Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Mellrichstadt (Kreis Rhön-Grabfeld)
Jüdische Geschichte / Synagoge 
 Bitte besuchen Sie auch die Seite www.judaica-mellrichstadt.de  

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer 
Das israelitische Handelsinstitut in Mellrichstadt  
Aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen 
Sonstige Dokumente   
bulletZur Geschichte der Synagoge  
bulletErinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte     
bulletFotos / Darstellungen  
bulletLinks und Literatur   

    

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)     
   
In Mellrichstadt lebten Juden bereits im Mittelalter. Ob es zur Bildung einer Gemeinde mit eigenen Einrichtungen kam, ist nicht bekannt. Eine erste Verfolgung traf die Gemeinde 1283, als am 31. März Nechemia b. Jechiel, Elieser Sohn des Märtyrers Joez, Samuel b. Jechiel und Isaak b. Gerschom aus unbekannten Gründen in Mellrichstadt verbrannt wurden. Auch von der Verfolgung 1298 ("Rintfleisch"-Verfolgung) waren die Mellrichstädter Juden betroffen. 1367 wird in Fulda ein aus Mellrichstadt zugezogener Jude genannt. Ansonsten hört man erst 1412 wieder von zwei in der Stadt lebenden jüdischen Familien, die ihren Lebensunterhalt vom Geldverleih bestritten. In diesem Jahr wurde ihr Schutzbrief durch den Würzburger Bischof um drei Jahre verlängert.
  
Die Entstehung der neuzeitlichen Gemeinde geht in das 17. Jahrhundert zurück. Seit 1655 werden Juden wieder in Mellrichstadt genannt. Im Laufe der folgenden zweieinhalb Jahrhunderte entwickelte sich ein reges jüdisches Gemeindeleben in der Stadt. Jüdische Gewerbetreibende hatten großen Anteil am wirtschaftlichen Leben der Stadt. Ihre Wohnungen und Läden konzentrierten sich seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in der Hauptstraße. 
   
Bei der Anlegung der Matrikellisten 1817 werden in Mellrichstadt auf insgesamt acht Matrikelstellen die folgenden jüdischen Familienvorsteher genannt (mit neuem Familiennamen und Erwerbszweig): Moses Mandel (Handel mit Schnitt- und Spezereiwaren, 64 Jahre, fünf Kinder), Löw Herz Heinemann (Schmuserei und kleiner Handel mit Spezereiwaren, 57 Jahre, fünf Kinder), Hirsch Herz Heinemann (Schmuserei, 53 Jahre, drei Kinder), Michael Mandel Friedmann (Viehschlachten, 53 Jahre drei Kinder), Gerson David Sackie (Handel mit Vieh und Schnittwaren (42 Jahre, sechs Kinder), Henne Heinemann, Witwe des Feist Hirsch (Handel mit Schnitt- und Spezereiwaren, 60 Jahre, zwei Kinder), Samuel Moses Rimpert (Handel mit Schnitt- und Spezereiwaren und mit Wolle (36 Jahre, zwei Kinder), Emanuel (zunächst: Mendel Moses) Mandel (Handel mit Schnitt- und Spezereiwaren, 27 Jahre, ein Kind).   
   
Im Laufe des 19. Jahrhunderts entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1814 45 jüdische Einwohner (3,1 % von insgesamt 1.443 Einwohnern), 1837 50 (2,8 % von 1.810), 1839 zehn jüdische Familien, 1867 81 (4,2 % von 1.921), 1880 109 (4,9 % von 2.247), 1900 156 (7,7 % von 2.014), 1910 165 (7,6 % von 2.176). Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts (vor allem nach Wegfall des "Matrikelparagraphen" 1861) waren in Mellrichstadt viele Familien aus der Umgebung zugezogen, u.a. aus Mühlfeld, Oberstreu und Mittelstreu.   

An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine Religionsschule, ein rituelles Bad und einen Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Religionslehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war (vgl. unten die Ausschreibung der Stelle 1892). Von den Lehrern werden genannt: David Lehmann (bis 1879, danach in Bad Brückenau, siehe Text dort), 1879 Samuel Maas, 1893 bis 1924 Viktor Gottlieb (vgl. unten den Bericht zu seiner Beisetzung im Dezember 1924).
   
Die jüdische Gemeinde gehörte von 1840 bis 1892/93 zum Rabbinatsbezirk Gersfeld, danach zum Distriktsrabbinat Bad Kissingen
  
Von den Gemeindevorstehern werden genannt: um 1869 Carl Stern, um 1890/1892 Emil Stern, um 1908 R. Neuburger.  
 
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde: Leopold Adler (), Ludwig Blum (geb. 23.12.1886 in Mellrichstadt, gef. 21.2.1917), Gefreiter Julius Hellmann geb. 23.5.1884 in Burghaslach, gef. 13.11.1914), Siegfried Mantel (geb. 1.5.1888 in Mellrichstadt, gef. 13.11.1914), Albin Meyer (), Unteroffizier Max Neuberger geb. 18.4.1890 in Mellrichstadt, gef. 22.8.1915), Siegmund Neuberger (geb. 18.7.1896 in Mellrichstadt, gef. 7.10.1916), Moritz Neuberger (), Sally Nussbaum (geb. 6.5.1883 in Kaltennordheim, gef. 16.6.1916), Moritz Sacki (geb. 1.6.1882 in Mellrichstadt, gef. 7.10.1916), Siegfried Sacki (geb. 14.3.1889 in Mellrichstadt, gef. 18.8.1918). Ihre Namen stehen auf einer Metallplatte des Gefallenendenkmales am Großenberg beim Bahnhof.   
  
Um 1924,
als 151 jüdische Gemeindeglieder gezählt wurden (6,9 % von 2.178), gehörten dem Synagogenvorstand an: Guido Prager, D. Nußbaum, Max Lindau, Max Stern, Moses Neuberger, Lazarus Ottensoser, T. Weinberg. Lehrer und Kantor war bis zu seinem Tod im Dezember 1924 der bereits genannte Viktor Gottlieb. 1932 waren die beiden Synagogenvorstände Guido Prager und Oskar Rosenthal; Lehrer und Kantor war inzwischen (seit 1924/25) Jacob Schloß. An jüdischen Vereinen (Wohltätigkeitsvereine) gab es einen Israelitischen Männerverein (Chevro Kadischo) und einen Israelitischer Frauenverein. Im Schuljahr 1932/33 besuchten den jüdischen Religionsunterricht noch 12 Kinder.
  
1933 wurden noch 126 jüdische Einwohner gezählt. In den folgenden Jahren ist ein Großteil der jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert (im November 1936 noch 85, im Mai 1937 noch 75, am 1. Oktober 1938 69 jüdische Einwohner). Am 30. September 1938 kam es in Mellrichstadt zu schweren Übergriffen gegen die ortsansässigen Juden. Die Initiative ging von deutschen Flüchtlingen aus dem Sudetenland aus, die die Bürger der Stadt gegen die Juden aufhetzten und nach der Verwüstung der Synagoge auch gegen jüdische Häuser vorgingen (s.u.). Bis 1942 haben 82 jüdische Einwohner Mellrichstadt verlassen, 36 von ihnen sind emigriert. Von den letzten jüdischen Einwohnern wurden 1942 24 nach Izbica bei Lublin/Polen deportiert und ermordet, neun wurden im September 1942 in das Ghetto Theresienstadt verbracht. Im "Rhön- und Streuboten" vom 22. Juni 1942 war schließlich in einem Bericht über einen Sommerdienstappell der Ortsgruppe der NSDAP zu lesen: 'Ortsgruppenleiter Schuhmann, Lehrer, verkündet als 1. Tagesordnungspunkt die erfreuliche Tatsache, dass Mellrichstadt nunmehr judenfrei ist'.      
   
Von den in Mellrichstadt geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945): Flora Adler (1884), Fromma (Frumet) Adler (1880), Martha Benedick geb. Kahn (1894), Ida Blum geb. Gutmann (1861), Martha Blum geb. Kahn (1894), Michael Blum (1855), Regina Brandus geb. Grünstein (1873), Rosa Doege geb. Meyer (1881), Adelheid (Adele) Edelmuth geb. Ottensoser (1884), Hugo Edelmuith (1884), Hugo Edelmuth (1900), Ilse Edelmuth (1923), Siegfried Edelmuth (1912), Paula Eisemann geb. Ottensoser (1883), Frieda Friedmann geb. Frank (1898), Ida Friedmann geb. Katzenstein (1875), Maier (Meier) Friedmann (1872), Max Friedmann (1869), Jakob Goldbach (1862), Max Goldschmidt (1870), Paula Gutmann geb. Adler (geb. ?), Regina Gutmann geb. Goldschmidt (1852), Babette Hopfenmaier geb. Friedmann (1878), Beatrice Kahn geb. Freudenthal (1890), Jette Kahn geb. Freudenberger (1872), Max Katz (1883), Philipp Katz (1879), Selma Katz geb. Frühauf (1883), Paula Keller geb. Adler (1882), Hedwig Kirschner geb. Sacki (), Klara Klemmann geb. Baumblatt (1869), Cywie Kleiner (1916), Sara Löb geb. Neumark (1877), Helene Lonnerstädter (1896), Paul Lonnerstädter (1900), Lucie (Luzi) Manne geb. Adler (1891), Alfred Mantel (1925), Bianca Mantel (1893), Elise Mantel geb. Palm (1865), Grete(l) (Margarete) Mantel geb. Wolf (1894), Hanna (Hannchen) Mantel (1860), Max Mantel (1883), Thekla Meininger geb. Sacki (1890), Ludwig (Leo) Meyer (1879), Manfred Neuberger (1895), David Nussbaum (1880), Luise Nussbaum geb. Wahlhaus (1879), Mathilde Ochs geb. Gutmann (1867), Rosel Oppenheimer geb. Adler (geb. ?), Adolf Ottensoser (1890), Berta Ottensoser geb. Mayer (1899), Betty Ottensoser geb. Rothstein (1852), Hannchen Ottensoser (1858), Lazarus Ottensoser (1855), Lazarus Ottensoser (1930), Nathanael (Nathaniel) Ottensoser (1888), Recha Ottensoser geb. Mayer (1899), Suse Ottensoser (1930), Julius Arnold Prager (1875), Adolf Reich (1889), Max Reich (1931), Rosi Reich (1925), Selma Reich geb. Goldbach (1898), Gisela Rosenthal geb. Gottlieb (1892), Hannchen Rosenthal (geb. ?), Malwine Rosenthal geb. Rose (1885), Oscar Rosenthal (1883), Theodor Rosenthal (1884), David Rothschild (1876), Jenni Rothschild geb. Ottensoser (1880), Jacob Schloss (1880), Selma Sitzmann geb. Sachs (1895), Fanny Stein geb. Samfeld (1878), Ida Stein geb. Punfud (1878), Moses Stein (1861), Seline Stein geb. Blum (1884), Siegfried Stein (1906), Siegfried Stein (1922), Julie Stern geb. Mantel (1857), Rosa Stern geb. Rosenthal (1877), Rosa Stern geb. Sichel (1878), Else (Elisabeth) Strauß (1914), Henriette Symchowicz (1919), Julie Wainberg geb. Heinemann (1878.   
    
