Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Seligenstadt (Kreis Offenbach)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:

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bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
Allgemeines   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule    
Aus dem jüdischen Gemeindeleben   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen    
bulletZur Geschichte der Synagoge   
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bulletErinnerungsarbeit vor Ort - Hinweis auf Themenstadtführung  
bulletLinks und Literatur   

        
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)   
        
In Seligenstadt bestand eine jüdische Gemeinde bis 1942. Bereits im Mittelalter lebten Juden in der zum Mainzer Oberstift gehörenden Stadt: erstmals werden sie in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts genannt. Gemeinsam mit den Juden von Dieburg und Aschaffenburg bezahlten sie ihre Steuern an den Erzbischof von Mainz. Jüdischen Familien gehörten einige Häuser in der Stadt; auch eine Synagoge wird genannt. Namentlich erfährt man u.a. von Mozsyt von Seligenstadt (1337 in Frankfurt) sowie Fide und Gerhuse von Seligenstadt (1340 und 1347 in Frankfurter Gerichtsbüchern anlässlich von Darlehensgeschäften eingetragen). Die Verfolgung in der Pestzeit 1348-49 traf auch die jüdische Gemeinde in Seligenstadt. Der 1360 in Frankfurt genannte Simon von Seligenstadt dürfte ein Überlebender der Katastrophe gewesen sein: er war einer der sieben Begründer der neuen jüdischen Gemeinde in Frankfurt nach der Pestzeit. Seit 1373 oder spätestens seit 1378 lebten Juden wieder in der Stadt. In Frankfurter Büchern sind in der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts und der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts mehrere Juden aus Seligenstadt verzeichnet. 1391 wird mit Kalonymos von Seligenstadt ein Gelehrter der Gemeinde genannt. In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts wird mehrfach eine "Judengasse" erwähnt, die bereits vor der Mitte des 14. Jahrhunderts existierte. 1429 wurden zahlreiche Juden des Erzstiftes zwecks Steuererpressung verhaftet, darunter auch einige aus Seligenstadt. Bis 1469 konnten Juden in der Stadt leben, dann wurden sie aus der Stadt ausgewiesen. Ihre Gebäude gingen in den Besitz christlicher Einwohner über.     
   
Zu einer vorübergehenden Ansiedlung kam es nach der Zeit des Dreißigjährigen Krieges (1649) und wiederum seit dem 18. Jahrhundert: 1754 wurden zehn jüdische Familien in der Stadt gezählt.   
      
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1828 121 jüdische Einwohner (4,6 % von insgesamt 2.624 Einwohnern), 1861 218 (6,5 % von 3.345), 1871 244, 1880 289 (8,0 % von 3.628), 1900 227 (5,5 % von 4.135), 1910 196 (4,9 % von 4.911). Die jüdischen Haushaltsvorsteher waren als Kaufleute, Viehhändler und Händler mit Getreide und Landesprodukten tätig. Einige besaßen Ladengeschäfte (Textilwaren, Schuhe, Eisenwaren, Leder u.a.m.). Es gab auch jüdische Handwerke (Schuster, Tapezierer, Bäcker und Metzger).   
  
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine Schule (bis 1866 israelitische Elementarschule, danach Religionsschule), ein rituelles Bad (auf dem Grundstück Kleine Rathausgasse 6, Haus wurde im Zuge der Altstadtsanierung abgerissen) und ein Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. Bis zur Aufhebung der Elementarschule 1866 war als Lehrer Seligmann Steinberger angestellt. Als Religionslehrer wird um 1848 Samuel Bacharach genannt. Über mehrere Jahrzehnte prägte das jüdische Gemeindeleben der Lehrer Moses Hamburger, der 1867 nach Seligenstadt kam und bis 1926 als Religionslehrer, Vorbeter und Schochet wirkte. Besondere Verdienste erwarb es sich beim Aufbau und der Leitung des Synagogenchores. 1930 bis 1935 unterrichtete Lehrer M. Levison. Die Gemeinde gehörte zum Rabbinat Offenbach am Main.   
  
Im Krieg 1870-71 fiel aus der jüdischen Gemeinde Daniel Lilie; im Ersten Weltkrieg fielen Sally Bacharach (geb. 24.8.1893 in Seligenstadt, gef. 10.7.1916) und Ludwig Götz (geb. 6.1.1896 in Mannheim, gef. 3.10.1916), dazu Isidor Jonas (geb. 17.3.1874 in Seligenstadt, vor 1914 in Bockenheim wohnhaft, gef. 10.9.1918), Benno Baer (geb. 21.9.1891 in Seligenstadt, vor 1914 in Friedberg wohnhaft, gef. 7.3.1917), Fr. Bender und Fritz Marx. 
 
Um 1924, als zur Gemeinde etwa 160 Personen gehörten (2,7 % von insgesamt etwa 6.000 Einwohnern), waren die Gemeindevorsteher Hermann Frank, Samuel Marx, Julius Bär und Adolf (Abraham) Stein (letzterer war bereit seit 1903 Gemeindevorsteher). Als Lehrer und Kantor war weiterhin Moses Hamburger tätig (bis 1926), als (ehrenamtliche) Synagogendiener Gustav Lilie und August Raisch, als Rechner J. Burkhardt. Die Religionsschule der jüdischen Gemeinde besuchten damals 22 Kinder. An jüdischen Vereinen bestanden die Armenkasse, der Israelitische Krankenverein (gegründet um 1850; 1924 unter Leitung von Hermann Frank, 1932 als Krankenkassenverein der Israelitischen Gemeinde genannt, 1932 Leitung August Bender; Zweck und Arbeitsgebiet: Krankenunterstützung, 1932 25 Mitglieder), der Israelitische Bestattungsverein Chewroth (gegründet 1866; 1924 unter Leitung von Wolf Meyer, 1932 unter Leitung von Adolf Meyer, Zweck und Arbeitsgebiet: Unterstützung Hilfsbedürftiger, Bestattungswesen, 1932 40 Mitglieder), der Israelitische Frauenverein (gegründet 1925, 1932 unter Leitung von Olga Frank; Zweck und Arbeitsgebiet: Unterstützung hilfsbedürftiger Frauen, Krankenpflege) sowie eine Ortsgruppe des Central-Vereins (1924 unter Leitung von Adolf Stein). 1932 waren die Gemeindevorsteher Adolf (Abraham) Stein (1. Vors.), Adolf Meyer (2. Vors.), Julius Bär (3. Vors.) sowie Samuel Marx und Isaak Östreich. Als Lehrer, Kantor und Schochet war seit 1930 der bereits genannte M. Levison angestellt. Als weiteres Amt in der Gemeinde hatte Adolf Meyer die Friedhofsaufsicht inne. 1932 besuchten die Israelitische Kinderschule (unter Leitung von Lehrer M. Levison) 20 Kinder.    
  
1933 lebten noch 146 jüdische Personen in Seligenstadt. In den folgenden Jahren ist ein Teil von ihnen auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert, u.a. auch Lehrer Levison, der Seligenstadt 1935 verließ (siehe Bericht unten). Insgesamt sind etwa 25 Personen nach Nordamerika, vier nach Südamerika (Argentinien) emigriert, drei nach England und eine Person nach Holland. Viele andere verzogen innerhalb von Deutschland. Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge angezündet, jüdische Bürger wurden teilweise schwer misshandelt. So wurden zehn jüdische Einwohner (Abraham Stein, Karl Mayer, Willi Bär, Siegfried Hainebach, Julius Bacharach, Justin Lilie aus Seligenstadt sowie Siegfried Rosenthal aus Klein-Krotzenburg und Martin Rollmann aus Hainstadt unter Hieben und Schlägen ins Gefängnis im Klosterhof getrieben, anschließend von der Gestapo in das KZ Buchenwald gebracht. Im Mai 1939 wurden noch 77 jüdische Einwohner gezählt. 1941 wussten die noch in der Stadt lebenden jüdischen Menschen in "Judenhäusern" zusammenziehen: Haus Östreich (Schafgasse 4), Haus Klöpfer (Kleine Maingasse 4), Haus Hamburger (Steinheimer Straße 16), Haus Hainebach (Gartenstraße 1). Vor Beginn der Deportationen lebten noch etwa 45 jüdische Personen in der Stadt. Am 11. September 1942 wurden die Einwohner der "Judenhäusern" auf Lastwagen verfrachtet und über Sammelstellen in das KZ Theresienstadt verbracht.    
     
Von den in Seligenstadt geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Elsa Adler geb. Bär (1888), Rosa Arnstein geb. Kleeblatt (1872), Gustav Bacharach (1898), Heinrich Bacharach (1889), Isaac Bacharach (1873), Isaak Bacharach (1854), Johanna Bacharach Geb. Goldschmidt (1868), Johanna Bacharach geb. Adler (1889), Julius Bacharach (1901), Ludwig Bacharach (1892), Margot Bacharach (1924), Moritz Bacharach (1888), Sophie Beck geb. Kleeblatt (1874), August Bender (1878), Benedikt (Benno) Bender (1878), Bernhard Bender (1876), Antonie Blum geb. Kleeblatt (1874), Betty Burbach geb. Jonas (1878), Heinrich Frank (1880), Fanny (Franziska) Goldberg geb. Lilien (1869),  Jenny (Johanette) Grünbaum (1870), Julie Guthorn geb. Kleeblatt (1874), Emma Hainebach (18744), Isidor Hainebach (1877), Ludwig Hainebach (1874), Mathilde Amalie Hainebach geb. Bendorf (1879), Siegfried Hainebach (1915), Emma Hamburger (1888), Jenny Hamburger (1886), Julius Hamburger (1906), Paula Hamburger (1881), Johanna Hofmann (1899), Edith Jaffé (1925), Friedrich Jaffé (1888), Mathilde Jaffé geb. Bacharach (1893), Friedrich Jaffé (1882), Betty Joseph geb. Hofmann (1896), Lina Kesten geb. Hamburger (1879), Fritz Jacob Kleeblatt (1924), Heinrich Kleeblatt (1877), Herbert Kleeblatt (1930), Clementine (Klemi) Kleeblatt geb. Marx (1892), Mina Kleeblatt geb. Selig (1890), Nathan Kleeblatt (1881), Samuel (Sally) Kleeblatt (1880), Selma Korn geb. Schlächter (1901), Hertha Lilie Kupfermann (1919), Jenny Kurzmann geb. Reis (1887), Bertha Lilie (1872), Henriette Lilie geb. Michels (1865), Hermann Lilie (1877), Justin Lilie (1920), Karoline Lilie geb. Stern (1883), Herta Lilien (1919), Settchen Lilien geb. Simon (1877), Friedel Löb geb. Reis (1890), Mina Lötz geb. Meyer (1863), Regina Mainzer geb. Bacharach (1856), Helene Marx geb. Bacharach (1868), Jakob May (1872), Adolf Mayer (1867), Anna Mayer geb. Sontheimer (1876), Hermann Mayer (1870), Jettchen Mayer geb. Rapp (1868), Karl Heinrich Mayer (1897), Karl Heinrich Mayer (1904), Margot Mayer (1932), Minna Meyer geb. Heimann (1872), Hannchen Moses geb. Lilie (1870), Klara Nassauer geb. Östreich (1882), Selma Neuhaus geb. Simons (1886), Katharina (Kätchen) Neumann geb. Bacharach (1854), Isaak Östreich (1880), Jeanette (Jenny) Östreich (1878), Kurt Ferdinand Östreich (1923), Lina Östreich (1887), Manfred Östreich (1926), Ruth Östreich (1932), Bertha Rosenthal geb. Loeb (1876), Hildegard Rudawer (1923), Blanka Salomon (1924), Clotilde Salomon geb. Bender (1874), Sally Salomon (1886), Sidonia Salomon geb. Oppenheimer (1893), Rosa Schloss (1891), Sara Schloss (1878), Wilhelm Simon (1888), Helene Simons geb. Baer (1887), Mathilde Simons geb. Bacharach (1862), Abraham Stein (1863), Emmy Stein (1934), Erna Frida Erika Stein geb. Wolff (1905), Hans Julius Joachim Stein (1931), Lothar Stein (1833), Sofie Stein geb. Rosenthal (1866), Julie Stern geb. Bender (1883), Walter Stern (1921), Lina Sternheimer geb. Mayer (1874), Sofie Strohmberg (1880), Irene Thoma geb. Bär (1899), Clara Treidel geb. Bender (1875), Paula Vogel geb. Stein (1891), Manfred Vyth (1934),  Margot Vyth (1934), Adele Waller geb. Schönberg (1874), Calinka Waller geb. Kleeblatt (1884), Hedwig Weinberg geb. Hainebach (1919).      
 
