Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Steinheim am Main (Stadt Hanau, Main-Kinzig-Kreis, Ortsteile Groß-Steinheim, Klein-Steinheim) 
mit Klein-Auheim und Hainstadt [Gemeinde Hainburg am Main] sowie Dietesheim [Gemeinde Mühlheim am Main]

Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:  

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde     
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen 
bulletErinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte   
bulletLinks und Literatur   

     

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)      
   
In Groß-Steinheim lebten Juden bereits im Mittelalter, möglicherweise kam es bereits damals zur Gründung einer jüdischen Gemeinde. 1335 gestattete Kaiser Ludwig der Bayer dem Gottfried von Eppstein, zehn Juden in Steinheim zu halten. 1337 wurde Gottfried von Kaiser Ludwig aufgefordert, die "Judenschläger" (zur Zeit der Armleder-Verfolgung) nicht in seinem Gebiet zu dulden. Von der Verfolgung in der Pestzeit 1348/49 waren auch die jüdischen Familien in Groß-Steinheim betroffen. Unklar ist, ob die "Judengasse" in Steinheim (heute: Harmoniegasse) bereits auf das Mittelalter zurückgeht (vermutlich 15. Jahrhundert; erste Eintragung auf Stadtplan um 1570). Zwischen 1380 und 1425 (in diesem Jahr kam die Stadt an den Erzbischof von Mainz) werden mehrere Steinheimer Juden genannt (u.a. Lewe zu Steinheim 1390, Liepmann von Steinheim 1398, Isaac von Steinheim 1400, Salmon von Steinheim 1400/01). 1429 waren die Groß-Steinheimer von der Gefangennahme der Juden des Oberstifts Mainz durch Erzbischof Konrad II. betroffen.   
 
Die Entstehung der neuzeitlichen Gemeinde geht in das 17. Jahrhundert zurück. Seit 1621 sind auch in Klein-Steinheim jüdische Einwohner nachweisbar. In Groß-Steinheim werden um 1622/1624 zunächst zwei dann drei jüdische Familien genannt: Herz, Benjamin und Faist. Ende des 17. Jahrhunderts sind es fünf Familien, die vom Handel mit Vieh und Pferden ihren Lebensunterhalt verdienten. 1709 wird Jud Avrom mit einem Kramladen genannt.  
 
Im 19. Jahrhundert waren die Steinheimer Juden als Händler und Kaufleute tätig (weiterhin mehrere Viehhändler, aber auch Textilhändler und Metzger). Die Zahl der jüdischen Einwohner betrug: in Groß-Steinheim 1828-30 38 jüdische Einwohner (3,6 % von insgesamt 1.060 Einwohnern), 1861 64 (4,5 % von 1.452), 1871 66, 1880 72 (4,0 % von 1.827), 1900-05 88 (3,8 % von 2.276), 1910 79; in Dietesheim 1830 8, 1905 21; in Hainstadt 1830: 21 und in Klein-Auheim 1830: 13, 1905 29. 
Hinweis: bis 1887 gehörten [nach Angaben von Jörg Neumeister-Jung] auch die in Mühlheim am Main lebenden jüdischen Personen zur Gemeinde in Steinheim.   
       
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine Israelitische Schule, eine Mikwe und einen Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Religionslehrer angestellt, der zugleich die Aufgaben des Vorbeters (Chasan) und Schächters (Schochet) zu versehen hatte. Bei anstehenden Neubesetzungen wurde die Stelle immer wieder ausgeschrieben (siehe Anzeigen unten). An Lehrern werden u.a. genannt: Ph. Falkenstein (seit ca. 1894 in Steinheim, genannt auf einer Lehrerkonferenz in Diez und unten: Bericht von 1895), Leopold Oppenheimer (um 1924). Die Gemeinde gehörte zum Bezirksrabbinat Offenbach am Main.   
   
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde: aus Groß-Steinheim Sally Löb (geb. 26.5.1892 in Berstadt, gef. 27.4.1915), Moritz Löb (geb. 2.7.1893 in Groß-Steinheim, gef. 5.7.1918), Gefreiter Moses Löb (geb. 29.1.1891 in Berstadt, gef. 28.8.1914), Alfred Mayer (geb. 24.12.1899 in Groß-Steinheim, gef. 2.5.1918), Unteroffizier Ernst Mayer (gef. 13.2.1888 in Groß-Steinheim, gef. 14.3.1915), Leo Mayer (geb. 14.3.1892 in Groß-Steinheim, gef. 12.3.1915), Max Stein (geb. 26.2.1882 in Groß-Steinheim, gef. 8.10.1915); aus Klein-Auheim: Salomon Hirschmann (geb. 8.1.1877 in Klein-Auheim, gef. 24.4.1915).   
Hinweis: die zu Hainstadt in den Listen der Gefallenen des Ersten Weltkrieges genannten Hermann Kaufmann und Albert Neuberger stammen aus dem badischen Hainstadt (bei Arnsberg dem hessischen Hainstadt zugeordnet) .  
     
