Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


Eingangsseite

Aktuelle Informationen

Jahrestagungen von Alemannia Judaica

Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft

Jüdische Friedhöfe 

(Frühere und bestehende) Synagogen

Übersicht: Jüdische Kulturdenkmale in der Region

Bestehende jüdische Gemeinden in der Region

Jüdische Museen

FORSCHUNGS-
PROJEKTE

Literatur und Presseartikel

Adressliste

Digitale Postkarten

Links

 

   
zurück zur Übersicht "Synagogen in der Region"  
zurück zur Übersicht "Synagogen in Hessen" 
Zur Übersicht "Synagogen im Main-Kinzig-Kreis"  
   
    

Langenselbold (Main-Kinzig-Kreis)
Jüdische Geschichte / Synagoge 

Übersicht:  

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Allgemeine Beiträge  
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule   
Aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen     
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen   
bulletErinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte    
bulletLinks und Literatur   

       

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)      
    
In Langenselbold bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938/42. Ihre Entstehung  geht in die Zeit des 17./18. Jahrhunderts zurück. 1657 wird "Simon Jud zu Selbolt" genannt (Quelle: Fürst Ysenburg Büdingen Archiv; Kellerei-Rechnung Meerholz 1657; Hinweis von Hans Kreutzer). 1682 lebten zwei jüdische Familien am Ort. Bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts nahm die Zahl der jüdischen Familien so zu, dass eine Gemeinde gegründet und bereits um 1714/15 der Neubau einer Synagoge nötig war (s.u.). Die jüdischen Familien wohnten vermutlich vor allem im Bereich der früheren "Judengasse" (seit 1919 Schäfergasse).     
    
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1817 20 jüdische Familien, 1835 170 jüdische Einwohner, 1861 178 (6,5 % von insgesamt 2.728 Einwohnern), 1871 175 (6,0 % von 2.935), 1885 151 (4,8 % von 3.149), 1895 172 (4,5 % von 3.805), 1905 224 (4,5 % von 4.951). Die jüdischen Familien lebten zunächst vor allem vom Waren-, Vieh- und Pferdehandel in sehr einfachen wirtschaftlichen Verhältnissen. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eröffneten mehrere jüdische Kauf- und Handelsleute Läden, Handlungen und Gewerbebetriebe am Ort. Um 1900 gab es Handlungen mit Manufakturwaren, Möbeln und Kleintextilien. Es gab jüdische Metzger und Bäcker (Salomon Hamburger), weiterhin auch Viehhändler. Familie Stern hatte zeitweise eine "Dampfmolkerei", in der u.a. koschere Butter hergestellt wurde. Ein jüdischer Unternehmer (Julius Hamburger) vertrieb landwirtschaftliche Maschinen, Öfen und Fahrräder. Großen Bekanntheitsgrad in der weiten Region hatte die 1854 gegründete Mazzenbäckerei von Isaac Glauberg, die nach dem Tod von Isaac Glauberg im Jahr 1900 von Hermann Glauberg und noch in den 1920er-Jahren von Siegmund Sommer betrieben wurde (siehe Anzeigen unten).      
  
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule (Israelitische Elementarschule von 1824 bis 1934; Schulbetrieb unterbrochen von 1924 bis 1926 siehe Berichte unten; die Schule war neben der Synagoge im Gebäude Steinweg 43; eine Höhere Privatschule soll es zeitweise in der Seegasse 2 gegeben haben), ein rituelles Bad und ein Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer (Elementarlehrer) angestellt, der zugleich als Vorbeter tätig war (vgl. Ausschreibungen der Stelle unten; die Aufgabe des Schochet gehörte nach den Ausschreibungen nicht zu seinem Auftrag, sondern wurde vermutlich ehrenamtlich durch einen ausgebildeten Schochet/jüdischen Metzger übernommen). Unter den Lehrern sind insbesondere zu nennen: bis 1874 Moses Levisohn (siehe Bericht zu seinem Tod unten), von 1882 bis 1901 M. Katz, von 1901 bis 1926 Nathan Ehrenreich (zuvor Lehrer in Merzhausen und Wehrda), von 1926 bis 1930 Leopold Weinberg (zuvor Lehrer in Barchfeld), von 1930 bis 1934 David Löb (zuvor Lehrer in Zwesten). Die Schule wurde 1868 von 30 Schülern besucht, 1875/76 von 45 Schülern. Lehrer Ehrenreich hatte 1902 noch 37 Schüler, 1925 nur noch zehn. Die Gemeinde gehörte zum Rabbinatsbezirk Hanau. 
  
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde: Julius Hamburger (geb. 28.11.1891 in Langenselbold, gef. 28.8.1914), Salomon Hamburger (geb. 4.9.1894 in Langenselbold, gef. 27.1.1917), Max Katz (geb. 27.10.1899 in Langenselbold, gef. 4.4.1918), Edwin Moritz (geb. 4.11.1897 in Langenselbold, gef. 21.3.1918), Max Moritz (geb. 25.6.1893 in Langenselbold, gef. 13.10.1917), Siegfried Isidor Moritz (geb. 9.10.1890 in Langenselbold, vermisst seit 5.8.1916), Gefreiter Hermann Strauß (geb. 18.8.1885 in Barchfeld, gef. 7.10.1918).  Außerdem sind gefallen: Gerson Moritz Goldschmidt (geb. 14.5.1894 in Langenselbold, vor 1914 in Geisa wohnhaft, gef. 21.12.1914), Gefreiter Salomon (Sally) Goldschmidt (geb. 13.3.1886 in Langenselbold, vor 1914 in Offenbach wohnhaft, gef. 18.8.1918), Abraham Moritz (geb. 25.6.1893 in Langenselbold, vor 1914 in Hanau wohnhaft, gef. 12.1.1915), Albert Strauß (geb. 15.4.1890 in Langenselbold, vor 1914 in Offenbach wohnhaft, gef. 2.5.1915). 1922 wurde für (sieben erstgenannten) Gefallenen aus der Gemeinde eine Gedenktafel in der Synagoge angebracht (siehe Bericht unten). Fotos der Soldaten Max Katz (gefallen im Alter von 19 Jahren) und Willy Katz im Ersten Weltkrieg finden sich bei www.vor-dem-holocaust.de unter Langenselbold.   
  
Die jüdischen Familien waren im allgemeinen Leben des Ortes und des Vereinslebens weitestgehend integriert. Julius Hamburger war einige Zeit Mitglied des Gemeinderates (Demokrat).    
  
Um 1924, als zur Gemeinde 186 Personen gehörten (3,3 % von insgesamt 5.726 Einwohnern; in 54 Familien), waren die Gemeindevorsteher Joseph Hamburger und Abraham Kanthal II. Rechnungsführer der Gemeinde war Joseph Seiferheld. Als Volksschullehrer und Kantor war Nathan Ehrenreich angestellt. Er unterrichtete an der Volksschule der Gemeinde damals zehn Kinder, im Religionsunterricht 18 Kinder. An jüdischen Vereinen gab es die Israelitische Gutstiftung (Wohltätigkeitsverein; gegründet 1881; 1924 unter Vorsitz von Simon Kanthal mit 15 Mitgliedern, 1932 unter Leitung von I. Kanthal mit 17 Mitgliedern; Zweck und Arbeitsgebiet: Krankenunterstützung und -pflege), die Zweite Gutstiftung (Wohltätigkeitsverein; 1924 unter Leitung von Dr. Emil Hamburger und 18 Mitgliedern, 1932 unter Leitung von Moritz Strauß; Zweck und Arbeitgebiet: Krankenwache), der Israelitische Frauenverein und Leitung von Frau B. Seifergeld; der Schomer Mizwoh-Verein (gegründet 1923, Zweck und Arbeitsgebiet: Kranken- und Totenwache; 1924/32 unter Leitung von Hermann Glauberg mit 1932 60 Mitgliedern). 1932 waren die Gemeindevorsteher weiterhin Joseph Hamburger (1. Vors.) und Abraham Kanthal (2. Vors.). Inzwischen (seit Frühjahr 1930) war als Lehrer David Löb angestellt. Er unterrichtete an der Israelitischen Volksschule in drei Klassen elf Kinder.      
  
1933 lebten 226 jüdische Personen in Langenselbold (3,7 % von insgesamt 6.189 Einwohnern). In den folgenden Jahren ist ein Teil der jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Im Januar 1934 wurde die jüdische Elementarschule aufgelöst. Im Sommer 1935 beschloss der Gemeinderat des Ortes scharfe antijüdische Maßnahmen (siehe Bericht unten). Mehrere Familien emigrierten danach u.a. in die USA, nach Südafrika und Rhodesien; andere verzogen in größere Städte, insbesondere nach Frankfurt am Main. Beim Novemberpogrom 1938 wurde - u.a. durch die SA-Leute und die örtliche Hitlerjugend - die Inneneinrichtung der Synagoge demoliert und verbrannt. Der in einem Schuppen neben der Synagoge abgestellte Leichenwagen der jüdischen Gemeinde wurde zertrümmert. Die jüdischen Männer wurden verhaftet und über Alte Rathaus (Hanauer Straße) sowie das Polizeigefängnis in Hanau in das KZ Buchenwald verschleppt (Fotos zur Verhaftung der Männer bei www.vor-dem-holocaust.de zu Langenselbold).  1939 wurden noch 96 jüdische Einwohner gezählt (1,5 % von insgesamt 6.603 Einwohnern). Bis 1940 verzogen noch weitere 17 Gemeindemitglieder nach Frankfurt. Die letzten 46 jüdischen Einwohner wurden im Juni und Oktober 1941 beziehungsweise im September 1942 deportiert. Unter den im September 1942 Deportierten war der letzten Gemeindevorsteher Jakob Seiferheld.       
       
