Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Weiskirchen (Gemeinde Rodgau, Kreis Offenbach)
mit Dudenhofen, Hainhausen, Jügesheim und Nieder-Roden
Jüdische Geschichte / Synagoge
(erstellt unter Mitarbeit von Helmut Trageser, Heimat- und Geschichtsverein Weiskirchen)

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde  
Allgemeiner Artikel über die jüdischen Gemeinden im Kreis Offenbach / im Rodgaugebiet 
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer 
Aus dem jüdischen Gemeindeleben   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde  
Kennkarte aus der NS-Zeit  
Sonstiges    
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen 
bulletErinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte  
bulletLinks und Literatur   

 

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)    
   
In Weiskirchen bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück. Ein erster Nachweis auf einen jüdische Einwohner am Ort liegt in einer Kirchenrechnung von 1766 oder 1769 hervor und erwähnt im Zusammenhang mit Wachslieferungen den "Juden von Weiskirchen".  

Erste Erwähnung eines Juden am Ort
(Kopie zugesandt von Helmut Trageser)
Weiskirchen_Dok 050.jpg (78407 Byte) Weiskirchen_Dok 051.jpg (25916 Byte)
"Weißkircher Kirchen-Rechnung pro anno 1766 oder 1769
geführt durch Jacob Bischoff..."
Es geht um "gelieffertes Wachs".... Item dem Juden von Weiskirchen 
für dergleichen  10.50"

Um 1790 müssen bereits mehrere jüdische Familien am Ort beziehungsweise in der Umgebung gelebt haben, sonst wäre die Einrichtung eines Betsaales 1793 nicht möglich gewesen (s.u.). 
 
1828
lebten 16 jüdische Personen am Ort, 1861 39 (5,5 % der Gesamtbevölkerung), 1871 51 (7 % d.G.), danach ging die Zahl durch Aus- und Abwanderung zurück (1880 28, 1900 30, 1910 34 Personen, d.h. 2,6 %  d.G. von 1.291 Einwohnern). Zur jüdischen Gemeinde Weiskirchen gehörten auch die in Dudenhofen (1830: 18 Personen, 1905: 2, 1932: 3; es handelte sich um die Familie Reinhardt), Hainhausen (1830: 3, 1905: 10, 1932: 6), Jügesheim (1830: 1, 1932: 1) und Nieder-Roden lebenden jüdischen Personen. 
Anmerkung: möglicherweise gehörten die wenigen in Nieder-Roden lebenden jüdischen Personen (Familie Reis) auch mit denen aus Ober-Roden zur Gemeinde in Urberach.  
 
An Einrichtungen bestanden eine Betstube beziehungsweise eine Synagoge in Weiskirchen (s.u.), eine Religionsschule sowie vermutlich auch ein rituelles Bad. Die Toten der jüdischen Gemeinde wurden in Heusenstamm beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war zeitweise ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet fungierte (vgl. Ausschreibungen der Stelle von 1875 und 1887 s.u.). Die Gemeinde gehörte zum Bezirksrabbinat in Offenbach. Zur "Unterstützung armer Leute" gab es in der Gemeinde die "Geschwister-Meyer-Stiftung". 

Die jüdischen Gewerbetreibenden verdienten ihren Lebensunterhalt als Manufakturwarenhändler (4) oder Rindsmetzger (2); es bestand eine jüdische Gastwirtschaft am Ort und eine Sattlerei, die einer jüdischen Familie gehörte.
 
1904 waren die Vorsteher der jüdischen Gemeinde Carl Meyer I, Moses Wetterhahn und Emanuel Fuld (siehe Artikel unten). Von ihnen war Carl Meyer bereits seit 1885 Gemeindevorsteher. 
  
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde: aus Weiskirchen Gustav Meyer (geb. 8.9.1895 in Weiskirchen, gef. 17.8.1917) sowie aus Hainhausen Samuel Mayer (geb. 24.6.1880 in Hainhausen, gef. 17.4.1918).      
  
Um 1924, als in Weiskirchen noch 36 jüdische Gemeindeglieder gezählt wurden (in elf Familien; 2,4 % der Gesamteinwohnerschaft von etwa 1.500 Personen), waren die Vorsteher der Gemeinde Michael Meyer, Emanuel Fuld, Sali Wetterhahn und Karl Meyer II. 1932 wurden 30 jüdische Einwohner in Weiskirchen gezählt, dazu kamen die insgesamt neun Personen in den angeschlossenen Orten. Vorsteher waren weiterhin Michael Meyer (1. Vorsitzender), Emanuel Fuld (2. Vorsitzender), neu Hermann Schönberg (3. Vorsitzender). Als Schriftführer ist Sali Wetterhahn eingetragen. 
 
Die Adressen der jüdischen Familien waren bis in die 1930er-Jahre: Familie Fuld (Textilhändler, Hauptstraße 48), Familie Lilienthal (Sattlerei, Waldstraße 4), Familie Lilienthal (Metzgerei, Falltorstraße 6), Familie Meyer (Meier Meyer und Karl Meyer II. Gasthaus Darmstädter Hof, Schillerstraße 7), Familie Michael Meyer (Manufakturwarenhändler, Hauptstraße 52), Familie Seligmann Meyer (Haushaltswaren, Hauptstraße 63), Familie Schönberg (Textilkaufmann, Hauptstr. 85), Familie Wetterhahn (Viehhändler, Hauptstraße 91). Im Gemeinderat der Gemeinde Weiskirchen war seit 1929 Karl Meyer II.  
 
