadtrats wurde deshalb von der Kreisregierung abgelehnt. Der Synagogen-Ausschuss hat gegen die Regierungsentscheidung Einspruch beim Ministerium erhoben."    
   
Kaiserslautern Israelit 16011908.jpg (47695 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Januar 1908: "Kaiserslautern, 10. Januar (1908). In der Frage der Anstellung eines israelitischen Lehrers an der konfessionell-gemischten Volksschule hier beschloss der Stadtrat der Beschwerde des Synagogenausschusses gegen den Bescheid der königlichen Regierung der Pfalz, wonach die Anstellung eines israelitischen Lehrers abgelehnt wurde, beizutreten."   
Anmerkung: der Streit zog sich über mehrere Jahre hin und wurde erst 1911 zu Ungunsten der jüdischen Gemeinde beendet: 

    
Beschlüsse der Stadtbehörde im Blick auf den israelitischen Lehrer (1911)  

Kaiserslautern FrfIsrFambl 06011911.jpg (52899 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 6. Januar 1911: "Kaiserslautern. Die Stadtbehörde hat – nachdem das bayerische Kultusministerium die Anstellung eines israelitischen Volksschullehrers an der hiesigen Kommunalschule für unzulässig erklärt hat – beschlossen, einen Gemeindebeamten in der Gehaltsklasse Mark 2.200 – 3.500 anzustellen, der zur Erteilung des israelitischen Religionsunterrichtes geeignet ist. Über dessen weitere Verwendung behält sich der Stadtrat Beschluss vor."   

  
70. Geburtstag von Lehrer Joseph Blüthe (1915; seit 1880 Lehrer in der Gemeinde)   

Kaiserslautern Israelit 22071915.jpg (64751 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Juli 1915: "Kaiserslautern, 15. Juli (1915). Lehrer Joseph Blüthe, der seit 35 Jahren die Stelle eines Religionslehrers und Kantors hier versieht, erreichte am Samstag, den 10. Juli in - Gott sei gepriesen - körperlicher und geistiger Frische das 70. Lebensjahr. In Anbetracht der dem Jubilar eigenen großen Bescheidenheit und der ernsten Kriegszeit verbat er sich jedwede Feier. Der Synagogen-Ausschuss, der Herr Bezirksrabbiner und sämtliche Mitglieder der Kultusgemeinde ließen es sich jedoch nicht nehmen, dem Jubilar die Verehrung und Dankbarkeit  der ganzen Gemeinde zum Ausdruck zu bringen. Möge Gott (weitere Jahre wie diese) hinzutun bis 100 Jahre!" (vgl. 2. Samuel 24,3)"   

         
Ausschreibung der Stelle des Synagogendieners und Schächters (1927)  

Kaiserslautern BayrGZ 11111927.jpg (69736 Byte)Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 11. November 1927:  "Bei der Israelitischen Gemeinde Kaiserslautern ist infolge Ablebens des bisherigen Synagogendieners und Schächters dessen Stelle neu zu besetzen. Der Bewerber muss in der Lage sein, auch den Vorbeter aushilfsweise zu vertreten. Gehalt nach Gruppe V der Staatlichen Besoldungsverordnung mit Vorrückungsmöglichkeit nach Gruppe IV. Bewerber, welche das 35. Lebensjahr noch nicht überschritten haben, wollen ihre Gesuche mit ausführlichem Lebenslauf und den Zeugnissen über die bisherige Praxis oder Verwendung, Leumundszeugnis, amtsärztlichem Gesundheitszeugnis und Lichtbild bis spätestens 25. November 1927 einreichen. Dienstwohnung ist nicht vorhanden. 
Kaiserslautern, den 24. Oktober 1927. 
Der Vorsitzende des Synagogenrats: Dr. Rheinheimer, Justizrat."   
 
Kaiserslautern GemZeitung Wue 01111927.jpg (63142 Byte)Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. November 1927: 
Dieselbe Anzeige erschien auch in der württembergischen Gemeindezeitung.     

     
Bezirkskonferenz der israelitischen Lehrer und Kantoren der Pfalz in Kaiserslautern (1929)  

Kaiserslautern BayrGZ 01051929.jpg (72483 Byte)Artikel in der "Bayerischen israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. Mai 1929: "Aus dem Verbande – Mitteilungen des Israelitischen Lehrervereins für Bayern. Bezirkskonferenz israelitischer Lehrer und Kantoren der Pfalz. Die Jahresversammlung findet statt am Donnerstag, dem 9. Mai 1929 (Himmelfahrtstag), im unteren Saale des Café Karlsberg in Kaiserslautern. 
Der Tagung voraus geht eine musikalische Andacht in der Synagoge (10.15 Uhr bis 10.45 Uhr).  Beginn der Tagung 11 Uhr. 
Tagesordnung:  1. Begrüßung.  2. Tätigkeitsbericht.  3. Referate: a) 'Die Apologetik im jüdischen Religionsunterricht' (Herr Bezirksrabbiner Dr. Baron, Kaiserslautern.)  b) 'Die Fortbildung des jüdischen Lehrers' (Kollege Schwarz, Speyer).  4. Besprechung von a) Vereinsangelegenheiten,  b) Standesfragen.   5. Anträge und wünsche (vorherige schriftliche Einsendung erbeten). Nach Schluss der Tagung gemeinsames Mittagessen (Gedeck: 2 RM). Minchagebet. Gemeinsamer Spaziergang durch den Wald nach Bremerhof. 
Herzliche Einladung an die Kollegen und Bitte um vollzähliges Erscheinen. H. Schottland." 

  
Ausschreibung der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet (1931)   

Kaiserslautern BayrGZ 15011931.jpg (66881 Byte)Artikel in der "Bayerischen israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Januar 1931: "Am 1. April 1931 erledigt sich bei der Israelitischen Kultusgemeinde Kaiserslautern die Stelle eines Kantors. Besoldung nach Gruppe 4a mit Vorrückung nach 3a der Bayerischen Beamtenbesoldungsordnung. Nebeneinkommen für Erteilung des Religionsunterrichts an der Volksschule. Versorgungsberichtigung, Deutsche Staatsagehörige mit seminaristischer und künstlerischer Vorbildung wollen Bewerbungsgesuche bis 1. Februar 1931 einreichen. Lebenslauf, Zeugnisse und Lichtbild sind beizufügen. Der Vorstand der Israelitischen Kultusgemeinde Kaiserslautern. Justizrat Dr. Rheinheimer."   

     
In der Volksschule wird eine "jüdische Sonderklasse" eingerichtet (1936)  

Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. Oktober 1936: "Speyer am Rhein. Am 1. September wurden im Bereich des Regierungsbezirkes Pfalz in vier Städten jüdische Sonderklassen der allgemeinen Volksschulen errichtet, in Ludwigshafen zwei Klassen (vorläufig nur mit einem Lehrer besetzt), in Kaiserslautern, Landau und Neustadt an der Weinstraße je eine Klasse. Nach Ludwigshafen wurde Lehrer und Kantor Schottland (Frankenthal) angewiesen, nach Kaiserslautern Lehrer i.R. Langstädter, nach Landau Lehrer und Kantor Zeilberger (Landau) und nach Neustadt Schulamtsbewerber Samson aus Landau. Sämtliche Lehrkräfte sind auf Dienstvertrag mit monatlicher Kündigung angestellt. Jüdische Schulen entsprechend dem bayerischen Schulbedarfsgesetz, deren Lehrer Beamte sind, bestehen noch in Speyer, Pirmasens und Rodalben."   

  
Lehrer Bernstein (Zweibrücken) übernimmt die jüdische "Sonderklasse" in Kaiserslautern (1936)       

Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Dezember 1936: "Sonderklassen. Im Nachtrage zu unseren Mitteilungen vom 15. vorigen Monats berichten wir, dass die Sonderklasse in Kaiserslautern nunmehr dem Kollegen Bernstein in Zweibrücken übertragen worden ist, während die zweite Stelle in Ludwigshafen vom Kollegen Langstädter in Venningen übernommen wurde."    