Um 1925, als in Groß-Steinheim 80 jüdische Einwohner gezählt wurden (2,66 % der Gesamtbevölkerung von ca. 3.000 Einwohnern), waren die Gemeindevorsteher Jacob Oppenheimer, Jacob Selig, Julius Löb (letzterer aus Klein-Auheim). Lehrer, Kantor und Schochet war Leopold Oppenheimer. Er unterrichtete an der Religionsschule der Gemeinde neun Kinder. An jüdischen Vereinen bestand insbesondere der Israelitische Wohltätigkeitsverein mit 30 Mitgliedern unter Leitung durch Lehrer Oppenheimer. Gleichfalls bestand ein jüdischer Gesangverein, der in der Synagoge, aber auch bei öffentlichen Konzerten in Erscheinung trat. Zur Groß-Steinheimer Gemeinde gehörten auch die in Klein-Auheim (30), Hainstadt (10) und Dietesheim (25) lebenden jüdischen Einwohner. 1932 wurden in Groß-Steinheim 49 jüdische Gemeindeglieder gezählt. Gemeindevorsteher waren nun Albert Herz (1. Vorsitzender), Julius Löb (Klein-Auheim, 2. Vorsitzender) und Jakob Seelig (3. Vorsitzender). Als Verein ist der Minjan-Verein unter Leitung von Hermann Herz angegeben, vermutlich identisch mit dem 1925 genannten Israelitischen Wohltätigkeitsverein (Ziele: Hilfeleistungen in Sterbefällen, Bestattung). Den Religionsunterricht an der jüdischen Religionsschule bei Lehrer Oppenheimer besuchten im Schuljahr 1931/32 10 Kinder. 
    
Nach 1933 ist ein Teil der jüdischen Gemeindeglieder (1933: 48 Personen) auf Grund der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Nach der Abmeldeliste emigrierten 15 Personen nach den USA, je eine Person nach Argentinien und Palästina. Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Inneneinrichtung der Synagoge zerstört (s.u.), danach wurden jüdische Wohnungen demoliert. In Kleinauheim wurden gleichfalls die Wohnungen der jüdischen Familien überfallen; in Groß-Auheim wurde das Anwesen der Familien Hirschmann und Baum zerstört.  Im Mai 1939 lebten in Steinheim, Klein-Auheim und Hainstadt noch insgesamt 28 jüdische Personen; die letzten 17 Personen wurden im September 1942 deportiert. 
     
Von den in Steinheim geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945", unter Heranziehung der Angaben in der Liste bei Henke s. Lit. S. 286-288; die Listen von Yad Vashem, Jerusalem sind schwer zu recherchieren, da nicht ausreichend zwischen Steinheim in Westfalen und Steinheim am Main differenziert wird):  Setta Bär geb. Meyer (1861), Adele Benjamin geb. Neumark (1885), Joseph Bernhard (1904), Rosa Blumenfeld geb. Stassburger (1862), Mina Cassel geb. Michael (1876), Alex Doiny (1875), Käthchen Doiny geb. Stein (1878), Isaak Faust (1880), Rosa Heilberg geb. Stein (1876), Dina Leopoldine Herz (1891), Klara Herz (1895), Bernhard (Benno) Joseph (1904), Josefina (Mina) Kleeblatt geb. Selig (1890; "Stolperstein" in Seligenstadt), Nathan Kleeblatt (1888), Herbert Kleeblatt (1930), Herbert Lichtenstein (geb. ?), Johanna Lichtenstein geb. Herz (1877), Julius Lichtenstein (1893), Adele Lichtenstein (1888), Jakob Lindheimer (1889), Arthur Mayer (1895), Friederike Mayer (1891), Beate Menko geb. Stein (1874), August Meyer (1881), Fritz Meyer (1898), Henriette Meyer (1905), Karl Isaak Meyer (1866), Johanna Meyer geb. Selig (1868), Caroline Meyersohn geb. Wertheim(er) (1883), Emilie Michael (1870), Max Neuhaus (geb. ?), Sophie Neuhaus geb. Herz (1895), Sophie Nussbaum geb. Mayer (1889), Emma Oppenheim geb. Stein (1880), Jakob Oppenheim (1884), Bertha Rothschild geb. Stein (1872), Melitta Selig (1927), Friederike (Frieda) Selig (1866), Auguste Stein geb. Rosenthal (1874), Emma Stein geb. Rosenthal (1877), Mathilde Treidel (1891), Otto Treidel (1920), Alfred Treidel (1883), Kurt Wesermann (geb. ?). 
  
Von den in Dietesheim geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen ist in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Bernhard Appel (1882), Berta Appel (1891), Johanna Appel (1894), Moritz Appel (1863), Rosa Appel geb. Rosenthal (1887), Ilo Wolf (1899), Recha Wolf geb. Reiss (1900), Josef Wolf (1899).
        
Von den in Klein-Auheim geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"):  Kathinka Adler geb. Löb (1886), Martha Flörsheimer geb. Löb (1894), Emil Hirschmann (1878), Henriette Hirschmann geb. Strauss (1884), Berta Jacob geb. Löb (1895), Ida Lilie geb. Hamburger (1903), Walter Lilie (1927), Bela Löb (1939), Berta Löb geb. Löb (1873), Betty Löb geb. Strauß (1912), Daniel Löb (1893), Jakob Löb (1905), Jeanette Löb geb. Katz (1881), Julius Löb (1875), Leopold Löb (1888), Emil Ronsheim (1888), Emma Ronsheim geb. Löb (1889), Ursula Ronsheim (1925), Emma Schönfeld geb. Strauß (1859), Selma Seewald geb. Löb (1900).     
  
Von den in Hainstadt geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Klara Löb (1895), Rosa Johanna Löb (1897), Frieda Rollmann (1875), Hanna Rollmann geb. Sonn (1874), Moses Rollmann (1870).        
       