1933
lebten noch 32 jüdische Personen in Weiskirchen. Auch hier begannen die antijüdischen Maßnahmen mit Boykott. So wurde am 1. April 1933 von SA-Leute genau registriert, wer das "jüdische Gasthaus" (Darmstädter Hof) besuchte. Als der Inhaber des Gasthauses Karl Mayer im April 1933 schwer erkrankte, marschierten Nationalsozialisten mit Gewehren um sein Haus. Als er am 25. Juni 1933 starb, wurde verboten, zur Beerdigung nach Heusenstamm zu gehen. Beim Novemberpogrom 1938 wurde das Ladengeschäft von Seligmann Meyer (Haushaltwaren) geplündert und und die Einrichtung vollkommen zerschlagen/zerstört. Bis zum Beginn der Deportationen ist ein Teil der jüdischen Einwohner weggezogen beziehungsweise ausgewandert (zehn in die USA, sechs nach Argentinien), andere sind in die Städte verzogen (Offenbach, Frankfurt am Main). Im  September 1942 wurden insgesamt vier Personen nach Polen und Theresienstadt deportiert; zwei Frauen konnten nach 1945 nach Weiskirchen zurückkehren (nichtjüdisch verheiratet). 
   
Von den in Weiskirchen geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945", ergänzt durch Angaben von H. Trageser, Heimat- und Geschichtsverein Weiskirchen): Johanna Lilienthal geb. Reis (1888), Karl Manfred Lilienthal (1928), Theodor Lilienthal (1911), Friedrich Meyer (1898), Henriette (Henny) Meyer (1900), Johanna Meyer geb. Selig (1868), Milli Schlösser geb. Lilienthal (1909), Frieda Selig (1866), Paula Stern (1880). 
 
Aus Dudenhofen sind umgekommen: Amalie Reinhardt geb. Rheinstein (1876), Helene Klasen geb. Reinhardt (1882), Adolf Reinhardt (1877; vgl. Artikel unten von 1911), Sara Schloss (1878), Sophie Simon geb. Reinhardt (1903).
Anmerkung: Amalie und Adolf Reinhardt waren die Eltern von Sophie Simon geb. Reinhardt, die gemeinsam mit ihrem Ehemann, Isidor Simon aus Egelsbach (und ihren beiden Söhnen Kurt und Ludwig) nach Minsk deportiert und ermordet wurden. Sophie lebte nach ihrer Hochzeit etwa seit 1923 in Egelsbach. Die oben genannte Helene Klasen geb. Reinhardt war die jüngere Schwester von Adolf Reinhardt.    
   
Aus Jügesheim sind umgekommen: Martha Deisinger geb. Reinhard (1911), Maria Jäger geb. Steinlauf (1896), Johanna (Jette) Reinhard (1900), Rosa Reinhard (1884), Berta Hedwig Reinhard (1905). 
     
Aus Nieder-Roden ist umgekommen: Markus (Marcus) Reis (1866, siehe Kennkarte unten).       
     
     
  
  
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
 
Allgemeiner Artikel
über die jüdischen Gemeinden im Kreis Offenbach / im Rodgaugebiet (1924)

Weiskirchen Israelit 01051924.jpg (62270 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Mai 1924: "Bürgel bei Offenbach, 14. April. Die Gemeinde Bürgel am Main wird im Laufe dieses Sommers noch auf ihr 100jähriges Bestehen zurückblicken. Die Gemeinde wird diesen Tag festlich begehen. Im Kreise Offenbach befindlichen sich noch einige israelitische Gemeinden die überhaupt schon lange bestehen. Die kleine Gemeinde in Heusenstamm wurde gleich nach dem 30jährigen Krieg gegründet, wie das Memorbuch ausweist. Eine alte Gemeinde ist auch Weiskirchen und ferner Dietzenbach. Auch in dem Rodgaugebiete befinden sich noch einige kleine Gemeinden, die sich zum Teil zum orthodoxen Standpunkte bekennen."

  
  
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1875 und 1887

Weiskirchen Israelit 03021875.jpg (44765 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Februar 1875: "Die israelitische Religionslehrer-Stelle zu Weiskirchen, Kreis Offenbach am Main, mit einem jährlichen Gehalte von 514 Mark 29 Pfennig ist vakant und kann alsbald vergeben werden. Bewerber wollen sich mit ihren Zeugnissen an den unterzeichneten Vorstand wenden. Weiskirchen, am 27. Januar 1875. Der Vorstand: M. Meyer". 
  
Weiskirchen Israelit 07021887.jpg (45057 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Februar 1887: "Die Israelitische Gemeinde zu Weiskirchen [Hessen] bei Seligenstadt am Main sucht einen israelitischen Lehrer per 1. März 1887. Gehalt per Jahr 600 Mark, ca. 200 Mark für Schlachten und Nebenverdienste. Polen werden nicht berücksichtigt. Der Vorstand Carl Meyer."
  
Weiskirchen Israelit 05051887.jpg (39540 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" am 5. Mai 1887: "In der hiesigen israelitischen Gemeinde ist die Stelle eines Lehrers und Schochet per sofort zu besetzen. 
Fester Gehalt 600 Mark, Schechita ca. 150 Mark. 
Bewerber mit guten Zeugnissen versehen, wollen sich alsbald an den unterzeichneten Vorstand melden. 
Carl Meyer in Weiskirchen bei Seligenstadt am Main."

      
      
Aus dem jüdischen Gemeindeleben   
 
Lob der (jüdischen) Weißgerberei Mayer und Feistmann in Offenbach durch (nichtjüdische) Familien in Ober-Roden (1870)
  
Anmerkung: Nichtjüdische Familienväter aus Nieder-Roden, die normalerweise bei der Weißgerberei Mayer und Feistmann in Offenbach arbeiteten, waren zum Kriegseinsatz an der Front; in dieser Zeit wurden ihre Familien von der Firma offenbar großzügig unterstützt.     