Nach 1945 kehrten zwei ehemalige Mitglieder der jüdischen Gemeinde nach Seligenstadt zurück: Isaak und Sally Hamburger, die 1954 beziehungsweise 1965 hier verstorben und im jüdischen Friedhof beigesetzt wurden.  
  
Zur Erinnerung an viele der aus Seligenstadt in der NS-Zeit stammenden Opfer der NS-Zeit wurden 2007, 2009, 2012 und 2014 "Stolpersteine" in der Stadt verlegt (vgll. Presseberichte unten).  
     
     
     
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde    
    
Allgemeines   

Akten-Inventare zur Israelitischen Religionsgemeinde (Zusammenstellungen von 1909)
  

  Es handelt sich um zwei in den "Mitteilungen des Gesamtarchivs der deutschen Juden" Jahrgang 1909 S. 69-71 veröffentlichten Akten-Inventare: 
1) Akten-Inventar der israelitischen Religionsgemeinde zu Seligenstadt a.M. 
2) Ais den Akten der Bürgermeister zu Seligenstadt am Main.

    
    
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule   
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1858 / 1859 / 1860 / 1862 sowie eines zweiten Vorbeters zu den hohen Feiertagen 1900   

Seligenstadt AZJ 20121858.jpg (72260 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 20. Dezember 1858: "Bekanntmachung. Die Stelle eines israelitischen Religionslehrers und Vorsängers dahier, mit einem Gehalt von 300 Gulden und mindestens 30 Gulden Nebengefälle, ist erledigt. Konkurrenten, welche hier durch Erteilung von Privatunterricht einer günstigen Stellung versichert sein dürfen, wollen sich portofrei an uns wenden. Man wünscht, dass Bewerber die Fähigkeit besitzen, einen Chorgesang zu leiten. Seligenstadt im Großherzogtum Hessen, im Dezember 1858. 
Der Vorstand der israelitischen Gemeinde. Siegfried Bacharach II. Siegfried Bacharach I. Samuel Bacharach."
  
 
Seligenstadt AZJ 01011859.jpg (83662 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom vom 1. Januar 1859: derselbe Text wie oben. 
 
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 20. März 1860: "Anzeige
Die hiesige Gemeinde sucht einen Religionslehrer und Kantor gegen einen fixen Gehalt von 350 fl. Bewerber, welche das Schächten übernehmen können, dürfen auf mindestens 200 Fl. Nebenverdienste schließen, ohne derer zu erwähnen, welche in einer Stadt durch Realkenntnisse zu erhalten sind.  
Man verlangt, dass Bewerber zur Leitung eines Chors hinreichende musikalische Kenntnisse besitzen. Näheres erteilt auf frankierte Offerten 
Der israelitische Vorstand. Seligenstadt bei Frankfurt am Main, im März 1860."       
 
  
Seligenstadt AZJ 01071862.jpg (68998 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 1. Juli 1862: "Vakanz. Für einen unverheirateten Lehrer, welcher befähigt ist, außer den gewöhnlichen Elementargegenständen auch Unterricht in der hebräischen und französischen Sprache, der Musik und der kaufmännischen Buchführung zu erteilen, und sich hierüber mittelst Zeugnisse legitimieren kann, steht mit einem jährlichen Gehalte von Gulden 350 eine Stelle hierorts offen. Die Zahl der Kinder beträgt ungefähr zwanzig. Bewerber wollen sich gefälligst unter frankierten Zuschriften an Unterzeichneten wenden, welcher bereit ist, auf weitere Anfragen Aufschluss zu geben. 
Seligenstadt bei Frankfurt am Main, im Juni 1862. Moses Bacharach."   
  
Seligenstadt Israelit 30071900.jpg (51552 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Juli 1900: "Bekanntmachung. Die israelitische Gemeinde zu Seligenstadt, Rabbinat Offenbach am Main, sucht für die herannahenden hohen Festtage einen zweiten Vorbeter mit hübscher Stimme. Bewerber wollen ihre Anspruche an den unterzeichneten Vorstand einsenden.  
Seligenstadt (Hessen), 25. Juli (1900). 
Der Vorstand: Markus Mayer."     

      
Probleme mit der politischen Gemeinde im Blick auf Leistungen für den israelitischen Religionsunterricht (1877)  

Seligenstadt Israelit 11071877.jpg (182741 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Juli 1877: "Darmstadt, 2. Juli (1877). Wie die ‚N.H.V.-Bl.’ Mitteilen, hat der großherzogliche Verwaltungs-Gerichtshof dahier in höchster Instanz ein Urteil erlassen, welches zwei Prinzipien-Fragen entschied und deshalb in doppelten Beziehung von präjudizieller Bedeutung ist. Der Fall, um den es sich handelte, ist kurz folgender: Die israelitische Religionsgemeinde zu Seligenstadt hatte die politische Gemeinde daselbst auf Leistung eines Beitrags zu den Kosten des israelitischen Religions-Unterrichts, einschlüssig der Entschädigung für Schullokal und Heizung im Betrage von 600 Mark jährlich verklagt, und der Kreis-Ausschuss hatte in erster Instanz die politische Gemeinde der Klagbitte gemäß, sowie in die Kosten des Verfahrens verurteilt. Auf hierauf von letzterer an den Provinzial-Ausschuss verfolgte Beschwerde erkannte dieser in zweiter Instanz die Beschwerde für begründet und sprach aus, dass die politische Gemeinde Seligenstadt nur 176 Mark jährlich zu fraglichem Zwecke zu leisten, und die israelitische Religionsgemeinde die Kosten der ersten und zweiten Instanz zu tragen habe. Die politische Gemeinde Seligenstadt, die von Anfang an ihre Verpflichtung an sich gar nicht bestritten hatte und bestreiten wollte, sondern nur über die Höhe des Vertrags prozessierte, war mit diesem Erkenntnis des Provinzial-Ausschusses zufrieden und verfolgte hiergegen kein weiteres Rechtsmittel. Dagegen rief die israelitische Religionsgemeinde, welcher der in zweiter Instanz zugesprochene Beitrag zu gering war, deshalb die dritte Instanz, den Verwaltungs-Gerichtshof an. Dieser erkannte nun nach eingehender Verhandlung dahin: 1) Die israelitische Religionsgemeinde hat in Fällen der fraglichen Art überhaupt kein selbständiges Klage-Recht, sondern kann ein solches nach Art. 48 II.2 der Kreis-Ordnung nur durch die Regierungsbehörde ausüben lassen. Der Klage der israelitischen Religionsgemeinde fehlt sonach jegliche gesetzliche Legitimation, und hiernach wurde denn 2) (mittelst einer so genannten reformatio in pejus, indem sich die politische Gemeinde Seligenstadt, wie erwähnt, bei dem Urteil des Provinzial-Ausschusses beruhigt hatte) ex officio das ganze Verfahren von Anbeginn an als unheilbar nichtig aufgehoben und die israelitische Religionsgemeinde mit ihrem ganzen Anspruch in diesem Verfahren abgewiesen, wobei ihr gleichzeitig freigestellt wurde, deshalb den von dem Gesetze vorgeschriebenen Weg der Klage durch die Regierungs-Behörde zu beschreiten."  

 
40-jähriges Ortsjubiläum von Lehrer Moses Hamburger (1908)   

Seligenstadt Israelit 09011908.jpg (17007 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Januar 1908: "Seligenstadt, 2. Januar (1908). Herr M. Hamburger vollendet heute das 40. Jahr seiner Tätigkeit als Lehrer der israelitischen Religionsgemeinde."

  
80. Geburtstag von Lehrer Moses Hamburger (1925)

Seligenstadt Israelit 12021925.jpg (34851 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Februar 1925: "Seligenstadt, 23. Januar. Herr Lehrer Moses Hamburger beging am 19. dieses Monats in voller Rüstigkeit seinen 80. Geburtstag. Im Namen der Israelitischen Gemeinde überbrachte der Gesamtvorstand ein sinniges wertvolles Angebinde. Der Vorsteher, Herr H. Frank, übermittelte in herzlichen warmen Worten die Glückwünsche." 
(Anmerkung: der hebräisch abgekürzte Wunsch ‚seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens’ ist sicher falsch zugefügt, üblich wäre an dieser Stelle der gleichfalls hebräisch abgekürzte Wunsch, der sich im nachstehenden Artikel findet: ‚[alles Gute] bis 120 Jahre’)."

  
Lehrer Grünebaum sucht einen Chordirigenten für die hohen Feiertage (1925)   

Seligenstadt Israelit 13081925.jpg (28944 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. August 1925: "Chordirigent  
für hohe Feiertage gesucht. 
Offerten mit Ansprüchen an 
Lehrer Grünebaum, Seligenstadt,
Hessen."   

  
Zum 90. Geburtstag von Lehrer Moses Hamburger (1935) 

Seligenstadt Israelit 17011935.jpg (69571 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Januar 1935: "Seligenstadt in Hessen, 13. Januar (1935). An diesem Schabbat Paraschat Beschalach (Schabbat mit der Toralesung Beschalach) begeht der Senior der jüdischen Lehrer Deutschlands, Herr Lehrer i.R. Moses Hamburger, in vollkommener Gesundheit und geistiger Regsamkeit seinen 90. Geburtstag. Er war einst Schüler des alten Würzburger Raw, Rabbi Seligmann Bär Bamberger – das Andenken an den Gerechten ist zum Segen – und wurde von diesem ob seines jüdischen Wissens schon mit 13 Jahren mit dem Chawer-Titel beehrt. 1867 kam der Jubilar als Chasen (Vorsänger) und Lehrer nach Seligenstadt, wo er sich ganz besonders große Verdienste um den Synagogenchor erworben hatte. Sein prächtiges stimmliches Organ war bekannt. Sein Chasonus (Vorsingen) hat sich unverlierbar in seiner Gemeinde eingebürgert. Seine Schiurim (Lernstunden) begeisterten seine Zuhörer. Seit 1926 lebte er im wohl verdienten Ruhestand. Möge es ihm vergönnt sein, noch lange Jahre im Kreise seiner Lieben verweilen zu dürfen. (Alles Gute) bis 120 Jahre."

 
Lehrer M. Levison verabschiedet sich aus der Gemeinde (1935) 

Seligenstadt Israelit 06061935.jpg (34827 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. Juni 1935: "Seligenstadt in Hessen, 28. Mai (1935). Am Schabbat, den 27. April (1935) verabschiedete sich Lehrer Levisohn nach fünfjähriger Tätigkeit von seiner Gemeinde in einer Abschiedspredigt, die allen zu Herzen ging. Der erste Vorstand, A. Stein, dankte dem Scheidenden insbesondere für die viele geleistete unbezahlte Arbeit, die er zur Erhaltung des Gemeindelebens vollbrachte."  