       
       
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
  

Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers, Vorbeters und Schächters 1882 / 1885 / 1886 / 1893

Grosssteinheim Israelit 18101882.jpg (52844 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Oktober 1882: "Vakanz: In der hiesigen israelitischen Religionsgemeinde wird Mitte Dezember diesen Jahres die Stelle eines Vorsängers, Religionslehrers und Schächters vakant. Das Einkommen beträgt Mark 1.000 bis 1.100 jährlich. Reisespesen wurden nur nach Übereinkunft vergütet. Russen und Polen bleiben unberücksichtigt. Bei Bewerbungen sind Zeugnisse über seitherige Tätigkeit einzureichen. Groß-Steinheim, im Oktober 1882. Der Vorstand: Salomon Schönmann. Jacob Löb I." 
     
Grosssteinheim Israelit 03091885.jpg (47916 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. September 1885: "Die hiesige Religionslehrer-, Chasan- und Schochetstelle ist vakant und per 1. Dezember dieses Jahres neu zu besetzen. Das jährliche Einklommen beläuft sich auf ca. 1.200 Mark. Nur seminaristisch Gebildete wollen sich melden. Reflektierende wollen ihre Zeugnisse an den Unterzeichneten einsenden. Reisekosten werden nicht vergütet. 
Groß-Steinheim, 30. August 1885 
Der Vorstand der israelitischen Religionsgemeinde. S. Schönmann".  
   
Grosssteinheim Israelit 25111886.jpg (46363 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. November 1886: "Die hiesige Religionslehrer-, Chasan- und Schochetstelle ist vakant und alsbald zu besetzen. Einem tüchtigen Beamten ist ein jährliches Einkommen bis zu 1.500 Mark gesichert. Es werden nur seminaristische Gebildete und solche, die von orthodoxen Rabbinen als Schochet geprüft sind, berücksichtigt.   
Groß-Steinheim, im November 1886. Der Vorstand Schönmann." 
 
Grosssteinheim Israelit 16121886.jpg (29620 Byte)Die obige Ausschreibung vom November 1886 erübrigte sich allerdings, da der Lehrer weiterhin in der Gemeinde blieb - Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Dezember 1886: "Bekanntmachung. Die von uns ausgeschriebene Lehrerstelle bleibt durch unseren seitherigen Beamten besetzt.  
Groß-Steinheim, 14. Dezember 1886. Der Vorstand Schönmann." 
  
Grosssteinheim israelit 09111893.jpg (64460 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. November 1893: "Mit dem 15. Mai 1894 wird die hiesige Religionslehrer-, Kantor und Schochetstelle vakant, mit einem jährlichen Einkommen von Mark 1.600 und etwas Nebenverdienst. Qualifizierte Bewerber deutscher Nationalität (Ausländer sind ausgeschlossen), welche im Stande sind einen Synagogenchor einzurichten, wollen sich alsbald melden. Beglaubigte Zeugnisabschriften sind bis längstens 30. diesen Monats an den Unterzeichneten zu richten. - Reisespesen werden nur dem Gewählten vergütet. 
Groß-Steinheim in Hessen, im November 1893. Der Vorstand: Schönmann."
Auf die Ausschreibung bewarb sich erfolgreich der im Bericht von 1895 (siehe unten) lobend genannte Lehrer Falkenstein

  
  
Aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben    

Antisemitischer Vorfall (1891)

Grosssteinheim Israelit 09071891.jpg (74550 Byte)Bericht in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Juli 1891: "Offenbach, 26. Juni (1891). Das hiesige Schöffengericht hatte sich in seiner heutigen Sitzung mit einer Beleidigungsklage zu befassen, die einen antisemitischen Untergrund hat. Angeklagt sind die Gastwirt Baier Eheleute in Groß-Steinheim, welche um die Fastzeit einen Wagen durch verschiedene Straßen des Ortes fahren ließen, auf welchem sich zwei aufgeputzte Puppen befanden, die einen dortigen israelitischen Einwohner und dessen Schwiegermutter darstellen sollten. Dabei befand sich ein Plakat mit den Worten 'Der Galgen den Wucherern.' Die beiden Israeliten fühlten sich beleidigt und stellten Strafantrag. Die Staatsanwaltschaft nahm, wie dies bei antisemitischen Hetzereien jetzt im Großherzogtum Hessen immer geschehen wird, das Vorhandensein eines öffentlichen Interesses an und erhob öffentliche Klage. Die Verhandlung dauerte mehrere Stunden und endete mit Verurteilung der beiden Angeklagten in eine Geldstrafe von ja 60 Mark und in die nicht unbedeutenden Kosten".