Nieder-Roden Israelit 02111870.jpg (55707 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. November 1870: "Nieder-Roden, 20. Oktober (1870). Von den vielen Edlen, die genannt oder ungenannt, öffentlich oder im Stillen Gutes tun, verdient gewiss die Weißgerberei Mayer und Feistmann in Offenbach eine laute Anerkennung, welche zu zollen wir nicht versäumen wollen. Vier hiesige Familien von ihm Krieg stehenden Soldaten, wovon die Männer in diesem Geschäftshaus früher in Arbeit standen, wurden bisher per Woche unterstützt. Wenngleich es dafür bürgt, dass sich diese Militärs durch ihren Fleiß und ihr Betragen die Liebe und das Vertrauen ihrer Arbeitgeber erwarben, so ist's aber doch auch ein klarer Beweis von dem guten Sinn dieses Geschäftshauses, zumal außer den hier genannten 18 Familien, wie man hört, von demselben in gleicher Weise unterstützt werden."      

  
Vorstandswahlen 1904 

Weiskirchen FrfIsrFambl 12021904.jpg (36777 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 12. Februar 1904: "Aus dem Rodgau. Bei der am 5. dieses Monats in Weiskirchen vorgenommenen Vorstandswahl der dortigen Gemeinde wurden gewählt: Herr Carl Meyer, Moses Wetterhahn, Emanuel Fuld. Die beiden letzten Herren treten neu ein. Herr C. Meyer fungiert bereits über 19 Jahre als Vorsteher." 

    
Verschiedene Mitteilungen aus Dudenhofen, Weiskirchen und Obertshausen (1911)

Weiskirchen FrfIsrFambl 28071911.jpg (61560 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 28. Juli 1911: "Aus dem Rodgau. Bei dem Kreisfeuerwehrfeste in Dudenhofen i.R. wurde die Festrede Herrn Adolf Reinhardt (sc. Mitglied der jüdischen Gemeinde) übertragen, der sich dieser Aufgabe gut entledigte. Noch sei bemerkt. das Herr Reinhardt Vizepräsident bei dem Kampfgenossenverein und ebenso auch Vorsitzender beim Hessischen Dragoner-Verein ist.  
In Weiskirchen ist Herr Carl Meyer Mitglied des Gemeinderats-Kollegiums (sc. der bürgerlichen Gemeinde). Die Synagoge daselbst ist nach größeren Kosten für die Renovationen wieder hergerichtet, sodass der Gottesdienst wieder regelmäßig stattfinden kann. 
Bei der Grundsteinlegung der katholischen Kirche in Obertshausen wurde Dr. Wolf in das Ehrenkomitee gewählt und von Pfarrer Eich selbst hierzu vorgeschlagen."

  
Die jüdischen Einwohner in den Landgemeinden werden weniger (1922) 

Weiskirchen FrfIsrFambl 21091922.jpg (49530 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. September 1922: "Aus dem Kreise Offenbach. In dem letzten Jahrzehnt sind auch einige Gemeinden des Kreises ganz bedeutend an Seelenzahl zurückgegangen. So die Gemeinden Dietzenbach, Dreieichenhain und Weiskirchen. In Bieber sind fast alle eingewanderten Polen wieder nach ihrer Heimat zurückgekehrt. In Obertshausen und Hausen h.d.S. wohnten früher auch einige israelitische Familien. Es ist infolge der kritischen Zeiten zahlreichen kleinen Gemeinden nicht mehr möglich, einen Kultusbeamten anzustellen, und auf Zuwachs ist nicht mehr zu rechnen."   

   
   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde  
Zum Tod von Sette Meyer geb. Lehmann in Hainhausen (1904)  

Hainhausen FrfIsrFambl 17061904.jpg (53641 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 17. April 1904: "Aus Hessen. Dieser Tage verstarb Frau Sette Meyer geb. Lehmann in Hainhausen, eine Esches chajil (wackere Frau) in des Wortes wahrem Sinne. Fromm und gottergeben, war sie zu jederzeit ihrem Manne eine treue Gattin, ihren Kindern die liebe und sorgsame Mutter. Auch der Armen gedachte sie oft und gab nach ihren Kräften. Ihre große Beliebtheit zeigte sich nochmals bei ihrem letzten Tritt zum Grabe, woran sich auch andere Konfessionen beteiligten. Möge ihr die Erde leicht sein." 

  
Karl Meyer II. wird in den Gemeinderat gewählt (1911) 

Weiskirchen FrfIsrFambl 20011911.jpg (70077 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 20. Januar 1911: "Aus dem Rodgau. Im Rodgau selbst haben niemals viele Juden gewohnt, doch sind ihre Ansiedlungen von altersher schon nachgewiesen. Die Juden treiben noch recht fleißig Ackerbau und Viehzucht, ernähren sich auch vielfach von Viehhandel und Hausierhandel und sonstigen Wirtschaftsgewerben. Friedlich leben die verschiedenen Konfessionen nebeneinander. Vom Antisemitismus ist man nur wenig berührt. In Weiskirchen ist am 1. Januar Karl Meyer II. in den Gemeinderat eingetreten. Die allgemeine Beliebtheit dieses jungen Mannes ließ es zu, dass sogar Zentrumsleute ihm die Stimme gaben. Die altrenommierte jüdische Wirtschaft zum 'Darmstädter Hof' ist zugleich Sitz mehrerer Ortsvereine".  

 
Zum Tod von Sarah Reinhardt in Dudenhofen (1915) 

Dudenhofen Israelit 08071915.jpg (70042 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Juli 1915: "Dudenhofen, 27. Juni (1915). Am vergangenen Sonntag trug man hier Frau Sarah Reinhardt, eine wackere Frau in des Wortes bester Bedeutung zu Grabe. Sie hat es verstanden, sich überall großes Ansehen zu erwerben und als würdige Vorsteherin des einzigen jüdischen Hauses am Platze dem Judentum Ehre zu machen. Ein Sohn, welcher im Felde steht, legt Zeugnis von der im Elternhause gewordenen Erziehung zur Treue gegen das Vaterland und das Judentum ab. Bei der in Babenhausen erfolgten Beerdigung gab die große Beteiligung und die herzliche Grabrede des Herrn Lehrer Kaufmann, Dieburg, ein Bild von dem großen Verlust, den die Familie erlitten. Ihre Seele sein eingebunden in den Bund des Lebens."  