   
  
Aus dem jüdischen Gemeindeleben  
Antijüdischer Vorfall (1857)  

Seligenstadt Jeschurun Nov1857.jpg (104669 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Jeschurun" vom November 1857: "Seligenstadt, 15. Oktober (1857). Anfangs dieses Monats wurde ein hier wohnender junger Handelsmann in der Nähe Aschaffenburgs, auf dem Wege nach dem Dorfe Leider, von drei mit Knitteln bewaffneten Burschen angegriffen und bis an den unweit davon entfernt fließenden Mainfluss verfolgt. Daselbst angekommen, musste derselbe, um sich zu retten, sich in den Fluss stürzen; er erreichte schwimmend das jenseitige Ufer. Obgleich seine Verfolger ihm während der Tour über den Main Steine nachwarfen, so wurde er dennoch nicht verletzt. Als Beweggrund dieser Tat kann nach genau eingezogenen Erkundigungen Folgendes angegeben werden: An diesem Abend wurde ein in Aschaffenburg wohnender Schneidergeselle, der mit einer Bäuerin von Leider ein Verhältnis unterhält, auf dem Wege zu diesem Rendezvous von diesen Burschen geprügelt und schwer verletzt. Dem diesen Burschen nach dieser Tat zufällig begegnenden jungen Manne sollten auch gelegentlich eine Portion Prügel zugeteilt werden, und zwar nur aus dem Grunde, weil er ein Jude sei. Die Täter erzählten einige Tage danach, dass sie einen Juden verfolgt und in den Main gesprengt hätten. In Folge dieser Äußerungen wurde eine Untersuchung eingeleitet und die Täten inhaftiert. (F.J.)."    

  
Über das rätselhafte Verschwinden eines jüdischen Jungen (1862) 

Seligenstadt AZJ 07101862.jpg (89614 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 7. Oktober 1862: "Büdingen, 22. September (1862). Das ‚Fr.J.’ No. 260 schreibt in der Ausgabe Offenbach, 16. September Folgendes: ‚Viel Stoff zu allerlei Gesprächen gibt hier das rätselhafte Verschwinden des in Seligenstadt bei einem Schuhmacher in Arbeit gewesenen Sohnes eines hiesigen Israeliten. Der Vater, eines Tages benachrichtigt, dass sein Sohn im begriff stehe, zur katholischen Kirche überzutreten, eilte zu ihm, um ihn mit hierher zurückzunehmen; der Meister, bei dem er in Arbeit stand, wollte ihn jedoch nicht sofort freigeben, versprach aber, ihn in einigen Tagen zu entlassen. Dies geschah auch; der junge Israelit zog ab, kam aber nicht nach Offenbach, sondern – verschwand! Seitdem sind Wochen vergangen, und noch hat sich keine Spur von ihm gezeigt; alle Nachforschungen blieben bis jetzt vergebens. Der katholische Pfarrer in Seligenstadt hat dem Vater erklärt, dass er seinen Sohn nicht kenne; bei der nach seinem Verschwinden am dortigen Landgericht eingeleiteten Untersuchung ergab sich jedoch mindestens so viel, dass der junge Mann bereits seit einiger Zeit römisch-katholischen Religionsunterricht genossen hat.’  

     
Über das rätselhafte Verschwinden eines jüdischen Jungen - aus Offenbach berichtet (1862) 

Seligenstadt AZJ 30091862.jpg (32642 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 30. September 1862: "Offenbach, 13. September (1862). Ein hiesiger junger Israelit wird schon einige Zeit vermisst, und es waren die bisherigen Recherchen nach demselben vergebens. Man spricht von einer Art Mortara-Geschichte, die ihren Anfang in Seligenstadt genommen haben soll. Näheres werden wir nach Einsicht der bis jetzt darüber stattgehabten behördlichen Aufnahmen mitteilen. (Fr. J.)."  

     
Stadtbrand zerstört mehrere jüdische Häuser (1903)    

Seligenstadt FrfIsrFambl 10071903.jpg (41846 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 10.Juli 1903: "Seligenstadt. Bei dem furchtbaren Brand, der gestern in unserem Städtchen verheerend wirkte, sind auch Gebäulichkeiten folgender jüdischer Bürger mehr oder weniger abgebrannt:  
Abraham Bacharach 5. (Scheuer und Nebengebäude). Metzger Abraham Bacharach 4. (Scheuer und Stallung). Pferdehändler Leopold Meyer (Scheuer, Stallung, Nebenbauten). Kaufmann Adolf Stein (Scheuer und Stallung)."  

   
   
Berichte über einzelne Personen aus der jüdischen Gemeinde 
Über den Mohel (Beschneider) Grünebaum und sein Mohelbuch (Ende 18. / Anfang 19. Jahrhundert)   

Seligenstadt Israelit 12091935.jpg (64764 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. September 1935: "Ein Mohelbuch aus der Frankfurter Gegend. Herr Prof. Karl Darmstädter, Mannheim, Akademiestraße 3, schreibt uns: In Seligenstadt lebte in der zweiten Hälfte des 18. und in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein Mohel (Beschneider) namens Grünebaum, der ein für Familienforschung höchst interessantes Mohelbuch hinterlassen hat. Aus den Einträgen, die übrigens ein großes Maß jüdischen Wissens erkennen lassen, ergibt sich, dass der Mohel seine Mizwa (Gebot, Auftrag) in einem großen Umkreis von Seligenstadt ausübte. Das Mohelbuch befindet sich jetzt im Besitze eines Herrn Julius Grünebaum in Mannheim, der es mir zum Einblick vorübergehend zur Verfügung stellte. Interessenten mögen sich an mich wenden."

  
David Singer wird zum Bürgermeister gewählt (1903)  
Anmerkung: entgegen der Angabe im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" war David Singer kein Mitglied der jüdischen Gemeinde.

Seligenstadt AZJ 22051903.jpg (21993 Byte)Meldung in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 22. Mai 1903: "In Seligenstadt (Hessen) wurde Herr David Singer mit 351 Stimmen zum Bürgermeister gewählt".  
 
Seligenstadt FrfIsrFambl 15051903.jpg (18261 Byte)Meldung im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 15. Mai 1903: "Seligenstadt (Hessen). Unser Glaubensgenosse, Herr David Singer, ist mit 351 Stimmen zum Bürgermeister der hiesigen Stadt gewählt worden."   

  
Hermann Frank wird zum Mitglied der Handelskammer gewählt (1903) 

Seligenstadt FrfIsrFambl 12061903.jpg (17961 Byte)Meldung im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 12. Juni 1903: "Seligenstadt in Hessen. Herr Hermann Frank ist mit großer Stimmenmehrheit zum Mitgliede der Handelskammer gewählt worden."   
 
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Juni 1903: "Seligenstadt, 5. Juni (1903). Bei der am 3. dieses Monats stattgefundenen Ergänzungswahl eines Mitgliedes zur Handelskammer für den Amtsgerichtsbezirk Seligenstadt, wurde für den verstorbenen Bürgermeister Herr Kaufmann Hermann Frank aus Seligenstadt mit großer Majorität gewählt."       

          
Silberne Hochzeit von Hermann Frank und seiner Frau (1904)   

Seligenstadt Israelit 17021904.jpg (158267 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Februar 1904: "Seligenstadt, 13. Februar (1904). Der israelitische Verein 'Harmonie' hielt am letzten Donnerstag Abend anlässlich der silbernen Hochzeitsfeier des Herr Hermann Frank und dessen Ehefrau einen Familienabend im Saale des Gasthauses 'Zum Riesen' ab, an dem nicht allein die ganze hiesige israelitische Gemeinde, sondern auch viele Freunde der Gefeierten Teil nahmen. Zu Beginn der schönen Feier begrüßte Herr Lehrer Hamburger die Erschienenen in einer herzlichen Ansprache, in der Redner Herrn Frank für die umsichtige Tätigkeit als Präsident des Vereins, sowie der ganzen Familie dankte. Die schwungvolle Rede gipfelte in einem Hoch auf die Familie Frank. Als äußeres Zeichen der Dankbarkeit überreichte Herr Julius Baer im Namen des Vereins dem gefeierten Präsidenten eine bronzene Statue mit dem Wunsche, dass Herrn Frank eine noch recht lange Tätigkeit im Verein beschieden sein möge. Mit Worten des Dankes nahm Herr Frank das hübsche Geschenk an. Herr Rabbiner Dr. Goldschmidt aus Offenbach hob die Verdienste des Herrn Frank als Präsident des Vereins und als Vorstandsmitglied der israelitischen Religionsgemeinde hervor. Stets den Frieden in der Gemeinde zu suchen und zu erhalten, waren die vornehmsten Aufgaben, die sich der Jubilar mit Unterstützung seiner lieben Frau als Ziel steckte. Redner brachte außer seinen persönlichen Glückwünschen auch diejenigen des Rabbinats. Sichtliche bewegt dankte Herr Frank für die ihm und seiner Frau dargebrachten Ovationen mit dem Wunsche, dass der Verein 'Harmonie' blühen und gedeihen möge. Die in der allerschönsten Weise verlaufene Feier war durchwürzt mit verschiedenen Musikstücken, Tischliedern und Couplets. Die Teilnehmer freuten sich allgemein über die vorzüglich arrangierte Veranstaltung, sowie der harmonischen Zusammenarbeit der Vereinsmitglieder und zollte man dem Vorstand des Vereins ungeteiltes Lob."   

  
Kaufmann Hermann Frank wird als Mitglied der Handelskammer Offenbach wiedergewählt (1906)     

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 7. Dezember 1906: "Seligenstadt (Hessen), 30. November (1904). Bei der gestern stattgehabten Handelskammerwahl für den Amtsgerichtsbezirk Seligenstadt wurde der Kaufmann Hermann Frank, Mitvorstand der israelitischen Religionsgemeinde und Präsident des Vereins Harmonie, trotz heftiger Gegenagitation, mit großer Mehrheit zum Mitgliede der Handelskammer Offenbach wiedergewählt."       

  
Auszeichnung für Gemeindevorsteher Markus Mayer (1906)       

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 14. Dezember 1906: "Seligenstadt am Main. Herr Markus Mayer, der erste Vorsteher der jüdischen Gemeinde, erhielt vom Großherzog das silberne Ehrenzeichen 'für langjährige treue Dienste'."       

   
Kaufmann Hermann Frank in Seligenstadt wird wiederum Mitglied der Großherzoglichen Handelskammer Offenbach (1911)    

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 5. Mai 1911: "Die Wahl des Kaufmanns Hermann Frank in Seligenstadt zum Mitglied der Großherzoglichen Handelskammer Offenbach für den Amtsgerichtsbezirk Seligenstadt ist vom Ministerium bestätigt worden".       

 
Goldene Hochzeit von Benjamin Lilien und Frau geb. Hamburger (1913) 
 

Mitteilung in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 19. September 1913: "Das Fest der goldenen Hochzeit feierten in Seligenstadt am Main Benjamin Lilien und Frau geborene Hamburger."      

    
Zum Tod von Vorsteher Hermann Frank (1925)  

Seligenstadt Israelit 19031925.jpg (94307 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. März 1925: "Seligenstadt, 12. März (1925). Am Erew Schabbat Kodäsch Tezawe wurde der langjährige Vorstand unserer Gemeinde, Hermann Frank unter großer Beteiligung zur Beisetzung getragen. Unter den verschiedenen Trauerrednern hob Herr Rabbiner Dr. Dienemann die wahre Frömmigkeit des Heimgegangenen hervor. Im Namen der Stadt Seligenstadt widmete Bürgermeister Singer dem 75jährigen Verstorbenen Worte der Anerkennung und des Dankes für seine treue Mitarbeit am Gedeihen der Stadt. Im Namen der jüdischen Gemeinde und des Vorstandes derselben sprach das Vorstandsmitglied Herr Julius Bär und verlieh dem unersetzlichen Verluste, den der Heimgang des beinahe 30 Jahre mit Rat und Tat im Vorstande tätigen Mannes bedeutet, Ausdruck. Im Namen der Handwerkskammer Offenbach sprach von den vier Vertretern Herr Böhm den Leidtragenden und der jüdischen Gemeinde sein herzlichstes Beileid aus. Zum Schluss sprach noch Herr Lehrer Grünbaum im Namen des Synagogenchors und pries die unermüdliche Mitarbeit des Verewigten beim Aufbau desselben. Mit dem Bewusstsein, einen tugendhaften, frommen und bescheidenen Mann zu Grabe getragen zu haben, verließen wir den Friedhof. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens.  V.G."