    
    
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde      
        
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer      
Ausschreibung der Lehrerstelle (1892)  

Mellrichstadt Israelit 04021892.jpg (41682 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Februar 1892: "Offene Lehrerstelle. 
Die Stelle eines israelitischen Religionslehrers der hiesigen Gemeinde ist alsbald zu besetzen. Tüchtige, seminaristisch gebildete Bewerber, welche den Vorbeter- und Schächterdienst mit versehen können, wollen sich baldgefälligst melden. Fester Gehalt 850 Mark, Nebenverdienst als Kantor ca. 200 Mark, Schächtergebühren ca. 300 Mark, freier Wohnung und Heizung. Außerdem ist Gelegenheit zu Nebenverdiensten gegeben. 
Mit Zeugnissen und Angabe des Familienstandes belegte Gesuche sind bis zum 15. Februar dieses Jahres bei der unterzeichneten Stelle einzureichen. 
Mellrichstadt, 1. Februar 1891. Der Kultus-Vorstand  Emil Stern."

    
Lehrer Samuel Maas wechselt von Reichmannsdorf nach Mellrichstadt (1879) 
 
Anmerkung: durch den Wechsel war die Stelle in Reichmannsdorf neu auszuschreiben. Die Tochter von Lehrer Maas - Sara Maas - heiratete 1880 Lehrer Naftali Ottensoser (geb. 1852 Ober-Seemen, gest. 1916 in Würzburg), dessen Eltern Elias und Sara Ottensoser seit 1877 in Mellrichstadt lebten. 

Reichmannsdorf Israelit 31121879.jpg (51159 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31.12.1879: "Lehrer gesucht. Durch Übersiedelung des Herrn Lehrer Haas von hier nach Mellrichstadt, welcher bereits 20 Jahr hier die Lehrer- und Vorsängerstelle mit großem Fleiß versah, wird diese Stelle bis 1. Februar 1880 vakant. Bewerber um die Stelle, welche nebenbei den Schächterdienst zu versehen haben, empfangen nebst schöner Wohnung und Garten am Hause sowie Vergütung für Holz einen festen Gehalt von jährlich M. 384 sowie einen Nebenverdienst von ca. M. 150 und ist Gelegenheit geboten, Privatinstruktion zu geben. Nur geprüfte Kandidaten wollen sich melden. 
Reichmannsdorf bei Bamberg, 23. Dezember 1879. Salomon Wortsmann, Kultusvorstand".   

           
Zum Tod des Lehrers Viktor Gottlieb (1924)  
Anmerkung: Viktor Gottlieb ist 1862 geboren. Er war zunächst Lehrer, Kantor und Schochet in Wonfurt. Spätestens ab 1893 war er Lehrer in Mellrichstadt (Nennung in "Der Israelit" vom 12.1.1893 S. 45). Er war verheiratet mit Dina geb. Sacki. Angaben nach der Biographischen Datenbank Jüdisches Unterfranken.

Mellrichstadt Israelit 25121924.jpg (193596 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Dezember 1924: "Bad Kissingen, 18. Dezember (1924). Nach kurzem Krankenlager verstarb im 62. Lebensjahr Lehrer Viktor Gottlieb in Mellrichstadt. Sein Tod bedeutet einen unersetzlichen Verlust; nicht nur für seine engere und weitere Familie, sondern auch für das gesamte Judentum, und wie die zahlreichen Nachrufe bei seiner Beerdigung, sowie die überaus große Beteiligung an derselben bewiesen haben, auch einen Verlust für seine Stadt, 25 Jahre, ein halbes Menschenalter wirkte Gottlieb als Lehrer, Vorbeter und Schochet in Mellrichstadt, und darum ließ es sich die dortige Kultusgemeinde nicht nehmen, dem treuen Führer ein würdiges, imposantes Leichenbegängnis zu feiern. 
Die Synagoge, in deren Vorraum die Leiche aufgestellt wurde, und der Toraschrein waren weit geöffnet und standen im Schmucke der ehrfurchtgebietenden Tage, als wollten auch sie dem Diener Gottes die letzte Ehre bezeugen. Eine unübersehbare Menschenmenge, darunter die Schulen mit den Lehrkörpern, sowie die Beamten, Krieger- und Sängervereine - letztere mit Fahnen - Mellrichstadts sammelten sich lange vor der festgesetzten Stunde, damit bezeugend, dass sie alle einen guten Freund betrauern. 
Mit tief empfundenen Worten zeichnete Herr Distriktsrabbiner Dr. Bamberger, Bad Kissingen, das herrliche Lebensbild seines jederzeit pflichtbewussten Beamten, der nicht nur lehrte, sondern auch lernte und bestrebt war, sch immer mehr und mehr zu vervollkommnen und als Familienvater, wie auch als Jehudi und Mensch sich die Hochachtung aller, die ihn kannten, zu erwerben verstand. 
Herr Hauptlehrer Blumenthal - Unsleben sprach als Nachbarkollege und im Auftrage des Israelitischen Lehrervereins dem allgemein beliebten Kollegen ehrende Worte; sodann dankte Herr Guido Prager als Vorstand und im eigenen Namen für die hingebungsvolle unermüdliche Arbeit im Dienste der Gemeinde. Sängerverein und Lehrerschaft Mellrichstadt brachten mit markanten Worten zum Ausdruck, welch großer Beliebtheit sich der Verstorbene erfreut erfreute und bewiesen, dass auch die politischen Strömungen der heutigen Tage anerkennen müssen: Ehre, dem Ehre gebührt. 
Neustädter- Bad Kissingen sprach im Namen der Lernkonferenz Bad Kissingen, deren eifriges und förderndes Mitglied Lehrer Gottlieb gewesen. Zum Schlusse dankte Lehrer Neuberger, Maßbach, im Namen aller ehemaligen Schüler und gelobten dem toten Lehrer ein dauerndes Andenken. Manche der übrigen anwesenden Kollegen und Freunde mussten sich der vorgerückten Abendstunde wegen eines Nachrufes enthalten. Möge uns sein Verdienst beistehen und Gott den Hinterbliebenen Trost senden."

     
Zum Tod von Sophie Schloß geb. Wechsler, Frau von Lehrer Jacob Schloss (1929) 

Mellrichstadt Israelit 20061929.jpg (155509 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Juni 1929: "Mellrichstadt, 26. Mai (1929). Vergangenen Mittwoch, den 22. dieses Monats hat man die Gattin unseres Gemeindebeamten, Frau Sophie Schloß geb. Wechsler, zu Grabe getragen. Nach einem langen Leiden, mit bewundernswerter Geduld ertragen, ist sie im 51. Lebensjahr aus dem leben geschieden, betrauert von ihrem Gatten und ihrer Tochter, aber auch von der Gemeinde, überhaupt von allen, die sie kannten. Das zahlreiche Trauergefolge, unter dem sich auch unser Distriktsrabbiner Herr Dr. Bamberger, viele Freunde von Nah und Fern, alle Teile der hiesigen Bevölkerung, befanden, gaben ein beredtes Zeugnis von der allgemeinen Beliebtheit und Ehrerbietung, deren sich die Verblichene erfreute. Ging doch mit ihre eine selten brave, eine kaum wiederzufindende fromme, echt jüdische Frau aus dieser Welt, eine Frau, die nur Liebe kannte, nicht nur zu ihren Lieben, sondern zu allen Menschen, eine Frau, die nur ihrer Familie und unserer heiligen Religion lebte. Erfüllt von strengster Gottesfurcht, von seltenem vielseitigen Wissen in unserer Religion, war sie bemüht, nur gute Werke zu tun, in jedem Menschen nur gute Seiten zu finden. Den Armen zu helfen, war ihr höchstes Ziel. Von ihrer seltenen Bescheidenheit gab ihr letzter Wille Zeugnis, dass an ihrer Bahre keinerlei Rede gehalten werden soll. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."  

    
   
Das Israelitische Handelsinstitut in Mellrichstadt
Die Verlegung des Handelsinstitutes von Büdingen nach Mellrichstadt (1877)  

Mellrichstadt Israelit 31011877.JPG (47093 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Januar 1877: "Aus Oberhessen wird uns berichtet, dass in dieser Provinz weder kleinere noch größere jüdische Anstalten bestehen. Mit Aufhebung des Ottensoser'schen Instituts zu Büdingen hat die letzte israelitische Schule zu existieren aufgehört. Herr Ottensoser ist mit seinem Institute nach Mellrichstadt (Bayern) übergesiedelt, wo er dasselbe ganz nach den Intentionen seines seligen Bruders, unser Lehrer, der Herr Elieser Dow seligen Angedenkens, ein Lehrer der Gerechtigkeit (d.h. Beisitzer im Rabbinatsgericht) aus der Heiligen Gemeinde Höchberg". Außer den profanen Wissenschaften in Sprachen und Handelsdisziplinen wird daselbst Tora gelehrt und Unterricht außer in Pasuk etc. auch in Erziehung und Lebenskunde fleißig und täglich erteilt."