Von den in Langenselbold geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Henriette (Jette, Jettchen) Blumenthal geb. Fürst (1863), Fanni Fabisch geb. Levisohn (1868), Gustav Flörsheim (1894), Ingeborg Flörsheim (1923), Alfred Fuld (1894), Johanna Fulda geb. Moritz (1893), Ruth Fuld (1928), Martha Ganss geb. Altmann (1808), Selma Glauberg (1877), David Goldschmidt (1896), Ida Goldschmidt geb. Blumenthal (1900), Isidor Goldschmidt (1907), Jenny Goldschmidt geb. Glauberg (1874), Jenny Goldschmidt geb. Hamburger (1889), Julie Goldschmidt geb. Kanthal (1898), Julius Goldschmidt (1871), Karl Goldschmidt (1884), Lothar Arthur Goldschmidt (1910), Manfred Goldschmidt (1929), Nanni (Nanny) Goldschmidt (1875), Sigmund Goldschmidt (1909), Recha Hahn geb. Hamburger (1892), Heinrich Hamburger (1928), Ida Hamburger (1899), Irma Hamburger (1923), Isidor Hamburger (1878), Johanna Hamburger geb. Silberthau (1893), Leopold Hamburger (1887), Manfred Hamburger (1934), Recha Hamburger (1883), Regina Hamburger (1889), Sally Hamburger (1880), Henriette Heß geb. Strauß (1881), Auguste Hirsch (1880), Sally Emma Hirsch (1877), Elise Isaak geb. Kanthal (1862), Leopold Isaak (1882), Rosa Isaak (1894), Adolf Kanthal (1895), Baruch Benno Kanthal (1877), Berta Kanthal geb. Sommer (1888), Emil Kanthal (1882), Isaak Kanthal (1895), Klara Kahnthal (1875), Ludwig Kanthal (1895), Markus Kanthal (1876), Simon Kanthal (1869) Thekla Kanthal geb. Rindsberg (1886), Willi Kanthal (1901), Aron Katz (1871), Siegmund Katz (1903), Willi Jakob Katz (1897), Edith Klein geb. Seiferheld (1902), Abraham Lewisohn (1862), Isaak Lewisohn (1870), Recha Linick geb. Glauberg (1877), Henriette Mendel geb. Strauß (1904), Hugo Mendel (1906), Ilse Mendel (1928), Werner Mendel (1933), Jeanette Meyer geb. Kanthal (1871), Berthold Moritz (1897), Jakob Moritz (1884), Liselotte Blanka Moritz (1922), Paul Moritz (1905), Sally B. Moritz (1892), Walter Siegfried Moritz (1926), Werner Moritz (1920), Mathilde Oppenheimer geb. Seiferheld (1876), Amalie Rindsberg (1880), Jeni Rollmann geb. Strauß (1874), Albert Rosenbaum (1937), Anneliesel Rosenbaum (1933), Helene Rosenbaum geb. Katz (1905), Jettchen Rothschild geb. Hamburger (1855), Selma Salmon geb. Hamburger (1892), Sophie Samuel geb. Strauss (1876), Dora (Dorchen) Schwabacher geb. Glauberg (1875), Hedwig Seiferheld geb. Kaufmann (1873), Hedwig Seiferheld (1899), Isaak Seiferheld (1899), Isidor Seiferheld (1882), Jakob Seiferheld (1884), Johanna Seiferheld (1872), Karolina (Lina) Seiferheld (1874), Leopold Seiferheld (1886), Melanie Seiferheld (1905), Moses Seiferheld (1864), Rosa Seiferheld (1925), Ruth Seiferheld (1907), Sara Hedwig Seiferheld geb. Hirsch (1876), Sigmund Seiferheld (1900), Willi Seiferheld (1898), Regina Sichel geb. Blumenthal (1877), Irma Simon geb. Kanthal (1912), Karoline Simon geb. Moritz (1881), Salomon Simon (1883), Gerd (Gert) Siegfried Stern (1930), Berthold Strauß (1923), Dora Strauß geb. Heß (1887), Florentine Strauß (1921), Frieda Strauss geb. Eschwege (1876), Jenny Strauss geb. Hirschmann (1892), Julius Strauß (1883), Minna Strauß geb. Straus (1879), Simon Strauss (1883), Gilda Theilhaber geb. Moritz (1904), Betti Wallach geb. Hamburger (1905), Hedwig Wertheim geb. Hamburger (1894), Julie Windecker geb. Kanthal (1896).      
  
Am alten Eingang der evangelischen Kirche in Langenselbold befindet sich seit dem 9. November 1988 eine Gedenktafel mit der Inschrift: "Zum Gedenken an unsere jüdischen Bürger. Die Jungen sind nicht verantwortlich für das, was damals geschah. Aber sie sind verantwortlich für das, was in der Geschichte daraus wird. Richard von Weizsäcker".         
       
       
       
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
 
Allgemeine Beiträge 
Kurze Gemeindebeschreibung von 1855

Langenselbold AZJ 09041855.jpg (86735 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 9. April 1855: "Die jüdische Gemeinde zu Langenselbold bei Hanau ist es, für die wir diesmal ein Ehrenplätzchen in dieser geschätzten Zeitung beanspruchen. Dieselbe besitzt eine nette Synagoge und während einer Reihe von Jahren, seit welcher Zeit ihr gegenwärtiger Lehrer dort fungiert, einen geregelten Gottesdienst mit Chorgesang, - eine gute Elementarschule, deren vorzügliche Leistungen durch wiederholte Belobungsschreiben Seitens der Regierung an den Lehrer Anerkennung fanden. Es ist die Strebsamkeit dieses Mannes umso mehr anzuerkennen, als derselbe vorher längere Zeit in einer ganz anderen Karriere tätig war, er war nämlich Soldat, respektive Unteroffizier. - Auch bestehen in dieser Gemeinde regelmäßig Konfirmationen.  
Möchten sich durch diese Mitteilung recht viele Gemeinden bewogen führen, ähnliche Einrichtungen ins Leben zu rufen und - zu erhalten."
Hinweis: die Gemeindebeschreibungen von 1855/56 zeigen, dass in der Gemeinde Mitte des 19. Jahrhunderts zunächst einige Veränderungen im Zusammenhang mit liberalen Reformbemühungen durchgeführt wurden (Chorgesang, Konfirmation); im Laufe der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert setzte sich jedoch - spätestens unter dem als "gesetzestreu" geschilderten Lehrer Katz (s.u.) - die orthodoxe Richtung in der Gemeinde wieder stark durch.  

  
Kurze Gemeindebeschreibung von 1856

Langenselbold AZJ 10111856.JPG (79726 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 10. November 1856: "Reiseskizzen von (Lehrer) Lewisohn in Fulda. Abermals entführten mich die Sommerferien der Heimat. Der Körper erholt sich, die Seele lebt neu auf, wenn man wieder einmal in die weite Welt, in die freue, frische Natur hinaus kommt, nachdem man so ein ganzes Jahr lang zwischen den Schulwänden geschmachtet hat. Langenselbold bei Hanau war das erste Ziel meiner Reise. Es war mir angenehm, wahrzunehmen, wie man hier die besseren, seit Jahren getroffenen Einrichtungen zu erhalten gewusst hat. Die Synagogenordnung hat der Unordnung noch nicht wieder Platz gemacht, wie das sonst so häufig zu geschehen pflegt. Das Interesse am Chorgesang ist noch so lebendig, und dieser selbst noch so frisch und kräftig wie früher."

    
    
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule 
Ausschreibung der Lehrer-, Vorbeter- und Schochetstelle 1882 / 1901    

Langenselbold Israelit 28061882.jpg (48977 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Juni 1882: "In der hiesigen Gemeinde ist die Elementar-, Religions- und Vorbeterstelle vakant. 
Das Einkommen beträgt: Gehalt 780 Mark. Garantiertes Einkommen 52 Mark. Für Feuerung 180 Mark. Entsprechende Nebeneinkommen und freie Wohnung, bestehend in 5 Zimmern. 
Qualifizierte Bewerber, die das Examen bestanden, wollen sich unter Einreichung ihrer Zeugnisse bei dem unterzeichneten Vorstande melden. 
Vorstand der Synagogengemeinde zu Langenselbold Isaak Glauberg. Lazarus Moritz."
Auf diese Ausschreibung bewarb sich erfolgreich Lehrer M. Katz, der bis 1901 in der Gemeinde tätig war. 
 
Langenselbold Israelit 04031901.jpg (64453 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. März 1901: "Die erledigte Elementarlehrer- und Vorsängerstelle bei der Synagogengemeinde zu Langenselbold soll wieder besetzt werden. Mit derselben ist ein fixer Gehalt von jährlich 1.200 Mark, die gesetzliche Alterszulage, freie Wohnung mit Garten und eine Entschädigung von 100 Mark für Heizung des Schullokals verbunden. Bewerber um diese Stelle wollen ihre Meldungsgesuche mit den erforderlichen Zeugnissen versehen, bis zum 18. März anher einreichen.  
Hanau, den 28. Februar 1901: Das Vorsteheramt der Israeliten: Dr. Bamberger."   
Auf diese Ausschreibung bewarb sich erfolgreich Lehrer Nathan Ehrenreich, der bis zu seinem Pensionierung 1926 in der Gemeinde tätig war.