    
Der Antisemitismus am Ort geht zurück - Bericht von 1895

Grosssteinheim Israelit 14021895.JPG (181170 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Februar 1895. Groß-Steinheim in Hessen. Vor einigen Jahren noch herrschte hier das roheste Treiben der Antisemiten. Böckel und Genossen wurden mit Jubel begrüßt und durften ihre Hetzreden und Schmähungen gegen die Juden ungehindert an den Tag bringen. In der Hochflut dieses empörenden Treibens bildete sich der hiesige Antisemitische Verein, dessen Devise: 'Kauft nicht bei Juden und verkehrt nicht mit ihnen' war. Die Schreier und Hetzer machten bei dieser Gelegenheit, wie überall, auch hier, die besten Geschäfte. Die verhetzten Bewohner unserer Gegend sagen aber bald ein, dass es doch nicht so gut ohne die Juden gehen wollte. Nach und nach lüftete sich der Schleier vor den Verblendeten und am Sonntag, den 20. vorigen Monats löste sich der Verein, welcher nur noch aus einigen interessierten Mitgliedern bestand, ganz auf. Dass das Ansehen der hiesigen Juden durch obiges Treiben nicht gelitten, zeigte am besten das an demselben Sonntag stattgehabte Konzert der Schüler unseres Lehrers Herrn Falkenstein, welches sich der regesten Teilnahme auch von Seiten unserer christlichen Mitbürger erfreute. Das Konzert, welches zum Besten des neubegründeten Synagogenchores veranstaltet, trug dem Leiter desselben Herrn Falkenstein großes Lob ein. Auch am letzten Geburtstage Seiner Majestät unseres Kaisers war es unserem allverehrten Herrn Lehrer Falkenstein beschieden, beim Festaktus des hiesigen Turnvereins, die Festrede mit dem Toaste auf den Kaiser vorzutragen. So haben sich hier die Ansichten geändert und zum Guten und Wahren gewendet. Möchten doch alle Verführten, von schamlosen Schreiern Verhetzten, wie hier, so überall bald zur besseren Einsicht gelangen. Möchten aber auch unsere Glaubensgenossen auf dem Lande doppelt auf ihrer Hut sein, nichts zu vollführen, was öffentliches Ärgernis erregt und Juden in den Augen ihrer andersgläubigen Mitbürger verächtlich machen kann."

   
Meldung aus Klein-Auheim - Aufruf zur Unterstützung einer durch ein Brandunglück schwer getroffenen jüdischen Familie (1887)

Kleinauheim Israelit 16081887.jpg (143403 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. August 1887: "Teure Glaubensgenossen! Unsere Nachbarortschaft Klein-Auheim ist am vergangenen Mittwoch einem einem schrecklichen Brandunglück heimgesucht worden, das unter anderem auch das Besitztum eines unserer Glaubensgenossen, eines Mitgliedes der hiesigen jüdischen Gemeinde, total einäscherte, sodass die Familie, bestehend aus Mann, Frau und sechs Kindern, obdachlos geworden sind und ihr ganzes Hab und Gut eingebüßt haben. Die armen, von Unglück Betroffenen, die leider nicht versichert sind, stehen nun ratlos und verzweifelt da und, da der Ernährer jeglicher Mittel, um sich einen Erwerb zu verschaffen, entblößt ist, so sieht die Familie einem trostlosen Winter entgegen. Es ergeht daher an Euch, Ihr treuen Glaubensgenossen, an Euch, die Ihr Euch so oft bewährt was das heißt: 'Ganz Israelit sind Barmherzige, Kinder von Barmherzigen sind sie'  die herzlichste Bitte, dieses auch hier zu zeigen, hier, da es gilt, eine unter Gottes Schutz und Beistand sich bis dahin redlich ernährte Familie vom Verfall zu retten. 
Gefällige Gaben beliebe man schleunigst an die Unterzeichneten gelangen zu lassen. 
Groß-Steinheim, Hessen, den 12. August 5647.
Der Lehrer: Berendl., Mitglied: Moses Selig, Der Vorstand: S. Schönmann, L. Herz I.  Das Hilfskomitee". 

   
   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde      
Über Louis Meyer Gerngross und das Friedensdenkmal 

Grosssteinheim Friedensdenkmal.jpg (16181 Byte)Louis Meyer-Gerngross: stammte aus Groß-Steinheim, wurde Großkaufmann in Mannheim, Ehrenbürger von Groß-Steinheim. Stiftete aus Dankbarkeit über die lange Friedenszeit seit 1871 "zum Zeichen friedlichen Lebens und nationaler Zusammengehörigkeit" das Friedensdenkmal auf dem Platz des Friedens (siehe historisches Foto links). Am 15. Oktober 1911 wurde es eingeweiht, 1938 beschädigt, 1940 auf Beschluss des damaligen Ratsherrn entfernt (die Bronzefigur und die Inschriftentafel kamen in die Altmetallsammlung). Am 17. November 1965 neu eingeweiht. 

Informationen und Quelle für das Foto
 

Nach Louis Meyer-Gerngross ist die Meyer-Gerngross-Strasse in Steinheim benannt.
1980 wurde zur Erinnerung an die aus der Gemeinde in der NS-Zeit umgekommenen jüdischen Einwohner eine Metallplatte eingearbeitet. Sie enthält folgende Inschrift: "Das Friedensdenkmal stiftete 1911 Louis Meyer-Gerngross, ein jüdischer Bürger, seiner Vaterstadt. Die Steinheimer Jüdische Gemeinde begann im Jahre 1335. Sie endete mit der Hitlerzeit durch Mord und Vertreibung. Es starben damals aus Steinheim Mitglieder der Familien Herz, Mayer, Meyersohn, Oppenheim und Selig; aus Klein-Auheim Mitglieder der Familien Hirschmann, Lilie, Loeb und Ronsheim. Wir ehren die Toten. Sie mahnen die Lebenden".  