   
Anzeigen zur Werbung für das Handelsinstitut 1877/79  

Mellrichstadt Israelit 01081877.jpg (67290 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. August 1877: "Obrigkeitlich konzessioniertes israelitisches Handels-Lehr-Institut zu Mellrichstadt mit Pensionat
Zweck der Anstalt ist, deren Zöglinge auszubilden: 1) für den Kaufmannsstand oder 2) zum Eintritte in eine obere Klasse der Realschule, oder 3) in eine Lehrerbildungsanstalt, endlich 4) durch Einschiebung des Lateinunterrichts zum Eintritte in eine obere Lateinschule. Neben den Sprachwissenschaften, den Realien und sämtlichen Kaufmännischen Disziplinen werden die bisherigen beigehalten. Gute Lehrkräfte. Honorar mäßig. Alles Übrige besagt der Prospektus, welcher auf Verlangen gratis verabfolgt wird. 
Mellrichstadt, im Juli 1877. Ottensoser, Direktor". 
 
Mellrichstadt Israelit 19091877.jpg (24694 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. September 1877: 
"Israelitisches Handels-Lehr-Institut zu Mellrichstadt mit Pensionat. 
Bezugnehmend auf bisherige Annonce in diesem geschätzten Blatte zeige ich ergebenst an, dass nächstfolgendes Wintersemester Montag, den 8. Oktober beginnt. Ottensoser, Direktor". 
  
Mellrichstadt Israelit 17091879.jpg (43233 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Oktober 1879: 
"Handels-Lehr-Institut Mellrichstadt mit Pensionat.
Beginn des Wintersemesters: Montag, 13. Oktober dieses Jahr. Tendenz: Ausbildung für den Kaufmannsstand, sowie zum Eintritt in Latein- und Realschulen, Schulseminarien, laut Prospektus, welcher auf Verlangen gratis verabreicht wird. 
Die Direktion: Naphtali Ottensosser."  

  
Danksagung und Empfehlung des Isak Jakobi aus Salmünster (1877)  

Salmuenster Israelit 24011877.jpg (69360 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Januar 1877: "Danksagung und Empfehlung. 
Ich finde mich aus Dankgefühl verpflichtet, das Handels-Lehr-Institut des Herrn Direktor Ottensoser zu Mellrichstadt allen jüdischen Eltern aufs Beste zu empfehlen. Mein Sohn, ein Zögling des genannten Instituts, wurde vorigen Sabbat Bar Mizwa, und hat durch seine religiösen Vorträge in Chinuch Lenaarim und Chaje Adam bewiesen, wie emsig dort neben den profanen Disziplinen auch das Jüdische betrieben wird. 
Salmünster
(Hessen), 16. Januar 1877. Isak Jakobi."  

      
      
Aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben   
Der Antisemitismus macht sich bemerkbar (1879)      

Mellrichstadt AZJ 12081879.jpg (22138 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 12. August 1879: "Aus Mellrichstadt berichtet das ultramontane 'Fränkische Volksblatt' vom 26. Juli: 'Gestern früh waren am hiesigen Rathause zwei große Plakate angeheftet mit der Inschrift: 'Tod den Juden und Halsabschneidern!' Dieselben wurden erst gegen Mittag beseitigt."  

   
Kriegsveteranenfeier (1899)   

Mellrichstadt Israelit 19011899.JPG (218416 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Januar 1899: "Mellrichstadt (Unterfranken). Am Sonntag, den 8. dieses Monats, wurden hier die Kaiser-Wilhelm-Erinnerungsmedaillen an die Kreisveteranen des ganzen Bezirksamtes durch den Königlichen Bezirksamtmann, Herrn Gößmann, zur Verteilung gebracht. Eine stattliche Anzahl wackerer Männer war es, die der Ehrung teilhaftig wurden, auch unsere Glaubensgenossen waren in achtunggebietender Zahl unter den Dekorierten, einzelne sogar die Auszeichnungen für zwei Feldzüge auf treuer Männerbrust. Die Stadt hatte Festschmuck angelegt. In einem Lokale hatten sich die ehemaligen Kämpfer versammelt, ohne Unterschied des Glaubens und der Lebensstellung, als Brüder sich fühlend durch die umschließenden Banden eines geliebten Regenten, eines teueren Vaterlandes, gemeinsam bestandener Gefahren und Kämpfe. Gottesdienste in den Gotteshäusern der drei Konfessionen eröffnete die Feierlichkeiten und hierbei, sowie im ganzen Verlauf des Festes, zeigte sich der schönste Geist religiöser Toleranz, bürgerlicher Einigkeit und Friedensliebe, die unserem Bayernlande und besonders unserer rauen Rhön als schönste Zierde eigen sind, und die von unserem erhabenen Herrscherhause wie von den Beamten des Staates gehegt, gepflegt und als Prinzip hochgehalten werden. Um 9 Uhr Vormittags begannen in der Synagoge, wie in der katholischen und protestantischen Kirche die Gottesdienste. Die Veteranen jeder Konfession wurden mit Musik zu ihren Gotteshäusern geleitet und jedem Gottesdienste wohnten offizielle Vertreter der Behörden bei, dem katholischen der Königliche Bezirksamtmann selbst, dem jüdischen in der Synagoge der Königliche Bezirksamtmann-Assessor, Herr Schreyer und dem protestantischen die Reserve-Offiziere des Amtsbezirkes, Beamte und Offiziere sämtlich in großer Uniform. Den Gottesdienst in der Synagoge, bestehend aus Solo-, Chorgesang und Rezitation von Psalmen, Predigt, Ausheben der heiligen Tora und Einheben zum Königsgebet und Jigdal zelebrierte Herr Lehrer Gottlieb, Kantor und Prediger zu Mellrichstadt und fand die geschmackvolle Dekoration der Synagoge, sowie die feierliche Art eine orthodoxen, jüdischen Gottesdienstes und nicht zum wenigsten die hervorragende Leistungsfähigkeit des Herrn Gottlieb allseitige Anerkennung, speziell des Vertreters der hohen Behörde. Besonders die ergreifende Rezitation der Psalmen machte tiefen Eindruck. Unter Zugrundlegung des Haftorahwortes: 'Nicht Neumond heute, nicht Schabbos, und sie sprach Friede', ging der Redner auf die Bedeutung des Gottesdienstes zu ungewohnter Stunde und der ganzen Feier näher ein, deren Bedeutung speziell für den Israeliten, der als treuer Sohn seines Glaubens gar nichts anderes sein kann, als ein treuer Sohn seines Vaterlandes, als ein treuer Untertan seines Fürsten. Zündende Worte waren es, die ihren Eindruck und ihre Wirkung nicht verfehlten. Nach den Gottesdiensten wurden die Medaillen verteilt. Manch schönes, von wahrer Kameradschaft und Einigkeit zeugende Wort wurde noch gesprochen, die Festesfeier wird unverlöschliche Erinnerungen hinerlassen. Möge der Geist der Toleranz und Liebe wie er hier sich zeugte, auch allerorten wachsen und gedeihen."

      
Die jüdische Gemeinde Mellrichstadt wächst - unter anderem durch Zuzug jüdischer Familien aus dem benachbarten Mühlfeld (1913)    

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 5. September 1913: "Die jüdische Gemeinde Mühlfeld in Bayern besteht nur noch aus einer Familie. Das Gotteshaus wurde seiner Bestimmung entzogen und wird dem Verkauf unterstellt. Dagegen ist die benachbarte Gemeinde Mellrichstadt auf 300 Seelen angewachsen."     

       
       
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde    
Robert Neuberger erhält das Eiserne Kreuz und wird zum Leutnant vorgeschlagen (1918) 

Mellrichstadt AZJ 24051918.jpg (33604 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 24. Mai 1918: "Vizefeldwebel Robert Neuberger, Sohn des Herrn Moses Neuberger in Mellrichstadt, erhielt für Erbeutung zweier schwerer Geschütze das Eiserne Kreuz erster Klasse und wurde zum Leutnant vorgeschlagen."    

    
Zum Tod von Rieke Wahlhaus (1920)   

Mellrichstadt Israelit 07101920.jpg (57562 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Oktober 1920: "Mellrichstadt, 10. September. Eine treu bewährte, echt jüdische Frau, Frau Rieke Wahlhaus, ist im Alter von 82 Jahren zu Grabe getragen worden. Ihr ganzes arbeitsreiches Leben setzte sich aus Taten der Gottesverehrung und Verwirkung von Menschenliebe und Menschenpflichten zusammen. Wirken und Schaffen in Gott und zum Wohle der Menschen war Losungswort, Weggedanke und Strebensziel dieser frommen Frau. Wo Not rief, wo Gefahren drohten, war sie als erste zur Stelle, um ohne Unterlass Gottes Gebote zu erfüllen und uneigennützig Menschenliebe zu betätigen. Begeisterung für Gott und seine Lehre, für Tora und die Gebote durchglühte das Wirken dieser Gerechten. Herr Lehrer Gottlieb entwarf ein Bild der Verstorbenen und schilderte den Verlust für Familie und Gemeinde. Im Namen der Familie nahm Herr Arthur Rathhaus, Nürnberg, ergreifend Abschied von seiner Großmutter."   