  
Zum Tod von Rosa Meyer geb. Ehrlich (1916) 

Weiskirchen FrfIsrFambl 22121916.jpg (52258 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Dezember 1916: "Weiskirchen. Am 8. Dezember starb hier Frau Rosa Meyer geb. Ehrlich, Witwe des vor 7 Jahren verstorbenen ersten Vorstehers der Gemeinde, Carl Meyer, tief betrauert von ihren Kindern und Anverwandten. Sie war eine 'esches chajil' (wackere Frau) in des Wortes wahrem Sinne. Durch ihre Frömmigkeit und ihrem von echt jüdischem Geiste getragenen Wohltätigkeitssinn hinterlässt sie ein warmes Gedenken bei all denen, mit denen sie in Berührung kam. - Im Trauerhause schilderte Rabbiner Dr. Goldschmidt, Offenbach, den Lebenslauf dieser frommen Frau und sprach dann am offenen Grabe noch tief empfundene Worte des Abschieds." 
 
 Foto der Eheleute Carl Meyer I und seiner Frau Rosa geb. Ehrlich. 
Carl Meyer I war viele Jahre Vorsteher der jüdischen Gemeinde in Weiskirchen
 (Foto erhalten von Nachfahren der Familie Meyer über Helmut Trageser, 
Heimat- und Geschichtsverein Weiskirchen e.V. 
Weiskirchen Karl Rosa Meyer 010.jpg (279856 Byte)

     
Erinnerung an den gefallenen Gustav Mayer aus Weiskirchen (1895-1917)   

Gefallenentafel der Turngesellschaft 
(Foto erhalten von Helmut Trageser, 
Heimat- und Geschichtsverein 
Weiskirchen e.V.)  
Weiskirchen Gefallenentafel.jpg (362666 Byte) Weiskirchen Gustav Meyer.jpg (10005 Byte)
   "Turngesellschaft Weisskirchen - 
Zum ehrenden Andenken an unsere im Weltkrieg 1914 gefallenen Mitglieder"   

        
Ernennung von Jakob Fuld zum Unteroffizier und Auszeichnung mit dem Eisernen Kreuz I (1918) 

Weiskirchen FrfIsrFambl 22021918.jpg (18682 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 22. Februar 1918: "Weiskirchen (Kreis Offenbach). J. Fuld, Besitzer der hessischen Tapferkeitsmedaille und des Eisernen Kreuzes (II), wurde zum Unteroffizier befördert."    
   
Weiskirchen FrfIsrFambl 25101918.jpg (13482 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 25. Oktober 1918: "Der Unteroffizier Jakob Fuld, Sohn des Vorstehers Emanuel Fuld in Weiskirchen erhielt das Eiserne Kreuz I. Klasse."

     
Zum Tod von Caroline Reinhard geb. Waller in Jügesheim (1921)    

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 19. Mai 1921: "Aus dem Rodgau. Am 2. Tage Rosch Chodesch Ijar (= 10. Mai 1921) verstarb in Jügesheim im schönen Rodgaugrund Frau Caroline Reinhard geb. Waller, 78 Jahre alt, und wurde am 3. Ijar begraben. Wenngleich dieselbe an einem Platze wohnte, wo weiter keine Juden sich ansiedelten, und daher in der Ausübung von religiösen Pflichten gehindert, war sie doch eine fromme, gottesfürchtige und wohltätige Frau. Im ganzen Orte erfreute sie sich bei der katholischen Einwohnerschaft allgemeiner Beliebtheit und Wertschätzung".       


Zum 60. Geburtstag von Karl Meyer II und Johanna geb. Selig (1928)  

Weiskirchen Israelit 31051928.jpg (15251 Byte)Meldung in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Mai 1928: "Weiskirchen, 14. Mai (1928). Herr Gastwirt Karl Meyer II und dessen Frau Johanna geb. Selig aus Groß-Steinheim begingen beide am 30. Mai ihren 60. Geburtstag."

        

Kennkarte aus der NS-Zeit            
               
Am 23. Juli 1938 wurde durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch" galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt. 
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände: Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV: Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm. Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de       
 
 Kennkarte für den in Nieder-Roden 
geborenen Markus Reis
 
 Nieder-Roden KK MZ Reis Markus.jpg (94909 Byte)   
   Kennkarte (ausgestellt in Sinsheim 1939) für Markus Reis (geb. 21. Februar 1866 in Nieder-Roden),
 Handelsmann, wohnhaft in Mannheim; am 22. Oktober 1940 deportiert in das Internierungslager 
Gurs, dann Internierungslager Noé, wo er am 13. Februar 1942 umgekommen ist     
 
     
Kennkarte für Rosa Mayer geb. Lilienthal,
 Witwe des Samuel Mayer aus Hainhausen
 
   Kennkarte (ausgestellt in Offenbach 1940) für Rosa Mayer (geb. 21. Mai 1881 in Spachbrücken),
Witwe von Samuel Mayer aus Hainhausen; wohnhaft zuletzt in Offenbach am Main; am 30. September 1942 deportiert ab Darmstadt nach Treblinka (ermordet). 
 

       
       
Sonstiges 
Lob der (jüdischen) Weißgerberei Mayer und Feistmann in Offenbach durch (nichtjüdische) Familien in Ober-Roden (1870)
  
Anmerkung: Nichtjüdische Familienväter aus Nieder-Roden, die normalerweise bei der Weißgerberei Mayer und Feistmann in Offenbach arbeiteten, waren zum Kriegseinsatz an der Front; in dieser Zeit wurden ihre Familien von der Firma offenbar großzügig unterstützt.     