    
Spendenaufruf für die Witwe des verstorbenen Lehrers Moses Levisohn und seine acht Kinder (1874)  

Langenselbold AZJ 03021874.jpg (108080 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 3. Februar 1874: "Bitte für die Witwe und 8 Waisen eines israelitischen Lehrers
In dem eine Meile von Hanau entfernten Orte Langenselbold starb am 2. Januar 1874 Moses Levisohn, 54 Jahre alt, Elementarlehrer der dortigen israelitischen Gemeinde, mit Hinterlassung einer Witwe und 8 Kindern, von denen das jüngste noch nicht 3 Jahre alt ist. Levisohn erfreute sich stets sowohl bezüglich seiner dienstlichen Leistungen als seines Charakters und Lebenswandels des besten Rufes; seine Kenntnisse und Fähigkeiten, gepaart mit unermüdlichem Diensteifer, erwarben ihm die vollkommenste Zufriedenheit seiner Schulbehörden und die Liebe und Verehrung seiner Schüler und Gemeindeglieder. Dass er dessen ungeachtet, bei aller möglichen Sparsamkeit, seiner Familie nichts weiter hinterlassen hat als seinen guten Ruf, kann niemanden befremden, der mit den Verhältnissen der israelitischen Landlehrer bekannt ist.   
Wir bitten daher alle Menschenfreunde, die Not der so hart bedrängten Familie durch milde Gaben zu lindern, und ist ein jeder von uns zur Empfangnahme derselben gern bereit. 
Das Verzeichnis der Geber werden wir sobald als tunlichst veröffentlichen.  
Provinzial-Rabbiner Felsenstein in Hanau.  Jac. Hamburger in Hanau.  Wilhelm Una in Hanau.  
Pfarrer Hufnagel zu Langenselbold. Gemeindeältester Isaak Glauberg ebendaselbst.  Gemeindeältester Lazarus Moritz ebendaselbst."    

  
Ergebnis der Spendensammlung für die Hinterbliebenen des Lehrers Levisohn (1874)  

Langenselbold AZJ 05051874.jpg (243097 Byte) Langenselbold AZJ 05051874a.jpg (506765 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 5. Mai 1874: "Verzeichnis der für die Witwe und 8 Waisen des Lehrers Levisohn in Langenselbold eingegangenen Gaben.  
Das Verzeichnis der Gaben aus Stadt und Provinz Hanau, sowie aus Frankfurt am Main haben wir bereits in der 'Hanauer Zeitung', in der 'Frankfurter Zeitung' und im 'Frankfurter Journal' veröffentlicht, und beschränken wir uns hier auf die Mitteilung der aus den übrigen Orten Deutschlands eingegangenen Beiträge...."  
 Wird nicht abgeschrieben - bei Interesse bitte Textabbildung anklicken.
Langenselbold AZJ 26051874.jpg (193502 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 26. Mai 1874: "Nachtrag zum Verzeichnis der für die Hinterbliebenen des Lehrers Levisohn zu Langenselbold eingegangenen Gaben..."
Wird nicht abgeschrieben - bei Interesse bitte Textabbildung anklicken.  

   
Jahresversammlung der jüdischen Lehrer Hessens in Bebra mit Gedenken an Lehrer Levisohn (1874)    

Bebra AZJ 25081874.jpg (461049 Byte) Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 25. August 1874: "Kassel, 10. August (1874). [Jahresversammlung der jüdischen Lehrer Hessens zu Bebra]. In dem am Kreuzungspunkt zweier Eisenbahnen günstig gelegenen Bebra fand am 12. Juli dieses Jahres die jährliche Konferenz der jüdischen Lehrer Hessens unter Leitung des Seminarlehrers Dr. Stein aus Kassel statt. Nachdem der Vorsitzende die Anwesenden, etwa dreißig an der Zahl, begrüßt und die Namen derjenigen, die ihre Abwesenheit entschuldigt, verlesen hatte, gedachte derselbe der seit der vorigen Jahresversammlung verstorbenen Lehrer Lewisohn - Langenselbold, Fleischhacker - Niederaula und Plaut - Neustadt. Er hob namentlich die Verdienste Lewisohns hervor, wie derselbe als tüchtiger Lehrer von anerkannter Wirksamkeit dagestanden; wie es nicht leicht eine Frage von erziehlicher oder unterrichtlichter Bedeutung gegeben, die nciht von ihm in Versammlungen und Konferenzen mitberaten worden sei; und wie sich die allgemeine Teilnahme an dem herben Geschick seiner Familie in so erhebender Weisekundgegeben. Auch auch die beiden anderen Verblichenen seien Freunde der öffentlichen Sache und Förderer der gemeinschaftlichen Bestrebungen gewesen. Die Versammlung ehrte ihr Andenken durch Erheben von den Sitzen... 
Zum weiteren Lesen bitte Textabbildung anklicken.     

 
Lehrer M. Katz vermacht anlässlich Abschiedes von Langenselbold der Gemeinde eine Torarolle (1903)  
Anmerkung: Lehrer Katz war von 1882 bis 1901 Lehrer in Langenselbold.   

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 24. Juli 1903: "Langenselbold. Unser früherer Lehrer, Herr M. Katz, hat anlässlich seines Fortzuges nach Hanau, wo er als Generalagent der Viktoria tätig ist, der hiesigen Synagoge eine prachtvolle Seferthora (Torarolle) geschenkt.  
Freitag Abend vor dem Gottesdienste versammelte sich die gesamte Gemeinde in der Wohnung des Herrn Katz. Herr Vorsteher Cannthal (Kanthal) hielt in kurzen, kernigen Worten eine Ansprache an Herrn Katz, nahm die Seferthora in Empfang und begab sich mit ihr unter dem Gefolge der Gemeindemitglieder auf den Weg nach der Synagoge. Auf halbem Wege kamen der neuen Seferthora die Synagogen-Ältesten mit sämtlichen Seferthoras entgegen. In der Synagoge selbst hatte Herr Abraham Cannthal in liebenswürdigster Weise zur Feier des Tages das Amt eines Vorbeters und Chordirigenten übernommen und gestaltete sich so der Freitagabendgottesdienst zu einem wahrhaft erhebenden.    
Samstag früh hielt Herr Katz seine Abschiedsrede, in der er hervorhob, dass er, der Cohen, der 20 Jahre lang von dieser Stelle aus der Gemeinde den Segen gespendet hat, gerade mit dem Geschenk der Seferthora ihr das schönste Angebinde, welche ein Cohen machen kann, zu verehren glaube; er wünsche aus der Tiefe seines Herzens, dass die Segenssprüche der Thora bei allen Mitgliedern seiner geliebten Gemeinde voll und ganz in Erfüllung gehen möchten.  
Die gesamte hiesige Bevölkerung - Juden wie Christen - sieht Herrn Katz mit dem größten Bedauern scheiden. In der jüdischen Gemeinde hat er als wahrhaft gesetzestreuer, edler Jude stets mit Hingebung gewirkt; aber auch in der politischen Gemeinde wusste er seine Fähigkeiten zu verwerten und so wurde er durch das Vertrauen seiner Mitbürger bereits vor Jahren in den Gemeinderat gewählt."  

  
25-jähriges Lehrer-Jubiläum von Absolventen der Israelitischen Lehrerbildungsanstalt in Würzburg, darunter Lehrer Nathan Ehrenreich  (1908)
   

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. April 1908: "Würzburg, 6. April 1908. Von den 15 Absolventen des israelitischen Seminars zu Würzburg im Jahre 1883 feiern 13 in diesem Jahre ihr 25-jähriges Lehrer-Jubiläum (zwei traten ins Geschäft über und einer ist leider gestorben). N. Ehrenreich, Langenselbold (Hessen), K. Fröhlich, Mönchengladbach (Rheinprovinz), B. Klein, Gießen (Oberhessen), G. Levi, Willmars (Unterfranken), A. Liberles, Grötzingen (Baden), J. Popper, Lingen (Hannover), A. M. Rau, Hirschaid (Oberfranken), J. Rosenthal, Worms (Rheinhessen), B. Stern, Frankfurt am Main, H. Stern, Echzell (Oberhessen), A. Strauß, Marburg (Hessen), M. Strauß, Gelnhausen (Hessen), J. Weichselbaum, Adelsberg (Unterfranken)."          

  
40-jähriges Lehrerjubiläum von Lehrer Nathan Ehrenreich (1923)   
 

Adelsberg Israelit 17091923.jpg (58841 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. September 1923: "Würzburg, 15. September (1923). Ihr 40jähriges Lehrer-Jubiläum begingen im Hotel Goldschmidt dahier die Lehrer: Ehrenreich - Langenselbold, Fröhlich - Gießen, Goldstein - Würzburg, Klein - Gießen, Levi -  Burgpreppach, Rau - Hirschaid, Rosenthal - Worms, Schloss - Langen, Stern - Echzell, Strauß - Gelnhausen, Weichselbaum - Adelsberg. Gleichzeitig übergaben sie dem hiesigen israelitischen Seminare ein ahnsehnliches Geschenk. Von den 15 Absolventen des Jahrganges 1883 sind leider drei mit Tod abgegangen und einer in einer Nervenanstalt untergebracht."

      
25-jähriges Orts-Jubiläum des Lehrers Nathan Ehrenreich in der Gemeinde (1926)   
Anmerkung: Lehrer Ehrenreich war von 1901 bis 1926 Lehrer in Langenselbold . Ein 1908 entstandenes Foto der Kinder der jüdischen Volksschule Langenselbold mit Lehrer Nathan Ehrenreich findet sich bei www.vor-dem-holocaust.de unter Langenselbold.  

Langenselbold Israelit 10061926.jpg (23692 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Juni 1926: "Langenselbold, 7. Juni (1926). Herr Lehrer Ehrenreich sieht am 17. dieses Monats auf eine 25-jährige Tätigkeit als Lehrer der hiesigen Gemeinde zurück und ist nun nach 43-jähriger Lehrtätigkeit endgültig in den Ruhestand getreten." 