   
Kantor Siegfried Kornfeld wandert mit seiner Familie in die USA aus (1938)  

Artikel in "Jüdisches Gemeindeblatt für das Gebiet der Rheinpfalz" vom 1. Oktober 1938:  "Aus Kaiserslautern. Abschied von Herrn Kantor Kornfeld. Mitte August hat Herr Kornfeld mit Frau und Kind Kaiserslautern verlassen, um in den Vereinigten Staaten eine neue Heimat zu suchen. Mehr als 7 Jahre war er Kantor und Lehrer der Kultusgemeinde Kaiserslautern. Begabt mit einer herrlichen, wohlausgebildeten Stimme, vertraut mit den Vorschriften unserer Lehre und tief durchdrungen von Gottesglauben hat er es verstanden, den Gottesdienst zu einer Erhebung zu gestalten. Sein reiches Wissen befähigte ihn, seinen Schülern Lehrer in des Wortes bester Bedeutung zu sein. Mit tiefem Bedauern sah ihn seine Gemeinde scheiden und wünscht ihm und seiner Familie reiches Glück."        

    
Verschiedene Mittelungen - u.a. Schulaufsatz "Ein Prophet" aus der jüdischen Sonderklasse Kaiserslautern (1938)   
Anmerkung: es handelt sich um verschiedene Mitteilungen zu einzelnen Personen (Sterbefall von Regina Köster geb. Stern; Auswandern von Familie Moritz Felsenthal, Frau Wwe. Kaufmann, Herr und Frau Walter Vendig; Verlobung von Gerda Frank; 70. Geburtstag von Elise Klein); den Aufsatz verfasste Kl. Tuteur aus der 4. Klasse der jüdischen Sonderklasse Kaiserslautern.    

Artikel in "Jüdisches Gemeindeblatt für das Gebiet der Rheinpfalz" vom 1. April 1938:  
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Über die Ausbildung der jüdischen Zöglinge des Lehrerseminars in Kaiserslautern (1871)   
Der erste Abschnitt über die Lehrerausbildung enthält eine scharfe Kritik aus orthodox-jüdischen Kreisen an Rabbinatskandidat Moses Seligmann. und an dessen Unterricht im Lehrerseminar in Kaiserslautern. Der zweite Abschnitt von Bezirksrabbiner Dr. Landsberg ist 14 Jahre später geschrieben.

Kaiserslautern Israelit 01021871.jpg (98479 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Februar 1871: "Aus der bayerischen Pfalz. (Dritter Brief.) Sie werden mit Recht begierig sein, die Bildungsanstalt kennen zu lernen, aus der Lehrer und Schächter, wie die in meinen zwei früheren Briefen geschilderten, hervorgingen. Und mit eben solchem Rechte wird Jedermann von vornherein keine besonders günstige Meinung über dieselben zu haben, sich unwillkürlich gedrängt fühlen. Aber selbst die bescheidenste, oder sagen wir lieber: die günstigste Meinung selbst über das so genannte 'Lehrerseminar' in Kaiserslautern (selbstverständlich, was den Unterricht in den jüdischen Lehrgegenständen anlangt, denn nur mit diesen haben wir es hier zu tun!), wird doch noch sehr weit hinter der traurigen Wirklichkeit zurückbleiben. Die Wahrheit des eben Behaupteten wird Ihnen eine kurze Mitteilung des Stundenplanes dieser Anstalt überzeugend genug dartun. Die jüdischen Zöglinge dieser Pflanzanstalt für Bildner und Erzieher der Jugend, haben wöchentlich 4, sagen vier Stunden in den Lehrgegenständen Unterricht, die den wesentlichsten Bestandteil ihres Wissens ausmachen sollte! Die Geisteskost, die den ziemlich erwachsenen jungen Leuten in dieser verschwindend geringen Stundenzahl (man darf an die vielen Ferien im Jahre nicht vergessen) gereicht wird, hatten in früherer Zeit Knaben von zehn Jahren längst erlernt, und noch viel, viel mehr dazu! In der einen Stunde nämlich wird ihnen 'Tefila übersetzt', in der
Kaiserslautern Israelit 01021871a.jpg (196130 Byte)zweiten 'Religion' aus Herxheimer's 'Glaubens- und Pflichtenlehre', in Verbindung mit 'biblischer Geschichte' aus Flehingers Kinderbüchlein vorgetragen (zwei Lehrgegenstände, die man früher, zum heil und Segen der Kinder, nicht kannte), in der dritten Stunde Pentateuch mit Raschi (in drei Jahren höchstens das 1. Buch Moses!) und etwas hebräische Grammatik, in der vierten Stunde wird 'Sefer Chajjim' (!!) durchgenommen, damit die Herren 'Lehrer' bei vorkommenden Sterbefüllen in ihren Gemeinden, ein Stückchen aus dem übersetzten Sefer Chajjim von Blogg vorzutragen imstande sein möchten! Trotz dieser mit Recht getroffenen Vorsorge, sah ich doch einen in diesem Seminar 'ausgebildeten' Lehrer, der bereits acht bis zehn Jahre im Amte war, einige Stellen aus dem erwähnten Buche 'lernen', aber mit großer Ängstlichkeit an die Übersetzung derselben sich haltend, immer sehr langsam das punktierte hebräische Wort lesend, und während des Lesens und mit dem Finger Festhalten desselben, dessen deutsche Übersetzung einsehend! – Sefer Chajjim! Auch ein Lehrgegenstand in einem Lehrerseminar! Man sieht förmlich, wie die Ignoranz in dieser Anstalt systematisch gefördert wird! Es ist mehr als genug, wenn man, wie die Sachen nun einmal stehen, immer noch mit der leidigen hebräischen Sprache zu tun haben muss, dass man sich im lehren und Lernen derselben eben auch nur auf das 'Muss' beschränkt. – Wer ist aber der Lehrer, der eine solch' segensreiche Tätigkeit entwickelt? Ich meinerseits hielte es für viel zu viel Ehre für denselben, seinen Namen in diesen Blättern, wenn auch in trauriger Weise, zu verewigen: er verdient wahrhaftig auch das nicht! – Es ist ein Mann, der sich 'Rabbinatskandidat' (Sie müssen sich diesen 'Kandidaten' aber als einen Fünfziger, mindestens also als einen candidatus perpetuus denken) nennt; ob er dazu ein Recht hat? Wie er aber dieses Kandidatentum in religiöser Beziehung verwertet: darüber mag ihnen ein kurzes, aber sehr charakteristisches Zwiegespräch zwischen dem Rabbiner zu Dürkheim und einem der in meinem vorigen Briefe erwähnten, zur Schächterprüfung bei demselben erschienenen Lehrer, Aufschluss geben. Rabbiner: 'Ist Ihr Seminarlehrer, Herr S., religiös?' Lehrer: 'Nicht viel.' Rabbiner: 'Geht er abends und morgens in die Synagoge?' Lehrer: 'Das ist seine Sache, er kommt höchstens in einem Vierteljahr einmal und zwar am Samstag zum Mussaphgebet in die Synagoge.' Rabbiner: 'Er betet aber wenigstens zu Hause nach jüdischer Tradition?' Lehrer: 'Das glaube ich nicht.' Der Rabbiner denkt darauf einen Augenblick lang nach, welche weitere Erkundigungen er über das religiöse Leben dieses Lehrers dieses Lehrers der Religion einziehen sollen, und kömmt, durch eine  
Kaiserslautern Israelit 01021871b.jpg (84555 Byte)eigentümliche Ideenassoziation, auf die Frage: 'Fastet er am Tischa BeAw?' Darauf der Lehrer: 'Da war ich vom Gegenteil Zeuge! Denn als ich im vorigen Jahre an diesem, Trauertage um acht Uhr morgens in das Haus des 'Herrn Rabbinatskandidaten' kam, saß derselbe ganz gemütlich im Kreise der Seinigen vor dem dampfenden Kaffee, mit den Kuchenresten von dem unmittelbar vorangegangenen Sabbate (!!!)' Frappiert von dieser Auskunft, ragt der Rabbiner schnell weiter: Fastet er am Jom Kippur?! Mit der Schulter die entsprechende Bewegung machend, erwidert der Lehrer darauf: 'Das weiß man nicht: es kann ebenso gut ja als nicht der Fall sein.' (!!!) Das war für den wenig beneidenswerten Rabbiner mehr als zu viel, er wollte und brauchte nichts mehr zu erfahren, und lenkte darum das Gespräch auf einen ganz anderen Gegenstand. – ich will nun noch bemerkten: Dass der Erzähler … volle drei Jahre das zweifelhafte Glück genossen, ein Zögling des 'Lehrerseminars' zu Kaiserslautern gewesen zu sein. – ich will nun in meinem nächsten Briefe, - so Gott will – die Gemeinden der Pfalz, und ihr Verhältnis zu diesen ihren Lehrern und der bei ihnen angestellten Schochetim, eines Näheren betrachten."    