  
Zum Tod von Friedrich Mantel (1927)   

Mellrichstadt CV 23091927.jpg (18935 Byte)Meldung in der Zeitschrift des Central-Vereins ("CV-Zeitung"): "Am 30. August starb der Führer unserer Ortsgruppe Mellrichstadt in Bayern, Friedrich Mantel. Wir betrauern in ihm einen verständnisvollen Mitarbeiter."   

   
Goldene Hochzeit von Benedikt Guttmann und Regine geb. Goldschmidt (1930)   

Mellrichstadt BayrGZ 01031930.jpg (53763 Byte)Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung vom 1. März 1930: "Mellrichstadt. - Israelitische Kultusgemeinde. Montag, den 17. Februar, feierten in körperlicher und geistiger Frische Herr Benedikt Guttmann und seine Frau Regine geb. Goldschmidt, ihre goldene Hochzeit. In der festlich geschmückten und festliche beleuchteten Synagoge hielt in herzlichen und schön durchdachten Worten Herr Bezirksrabbiner Dr. Bamberger die Festrede. Unter den zahlreich eingelaufenen Glückwunschtelegrammen und Glückwunschadressen befanden sich auch die Glückwünsche der Herrn Reichspräsidenten Hindenburg, der Herrn Ministerpräsidenten Dr. Held, der Regierung von Unterfranken, sowie vom Präsidium des Bayerischen Gemeindeverbandes."   

    
    
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen 
Lehrlingssuche der Kurzwarenhandlung von Michael Blum (1892)   

Mellrichstadt Israelit 18021892.jpg (25457 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Februar 1892: "Für meine Kurzwarenhandlung en gros & en detail suche ich einen körperlich, geistig gut entwickelten, 13-15jährigen jungen Menschen anständiger Eltern als Lehrling. Kost und Logis im Hause. Samstags geschlossen. 
Michael Blum
, Mellrichstadt in Bayern".   

   
Anzeige der Bäckerei J. Lonnerstädter (1904)
  
Anmerkung: weitere Informationen zur Familie/Bäckerei Julius Lonnerstädter siehe unten. 

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. März 1904: "Für Pesach empfehle: Makonen, Bisquit, Zimtsterne, Torten etc. unter bester Ausführung zu billigen Preisen. 
Gefällige Bestellungen werden sowohl hier, als auch bei Seligmann Lonnerstädter Witwe, Haßfurt, gerne entgegengenommen. 
J. Lonnerstädter, Mellrichstadt.  
Daselbst kann ein kräftiger Junge Brot und Feinbäckerei unter günstigen Bedingungen gründlich erlernen."    

  
Doppel - Verlobungsanzeige Adler / Oppenheimer (1924) 

Mellrichstadt Israelit 06111924.jpg (49411 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. November (1924): "Als Verlobte empfehlen sich   
Rosl Adler - Moritz Oppenheimer 
-  Mellrichstadt - Mannheim F 3,13a   - 
Martha Oppenheimer - Lois Adler  -  Mannheim F 3,13a  - Mellrichstadt."

       
Verlobungsanzeige von Lea Weissmann und Max Lonnerstädter (1929)  

Melrichstadt Israelit 11041929.jpg (34301 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. April 1929: "Statt Karten 
Lea Weissmann - Max Lonnerstädter
. Verlobte. 
Köln am Rhein, Dasselstraße 81 - New York - Mellrichstadt/Unterfranken".

  
Verlobungsanzeige von Recha Mayer und Nathaniel Ottensoser (1929)  

Rimbach Israelit 10011929.jpg (30383 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Januar 1929: "Statt Karten: 
Recha Mayer - Nathaniel Ottensoser
. Verlobte. 
Rimbach/Odenwald
/ Frankfurt am Main - Wiesenau 51 f. - Januar 1929 - Tewet 5689 - Mellrichstadt in Bayern."  

       
Nach der Emigration: Todesanzeige für Justin Blum (1944)     

Anzeige in der Zeitschrift "Der Aufbau" vom 10. März 1944: "Schmerzerfüllt geben wir bekannt, dass mein lieber Mann und Bruder, Schwager und Unkel 
Justin Blum
(früher Tauberbischofsheim - Mellrichstadt) nach kurzer, schwerer Erkrankung verschieden ist.  
In tiefer Trauer: Aenne Blum geb. Bloch Quito (Ecuador) Gutierez 111, a Rado de Iglesia San Marcus   
Frieda Loewenstein geb. Blum  Buenos Aires  
Adolf Stein und Frau Selma geb. Blum (Aufenthalt unbekannt)  
Guido Prager und Frau Paula geb. Blum 2707 Sedgwick Ave., Bronx, N.Y."  
     
Ergänzendes Dokument zu den 
oben genannten Personen Blum / Prager: 
Postkarte nach Mellrichstadt an Gertrud Prager von 
den Eltern Guido Prager und Paula Prager geb. Blum (1931)   
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim / Ries)  
Mellrichstadt Dok Prager 010.jpg (253803 Byte) Mellrichstadt Dok Prager 010a.jpg (141424 Byte)

Die Karte wurde am 6. Juli 1931 nach Mellrichstadt an Gertrud Prager geschickt, eine am 8. September 1911 in Mellrichstadt geborene Tochter von Guido Prager und seiner Frau Paula Prager geb. Blum. In der Karte ist - wie in der Todesanzeige von 1944 - auch von Justin Blum und seiner Frau Aenne geb. Bloch die Rede. Gertrud verließ 1935 Mellrichstadt und emigrierte in die USA.
Zum Text der Karte: "Tauberbischofsheim 6. Juli 1931. Meinen Lieben. Mutter und ich sind heute Mittag fahrplanmäßig nach guter Fahrt hier eingetroffen, waren etwas enttäuscht von Euch keine Nachricht zu sehen, nachdem wir das letzten Freitag in C. (Crailsheim ) erhielten. Vielleicht habt ihr gestern auf dem Markt so viel zu tun gehabt, dass ihr keine Zeit zum Schreiben hattet. Hoffentlich kommt morgen Bescheid. Justin und Aenne sind beide fidel. Justins Bauch hat schon noch etwas zugenommen. Vater könnte ein wenig davon brauchen. Herzliche Grüße Euch Allen und Küsse - Euer Vater und ???
Ich stelle mich auf den Kopf und schreibe so - herzliche Grüße und Küsse - euer ??? (Auf dem Kopf stehenden Zeilen)
Meine Lieben, nun sind wir also ein Stück der Heimat näher, nachdem wir sehr schöne Tage in Crailsheim verbracht haben. Auch hier gefällt es uns sehr gut und wir freuen uns gemütlich mit Aenne und Justin beisammen sein zu können. Wie oft sagen wir, unsere Mutter müsste ihren kleinen Sorgenjungen sehen und wie Aenne einen Haushalt hat. Hoffentlich ist alles wohl bei Euch. Wir hätten gerne ein paar Zeilen von Euch gehabt. Auf euren lieben Briefe, die wir am Freitag erhielten, bin ich ja, wenn auch kurz, schon eingegangen. Nun hätte ich eine Bitte an Dich, liebe Gertrud. Ich würde das Maß der Schlafzimmerfenster ? ? wie lang die Vorhänge sind und wie
breit, da ich von hier vielen Stoff mitnehmen will. Schreib umgehend. Wie war der gestrige Markt und habt ihr zwei lieben Pragers gegessen? Wir wollen jetzt ein wenig laufen. Herzliche Grüße Euch allen, dir mit lieber Jetta und liebem Stefan ein Kuß Eure Mutter
". 

    
    
Sonstige Dokumente 
(alle aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim / Ries)    

Bestellung an die 
Fa. J.G. Eisenmann & Co. in
 Würzburg aus Mellrichstadt
 (1877)  
 
Mellrichstadt Dok 1207.jpg (192380 Byte) Mellrichstadt Dok 1207a.jpg (211165 Byte)  

Es handelt sich um eine Bestellung von "victoria"-Zigarren an die Firma J. G. Eisenmann & Co. in Würzburg (Zigarrenfabrik in jüdischem Besitz, Quelle). Die Bestellung wurde aufgegeben von den Gebr. Ottensoser in Mellrichstadt; die Karte wurde am 28. September 1877 von Mellrichstadt nach Würzburg geschickt. 

       
 Bestellungen an die Fa. Eisenhandlung Eisenheimer in Schweinfurt 
aus Mellrichstadt (1880 / 1882 / 1888 / 1894)  
Mellrichstadt Dok 371a.jpg (61227 Byte)  
Mellrichstadt Dok 370.jpg (107995 Byte) Mellrichstadt Dok 370a.jpg (132383 Byte) Mellrichstadt Dok 371.jpg (102328 Byte) Mellrichstadt Dok 371b.jpg (114028 Byte)
Bestellung von Gustav Rosenthal vom 12. August 1880  Bestellung der Gebrüder Rosenthal vom 20. April 1888 
       
Mellrichstadt Dok 372.jpg (105887 Byte) Mellrichstadt Dok 372a.jpg (112834 Byte) Mellrichstadt Dok 373.jpg (95582 Byte) Mellrichstadt Dok 373a.jpg (133929 Byte)
Bestellung von Abraham Neuberger vom 6. Juli 1894  Bestellung von H. Neumark vom 17. Oktober 1882 

    
Historische Ansichtskarte mit dem Prinzregent Luitpold Jubiläums-Brunnen und jüdischem Geschäft    

Ansicht des Marktplatzes in Mellrichstadt
mit der Metzgerei L. Katz (1911) 
Mellrichstadt Dok 280.jpg (176645 Byte) Mellrichstadt Dok 280a.jpg (149651 Byte) Mellrichstadt Dok 280b.jpg (169255 Byte)
     Die Ansichtskarte erschien 1911, als Prinzregent Luitpold seinen 90. Geburtstag feierte. Aus diesem Anlass wurde in Mellrichstadt auf dem Marktplatz ein "Prinzregent Luitpold Jubiläums-Brunnen" eingeweiht. Dahinter ist auf der Karte die Metzgerei von L. Katz zu sehen. Auf der Rückseite der Karte (ohne Bezug zur jüdischen Geschichte) findet sich die Sondermarkte zum Jubiläum des Prinzregenten Luitpold. 
   