    
Wiedereröffnung der jüdischen Volksschule - Lehrer Leopold Weinberg kommt nach Langenselbold (1926) 

Langenselbold Israelit 18111926.jpg (115547 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. November 1926: "Langenselbold, 5. November (1926). Erfreulicherweise  ist es den unausgesetzten Bemühungen unseres Herrn Provinzialrabbiners Dr. Gradenwitz - Hanau gelungen, bei den zuständigen Stellen zu erwirken, dass die im Oktober 1924 aufgelöste Volksschule am 1. November wieder eröffnet wurde. Das Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung hatte sich auf Grund von Angaben über die in den kommenden Jahren voraussichtliche Schülerzahl veranlasst gesehen, die Schule zu schließen. Herr Provinzialrabbiner Dr. Gradenwitz stellte fest, dass die den Behörden gemachten Angaben keineswegs richtig sein können und wies überzeugend nach, dass die Erhaltung der israelitischen Volksschule für Langenselbold eine dringende Notwendigkeit sei. Das Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung sowie die Regierung zu Kassel konnten sich den wiederholt auch mündlich vorgetragenen Argumenten auf die Dauer nicht verschließen und so ist denn durch Reskript vom 20. Oktober die Wiedereröffnung zum 1. November verfügt worden. An Stelle des in den Ruhestand versetzten Herrn Lehrer Ehrenreich tritt der bis jetzt in Barchfeld, Kreisherrschaft Schmalkalden, gewesene Herr Lehrer Leopold Weinberg. Wir hoffen und wünschen, dass es Herrn Weinberg gelingen möge, die israelitische Schuljugend zu stolzen, selbstbewussten Jehudim und zu nützlichen Mitgliedern der menschlichen Gesellschaft heranzubilden. Wir wünschen ferner, dass er, gleich seinem Vorgänger eine segensreiche Tätigkeit für seine Gemeinde sowohl wie für ganz Israel entfalte. 

   
Lehrer Nathan Ehrenreich verlässt Langenselbold (1928)  

Langenselbold Israelit 17051928.jpg (39206 Byte) Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Mai 1928: "Langenselbold, 13. Mai (1928). Herr Lehrer Ehrenreich, der über 25 Jahre hier in treuester Pflichterfüllung seines Amtes waltete, ist zu seinen Söhnen nach Berlin übergesiedelt. Der Wegzug wird allseits bedauert, da Herr Ehrenreich in den Jahren seines hiesigen Wirkens sich die Liebe und Achtung der gesamten Bevölkerung erworben hatte."    
   
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Juli 1928: "Ein Lehrerveteran. Ein Gedenkblatt, gewidmet von seinem früheren Schüler. Lehrer S. Freudenberger.  
Mit den besten Wünschen verließ der emeritierte Lehrer, Herr Nathan Ehrenreich - Langenselbold, seinen langjährigen Wirkungskreis, um seinen Lebensabend im Kreise seiner Söhne in der Reichshauptstadt zu verbringen. Ehrenreich war stets ein Musterlehrer, eine sehr bescheidene, selbstlose Persönlichkeit, ein Charakter ohne Falsch und Tadel.   
Nachdem Ehrenreich im Jahre 1883 das jüdische Lehrerseminar in Würzburg verlassen hatte, wurde er zum Präparandenlehrer an der Talmud-Thora-Schule in Höchberg ernannt. Nach vierjähriger Tätigkeit an der Talmud-Thora-Schule wurde ihm von der Königlichen Regierung in Kassel die Volksschullehrerstelle in Merzhausen (Rabbinat Marburg) übertragen. Schüler von ihm, die heute als Direktoren von Waisenhäusern und als Lehrer wirken, bestätigen, mit welch unermüdlichem Fleiße und Geschicke er hier seines Amtes gewaltet. Von 1891-1901 wirkte Ehrenreich als Volksschullehrer und Vorsänger in Wehrda Kreis Hünfeld. Hier gründete der pflichteifrige Lehrer einen Literatur- eigentlich Lernverein; mit vielen Kosten legte er hier einen Eruw an, der heute noch vorhanden ist. Als im Jahre 1901 die viel umworbene Lehrerstelle in Langenselbold vakant war und bereits ein anderer Lehrer von der Regierung seine Bestätigung erhalten, eilte der verstorbene Provinzialrabbiner Dr. Salomon Bamberger - das Gedenken an den Gerechten ist zum Segen - in die Provinzialhauptstadt, um die Annullierung des Regierungsbeschlusses zu erwirken und die Anstellung Ehrenreichs durchzusetzen. In Langenselbold war der Höhepunkt seines rastlosen Wirkens. Hier streute er reichen Samen aus, der zu schönster Frucht sich entfaltete. Besonders viel Anerkennung verschafften ihm seine interessanten, belehrenden Vorträge, die er allwöchentlich nach Schluss des Gottesdienstes hielt. Darf man sich wundern, dass dem so erfolgreich Wirkenden so viele Freunde erwuchsen, weit über den Kreis seiner Gemeinde hinaus. Möge ihm ein glücklicher Lebensabend beschieden sein!"   

     
Lehrer David Loeb wechselt von Zwesten nach Langenselbold (1930)         

Zwesten JuedWZKassel 28031930.jpg (15770 Byte)Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Hessen und Waldeck" vom 28. März 1930: "Zwesten. Herr Lehrer D. Loeb in Zwesten ist vom 1. April ab nach Langenselbold (Kreis Hanau) versetzt worden. Bekanntlich wurde die Israelitische Volksschule in Zwesten von dem Herrn Minister aufgelöst."                  

  
   
Aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben     
Spendenaufruf für die Familie des tödlich verunglückten Salomon Goldschmidt (1884)    

Langenselbold Israelit 24111884.jpg (83294 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. November 1884: "Bitte an edle Menschenfreunde! 
Am 14. dieses Monats, Mittags 12 Uhr, verstarb an Quetschung im Personenzug durch Zusammenstoß eines andern Zuges auf der Bahnstrecke Hanau, im Alter von 55 Jahren, Salomon Goldschmidt von hier, ein edler, in allen kreisen beliebter, schlichter Handelsmann. Er hinterlässt eine seit langer Zeit kranke, herzleidende Frau und fünf noch nicht mündige Kinder. Die Familie hat in ihm ihren alleinigen Versorger verloren und befindet sich leider in einer trost- und mittellosen Lage. 
Die Unterzeichneten sind gern bereit, zur Unterstützung dieser schwer betroffenen Familie Spenden in Empfang zu nehmen, weiterzubefördern und darüber öffentlich zu quittieren.   
Langenselbold, den 18. November 1884.  
Hufnagel, evangelischer Pfarrer. Isaak Glauberg, Gemeinde-Vorstand, 
Lazarus Moritz, Gemeinde-Vorstand. M. Katz, Lehrer.  
Auch wir sind bereit, Gaben entgegenzunehmen und weiterzubefördern. Die Expedition des 'Israelit'."  

  
Feier des Wohltätigkeitsvereines Chewroh rischaunoh (= Israelitische Gutstiftung e.V., 1902)

Langenselbold Israelit 10031902.jpg (143020 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. März 1902: "Langenselbold. Nach langen Jahren fand durch die Bemühung des Vorstandes D. Glauberg am 16. Februar im Hause dieses Herrn eine Chewra Sudoh der hiesigen Chewroh rischaunoh in solenner Weise statt. Die Mahlzeit gestaltete sich zu einer wahren Sudoh schel Mizwoh, während welcher der erste Vorstand Glauberg, der zweite Vorstand J. Goldschmidt, Lehrer Ehrenreich, Süßel Strauß, Simon Kanthal und Simon Goldschmidt längere und kürzere Reden hielten. Toaste wurden auf Frau D. Glauberg und die mitwirkenden Damen, die sich um das Fest besonders verdient gemacht, ausgebracht. In trefflicher Weise verglich Herr Ehrenreich die Chewra, die schon viele Stürme zu erleiden hatte, mit einem Ölbaume, dessen Wurzeln - in den verstorbenen Mitgliedern und Gründern - in der Erde ruhen und dessen Stamm und Blätter der jetzige Vorstand und die Mitglieder bilden. Wünschend, dass der Stamm recht lange erhalten bleibe und die jungen und die älteren Blätter den Stamm bis 120 Jahre zieren mögen, schloss der Herr Lehrer die letzte Tischrede. Als Herr Hermann Glauberg das Benschen für 13.50 Mark versteigert hatte und der Schir Hamaalot in Festesstimmung verklungen war, wurde das Tischgebet gesprochen. Die Festgäste blieben noch lange in fröhlicher Stimmung beisammen und verabschiedeten sich erst in später Mitternacht mit dem schönen Bewusstsein, ein herrliches Fest gefeiert zu haben."    