     
70. Geburtstag von Julius Bär (1928)    

Artikel in der "Jüdisch-liberalen Zeitung" vom  27. Januar 1928: "Seligenstadt. (70. Geburtstag). Dieser Tage vollendete das Vorstandsmitglied unserer Gemeinde, Herr Julius Bär, sein 70. Lebensjahr. Mehr als 30 Jahre hat der Jubilar in uneigennütziger Weise den Gemeindeinteressen gedient und sich in dieser Tätigkeit allgemeine Sympathien erworben. Dass er auch außerdem als Mensch und Bürger großes Vertrauen genießt, beweist seine Zugehörigkeit zum Vorstand des Militär- und Kriegervereins, in dem er ebenfalls drei Jahrzehnte tätig ist. Außerdem gehört Herr Bär noch anderen Vereinen als Vorstandsmitglied an, und überall schätzt man seinen Rat und seine Tatkraft. Die Gemeinde ehrte ihr verdientes Mitglied durch einen Festgottesdienst, bei dem die Leistungen des Jubilars um die Förderungen des Gemeindewohls gebührend gewürdigt wurden."    

    
25-jähriges Amtsjubiläum des Gemeindeältesten Adolf Stein (1929)
       

Artikel in der "Jüdisch-liberalen Zeitung" vom 15. Februar 1929: "Seligenstadt (Jubiläum). Unter lebhafter Anteilnahme weiter Kreise, auch der christlichen Bevölkerung, beging der Gemeindeälteste Adolf Stein sein 25-jähriges Amtsjubiläum. Der Bürgermeister, die Pfarrer des Ortes erschienen im Hause des Jubilars und betonten in ihren Ansprachen das herzliche Verhältnis zwischen den Konfessionen. Lehrer Grünbaum hob in seiner Festrede die Pflichttreue und Gewissenhaftigkeit, die selbstlose Hingabe und Bescheidenheit des Gemeindeältesten hervor. Der Jubilar dankte allen Rednern und erkannte die treue Mitarbeit seiner Kollegen im Vorstande wie auch der um die Hebung der religiösen Interessen verdienten Lehrer der Gemeinde an."  

   
Zum Tod von Samuel Marx (1929)  

Seligenstadt Israelit 11041929.jpg (82042 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. April 1929: "Seligenstadt, 7. April (1929). Ein treues Mitglied der Gemeinde und des Vorstandes, einem Führer von Güte und Umsicht, verlor unsere Gemeinde mit Samuel Marx, den wir dieser Tage zu Grabe trugen. Marx gehörte noch zu den Einzelnen, die das jüdische Gemeinwesen mit treuen Händen zusammenhalten. Er fehlte bei keinem Gottesdienst und war stets darauf bedacht, dass die alten Traditionen in Synagoge und Gemeinde voll beachtet werden. Die Beerdigung wies eine überaus große Beteiligung auch vonseiten der nichtjüdischen Bevölkerung und aus der Umgegend auf. Neben Herrn Bezirksrabbiner Dr. Dienemann, Offenbach, widmete auch Herr Lehrer Grünbaum dem Heimgegangenen Worte des Gedenkens und hob seine Bedeutung für die Gemeinde hervor. Im Namen des Vorstandes stattete Herr Julius Bär heißen Dank ab. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens.
Seligenstadt Israelit 11041929a.jpg (85263 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. April 1929: "Nachruf. Am 31. März 1929 verschied Herr Samuel Marx - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen
Der Heimgegangene gehörte ca. 39 Jahre unserem Vorstande an und hat während dieser Zeit eine segensreiche Tätigkeit zum Wohle unserer Gemeinde entfaltet. In seiner klugen und gütigen Art, durchdrungen von tiefer Religiosität, war er dem Vorstande treuer Berater und Freund. Sein Ableben bedeutet für Vorstand und Gemeinde einen unersetzlichen Verlust. 
Wir werden sein Andenken, das in seinen guten Werken fortlebt, stets in großen Ehren zu halten wissen. Das Andenken an den Gerechten ist zum Segen! 
Seligenstadt, 4. April 1929. 
Der Vorstand der israelitischen Religionsgemeinde. A. Stein."   

    
70. Geburtstag des Gemeindevorstehers Abraham Stein (1933)   

Seligenstadt Israelit 05011933.jpg (29862 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Januar 1933: "Seligenstadt in Hessen, 1. Januar (1933). Am 5. Januar feierte der Vorsitzende unserer Gemeinde, Herr Abraham Stein, seinen 70. Geburtstag. Außerdem kann er in diesem Jahre auf eine 30jährige Tätigkeit als Gemeindevorsitzender zurückblicken. Durch seine stete Hilfsbereitschaft hat er sich die Sympathie weitester Kreise erworben.   (Alles Gute) bis 120 Jahre!"

  
  
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen  
Anzeige von Dr. Kleeblatt für die Wasserheilanstalt in Seligenstadt (1890)

Seligenstadt Israelit 13101890.jpg (33174 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Oktober 1890: "Wasserheilanstalt in Seligenstadt (Hessen). Kneipp’sche Kur, Massage, Elektrizität. Das ganze Jahr hindurch geöffnet. Für rituelle Pension ist gesorgt. – Prospekte gratis durch den ärztlichen Leiter und Besitzer: Dr. med. Kleeblatt."
   
Seligenstadt Israelit 20101890.jpg (122169 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Oktober 1890: "Dr. Kleeblatt's Wasser-Heilanstalt in Seligenstadt (Hessen)
In der neu errichteten und mit allen Anforderungen der Neuzeit versehenen Anstalt wird die viel bewährte Kneipp'sche Wasserkur in vollstem Maßstabe ausgeführt unter der Leitung des Bade-Arztes Dr. med. Kleeblatt.   
Die Anstalt liegt südöstlich von der Stadt, in der Nähe großer Wiesenkomplexe und herrlicher Laub und Nadelwälder, die Gelegenheit zu lohnenden Spaziergängen bieten. Außerdem gewähren schöne, dicht am Main hinziehende Alleen und schattige, mit Ruhebänken versehene Anlagen angenehmen Aufenthalt im Freien. Weiter sind noch die prachtvollen Ausflüge in den Spessart und das Freigericht besonders hervorzuheben. Als Aufenthalt für Sommerfrischler und Rekonvaleszenten eignet sich Seligenstadt in jeder Beziehung. 
Die Heilanstalt, die das ganze Jahr hindurch geöffnet ist, ist mit Dampfheizung versehen. Es finden chronische Kranke der verschiedensten Art, mit Ausnahme von Geistesgestörten und mit ansteckenden, oder das Badepublikum belästigenden Krankheiten Behafteten das ganze Jahr hindurch Aufnahme und sorgfältige, individualisierende ärztliche Behandlung. Außer der Wasserkur werden besonders Diät- und Milchkuren durchgeführt. Auch werden Massage und Elektrizität bei geeigneten Fällen in den Bereich der Therapie gezogen."  

  
Bäckerei zu verkaufen (1897)   

Seligenstadt Israelit 30121897.jpg (42777 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Dezember 1897: "Eine altrenommierte Bäckerei, verbunden mit einer Mehl- und Landesproduktenhandlung in Seligenstadt, Hessen, woselbst circa 60 jüdische Familien wohnen, ist zu verkaufen. Nähere Auskunft erteilen 
S. Goldschmidt, Seligenstadt (Hessen), 
J. L. Rappolt, Friedberg (Hessen)."
  

      
M. Lange sucht eine Haushaltshilfe (1900) 

Seligenstadt Israelit 08111900.jpg (34092 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. November 1900: "Ein streng religiöses Mädchen gesucht, das etwas kochen kann und Hausarbeit versteht. Kindermädchen ist im Hause. Meldungen mit Gehaltsansprüchen an M. Lange, Emaillierwerk, Seligenstadt in Hessen."    

   
Anzeigen des Manufaktur- und Möbelgeschäftes A. Stein (1900 / 1901 / 1904) 

Seligenstadt Israelit 11061900.jpg (36618 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Juni 1900: 
"Für mein Samstags und Feiertage geschlossenes Manufaktur- und Möbelgeschäft suche ich per sofort einen 
Lehrling

bei freier Kost und Logis. 
A. Stein, Seligenstadt, Hessen."      
 
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Oktober 1901: 
"Für mein an Samstag und Feiertagen geschlossenes Manufakturwarengeschäft suche ich per sofort ein 
Lehrmädchen

welches auch in freier Zeit in der Haushaltung tätig sein kann, bei freier Station und Familienanschluss. Reflektanten wollen sich gegen vorherige Mitteilung bei mir vorstellen. A. Stein, Seligenstadt, Hessen."    
 
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. März 1904: 
"Für mein Samstags und Feiertage geschlossenes Manufaktur-Geschäft suche per sofort ein 
Lehrmädchen
bei freier Station. 
A. Stein
, Seligenstadt in Hessen."      

   
Anzeigen von Sattlermeister S. Hainebach (1901)
     

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. April 1901: "Suche 
zum sofortigen Eintritt einen kräftigen Lehrjungen, der das Sattler- und Tapezierergeschäft erlernen will. Kost, Logis und samstags frei. 
S. Hainebach, Sattlermeister, Seligenstadt, Hessen." 
  
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Juni 1901:  "Suche 
per sofort einen kräftigen Jungen, der das Sattler- und Tapezierer-Geschäft erlernen will. Kost und Logis im Hause. Samstags und Feiertage frei.  
S. Hainebach
, Sattlermeister, Seligenstadt (Hessen)."    

     
Anzeige der Eisenhandlung von Adolf Mayer (Anzeige der Frau von Adolf Mayer) (1903)   

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. August 1903:  
"Suche für meinen kleinen Haushalt ein braves, anständiges 
Mädchen
 
im Alter von 17-20 Jahren, das zugleich im Geschäfte tätig sein kann. Eintritt kann sogleich erfolgen. Miete nach Übereinkunft. 
Frau Adolf Mayer,
Eisenhandlung. Seligenstadt (Hessen)."   
 
   Ergänzendes Dokument: 
Postkarte von Adolf Mayer (1932)
   
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, 
Kirchheim/Ries) 
Seligenstadt Dok 111.jpg (156763 Byte) Seligenstadt Dok 111a.jpg (133735 Byte)
Die Postkarte von Adolf Mayer wurde versandt am 10. Juli 1932 an die Aurorahütte bei Gladenbach. 
Zum Absender: Adolf Mayer wurde am 27. April 1867 in Seligenstadt geboren. Er war verheiratet mit Jettchen geb. Rapp (geb. am 28. Januar 1868 in Großumstadt). Das Ehepaar hatte zwei Kinder: Elsa (geb. 5. November 1893, gest. 5. Juli 1935) und Karl Heinrich (geb. 20. Mai 1897, ermordet zwischen 1942 -1944 im KZ Majdanek). Adolf Mayer trat 1917 in die Fußstapfen seines Vaters Markus Mayer, welcher von 1868 bis 1905 dem Vorstand der jüdischen Gemeinde angehörte und 1906 vom Großherzog mit dem silbernen Ehrenzeichen für langjährige Dienste hierfür geehrt wurde. Ab 1917 war Adolf Mayer aktiv im jüdischen Gemeindevorstand. Am 15. August 1940 zog Adolf Mayer mit seiner Frau nach Frankfurt am Main. Am 1. September 1942 wurden Adolf und Jettchen Mayer zusammen mit weiteren 1100 Opfern in einem großen Sammeltransport von Frankfurt aus nach Theresienstadt deportiert und am 29. September 1942 weiter ins KZ Treblinka in den Tod. 
Quellen: http://www.seligenstadt.de/media/custom/1803_561_1.PDF?1284162006  (Seite 3)   http://www.geni.com/people/Adolf-Mayer/6000000016011034483?through=6000000016011492166   

   
Mitarbeitersuche der Brot- und Feinbäckerei A. Bornheim (1902 / 1904)  

Seligenstadt Israelit 18081902.jpg (29198 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. August 1902: "Ordentlicher Junge
der die Brot- und Feinbäckerei erlernen will, kann eintreten. Schabbos und Jomtof (Feiertag) geschlossen. 
A. Bornheim, Seligenstadt am Main."   
   
Seligenstadt Israelit 30051904.jpg (20938 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Mai 1904: "Tüchtigen Gesellen sucht 
A. Bornheim, Brot- und Feinbäckerei, Seligenstadt (Hessen)."     