        
Zum 60. Geburtstag von Karl Meyer II und Johanna geb. Selig (1928)

Weiskirchen Israelit 31051928.jpg (15251 Byte)Meldung in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Mai 1928: "Weiskirchen, 14. Mai (1928). Herr Gastwirt Karl Meyer II und dessen Frau Johanna geb. Selig aus Groß-Steinheim begingen beide am 30. Mai ihren 60. Geburtstag."

   
   
   
Zur Geschichte der Synagogen in Steinheim         
    
In Steinheim gab es vermutlich insgesamt mindestens vier jüdische Bethäuser / Synagogen. 
  

Bis um 1816 war ein Betsaal im Haus der Familie Selig (heutiges Haus Neutorstraße 6) eingerichtet. Der Raum oder ein anderer Raum in diesem Gebäude wurde auch für den Unterricht der Kinder verwendet. 
  
Seit 1816 war ein Betsaal im Gebäude der alten Registratur beim Schloss (aus Dammwärterhaus genannt). 
  
1860 wurde eine erste Synagoge hinter dem Altaristenheim am Neubrunnenplatz erstellt, die bis zur Einweihung der neuen Synagoge im März 1900 verwendet wurde. Sie war im Grundriss etwa 7,4 mal 9,05 m groß und von außen mit ihren hohen Rundbogenfenster und dem Davidstern über dem Zeltdach klar als Synagoge erkenntlich. Aus sanitären Gründen durfte die 1860 eingerichtete Synagoge samt der jüdischen Schule auf Grund einer behördlichen Auflage nicht weiterverwendet beziehungsweise renoviert werden. 
  
Der Neubau war allerdings vor allem ein finanzielles Problem für die jüdische Gemeinde. Mehrere Kollekten wurden veranstaltet, dazu 1893 auch ein "Lotterie zum Besten eines Synagogen-Baues":

Grosssteinheim Israelit 09011893.jpg (38656 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Januar 1893: "Lotterie zum Besten eines Synagogen-Baues zu Groß-Steinheim in Hessen. Nur 20.000 Lose. Gesamtgewinne 13.000 Mark. Ziehung bestimmt am 8. Februar 1893. Loos à 1 Mark, 11 Loose 10 Mark, versendet unter Nachnahme oder gegen vorherige Posteinzahlung der Vorstand S. Schönmann."
Spenden für den Bau wurden auch nach der Einweihung (s.u.) gesammelt. 
Grosssteinheim Israelit 26041900.jpg (24532 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" von 26. April 1900: "Für den Synagogen- und Schulbau in Groß-Steinheim. B.M.A. in S. 5 Mark. K.S. in L. 5 Mark."

1897 waren genügend finanzielle Mittel vorhanden, sodass der Bau der neuen Synagoge mit Mikwe und jüdischer Religionsschule beschlossen werden konnte. Inzwischen war ein neuer Lehrer (Falkenstein) in der Gemeinde tätig, der auch mit Erfolg einen Synagogenchor aufbaute und in den kommenden Jahren leitete.
  
Am 23. April 1899 war die Grundsteinlegung, die als bereits mit einem großen Umzug gefeiert wurde. Ein Bericht aus der Zeitschrift "Der Israelit" liegt darüber vor.

Grosssteinheim Israelit 12051899.jpg (199631 Byte)Bericht zur Grundsteinlegung der Synagoge am 23. April 1899 in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Mai 1899: "Groß-Steinheim, 8. Mai (1899): Am Sonntag, dem 23. April fand hier eine erhebende Feier statt; es galt, die Grundsteinlegung der neu zu erbauenden Synagoge festlich zu begehen. Nachmittags 3 1/2 Uhr wurde in der alten Synagoge der Minchagottesdienst abgehalten. Alsdann erfolgte die Aufstellung des Zuges mit der Schuljugend an der Spitze; hieran schloss sich der hiesige Stadtvorstand, dann Rabbiner und Lehrer, Synagogenvorstand, Synagogenchor, Gemeindemitglieder und zuletzt die Handwerker. An der Baustelle angelangt wurde die Feier durch einen vom Synagogenchor vorgetragenen Choral eröffnet. Alsdann erfolgte nach Verlesung der Urkunde die Einlegung derselben in den Grundstein; unter den üblichen drei Hammerschlägen, welche von Herrn Rabbiner Dr. Goldschmidt mit folgenden Worten begleitet wurde: "Im Namen Gottes, des Einig-Einzigen, legen wir heute hier den Grundstein zu einer neuen Synagoge, Ich weihe den Grundstein mit dem ersten Hammerschlage durch den biblischen Vers, in welchem die Vorschrift, ein Gotteshaus zu errichten vor Jahrtausenden unseren Vorfahren gegeben wurde: 'Sie sollen mir machen ein Heiligtum, damit ich wohne in ihrer Mitte.'
Ich weihe den Grundstein mit dem zweiten Hammerschlage durch den Vers, in welchem die geistige Grundlage eines jeden Gotteshauses ausgedrückt ist: 'Du sollst lieben den Ewigen, Deinen Gott, mit Deinem ganzen Herzen, mit Deiner ganzen Seele und mit Deinem ganzen Vermögen.'
Ich weihe den Grundstein mit dem dritten Hammerschlage durch den Vers, welcher gestern in unserer Synagoge verlesen wurde, der das höchste Ziel und die höchste Aufgabe eines Gotteshauses ausdrückt: 'Du sollst lieben Deinen Nebenmenschen wie Dich selber!'"
Alsdann hielt Herr Dr. Goldschmidt eine Predigt. Die Feier wurde wieder durch einen Choral beschlossen. Als erfreuliches Zeichen ist es anzusehen, dass sich fast sämtliche Einwohner Steinheims ohne Unterschied der Konfession an der Feier beteiligten, woraus man schließen darf, dass hier unter den verschiedenen Konfessionen einheitliches Zusammenwirken herrscht.
Zu diesem Neubau wurden wir behördlicherseits gezwungen und zwar durch Schließung unserer Religionsschule aus sanitären Gründen. Aus demselben Grunde war auch die Renovierung der alten Synagoge unzulässig. Eine Mikwe bestand hier überhaupt nicht. Dieses alles wird jetzt in einem Bau verbunden, woraus uns ein großer Kostenaufwand erwächst, den unsere minderbemittelte Gemeinde unmöglich aufbringen kann. Wir richten daher bei dieser Gelegenheit an alle edeldenkenden Glaubensgenossen die ergebene Bitte, uns zu diesem Unternehmen eine Unterstützung gewähren zu wollen."  