    
Antijüdische Maßnahmen (1935)  

Langenselbold Israelit 15081935.jpg (168977 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. August 1935: "Frankfurt am Main, 14. August (1935). Aus Hanau wird der 'Frankfurter Zeitung' berichtet: Der Bürgermeister der rund 7.000 Einwohner zählenden großen Landgemeinde Langenselbold (Landkreis Hanau) gibt im dortigen Lokalblatt folgende Anordnung bekannt: Auf Grund der von dem Gemeinderat in Langenselbold gestellten und einstimmig vertretenen Anträge bezüglich der berechtigten Abwehr gegen das anmaßende Verhalten der Juden im Deutschen Reiche sehe ich mich veranlasst, zur Vermeidung von Störungen der öffentlichen Ordnung und Sicherheit folgende Anordnungen zu treffen:   
In Zukunft wird den Juden der Zuzug in unsere Gemeinde untersagt. Ebenso ist den Juden der Neuerwerb von Haus- und Grundbesitz innerhalb der Gemeinde zu verweigern. Zur Benutzung der Gemeindewaage und des Zuchtviehstalles können Juden nicht mehr zugelassen werden. Gleichfalls werden Juden von der Teilnahme an Verpachtungen gemeindeeigener Grundstücke und Holzversteigerungen im Gemeindewald ausgeschlossen. Ferner können die Gemeindebackhäuser Juden nicht mehr zur Verfügung gestellt werden. Wer von der deutschen Bevölkerung (einschließlich der im Haushalt lebenden Familienangehörigen) mit Juden geschäftlich oder privat Verbindungen unterhält, wird von der Vergebung gemeindlicher Aufträge für die Zukunft ausgeschlossen. Gleichgültig ist es, ob die betreffende Person bei Juden kauft oder Aufträge erteilt oder aber Aufträge von Juden zur Ausführung bringt oder Verkäufe an dieselben tätigt. Bauern, die mit Juden Geschäfte abschließen oder sonstige Beziehungen unterhalten, werden ebenfalls von der Benutzung der Gemeindewaage, des Zuchtviehstalles, von Lieferungen an die Gemeinde oder Fuhrleistungen usw. ausgeschlossen, ebenso von Verpachtungen und Holzversteigerungen. Diejenigen Unterstützungsempfänger, die mit Juden irgendwie in Verbindung stehen oder treten, verlieren den Anspruch auf Unterstützung durch die Gemeinde.'"   

      
      
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde     
Zum Tod von Isak (Isaac) Glauberg (1900) 
Anmerkung: Isaac Glauberg war der Inhaber der 1854 begründeten Mazzenbäckerei in Langenselbold.   

Langenselbold Israelit 05111900.jpg (210063 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. November 1900: "Langenselbold. Eine Trauerkunde, die weit über unsere Gegend hinaus schmerzlich wiederhallen wird, muss ich leider heute berichten. Unser Mitbürger, Herrn Isak Glauberg, ist sanft entschlummert, nachdem ihn wochenlang schwere Krankheit heimgesucht. Wer diesem Manne im Leben nahegestanden - und nach Tausenden zählt sein Bekanntenkreis - vermag zu ermessen, was der Verlust dieses Mannes seiner Familie, seiner Gemeinde und der ganzen Umgebung bedeutet. Wie ein Patriarch, so wirkte und so stand Isak Glauberg in unserer Mitte, gesegnet und Segen verbreitend. Er konnte wahrlich von sich sagen, als ihm Gott seinen Weg gelingen und sein Händewerk glücken ließ, wie der Pilger im Tempel (hebräisch und deutsch:) 'Ich empfang Freunde und veranlasste Freude'. Sein Haus war eine Freistatt für den Armen, der des Brotes bedurftes, und für den Reichen, der den Rat des weisen, erfahrenen Mannes erbat. 
Es erblühten ihm neun Kinder, alle gründeten sie, vom Glücke bedacht, echte jüdische Häuser, sodass bei der Vermählung seines jüngsten Kindes der Entschlummerte in überströmendem Dankgefühl ausrief: 'Ich bin zu gering für all die Gnaden und für all die Treue, die du erwiesen deinem Knechte' (1. Mose 32,11). 
Und im Gefühl dieses Dankes zu Gott hat er mit einer letzten schönen Tat sein frommes Leben beschlossen. Er ließ eine Sefer Thora (Torarolle) in Erez Jisrael schreiben; er hatte leider nicht das Glück, die Thora einweihen zu können.      
Die Bedeutung des Mannes entsprechend war die Beisetzung überaus zahlreich. Im Trauerhause sprach Herr Isak Goldschmidt aus Frankfurt, ein Verwandter des Heimgegangenen, rührende Worte, den Verblichenen mit Abraham, Isaak und Jakob vergleichend. Am Portal des Friedhofes sprach Herr Lehrer Katz dahier, die Bedeutung Glauberg's in Familie und Gemeinde hervorhebend. In Vertretung des am Erscheinen verhinderten Rabbiners Dr. Horwitz aus Frankfurt, sprach dessen Vertreter Herr Lublinsky, und schließlich ein Enkel des Verstorbenen, Herr Ludwig Moritz aus Gelnhausen, zur Zeit in Halberstadt. Dieser letzte Redner, der in vorzüglicher Art das freie Wort beherrscht, rührte alle Anwesenden zu Tränen, als er den Lebensgang des Großvaters schilderte, wie er sich seinen Hausstand bescheiden gründete, wie die Räume des Hauses wuchsen, wie er Kindern und Enkeln das echte Judentum einimpfte, wie er sie alle ermahnte, nicht vom rechten Weg abzugehen, wie er groß und stark im Greisenalter dastand, bis der Tod seiner wackeren Frau vor drei Jahren den starken Mann beugte und ihn hinabzog zur kühlen Erde. Mit dem Gelübde, dem Pfade des Großvaters zu folgen von jetzt an bis in Ewigkeit schloss die herrliche Ansprache des jungen Mannes. Es zieht vor dir her deine Gerechtigkeit und die Herrlichkeit des Ewigen schließt deinen Zug (Jesaja 58,8). R." 

   
Goldene Hochzeit von Abraham Kanthal II und Hannchen geb. Stern (1921)  

Langenselbold Israelit 17031921.jpg (78304 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. März 1921: "Langenselbold, 10. März (1921). Herr Abraham Kanthal II und Frau Hannchen geb. Stern, feierten am Mittwoch, den 23. vorigen Monats, das Fest der goldenen Hochzeit in körperlicher und geistiger Frische. Im Anschluss an den 1. Vers der Sidra (Wochenabschnitt der Tora) feierte Herr Lehrer Ehrenreich das Jubelpaar als Vorbild (im Blick auf) Gottesdienst , Tora und Wohltätigkeit und verglich dessen sieben Kinder mit den sieben Flammen des Leuchters. Die Rede machte auf die in der Synagoge versammelten Gäste einen tiefen Eindruck. Zum Schlusse hielt Herr Lehrer Kanthal aus Guxhagen, Sohn des Jubilars, in beredten und ergreifenden Worten eine zu Herzen gehende Ansprache.   
Möge das Jubelpaar noch Reihen von Jahren der Gemeinde in der Übung von Gottesdienst und Wohltätigkeit mustergültig vorangehen."      


Zum Tod von Pauline Kanthal geb. Luß (1929)  

Langenselbold Israelit 20061929.jpg (174882 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Juni 1929: "Langenselbold, 9. Juni (1929). Von einem unersetzlichen Verlust wurde unsere Gemeinde betroffen. Am Schabbat Paraschat Bechukotai (Schabbat mit der Toralesung Bechukotai = 3. Mose 26 - Schluss, das war 1. Juni 1929) verschied nach langem, schweren Leiden, das sie mit ganz außerordentlichem Gottvertrauen trug, Frau Pauline Kanthal geb. Luß. Als älteste von zehn Geschwistern sah sie schon frühzeitig in dem bekannten Sterbfritzer Lehrerhause das Leben einer echt jüdischen Familie vor sich. Nach diesem Vorbild baute sie ihr eigenes Haus auf. In rastloser Tätigkeit vom frühen Morgen bis zum späten Abend war sie nur darauf bedacht, ihrem Gatten eine echte Gefährtin und ihren Kindern eine liebevolle treusorgende Mutter zu sein. Der Erziehung und Ausbildung ihrer Kinder widmete sie sich mit ganz besonderer Sorgfalt, und gar manche Stunde der Nacht opferte sie, um ihnen das Fortkommen zu erleichtern. Dabei vergaß sie nie die Sorge um das Allgemeinwohl. Ihr Haus stand jedem offen und mit Rat und Tat half sie allen Bedrängten und Schutzlosen. Von Pauline Kanthal ging nie jemand fort, ohne einen richtigen Wink für seine Lebensgestaltung erhalten zu haben. Ihre Kinder wetteiferten, ihr den Lebensabend nach besten Kräften zu verschönern. Da befiel eine heimtückische Krankheit die Frau, die nie Zeit hatte, sich auszuruhen, und fesselte sie nach schwerem Leiden ans Bett. Und schon bald erlag ihm die erst 63jährige und folgte ihrem Gatten, der ihr drei Jahre vorausgegangen war, in die Ewigkeit. Ein großer Kreis von Freunden und Bekannten gab ihr das letzte Geleit zum Bes Aulom (Friedhof), wo ihr Herr Provinzialrabbiner Dr. Gradenwitz, Hanau, die letzten Scheideworte zurief. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." 

    
    
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen   
 
Anzeigen der Mazzenfabrik von Isaac Glauberg / Siegmund Sommer   
Anmerkung: ein Foto der Mitarbeiter der Mazzenbäckerei Glaubold in Langenselbold aus dem Jahr 1915 finden sich bei www.vor-dem-holocaust.de unter Langenselbold. Es entstand im Hof der Mazzenbäckerei im Steinweg 4.   

Langenselbold Israelit 31121896.jpg (74787 Byte) Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Dezember 1896: "Die 1854 gegründete und mit bestem Erfolg betriebene Mazzenbäckerei von Isaak Glauberg in Langenselbold empfiehlt zu bevorstehenden Ostern Mazzoth in bekannter prima Qualität. Jede beliebige Bestellung wird prompt besorgt. Das Mehl ist von bestem amerikanischem Weizen gemahlen.  
Auf Verlangen bezeuge ich Herrn Isaak Glauberg, dass derselbe in Bezug auf Kascherut und Vorsicht im Blick auf Umgang mit Gesäuertem das vollste Vertrauen verdient und ich mich durch den Augenschein überzeugt habe, dass die von ihm angefertigten Mazzoth ohne jede Besorgnis am Pessachfeste genossen werden dürfen. 
Dr. Koref, Provinzialrabbiner in Hanau
."     
  