Nieder-Roden Israelit 02111870.jpg (55707 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. November 1870: "Nieder-Roden, 20. Oktober (1870). Von den vielen Edlen, die genannt oder ungenannt, öffentlich oder im Stillen Gutes tun, verdient gewiss die Weißgerberei Mayer und Feistmann in Offenbach eine laute Anerkennung, welche zu zollen wir nicht versäumen wollen. Vier hiesige Familien von ihm Krieg stehenden Soldaten, wovon die Männer in diesem Geschäftshaus früher in Arbeit standen, wurden bisher per Woche unterstützt. Wenngleich es dafür bürgt, dass sich diese Militärs durch ihren Fleiß und ihr Betragen die Liebe und das Vertrauen ihrer Arbeitgeber erwarben, so ist's aber doch auch ein klarer Beweis von dem guten Sinn dieses Geschäftshauses, zumal außer den hier genannten 18 Familien, wie man hört, von demselben in gleicher Weise unterstützt werden."      

        
        
        
Zur Geschichte der Synagoge       
        
1793 reichte der in Weiskirchen lebende Schutzjude Gedalin beim erzbischöflichen Kommissariat in Aschaffenburg ein Gesuch mit der Bitte ein, in seinem Privathaus in Weiskirchen "eine Stube einzuräumen und zu gottesdienstlichen Verrichtungen einrichten" zu dürfen. Das Anliegen wurde vom damaligen Pfarrer Johann Joseph Müller befürwortet, worauf Gedalin die Genehmigung zur Einrichtung einer Betstube für die jüdischen Familien des Ortes erhielt. 1881/82 wurde eine Synagoge eingerichtet, wozu vermutlich das Haus des Gedalin umgebaut worden ist. Hierfür spricht, dass das Haus der Synagoge im Brandkataster der Gemeinde bereits vor 1882 als "Judenschule" bezeichnet wird. Beim Umbau wurde dem älteren Fachwerkhäuschen eine tempelartige Fassade vorgeblendet. Mit einem großen Fest der Gemeinde wurde die Synagoge am 29. Juli 1882 eingeweiht, wozu August 1882 vorliegt: 

Weiskirchen AZJ 02081882.jpg (61248 Byte) Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 2. August 1882: "Frankfurt am Main, 31. Juli (1882). Samstag den 29. Juli, schabbat nachamu (= Schabbat mit der Lesung der Prophetentextes Jes 40,1ff, nachamu = tröstet...) wurde die neuerbaute Synagoge zu Weiskirchen bei Seligenstadt, eingeweiht. Nach einem schön arrangierten Festzuge begrüßte vor der Synagoge ein kleines Mädchen die Ankommenden mit einem hübsch abgefassten Gedichte. Alsdann hielt Herr Lehrer Fuchs aus Steinheim, der bei der Gemeinde als früherer Lehrer noch in gutem Andenken stand, eine schwungvolle Ansprache, worin er zuerst die große Opferwilligkeit der dortigen Juden hervorhob, und dann darauf hinwies, dass zu diesem schönen Baue auch ein schöner jüdischer Sinn gehöre, der sich vor allem in vollendeter Eintracht mit Aufgabe aller selbstsüchtigen Interessen betätigen müsse. 
Der Bau und die Einrichtung der Synagoge machte auf die sehr zahlreich erschienenen Fremden einen höchst befriedigenden Eindruck." 

Über das jüdische Leben im Rodgau und die Synagoge in Weiskirchen wird in einer Ausgabe des "Frankfurter Israelitischen Familienblattes" vom 8. Januar 1904 berichtet:

Weiskirchen FrfIsrFambl 08011904.jpg (85206 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 8. Januar 1904: "Aus dem Rodgau. Aus dieser Gegend gelangt nur selten eine Notiz in das Familien-Blatt. Es kann nämlich daselbst nur wenig jüdisches Leben pulsieren, da der Rodgau von Juden schwach bewohnt ist. So wohnen in Oberroden, Jügesheim, Hainhausen etwa ja 1 bzw. 2 Familien. In dieser Gegend ernährt man sich zumeist vom Vieh- und Hausierhandel. In Weiskirchen befindet sich eine kleine niedliche Synagoge, worin allsabbatlich durch einen Privatmann Gottesdienst abgehalten wird. Man huldigt im allgemeinen in dieser Gegend noch einem strenggläubigen frommen Sinn, und sieht man an Sabbat- und Festtagen die Israeliten bei Hitze und Kälte aus den Filialen zur Synagoge pilgern. Wie oft auch schleppt sich der müde Handelsmann am Taanis fastend und kasteiend von Haus zu Haus seine Ware anbietend. Hier und da ist denn auch ein kleiner Zuwachs durch Zuzug, durch Heirat, durch ein sonstiges frohes Ereignis in den Gemeinden zu verzeichnen und bei diesen Gelegenheiten sieht man auch jüdisches Leben sich enthalten."

1911 standen größere Renovierungsmaßnahmen an. Im Juli 1911 konnte jedoch vermeldet werden (aus dem obigen Bericht von 1911): "Die Synagoge daselbst (sc. in Weiskirchen) ist nach größeren Kosten für die Renovationen wieder hergerichtet, sodass der Gottesdienst wieder regelmäßig stattfinden kann". 
 
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge nicht zerstört, da die jüdische Gemeinde vermutlich kurz zuvor aufgelöst worden war. Die Ritualien waren nach Offenbach verbracht worden, wo sie beim Novemberpogrom 1938 zerstört wurden. Das Synagogengebäude kam in Privatbesitz, blieb jedoch zunächst unbenutzt. Erst nach 1945 bauten die neuen Besitzer die ehemalige Synagoge zu einem Wohnhaus um. Bis Ende der 1990er-Jahre war das Gebäude bewohnt. Der Sohn der letzten Bewohnerin bot es nach deren Tod der Stadt Rodgau zum Kauf an. 