  
Weiterer Bericht über die Ausbildung der jüdischen Zöglinge des Lehrerseminars von Bezirksrabbiner Dr. Landsberg (1885)   

Kaiserslautern AZJ 01011885.jpg (172138 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 1. Januar 1885: "Kaiserslautern, 18. Dezember (1885). Als faktische Berichtigung des in der letzten Nummer Ihrer geschätzten Zeitung von hier Mitgeteilten erlaube ich mir hiermit zu bemerken, dass hier nicht eine 'israelitische', sondern Königliche protestantische Lehrerbildungsanstalt existiert, an der alle israelitischen Zöglinge der Falz ihre Ausbildung genießen müssen. Ich erteile an dieser Anstalt den Religionsunterricht seit Oktober dieses Jahres, ebenso auch am Gymnasium und der Realschule mit allen Pflichten und Rechten, die solche Anstalten den Lehrern einräumen, da auch in der Pfalz der israelitische Religionsunterricht obligatorisch ist. An der Realschule und an der Lehrerbildungsanstalt werden auch die israelitischen Abiturienten aus der Religionslehre geprüft – gleich den Schülern der anderen Konfessionen – an letzterer Anstalt müssen dieselben vorher noch eine schriftliche Prüfung aus den Fächern der Religionslehre bestehen. Was also in Nr. 50 Ihrer geschätzten Zeitung 'aus Süddeutschland' berichtet wurde, kann ich auch für die Pfalz bestätigen und muss ich nur noch rühmend hervorheben, dass die Rektoren der hiesigen höheren Anstalten auch den Kirchenbesucht der israelitischen Schüler genau kontrollieren und gleich bei den andersgläubigen Zöglingen jede Versäumnis des Gottesdienstes – zumal am Freitagabend – streng bestrafen, wenn sie nicht aus triftigen Gründen geschehen ist – eine Einrichtung, die sicherlich Hochachtung verdient. Endlich ist noch die Rücksichtnahme des Staates hervorzuheben, die er auf die, wenn auch nur wenigen, im hiesigen Zuchthause jüdischen Internierten nimmt. Durch Dekret des Staatsministeriums der Justiz vom 8. Dezember dieses Jahres wurde mir das betreffende Seelsorgeramt mit bestimmt formulierten Pflichten und für eine bestimmte Remuneration übertragen. Auch an dieser Anstalt habe ich zu wiederholten malen – auf mein Ersuchen sowohl, wie aus eigenem Antriebe – wahrgenommen, dass der Direktor die religiösen Bedürfnisse der israelitischen Gefangenen in größtmöglicher Weise respektiert. Am Sabbat sind dieselben von jeder Arbeit befreit, ebenso wie an den Festtagen. Dr. Landsberg, Bezirks-Rabbiner."

     
4. Jahresbericht über den Unterstützungsverein für unbemittelte israelitische Zöglinge an der Lehrerbildungsanstalt Kaiserslautern (1885)      

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 20. September 1885: "...Diesen großen und vortrefflich organisierten Anstalten lassen wir einen kleinen Verein folgen, dessen Zweck höchst anerkennenswert ist: Der Unterstützungsverein für unbemittelte israelitische Zöglinge an der Lehrerbildungsanstalt Kaiserslautern. Es ist der 4. Jahresbericht und zwar für 1884, der vorliegt. Mit Recht sagt der Bericht, dass es für die pfälzischen Gemeinden keinen wohltätigeren Zweck geben kann, als sich 'gut vorbereitete und für ihren Beruf begeisterte Lehrer' zu verschaffen. Allein das wollen diese doch nicht einsehen, und nur 9 Gemeinden zahlen Beiträge. Der Verein, der unbemittelte Zöglinge durch monatliche Unterstützungen fördert, nahm 1884 außer dem Kassenbestand von Mark 656 nur Mark 219 ein, gab aber nur Mark 120 für zwei Zöglinge aus. Hierin liegt ein Mangel, nach unserer Ansicht. Der Verein muss nicht an die Zukunft denken, sondern durch größere Wirksamkeit sich die Teilnahme erzwingen."    

   
   
Über die Betreuung der jüdischen Insassen der Zentral-Straf-Anstalt in Kaiserslautern (1855)
   

Kaiserslautern AZJ 05111855.jpg (123526 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 5. November 1855: "Aus der bayerischen Pfalz, im Oktober (1855). Mit Bezug auf die Berichte in Nr. 39 und 40 dieses Blattes aus Württemberg und Aachen möchte folgende Mitteilung eine Stelle in diesen Blättern umso mehr verdienen, als dieselbe dazu beitragen dürfte, die staatliche Stellung der Israeliten Bayerns, im Vergleich mit der in anderen Ländern und namentlich in Preußen, in etwas günstigerem Lichte erscheinen zu lassen. In Gemäßheit einer königlichen Ministerialverfügung findet bereits seit dem Jahre 1844 in der Zentral-Straf-Anstalt zu Kaiserslautern wöchentlicher Gottesdienst für die israelitischen Sträflinge durch den Bezirksrabbiner Seligmann daselbst statt, wofür derselbe, ganz wie die christlichen Geistlichen der Anstalt, aus Staatsmitteln remuneriert wird. Der freien Kommunikation des Rabbiners mit den Gefangenen wird nicht das mindeste Hindernis entgegen gestellt, vielmehr wird die Ausübung der Seelsorge im weitesten Umfange gewünscht. Wenngleich auch beim israelitischen Gottesdienst, wie beim christlichen, ein Aufseher gegenwärtig zu sein pflegt, so hindert das den Rabbiner nicht, auch die persönlichen Verhältnisse und Bedürfnisse seiner Pflegebefohlenen zum Gegenstande seiner Wirksamkeit zu nehmen, sowie Krankenbesuche, Leichenbegleitungen usw. zu den wesentlichen Funktionen des Rabbiners gehören. Es bedarf keiner Erwähnung, dass, wenn je der Geistliche segensreich wirken kann, es hier innerhalb der Kerkermauern der Fall ist, und es verdient gewiss alle Anerkennung, wenn die Rabbinen bemüht sind, die Hindernisse zu beseitigen, die noch hie und da ihrer amtlichen Wirksamkeit an den Strafanstalten
Kaiserslautern AZJ 05111855a.jpg (141539 Byte)entgegen stehen. Eine Tatsache, welche als zuverlässig gegeben werden kann, mag einen Beleg hiezu liefern. Bei dem Eintritte eines zu lebenslänglicher Korrektions-Strafe Verurteilten in die gedachte Strafanstalt, hielt der genannte Bezirksrabbiner, wie gewöhnlich in diesem Falle, eine Anrede an denselben, worin er ihn unter anderem ermahnte, in dem Gedanken an die göttliche Gerechtigkeit Beruhigung zu finden. Zum Schrecken der Anwesenden unterbrach hier der Angeredete den Rabbiner mit den verzweifelten Worten: 'Nein, Herr Rabbiner, das ist keine göttliche Gerechtigkeit, ich bin unschuldig.' Nach beendigtem Gottesdienste um den Sinn dieser Worte befragt, beteuerte derselbe in der eindringlichsten Weise seine Unschuld, weshalb sich der Rabbiner veranlasst sah, dem Vorstande der Anstalt den Vorfall mitzuteilen. Dies ereignete sich vor Jahr und Tag. Vor kurzem nun wurde der jugendliche Sträfling, der sein ganzes Leben im Gefängnisse vertrauern sollte, durch die freudige Botschaft überrascht, dass durch königlichen Gnadenakt dessen Strafzeit auf die Dauer von zwölf Jahren herabgesetzt worden sei, mit der Aussicht auf weiteren Straf-Nachlass bei gutem Betragen. – Wenn auch nicht behauptet werden kann, dass dieser Gnadenpunkt die Folge des erwähnten Vorfalls gewesen sei, so könnte es sein, dass ein gewisser Zusammenhang dieses mit jenem stattgefunden habe. Schließlich mag noch angeführt werden, dass an der gedachten Anstalt den israelitische Sträflingen die Arbeit an jedem ersten Festtage, und am Rosch-Haschonoh an beiden Tagen erlassen ist, und nur für den Sabbath konnte dies bisher noch nicht bewirkt werden, ebenfalls wegen Störung der Hausordnung, und scheint es allerdings, dass dieses Hindernis nicht leicht beseitigt werden kann. Die Verabreichung von Mazzot an die Sträflinge findet seit einer Reihe von Jahren ungehindert statt."    