Langenselbold Israelit 11101898.jpg (27423 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Oktober 1898: "Ein Lehrling kann unter günstigen Bedingungen die Bäckerei erlernen. Schabbat und Feiertag geschlossen. 
Isaak Glauberg, Langenselbold."     
  
Langenselbold Israelit 07021901.jpg (68674 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Februar 1901: "Die 1854 gegründete Mazzenfabrik von Isaac Glauberg, Inhaber Hermann Glauberg, Langenselbold bei Hanau empfiehlt zu kommende Ostern Mazzen, in bekannter prima Qualität und wird jede beliebige Bestellung bestens besorgt. 
'Auf Verlangen bezeuge ich Herrn Glauberg, dass derselbe bezüglich Kascherut und vorsichtigem Umgang volles Vertrauen verdient, und dass ich mich durch Besichtigung seiner Bäckerei davon überzeugt habe, dass die von ihm hergestellten Mazzot am Pessach ohne jede Bedenken genossen werden dürfen.'  
Hanau, 29. Januar 1901. Dr. Salomon Bamberger, Provinzial-Rabbiner."     
  
Langenselbold Israelit 30011902.jpg (60588 Byte) Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Januar 1902: 
"Mazzot - Isaac Glauberg, Inh.: Hermann Glauberg, Mazzot.  Langenselbold.  
Die 1854 gegründete Mazzenfabrik empfiehlt zu kommenden Ostern Mazzen, in bekannter prima Qualität und wird jede beliebige Bestellung bestens besorgt.  
''Auf Verlangen bezeuge ich Herrn Glauberg, dass derselbe bezüglich Kascherut und vorsichtigem Umgang volles Vertrauen verdient, und dass ich mich durch Besichtigung seiner Bäckerei davon überzeugt habe, dass die von ihm hergestellten Mazzot am Pessach ohne jede Bedenken genossen werden dürfen.'  
Hanau, 29. Januar 1902. Dr. Salomon Bamberger, Provinzial-Rabbiner."   
  
Langenselbold Israelit 28011909.jpg (84057 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Januar 1909: 
"Mazzenfabrik - Gegr. 1854 - Mazzenfabrik
Der Unterzeichnete empfiehlt auf kommende Ostern sowie von jetzt ab Mazzen in bekannter prima Qualität und billigsten Preis. Auch stehen Probesendungen zur Verfügung. Baldige Aufträge erwünscht.   
Isaac Glauberg, Inh.: Hermann Glauberg. Langenselbold bei Hanau a.M.  
'Auf Verlangen bezeuge ich Herrn Glauberg, dass derselbe bezüglich Kascherut und vorsichtigem Umgang volles Vertrauen verdient, und dass ich mich durch Besichtigung seiner Bäckerei davon überzeugt habe, dass die von ihm hergestellten Mazzot am Pessach ohne jede Besorgnis genossen werden dürfen'. Hanau, 4. Januar 1909. Dr. Salomon Bamberger, Provinzialrabbiner."      
  
Langenselbold FrfIsrFambl 26011917.jpg (61801 Byte)Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 26. Januar 1917 (im Ersten Weltkrieg!): "Benachrichtige hiermit meine werte Kundschaft, dass in diesem Jahre Mazzen und Mazzenmehl nur gegen Bezugsscheine verabreicht werden. Bezugsscheine werden bei der israelitischen Gemeinde, Hochstraße 12 und Friedberger Anlage 5, Israelitische Religionsgesellschaft ausgestellt, und bitte mir solche mit der Bestellung einzusenden. 
Mazzenbäckerei Isaac Glauberg, Langenselbold, Kreis Hanau am Main."      
   
Langenselbold Israelit 27111924.jpg (38684 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. November 1924: "Meine Mazzosbäckerei steht unter Aufsicht seiner Ehrwürden Herrn Provinzialrabbiner Dr. Gradenwitz, Hanau. Bestellungen auf Mazzos nimmt entgegen. 
Siegmund Sommer, Langenselbold
."    
 
Langenselbold Israelit 12021925.jpg (35515 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Februar 1925: "Meine Mazzenbäckerei steht unter Aufsicht seiner Ehrwürden des Herrn Provinzialrabbiner Dr. Gradenwitz, Hanau a.M. 
Bestellungen nimmt entgegen: Siegmund Sommer, Langenselbold..  

   
Anzeige von Isaac Glauberg (1901) 
  

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. September 1901: 
"Ein israelitisches Mädchen
welches bürgerlich kochen kann, wird bei gutem Lohn sofort gesucht
Isaac Glauberg, Inh. Hermann Glauberg, Langenselbold."   

  
Anzeige der Dampfmolkerei Langenselbold - Stern für koschere Butter (1887)  

Langenselbold Israelit 07071887.jpg (51345 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Juli 1887: "Streng koschere Süßrahm-Tafel-Butter, à Pfund Mark 1.25, wird in jedem Quantum abgegeben. Koscher Käse à Pfund 35 Pfennig. 
Dampfmolkerei Langenselbold. Stern. 
Referenzen erteilt Seiner Ehrwürden Herr Provinzial-Rabbiner Dr. Koref, Hanau."

  
Anzeige des Uhrmachermeisters Hugo Harris (1901)      

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. November 1901: 
"Tüchtiger Uhrmachergehilfe für sofort gesucht. Schabbat und Feiertag frei. 
Hugo Harris,
 
Langenselbold. Kreis Hanau".         

   
Anzeigen des Bäckermeisters Salomon Hamburger (1904)  

Langenselbold Israelit 13061900.jpg (34818 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Juni 1900: 
"Suche für meine Bäckerei, welche Samstags und Feiertage geschlossen, einen Lehrling
Eintritt alsbald. 
Salomon Hamburger
, Langenselbold."      
  
Langenselbold Israelit 11021904.jpg (34471 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Februar 1904: 
"Suche für meine Bäckerei einen tüchtigen selbständigen Bäcker sowie auf Ostern einen Lehrling
Salomon Hamburger, Langenselbold."   
 
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Mai 1904: 
"Suche für meine Bäckerei einen Bäcker
welcher aus der Lehre getreten ist. 
Salomon Hamburger,
Langenselbold".  

    
    
    
    
Zur Geschichte der Synagoge        
    
Eine erste Synagoge - vermutlich aus der Zeit zwischen 1682 und 1714 - befand sich im Nebengebäude des Hauses Krieg auf einem damals den Fürsten von Isenburg gehörenden Grundstück innerhalb einer steinernen Einfriedung - am Rotehohl 17. Das Gebäude wurde später als Wagnerei verwendet und 1932 abgebrochen.   
   
Anfang des 18. Jahrhunderts (um 1714/15) wurde eine neue Synagoge mit rituellem Bad in der ehemaligen "Judengasse" (seit 1919 Schäfergasse 7) erbaut. Dabei handelte es sich um ein Doppelhaus in Fachwerkkonstruktion. In der einen Hälfte wohnt eine jüdische Familie, im anderen befanden sich Synagoge und rituelles Bad. 
   
Die nochmals neue Synagoge wurde am 30. August 1849 eingerichtet. Vermutlich wurde die Synagoge in einem bereits bestehenden Bauernhaus eingerichtet. Zwar hatte Landbaumeister Schulz aus Hanau 1845 Pläne für einen Synagogenbau erstellt, doch wurden dies nicht ausgeführt; auch das für den Bau vorgeschlagene Grundstück wurde nicht verwendet. Ein Bericht zur Einweihung der Synagoge konnte noch nicht gefunden werden, doch liegen aus späteren Jahrzehnten einzelne Berichte zur Synagogengeschichte vor, u.a. der Bericht zur Einweihung einer neuen Torarolle im Jahr 1901:   
        
Einweihung der durch Isaac Glauberg gestifteten und im Heiligen Land geschriebenen neuen Torarolle (1901)   
Anmerkung: vgl. den Bericht zum Tod von Isaac Glauberg oben.

Langenselbold Israelit 28021901.jpg (155441 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Februar 1901: "Langenselbold, 25. Februar (1901). Vergangenen Schabbat mit der Parascha Jitro (= Schabbat mit der Toralesung Jitro = 2. Mose 18,1-20,23, das war Schabbat, 9. Februar 1901) fand in hiesiger Gemeinde die Einweihung einer neuen Torarolle statt, welche der hier vor kurzem dahingeschiedene Herr Isaac Glauberg - das Andenken an den Gerechten ist zu Segen - zum Andenken seiner seligen Frau und zur Erinnerung seiner Kinder - unserer Gemeinde widmete. Schon an seinem vorjährigen Geburtstage beabsichtigte der nun in Frieden ruhende Spender, die hiesige Gemeinde mit diesem wertvollen Geschenke zu erfreuen, allein ein langwieriges Leiden, das leider mit dem Dahinscheiden des frommen, wackeren Mannes endete, vereitelte diesen Gedanken. So fand nun an dem genannten Schabbat (dem Schabbat der Bar Mizwa des Verstorbenen) die Einweihungsfeier statt. In feierlicher Weise und mit freudig bewegtem Herzen nahmen unsere sämtlichen Gemeindemitglieder an diesem schönen, unvergesslichen Akte teil, welcher in würdevollster Weise vollzogen wurde. Nachdem die neue Torarolle in Begleitung der übrigen Torarollen - in die Synagoge hingetragen wurde, stimmte die ganze Gemeinde das Wajehi binsoa (nach 4. Mose 10,35: es geschah, wenn die Lage aufbrach, da sprach Mose...) an, welches laut und mächtig durch die Räume schallte. Hierauf hielt Herr Lehrer Katz eine Ansprache, in welcher er zunächst in kurzen und klaren Worte des Verses 'Die Tora hat uns Mose geboten, vererbt an die Gemeinde Jakobs' (5. Mose 33,4) darlegte, dass die Tora unser teuerster und vorzüglichster Schatz, unser höchstes Heiligtum und unser wertvollstes Erbgut ist: und dann in wehmütiger Weise unseres edlen verblichenen Spenders gedachte: 'gepriesen sei, der die Tora seinem Volk Israel gegeben'. Auch er, der sich durch eine solche herrliche Gabe in unserer Gemeinde verewigt hat, sei gepriesen. Möge er für seine verdienstvolle Widmung in jener Welt reichlichen Lohn empfangen. Amen."       
Hinweis: Auch Lehrer M. Katz vermachte 1903 eine Torarolle an die Gemeinde (siehe Bericht oben) 