Im September 2000 beschloss der Gemeinderat der Stadt Rodgau, das Synagogengebäude zu kaufen (Kaufpreis ca. 60.000 DM) und zu sanieren. Mit den Baumaßnahmen wurde 2001 begonnen. Im November 2001 stellte es sich heraus, dass die baulichen Schäden am Gebäude größer als erwartet waren. Die ehemalige Synagoge musste einige Zeit auf ein Holzgerüst gestellt werden. Die Restaurierung wurde überwiegend mit Eigenmitteln der Stadt Rodgau und einem Zuschuss des Kreises Offenbach finanziert. Die Einweihung der restaurierten Synagoge fand am 25. Mai 2004 statt. Im Oktober 2004 wurde mit dem Heimat- und Geschichtsverein Weiskirchen eine Vereinbarung über die Nutzung des Gebäudes geschlossen; der Heimat- und Geschichtsverein richtete im März 2005 eine ständige Ausstellung zur Geschichte der Juden in Weiskirchen in der ehemaligen Synagoge ein.  
    
    
Adresse/Standort der SynagogeHauptstraße 57 
    
    
Fotos     

Die Synagoge in Weiskirchen 
(Quelle: Heimat- und Geschichtsverein
 Weiskirchen) 
Weiskirchen Synagoge 200.jpg (74940 Byte)  
     
     
Das Synagogengebäude 
vor der Restaurierung 
(Fotos von 1984) 
(Quelle: Altaras: Synagogen S. 175)
Weiskirchen Synagoge 120.jpg (87601 Byte) Weiskirchen Synagoge 121.jpg (73168 Byte)
        Östlicher Giebel mit Apsis des 
früheren Toraschreines 
   
Nach der Restaurierung
(Fotos obere beiden Zeilen von Theobald
 Fecher, Rodgau-Jügesheim;  Fotos untere
 beiden Zeilen von Rudolf Thiele; Fotos
 erhalten 2006 von Winfried B. Sahm, Rodgau)
Weiskirchen Synagoge 050.jpg (44147 Byte) Weiskirchen Synagoge 051.jpg (47472 Byte)
   Ansicht von Süden   Westliche Seite 
     
Weiskirchen Synagoge 052.jpg (44376 Byte) Weiskirchen Synagoge 053.jpg (42255 Byte) Weiskirchen Synagoge 054.jpg (39343 Byte)
Außenansichten von Westen / Nordwesten
  
Östlicher Giebel mit Apsis des 
früheren Toraschreines
   
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Schild an der 
Außenwand 
Innenansicht - Blick zum Bereich
 des ehemaligen Toraschreines 
Innenansicht - die dem ehemaligen 
 Toraschrein gegenüberliegende Seite
     
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Ständige Ausstellung: Informations- 
und Gedenktafeln 
Dokumente aus dem 18. Jahrhundert
   
Dokumente aus dem 20. Jahrhundert
   
        
Das ehemalige Synagogengebäude 
im Sommer 2008
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 3.8.2008)
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   Blick auf die Nördliche Außenwand  Blick von Nordwesten 
      
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Südliche Außenwand  Blick von Südost / Süden - deutlich zu sehen die kleine Apsis des ehemaligen Toraschreines 
    
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Fenster an der Westwand  Hinweistafel    
        
        
      

Erinnerungsarbeit vor Ort: einzelne Berichte  

 

Oktober 2007Wiedersehen mit der alten Heimat: Doris geb. Meyer zu Besuch in Weiskirchen im Oktober 2007

Weiskirchen Synagoge 100701.jpg (64886 Byte)Weiskirchen PA 30.jpg (114988 Byte)Artikel Oktober 2007: "Ringe blieben in Weiskirchen. Doris Davidsohn floh 1938 in die USA. Weiskirchen. Zum Abschluss ihrer Kreuzfahrt auf dem Rhein von Amsterdam nach Mainz besuchte das Ehepaar Davidson aus den USA auch den Rodgauer Stadtteil Weiskirchen. Doris Davidsohn wurde als Doris Meyer 1933 in Weiskirchen geboren. Nach der 'Reichskristallnacht', bei der das Haushaltswarengeschäft ihrer Großeltern Frieda und Seligmann Meyer verwüstet wurde und der Großvater vorübergehend inhaftiert war, wanderte sie als kleines Kind mit ihrer Mutter und ihrer Schwester in die USA aus. Der Vater von Doris Davidson (Meyer) wurde in einem Konzentrationslager (vermutlich Auschwitz) umgebracht. Ihre Tanten waren Berta Engelmohr und Paula Ball, die beide das KZ überlebten. Mit dem Ehepaar Regina und Rudi Büttner in der Falltorstraße in Weiskirchen verbindet Doris Davidson eine Jahrzehnte lange Freundschaft, sodass es selbstverständlich war, dort einen Besuch abzustatten. Der Vorsitzende des Heimat- und Geschichtsvereins Helmut Trageser begrüßte das Ehepaar Davidson kürzlich beim 'Gewellde-Owend'. Zwei Tage später stand ein besuch des jüdischen Friedhofs in Heusenstamm auf dem Programm. Dort sind die Grabstätten des Großvaters und des Urgroßvaters von Doris Davidssohn erhalten. Anschließend fand ein Besuch der ehemaligen Synagoge statt. Die Besucherin zeigte sich beeindruckt und erklärte sich bereit, die Forschung zu unterstützen. Der Heimat- und Geschichtsverein erfuhr erstmals, dass ihr Onkel Manfred Meyer nicht mehr in die USA kommen konnte, sondern von den Niederlanden aus, nach dem Einmarsch der deutschen Truppen, mit seiner Familie deportiert wurde. Eine besondere Freude war es, als Rita Werner in der ehemaligen Synagoge 'ihre Doris' in die Arme schließen konnte. Beide hatten früher in einem Haus gewohnt. Rita Werners Schwester hatte von der Mutter von Doris Davidson die Trauringe erhalten, die diese nicht mit in die USA nehmen durfte. Rita Werner hatte Fotos mitgebracht, die Doris Davidsohn noch nie gesehen hatte. Ein Besuch in Steinheim, dem Heimatort der Großmutter und ein Besuch in Reichelsheim, dem Geburtsort des Großvaters, rundeten das Bild ab. Das Ehepaar Büttner bereitete dem Ehepaar Davidson ein paar schöne Tage in Rodgau und Umgebung, und es wurde die Hoffnung nach einem weiteren Besuch in der alten Heimat zum Ausdruck gebracht - vielleicht dann auch mit der Schwester Inge."
    