  
  
Aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben    
Allzu liberale Zustände in der jüdischen Gemeinde - scharfe Kritik von orthodoxer Seite (1872)  

Kaiserslautern Israelit 17041872.jpg (220934 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. April 1872: "Aus der bayerischen Pfalz. Ich will Ihnen heute mit möglichster Kürze Einiges von hier berichten. Vor einigen Wochen feierte der jüdische Gemeindevorstand zu Kaiserslautern, Herr Advokat F., die Hochzeit seiner Tochter, und ließ das Hochzeitsmahl im christlichen 'Gasthof zum Schwan' von Nichtjuden trefa (also nicht koscher) bereiten!!! Das war selbst den in dieser Hinsicht sehr 'toleranten' Pfälzer Juden zu stark, und haben sie es dem Herrn Advokaten und Gemeindevorstande wirklich 'übel' genommen. Kaiserslautern ist eine von den Gemeinden der Pfalz, die der Schullehrer Kl. In Ober-Ingelheim in seinem Makulaturblättchen 'intelligent' (???) zu nennen pflegt. – Bei diesem Hochzeitsmahle ereignete sich eine kleine Szene, die in vielen Beziehungen hier mitgeteilt zu werden verdient. Der Vater des betreffenden Bräutigams nämlich wohnt in Tuchel (Westpreußen), als quiescieter Lehrer und Chasan (Vorbeter). Da nun die 'Intelligenz' des 'Synodalblattes' dort noch nicht, und am wenigsten bei den Kultusbeamten, solche Dimensionen, wie bei uns 'in unserer schönen Pfalz' (was eigentlich die trostlosen jüdisch-religiösen Zustände der Pfalz mit dem, Haardtgebirge zu tun haben, dass die Schullehrer und sonstigen Neologen der Pfalz sich dabei so oft auf die 'schöne Pfalz' berufen: war und ist mir ein wahres Rätsel!) angenommen, so richtete der alte Mann ebenso wenig die Frage an den Advokaten: ob Alles koscher zubereitet sei? als in ihm auch nur die leiseste Ahnung aufsteigen konnte: dass er sich zu einem jüdischen Hochzeitsmahle in einem christlichen Gasthofe befinde. Der gute Mann setzte sich also gemütlich zu Tische, ließ sich die ersten Gerichte gut schmecken, bald aber folgte eines, das dem schlichten, früheren Vorbeter verdächtig, oder wenigstens sehr fremdartig vorkam, und als er von dem servierenden Kellner auf seine Frage: was es denn sei? wahren Bescheid erhielt, war dieser derart, dass sein Angesicht erbleichte, und er, die Hände zusammenschlagend, mit dem Ausrufe 'Sch'ma Jisrael' vom Tische aufsprang, um sich ebenso wütend, als im Innern tief gebrochen, von der sauberen Tischgesellschaft zu entfernen. Ist hier nicht in traurigster Weise das Wort des Propheten über den Sohn, der den Vater verachtet (Micha 7,6) anzuwenden?!  Wir erwarten von dem in Ober-Ingelheim erscheinenden Makulaturblatte, dass es, nicht aus Ehrlichkeit, aber der Verbreitung der 'Intelligenz' wegen, seinem würdigen Leserkreis diesen höchst 'intelligenten' (???) Zug eines pfälzisch-jüdischen Gemeindevorstandes baldigst miteilen, und seinen Korrespondenten in Landau, Ingelheim und Speyer einen Verweis darüber erteilen werde, dass sie ihn bloß mit Schimpf- und Schmähartikel bedienen, eine solche für die Anschauung des 'Synodenblattes' und seines würdigen Leserkreises ganz besonders geeignete Mitteilung hingegen, ihm (wer weiß, warum? -) vorenthielten, und es dieselbe erst dem gefürchteten, und eben darum gehassten 'Israelit' entnehmen müssen. Ein solcher Nasenstüber gebohrt auch Herrn G. In Birkenfeld, der als 'Jugendfreund' des Herrn Advokaten, die Trauung nach Synodalfacon vollzogen, und über das 'intelligente' Vorgehen seines Jugendfreundes, Herrn Lehrer Kl. In Ober-Ingelheim nicht ein Sterbenswörtchen mitteilte!'.

  
Der Antisemitismus dringt auch nach Kaiserslautern vor (1887)  

Kaiserslautern AZJ 30061887.jpg (187421 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 30. Juni 1887: "Kaiserslautern, 21. Juni (1887). Seit mehreren Wochen sind die Gemüter der hiesigen Gemeindemitglieder wegen mehrerer Broschüren antisemitischen Inhalts, die im Verlage der hiesigen Buchhandlung von Aug. Gotthold erschienen und zum Teil auch ins Publikum gedrungen sind, in Spannung gehalten. Der Staatsanwalt, dem die Sache zur Anzeige gemacht wurde, und das Königliche Bezirksamt, mit dem sich der hiesige Bezirksrabbiner Dr. Landsberg deshalb in Verbindung gesetzt, haben sämtliche Broschüren mit Beschlag belegt. In voriger Woche nun wandte sich der Königliche Untersuchungsrichter hier an den Herrn Rabbiner mit dem Ersuchen, 'nach genauer Durchsicht der ihm eingesandten vier Broschüren ein wohl motiviertes Gutachten abzugeben darüber, ob in denselben eine Verhöhnung des Judentums zu finden sei und dann, welchen Eindruck dieselben auf die Israeliten hiesiger Stadt gemacht.' Wie wir hören, hatte Herr Dr. Landsberg besonders in einer Broschüre 'Altisraelitisches Menu' etc. einen Hohn gegen die israelitische Religion unzweifelhaft gefunden. Ebenso aus den Ausdrücken der anderen Büchelchen geschlossen, dass jeder Jude, welcher religiösen Richtung er auch angehören möge, tief verletzt sein müsse, wenn er derartiges liest. Jedenfalls ist es erfreulich zu wissen, dass die Behörden derartige Machwerke, wenn sie öffentlich erscheinen und zur Anzeige gelangen, nicht unberücksichtigt und fachmännisch begutachten lassen. Ich bemerke noch, dass in diesem Falle, wie wohl auch sonst, der Verleger, wie es in dem an den Herrn Rabbiner gerichteten Schreiben des Untersuchungsrichters heißt, zu seiner Rechtfertigung ausgesagt, er habe mit den Broschüren, die ihm von dieser Seite zugesandt wurden, nur Humoristisches ins Publikum gelangen lassen wollen. Dieser eigentümliche Vorwand ist durch oben genanntes Gutachten unseres Rabbiners gehörig zunichte gemacht worden, und muss man auf die jedenfalls in Bälde zu erwartende öffentliche Verhandlung und Verteidigung umso mehr gespannt sein, da hier, wie in der Pfalz überhaupt, ein solcher Prozess noch nie geführt wurde. Möge er dazu dienen, die Epigonen des Stöckerianismus wenigstens öffentlich zum Schweigen zu bringen!"

          
 Schöffengerichtssitzung gegen einen antisemitischen Verlagsbuchhändler (1894)         

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 12. Oktober 1894: "Kaiserslautern, 4. Oktober (1894). In heutiger Schöffengerichtssitzung hatte sich der 36-jährige Verlagsbuchhändler August Gotthold - Kaiserslautern wegen zwei Übertretungen respektive Verübung groben Unfugs durch Verbreitung antisemitischer Zettel zu verantworten. Nach der Konstatierung durch Wachtmeister Schulz wurden den ganzen Winter hindurch bis in das Frühjahr hinein Zettel anzüglichen Inhalts an Laden, Türen, Laternenpfosten etc. gefunden, als deren Urheber man den Angeklagten vermutete. In den Monaten März, April, Mai und Juni dieses Jahres betrieb derselbe die Ausgabe solcher Zettel im Großen, teils durch Verkauf, teils durch unentgeltliche Austeilung, in erster Linie an Schüler der königlichen höheren Lehranstalt zur Weiterverbreitung. Der Inhalt derselben lautete zum Beispiel: Kauf nicht bei Juden!' 'Hier wohnt ein Jude' 'Retourbillet nach Palästina' usw. Auch Preisrätsel fanden sich vor, wie 'Warum wurde der jüdische Bankrotteur Maaß in einen runden und nicht in einen viereckigen Turm eingesperrt? Auflösung: Damit der Jude an den Ecken seinen Kopf nicht einstoße. Der Unfug wurde immer großer, endlich so gewaltig, dass der Vorstand der hiesigen israelitischen Kultusgemeinde, Anwalt Dr. Gallinger, sich in Folge der vielen bei ihm eingelaufenen Beschwerden veranlasst sah, Anzeige zur erstatten. Bezeichnend ist, wie der ultramontane 'Pfälzische Volksbote' hervorgeht, dass dabei durch Zwischenhändler der israelitischen Kultusgemeinde der Verkauf sämtlicher im Besitze des Beklagten befindlichen antisemitischen Drucksachen um 3000 Mark angeboten wurde, welche Summe zuletzt sich sogar um 1000 Mark reduzierte. Der Beklagte will in Wahrung berechtigket Interessen gehandelt haben. Das Gericht verurteilte ihn zu 100 Mark Geldstrafe und in die ganz bedeutenden Kosten."          