 
1907 wurde das Synagogengebäude erweitert. Dazu erhielt die Gemeinde u.a. aus Amerika eine Spende von Georg Strauß. Bei der Erweiterung der Synagoge konnte der Betsaal von 86 auf 143 Quadratmeter vergrößert werden. Vermutlich ist der gesamte Synagogenbau damals umfassend erneuert worden (nach Altaras S. 154 wurden "wahrscheinlich zu diesem Zeitpunkt" Teile der Holzkonstruktion durch Massivwände ersetzt, Innenwände versetzt, Balkendecken geändert, neue Öffnung durchbrochen, Fenster vergrößert, Außerputz ausgeführt).     

Erweiterungsbau der Synagoge - unterstützt durch George Strauß aus New York 1907

Langenselbold Israelit 22081907.jpg (56491 Byte)Meldung in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. August 1907: "Langenselbold, 15. August (1907). In der Synagogengemeinde Hüttengesäß, wo die israelitischen Kinder die evangelische Volksschule besuchen, erhält die dortige israelitische Gemeinde seit diesem Jahre auf ein vom Synagogenvorsteher Heß eingereichtes Gesuch zu den Kosten von 300 Mark für Religionsunterricht einen Zuschuss von 100 Mark, obwohl nur 8 israelitische Kinder vorhanden sind. - Als Zeichen seiner Liebe zur alten Heimat spendete Herr George Strauß zu New York zum Erweiterungsbau der hiesigen (sc. Langenselbolder) Synagoge 1.000 Mark."

  
Auch aus den folgenden Jahren wird über Veränderungen und besondere Ereignissen berichtet wie die Spende eines neuen Ofens durch Julius Hamburger (1921) oder die Einweihung einer Tafel für die Gefallenen der Gemeinde (1922).  

   
Spende eines neuen Ofens für die Synagoge (1921)  

Langenselbold Israelit 01121921.jpg (32594 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Dezember 1921: "Langenselbold, 28. November (1921). Herr Julius Hamburger, Sohn des Synagogenältesten Josef Hamburger, stiftete in hochherziger Weise der hiesigen Synagogengemeinde einen neuen Ofen, wodurch die bei dieser Witterung so wohltuende Heizung zur Freude der Gemeindemitglieder wieder ermöglichst wurde."   

   
Einweihung einer Tafel für die Gefallenen aus der Gemeinde in der Synagoge (1922)  

Langenselbold Israelit 06041922.jpg (120384 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. April 1922: "Langenselbold, 29. März (1922). Am Sonntag, den 19. März, nachmittags 3 Uhr, hatten sich die hiesigen israelitischen Gemeindemitglieder in der Synagoge zusammengefunden, um ihrer im Weltkriege gefallenen und vermissten Angehörigen zu gedenken und ihnen eine Ehrentafel zu enthüllen. Nachdem die Feier durch Gesang eingeleitet, begrüßte Herr Lehrer Ehrenreich die Versammelten, darunter die auswärtigen Gäste, die Vertreter der evangelischen Kirche und Schulen, sowie der gesamten Gemeinde. Mit zu Herzen gehenden Worten gedachte er der auf der Tafel verzeichneten sieben Helden, indem er den Altar in sinniger Weise mit dem Vaterlande verglich. Von 56 Gemeindemitgliedern waren 51 an der Front und 7 haben ihre Heimat nicht wieder gesehen. Herr Provinzialrabbiner Dr. Gradenwitz, Hanau, hielt zu Ehren der Gefallenen und Vermissten die Gedächtnisrede. Seine eindrucksvolle Rede umfasste neben dem Andenken an die Helden und dem großen Opfer der kleinen Gemeinde, Einzelheiten seiner Erlebnisse auf dem Schlachtfelde. Aus seinen Worten sei hervorzuheben, dass der schreckliche Krieg mit den Waffen schön längst ein Ende genommen habe, aber auf eine andere Art und Weise im Volke fortgesetzt wird. Nach Schluss der Feier überreichte Herr Kaufmann Simon Glauberg aus Frankfurt am Main der Synagogengemeinde anlässlich seiner jüngst gefeierten Silberhochzeit zur Ehrung seiner hier wohnenden Eltern ein wertvolles Geschenk (silberne Ritualien). Nachdem die Herren Synagogenvorsteher das Geschenk dankend übernommen, sprach Herr Lehrer Ehrenreich Herrn Glauberg nochmals im Namen der Gemeinde öffentlichen Dank."  

     
1924
konnte das 75-jährige Bestehen der Synagoge gefeiert werden:  
   
Gemeindeeinrichtungen - ein Bericht zum 75-jährigen Bestehen der Synagoge (1924)   

Langenselbold Israelit 09101924.jpg (101690 Byte)Bericht in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Oktober 1924: "Langenselbold, 30. August (1924). Die israelitische Gemeinde Langenselbold ist aus schwachen Kräften hervorgegangen und kann auf einige Jahrhunderte zurückblicken. Sie hat ihre religiösen Einrichtungen, wie Synagoge, Friedhof, Schule und dergleichen aus eigenen Mitteln gegründet, erhalten und wiederholt erweitert.
Die jetzige zweite Synagoge, die 1907 durch Anbau erweitert wurde, kann am 30. August ihr 75jähriges Bestehen feiern. Eine dritte Erweiterung des jetzigen Friedhofes ist ihr von der Behörde aus sanitären Gründen nicht gestattet. Die Gemeinde ist somit gezwungen, eiligst ein Gelände zu erwerben und einen Friedhof anzulegen, was mit hohen Kosten verknüpft ist. Die Gemeinde kann zurzeit die Kosten nicht aus eigenen Mitteln aufbringen und bittet diejenigen Personen, die Beziehungen zur Synagogengemeinde Langenselbold haben, ihr bei der Aufbringung der erforderlichen Mittel hierzu, wie zur Renovierung der Synagoge behilflich zu sein."
  
Langenselbold Israelit 06111924.jpg (119425 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. November 1924: "Langenselbold, 22. Oktober (1924). Am Schabbat Ki Tawo (Schabbat mit der Toralesung Ki Tabo = 5. Mose 26,1 - 29,8; dies war 20. September 1924) konnte die hiesige israelitische Synagogengemeinde auf den 75-jährigen Bestand ihrer Synagoge zurückblicken. Die Gemeinde ließ es sich nicht nehmen, diesen Tag in würdiger Weise festlich zu begehen. Unter Beteiligung der ganzen Gemeinde und der Mitwirkung des Synagogenchors und insbesondere des geistigen Führers der Gemeinde Herrn Lehrer Ehrenreich, gestaltet sich die harmonisch verlaufene Feier zu einem imposanten Bekenntnis zum Gemeindegedanken. Den Höhepunkt der Feier bildete die herrliche Festrede des allgemein geachteten Lehrers Ehrenreich, der schon länger als zwei Dezennien in der Gemeinde wirkt.
Insbesondere gedachte er der früheren Synagogenältesten und Lehrer, die seit Jahrhunderten zur Ehre des Höchsten ihres Amtes in der Gemeinde gewaltet. In gehobener Stimmung verließ jeder Teilnehmer das festlich geschmückte Gotteshaus.
Langenselbold ist eine alte ehrwürdige Gemeinde und darf heute noch als eine Stadt und Mutter in Israel bezeichnet werden. Es ist dies wohl ein Verdienst des derzeitigen Lehrers Herrn Nathan Ehrenreich, der allsabbatlich durch seine geistreichen Vorträge einen wohltuenden Einfluss auf das religiöse Leben der Gemeinde ausübt. Leider wird auch er als Opfer der Abbauverordnung am 1. November in den vorläufigen Ruhestand treten. 
Möge es ihm vergönnt sein, auch im Ruhestand noch eine lange Dauer von Jahren im Dienste des Höchsten zu wirken und zu lehren!"

Nur 14 weitere Jahre war die Synagoge Mittelpunkt der jüdischen Lebens in Langenselbold. Beim Novemberpogrom 1938 wurde - u.a. durch SA-Leute und die örtliche Hitlerjugend - die Inneneinrichtung der Synagoge völlig demoliert. Die Fensterscheiben wurden eingeschlagen, die Ritualien (Torarollen usw.) im Hof verbrannt. Das Synagogengebäude selbst wurde nicht angezündet, da sich in der Nachbarschaft die Scheune eines nichtjüdischen Landwirts befand. 
     
1941 wurde die Synagoge nach Plänen, die ein Architekt aus Langenselbold 1940 erstellt hatte, zum NSV-Kindergarten mit Mutterstation umgebaut. 
  
Nach 1945 verkaufte die Ortsgemeinde nach Klärung des Restitutionsverfahrens das Anwesen an einen Arzt. In den 1960er-Jahren erfolgte ein weiterer Besitzerwechsel. Nun wurde das gesamte Gebäude zu einem bis heute bestehenden Wohnhaus umgebaut.       
  