Zur Geschichte des "Prinzregent Luitpold Jubiläums-Brunnen" - Stiftung des jüdischen Bankiers Nathan Stern 
(vgl. weiter unten Anmerkungen zur Postkarte von Nathan Stern & Sohn)    
Aus einem Artikel von Georg Stock in der "Main-Post" vom 1. März 2011 (Artikel): "Aufbau-Zerstörung-Wiederaufbau-Standortwechsel: Der Mellrichstädter Marktplatz-Brunnen hat einiges erlebt. Seine Existenz verdankt der Prinzregent Luitpold Brunnen dem jüdischen Bankier Nathan Stern. Der hatte in Mellrichstadt ein Bankhaus und alten Büchern zufolge eine großzügig geöffnete Hand für die Belange seiner Mitbürger. Stern stiftete 1911 den größten Teil des Geldes für die Errichtung eines Brunnens. Anlass war der 90. Geburtstag von Prinzregent Luitpold. Der Brunnen bestand aus einer Rundsäule mit zwei seitlichen Brunnenbecken, auf der ein bayerischer Löwe das kleine bayerische Staatswappen in den Pranken hält. Für seine Großzügigkeit als Spender wurde Nathan Stern bei der Segnung des Brunnens am 7. März 1912 mit der Ernennung zum Ehrenbürger der Stadt belohnt. Nathan Stern verließ Mellrichstadt in der Zeit der Inflation um 1923. So musste er nicht miterleben, wie 'sein' Brunnen 1938/39 von den Nationalsozialisten zerstört wurde."  

Mellrichstadt PA 01032011a.jpg (40091 Byte)Aktueller Anlass des obigen Artikels war der Umzug des bayerischen Löwen vom Marktplatz zum Platz vor der Verwaltungsgemeinschaft Mellrichstadt, dazu zwei der einleitende Abschnitt aus dem Artikel von Georg Stock 
(mit Foto: Quelle: Main-Post): 

"Der Löwe wechselt sein Revier 
Dem steinernen Löwen geht es nicht anders wie manchem seiner Artgenossen in freier Wildbahn: Er wechselt sein Revier. Es hat sich ausgethront für den steinernen König der Tiere, der fast 20 Jahre mitten auf dem Marktplatz, majestätisch auf dem Prinzregent-Luitpold-Brunnen, thronte. Dorthin war er erst Mitte Mai 1992 zurückgekehrt, doch nun muss das bayerische Wappentier 'umziehen'. Im Zuge des Stadtumbaus wird der steinerne Löwe sein neues Revier am Platz vor der Verwaltungsgemeinschaft Mellrichstadt finden..."  

  

  
Karte der Firma 
Meier Blum & Söhne (1880)  
Mellrichstadt Dok 1705.jpg (254678 Byte) Mellrichstadt Dok 1705a.jpg (302617 Byte)Mellrichstadt Dok 1705b.jpg (146677 Byte)

Die Karte der Firma Meier Blum & Söhne (vgl. oben die Anzeige und unten der Briefumschlag der Kurzwarenhandlung von Simon Blum) wurde am 9. April 1880 nach Annaberg geschickt.   

     
Firmenofferte von Simon Sacki 
in Mellrichstadt (1914)
  
Mellrichstadt Dok 189b.jpg (85322 Byte) Mellrichstadt Dok 189a.jpg (98965 Byte) Mellrichstadt Dok 189.jpg (126274 Byte)

Das Schreiben von Simon Sacki (Mellrichstadt) ist datiert auf den 28. März 1914 und an Herrn E. Eichmeyer in Duderstadt adressiert. Die Ware der Offerte waren nordamerikanische Maultiere (vgl. das seitlich angebrachte Bild eines Herrn mit einem Maultier staatlicher Größe sowie die dazu abgedruckte französische Auszeichnung eines 1. Preises vom französischen Ministerium für Agriculture).  

   
Brief an Theo Weinberg 
in Mellrichstadt (1914)  
 Mellrichstadt Dok 281.jpg (162327 Byte) 
   Der Brief wurde an Theo Weinberg in Mellrichstadt am 30. März 1914 geschickt; 
vermutlich ist er identisch mit dem oben für 1924 genannten Synagogenvorstand T. Weinberg. 
     
Postkarte von Guida Prager 
an seine Frau Paula (1914)
 
Mellrichstadt Dok 1306.jpg (192686 Byte) Mellrichstadt Dok 1306a.jpg (103537 Byte)

Es handelt sich bei der Postkarte um eine "Ganzsache" (Postkarte mit eingedruckter Briefmarke), gedruckt auf Befehl seiner Majestät des Kaiser's zu Gunsten des Roten Kreuzes, beschrieben am 22. September 1914 von Guido Prager an seine Frau Paula in Mellrichstadt:  
Meine liebe Paula !
Diese Karte soll Dir meine G. L. (große Liebe ?) beste Gesundheit melden und an Dich und Dadud
1000 Küsse übermitteln. Will soeben einen Bf (Brief) an Dich beginnen.
Herzl. Grüße Dir und allen Lieben ein herzl. G"tt befohlen !
Dein Guido

Guido Prager war ab 1922 Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Mellrichstadt (siehe Angaben oben für 1924 und 1932). Guido Prager emigrierte im Frühjahr 1938, vermutlich direkt in die USA. Unter den obigen "Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen" unterzeichnet in der Todesanzeige aus der Zeitschrift "Der Aufbau" vom 10. März 1944 für "Justin Blum" als letzter "Guido Prager mit Frau Paula, geb. Blum" mit Adresse New York - Bronx. 
Die Karte ist auch ein Dokument des Patriotismus der jüdischen Deutschen zu Beginn des Ersten Weltkrieges. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch der vorderseitig geschriebene Ausspruch des Kaisers (bei der Reichstagsrede vom 4. August 1914): "Ich kenne keine Parteien mehr, - kenne nur noch Deutsche".   

     
Briefumschlag von Kurt Baswitz in 
Mellrichstadt, versandt 
nach Schwarzkollm (1918) 
Mellrichstadt Dok 20140601.jpg (130687 Byte) Mellrichstadt Dok 20140601a.jpg (128722 Byte)
Der Brief wurde von Kurt Baswitz am 28. Januar 1918 nach Schwarzkollm (heute Stadtteil von Hoyerswerda, Čorny Chołmc) verschickt. Kurt Baswitz war ein Bruder von Gertrud Baswitz, die mit Max Stern, dem Sohn von Nathan Stern (Inhaber des Bankgeschäftes siehe unten), verheiratet war. Er war also ein Schwager Max Sterns. Da auf der Rückseite nicht nur sein Name, sondern auch Mellrichstadt steht, ist davon auszugehen, dass Kurt Baswitz zumindest eine Zeit lang seinen Wohnsitz in Mellrichstadt hatte. 
Weiteres zur Person: Kurt Baswitz (geb. 26. Februar 1871 in Frankfurt an der Oder als Sohn von Max Baswitz [geb. 7. Juli 1833 in Frankfurt/Oder] und Caecilie geb. Weiss [geb. 25. Februar 1841 in Oranienburg]) hatte fünf Brüder und drei Schwestern. Sein Bruder Benno Baswitz war mit Fanny geb. Stern verheiratet, der Schwester von Max Stern und Nathan Stern (s.u.). Kurt Baswitz starb in Johannesburg, Gauteng, Südafrika.
Quelle: Genealogische Seite - http://www.geni.com/people/Kurt-Baswitz/6000000008673127724?through=6000000008673127650      
      
      
Ansichtskarte des Marktplatzes 
mit dem Bankgeschäft von 
"Nathan Stern & Sohn" (1911) 
Mellrichstadt Stadt 20140601.jpg (260990 Byte) Mellrichstadt Stadt 20140601a.jpg (313591 Byte)
  Die Ansichtskarte vom Marktplatz Mellrichstadt mit dem Bankgeschäft von Nathan Stern & Sohn wurde am 3. Juni 1911 nach Mittelstreu geschickt.  
     
Postkarte von 
Nathan Stern & Sohn (1917) 
 
Mellrichstadt Dok 130901.jpg (250415 Byte) Mellrichstadt Dok 130901a.jpg (199020 Byte)