    
Der "Nassauer Hof" wird von einem streng religiösen Mann betrieben (1901)     

Kaiserslautern Israelit 25071901.jpg (108802 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Juli 1901: "Kaiserslautern. Wir konstatieren mit besonderer Genugtuung, dass das altbekannte, jetzt renovierte Hotel zum 'Nassauer Hof' in Kaiserslautern seit dem 1. Juni sich wieder in den Händen eines streng religiösen Mannes befindet, dessen rituelles Vorleben selbst bei den schwierigsten Verhältnissen uns die Bürgschaft gibt, dass das Unternehmen in streng religiösem Sinne geführt wird. Da die pfälzischen Zustände zum größeren Teile sehr trostlos sind – scheuen sich doch nicht Hoteliers, Hinterviertel von neologen jüdischen Metzgern porschen zu lassen und religiösen Reisenden vorzusetzen – so freut es uns umso mehr, dass hier eine Gelegenheit geboten ist, im Mittelpunkte der Pfalz nach streng religiöse Weise essen zu können. Obschon der neue Inhaber genau die dortigen Platzverhältnisse kannte und schon manchen Strauß ausfechten musste, weil derselbe stets offen die Sache des Judentums gegenüber der Leisetreterei anderer Herren vertrat, so glaubte er doch das Unternehmen beginnen zu können, in der Hoffnung durch wirklich religiöse Reisende frequentiert und unterstützt zu werden. Er hielt sich umso mehr hierzu berechtigt, als dessen Küche wegen der feinen Zubereitung bereits einen Ruf hat. Wir erwähnen noch, dass dem neuen Pächter größere, sehr schöne Lokalitäten zur Abhaltung von Hochzeiten und Vergnügungen zur Verfügung stehen. Hiesige jüdische Familien scheuen sich nicht, ihre Hochzeiten in christlichen Hotels unter Assistenz einer jüdischen Köchin, die als Schaumeres (Aufseherin) dienen soll, abzuhalten, dies Alles, weil es nach außen einen größeren Effekt macht." 

  
Probleme um die Gestaltung der Friedhofshalle (1903)  

Kaiserslautern Israelit 08011903.jpg (109677 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Januar 1903: "Kaiserslautern, 7. Januar (1903). Hierselbst hat bekanntlich das Rabbinat Einspruch erhoben gegen die Anbringung eines Kreuzes auf der Leichenhalle. Dieser Einspruch ist jetzt zurückgezogen worden. In der Stadtratssitzung wurde, wie die 'Pf.Pr.' berichtet, eine Zuschrift des Rabbinats verlesen, in der die Bitte ausgesprochen war, für den Fall der obligatorischen Verbringung der Leichen in die Leichenhalle den jüdischen Einwohnern noch so viel Zeit vom Todesfall bis zur Verbringung zu lassen, dass die rituellen Waschungen noch in der Wohnung vorgenommen werden können, sodass die Leichenhalle hierzu nicht in Anspruch genommen zu werden brauchte; im Übrigen möge man den Wünschen der überwiegenden Mehrheit entsprechen. Nach längerer Verhandlung wurde entsprechend den Wünschen der protestantischen und katholischen Gemeinden beschlossen, das Kreuz unmittelbar vor dem Eingang der Leichenhalle unterhalb der Frontspitze anzubringen. Ein hiernach gestellter Antrag des Stadtrates Dr. Rübel, für die Israeliten eine isolierte Zelle zu erbauten, wurde, um eine unnötige Erörterung zu vermeiden, dem Bauausschuss zur weiteren Behandlung überwiesen."
   
Kaiserslautern FrfIsrFambl 16011903fn.jpg (165875 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 16. Januar 1903: "Kaiserlautern, 31. Dezember (1903). Die Frage der Anbringung eines Kreuzes auf der Leichenhalle kam in heutiger Sitzung des Stadtrates wieder zur Sprache. Nach einem eingelaufenen Schreiben des hiesigen Rabbinats leistet die israelitische Kultusgemeinde auf eine eigene Zelle in der Leichenhalle zur Vornahme der rituellen Waschungen Verzicht. Der Bauausschuss hat sich mit dem Antrag Ruelius-Hohnsänger wegen Anbringung eines Kreuzes auf der Schutzhalle (mit Betsaal) Beschäftigt. In der Sitzung stimmten 5 für Anbringung und 5 dagegen. Eine längere Debatte entsteht auch heute wieder. Klement (Sozialdemokrat) richtete scharfe Ausfülle gegen die Geistlichkeit, die einen unerhörten Druck ausgeübt habe und ersucht um Ablehnung des Kreuzes, da die israelitische Minderheit vergewaltigt werde. Bürgermeister Dr. Orth bemerkt hierauf, dass von einer Vergewaltigung keine Rede sein könne und empfiehlt den Antrag Ruelius-Hohnsänger zur Annahme. Es kommt nun zur Abstimmung. Für die Anbringung eines Kreuzes stimmten 15, dagegen 4 Mitglieder, 2 enthielten sich der Abstimmung. Die Anbringung eines Kreuzes an der Frontspitze über dem Eingang zur Schutzhalle (und Betsaal) ist somit genehmigt. Für die Israeliten soll ein Separateingang geschaffen werden. Dr. Rübel beantragte nun die Erbauung einer eigenen abseits von der Leichenhalle stehenden Zelle für die Israeliten. Die Sache wird an den Bauausschuss verwiesen. (Übrigens hat auch ein jüdisches Blatt 'Die deutsche israelitische Zeitung' in Regensburg. Distriktsrabbiner Dr. J. Mayer, (in Nr. 52) unumwunden erklärt, dass die Juden im Unrecht seien und als 'kleine Minderheit der großen Mehrheit nicht ansinnen könnten, dass diese an ihrer Leichenhalle auf das Symbol ihrer Religion verzichten sollten. Es sei bedauerlich, wenn hierin den religiösen Gefühlen nicht Rechnung getragen würde. Die Juden sollten sich eine eigene Leichenhalle bauen mit städtischem Zuschuss.)."

      
Die "Julius Plotke-Loge" (des Bne-Brith-Ordens) wurde gegründet (1903)   
Anmerkung: Julius Plotke (geb. 5. Oktober 1857 in Borek, Provinz Posen; gest. 30. September 1903) war Rechtsanwalt in Frankfurt am Main. Informationen im Artikel "Plotke, Julius" in der JewishEncyclopedia. Über den Bne-Brith-Orden siehe Wikipedia-Artikel B'nai B'rith    

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 13. November 1903: "In Kaiserslautern wurde eine neue Loge des Bne-Brith-Ordens unter dem Namen 'Julius Plotke-Loge' begründet."                                     

 
Vortrag von Rabbiner Dr. Landsberg über Moses Maimonides (1905)
    

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 27. Januar 1905: "Aus der Pfalz, im Januar (1905). Wenn auch das religiöse und geistige Leben der pfälzischen Gemeinden im allgemeinen sich in gewohnter und hergebrachter Weise in Stadt und Land abspielt, so macht sich doch hie und da ein besonderer Geist bemerkbar, der zum Teil durch die Gemeindevertretung seine Anregung findet. So hat in der Gemeinde Kaiserslautern - der größten in der Pfalz - der Synagogenausschuss in voriger Woche einen Maimonides-Abend veranstaltet, d.h. Herr Bezirksrabbiner Dr. Landsberg hat es übernommen, auf eine vom Synagogenausschuss ergangene Einladung an sämtliche Gemeindemitglieder in einem mehr denn eine Stunde dauernden glänzenden Vortrage über Leben und Wirken von Moses Maimonides das zahlreiche erschienene Publikum derart zu fesseln, dass dasselbe durch lauten Beifall seine Freude und Anerkennung bekundete. Der rühmlichst bekannte und gefeierte Redner verstand es, in höchst anziehender und ganz eigenartiger Weise das Leben und Wirken des großen Maimonides in außerordentlich verständlicher und populärer Weise den Hörern derart vorzuführen, dass seine Rede nicht bloß sehr lehrreich war, sondern eine eindrucksvolle Feier des Todestages von Maimonides bildete. Es ist darum sehr begreiflich, dass der Wunsch des Publikums, öfters derartige instruktive Vorträge aus dem Munde des Herrn Dr. Landsberg zu hören, laut zum Ausdruck gebracht wurde."  