  
Adresse/Standort der Synagoge:    Steinweg 41 (jüdisches Schulhaus Steinweg 43).  
   
   
Fotos
(Quelle: Altaras s. Lit. 1988 S. 152-154) 

Die Synagoge 
nach dem Umbau von 1907
Langenselbold Synagoge 107.jpg (68424 Byte) Langenselbold Synagoge 108.jpg (74921 Byte)
   Längsseite des Synagogengebäude von 
1849 mit dem 1907 erstellten Anbau 
und dem neuen Eingang
Stirnseite des Synagogengebäudes 
mit dem Anbau - erkennbar der kleine Vorbau
 zur Aufnahme des Toraschreines 
      
  Langenselbold Synagoge 105.jpg (41268 Byte) Langenselbold Synagoge 106.jpg (65620 Byte)
   Grundriss des Erdgeschosses mit 
Eintragung der ursprünglichen und
 erweiterten Fläche des Betsaales
Längsschnitt durch das Gebäude 
 
        

Das ehemalige Synagogengebäude im April 1986 

 
Langenselbold Synagoge 112.jpg (64382 Byte) Langenselbold Synagoge 110.jpg (49284 Byte) Langenselbold Synagoge 111.jpg (54909 Byte)
Blick auf das Gebäude - 
vom Hof aus gesehen 
Blick auf die Ostseite 
mit dem Anbau von 1907 
Rückseite des ehemaligen Synagogengebäudes
 mit dem Anbau von 1907 auf der rechten
 Seite; die Anbauten links sind erst 
ach 1945 erstellt worden 
    
        
Aktuelle Fotos werden noch ergänzt. Über Zusendungen freut sich der 
Webmaster der "Alemannia Judaica"; Adresse siehe Eingangsseite
  
      

Erinnerungen an die jüdische Geschichte an der evangelischen Kirche
(Fotos: Hahn, 2. März 2010)  

 
Langenselbold Gedenken 178.jpg (102167 Byte) Langenselbold Gedenken 171.jpg (102838 Byte) Langenselbold Gedenken 175.jpg (106995 Byte)
Blick auf das vordere Eingangsportal (links) mit den Namentafeln der Gefallenen des Ersten Weltkrieges
        
Langenselbold Gedenken 171w.jpg (31034 Byte) Langenselbold Gedenken 175a.jpg (33018 Byte) Langenselbold Gedenken 175b.jpg (30855 Byte)
Albert Strauss, gef. 2.5.1915 Salomon Hamburger, gef. 27.1.1917 Max Katz, gef. 4.4.1918
Langenselbold Gedenken 174.jpg (35587 Byte) Langenselbold Gedenken 175d.jpg (47437 Byte) Langenselbold Gedenken 175e.jpg (32585 Byte)
Julius Hamburger, gef. 28.8.1914 Abraham Moritz, gef. 12.2.1915
Edwin Moritz, gef. 21.3.1918
Max Moritz, gef. 13.10.1917
Wilhelm Moritz, gef. 28.7.1915
Hermann Strauss, gef. 7.10.1918
   
   
     
Langenselbold Gedenken 181.jpg (132352 Byte) Langenselbold Gedenken 182.jpg (92014 Byte) Langenselbold Gedenken 180.jpg (106296 Byte)
Blick auf das hintere Eingangsportal mit der Gedenktafel von 1988 und dem Text: "Zum Gedenken an unsere jüdischen Bürger. Die Jungen sind nicht verantwortlich für das, was damals geschah. Aber sie sind verantwortlich für das, was in der Geschichte daraus wird. Richard von Weizsäcker. Stadt Langenselbold, 9. November 1988". Die hebräische Zeile zitiert den Wunsch auf jüdischen Grab- und Gedenksteinen: "Ihre Seelen seien eingebunden in den Bund des Lebens" (das Hebräische der Gedenktafel ist nicht ganz fehlerfrei)
     
     

     
     
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte
   

Januar 2013: In Langenselbold sollen "Stolpersteine" verlegt werden - das Andenken an die jüdischen Mitbürger soll bewahrt werden    
Langenselbold PA 13010.jpg (592238 Byte)Artikel in der "Gelnhäuser Neuen Zeitung" vom 19. Januar 2013: Grabmale finden an Bäumen Halt (kb). Jüdischer Friedhof an der Gründauaue ist ein Relikt längst vergangener Zeiten. Langenselbold. Die Projektgruppe 'Stolpersteine für Langenselbold' will das Andenken an die jüdischen Mitbürger bewahren, die bis zum Beginn der nationalsozialistischen Diktatur in der Gründaustadt lebten und später von Nazis verschleppt und ermordet wurden. Der jüdische Fredhof in der Stadt zeugt von ihrer Existenz als Teil der Gemeinde. Von Innen kennen dieses Relikt jüdischen Lebens die wenigsten, ist er doch verschlossen. Die GNZ hat sich vor Ort mit Bärbel Tárai, Mitglied der Projektgruppe, getroffen, die sich seit einigen Jahren intensiv mit der Geschichte der Selbolder Juden auseinandersetzt...."   
 
Rechts: Flyer der Projektgruppe 
"Stolpersteine für Langenselbold"
  
Langenselbold Stolpersteine Fly01.jpg (222389 Byte) Langenselbold Stolpersteine Fly02.jpg (223581 Byte)
Hinweis: Kontakt zur Stolperstein-Gruppe in Langenselbold über Manfred Keil, Tel. 06184-901481 bzw. Helmut Urban, Tel. 06184-4517. 
Recherchen und Dokumentation: Bärbel Tárai, Tel. 06184-909774  E-Mail: baerbeltarai[et]gmx.de    
 

      

   
Links und Literatur

Links:  

bulletWebsite der Gemeinde Langenselbold  
bulletWebportal HS 010.jpg (66495 Byte)Webportal "Vor dem Holocaust" - Fotos zum jüdischen Alltagsleben in Hessen mit Fotos zur jüdischen Geschichte in Langenselbold 

Quellen:  

Hinweis auf online einsehbare Familienregister der jüdischen Gemeinde Langenselbold   
In der Website des Hessischen Hauptstaatsarchivs (innerhalb Arcinsys Hessen) sind die erhaltenen Familienregister aus hessischen jüdischen Gemeinden einsehbar: 
Link zur Übersicht (nach Ortsalphabet) https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/llist?nodeid=g186590&page=1&reload=true&sorting=41              
Zu Langenselbold sind vorhanden (auf der jeweiligen Unterseite zur Einsichtnahme weiter über "Digitalisate anzeigen"):    
HHStAW 365,504  Geburtsregister der Juden von Langenselbold  1776 - 1843: geordnet nach Familienzugehörigkeit mit Angaben zum Gewerbe des Vaters; enthält auch Angaben zu Hüttengesäß und Rückingen   
https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v4101087     
HHStAW 365,510  Sterberegister der Juden von Langenselbold  1826 - 1856; enthält auch Angaben zu Hüttengesäß  https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v1675011     
HHStAW 365,508  Trauregister der Juden von Langenselbold  1826 - 1860; enthält auch Angaben zu Hüttengesäß und Rückingen    https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v5135972         
HHStAW 365,507  Geburtsregister der Juden von Langenselbold  1827 - 1847; enthält auch Angaben zu Hüttengesäß  https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v3031396       
HHStAW 365,505  Geburtsregister der Juden von Langenselbold  1847 - 1863  https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v3271673   
HHStAW 365,511  Sterberegister der Juden von Langenselbold  1854 - 1877 https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v1030586      
HHStAW 365,509  Trauregister der Juden von Langenselbold  1860 - 1873  https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v3500082     
HHStAW 365,506  Geburtsregister der Juden von Langenselbold  1863 - 1874   https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v2573927      

Literatur:  

bulletPaul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. I S. 473-476.   
bulletThea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945? 1988 S. 152-155.     
bulletdies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. S. 136.  
bulletdies.: Neubearbeitung der beiden Bände. 2007² S. 335-336.   
bulletDas Schicksal der Juden in Langenselbold - "Spurensuche". Hg. AG Käthe-Kollwitz-Schule Langenselbold. 1988. 
bulletJungsozialisten Langenselbold: Geschichtlicher Rundgang durch Langenselbold 1920-1945. Hg. vom Magistrat der Stadt Langenselbold 1990. 
bulletStudienkreis Deutscher Widerstand (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirk Darmstadt. 1995 S. 215-216.   
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume III: Hesse -  Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992 (hebräisch) S. 492-493.
bulletChristine Wittrock: Das Unrecht geht einher mit sicherem Schritt... Notizen über den Nationalsozialismus in Langenselbold und Schlüchtern. CoCon-Verlag Hanau 2017². Informationen über https://d-nb.info/1135680159 

   
    


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Langenselbold Hesse-Nassau. Established in the late 17th century, the community dedicated a synagogue in 1714 (enlarged in 1849), maintained a Jewish elementary school from 1824 to 1934, and was strictly Orthodox. Affiliated with the rabbinate of Hanau, its members engaged in the livestock trade. They numbered 178 (over 6 % of the total) in 1861 and 226 (4 %) in 1933. The synagogue's interior and its Torah scrolls were burned immediately after Kristallnacht (9-10 November 1938). By 1940, 172 Jews had left (97 emigrating); at least 41 died in the Holocaust.  
    
      

                   
vorherige Synagoge  zur ersten Synagoge nächste Synagoge  

    

 

Senden Sie E-Mail mit Fragen oder Kommentaren zu dieser Website an Alemannia Judaica (E-Mail-Adresse auf der Eingangsseite)
Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 30. Juni 2020