November 2009:  Gedenkfeier in Dudenhofen  
Artikel aus "da-imnetz / op-online.de" (Artikel) vom 11. November 2009:  
"Gedenkfeier in Dudenhofen hält die Erinnerung an Adolph und Amalie Reinhardt wach. 'Kein Monument des schlechten Gewissens'. 
Dudenhofen (eh) ‐
Zwei 'Stolpersteine' auf dem Gehweg der Nieuwpoorter Straße hat der frühere Dudenhöfer Pfarrer Markus Nett am Montag angeregt.
In der Gedenkfeier am 61. Jahrestag der so genannten Reichskristallnacht begründete er seinen Vorschlag damit, die Gedenktafel für Adolph und Amalie Reinhardt befinde sich auf Privatgelände und sei nur eingeschränkt zugänglich. In Dudenhofen sei eine lebendige Tradition des Erinnerns entstanden, würdigte Markus Nett zehn Jahre nach der ersten Gedenkfeier an der Nieuwpoorter Straße 45. Die seinerzeit nach langen Diskussionen angebrachte Tafel sei 'kein Monument des schlechten Gewissens, sondern der Erinnerung.' Nett würdigte das ehrenamtliche Engagement von Adolph und Amalie Reinhardt in Arbeiter-Samariter-Bund, Feuerwehr und Arbeitersportverein: 'Sie waren Menschen, die sich um das Wohl Dudenhofens verdient gemacht haben.'..."   
   
September 2011: Verlegung von "Stolpersteinen" in Dudenhofen     
Artikel von "eh" in der "Offenbach-Post" vom 2. September 2011  (Artikel): "Verbeugung vor den Opfern
Dudenhofen (eh) ‐ Großes Interesse an vier kleinen Steinen: Die Zuschauer standen bis auf die Straße, als gestern die ersten 'Stolpersteine' Rodgaus auf dem Gehweg an der Nieuwpoorter Straße einzementiert wurden.
Von einem 'wichtigen Tag für die Stadt Rodgau' sprach der frühere Dudenhöfer Pfarrer Markus Nett: 'Die Erinnerung wird in den öffentlichen Raum gerückt.'..."     
    