    
Die Vertretung der jüdischen Frontsoldaten wurde von einer Reichsgründungsfeier ausgeladen (1931)         

Artikel in der "Jüdisch-liberalen Zeitung" vom 28. Januar 1931: "Kaiserslautern. (Die Vertretung der jüdischen Frontsoldaten von einer Reichsgründungsfeier ferngehalten!). Die Kriegskameradschaft und der Stahlhelm veranstalteten am 18. Januar in Kaiserslautern eine Reichsgründungsfeier. Am 13. Januar erhielt auch der Reichsbund jüdischer Fronsoldaten Ortsgruppe Kaiserslautern durch die Kriegskameradschaft eine Einladung zu dieser Feier. Am 17. Januar wurde die Einladung wieder zurückgezogen mit der Begründung, es hätten sich 'unüberwindliche Schwierigkeiten' ergeben. Gleichzeitig wurde der Presse die Zurücknahme der Einladung bekannt gegeben. Dieses Vorgehen gegenüber den jüdischen Frontkriegern ist auf eine Forderung der Nationalsozialisten in Kaiserslautern zurückzuführen. Die Ortsgruppe Kaiserslautern des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten hat die folgende Erklärung veröffentlicht: 
'Als Bürger der Stadt, als Kameraden, die im Kriege mit der Waffe an der Front ihre Pflicht erfüllt haben, und dem Andenken an die jüdischen Kameraden Kaiserslauterns, die im Weltkrieg gefallen sind, erklären wir, dass ein derartig unerhörtes Vorgehen unsere Ehre nicht berührt und sich bei jedem anständigen Menschen von selbst richtet.'"      


Starker Rückgang der Zahl jüdischer Einwohner bis 1937  

Kaiserslautern Israelit 18021937.jpg (24879 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Februar 1937: "Die Jüdische Gemeinde in Kaiserslautern zählte am 1. Januar 1937 451 Personen, von denen 21 Prozent von der Jüdischen Winterhilfe unterstützt werden. Im Jahre 1933 betrug die Seelenzahl der Gemeinde 669."

   
Statistische Angaben zur jüdischen Gemeinde zum 1. Oktober 1937 sowie Geburtstagsmitteilungen (1937)   
Anmerkungen: es werden zugleich die Geburtstage des Monats Oktober mitgeteilt: von Willy Stern, Sara Frank und Frieda Elbert.    

Artikel in "Jüdisches Gemeindeblatt für das Gebiet der Rheinpfalz" vom 1. November 1937:    
Zum Lesen bitte Textabbildung anklicken.       

  
Verschiedene Mitteilungen, u.a. aus dem Jüdischen Sport in Kaiserslautern und zu einem Vortrag von Stadtrabbiner Richter aus Mannheim (1938)   
Anmerkung: es handelt sich um verschiedene Mitteilungen zu einzelnen Personen (u.a. Sterbefall von Wilhelmine Berg; Auswanderungen von Hans Goldstein und Frau geb. Freiberg, Kurt Baron [Sohn des Bezirksrabbiners], Walter Götz [Sohn von Ludwig Götz]) sowie einen Bericht über die unter Leitung von Max Jakob stehende Sportabteilung; Rabbiner Max Richter hielt einen Vortrag in der Synagoge zum Thema "Auf dem Weg zum Judenstaat".    

Artikel in "Jüdisches Gemeindeblatt für das Gebiet der Rheinpfalz" vom 1. Juli 1938:  
Zum Lesen bitte Textabbildungen anklicken       
    

    
Sprechstunde des Auswandererberaters (1938)    

Artikel in "Jüdisches Gemeindeblatt für das Gebiet der Rheinpfalz" vom 1. November 1938: "Sprechstunde in Kaiserslautern
Am 8. November, nachmittags 3 bis 6 Uhr findet in Kaiserslautern, im Raum des zionistischen Ortsverbandes, Marktstr. 37 (Rückgebäude) eine Sprechstunde des Auswandererberaters statt. Besucher aus Kaiserslautern selbst werden gebeten, erst ab 1/2 5 Uhr die Sprechstunde zu besuchen."        

   
   
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde 
Zum Tod von Prof. Leopold Dick (1854)  

Ingenheim AZJ 24071854.jpg (256974 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 24. Juli 1854: "Ingenheim in der Pfalz, 29. Juni (1854). Nekrolog
Am 23. Juni laufenden Jahres starb zu Kaiserslautern in der Pfalz Leopold Dick, Professor an der Königlichen Kreis-Gewerbeschule, in Folge eines epidemischen Nervenfiebers. Tüchtig geschult an der Königlichen Akademie in München, erwarb er sich schon im Jahre 1838 durch Herausgabe der lithographierten Bilder aus dem alten Testamente nach Raphael nicht geringen Ruhm im südlichen Deutschland. Später ein sehr gesuchter Kunstmaler, wurde er im Jahre 1848 zum Professor ernannt, und wirkte nach Entfernung des alten Schlendrians im Unterrichte der betreffenden Lehrobjekte so segensreich in der Anstalt, dass bei den alljährlichen Visitationen die betreffenden Königlichen Kommissäre des Lobes seiner in ihren Berichten nicht Worte genug finden konnten. Dem weisen Fortschritte in allen Richtungen mit treuem Herzen, in wild aufgeregter Zeit seinem Könige und Vaterlande treu ergeben, religiös gesinnt, ohne zu frömmeln, den Lockungen der verschiedenster Art, seine Religion zu wechseln, stets und Mit Abscheu widerstrebend, nur seinem Berufe und seiner Familie lebend, wohltätig nach allen Seiten, mehr, als es ihm seine Mittel erlaubten, mild und freundlich, und von Jedermann hoch geschätzt, arbeitete er seit einem halben Jahre an einem Bilde für die diesjährige Münchener Ausstellung, und diese anstrengende Arbeit und die Erteilung des Unterrichtes ließen ihm wenig Zeit zur Erholung, und disponierten ihn für die Aufnahme des Kontagiums. Er starb unverheiratet, 37 Jahre alt am 23. Juni, und seinem Leichenbegängnisse am 25. ist eine Anerkennung und Teilnahme geworden, wie sie in den Annalen über das Begräbnis eines Juden wohl sehr selten erscheinen mögen. Der ganze Stab des dort garnisonierenden 4. Infanterieregimentes, den Oberst an der Spitze, die gesamte Geistlichkeit beider Konfessionen, die Beamten des Königlichen Bezirksgerichtes, dessen Präsident kurz vorher derselben Krankheit  erlag, insgesamt, ebenso diejenigen des Königlichen Friedensgerichtes, Landkommissariates, des Forstamtes, die Anwälte, Notare, Huissiers, die Professoren der Kreisgewerbeschule, des Progymnasiums, des Schullehrer-Seminars, alle Schüler dieser Anstalten mit schwarzem Flore, die Bürger aus allen Ständen und Konfessionen, mehr als 10.000 Personen aus der Stadt und Umgegend, begleiteten trauernd den Leichenwagen. Zwölf Zöglinge mit schwarzen und weißen Flören umgaben den Leichenwagen, der mit Kränzen verziert war, unter Absingung von Psalmen von Seiten des Schüler und Sängerchores, und, am Weichbilde der Stadt angekommen, hielt der Bezirksrabbiner Seligmann eine ergreifende Trauerrede, die kein Auge tränenleer ließ, und eine zahlreiche, tief trauernde Menge aller Konfessionen begleitete den Leichenwagen bis auf den zwei Stunden entfernten Begräbnisplatz der Israeliten zu Obermehlingen. Dort ruht nun die Leiche eines Edlen, nach menschlichen begriffen viel zu früh Verstorbenen, sein Andenken wird an der Anstalt und bei seinen zahlreichen Schülern ewig dauern sein und auf ihn passen die Worte Psalm 17,15: 'Ich werde mit Gerechtigkeit dein Antlitz schauen, erwachend mich ergötzen an deiner Gottesgestalt.  Dr. Löwenstein, praktischer Arzt."  