Ein knappes Jahr nach der Grundsteinlegung konnte bereits am 16. März 1900 feierlich die Einweihung der Synagoge durch Bezirksrabbiner Dr. Goldschmidt aus Offenbach vorgenommen werden. Auch hierzu liegt in der Zeitschrift "Der Israelit" ein Bericht vor.  

Grosssteinheim Israelit 29031900.JPG (181970 Byte)Bericht zur Einweihung der Synagoge am 16. März 1900 in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. März 1900: "Groß-Steinheim, 26. März (1900). Eine eben so seltene wie erhebende und in ihrem Verlauf gelungene Feier war es, die am Freitag, den 16. März laufenden Jahres, hier begangen wurde. Galt es doch, den nach hartem Kampfe, großer Mühe und unter schweren Opfern errichteten Tempel seiner Bestimmung zu übergeben. Die Feier begann Nachmittags 3 1/2 Uhr mit einem Abschiedsgottesdienste in der alten Synagoge, wobei Herr Rabbiner Dr. Goldschmidt - Offenbach, eine allen zu Herzen gehende Abschiedspredigt hielt. Um 4 Uhr setzte sich der Festzug in Bewegung, durch die aufs prächtigste geschmückten Straßen, unter Vorantritt der Feuerwehr, Schuljugend und Stadtkapelle, alsdann folgten Schlüsselträgerin und Ehrendamen, Toraträger, Rabbiner und Lehrer, Behörden und Geistlichkeit, Gemeindevorstand, Deputationen sämtlicher hiesigen Vereine usw. Bei Ankunft an der neuen Synagoge wurde der Schlüssel dem Rabbiner übergeben, welcher die Pforten des Gotteshauses öffnete. Unter den Klängen der Musik begab sich der Festzug in die Synagoge, deren schönes Innere einen geradezu überwältigenden Eindruck auf die alle Räume füllende Menge hervorbrachte. Nach dem Chorgesang Mah tauwuh hielt Herr Dr. Goldschmidt eine meisterhafte Festpredigt, welche einen tiefen Eindruck auf alle Zuhörer macht. Alsdann folgte der Abendgottesdienst, welcher von unserm allverehrten und beliebten Kantor, Herrn Lehrer Oppenheimer und dem hiesigen Synagogenchor unter allgemeinem Beifall ausgeführt wurde. Auch von dem Gottesdienste am Samstag Morgen kann ich dasselbe berichten. Am Sonntag, den 18. März folgt die Einweihung des neuen Schulsaales. Um 3 Uhr Nachmittags zogen die Schüler vom Rathause nach dem neuen Schullokale in der neuen Synagoge, gefolgt von Rabbiner, Lehrer, Vorstand und den Gemeindemitgliedern und begleitet von einer großen Zahl der christlichen Mitbürger, unter den Klängen der Musik. Die Feier im neuen Schulzimmer begann mit dem Schülerchor "Danke dem Herrn", welcher von Herrn Lehrer Oppenheimer aufs Beste eingeübt war, alsdann wurde von einer Schülerin ein sehr hübscher Prolog vorgetragen. Herr Rabbiner Dr. Goldschmidt sprach dann einige sehr schöne Worte, worauf der Synagogenchor einen Schlusschoral vortrug. So endete diese schöne Feier, die allen ihren Teilnehmern noch lange im Gedächtnis haften wird, und die unserer Stadt in jeder Hinsicht zu Ehre gereicht."

Die Synagoge hatte die Gemeinde über 40.000 Mark gekostet. Es entstand ein dreigeschossiger Massivbau, der durch ein Treppenhaus in zwei ungleich große Teile gegliedert war. Auf der einen Seite (hohe Rundbogenfenster) lag der Betsaal, auf der anderen zwei Wohnungen und der Schulraum. 
   
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge zunächst ausgeplündert, danach wurde die Inneneinrichtung zerstört sowie die Fenster eingeschlagen. SA-Leute holten den Leichenwagen der jüdischen Gemeinde, beluden ihn mit Torarollen und banden ihn an einen Jauchewagen. Dann zündeten sie die Torarollen an und zogen den Wagen unter dem Gejohle der Zuschauer durch die Straßen, bis er schließlich auf freiem Feld ausbrannte. 
   