        
        
    
    
Zur Geschichte der Synagoge       
    
Bereits im Mittelalter gab es eine Synagoge, die seit 1293 mehrfach genannt wird. Wo sie stand, ist nicht bekannt, vermutlich im Bereich der damaligen "Judengasse".    
 
Erst im 18. Jahrhundert war wieder eine Synagoge vorhanden (1740 erwähnt). Dabei dürfte es sich um die "alte" Synagoge handeln, die bis zur Fertigstellung einer neuen Synagoge 1871/72 Zentrum des jüdischen Gemeindelebens war.  
 
Eine neue Synagoge wurde nach den im Jahr 1868 gezeichneten Bauplänen auf einem 70 mal 45 m großen Grundstück an der Frankfurter Straße erstellt. Die Synagoge wurde im März 1872 durch Kreisrabbiner Dr. Formstecher (Offenbach a.M.) eingeweiht. 

 
Einweihung der Synagoge (1872)    

Programm für die Einweihungs-Feier der neuen Synagoge zu Seligenstadt a.M. im März 1872.
Seligenstadt a.M. Druck der May'schen Buchdruckerei. 
Das Programm ist als pdf-Datei eingestellt.  
(das Programm fand Thomas Laube, Seligenstadt, im Pfarrarchiv der Basilika hl. Marcellinus und Petrus)

   

Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge durch Brand zerstört und später abgebrochen. 
 
Ein Gedenkstein wurde auf dem Synagogenplatz 1965 aufgestellt mit der Text: "Mahnmal zum Andenken an die Synagoge, die am 9. Nov. 1938 zerstört wurde". 2007/08 wurde der Synagogenplatz neu gerichtet. Dabei wurden die Fundamente der Synagoge aufgefunden und in die Neugestaltung des Synagogenplatzes einbezogen. Gleichfalls aufgefunden wurden bei der Aushebung von Kabelgräben auf dem Grundstück römische Funde. Bereits 2007 wurden einige Fassadenteile der Synagoge geborgen. Sie werden in dem wieder entdeckten Kellerraum ausgestellt.    
        

Zur Konzeption der Neugestaltung Artikel aus Offenbach-Post online vom 30. Juli 2008:  Eine Glasabdeckung für den Kellerraum
Arbeiten zur Verwandlung des Synagogenplatzes in ein Mahnmal sind weit vorangeschritten -  Festakt am Denkmalstag

  
Seligenstadt (paw/mho) - Die Arbeiten zur Verwandlung des Seligenstädter Synagogenplatzes an der Ecke Frankfurter Straße und Grabenstraße in ein Mahnmal und Bodendenkmal sind weit vorangeschritten. "Die freigelegten Fundamente des jüdischen Gotteshauses haben wir mit Bruchsteinen aufgemauert, da auf diese Weise die Umrisse des in der Pogromnacht im November 1938 niedergebrannten Gebäudes für die Öffentlichkeit besser zur Geltung kommen", beschreibt Thomas Laube, AG Stadtbild, die aktuelle Situation. Die Steine stammen vom städtischen Bauhof und sind dort über mehrere Jahre hinweg gesammelt worden. "Bei der Freilegung und Sicherung der Grundmauern sind wir auf mehrere Fragmente des Stufengiebels gestoßen, die geborgen werden konnten. Dort haben wir noch nach 70 Jahren verkohlte Holzreste und Brandspuren festgestellt", so Thomas Laube weiter. Die Steinreste sollen im ehemaligen Kellerraum auf kleine Fundamente gesetzt und in den Nachtstunden angestrahlt werden. "Wir planen eine Glasabdeckung zu installieren, damit der etwa zwölf Quadratmeter große, nach oben offene Raum, eingesehen werden kann", kündigt er an. Entfernt oder versetzt wurden die Straßenschilder und die Elektrokästen. Die Telefonzelle wird durch eine moderne, schlanke Telefonsäule ersetzt. Der Vorplatz bekommt eine Kiesdecke. Außerdem sind Zugänge von der Frankfurter und Grabenstraße zur Abrundung des Ensembles sowie Ruhebänke vorgesehen. Die Mauer hat eine Rahmenfunktion, lässt im Innern die Intention gut erkennen. Der Platz selbst hat durch die Baumaßnahmen seine Eigenständigkeit wiedergewonnen. Die Einweihung ist im Zuge eines Festaktes am Tag des "Offenen Denkmals" am 14. September vorgesehen. Der Denkmalstag unter dem Motto "Archäologie und Bodendenkmäler" sei ein willkommene Gelegenheit, die Gedenkstätte der Öffentlichkeit zu übergeben, sagt Laube. Bis dahin dürfte auch die Frage des Namensgebung geklärt sein: Während die FDP-Fraktion "Platz der ehemaligen Synagoge" vorschlägt, spricht sich die SPD für "Synagogenplatz" aus. Der Bitte von Augenzeugen, aus dem früheren Seligenstädter Synagogenplatz an der Frankfurter Straße eine würdige Gedenkstätte zu machen, kamen Stadt, Kirchengemeinden und Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit am 11. November 2005 in einer Gedenkstunde an die Pogromnacht von 1938 nach. Mit der Grundsteinlegung für eine niedrige Mauer, die den Grundriss des damals zerstörten Gotteshauses darstellt, starteten Bürgermeisterin Dagmar B. Nonn-Adams, die Pfarrerinnen Leonie Krauß-Buck und Regina Westphal sowie Pfarrer Dieter Ludwig das Vorhaben. Das Projekt Synagogenplatz soll mit Hilfe von Sponsoren stufenweise umgesetzt werden. Das Gotteshaus, 1938 Raub der Flammen, soll mit seinem modifizierten Grundriss als Mahnmal die Umgebung prägen, Sitzbänke sollen zum Verweilen einladen. 
   

Presseartikel mit Berichten zur Einweihung des "Synagogenplatzes" am 14. September 2008 (erhalten von Thomas Laube, Seligenstadt) 
Bitte Artikel zum Lesen anklicken

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Artikel in der "Frankfurter Allgemeinen" (Rhein/Main) vom 
15. September 2008 mit der
 Überschrift: "Lücke in der
 Stadtgeschichte geschlossen. 
Nach 70 Jahren wird am
 Synagogenplatz gezeigt, wo einst
 das Bethaus stand."
Artikel in der "Offenbach Post
 (www.op-online.de) vom 
15. September 2008 mit 
der Überschrift: "Die würdige
 Gestaltung eines Mahnmal". 
Seligenstadt: Synagogenplatz
 eingeweiht".
Oben Artikel aus dem "Main-Echo" vom 16. September 2008; 
Bild rechts (Foto Karin Klemt) mit dem Untertext: "Rund 200
 Menschen erlebten am Denkmaltag die Einweihung der
 Gedenkstätte auf dem Seligenstädter Synagogenplatz mit. 
An die Bedeutung der Örtlichkeit erinnerten Bürgermeisterin
 Dagmar Nonn-Adams, Ex-Ministerin Ruth Wagner und 
Thomas Laube (von rechts) als Kopf der AG Stadtbild"

      
      
Adressen/Standorte der Synagogen:    
  
alte Synagoge: in einer Hofreite in der Großen Chorgasse (heute Salzgasse); 
neue Synagoge (1871-/72): Frankfurter Straße/Ecke Grabenstraße   
   
  
   
Fotos            
(Quelle für historische Fotos: Stadtarchiv Seligenstadt und Landschaftsmuseum Seligenstadt, teilweise veröffentlicht, u.a. bei Arnsberg Bilder S. 187 und Encyclopedia of Jewish Life II,1159; Scans wurden freundlicherweise von Thomas Laube, Seligenstadt zur Verfügung gestellt; neuere Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 20.4.2008 beziehungsweise 3.8.2008)  

Die "Judengasse" 
des Spätmittelalters
Seligenstadt Judengasse 150.jpg (87377 Byte) Seligenstadt Judengasse 151.jpg (61386 Byte)
  Auf ergänzenden Schildern zur heutigen Straßenbezeichnung in der Altstadt von
 Seligenstadt wird an die frühere "Judengasse erinnert 
   
     Seligenstadt Judengasse 152.jpg (88009 Byte) Seligenstadt Judengasse 153.jpg (75834 Byte)
       
           
Historische Fotos 
der neuen Synagoge (1872) 
Seligenstadt Synagoge 052.jpg (74869 Byte) Seligenstadt Synagoge 050.jpg (80770 Byte)
        Außenansichten von der Frankfurter Straße zu verschiedenen Jahreszeiten
    
   Seligenstadt Synagoge 190.jpg (317594 Byte)  
   Farbige Karte der Synagoge 
(aus der Sammlung von Frantisek Bányai, www.judaica.cz)  
 
               
Seligenstadt Synagoge 051.jpg (63369 Byte) Seligenstadt Synagoge 141.jpg (95742 Byte) Seligenstadt Synagoge 056.jpg (88685 Byte)
Ansicht der Synagoge von Westen mit 
dem Eingangsportal und den Gebotstafeln 
auf dem Giebel
Innenansicht der Synagoge 
bei geöffnetem Toraschrein
Innenansicht der Synagoge 
bei geschlossenem Toraschrein
      
     
Seligenstadt Synagoge 055.jpg (80733 Byte) Seligenstadt Synagoge 057.jpg (100091 Byte) Seligenstadt Synagoge 058.jpg (83581 Byte)
Plan des Synagogengrundstückes -
 unterzeichnet am 8. November 1938
Historische Karte von Seligenstadt mit Ausschnittvergrößerung 
(Synagoge)
      
Der Synagogenbrand 
am 10. November 1938
Seligenstadt Synagoge 054.jpg (75296 Byte) Seligenstadt Synagoge 053.jpg (74175 Byte)
     
     
Der Synagogenplatz wird neu gestaltet (2007/2008) 
(Fotos vom 20.4.2008)
 
Seligenstadt Synagoge 152.jpg (101662 Byte) Seligenstadt Synagoge 150.jpg (69733 Byte) Seligenstadt Synagoge 151.jpg (73525 Byte)
Hinweistafel und Plan mit dem Text: " Hinweis: Die Arbeitsgemeinschaft Stadtbild gestaltet gemeinsam mit dem Magistrat der
 Stadt Seligenstadt diesen Synagogenplatz neu, nachdem die alten Fundamente der Synagoge gefunden wurden". 
  
Seligenstadt Synagoge 158.jpg (96116 Byte) Seligenstadt Synagoge 157.jpg (98691 Byte) Seligenstadt Synagoge 160.jpg (116093 Byte)
Eingangstor zum Synagogenplatz Blick auf die Fundamente der Synagoge
   
Seligenstadt Synagoge 156.jpg (106595 Byte) Seligenstadt Synagoge 159.jpg (99086 Byte) Seligenstadt Synagoge 154.jpg (88622 Byte)
   Ausgrabungen im Eingangsbereich 
zur Synagoge
  
     
Seligenstadt Synagoge 155.jpg (87681 Byte) Seligenstadt Synagoge 162.jpg (112436 Byte) Seligenstadt Synagoge 161.jpg (78559 Byte)
 Denkmal / Obelisk mit Inschrift: "Die Bürger der Stadt Seligenstadt gedenken ihrer jüdischen Mitbürger, welche durch 
die nationalsozialistische Gewaltherrschaft in den Jahren 1933-1945 ermordet oder in den Tod getrieben wurden." 
     