      
Erinnerung an die Auswanderungen im 19. Jahrhundert - Grabstein für Edward Newman (vermutlich: Eduard Neumann) aus Kaiserslautern in New Orleans (1836-1881)    
Anmerkung: das Foto wurde von Rolf Hofmann (Stuttgart) im April 1994 im 1860 eröffneten Hebrew Rest Cemetery in New Orleans, 2100 Pelopidas at Frenchman Street, near Elysian Fields and Gentilly Blvd., aufgenommen.     

Grabstein im "Hebrew Rest Cemetery" in New Orleans für 
"Edward Newman  
A native of Kaiserslautern Germany 
Born May 22, 1836 
Died  June 12, 1881. 
Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens
."      

   
Salomon May aus Cincinatti errichtet zum ehrenden Andenken an seinen verstorbenen Onkel Nathan May eine Stiftung (1891)     

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 3. Juli 1891: "Herr Salomon May, Privatmann in Cincinnati, ein Neffe des verstorbenen Herrn Nathan May in Kaiserslautern, hat zum ehrenden Andenken an seinen verstorbenen Onkel der israelitischen Kultusgemeinde Kaiserslautern, Herschberg und Wallhalben-Oberhausen unter dem Namen 'Nathan-May-Stiftung' ein Kapital von 10.000 Mark geschenkt. Hierbei ist die Bestimmung getroffen, dass die Zinsen dieser Summe alljährlich unter bedürftige Israeliten der drei genannten Gemeinden am Neujahrstag verteilt werden sollen."              


50jähriges Jubiläum von Hermann Blum als Mohel (Beschneider) (1898)  

Kaiserslautern Israelit 05051898.jpg (65851 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Mai 1898: "Kaiserslautern, 2. Mai (1898). Es dürfte wohl viele Mitglieder der hiesigen israelitischen Kultusgemeinde und noch vieler anderer Gemeinden der Pfalz und außerhalb derselben interessieren zu erfahren, dass unser Mitbürger, Herr Hermann Blum, Besitzer des 'Nassauer Hofes', am 7. Mai dieses Jahres das seltene Fest des 50-jährigen Jubiläums als  'Mohel' feiert. In dieser seiner Eigenschaft geprüft und durch seine vieljährige Praxis erfahren, erfreut sich Herr Blum einer körperlichen und geistigen Frische, die zur Hoffnung berechtigt, den Jubilar noch viele Jahre seines religiösen Amtes walten zu sehen."

   
Goldene Hochzeit von Moses Becker und Babette geb. Becker (1906)
    

Mitteilung im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 20. Juli 1906: "Kaiserslautern. Ihre goldene Hochzeit feierten am 16. dieses Monats der Privatier Moses Becker und seine Frau Babette geb. Becker".  

  
Ernennung von Dr. Isidor Dreyfuß zum Landgerichts- und Bezirksarzt in Frankenthal (1912)   
Anmerkung: Weiteres zur Person und zur Familie von Dr. Isidor Dreyfuß siehe auf den Seiten zu Frankenthal und zu Ludwigshafen.    

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 25. September 1912: "Herr Isidor Dreyfuß in Kaiserslautern ist zum Land- und Bezirksarzt in Frankenthal in etatsmäßiger Eigenschaft ernannt worden".      
 
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 7. Oktober 1912: "Kaiserslautern. Dr. Isidor Dreyfuß ist zum Landgerichts- und Bezirksarzt in Frankenthal ernannt worden."        

   
Zum Tod von Justizrat Dr. Julius Rheinheimer (1931)  

Kaiserslautern BayrGZ 15071931.jpg (111089 Byte)Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeit" vom 15. Juli 1931: "Justizrat Dr. Julius Rheinheimer, Kaiserslautern, gestorben. Am Samstag, den 23. Juni starb im 62. Lebensjahre Justizrat Dr. Julius Rheinheimer, Rechtsanwalt in Kaiserslautern. In Landstuhl (Pfalz) geboren, genoss der Verewigte als hoch angesehener Jurist allgemeine Wertschätzung. Die israelitische Kultusgemeinde, der Rabbinatsbezirk Kaiserlautern und das israelitische Altersheim für die Pfalz, verlieren in ihm ihren verdienten Vorsitzenden. Der Verband der israelitischen Kultusgemeinden der Pfalz und der Verband bayerischer israelitischer Gemeinden beklagt den Verlust einer seiner Besten. Seine hohen Geistesgaben und eine ungewöhnliche Tatkraft, ein warmes Herz für die Not der Zeit, machten ihn zum wahren Menschenfreund. Bei jeder Gelegenheit hat er bewiesen, dass er ein Führer im Judentum war, zum Wohle der engeren Heimat, wie zum Wohle unseres Vaterlandes. – Das große Trauergefolge an der letzten Ruhestätte des Verblichenen zeugte von seinem allgemeinen Ansehen. Herr Bezirksrabbiner Dr. Baron – Kaiserslautern rief dem treuen Freund der Kultusgemeinde tief empfundene Worte des Gedenkens ins Grab. Synagogenvorstand und Stadtrat Strauß Bad Dürkheim sprach am Grabe für den Verband pfälzischer Kultusgemeinden, Herr Dr. Koebner – Ludwigshafen für den Verband bayerischer israelitischer Gemeinden. Der Verband bayerischer Israelitischer Gemeinden wird das Andenken seines ausgezeichneten Vorstandsmitgliedes in ehrenvollem Gedächtnis behalten."
  
Kaiserslautern BayrGZ 15071931a.jpg (104747 Byte)Anzeige in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Juli 1931: "Nach kurzem schwerem Leiden entschlief am 27.l Juni Herr Justizrat Dr. Julius Rheinheimer. Durch sein Hinscheiden sind wir in tiefe Trauer versetzt worden. Der Heimgegangene hat die Leitung der Gemeinde und des Rabbinatsbezirks in schwerster Zeit als erster Vorsteher übernommen und dieses Amt in vorbildlicher Weise geführt. Sein gütiges und hilfsbereites Wesen hat ihm die Liebe aller Gemeindeglieder erworben, manches bekümmerte Gemüt hat er durch liebevolles Verstehen, durch dienen Rat und durch seine tatkräftige Hilfe aufgerichtet. Sein Name wird uns allen unvergesslich bleiben. 
Kaiserslautern, den 29. Juni 1931. Die Israelitische Kultusgemeinde Kaiserslautern. 

    
85. Geburtstage von Julius Ziegelstein und von Heinrich Rosenbaum (1938)     

Artikel in "Jüdisches Gemeindeblatt für das Gebiet der Rheinpfalz" vom 1. August 1938: "Aus Kaiserslautern. 85. Geburtstage. Am 1. Juli 1938 feierte Herr Julius Ziegelstein seinen 85. Geburtstag. - Am 28. August 1938 begeht Herr Heinrich Rosenbaum seinen 85. Geburtstag. - Wir wünschen beiden Jubilaren noch viele Jahre des Lebens in Gesundheit und Frisch. (Alles Gute) bis 120 Jahre."           

  
87. Geburtstag von Justine Tuteur (1938)     

Artikel in "Jüdisches Gemeindeblatt für das Gebiet der Rheinpfalz" vom 1. September 1938: "87. Geburtstag. 'Am 27. September feiert als ältestes Gemeindemitglied Frau Justine Tuteur ihren 87. Geburtstag. Wir wünschen der Jubilarin noch viele Jahre des Lebens in Gesundheit und Frische".       

  
Erinnerungen an die Deportation in das südfranzösische Internierungslager Gurs im Oktober 1940
Grabstein für Flora Bendler in Gurs        

Kaiserslautern Gurs BK 020.jpg (205577 Byte)Grabstein im Friedhof des ehemaligen Internierungslagers Gurs für 
Flora Bendler (nicht: Benda) 
geb. am 8. Januar 1875 in Kaiserslautern, wohnhaft in Kaiserslautern  
am 22. Oktober 1940 nach Gurs deportiert, wo sie am 26. Januar 1942 umgekommen ist.   
(Foto: Bernhard Kukatzki)        

   
Grabstein für Gustav Simon in Gurs       

Kaiserslautern Gurs BK 021.jpg (121848 Byte)Grabstein im Friedhof des ehemaligen Internierungslagers Gurs für 
Gustav Simon,  
geb. am 29. Dezember 1874 in Kaiserslautern, wohnhaft in Kaiserslautern, 
am 22. Oktober 1940 nach Gurs deportiert, wo er am 15. Juni 1942 umgekommen ist.  
(Foto: Bernhard Kukatzki)   


  
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen 
Anzeige der koscheren Gastwirtschaft / des Hotels S. Wenk (1886 / 1887)   

Kaiserslautern Israelit 08031886.jpg (32207 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. März 1886: "Koscher - Restaurant und Gastwirtschaft S. Wenk, Kaiserslautern - Koscher - nahe dem Marktplatze und der neuen Synagoge. 
Neu und komfortabel eingerichtet, freundliche Zimmer zum Logieren, gute Küche, reine Weine, geräumige Lokalitäten zum Abhalten von Hochzeiten und Festlichkeiten, aufmerksame Bedienung, billige Preise."      
  