Im Februar 1939 wurde das Gebäude durch die letzten Vorstandsmitglieder Hermann Herz, Julius Löb und Nathan Selig für 8.000 Mark an einen Privatmann zwangsverkauft. In der Folgezeit (noch vor 1945) wurde das Synagogengebäude zu einem Wohnhaus umgebaut. Der Erstverkäufer schloss für das Gebäude eine Brandversicherung auf 25.640 RM ab. Beim Umbau verlangten die NS-Behörden, das Äußere der Synagoge so zu verändern, dass keine Spuren einer Synagoge mehr zu erkennen waren. Die Bausubstanz blieb jedoch erhalten. Lange Jahre nach dem Krieg wurde in Steinheim am Ort fälschlicherweise behauptet, das Wohnhaus sei auf dem Platz der Synagoge neu erbaut worden.   
   
    
Adressen / Standorte der Beträume / Synagogen:           

bulletBis 1816: Neutorstraße 6 (Gebäude erhalten) 
bulletBeim Schloss (Registratur/Dammwärterhaus, Gebäude erhalten) 
bulletGrundstück Wenkstraße 7 (1970 abgebrochen)  
bulletAn der Ecke Wilhelm-Thoerle-/ Ingelheim-Straße 12 (früher: Kirchstraße 20)  

  
  
Fotos
(Quelle: obere Zeile Pläne aus Henke s. Lit. S. 107; untere Zeile links bei Arnsberg Bilder s. Lit. S. 190; Mitte und rechts: Altaras s. Lit. S. 138; neue Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 18.4.2008)

Die alte Synagoge 
in der Wenkstraße
Steinheim Synagoge 020.jpg (44365 Byte) Steinheim Synagoge 021.jpg (39923 Byte)
   Zeichnungen der alten, 1970 abgebrochenen Synagoge
   
Steinheim Main Synagoge 010.jpg (63210 Byte) Steinheim Main Synagoge 011.jpg (63952 Byte) Steinheim Main Synagoge 012.jpg (60525 Byte)
Die neue, 1900 eingeweihte Synagoge 
von Groß-Steinheim (1931) 
Das Gebäude nach dem Umbau 
zum Wohnhaus (Aufnahme Mai 1989)
Rekonstruktion und Gebäude nach Umbau:
 Perspektivische Zeichnung
        
Das ehemalige Synagogengebäude 
im April 2008 
Steinheim Synagoge 150.jpg (70236 Byte) Steinheim Synagoge 153.jpg (77901 Byte)
      Das ehemalige Synagogengebäude
    
    Steinheim Synagoge 151.jpg (90581 Byte) Steinheim Synagoge 152.jpg (73265 Byte)
    Sehr unauffällig am Straßenschild der Hinweis: "Im heutigen Wohnhaus Ingelheimstr. 12 
befand sich die neue Steinheimer Synagoge. Sie wurde 1899/1900 errichtet in der 
Reichskristallnacht vom 9. auf den 10. November 1938 verwüstet."

   
   
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte  

April 2010: Die Verlegung von "Stolpersteinen" in Steinheim ist geplant   
Artikel von Erwin Diel in der "Hanau-Post" vom 24. April 2010 (Artikel): "Messing des Anstoßes. 
Steinheim
‐ Zu den rund 22.000 'Stolpersteinen', die europaweit im öffentlichen Straßenraum an Opfer des Nationalsozialismus erinnern, kommen in Steinheim womöglich neun weitere hinzu..."     
 
Oktober 2011: In Steinheim werden am 25. Oktober 2011 "Stolpersteine" verlegt     
Artikel in der "Frankfurter Rundschau" vom 13. Oktober 2011: "Stolpersteine in Steinheim.  
Hanau
. 14 Gedenktafeln werden demnächst verlegt..." 
Link zum Artikel.      
  
Berichte über die Verlegung der "Stolpersteine" in Steinheim   
Artikel von Christoph Süß in der "Frankfurter Rundschau" vom 26. Oktober 2011: "Bewegte Erinnerung. In Steinheim gibt es dank einer Bürgerinitiative die ersten Stolpersteine. Als Gunter Demnig den letzten Stolperstein im Boden versenkt, ist Leo Mayer bereits nicht mehr anwesend. Zu sehr bewegt ihn offensichtlich das Gedenken an seiner Vater Arthur, der dort 1895 geboren wurde und fünfzig Jahre später in Auschwitz starb. Seine Frau und ihre beiden Töchter haben den 85-Jährigen zu diesem denkwürdigen Tag für Steinheim und die Stadt begleitet..." 
Link zum Artikel.   
Artikel von Erwin Diel in op-online.de (Offenbach-Post) vom 26. Oktober 2011: "Biografische Daten im Pflaster. 
Steinheim -
Sie hießen Oppenheim, Selig, Oppenheimer, Mayer oder Herz, ihre Familien lebten teils seit Jahrhunderten in Steinheim. Unter der Nazi-Diktatur wurden sie verschleppt, ermordet oder mussten auswandern..." 
Link zum Artikel   
 