Die Postkarte von Nathan Stern & Sohn, Bankgeschäft, Bayer. Notenbank Agentur, Mellrichstadt wurde am 17. Februar 1917 versandt an Frau Baurat Weisstein in Gumbinnen (früher Ostpreußen, heute Gussew), Friedrichstrasse 2. 
Nathan Stern, der Stifter des Prinzregent-Luitpold-Brunnen in Mellrichstadt lebte damals in Berlin. Sein Sohn Max Stern war der Inhaber des Bankgeschäfts in Mellrichstadt. Als Dank für seine Stiftung erhielt Nathan Stern den Titel eines Kommerzienrats vom Prinzregenten und die Stadt Mellrichstadt ernannte ihn am 12. März 1912 zum Ehrenbürger der Stadt. Eine Würdigung, die bereits am 14. September 1933 wieder rückgängig gemacht wurde: vgl. www.mainpost.de/regional/rhoengrabfeld/Die-Geschichte-der-Brunnen-Stiftung;art777,7190324 
Die Absenderin der Karte war Gertrud Stern geb. Baswitz, die Frau von Max Stern, die an ihre Schwester Margarete schrieb wie folgt -
Liebe Grete. Mit bestem Dank für deine heutigen Zeilen, bestätige ich dankend den Empfang des Geldes. Nußkuchen aus Makronen waren ausgezeichnet und bitte ich um die Rezepte davon. Herzlichste Grüße allseits von deiner Trude
Max Stern war eines der drei Kinder von Nathan Stern. Max hatte noch zwei Schwestern, Fanny und Anna. Max wurde am 7. August 1886 in Mellrichstadt geboren. Er war verheiratet mit Gertrud geb. Baswitz (geb. 9. Januar 1881 in Frankfurt/Oder). Das Paar hatte zwei Söhne: Curt Ludwig und Gustav. Max Stern gelang wohl die Emigration ebenso wie den beiden Söhnen. Max Stern starb schon vor 1943 in London, da seine Frau in einem der letzten von Ihr ausgefüllten Formulare über ihren Vermögensstand in der Frage zum Familienstand "verwitwet" angab. Gertrud Stern geb. Baswitz wiist nicht mit ihrem Mann und den Söhnen in die Emigration gegangen. Vielleicht hinderte sie daran eine Krankheit. 1943 lag Gertrud Stern bereits mehrere Monate im Jüdischen Krankenhaus in Berlin. Am 16. Juni 1943 wurde sie nach Theresienstadt deportiert. Zehn Tage nach ihrer Ankunft, am 27. Juni 1943 wurde sie ein Opfer der dort herrschenden unmenschlichen Lebensbedingungen. Vgl. www.berlin.de/ba-charlottenburg-wilmersdorf/bezirk/lexikon/schlueter_53.html 
Margarethe Weisstein geb. Baswitz (geb. 23. Oktober 1874 in Frankfurt/Oder) war verheiratet mit Hermann Weisstein. Das Ehepaar hatte zwei Söhne, Walter und Herbert. Walter Weisstein wurde im März 1943 in Auschwitz ermordet. Herrmann Weisstein (geb. in Berlin 20.11.1854; gest. in Brieg 16.6.1924) war seines Standes "Geheimer Baurat".  Sein beruflicher Werdegang war wie folgt: Baustudium in Berlin, München und Wien. Bauführer in der Garnisonsverwaltung Karlsruhe, Baumeister in Lyk, Stralsund (Eisenbahnbetriebsamt) Düsseldorf (Bahnhof), Köln und Münster in Westfalen (Physikalisches Institut), Bauinspektor Ortelsburg und seit 1906 in Brieg. Vielfältiges Engagement auf kommunaler Ebene, - Betreuung und Leitung des städtischen Museums, Stadtverordneter, Mitglied der städtischen Baudeputation, Leiter des Wohnungsamtes, Mitbegründer und Kassenführer der Volkshochschule und Mitglied des Repräsentanten Kollegiums der Synagogengemeinde. Nach dem Tode seines Bruders Gotthilf Weisstein übergab er 1923 dessen umfangreiche Bibliothek als dessen Vermächtnis an die Staatsbibliothek in Berlin. Nach dem Tod ihres Mannes 1924, vielleicht schon als Schlussfolgerung auf die zunehmenden antijüdischen Umtriebe und Schikanen, entschloss sie sich zum Verkauf der Bibliothek ihres Schwagers Gotthilf Weisstein. Am 31. August 1942 wurde sie nach Theresienstadt deportiert. Ihr Todestag war der 30. September 1942 in Theresienstadt. 
Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Gotthilf_Weisstein und  http://wiki-de.genealogy.net/Brieg_-_Stadt_und_Landkreis_%281964%29/Beh%C3%B6rden_und_Vereine,_Ber%C3%BChmte_Brieger 
sowie einige genealogische Seiten zu den Familie Nathan Stern und Max Baswitz.  

     
Ansichtskarte vom Marktplatz mit dem 
ehemaligen Bankgeschäft Nathan Stern 
& Sohn, später Geschäft 
Gebrüder Nussbaum (1938)
  
Mellrichstadt Dok 140801.jpg (236522 Byte) Mellrichstadt Dok 140702.jpg (499629 Byte)

Die obige Ansichtskarte vom Mellrichstadter Marktplatz mit dem ehemaligen Bankgeschäft Nathan Stern & Sohn, später Geschäft Gebrüder Nussbaum,
wurde am 30. Juli 1938 nach Mödling in Österreich verschickt. Auf der Karte ist deutlich erkennbar, dass der Löwe eine weitere Perspektive des Mellrichstadter Marktplatzes schicken, auf dem deutlich erkennbar, der Löwe des 1912 von Nathan Stern gespendeten Brunnens in Richtung des Hauses des Spenders schaut. Die Inschrift über den Rundbogenfenstern ist kaum lesbar, doch ist "Gebrüder Nussbaum" zu erkennen an Stelle der früheren Aufschrift "Nathan Stern & Sohn" (siehe Karte oben). Folglich müssen das Gebäude oder zumindest die Geschäftsräume in späterer Zeit noch von den Gebrüdern Nussbaum genutzt worden sein.   

     
     
Briefumschlag von 
Simon Blum in Mellrichstadt 
(1919) 
Mellrichstadt Dok 282.jpg (161493 Byte) 
   Der Brief von Simon Blum aus Mellrichstadt wurde am 16. Dezember 1919 
an W. Frankfelder in Westheim bei Hassfurt geschickt  
     
Karte mit jüdischen Geschäften 
in Mellrichstadt (1923)
  
Mellrichstadt Dok 710.jpg (929066 Byte) Mellrichstadt Dok 710d.jpg (188531 Byte) Mellrichstadt Dok 710a.jpg (105925 Byte) Mellrichstadt Dok 710b.jpg (185511 Byte) Mellrichstadt Dok 710c.jpg (84282 Byte)

Die Karte wurde am 9. April 1923 nach Frankfurt am Main verschickt. Sie zeigt einen Teil der Hauptstraße mit drei lesbaren Namenszügen über den darunter befindlichen Ladenräumen. Zum Geschäft Joseph Weinberg liegen noch keine Informationen vor (vgl. jedoch den oben genannten T. [Theo] Weinberg, der 1924 Mitglied des Synagogen-Vorstand war und von dem oben ein Briefumschlag eingestellt ist; vermutlich gehört das Geschäft des Joseph Weinberg in das familiäre Umfeld von T. Weinberg). Zum Geschäft Simon Blum vgl. den oben eingestellten Briefumschlag.  Zum Geschäft (Kurzwarenhandel)  Michael Blum gibt es in der obigen Rubrik "Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen" eine Anzeige von 1892. Die Fotos oben zeigen in höherer Auflösung die Gesamtansicht (links) sowie (rechts) Einzelansichten der Geschäfte und einen Ausschnitt mit den Geschäften der Blum´s.  

        
Weitere Karte mit jüdischen Geschäften
 in Mellrichstadt (um 1915-1925) 
Mellrichstadt Dok 15043.jpg (99020 Byte) Mellrichstadt Dok 15043a.jpg (106411 Byte) Mellrichstadt Dok 15043b.jpg (81374 Byte) Mellrichstadt Dok 15043c.jpg (110149 Byte)
  Der Roßmarktplatz  Bäckerei Lonnerstädter Haus Simon Rosenbaum
Die aus der Zeit zwischen 1915 und 1925 stammende Ansichtskarte des Roßmarktplatzes in Mellrichstadt zeigt die Brot- und Feinbäckerei J. Lonnerstädter und das Haus / Geschäft von Simon Rosenbaum. 
Julius Lonnerstädter (geb. 1870, gest. 1908) und seine Frau Jettchen geb. Stern hatten eine Bäckerei in Mellrichstadt, die später von Sohn Siegfried weitergeführt wurde. Julius Lonnerstädters Grab befindet sich im jüdischen Friedhof in Mellrichstadt (siehe Foto des Grabsteines über den Link). Zu den Kindern von Ehepaar Lonnerstädter: Siegfried Lonnerstädter (geb. um 1898) war Soldat im Ersten Weltkrieg und wurde mit dem EK I ausgezeichnet. Er bestand mit 22 Jahren die Bäcker-Meisterprüfung mit der Note "sehr gut" und war Mitglied in vielen Vereinen von Mellrichstadt. Nach Diffamierungen von 1931-1936 folgte der Entschluss zur Emigration in die USA. Helene Lonnerstädter (geb. 28. November 1898 in Mellrichstadt) zog 1936 von Schwanfeld nach Bamberg. Dort arbeitete sie als Hausangestellte bei Louis Schloß und nach dessen Tod bei Dr. Siegmund Bauchwitz. Am 9. September 1942 wurde sie von Bamberg in das Ghetto Theresienstadt deportiert, am 23. Oktober 1944 nach Auschwitz, wo sie ermordet wurde. Dr. phil. Paul Lonnerstädter (geb. 23. Januar 1900 in Mellrichstadt), Studium in Würzburg und München, war später im höheren Lehramt tätig, u.a. in Leipzig im LJSW (Leipziger Jüdisches Schulwerk). Schließlich wurde er auf Wunsch des Preußischen Landesverbands der jüdischen Gemeinden als Leiter der Berliner Vorbereitungsanstalt für Lehrer mit dem Charakter einer Oberrealschule, berufen. Paul Lonnerstädter wurde am 26. Oktober 1942 von Berlin nach Riga deportiert und dort ermordet.
Quelle/Internetrecherche u.a.:  http://www.mainpost.de/regional/rhoengrabfeld/Auf-den-Spuren-juedischen-Lebens;art777,8289168  
Barbara Kowalzik: Das jüdische Schulwerk in Leipzig 1912-1933. S. 274 (über Dr. Paul Lonnerstädter) (google-books)  
https://books.google.de/books?isbn=3865831176 
https://books.google.de/books?isbn=3412039020 
https://dmv.mathematik.de/index.php/dmv/geschichte/kurzbiographien/517-dmv-kurzbiographie-l/file 
http://access.cjh.org/home.php?type=extid&term=1768829#1 
     

      
      
      
Zur Geschichte der Synagoge      
      
Eine ältere Synagoge (Betsaal in einem Privathaus) unbekannten Einweihungsjahres war schon in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts vorhanden (erwähnt 1839). Angesichts der Einweihung der neuen Synagoge im benachbarten Mühlfeld im August 1877 durch den Direktor des Israelitischen Lehr- und Handelsinstitutes in Mellrichstadt, Naphtali Ottensoser, berichtet dieser, dass auch in Mellrichstadt demnächst der Neubau einer Synagoge beabsichtigt sei, "da die bisherige viel zu klein ist".  