Kaiserslautern Israelit 21071887.jpg (58269 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Juli 1887: "Koscher - Hotel Wenk, Kaiserslautern - Koscher
An der neuen Synagoge nächst dem Marktplatze. Neu und komfortabel eingerichtet. - Fein möblierte Zimmer. - Geräumige Lokalitäten zum Abhalten von Hochzeiten. - Gute Küche. - Reine Weine. - Vorzügliches Bier. - Billards. - Aufmerksame und billige Bedienung. - Bei jedem Zuge befindet sich ein Bediensteter des Hitels am Bahnhofes."   

  
Synagogendiener Feibelmann bietet eine Torarolle an (1903)
        

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. September 1903: 
"Eine noch gut erhaltene Thorarolle abzugeben. Näheres bei  
M. Feibelmann
, Synagogendiener, Kaiserlautern."    

  
Das Hotel Blum zum Nassauer Hof ist zu verkaufen (1903)
  

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Juli 1903:  
"Das von mir momentan streng koscher betriebene
'Hotel Nassauer Hof' 
ist anderweitig zu vermieten respektive zu verkaufen. Für einen wirklich religiösen jüdischen Metzger respektive Wurstler wäre hier eine ausgezeichnete Existenz geboten, da es hier daran mangelt. Näheres: 
Victor Lazar, Kaiserslautern."   
  
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. September 1903: 
"Das altrenommierte Hotel Blum zum Nassauer Hof, Kaiserslautern
ist billig zu verkaufen, eventuell auch zu vermieten. Einziges jüdisches Hotel und Restaurant am Platze. Großartige Existenz für einen feineren Metzger. Näheres bei 
H. Blum Söhne, Kaiserslautern.
"    

    
Werbung für Synagogen- und Schulöfen der Ofenfabrik E. Henn, Kaiserslautern (1902 / 1911)   

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. November 1902: "Über Beheizung von Synagogen. 
In den letzten Jahren beginnt man der Beheizung von Synagogen ein größeres Interesse entgegen zu bringen, wie dies früher der Fall war. Warum sollte auch eine Synagoge an kalten Wintertagen nicht geheizt werden, so man stundenlang ruhig und andächtig dasitzen soll? Wenn man frieren muss, dass einem die Zähne klappern, kann doch von einer Andacht keine Rede mehr sein.   
Warum waren aber unsere Vorfahren durchgehends so sehr gegen die Erwärmung ihrer Gotteshäuser? Das ist sehr einfach: Bis in die jüngste Zeit hatte man überhaupt keine zweckmäßigen Öfen hierfür. Einen guten, zweckentsprechenden Mantelofen, der eine starke Luftzirkulation hervorbrachte, kannte man nicht. Wo man in einer Synagoge in vereinzelten Fällen einmal einen Ofen antraf, war dies ein mantelloser, der in seiner nächsten Nähe eine solch' grelle Hitze verbreitete, dass gar oft die Sitzbänke angekohlt waren, während die Leute auf den hinteren Bänken von der Wärme nichts mehr verspürten. Von solcher Heizung wollte natürlich kein Mensch, der sie kannte, was wissen. 
Im letzten Jahrzehnt hat die Ofenindustrie jedoch einen bedeutenden Aufschwung genommen, sowohl hinsichtlich der Leistungsfähigkeit, wie auch in der äußeren Ausstattung der Öfen. 
Von hier datiert auch das größere Interesse, das man der Beheizung der Synagogen entgegenbringt; es werden nun wirklich gute Öfen für diesen Zweck in den Handel gebracht.  
Ein ganz besonderes Verdienst hat die Ofenfabrik E. Henn in Kaiserslautern sich hierin erworben. Diese Firma bringt Synagogenöfen in den Handel, die monatelang auf Probe gegeben und wieder zurückgenommen werden, wenn sie die Synagoge, auch wenn sie noch so groß ist, bei der größten Kälte nicht auf 10-12° Reaumur erwärmen, wobei die Leute auf den hinteren Bänken ebenso warm haben müssen, wie die in nächster Nähe des Ofens. Dabei ist die Erwärmung eine außerordentlich rasche; in ca. 2 bis 3 Stunden muss die Synagoge vorschriftsmäßig warm sein bei nur wenigem Brennmaterial-Verbracht. Es wurde mit versichert, dass mittelgroße Synagogen mit 20-25 Kgr. Kohlen bis zu den garantierten Graden erwärmen. Das ist gewiss eine schöne Leistung! Für Beheizung von Synagogen kann nur von einem zweckmäßigen, geschlossenen Mantelofen die Rede sein, der aber derart konstruiert sein muss, dass in kürzester Zeit alle Synagogenlust zwischen Ofen und Mantel durchpassieren kann. Die Wärme strömt oben aus, die kalte Luft überm Fußboden wird unten zum Ofen angezogen; es findet eine immerwährende lebhafte Luftzirkulation statt, die auch eine Bodenwärme erzeugt. Auch die gleichmäßige Erwärmung des ganzen Raumes hängt nur einzig und allein davon ab.  
Vor mantellosen Öfen oder vor Öfen mit durchbrochenen Mänteln sei entschieden gewarnt. Dieselben geben eine grelle, strahlende Erwärmung, wobei es niemand in der Nähe aushalten kann. Lieber keinen Ofen, wie einen solchen. Auch den Öfen, die unterm Synagogenboden Aufstellung finden, um sie dem Auge unsichtbar zu machen, kann ich das Wort nicht reden. Ganz abgesehen davon, dass eine zweckmäßige Luftzirkulation nicht erzielt werden kann, saugt das umliegende Mauerwerk und Erdreich so viele Wärme auf, dass damit allein die Synagoge fast beheizt werden kann. 
Am Besten steht der Ofen frei in der Synagoge, dann heizt er schnell und sparsam."             
  
Kaiserslautern FrfIsrFambl 06101911.jpg (62646 Byte)Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 6. Oktober 1910: 
"Synagogenöfen - Schulöfen.  
Monatelang auf Probe. 
E. Henn, Kaiserslautern, Ofenfabrik."  

    
Anzeige des Kurz, Weiß- und Wollwarengeschäftes M.J. Bronner (1915)    

Kaiserslautern Israelit 12081915.jpg (47700 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. August 1915: 
"Für mein Kurz-, Weiß- und Wollwaren-Geschäft en gros und en detail suche ich per sofort eventuell 1. September dieses Jahres eine tüchtige jüngere 
Verkäuferin

Gehaltsansprüche bei freier Station, rituell, sowie Zeugnisabschrift und Bild erbeten. 
M.J. Bronner, Kaiserslautern,
Kerststraße 35."  

   
 Geburtsanzeige einer Tochter von Felix Simon und Fränzel geb. Behr (1929)    

Anzeige in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des "Central-Vereins") vom 24. Mai 1929: "Hilde Auguste
Die glückliche Geburt eines gesunden Töchterchens zeigen hocherfreut an 
Felix und Fränzel Simon geb. Behr. 
Kaiserslautern
, den 14. Mai 1929, Maxstrasse 3."    

     
 Anzeige der Trauung von Alfred Vendig und Trudel geb. Schwarz (1938)    

Artikel in "Jüdisches Gemeindeblatt für das Gebiet der Rheinpfalz" vom 1. Juni 1938: "Aus Rockenhausen. Am 31. Mai findet in Mannheim die Trauung von Herrn Alfred Vendig aus Kaiserslautern mit Fräulein Trudel Schwarz aus Rockenhausen statt."        

 
Hochzeitsanzeige von Fritz Blum und Gerda Blum geb. Frank (1938)       

Artikel in "Jüdisches Gemeindeblatt für das Gebiet der Rheinpfalz" vom 1. September 1938: "Aus Kaiserslautern. Fritz Blum   -   Gerda Blum geb. Frank.  
Vermählte.   16. August 1938.  Berlin-Schöneberg, Badensche Straße 53."       

   

   

   

   

   

   

   

   

 

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Stand: 30. Juni 2020