August 2017: Nachkommen der jüdischen Familie Meyer zu Besuch in Weiskirchen   
Artikel von Simone Weil in op-online.de vom 18. August 2017: "Jüdische Familie Meyer aus Großbritannien. Auf der Suche nach den Wurzeln: Hass und Schmerz überwunden
Jügesheim - Zu den Wurzeln ihrer Familie kehrten für einen Besuch nach Rodgau zurück die Nachfahren von Michael Meyer, letzter Vorsteher der jüdischen Gemeinde Weiskirchen. Geprägt ist die Familiengeschichte von den Gräueltaten der Nazis, von Enteignung, Vertreibung und Ermordung. Deswegen sind die 13 Besucher in Großbritannien aufgewachsen. Trotzdem ist es keine Trauergesellschaft, die Bürgermeister Jürgen Hoffmann im Rathaus willkommen heißt. Die große Familie erlebt den Besuch auch als gemeinsamen Ausflug. Er selbst sei in Weiskirchen geboren und fühle sich der Familie verbunden, weil er in der Michael-Meyer-Straße lebe, erzählt Hoffmann unter Beifall.
Angestoßen hat Stephen Meyer die Begegnung. Er hatte vor etwa zwei Jahren Kontakt zu Helmut Trageser geknüpft, dem Vorsitzenden des Heimat- und Geschichtsvereins Weiskirchen, der das Treffen arrangierte. Der 65-jährige Stephen ist ein Enkel Albert Meyers, einem der drei Brüder von Michael Meyer. Als er erzählte, dass er vorhabe, gründlicher nach seinen deutschen Wurzeln zu suchen, hätten sich sofort weitere Mitglieder seiner Familie entschlossen, ihn zu begleiten, berichtet der Besucher. So sei die 13-köpfige Reisegruppe samt dem elfjährigen David zustande gekommen. Ihm bedeute es sehr viel, an den Orten der Ahnen zu sein, sagte er. Seine Cousine hatte ursprünglich nicht vor, ihn zu begleiten, doch sie hat ihre Meinung geändert, als große Teile der Familie dabei sein wollten. Ihre Mutter hätte deutschen Boden nie mehr betreten, versichert sie. Auch die Sprache habe sie nie mehr benutzt, obwohl die Kinder später Deutsch in der Schule gelernt hätten. Hass und Schmerz seien aber durchaus nachvollziehbar gewesen, meint sie. Michael Meyer übernahm von seinem verstorbenen Vater das Amt des Vorstehers der jüdischen Gemeinde Weiskirchen zu der auch Jügesheim und Hainhausen gehörten. Alle drei Söhne dienten im Ersten Weltkrieg als Soldaten. Albert, der zweite Sohn, gründete in Offenbach eine Lederwarenfabrik, die schon bald einen Zweigbetrieb in England hatte und dorthin exportierte. Diese Filiale erleichterte die Übersiedlung nach England in den Zeiten der Verfolgung nach 1933. Albert konnte fast die gesamte Familie nach England retten. Sein Bruder Benno und dessen Frau Hildegard gingen nach Berlin und damit in den sicheren Tod. Benno starb 1940 unter ungeklärten Umständen. Seine Frau Hildegard wurde im KZ Stuthof ermordet. Mit Fahrern und Übersetzern ist die große Gruppe, die von zwei Vertreterinnen der Geschichtswerkstatt Offenbach begleitet wurde, im Kreis Offenbach unterwegs. Zunächst besuchten sie die ehemalige Fabrikantenvilla der Familie Meyer in der Offenbacher Tulpenhofstraße 42. Daran schloss sich eine Besichtigung des Capitoltheaters, der ehemaligen Offenbacher Synagoge, an. Nach einem Besuch der heutigen jüdischen Gemeinde in Offenbach fand eine Stadtbesichtigung in Steinheim statt mit einer besonderen Würdigung der ehemaligen Judengasse, aus der die Familie stammt. Am Abend gab es Gespräche in einem Lokal in Steinheim. Am Sonntag ging es zum jüdischen Friedhof in Heusenstamm. Dort sind die Gräber der Vorfahren erhalten geblieben, was für die Nachfahren sehr beeindruckend war. Nach dem Empfang im Rathaus ging es zur ehemaligen Synagoge in Weiskirchen. Eine gemütliche Kaffeetafel im alten Spritzenhaus beschloss das turbulente Wochenende. Die britischen Besucher waren begeistert und dankbar. Und: Sie wollen wiederkommen. (siw)"  
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November 2018: Zwölf "Stolpersteine" werden verlegt  
Artikel in der "Frankfurter Rundschau" vom 16. November 2018: "Rodgau. Stolpersteine für zwei Familien. Zwei Vereine organisieren Gedenken an ermordete Juden aus Weiskirchen.
Fünf Steine für die Familie Lilienthal aus der Waldstraße 4, sieben Steine für die Familie Meyer aus der Schillerstraße 7
– gestern hat der Künstler Gunter Demnig in Rodgau-Weiskirchen Stolpersteine verlegt. Sie erinnern an die von den Nationalsozialisten in verschiedenen Konzentrationslagern ermordeten Angehörigen der beiden jüdischen Familien. Die Familie Mayer hatte ein Gasthaus in der Schillerstraße, den Darmstädter Hof, Im Besitz der Familie Meyer war ein Polstergeschäft. Der Heimat- und Geschichtsverein Weiskirchen und der Verein für multinationale Verständigung Rodgau hatten die Verlegung der Stolpersteine initiiert." 
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April 2024: Menora für die ehemalige Synagoge 
Artikel von Bernhard Pelka in der "Offenbach Post" (op-online) vom 1. April 2024: "Rodgau. Siebenarmiger Leuchter als Geschenk für ehemalige Synagoge in Rodgau.
Der Arbeitskreis für Heimatkunde Nieder-Roden (AK) macht seinen Kollegen vom Heimat- und Geschichtsverein Weiskirchen (HGV) ein Geschenk: einen siebenarmigen Leuchter und mithin eines der wichtigsten religiösen Symbole des Judentums. Ihren Platz findet die Menora in der ehemaligen Synagoge an der Hauptstraße 57. Dort füllt die Schenkung die Nische, in der einst der Thoraschrein der jüdischen Gemeinde stand.
Rodgau - Das aus den Gliedern einer massiven Kette akkurat zusammengeschweißte Werkstück entstand in der Werkstatt des Nieder-Röders Rudi Keller. In Erinnerung ist er nicht nur als begeisterter Heimatfilmer, der unvergessene Filmabende gestaltete. Viele kennen den begnadeten Handwerker auch als Sammler historischer Landmaschinen und Traktoren.
Symbol des Glaubens. Rudi Keller gestaltete den rustikalen Leuchter 1982 als Geschenk für seine Frau Helma zur Silberhochzeit. Das weiß AK-Vorstandsmitglied Günther Keller noch genau. Auf dem Sockel erinnert eine Inschrift aus Schweißnähten daran. 'Das war in der Zeit, als er mindestens zehn bis 15 Kerzenleuchter gemacht hat', plauderte Keller bei der Übergabe der Menora aus dem Nähkästchen. Sein Namensvetter habe den Leuchter dem AK vermacht. Aus dessen Fundus komme er nun nach Weiskirchen. Weshalb der Katholik Keller einen jüdischen Leuchter schuf, ist unbekannt. Generell fühlte Rudi Keller sich aber Symbolen des Glaubens verbunden. Er gestaltete ein Feldkreuz und einen Schrein aus Metall für den Gedenkplatz am Hörnesgraben. Helmut Trageser und Volker Böres vom HGV dankten für die Bereicherung. Einen besseren Platz als die ehemalige Synagoge gebe es dafür nicht." 
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Links und Literatur
  

Links: 

bulletWebsite der Stadt Rodgau  
bulletWebsite des Heimat- und Geschichtsvereins Weiskirchen mit Seite zur jüdischen Geschichte in Weiskirchen   
bulletWebportal HS 010.jpg (66495 Byte)Webportal "Vor dem Holocaust" - Fotos zum jüdischen Alltagsleben in Hessen mit Fotos zur jüdischen Geschichte (zu Weiskirchen und Umgebung nach Stand 01/2014 noch keine eingestellt) 

Literatur:  

bulletPaul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. 2 S. 357-358. 
bulletThea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945? 1988 S. 175-176.
bulletdies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. S. 143-144.
bulletStudienkreis Deutscher Widerstand (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirk Darmstadt. 1995 S. 284-285.
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume III: Hesse -  Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992 (hebräisch) S. 207-208. 

  
    


 
  
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.  

Weiskirchen Hesse. Jews from nearby Dudenhofen, Hainhausen and Juegesheim formed part of the community, which numbered 51 (7 % of the total) in 1871. It dwindled to 29 in 1933 and disbanded before Kristallnacht (9-10 November 1938). Most Jews left Weiskirchen (17 emigrating) by 1940.
      
        

                   
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Stand: 30. Juni 2020