Stand der Arbeiten 
Anfang August 2008 
(Fotos: Hahn, 3.8.2008)
Seligenstadt Synagoge 1178.jpg (95181 Byte) Seligenstadt Synagoge 1184.jpg (84119 Byte)
Blick über das Grundstück der ehemaligen Synagoge mit den Resten der Umfassungsmauern
   
Seligenstadt Synagoge 1183.jpg (99676 Byte) Seligenstadt Synagoge 1180.jpg (83359 Byte) Seligenstadt Synagoge 1182.jpg (88162 Byte)
Ausgrabungen im Eingangsbereich      
         
 Die Arbeiten vor dem Abschluss
(Fotos: Thomas Laube, Seligenstadt, 4.9.2008) 
     
Seligenstadt Synagoge 08020.jpg (73568 Byte) Seligenstadt Synagoge 08021.jpg (80038 Byte) Seligenstadt Synagoge 08022.jpg (79450 Byte)
     
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Ehemalige jüdische Häuser /
 Gewerbebetriebe und "Stolpersteine" 
(seit 2007 wurden in der Stadt 
43 Stolpersteine verlegt)
Seligenstadt Gedenken 1172.jpg (75950 Byte) Seligenstadt Gedenken 1170.jpg (114455 Byte)
    Haus der Familie Salomon in der
 Freihofstraße (Kaufhaus Mittl)
Erinnerungen an Sidonia Salomon geb.
 Oppenheimer (1893), Ellen Salomon (1920)
 und Blanka Salomon (1924)
   
       
   Seligenstadt Gedenken 1175.jpg (69189 Byte) Seligenstadt Gedenken 1174.jpg (83153 Byte)
   Haus der Familie Kleeblatt in der
 Aschaffenburger Straße
Erinnerung an Sally Kleeblatt (1880) und
 Clementine Kleeblatt geb. Marx (1892)
     
  Seligenstadt Gedenken 1177.jpg (82191 Byte) Seligenstadt Gedenken 1178.jpg (84967 Byte)
  Haus der Familie Hainebach in der
 Aschaffenburger Straße
Erinnerung an Ludwig Hainebach (1874) 
und Laura Hainebach geb. Reiss (1888)
     
Seligenstadt Gedenken 1179.jpg (82630 Byte) Seligenstadt Gedenken 1181.jpg (90027 Byte) Seligenstadt Gedenken 1180.jpg (79046 Byte)
Hinweistafel: Haus Bacharach - Frankfurter
 Strasse 14 - renoviert 1993
Haus Bacharach Erinnerung an Helene Marx geb. Bacharach
 (1868) und Hermann Bacharach (1870)
  
     

  
  
Erinnerungsarbeit vor Ort - Hinweis auf Themenstadtführung "Auf jüdischen Spuren in Seligenstadt"                     

April 2008: Über die Themenstadtführung "Auf jüdischen Spuren in Seligenstadt"  
Mitteilung der Stadt Seligenstadt vom 2.4.2008: "Mit einer neuen Themenstadtführung macht Seligenstadt in diesen Tagen auf sich aufmerksam: "Auf jüdischen Spuren in Seligenstadt" bewegt sich unsere langjährige, hoch engagierte und kenntnisreiche Stadtführerin Gisela Meutzner, wenn sie ab dem 13. April 2008 jeden zweiten Sonntag im Monat ein interessiertes Publikum durch unsere Stadt führt", kündigt Bürgermeisterin Dagmar B. Nonn-Adams die neue Attraktion aus dem Bereich Touristik an. 
Seligenstadt war bis Mitte der 30er Jahre auch die Heimat vieler jüdischer Bürger. Ihre Häuser erzählen noch ihre Geschichte und erinnern – nicht zuletzt auch mit Stolpersteinen – an ihre tragischen Schicksale, an ihre Ausgrenzung, Verfolgung, Vertreibung und Ermordung. "Die Stadtführung, die jeweils um 11.00 Uhr am jüdischen Friedhof in der Einhardstraße beginnt und an der sich gerade in der Neugestaltung befindlichen Gedenkstätte "Synagogenplatz" vorbeiführt, nimmt sich auch der Aufarbeitung der Geschichte der jüdischen Mitbürger in Seligenstadt vom Mittelalter bis zur Neuzeit an", erläutert die Bürgermeisterin. Der Preis der Führung beträgt 10 € für Erwachsene und 5 € für Jugendliche und junge Erwachsene in der Ausbildung. Eine vorherige Anmeldung bei der Tourist-Info unter der Telefonnummer 06182/87177 ist erforderlich. Die Teilnehmerzahl ist auf mindestens zehn und maximal 25 Personen begrenzt. Individuelle Führungstermine können selbstverständlich in der Tourist Info vereinbart werden. 
Die erste Führung fand am Sonntag 13. April 2008 um 11.00 Uhr statt. Folgende weiteren Termine waren beziehungsweise sind geplant: 
Sonntag, 11. Mai 2008 - Sonntag, 8. Juni 2008  - Sonntag, 13. Juli 2008 - Sonntag, 10. August 2008 - Sonntag, 14. September 2008 - Sonntag, 12. Oktober 2008 - Sonntag, 9. November 2008 - Sonntag, 14. Dezember 2008 
Weitere Termine für 2009 unter der angegebenen Nummer von Tourist-Info erfragen.
    
Januar 2010: Kontinuierliche Erinnerungsarbeit vor Ort     
Artikel in op-online.de von Michael Hoffmann vom 22. Januar 2010: "Erinnerung an düstere NS-Vergangenheit.  
Seligenstadt ‐ Der Opfer des Holocaust gedenkt auch die Stadt Seligenstadt am Mittwoch, 27. Januar. Beflaggte öffentliche Gebäude und Fahnen auf Halbmast erinnern an die vielen Opfer des Nationalsozialismus. 
'In Seligenstadt halten unsere jüdische Themenstadtführung, der neu gestaltete Synagogenplatz und die Stolpersteine die Erinnerung an diese düstere Vergangenheit und das unbeschreibliche Unrecht beständig wach', so Bürgermeisterin Dagmar B. Nonn-Adams.
Die so genannten Stolpersteine gegen das Vergessen des Künstlers Gunter Demnig sind kleine Gedenktafeln aus Messing, die vor dem letzten selbst gewählten Wohnort jüdischer Familien ins Trottoir eingelassen sind. Insgesamt hat der Künstler 22 000 Steine in 524 deutschen und in 36 europäischen Städten verlegt. Seit einiger Zeit ist es Brauch geworden am 27. Januar eine Rose auf die Tafeln zu legen.
In Seligenstadt erinnern am Marktplatz und in den Altstadtgassen insgesamt 46 Stolpersteine (2007 und 2008 verlegt) an das ehemalige Wohnhaus jüdischer Familien.
An jenem Januartag im Jahr 1945 befreiten Soldaten der Roten Armee die Überlebenden des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau. Seit mehr als zehn Jahren wird dieser Tag als nationaler Gedenktag begangen, im Jahr 2005 erklärte ihn die Generalversammlung der Vereinten Nationen offiziell zum internationalen Holocaust-Gedenktag."    
   
November 2010: Zur bedrückenden Geschichte eines aufgefundenen Koffers   
Artikel in op-online.de vom November 2010 (Artikel): " Mit zittrigen Händen. 
Seligenstadt (th) ‐ Es ist ein unscheinbarer schwarzer Koffer. Kunstleder von außen, innen verstärkte Pappe. Auf dem Koffer prangt leserlich die Aufschrift: Sara Schloss, Kennwort: Landkreis Offenbach, Kennnummer A00991.

Der Koffer ist alt, von 1942. Und wurde einer Seligenstädter Familie von Sara Schloss mit den überlieferten Worten zur Aufbewahrung übergeben: 'Wenn ich wiederkomme, hole ich ihn ab. Da ist die gute Wäsche drin.' Sara Schloss kam nie wieder.
Die Seligenstädter Jüdin wurde im September 1942 in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert und dort von den Nazis ermordet. Ihr Koffer wurde auf einem Seligenstädter Speicher vergessen, wiederentdeckt und landete schließlich beim Heimatforscher und Hobby-Historiker Thomas Laube. 'Mir haben die Hände gezittert, als ich den Koffer das erste Mal in der Hand hatte.'
'Abmeldung der Glaubensjuden'. Intensiv hat er sich mit der Geschichte der Seligenstädter Juden auseinandergesetzt, viele Details recherchiert. Zurückgreifen konnte er dabei auf die Bücher der bereits verstorbenen Heimatforscher Marcellin Spahn und Dr. Dietrich Fichter - und viele eigene Quellen und selbst gesammeltes Material.
Vier Aktenordner umfasst seine Sammlung zur Geschichte der Juden in Seligenstadt. Amtliche Briefe, Behördenschreiben und Deportationslisten. Gerade diese Listen von 1942 dokumentieren die behördlich geplante und industriell umgesetzte Ermordung der jüdischen Bürger. 'Abmeldung der Glaubensjuden' steht da geschrieben. Dokumente des Grauens.
Ins KZ Theresienstadt und dann in den Tod. Über Kofferbesitzerin Sara Schloss ist indes wenig bekannt. Ob sie in Seligenstadt oder Dudenhofen geboren wurde, ist nicht geklärt. Eindeutig ist lediglich, dass sie in einem Haus an der Wallstraße gelebt hat und am 17. April 1874 geboren wurde. Im September 1942 war sie eine von 44 Bürgern jüdischen Glaubens, die zunächst in einem der Seligenstädter Judenhäusern eingesperrt wurde.
Anschließend wurden sie und ihre 43 Mitopfer auf dem Marktplatz zusammengetrieben und auf Lastwagen verteilt und ins Sammellager nach Darmstadt gekarrt. Von dort aus ging es in das KZ Theresienstadt - und in den Tod. 'Nur ein Stück Gepäck durfte damals mitgenommen werden', weiß Thomas Laube. Deshalb habe Sara Schloss wohl den Koffer mit der 'guten Wäsche' zur Aufbewahrung gegeben, nicht wissend, dass die Fahrt nach Theresienstadt ihre letzte sein wird.
Schicksal im schwarzen Koffer. Die Wäsche aus dem Koffer sind weiße Leinentücher, sehr fein verziert und handgearbeitet, mit aufwändigen Mustern versehen, teilweise mit Monogramm. 'Ein Teil der Aussteuer einer jungen Frau', vermutet Thomas Laube. Was wird mit dem Koffer und seinem Inhalt jetzt passieren? Thomas Laube zuckt mit den Schultern: 'Ihn an ein jüdisches Museum zu geben wäre sicherlich eine Möglichkeit.'
Er befürchtet jedoch, dass der Koffer dann in einem Depot landet. Da der unscheinbare schwarze Koffer so mit dem Schicksal einer Frau aus Seligenstadt verwurzelt ist, wäre Laube eine Ausstellungsmöglichkeit in der Einhardstadt sehr viel lieber, 'aber nicht in einer dunklen Ecke und ohne Präsentation der Zusammenhänge.' Bis eine Lösung gefunden ist, wird er in Laubes wohlgeordnetem und umfangreichem Archiv einen würdevollen Platz finden. Der Koffer erzählt nicht viel. Er ist nur ein Mosaikstein, um die vielen Schicksale deportierter Seligenstädter Juden zu vergegenwärtigen. Aber 'Es ist wichtig, die Erinnerung an die Nazi-Zeit auch in unserer Stadt wachzuhalten', sagt Laube. Damit so etwas nie wieder passiert." 
  
Oktober 2011: Kindertag auf den Spuren der jüdischen Geschichte in Seligenstadt 
Artikel in op-online vom 10. Oktober 2011: "Eine neue Generation erinnert sich. 
Seligenstadt.
- Einen ungewöhnlichen und eindrucksvollen Kindertag erlebten die Jungen und Mädchen der Pfarrei St. Marien. Diesmal beschäftigten sie sich mit der Geschichte der Juden, die einst in der Einhardstadt lebten. Ausgangspunkt eines Rundgangs war die Kirche St. Marien, wo zunächst eine kurze Einführung anstand..."  
Link zum Artikel - auch eingestellt als pdf-Datei.     
 
November 2011: Offizielle Benennung des "Synagogenplatzes" am Gedenktag zum Novemberpogrom 1938    
Seligenstadt PA 11112011.jpg (304390 Byte)Artikel in der "Offenbach-Post" (op-online.de) vom 11. November 2011: "Nie wieder wegschauen.  
Seligenstadt (th). Im Volksbund heißt er schon lange so, jetzt zeigt ein offizielles Schild den Namen des Platzes an: Als Synagogenplatz wird das Gelände an der Frankfurter Straße in Seligenstadt jetzt auch mit einem Schild ausgewiesen...." 
Link zum Artikel - auch als pdf-Datei eingestellt.     
 