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. September 1877: "Mellrichstadt, 26. August (1877). Vorigen Freitag Abend vollzog ich in Auftrag des Herrn Distrikts-Rabbiners zu Gersfeld die Einweihung einer neuen Synagoge zu Mühlfeld, hiesigen Bezirks. Diese Kultusgemeinde, auch wenn sie nur klein ist, denn sie zählt nur 9 Mitglieder, gibt das Muster ab für größere Gemeinden, was frommer Sinn und Gottbegeisterung vermag, denn sie bestritt die Baukosten fast ganz aus eigenen Mitteln. Meine Weiherede, ausgehend von dem Verse Und sie machten mir ein Heiligtum erstreckte sich unter Anderem auf den leitenden Gedanken, dass dieser dem Gottesdienst gewidmete Gebäude erst dann seinen Zweck erfülle, wenn damit Wohltätigkeit und Tora verbunden, wenn diese drei Säulen in gleichem Maße gehegt und gepflegt werden, damit sie, wie jetzt erhalten, auch fort und fort in der Gemeinde erhalten bleiben, unverändert und unverfälscht bis auf die spätesten Geschlechter, keine Neuerungen im Gottesdienste, kein Abweichen von der heiligen Thora, unablässig in der Wohltätigkeit, dann können wir auf diesen Festtag anwenden usw. dies ist der Tag, den Er gemacht hat usf.  
Was nun die Festlichkeit selbst anlangt, wurde sie wie üblich begangen, und beteiligten sich hierbei der Vorstand des königlichen Bezirksamts dahier als Vertreter der königlichen Regierung, und sonstige Notabeln, auch christliche Geistliche. 
Auch die hiesige israelitische Gemeinde (sc. Mellrichstadt) beabsichtigt demnächst den Neubau einer Synagoge, welcher nicht mehr lange auf sich warten lassen kann, da die bisherige viel zu klein ist. 
Es wird Sie angenehm berührten, wenn ich sage, dass im Rabbinatssprengel Gersfeld Neuerungen in keiner Beziehung sich eingestellt haben, dass Schechina und Mikwe insbesondere das Hauptaugenmerk unseres verehrten Herrn Distrikts-Rabbiners Wormser zu Gersfeld bilden und dass soweit seine Amtsgewalt reicht, der an unserer Grenze drohende Abfall keinen Einlass findet.  Ottensoser, Direktor."  

Die neue Synagoge wurde 1881 erbaut. Ein Bericht zu ihrer Einweihung wurde in jüdischen Periodika noch nicht gefunden. Nach Auflösung der jüdischen Gemeinde Oberstreu kam der Toraschrein dieser Gemeinde nach Mellrichstadt. Auch aus Mühlfeld kamen nach Auflösung der dortigen Gemeinde das Memorbuch und die Familienregister der Gemeinde in die Synagoge nach Mellrichstadt.    
    
Am Abend des 30. September 1938 (s.o.) wurde die Synagoge verwüstet. Etwa 400 Menschen hatten sich vor dem Gebäude versammelt. Die Gewalt war von einer Gruppe von Sudetendeutschen ausgegangen, die sich damals in Mellrichstadt aufhielten. Ursprünglich wollte man die jüdischen Einwohner an diesem Freitagnachmittag (30. September 1938) auf dem Weg zur Synagoge verprügeln. Da die jüdischen Einwohner gewarnt wurden, sagten sie den Gottesdienst ab. Darauf wurde das Tor aufgebrochen und etwa 40 bis 50 Leute drangen in die Synagoge ein. Sie zerschlugen die gesamte Inneneinrichtung und die Ritualien. Ein Haufen wurde angezündet, zwei Torarollen wurden gestohlen. Anschließend wurden die Fensterscheiben jüdischer Wohnungen und Geschäfte eingeschlagen und diese teilweise ausgeplündert. Beim Novemberpogrom 1938 war in der Synagoge nichts mehr zu zerstören. Nur die Grundmauern blieben einige Zeit erhalten, auf denen später teilweise die Bayerische Hypotheken- und Wechselbank erbaut wurde. Durch die Neubebauung des Grundstückes vor einigen Jahren sind auch die Grundmauern nicht mehr erhalten. Eine Gedenktafel ist vorhanden (Hinweis: die Inschrift "Hass und Willkür zerstörten im Jahre 1938 diese Kultstätte" wird zurecht immer wieder kritisiert, da es sich bei einer Synagoge um ein Gotteshaus und nicht um eine Kultstätte handelt!). Am 19. Mai 2004 wurde auf Initiative von Al Gruen (Chicago) ein Mahnmal zur Erinnerung an die jüdischen Einwohner der Stadt und ihr Schicksal aufgestellt. 
    
    
Adresse/Standort der Synagoge: Hauptstraße 50       
     
     
Fotos    

Historische Ansichten     
Mellrichstadt1.jpg (50443 Byte)  Mellrichstadt Synagoge 1601.jpg (433817 Byte) Mellrichstadt Synagoge 121.jpg (58262 Byte) Mellrichstadt Synagoge 120.jpg (77802 Byte)
 Abbildung oben mit freundlicher Genehmigung
 von Frantisek Bányai übernommen aus der
 Website www.judaica.cz 
Historische Ansichtskarten von Mellrichstadt (links undatiert, aus Sammlung Hahn; rechts um 1930) - 
rechte Karte mit Ausschnittsvergrößerung  
   
    
 Mellrichstadt PK 1904.jpg (458107 Byte) Mellrichstadt PK 1904a.jpg (152062 Byte)   
   Künstler-Ansichtskarte (Künstler Eugen Felle, Isny): Blick auf Mellrichstadt mit der Synagoge; die Karte wurde am 30. Dezember 1904 von Mellrichstadt nach Waldkirchen in Niederbayern versandt (aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim/Ries).    Synagoge Mellrichstadt (Photo-Archiv
Leo Baeck-Institut New York PA 3335)
     
Synagogengrundstück und 
Gedenktafel  2005

Fotos Hahn, Aufnahmedatum 15.8.2005) 
Mellrichstadt Synagoge 101.jpg (45226 Byte) Mellrichstadt Synagoge 100.jpg (56901 Byte)
Standort der Synagoge 
an der Hauptstraße  
Die Gedenktafel 
für die ehemalige Synagoge
     
        
Andernorts entdeckt: Grabstein 
für Moses Goldschmidt im 
jüdischen Friedhof in Heidingsfeld
Heidingsfeld Friedhof 195.jpg (74384 Byte)   
   Grabstein für Moses Goldschmidt von
 Mellrichstadt
(geb. 7.2.1838, gest. im
 Julius-Hospital zu Würzburg den 29.12.1875)
   

      
      
 
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte   

Juni 2010: Der Gemeinderat stimmt der Verlegung von "Stolpersteinen" zu 
Artikel in der "Main-Post" vom 11. Juni 2010 (Artikel): 
"MELLRICHSTADT - Stolpersteine in Mellrichstadt  - Stadtrat stimmt privat finanziertem Vorhaben zu. 
(sto) Im Bewusstsein seiner moralisch-ethischen Verantwortung gegenüber den ermordeten Opfern des Dritten Reiches hat der Stadtrat dem Antrag von Alfred Grün (Al Green), vor dem ehemaligen Wohnhaus seiner Großeltern sogenannte Stolpersteine legen zu dürfen, 'grundsätzlich und vorbehaltlos stattgegeben'. Unter diesem Kontext hat Bürgermeister Eberhard Streit das Ergebnis aus der nichtöffentlichen Sitzung – 'um offen und unvoreingenommen ein sensibles Thema diskutieren zu können', so die Begründung – in einer Pressemitteilung zusammengefasst. Der aus Mellrichstadt stammende Amerikaner Al Green hatte im Mai 2004 bereits das Mahnmal zur Erinnerung an die jüdische Bevölkerung Mellrichstadts in der Grünanlage an der Straße 'Am See' gestiftet.
Der Stadtrat hat weiter festgelegt, dass alle späteren gleichlautenden Anträge in gleicher Weise behandelt werden. Laut einer der Stadt vorliegenden Liste sind 37 ehemalige jüdische Mitbürger bekannt, deren selbst gewählter Wohnsitz vor der Deportation Mellrichstadt war. Es haben aber wegen Repressalien des NS-Regimes etliche jüdische Bürger Mellrichstadt verlassen und wurden später von den neuen Wohnorten aus deportiert. Jene Bürger sind auf dieser Liste nicht erfasst.
Die Stadt ist sich ihrer moralischen Verpflichtung zur Vergangenheitsbewältigung bewusst, so macht der Bürgermeister deutlich, was sich in vielfacher Form zeigt: • bei der Pflege des jüdischen Friedhofs und des Denkmals an der Straße am See; • am Hinweis auf die Synagoge in Mellrichstadt durch ein Erinnerungsschild am ehemaligen Standort des Gebäudes; • an den Schulen wird die Jugend zum Thema 'Jüdische Mitbürger in Mellrichstadt' durch relevante Arbeitsthemen aufgefordert, sich mit der Geschichte auseinanderzusetzen und wird so aktiv einbezogen.
All diese Zeichen einer aktiven Auseinandersetzung mit der Vergangenheit der Stadt dienen der Erinnerung, der Ehrung und der Mahnung, schließt Streit die Pressemitteilung ab.
'Stolpersteine' ist ein Kunstprojekt für Europa von Günter Demnig. Der Künstler erinnert an die Opfer der NS-Zeit, indem er vor ihrem letzten selbst gewählten Wohnort Gedenktafeln aus Messing ins Trottoir einlässt. Inzwischen liegen Stolpersteine in über 500 Orten Deutschlands und in mehreren Ländern Europas. Auf den Steinen steht 'Hier wohnte . . .' geschrieben. 'Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist', sagt Günter Demnig.
Für 95 Euro kann jeder eine Patenschaft für die Herstellung und Verlegung eines Stolpersteins übernehmen." 
 