Januar 2016: Verlegung von "Stolpersteinen" auch in Klein-Auheim?  
Artikel von Dirk Iding in op-online.de vom Januar 2016: "Kranz zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus. Stolpersteine auch für Klein-Auheim angeregt
Hanau
- Am Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus hielten Mitglieder des 'Steinheimer runden Tisches“ mit einer Kranzniederlegung und der Verlesung von Texten auf dem 'Platz des Friedens“ die Erinnerung an die aus Steinheim stammenden Opfer des Nazi-Regimes wach.
Ein private Initiative des Gedenkens startete auch die Klein-Auheimerin Angelika Gminder. Seit Jahren hat sich der runde Tisch in Steinheim, eine Initiative von Bürgern, den drei Steinheimer Kirchengemeinden sowie des Heimat- und Geschichtsvereins das Erinnern und Gedenken im Alltag an die Steinheimer Opfer des Nationalsozialismus zum Ziel gesetzt. Ein Projekt, das vom Runden Tisch angestoßen wurde, wünscht sich Angelika Gminder nun auch für Klein-Auheim, nämlich die Verlegung von so genannten Stolpersteinen, die an die ehemals jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger erinnern, die während der NS-Zeit fliehen mussten oder gar deportiert und in den Tod geschickt wurden. 
Aus Gminders Sicht wären Stolpersteine, wie sie in Steinheim erstmals im Jahr 2011 verlegt wurden, nachdem über das Projekt, das auf eine Initiative des Künstlers Gunter Demnig zurückgeht, zuvor fast fünf Jahre lang kontrovers diskutiert worden war, auch für Klein-Auheim wünschenswert. 'Schließlich gab es früher enge Verbindungen zwischen den Klein-Auheimer und Steinheimer Juden, die eine Gemeinde bildeten und gemeinsam die Steinheimer Synagoge besuchten“, meint Gminder. Da Zeitzeugen immer weniger würden, werde es zunehmend wichtig, die Erinnerung an die schrecklichen Ereignisse von damals auf andere Weise wachzuhalten. 'Gerade heute“, findet Gminder mit Blick auf das Wiedererstarken rechtsradikaler und nationalistischer Kräfte. Vor vier, ehemals von Juden bewohnten Häusern in Klein-Auheim legte Gminder gestern als Anstoß für ihre Initiative Rosen und 'ausgedruckte“ Stolpersteine mit den Namen und bekannten Daten der ehemaligen Mitbürger nieder. Angelika Gminder hofft, dass sie bei anderen Klein-Auheimer Mitbürgerinnen und Mitbürgern Unterstützung für ihr Anliegen findet und dass mittelfristig 'richtige“ Stolpersteine die Erinnerung an die aus Klein-Auheim stammenden jüdischen Opfer des Nationalsozialismus wachhalten. Interessierte können sich an Angelika Gminder, Im Mühlfeld 4, 63456 Hanau, wenden. Sie ist allerdings nur persönlich oder postalisch erreichbar."
Link zum Artikel    
 

     
     

Links und Literatur

Links:  

bulletWebsite der Stadt Hanau  
bulletInformationen zum jüdischen Friedhof in Steinheim (interner Link)   
bulletWebportal HS 010.jpg (66495 Byte)Webportal "Vor dem Holocaust" - Fotos zum jüdischen Alltagsleben in Hessen mit Fotos zur jüdischen Geschichte in Steinheim 

Quellen

Hinweis auf online einsehbare Familienregister der jüdischen Gemeinde Steinheim und der umliegenden Orte   
In der Website des Hessischen Hauptstaatsarchivs (innerhalb Arcinsys Hessen) sind die erhaltenen Familienregister aus hessischen jüdischen Gemeinden einsehbar: 
Link zur Übersicht (nach Ortsalphabet) https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/llist?nodeid=g186590&page=1&reload=true&sorting=41              
Zu Dietesheim sind vorhanden (auf der jeweiligen Unterseite zur Einsichtnahme weiter über "Digitalisate anzeigen"):    
HHStAW 365,118   Geburts-, Trau- und Sterberegister der Juden von Dietesheim  1835 - 1875     https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v3283432         
  
Zu Steinheim sind vorhanden (auf der jeweiligen Unterseite zur Einsichtnahme weiter über "Digitalisate anzeigen"):    
HHStAW 365,799   Trauregister der Juden von Steinheim am Main  1828 - 1871      https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v4782887  
HHStAW 365,800   Sterberegister der Juden von Steinheim am Main  1828 - 1874   https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v5319780    
HHStAW 365,798   Geburtsregister der Juden von Steinheim am Main  1828 - 1875   https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v4250818     

Literatur:  

bulletGermania Judaica II,2 S. 790; III,1 S. 475. 
bulletPaul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. II S. 296-298. 
bulletders.: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Bilder - Dokumente. S. 190. 
bulletThea Altaras: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. S. 137-138. 
bulletStudienkreis Deutscher Widerstand (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirk Darmstadt. 1995 S. 212-213.
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume III: Hesse -  Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992 (hebräisch) S. 145-146. 
bulletSteinheim Buch 01.jpg (7870 Byte)Ernst Henke: Geschichte der Juden der Stadt Steinheim am Main. Unter Mitarbeit von Leo Mayer und Willi Walther. 408 S. Cocon-Verlag Hanau. ISBN 3-928100-96-3. Informationen auf Verlagsseite.   

    
     


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Gross-Steinheim  Hesse. The community, numbering 38 (3 % of the total) in 1828, grew to 88 (4 %) in 1900 and was affiliated with the Offenbach rabbinate. By 1933 it had declined to 45, excluding members in nearby Dietesheim (21), Hainstadt (eight) and Klein-Auheim (37). The synagogue was vandalized on Kristallnacht (9-10 November 1938) and 35 Jews left (mostly emigrating) by 1939. The remainder were presumably deported in 1942.
     
      

                   
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Stand: 30. Juni 2020