November 2012: Aufregung um eine Publikation der SeligenStadtMarketing GmbH  
Artikel in op-online.de vom 17. November 2012: "Aufregung um StadtMarketing-Büchlein. Unserer Stadt nicht würdig. 
Seligenstadt
(mho) - Nach der Vorstellung des Gedichtbüchleins Wer ist die Schönste im ganzen Land aus der Feder von Stadtrat Manfred Kreis, herausgegeben von der SeligenStadtMarketing-GmbH, war die Nachfrage in der Bevölkerung an den ersten Tagen groß.
Die Tourist-Info sprach gar von reißendem Absatz. Für die Grünen sind Teile des Inhalts dagegen ein regelrechter Skandal.
Einen peinlichen Fehltritt im Umgang mit unserer Geschichte stellten Text und Illustration der Rubrik De Synagocheplatz - Wir wären gerne hier geblieben auf den Seiten 60/61 des Büchleins dar, so etwa Grünen-Fraktionssprecherin Natascha Maldener Kowolik. Die Pogromnacht mit der Zerstörung der Synagoge als Episode in heimatliche Fastnachtsverse zu gießen, ist unserer Stadt nicht würdig. Wir sind entsetzt, dass diese Verniedlichung eines der dunkelsten Kapitel unserer Stadtgeschichte den Beifall der verantwortlichen Herausgeber gefunden hat, ergänzt Gunter Gödecke, der stellvertretende Fraktionssprecher. Es werde zu prüfen sein, wer die Herausgabe des Buches beschlossen hat, beziehungsweise für dessen Inhalte die Verantwortung übernimmt, so Grünen-Politiker Peter Störk, der als Vertreter der Stadtverordneten die Gesellschaftersitzungen der SeligenStadtMarketing-GmbH besucht.
Marketinginitiative der GmbH. Die Grünen distanzierten sich ausdrücklich von dieser Marketinginitiative der GmbH. Wir sind der Meinung, dass dieses Werk alles andere als geeignet ist, um für Seligenstadt zu werben, stellt Natascha Maldener-Kowolik fest und fordert mehr Fingerspitzengefühl im Umgang mit der Seligenstädter Geschichte. Wir hoffen sehr, dass die Verantwortlichen einen Weg finden werden, um dieser inakzeptablen Bagatellisierung derartig schrecklicher Geschehnisse zu begegnen, sagt Störk
Die Öko-Partei betont, sie habe grundsätzlich nichts gegen Idee und Ausführung einer mundartlichen Stadtbeschreibung in Reimform. Ob eine Beschreibung von Gebäuden, Plätzen und Figuren in gereimter Form vom langjährigen TGS-Vorsitzenden und hochdekorierten Karnevalisten Kreis zusammen mit den Illustrationen zweier Künstler die angestrebte positive Ausstrahlung als Marketinginstrument erfüllen kann, ist eine Frage des persönlichen Geschmacks, über den wir uns kein Urteil erlauben wollen."  
Link zum Artikel   
Weiterer Artikel vom 21. November 2012: "Autoren wehren sich gegen Kritik - Reaktion auf Attacke zum Gedichtband".    
 
Januar 2014: Sechs weitere "Stolpersteine" wurden verlegt     
Artikel in op-online vom 29. Januar 2014: "Sichtbares Zeichen des Gedenkens. Seligenstadt - Sechs weitere 'Stolpersteine' ließ der Künstler Gunter Demnig in Abstimmung mit der Seligenstädter Bürgerinitiative Synagogenplatz am 27. Januar, dem Gedenktag an die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft, an der Aschaffenburger Straße 65 und der Vautheigasse 5 verlegen..."   
Link zum Artikel     Link zur Pressemeldung vom 20. Januar 2014      
Anmerkung: mit dieser Verlegung sind in Seligenstadt bereits 71 "Stolpersteine" verlegt. Die Stolpersteine in der Aschaffenburger Straße 65 erinnern an Mitglieder der Familie des Bäckermeisters Max und Erna Schuster, die Stolpersteine in der Vautheigasse 5 an Mitglieder der Familie Platschek. Beide Familie waren in der NS-Zeit zur Emigration gewungen 
 
November 2014: Gedenkstunde zum Novemberpogrom 1938 am Synagogenplatz   
Seligenstadt Offenbach Post 11112014.jpg (146822 Byte)  Seligenstadt Offenbach Post 11112014a.jpg (93275 Byte) Artikel in der "Offenbach-Post" vom 11. November 2014: "Unmenschliches aus den Akten - Erinnerung an das NS-Pogrom..."
Dazu eine Randnotiz von Michael Hofmann: "Hunger und Tod"  
Zum Lesen bitte Textabbildungen anklicken    
 
April 2015: Presseartikel zur Erinnerung an das Schicksal der Familie Salomon    
Artikel  von Michael Hofmann in der "Offenbach-Post" vom 30. April 2015: "Wald von Blagowschtschina. Asche über die Felder verstreut...."   
Link zum Artikel    
 
Juni 2019: Rundgang zu den Spuren der jüdischen Geschichte in Seligenstadt  
Anmerkung: der Rundgang zu den Spuren der jüdischen Geschichte in Seligenstadt fand in 2019 dreimal statt: am 28. April, 16. Juni und 4. August.
Link zum Artikel am 7. April 2019.
Artikel in familien-blickpunkt.de vom 11. Juni 2019 (Pressemitteilung der Stadt Seligenstadt: "Auf jüdischen Spuren in Seligenstadt.
'Die Erinnerung an unsere jüdischen Seligenstädter Bürgerinnen und Bürger wach zu halten ist mir ein großes Anliegen und auch Verpflichtung. Unser Synagogenplatz als Gedenkstätte, das Mahnmal auf dem ehemaligen jüdischen Friedhof, verlegte 'Stolpersteine' und verschiedene Publikationen sowie unsere städtische Themenführung 'Auf jüdischen Spuren in Seligenstadt' lassen diese vertriebene Menschen nicht in Vergessenheit geraten', so Bürgermeister Dr. Daniell Bastian.
Zwei Termine für eine öffentliche, städtische Führung 'Auf jüdischen Spuren in Seligenstadt' stehen im Juni und August an. Treffpunkt ist um 15.00 Uhr am jüdischen Friedhof in der Einhardstraße / Ecke Würzburger Straße. Die Kosten betragen 5,50 € pro Person. Eine Voranmeldung ist nicht erforderlich. Termine: Sonntag, 16. Juni, Sonntag 4. August.
Vor den ehemaligen Häusern vieler Menschen jüdischen Glaubens liegen heute sogenannte Stolpersteine des Künstlers Gunter Demnig. Sie erinnern daran, dass hier Menschen um ihr Hab und Gut gebracht und aus ihrer Heimat vertrieben wurden. Demnächst kommt eine Dokumentation über den Jüdischen Friedhof in Seligenstadt unter Federführung des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden in Hessen heraus, welche unter anderem die Stadt Seligenstadt tatkräftig unterstützt hat. Das Angebot der Themenführung 'Auf jüdischen Spuren in Seligenstadt' ist neben der in den Grundsteinen wieder sichtbar gemachten ehemaligen Synagoge ein weiterer Baustein gegen das Vergessen. 'Die Führung mit einem Besuch des jüdischen Friedhofs mit dem Mahnmal 'Haus des Lebens' und eine Besichtigung der Gedenkstätte auf dem ehemaligen Synagogenplatz geben einen interessanten Einblick in die jüdische Vergangenheit Seligenstadts. Stadtführer Dr. Michael Hölzinger begleitet die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf den Wegen der Erinnerung und ergänzt den Rundgang durch zahlreiche interessante Erklärungen zum jüdischen Brauchtum', empfiehlt Bürgermeister Dr. Daniell Bastian eine Teilnahme. www.familien-blickpunkt.de." 
Link zum Artikel  
 
Juni 2019: Publikation zu den "Stolpersteinen" in Seligenstadt ist erschienen  
Artikel in der "Offenbach-Post" vom 25. Juni 2019: "Erinnerung wachhalten. 'Stolpersteine in Seligenstadt' erzählt Schicksale der Juden.
Max Schuster zog 1932 mit seiner Frau Erna nach Seligenstadt, um sich dort eine Existenz als Bäcker aufzubauen. Im folgenden Jahr wurde Sohn Ernst geboren. Vom ersten Nazi-Boykott am 1. April 1933 bemerkte die jüdische Familie noch wenig.
Seligenstadt – Das änderte sich allerdings schnell, und immer weniger Kunden frequentierten das Geschäft an der Aschaffenburger Straße 65. Auf den drei Stolpersteinen, die heute vor dem Haus an die Familie erinnern, findet sich der Vermerk 'überlebt'. Im November 1935 wanderten die Schusters nach Argentinien aus, wo Max zunächst weiter als Bäcker, später als Angestellter der Stadt Buenos Aires arbeitete. Er starb 1977. Seit 2007 werden in Seligenstadt Stolpersteine des Künstlers Gunter Demnig verlegt, die vor den ehemaligen Wohnhäusern jüdischer Familien an deren Schicksale erinnern. Bis dato sind es 96 Stolpersteine, die nun in einer neuen Buchpublikation dokumentiert werden. Hildegard Haas und Thorwald Ritter von der Bürgerinitiative Synagogenplatz haben die Geschichte der jüdischen Mitbürger in Seligenstadt auf 200 Seiten fortgeschrieben. Am Mittwochabend stellten die Autoren das Buch 'Stolpersteine in Seligenstadt' im voll besetzten Sitzungssaal des Seligenstädter Rathauses vor. Bürgermeister Dr. Daniell Bastian erinnerte daran, dass Gunter Demnig nach Beschluss des Magistrats am 7. März 2007 den ersten Stein verlegt hatte. Das Buch ist eine Fortführung der Veröffentlichung von Dr. Dietrich Fichtner (gestorben 2008), der das Fundament dafür aus der Dokumentation 'Geschichte der Seligenstädter Juden' von Marcellin Spahn entnommen hatte. In akribischer Recherche haben die beiden Autoren die Familiengeschichten der Seligenstädter Juden vor und nach dem Zweiten Weltkrieg recherchiert, haben Katasterunterlagen, Melderegister, Adressbücher und Briefe studiert und eigene Interviews mit Überlebenden geführt. Das Buch enthält einen Rundgang zu Wohnhäusern, Synagogenplatz und jüdischem Friedhof. Vor dem Zweiten Weltkrieg lebte in Seligenstadt die größte jüdische Gemeinde im Kreis Offenbach. Im Jahr 1933 waren unter den 5816 Einwohnern 146 jüdische Mitbürger, was 2,5 Prozent der Bevölkerung entspricht. Viele erkannten frühzeitig die Gefahr und verließen ihre Heimat. Auf einer handschriftlichen 'Auswandererliste' der Stadtverwaltung sind 43 Personen vermerkt, die sich zwischen 1935 und 1940 abgemeldet haben. 36 gingen nach Amerika, vier nach England, drei nach Holland. Im September 1942 wurden die letzten noch verbliebenen Juden deportiert. Darunter waren auch Sally Hamburger und sein Bruder Isaak. Sally war gehbehindert, hatte als Soldat im Ersten Weltkrieg an der Westfront ein Bein verloren. Isaak hatte von 1906 bis 1933 den Chor der Gesellschaft der Freunde geleitet. Beide kamen nach Theresienstadt und kehrten nach der Befreiung im Juni 1945 zurück nach Seligenstadt in ihr Haus an der Steinheimer Straße 16 ('Haus Hamburger'). Die Schwestern Lina, Paula, Emma und Jenny und Isaaks Sohn Julius wurden in Lagern ermordet. Angehörige der überlebenden Familien oder deren Nachkommen haben Seligenstadt später Besuche abgestattet. Ernst Schuster, der Sohn von Max und Erna, packte 1990 seine Koffer für die Reise. Auch seine Mutter hätte die Stadt gerne noch einmal gesehen, verzichtete aber wegen ihres hohen Alters darauf. Die BI Synagogenplatz plant für die Zukunft auch Stolpersteine für Menschen, die Opfer der sogenannten Euthanasie-Aktion der Nationalsozialisten wurden. Im letzten Kapitel des Buches sind sechs dieser Opfer aufgeführt, deren Namen und Herkunft in Dokumenten der Gedenkstätte Hadamar überliefert sind. In der Heil- und Pflegeanstalt Hadamar ließen die Nazis Behinderte und psychisch Kranke ermorden; die wahre Todesursache wurde in Briefen an die Angehörigen verschleiert. Einen solchen Brief erhielt 1941 auch die Familie von Johann Ruppel, genannt Jean, der ab 1930 im psychiatrischen Krankenhaus in Goddelau untergebracht war. Als die Todesnachricht eintraf, wagte sein Bruder die Aussage gegenüber Freunden: 'Die haben den Jean umgebracht.'
Buch: 'Stolpersteine in Seligenstadt', Verlag Brandes & Apsel, 200 Seiten, 19,90 Euro, ISBN 973-3-99998-254-8."
Link zum Artikel 
 