Mai 2014: Presseartikel über den Pogromprozess vom dem Schweinfurter Landgericht  
Artikel von Stefan Sauer in der "Main-Post" vom 15. Mai 2014: "SCHWEINFURT/MELLRICHSTADT. 'Die Zeugen sind verstockt, verheuchelt'. Landgerichtspräsident Behl über Pogromprozess
Beruflich haben Carl Friedrich Wilhelm Behl, den ersten Schweinfurter Landgerichtspräsidenten nach dem Zweiten Weltkrieg, in den ersten Jahren seiner Amtszeit nach dem Krieg Pogromprozesse besonders beschäftigt. Einer davon fand in Mellrichstadt statt. In seinem 'Diarium XIII' (Tagebuch) schrieb Behl seine Erkenntnisse und Wertungen über ein Pogrom nieder, bei dem weit vor der so genannten 'Reichskristallnacht', nämlich schon Ende September 1938, die Synagoge in Mellrichstadt zerstört wurde...". 
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August 2014: Stadtrundgang auf den Spuren der jüdischen Geschichte  
Artikel in der "Main-Post" vom 20. August 2014: "MELLRICHSTADT. Auf den Spuren jüdischen Lebens. Erika Rust vermittelte interessierten Mitbürgern ihren reichhaltigen Wissensschatz 
Eine überraschend große Zahl interessierter Mitbürger hatte sich am Standort der früheren Synagoge am unteren Stadteingang zu einer weiteren Veranstaltung der Reihe 'Kultur im Sommer' eingefunden.
AM-Geschäftsführerin Brigitte Proß dankte Erika Rust, die sich bereits seit 25 Jahren mit der Geschichte jüdischen Lebens beschäftigt und diese den Zuhörern an diesem Abend näher bringen wollte. Zu Beginn bat Erika Rust alle Besucher eindringlich, im Sprachgebrauch immer das Wort 'jüdisch' zu verwenden, also z.B. jüdischer Friedhof und bitte nicht 'Judenfriedhof'. Das sei die Sprache der Nazis..."   
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Mai 2016: Eine Website zur jüdischen Geschichte in Mellrichstadt wird erstellt   
Artikel von Fred Rautenberg in der "Main-Post" vom 27. Mai 2016: "MELLRICHSTADT. Jüdischer Friedhof in 3-D
Besuch aus Israel bekommt Mellrichstadt nicht jeden Tag. Am Dienstag aber waren gleich vier Personen aus diesem Land bei der Stadt zu Gast: Professor Moshe Caine und seine drei Studenten Avigail Ben Eliyahu, Dor Gordon und Bogdan Sokole. Sie stammen vom Hadassah College Jerusalem, wo Caine den Lehrstuhl für Fotografische und interactive Kommunikation innehat. Unter anderem lehrt er, wie mit modernsten Techniken historisches Erbe dokumentiert, präsentiert und so bewahrt werden kann. Der gebürtige Engländer Caine und seine fünf Studenten (zwei waren zuhause geblieben) arbeiten zurzeit an einem Projekt, bei dem das jüdische Leben in Bad Neustadt, Unsleben und nun auch in Mellrichstadt mit digitalen Techniken dokumentiert wird. Damit kann es im Internet auch für die Nachkommen der ehemaligen jüdischen Bürger der drei Ortschaften aufgerufen werden. Dazu war es nötig, selbst in Deutschland vor Ort zu sein. Erika Rust und Kontaktpersonen aus Bad Neustadt war es zu verdanken, dass Professor Caine auch die Geschichte der Juden von Mellrichstadt in sein Projekt aufnahm. Die Website von Mellrichstadt befindet sich noch im Aufbau. Aber 'wir kommen sehr gut voran!', stellte Caine beim Empfang bei Bürgermeister Eberhard Streit im Sitzungssaal der Verwaltungsgemeinschaft fest. Dass diese Website nicht ohne Hilfe der Stadt und seiner Bürger gelingt, war von Anfang an klar. Bürgermeister Streit hatte sich darum sofort einverstanden erklärt, die Trägerschaft für die Internetpräsentation zu übernehmen. Es ist ein Glücksfall, dass Mellrichstadt mit Erika Rust über eine Expertin für das jüdische Leben und seine Hinterlassenschaften verfügt. Sie konnte und kann die Website mit Inhalt und fundierten Informationen füllen, die sie selbst in jahrelanger Forschungsarbeit zusammengetragen hatte. Trotzdem gibt es noch einiges zu tun. Auch darüber sprach Professor Caine am Dienstagvormittag mit Bürgermeister Streit. Dabei war auch der IT-Beauftragte der Stadt Frank Scheinig, auf den ein Teil der zu erledigenden Aufgaben zukommt. Eine offene Frage ist allerdings, wer auf Dauer die Homepage über das jüdische Mellrichstadt pflegt. Die Texte sollen auch in Deutsch und Englisch gelesen werden können. Fred Rautenberg hat sich bereit erklärt, diese Übersetzerarbeiten zu übernehmen. Professor Caine wünschte sich unter anderem, dass zur Illustration nicht nur historische Bilder von jüdischen Gedenkstätten wie etwa dem jüdischen Friedhof von Mellrichstadt aufgenommen werden, sondern auch Zeitungstexte, Werbeanzeigen und alte Stadtpläne. Das Gespräch mit Bürgermeister Streit und seinen israelischen Gästen verlief sehr konstruktiv. Danach, unter kundiger Führung von Erika Rust, begaben sich die Gäste zum jüdischen Friedhof neben dem Hainbergareal. Dort machten die Studenten Aufnahmen, mit deren Hilfe es später möglich wird, im Internet dreidimensional durch den Friedhof zu navigieren. Der Blick vom Aussichtspunkt am Scheinberg-Stelenfeld, das von der Stadt arrangierte Mittagessen und ein Gang durch Mellrichstadt zu Orten jüdischer Erinnerung schlossen sich an. Was für Caines Studenten ein Intensivtraining im Rahmen ihrer Ausbildung ist, bedeutet für Mellrichstadt Gewinn an historischer Plastizität zu einem wichtigen Kapitel der Stadtgeschichte. Nicht nur wegen der Grausamkeiten der Judenverfolgungen, die auch hier stattgefunden hatten, sondern auch, weil Juden einst einen bedeutenden Anteil an der Bürgerschaft Mellrichstadts ausmachten."  
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Links und Literatur    

Links:  

bulletWebsite der Stadt Mellrichstadt 
bulletWebsite www.judaica-mellrichstadt.de    
bulletInformationen zum jüdischen Friedhof Mellrichstadt (interner Link) 
bulletArtikel in "Chicago Jewish Community Online" zum Denkmal 2004  
bulletDie Namen der jüdischen Gefallenen in Mellrichstadt auf einer Seite des Hauses der Bayerischen Geschichte  
bulletEnglish: http://germansynagogues.com/index.php/synagogues-and-communities?pid=70&sid=885:mellrichstadt     

Literatur:  

bulletGermania Judaica II,2 S. 534; III,2 S. 857-858.
bulletBaruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979 S. 362-364.  
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany - Bavaria. Hg. von Yad Vashem 1972 (hebräisch) S. 522-524.  
bulletDirk Rosenstock: Die unterfränkischen Judenmatrikeln von 1817. Eine namenkundliche und sozialgeschichtliche Quelle. Reihe: Veröffentlichungen des Stadtarchivs Würzburg Band 13. Würzburg 2008. S. 202.         

Sonstiges:    

bulletPressemitteilung vom Mai 2004 (Chicago): After more than 16 years of trying Chicagoan and Holocaust survivor Al Gruen has succeeded in building a monument to Jewish Holocaust victims in his hometown of Mellrichstadt, Germany. The 6-foot-tall sandstone sculpture, designed by German artist Peter-Lorenz Emmert, rises from a base shaped like the Star of David and its inscription in German reads: "What once happened is impossible to change, but for that which is to come, be vigilant and handle with care. Cast aside--Banished--Murdered." All of Mellrichstadt's Jews fled or were killed during the Holocaust. 
bulletPressemitteilung Ende Februar 2005: Mellrichstadt (Bayern): Jüdisches Denkmal beschädigt
Unbekannte haben in Mellrichstadt im bayerischen Landkreis Rhön-Grabfeld in Unterfranken ein jüdisches Denkmal beschädigt. Die Täter hätten vermutlich in der Nacht auf den 26.02. die Gedenksäule in einer Grünanlage umgeworfen und einen Schaden von rund 2500 Euro verursacht, berichtete die Landespolizei am Sonntag. Der Staatsschutz hat die Ermittlungen aufgenommen. Das Denkmal war 2003 von einem US-Amerikaner deutscher Abstammung gestiftet worden.  

   
    


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Mellrichstadt  Lower Franconia. Jews are known from the late 13th century. Four were burned in 1283 and others fell victim to the Rindfleisch massacres of 1298. Jews lived under letters of protection in the subsequent centuries. A cemetery was consecrated in 1869 and a synagogue in 1881, with the population growing to 165 in 1910 (total 2,176) and Jews owning most of the business establishments in the town. In 1922, 126 remained. The Jewish school remained open until 1938. On 30 September 1938, in wild anti-Jewish riots provoked by German refugees from the Sudetenland, the synagogue as well as Jewish homes and stores were wrecked and Jews were forced to sell their houses. In 1933-1942, 82 left, of whom 36 emigrated, 24 were deported to Izbica in the Lublin district (Poland) via Wuerzburg on 25 April and nine to the Theresienstadt ghetto on 23 September. 
   
     

                   
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Stand: 30. Juni 2020