Juli 2020: Weitere Verlegung von "Stolpersteinen" in Seligenstadt    
Artikel von Markus Terharn in der "Offenbach-Post" (op-online.de) vom 19. Juli 2020: "Vertrieben, deportiert, ermordet. Künstler Gunter Demnig verlegt neue Stolpersteine in Seligenstadt
Aktionskünstler Gunter Demnig ist ein gern gesehener Gast in Seligenstadt. 13 neue Stolpersteine verlegte der Mann mit dem breitkrempigen Hut an acht Stationen in der Einhardstadt.
Seligenstadt –
Den ersten setzte er, assistiert von Maurermeister Stephan Sprey, ins Pflaster vor dem St.-Josefshaus an der Mauergasse 17. In Begleitung von mehr als 20 Interessenten ging’s weiter zu den Häusern Vautheigasse 8, Kleine Rathausgasse 3 und 6, Große Salzgasse 7 und 11, Steinheimer Straße 40 und 52. Seit 1996 hat der Künstler seinen eigenen Angaben zufolge mehr als 75000 Stolpersteine in 24 europäischen Ländern verlegt. Dieses größte dezentrale Mahnmal der Welt erinnert an Menschen, die der Verfolgung durch die Nazis zum Opfer fielen, jeweils an ihrem letzten selbstbestimmten Wohnort. 'Allein in Deutschland gibt es sie in 1265 Kommunen', erzählt der 72-Jährige. In Seligenstadt, wo er zum fünften Mal war, organisiert die Bürgerinitiative Synagogenplatz die Aktion, vorgestern erstmals zu Corona-Bedingungen. Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft waren nicht nur Juden, sondern auch Sinti und Roma, religiös und politisch oder wegen ihrer sexuellen Orientierung Verfolgte, körperlich oder geistig Behinderte. Die Seligenstädter Sophie Fecher, Valentin Nord, Johanna Rasmussen und Jean Ruppel waren Opfer der NS-Euthanasie, als 'lebensunwert' bezeichnet und in der hessischen Anstalt Hadamar getötet. 'Aktion T4' war die offizielle Bezeichnung für diese Verbrechen, benannt nach der Adresse der Zentrale, Tiergartenstraße 4 in Berlin. Dies ist auf den Tafeln vermerkt. Weitere Stolpersteine erinnern an jüdische Mitbürger, die teils geflohen, teils gen Osten deportiert und ermordet, teils auf der Flucht ergriffen und verschleppt worden sind. Hier ihre Namen zum ewigen Gedenken: Sophie Strohmberg, Karl Heinrich Mayer, Erna Mayer und Margot Mayer (alle im besetzten Polen ermordet); Wilhelm Lilie, Amalie Lilie, Gertrude Lilie, Frieda Lilie und Regina Lilie (sämtlich in die USA geflüchtet, wo sie überlebten). Elf weitere Steine will die Bürgerinitiative am Samstag, 8. August, in Eigenregie verlegen; Interessenten sind willkommen. Damit gibt es 120 solcher Mahnmale in der Einhardstadt, finanziert ausnahmslos aus Spenden. Die Schicksale der Menschen sind nachzulesen in dem Buch 'Stolpersteine in Seligenstadt'. Weitere Informationen gibt es bei Hildegard Haas unter 06182 22793. Die Bankverbindung für zugedachte Spenden: Förderkreis Historisches Seligenstadt, Stichwort Stolpersteine, IBAN DE51 5065 2124 0001 1100 48." 
Link zum Artikel  
 
August 2020: Erinnerung an Hermann Bachach, für den ein "Stolperstein" verlegt wurde    
Hinweis: Grabsteine für Hermann Bacharach https://de.findagrave.com/memorial/46658067/herman-bacharach und seine Frau Gertraude https://de.findagrave.com/memorial/66157397/gertraude-u-bacharach 
Artikel in der "Offenbach-Post" (op-online.de) vom 10. August 2020: "Seligenstadt. Schicksal von jungem NS-Flüchtling geklärt
Seligenstadt
– Mit dem zweiten Teil der Stolpersteinverlegung am Samstag erinnern nun in Seligenstadt 120 Gedenksteine an die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Der Künstler Gunter Demnig konnte diesmal nicht dabei sein, hatte aber beim Termin am 18. Juli Steine der Bürgerinitiative Synagogenplatz überlassen, die nun Peter Seitz vom städtischen Bauhof fachmännisch verlegte Er ließ sie vor Häusern in den Boden ein, an denen bereits weitere Stolpersteine an jüdische Angehörige oder Mitbewohner erinnern. Trotz großer Hitze kam eine ansehnliche Gruppe engagierter Bürger zusammen, die mit den jeweils Vortragenden das Schicksal der Opfer des Nationalsozialismus würdigten und auch den Bogen in die Gegenwart spannten und mahnten, Unrecht und Ausgrenzung etwas entgegen zu setzen. Die Gruppe gedachte Menschen, die mit ihren Angehörigen deportiert und ermordet wurden, wie zum Beispiel Edith Jaffé, Johanna Bacharach, Jakob Friedrich Kleeblatt und Justin Lilie, aber auch an Menschen, denen eine Flucht noch als Jugendliche gelang, wie Karl, Luci, Ruth und Ilse Rebekka Kleeblatt. An ihre Schicksale soll zu einem späteren Zeitpunkt ausführlich berichtet werden. Den Nachforschungen der Frankfurterin Renate Hebauf ist es zu verdanken, dass an der Steinheimer Straße 11 ein Gedenkstein für Hermann Bacharach neben dem seiner Mutter Selma verlegt werden konnte. Über den 1926 geborenen Hermann war in Seligenstadt bislang nichts bekannt, berichtete am Samstag Hildegard Haas von der Bürgerinitiative. Informationen über sein Schicksal waren aber die Voraussetzung für die Verlegung eines Stolpersteins. Renate Hebauf stieß im Zuge von Recherchen für ihr Buchprojekt zum Thema 'Frankfurter jüdische Kinder, die während der NS-Zeit in die USA gerettet wurden' auf Informationen über das Leben von Hermann Bacharach. Bis dato war nur bekannt, dass Selma Bacharach, die Witwe des Metzgermeisters Bernhard Bacharach, die in Seligenstadt schlimmste Demütigungen erlitt, mit ihrem Sohn etwa 1935 Seligenstadt verließ. Renate Hebauf fand heraus, dass der Junge in die Obhut des Israelitischen Waisenhauses am Röderbergweg in Frankfurt kam. Isidor Marx, der Leiter des Waisenhauses, bemühte sich, mit Hilfe von Organisationen so viele seiner Schützlinge wie möglich im Ausland in Sicherheit zu bringen. Hermann kommt zunächst in einem Heim bei Paris unter, später lebt er im Limoges. Dort wächst aber zunehmend die Bedrohung, denn das Vichy-Regime kollaboriert mit den Deutschen und interniert jüdische Emigranten ab 16 Jahren. Das bedeutet, dass die älteren Kinder nicht mehr sicher sind und sich im Wald verstecken, wenn französische Miliz nahte. 1941 organisiert eine amerikanische Kinderhilfsorganisation die Flucht in die USA. Hermann kommt dort am 21. Juni an und lebt fortan bei einer Pflegefamilie in Maryland im Staate New York. Ob er Kontakt zu seiner Mutter hatte und von ihrer Deportation und Ermordung 1941 wusste, ist nicht bekannt. Es gibt nur wenige Informationen über sein Leben in den USA. Er heiratet eine Amerikanerin und nimmt noch am Zweiten Weltkrieg sowie an den Kriegen in Korea und Vietnam teil. Als er 1969 mit nur 43 Jahren in den USA stirbt, ist das Interesse für gerettete Kinder, die zwar dem Holocaust entgingen, aber nicht im KZ waren, noch nicht so groß. Auch von seinem Besuch in seiner Heimatstadt Seligenstadt sind keine Nachrichten überliefert. Für ihr Buch sucht Renate Hebauf übrigens noch einen Verlag. (Oliver Signus)"   
Link zum Artikel  

  

   
Links und Literatur  

Links: 

bulletWebsite der Stadt Seligenstadt  
bullet "Stolpersteine" in Seligenstadt: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Seligenstadt
bulletZur Seite über den jüdischen Friedhof in Seligenstadt (interner Link)   
bulletSeite der Merianschule Seligenstadt zu Stolpersteinen in Seligenstadt  
bulletArtikel im "Main-Netz" zur Stolpersteinverlegung im April 2008 in Seligenstadt    
bulletWebportal HS 010.jpg (66495 Byte)Webportal "Vor dem Holocaust" - Fotos zum jüdischen Alltagsleben in Hessen mit Fotos zur jüdischen Geschichte in Seligenstadt. 

Literatur:  

bulletGermania Judaica II,2 S. 760-761; III,2 S. 1362-1365.   
bulletPaul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. II S. 246-249.
bulletders.: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Bilder - Dokumente. S. 187.   
bulletMarcellin P. Spahn: Zur Geschichte der Seligenstädter Juden. Aus Dokumenten und Berichten. Hrsg. vom Magistrat der Stadt Seligenstadt. 1986. 
bulletKeine Artikel (da nach 1945 nichts mehr von der Synagoge vorhanden bei) Thea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945? 1988 und
bulletStudienkreis Deutscher Widerstand (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirk Darmstadt. 1995 S. 288-289.  
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume III: Hesse -  Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992 (hebräisch) S. 213-215.
bulletSeligenstadt Lit 016.jpg (51932 Byte)Dietrich Fichtner: "...und wollten so gerne bleiben. Ein Rundgang zu den Häusern der Seligenstädter Juden". Hanau 2000. CoCon-Verlag Hanau
ISBN 978-3-928100-39-7  80 S.  
bulletGesine Weber: 1872 - 1938 - 2007 Stationen eines jüdischen Sakralbaus im Landkreis Offenbach. Archäologische Untersuchung der zerstörten Synagoge von Seligenstadt. In: Hessen Archäologie 2007 S. 156-159.  Als pdf-Datei eingestellt.      
bulletHildegard Haas / Thorwald Ritter / Dietrich Fichtner: "Stolpersteine in Seligenstadt", Verlag Brandes & Apsel, 2019. 200 Seiten. 19,90 Euro. ISBN 973-3-99998-254-8.

       
        


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Seligenstadt  Hesse. Nominally protected by the Archbishop of Mainz, Jews fell victim to the Black Death persecutions of 1348-49. The Jews were banished in 1470 and only returned after the Thirty Years War (1618-48). Though no longer confined to the Jewish quarter (Judengasse) during the 18th century, they met with civil and commercial discrimination. Numbering 121 (over 4 % of the total) in 1828, the community dedicated a new synagogue in 1872. The community was affiliated with the Offenbach rabbinate and grew to 289 (8 %) in 1880. By then Jews had entered the professions and were taking an interest in civic affairs and developing their own cultural life. Moses Hamburger, their veteran religious leader (1868-1930), was a noted musician and choir director. The Jewish population had shrunk to 146 when Nazi persecution began in April 1933. The synagogue was burned down on Kristallnacht (9-10 November 1938) and Karl Nover, the former burgomaster, later risked his own life by smuggling food to 'non-Aryans.' By 1942, 980 Jews had left Seligenstadt, 47 emigrating (mostly to the United States); at least 56 perished in the Holocaust. 
       
       

                   
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Stand: 30. Juni 2020